Am 14. März im Jahr 44 vor Christus warnte ein römischer Beamter den Diktator Julius Cäsar: „Hüte dich vor den Iden des März“. Einen Tag später wurde Cäsar auf den Stufen des Kapitols von seinem Stiefsohn Brutus und anderen Verschwörern aus den Reihen des Senats niedergestochen. Für den März des Jahres 2013 liegt eine ähnlich schwerwiegende Warnung vor. Diese kommt aus den Rängen des amerikanischen Geheimdienstes. Nach jahrelangen Beobachtungen heißt es nun: „Der Iran wird im März 2013 über eine eigene Atombombe verfügen“.
Nach allem, was man dazu aus Israel hören kann, bedeutet dies einen schwarzen Tag für den Nahen Osten. Israel wird versuchen, diese Gefahr für einige Jahre auszuschalten. Am 13. März 2013 könnte sich folgendes Szenario entfalten: Noch in der Nacht werden verschiedene Internetviren und Troianer ins Netz gestellt, die wesentliche Einrichtungen der Stromversorgung, der Atomlabors und der Verteidigungseinrichtungen für einige Tage lahm legen.
Internet, Telefon, Kommunikationssatelliten und Glasfaserkabel sollen „außer Gefecht“ gesetzt werden. In Umspannwerken will man mit dünnen Karbonfasern – dünner als ein menschliches Haar – Kurzschlüsse verursachen. Raketen werden auf Atomanlagen gefeuert, z.B. auf den Reaktor Arak oder die Konversionsanlagen in Isfahan. Andere Raketen werden unterirdisch explodieren, z.B. in Fordo. Radarsatelliten werden nach der ersten Angriffswelle Kampfflugzeuge in den Iran leiten.
Vernichtungsschlag
In diese Verwirrung hinein bohren sich Schwärme von israelischen Drohnen ihren Weg. Und im Bauen von Drohnen sind die Israelis Weltmeister. Eine Rotte an Drohnen stattet der iranischen Führung Besuche ab, tötet Entscheidungsträger, allen voran Präsident Ahmadinedschad und Ajatollah Chamenei, dann die Kommandanten der Geheimdienste, der Peschmergas und der Kudsforce – die militärischen Stützen der iranischen Despotie, ergänzt durch Mopedfahrer mit Laserpointern und Magnetbomben, und schießt die Hardliner aus ihren Wohnungen, Büros und Bunkern.
Es werden nicht viele Radikale übrig bleiben. Israel hat das bei der Besetzung von Beirut 1982 vorgeführt. Damals wurde die komplette Infrastruktur an Terrorbüros und Stellungen der PLO mitten aus Siedlungsgebieten, ja sogar punktgenau aus einzelnen Stockwerken mit Vakuumbomben herausseziert. Das israelische Militär hatte einen präzisen Plan der palästinensischen Standorte. Der Mossad wird sich diesmal nicht weniger sorgfältig in Teheran und Ghom umgesehen haben. 250.000 Israelis stammen aus dem Iran. Sie kennen sich dort aus. Eine zweite Rotte stürzt sich auf Knotenpunkte der Atomforschung. Eine Dritte nimmt sich der Luftabwehr und der ballistischen Raketen an.
Zwar hat Russland den Iran mit einem supermodernen Raketenabwehrsystem ausgestattet, aber es sei daran erinnert, dass israelische Kampfbomber am 6. September 2007 davon unbehelligt im Norden Syriens einen nordkoreanischen Plutoniumreaktor ausschalten konnten.
Zuletzt dringen 120 israelische Jagdbomber ein, und die werden mit einem lauten Knall die Welt erschüttern. Denn ein paar davon sind mit Mininukes bestückt. Mit kleinen Atombomben weit unter der Hiroshimaklasse knacken sie unterirdische Labors und vor allem jene in die Berge getriebenen Stollen, in denen Atombomben getestet werden sollten. Paradoxerweise erfüllen sie nun diesen Zweck für den Feind. Und Atomwaffen wird man im Iran für Jahrzehnte nicht mehr testen können.
Diplomatie prallt gegen eine Wand
Ob Israel zu diesem Mittel greift, wird man sehen. Die USA haben konventionelle Bunker brechende Raketen entwickelt, genau für den Zweck, sie gegen die atomare Maschinerie des Iran zu verwenden. Im Herbst 2008 wäre es angeblich beinahe dazu gekommen. Präsident George Bush war nach einem Reigen von Konferenzen mit Benjamin Netanjahu bereit dazu, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte 40.000 Cruise Missiles im Indischen Ozean für eine solche Aktion bereitgestellt. Aber wegen der ekelhaften Affäre amerikanischer Soldaten in Abu Ghraib musste er zurücktreten, und der neue Verteidigungsminister, Robert Gates, ein früherer Geheimdienstchef und wahrlich kein Softie, erhob Einspruch und damit war der Plan gestorben.
Israel jedoch arbeitete weiterhin an der Idee eines präventiven Militärschlags gegen die Atomkapazität des Iran. Ohne die Hilfe der USA war dies viel schwieriger, aber die Entschlossenheit dazu wuchs dennoch. Obama versprach, mit allen Mitteln der Diplomatie zu versuchen, den Iran an den Verhandlungstisch zu bringen und Sanktionen gegen das Regime der Ajatollahs zu verschärfen, um dann, wenn alles nichts nützt, die Bunker brechenden Bomben auszuliefern, die es Israel ermöglichen würden, sich die Atomgefahr aus dem Iran vom Hals zu schaffen.
Die vier Jahre von Barack Obamas erster Amtszeit sind bald vergangen und der Iran hat sich in den Verhandlungen um keinen Millimeter bewegt. Vielmehr verstärkt sich der Eindruck, dass die Gespräche nur einem Zweck dienen: Zeit zu gewinnen, bis man über eine Bombe verfügt. Ein Aufstand wegen gefälschter Parlamentswahlen wurde brutal niedergeschlagen. Die Hoffnung, Ahmadinedschad, den „Irren von Teheran“, mit politischen Mitteln loszuwerden, hat sich nicht erfüllt. Verbissen verfolgt der Präsident des Iran das Ziel, seine Nation als Atommacht im Nahen Osten neben Israel und Pakistan zu etablieren. Wenn zu den Iden des März 2013 diese Wegmarke erreicht sein wird, könnten sich die Schleusen des Himmels öffnen, weil Israel in Todespanik eine iranische Atombombe nicht akzeptieren wird. Dies ist seit zehn Jahren das Mantra einer großen Mehrheit der Politiker in Jerusalem. Für diesen Fall wird beständig geübt – vom Anlegen von Gasmasken bei Zivilschutzübungen bis zur monatlichen Angriffsformation von 100 Jagdbombern samt Langstreckenflügen von Tankflugzeugen bis zu den Säulen des Herkules.
Israel testet seit August 2012 übrigens das Versenden von Mitteilungen per Handy an die gesamte Bevölkerung. Es soll auf diese Weise bei einem Angriff auf die iranischen Atomanlagen vor Gegenattacken auf Israel gewarnt werden.
Die öffentliche Debatte beginnt
Im Frühjahr 2012 ist der Damm des Schweigens rund um diese Vorbereitungen gebrochen. Israels Geheimdienstchef sagte offen, dass er einen Angriff für zu gefährlich halte, Staatspräsident Shimon Perez, ein Falke im Schafspelz eines Friedensnobelpreisträgers, bemerkte in einem Interview, dass er wegen des Szenarios Iran viele schlaflose Nächte habe; Mitglieder der „Peace Now“-Bewegung in Israel fordern eine Akzeptanz anderer Atommächte in der Region und bereits 60 Prozent der Israelis sind der Ansicht, man solle andere Atommächte in der Region tolerieren. 500 pensionierte Akademiker und Militärs unterzeichneten eine Petition an die israelischen Piloten, sich nicht an einem Angriff zu beteiligen. Und junge Israelis haben eine You-Tube-Kampagne gestartet des Inhalts: „Israelis love Iranians“.
Das sind Zeichen der Nervosität beim Näherrücken eines apokalyptischen Datums. So ähnlich verliefen auch die Monate vor dem Einmarsch der Amerikaner im Irak im März 2003. Damals intervenierte sogar der Vater von George W. Bush gegen die Kriegsabsicht seines Sohnes, indem er seinen ehemaligen Sicherheitsberater, General Brent Scowcroft, anstiftete, in einem Brandartikel in der Washington Post vor einem Waffengang an Euphrat und Tigris zu warnen.
Die iranische Internetgemeinde hat übrigens sehr positiv auf die Initiative junger Israelis reagiert. Aber auf die Politik Ahmadinedschads und Khameneis hat das keinen Einfluss, genau so wenig wie auf die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu. Es ist leider nicht so, dass Friedensmanifeste und gut gemeinte Aktionen harte Machtkalküle und Fanatismus bewegen können. Hitler ist nicht von Sit-ins und Seminaren auf Friedensburgen besiegt worden, sondern durch eine Übermacht an Waffen der Alliierten und der Opferbereitschaft von Millionen Soldaten in der Anti-Hitler-Koalition. Gandhi hatte 1947 mit einer gewaltlosen Kampagne einen Riesenerfolg gegen eine demokratische und rechtsstaatliche Macht errungen.
Gegen Totalitarismus und Verhaltensstörungen jedoch versagt die „Friedensstrategie“ der Wohlmeinenden. Beim Prozess der Teilung Indiens nach der Unabhängigkeit sind Moslems und Hindus aneinander geraten. Der große Gandhi versuchte das wieder mit Hungern zu beruhigen, aber es starben trotzdem Millionen (1947).
Die UNO versagt
Leider erweist sich jene Weltorganisation, die man 1945 in San Francisco als Nachfolgerin des zahnlosen Völkerbundes gegründet hatte (um die Fehler, welche zum Ersten und Zweiten Weltkrieg geführt haben zu vermeiden) als absolut unfähig, große Krisen wie jetzt in Syrien zu bewältigen. Schuld ist das Vetorecht der fünf Großmächte, das ein einheitliches Handeln und koordiniertes Vorgehen der internationalen Gemeinschaft im Ernstfall nicht erlaubt. Russen und Chinesen blockieren den Sicherheitsrat mit ihren beständigen Vetos gegen Maßnahmen zum Schutz der syrischen Bevölkerung, sodass die USA im Gegenzug locker weiterhin alle Maßnahmen gegen Israel mit einem Veto abschmettern können, von der Siedlungspolitik in der West-Bank bis eben zu einem Angriff auf den Iran.
Gewinnt in den amerikanischen Präsidentenwahlen kommenden November Mitt Romney, werden die USA mit Israel gemeinsam vorgehen und nicht nur die Bunkerbrecher kommen zum Einsatz. Gewinnt Obama, was wahrscheinlicher erscheint, könnte ein Versuch des US-Präsidenten, die Lieferung von Bunkerbrechern weiter zu verzögern, ein gegenteiliges Ergebnis haben, und Israel zum Einsatz von Mininukes beim Bunkerbrechen „zwingen“.
Schockwellen
Dann bricht die Hölle los. Schockwellen werden um den Erdball laufen. Putin hat zwar gedroht, einen israelischen Angriff nicht zuzulassen, aber Israel hat Freunde auch und gerade in Russland, unter den Arbeitern der Wissenschaftskommunen in Serpuchow, Kaluga, Magnitogorsk und Nowosibirsk ebenso wie in der Geheimdienstzentrale des FSB. Schon die Drohungen Nikita Chruschtschows 1956 bei der ersten Eroberung des Sinai durch Israel haben nicht abschrecken können. Das gilt umso mehr heute, wo Israel über Raketen verfügt, die auch Russland erreichen können. Und Putin ist jedenfalls kein Irrer wie der iranische Präsident, der zutiefst davon überzeugt ist, dass im Zuge einer großen Krise der Mahdi erscheinen wird, der verborgene 12. Imam, der dann den Islam zur weltweiten Herrschaft führt.
Wir haben schon mit Adolf Hitler erlebt, wie ein von einer Wahnidee getriebener Staatslenker die Welt in den Abgrund führen kann. Israel fürchtet nicht die Atombombe per se in den Händen seiner Feinde, aber es fürchtet die Unberechenbarkeit und den irren Hass eines Mannes und seiner Clique. Deshalb wird man unter keinen Umständen zulassen, dass das iranische Regime über eine Atombombe verfügt. Dass Nordkorea kürzlich in Teheran ein Kooperationsabkommen in Bezug auf die zivile Nutzung der Kernkraft unterzeichnete, wird die Entschlossenheit Israels zum Eingreifen sicher nicht schmälern. Im besten Fall haben wir ein halbes Jahr Zeit bis zu den Iden des März 2013. Aber losbrechen kann inzwischen jeden Tag etwas.
Präventivschlag anders herum
Andererseits wird auch Ahmadinedschad sicher nicht warten wollen, bis über ihm der Himmel einstürzt. Lieber provoziert er vorher Israel zu einem Angriff zu einem Zeitpunkt seiner Wahl. Auch er kann sich nun darauf berufen, nur einen Präventivschlag zu führen. Mit konventionellen Mitteln wird ihm das nicht gelingen. Giftgas reicht nicht aus und würde auch Araber töten. Bakterien würden sich sehr schnell bis Teheran ausbreiten. Und Israel hat für diesen Fall die atomare Auslöschung des Iran angekündigt – eine glaubwürdige Drohung.
Somit könnte ein iranischer Präventivschlag nur atomar erfolgen mit drei Atombomben: Eine auf Tel Aviv, eine auf Westjerusalem und eine auf Dimona, den Ort, wo Israel viele Stockwerke unter der Erde sein Arsenal von 267 Atombomben lagert. Wird dieser Ort überraschend getroffen, kann es keinen israelischen Gegenschlag mehr geben. Und das Problem des Zionismus wäre für die islamische Welt gelöst. Israel würde nicht mehr existieren. Die Palästinenser allerdings auch nicht mehr. Aber so wie Hitler denkt auch Ahmadinedschad im großen historischen Bogen. Ein Medizinerkollektiv hat seine Psyche einer Ferndiagnose unterzogen und kam zu einem eindeutigen Schluss. „Ahmadinedschad ist ein zweiter Hitler“.
Verfügt der Iran bereits über Atomwaffen?
Die Frage stellt sich, hat der Iran bereits Atomwaffen? Man sollte annehmen, dass die Geheimdienste der USA, Großbritanniens und Israels diese Sache sehr genau beobachtet haben. Doch sei hier auf ein erschreckendes Faktum verwiesen: 1996 lieferte Jelzins damaliger Sicherheitsberater, General Alexander Lebed, folgenden Bericht ab: „Es fehlen 46 Kofferbomben und 70 Atomgranaten“. Der Hollywoodfilm „Der Anschlag“ mit Ben Afflek in der Heldenrolle brachte diese Information (mit geändertem Hintergrund) in die Kinos. Das Ergebnis war nicht optimistisch. Über der Millionenstadt Baltimore spannte sich ein Atompilz. Vielleicht hat George Bush 2001 nur auf diesen Film reagiert, als er den Bau riesiger Scan-Anlagen für die amerikanischen Seehäfen anordnete. Ein Programm, das mittlerweile still und leise operativ ist. Jedes Schiff, jeder Container, der die USA erreicht, wird röntgenisiert.
Dazu noch ein anderes Indiz: Als nach dem 11. September Mitglieder der Bush-Regierung in Senatsverhören gegrillt wurden, warum man die Gefahr von Flugzeugeinschlägen in Hochhäusern ignoriert habe, wurde alles mögliche dazu erklärt, nur ein Faktum wurde verschwiegen, nämlich, dass zwischen Juni und August 2001 fünf Terrorteams an den Grenzen der USA zu Kanada und Mexiko verhaftet wurden. Man jagte nach iranischen Teams, die eine nukleare Kofferbombe in den Vereinigten Staaten hochgehen lassen konnten. Weil man genau darauf fokussiert war, hat man die simple Terrormethode von Passagierflugzeugen als Bomben nicht im Blickfeld gehabt.
Faktum bleibt – der Iran verfügt möglicherweise über Kofferbomben aus dem ungeheuren Bestand der untergegangenen Sowjetunion. Dazu gab es 1993 ein weiteres Gerücht. Drei Atomgranaten seien von einem Stützpunkt in Tadschikistan entwendet und in den Iran verfrachtet worden. Dieses Thema wurde von einem James-Bond-Film aufgegriffen. Man konnte sehen, wie die NSA-Spezialisten vom Satelliten aus den Weg der Jeeps mit der Atomfracht nach Teheran verfolgten. 007 gelang es, ein paar hundert Meter vor der iranischen Grenze die Jeeps zu knacken. In der Wirklichkeit wird es wohl nicht so toll abgelaufen sein, aber das Drehbuch könnte eine wahre Geheimdienstinformation zur Grundlage haben.
Der ferne Große Bruder
Noch viel besorgniserregender sind die Kontakte Nordkoreas nach Teheran. Zur Zeit der Besetzung des Irak haben die Amerikaner vor Sokotra im Golf von Aden einen nordkoreanischen Frachter aufgebracht, der Raketen für Saddam Hussein an Bord hatte. Vielleicht waren da auch Bestandteile für eine Atombombe darunter. Ein irakischer Tanker hat sich gleich selber versenkt, als ein amerikanisches Enterkommando an Bord kletterte. Was hatte das Schiff an Bord, dass man zu dieser Maßnahme griff?
Mit Sicherheit verfolgen heute US-Satelliten jedes Schiff, das den Iran ansteuert. Nordkorea hat inzwischen nachweislich zehn Atombomben gebaut. Wo sie gelagert werden, wird man nicht so genau wissen und drei davon könnten sich in der Hand von Ahmadinedschad befinden.
Und es ist ja interessant: Das Programm mit den Uranzentrifugen wird vom Iran relativ ungeniert betrieben, ja man hat den Eindruck, hier wird etwas halbverschleiert zur Schau gestellt, um die Aufmerksamkeit von etwas Anderem wegzulenken. Die Entwicklung einer Uranbombe (Hiroshima-Typ) gewissermaßen als Cover für etwas noch Gefährlicheres. Als die Israelis im Herbst 2007 einen nordkoreanischen Plutoniumreaktor bombardierten, hat das geneigte Publikum in der Welt nicht wirklich verstanden, worum es da ging. „Atomar, so oder so“ wird man gedacht haben. Den Experten freilich gefror das Blut in den Adern. Der Atomreaktor in Syrien hatte nichts mit Bashar Assad zu tun. Er diente einem geheimen zweiten Atomprogramm des Iran, dem Bau einer Plutoniumbombe vom Typ Nagasaki, das gewissermaßen nach Syrien outgesourced war. Die tiefe Interaktion Nordkoreas mit dem Iran wurde dabei offenbar.
Die Israelis konnten zwar diesen Teil des iranischen Atomprogramms Nummer zwei zerstören, aber niemand kann sagen, ob nun die Nordkoreaner nicht die fehlenden Teile direkt geliefert haben, bis hin zu kompletten Bomben. Den Israelis ist das natürlich bewusst. Und sie wissen mehr darüber als alle Medien der Welt zusammengenommen. Deshalb sollte man ihre Erklärung ernst nehmen:
„Unseren Erkenntnissen nach gibt es eine iranische Atombombe wesentlich früher als im März 2013“.
Das Feuer ist am Dach.
Ausweglos?
Wer könnte den beiden Kontrahenten in den Arm fallen? Das ginge nur über eine konzertierte Aktion der Atommächte, sprich der Vetomächte des Sicherheitsrates. Der Iran müsste zu einem kompletten nuklearen Abrüsten gezwungen werden, dann genauso Israel. Und alle übrigen Länder im Nahen Osten - von der Türkei über Ägypten bis Saudi-Arabien – müssten vertraglich darauf verzichten, sich in Zukunft eine Atomrüstung zuzulegen. Kann irgendjemand so etwas im nächsten halben Jahr zu Stande bringen? Sehr unwahrscheinlich.
Aber so etwas könnte das Ergebnis nach einem israelisch-iranischen Schlagabtausch sein. Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan hat zwar kürzlich in einem Interview mit der CNN-Ikone Christiane Amanpour erklärt, ein Angriff Israels auf den Iran würde den Nahen Osten in eine düstere Ära stoßen. Aber das muss gar nicht sein. Die Türkei hat mit Sicherheit kein Interesse an einem nuklear bewaffneten Iran, und so auch nicht die arabischen Länder. Die Türkei wird nicht offen Partei für den Iran ergreifen während sie iranischen Einfluss in Syrien bekämpft. Alle miteinander, freilich, hätten ein Interesse an einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten. Dafür müssten politisch einige Probleme zwischen den Ländern geklärt werden.
Dazu gibt es zwei Funken Hoffnung: Der erste betrifft Nordkorea. Wenn sich bestätigt, wofür es seit kurzem kleine Anzeichen gibt, dass Kim Jong-Un den chinesischen Weg der Entwicklung seiner steinzeitlichen Volkswirtschaft gehen will, dann müsste er logischerweise auch die Politik der Konfrontation mit Südkorea beenden (Ein stehendes Heer mit 1,2 Millionen Mann und eine Reservearmee mit 5 Millionen Mann überfordert jede Volkswirtschaft). Das hätte aber weiters eine Abwendung vom Iran zur Folge. Ohne diese Rückendeckung aus dem Fernen Osten wird die Führung in Teheran kalte Füße bekommen. Dann wäre auch dort ein iranischer Frühling angesagt.
Das zweite Quäntchen Hoffnung ergibt sich aus einer Erfahrung des Dritten Reiches. Als der Starrsinn Hitlers gegen Ende des Krieges auch für seine treuesten Anhänger lebensgefährlich wurde, legten die Widerständler um Graf Stauffenberg eine Bombe und bereiteten einen Putsch in den Wehrmachtkommandos von Paris über Wien bis Berlin vor. Die „Operation Walküre“ scheiterte, weil die Bombe unter dem Lagebesprechungstisch Hitlers in der Wolfschanze zu schwach war. Aber sogar der „Wüstenfuchs“ Erwin Rommel dachte in dieser Zeit an offenen Widerstand und deshalb musste auch er den Schierlingsbecher trinken. So könnte sich im iranischen Mullahregime in den nächsten Monaten Panik ausbreiten. Das könnte den Versuch auslösen, den „Irren von Teheran“ abzusetzen und einen Ausgleich mit den USA und Israel zu suchen.
Es wird davon abhängen, ob Israel die Nerven bewahrt, und dieser Entwicklung eine Chance gibt. Eine Verschärfung der Sanktionen durch Amerikaner, Europäer und Japaner wäre hier hilfreich. Leider wird die Lage durch den Bürgerkrieg in Syrien völlig unübersichtlich. Der Iran steckt hier mit Waffen, Geld und Mannschaften mittendrin und zieht Verbände der Hisbollah aus dem Libanon und der Hamas aus Gaza nach Syrien. Fällt das Assad-Regime, kollabieren rundherum etliche Dominosteine. Möge es den Einsichtigen in Teheran eine Ermutigung liefern für einen Politikwechsel. Es wäre die Rettung der Welt.
Paul Fischer ist Journalist und Vorstandsmitglied des Wiener Akademikerbundes.
Infosplitter
Henry Kissinger im CNN-Interview mit Ahmed Zareed am 11. März 2012:
„Selbstverständlich müssen wir in Kenntnis der Nachrichtenlage davon ausgehen, dass der Iran eine Atombombe entwickelt. Das Gerede um die fehlenden Beweise ist lächerlich.“
Die IAEA hat vor dem Sommer bekannt gegeben, dass in Fordu Neutronenquellen hergestellt wurden. Diese dienen als Zünder für Atomwaffen.
König Abdullah von Saudi Arabien in einer von Wiki Leaks abgefangenen Depesche an den US-Botschafter in Ar Riad. „Man muss der persischen Schlange den Kopf abschlagen“.
Benjamin Netanjahu: „Wir befinden uns im Jahr 1938 und der Iran ist Deutschland. Aber die Juden werden sich diesmal nicht wie Opferlämmer auf die Schlachtbank führen lassen“.
Israels Verteidigungsminister Ehud Barak: „Es ist gefährlicher, nichts zu tun, als anzugreifen. Wir müssen das Problem jetzt anpacken“.
Der Glaube der Schiiten: Der 12. Imam, eine Wiederkehr Mohammeds – der Mahdi – wird die Welt von allem Übel erlösen. Ahmadinedschad glaubt an sein Auftauchen in Kürze in einer großen Krise, und er wird dann den Islam zum Sieg führen.
Liquidierungen:
- Januar 2007: Der Nuklearexperte Ardeschir Hosseinpour kommt in der Urankonversionsanlage Isfahan durch ausströmendes Gas um. Wahrscheinlich Sabotage.
- Januar 2010: Der Physiker Massud Ali-Mohammadi wird im Norden Teherans durch eine Haftbombe getötet.
- November 2010: Der Fachmann für Isotopentrennung, Feridun Abbasi-Dawani, wird Ziel von Attentätern, kann sich aber durch einen Sprung aus dem Auto retten.
- Juli 2011: Der Atomwissenschaftler Dariush Resainedschad wird von einem Motorradfahrer durch einen gezielten Schuss in den Kopf getötet.
- Januar 2012: Unter dem Auto von Mostafa Ahmadi-Roschan, Abteilungsleiter der Urananreicherungsanlage von Natans, explodiert eine Magnetbombe.
- In Indien und Georgien sollten vergangenen Februar Autobomben israelische Diplomaten töten, und in Bangkok und Malaysia wurden Iraner verhaftet, bei denen vorzeitig eine Bombe explodiert war. Das war die Retourkutsche.