Acht Fragen zu einer fragwürdigen Plakataktion in Wiener Schulen

Der Verein „AUSGESPROCHEN: schwule, lesbische, bi & trans* LehrerInnen in Österreich" startete die Plakataktion „Vielfalt im Schulhaus ist sichtbar!" In allen 700 Wiener Schulen sollen jeweils fünf verschiedene Plakate, vier davon mit entsprechendem Inhalt, im Schulhaus „sichtbar“ gemacht werden.

Die Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger unterstützt in ihrer Presseaussendung diese Aktion und vermittelt durch Schlagworte wie Vielfalt, Vorurteile und Antidiskriminierung den Eindruck, dass es sich durchwegs um etwas Positives und Begrüßenswertes handeln könnte.

Selbstverständlich muss es unser gemeinsames Ziel sein, dass Vorurteile abgebaut werden und Diskriminierung bekämpft wird, denn nur dann wird es uns als Gesellschaft gelingen, all jene Menschen, die in irgendeiner Hinsicht (und zwar völlig egal, in welcher Hinsicht) anders sind als wir, als gleichwertige Mitmenschen zu respektieren und wertzuschätzen.

Falls es bei dieser Aktion eventuell auch darum gehen soll (dieser Eindruck entsteht zwar nicht wirklich, aber es wäre doch durchaus naheliegend), Jugendlichen oder Erwachsenen, die mit ihrer sexuellen Identität Probleme haben, zur Seite zu stehen, warum sollen sich diejenigen dann an einen Verein wenden, der eine eindeutige Ideologie verfolgt? Es müsste doch auch möglich sein, Strukturen zu schaffen, in denen jenen wenigen Betroffenen so geholfen wird, wie es für sie am besten ist. Ob das eine Entwicklung hin zur oder weg von der Homo-, Bi- oder Transsexualität sein möge, sei dahingestellt.

An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass ich weder dem Verein noch den politisch Verantwortlichen eine böse Absicht unterstelle und eigentlich sogar froh bin, dass Bereiche thematisiert werden, die möglicherweise nicht genug Beachtung erlangen. Wenn man sich aber die Vorgehensweise jenes Vereins und der entsprechenden politischen Funktionäre vor Augen führt, drängen sich mir einige Fragen auf, deren Beantwortung ich mit höchster Spannung erwarte:

  1. Wie ist es möglich, dass ein Verein (und eigentlich spielt es in diesem Zusammenhang überhaupt keine Rolle, um welchen Verein es sich dabei handelt) in allen Wiener Schulen die Möglichkeit bekommt, Werbung in eigener Sache zu machen – und das noch dazu mit politischem Applaus von Stadträtin Sandra Frauenberger?
  2. Wie konnte es geschehen, dass sich die Plakataktion dieses Vereins völlig über den erst im Juni in Kraft getretenen Sexualkunde-Erlass hinwegsetzt, in dem unmissverständlich die Einbindung der Eltern bzw. deren Vertreter in allen sexualpädagogischen Belangen verankert ist – und auch das mit politischer Rückendeckung von Stadträtin Frauenberger?
  3. Sollte tatsächlich Handlungsbedarf in allen Wiener Schulen hinsichtlich Antidiskriminierung bestehen, warum werden dann nicht diejenigen, die am besten wissen, was sich in den Schulen tatsächlich abspielt – nämlich die Lehrer und deren offizielle Vertreter – zu Rate gezogen, um eine altersadäquate und sinnvolle Maßnahme, möglicherweise sogar eine Plakataktion, zu erarbeiten?
  4. Warum sollen meine Kinder im öffentlichen Raum, in dem sie sich bewegen müssen, mit Ideologien bzw. der sexuellen Orientierung einiger weniger belästigt werden, gegen die sie sich weder schützen noch wehren können? (Bei dieser Gelegenheit könnte man sich vielleicht auch damit auseinandersetzen, welche anderen Dinge in den Schulen beworben werden – und ob das durch die Schulpartnerschaft, also die Zusammenarbeit von Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern in Kooperation mit der Direktion – legitimiert wird.)
  5. Warum soll meinen Kindern im Schulalltag vorgegaukelt werden, dass die sexuelle Neigung von weniger als drei Prozent der Bevölkerung normal ist? Um den Kindern einen Bezug zur Realität zu bieten, müsste man ca. 97 Beispiele mit normalen (also heterosexuellen) Partnerschaften und Familienstrukturen zeigen und ca. drei Beispiele aus dieser Aktion. Das würde der von Stadträtin Frauenberger erwähnten „Realität“ entsprechen.
  6. Wer hat diese Aktion finanziert? (Ich hoffe doch wirklich sehr, dass das der besagte Verein war und nicht ich durch meine Steuern und Abgaben!)
  7. Wie lange wird es dauern, bis diese Aktion zurückgerufen wird und dafür gesorgt wird, dass so etwas nie mehr auch nur ansatzweise passieren kann?
  8. Was ist an einer Plakataktion „sympathisch und freundlich“ (Zitat Frauenberger), die sich über einen geltenden Grundsatzerlass einfach hinwegsetzt und somit klar zeigt, wie sehr die demokratischen Strukturen auf Kosten unserer Kinder mit Füßen getreten werden?

Noch wurden die Plakate nicht verschickt. Noch können die politisch Verantwortlichen, also Stadträtin Sandra Frauenberger, Stadtschulratspräsidentin Mag. Dr. Susanne Brandsteidl oder Bürgermeister Dr. Michael Häupl, dafür sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt. Werden sie ihre Verantwortung uns und vor allem unseren Kindern gegenüber wahrnehmen?

Birgit Friedrich hat Anglistik und Musikerziehung studiert, anschließend unterrichtet und ist momentan in unbezahlter Karenz, weil mein Mann und ich der Meinung sind, dass es für unsere drei Kinder gut ist, wenn sie nach ein paar Stunden Kindergarten oder Schule wieder nach Hause kommen können.

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