Gastkommentare

Er hatte ja nur ein Messer!

11. August 2024 15:18 | Autor: Andreas Tögel
6 Kommentare

Wenn von Waffen die Rede ist, denkt die Mehrzahl der Bürger reflexartig an Schusswaffen. Dass es viele Gegenstände des täglichen Gebrauchs gibt, die sich ebenfalls dafür eignen, als Waffe eingesetzt zu werden, wird meist ausgeblendet. Faktum ist: Messer stehen als Tatmittel in der Bluttatenstatik –vermutlich nicht nur in Österreich – mit Abstand an erster Stelle. 

Immer wieder wird berichtet, dass sich das Opfer eines gewalttätigen Angriffs mit einer Schusswaffe verteidigt und den Angreifer dabei schwer verletzt oder gar getötet hat. Oder es erscheinen Berichte über den Einsatz einer Schusswaffe durch die Polizei gegen eine Person, die "nur" mit einem Messer bewaffnet war. Da die Herzen vieler Journalisten eher für die Täter als für deren Opfer schlagen, enden derartige Nachrichten oft mit der kritischen Frage, ob es denn wirklich nötig gewesen sei, scharf zu schießen. Hätte nicht auch ein schwächeres Mittel zum Erfolg geführt – etwa indem man den Täter in ein gutes Gespräch verwickelt? Schließlich war ja "nur" ein Messer im Spiel ... 

Unterschätzte Gefährlichkeit

Es ist nicht nötig, in dieser Angelegenheit seine Phantasie zu strapazieren. Es gibt – insbesondere in den USA – eine erhebliche Evidenz im Hinblick auf die tödliche Gefährlichkeit von Angriffen durch Messerattentäter. Die Vorstellung, man könne sich – ein wenig Geschick vorausgesetzt – unverletzt gegen solche Attacken zur Wehr setzen, ist völlig wirklichkeitsfremd.

Auf dem Youtube-Kanal "EinsatzCoach" erschien unter dem Titel "Messerangriff: Profis im knallharten Realitätstest" ein Video, das die ernüchternde Realität zeigt. In unterschiedlich gestalteten Angriffssimulationen hätte nur ein rundes Drittel der Angriffe ohne schwere Verletzungen abgewehrt werden können – obgleich das "Opfer" auf die bevorstehende Attacke vorbereitet war. Zieht man in Betracht, dass das potenzielle Opfer gewöhnlich nicht mit einem Messerangriff rechnet, steht die Sache noch weitaus ungünstiger. 

Die große Gefährlichkeit eines Angriffs mit einem Messer besteht besonders darin, dass es in der Hand eines geübten Angreifers bis zuletzt so gut verborgen geführt werden kann, dass dem Opfer meist keine Zeit für Abwehrmaßnahmen bleibt.    

Expertise

Wie einschlägig ausgebildete Fachleute herausgefunden haben, ist selbst eine mit einer wirkungsvollen Schusswaffe ausgerüstete Person gegenüber einem Messerangreifer chancenlos, wenn die Angriffsabsicht eines Täters erst bei einer Entfernung von fünf Metern oder weniger erkannt wird. Innerhalb der für den Täter zur Überwindung dieser Strecke notwendigen Zeit ist es so gut wie unmöglich, die Schusswaffe zu ziehen, in Anschlag zu bringen und gezielt auf den Attentäter zu schießen.   

Das nur kurze Zeit zurückliegende Messerattentat in Mannheim, das einen jungen Polizisten das Leben gekostet hat, gibt diesbezüglich zu denken – und hat hoffentlich die Verantwortlichen für die Polizeiausbildung auf schwerwiegende polizeitaktische Defizite aufmerksam gemacht. Die im Internet kursierenden Filmaufnahmen des Vorfalls bieten Lehrmaterial. Auch der Anschlag, den ein junger Moslem anlässlich eines im Wiener Praterstadion geplanten Popkonzerts ausführen wollte, wäre mutmaßlich mit Blankwaffen verübt worden. Von "nur" einem Messer zu berichten, ist Unfug.

In den USA lebt gefährlich, wer im öffentlichen Raum mit Waffen herumfuchtelt und diese auf Zuruf der Polizei nicht sofort fallenlässt. Da man dort um die Gefährlichkeit von Blankwaffen weiß, neigen Polizisten dazu, den Wert ihres eigenen Lebens über das potenzieller Gewalttäter zu stellen. Motto: Lieber einmal zu schnell schießen, als selbst zum Opfer werden.  

Da – der ungebremsten Massenzuwanderung aus gewissen gewaltaffinen Stammeskulturen sei Dank – zu erwarten ist, dass Vorfälle wie die in Mannheim oder geplante Attentate wie in Wien in der kommenden Zeit verstärkt auftreten werden, ist jedermann anzuraten, sich im öffentlichen Raum – besonders in den Städten – künftig mit sehr wachsamen Blicken zu bewegen, um das Risiko, einem Messerattentat zum Opfer zu fallen, zu minimieren. 

Fazit und Empfehlung

Expertenempfehlungen für den Fall eines Messerangriffs sind leider mehr als ernüchternd: Erstens davonlaufen! Zweitens verstecken! Und drittens, erst wenn es gar nicht mehr anders geht: versuchen, sich zu verteidigen.    

 

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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  1. Pennpatrik
    12. August 2024 20:11

    Dazu kommt ja noch, dass die Wunden, die mit einem Messer zugefügt werden, wesentlich größer sind, als Wunden mit einer Kugel.
    Das heißt - wesentlich gefährlicher für Leib und Leben.



  2. Marus
    12. August 2024 13:00

    Alles schon mal dagewesen. Aber gemütlich und auf wienerisch. Wie der Text zum Gschupften Ferdl beweist:

    So gehn die beiden mit vergnügtem Sinn zum Tunser hin
    Bei der Gadrobe sehen sie ein großes Schild:
    "Die pe-te Gäste werdn höflichst gebeten
    Die Tanzlokalität ohne Messa zu betreten"
    Worauf da gschupfte Ferdl ohne lange zu reden
    Sein Messa deponiert
    Die Mitzi hot im Taschl eh noch ans drin



  3. eupraxie
    11. August 2024 16:38

    Wichtige Hinweise! Wer auf sein Mobiltelefon starrt, kann nicht die Umgebung beobachten. Und es muss kein Kampfmesser sein. Cobra-Beamter zeigte bei einer Ausbildung für Lehrkräfte seinen von einem Stanley-Messer zerschnittenen Rücken.

    Die Ausführungen haben insofern etwas "beruhigendes" an sich, da klar wird, dass gegen einen geübten Messerangreifer auch kein eigenes Messer hilft.

    Die Zukunft auf Europas öffentlichen Plätzen wird sicherlich amerikanisch werden.



    • Pennpatrik
      12. August 2024 20:23

      Tja - wie gewählt. Wir wollten es so. Es kann ja keiner sagen, er habe das nicht gewusst.



  4. Politicus1
    11. August 2024 15:30

    wer einen Polizisten angreift oder sich gegen ihn zur Wehr setzt (egal ob mit oder ohne Waffe) muss wissen, dass er dabei sein Leben riskiert. Das gehörte in den Lehrplan der Wertekurse.






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