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Viele Europäer haben noch immer nicht begriffen, warum im Mittelmeer ständig so viele Boote mit Möchtegern-Zuwanderern aus Afrika und Asien in Seenot geraten. Noch weniger haben sie und die europäischen Institutionen verstanden, was die einzig mögliche Strategie in dieser Situation ist.
Die in letzter Zeit ständig gemeldeten Fälle von Seenot haben eine klare Ursache: Diese Seenot wird in den meisten Fällen von den (an den Migranten gut verdienenden) Schleppern künstlich herbeigeführt oder überhaupt fingiert. Sie wollen nämlich mit ihren Schiffen keinesfalls an italienischen oder maltesischen Häfen anlegen. Denn dort würden sie wegen ihres kriminellen Treibens Verhaftung und Strafverfolgung riskieren.
Daher zwingen sie ihre „Passagiere“ schon in Sichtweite der Küste regelmäßig über Bord. Diese müssen sich auf Verlangen der Schlepper entweder in kleinen Rettungsbooten zusammendrängen oder überhaupt an Land schwimmen. Was beides mit großer Lebensgefahr verbunden ist. In anderen Fällen haben die Schlepperschiffe noch weiter draußen auf See einen „Maschinenschaden“, worauf die „Passagiere“ von anderen Schiffen gerettet werden müssen – und sich die Schlepperboote (für ein Havarieschiff erstaunlich schnell) wieder entfernen.
Bisweilen passiert bei solchen Tricks halt eine größere Katastrophe. Etwa wenn die sich in Seenot dünkenden und Hunger oder Durst leidenden Migranten auf Deck ein Feuer anzünden, um andere Schiffe auf sich aufmerksam zu machen, und wenn dieses Feuer dann außer Kontrolle gerät.
Was aber soll das durch solche Katastrophen humanitär erpresste Europa in dieser Lage nun konkret tun? Der gegenwärtige politische Streit zwischen Ländern wie Italien oder Malta und der EU beziehungsweise den anderen EU-Staaten ist da jedenfalls ziemlich sinnlos. Der Versuch von Italien &Co, den nördlichen EU-Staaten die Schuld (woran immer) zuzuschieben, ändert überhaupt nichts am Ergebnis des massenhaften Zustroms nach Europa. Einmal auf dem Landweg über Griechenland und einmal auf dem Seeweg übers Meer..
Ebenso untauglich, ja geradezu unmoralisch ist das Verhalten von immer mehr Schiffskapitänen, welche die Seenot auf solchen Booten aus möglichst großer Distanz zu ignorieren versuchen und mit geändertem Kurs weiterfahren.
Genauso untauglich, ja geradezu unmoralisch ist es aber eben auch, wenn die Italiener diese an Land gebrachten Migranten dann einfach ihrer Wege gehen lassen. Bisweilen geben sie diesen sogar diskrete Hinweise, wie man möglichst rasch nach Norden kommt.
Auch die diversen EU-Gipfel scheitern an diesem Thema. Viele Teilnehmer daran begreifen nicht, dass es ja nicht nur um das eine oder andere Schiff geht, sondern um einen täglich stärker anschwellenden Strom von Menschen, die in die EU und an deren scheinbar übervolle Sozialtöpfe drängen.
Auch die Hunderten Zeitungskommentare, die in den letzten Wochen zu diesem Thema erschienen sind, enthalten zwar viele wohlklingende Worte, aber wagen es nur selten, konkrete Lösungsansätze zu nennen. Denn die müssten auch eine Reihe hart erscheinender Maßnahmen enthalten.
Diese Punkte stellen die einzig bekannte Strategie dar, wie Europa auf die Massenmigration antworten kann. Wer diese Maßnahmen ablehnt, muss riskieren, dass sich die Mehrheit der europäischen Bürger in Bälde für noch viel Härteres ausspricht, wie etwa eine Kündigung der Flüchtlingskonvention. Dennoch scheint klar, dass die EU und die europäischen Regierungen derzeit viel zu populistisch und weich sind, um den Mut zu solchen Strategien zu entwickeln. Aber niemand soll behaupten können, dass es solche Strategien nicht gäbe.
Und niemand soll bitte glauben, dass die gegenwärtige – besonders in christlichen Kreisen – beliebte Verbalstrategie auch nur irgendeinen Nutzen brächte. Die da ungefähr so lautet: „Europa ist schuld an den Flüchtlingsmassen, weil es zu wenig Entwicklungshilfe gibt. Daher muss es die Flüchtlinge aufnehmen. Die werden dann eh nicht mehr kommen, sobald die Entwicklungshilfe ihr Ziel erreicht hat.“
Das ist zum einen ein Unsinn, weil das jedenfalls die Einwanderung von Zig-Millionen Menschen nach Europa bedeutet, also die weitaus größte Völkerwanderung der ganzen bekannten Menschheitsgeschichte.
Das ist zum anderen auch deshalb ein Unsinn, weil die letzten Jahrzehnte klar gezeigt haben, dass Entwicklung nicht ein Produkt der Entwicklungshilfe ist. Wer das nicht glaubt, möge beispielsweise das brillante Buch „Dead Aid“ der schwarzafrikanischen Ökonomin Dambisa Moyo lesen.
Entwicklung kommt primär immer nur durch Anstrengungen des betroffenen Landes selber zustande, wie mittlerweile Dutzende Beispiele beweisen: durch Marktwirtschaft, durch eine saubere Justiz, durch freien Handel, durch Bekämpfung der Korruption, durch ein leistungsorientiertes Bildungswesen, durch Sicherheit für Investoren. Alle anderen Rezepte sind gut für Sonntagspredigten, aber nicht für die Dritte Welt. Und ewige Hilfe stellt nur Abhängigkeiten, keine Entwicklung her.
Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.