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Drei starke Parteien werden Deutschland jetzt kraftvoll in die Zukunft führen. Dieses Bild versucht Berlin nach Abschluss des Ringens um eine Große Koalition den Bürgern zu vermitteln. Dabei ist die Wirklichkeit das totale Gegenteil: Die Drei sind lahm und blind zugleich. Sie haben ganz offensichtlich keine Ahnung, wohin ein kluger Weg eigentlich führen müsste. Die Drei wissen nur Zweierlei:
Erstens, dass die deutschen Kassen derzeit als Folge der Schäuble-Politik, der EZB-Nullzinsen und der boomenden Weltkonjunktur voll scheinen, sodass sie mit beiden Händen hineingreifen wollen (Schulden zurückzahlen oder Steuern senken halten sie hingegen für altmodisch).
Zweitens, dass alle drei Parteiführer von CDU, CSU und SPD, die da jetzt die Vorgespräche zu den Gesprächen und Verhandlungen über eine Koalition als erfolgreich bejubeln, persönlich gar keine andere Alternative mehr haben. Da sie alle am Wahltag schlecht abgeschnitten haben, wären sie alle drei schon vor eventuellen Neuwahlen weg vom Fenster. In einer Koalition können sie hingegen noch ein paar Jahre auf ein Wunder hoffen (die in der Politik ja bisweilen passieren).
Sämtliche Meinungsumfragen zeigen derzeit freilich, dass die Mehrheit der Deutschen keine Große Koalition mehr will. Das ist den drei Parteiführern aber völlig egal.
SPD-Chef Schulz ist es überdies auch völlig egal, dass er wochenlang heilige Eide geschworen hat, dass seine Partei jedenfalls in die Opposition gehen werde. Freilich muss man anerkennen: Inhaltlich hat Schulz sich weitgehend durchgesetzt. Er hat offenbar geschickt den drohenden Hinweis einsetzen können, dass ohne Verhandlungserfolge für ihn die Urabstimmung unter den SPD-Mitgliedern negativ ausgehen würde.
So hat er eine ganze Reihe katastrophaler Dinge durchgesetzt. Und die Union praktisch gar nichts. Eine kleine Auswahl des Beschlossenen:
In der Summe ist das ein ganz schlechtes Programm. Aber es wird wohl das Programm der weitaus wichtigsten Regierung Europas werden. Und damit dürfte es wohl auch die Realität der nächsten europäischen Jahre bedeuten.
Der am gleichen Tag stattfindende Antrittsbesuch von Sebastian Kurz bei Frankreichs Macron ist daher voll ins Leere gegangen. Denn Macron kann sich in Berlin holen, was Kurz nicht geben wollte: mehr Geld. Und als Folge der Berliner Beschlüsse wird wohl auch Österreich mehr zahlen müssen, unwillig, aber doch. Österreich allein gegen den Rest Europas – das funktioniert nicht.
Grotesk ist freilich, dass die letzte Hoffnung auf ein Deutschland ohne GroKo ausgerechnet die SPD-Basis ist, die ja noch darüber abstimmen muss. Dort raunzen einige, dass sich die Partei nicht ganz durchgesetzt hat. Dabei hat sie das zu 80 bis 90 Prozent, weil Merkel und Seehofer unbedingt ihr eigenes Überleben retten wollten.
Aber am Ende wird die Mehrheit dieser Basis wohl zustimmen. Denn auch sie weiß: Bei Wahlen würden AfD, FDP und Linke gewinnen, und keine der jetzigen Regierungsparteien.
Jetzt werden manche sagen, dass CDU und CSU ja keine Alternative hatten, als das alles zu schlucken. Das ist falsch. Die Unionsparteien hätten sehr wohl eine gehabt. Nur die verhandelnden Parteichefs haben keine persönliche Perspektive mehr, die Parteien ohne sie schon.
Die Alternative zur GroKo hat faszinierenderweise sogar am absolut gleichen Tag Norwegen konkret gezeigt: Dort wurde eine bürgerliche Minderheitsregierung installiert, die im Parlament eine bürgerliche Mehrheit hat (obwohl in Norwegen die Sozialisten als Einzelpartei sogar am größten sind). Und selbstverständlich zählen in Oslo auch die sogenannten Rechtspopulisten zu dieser Basis.
Genauso wäre auch in Deutschland mit Hilfe einer ähnlichen Partei eine bürgerliche Mehrheit für eine bürgerliche Regierung möglich. Aber Merkel und Seehofer können halt offensichtlich nur noch links denken und nicht mehr bürgerlich. Dass ihre Wähler ganz anders denken, ist doch wurscht.