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Das Ergebnis 79:16:5 war vorhersehbar. Und sollte doch allen viel zu denken geben. Weder die SPÖ noch Blau oder Schwarz oder auch die Christen haben besonderen Grund zum Jubeln, wenn man das Ergebnis genauer analysiert. Sieger ist nur ein Lager: jenes der 51 Prozent Nichtwähler, also jener, die mit dem Amt oder den angebotenen Persönlichkeiten nichts anfangen können.
Heinz Fischer ist trotz seines hohen Sieges alles andere als ein Triumphator: Denn er bewegt sich mit der absoluten Zahl der Stimmen fast genau in jenen Dimensionen, wo er bei seiner ersten Kandidatur gestanden ist. Er hat also über das rot-grüne Lager hinaus keine nennenswerte Mobilisierung geschafft. Und das trotz der einhelligen Unterstützung durch fast alle Medien, am stärksten durch den ORF und die von Steuergeldern aus SPÖ-Administrationen abhängigen Blätter wie „Österreich“ und „Heute“. Aber selbst die Kronenzeitung, die ursprünglich Barbara Rosenkranz favorisiert hatte, ist am Schluss relativ neutral geblieben.
Das Stagnieren der Fischer-Wähler zeigt übrigens auch, dass die Leitls und Neissers, die von der bürgerlichen Seite ins Fischers Lager gewechselt sind, nichts wirklich bewegen können. Opportunisten ohne Fußvolk diskreditieren sich selber.
Noch nüchterner müssen die Blauen das Ergebnis anschauen: Sie waren, wie es so oft in ihrer Geschichte passiert ist, zerstritten. Wer so oft den Parteiobmann statt der Kandidatin plakatiert, braucht sich nicht zu wundern, dass da keine starke Wahlbewegung für Barbara Rosenkranz in Gang gekommen ist. Dazu kommen die Schwächen der Kandidatin, die sich nicht als wirklich qualifiziert erwiesen hat.
Die Christen können nur einen Achtungserfolg verbuchen, der sicher der höchste in ihrer Parteigeschichte bleiben wird. Denn sie haben sich als Minitruppe ohne schlagkräftiges Walkampfteam schon rein personell ins Abseits geschossen. Sie konnten daher in keiner Phase des Wahlkampfs das Vakuum nutzen, das die Absenz der ÖVP geschaffen hat. Wer seinen Spitzenkandidaten mutterseelenalleine durch die Lande reisen lässt, muss sich bewusst sein, dass da kein überzeugender Eindruck entstehen kann. Und wenn ein Spitzenkandidat seine Redezeit im Fernsehen gar nicht ausfüllen kann, dann muss jeder glauben, dass der gar nichts zu sagen hat, außer die oft sehr schrägen Fragen der Moderatoren zu beantworten.
Und die ÖVP? Sie geht ebenfalls mit vielen Minuspunkten aus dieser Wahl, obwohl sie gar nicht angetreten ist. Die SPÖ-nahen Medien, vom ORF bis zur "Kleinen Zeitung“, hatten sie trotz ihres Nichtantretens als Hauptangriffsziel auserkoren, weil einige schwarze Spitzenfunktionäre angekündigt haben, weiß zu wählen. Das Weiß-Wählen blieb aber – im Gegensatz zum Nicht-Wählen – mit 7 Prozent ein unbedeutendes Minderheitsprogramm; und steht nun ein wenig als ÖVP-Schlappe da.
Vor allem aber muss dieses Wahlergebnis für die Zukunft alle Alarmglocken im schwarzen Lager läuten lassen. Ihre Abstinenz hat die Wiederwahl Fischers praktisch garantiert. Dennoch wurde sie vor wie auch in den ersten Stunden nach der Wahl von Seite ihres Koalitionspartners dafür heftig attackiert. Ein interessantes Zeichen für den Zustand dieser Koalition.
Noch ernster sollte die ÖVP die Rolle der Medien analysieren. Diese sind nämlich bei allen Wahlen der letzten Jahre zum besten Wahlhelfer der SPÖ geworden. Da wird halt einmal ein plötzlicher Pflegenotstand als Verschulden der ÖVP kreiert; da wird ein andermal Inflationspanik als Verschulden der ÖVP geschürt; und da zeigte sich in den letzten Wochen, mit welcher Konsequenz prinzipiell jeder nicht-linke Kandidat niedergemacht wird. Jeder Freiheitliche wird sofort zur Reinkarnation Adolf Hitlers; und wenn eine Splitterpartei wie die Christen mehr als ein paar Promille zu erzielen droht, wird sie von ORF und Raiffeisenmedien sofort als skurril verächtlich gemacht.
Das selbe Spiel wird mit absoluter Sicherheit noch viel intensiver vor den nächsten Wiener Gemeinderatswahlen gespielt werden, wo es für die SPÖ ja wirklich ums Eingemachte geht, nämlich um den Zugriff auf die milliardenschweren Rathauskassen. Vor dieser Wiener Wahl wird sich überdies auch noch die Krone in die Reihen der SPÖ-Maschinerie einordnen. Sodass es für bürgerliche Kandidaten, selbst wenn die ÖVP geeignetere hätte als die nette Frau Marek, ein extrem schwerer Wahlkampf wird.
Die ÖVP hat ja schon die letzten beiden Nationalratswahlen trotz vorher günstiger Umfragen jedes Mal verloren, weil die Linkslastigkeit vieler Medien besonders in den letzten Tagen vor einer Wahl ausgespielt wird. Zwar kann diese mediale Dampfwalze nicht wirklich die SPÖ oder die Grünen selbst pushen – dazu ist deren Performance doch allzu offensichtlich zu schwach –, sie kann aber jedes Mal mit großer Treffsicherheit alle gefährlichen Konkurrenten nieder-denunzieren. Und da tun auch die unabhängigen Fernsehsender kräftig mit – obwohl sie ohne die Reformen von Schwarz-Blau gar nicht existieren könnten. Und da tun auch die beiden großen Printverlagshäuser mit großer Geschlossenheit mit – obwohl deren oberste Eigentümer immer treuherzig den Eindruck erwecken, eigentlich bürgerlich zu sein.
Diese angeblich bürgerliche Gesinnung der Medien hat aber keine Sekunde lang dazu ausgereicht, die schweren Fehler Heinz Fischers zu thematisieren. Da macht man sich halt lieber darüber lustig, dass etwa der eine Kandidat am Wahlkampfbeginn in die Messe gegangen ist.