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Es war ein schlechter Tag für den österreichischen Parlamentarismus. Es war ein schlechter Tag für die Steuerzahler und die Zukunft dieses Landes. Es war ein schlechter Tag für die Unternehmer. Aber es war ein guter Tag für die Gewerkschaften, für Mindestpensionisten, für Notstandsbezieher, für Lehrlinge und Behinderte. Und es war für mich der Tag, an dem ich erstmals ernsthaft mit der Perspektive zu rechnen begonnen habe, dass während der nächsten fünf Jahre eine rot-blaue oder blau-rote Regierung amtieren wird, nachdem ich bisher eigentlich lange überzeugt war, dass es eine schwarz-blaue geben wird. Während Rot-Schwarz wohl endgültig undenkbar geworden sein dürfte.
Tatsache ist: Eine rot-blau-grüne Allianz hat an einem einzigen Parlamentstag gegen den Willen der restlichen Abgeordneten das – jährliche! – Defizit der Republik um Hunderte Millionen Euro vergrößert. Wobei ja zu den jetzt schon in dieser Größenordnung errechneten Belastungen für den Steuerzahler noch etliches dazukommen wird. Denn wenn man etwa die Notstandshilfe finanziell deutlich attraktiver macht, werden sich automatisch mehr Menschen als jetzt für diese Variante entscheiden, und nicht mehr nach einem Job suchen. Solche Fälle gehen in die berechneten Kosten noch gar nicht ein.
Das alles ist schlimm und dumm
Dass die Staatsverschuldung in Italien oder Griechenland noch deutlich höher ist, ist nur ein gelinder Trost. Auch die Tatsache, dass die weltweite Konjunktur anzieht, ändert absolut nichts an der Dummheit der Parlamentsbeschlüsse. Ebensowenig tut das der deshalb seit einigen Monaten eingetretene leichte Rückgang der österreichischen Arbeitslosenzahlen. Bewegen sich doch diese auf viel höherem Niveau als am Ende der schwarz-blauen Zeit 2007, da Österreich bei vielen Parametern Europarekordler war.
Es gibt also für all diese Parlamentsbeschlüsse Fünf nach Zwölf keinerlei Rechtfertigung. Sie sind purer Populismus, der nicht vorhandenes Geld ohne wirkliche Notwendigkeit an die Wähler verstreut. In der Hoffnung, dass man dadurch noch einige Voten aus der XYZ-Schicht gewinnen könne.
Überdies hat man mit den Parlamentsbeschlüssen nicht nur das Budget, sondern auch die Wirtschaft belastet. Die Anhebung der finanziellen Rechte von Arbeitern an die von Angestellten wird einige Branchen sehr teuer kommen. Besonders absurd: Die parallele Existenz von Arbeiter- und Angestelltenbetriebsräten bleibt dennoch bestehen. Das ist teuer und unflexibel – schafft jedoch viele Posten für Gewerkschaftsfunktionäre.
Und den Banken wird verboten, die Kosten einer Bargeldabhebung bei bankfremden Bankomaten den Kunden weiterzuverrechnen . Das wird aber in Wahrheit das Leben für alle Bankkunden erschweren. Entweder die Banken werden dazu übergehen, die Geldabhebung bei Fremdbankomaten unmöglich zu machen. Oder aber sie werden jeden Kunden in einem großen Bürokratieaufwand zur Entscheidung zwischen zwei Konto-Varianten zwingen: ein teures Konto mit vollem Gratis-Bankomat-Zugriff und ein billiges ohne einen solchen.
Diese von Sozialminister Stöger ausgedachte Bankomat-Regelung ist dabei sicher nicht imstande, auch nur einen Wähler für Rot, Blau oder Grün zu gewinnen. Sie zeigt aber, dass die beschließenden Abgeordneten keine Ahnung haben, wie Wirtschaft funktioniert. Im Kleinen wie im Großen.
Eine nicht nur sinnlose, sondern auch schädliche Überregulierung.
Das Allerschlimmste aber ist, dass sich nun neuerlich ein Unsinn wiederholt hat, der schon bei den Wahlen 2008 und 2013 passiert ist: In der Panik der letzten Wahlkampftage wird tief in die Staatskasse gegriffen, nur um ja "sozial" dazustehen.
Da ist es nur noch peinlich, wenn jetzt manche entschuldigend sagen: Eh alles richtig, aber dieser Raubzug auf die Staatskasse war weniger teuer als die einst von einem Werner Faymann angeführten.