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"Es wird doch kein Mensch glauben, dass wir Dirty Campaigning gegen uns selbst finanzieren", so sprach allen Ernstes der SPÖ-Spitzenkandidat, nachdem der größte politische Skandal der Nachkriegsgeschichte geplatzt war. Herr Kern, Sie irren. Kein vernünftiger Mensch zweifelt vielmehr noch, dass Sie selber die Hauptverantwortung für diesen Schmutz tragen. Ihr Gesicht ist unerträglich geworden. Erweisen Sie diesem Land, dem Sie und ihre Partei so viel angetan haben, einen ersten und letzten Dienst: Treten Sie zurück. Bitte!
Und wenn Sie das noch vor den Wahlen tun, erweisen Sie sogar Ihrer eigenen Partei einen Dienst. Egal, wer dann nachfolgt, der rechte Doskozil oder der linke Schieder – für die österreichischen Sozialdemokraten ist heute klar: Tiefer kann es nicht bergab gehen.
Die SPÖ kann jedenfalls nicht ernsthaft glauben, dass nach diesem Samstag wieder "Business as usual" einkehren könnte. Selbst der ORF hat diesmal erstaunlich korrekt und der Dimension angemessen über den SPÖ-Skandal berichtet. Das war in den letzten Jahren überhaupt noch nie da (will da jemand im letzten Augenblick seinen Job retten?).
Die Fakten in Kürze: Der SPÖ-Wahlkampfleiter und Bundesgeschäftsführer ist zwei Wochen vor der Wahl zurücktreten. Es gibt in keinem der beiden Jobs einen Nachfolger. Die Partei bricht in sich zusammen wie einst die ostdeutsche SED. Vor dem Rücktritt hat die SPÖ zugegeben, dass "einer" ihrer Mitarbeiter die Projekte des skandalumwitterten Beraters Silberstein, der (angeblich) im Sommer von der Partei gefeuert worden war, voll weitergeführt hat. Diese Projekte sind erst am Samstag gestoppt und vom Netz genommen worden, als Medien über die SPÖ-Täterschaft berichtet haben. Das waren vor allem zwei Internet-Seiten, die nach Zuschreibung linker Journalisten "rassistisch" und "antisemitisch" gewesen sind, die von der (SPÖ-finanzierten) Gratiszeitung "Heute" intensiv zitiert worden sind. Die eine hat in ganz üblem Stil Sebastian Kurz beschimpft und verhöhnt, aber versucht, dabei so zu wirken, als ob sie vom FPÖ-Umfeld gestaltet worden wäre. Die andere hat so getan, als ob sie eine Seite von Anhängern des ÖVP-Chefs wäre, und hat dabei so radikal übertrieben, dass sich unbefangene Menschen angewidert von der ÖVP abwenden sollten.
Soweit sind mittlerweile die Fakten unbestritten und zugegeben. Sie stellen schon in der bekannten Dimension einen absoluten Tiefpunkt der Nachkriegsgeschichte dar. Sie sind vermutlich auch kriminell (natürlich gilt die Unschuldsvermutung). Es ist wohl kein Zufall, dass Herrn Silberstein, mit dem sich Kern auf Ratschlag seines Vorvorgängers Gusenbauer eingelassen hat, auch in vielen anderen Zusammenhängen von der israelischen Justiz schwere Verbrechen vorgeworfen werden.
Der Rücktritt des SPÖ-Geschäftsführers Niedermühlbichler kann jedenfalls mit absoluter Sicherheit nicht alles gewesen sein. Denn er ist zwar zurückgetreten, will uns aber weiterhin glauben machen, er habe von alldem gar nichts gewusst. Das ist lächerlich.
Es ist für jeden nicht grenzdebilen Österreicher aber noch etwas ganz anderes absolut klar: Auch SPÖ-Chef Kern muss von all dem gewusst haben. Der Rücktritt Niedermühlbichlers ist eindeutig nur ein peinliches Bauernopfer, um den Parteivorsitzenden aus dem Schussfeld zu nehmen. Aber Kern ist jetzt nur umso mehr auf der Anklagebank. Denn:
Die widerlich kriminelle SPÖ-Wahlkampfführung erinnert stark an den russischen Machthaber Putin, der durch seinen Geheimdienst seinen innerrussischen Gegnern immer wieder gefälschte Schandtaten unterschiebt, um sie dann denunzieren zu können. Sie erinnert auch daran, dass in Brasilien jetzt schon der zweite Staatspräsident in Folge wegen Korruptionsverdacht von der Staatsanwaltschaft verfolgt wird (Ja, Brasilien, das ist halt ein Rechtsstaat ...). Und sie erinnert an ähnlich kriminelle Aktionen in früheren österreichischen Wahlkämpfen.
Um nur die spektakulärsten Exzesse sozialistischer Wahlkampfführung zu nennen. Sie zeigen, dass der Partei im Kampf um die Macht wirklich alles zuzutrauen ist. Während im Vergleich dazu wirklich alle anderen Parteien geradezu Exempel an Korrektheit sind.
Das macht es umso unfassbarer, dass es noch immer Menschen geben soll, die bis heute diesen mafiösen Charakter der Partei nicht durchschaut haben. Das macht es auch immer schwerer verständlich, dass die SPÖ von der Staatsanwaltschaft bis heute als sakrosankt angesehen wird (siehe etwa auch die gigantische Medienbestechung aus Steuermitteln vor allem durch das Wiener Rathaus).
Offen ist derzeit eines: Wer war eigentlich der Whistleblower? Wer hat den Skandal verraten? Wer hat den Medien das brisante Material zugespielt?
Mit hoher Sicherheit wissen wir nur eines: Es war vermutlich die gleiche Quelle, die auch schon Mitte September das peinliche "Prinzessinnen"-Papier in die Öffentlichkeit gespielt hat, in dem ein SPÖ-interner Informant Silberstein auf dessen Bitte recht vernichtende Charakterisierungen Kerns zukommen hat lassen. Auffällig ist, dass der Inhalt beider Enthüllungen jedenfalls aus der Schnittmenge Silberstein/SPÖ stammt. Über den Rest können wir vorerst nur spekulieren:
Diese Frage ist aber letztlich nicht so wichtig. Denn die Antwort, so sie je gefunden wird, kann nichts an der absoluten Ungeheuerlichkeit der Vorgänge ändern, an der Untragbarkeit eines Bundeskanzlers Kern, an der absoluten Unmöglichkeit für irgendeine andere Partei, mit Kern zu koalieren.
Schmutz, schmutziger, SPÖ.
PS: Die diversen Reaktionen auf die fingierten Seiten zeigen übrigens noch etwas: die mangelnde Intelligenz von Verschwörungstheoretikern, die der Seite sofort deren Erfindungen geglaubt haben, dass Sebastian Kurz mit dem Investor Soros im Bunde stünde, oder dass die ÖVP die Brennergrenze einfach ganz schließen will.
PPS: Schon vor Bekanntwerden dieser Affäre zeigte die neueste Umfrage der Oberösterreichischen Nachrichten ein weiteres massives Zurückfallen der SPÖ. Ganz offensichtlich hat die Partei schon vorher Wähler an die beiden Grünparteien verloren: V 33, F 27, S 22, G 6, Pilz 5, Neos 4.