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Die Revolution steht rechts, die Bewahrer links

Wer sind die Roten, die Schwarzen, die Blauen? Was denken die Wähler der einzelnen Parteien? Eine neue Imas-Studie zeigt ein überaus markantes und noch mehr überraschendes Bild von den Unterschieden zwischen den Wählergruppen. Wer hätte etwa gedacht, dass man ausgerechnet bei Grün und Blau überdurchschnittlich viele unpolitische Freizeitmenschen findet, oder dass sich Rote und Grüne am konservativsten positionieren?

Am wenigsten Überraschung bieten die ÖVP-Wähler. Ihnen sind Familie und Heimat deutlich wichtiger als allen anderen. Auch sorgen sie sich signifikant mehr um ihr Leben im Alter als die Wähler anderer Parteien.

Hingegen überrascht es doch, dass die ÖVP-Wähler bei der Aussage „Ich fühle mich mehr und mehr als Europäer“ mit 30 Prozent Zustimmung deutlich hinter den Grünen (49) liegen. Obwohl die Grünen bei der Volksabstimmung 1994 noch vehement gegen den Beitritt gekämpft haben. Rot- und Blau-Wähler decken sich mit nur 16 bzw. 17 Prozent europäisch Fühlender hingegen vollkommen in ihrer antieuropäischen Sicht.

Am frappantesten sind die vielen Ähnlichkeiten zwischen den Blauen und den Grünen, die ja eigentlich an sehr unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums daheim sind. Etwa ist ihnen beiden „wichtig, dass Freizeit und Unterhaltung nicht zu kurz kommen“: Bei der FPÖ sind das 68 Prozent, bei den Grünen 60. Die SPÖ mit 47 und die ÖVP mit 54 Prozent haben hingegen eine relativ sauertöpfische Anhängerschaft.

Blau und Grün sind aber auch sehr unpolitisch: „Ich verfolge Politik nur recht beiläufig und interessiere mich nicht für Details“ wird bei Blau von 44 Prozent und bei Grün von 40 Prozent gesagt, bei Rot nur von 36 und bei Schwarz nur von 33 Prozent.

Bei einer anderen Aussage sind sich hingegen Rote und Grüne einig und zeigen klaren Strukturkonservativismus: „Mich stört viel an unserem politischen System, ich möchte Vieles verändern“ meinen nur 31 Prozent der roten und 32 der grünen Wähler. Bei den schwarzen sind es hingegen 37 und bei den blauen gar 52 Prozent. Mit anderen Worten: Das revolutionäre Potenzial steht heute rechts, nicht links.

Verändert man die Fragestellung ein wenig, dann scheint sich das Bild ein wenig zu ändern, zumindest bei den Grünen. Imas hat nämlich auch folgenden Satz abgefragt: „Im Grunde bin ich mehr für Stabilität als für Veränderungen.“ Da zeigen zwar die Rot-Wähler neuerlich mit 57 Prozent den größten Strukturkonservativismus, die Grünen mit 38 Prozent jedoch den kleinsten, während Schwarz und Blau im Mittelfeld liegen.

Woraus man schließen kann: Rote sind gegen jede Änderung, die einstigen Proletarier sind längst zu bewahrenden Kleinbürgern geworden. Während die Grüne zwar schon Änderungen, aber keine des politischen Systems wollen. Das zeigt zweifellos einen gewissen inneren Widerspruch bei den Grünen – unterstützen Grünpolitiker doch regelmäßig die allerradikalsten linksrevolutionären Gruppen –, der ebenso auffällt wie die totale Wandlung der grünen Wähler in Sachen Europa. Diese Inkonsistenz hängt wohl auch mit der zuvor wiedergegebenen Tendenz der grünen Wähler zusammen, sich nicht allzusehr für politische Details zu interessieren.

Bei den Blauen hat man das ja eh nie angenommen.

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