Österreichs Jugend wählt konservativ. Bei der vergangenen Nationalratswahl im Jahr 2008 konnten vor allem ÖVP und FPÖ bei den Jung- und Erstwählern punkten. Grüne und SPÖ landeten abgeschlagen hinter den beiden Parteien auf den Plätzen drei und vier. Zwar ist die Wählergruppe der 16- bis 18-Jährigen mit rund 100.00 Personen für den Wahlausgang nicht wirklich entscheidend, für eine Partei, die sich als jung, modern und progressiv definiert, ist so ein Ergebnis aber ziemlich peinlich.
Die Grünen haben sich deshalb für die Wahl am 29. September die Latte hoch gelegt, sie wollen bei den ganz jungen Wählern die neue Nummer eins werden. Zu diesem Zweck haben die berufsjugendlichen Altlinken eine eigene Zeitschrift herausgebracht. Das Heft im Bravo-Stil soll beim heimischen Jungvolk die Begeisterung für die Grünen neu erwecken. Das ist allerdings gründlich misslungen.
Das linke Propagandablättchen ist eine Ansammlung von Peinlichkeiten und zeigt nur, warum die meisten Jungen einen großen Bogen um die selbsternannten Weltverbesserer machen. Eva, so der originelle Name der linken Ökopostille, ist „Das Grüne Mädchenmagazin. Auch für Jungs“. Damit wissen die „Jungs“ zumindest gleich, dass sie bei den Grünen bestenfalls ein lästiges Anhängsel sind.
Da hilft es auch nicht, wenn am Cover die grüne Zukunftshoffnung Julian Schmid groß abgebildet wird. Der 24-jährige wird in Eva einem „Coolness-Check" unterzogen. Ergebnis dieses Tests, welch Überraschung, der grüne Nationalratskandidat Julian ist voll total cool! Wow, total krass Alter. Grüne Lohnschreiber bewerten in einem grünen Wahlkampfblättchen einen grünen Jungpolitiker als cool! Für wie blöd halten die Grünen eigentlich 16-jährige?
Aber nicht nur Julian Schmid wird in Eva getestet, sondern auch fair gehandelte, klimaneutrale Bio-Kondome. Ja ja, politisch korrekt in allen Lebenslagen. Muss ziemlich anstrengend sein, täglich die Welt zu retten.
Jedenfalls haben die grünen Spin-Doktoren für das Propaganda-Heftchen alle Register gezogen: 16-jährige interessieren sich naturgemäß sehr für Sex. Und weil die Grünen ja jung und cool sein wollen, verstehen sie dieses Bedürfnis total, ganz Kumpeltyp eben, und versorgen die Teens bei dieser Gelegenheit – ganz selbstlos versteht sich - auch gleich mit neosozialistischer Ideologie und Propaganda, ein bisserl Klimaangst gewürzt mit linker Genderpolitik. Die klimaneutralen Biogummis testet der „pansexuelle“ Manuel, der stolz darauf hinweist, dass er ein XXL Kondom braucht.
Was für tolle Typen diese jungen Grünwähler nicht sind, die haben nicht nur mehr im Kopf, sondern auch mehr in der Hose als die bösen Rechten. Grüner Wahlkampflimbo für Teens: How Low Can You Go?
Auch die beiden Junglesben Luzi und Sophie testen die politisch korrekten Präservative. Als völlig uncooler Hetero fragt man sich natürlich, wozu zwei Lesben Kondome brauchen. Wasserbomben? Zum Drogenschmuggeln? Nein. Die beiden Studentinnen klären die Teens ohnehin auf: Sie benutzen gerne Sexspielzeug und über dieses ziehen sie Kondome mit Erdbeergeschmack. Aha! Das findet die Zielgruppe des grünlichen Heftchens sicher voll – ja was eigentlich?
Wie auch immer, moderne Teens kommen sicher auch ohne die mit politisch korrekter Ideologie durchsetzten Sexratschläge der Grünen ganz gut durchs Leben.
Die grünen Ergüsse in Eva gleiten aber auch immer wieder ins Skurrile ab. Etwa im Startalk. Da werden nicht etwa aktuelle Hip-Hop- oder Hollywood-Größen interviewt, nein, zu Wort kommen Rolf Holub, Ingrid Felipe und Gabi Moser. So viel zum Selbstbild und zur Selbsteinschätzung der Grünen. Aber immerhin, der grüne Star Gabi Moser dürfte bei den 16-jährigen einen Bekanntheitsgrad im knapp einstelligen Bereich haben. Schade nur, dass man auf das Rolf Holub Starschnitt-Poster in der Heftmitte vergessen hat.
Nicht fehlen darf hingegen der große „Eva-Test“, ein politisch korrekter Gesinnungs-Check für Teens. Da wollen die grünlichen Moralapostel etwa (ganz zielgruppengerecht :-)) wissen, ob man ein Date absagen würde, um mit einem Freund auf eine wichtige Demo zu gehen. Aber nicht schummeln! Früh übt sich…
Und wer als politisch korrekter Streber beim Test die volle Punktzahl einfährt, der darf sich mit dem Segen der Grünen fair und respektvoll nennen. Amen. Darauf haben die Teens sicher gewartet. Wer hingegen, so wie ich, null Punkte schafft, der ist reif für die linke Gesamt-Ganztagsschule. Von den tatsächlichen Problemen der jungen Generation erfährt man in der grünen Spatzenpost aber nichts, sieht man von den getesteten Biotampons ab (irgendwie ist sie fixiert diese Partei).
Realitätsfremd ist untertrieben
Ganz offensichtlich hat das linksgrüne akademisch (sprich geisteswissenschaftlich) gebildete Kleinbürgertum keinen blassen Schimmer, mit welchen Problemen sich etwa 16-jährige Lehrlinge herumschlagen müssen. Aber wer ernsthaft glaubt, viele Teens haben vor fünf Jahren deshalb ihr Kreuz bei der FPÖ gemacht, weil HC Strache damals durch die Discos getingelt ist, der hat circa so viel Realitätssinn wie Marie Antoinette.
Die Grünen haben von den Jungen und ihren Ängsten und Problemen schlicht keine Ahnung, da hilft auch der coole Coverboy Julian Schmid nichts. Aber gut, die Grünen glauben auch, sie hätten den alleinigen Wahrheitsanspruch und Rolf Holub und Gabi Moser seien Stars. Was ist dann eigentlich Eva Glawischnig, ein Super- oder gar Megastar? lol
Deshalb wirkt das Magazin auch genauso jung und hip, wie ein 43-jähriger in der Midlifecrisis mit Lederjacke und Harley Davidson. Das hat selbst die grüne Parteijugend mitbekommen. Sie hat sich deshalb von dem Heft der Bundespartei distanziert. Allerdings nicht, weil in dem Blatt vollkommen an den Interessen und Problemen der Jungwähler vorbei geschrieben wird. Den grünen Nachwuchs-Jakobinern sind die Inhalte vor allem zu wenig politisch korrekt!
So stört es sie, dass in Eva Werbung für Make-Up gemacht wird. Das geht gar nicht. Schminke ist offenbar Teufelszeug, wer sie verwendet, wird mit einem zusätzlichen Anstieg des Meeresspiegels von bis zu drei Zentimetern bestraft. Ja, voll cool, diese Grünen.
Die gestrenge Parteijugend hat deshalb eine eigene Kampagne gestartet. Titel „I love my vagina“ (und ewig grüßt das Murmeltier). Damit wolle man Tabus brechen. Und weil wir mittlerweile gefühlte 95 Prozent aller gesellschaftlichen Ge- und Verbote der politischen Korrektheit und dem grünen Gutmenschentum zu verdanken haben, bleiben den jungen wilden Grünen zum mutigen Brechen von Konventionen nur noch die vermeintlichen sexuellen Tabus.
Highlight des „I love my vagina“ Videos ist jedenfalls eine junge Grüne, die ernsthaft meint: „Wir wollen nicht in einer Gesellschaft leben, die uns sagt, wie sich Männer und Frauen verhalten sollen“. Der war gut. So etwas aus dem Mund einer jungen gendergerechten Grünen zu hören, ist wirklich skurril.
Die meisten Jungendlichen wissen es jedenfalls besser. Für sie sind die Grünen das Problem und nicht die Lösung ihrer Probleme. Die zahlreichen jungen Konservativen und Liberalen haben die Nase voll von den selbstgerechten politisch korrekten Oberlehrern, die versuchen ihre totalitären Bestrebungen und ihre Besserwisserei mit pseudocoolen Sprüchen und Propagandaheftchen zu tarnen. Leider sind die 16- bis18-Jährigen nicht wahlentscheidend.
„Eva – Das grüne Mädchenmagazin. Auch für Jungs“:
http://issuu.com/die-gruenen-at/docs/eva-magazin/1?e=9218664/4679398
„I love my vagina“: http://www.youtube.com/watch?v=8ZnHT9sekE0
Mag. Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. 2012 ist „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. Derzeit arbeitet er an einem Buch über Geschichte, Politik, Ideologie und Ziele der österreichischen Grünen.