Die Aussage von Ministerin Heinisch-Hosek hat besorgte Eltern aufschrecken lassen: Die Sexualerziehung sollte „modernisiert“ werden; bereits im Kindergarten sollten unsere Kleinsten „kindgerechte Antworten erhalten“. Kurz vor Ostern ist ein Entwurf, von sieben „Experten“ ausgearbeitet, zur Stellungnahme versendet worden. Der Entwurf erscheint – auf den ersten Blick in einer sehr harmlosen, unauffällig ausgewogenen Sprache abgefasst – völlig unverständlich. Das ist Teil des Programmes.
Die hier verwendete Gendersprache soll offenbar nicht durchschaut werden. Denn was nicht durchschaut wird, kann auch nicht angezweifelt werden. Beschäftigt man sich jedoch intensiv mit dem Text, dann ist das eine wahre Sprengladung an versteckter neuer „Pädagogik der Vielfalt“. Es fällt einem sehr schwer, hier auch nur einen „kindgerechten“ Ansatz zu erkennen, wie es die Ministerin angekündigt hatte. Mit anderen Worten: Der Entwurf ist brandgefährlich.
Der Zeitrahmen zur Stellungnahme war extrem kurz. Nur acht(!) Tage, wenn man die Osterwoche abzieht, hatten die Adressaten Zeit, sich durch den Text zu arbeiten. Kann das Zufall sein? Über ein Rauchverbot wird jahrelang diskutiert; über einen richtungsweisenden Erlass jedoch, der unsere Kinder einmal bis ins Innerste des so sensiblen Bereiches der Sexualität verstören könnte nur acht Tage? Ohne eine öffentliche und partnerschaftliche Diskussion mit Eltern und Lehrern? Klingt da nicht noch die Vorgangsweise des kürzlich beschlossenen Medizingesetzes zur Fortpflanzung in uns nach? Nun, Zeit bliebe jetzt noch immer für Parteien um zu reagieren, bevor der Erlass rechtskräftig wird, auch wenn er ohne jede Zustimmung geltend gemacht werden kann.
Internationale Dokumente werden als Rahmenbedingungen angeführt. Aus ersten Reaktionen konnte man erkennen, dass dieser Nimbus der Internationalität wohl einige wenig informierte Personen beeindrucken konnte. Angeführt wird im Entwurf die WHO, die in Zusammenarbeit mit der deutschen „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ (BZgA), die Standards zur Sexualaufklärung in Europa herausgebracht hat. Diese Standards sind dieselben Veröffentlichungen, die für den Bildungsplan in Deutschland herangezogen wurden, weswegen dort seit Monaten Eltern auf die Straße gehen. Die BZgA ist eine ideologische Ausbildungsstätte für „moderne“ Sexualpädagogik, deren Mitarbeiter von ihrem „väterlichen Freund“ Prof. Kentler maßgeblich beeinflusst wurden, der sich am Ende seines Lebens wegen Pädophilie selbst diskreditiert hatte.
Zwei Sätze von Helmut Kentler:
„Sex mit Kindern ist kein Missbrauch, sondern ein Kinderrecht!
Recht des Kindes auf sexuelle Bedürfnisbefriedigung.“
Weiters werden die UN und die International Planned Parenthood Federation (IPPF) genannt, letztere ist eine der weltweit größten Abtreibungsorganisationen. Diese ideologisch gefärbten Rahmenbedingungen sollen nun auch unsere Kinder in Österreich in den Schulen frühsexualisieren?
„Eigene Wertvorstellungen“ und „Körperkompetenz“ sind zwei der vielen im Text verwendeten Begriffe, die durchaus positiv klingen. Sie beschreiben eine neue Pädagogik, die Eltern jedoch sehr misstrauisch machen sollte. Denn im Unterschied zum alten Grundsatzerlass sollen Kinder hier selbst ihre eigenen Werte ermitteln. Von der Schule sollen diese nicht mehr vermittelt werden. Das Ziel soll sein, herauszufinden, was alles möglich ist.
Gefühle statt Werte – alles was sich gut anfühlt, ist auch gut. Kinder sollen angeleitet werden an sich und an anderen zu experimentieren. In unserem Gesetz gibt es dafür ein eindeutiges Wort: Missbrauch. Natürliche Grenzen und Schamgefühle sollen gebrochen werden, alles klar nachlesbar in den Standards.
Eltern verlieren ihre Rechte
Eltern sollen nicht mehr selbst die zentrale Erziehungsverantwortung tragen, sondern die Schule und damit der Staat, was im Gegensatz zu geltenden Gesetzen steht. Erst auf Seite sieben werden Eltern unter der Überschrift „Umsetzung des Unterrichtsprinzips – Vernetzung verschiedener Lebenswelten“ erstmals erwähnt. Es wird mit keinem Wort festgehalten, dass Sexualerziehung zuerst Aufgabe der Eltern oder Erziehungsberechtigten ist! Dies erscheint als Eingriff in die Rechte der Eltern (vgl zB Artikel 2 des 1. Zusatzprotokolls zur Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten)!
Diese und noch viele weitere Kritikpunkte am Entwurf zur Sexualerziehung lassen uns Eltern erschaudern. Wird es gelingen, möglichst viele Eltern zum Widerstand zu mobilisieren, um dieses Trojanische Pferd abzuwenden?
Dieser Entwurf vermittelt insgesamt eine einseitige Sicht von Sexualität und Sexualerziehung. Er ist der umstrittenen Gendertheorie verpflichtet.
Wir vermissen eine ganzheitliche Sexualerziehung, die auch die Bedeutung des Zusammenhangs von Sexualität und Weitergabe des Lebens, sowie die eminente Bedeutung von Freundschaft und Bindungsfähigkeit für gelingende Partnerschaften ausreichend berücksichtigt. Das Recht der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten, die Sexualerziehung ihrer Kinder als erste Bezugspersonen zu gestalten, sollte hervorgehoben und gleichzeitig die ergänzende und unterstützende Funktion der Schule in diesem Bereich festgehalten werden. Da immer wieder die frühe Kindheit und der Schuleintritt als Beginn der Sexualerziehung genannt werden, muss eine altersentsprechende Vermittlung sowie der Respekt vor dem natürlichen Schamgefühl der Kinder und Jugendlichen unbedingt betont und gewährleistet werden.
Wir schlagen vor, den bisherigen Erlass bis auf weiteres in Geltung zu belassen bzw behutsam zu ergänzen.
Leni Kesselstatt ist verheiratet, Mutter von zwei Söhnen und lebt in der Steiermark.
„Wir haben die private Initiative FamilienAllianz vor zwei Jahren gegründet, weil wir erkannt haben, dass Familien kaum Zeit haben, sich abseits der Tageszeitungen, Radio- und Fernsehnachrichten gut und gründlich über die kulturverändernden Themen zu informieren, denen wir nun immer intensiver ausgesetzt sind. Unsere Rundbriefe werden über verschiedenste Netzwerke weitergemailt und erreichen so Familien und Interessierte“.
www.sexualerziehung.at; info@familienallianz.net