Es ist in einem freiheitlichen Rechtsstaat irritierend genug, wenn ein Bürger ausschließlich wegen Holocaustleugnung über 13 Jahre inhaftiert ist, zumal er der wohl einzige Häftling des Landes ist, der bloß wegen Meinungsdelikten im berüchtigten Stein einsitzt. Noch irritierender ist es, wenn der Betreffende nach seiner jüngsten (inzwischen sechsten) Verurteilung wegen Leugnung des Holocaust – mit deren Rechtskraft wohl auf Nimmerwiedersehen – in den Maßnahmenvollzug gerät. Und dies, obwohl ihm von keiner Seite Gefährlichkeit beschieden wird.
Merkel und Konsorten: Nur Schlafwandler der Weltpolitik?
Hermann Broch (1886-1951) übertrug den Begriff "Die Schlafwandler" (1930/32) auf eine Epoche des politischen Zerfalls (1888-1918). Die Reaktionen der handelnden Subjekte auf diesen Sinn- und Werteverlust sind: rückwärts gewandte romantisch-nostalgische Verleugnung der Wirklichkeit, gefolgt von Orientierungslosigkeit zwischen Wertesystemen, und abschließend eine sachlich-zynische Unterordnung aller Wertesysteme unter die Maxime des kommerziellen Profits (Merkels Verdrusswort "alternativlos"). weiterlesen
Politischer Anstand oder Chuzpe
Die aktuelle Debatte um sexuelle Belästigung oder etwa auch die Diskussion um Gaffer, die bei Unfällen die Arbeit der Rettungskräfte behindern, zeigt, dass uns eine Qualität, die man einmal Anstand nannte, zunehmend abhanden gekommen ist. Das soll jetzt kein Lamento unter dem Motto, dass "früher alles besser war" war, sein. Und auch der Verfall der Sitten wird nicht erst seit gestern beklagt. Aber haben nicht allzu viele in unserer Gesellschaft das Gefühl dafür verloren, was "man einfach nicht tut, was sich nicht gehört?". Hilflos gegenüber einem ungehobelten Zeitgeist wird deshalb der Ruf nach dem Strafrecht laut, weil für viele heute gilt, dass alles "geht", solange es nicht explizit gesetzlich geregelt ist.