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Man sollte es nicht hämisch sehen, sondern als Faktum: So ziemlich alles, was Niki Lauda unternehmerisch angefangen hat, ist früher oder später ins Trudeln gekommen. Noch viel wichtiger als diese Erkenntnis ist aber – wäre aber, dass auch die Politik aus dem endgültigen Aus der Fluglinie "Niki" etwas lernt: Je mehr sie sich in die Wirtschaft einmischt, umso mehr geht etwas schief (Mit nachträglicher Ergänzung).
Zur Person Lauda gibt es eine nüchterne Bilanz: Der Mann ist als Autofahrer, Flugzeugpilot, Selbstvermarkter und Kommentator von allem und jedem sehr begabt. Als Unternehmer ist er das ganz eindeutig weniger, wie das Verschwinden auch der zweiten Lauda-Gründung vom Himmel der Luftfahrt zeigt.
Freilich sollte klar sein: Scheitern, auch mehrfaches Scheitern ist im Wirtschaftsleben immer ein mögliches Szenario und sollte keine Schande sein. Lauda war wenigstens kein bloß theoretischer Macher (wie es etwa die Gewerkschaften sind, die NACH absolut jedem Konkurs wissen, dass schwere "Management-Fehler" passiert sind, die aber selbst noch nie ein Unternehmen erfolgreich geführt haben).
Lauda hat es immer wieder mit viel Dynamik versucht; und immerhin haben Tausende Leute jahrelang durch ihn ihren Lebensunterhalt erzielt. Das ist weit positiver, als nie zu versuchen, unternehmerisch aktiv zu werden. Mit gewissem Respekt muss man freilich auch festhalten, dass Lauda es immer wieder geschafft hat, nie selbst für Pleiten verantwortlich zu werden. Er hat die von ihm gegründeten Fluglinien immer rechtzeitig irgendwie irgendwem angedreht. Zuerst die Linie "Lauda" mit Hilfe einiger Freimaurer vor allem im Wiener Verkehrsministerium der AUA, dann die Linie "Niki" der Air Berlin, wobei vor allem einige Scheichs draufgezahlt haben.
Es ist daher durchaus zu hoffen, dass sich auch weiterhin immer wieder andere Laudas unternehmerisch versuchen werden. Nur so können Wirtschaft und Land weiterleben.
Dass Lauda freilich jetzt sagt, er wolle die bankrotte Linie nicht kaufen, aber sehr wohl übernehmen, ist ein zu primitiver Schmäh. Denn das würde bedeuten, er könnte seinen Traum vom Fliegen noch einmal auf Kosten Dritter realisieren.
Es darf jetzt nur noch eine Perspektive geben: Eine klassische Konkursabwicklung, bei der aus dem Verkauf der Flugzeuge noch ein bisschen Geld zur Bedeckung der Schulden hereingebracht werden kann. So blöd können nicht einmal die Regierungen in Berlin oder Wien sein, dass sie bei einer Niki-Rettung noch einmal Steuergeld verbrennen (außer zur Rückholung von Landsleuten, die etwa in Mallorca oder sonstwo hängengeblieben sind).
Die Politik hat sich nämlich ohnedies schon zu viel eingemischt, konkret: die sogenannten Wettbewerbshüter haben das getan, vor allem die der EU. Sie haben – gewiss aus guter Absicht – verhindern wollen, dass die Ticketpreise steigen. Ein solches Steigen würde (oder jetzt: wird) tatsächlich passieren, wenn die Lufthansa fast alles unter Kontrolle bekommt, was in Mitteleuropa startet oder landet. Die EU-Überlegung "Wo es zu wenig Konkurrenz gibt, da zahlt dann immer der Konsument drauf" ist daher an sich absolut richtig.
Nur übersieht die Brüsseler Kommission in ihrem diesbezüglichen Tunnelblick eines: Wenn sich die Konkurrenten übernehmen, wenn sie tief in die roten Zahlen stürzen, gehen sie früher oder später ein. Und es gibt dann eben keine Konkurrenz mehr, die für ein Niedrigbleiben der Preise sorgen könnte.
Zugleich sollte man sich vor Augen halten: Im langfristigen Trend sind die Flugpreise ja drastisch gesunken. Da war es logisch, dass viele Linien im Wettbewerb nicht mehr mithalten konnten. Da ist es jetzt auch logisch und absolut kein Drama, dass die Preise wieder ein wenig steigen. Die früheren Höhen werden sie dennoch nicht erreichen.
Außerdem, liebe EU: Wenn das Fliegen wieder teurer wird, wird logischerweise auch weniger geflogen werden – aber genau das haben andere Abteilungen der Europäischen Union doch dauernd gepredigt und gewünscht. Den EU-Wettbewerbshütern hingegen ist genau das jetzt auch wieder nicht recht. Da soll sich noch einer auskennen.
Zu einem genauso üblen Urteil über die Rolle der Politik musste man beim einstigen Einstieg der AUA bei Lauda kommen. Damals war es allerdings die österreichische Politik, die einen schweren Fehler begangen hat.
Die AUA-Führung wollte die Lauda-Air nämlich keineswegs übernehmen. Zu Recht. Aber das Verkehrsministerium unter dem einstigen SPÖ-Star Streicher hat die AUA dazu gezwungen. Genau diese Lauda-Übernahme hat sich dann als der letzte Strohhalm herausgestellt, der der rot-weiß-roten Linie endgültig das Genick gebrochen hat.
Gewiss: Zum Ende der AUA haben auch internationale Marktentwicklungen, die Konkurrenz durch effizientere und billigere Privatlinien sowie überzogene Forderungen der AUA-Betriebsräte und insbesondere der Piloten beigetragen – aber auch diese Forderungen konnten sich nur deshalb durchsetzen, weil sich staatliche Eigentümer und insbesondere die Sozialpartner Leitl und Verzetnitsch zum Nachteil des Unternehmens einmischten.
Jetzt hingegen, da die Lufthansa das alleinige Sagen bei der AUA hat, da Politikerworte dort völlig irrelevant geworden sind, sind auch die AUA-Betriebsräte sehr kleinlaut geworden. Und die Lufthansa transferiert nun sogar einen Teil ihres Geschäfts nach Österreich, weil der Flugbetrieb hier inzwischen offenbar wettbewerbsfähig geworden ist.
Man kann daraus sogar die Hypothese ziehen: Ohne Einmischung der Politik wäre also vielleicht die AUA noch österreichisch. Und könnte vielleicht (so wie etwa die heimischen Banken oder auch Teile des Handels) selbst zu einem überregionalen internationalen Player werden. Gewiss: Das ist eine "vielleicht"-Aussage. Aber eines ist noch viel sicherer: Solange Politik und Staat drinnen sind, geht jedenfalls immer alles schief.
Wer diesen Zusammenhang noch immer nicht begreifen will, vergleiche etwa die blühende Entwicklung der früher schwer defizitären Voest nach ihrer Privatisierung mit jener der ÖBB, die bisher jede Diskussion über eine Privatisierung geradezu als unsittliche Belästigung unterbinden konnte. Jeder Österreicher weiß: Die ÖBB wird mit Sicherheit nicht ohne (derzeit: fünf!) Milliarden Steuergeld auskommen, solange dort weiterhin der Staat (und damit auch die Gewerkschaft) drinnensitzt.
Also, liebe Politik, lieber Staat: Haut ab aus der Wirtschaft. Mischt auch nicht ein, seid nicht Eigentümer, versucht nicht dauernd Märkte zu regulieren und begreift: Wenn hie und da ein krankes Unternehmen eingeht und verschwindet, ist das zwar für die Betroffenen kurzfristig schmerzhaft, aber tausend Mal billiger, als man würde alle maroden Unternehmen auf Kosten der Allgemeinheit durchfüttern.
Nun, dass die SPÖ lieber selbst in Konkurs ginge, als sich zu diesen Erkenntnissen durchzuringen, überrascht nicht. Aber dass auch ÖVP und FPÖ heute weiter denn je vom Begreifen dieses Grundgesetzes jeder Wirtschaft entfernt sind, muss schon schmerzen.
Nachträgliche Ergänzung: Ein aufmerksamer Leser hat mich darauf hingewiesen, dass Niki Lauda sogar dreimal eine später scheiternde Fluglinie gegründet hat. Das erste Mal 1979. Da betrieb er sie mit wenigen Fokkers, geriet dann in wirtschaftliche Turbulenzen und setzte sich daher wieder in sein Rennauto, um, wie er selbst sagte, im Kreis zu fahren.