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Irrweg Forschungsförderung

Österreich und große Teile der EU sacken in globalen Vergleichen und Rankings immer weiter ab. Das ist bei all jenen Studien der Fall, die nicht die Bequemlichkeiten des Lebens, sondern Wirtschaftsdynamik und Innovationsfähigkeit messen (was freilich langfristig auch die Bequemlichkeit bedroht). Wie das Amen im Gebet ertönt daraufhin immer die Forderung: „Mehr Geld für Bildung und Forschung!“. Auch in Alpbach ist gerade von vielen Lobbyisten dieser Ruf ertönt. Dennoch ist er völlig falsch.

Ein näherer Blick zeigt nämlich, dass Österreich in beiden Bereichen ohnedies relativ viel Steuergeld ausgibt. Und ein noch schärferer Blick macht klar, dass bei der Forschungsförderung unglaublich viel falsch läuft. Dass es eigentlich das weitaus Klügste wäre, diese gesamte Förderung durch EU, Bund und Länder einzustellen – und das Geld in Form von Steuerbegünstigungen an Unternehmen zu lenken. Denn diese wissen zehnmal besser als alle Bürokraten, wo Forschen sinnvoll ist.

Nur: Davon redet niemand öffentlich. Aus drei Gründen:

  • Dann könnte sich kein Politiker, keine Kammer mehr eine Feder an den Hut stecken, wenn wieder ein neues Förderungsprogramm lanciert wird.
  • Fast alle Wirtschaftsforscher, die in Studien ständig noch mehr Forschungsgeld fordern, beziehen selbst Forschungsgelder. Sie werden daher nie ihre eigene Nährquelle kritisieren.
  • Auch über diese Wirtschaftsforscher hinaus ist die Lobby, die möglichst viel Staatsgeld unter dem Titel "Forschung" haben will, sehr lautstark. Sie hat sich auch bei den Medien mit Forschungsgeld längst gut eingekauft.

Als „aufgeblähte Bürokratie und sinnlose Geldverschwendung“ hat hingegen vor einigen Jahren der EU-Rechnungshof die EU-Forschungsförderung bezeichnet. Damals hat er errechnet, dass nur 60 Prozent der Gelder bei den Forschungsinstitutionen ankommt. Seither gibt es zwar keine neue Rechnungshofkritik (im EU-Rechnungshof dominiert inzwischen die Überzeugung, dass man EU-Kritikern keine Nahrung mehr geben soll...), aber geändert hat sich absolut nichts.

Die gleiche Kritik ist auch bei der österreichischen Forschungsförderung zutreffend.

Was noch viel schlimmer ist: Firmen und Universitäten, müssen immer mehr Zeit aufwenden, um an Förderungen heranzukommen, gleichgültig ob sie österreichische oder EU-Gelder erhoffen. Dennoch bleiben oft 80 Prozent der Anträge erfolglos.

Und das, was dann wirklich gefördert wird, ist durch oft absurde Moden und Massentrends diktiert (derzeit etwa: Global Warming, E-Mobilität, Genderismus, Start-Ups). Vieles wird nur wegen der Förderung „geforscht“, obwohl es weder eine Chance auf wirtschaftlichen Nutzen noch auf naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn gibt.

Schockierend ist auch, was der österreichische Rechnungshof in diesem Frühjahr errechnet hat – ohne dass da irgendwo der fällige Aufschrei „Schluss damit!“ gefolgt wäre. Nicht weniger als 24 öffentlich-rechtliche Forschungsförderungsinstitutionen sind in diesem Land tätig. Sie haben 136 verschiedene Programme zu administrieren. In Ministerien und Landesregierungen sind 216 Organisationseinheiten damit befasst. Das schafft insgesamt 811 Vollzeit-Jobs.

Wohlgemerkt nur bei den Förderern nur in Österreich ohne EU. Dazu kommt noch ein Vielfaches von Jobs bei den Antragstellern, die sich durch diesen Dschungel durchkämpfen, die Anträge, Berichte und (wenn erfolgreich) Abrechnungen schreiben, die die von der EU verlangten internationalen „Netzwerke“ knüpfen.

So notwendig Forschung an sich ist, so absurd ist, was da die Politik daraus gemacht hat.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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