Der vor drei Jahren ausgebrochene Krieg In der Ukraine hat uns Europäern schlagartig klargemacht, "warum wir wieder lernen müssen, mit dem Krieg umzugehen". So lautet der Untertitel des vom österreichischen Militärberater Franz-Stefan Gady verfassten Buches Die Rückkehr des Krieges. Die jahrzehntelange Verweichlichung und Feminisierung der westeuropäischen Gesellschaften haben der Illusion Bahn gebrochen, dass für Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele in der Welt des 21. Jahrhunderts kein Platz mehr ist. Welch ein Irrtum! Stets hat die Macht die Regeln gesetzt. Stets hatte und hat der Stärkere recht behalten! Und schreibt die Geschichte nicht immer der Sieger?
Der römische Kriegstheoretiker Flavius Vegetius Renatus riet: "Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor!" (im Original: "Si vis pacem para bellum!"). Frieden herrscht demnach dann, wenn der Preis des Krieges für den potentiellen Aggressor zu hoch ist. Militärische Rüstung dient somit der Abschreckung. Der weitgereiste Journalist Hugo Portisch beschrieb die prekäre Lage zur Zeit des Kalten Krieges als "Frieden durch Angst" und als "Gleichgewicht des Schreckens". Rationales Kalkül auf beiden Seiten vorausgesetzt, kommt es dann nicht zu einem Erstschlag mit Massenvernichtungswaffen, wenn der Gegner über eine glaubwürdige Vergeltungskapazität (z. B. durch mit Nuklearraketen bestückte U-Boote) verfügt. Eine zynische Logik, die bis jetzt seit vielen Jahrzehnten funktioniert.
Euroland – und besonders Deutschland - hat sich mit seiner jahrzehntelangen sicherheitspolitischen Trittbrettfahrerei weitestgehend dem Wohlwollen seines transatlantischen Verbündeten, den USA, ausgeliefert. Der Kalauer, wonach Ursula von der Leyen, deutsche Verteidigungsministerin von 2013 bis 2019, mehr Kinder als die Bundeswehr einsatzfähige Kampfflugzeuge hatte, kam der Wahrheit schon recht nahe. Deutschland ist – nach zwei verheerenden Niederlagen in Weltkriegen – zur Hochburg des Pazifismus verkommen. Gerade einmal 18 Prozent der Bürger wären derzeit bereit, mit der Waffe für ihr Land zu kämpfen. In Österreich, den Niederlanden und anderen westeuropäischen Staaten sieht es ähnlich aus. Einzig Skandinavien – und die Staaten des ehemaligen Ostblocks – stehen in dieser Hinsicht deutlich besser da.
Am buntesten treiben es – wie immer – die Deutschen: Entscheidend ist in der Bundeswehr dieser Tage weniger die Einsatzbereitschaft seiner Kampfeinheiten, als dass der Kampfraum von Schützenpanzern für schwangere Soldatinnen ein möglichst angenehmes Ambiente bietet. Tritt Wokeistan damit in sein Endstadium?
Bis dato war und ist der US-Atomschirm der Garant für Europa, die Russen draußen zu halten. Donald Trump ist zwar nicht der erste US-Präsident, der diesen Zustand kritisiert, aber er ist der erste, der ankündigt, damit Schluss zu machen. Europa kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass amerikanische Steuerzahler dauerhaft für die Verteidigung Europas bezahlen. Infolgedessen haben inzwischen selbst die rotgrünen Frieden-schaffen-ohne- Waffen-Narren erkannt, dass eine engagierte Transgenderpolitik und umfangreiche Sozialprogramme einen potentiellen militärischen Aggressor nicht abzuschrecken vermögen. Daher werden plötzlich – zur Freude der Halter von Rüstungsaktien – massive Verteidigungsinvestitionen gefordert. Und das vor allem von der EU – einer in Fragen des Militärs von ahnungslosen Amateuren geführten Organisation, die sich um wirtschaftliche Belange kümmern, ganz sicher aber nicht mit Verteidigungsfragen auseinandersetzen soll!
An dieser Stelle sei übrigens der guten Ordnung halber drauf hingewiesen, dass Investitionen mit der Absicht getätigt werden, zu einem späteren Zeitpunkt daraus Gewinne zu ziehen, was von Politik und Publizistik gegenwärtig geflissentlich ausgeblendet wird. Denn "Investitionen" in Panzer, Kampfflugzeuge, Bomben und Raketen bringen niemals einen Return on Investment, sondern werden faktisch a-fonds-perdu getätigt. Kriegsgerät ist nämlich per se unproduktiv – liefert niemals einen Gewinn, sondern verursacht durch Betrieb, Wartung und Besoldung des Bedienungspersonals immer nur Kosten. Rüstungsausgaben sind daher keine Investition, sondern – wie auch Pensionszahlungen - Aufwand.
An der Antwort auf die Frage "Butter oder Kanonen?" kommt die Politik auch im 21. Jahrhundert nicht vorbei. Wie die gewaltigen "Sondervermögen" in kolportierter Höhe von 800 Mrd. Euro für Rüstungsprojekte dargestellt werden sollen, ohne den Wohlfahrtsstaat drastisch zurückzubauen, liegt im Dunkeln.
Wie dem auch sei – an einer Aufrüstung Europas führt kein Weg vorbei, wenn die USA nicht länger für seine Verteidigung aufkommen und die militärische Sicherheit diesseits des Atlantiks eigenständig gewährleistet werden soll.
Vor der alleinigen Konzentration auf Zahl und Qualität der zu beschaffenden Waffensysteme sei indes gewarnt! Deren Bedeutung wird nämlich meist überschätzt. Nach wie vor entscheiden Strategie, Kampfmoral und Durchhaltewillen von Nationen und Armeen über Sieg oder Niederlage, und weniger die zur Verfügung stehende Technik. Das Debakel der USA in Vietnam und die Niederlage der Sowjets in Afghanistan liefern schlagende Beweise dafür, dass auch technisch überlegene Armeen von einem entschlossenen Feind geschlagen werden können. Weder in Vietnam noch in Afghanistan brachten überlegene Waffen den Sieg.
Auch die Analyse der beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts zeigt, dass Strategie, Geheimdienstaktivitäten, vor allem aber der Wirtschaftskraft deutlich mehr Bedeutung zukam als der Waffentechnik. Libertäre Ökonomen wie Hans-Hermann Hoppe weisen darauf hin, dass marktwirtschaftlich organisierte Gesellschaften aufgrund ihrer gegenüber zentralwirtschaftlich organisierten Systemen überlegenen Produktivität einfach mehr Geld in die Rüstung stecken können. Auch hier gilt: It‘s the economy, stupid!
Von noch größerer Bedeutung ist es indes, die Bürger davon zu überzeugen, dass eine militärische Landesverteidigung überhaupt notwendig ist. Das wird aber dann nicht leicht sein, wenn die Regierungen nicht den Interessen der autochthonen Bevölkerung dienen, sondern jenen der oft genug illegal anwesenden Immigranten, wenn der Lebensunterhalt für viele Bürger kaum noch zu erwirtschaften ist, wenn die Meinungsfreiheit mehr und mehr durch die unerbittlichen Zwänge der politischen Korrektheit unterdrückt und wenn eine Existenz nationaler Identitäten von woken politischen Eliten bestritten wird.
"Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben" schrieb der römische Dichter Quintus Horatius Flaccus im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Beim gegenwärtigen Zustand Eurolands sieht das die Mehrheit der Bevölkerung Eurolands mit Sicherheit ganz anders.
Also doch lieber Butter als Kanonen?
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.
Wie immer brilliant Herr Tögel. Danke
“ ‘Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben‘ " schrieb der römische Dichter Quintus Horatius Flaccus im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Süß war das Sterben am Schlachtfeld noch nie.
Wäre es wenigstens noch ehrenvoll, fürs Vaterland zur Armee zu gehen und seine Pflichten als (männlicher) Bürger zu erfüllen. Aber wenn man Zustimmung bekommt für das Bekenntnis, nicht zur Armee zu gehen bzw seinen Sohn nicht dazu anzuhalten, so er es selber nicht mehr weiß, ist der Wille und das Bekenntnis zum Staat in dem man lebt, nicht sehr ausgeprägt.
Da gibts nur mehr Verständnis für die Butter - doppellagig sogar - für Kanonen fehlt jede Zustimmung.
"Euroland – und besonders Deutschland - hat sich mit seiner jahrzehntelangen sicherheitspolitischen Trittbrettfahrerei weitestgehend dem Wohlwollen seines transatlantischen Verbündeten, den USA, ausgeliefert."
Schon im Ansatz falsch und mainstreamartig. "Verbündete" ist ein übler Euphemismus, wenn in Wahrheit ein Hegemonial- bzw. Subordinationsverhältnis vorliegt. Mann könnte viel eher zur Ansicht gelangen, dass die europäischen Provinzen - aus welchem Grund immer - von der Zentralmacht lausig verwaltet wurden.
Man...
Lassen Sie einfach den "transatlantischen Verbündeten" weg und es stimmt zu 100%. Daran, dass Euroland zu einem Vasallen der USA geworden ist, sind letztere wohl auch unschuldig. Das geht allein auf die Kappe von uns Europäern, die ihre Friedensdividende ausschließlich in die Aufblähung ihrer völlig falsche Anreize schaffenden Wohlfahrtsstaaten gesteckt und ihre Selbstverteidigungsfähigkeit grob vernachlässigt haben.
Trump und Hegseth agieren - im Gegensatz zur politischen Klasse in der EU - im Interesse ihrer Wähler und der US-Steuerzahler, die nicht länger einsehen, für Eurolands Sicherheit zahlen zu müssen.
Die EU zieht es dagegen vor, - entgegen den Wünschen der autochthonen Bevölkerung - Millionen von Todfeinden der westlich-christlichen Welt zu importieren, über deren Schandtaten man täglich neue Nachrichten erhält. Die Abwendung der USA von Europa ist daher nichts weniger als logisch. Die Musik spielt jetzt eben im Pazifik, nicht länger im Atlantik. Shit happens!
sehr intelligenter Beitrag.
Nur: Warum sind die Russen eine Gefahr? Das muss mir zuerst jemand erklären. Gerade in Zeiten, in denen plötzlich die Europäer existentielle Bedrohungen zu verspüren glauben, sollte man verstehen, dass NATO-Waffen an der Grenze zu Russland ebenfalls als existentielle Bedrohung wahrgenommen wurden und werden. In so einem Fall ist Diplomatie das erste Gebot. Und diese wurde und wird von europäischer Seite komplett vernachlässigt. Man agierte und agiert immer noch als verlängerter Arm jener US-Kräfte, die die unipolare Weltherrschaft um jeden Preis erhalten und ausbauen wollten. Wir brauchen in Europa eine Sicherheitsarchitektur, die auch Russland einschließt. Gerne können wir auch aufrüsten. Aber nur gegen reale Bedrohungen. Die kommen wohl eher aus dem Süden als aus dem Osten.
"Warum sind die Russen eine Gefahr?"
Die Antwort findet sich in der russ. Gechichte der letzten Jahrhunderte.
"Wir brauchen in Europa eine Sicherheitsarchitektur, die auch Russland einschließt. "
Das ist ein guter Witz. Wenn Russland eingeschlossen ist, bedeutet dies, dass sie die Chefs sind und anschaffen. Die anderen sind die Unterworfenen. Etwas anderes kennen die Russen grundsätzlich nicht.
Sowohl Großbritannien als auch Russland haben die Erfahrung gemacht, dass große Reiche auf Dauer nicht finanzierbar sind. (Die USA macht übrigens gerade eine ähnliche Erfahrung.) Ich gehe aus rein finanziellen Überlegungen davon aus, dass es keinen russischen Expansionsdrang nach Westen gibt. Wir sollten nicht vergessen: Die Bevölkerung Russlands wächst längst nicht mehr. So wie die Bevölkerung im Rest von Europa.
In meiner Jugend war der Ostblock nur wenige Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Das waren: Die Staaten des Warschauer Paktes plus eine Sowjetunion mit der doppelten Bevölkerung Russlands. Heute liegt der Dnjepr als wahrscheinliche künftige Trennlinie ziemlich weit entfernt. Kein Grund sich zu fürchten! Was wir jetzt am dringendsten brauchen, wäre eine Diplomatie, die unsere Interessen vertritt. Das dümmliche Kriegsgeschrei können sich die diversen Politiker und Publizisten sparen. Das kennen wir schon zur Genüge von den Schlafwandlern von 1914
RICHTIG "Si vis pacem para bellum!"
deshalb u.a. "Glock 42 Austria 380 Auto" und Rottweiler!
Ich glaube, dass in den letzten Jahren zur Sache kaum treffendere Kommentare geschrieben worden sind. Die Grundstimmung - trotz Ihrer Polemik - enthält in der nachstehenden Aussage von Tögl einen kaum zu überbietenden Kern: "Der Kalauer, wonach Ursula von der Leyen, deutsche Verteidigungsministerin von 2013 bis 2019, mehr Kinder als die Bundeswehr einsatzfähige Kampfflugzeuge hatte, kam der Wahrheit schon recht nahe."
Wobei im Falle von diesen Kindern vielleicht die Anekdote relevant ist, dass deren Miutter mit dem Scherz geprotzt haben soll, dass keines davon, wiewohl tauglich, den Dienst an der Waffe tat,
@ Petron
Mag schon sein. Die katholische Kirche verzeiht jedem, der am Schluss zum Kreuz kriecht. Bei der protestantischen stellt sich - trotz oder wegen aller Ökumene - die Frage, ist das Kreuz noch ihr Zeichen?