Gastkommentare

Zu spät und doch rechtzeitig

29. Juni 2024 20:25 | Autor: Leo Dorner
6 Kommentare

Jene, die gegen den AfD-Parteitag in Essen demonstrieren, halten sich für die aktuellen Retter der "deutschen Demokratie"; jene, die diese Meinung nicht teilen, halten die Demonstrierenden für die aktuellen Totengräber der "deutschen Demokratie". Ein Entweder-Oder in der politischen Geschichte eines Landes, dessen Volk von ihren Denkern oft als "zu spät gekommene" europäische Nation definiert wurde. Da dieses Volk mittlerweile als "Volk" radikal verändert wird, – es mutiert zu einer multikulturellen "Bevölkerung" im Haus der EU –, scheint auch die Rettung einer "deutschen Demokratie", entweder mit oder ohne AfD, "zu spät" zu kommen.

Weil aber Nationalstaaten im aktuellen Europa, immer noch existieren müssen – zum Leidwesen der EU-Eliten und vieler ihrer überzeugten Balkonkünstler –, muss die "umstrittene" Frage, ob mit oder gegen AfD, "gerettet" wird, doch nationalstaatlich, letztlich durch Wahlen gelöst werden. Es sei denn (nationalstaatliche) Wahlen werden demnächst unmöglich, weil, der gefährdete "soziale Frieden" in den Staaten Europas durch bürgerkriegsähnliche Zustände zusammenbricht.

Worauf die EU als Retterin in höchster Not, nicht mehr nur von den Balkonen herab, sondern mit neuen, heute noch unbekannten Machtmitteln in den Kapitalen Europas "landen" könnte und müsste, nicht um neue Kulturhauptstädte ausfindig zu machen, sondern um die richtigen Führungsparteien in den einzelnen Staaten zu bestimmen und, vielleicht mittels einer eilig ausgerufenen EU-Sonderwahl, zu inthronisieren. Die Frage nach dem Verbleib der AfD hätte sich erledigt. Denn das hohe Parlament der EU wurde von der "neurechten" Partei Deutschlands bereits mehrmals als unfähig und absetzungswürdig deklariert, wodurch die Illegitimität dieser Partei außer Frage steht. Auf völlig legitime Weise wäre somit eine illegitime Partei nicht wegdemonstriert und auch nicht mit Merkels Methode "rechtzeitig" wegtelefoniert worden.

Sie wäre (EU-)demokratisch weggeschafft worden. Und der aktuelle Nachfolger des Nazi-Juristen Carl Schmitt könnte neuerlich beginnen, über den Unterschied von Legalität und Legitimität mit deutschgründlichen Begriffen öffentlich zu räsonieren.  Immerhin hätte der Völkerrechts-Experte des Volkes der Dichter und Denker überlebt, denn bei jedem Zuspätkommen ist er rechtzeitig vor Ort.

 

Leo Dorner ist ein österreichischer Philosoph.

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  1. carambolage
    30. Juni 2024 09:23

    Zur Not könnte das Establishment könnte ja die paramilitärische Polizeigruppe der EU - die in Italien stationiert ist - in die unfolgsamen Mitgliedsländer schicken, um die Wahlergebnisse zu korrigieren.



  2. Si Tacuissem
    30. Juni 2024 03:25

    Oder auch: Da die EU ihre Bürger eh so umfassend kontrolliert und überwacht, weiß sie natürlich über deren wahre "Bedürfnisse" besser Bescheid als diese selbst, weshalb es Wahlen nicht mehr bedarf.

    Die etablierte linke Denke besagt ja auch: Dass Bürger einer Partei wie der AfD ihre Stimme geben, liegt ja auch daran, dass sie auf niedriger Entwicklungsstufe stehen und diesen Rattenfängern des politisch Bösen folgen... Wenn sie das doch endlich selbst einsähen!



    • Si Tacuissem
      30. Juni 2024 03:28

      oder - früher oder später scheint es unausweichlich: Eine von den Eliten geförderte starke Ideologie bahnt sich ihren Weg und die Scharia erlöst uns alle. - Welch süßer Traum auf Erden!



  3. Schani
    29. Juni 2024 22:05

    EU-demokratisch? Nein, dysdemokratisch!



  4. Pennpatrik
    29. Juni 2024 20:53

    "... sondern mit neuen, heute noch unbekannten Machtmitteln ..."

    Irgendwie erinnert mich das an den Sezessionskrieg der USA, der nicht wegen der Sklavenbefreiung geführt wurde, sondern von den Zentralstaatsbefürwortern gegen den Süden, der der Union nicht angehören wollte.
    Lincoln hat einem Staat sogar die Beibehaltung der Sklaverei versprochen, wenn er aufseiten der Union kämpft.



    • Verschwörungssatiriker
      30. Juni 2024 05:45

      Irgendwie erinnert mich das an die Umsetzung des Programms der Protokolle, welche 1912 erstmals in russischer Sprache, veröffentlicht wurden.......und von der Londoner Times 1920 als Fälschung erkannt wurde.






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