Wie sich die Spuren gleichen: Von der Waldheim-Kampagne bis Ibiza

 

Nach einer der vielen lebensnahen Erkenntnisse der alten Römer sagt man bei Verstößen gegen Recht und Moral im Strafrecht: Der Täter ist in der Gruppe jener Personen zu suchen, die einen Vorteil von der Tat haben.

Bundespräsidentenwahl 1986. Die SPÖ lief Gefahr, erstmals seit Kriegsende 1945 die "Hofburg" zu verlieren. Es begann die weltweite Kampagne gegen Kurt Waldheim, der immerhin zehn Jahre lang Generalsekretär der UNO gewesen war, nachdem alle bedeutenden Geheimdienste der Welt sein Vorleben abgeklopft hatten.

Dessen ungeachtet wurden alle Wahlkampfwochen hindurch "Enthüllungen" angekündigt. In der Woche vor dem Wahltag war es so weit: Der deutsche "Spiegel" veröffentlichte ein belastendes Dokument, das der kleine Leutnant Waldheim 1945 unterschrieben haben soll. Wer bei der Erwähnung des "Spiegel" Assoziationen zum Thema Ibiza bekommt, hat keine hochsommerlichen Halluzinationen, sondern recht.

Gewählt wurde Kurt Waldheim. Die Österreicher hatten rasch gemerkt, dass nicht Waldheim ein "Täter" war, sondern dass sich die Täter unter jenen Personen fanden, die sich im Inland, wo die Kampagne ihren Ausgang genommen hatte, einen Vorteil von der "Enthüllung" versprochen hatten.

Übrigens fanden deutsche Spezialisten später heraus, dass die Schreibmaschine, auf der das angebliche Dokument entstanden war, erst nach dem Krieg erzeugt wurde. Ein kroatischer Historiker war für diese Fälschung bestochen worden. Grauslich. Widerlich. Schamlos.

Die internationale Linke zog auch in der Folge eine Dreckspur hinter Waldheim her. Als die USA im Jänner 1991 "ihren" unappetitlichen Golfkrieg begannen, holte Waldheim persönlich über 250 Österreicher aus dem Krisengebiet. Die "Süddeutsche Zeitung" nannte die Aktion einen "Schurkenstreich". Von der Anstandsfrage abgesehen, ob man den demokratisch gewählten Präsidenten eines befreundeten Nachbarstaates einen "Schurken" nennt, besitzt die diametral andere Meinung der geretteten Österreicher ein diametral anderes menschliches Gewicht.

Nebenbei wurden die SZ-Agitatoren international rasch blamiert: Eine Woche darauf holte nämlich der Vizepräsident der kriegführenden Vereinigten Staaten amerikanische Staatsbürger nach Hause! Wer bei der Erwähnung der "Süddeutschen Zeitung" Assoziationen zum Thema Ibiza bekommt, hat keine hochsommerlichen Halluzinationen, sondern recht.

Nach sechs Jahren Regierung Schüssel stand vor der Nationalratswahl 2006 die Entscheidung auf des Messers Schneide. Da veröffentlichte eine Art Tageszeitung mit Namen "Österreich" einen Bericht über eine ausländische Pflegerin, die angeblich in illegaler Weise die Mutter Wolfgang Schüssels betreute. Mit diesem Untergriff wurde die Glaubwürdigkeit des amtierenden Kanzlers entscheidend beschädigt.

Natürlich war kein Wort daran wahr, und das gleichzeitig abgedruckte Bild der "Pflegerin" in einem amtlich wirkenden Raum mit mehreren Personen war gestellt. Ein "Fake", sagt man heute. Grauslich. Widerlich. Schamlos.

Wem nützte diese mediale Ungeheuerlichkeit? Die Annalen geben Auskunft: Die SPÖ wurde stimmenstärkste Partei.

Trotz skandalöser ORF-Unterstützung abgestraft wurden hingegen die Machinationen des rundum gescheiterten SPÖ-Bundeskanzlers Kern und seines Beraters Silberstein mit den getürkten Internetseiten bei der Nationalratswahl 2017.

Heuer sollte eine Gesetzeslücke in der Schweiz ausgenützt werden, um in angekündigten zwölf Raten wieder eine Kampagne gegen Sebastian Kurz durchzuziehen. Zum Künstlerpech der vereinigten Linken entlarvte sich 2019 der heran gezoomte Schweizer Käse durch seinen Gestank rasch von selbst. Man musste also seine Wurfgeschosse von einem anderen politischen Misthaufen beziehen.

Man weiß heute, dass die Produktion des Ibiza-Videos 2017 schon in der Planungsphase in linke Verzweigungen reicht, und man weiß, dass es die aus der Waldheim-Kampagne bekannten Medien "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" waren, die einzelne Szenen daraus an die Öffentlichkeit brachten.

Es genügt die Intelligenz eines Haushuhns zur Erkenntnis, dass die ÖVP weder an der Ibiza-Inszenierung noch an deren Auffliegen interessiert oder gar beteiligt war. Trotzdem versuchte man, Sebastian Kurz mit der Ibiza-Lüge ‒ wie Schüssel 2006 mit der Pflege-Lüge ‒ nachhaltig schädigen zu können.

Nach der Klagedrohung der ÖVP ist der Ibiza-Vorwurf blitzartig verschwunden, weil jeder dieser Heckenschützen von seiner Prozessniederlage überzeugt war. Das heißt: Es hat jeder von ihnen gewusst, dass er Unwahrheiten behauptet hat! Grauslich. Widerlich. Schamlos.

Die Wähler verstehen jetzt jedenfalls, warum gegen den ausdrücklichen Wunsch des Bundespräsidenten der späte Wahltag 29. September durchgedrückt wurde. Die Hilfstruppen sollten möglichst lange Gelegenheit zur Betätigung der politischen Dreckschleuder bekommen.

Das Risiko dabei kennt der Volksmund: Wer andern eine Jauche-Grube gräbt, fällt mitunter selbst hinein. Aber welcher Täter lernt schon aus der Geschichte.

Willi Sauberer, Schüler Hugo Portischs, war Mitarbeiter der ÖVP-Politiker Gorbach, Klaus und Withalm und von 1971 bis 1994 Chefredakteur einer kleinen Salzburger Tageszeitung. Der katholische Journalist publiziert zu zeitgeschichtlichen, lokalgeschichtlichen und volkskulturellen Themen.

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