Gastkommentare

Zölle – Werkzeuge des Handelskrieges

08. Februar 2025 21:48 | Autor: Andreas Tögel
1 Kommentare

Der neue US-Präsident Donald Trump hatte schon vor seiner Amtseinführung angekündigt, im Zuge seines MAGA-Programms ("Make-America-Great-Again") eine Reihe von Handelspartnern mit Strafzöllen belegen zu wollen. Eines der Ziele dieser freihandelsschädlichen Politik soll die Europäische Union sein, die sich gegenüber den USA angeblich "unfair" verhalte. Beispielsweise, weil in Europa, so Trump, zu wenige von US-Herstellern gebaute Autos gekauft werden. Inwieweit der Absatz von für europäische Konsumenten einfach unattraktiven US-Karren beflügelt werden kann, indem künftig Stahl- und Aluminiumimporte aus Euroland mit Zöllen belegt werden, liegt allerdings im Dunkeln.

 Wie an dieser Stelle bereits mehrfach ausgeführt, stellen Zölle nicht mehr und nicht weniger als ein Handelshemmnis dar und verzerren die Wettbewerbsstruktur zu ihrem Nachteil. Wie verrückt würde es anmuten, wenn in Wien plötzlich Zölle auf Lieferungen aus Niederösterreich erhoben würden? Wenn aber innerhalb von Staatsgrenzen keine Zölle gefordert werden, warum dann bei grenzüberschreitenden Warenlieferungen? Wo bleibt – außer gegenleistungsfreien Einnahmen für den Fiskus – der Witz?

Im Gegensatz zur gar nicht so fernen Vergangenheit, als Zölle der Staatsfinanzierung dienten, weil Einkommenssteuern noch nicht erfunden waren, fungieren sie heutzutage als Mittel des Wirtschaftsprotektionismus: US-Stahlhersteller sollen durch Zölle auf Importe aus Übersee vor preiswerterer Konkurrenz beschützt werden. Das ist zwar angenehm für die amerikanischen Stahlkocher, weil die es sich nun in einem Quasi-Monopol gemütlich machen können, aber für sämtliche Abnehmer von Stahl-Halbzeugen (wie Fahrzeug- und Maschinenbauer) ist das natürlich ungünstig, da sie zu höheren Preisen einzukaufen genötigt werden. Außerdem führen höhere Materialeinstandskosten klarerweise zu Preissteigerungen für die Endprodukte. Die Zeche zahlen am Ende die amerikanischen Konsumenten.

Zölle spielten zur Zeit des vom 16. bis ins 18. Jahrhundert von mehreren Staaten Europas praktizierten Merkantilismus (allen voran Frankreich unter Ludwig XIV. und dessen Finanzminister Colbert) eine zentrale Rolle. Wirtschaft und grenzüberschreitender Handel wurden nicht als kooperatives System zum gemeinsamen Vorteil durch Arbeitsteilung verstanden, sondern als Mittel, um dem Inland Vorteile auf Kosten des Auslands zu verschaffen. Eigene Exporte wurden begünstigt, Importe dagegen beschränkt.

Heutzutage, da das wohlstandsfördernde Prinzip der Arbeitsteilung seit Adam Smith weithin unbestritten ist, sind alle Bestrebungen dieser entgegenzuwirken, strikt abzulehnen.

Ganz grundsätzlich erhebt sich die Frage, weshalb Politik und Bürokratie sich anmaßen, sich in die wirtschaftliche Kooperation zwischen privaten Akteuren (Unternehmen und Privatpersonen in verschiedenen Ländern) einzumischen. Wenn sich Betriebe darum bemühen, Vertriebsstrukturen jenseits von Staatsgrenzen aufzubauen und es schaffen, ihre Produkte dort profitabel zu vermarkten, dann ist es nichts weniger als skandalös, dass ganz und gar unproduktive Politiker und Staatsbürokraten diese erfolgreichen Bemühungen mittels willkürlicher Störaktionen sabotieren. Wie kommt ein findiger Lebensmittel- oder Maschinenproduzent dazu, dass seine Exporte durch politisch motivierte Einfuhrzölle behindert werden? Wer ersetzt denn den betroffenen Betrieben den dadurch entstehenden Schaden? Die stets ungestraft ihre Narrenfreiheit genießenden Politiker und Bürokraten jedenfalls nicht!              

 

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

Teilen:
  • email
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter

  1. elokrat1
    09. Februar 2025 09:37

    Trump zeigte, dass Zölle auch für die Durchsetzung von politisch legitimen Zielen gut geeignet sind. Beispielsweise wurde die Abschiebung von illegalen nach Kolumbien dadurch ermöglicht, Strafzölle gegen Kanada und Mexiko haben zu wirksamen Maßnahmen gegen den illegalen Fentanyl-Import geführt. Die Zölle wurden danach von Trump ausgesetzt.






--> Zwischen Lügenpresse und Fake News: Eine Analyse Buch bei Amazon orf-watch.at Schafft die Politik ab Europa 2030 Börsen-Kurier (Bezahlte Anzeige) Academia kathtreff.org