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Eine bekannte Rechtsanwaltskanzlei steht regelmäßig vor der Aufgabe, junge Juristen und Konzipienten anzustellen. Wen soll sie nehmen, da sich heute ja viele Dutzend Bewerber um solche Positionen drängen (während Anwälte einst den Nachwuchs mit der Lupe suchen mussten)? Die Kanzlei entwickelte für die Nachwuchsauswahl ein ausgefeiltes Testsystem. Die Bilanz dieser Tests ist bestürzend und bietet ein vernichtendes Bild unseres Bildungssystems.
Denn während die jungen Juristen voll des Paragraphenwissens sind, haben viele in zwei zentralen Bereichen große Lücken. Erstens bei der Allgemeinbildung, also beispielsweise bei der Aufgabe, ein paar Minister zu nennen.
Das andere riesige Loch ist alles, was mit Zahlen zu tun hat. Dabei geht es nicht etwa um komplizierte Gleichungen mit mehreren Unbekannten, sondern um Fragen wie:
Wie bitte soll ein Rechtsanwalt in einem Prozess vernünftig agieren können, wenn er bei allem so danebensteht, wo es um Zahlen und Grundrechnungsarten geht? Wie kann es das geben, dass Menschen nach mindestens 16 Jahren im Schulsystem an so etwas scheitern? Wie schaffen solche Menschen eine Matura ohne grundlegende Fähigkeiten, die man spätestens in der unteren Unterstufe, selbst in der Gesamtschule im kleinen Finger haben sollte? Haben die alle den Zugang zum Studium durch die von den Gewerkschaften erkämpfte Berufsreifeprüfung erlangt? Und wieso ist das Jusstudium selbst so realitätsfremd?
Rechen-Unfähigkeit ist in allen qualifizierten Berufen eine Katastrophe. Man denke an Juristen in der Wirtschaft, die ohne Gefühl für Zahlen agieren. Man denke an Richter, die Rechnen, die Prozente und Wahrscheinlichkeiten scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Hätten wir einen tauglichen Justizminister – haben wir nur seit langem nicht – dann würde er bei der Aufnahme von Staatsanwälten und Richtern umgehend all die unsinnigen Psychologen, die dort ihr Unwesen treiben, feuern und statt dessen die grundlegenden Rechenfähigkeiten testen lassen.
Spricht man Jus-Professoren darauf an, sagen sie entschuldigend: Zu uns kommen halt jene, die Mathematik nicht mögen. Als ob das eine Entschuldigung wäre, solche Menschen dann ins Berufsleben zu entlassen!
Es ist bezeichnend, dass erst jetzt (mit Rudolf Taschner) erstmals ein Mathematiker ins Parlament kommt, wo schon seit Generationen Juristen im Alleingang weltfremde Gesetze ausbrüten. Und auch nie ein Problem mit Dauerdefiziten haben …
PS: Korrektes und verständliches Deutsch können die meisten übrigens auch nicht. Dafür gendern sie.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".