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Edmund Phelps, Wirtschafts-Nobelpreisträger von 2006, weiß es wie viele andere: Die westliche Welt verliert zunehmend an Dynamik. Das alljährliche Nobelpreisträger-Treffen in Lindau, wo solche Worte zu hören waren, wird zwar von den meisten österreichischen Medien ignoriert, es versammelt aber weit mehr Gehirnschmalz als Alpbach, über das die staatsabhängigen Medien riesig berichten.
Unter den vielen Lindauer Vorträgen ragt der von Phelps besonders heraus. Seine zentrale Erkenntnis: Ohne neue Dynamik geraten im Westen Innovationsbemühungen immer mehr ins Stocken. Damit wird künftiger Produktivitätszuwachs reduziert. Als Ergebnis steht unser gesamter Wohlstand auf dem Spiel.
Nur wer diese Erkenntnis, den Zusammenhang der Innovation mit dem von Phelps angesprochenen „Gedeihen der Masse“ begreift, wird um die Wiederherstellung der einstigen Dynamik ringen. Das aber kann, so Phelps, nicht nur durch einzelne Visionäre geschehen. Für die Wiedererringung der Dynamik braucht es in großem Maßstab die Kraft aller. Diese Dynamik gibt es erst dann wieder, wenn es gelingt, dass Millionen von befähigten Menschen in Europa neue Produkte und Prozesse ausdenken, entwickeln und vermarkten.
Ein Beispiel aus dem Horizont des Beobachters: Er bekommt fast täglich seriös klingende Angebote aus China. Aus Europa (und Afrika) kommen hingegen fast nur solche mit sofort erkennbaren betrügerischen Absichten, ob sie nun mit Phishing oder mit Millionentransfers oder mit Spams, die eine Scheinware verkaufen wollen, zu tun haben. Bisher ist nur meine Bank, aber noch nie ich selber auf solche Betrugsversuche hereingefallen. Dynamik ist jedenfalls etwas anderes als Betrug, der Polizei und Justiz ob seiner Häufigkeit gar nicht mehr interessiert.
Ähnlich interessant wie Phelps war der Nobelpreisträger von 2004, Edward Prescott. Seine neuen Forschungen zeigen, dass die Zuwächse an Wachstum dreimal größer sind als bisher geglaubt, wenn ein Land ausländische Direktinvestitionen frei zulässt.
Auch da bestätigt die eigene Beobachtung: Erfolgreiche Länder sind offen gegenüber solchen Direktinvestitionen. Diese bringen schon nach wenigen Jahren einen Erfolg für die offenen Länder und die Investoren. Während jene Länder, die statt auf ein investitionsfreundliches Klima auf Wohlfahrt setzen, immer mehr zurückfallen.
Schade, dass man in Lindau keinen einzigen heimischen Wirtschaftsexperten gesehen hat, während diese sich in Alpbach nur so tummeln. Freilich: Es gibt in Österreich offenbar überhaupt keine Wirtschaftsexperten, die wie die Nobelpreisträger von Aufträgen (staatlicher Organisationen oder Privater) unabhängig wären. Aufträge haben aber natürlich immer eine Schlagseite zugunsten des Auftraggebers. Und an den österreichischen Universitäten sind so schwache Professoren für Volkswirtschaft zuständig, dass es wohl ohnedies besser ist, dass sie schweigen. Obwohl sie unabhängig sind und sich frei äußern könnten.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.