Gastkommentare

Brauchen wir das IPCC überhaupt noch?

03. Dezember 2024 18:26 | Autor: Gerhard Kirchner
6 Kommentare

Nach Wikipedia wurde "der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen (…), im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und der Weltorganisation für Meteorologie als zwischenstaatliche Institution ins Leben gerufen, um für politische Entscheidungsträger den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel zusammenzufassen mit dem Ziel, Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen zu bieten. (….) Hauptaufgabe des Ausschusses ist es, die naturwissenschaftlichen Grundlagen und den weltweiten Forschungsstand über die Auswirkungen der globalen Erwärmung und seine Risiken sowie Minderungs- und Anpassungsstrategien zusammenzutragen und aus wissenschaftlicher Sicht zu bewerten. Dazu beruft der IPCC tausende Wissenschaftler aus aller Welt. Diese erstellen die Sachstandsberichte des IPCC".

Der IPCC hat bisher sechs Bewertungsberichte abgegeben. In vergangenen Berichten wurden von Kritikern grobe Fehler beobachtet, die berichtigt, aber von IPCC als nicht bedeutend eingestuft wurden.

Der letzte Bericht, AR6, wurde von Climate Intelligence Foundation (Clintel) in dem 188 Seiten starken Bericht "Die starren Klima-Vorstellungen des IPCC" kritisiert. Man mag nicht allen in diesem Bericht aufgezeigten Kritiken übereinstimmen, aber er zeigt eine Reihe von Fehlinterpretationen des IPCC auf. Vor allem ist ersichtlich, dass der IPCC nicht das Monopol des Wissens für sich allein reklamieren kann. Auffallend ist, dass Naturbeobachtungen übergangen wurden, die offenbar nicht in das alles überwiegende Schema des anthropogenen Eintrags des Treibhausgases CO2 als Ursache des Klimawandels passen. Der Eindruck entsteht, dass auch Wünsche von Regierungen im Hinblick auf Formulierung und Themen im AR6 berücksichtigt wurden.

Einige der im Clintel Reports diskutierten Aussagen will ich nachfolgend beleuchten.

So ist die Behauptung des IPCC im Hinblick auf die Erdtemperatur, dass sie in den vergangenen 125.000 Jahren noch nie so hoch war wie gegenwärtig, zu hinterfragen. Clintel weist zurecht darauf hin, dass in dieser Zeitperiode die Gletscher schrumpften und wuchsen. Gletscher wuchsen in den letzten 7.000 Jahren und beginnen nun wieder zu schrumpfen.  Zeitliche Verschiebungen dieses Prozesses, in einzelnen Regionen der nördlichen Hemisphäre, sind zu beobachten. Der weltweite Rückzug der Gletscher begann schon 1850, hat also nichts mit dem massiven Eintrag anthropogenen Kohlenstoffdioxyds der Industrie zu tun. In den Medien wird diese Schrumpfung jedoch immer wieder dem vom Menschen verursachten Klimawandel zugeschrieben.

Auch die Baumgrenzen, die sehr temperaturabhängig sind, lagen nach Clintel zwischen 11.000 und 6.000 Jahre in den nördlichen Breiten um bis zu 700 Meter höher als heute. In unseren Alpen lag die Baumgrenze um die 200 Meter höher, wie der ausgeaperte 6.000 Jahre alte Baumstamm einer Zirbe auf der Pasterze andeutet. Ein weiterer Beweis, dass nur natürliche Ursachen für den Klimawandel sorgten. Ein höherer Gehalt an Treibhausgasen, die die Erdtemperatur "kontrollierte", mag vorhanden gewesen sein, doch waren dieses natürlichen Ursprungs, wie Eike Roth u.a. in der Abhandlung "A new Method to Assess the Greenhouse-Effect” und "Glaubenskriege ums Klima", auch für den heutigen Zustand des Klimas vorgeschlagen haben.

Der Klimawandeleffekt der Sonne wird von IPCC als vernachlässigbar eingestuft, doch Schwankungen der Sonnenaktivität beeinflussen das lokale und globale Klima.

Steinhilber et al haben 2009 in einer Abbildung die "Totale Solar Irradiance" (Sonneneinstrahlung) über das Zeitintervall der vergangenen 2000 Jahre dargestellt. Dieser Abbildung wurde von Ljungquist 2010 die "Temperaturentwicklung" im gleichen Zeitraum gegenübergestellt. Aus diesen beiden Diagrammen ist ersichtlich, dass die Sonneneinstrahlung mit der Temperaturentwicklung übereinstimmt. (Römische Warmzeit bis 200, Kälteperiode bis 800, Mittelalterliche Warmzeit bis etwa 1200, Kleine Eiszeit bis 1850). Nicht sichtbar in diesen Beobachtungen ist der Treibhausgaseffekt des CO2, der von den Klimaforschern des IPCC zu allervorderst für den Klimawandel zeichnen sollte.

Clintel zieht den Schluss: "Aus der vorindustriellen Zeit geht eindeutig hervor, dass es in der Vergangenheit erhebliche, natürliche Klimaveränderungen gegeben hat, die mit den beobachtenden modernen Klimaveränderungen vergleichbar sind, und dass diese wahrscheinlich immer noch existieren."

In den Klimaberichten der Medien wird des Öfteren von einer Erdtemperatur um 2100, die 6°C höher als die heutige sein soll, berichtet.

Die im AR6 dargestellten globalen Oberflächen-Temperaturen sind alles Schätzwerte und inhärent unsicher. Verschiedene Szenarien, die aus Computermodellen stammen, wurden in den vergangenen Berichten im AR6 relativiert. So wurde festgestellt, dass das Szenario SPP5-8.5, das eine Temperatur um 2100 von 5°C und auch das Szenario SSP3-7.0, das eine Temperatur um 2100 von 4°C indizierte, als jetzt wenig wahrscheinlich gelten, ja extrem unplausibel sind.

Clintel schreibt "Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Welt anfangen, sechsmal mehr Kohle pro Kopf zu verbrauchen als heute. Oder um es in Kohlekraftwerke zu übersetzen: Derzeit gibt es etwa 6000 Kohlekraftwerke auf der Welt. SSP-8.5 bedeutet, dass die Menschheit bis zum Jahr 2100 weitere 33.000 Kraftwerke bauen wird. Bzw. nach SSP3-7.0 noch immer den Bau von 17.000 neuen Kohlekraftwerken voraussetzen würde."

Als wahrscheinlichster Wert wird mittlerweile 2,7°C um 2100 gesehen. Auch neigen andere Klimawissenschaftler zu einem Wert von 2,2°C als erreichbaren Wert. Dieser läge damit nur geringfügig über dem Pariser Zielwert von 1,5°C. Damit sollte die in den Medien immer wieder verbreitete Klima-Apokalypse ihr Ende finden. Das aber scheint politisch nicht gewollt. Trotzdem, auch wenn die 5°C von der Wissenschaft schon längst als sehr unwahrscheinlich eingestuft werden, wird an diesem Wert in den Medien und der Politik festgehalten. Würde man davon wirklich abweichen, würde damit auch die viel "geforderte" Energiewende in Frage gestellt werden müssen.

Sehr störend wäre das für die chinesische Wirtschaft. Trump wird zugeschrieben, dass er den Klimawandel für einen "Hoax”, einen Schwindel hält. Und zwar für einen, den die Chinesen verbreitet hätten, um der US-Wirtschaft zu schaden.

Vergangenen Sommer erlebten wir eine lange Hitzeperiode, die – wie nicht anders zu erwarten – auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückgeführt wurde. Desgleichen die sturzflutartigen Niederschläge, die zu Überschwemmungen in weiten Teilen der Welt führten.

Hitzewellen, die selbst über viele Jahre das Klima beeinflussten, gab es schon, bevor 1950 als Aufzeichnungen über Anomalien stattfanden. Allen voran sind die "dirty thirties" zu erwähnen, die im Zusammenhang mit falscher Bodenbewirtschaftung große Teile der USA und Kanadas zur Dust Bowl machten. Fast als Dauerzustand sind Landstriche in Namibia wie auch weite Regionen der Sahel durch Regenarmut ausgezeichnet. Ebenso treten in diesen beiden letzteren Gegenden, über geschichtliche Zeiten, wolkenbruchartige Niederschläge auf. Weder die Trockenperioden noch die Regenstürme sind einem vom "Menschen verursachtem Klimawandel" zuzuordnen.

Die wirtschaftlichen Verluste, die durch Wirbelstürme, Tornados, Taifune oder Hurrikane entstehen, werden ebenfalls der dem Menschen unterstellten Klimaänderung zugeschrieben. Dabei wird aber vergessen zu erwähnen, dass viele früher spärlich besiedelte Gegenden, mittlerweile intensiv besiedelt und bewirtschaftet werden. Die Schäden sind daher nicht einer Klimaänderung, sondern menschlicher Aktivität zuzuschreiben. Darüber schweigen die Berichte des IPCC.

Im Kapitel 13 des Cintel-Berichtes werden die Resultate einer Studie von Björn Lomborg wiedergegeben:

"Wir befinden uns auf einem Highway zur Hölle", ließ UN-Chef Guterres verlauten. Die Zahl der klimabedingten Todesfälle untersuchte Björn Lomborg in einer Studie:  "Wohlstand im 21. Jahrhundert: Steigerung der Entwicklung, Verringerung der Ungleichheit, Auswirkungen des Klimawandels", in dem es unter anderem um klimabedingte Todesfälle geht. Lomborg untersuchte den Zeitraum zwischen 1920 und 2020. Trotz eines Zuwachses der Weltbevölkerung in diesem Zeitraum um 6 Milliarden Menschen, sanken die diesbezüglichen Todesfälle um 96%. Kam um 1920 noch eine halbe Million Menschen hauptsächlich durch Überschwemmungen, Dürren, Stürme und Waldbrände und extreme Temperaturen ums Leben, so betrug der Durchschnitt um 2018 nur mehr 20.000. Gegenwärtig sind es 6.000 im Jahr. Die Anzahl der nicht klimabedingten Todesfälle, durch Vulkanausbrüche, Tsunamis und Erdbeben, haben sich nur im kleineren Maße verringert.

Lomborg konstatiert "dass wir heute viel weniger anfällig für Klimaauswirkungen sind als jemals zuvor in den letzten 100 Jahren. Es ist möglich, dass der Klimawandel die Auswirkungen im letzten Jahrhundert   verschlimmert hat, aber die Widerstandsfähigkeit aufgrund des gestiegenen Lebensstandards hat alle potentiellen Klimaauswirkungen vollständig überlagert".

Diese Studie wurde jedoch vom IPCC ignoriert.

Die Folgen dieser IPCC-Studien und deren Empfehlungen sind für die europäische Wirtschaftszone katastrophal. Der Green Deal, die Dekarbonisierung und Netto-Null-2050, führen zum wirtschaftlichen Ruin. Hinzu kommen der Überfall Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Handelsrestriktionen.

Die Meinung, ja Überzeugung, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wurde, ist in der Politik so fest eingefahren, dass alle Beweise, die dagegen sprechen, einfach unterdrückt werden.  Man findet auch kaum Studien über erforderliche Ressourcen, derer es bedarf, eine Dekarbonisierung unserer Zivilisation durchzuführen.

Immer wieder wird über den Erfolg der Chinesen der Dekarbonisierung ihrer Autoflotte berichtet. Sie sind nicht allein. Weltweit werden seit über zehn Jahren stark subventionierte E-Autos verkauft. Der Erfolg ist überschaubar.

Der weltweite Fahrzeugbestand belief sich im Jahr 2020 auf rund 1,6 Milliarden, davon zum Jahresende 2023 auf knapp 42 Millionen E-Autos. Also etwa 3 Prozent der Weltflotte fahren elektrisch! Es werden also noch viele Jahrzehnte vergehen, bis eine Dekarbonisierung der weltweiten Autoflotte beendet ist. Dass die Ressourcen dafür gar nicht vorhanden sind, habe ich bereits in meinem letzten Artikel nachgewiesen.

Rund 16 Prozent des weltweiten Ausstoßes von CO2 wurden im Jahr 2022 durch Straßenfahrzeuge produziert. Auf die Autoflotte Österreichs von 5,1 Millionen heruntergebrochen, sind das 0,05 % des weltweiten Eintrags von CO2 in die Atmosphäre. Lohnt es sich, für diese Reduktion unsere Auto- und Zulieferindustrie zu zerstören?

So ist die Frage berechtigt: wie weit nützen uns die Untersuchungen und Empfehlungen des ICPP?

Ein Kommentar dazu erübrigt sich.

 

Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.

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  1. rowischin
    06. Dezember 2024 01:03

    Danke Herr Dr. Kirchner, ich teile Ihre Meinung zu diesem Thema und lese alle Ihre Beiträge



  2. Outback
    04. Dezember 2024 16:26

    Hier ein zum Thema passender Anlass zur Hoffnung, die Jugend betreffend, wenn auch nur in homöopather Dosis: Ein mir unlängst von dritter Seite zugetragenes offenbar im Unterricht gefallenes themeneinleitendes Zitat eines Physikprofessors im Gymnasium in der Unterstufe zu seinen Schülern lautete sinngemäß: Sie sollen jetzt gut aufpassen, dass sie als Erwachsene nicht zu solchen Trotteln werden, die vom menschengemachten Klimawandel faseln. Chapeau!



  3. Marus
    04. Dezember 2024 08:52

    Wohlhabende Gesellschaften haben das starke Bedürfnis, sich brennende Probleme zu suchen (Watzlawick). Und jene Kräfte, die die Gesellschaft in ihrem Sinne verändern wollen (links-woke), haben hier längst das Ruder übernommen. Täglich informiert der ORF über die Klimakatastrophe und widerspricht sich dabei ständig. Man berichtet, dass vermutlich infolge der Eliminierung des Schwefels in den Schiffstreibstoffen die Temperatur (Sonnenschein!) auf den Hauptrouten stark angestiegen ist. Aber was ist dann die Folge der weltweiten Eliminierung des Schwefels aus fossilen Brennstoffen, die seit den 1980er-Jahren stattfindet? Gestern wurde wieder darauf hingewiesen, dass der Temperaturanstieg in den Polregionen 4 Mal stärker ist als in den äquatorialen Gebieten. Die Konsequenz wären dann aber geringere Temperaturunterschiede und dadurch weniger Wirbelstürme.
    Gemeldete Temperaturanstiege von Meeren in 1.500 m Tiefer können ebenfalls nicht vom Klimawandel verursacht werden. Usw.



    • Verschwörungssatiriker
      05. Dezember 2024 06:21

      derzeit (05/12/2024) liegt die Meereswassertemperatur in
      Rio de Janeiro bei einem Maximum von:
      21°C
      das heißt 2.9 ° UNTER dem saisonalen Normalwert



  4. Alois Eschenberger
    04. Dezember 2024 08:43

    Wir haben das IPCC nie gebraucht. Andere dagegen dringend.



  5. elokrat1
    03. Dezember 2024 22:18

    Ihre Darstellung sollte / müsste politische Entscheidungsträger zum Umdenken, oder zumindest zum Nachdenken über die von ihnen präsentierten Fakten bewegen. Da in der EU-Politik ein Kurswechsel ohne massiven Druck nicht stattfinden wird, der leider nicht erkennbar ist, fallen ihre fundierten Argumente wahrscheinlich auf unfruchtbaren Boden. Die von Ihnen gelieferten Daten sind jedenfalls eine Bereicherung für mich und sicher auch für viele andere Menschen.






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