Gastkommentare

Jetzt oder nie!

12. Februar 2025 15:07 | Autor: Andreas Tögel
12 Kommentare

Als ein mit schwarzer Muttermilch großgezogener Bürger fortgeschrittenen Alters, kann ich mich über den heutigen Zustand der ÖVP und deren führende Protagonisten nur noch wundern. Wo sind die Zeiten geblieben, als noch gestandene Konservative wie Klaus, Koren, Withalm, später Taus und Graff – ja sogar noch Schüssel – die Richtung dieser vormals bürgerlichen Partei bestimmt haben? Vom politischen Naturtalent Kurz abgesehen, bietet das Personal dieser einst staatstragenden Truppe ein grauenerregendes Bild.

Sollten die in den Koalitionsverhandlungen aktiven ÖVP-Bonzen es schaffen, die zweiten derartigen Einigungsgespräche en Suite in den Sand zu setzen, und damit einer linken Volksfrontregierung mit schwarzem Feigenblatt den Weg bereiten, dann wird ihrem zerstrittenen Verein nach den nächsten Wahlen – mit dann mutmaßlich unter zehn Prozent Wählerzustimmung – allenfalls noch die Rolle eines Züngleins an der Waage zukommen. Dass Stocker & Genossen, wie man einschlägigen Pressemeldungen entnehmen kann, drauf und dran sind, sich durch "internationalen Druck" vom für Österreich unter den gegebenen Bedingungen bestmöglichen Weg – nämlich einer nichtlinken Regierungskoalition – abbringen zu lassen, erfüllt mich mit großem Zorn.

Bis heute haben weite Teile innerhalb der einst bürgerlichen ÖVP nicht begriffen, dass der Todfeind jeder freisinnigen Gesellschaft stets links, niemals aber rechts steht. Gleich, ob der Sozialismus sich braun, rot oder grün lackiert – am Ende stehen immer Nepotismus, Ressourcenvergeudung, Misswirtschaft, Niedergang und Verarmung. Wenn es besonders schlimm kommt, werden – wie unter Lenin, Stalin, Hitler, Mao und Pol Pot – Leichenberge produziert.

Wie ich an dieser Stelle schon einmal geschrieben habe, gibt es ein paar Dinge, die ein Bürgerlicher mit einer einigermaßen geglückten Erziehung und mit einem geeichten moralischen Kompass niemals tut: Er kämmt sich nicht mit der Klobürste die Haare, er schnäuzt sich nicht ins Tischtuch und vor allem macht er sich nicht mit Linken gemein – schon gar nicht in einer Regierung – oder leistet Linken auf ihrem erfolgreichen Marsch durch die Institutionen Vorschub.

Der anno 2019 begangene Sündenfall der ÖVP, als man eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen ohne jede Not beendete und stattdessen eine äußerlich grüne Bande von Kulturmarxisten in die Regierung holte, ist die Republik – respektive die Nettosteuerzahler unter den Wählern – bereits teuer zu stehen gekommen. Eine Neuauflage dieses Wahnsinns – diesmal zudem noch mit einem provinziellen Marxisten als Vizekanzler – wäre für alle Menschen, die ihr Geld auf ehrliche Weise unter Marktbedingungen verdienen, eine Horrorvorstellung.

Wenn allerdings Herbert Kickl & Co auf Neuwahlen spekulieren, von denen sie sich (möglicherweise zurecht) eine weitere Stärkung versprechen, so sollten sie dabei bedenken, dass sich danach für sie nichts ändern würde. Sie stünden immer noch einer in Summe stärkeren Phalanx von Gegnern gegenüber. Das "Fenster der Gelegenheit" für eine blaue Kanzlerschaft ist jetzt offen. Sie sollten es nutzen! 

Mögen die Verhandler in beiden Parteien den Ernst der Lage rechtzeitig erkennen, sich auf einer tragfähigen Basis zusammenraufen und eine Linksregierung mit ÖVP-Anhängsel verhindern.

       

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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  1. Attersee
    18. Februar 2025 11:35

    Bei der ÖVP ist Hopfen und Malz verloren! Die Innsbrucker Gemeinderatswahlen 04/2024 lassen grüßen: Die Volkspartei stellte einst in der Tiroler Landeshauptstadt mit 130 000 Einwohnern im 40-köpfigen Gemeinderat alle drei Bürgermeister mit einer absoluten Mehrheit (1971 50,8 Prozent)! Nunmehr in der Bedeutungslosigkeit mit 10,6 Prozent, nicht einmal mehr eine Amtsführung im Stadtsenat!

    Die nächste Watschn für die ÖVP dürfte am 27.4. in Wien erfolgen!



  2. Hegelianer
    14. Februar 2025 15:17

    Ein Problem ist halt, dass Kickl in der Außenpolitik wirklich irrlichtert. Das ist auf Landesebene ziemlich wurscht, aber nicht in der Bundespolitik. Hoffentlich legt sich das wieder - Jörg Haider z.B. war noch klar westoreintiert.



  3. Outback
    13. Februar 2025 13:05

    Leider wurde der Kommentar von Herrn Tögl erst um 15.07 Uhr online gestellt. Da hatte Kickl die Hofburg bereits wieder verlassen. Ich fürchte, das "Fenster der Gelegenheit" für eine blaue Kanzlerschaft war zu diesem Zeitpunkt leider schon geschlossen. Ansonsten volle inhaltliche Zustimmung. An ein Wunder, das eine Linksregierung mit ÖVP-Anhängsel verhindert, glaube ich nicht.



    • Andreas Tögel
      13. Februar 2025 13:15

      Tja, selbst elektronische Medien können bisweilen mit der Dynamik politischer Prozesse nicht schritthalten - wie in diesem Fall.

      Ein Wunder wird im Hinblick auf die dräuende Regierung unter Stocker nicht geschehen. Andi Babler als Vizekanzler wird uns daher kaum erspart bleiben. Womit sich die Rasanz der Fahrt der Republik gegen die Wand entscheidend erhöhen wird.

      Ich danke täglich für die mit meiner frühen Geburt verbunden Segnungen. Die Jungen können einem leidtun.



    • Outback
      13. Februar 2025 14:06

      Ich bin ganz Ihrer Meinung.
      Es ist auch noch nicht ausgeschlossen, dass die Grünen zur Beschleunigung der Rasanz der Fahrt der Republik gegen die Wand zum Gefallen uHBP noch den Turbo beisteuern.



    • Altsteirer
      14. Februar 2025 05:45

      bin auch meinem Schicksal dankbar, den Großteil meines Lebens in früherer Zeit verbracht zu haben!



  4. Peregrinus
    12. Februar 2025 21:21

    Volle Zustimmung. Das ist leider der fürchterliche Zustand dieser Republik.



  5. El Dorado
    12. Februar 2025 18:26

    Alles richtig Her Tögel, aber leider vergebens. Ihre klaren und für die ÖVP wichtigen Worte sollten den heutigen ÖVP-Proponenten als Levite gelesen werden. Nicht nur Herrn Stocker und dem situationselastischen Herrn Karl Mahrer aus Wien, sondern auch den Bodenaufbereitern der linken Wagenburg wie dem Tiroler Landeshauptmann Mattle und dem vor antibürgerlicher Bösartigkeit "strotzenden" ehemaligen EU-Kommissar Fischler.

    Die österreichische linke Wagenburg hat auf Kickl bashing gesetzt und letztendlich auf Kosten der Wirtschaft und Bevölkerung gewonnen.

    Herr Kickl sollte sich jedoch auch fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, ins 2. Glied zu treten und die Schutzbehauptungen der alliierten Wagenburg ins Leere laufen zu lassen.

    Jetzt beginnen halt wieder die lächerlichen und üblichen Schuldzuweisungen und die Fortsetzung der Systembürokratie. Einfach lächerlich die Unprofessionalität der Politik in diesem Operettenstaat.



  6. Schani
    12. Februar 2025 18:14

    Hoffentlich legt sich die ÖVP nicht wieder mit Linken in das Bett. Außerdem sollte die Bundespartei endlich einmal den Einfluß der NVP gehörig zurückstutzen.Das, was die Wiener Roten für Österreich sind, ist auf der anderen Seite die NVP bei den Schwarzen.



    • El Dorado
      12. Februar 2025 22:25

      Darauf können Sie wetten! Es bleiben ja nur linke (SPÖ) und linksextreme (Grüne, KPÖ) übrig. Mit den linksliberalen Neos geht sich eine 2er Koalition arithmetisch nicht aus.



  7. ET IN ARCADIA EGO



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