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Kommen die Eurobonds? Darüber debattiert derzeit die ganze Finanzwelt. Ich wage fünf Prophezeiungen:
Erstens, die Eurobonds werden – in der nächsten Krisenetappe – kommen.
Zweitens, sie werden den Zinsen-Druck auf die größten Problemländer mildern.
Drittens, diese Milderung wird nur einige Monate wirksam sein, auch deshalb, weil viele Regierungen ihre Sparversprechungen nicht einhalten.
Viertens, unter den enorm steigenden Zinsen für die Eurobonds werden sehr rasch die (scheinbar noch) stabilen Länder so leiden, dass es dort zu politischen Explosionen kommt, die den Euroraum sprengen werden.
Und fünftens wird es nur mit Mühe gelingen, die EU – in einem deutlich geschwächten Zustand – über dieses Euro-Ende hinaus am Leben zu erhalten.
Da ich kein Hellseher bin, kann es gewiss auch anders kommen. Aber diese Entwicklung hat eine hohe Wahrscheinlichkeit für sich.
Denn in den nächsten ein oder zwei Jahren wird sich wohl die – kurzfristig sogar richtige – Überzeugung durchsetzen, dass die Eurobonds billiger kommen als Direktzahlungen und die Haftung für jeden neuen Kredit der PIIGS-Staaten (und wohl noch einiger anderer).
Sehr bald werden aber die Anleger entdecken, dass die große Sparsamkeit neuerlich nur eine leere Versprechung war, dass trotz „Euro-Wirtschaftsregierung“ die bisherige Politik weitergeht. Die Argumente für ein Anhalten der Schuldenpolitik stehen nämlich schon auf Abruf bereit: „Man darf die Konjunktur nicht abwürgen“, „Zuerst muss man ins Wachstum investieren, dann erst kann man an Schuldenabbau denken“, „Die Sparpolitik trifft gerade die Ärmsten“, „Die . . . -Regierung findet leider keine Mehrheit im Parlament für die Sparmaßnahmen“, „Die Oberstgerichte verbieten die Kürzung wohlerworbener Rechte“, „Es drohen soziale Unruhen; da muss man mit Geld gegensteuern“.
Diese Argumente sind altbekannt und haben ja gerade die Schuldenkrise ausgelöst. Sie haben nur in einem recht: dass Widerstand der Straße, der Parlamente, der Gerichte durchaus wahrscheinlich ist.
Deren Widerstand wird sich aber nicht nur gegen die Sparmaßnahmen richten, sondern noch viel stärker gegen die neuerliche aufgezwungene Umverteilung von den Deutschen, den Skandinaviern, den Niederländern, den Österreichern zu den verschwendungsfrohen Südländern. Denn schon in den letzten Jahrzehnten sind ja ergebnislos Billionen Richtung Süden geflossen: Nicht nur durch die Rettungspakete der letzten 18 Monate, sondern auch durch die gewaltigen Kohäsions- und Strukturprogramme der EU, die ja schon längst eine Transferunion ist. Dazu kommen beispielsweise noch die gewaltigen Mittel, welche die Norditaliener für den Mezzogiorno zahlen müssen. Daher droht ja auch schon Italien das Zerbrechen. So wie der EU und dem Euroland.
Ab irgendeinem Zeitpunkt machen die Menschen eben nicht mehr mit, wenn sie unter dem Titel „Solidarität“ ausgeraubt und verhöhnt werden.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.