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Die Neubesetzung der Staatsoper durch einen Ex-Pop-Journalisten, Ex-Ö3-Chef und Plattenmanager ohne jede Bühnenerfahrung nur auf Grund eines papierenen „Konzepts“ zeigt eine bestürzende Entwicklung: Nun machen sie auch noch den fast letzten Bereich in diesem Land kaputt, der noch hervorragend funktioniert, auf den man stolz sein konnte, wo insbesondere unter den letzten beiden Direktoren fast immer Spitzenleistungen geboten worden sind. „Kultur“-Minister Drozda setzt mit dieser Entscheidung das kulturelle Zerstörungswerk seiner Partei kongenial fort.
Er geniert sich nicht einmal, offen anzudrohen, dass die Staatsoper "neu positioniert" werden soll. Während sie derzeit alle Weltstars der Musik nach Wien bringt, soll sich die neue Opernführung auf "Ensemblepflege" reduzieren. Danke, alles klar, Herr Minister. Der Mann begreift halt nicht, dass Konzepte, die in der Armut der 40er und 50er Jahre sinnvoll waren, im 21. Jahrhundert nicht mehr funktionieren können - oder genauer gesagt: Sie funktionieren insofern, dass sie die Oper halt auch auf das Niveau von Bochum herunterbringen. Noch furchterregender ist die Ankündigung des künftigen Operndirektors, mehr "zeitgenössische Opernwerke" auf die Bühne zu bringen.
Bei allen Intrigen, die traditionell den wichtigsten Kulturtempel des Landes beherrscht haben, ist das eindeutig die skandalöseste Besetzung in der gesamten Geschichte der Oper. Sie ist nur ideologisch zu erklären – und durch die Ahnungslosigkeit von der musikalischen Hochkultur in einer Partei, deren Kulturbegriff irgendwo zwischen Donauinselfest und Antifa-Regietheater versandet ist.
Ach ja: Auch totales Missmanagement gehört zu den kulturellen Leistungen der SPÖ. Man denke nur an die schier ununterbrochenen Finanzskandale insbesondere im Burgtheater, wo die persönliche Verantwortung von Herrn Drozda bis heute nicht aufgeklärt ist, der ja dort bis 2008 als kaufmännischer(!!) Geschäftsführer hauptverantwortlich gewesen ist. Nachdem er vorher eine reine SPÖ-Karriere zwischen Parteiverlag und Vranitzky-Büro aufzuweisen hatte.
Eigentlich hätte man spätestens daraus lernen müssen, dass gerade die Leitung eines großen Theaters vorher gelernt sein muss. Und dass man in ein Spitzenhaus um Himmels willen nicht einen kompletten Anfänger dran lassen darf, der weniger inneren Bezug zur Oper hat als die meisten Stehplatzbesucher. Jeder Sänger, jeder Musiker, jeder Dirigent hat viele Jahre seinen Beruf lernen müssen, bevor er reif für die Staatsoper war, nur der Direktor muss das nach Auffassung der SPÖ offenbar nicht. Der muss nur ideologisch immer richtig gepolt gewesen sein.
Die einzige angebliche Qualifikation des neuen Opernchefs aus dem Ö3-Milieu ist eine Dissertation über Adorno. Das war ein extrem linker Kulturphilosoph, der in der 68er Bewegung sehr beliebt war (und, ach ja, einen innigen Briefwechsel mit einer österreichischen Schauspielerin hatte).
Die Zerstörung der Staatsoper reiht sich jetzt nahtlos an den steilen Abstieg des Sprechtheaters, fast des gesamten österreichischen Verlagswesens und des in den letzten Jahrzehnten zu Tode reformierten Bildungssystems. Um vom deplorablen Zustand des ORF gar nicht zu reden. Damit sind jetzt bald alle Fundamente vernichtet, deretwegen Österreich sich einst zu Recht als Kulturnation bezeichnet hat. Jetzt bleiben nur noch Musikverein und Salzburger Festspiele. Das werden sie auch bald schaffen ...
PS: Zumindest im sozialdemokratischen Unterbewusstsein spielt vermutlich der Hass auf die musikalische Hochkultur wohl auch eine Rolle beim Beschluss von Rotgrün, neben das Konzerthaus ein riesiges und hässliches Spekulations-Hochhauses hinzuknallen (aber vielleicht steckt dahinter auch nur der linke Hass auf die zutiefst bürgerliche Baukultur in diesem Ringstraßen-, Jugendstil und Biedermeier-Viertel…).
PPS: Die paar jetzt auftretenden Verteidiger der Entscheidung (sie haben ideologische Motive oder sind geschäftlich vom künftigen Operndirektor abhängig) argumentieren damit, dass der neue Mann doch immerhin Plattenmanager ist, wo er viel mit klassischer Musik zu tun hat. Ja eh. Auch Trafikanten und Druckereien haben tagtäglich unglaublich viel mit Zeitungen zu tun. Deswegen anvertraut man ihnen dennoch keine Redaktion (auch wenn man bei manchen Zeitungen fast diesen Eindruck hat).