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Noch einmal Votivkirche – Beobachtungen und Fragen zu einem Fanal unserer Zeit

Die „Flüchtlinge“ in der Votivkirche kündigten letztens zum wiederholten Male an, sie würden ihren „Hungerstreik“ unterbrechen. Sehr interessant. Wir haben ohnehin schon ein wenig den Überblick verloren. Die Aufmerksamkeit an der Erpressungsaktion hatte aber offensichtlich nachgelassen, darum musste es mittels Pressekonferenzen, Aussendungen und Demonstrationen immer wieder hochgeköchelt werden.

Die Demonstration am Samstag, 16. Februar, vor dem Parlament, erbrachte das übliche Bild: Rote Fahnen, kommunistische Symbole und Sprüche, gesprayte Transparente, utopische Forderungen, schwarzgekleidete Demonstranten und viel Polizei, deren Kräfte wieder einmal von einer friedlichen Demonstration gebunden wurden. Also wie immer. Wir nehmen auch an, dass die Demonstranten und die Polizisten im Großen und Ganzen alte Bekannte sind.

Wie kann es sein, dass der österreichischen Gesellschaft, dem Staat und vor allem der Kirche eine schändliche Kirchenbesetzung – ein Novum in der österreichischen Demonstrationsunkultur, eine bislang für unmöglich gehaltene Grenzüberschreitung – einschließlich einer bestens koordinierten und inhaltlich gleichgeschalteten Medienkampagne aufgezwungen wird?

Wenn man das Gesamtphänomen Kirchenbesetzung und Medienkampagne aufmerksam betrachtet, ergeben sich einige Fragen:

Wer sind die „Flüchtlinge“?

Sind die „Flüchtlinge“ in der Votivkirche, bzw. wenn sie sich gerade dort aufhalten und nicht gerade auf Tournee sind, wirklich Flüchtlinge in einem relevanten Sinn? Wir wissen es nicht. Wir kennen auch keine konkreten Fluchtgründe. Ein solcher wäre im Falle eines Pakistani zum Beispiel, dass er den Islam verläßt und sich taufen lässt. Im gegenständlichen Fall handelt es sich aber um Moslems. Es würde daher naheliegen, dass sie in einem islamischen Land um Asyl ansuchen. Wir wissen auch nicht, über wie viele sichere Drittstaaten sie gekommen sind.

Die genauen Umstände der „Flüchtlinge“ sind also sehr unklar, wenigstens für die Öffentlichkeit. Was jedoch klar ist, ist, dass diese „Flüchtlinge“ von einem Netzwerk unterstützt werden. Manche sagen offen, dass sie instrumentalisiert werden. Dem kritischen Beobachter scheint es nämlich völlig ausgeschlossen, dass einige Flüchtlinge, noch dazu aus verschiedenen Ländern, erstens einig auftreten und zweitens über solch eine beeindruckende Logistik verfügen.

Es wird immer wieder der „bayrische Anarchist“ Hans Georg Eberl als Drahtzieher genannt, der die Kirchenbesetzung angeleitet haben soll. Grüne Bezirksräte und einschlägige Rechtsanwälte gerieren sich bei den Pressekonferenzen als Wortführer. Unterstützer finden sich, wenn auch meist anonym, auf einschlägigen Webseiten wie www.no-racism.net, www.slp.at und http://refugeecampvienna.noblogs.org/ und natürlich im notorischen „Ernst Kirchweger-Haus (EKH)“ (http://www.med-user.net/~ekh/). Wenn man sich durch deren wirre Gedankenwelten durchgearbeitet hat, stellt sich die nächste Frage: Bezahlen diese Leute Internetauftritte, Telephonkosten und die anderen Spesen, einschließlich der Unterstützung der „Flüchtlinge“, aus eigener Tasche, also aus rein „idealistischen“ Gründen?

Das scheint angesichts der Szene und ihrer Usancen eher unrealistisch.

Wer steckt also hinter den Unterstützern?

Die Leitfrage, die zur Identität der Unterstützer führen soll, ist: Cui bono? Welche Interessen bedient die Kirchenbesetzung mit ihren Begleitaktionen? Das Motto der inflationären Demonstrationen ist laut Sprechchören, Transparenten und Interneteinträgen: „No border – no nation – stop deportation!“ Dem kann man entnehmen, dass es den Hintermännern also ganz offensichtlich nicht um „Asyl“ geht.

Denn Asyl setzt von der Sache her einen starken Staat voraus, der in der Lage ist, Flüchtlinge vor dem Zugriff seitens derjenigen zu schützen, vor denen die Asylanten geflohen sind. Dazu benötigt es verlässliche Grenzen. Die Forderung „no border“ widerspricht dem evidenterweise. „No nation“ ist ein Affront gegen das Gastland. Irgendwo einzumarschieren, ein Gotteshaus zu besetzen und der ansässigen Bevölkerung zu sagen, sie mögen sich doch bitte als Nation auflösen, ist gelinde gesagt ziemlich dreist.

Ist diese Aktion von höherer Stelle koordiniert?

Was den Beobachter stutzig macht, ist, dass die Drahtzieher der Aktion offensichtlich bekannt sind, es aber kein konsequentes Durchgreifen der Polizei trotz vieler Anzeigen gibt. Es wurde zwar von einigen Festnahmen berichtet, die Polizei darf sich jedoch im Wesentlichen als Putztruppe betätigen, wie bei der Räumung des Saustalls im Votivpark ersichtlich.

Es stellt sich daher die Frage: Stehen die „Flüchtlinge“ und ihre „Helfer“ also unter einem höheren Schutz? Dafür gäbe es Erfahrungswerte: Angesichts des Verhaltens der Polizei beim diesjährigen freiheitlichen „Akademikerball“ z.B. (und bei vielen anderen Gelegenheiten, bei denen gegen nicht-linke Personen und Gruppen demonstriert wird) muss man den Eindruck bekommen, dass auf politische Weisung hin linke Aktivisten, auch gewaltsame, eine gewisse Protektion genießen.

Wem ist „No border – no nation“ noch ein Anliegen?

Hat sich das glorreiche „Friedensprojekt“ namens „Europäische Union“ nicht die Aufhebung von Grenzen und Abschaffung von Nationen zu seinem Anliegen gemacht? Kann man also sagen, dass die No border-Aktivisten nicht nur im Ernst-Kirchweger-Haus, sondern auch in der EU-Kommission sitzen? Die EU hat eine personalstarke, aber in der Öffentlichkeit praktisch unbekannte „Grundrechteagentur“ in Wien plaziert (vormals „Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“). Was man dort den ganzen lieben langen Tag macht, weiß die Öffentlichkeit nicht. Lediglich einige Broschüren und Schülerkalender sind bekannt geworden, die unverhohlen Werbung für ein nicht- bzw. antichristliches und nationenloses Europa machen. Auch der Islam hat dort gemäß den genannten Druckwerken einen mächtigen Protektor.

Anzunehmen, dass diese oder eine andere Einrichtung der EU (es gibt ja nicht zu wenig davon) ihre schützende Hand über die „Anarchisten“ hält, die mithilfe islamischer „Flüchtlinge“ eine katholische Kirche schänden, würde Sinn machen. Alle drei Personengruppen stehen in radikaler Opposition zum Christentum. Die „Anarchos“ als – wissentliche oder unwissentliche – Helferlein der Mächtigen? Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Jedenfalls wäre das bonum aus Cui bono? auf alle drei anwendbar. Das wäre jedenfalls eine realistische Hypothese.

Eine mächtigere Protektion der „Aktionisten“ würde auch die Einhelligkeit der veröffentlichten Meinung zugunsten der Kirchenbesetzer erklären. Dass eine Frau Brickner im „Standard“ ihre eigenen Ergüsse wirklich glaubt, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen. Sogar im dortigen Online-Forum, das nicht gerade ein „rechtes“ Milieu abbildet, wird sie massiv kritisiert. Aber das System hat genug Mittel, seine Propagandisten zu bezahlen. Es muss jedenfalls nicht auf die Meinung des Volkes hören.

Das weitreichende Versagen der katholischen Amtsträger

Schließlich würde eine Einflussnahme von mächtigerer Seite auch das beschämende Verhalten der Kirchenleitung und ihre bereitwillige Kollaboration erklären. Andererseits benötigt es hier am wenigsten direkte Druckausübung, weil die „no border“-Indoktrination der Kirche in Österreich ohnehin flächendeckend ist. Zwar nicht im gläubigen Volk, aber im Apparat und bei den Bischöfen. So war Mitte Jänner im – übrigens geradezu schmerzhaft sinnlosen – „Radio Stephansdom“ tatsächlich zu hören, wie Weihbischof Franz Scharl bei einer Veranstaltung namens „Österreichische Pastoraltagung“ zum Thema „Migration und Integration“ allen Ernstes von einer „Weltinnenpolitik“ schwadronierte. Wo hat er das wieder her? Man glaubte, nicht recht zu hören, als der Weihbischof meinte: „Solange es keine Weltinnenpolitik gibt, wird die göttliche Menschenwürde von Asylanten durch die Asylgesetze der Nationalstaaten verletzt“ (oder Ähnliches, aus der Erinnerung zitiert).

Exzellenz fühlen sich nicht wohl? Oder ist der österreichische Episkopat Befehlsempfänger? Die Scharlsche Einlassung ist symptomatisch für die Geistespathologie der österreichischen Nationalkirche: Es gibt nur mehr politische und soziale Dogmen, alles andere, besonders das depositum fidei ist zweitrangig. Daher zur Klarstellung: Erstens ist die Herbeiführung einer – zwangsläufig ins Monströse mutierenden – „Weltinnenpolitik“ definitiv nicht Missionsauftrag der Kirche, zweitens verteidigt die Kirche das Recht von Staat und Nation als wesentliche Ordnungselemente der Menschheitsfamilie, drittens schließen sich – siehe oben – „Weltinnenpolitik“ und Asyl sachlich aus, weil es in einem Weltstaat keine Fluchtmöglichkeit, ergo kein Asyl mehr gibt und viertens tritt die Kirche zwar für eine Asylgewährung ein, aber nicht als einklagbares Recht und unter Berücksichtigung der beschränkten Kapazitäten im Gastland – und mit selbstverständlichen Forderungen an den Asylwerber. Das müsste ein Bischof eigentlich wissen.

Aber seitens der Bischöfe, der Caritas und der kirchlichen Verbände wird oft so getan, als gäbe es nur mehr eine einzige Sünde, nämlich die sogenannte „Ausländerfeindlichkeit“ und als wäre die Aufnahme von Fremden die einzige oder höchste Forderung des Evangeliums. Das ist natürlich eine Narretei. Im Neuen Testament finden sich naturgemäß keine diesbezüglichen Erklärungen. Denn dort ist nicht die Errichtung eines christlichen Staates, der eben Asyl garantieren könnte, als letztes Ziel christlichen Handelns genannt, sondern das ewige Leben. Zum ewigen Leben gelangt der Gläubige durch das Tun des evident Guten. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr Mir getan“, sagt Christus und darunter fällt – z. B. – auch die Aufnahme von Fremden (Mt 25, 34ff). Freilich ist das ein Appell an den Einzelnen. Nicht daraus ableitbar ist eine durch konfiskatorische Steuersätze finanzierte Asyl- und Migrationsindustrie, von der viele Leute gut leben. Auch nicht ableitbar ist die „Transformation“ einer Nation und Kultur durch schrankenlose Zuwanderung. Schon gar nicht die Etablierung antichristlicher Kulte und die Aufzehrung der christlichen Kultursubstanz.

Die Untergebenen orientieren sich natürlich am Vorgesetzten: Der Hirtenbrief von Kardinal Schönborn vom 15. Mai 2011 ist ein bizarres Dokument kirchlicher Selbstaufgabe und Unterwerfung unter die herrschende weltliche Logik. Eminenz bekennt sich auch zu der – von dem Marxisten Gramsci konzipierten – „Zivilgesellschaft“. Dass Eminenz seine verwaschenen Ausführungen zudem immer wieder penetrant als „Masterplan“ bezeichnet hat, ist geradezu absurd.

Wenn man einen Zeitraum von zwanzig, fünfundzwanzig Jahren überblickt, muss man resümieren: Die Lehrverkündigung der Kirche Österreichs leugnet praktisch die (auf den hl. Augustinus zurückgehende) Lehre vom ordo amoris (Rangordnung der Liebe), gemäß der es natürlich eine Abstufung der Nächstenliebe nach Familie, Verwandtschaft, Gemeinde, Land u.s.w. gibt (die dadurch eben nicht eine Übernächsten-Liebe oder Fernsten-Liebe ohne irgendeine Verbindlichkeit ist).

Die Apostasie in der Kirche

Unter diesen Umständen erscheint die kirchliche Unterstützung für das lächerliche „Lichtermeer“ vor zwanzig Jahren als besonders krasses Symptom des Verrates an eben genannter Lehre.

Das Versagen der Lehrverkündigung in Fragen des Glaubens, der Moral und der Gesellschaftsordnung zeitigt die Folgen, die wir jeden Tag sehen und von denen die Schändung der Votivkirche nur ein Symptom – und ein Fanal schlimmerer Ereignisse – ist:  Das Verdunsten von Recht, Moral und Manieren und die Re-Paganisierung und Re-Barbarisierung der Gesellschaft.

Resümee

Das führt zur Schlussfolgerung. Wer auch immer die Schändung der Votivkirche konkret organisiert hat, der tiefste, spirituelle Grund dieses Fanals liegt in der fast flächendeckenden Apostasie von Gott:

Der Fremde, der in deiner Mitte wohnt, steigt immer höher nach oben, hoch über dich hinaus, und du steigst immer tiefer hinab. Er leiht dir aus und du kannst ihm nichts ausleihen. Er wird zum Kopf und du wirst zum Schwanz. Alle diese Verfluchungen werden über dich kommen, dich verfolgen und dich erreichen, bis du vernichtet bist, wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht hörst und nicht auf seine Gebote und Gesetze, auf die er dich verpflichtet hat, achtest. (…) Der Herr trägt zum Kampf gegen dich ein Volk aus der Ferne herbei, von den Enden der Erde, das wie ein Adler herabstößt, ein Volk, dessen Sprache du noch nie gehört hast, ein Volk mit unbeweglichem Gesicht, das sich dem Greis nicht zuwendet und für das Kind kein Mitleid zeigt (5. Moses, Deuteronomium, 28, 43-45.49; Einheitsübersetzung).

Da die amtlichen Verkünder der de facto autokephalen österreichischen Kirche weder erkennbar den katholischen Glauben verkünde noch für eine christliche Gesellschaftsordnung eintreten, die Kirche dadurch in der Praxis (wenn auch nicht im Wesen) zu einem allgemeinen interreligiösen Humanitätsverein mit linker Sozialpolitik und absoluter EU-Hörigkeit mutiert ist, liegt eine Kirchenbesetzung durch Moslems und deren marxistische Hintermänner unter der – mutmaßlichen – Protektion noch höherer Kreise in der tragischen Logik der Sache. Tanzende Derwische hatten im Jahr 2007 einen showmäßigen Auftritt in der Votivkirche: Man hat die Geister gerufen, jetzt sind sie da.

Unter diesen Umständen hatte der geistreiche und witzige Auftritt der „Identitären“ am 10. Februar „Wir besetzen die Besetzung“ einen geradezu exorzierenden Effekt. Die Aktion entlarvte sowohl den humorlosen Fanatismus der Linken als auch die Absurdität der politischen Forderungen der „Flüchtlinge“ – und leider auch das Versagen der zuständigen kirchlichen Führung.

Es ist wohl klargeworden, dass in der Besetzung der Votivkirche und den sie begleitenden Nebenspektakeln die Pathologie unserer Zeit schlaglichtartig beleuchtet wird. Auch wenn nicht alle Drahtzieher und Hintermänner der Aktion namentlich bekannt sind, kann man sich seinen Reim darauf machen.

So lange sind sie schon in der Kirche und haben sich noch nicht bekehrt?

MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, ist katholischer Theologe und Philosoph mit viel kirchlicher Erfahrung.

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