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Zeitumstellung: Sinn und Unsinn

Wenn man die zweimal jährlich stattfindende Zeitumstellung betrachtet, dann gibt es eigentlich fast nur Nachteile.

Die Zeitumstellung war in den Kriegs- und Nachkriegsjahren (1916-20, und 1940-48) durchaus sinnvoll – ein großer Teil der Energie wurde für Beleuchtung verwendet („Kohlenklau“-Schilder bei allen Lichtschaltern!). Heute wird damit in der Energiebilanz ähnlich wie in den sogenannten Energieferien das Gegenteil erreicht: Im Herbst entstehen am Morgen mehr Heizkosten und im Hochsommer ein höherer Energieverbrauch durch Klimaanlagen in den Abendstunden.

Wieder eingeführt wurde sie bei uns nach der ersten Ölkrise 1980, nachdem die Oststaaten schon früher umgestellt hatten und dadurch die Bundesrepublik durch die DDR unter Zugzwang geraten ist. Die Schweiz hat sich anfangs dagegen gewehrt, mit etwas Verzögerung dann aber doch nachgegeben. Ab 1996 mussten alle mitteleuropäischen Länder dem Wunsch von Großbritannien und Irland nachgeben und die Herbstumstellung sogar von Ende September auf Ende Oktober verschieben.

Für Mensch und Tier (Melk- und Fütterungstermine bei Kühen) entstehen immer wieder Umstellungsschwierigkeiten. Auch technisch gibt es trotz Funkuhren viele zusätzliche manuelle Arbeiten. Im Herbst werden sogar internationale Züge zwangsweise für eine Stunde angehalten.

Während vor der Zeitzoneneinteilung immer der ungefähre Höchststand der Sonne als 12 Uhr Mittag bezeichnet wurde, so wurde später für jeweils 15 Längengrade eine generelle Zeitzone bestimmt. Tatsächlich erstreckt sich diese in Mitteleuropa aber über eine wesentlich größere Fläche, nämlich von Ostungarn bis Galizien in Nordwestspanien, was eine Sonnenstanddifferenz von fast zwei Stunden ergibt.

In Russland gibt es immer noch die sogenannte Dekretzeit, wo auch in Sibirien als Bahnzeit die von Moskau gilt, also ein Arbeiter seinen Zug zur Arbeit am Morgen zum Beispiel um 12,50 Uhr benützen muss. International betrachtet gibt es auch bei den Umstellungen kein einheitliches Vorgehen, so haben die USA, Kanada und Mexiko auch eigene Termine. Auch in den nordeuropäischen Staaten hat die Sommerzeit durch die generelle Nachthelligkeit ("Weiße Nächte") wenig Sinn.

Viele Menschen klagen über körperliche und seelische Probleme im Zusammenhang mit der Zeitumstellung, auch wenn diese nicht so dramatisch wie beim Jetlag durch Fernreisen verlaufen. Oft sind mehrere Tage erforderlich, damit sich die innere Uhr und der Zeitrhythmus wieder stabilisiert haben. Im Winter braucht der Körper ohnehin etwas mehr Schlaf.

Viele Leute fragen auch nach 20 Jahren immer noch, muss ich jetzt vor- oder zurückstellen. Da hilft eventuell auch Merksatz aus den USA: „Spring forward, fall back“, was man in diesem Fall mit „Frühling: vor(stellen), Herbst: zurück(stellen)“ übersetzen kann.

Es gab in den letzten Jahren schon mehrfach Initiativen, diesen Zirkus abzuschaffen (oder zumindest immer bei der Sommerzeit zu bleiben!), so z.B. kürzlich von Yvette Estermann (SVP Schweiz) und Herbert Reul (CDU Deutschland), welcher eben ausführte: „Man muss bereit sein, Dinge, die sich nicht bewährt haben, wieder abzuschaffen“.
Die Chancen, da etwas zu ändern, sind aber sehr gering. Leider!

Susanne Pascher hat langjährige Marketingerfahrung. Sie definiert sich heute als kritische Beobachterin der österreichischen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.

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