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Manche ideologischen Stehsätze werden so oft wiederholt, dass auch selbstdenkende Menschen sie zu glauben beginnen. Wie etwa: „Die Armen werden immer ärmer“, „Reichtum betoniert sich ein“ oder; „Die Unternehmen zahlen zu wenig Steuer“.
Jedoch: Nichts davon stimmt. So hat weltweit die Armut eindeutig abgenommen. Hunger und Massennot sind im Gegensatz zur gesamten Geschichte nicht mehr unabänderliche Conditio humana, sondern nur noch Folge von Naturkatastrophen und von Kriegen, politisch-religiösem Fanatismus oder schlimmen Diktaturen: Jemen, Somalia, Syrien, Nordkorea, Venezuela, Zimbabwe, Südsudan sind da zu nennen.
Das mit dem Einbetonieren hat eine Statistik der „Agenda Austria“ schön widerlegt: Von den zehn weltweit größten börsenotierten Unternehmen des Jahres 2006 haben es nur drei auch noch 2016 in diese Spitzenliga geschafft. Und unter diesen drei findet sich mit Microsoft ein Unternehmen, das überhaupt erst vor 42 Jahren gegründet worden ist. Sonst konnten sich lediglich Exxon und General Electric in dieser Gruppe halten, aber auch sie haben die einstige Doppelführung verloren. Wir sehen: Das Wirtschaftsleben ist von großer Dynamik beherrscht, von wildem Auf und Ab.
Besonders interessant ist die allgemeine Klage, dass viele Unternehmen zu wenig Steuer zahlen. Sie verschieben geschickt Gewinne zwischen einzelnen Ländern, damit sie weniger zahlen müssen. Dass sie das tun, ist eindeutige Tatsache. Das ist ungerecht gegenüber nur innerhalb eines Landes tätigen kleineren Betrieben. Und die gerade für ein hochentwickeltes Land so prägenden freien Berufe können erst recht nicht den Steuereintreibern entkommen (es sei denn, sie machen sich strafbar). Die Kleinen und nicht die Multis werden voll von immer konfiskatorisch und schikanös gewordenen Unternehmenssteuern erfasst.
Es ist aber andererseits in einer global total vernetzten und arbeitsteiligen Wirtschaft extrem schwierig, zu klären, in welchem Land denn von multinationalen Unternehmen eigentlich gerechterweise Steuern zu zahlen wären. Überdies sind diese extrem schnell über die Landesgrenzen weg, wenn der Steuerdruck unangenehm wird. Was die Kleinen nicht können.
Deshalb gibt es neuerdings immer mehr Länder, die mit immer niedriger werdenden Unternehmenssteuersätzen locken. Die rechte Regierung in Ungarn tut das ebenso wie die linke in Italien. Sie alle beginnen dem Schweizer Vorbild nachzueifern, das seit langem mit niedrigen Steuersätzen lockt.
All das – und überdies eine riesige unproduktive Bürokratie bei Staats- und Firmenverwaltungen – wäre mit einem Schlag weg, wenn Unternehmenssteuern überhaupt abgeschafft würden. Die Staaten sollten sich statt dessen – vom Sparen gar nicht zu reden – nur beim Konsum, also den Mehrwertsteuern, und persönlichen Einnahmen bedienen, also dort, wo aus Unternehmen Geld herausfließt, statt es drinnen arbeiten zu lassen.
Bisweilen sollte man auch über Undenkbares nachdenken.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.