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Sehr geehrter Herr Kardinal!

Warum machen Sie die Erzdiözese Wien seit einiger Zeit zu einer Vorfeldorganisation der SPÖ? Warum geben Sie immer mehr Erklärungen ab, die nur noch so gedeutet werden können? Warum haben Sie jetzt zusammen mit Ihrem Caritasdirektor eine Erklärung veröffentlicht, in der Sie komplett den Standpunkt der SPÖ zu den Fragen Mindestsicherung und Transparenz übernehmen?

Gewiss, ein Standpunkt ist nicht deshalb falsch oder inakteptabel, weil er jener der SPÖ ist. Gewiss, auch ich weiß, dass Ihr Caritasdirektor über große und sympathisch wirkende Beredsamkeit verfügt. Gewiss, auch ich kann nachvollziehen, dass Sie es begierig aufgreifen, wenn Ihnen in der Einsamkeit Ihres schwierigen Amtes jemand einredet, dass Sie in einer Phase des Sturmes - durch die Verbrechen einiger Priester und Ihren ungeschickten Umgang damit - nun mit solchen Erklärungen wieder Grund unter den Füßen bekommen könnten.

Glauben Sie aber, dass es wirklich sinnvoll ist, dabei Positionen zu beziehen, die inhaltlich total einseitig sind, die auch von einem Großteil der der Kirche noch treu gebliebenen Gläubigen nicht geteilt werden?

Ich weiß zwar, dass Sie sich bei jeder inhaltlichen Diskussion zu wirtschaftlichen Fragen bald und gerne auf den Standpunkt zurückziehen, dass Sie ja kein Wirtschaftsexperte seien. Da Sie sich aber von einigen Ihrer Mitarbeiter dennoch immer wieder zu wirtschaftlichen Stellungnahmen treiben lassen, und da ich zu der Minderheit an Österreichern gehöre, die doch ganz gerne in ihren Bischöfen eine moralische Autorität sehen würde, möchte ich Ihnen diese Fragen nicht ersparen.

Glauben Sie wirklich, dass 29 Prozent der in Österreich lebenden Menschen so arm sind, dass das in diesem Ausmaß von den Bezügen aller Arbeitnehmer und Unternehmer weggenommene Geld (technisch formuliert: die sogenannte "Sozialquote" als Anteil am BIP) noch immer zuwenig ist, um die Armut zu bekämpfen?

Glauben Sie also wirklich, dass da noch zusätzlich Geld ausgegeben werden muss?

Wissen Sie, dass dieser Prozentsatz höher ist als in fast jedem anderen Land der Welt?

Können Sie sich nicht vorstellen, dass so starke Anreize via Umverteilung viele Menschen dazu veranlassen, sich in eine soziale Hängematte zu legen, statt selbst im Schweiße ihres Angesichts (wo auch immer ich diese Formulierung gefunden haben mag) ihren Lebensunterhalt zu verdienen?

Ist Ihnen bewusst, dass die Zuwanderer nach Österreich in viel größerem Umfang als die Österreicher diese sozialen Sicherungssysteme nutzen - was kritische Menschen auch ausnutzen nennen - und zu einem viel geringeren Prozentsatz arbeiten (vielleicht könnten Sie sich dabei auch dessen bewusst werden, was es bedeutet, dass durch die Zuwanderung am Ende dieses Jahrzehnts die katholische Kirche nicht mehr die größte Religionsgemeinschaft in Österreich sein wird)?

Und selbst wenn Sie all diese Fragen anders sehen sollten als ich und der Großteil Ihrer Gläubigen: Halten Sie es wirklich für moralisch verantwortbar, nicht mit der gleichen Lautstärke und Intensität, mit der Sie sich für diese sogenannte Grundsicherung einsetzen, auch gegen die Schulden- und Verschwendungspolitik der politisch Verantwortlichen (aller Parteien) eintreten?

Warum sollen Menschen, die etwa im Bereich der Kirche arbeiten, weniger Geld verdienen als ein Pärchen, das an zwei verschiedenen Adressen gemeldet künftig sehr leicht doppelte Grundsicherung ohne jede Arbeitsanstrengung bekommen kann?

Sind nicht die trotz des Reichtums der letzten Jahrzehnte explodierenden Schulden, die wir unseren - wenigen - Kindern hinterlassen, das wahre Verbrechen unserer Generation, das man bei keiner Äußerung zu sozialen und wirtschaftlichen Themen verschweigen dürfte?

Wo sind Ihre flammenden Predigten gegen ein Pensionssystem, mit dem sich die Angehörigen Ihrer und meiner Generation derzeit im Schnitt mehr als zwei Jahre früher Richtung Mallorca verabschieden können, als unsere Väter das konnten - obwohl unsere Generation viel gesünder und damit arbeitsfähiger ist, obwohl sie um viele Jahre länger lebt, obwohl sie um viele Jahre später mit dem Arbeiten begonnen hat, obwohl sie viel mehr Schulden als alle Vorgängergenerationen angehäuft hat, obwohl sie ab 1970 in einen Kinderzeugungsstreik getreten ist?

Warum äußern Sie sich zwar - lobenswerterweise - gelegentlich zu diesem Streik, aber nicht zu den anderen Delikten gerade unserer Generation?

Ich warte mit großer Spannung auf das seit langem fehlende Hirtenwort zum Thema Verantwortung rund um diese Themen. Diese kann man zwar beim jetzigen Papst des öfteren lesen, bei den meisten der österreichischen Bischöfe nicht.

Mit Respekt und unheiligem Zorn
Andreas Unterberger

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