Gastkommentare

Energiewende: Nichts Genaues weiß man nicht

06. März 2025 16:03 | Autor: Gerhard Kirchner
10 Kommentare

13-mal höhere Netzkosten für neue Stromtrassen stehen im Raum, deren Ausbau in die Milliarden gehen. Der Rechnungshof moniert die Kostenschätzung. Ich würde sagen zu Recht.

Vor wenigen Jahren wurden für die Kosten des Netzausbaus mit 8 Mrd. beziffert, die aber schon wenige Monate später zu 18 Mrd. revidiert wurden. Aber diese hielten auch nur für ein Jahr. Eine erste etwas detailliertere Mitteilung im "Standard" bewegte sich Richtung 66 Mrd. für Kraftwerke und Netzausbau. Doch auch diese Kosten wurden Mitte letzten Jahres durch Erste-Group-Chef Willibald Cernko mit 130 Mrd. bis 2030 erhöht. Der Vorstandsvorsitzende der Verbund AG, Michael Strugl, postete anschließend 50 Mrd. für Ökostromausbau und 50 Mrd. für den Netzausbau. Die letzte Meldung spricht von Investitionen zwischen 166 und 173 Mrd. bis 2030. Davon sind 20 bis 27 Mrd. Euro für den Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung und 6 Mrd. für den Ausbau der Stromnetze vorgesehen. Aber wofür sind die Restlichen 140 bis 150 Mrd. vorgesehen? Haben einige der Weisen an Backup-Kraftwerke in Zeiten geringer Stromerzeugung durch Wind und Sonne gedacht? Zu hoffen wäre es.

Versucht man herauszufinden, was die wirklichen Kosten sind, stößt man ins Leere. Keiner weiß so richtig was da geschehen soll. Das ist nicht überraschend, wenn man an die Regierungsverhandlungen denkt. Das Budgetdefizit musste man aus Brüssel erfahren. Man kam auch zur Erkenntnis: Die enormen Investitionskosten müssen "irgendwie" finanziert werden, meinen die Weisen. Ja eh.

Für die sich asymptotisch bewegenden Kosten, die in keiner der Medien ausreichend klar erklärt werden können, wird die Energiewende verantwortlich gemacht. Und diese sei notwendig, um den Klimawandel zu bekämpfen und das Leben in unseren Städten erträglich zu halten. So und ähnliche Argumente finden sich in den Medien. Als Beispiele für extreme Hitze, die auch Österreich erfahren könnte, werden Griechenland, Namibia oder Ziele in Indien ja sogar am Orinoko genannt. Nur, dort war es immer schon warm. Eigentlich alles Ziele die von Urlaubern geflutet werden.

Eines ist sicher, wir brauchen mehr Energie, erschwingliche Energie, um der vielgepriesenen Energiewende und der Umstellung auf E-Mobilität und Wärmepumpen eine Chance zu geben. Ob dazu die Ökostromerzeugung geeignet ist, kann nach den bisherigen Erfahrungen bezweifelt werden. Dezentrale subventionierte Energieerzeugung, die einen umfassenden Netzausbau erfordert, kann nur zu erhöhten Stromkosten führen. Aber wie die Erfahrung zeigt, ist der Absatz von E-Autos ohne Förderung sehr beschränkt und Wärmepumpen sind ohne massive Unterstützung auch nicht das große Geschäftsmodell der Produzenten und Installateure. Eigentlich ein hinterfragungswürdiges Geschäftsmodell unserer Regierung: Wir subventionieren den Ausbau der Ökostromerzeugung und ja, man braucht auch Kunden, die den produzierten Strom für den Betrieb der E-Autos und Wärmepumpen abnehmen, also müssen sie gefördert werden.

Irre, nicht wahr? Aber das scheint niemanden zu stören.

Hinzu kommen Pläne der Regierung, wie und wann Ziele für die Energiewende erreicht werden sollen, die sie wohl selbst nicht glaubt. Jedenfalls ein großartiges und perfektes Tohuwabohu, das uns Steuerzahlern teuer zu stehen kommen wird. Die Finanzierung dieser abstrusen Wünsche, die aus Brüssel kommen und von uns noch einmal ein Gold Plating erfahren, ist durch den zu schröpfenden Steuerzahler garantiert.

Um die Vielfalt toller und kostspieliger Ideen zu komplimentieren hat die Gasbranche einige Ideen in Peto. Pipelines sollen stillgelegt werden, da durch die fortschreitende Dekarbonisierung die Netze nicht mehr ausgelastet sind. Diese Idee wird verfolgt, unabhängig von der Tatsache, dass in Wien noch in jedem zweiten Haushalt Gas verwendet wird.

Hinzu kommen noch Ideen aus Erdgas blauen Wasserstoff zu erzeugen, der aber gemäß ministeriellen Verordnungen in Zukunft nicht verwendet werden darf. Es muss grüner Wasserstoff sein, den wir zwar nicht haben, auch gibt es noch keine erprobten Gasturbinen, die weder mit grünem oder blauem Wasserstoff betrieben werden können. Was diese Ideen kosten, darüber findet man nur wilde Schätzungen. Wo der grüne Wasserstoff produziert werden soll, darüber spekulieren die Medien. Chile, Namibia, Tunesien, Saudi-Arabien werden genannt. Wie der Wasserstoff aus all diesen schönen Gegenden nach Österreich gelangen soll, überlegt man, mehr aber nicht. Gedacht sind Pipelines, Schiffs-Transport in der Form von Ammoniak, an Vorschlägen mangelt es nicht.

Dann gibt es auch den Plan die bestehen Erdgas-Pipelines zu Wasserstoff-Pipelines umzufunktionieren. Aber auch an eigene Pipelines für Wasserstoff denkt man, denn die bestehenden werden ja für das Erdgas gebraucht, aus dem blauen Wasserstoff extrahiert werden soll.

Von den Elektrolyseanlagen der VOEST und des Burgenlandes hört man nichts mehr. Auch um den Betrieb der Gasturbinen in Wien, die mit einer Mischung aus burgenländischem Wasserstoff und Erdgas betrieben werden sollen, ist es still geworden. Wie man sieht alles eine sehr durchdachte Sache. Green Deal, was bescherst du uns noch?

Eines scheint sich auch abzuzeichnen: Verfolgen wir weiter die Gewessler´schen Ideen, so werden wir sicher die Energiewende hinkriegen. Wir werden auch in exorbitant teuren Strom schwimmen, denn bis dahin hat sich die Industrie in grünere Gefilde verabschiedet. Das ist perfekte österreichische Energiepolitik.

Medien wären gefragt, Licht in das ganze Tohuwabohu zu bringen.

 

Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.

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  1. Marus
    07. März 2025 16:39

    Man vergleiche das mit den USA und jener Uni, an der ich mal studiert habe (leider nicht Nuklearphysik):

    https://world-nuclear-news.org/articles/four-smr-developers-aim-to-build-reactors-at-texas-am-university-site

    Eine texanische Uni bietet den Entwicklern von kleinen Atomreaktoren an, diese auf dem Gelände ihrer Uni aufzubauen und zu testen. In 5 Jahren sollen die ersten Reaktoren Strom ins Netz liefern.
    Zu meiner Zeit war ich noch etwas befremdet, als ich vom Versuchsreaktor am Campus (auf halbem Weg zwischen Baseball-Stadion und Flughafen) gehört habe. In der Zwischenzeit habe ich viel dazugelernt. Und bei uns will man mit Windrädern eine Industriegesellschaft versorgen. Klingt nach Wettbewerb zwischen Segelschiffen und modernen Containerschiffen (künftig auch mit Nuklearantrieb).



  2. OMalley
    07. März 2025 13:55

    *****Ihre Ausführungen kann man nicht oft genug zitieren.



  3. Stadtindianer
    07. März 2025 10:41

    Und ich dachte, da sind hochbezahlte echte Experten am Werk, präzise und effektiv wie der Strom selbst, die sich von verrückten Ideen oder einer planlosen Politik nicht beeinflussen lassen.
    Ja so naiv war ich.



  4. Marus
    07. März 2025 09:02

    Mit Lese- und Rechenschwäche fängt es an. Dann studiert man irgendetwas mit Umwelt und macht Karriere bei den Medien oder in der Verwaltung. Mich wundert gar nichts mehr.



  5. ET IN ARCADIA EGO
    07. März 2025 05:34

    Links-giftgrüne Physik: Man baue in der Pampa Windräder und Solaranlagen, der erzeugte Strom fliegt dann selbsttätig, wie durch Zauberhand, gratis in die Steckdosen. An grünen Unis forscht man seit Jahren an der stromerzeugenden Steckdose, bislang jedoch mit bescheidenem Erfolg....



  6. rowischin
    07. März 2025 02:33

    2. Versuch. Mein Antwort ist beim Abschicken verschwunden, aber ich schreibe ihn nicht ein 2. Mal. Es ist mir zu spät. Jedenfalls, danke Herr Dr. Kirchner, Sie sind mir schon abgegangen.



  7. El Dorado
    06. März 2025 23:42

    Danke für die übersichtliche, durchaus betrübliche Situationsbeschreibung, Herr Dr. Kirchner



  8. Outback
    06. März 2025 22:41

    Danke Dr. Kirchner für diesen wie immer brillanten aber auch äußerst ernüchternden Beitrag. Die Schildbürger sind wohl Gehirnakrobaten im Verhältnis zu den in der österreichischen Energiepolitik Agierenden. Es sei denn: Ein anderer Blogteilnehmer hat einmal sinngemäß geschrieben, dass man im Zweifel nicht von Dummheit ausgehen soll, wenn sich etwas genauso mit böser Absicht erklären lässt. Von der Qualität der Adressaten her hat Dr. Kirchner das richtige Medium gewählt. Jetzt ist das Hinaustragen dieser Erkenntnisse durch die Mitblogger in die Welt gefragt!



  9. eupraxie
    06. März 2025 16:44

    Ein Medium hätten Sie gefunden Herr Dipl Ing., in dem Sie zumindest auf die Ungereimtheiten aufmerksam machen können.






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