Gastkommentare

Zeichen der Hoffnung für den Westen

15. Dezember 2024 17:39 | Autor: Karl-Peter Schwarz
9 Kommentare

Auf die Vereinten Nationen ist Verlass. Was auch immer im Nahen Osten passiert, die UNO stellt Israel an den Pranger. Der Norweger Geir Pedersen ist seit fünf Jahren UN-Syrien-Beauftragter. Während Assad Hunderttausende Syrer foltern und ermorden ließ, beschränkte er sich auf die üblichen nichtssagenden Aufrufe zu "Dialog" und "Schutz der Menschenrechte". Jetzt appellierte er an Israel, die Zerstörung des militärischen Potentials Syriens unverzüglich einzustellen. 

Netanyahu hat diesen Befehl völlig zu Recht erteilt. Die Zerstörung der Flughäfen, der Häfen und des Waffenarsenals, einschließlich des Forschungsinstituts zur Herstellung chemischer Kampfstoffe in Damaskus, war unabdingbar, um die Sicherheit Israels zu gewährleisten. Durch die Besetzung der Pufferzone auf den Golanhöhen können die israelischen Streitkräfte nun potentielle Bedrohungen frühzeitig erkennen und abwehren.

Es wäre ein Wunder, sollten sich die islamistischen Wölfe als harmlose Schafe erweisen; wahrscheinlicher ist, dass Syrien zerfällt, dass der sunnitische Islamismus den schiitischen ablöst und den Terrorkrieg gegen Israel fortsetzt. Wie schon in Gaza und im Südlibanon agiert Netanyahu als ein Staatsmann, der sich seiner Verantwortung bewusst ist; von den Bedenkenträgern in den UN, in Amerika und in der EU lässt er sich nicht daran hindern, das Nötige zu tun. Ohne die Zerstörung der iranischen Raketenbasen, ohne die Liquidierung der Führungsgarnitur der Hamas und der Hisbollah und ohne die weitgehende Vernichtung ihres militärischen Potentials hätte es die Wende in Syrien nicht gegeben. Der Iran und Russland sind jetzt geschwächt, aber der Krieg des Islamismus gegen Israel und den Westen ist nicht zu Ende. Wer Schwäche zeigt, droht ihn zu verlieren. 

Zweifellos befindet sich die westliche Zivilisation in einer tiefen Krise. Das zu leugnen wäre falsch, aber ebenso falsch wäre es, ihre Widerstandskraft zu unterschätzen und vorschnell ihren Untergang zu prophezeien. In Athen, Jerusalem und Rom wurden die Fundamente dieser Zivilisation gelegt, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat und deren Errungenschaften heute in der ganzen Welt beneidet und imitiert werden. Ohne das christliche Abendland hätte es weder Freiheit noch Wohlstand noch sozialen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritt gegeben. Zu diesen Vorzügen gehört nicht zuletzt die Fähigkeit, die Waffen zu erzeugen und einzusetzen, die zur Verteidigung dieser Zivilisation unerlässlich sind. 

Die Krise, in der sie sich heute befindet, hat ihren Grund einerseits darin, dass Staaten wie China, Russland, Iran und deren Verbündete mittlerweile über die materiellen, technischen und militärischen Mittel verfügen, die sie dem Westen verdanken und die sie gegen ihn einsetzen; andererseits ist sie das Ergebnis eines Zusammenspiels der äußeren und der inneren Feinde der westlichen Zivilisation, das sich insbesondere in Europa verheerend auswirkt.

Der Einsatz der illegalen Massenmigration als Waffe zur Destabilisierung der europäischen Länder hat nur deshalb Erfolg, weil sie in der EU geduldet und gefördert wird. Die schleichende Islamisierung der westlichen Gesellschaft wird dabei billigend in Kauf genommen. Zugleich findet eine ideologisch induzierte Deindustrialisierung statt, die sich besonders deutlich an der Vernichtung der Autoindustrie zeigt, aber auch an der Gefährdung der Energieversorgung, der generellen Überregulierung, der Bürokratisierung und der enormen steuerlichen Belastung, die den Unternehmen die Luft nimmt, während sich die Staaten bedenkenlos verschulden. All das geht Hand in Hand mit einer totalitären Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Demokratie sowie einem kulturrevolutionären Feldzug gegen die traditionellen Werte der Religion, der Familie und der Nation, der darauf abzielt, die Verteidigungsfähigkeit des Westens zu schwächen.

Manche Konservative meinen, dass Widerstand aussichtslos sei und das Abendland seinen Untergang verdiene. Aber das ist falsch. Nicht nur, weil Europa im Laufe der Jahrhunderte etliche solcher Krisen bewältigt hat und gestärkt aus ihnen hervorging, von den Kreuzzügen und der Reconquista über die Abwehr der türkischen Invasoren bis zum Kalten Krieg, sondern auch, weil längst offensichtlich ist, dass die Menschen die Diktatur der Woken, der Linken und der Grünen nicht länger hinnehmen wollen. Die Wahlergebnisse in den USA und in den europäischen Ländern sprechen eine deutliche Sprache. Die Brandmauern gegen die Vernunft werden früher oder später auch bei uns fallen. 

Die christlichen Kathedralen, die weithin sichtbarsten Symbole der abendländischen Zivilisation, waren immer schon "Work in progress". Wenn Brände sie zerstörten, wurden sie wieder aufgebaut. Der Wiedereröffnung der Notre Dame, ein Denkmal des Glaubens und der französischen Nation, ist ein Zeichen der Hoffnung. Zwar lässt die liturgische Einrichtung die Anpassung an den Zeitgeist erkennen, und das Ornat des Erzbischof von Paris erinnerte mehr an die Schlaraffia als an ein Hochamt, aber die Kathedrale steht, und auf diese Botschaft kommt es an: Was zerstört wurde, kann auch wieder aufgebaut werden. Man muss es nur wollen.

 

Karl-Peter Schwarz ist Autor und Journalist; er war früher bei "Presse", ORF und FAZ tätig.

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  1. Wolfram Schrems
    17. Dezember 2024 13:51

    Zur Erweiterung der Perspektive, außerhalb der üblichen Propaganda:

    Jeffrey Sachs, "Wie die USA und Israel Syrien zerstörten und es Frieden nannten", übersetzt und eingeleitet (mit der notwendigen Relativierung) von Katholisches.info:

    https://katholisches.info/2024/12/17/wie-die-usa-und-israel-syrien-zerstoerten-und-es-frieden-nannten/

    Kit Klarenberg über die Unterstützung Israels für die wundervoll "gemäßigte" syrische "Opposition" (die nach etlichen Berichten nur zum geringen Teil aus Syrern bestehe):
    https://www.kitklarenberg.com/p/israels-support-for-syrian-opposition/comments

    Weihnachten verboten? Das Christentum in Syrien am Rande der Auslöschung:



    • Wolfram Schrems
    • Wolfram Schrems
      17. Dezember 2024 14:00

      Aus dem Einleitungstext von Katholisches.info, besonders für alle Zyniker gedacht:

      Der Umsturz in Syrien, wo islamistische Gruppen, allen voran der syrischen Ableger von Al-Qaida, die Macht an sich zu reißen versuchen, wirft viele Fragen auf. Sie betreffen die Zukunft der Christen in diesem Land, in dem sie überaus frei leben konnten, aber durch den Kampf Israels und der USA in die Diaspora getrieben wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts stellten die Christen noch rund 30 Prozent der Bewohner des heutigen Syriens. Durch die osmanische Christenverfolgung und vor allem die israelisch-amerikanische Kampagne gegen Assad wurden die Christen regelrecht dezimiert. In den Alawiten, denen die Familie Assad angehört, sehen manchen Forscher islamisierte Christen. Unvergessen sind die Bilder, wie Islamisten Christendörfer überfielen und die Christen hinrichteten. Es sind die gleichen



    • Wolfram Schrems
      17. Dezember 2024 14:01

      Islamistenverbände, die nun mit westlicher Hilfe die Assad-Regierung gestürzt haben. Die Fragen betreffen also nicht zuletzt den irritierenden Umstand, daß Al-Qaida mit Hilfe der USA und Israels die Kontrolle über weite Teile des Landes bekommen soll, also jene Organisation, die angeblich 2001 das größte Attentat der Weltgeschichte verübt und den USA eine der schlimmsten Wunden und Demütigungen zugefügt haben soll. Das will ganz und gar nicht zusammenpassen. Das Elend der Christen, die von den Islamisten verfolgt wurden und werden, wird einfach ausgeblendet. Die US-Regierung Obama war es, die es verhinderte, daß die Christenverfolgung durch Al-Qaida (Al-Nusra) in Syrien anerkannt wird. Warum? Weil Israel und die USA die syrischen Regierung stürzen wollten und die Islamisten dafür die Drecksarbeit erledigten.



    • Marus
      17. Dezember 2024 14:25

      und da gäbe es noch ein recht interessantes Video mit General Wesley Clark mit der Journalistin Amy Goodman. Aufgezeichnet im Jahr 2007 bezog er sich auf ein Strategiepapier aus 2001. Aber wahrscheinlich sind die Dinge, die er damals enthüllt hat, nur ganz, ganz zufällig identisch mit der Wirklichkeit.



  2. rowischin
    16. Dezember 2024 09:22

    Danke Herr Schwarz. Ihre positive Einstellung zur Krise bewundere ich. Ich für meinen Teil sehe schwarz für Europa. Dabei denke ich an das alte Rom. Überalterte und dekadente, junge Bevölkerung, die Invasoren bereits im Land, mit einer mörderischen Religion, linke, hasserfüllte Zerstörer der Gesellschaft. Was will man mehr. Wenn die Bevölkerung gewollt hätte und erkannt hätte, dass es bereits 5 nach 12 h ist, hätten sie die Regierungen weg gefegt. Es ist nur eine Frage von Jahren, siehe Spenger. Eine Zivilisation dauert im Schnitt nur 1000 Jahre, dann kommen die Barbaren wieder. Sie sind schon da. Israel kann froh sein, Netanjahu zu haben. Ein unbeirrbarer Stratege, dem ich nur Recht geben kann. Wenn es nach den Linken gegangen wäre, wäre Israel schon ausgelöscht. Gott schütze Israel.



    • Leo Dorner
      16. Dezember 2024 11:39

      Israels neue Fronten:

      a) das „Chaos“ in der „Westbank“ beseitigen, das die unfähige Abbas-PLO permanent mit verursacht. Mit einem Wort: Den Einfluß des Irans und seiner Proxys in Judäa-Samaria beenden.
      b) Golan und Hermon-Gebirge neu und intensiver besiedeln und als Staatsgebiet absichern.
      c) Klären, wie Gaza demnächst regiert werden soll, nachdem die Tage von „Hamasistan“ gezählt sind. Dies „nicht geklärt zu haben“, erhebt Israels Linke als Vorwurf. Sie wollen zugleich Propheten und Politiker sein. Eine Unsitte aller Marxisten.
      f) Mit dem neuen Islamisten-Regime in Syrien einen vorübergehenden status quo suchen, der vielleicht auch die haschemitische Monarchie in Jordanien retten könnte.

      An der alten Front zum Iran steht das Atomwaffenproblem ungelöst im Raum. Gemeinsam mit den neuen USA unter Trump könnte möglich werden, was die US-Dems unter Obama-Biden durch lange verlorene Jahre aufgehalten haben: Sturz des Mullah-Regimes und Entsorgung seiner Waffenarsenale.



  3. Leo Dorner
    15. Dezember 2024 20:04

    Die Stärken dieser Analyse sind die 1.) die Argumente Pro Netanyahus Politik, die sich vernünftigerweise auch gegen die Fünften Kolonnen der jüdischen Linken in Israel durchsetzt.
    2.) die Argumente gegen eine UNO, die sich als „Weltgewissen und Weltgemeinschaft“ gründlich und wohl irreversibel (nicht reformierbar) demontiert hat.
    3.) die Argumente, die eine Krise des Westens offenlegen, von der niemand weiß, wer sie wie sie überwinden könnte.

    Die Schwächen sind alle symbolträchtigen Argumente: „Städte“ (Athen, Rom Jerusalem) die extrem verschieden zur Gründung der westlichen Zivilisation beigetragen haben, um von Kathedralen als politischen Erfolgssymbolen zu schweigen. - Ist die Krise des Westens einer „Glaubenskrise" oder einer "Vernunftkrise" geschuldet? Wenn aber beiden zugleich: welche fährt mit welcher Krise Schlitten?






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