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Gegen Kenneth Rogoffs Vorstellungen verblassen selbst George Orwells Dystopien

Der Harvard-Professor und ehemalige Chefökonom des IWF, Kenneth Rogoff, hat sich in den letzten Jahren als scharfer Gegner des Bargeldes profiliert. In einem neuen Buch erläutert er die Gründe dafür, sowie die technischen Möglichkeiten, die von ihm präferierte bargeldlose Welt zu verwirklichen.

Er stützt seine Überlegungen auf zwei zentrale Thesen: Zum einen diene das Bargeld – und in Sonderheit die großen Scheine – primär der Steuerhinterziehung und der organisierten Kriminalität. Und zum anderen hindere die Verfügbarkeit baren Geldes die Zentralbanken daran, den Leitzins deutlich unter die Nulllinie zu treiben, was die Möglichkeiten der Geldpolitik limitiere. Dass der Staat über die von ihm beherrschte Zentralbank, absolute Macht über Geldmenge und Zins haben muss, steht für Rogoff außerhalb jeder Diskussion. Dass sowohl Zentralbanken, als auch Negativzinsen mit einer (von allen Adjektiven freien) Marktwirtschaft unvereinbar sind, ficht ihn deshalb nicht an, weil er – wie alle Aktivisten des politisch-monetären Komplexes – ein glühender Befürworter einer gelenkten Kommandowirtschaft ist.

Dass er – als Bewunderer des linken französischen Ökonomen Thomas Piketti („Das Kapital im 21. Jahrhundert“) und des deutschen Obskurantisten Silvio Gesell – den von Karl Marx erfundenen Begriff „Ausbeutung“ in seiner Argumentation verwendet, kann daher kaum überraschen. In einer Schrift, die sich wissenschaftlich gibt, hat eine derartige Wertung indes nichts verloren.

Rogoff zeigt keinerlei Interesse für die Anliegen privater (Wirtschafts-)Akteure. Alle Überlegungen des Autors sind vielmehr darauf gerichtet, einer (möglichst zentralistisch organisierten) Bürokratie alle nur möglichen Mittel zur Global- und Feinsteuerung sämtlicher Wirtschaftsabläufe zu verschaffen. Die totale Kontrolle über das Geldwesen ist hierfür ein ganz wesentlicher Aspekt.

Die geradezu obsessiv erscheinende Leidenschaft, mit der Rogoff immer wieder die „dunkle Seite des Geldes“ als Mittel zur Verwirklichung krimineller Machenschaften ins Zentrum seiner Überlegungen rückt, klingt überdeutlich nach „Haltet den Dieb!“ Denn dass es ja die Regierungen sind, die in nahezu allen von Rogoff beschworenen Beispielen ihre Hand an der Wiege der organisierten Kriminalität haben (sei es durch eine erratische Sicherheits- und Drogenpolitik, durch Steuern in konfiskatorischem Ausmaß, durch kontraproduktive Lenkungsmaßnahmen, wie die Einführung von Mindestlöhnen, etc.), wird von ihm mit keinem Wort erwähnt.

Alle Wirtschaftssubjekte unter Generalverdacht zu stellen, um damit eine Totalüberwachung des Bürgers zu begründen – und zwar durch die einzige Organisation, die über tödliche Zwangsgewalt verfügt und die selbst vor keinem Verbrechen zurückschreckt, kann schwerlich der Weisheit letzter Schluss sein. Es erscheint aberwitzig, ein seit Jahrtausenden erprobtes Tauschmittel allein deshalb eliminieren zu wollen, weil eine kleine Minderheit es zur Abwicklung dunkler Machenschaften missbraucht!

Wenn Rogoff Dostojewski mit dem Satz zitiert: „Geld ist geprägte Freiheit“, so ist dem uneingeschränkt zuzustimmen. In einer Welt ohne Bargeld ist der Mensch auf einen rechtslosen Sklaven im Dienste der Regierung reduziert. Wer kann das wollen.

Der Fluch des Geldes
Kenneth S. Rogoff
Finanzbuchverlag 2016
350 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-89879-966-9
24,99,- Euro

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Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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