Ein Sprung wie Red Bull

Die Aufregung hat sich gelegt, die Twitter-Timelines sind nur noch zu 30 Prozent mit #stratos-Hashtags gefüllt. Felix Baumgartner hat seinen Sprung geschafft, alles ist gut gegangen. Und eine Weltöffentlichkeit, die irgendwie mehr oder weniger seit Tagen in einem Hype war, kann sich zurücklehnen und ein wenig darüber nachdenken, was von dem sechs-Minuten-Sprung bleibt.

Die Sache hatte was vom Energydrink: lifestylig, aufputschend, ohne irgendeinen Nährwert; man hatte kurz das Gefühl, an „irgendwas Großem teilzunehmen", und dann war es vorbei. Felix Baumgartners 40-km-Sprung steht wie selten ein Großevent für unsere Zeit: Der Hochglanz-Traum eines Einzelnen, eines Individuums, wird mit großer Werbemaschinerie möglich gemacht, mit großem finanziellen Aufwand realisiert. Und die Welt schaut zu und twittert bis die Tasten glühen, hat Herzklopfen, irgendwie auch, weil die Möglichkeit einer Katastrophe immer im Raum gestanden ist – oder war das nicht eher Kalkül? Denn hätte Red Bull es allen Ernstes riskiert, ein Projekt finanziell zu unterstützen, bei dessen live ausgestrahltem Verlauf das Risiko da war, von jetzt an „Dead Bull" zu heißen?

Wenig nahrhaft war es zudem – wie viel praktischen Nutzen wird die Erkenntnis für die Menschheit haben, dass man auch 19 km höher aussteigen und runterhupfen kann? Die Mondlandung, das hatte noch irgendwie Sinn gemacht, wenn auch weniger, als man damals dachte; aber Baumgartners Sprung? Dafür hat man, so hörte ich, 40 Mio Euro investiert – und gigantische Werbung für den Roten Bullen aus Salzburg geschaffen.

Ich will kein Miesepeter sein: Natürlich, der Blick zwischen Baumgartners Beinen nach unten, das war spektakulär und weckte alte Sprungbrett-Ängste im Hallenbad, nur in einer neuen Dimension; cool war es irgendwie schon.

Cool, aber nicht mehr.

Dafür dürfen wir uns jetzt fragen: Wie toppen wir das nächstes Jahr? Sprung im Lendenschurz? OHNE Fallschirm? Vom MOND?

Es wird uns schon was einfallen.

Dr. Eduard Habsburg-Lothringen ist Autor, Drehbuchschreiber und Medienreferent von Bischof Klaus Küng.

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