Gastkommentare

Österreich braucht jetzt eine seriös geführte, konservative Regierung

25. Juni 2024 16:07 | Autor: Christian Klepej
4 Kommentare

Die grüne Unverfrorenheit ist kaum zu ertragen. Das hat sich durch das abenteuerliche Verhalten von Ministerin Leonore Gewessler aufs Neue gezeigt. Diese ständig moralisierende und sich der »Rechtsstaatlichkeit« verpflichtet sehende Partei – freilich nur im engen Korsett des eigenen Weltbilds – hat mit dem Alleingang ihrer Umweltministerin ihr wahres Gesicht gezeigt. Natürlich kann man für das als »Renaturierungsgesetz« bekannte Vorhaben der Europäischen Union, »kaputte Ökosysteme auf dem Kontinent wiederherzustellen« (Falter) sein. Es gibt gute Gründe dafür. Mir erscheint es, auch in der nach zähen Verhandlungen abgeschwächten Version, noch immer als eine weitere Abkehr des irgendwann in den Nullerjahren verlorengegangen Prinzips der »Subsidiarität« in der Union.

So fürchte ich, dass es sich um ein Bürokratiemonster handeln wird, das mit unüberschaubaren Kosten unsere Umwelt zu schützen vorgibt. Und ich bin davon überzeugt, dass die einzelnen Mitgliedsländer besser wissen, wie und mit welchen Maßnahmen dieses grundsätzlich wichtige Ziel zu erreichen ist.

Zudem sind mir die Expertisen von Forstwirten wie etwa Wenzel Bubna aus Niederösterreich, der sich klar (und gut begründet) gegen das Gesetz ausspricht, oder auch vom ehemaligen Landwirtschaftsminister und EU-Kommissar Franz Fischler, der es ebenfalls (gut begründet) ablehnt, in meiner Entscheidungsfindung wichtiger, als »das Gewissen« von Gewessler. Dass auch die »Karas-Probe« gegen die neue Bestimmung spricht, Othmar Karas ist nämlich dafür, sei nur am Rande erwähnt.

Ich glaube der Ministerin übrigens gerne, dass sie innerlich für ihre Sache brennt, sich aber einfach über die Regierungsmehrheit und die Mehrheit der Bundesländer hinwegzusetzen, ist unerhört. Ich spreche hier übrigens bewusst nicht von einem »Rechtsbruch« der Ministerin; es war wohl einer. Das spielt aber aktuell gar keine so große Rolle (was immer da im Nachhall herauskommt) und ist in letzter Konsequenz unklar. Vier von mir in der Frage konsultierte Juristen haben mir in gewohnter Art an die neun unterschiedliche Rechtsauffassungen präsentiert; das sollen die zuständigen Organe richten.

Die ganze Sache hat aber noch eine weitere, für das Land aus meiner Sicht sehr positive Seite: Die ÖVP hat damit vielleicht die letzte Chance bekommen, bei der nächsten Nationalratswahl nicht nur nicht ins Bodenlose abzustürzen, sondern sogar als Erster durchs Ziel zu gehen. (Ok, ein bisschen ist diese Denke wohl meiner Verbundenheit mit der Partei geschuldet.)

Den ersten Fehler als Reaktion auf die »Gewesslersche Gewissensentscheidung« hat Bundeskanzler Nehammer, nona aber immerhin, schon einmal nicht gemacht. Er hat die Koalition bestehen lassen. Damit wurde das »Spiel der freien Kräfte« – also Geldausgeben, als gäbe es kein Morgen – verhindert. Und ich hoffe, er macht auch den zweiten Fehler nicht. Nämlich sich diese auftuende Gelegenheit entgehen zu lassen, die fatale Koalitionseinengung seiner Partei erhobenen Hauptes zu beenden und klar und deutlich dem Wähler darzustellen, mit welchen inhaltlichen »Positionen« die ÖVP nach der Wahl eine Regierungszusammenarbeit eingehen würde. Und darauf verzichtet, »personelle Forderungen« an Mitbewerber zu stellen. Wie erfolgreich dieses Konzept sich hat ausrollen lassen, kann man seit Monaten aus allen Umfragen ablesen, die immer Herbert Kickl als Ersten durchs Ziel gehen lassen. Und vor allem auch an der Europawahl.

Die übermäßige Beschäftigung mit Kickl hat diesem wahrscheinlich eher geholfen, als geschadet. Alleine dass er jetzt in einem »Kanzlerduell« steht, unterstreicht meine Sicht.

Ich habe nichts gegen eine linke Regierung; erhält diese eine demokratische Mehrheit, dann soll sie arbeiten. Wünschen tät ich mir eine konservative. Was den Naturschutz betrifft, bin ich sowieso bei der Volkspartei gut aufgehoben, diese hat die ökosoziale Marktwirtschaft erfunden und Österreich 1995 in die EU geführt. Wäre es nach dem damaligen Gewissen der Grünen gegangen, wären wir gar nicht dabei.

Wahlentscheidendes Thema wird aber die »Migration« sein. Hier braucht es einen ganz klaren Kurswechsel. Und dieser sollte unter Führung der ÖVP verantwortungsvoll und konsequent umgesetzt werden. Eines kann ich ausschließen: am 29. September eine Partei zu wählen, die die Grünen wieder in Regierungsverantwortung holt. Und ich denke, damit bin ich nicht ganz alleine.

 

Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Hirschegg-Pack und Graz.

Teilen:
  • email
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter

  1. Petron
    27. Juni 2024 09:51

    Gegen das "freie Spiel der Kräfte" zu sein, hat hohe Plausibilität, wirft aber auch ein erschreckendes Bild auf unsere parlamentarische Demokratie: Wenn unser Parlament nicht durch eine Regierung mit zumindest ein wenig Verantwortungsbewusstsein gezügelt wird, schmeisst es unser Geld in Milliardenhöhe und sinnlos hinaus. Wir haben es ja schon mehrmals erlebt, und Hauptschuldiger war fast immer die SPÖ, unschuldig waren allerdings auch andere (oft die Grünen, manchmal aber auch FPÖ und ÖVP etc.) nicht.
    Höchste Zeit für eine starke direkte Demokratie!



  2. eupraxie
    26. Juni 2024 21:02

    Ich stimme völlig mit Ihnen überein, dass die Nichtauflösung dieser Regierung 3 Monate vor der festgelegten Wahl der Akt eines Staatsmannes war. Deswegen, weil die Auswirkungen eines ungezügelten Parlaments noch in Generationen nachwirken.
    In der aktuellen Sezession ist ein Artikel von Erik Lehnert enthalten, der genau auch das thematisiert.
    Schlagend wird hier eine Besonnenheit, eine Kardinaltugend nach Platon im Unterschied zu Impulsivität, die zu Kurzschlusshandlungen verleitet. Es geht um die zeitliche Distanz zwischen Reiz und Reaktion, die Tiere nicht machen können und die es dem Menschen ermöglicht, dem ersten Impuls nicht nachzugeben.

    Vielleicht ist diese Besonnenheit ein oder der wesentliche Baustein einer zukünftigen seriösen Regierung.



    • Si Tacuissem
      11. Juli 2024 22:12

      Ist es jene Besonnenheit, die für einen Richter aus einer Notwehrüberschreitung, einem Totschlag einen Mord machen kann?



  3. ET IN ARCADIA EGO
    26. Juni 2024 06:45

    Zum letzten Satz:
    Dann müssen Sie die FPÖ wählen, denn weder bei ÖVP noch bei SPÖ, als relevante Parteien, würde ich etwas ausschließen und seien es noch so große Dummheiten und Blödheiten.






--> --> Zwischen Lügenpresse und Fake News: Eine Analyse Buch bei Amazon orf-watch.at Schafft die Politik ab Europa 2030 Börsen-Kurier (Bezahlte Anzeige) Academia kathtreff.org