Bereits bei Dunkelheit und bei niedrigen Temperaturen fand am UNO-Tag der Menschenrechte in Wien ein Fackelzug gegen die Christenverfolgung in der Welt statt. Der Demonstrationszug gab den Organisatoren der Veranstaltung (zwanzig christliche Menschenrechtsorganisationen) Gelegenheit, auf zahlreiche Verstöße gegen das Menschenrecht der Religionsfreiheit in Nordkorea, Iran, Irak, Ägypten, Syrien, Nigeria, Sudan, Saudi-Arabien, Vietnam und anderen Ländern hinzuweisen.
Beim anschließenden ökumenischen Gottesdienst berichteten Vertreter verschiedener christlicher Bekenntnisse nochmals über die katastrophale Situation in einzelnen Staaten und plädierten zugleich für Versöhnung. Berichte über Verleumdung, Verfolgung, Vertreibung, Anschläge, Ermordung, Entführung, Vergewaltigungen und Zwangskonvertierungen von Christen, Folter, berufliche und soziale Benachteiligungen waren auch aus verteilten Flugblättern zu entnehmen.
Lebendiges Zeugnis für die Unterdrückung von Christen ist der Lebensweg von Sabatina James – einer Ex-Muslima, die zum Christentum übergetreten ist und seither mit dem Tode bedroht wird. Diese bewundernswert tapfere Frau, die sich dem Schutz verfolgter Frauen widmet, konnte auf der am Vormittag stattfindenden Pressekonferenz zum Thema Christenverfolgung Erschütterndes aus ihrer internen Sicht berichten. Wegen Frau James musste die Pressekonferenz unter Polizeischutz stattfinden. Polizei begleitete dankenswerter Weise auch den Fackelzug.
Und was berichten darüber die Medien? Berichtet haben „Massenmedien“ wie Kathpress, die Erzdiözese Wien, die Internetseite des Außenministeriums(!), die APA, diesmal aber auch die Wiener Zeitung, Presse, Kurier und „heute“. Bei Standard und Salzburger Nachrichten wurde ich nicht fündig, Kronenzeitung und „Österreich“ konnten nicht gecheckt werden.
- Eine Pressekonferenz über Christenverfolgung unter Polizeischutz
- Ein Fackelnzug gegen Unterdrückung der Religionsfreiheit mit einigen hundert Teilnehmern
- Informationen über Aussagen von saudischer Seite aus dem neu eröffneten Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog wie: „Religionsfreiheit ist kein unveräußerliches Menschenrecht“
- Die Initiative des Außenministeriums, ein EU-Frühwarnsystem für religiös Verfolgte/gegen Unterdrückung der Religionsfreiheit zu etablieren
- Die Information, dass durchschnittlich alle fünf Minuten ein Christ getötet wird:
All das war kein Grund für den ORF, darüber in einer ZiB oder auch nur in einer anderen Sendung zu berichten. Dabei ist er noch immer das Medium, über das sich vermutlich die meisten Österreicher informieren; speziell jene, die sich nicht den Luxus leisten können, jeden Tag drei Zeitungen zu lesen. Stimmt nicht ganz: Verborgen im ORF-Internettext (religion.orf.at) und auf Ö1 wurde „berichtet“. Eine Alibiaktion pur. Und es wird voraussichtlich auch nichts mehr kommen, auch in keiner Themensendung über Religion.
Da ist es natürlich wesentlich wichtiger, auf die große Gefahr von rechts hinzuweisen, zuletzt in einem Bericht am Ende einer ZiB2 (der schon im Vorspann bedeutungsschwanger erwähnt wurde) vor circa zehn Tagen mit folgendem Österreich-Bezug: Neonazi-Rockveranstaltung in Eferding. Wann war diese? 2006! Wirklich brandheiß, oder? Verpackt war das in einen Bericht über ein Politfilmfestival in Innsbruck. In meinen Augen ist eine derartig einseitige und manipulierte Berichterstattung ein Skandal der Sonderklasse. Und keiner merkt es oder tut etwas dagegen.
Und der Publikums- oder Stiftungsrat? Die dösen fröhlich vor sich hin. Aber keinen hundertjährigen Schlaf, soviel Zeit wird ihnen nicht gelassen werden.
Muss man wirklich Christ sein, um die Verpflichtung zu verspüren, auf Unterdrückung hinzuweisen? Oder sollte das nicht viel mehr die Pflicht und das Recht jedes Demokraten sein? Wo sind die geblieben?
Es fällt einem schwer bei dieser Verkommenheit und Einseitigkeit der Darstellungen im ORF seinen Mageninhalt nicht wieder freizugeben. Können sich die verantwortlichen Mitarbeiter wirklich am Morgen noch in den Spiegel schauen, ohne dass ihnen dabei übel wird? Auf die Unterschlagung von dutzenden Faktenberichten aus dem Internet mit denen man unsere Zukunft hochrechnen könnte möchte ich nur mehr am Rande hinweisen.
Man fühlt sich als Opfer einer Verschwörung bzw. wie in einem Albtraum und hofft endlich daraus zu erwachen.
PS.: Am gleichen Tag wurde in allen Zeit-im-Bild-Sendungen breit – und zum rund zwanzigsten Mal – über die einstigen Verletzungen berichtet, die österreichische Polizisten einem Schwarzafrikaner zugefügt hatten. Der ORF hat auch schon über zahlreiche (linke) Demonstrationen mit weit weniger Teilnehmern berichtet.
Der Autor hat aus Sorge vor Racheakten aus islamistischen Kreisen gebeten, seinen Namen nicht zu veröffentlichen.