Nun ist sie wieder mal vorbei,
die Zeit der Einkaufshektik,
der Spendengala-Schnorrerei,
der Frömmler-Dialektik.
Vor allem seien hier genannt
die Rück- und Ausblickreden -
in Stil und Inhalt altbekannt
und Gähn-Impuls für jeden.
Doch eines ist besondre Pein:
Der Rückblick auf Prognosen,
die Frage, was trat wirklich ein
und was ging in die Hosen!
Denn wenn es ungefähr so kam
wie letztes Jahr versprochen,
dann neigt dazu man ohne Scham,
aufs eigne Tun zu pochen.
Natürlich sagt man stets statt „ich“
“mein Team“, „die Mitarbeiter“,
auch „unser Volk“ gelegentlich -
zwecks Wahlen und so weiter.
Wenn’s besser ging als prophezeit,
gibt’s drum noch mehr dergleichen,
und man kaschiert nach Möglichkeit
damit die Kellerleichen.
Wenn’s aber deutlich schlechter lief,
weiß jetzt man von Experten,
auf die man damals sich berief,
den Grund für all die Härten!
Erklärungsnot im Possenstück
ist folglich nie gewesen -
und Kleingedrucktes kriegt zum Glück
der Bürger nicht zu lesen...