Das Drama von Max Frisch handelt vom Bürger Biedermann, der Brandstifter in sein Heim aufnimmt, obwohl sie erkennen lassen, dass sie es anzünden wollen.
Biedermann liest in den Medien von aktuellen Brandstiftungen und regt sich über diese Täter auf. Die Brandstiftungen folgen immer dem gleichen Muster: Als harmlose sozial Benachteiligte nisten sie sich in dem Haus ein, das sie später niederbrennen. In einer Szene erscheint so nebenbei ein Polizist. Obwohl er die mit Benzin gefüllten Fässer entdeckt, gibt er sich mit der Erklärung „dies sei Haarwasser“, zufrieden und verschwindet lachend.
Im Stück tritt auch ein ideologischer Brandstifter, eigentlich ein „Weltverbesserer“, ganz harmlos und vermeintlich unbeteiligt in einer Nebenrolle auf. Der Chor – wie in der griechischen Tragödie in wichtiger Eigenschaft – wäre dazu da, Sachverhalte und Ereignisse zu beschreiben und zu kommentieren, sowie Biedermann und das Publikum zu warnen. Macht er aber nicht. Es kommt, wie es kommen muss. Biedermanns Haus geht in Flammen auf.
Die Biedermanns werden als Mitläufer charakterisiert, die keinerlei Standhaftigkeit besitzen. Ständiges Schönreden und Opportunismus ermöglichen den Brandstiftern erst, mühelos ihre „Arbeit“ zu tun. Ähnlichkeiten zwischen diesem Drama und der aktuellen Situation rund um die Votivkirche sind rein zufällig. Aber eigentlich drängen sich die Gemeinsamkeiten auf.
Aus einem harmlosen Protestmarsch von ach so armen Asylwerbern“ hat sich eine wochenlange Besetzung eines Gotteshauses entwickelt. Mag sein, dass sich der Kardinal als Hausherr darüber aufregt, er unternimmt aber nichts dagegen, dass sich diese „Benachteiligten“ in einem seiner Gotteshäuser einnisten. Er lädt sie freundlich zum Essen ein und redet sich in Wirklichkeit seine doch aufkommenden Zweifel schön. Vorerst lässt er es allerdings zu, dass die Caritas sich intensiv um die sich ungeniert Einnistenden kümmert. Die Behörden sorgen sich vordergründig um den Vorgarten der Kirche, in dem sie die Zelte wegräumen. Um das eigentliche Problem der Kirchenbesetzung kümmert sich die Exekutive nicht. Über die ideologische Verbrämung des Asylthemas mit weltverbesserischen Ansätzen und die daran Beteiligten muss ohnedies nicht mehr im Detail geschrieben werden.
Die Angelegenheit, betrachtet mit den Augen der Gutmenschen, endet sicher auch in diesem Fall damit, dass rückgratlos am Ende wortreich die Distanzierung erfolgen wird. Nur dann ist der Schaden schon eingetreten. Den Chor geben die Medien, die ihre eigentliche Rolle in keiner Weise erfüllen – unideologisch und genau hinzusehen, zu beschreiben, zu kommentieren und die Bevölkerung zu warnen. Im Gegenteil: Sie gießen Öl ins Feuer, indem sie einerseits den Asylwerbern Hoffnung auf Aufenthalt suggerieren und andererseits der heimischen Bevölkerung vorgaukeln, dass sich alles zum Guten wenden würde und die massenhafte unkontrollierte Zuwanderung ohnedies problemlos abgewickelt werden kann, wenn sich das werte heimische Publikum ausreichend politisch korrekt verhält.
Für uns beginnen sich die Rollen von Biedermann und den Brandstiftern zu vermischen und zu verkehren. Die Rolle der Brandstifter spielen nicht die Brandstifter selbst, sondern die Biedermänner, die weg schauen, die die Dinge schön reden, die die Leute in Sicherheit wiegen, die die Spenden sammeln, die für sich positive Medienberichte produzieren lassen und die von dem Geld, das sich mit der Armut von Wirtschaftsmigranten verdienen lässt, recht gut leben.
Wir fordern, dass Staat und Kirche hinschauen, die Dinge beim Namen nennen, bei der Wahrheit bleiben, bestehende Schwierigkeiten offen aussprechen und die Leute nicht für dumm verkaufen. Das bedeutet konkretes Handeln im Sinne des Rechtsstaats.
Wir warten, Frau Innenministerin, Herr Kardinal!
Andreas Walder und Johann Grassmair
Andreas Walder ist Jurist und arbeitet im Personalmanagement. Johann Grassmair ist Unternehmer und arbeitet im Bereich Organisation