Um 25,5 Prozent verdienten Frauen angeblich weniger als Männer, meinen die „Business and Professional Women“ (BPW). Ihre einzige Quelle, den Einkommensbericht des Rechnungshofes, interpretieren sie dabei aber eher großzügig als wissenschaftlich.
Die „Lücke“ ergibt sich, wenn man etwa das Medianeinkommen aller weiblichen Akademiker (37.389 Euro) dem aller männlichen Akademiker gegenüberstellt (51.500 Euro). Damit vergleicht man aber Sozialpädagoginnen mit Erdöltechnikern. Denn laut Eurostat wählen Frauen vor allem „soziale“ (und eher schlecht bezahlte) Fächer, Männer eher „technische“ (und hoch entlohnte). So beträgt der Frauenanteil bei Philologen 76 Prozent, bei Wirtschaftsingenieuren aber nur 9. Kunstgeschichte studieren zu 88 Prozent Frauen, Maschinenbau nur 8.
Besonders groß der Unterschied bei Facharbeitern: Auf den ersten Blick bekommen Frauen nur die Hälfte (14.532 Euro). Die Differenz ergibt sich aber aus der Art des Facharbeiters: Weibliche sind vor allem Schneider (Anfangsgehalt laut Kollektivvertrag 1.188 Euro) oder Friseure (1.228 Euro), oft dazu in Teilzeit. Männer sind Kfz-Mechaniker oder Schlosser (1.961 Euro, 65 Prozent mehr). Frauen bevorzugen Tätigkeiten in geschützten Innenräumen. Männern werken in kalten, zugigen Produktionshallen. Dort wird „produziert“ – die Wertschöpfung ist doppelt so hoch wie bei (einfachen) Dienstleistungen.? Fragen Sie eine junge Frau, ob sie lieber für 2.800 Euro im Monat schweißen oder für die Hälfte in einer beheizten Boutique Kleider verkaufen möchte.
Weniger ehrgeizig?
In den Forschungs- und Entwicklungsbereich drängen nur 21 Prozent Frauen, aber viermal so viele Männer (79 Prozent). Einzig im „Non Profit“-Bereich forschen fünfmal (!) so viele Frauen wie Männer.
Männer leisten mehr Arbeitsstunden. Bricht man den Jahresverdienst auf die einzelne Stunde herunter, schmilzt der Nachteil alleine hier von 25,5 Prozent auf 17,6 Prozent. Frauen sind aber nicht weniger ehrgeizig, im Gegenteil. Viele Mütter freuen sich, neben Haushalt und Familie einen Teilzeitjob zu haben. Wenn er auch nicht die Top-Karriere verspricht, er garantiert Einkommen und soziale Kontakte. Pro Stunde verdienen Frauen hier pro Stunde sogar um zehn Prozent mehr als Männer.
Mütter arbeiten kürzer
Kinder unterbrechen die Karriere vieler Frauen, Frauen sind kürzer berufstätig als Männer, sammeln im Betrieb weniger Erfahrungen. Von 55-59 sind 61 Prozent der Männer berufstätig, aber nur mehr 35 Prozent der Frauen.?Den Nachteil durch Kinder gleichen einerseits Sozialleistungen aus. Andererseits das Mutterglück und damit eine längere Lebenserwartung – was schwer quantifizierbar, jedoch zu erwähnen ist.
Den leichten Weg?
Schon 2001 führte das IHS (Leitner) die „schlechteren Einkommenschancen für Frauen“ auf die „Beharrlichkeit bei der Wahl von Frauen-Berufen“ zurück. Aber selbst innerhalb eines Fachbereiches gehen Frauen andere Wege: Männliche Betriebswirte entscheiden sich im Bereich „Sales“ eher für die „raue Front“: den Verkauf. Betriebswirtinnen hingegen für ruhigere Bereiche wie Marketing und PR – damit aber auch für schlechter bezahlte Positionen. ?„Ungerecht“ ist angeblich der hohe Unterschied beim Beruf der „Rechtsberater“. Männer verdienen mit 67.339 Euro etwa 1,7-mal so viel wie Frauen (40.627 Euro).
Was der Bericht nicht sagt: Viele weibliche Rechtsberater arbeiten bei NGOs. Sie haben oft besser bezahlte Stellen in der Privatwirtschaft aufgegeben, um eine „sinnvollere Arbeit“ zu leisten. ?Männer fühlen sich oft gezwungen, für ihre Familien möglichst viel Geld zu verdienen. Für ihre Karriere nehmen sie mehr Stress und Arbeitsstunden in Kauf als Frauen und sie legen weniger Wert auf den Sinn ihrer Tätigkeit. Dafür sterben sie um sieben Jahre früher als Frauen.
Um die Jahreseinkommen von Frauen zu erhöhen, müsste man sie mit „Frauen-Höchstquoten von 50 Prozent“ aus sozialen Berufen hinaus und in technische hineindrängen. Aussichtslos, in beide Richtungen.?So ist etwa Deutschland trotz massiver Fördermaßnahmen seitens der EU meilenweit vom Ziel einer 20-prozentigen Männerquote bei Kindergärtnern entfernt – diese stagniert bei unter 3 Prozent. Also sind 97 Prozent (dieses Niedriglohnsektors) Frauen.
Mär: Gläserne Decke
Als Harald Schmidt in seiner Show am Weltfrauentag den Leiter seiner Big Band, Helmut Zerlett, fragte, ob er für die Frauenquote wäre, kam es wie aus dem Mund geschossen: „Aber, natürlich!“ Nicht einmal Harald Schmidt war aufgefallen, dass in Zerletts Band keine einzige Frau zu sehen war. Ja, dass niemand sich erinnern konnte, dort jemals eine Frau gesehen zu haben.
Gerne bringen Soziologen „Gläserne Decken“ ins Spiel, welche ehrgeizige Frauen vom Aufstieg in Männerdomänen abhalten würden. Abgesehen davon, dass Frauen im „Human Resources“- und im „Non Profit“-Bereich sehr wohl die Mehrheit erlangten, gibt es in der Privatwirtschaft schlicht zu wenige ehrgeizige Frauen.? Zu Betriebsleitern oder Bauleitern, zu Fertigungschefs und Forschungsdirektoren werden nur Ingenieure befördert. Gibt es Ingenieurinnen weder am Markt noch in der Firma, kommen Männer zum Zug.
Horx: Männlicher Lebensstil
Für Zukunftsforscher Matthias Horx haben es Frauen schwerer, an die Spitze zu kommen, weil sie dafür einen männlichen Lebensstil annehmen müssten: Viele Überstunden, Arbeit an Wochenenden, Vernachlässigung der Familie. Das tun sich Frauen einfach nicht an – zu Recht. ?Für Horx liegt die Lösung deshalb in Skandinavien. Dort hätten Kinder und Familie einen höheren Stellenwert als in Mitteleuropa. Jenen Manager, der nach 17 Uhr noch in der Firma säße, würde man nicht bewundern, sondern besorgt fragen, warum er seine Familie vernachlässige.?
Linker Mainstream
In Österreich blickt die „Konstruktion“ vermeintlicher Ungerechtigkeiten auf eine lange Tradition. Kein Wunder, dass Unterstützer der „Business and Professional Women“ durch die Nationalrats-Präsidentin Barbara Prammer (SPÖ), Frauenministerin Heinisch-Hosek (SPÖ), Arbeiterkammer (SPÖ), ÖGB (SPÖ) und ORF (SPÖ) hier ins selbe Horn stoßen.? Wer durch oberflächliche Konstruktionen eine „Verschwörung“ alt eingesessener Männerklüngel erdichtet, genießt allein aus Tradition die Gunst des Mainstreams – steht aber auf wissenschaftlich dünnem Eis.
Wer so oberflächlich arbeitet wie die Business Women, verdient es, um 25,5 Prozent weniger zu verdienen. Aber nicht weil „er“ eine Frau ist, sondern weil „er“ schlampig arbeitet.
Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. In seinem aktuellen Buch „Die Gemeinwohl-Falle“ stellt er sich gegen den „linken Mainstream“, kritisiert AK, Christian Felber und Caritas.