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Missbrauch: Und wann entschuldigt sich Faymann?

Sogar der Umstand, dass er vor einem Jahr über einen Schülermissbrauchsfall in einer kirchlichen Einrichtung berichtet hat, war dem ORF von der Früh bis am Abend einen eigenen Beitrag wert. Wenn man keine Aktualitäten hat, dann wiederholt man halt seine eigenen Kampagnen. Die zweifellos in der Dimension zumindest vergleichbaren Fälle in staatlichen Einrichtungen werden hingegen konsequent zu Tod geschwiegen.

Ganz offenbar deshalb, weil Länder, Bund und Gemeinden das selbst geschickt unter den Teppich kehren, während die medienpolitisch völlig hilflosen Kirchenleute das Gegenteil tun. Die Angehörigen der im Kirchenbereich amtierenden Klasnic-Kommission legen geradezu einen exhibitionistischen Trieb an den Tag, sobald ihnen ein Mikrophon vor die Nase gehalten wird. Und der Wiener Kardinal erklärt sowieso die Kirche selbst zum Täter. Nur um in den antikirchlichen Medien nicht anzuecken.

Aber keine Institution, kein Medium geht den Fällen in staatlichen Schulen mit der gleichen Intensität und Kosequenz nach. Kennzeichnend für viele andere ist etwa der Bericht eines Mannes, der in den 60er Jahren in einem staatlichen Bundeskonvikt war: Er ist der höchst renommierte Mittelosteuropa-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dr. Karl-Peter Schwarz, ein Österreicher.

„Ich war zwischen 1962 und 1966 in Lienz in einem Bundeskonvikt. Wir sind regelmäßig von den Erziehern geschlagen worden, von denen fast alle auch unsere Gymnasiallehrer waren. Die Eltern wussten davon, wagten aber meist nicht, dagegen aufzutreten, weil die Erzieher auch unsere Gymnasiallehrer waren. Geschlagen wurde mit gummibesohlten Turnschuhen auf den nackten Hintern, zumeist aber mit einem Holzstab von oben auf die ausgestreckten Finger, denn  das tat zwar höllisch weh, hinterließ aber keine Spuren. Eine weitere Methode bestand darin, uns bis zum Zusammenbrechen Liegestützen machen zu lassen oder uns der Reihe nach so mit dem Rücken an der Wand aufzustellen, dass Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel bildeten und die Arme gerade ausgestreckt waren. Auf die Arme wurde dann ein Kopfpolster gelegt. Wenn es runterfiel, gab es die gefürchtete „Nuss“.

Diese Strafen wurden verhängt, wenn nach der Nachtruhe (20 Uhr) im Schlafsaal noch gesprochen wurde, und zwar als Individualstrafe, wenn sich die „Täter“ meldeten, und als Kollektivstrafe, wenn sie es nicht taten. Denunziationen wurden von den Erziehern immer gerne entgegengenommen.

Ich habe keine irreparablen Schäden davongetragen, ich will um Gottes willen auch keine aus Steuermitteln bezahlte Psychotherapie und auch keine finanzielle Entschädigung. Ich möchte nur, dass diese Heuchelei und antikatholische Hetze in den Medien endlich einmal aufhört.

Internatserziehung ist strukturelle Gewalt, gleich, vom wem sie betrieben wird. Wenn von den Vertretern der Kirche schon unentwegt Entschuldigungen verlangt werden, vom Kaplan aufwärts bis zum Heiligen Vater, dann würde ich schon gerne auch einmal wissen, wann und wo denn die Entschuldigungen der österreichischen Regierung und des österreichischen Bundespräsidenten deponiert wurden.“

Bei den Inseratenausgaben von Faymann & Co wäre es eine Lappalie, ein Inserat mit einer solchen Entschuldigung abzudrucken. Das Tagebuch würde es sogar gratis tun.

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