Viele Synoden in kurzer Zeit: die permanente Revolution

Die vatikanische Sondersynode zu Amazonien brachte zunächst einmal nicht die Umwälzungen, die die Revolutionäre von langer Hand vorbereitet hatten. In der lateinischen Kirche gibt es keine weiteren Ausnahmen von der Zölibatsverpflichtung. Die Diakonenweihe von Frauen gibt es auch nicht. Ein offenes Schisma soll vermieden werden, weil die Revolution die ganze Kirche in eine NGO umwandeln will. Der Glaubensabfall geht aber weiter. (Mit einem konkreten Vorschlag).

Zuerst ein kurzer Rückblick: Die Bischofssynode zu Amazonien wurde schon zur Zeit des Amtsantritts von Jorge Bergoglio geplant. Hinter dem skandalösen Rücktritt von Papst Benedikt und der Wahl von Papst Franziskus steckte die subversive Arbeit der "St.-Gallen-Mafia". Dieser Geheimzirkel mit Treffpunkt im schweizerischen St. Gallen hatte nach Medienberichten seit 1996 gegen die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. gewirkt.

Am 13. März 2013 traten nach der Wahl von Papst Franziskus unter anderem auch der mittlerweile verstorbene Kardinal Godfried Danneels, emeritierter Erzbischof von Brüssel-Mecheln, und Kardinal Cláudio Hummes, emeritierter Erzbischof von São Paulo, mit dem Neugewählten auf die Loggia des Petersdoms. Das war kein gutes Omen: Ersterer hatte die belgische Kirche an den Rand der völligen Vernichtung geführt und die Entchristlichung Belgiens betrieben. Seinen freimütigen Erzählungen anlässlich der Präsentation seiner Autobiographie verdankt die Öffentlichkeit überhaupt erst die Kenntnis der Existenz der St.-Gallen-Gruppe. Letzterer war Protagonist des Plans für die Amazoniensynode, die sowohl klassisch befreiungstheologische und naturromantische Ideen in die Kirche einpflanzen, als auch am priesterlichen Zölibat in der Westkirche rütteln und den Weg für einen Frauendiakonat (oder mehr) freimachen sollte.

Unter Papst Franziskus sind Synoden eine beliebte Beschäftigung: Im Jahr 2014 wurde die außerordentliche Synode zum Thema Familie und Familienseelsorge abgehalten. Im darauffolgenden Jahr folgte dann die ordentliche Synode zum selben Thema. Zu diesem Zeitpunkt waren die Oppositionellen identifiziert und von weiteren Eingriffsmöglichkeiten ausgeschlossen. Die einschlägige Apostolische Exhortation, also die "apostolische Ermahnung" im Gefolge der Synode, wurde 2016 von Papst Franziskus promulgiert (Amoris laetitia). In einem endlosen Wortwust wurden revolutionäre Punkte eingebaut, nämlich das Kapitel 8 und die berüchtigte Fußnote 351, die seitdem schwere Verwirrungen in der Kirche anrichteten.

Im Jahr 2018 wurde eine weitere Synode, eine ordentliche, abgehalten. Diesmal ging es um Jugendseelsorge und Berufungspastoral. Die Umsetzung der postsynodalen Exhortation Christus vivit vom Folgejahr würde jede inhaltlich bestimmte katholische Jugendarbeit vernichten (wenn das im deutschen Sprachraum noch möglich wäre). Übrigens gibt es die Meinung, dass das eigentliche Ziel der Jugendsynode die kirchliche Akzeptanz der Homosexualität gewesen sei. Da sich das doch als unmöglich erwiesen habe, blieb es bei zeitgeistigen Gemeinplätzen. Nun, diese sind schlimm genug.

Und im vergangenen Oktober wurde eben die Sondersynode zu Amazonien durchgeführt. Die Sitzungsregie folgte dem bewährten sowjetischen Muster (strikte Konformität unter den Teilnehmern, Intransparenz der Sitzungsverläufe, vorfabrizierte Ergebnisse, hypnotisierende Pressekonferenzen).

Trotzkis "permanente Revolution" wurde nun auch von den Hierarchen der Kirche als lohnende Vorgangsweise entdeckt.

Die Götzen des Amazonas im Vatikan

Der Amazoniensynode wurde ein hochproblematisches Arbeitsdokument (Instrumentum laboris) vorausgeschickt. Widerspruch seitens derer, die es besser wissen müssten, war rar.

Vor dem Synodenbeginn wurde in den Vatikanischen Gärten ein skandalöses Ritual durchgeführt, bei dem hölzerne Götzen, genannt "Pachamamas", Repräsentationen der heidnischen Erdgöttin, angebetet wurden. Die Allgegenwart der Pachamamas bei der Synode, ihre Einbringung in den Petersdom per Prozession und die erwiesene Reverenz konstituierten einen Akt des Glaubensabfalls, eine gar nicht mehr so schleichende Apostasie unter den kirchlichen Hierarchien.

Bezeichnenderweise löste die Entfernung einiger Götzenfiguren aus der Kirche Santa Maria in Traspontina und deren Entsorgung im Tiber durch den Wiener katholischen Aktivisten Alexander Tschugguel und seinen Kompagnon ein innerkirchliches Erdbeben aus. In der neopaganen Kirche war man empört. Auch der Wiener Erzbischof fühlte sich genötigt, seinen Kommentar dazu abzugeben. Die "übliche Suderei", um einen ehemaligen Politiker zu zitieren.

Wabernder Wortwust aus dem Vatikan – Tarnen und Täuschen

Das Schlussdokument, das die Synodenväter am 26. Oktober an den Papst richteten, ist nicht als katholisch erkennbar. Es enthält nicht die Wörter "Dreifaltigkeit", "Himmel" und "Hölle". "Sünde" wird nie genauer spezifiziert außer als "ökologische Sünde". Die Natur wird als Person und mit "Rechten" versehen betrachtet, das westliche Wirtschaftsmodell wird als Ursache aller Übel betrachtet, der Klimawandel ist natürlich "menschengemacht". Die Tendenz ist heidnisch und pantheistisch, die Indio-Kultur wird glorifiziert, wobei die dortigen Praktiken im Sexual- und Familienleben, einschließlich der Tötung neugeborener Kinder, natürlich nicht problematisiert werden.

Wenn die Synodenväter also ohnehin keine katholische Missionierung des Amazonasgebietes anstreben, die diesen Namen verdient, und wenn Bischof Kräutler mit revolutionärem Stolz darauf hinwies, dass er noch nie einen Indio getauft habe, nun, dann braucht man eh keine Bischöfe und Priester in der Region.

Dennoch werden verheiratete Priester, Laiengemeindeleiter und weibliche Diakone gefordert.

Aber warum eigentlich? Eine revolutionäre Agenda braucht eben keine Logik.

Am 12. Februar erfolgte die Promulgation der postsynodalen Exhortation Querida Amazonia. Auf den ersten Blick betrachtet ist sie eine kalte Dusche für diejenigen, die von der Idee der viri probati und der Frauenweihe besessen sind. Die Leiterin des Linzer Pastoralamtes (einer sinnlosen Institution) und ihr Bischof beschwerten sich bitter, dass die Exhortation nun diese Türe nicht geöffnet hat. Auch die anderen üblichen Verdächtigen äußerten sich enttäuscht. Und manche werden ehrlich enttäuscht sein.

Aber manch andere sind vermutlich gute Schauspieler und wissen genau, dass die Türe nicht geschlossen ist. So äußert sich der katholische Philosoph Timothy Gordon auf der traditionsorientierten katholischen Netzseite Onepeterfive.com. Er meint, dass die Regie von Papst Franziskus bei weitem raffinierter ist, als es auf den ersten Blick aussieht.

Und das ist wohl der Fall: Die Exhortation wird nach Gordon einige Bischofskonferenzen dazu veranlassen, revolutionäre Änderungen einzuführen. Der Papst regt das im Paragraph 3 immerhin selbst an. (Dort befindet sich ein Hinweis auf das Synodenschlussdokument vom 26.10. mit dessen §111, wo ausdrücklich ein verheiratetes Priestertum angeregt wird: "In Anbetracht dessen, dass die legitime Vielfalt der Gemeinschaft und Einheit der Kirche keinen Schaden zufügt, sondern sie vielmehr zum Ausdruck bringt und ihr dient […], wie die Vielzahl von Riten und die verschiedenartigen Ordnungen bezeugen, schlagen wir vor, dass die zuständige Autorität […] solche Kriterien und Ausführungsbestimmungen festlegt, nach denen geeignete und in der Gemeinde anerkannte Männer zu Priestern geweiht werden können. Diese sollten das Amt des ständigen Diakons wirksam wahrgenommen und eine angemessene Ausbildung zum Priesteramt erhalten haben, aber auch mit ihrer legitimen, stabilen Familie zusammenleben.")

In den Paragraphen 89 und 92 werden verdeckte und unspezifische Anspielungen auf Führungsaufgaben und Sakramentenspendung durch Laien gemacht. (Paragraph 89: "Die Laien können das Wort verkünden, unterrichten, ihre Gemeinschaften organisieren, einige [welche?] Sakramente feiern, verschiedene Ausdrucksformen für die Volksfrömmigkeit entwickeln und die vielfältigen Gaben, die der Geist über sie ausgießt, entfalten."; Paragraph 92: "Priester werden benötigt, dies schließt aber nicht aus, dass für gewöhnlich die ständigen Diakone – die im Amazonasgebiet noch viel mehr sein sollten –, die Ordensfrauen und die Laien selbst wichtige Verantwortung für das Wachstum der Gemeinschaften übernehmen…")

Der rechtgläubig und traditionell klingende Paragraph 101 wird in dem ganzen Wortwust vermutlich auf lange Sicht keine Wirkung entfalten. ("Jesus Christus zeigt sich als der Bräutigam der Eucharistie feiernden Gemeinschaft in der Gestalt eines Mannes, der ihr vorsteht als Zeichen des einen Priesters. Dieser Dialog zwischen Bräutigam und Braut, der sich in der Anbetung vollzieht und die Gemeinschaft heiligt, sollte nicht auf einseitige Fragestellungen hinsichtlich der Macht in der Kirche verengt werden. Denn der Herr wollte seine Macht und seine Liebe in zwei menschlichen Gesichtern kundtun: das seines göttlichen menschgewordenen Sohnes und das eines weiblichen Geschöpfes, Maria. Die Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben …")

Damit ließ Franziskus das Tor für weitere – völlig fruchtlose – Diskussionen und offiziös durchgeführte revolutionärerSchritte offen. Der neuernannte Kardinal Michael Czerny aus dem Jesuitenorden (der sich seit 1965 vom Glauben der Kirche entfernt hat und sich moralisch und personell im freien Fall befindet) sagte, dass die Synode "Teil eines Prozesses" und "Teil einer Reise" sei. Das unwürdige Tarnen und Täuschen geht also weiter.

Die pantheistische Tendenz der Exhortation, die blumigen "Träume" des Papstes, die läppischen Gedichte von linksradikalen Poeten und die Betonung der Ökologie zuungunsten des Glaubens zeigen auch wohin: Die Kirche soll sich in die Ziele der UNO und einer allfälligen Weltregierung einfügen. Sustainable-Development-Guru Jeffrey Sachs geht mittlerweile im Vatikan aus und ein.

Es ist keine Frage, dass die maßgeblichen Teile der Hierarchie ihre Sendung verraten haben und vom Glauben apostasiert sind. Das geht natürlich auch zu Lasten der Gläubigen.

Resümee

Warum sind diese binnenkirchlichen Vorgänge für ein säkulares Internettagebuch von Interesse? Weil diese Vorgänge eben auch die weltlichen Bereiche betreffen. Die Politik von Papst Franziskus richtet sich ausdrücklich gegen den "Souveränismus". Er bedient die Rhetorik der Globalisten zu Lasten der souveränen Staaten. Im gegenständlichen Fall hat etwa Bischof Kräutler gegen den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gehetzt. Dieser steht im Schussfeld internationalistischer Kreise, die das Amazonasgebiet internationalisieren will (siehe dazu hier). Im Klartext heißt das, dass sich demokratisch nicht legitimierte Eliten vermeintlich bedrohte Gebiete unter dem Vorwand von deren Schutz aneignen wollen. Was beim Amazonas beginnt, kann bei den Alpen oder im Donauraum enden.

Da die Franziskus-Kirche die nationalen Grenzen de facto ablehnt, wird sie die Massenimmigration nach Europa begünstigen.

Die Vorgänge auf der Synode betreffen insofern auch den weltlichen Bereich, weil sie, wie oben ausgeführt, bezüglich des Prozedere ein sehr schlechtes Vorbild für die Politik abgeben: Versteckte Agenden, diktatorischer Regierungsstil und Unaufrichtigkeit eines Papstes und seiner Mitarbeiter werden wohlmeinenden Staatenlenkern kein Vorbild sein können, schlechte werden sie in ihrem Tun ermutigen.

Die moralische Autorität dieses Pontifikats ist längst verspielt. Franziskus soll endlich abdanken.

Für den nächsten Papst eine kleine Anregung:

Ein Vorschlag zur Güte

Ich schlage vor, im Anschluss an die Synode zum Amazonasbecken nun eine Synode zum Innviertel durchzuführen. Denn erstens gibt es dort auch einen Fluss, an dessen Ufern Indigene wohnen und der ein reiches Biom mit vielen Arten von Vögeln, Bäumen und Mikroben belebt – Flüsse, Tiere und Pflanzen sind ja heutzutage ein wichtiges Kriterium für synodale Prozesse und blumige Verlautbarungen.

Zweitens werden diese Indigenen in ihrem Wohlbefinden, ja in ihrer Existenz, durch große Massen an Kolonisatoren beeinträchtigt, sodass sie ihre indigenen Gewohn- und Weisheiten nicht mehr in vollem Umfang praktizieren können.

Drittens haben die dort zuständigen kirchlichen Autoritäten (die aber nicht am Inn, sondern an der fernen Donau residieren) die Indigenen in ihrem Überlebenskampf nicht nur nicht unterstützt, sondern ihnen durch jahrzehntelange Indoktrination jegliches indigene Selbstbewusstsein weggenommen und den katholischen Glauben zerstört, sodass die Indigenen gleichsam bloßfüßig durchs Leben gehen müssen. Das Innbecken mit seinen Zuflüssen ist daher zum Missionsgebiet geworden.

Viertens ist in Marktl am Inn, das vom Innviertel aus gesehen auf der anderen Seite des Inns liegt – auch dort leben Indigene, aber andere –, der doch nicht ganz zurückgetretene Papst Benedikt geboren, der dadurch eine willkommene Möglichkeit erhielte, sich zu vitalen Fragen zu äußern. Viele Leute würden sich dafür interessieren. Und fünftens stammen meine namensgebenden Vorfahren von dort. Ich bin also möglicherweise nicht ganz unbefangen.

Die Synode wolle dann beschließen, dass glaubensfeste Missionare aus Afrika und Asien die von den Linzern verursachten Verwüstungen der letzten fünfzig Jahre kompensieren mögen.

Das Pastoralamt werde aufgelöst, sodass sich dessen Leiterin endlich sinnvollen Dingen zuwenden kann.

Das wäre ein vielversprechendes Modell für die Zukunft.

Wolfram Schrems, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro Lifer

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