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Die böse Kirche und die guten grünen Kinderschänder

Eine anhaltende Wucht medialer Berichte erweckt den Eindruck, dass die Berichte über die grauslichen Verfehlungen einzelner Priester einen Sturm an Kirchenaustritten auslöst. Die Krise der Kirche ist aber viel tiefer – und nicht bloß Produkt der überdimensionierten Berichte über jene Priester, die in auffallendem Kontrast zum Schweigen der Medien über arge und nie bestrafte Kindesmissbräuche im linken politischen Bereich stehen.

Einen ganz großen Skandal hat diese Woche etwa der deutsche Kinderschutzverein Carechild aufgedeckt – dessen Enthüllungen jedoch von den Medien nicht aufgegriffen wurden. Es geht um die „Humanistische Union“ in Deutschland, bei der unter anderem die deutsche Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die grüne Fraktionschefin Claudia Roth und die grüne Exministerin Renate Künast im Beirat sitzen.

In dieser „Union“ ist nicht nur ein Buchautor Rüdiger Lautmann aktiv, der über „Die Lust am Kind“ geschrieben hat. Dort gibt es auch „pädophile Arbeitsgruppen“, die laut Carechild als Selbsthilfegruppen getarnte Kinderpornoringe seien, wegen der es auch schon Polizeieinsätze gegeben habe. Vor allem aber haben jene „Humanisten“ jahrelang versucht, Pädophilie zu mehr gesellschaftlicher Anerkennung zu verhelfen und eine Quasi-Legalisierung von Sex mit Kindern gesetzlich verankern zu lassen. Auch deren eigene Hompepage bezeugt ein zumindest schwer umstrittenes Verhalten zu diesem Thema.

Was besonders pikant ist: Leutheusser-Schnarrenberger hat als erste Politikerin die Kirche wegen der priesterlichen Untaten frontal angegriffen, aber gleichzeitig eine Verlängerung der Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch abgelehnt.

Noch übler ist der Fall des grünen Politik-Stars Daniel Cohn-Bendit: Während die Kirche nun reihenweise Priester suspendiert, die vor Jahrzehnten in Missbrauch verwickelt waren, ist Cohn-Bendit weiter unangefochtener Guru der Grünen – obwohl er im Buch „Der große Basar“ selbst den sexuellen Missbrauch von Kindern in einem Kindergarten zugegeben hat.

Ein weiterer provozierender Fall ist der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand, der Neffe des früheren Langzeitpräsidenten der Grande Nation. Er war nicht nur ein lautstarker Kritiker der Verhaftung von Roman Polanski – dem die fortschrittliche Kunstszene so gerne die Vergewaltigung einer Minderjährigen nachsehen möchte.

Der hauptberufliche Neffe und derzeit nebenberufliche Sozialist als Feigenblatt in einem bürgerlichen Kabinett hat auch vor vier Jahren ein Buch geschrieben: „Ma mauvaise vie“ (Mein schlechtes Leben). In diesem lange unbemerkt gebliebenen Bekenntnis-Buch schildert Mitterrand blumig und begeistert den Reiz seiner pädophilen Aktivitäten in Thailand und Paris. Die Aufregung um diese spät entdeckten Bekenntnisse währte übrigens kurz, weil sie von der Front National des Monsieur LePen entdeckt worden waren – und offenbar deswegen für Medien und Intellektuelle weitgehend unerheblich blieben.

Während der ORF und viele Medien im In- und Ausland derzeit so tun, als ob man jedem Kirchenmann heute in sehr weitem Bogen ausweichen müsste, während das Staatsfernsehen den letzten Dorfpfarrer vor die Kamera setzt (wenn er nur verspricht, kräftig gegen den Papst loszuziehen), während österreichische Grünpolitiker dem überforderten Wiener Kardinal gute Ratschläge schreiben, sind die linken Kinderschänder tabu. Es geht nur gegen die Kirche – obwohl sie als Institution an sich konsequenter denn alle anderen jeden Kindesmissbrauch verurteilt. Oder vielleicht gar deshalb?

Übrigens könnte sogar die österreichische Ministerin Claudia Schmied, der immerhin all unsere Kinder anvertraut sind,  ein deutliches Zeichen setzen: Warum gibt sie eigentlich bei den diversen gemeinsamen EU-Räten dem französischen Kollegen mit einschlägiger Vergangenheit die Hand? Haben nicht auch im Jahr 2000 europäische Sozialisten den vermeintlichen Nachkommen Adolf Hitlers den Handschlag verweigert? Aus angeblicher moralischer Aufrichtigkeit?

Das würde übrigens auch dem oft behaupteten Wunsch Schmieds, die Gesellschaft durch ihre Politik zu verändern, gut anstehen. Schließlich kann niemand bestreiten, dass die zahllosen Missbrauchsfälle Zeichen einer gesellschaftlichen Klimakatastrophe sind, gegen die etwas getan werden muss. Wo ist übrigens die große Aufdecker-Aktion der Bildungsministerin gegen sadistische und sexuelle Kinderschänder in staatlichen Erziehungsanstalten aller Art? Wo sind ihre vertraulichen Ombudsstellen? Oder will sie uns durch ihre Untätigkeit vorlügen, Missbrauch sei ein rein kirchliches Phänomen?

Aber zurück zur Kirche, die scheinbar durch die mutigen Recherchen von tollkühnen Journalisten, durch die wirklich schweren Verfehlungen einiger Priester und durch die von jedem Selbstbewusstsein freie Reaktion ihrer Bischöfe heute vor einem plötzlichen Kollaps steht. Dieser Kollaps ist aber in Wahrheit gar nicht plötzlich. Denn die Bindungen der Österreicher zur Kirche haben sich schon seit vielen Jahren stark gelockert.

Eine brandneue Imas-Umfrage zeigt nämlich eine über viele Jahre kontinuierliche Abnahme etwa des Kirchenbesuchs. Gingen 1973 noch 25 Prozent regelmäßig zur Kirche, so waren es am Beginn dieses Jahres nur noch 9 Prozent (die Zahl der „gelegentlichen“ Besucher ist übrigens mit 26 Prozent konstant geblieben, und die der „seltenen“ Besucher hat sogar von 28 auf 36 stark zugenommen).

Weniger stark ist dementsprechend übrigens die Abnahme der Religionszugehörigkeit: Bezeichneten sich 1981 genau 88 Prozent als "katholisch“, so sind es heuer 78 Prozent.

Freilich: Ein echter Glaube steckt da nicht mehr dahinter. Nur noch 41 Prozent halten die Bibel für unverzichtbar. Nur noch 25 Prozent sagen: „Es gibt einen leibhaftigen Gott, so wie es in Bibel steht.“ 34 Prozent glauben nur noch vage an „eine geistige Macht über uns“. 28 Prozent sind in irgendeiner Form unentschieden. Jedoch sind nur 13 Prozent sicher, dass es keinen Gott oder etwas Ähnliches gibt (übrigens sehr signifikant vor allem Grünwähler).

Für die Kirche ist ein Umdenken angesagt: Nicht die Selbstzerfleischung, sondern das Eingeständnis, dass Priester vielleicht in der Theorie wissen, was Glaube bedeutet, dass sie aber naturgemäß als Menschen um nichts besser sind als alle anderen. Diese eigentlich banale Tatsache hat ein übler Klerikalismus in den letzten Jahrhunderten stark verwischt.

Wenn die Kirche aber einmal dieses Eingeständnis schafft und wenn sie konsequent jedem Verdacht nachgeht und nichts mehr zudeckt, dann steht sie moralisch viel besser da als all die Grünen und Sozialisten, die Kinderschändung für unbedenklich halten, wenn es nur einer der ihren ist, der sie begeht.

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