Konservativismus: Was ist das?

Viel wurde in den letzten Jahren von einer dringenden Erneuerung des Konservatismus gesprochen, oft wird auch das Zauberwort eines „modernen Konservatismus“ im Munde geführt. Die ÖVP erhebt darauf denselben Anspruch, wie Vertreter verschiedener Wochen- und Monatszeitungen im deutschen Sprachraum. Freilich, eine gemeinsame Definition, also eine Zusammenfassung der Eigenschaft, die einen „authentischen Konservatismus“ ausmacht, fehlt. Aber warum?

„Konservatismus“ hängt davon ab, was man konservieren will. Oftmals beginnen sich bereits hier die Geister zu scheiden. Was wir aber hier versuchen wollen, ist die Skizzierung eines sowohl zeitlosen, als auch höchst aktuellen „Konservatismus“ und es ist zugleich der Versuch, den Konservatismus klar von jenen „Konservativen“ zu trennen, die entweder in die Falle des sozialistischen Modernismus, oder aber in die andere Richtung, in die Falle des „Rechtextremismus“ tappen.

Grob formuliert könnte man die Eckpunkte eines zeitlos-aktuellen Konservatismus folgendermaßen zusammenfassen:

 ·         Betonung der Notwendigkeit einer neuen transatlantischen Partnerschaft unter Einbeziehung einer funktionierenden Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik;

·         Starke Sicherheitspolitik im Inneren;

·         wirtschaftspolitische Orientierung an der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“;

·         Ökologische Verantwortung (Ja, auch das ist eine konservative, sprich bewahrende Politik);

·         Klare Absage an eine populistische, rassistische und antisemitische Politik; und

·         Bejahung eines Elitensystems in allen Bereichen der Gesellschaft, Absage an einen sozialistischen Egalitarismus.

 Da der vorliegende Entwurf nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, wollen wir drei Punkte besonders betrachten:

Es scheint heute große Mode zu sein, die transatlantische Partnerschaft herunterzuspielen. Erst jüngst wurde von Verteidigungsminister Darabos erwogen, die NATO-Option fallen zu lassen. Die Frage ist aber in diesem Zusammenhang nicht nur, ob die NATO notwendig wäre, sondern viel mehr, was uns als Westen zusammenschmiedet und ob der Westen als politischer und wertgebundener Block gemeinsame Interessen verteidigt.

Die „Neutralität“ als sicherheitspolitisches Konzept stellt schon lange ein Lügengebäude dar und ist mit einer immer weitergehenden europäischen Integration ohnehin obsolet. West- und Mitteleuropa genoss unter dem nuklearen Schutzschirm der USA jahrzehntelang  die Gewähr, nicht dem „sozialistischen Paradies“ einverleibt zu werden: Warum also können wir nicht die Ehrlichkeit besitzen und den USA nicht nur dankbar sein, sondern auch endlich einmal etwas zurückgeben? Die irrationale Ablehnung der NATO und der USA in weiten Teilen der Journalistenkaste ist im Übrigen dem Umstand ideologischer Verblendung zu verdanken, ein Umdenken tut nicht nur aufgrund neuer politischer, terroristischer und militärischer Bedrohungen dringend not.

Ein zweiter Punkt ist die ökologische Verantwortung, dem sich der Konservatismus verpflichten sollte. Dabei geht es nicht um eine Huldigung der mehr oder minder absurden Klimahysterie, sondern schlicht darum, wahrhaft erhaltendes Denken zu fördern. Wir haben die Verantwortung als gläubige Menschen, die Natur als Gottes Schöpfung mit Respekt zu behandeln, dafür braucht man weder katholisch noch evangelisch zu sein. Nebenbei ist nicht nur konservativ, wer Christ ist, Konservatismus kann es auch bei religiös ungebundenen Menschen geben.

Mit einer gut begründeten ökologischen Haltung können wir auch dem absurden Konsumismus der heutigen Zeit einen Gegenpol bieten. Das, was wir heute konsumieren, hat mit Lebensmittel nichts zu tun, es ist Völlerei.

Ein respektvoller Umgang mit Mutter Natur hat schließlich nichts mit jenen Penthouse-Grünen zu tun, die von Ökologie keine Ahnung haben und statt dessen Linkskommunismus kultivieren, sondern schlicht mit Respekt vor der Schöpfung, und Respekt ist eine urkonservative Tugend.

Als dritter Punkt ist die notwendige Abgrenzung des Konservatismus zum Nationalismus zu nennen. Echte Konservative waren stets gegen Nationalismus und auch klar gegen Nationalsozialismus. Auch die Mär, dass Sozialdemokraten und Kommunisten „die“ Widerstandskämpfer gegen den NS waren, ist von konservativer Seite endlich klar der Lüge zu überführen. In Wahrheit waren es stets die Konservativen, die entschieden gegen Rassismus, Nationalismus (im Sinne des Chauvinismus) und Sozialismus eintraten.

Erik R. von Kuehnelt Leddihn brachte es klar auf den Punkt: „Der Sozialismus ist in seiner nationalen oder internationalen Form abzulehnen, egal welcher Spielart.“ Absurd wird es, wenn Konservative, die sich ausgegrenzt fühlen, hierzulande (besonders aber im deutschsprachigen Raum) mit sogenannten „Rechtsextremen“ paktieren. Rassismus, Antisemitismus und Chauvinismus haben im Weltbild des Konservativen keinen Platz, einige der größten Denker des zeitgenössischen Konservatismus in den USA sind Juden.

Zu guter Letzt lasse man mich noch einen Appell an alle richten, die meinen, Konservatismus sei nicht mehr zu retten. Geistige Grundlagenarbeit ist stets schwer und auch nicht immer von schnellem Erfolg gekrönt, umso mehr allerdings ist es notwendig, die Fahne eines echten zeitgemäßen Konservatismus hochzuhalten. Konservativ sein bedeutet nicht, spießig und feige die Zeit so hinzunehmen wie sie ist, sondern daran zu arbeiten, ewig gültige Werte im Bewusstsein zu halten. 

 Johannes Auer, 1982, ist konservativer Publizist. In seiner Arbeit beschäftigt er sich hauptsächlich mit der Europäischen Integration, den Grundlagen des Konservatismus als auch der Geschichte des Judentums.

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