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Dass in Wahlkämpfen von bestimmten Gruppen gelogen und manipuliert wird, ist nun nicht gerade etwas Neues. Aber das ist wirklich das Frechste, was ich seit Jahrzehnten im polit-medialen Sumpf erlebt habe.
In der Kronenzeitung wird nämlich "exklusiv" und groß über eine angebliche Ifes-Umfrage berichtet, die einzig in der Lügenkiste der SPÖ-Spin-Doktoren entstanden sein kann. Dies kann nur den Zweck haben, endlich die verheerende Stimmungslage für die SPÖ durch einen positiven Spin zu ersetzen - der jedoch komplett erfunden ist.
Dieser Bericht behauptet nämlich einen katastrophalen Absturz der ÖVP, die von im Mai angeblich gemessenen 42 Prozent auf 34 abgestürzt sei. SPÖ und FPÖ hätten hingegen signifikant zugelegt.
Das ist total absurd. Vor allem diese für den Mai behaupteten 42 Prozent können nur eine skandalöse Erfindung sein. Keine einzige veröffentliche Umfrage hat die ÖVP jemals über 35 Prozent gehabt. So schwer kann daher auch ein schlecht arbeitendes Umfrageinstitut damals nicht danebengelegen sein. Noch peinlicher für die Krone: Sie hat selbst im Mai eine andere angebliche Ifes-Umfrage veröffentlicht, die Schwarz und Rot jeweils bei 28 Prozent zeigte (auch damals wollte Ifes den Eindruck "Kopf an Kopf" erwecken). Jetzt im Nachhinein sollen aus den schwarzen 28 Prozent plötzlich 42 geworden sein (jeweils für Mai/ jeweils Ifes/jeweils Krone).
Die Internet-Seite neuwal.com trägt alle irgendwo veröffentlichten und halbwegs seriösen Umfragen zusammen. Dabei ergibt sich ein absolut konstantes Bild: Die ÖVP bewegt sich seit der Übernahme durch Kurz zwischen 31 und 35 Prozent (während sie unter Mitterlehner bei 20 bis 25 gelegen ist).
Diese 31-35 Prozent sind für die ÖVP ohnedies die besten Werte des letzten Jahrzehnts. Bei 42 Prozent ist sie seit den 80er Jahren überhaupt nur ein einziges Mal gelegen: bei der sensationellen Schüssel-Wahl 2002, bei der die Schwarzen durch die Implosion der Blauen den höchsten Zuwachs der österreichischen Parteigeschichte erzielt haben.
Die SPÖ pendelt hingegen in den letzten Monaten ebenso wie die FPÖ um die 25 Prozent. Dabei liegt vor allem die SPÖ mehr darunter als darüber, also meist erst an dritter Stelle. Also sind auch die jetzt angeblich gemessenen 31 SPÖ-Prozent extrem unglaubwürdig.
Seltsam auch: Auf Google ist zwar ein Link zu diesem Kronenzeitungs-Bericht zu finden – klickt man ihn aber an, dann sieht man, dass der tags zuvor groß aufgemachte Artikel von der Krone ohne Erklärungen wieder gelöscht worden ist. Möglicherweise geniert man sich beim Kleinformat inzwischen selber, dass man sich von der SPÖ so hineinlegen hat lassen. Nichtsdestotrotz ist etwa in Puls 4 im Frühstücksfernsehen so berichtet worden, also ob das Ganze stimmen würde …
Wie kann es sein, dass eine so infame Lüge produziert wird? Auf krone.at erfährt man nichts dazu. Daher ist nicht auszuschließen, dass die Zeitung selbst mitgetan hat, um die Auflage zu pushen. Ein angebliches Kopf-an-Kopf ist allemal hilfreich, um die darbende Auflage wieder ein wenig zu beleben.
Oder sollten gar wieder einmal Inseraten-Zusagen die Berichterstattung massiv beeinflussen können?
Wahrscheinlicher ist aber wohl eine dritte Erklärung: Die Wochenendmannschaft einer ja sowieso nicht gerade intellektuell geführten Boulevardzeitung hat sich von der SPÖ und/oder dem roten Umfrage-Institut Ifes hineinlegen lassen.
Der dabei angewandte Trick ist besonders fies: Die aktuellen Ifes-"Werte" bewegen sich zwar bei allen Parteien mit Ausnahme der SPÖ (die seit Jahren nie die behaupteten 31 Prozent erreicht hat!) im irgendwie noch glaubwürdigen Bereich. Der eigentliche Fake liegt aber bei den Vergleichszahlen, die vorgeben, im Mai hätte es eine Umfrage gegeben, welche die ÖVP bei 42 Prozent, die Freiheitlichen hingegen bei 16 Prozent gezeigt hätte. Beides ist schwerst manipulativ. Die FPÖ war seit Jahren nie unter 24 Prozent, und die ÖVP nie über 35 Prozent.
Aber die Krone-Redaktion war nicht einmal imstande nachzuschauen, welche Ifes-Umfrage im Mai im eigenen Blatt veröffentlicht worden ist.
Warum machen SPÖ und ihr Institut so etwas? Der einzige Zweck kann nur darin liegen, dass man jetzt den Eindruck erwecken will, der Kurz-Hype wäre vorbei, und die ÖVP befinde sich wieder im steilen Sinkflug. Wenn man so etwas in der Wochend-Print-Krone platziert, kann man vielleicht meinungsschwache Wähler, die sich gerne als Trittbrettfahrer der Umwelt anpassen, dazu bringen, sich dem vermeintlichen Trend "wieder von der ÖVP weg" anzuschließen.
Nach der Falter-Inszenierung der Vorwoche, dass die Probleme mit den von der Gemeinde Wien subventionierten Kindergärten lediglich von Kurz-Mitarbeitern erfunden worden seien, nach der Doskozil-Groteske, der zwei Tage lang aus heiterem Himmel das Heer am Brenner aufmarschieren hat lassen, um Kurz die Show zu stehlen, beginnt nun diese Woche mit der Krone-Ifes-Fake. Und immer steckt zweifellos die SPÖ dahinter.
Wie tief kann diese Partei eigentlich noch sinken? Während sich sämtliche andere Parteien halbwegs anständig verhalten (unabhängig von ihren diversen internen Problemen), so ist wirklich die SPÖ – beziehungsweise die dortigen Spin-Doktoren – die einzige Fabrikantin solch unglaublicher Inszenierungen. Geht’s ihnen so schlecht? Oder sind sie wirklich so verkommen?
PS: Alle, die das Märchen geglaubt haben, dass erst durch das Internet und die sozialen Medien (und gesteuert durch den russischen oder amerikanischen Geheimdienst) die ärgsten Fakes in die Welt gesetzt werden konnten, seien im übrigen daran erinnert: All diese Schweinereien finden derzeit in ganz traditionellen Medien statt.