Der frühere slowenische Premierminister Lojze Peterle ist als erster demokratisch gewählter Premierminister und Übergangspremier vom Sozialismus zur freien Marktwirtschaft eine der zentralen Figuren in der modernen Geschichte unseres Nachbarn Sloweniens. Peterle war der Mann, der Slowenien in eine neue Ära führte – weg vom Sozialismus, hin zu Demokratie, freier Marktwirtschaft und europäischer Integration. Er wird am kommenden Sonntag in Wien auftreten.
Am kommenden Sonntag (30. März) ist Peterle um 11 Uhr auf Einladung der Nationalratsabgeordneten Gudrun Kugler in Wien (1210, Farbachgasse 11) bei der katholischen Studentenverbindung Kreuzenstein zu hören. Peterle wird dabei von der Landtagsabgeordneten Caroline Hungerländer und dem Autor dieser Zeilen befragt werden. Während gängige Konzepte von Aufstieg und Fall einer Zivilisation sprechen, soll dabei einerseits die Frage im Zentrum stehen, ob man nicht eher von biblischem Exil und Rückkehr sprechen kann, sowie andererseits Peterles Vermächtnis und seine Bedeutung für Österreich.
Seine Erfahrungen und Erkenntnisse können uns einiges mitgeben für aktuelle Debatten in Europa: Wohin geht die Reise? Wie können wir anhaltenden Frieden finden? Was ist unsere Identität – haben wir sie verloren und können wir sie wiederfinden?
Vor Peterles Regierungszeit war Slowenien Teil des sozialistischen Jugoslawiens, das von einer zentral gesteuerten Planwirtschaft und einer kommunistischen Einparteienherrschaft geprägt war. Doch mit dem politischen Wandel Ende der 1980er Jahre wurde Peterle zu einem Schlüsselakteur für den demokratischen Wechsel. Er gründete die Slowenischen Christdemokraten (SKD) und war ein führendes Mitglied der Demokratischen Opposition Sloweniens (DEMOS), die 1990 die ersten freien Wahlen gewann und die alte kommunistische Herrschaft ablöste.
Unter seiner Regierung erklärte Slowenien 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien. Trotz eines kurzen Zehn-Tage-Krieges gegen jugoslawische Truppen verlief die Abspaltung vergleichsweise friedlich, und Slowenien begann, seine eigene politische und wirtschaftliche Zukunft zu gestalten. Peterle setzte eine Reihe marktwirtschaftlicher Reformen um, darunter die Liberalisierung der Preise, die Privatisierung von Staatsbetrieben, die Einführung des slowenischen Tolar, eine Öffnung für ausländische Investitionen sowie Steuer- und Sozialsystemreformen.
Nach seiner Zeit als Premierminister ist Peterle eine prägende Figur in der slowenischen und europäischen Politik geblieben. Von 2004 bis 2019 war er Mitglied des Europäischen Parlaments und setzte sich besonders für Gesundheitspolitik und die europäische Integration ein.
Seine wirtschaftlichen und politischen Reformen gelten als Grundstein für den heutigen Erfolg Sloweniens. Ohne seinen mutigen Wandel von der sozialistischen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft wäre Slowenien heute wohl nicht eines der wirtschaftlich stabilsten Länder Osteuropas.
Alexander Jansa ist Bundessekretär der Fraktion Christlicher Gewerkschafter. Anmeldung zu dieser Veranstaltung (freier Eintritt) unter: office@gudrunkugler.at