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Athen erwacht, Wien schläft weiter

Wenn man den österreichischen Gewerkschaftern so zuhört, dann fragt man sich immer mehr, auf welchem Planeten sie eigentlich leben. Sie verlangen ungeniert trotz aller Krisen immer weitere soziale Begünstigungen, wie etwa weniger Arbeit fürs gleiche Geld. Während in anderen Ländern sogar sozialistische Regierungen erkannt haben, dass es um eine dramatische Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit gehen muss.

Das hat etwa in Griechenland zur Folge, dass dort jetzt die gesetzlich festgelegten Abfertigungen bei Kündigungen halbiert werden. Gleichzeitig werden auch diverse Kündigungsverbote eingeschränkt.

Denn endlich haben auch die Griechen – wenn auch erst unter dem massiven Druck der Finanzkrise und deren Folgen – erkannt, dass es der Sozialstaat Arbeitgebern zu teuer gemacht hat, Mitarbeiter zu beschäftigen. Man muss die gesamten Lohnkosten einschließlich aller Nebenleistungen für die Firmen senken –­ zumindest dann, wenn man will, dass sie neue Mitarbeiter anstellen. Und das steht für die Griechen heute notgedrungen an der Spitze ihrer Agenda.

Gleichzeitig senken die Griechen den gesetzlichen Mindestlohn auf 592 Euro – von bisher 740 Euro. Signifikante Koinzidenz: Dieser bisherige Mindestlohn ist zufällig fast auf den Euro genau so viel wie jener Betrag, den auf Grund der abgrundtiefen Weisheit der Parlamentsmehrheit bald jeder in Österreich lebende Mensch auch ohne Arbeit bekommen wird. Aber wir haben es ja. Im österreichischen Staatsschatz türmen sich ja die Milliarden an Reserven, die wir in fetten Jahren angehäuft haben.

Zugegeben: Auch in Griechenland sind die Gewerkschaften vehement gegen all diese Maßnahmen. Aber ihre sture Haltung findet dort ebenso wie in Spanien oder Frankreich erstaunlich wenig Unterstützung in der deprimierten und verzweifelten Bevölkerung. Die Menschen glauben nicht mehr an die Rezepte der Gewerkschaften, die in Wahrheit nur noch um ihre eigene Bedeutung kämpfen.

Vor allem nehmen nicht einmal mehr sozialistische Regierungen Rücksicht auf die Gewerkschaft – weil sie wissen, dass sie Tags darauf von niemandem mehr Geld geborgt bekämen und sie nicht einmal mehr den Lohn der Beamten zahlen könnten. Was Griechenland sehr von Österreich unterscheidet, wo die Regierungspolitik nach wie vor heftig unter dem Diktat der Gewerkschaft steht und deren Außenstelle namens Wirtschaftskammer.

Sind Parteien wirklich erst dann lernfähig, wenn der Staatsbankrott droht, und nicht schon vorher, wenn das simple Maßhalten genügt hätte, und man noch nicht zu wirklich blutigen Schnitten greifen müsste wie drastischen Pensions- oder Gehaltskürzungen?

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