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Barack Obama, der Sieger auf ungedeckten Vorschuss

Es ist immer wieder beeindruckend, wie souverän Barack Obama in jeder neuen Situation sympathische und gewinnende Worte findet. Etwa auch dann, wenn er Nutznießer einer offensichtlichen Fehlentscheidung des Friedensnobelpreiskomitees ist. Denn einen Präsidenten noch im ersten Jahr seines Amtes mit dieser angeblich höchsten Auszeichnung der Welt zu prämiieren, ist hanebüchener Populismus. Obama ist noch populär (in den USA freilich schon deutlich weniger); er verkündet begeisternde (freilich absolut unrealisierbare) Visionen wie etwa jene einer atomwaffenfreien Welt; aber Frieden und Sicherheit hat er noch in keiner einzigen relevanten Weise befördern können. Da war sogar sein unglückseliger Vorgänger George W. Bush erfolgreicher, der - wenn auch unter gewaltigen menschlichen und ökonomischen Kosten - die Bedrohung aus Libyen und Irak für deren Nachbarn reduzieren konnte. Dem - trotzdem - weitgehend gescheiterten Kurs Bushs, aller Welt Demokratie und westliches Werteverständnis notfalls mit brutaler Gewalt aufzuzwingen, steht ein anderes Konzept Obamas gegenüber, dessen Erfolg aber noch völlig offen ist: Er versucht viel an Verantwortung von Amerikas Schultern und auf die anderer Länder zu schieben; er versucht durch das freundliche Reichen seiner Hand einstige Schurkenstaaten zu ordentlichen Mitgliedern der Weltgemeinschaft zu machen. Nur: Ob ihm das gelingt, ist völlig offen. Lachen Irans und Nordkoreas Führung insgeheim über den naiven Mann in Washington, oder werden sie auf ihr aggressives Gehabe und Atomwaffen künftig verzichten? Da sicher in jenen beiden Staaten ein gehöriges Stück Einkreisungsneurose herrscht, ist Obamas neue Politik - eben diese Neurose zu entkrampfen - wahrscheinlich den Versuch wert. Freilich geht er ein großes Risiko ein: Seine Politik kann von den einstigen(?) Schurkenstaaten auch als Schwäche gewertet werden, die sie zynisch zum weiteren Aufbau ihrer Massenvernichtungswaffen ausnutzen werden. So wie in den 30er Jahren Adolf Hitler eine ähnliche Politik der Briten und Amerikaner hinter einer Schutzmauer scheinbar friedliebender Worte zum Aufbau seiner Wehrmacht genutzt hat. Angesichts der Ungewissheit, welche Folgen Obamas Politik hat, ist daher die Ehrung jedenfalls verfrüht und ein Fehler. Nur naive Menschen können glauben, dass bei jeder politischen Weichenstellung schon klar wäre, wohin nachher die Reise wirklich weitergeht. Bisher sehen wir nur: Bei Bush hieß der Wegweiser "Amerika als Weltpolizist", bei Obama "Isolationismus". Beides aber könnte in der Endstation "Irrweg" landen. Zwei Minuspunkte hat sich Obama außenpolitisch jedenfalls schon eingehandelt: Er hat Israel zu keinem Stopp des voranschreitenden Baus israelischer Siedlungen zwingen können. Und er hat den kleineren Staaten, die vor 20 Jahren dem brutalen Diktat Moskaus entkommen sind, indirekt schon deutlich signalisiert, dass ihm das Verhältnis zur Russland viel wichtiger ist als jene Länder mit ihren seltsamen Starrköpfigkeit. Die Nobelpreiser haben letztlich ein altes Prinzip der Geschichte bestätigt: Sieger ist der, der die Geschichtsschreibung für sich gewinnen kann. Und das gelingt mit Worten meist viel besser als mit Taten.

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