Gastkommentare

Stagnation – und ein Ende ist nicht in Sicht

02. Juli 2024 16:14 | Autor: Andreas Tögel
4 Kommentare

Die Prognosen der Ökonomen von Wifo und IHS hinsichtlich des Wirtschaftswachstums in Österreich fallen düster aus. Für 2024 wird kein reales Wachstum erwartet. Die Nationalbank gibt sich nicht viel optimistischer und prognostiziert einen Anstieg des BIP um ganze 0,3 Prozent – also ebenfalls so gut wie nichts. Was allerdings steigt, ist das Budgetdefizit – nach Angaben des Fiskalrats auf 3,4 Prozent des BIP und damit auf einen Wert, der deutlich über dem in den "Maastrichtkriterien" vorgegeben Limit liegt. Die Wifo-Ökonomen prophezeien dagegen ein Budgetdefizit von "nur" 3,2 Prozent.

Was noch stärker steigt, sind die Löhne und die Arbeitslosigkeit. Laut Wifo klettert letztere von 6,4 auf 6,9 Prozent (liegt damit aber doch unter den Werten, die während der Gültigkeit der wirtschaftsfeindlichen Corona-Maßnahmen gemessen wurden). Nach einer Statistik der "Agenda Austria", steigen die Tariflöhne hierzulande doppelt so schnell wie im Euro-Raum. Im April beläuft sich die Lohnsteigerung gegenüber dem Vergleichszeitpunkt des Vorjahrs auf 8,5 Prozent, während der Wert für den Euro-Raum bei nur 4,2 Prozent liegt. Das bietet durchaus Anlass zur Sorge! Der Chef der wirtschaftsliberalen "Agenda Austria", Franz Schellhorn, kommentiert: "Der heimische Wirtschaftsstandort hat sich immer über Qualität definiert, höhere Löhne als die unmittelbare Konkurrenz werden wir uns auf Dauer aber nicht leisten können."

 

Man muss kein Wirtschaftswissenschaftler sein, um die Konsequenzen zu erkennen, die massive Lohnkostensteigerung nach sich ziehen, wenn internationale Handelspartner und Wettbewerber dabei nicht mitziehen. Ob man es gerne hört oder nicht: Lohnkosten sind ein wesentlicher Faktor für die betriebliche Kalkulation. Österreichs internationale Wettbewerbsfähigkeit wird also – dank der im Vergleich zum Euro-Raum hoch ausgefallenen Lohnsteigerungen – geschwächt.

Preiserhöhungen sind in vielen Branchen nur um den Preis von Nachfrageverlusten durchzusetzen, wie insbesondere in der Gastronomie und im Einzelhandel deutlich wird. Die Betriebe können daher nur auf zweierlei Weise auf die hohen Lohnkosten reagieren: durch verstärkten Kapitaleinsatz, also Automation anstelle menschlicher Arbeitskraft, oder durch Produktionsverlagerungen ins Ausland. Branchen, in denen ein erhöhter Kapitaleinsatz das Lohnkostenproblem nicht löst (wie im Einzelhandel, in der Hotellerie und im Gastgewerbe) und in denen eine "Flucht" ins Ausland nicht möglich ist, werden unter erheblichen Druck geraten oder sind es bereits. Meldungen von der Schließung teilweise sehr renommierter Handels- und Gastronomiebetriebe können daher nicht überraschen. Vom Draufzahlen kann schließlich niemand leben, auch wenn notorische Klassenkämpfer das zu glauben scheinen.

Eines ist jedenfalls sicher: Das Erwerbsleben nur noch an der "Work-Life-Balance" zu orientieren, immer weniger zu arbeiten und trotzdem immer besser zu verdienen – das wird’s auf die Dauer nicht spielen. Schon gar nicht, wenn man es mit gut ausgebildeter, arbeitsamer Konkurrenz in Osteuropa und Fernost zu tun hat.

Dass ausgerechnet in dieser prekären Lage die EU auf einen Handelskrieg mit der größten Volkswirtschaft der Welt – China – zusteuert, ist mehr als beunruhigend. Bekanntlich wird ja von der Kommission ernsthaft überlegt, saftige Zölle auf Importe aus China – namentlich auf elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge, deren Export von der KP-Regierung angeblich auf unfaire Weise subventioniert wird – einzuheben. Die USA sind schon einen Schritt weiter. Dort werden bereits prohibitive Strafzölle auf Elektroautos aus China eingehoben; damit wird ein Handelskrieg angezettelt.

Grundsätzlich und unabhängig von der Motivlage gilt, dass durch Zölle Waren verteuert und bestimmte Wirtschaftszweige – so wie jetzt die europäische Autoindustrie – vor internationaler Konkurrenz beschützt werden sollen. Das erscheint allerdings nur auf den ersten Blick wünschenswert. Den Preis dafür bezahlen nämlich die Konsumenten, die gezwungen sind, höhere Preise für die gewünschten Produkte zu bezahlen, was am Ende einen Kaufkraftverlust bedeutet. Einer kleinen Zahl von Nutznießern – der geschützten Branche – steht also eine große Zahl von Draufzahlern – also die Konsumenten – gegenüber. Zölle bewirken somit eine spezielle Form der Umverteilung von unten nach oben.

Sollte sich die wirtschaftliche Weitsicht der EU-Granden weiterhin in einer gnadenlosen Regulierung der Wirtschaft (beispielsweise im Zuge von "Green Deal" und "Energiewende") und im Hervorholen protektionistischer Konzepte aus der Mottenkiste manifestieren, stehen Euroland finstere Zeiten bevor.

 

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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  1. Goldenes Dachl
    04. Juli 2024 14:20

    Also nach 37 Jahren ÖVP-Regierung geht es in diesem Land von der Bildung (Dritte-Welt-Schulen in den Ballungszentren) bis zur Wirtchaft den Bach runter. Bezeichnend auch, dass nach fünf Jahren schwarz-grüner Desasterregierung Österreich unter den EU 28 beim Wirtschaftswachstum an letzter Stelle rangiert!

    Die ÖVP muss jetzt noch den EU-Kommissar gegen eine weit links stehende Grüne, die EU-Richterin werden soll, abtauschen. Gleichzeitig bereitet die selbe ÖVP hinterhältig gegen das Bürgertum die nächste Linkskoaliton vor, um nach der Zweitwohnsitzabgabe wohl auch noch die letzten Häuserlbesitzer auf die eine oder andere Art - sei es durch Steuern und Abgaben - zu enteignen.



  2. AliBabler
    03. Juli 2024 18:45

    Folgendes hat jemand auf FB bei der Seite "Bundeskanzleramt.gv.at" kommentiert:
    "[...]wird, haben unsere Politiker zu verantworten. Mit schwarzer Pädagogik , "die die sich impfen lassen haben alles richtig gemacht" "Weihnachten wird für[...]".

    Das Weihnachtszitat ist nicht worauf ich hinaus möchte, dass ist denke ich allen gut in Erinerung.
    1.)Aber jener Satz in die Richtung es gäbe die die sich impfen habenlassen alle Maßnahmen einhielten und die (sozusagen Schuld) nichts richtig gemacht haben, dass wurde wirklich so gesagt im Fernsehen.

    2.)Auch das hier wurde im Fernsehen so gesagt, der Bundeskanzler (entweder Schallenberg Krassl oder Nehammer haben dies fast 1:1 so gesagt):
    "Dann der Corona-Hammer: "Mit einem Lockdown für Ungeimpfte nach diesem Lockdown kommen wir vielleicht bis (zur Impfpflicht im, Anmerkung) Februar durch", so von Laer. Heißt: Für Ungeimpfte müsste der Lockdown laut der Expertin erst enden, wenn sie sich doch noch zu einer Impfung entscheiden.
    Teil 2 folgt...



    • AliBabler
      03. Juli 2024 18:46

      Quelle: https://www.heute.at/s/erst-mit-impfpflicht-soll-lockdown-fuer-ungeimpfte-enden-100176375
      Ich kann mich noch sehr gut erinnern wie einer unserer 2 Bundeskanzler gesagt habe "Und für Ungeimpfte - endet der Lockdown wenn diese geimpft sind".
      Man findet aber genau DIESES wICHTIGE Zitat auf keiner Website von Medien mehr, und scheinbar war die Volkspartei intelligent genug keine Presseaussendung mit dem Wortlaut zu machen.
      Jene Medien wo man es finden könnte wie den "Wochenblick" existieren seit 2023 nicht mehr.



  3. Verschwörungssatiriker
    03. Juli 2024 06:08

    .....stehen Euroland finstere Zeiten bevor - bevor? ......wenn wir nicht schon mittendrin sind?........bin meinem Schicksal dankbar den Großteil meines Lebens in "Früherer Zeit" verbracht zu haben!






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