Dieser Tage ist einer der bedeutendsten Journalisten des Landes von uns gegangen: Hans Pretterebner.
Pretterebner wurde am 8. April 1944 in Haselsdorf bei Graz geboren. Nach der Matura 1963 war er zunächst Verlagsangestellter und anschließend Direktionsassistent in einem mittleren Industriebetrieb.
Bekannt machten ihn in den 70er Jahren seine Zeitschrift Politische Briefe, die er von 1975 bis 1983 herausgab und die in bürgerlichen Kreisen reißenden Absatz fand. Ganz offensichtlich war ihm die Politik der damaligen Opposition viel zu lauwarm und so übernahm er selbst die Rolle der Opposition. An der SPÖ-Alleinregierung ließ er kein gutes Haar. Ein gefundenes Fressen war schließlich der Kriminalfall um das Schiff Lucona, dem er schon 1981 einen ausführlichen Artikel in seinen Politischen Briefen widmete. Zum Durchbruch verhalf ihm schließlich sein 1987 veröffentlichtes Buch "Der Fall Lucona", das ein Bestseller wurde.
Zum Inhalt: Am 23. Jänner 1977 versank im Indischen Ozean ein Schiff namens Lucona, das angeblich eine Uran-Aufbereitungsanlage geladen hatte. Sie sollte den Weg von Niederösterreich nach Hongkong finden und war bei der Bundesländer-Versicherung (heute UNIQA) um 212 Millionen Schilling versichert. Was zunächst nach einem Versicherungsfall aussah, entpuppte sich schließlich als sechsfacher Mord und sechsfacher Mordversuch. 1991 wurde Udo Proksch, ein Hofnarr der roten Wiener Szene, zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Dunstkreis des Udo Proksch, damals Demel-Besitzer am Wiener Kohlmarkt, tummelten sich nicht nur das Who is Who der vorwiegend linken Society, sondern auch hochrangige Politiker der SPÖ, die ihm auf abenteuerliche Weise Entlastungsmaterial zu verschaffen suchten.
Pretterebner recherchierte viele Jahre und trug damit wesentlich dazu bei, dass dieses Kapitalverbrechen nicht vertuscht werden konnte. In der SPÖ hasste man ihn. Er sollte mit allen möglichen Mitteln vernichtet werden. Pretterebner wusste aber auch daraus Kapital zu schlagen: Er schrieb ein zweites Buch, in dem er seine Verfolger beschrieb: "Im Netzwerk der Macht". Auch beim Lesen dieses Buches kann man kaum glauben, was alles in Österreich möglich ist.
Als schließlich auch die Politik den Fall aufzuklären begann, arbeitete er selbst mit einem Peter Pilz eng zusammen. Schließlich war er sogar einige Monate selbst Abgeordneter im Nationalrat (FPÖ) und hielt dort launige Reden.
Zweimal versuchte er nochmals an die Tradition der Politischen Briefe anzuknüpfen und gab die Magazine TOP und Standpunkt heraus. Letztlich dürfte ihm aber auch die Auseinandersetzung mit seinen zahlreichen Gegnern, ja Feinden, viel Substanz gekostet haben. Geradezu Jahrzehnte bekämpfte er alle möglichen Krankheiten und zog sich auf Schloss Wetzlas im Waldviertel zurück, das er aus den Erlösen seiner Bücher erworben konnte. Dort beherbergte er bis vor ein paar Jahren Jugendgruppen, die hier ihre Ferien verbrachten. Wien und die Politik mied er konsequent und kehrte doch vor kurzem in die Hauptstadt zurück. Noch einmal wollte er sich bemerkbar machen. Sogar ein Lucona-Filmprojekt stand am Programm. Doch nun hat ihn die Kraft verlassen.
Dieses Land verdankt Hans Pretterebner sehr viel.
Georg Vetter ist Rechtsanwalt, Vorstandsmitglied des Hayek-Instituts und Präsident des Clubs Unabhängiger Liberaler. Bis November 2017 ist er in der ÖVP-Fraktion Abgeordneter im Nationalrat gewesen.
Auch ich schätzte Hans Pretterebner sehr und war Abonnent der "Politischen Briefe". Selbstverständlich kaufte ich auch das Buch "Der Fall Lucona".
Die Roten machten Pretterebner finanziell und gesellschaftlich fertig. Das werde ich der roten Bagage nie verzeihen. In die Lucona-Geschichte waren nämlich nur Genossen verwickelt, wenn ich mich recht entsinne.
Bretterebner hat ohne Rücksicht auf sich selbst gegen den tiefen Sumpf bekämpft. Dafür musste er leiden. Der Lucona-Fall war das Erbärmlichste in korrupter Parteienlandschaft. Ein absoluter Tiefpunkt in der Österreichischen Nachkriegsgeschichte. Kreise der Linken wollten ihn verdecken. Ein Minister holte von einem kommunistischen Staat sogar eine Bestätigung ein, dass es sich bei der untergegangenen Fracht um eine Uranaufbereitungsanlage gehandelt habe. Der geplante Versicherungsbetrug sollte trotz 12-fachen Mords (in sechs Fällen vollendet, in 6 Fällen „Mord im Versuch“) verdeckt werden. Ein unerschrockener Untersuchungsrichter deckte den Fall auf. Der Generaldirektor eines internationalen Versicherungsunternehmens damals zu mir: „Da werden jetzt einige nicht mehr gut schlafen können“.
Verzeihung: "Pretterebner"
"Ein absoluter Tiefpunkt in der Österreichischen Nachkriegsgeschichte"
--- unter den aufgedeckten Fällen halt.
Ein österreichischer Held ist gegangen.
Hatte seinerzeit die Zeitschrift TOP im Abo, mit fallweise extra Spende, solange bis die SPÖ unter Franz Vranz alles vernichtet hatte.
R.I.P. Pretterebner , er war einer der seltenen Menschen, denen es um die Sache geht und nicht um seine Person. Durch Zufall habe ich ihn kurz kennen gelernt und war beindruckt von seiner nüchternen und konzentrierten Art.
Pretterebner hätte sich wahrlich den höchsten Orden verdient. Halten wir ihn in unseren Gedanken und tragen wir sein Werk weiter.
Hans Pretterebner: Standpunkt vom April 2004: Präsidentschaftswahl: Hat Österreich den Mann verdient (Heinz Fischer) - schade, dass er zum derzeitigen Präsidenten nicht auch seine Gedanken und Recherchen veröffentlicht hat.
Ich verdanke Hans Pretterebner einen Besuch der Staatspolizei. Ich hatte - als sein Buch zur Lucona Affäre herauskam - einen Vortrag eben dazu für einen Service-Club organisiert, das blieb natürlich nicht verborgen.
Schade, dass mit Hans Pretterebner einer der Journalisten, der Vorbild für viele war und hoffentlich noch lange sein wird, diese Welt verlassen hat müssen. Seien wir dankbar, dass es ihn gegeben hat.
Ein aufrechter und ehrlicher Journalist. Seine Gesundheit hat er geopfert, um der Wahrheit zu dienen. Ein gewisser Hr. Vranitzky - angeblich ein sozialer Politiker - hat diesem Mann finanziell und gesundheitlich schwer geschadet. Solche Journalisten gibt es heute nur mehr sehr selten.
Ebergassing ums Leben gekommen waren. Vielleicht weiß jemand im Forum, ob das weitere Konsequenzen für die linke Szene (Ernst-Kirchweger-Haus o. a.?) hatte.
Möge Hans Pretterebner in Frieden ruhen.
R. I. P.
Vielen Dank für diesen Nachruf.
Ich habe Herrn Pretterebner im Jahr 2004 (und mgl.weise 2005) zweimal in der Nähe des Stephansdoms angesprochen, um ihn ggf. als Referenten für die Katholische Hochschulgemeinde Ebendorferstr. 8 zu gewinnen. Leider lehnte er ab. Offenbar wollte er sich keinen weiteren Repressalien mehr aussetzen.
Die beiden genannten Bücher Lucona und Netzwerk der Macht sind auch heute noch lesenswert.
Sehr interessant war auch das TOP-Magazin. Ich erinnere mich an einen Artikel über Peter Pilz und die radikale Linke in Ö. im Frühjahr oder Sommer 1995.
Wenn ich mich nicht täusche, berichtete Pretterebner über revolutionäre Absichten dieser Szene: Nach seinen Aussagen habe man in linksradikalen Kreisen empfohlen, zum Bundesheer zu gehen und die Jagdkommando-Ausbildung zu machen, um kämpfen und sprengen zu lernen.
Das klang durchaus plausibel, da ja etwas früher im Jahr die beiden "Aktivisten" Konicek und Thaler bei der Sprengung eines Strommastens in