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Priester und andere Täter

In Deutschland hatte ein rund 40-jähriger Mann vor Jahrzehnten Geschlechtsverkehr mit einer 15-Jährigen. Das ist ungefähr so relevant wie das berühmte umfallende Fahrrad in China. Trotzdem wird dieses Faktum nun international berichtet. Überschrift: "Missbrauch". Denn der Mann war und ist katholischer Priester.

Die Meldungen enthalten kein einziges Faktum, warum das eigentlich ein Missbrauch gewesen sein soll. Kein Wort davon, dass das Mädchen die Begegnung abgelehnt hätte, oder dass sie unter Druck gesetzt worden wäre, oder dass Geschlechtsverkehr mit einer 15-Jährigen damals in Deutschland strafbar gewesen wäre (was den deutschen Gerichten sehr viel Arbeit verschafft hätte). Nein. Offenbar genügt schon die Qualifikation eines Mannes als "Priester", dass eine solche Handlung ohne nachzudenken zu einer weiteren Missbrauchs-Meldung  führt. Und dass der heute 62-jährige Mann pensioniert wird.

Wer noch nicht die Absicht gemerkt hat, wird durch den Fall des deutschen Bischofs zunehmend verstimmt, der vorige Woche zurückgetreten ist/wurde, weil er nicht nur (mehr oder weniger erwiesenermaßen) Ohrfeigen ausgeteilt hatte, sondern auch mit einem Buben sexuellen Missbrauch getrieben haben soll. Allein: Das angebliche Opfer dementiert vehement.

Die Kirche reagiert derzeit in jedem dieser Fälle panisch - nachdem etliche ihrer Exponenten jahrelang die christlichen Prinzipien der Verzeihung, der Unschuldsvermutung und der Chance auf einen Neuanfang für jeden Sünder, aber auch das opportunistische Prinzip "Hauptsache, es gibt kein öffentliches Aufsehen" allzu weit getrieben und dadurch Wiederholungsdelikte ermöglicht haben. Nunmehr hat sie sich unter öffentlichem Druck ins gegenteilige Extrem treiben lassen. Jeder ihrer Priester wird offenbar sofort amtsenthoben, wenn irgendwer das Wort "Missbrauch" ausspricht. Und der nervenschwache Wiener Kardinal macht sogar die ganze Kirche zu Mittätern, so als ob diese in ihren Geboten irgendwo die Zeile stehen hätte: "Du sollst heftig Missbrauch treiben."

Das alles ist eine recht effiziente Methode, die Kirche noch rascher ihres Personals zu entblößen als alle bisher in der Geschichte angewandten Methoden. Und sollten jetzt auch noch Kirchenbeiträge zur finanziellen Bedeckung von Ansprüchen der Opferverbände über die Erfüllung aller gesetzlichen Ansprüche an den Dienstgeber überführter Übeltäter hinaus verwendet werden (wie schon von Rot und Grün gefordert worden ist), dann wird die Kirche auch noch ihre Kundschaft, pardon: Beitragszahler verlieren.

Die kirchlichen Oberhirten haben sich aus drei Gründen selbst mit ins Unheil geritten: Erstens sind sie völlig ungeeignet, mit öffentlichen Aufregungen umzugehen; sie haben auch keine guten Berater gefunden. Zweitens gehen sie von einer in Wahrheit absurden Illusion über ihr eigenes Personal aus: nämlich dass Priester nicht genauso sündig sind wie alle anderen. Drittens sind sie nicht willens, sich beziehungsweise die Kirche zu verteidigen, wenn der Staat nicht nur Straftäter bestraft - was er bei kirchlichen Tätern genauso tun darf und soll und muss wie bei den viel zahlreicheren familiären Onkeln und Stiefvätern als Tätern -, sondern wenn darüber hinaus die Kirche total einseitig an den Pranger gestellt wird.

Oder gab es etwa im Wiener Rathaus reihenweise Rücktritte, als dort offensichtlich in einem gemeinde-nahen Erziehungsheim der Missbrauch sogar auf eine kommerziell-mafiöse Ebene gehoben worden ist und der Skandal durch recht läppisches Vorgehen der gemeindeeigenen Kontrollen wieder schubladisiert werden konnte?

Das gibt Anlass, auch einmal den hierorts des öfteren getadelten ORF zu loben. Dort hat es ein mutiger Redakteur gewagt, den Skandal aus dem Dunkel der Rathaus-Wohlfahrt herauszuholen. Bitte vor den Vorhang. Und bitte aufpassen, dass nicht hinter dem Vorhang jemand mit einem langen Messer steht. Dass soll ja schon vorgekommen sein, wenn die SPÖ ihre einträgliche Hauptmacht-Position in einem Wahlkampf gegen unliebsame Journalisten zu verteidigen versucht.

(Sorry, da sind - weil von unterwegs produziert - in der Erstfassung peinliche Fehler gewesen)

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