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Wie veränderte sich die österreichische Bevölkerung 2011? drucken

Vorläufige Einwohnerzahl Österreichs am 1.1.2012 im Vergleich zur Einwohnerzahl am 1.1.2011 nach Bundesländern

 

Bundesland Stand 2011 Stand 2012 Veränderung
absolut
Veränderung
Prozent
Österreich

8.404.252

8.440.465

36.213

0,4

Burgenland

284.897

286.132

1.235

0,4

Kärnten

558.271

557.529

-742

-0,1

Niederösterreich

1.611.981

1.617.987

5.106

0,3

Oberösterreich

1.412.640

1.416.578

3.938

0,3

Salzburg

531.721

534.067

2.346

0,4

Steiermark

1.210.614

1.212.866

2.252

0,2

Tirol

710.048

714.306

4.258

0,6

Vorarlberg

369.938

371.622

1.684

0,5

Wien

1.714.142

1730.278

16.136

0,9

Quelle: Statistik Austria

 

Bevölkerungsveränderung 2011 nach Staatsangehörigkeitsgruppen

 

Staatsangehörigkeit Stand 2011 Stand 2012 Veränderung
absolut
Veränderung
Prozent
Gesamt

8.404.252

8.440.465

36.213

0,4

Österreich

7.476.640

7.471.066

-5.574

-0,1

Nicht-Österreich

927.612

969.399

41.787

4,5

EU-Ausland gesamt

359.282

389.264

29.982

8,3

EU-14

201.830

211.885

10.055

5,0

EU-12 (neue Mitgliedsstaaten)

157.452

177.379

19.927

12,7

Nicht-EU-Ausland

568.330

580.135

11.805

2,1

Quelle: Statistik Austria

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SN-Kontroverse: Intervention in Syrien? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Staatengemeinschaft in Syrien militärisch eingreifen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Super-GAU des Schreckens droht

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Als das Burgenland in den 1980er-Jahren am „letzten Zipfel" der Welt lag und das Ost-West-Wettrüsten seinen Höhepunkt erlebte, entstand in der kleinen Stadt Schlaining die Idee zur Gründung eines Friedensinstituts. Es gab viel Kritik: Die Stadt sei zu weit weg von Wien, habe keine Infrastruktur usw. Die jungen Leute waren hartnäckig. Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg und der burgenländische Landesrat Gerald Mader sagten geringe Subvention zu. Das Institut ist heute Friedensuniversität, wo interkulturelle Friedenserziehung gelehrt wird. Gerald Mader ist UNESCO-Präsident.

 Im „arabischen Frühling" wurden Diktaturen niedergekämpft. Ausgehend von Tunesien kam es 2010/2011 zu Unruhen in Algerien, dann zur Revolution in Ägypten. Blutige Unruhen gibt es in Libyen, im Jemen, Bahrain. In Libyen war der Bürgerkrieg so massiv, dass die arabische Liga um Hilfe bat. Rebellen stürzten Staatschef Muammar Gadafi mit NATO-Unterstützung. Wegen gewaltsamer Eskalation sieht die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, jetzt Syrien an der Schwelle zum Bürgerkrieg. Der UNO- Sicherheitsrat ist gespalten. Syrien liegt nahe an Israel. Dort steht auch die Jugend auf der Straße: Weil die Filmemacherin Daphin Leef Mitte 2011 wegen hoher Mieten obdachlos wurde, beschlossen sie und ihre Freunde, auf dem Mittelstreifen des Rothschild-Boulevards in Tel Aviv ihr Zelt aufzuschlagen. Das Motto: „Rothschild ist unser Tahrir-Platz".

Israel hat ein großes Atomwaffenarsenal und liegt nahe dem Iran. Ein neues Ungleichgewicht des atomaren Schreckens droht, falls sich UNO, NATO und EU zu keinem Eingreifkonsens durchringen. Und die Meinungsbildner Europas sollten aus der „splendid isolation" aufwachen und den Unterschied zwischen „peace forcing" und „peace keeping" lernen. 


Bis zum letzten Amerikaner

Andreas Unterberger

 So tragisch die Vorgänge in Syrien auch sind: Ein Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg wäre ein dramatischer Fehler. Daraus könnte leicht ein großer Krieg oder gar ein Weltenbrand entstehen. Denn der syrische Machthaber Assad würde jedes Eingreifen - für das ja in Wirklichkeit nur der Westen infrage kommt - sofort als Aktion der Freunde Israels brandmarken; er würde direkt wie auch über seine Vasallen im Libanon und in Gaza einen Krieg mit Israel entzünden, um die anderen, ihn derzeit kritisierenden Araber wieder an seine Seite zu ziehen. Dort stehen jetzt schon der Iran, der Irak und Russland. Allein das sollte reichen, jeden Hitzkopf zur Mäßigung zu bringen.

Zweitens zeigt das heute in vielen arabischen Ländern tobende Chaos: Es ist mehr als offen, ob selbst ein Erfolg einer Intervention oder Revolution geordnete rechtsstaatliche und demokratische Verhältnisse herzustellen vermag. In Libyen etwa herrscht nach der europäischen Intervention nackte Anarchie. Der Irak ist eine Tragödie. In Ägypten regieren die Islamisten, die am Friedensvertrag mit Israel rütteln und die die Scharia, also einen archaischen Religionstext, als oberstes Staatsgesetz einführen wollen; was das bedeutet, kann man in Saudi-Arabien oder im Iran studieren (trotz aller Differenzen untereinander).

Drittens haben die vielen syrischen Minderheiten von den Alewiten bis zu den Christen aus dem letzten Jahr eines gelernt: Sie fürchten sich vor einem Triumph der Revolution.

Viertens ist es heuchlerisch, wenn Österreicher nach Krieg rufen, aber natürlich meinen: Führen sollen den die anderen, wir sind ja neutral. Wer in jedem Konflikt von der Galerie herab bis zum letzten Amerikaner kämpft, ist nur noch lächerlich. Und verkennt die Realität: Die USA sind durch den Irak- und den Afghanistan-Krieg über alles militärisch und ökonomisch Tragbare hinaus belastet.

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Zeitungsauflagen: Lügner, Loser und wenige Leuchten drucken

Weil nirgendwo so viel gelogen wird wie bei der Jagd und bei Zeitungsauflagen, befasst sich das Tagebuch diesmal mit diesen. Denn da hat sich gezeigt: Irgendwann kommt doch die Wahrheit heraus. Zumindest zum Teil.

Bei der nunmehr veröffentlichten Auflagenkontrolle gibt es drei Medien-Typen: Das eine sind die Zeitungen, die sich ziemlich genau dort bewegen, wo sie vor einem Jahr waren. Dann gibt es einige große Gewinner. Und schließlich gibt es die anderen, bei denen steile Abstürze verzeichnet sind. Dabei lässt sich freilich mit einer großen Ausnahme nicht nachweisen (und aus rechtlichen Gründen auch nicht spekulieren), ob sie bis zum Jahr davor kräftig gelogen oder aber 2011 ganz plötzlich so schwer verloren haben.

Skandalöse Lügen eingestanden hat jedenfalls das News-Imperium. Von "News" selber wurden plötzlich nur 138.000 Exemplare verkauft (alle Zahlen sind der Lesbarkeit halber mathematisch gerundet). Im Jahr davor waren hingegen noch 175.000 Verkäufe gemeldet worden. Und schaut man sich den einzig wirklich harten Maßstab „Direktverkauf“ an (also ohne relativ dubiose Dinge wie „Großverkäufe“), dann sank das skandallüsterne Heft von 114.000 auf 90.000.

(In der Folge werden nur noch diese Direktverkäufe angegeben, wobei sich alle Zahlen auf das zweite Halbjahr 2011 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2010 beziehen).

Das „Profil“, das immer vorgegeben hatte, mehr als die Qualitätszeitungen zu verkaufen, sank beim Direktverkauf plötzlich von 66.000 auf 55.000. Der „Trend“  sank stark auf 25.000 und das „Format“ gar auf 22.000. Und so weiter.

Ich stehe nicht an, zumindest im Fall von „News“ ziemliche Freude zu verspüren. Die Menschen lassen sich lange vieles gefallen, aber nicht dauernd alles.

Was fordern Faymann und Häupl von "News" zurück?

Jetzt wird natürlich interessant, wie viele Inserenten ihr Geld zurückverlangen werden. Sind sie doch mit falschen Auflage-Angaben zweifellos betrogen worden. Diese Ansprüche werden im Fall des großen „News“-Imperiums umso leichter durchsetzbar sein, als der frühere Betrug von der Geschäftsführung eindeutig zugegeben wird. Freilich wird er ausschließlich einstigen Topmanagern in die Schuhe geschoben. Was allerdings wieder eine zusätzliche Pikanterie schafft: Die wichtigsten dieser Topmanager sind noch immer in der Branche aktiv, wenn auch bei einem anderen Medium. Was dessen Glaubwürdigkeit ja zweifellos ungemein erhöht.

Ich würde auch wetten, dass als Folge dieser Stunde der Wahrheit etliche Hefte in absehbarer Zeit nicht mehr am Markt sein werden. In schlechten Zeiten lässt sich nämlich auch die oft sehr naive Werbewirtschaft nicht mehr sehr gerne hineinlegen. Offen bleibt nur, wieweit das Rathaus und die SPÖ-Minister trotz allem weiterhin unser Steuergeld für Inserate und Kooperationen zu „News“&Co fließen lassen werden. Oder ob auch sie Rückzahlungsforderungen stellen werden. Was sie eigentlich tun müssten, um nicht der korrupten Inseratenvergabe nicht auch noch einen Amtsmissbrauch folgen zu lassen.

Sensationell – und erfreulich – der Starterfolg von „Servus“. Dieses Heft aus dem Haus Red Bull liegt knapp nach dem Start bei einem Direktverkauf von 63.000. Erfreulich ist das, weil „Servus“ ein ganz anderes Produkt macht. Es widmet sich seriös, skandalfrei und niveauvoll den schönen Seiten des Lebens. Die sonst vernachlässigte Zielgruppe sind dabei offensichtlich Frauen über 40 mit mittlerem oder höherem Bildungsniveau und ländlichem bis kleinstädtischem Hintergrund. Ich bin sicher: Die Auflage wird noch weiter steigern (schon alleine deshalb, weil ich zu Weihnachten Abos an Angehörige der einschlägigen Zielgruppe verschenkt habe . . .). Um dumme Bemerkungen hintanzuhalten: Ich habe Null Beziehungen zum Hause Red Bull und habe auch keinerlei Lust auf deren Himbeerwasser.

Wechsel zu den Tageszeitungen: Dort können sich in einem signifikant schrumpfenden Markt einige Blätter stabil halten: Etwa die „Salzburger Nachrichten“ oder der „Kurier“ (der freilich beim Überblick über die letzten Jahrzehnte Österreichs größter Verlierer ist) oder die „Krone“ (die freilich in den letzten Jahren bei der Media-Analyse schon signifikant viele Leser verloren hat).

Große Zugewinne können höchstens die Gratiszeitungen behaupten. Bei diesen kann man freilich nur die Druckauflage messen, die natürlich auch die riesigen Stöße nie gelesenen Papiers in U-Bahn-Stationen und sonstwo umfasst. Ach ja, bei „Österreich“ (dem Blatt des ehemaligen News-Eigentümers Fellner) wird auch ein Direktverkauf gemeldet. Samt „plötzlichem“ Rückgang von 92.000 auf 83.000.

Ansonsten fand im Vorjahr im Qualitäts- und Halbqualitätsmarkt beinahe ein Blutbad statt: Das „Wirtschaftsblatt“ sank von 18.000 auf 17.000, der „Standard“ von 62.000 auf 61.000, und die „Presse“ gar von 65.000 auf 60.000.

Letztere vollzieht damit in der Auflagenkontrolle eine Entwicklung nach, die im einzig unbeeinflussbaren und objektiven Instrument schon seit sieben Jahren zu konstatieren ist, nämlich beim Marktanteil laut Media-Analyse. Bei diesem hat die „Presse“ sogar gegenüber den ersten Jahren des letzten Jahrzehnts ein volles Drittel verloren. Was ich nach dem Motto „Lasst Fakten sprechen“ ja nun überhaupt nicht kommentieren will . . .

PS.: Ist es überhaupt noch der Erwähnung wert, dass das ORF-Fernsehern im Februar 2011 schon wieder mehr als zwei Prozentpunkte Marktanteil verloren hat? Servus und Puls 4 gewinnen dazu.

 

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Fußnote 269: Herr Fischer ärgert sich drucken

Unser Herr Bundespräsident erregt sich, weil er zuwenig Zeit hat, das Sparpaket durchzulesen. Na ja.

Es ist natürlich Heinz Fischers gutes Recht, darauf aufmerksam zu machen, dass er in seinem Alter nur noch langsam lesen kann, und dass er daher das Gesetzespaket nicht so schnell unterschreiben wird wie gewünscht. Lassen wir dahingestellt, ob das nicht bloße Profilierungsneurose eines unbedeutenden, aber mit guten Gehältern und wichtigmacherischem Protokoll umgebenen Amtsträgers ist (wegen einer ähnlichen Neurose ist Kollege Köhler in Deutschland vor zwei Jahren sogar zurückgetreten). Viel bedauerlicher ist hingegen, dass Fischer schon seit langem seine Pflichten versäumt hat. Etwa: alljährlich angesichts der ständigen Defizite beim Budgetgesetz zur Sparsamkeit zu drängen (statt noch mehr Sozialstaat zu fordern!); oder bei der grob verfassungswidrig und nur des Häupl-Wahlkampf wegen verspäteten Budgetvorlage für 2011 strenge Konsequenzen zu ziehen; oder die ständige Brechung des Amtsgeheimnisses durch Staatsanwalt und/oder Polizei zu thematisieren; oder als Oberbefehlshaber des Bundesheeres dessen Demolierung entgegenzutreten; oder heute den AUA-Piloten im Klartext zu vermitteln, dass ihre Streikpläne angesichts des drohenden Todes der AUA wahnsinnig sind. Das wirklich Dramatische am Sparpaket ist, dass seine Begutachtung nur ganze vier Tage gedauert hat, und dass die Regierung den ganzen Herbst über noch keine Sekunde daran gearbeitet, sondern ungerührt ein viel zu ausgabenfreudiges Budget beschlossen hat. Das sollten Fischers wirkliche Sorgen sein. Was im Sparpaket steht, kann er hingegen längst überall lesen, auch mit schlechter Lesebrille.

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Millionengrab ÖH: Ein Cafe wird rot drucken

 

Die grün-kommunistisch-sozialistische Führung der Hochschülerschaft donnert derzeit gleich doppelt gegen die Wand: Zuerst beschließt sie, riesige Beträge an Zwangsgebühren im Kampf gegen die Studiengebühren zu vergeuden; und jetzt dürfte auch für das teure Skandalprojekt der ÖH, das „Cafe Rosa“, das Aus gekommen sein.

Die Cafe-Peinlichkeit reiht sich nahtlos an die anderen Seltsamkeiten dieser Hochschülerschaft. Diese wird von Zwangsbeiträgen aller Studenten gefüttert. Was freilich nicht heißt, dass sie damit sorgsam umgehen würde. Was freilich nicht heißt, dass sie die Interessen aller Studenten vertreten würde.

Denn diese sind, wie jüngste Meinungsumfragen zeigen, im Gegensatz zu den ÖH-Funktionären mehrheitlich eindeutig für Studiengebühren und Zulassungsbeschränkungen an den Universitäten. Diese Einstellung spricht für die Reife und Intelligenz der Studenten. Weniger Reife und Intelligenz zeigen sie freilich, wenn sie regelmäßig in großer Mehrheit den ÖH-Wahlen fernbleiben. Denn das ermöglicht extremistischen Randgruppen, die Mehrheit zu erringen, das Geld aller Studenten zu verschwenden, sich als deren Sprecher auszugeben und gegen deren Interessen zu arbeiten.

Es liegt auf der Hand, dass ein unbeschränkter und unentgeltlicher Hochschulzugang nicht im Interesse der Studenten liegt. Diese können ja nur dann ordentliche Studienbedingungen vorfinden, wenn nur jeweils so viele Studenten zugelassen werden, wie ordentlich betreut werden können. Mit ihren Forderungen, es müsse anstelle von Zugangsbeschränkungen unbegrenzt Geld her, kann die ÖH-Führung in Zeiten wie diesen höchstens noch eine Laura Rudas überzeugen.

Die ÖH-Führung fällt aber nicht mehr bloß durch die Skurrilität ihrer politischen Aussagen auf, sondern auch durch die Vernichtung der Beitragsgelder der Studenten. Was besonders absurd ist, weil die selbe ÖH gleichzeitig jeden Tag betont, dass auch ein nur mäßiger Beitrag der Studenten zur Finanzierung ihres Unterrichts nicht zumutbar sei.

Die ÖH will nun Tausende Studenten gegen die Studiengebühren klagen lassen – und hat dafür Millionen Euro an Ersparnissen aufgelöst. Klagen haben nämlich das blöde Risiko, das man sie auch verlieren kann. Daher will die ÖH die gesamten Prozess- und Anwaltskosten aus der gemeinschaftlichen Zwangs-Schatulle aller Studenten bedecken. Das ist zwar ein bisserl ein Amtsmissbrauch, aber die extremistischen Linksfraktionen genehmigen sich diesen vorsichtshalber „demokratisch“ (wobei ihnen immer wieder die sich als unpolitisch tarnenden Fachschaftslisten die Mauer machen).

Es wird mit Millionenrisiko auf Kosten der Zwangsbeiträge geklagt, obwohl zur Klärung der Rechtsfrage auch ein einziger Musterprozess genügen würde. Eine Konzentration auf einen Musterprozess würde sowohl die ÖH- wie auch die Unibudgets schonen.

Es wird mit Millionenrisiko auf Kosten der Zwangsbeiträge geklagt, obwohl die Uni-Rektoren bei der Wiedereinführung der Studiengebühren ohnedies sehr knieweich vorgehen: Zumindest die Rechtsansicht des Wissenschaftsministeriums würde den Unis nämlich die Einführung von Gebühren für alle erlauben. Dennoch wird nur eine kleine Minderheit von Studenten mit der Gebühr belastet. Die Einführung für alle, die sich‘s leisten könnten, hat man sich nicht getraut. Offenbar haben die Unis eh genug Geld.

Das Ministerium ist nach Aufhebung der bisherigen Regelungen durch das Verfassungsgericht jedenfalls der Ansicht, dass jede Uni frei in der Gebührenfestsetzung sei. Objektiverweise muss man freilich festhalten, dass es sich dabei primär auf ein naturgemäß immer problematisches Gutachten eines Heinz Mayer stützt. Eine rechtliche Absicherung der Studiengebühren ist jedoch bisher an der SPÖ gescheitert.

Die Hochschülerschaft kämpft jedenfalls mit großem Geldeinsatz aus den Gebühren aller für die rund 15 Prozent der Studenten, die schon früher gebührenpflichtig waren und die es jetzt wieder werden: Das sind Nicht-EU-Ausländer und Bummelstudenten, die schon saftig mit dem Studium in Verzug sind.

Randbemerkung: Einige Unis wollen seltsamerweise nicht einmal dieser Gruppe eine Studiengebühr vorschreiben, nämlich die  Kunstunis. Obwohl dort die Kosten pro Student die weitaus höchsten sind. Obwohl es dort die höchsten Ausländeranteile gibt, in manchen Fächern über 90 Prozent. Im Klartext: Die Steuerzahler subventionieren mit viel Steuergeld Japaner und Südkoreaner, die mit dem Imagegewinn durch ein Studium in der Welthauptstadt der Musik Karriere machen wollen. Dabei stammen diese in den meisten Fällen aus durchaus begüterten Familien. Wir subventionieren jeden einzelnen von ihnen mehr als den österreichischen Durchschnittsstudenten, und auch mehr als jeden, der zukunftswichtige und teure Studien wie Technik und Naturwissenschaft belegt.

Das kapitalistische Los des antiheteronormativen Cafes

Aber zurück zum geldverschwenderischen Kampf der ÖH gegen die Interessen der Studenten. Die Dummheit dieser Agitation wird noch durch die Vorgänge rund um das „Cafe Rosa“ weit übertroffen.

Mit diesem Cafe hatte sich die ÖH der Wiener Uni über einen Verein als Unternehmer versucht. Und schweren Schiffbruch erlitten. Dieser Schiffbruch wird im Ideologen-Slang einer Maria Clar von der ÖH-Führung so umschrieben: „In den Evaluierungen zeigt sich, dass ein emanzipatorisches Projekt in einem kapitalistischen System einfach sehr schwer umsetzbar ist.“

Auf Deutsch bedeutet das: Alle Angestellten sind bereits ganz kapitalistisch gefeuert worden. Auf der Homepage des Cafes hat es seit einem Monat keine Eintragung gegeben, und seit August nicht einmal ein Posting. Derzeit stehen die ÖH-Linksfunktionäre selbst hinter der Theke. Sofern diese noch offen hat. Offiziell wird freilich eine Schließung dementiert.

Das Linksradikal-Cafe der ÖH, genauer gesagt des von der ÖH finanzierten „Vereins zur Förderung der Emanzipation von Studierenden“, war nicht gerade billig: Bisher hat es nach Angaben von ÖH-Funktionären schon 500.000 Euro gekostet. Aus den Taschen aller Studenten.

Die Täter wollen über das Lokal „Diskussion über ein System erreichen, das sich nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht nach Kapitalakkumulation richtet.“ Zu den Bedürfnissen der Menschen zählt es laut ÖH offenbar, für solche Projekte ungefragt zahlen zu müssen.

Zu den Bedürfnissen eines ÖH-Menschen wiederum gehört nicht nur der teure, aber zumindest harmlose Fair-Trade-Kaffee, sondern auch die „Verschriftlichung politischer Grundsätze“. So mussten sich die Mitarbeiter beispielsweise verpflichten, eine „antiklerikale Gesinnung“ umsetzen, ebenso wie alle anderen Adjektiva, die sich in jener Verschriftlichung finden. Diese lauten im O-Ton: „basisdemokratisch, feministisch, antisexistisch, progressiv, antidiskriminierend, antirassistisch, emanzipatorisch, ökologisch-nachhaltig, antifaschistisch, antinationalistisch, antiklerikal, antipatriarchal, antiheteronormativ, antikapitalistisch und solidarisch.“

Solche in Summe zweifellos totalitären Anstellungserfordernisse sind zwar bei einem mit öffentlich-rechtlichen Geldern geführten Betrieb eigentlich grob verfassungswidrig. Das stört aber die rot-grünen Dumpfgummis nicht weiter. Freilich könnten ob dieser Verfassungsverletzung angestrengte Verfahren das Loch in der Rosa Kassa noch weiter vergrößern. Was natürlich dann sicher wieder eine echt kapitalistische Gemeinheit wäre. Außerdem gilt ja bei der ÖH stets die Regel: Wenn irgendwann einmal auf den ideologischen Griff in die Kassa rechtliche Konsequenzen folgen sollten, ist ja längst eine andere Führung im Amt, die von nichts etwas weiß.

Aber dafür hat das Cafe Rosa auch am Männerklo Wickelplätze. Diese wurden, so schildern Lokalbesucher, primär zum Abstellen von Bierflaschen verwendet. Man kann nur hoffen, dass diese Flaschen wenigstens im Lokal selbst erstanden worden sind. Denn viele Besucher haben das Cafe Rosa nur als Gratis-Wärmestube benutzt. Gab es doch dort keinen kapitalistischen Konsumzwang . . .

PS.: Kleine medienpolitische Notiz am Rande: Es ist amüsant, wie sehr sogenannte Qualitätsmedien in ihrem verzweifelten Kampf, doch noch ein paar studentische Leser und Käufer zu finden, diese ausgerechnet durch ständige Interviews mit Binnen-I-Menschen der ÖH ansprechen wollen. Obwohl das der allersicherste Weg zur Vertreibung studentischer Leser ist.

 

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Die Manstein-Bombe drucken

Seit der missglückten Bestellung von Niko Pelinka zum Büroleiter in der ORF-Chefetage erahnen wir, auf welch tönernen Füßen das Selbstbewusstsein unseres etablierten Journalismus steht. Wirklich wichtig ist die eigene Unabhängigkeit und Unangreifbarkeit – Kritik an der eigenen Zunft hört dieser Teil der vierten Gewalt hingegen gar nicht gerne.

Als nun Hans-Jörgen Manstein in HORIZONTonline die „Amtsmissbrauchs-Journaille“ wegen der penetranten Enthüllungspolitik ins Visier nahm (http://www.horizont.at/home/horizont-access/detail/amtsmissbrauch-journaille.html), leistete eben jene den Offenbarungseid. Mansteins Behauptung, dass sich der Berufsstand wegen des Degradierens „zum selbstgerechten Warten auf den Amtsmissbrauch“ ruiniere; seine Andeutung, dass es in den Ermittlungsbehörden einen Journaldienst für Geheimnisverrat gäbe und seine in den Raum gestellte Befürchtung, dass Bestimmungstäterschaft nicht auszuschließen sei, sprengten die Toleranzgrenzen des Enthüllungs-Establishments.

Ein Ignorieren war nicht mehr möglich. Statt sich mit der scharfzüngigen Kritik allerdings sachlich-niveauvoll auseinanderzusetzen, benahm sich die journalistische Twitter-Gemeinde wie eine Gruppe von Klosterschwestern, an denen gerade ein Mann im Adamskostüm vorbeigehuscht ist. Man versuchte einander in der nach oben offenen Empörungsskala zu übertreffen und genoss das Gemeinschaftsgefühl der wechselseitigen Solidaritätsbekundungen. Den Vogel schoss ein Falter-Journalist ab, der Manstein schlicht als „ahnungslos, dumm, verleumderisch“ sowie als „Schande für die Branche“ bezeichnete.

Diese Empfindlichkeit steht Journalisten, die sich für Sauberkeit und Aufklärung einzusetzen vorgeben, nicht gut an. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Wer Amtsmissbrauch anprangert, muss sich auch sagen lassen, Nutznießer jenes Amtsmissbrauches zu sein, den undichte Stellen regelmäßig im Namen höherer Werte begehen. Wo ständig Krieg für den Frieden geführt wird, kann der Verdacht der Heuchelei nicht ewig unterdrückt werden.

Im Namen – angeblich – höherer Werte? Kann man einer Bevölkerung, die Journalisten und Politiker oft auf der gleichen moralischen Ebene sehen, verübeln, wenn sie im Geheimnisverrat keine edles Motiv erkennt, sondern den Verdacht des zielgerichteten Anfütterns mehr oder weniger deutlich artikuliert? Können diejenigen, die die Öffentlichkeit mit selektiven Informationen speisen, noch gut schlafen, oder haben sie von denen, die sie verfolgen, genug gelernt, um sich nicht mehr fürchten zu müssen?

Erlaubt muss auch die Frage sein, für wie verlässlich man eine Quelle halten darf, die offensichtlich das Amtsgeheimnis bricht? Wie wendet man die journalistische Sorgfaltspflicht auf einen Beamten an, der sich gerade strafbar macht? Zeigte nicht das seinerzeitige Interview mit einer falschen Pflegerin in der Familie Schüssel, dass auch ein Aufklärungsmagazin nicht vor zweifelhaften Informationen gefeit ist?

Immer dann, wenn die Maschinen der Empörungsindustrie angeworfen werden, weiß der unbeteiligte Dritte, dass die Gegenseite mundtot gemacht werden soll. Wenn jemand auf Kritik nicht mit Argumenten antwortet, dann meist deshalb, weil es keine Argumente gibt.

Manstein hat mit seiner Stellungnahme eine Bombe gebaut. Gezündet haben sie die Betroffenen, als sie die Nerven verloren.

Manstein ist nicht die Schande der Branche.

Dr. Georg Vetter ist selbständiger Rechtsanwalt mit Schwergewicht auf Gesellschaftsrecht und Wahrnehmung von Aktionärsinteressen in Publikumsgesellschaften.

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Fünf Lügen und eine Pleite, vier erstaunliche Erkenntnisse und kein Rücktritt drucken

Eine Pleite der obersten Volksbank hätte zehnmal so viel gekostet und viele regionale Volksbanken in Pleitengefahren gestürzt. Wer dem bekannten Finanzexperten Werner Faymann diese Aussage glaubt, muss natürlich der jüngsten Rettungsentscheidung unserer Regierung zujubeln. Wer‘s glaubt, ist jetzt wahrscheinlich auch selig.

Nur werde ich halt nicht selig, sondern versuche lieber selber nachzudenken, als einem Politiker etwas zu glauben. In Wahrheit ist diese Faymann-Behauptung eine jener Schreckensmeldungen, mit denen die Regierung ihre eigen Glaubwürdigkeit immer stärker untergräbt. Sie tut mit dieser Faymann-Formel nämlich einfach so, als ob die gesamte ÖVAG praktisch nur aus den Schulden bestünde und fast alle ihre Forderungen uneinbringlich wären. Würde das aber wirklich stimmen, dann muss es aber logischerweise auch für die Konsequenzen dieser nunmehr beschlossenen Rettungsaktion gelten. Dann würde das Kapitel Volksbank auch in diesem Fall noch zehnmal so viel kosten. Die Faymann-Behauptung ist entweder eine Lüge oder ein Zaubertrick zur Verschleierung der ganzen brutalen Wahrheit.

In jedem Fall würde eine Abwicklung der ÖVAG, also das konzentrierte Herunterfahren ihrer Geschäfte bei voller Berücksichtigung der Einlagensicherung, langfristig dem Land sogar billiger kommen – abgesehen von den Volksbank-Mitarbeitern, die dabei ihren Job verlieren. Für eine solche Abwicklung könnte und sollte man auch durchaus noch über die Einlagensicherung hinaus Geld in die Hand nehmen, um einen argen Dominoeffekt zu vermeiden, also den Kollaps von an sich gesunden Gläubigern der ÖVAG.

Offenbar übersehen die ständigen Bankenretter auf unsere Kosten eine ökonomische Grundtatsache: wenn es in einer Branche Pleiten in Serie gibt, ist der Konkurrenzdruck zu hoch. Und die Branche könnte sich nur erholen, wenn die Margen besser werden. Jetzt hingegen wird die gerettete Volksbank den Konkurrenzdruck auf dem Markt noch weiter erhöhen. Sie wird das sogar müssen, um wieder besser in diesen Markt hineinzukommen. Aber zahlen müssen die Konkurrenten dafür. Die realösterreichische Planwirtschaft macht sich zunehmend nur noch lächerlich.

Die zweite Lüge, welche die Regierung ausstreut, ist die Behauptung des Finanzstaatssekretärs Schieder, dass die anderen Banken die nun nochmals erhöhte Bankensteuer nicht auf die Kunden abwälzen werden. Er lügt entweder bewusst – oder er will zynisch den ganzen Geldsektor in die Krise treiben. Denn auch Unicredit, Erster Bank und Raiffeisen steht das Wasser bis zum Hals. Und man muss daher geradezu hoffen, dass sie die Steuer auf die Kunden abwälzen können – trotz der Konkurrenz der zwischengeretteten Volksbank.

Die dritte Lüge ist die naive Behauptung, dass 600.000 Volksbank-Genossenschafter jetzt eine saftige Nachzahlung zur Rettung der bankrotten Zentrale leisten werden: Mit Verlaub, weiß man da überhaupt, wovon man spricht? Das sind nämlich zum Großteil Leute, die irgendwann einmal einen Volksbank-Kredit hatten, die aber heute oft gar nicht (mehr) wissen, dass sie formal noch immer Genossenschafter (=Eigentümer) sind. Ich wäre jedenfalls sehr überrascht, wenn da auch nur zehn Prozent davon wirklich eine Nachzahlung leisten.

Viertens: Zumindest verlogen ist der Griff auf den Kapitalstock der Pensionskassen, auch wenn dann die zukünftige Auszahlung nicht mehr besteuert wird. Ganz abgesehen davon, dass diesem Versprechen eines schmähführenden Schuldenstaates ja immer weniger Menschen trauen, ist dieser Zugriff jedenfalls nichts anderes als eine weitere Staatsverschuldung, die man aber nicht zugeben will. Und die man daher als Steuervorgriff versteckt, damit die Staatsschulden scheinbar nicht ansteigen.

Und fünftens sind auch die Aussagen der Finanzministerin verlogen: Sie erklärt, dass die Volksbanken jetzt langfristig gesichert seien; spätestens 2017 werde der Staat dort wieder aussteigen.

Frau Minister, Gratulation! So wie sich Faymann als  Zauberer positioniert, versuchen sie es als Hellseherin. Denn wer Anfang 2012 wirklich zu wissen vorgibt, wie sich eine Bank bis 2017 entwickelt, muss das sein. Die meisten Finanz-, Börse- und Wirtschaftsexperten tun sich nämlich schon mit Voraussagen für die nächste Woche oder gar das nächste Quartal extrem schwer. Aber die Finanzministerin weiß in ihrer ja recht bestimmten Art sogar schon alles bis 2017.

1. Nowotny erkennt Unsinn gemacht zu haben

Hinter dieser Volksbanken-„Lösung“ steckt angeblich Nationalbank-Chef Ewald Nowotny. Was typisch für seinen feigen Hang wäre, Probleme durch Verschieben ständig noch zu vergrößern. Gleichzeitig zeigt sich Nowotny freilich ungewöhnlich ehrlich, wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhang.

Er warnt zu Recht vor den langfristigen Konsequenzen des von der Europäischen Zentralbank seit einigen Monaten ausgelösten Geldsegens. Die Banken können sich ja derzeit in fast unbegrenzten Mengen zu dem fixen Minizinssatz von einem Prozent auf drei Jahre bei der EZB finanzieren. Das hat vorübergehend die Krise natürlich gemildert. Das ist aber natürlich nichts anderes als eine kaum getarnte Form des Gelddruckens. Denn diesem sogenannten Dreijahrestender steht ja nichts an geschaffenen Werten gegenüber – was Inflation in Reinkultur bedeutet.

Und das macht jetzt nicht nur mir, sondern plötzlich auch Nowotny „Sorgen“. Freilich wundert seine Erkenntnis schon ein wenig: Warum hat er dann diesem Tender überhaupt zugestimmt? Erst gehandelt und dann nachgedacht? Das klingt jedenfalls wieder einmal nach einem typischen Nowotny.

2. Der EuGH erkennt, dass das Burgenland Unsinn gemacht hat

Mehr als bezeichnend, was fast zur gleichen Stunde der Volksbank-Rettung durch die österreichische Politik beim Europäischen Gerichtshof geschehen ist. Er hat die österreichischen Bankenpolitik in einem anderen Zusammenhang durch Sonne und Mond geschossen. Denn er hat festgestellt: Das Land Burgenland hat die Bank Burgenland um 55 Millionen Euro zu billig verkauft. Allein dieser Schaden übertrifft alles, was rund um den so breit diskutierten Verkauf der Buwog an (bisher nur behauptetem, und noch gar nicht gerichtlich festgestelltem) Schaden eingetreten ist, um das Fünffache. Bei der Buwog ist ja jedenfalls der höchste Bieter zum Zug gekommen, auch wenn es offenbar dubiose Provisionen gegeben hat. Bei der Bank Burgenland eben eindeutig nicht.

Und jetzt? Habe ich etwas überhört, Herr Landeshauptmann, meine Herrn Landesräte? Schon nachgelesen, wie sich ein Herr Wulff in den letzten Tagen verhalten hat? Bis zum Zeitpunkt dieses Tagebucheintrags hat man aber noch nichts von einem Rücktritt in Eisenstadt gehört. Oder von einer Sonderkommission der Korruptionsstaatsanwaltschaft angesichts dieser Megaschiebung.

3. Die Regierung erkennt, dass sie Unsinn geplant hat

Staatsanwälte sind freilich  immer nur ein Instrument der Mächtigen. Deshalb ist es auch so empörend, dass sie ins Budgetsparpaket eine Erweiterung ihrer Befugnisse zur Diversion hineinschmuggeln wollten. Also des Rechts, Verfahren im Hinterzimmer ohne einen unabhängigen Richter abzuwürgen. Was nun von der Regierung zum Glück noch im letzten Augenblick als Unsinn erkannt worden ist.

Diese Diversion ist ja schon im Istzustand ein übler Skandal. Es ist zwar an sich sinnvoll, in bestimmten Fällen im Einvernehmen mit dem Verdächtigen eine Buße festzusetzen, ohne dass dieser dadurch als vorbestraft abgestempelt ist. Das kann human sein, das kann langwierige Erhebungen abkürzen.

Aber auch bei solchen abgekürzten Verfahren sollte in einem ordentlichen Rechtsstaat jedenfalls immer ein Richter am Tisch sitzen. Und nicht nur die Staatsanwaltschaft.

4. Werner Amon erkennt, dass die Staatsanwälte Unsinn gemacht haben

Ganz abgesehen davon, dass diese ja in ein immer dubioseres Licht rückt. Beispielsweise im Fall der Faymannschen Inseratenkorruption, wo sie die Korruption nicht erkennen will. Oder im Fall Kampusch, in dem der ÖVP-Abgeordnete Werner Amon jetzt nach Aktenstudium und Vernehmungen in einem geheimen Ausschuss zu einer sehr mutigen Erkenntnis gekommen ist: Frau Kampusch dürfte nicht die Wahrheit in Sachen Zweittäter gesagt haben. Was doch wieder Hoffnung macht, dass hierzulande nicht alles unter den Teppich gekehrt werden kann. Aber vorerst gilt freilich noch die Devise: Schauen wir mal.

Jetzt bleibt nur noch die Frage offen: Stecken der Rechtsstaat oder die Finanzpolitik dieses Landes in einer ärgeren Krise?

 

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Kosovo: Lauter halbe Sachen machen noch kein ganzes Europa drucken

Die europäische Diplomatie jubelt. Und insbesondere tut das die österreichische. Beide glauben endlich wieder einmal einen wirklichen Erfolg erzielt zu haben. Unter starkem Druck der EU und unter intensiver Mitwirkung Österreichs ist erstmals ein Abkommen zwischen Serbien und Kosovo zustandegekommen. Und das öffnet nun auch gleich den Weg Serbiens Richtung EU-Beitritt. Doch: Ist das wirklich ein Erfolg? Jubelt die misserfolgsgeplagte Union da nicht eine diplomatische Missgeburt hoch?

Die Zweifel sind mehr als berechtigt. Wieder einmal hat man sich in Europa anstelle klarer, logischer und nachvollziehbarer Entscheidungen mit halben Sachen zufrieden gegeben. Lauter halbe Sachen machen aber noch keine einzige ganz. Das, was man in den letzten Jahren ganz besonders an der inkonsequenten Stabilitäts- und Währungspolitik ablesen konnte, zeigt sich auch bei der Frage nach Ländergrenzen, nach staatlicher und juristischer Identität. Nicht ist eindeutig, nichts konsequent.

Die Zweifel an dem jüngsten „Durchbruch“ in Sachen Serbien-Kosovo heißen keineswegs, dass die Serben nicht ein willkommener Teil Europas wären. Sie sind sehr wohl ein stolzer und durchaus wichtiger Teil der europäischen Identität. Woran die schwierige österreichisch-serbische Geschichte mit ihrem Kulminationspunkt 1914 nichts ändert.

Jedoch dürfte ein denkendes und selbstbewusstes Europa mit keinem Land über einen Beitritt auch nur reden, wenn man nicht präzise weiß, wo dieses Land anfängt und wo es aufhört. Und das weiß man bei Serbien auch nach diesem oberflächlichen Formelkompromiss mit dem Kosovo noch keineswegs. Denn während sich der Kosovo selbst als unabhängiger Staat ansieht, während das auch schon rund die Hälfte der Staatengemeinschaft so sieht, zählt Serbien die ehemals autonome Provinz des Tito-Staates Jugoslawien nach wie vor staats- und völkerrechtlich zu seinem eigenen Hoheitsgebiet.

Dieser Dissens ist nun nicht durch eine Entscheidung oder gar einen Konsens gelöst worden, sondern durch einen der üblen diplomatischen Kompromisse: Belgrad hat in seinem von der EU patronisierten Abkommen mit dem Kosovo durchgesetzt, dass dabei durch eine Fußnote auf eine alte UNO-Resolution Bezug genommen wird. In dieser wird das Kosovo als Teil Serbiens bezeichnet. Auf den Punkt gebracht heißt diese Konstruktion: Man setzt Abkommen durch, in denen sich beide Vertragspartner zwar als Staaten behandeln, schreibt aber gleichzeitig hinein, dass der eine Vertragspartner kein Staat ist.

Die Möchtegerngroßmacht ist knieweich

Alles klar? Für die EU offenbar ja. Und für Österreich auch, das besonders stolz darauf ist, erstmals seit langem wieder außenpolitisch mitgemischt zu haben. Was zwar stimmt, aber das Ergebnis nicht besser macht.

Dieses Europa träumt ständig davon, eine Großmacht zu sein. Es ist aber  dennoch bereit, Mitglieder mit unklarer Identität aufzunehmen. Denn die Unklarheit über den Kosovo macht natürlich auch Serbiens Grenzen selbst unklar. Kann man sich sonstige Großmächte vorstellen, die so etwas hinnehmen – oder gar noch bejubeln?

China etwa bricht mit jedem Land sofort die Beziehungen ab, welche das kleine Taiwan, die Republik China, anerkennt. Russland setzt an seinen Südgrenzen sogar immer wieder seine Armee zur Klärung solcher territorialer Fragen ein.

Das heißt nun nicht, dass sich Europa inhaltlich an diesen beiden Unrechtsstaaten ein Beispiel nehmen soll. Aber Europa sollte sich auch nicht ständig als inkonsequent und knieweich lächerlich machen. Das hat es freilich schon des öfteren gemacht. Insbesondere durch die Aufnahme Zyperns und durch die Beitrittsgespräche mit der Türkei.

Hält doch die Türkei einen wichtigen Teil Zyperns militärisch besetzt und hat sie doch dort einen von sonst niemandem anerkannten Staat gegründet. Womit ein Vollmitglied der EU nur in einem Teil des Unionsterritoriums der Jurisdiktion der Union unterliegt. Wenn man den Anspruch einer  gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik aber ernst nimmt, wenn man den gemeinsamen EU-Rechtsraum durchdekliniert, dann ist das absurd. Denn man muss zu folgendem Schluss kommen: die Türkei hält völkerrechtswidrig einen Teil der EU militärisch okkupiert; sie wird dennoch dafür in keiner Weise bestraft, sondern durch Beitrittsverhandlungen sogar belohnt.

Auch in anderen Territorialfragen ist Europa von faulen Kompromissen gebeutelt: Griechenland kann – trotz all seiner eigenen schweren Sünden – seit vielen Jahren die volle Anerkennung des neuen Balkanstaates Mazedonien blockieren. Was die Griechen nur deshalb tun, weil sie meinen, der Name Mazedonien gehöre exklusiv ihnen (aus weit mehr als 2000 Jahre zurückliegenden Gründen). Und die restliche EU lässt sich solche neurotischen Ansprüche gefallen.

Ebenso dubios ist die Haltung der EU zu Bosnien-Herzegowina. Dort hält Europa krampfhaft an der Einheit dieses Staates fest. Eine solche Einheit wird aber von einem großen Teil der dortigen Bevölkerung abgelehnt, sie entspricht auch in keiner Weise der realen Machtstruktur. Vor allem die bosnischen Serben führen weitgehend ein von den europäischen Fiktionen – die derzeit von dem österreichischen Diplomaten Valentin Inzko vertreten werden – losgelöstes Eigenleben.

Solcherart kann sich das lebensfremd komplizierte Gebilde Bosnien-Herzegowina niemals wirtschaftlich aus seiner Krise heraus entwickeln. So wie etwa auch das Kosovo. Niemand investiert in Gebieten mit ungeklärten staatlichen und territorialen Rahmenbedingungen.

Die Lösung heißt: Selbstbestimmung

Was aber tun? Die Lösungsformel ist längst entwickelt: Sie heißt Selbstbestimmungsrecht. Dieses wird in den meisten angesprochenen Fällen zur Bildung neuer Staatsgebilde führen. Diese wären auch ökonomisch oft besser aufgestellt als Großgebilde, die auf juristisch-politischen Fiktionen beruhen. Siehe die blühenden Kleinststaaten Liechtenstein und Luxemburg, siehe den wirtschaftlichen Erfolg der Slowakei nach der Trennung von der Tschechoslowakei (trotz der üblen Prophezeiungen, welche einst die Sezession begleitet haben).

Eine solche Politik auf Basis des Selbstbestimmungsrechts wäre die einzig ethisch, demokratisch und rechtlich begründbare. Sie würde im Kosovo – als Ergebnis sauberer und international überwachter Referenden – wohl bedeuten: Volle staatliche Souveränität für den Kosovo, Wechsel der serbisch bewohnten Grenzgemeinden zu Serbien und Wechsel der albanisch bewohnten südserbischen Gemeinden zum Kosovo.

Da aber auch andere europäische Staaten am Souveränitätsanspruch über Gebiete beharren, deren Bevölkerung mehrheitlich nicht zu diesen Staaten gehören will, ist die EU auch in dieser Frage zu keiner klaren Politik imstande. Man denke nur an das Baskenland oder an Südtirol, wo die Grenzen jeweils nur auf der Macht der Gewehre, aber nicht auf einer demokratischen Legitimität beruhen. Daher ist für Spanien und Italien das Selbstbestimmungsrecht tabu.

Manche verteidigen den Anspruch Serbiens auf das Kosovo damit, dass das Kosovo einst ein rein slawisches Territorium war. Das ist zwar richtig. Aber es wäre dennoch absurd, heutige Gebietsfragen mit Jahrhunderte zurückliegenden Fakten zu begründen.

Aus der ethnischen Verschiebung im Kosovo kann man jedoch noch etwas ganz anderes lernen: Nicht nur Eroberung, sondern auch Migration kann zur Verschiebung von staatlichen Identitäten oder Grenzen führen. Daher sollte man doch immer auch für das Mitteleuropa von heute genau prüfen, zu welchen Veränderungen großdimensionierte Wanderungsbewegungen samt unterschiedlicher Geburtenfreudigkeit langfristig führen können. Diese Gefahren zu beachten, wäre klug und keineswegs wie manchmal behauptet fremdenfeindlich.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 268: Wie den Griechen, so der Volksbank drucken

Jetzt ist die Volksbank noch einmal vom Staat „gerettet“ worden. Ist das schon problematisch genug, so ist das Wie dieser Rettung noch viel problematischer.

Denn die Republik erhöht zur Finanzierung der Rettungsaktion die Steuern auf die Konkurrenten der Volksbank-Zentrale (die durch ihre von Großmannsucht getriebenen Fehlinvestitionen bei Invest- und Kommunalkredit am Abgrund steht). Diese Rettungsmethode der Politik muss man sich wirklich lebhaft vor Augen führen: Weil ein Greißler statt in Konkurs geschickt zu werden, gerettet werden soll, müssen nicht wie berim normalen Konkurs die leichtfertigen Lieferanten, sondern alle anderen Greißler die Ausfälle zahlen. Obwohl die Konkurrenten am wenigsten schuld am Crash sind (sie haben höchstens unter seiner Schmutzkonkurrenz gelitten). Wären die Konkurrenten gut aufgestellt, könnte man ja durchaus darüber reden. Aber in Wahrheit würgen die Banken alle miteinander lebensbedrohlich an den Langfolgen der Krise und an den Schikanen, die im letzten Jahr schon mehrfach erhöht worden sind: Bankensteuer, Börsegewinnsteuer, ungarische Steuern, schlagartig erhöhte Nationalbank-Vorschriften. Das heißt: Diese Rettung rettet nichts, sondern schafft nur noch mehr Risken. Freilich: Die Republik tut ja nichts anderes, als ganz Europa im Falle Griechenland&Co tut – und dort mit noch viel gefährlicheren Folgen. Sooft dabei das Geld ausgeht, druckt die Zentralbank halt neue Scheine. Wie ja zuletzt schon im Monatsrhythmus. So einfach geht heutzutage das Wirtschaften. Und nur noch die ganz Blöden bemühen sich, sparsam zu sein, ohne Schulden auszukommen, oder solche gar zurückzuzahlen . . .

 

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Kampf der Korruption: ein Katalog des Notwendigen drucken

Was müsste eigentlich eine wirklich effiziente Strategie im Kampf gegen Korruption umfassen? Sie muss präzise sein und darf keine Schlupflöcher und Umgehungs-Konstruktionen zulassen. Sie müsste aber gleichzeitig auch mit einer Kultur verbunden werden, die weiß, dass der demokratische Willensbildungsprozess Geld kostet. Zu beiden Notwendigkeiten einige sehr konkrete Vorschläge.

Längst haben die meisten Bürger ja den Überblick verloren. Täglich taucht ein neuer, nur schwer voll durchschaubarer Vorwurf auf. Dabei werden neben ganz üblen Dingen in buntem Wirrwarr auch völlig harmlose Dinge aufgebauscht, wie etwa die Tatsache, dass eine Interessenvertretung alle Informationen sofort an ihre Mitglieder weiterleiten muss, wenn diese in irgendeiner Weise betroffen sind. Daher ist es nicht nur Recht, sondern absolute Pflicht etwa der Industriellenvereinigung, ein Schreiben eines Betriebsrats an den betreffenden Mitgliedsbetrieb weiterzuleiten.

Auch anderes, völlig Harmloses wird aufgebauscht, wie etwa die Einladung von Politikern zu bestimmten Veranstaltungen. Deren Zweck ist nämlich meist gar nicht, den Politiker durch die Gratis-Teilnahme an solchen Veranstaltungen zu bestechen oder freundlich zu stimmen, also „anzufüttern“. Vielmehr wollen sich im Gegenteil die meisten Veranstalter selbst durch die Anwesenheit von Politikern „bereichern“. Sie wollen sich zu PR-Zwecken mit Promis zieren. Sie wollen dadurch die Wichtigkeit der eigenen Veranstaltung erhöhen, also etwa mehr Berichterstattung in den Medien (Seitenblicke&Co) erreichen. Es lenkt daher völlig von den wirklich großen Delikten ab, wenn wieder die Annahme einer Einladung zu einer Veranstaltung in die Nähe eines Verbrechens gerückt wird.

Hinter solchen absoluten Nichtigkeiten verschwinden viele andere skandalöse Vorgänge. Von denen zwar manche längst verboten sind, von den sich viele andere hingegen durchaus im Rahmen des – derzeit noch – Legalen abspielen. Es kann kein Zweifel bestehen, dass dieser Rahmen total geändert gehört. Die Gefahr ist freilich groß, dass beim Neurahmen wieder ganz Wichtiges vergessen wird. Die kolportierten Absichten der ahnungslosen Justizministerin, die jetzt primär gesellschaftliche Einladungen wieder pönalisieren will, gehen jedenfalls völlig an der Problematik vorbei.

Im Kampf gegen die Korruption müssen zwei grundsätzlich unterschiedliche Erscheinungsformen gleichermaßen im Visier sein. Einmal geht es darum, dass irgendjemand als Teilhaber staatlicher Macht (mit oder ohne Gegenleistung) etwas nimmt oder verlangt. Zweitens geht es um jene Fälle, wo jemand in staatliche Kassen greift, um sich oder seiner Partei direkt oder indirekt Vorteile zu verschaffen.

Daher seien einige ganz konkrete Bedingungen aufgezählt, ohne die jede Neufassung von Korruptionsregeln sofort als Lächerlichkeit enttarnt ist. Das gilt auch für das angeblich bevorstehende Peter-Pilz-Volksbegehren, dessen Initiator Korruption ja bisher immer nur dann angeprangert hat, wenn man sie ÖVP, FPÖ oder BZÖ anlasten kann. Der sich jedoch beispielsweise noch nie mit der Übermutter aller schmierigen Geschäfte, dem Wiener Rathaus, angelegt hat.

Man denke nur, wieviel Hunderte Millionen das Rathaus politisch nahestehenden Vereinen ohne jede Kontrolle zuschiebt, von denen dann viele so wie das DÖW oder Zara perfekte parteipolitische Vorfeldagitation für Rot-Grün betreiben, ohne dass dafür irgendein Cent über die Parteikassen geflossen wäre. Man denke nur, wie das Rathaus zahlreiche öffentliche Aufträge zu mutmaßlich massiv überhöhten Preisen ohne jede Ausschreibung der SPÖ sehr nahestehenden Verlagen wie Bohmann oder Echo zukommen lässt. Man denke daran, wie es mit Inseraten Boulevardzeitungen zum Nutzen der SPÖ besticht.

Das alles müsste durch eine effiziente Antikorruptionsstrategie genauso bekämpft werden wie eine Wiederholung all der schwerwiegenden Vorfälle, die einem Karl-Heinz Grasser, einem Ernst Strasser, einem Alfons Mensdorff-Pouilly, einem Werner Faymann oder der AKH-Führung vorgeworfen werden. Sie ist aber nur effizient, wenn sie sehr konkret alle Varianten und Schlupflöcher unterbindet.

Der Katalog des Unabdingbaren

Unabdingbarer Teil einer effizienten Strategie müssen daher jedenfalls folgende Punkte sein:

  1. Jede über eine bestimmte Grenze (1000 Euro?) hinausgehende Spende an irgendeine Partei, deren Töchter- oder Unterorganisationen oder einen Mitarbeiter beziehungsweise Funktionär ist zu veröffentlichen.
  2. Die Grenzen des Bundesvergaberechts sind wieder auf 40.000 Euro zu senken. Das heißt, jeder Auftrag ab dieser Grenze muss öffentlich ausgeschrieben werden, gleichgültig, ob es um Waren oder Dienstleistungen geht.
  3. Dabei sind sämtliche an einen Geschäftspartner im Laufe eines Jahres von einer Gebietskörperschaft fließenden Zahlungen zusammenzuzählen.
  4. Wenn irgendeine öffentlich-rechtliche Institution Grundstücke oder andere Werte verkauft, die mehr als 40.000 Euro wert sind, muss ebenfalls eine öffentlich-rechtliche Ausschreibung stattfinden.
  5. Jede Subvention darf nur noch nach vorgehender Ausschreibung (also präziser öffentlicher Kommunikation, was genau subventioniert wird und wie das Erreichen des Ziels kontrolliert wird) erfolgen.
  6. Subventionen aus öffentlichen Geldern an Vereine, die politische Öffentlichkeitsarbeit oder Kampagnen betreiben – also solche, die Entscheidungen der Verwaltung oder des Gesetzgebers oder der Justiz in irgendeiner Weise beeinflussen sollen –, werden gänzlich verboten.
  7. Politiker wie Beamte müssen als persönlich Vorteilnehmer identischen Regeln unterliegen.
  8. Private wie öffentlich-rechtliche Spender (wie auch Kammern) müssen als Spender identischen Regeln unterliegen.
  9. Anti-Korruptions-Gesetze müssen geldwerte Zuwendungen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene einheitlich behandeln und transparent machen.
  10. Jede Firma, an der eine Partei, ein Politiker, ein Beamter auch nur zu einem kleinen Prozentsatz beteiligt ist (abgesehen von anonymem Aktienbesitz unter 1 Prozent des Aktienkapitals), muss bei Zuwendungen den gleichen Transparenzrichtlinien unterliegen wie Parteien, Politiker und Beamte selbst.
  11. Parteien, Politiker und Beamte müssen jede Treuhandlösung offenlegen, an der sie beteiligt sind, damit diese den gleichen Regeln unterworfen sind wie sie selbst.
  12. Länder, Gemeinden und alle anderen öffentlich-rechtlichen Institutionen wie beispielsweise Kammern, ORF und Sozialversicherungen unterliegen mit allen Vergaben und Beschaffungen zwingend dem Bundesrecht.
  13. Dasselbe gilt für alle Unternehmen, die auch nur zu einem Prozent im Besitz öffentlich-rechtlicher Institutionen sind.
  14. Unabdingbar ist eine prinzipiell größere Transparenz aller staatlichen Vorgänge. Dort wo nicht die nationale Sicherheit oder die Strafverfolgung involviert ist, muss jeder Akt einer Behörde einem anfragenden Bürger (gegen eine kleine Kostenbeteiligung) zugänglich gemacht werden. Das trifft jedenfalls auf jeden Bescheid, jede Verordnung, jeden amtsinternen Erlass zu. Damit sind durchaus auch individuelle Steuerbescheide anderer Bürger gemeint. Das würde Steuerhinterziehungen dramatisch senken. So wie das in jenen nördlichen Ländern der Fall ist, die in allen internationalen Rankings als die korruptionsärmsten gelten.
  15. Auch wenn es vorerst angesichts des geistigen Betons der Linksparteien und des Desinteresses der übrigen Parteien noch utopisch erscheint: Die effizienteste Strategie gegen Korruption ist ein massives Zurückdrängen der Rolle des Staates. Denn: Wo kein Staat, da keine Korruption möglich.
    Das heißt zweierlei: Erstens eine massive Deregulierung. Je weniger der Staat regelt, umso weniger haben Firmen Anlass, sich Gesetze, Verordnungen oder Bescheide zu kaufen.
    Zweitens geht es um die Privatisierung aller Wirtschaftsbeteiligungen von Bund, Ländern und Gemeinden. Wenn dem Staat weniger gehört, können sich Parteien oder Politiker oder Beamte viel weniger bedienen als heute. Siehe die Telekom, siehe den Wiener Flughafen, siehe die diversen Landes- und Gemeindegesellschaften. Insbesondere die Stromversorger werden von den Parteien ja ständig zur Versorgung von Protektionskindern und zur Finanzierung von parteipolitisch erwünschten Marketingaktionen missbraucht. Zum Beispiel: Wenn ein ehemaliger SPÖ-Finanzminister und Wiener Kommunalpolitiker als Rapid-Präsident stadteigene Firmen als Hauptsponsor gewinnt, steht natürlich massive Parteipolitik auf Kosten der Gebührenzahler im Hintergrund. Ähnliche schmierige Zusammenhänge gibt es aber genauso auch mit schwarzen und in Kärnten mit blau-orangen Vorzeichen.

Parteien brauchen legales Geld

Das sind gewiss strenge Regeln, die einen totalen Kulturbruch bedeuten. Aber nur so entkommt Österreich dem Status einer Bananenrepublik.

Müssen Parteien da nicht gleich zusperren? Ganz sicher nicht. Sie sollen und müssen funktionsfähig bleiben. Ohne funktionierende Parteien kann keine Demokratie funktionieren, eine repräsentative schon gar nicht.Sie haben in Gesetzgebung und Verwaltung eine unverzichtbare und unersetzbare Rolle. Dafür brauchen sie auch Geld.

Dafür sorgen freilich in Österreich erstens jetzt schon durchaus respektable Parteiförderungen. Zweitens wäre es sehr sinnvoll, den wissenschaftlichen Apparat und die Mitarbeiter von Abgeordneten deutlich besser zu dotieren. Drittens können den Parteien auch genau strukturierte staatliche Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet werden. Und viertens sollten auch weiterhin Spenden möglich sein – nur eben in aller skizzierten Transparenz.

Wobei ich auch einen – absolut unpopulären – Vorschlag mache: Warum können Parteispenden nicht genauso wie ein Kirchenbeitrag, eine Spende an humanitäre, wissenschaftliche, Tierschutz- oder Umweltorganisationen von der Steuer absetzbar sein? Ich sage bei aller auch hier ständig vorgebrachten Kritik an den Parteien aus voller Überzeugung: Für unsere Demokratie sind Parteien wichtiger als viele dieser derzeit bevorzugten Organisationen wie etwa manche zu ständigem Rechtsbruch neigende Umwelt- und Tierschutzvereine.

Transparenz ermöglicht Steuersenkungen

Eine solche Absetzbarkeit muss aber eben völlige Transparenz vorsehen und darf nur bis zu einer klaren Grenze möglich sein. Diese sauberen Parteifinanzierungswege kosten jedoch nur einen Bruchteil dessen, was sich die Steuerzahler bei Realisierung des oben skizzierten Antikorruptions-Katalogs ersparen. Dessen Realisierung würde sogar eine spürbare Steuersenkung ermöglichen.

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Die Dummheit (fast) ganz Europas: Das System Kreisky drucken

Seit Jahrzehnten wählen Österreichs Bürger stets die Politiker, die ihnen am meisten Geld versprechen. 2008: VOR der Wahl prasste man mit neuen Sozialleistungen, als gäbe es kein Morgen. Jetzt – nach der Wahl – ist Zahltag. Drei Jahre hatte man gestritten, wie viele neue Steuern oder Schulden es jetzt geben muss. Pünktlich 2013 geht der Irrsinn dann von vorne los.

Wie vor jeder Wahl war auch VOR den 2008er-Wahlen von garstigem Zeug wie neuen Steuern oder Schulden keine Rede. Die ÖVP würde sogar besonders auf Budgetdisziplin achten und die Verwaltung reformieren (das Tonband stammt aus 1983).

Die Sozialdemokraten waren da schon ehrlicher: Sie setzten (wie seit 40 Jahren) instinktsicher auf ein „System Kreisky“. Der (willkürliche) Aufhänger 2008: „Die böse-böse Inflation“. Auf unglaubliche 3,2 Prozent wäre sie schon angewachsen (unter Kreisky 1972: 6,3 Prozent). So rief man das Jahr 2008 zum „Großen Jammer-Jahr der Preis-Hysterie“ aus – und Österreichs gelenkte Medien jammerten brav mit.

2008: „Anti-Teuerungspaket“ – 2009: „Neue Schulden“ – 2010, 2012: „Neue Steuern“

Erlösung sollte das „Anti-Teuerungspaket“ bringen. Die Umsatzsteuer auf Medikamente wollte man halbieren, die Familienbeihilfe hingegen erhöhen, die Hackler-Regelung verlängern, die Studiengebühren abschaffen und die Pflegegelder anheben. Wie seit 40 Jahren üblich warnten auch 2008 die Wirtschaftsforscher, dass das Geld gar nicht vorhanden wäre – doch in einer Partystimmung hört man eben nicht auf Spielverderber.

Natürlich hatten die Österreicher auch 2008 die gewählt, die ihnen das Meiste versprochen hatten. Um das zu bezahlen, nahm man schon 2009 viele neue Schulden auf. 2010 erhöhte man die Steuern. 2012 kommt nun die nächste Steuerwelle.

Viele Wähler sind jetzt überrascht. Die Politiker hatten „uns“ ja gar nicht „deren“ Geld schenken wollen, sondern nur „unseres“. Dass das Anti-Teuerungspaket 2008 das Leben im Jahr 2010 verteuern würde, wurde damals nicht erwähnt.

Nach 40 Jahren System Kreisky kommen heute 36,6 Prozent unseres Haushaltseinkommens in irgendeiner Form aus Sozialleistungen. Nur in Kuba oder Nordkorea teilt der Staat einen noch höheren Prozentsatz zu. Dafür nimmt er vorher 44 Prozent in Form von Steuern und Sozialversicherungen ein.

Panem et Circenses? 2000 Jahre später: „Ausgleichszulage und Skirennen“

Schon in den 1970ern rechnete Bruno Kreisky NACH jedem Wahlsieg in seinen „Mallorca-Sparpaketen“ eiskalt ab. Auf seinem Sommersitz im sonnigen Mallorca ersann er all die neuen Steuern, um das zu bezahlen, was er vor der Wahl als großes Geldgeschenk versprochen hatte. Gab es VOR der Wahl bei einem Wahlsieg Kreiskys 10.000 Schilling Geburtenbeihilfe, musste der Wähler NACH der Wahl für den Kassettenrekorder 32 Prozent Luxussteuer zahlen. Was Bruno Kreisky nicht durch höhere Steuern hereinbekommen konnte, borgte er sich einfach von den Banken. Sein Erklärungsansatz für die Schuld am Geld-Desaster war schon damals zeitlos: „Banken und Kapitalismus“.

Seit Jahrtausenden funktioniert der organisierte Wählerkauf nun schon. Was unter den Römern noch „Panem et Circenses“ hieß, würden Kreiskyaner heute als „Ausgleichszulage und Skirennen“ in die Neuzeit übersetzen.

In den Blütezeiten des „Systems Kreisky“ hatte man das Bargeld wie in einer lateinamerikanischen Bananenrepublik verteilt: „15.000 Schilling Heiratsbeihilfe, wenn du Kreisky und die Sozialisten wählst!“ Nach den Wahlen nahm man dafür dann jährlich eine Milliarde Schilling Schulden auf (65.000 mal 15.000), ohne freilich je einen Groschen davon tilgen zu wollen. Alleine für die erste Milliarde Schulden aus dem Jahre 1972 wird man heuer 40 Jahre lang Zinsen bezahlt haben. Bei Marktzinsen von fünf Prozent jährlich heute in Summe schon 200 Prozent – und die eine Milliarde Schulden gibt es immer noch in voller Höhe.

Die Österreicher murren leise. Schließlich sind sie seit vier Jahrzehnten nichts anderes gewohnt. Fatalistisch akzeptiert eine wirtschaftlich dumm gehaltene Bevölkerung das „System Kreisky“ als gottgegeben und harrt ängstlich schon der nächsten Wahl.

Europas Schulden auf „System Kreisky“ zurückzuführen

Griechenlands panhellenistische sozialistische Partei „PASOK“ nahm nach jeder Wahl bis zu 50.000 Vertragsbedienstete mit Drei-Jahresverträgen auf, um ihnen im Falle eines Wahlsieges die Verbeamtung zu versprechen. Heute hat das Land fast 800.000 Staatsangestellte – für 350.000 sucht man nach einem Aufgabenbereich. Eisenbahnschaffnern versprach man (vor Wahlen) 420 Euro monatlich, wenn sie sich die Hände wuschen. Busfahrer bekamen 310 Euro, wenn sie pünktlich in die Arbeit kamen. In Russland hob Vladimir Putin am Vorabend zur Wahl mit einem Federstrich die meisten Pensionen um 25 Prozent an. Seitdem nimmt das Land jährlich fast 4 Milliarden Euro zusätzlicher Schulden auf.

In vielen Ländern versprach man Baby-, Kinder oder Eheprämien, um sie einige Zeit nach der Wahl dann wieder abzuschaffen. Silvio Berlusconis Forza Italia verschenkte gleich unzählige 1000 Euro-Einkaufsgutscheine an junge Pärchen.

Was im „System Kreisky“ europaweit in den letzten Jahrzehnten versprochen (und dann auf Pump bezahlt) wurde, lässt nachstehende Statistik erahnen:

Partei

Geldversprechen

Eingeführt

Abgeschafft

PASOK (Gr)

46.000 Vertragsbedienstete verbeamten

1981

nicht

PASOK (Gr)

Prämien € 310  Pünktlichkeit, € 420 Händewaschen.

90-er

2011

Einiges Russland

Erhöhung Kleinpensionen 25 Prozent

2007

nicht

SPD

Pensionsantritt vor dem 65. Lebensjahr

1972

in Vorbereitung

Sozialisten (F)

Wochenarbeitszeit: 35 Stunden

1997

2008

Labour (UK)

Baby-Prämie € 2.500

2005

2011

Sozialisten (E)

Kinderprämie € 2.500.-/€ 3.500

2008

2011

Forza Italia

Baby-Bonus € 1.000 und Einkaufsgutscheine €1000

2005

2012

CDU

Senkung Tabak- und Kaffeesteuer

1953

1955

SPÖ

Heiratsbeihilfe 15.000 Schilling

1971

1987

Nationalratswahl 2013: Der Ablauf ist schon vorgezeichnet

Man wird wieder Geldgeschenke unter das Volk werfen. Selbiges wird seine Politiker für außergewöhnlich sozial halten und souverän im Amt bestätigen. Drei Wochen später wird das Land überrascht feststellen, dass kein Geld da ist. Natürlich sind am Ungemach die Banken und die Spekulanten schuld. Und vor allem die Reichen, die den Schlamassel den kleinen Leuten eingebrockt hätten. Die sollten nun besonders bluten. Das soziale Klima bleibt vergiftet und die Neidgenossenschaft, sie blüht wie eh und je.

Warum lernt man nicht von den Schweizern? Seit Jahren wählen sie nur jene Politiker, die ihnen AM WENIGSTEN versprechen: Als die Schweizer Sozialdemokraten in den 1990er Jahren 1.000 Franken Karenzgeld (als Wahlversprechen) eingeführt hatten, da strafte die Schweizer Bevölkerung diese bei den Wahlen kurz darauf ab. Dem fassungslosen ORF-Reporter antwortete eine junge Frau ins Mikro: „Wenn der Staat mir 1.000 Franken schenken will, hat er mir vorher 2.000 gestohlen“.

Deshalb sind die Schweizer reicher, leben in einem sozial friedlicheren Klima und es ist bei ihnen auch viel lustiger: In ihren „liberalen“ Zeitungen amüsieren sie sich königlich über die Naivität so mancher Nachbarn.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist in Salzburg und hat Europas erstes Globalisierungskritik-kritisches Buch geschrieben, „Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute“. Das Buch befasst sich außerdem kritisch mit der Ära Kreisky sowie Österreichs Demokratie.

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Wie macht man den Menschen mit dem Klima Angst? drucken

Nach ein paar schönen Tagen mit Sonnenschein taucht stets gebetsmühlenartig das Geschwätz vom Klimawandel auf. Immer wieder wird in den Medien von unkritischen Journalisten das heißeste Jahr seit den Temperaturmessungen vorhergesagt. Normale Wetterkapriolen sind gleich Vorboten eines schlimmen Klimawandels.

Und an allem ist immer das vom Menschen erzeugte C02 schuld, das ist fester Glaubensbestandteil einer nun endlich kleiner werdenden Glaubensgemeinschaft. Vom Staat bezahlte Wissenschaftler der 2. oder 3. Reihe erbringen die Scheinbeweise. Die Erwärmungsgläubigen wissen gar nicht, dass es keinen einzigen Versuchsbeweis für diese Glaubensüberzeugung gibt. Aber nicht nur das.

Die behauptete ständige Klimaerwärmung ist seit 13 Jahren zum Stillstand gekommen. Seit zwölf Jahren gelingt es unseren Medien, dieses Faktum tot zu schweigen und weiter mit der sich ständig  fortsetzenden Klimaerwärmung, mit Gletscherschmelzen, Eisbärensterben, Meeresspiegelanstieg entgegen allen Wahrheiten der Bevölkerung Angst zu machen.

Tatsachen

Tatsache ist, dass seit 1998 entgegen allen Weltklimaratsprognosen (Mitteleuropa wird keine Winter mehr erleben) die weltweiten Temperaturen im Schnitt gesunken sind. Vorhergesagt waren jedoch bereits schlimme Hitzezustände, wie 50 Grad in Konstanz und eine zunehmende Versteppung von Brandenburg. Die Wahrheit in Deutschland sieht ganz anders aus:

Offizielle Jahresmittelwerte nach den Angaben des Deutschen Wetterdienstes

Tatsache ist, dass die Erwärmungsgläubigen diese Abkühlung mit allen erdenklichen Tricks geheim halten wollen, denn das widerspricht ihrer Theorie der ständigen C02-Erwärmung. So wurde dieser Temperaturverlauf noch in keiner deutschen Tageszeitung veröffentlicht.

Tatsache ist, dass die Erde schon viel wärmer und viel kälter war, was weder Menschen noch CO2 verursacht haben können. Tatsache ist, dass die Meeresspiegel in den letzten 10.000 Jahren (erdgeschichtlich ein Augenzwinkern) mehrmals gestiegen und gefallen sind, im letzten Jahrhundert aber kaum, in diesem Jahrtausend gar nicht mehr. Die Pegel in den Nordseehäfen sind dort, wo sie schon immer waren.

Tatsache ist, dass alle Experimente zum Beweis des C02-Treibhauseffektes fehlgeschlagen sind.

Tatsache ist, dass die Theorie der globalen Erwärmung nur auf Computermodellen beruht und nicht auf Experimente gestützt ist. Je nach Eingabe errechnet der Computer unterschiedliche Erwärmungen, er kann aber auch Abkühlungen errechnen, wie bei der Akademie der Wissenschaften in Russland. Suchmaschine: „Sorochtin-Klimaabkühlung“

Tatsache ist, dass an der Panikmache sehr viele im Westen extrem gut verdienen: Eine mit Steuern- und Stromabgaben bezuschusste Industrie, genauso wie die Treibhaus-Wissenschafter, die an den dick dotierten Erwärmungsstudien teilnehmen dürfen, wenn sie die erwünschte Meinung im Voraus vertreten. Und die Politik hat einen Vorwand, Steuern oder Strompreise weiter zu erhöhen.

Tatsache ist, dass die Medien nicht frei sind, sondern nach Sensationen gieren. Seriöse Berichterstattung ist nicht gefragt im angeblich freien Westen. Deswegen greifen sie die Katastrophenmeldungen einer unseriösen Treibhauswissenschaft gerne auf und verschlimmern diese noch durch ihre eigene Panikmache. Eine Gleichschaltung von oben braucht man nicht, die deutschsprachigen Medien haben sich von selbst gleichgeschaltet.

Tatsache ist, dass es bisher keinerlei Anzeichen, schon gar keine Beweise einer herbei geredeten Klimakatastrophe gibt. Die angeblichen Beweise sind entweder freie Erfindungen, bzw. sie haben nichts mit dem Klima zu tun, weil sie andere Ursachen haben oder sie sind sogar positiv für uns.

Tatsache ist, dass die seriöse Wissenschaft zugibt, noch keineswegs den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität, minimalen Änderungen der Erddrehung, kosmischer Strahlung, Wolkenbildung und Klima zu begreifen. Das Klima wandelt sich ständig und wir wissen nicht, warum.

Tatsache ist – sollte es wirklich aus welchen Gründen immer eine weitere Erwärmung geben – dass diese für die Ernährung der Welt sehr hilfreich wäre. In Kanada, Skandinavien und Russland gibt es die größten Landmassen der Erde, die aber wegen des kalten Klimas nicht genutzt werden können.

Tatsache ist schließlich, dass mehr CO2 global die Fruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum erhöht. Sollten die Menschen also wirklich das Klima beeinflussen können, wäre angesichts einer Milliarde Hungernder sogar eher eine leichte Erwärmung und mehr C02 besser. Zum Glück können die Menschen dies jedoch nicht.

Tatsache ist, dass Umwelt- und Naturschutz notwendig sind, genauso wie die effiziente Nutzung von Energie und Rohstoffen. Diese Dinge stehen überhaupt nicht zur Diskussion. Die unseriöse Klimawissenschaft wird auf Dauer dem Natur- und Umweltschutz enorm Schaden zufügen, denn irgendwann fliegt der Schwindel um die angebliche Klimaerwärmung auf.

Tatsache ist, dass keine einzige Hafenstation irgendeinen größeren Meerespegelunterschied in den letzten 50 Jahren gemessen hat. Die Unterschiede lassen sich meist durch das Absenken oder Heben des Landes erklären. Deshalb wird von den Treibhäuslern und Erwärmungsgläubigen auch nie eine Station genannt, dennoch gibt die Presse gerne die Nachrichten vom Meeresspiegelanstieg weiter.

Tatsache ist, dass sich Wasser bei einer Erwärmung ausdehnt. Erwärmt man das Badewasser um fünf Grad in einer Badewanne, dann bemerkt man aber nichts davon, weil die Ausdehnung sich auf eine große Fläche verteilt. Auch beim Bodensee mit seinen 395m Tiefe macht sich die Wasserausdehnung erst recht nicht bemerkbar, da die Bodenseefläche verhältnismäßig groß ist. Die Weltmeere sind im Schnitt etwa zehn mal tiefer aber eine Million mal in der Fläche größer als der Bodensee. Das ist der Grund, warum eine Erwärmung des Meerwassers um fünf Grad zu keinerlei bemerkbarem Meeresspiegelanstieg führen kann.

Dem Klima geht es bestens

Unser Klima ist absolut normal. Über die letzten 120 Jahre gesehen gibt es Phasen der Erwärmung und des Abkühlens. Es gibt Jahre mit heißen Sommern und kalten Wintern. Letztlich hat sich aber nichts Besorgniserregendes geändert. Wir leben in einer klimatisch ruhigen Zeit.

Es wird höchste Zeit, dass endlich Natur- und Umweltschutz in den Mittelpunkt unseres Handelns gerückt wird, denn das kommt letztlich allen zugute. Es wird endlich Zeit, dass wir uns von dem fragwürdigen zwei Grad Ziel verabschieden. Klima sind 30 Jahre Wetter. Wer das Klima schützen will, der muss beim täglichen Wetter beginnen. Nur primitive Völker glauben, dass sie das Wetter beeinflussen können.

C02-Einsparung ist wichtig, weil es sich letztlich um Rohstoffeinsparung und um einen sinnvollen Umgang mit Energie handelt. C02 und das Klima haben nichts oder kaum etwas miteinander zu tun. C02 ist ein lebensnotwendiges Gas. Ohne C02 wäre die Erde kahl wie der Mond.

Josef Kowatsch, Hüttlingen;

Studium der Fächer Chemie, Physik, Eigenstudium in Biologie und Geografie: Schwerpunkt Kima; aktiver Natur-und Umweltschützer; ausgezeichnet mit über 50 Umwelt- und Naturschutzpreisen für seine Aktivitäten.

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Beihilfe zum Brain drain drucken

Viele Ministerreisen und Pressekonferenzen waren in den letzten Jahren dem Thema gewidmet: Österreich will viele der Zehntausenden klugen und fleißigen Landsleute zurückholen, die im Ausland in Wissenschaft oder Wirtschaft Karriere gemacht haben. Man hat erkannt, dass gerade diese Menschen die Produktivität eines Landes steil nach oben schnallen lassen. Dass es keine bessere Wachstums-Investition gibt als eine solche Rückholaktion.

Viel von einem Erfolg der Rückholungen gehört hat man in der Folge nicht mehr. Da und dort gab es zwar den einen oder anderen Biologen, der aus Kanada zurückkehrte, als er dort Streit hatte und hier ein großes Labor zu leiten bekam. Das wars dann aber auch schon.

Gleichzeitig gehen weiterhin jedes Jahr Heerscharen junger, um viel Geld – aber ohne den kleinsten Eigenbeitrag in Form von Studiengebühren – ausgebildeter Menschen ins Ausland. Und nur ein Bruchteil kehrt zurück. Die Migrationsbilanz wurde statt dessen primär durch Verwandtennachzug aus der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika numerisch aufpoliert. Die Beschäftigten- und Produktivitäts-Statistik hingegen keineswegs.

Und mit dem jüngsten Steuererhöhungspaket macht die Regierung die Chance auf vermehrte Rückkehrerströme qualifizierter Landsleute endgültig zunichte.

Denn wenn man die ohnedies schon exorbitante Einkommensteuer für Leistungsträger, also Menschen mit hohem Einkommen um bis zu zwölf Prozent (=sechs Prozentpunkte) erhöht, werden noch viel weniger Lust zur Rückkehr haben. Da können auch Walzer, Sachertorte, Hochquellenwasser, Oper, Musikverein, Berge und Skilifte noch so locken. Das konsumiert man als geborener Österreicher zwar gerne bei Urlaubsreisen. Seine Existenz will man aber beim Blick auf den drohenden Steuerbescheid hier nicht mehr aufbauen.

Dazu kommt die in vielen Bereichen beobachtete Abstoßungsreaktion: Wer längere Zeit im Ausland war, der wird in vielen Unternehmen von den Kollegen nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen. Der hat seine Intrigennetze nicht aufbauen können. Der gilt als gefährliche Bedrohung einer sich geschlossen fühlenden Gesellschaft. Daher können an österreichischen Universitäten weiterhin Professoren berufen werden, die nie ins Ausland gegangen waren, die nicht einmal das eigene Haus je verlassen haben. Bei der letzten Wahl eines Rektors der Wiener Uni hat es gar Gelächter ausgelöst, als sich ein Ausländer ohne deutsche Muttersprache beworben hat.

In der Naturwissenschaft gibt es noch einen weiteren Faktor, der den Weg nach Österreich unattraktiv macht: hierzulande sind alle Forschungsgebiete, die mit den Worten Hormon-, Atom- oder Gen- zusammenhängen, total tabu (sofern es nicht um Medizin geht). Jedoch sind das gerade die Disziplinen, in denen international die Post abgeht.

Die Minister sollten sich daher in Zukunft weitere Rückhol-Reisen nach Amerika&Co ersparen. Das wäre wenigstens ein Sparerfolg.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

 

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Partei der Freiheit PDF fordert Haft für Verschwendungspolitiker drucken

Den Leistungsträgern und Leistungswilligen in diesem Land reicht es. Nachdem zahllose Appelle zur Selbstbeschränkung des Staates über Jahre und Jahrzehnte hinweg wirkungslos verhallt sind, fordert die Partei der Freiheit – PDF – Haft für Verschwendungspolitiker und deren beamtete Komplizen. Jenen dreisten Politikern, die sich hinstellen und von uns verlangen: „Her mit dem Zaster, her mit der Marie!“ entgegnen wir: „Ab in den Knast mit Euch, ab in den Knast mit Räubern und Verschleuderern von Volksvermögen!“

Anlässlich der Auftrittspressekonferenz (16.2.2012) präsentierte die PDF der Öffentlichkeit klare und harte Forderungen zur Wiedererlangung der wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit Österreichs und der Österreicher – und ihren ersten Mandatar: Min Rat a.D. DI Norbert Zwatz, Bezirksrat in Wien Hietzing, ausgeschlossen aus der FPÖ, weil Gegner eines Verschwendungsbeschlusses.

Die Zielgruppe sind Leistungsträger und Leistungswillige, die zunehmend Opfer einer immer fetter werdenden Nomenklatur aus Politikern und Beamten werden.

Die Partei der Freiheit PDF fordert unter anderem:

  • Die Halbierung des Staates mit Freisetzung von 150.000 unnötigen Beamten und Halbierung aller Vertretungskörper; Neuverlautbarung aller Gesetze, nachdem diese evaluiert, lesbar gemacht und befristet wurden
  • Entlastung der Leistungsträger durch eine massive Vereinfachung und Verringerung der Steuern: FlatTax: 20 Prozent Lohn-,Einkommens- ODER Körperschaftssteuer; 20 Prozent Kapitalertragssteuer, Umsatzsteuer.
  • Einen 26. Abschnitt des StGB „Delikte gegen Volk und Freiheit“ mit Haftandrohung für Verschwender von Volksvermögen, Teilhabe an Steuerexzessen, Koalitionszwang (Kammern, Gewerkschaften) und Generationenverschuldung (Gesetzesentwurf demnächst auf der Homepage www.parteiderfreiheit.at)
  • Sofortausstieg aus dem Kyoto-Vertrag unter Soforteinsparung von einer Milliarde Euro jährlich und Stopp für alle Kosten für Devotionalien gegenüber den Protagonisten der Klimalüge
  • Straffreistellung von Cannabis unter gleichzeitiger Beseitigung aller Missbrauchsmöglichkeiten der Morphinsubstitution
  • Straffreistellung von aktiver Sterbehilfe unter Herstellung eines Sicherungsregelwerkes
  • Anhebung des Bildungsniveaus durch Einführung eines Bildungsschecks für alle Eltern,  was ihnen freie Schulwahl ermöglicht, sodass es zu Qualitätswettbewerb von privaten und öffentlichen Anbietern kommen kann

Weiterführende Informationen finden Sie auf: www.parteiderfreiheit.at

Für viele Liberale ist jetzt die Zeit gekommen, aus den Diskussionszirkeln aufzubrechen und zur Tat zu schreiten.  Die Partei der Freiheit bietet allen Gleichgesinnten die Möglichkeit zur Mitarbeit und Mitgestaltung an. Aber nicht weise Worte sind gefragt, auch keine neuen Liberalismus-Theorien, sondern beherztes (Mit-)Anfassen und Umsetzen von Freiheit in unserer Gesellschaft.

Die Dreistigkeit der „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.Hayek) macht es möglich, denn: Den Leistungsträgern und Leistungswilligen reicht es JETZT!

Mag. Mathias Brucker

Bundesparteiobmann der PDF

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Schwänzen und Schwindeln: die linke Schwundgesellschaft drucken

Werner Faymann offenbart in seiner Schlichtheit das Grunddilemma der heutigen Sozialdemokratie. Das passiert ihm gerade dann, wenn er unvorbereitet über scheinbar marginale Dinge reden muss wie das Schuleschwänzen. Weltfremde und ahnungslose Träumereien entpuppen sich als die zentrale Weltanschauung der Linken des 21. Jahrhunderts.

Da hat der schwarze Staatssekretär Sebastian Kurz einen Vorschlag gemacht (und blau-orange Zustimmung gefunden): Man solle den gesetzlichen Strafrahmen drastisch erhöhen, wenn sich Eltern absolut nicht um den Schulbesuch ihrer Kinder kümmern. Und was antwortet Faymann? Schon bisher sei die niedrige Höchststrafe fast nie ausgeschöpft worden.

Mit dieser Antwort zeigt der ehemalige Jusstudent (der freilich keine einzige Prüfung absolviert haben dürfte, jedenfalls jede Auskunft zu seinem Studienerfolg verweigert), wie wenig er von Gesetzen und deren Anwendung versteht: Denn Höchststrafen sollen natürlich immer nur dann verhängt werden, wenn das Delikt unter besonders üblen Begleitumständen begangen worden ist. Beispielsweise wenn es um einen Wiederholungstäter geht, wenn zahllose Bitten, Mahnungen und Aufforderungen ignoriert worden sind (etwa weil sie von einem weiblichen Lehrer kommen), doch den Sprössling regelmäßig zur Schule zu schicken. Dann und natürlich nur dann ist die Höchststrafe fällig, egal ob sie nun 220, 440 oder 1500 Euro beträgt.

Noch bezeichnender aber sind die roten Gegenvorschläge: Man müsse zuerst die Motive des Schulschwänzens erforschen. Ach wie rührend! Vielleicht redet Faymann halt wenigstens ein einziges Mal mit Lehrern über die Probleme in den Schulen und nicht nur mit seinem Parteigenossen Androsch und dessen Zechkumpanen. Dann könnte er dem Steuerzahler teure und langwierige Studien ersparen.

Freilich bergen solche Gespräche eine Gefahr: Die Lehrer könnten ja wissen, worum es geht, und das könnte sich von den Wachträumen linker Kuschelpädagogik ziemlich unterscheiden.

Die Motive des Schulschwänzens sind Hunderte Male analysiert worden. Sie finden sich in dem Umstand, dass speziell pubertierende Burschen phasenweise null Lust auf die Schule haben; dass in einer reizüberfluteten Welt die Frustrationstoleranz gegenüber schlechten Noten steil gesunken ist; dass manche islamische Zuwanderer den Schulbesuch junger Mädchen als verzichtbaren Luxus ansehen; dass manche Eltern heute nicht mehr begreifen, dass es ihre Pflicht ist, den Kindern deren Pflichten klarzumachen; dass der Zeitgeist überhaupt vergessen hat, dass Bürger oder gar auch Kinder im Wohlfahrtsstaat noch ein paar Pflichten haben; dass viele Eltern sich nicht mehr durchsetzen können; dass Erziehung a priori als des Teufels gilt. Gleichzeitig gibt es im wirklichen Leben keine erfolgreichen Erziehungsmodelle (höchstens schwammige Theoretisierereien), die ganz ohne Zwang auskommen. Selbst die einstige antiautoritäre Vorzeigeschule Summerhill ist heute längst wieder ganz auf Disziplin ausgerichtet.

Bei uns hingegen hat man den Lehrern in den letzten Jahrzehnten ein Erziehungsmittel nach dem anderen genommen. In dieser Situation können finanzielle Konsequenzen durchaus ein effizientes Erinnerungsmittel sein. Niemand wird es für sehr sinnvoll halten, wenn statt dessen etwa die Polizei Kinder in die Schule schleppen müsste. Für manche Eltern ist eine Geldstrafe sogar ein hilfreiches Argument, um ihren Sprösslingen Dinge klarmachen zu können.

Aber natürlich geht es nicht mehr nur ums Schulschwänzen, wenn man diese Jugendlichen wirklich retten will. Es geht darum, den Lehrern wieder über den Ruf nach dem Sozial und Psych-Arbeiter hinausgehende Erziehungsmittel unmittelbar in der Klasse in die Hand zu geben. Es geht darum, angesichts versagender Elternhäuser wieder einige Ersatzstrukturen aufzubauen: Dabei geht es um ein Bündel von Konsequenzen, wenn Hausübungen nicht gemacht werden, wenn Lehrer beleidigt werden, wenn Mitschüler gemobbt oder gar verprügelt werden, wenn sonstwie die Schulordnung grob gestört wird. Die linke Standardantwort, das sei ja Rohrstaberlpädagogik kann nur noch Verachtung auslösen – vor allem, weil niemand von Prügelstrafen gesprochen hat, nicht einmal für prügelnde Schüler.

Noch absurder und noch teurer als dieses SPÖ-Geschwurbel, statt angesichts eines klar erkannten Problems zu handeln, wieder einmal einer Gruppe Soziologen einen Motivforschungsauftrag zukommen zu lassen, ist die Idee von Sozialminister Hundstorfer: Er will keine Strafen, sondern jedem Problemjugendlichen gleich einen Coach des Arbeitsmarktservice zur Verfügung stellen. Vielleicht auch noch eine goldene Uhr?

Natürlich darf man objektiverweise auch nicht verschweigen, dass wir es hier wieder einmal mit einem Problem vor allem jugendlicher Migranten zu tun haben. Keineswegs ausschließlich, aber dominant.

Das zeigt eine neue Studie über jene 16- bis 24-jährigen Drop Outs, die weder irgendeiner Ausbildung noch irgendeinem Beruf nachgehen: Bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sind das 5,9 Prozent; bei den im Ausland geborenen beträgt der Anteil hingegen 18,8 Prozent, also mehr als drei Mal so viel. Zum Glück ist das nur eine Minderheit. Zum Glück für Österreich sind diese Prozentsätze in fast allen anderen Ländern höher. Aber das kann kein Grund sein, die wachsende Problematik zu ignorieren. Vielen Ausländerfamilien muss einfach erst klargemacht werden, dass es bei uns Regeln gibt, die einzuhalten sind, die nicht nur unverbindliche Empfehlungen sind. Ein Staat, der sich dem einstigen linken Zeitgeist folgend nur noch repressionsfrei gibt, muss in der Auseinandersetzung mit ganz fremden Kulturen kollabieren.

Die SPÖ-Reaktion beim Thema Schulschwänzen reiht sich aber nahtlos an ihre Stellungnahmen zum Thema Schwindeln. Da hat doch ein Schuldirektor die logische Idee gehabt, während einer Schul- oder Maturaarbeit durch einen Störsender die Kommunikation via Handy nach außen zu unterbinden. Es soll ja nicht ganz selten passieren, dass ein Schüler nur zu solchen Kommunikationszwecken während der Arbeit aufs Klo geht. Und was war die Reaktion der Un-Unterrichtsministerin Schmied auf den Störsender?

Sie hat dem Direktor nicht gegen die Fußangeln der Telekommunikationsgesetze geholfen (also jener Gesetze, die sich die Telekom selber seit Jahrzehnten wünschen und formulieren durfte). Sie hat sich vielmehr über den Direktor empört. Sie hat erklärt, Schummeln würde im Zeitalter der Kompetenzorientierung eh überflüssig (Kompetenzorientierung ist ein bei linken Pädagogen beliebtes Tarnwort dafür, dass Schüler künftig überhaupt nichts mehr lernen müssen). Und selbstverständlich stimmte die SPÖ keiner Novelle zu, die einen lokal und zeitlich eng begrenzten Einsatz von Störsendern mit dem Telekommunikationsrecht kompatibel machen würde.

Die Denkwelt Schmieds, Faymanns und Hundstorfers ist überaus typisch für die geistige Degeneration der Sozialdemokratie. Pflichten und Zwänge sind pfui. Alle sind immer nur Opfer, die man nur ja nicht hart anfassen dürfe. Dabei war diese Partei noch in der Zwischenkriegszeit eine Vorkämpferin von Disziplin, Bildung und Erziehung. Dabei hatte die Partei damals noch das klare Ziel eines ökonomischen Aufstiegs der Arbeiter durch Leistung. Heute ist die Sozialdemokratie hingegen unter dem Einfluss der 68er Bewegung zu einer Interessenvertretung der leistungsabstinenten Wohlfahrtskonsumenten verkommen.

Da sehnt man sich geradezu nach einem Alfred Gusenbauer zurück, der zumindest verbal noch von einer Hochleistungsgesellschaft geträumt hat. Faymann, Schmied und Hundstorfer wissen hingegen wohl nicht einmal mehr, wie man Leistung buchstabiert.

 

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Feenfreud und Feenleid drucken

Es war einmal ein kleiner W.,
entrückt von einer blonden Fee
aus seinem Häuschen, schlichten,
in ein gewaltig großes Schloss –
und wie ihr ahnen könnt, verdross
den Guten das mitnichten.

Was Wunder, kam’s dem Mann ab dann
auf schöne fromme Rede an,
der Fee zum Wohlgefallen –
doch so wie allen recht getan,
ist’s eben auch ein leerer Wahn,
es recht zu reden allen.

Das wies sich klar, als er befand,
was mittlerweile zu dem Land
gehöre sozusagen:
Nicht an Gebiet – das ist vorbei –
vielmehr an buntem Allerlei,
von fern herbeigetragen!

Da staunte man im Volke sehr,
zumal erst kurze Zeit vorher
die Fee, die hochverehrte,
den lang gehegten Mummenschanz
ums Vielgevölk als voll und ganz
gescheitert doch erklärte!

Gleichwohl hat sie den W. gestützt –
nur hat’s ihm letztlich nichts genützt
und manche gar erheitert:
Er ist ja an Vergangenheit
und noch dazu, was nicht gescheit,
der eigenen gescheitert!

Ein Pech war, dass beim Folgeschritt
der Feenstab ihr glatt entglitt,
und sie stand stumm daneben,
denn leise durch die Hintertür
entschieden andre flugs die Kür –
so ist’s im wahren Leben…

Pannonicus

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Wien: ein mafiöser Selbstbedienungsladen drucken

Das eigentlich zuständige Sozialministerium verschleiert zwar die Daten. Aber irgendwann wird halt jede Misere dennoch bekannt. Die Daten zeigen, in welch skandalösem Umfang das rote Wien im Vergleich zu den anderen Ländern zu einem unkontrollierten Selbstbedienungsladen geworden ist, gegen den sogar die Telekom eine halbehrenwerte Firma sein dürfte, bei der es nur um Dutzende Millionen Schaden geht, während es beim Rathaus um Milliarden an verbranntem Geld geht. Woran sich durch den Geschäftseinstieg der Grünen nur eines geändert hat: dass in Wien jetzt noch weitere Geschäftsführer mitnaschen.

Es waren zwei schockierende Tatsachen, die in dieser Woche bekanntgeworden sind. Zum Teil ist dafür den Rechercheuren der Austria Presse Agentur zu danken, zum anderen Teil der (vielleicht gar aus jahrelangem Schlaf erwachenden?) Volkspartei. Jedenfalls wäre es in beiden Fällen eigentlich längst moralische Pflicht des zuständigen Sozialministeriums gewesen, solche Vergleichsdaten laufend zu recherchieren und veröffentlichen. Aber dieses wird bekanntlich von einem ehemaligen Gemeinde-Wien-Beamten geleitet . . .

Bei beiden Zahlen sei der Leser jedenfalls vorgewarnt: Deren Lesen könnte heftige Zornanfälle auslösen und so der Gesundheit schaden.

Erstens: Es hat sich jetzt herausgestellt, dass von rund 180.000 Beziehern der Mindestsicherung mehr als 129.000 in Wien diesen Anspruch zuerkannt bekommen haben! Im fast ebenso großen Niederösterreich sind es hingegen nicht einmal 10.000.

Da aber nach allen beobacht- und messbaren Kriterien der allgemeine Wohlstand in Wien größer ist als im Rest der Republik, sind die Ursachen dieses totalem Missverhältnisses nicht besondere Armut, sondern andere Faktoren:

  • Wien ist erstens zu einem Magnet für alle an bequemer Wohlfahrt Interessierten geworden.
  • In Wien gibt es zweitens ein Vielfaches von Pfuschern, also von Menschen, die einerseits in voller Abgabenfreiheit verdienen, die sich aber dennoch von den Abgaben der Allgemeinheit aushalten lassen, die also doppelt schmarotzen.
  • Drittens: In Wien geniert sich der Einzelne zum Unterschied von allen anderen Bundesländern ganz offensichtlich viel weniger, die öffentlichen Kassen auszuquetschen, wo‘s nur geht (Motto: „Ich bin doch nicht blöd“).
  • Und viertens sind in Wien Beamte aktiv, die dieses gigantische Betrugsschema noch tatkräftig unterstützen. Warum sollten sie auch anders agieren? Nur um sich Probleme einzuhandeln? Die herrschende (Politik- und Medien-)Szene übt jedenfalls niemals Kritik an Beamten, die mit unseren Steuergeldern zu großzügig umgehen. Genauer gesagt: mit den Schulden, die für uns alle ein immer heftigeres Problem werden. Das sendet jedem Beamten ein klares Signal.

Dieser grobe Missbrauch löst auch beim Tagebuch-Autor kritisches Nachdenken aus: Ich habe an dieser Stelle für eine Delegation von Verwaltungskompetenzen nach unten plädiert. An solch frechen Unterschleif, der schon an Organisiertes Verbrechen grenzt, habe ich bei diesem Vorschlag aber nicht gedacht. Vielleicht doch keine so gute Idee?

Dieses erschütternde Bild des Mindestsicherungsmissbrauches passt perfekt in den zweiten dieser Tage aufgedeckten Skandal: Wiener Beamte gehen derzeit mit 52 Jahren in Pension! Im Schnitt. Sie sind damit genauso unverschämt wie die schon seit längerem diesbezüglich bloßgestellten Bundesbahner. Was den fast zwingenden Schluss zulässt: Die SPÖ ist überall dort, wo sie die absolute Macht hat, zu einer absoluten Nehmerbande degeneriert, die freilich ihre Verbrechen mit verlogener Sozialrhetorik tarnt.

Die realsozialistische Misswirtschaft in Wien ist so eklatant geworden, dass jeder Rot- oder Grün-Wähler als Beitragstäter angesehen werden muss. Dies gilt – wenn auch mit verringerter Schuld – ebenso für alle jene, die dieser Nehmer-Partie durch Nichtwählen oder Stimmvergeudung Richtung Splitterparteien zumindest indirekt Vorschub leisten.

Eine besonders freche Abteilung dieser Mafia ist die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten: Sie hat sich zwar zu einer Nulllohnrunde bereit erklärt, aber unter folgenden Bedingungen: keine Überstundenreduktion, kein Personalabbau, keine Änderung der Pensionsbedingungen. Womit angesichts der Macht dieser Gewerkschaft das weitaus luxuriöseste Pensionssystem Österreichs weiterhin unangetastet bleibt.

Jeder Fisch fängt beim Kopf zu stinken an. Was man an einem ganz anderen, aber ebenso aktuellen Beispiel zeigen kann: Die Vizebürgermeisterin Brauner, die mangels eines arbeitenden Bürgermeisters die Geschäfte an sich gezogen hat, erklärte soeben im Gemeinderat: Sie sehe keinerlei exzessive Zeitungsanzeigen des Rauhauses, daher werden an ihnen auch künftig nicht gespart. Dabei sind diese Propaganda- und Korruptionsinserate gerade in der ablaufenden Woche wieder auf vielen Seiten aus den rathausnahen Boulevardzeitungen hervorgequollen.

Zu diesen Unverschämtheiten der Rathausspitze zählt natürlich auch die „Finanzierungs“-Seite der Ausgabenflut: also die ungenierte Schuldenausweitung und insbesondere die krasse Gebührenexplosion während des gesamten letzten Halbjahres. Wenn schon die theoretisch den Wählern verantwortliche Häupl-Brauner-Partie so unverschämt handelt, warum sollen es die kündigungsgeschützten Beamten nicht auch tun?

PS.: Wer geglaubt hat, durch die Grünen werde in Wien irgendetwas besser, wurde spätestens durch die Reaktion des grünen Klubobmanns Ellensohn auf das Sparpaket eines Besseren belehrt: Er sieht sogar die Nulllohnrunde, der die Gewerkschaft gnädigerweise zugestimmt hat, „sehr kritisch“. Wien kam vom Regen in die Traufe.

 

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SN-Kontroverse: Kleinerer Nationalrat drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der Nationalrat verkleinert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Narren, Opernball und Unsinn

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Wenn die Fastenzeit naht, wird's ungemütlich. Einige fühlen sich geschröpft, andere sind der Meinung, dass sie zu dick sind und specken freiwillig ab. Zukunftsangst lauert. Mann und Frau und die Kinder, die Jungen und die Alten, wollen raus. Der Druck kommt von oben und von unten, der „Mittelstand" ist erzürnt. Selbst die Politikerinnen aller Parteien wollen sich einsparen. 

Dann kommen der große Ball oder der Villacher Fasching und alle wollen/müssen dabei sein. Weil halt die Quote oder der Klick stimmen müssen. Dann sind Rosenmontag, Karneval oder „bunga bunga" vorbei. Auf Österreichisch: Es hat sich „ausgemörtelt". Dann kommen die Erbsenzähler und der Rückgriff auf die Geschichte beginnt. Da ist mitunter der Zuruf STOPP nötig! Oder man redet mit Leuten, die bei Verhandlungen direkt dabei waren.

So erklärte Bundespräsident Heinz Fischer in einem Interview: „Die Idee bei der Wahlrechtsreform 1971 (als unter der Regierung Bruno Kreisky der Nationalrat von 165 auf 183 Abgeordnete aufgestockt wurde, Anm.) war, neue Wahlkreise zu machen, damit die damals bestehenden Parteien in möglichst vielen Wahlkreisen nach dem Prinzip des Verhältniswahlrechts Mandatare haben.

Jetzt haben wir ein Fünf-Parteien-System. Wenn man da auf 165 Abgeordnete reduziert, wird es viele Wahlkreise geben, in denen Parteien nicht mehr vertreten sind. Es könnte sogar ganze Bundesländer geben, wo auch eine größere Partei nicht mehr vertreten ist." (OÖN).

Ähnliche Überlegungen gab es immer wieder nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union. Es wurden Modelle für ein „minderheitenfreundliches Wahlrecht" entwickelt und wieder und wieder verworfen. Ex-Vizekanzler Erhard Busek und sein damaliger Klubchef Heinrich Neisser könnten ein Lied davon singen. Also: Nicht jeder Zuruf ist narrensicher.


Das wahre Problem: Landtage & Bundesrat

Andreas Unterberger

Eine Verkleinerung des Nationalrats um zehn Prozent ist keine große Einsparung, aber ein Symbol. Immerhin reduzieren dadurch die Parteien die Zahl der besetzbaren Versorgungsposten und ihre Einkünfte aus der Parteisteuer.

Dieser Plan ist aber auch eine Falle: Der darob entbrannte laute Streit überdeckt völlig, dass die Politik neuerlich viel sinnvollere Reformen schubladisiert hat. Denn Landtage wie Bundesrat haben sich spätestens seit dem EU-Beitritt als total überflüssig entpuppt, um nur ein Beispiel zu nennen. Der Bundesrat ist nur noch Beschäftigungstherapie für drittrangige Politiker.

Er hat nicht die geringste Relevanz, kostet aber viel. Auch seine - von der FPÖ vorgeschlagene - „Aufwertung" wäre absurd. Denn dann könnten sich zwei Parlamentskammern bekämpfen und blockieren. Dann hätten wir noch mehr Sand im Getriebe eines ohnedies immer seltener handlungsfähigen Landes.

Aber auch die Landtage als Gesetzgeber sind sehr fragwürdig geworden. Denn sie sind ja großteils nicht bereit, auch die Verantwortung für die Steuerhöhe zur Deckung ihrer Ausgaben zu tragen. Der Istzustand, in dem die Länder Gelder ausgeben, deren Einhebung jemand anderer verantworten muss, ist eine Anleitung zur Verschwendung. Auch verursacht in einem kleinen Land die Vielfalt von Gesetzgebungen große Kosten. So macht das Vorhandensein zehn verschiedener Bauordnungen selbst das Häuslbauen teurer.

Sinnvoller wäre es hingegen, mehr Verwaltungskompetenzen nach unten zu transferieren. Je näher im Rahmen gemeinsamer (und ohnedies meist EU-geprägter!) Gesetze die Verwaltung statt im fernen Wien bei den Menschen erfolgt, umso besser, umso bürgernäher, umso billiger wird sie. Oder glaubt jemand, dass eine Parteipolitikerin als Unterrichtsministerin bessere Schuldirektoren aussucht als Lehrer und Eltern dieser Schule.

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Fußnote 267: Die bunte Angela drucken

Das war noch nie da: Ich habe auf einer linksradikalen Homepage auch einmal etwas wirklich Lustiges gefunden.

Beim Surfen durch wirres Revolution!-, Kampf!- und Kapitalismus!-Gestammel stieß ich plötzlich auf eine köstliche Photosammlung über Angela Merkel. Ihr Farbgeschmack ist ebenso interessant wie ihre dem Anschein nach durch einen Superkleber aneinandergedrückte Finger. Hat die Bundeskanzlerin diese Geste vor dem Spiegel geübt? Hat Ihr das ein Auftritts-Trainer so geraten? Was soll uns diese Dauergeste signalisieren? Oder ist das gleichsam eine Ersatzhandlung, weil sie ja keine Hand in eine Hosentasche stecken kann und weil sie zum Unterschied von Margaret Thatcher keine Handtasche trägt?

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Haut die Ungarn! Oder: Mein Gott, Gio! drucken

Erstmals fällt Österreichs EU-Kommissar Johannes Hahn jenseits von Phototerminen auf – und das gleich abgrundtief negativ. Er heult in der ihm eigenen Feigheit mit der Linken mit, indem er als einer von zwei Hauptverantwortlichen Ungarn strafweise die heurigen Kohäsionsgelder kürzt. Das ist ein absoluter Skandal.

Dieser Schritt sei „beispiellos“, lobt sich hingegen die EU-Kommission selber. Womit sie – freilich  in ganz anderer Hinsicht als gemeint – doch wieder recht hat. Denn ihr Vorgehen ist in seiner Einseitigkeit tatsächlich absolut beispiellos.

Niemand in Brüssel kann nämlich die Frage ausreichend beantworten, weshalb Ungarn bestraft wird, Griechenland jedoch nicht. Dabei haben die Griechen länger und intensiver als jedes andere Land gegen die europäischen Defizitregeln gesündigt. Und tun es bis heute. Die ungarischen Sünden werden hingegen von der Kommission selbst nur für die Zukunft geortet; sie vermutet, dass sich die ungarische Defizitreduktion als nicht nachhaltig erweisen dürfte. Was zwar stimmen könnte. Was aber auch mit großer Wahrscheinlichkeit in vielen anderen Ländern stimmen dürfte (etwa auch in Österreich).  Wo jedoch kein EU-Kommissar an solche Maßnahmen denkt.

Die Unrechtsunion

Vor allem aber führen Hahn&Co damit ein ganz neues Rechtsprinzip ein, das die EU wirklich zur Unrechtunion stempelt: Vergangene Verbrechen werden ignoriert, für die Zukunft vermutete hingegen streng bestraft.

Das straffrei davonkommende Griechenland ist sogar das einzige Land, das des schweren Betrugs überführt ist. Es hat ja in breiter Front seit vielen Jahren alle volkswirtschaftlichen Statistiken massiv gefälscht. Ohne dass bisher auch nur ein einziges Strafverfahren gegen einen Verantwortlichen in Gang gekommen wäre!

Während Griechenland Hunderte Milliarden Euro Schaden in ganz Europa anrichtet, musste bisher noch niemand Geld nach Ungarn überweisen. Dieses ist ja kein Euro-Land. Die Ungarn sind selbst die primären Opfer ihrer Schuldenwirtschaft. Und selbst wenn sie demnächst Hilfe brauchen sollten, geht es um viel geringere Summen als in Griechenland. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass der Raubzug der ungarischen Regierung auf ausländische Banken und andere Investoren, die viel Geld ins Land getragen haben, eine Riesensauerei war und ist. Aber ein Kampf gegen diese Sauerei war ja erklärtermaßen nicht das Motiv der EU-Kommission, sondern nur das erwartete Defizit der Ungarn.

Der Unterschied zwischen der europäischen Reaktion auf Griechenland und jener auf Ungarn ist aber in Wahrheit noch viel skandalöser, als es schon die bisher aufgezeigten Fakten zeigen. Denn während den Ungarn die EU-Gelder gestrichen werden, werden den Griechen Gelder aus den EU-Strukturfonds nachgeworfen, obwohl sie die bisher ehern geltenden Voraussetzungen für den Erhalt solcher Gelder gar nicht mehr erfüllen (können): nämlich die sogenannte Kofinanzierung. Diese heißt, dass im gleichen Maß wie europäische Geld auch nationales in jedes Kofinanzierungs-Projekt fließen muss. Das ist bisher bei jeder EU-Hilfe unabdingbar gewesen. Nicht mehr so bei den Griechen.

Wer kann da noch ernsthaft glauben, dass es in Europa mit gerechten Dingen zugeht? Hinter der scheinheiligen Argumentation der EU-Kommission, dass man durch die Streichung von 495 Millionen ja nur einen „Anreiz“ zu mehr Budgetdisziplin setzen wollte, steckt natürlich reinste Parteipolitik. In Griechenland hat im Zeitpunkt des Kollaps eine sozialistische Regierung amtiert, in Ungarn hingegen eine rechte. Und das ist halt gar nicht erwünscht. Gleichzeitig haben die Ungarn das Pech, das sie – auf Grund eines Beschlusses der linken Vorgängerregierung – noch durch einen Sozialisten in Brüssel vertreten werden, der nunmehr ständig offen gegen das eigene Land intrigiert.

Feinster Zynismus Brüsseler Art

Die Kommission setzt ihrer durch nichts zu rechtfertigenden Aktion noch einen Zynismus sondergleichen drauf: Man tue den Schritt „zum Wohle der ungarischen Bevölkerung“. Eh klar: Eine rechte Regierung kann ja a priori niemals zum Wohle der Bevölkerung sein . . .

Die bürgerlichen EU-Kommissare wie Hahn sind offensichtlich zu wenig intelligent, um das Spiel zu durchschauen. Kommissionspräsident Barroso ist froh, wenn von Portugal abgelenkt wird. Die Luxemburger Kommissarin ist zwar christlichsozial, aber linker als Dschingis Khan. Der von der CDU entsandte Mann ist höchstens grenzintelligent. Und alle zusammen fürchten sich vor dem von Roten, Grünen und Linksliberalen beherrschten EU-Parlament. Denn von dort aus versucht die Linke, generalstabsmäßig Revanche für die schwerste Wahlniederlage zu nehmen, die sie seit Jahrzehnten in einem europäischen Land erlitten hat.

Damit kein Missverständnis entsteht: Das Tagebuch findet die Wirtschaftspolitik dieser ungarischen Regierung genauso wie die ihrer Vorgänger katastrophal und zutiefst unseriös. In einer Wirtschaftsunion darf und soll man darauf auch sehr ernsthaft reagieren. Aber bitte gerecht, also nicht nur bei rechten Regierungen. Und zuerst bei jenen Ländern, deren Misswirtschaft für die Miteuropäer den größten Schaden anrichtet.

Gerechtigkeit heißt nämlich: Gleiches gleich behandeln und Ungleiches ungleich. Das aber haben die in Brüssel regierenden Dummköpfe und Intriganten längst vergessen.

Im Schatten Ungarns: das nächste Griechenland-Debakel

Fast unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit erleidet die EU übrigens gerade rund um die nächste Griechenland-Hilfslieferung auch schon das nächste Debakel. Bei den angeblich abgeschlossenen Verhandlungen wurde zur Besänftigung der erregten Bürger Deutschlands groß verkündet, dass Griechenland künftige Steuereinnahmen auf ein Sperrkonto einzahlen werde. Dadurch könne ein Teil der Steuergelder immer zur Befriedigung der Gläubiger verwendet werden. Das werde so in der griechischen Verfassung verankert.

Die schlichten Europäer haben nur übersehen, dass eine Verfassungsänderung in Griechenland rechtlich so schwierig ist, dass ein Beschluss eines solchen Sperrkontos viele Jahre dauern wird. Gleichzeitig spricht aber alles dafür, dass bei den bevorstehenden griechischen Wahlen radikale Parteien triumphieren werden, die sich in keiner Weise den Abmachungen mit Europa verpflichtet fühlen. Tut nichts, die Hunderten Milliarden fließen dennoch.

Viel spricht dafür, dass auch ein weiterer Teil der Abmachungen nicht halten wird: Die privaten Gläubiger werden wahrscheinlich keineswegs in ausreichender Mehrheit der „Freiwilligkeit“ eines Verzichts auf 70 Prozent ihrer Ansprüche gegen Athen zustimmen.

Denn viele von ihnen sind (durch „Credit Default Swaps“) gegen einen Staatsbankrott gut versichert, bei einem freiwilligen Verzicht würden die Versicherer, meist Banken hingegen nichts zahlen. Daher wird das ganze von manchen seltsamerweise noch immer bejubelte Griechenland-Paket nicht so funktionieren können wie beschlossen. Tut nichts, die Hunderten Milliarden fließen dennoch. Und wenn dann noch immer Geld fehlt (was sicher der Fall ist), wird man dieses halt mit einem weiteren Trick von der Zentralbank holen.

Aber während Kommission, Regierungschefs, Zentralbank, Finanzminister solcherart weiter miese tricksen, bestrafen sie jedenfalls einmal ordentlich die Ungarn.

Maria Fekter könnte übrigens nach diversen Enttäuschungen der letzten Wochen berühmt werden. Dazu müsste sie es nur wagen, in der noch fälligen Abstimmung der EU-Finanzminister über den Ungarn-Beschluss der Kommission Nein zu sagen. Bei dieser Abstimmung kann sie im Gegensatz zum Sparpaket die SPÖ-Linie de facto relativ leicht ignorieren. Ich wette dennoch: Fekter wird nicht berühmt.

 

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Offenbarungseid vor dem Bezirksgericht drucken

Die Koalition will durch Schließung Dutzender kleinster Bezirksgerichte rund 20 Millionen Euro zum Sparpaket beizutragen. Die Landeshauptleute zeigen jedoch, was sie von dem offiziell bejubelten Koalitionskonsens in Wahrheit halten: nämlich nichts.

Praktisch alle Bundesländer lehnen unter den verschiedensten Vorwänden die Gerichtssperren ab. Der Bund muss zwar zahlen, aber laut der in diesem Punkt recht seltsamen Bundesverfassung haben die Länder bei Gerichtssperren ein Vetorecht, obwohl die Justiz eine reine Bundeskompetenz ist. Die Landeshauptleute brabbeln als Begründung für ihr Njet etwas von der Bürgernähe der Justiz. Was ein ziemlicher Nonsens ist, muss der Durchschnittsösterreicher doch seltener als zwei Mal zu irgendeinem Gericht – und zwar im Laufe seines ganzen Lebens. Da gibt es Hunderte anderer Institutionen, die sie häufiger besuchen, auch über größere Distanzen.

In Wahrheit geht es nur um die Selbstwert-Neurosen einiger gegen die Gerichtsschließungen kämpfender Bürgermeister. Und es geht um die Umsatzsorgen einiger Rechtsanwälte in kleinen Orten. Kann das wirklich in Zeiten wie diesen entscheidend sein?

Die Neinsager haben noch ein weiteres, besonders absurdes Argument präsentiert: Die Justiz verdiene durch die Gerichtsgebühren ohnedies mehr, als sie koste. Das stimmt – freilich nur dann, wenn man die Gefängniskosten ignoriert.

Das daran angeschlossene Argument, dass man deshalb bei der Justiz auch nicht sparen müsse, muss man sich aber auf der Zunge zergehen lassen. Nach dieser Logik könnte nämlich beispielsweise das Finanzministerium in Saus und Braus leben. Nimmt es doch viel mehr ein, als es kostet. Offenbar gehen manche Provinzköpfe davon aus, dass man eh überflüssige Ausgaben machen könne, solange man den Bürgern nur genug Abgaben – in diesem Fall Gerichtsgebühren – abknöpft. Die Möglichkeit, dass man die Gebühren ja auch senken könnte und sollte, wenn man die Justiz (ohne Funktionsverlust!) effizienter macht, geht offenbar in ihre Hirne nicht hinein. Oder dass man den Bürgern bei einer Verbilligung der Justiz zumindest weniger Steuererhöhungen aufbrummen muss.

Private Konkurrenz für die Justiz

Unabhängig davon sollte die Justiz auch noch aus einem weiteren Grund vom hohen Ross herunter. Sie vergisst nämlich gerne: Zumindest im Bereich des Zivilrechts ist sie letztlich nur noch ein Dienstleistungsangebot an den Markt. Ihr Angebot steht in wachsender Konkurrenz mit privatwirtschaftlichen Schiedsgerichten. Diese sind oft schneller und billiger. Daher vereinbaren immer mehr Großunternehmen bei ihren Verträgen Schiedsklauseln, die den Weg zu staatlichen Gerichten ausschließen. Zunehmend sind es daher nur noch die kleinen Bürger, die das Gericht brauchen, um an ihr Recht zu kommen. Was eigentlich ein doppelter Anreiz zur strukturellen Sparsamkeit sein sollte.

Aber auch dort, wo der Staat schwerer durch eine privatisierte Justiz ersetzbar ist, müsste ein auf Effizienz bedachtes Ministerium schauen, wie man die Justiz schneller, billiger und einfacher macht. Diese Aufgabe kann ja nicht nur dann auf der Tagesordnung sein, wenn der Republik das Budgetwasser bei den Nasenlöchern steht.

Warum können beispielsweise Verwaltungsverfahren fast endlos zwischen den Instanzen hin und her geschickt werden? Warum dauern Urteilsausfertigungen viele Monate? Warum gibt es keine disziplinären Folgen für Richter, wenn sie einfache Entscheidungen nicht binnen weniger Monate treffen? Warum werden in den wirtschaftlichen folgenreichsten und psychologisch belastendsten Rechtsbereichen wie dem Familienrecht die blutigsten Anfänger eingesetzt? Warum dürfen Richter sich selbst bei den simpelsten Entscheidungen durch die teure und langwierige Einschaltung von Sachverständigen um die Arbeit drücken (die bei Richtern nun einmal im Entscheiden besteht)? Gibt es doch Beispiele, wo selbst der Streit um 30 Minuten mehr oder weniger Besuchsrecht bei Scheidungskindern erst einem Sachverständigen langmächtig zur Erstellung eines Gutachten vorgelegt wird!

Längst ist der Reformbedarf in der Justiz weit über das total im Argen liegende Strafrecht hinausgewachsen. Und längst sollte es primär um den Kunden der Justiz, also den Bürger gehen – noch lange vor allen Budgetnöten, vor allen Richtern, Anwälten und Landeshauptleuten.

Frau Minister: Jede Unterstützung für Ihren Kampf mit Provinzkaisern, aber auch jede Menge Verachtung für Ihre totale Untätigkeit in Sachen einer effizienteren, schnelleren, bürgernäheren Justiz.

 

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Fußnote 266: Ein Lob der Schweiz drucken

Immer wieder erweist sich die Schweiz als Vorbild, wo noch der gesunde Menschenverstand und nicht bloß knieweiche Political Correctness regieren.

Die Eidgenossen setzen nämlich künftig Entwicklungshilfe als Druckmittel ein. Das lässt zwar manche Gutmenschen aufheulen, das wird dort aber sogar von den Sozialdemokraten mitgetragen. Hilfsgelder für Drittweltstaaten sollen nur noch dann fließen, wenn diese bei der Rücknahme abgelehnter Asylwerber oder anderer in ihre Heimat zurückgeschobener Menschen kooperieren. Viele dieser Länder zeigen sich derzeit nämlich oft absolut desinteressiert, Landsleute wieder aufzunehmen. Sie sind vielmehr über jeden Esser weniger froh. Diese Haltung ist ein Riesenproblem auch für viele EU-Länder, wenngleich das österreichische Innenministerium nicht gerne darüber redet. Natürlich würde es wenig bewirken, wenn jetzt Österreich im Alleingang der Schweiz nacheifert. Aber warum kann das kein Projekt der so oft groß verkündeten Gemeinsamen Außenpolitik der EU sein? Die könnte sich da viel besser bewähren als in Syrien, wo die Probleme seit dem massiven Eingreifen Russlands an der Seite des Diktators ohnedies drei Schuhnummern zu groß für Europa sind. Österreichs Außenministerium könnte sich dabei auch viel sinnvoller betätigen als mit seinem lächerlichen neuen Projekt, der Arabischen Liga als Beobachter beizutreten. Oder soll das vielleicht gar ein Signal sein, dass Österreich demnächst noch mehr Araber aufnehmen will, während die Schweiz sie abschiebt?

PS.: In Dänemark hat ein Regierungsbericht ergeben, dass sich das Land in den letzten Jahren durch die viel strenger gewordenen Ausländergesetze 6,7 Milliarden Euro eingespart hat. Und auch die neue Linksregierung hat die meisten dieser Gesetze nun trotz einstiger Kritik nicht mehr zurückgenommen . . .

 

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ACTA gehört nicht ad acta drucken

Alle Welt kämpft seit ein paar Tagen wie auf Knopfdruck gegen das internationale Anti-Piraterie-Abkommen ACTA. Es wird wild dagegen demonstriert. Fast alle Parteien lehnen ACTA plötzlich lautstark ab. Fast kein Politiker wagt es mehr, ausdrücklich dafür zu sein. Muss da nicht dieses Abkommen eigentlich ziemlich gut sein, wenn all diese Parteien und die üblichen Demonstranten dagegen sind?

Diese erste Reaktion auf die ACTA-Aufregung wird freilich durch eine zweite zugegebenermaßen ebenso emotionslastige konterkariert: Bauen sich hier nicht die Behörden ein gewaltiges Großer-Bruder-Instrument, mit dem sie die Meinungsfreiheit einschränken können?

Die dritte Reaktion widerspricht sowohl der ersten wie auch der zweiten. Die blindwütige Ablehnung von ACTA ist dumm, aber volle Begeisterung dafür wäre ebenso dumm. Denn selten stoßen zwei diffizile und wichtige Rechtsgüter so frontal aufeinander wie in dieser Frage: auf der einen Seite die Freiheit, nicht um die Früchte seiner Arbeit bestohlen zu werden, auf der anderen die Freiheit, nicht vom Staat überwacht und zensuriert zu werden.

Die Inszenierung lautet: David gegen Goliath

Die ACTA-Gegner spielen geschickt das David-Goliath-Spiel: Große Konzerne und die USA wollen den kleinen Internet-Usern und den ahnungs- und hilflosen EU-Europäern an die Gurgel. Sie stellen falsche und manipulative Vorwürfe gegen ACTA ins Internet, besonders unter Nutzung von YouTube. Da wird mit starken Bildern suggeriert, dass man künftig sogar dann verfolgt werde, weil man seiner Mutter ein Mail schickt.

All diese Vorwürfe sind durch keinen Buchstaben des Abkommens fundiert. Es ist auch absoluter Unsinn und polemische Fiktion, wenn von einem Geheimabkommen geredet wird. ACTA liegt wie jedes Gesetz und jeder internationale Vertrag den Parlamenten mit einem voll publizierten Wortlaut ohne geheime Zusätze zur Zustimmung vor. Und gäbe es doch noch geheime Zusätze, wären die natürlich ungültig und von keinem Gericht anerkannt.

Der ACTA-Text ist wie bei jedem Vertrag und Gesetz natürlich von Experten und nicht basisdemokratisch auf Marktplatz oder im Audimax formuliert worden. Dort ist noch nie ein brauchbares Gesetz entstanden. Und mit den Occupy- oder Attac-Chaoten könnte es auch hinter Polstertüren schon gar nicht zustandekommen. Das würde zum gleichen Chaos führen wie bei der von Greenpeace und Global 2000 ausgelösten und derzeit total kollabierenden UNO-Klimahysterie.

Vor allem aber sind die durch ACTA geschützten Urheber keineswegs nur große Konzerne, sondern auch Hunderttausende kleine Musiker, Komponisten, Autoren, Schauspieler, Designer, Ingenieure, Techniker, Werbegurus und viele andere, die mit viel Plage ein geistiges Werk herstellen, die eine unbekannte Marke zu einer weltweit angesehenen machen. Aber auch große Konzerne können ja nicht auf Grund ihrer Größe einfach für vogelfrei erklärt werden, wie es die Linke gerne täte. Ganz abgesehen davon, dass sie Millionen Mitarbeitern Brot und Lohn geben, dass ihre Aktionäre in der großen Mehrheit ganz normale Sparer sind.

Sie alle werden betrügerisch um einen guten Teil des Entgelts ihrer Arbeit gebracht, wenn jemand etwa in der Textilbranche ein Markenlabel fälscht, wenn jemand im Internet „gratis“ einen Film, ein Musikstück, einen Text kopiert.

Von Red Bull bis zur Staatsoper

Dabei geht’s nicht nur um die Interessen der offenbar automatisch bösen Amerikaner. Man denke nur an die beiden österreichischen Stars, die in den letzten Jahrzehnten auf dem internationalen Markenhimmel aufgegangen sind: Red Bull und Swarovski. Beide haben mit erstaunlich simplen Produkten (geschliffene Glasscherben und einem süßen Getränk mit Himbeergeschmack) sowie raffiniertem Marketing Weltmarken geschaffen, die Milliarden Euros nach Österreich geschaffen haben.

Es ist daher extrem selbstbeschädigend, wenn österreichische Parteien den volkswirtschaftlichen Wert eines modernen Markenschutzes nicht erkennen. Genauso zentral gerade für dieses Land sind die scheinbar „nur“ immateriellen Produkte von Philharmonikern, Staatsoper und anderen Kreativen.

Zugleich sind es keineswegs nur die vielzitierten „Kleinen“, die von einer Verletzung des Markenschutzes profitieren. Hinter den Fälschungen und Raubkopien, die man auf asiatischen Märkten, an italienischen Stränden und im Internet angeboten findet, stecken durchaus ertragreiche Großkonzerne und nicht Robin-Hood-Studenten. Von denen borgt man sich höchstens das Image. Dies hat erst vor ein paar Tagen die Verhaftung eines millionenschweren deutschen Gangsterbosses in Neuseeland gezeigt, der mit Internet-Kopierdiebstahl einen extrem luxuriösen Lebensstil finanziert hat.

Bei vielen Anti-ACTA-Demonstranten steckt hinter den zutiefst sympathischen „Freiheit!“-Parolen ein bemerkenswerter, wenn auch nie zugegebener Wertwandel. Sie wollen, ohne es offen auszusprechen, Kinderpornographie und Diebstahl durch die Hintertür legitimiert bekommen. Eine ganze Generation will nicht durch effizientere Kontroll-Maßnahmen am Stehlen gehindert werden. Sie erachtet Raubkopieren als ein neues Menschenrecht. Das ist freilich eine ganz andere Freiheit als die der Aufklärung, die immer in den Rechten und Freiheiten der anderen ihre Grenzen fand.

Zur Verteidigung dieses Rechts auf Diebstahl werden schwere Kampftruppen in Stellung gebracht. Dazu zählen einerseits die Anonymous-Piraten, die ständig mit Megaschäden Internet-Seiten hacken und zerstören, wenn jemand anderer Meinung zu sein wagt als sie. Sie haben etwa jüngst harmlose Leser und Gesprächspartner einer konservativen deutschen Wochenzeitung (Junge Freiheit) auf niederträchtige Weise kollektiv mit Namen und Adressen als „Nazis“ an den Internet-Pranger gestellt. Die internationalen Polizeibehörden haben sich auch in allen anderen Fällen als erstaunlich hilflos gegen diese Anonymous-Gangster gezeigt, die im Internet immer geschickt ihre Spuren zu verwischen verstehen.

Eine weitere effiziente Kampftruppe sind die neuen Piratenparteien, die in einigen europäischen Ländern zuletzt wie ein Feuerwerk aufgestiegen sind. Diese haben sehr vielen anderen Parteien Furcht und Schrecken eingejagt, weshalb sie jetzt ohne lange nachzudenken eilfertig jede Aktion gegen ACTA unterstützen. Von einer Suche nach einer gerechten Abwägung zweier widerlaufender Interessen ist also bei den meisten Aktivisten keine Spur.

Ginge es den Anonymous- und Piraten-Jugendlichen wirklich um das hehre Ziel der Meinungsfreiheit im Internet, dann würden sie nicht primär gegen ACTA demonstrieren, sondern gegen jene europaweiten Gesetze, welche – beispielsweise zuletzt unter dem Vorwand „Kampf der Verhetzung“ – die Meinungsfreiheit radikal eingeschränkt haben. In Hinblick auf die reale wie die virtuelle Welt.

Um diese Meinungsfreiheit muss man sich jedoch ernsthaft sorgen. Political Correctness und der in die Gerichte transferierte Kampf der Linken gegen andere Auffassungen und Überzeugungen haben heute in der Mehrheit der Menschen mit gutem Grund die Überzeugung wachgerufen, dass man nicht mehr frei seine Meinung sagen kann. Das ist der wahre Skandal dieser Zeit. Dieser geht Hand in Hand mit dem unerträglichen Realsozialismus aller Parteien und Behörden, der jede menschliche Handlung, insbesondere wenn sie eine unternehmerische ist, bis ins letzte Detail kontrollieren und überwachen will.

In dieser Zeit ist das Internet ein Refugium geworden. Dort kippt dann freilich der unsterbliche menschliche Freiheitsdrang, die Sehnsucht nach offenem Meinungsaustausch oft in einen unerquickliches Extrem: Im Schutz der Anonymität werden sonst gesittet wirkende Bürger zu bösartigen Denunzianten, sie schimpfen und höhnen, was das Zeug hält. Das Internet ist auch in einem abstoßenden Ausmaß von Pornographie überschwemmt. Und eben von einem milliardenschweren Business mit dem Diebstahl geistigen Eigentums.

In einer Welt, in der noch vor kurzem jede Postkarte wie selbstverständlich von Zensoren untersucht werden konnte, in der bei vielen Paketen heute noch Zöllner neugierig hineinschauen können, ist das eine totale Gegenwelt. Zwischen diesen beiden Welten gibt es keine dialektische Synthese, sondern nur Konflikte – oder schrittweise Annäherungen.

Selbst wenn die meisten von den ACTA-Gegnern verbreiteten Vorwürfe nicht stimmen, ist bei nüchterner Betrachtung der Verdacht nämlich nicht ganz ausgeräumt, dass ACTA zu weit geht. Es geht wohl zu weit, wenn „Beschuldigte“ verpflichtet werden, alle Informationen beizuschaffen, wenn Internet-Provider automatisch alle Daten herausrücken müssen.

Das ist vor allem dann bedenklich, wenn eben gleichzeitig der Verdacht besteht, dass die Kompetenzen der Exekutive und Justiz genutzt werden können, um auch Meinungsdelikte zu überwachen. Zwar sind die übelsten Meinungsjäger gerade die Anonymous-Typen mit ihren Bloßstellungaktionen. Aber auch die EU und die Strafbehörden haben in den letzten Jahren massive Meinungskontroll-Attitüden angenommen, die scharf abzulehnen sind.

Die Lösung heißt: Meinungsfreiheit

Was also sollten die jetzt in Entscheidungsnot gekommenen Regierungen tun? Sie müssten durch ein mutiges wie offenes Vorgehen das verlorene Vertrauen zurückerringen. Und zwar durch eine doppelte Strategie:

Einerseits führt kein Weg zu mehr Vertrauen an einer Rücknahme aller Meinungsdelikte vorbei. Diese schränken vor allem im Zuge der linken Correctness wie ein Würgegriff die Freiheit der Bürger immer mehr ein. Wenn sich Menschen wieder auf Marktplätzen und bei Diskussionen ganz offen ihre Meinung auszusprechen trauen, wird auch viel Druck aus dem Internet herauskommen. Dann ist es ganz egal, ob ich meinen Standpunkt als „Donald Duck“ getarnt im Netz sage oder unter meinem vollen Namen in der Öffentlichkeit. Das würde mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Internet die Umgangsformen zivilisieren. Das würde zugleich jene, die weiterhin unflätig schimpfen wollen, als nicht ganz zurechnungsfähig von selbst ins Abseits stellen.

Andererseits muss es aber möglich werden, weltweit mit wirklicher Effizienz gegen Fälschungen und Raubkopien vorzugehen. Ein globales System ist nicht überlebensfähig, in dem man von chinesischen, russischen oder karibischen IP- und Server-Adressen aus fast jedes Verbrechen begehen und decken kann. Vom Diebstahl bis zu der millionenschweren Produktion von Kinderpornographie, einer ganz besonders widerlichen Tätigkeit.

Jedoch wird auch kein System überlebensfähig sein, in dem man nur diese Pornographen und Diebe bekämpft, aber nicht gleichzeitig den Bürgern ihre geistige Freiheit zurückgibt.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Fekter – viel Frust und ein Funke Hoffnung drucken

Längst sind ORF-Pressestunden so langweilig geworden, dass sich nur noch wirkliche Fanatiker selbige antun. Das war auch bei Maria Fekters Auftritt trotz des trüb-regnerischen Tages der Fall. Sie löste erwartungsgemäß viel des erwartbar gewesenen Frustes aus. Sie verbreitete aber zugleich einen unerwarteten Funken Hoffnung. Und der sollte – auch wenn es eben nur ein Funke ist – in trostlosen Zeiten besonders aufgegriffen und beachtet werden.

Zuerst das Negative: Frustrierend bis peinlich ist, wenn die einstige Hoffnungsträgerin Fekter ins jüngste Sparpaket jede Menge Strukturreformen hineinphantasierte. Frustrierend ist auch, wie kühl sie ihre einstigen Versprechungen „Keine Steuererhöhungen“ weg-ignoriert und wie sie die gewaltige Menge an Steuer- und Abgabenerhöhungen samt Kürzungen ( nichts anderes ist ja die Reduktion des Realwertes) von Pensionen und Beamtenbezügen als positiv verkauft. Und völlig unverständlich ist, warum sie nicht zu sagen wagt: Mit diesem Koalitionspartner, mit der Gesinnung dieser Opposition, mit dieser Verfassung, diesen Bundesländern und diesen Gewerkschaften war nicht mehr möglich. Da sie all das nicht gesagt hat, wird sie zur voll verantwortlichen Mittäterin.

Der dennoch gezündete Funke Hoffnung bestand in ihrer neuen Zielvorgabe für eine Steuerreform: nämlich in einem Akzent zugunsten von Familien und Mittelschicht. Denn erstmals seit langem wagte da ein verantwortlicher Politiker ein Modell zumindest vorzuschlagen, bei dem die Familien des zuletzt ständig ausgepressten Mittelstands anstelle der seit vielen Jahren einseitig bevorzugten Unterschichten profitieren würden.

Fekter will nämlich den Unterhalt für Kinder steuerfrei stellen (ohne die zahllosen Direkttransfers wie Gratiskindergärten oder Familienbeihilfen infrage zustellen). Davon kann logischerweise nur jemand profitieren, der überhaupt Steuer zahlt.

Gewiss ist es mehr als zweifelhaft, ob dieser Gedanke in der Schuldenrepublik jemals finanzierbar werden wird. Und noch zweifelhafter ist, ob sich für Fekters Reform-Ideen jemals eine ausreichende Mehrheit finden lässt. Tobt doch seit Jahr und Tag eine heftige Schlacht zwischen Rot und Blau um die Sympathien der XYZ-Schicht leistungsabstinenter Sozialprofiteure (wobei Rot und Blau in diesem Sozialdemagogie-Wettlauf rätselhafterweise sowohl von Grün wie auch Orange wie auch Teilen des ÖAAB unterstützt wurden, obwohl die alle fast keine XYZ-Wähler vertreten).

Diese mittelstands- und familienfeindliche Schlacht bestimmt seit Jahren den politischen Diskurs. Sie schlug sich in den erstaunlichen Zuwächsen der Ausgleichszulagen nieder, die fast bei jeder Pensionserhöhung steiler waren als die Anpassungen der durch Beiträge zumindest zum Gutteil versicherungsmathematisch finanzierten Normalpensionen. Das schlug sich in der totalen Einkommensteuer-Befreiung von fast drei Millionen Menschen nieder. Das schlägt sich auch beim jüngsten Belastungspaket durch eine Vielfalt an nur den Mittelstand treffenden Maßnahmen nieder.

Aber immerhin hat Fekter zumindest verbal erstmals ein Prinzip wider diesen Zeitungeist als Ziel verkündet. Nehmen wir daher trotz aller Skepsis einmal an, sie könnte wenigstens diesmal ihre Pläne verwirklichen. Dann ginge der Reformweg im Gegensatz zum dominierenden Neosozialismus plötzlich in eine absolut richtige Richtung.

Gut für die Mittelschicht

Denn erstens wird damit an der gesellschaftlichen Schwelle zwischen der Schicht der Umverteilungsprofiteure und jener der ständig mehr ausgepressten Mittelschicht endlich einmal ein positives Signal in Richtung der Anstrengungswilligen gesetzt. Diesen gereichte es damit erstmals nicht zum Nachteil, dass sie an sich vor Wirksamwerden der Umverteilung natürlich mehr verdienen als hauptberufliche Couch Potatoes.

Gut fürs Kinderkriegen

Zweitens und noch wichtiger: Durch die Realisierung der Fekter-Ideen würde der Mittelschicht wieder mehr Mut zu Kindern gemacht. Das wäre ganz entscheidend. Zeigen uns doch seit Jahren die Statistiken, dass das Kinderkriegen zwar in der Unterschicht Normalität bleibt, während beispielsweise fast nur noch jede zweite Uni-Absolventin Mutter wird. Das hat gewiss auch viele andere Ursachen, etwa das veränderte Frauenbild der Mittelschichten, etwa die überaus langen Ausbildungszeiten in qualifizierten Karrieren, etwa die Gier der Wirtschaft auf die gut qualifizierten Frauen als Arbeitskräfte.

Trotz dieser kurzsichtigen Gier sind die wirtschaftlichen Konsequenzen der asymetrischen Geburtenfreudigkeit dramatisch negativ. Diesen Prozess hat Thilo Sarrazin ja schon in Hinblick auf das sehr ähnlich tickende Deutschland mit einer Fülle von Beweismaterial als einen Weg zum Dümmerwerden eines Landes beschrieben (den Rot-Grün im übrigen durch Gesamtschule und ihre leistungskonträre Universitätspolitik noch ständig zu beschleunigen versuchen).

Schlecht für Sozialmigranten

Drittens und in engem Zusammenhang mit dem vorigen Argument: Mit den Fekterschen Reformplänen würde die Zuwanderung von Sozialmigranten nach Österreich zumindest nicht noch zusätzlich gefördert. Das gilt freilich nur dann, wenn gleichzeitig die sozialen Direkttransfers trotz des linken Drängens auf noch mehr Wohlfahrt zumindest eingefroren werden. Derzeit kann ja eine vielköpfige Migrantenfamilie – auch ohne einen einzigen Berufstätigen – in Österreich im Kontrast zu ihren Herkunftsregionen in Afrika, Nahost oder Ostanatolien von den Sozialtransfers ganz gut leben.

Gut für die Gerechtigkeit

Viertens würde damit das vom Verfassungsgerichtshof immer wieder judizierte Gerechtigkeitsprinzip erstmals ernst genommen und nicht bloß minimalistisch realisiert. Denn der VfGH verlangt den familiären Sozialausgleich primär nicht zwischen Mittel- und Schlechtverdienern, sondern zwischen Menschen gleichen Arbeitseinkommens. Mit anderen Worten: Kinder dürfen laut Verfassung eigentlich keine sozialen Abstieg aus der bisherigen sozialen Positionierung einer Familie bedeuten.Was sie aber derzeit sehr wohl tun.

Gut für den Wirtschaftsstandort

Und fünftens: Damit wird zu den unglaublich mittelstands- und familienfeindlichen Vorstellungen der Achse des Bösen zwischen Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung ein erfreulicher Gegenakzent gesetzt. Die seit zwei Jahren heftig nach links gerückte Industrie-Lobby vergisst ja gesellschaftspolitisch neuerdings leider das zentrale Prinzip total, das in erfolgreichen Unternehmen eigentlich hochgehalten werden sollte: nämlich die Wichtigkeit von Zukunftsinvestitionen.

Es gibt ja für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich gar keine wichtigeren Investitionen als Kinder, die von leistungs-, werte- und bildungsorientierten Eltern aufgezogen (und in dementsprechend ausgesuchten Schulen) erzogen werden. Der Wert dieser Kinder als künftige Leistungsträger, Forscher, Ingenieure, Kaufleute gerade für die Wirtschaft kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Und er kann niemals durch jene Zuwanderer kompensiert werden, die primär die Segnungen eines der komfortabelsten Wohlfahrtssysteme der Welt konsumieren wollen.

Sauerstoff für Fekters Funken

Dieser Fektersche Akzent ist zwar gewiss nur ein Hoffnungsfunke. Aber jeder Funke Vernunft und Gerechtigkeit und Zukunftsorientierung ist derzeit so wichtig und notwendig, dass ihm jede Menge Sauerstoff zugeblasen werden sollte, bevor er vom Wüstensand der sich gutmenschlich tarnenden Wohlfahrtsindustrie wieder erstickt wird.

 

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Gauck ist eine tolle Wahl drucken

Joachim Gauck wird der nächste deutsche Bundespräsident. Er wird nun auch von der CDU unterstützt. Das ist in vielerlei Hinsicht ein absolut positives Signal.

Außer für Angela Merkel. Was aber die deutsche Union nicht mehr daran hindert, nach einigen Stunden des Widerstandes nun doch ebenfalls Gaucks Wahl mitzutragen. Für Merkel bedeutet das hingegen das indirekte Eingeständnis, bei der letzten Präsidentenwahl mit der Kür von Christian Wulff einen doppelten Fehler begangen zu haben, obwohl damals ebenfalls schon Gauck ein Kandidat gewesen war.

Eine erfolgreiche Tätigkeit Gaucks würde auch signalisieren, dass zumindest für diesen Posten die SPD das bessere Angebot hatte. Für Merkel ist schließlich noch etwas unerquicklich: Mit Gauck wären beide Spitzenpositionen der Bundesrepublik durch einen Ossi besetzt, was ihr selbst bei der nächsten Wahl selbst nicht unbedingt Gleichgewichts-Sympathien im viel größeren Westen einbringen wird.

Gauck wäre aber für das Land ein massiv positives Signal. Er wäre nach dem Tschechen Havel, dem Ungarn Orban und einigen Polen wie Lech Walesa ein weiterer Spitzenmann, der aus dem direkten Widerstand gegen den Kommunismus gekommen ist. All diese Männer haben damals Mut und Charakter gezeigt – und seither vor allem große Widerstandskraft gegen linke Sprüche. Merkel selbst kann hingegen keine Widerstands-Biographie vorweisen.

Mit Gauck gibt es erstmals in der Geschichte einen Konsenskandidaten aller wichtigen Parteien. Das ist gut für das Land und seine Identität.

Gauck ist nach den stets verkrampft wirkenden Herren Wulff und Köhler auch ein Mann mit großer innerer Souveränität, mit Ruhe und Humor. Er hat es insbesondere gewagt, gegen den Schwachsinn der von vielen linken Journalisten hochgejubelten Occupy-Chaoten Stellung zu nehmen. Und noch wichtiger: Er hat sich positiv über Thilo Sarrazin geäußert, während der Anpassler Wulff den Islam zu einem Teil Deutschlands hochgejubelt hatte! Was im heutigen Deutschland alleine schon Grund sein sollte, Gaucks Mut und Weisheit zu loben.

Gewiss weiß man nicht, ob sich nicht auch Gauck, einmal gewählt, vom gewaltigen Druck des auch weit in die CDU hineinreichenden linken Mainstreams mitreißen lässt. Aber sollte er wirklich von allen Parteien gewählt werden (die Kommunisten der „Linken“ einmal außer acht lassend), müsste er nun wirklich niemandem mehr etwas beweisen und auch um niemandes Gunst eifern.

PS.: Last not least wäre die Gauck-Wahl ein Erfolg der FDP. Denn damit hätte eindeutig sie sich koalitionsintern durchgesetzt. Was der vom politischen Tod bedrohten Partei zweifellos wieder mehr Gewicht und  Auftrieb geben wird. Denn kaum hatte die CDU angedeutet, bei der Präsidentenkür einen Konsens mit Rot und Grün zu suchen, sind ihr die Freidemokraten blitzschnell zuvorgekommen und haben den (nichtlinken!) Kandidaten der Linken unterstützt, womit Merkel über den Tisch gezogen war.

 

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Subventionen machen ein Land krank drucken

Warum stecken ausgerechnet jene EU-Länder am tiefsten in Schwierigkeiten, die in den letzten Jahrzehnten die größten Summen an europäischen Subventionen bekommen haben? Aus Strukturfonds, aus Kohäsionsfonds und vielen anderen Töpfen sind alljährlich dicke Milliarden vor allem nach Griechenland, Portugal, Spanien, Irland und (Süd-)Italien geflossen. Und kein einziges der unterstützten Mitgliedsländer ist heute nach Jahrzehnten des  Subventionsbezugs auf sicherem Boden gelandet oder gar ein Nettozahler geworden.

Süditalien ist sogar schon vor den EU-Zeiten ständig vom Norden unterstützt worden (was diesen inzwischen frustriert mit einer Trennung des Landes liebäugeln lässt). Waren all diese Subventionen am Ende ergebnislos vergeudetes Geld?

Nein. Sie waren nicht ergebnislos. Sie sind im Gegenteil sogar eine Hauptursache der heutigen Malaise. Sie treiben den Völkern die Eigenverantwortung aus und versetzen diese in ein Stadium des Hospitalismus, also eines Patienten, der sich komplett und ohne eigene Aktivität in die die rundum sorgenden Hände eines Spitalsteams fallen lässt. Dieses Verhalten macht eine Genesung extrem unwahrscheinlich.

Diese Krise hat damit zumindest einen Nutzen: Die Welt ist um eine Gewissheit reicher. Was bisher nur liberale Ökonomen analysiert haben, ist nun empirisch bestätigtes Wissen. Das, was uns heute die EU zeigt, haben ja auch schon etliche – insbesondere afrikanische – Ökonomen in Hinblick auf die Entwicklungshilfe nachgewiesen: Je weniger Hilfe es gegeben hat, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem darbenden Drittweltland heute ein blühendes Industrieland wie Südkorea oder zumindest ein Schwellenland wie China geworden ist.

Die EU denkt freilich nicht daran, ihr riesiges Geldtransfersystem aufzugeben, für das derzeit übrigens der Österreicher Johannes Hahn hauptverantwortlich ist. Schließlich wäre das nicht nur ein gewaltiges Schuldeingeständnis, sondern würde auch viele Beamte und Politiker arbeitslos machen.

Sie alle sollten aber lesen, was der griechische Wirtschaftsminister Michalis Chrysochoidis dieser Tage gesagt hat: Als Folge der EU-Hilfen sei in Griechenland das Wissen um die Notwendigkeit harter Arbeit verloren gegangen. „Während wir mit der einen Hand das Geld der EU nahmen, haben wir nicht mit der anderen Hand in neue und wettbewerbsfähige Technologien investiert. Alles ging in den Konsum. Das Ergebnis war, dass jene, die etwas produzierten, ihre Betriebe schlossen und Importfirmen gründeten, weil sich damit mehr verdienen ließ. Das ist das eigentliche Desaster dieses Landes.“

Deutlicher und anschaulicher kann man die verheerende Wirkung von Dauersubventionen nicht darstellen. Die Empfänger hängen am Tropf, werden süchtig und nie mehr gesund.

Und damit niemand glaubt, hier würde ein kapitalistischer Ausbeuter zitiert: Herr Chrysochoidis ist Sozialist.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Bist du rot und hast du Macht . . . drucken

Der internationale Vergleich macht optimistisch: Die in immer dichteren Wellen anrollenden Erdbeben durch Korruptionsskandale werden Österreich, vor allem seine Parteilandschaft und hoffentlich auch seine Justiz weit mehr erschüttern und verändern, als es das Möchtegern-Sparpaket kann. Man vergleiche nur den Zustand des Landes mit der jüngeren Geschichte Italiens, der Slowakei und Deutschlands.

In Deutschland ist der Bundespräsident umgehend zurückgetreten, als die Staatsanwaltschaft offizielle Strafermittlungen gegen ihn beantragt hat. In Österreich hingegen laufen schon seit Monaten offizielle Strafermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Bundeskanzler und einige weitere Regierungsmitglieder. Und keiner der Beteiligten zuckt auch nur mit den Ohrwascheln, geschweige denn, dass daraus eine öffentliche Rücktrittsdebatte entstanden wäre. Viele Medien haben diese Ermittlungen anfangs überhaupt nicht einmal gemeldet.

Der Unterschied in diesen Reaktionen ist der zwischen einer Bananenrepublik und einem Rechtsstaat.

Dabei ist der – natürlich jeweils: mutmaßliche – Vorwurf gegen Werner Faymann im Grund gravierender als der gegen Christian Wulff. Dieser hat sich von Geschäftemachern und Firmen, die von seiner Huld als Ministerpräsident (Landeshauptmann) Niedersachsens abhängig waren, Reisen, PR-Veranstaltungen und günstige Kredite spendieren lassen. Faymann hat sich hingegen sogar direkt von öffentlichen Kassen (der ÖBB, der Asfinag, dem Inseratentopf des Kanzleramtes) Inserate in Zeitungen bezahlen lassen, damit diese günstig über ihn und seine Partei berichten. Im Fall Faymann sind im Gegensatz zu Wulff die Bürger erstens direkt geschädigt, und zweitens geht es auch dimensionsmäßig um deutlich größere Beträge.

Angesichts dieses Verdachts verblassen beinahe die Vorwürfe gegen andere Minister, wie etwa der einer eventuellen Mitschuld am Kommunalkredit-Debakel. Dennoch kann Faymann alles locker wegstecken. Nur weil hierzulande der Moralpegel so niedrig liegt? Nur weil viele Medien natürlich als Mittäter an dem Thema nicht interessiert sind? Oder gar weil sich Faymann der BSA-geleiteten Staatsanwaltschaft ohnedies so sicher sein kann, dass diese jedenfalls irgendeinen Grund zur Einstellung des finden wird?

Es fällt jedenfalls massiv auf, dass die Intensität der staatsanwaltschaftlichen Erhebungen gegen mutmaßliche Korruptionisten umso geringer ist, je mehr zwei Faktoren zutreffen: Erstens wenn der potentielle Täter eine erkennbare Nähe zur SPÖ hat, und zweitens wenn der potentielle Täter noch im Amt ist.

Diese zwei offenbar schuldbefreienden Charakteristiken treffen nicht nur auf Faymann zu, sondern auch auf den amtierenden Aufsichtsratspräsidenten der ÖBB und auf den amtierenden Direktor des größten Krankenhauses Mitteleuropas, Reinhard Krepler. Letzterer steht unter massivem Verdacht, an einer kriminellen Megaschiebung bei der Vergabe des Reinigungsauftrags für das AKH beteiligt gewesen zu sein. Das scheint nun auch durch bisher geheime Abhörprotokolle bestätigt zu sein. Und wie reagiert die SPÖ? Sie spricht von einer „menschenverachtenden Hetzkampagne“, erregt sich, dass Abhörprotokolle an die Medien weitergegeben worden seien, und lässt Krepler im Amt.

Die SPÖ wäre mit ihrer Erregung um Eckhäuser weniger peinlich, wenn sie sich auch über das Weiterspielen der Abhörprotokolle gegen Karl-Heinz Grasser von Staatsanwaltschaft und/oder Polizei Richtung Medien so aufgepudelt hätte. Statt dessen hat die Partei damals über diese Abhörprotokolle gejubelt und ihr Bekanntwerden keine Sekunde kritisiert.

Praktisch keine einzige Partei und kein Medium in diesem Land erregt sich in jedem Fall gleichermaßen über solche rechtswidrigen Veröffentlichungen. In einem Rechtsstaat sollte es aber gleichgültig sein, ob der Amtsgeheimnisbruch einen Rechten oder einen Linken trifft. Und der Dekan der juridischen Fakultät macht sogar eine öffentliche Lesung mit den Grasser-Protokollen. Diese Einäugigkeit ist eines der vielen Symptome der Balkanisierung Österreichs.

Wer hat Grasser bestochen?

Ähnlich verhält es sich im Fall des langjährigen Porr-Generaldirektors Horst Pöchhacker, der jetzt den Aufsichtsrat der ÖBB leitet. In den meisten Fällen, die Grasser zum Vorwurf gemacht werden, ist die Belastung Pöchhackers noch viel gravierender. Die Porr soll sich nämlich unter Pöchhacker durch Bestechung bei Grasser oder dessen Freunden Vorteile gekauft haben. Das heißt: Grasser – oder Meischberger – kann jedenfalls nur bestochen worden sein, wenn auch jemand bestochen hat. Das wird aber fast nirgendwo thematisiert. Warum? Erstens ist Pöchhacker eben rot, und zweitens hat er eben noch Macht. Und das ist offenbar in einem Speichelleckerland die Grenze zwischen Recht und Unrecht.

Dennoch bleibe ich Optimist - eigentlich ist ja gerade angesichts der Dichte der Vorwürfe und Affären ein Weitermachen so wie bisher nicht mehr vorstellbar. Dieses System kann das jüngste Erdbeben nicht mehr überleben. Man schaue nur in die Slowakei: Dort fliegt bei den bevorstehenden Wahlen nach heftigen Korruptionsaffären die derzeit noch größte(!) Regierungspartei wohl ganz aus dem Parlament. Wenn die Slowakei zu so drastischen Veränderungen imstande ist, warum nicht auch Österreich? Oder nehmen wir wirklich alles hin, nur weil es hier halt gegen praktisch alle Parteien in den letzten Monaten massive Indizien gegeben hat? Nur weil sich bisher bloß recht skurrile Gruppierungen als Basis einer Reform angeboten haben?

Auch bei der lange nicht direkt involviert gewesenen ÖVP ist nun wohl der letzte Keuschheitsgürtel über den Taten ihrer smarten Burschen gefallen. Wobei bei ihr ohnedies immer schon klar war, dass sie (als primärer, aber keineswegs einziger Empfänger) über die Industriellenvereinigung weißgewaschene Firmengelder bekommt – wohl nicht nur aus Nächstenliebe. Was aber bis heute legal ist; ebenso wie die Erledigung der SPÖ-Propaganda durch vom Rathaus finanzierte Vorfeldvereine von Zara bis DÖW, ebenso wie der Fluss von Arbeiterkammer- und Gewerkschaftsgeldern zum Nutzen der Sozialdemokratie.

Ähnliches wie die Slowakei zeigt uns auch die jüngere italienische Geschichte. Dort hat es in den Neunziger Jahren sowohl Christdemokraten wie auch Sozialisten zerrissen, weil sie es irgendwann mit der Korruption zu arg getrieben haben. Dabei haben sie angesichts der allgemein für unregierbar gehaltener Konkurrenz am äußersten linken und rechten Rand des politischen Spektrums eine scheinbare Garantie auf ewiges Regieren gehabt. Aber einmal ist es eben zuviel.

Was tun?

Kann Korruption ausgerottet werden? Ganz sicher nicht allein durch moralische Appelle oder durch immer strengere und aufwendigere Kontrollmechanismen. Entscheidend ist, dass man auch die Möglichkeiten zur Korruption drastisch reduziert: nämlich indem man den Staat aus möglichst vielen Bereichen herausnimmt. Je weniger er regelt, je weniger Eigentümerfunktionen Bund und Länder haben, umso geringer sind die Möglichkeiten. In staatsfrei gewordenen Bereichen kann sich keine Partei mehr bedienen, kann kein Beamter mehr die Hand aufhalten.

Es ist kein Zufall, dass die mehrheitlich staatliche Telekom, der mehrheitlich staatliche Flughafen, das staatliche Gesundheitswesen von den meisten Affären belastet werden; und dass es vor allem bei staatlichen Aufträgen (vom Bau über die Beratung bis zum Inseratenkauf) die großen Skandale gibt. Daher müsste eine glaubwürdige Strategie gegen Korruption dreigeteilt sein:

  • strengere Gesetze insbesondere bei der Vergabe öffentlicher Aufträge (auch bei Einmietungen und Inseratenschaltungen);
  • eine Reform der Staatsanwaltschaft;
  • und eine möglichst radikale Privatisierung.

Letztere täte überdies auch dem Budget sehr, sehr gut. Weil erstens der Verkaufspreis zur Schuldentilgung verwendet werden kann, wie sogar das arbeiterkammernahe Wifo empfohlen hat; und weil zweitens privates Handeln immer billiger ist als staatliches: siehe die plötzliche Verbilligung auf der Westbahnstrecke durch das Auftauchen privater Konkurrenz. Siehe die pro Spitalsbett gegenüber den Gemeindespitälern um 17 Prozent billigeren Ordensspitäler. Siehe die viel billigeren privaten Buslinien.

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Das Ende eines Präsidenten und seine Hintergründe drucken

Und nun schon zum zweiten Mal kurz hintereinander: Deutschland verliert vorzeitig seinen Bundespräsidenten durch einen plötzlichen Rücktritt. Das ist ein Schock, obwohl dieses Amt ja so wie in Österreich nur sehr begrenzte Macht-Bedeutung hat. Aber gerade dieses machtarme Ersatzkaisertum macht die modernen Staatsoberhäupter so exponiert und zugleich hilflos.

Zweifellos war der Rücktritt von Christian Wulff letztlich unvermeidlich geworden, als zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik der Staatsanwalt gegen ein Staatsoberhaupt Erhebungen für notwendig angesehen hat. Aber schon die letzten zwei Monate breitgefächerter medialer Attacken haben ihn lahm geschossen – und die Staatsanwälte überhaupt erst mobilisiert. Sein Vorgänger Horst Köhler ist überhaupt nur wegen einiger kritischer Leitartikel zu einer politischen Aussage zurückgetreten. Was viel unverständlicher war als der Wulff-Rücktritt.

Waren frühere Politiker sauberer und fehlerloser, haben sie im Gegensatz zu den Wulffs jede private Nähe zu reichen Geschäftemachern gemieden? Die Frage ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Was sich geändert hat, ist vielmehr der Verlust jeder Untertanenscheu der Medien vor den Großen und Mächtigen. Im Gegenteil: Je mächtiger jemand – wenn auch oft nur in der protokollarischen Scheinhierarchie wie ein Präsident – erscheint, umso lieber nehmen ihn die Journalisten als Angriffsziel, während sie sich eine Generation früher schon für investigativ gehalten haben, wenn sie das Menü eines Staatsempfangs rapportiert haben.

Eindeutig ist aber auch, dass die Medien bei einem Staatsoberhaupt, das rechts der Mitte gewählt worden ist, umso lieber in den Angriff gehen. Stehen doch in Deutschland die wichtigsten Medien links – wenn auch nicht so geschlossen wie in Österreich. Man denke nur als Beispiel an die sechs Jahre ununterbrochener Verhöhnung  und Beschimpfung Kurt Waldheims mit lauter unhaltbaren Vorwürfen, die nach dem von der SPÖ in einem Wahlkampf gezündeten Start nie mehr auf den extrem mageren Tatsachenkern zurückgeführt wurden. Einem Karl Renner etwa ist hingegen nie sein Verhalten gegenüber Nazis und Stalin zum Vorwurf gemacht worden.

In den USA – wo es ja auch durchaus rechtsstehende Medien gibt – hat der mediale Furor einst auch den von der Linken kommenden Bill Clinton getroffen. Er wurde zwar nicht aus dem Amt gekippt, aber doch am Ende seiner eigentlich erfolgreichen Amtszeit schwer beeinträchtigt. Gerade bei Clinton kann man die enorm gewachsene Aggressivität der Medien sehr klar nachweisen. Steht sein Los doch in deutlichem Kontrast zu dem rund drei Jahrzehnte davor amtierenden John F. Kennedy. Während Clinton eine einzige – durchaus konsensuale – Affäre mit einer Praktikantin und deren anfängliche Leugnung fast das Genick gebrochen haben, hat Kennedy während seiner ganzen Amtszeit zahllose Beziehungen mit mehr und mit weniger prominenten Frauen gehabt. Damals drang jedoch nicht die leiseste Andeutung nach außen, sondern erst viele Jahre nach seinem Tod. Vielmehr standen zu seiner Amtszeit alle Dienste des Staates im geschlossenen und durch kein Leak gestörten Einsatz, um zu tarnen und täuschen, um das gefälschte Image des Präsidenten zu stützen.

Das ist heute in keinem westlichen Land mehr möglich. Das ist ein Schritt zu mehr Sauberkeit und Ehrlichkeit. Das kann jedoch auch zum Todesstoß für die Demokratie werden. Denn es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die wirklich persönlich wie finanziell wie politisch immer untadelig geblieben sind, die jahrzehntelang jede private Einladung und Gefälligkeit immer skrupulös überprüft haben, ob man sie auch annehmen kann. Und wenn, dann sind sie für Führungsaufgaben oft unbrauchbare Ellbogenschoner-Typen, die zu keiner politischen Führung imstande sind.

Was bleibt von Wulff? Das Bild eines ehrgeizigen Strebers, mit einer noch ehrgeizigeren und attraktiven Zweitfrau an der Seite, der zwei bedeutende Reden gehalten hat. Eine positive, als er im letzten Sommer in Lindau vor den Wirtschaftsnobelpreisträgern massive Kritik an der exzessiven Hilfe für Griechenland & Co geübt hat. Und eine negative, als er – mehrfach – den Islam als „Teil Deutschlands“ bezeichnet hat. Was viele Deutsche entsetzt und befremdet hat.

Letztlich wird die Bundesrepublik trotz der nun sofort ausbrechenden Nachfolge-Kämpfe den Abgang Wulffs aushalten. Was bei den Causen Islam und Griechenland ff. keineswegs so sicher ist.

 

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SN-Kontroverse: Schenkungssteuer drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der Verzicht auf Erbschafts- und Schenkungssteuer richtig?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Gegen Leistung und Gerechtigkeit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

Seit 2008 gibt es in Österreich keine Erbschafts- und Schenkungssteuer, weil der Verfassungsgerichtshof sie aufgehoben hat. Das widerspricht in einem hohen Ausmaß dem Leistungsgedanken, der Gerechtigkeit und verschärft die in Österreich ohnedies große Kluft zwischen Armen und Reichen. Wer etwas erbt oder geschenkt bekommt, hat nichts zu seinem Vermögenszuwachs beigetragen. Das Höchstgericht hatte überdies keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen eine Erbschaftssteuer an sich, sondern hat sie wegen deren Berechnungsmethode aufgehoben. Es wandte sich gegen die pauschale Vervielfachung von längst historischen Einheitswerten, die die Wertentwicklung von Grundstücken nicht angemessen spiegelt.
 
Durch den Verzicht auf die Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer hat die Regierung die Chance verpasst, ein wenig mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Wohlstand ist in Österreich weiter vom Zufall der Geburt abhängig. Die letzte Erbschaftssteuerstatistik zeigt: Im Jahr 2006 trugen nur fünf (!) Steuerfälle ein knappes Viertel des gesamten Erbschaftssteueraufkommens. Das Vermögen konzentriert sich über Generationen. Die wenigsten Österreicher haben ihre Wälder, Villen und Grundstücke selbst erwirtschaftet, sondern sie ihrerseits vererbt bekommen.
 
Rund 90 Prozent der Haushalte, die durch Todesfall zu einer Wohnung oder einem Haus kamen, besaßen zu diesem Zeitpunkt selbst schon eine Immobilie. Das Erbe wird sich aufgrund von weniger kinderreichen Haushalten künftig weiter vergrößern. Warum die Regierung auf die Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer verzichtet hat und lieber Einkommensschwache belastet, ist rätselhaft. Jedenfalls aber ist dies ein grober politischer Fehler - aus volkswirtschaftlicher Sicht und aus Gründen der Gerechtigkeit.

 


Jagt die Finanzer nur in die Wäscheschränke

Andreas Unterberger

Der größte Fehler an diesem Sparpaket ist, dass im Land mit einer der höchsten Abgabenquoten der Welt überhaupt Steuern und Abgaben erhöht werden. Statt dass man endlich die Hunderten Strukturreformen anginge, um Österreich wieder wettbewerbsfähig und Triple-A-sicher zu machen (von der Abschaffung einer ganzen Verwaltungsebene und des Bundesrats über die Einführung der Versicherungsmathematik im Pensionssystem bis zur Zusammenführung der gesamten öffentlichen Gesundheitsfinanzierung bei Kassen ODER Bundesländern). Statt dass man sinnlose Ausgaben stoppt (von der Subventionierung Hunderter parteinaher Ideologievereine durch die Länder bis zum Bau gigantischer Tunnels, die sich niemals rechnen werden).

 Erst nach all diesen Prioritäten kann man diskutieren, ob man nicht die viel zu hohen Lohnabgaben und Einkommensteuern senken und dafür die Erbschaftssteuer einführen könnte. Aber selbst dann spricht nicht viel für deren Einführung: Erstens ist sie wenig ergiebig und sehr teuer in der Einhebung. Zweitens dürften dann Finanzbeamte in unseren Wäscheschränken nach versteckten Golddukaten suchen. Drittens bestraft diese Steuer die Sparsamen, die ihren Familien und Freunden etwas vererben wollen, statt ihr Geld irgendwo zwischen Karibik, Bordells und Casinos ganz ohne Erbschaftssteuer ausgegeben zu haben. Viertens ist Spargeld durch die KESt ja längst schon endbesteuert, das heißt vorweg erbschaftsbesteuert. Fünftens hieße diese Steuer für Zehntausende Familienbetriebe: Verkaufen oder zusperren? Denn woher soll bei einem knapp überlebenden Gewerbebetrieb oder Bauernhof plötzlich das Geld für eine saftige 
Erbschaftssteuer kommen? In Wahrheit geht es nämlich nur um miesen sozialistisch-kommunistischen Klassenkampf. Dessen Umsetzung bisher noch jedes Land ruiniert hat.

 

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Fußnote 255: Ein Sittenbild in vielen Farben drucken

Im Grund haben wir es immer geahnt, welch Sittenbild hinter den Kulissen dieser Republik zu sehen wäre. Jetzt wissen wir es.

Gusenbauer, Blecha, Strasser auf der Payroll eines dubiosen Lobbyisten. Das BZÖ lässt sich seinen Wahlkampf von der Telekom bezahlen. Die ÖVP schickt der (staatseigenen) Telekom unverblümte Zahlungsaufforderungen. Im blauen Kärnten verlangt man Parteispenden für Staatsbürgerschaftsverleihungen. Das rote Rathaus deckt bis heute die Megakorruption an der Spitze des AKH. Und die vorerst persönlich am saubersten wirkenden Grünen machen der Rathaus-Bande seit einem Jahr bei sämtlichen Sauereien eiskalt die Mauer. Woran wohl wird diese Demokratie am Ende zugrunde gegangen sein?

 

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Dämonokratie drucken

Wieder wurde wild gerettet,
und die Wogen sind geglättet –
für wie lang, ist Rettern gleich.
Fest steht bloß, wenn andre retten,
liegen wir, wie die uns betten,
bangend vor dem nächsten Streich.

Aber selbst wenn manche hoffen,
bleibt beim Hokuspokus offen,
ob denn wer gerettet ist!
Jedenfalls sind’s nicht die Griechen,
die doch just am Euro siechen –
wie man vorbedacht vergisst.

Na, es mag zum Trost gereichen,
dass die Tempel und dergleichen
hoch auf der Akropolis
schon kaputt sind und nicht brennen,
wie wir’s drunt von Häusern kennen,
das zumindest ist gewiss.

Und was kümmert dort der Trubel –
an der Wall Street herrschte Jubel
nach Kotau des Parlaments,
wittert längst man ja den Braten,
präpariert mit Derivaten
auf die nächste Insolvenz!

Nun, ein paar der Volksvertreter
wurden zwar Parteiverräter,
doch die schloss man aus geschwind,
haben Platz ja auf den Listen
nur getreue Stimmstatisten,
die beliebig tauschbar sind.

Da ersetzlich wie Lakaien,
gingen aber auch Parteien
demokratisch in die Knie –
und was ist das Wunderbare?
Nennt wer Strippenzieher, wahre,
wär’s Verschwörungstheorie…

Pannonicus

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Ein Sparpaket mit drei Alias-Namen und noch mehr Rätseln drucken

Wer geglaubt hat, SPÖ und ÖVP hätten über ein Sparpaket Übereinstimmung erzielt und das mit Schrift und Siegel fixiert, der sollte genauer hinschauen: Denn auf den Homepages von Bundeskanzleramt, Finanzministerium, ÖVP und SPÖ finden sich merkwürdig unterschiedliche Darstellungen, obwohl es angeblich um ein- und dieselbe Vereinbarungen geht. Und nirgendwo wird klar, was davon das Original sein könnte.

Bei ÖVP und Finanzministerium ist der scheinbare Text des Pakets am kürzesten wiedergegeben. Dort fehlen oft hilfreiche Erläuterungen, aber auch die bei der SPÖ und im Kanzleramt sehr beliebte politische Lyrik, also der propagandistischen Schwulst. Die SPÖ selbst stellt das Paket am längsten und am begeistertsten dar.

Noch auffallender sind die inhaltlichen Unterschiede.

Sogar das Wichtigste, der Name des Pakets lautet überall total anders. Ist dieses bei der SPÖ „Stabilitätspaket 2012-2016“ getauft, so heißt es beim Bundeskanzleramt hingegen „Konsolidierungspaket 2012-2016“, und bei ÖVP sowie Finanzministerium „Reformpaket“.

Seltsam. Wie sollen wir dieser Koalition glauben, dass da inhaltlich jetzt alles klar geregelt wäre, wenn sie nicht einmal über die Überschrift einen Konsens erzielen konnte? Nur eine Bezeichnung taucht nirgendwo auf, obwohl es die in der Bevölkerung verbreitetste ist: Sparpaket. Was allerdings eine Fehlbezeichnung ist. Denn sachlich wäre die einzige richtige, wenn auch etwas langatmige Bezeichnung: „Belastungs- statt Reform-Paket, das leider nur eine sehr kaum wahrnehmbare Reduktion der Staatsschuld bringt“.

Was wollen uns insbesondere die beiden von dem selben Chef geleiteten roten Firmen mit diesen Unterschieden in der Betitelung sagen? Dass bei der Sozialdemokratie derzeit Schizophrenie angesagt ist? Dass Laura und Josef ihren Gebieter nun zu einem Werner Vielseitig machen wollen? Oder tobt da ein heimlicher Kampf, wo denn die besseren Spin Doctoren sitzen?

Auch die politische Lyrik der roten Paketsversionen hat ihre auffallend Unterschiede: Die SPÖ nennt gleich am Beginn als erstes durch das Paket verwirklichte Prinzip „Gerechte Einnahmen“ und betont: „ohne Verkauf von Staatseigentum“. Das Kanzleramt ist hingegen deutlich ehrlicher und schreibt im ansonsten wortgleichen Text statt von „gerechten“ von „zusätzlichen Einnahmen“ und erwähnt interessanterweise den von der SPÖ zum Kernstück gemachten Nichtverkauf von Staatseigentum mit keiner Silbe.

Die SPÖ ergänzte hingegen an anderer Stelle den ohnedies schon sehr propagandistisch gehaltenen Text des Kanzleramtes durch den Satz: „Jene, die mehr leisten können, leisten auch mehr.“ Das hat das Kanzleramt – wieder: ehrlicherweise – weggelassen. Während man viele andere ohne Rücksicht auf das Leistungskönnen abcasht, bleiben ja potentielle Frauen- und Hacklerpensionisten völlig unberührt, obwohl viele von ihnen ohne Probleme länger arbeiten könnten.

Eine andere Spur der roten Spin Doctoren zeigen die Zahlenangaben. Die roten Quellen nennen praktisch immer nur die bis 2016 akkumulierten Zahlen der Einsparung. Was das Sparvolumen als viel eindrucksvoller erscheinen lässt, als es in Wahrheit ist. In diesem Punkt ist es das Finanzministerium, das trotz des dort viel knapperen Umfangs ehrlicher ist. Es nennt die Zahlen nämlich jährlich aufgeschlüsselt.

Das Finanzministerium setzt aber auch eine erstaunliche Zwischenüberschrift: „Anhebung der Anspruchsvoraussetzungen in der Korridorpension und Hacklerregelung“. Das ist merkwürdig, denn von der Hacklerregelung steht nichts in dem Papier. An dieser wird ja durch die wochenlange Faymann-Spindelegger-Brüterei gar nichts verändert.

Einzige mögliche Erklärung, wie es zu dieser Überschrift gekommen sein könnte: Hier stand offenbar bis knapp vor Verhandlungsschluss noch deutlich mehr Inhalt, nämlich auch eine echte Redimensionierung der Hacklerregelung. Diese dürfte einer der Hämmer gewesen sein, von denen Spindelegger noch vor 14 Tagen als Teil des Sparpakets geglaubt hat. Anscheinend wurde auf eine Korrektur der Überschrift vergessen, nachdem Faymann seinem Vize im letzten Augenblick die Reform-Hämmer wieder geräuschlos entwunden hatte.

Interessant ist etwa auch die Darstellung der mehr oder weniger einzigen echten strukturellen Reform durch das Paket, nämlich der Abschaffung der Parallelrechnung im Pensionssystem: Das Finanzministerium meldet die jährlichen Zahlen, das Kanzleramt berichtet zumindest den bis 1916 akkumulierten Wert der Einsparungen von 123 Millionen. Die sonst durchaus zahlenfreudige SPÖ hingegen nennt hier plötzlich keine Zahlen, sondern schreibt nur: „geringfügige Einsparung bis 2016“. Glaubt sie den Zahlen nicht oder geniert sie sich selbst, wie wenig diese hochgerühmte Strukturreform eigentlich bringt – vor allem im Verhältnis zu den als „Einsparung“ verkündeten Beitragserhöhungen?

Dafür bringt die SPÖ dankenswerterweise einen Vergleich, den die drei anderen Paket-Darstellungen feige vermieden haben: Sie vergleicht die Auswirkungen der gesamten „Konsolidierung“ auf die Staatsschuld mit den bisherigen Planungen für das Jahtr 2015 (für 2016 gibt es keinen alten Vergleichswert). Da liest man: Ohne Paket hätte Österreich im Jahr 2015 laut dem bisherigen Finanzrahmengesetz eine Schuldenquote von 74,4 Prozent gehabt. Als Folge einer kompletten Budgetumsetzung wird diese Quote hingegen „nur“ 73,1 Prozent betragen.

Das sind also ganze 1,3 Prozent BIP Unterschied. Das ist ungefähr die Dimension des Schätzfehlers zwischen der ersten Voraussage des Wifo und der späteren wirklichen Konjunkturentwicklung. Das sind 1,3 Prozent als Ergebnis des angeblich größten Sparpakets der österreichischen Geschichte, seit der zweite Turm der Wiener Stephanskirche eingespart worden ist.

Ob einer so gewaltigen Sparleistung wird Moody’s zweifellos seine Österreich-Bewertung sofort von „negativ“ auf „allerpositivst“ ändern. Und Standard & Poor's wird der Alpenrepublik wegen in sein Bewertungsschema erstmals ein viertes A einfügen.

PS.: Je mehr Details man liest, umso rätselhafter wird dieses Verhandlungsergebnis auch in anderen Zusammenhängen: Warum etwa ist ausgerechnet der Sport, nicht jedoch die Justiz von der Kürzung der Ermessensausgaben befreit worden? Warum gibt es die einzige Steuersenkung ausgerechnet für Immobilienspekulanten, die nur kaufen, um bald wieder zu verkaufen? Warum glaubt die Bundesregierung, ohne irgendeine Sicherheitsgarantie zu haben, den Bundesländern, dass diese fünf Milliarden  einsparen werden und gibt den Ländern im Gegenzug noch dazu jede Menge zusätzliche Rechte? Hat sie vergessen, dass diese Länder 2010 die damals geltende Defizitgrenze (ebenfalls) um fünf Milliarden überschritten haben, ohne damals auch nur zumindest schlechtes Gewissen zu zeigen? Will sich die Regierung endgültig als Trüppchen armer Hascherl an den Fäden des Wiener Rathauses und St. Pöltens erweisen?

 

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Fußnote 265: Moody's, die Regierung und die nächste Chuzpe drucken

Nun hat auch die Ratingagentur Moody’s ihren wirtschaftlichen Ausblick für Österreich als negativ bezeichnet. Und unsere Regierung reagiert – mit der nächsten Chuzpe.

Sie reagiert nämlich nicht nur extrem gelassen. Sondern sie behauptet auch, dass Moody’s das jüngste Sparpaket in seiner Dimension noch gar nicht gekannt hätte; andernfalls hätte die Agentur ja zweifellos die Bewertung Österreichs nicht verschlechtert. Was zumindest eine Chuzpe ist, um nicht zu sagen: eine aufgelegte Lüge. Denn die Agentur hat sehr wohl ein österreichisches Sparpaket einkalkuliert! Und trotzdem den Ausblick auf negativ gesetzt. Was einem dabei aber wirklich den Mund offen lässt: Moody’s hat in der Österreich-Analyse sogar mit einem viel schärferen Sparpaket gerechnet, nämlich einem solchen, das schon im Jahr 2015 zu Staatshaushalten ohne strukturelles Defizit führt. Das Sparpaket von Faymann, Fekter & Co ist aber in seinen Projektionen für 2015 noch weit von einem solchen Nulldefizit entfernt! Davon, dass in dem Paket ohnedies vieles nur heiße Luft und eitle Hoffnung ist, wollen wir ja gar nicht reden. Wann wird da endlich jemand ehrlich?

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Fußnote 264: Das zerbrochene Amtsgeheimnis drucken

In London werden derzeit reihenweise die Redakteure von Boulevard-Zeitungen eingesperrt, weil sie Amtsträger bestochen haben, um an pikante Geschichten über Promis heranzukommen.

Dasselbe Schicksal ereilt die Bestochenen: Polizisten, Soldaten, Beamte. Die Regierung geht offensichtlich beinhart gegen diesen Sumpf vor. Und in Österreich? Da liest man seit Jahr und Tag wöchentlich pikant-anrüchige Geschichten über einen ehemaligen Minister mit großem Glamour-Faktor. Und diese Geschichten stammen aus geheimen Untersuchungsakten, die nur unter Bruch des Amtsgeheimnisses von Beamten zu Journalisten gedrungen sein können – im Gegenzug für was? Die Vermutung, dass da Geld oder wohlwollende Berichterstattung im Spiel gewesen sein könnte, liegt jedenfalls sehr, sehr nahe. Welche Sonderkommission untersucht da alle Zusammenhänge? Wo gibt es da einen beinharten Kampf gegen diese Form der Korruption? Wo sind bei uns Polizei und Staatsanwaltschaft mit 10.000 Volt auf der Jagd nach den Tätern? Wer hat Zugang zu diesen Unterlagen? Und: Warum nur fällt mir da ausgerechnet Heinrich von Kleists Zerbrochener Krug ein?

 

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Fußnote 263: Drei Jahre und keine Rektorin drucken

Nach drei Jahren hat eine Schiedskommission eine Feministinnen-Beschwerde abgewiesen.

Bei der Wahl des Innsbrucker Medizin-Rektors, so befand die Kommission im ixten Rechtsgang, hat es keine Diskriminierung einer weiblichen Kandidatin auf Grund ihres Geschlechts gegeben. Drei Jahre lang ist damit die Führung einer – ohnedies krisengeschüttelten und von Machtkämpfen und Streitigkeiten schwer erschütterten – Universität irgendwie als halb illegal in der Luft gehängt. Begreift denn niemand, dass diese Unsicherheit überhaupt das ärgste Gift für jede Institution ist? Und für die Universitäten gilt das doppelt, die doch angeblich so wichtig sind, dass sie als fast einzige in Zeiten des blutigsten Sparens mit neuem Geld überhäuft werden. Innsbruck ist kein Einzelfall: Vom Salzburger Mozarteum auf- und abwärts werden Berufungen verzögert, bleiben Institute und Fakultäten unerträglich lange führungslos. Dazu kommen die oft zweitklassigen Besetzungen von Professuren durch Quotenfrauen. Dazu kommt die Geldverschwendung für all die „Gleichberechtigungsbeauftragten“, deren einziger Lebenszweck es offenbar ist, Sand ins universitäre Getriebe zu werfen. Wer noch immer glaubt, mit dem Genderismus schaffe man mehr Gerechtigkeit oder tue gar unserer Wissenschaft etwas Gutes, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Selbst wenn die – mir unbekannte – Beschwerdeführerin genauso gut gewesen wäre wie der "Sieger", wäre es doch wie bei jeder Entscheidung das Wichtigste gewesen, dass jeder raschest weiß, woran er ist, und dass nicht alles noch tausendmal in ein schiefes Licht gerückt werden kann. Summum ius summa iniuria. Aber es geht bei all dem wohl ohnedies nicht um Gerechtigkeit, sondern um Funktionärswichtigkeit. und -Innenwichtigkeit.

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Fußnote 262: Linke Bücherverbrennungen drucken

Es war eine der vielen geschmacklosen Widerlichkeiten auf Kosten der Steuerzahler, die als sogenannte Kulturaktion getarnt war.

Diesmal waren es die Deutschen, die für eine linke Widerlichkeit zur Kasse gebeten werden sollten: Im Rahmen der Berlin-Biennale sollten als „Kunstaktion“ Bücher von Thilo Sarrazin verbrannt werden. Sie haben richtig gelesen: Bücherverbrennungen ausgerechnet in Deutschland. Vor Galerien, Kunstvereinen, Büchereien und Museen wurden zum Sammeln der Exemplare des meistverkauften Sachbuchs Sammelbehälter aufgestellt. Dann zog der Veranstalter aber ein wenig zurück: Die Bücher sollten „nur“ recycelt werden. Aber am Ende kam es auch dazu nicht: Denn es wurde kein einziges Buch abgegeben! Die Kulturszene ist dennoch der beste Beweis für die Richtigkeit der Sarrazin-Erkenntnisse: Deutschland schafft sich von ganz alleine ab, dazu braucht es gar keine Immigranten . . .

 

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Konsolidierungspaket? drucken

„So ein Sparpaket haben wir noch nie gehabt" sagt Vizekanzler Spindelegger. Es hat aber auch noch nie der Hut so sehr gebrannt wie jetzt. Mit Ablauf des Jahres 2011 hat sich die Finanzschuld des Bundes auf 183 Mrd € erhöht und der Zinsaufwand liegt bei 7,4 Mrd €. Gleichzeitig ist das Triple-A-Rating für die Republik Österreich verloren gegangen.

Mehr Anlass zum Handeln kann es nicht mehr geben, es sei denn man überlässt sich nach weiterer Verschlechterung der Finanzlage völlig der Steuerung von außen, wie es gerade in Griechenland vorexerziert wird. Nun hat die Bundesregierung ein Konsolidierungspaket vorgestellt. Schon in der Einleitung wird uns mit dem kumulierten Konsolidierungsvolumen von 26,5 Mrd € Sand in die Augen gestreut. Mit der Kumulierungsmethode könnte man dagegenhalten, dass auf Basis des Budgets 2012 mit Ausgaben von 73 Mrd € bis zum Jahr 2016 auch 365 Mrd € ausgegeben würden.

Ein Konsolidierungsvolumen von 26,5 Mrd € nimmt sich dagegen mickrig aus. Auf Seite vier unter Konsolidierung in Mrd EURO wird es richtig gestellt. Der Gesamtstaat konsolidiert bis 2016 mit 9,08 Mrd €, was dem Defizit des Budgetvoranschlages für 2012 mit 9 Mrd € entspricht. Der großartige Beitrag der Bundesländer mit 5 Mrd € zur Konsolidierung beizutragen schrumpft in dieser Aufstellung zu 1,96 Mrd € bis 2016.

Die Bundesregierung war bisher bei der Umsetzung der Ergebnisse des Verfassungskonvents und der Empfehlungen des Rechnungshofes langsam am Werk. So finden sich unter dem Titel Effizienzsteigerung in der Bundesverwaltung, wie eigens angeführt wird, zum Großteil die Empfehlungen des Rechnungshofes. Sie sind wie z.B. die Reform der Schulverwaltung schon in der Regierungserklärung angeführt gewesen und mit dem Anführen eines Punktes wie Überführung des Entminungsdienstes des Innenministeriums in das Verteidihgungsministerium scheint der große Wurf in weiter Ferne.

Da die wirklich große Strukturbereinigung nicht angegangen wurde, ist der Not gehorchend der Sparstift beim großen Brocken der Sozialausgaben und den Personalkosten des Bundes angesetzt worden. Den beiden Koalitionspartnern sei Dank, dass sie zumindest diesen Teil der Konsolidierung gemeistert haben. Die Erleichterung über das vollbrachte Werk entbindet sie jedoch nicht von der Pflicht, die wirklich finanzrelevante Verwaltungsreform mit Vehemenz in Angriff zu nehmen.

In Aussicht gestellt wird uns ab der nächsten Legislaturperiode eine Verkleinerung der Regierung, des Nationalrates und des Bundesrates. Die beiden Regierungsparteien werden daran zu messen sein was sie bis zur Wahl 2013 zuwege gebracht haben.

Rudolf Wirthig ist ein Österreicher auf der Suche nach Wahrhaftigkeit.

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Wenn die Politik der Wähler überdrüssig wird drucken

Wahlen? Derzeit sinnlos. „Wahlen bedeuten heillose Versprechungen. Extreme Parteien von rechts und links würden gewinnen.“ Selten wurde der Demokratie eine so unverblümte Absage erteilt. Der Mann, der da Wahlen am liebsten abschaffen würde, heißt jedoch Hannes Swoboda, und er ist immerhin Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion im europäischen Parlament. Da läutet offenbar eine ganz gewichtige Stimme eine ganz neue Debatte über eine fundamentale Krise der Demokratie ein.

Der SPÖ-Mann Swoboda hat aus Anlass der bevorstehenden griechischen Wahlen gesprochen. Die Politiker, die dabei antreten, stehen derzeit allesamt unter internationalem Druck, massivste und unpopuläre Sparmaßnahmen zu beschließen. Sie sollen also jetzt all das wieder abschaffen, womit sie in den letzten Jahrzehnten die Stimmen der Wähler gekauft haben. Was die Politiker vor ein dramatisches Dilemma stellt. Denn in ein paar Wochen bekommen sie von den Wählern das nächste Zeugnis ausgestellt. Die Wähler aber zeigen derzeit einen Maximum an Hass auf die gesamte Politik. Kein Wunder, dass da bei den Volksvertretern Panik ausbricht.

Was einen eigentlich kalt lassen könnte. Schließlich ist die Demokratie für die Bürger, nicht die Politiker geschaffen worden.

Die Problematik geht jedoch weit über diese griechischen Wochen hinaus. Sie lässt immer häufiger die Frage aufkommen: Ist vielleicht gar die Demokratie als solche am Ende? Ist die historische Epoche des Triumphs der demokratischen über alle anderen Staatsformen schon im Abklingen? Sind die Politiker in ihrer Abhängigkeit von den oft sehr oberflächlichen und egoistischen Reflexen vieler Wähler so populistisch geworden, dass sie nicht mehr imstande oder willens sind, das Richtige und Notwendige zu tun? Sind dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – die Wähler der Politiker überdrüssig geworden?

Diese Fragen lassen sich zwar nicht letztgültig beantworten. Ihr skeptischer Kern hat aber jedenfalls viel für sich. Die Demokratie birgt ein unüberbrückbares Dilemma zwischen dem Erwünscht-Angenehmen und dem Unerwünscht-Notwendigen.

Dieses Dilemma hat etwa dazu geführt, dass von Italien bis Griechenland heute nicht mehr vom Volk direkt oder indirekt gewählte Politiker als Regierungschefs agieren, sondern parteilose Experten, die ohne Rücksicht auf Wähler und Wahltag handeln sollen und können.

Freilich müssen auch sie jede Gesetzesänderung am Ende vor die gewählten Volksvertretungen bringen. Die dortigen Abgeordneten sind derzeit aber nur unter massivstem Druck zu einer Zustimmung zu einschneidenden Spar- und Sanierungsmaßnahmen zu bewegen. Ein solcher Druck lässt sich jedoch naturgemäß nicht dauerhaft aufrechterhalten. Womit auch das griechisch-italienische Modell keine wirkliche Lösung des Demokratie-Dilemmas ist.

Dieses Dilemma beherrscht aber auch die österreichische Politik, wenngleich auf anderem Niveau. Da hat etwa der Wiener Bürgermeister Michael Häupl Wahlkämpfe als Zeiten konzentrierten Unsinns bezeichnet; was zwar richtig ist, aber eben nicht gerade von Respekt eines Volksvertreters vor dem demokratischen Souverän zeugt, wenn er die Zeiten des Dialogs zwischen Wähler und Gewähltem so zynisch sieht. Da hat die Regierung Gusenbauer-Molterer die Dauer einer Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre verlängert; man wollte nicht durch die Wähler beim Regieren gehindert werden.

Die „heillosen Versprechungen“, von denen Swoboda in Hinblick auf Griechenland spricht, die hat Österreich aber auch schon selbst erlebt. Am weitaus schlimmsten im September 2008, als das Parlament drei Tage vor der Wahl Milliarden zur Wählerbestechung beim Fenster hinausgeworfen hat. Milliarden, die dann später mit zur gegenwärtigen Krise samt Sparpaket geführt haben. Swoboda hat damals freilich keineswegs von „sinnlosen“ Wahlen gesprochen, war doch seine Partei die Hauptschuldige jener Aktion.

Alternativen zur Demokratie

Was aber sind langfristig die Folgen des Demokratie-Dilemmas? Es ist in der Tat nicht mehr absolut auszuschließen, dass viele heute demokratische Staaten in die Unregierbarkeit, in Chaos, in Gesetzlosigkeit versinken. Dass staatliche Strukturen nur noch in wenigen Bereichen funktionieren, dass statt dessen Kriminalität, Chaos und Faustrecht regieren. Während die Staaten immer noch mehr Gesetze beschließen, werden immer weniger Gesetze befolgt, und am Schluss gar keines mehr.

Eine andere, aber ebenfalls keineswegs erfreuliche Folge wäre der starke Mann, der unter vielerlei Versprechungen die Macht an sich reißt oder gar angedienert bekommt. Um sie erst wieder abzugeben, wenn er militärisch besiegt oder in einem revolutionären Kraftakt gestürzt würde. Ein solcher starker Mann war etwa Napoleon, der die blutigen Wirren der Französischen Revolution (die ja ursprünglich durchaus demokratisch-rechtsstaatlich begonnen hatte!) zur anfänglichen Erleichterung vieler Franzosen durch seine Machtergreifung beendete. Aber letztlich hat eben auch der einst so bejubelte Napoleon sein Land ins Elend gestürzt.

Ein erstaunlich erfolgreiches und schon lange funktionierendes Alternativmodell stellt die direkte Demokratie der Schweiz dar. Dort haben sich die Stimmbürger seit Jahrzehnten als viel verantwortungsbewusster denn die üblichen Machtträger der repräsentativen Demokratie erwiesen. Von der Landesverteidigung bis zur Schuldenfrage haben die Schweizer immer gezeigt, dass sie sich der Konsequenzen ihres Stimmverhaltens bewusst sind. Ihr Modell funktioniert – obwohl die direkte Demokratie immer als hemmungsloser Griff der Bürger in die Staatskasse attackiert wird.

Die Perspektiven dieser durchaus unterschiedlichen Alternativen wachsen jedenfalls. Das heißt aber noch nicht, dass die repräsentative Demokratie unwiderruflich am Ende ihres historischen Lebenszyklus angelangt sein muss. Aber sie braucht dasselbe wie die direkte Demokratie: ein hohes Ausmaß an Verantwortungsbewusstsein, sowohl der Wähler wie auch der Machthaber.

Dieses Bewusstsein wird jedoch von vielen Medien, Parteien und Gewerkschaften nicht gefördert, die statt dessen ständig Kurzsichtigkeit und Gruppenegoismus propagieren. Was vielen Bürgern aufs erste als die angenehmere Alternative gegenüber der sparsamen Strenge der schwäbischen Hausfrau erscheint. Obwohl sie – würde man nur ehrlich mit ihnen reden und ihnen nicht eine sozialutopische Fata Morgana vorgaukeln – an sich durchaus imstande sind, Notwendigkeiten zu begreifen.

Nationaler Grundkonsens ist entscheidend

Letztlich braucht jede funktionierende Gesellschaft einen grundlegenden Konsens zwischen Mächtigen und Bürgern: über die Notwendigkeiten des Zusammenlebens, über das Verhältnis von Rechten und Pflichten, über grundlegende Werte – altmodisch würde man sagen: über Moral – und auch über die volkswirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten. Es geht um den Wert der Familie, um Sparsamkeit, um die „Rule of law“, um die Treue gegenüber als durchwegs sinnvoll empfundenen Gesetzen (auch wenn einem kein Polizist über die Schultern blickt), um das Prinzip „Pacta sunt servanda“, um die Notwendigkeit von Leistung und Anstrengung, um gegenseitige Rücksicht und um die Wichtigkeit von Grundrechten, insbesondere Meinungsfreiheit, Menschenwürde, Eigentumsrechte und das Verbot von Willkür.

Wenn dieses Fundament funktioniert, dann funktioniert auch jedes politische System. Und die Demokratie tut das am besten. Dann muss auch ein Swoboda keine Wahlen mehr fürchten.

Die europäischen Völker haben aber anscheinend nach zwei Generationen eines so lange wie noch nie herrschenden Friedens und beständigen Wohlstandszuwachs viel von diesen Grundlagen verlernt. Und dann kann gar kein System mehr funktionieren.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Europäische Prinzipien der Demokratie drucken

„Die Kommission will nicht, dass über dem Land weiterhin ein Schatten von Zweifel an der Achtung demokratischer Prinzipien und Werte bleibt", so EU-Kommissionspräsident Barroso anlässlich der Einleitung von drei EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn. So weit, so schlecht.

Es geht hier nun nicht darum, wie wer auch immer zur Politik der Regierung Orban stehen mag, sondern um ein Faktum, das bisher nicht berücksichtigt wurde: Hier wird eine zweifelsfrei demokratisch gewählte Regierung – ausgestattet mit einer 2/3 Mehrheit, was in Europa die Ausnahme darstellt und wohl schon aus diesem Grunde verdächtig erscheint – zur Achtung demokratischer Prinzipien aufgefordert. Von wem? Von einer Institution namens Europäische Kommission, der jegliche demokratische Legitimation fehlt!

Eine Kommission, die sich großteils aus von ihren Heimatländern abgeschobenen oder gescheiterten Parteiapparatschiks zusammensetzt und die nie vom Volk, sondern von ebensolchen ins EU-Parlament weggelobten (geschassten?) Mitgliedern ihrer Heimatparteien gewählt wurde! Und auch, wie weit man es in Brüssel mit der Achtung von Werten hält, zeigt die Nebensächlichkeit, dass man von Änderungen der ungarischen Regierungsbeschlüsse die Finanzhilfen für das Land abhängig macht. Das kann man auch offen Erpressung oder Nötigung nennen.

Die ungarische Regierung aber sieht in den Verfahren die Möglichkeit, „die Debatte auf fachlicher Grundlage durchzuführen, und zwar mit der dafür vorgesehenen Institution, der Europäischen Kommission, als Hüterin der Verträge". Das ehrt die Regierung und entlarvt die EU-Institution.

Eine demokratisch gewählte Volksvertretung begibt sich zur Verteidigung demokratischer Prinzipien zur „Hüterin" (?) derselben, die aber eine nicht demokratische Einrichtung ist. Otto von Habsburg rotiert höchstwahrscheinlich in der Kapuzinergruft.

Hannes Marcel Bichler

Mitglied der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft, Mitglied verschiedener Stiftungen und Organisationen für und in Osteuropa

Der Verfasser war von 1994 bis 2009 regelmäßig Begleiter und Mitorganisator von Dr. Otto von Habsburg, Alterspräsident des Europäischen Parlaments a.D.

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Fußnote 261: Die Gleichen und die Gleicheren drucken

Griechenland hat 500.000 Beamte zu viel.

Der ORF rätselt in der „Zeit im Bild“, was mit diesen 500.000 geschehen soll: Hinauswerfen? Der Staatssender kommt aber sofort zur Antwort: „Eine Firma kann das tun, ein Staat nicht.“ Na klar, wäre ja noch schöner, wenn man am Rande des Staatsbankrotts unbeschäftigte Beamte abbauen könnte. Im ORF müssen wir Steuerzahler ja auch für jede Menge an überflüssigen Büroleitern, Abteilungsleiter und ähnlichen weißen Elefanten zahlen. Wer einmal vom Staat (oder einem Staatssender) lebt, der hat nach ORF-Philosophie für sein Leben lang ausgesorgt zu haben. Die anderen sollen bluten; die können ruhig arbeitslos werden, wenn's der Firma schlecht geht; die sollen als Jugendliche Null Job-Chance haben; die sollen immer höhere Steuern zahlen müssen. Auch für die überflüssigen griechischen Beamten. Es gibt eben immer Gleiche und Gleichere.

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„Klima-Katastrophe“ – ein Begriffsungetüm wird entschärft! drucken

Gut 25 Jahre geisterte der Begriff „Klimakatastrophe“, im Januar 1986 von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V. aus der Taufe gehoben, wie ein Gespenst um die Welt und verbreitete Angst, Furcht und Schrecken. Im Jahr 2007 verbreitete der Weltklimarat (IPCC) sogar die absurde These, dass das Global-Klima so verärgert sei, dass es der Menschheit den „Klimakrieg“ erklärt  habe.

Dies führte dazu, dass das Nobelkomitee in Oslo 2007 den Oskar-Preisträger Al Gore sowie den IPCC-Chef Pachauri mit dem Friedensnobelpreis auszeichnete in der irrsinnigen Hoffnung, dass diese Unterhändler das Klima zur Mäßigung anhalten und so rasch den „Klimakrieg“ beenden könnten. In seiner größten Irrationalität glaubt der Mensch rational handeln zu können. Glaubten im Jahr 2006 noch über 60 Prozent der Deutschen an die „Klimakatastrophe“, so fürchten sich heute nur noch gut 30 Prozent vor globaler Erwärmung. Wenn das Gespenst Niemand mehr ängstigt, dann sollte es still, aber nicht mit lautem Getöse begraben werden.

Wahrheiten in der BILD-Zeitung

Doch das Gegenteil trat ein. Wie aus heiterem Himmel und mit indirekter Unterstützung eines russischen Kältehochs machte die BILD-Zeitung dem Gespenst „Klimakatastrophe“ mit lautem Posaunenklang den Garaus. Am 6., 7. und 8. Februar 2012 brachte sie folgende Schlagzeilen: „Die CO2-Lüge“ – 1. „Renommiertes Forscher-Team behauptet: Die Klima-Katastrophe ist Panik-Mache der Politik“ – 2. „Seit zwölf Jahren ist die Erd-Erwärmung gestoppt!“ – 3. „Stoppt den Wahnwitz mit Solar- und Windkraft!“ Solche Schlagzeilen kann sich nur die BILD leisten.

Doch welche Absicht steckt wirklich dahinter? Wird damit die ganze Klimaschutz-Politik abgeschafft, für Unsinn deklariert? Wer voreilig diese Schlüsse zieht, der sollte genauer in den Text hineinschauen und mal „zwischen den Zeilen lesen“. Wenn daraus, wie im Peter Boehringer Newsletter, gefolgert wird, „sogar die BILD-Zeitung schwört der CO2-Klimareligion ab“, dann trifft dies keineswegs zu. Es geht ihr gar nicht um die Widerlegung der „CO2-Lüge“, sie wird nur verniedlicht, der Einfluss halbiert!

Zuerst einmal geht es der BILD-Zeitung um eine maximale Aufmerksamkeit erheischende Provokation, um Sensation. BILD ist nicht vom Pfad der politisch vorgegebenen Tugend abgewichen und hat nicht den „Treibhauseffekt“ infrage gestellt, sie hat bloß klimatische Landschaftspflege betrieben und einen spitzen Trieb zurückgeschnitten, weil von ihm keine „Früchte der Angst“ mehr zu erwarten waren. Der Begriff „Klima-Katastrophe“ war nach 25jährigem Gebrauch so abgenutzt, das nun der Zeitpunkt günstig schien, ihn mit dem nötigen publizistischen Aufwand zu entsorgen.

Von nutzlosem Ballast befreit kann sich nun die Klimapolitik neu aufstellen, die Bataillone neu formieren. Der Rück- und Umbau der Industrie-Gesellschaft, die De-Karbonisierung kann nun weitergehen, denn, so der Schluss-Satz: „Klar ist: Der Weg weg von Öl/Gas/Kohle hin zu mehr erneuerbarer Energie ist richtig! Aber die maßlosen Hitze-Prognosen des Weltklimarates sind reine Angstmache!“ Wer zu lange vor dem „bösen Wolf“ warnt, wird unglaubwürdig.

Dabei braucht vor einem toten Amokläufer kein Mensch Angst zuhaben. Von ihm geht keine Gefahr mehr aus. Er, der Killer, kann selbst ‚post mortem‘ nicht mehr gekillt werden. Doch exakt dies werfen die Klimapolitiker uns Menschen vor. Wir seien allesamt „Klima-Killer“ und müssten daher alle mit CO2-Fußfesseln versehen werden, um den uns staatlicherseits vorgeschriebenen CO2-Fußabdruck besser polizeilich kontrollieren zu können. Sind wir alle Schwerverbrecher?

Die Klima-Diskussion: Nur auf Angst gebaut

Mag auch im Laufe von 30 Jahren (10.750 Tage) das Wetter manchmal aus menschlicher Sicht Amok laufen und Katastrophen auslösen, das zum Klima statistisch verdichtete „Mittelwert-Wetter“ ist Vergangenheit, ist tot und wird nicht mehr lebendig und damit zu einer Gefahr. Dass die überwiegende Mehrheit dennoch die Warnung vor der Klima-Katastrophe ernst nahm, in den Zustand lähmender Angststarre verfiel und sich gar zum Mörder, zum Klima-Killer, öffentlich brandmarken und an den Pranger stellen ließ, das zeigt, wie leicht sich allwissend dünkende Menschen immer wieder manipuliert und missbraucht werden können.

So wurde bereits überlegt, den Wissenschaftlern, die an den Humbug von der Klima-Katastrophe nicht glauben, die wissenschaftliche Qualifikation abzusprechen und sie wegen Renitenz und Querulantentum zu bestrafen. Dass die Medien glauben, sie verhöhnen, verspotten und zu Treibjagden gegen sie aufrufen zu können, ist wahrlich kein Zeichen einer freien verantwortungsbewussten Presse.

Die Artikelserie hat kein BILD-Redakteur geschrieben, sondern Professor Werner Weber von der Technischen Universität Dortmund und die Autoren selbst. Zugpferd dabei ist Hamburgs Ex-Umweltsenator (SPD) Fritz Vahrenholt. Fritz Vahrenholt ist Chemiker und seit 2008 Geschäftsführer der RWE Tochterfirma Innogy, die sich speziell dem Ausbau erneuerbarer Energien widmet. Koautor ist der Geologe Sebastian Lüning. Er ist seit 2007 als Afrika-Experte beim Öl- und Gasunternehmen RWE Dea beschäftigt. Beide fordern: „Stoppt die Umverteilungsmaschinerie!“

Diese These beruht auf seiner Erkenntnis, dass die Solarmodule „nur zehn Prozent des  Jahres volle Leistung bringen. Dieser Wahnwitz kostet uns acht Milliarden Euro/Jahr. Zahlen müssen die kleinen Leute in den Mietwohnungen, die sich ein Solardach nicht leisten können. Und Hausbesitzer oder reiche Investoren können Kasse machen.“ Dies ist ein Argument, das sich alle Politiker zu Herzen nehmen sollten, die von sozial gerechter Politik reden. Daher ist der BILD-Schlagzeile uneingeschränkt zuzustimmen: „Stoppt den Wahnwitz mit Solar- und Windkraft!“ Für den, der wie RWE auf Strom aus Wind und Sonne setzt, ist dieses Fazit allerdings vernichtend.

Die Autoren argumentieren sehr zutreffend, wenn sie sagen: „Dieser Unfug ist nur erklärbar, weil man dem deutschen Volk Angst eingejagt hat.“ Damit sind wir wieder bei dem 1986 kreierten Un-Wort „Klima-Katastrophe“. Jeder weiß es seit Schulzeiten: „Klima“ ist ein künstlicher Begriff, der das „mittlere Wettergeschehen“ an einem Ort über eine 30jährige Periode irgendwie umschreiben soll. Dies ist noch nie Jemandem auf der Welt gelungen, selbst nicht den „Klimaexperten“.

Das „Klima“ sagt nichts aus

Da sich Wetter nicht ganzheitlich erfassen lässt, sondern nur einzelne Elemente gemessen werden können wie Luftdruck, Temperatur, Wind, kann man auch nur Mittelwerte dieser Elemente berechnen. Eine Mitteltemperatur, und auf diese allein wird das Klima reduziert, sagt nichts aus über den Temperaturverlauf über 30 Jahre hinweg. Sie sagt nichts aus über das Wettergeschehen im Einzelnen, noch das Klima an sich. Man kann zwar Mittelwerte verschiedener 30jähriger Perioden vergleichen, aber man kann keinen zur „Norm“ erklären, zum Maßstab oder zur Richtschnur dafür, wie sich das Wetter künftig zu verhalten habe.

Auch simple Trends lassen sich nicht ablesen. Doch zurück zum Un-Wort. Während einer Klimabeobachtungsperiode von 30 Jahren können x-beliebige Extremwetterlagen, ja Wetterkatastrophen, eintreten, doch jeder errechnete Klimawert ist ein absolut toter Wert, ein historischer Wert, der irgendwie die Vergangenheit beschreibt und doch wieder nicht beschreibt. Was soll man mit der Aussage anfangen, in der Periode 1961-1990 hat in Deutschland die Mitteltemperatur 8,7° Celsius betragen. Die „mittlere Temperatur“ erzeugt keine Hitze- oder Kältewelle, der „mittlere Wind“ keinen Sturm oder Orkan mit katastrophalen Folgen.

Vor dem vergangenen Wetter, tritt es auch völlig unkenntlich als „Klima“ auf, braucht wahrhaftig kein Mensch Angst zu haben. Es ist Geschichte! Wetter ist ein unumkehrbarer, nicht reversibler Naturvorgang. Es lässt sich wie die Zeit nicht zurückdrehen. Es lässt sich nicht vorhersagen, noch weniger vorherbestimmen. Wenn dennoch die „Warnung vor der drohenden Klimakatastrophe“ uns erschrecken und erstarren ließ, wie der Scheinwerfer ein Kaninchen, so ist das rational nicht zu erklären, sondern nur emotional. Hier sind Gehirn- und Verhaltensforscher gefragt.

Mit der Warnung wurde in unserem Unbewussten eine archaische Instinktreaktion ausgelöst, die dem Verstand vorgeschaltet ist und auf diese Weise unser Überleben sichert. Bevor unser Verstand überhaupt bei plötzlichen und womöglich katastrophalen Gefahren reagieren kann, müssen unsere Sinne handeln. In unserem Innern ist der Begriff „Klima“ mit dem Bild „Neigung“, seiner ursprünglichen griechischen Wort-Bedeutung, verknüpft. Ein sich plötzlich neigender und auf ein Auto fallender Baum kann eine Katastrophe auslösen. Wenn in einer Ehe plötzlich ein Wort Zuneigung in Abneigung umschlagen lassen kann, dann ist das eine Neigungs- oder Klima-Katastrophe. Wir sind, was unverhoffte Neigungswechsel angeht, sehr ängstliche Wesen.

Wer uns rechtzeitig vor einer Klima-Katastrophe warnt und gleichzeitig Rettung vor dieser Gefahr verspricht, der ist doch ein guter Mensch. Und daher fühlen sich auch all die Klima-Katastrophen-Warner in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Medien oder Gesellschaft als Gefahren vorbeugende „Gutmenschen“. Doch was die Warnung vor den vom Wetter abgeleiteten Klima-Gefahren betrifft, so ist diese Warnung völlig substanzlos, weil es den Naturvorgang „Klima“ nicht gibt.

Die Warnung vor einem Orkan oder einer Sturmflut ist sinnvoll, da beide Wetter-Phänomene real sind, doch Klima-Warnungen sind einzig und allein fiktive Warnungen, Spiele mit unserem Unterbewusstsein, mit unserer Angst. Dieses Spiel ist besonders infam, weil uns Menschen die Schuld an der Klima-Katastrophe gegeben wird. Obgleich jeder Mensch weiß, dass er am Wetter nicht schuld ist, akzeptiert er den unerhörten Vorwurf, an der Klima-Katastrophe schuld zu sein.

Wer voreilig ohne Überlegung aus Angst vor einer „Gefahr“ auch noch die Schuld an dieser „Gefahr“ anerkennt, der sitzt in der Falle. Kamen früher alle Sünder ins „Fegefeuer“, so heißt dieses heute „Treibhaus“, wobei unser Verhalten die Temperatur bestimmen soll. Um dieser neuen Zuchtanstalt zu entkommen, ist es dringend und zwingend notwendig, dem Begriff Klima-Katastrophe Angst und Schrecken zu nehmen.

Das Ende der Panik-Mache

Diesbezüglich ist den Autoren Vahrenholt und Lüning wie der BILD-Zeitung sehr zu danken. Mit der Schlagzeile „Die Klima-Katastrophe ist Panik-Mache der Politik“ haben sie einen immens wichtigen Beitrag geleistet, damit endlich der Verstand bei dieser Angelegenheit die Hoheit über die Gefühle zurück gewinnt. Doch dieses wird ein langwieriger Prozess werden, da alle direkten und indirekten  Nutznießer der Klimapolitik alle Register ziehen werden, um diese Pfründe nicht zu verlieren. Die Angstindustrie hat inzwischen auf Umwelt-Ebene Dimensionen erreicht, die so manches Großunternehmen in den Schatten stellt.

Aber man sollte nicht nur der Politik Panik-Mache vorwerfen. Der Vorwurf muss noch mehr der Wissenschaft gemacht werden. Wissenschaftler haben nicht nur die Klima-Katastrophe erfunden, sie haben auch die Erde zum „Treibhaus“ gemacht und den „natürlichen Treibhaus-Effekt“ erfunden, der ein totales Kunstprodukt ist und allen Naturgesetzen Hohn spricht. So wie heißes Wasser abkühlt, wenn man die Heizplatte abschaltet, so kühlt die Erde ab, wenn sie sich aus dem wärmenden Sonnenlicht herausdreht, es dunkel wird.

Es ist ein Naturgesetz, dass alle Körper unentwegt Wärme abgeben, sich daher nicht selbst erwärmen können, sondern erwärmt werden müssen. Aus dieser Tatsache leitete Sir Isaac Newton sein „Abkühlungsgesetz“ ab. Dieses betrifft auch die Erde als Ganzes, als Planet im Weltall. Von Beginn an kühlt sie sich ab. Wenn heute Leben auf ihr möglich ist, dann verdanken wir dies einzig und allein der strahlenden „heißen Sonne“.

Aus welchem Grund die Autoren ihr Buch „Die kalte Sonne“ betitelt haben, ist ein großes Rätsel, doch dieses wird bei der Irrationalität der gesamten Klima-Diskussion nicht sonderlich Anstoß erregen. Ein Urwald voller Vorurteile ist nicht so schnell zu lichten. Ich jedenfalls bin dankbar, wenn nach klirrend kalter Nacht morgens am Horizont blutrot die Sonne aufgeht und mit ihren Strahlen die kalte Erde wieder erwärmt. Nur eine heiße Sonne kann die Energie liefern, die zur Photosynthese, zum Wachsen der Pflanzen notwendig ist. Nur sie hat die Kraft, in großem Stil Wasser zu verdunsten und Wolken an den Himmel zu zaubern.

Egal wer etwas schreibt und als „wissenschaftlich“ etikettiert, immer ist Skepsis angebracht und der Gebrauch des eigenen Verstandes gänzlich unverzichtbar!

Dr. phil. Wolfgang Thüne, Diplom-Meteorologe, war 15 Jahre einer der Fernsehmeteorologen beim ZDF.

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Vorsicht! Das Gesindel rülpst ohne Handvorhalten… drucken

Unter dem Verweis http://www.onesolutionrevolution.at/index.php/archiv/rassismusfaschismus/321-strachesausrutscher findet sich ein Artikel, dessen letztes Drittel wie folgt lautet:

Wir sind nicht die von Armin Wolf zitierten „friedlichen Demonstranten“

Als Revolutionäre lehnen wir Gewalt nicht prinzipiell ab. Gerade wenn es um Faschisten geht, aber natürlich auch, wenn es gilt dieses unterdrückerische kapitalistische System zu stürzen ist es oft notwendig, mit verbaler und körperlicher Gewalt vorzugehen. Wir gestehen Faschisten keine demokratischen Rechte zu, denn diese haben sie nun einmal nicht verdient. Die Gefahr des Faschismus muss schon begriffen und bekämpft werden, bevor sie offen ausbricht – Adolf Hitler selbst bringt das auf den Punkt: „Nur eines hätte unsere Bewegung stoppen können – wenn unsere Gegner ihr Prinzip verstanden hätten und vom ersten Tag an den Kern unserer neuen Bewegung mit aller Brutalität zerschlagen hätten“.

Im Fall des WKR-Balls, wo wir Blockaden gegen die Polizei verteidigten und Genossen aus den Händen der Polizei rissen, bedeutet das eben, die Nazis und Rechtsextremen am Abtanzen ihrer widerlichen Ideologie zu hindern. Hätten wir (was die pazifistisch-passive Haltung der meisten Demonstranten ebenso verhinderte wie unsere eigene Untermacht) die Möglichkeit gehabt, die Ball-Teilnehmer zu konfrontieren, so hätten wir versucht, sie von der Straße zu fegen.

Und ja, natürlich hätten wir dabei auch Gewalt angewendet – ebenso, wie wir die Gewalt aufbrachten, Busse und Taxis zu blockieren und die Anweisungen der Polizei zu umgehen, hätte es auch Gewalt gebraucht, einen solchen Bus nach Hause zu schicken. Und angesichts der Tatsache, dass viele Burschis auf solchen Bällen ihre „Schläger“ (stumpf geschliffene, aber spitze Degen) mit dabei haben, hätten wir sie natürlich nur mit Gewalt vertreiben können.

Wir hätten auch Polizisten, die versucht hätten, uns daran zu hindern, auch auf die Seite geräumt und ihre Ketten durchbrochen, um dieses Vorhaben durchzuführen. Weil wir wissen, dass die Gefahr, die Faschisten und deutschnationale Burschenschafter ausüben mehr wiegt als grundlegende Rechte für sie zu akzeptieren.

Oder, um es für alle auszudrücken, die verstehen was wir am 27.1. getan haben und immer wieder tun werden: „Alerta! Alerta! Antifascista!“

 

Ja, da sind sie wieder. Unsere „linken“ Freunde, die Toleranz gegen Andersdenke nicht nur zeigen, sondern auch leben, die Meinungsfreiheit nicht nur in Anspruch nehmen, sondern auch freimütig gewähren, die aber vor allem ihre politischen Ziele nur mit friedlichen Mitteln verfolgen und dies auch von ihren „politischen Mitbewerbern“ einfordern. Soweit, so falsch und heuchlerisch. Und nun tauchen wir wieder ab in die bitterkalte Realität.

Was mich aufregt? Naja, so einiges. Aber am meisten die Tatsache, dass hier unverfroren und direkt der Polizei vor die Füße gespien wird. Aber auch die unbedingte Bereitschaft, anderen Menschen jegliche Rechte abzuerkennen, halte ich für eine neue Qualität der Aggression. Nun ja, „alles nicht so problematisch“, werden sich viele naive Geister denken. Aber was macht nun ein Adressat der oben vor die Füße geworfenen Tiraden?

Gleiches mit gleichem vergelten? Aber pfui, das macht man doch nicht! Zumindest dann nicht, wenn man nicht „links“ ist. Schließlich will man seine geringfügig gleichere Gleichheit als „Linker“ auch auskosten. Wo kommt man denn sonst noch hin? Dass ein dahergelaufener Burschenschafter vielleicht noch dieselben Rechte hätte, wie ein politisch aufgeklärter Utopist?

Aber nein, das offizielle Österreich kann durchatmen. Es gibt aktuell keine Gewalt von „links“ (gab es die je?), und wenn, dann werden die nicht Gewalt ausübenden Gewalttäter einfach nur missverstanden. Oder die „Gesellschaft“ (wer auch immer das sein soll) hat Schuld. Oder einmal zu heiß gebadet. Oder… was fällt einem sonst noch ein?

Gerhard Schlüsselberger ist Jurist und beschäftigt sich in seiner Freizeit unter anderem mit politischen Fragen aller Art. 

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Ein schwarzes Wochenende für die Schwarzen drucken

Und wer hat gewonnen? Wer hat sich beim Sparpaket durchgesetzt? Diese sportliche Frage interessiert zwar die Bürger im Grund relativ wenig. Die sorgen sich primär, wie sehr das Wie des Belastungs-statt-Reformpakets dem Land und seiner Zukunft  schadet. Aber für die politisch-mediale Klasse ist diese Frage regelmäßig zentral. Und die Antwort ist diesmal so klar wie selten – unabhängig von den Bemühungen diverser Spin-Doctoren, die Realität einzufärben.

Die Antwort lautet: Die SPÖ hat mit ihren Siegesmeldungen recht. Ganz überwiegend trägt das Paket ihre Handschrift. Sie hat zwar nicht die nach außen hinausposaunten Forderungen Richtung Erbschaftssteuer & Co durchsetzen können. Diese Forderungen erweisen sich aber in Wahrheit als Ablenkungsstrategie. Denn dahinter ist das Paket ein eindeutig sozialdemokratisches.

Das kann man nicht nur daran ablesen, dass die von Faymann regelmäßig mit Steuergeldern bestochenen Boulevardzeitungen das Paket fast als einzige loben. Das zeigen auch ganz konkrete Inhalte.

Erstens hat die SPÖ eine saftige Erhöhung der Einkommensteuer für Spitzenverdiener durchsetzen können. Ein Erfolg, von dem noch vor einem Jahr nicht einmal die utopiebesessensten Sozialdemokraten zu träumen gewagt hätten. Diese Steuer bringt zwar aufs erste nicht sehr viel, aber die fast ungebremste Gelddruckmaschine der Europäischen Zentralbank wird mit Sicherheit eine wachsende Inflation auslösen. Daher werden auf dem Weg der stillen Progression in absehbarer Zeit auch Mittelklasseverdiener von dieser Steuererhöhung getroffen werden.

Die versprochene Wiederabschaffung der Steuer ist reine Utopie. Denn sofern es in ein paar Jahren überhaupt einen Spielraum für eine Steuersenkung geben sollte, was extrem zweifelhaft ist, wird dieser wohl nach den üblichen Spielregeln genutzt werden: Also danach, womit man die von Rot und Blau so heftig umkämpfte XYZ-Schicht bezirzen könnte, und nicht danach, was für den Wirtschaftsstandort Österreich und dessen Zukunft gut ist. Überdies glauben ja auch die Grünen und Teile des schwarzen ÖAAB („Zaster her“) merkwürdigerweise, dass sie in diesem XYZ-Kampf mithalten müssen, obwohl beide primär gut verdienende Wähler haben.

Zweitens und noch wichtiger: Die SPÖ hat sich auch im Pensionsbereich weitgehend durchgesetzt. Keine Spur davon, dass die Österreicher künftig im Schnitt um vier Jahre länger arbeiten werden. Statt dass es den Hackler- und Frauenprivilegien an den Kragen ginge, kassiert man vor allem durch höhere Sozialversicherungsabgaben ab. Das sind aber genau jene Lohnnebenkosten, deren Senkung die ÖVP seit Jahr und Tag verlangt hat. Mit gutem Grund: Denn diese machen es sehr teuer, einen neuen Mitarbeiter aufzunehmen. Aber das ist jetzt offenbar egal geworden.

Wenn das die „Hämmer“ sind, von denen noch vor einer Woche Michael Spindelegger gesprochen hat, dann hat er wohl einen Hammer aus dem Matador-Baukasten seiner Kinder gemeint. Oder aber die SPÖ hat in den allerletzten Tagen noch das Paket total umschnüren und alle Hämmer wieder auspacken können. Dies könnte der SPÖ auch deshalb gelungen sein, weil in der ÖVP niemand Spindelegger mit der Forderung „Ohne Hämmer kein Paket“ zur Seite getreten ist.

Und drittens zeigt auch die Verweigerung von fast allen Strukturreformen deutlich die Handschrift der SPÖ. Diese ist ja seit Jahren zur Trutzburg der strukturkonservativen Besitzstandwahrer geworden. Sie verteidigt alle scheinbaren Errungenschaften, die sie in den letzten Jahrzehnten erkämpft hat. Und seien diese noch so unfinanzierbar und bedrohlich für die Zukunft Österreichs geworden.

Volkspartei ohne Reformkraft

Zugleich ist auch die ÖVP selbst längst nicht mehr von jener Reformdynamik getrieben, die Österreich unter Schüssel und Bartenstein mit noch Jahre danach nachweislichen Erfolgen vorangetrieben hat. Dabei muss man übrigens auch die Namen Grasser und Riess-Passer lobend erwähnen, ohne deren Mittun der Reformschub nie möglich gewesen wäre – woran die schweren Indizien nichts ändern können, die Österreichs Staatsanwälte penibel gegen Grasser zusammentragen haben. In den letzten zwei Jahren jedoch purzelt das 2006 international noch hochgerühmte Land in sämtlichen internationalen Rankings steil hinunter.

Gewiss kann man nun analysieren, dass Spindelegger keine wirklichen strategischen Alternativen mehr hat. Mit Parteifreunden wie einem Erwin Pröll (der schon im Herbst eine Einkommensteuererhöhung vorgeschlagen hat), einem Reinhold Mitterlehner (der schon am Beginn der Verhandlungen einen saftigen Anteil von Steuererhöhungen prophezeit hat), den nur an die eigene Macht denkenden Landeshauptleuten oder gar einer Johanna Mikl-Leitner kann man nicht mehr glaubwürdig für ein vernünftiges Reformpaket kämpfen. Wozu eben auch ein erfolgreiches Pokern gehören würde.

Spindelegger ist weiters dadurch strategisch geschwächt, dass sich die einst ÖVP-nahe Industriellenvereinigung zu einer geistigen Vorfeldorganisation der Linksparteien gewandelt hat (die in wenigen Monaten sogar einen deklariert linken und von Aufträgen sozialdemokratischer Politiker abhängigen Präsidenten bekommen wird).

Dem ÖVP-Chef sind überdies deshalb die Hände gebunden, weil die ÖVP ja in den letzten zwei Jahrzehnten im Kampf für mehr Reformen gegen unwillige Partner (zweimal SPÖ, einmal FPÖ) schon drei vorzeitige Wahlen ausgelöst hat. Das hat nur einmal zum Erfolg geführt. Und gleichzeitig ist Spindelegger durch das von Josef Pröll in großer Naivität unterzeichnete Koalitionsabkommen gebunden, das der SPÖ die Kontrolle der gesamten Massenmedien ermöglicht und keine einzige zukunftsweisende Strukturreform erzwungen hat.

Das alles ändert nichts daran: Auch die ÖVP ist in keiner Weise mehr eine Säule, auf der das wirtschaftliche Fundament dieses Landes ruhen kann.

 

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Wie man es nicht macht… drucken

Jubelmeldungen allerorts: Griechenland geht (vorerst) doch nicht pleite, Handel und Automobilindustrie zeigen sich in bester Stimmung, an den Börsen werden weltweit Kursfeuerwerke abgebrannt, während gleichzeitig die Anleihenwerte anziehen und auch die Rohstoff- und Edelmetallpreise steigen. So etwas hat es bislang noch nicht gegeben.

Stets war der Höhenflug einer Branche oder Anlageklasse von einer Stagnation oder einem Tief in zumindest einem anderen Segment begleitet. Dass sich Aktien, Anleihen, Immobilienpreise und Edelmetalle zur selben Zeit „bullish“ entwickeln, ist erstaunlich. Was für eine schöne, neue Welt!

Auf ihre Gemütsruhe bedachte Bürger sollten allerdings nicht intensiv darüber nachdenken, wie denn das, angesichts ungelöster Verschuldungs- Währungs- und Wirtschaftsprobleme, und schwerer, strukturell bedingter Schieflagen der wichtigsten Volkswirtschaften dieser Welt, möglich ist. Sie könnten am Ende nämlich zu dem beunruhigenden Schluss kommen, dass die politische Klasse – mittels unentwegt laufender Notenpressen – nur ein wenig Zeit gekauft hat und wir uns in Wahrheit im Auge eines Tornados befinden.

Ludwig Mises hat das Phänomen, mit dem wir es mutmaßlich zu tun haben, als „Crack Up Boom“ bezeichnet. Man könnte den Begriff mit „Katastrophenhausse“ übersetzen. Lieber heute zu überhöhten Preisen kaufen – was auch immer es ist – als morgen wertloses Fiat Money in der Hand zu halten, so die dahinter stehende Überlegung. Das trügerische Idyll könnte also schon bald ein jähes Ende finden.

Ein zuverlässiger Indikator für dräuendes Unheil ist der „Baltic Dry Index“, der die Frachtraten der weltweit wichtigsten Güter (mit Ausnahme von Erdöl) anhand der Auslastung verschiedener Schiffsklassen anzeigt. Großes Frachtvolumen heute bedeutet hohe Produktion – und Prosperität – morgen, so könnte man es verkürzt ausdrücken. Dieser wichtige Konjunkturmarker, der in der Vergangenheit nie getäuscht hat, steht gegenwärtig auf einem Zehnjahrestief…

Doch von der großen, weiten Welt nun in die kleinen, engen Niederungen des nördlichen Balkans: Nach Österreich. Die Regierung einer unbedeutenden Provinz inmitten eines von einer rastlos handelnden politischen Klasse geführten Imperiums, hat naturgemäß nur recht beschränkte Möglichkeiten, Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung zu nehmen.

Im Falle der Alpenrepublik könnte man, angesichts der kaum zu unterbietenden Qualität seiner politischen Führung, versucht sein, darob erleichtert aufzuatmen. Doch die in der alten Reichshaupt- und Residenzstadt Wien verbliebenen Kompetenzen reichen immer noch locker dazu aus, den Bürgern des Landes schweren Schaden zuzufügen. Das, im Zuge der Sanierung des Staatshaushalts, dringend nötig gewordene und nun Formen annehmende „Sparpaket“ der Bundesregierung, ist ein schlagender Beweis dafür.

Dass der Fiskus in der erzsozialistischen Musterrepublik, wenn er vorgibt, sparen zu wollen, damit regelmäßig Steuererhöhungen meint, ist bekannt – und so ist es auch diesmal. Weitere 7,5 Mrd. Euro sollen den Bürgern (der Mittelschicht!) abgepresst werden. Allein zum Beschluss zusätzlicher Substanzsteuern kommt es nicht.

Dass unsere seit mehr als 40 Jahren nahezu ungebrochen von Sozialisten beherrschte und ins Schuldendebakel geführte Republik bei verschiedenen wirtschaftsrelevanten Indizes (wie z. B. dem „Index of Economic Freedom“ der Heritage Foundation oder dem „Korruptionsindex“ von Transparency International) dramatisch an Boden verliert, hat unzweifelhaft mit dem rasanten Wachstum der Staatsmacht, die sich in Steuerquote und Regulierungsdichte manifestiert, zu tun.

Macht korrumpiert, wie Dalbert Acton erkannt hat. Je mehr, desto stärker. Paternalismus und zunehmende Autorität des Machtmonopolisten leisten aber nicht nur der Korruption Vorschub, sondern kosten auch jede Menge Geld und reduzieren die Effizienz des Wirtschaftssystems. Wertvolle Ressourcen werden von produktiven Kräften zu unproduktiven Verwaltungs- und Überwachungsbürokraten umverteilt und damit die gedeihliche Entwicklung der Volkswirtschaft behindert.

Krisenzeiten wären – für eine verantwortungsvoll handelnde Regierung – der ideale Anlass zur Umsetzung einer radikalen Schlankheitskur für den Staat – zumal eine solide Wählermehrheit damit absolut einverstanden wäre! Denn knappe Mittel sollten dahin fließen, wo sie maximalen Nutzen stiften – also ganz sicher nicht zum Staat, der damit nichts weiter als klientelorientierte Stimmenkaufkampagnen finanziert, sobald er sich um Angelegenheiten kümmert, die über den Bereich von Sicherheitsproduktion und Justiz hinausgehen.

Eine gesunde Wirtschaft ist die Voraussetzung für Schaffung und Erhalt breiten Wohlstands. Sie bedingt (unternehmerische) Freiheit und die Verfügbarkeit von Investitionskapital. Das verlangt nach einer möglichst geringen Umverteilung von Mitteln von den Bürgern zum Staat – und das bedeutet geringe Steuerlasten!

Die Chance, die günstige Gelegenheit zu nutzen und die zahlreichen, auf nahezu abgegrasten Matten weidenden heiligen Kühe zu schlachten (wie z. B. den grassierenden Früh- und Invaliditätspensionierungsirrsinn, den „kostenlosen“ Hochschulzugang, unnütze Tunnelbauprojekte der Bahn, etc.), ist vertan. Das Gegenteil der im vorigen Absatz erhobenen Forderung ist angesagt: Keine Verwaltungs- und Gesundheitsreform, kein Kahlschlag beim Subventionsunwesen, keine engagierte Steuerreform, die Leistung nicht länger brutal bestraft.

Stattdessen: Steuererhöhungen, weitere Regulierungsexzesse und – als Krönung des Ganzen – ängstliches Bangen, ob der eben urlaubende Kapo der Beamtengewerkschaft die zu beschließenden Maßnahmen auch gutheißen wird. Das aktuelle Bild der Regierung Kakaniens: Ein Bild des Jammers.

So saniert man weder Staatsfinanzen, noch macht man das Land zukunftstauglich. So schädigt man den Wirtschaftsstandort. So stellt man die Weichen für künftige Wohlstandsverluste – besonders für die „kleinen Leute“. So verbaut man der Jugend die Zukunft und animiert die gut ausgebildeten, leistungsfähigen und -bereiten Teile unter ihnen zur Emigration.

Das aktuelle „Sparpaket“ ist eine politische Bankrotterklärung – besonders der daran beteiligten „bürgerlichen“ ÖVP. Die Rechnung bei der nächsten Wahl wird nicht ausbleiben. Die einst (lang, lang ist´s her!) staatstragenden Schwarzen können sich darauf einstellen, bei der nächsten Nationalratswahl mit den Grünen um Platz drei in der Wählergunst zu rittern.

BDI: http://investmenttools.com/futures/bdi_baltic_dry_index.htm

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Toleranz ist mehr als ein Kinder- und Geduldspiel drucken

Gabriel Marcel – J.-P. Satres Gegenspieler im Pariser Nachkriegsszenario für Existenzphilosophie, Metaphysik und Literatur –  verdanken wir eine unüberbietbar präzise Begriffsdefinition für dieses Grundwort: „Das Wesen der Toleranz ist eine aktive Anti-Intoleranz". Dieser Spruch mag sich vielleicht beim flüchtigen Zuhören als Wortspielerei anhören, bietet aber eine kräftige Aussage zur Diskussion.

Was es eigentlich heißt „tolerant: lateinisch: geduldig, ertragend, ausharrend, gelassen" zu sein, ist heute ebenso abgegriffen, vorsätzlich verstellt und bis zum Kern korrodiert („zernagt"), wie unsere gesamte politische Sprache. Der katholische Scharfdenker Marcel gibt der Toleranz in einer echt neusokratischen Manier eine unerwartete, dialektische Wendung. Ein Schlüsselwort zum wahren Humanismus aus griechisch-römischer und christlich-aufgeklärter Überlieferung, die niemals auf das Naturrecht verzichten können wird.

Die naturrechtliche Grund- und Existenzfrage ist dabei: Darf es in Opposition zur Sozialen Demokratie auch eine Bürgerlich-Liberal-Konservative Demokratie geben? Hans Kelsen war ein Steigbügelhalter für die Alt-Vorbilder aller Wiener Sozialisten: Nämlich für den in Ritterlichkeit wenig geübten Karli Marx und seine Kameraden wie die lange Liste von Friedrich Engels, Sigmund Freud, Otto Bauer, Karl Renner… zeigt.

Von langer Hand vorbereitet hat man das „Politisch Korrekte" der Sozialen Internationale in der EU von heute auf Biegen und Brechen bereits durchgesetzt. Auch mit pseudodemokratischer Intoleranz und antiliberaler Gewalt der Straße! Die perfekt inszenierte Verhetzung gegen den Ball des Wiener Korporationsringes in der Hofburg am 27. Januar ist nur ein seichtes Beispiel dafür, wie das Monopol der Sozialen Demokratie verwaltet wird. Es gibt aber auch schwerer wiegende Verleumdungen und mediale Hinrichtungen von Andersdenkenden.

Naturrecht und Reine Rechtslehre

Ganze Heerscharen von Politologen, Soziologen, Psychologen, Künstlern, Konjunkturwahrsagern, Hirnforschern, Journalisten und andere professionelle Meinungsmacher arbeiten in der EU daran, dass alle unsere traditionell geladenen Worte und Werte vergessen, umgedeutet oder zumindest lächerlich gemacht werden. In einer erstaunlich offenherzigen, man möchte beinahe sagen, fast schon undiplomatisch anmutenden Selbstbloßstellung hat der ORF die wunden Punkte aufgezählt, an denen sich die Rotgrünen Geister besonders sensibel bis zur Rage erregen können: Es handelt sich offenbar um christlich-traditionelle Werte und um das noch nicht erloschene Nationalgefühl der Magyaren  –  die Österreichern schon längst als uneuropäisch untersagt worden sind. Wörtlich wird es gescholten, dass

„Die neue Verfassung [von Ungarn] in der Präambel Verweise auf Gott und das Christentum [beinhaltet], das die Nation einen [könnte]. Kritiker werten das als diskriminierend für Atheisten und Gläubige anderer Religionen. Auch traditionelle Familienwerte werden in der Verfassung betont, wodurch Kritiker Benachteiligungen für Homosexuelle und Alleinerziehende befürchten. Abtreibungen könnten verboten werden, da die neue Verfassung vorschreibt, das Leben des Fötus sei vom Moment der Empfängnis an zu schützen." (Vgl. http://news.orf.at/stories/2053825/2053848/)

Was für ein moralischer Trümmerhaufen ist aus dem Europa der Vaterländer geworden, wo Homosexuelle, Alleinerzieher und Abtreiber dem natürlichen Modell der Familie vorgezogen werden? Denn an dieser Verfassung, vom Naturrecht aus gesehen, wäre nicht einmal das geringste Jota zu beanstanden! Im Gegenteil. Freilich den Rechtspositivisten haben die Ungarn damit keinen Gefallen erwiesen. Aber ist der Positivismus lediglich die Auffassung der Wiener Rechtsschule eines Professors namens Hans Kelsen (1881-1973) und die Meinung seines Auftragsgebers namens Karl Renner (1870-1950), der immer darauf bestand als vollblütiger Marxist zu gelten?

Warum sollte sich ein souveräner Nachbarstaat einer fremden Rechtsauffassung beugen, dessen Bürger immer noch christlich-traditionelle Prämissen politisch hochhalten und zur Geltung bringen wollen? Oder ist Kelsens moralfreier, reiner Positivismus vielleicht der Inbegriff „der Demokratie und aller Menschen- und Frauenrechte" schlechthin nach der Diktion des Wiener Bürgermeisters, der sich freilich bereits seiner dritten Ehe erfreut? Klar, das ist eine Privatangelegenheit, die niemanden etwas angeht, auch wenn sie öffentlich erwähnt wird.

Aber ebenso klar ist, wohin die allgemeine Kelsen'sche Moralverhütung Europa geführt hat. Bekanntlich hat er als Mastermind der sogenannten Reinen Rechtslehre auch jeden Begriff der Gerechtigkeit zur Leerformel erklärt: Welches Problem hat er damit für die Verfechter der sogenannten „Sozialen Gerechtigkeit" geschaffen?!  Bis dato hat noch niemand erklären können, was die Soziale Gerechtigkeit eigentlich sei.

Jedenfalls befinden wir uns auf dem Abhang eines aussterbenden Kontinents, der früher das Abendland hieß und die Wiege der Zivilisation war, solange seine Völker noch unter der Regierung des Naturrechts gedeihen durften. Das Naturrecht hat dem Faustrecht des Stärkeren Jahrhunderte lang (so gut wie möglich, freilich ohne Perfektion) standgehalten. Vor dem zwanzigsten Jahrhundert gab es zwar Kriege und Friedensverträge – aber keinen Ausrottungskrieg auf Weltmaßstab und keinen falschen Frieden zur Fortsetzung des vorhergehenden Krieges.

Das Allgemeine Natur- und Existenzrecht von Individuen, Gruppen und Nationen wurde ja bereits von den ersten Sokratikern bis zu den paläoliberalen, englischen Whigs beschworen. Heute wird es nur mehr von der Katholischen Kirche hochgehalten, denn die sogenannten Menschen- und Frauenrechtler verfahren selektiv: Der Anfang und das Ende des physischen Lebens wird der Manipulation anheimgestellt.

Mir linker Ideologie in den Untergang

Wie der konservativ-katholische Politiker und Historiker Plinio Correa de Oliveira (1908-1995) aus Sao Paulo nachgewiesen hat: Erst die Französischen und Russischen Revolutionäre haben das Rechtsverständnis der Alten Welt mit ihren Vor- und Nachteilen endgültig abgeschafft. Und dafür eine Vernichtungsindustrie installiert. Freilich, die National-Sozialen aus Deutschland und Deutschösterreich waren nach dem Frieden von Versailles (1919) nicht die ersten in dieser Zeit- und Rangordnung  – sondern erst die dritten nach den Franzosen und Russen. Sie blieben aber hinter ihren Konkurrenten an Grausamkeit nicht zurück.

Im Zeitalter der Internationalen Sozialen Demokratie sollte es endlich anders werden? Leider nicht aus ganzem Herzen. Heute kommen die Todfeinde nicht mehr unter die Guillotine oder in ein Vernichtungslager. Sie werden medial hingerichtet. Wie es aus der gegenwärtigen politisch-moralischen Dekadenz zu ersehen ist, ist es möglich bloß mit Rufmord und Lügen erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Lord John Maynard Keynes (1883-1946), seines Zeichens Erzvater aller Sozialen Schuldenmacher und Inflationäre, bestand darauf – wohl dem Österreicher Kelsen nicht unähnlich –, ein „Inmoralist" zu sein. Und sind heute nicht praktisch alle Europäischen Politiker (wenigstens Halb-) Kelsenianer und (Halb-) Keynesianer? So schlittern wir von Krise in Krisen. Moralisch und finanziell.

Der Perfektionismus der Politisch Korrekten, die anstelle von Kindern nur Schulden machen können, schafft schon alle Hürden. Aber nur um den Preis der "Rache der Natur". Homosexuelle, Alleinerzieher, Abtreiber und ihre Wortführer haben immer weniger Kinder und in geometrischer Progression immer weniger Enkel. Auch wenn ich diese Tatsachen ohne Diskriminierung und Wertung beobachte: Und die Welt freilich nicht politisch korrekt, sondern statistisch unbeirrbar sehe. Die Zahlen lügen weniger als die Politiker.

Der von den Perfektionisten eingeschlagene Weg führt somit konsequent zur Dezimierung des eigenen Bestandes. Etwas hellsichtigere Soziale Demokraten  – wie Thilo Sarrazin –  haben das ebenfalls eingeräumt. Freilich Sarrazin war und blieb ein treuer Sozialgesinnter seiner Partei, wenn auch etwas häretischer, ungehorsamer und realistischer als der Durchschnitt. Er ist weder ausgetreten noch ausgeschlossen worden. Rechtsphilosophische Argumente der Natur hat er vermutlich weder studiert noch ins Treffen geführt, aber die pragmatischen Konsequenzen ihrer Missachtung hat er doch wahrgenommen. Über Statistiken der Dekadenz ist es müßig zu diskutieren. Sie werden von Naturgesetzen exekutiert wie die Gravitation.

Die wahrhaft Intoleranten

In Zusammenfassung:

  1. Jedes keimende Leben hat das Natürliche Recht in einer intakten Familie aufzuwachsen. Alle physischen Väter und Mütter haben die natürliche Pflicht, ihren heranwachsenden Kindern von Anfang an beizustehen und für eine zivilisierte, allenfalls auch für eine christliche Erziehung zu sorgen. Staatliche Kindergärten und Schulen sind nur subsidiäre Behelfsmittel zu diesen Grundrechten und Grundpflichten: Was die kleinere (natürliche) Einheit zu leisten vermag, ist der größeren („sozialen") Einheit der Verstaatlichung vorzuziehen. Nicht umgekehrt!
  2. Nach J.-J. Rousseau's Sozial-Libertärer Vertragsrechtsauffassung (deren Schattenseiten seit der Französischen Revolution in ganz Europa grassieren) ist alles hemmungslos erlaubt, was mehrheitsfähig ist. Das Töten ungeborenen Lebens ist kein Mord mehr, sondern lediglich eine libertäre Option: Eine undramatische Wahlmöglichkeit der selbstherrlichen Menschen- und Frauenrechtler, denen das keimende Leben nicht mehr heilig ist.
  3. Ist es nicht merkwürdig, dass zum Rotgrünen Syndrom der Libertären Weltanschauung so kunterbunte Sachen gehören, wie einerseits eine groß angelegte Kampagne gegen die Konstitution eines souveränen, wenn gleich konservativen Nachbarlandes – und andererseits die Diskriminierung des Hofburgballes einer unverdächtigen akademischen Jugendgruppe, nur weil sie nicht der Linie der Österreichischen Hochschülerschaft und dem Dekalog der Sozialen Internationale folgt. Der kleinste gemeinsame Nenner für die Verbindung so unterschiedlicher Sachverhalte hat nur einen möglichen Namen: Intoleranz und Hass gegen Andersdenkende.

Die Marcel'sche Definition der Toleranz als Anti-Intoleranz lässt sich nun nach dieser illustrierten Einleitung sonnenklar erläutern. Toleranz bedeutet gewiss nicht Förderung für Gegner und Feinde aller Abstufungen. Toleranz schließt keinen (noch so scharfen) Wettbewerb von Werten und Zielen aus. Toleranz verneint aber sich selbst immer, wann und wo sie intolerant wird, wo sie mit allen Mitteln unfair für das Eigene kämpft, und das Existenzrecht der Anderen in Frage stellt.

An diesem Umschlagspunkt kulminieren „Natur- und Seinsrechte" in eine untrennbare Identität, die nur von totalitären Schächtern ignoriert werden kann. Jemanden totwünschen oder in der Tat auch totschlagen ist oft nur ein hauchdünner Unterschied. Einfacher ausgedrückt: Toleranz ist eine großmütige Ritterlichkeit nicht nur dem ritterlichen Gegner, sondern in extremen Grenzsituationen – christlich gesprochen – sogar dem Todfeind gegenüber.

Allem Anschein nach ist Toleranz eine uralte Tugend der Zivilisation, welche ohne das Naturrecht einfach unerträglich wird. Intoleranz dagegen war das Grundwort der Ideologen im zwanzigsten Jahrhundert. Damit wir wieder zivilisierter (d. h. bürgerlicher) werden, müssten wir vor allem alte Feindbilder (nicht unsere Feinde und Konkurrenten) begraben:

  • Junge Mitbürger noch im 21. Jahrhundert des „Faschismus" zu zeihen, ist gelinde gesagt nicht nur eine Dummheit, sondern vor allem ein Anachronismus. Außerhalb des traurigen Kontextes der italienischen Geschichte von anno dazumal entbehrt diese Brandmarke jeder sinnvollen Bedeutung.
  • Die historischen „Nazis" in Deutschland und Österreich möge man mit vollem Vor- und Nachnamen als „Sozialisten" benennen, denn das waren sie wirklich, mit aller Inbrunst und Begeisterung.
  • Und „Kriminelle" von heute mögen überführt und ihrer verdienten Strafe zugeführt werden. Überall und jederzeit. Aber die pauschale Faschismuskeule unentwegt zu schwingen, dürfte mit dem Verhetzungparagraphen auch schwer in Einklang zu bringen sein. Das Gedenken an die Befreiung der Konzentrationslager dürfte ebenfalls dafür Anlass sein, auch uns selbst vom Lagerdenken zu befreien.

Dipl.-Ing. Dr. Endre Bárdossy war Universitätsassistent im Institut für Wirtschaft, Politik und Recht an der Universität für Bodenkultur Wien, anschließend 23 Jahre lang o. Universitätsprofessor für Volks- und Betriebswirtschaftslehre in San Salvador de Jujuy bzw. Mendoza (Argentinien) an landwirtschaftlichen Fakultäten.

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Vieles ist Hoffnung, nur die Katastrophen sind fix drucken

Es ist fast rührend: Maria Fekter meint, mit diesem Sparpaket werde Österreich demnächst wieder sein Triple A bekommen. Ganz abgesehen von der Labilität der EU und der Weltwirtschaft; ganz abgesehen davon, dass Experten seit längerem eher eine weitere Herabstufung des Landes für am Platze sehen: Schon in den ersten Stunden wachsen auch die Indizien, dass Österreich mit diesem Sparpaket keineswegs an das versprochene Nulldefizit herankommt. Dazu ist allzu vieles bloß auf das Prinzip Hoffnung+Ankündigung aufgebaut. Ganz unabhängig davon sei aber heute einmal ganz nüchtern analysiert, wo die Pluspunkte und wo die Negativpunkte dieses Pakets liegen.

Beginnen wir mit dem Positiven:

  1. Positiv ist sicher, dass die Koalition alle Mächtigen dieses Landes eingefangen zu haben scheint. Niemand wagt öffentlich zu widersprechen. Und der versteckte Dissens über das viele noch ungeklärte Kleingedruckte ist zumindest vorerst einmal unter den Tisch gekehrt.
  2. Zu loben ist das Aus für die Parallelrechnung bei der Pensionsberechnung. Freilich: Auch der neue Berechnungsmodus ist alles andere als leicht verständlich. Womit es wieder nichts ist mit einer auch für Laien nachvollziehbaren und versicherungsmathematisch klaren Pensions-Berechnung. Diese bleibt eine totale Geheimwissenschaft.
  3. Erfreulich ist auch, dass es weiterhin keine Erbschafts- und Vermögenssteuern gibt. Natürlich stellt das keine Verbesserung, sondern nur eine Nichtverschlechterung dar. Mit der gleichen Logik müsste man es ja eigentlich auch loben, dass weder Folter noch Todesstrafe eingeführt worden sind.
  4. Zu loben ist die Ankündigung – freilich eben nur: Ankündigung –, dass die provozierenden ÖBB-Frühpensionen schlagartig aufhören werden. Damit scheint etwas, was lange unmöglich war, plötzlich möglich geworden zu sein. Es sei denn, das Gefühl in meiner Magengegend hat recht. Es signalisiert nämlich, dass die ÖBB-Gewerkschaft noch jede Menge Tricks in der Hinterhand hat, um zu verhindern, dass ihre Mitglieder wirklich bis deutlich nach dem 60. Geburtstag arbeiten. Eine von meinem Magen erwartete Gegenmaßnahme wäre etwa eine Sammelklage beim Verfassungsgericht, in der es von Vokabeln wie „wohlerworbene Rechte“, „Eingriff in die Vertragsautonomie“, „Vertrauensschutz“ nur so wimmelt. Haben doch schon in vielen Ländern weltferne Richter Sparpakete demoliert. Aber bleiben wir dennoch vorerst dabei, den Punkt ÖBB-Frühpension in der Lobesliste zu belassen.
  5. Die Besteuerung von Immobilienverkäufen auch nach einer zehnjährigen Behaltefrist ist vertretbar, und die Besteuerung von Gewinnen bei Widmungsänderungen zur Reduktion von Korruption sogar sinnvoll.
  6. Strukturpolitisch sinnvoll ist auch die Abschaffung des billigen Agrardiesels.
  7. Auch wenn es einer der Punkte ist, die mich selber besonders treffen: Die Erhöhung der Pensionsbeiträge für Selbständige bedeutet ein sinnvolles Mehr an Gerechtigkeit. Denn der höhere Prozentsatz, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer (zusammen) als Pensionsbeitrag für jeden Unselbständigen zahlen, ist eigentlich nicht zu rechtfertigen.

Damit ist das Positive aber schon weitgehend am Ende. Und nun beginnt die – leider viel längere – Liste der Minuspunkte.

  1. Das schlimmste Versagen ist es zweifellos, dass die Regierung sowohl Hacklerpension (ein vor allem von Beamten genutztes Institut!) wie auch Frauenpension unangetastet gelassen hat. Sie hat auch – trotz einer leichten Erhöhung – noch immer nicht die versicherungsmathematisch gerechten Abschläge für einen Pensionsantritt vor dem 65. Lebensjahr eingeführt. Statt dessen werden die wehrlosen Pensionisten in den nächsten Jahren durch weit unter der Inflation liegende Pensionserhöhungen zur Kassa gebeten. Mit anderen Worten: Weil SPÖ und Arbeiterkammer ideologische Kühe für heilig erklärt haben, müssen die Alten bluten, während durchaus noch arbeitsfähige Menschen das Privileg eines frühen Pensionsantritts behalten. Das ist nur noch krank. Und das totale Gegenteil von dem ständigen Gerechtigkeits-Gewäsch vieler SPÖ-Politiker.
  2. In die Minusliste gehört insbesondere auch die Tatsache, dass viele Möglichkeiten zu einer wirklich grundlegenden Reform ausgelassen worden sind. Ohne Verwaltungsreform wird aber auch der Beamtenabbau schwierig. Eine echte und mutige Reform hätte etwa eine ganze Verwaltungsebene im Beziehungsgeflecht Gemeinde-Bezirk-Land abgeschafft. Sie hätte den Bundesländern die Steuerverantwortung für all ihre Ausgaben übertragen. Sie hätte den Bundesrat abgeschafft. Sie hätte die teuren „Neuen Mittelschulen“ zugunsten der billigeren und viel besser leistungsorientierten Hauptschulen abgeschafft. Sie hätte an den Universitäten Studienzugangsregelungen eingeführt. Sie würde dem Verwaltungsgerichtshof erlauben, selbst meritorische Entscheidungen zu treffen, statt mit jedem aufgehobenen Bescheid einen neuen riesigen Verwaltungszirkus auszulösen. Sie würde noch viel mehr Staatsausgaben verpflichtend unter die Regeln des Vergabegesetzes stellen (statt dessen hat dieselbe Regierung auf Wunsch der Wirtschaftskammer das Vergaberecht gelockert und damit der Verschwendung und Korruption eine viel größere Gasse geöffnet!). Und und und.
  3. Statt solcher sinnvoller Reformen erhöht man wie wild die Einkommensteuer für Spitzenverdiener. Diese steigt gleich um sieben Prozentpunkte! Das wird gerade die für die Wertschöpfung in Österreich besonders wichtigen Leistungs- und Arbeitsplatzträger abschrecken beziehungsweise vertreiben. Das ist eine absolute Idiotie, auch wenn das angeblich nur eine vorübergehende „Solidarmaßnahme“ ist. Wer‘s glaubt, wird ein unseliges Wunder erleben. Ganz abgesehen davon, dass auch die Etikettierung eine Frechheit ist. Mit wem soll man denn „solidarisch“ sein? In Deutschland wurde eine solche Solidarabgabe zugunsten der Wiedervereinigung eingeführt. Die hat in Österreich meines Wissens nicht stattgefunden. Wir müssen hingegen mit refomunwilligen Politikern solidarisch sein.
  4. Ein peinlicher Jammer ist das späte Wirksamwerden des Sparpakets. Im heurigen Jahr wird noch fast gar nichts gespart. Hat man doch erst vor Weihnachten ein üppiges Budgetdefizit beschlossen, so als ob man damals noch keine Ahnung von der Finanzmisere hätte. Man gab zugleich den Pensionisten und Beamten üppige Erhöhungen, als ob überhaupt das ganze Jahr Weihnachten wäre.
  5. Eine weitere Katastrophe wird langfristig das erhöhte Mitspracherecht der Länder, insbesondere bei jeder Steuerreform werden. Im Gegenzug versprechen zwar die Länder auch signifikante Einsparungen – nur hat der Bund absolut keine Mittel, diese auch wirklich durchzusetzen. Die Länder haben ja auch schon in der Vergangenheit die meisten Sparsamkeitszusagen rasch wieder vergessen (Lobenswerte Ausnahme Oberösterreich und Vorarlberg). Man erinnere sich nur an die frechen Töne aus dem Wiener Rathaus, dass man sich keine Vorschriften machen lasse.
  6. Eine Dummheit ist es, die drei großen Bahntunnels alle mit deutlicher Verzögerung zu bauen, statt sich beispielsweise vorerst auf einen zu konzentrieren. Damit wenigstens einer fertig wird und Nutzen bringt. Das wäre logisch, aber das hätten die jeweils nicht mit Bohrlöchern beglückten anderen Landeshauptleute nicht erlaubt.
  7. Ebenso amüsant wie gefährlich ist, dass die Regierung schon fix Einnahmen aus der Finanztransaktionssteuer einplant: Erstens verteilt sie dabei das Fell, bevor der Bär erlegt ist. Denn in Europa gibt es einen tiefen Dissens über die Einführung einer solchen Steuer, die jedoch nur im internationalen Gleichklang eingeführt werden soll. Zweitens aber ist diese Steuer mit Sicherheit massiv schädlich fürs Wachstum. Drittens will auch die EU selber die Erträge dieser Steuer haben. Womit das Fell des noch durchaus lebenden Bären gleich zweimal verkauft wird.
  8. Indirekt schon selbst eingestanden haben die Koalitionsparteien ihr Scheitern beim Thema Gesundheit. Sie haben in ihre Listen zwar einen satten Sparbeitrag des alljährlich teuerer werden Gesundheitsbereichs hingeschrieben. Über das Wie schweigen sie aber total. Was ja nun wirklich ein Dejavu ist. Denn bei der Gesundheit ist noch jede Regierung gescheitert (siehe auch den amerikanischen Heiland außer Dienst namens Obama). Wer die Gesundheit reformieren will, müsste sich nämlich gleichzeitig mit den Ärzten, mit den Bundesländern und Gemeinden, mit den Sozialpartnern anlegen. Und alle benutzen die Angst der Menschen um ihre Gesundheit als Geisel für ihre eigenen Macht- und/oder Geldinteressen.
  9. Eine absolute Geldverschwendung ist eine zusätzliche Ausgabe von 750 Millionen als Lohnsubvention für ältere Arbeitnehmer. So etwas steht wirklich in einem „Sparpaket“! Das ist eine völlig perverse Regelung, die in Wahrheit nur die schwere politische Schuld der Gewerkschaften kompensieren soll. Diese weigern sich nämlich, die Kollektivverträge zu ändern, welche ältere Arbeitnehmer allein auf Grund ihres Alters teuer machen. Da muss jetzt also der Steuerzahler einspringen, weil eine Altersgruppe Tariflöhne bekommt, die über ihrer Leistung liegen. In Wahrheit gibt es ja überhaupt keinen Grund, ab dem 50. Lebensjahr nur auf Grund des Alters Gehaltserhöhungen festzuschreiben.
  10. Eine Schikane, die aber nichts bringen wird, ist das Verbot, die Altersteilzeit künftig zu blocken. Man erspart sich dabei aber nichts von den hohen Subventionen dieser Altersteilzeit. Jedoch wird die für Menschen und Wirtschaft praktische Methode abgeschafft, an Stelle jahrelanger Teilzeit zuerst voll zu arbeiten und dann trotz weiterem Lohnbezug gar nicht mehr. Cui bono?
  11. Was die Schaffung einer neuen Verwaltungshochschule als Teil eines Sparpakets zu suchen hat, ist überhaupt rätselhaft.
  12. Die Reduktion der Bausparprämie ist unsinnig. Die Finanzierung des dringend benötigten Wohnbaus wird dadurch noch schwieriger werden.
  13. Auch die private Altersvorsorge wird künftig weniger gefördert. Dabei ist die individuelle Altersvorsorge der Österreicher im internationalen Vergleich ohnedies schon blamabel gering. Diese Einsparung ist ein weiterer Schritt hin zum real existierenden Sozialismus und ein Weg vom „Mehr privat!“

Diese Listen des Guten und des Bösen sind keineswegs vollständig. Zum einen habe ich die reinen Abkassiermaßnahmen gar nicht eigens aufgezählt, wenn sie nicht zusätzlich negative Strukturwirkungen haben. Viele Maßnahmen sind auf Grund der relativ knappen Darstellung des Sparpakets auch noch gar nicht endgültig bewertbar. Viele Punkte müssen erst ausgefeilt und mit den Betroffenen verhandelt werden (oder glaubt jemand wirklich, dass die Exekutive künftig freiwillig am Wochenende billiger arbeiten wird, nur weil es in einem Koalitionskonzept steht?). Vieles bedeutet nur eine Verschiebung von einer Tasche in eine andere – wie etwa der Transfer der unter-50-jährigen Invaliden von der Pensionskasse in die AMS-Kasse.

Wenigstens eines wissen wir aber jetzt fürs nächste Sparpaket, das ja zweifellos in absehbarer Zeit ins Haus steht: Wirkliche Reformen bringt keine Koalition, sondern nur noch ein parteiunabhängiger Regierungschef durch, der die gesamte Drohkraft der EU und der internationalen Finanzwelt hinter sich hat. Nur ein solcher Regierungschef braucht keine Rücksicht auf Landeshauptleute, auf Gewerkschaften, auf Kammern, auf Ärzte, auf ideologische Wunschprojekte und auf den nächsten Wahltermin zu nehmen.

Demokratie haben wir uns freilich einst anders vorgestellt . . .

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Die doppelte Katastrophe drucken

Mit vielen Aspekten des Sparpakets werden sich Analysen noch in den nächsten Tagen zu befassen haben. Wenn wirklich alle Details geklärt sind, wenn wirklich die Gesetzestexte vorliegen. Denn noch lange ist nix fix, trotz aller Verlautbarungen dieser Stunden. Die wirklich dramatische Bedeutung dieses Sparpakets ist aber jetzt schon klar. Es ist eine noch viel größere Enttäuschung als all das, was man realistischerweise erwarten hat müssen.

Anzunehmen war ja etwa schon lange, dass es – wider alle Ankündigungen – Steuererhöhungen gibt, obwohl Österreich schon heute ein Land mit einer der höchsten Gesamtsteuerbelastungen der Welt ist. Dabei ist es zwar durchaus nachvollziehbar, dass man die Gewinne eines Grundstücksbesitzers durch eine behördliche Änderung der Grundstückswidmung besteuert; das könnte einen der größten Graubereiche von Korruption ein wenig trockenlegen (insbesondere in Wien gibt es da üble Geschichten).

Völlig unfassbar ist aber, dass man diese Erhöhung nicht durch eine Reduktion der weit überzogenen Steuern auf Arbeitseinkommen kompensiert – nein, diese werden sogar noch mehr besteuert. Österreich hat damit Höchststeuersätze in absolutem Weltrekordniveau.

Diese Einkommensteuererhöhung bezeichnet die Zeit im Bild des SPÖ-ORF unfassbarerweise als „großen Wurf“. Dieser große Wurf wird freilich die Geschäftsführer vieler internationaler Firmen und Repräsentanzen künftig von einer Übersiedlung nach Österreich samt der damit verbundenen Arbeitsplatzschaffung und Wertschöpfung abhalten. Er wird viele Spitzenmanager zu einem Abzug aus Österreich bewegen. Er wird bei vielen hier bleibenden Gutverdienern jede Motivation zu einer weiteren Wertschöpfung reduzieren. Er wird Zahlungen unter der Tuchent noch viel lukrativer machen. Er wird damit am Schluss weit mehr Schaden anrichten, als vielleicht Geld in die Staatskasse tröpfelt. Nur weil die inhaltslos gewordene Linke den Neid und Hass auf die „Reichen“ zu ihrer Ersatzreligion gemacht hat.

Diese Katastrophe wird nur noch von einer zweiten übertroffen, die sich jetzt schon als Ergebnis des Sparpakets zeigt: Die Koalition ist trotz monatelangem Verhandelns, trotz jahrelanger Debatten und Konvente, trotz Hunderter und Tausender Expertenvorschläge zu praktisch keinerlei strukturellen Reformen, zu keiner Verwaltungsvereinfachung imstande gewesen. Obwohl eine solche ja nur in einem solchen Augenblick Chancen auf Umsetzung hätte, da der Politik das Wasser bis zum Hals steht.

Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, den Kompetenzdschungel zwischen Bund und Ländern zu durchschneiden. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, das unsinnige, den Frauen schadende und extrem teure niedrige Frauenpensionsalter hinaufzusetzen. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, an der Hacklerregelung zu rühren. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, realistische Ab- und Zuschläge für Früh- und Spätpensionen zu verrechnen. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, auf zumindest einen der drei gigantischen und niemals rentablen Bahntunnels zu verzichten – sondern baut alle halt ein bisserl sparsamer und deutlich langsamer. Was nur einen Effekt hat: nämlich, dass der ohnedies geringe Return on Investment dieser Tunnels noch viel später zu verbuchen sein wird.

Das einzige, was ein wenig einer Strukturreform ähnelt, dürfte die Abschaffung der verwaltungsaufwendigen doppelten Pensionsberechnung sein (die wir seit der letzten Pensionsreform dem BZÖ und dem ÖGB zu „verdanken“ haben).

Ach ja, dann ist auch noch die Sperre von ein paar Bezirksgerichten geplant. Das als Reformbilanz ist nun wirklich die Miniaturausgabe einer Bonsai-Reform. (Freilich: Wie sollen auch so schwache Ministerinnen, wie wir sie zuletzt hatten, etwa eine substantielle Justizreform zusammenbringen? Sie werden ja nicht einmal der einäugigen BSA-Staatsanwaltschaft Herr.)

Mit dem Wie dieses Sparpakets hat die Regierung Faymann-Spindelegger wohl endgültig ihre Legitimation verspielt. Ohne dass es am Horizont auch nur eine einzige Alternative gebe.

Bleibt eine einzige Frage offen: Wie soll man da nicht in Depression verfallen?

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Flessibilità drucken

Der Silvio, oft wild verdammt
von Neiderschaft, gemeiner,
war immerhin so lang im Amt
wie dort vor ihm noch keiner.

Und auch sein Unterhaltungswert
beginnt uns abzugehen –
besonders wenn jetzt umgekehrt
wir diesen Monti sehen:

Als Kommissar von Goldman Sachs
und Bilderberger-Runde
ist der zwar Meister seines Fachs
und quasi Mann der Stunde.

Doch als Regierungschef in Rom
ein Intellektueller
und noch dazu ein Ökonom?
Der lacht wohl bloß im Keller!

Trotz allem hat er, wie es scheint,
nun mal probiert zu spaßen –
indes, es war ganz ernst gemeint,
zum Trost gewissermaßen:

Ein Lebens-Job sei monoton,
und statt darauf zu hoffen,
sei Wechseln – na, ihr ahnt es schon –
was Schönes, sagt er offen.

Flexibel sein, das pries der Mann
– und prompt ging’s in die Hosen –
als Tugend just der Jugend an,
der massenarbeitslosen!

Er selbst bleibt auch nur auf ein Jahr,
wie locker er vermerkte –
mit garantiertem Job, na klar,
dort wo er früher werkte…

Pannonicus

(Monti riet Jugendlichen in einer „Talk-Show“, nicht auf einen fixen Job zu hoffen. Er ergänzte, ein Job fürs ganze Leben sei langweilig. Es sei schön, zu wechseln und sich neuen „Herausforderungen“ zu stellen. Dieses berüchtigte Verharmlosungswort, nämlich „challenge“, hat er sicher in Amerika gelernt, wo das „positive Denken“ seit Jahrzehnten allen Job-Anfängern eingetrichtert wird!)

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Griechenland führt Europa vor drucken

Der unendliche Poker mit Griechenland scheint nun – wieder einmal – zu einem üblen Schein-Ende zu kommen. Auch wenn sich die EU-Finanzminister noch ein wenig zieren, werden ganz offensichtlich in Kürze weitere 130 Milliarden an echten Euros in den griechischen Abgrund geschoben. Im Gegenzug für unglaubwürdige griechische Versprechungen. Zugleich scheint Griechenland trotz aller Hilfen angesichts der Ungewissheit um seine währungspolitische Zukunft in diesem Abgrund unrettbar festzustecken.

Solange nämlich lebhafte Zweifel bestehen, ob Griechenland überhaupt im Euro bleiben kann, wird niemand in dem Land investieren. Dazu trägt  auch die Tatsache bei, dass Griechenland eine weiterhin keineswegs investitionsfreundliche Bürokratie hat. Ohne Investitionen kann es aber kein Wachstum und damit auch keine positive Zukunft Griechenlands geben. Denn nur naive Grüne predigen, dass es einen Wohlstand ohne Wachstum geben könnte.

Zur Skepsis angesichts der Lage Griechenlands trägt insbesondere bei, dass das Land auch schon bisher einen Gutteil seiner Sanierungsversprechungen ignoriert hat. Wer will daher ernsthaft glauben, dass es diesmal anders sein wird? In jenem Land haben ja nicht einmal Gesetze eine Auswirkung auf die Wirklichkeit, etwa auf das Handeln – und vor allem Nichthandeln von Beamten. Politikerversprechen haben das daher noch viel weniger.

Trotz aller Drohungen der EU-Partner war nicht wirklich anzunehmen, dass sie Griechenland fallen lassen. In diesem Fall müssten sie, müsste insbesondere die deutsche Regierung nämlich direkt oder indirekt zugeben, dass sie schon mit der ersten Griechenland-Hilfe im Mai 2010 schwere Fehler begangen haben. Denn ein Staatskonkurs – mit nachfolgend ermöglichtem Neuanfang – wäre damals billiger gewesen. Und würde inzwischen anstelle der ewigen Konkursverschleppung auch schon erste Erfolge bringen.

Knapp vor den französischen Wahlen war aber ein solches Eingeständnis eines Waterloos der europäischen Politik schon gar nicht zu erwarten gewesen. Da muss alles auf Sonnenschein programmiert werden. Die Märkte haben die Sonnenschein-Parole auch brav apportiert. Die Kurse sind gestiegen. Dass damit nur gutes Geld dem vielen schon verlorenen nachgeworfen wird, stört die Anleger offenbar nicht. Denn sie haben wieder ein halbes Jahr gewonnen, in dem man Business as usual betreiben kann.

Dass der darauffolgende Crash wegen der neuerlich vergrößerten Dimension der Geldverbrennung nur noch ärger ausfallen wird, wird einfach verdrängt. Ebenso wie die Tatsache, dass der Crash noch sicherer geworden ist. Alleine die gegenwärtigen Blasen bei den europäischen Immobilienpreisen müssen fast sicher mit einem Knall samt unberechenbaren Dominoeffekten enden.

Die einzige Möglichkeit, noch einen Crash abzuwenden, ist die – noch weiter intensivierte – Herbeiführung einer Megainflation. Die ist aber keineswegs ein Trost. Denn eine Megainflation wird verheerende Auswirkungen haben – die halt nur nicht in einem Schwarzen Freitag kulminieren, sondern sich über Jahre erstrecken.

Enger-können-wir-den-Gürtel-aber-wirklich-nicht-mehr-schnallen

Die Fernsehaufnahmen aus den Straßen Athens sind in dieser Situation die übliche und nicht weiter ernst zunehmende Reaktion. Jeder Grieche ist intelligent genug, jedem ausländischen Mikrophon furchtbare Klageschreie über das Enger-können-wir-den-Gürtel-aber-wirklich-nicht-mehr-schnallen entgegenzurufen. Auch wenn er vielleicht gerade von der Bank kommt, wo er seine Euro sicherheitshalber abgezogen oder ins Ausland transferiert hat.

Wäre wirklich ein Schmerzpunkt erreicht, hätten die griechischen Gewerkschaften nicht schon wieder zu einem zweitägigen Generalstreik gerufen. Sie glauben ganz offensichtlich noch immer daran, dass sie jemand erpressen können. Und sie haben vielleicht sogar recht: Denn Europa zahlt ja wieder einmal. Wahrscheinlich auch für die bei den Demonstrationen verbrannten deutschen Fahnen . . .

Wer den griechischen Mitleidsgeschichten dennoch glaubt, sollte eine Sekunde lang die heutige griechische Reaktion mit dem Jahr 1945 vergleichen: Damals hat in Europa niemand gestreikt. Nicht einmal eine Sekunde lang. Auf keiner Seite der ehemaligen Fronten. Denn einer, dem‘s wirklich schlecht geht, der streikt nicht. Gestreikt wurde dann erst in den Jahren darauf, als die Kommunisten zum Putsch ansetzten.

Auch das jetzt – theoretisch – zugesagte griechische Sparpaket ist keineswegs so schlimm, wie es manche darstellen. Die Streichung von Zusatzpensionen in privilegierten Branchen, für die nichts ausreichend eingezahlt worden ist,  erweckt nur begrenztes Mitleid.

Auch die Reduktion des gesetzlichen Mindestlohns ist völlig legitim und richtig. Denn die Festsetzung eines Mindestlohns durch populistische Politiker ist immer (nicht nur in Griechenland) ein Unsinn. Was soll ein hoher gesetzlicher Mindestlohn helfen, wenn niemand zu diesem Lohn mehr genug Jobs anbietet? Immer noch ist ein geringer Lohn besser als gar keiner. Daher ist dessen Senkung notwendig (was ja noch nicht die schon derzeit ausbezahlten Löhne reduziert). Nur niedrigere Löhne für Neueinsteiger können Griechenland wieder wettbewerbsfähig machen. Freilich ist diese Senkung keineswegs alleine schon eine ausreichende Medikation für Griechenland.

Notwendig wäre daneben erstens auch eine massive Verwaltungsreform, und zweitens die währungsmäßige Sicherheit für neue Investitionen in Griechenland. diese Sicherheit ist aber wohl nicht mehr herstellbar. Da muss nämlich jeder fürchten, Euros zu investieren und Drachmen zurückzubekommen.

Wenn aber schon die Herstellung einer wirklichen Währungssicherheit nicht mehr möglich ist, wäre eine echte Entmachtung des griechischen Gesetzgebers und der Regierung durch einen europäischen Masseverwalter umso notwendiger. Auch das wurde nicht durchgesetzt.

Papierende Zusagen griechischer Politiker beeindrucken hingegen wenig. Schon gar nicht, wenn Griechenland absurderweise ein Wahlkampf bevorsteht. In einem solchen ist leider fast immer Populismus statt Ehrlichkeit Trumpf.

Daher wird Europa auch in den nächsten Monaten wieder nur hilflos zuschauen können, wenn die Griechen auch jetzt wieder ihre Zusagen Scheibe für Scheibe vergessen werden.

Alle jene, die nach dem Motto „Das kleine Griechenland werden wir doch noch durchfüttern können“ trotz allem für die Milliarden in das bodenlose Fass sind, sollten sich noch über etwas anderes im klaren sein: Alles, was man den Griechen gewährt, wird man den anderen Schuldnerländern nicht verwehren können. Und deren Reihe wird ja immer länger. Schon hat Irland gefordert, dass es jede Konzession erhalten müsse, welche etwa die Europäische Zentralbank den Griechen einräumt. Dies würde etwa für einen Schuldenschnitt gelten, den nun offenbar nicht nur Privatgläubiger hinnehmen sollen, sondern den die EZB nach inoffiziellen Informationen auch den Griechen gewährt.

Das „Sozialmodell“ als historischer Betrug

Besonders widerlich ist das Verhalten der nichtgriechischen Sozialdemokraten. Dass der Neokommunist Oskar Lafontaine gemeinsame Anleihen aller Europäer für die Griechen verlangt, war ja noch zu erwarten gewesen. Aber völlig fassungslos macht ein Brief des SPÖ-Mannes Hannes Swoboda, der ja jetzt sogar Vorsitzender der roten Fraktion im EU-Parlament ist. Er attackiert doch tatsächlich in aggressiven Worten die „ruinöse, extreme Sparpolitik“, welche die EU-Staaten von den Griechen verlangten. Noch absurder ist, wenn Swoboda in diesen Forderungen sogar einen „großen Betrug am europäischen Sozialmodell“ zu erkennen behauptet.

In Wahrheit hat natürlich niemand irgendein „Sozialmodell“ betrogen. Sondern dieses hat sich selbst als der größte Betrug der letzten zwei Generationen erwiesen. Dieses Modell ist aber nichts anderes als der real existierende Sozialismus, als der ständig durch noch mehr Schulden finanzierte Sozialstaat.

 

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SN-Kontroverse: Strache-Aufregung drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Berechtigte Aufregung um HC Strache?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Unzumutbare Vergleiche

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

Irgendwie wiederholt er sich immer. Einmal sollen es nur „drei Krügerl Bier" gewesen sein, die er bestellt habe will, als er bei einem Treffen des Wiener Korporationsrings mit drei erhobenen, gestreckten und gespreizten Fingern der rechten Hand, dem „Kühnengruß", eine von dem deutschen Neonazi Michael Kühnen erfundene Variante des Hitlergrußes, fotografiert wurde.
 
Strache meinte zunächst, die Geste sei der alte „Gruß der Südtiroler Freiheitskämpfer". Nachdem Südtirolaktivisten erklärten, ihnen sei ein solcher Gruß unbekannt, erfand er die Bierkrügerl-Variante. Fotos, die seine Teilnahme an neonazistischen Wehrsportübungen belegen, waren für ihn zunächst nur Bilder über eine „Paintball-Übung".
 
Der Anlass für die jüngste Aufregung um seine Personen ist für ihn eine „Verdrehung" seiner Aussagen. Sein Vergleich der tanzenden Burschenschafter mit den „neuen Juden" sei falsch eingeordnet und dargestellt worden. Was daran falsch verstanden werden kann, ist schleierhaft. Schließlich fielen die Worte im Zusammenhang mit Straches Empörung über die Demonstrationen gegen den „Wiener Korporationsball", an dem regelmäßig Rechtsextreme teilnehmen und der heuer ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag in der Hofburg über die Bühne ging.
 
Die Proteste gegen den Ball sind in Straches Wahrnehmung „wie in der Reichskristallnacht". Das ist die verquere Welt des FPÖ-Obmanns. Obwohl Strache natürlich über den Novemberpogrom 1938 Bescheid weiß, bei der die Nazis Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt, Wohnungen geplündert und Geschäfte verwüstet haben. Mindestens 400 Juden und Jüdinnen wurden in dieser Nacht ermordet; 30.000 in Konzentrationslager deportiert. 
 
Die Protestes und Empörung über Straches unzumutbare Vergleiche sind berechtigt, nachvollziehbar und durchaus angemessen.

 


Ich fürchte keine falschen Vergleiche

Andreas Unterberger

 

Ich habe Null Sympathie für Gruppen, die ihre Identität primär aus den Napoleonischen Kriegen ableiten, die sich pubertärem Kampfsport hingeben. Eine Bedrohung stellen diese Burschenschaften aber nicht dar. Das tun auch nicht falsche historische Vergleiche. Verbale Irrtümer bedrohen niemanden, vor allem dann nicht, wenn sie in einem Privatgespräch gemacht werden, wenn sie eindeutig nicht antisemitisch sind (schließlich hat ja Strache die „Reichskristallnacht" eindeutig als etwas Abstoßendes zitiert), und wenn sie im Zeitpunkt einer nachvollziehbaren subjektiven Erregung fallen.
 
Eine fundamentale Bedrohung unserer demokratischen Regeln stellen aber sehr wohl jene dar, die gezielt Gewalt etwa gegen Besucher eines ihnen unsympathischen Balles ausüben. Das tun auch jene Parteien, die Gewalt mit offener und nicht bloß klammheimlicher Sympathie begleiten. Das tun auch Medien, die diese Gewalt erst thematisieren, als bekannt wurde, dass auch ein SPÖ-Politiker von einem mutmaßlichen Rechtsradikalen verletzt worden ist. Das tun jene staatsmonopolistischen Firmen wie die Casinos Austria, die unter Druck der Straße einen Ball verbieten.
 
Selbstverständlich muss man aufpassen, dass es keine neuen nationalsozialistischen Tendenzen gibt. Das wär ebenso katastrophal wie ein Erstarken des totalitären Kommunismus. Nur ist es geradezu lachhaft, wenn ausgerechnet die SPÖ Neonazi-Tendenzen entdeckt. Denn sie ist jene Partei, die mehr als jede andere hochrangige Altnazis in Regierungs-Funktionen gebracht hatte. Denn aktuellen Antisemitismus hört man heute vor allem bei den von Grün und Rot bejubelten „Occupy"-Demonstranten, während die letzten alten Nazis nur noch in Siechenheimen anzutreffen sind. Aber in Wahrheit will die Linke ohnedies mit solchen pseudomoralischen Gewaltaktionen nur vom offenkundigen Scheitern ihrer Schuldenpolitik ablenken.

 

 

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Griechenland ist kein Problem drucken

Die Pleite und / oder der Euro-Austritts Griechenlands rücken immer näher. In den letzten Monaten hat eine Serie von Politikern und selbsternannten Mahnern dieses Szenario als Katastrophe mit unabsehbaren Folgen beschrieben. Von einem dramatischen Einbruch der Exporte ist da immer wieder die Rede, von einer schweren Rezession in ganz Europa oder gar von einem Kollaps des Finanzsystems. Es ist also höchste Zeit, ein solches Szenario mit der nötigen Nüchternheit zu analysieren.

Immer wieder wird der Euro-Austritt Griechenlands mit einem Austritt Deutschlands oder dem Zerfall des Euro gleichgesetzt. Der Präsident des Deutschen Außenhandelsverbandes, Anton Börner, stellte diesbezüglich im letzten November im Berlin fest, dass der Wert des Euro für Deutschland überschätzt wird. Er sagte wörtlich: „wichtig ist für uns der freie Markt, wir brauchen nicht zwingend die gleiche Währung“, und weiters „wir können auch ohne Euro leben.“

Wenn Deutschland wieder zur D-Mark zurückkehren würde, dann würde diese wohl kräftig aufgewertet. Die Schweiz hat in den letzten Monaten eine solche Aufwertung erlebt. Die Schweizer Exportwirtschaft hat es verkraftet. Zur Erinnerung: Auch deutsche und österreichische Exportunternehmen haben es jahrzehntelang geschafft, mit Aufwertungen zu leben.

Den Ängstlichen und Angstmachern sei an dieser Stelle gesagt: der Austritt Deutschlands oder der Zerfall des Euro stehen gar nicht an, sondern bloß der Austritt Griechenlands! 2009 betrug das griechische BIP € 235 Mrd., also rund 2 Prozent des EU-BIP. Ebenfalls im Jahr 2009 importierte Griechenland Waren im Wert von € 33,8 Mrd. aus der EU, das entspricht rund 0,29 Prozent (!) des EU-BIP. Selbst wenn sich die griechischen Importe infolge eines Euro-Austritts über mehrere Jahre hinweg deutlich reduzieren würden, so würde das im übrigen Europa kaum bemerkt!

Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) halten die europäischen Banken und die EZB griechische Staatsanleihen im Ausmaß von je rund € 50 Mrd. Das konsolidierte Vermögen der EU Banken beträgt aber € 31.067 Mrd., jenes der EZB € 2.687 Mrd.. Das heißt für die EZB wäre ein Euro-Austritt Griechenlands (und die damit verbundene Abwertung der griechischen Staatsschulden) ein schmerzhafter, aber verkraftbarer Verlust. Für den europäischen Bankensektor wäre eine kräftige Abwertung der griechischen Staatsschuld von beschränkter Bedeutung, die meisten Institute haben die Griechenland-Forderungen ohnehin schon stark wertberichtigt.

Möglicherweise haben aber einzelne Institute und Investmentgesellschaften den Fehler gemacht, zu viele griechische Anleihen gekauft zu haben und für zu viele Kreditausfallsversicherungen für griechische Anleihen geradezustehen. Für solche Gesellschaften könnte es natürlich schmerzhaft werden, daher sind sie offenbar bemüht ihre Verluste auf den Steuerzahler abzuwälzen.

Dieser Wunsch bestimmter Finanzinstitute ihre Verluste auf den Steuerzahler abzuwälzen, würde auch erklären, warum es speziell die Vertreter von bestimmten Finanzkonzernen sind, die eine Pleite und / oder einen Euro-Austritt Griechenlands mit besonders dunklen Farben ausmalen und die Politik besonders eindringlich dazu aufrufen, das ach so arme und unschuldige Griechenland doch nicht fallen zu lassen.

Wer falsche Entscheidungen trifft, muss in einer Marktwirtschaft die Konsequenzen, also die Verluste, tragen. Wie kommen eigentlich die Steuerzahler dazu, für die Fehler gewisser Finanzkonzerne bezahlen zu müssen? Die Steuerzahler haben schon genug gezahlt.

Mag. Christian Ebner ist Unternehmensberater bei Elpis Consulting GmbH und Wirtschaftssprecher des BZÖ Niederösterreich.

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165 statt 183: ein Reformsymbol drucken

Der Nationalrat wird von 183 auf 165 verkleinert. Zumindest dann, wenn das unter den vielen derzeit herumschwappenden Sparpaket-Ideen zu jenen zählt, die am Ende eines noch sehr langen Weges wirklich Gesetz werden sollte. Was man ja angesichts des Mutes von Faymann&Co bei keinem einzigen dieser angeblich fixen Vorhaben heute als sicher annehmen sollte. Diese Parlaments-Verkleinerung wäre aber jedenfalls ziemlich pikant.

Gleich aus fünf Gründen.

Erstens bringt sie nur eine geringe Ersparnis. Eine wirkliche wäre etwa eine Reduktion auf 100 Abgeordnete gewesen. Da könnte man dann zumindest ein ganzes jener Gebäude freigeben, die in den letzten Jahren zusätzlich fürs Parlament in Beschlag genommen worden sind. Das hätte dann auch die Bundesländer ordentlich unter Druck gesetzt, so wie die neuerdings vorbildlichen Steirer ihre Landtage zu verkleinern (in Wien ist der sinnloserweise ja sogar 100-köpfig).

Zweitens wäre eine ersatzlose Abschaffung des Bundesrates, eines reinen Schattengremiums zur Beschäftigung braver Parteisoldaten, noch viel dringender gewesen. Dieser soll hingegen ebenfalls nur verkleinert werden (Peinlicherweise kann man diesen Verein ja jetzt des öfteren im Fernsehen bewundern, was die Abschaffungsforderung noch viel eindringlicher macht).

Drittens ist das ein elegantes Revanchefoul an der Opposition: Diese hat ja unverständlicherweise die Zustimmung zu einer Schuldenbremse via Verfassung verweigert. Jetzt muss insbesondere das BZÖ doppelt zittern, ob es angesichts der verkleinerten Anzahl von Abgeordneten auch künftig noch den Sprung ins Parlament schafft. Eine Abschaffung des Bundesrats hätte das BZÖ hingegen nicht existenziell bedroht.

Viertens wird damit eine weitere der vielen „Errungenschaften“ der von der Linken so gepriesenen Ära Kreisky wieder rückgängig gemacht. Kreisky wollte damit ja damals auch die um ihre parlamentarische Existenz zitternde FPÖ beruhigen. Geld hat unter ihm und Androsch ja sowieso nie eine Rolle gespielt. Sie hatten’s ja offenbar. Und wir  haben ganz sicher die Schulden.

Fünftens wird der Parlamentsreduktions-Plan zufälligerweise am gleichen Tag bekannt, da Denkmalschützer vehement Einspruch gegen den teuren Umbau des Nationalratssitzungssaals erheben. Bei diesem sollen sich offenbar wieder einmal Architekten an einem historischen Bauwerk auf unsere Kosten und zur Ehre der Parlamentspräsidentin selbstverwirklichen können. Obwohl eine normale saubere Reparatur aller aufgetretenen Schäden nur einen Bruchteil kosten würde.

Dennoch bleiben wir fröhlich und wollen nicht hoffen, dass dieses Herumkleckern ein Symbol für die sonstigen Reformpläne ist. Vor allem für die entscheidende Königsdisziplin des Sparpakets, nämlich die notwendige substanzielle Erhöhung des Pensionsantrittsalters.

 

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Heinisch-Hosek: Frauenquoten mit der EU-Brechstange? drucken

Das Wiener Beratungsunternehmen Ernst&Young hat bei den 300 größten börsennotierten Unternehmen Europas die Jahre 2005 und 2010 verglichen. Unternehmen würden demnach besser abschneiden, wenn zumindest eine Frau in der Führung sitzt. Für „Zeit-online" bleibt aber ungeklärt, wie groß der Anteil weiblicher Kompetenz an diesem Phänomen ist: „Sorgen Frauen für einen wirtschaftlichen Schub? Oder ist es vielmehr so, dass in wirtschaftlich ohnehin erfolgreichen Unternehmen ein moderneres Klima herrscht, das Personalentscheidungen auch an der Managementspitze nicht vom Geschlecht abhängig macht?"

Diese Henne-Ei-Frage hatte auch die Schweizer „Weltwoche" bezüglich einer immer wieder genannten Mc-Kinsey-Studie aufgeworfen: Könnte es sein, dass es sich Unternehmen, denen es wirtschaftlich gut geht, eher leisten können, Frauen im Management zu beschäftigen? Die „Weltwoche" wies außerdem darauf hin, dass sich der angeblich positive Effekt, der aus der Mc-Kinsey-Studie herausgelesen wird, auf US-Unternehmen beschränkte, in denen auch unterhalb der Führungsebene der Frauenanteil hoch war. Dies könnte auf branchenspezifische Ursachen hindeuten.

Wie sich ja überhaupt die Frage stellt, ob bei solchen Studien nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Bei einem seriösen, aussagekräftigen Vergleich sollte ja wohl die Entwicklung identer Unternehmen (vor und nach Einführung einer Frauenquote) die Beurteilungsgrundlage bilden. Dazu bieten sich die Erfahrungswerte aus Norwegen an, wo die Quote bereits gilt. Andreas Unterberger hat über die für Quotenbefürworter wenig erfreulichen Ergebnisse im Beitrag „Das feministische Evangelium" vom 2. Februar bereits berichtet.

Tiefschürfende und fundierte Überlegungen sind aber nicht Sache unserer Frauenministerin, die es mit Statistiken ohnehin nicht genau nimmt (vgl. ihre widersprüchlichen Angaben zum „Gender-Pay-Gap" im Nachhang). Für sie ist klar: „Da geht es nicht nur um Gleichstellung, sondern auch um ökonomischen Nutzen." ("Standard" 23.Jänner). Sie will staatsnahen Unternehmen Quoten bei der Aufsichtsratsbesetzung vorschreiben und auch „die Vorstände sind mir zu männerlastig".

Sie habe schon Verbündete bei einigen ATX-Vorständen gefunden, die mit einer vorgeschriebenen Frauenquote für Aufsichtsräte durchaus sympathisierten. Kein Wunder, welcher Vorstand wäre nicht an Aufsichtsräten ohne langjährige Erfahrung interessiert, die ihm nicht ins Handwerk pfuschen können?

Bei der letzten Siemens-Aktionärsversammlung in Deutschland wurde die Forderung nach fixen Frauenquoten von den Aktionären fast einhellig (mit 93 Prozent) abgelehnt. Heinisch-Hosek will aber die Rechte von Eigentümern aushöhlen und hofft auf Unterstützung aus Brüssel für ihre paternalistischen Zwangsmaßnahmen: „Im März wird auch Kommissarin Reding aktiv werden." Von einem modernen Klima, das Personalentscheidungen nicht vom Geschlecht abhängig macht („Zeit-online"), kann bei Reding und Heinisch-Hosek nicht die Rede sein.

Interessant ist übrigens, dass dieselben Kreise, die das „soziale Geschlecht" hochhalten und das biologische Geschlecht als vergleichsweise nachrangig  einstufen, bei Quotenforderungen ausschließlich auf das biologische Geschlecht setzen. Die Folge davon: Männer mit „weiblicheren" Eigenschaften sind in ihrer Karriere künftig noch mehr als bisher im Hintertreffen und die „Ellbogenkultur" von Männern ist noch gefragter, wenn sie angesichts geringer werdender Stellen Karriere machen wollen.

Übrigens befürwortet auch das eingangs erwähnte Beratungsunternehmen Ernst&Young unter den derzeitigen Rahmenbedingungen keine Frauenquoten und auch die Frauenforscherin und „Öko-Feministin" Claudia von Werlhof erwartet keinen Fortschritt, denn Frauen in Führungspositionen würden in der Regel das Gleiche wie Männer machen.

Wenn schon eine Quote, dann bitte eine für Querdenker!

Nachhang

Gabriele Heinisch-Hosek und der "Gender-pay-gap":

„… Denn noch immer verdienen Frauen bei gleicher Tätigkeit rund ein Viertel weniger als Männer. Nur weil sie Frauen sind. …"

(Inserat Frauenministerin Heinisch-Hosek im "Standard" 4. Oktober 2011 – in Widerspruch zu einem früheren Inserat, in dem von 15 Prozent die Rede war)

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das fordern wir Frauen seit über 100 Jahren. Diese Forderung ist heute aktueller denn je. Denn noch immer verdienen Frauen für die gleiche Arbeit um 18 Prozent weniger als Männer."

(Frauenministerin Heinisch-Hosek, auf http://www.gehaltsrechner.gv.at/geleitwort)

„Also wenn ich gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit möchte, dann schau ich, dass ich auch vergleichbare Tätigkeiten heranziehe, und da bleibt dieser unerklärliche Rest von 12 Prozent. …"

(Frauenministerin Heinisch-Hosek in Ö1 "Journal Panorama" 5. Oktober 2011)

Anmerkung: Der Wert von „12 Prozent ungeklärtem Rest" stammt aus einer 2009 publizierten Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo) der Sozialpartner, in dem erklärbare Gehaltsunterschiede „herausgerechnet" und Daten aus den Jahren 2004 bis 2006 verwendet wurden, in denen eine andere Wirtschaftslage vorhanden war.

Die Differenz ist inzwischen sicherlich geschrumpft und würde sich weiter verflüchtigen, würden auch andere Faktoren des Erwerbslebens entsprechend berücksichtigt, die Männer eher in Anspruch nehmen, aber auch Frauen offen stünden: Lohnverträge mit höherem Risiko (variablem Lohnanteil), Bereitschaft zum Pendeln, zu Überstunden und ungünstigen Arbeitszeiten usw. Zudem kann ein Unternehmer aus der Praxis zum Schluss kommen, dass ein Mitarbeiter trotz gleicher Arbeit(-szeit) produktiver als ein anderer ist, also mehr leistet und sich daher auch ein höheres Gehalt verdient hat.

Buchhinweis: Walter Krämer: So lügt man mit Statistik (Piper-Verlag München 2011, Euro 9,95)

Viktor Pölzl ist Obmann des Vereins Freimann in Graz, der sich für Gleichberechtigung auch für Männer einsetzt.

www.freimann.at

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Und dann werden sie plötzlich krank drucken

Man hat ja ein schlechtes Gewissen, wenn man kritisch über Invaliditäts-Pensionisten schreibt oder auch nur denkt. Denn zu diesen zählen ja viele Menschen, die körperlich oder geistig schwer leiden, die zu keiner Arbeit imstande sind. Sie verdienen unser ganzes Mitgefühl. Auch wenn sich dieses Mitgefühl dort schon ein wenig reduziert, wo die Arbeitsunfähigkeit auf eigenes Verschulden zurückgehen dürfte, also meist auf Drogen- und Alkoholmissbrauch.

Aber auch diese (mit)schuldigen Kranken wollen wir ja nicht verkommen lassen. Das würde unserer humanitären Kultur widersprechen. Unser Mitgefühl und damit die Pensionskassen werden jedoch von einer weiteren großen Gruppe noch viel stärker missbraucht: von jenen, die keineswegs so krank sind, dass sie arbeitsunfähig wären. Ein starker Beweis für die Größe dieser Gruppe ist etwa die Statistik, die in jüngster Zeit ein plötzliches starkes Ansteigen von Invalidenpensionen zeigt – genau zu dem Zeitpunkt, da der Zugang zu anderen Frühpensions-Arten schwieriger geworden ist. Inzwischen geht schon jeder dritte wegen „Invalidität“ in die Pension.

Ein anderer Beweis sind die Krankenstände, die für Österreich weitestgehend im grünen Bereich liegen. Die Krankheiten der Arbeitnehmer nehmen leicht ab (und die Selbständigen sind sowieso ein Wunder an Gesundheit). Kaum aber ist der 50. Geburtstag vorbei und bei vielen der Traum von der großen Karriere ausgeträumt, wird das Thema Frühpension interessant. Sofort verschlechtert sich der Gesundheitszustand dramatisch.

Diese zwei Indizien beweisen einen verbreiteten Missbrauch der Invaliditätspension. Ein weiteres Faktum tut das noch mehr. Das ist die rapide Zunahme von frühen Pensionierungen unter dem Titel psychischer Erkrankungen. Zuletzt waren das schon 32 Prozent aller neuen Invaliden, während es 2004 von insgesamt viel weniger I-Pensionisten bloße 24 Prozent waren.

Noch frappierender: Die Mehrzahl dieser psychisch „kranken“ Invaliditätspensionisten ist vorher kein einziges Mal wegen psychischer Erkrankungen im Krankenstand gewesen. Der Verdacht liegt mehr als nahe, dass solche Krankheitsbilder nur zum Zweck des Pensionsantritts erfunden und vorgeschützt werden, weil sie sich sehr schwer nachweisen lassen.

Dies gilt vor allem dann, wenn man auf gutwillige Ärzte trifft. So sind in der Steiermark zuletzt mehr als doppelt so viele Menschen mit psychischen Attesten in die Frühpension gegangen wie in Niederösterreich. Und es gibt eigentlich keine Beweise, dass Schilcher oder Sauvignon Blanc für die Psyche schädlicher wären als der Grüne Veltliner.

Was tun? Nun, vieles wäre möglich: Strengere Untersuchungen, nur befristete I-Pensionen, Rückzahlungspflichten für pfuschende „Invalide“, mehr Kontrollen, Umschulung von körperlichen Tätigkeiten hin zu sitzenden Berufen statt Pension. Das ist alles nicht unsozial, sondern macht es leichter, den wirklich Kranken gut zu helfen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 258: Ein österreichisches Schicksal drucken

Noch vor einem Jahr gab es Chancen, dass Gerhard Zeiler neuerlich Chef des ORF werden könnte. Wir bekamen jedoch – Alexander Wrabetz. Schließlich war dieser bereit, jeden SPÖ-Wunsch zu erfüllen.

Daran wird man lebhaft erinnert, wenn man die jüngste Meldung aus der weiten Welt der Wirtschaft liest: Gerhard Zeiler wird Chef des Time-Warner-Konzerns Turner und damit Oberaufseher über alle außeramerikanischen Programme des globalen Unterhaltungsriesen. Zeiler hat zuletzt schon den europäischen Riesen RTL geleitet. Mit seinem neuerlichen Wechsel ist er heute eindeutig der in der globalen Wirtschaft erfolgreichste österreichische Manager. Wozu heftig zu gratulieren ist. Wir jedoch sind angesichts des Wrabetz-ORF nur zu bemitleiden. Zeiler hatte im Vorjahr alle Verhandlungen über eine Rückkehr an die Spitze des ORF abgebrochen, weil es – so sein damaliger O-Ton – „wesentlichen Teilen der Politik nicht darum geht, wer das Unternehmen am besten führen kann, sondern wer willfährig parteipolitische Personalwünsche umsetzt“. Was eindeutig in Richtung SPÖ gegangen ist, während sich die ÖVP und auch Teile der Opposition auf Zeiler gefreut hatten. Dabei war Zeiler einst Sekretär des SPÖ-Bundeskanzlers Sinowatz gewesen. Aber er hat längst bewiesen, dass er geistig völlig unabhängig ist, und noch dazu extrem fähig. Beides ist freilich so ungefähr das letzte, was die Faymann-Rudas-SPÖ an der Spitze des ORF will.

 

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Budgetsanierung durch faire Pensionen drucken

Österreich hat mit 58 Jahren (ASVG) eines der niedrigsten effektiven Pensionsantrittsalter in Europa. Erstmals übertreffen 2012 die veranschlagten Pensionszuschüsse des Bundes an die Sozialversicherung mit 10,2 Mrd. € das gesamte Budgetdefizit aller Gebietskörperschaften. Dies hat mit sozialer Gerechtigkeit zwischen den Generationen nichts gemein.

Dabei geht es nicht nur vordergründig um eine Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters angesichts der demografischen Entwicklung, sondern vor allem auch um die Wahlfreiheit des mündigen Bürgers. Faire Anreiz- und Abschlagssätze für ein flexibles Pensionsantrittsalter wären dringend geboten. Akuter Handlungsbedarf ist angesichts der erforderlichen Budgetsanierung angesagt. Wir wollen deshalb wieder einen konstruktiven Beitrag leisten. Wir – das ist die unabhängige Initiative proMarktwirtschaft – eine Runde von österreichischen Ökonomen, die das Manko an sachlich orientierter Wirtschaftspolitik ausfüllen will.

Österreich wird im Rahmen der „Europa 2020 Strategie“ von 2010 bis 2020 einen wirtschaftspolitischen Schwerpunkt auf die Anhebung der Erwerbsquote der 20 bis 64- Jährigen auf 75% setzen; d. h. bis 2020 sollen 75% der Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 64 Jahren erwerbstätig sein. Derzeit liegt die Erwerbsquote in dieser Altersgruppe bei 74,9% (2010). Dieses Ziel wurde also bereits nahezu erreicht.

Angesichts der im internationalen Vergleich besonders niedrigen Erwerbsquote unter den 55-60-jährigen Frauen und den 60-65-jährigen Männern besteht nach wie vor ein erhebliches Potential zur Steigerung der Beschäftigung und damit zum Übertreffen der Europa 2020 Ziele.

Gleichzeitig sucht der Bund im Rahmen des derzeit diskutierten Sparpakets Möglichkeiten zur Senkung der Staatsausgaben. proMarktwirtschaft weist in diesem Zusammenhang auf die doppelte Dividende eines höheren durchschnittlichen Pensionsantrittsalters hin: Durch die längere Erwerbstätigkeit entfällt die Pensionsleistung, während gleichzeitig Beitragseinnahmen für die Pensionsversicherung entstehen!

Faire Abschlagsätze könnten dem Bund 1,2 Mrd. € pro Jahr ersparen

Faire Abschlagsätze für den vorzeitigen Pensionsantritt ohne Deckelung wären ein besonders wirksames Instrument zur Anhebung des Antrittsalters: sie geben den Erwerbstätigen Wahlfreiheit über den Zeitpunkt des individuellen Eintritts in den Ruhestand, und sie vermeiden gleichzeitig eine finanzielle Belastung der Allgemeinheit durch übermäßig frühe Pensionsantritte. Die Pensionsreformkommission schätzt das Einsparungspotential durch einen um einen Monat späteren Pensionsantritt auf 100 Mio. €. Wenn das durchschnittliche Pensionsantrittsalter um ein Jahr angehoben werden könnte, ergäbe das eine Entlastung für den Bundeshaushalt von 1,2 Mrd. €.

In der Altersgruppe der über 55-Jährigen besteht ein besonders hohes Potential zur Steigerung der Erwerbstätigkeit. Der EU-Ageing Report 2009 zeigt, dass in Österreich das durchschnittliche Pensionsantrittsalter im europäischen Vergleich besonders niedrig ist. Während in der EU-25 das Antrittsalter zur Pension 61,2 Jahre beträgt, treten die Österreicherinnen und Österreicher im Durchschnitt bereits mit 60,9 Jahren in den Ruhestand. Dieser Wert liegt für Direktpensionen in der Pensionsversicherung (ASVG, GSVG und BSVG) mit 58,1 Jahren (2010) noch deutlich niedriger, weil im Pensionsrecht des öffentlichen Dienstes geringere Möglichkeiten zum vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand bestehen.

Derzeit falsche Anreize

Ein wichtiger Grund für den frühen Übertritt in den Ruhestand sind falsch gesetzte Anreize im Pensionsversicherungsrecht: Der spätere Antritt des Ruhestands schafft im Vergleich zum Betrag, der aus einem vorzeitigen Bezug der Pensionsleistung erzielbar ist, keine ausreichend hohe Steigerung der Pensionsleistung!

Nach der aktuellen Rechtslage verkürzt ein Antritt des Ruhestands vor dem Regelpensionsalter die Pensionsleistung um 4,2% pro Jahr, wobei eine Deckelung des Abschlags mit 15% besteht (§ 5 APG Abs. 2 und Abs. 3). Die Verlängerung der Erwerbstätigkeit bringt einen Zuschlag von 4,2% pro Jahr, wobei eine Deckelung des Zuschlags mit 12,6% besteht (§ 5 APG Abs. 4). Versicherungsmathematisch faire Abschlagsätze liegen in den meisten Fällen über diesen Werten.

Berechnung der Abschlagsätze – was ist fair?

Grundlage zur Berechnung des fairen Abschlagsatzes ist der Barwert einer Pensionsleistung, die ab dem 65. Lebensjahr ausgezahlt wird. Mit diesem Barwert werden die Barwerte von Pensionsleistungen verglichen, die jeweils 1, 2, …, usw. Jahre vor dem 65. Lebensjahr beginnen. Daraus ergeben sich verschiedene Abschlagsätze, die die jeweiligen Barwerte an jene der Regelpension mit 65 Jahren angleichen.

Die Abschlagsätze hängen vor allem von der Pensionsleistung zum Regelpensionsalter bzw. zum vorzeitigen Pensionsantrittsalter, vom Diskontsatz, der restlichen Lebenserwartung und vom beitragspflichtigen Erwerbseinkommen vor dem Pensionsantritt ab. Daher gibt es nicht nur für jedes Jahr des Pensionsantritts vor dem Regelpensionsalter einen anderen fairen Abschlagsatz, sondern auch nach Berufsgruppen und Geschlechtern unterschiedliche faire Abschlagsätze (vgl. Modellrechnung). So haben z. B. Männer einen höheren versicherungsmathematischen Abschlagssatz, weil für einen Mann ein zusätzliches Pensionsjahr im Vergleich zur Pensionsbezugsdauer ein größeres Gewicht hat.

Die deutliche Zunahme der Ausgaben von Pensionsversicherten für den Nachkauf von Schul- und Studienzeiten (2011: +17,9%) – rechtzeitig vor der Erhöhung der Kostensätze – zeigt, dass die Österreicherinnen und Österreicher auf geänderte finanzielle Anreize im Pensionsversicherungsrecht stark reagieren. Dieses Verhalten wird in einer empirischen Untersuchung über die Reaktion der Pensionsversicherten auf die Pensionsreformen von 2000 bis 2004 bestätigt (Raab, R., Financial Incentives in the Austrian PAYG-pension system: micro-estimation, Empirica, 2011).

proMarktwirtschaft schließt: Faire Abschlagssätze ohne Deckelung sind ein sinnvolles Instrument zur Budgetsanierung. Für die Pensionsversicherten würden sie eine Ausweitung des individuellen Entscheidungsspielraumes mit sich bringen, weil die Altersgrenzen für den vorzeitigen Antritt der Pension wegfallen könnten.

Peter Brezinschek ist Chefanalyst bei der Raiffeisen Bank International. Er hat unabhängig von seiner beruflichen Funktion zusammen mit weiteren österreichischen Spitzenökonomen (Mathias Bauer, Peter Brandner, Josef Christl, Christian Helmenstein, Thomas Url) die neue Initiative proMarktwirtschaft gegründet, für die er diesen Text verfasst hat.

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Wie entwickelten sich Lebenserwartung und Pensionsantrittsalter? drucken

Lebenserwartung und Pensionseintrittsalter nach Geschlecht seit 1970

 

Quelle Grafik: "Initiative proMarktwirtschaft"

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Fußnote 257: Mit 75 statt 57 in Pension? drucken

Kein Zahlensturz, sondern ein ernsthafter Regierungsplan – in Schweden.

Wer länger lebt, muss länger arbeiten: Mit diesem Argument hat der schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt einen Pensionsantritt erst mit 75 Jahren zur Diskussion gestellt. In Österreich gehen Frauen derzeit hingegen im Schnitt mit 57 und Männer mit 59 in die zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs wohlverdiente Rente. Und von der österreichischen Gewerkschaft wird jeder ernsthafte Versuch, dies zu ändern, weiterhin mit Kriegserklärung bedroht. Dabei ist Schweden jetzt schon anders. Dort geht man derzeit erst mit mehr als 64 Jahren in die Pension. Auch Reinfeldt kennt das hierzulande häufig gehörte Argument, dass 55-Jährige viel schwerer eine neue Arbeit finden. Aber er weiß auch: Wenn Arbeitgeber noch mit einem langen Verbleib eines 55-Jährigen im Unternehmen rechnen können, dann wird sich viel eher die Investition in dessen Aus- und Umbildung rentieren. Und gesundheitlich sind heute 70-Jährige im Schnitt besser drauf als früher die 60-Jährigen. In Schweden wie in Österreich. Offenbar aber leben die Schweden auf einem anderen Planeten. Wo zum Unterschied von Österreich noch logische Argumente zählen – auch wenn sie aufs erste unpopulär sind.

 

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Die syrische Wahl: ein Diktator oder ein Weltenbrand? drucken

In Syrien tobt ein grässlicher Bürgerkrieg. Tausende Tote, Massaker an unbewaffneten Demonstranten, Folter und vieles mehr sind dem Regime des Präsidenten Bashar al-Assad anzulasten. Es gibt auch für entfernte europäische Beobachter keine Zweifel mehr, dass die Mehrheit der Syrer seine Absetzung will. Dennoch tut die Außenwelt nichts, um Assad zu stürzen. Und das ist – verständlich.

Denn so klar all das ist, was gegen den syrischen Machthaber spricht, so viele Gründe gibt es auch gegen eine militärische Intervention von außen.

Primär mangelt es ja schon an Nationen, die zu einem solchen blutigen Unterfangen überhaupt bereit wären. Denn die syrische Armee ist trotz der Desertion Tausender Soldaten noch immer hochgerüstet und schlagkräftig. Außerdem liegt Syrien nicht so bequem wie Libyen am Mittelmeer vor der Haustür Europas. Es kann also nicht leicht von europäischen Flugplätzen aus bombardiert werden.

Darüber hinaus sind selbst Frankreich und Großbritannien alles andere als begeistert von der Idee einer Wiederholung des libyschen Abenteuers an einem neuen Schauplatz. Hat Libyen doch viel mehr gekostet und länger gedauert als anfangs erwartet. Gleichzeitig stehen beide Länder heute wirtschaftlich noch viel schlechter da.

Und sonst ist schon gar kein westliches Land bereit, für Syrien zu sterben. Das müssen auch alle jene kriegslüsternen Kommentatoren einsehen, die beim Einlangen von Schreckensberichten wie eben jetzt aus Syrien immer gerne zum Kampf rufen. Auch wenn sie meist nur bis zum letzten Amerikaner kämpfen wollen. Immer wieder rufen ja gerade jene Österreicher lautstark zu Interventionen, die zugleich unter Berufung auf die Neutralität strikt gegen jeden Beitrag Österreichs an einer militärischen Verteidigung sind. Umso grotesker ist es, zu einer Intervention in einem anderen Land, also einem Angriff zu rufen.

Gefahr eines großen Krieges

Der stärkste Argument gegen eine militärische Intervention ist aber wohl die Gefahr, dass daraus ein größerer regionaler Krieg werden könnte. Wenn der Westen etwas tun wollte, könnte er das praktisch nur unter Beiziehung Israels – schon aus geographischen Gründen. Damit aber würde automatisch ein große panarabisch-panislamische Solidarität zugunsten Assads ausgelöst werden.

Aber selbst wenn Israel, das noch immer am Golan syrisches Territorium besetzt hält, draußen gehalten werden könnte, sollte man nicht vergessen, dass Assad starke Verbündete hat. Daran ändert die Tatsache nichts, dass sich diese angesichts der Gräuelberichte derzeit nicht allzu laut äußern. Der wichtigste Verbündete ist zweifellos Iran. Aber auch die irakische Führung ist insgeheim auf der Seite Syriens (und sowieso immer des Irans).

Beide Nachbarn sind ja schiitisch geführt und haben daher kein Interesse, dass in Syrien die sunnitische Bevölkerungsmehrheit den Alewiten Assad stürzen kann. Die Alewiten sind eine eigene Religionsgemeinschaft, die den Schiiten traditionell nahe steht, die auch vorislamisch-persische Wurzeln hat. Und die von den Sunniten immer wieder verfolgt worden ist, insbesondere von den Osmanen.

Fast folgerichtig ist die Türkei, also der Nachfolgestaat der Osmanen, auch der einzige Nachbar, der offene Sympathien für die Syrer zeigt. Aber auch die hochgerüstete Türkei hat wenig Lust auf Kriegsabenteuer. Muss sie doch schon ihre Kräfte auf den Kampf gegen die unruhigen Kurden konzentrieren.

Schließlich spielt die syrische Führung selbst in einem weiteren Nachbarland, dem Libanon, eine starke Rolle. Rund die Hälfte des dortigen politischen Establishments ist von Syrien abhängig oder sogar gelenkt. Damit ist auch der Libanon automatisch Teil jeder Auseinandersetzung um Syrien.

Assad stützt ein labiles Kartenhaus

All diese Verwicklungen zeigen: Syrien ist die wahrscheinlich wichtigste Karte in einem labilen Kartenhaus, das bei einem Angriff auf Assad von außen mit großem Getöse zusammenstürzen würde. Und „Getöse“ bedeutet höchstwahrscheinlich nichts anderes als einen mehrere Nationen umfassenden Krieg, wenn nicht gar einen Weltkrieg.

Denn gleichzeitig mit der syrischen Krise eskalieren ja auch die Spannungen um Irans knapp vor einem „Erfolg“ stehende Atomrüstung. Vor allem Israel denkt immer intensiver nach, diese iranische Atombombe im letzten Augenblick durch einen massiven Luftangriff zu verhindern.

Unklare Rechtslage

Jenseits dieser legitimen Ängste vor einem neuen Weltenbrand gibt es natürlich auch völkerrechtliche Argumente gegen eine Intervention von außen. Denn bei aller Erregung über ein Mörderregime hat im Völkerrecht noch immer die Staatensouveränität höchste Priorität. Rein humanitär motivierte Interventionen zum Schutz der Bevölkerung sind rechtlich heftig umstritten, solange daraus keine konkrete Bedrohung anderer Länder erwächst. Es sei denn der UNO-Sicherheitsrat erlaubt diese zumindest indirekt, wie etwa im Fall Libyens.

Dieser UNO-Sicherheitsrat ist aber bisher nicht imstande gewesen, zu Syrien eine Resolution zu beschließen. Russland und China haben eine solche mit ihrem Vetorecht bisher verhindert. Dafür werden sie nun weltweit heftig gescholten. Mit gutem Grund: Ihre Motive sind zweifellos weniger Ängste vor einem Krieg als das Interesse an Öl und Gas. Wenn der russische Außenminister vor „einseitigen Sanktionen“ gegen Assad warnt, dann ist das besonders widerlich. Soll man am Ende als „zweite Seite“ auch die Bevölkerung durch Sanktionen bestrafen?

Dennoch dürften viele westliche Staatsmänner insgeheim froh sein über dieses doppelte Veto. So können sie vor ihren eigenen Bürgern mit spitzen Fingern empört auf die beiden östlichen Mächte zeigen. Sie ersparen sich aber eine Antwort auf die Frage, ob sie selber einen riskanten, teuren und ergebnisoffenen Einsatz mit vielen Opfern wagen sollen.

Christen und Frauen müssen am meisten fürchten

Lässt man einmal die Kriegsgefahr und das Völkerrecht beiseite: Wäre ein Sturz Assads wirklich ganz eindeutig als positiv zu werten, so wie es jetzt ein Großteil der Welt meint? Ich zweifle, auch wenn ein solcher Sturz zweifellos viele positive Folgen hätte.

Positiv wäre neben einer Erfüllung des Verlangens der Bevölkerungsmehrheit – 75 Prozent sind Sunniten und daher großteils Assad-Gegner – auch die Hoffnung auf ein Ende der syrischen Einmischung im Libanon. Vor allem aber würde ein Sturz Assads einen heftigen Dämpfer für Iran bedeuten, die potentiell aggressivste Macht im Nahen Osten. Der Iran ist ja nicht nur durch die baldige Atombombe, sondern auch durch seinen Einfluss im Irak (Amerika sei Dank) heute sehr stark.

Man sollte aber nicht auf die Gefahren eines Sturzes Assads vergessen: Vor allem den religiösen Minderheiten wird es nachher schlechter gehen. Das ist schon aus Analogie zu den Vorgängen in Ägypten mit Sicherheit zu sagen. Das trifft neben den Alewiten (rund 6 Prozent) und Schiiten insbesondere auf die Christen zu (in Ägypten 10, in Syrien 15 Prozent). Sie sehen, wie die Aggression des sunnitischen Mobs gegen die Christen in Ägypten zugenommen hat; sie sehen, wie der „befreite“ Irak Hunderttausende Christen in die Flucht gezwungen hat; sie sind daher von nackter Angst erfüllt. Unter Assad haben sie zwar keine Demokratie, aber ein ungestörtes Leben, solange sie sich nicht politisch betätigen.

Auch die syrischen Frauen können in Syrien relativ emanzipiert leben. Auch ihnen verheißen die repressiven und islamistischen Tendenzen in Ägypten nichts Gutes.

Ägypten und Irak sind auch noch aus einem weiteren Grund ein schlechtes Exempel: Denn das fatale Schicksal der dortigen Expräsidenten zeigt dem syrischen Machthaber ein Menetekel, was auch ihm drohen könnte. Er und seine Clique hängen jedoch naturgemäß sehr am Leben und daher auch an der Macht.

Konklusion: So übel das Vorgehen Assads gegen die aufrührerischen Sunniten auch ist, so klar sollte es doch sein, dass ein militärisches Eingreifen wenig Sinn hat und vielleicht noch mehr negative als positive Folgen hat. Das sollte man zumindest aus dem Beispiel Irak gelernt haben.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Darabos, der letzte Privatisierer drucken

Irgendwie ist eine Möglichkeit, das Milliardenloch in den Staatsfinanzen zu verkleinern, ganz aus dem Regierungsdenken verschwunden: Privatisierungen. Nur einer in der Riege der Spare(bei-den-anderen)frohs ist munter auf dieser Schiene unterwegs: Verteidigungsminister Norbert Darabos. Ausgerechnet. Denn seinen brillanten Wirtschafts-Sachverstand hat er bereits bei seinen Eurofighter-Nachverhandlungen walten lassen. Und genauso treffsicher beweist er seine Effizienz nun bei der Privatisierung der Truppenübungsplätze.

Bei der ersten Privatisierungstranche dauerte es sechs Jahre, bis er den 53.000 Quadratmeter großen Truppenübungsplatz Oberfeld in der oberösterreichischen Dachsteinregion zum Schnäppchenpreis von 173.000 € an den Mann brachte. Immobilien-Tycoon Gerald Schweighofer wird jetzt dort ein Hotel bauen. Und er bekommt auch noch neun Bundesheerbeamte gesponsert, welche die veraltete Seilbahn betreuen, für weitere 18 lässt sich das Ministerium wenigstens den Salär refundieren. Und ein Rückgaberecht wurde Steigenberger auch noch eingeräumt, wenn er binnen Jahresfrist die Bewilligungen für seine Pläne nicht zusammentragen kann.
Ein Schnäppchen eben.
Jetzt kommt die zweite Privatisierungs-Tranche – immerhin 288 Quadratkilometer, darunter der Übungsplatz Allensteig. Dieser wirft jetzt schon Einnahmen aus Pacht und Jagdlizenzen ab. Und für ihn gibt es auch ein Heeres-Konzept für eine effektivere wirtschaftliche Nutzung – das freilich nicht präsentiert werden darf.
Denn so ist das im Reich von Norbert Darabos: Was ihm nicht genehm ist, darf es nicht geben. Wie sagte er doch bei der Präsentation seiner Probeläufe für sein Berufsheer-Steckenpferd: „Die Erfahrungswerte werden zeigen, dass mein Modell das beste ist.“ Na, wozu dann noch Erfahrungen sammeln, wenn der Minister ohnehin schon im Vorhinein weiß, was sie beweisen? Wladimir Putin weiß ja auch schon jetzt, wer am 4. März zum russischen Präsidenten gewählt wird. Und recht hat er.
Norbert Darabos weiß dagegen nicht, ob er nach der nächsten Wahl noch Verteidigungsminister ist. Er wird aber auf alle Fälle seine Handschrift unauslöschlich hinterlassen. Denn er kann noch fast die gesamte Heeresspitze austauschen, bevor er selbst abrüstet.
Was das bedeuten kann, will man sich ungern ausmalen. Denn der Minister geht, aber die führenden Beamten bleiben. Und wenn die Personalentscheide in bester Darabos-Manier erfolgen, dann werden wir noch lange an seiner ganz speziellen Kompetenz leiden.
Einer der ersten, den Darabos ersetzen kann, ist der giftigste Stachel in seinem Fleisch, General Entacher. Dass ein General in Österreich zum beliebten Volkshelden werden kann, hätte sich wohl vor der Ära Darabos niemand träumen lassen. Eigentlich ein Erfolg des Ministers. Wenn auch ein unbeabsichtigter, in dieser Art aber nicht sein einziger.
Wer hätte denn vor ihm je gedacht, dass ein Verteidigungsminister uns mit seinen Verordnungen, Initiativen und Weisungen immer wieder Stoff zum Lachen liefert?
In seinem ganz persönlichen Kampf gegen den WKR-Ball etwa: Es sollte doch ja keine Uniform zwischen den Couleurs tanzen. Also ließ er eine längst vergessene Uniformtrageerlaubnis-Verordnung herauskramen. Derzufolge darf die militärische Adjustierung nur bei Veranstaltungen von Gebietskörperschaften und besonderen familiären Feierlichkeiten getragen werden. Und so muss jetzt eine Genehmigung des Militärkommandos eingeholt werden, wenn ein junger Soldat in Uniform etwa zum Feuerwehrball gehen will. Der Bürokratieabbau lässt grüßen.
Schildbürgerstreiche aus dem Darabos-Ressort können aber nicht nur alle Steuerzahler gemeinsam teuer kommen, sondern auch Einzelpersonen.
So hat man jetzt befunden, dass man Kriegsmaterial nicht zerstören kann: Wer ein Maschinengewehr durchsägt, hat demnach keinen unbrauchbaren Schießprügel, sondern zwei Stück Kriegsmaterial. Die man nicht besitzen darf. Und aufgrund dieser Erkenntnis wurde dem Betreiber eines Bunkermuseums in Kärnten beschieden, dass er die ausgestellten Waffen, die ihm das Bundesheer selbst übergeben und angeliefert hatte, nach Wien zurückbringen muss – auf eigene Kosten. Der Kostenvoranschlag dafür beläuft sich auf schlichte 276.000 €.
Dafür hätte der gute Mann 53.000 Quadratmeter Dachsteinregion kaufen können und es wäre ihm noch ein hübsches Sümmchen übriggeblieben.

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Pelinka, WKR und die Einheit der Linken drucken

Gehen wir davon aus, dass die überwältigende Mehrheit der Österreicher in den letzten beiden Jahrzehnten die Erfahrung gemacht hat, dass Faschismusvorwürfe der FPÖ nie ernstlich geschadet haben. Vermutlich war es sogar so, dass solche Vorwürfe der FPÖ umso mehr genutzt haben, je unverständlicher diese für den Durchschnittsösterreicher erscheinen mussten. Es stellt sich daher die Frage, warum sich die vermeintlich exponiertesten Gegner dieser Partei in unregelmäßigen Abständen für derartige Wahlkampfhilfen hergeben.

Nach all dem, was einst Jörg Haider sagte („ordentliche Beschäftigungspolitik“) oder H.C. Strache spielte („Paint-Ball“) kann ja kaum jemand ernstlich annehmen, dass ein medial hochgespielter Ball oder abgehörte Strache-Gespräche dieser Partei wirklich schaden könnten. Dass sich die breite Masse wegen ein paar tanzender Burschenschafter oder wegen der nunmehr pejorisierten Verwendung des Wortes „Reichskristallnacht“ nachhaltig abgestoßen fühlen wird, erscheint als eine Illusion. Davon ganz abgesehen wird kaum jemand verstehen, warum der Bundespräsident es als besonders mutig ansieht, einen Orden nicht zu verleihen, dessen Verleihung per se schon eigenartig anmutet.

Ähnlich wie bei der seinerzeitigen Am-Schauplatz-Affäre fühlt sich ein linker Journalismus in einer selbst empfundenen antifaschistischen Aufklärungsrolle offensichtlich ebenso wohl wie die Strache-FPÖ in der von ihr empfundenen Opferrolle.

Warum macht das die Linke? Ist sie wirklich von allen guten Geistern verlassen?

Keineswegs! Sie brauchte diese Solidarisierungsmöglichkeit wie einen Bissen Brot. Nachdem sie fast einen Monat öffentlich Krieg im eigenen Lager geführt und schließlich Niko Pelinka als Wrabetz-Büroleiter verhindert hat, mussten die Reihen wieder geschlossen werden. All das, was von Twitter bis YouTube an Zwistigkeiten ans Tageslicht gelangt ist und als Wasser auf die Mühlen der bürgerlichen ORF-Gegner bezeichnet wurde, musste möglichst rasch im Reich des Vergessens verschwinden.

Nichts regt die Linke mehr auf, als berechtigte Kritik aus den eigenen Reihen, die nach außen getragen wird. Erinnert sei etwa an die seinerzeitigen SPÖ-Reaktionen auf das Rabenhof-Stück „Freundschaft“ mit Erwin Steinhauer sowie dessen Verfilmung. Das Wort Verrat wird in diesen Kreisen ähnlich aggressiv in den Mund genommen wie in der FPÖ in Bezug auf die seinerzeitige Spaltung.

Was hat sich in dieser Situation besser angeboten als eine Attacke gegen den gemeinsamen Feind? Kurzfristig war die Einheit der Linken also wichtiger als irgendwelche indirekten Hilfsdienste für die FPÖ. Sollte diese Partei tatsächlich irgendwann in den Umfragen einen ersten Platz erringen, wird sich die Taktik, jene als die alten Nazis zu brandmarken, die sich selbst als die neuen Juden bezeichnen, als Schuss nach hinten erweisen. Spätestens dann wird die Frage nach der Selbstkritikfähigkeit der Linken und der Einheit der unfreiwilligen Strache-Macher neu zu stellen sein.

Die Tragik an all dem ist der Verlust der Mitte. Die schweigende Mehrheit erweist sich als Zaungast eines Scheingefechtes und finanziert nicht nur einen Staat, der diese Gruppen mit Polizeigewalt auseinander halten muss. Sie finanziert auch alle möglichen staatlichen und staatlich unterstützten Medien, die über all diese zunächst unbedeutenden Nebenereignisse genüsslich berichten. Wir alle laufen Gefahr, auf der Strecke zu bleiben.

Dr. Georg Vetter ist selbständiger Rechtsanwalt mit Schwergewicht auf Gesellschaftsrecht und Wahrnehmung von Aktionärsinteressen in Publikumsgesellschaften.

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Land der Gummi-Hämmer drucken

Die tägliche Erfolgsmeldung zum Thema Regierungs-Einigungen beim Belastungspaket gerät zur nicht versiegen wollenden Quelle von Heiterkeit. Außer man hat keinen Galgenhumor. Denn je länger die koalitionären Steingebirge kreißen, desto mickriger wird so manches Mäuschen, das sie gebären. Und das eigene Unvermögen übertönt man dann mit großen Worten, die man dem Boulevard spendet. „Richtige Hämmer bei den Pensionen“ kündigt Michael Spindelegger an. Und der Oberhammer ist: Bis 2020 soll das (faktische, nicht das gesetzliche!) Pensionsantrittsalter um 4 (in Worten: vier!) Jahre angehoben werden.

Da sind wir dann schon bei einem durchschnittlichen Ruhestandsbeginn von sage und schreibe 62,1 Jahren – also noch immer ein paar Jahre weit entfernt von unserem derzeitigen gesetzlichen Pensionsalter.
Der österreichische Pensionshammer ist also aus Gummi.
Andere Länder mögen das vorgeschriebene Ende des Arbeitslebens angesichts der stetig steigenden Lebenserwartung hinaufsetzen – Deutschland, Spanien halten schon bei 67, sogar in Italien wird binnen sechs Jahren auf 66 erhöht, ganz fortschrittliche Länder wie Dänemark sehen die Lösung überhaupt im Aufheben dieser starren Grenze.
Wir aber, die wir schon jetzt 70 Prozent der Lohnsteuereinnahmen in Pensionszuschüsse buttern, wir leisten uns ein Hinterherhecheln hinter unseren eigenen gesetzlichen Regelungen, ohne sie je zu erreichen.
Das das nie funktionieren kann, wissen natürlich auch die regierenden „Krisenmanager“. Sie fürchten sich aber nicht vor der Lawine an bösen Folgen ihrer unterlassenen Handlungen, weil die ohnehin erst unsere Kinder treffen wird. Sie können auch in Krisenzeiten, in denen uns das Wasser schon über die Nase steht, nur bis zum nächsten Wahl/Zahltag denken. Und sie fürchten sich, darum benützen sie große Worte. Wer sich im Dunkeln fürchtet, der pfeift bekanntlich auch besonders laut.
Eigentlich gibt es nur einen Schluss: Wenn unsere Koalitions-Berge weiterhin auf diese Art und Weise kreißen, wäre es Zeit, dass ein Monti herauskommt. Die Frage bleibt nur: Wer ist der österreichische Experte, der sich das antut? Der endlich den Sachverstand in die Regierung bringt, den Faymann, Spindelegger & Co nicht einmal als Berater bei ihren ohnmächtigen Bemühungen hinzuziehen? Was brauchen die denn auch Experten, wenn sie ihre AK-, Gewerkschaft-, Kammer- und Bauernvertreter haben?
Zeit für eine weitere Reform der Bundeshymne: Wenn das die Hämmer sind, die wir besingen, ist nämlich das darauf folgende Wort „zukunftsreich“ alles andere als korrekt.
 

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Vom faulen Reform-Zauber drucken

Der Vorgeschmack auf die Qualität des Spar- und Schröpfpakets der Regierung ist bitter – aber nicht unerwartet: Die laut verkündeten Durchbrüche auf dem Gebiet der Gesundheits(kosten)reform, die uns ereilt haben, sind nicht mehr als nette, halb verhandelte Absichtserklärungen. Vor Reform keine Spur – wie auch, wenn man jahrelang jede Reform-Anstrengung vermeidet und dann unter dem gnadenlosen Diktat der Schuldenkrise ganz schnell etwas zusammenschustert.

Zuerst kam das erste Ei des Kolumbus: Die Gesundheitsausgaben dürfen nicht mehr stärker wachsen als die Wirtschaftsleistung. Der Applaus war noch nicht verklungen, da relativierte der Gesundheitsminister: Ja, das ist schön, aber wann diese Kostenbremse zum Tragen kommen kann, lässt sich nicht sagen. Jedenfalls nicht sofort, denn jetzt müssen erst die zähen Verhandlungen mit den Ländern geführt werden.
Auch das zweite Ei ist von windiger Qualität: Eine Steuerungsgruppe soll sicherstellen, dass die Spitäler, Ambulanzen und niedergelassenen Ärzte gemeinsamer Planung und Finanzierung unterlagen. Jubel, Trubel – und Heiterkeit: Wir haben ein neues Gremium, nur leider ist über sein Funktionieren gar nichts fix. Am allerwenigsten die alles entscheidende Frage, wer die Mittelverteilung über hat. Und dass der Reform-Verhandler der Bundesländer, Oberösterreichs Josef Pühringer, seine Vorstellung unmissverständlich klar gemacht hat, lässt nichts Gutes erwarten. Er verlangt, dass Bund und Krankenversicherungen das Geld zur Verfügung stellen und die Länder es verteilen.
Den Status quo nennt man also Reform.
Wohin die Allmacht der Bundesländer führt, das wissen wir längst.
Umso rührender war denn auch der treuherzige Auftritt des Steirers Franz Voves im Bundesrat. Die Bundesregierung soll es doch genauso machen wie die steirische: Notwendige Sparmaßnahmen gemeinsam ohne Rücksicht auf die eigene Klientel durchziehen, zusammenhalten, die Parteiinteressen hintanstellen und sich erst in zwei, drei Jahren wieder im parteipolitischen Kleinkrieg üben.
Der Sparmeister aus der grünen Mark hat freilich zweierlei übersehen: Es selbst und sein schwarzer Partner haben ihr Sparprogramm unmittelbar nach Wahlen beschlossen. Die Kollegen auf Bundesebene, erstmals im Genuss einer fünfjährigen Gesetzgebungsperiode haben hingegen jahrelang jede Handlung vermieden und müssen sich spätestens im nächsten Jahr dem Wähler stellen. Angesichts dieses Damoklesschwerts ist ihnen natürlich das Parteiwohl viel näher als das Staats-Ganze. Dabei haben Gusenbauer-Molterer mit genau dem Argument, dass große Würfe längere Atempausen zwischen Wahlen brauchen, die Verlängerung der Legislaturperiode erfunden.
Noch viel fataler ist der zweite Denkfehler beim steirischen Nachhilfeunterricht: Ein Land allein kann alles Mögliche beschließen, der Bund aber muss sich bei fast allem gegen neun Landeskaiser durchsetzen. Die Länderegoismen, die Landeskaiser-Allüren sind die Kehrseite des Föderalismus. Daran sind bisher noch alle Reformideen gescheitert. Das ist allen Beteiligten klar, aber niemand hat bisher den notwendigen Rückbau der Länder-Allmacht begonnen.
Nur: Solange die Landeskaiser nach eigenem Belieben das Geld ausgeben dürfen, werden viele dringliche Reformen nie stattfinden – von der Gesundheit, über das Schulwesen, die Verwaltung etc.
Doch der Mutige, der die neun hungrigen Löwen bändigt, muss erst gefunden werden. Für die Bewältigung der Schuldenkrise kommt er jedenfalls zu spät – falls er je kommt.
 

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Fußnote 259: Frau Karl und der Hendldieb drucken

Wieso ist Grasser nicht eingesperrt, wo doch jeder Hendldieb gleich sitzt? „Weil der Hendldieb sein Hendl nicht auf den Cayman Islands vergräbt.“ Das ist kein schlechter politischer Witz, sondern die Tragödie der Gedankenwelt der Beatrix Karl.

Mit diesem schiefen Bild begründet sie nämlich öffentlich die Imageprobleme der österreichischen Rechtssprechung. Und macht zum wiederholten Male sichtbar, dass ausgerechnet die Justizministerin das Recht dem Boulevard beugt. Dass allwöchentlich Details aus den Akten der ermittelnden Behörden auf den Schreibtischen befreundeter Redaktionen landen und die Schlagzeilen-Urteile ebenso oft mit dem Etikett „Grasser endlich gefasst!“ veröffentlicht werden, ist schon Skandal genug. Wenn es die Zeitungen so genau wissen, dann braucht es doch gar kein Verfahren, schon gar kein gerechtes. Sperrt den Hendldieb endlich aufgrund der Zeitungsberichte ein. Diese Vorverurteilungen transportiert die Justizministerin genüsslich mit und beschädigt mit ihren dümmlichen Aussagen den Rechtsstaat noch weiter.
Das ist ein Rücktrittsgrund. Denn mit ihrem Hendl-Vergleich hat sie nicht nur sich, sondern der ihr anbefohlenen Justiz ein mehr als faules Ei gelegt.
 

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SN-Kontroverse: Frauen-Pensionsalter drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der  Salzburger Nachrichten  eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Gehen Frauen zurecht früher in die Pension?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden

Zuerst Diskriminierung kippen!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at)

Wenn es schwierig wird, müssen die Frauen dran glauben. Jetzt ist es wieder einmal soweit. Sie sollen um fünf Jahre länger arbeiten, um die Staatsschulden in den Griff zu bekommen. Obwohl Frauen in fast allen Bereichen benachteiligt sind. Ihr Verdienst ist weit geringer. Im Durchschnitt bekommen Frauen für gleichwertige Arbeit rund 40 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Karriere ist hingegen nicht für sie vorgesehen. In den Führungsetagen und in den Aufsichtsgremien großer Unternehmen sind Frauen stark unterrepräsentiert. Der Frauenanteil in den Chefetagen ist traditionell niedrig und stagniert seit Jahren. In der Geschäftsführung liegt der Frauenanteil bei nur 4,6 Prozent; im Aufsichtsrat bei neun Prozent. Dafür sind Frauen mehrfach belastet. Sie kümmern sich nach wie vor in erste Linie neben dem Job um Haushalt und Kindererziehung. Wenn dieser Lebensabschnitt vorbei ist, leisten sie den Großteil der Pflegearbeit. Die Diskriminierung der Frauen endet nicht im Pensionsalter, sondern da wird sie noch vertieft: Während Männer auf eine durchschnittliche monatliche Pension von 1288 Euro kommen, beläuft sich diese bei Frauen lediglich auf 786 Euro.

Frauen werden außerdem vom Arbeitsmarkt früher „ausgemustert" als Männer. Wird eine Frau mit 50 Jahren arbeitslos gilt sie de facto als nicht mehr vermittelbar. Das Risiko, in Armut abzugleiten, ist für Frauen deutlich höher als für Männer. Jede dritte allein lebende Pensionistin in Österreich ist armutsgefährdet. Dass Frauen früher als Männer in Pension gehen dürfen, ist daher mehr als gerechtfertigt. Es besteht nicht der geringste Grund, die derzeitige Rechtslage, wonach des gesetzlichen Pensionsalters von Frauen ohnedies ab 2024 bis 2033 an das der Männer anzugleichen ist, früher zu kippen.
 

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Weder gerecht noch nachhaltig

Andreas Unterberger

In der großen Mehrheit der Staaten gilt seit Langem für Männer und Frauen das gleiche Pensionsantrittsalter. Immer mehr Länder haben dieses Alter schon auf 67 Jahre erhöht. Österreichs Feministinnen hingegen wollen mit Hilfe von Rot und Grün das gleichheitswidrige Privileg eines früheren Antritts bis 2033 verteidigen.

Was absurd ist. Denn genau dieser frühe Pensionsantritt ist eine Hauptursache für das statistisch niedrigere Durchschnittseinkommen von Frauen. Verdient man doch laut den meisten Kollektivverträgen und Dienstordnungen in den letzten Dienstjahren am meisten. Angesichts ihres früheren Pensionsantritts, ihrer höheren Lebenserwartung und ihrer geringeren Pensionsbeiträge sind die Frauen zu drei Viertel für die wachsende Lücke in den Kassen der Pensionsversicherung verantwortlich. Das ist das Gegenteil von „Gerechtigkeit", welche die SPÖ gerne plakatiert. Diese aus dem Budget zu deckende Pensionslücke wird jedes Jahr größer und kann nur noch durch ständig wachsende Schulden gedeckt werden. Die Pensionen sind - zusammen mit den ÖBB und den Zinsen für die alten Schulden früherer Verschwenderregierungen - der weitaus größte Defizittreiber und damit Hauptursache des Sinkens unserer Kreditwürdigkeit. Das ist das Gegenteil von „Nachhaltigkeit", von der die Grünen ständig schwadronieren. Dieses Privileg wird gerne mit der Kindererziehung begründet. Jedoch: Angesichts der immer größeren Zahl von kinderlos bleibenden Frauen gibt es keinen Grund, den wichtigen Beitrag der Mütter zu unserer Zukunft über das Pensionsantrittsalter aller Frauen zu belohnen. Gerecht wäre hingegen eine Unterstützung nur für die Mütter mehrerer Kinder. Ihnen sollten nicht nur maximal vier Jahre pro Kind als Beitragsjahre gutgeschrieben werden, sondern jedes Jahr, das sie ihre Berufstätigkeit der Kinder wegen unterbrechen.

 

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Schafft die Orden ab! drucken

Der dauerlächelnde Opa der Nation gibt also dem ungehorsamen Enkel das neue Spielzeug nicht: Die Ordensverweigerung Heinz Fischers an H.C. Strache löst weiten Jubel aus – was zu erwarten war. Und der Jubel ist so laut, dass er vieles zudeckt, was eher betretenes Schweigen verursachen sollte.

Das beginnt schon mit der Quelle: Ein Journalist verkleidet sich als Burschenschafter und gibt den Strache-Bewunderer, um auf dem WKR-Ball „verdeckt zu ermitteln“. Statt der erhofften Beweise von dort getätigten „rechtsextremen Geschäften“, von denen man im Vorfeld der Veranstaltung gefaselt hat, bringt er empörende Strache-Sager aus einem Privatgespräch mit. Und die Republik steht Kopf, keiner fragt, was für eine Art von Journalismus das ist, und ob man denn solchen „wörtlichen“ Berichten auch trauen kann. Fragt der HBP den bösen Strache, was er dazu sagt? Das Schreckliche ist, dass man an diese Wortwahl Straches glaubt. Aber glauben genügt nicht.
Verliert der HBP – sonst immer ausgewogen nach allen Seiten – ein einziges Wort über unanständige Methoden einer so genannten Qualitätszeitung, die sich kaum mehr von jenen ungustiösen Boulevardblättern abheben, deren Reporter sich verkleidet in Krankenzimmer schleichen, um „Exklusivberichte“ zu bekommen?
Es hat auch keinen Sinn, darüber lange zu diskutieren, ob die Sager so gemacht wurden. Dem „Aufdecker“ wird ohnehin geglaubt – und man kennt den Zungenschlag des Herrn Strache. Fair wäre es gewesen, hätte man vor der „Bestrafung“ mit dem „Beschuldigten“ gesprochen, wenn man schon Bundespräsident ist. So funktioniert das aber nicht, in unserem Land.
Im Namen des „Antifaschismus“ scheint alles erlaubt.
Über wirklich nicht entschuldbare Attacken bei der Demo vor dem Ball wird nicht gesprochen – wohl, weil die Verletzten „nur“ Polizisten und Ballbesucher waren. Dass die Berliner Kommunisten das Fahrgeld für die Krawalltouristen gesponsert haben, für jene Kapuzenträger, die als Speerspitze der „friedlichen“ Demo auch einen keineswegs harmlosen Sprengsatz bei sich führten, wird verschwiegen. Es wird suggeriert, dass man sich gegen „Rechts“ wehren muss. Und dass man dabei nur – wie die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek unwidersprochen zitiert wurde – dem „antifaschistischen Auftrag unserer Verfassung“ nachkommt.
Auch das kann zu gefährlicher Fanatisierung führen. Und keinem der jungen Menschen, die an ihre Mission als Vertreter eines „anderen, besseren Österreich“ glauben, sagt jemand: Der gefahrlose Kampf gegen einen aufgebauten Popanz „Rechts“ ist eines. Aber genauso mutig seiner Überzeugung zu folgen, wenn die dafür erforderliche Zivilcourage auch nur die eigene Karriere kosten könnte, ist viel schwerer. Davon sollte Heinz Fischer den jungen Menschen erzählen. Er kennt das ja nur zu gut.
Schließlich war er Kreiskys williger Erfüllungsgehilfe in dessen verbissenem Kampf gegen den großen Simon Wiesenthal. Und bis heute hat sich Heinz Fischer für seine unrühmliche Rolle nie entschuldigt. Wo man doch in unserem Land dauernd öffentliche Entschuldigungen einfordert.
Aber vielleicht sollten wir aus dieser in jeder Hinsicht unappetitlichen Affäre nur einen einzigen Schluss ziehen: Nach den Diplomatenpässen gehören auch die Sitzfleisch-Orden abgeschafft. Ausnahmslos.
Wir haben im Augenblick wirklich größere Sorgen. Ist da nicht eine Staatsschuldenkrise?

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Südtirol oder: Wenn Träume in Erfüllung zu gehen drohen drucken

Manche sehnliche Wünsche nähern sich erst dann in Verwirklichung, wenn man das Interesse an ihrer Erfüllung längst verloren hat. Die meisten Erwachsenen sind halt nicht mehr interessiert, wenn sie eines Tages das einst unerreichbar gewesene Kinderspielzeug geschenkt bekommen. Sollte das auch mit den nun schon 90 Jahre alten Wünschen der Südtiroler der Fall sein, den Status als italienische Kriegsbeute zu verlieren? Das wäre frappierend, war doch Südtirol vor einer Generation noch eines der heikelsten Probleme Europas.

Durch die existenzielle Krise Italiens ist die Chance der Südtiroler, nach einem Jahrhundert der italienischen Herrschaft ihr Schicksal wieder selbst bestimmen zu können, jedenfalls wieder gewachsen. Nur in den unmittelbaren Nachkriegsmonaten des Jahres 1945 hat es schon einmal ein ähnliches Fenster gegeben, durch das der Blick auf das – damals – heftig ersehnte Selbstbestimmungsrecht geöffnet worden ist.

Macht Schuldenkrise einen Freikauf denkbar?

Freilich sollte man die Lage nüchtern betrachten. Noch denkt in Italien kaum jemand ernsthaft daran, eine Sezession Südtirols zuzulassen. Aber die sich rapide verschlechternde wirtschaftliche Situation könnte die seit einigen Wochen kursierenden Südtiroler Vorschläge, sich die Freiheit gleichsam zurückzukaufen, sehr rasch aktuell machen. Südtirol ist in den letzten Jahrzehnten vom Armenhaus zu einer der reichsten Provinzen Europas geworden und kann sich daher etliches leisten. Nach dem jahrelangen Freiheitskampf hat das Südtirolpaket 1969 den Südtirolern eine teilweise Autonomie und vor allem viel Geld gebracht.

Noch mehr könnte sich Südtirols Chancen erhöhen, sollte parallel der Sezessionswunsch der Lega Nord in Erfüllung gehen. Die Lega kämpft seit etlichen Jahren vehement für eine weitgehende oder sogar totale Trennung des Nordens (insbesondere der ehemals habsburgischen Regionen Lombardei, Venetiens und Friauls) von Mittel- und Süditalien. Damit würden dort Grenzen, die über fast eineinhalb Jahrtausende bis tief ins 19. Jahrhundert kulturbildend gewirkt haben, wieder neu erstehen. Damit wären aber auch Südtirols Grenzen zur Disposition gestellt. Denn damit wäre der Anspruch des panitalienischen Nationalismus auf den Alpenhauptkamm als Grenze verloren.

Natürlich ist auch eine Erfüllung der Lega-Pläne nach wie vor unrealistisch. Die Lega hat zwar von Silvio Berlusconi – selbst ein Norditaliener – im Gegenzug für die Mehrheitsbeschaffung immer wieder Zusagen für mehr Eigenständigkeit des Nordens erhalten. Aber Berlusconi ist letztlich einer Einlösung immer wieder entkommen.

Der Leidensdruck ist verschwunden

Für eine Realisierung aller Sezessions-Pläne fehlt aber neben der Zustimmung in Italien noch etwas zweites: ein klarer Wille der Südtiroler. Dort ist nämlich eine neue Generation erwachsen, die sich mit diesen Fragen nicht mehr wirklich tiefgehend befasst. Die kaum noch Leidensdruck als Folge der Zugehörigkeit zu Italien empfindet.

Die politische Führung der Südtiroler hat zwar nie auf das Selbstbestimmungsrecht verzichtet, hat diese Forderung aber nach Abschluss des Südtirolpakets nicht mehr forciert. Sie macht seither einen intellektuell nur schwer nachvollziehbaren Unterschied zwischen Selbstbestimmungsrecht und Anspruch auf dieses Recht.

Dieser Eiertanz war sozusagen eine stillschweigende Gegenleistung für die weitgehenden finanziellen Konzessionen der Italiener. Parallel dazu hat auch in der Südtiroler Bevölkerung der Leidensdruck stark abgenommen. Südtirol war einst bitterarm und ist heute sehr reich. Überdies ist durch den österreichischen EU-Beitritt und den Schengen-Vertrag am Brenner die einst so explosive Staatsgrenze gar nicht mehr sichtbar.

Autonomie in 60 Punkten verletzt

Nun aber ändern sich die Rahmenbedingungen wieder. Das Sanierungspaket Mario Montis fährt mit einem unbarmherzigen Rasenmäher auch über die Rechte der Südtiroler drüber. Wenn in Italien viele Regelungen liberalisiert werden, viele Tätigkeiten nicht mehr an Konzessionen gebunden sind, dann lösen sich natürlich auch die autonomen Regelungen der Südtiroler auf. In Bozen spricht man davon, dass die Autonomie in nicht weniger als 60 Punkten betroffen ist.

Die Südtiroler spüren plötzlich wieder massiv, dass sie halt doch Teil Italiens sind, und dass die Benefizien der letzten Jahrzehnte doch nur auf fragiler Grundlage gestanden sind. Daher wird sich in den nächsten Monaten die Los-von-Rom-Stimmung der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung zweifellos wieder vergrößern.

Wenn das eintritt, dann kommt aber auch die österreichische Seite ins Spiel. Sind die Österreicher überhaupt noch an einer Heimkehr Südtirols interessiert? In der Alpenrepublik ist inzwischen eine ganze Generation nachgewachsen, für die Südtirol nie ein Thema gewesen ist. Das gilt sowohl für die Bevölkerung wie auch die Politik. Bei der ja die Absenz einer Außenpolitik jeglicher Art seit einigen Jahren oberste Regierungslinie ist. Diese enorm gewachsene Gleichgültigkeit paart sich in Nordtirol selbst zum Teil auch mit einem gewissen Neid auf den wirtschaftlichen Überholkurs der Landsleute südlich des Brenners.

1945 war Südtirol noch das zentrale Thema

Diese Gefühle stehen im massiven Gegensatz zu früheren Jahrzehnten. Sowohl nach dem ersten Weltkrieg wie auch noch viel mehr nach dem zweiten war die Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler oberstes nationales Anliegen der Alpenrepublik gewesen. Historiker stellen erstaunt fest, dass dieses Verlangen in Österreich nach 1945 sogar lauter gewesen ist als etwa der Ruf nach einem Staatsvertrag oder einem Abzug der Besatzungsmächte.

Auch noch in den 60er Jahren haben die Sympathien mit dem Südtiroler Freiheitskampf – und seinen Bomben vor allem auf Hochspannungsleitungen oder italienische Denkmäler – und den dann in italienischen Gefängnissen gefolterten Bombenlegern ganz Österreich zutiefst bewegt. Nicht nur bürgerliche Österreicher wie Fritz Molden oder Gerd Bacher unterstützten mehr oder weniger insgeheim die Kämpfer, sondern etwa auch Bruno Kreisky. Und die Bürger bangten und hofften sowieso ganz offen mit den Südtirolern.

Deren Kampf hatte ja dann trotz seiner brutalen Unterdrückung mit Erringung der Teilautonomie auch zumindest einen teilweisen Erfolg. Eine ungeplante und heute erst sichtbar gewordene Nachwirkung dieser Autonomie war aber, dass in Österreich seit den 70er Jahren schlagartig das Interesse an Südtirol verloren gegangen ist. Weder in den Medien noch in den Schulen noch an den Stammtischen ist heute das Los der Südtiroler ein emotional besetztes Thema.

Südtirol bekam sogar den Beigeschmack, ein rechtsradikales Anliegen zu sein – obwohl das Land von Hitler einst an Italien verraten worden ist. Dieser Verrat war eine zynische Gegenleistung für die Bündnistreue Mussolinis. Die kleine Nachkriegsrepublik setzte sich dann hingegen sehr tapfer für die Rechte der Minderheit ein.

Heute ist es aber jedenfalls eher fraglich, ob sich Politiker oder Bürger noch irgendwie für eine Heimkehr Südtirols engagieren würden, sollte sich das kleine historische Fenster noch weiter auftun. Man hat ja längst seine eigenen kleinen und derzeit großen Sorgen. Schon die von einigen Südtirolern vorangetragene Bitte, dass Südtiroler (auch) einen österreichischen Pass bekommen können sollten, ist in Wien und Innsbruck auf desinteressierte Ohren gestoßen. Hinter formaljuristischen Vorwänden verbargen sich auch viel Neid und Ahnungslosigkeit.

Ein Freistaat als Alternative?

Daher gibt es für den Fall, dass Südtirol das Selbstbestimmungsrecht anwendet, auch noch eine andere Möglichkeit: dass Südtirol statt zu Österreich zurückzukehren zu einem Freistaat wird. Dafür spricht auch die Tatsache, dass heute noch immer rund 25 Prozent der dort lebenden Menschen Italiener sind (bis zum Paket waren es sogar deutlich mehr).

Diese Italiener würden in Österreich natürlich ein umgekehrtes Minderheitenproblem darstellen, auf das dieses Land in keiner Weise vorbereitet ist.

PS.: Eine weiteres Nord-Südtiroler Thema als Folge der Schuldenkrise ist im übrigen der Brennertunnel. Selbst wenn es heute noch niemand zugeben will, scheint der Bau des Mega-Tunnels auf Grund der italienischen Finanzprobleme langfristig extrem fragwürdig. Das wird er freilich auch zunehmend auf Grund der österreichischen Defizite. Daher wächst ringsum die Überzeugung: Es wäre jetzt doppelt leichtfertig, noch irgendeinen weiteren Euro im Boden unter den Alpen zu vergraben.

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Fußnote 258: Glawischnig haidert drucken

Eva Glawischnig will das Sparen revolutionieren: Eine Krankenversicherung für alle, eine Pensionsversicherung für alle. Mit diesen grünen Sparvorschlägen geht sie in die Verhandlungen mit dem Vizekanzler.

Grün?
Diese Systemrevolutionen haben wir doch schon gehört. Und zwar nicht nur einmal. Es waren die gebetsmühlenartig wiederholten Forderungen des grünen Gott-sei-bei uns – Jörg Haider. Übernommen und aufpoliert von H. C. Strache.
Und jetzt ist Frau Glawischnig auf den Haider gekommen.
Entweder Eva Glawischnig hat kein politisches Gedächtnis oder sie steht mehr unter Druck, als es die Wortmeldung des Tiroler Grünen Gebi Mair vermuten lässt. Der zettelte nämlich eine Obfrau-Diskussion an, weil er endlich frischen Wind an der Grünen-Spitze will. Nur dass der so blau weht, das hat er sich wohl nicht erwartet. Sonst hätte er sich nicht so schnell für sein Aufmucken wieder entschuldigt. Ob er jetzt die Entschuldigung zurücknimmt?

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Fußnote 257: Ein Orden für Häupl, bitte! drucken

Wenn demnächst die Republik in der Oper tanzt, werden Faymann, Spindelegger und eine Reihe von bisher undekorierten Ministern also mit ihren hübschen neuen Orden antreten, die ihnen der Bundespräsident umgehängt hat – als Belohnung für ihr Sitzfleisch. Das jahrlange Ausharren auf ihren Posten ist nämlich ihre gewürdigte Leistung, nicht irgendwelche effiziente, ambitionierte oder auch nur dringend notwendige Regierungsarbeit. Für Michael Häupl, der ohnehin schon schwer an Ehrenzeichen trägt, müsste aber dringend noch ein viel höherer, neuer Orden kreiert werden.

Sein Radio-Interview „Im Journal zu Gast“ war illuminierend (oder doch illuminiert?). Dass er jedwede Art der Haushaltskonsolidierung als Kaputtsparen wegschimpft, dass er exorbitante Wiener Gebührenerhöhungen als „seit 15, 20 Jahren überfällig“ schönlügt, das alles kennt man. Auch sein schmerzhafter Gebrauch der deutschen Sprache ist nicht neu. Diesmal aber rutschte ihm mitten in seinen aufgeregten Schimpftiraden heraus, was sein Verständnis von Demokratie ist.
Seit vielen Jahren vollzieht Wien die Schüsselsche Pensionsreform nicht nach. Mit immer neuen Scheinargumenten wurde dieses teure Privileg der Wiener Stadt-Diener verteidigt. Die überhöhte Rechnung zahlen ohnehin wir alle.
Diesmal aber sprach Häupl Klartext: „Dass wir als Sozialdemokraten eine schwarz-blaue Pensionsreform durchziehen, das ist ja absurd!“
So ist das also: Für Sozialdemokraten gelten nur Gesetze, die ein Parteifreund durchbringt? So funktioniert Demokratie – in Wien.
Für dieses Bekenntnis gebührt Michael Häupl wirklich ein besonderer Orden. Und zwar kein Faschings-Orden. Denn das ist gar nicht lustig.
 

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Burgstaller und Merkel: Zweimal Hoffnung und zurück drucken

Die Hoffnung, dass sich in Österreich und Europa der Verstand doch noch durchsetzt, blitzt manchmal kurz auf. Doch – ganz konträr zu dem beliebten Spruch, dass sie das zuletzt tut – stirbt sie sehr schnell wieder. Zumindest hierzulande. Ob in der EU ebenfalls, das werden die nächsten Stunden und Tage zeigen.

Von der Öffentlichkeit kaum – weil von den Meinungsmachern nur ungern – wahrgenommen, hat die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller gemeinsam mit den Salzburger Schwarzen einen Tabubruch durchgesetzt, der wie ein Aufbruch des gesunden Politikerverstands wirkt: Die Salzburger Landesregierung hat eine Aufforderung an die Bundesregierung beschlossen, die Studiengebühren wieder einzuführen. Prompt erntete sie Rücktrittsforderungen aus den Reihen der jungen Sozialisten sowie schnoddrige Abfuhren von Faymanns Laura (Rudas) und der SP-Wissenschaftssprecherin Andrea Kunzl.
Damit war das Aufflackern von Sachverstand wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Jetzt sollen gar nicht die zum Überdruss wiederholten und allseits bekannten Argumente für diese Maßnahme wiedergekäut werden. Aber: Ist es nicht eine Frage der Gerechtigkeit, dass in Zeiten der Schröpfzüge bis hin zu den Pensionisten auch die Studenten wieder für aus Steuergeld finanzierte Leistungen wenigstens einen symbolischen (in China sind Studiengebühren höher!) Tribut entrichten müssen?
Faymanns Gerechtigkeit gibt’s halt nur auf dem Plakat.
Zu hoffen steht, dass dem zweiten bemerkenswerten Aufbruch, diesmal von Angela Merkel, nicht ein ähnliches sang- und klangloses Verschwinden beschert ist – und zwar in unser aller Interesse.
Die Deutschen fordern, dass die EU den Griechen einen Sparkommissar hinsetzt, der die Budgetgebarung überwacht und sogar mit einem Vetorecht ausgestattet ist. In Athen hat der Vorschlag sofort zu radikalen Verbalinjurien geführt – was zu erwarten war. Von einem „Gauleiter“ ist da die Rede, von einer Demütigung, die man nicht hinnehmen kann.
So sieht die „Solidargemeinschaft“ aus: Nehmen kann man unser Geld und es dann auch nicht mehr zurückzahlen wollen – darauf bereiten uns bereits Kommissar Rehn und der Präsident der Eurozone, Jean Claude Juncker, vor. Aber bei der Art und Weise, wie man mit unseren Milliarden umgeht, da ist man „autonom“. In dieser Budget-Autonomie lag im Falle der Griechen ja der Urgrund der Katastrophe. Sie waren so autonom unehrlich, dass sie sich den Eintritt in die gemeinsame Währung mit falschen Angaben erschlichen haben.
Also wäre ein „Aufpasser“ wohl mehr als gerechtfertigt, wenn es jetzt um die Schutzschirm-Milliarden geht. Mit dubiosen „Listen der Schande“ im Internet kann man vielleicht einen Herrn Kräuter in der österreichischen SP-Zentrale beeindrucken, aber keinen müden Cent in die Staatskasse bringen. Und viele andere Maßnahmen der Regierung Papademos scheinen die gleiche (Un-)Wirksamkeit zu haben.
Es wird also Zeit, dass die EU sich einmischt. Angela Merkel hat das verstanden. Vielleicht kann sie sich durchsetzen.
Die Hoffnung stirbt – eben doch – zuletzt.
 

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Atomstrom: Agieren mit doppeltem Boden drucken

Es ist ein Spiel mit doppeltem Boden. Österreich muss „atomstromfrei“ werden, hört man landauf, landab. Für NGO ein Thema, mit dem in der Öffentlichkeit gepunktet werden kann. Österreichs Politiker trauen sich kaum etwas dagegen zu sagen. Die Energiewirtschaft möchte sich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen und ist grundsätzlich einverstanden. Klingt alles gut, da ist aber viel Unsinn und Unehrlichkeit dabei.

Da Österreich keine Kernkraftwerke hat, geht es um die Stromimporte – die im Vorjahr um 22 Prozent angestiegen sind! Im Ausland wird sogenannter ENTSO-Strom, auch grauer Strom genannt, gekauft. Dieser Strom stammt aus einem Mix aus vielerlei Kraftwerken, darunter auch Kernkraftwerken. Er kann recht billig sein und wird unter anderem dafür verwendet, Wasser in heimischen Pumpspeicherkraftwerken hinaufzupumpen. Weil man diesem grauen Strom ein Atommascherl anhängen kann, sollen diese Importe nun um jeden Preis verhindert werden.

Um nicht als Sünder gebrandmarkt zu werden, haben viele heimische Elektrizitätsversorger (EVU) vordergründig voll auf „Grünstrom“ gesetzt. Sie wollen bei den Konsumenten gut dastehen. Große Konzerne, wie Verbund und EVN weisen als Stromlieferanten Firmen aus, die der normalen Kundschaft (Motto: es kommt „grün“ aus der Steckdose) 100 Prozent „grünen“ Strom liefern. Daneben gibt es aber noch jeweils eine zweite Firma, über die der ENTSO-Strom geliefert wird. Das ist etwa die Verbund Sales mit einem Anteil von 79 Prozent Graustrom oder die EnergieAllianz (Wienstrom und EVN) mit 88 Prozent Graustrom. Die Industriekundschaft, die diesen Strom kauft, schaut auf den Preis und nicht auf ein grünes Pickerl.

Aber auch wer nicht über eigenen, grünen Strom verfügt, kann sich ganz leicht reinwaschen („Greenwashing“): Er kauft entsprechende, grüne Zertifikate zu. Die EVN macht dies nur in Österreich, und setzt dabei einerseits auf Zertifikate auf Basis von Wasserkraft, aber auch auf die eher seltenen Zertifikate von thermischen Kraftwerken. Die Kärntner Kelag (55 Prozent ENTSO-Strom) lehnt Greenwashing als unsinnige Maßnahme ab. Der Verbund ist in der glücklichen Lage, über viel zertifizierte Wasserkraft zu verfügen.

Was man nicht für die Kleinkundschaft braucht, wird verkauft; da kommen etwa 15 Millionen Euro in die Verbund-Kassa. Für die Pumpspeicher und die gewerbliche Kundschaft braucht es keine Zertifikate, da geht es nur um günstige Preise.

Aber es gibt auch einige Energieversorger, die in Norwegen Zertifikate kaufen. Das führt zur perversen Situation, dass Norwegen, das nur zertifizierten Strom aus Wasserkraft produziert, 75 Prozent seiner Zertifikate verkauft, womit das Wasserkraftland Norwegen dann über 75 Prozent Graustrom verfügt. Mit diesem Scheingefecht kommen 100 Millionen Euro in die Kassa der geschäftstüchtigen Norweger.

„Die Mogelpackungen durch umetikettieren von Graustrom mit nicht aus eigener Erzeugung stammenden Zertifikaten, die in Österreich en vogue geworden sind, täuschen die Kunden und machen den Strom nur teurer“, erklärt Verbundchef Wolfgang Anzengruber. Derzeit sind in Europa nur fünf Prozent der Kraftwerke zertifiziert. „Als europäische Vorreiter sind alle unsere 123 Wasserkraftwerke, mit denen wir mehr als vier Fünftel unseres Stroms erzeugen, bereits seit vielen Jahren zertifiziert“, Der Verbund wird in den kommenden Monaten auch seine Wind- und Wärmekraftwerke zertifizieren lassen (das neue Gaskraftwerk Mellach ist bereits zertifiziert).

Was kosten Zertifikate? Für thermische Zertifikate gibt es auf internationaler Basis noch kaum Preise, in Österreich werden dafür etwa 0,3 Cent pro kWh bezahlt. Für die Wasserkraft gibt es schon mehr Potential, 0,5 Cent sind schon drinnen. In Deutschland gibt es eine große Nachfrage, da können auch schon mal 3 Euro dafür bezahlt werden.

Den Zertifikaten gehört allerdings die Zukunft. Eigentlich hat die EU bestimmt, dass eine Stromkennzeichnung bereits flächendeckend eingeführt sein sollte, die Staaten sind allerdings noch säumig. Damit Stromzertifikate nicht doppelt verkauft werden können, gibt es Abrechnungsstellen zur Kontrolle, in Österreich ist das die E-Control, in Deutschland das Umweltbundesamt. Ab April 2012 müssen die Firmen ausweisen, woher der Strom kommt. Im Moment ist noch alles im Nebel.

Bei der E-Control sieht man die Forderung der Umweltschutzorganisationen nach einem Atomstrom-Importverbot in einem europäischen Kontext. „Für eine komplette, transparente und verlässliche Stromkennzeichnung ist eine Europäische Initiative notwendig, damit in ähnlicher Qualität wie in Österreich die Herkunft des Stroms europaweit nachvollziehbar gestaltet wird".

Trotz heftigen Lobbyings ist das „atomstromfreie“ Österreich im Moment noch in weiter Ferne. Der zweite Energiegipfel zum Thema Atomstrom hat keine Einigung gebracht. Zwar wollten alle Teilnehmer – sowohl die Regierung als auch E-Wirtschaft und Umweltschützer – Österreich frei von Nuklearenergie machen, der Weg dorthin blieb aber weiterhin unklar. Den Import von Atomstrom gesetzlich zu verbieten, wie dies die NGO fordern, ist nämlich nicht möglich, ergab eine Stellungnahme der EU-Kommission. Die Zertifizierung von sogenanntem Graustrom, also Strom unbekannter Herkunft, den Energieversorger und -händler an Börsen zukaufen, liefe laut Wirtschaftsminister Mitterlehner „auf indirektem Weg" auf ein Importverbot von Atomstrom hinaus.

Die EU-Kommission kommt in ihrer aktuellen Expertise zum Schluss, dass ein Verbot der Abgabe von Graustrom an Endverbraucher in Österreich grundsätzlich gegen Unionsrecht verstoßen würde.

Dieter Friedl ist Österreichs führender Energie-Journalist. Er gibt 14-tägig den unabhängigen elektronischen „Energiedienst“ heraus, der unter der E-Mail Adresse kontakt@elisabethgall.at abonniert werden kann. Der „Energiedienst“ informiert über alle Energiefragen.

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Wien: Schaffen die Schwarzen noch einmal ein Comeback? drucken

Die Wiener ÖVP hat nach langen Mühen einen neuen Obmann gefunden, einen weiter nicht sehr bekannten Mann. Was noch nicht viel heißt, da von den Bekannten ohnedies keiner brauchbar UND willig gewesen ist. Der neue hat immerhin den einen Vorteil, bisher im Gegensatz zu seiner Vorgängerin keine erkennbaren Fehler begangen zu haben. Jetzt hat er sich allerdings einen Ratgeber geholt, wie er verkündet: Der Ratgeber heißt Erhard Busek.

Kann man Manfred Juracka seither noch immer zubilligen, fehlerlos zu agieren? Ich zweifle. Denn Busek hat nachweislich den steilen Abstieg der Wiener ÖVP ausgelöst. Busek ist zwar ein brillanter Intellektueller, aber zugleich auch ein immer wieder heftig polarisierender Politiker. Eines hat er aber geradezu genial verstanden: Er verkauft bis heute seine Wiener Zeit als Erfolgsgeschichte. Was sie aber nicht war.

Busek hat die Partei tief gespalten, was jahrzehntelang tiefe Wunden hinterlassen hat. Denn er hat alle Konservativen ständig als „Stahlhelmfraktion“ verhöhnt, er hat ständig gegen seinen relativ arglosen Parteiobmann Alois Mock intrigiert und er hat viele junge Bürgerliche, die sich um ihn geschart haben, geistig zu den Grünen geführt. Das Alles soll für eine bürgerliche Partei nicht sonderlich gesund sein.

Und jedenfalls sprechen die harten Fakten gegen Buseks Erfolgsmär. Zwar hat er bei den Wahlen 1983 mit 34,8 Prozent das drittbeste Nachkriegsergebnis der Stadtschwarzen erzielt. Aber er hat vier Jahre später, also 1987, auch mit 28,4 Prozent das bis dahin zweitschlechteste Wiener VP-Ergebnis seit 1945 erzielt. Worauf er sich dann verständlicherweise bald aus der Kommunalpolitik verabschiedete. Weniger verständlich ist, wie es Busek gelingen konnte, dieses schwere Niederlage aus der Überlieferung in Medien und Politik auszuradieren.

Klarerweise muss man hinzufügen, dass auch nach seiner Periode der weitere Abstieg der Wiener Schwarzen offenbar unaufhaltsam geworden ist. Diese bewegen sich heute nur noch im einstelligen Prozentbereich. Manches spricht dafür, dass auch da einige Langfristfolgen der Busek-Politik wirksam waren: wie etwa die Vertreibung der Konservativen, das Heranrücken an grünes Gedankengut, die Ohne-Wenn-Und-Aber-Bindung an die SPÖ, innere Spaltungen und die Ignoranz gegenüber dem damals von Jahr zu Jahr für bürgerliche Stadtmenschen drängender werden Ausländerthema. Dass an diesem Zusammenhang vieles dran sein muss, zeigen jedenfalls die weiteren Wahlergebnisse: Die Verluste von Rot und Schwarz halfen vor allem einer Partei, den Freiheitlichen, die genau das auffingen, was Busek aus seiner Partei vertrieben hat – plus dem der SPÖ davonlaufenden Subproletariat.

Der neue ÖVP-Chef täte jedenfalls gut daran, die Geschichte seiner Partei sorgfältig zu studieren. Nicht jeder der sich selbst gut verkaufen kann, kann auch die Umsätze der Partei wieder erhöhen.

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Die Herrschaft über die Geschichte ist die Herrschaft über die Zukunft drucken

Immer wieder versuchen es Politiker und politisierende „Wissenschaftler“: Sie behaupten etwas faktisch Falsches so lange, bis es doch irgendwie in die Köpfe dringt. Vor allem die Sozialdemokraten sind dabei sehr erfolgreich.

So stellen sie in Hinblick auf die Zwischenkriegszeit ihre damalige Partei seit Jahren als unschuldiges Opfer böswilliger Faschisten dar. Eine parteipolitisch total eingefärbte Zeitgeschichts-„Wissenschaft“ (vor allem an der Wiener Uni) unterstützt sie dabei nach Kräften, während es in der Öffentlichkeit kaum noch Gegenstimmen gibt, welche die ganze Wahrheit kommunizieren.

Mit dieser Strategie werden durch die ständige Wiederholung der – zweifellos berechtigten – Kritik an den Taten anderer politischer Lager die genauso schwerwiegenden eigenen Verfehlungen der Sozialdemokraten völlig unter den Tisch gekehrt. Beispielsweise wird total verschwiegen, dass die damaligen Sozialdemokraten gestützt auf eine gut gerüstete Parteiarmee ganz offiziell in ihrem Programm die „Diktatur des Proletariats“ als Ziel verkündeten.

Das war damals – wenige Jahre nach der russischen Oktoberrevolution mit ihren Millionen Opfern! – für niemanden eine bloße Redewendung, sondern eine sehr konkrete und beklemmende Drohung. Erst diese Drohung hat viele gemäßigte, bürgerliche und bäuerliche Österreicher in die Gegenrichtung radikalisiert, also zu Heimwehr, Dollfuß, Schuschnigg und Ständestaat. Aber von dieser Vorgeschichte darf offenbar nicht mehr geredet werden.

Völlig unter der Tisch gekehrt wird von der total auf Parteilinie trottenden Universitäts-Zeitgeschichte auch, dass die Sozialdemokraten weitaus intensiver und vor allem viel länger großdeutsch gesinnt waren als ein Dollfuß oder Schuschnigg. Manche Sozialdemokraten waren das sogar noch nach 1945. Völlig verwischt wird auch, dass der Widerstand gegen Hitler primär katholisch oder kommunistisch war, aber so gut wie gar nicht sozialdemokratisch.

Ein besonders intensiv attackiertes Opfer der linken Zeitgeschichtsumschreibung ist der damalige Kardinal Innitzer geworden. Er wird ständig mit dem Brief aus dem Jahr 1938 zitiert, in dem er zum Ja bei der Volksabstimmung über den Anschluss aufgerufen hat (in der insgeheimen Hoffnung, dadurch die Verfolgung der Kirche durch die Nazis abwenden oder mildern zu können). Dass auch der zweimalige sozialdemokratische Staatskanzler Karl Renner einen ganz ähnlichen Aufruf unterschrieben hat, wird hingegen fast nirgendwo kommuniziert.

Total verschwiegen wird aber vor allem das restliche Verhalten Innitzers. Er hat in der NS-Zeit Hunderten Juden zur Flucht aus dem Hitler-Imperium verholfen. Von Renner hingegen ist keine einzige Aktion dieser Art bekannt. Innitzer hat überdies vielen anderen Juden durch gefälschte Taufbescheinigungen (wodurch deren Vorfahren zu „Ariern“ wurden) das Leben gerettet. Das ist erst jetzt durch den deutschen Historiker Arno Lustiger einem breiteren Kreis bekannt geworden. Die österreichischen Historiker haben das allesamt totgeschwiegen. Oder in Form einer gezielt selektiven Wahrnehmung nicht einmal zur Kenntnis genommen.

Nirgendwo findet man auch eine Aufarbeitung der Schuld des sozialdemokratischen Zwischenkriegsstadtrats Tandler. Der Mann hat mit intensiven Aufrufen die Euthanasie verlangt, also die Tötung von Behinderten. Aber an ihn erinnern heute noch Plätze im roten Wien.

Sehr erfolgreich beim Umfälschen der Geschichte sind die Sozialdemokraten auch in Hinblick auf die Herren Kreisky und Androsch. Deren zentrale Rolle bei der Entstehung der Staatsverschuldung wird weitgehend verwischt. Dabei war diese bis zu deren Amtsantritt praktisch nicht vorhanden, sie ist dann aber von den beiden zur Gewinnung der Wählermassen steil in die Höhe geschnalzt worden.

Und schon wird an der neuesten Geschichtslüge gebastelt: Die gegenwärtige Schuldenkrise wird den Banken in die Schuhe geschoben. Es wird in den linken Medien täglich wiederholt, ohne die 2008/09 erfolgte Staatshilfe für die Banken gäbe es heute keine Schuldenkrise. So behauptete es etwa vor ein paar Tagen der ÖGB-Boss Erich Foglar öffentlich. Wobei es den Gewerkschafter nicht stört, dass er sich gleichzeitig von Bankenbossen auf teure Konzertkarten einladen hat lassen. Was jedem kleinen Beamten ein Strafverfahren einbrächte. Ähnliche Vorwürfe haben in Deutschland ein Erdbeben rund um den Bundespräsidenten ausgelöst.

Womit sich wieder einmal beweist: Hat man erst einmal die Geschichte kräftig genug umgeschrieben, dann hat man die Macht schon halb gewonnen. Und man braucht sich um keinen Anstand, um keine Wahrheit mehr zu kümmern.

 

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Die große Geschichtslüge drucken

Es ist die übelste Geschichtslüge, die in den letzten Jahrzehnten in die Welt gesetzt worden ist. Ihr Kern: Die gegenwärtige Schuldenkrise sei Folge der Bankenhilfen des Jahres 2009. Die Fakten sagen aber etwas ganz anderes.

Erstens, selbst wenn kein Cent der den Banken geborgten Gelder zurückfließen sollte, macht die Bankenhilfe in allen europäischen Ländern weniger als fünf Prozent der Staatsschulden aus.

Zweitens, in Österreich wie vor allem Deutschland sind es primär die in direktem oder indirektem Staatsbesitz befindlichen Banken gewesen, die Staatshilfe bekommen haben. Dort hat also der Staat sich selber geholfen oder genauer: seine Unterabteilung Bund der Unterabteilung Bundesländer. Und noch genauer: Der Bund hat die Kunden der Landesbanken gerettet.

Gewerkschaft und Co tun hingegen so, als ob da Milliarden an irgendwelche Bankiers geflossen wären, die das Geld mit dicken Zigarren, Maseratis und Nachtlokalen durchgebracht hätten. Dabei haben überall die Besitzer von Bankaktien schwer verloren. Wenn das Land Kärnten mit einem Gesamtbudget von rund zwei Milliarden Haftungen von rund 20 Milliarden für die einstige Landesbank eingegangen ist, dann ist das ein politisches und vielleicht auch strafrechtliches Verbrechen, aber kein Argument im Klassenkampf. Auch die anderen Länder sind heftige Haftungen eingegangen, deren Betrag aber noch verheimlicht wird.

Drittens, die große Krise ist nicht der Banken wegen ausgebrochen, sondern weil Staaten und Bürger über ihre Verhältnisse gelebt haben. Sie haben die große welthistorische Wende nicht zur Kenntnis genommen. China und andere Megastaaten überholen Europa links und rechts: durch Fleiß, durch Disziplin, mit niedrigen Löhnen, mit einer jüngeren Bevölkerung, und durch Verzicht auf einen aufgeblasenen Wohlfahrtsstaat. Die beste Zukunftsinvestition wäre es daher, Gewerkschafts- und Arbeiterkammer-Bosse aus ihrem Wolkenkuckucksheim auf Studienreise durch China, Indien, Vietnam, Singapur und Brasilien zu senden.

Viertens: Auch die Propaganda, dass eine Finanztransaktionssteuer die Banken und nicht die Bürger träfe, ist naiv und dumm. Selbst die EU-Kommission (die das Geld aus dieser Steuer durchaus gerne für sich hätte) musste zugeben: Dadurch würde das europäische BIP um mehr als ein halbes Prozent dauerhaft schrumpfen. Dabei wird Österreichs BIP heuer ohnedies nur um maximal 0,4 Prozent wachsen. Schon dieses Mini-Wachstum ist nach Ansicht aller Experten eine Katastrophe: Denn dadurch gehen Zehntausende Arbeitsplätze verloren. Was noch viel ärger wäre, wäre das BIP noch um 0,5 Prozent kleiner. Ehrlicherweise müsste man aber auch noch eine Abwanderung von Finanzgeschäften aus der EU hinaus einkalkulieren: Wirklich unabhängige Experten erwarten deshalb einen größeren Verlust durch die neue Steuer für Europas Realwirtschaft, als überhaupt an Geld in die Töpfe der Politik fließt.

Diese Steuer ist also Schwachsinn pur – auch wenn ihn die Politik täglich predigt.

 Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Trübe Aussichten für die Alpenrepublik drucken

Nach Meinung der Weltbank wird Europa im laufenden Jahr voraussichtlich in eine Rezession schlittern. Um den Verdruss zu komplettieren, ist auch noch das bislang so stolz präsentierte Triple-A-Rating Österreichs verlorengegangen. Standard & Poors hat, als erste der drei US-Agenturen, die Bestnote kassiert. Und als ob das noch nicht genug wäre, berichtet die Österreichische Nationalbank von einer deutlich abnehmenden Sparneigung und einem beachtlichen Rückgang der Privatvermögen im Lande. Ein für die wirtschaftliche Entwicklung sehr ungesunder Cocktail.

Was tut die rotschwarze Bundesregierung in dieser Lage? Setzt sie Signale, um Kapitalakkumulation und Wettbewerbsfähigkeit am Standort zu stärken? Bemüht sie sich, etwa mittels attraktiver Unternehmens- und Einkommenssteuern, zusätzliche Investoren ins Land zu holen, oder darum, gut ausgebildete Fachleute anzulocken oder diese schlicht von der „Flucht“ in leistungsfreundlichere Volkswirtschaften abzuhalten? Hat sie vor, wieder mehr den Interessen der Produktiven zu entsprechen, anstatt die Züchtung von Unproduktiven weiter voranzutreiben?

Nichts davon! Die herrschende Klasse zieht buchstäblich alle Register, um die dräuenden Gefahren für die Wohlstandsentwicklung im Lande zu verschärfen!

Hält man sich an die bislang verlauteten Absichtserklärungen im Hinblick auf die nottuende Sanierung des öffentlichen Haushalts, sollen offenbar auch noch die letzten Reste von Sparneigung und unternehmerischer Initiative auf dem Altar der „sozialen Gerechtigkeit“ geopfert werden. Anstatt Sparern, Investoren und der Leistungselite attraktive Bedingungen für den Verbleib im Lande zu bieten, oder die Ansiedlung von neuen Unternehmen zu begünstigen, werden täglich neue Ideen präsentiert, wie man Leistung noch schwerer bestrafen könnte, als das im Land der Hämmer schon jetzt der Fall ist.

„Solidarabgaben“ für Spitzenverdiener, Debatten über die „Reform“ der unternehmensfreundlichen Gruppenbesteuerung und die Ankündigung der (Wieder-) Einführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern sind pures Gift für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Dass sich hierzulande nur halb so viele Schüler und Hochschüler wie in anderen OECD-Ländern mit dem Gedanken tragen, nach Abschluss ihrer Ausbildung unternehmerisch tätig zu werden, ist unter diesen Umständen keine Überraschung. Wem nicht zugestanden wird, einen angemessenen Teil der Früchte seiner Arbeit selbst behalten zu dürfen, zieht die entsprechenden Konsequenzen.

So verwundert es nicht, dass gerade der am besten ausgebildete Nachwuchs, die Jungakademiker, mehrheitlich den dringenden Wunsch verspüren, im Staatsdienst unterzukommen. Der Historiker Lothar Höbelt: „Wer in Österreich studiert hat, will Beamter werden.“

Wem man in einem total feminisierten Schul- und Hochschulwesen jedes genuin männliche Verhalten, jeden Mut zum Risiko abtrainiert, und jedes Denken außerhalb der von der politischen Korrektheit vorgegebenen Bahnen abgewöhnt hat, strebt eine „Karriere“ an, die ohne die geringste Unsicherheit – möglichst mit Unterstützung einer linken Politseilschaft – abläuft. Er oder sie wird sich lieber nicht den schwer kalkulierbaren Fährnissen des Marktes aussetzen. Von beamteten Verwaltern und Kontrolleuren aber kann kein Land leben. Es braucht vielmehr Entrepreneure, um Innovation und Wohlstand zu schaffen.

Die 1918 in Österreich ausgerufene Demokratie hat keine 100 Jahre gebraucht, um total zu proletarisieren und zur Pöbelherrschaft zu degenerieren. Wer es außerhalb geschützter Werkstätten zu etwas bringt, ist heutzutage nicht nur verdächtig und muss sich unentwegt dafür entschuldigen, sondern hat auch den Großteil seiner Einkünfte an das stetig wachsende und immer begehrlicher werdende Kollektiv der Minderleister abzutreten. Es sei denn, er wäre Sportler oder Künstler – für diese gelten interessanterweise andere Regeln. Wirtschaft ist für das Politbüro und den Hauptstrom der veröffentlichten Meinung immer noch ein Nullsummenspiel: Der „Reiche“ (Unternehmer) mästet sich auf Kosten der „Armen“ (Lohnsklaven).

Dass in einer freiheitlichen, arbeitsteilig organisierten Gesellschaft freiwillig eingegangene wirtschaftliche Beziehungen allen Beteiligten zum Vorteil gereichen, ist eine den Meinungsführern fremde Vorstellung. Sie sehen es als erwiesen an, dass nur die lückenlose Überwachung und Bevormundung der Wirtschaftssubjekte und eine zentral geplante, rigoros gelenkte Wirtschaft eine gedeihliche Entwicklung der Gesellschaft sicherstellen können. Sie folgen dabei den Gedanken Lenins, der meinte, „Vertrauen ist gut; Kontrolle ist besser“. Das aber ist, um es mit den Worten August von Hayeks zu sagen, eine „fatale Anmaßung“.

Einerseits ist jeder dem Privatsektor vom Fiskus entzogene Euro verloren, weil er nicht investiert, sondern verkonsumiert wird. Andererseits wird durch weitere Belastungen durch neue oder höhere Steuern unternehmerisches Denken und Handeln im Eldorado der ältesten Studenten, jüngsten Rentner und unkündbarsten Beamten, weiter marginalisiert.

Ohne die Wiederbelebung „bürgerlicher“ Tugenden, wie Sparsamkeit, den Mut etwas zu unternehmen und dafür die Verantwortung zu tragen und die Fähigkeit und den Willen, langfristig zu denken, erscheinen die Zukunftsaussichten Kakaniens düster. Von den Sozialisten in allen Parteien und den gleichgeschalteten Systemmedien wird eine Trendwende allerdings nicht ausgehen.

Die Leistungsträger müssen ihre Hoffnungen daher wohl auf ein in der Zeit nach dem dräuenden Zusammenbruch des wohlfahrtsstaatlichen Pyramidenspiels stattfindendes „Phönix-aus-der-Asche“-Wunder richten…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien 

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Der Pluralismus hat ausgetanzt drucken

Eine pluralistisch-rechtsstaatliche Demokratie muss ein zentrales Prinzip haben: Toleranz. Wer nicht andere gefährdet oder bedroht, muss in einer solchen Demokratie ein gleichberechtigtes Existenzrecht haben. Egal ob er den anderen gefällt oder nicht. Dieses Prinzip wird bei uns immer öfter durchbrochen. Ein markantes Beispiel dafür sind die Vorgänge rund um den in dieser Woche stattfindenden WKR-Ball.

Dieser Ball der Wiener Korporationen wird nach ungestörten Jahrzehnten seit einigen Jahren durch gewalttätige Demonstrationen grüner, roter und anarchistischer Gruppen bedroht. Was alljährlich breitgefächerte und teure Polizeiaktionen notwendig macht. Schon die Aggressivität dieser Demonstrationen zeigt ein bedenklich geringes Toleranz-Niveau von zwei heimischen Parlamentsparteien.

Der Ball darf aber ab nächstem Jahr überhaupt nicht mehr stattfinden. Zumindest nicht mehr in der Wiener Hofburg. Damit hat die Straße über Recht und Toleranz gesiegt. Was ein extrem bedenkliches Zeichen für den Zustand dieses Landes ist.

Die Entscheidung für diese Absage haben aber letztlich gar nicht die anonyme Straße und die dortigen Steinewerfer oder Brandstifter zu verantworten. Die Verantwortung liegt auch nicht bei der Geschäftsführung des Ball- und Konferenzzentrums, die sogar ausdrücklich für die weitere Durchführung des Balles ist, sondern bei deren Eigentümern, einer Anhäufung österreichischer Feigheit und landesüblichen Anpasslertums: Die Casinos Austria an der Spitze (ein parteipolitisch geschützter Privilegienbetrieb), das Verkehrsbüro, Ruefa und die Hotelketten Intercontinental, Sacher, Schick und Austria. Dass aus dem Hotel Sacher überdies noch persönliche Protestschreiben einer Linksaußen-Journalistin zur Veröffentlichung zugespielt worden sind, rundet nur das Bild ab.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich war nie auf jenem Ball und habe bis heute nicht verstanden, warum sich „schlagende“ Studenten (also die Träger des Balls) freiwillig Gesicht und Oberkörper beim sogenannten Mensurenfechten verunstalten lassen. Nur: Sie tun das freiwillig. Und ich habe seit Jahren nicht das geringste Indiz von Gewalttätigkeiten gesehen, die von diesen Gruppen gegen Dritte ausgingen. Oder von Aufrufen zu Gewalt oder ähnlichem.

Der einzig konkrete Vorwurf, den ich irgendwo fand, ist das Zusammenfallen des seit Jahren durch den Wochentag fixierte Balltermins mit einem Gedenktermin zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Wer aus diesem terminlichen Zusammenfallen eine von langer Hand vorbereitete antisemitische Provokation ableiten will, der muss freilich schon eine heftige genetische Veranlagung zu Verschwörungstheorien haben. Etwas, was man bisher primär am Rechtsaußen-Rand der politischen Arena daheim wähnte.

Wie ungefährlich der WKR-Ball in Wahrheit ist, zeigt die Tatsache, dass er bisher zusammen mit anderen Wiener Nobelbällen unkritisiert zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben worden war. Hauptverantwortlich für diese Unesco-Liste ist eine langjährige sozialistische Spitzendiplomatin, die auch im Kabinett eines gewissen Franz Vranitzky eine Schlüsselfunktion gehabt hatte. Jetzt stottert sie herum, dass sie da etwas übersehen haben müsse.

Dennoch wird mit dem feigen Nachgeben gegen die Jäger des WKR-Balls keineswegs für Ruhe gesorgt. Denn die Linke bereitet sich schon zum Sturm auf die nächste bürgerliche Gruppe vor: Im linken Untergrund kursieren Aufrufe zum Sturm gegen den CV-Ball in Linz. Und bei der letzten Wiener ÖH-Wahl ist auf dem Geschichts-Institut ein Aufruf zur Vertreibung aller bürgerlichen Studenten und Professoren verteilt worden.

Wer den Anfängen nicht wehrt, der wird am Schluss selber zum Opfer des Mobs. Das haben wir ja im vorigen Jahrhundert in Europa schon mehrfach gesehen.

Viele glauben, dass diese gefährlichen Anfänge ohnedies immer nur „bloß die anderen“ treffen. Bis diese Anfänge dann aber immer mehr „andere“ treffen. Dann werden halt eines Tages die Fleischhauer nicht mehr tanzen dürfen, weil es demonstrierenden Tierschützern nicht gefällt. Oder ein Pfarrkränzchen wird bekämpft, weil das ja die Schuldigen an den Kreuzzügen seien. Und jedenfalls sind die pluralistische Demokratie und der Rechtsstaat die ersten Opfer, wenn die opportunistische Feigheit erste Bürgerpflicht geworden ist.

 

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Sparvorschlag: Heinisch-Hosek drucken

Unser aller Frauenministerin spart. Sie spart sich harte Arbeit. Denn sie wird das Beamtendienstrecht mit Besoldungsreform wieder nicht verhandeln. Und sie hat eine so großartige Ausrede für ihre Untätigkeit gefunden, dass man ganz beeindruckt ist, wie sehr sie an der Einhaltung der staatlichen Sparziele interessiert ist: Da mit der Besoldungsreform geplant ist, dass die Beamten höhere Einstiegsgehälter bekommen (und die Einkommenskurve dann abflacht), ist diese Neuerung, die sie ohnehin erst seit Amtsantritt vor sich herschiebt, jetzt wirklich nicht zu machen. Denn das würde ja Geld kosten, Geld das wir in Krisenzeiten nicht haben. Also wieder nichts.

Die selbsternannte Sparmeisterin hat sich aber gehörig verrechnet. Denn: So billig, wie die Besoldungsreform jetzt auf Schiene gebracht werden könnte, wird es nie mehr gehen. Schließlich haben Kanzler und Vize als Sparmaßnahme einen Aufnahmestopp mit den Ausnahmen Sicherheit und Bildung vorgeschlagen. So wenige Einsteiger wie jetzt wird es in besseren Zeiten wohl nie mehr geben. Das neue Besoldungsrecht könnte also zu Mindestkosten eingeführt werden. Zu dieser Erkenntnis hätte Frau Heinisch-Hosek kommen können, hätte sie sich nicht das Denken gespart.
In dieser Legislaturperiode wird sie sich also nicht mehr mit unangenehmer Reformarbeit herumschlagen müssen. Dafür fehlt ihr ohnehin die Zeit. Sie hat ja so viel damit zu tun, Frauenquoten in Aufsichtsräten und Vorstandsetagen zu fordern.
Es schwirren derzeit reichlich Vorschläge in der Gegend herum, wen man alles einsparen könnte – den Bundespräsidenten, einen Teil der Abgeordneten, den Bundesrat als Ganzes. Nur die Propaganda-Ministerin Heinisch-Hosek fehlt auf allen Listen. Dabei wäre sie vordringlich einzusparen: Dann könnte endlich ein anderes Regierungsmitglied, das Arbeit nicht scheut, die überfälligen Reformen bei den Beamten angehen.

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Fakten, die zu denken geben drucken

Immer wieder stößt man auf neue Fakten, die eigentlich unser Denken über politische und wirtschaftliche Zusammenhänge auf komplett neue Beine stellen müssten. Diese Fakten werden aber immer wieder verdrängt oder geheim gehalten. Heute dazu wieder drei neue Beispiele: vom Gesundheitswesen über Kuba bis zur österreichischen Kreditwürdigkeit.

Da gibt es etwa die Dauer-Diskussion um die Gesundheitskosten. Und dabei wird von den Krankenkassen immer wieder behauptet, die ständige steile Zunahme der Gesundheitsausgaben sei einzig Folge der immer teurer werdenden Medizin sowie der Überalterung. Und die Krankenkassen selber hätten nur sehr geringe Verwaltungskosten.

Der Arzt am Computer statt am Krankenbett

Diese Argumentation des Sozialversicherungsapparats ist ein Taschenspieltrick. Bei solchen Tricks wird ja immer mit Ablenkungsstrategien gearbeitet. Denn der wirklich große und teure Verwaltungsaufwand findet gar nicht in den Krankenkassen, sondern in Spital & Co statt. Er ist aber zu einem guten Teil von den Krankenkassen verursacht.

Nach einer nun bekannt gewordenen deutschen Studie verbringen Spitalsärzte in der Bundesrepublik unglaubliche 37 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Bürokratie und Papierkram.  Aber auch in Ordinationen, bei Apotheken und Labors oder im Tagesablauf von Krankenschwestern geht viel zu viel Energie in die Verwaltung. Wer auch nur für einen Tag in ein Krankenhaus aufgenommen worden ist, wird in der Regel vier Mal Dasselbe gefragt: von der Spitalsverwaltung, vom diensthabenden Arzt, von der Stationsschwester und dann irgendwann auch vom betreuenden Arzt.

Das ist völlig absurd. Gleichgültig ob das von i-Tüpferl-Reitern in der Krankenkasse verursacht worden ist oder von juristischen Formalisten oder von Datenschützern, die jede Rationalisierung mittels elektronischer Datenverarbeitung bekämpfen, oder von kontrollwütigen Einsparungskommissaren, die in Wahrheit nur zusätzliche Kosten auslösen, oder von gewerkschaftlichen Machtkämpfern, die für die Krankenschwestern ein von den Ärzten losgelöstes und daher teures Paralleluniversum aufgebaut haben.

Die Absurdität in Ziffern: Nach dieser deutschen Studie fallen beim Nachbarn neben den offiziell angegebenen 9,5 Milliarden Verwaltungskosten noch einmal weitere 18 Milliarden Euro an. Das sind nicht weniger als 23 Prozent der gesamten Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung!

Nach Einschätzung der Unternehmensberater von A.T.Kearney sind 13 Milliarden davon einsparbar. In Österreich fehlt zwar eine solche Studie. Aber es gibt nicht den geringsten Hinweis, dass in der Alpenrepublik die vergeudeten Prozentsätze geringer wären.

Die strenge Ratingagentur

Die Herunterstufung der österreichischen Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor’s ist vielerorts als große Ungerechtigkeit, als unverständlicher Fehler empfunden worden. Eine Runde österreichischer Spitzenökonomen hat das nun bei einer Veranstaltung ganz anders beurteilt. Nach ihren Einschätzungen sollten sich die Österreicher vielmehr gut anschnallen.

Denn das Land habe absolut keine Chancen auf eine Rückkehr zum Triple-A. In Wahrheit sei es im internationalen Vergleich noch um mindestens zwei Stufen zu gut bewertet. Die Begründung für diese negative Sicht ist eine starke. Die Ökonomen verweisen nicht nur auf die ständig steigenden Staatsschulden und den Unwillen oder die Feigheit dieser Regierung, gegen die Bundesländer oder die Gewerkschaft substantielle Reformen zu versuchen. Sie zeigen auch dessen Folgen: In sämtlichen internationalen Rankings hat sich Österreich in den letzten Jahren verschlechtert. Egal, wie diese Rankings die Zukunftschancen und Wettbewerbsfähigkeit des Landes messen.

Aber selbst wenn die Ratingagenturen Österreich nicht weiter herunterstufen sollten: Die internationalen Gläubiger werden auf jeden Fall um europäischen Staatsanleihen einen großen Bogen machen. Das tun sie, seit der Fall Griechenland gezeigt hat, dass Staatsanleihen eines Euro-Landes keineswegs so sicher sind wie immer behauptet. Und da ist ihnen vieles lieber als die unsicher gewordenen Anleihen europäischer Staaten mit ihren rasch alternden Bevölkerungen, ihren populistischen Regierungen und ihren aufgeblähten Wohlfahrtssystemen.

Dass die europäischen Staaten in den letzten Wochen doch wieder ihre Anleihen verkaufen konnten, hat einen einzigen Grund: Die Europäischen Zentralbank hat die europäischen Banken für die nächsten Jahre mit billigstem Geld geflutet. Es wird zwar behauptet, dass das im Interesse der Kredite an die Realwirtschaft geschehen sei. Aber natürlich und zwangsläufig fließt ein guter Teil dieses Gratisgeldes in Staats-Anleihen.

Dass diese Geldflutung nichts anderes als massive Inflation bedeutet, wird dabei gerne verschwiegen. Das merkt freilich jeder europäische Sparer, wenn er die mickrigen Zinsen, die er erhält, auch nur mit dem offiziellen Verbraucherpreisindex vergleicht. Selbst dieser relativ sanfte Maßstab zeigt ja, dass der Sparer progressiv enteignet wird. Was die Politik nicht weiter stören wird. Kann sie doch solcherart ihre Schulden mehr oder weniger elegant wegschmelzen. Dazu muss sie gar keine weiteren Vermögenssteuern einführen.

Das kubanische Wohlfahrtsmodell

Wechseln wir zu guter letzt zu einem ganz anderen Fall von Lüge und Wahrheit, nämlich zum Modellfall Kuba. Jenes Land ist in letzter Zeit von manchen Anhängern der sozialistischen Planwirtschaft wieder gerne und bewundernd als Modell eines Wohlfahrtsstaates genannt worden.

Sie verschweigen dabei freilich, dass die Kubaner auch heute noch ein niedrigeres Pro-Kopf-Einkommen als 1950 haben (gemessen in realen Werten). In den meisten anderen Ländern hat sich dieser Wert hingegen vervielfacht. Kann ein Versagen eigentlich noch deutlicher sein?

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 256: Die grünen Flaschen drucken

Die Grünen haben schon wieder eine Windmühle gefunden, gegen die sie wie weiland Don Quijote kämpfen: Diesmal sind es die Mineralwasserflaschen.

Der Glaube an Glas statt Plastik wird aber wohl ein weiteres Waterloo einer grünen Fixation.So wie es schon die Abschaffung der Glühbirnen gewesen ist. Als nächsten Schritt werden sie uns sicher mit Glasflaschen auch um die Milch schicken. Denn retro ist ja in. Dabei ist es mehr als umstritten, ob die wiederbefüllbaren Glasflaschen alles in allem wirklich umweltfreundlicher sind als die Einwegflaschen. Diese werden ja zumindest in Österreich sehr effizient für eine Weiterverwertung eingesammelt, sind also gar keine echten Einweggebinde. Umgekehrt müssen zur sicheren Reinigung von Glasflaschen, in die ja jemand auch gefährliche Gifte geschüttet haben kann, aggressive Chemikalien eingesetzt werden. Außerdem wird für den Transport der viel schwereren Glasflaschen natürlich auch mehr Treibstoff verbraucht. Der grüne – und von der Arbeiterkammer zumindest teilweise unterstützte – Vorstoß für das Comeback von Glasflaschen zeigt aber vor allem: Die Konsumenten sind den grünen Aktivisten längst total egal. Diese sollen sich ruhig mit den schweren Glasflaschen abschleppen. Oder halt statt zu Fuß zu gehen mit dem Auto in einen Supermarkt fahren, wenn sie die Flaschen nicht tragen wollen. Hat da jemand von Umweltschmutz geredet?

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Fußnote 255: Österreich rehabilitiert Nationalsozialisten drucken

Unter dem Jubel der gesamten Linken und mit kaum vernehmbarem Zähneknirschen der mitstimmenden ÖVP hat das Wiener Parlament nun Tausende Nationalsozialisten rehabilitiert, die Totengräber der österreichischen Unabhängigkeit.

Da kann man nur sagen: Na Bravo. Die nackten Zahlen zu den in der vergangenen Woche erfolgten pauschalen Rehabilitierungen aller „politischen Gefangenen“ des Ständestaates: Von den 12.000 bis 14.000 Anhaltehäftlingen der Dollfuß-Schuschnigg-Zeit waren mehr als 72 Prozent Nationalsozialisten. Und vom Rest war die Mehrheit Kommunisten. Jetzt bleibt nur noch die Frage: Kann sich ein Staat in seiner geschichtslosen Blödheit noch weiter blamieren? Muss man so einen Unsinn anrichten, nur weil auch Sozialdemokraten unter den Häftlingen waren? Wobei im übrigen auch bei Sozialdemokraten eine Rehabilitierung diskussionswürdig wäre, wenn sie über Organisations- und Meinungsdelikte hinausgehende Gewalttaten begangen haben, die ja auch etliche Todesopfer gefordert haben.

Nachträgliche Ergänzung: Einige Poster meinen, das Gesetz schließe sehr wohl Nationalsozialisten von einer Rehabilitierung aus, weil sie nicht, so der Gesetzeswortlaut, „im Kampf um ein unabhängiges, demokratisches und seiner geschichtlichen Aufgabe bewusstes Österreich" gestanden sind. Was kühn ist: Denn die damaligen illegalen Nazis haben ihren Kampf in hohem Ausmaß genau so verstanden: Sie sahen die geschichtliche Aufgabe Österreichs halt eben in seiner "deutschen Mission" gesehen (wie sich ja auch die Habsburger auch nach 1848 als "deutsche Fürsten" definiert haben), sie waren „demokratisch" für den Anschluss, den in den Jahren davor ja fast alle Parteien und eine Mehrheit der Wähler gewollt haben. Und würde man das dritte Kriterium „im Kampf um ein unabhängiges Österreich" wirklich genau nehmen, dann dürfte auch fast kein Sozialdemokrat als rehabilitiert angesehen werden. Denn seine Partei war eindeutig für den Anschluss und hat die (leider mit untauglichen Mitteln) als einzige dagegen kämpfende Ständestaat-Regierung allein gelassen.

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AAA adé drucken

Gedanken eines verunsicherten Nichtinvolvierten, aber sicher Betroffenen zur Herabstufung Österreichs:

  • Das Szenario zur Herabstufung wird für Österreich sicher auch bestimmt durch Dilemmata in unserem nahen Umfeld; auf dessen Entwicklung haben wir nur marginalen Einfluss. Die aktuellen Vorgänge um die Rating Agenturen spielen sich zusätzlich im Rahmen eines aggressiven globalen Wettbewerbs ab; auf den ist Österreichs Einfluss praktisch Null; auch die EU in ihrer derzeitigen Konstruktion ist damit überfordert.
  • Österreichs Stärken liegen vor allem in der Leistungsfähigkeit seiner Klein- und Mittelunternehmer und in einigen strategisch zukunftsweisenden Entscheidungen zu Beginn dieses Jahrtausends. Diese dürften aber zum Teil verwässert worden sein (Stichwort Steuerreformgeldregen aus 2008).
  • Die eklatanteste Schwäche, die Österreich in die derzeitige prekäre Situation gebracht hat ist wohl, dass die seit 25 Jahren aufgezeigten Lösungsansätze wie Rechnungshofmaßnahmenlisten,  Fiedleraufschreie oder von interministeriellen Arbeitsgruppen unbestritten sind, aber nur in marginalen Bereichen Erfolge bringen durften. Die großen Brocken wie
    • Pension – hier besonders das Antrittsalter
    • Sozialversicherung – Institutionenvielfalt
    • Förderungen – Einflussnahmekörberlgeld, und
    • Strukturreform Bund/Länder/Gemeinden – ein Machterhaltungstabu,
      wurden nicht ernsthaft in Angriff genommen. Die ersten drei sind zusätzlich mit dem vierten Brocken in Wechselbeziehung stehend. Effizienz und Subsidiarität könnten den gordischen Knoten lösen, sind aber zu Schlagworten verkommen;  Subsidiarität wäre übrigens auch „hinauf“ denkmöglich.
    • Die ÖBB – ein teurer Sonderfall, den man sich leisten wollen muss.
      Vor allem diese Brocken wären ernsthaft anzugehen; hier dürfte aber eine andere Bremse wirksamer sein, als die Schuldenbremse, nämlich die Einfluss- und Machterhaltungsbremse, vermarktet über viel Populismus und etwas Ideologie.
      Sollte wider Erwarten diese Gegenseitigkeitsblockade gelöst werden, bräuchte es immer noch die versäumten Jahre bis zur Wirksamkeit der oben angeführten unabdingbaren Maßnahmen; der Leidensdruck dürfte jedoch noch nicht hoch genug sein.
  • Ziel in der gegenwärtigen Situation dürfte wieder einmal ein Befreiungsschlag sein, der sofort, also innert Jahresfrist, Wirkung zeigen soll. Dafür bleiben – wie in der Vergangenheit – zwei Instrumente: Sparen nach der Rasenmähermethode oder dort, wo der geringste Widerstand erwartet wird; und Steuern – wider besseres Wissen – weil sie volkswirtschaftlich noch kontraproduktiver sind, als dieses Sparen. Das Heikle daran ist, dass die wirklich Reichen, die als Zielscheibe bereits medial aufbereitet werden, auch die sind, die aus dem Steuerhochland flüchten können, was nicht mehr, sondern weniger Steuereinnahmen zur Folge hätte.
    Um trotzdem Geld hereinzubekommen, muss die Reichenlatte tiefer gelegt werden; dann träfe es manche, die bis dahin keine Ahnung hatten, dass sie zu den Reichen zählen. Ihre Fluchtmöglichkeit ist „Geldverbraten“. Fernreisen eignen sich dafür besonders; die erwartete Einnahme wird damit im Ausland ausgegeben; nicht einmal beim BauMax bliebe dann die Mehrwertsteuer über.
  • Trotzdem wird es voraussichtlich so kommen, weil ja gehandelt werden muss: Dieses  Sparen wird zwar umgehend etwas, aber nur wenig bringen, sonst aber als verbale heiße Luft verpuffen. Die Steuern wirken sofort, sei es als Reichensteuer, als Solidarabgabe mit oder ohne Zeitlimit, als Vermögenszuwachssteuer usw. Am einfachsten ginge es wie gehabt über die bestehende Mehrwertsteuer, die Mineralölsteuer u. ä., erfreut sich aber geringerer Popularität.
  • Vor mehr als 40 Jahren wurde der Verschuldungsuntergang schon bei 12 Prozent an die Wand gemalt. Jetzt nähern wir uns 75 Prozent - netto. Besonders heikel sind Auslandskredite, was täglich anderswo demonstriert wird. Könnte man aus der großen Not auch eine kleine Tugend ableiten?
  • Vor etwa zehn Jahren war es eher  umgekehrt, aber jetzt lagen die Zinsen selbst bei AAA bereits um 1,5 Prozent über dem Niveau Deutschlands; und damit zu einer Anregung:
    Man lege eine Bundesanleihe auf, verzinse sie mit dem den Deutschen verrechneten Satz und ermögliche bei deren Erwerb eine steuerliche Absetzbarkeit (etwas Vergleichbares gab es bereits vor vielen Jahren im Rahmen der Sonderausgabe) wie bei Spenden. Ähnliches sollte bei vermögensbezogenen Steuern ermöglicht werden.
    Bei einem Steuersatz von 50 Prozent hättte das zur Folge: € 10.000 Bundesanleihen, verzinst mit 3.5 Prozent kosten € 5.000 haben damit eine de facto Rendite von 7 Prozent pro Jahr; zum Ende der Laufzeit werden rund € 10.000 ausbezahlt. Der Vorteil des Käufers ist offenkundig; der Staat profitiert, weil er die teureren Auslandskredite liquidieren kann und Geld weniger abwandert.
    • Nachteil: Der populäre Neidkomplex wäre verwässert
    • Vorteile: Vermeidung erhöhter Zinszahlungen; Milliarden an Euro könnten zweckmäßiger verwendet werden.

Weiters bliebe das Geld sowohl der wirklich Reichen als auch das der zu solchen ernannten im Lande und damit produktiv wirksam; und die kreditverteuernde Wirkung einer allfälligen weiteren Herabstufung könnte abgefangen werden.

Also ein „Gewinn – Gewinnspiel“? – es gibt sicher Berufenere, die das prüfen können. Auf keinen Fall aber darf es als Ausrede dienen, die oben genannten großen Brocken auf die lange Bank zu schieben.

Ernest König ist ehemaliger Kommandant der Landesverteidigungsakademie.

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Nigeria: Die einzige Therapie wird vom Westen verweigert drucken

Die Anschläge der radikalislamischen Sekte Boko Haram im Norden Nigerias werden immer aggressiver und blutiger. Während die internationalen Medien noch fast stündlich höhere Opferzahlen melden, wird die Frage immer drängender: Wie sollen diese Konflikte zu Ende gehen? Wie soll der Westen darauf reagieren?

Der Westen wird natürlich vorerst über tief betroffene Worte hinaus gar nicht reagieren. Er wird bald wieder wegschauen und hoffen, dass CNN keine Kamera-Teams nach Nordnigeria entsendet. Intensive Medienberichterstattung würde nämlich den Druck der Öffentlichkeit stark erhöhen, dass irgendetwas geschieht. Dieser Druck könnte zu einer gefährlichen Eskalation führen, nämlich zu einer Entsendung von Truppen. Ein solches Himmelfahrtskommando wäre aber in einem riesigen und fremden Land absolut sinn- und chancenlos.

Der Westen sollte etwas ganz anderes tun: Er sollte einmal die Lage mutiger und vernünftiger analysieren als bei früheren Konflikten gleicher Art, vor allem ohne Political Correctness. Und er sollte daraus endlich die richtigen Schlüsse ziehen. Diese müssten sich vor allem auf eine neue Einschätzung des Islams und des Selbstbestimmungsrechts beziehen.

Denn im Islam boomen derzeit an immer mehr Orten extremistische Mörderbanden. Diese sind vor allem für Staaten mit gemischter Bevölkerung ein riesiges Problem. Und da ist es schlicht mörderisch, wenn der Westen Druck ausübt, dass diese Staaten jedenfalls vereinigt bleiben. Sinnvoll kann nur noch eine Abgrenzung, ein Containment der islamistischen Aggression sein. Dies kann der Westen zwar nicht alleine durchsetzen, aber er sollte es zumindest legitimieren.

Tatsache ist ja, dass in Nordnigeria eine islamische Sekte von den übrigen, offen oder insgeheim sympathisierenden Moslems nicht an ihrem mörderischen Wüten gehindert wird. Dieses Wüten besteht vor allem in der blutigen „Säuberung“ des Nordens von allen Christen. Dahinter steht eine steinzeitliche Gesinnung, die sich sogar schon im Namen dieser Bewegung ausdrückt: „Westliche Bildung ist Sünde". Damit sind Teile des Islam endgültig in der Reihe der übelsten Totalitarismen der Menschheitsgeschichte angelangt.

Das macht zum einen das Gerede mancher christlicher Gruppen von der Verwandt- und Freundschaft der monotheistischen Religionen absurd. Dieses Gerede findet man freilich nicht nur in linkskatholischen Kreisen, sondern auch bei sehr konservativen, dem Opus Dei nahen Gruppen. Beide versuchen einander an Naivität zu übertreffen.

Das muss zum anderen auch zu einer klaren politischen Erkenntnis führen: Die nigerianischen Nichtmoslems können schon auf Grund der Zahlenrelationen nur eine einzige Überlebens-Perspektive haben: eine Teilung des Landes. Dieses Ziel haben viele Südnigerianer vor mehr als vier Jahrzehnten schon einmal zu erreichen versucht. Nämlich im Biafra-Krieg.

Damals hat sich aber das Ausland in einer unheiligen britisch-amerikanisch-sowjetischen Allianz gegen eine Sezession der Südostprovinz Biafra gewandt. Biafra musste sich dieser Übermacht nach zweieinhalb Jahren Krieg und wahrscheinlich zwei Millionen Toten ergeben. Eine Hungerblockade und die von der Sowjetunion an die Zentralregierung gelieferten Napalm-Bomben waren für die meisten Opfer verantwortlich.

Neben dem Interesse vieler Nationen an den nigerianischen Ölquellen war die Politik der Angelsachsen vor allem durch die politische korrekte Überzeugung geprägt: Die aus der Kolonialzeit stammenden Staatsgrenzen sollten keinesfalls geändert werden. Dabei haben diese Grenzen meist keinerlei historische oder ethnische Rechtfertigung, sondern waren reines Produkt der einstigen Interessenkämpfe der Kolonialmächte.

Dieses Beharren der meisten Weltmächte auf den Kolonialgrenzen wird wohl noch in vielen afrikanischen Ländern Opfer fordern. Mit diesem insbesondere von der UNO geprägten Beharren wird absurderweise die vielleicht übelste Folge des sonst von der UNO so oft verurteilten Kolonialismus perpetuiert und geradezu geheiligt.

Offenbar ist die Welt immer erst nach Millionen Toten und jahrelangen Kriegen zu einem Umdenken bereit. Wie es etwa im Sudan der Fall war. Auch dort hat ein fundamentalistisch-islamischer Norden viele Jahrzehnte einen christlich-animistischen Süden mit entsetzlichen Opfern terrorisieren dürfen, bis die Welt eine Teilung des Sudans als Lösung erkannt und dann mit etlichem Druck auf den Norden auch weitgehend durchgesetzt hat. Wobei ja auch zwischen Nord- und Südsudan noch immer etliche Grenzfragen ungelöst sind.

Nichts deutet darauf hin, dass man jetzt im Fall Nigerias zu einem früheren Umdenken bereit wäre. Dieses müsste vor allem im Angebot zur Mithilfe bei einer geordneten und demokratisch legitimierten Teilung des Landes bestehen. Eine solche Teilung wäre ja nichts anderes als eine Konkretisierung des in der UNO-Charta allen Völkern garantierten Selbstbestimmungsrechts.

Die Welt opfert aber lieber zuerst einige Millionen Menschen als ein überholtes und absurdes Prinzip. Alle jene, die jetzt wegschauen, weil sie nur ja nicht als antiislamisch erscheinen wollen, werden dann großen Druck machen, dass Europa Flüchtlingsmassen aus Nigeria aufnimmt. Dabei reden wir wohlgemerkt vom einwohnerstärksten Land Afrikas, das heute schon die weitaus meisten afrikanischen Zuwanderer in Österreich stellt.

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Griechenland: Auch vor Tische konnte man es schon wissen drucken

Es ist gewiss nicht allzu populär, besserwisserisch zu klingen. Dennoch konnte ich diesmal der Versuchung nicht widerstehen, in alten Tagebuchnotizen zu kramen. Der Anlass: Rundum wird nun plötzlich von einer Pleite Griechenlands gesprochen.

In Österreich natürlich nicht. Hier haben ja Rot und Grün den Ball einiger Burschenschaften für die zentrale Bedrohung der Nation erklärt. Hier beschäftigt sich ja der Wrabetz-Wolf-ORF längst nur noch mit sich selber. Hier ist ja die Regierung bemüht, den Verlust der eigenen Kreditfähigkeit kleinzureden (obwohl Experten längst davon reden, dass das Land noch immer um zwei Stufen zu gut bewertet ist!) und sich ansonsten stolz darauf zu zeigen, das enorme Problem der Diplomatenpässe für Ex-Minister und Bischöfe gelöst zu haben, damit wenigstens ein Problem gelöst ist.

Einige der ignorierten Meldungen. Sie stammen alle aus den bisherigen Jännertagen.

  • Ratingagentur Fitch: Vor zeitweiliger Staatspleite Griechenlands.
  • Standard&Poor’s: Griechenland ist „sehr bald“ pleite.
  • Agentur Reuters: Was vor ein paar Monaten noch undenkbar gewesen ist, wird nun immer lauter diskutiert: ein Staatsbankrott Griechenlands.
  • Erste-Bank-Chef Treichl: „Griechenland ist in einer desparaten Situation. Das Land kann sich leichter erholen, wenn es aus dem Euro draußen sein wird.“
  • Der tschechische Zentralbank-Gouverneur Miroslav Singer: „Wenn es nicht den Willen gibt, Griechenland eine sehr große Geldmenge aus europäischen Strukturfonds bereitzustellen, sehe ich keine andere Lösung als den Austritt aus der Eurozone und eine massive Abwertung der neuen griechischen Währung.“
  • Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger: „Griechenland ist im freien Fall.“
  • Der Geldmarkt: Die Verzinsung für einjährige griechische Anleihen erreichte auf dem Sekundärmarkt 400 Prozent.
  • Michael Fuchs, stellvertretender CDU-Vorsitzender im deutschen Bundestag: „Ich glaube kaum, dass Griechenland im jetzigen Zustand noch zu retten ist.“
  • Handelsblatt: Nach Berechnungen des IWF fehle den Griechen trotz aller Hilfen wieder „ein signifikanter zweistelliger Milliardenbetrag“.
  • Andreas Schmitz, Präsident des deutschen Bankenverbandes: Die Lage Griechenland sei „hochexplosiv“.
  • Ein Mitarbeiter des griechischen Finanzministeriums: „Für uns hat der Coutdown begonnen.“
  • Die griechische Sanierungsrealität: Bis 31. Dezember sollten 30.000 Staatsbedienstete gehen – es wurden aber nur 2000 entlassen. Das griechische Verfassungsgericht hat beispielsweise bei der - maßlos überbesetzten - Athener Müllabfuhr bis 2015 jede Kündigung verboten. Grund: Vertrauensschutz (der offenbar nur für scheinbeschäftigte Beamte, nicht aber für Griechenlands Gläubiger gilt).
  • Griechische Zeitungsschlagzeile: „Das Ende naht“.

So weit so klar. Was ist davor geschehen? Die anderen Euro-Staaten haben durch Cash oder Haftungen direkt oder über Zentralbank, Währungsfonds, EU oder Rettungsschirme seit Mai 2010 dreistellige Milliardenbeträge in Griechenland versenkt. Offensichtlich ohne jeden erkennbaren Sanierungsnutzen. Die dadurch gewonnene Zeit hat nur eine einzige Gruppe nutzen können: Reiche Griechen haben ihr Geld ins Ausland transferiert und so vor einer Abwertung oder einem sonstigen Staatszugriff in Sicherheit gebracht.

Noch schlimmer: 2010 hat Griechenland noch wirklich spürbar gespart. 2011 sind die Sanierungsbemühungen völlig erschlafft - ganz offensichtlich hat nach Aufspannen des europäischen Rettungsschirms niemand mehr die Lust zu schmerzhaften und unpopulären Maßnahmen gehabt.

Hat man das nicht alles von Anfang an wissen können? Man hat schon, aber man wollte nicht. Weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf. Weil nicht nur Sozialisten, sondern auch viele Christdemokraten noch immer an Problemlösungen durch keynesianische Schuldenmacherei, durch Verdrängung und Schönreden glauben. Lediglich in Prag und London gibt es noch Regierungen mit ein wenig ökonomischem Sachverstand. Allzu viel hätte es aber auch anderswo nicht gebraucht, um die Entwicklung vorherzusehen.

Unkommentiert dazu einige Eigenzitate aus dem Tagebuch:

17. Juni 2011

Die EU kann Griechenland gar nicht pleite gehen lassen. Denn das ist es schon längst. Jetzt geht's nur noch darum, endlich auch offen zuzugeben, dass Griechenland niemals all seine Schulden zahlen kann. Werden die Staaten Europas wie im Mai 2010 noch einmal Beihilfe zur Konkursverschleppung leisten? Im normalen Leben landet man damit vor dem Strafrichter.

11. Mai 2010

Seit Deutschland & Co nun praktisch solidarisch für Griechenland & Co haften, muss man ihre Stabilität noch mehr bezweifeln als schon bisher. Hat man zwischen Berlin und Wien doch schon vor diesem schwarzen Wochenende die Staatsschulden in absurde Höhen gejagt.

7. Mai 2010

Was würde der inzwischen verstorbene Friedman den Europäern wohl heute raten? Vermutlich Folgendes:

  1. Vorerst keinen Kredit mehr für Griechenland.
  2. Notfalls die Gläubiger-Banken mit rund 60 Prozent für die dadurch eintretende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands schadlos halten (keinesfalls zu 100 Prozent), damit die Folgewirkungen abgebremst werden.
  3. Griechenland ein Aussteigen aus dem Euro-Raum nahelegen.

29. April 2010

Da wird in einer angeblichen Qualitätszeitung der Bankrott Griechenlands als „Liquiditätskrise“ beschönigt. Da werden die Rating-Agenturen beschimpft, weil sie griechische oder portugiesische Staatsanleihen abwerten.

13. April 2010

Tatsache ist, dass die Milliarden für Griechenland eine glatte Verletzung der EU-Verträge bedeuten, die eine solche Hilfe zwischen Euro-Ländern verbieten. Tatsache ist, dass alle jene Politiker lügen, die die Kreditvergabe als gutes Geschäft darstellen; denn das wäre es nur, wenn eine seriöse Chance auf volle und pünktliche Rückzahlung bestünde.

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Der Reformer drucken

Freunde schöner neuer Riten
lesen gern dem Papst Leviten –
dumm ist bloß, dann stehen meist
fromme Lämmer da belemmert,
und nach Lammerts Hammer dämmert
ihnen auch grad, was das heißt:

Norbert nämlich will was meinen,
darum hofft er nicht auf einen
– wie er sagt – „Befreiungsschlag“,
und von diesem Papst aus Bayern
halt „schon gar nicht“ – ja so bleiern
drückt der Konkordats-Vertrag!

Ist dem Papst er, dem konkreten,
nicht mal aufs Gewand getreten
einst im Saale, berstend voll?
Klar, was sonst – denn Päpste tragen
selbst in unsern lichten Tagen
keinen Schlips laut Protokoll.

„Wir sind Papst“ war irrig eben,
und drum soll’s den nächsten geben
von weit weg, meint Lammert auch –
Deutsche sind nur da zum Zahlen,
nicht um groß herumzuprahlen,
so ist’s wohlgelittner Brauch!

Übrigens das Paternoster
hat er, gleichsam als Entroster,
umgedichtet lebensfroh
und dabei, wie leicht zu fassen,
die „Versuchung“ weggelassen,
„Schuld“ natürlich sowieso.

Doch die „Erde“ – das stimmt heiter –
gibt’s mitsamt dem „Himmel“ weiter,
und dann im gemischten Chor
klingt das Ganze wirklich prächtig –
einzig eines ist verdächtig:
„Reich“ kommt immer noch drin vor!

Pannonicus

(Bundestagspräsident Norbert Lammert meinte zu Problemen der Kirche, er erwarte keinen „Befreiungsschlag“, „schon gar nicht unter diesem Papst". Der komme höchstens von einem Papst aus der Dritten Welt. Lammert hat auch das Vaterunser neu übersetzt und war Papst Benedikt XVI. bei der Begrüßung im Bundestag auf dessen Gewand getreten.)

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SN-Kontroverse: Ratingagenturen drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht es schärfere Gesetze für Ratingagenturen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Privatagenturen auf Egotrip

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Nachtigall, ick hör dir trapsen! Nach diesem Muster arbeiten Ratingagenturen. Sie stürzen Volkswirtschaften in die Krise und muten Kontinenten eine abenteuerliche Daumen-rauf-Daumen- runter-Politik zu. Um ihre Arbeit zu beurteilen, ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, was Ratingagenturen sind: Private, gewinnorientierte Unternehmen, die gewerbsmäßig die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Staaten und deren Gebietskörperschaften bewerten. Im Interesse von sogenannten Investoren oder des Marktes oder wie immer man massive Kapitalanhäufungen bezeichnen will.Die Agenturen sind kein Naturgesetz, sondern sie wurden zu Großmonopolisten der Finanzindustrie gemacht. 1975 hat die US-Börsenaufsicht festgesetzt, dass nur sie die gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen erfüllen dürfen, sich bewerten zu lassen, ehe sie für den US-Kapitalmarkt zugelassen werden. Dies musste von mindestens zwei zugelassenen Agenturen geschehen. Und zugelassen wurden - drei Mal darf man raten - nur Ratings von Standard & Poor's, Moody's und Fitch.

Und noch größere Überraschung: Diese drei Ratingagenturen machen seither mit ihrer Politik enorm viel Geld. Für sich und - no na - für ihre Auftraggeber. Ihre sogenannten Analysten unterliegen keinen Unvereinbarkeitsregeln. Man kann sich vorstellen, wie „sauber" in den Agenturen gearbeitet wird. Ihre Fehleinschätzungen - Stichwort Enron, Island usw. - sind legendär.

Nötig sind klare Regeln für diese Privatagenturen, damit sie nicht weiter Unfug im Eigeninteresse anstellen können. Oder noch besser: Wir hören auf, den Egotrip der Privatagenturen zu unterstützen und starren nicht wie blöd jede Minute des Tages auf die von ihnen aus welchen Gründen immer vergebene Anzahl von Buchstaben oder, falls es ihnen einfallen sollte, Hieroglyphen.
 


 Der Spiegel der Hässlichen

Andreas Unterberger

Kein Gesetz fände unter Schauspielern und Sängern wohl mehr Zustimmung als eines, das alle negativen Kritiken und Verrisse verbietet. Ähnlich lassen auch in manchen Märchen hässliche Königinnen im ganzen Land die Spiegel verhängen oder zerstören.

Nichts anderes bedeutet die krause Idee, die Ratingagenturen an die Kandare zu nehmen. Natürlich sind deren Aussagen und Analysen nur Einschätzungen, nur Meinungen einiger, wenn auch fachkundiger Experten. Und diese können naturgemäß falsch liegen - vor allem, weil sie meist Aussagen über die Zukunft machen. Aber eine fehlerhafte freie Meinung ist noch immer tausend Mal besser als eine fehlerhafte unfreie.

 So wie ein Spiegel zeigen die Agenturen meist nur ein Bild einer längst vorhandenen Realität. So haben sich die Zinsen für österreichische Anleihen schon Monate vor der (ersten) Herabstufung schlecht entwickelt. Hatte Österreich jahrelang die gleiche Kreditwürdigkeit wie Deutschland, so musste es für seine Anleihen auf den Märkten zuletzt oft schon doppelt so hohe Zinssätze zahlen. Die Ratingagenturen müssen sich daher höchstens fragen, warum sie nur mit Zeitverzögerung reagieren.

 Trotz aller Fehler vertrauen ihnen die Anleger. Jedenfalls weit mehr, als etwa einer von den Staaten oder der EU gelenkten oder getragenen Agentur. Denn sie sind - im Gegensatz zu allen Verschwörungstheorien - eindeutig unabhängig. So vertrauen ja auch Theaterbesucher den Rezensionen eines unabhängigen und sachkundigen Journalisten trotz aller Subjektivität noch immer mehr als den offiziellen Aussendungen der Theaterdirektion.

 Und was wäre, wenn Österreich überhaupt eine Bewertung seiner Kreditfähigkeit verbieten könnte? Das hätte eine einzige, aber brutale Folge: Niemand mehr würde Österreich Geld leihen. Wer den Spiegel zerstört, schickt nämlich nur eine Botschaft seiner absoluten Hässlichkeit aus.

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Fußnote 254: Niko Pelinka – Die alten Linken haben gewonnen drucken

Es war ein Klassenkampf im linken Lager, mit einem eindeutigen Sieger: den Räten.

Niko Pelinka hat seine Bewerbung um den Posten des Vorzimmer-Chefs entnervt zurückgezogen. Dieser Rückzug macht nicht nur eine der wenigen Nachwuchs-Hoffnungen der Faymann-SPÖ kaputt. Weitgehend ruiniert ist auch der Generaldirektor, der nun als ein Mann dasteht, der nicht einmal die Besetzung seines eigenen Vorzimmers gegen die alteingesessenen Basisdemokraten durchbringt. Einen deutlichen Schaden hat auch die Nichten-und-Neffen-Brigade der Laura Rudas erlitten, die ja die Elitetruppe des Parteichefs sein sollte. So bedenklich die gesamte Vorgangsweise des ORF-Chefs rund um die Causa Pelinka auch war, so wenig bedeutet Pelinkas Opferung in Wahrheit. Denn damit hat sich der Rundfunk noch um keinen Millimeter in Richtung Pluralismus, Qualität und Ausgewogenheit verschoben. Vom Generaldirektor bis zum Chefredakteur der Fernsehinformation bleiben stramme SPÖ-Exponenten im Kommandosessel, ohne Unterbrechung durch einen Unabhängigen oder anders Gesinnten. Wertkonservative, Wirtschaftsliberale oder auch die sogenannten – und immerhin von einem Viertel der Wähler unterstützten – Rechtspopulisten finden sich in diesem Programm und in dieser Informationsmannschaft nirgendwo wieder. Der einzige Pluralismus bleibt dort einer zwischen grünen, trotzkistischen oder linksliberalen Seilschaften und den brav auf die Parteilinie Horchenden.

 

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Fußnote 253: Das muss man gehört haben drucken

Ich muss mich entschuldigen: Ich habe vor ein paar Tagen die Hörfunk-Journale als letzte Ausnahme vom katastrophalen Niedergang des ORF bezeichnet.

Das habe ich mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückzuziehen. Denn im Abendjournal des Mittwoch war ein Schwachsinn zu hören, der in der ORF-eigenen Hauptdisziplin „Ahnungs- und wissensfreies Linksgewäsch“ alle Untaten des Fernsehens noch weit übertraf. Und für all diesen Unsinn ist kein Herr Pelinka, sondern sind jene Redakteure selbst verantwortlich, die sich jetzt als Retter des ORF aufspielen. Oder ist es die Qualität des Geschichtsunterrichts in den heimischen Schulen? Hier der ORF-O-Ton: „Dollfuß hat ja im März 1933 die Demokratie beendet und ließ dann jeden Versuch, den Anschluss an Hitlerdeutschland zu verhindern, niederschlagen.“ Sind solche Erkenntnisse nicht eigentlich schon einen Renner- oder Kreisky-Preis würdig?

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Nachher ist man immer klüger drucken

Grau ist alle Theorie. Das gilt insbesondere, wenn man das Verhalten von Menschen prophezeien will. Dieses lässt sich jedoch nicht so einfach wie eine Maschine steuern, bei der man genau weiß, was passiert, wenn man eine Schraube dreht. Diese menschliche Unberechenbarkeit hat schon viele ideologische und ökonomische Theorien zerstört. Und im letzten Jahrzehnt auch den Euroraum.

Denn natürlich hat man bei der Einführung des Euro vorhergesehen, dass sich die Wirtschaft in einzelnen Ländern und Regionen unterschiedlich entwickeln kann. Das hätte sich aber der Theorie zufolge so wie im Dollar-Raum automatisch ausgleichen sollen. Wenn es in den USA in einem Staat oder einer Stadt kriselt, weil beispielsweise mehrere Firmen bankrott gegangen sind, dann reagieren die Menschen: Sie packen ihre Koffer und ziehen an einen anderen Ort.

Dasselbe hätte in Europa passieren sollen. Ist es aber nicht. Das lässt sich in Zahlen gut zeigen: In den USA sind in einem Jahr 2,8 Prozent der Menschen in einen anderen Staat gewandert. In Europa taten das hingegen nur 0,18 Prozent.

Warum hat hier die Mobilitätsmaschine so total versagt? Das hat mehrere Ursachen, derer man sich aber offenbar erst im Nachhinein bewusst wird. Die größte Mobilitätsbarriere war die Sprache. Diese ist in ganz Amerika gleich, in Europa jedoch fast überall anders. Mit der sprachlichen Homogenität  geht in den USA auch eine kulturelle einher. Sie reicht vom Sport bis zum Fernsehen. All das ist in Europa viel unterschiedlicher.

Dass die Mobilität sofort größer wird, wenn die Sprachbarriere wegfällt, zeigen Deutschland und Österreich.
Aber auch die Wohnkultur ist total anders. In Amerika wechselt man Häuser wie die Autos. Das wird dadurch erleichtert, dass für Immobilienkredite nur Grundstück und Haus haften, nicht jedoch der Besitzer. In Europa werden Häuser oft in lebenslanger – und meist auch noch die nächste Generation einschließender – Perspektive gekauft oder gebaut. Überdies bindet die politische Wohnbauförderung die Menschen fast so fest an ihr Heim wie einst die Leibeigenschaft die Bauern an die Scholle.

Noch wichtiger sind die Kollektivverträge: In Europas Krisenstaaten haben die Gewerkschaften trotz stagnierender Produktivität die Lohnkosten überproportional in die Höhe getrieben. Zusammen mit Kündigungsverboten und der Aufblähung von Beamtenheeren hat man so jeden Anreiz zur Mobilität genommen. Auch jene, die keinen Job mehr bekamen – das sind logischerweise in solchen Systemen vor allem die Jungen –, sind meist sozial so gut gebettet, dass sie selten auswandern. Das taten nur die Osteuropäer und Menschen aus der Dritten Welt,  bei denen es kaum Sozialsysteme gibt.

Jetzt haben die Ökonomen für ihre Lehrbücher gelernt: Wenn solche Faktoren die Mobilität verhindern, muss ein gemeinsamer Wirtschaftsraum kollabieren. Aber nachher sind wir ja immer alle gescheiter.

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Wenn die Räte den Rundfunk regieren drucken

Das Chaos im ORF wird immer größer. Dazu hat nun auch die KommAustria beigetragen. Sie hat mit einer grotesken Entscheidung einen der wenigen bisher noch klaren Eckpunkte des Redaktionsbetriebes durch totale Unklarheit ersetzt. Seit die KommAustria gesprochen hat, weiß niemand mehr, wer eigentlich für den Inhalt einer ORF-Sendung verantwortlich ist.

Die Chefredakteure, die bei jedem anderen Medium die letzte Verantwortung für die Inhalte und damit auch das Weisungsrecht haben, sind es der KommAustria zufolge eindeutig nicht mehr. Jetzt kann man nur noch rätseln: Sind es die Betriebsräte? Oder kann dort überhaupt jeder Praktikant tun, was er will?

Die KommAustria ist die Regulierungsbehörde der Regierung für den Rundfunk (und zugleich auch für die Telekom-Unternehmer). Sie hat nun dekretiert, dass der Wunsch eines Chefredakteurs, eine bestimmte Formulierung nicht zu verwenden, eine Einschränkung der journalistischen Freiheit wäre. Diese Rechtsauffassung dreier völlig praxisfremder Typen macht – wenn sie allgemeingültig werden sollte – das Machen von Radio, Fernsehen und Zeitungen über Nacht praktisch unmöglich.

Denn wenn Chefredakteure nicht einmal mehr minimale sprachliche Weisungen geben (oder Wünsche äußern) dürfen, dann braucht es keine Chefredakteure mehr. Dann ist niemand mehr verantwortlich. Dann haben wir die perfekte Basis-Diktatur in Medien.

Seither hat die theoretisch verantwortliche Führung eines Mediums wehrlos das hinzunehmen, was auch immer jeder dahergelaufene Jungjournalist inhaltlich tun will. Ein ORF-Chefredakteur kann nur noch staunend zur Kenntnis zu nehmen, was abends irgendjemand auf Sendung schickt. Ihm obliegt entsprechend dem KommAustria-Verdikt höchstens noch die Entscheidung, in der Früh ohne nähere Kenntnis eines Inhaltes festlegen zu dürfen, ob am Abend Journalist A, B oder C die Sendezeit mit seinen Privatmeinungen und seinen holprigen Formulierungen füllen darf.

Gewiss: Manche ORF-Sendungen haben auch schon bisher des öfteren den Eindruck erweckt, dass sie nur noch durch Zufall und Chaos zustandekommen. Aber was bisher als Unfähigkeit einiger Akteure gewirkt hat, ist nun auch rechtlich abgesicherte Vorgabe.

Der Anlassfall des Erkenntnisses ist da gar nicht mehr so wichtig. Es ging um den norwegischen Terroristen B. Im Landesstudio Niederösterreich hatte dessen (gerade amtierender, aber eigentlich stellvertretender) Chefredakteur nach der Tat ein Mail an die Redakteure geschickt, in dem er in Hinblick auf die Etikettierung des Massenmörders als „christlich“ meinte: „Hier sollten wir bei der Formulierung besonders sensibel vorgehen, diesen äußerst unchristlich agierenden Mann eventuell als ,religiösen Fanatiker‘ bezeichnen.“

Inhaltlich kann man da gewiss auch anderer Meinung sein. Freilich ist inzwischen immerhin durch zwei Gutachter festgestellt worden, dass der Mann geisteskrank sein dürfte. Was seine Etikettierung als „christlich“ besonders absurd machen würde. Denn damit könnte ja einer Religion jede Äußerung eines Geisteskranken in die Schuhe geschoben werden. Damit hat jener Chefredakteur inzwischen auch inhaltlich weitgehend recht bekommen.

Aber darum geht es ja gar nicht. Auf eine inhaltliche Bewertung hat sich der Senat der KommAustria auch gar nicht einzugehen getraut. Es geht daher einzig und allein darum, dass er die Ausübung genau der zentralen Pflicht jedes Chefredakteurs für rechtswidrig erklärt. Nämlich der Pflicht, eine Redaktion inhaltlich zu führen (also ein wenig mehr zu tun, als nur Reiseabrechnungen zu unterschreiben).

Die Aufgabe, eine Mannschaft zu führen, wird naturgemäß besonders bei Grenz- und Zweifelsfällen und bei heiklen Formulierungen schlagend. Wenn inhaltliche Führung nun für rechtswidrig erklärt wird, ist wohl endgültig klar: Da wird der ORF – so wie es bisher noch jedem basisdemokratisch enteigneten Medium passiert ist – endgültig ins Chaos getrieben.

Diese Erkenntnis hat auch absolut nichts damit zu tun, dass der betreffende niederösterreichische Chefredakteur-Stellvertreter Robert Ziegler ein Bürgerlicher ist, etwas was es im Staatsrundfunk nur noch in einigen Bundesländern in leitender Funktion gibt. Und dass auch er im Zuge des Affäre Pelinka jetzt vom Stiftungsrats-Mitglied direkt in eine leitende Position wechseln soll. Dieser Wechsel ist zweifellos in jedem dieser Fälle – genauso wie beim blond-roten Niko oder beim orange-blauen Thomas Prantner – absolut unappetitlich und ein böses Zeichen für den Zustand des ORF.

Das ändert aber rein gar nichts an der Absurdität des KommAustria-Spruches. Dieser ist natürlich von den kommunistischen Betriebsräten und Redaktionsvertretern sofort heftig bejubelt worden ist. Denn damit hat die Basis die Macht unternommen und die spricht in alter Räte-Tradition eben nur durch die Räte. Damit haben diese sich selbst den ORF unter den Nagel gerissen, ganz egal, wer im Vorzimmer des Alexander Wrabetz sitzt.

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Hungaria semper libera – Una et eadem libertas: Petition drucken

Grund- und Freiheitsrechte und das Selbstbestimmungsrecht sind in Ungarn seit mehreren Jahrhunderten unverzichtbarer Teil des Verfassungsbestandes. Die Verletzung dieser Rechte hat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zu Aufständen und Revolutionen geführt, welche langfristig für ganz Europa impulsgebend waren.

Zuletzt haben wir im Jahre 1956 der kommunistischen Diktatur und der Pax Sovietica die Maske vom Gesicht gerissen und damit deren Zusammenbruch eingeleitet.

1989 haben wir den eisernen Vorhang in eine damals vielversprechende Freiheit geöffnet.

Wir wurden sehr enttäuscht. In dem proklamierten „Neuen Europäischen Haus“ haben wir bisher nur im Keller einen Platz erhalten; anstelle von Freiheit diktatorischen Zwang; anstelle von Sicherheit beängstigende Zweifel und anstelle von Recht, auf Lügen beruhende Ungerechtigkeiten. Unter dem Vorwand der Bewahrung europäischer Werte werden wir erniedrigt, beleidigt, ausgegrenzt und werden unsere demokratischen Rechte in Frage gestellt. Wieder müssen wir uns wehren. Wir müssen die Maske vom Gesicht der neuen unsichtbaren Diktatur und der Pax Americana herunterreißen, solange es nicht zu spät ist.

Wir wissen, dass dieser Kampf viel schwieriger ist, als es der Kampf gegen Panzer war. Unsere Waffen sind nur das Wort, das Recht und die Europäischen Werte. Er ist deshalb schwierig, weil nicht wir, sondern die Europäische Union an einem demokratischen Defizit leidet. Wir sind der Willkür ausgeliefert, weil die Europäische Union bis heute ihrer übernommenen Verpflichtung nicht nachkommt und noch immer der Europäischen Konvention für Menschenrechte nicht beigetreten ist, sodass ihre Organe vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte nicht belangt werden können.

Nicht wir haben uns von den Europäischen Werten entfernt, sondern das Brüsseler Machtzentrum. Nicht wir leugnen die Demokratie, sondern  es mangelt den Europäischen Institutionen an der demokratischen Legitimität.

Europa ist in einer wirtschaftlichen und politischen Krise und einem moralischen Verfall. So haben wir uns das neue Europa nicht vorgestellt!

Wir müssen ein neues Europa aufbauen. Ein Europa, welches nicht zentralistisch, sondern polyzentrisch aufgebaut ist; ein Europa, welches zu seinen christlichen Wurzeln und Werten zurückkehrt; ein Europa, in welchem nicht die Finanzoligarchie, sondern das Volk und die Nation der Souverän ist. Ein Europa, in welchem der demokratische Wille der Völker respektiert wird.

Ein Europa, in welchem jedes Volk die grundlegenden Freiheitsrechte, in erster Linie das Selbstbestimmungsrecht genießt, welches im jeweiligen Artikel 1 des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte und des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte wie folgt definiert ist:

„Kraft dieses Rechtes entscheiden die Völker frei über ihren politischen Status und gestalten in Freiheit ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung.“

Ein Europa in Freiheit und echtem Frieden ist nur auf der Basis von Selbstbestimmung und staatlicher Souveränität denkbar.

Wir sagen Nein zu Zwang und Erpressung! Wir sagen Nein zu Furcht und Angst, die Herausforderungen müssen wir annehmen! Niemals dürfen wir unsere Selbstbestimmung, Selbstdefinition und Selbstachtung aufgeben!

Wir wissen, dass die Mehrheit der europäischen Bürger dasselbe will. Wir wissen, dass die europäische Meinung nicht ident ist mit der unrichtigen veröffentlichten Meinung. Wir rufen jeden Ungarn und jeden Europäer auf, er möge die gegen uns vorgebrachten Lügen und Irreführungen zurückweisen, mutig die Wahrheit aussprechen und fordern und helfen, ein neues, freieres, friedlicheres und glücklicheres Europa auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes der Völker und der Souveränität der Staaten zu errichten.

Gott schütze Ungarn!

http://www.petitionen24.com/selbstbestimmung_und_souverenitat_ungarns

Dr. Eva Maria Barki ist Rechtsanwältin in Wien.

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Korruption, die tausendköpfige Krake drucken

Nach dem Europarat hat sich auch der österreichische Bundespräsident laut gegen Korruption und für „saubere Hände“ ausgesprochen. Dem kann man nur ebenso laut zustimmen – freilich unter einer Bedingung: Sofern bei der Sorge um die Sauberkeit nicht nur ein- und blauäugig gehandelt wird. Denn wer nur bestimmte Teile der Korruption ins Visier nimmt, will offensichtlich andere, genau so üble Formen der politischen Gaunerei decken. Korruption ist aber für Staat und Bürger immer gleich problematisch und schädlich. Nur steht seltsamerweise oft die eine Form im Licht, alle anderen aber nicht.

Bei der lautstark diskutierten Variante der Korruption geht es darum, dass jemand bei der Ausübung seiner politischen Macht die Hand aufhält – zu seinen persönlichen Gunsten oder denen seiner Partei. Das geschieht beispielsweise, wenn ein Abgeordneter Gegenleistungen verlangt, damit bestimmte Gesetze im Nationalrat oder EU-Parlament erlassen werden. Oder wenn der Mitarbeiter eines Ministers beim Beschluss einer Förderung aus Steuermitteln zu einer Parteispende „ermuntert“.
Aber selbst diese Untergruppe der Korruption ist merkwürdigerweise nicht immer strafbar. Was der erste himmelschreiende Skandal ist. Die kriminelle Energie ist nämlich in allen Fällen die selbe. Und sie sollte daher auch immer mit derselben Energie der Justiz bekämpft werden.

Egal, ob der Politiker oder die Partei kassiert

Es darf doch keinen Unterschied geben, ob die unsittliche Geldannahme an Menschen in einer Regierungsfunktion, im EU-Parlament oder im österreichischen erfolgt. Es darf auch keinen Unterschied machen, ob das Geld dem Abgeordneten/Minister persönlich oder „nur“ seiner Partei zufließt. Dazwischen darf man schon deshalb keinen Unterschied machen, weil es ja immer einem Politiker auch persönlich zugutekommt, wenn er für einen Geldfluss in die Parteikasse sorgt: Das fördert seine Karriere, sein Standing in der Partei und seine Chancen in einem Wahlkampf. Und damit wird zumindest mittelfristig auch wieder sein ganz persönliches Einkommen gefördert.
Es darf aber auch keinen Unterschied machen, ob der Geldfluss an einen Politiker (oder Beamten) von einer Einzelperson, einem Unternehmen oder einer organisierten Interessenvertretung kommt. Ebensowenig darf es einen Unterschied machen, ob direkt ein Geldbetrag fließt oder „nur“ eine geldeswerte Leistung, etwa die billige Durchführung einer Dienstleistung für eine Partei oder die Anstellung eines Parteimannes durch einen parteifremden „Arbeitgeber“. Genauso muss es bei der rechtlichen und moralischen Beurteilung egal sein, ob das Geld direkt fließt oder über einen Lobbyisten, über eine gesetzliche Organisation mit Pflichtmitgliedern oder über einen freiwilligen Verein.
In jedem Fall sollte es verboten sein, dass Gesetzgebung oder Verwaltung zugunsten bestimmter Interessen beeinflusst werden, die im Hintergrund Geld fließen lassen. Wenn solche Einflussnahme stattfindet, zählt ja nicht mehr primär die Logik eines Argumentes, zählt nicht mehr das Staatsinteresse, sondern die Abhängigkeit von äußeren Ein- und Geldflüssen. Das führt zwangsläufig zu schlechteren Entscheidungen. Egal ob in der Exekutive oder Legislative – und von der Justiz wollen wir gar nicht erst reden.
Dennoch ist klar: Diese Abhängigkeit von einflussnehmenden Geldflüssen ist in jeder Partei groß. Das hat man etwa gesehen, als die Gewerkschaft Alfred Gusenbauer hängengelassen hat oder als (ausgerechnet) die niederösterreichische ÖVP Erwin Prölls der Bundes-ÖVP des Josef Pröll die Gelder gestrichen hat.

Skandale fast in jedem Land

Freilich lässt es sich nur in der Theorie leicht postulieren, dass die Politik auf jeden Abhängigkeit schaffenden Geldfluss verzichten muss. Denn sie steht in einem dramatischen Dilemma: Politische Arbeit kostet sehr viel Geld, wenn sie erfolgreich sein will. Für Plakate, für Veranstaltungen, für Parteiangestellte, für Büros, für Bürgerservice-Strukturen, für Experten, die Programme erarbeiten und Politiker beraten. Und so weiter.
Die unbeantwortete und dennoch zentrale Frage ist: Wie kann sich das alles auf sauberem Weg finanzieren? Die traurige Erkenntnis: Es gibt in fast keinem Land eine saubere Lösung.
Fast überall gibt es regelmäßig Skandale und verbotene Geldflüsse. Egal, ob die Gesetze streng wie in Deutschland oder Amerika oder lax wie in Österreich sind. Politiker und Parteien brauchen Geld wie Pflanzen Wasser und Licht; und unternehmerische oder gewerkschaftliche oder regionale Interessen brauchen vorteilhafte politische Entscheidungen, die ihnen viel Geld wert sind. Daher spenden in Amerika große Firmen in Wahlkämpfen oft beiden Parteien, um dann jedenfalls Ansprüche stellen zu können. In legaler wie illegaler Form.

Am schlimmsten ist der direkte Griff in die Staatskassa

Dennoch sind diese Formen der Korruption noch die relativ(!!) harmloseren. Noch viel schlimmer ist die umgekehrte Form der Korruption. Die besteht darin, dass sich die Parteien ihre Arbeit nicht von Bürgern und Lobbies, von Gewerkschaften und Unternehmen finanzieren lassen, sondern gleich selbst in die Staatskasse greifen, um aus dieser die eigene Parteiarbeit zu bezahlen.
Warum etwa mühsam Geld für Inserate in den Zeitungen sammeln, wenn man diese Inserate auch aus öffentlichen Kassen zahlen kann? Warum mühsam unabhängige Journalisten von den eigenen Positionen überzeugen, wenn man in einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Machthaber gleich direkt die eigenen Gefolgsleute positionieren kann? Warum mühsam eigene Parteizeitungen finanzieren, wenn man die Verleger „unabhängiger“ Medien durch eine Flut von Inseraten, die man mit Steuer- und Gebührengelder bezahlt, wirtschaftlich total abhängig machen kann? Warum mühsam Geld zur Bezahlung von Parteimitarbeitern sammeln, wenn man die alle gleich direkt anstellen kann – etwa bei der Stadt Paris oder den ÖBB?
Mit diesen zwei Beispielen ist auch daran erinnert, dass es Korruption in vielen Ländern gibt. Freilich zeigen sich genau bei diesem internationalen Vergleich dramatische Unterschiede: In Frankreich ist immerhin sogar der Ex-Staatspräsident Jacques Chirac strafrechtlich verurteilt worden, weil er einst als Pariser Bürgermeister Parteimitarbeiter durch die Gemeinde zahlen hat lassen. In Österreich hingegen ist solches offensichtlich auch heute noch problemlos möglich.
Ja, es gibt nicht einmal eine Diskussion in den Medien zu diesem Aspekt. Und es gibt nicht einmal den Versuch der Staatsanwaltschaft, beispielsweise die ÖBB-Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft zu ziehen, dass sie einen Herrn Pelinka ausschließlich im Interesse seiner Tätigkeit für die Partei pro forma angestellt haben. In der österreichischen Staatsanwaltschaft sind ja die wichtigsten Verantwortlichen selbst Mitglieder im Bund Sozialistischer Akademiker, statt dass sie als Mitarbeiter einer eigentlich zur Unabhängigkeit verpflichteten Justiz jeden Anschein einer Parteinähe zu meiden versuchen.
Sehr unterschiedlich ist auch die Reaktion einzelner Betroffener. In Kärnten ist nun der schwarze Landesrat Martinz – nach viel zu langem Zögern – zurückgetreten, weil gegen ihn ein strafrechtliches Vorverfahren läuft: Er steht im konkreten Verdacht, einem Gutachter aus öffentlichen Kassen ein deutlich überhöhtes Honorar bezahlt zu haben, mit dem mutmaßlich anderwärtige Leistungen dieses Gutachters gedeckt worden sind. Andere politische Funktionen gibt Martinz jedoch merkwürdigerweise nicht ab.
Die Herren Faymann und Ostermayer denken nicht einmal daran zurückzutreten, obwohl gegen sie ebenfalls strafrechtliche Erhebungen aus einem ganz ähnlichen Grund in Gange sind. Und ein anderer Kärntner, der abwechselnd orange-blaue Uwe Scheuch, denkt ebenfalls nicht an Rücktritt, obwohl er sogar schon in erster Instanz verurteilt worden ist.
Die Korruption ist eine grausliche Krake. Im Sinne von Demokratie und Rechtsstaat muss, müsste ein ständiger Kampf gegen sie geführt werden. In Österreich aber wird nicht gekämpft. Ja selbst die verbalen Kämpfer interessieren sich immer nur für einen sehr kleinen, sehr selektiven Ausschnitt daraus. Deshalb rutscht das Land bei internationalen Rankings ständig immer weiter zurück.

Die Beweise liegen offen auf dem Tisch

Der Antikorruptionskampf gegen die Strassers, Scheuchs und Meischbergers (gegen die ausreichende Beweise vorliegen dürften) oder gegen die Grassers (gegen den freilich noch immer keine harten Beweise gefunden sein dürften) sind absolut notwendig. Diese Kämpfe dürften die Justiz aber keine Sekunde davon abhalten, auch gegen die anderen Formen der Korruption energisch vorzugehen: Gegen die Kerns etwa (der ÖBB-General hat den SPÖ-Drahtzieher Pelinka einzig und allein dafür angestellt, damit er weiter für die Partei arbeiten kann); oder gegen die Faymanns (dieser hat einst als Stadtrat auf Kosten der Steuerzahler im „News“-Tower der Gebrüder Fellner Gemeinde-Büros zu weit überhöhten Preisen angemietet; er hat auch die ÖBB gezwungen, serienweise überflüssige Inserate in der Kronenzeitung zu schalten).
Zum Unterschied vom Fall Grasser müsste man in diesen Fällen gar nicht quälend lange warten, bis man an Liechtensteiner und Schweizer Akten herankommt. Die Beweise liegen offen auf dem Tisch. Was französische Staatsanwälte geschafft hatten, könnten daher auch österreichische schaffen.
Niemand darf mit ehrlichem Gewissen über Korruptionsbekämpfung reden, der nicht auch über diese Fälle spricht. Wer das nicht tut, ist entweder ziemlich dumm oder grenzenlos feige oder selbst „Part of the game“. Wenn es in Österreich bei dieser Einäugigkeit der Korruptionsbekämpfung bleiben sollte, dann geht der Republik nicht nur an den Anleihemärkten, sondern auch an den moralischen Märkten jede Kreditwürdigkeit verloren.

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Los von Rom? drucken

Die Staatsschuldenkrise in der EU zeitigt Folgen anderer Art, die außerhalb ihres Wirkungsgebiets noch kaum wahrgenommen werden. So gewinnt, sozusagen im Schatten, die die Lichtquellen der europäischen Öffentlichkeit werfen, unterm Brenner eine Diskussion darüber an Breite, ob der südliche Landesteil Tirols im Stiefelstaat verbleiben oder seine Zukunft anderswo suchen sollte.

Schon einmal, im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands, war eine ernstzunehmende Debatte darüber in Gang gekommen, ob die Südtiroler – bei Wahrnehmung des Selbstbestimmungsrechts – darüber befinden können sollten, ob ihr Land, das als Autonome Provinz Bozen-Südtirol auch nach dem Zweiten Weltkrieg bei Italien verblieb, (vorerst) nach einer Freistaatslösung streben (und später) oder sogleich nach Österreich rückgegliedert werden soll. Und mit den Andreas-Hofer-Feiern 2009, im Gedenken an die Tiroler Volkserhebung 1809, erhielt sie abermals Auftrieb.

Die damaligen Antworten, gegeben von den politischen Kräften, die in Bozen, Innsbruck und Wien das Sagen haben – der römische Standpunkt war, ohne ihn extra zu erfragen, ohnedies klar – lautete: Mit der Erweiterung der EU durch Mitgliedschaft Österreichs (1995) und dem mittels Schengen-Regimes vollzogenen Entfernen der Schlagbäume verliere der Brenner seinen Charakter als „Unrechtsgrenze“. Mit dem Entfall von Grenzkontrollen sowie der grenzüberschreitenden Kooperation, mit gemeinsamen Landtags- sowie Regierungssitzungen und dergleichen mehr wachse wieder zusammen, was einst getrennt worden war.

Die Landeseinheit erwachse daher gleichsam aus dem Prozess ihrer Europäisierung. Und die seit 1945 in Bozen regierende Sammelpartei SVP sah statt in der Ausrufung des – nachgerade in ihrem Parteistatut verankerten – Selbstbestimmungsrechts sowie den Freistaats- und/oder Rückgliederungsgelüsten, wie sie vornehmlich die Opposition propagierte – auch in Innsbruck und Wien – die Zukunft des Landes(teils) in der „Dynamisierung seiner Autonomie“.

Die neue politische Lage

Heute ist die Lage eine andere. Nicht, dass die SVP ihre Haltung verändert hätte. Sie hat aber merklich an Strahlkraft eingebüßt, und ihre Position im Südtiroler Landtag ist seit der Landtagswahl 2008 geschwächt, wo sie nur mehr über 18 von 35 Sitzen verfügt. Mitunter lässt sie sich auf Händel mit italienischen Parteien ein, die ihr früher nicht in den Sinn gekommen wären. Und die geeignet sind, den Oppositionsparteien und deren Begehr weiteren Zulauf zu garantieren.

Der wird von einem noch lange nicht verdauten Skandal im Landesenergieversorger SEL AG  befördert, dessen personelle Verflechtungen mit ihr der SVP schaden. In der Zukunftsfrage plädieren die „deutschen“ Oppositionsparteien – Freiheitliche (fünf Sitze), Süd-Tiroler Freiheit (zwei Sitze) und Union für Südtirol (ein Sitz) – für einen „Freistaat Südtirol“ oder für „Rückkehr zum Vaterland Österreich“; jedenfalls verbindet sie trotz Nuancen in der politischen Betrachtung und gelegentlicher Reibereien zwischen den maßgeblichen Personen das „Los von Rom“.

Verstärkt wird das Begehr trotz des „moderaten“ Mario Monti an der Spitze jener „Expertenregierung“, die nach Jahrzehnten des „Dolce far niente“ mittels eines ambitionierten Sparpakets versucht, den ramponierten Ruf Italiens wieder einigermaßen herzustellen. Sie hebt dabei all die im Rahmen der mühsam erkämpften (Finanz-) Autonomiebestimmungen für Südtirol erwachsenen Vorteile aus den Angeln und führt damit Buchstaben, Geist und Wert des gesamten Autonomiepakets und dessen völkerrechtliche Verankerung ad absurdum.

Hinter die Separations- und Wiederangliederungsgelüste der Oppositionskräfte in (Süd-)Tirol und Österreich stellt sich ein großer Teil der – parteipolitisch neutralen – Schützen, jener traditionsreichen Verbände, die in beiden Landesteilen verankert sind und ihre Heimattreue seit dem Maximilianischen Landlibell von 1511, in welchem die Freiheiten (der Stände) Tirols kodifiziert wurden, mannigfach unter Beweis stellten. Auch unter der Südtiroler Jugend finden derlei Anwandlungen Gehör, und sogar in Verbänden Wirtschaftstreibender wird die Option eines selbstbewussten, eigenständigen „Südtirol außerhalb Italiens“ nicht (mehr) verworfen.

Ganz offen sprechen Handelstreibende, Touristiker, Industrielle und Handwerker darüber, dass sie, je mehr sich die „Krise Italiens auswächst“, ihre unternehmerische Zukunft „anders ausrichten“. Nicht wenige investieren vermehrt in Österreich und Deutschland. Das Ziel, „nicht in den Sog der Krise Italiens“ zu geraten, drückt sich denn auch in einem  Landtagsbeschluss aus, in dem es heißt, man werde sich jeder weiteren finanziellen Belastung und Beschneidung der erworbenen Rechte des Landes Südtirol durch Sparmaßnahmen der italienischen Regierung widersetzen. Für die Opposition ist das aber entschieden zu wenig. Sie verlangt eine Art Befreiungsschlag.

Österreichische Staatsbürgerschaft für Südtiroler?

Und im Nationalrat zu Wien ließ die FPÖ verlauten, Österreich müsse „Südtirol die Möglichkeit geben, sich dem italienischen Abwärtsstrudel zu entziehen". Eine erste Möglichkeit sei die Gewährung der Staatsbürgerschaft für Südtiroler. In Wien wie in Bozen wird auf das Beispiel Ungarns verwiesen: Budapest verleiht allen ethnischen Ungarn außerhalb des Landes, die sie beantragen und ihr Magyarentum nachweisen, die Staatsbürgerschaft.

Das ist in der EU umstritten, und in Wien haben sowohl das Außen- als auch das Innenministerium Bedenken. Doch in einem Gutachten des Innsbrucker Rechtswissenschaftlers Günther Obwexer und in Stellungnahmen des Verfassungsdienstes des Bundeskanzleramts wird die Möglichkeit der entsprechenden Gesetzesanpassung und also Erteilung der Staatsbürgerschaft – für die eine Bürgerinitiative 22 000 Unterschriften sammelte und für die auch die SVP-Führung Sympathie signalisierte – für rechtskonform gehalten. Insofern ist „die doppelte Staatsbürgerschaft für Südtiroler nur noch eine Frage des politischen Willens", den aber SVP und österreichische Regierung „doch nicht aufzubringen gewillt“ seien, lassen die Oppositionsparteien verlauten.

Unlängst hat die Süd-Tiroler Freiheit zudem in der Gemeinde Ahrntal – sie besteht aus mehreren Ortschaften und hat knapp sechstausend Einwohner – ein „Selbstbestimmungs-Referendum“ organisiert. Dabei sprachen sich 95 Prozent derer, die daran teilnahmen, für die Einforderung und Anwendung des Selbstbestimmungsrechts aus. Bei einer Beteiligung von nur 31 Prozent der Wahlberechtigten kann von Repräsentativität nicht gesprochen werden, zumal sich der Wahlerfolg der Partei Süd-Tiroler Freiheit bei der Kommunalwahl in dieser Gemeinde (2010) prozentual mit diesem Ergebnis nahezu deckt. Woraus hervorgeht, dass offenkundig lediglich ihre Anhänger am Referendum teilnahmen.

Doch so anfechtbar das Ergebnis auch sein mag, es gänzlich zu negieren wäre fahrlässig. Denn den Charakter eines Stimmungsbarometers trägt es. Würden auch die beiden anderen Oppositionsparteien bei einem landesweiten Referendum mitmachen – so es in der EU bei den Staatsschulden zur krisenhaften Zuspitzung mit Folgen für den Euro käme, wobei just im Blick auf Italien letzten Endes wohl nicht so schnell mit einer wirtschafts- und finanzpolitischen Erholung zu rechnen sein dürfte – so geriete auch die SVP unweigerlich in den Sog des Begehrens „Los von Rom“

Sie könnte sich dem Selbstbestimmungsverlangen wohl nicht länger mit der Begründung entziehen, Voraussetzung dafür sei, dass Rom völkerrechtliche Verträge missachte und zu seiner Durchsetzung – nach positivem Ausgang – der Wille und die Kraft Österreichs vonnöten sei, des Vertragspartners Italiens. Beides ist nicht gar so irreal wie es noch scheinen mag. In Österreich dürfte, so die Koalition aus SPÖ und ÖVP weitermacht wie bisher, eine Kanzlerschaft des FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache in Reichweite rücken. Der war unlängst in Südtirol und hat „jedwede Unterstützung für die Selbstbestimmung“ bekundet. Mit der Vertragstreue Roms ist es in Bezug auf Bozen im Rückblick auch nicht gerade zum Besten bestellt gewesen.

Und wenn die SVP in diesem sich verstetigenden politischen Gärungsprozess nicht mehr zu bieten hat als die Proklamation der „Vollautonomie“ – die einer ihrer ganz schlauen Landesräte Rom für ein Linsengericht von 15 Milliarden Euro abzukaufen gedenkt, womit er und seine Parteifreunde zugleich aber eingestehen (müssen), dass es sich im stets gepriesenen „Modell Südtirol“ allenfalls um eine Halb- oder Teilautonomie handelt – so dürfte sie womöglich ein „blaues Wunder“ erleben.

Der Autor ist ein deutsch-österreichischer Journalist und Historiker, der für mehrere Zeitungen schreibt.

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Gabi Burgstaller und die älteren Arbeitnehmer drucken

Man kommt kaum mehr nach, all die Vorschläge zu analysieren, die da rund um die dringend notwendigen Sparnotwendigkeiten tagtäglich vorgebracht werden. Denn viele zeugen von erschreckender Ahnungslosigkeit. Politiker reden oft von Dingen, deren Zusammenhänge sie nicht durchschauen. Meist tun sie dies deshalb, weil sie nie in der wirklichen Wirtschaft gearbeitet haben.

Dies gilt auch für die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, obwohl sie in letzter Zeit als eine der erfreulichsten und mutigsten SPÖ-Politiker positiv aufgefallen ist. Sie hat sich mit den Konsequenzen der Notwendigkeit befasst, dass die Menschen länger arbeiten müssen. Was ja an sich lobenswert ist. Die ehemalige Arbeiterkämmerin hat dabei aber das Argument der Gewerkschaft aufgegriffen, dass ältere Menschen ja von den bösen Arbeitgebern aus dem Job gedrängt würden.

Dabei weiß jeder, der ein wenig Erfahrung im wirklichen Leben hat: Die allermeisten Frühpensionisten (egal ob als „Hackler“, „Invalide“, Eisenbahner oderoderoder) zeigen höchstes eigenes Interesse, möglichst bald in die in Österreich ja im internationalen Vergleich durchaus ansehnliche Rente zu gehen. Dazu wird auch oft bewusst und im Konsens vor Arbeitgeber und -nehmer ein Zwischenhalt in der Arbeitslosigkeit eingelegt, aus der heraus ja die Frühpension noch viel leichter erreichbar ist. Man kann dann ganz gut von Pension und einigen anderen Geldquellen leben – legalen oder illegalen.

Aber selbst wenn diese gewerkschaftliche Gebetsmühle die volle Wahrheit verkünden sollte, also selbst wenn viele Arbeitgeber wirklich aus purem Alten-Hass fleißige und erfahrene Mitarbeiter hinauswerfen, ist der Vorschlag Burgstallers ein Unsinn: Sie will nämlich verbieten, dass Menschen gekündigt werden, die älter als 55 Jahre sind.

Ach Gabi! Dann würde nämlich mit Sicherheit eines passieren: Es würden sich halt die Kündigungen im Alter von 53 oder 54 Jahren enorm häufen. Jedes Verbot führt ja automatisch dazu, dass dann halt genau an den Grenzen der Verbotszone gehandelt wird. Ist das so schwer zu begreifen?

Mit dem Kündigungsverbot würde also nur das Gegenteil erreicht werden. Die mit 54 Jahren in Massen Gekündigten haben aber auf dem Arbeitsmarkt noch viel weniger Chancen, irgendwo anders unterzukommen.

Statt solcher Unsinnigkeiten sollten sich Burgstaller&Co (also die wenigen über echte Reformen nachdenkenden Sozialdemokraten) dringend jenem Faktor widmen, der wirklich bei manchen Arbeitgebern ein erhöhtes Interesse an der Kündigung Älterer auslöst: Das sind all die Kollektiv- und Tarifverträge, die zu einem automatischen Teurerwerden älterer Mitarbeiter führen, selbst wenn diese immer die gleiche Tätigkeit ausführen.

Das war für mich in früheren Leitungsverantwortungen selbst das größte Problem, als ich ein enges Budget-Korsett mit den unterschiedlichen Gehaltshöhen in Einklang bringen musste. Da gab es Mitarbeiter, die mit 28 Jahren alles in allem für die gemeinsame Aufgabe genauso gut und wertvoll waren wie jene, die doppelt so alt waren. Nur hat jeder Ältere zwei- bis dreimal so viel verdient wie die Jungen (obwohl diese subjektiv das Geld im Alter der Familiengründung viel dringender bräuchten).

Gewiss, ältere Kollegen sind erfahrener und meist verlässlicher. Dafür sind jüngere oft geistig beweglicher, einsatzbereiter sowie dynamischer; und sie leisten viel weniger Widerstand gegen neue Abläufe, Technologien und Organisationsformen. Beides ist wertvoll, aber eben gleich wertvoll.

Daher sollte auch eine intelligente Sozialdemokratin wie Burgstaller den Mut haben, anstelle lebensfremder Vorschläge Druck auf die Gewerkschaften auszuüben: Diese sollten quer durch alle Branchen (einschließlich dem öffentlichen Dienst!) zustimmen, dass es spätestens ab dem 40. oder 50. Lebensjahr keine rein altersbedingten Gehaltserhöhungen mehr gibt. Wenn es solche – abgesehen von drei bis fünf Einstiegsjahren – überhaupt noch geben sollte. Denn Vorrückungen allein auf Grund der absolvierten Arbeitsjahre stellen ja auch einen der Gründe dar, die zum statistischen Effekt niedriger Frauengehälter geführt haben.

Burgstallers Vorschlag ist freilich auch nicht dümmer als ein gleichzeitig in Hinblick auf die gleiche Frage gemachter Vorschlag des Sozialministers. Rudolf Hundstorfer meinte, die Arbeitgeber sollen einfach mehr von einer schon bestehenden Möglichkeit Gebrauch machen: Diese erlaubt es, Mitarbeitern nur noch 80 Prozent zu zahlen, wenn sie nur noch 70 Prozent arbeiten wollen. Womit Hundstorfer nicht nur zugegeben hat, dass es halt doch (leider) ein großes Interesse vieler Älterer gibt, weniger zu arbeiten. Sein Vorschlag bedeutet aber vor allem: Die Arbeitsstunde eines älteren Mitarbeiters wird für den Arbeitgeber nochmals deutlich teurer! Nämlich um mehr als 14 Prozent. So etwas kann wirklich nur einem altgedienten Gewerkschafter einfallen.

PS.: Noch ein persönliches Erlebnis: Ich wollte einmal einen über 50-jährigen Mitarbeiter anstellen, der auch unbedingt bei mir arbeiten wollte. Er war aber ein hochrangiger Gewerkschaftsfunktionär (erstaunlicherweise trotzdem ein guter Journalist) und kannte daher alle seine Rechte. Insbesondere jene auf Grund von Vordienstzeiten bei anderen Arbeitgebern. Das hätte ihn so teuer gemacht, dass es mit den vorgegebenen Budgetgrenzen und vom Eigentümer gesetzten Gehaltsrichtlinien nicht in Einklang zu bringen war. Als er daraufhin anbot, es deutlich billiger zu machen, winkte dann der Personalverantwortliche ab: Denn der potentielle Mitarbeiter hätte nach Ablauf der Probezeit doch noch all seine Rechte problemlos durchsetzen können, notfalls via Arbeitsgericht. Wann werden die Gewerkschafter endlich erkennen, dass ihre Erfolge immer mehr zu Lasten der Arbeitnehmer ausgehen?

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AA+: Die Regierung tagt - um noch mehr Geld auszugeben drucken

Seit Freitagabend brennt der AA+Hut. Eine Ratingagentur hat nun auch gleichsam offiziell festgehalten, dass Österreich rapide an Kreditwürdigkeit verliert. Und schon am Montag tritt die halbe Bundesregierung zu einem "Gipfel" zusammen. Lobenswert? Nein, alles andere als das. Man schaue sich an, mit wem sie berät und was Thema ist. Beides ist so provozierend, dass einem diesmal wirklich das oft zitierte Taschenmesser in der Hosentasche aufgeht. (Mit nachträglicher Ergänzung)

Denn die Regierung berät nicht etwa über ein sofortiges und nun erstmals wirklich ernsthaftes Spar- und Sanierungspaket. Sondern sie trifft sich mit drei Privatvereinen, die nicht weniger als 27,9 Millionen Euro für einen schwachsinnigen Zweck fordern. Nach aller politischer Erfahrung ist klar: Sobald sich einmal Bundes- und Vizekanzler samt einigen Ministern mit solchen Lobbyisten an einen Tisch setzen – und das schon zum zweiten Mal in dieser Runde! –, bekommen diese auch zumindest einen Teil ihrer Forderungen durchgesetzt. Sonst bekämen sie gar keinen Termin.

Die Privatvereine, die der Regierung so wie eine demokratisch legitimierte Vertretung gegenübersitzen, sind freilich die Lieblinge der Kronenzeitung, nämlich Global 2000, Greenpeace und Klimabündnis. Sie fordern 27,9 Millionen Euro als Subvention an ausländische Energieanbieter. Deren einzige Gegenleistung: Sie sollen unterschreiben, dass sie kein Atomkraftwerk betreiben. Das nennt sich "Herkunftszertifikate".

Das ist absolut unfassbar. In Tagen wie diesen ist es das noch mehr. Es ist aber total kongruent mit der ja auch von allen Oppositionsparteien betriebenen Anti-Atom-Hysterie.

Der Hintergrund: Nicht nur Deutschland sucht nach der leichtfertigen Abschaltung der meisten Atomkraftwerke im Vorjahr verzweifelt Strom-Lieferanten (auch in der Alpenrepublik). Auch Österreich muss schon seit längerem zeitweise Strom importieren. Es tut dies – solange noch irgendwo überhaupt jemand Strom verkauft – über internationale Strombörsen. Diese funktionieren wie ein großer See: Auf der einen Seite schütten Lieferanten hinein; an anderer Stelle holen sich Käufer etwas heraus.

Natürlich kann in diesem Stromsee niemand den atomar erzeugten Strom von anderen Energiequellen trennen. Es kann ja auch niemand das Wiener Donauwasser nach seinen Ursprüngen aus Inn, Salzach, Brigach oder Breg (und noch einigen Hundert anderen) trennen. Nur die Leser mancher Boulevardzeitungen glauben ja, Atomstrom würde sich unterscheiden und offenbar radioaktiv strahlen. Dass Strom kein Mascherl hat, wissen natürlich alle, die da am Tisch des Bundeskanzleramtes sitzen. Und Österreich wird auch bei Zahlung der 27,9 Millionen weiterhin seinen Strom aus demselben Stromsee importieren.

Über das Geld werden sich die chinesischen Produzenten von Solarpaneelen und die Industriellen-Freunde der Privatvereine freuen können, die sich mit ihren hässlichen Windrädern noch mehr goldene Nasen verdienen können. Um die störenden Kleinigkeiten kümmert sich hingegen längst niemand mehr. Dazu gehört etwa, dass Wind und Sonne den Strom meist an Orten und zu Zeiten liefern, wo es gar keine sonderliche Nachfrage gibt. Oder dass der Bau von Wind- und Solarenergieanlagen neben Zwangsförderungen durch die vergewaltigten Stromkonsumenten auch auf viele Jahre mehr Energie verbraucht, als er erzeugt.

Dass über eine solche absurde Forderung auch nur eine Sekunde verhandelt wird, darf doch nicht wahr sein, werden manche denken. Nun, Zweifler sollten sich nur durchlesen, wie das Bundeskanzleramt diesen „Energiegipfel“ ankündigt (als „Graustrom“ wird dabei Strom aus dem europaweiten Stromnetz bezeichnet, also dem zuvor beschriebenen Stromsee). Diesem Text zufolge wurde „als Ziel vereinbart, dass Maßnahmen gefunden werden sollen, die Atomstromimporte über sogenannten Graustrom nach Österreich vermeiden und die den Ausbau nicht-nuklearer Stromproduktion europaweit unterstützen.“

Unterstützen wir nur ruhig europaweit. Wir haben es ja. Schließlich dauert der Weg von AA+ bis CC sicher noch zwei bis drei Jahre . . .

Nachträgliche Ergänzung: die Regierung hat nun doch noch für Montag einen zusätzlichen Termin zum Downgrading angesetzt. Sie entschloss sich dazu lange nach Erscheinen dieser Anmerkungen. Wer aber die zahllosen beschwichtigenden Stimmen des Wochenendes gehört hat, bis hin zu einer weniger staats- als koalitionstragenden Fernsehdebatte am Sonntagabend, weiß jetzt schon, dass auch dabei nur leere Worte herauskommen werden. Und der skurrile NGO-Gipfel ist jedenfalls nicht abgesagt worden.

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Wo arbeiten viele über 60-jährige? drucken

Anteil der Erwerbstätigen an den 60 bis 64-jährigen in Prozent

 

  2000 2010
SWE

46

61

UK

36

44

GER

20

41

POR

45

40

NED

19

37

EU

23

31

GRE

32

31

ROM

48

30

ÖST

12

22

ITA

18

21

FRA

10

18

HUN

8

13

Quelle: Eurostat

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Was den Österreichern wichtig ist drucken

Besonders wichtige sowie weniger wichtige Prämissen für die weitere Entwicklung Österreichs

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Die Wahlhelferin drucken

Wie rasend schnell die Zeit vergeht:
Fünf Jahre sind’s im Maien,
dass Sarko auf den Hacken steht,
die ihm Statur verleihen!

Dass Carla flaches Schuhwerk trägt,
das hat natürlich bieder
ihr Orthopäde angeregt,
weil’s gut ist für die Glieder.

Indessen gibt es kein Problem
mit Ähndschies Körpermaßen –
drum ist’s mit ihr so angenehm,
platonisch rumzuspaßen.

Dass allerdings vor aller Welt
den Kumpel sie allmählich
trotz Gleichwuchs in den Schatten stellt,
das findet dieser schmählich.

Denn seht, es weiß der gute Mann,
in nächster Zeit sind Wahlen,
und Wählern kommt’s auf Optik an,
für die sie gerne zahlen!

Zur Rettung hat er desperat
’ne Jungfrau jetzt erkoren –
ja so was gibt es in der Tat,
weil früher mal geboren.

Sie steht auf einem Sockel zwar
und ist bereits verstorben,
doch hat den Briten einst sie klar
so manchen Spaß verdorben.

Wie passend folglich als Symbol
ist heut’ die kleine Wilde!
Nur dumm – man hat sie längst frivol
auch weiter rechts am Schilde…

Pannonicus

(Sarkozy „entdeckt“ die Jungfrau von Orléans als Wahlhelferin – auf die sich allerdings schon seit langem der Front National beruft.)

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Österreich, der Neid, die Diplomatenpässe, und die Dienstpässe drucken

Österreich steht vor der historischen Weichenstellung zwischen dem Weg nach Griechenland und dem Weg nach Deutschland. Der eine ist kurzfristig verführerisch bequem, der andere anfangs sehr hart. Auf diesem Weg verliert Österreich sein Triple-A-Rating, es drohen schwere Regierungskrisen oder gar Neuwahlen. Und was debattieren da die Medien dieses Landes am heftigsten? Die Diplomatenpässe für Bischöfe und Altpolitiker! Die Medien schweigen dabei jedoch fast total zu den damit eng verwandten Dienstpässen. Ein Sittenbild.

Weil sich die Medien so an Kleinigkeiten festkrallen – wahrscheinlich weil sie durch Großigkeiten ja auch geistig überfordert wären – ist das Ergebnis der jüngsten Meinungsumfrage zwar deprimierend, aber kein Wunder: Eine Mehrheit der Österreicher ist gegen ein Sparpaket. Wie OGM (allerdings im Auftrag einer Gratiszeitung) erhoben hat, sind nur 42 Prozent für ein Sparpaket, während 53 Prozent dagegen sind.

Freilich: Wenn niemand den Menschen die dringende Notwendigkeit eines Schuldenabbaus – oder zumindest keines weiteren Anstiegs der Schulden – vermittelt, woher sollen sie dann überhaupt um diese Notwendigkeit wissen? Was die Dinge noch schlimmer macht: Sobald die konkreten Maßnahmen feststehen, wird die Zahl der Zustimmenden mit Sicherheit noch deutlich geringer werden. Nach dem Motto: Ihr könnt ja überall sparen, aber doch nicht bei mir!

Aber zurück zum Aufreger der Medien, den Diplomatenpässen: Es ist ganz gewiss schwer zu begründen, wenn jemand nach Ausscheiden aus einem öffentlichen Amt noch so wie ein aktiver Amtsträger behandelt werden will. Dass sich jetzt vor allem die Herren Blecha und Vranitzky über den geplanten Entzug ihres Diplomatenpasses so aufregen, rundet überdies so manches Vorurteil über diese Herren ab.

Dabei sollte mit der Forcierung des Diplomatenthemas ja eigentlich nur der Fall Grasser am Kochen gehalten werden, nachdem nach wie vor die konkreten Beweise gegen den Ex-Finanzminister Mangelware sind. Vranitzky ist so etwas wie ein Kollateralschaden (seinen dubiosen Geschäften ist ja nie ein Staatsanwalt nachgegangen, wie etwa der berühmten Million für die Information, dass der Euro eingeführt wird).

Sollte man vielleicht den Diplomatenpass lediglich im Fall strafrechtlicher Erhebungen entziehen? Das wäre witzig. Denn das müsste dann ja auch für Werner Faymann oder Claudia Schmied gelten. Gegen die läuft nämlich genauso ein Strafverfahren wie gegen Grasser (auch wenn es da keine Staatsanwälte gibt, die ständig Aktendetails hinausspielen).

In Wahrheit gibt es aber außer blankem Neid (der freilich gerade in Österreich sehr verbreitet ist) so und so keinen Grund, das Thema für wichtig zu halten: Denn kein Österreicher, keine Institution des Landes erleidet durch die großzügige Vergabe dieser Pässe einen Schaden. Opfer sind höchstens ausländische Grenzbehörden, die bei Besitzern von Diplomatenpässen nicht so genau hinschauen. Da manche Länder – von der Dritten Welt über Russland bis zu den USA – die Passkontrollen sehr langwierig und schikanös gestalten, würde ich ja am liebsten jedem Österreicher ein solches Ticket für die zeitsparende Überholspur geben.

Amüsant ist freilich ein eng verwandtes Thema, nämlich die „Dienstpässe“. Diese verschaffen ähnliche Express-Abfertigungen auf Flughäfen, sie sind sogar viel zahlreicher ausgegeben worden als Diplomatenpässe. Und dennoch redet niemand darüber.

Beim langen Nachgrübeln ob dieser Diskrepanz in der medialen Reaktion erinnerte ich mich an meine langen Jahre als außenpolitischer Journalist. Da sah ich mit Erstaunen, dass auch etliche Kollegen mit solchen Dienstpässen reisten. Und dass sie auf Nachfrage nach dem Wieso nur sehr verschwommen antworteten. Die erste solche Beobachtung machte ich übrigens noch in der Ära Kreisky. Worauf ich die Berichterstattung der Kollegen vor allem aus massenstarken Medien ein wenig genauer zu beobachten begann: Vorsichtig ausgedrückt, habe ich da keine sonderlich starken regierungskritischen Akzente bemerken können.

Ich bin natürlich – fast – sicher, dass sie inzwischen alle ihre Dienstpässe längst fein säuberlich zurückgegeben haben. Nur: Warum erwähnen sie das denn alle gar nicht? Lassen sie sich aus Bescheidenheit eine so einfache Selbstberühmung entgehen – oder…

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Der Magyaren „falsche“ Wahl drucken

Der luxemburgische Außenminister Asselborn nennt Ungarn einen „Schandfleck“. Ähnlich andere Sozialdemokraten respektive Sozialisten: Der Deutsche Martin Schulz bezichtigt Ministerpräsident Orbán der „Säuberungspolitik“, der Österreicher Hannes Swoboda bringt, wie Ulrike Lunacek, seine Parlamentskollegin von den Grünen, EU-Vertragsverletzungsverfahren und Stimmrechtsentzug ins Spiel.

Unter Beifall des flämischen Liberalen Guy Verhofstadt sieht der Charlemagne-Grüne Daniel Cohn-Bendit Orbán „auf dem Weg, ein europäischer Chavez zu werden, ein Nationalpopulist, der das Wesen und die Struktur der Demokratie nicht versteht". Vergleiche mit der „gelenkten Demokratie“ des Moskowiters Putin oder gar des Autokraten Lukaschenko in Minsk sind wohlfeil.

Unübersehbar ist, dass es die hauptsächlich die links der Mitte angesiedelten politisch korrekten Moral- und Tugendwächter stört, dass in Budapest eine nationalkonservative Regierung im Amt ist. Dass die Magyaren im Frühjahr 2010 Sozialisten und Liberale, die nach acht Jahren Regierungszeit ihren Nachfolgern ein abgewirtschaftetes und vor dem Abgrund stehendes Land hinterließen, nicht einfach nur abwählten, sondern politisch marginalisierten und Orbán mit einer satten Zweidrittelmehrheit im Parlament ausstatteten.

Die er seitdem unbeeindruckt von Kritik nutzt, um das Land von Grund auf umzubauen. Worin ihm – man darf sich von sogenannten Massendemonstrationen nicht den Blick verstellen lassen – die Mehrheit der Bevölkerung (noch immer) folgt, was ihn aber im politisch korrekten Europa verdächtig macht, wo man ihn – im günstigsten Fall – des „Cäsarismus“, „Bonapartismus“ oder „Horthyismus“ zeiht.

Ein Diktator ist Orbán beileibe nicht, sondern – vor allem anderen – ein ungarischer Patriot. Doch mit Vaterlandsliebe eckt man an in der schönen neuen Welt. Schon als junger Mann hat er – damals noch hinterm Eisernen Vorhang – den Abzug der Sowjettruppen aus Ungarn und die Rehabilitation der Revolutionäre von 1956 verlangt. Die Magyaren sind ein freiheitsliebendes, geschichts- und nationalbewusstes Volk. Das haben sie nicht nur damals bewiesen.

Deswegen schätzen sie es auch, wenn sich Orbán „Einmischung jedweder Art“ von außen verbittet. Deshalb folgen sie ihm auch bisher ohne Murren bei allem, was dazu angetan ist, die Effizienz der staatlichen Strukturen und Institutionen sowie des Regierungshandelns zu steigern. Sie haben nichts dagegen, dass in der Präambel der neuen Verfassung die „Heilige Krone“ als Wahrung der historischen Kontinuität der Nation verehrt, sondern auch der „Segen Gottes“ für deren Gedeih erfleht wird; letzteres gilt für alle religiös Indifferenten und jene, die sich „freisinnig“ dünken, geradezu als provokative Regelverletzung.

Dasselbe mag für das Bekenntnis zur einen Nation gelten, im wohlverstandenen Sinne ihrer historischen, sprachlichen und kulturellen Bande über die Grenzen des 1920 um zwei Drittel verkleinerten Territoriums Ungarns hinaus. Unmut erregt auch das Bekenntnis zur Familie, besonders deswegen, weil die neue Verfassung die Gleichstellung der Gemeinschaft aus Mann und Frau mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ausschließt. Auch mit der Festlegung des 22. Juli zum (nunmehr vierten) Nationalfeiertag – im Gedenken an den Sieg eines christlichen Heeres über die Türken 1456 – fordert Orbáns Ungarn den Zeitgeist heraus und entzieht sich der politischen Korrektheit, welcher sich alle bedienen die ständig das Wort vom „Verstoß gegen die europäischen Werte“ führen.

Weshalb bei der Betrachtung des „unbotmäßigen Ungarn“ durchaus eine Parallelität zum Nachbarland Österreich auf der Hand liegt. Denn die ganze Szenerie erinnert an das – letztlich gescheiterte – Vorgehen gegen Wien anno 2000, wobei sich nicht wenige Politiker und Publizisten, die seinerzeit die „besonderen Maßnahmen“ („Sanktionen“) der damals 14 Regierungen gegen die fünfzehnte guthießen, heute dazu versteigen, die angeblich „von Orbán ausgehende Gefahr“ um „ein Vielfaches“ höher zu bewerten als das „Vergehen“ der  „Schüssel-Haider-Koalition“. Vor zwölf Jahren wurde gegen die Entscheidung zur Regierungsbildung in Österreich kampagnisiert, heute trifft es der Ungarn „falsche“ Wahl.

Der Autor ist ein deutsch-österreichischer Journalist und Historiker, der für mehrere Zeitungen schreibt.

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Vielen Dank G&B: Jetzt ists ade, das Triple-A drucken

Jetzt ist es soweit: Österreich wird in den nächsten Stunden bei der größten internationalen Ratingagentur sein AAA-Rating verlieren. Das wird nicht nur die Steuerzahler in Form von höheren Anleihezinsen viel kosten. Auch alle anderen österreichischen Kreditnehmer und ihre Mitarbeiter und Partner sind durch die nun konkret gewordenen Folgen der Lotterpolitik von Bund und Ländern ganz unmittelbar betroffen. Und was tut diese Regierung?

Statt dass sie mit einem kräftigen Schnitt völlig unsinnige Privilegien wie die Frühpension so rasch wie verfassungsrechtlich möglich abbaut; statt dass sie endlich eine einzige klare Verantwortung für das Gesundheitssystem herstellt – also entweder die Krankenkassen oder die Länder oder die Patienten –; statt dass sie den Bundesländern klarmacht, dass diese jeden Cent, den sie ausgeben, künftig auch selbst einnehmen müssen: Statt alledem hat diese Regierung in den letzten Tagen erlaubt, dass jede Menge Sand ins Sanierungs-Getriebe kommt.
Sandstreuer sind vor allem die Gewerkschaften und die Bundesländer.

Hat die Regierungsspitze am Beginn der gegenwärtigen Sparrunde hinter verschlossenen Türen noch Ansätze von Mut gezeigt, so ist dieser offensichtlich sehr rasch verschwunden, als G&B ihre Muskeln zu zeigen begonnen haben. Das geschah sofort, nachdem die Regierung die Sabotierer-Partie erstmals über den bisherigen Verhandlungsstand informiert hat. Jetzt kann man zwar streiten: Sind Faymann und Spindelegger schuld oder die Herren Foglar, Pröll und Häupl als eigentliche Machthaber der Republik? Am katastrophalen Ergebnis ändert sich aber nichts.

Wird die schmerzhafte Mitteilung aus dem Hause Standard & Poor’s nun die Regierung doch noch zum Regieren zwingen? Ja, kann sie es angesichts der wahren Machtverhältnisse überhaupt über Hymnen-Fragen hinaus? Wagt sie wenigstens den offenen Machtkampf mit diesen Saboteuren?

Ich zweifle. Und wette, dass in den nächsten Tagen gleich wieder die Beschwichtiger ausschwärmen werden, die uns mitteilen, dass das alles eh nicht so schlimm sei. Und vor allem werden sie mit klassenkämpferischen Tönen gegen die Ratingagenturen hetzen. Als ob der Spiegel schuld wäre an dem Bild, das er zeigt.

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SN-Kontroverse: EU und Ungarn drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die EU schärfer gegen Ungarn vorgehen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wer hütet die Grundwerte Europas?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Wenn es einen Vorsatz im neuen Jahr auf EU-Ebene gibt, dann sollte er lauten: Wir nehmen uns und unsere selbst gesetzten Regeln endlich einmal ernst. Das gilt für alle Bereiche der Union und nicht nur für die Wirtschaft.

Denn gern wird in Zeiten von Euro- und Finanzindustriekrise vergessen, dass die EU sehr viel mehr ist als eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung zur Mehrung der Kapitalflüsse und zum ungehinderten Austausch von Waren sowie Dienstleistungen aller Art. Es geht auch um die Wahrung bestimmter Werte. Dies gilt spätestens seit Inkrafttreten der Verträge von Nizza (2003) und Lissabon (2009). In Nizza wurde der mittlerweile berühmte Artikel 7 der EU-Verträge eingeführt, der ein geordnetes Sanktionsverfahren gegen Mitgliedsstaaten vorsieht, wenn deren Regierungen Grundwerte der EU verletzen. Der Artikel wurde wegen des „Coup d'etat" geschaffen, der Österreich zu Beginn des 21. Jahrhunderts erschüttert hatte.

Durch den Lissabon-Vertrag haben sich die Länder der Union zu Einhaltung der Grundrechtecharta verpflichtet. Die Charta garantiert in sechs Titeln die allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte sowie die wirtschaftlichen und sozialen Rechte der Unionsbürger. Gleichzeitig enthält sie wesentliche Grundsätze, an die sich der europäische Gesetzgeber zu halten hat. In Ungarn werden derzeit diese europäischen Grundrechte von der Regierung mit Füßen getreten. Meinungs- und Pressefreiheit sind eingeschränkt, Oppositionelle werden mundtot gemacht und selbst die ungarische Nationalbank wurde an die Regierungskandare genommen. Was soll noch alles geschehen, damit die Union gegen die derzeitigen Machthaber in Budapest ein Vertragsverletzungsverfahren einleitet? Oder anders gefragt: Worauf wartet die „Hüterin der Verträge" noch, um ihre Lethargie zu überwinden?

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Österreich und Ungarn: ein Vergleich

Andreas Unterberger

Da hat wieder ein Land gewagt, falsch zu wählen und die Sozialisten auf Minigröße zu dezimieren. Europas Rote und Grüne zeigen den Ungarn deshalb, was sie schon 2000 den Österreichern gezeigt haben: Sie sind perfekt im Denunzieren; wenn ihnen sonst nichts einfällt, jagen sie halt wieder Faschisten.

Das heißt nun nicht, dass Ungarn nicht zu tadeln wäre. Es hat eine katastrophale Wirtschafts- und Finanzpolitik. Begonnen wurde die Katastrophe unter den Sozialisten, die hemmungslos Schulden machten, die den Beamten über Nacht 50 Prozent mehr zahlten. Und der Konservative Orban spart ebenfalls nicht; er räumt stattdessen die privaten Pensionsversicherungen aus, belegt die Banken mit einer heftigen Steuer und anderen teuren Schikanen und wundert sich dann, dass sie nicht mehr in Ungarn investieren. Nur: Die „Abkehr von der Demokratie" ist eine Propagandalüge. Alle Vorwürfe treffen auf Österreich genauso zu. Nicht nur in Hinblick auf Bankensteuer & Co. 

Aber Orban besetzt doch fast die ganze Nationalbank neu! Und wer besetzt in Österreich alle Jobs in der gerade erst (!) total verstaatlichten Nationalbank; und war nicht Ewald Nowotny immer ein braver Parteisoldat? Ungarn verletzt wahrscheinlich EU-Recht! Und wie oft wurde das bei Österreich und allen anderen schon festgestellt? Orban besetzt den öffentlichen Rundfunk mit seinen Leuten! Muss man die Zustände im ORF und die Bestechung etlicher Wiener Zeitungen mit Staatsgeldern noch näher erläutern? Orban besetzt den Verfassungsgerichtshof und den Rundfunkrat! Und wer im Wiener VfGH hat kein rotes oder schwarzes Ticket; kam nicht ein Höchstrichter sogar direkt aus dem Faymann-Büro auf die Richterbank?

Der einzige Unterschied: Orban hat 68 Prozent der Stimmen bekommen, Faymann hingegen nur 29 Prozent (und die Koalition 55). Aber Faymann ist rot und da ist ja alles automatisch superfein demokratisch.

 

 

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Index of Economic Freedom 2012: Österreich im Sinkflug drucken

Am 12.1. wurde die Ausgabe 2012 des von der amerikanischen Denkfabrik „Heritage Foundation“ zusammen mit dem „Wall Street Journal“ erstellten Index wirtschaftlicher Freiheit veröffentlicht. Wie im Vorjahr liegt die Zahl der in die Wertung aufgenommenen Länder bei 179.

An der Spitze gibt es keine Veränderungen. Unangefochten auf Platz eins liegt erneut Hong Kong, gefolgt von Singapur, Australien und Neuseeland. Die Führungsrolle des pazifischen Raumes im Hinblick auf die wirtschaftliche Freiheit bleibt damit aufrecht. Rang fünf geht wieder an die Schweiz, die sich damit als Oase der Freiheit in einer immer mehr zur Regulierungswüste verkommenden Alten Welt präsentiert.

Auch am Ende der Tabelle hat sich wenig getan: Wieder sitzen die „üblichen Verdächtigen“ – afrikanische Kleptokratien und südamerikanische Bananenrepubliken – im letzten Waggon. Absolutes Schlusslicht bildet das Paradies der werktätigen, hungernden und frierenden Massen, Nordkorea.

Der internationale Durchschnittswert des auf einer hundertteiligen Skala gemessenen Index´ liegt nunmehr bei 59,5 und damit um 0,2 Punkte unter dem Vorjahresergebnis. Die dank der Verschuldungsexzesse der letzten Jahre explodierenden Zinsverbindlichkeiten und die im Zuge der Eurokrise kräftig angezogenen Regulierungsschrauben zeigen ihre Wirkung.

Folgende Kriterien gehen – gleich gewichtet – in die Statistik ein:

  • Eigentumsrechte
  • Korruptionsfreiheit
  • Steuerliche Freiheit
  • Staatsausgaben
  • Geschäftsfreiheit
  • Arbeitsfreiheit
  • Währungsfreiheit
  • Handelsfreiheit
  • Investitionsfreiheit
  • Finanzfreiheit

Österreichs größter Nachbar und zugleich wichtigster Handelpartner, Deutschland, rutscht von Platz 23 auf Rang 26 ab – eine Folge der Eurokrise. Österreich setzt neue Maßstäbe und verliert gleich 7 Ränge, nämlich von 21 auf 28 (Minus 1,6 Punkte – von 71,9 auf 70,3). Die regierenden Neidgenossen und die ihnen zuarbeitenden Herz-Jesu-Sozialisten von der ÖVP haben ganze Arbeit geleistet!

Dass es sich bei dem im Index gesammelten Datenwust nicht um bloße Fingerübungen gelangweilter Ökonomen und Statistiker handelt, wird bei der Betrachtung ausgewählter Volkswirtschaften deutlich. So konnten etwa Chile (Rang 7) und Mauritius (Rang 8) ihr Ranking in den zurückliegenden Jahren dramatisch verbessern und in die Weltspitzengruppe vorstoßen. In beiden Ländern gelang das durch konsequente Freimarktpolitik und Deregulierung. Parallel dazu kam es in beiden Ländern zu einer deutlichen Erhöhung des allgemeinen Wohlstandsniveaus.

Die mit verstärkter Zentralisierung stets einhergehende Zunahme der Regulierungsdichte hat dagegen einen hohen Preis – wie man etwa am Beispiel Frankreichs erkennen kann, das sich ebenso zentralistisch organisiert wie sozialistisch durchseucht präsentiert (Verlust von 1,6 Punkten gegenüber 2011 und um drei Ränge auf Platz 67 abgerutscht).

Dass wirtschaftliche Freiheit stark mit unternehmerischen Aktivitäten korreliert, ist keine Überraschung. Und dass unternehmerische Aktivitäten die Basis des Wohlstands bilden, sollte ebenfalls einleuchten. Breiter Wohlstand entsteht eben als Folge von Kapitalakkumulation und die dadurch ermöglichte, kostengünstige Produktion marktfähiger Produkte und Dienstleistungen – nicht aber durch hohe Steuern, Regulierungsmaßnahmen und Umverteilungsexzesse. Man braucht daher kein Prophet zu sein, um mit Blick auf das dräuende „Sparpaket“ der Bundesregierung, einen weiteren Rückgang unternehmerischer Aktivitäten (und damit des Volkswohlstandes) für unser Land zu prognostizieren.

Eine politische Führung, die in einem beinahe schon zu Tode regulierten Hochsteuerland weiterhin neue Steuern erfindet – und damit die produktive Elite systematisch entmutigt oder außer Landes treibt, leistet besonders dem in Sonntagsreden so gerne beschworenen „kleinen Mann“ einen Bärendienst.

Der gesamte Report findet sich zum Herunterladen unter der Adresse: http://www.heritage.org/Index/pdf/2012/book/Index_2012.pdf

Wer sich mit den „Highlights“ begnügt, wird hier fündig: https://thf_media.s3.amazonaws.com/index/pdf/2012/Index2012-Highlights.pdf

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien

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Senkt die Steuern! drucken

Die Schizophrenie der derzeitigen Diskussion ist unerträglich. Täglich wird nach Wachstum verlangt, zugleich hören wir täglich neue Vorschläge, welche Steuer eingeführt und welche erhöht werden solle; jede dieser Forderungen wird absurderweise mit „Gerechtigkeit“ begründet. Völlig verstummt ist hingegen das Anliegen einer Steuersenkung; niemand wagt es mehr, es als ungerecht zu bezeichnen, dass Österreich bei der Steuer auf Einkommen weit über den anderen Staaten liegt.

Die Höhe dieser Steuer richtet aber schweren Schaden an, am Wachstum wie an der Summe der Staatseinnahmen. Sie ist entscheidend bei der Absage von Spitzenkräften – ob Wissenschafter, Ingenieure oder sonstige Leistungsträger – an Job-Angebote aus Österreich. Internationale Manager verlieren das Interesse, einen Firmensitz nach Österreich zu verlegen, sobald sie hören, dass sie selbst dort 50 Prozent Steuern zahlen müssen (die Tricks mit dem 13. und 14. Gehalt durchschauen ja nur Inländer). Dementsprechend geht die Zahl der Europazentralen internationaler Konzerne in Wien ständig zurück. Gilt doch in anderen mitteleuropäischen Ländern eine Flat Tax von 15, 16 oder 19 Prozent. Und die Telefone funktionieren dort längst so gut wie in Wien.

Die Initiative proMarktwirtschaft (eine der erfreulichsten Entwicklungen der letzten Zeit) hat einen weiteren Schaden der hohen Einkommensteuer analysiert: den Brain Drain. Immer mehr der tüchtigsten jungen Österreicher wandern aus. Und lassen sich – trotz teurer Initiativen der Regierung – angesichts der Steuerlast fast nie mehr zurückholen. Sie genießen die niedrigeren Steuern des Auslandes und haben kein Problem damit, dass man dort ein paar Jahre länger arbeiten muss (und darf!).

Besonders schwachsinnig ist die von Sozialdemokraten, aber erstaunlicherweise auch von einigen sonst klugen Jungliberalen vorgeschlagene Akademikersteuer. Denn eine solche würde ja noch mehr der besten Uni-Absolventen vertreiben! Einmal im Ausland werden diese nur noch über die Wünsche aus Österreich lachen, dass sie solcherart für die Unis spenden sollten – nur weil es hier populistische Parteien aus Feigheit verhindert haben, dass jeder für sein Studium auch zahlt.

Besonders absurd wäre eine Akademikersteuer, sollte sie wie vorgeschlagen nur für Besserverdienende gelten: Dann würden Absolventen der allerunnötigsten, aber massenweise belegten Studien in der Regel nichts zahlen – im Gegensatz zu jenen mit schweren, aber dringend benötigten Ausbildungen. Das wäre also ein zusätzlicher Anreiz, falsche, aber leichte Studien zu belegen. Studiengebühren zwingen hingegen zu viel besser überlegter Studienwahl.

Vernünftige Politik senkt die Einkommensteuern, sie verflacht die steile Progression und reduziert auch notwendigerweise den Spitzensatz. Dann – und nur dann – kann man auch über die vielen Erhöhungsideen nachdenken und über den Schaden, den jede einzelne anrichtet.

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Von den Mühen der politisch korrekten Tiefebene drucken

Man muss lebhaft zweifeln, ob die Bundeshymne nach dem jüngsten Gewaltakt von Rot-Schwarz-Grün schon genügend politisch korrekt ist. Eigentlich besteht ja noch auf vielen Gebieten dringender Handlungsbedarf. In der geltenden Form ist die Hymne daher in Wahrheit noch immer eine Schande für korrekte Menschen.

Fehlen in ihr doch die Transgender-Menschen; werden doch die christlichen „Dome“ erwähnt, aber keine Moscheen und Logen; fehlen doch die Ahninnen in den „Ahnentagen“; zeigt doch „begnadet für das Schöne“ einen völlig überholten, ja skandalös reaktionären Kunstbegriff; muss doch die Erwähnung des Wortes „Strome“ jedem wackeren Grünmenschen einen elektrischen Stoß versetzen; und klingt doch die Bundeshymne insgesamt noch immer viel zu patriotisch.

Viktor Szontagh hat sich daher der Mühe einer Neudichtung unterzogen. Dafür haben ihm alle politisch korrekten Mensch_innen herzlich zu danken. Ich tue es auch. Dass das Versmaß noch nicht ganz stimmt, muss wohl egal sein, schließlich ist dieses Defizit ja auch unseren Parlamentariern bei der jüngsten Umdichtung egal gewesen.

Der vorgeschagene neue Wortlaut:

‎"Land der Täler und Berge,
Land der Gewässer und Trockengebiete,
Land der landwirtschaftlich genutzten Flächen und der Naturgebiete,
Land der Gebäude von religiöser Bedeutung (unter Beachtung der Nichtreligions-Freiheit der atheistischen Bevölkerungsteile),
Land der arbeitenden und arbeitslosen Menschen und Menschinnen,
vergangenheitsbewältigend und zukunftsreich!
Heimat großer Töchter, Söhne und Transgender-Personen,
Volk, begnadet für das Schöne, Abstrakte und Nonfigurative,  
Vielgerühmte, politisch korrekte Republik Österreich (ohne nationalistische Untertöne, voller Bedauern über all die Verbrechen die in den letzten Jahrtausenden begangen wurden, für die Österreich die volle Schuld und Verantwortung für ewige Zeiten auf sich nimmt)!
© Viktor Szontagh“

PS.: Irgendwie ist aber auch das noch nicht wirklich ganz korrekt: Wo sind denn da die Tiere geblieben? Dürfen sich die Österreicher denn „Volk“ nennen, was ja geradezu völkisch klingt? Und: Wenn sowohl Täler wie Berge genannt werden: Wo bleiben denn da die Ebenen (oder gar die parlamentarischen Tiefebenen)?
Alle Leser sind daher dringend zu noch weiter verbesserten Neudichtungen eingeladen.

 

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Sag mir, wo die CO2-Milliarde ist drucken

Ein Umweltminister hat Probleme mit dem kleinen Einmaleins. Man könnte es fast schon als Kasperltheater bezeichnen, was Nikolaus Berlakovich da so von sich gibt. Noch vor Jahresfrist wollte er nicht eingestehen, dass wir unsere Klimaverpflichtungen mit Bomben und Granaten verfehlen werden. Dieser Lernprozess ist inzwischen erfolgt. Nun will er aber der Öffentlichkeit weismachen, dass wir über eine Milliarde Euro für die Nichterfüllung bezahlen müssen.

Zu den bereits budgetierten 532 Millionen sollen noch einmal 600 Millionen dazukommen. In einem ORF-Interview ließ er sich trotz heftiger Nachfrage der Moderatorin davon nicht abbringen. Selbst NGOs finden diese Zahl übertrieben. Dabei wäre es so einfach, mit richtigen Zahlen zu arbeiten, Berlakovich müsste nur die Papiere des eigenen Hauses lesen.

Laut Bericht des Umweltbundesamtes (Klimaschutzbericht 2011)  haben wir noch eine Fehlmenge bis Ende der Kyoto-Periode von 30 Millionen Tonnen (da sind die  bereits eingekauften 45 Millionen Tonnen CO2-Zertifikate zu einem Durchschnittspreis von neun Euro schon abgezogen). KPC (Kommunalkredit)-Chefin Amerstorfer, die für den Zukauf von Zertifikaten zuständig ist, hat dem „Energiedienst“ gegenüber erklärt, dass für GIS-EU-Zertifikate derzeit vier bis sechs Euro, für CDM-Papiere (aus Entwicklungsländern) sieben Euro bezahlt werden – Tendenz sinkend.

Laut einem jüngsten Bericht der Deutschen Bank ist davon auszugehen, dass bis 2020 die Zertifikatspreise weit unter zehn Euro bleiben werden. Für 45 Millionen Tonnen haben wir rund 400 Millionen Euro bezahlt, noch zu kaufende 30 Millionen Tonnen kosten aktuell etwa 200 Millionen. In Summe sind das 600 Millionen, also zu den bereits budgetierten 532 kommen noch 70 Millionen.  Nach der Rechnung des Umweltministers müssten für die Fehlmenge aber über 700 Millionen zusätzlich berappt werden, also rund 25 Euro pro Tonne.

Argument Berlakovich: Man wisse ja nicht, wie groß die Fehlmenge und die Preise einmal sein werden.

Einfach nur peinlich. Auch die Finanzministerin hat sich bereits anstecken lassen und argumentiert trotz der Notwendigkeit, eine Budgetlücke von zwei bis drei Milliarden füllen zu müssen, auch mit – „Kosten für die Klimaziele“.

Diese Klima-Beträge können aber fast aus der Portokasse beglichen werden. Noch dazu, wo ein erheblicher Teil der CO2-Lücke durch den Tanktourismus entsteht. Die ausländischen Autofahrer haben dabei durch ihr Tanken in Österreich zusätzliche Steuereinnahmen von über drei Milliarden Euro in die klamme Budgetkasse gespült. Kein schlechtes Geschäft!

Dieter Friedl ist Österreichs führender Energie-Journalist. Er gibt 14-tägig den unabhängigen elektronischen „Energiedienst“ heraus, der unter der E-Mail Adresse kontakt@elisabethgall.at abonniert werden kann. Der „Energiedienst“ informiert über alle Energiefragen.

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Bis wir endlich alle zusammengeführt haben . . . drucken

Naive Menschen glauben bisweilen, dass der Einwanderungsgrund „Familienzusammenführung“ doch bald ein Ende haben muss. Irgendwann müssten doch einmal alle Familien zusammengeführt sein. Und man staunt jedes Jahr, dass diese so human klingende Aktion noch immer das größte Einfallstor in die Republik und die EU ist.

Aber längst findet unter dem Titel Familienzusammenführung Betrug in allen möglichen Formen statt. Ein besonders pikantes Beispiel ist jetzt – ausgerechnet – von den bulgarischen Behörden aufgedeckt worden: Sie haben herausgefunden, dass fast ein ganzes ägyptisches Dorf Roma-Frauen aus Bulgarien „geheiratet“ hat.

Die Frauen bekamen Geld, ein Ticket nach Ägypten und beantragten dort dann mit ihrem „Mann“ für diesen ein EU-Visum. Das alles ist in islamischen Kulturen extrem problemlos, weil dort sowohl Eheschließung wie auch nachfolgende Scheidung besonders leicht und formlos durch einfache Erklärungen erfolgen können.

Den Bulgaren Anerkennung, dass sie das schließlich aufgedeckt haben. Und nur ganz böse Menschen fragen sich, warum die potentiellen Neo-Europäer aus Ägypten so geizig waren und nicht auch ein wenig für die bulgarischen Diplomaten gespendet haben. Das soll jaauch schon bei Österreichern geholfen haben.

Alle anderen Menschen aber sollten einmal kritisch fragen, ob die übrigen Familienzusammenführungen ordnungsgemäß ablaufen. Denn auch die österreichischen Behörden haben ganz offensichtlich weder Zeit noch Lust, die einzelnen Fälle nachzuprüfen. So lässt die Wiener Staatsanwaltschaft seit Jahr und Tag die Beweise desinteressiert liegen, dass ein Sri-Lankese in Wien offenbar mit gefälschten Papieren aus seiner Heimat eine bigamistische Ehe geschlossen hat. Diese hat ihm nicht nur die Eintrittskarte in die EU, sondern inzwischen auch eine fette Witwer-Pension einer österreichisch-italienischen Bank eingebracht.

Es wäre auch eine gewaltige Erleichterung für das österreichische Budget, wenn man beginnen würde, bei all den vielen Zuwanderer-Kinder, für die Österreich Familienbeihilfe, Ausbildung und sonst noch etliches zahlt, DNA-Tests zu machen. Denn es gibt für die Republik absolut keinen Grund, auch noch Neffen, Nichten, Großcousins und Ähnliches der schon Zugewanderten mitzufinanzieren.

Es wäre auch absolut sinnvoll, Familienzusammenführungen zwischen dem 5. Lebensjahr (Beginn der sprachlich entscheidenden Vorschule) und dem 22. Lebensjahr (so wie in Dänemark) zu untersagen. Dadurch würden viele arrangierte und Scheinehen junger Mädchen unterbunden. Dadurch würde auch sichergestellt, dass Kinder die volle Schulpflichtzeit über auf deutsch unterrichtet werden. Was viele Sprachprobleme in Schulen schlagartig reduzieren würde.

Aber das ist natürlich alles nicht politisch korrekt. Und wird daher nicht stattfinden. Seit Maria Fekter aus dem Innenministerium weg ist, kümmert sich dort kein Mensch mehr um die Steuerung der Zuwanderung. Der eine fühlt sich dort nur für die schon hier lebenden Ausländer zuständig. Und die andere hat außer „Zaster her“ noch überhaupt keinen relevanten Satz ausgesprochen.

 

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Europas Sparefrohs drucken

Fast täglich erreichen uns Fernsehbilder aus Europas meistverschuldeten Staaten, in denen uns immer dieselbe Botschaft vermittelt wird: Die Regierungen und die Menschen sparen bis an den Rand der Verzweiflung.

Vor allem Griechen und Italiener verbreiten diese Botschaft in regelmäßigen Demonstrationen. Diese sollen unseren offenbar naiven Glauben zerstreuen, dass angesichts schwerer Schulden ein „Zehn Prozent weniger von allem“ doch möglich sein müsse. Blickt man jedoch hinter die Oberfläche dieser Fernsehbilder, stößt man plötzlich auf ein ganz anderes Bild.

Italiens arme Abgeordnete

Da revoltieren etwa die italienischen Abgeordneten ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt gegen die Ansinnen der Sparregierung Mario Montis, da das Sparen sie selber treffen soll. Sie drechseln die skurrilsten Argumente, warum das bei ihren eigenen Bezügen absolut unmöglich sei. Ein Abgeordneter verkündete sogar, dass er und seine Kollegen ja auch viel mehr arbeiten würden als ausländische Parlamentarier. Ein anderer behauptete, der Steuerdruck sei in Italien höher als im Ausland. Der Mann sollte einmal nach Österreich eingeladen werden.

Die Argumente klingen alle so, wie wenn die Abgeordneten bei irgendwelchen Gewerkschaftsbossen in die Schule gegangen wären und dort einen Crash-Kurs in „Hundert Wege, Nein zu sagen“ absolviert hätten.

Dabei sind die Privilegien der italienischen Volksvertreter gigantisch. Sie verdienen mehr als die Angehörigen jedes anderen Parlaments. Mit rund 16.000 Euro monatlich bekommen sie ziemlich genau doppelt so viel wie die österreichischen Abgeordneten (VOR der hohen österreichischen Einkommensteuer). Von den armen Osteuropäern gar nicht zu reden.

Italiens politische Klasse hat Zehntausende Dienstwagen. Die Volksvertreter konnten bis vor kurzem zu Billigstpreisen in exquisiten Parlamentsrestaurants speisen (das wenigstens wurde inzwischen abgedreht). Die Abgeordneten haben auch ein üppiges Pensionssystem, das sie bisher schon mit 50 Jahren in Anspruch nehmen konnten (in Österreich hingegen ist schon vor etlichen Jahren das privilegierte Politikerpensions-Schema ausgelaufen).

Italien hat zwei nationale Parlamentskammern, die insgesamt 955 Abgeordnete haben – mehr als jedes andere irgendwie vergleichbare Parlament. Italien hat neben diesen zwei Kammern und den EU-Abgeordneten aber auch noch auf drei weiteren Stufen gewählte Volksvertreter: Regionen, Provinzen, Gemeinden. Das ist also noch eine Stufe mehr als in Österreich. Dabei meinen schon in Österreich viele mit guten Argumenten, dass das Land seit dem EU-Beitritt mindestens eine Verwaltungs- und Gesetzgebungs-Ebene zuviel hat.

Ein Abgeordneter namens Mario Pepe sagte sogar: „Wir sind Opfer einer Racheaktion. Man will uns für die Schuldenkrise bestrafen.“ In der Tat: Warum eigentlich nicht? Denn niemand anderer als die Gesetzgeber trägt ja die letzte Verantwortung dafür, dass ein Staat alljährlich mehr ausgibt, als er einnimmt. Ein Verhalten, bei dem immer klar war, dass es irgendwann zum Zusammenbruch führen muss.

Eine signifikante Kürzung von Abgeordnetenbezügen bei Defiziten wäre daher durchaus legitim und logisch. Sie entspricht dem praktizierten Prinzip Verantwortung. Die politische Verantwortung kann ja nicht darin bestehen, dass Abgeordnete für die regelmäßige Bestechung von Wählern durch ungedeckte Schecks noch belohnt werden.

Will Griechenland Krieg führen?

Was den Italienern die Politikerprivilegien, sind den Griechen die Armeeausgaben. An diesen sind nämlich die Sparbeschlüsse bisher fast spurlos vorbeigelaufen. So hat Athen zwar einige Neuanschaffungen von Waffen hinausgeschoben – die gewaltige Zahl von 130.000 aktiven Soldaten bleibt jedoch unverändert. Der Vergleich zu Österreich: Hier hat das Heer noch 35.000 Mann, es ist aber ein weiterer Abbau geplant, und die Wiener Regierung sucht schon heftig nach Möglichkeiten, pragmatisierte Soldaten in andere Dienststellen zu transferieren. Griechenland hat elf Millionen Einwohner, Österreich acht. Griechenland gibt unverändert fast drei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Streitkräfte aus – in Österreich sind das 0,7 Prozent.

Dieses Militärbudget kann vom Ausland nur noch als Provokation aufgefasst werden. Denn während in Griechenland viele Bezüge sehr wohl spürbar gekürzt werden, tut das Land so, als ob ein Krieg unmittelbar bevorstünde.

Die griechische Armee war wegen des Antagonismus gegenüber der Türkei traditionell immer stark aufgebläht. Die Luft- und Seegrenze in der Ägäis war ein regelmäßiger Zankapfel – obwohl beide Länder Nato-Mitglieder sind. Und natürlich spielt auch die Geschichte mit: Die Griechen konnten sich erst im 19. Jahrhundert nach Jahrhunderten der Unterdrückung aus dem Osmanischen Imperium befreien. Im Gegenzug wurden nach dem ersten Weltkrieg viele Griechen aus dem einst rein griechischen Kleinasien vertrieben. Die Türkei hat in den letzten Jahrzehnten auf ihre Rechte in der zur Gänze von griechischen Inseln umgebenen Ägäis gepocht. Und auch die türkischen Nadelstiche gegen das Oberhaupt der orthodoxen Welt in Istanbul waren immer wieder provokativ.

Seit etlichen Jahren aber gibt es eindeutig eine Entspannung in diesem Verhältnis. Die Türkei hat vor allem im Osten in den Kurdengebieten Sicherheitsprobleme, sie überquert deshalb auch fast regelmäßig die Grenze in den Irak, um dort Kurden-Stellungen auszuheben. Bei allem, was man der Regierung Erdogan auch Kritisches nachsagen mag: Interesse an Zündeleien entlang seiner Westgrenze zeigt die Türkei derzeit sicher keine.

Daher könnte Athen zweifellos ohne Gefährdung zurückschrauben. Und daher ist es ein Skandal, eine so hochgerüstete Armee zu unterhalten, wenn das Ausland gleichzeitig Hunderte Milliarden Euro für Griechenland zahlen muss, was auch dem ganzen Euroraum schwer schadet.

Auffällig ist freilich auch, wie wenig Druck Deutschland – und der Rest Europas – in Sachen griechisches Heeresbudget macht. Hängt das vielleicht gar damit zusammen, dass Griechenland einer der drei größten Abnehmer deutscher Waffenprodukte ist?

Die Griechen selbst konstruieren neben der Türkei eine andere Erklärung für die Notwendigkeit einer so intensiven Rüstung: Sie müssten die Grenze gegen die Flut illegaler Immigranten sichern. Griechenland ist in der Tat zum Einfallstor Nummer eins für Möchtegern-Asylwerber aus Asien und Afrika geworden. Und es weiß, dass es mit diesem Hinweis bei den Miteuropäern Sympathie auslöst. Die Größe des griechischen Heeres kann damit aber in Wahrheit natürlich nicht gerechtfertigt werden.

Das gewaltige Militärbudget ist vielmehr ein Beweis, dass den Griechen weiterhin die Bereitschaft zu einem grundsätzlichen Umdenken, zu einem radikalen Hinterfragen jedes einzelnen Ausgabepostens abgeht.

Die andere Erklärungsmöglichkeit für die ungeniert anhaltende Hochrüstung wollen wir ja hoffentlich gleich wieder vergessen: nämlich, dass Griechenland ernsthaft an einen Einsatz seiner Armee denkt. Es gibt freilich viele historische Beispiele bedrängter Politiker in schweren Krisen, die geglaubt haben, in der kriegerischen Flucht nach vorne einen Ausweg zu finden.

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Die wirklichen Skandale rund um Niko P. drucken

Durch den blonden Niko Pelinka und seine seltsamen Karrierewege ist der ORF-Generaldirektor bis auf die Knochen blamiert – auch wenn er das partout nicht zur Kenntnis nehmen will. Noch deutlich krasser sind aber andere, dadurch völlig überdeckte Skandale.

Dass Alexander Wrabetz einen Büroleiter haben soll, ist nämlich unbestritten. Und dass er sich den selbst aussuchen kann, ist für mich auch kein größeres Problem. Es kann ja jeder ORF-Mitarbeiter mit Rückgrat diesen Büroleiter straffrei hinauswerfen, wenn der bei seiner Tür hereinkommen sollte. Und jeder ORFler kann folgenlos auflegen, wenn ihn ein gewisser Pelinka anruft. Ein Büroleiter hat nur dann über das Ausbessern von Briefen hinausgehende Kompetenz, wenn ihm diese auch jemand zubilligt.

Die Personalie Pelinka ist nur deshalb bedeutend, weil sie den bisher schlagkräftigsten Beweis darstellt, wie eng der Wrabetz-ORF an den Fäden der Parteien, insbesondere jenem der SPÖ hängt. Wenn jener Mann, der die Wrabetz-Wiederwahl inszeniert hat, dann auf einen hochbezahlten Posten unter Wrabetz aufsteigt, hat das naturgemäß einen ganz üblen Geruch. Wer bitte ist da wessen Chef?

Ein noch viel größeres Problem als Pelinka ist es aber, wie sehr die derzeit die eigene Unabhängigkeit so rühmenden ORF-Redaktionen sich selbst zu einer SPÖ-Propagandaabteilung degeneriert haben. Offenbar ohne dass ein Pelinka da noch extra anrufen muss.

Täglich könnte man die schwere Linkslastigkeit dieser Redaktionen an konkreten Beispielen aufzeigen. Diesmal einige besonders arge Exempel aus der „Zeit im Bild“ des Wochenendes. Diese sendete einen langen PR-Beitrag für das Wiener SPÖ-Rathaus, der besser ins nordkoreanische Fernsehen gepasst hätte. Zwei rote Rathaus-Apparatschiks konnten sich da stolz und ohne durch einen kritischen Zwischenton der Redaktion gestört zu werden als Helfer der Kinder präsentieren. Nur weil sie jetzt(!) einen „Ombudsmann“ für Opfer von Missbrauch in Jugendheimen installiert haben.

Mit keinem Wort wurde dabei darauf eingegangen, dass genau dieses Rathaus und genau seine untätig zuschauenden Fürsorge-Tanten, die sich jetzt Jugendanwaltschaft nennen (die übrigens auch mitgewirkt haben an den Vertuschungen rund um Kampusch), die Hauptverantwortung für die allerschwersten Missbrauchsskandale der österreichischen Nachkriegsgeschichte haben. Mit keinem Wort wurde thematisiert, wozu eigentlich die Jugendanwaltschaft selbst noch gut ist, wenn jetzt ein Ombudsmann dieser „Anwaltschaft“ (die natürlich mit richtigen Anwälten nicht das Geringste zu tun hat) irgendeine Verbesserung darstellen soll.

Wer diesen Propagandabeitrag gesehen hat, dem blieb ob so viel Chuzpe nur noch der Mund offen. Und wer den Beitrag versäumt hat: Bitte anschauen („Ombudsperson für Heimkinder gefordert“ am 7. Jänner anklicken, wobei Ombudsperson auf politischlinkskorrekt für Ombudsmann stehen dürfte).

Dass die ZiB am gleichen Wochenende  schon zum gefühlten 50. Mal binnen zwölf Monaten wieder die alte linke Mär vom ungleichen Lohn für gleiche Frauenarbeit auftischte, passt perfekt in das gleiche schlagseitige Bild. Auch hier wieder keinerlei Spur einer Relativierung oder gar Gegenstimme. Dabei konnte in dem Beitrag die Ungleichheits-Behauptung dann nur mit Fällen der Baby-Karenz und mit Teilzeit-Exempeln untermauert werden, aber mit keinem einzigen Hinweis auf wirklich „gleiche Arbeit“. Oder ein Beitrag über Südafrika: Der klang so, wie wenn er von der Propagandaabteilung der dortigen Regierungspartei formuliert worden ist.

Pelinka demaskiert auch die ÖBB

Ein ebensolcher Skandal ist, wie die ÖBB zur SPÖ-Filiale degeneriert ist. Wortgewaltig versucht sich ja der neue Chef Kern seit einiger Zeit als Retter der Bundesbahnen zu präsentieren. Dabei agiert er in Wahrheit mehr denn all seine Vorgänger der letzten Jahrzehnte als reiner Parteifunktionär. Er greift hemmungslos in die Bahnkasse, wenn es die Partei braucht oder wünscht.

Anders ist es nämlich gar nicht zu erklären, dass dieser Herr Kern genau für jenen Niko Pelinka eigens einen Posten geschaffen hat. Der Anlass der Postenkreation: Pelinka musste als Sprecher der Claudia Schmied ausscheiden, weil diese Funktion laut Gesetz mit der eines Stiftungsrates unvereinbar ist. Als solcher hatte Pelinka die Wiederwahl von Wrabetz zu organisieren und diverse schmutzige Deals mit den anderen Stiftungsräten abzuschließen. Was er daneben eigentlich für die ÖBB gearbeitet haben soll, ist völlig unklar geblieben. Dementsprechend wird nun, da Pelinka auch hauptberuflich in den ORF wechselt, dieser Posten einfach wieder abgeschafft.

Einen deutlicheren Beweis kann es gar nicht geben, dass in den eigentlich schwer defizitären ÖBB Menschen einzig und allein im Interesse der Partei angestellt werden.  Und zwar nur für Scheintätigkeiten. In der Privatwirtschaft würde ein dafür verantwortlicher Vorstand fristlos entlassen und wegen Untreue angezeigt. In den ÖBB riskiert der Herr Kern maximal einen Tadel durch den Rechnungshof. In ein paar Jahren.

Freilich: Ein ÖBB-Chef, der ja selber nur als Sprecher eines Politikers nach einem Publizistik(!)-Studium und keiner einzigen Sekunde in der Verkehrs- oder Privatwirtschaft plötzlich zum Bahnexperten geworden sein soll, kann natürlich nicht die Widerlichkeit seines Verhaltens erkennen. Und die total links geführte Staatsanwaltschaft ist ja offensichtlich nur an den angeblichen und wirklichen Delikten blau/orange-schwarzer Regierungen interessiert.

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Islamisches Morden, europäisches Schweigen drucken

Und jetzt ist es auch in Nigeria voll losgegangen: Fast täglich werden im Norden des bevölkerungsreichsten afrikanischen Landes Christen zu Dutzenden nur ob ihres Glaubens ermordet. Was sagt uns das über den Islam? Und wie reagiert das ehemals christliche Europa darauf?

Natürlich ist nicht jeder Moslem ein Mörder und Terrorist. Alles andere als das. Viele Moslems sind friedlich, freundlich und tolerant. Aber seit Jahrzehnten gibt es keine andere Ideologie, keine andere Religion und Weltanschauung, in deren Namen so viel gemordet wird. Und das darf man der Wahrheit willen nicht verschweigen oder kleinreden.

Denn das, was sich in Nigeria abzeichnet, haben wir ja mit in die Hunderttausende (vielleicht sogar über die Million hinaus) gehenden Opferzahlen schon im Sudan erlebt. Ähnliches spielt sich seit Jahrzehnten in Somalia ab. Aber auch in Indonesien, den Philippinen, im Nach-Saddam-Irak und in Pakistan sind gezielte Morde an Christen Alltag. In der Türkei und in Ägypten sind sie noch selten, nehmen aber zweifellos zu. In Saudiarabien ist christliche Religionsausübung überhaupt längst ein Kapitalverbrechen. Um nur die wichtigsten Länder des islamisch motivierten Mordens und Brennens zu nennen.

Kein Wunder, dass sich die Christen in Syrien heftig vor dem Sieg der angeblich demokratischen Revolution fürchten.

Eine Religion, die so gewaltaffin ist, führt natürlich auch dazu, dass sich Moslems gegenseitig ihrer jeweiligen Religionsvariante wegen bekämpfen und umbringen. Die Beispiele reichen von Bahrain bis – wieder – in den Irak.

Das hat gewiss Ähnlichkeiten mit den europäischen Religionskriegen rund um das 17. Jahrhundert. Wobei allerdings damals in Europa die religiösen Auseinandersetzungen untrennbar mit den jeweiligen Machtkämpfen zwischen einzelnen Fürsten verbunden waren.

Tatsache ist jedenfalls, dass der Islam ohne jede klare Struktur und Hierarchie, wie sie etwa die katholische Kirche hat, sehr leicht von in obskuren Koranschulen wirkenden extremistisch-radikalen Imamen als Berechtigung für Gewalttaten herangezogen werden kann. Tatsache ist, dass sich im Koran neben sehr sanften Passagen auch viele finden, die Krieg und Morden absolut rechtfertigen.

Und wie reagieren wir auf all das? Wie berichten etwa Österreichs Medien?

Sie vermelden das Blutbad in Nigeria in auffallendem Unterschied viel, viel zurückhaltender und knapper als jenes im vergangenen Sommer in Norwegen, als ein antiislamisch gesinnter Täter binnen kurzem Dutzende Menschen ermordete. Wie begründet sich eigentlich dieser auffallende Unterschied in der Berichterstattung? In der Zahl der Opfer kann er jedenfalls nicht begründet sein. Auch in der Gefahr von Wiederholungstaten nicht. Denn der norwegische Massenmörder war – egal ob schizophren oder nicht – jedenfalls ein Einzeltäter, während in Nigeria offensichtlich eine ganze, weit verbreitete islamische Sekte hinter den Taten steckt.

Steht uns Norwegen vielleicht näher? Nun, geographisch ist die Entfernung zweifellos geringer. Ethnisch leben heute aber schon weit mehr Menschen nigerianischer Abstammung in Österreich als Norweger. Also rechtfertigt auch das die unterschiedliche Berichterstattung nicht.

Ein unterschwelliges Motiv dürfte zweifellos sein, dass die Medien nur ja nicht etwas groß berichten wollen, was der FPÖ weitere Wähler zutreibt. Freilich erreichen sie damit nur einen weiteren Verlust an eigener Glaubwürdigkeit. Die Sorge vor dem stetigen Wachsen der Zahl der Moslems ist trotz aller Beschwichtigungstendenzen der Berichterstattung längst bei den Menschen angekommen.

Eine noch mehr erschütternde Reaktion als jene der Medien ist die von Politik und Justiz. Die Politik erlaubt ausgerechnet Saudiarabien, auf österreichischem Boden ein „Dialogforum“ zu finanzieren, ohne dass die Saudis im Gegenzug auf eigenem Boden auch nur einen Millimeter Konzessionen in Richtung Toleranz und Religionsfreiheit gemacht hätten. Und eine schwer linkslastige Justiz verurteilt eine Islamexpertin, weil diese es gewagt hat, den Geschlechtsverkehr des Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als Pädophilie zu bezeichnen.

Aber nicht einmal die europäischen Kirchen sprechen Klartext. Am ehesten tut das noch der eine oder andere evangelische Bischof. Dem Papst sind einmal in Regensburg deutliche Worte entschlüpft, worauf er unter den Prügeln der Medien und der Linkskatholiken wieder zurückgesteckt hat. Seither ist in Europa Klartext Mangelware.

 

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Das eine Dilemma des Werner F. und das andere des Michael S. drucken

Jetzt sind die Fronten klar: Der Gewerkschaftsbund hat sich einbetoniert. Damit stehen zwei konfliktscheue Männer vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens: Werner Faymann muss sein und Österreichs künftiges Los entscheiden. Und danach trifft eine ähnliche Aufgabe Michael Spindelegger; dieser wird über sein eigenes Überleben und das der ganzen Volkspartei zu entscheiden haben.

Der Gewerkschaftsbund hat während der Weihnachtstage ein klares Njet gegen effiziente Maßnahmen zur Reduktion von Frühpensionen eingelegt. Er ist nicht bereit, wesentlich über die lächerlichen Vorschläge des sogenannten Sozialpartnerpakets hinauszugehen. Laut diesem (rätselhafterweise von der Wirtschaftskammer mitgetragenen) Paket soll ja mehr Geld für Rehabilitation und ähnliches die Zahl der Frühpensionisten signifikant reduzieren können. Dabei hat Österreich schon jetzt eines der am stärksten ausgebauten Gesundheitssysteme der Welt. Die Gewerkschaft lehnt hingegen spürbare Pensionsabschläge für Frühpensionisten total ab, auch wenn dafür im Gegenzug Spätpensionisten Zuschläge bekommen.

Der ÖGB denkt nicht an Österreich, sondern an sich

Das Verhalten des ÖGB ist in sich logisch. Er ist ein Verein, der primär seinem Selbsterhaltungstrieb folgt. Er fühlt sich nicht fürs Staatsganze verantwortlich. Und natürlich ist es für die Mitgliederzahl der Gewerkschaft und damit deren Überlebenschance positiv, wenn sie sich weiterhin als Institution verkaufen kann, die den Mitgliedern finanzielle Vergünstigungen verschafft. Daher hat sie Null Interesse, einer auch noch so notwendigen Verschlechterung zuzustimmen.

Denn dann würde sie noch mehr Mitglieder verlieren. Sind doch viele ohnedies schon ausgetreten beziehungsweise der Gewerkschaft ferngeblieben. Dies taten vor allem die klügeren Arbeitnehmer, die längst begriffen haben, dass nicht die Gewerkschaft den Wohlstand verschafft, sondern dass dies nur die eigene Leistung und die des Unternehmens tun, in dem man arbeitet.

Das Verhalten des ÖGB gleicht logischerweise vollkommen dem der italienischen und griechischen Gewerkschaften. Auch diese glauben, dadurch ihre Existenzberechtigung verteidigen zu können, dass sie alle Sparmaßnahmen bekämpfen. Dabei ist in diesen Ländern die Lage noch um einen deutlichen Schritt verzweifelter als in Österreich: Ohne für das Ausland glaubwürdige Sparmaßnahmen könnte beispielsweise Griechenland schon im März nicht mehr Beamtengehälter und Pensionen zahlen.

Das ist aber den Gewerkschaften völlig egal. Ihnen geht es nur noch um die eigene Existenz. Ihre gesellschaftliche Rolle ist auf die eines teuren Parasiten geschrumpft, der die unmoralischen Privilegien einer Minderheit verteidigt. Sie bilden aber immer noch einen relevanten Erpressungsfaktor.

Bleibt Faymann bloßer Kanzlerdarsteller?

Damit steht jetzt Werner Faymann vor einem gewaltigen Dilemma. Während Alfred Gusenbauer einst relativ mutig den Gewerkschaftseinfluss zurückgedrängt hat, hat Faymann seinen parteiinternen Putsch gegen Gusenbauer ja ganz auf die Gewerkschaft aufgebaut (zusammen mit zwei weiteren Stützen, den Dichand-Medien und dem Fellner-Blatt) und sich seither komplett von ÖGB und Arbeiterkammer gängeln lassen.

Ist dieser Mann plötzlich imstande, sich von diesen Abhängigkeiten zu lösen? Wird er doch noch vom Kanzlerdarsteller zum Bundeskanzler? Zumindest einmal? Viele zweifeln, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Als Bundeskanzler müsste er in der Schuldenkrise jedenfalls mit Sicherheit genau das tun, was die Gewerkschaft partout nicht will, was aber sämtliche österreichische wie europäische Experten außerhalb der Gewerkschaft klar sagen (etwa einschließlich der SPÖ-Spitzenbeamten im Sozialministerium): Die Regierung muss jetzt einen raschen und scharfen Schnitt in die Frühpensionen setzen.

Ohne diesen Schnitt kann das Sparpaket nicht funktionieren. Alle anderen derzeit diskutierten Maßnahmen sind dagegen Peanuts. Gleichgültig, ob es bei den vermeintlichen Alternativen um Sparideen oder um neue Steuern oder überhaupt nur ums dumpfe Schimpfen auf „Spekulanten“ und Ratingagenturen geht. Mit nichts davon lässt sich die notwendige Defizitreduktion bewerkstelligen.

Man kann sich ungefähr vorstellen, wie sehr diese Situation jetzt in Faymann Panik auslöst. Er hat ja bisher seine Ämter nur mit einer Mischung aus Korruption, Populismus und mit drittklassigen Helfern der Qualitätsklasse Rudas/Kräuter gemeistert. Und das geht nun plötzlich nicht mehr.

Riskiert Spindelegger den Bruch?

Sollte aber Faymann, wie viele erwarten, am Ende wieder einmal der Konfrontation mit dem ÖGB aus dem Weg gehen, dann steht nicht nur Österreich vor einer (Finanz-)Katastrophe. Dann kommt auch der erste und zugleich entscheidende große Härtetest für Michael Spindelegger. Nimmt er Faymanns Einknicken hin, akzeptiert er zugleich signifikante Steuererhöhungen, dann braucht er bei der nächsten Wahl kaum mehr anzutreten. Dann verlassen ihn wohl die letzten treuen ÖVP-Wähler.

Aber auch die Alternative ist hart: Die heißt nämlich Koalitionskrise bis hin zum Bruch und zu Neuwahlen. Dabei ist völlig ungewiss, ob die Partei reüssieren kann, oder ob sie so wie unter Molterer, der aus viel nichtigerem Anlass den Bruch riskiert hat, zerstritten in eine neue Niederlage taumelt. Erwin Pröll & Co dürften ja den Ernst der Lage noch nicht wirklich erkannt haben.

Überdies ist ziemlich klar: Auch nach Neuwahlen ist guter Rat teuer. Denn die Strache-FPÖ erweckt nicht den Eindruck, so wie einst Haider und Riess-Passer als Partner für kraftvolle, zukunftsweisende, aber kurzfristig unpopuläre Reformen zur Verfügung zu stehen. Spindelegger kann dann sich und seine Partei wohl nur noch durch einen mutigen Schritt in die Opposition retten. Es wäre ja auch nur logisch, einer Mehrheit jener Parteien zu weichen, die vorgeben, die Krise durch populistische Attacken auf Spekulanten, Banken und Reiche meistern zu können und die solcherart vielen Menschen noch immer eine schmerzfreie Sanierung vorschwindeln.

Statt neuerlich faule und gefährliche Kompromisse mitverantworten zu müssen, könnte sich die Volkspartei solcherart dann wieder zu einer Partei jenseits des Populismus mausern. Freilich: Die feige Reaktion Spindeleggers auf die Zaster-her-Exzesse seiner eigenen Innenministerin macht es total unwahrscheinlich, dass er sich plötzlich für eine konsequente Haltung entscheidet. Und auch sonstige Parteigranden fürchten sich vor der Opposition mehr als vor dem Staatsbankrott.

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Rechtssicherheit und Eigentum: Waffenbesitzer im Dilemma drucken

Rechtssicherheit ist ein hohes Gut. Sie hat maßgeblichen Einfluss auf den in einer Gesellschaft herrschenden Wohlstand und den sozialen Frieden. Das Internetlexikon „Wikipedia“ sagt zum Begriff Rechtsstaat: „Im allgemeinen Sinne versteht man unter einem Rechtsstaat (…) einen Staat, in dem nicht Willkür, sondern Recht und materielle Gerechtigkeit herrschen…“ Für den Begriff „Rechtsicherheit“ findet sich folgende Erklärung: „…ist, nach der deutschen Auffassung, die Klarheit, Bestimmtheit und die Beständigkeit staatlicher Entscheidungen (…). Rechtssicherheit ist Element des Rechtsstaatsprinzips. (…) Manche (…) Länder achten das Prinzip der Rechtssicherheit überhaupt nicht.“

Der letzte Satz ist wichtig! In jenen Ländern nämlich, in denen keine Rechtssicherheit herrscht, existiert naturgemäß auch kein solides Eigentumsrecht. Genau das aber ist eine wesentliche Voraussetzung für die gedeihliche Entwicklung einer Gesellschaft. Wer sich am Eigentumsrecht zu schaffen macht, spielt mit dem Feuer.

Zündler haben in Österreich gegenwärtig Hochkonjunktur. Unter dem Druck der den Kanzler stellenden Neidgenossen, ist deren angeblich bürgerlicher Koalitionspartner, die ÖVP, drauf und dran, allen „Mit uns gibt es keine neuen Steuern!“ - Beteuerungen zum Trotz, einer Wiedereinführung der 2008 ausgelaufenen Erbschafts- und Schenkungssteuer zuzustimmen.

Der Staat wird seine kalte Hand dann nicht mehr „nur“ nach Kapitalerträgen, sondern auch nach der Substanz ausstrecken, nach Vermögen, die im Zuge ihres Erwerbs bereits mindestens einmal, und zwar saftig, besteuert wurden. Es geht also um die Enteignung redlich erworbener Güter, oder, anders gesagt – um Raub. Die angepeilten Freibetragsgrenzen sind derart niedrig, dass bereits bessere Reihenhäuser in guter Lage zum Zielobjekt werden. Gut möglich, dass mancher Erbe das Dach über seinem Kopf wird verkaufen müssen, um seinen Tribut an den Leviathan entrichten zu können.

Dazu passen die an dieser Stelle kürzlich kommentierten Einlassungen der von der ÖVP gestellten Polizeiministerin, die jenen Bürgern, die ihrer Meinung nach über zu hohe Einkommen verfügen, zurief: „Her mit der Marie!“ Dieser ministerielle Imperativ ist, angesichts der dräuenden Entwicklung an der Steuerfront, als absolut ernst zu nehmende Drohung zu verstehen.

Gefahr für die Waffen-Eigentümer

Was das mit dem Waffenbesitz zu tun hat? Sehr einfach! Mit dem populären Schmäh der Forderung nach „mehr sozialer Gerechtigkeit“ wird der Unantastbarkeit von Eigentum eben ein schwerer Schlag versetzt. Privates Eigentum, das, nach Artikel 17 der Allgemeinen Deklaration der Menschrechte der Vereinten Nationen, vor willkürlichen Übergriffen zu schützen ist, ist nicht mehr länger sicher. Dieselben Obertanen, denen der Schlachtruf „Her mit der Marie!“ so leicht über die Lippen geht, werden vor einem „Her mit dem Pumperer!“ nicht zurückschrecken.

Was die mögliche Enteignung privater Waffen angeht, steht der Fiskus allerdings vor zwei Problemen. Das erste davon ist unlösbar: Professionelle Gewalttäter und Kriminelle neigen nämlich nicht dazu, ihre einschlägigen Betriebsmittel den Behörden zu melden. Diese, und nur die sind für die Gewaltkriminalität relevant, bleiben dem Staat also dauerhaft verborgen. Zum anderen wissen die Schergen des Ministeriums für Liebe derzeit nur über einen Bruchteil der in den Händen gesetzestreuer Bürger befindlichen Waffen Bescheid.

Das liegt am unermesslichen Ratschluss der hochlöblichen Behörde, Handfeuerwaffen in mehrere Kategorien einzuteilen. Bewilligungs- und meldepflichtig waren bislang nur Waffen der Kategorien A (für deren grundsätzlich verbotenen Besitz es nur eine unbedeutende Zahl von Ausnahmegenehmigungen gibt) und B (Faustfeuerwaffen und halbautomatische Büchsen und Flinten). Alle übrigen Waffen – vom Kleinkaliber-Einzellader bis zur mehrschüssigen Elephantenbüchse – waren bis dato nicht meldepflichtig.

Expertenschätzungen für die Zahl dieser auf die Kategorien C und D entfallenden Waffen liegen bei deutlich mehr als einer Million. Die im Zuge der jüngsten Waffenrechtsnovelle verfügte Erfassung dieses „Altbestandes“ (die – wider besseres Wissen – mit der Behauptung begründet wird, damit das Sicherheitsniveau heben zu können) ist – nach Maßgabe der Verfügbarkeit der erforderlichen technischen Voraussetzungen – im Jahr 2014 abzuschließen.

Das Eigentum an diesen – in vielen Fällen sehr wertvollen – Stücken ist ungefährdet, so lange deren Meldung an die Behörde nicht erfolgt ist. Ab 2014, nach der amtlichen Registrierung, wird es dann ernst. Von der Verfügung ruinöser Waffensteuern (wie derzeit in einigen deutschen Kommunen diskutiert) bis zur Enteignung, droht dann jenen Bürgern, die der Meldpflicht nachkommen, die Anwendung eines ganzen Arsenals von Folterwerkzeugen.

Das Dilemma der Legalwaffenbesitzer besteht nun darin, entweder sehenden Auges einen Teil ihres Eigentums der Besteuerung und/oder Konfiskation durch den immer totalitärer werdenden Staat auszuliefern, oder sich eines strafbaren Tatbestandes, nämlich des illegalen Waffenbesitzes, schuldig zu machen. Bei diesen Überlegungen handelt es sich nicht um Phantasien von Paranoikern, sondern um Schlussfolgerungen, die aus der wachsenden Begehrlichkeit des Staates einerseits (siehe oben) und aus üblen Erfahrungen andererseits folgen, die viele österreichische Waffenbesitzer in der Vergangenheit mit den Behörden machen mussten.

Bestimmte Waffentypen, die – seinerzeit meldungsfrei legal erworben – bedingt durch mehrere Gesetzesnovellen, nachträglich meldepflichtig wurden, verwandelten sich nämlich in Eigentum auf Zeit. Das Erbrecht für diese Stücke wurde kurzerhand kassiert (es geht dabei um Vorderschaftrepetierflinten und bestimmte, willkürlich zu „Kriegswaffen“ erklärte, halbautomatische Büchsen). Ein doppelter Coup: Der Staat hat damit jenen Bürgern, die eine Anmeldung vorgenommen haben, einen Vermögensnachteil gegenüber denen zugefügt, die das, zum Teil aus Unwissenheit, nicht getan haben. Und letztere – bis dahin rechtschaffene Menschen – hat er in die Illegalität gedrängt.

Wie die Legalwaffenbesitzer auf den Mangel an (Waffen-)Rechtssicherheit reagieren werden, ist schwer einzuschätzen. Sicher ist indessen, dass es diesen – in Österreich mehrere Hunderttausend Personen zählenden Personenkreis – teuer zu stehen kommen könnte, sich den von der Eurokratie lancierten Anmaßungen zu fügen und ihr rechtmäßiges Eigentum den Behörden zu melden…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Fußnote 253: Was Wulff und Niko verbindet drucken

Die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf Christian Wulff scheint widersprüchlich, ist aber eigentlich von tiefer Weisheit geprägt.

Die jüngsten Auftritte ihres Bundespräsidenten werden von einer klaren Mehrheit der Deutschen abgelehnt. Zugleich aber sind nicht weniger als 60 Prozent dafür, dass Wulff im Amt bleibt. Der Widerspruch ist erklärbar: Die Deutschen wissen oder spüren bei aller Enttäuschung über ihr Staatsoberhaupt, dass Politiker nur Menschen sind, dass man nicht alle zwei Jahre ein Amt wegen Ungeschicklichkeiten neu besetzen kann, dass selten etwas Besseres nachkommt. Sie denken damit ganz anderes als die meisten Medien, die ständig die Illusion pflegen, dass Politiker in jeder Hinsicht perfekt zu sein haben. Was ihnen erst den Stoff für viele Kommentare gibt. Vielleicht spüren die Menschen ja aber auch, dass Wulff auch Pech hatte, weil seine Affäre ins Weihnachtsloch gefallen ist. In dieser nachrichtenarmen Zeit sind alle Medien froh, wenn sie neben unendlichen Jahresrück- und -ausblicken wenigstens ein aktuelles Thema haben. Das gleiche Pech hatte ja übrigens in Österreich der blonde Niko. Was aus beiden keine erfreulichen Figuren macht. Übrigens haben sie noch eine Gemeinsamkeit: Beide sind wohl ein wenig zu jung in ihr jeweiliges Amt gekommen. Das tut selten gut.

 

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Eine sozialdemokratische Bankenpolitik drucken

Es war das krönende Gaunerstück sozialdemokratischer Bank- und Finanzpolitik. Nun schlägt ihrem letzten Überbleibsel, dem Name „Bank Austria“, die letzte Stunde.

Die selbst in katastrophalen Turbulenzen befindlichen italienischen Eigentümer haben offiziell klargemacht, dass die Marke „Bank Austria“ europaweit ausgelöscht und durch „Unicredit“ ersetzt wird. Damit wird bald die letzte Spur der linken Bankenpolitik vom Winde verweht sein.

Die einstige Gewerkschaftsbank Bawag heißt zwar noch so – aber längst haben dort sehr „kapitalistische“ Amerikaner das Sagen. Daher gehört auch sie in die lange Reihe der roten Bankgrabsteine mit einst so tollen Namen wie „Creditanstalt“, „Zentralsparkassa“ oder „Länderbank“.

Nie ist ein ideologisch-machtpolitisches Konzept krasser gescheitert: Partei und Gewerkschaft (aber auch gar nicht so wenige in anderen Parteien) hatten jahrzehntelang geglaubt, dass es sinnvoll, ja unverzichtbar wäre, wenn der Staat die wichtigsten Banken besitzt. Nur so wäre den Interessen von Sparern und Kreditnehmern am besten gedient.

In Wahrheit aber dienten all diese Banken primär den Interessen der Partei und den jeweiligen politischen Machthabern. Sie machten viel zu oft Geschäfte aus partei- oder strukturpolitischen statt kaufmännischen Motivationen. Die Staatsbanken waren vor allem in der Kreisky/Androsch-Zeit von der Politik immer wieder gezwungen worden, marode Industriebetriebe zu „retten“. Was viele Milliarden auf Nimmerwiedersehen verbrannte.

Überdies regierten in die Bank Austria – solange diese vom Rathaus kontrolliert worden ist – viel zu stark die Betriebsräte hinein. Mitarbeiter waren unkündbar. Wenn man sie wirklich nicht mehr brauchte, wurden sie schon mit 50 Jahren zu fürstlichen Konditionen frühpensioniert. Ein Bank“beamter“ hatte einen ebenso sicheren und bequemen Job wie ein wirklicher Beamter – aber deutlich bessere Bezüge.

Die völlige Unfähigkeit der Politiker als Bankeneigentümer kann man auch bei den diversen Landesbanken ablesen: Sie sind fast alle schwer leck geschlagen. Vom roten Burgenland über das blau/orange Kärnten bis zum schwarzen Tirol zieht sich eine immens teure Spur völligen Versagens der politisch eingesetzten Manager und der Politiker als Eigentümerdarsteller. Politiker haben eben eine ganze andere Motivationslage als ein echter Eigentümer: Sie wollen nicht das Eigentum langfristig sichern, sondern die nächsten Wahlen gewinnen. Das machte die Betriebsräte wichtiger als die Bilanz. Das führte zu einer totalen Aversion gegen die Schließung unrentabler Betriebe.

Auch in Deutschland sind es vor allem die politisch kontrollierten Landesbanken, die vom Steuerzahler aufgefangen werden mussten.

Hingegen sind selbst in der jüngsten Krise die Privatbankiers – also der Inbegriff des von linken Ideologen so verdammten Kapitalismus – weitestgehend unbeschädigt geblieben. Und damit auch deren Kunden.

Zurück zur Bank Austria: Es war eine der schwersten innenpolitischen Krisen der 90er Jahre, als die SPÖ die damals noch blühende Creditanstalt der von der Gemeinde Wien kontrollierten „Bank Austria“ zuschanzte. Das geschah gegen den Widerstand des ausgetricksten schwarzen Koalitionspartners, der darin eine echte Gauneraktion sah. Dadurch wurde das Vertrauensverhältnis so sehr beschädigt, dass dann beim nächsten Mal auch die Koalition kaputt war.

Damit war es den Genossen noch einmal gelungen, eine Privatisierung der größten Bank des Landes zu vermeiden, ja ins Gegenteil zu pervertieren, obwohl eine solche in der Regierung besprochen worden war. Und diese fusionierte Bank Austria konnte durch Ausnutzung der stillen Reserven der Creditanstalt auch noch ein paar Jahre dem äußeren Anschein nach gut leben.

Aber das Management – man erinnere sich nur an die üble Rolle eines Herrn Randa –, eine machtbewusste Betriebsratschefin und ein Michael Häupl als oberster Eigentümer waren geradezu Garantie, dass die Bank nach ein paar Jahren endgültig verkauft werden musste. Diesmal ins Ausland. Sie wurde freilich wieder nicht echt privatisiert, sondern an eine bayrische Staatsbank weiterverkauft. Aber auch die war in Wahrheit schwach auf der Brust und wurde samt der österreichischen Beute – und insbesondere samt dem großen Netz der Bank Austria in Osteuropa nach Italien weiterverkauft.

Das war dann zwar eine echte Privatisierung. Aber auch die italienische Unicredit hatte sich offenbar überhoben. Sie laboriert heute aber vor allem an dem dramatischen Kursverlust italienischer Staatspapiere in ihren Tresoren. Sie braucht dringend frisches Blut – und findet dieses nur noch, indem sie weitere Aktien auflegt und zu einem Schleuderpreis verkauft (Mutatis mutandis übrigends ist das übrigens eine ähnliche Masche, wie die Europäische Zentralbank den Euro „rettet“).

Das Ergebnis: Heute sind alle einstigen „Garantien“ und „Schwüre“ der Politik Schall und Rauch, dass wenigstens der Name – und seine patriotische Herzen erhebende Präsenz in Mittelosteuropa – garantiert seien und überleben müssen. Randa und Betriebsrätin, also zwei der drei Totengräber, sind längst verschwunden. Wenn auch zu splendiden Konditionen.

Der für das Schicksal der Bank hauptverantwortliche Bürgermeister ist zwar theoretisch noch vorhanden, aber praktisch ist er das nicht mehr. Er schweigt (beschämt?) und tröstet sich mit seiner neuen Frau und dem Alkohol.

Inzwischen ist die Partei aber ohnedies auf den Faymann (und seinen Niko) gekommen. Und dieser Bundeskanzlerdarsteller hat eine neue Bankenpolitik: Er versucht nun, auch die lebensfähigen Nichtstaats-Banken umzubringen. Da es schon nicht gelingt, dort wieder Politiker einzuschleusen, macht er dies mit neuen Börsen- und Bankensteuern. Für die er auch frappierenderweise die Unterstützung der Pröll-ÖVP gefunden hatte. Und die FPÖ hetzt sowieso am liebsten gegen die Banken.

Aber immerhin hat Faymann für seine Bankraubpolitik auch ein großes Vorbild: den Ungarn Orban, der die Banken noch mehr ausnimmt als er. Dass die ungarische Wirtschaftspolitik nicht sonderlich erfolgreich ist, hat sich ja offenbar noch nicht wirklich herumgesprochen.

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Plädoyer für die Monarchie drucken

Die demokratische Geschichte ist sehr kurz und umfasst nur wenige Jahrhunderte. Wenn man von der griechischen Polis absieht, die ja nur bedingt mit der heutigen Demokratie zu vergleichen ist, da in ihr ausschließlich bürgerliche Männer teilhaben durften, ist die Demokratie eine Geburt der Moderne, wobei unter Moderne die Geschichte seit der Französischen Revolution zu verstehen ist.

Nachdem die Könige gestürzt wurden, war mit ihnen in gewisser Weise auch Gott aus dem Staat verbannt worden, denn in der alten Monarchie ging das Recht immer noch in erster Instanz von Gott aus und erst in zweiter Instanz vom König, der sich ja auch als von Gott legitimierter Herrscher sah. Der Monarch war immer eine Analogie zu Gott, der die Welt regiert, genauso wie der Familienvater als rechtmäßiger „Herrscher" über seine Familie angesehen wurde.

Man kann es durchaus so ausdrücken, dass die Demokratie, indem sie postuliert: „Das Recht geht vom Volk aus", den Mensch an erste Stelle gesetzt hat, anstelle von Gott. Denn ein gläubiger Mensch – ganz gleich welcher Konfession – wird immer dabei bleiben, dass das Recht von Gott ausgeht und kein Mehrheitsentscheid aus einer Sünde (zB. Homosexualität, Abtreibung) ein legitimes Handeln machen kann. Gott wurde also bewusst aus der Verfassung ausgeklammert, weil die Menschen ihren Staat nun auf Rationalität und Individualität aufbauen wollten.

Prof. Dirk Budde drückt das in seinem Buch „Heiliges Reich, Republik, Monarchie“ so aus: „Mit der französischen Revolution begann jenes Suchen eines utopisch geprägten republikanischen Rechtsbewusstseins nach dem idealen Staat und der idealen Verfassung, dem die Menschen nur als Objekt und Material für seinen Heilsentwurf dienten. Nicht mehr die komplexe unkonkrete Realität des Lebens und der in ihm lebenden Menschen baute den Staat organisch auf, sondern die Menschen wurden ausgerichtet auf einen Heilsentwurf, der zur Grundlage der staatlichen Politik wurde.

Das utopisch orientierte republikanische Rechtsbewusstsein – mit seiner im Gegensatz zum konservativen Bewusstsein durch die Aufklärung geprägten Auffassung von der wesentlichen Vollkommenheit der Menschen – erlebte seinen gewaltigsten und totalitärsten Amoklauf in der kommunistischen Heilsutopie, deren Nichteinlösung und innerer Zusammenbruch das utopische Denken vieler orientierungslos und, insbesondere in Deutschland, teilweise hysterisch zurückließ." (Dirk Budde, Heiliges Reich, Republik, Monarchie, S.77)

Die drei Fehler der Demokratie

Die Demokratie ist von drei negativen Charakteristiken geprägt. Das erste habe ich eingangs erwähnt, nämlich, dass die liberale Demokratie behauptet, dass die Mehrheit das Recht hat, jedes Gesetz zu erlassen. Die Kirche hält dagegen, denn sie unterscheidet zwischen Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht, Gut und Böse, Rechtgläubigkeit und Irrtum. Das zweite negative Charakterium wäre der unnatürliche Freiheitsbegriff und das dritte der enge Zeithorizont der Demokratie.

Weiters verkennt sie das Faktum, dass „als Resultat eines weiten Spektrums menschlicher Talente in jeder Gesellschaft minimaler Komplexität einige Individuen rasch den Status einer Elite erreichen werden. Aufgrund überlegener Leistungen hinsichtlich Vermögen, Weisheit, Mut oder einer Kombination davon werden einige Individuen 'natürliche Autorität' erlangen, und ihre Meinungen und Urteile werden weitreichenden Respekt genießen. Darüber hinaus werden, als Ergebnis selektiver Paarung und Ehelichung sowie der Gesetze bürgerlicher und genetischer Vererbung, die Positionen natürlicher Autorität wahrscheinlich von den Mitgliedern weniger 'adeliger' Familien eingenommen und innerhalb dieser Familien weitergegeben." (Hans-Hermann Hoppe, Demokratie der Gott der keiner ist, S.163).

Die Demokratie ist somit eine künstliche Regierungsform und negiert die natürliche Ordnung auf dieser Welt. Sie kann sich auch nur durch Enteignungen (hohe Steuern), Umverteilung (diverse Abgaben), Gleichmacherei und permanente Neiddebatten halten.

Nur das Wohl des Ganzen macht frei

Aber kommen wir zum Freiheitsbegriff. Der Freiheitsbegriff, der der liberalen Demokratie zugrundeliegt, ist autonomistisch, individualistisch, also a-christlich, a-theistisch. Der Individualismus unter dessen Stern der neue Staat, die Demokratie, von Anfang an stand, hat die Beziehung der einzelnen Teile zum Ganzen umgekehrt. Nach dem Individualismus sind die Teile vor dem Ganzen, die Einzelnen das einzig Wahre und Wirkliche. Das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft ist subjektiv, von Zufall geprägt, rein nutzhaft, utilitaristisch, aber ohne wesenhafte geistige Bezugnahme.

Der Individualismus wähnt, indem er dem Einzelnen Autarkie und Autonomie zuspricht, ihm dadurch zur eigentlichen Entfaltung zu verhelfen, zerstört aber paradoxerweise die Individualität des Einzelnen mit dessen Absolutsetzung. Im Gegensatz dazu ist für das organische, ganzheitliche Denken, wie es im Mittelalter typisch war, das Primäre, die ursprüngliche Tatsache, von der sich alles ableitet, nicht der Einzelne, sondern die Ganzheit, die Gesellschaft.

Der Einzelne ist nicht mehr selbst bestimmt, autark, steht nicht mehr ausschließlich auf dem Boden seiner Ichheit; die primäre Wirklichkeit liegt nicht mehr in ihm, sondern in dem Ganzen, in der Gesellschaft. Damit wird das Individuum nicht vernichtet, sondern es wird ihm gerade das gegeben, was ihm zukommt, Einzigartigkeit, Individualität und Eigenleben. Das Wesen der organischen Hierachie hat der hl. Apostel Paulus im 1. Korintherbrief (12,12-30) gekennzeichnet, in dem er die Kirche, die Stände und Ämter in der Kirche, die Gemeinden und alle Getauften mit einem Leib vergleicht, dessen Haupt Christus ist.

Keine Wahlen – keine Kurzsichtigkeit

Was genauso wichtig ist, ist der stark limitierte Zeithorizont, der in einer Demokratie herrscht. Da geht es um Perioden von vier bis acht Jahren nach denen sich die Mehrheit der Politiker und Entscheidungsträger richtet. Dies stellt meistens eine Amtsperiode dar und dann kommt die nächste Wahl. Während der Amtsperiode ist die Versuchung natürlich groß in dieser kurzen Zeitspanne möglichst viel für sich und seine Freunde und die Partei herauszuholen.

Der Monarch hingegen weiß, dass er in zwanzig Jahren noch genauso an der Macht sein wird, oder zumindest eines seiner Kinder, er plant daher vorsichtiger und auf längere Sicht. Es würde ihm und seiner Familie auch auf Dauer nichts bringen, das Volk über die Maßen auszunehmen. Im Gegenteil, es wäre für ihn sogar eine Gefahr, wenn er das Land und sein Volk zu sehr ausquetschen würde, daher wird er auf ein langsames, aber organisches Wachstums setzen.

Der Politiker hingegen hat kein Problem damit, fünfzig Prozent Steuer- und Abgabenquote einzuheben. Der moderne, sozialdemokratische Politiker hat überhaupt keine Hemmungen mehr, auf das Vermögen der Bürger zuzugreifen. Er hat auch kein Problem damit, neue Schulden einzunehmen und die Zukunft der nachfolgenden Generationen zu verspielen. Aber auch der nationale Sozialismus ist kaum besser, dort geht es auch nur ums Fressen und dort kommt man genauso ohne Gott aus.

Das religiöse Verständnis fehlt dort leider ebenso, und darum kann es mit ihnen auch keine spirituelle Weiterentwicklung unseres Volkes geben. Es sei denn, es gelingt einer Gruppe Priester ihnen ein religiöses Leben einzuhauchen, so wie damals unter dem Priesteranwärter Dollfuß, der das rechte, christliche Lager geeint hat.

Dollfuß: Der letzte echte Staatsmann

Dazu schreibt der Historiker Stanley Payne in seinem Buch Geschichte des Faschismus: „So waren in Österreich anders als in Deutschland die nicht-faschistischen Kräfte der Rechten in der Lage, vorbeugend eine eigene autoritäre Regierung zu errichten und den Nazis den Weg zur Macht zu versperren, was vor allem auf die breite, wenn auch nicht mehrheitliche Unterstützung für die Christlich-Sozialen und die entschlossene Führung des zum Märtyrer gewordenen Dollfuß zurückzuführen war."

Und Otto von Habsburg meinte über Dollfuß: „Er war ein tief honoriger Mensch und ein guter Christ. Er wollte auch die Beziehungen zum Haus Habsburg in Ordnung bringen. Aber die letzte Wende war erst kurz vor seinem Tod. Er hat es auch nicht nach außen hin gesagt, so weit ich informiert bin, er hat es zu Ernst Karl Winter gesagt, dem er sehr vertraut hat und ihm sehr viel Offenes gesagt hat. Dieser war sehr erstaunt, als er damals zu mir gekommen ist, über den Gedanken, dass die Monarchie nun sehr bald wieder kommen würde.

Dollfuß hat ja gewusst, dass er in einer äußerst schwierigen Situation war. Und er hat das Gefühl gehabt, mit der Monarchie ging es. Dollfuß hat erkannt, dass die Monarchisten am entschlossensten gegen den Nationalsozialismus waren und zweitens hat er gesehen, dass die verschiedenen reichischen Gedanken an der Substanz Österreichs vorbeigingen. Es war eine logische Fortsetzung des Österreich-Gedankens. Der christliche Ständestaat war ein Gedanke, der nie die Füße auf den Boden bekommen hat." (Gudula Walterskirchen, Engelbert Dollfuß, S.42)

Ohne Staatsreligion zerfällt die Nation

Wer meint, dass Religion bloß Privatsache sei, der verkennt deren Bedeutung für die Gesellschaft. Fjodor Dostojewski schrieb im „Tagebuch eines Schriftstellers“: „Der Bildung einer Nation ist immer eine sittliche Idee vorausgegangen; die jüdische Nation, die erst nach Moses entstanden ist, sowie viele muslimische Nationen erst nach dem Koran. Und wenn im Laufe der Jahrhunderte das sittliche Ideal einer bestimmten Nationalität zu wanken beginnt, so verfällt auch diese Nationalität, mit allen ihren zivilen Normen und Idealen."

Letztlich überleben die Völker mit der stärksten Religion, oder besser gesagt, der stärksten Religionsbindung, die anderen drohen sich in einem multikulturellen Meer voll von Nihilismus und Materialismus aufzulösen. So meint Ernst Nolte, der große Historiker Deutschlands: "Ein Volk aber, das seine Mission verliert, hat keinen Platz mehr auf der Bühne der Geschichte, es tritt ab und wird, wie im Falle der Deutschen, zum ethnographischen Material des ältesten noch existierenden Religionsvolkes der Erde, das im vielfältigen Ringen mit dem christlichen und konservativen Europa zum Vorkämpfer der Moderne geworden war." Um zumindest noch Österreich zu retten, bedarf es dringend einer starken Monarchie und eines Königs, der sich der Bedeutung von Religion bewusst ist. Auf die Habsburger traf dies immer zu.

Heute erkennen immer mehr Menschen, dass es so nicht weitergehen kann und viele ahnen auch schon, dass wir langsam in ein totalitäres System hinabgleiten. Sie kennen jedoch keine Antwort darauf, denn sie wollen weder von einem König (Monarchie) noch von Gott (Kirche) etwas wissen. Die Antwort erscheint den Menschen paradox und man fürchtet wohl persönliche Freiheiten zu verlieren und im Gegenzug mehr persönliche Verantwortung übernehmen zu müssen. Und natürlich ist der Neid ein großer Faktor auf den sich die Demokratie gründet, aber vor allem ist es der Wunschtraum der Massen nach Herrschaftslosigkeit.

Die moderne Demokratie mitsamt ihrem Wohlfahrtsstaat hat den Menschen diesen infantilen Traum von einem Leben abseits der natürlichen Ordnung ohne Gott und König zumindest für ein paar Jahrzehnte erfüllt. Da träumt man lieber weiter von diversen sozialistisch-kommunistischen Szenarien, oder man bastelt an aussichtslosen, kosmetischen Korrekturen des vorhandenen Systems herum. So ganz Unrecht haben die Massen nicht, auch das zukünftige totalitäre System wird sich ihrer menschlichen Bedürfnisse annehmen, aber es wird eine trügerische Freiheit sein, eine die nur von Nabel abwärts gilt.

Entweder absolute Monarchie oder Totalitarismus

In der Zwischenzeit beobachten wir, wie sich der internationale Sozialismus und der nationale Sozialismus – angeheizt durch eine völlig falsche Immigrationspolitik und die internationale Wirtschafstkrise – immer erbitterter gegenüberstehen, und es ist sogar zu erwarten, dass dies in naher Zukunft in bürgerkriegsähnlichen Zuständen münden wird. In dieser Situation braucht es eine Kraft, die als Brücke zwischen diesen beiden Ideologien fungiert und sie auch in Schach halten kann. In Österreich ist eine Monarchie für diese Aufgabe prädestiniert.

Die zweite Möglichkeit wäre eine Einigung des rechten und des bürgerlichen Lagers unter starker Einbindung von Priestern und anderen religiösen Menschen, welche dann auch einen maßgeblichen Einfluß auf diese Koalition haben müssten. Dann wären wir jedoch höchstens dort, wo Dollfuß schon einmal war. Und wo er letztlich gescheitert ist, weil er die Monarchie nicht restauriert hat um seinem Ständestaat das nötige Fundament zu geben.

Will Österreich dem zukünftigen, europaweiten Totalitarismus entgehen, müssen beide oben genannten Bedingungen realisiert werden. Eine kaum zu lösende Aufgabe, aber ich sehe es als meine Pflicht an, darauf hinzuweisen, dass unser derzeitiges politisches System moralisch am Ende ist und eine Gefahr für den Staat und die Gesellschaft darstellt. Aus meiner Sicht kann der kommende Totalitarismus nur durch eine starke Monarchie und eine ebenso starke Kirche verhindert werden.

Als Theodore Roosevelt Kaiser Franz Joseph 1910 fragte, was er denn in diesem fortschrittlichen 20. Jahrhundert als seine wichtigste Aufgabe betrachte, antwortete ihm der greise Monarch: „Meine Völker vor ihren Regierungen zu beschützen.“

Heute braucht es wieder einen Kaiser, der über den Ideologien der Regierungen und des Zeitgeistes steht und der in Jahrhunderten denkt anstatt in Legislaturperioden.

Der Autor, Jahrgang 1982, ist ehemaliger Laienpriester und arbeitet als Bankangestellter in Wien.

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Wulff, ein Chefredakteur und die Dummheit drucken

Es gehört fast zum täglichen Brot eines Chefredakteurs: Anrufe von Menschen, welche die Berichterstattung beeinflussen wollen, welche Kritik an Berichten üben, welche gegen einen „einfachen“ Redakteur intrigieren wollen. Zwei Typen von feindseligen Anrufen stechen besonders heraus – erfordern aber unterschiedlich große Widerstandskraft.

Das wirklich Heiße sind Anrufe aus der Inseratenabteilung. Etwa des Inhalts, dass die Gemeinde Wien (samt allen Töchtern und Enkeln) oder die größte Bank des Landes (samt allen Töchtern und Enkeln) wegen der kritischen Berichterstattung einen Inseratenstopp verhängt haben. Das sind für jeden Chefredakteur – der ja auch für die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter verantwortlich ist – dramatische Anrufe. In Zeiten einer schon die zweite Rezession auslösenden Krise lassen sich ganz offensichtlich etliche Zeitungen dadurch auch tatsächlich in die Knie zwingen.

Die Hauptverantwortung für die richtige Reaktion in solchen Zeitungskriegen tragen freilich die Verleger: Geben sie der Erpressung nach, können sie die Bedrohung der Umsatzzahlen abwenden; aber umso sicherer tritt ein langfristiger Verlust an Glaubwürdigkeit mit noch viel schlimmeren Folgen ein. Mutige Verleger stärken hingegen der Redaktion den Rücken für eine Gegenoffensive. In Österreich gibt es freilich kaum noch Verleger in der positiven Bedeutung des Wortes, sondern nur hemmungslose Geschäftemacher oder Managertypen, die genauso gut oder schlecht Gurkerl-Konserven verkaufen könnten.

Der zweite Typus – und um den geht es heute aus aktuellem Anlass – sind jene Anrufe, die primär das Trommelfell belasten. Politiker, die am Telefon lautstark werden, haben aber in der Sache schon verloren. Es gibt viele Taktiken im Umgang mit Journalisten: strafweise von Hintergrundgesprächen Ausschließen; Schmeicheln; mit (meist nur: scheinbaren) Exklusivinformationen Bestechen; ruhiges Argumentieren; oder gar: eine bessere Politik Machen.

Herumschreiende Politiker sind hingegen vor allem eines: dumm und unprofessionell. Sie können ihr Handwerk nicht. Sie haben ihre Emotionen nicht im Zaum. Noch dümmer und widerlicher sind nur noch jene, die persönliche Bestechungsversuche starten oder gar mit Gewaltakten drohen (was in Österreich zum Unterschied von Mexiko&Co zum Glück nicht üblich ist)..

Einen so dummen Politiker wie den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff habe ich jedoch in meinem ganzen Journalistenleben nicht erlebt: Er schimpft und droht minutenlang – aber nicht einem Medienmenschen ins Ohr, sondern auf ein Tonband. Auch ein Bundespräsident sollte jedoch wissen, dass ein Tonband ziemlich langlebig ist. Dass es ihn auch noch nach Monaten mit jeder einzelnen Formulierung durch beweisbare Vorwürfe verfolgen kann. Was bei einem reinen Vierohren-Gespräch viel schwieriger ist.

Jetzt kann man im Fall Wulff nur noch über eines debattieren: Was ist für einen Spitzenpolitiker eigentlich schlimmer – solche Dummheit oder die Peinlichkeit eines sich ständig entschuldigenden Staatsoberhaupts oder die Charakterlosigkeit einer offenbar massiven Vorteilsannahme von seltsamen Menschen, die sich wie Schmeißfliegen an jeden Mächtigen herandrängen?

Deutschland muss mit diesem Dilemma offenbar nun auf Dauer leben. Die Österreicher wissen das schon längst: Gute Bundespräsidenten sind Mangelware.

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Krise anno 2012: Bewältigung unwahrscheinlich! drucken

Das neue Jahr beginnt, wie das alte geendet hat: Mit Beschwörungsformeln, Durchhalteparolen und der Ankündigung neuer Rettungsinitiativen für die maroden Volkswirtschaften der Eurozone. Die zunehmende Politikverdrossenheit der Bürger und der galoppierende Glaubwürdigkeitsverlust der Regierenden resultieren aus deren Unfähigkeit, jene Mittel zu finden, mit denen der Schuldenproblematik am zweckmäßigsten zu begegnen ist.

Jene Masochisten, die sich noch nicht in die innere Emigration begeben haben und nach wie vor die einschlägigen Wortmeldungen von Politikern und „Experten“ verfolgen, erleben eine wirtschafts- und geldpolitische Kneippkur.

Staatsbürokraten und Apologeten des Eurozentrismus tönen unbeirrt optimistisch – auf Rezessions- und Eurountergangskurs fixiert alle Übrigen. Wie auch in der Wirtschaftspolitik stehen nachfrageorientierte Therapievorschläge angebotsseitig ansetzenden Strategien gegenüber. Nichts Neues unter der Sonne.

Ursache des Übels, an dem die westliche Welt seit Jahren krankt, ist – und wenigstens in diesem Punkt sind sich nahezu alle Gelehrten einig – eine aus dem Ruder gelaufene Staatsverschuldung (in einigen Volkswirtschaften auch eine Überschuldung der privaten Haushalte). Mit dieser Erkenntnis endet auch schon die Eintracht. Denn darüber, auf welche Weise der Schuldenstand reduziert werden sollte, tobt ein Glaubenskrieg. Ebenso darüber, wie man einer Wiederholung des Trauerspiels künftig nachhaltig entgegenwirken könnte.

Die unbequeme Wahrheit lautet schlicht: Schmerzlose Entzugestherapien stehen nicht zur Verfügung. Dem auf die Therapie Drogenabhängiger spezialisierten Arzt genauso wenig, wie dem seriösen Wirtschaftspolitiker. An dieser Stelle enden allerdings die Parallelen: Denn der behandlungswillige Drogenjunkie erwartet von seinem Therapeuten nicht, Wunder wirken und die bestehende Suchterkrankung ohne jede Unannehmlichkeit beseitigen zu können. Um von seiner Abhängigkeit befreit zu werden, wird der Patient eine radikale Drogenkarenz auf sich nehmen und damit – kurzfristig – schwer zu ertragendes Ungemach erdulden.

Das Dilemma der Demokratie

Demokratisch gewählte Politiker dagegen sind mit einem zweifachen Problem konfrontiert: Zwar rangieren sie in der Wertschätzung der Wähler nur unwesentlich oberhalb von Zuhältern und Falschmünzern. Was dieselben Bürger indessen nicht davon abhält, dennoch von ihnen die Umsetzung einer erfolgreichen Strategie zur Beilegung der Euro- und Schuldenkrise zu erwarten.

Ferner sind für an ihrer Wiederwahl interessierte Politiker unangenehme Maßnahmen tabu. Radikale Kuren, die auf den Entzug „billigen Geldes“ hinauslaufen, verbieten sich damit von selbst. Noch jede (demokratisch gewählte) Regierung, die zwar notwendige, aber allzu unpopuläre Maßnahmen umgesetzt hat, wurde bei erster Gelegenheit aus dem Amt gejagt. Ein grundlegendes Problem der modernen Massendemokratie, an das zu rühren bisher kein Meinungsführer gewagt hat.

An dieser Stelle wurde bereits auf die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammende Analyse von Lysander Spooner verwiesen, der das Dilemma der Demokratie in der „doppelten Unverantwortlichkeit“ von Wählern und Gewählten verortet. Kurz gefasst: Die Gewählten berufen sich auf ihr durch die Wähler erteiltes Mandat, welches sie dazu berechtigt und verpflichtet, in deren Interesse zu agieren.

Falls etwas schiefgeht, können sie ihre Hände in Unschuld waschen, da sie ja im Wählerauftrag handeln. Die Wähler indessen sind – der geheimen Wahl sei Dank – unauffindbar und daher ebenfalls nicht für ihre Entscheidung haftbar zu machen. Wir haben es mit einem System zu tun, das einer Wählermehrheit – zumindest für einige Zeit – garantiert, auf Kosten fremder Leute leben zu können. Die Mehrheit gibt jenen Parteien den Vorzug, die maximale Wohltaten zu Lasten Dritter versprechen.

Daher ist eine Politik, die – und sei es nur kurzfristig – Unannehmlichkeiten erwarten lässt, nicht umsetzbar. Daraus folgt, dass zu voll entwickelten Wohlfahrtsstaaten degenerierte Demokratien absolut reformunfähig sind – eine These, für welche unschwer der Wahrheitsbeweis anzutreten ist. Auf Seiten der Nettoprofiteure des staatlichen Interventionismus´ stehende Wählermehrheiten werden nicht davon ablassen, immer mehr „soziale“ Umverteilung zu fordern. Eine Hauptvoraussetzung für diese Umverteilung bildet aber die auf Verschuldung beruhende Verfügbarkeit „billigen Geldes“!

Der daraus folgende – bislang kaum diskutierte – Schluss: Die Umsetzung, ja sogar die bloße Ankündigung wirksamer Maßnahmen zur nachhaltigen Beilegung der Schuldenkrise würde – auf dem Boden des herrschenden Systems – einem politischen Selbstmord gleichkommen. Die Wählermehrheit schätzt keine Blut, Schweiß und Tränen-Programme. Den Entzug staatlicher Wohltaten ebenso wenig.

Eine alte Spruchweisheit besagt: „Wenn der Bettler aufs Pferd kommt, so kann ihm kein Teufel mehr voreilen“. Auf das Dilemma der Massendemokratie übertragen: Wenn man Menschen, die von Transfers leben, einen Stimmzettel in die Hand drückt, dann schicken sie damit ihren Nachbarn stehenden Fußes die (staatsbediensteten) Räuber ins Haus. Jede andere Verhaltensweise wäre irrational.

Ohne die Einsicht, dass Recht und Verantwortung zwei Seiten derselben Medaille sind; ohne Rückbesinnung auf Eigenverantwortung und persönliche Haftung (auch der politischen Klasse!); ohne diese „bürgerlichen Werte“ tendiert jede Gesellschaft dazu, ihr Hauptaugenmerk von der Produktion auf die Verteilung zu verlagern. Da das auf Dauer nicht gut gehen kann, wird sie früher oder später im Schuldenchaos versinken. Wir werden soeben Zeugen und zugleich Opfer dieses Phänomens.

Fazit: Ohne eine an die Wurzel des Übels gehende (das heißt: radikale!) Reform unseres bis ins Mark korrupten politischen Systems wird eine dauerhafte Abkehr von der Schulden(miss)wirtschaft nicht möglich sein.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Wie (und warum?!) funktioniert Parteipolitik? drucken

Es heißt, dass das Recht in Österreich vom Volk ausgehe – doch es geht tatsächlich schon lange von den Parteien aus. Wir haben ja auch keine echte Gewaltenteilung mehr: Die Parteien regieren, machen Gesetze, beherrschen die Medien, halten sich pragmatisierte „Experten“ – und mischen sich sogar in die Justiz ein.

Streng genommen war Österreich vielleicht auch noch nie eine „echte“ Republik – noch weniger eine wirklich demokratische. (Zum Vergleich sei etwa die Schweiz empfohlen.) Denn niemand hat großes Interesse an allzu mündigen Bürgern – möglicherweise allerdings nicht einmal diese selbst…

Und Demokratie wird ja außerdem sehr gerne mit Sozialismus verwechselt: Statt „ONE MAN, ONE VOTE“, heißt es dann: Alle(s) soll(en) gleich gemacht werden! Nicht der Ausgangspunkt, sondern das Resultat soll also Gleichheit sein.

Demokratie ist aber lediglich eine Herrschaftsform, kein allgemeines Wirtschafts- oder gar Lebensmodell. (Selbst wenn die Demokratie letztlich auch ein Markt – und jeder Markt eine Form von Demokratie sein mag.)

Die Parteien missbrauchen überdies gerne die Instrumente der direkten Demokratie, „genehmigen“ sich selbst die höchste Parteienfinanzierung (aus Steuergeldern!) der ganzen Welt – und sind auch nach „innen“ hin nicht demokratisch, sondern eher oligarchisch strukturiert. Dafür, dass das auch so bleibt, sorgt ein Wahlrecht, das den Bürgern so wenige Wahlmöglichkeiten einräumt, wie kaum sonst wo in einer westlichen Demokratie.

Ein Wahlrecht, das die Bürger zwingt, einmal alle fünf Jahre ihre Stimme „abzugeben“ – also eine Liste von Parteienvertretern zu wählen, über die sie sich für den Rest der Legislaturperiode nur noch ärgern dürfen. Ein Wahlrecht, das verhindert, dass die Menschen direkt persönliche Anwälte und Stellvertreter wählen – die IHRE Interessen vertreten könnten – damit stattdessen weiterhin strikt gilt: Parteiinteressen vor Bürgerinteressen!

Man nennt es Verteilungsgerechtigkeit

Menschen müssen dann leider geradezu enteignet werden, damit eine immer unfähiger werdende Parteipolitik, die sich sonst immer schwerer an der Macht halten könnte, Wählerstimmen sozusagen „kaufen“ kann. Die Frage lautet nur: Kommt zuerst die Entmündigung oder zuerst die Enteignung? Eines ergibt wohl das andere. Etwa indem man einfach fast alles verbietet – außer dem, wofür man später Steuern verlangen kann… Man entmündigt die Bürger, um sie leichter enteignen zu können – und umgekehrt.

Und dann gibt man ihnen Teile dessen, was man ihnen zuvor genommen hat, großzügig wieder zurück (lang lebe auch die Bürokratie!) – damit sie einen für weitere fünf Jahre „wählen“. Alles unter dem Vorwand der „Gerechtigkeit“, die, wie selbstverständlich, immer als Gleichheit definiert wird.

Eines der Hauptrezepte dahinter heißt Zentralisierung. Nicht nur Macht und Geld werden zentralisiert, sondern vor allem auch Entscheidungen. Es herrscht ein generelles Misstrauen dagegen vor, dass Menschen im Grunde ihre Entscheidungen wohl am besten selber treffen könnten.

So stellt der Ideologisierungsgrad unserer (irrtümlich oft als „Gesellschaft“ bezeichneten) medialen Öffentlichkeit, bereits annähernd den Tatbestand der Volksverdummung dar.

Und dem armen Volk bleibt dann nur noch, immer größer werdende „geringste Übel“ zu wählen, immer mehr Steuern zu zahlen – und immer weiter entmündigt zu werden.

Christoph Bösch, M.A. ist Publizist in Wien und Gründer der Initiative „Mehr Wahlrecht".

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Ein historischer Paradigmenwechsel drucken

Die medialen Rückblicke auf das abgelaufene Jahr haben uns mit einer Fülle von interessanten wie überflüssigen Daten überhäuft. Das aber, was wahrscheinlich einst als weitaus Wichtigstes an den vergangenen Monaten in die Geschichtsbücher eingehen wird, ist nirgendwo herausgearbeitet worden. Es ist ein absolut historischer Paradigmenwechsel, der zwar nicht mit einem bestimmten Tag zu verknüpfen ist, der aber 2011 seinen Kulminationspunkt erreicht hat.

Er besteht in einer zentralen Erkenntnis, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet hat: Der Wohlfahrtsstaat funktioniert nicht mehr. Er hat sich wie die Brot-und-Spiele-Politik der römischen Cäsaren als nicht nachhaltig aufrechterhaltbares Pyramidenspiel entpuppt, das im alten Rom ebenso wie im Nach-Weltkriegs-Europa nur noch zum befristeten Machterhalt einer ausgelaugten politischen Klasse gedient hat. Das aber irgendwann zusammenbrechen musste.

Denn parallel mit dem wirtschaftlichen Kollaps schwirren ja auch noch andere, aus der Geschichte ebenfalls gute bekannte Todesengel über Europa, die letztlich nur andere Ausformungen der Wohlfahrtsillusion sind. Der eine trägt die Botschaft: „Europa ist nicht mehr imstande, sich selbst zu verteidigen“. Es wechselt fast überall von der Wehrpflicht zu einem Söldnersystem.Dabei müssen aber heute schon etliche europäische Länder verzweifelt im Ausland nach potenziellen Soldaten suchen. Aber alle historischen Exempel beweisen: Völker, die nicht mehr die Kraft zur Selbstverteidigung haben, gehen unter; ausländische Söldner kassieren zwar gerne, sterben aber nur sehr ungern für fremde Menschen.

Eine zu Recht entsorgte Kultur

Der andere Todesengel, der am Grab des Wohlfahrtsstaates lauert, verkündet: „Europa stirbt durch einen Geburtenstreik aus.“ Diesen Streik kann man seit 40 Jahren an den viel zu geringen Geburtenzahlen ablesen. Eine Generation, die nur noch zum selbstsüchtigen Genuss ohne die Last der Kinderaufzucht imstande ist, geht ohne Nachfahren rasch zugrunde. Sie wird lieblos entsorgt werden. Die Geschichtsbücher werden dazu nur sagen: Zu Recht.

Natürlich gibt es noch Menschen, die noch eine Zeitlang an der Wohlfahrtsillusion festhalten wollen. Dies tun vor allem jene Politiker und insbesondere Gewerkschaftsfunktionäre, die dieser Illusion die eigene Machtstellung verdanken. Etliche von ihnen suchen noch immer nach Tricks, mit denen die Wohlfahrts-Mühle noch weiter angetrieben werden kann. Sie tun das in jedem europäischen Land mit unterschiedlichem, aber generell zwangsläufig abnehmendem Erfolg.

Der Kern der Illusion hat in dem Glauben an die Überlebensfähigkeit einer Gesellschaft bestanden, die immer mehr Menschen immer mehr Wohltaten ohne Gegenleistung zukommen lässt: immer längere und immer sinnlosere Gratisstudien und Scheinausbildungen; immer kürzeres Arbeiten; immer mehr Förderungen zur Bedeckung aller möglichen, oft künstlich geschaffenen Ansprüche und Bedürfnisse; immer bessere Gesundheitsversorgung; immer längere Rentenbezüge; immer mehr Möglichkeiten, auch schon vor dem Rentenalter auf Kosten anderer zu leben.

Wer aber sind diese anderen? In den ersten Nachkriegsjahren hatte der Antrieb der Wohlstandsmühle durch das hohe Wachstum des Wiederaufbaus funktioniert. Später war es hilfreich, dass als Spätfolge des Krieges und des Babybooms relativ wenige Pensionisten zu versorgen waren. Dann hat das System durch immer höhere Besteuerung funktioniert.

Doch auch diese ist längst an eine Grenze angekommen. Die allermeisten Steuererhöhungen bringen nur noch ein Minus in die öffentlichen Kassen. Jüngstes und besonders anschauliches Musterbeispiel ist die österreichische Kursgewinnsteuer, welche die Umsätze an der Wiener Börse dramatisch einbrechen hat lassen. Das hat Kapital und Kapitalsucher natürlich prompt ins Ausland vertrieben. Das hat natürlich dem gesamten österreichischen Steueraufkommen schwer und dauerhaft geschadet.

Der Gutmenschtrick

Dasselbe lässt sich auch bei fast jeder anderen Steuerform auch für fast jedes andere Land durchdeklinieren.

Das gilt besonders bei jeder Form einer Reichensteuer. Denn die Reichen sind ja meist an ihrem Geld interessiert (wer einem Buffet, einem Soros oder einem Haselsteiner glaubt, dass diese nicht an ihrem Geld interessiert wären, ist einem besonders simplen Schmäh, dem sogenannten Gutmenschtrick, ihrer PR-Berater zum Opfer gefallen). Die Reichen sind aber auch meist durchaus intelligent (sonst wären ja nur die wenigsten von ihnen reich geworden) und finden am schnellsten Wege, ihren Reichtum so zu verlagern – meist in andere Länder –, dass ihn die gierigen Steuereinheber nicht erwischen können.

Daher ließ sich in den letzten Jahren die auf historischem Rekordniveau befindliche Abgabenquote in kaum einem europäischen Land mehr erhöhen. Da blieb der Politik nur noch ein Ausweg: Die sich immer schneller drehende Wohlfahrtsmühle auf Schulden zu finanzieren. Das ging etliche Zeit gut. Es gab sogar einige sogenannte, schwer ideologisierte Wirtschaftsforscher, die ein Loblied auf die Schuldenwirtschaft sangen.

2011 aber sind die Geldverleiher endlich zur späten Erkenntnis gekommen, dass die sich immer verschuldenden Staaten wahrscheinlich ihre Kredite nicht zurückzahlen können. Und sie drehten folgerichtig den Geldhahn für die meisten europäischen Staaten zu. Sie taten dies vor allem ab jenem Zeitpunkt im globalen Gleichschritt, als die EU plötzlich dekretierte, dass eines ihrer Mitgliedsländer seine Anleihen privaten Anlegern nur noch zur Hälfte zurückzahlen müsse.

Die Goldmünzen aus Blech

Damit scheint die Wohlfahrtsillusion endgültig ausgedient zu haben. Oder doch nicht? Die Politik zauberte in diesem Augenblick genau jenen Trick hervor, den schon fast alle historischen Fürsten, Könige und Kaiser knapp vor dem Zusammenbruch praktiziert haben. Historisch wurde der Edelmetallgehalt der Münzen immer mehr ausgedünnt, also das Geld immer weniger wert. Das bedeutet in der Gegenwart den Beschluss, unbegrenzt Geld zu drucken. Was ebenfalls zwangsläufig zur Geldentwertung führt. Die amerikanische Notenbank beschloss dies einige Monate früher, die Europäische Zentralbank ganz am Ende des Jahres.

Die EZB tut dies dadurch, dass sich alle europäischen Banken bei ihr praktisch unbegrenzt und praktisch unentgeltlich ohne ausreichende Pfänder langfristig Geld ausleihen konnten.

Der technische Weg des Gelddruckens ist aber ohnedies fast gleichgültig. Was viel entscheidender ist: Die Notenbanker haben damit jedenfalls die Illusion ihrer Unabhängigkeit, ihrer Orientierung am Geldwert zerstört. Sie sind schwächliche Erfüllungsgehilfen verzweifelter und daher zum letzten entschlossener Politiker.

Das Gelddrucken der EZB – die bezeichnenderweise unter einem italienischen(!) Chef steht – hat natürlich zu Jahresende noch einmal eine belebende Wirkung gehabt. So wie es davor bei der amerikanischen Fed der Fall war. Ähnlich werden ja auch Rauschgiftsüchtige noch einmal glücklich, wenn mitten in die Qualen einer Entziehung doch noch eine Lieferung des Giftes platzt. Sogar Italien konnte in dieser mit Geld überschwemmten Banklandschaft in der letzten Jahreswoche seine abgereiften Anleihen wieder refinanzieren.

Das ändert natürlich nichts mehr an der weiteren Entwicklung. Denn die Menschen, die Wirtschaft und vor allem das Ausland werden sehr rasch merken, dass Euro wie Dollar eine beliebig vermehrbare Masse geworden sind. Ein solches Geld spart man nicht, sondern will es schnellstmöglich wieder loswerden. Von Spielzeugwährungen wie dem ungarischen Forint gar nicht zu reden. Das muss zwangsläufig zu einem weiteren Anstieg der Inflation führen. Dieser Anstieg wird sich nicht mehr in der bisherigen Dimension von dem einen oder anderen Zehntelprozent pro Monat bewegen.

Jeder konsumiert noch rasch und dann eilt der Tod herbei

Eine rapide steigende Inflation führt zwangsläufig zu einem Schwinden aller Ersparnisse, zu weiterer Kapitalflucht und damit zu einem nicht mehr abwendbaren Crash. Jeder konsumiert rasch noch einmal, niemand investiert mehr.

Seit 2011 sagen das nicht mehr nur ein paar neoliberale Skeptiker. Die Erkenntnis ist Allgemeingut der Bürger geworden. Womit wir wieder beim Beginn dieser Überlegungen sind: Die Bürger sind empört über das Zusammenbrechen der ihnen jahrzehntelang von praktisch allen Parteien gegebenen Wohlfahrtsversprechen und Sicherheitsgarantien. Sie sind aber auch zornig auf sich selbst, weil sie diese Lüge einer ewig gefüllten Wundertüte geglaubt haben.

Werden die Bürger nun Fünf nach Zwölf auch die schmerzhaften Konsequenzen eines Scheitern des Wohlfahrtsstaates hinnehmen? Oder werden sie sich in irgendwelche radikalen, aber perspektivenlosen Abenteuer stürzen? Werden sie noch einmal den Politikern mit ihren verlogenen Sündenbockkonstruktionen glauben, dass die Banken, die Reichen, die Spekulanten, die Juden, die Unternehmer und wer sonst immer schuld seien? Wird es auch in anderen Ländern mutige Politiker wie Mario Monti geben, die dort vielleicht sogar schon Fünf vor Zwölf den Wohlfahrtsstaat beerdigen und den Staat retten?

Die Hoffnung ist klein, aber sie stirbt zuletzt.

 

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Fußnote 252: Gegen einen Kräuter ist kein Kraut gewachsen drucken

Ich Dummkopf habe vor kurzem hier noch gelobt, dass die Regierung endlich ernsthaft zu verhandeln scheint.

Und schon muss ich alles zurücknehmen. Zumindest wenn der SPÖ-Geschäftsführer Günther Kräuter wirklich für seine Partei spricht und nicht nur im Neujahrskater einfach von sich gibt, was er in der unruhigen Nacht davor alles so geträumt hat. Seine dabei gewonnene Idee: Österreich solle die Eurofighter als Einsparmaßnahme verkaufen. Luftraumsicherung bräuchten wir nicht. Das bedeutet: Wenn sich einmal ein Wahnsinniger oder Terrorist in der österreichischen Luft seine Ziele sucht, kann Österreich ihnen höchstens irgendwelche Heil-Kräuter entgegenhalten. Diese wirken aber auch bei geringeren Problemen nicht.

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Der geliehene und der gekettete Beamte drucken

Michael Spindelegger verlangte zum Jahresbeginn einen totalen Aufnahmestopp im öffentlichen Dienst. Das ist total super. Wenn es ernst zu nehmen wäre. Denn längst hat man in diesem „Dienst“ (Dienst?) riesige – bekannte und geheime – Hintertüren aufgetan, sodass viele Beamte über einen (neuerlichen) Aufnahmestopp nur lachen.

Dass ein solcher an sich eine sinnvolle Maßnahme wäre, braucht man wohl nicht lange zu beweisen. Der Aufnahmestopp müsste freilich jedenfalls nicht nur den Bund, sondern auch die Länder erfassen, wo es vor allem in den östlichen Bundesländern viel zu viele Landesdiener gibt. Und wo viel zu viele völlig überflüssige Regelungen zu vollziehen sind.

Und selbst wenn einmal eine bestimmte Tätigkeit dieses öffentlichen Dienstes wirklich wichtig und daher die Besetzung eines leerstehenden Postens dringend notwendig wäre, gäbe es eine Lösung. Dabei wäre auch in diesen Fällen auf Jahre hinaus niemand neu aufzunehmen: Denn beim Bundesheer, bei der Post oder der Telekom sitzen noch ganze Heerscharen unkündbarer Staatsdiener. Was spricht eigentlich dagegen, raschest ein neues Verfassungsgesetz zu erlassen, damit diese Damen und Herren wieder etwas Sinnvolles tun können beziehungsweise müssen? Und falls sie dazu unfähig oder unwillig sein sollten, sollte es dieses Verfassungsgesetz gleich auch ermöglichen, sie unter Mitnahme einer Abfertigung ans Arbeitsmarkt-Service weiterzuleiten. Das wäre eine der allersinnvollsten Sparmaßnahmen – wenn auch alle Hintertüren geschlossen würden.

Der öffentliche Dienst hat nämlich schon längst andere Strategien gefunden, einen solchen – ja in den letzten Jahren schon mehrfach verkündeten – Aufnahmestopp zu umgehen. Bekannt ist der Trick mit den Ausgliederungen: Indem bisher beamtete Tätigkeiten von einer formal privatwirtschaftlichen Gesellschaft erledigt werden (die aber ganz zufällig dem Staat gehört), hat der öffentliche Dienst zwar in der Tat viele Mitarbeiter verloren. Diese waren dann aber allesamt wieder über die Budgets staatseigener GmbH zu bezahlen. Von den insgesamt „abgebauten“ 33.000 Beamtenstellen sind mehr als 23.000 in den letzten elf Jahren einfach in solche Gesellschaften transferiert worden.

Immerhin scheint Spindelegger diese Taktik durchschaut zu haben. Deshalb will er den Aufnahmestopp nun auch auf alle ausgegliederten Gesellschaften angewendet wissen.

Ausgliederungen und heimliche Eingliederungen

Diese Taschenspielerillusion der Ausgliederungen ist aber noch harmlos im Vergleich zu einer zweiten Gegenstrategie gegen einen Dienstpostenabbau. Diese Strategie ist aber von der Öffentlichkeit bisher noch überhaupt nicht durchschaut worden. Nicht einmal der Rechnungshof tut dies. Ihr Kern: In etlichen Ministerien werden eingesparte Dienstposten seit einiger Zeit einfach durch externe Leiharbeitskräfte ersetzt. Diese mietet man von Zeitarbeitsfirmen an und stellt sie bei Nichtbedarf dorthin wieder zurück. Das Entgelt geht dann nicht über das Konto öffentlicher Dienst, sondern über den Sachaufwand.

Ein ziemlich übler Trick. Denn solcherart wird nicht nur die Öffentlichkeit getäuscht. Es wird auch nichts eingespart. Zugleich wird auch der komplette rechtliche Rahmen des öffentlichen Dienstes gesprengt.

Dieser Rahmen ist zwar zweifellos viel zu umfangreich, aber in einigen Kernbereichen durchaus sinnvoll. So haben die Zeitarbeiter mancherorts Zugang zu allen Akten – sie sind aber in keiner Weise an das Amtsgeheimnis gebunden. Zugleich könnte sich bei ihnen etliches Frustpotenzial ansammeln. Werden sie doch vielfach diskriminiert. Das Fehlen eines Dienstausweises etwa klingt harmlos, macht aber oft Probleme. Langfristig besonders demotivierend ist der Umstand, dass diese Zeitarbeiter keine Aufstiegschance haben.

Der öffentliche Dienst verschafft sich damit aber durch die Hintertür einen Pool an Mitarbeitern, der zum Unterschied von Beamten und Vertragsbediensteten ohne Probleme gekündigt werden kann. Statt dass man den Kündigungsschutz im öffentlichen Dienst reduziert (oder zumindest den Versetzungsschutz), wechselt man gleich in die allerhärtesten Arbeitsverhältnisse der Privatwirtschaft.

Der öffentliche Arbeitgeber hat in den letzten Jahren in einem anderen Bereich sogar Praktiken entwickelt, die alle „kapitalistischen Ausbeutungen“ weit übertreffen. Jeder privatwirtschaftliche Arbeitgeber würde vor dem Arbeitsgericht untergehen, wenn er diese Praktiken anwendet. Ihr Kern: Immer öfter werden Lehrer mehrmals hintereinander mit befristeten einjährigen Verträgen engagiert. Das ist normalerweise als ein sogenannter Kettenvertrag streng verboten, dieses Verbot gilt aber offenbar nur bei normal sterblichen Arbeitgebern. Quod licet Iovi, non licet bovi.

Das schafft eine wilde Zweiklassengesellschaft: Die einen sind auch bei großer Unfähigkeit de facto lebenslang zu bezahlen, die anderen verlieren alljährlich ihren Job und müssen um eine Verlängerung bangen. Dabei sind sie alle „Kollegen“. Sie arbeiten Seite an Seite, unterrichten die gleichen Klassen und sitzen in den Lehrerzimmern Seite an Seite.

Die alte Regel hat sich wieder bestätigt: Wenn sich deine Gruppe zu viele – angeblich soziale – Rechte erkämpft, wirkt sich das für eine andere Gruppe sehr unsozial aus.

 

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Das Bild zum Jahr der roten Gerechtigkeit drucken

sagt mehr als Tausend Worte.

Wer auch immer das ins Netz gestellt hat, wo es in den letzten Stunden heftig kursiert, trifft den Nagel der Unglaubwürdigkeit auf den Kopf.

Nichts gegen ordentliche Gehälter – für jene, die das auch wert sind. Aber sehr viel gegen die unerträgliche Heuchelei der heimischen Sozialdemokratie, die den Leistungsträgern Geld abknöpfen, den eigenen Nomenklatura-Familien aber ständig Privilegien zuschieben will.

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Die Schuldenkrise und das Wurstpapier drucken

Voll des Katzenjammers oder der Walzerglückseligkeit? Wie auch immer: Es gibt etlichen Grund, dem angefangenen Jahr mit Skepsis entgegenzublicken. Und zwar aus seriöseren Gründen als wegen irgendwelcher angeblicher Prophezeiungen eines skurrilen Maya-Kalenders, mit dem sich auch angeblich seriöse Blätter neuerdings intensiv befassen.

Die gravierendsten Sorgen hängen natürlich mit der gigantischen Schuldenkrise in Europa und den USA zusammen. Haben doch allein die EU-Staaten bisher schon 1872 Milliarden Euro an Haftungen für die Schuldennationen übernommen. Nur zum Vergleich der Größenordnungen: Österreich will im begonnenen Jahr rund 74 Milliarden ausgeben, also 4 Prozent dieses Betrags. Das heißt: Wenn die Haftungen auch nur zum Teil schlagend werden (was eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit hat), dann bebt in ganz Europa die Erde. Dann werden nicht nur alle Regierungen aus dem Amt gejagt werden. Dann wird noch viel mehr kollabieren. Daher sollte sich niemand mehr durch die beschwichtigenden Aussagen der Politik einlullen lassen. In Wahrheit gibt es nur drei Wege, die Krise zu lösen: Erstens durch tief ins Fleisch schneidende Sparmaßnahmen (was trotz allem noch der sanfteste Weg wäre); zweitens durch den offiziellen Bankrott mehrerer Staaten (mit unabsehbaren Domino-Katastrophen im In- und Ausland); und drittens durch Entsorgung der Schulden via Megainflation (deren Folgen schon in der Zwischenkriegszeit ungeheuerlich waren).

Die nächste Sorge ist gegenüber diesem Thema zweifellos eine winzige. Sie zeigt aber, dass manche Politiker noch immer nicht verstanden haben, dass die Verjubeljahre vorbei sind. Denn Wirtschafts(!)minister Reinhold Mitterlehner hat eine Debatte über die Einführung des sogenannten Papa-Monats vom Zaun gebrochen. Als ob dadurch auch nur ein einziges Kind mehr zur Welt kommen würde. Der oberösterreichische Populist hat zwar offengelassen, wie die Sache finanziert wird. Aber letztlich ist es ja gleich, ob das letztlich Arbeitgeber, Steuerzahler oder Sozialversicherung sind. Überall ist Sparen dringend angesagt und nicht das Erfinden noch weiterer Sozialleistungen.

Eine noch viel schlimmere Realitätsverweigerung betreibt die SPÖ. Ihre Steuererhöhungspläne (oder die ihrer Ratgeber aus der geschützten Werkstätte Arbeiterkammer) würden Österreich in eine Megakrise treiben. Wer Unternehmenssteuern wie die KöSt noch weiter erhöht, der treibt Firmen und Arbeitsplätze im Expresstempo aus dem Land (Werden hingegen Wohlfahrtsleistungen reduziert, würden nur etwas weniger Sozialmigranten ins Land kommen und einige Menschen mehr sich durch Arbeit statt Sozialleistungen zu ernähren versuchen). Ich habe in den letzten Wochen die 24 Steuererhöhungspläne der SPÖ immer wieder durchackert, ob da nicht wenigstens irgendein Punkt ohne schädliche Auswirkungen dabei ist. Ich fand einen einzigen: Die Besteuerung des Wertgewinns bei Grundstücksumwidmungen. Aber auch die wird nicht so viel bringen, wie die SPÖ erwartet. Denn in der Regel haben die meisten Gemeinden bei solchen Umwidmungen schon immer mitgeschnitten, vor allem in der Form von unentgeltlichen Abtretungen eines Teils des durch den Umwidmungsbeschluss wertvoller gewordenen Grundes. Diese versteckten Steuern werden dann natürlich ausbleiben. Und von den illegalen wollen wir ja gar nicht reden . . .

Dass die SPÖ und ihre grünen Trabanten das Abkassieren jedenfalls todernst meinen, sieht man ja an ihrem Verhalten in Wien: Die Flut der Gebührenerhöhungen – bis zu 66 Prozent – ist eine einzige Attacke auf den Wirtschaftsstandort Wien und ein Vorbote der offensichtlich geplanten Inflationierung.

Ein besonders großes, auch für Österreich bedrohliches Sorgenkapitel in der Schuldenkrise heißt Ungarn. Gewiss ist dessen Krise durch die hemmungslose Verschwendungspolitik der bis vor kurzem regierenden Sozialdemokraten ausgelöst worden. Die Sanierungsmethoden der neuen Rechtsregierung sind aber ebenso schadensvermehrend wie selbstbeschädigend. Denn wenn man ausländische Investoren und Banken in noch höherem Ausmaß als Österreich ausraubt, dann braucht man sich über die Konsequenzen nicht zu wundern. Kein Ausländer wird mehr in Ungarn investieren, und die Banken schon gar nicht. Das wird der ungarischen Bevölkerung noch mehr schaden, als wenn Viktor Orban gleich ehrlich zu sparen angefangen hätte. Was eben nur bei den eigenen Ausgaben und den eigenen Bürgern möglich ist. Selten ist ein populistisch-chauvinistisches Wirtschaftskonzept so rasch gegen eine Wand gedonnert wie in Ungarn. Vielleicht ist das auch H.C.Strache eine Warnung, der recht schlicht plakatieren lässt, dass man sich bei „Banken und Spekulanten“ das fehlende Geld holen könnte.

Ein zumindest unverständliches Signal ist die starke Steigerung der Topmanager-Bezüge in Staatsbetrieben über die letzten vier Krisenjahre. Bezeichnenderweise hat bis heute niemand eine Begründung für diese vom Rechnungshof zum Jahresende konstatierte Entwicklung auch nur zu formulieren versucht. Es zeigt sich: Wo der Staat drinnen ist, wird immer Geld verschwendet.

Bezeichnend und deprimierend ist auch die Reaktion der SPÖ-Ministerin Heinisch-Hoseck auf diese Rechnungshof-Statistik: Sie kritisierte nicht etwa die Gehaltssteigerungen, sondern die Tatsache, dass Frauen noch immer trotz steigenden Anteils dabei deutlich zurückliegen. Unverschämter geht’s kaum mehr.

Die Dummheit der Regierung zeigt sich auch an einem einst mit viel Fanfaren begleiteten Projekt, an der Rot-Weiß-Rot-Card. Diese sollte die dringend benötigten Fachkräfte und Leistungsträger anstelle der Sozialmigranten ins Land holen. Die Bilanz: Nicht einmal 500 solche Rot-Weiß-Rot-Karten sind ausgestellt worden, darunter sind zweifellos viele Empfänger, die auch nach der früheren Rechtsordnung von ihren Firmen nach Österreich geholt worden wären. Das Ganze war also ein Riesenflop. Dieser war für jeden marktwirtschaftlich Denkenden von vornherein klar: Wenn ein Land die weitaus höchsten Spitzensteuersätze in ganz Mitteleuropa abkassiert, schreckt das potenzielle Leistungsträger und Fachkräfte mehr ab, als jede bunte Karte anzulocken imstande ist. Und wenn ein Land in unglaublicher Freizügigkeit an jeden neugekommenen Zuwanderer Sozialleistungen verteilt, dann werden halt auch weiterhin in großer Zahl Sozialmigranten nach Österreich kommen. Aber bei uns wollen viele Politiker den Spitzensteuersatz ja noch weiter erhöhen . . .

Eine ärgerliche Frechheit des ablaufenden Jahres waren die geheimgehaltenen Machtverhältnisse bei der dank der Unterstützung vor allem durch die Wiener SPÖ sehr erfolgreichen Gratiszeitung „Heute“. Sie glaubte, die vermutlich bevorstehende volle Offenlegungspflicht eines Medieneigentümers durch einen schlichten Trick umgehen zu können: Karitative Einrichtungen wurden als Begünstigte bezeichnet. Einige Medien ließen sich dadurch tatsächlich blenden. Freilich weiß jeder Stiftungs-Experte, dass solche Begünstigungen in jedem Stiftungsvertrag für den Fall stehen, dass die Stiftung aufgelöst wird. Nur wird das bei einer Zeitungs-Stiftung mit Sicherheit nicht passieren, solange das Blatt nicht bankrott ist. Die wahren, nach wie vor verschleierten Finanzierungs- und Machtverhältnisse haben mit dieser rein formalen „Begünstigung“ jedoch überhaupt nichts zu tun. Was man schon daran ablesen kann, dass der angeblich begünstigte Verein „Rettet den Stephansdom“ von seinem Glück (das sich ohnedies nie in einem einzigen Spenden-Euro niederschlagen wird) nicht einmal etwas wusste . . .

Und schließlich zu unseren Gesetzgebern. Sie haben so viele blöde und unnötige Beschlüsse gefasst, dass diese gar nicht mehr überblickbar sind. Dazu zählt etwa die skandalöse und gegen das Versmaß verstoßende Umdichtung der Hymne als Folge der Kulturlosigkeit und Feigheit der gewählten Volksvertreter gegenüber einigen Feministinnen in der Sinnkrise; die Verteuerung des allerschlechtesten ORF-Programms aller Zeiten samt Ausdehnung der Zahlungspflicht auf alle jene, die den Gebührensender gar nicht empfangen können; die Erlaubnis, dass auch kleine Menschen künftig Polizist werden dürfen, obwohl die Bevölkerung im Schnitt um zehn Zentimeter größer geworden ist (das Einschreiten von Zwergpolizisten in Krisenszenen wird wohl nicht sonderlich abschreckend sein); und last, not least die allerwichtigste Regel, auf die wir schon so lange gewartet haben: Ab nun darf beim Wursteinkauf das Papier nicht mehr mitgewogen werden. Was irgendeinen Superdiskonter wohl bald veranlassen wird, uns zum Mitbringen des eigenen Verpackungspapiers aufzufordern.

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Heute nur wirklich Positives drucken

Das ganze Jahr über haben negative und besorgte Themen im Tagebuch dominiert. Zum Jahresende habe ich mich daher gezielt auf die Suche nach Positivem gemacht. Und erstaunlich viel gefunden: bei mutigen zilvilgesellschaftlichen Initiativen, bei Salzburger und steirischen Politikern, bei mehreren schwarzen Bildungspolitikern, bei vier direktdemokratischen Parteien, bei Mario Monti und in mehrfacher Hinsicht auch bei der Wiener Koalition. Wirklich, kein Schmäh.

Fangen wir gleich bei der Koalition an: Diese arbeitet nämlich derzeit zum ersten Mal hart und ernsthaft. Rot und Schwarz verhandeln intensiv übers Sparen. Und sie tun das diskret und schweigsam. Sie sondern nicht täglich kontraproduktive Festlegungen in den Medien ab. Was diese an nachrichtenarmen Tagen zwar ärgert, aber trotzdem positiv ist. Dabei geht es diesmal wirklich zur Sache und nicht mehr bloß um Überschriften nach Art des populistisch-simplen Christoph Leitl: (Alle geben halt fünf Prozent weniger aus). Das sollte heute einmal ausdrücklich gelobt und festgehalten werden – trotz aller Besorgnis, dass der vorerst überraschend große koalitionäre Konsens hinter Polstertüren am Schluss wieder an den Betonköpfen der Gewerkschaft zerschellen könnte, welche ja die Hacklerregelung, ein frühes Frauenpensionsalter und den leichten Weg in die Invaliditätspension wirklich für die Heiligtümer der Nation halten. Endlich einmal darf man der Regierung die Daumen drücken. Und verflucht jeden, der derzeit nach den Sozialpartnern ruft, denn dadurch werden die Reformen nur sabotiert.

Wachstum geht auch ohne Geld

Lob und Daumendrücken gebühren auch Mario Monti. Der Italiener hat nicht nur ein eindrucksvolles Sparpaket über die Bühne gebracht. Noch mehr imponiert das zweite Monti-Paket, das in Kürze zugestellt wird: Das Paket soll zeigen, wie man eine Wirtschaft ankurbeln kann, ohne nach dem gefährlichen Rezept der Keynesianer viel Geld in die Hand zu nehmen (wie unsere schlichten Keynesianer immer behaupten). Der Inhalt reicht von scharfen Maßnahmen gegen das Steuerhinterziehen (wie das Verbot der Barzahlung von Beträgen ab 1000 Euro) über die Förderung des derzeit fast zu Tode regulierten Wettbewerbs bis zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Der letztgenannte Punkt bedeutet etwa deutlich erleichterte Kündigungsmöglichkeiten, was automatisch zu vielen Neuanstellungen führen wird. Derzeit kann man in Italien nämlich nicht einmal dann kündigen, wenn die Firma schon in Existenznöten ist. Dieses Paket wäre – sollte es angenommen werden – nicht nur eine Widerlegung des linken Dogmas, dass Wachstumspolitik ständig weitere Verschuldung bedeutet. Es wäre vor allem ein scharfer Kulturbruch mit vielen schlechten italienischen Traditionen.

Eine fast rundum erfreuliche Erscheinung ist die Salzburgerin Gabi Burgstaller. Bei ihr fragt man sich ja oft, wie sie es eigentlich in der Faymann-Rudas-SPÖ aushält. Sie unterstützt nicht nur die Sparmaßnahmen der Bundesregierung. Sie hat auch als erste Sozialdemokratin nach Zugangsregelungen für Universitäten gerufen. Sie ist im Gegensatz zu einigen provinziellen Richter- und Anwalts-Lobbyisten bereit, die teure Menge an Klein- und Kleinstgerichten zu durchforsten. Und sie wagte es, gegen die Niko-Pelinka-Groteske im ORF zu protestieren.

Klug und mutig ist in Salzburg aber auch die ÖVP. Sie kämpft für einen Superwahlsonntag, an dem alle Landtage gleichzeitig gewählt werden; das würde die Lähmung der Republik durch häufige Wahlkämpfe reduzieren. Und sie will den Bundesrat durch ein Gremium aus Mitgliedern der jeweiligen Landesregierungen ersetzen, obwohl das natürlich auch eigene Parteifreunde arbeitslos macht. Beides brächte der Nation jedenfalls Etliches an problemlosen Einsparungen.

Auch die beiden Steirer Voves und Schützenhöfer haben sich positiv ins Jahr 2011 eingetragen. Sie haben mutig und ohne Hickhack etliche Sparreformen sowie Gehaltseinschnitte bei Beamten beschlossen. Das meiste davon ist notwendig wie sinnvoll, auch wenn man nicht begreifen kann, wo die Einsparung bei der Abschaffung der eigenen Autonummern für Bad Aussee liegt. Bei jener Kleinststadt wäre eine Schließung des Spitals viel notwendiger gewesen. Aber gerade weil die beiden Politiker in der Vergangenheit im Tagebuch etlichen Tadel eingeheimst haben, seien sie zum Jahresende vor den Vorhang geholt. Vielleicht dienen sie derzeit auch den beiden jeweiligen Bundespartei-Chefs als Vorbild.

Endlich ist auch der Numerus clausus ein Thema

Natürlich gehört Karlheinz Töchterle ein besonderer Platz in der Reihe dieses Jahres. Er hat sich trotz eines eigentlich cholerischen Temperaments nie von reformverweigernden SPÖ-Frauen provozieren lassen, sondern beharrlich an der notwendigen Rettung der Unis durch Gebühren und – vor allem! – Zugangsbeschränkungen festgehalten. Gewiss hat er sich in Sachen AKH von der Rathaus-Mafia austricksen lassen. Das hat er aber dadurch mehr als gut gemacht, dass er es am letzten Tag des Jahres nun sogar wagt, als erster das Thema „Numerus clausus“ für Österreich anzudiskutieren. Die Einführung dieses deutschen Modells eines Zugangs zu den Universitäten gemäß dem Schnitt aller Schulnoten wäre in der Tat die wichtigste Schulreform seit Jahrzehnten. Es würde die Anstrengung in den Schulen deutlich erhöhen, wenn auch jedes Detail eines Maturazeugnisses Bedeutung bekäme. Und wenn nicht mehr wie bisher die Schulnoten für den Weg auf eine Universität völlig wurscht wären.

Lobenswert entwickelt sich  auch die Oberstufenreform: Denn da hat die ÖVP durchgesetzt, dass man künftig weder mit drei noch mit zwei noch mit einem Nichtgenügend durchkommt, wie die Unterrichtsministerin ursprünglich gewünscht hatte. Man muss künftig für jedes nicht geschaffte „Modul“, also jedes Fach und jedes Semester, eine Wiederholungsprüfung machen. Das heißt: Man muss in der Regel nicht mehr die ganze Klasse wiederholen (was bei asymmetrischen Defiziten ja nie wirklich sinnvoll war); aber man kann kein Fach mehr spritzen. Das könnte trotz allem sonstigen Unsinn in der jüngsten Schulpolitik (wie insbesondere die Zerstörung der Hauptschule mit ihrer überaus sinnvollen Leistungsdifferenzierung) erstmals unser Bildungssystem verbessern. Auch wenn das Modulsystem und die vorgesehenen überbürokratischen Begleitregeln die Schulen organisatorisch vor gewaltige Herausforderungen stellen. Auch wenn es manchen Schülern oft besser täte, einfach in Ruhe ein Jahr zu wiederholen.

Großes Lob verdient die oberösterreichische Bildungslandesrätin Hummer. Sie gibt den Pflichtschul-Direktoren ihres Landes das Recht, Lehrer künftig zumindest nach dem ersten Jahr wieder verabschieden zu können. Kinder und Eltern dürfen dankbar sein; faule, dumme, überforderte Lehrer werden es weniger sein. Das Beispiel sollte rasch Schule machen. Etwa auch im Osten Österreichs. Hier hat mir eine AHS-Direktorin von einer netten Junglehrerin erzählt, die leider nicht Französisch kann. Diese Frau will und soll aber ausgerechnet Französisch unterrichten, hat  doch ausgerechnet für Französisch ihr Lehramtsdiplom erhalten. Was nebenbei zeigt, wie wenig Diplome der Wiener Uni inhaltlich wert sind.

Erfreulicher Schulmut findet sich auch im neuerdings rot-grün geführten Baden-Württemberg. Dort wird die Verkürzung der Gymnasien von neun auf acht Jahre zumindest an 44 Gymnasien wieder zurückgenommen. Das ist umso erstaunlicher, als bei uns Rot-Grün (und Androsch) die Gymnasien ja auf drei Jahre verkürzen wollten.

Erfreuliches aus einem ganz anderem Gebiet: Trotz einer Zunahme an Passagieren nimmt der Spritverbrauch der Flugzeuge signifikant ab. Wie das? Primär nicht durch irgendwelche neue bürokratisch-politische Ausbrütungen, sondern durch das Natürlichste der Welt: Treibstoff ist deutlich teurer geworden, weshalb plötzlich zu Tausenden neue Flugzeuge mit einem 20 bis 30 Prozent niedrigerem Verbrauch angeschafft werden. Der Markt hat bewirkt, was auch die Hundertste Kyoto-Konferenz nicht schafft. Solche planwirtschaftlichen Projekte verursachen im Gegenteil nur sinnlosen Spritverbrauch.

In der sonst nur extrem skeptisch zu sehenden, weil meist kontraproduktiven Regulierungswut der heimischen Politik ragt zumindest eine Maßnahme positiv hervor. Und zwar wieder auf einem ganz anderen Gebiet: Die nun vorgeschriebene Bildung von Rettungsgassen in der Mitte der Autobahn könnte bei Unfällen und Staus Leben retten. Das klingt angesichts des egoistischen Verhaltens mancher Autofahrer nach einer notwendigen wie sinnvollen Regel.

Hirn braucht kein Geld

Lobenswertes tut sich auch in der Zivilgesellschaft. Dabei geht es natürlich nicht um die Buseks oder Androschs, die sich nun plötzlich als Volk ausgeben, weil sie nirgendwo sonst mehr was zu sagen haben. Aber es gibt einige echte Basis-Initiativen. Wie etwa die Initiative für eine Verwaltungsreform jetzt. Oder die Initiatoren der systemkritischen Gratiszeitschrift „ECHO“. Oder die sechs Ökonomen, welche die Initiative „pro Marktwirtschaft“ gegründet haben. Diese zählen zu den besten Wirtschaftsweisen der Nation und veröffentlichen nun regelmäßig aus eigenem Antrieb brillante Studien. Sie sind vor allem so unabhängig von allen Machtstrukturen, dass sie sich nicht einmal eine eigene Homepage leisten können. Aber: Hirn braucht kein Geld. Und das Tagebuch wird jedenfalls in der Gastkommentar-Spalte ihre Erkenntnisse einem breiteren Publikum zugänglich machen.

Herauszuheben aus dem ablaufenden Jahr ist auch der plötzliche Fortschritt in Sachen Direkte Demokratie. Für diese treten nun schon vier Parlamentsparteien ein. Gewiss wird die Sache vorerst am Nein der josefinistischen SPÖ scheitern (Alles durch den Staat und vom Staat, respektive durch die Partei und von ihr). Gewiss steckt hinter der neuen Dynamik auch viel vordergründige Taktik von FPÖ und ÖVP. Aber der Zug geht zweifellos in die richtige Richtung und ist hoffentlich nicht mehr aufzuhalten. Schon gar nicht durch die üblichen drei linken Verfassungsjuristen, die um ihr mediales Monopol als oberste Schiedsrichter der Nation bangen und gegen mehr Demokratie wettern. Mir hat jedenfalls noch niemand erklären können, wieso es eine Gesamtänderung der Verfassung wäre, wenn Österreich noch demokratischer würde. Und wenn Entscheidungen von den Hinterzimmern an die Wahlurne transferiert werden.

Ganz sicher positiv ist auch, dass im Burgenland 2011die jahrzehntelange sozialdemokratische Wahlkampfaktion auf Steuerkosten endlich zu Ende gegangen ist. Die „Grenzsicherung“ durch zwangsverpflichtete Soldaten war spätestens ab jenem Zeitpunkt zur teuren Farce verkommen, da Richtung Ungarn und Slowakei alle Grenzkontrollen auf den Straßen weggefallen waren.

Auch wenn mir da nicht alle zustimmen werden: Eine positive Wendung bedeutete 2011 auch der Wechsel Pröll-Spindelegger. Der neue ÖVP-Chef ist zwar kein toller Rhetoriker, aber er ahnt zum Unterschied von seinem Vorgänger wenigstens, dass die ÖVP in alle Richtungen Wähler verliert, nur längst nicht mehr zu den Grünen, denen sich Pröll davor so angenähert hat. Zumindest in Sachen Bundeshymne ist zwar auch Spindelegger peinlich eingegangen, aber die Frequenz der schwarzen Katastrophen hat sich unter ihm doch deutlich reduziert. Und er hat auch mit Töchterle und Kurz das Pröllsche Katastrophenteam ein wenig verbessern können, auch wenn er sich mit Mikl-Leitner gleich wieder einen dicken Minuspunkt eingezogen hat. Manches Mal ist man aber auch schon mit kleinen Fortschritten zufrieden.

Trotz allem Positiv denken

Zuviel des Lobs und positiven Denkens? Nun, für den Katzenjammer am ersten Jänner sammle ich schon ein ganz anderes Sammelsurium, das leider wieder deprimierend werden dürfte.

Davor aber allen Lesern ein „Prosit“ und ein „Trotz Allem Positiv Denken!“ Der ganz besondere Dank gilt in diesem Sinne allen Partnern und Abonnenten, die dieses Tagebuch so kräftig am Leben erhalten.

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Die Kondolenz im Wasserglas drucken

Es zählt ja nun wirklich nicht zu den wichtigsten Fragen der Weltgeschichte. Aber der Sturm im österreichischen Wasserglas um Kondolenzen und Nicht-Kondolenzen zum Tod des blutrünstigen nordkoreanischen Diktators ist dennoch so signifikant wie heiter.

Man könnte sagen: Wir kondolieren, weil wir ja trotz allem diplomatische Beziehungen zu jenem Land haben, weil wir das ohne Ansehen der kriminellen Energie bei jedem Staatschef tun, weil in Wahrheit ein Großteil der weltweiten Machthaber nach unseren Maßstäben ins Gefängnis gehörte und man sich jedoch nicht mit aller Welt anlegen kann, weil wir vielleicht durch solche unverbindliche Gesten irgendwann den Nordkoreanern eine humanitäre Konzession oder einige Exportaufträge abringen können.

Man könnte aber auch sagen: Wir kondolieren nicht, weil wir an so üblen Gestalten wie Kim Jong-il nicht einmal nach deren Tod anstreifen wollen, weil für uns die Menschenrechte der oberste Maßstab sind, weil man zumindest beim unappetitlichsten Diktator des gesamten Erdballs ein Exempel setzen muss.

Aber: Wer weder das eine noch das andere tut, sitzt zwischen allen Stühlen. Und besonders peinlich wird es, wenn man dabei so herumeiert wie Österreich und insbesondere sein Bundespräsident.

Dieser ließ nämlich offiziell die nordkoreanische Meldung dementieren, dass er sein „tiefes Beileid“ ausgedrückt habe. Im gleichen Atemzug musste aber sein Sprecher zugeben, dass eine „Mitarbeiterin“ die nordkoreanische Botschaft besucht und „persönlich kondoliert“ habe.

Was nur noch skurril ist: Denn natürlich muss sich die (dem gemeinen österreichischen Volk gegenüber nicht näher identifizierte) Dame dort als Vertreterin des Bundespräsidenten geoutet haben. Sonst wäre sie gar nicht empfangen worden. Und falls sie das ohne Wissen Heinz Fischers getan hätte, hätte sie in jeder normalen Präsidentenkanzlei nach Bekanntwerden umgehend ihren Schreibtisch räumen müssen. Aber es zweifelt ohnedies niemand, dass sie von Fischer selbst entsandt worden ist. Was natürlich heftig an Fischers Vergangenheit als Vizepräsident der nordkoreanischen Freundschaftsgesellschaft zu erinnern, einer Plattform für Geschäftemacher, senile Altpolitiker und ideologische Sympathisanten des Steinzeitkommunismus.

Ähnlich absurd wurde die Uminterpretation des Kondolenz-Besuches des SPÖ-Abgeordneten Anton Heinzl „als Privatperson“ in der Botschaft. Dieser musste nun die nordkoreanische Meldung dementieren, dass durch ihn die „SPÖ St. Pölten“ kondoliert hätte. Aber vielleicht die SPÖ St.Pölten Süd?

Das Außenministerium hat zwar wenigstens auf einen Kondolenzbesuch verzichtet. Aber der Hort der heimischen Diplomatie hat dennoch versucht, sich irgendwie bei trockener Haut zu waschen: Man habe kein normales Kondolenzschreiben, sondern nur ein formloses Schreiben an das nordkoreanische Volk(!) verschickt, wird nun betont. Ah, so ist das! Ich sehe geradezu die hungernden Nordkoreaner vor mir, wie sie begeistert die Post vom Wiener Minoritenplatz aufmachen und studieren. Und dann möglicherweise wütend sind, weil das gar kein „normales Kondolenzschreiben“ ist, sondern nur ein – ja was? Vielleicht ein abnormales?

Hurra, der Fasching ist da! Die Obrigkeit signalisiert uns, dass es die Zeit des Lachens ist. Und sie selbst kann bald wieder ihre Orden für besondere diplomatische Fähigkeiten auslüften.

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SN-Kontroverse: ORF privatisieren? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der ORF privatisiert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wes Brot ich ess'...

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein". Der Kernsatz des Dialektischen Materialismus lässt sich gut auf den ORF anwenden. So hat Gerd Bacher, der drei Mal an der ORF-Spitze stand - aber Pausen mangels Wahlmehrheit einlegen musste - die öffentlich-rechtliche Konstruktion des ORF nur in Zeiten verteidigt, wenn er ihn selbst lenkte. In seiner Miniphase z. B. als „Presse"-Herausgeber zog er gegen die öffentlich-rechtliche Konstruktion des ORF vom Leder. Dies hielt ihn nicht davon ab, wenig später wieder die öffentlich-rechtliche Monopolkonstruktion laut zu verteidigen. Klassischer kann der Satz: „Wes Brot ich ess', des Lied ich sing" kaum vorgelebt werden. Bacher zählt heute zu den heftigsten Kritikern von ORF-Chef Alexander Wrabetz. Vorher versuchte ein privater „Freundeskreis" rund um Bacher Wrabetz' Wiederwahl zu verhindern und Gerhard Zeiler (RTL) an die Spitze des ORF zu hieven. Durch den „roten Freundeskreis" im ORF-Stiftungsrat wurde das verhindert. Nicht zuletzt weil dieser stark unter dem Einfluss von SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas und Niko Pelinka steht, der nun ungustiöserweise Büroleiter von Wrabetz werden soll. So weit, so schlecht, weil eben nicht nur Konservative das oben zitierte Lied beherrschen. Deswegen aber gleich den ORF zu privatisieren, hieße das Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn der ORF liefert nicht nur die tägliche Intrige frei Haus, sondern auch sehr gute Programme, wie z. B. ORF III oder Ö1. Abgestellt hingegen gehört die Polit-Klüngelei im Stiftungsrat und zu überlegen ist die Abschaffung bzw. Zusammenlegung der teuren Landesstudios. Sie liefern mediokre Programme oder sind zu Dauerwerbeanstalten für die jeweiligen Landeschefs verkommen, die selbst dann ins Bild gerückt werden, wenn sie z. B. einen Kreisverkehr in ihrem Bundesland eröffnen.


Selbstzerstörung eines Senders

Andreas Unterberger

Weltweit sind private Schulen besser als staatliche. Das Telefon funktioniert seit Ende des Staatsmonopols effizienter und billiger. Die einst defizitäre Voest ist heute - wie viele andere privatisierte Firmen - ein zukunftssicherer Vorzeigebetrieb.

Nur für den staatlichen ORF müssen wir weiterhin Gebühren und(!) Steuern zahlen, damit er überlebt. Die einzigen Gründe dafür, nämlich umfassende und hochstehende Information und die Verbreitung österreichischer Kultur, hat der ORF unter seinen letzten drei Chefs total verspielt. Mit Alexander Wrabetz, einem Mann ohne journalistische oder kulturelle Kompetenz, hat der Abstieg den Tiefpunkt erreicht. Da ist die Berufung des Jungschnösels Pelinka aus dem innersten Machtkreis der SPÖ in eine höchstbezahlte Funktion - eine Woche, bevor diese überhaupt „ausgeschrieben" worden ist! - nur das letzte Detail. Dass sich Wrabetz von diesem Pelinka schon in der Vergangenheit die Listen von Diskussionsrunden absegnen hat lassen (was Pelinka zuerst zugab, dann dementierte, nachdem ihn jemand informierte, dass man so etwas eher geheim halten sollte), war entlarvend. Der ORF wird wie eine SPÖ-Sektion geführt. Aber auch einige grüne, schwarze, blau/orange und „unabhängige" Typen wissen: Wer Wrabetz wählt, kann schöne, oft extra geschaffene Posten besetzen - oder ständig im ORF auftreten. Widerlicher geht's nimmer. Oh doch, es geht. Im Programm ist der Absturz noch viel ärger. Die Unterhaltung ist auf vielen anderen Sendern besser, die Information noch viel mehr, quantitativ wie qualitativ. Die TV-Nachrichten, -Magazine und -Diskussionsgäste des ORF haben überdies eine schwere linke, meist grüne Schlagseite, Ö1-Programme oft sogar eine kommunistische. Die Zuseher rennen dem im Eiltempo davon. Es gibt absolut keine Legitimation, dass dieser ORF noch mit Gebühren finanziert wird.

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AKH – ein Haus ist krank drucken

Die Nachricht  füllt seit Wochen die Zeitungen: Die medizinische Versorgung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus ist bedroht. Und Wissenschaftsminister Töchterle sei schuld daran. Worauf er nach drei Wochen Trommelfeuer entnervt in den Budgetsäckel gegriffen hat. Trotz aller Sparzwänge. Während die eigentlich für die Gesundheitsversorgung der Stadt zuständige Gemeinde ihr Geld (unser Geld) weiterhin für ganz andere und oft abenteuerliche Zwecke hinauswirft.

Der integre und philosophisch weise, aber politisch biedere Tiroler Minister ist da in eine taktisch gut positionierte Falle gegangen. Denn für die medizinische Versorgung der Bürger ist laut Verfassung einzig und allein das jeweilige Bundesland zuständig, nicht der Wissenschaftsminister. Der hat lediglich die Lehre und die Forschung über. Beides hat aber nichts mit den bedrohten Nacht- und Wochenenddiensten im AKH zu tun, deren Einschränkung zur Diskussion gestanden ist.

Dennoch hat es eine geschickte Taktik des Rathauses geschafft, dass der Wissenschaftsminister den Schwarzen Peter in der Hand hat. Vor allem ein roter Ärzte-Apparatschik namens Szekeres inszenierte diese Schuldzuweisung, indem er unter Streikdrohungen immer nur den Bund attackierte. Dahinter steht natürlich auch der Bürgermeister, der in einem seiner wenigen nüchternen Augenblicke als „Kompromissvorschlag“ anbot, dass sich künftig Bund und Gemeinde die AKH-Kosten 50 zu 50 teilen sollten. Derzeit macht freilich der Bundesanteil rund 15 Prozent aus! Ein guter Schmäh, würde man in Wien sagen.

Dabei kommen aber in Wahrheit Lehre und Forschung am AKH ohnedies immer mehr zu kurz. Denn die Gemeinde verschiebt immer mehr medizinische Betreuung in das Großkrankenhaus – müsste sie doch anderswo sämtliche Kosten alleine tragen.

Noch wichtiger ist aber ein anderer Faktor, der offenbar auch dem Wissenschaftsminister nicht bewusst ist: Im AKH müssen Ärzte Zehntausende Male im Jahr Dinge machen, die in sämtlichen anderen Gemeindespitälern Krankenschwestern machen (natürlich auch in den Privatspitälern). Dabei geht es um Blutabnahmen und ähnliche Tätigkeiten. Die Krankenschwestern im AKH beschränken sich weitgehend auf reine Pflegetätigkeiten – und füllen zahllose Fragebogen aus, in denen dann viele irrelevante Informationen stehen oder solche, die ohnedies auch die Ärzte in der Krankengeschichte festhalten.

Die Gemeinde hat natürlich jedes Interesse, dass das so bleibt. Es ist für sie weit billiger, Dinge von Ärzten erledigen zu lassen, wenn jemand anderer diese bezahlt. auch wenn es natürlich insgesamt eine Verschwendung ist. Damit dies nicht zu vordergründig aussieht, wird die sogenannte Oberschwester vorgeschickt, die immer eine bis zum letzten Gen stramme Genossin ist. Diese hat eine strenge Arbeitsteilung zwischen Ärzten und Schwestern durchgesetzt, in der die AKH-Schwestern viel weniger tun dürfen/müssen als ihre Kolleginnen anderswo. Diese Oberschwestern haben in der an kommunistische Zustände erinnernden „kollegialen“ Führung der Wiener Spitäler eine unglaublich starke Stellung, gegen die der überaus schwache Medizinuni-Rektor keine Chance hat. Die sonstige AKH-Leitung hängt sowieso am Faden der Rathausmänner. Und der Wissenschaftsminister ist weit weg.

Zugleich ist das AKH ein Tempel der Korruption und Misswirtschaft geworden. Skandalöse Auftragsvergaben (große Wellen hat etwa der geschobene Vertrag mit einer Reinigungsfirma geschlagen) rücken das Haus ins Zwielicht. Die Herrschaft von Cliquenwirtschaft und Freimaurerei hat das in seiner Größe ohnedies schon fast unregierbare Haus zugleich in seiner medizinischen und Forschungs-Qualität zurückfallen lassen. Bezeichnend für den Zustand ist, dass man wie ein Werner Faymann den Qualitätsverlust neuerdings durch den Kauf von PR-Seiten in Zeitungen zu übertünchen  versucht. Was einst in den großen Zeiten des AKH mit Sicherheit niemandem eingefallen wäre.

Die Vernachlässigung der medizinischen Versorgung durch die Stadt Wien wird auch durch den Zorn anderer Spitäler bewiesen: Die acht Wiener Ordensspitäler protestierten dagegen, dass sie seit Jahren ausgeblutet werden. Investitionsgelder werden gekürzt, Leistungserlöse (also Honorare für einzelne Eingriffe) werden nicht valorisiert. Vielleicht sollten die Ordensspitäler auch einen Streik androhen oder so zynische Aktionen setzen wie die roten AKH-Gewerkschafter, die ahnungslose Promi-Patienten für peinliche PR-Aktionen einsetzen?

Aber dazu sind sie zu zaghaft. Und  das würde ihnen auch nicht viel nutzen. Denn die mit Inseraten bestochenen Zeitungen ignorieren die Ordensspitäler sowieso und schreiben nur übers AKH, das Opfer des bösen Bundes. Und keine einzige Zeitung schreibt, dass sämtliche Ärztenot im AKH gelöst wäre, wenn dort nicht die Ärzte zahllose Tätigkeiten von Krankenschwestern übernehmen müssten. Was insgesamt auch noch billiger wäre.

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Erstaunlich vernünftig und realistisch, diese Jugend drucken

Dem „Kurier“ war sie gleich zwei empörte Hauptkommentare auf Seite 1 wert. Auch viele andere Medien haben extrem zornig reagiert. Anlass war eine neue Jugendstudie eines SPÖ-Vorfeld-Instituts. Alle linken Kommentatoren klagten über die Jugend von heute und deren neoliberale Amoralität (was auch immer neoliberal eigentlich heißt). In Wahrheit aber zeigt die Studie ein erfrischend positives Bild der Jugendlichen. Diese sehen die Welt realistisch und lebensnahe. Aber eben nicht so, wie die linken Ideologen es ihnen einreden wollen.

Kern der Aussagen der Jugendlichen: Jeder ist seines Glückes Schmied. Als häufigster Grund für Armut werden von 37 Prozent Faulheit und Mangel an Willenskraft genannt. 16 Prozent glauben sogar, Armut sei ein unvermeidbarer Bestandteil des modernen Fortschritts. Nur ein Fünftel glaubt hingegen an das rot-grüne Evangelium (das auch von vielen Medien ständig getrommelt wird), dass der Grund der Armut in der Ungerechtigkeit der Gesellschaft liegt.

Man stelle sich nur vor, wie katastrophal es umgekehrt wäre. Also wenn die Mehrheit der Jugendlichen die Verantwortung für das eigene Wohlergehen der Gesellschaft zuschöbe! Genau das und nur das wäre zutiefst amoralisch. Jede Motivation zur Leistung, zur Anstrengung, zur Bildung wäre dahin. Freuen wir uns daher, dass die klare Mehrheit der Jungen – zumindest prinzipiell – weiß, dass ihr Lebenslos in hohem Ausmaß von ihnen selbst abhängt. Rund 60 Prozent versteht unter sozialer Gerechtigkeit nicht Umverteilung, sondern die Möglichkeit, auf der Stufenleiter emporzusteigen, einen guten Job zu finden.

Aber diese Haltung der Jungen stört alle linken Umverteiler enorm. Diese wollen, dass sich die Menschen nur von ihnen abhängig sehen und nicht von den eigenen Entscheidungen. Diese Umfrage zeigt jedoch ein erstaunliches Scheitern der linken Gehirnwäsche an den Jugendlichen. Damit ist allen Versuchen, den Staat zum großen Gesellschaftsingenieur zu machen, der den Einzelnen die Verantwortung abnimmt, die demokratische Basis entzogen. Die Jungen glauben nicht mehr die Wohlfahrtsstaat-Lüge, deren Kern ja darin bestanden hat, dass man von der Wiege bis zur Bahre nur immer die richtige Partei wählen müsse.

Nach dieser Wohlfahrtsstaatslüge sind nur die bösen Kapitalisten schuld, wenn es doch einem schlecht ginge. Dann müsse halt noch mehr umverteilt werden. Und nie könne einer selber schuld an seiner Armut und seinem sozialen Abstieg sein, auch wenn er sich nicht den Mühen einer ordentlichen Ausbildung und ständigen Weiterbildung unterzogen hat, auch wenn er sich für Alkohol und Drogen entschieden hat, auch wenn er weder Höflichkeit noch Pünktlichkeit noch Disziplin als notwendige Basis jeder Berufslaufbahn erkannt hat. Immer ist die Gesellschaft dafür zu geißeln.

Die Mehrheit der Jungen glaubt jedoch nicht – oder nicht mehr, falls es früheren Jugendgenerationen jemals mehrheitlich getan haben, – an diese linken Märchen.

Eine klare Mehrheit der Jungen hat auch noch nie etwas von der linksradikalen „Occupy“-Bewegung gehört. Dabei schreiben sich alle linken Journalisten die Finger wund zur Anpreisung dieser angeblich von „99 Prozent“ unterstützten Besetzerszene. Wie weh muss dieses Desinteresse den Neoneoneomarxisten tun, die noch immer an eineinhalb Jahrhunderte alte Gesellschaftstheorien glauben.

Besonders köstlich ist, dass sich die linken Studienautoren besonders über eine weitere angeblich „fatale“ Aussage erregen: Auf dem Arbeitsmarkt sei man ohne Matura nichts wert. Aber sind es nicht gerade die Linken, die genau das ständig predigen? Verlangt nicht gerade das Androsch-Begehren genau aus diesem Grund eine Erhöhung der Maturantenzahl? Und geht nicht rund die Hälfte der Jugendlichen in Schulen, die zur Matura führen? Die werden ja wohl noch daran glauben dürfen, dass ihnen die Matura etwas auf dem Arbeitsmarkt nützt! Sie müssen ja nicht wissen, wie zweifelhaft das ist, wenn man nachher etwa Politikwissenschaft, Publizistik und ähnliche von niemandem nachgefragte Billigstudien belegen sollte (außer man wird halt dann über die Partei irgendetwas).

Erstaunlich scheint nur, dass ein notorisch linker Verein diese Jugendstudie veröffentlicht hat. Auf den zweiten Blick ist das nicht mehr so erstaunlich. Denn diese Studie ist sofort von zahllosen linken Vereinen mit dem Ruf nach noch mehr Geld verbunden worden, damit man die Jugend noch besser umerziehen kann. Dieses Geld werden sie zumindest in Wien auch bekommen.

Freilich zeigt die Geschichte, dass linke Umerziehung nie funktioniert. Denn von Vietnam über China bis zum Baltikum zeigt sich: Sobald Zwang und Terror nachlassen, werden die Umerzogenen zu überzeugten Vertretern eines besonders kompromisslosen Kapitalismus. Zu noch viel überzeugteren als die Kinder des Kapitalismus, die ja die Alternative noch gar nicht leibhaftig erlebt haben.

„Viel zu viele Türken“

Zurück zur Studie. Auch in Sachen Immigration denken viele Jugendliche ganz anders, als ihnen vorgeschrieben wird: 44 Prozent sagen offen, dass in Österreich schon „viel zu viele Türken leben“ leben. Kann man wirklich glauben, dass die alle von FPÖ und BZÖ verhetzt worden sind (und von Maria Fekter in ihrer Zeit als Innenministerin)? Oder haben die Jugendlichen vielleicht auch in diesem Punkt absolut recht? Nur linke Träumer können die Realität und Gefahr einer rasch wachsenden Minderheit übersehen, die sich in keiner Weise, weder sprachlich, noch kulturell, noch bildungsmäßig, noch leistungsmäßig, noch in ihrem Verhalten gegenüber Frauen und Mädchen in unsere Gesellschaft integrieren will.

Erstaunlich mutig haben die „Salzburger Nachrichten“ diese Zahl kommentiert: „Lauter Rassisten? Vielleicht ist dieser Prozentsatz bloß deckungsgleich mit jenen, denen eine Jugendgang mit Migrationshintergrund das Handy raubte. Oder die einen Freund, eine Freundin haben, denen dies widerfuhr, ohne dass die Erwachsenenwelt in irgendeiner Form auf diese Form der Kriminalität reagierte.“ Klarer kann man es gar nicht sagen.

Dabei sind naturgemäß unter den Befragten schon viele Jugendliche türkischer Abstammung dabei. Was diese 44 Prozent als noch signifikanter erscheinen lässt. Was aber andererseits auch zwei weitere, bedenkliche Zahlen dieser Studie in ein anderes Licht rückt: 18 Prozent sagen, dass die Juden nach wie vor zu viel Einfluss auf die Weltwirtschaft hätten; und 11 Prozent glauben, dass Adolf Hitler für die Menschen auch viel Gutes getan hätte. Unter diesen 11 beziehungsweise 18 Prozent sind mit Sicherheit viele hier lebende Moslems.

Dennoch verstecken sich in diesen beiden Zahlen auch Hinweise auf üble rechtsradikale Gruppen unter den indigenen Jugendlichen. Umso wichtiger ist es, die Sorgen der 44 Prozent über die türkische Zuwanderung ernst zu nehmen. Sonst würde dieser Mainstream wirklich den Rechtsradikalen auf den Leim gehen.

Mir hat einmal ein kluger Mann gesagt: Hüte dich vor jenen, die nichts Besseres zu tun haben, als ständig über die „heutige Jugend“ zu schimpfen. Auf Grund dieser Studie würde ich sogar ergänzen: Freuen wir uns über eine kluge Jugend, die jedenfalls klüger ist als ihre Möchtegernerzieher. Solange wir noch eine haben.

 

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Fußnote 250: Dinner for Niko drucken

Das ORF-Programm ist nur noch sehr selten lustig. Wer an diesem Urteil zweifelt, möge sich nur das Silvesterprogramm anschauen. Über ein „Dinner for One“ kann man höchstens ab 3 Promille aufwärts noch ein wenig schmunzeln. Dafür gibt uns der ORF wenigstens durch seine Unternehmensführung regelmäßig Grund zum Lachen.Wird doch auch dort zu Jahreswechsel ein Dinner for One serviert.

Denn der Gebührensender hat allen Ernstes am 27. Dezember offiziell angekündigt, dass jener Posten, dessen Besetzung er schon am 23. Dezember offiziell verkündet hat, nun in der „Wiener Zeitung“ ausgeschrieben wird. Dabei geht es um die nicht ganz unwichtige Funktion des Büroleiters des Generaldirektors. Was für köstliche Kabarett-Scherze könnte man rund um diese Farce zimmern – wären nicht alle unsere Kabarettisten auf einem Auge blind und beruflich durchwegs partei- und ORF-abhängig. Jetzt muss man nur noch eines mit Spannung abwarten: Ob der liebe Niko Pelinka auch intelligent genug ist, seine Bewerbung jetzt rechtzeitig abzusenden. Oder ob ihm zumindest die liebe Laura Rudas das noch aufträgt. Was sie aber sicher tut, sofern sie irgendeinen lieben Mitarbeiter haben sollte, der ihr das zuvor empfiehlt. Es geht ja um etwas: Denn wenn Pelinka es schaffen sollte, rechtzeitig aufs Postamt zu gehen (bitte nicht nur hingehen, sondern dabei auch Bewerbungsbrief und Portogeld mitnehmen!), kann er neben der richtigen linken Gesinnung immerhin auch schon den nötigen Intelligenztest für eine führende ORF-Funktion vorweisen. Und dann sage noch einer, im ORF regiere nur noch die parteipolitische Schiebung und größtmögliche Inkompetenz . . .

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Lasst die Gedanken frei – und scheinen sie euch auch böse drucken

Kein Zweifel: Die Türken haben an den Armeniern am Rande des Ersten Weltkriegs einen Völkermord begangen. Das ist nicht nur durch Franz Werfels großes Werk bewiesen. Ebensowenig Zweifel gibt es aber auch an einer zweiten Erkenntnis: Die von Frankreich jetzt eingeführte strenge Bestrafung der Leugnung dieses Genozids ist ein ziemlicher Schwachsinn.

Diese Diagnose hängt überhaupt nicht mit den wilden Reaktionen des türkischen Machthabers Erdogan zusammen. Diese Reaktionen wecken im Gegenteil eher Sympathien für Frankreich. Diese Diagnose hängt auch nicht damit zusammen, dass durch das französische Gesetz den türkischen Ambitionen, der EU beizutreten, das bisher wirksamste Stopplicht entgegengesetzt worden ist (obwohl es dabei gar nicht um den Beitritt geht). Eine türkische EU-Mitgliedschaft ist zwar abzulehnen, weil sie aus vielerlei Gründen den Untergang der Union bedeuten würde. Aber diese Ablehnung sollte man bitte mit ehrlichen Begründungen und nicht über die Völkermord-Bande kommunizieren.

Schon gewichtiger bei der Kritik am französischen Beschluss, die Leugnung eines Völkermords mit Strafe zu belegen, ist dessen Hauptmotiv: Es geht nämlich im Wahrheit nur um die Stimmen der relativ großen armenischen Gemeinde bei der nächsten Präsidentenwahl. Türkische Zuwanderer hingegen spielen in Frankreich eine zahlenmäßig sehr geringe Rolle (wirklich gewichtig sind dort unter den Zuwanderern die Araber). Aber jedenfalls ist es von Übel, wenn solche wahltaktischen Motivationen einen Beschluss über ein neues Strafgesetz beeinflussen, das noch dazu Grundrechte beschneidet.

Aber am allermeisten stört, dass sich – ausgerechnet – Frankreich mit diesem Gesetz weit von der Aufklärung und ihren liberalen Grundsätzen verabschiedet. Von Voltaire und von vielen anderen vor allem französischen (und englischen) Geistern wurde einst das entscheidende Fundament gelegt, auf dem sich Vernunft und Wahrheit gegen die Regeln der Macht durchsetzen konnten. Diese Durchsetzung kann immer nur durch Überzeugung und Beweise geschehen und nie durch Zwang oder Anordnung, die ja in den Jahrtausenden davor immer der Wahrheit den Weg versperrt haben.

Es ist daher für ganz Europa bedrückend, wenn sich ausgerechnet im Mutterland der Aufklärung nun die Antiaufklärung so dramatisch durchsetzt.

Zurück zum Faktum Völkermord. Auch wenn niemand genau definieren kann, was Völkermord eigentlich ist, ab welcher Zahl Getöteter dieser Ausdruck legitim ist, so hat es doch zweifellos viele solcher Genozide gegeben. Nicht nur an den europäischen Juden durch Hitler-Deutschland. Nicht nur an den Armeniern durch die Türken (die im ersten Weltkrieg übrigens mit Österreich verbündet waren, das angesichts der auf dem Weg über Österreich bekanntgewordenen Massaker sehr verzweifelt, aber letztlich zum Ignorieren verurteilt war).

Ist aber nicht auch die weitgehende Auslöschung der indigenen Einwohner Amerikas durch die einwandernden Weißen ein solcher Völkermord gewesen? Waren das nicht auch die millionenfachen Morde der Sowjetunion an Ukrainern, Tataren und anderen Völkern? War das nicht auch das Gemetzel der Roten Khmer unter den Kambodschanern? Was haben eigentlich im Dreißigjährigen Krieg die Schweden in Mitteleuropa getan? Was taten die Normannen im Mittelalter? Die arabischen Sklavenjäger in Südeuropa? Die europäischen in Westafrika?

Die Geschichtsbücher sind voll solcher Greueltaten. Manche schriftlosen Völker wurden sogar ausgelöscht, ohne wenigstens eine Erinnerung hinterlassen zu können.

Ein aufgeklärter liberaler Rechtsstaat muss sich diesen Taten stellen, wo auch immer er damit konfrontiert wird. Durch Bestrafung von Tätern, wo solche noch am Leben sind. Durch offene wissenschaftliche Aufarbeitung. Durch scharfe verbale und intellektuelle Auseinandersetzung mit jenen Menschen, die jene Fakten leugnen oder beschönigen oder gar rechtfertigen.

Wer hingegen diese Auseinandersetzung durch Denkgebote und -Verbote ersetzen will, der trägt nur zur Entstehung  von Mythen bei, der macht aus Tätern Märtyrer. Wer glaubt, sich einem Dummkopf oder Fanatiker nur mit Hilfe des Strafrichters stellen zu können, ist feig und faul. Was Dummkopf und Fanatiker natürlich sofort in eine moralisch überlegene Position bringt, wo sie sicher nicht hingehören.

Wenn nun das Leugnen von Völkermord unter Strafe gesetzt wird, welche vermeintlichen oder wirklichen Wahrheiten werden als nächster Schritt unter strafrechtlichen Schutz gestellt? Etwa die Zweifel an der Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit ständig steigender Staatsschulden? Etwa die Zweifel an der Sinnhaftigkeit der derzeit politisch beschlossenen Klimatheorien? Etwa Kritik an der Gesamtschule? Etwa Kritik an der Massenzuwanderung?

Frankreich ist jedenfalls kein Einzelfall. Europaweit reduziert der Durchgriff der Politik, reduzieren Wahlkampfinteressen genauso wie die dumpfe Political Correctness immer mehr die Meinungsfreiheit, deren Kern Voltaire am besten ausgedrückt hat: „Ich lehne zutiefst ab, was sie sagen. Aber ich werde immer alles tun, damit sie es sagen können.“

Was besonders bedrückt: In Zeiten wirtschaftlicher Nöte und Engen geht es der Meinungsfreiheit meist noch verstärkt an den Kragen. Daher sollte man fast ignorieren, was uns die Wirtschaftsforscher fürs kommende Jahr alles an Grauslichkeiten prognostizieren . . .

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Ein deutscher Kardinal und die österreichischen Bischöfe drucken

Ein deutscher Kardinal hat seinen Bundespräsidenten zum Rücktritt aufgefordert. Wann schickt uns die Kirche wieder einmal einen Bischof mit ähnlichem Mut auch nach Österreich?

Der lange verheimlichte Privatkredit eines Unternehmerehepaares an den deutschen Bundespräsidenten Wulff ist zumindest ein ethischer Grenzfall. Er erfolgte zwar vor Wulffs Präsidentenzeit. Aber in Deutschland ist so wie in Österreich der Ministerpräsident (Landeshauptmann) eines Bundeslandes ohnedies einflussreicher als das zeremonielle Staatsoberhaupt, das nur regelmäßig predigen kann.

Es gibt zwar keinen Hinweis, dass der Unternehmer irgendwelche Gegenleistungen Wulffs – korrekter oder unkorrekter Natur – erhalten hat. Aber ein Politiker sollte doch nicht so naiv sein zu glauben, dass die Freunde, die ihn plötzlich so zahlreich umgeben, in der Regel völlig uneigennützig sind. Sie versorgen Politiker oft auch „nur“ deshalb mit guten Gaben, also beispielsweise einem Kredit zu besonders guten Konditionen, um sich die Politik zumindest langfristig für den Eventualfall gewogen zu machen. „Anfüttern“ nennt man das. Politikerkontakte sind so gesucht, dass mir ein Berater einmal zugegeben hat, dass auch nur die Vermittlung eines Gesprächstermins bei einem Ministersekretär mit fünfstelligen Euro-Summen in Rechnung gestellt wird. Ganz legal.

Das erinnert mich an die Einführung durch einen altgedienten Journalisten in meinen allerersten Tagen im Schreibberuf: „Glaube ja nicht, dass irgendwelche der freundlichen Worte, die du hören wirst, mit echter Freundschaft zu tun haben. Sie gelten immer nur der vermeintlichen Macht, die du hast. Ob sich unter den vielen neuen Beziehungen auch nur irgendeine echte Sympathie verbirgt, wirst du erst erfahren, wenn du keine journalistische Funktion mehr hast.“

Dieses Prinzip gilt mit Sicherheit noch viel mehr für Politiker.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat Christian Wulff jedenfalls nicht dessen langjährige Naivität geglaubt. Wenn Meisner selbst in einer vergleichbaren Lage wäre, so sagte er vor einigen Tagen, "dann müsste ich meinen Hirtenstab abgeben, dann müsste ich resignieren".

Wechseln wir nach Österreich. Hier spielen sich in der Politik noch viel üblere Dinge ab. Denn bei Werner Faymanns Finanzaktionen kann nicht einmal die potenzielle Ausrede angeblicher Naivität gelten. Wer in die Staats-, Gemeinde- und ÖBB-Kassen greift, um sich die Unterstützung von einigen Medien zu kaufen, der kann nur vorsätzlich gehandelt haben.

Keiner der österreichischen Bischöfe – oder sonstigen Religionsführer – hat jedoch bisher auch nur ein einziges Wort, eine einzige Andeutung zu diesem Thema gefunden. Das ist doch ziemlich merkwürdig. So weltfremd kann man doch hinter den Mauern der bischöflichen Palais nicht leben. Oder hängt das Schweigen etwa damit zusammen, dass der Vorsitzende der Bischofskonferenz in zwei der solcherart angefütterten Zeitungen regelmäßige Kolumnen schreibt? Die dort zur Abwechslung von den sehr drastischen und nicht im eigentlichen Sinn familienfreundlichen Inseraten der (meist importierten und eher unfreiwilligen) Prostitutierten beziehungsweise ihrer Vermarkter dienen.

Während er all das ignoriert, hat Kardinal Schönborn zu Weihnachten wieder einmal einen Spruch der SPÖ-Propaganda aufgegriffen: Man solle jetzt „nicht bei den Ärmsten sparen“. Mit dieser besonders zu Weihnachten ans Gemüt gehenden Argumentation hat uns in diesen Tagen auch die ganze SPÖ beglückt, von Fischer über Prammer bis Faymann.

Wie das? Aus welchem aktuellen Anlass dieser seltsame Gleichklang? Ist das nicht bei der SPÖ nur ein Propagandaschmäh, um wieder nicht wirklich sparen zu müssen? Oder will etwa jemand die Ausgleichszulagen abschaffen (was niemand tut, obwohl diese in den letzten Jahren steiler gestiegen sind als irgendein anderer Parameter, etwa der Verbraucherpreisindex oder die durchschnittliche Pensionserhöhung, von den Verlusten der Sparer gar nicht zu reden)? Will etwa jemand die arbeitslose Grundsicherung abschaffen (obwohl diese ohnedies für viele nichts anderes als die erweiterte Lizenz zum Pfuschen bedeutet)?

Wenn Schönborn sein „Nicht bei den Ärmsten sparen“ ernst nähme, dann müsste er seit Jahren täglich, ja stündlich gegen die Staatsverschuldung wettern. Denn die ist die größte Umverteilung aller Zeiten – zu den Gläubigern, die ganz überwiegend reich und im Ausland daheim sind. Denn deren ärmsten Opfer sind die Kinder und Ungeborenen, die all das einmal zurückzahlen müssen, was die Politik unter Wegschauen aller Religionsgemeinschaften an angeblich unverzichtbaren Wohltaten unter die Wähler streut. Die einzige Alternative zu diesen Opfern stellt eine noch größere Gefahr für diese Kinder und Ungeborenen dar: nämlich in den katastrophalen Folgen einer Megainflation aufwachsen zu müssen (siehe die Zwanziger und Dreißiger Jahre), wenn die Politik wirklich auf diesem schon begonnenen Weg ihre Schulden abbauen will.

Dabei hätte Schönborn mit durchaus gutem Gewissen auf die ärgste Ursache hinweisen können, mit denen diese Kinder belastet werden: auf das kriminell niedrige Pensionsantrittsalter. Gehen doch Bischöfe in der Regel erst mit 75 Jahren in Pension, obwohl sie meist ein durchaus stressiges Leben führen. Das ist doch ein auffallender Unterschied zu den 58 Jahren des Durchschnittsösterreichers oder den 54 eines Eisenbahners, den man nicht schamhaft verschweigen braucht.

Daher der Wunsch zum Ende der Weihnachtstage: Lieber Gott, schick Deiner Kirche – Deinen Kirchen – doch gelegentlich auch nach Österreich wieder Hirten, die den Mut haben, zumindest die allereinfachsten Wahrheiten auszusprechen.

 

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Schein und Sein von Kasachstan bis Liechtenstein drucken

Was ist Wahrheit? Öffnet sich nicht ständig dort, wo wir sie zu sehen glauben, wieder ein doppelter Boden, oder gar ein dreifacher oder vierfacher? Die Sensationsberichte, mit denen die Medien täglich Zuseher oder Leser aufgeilen, zeigen die Doppelbödigkeit und Relativitäten scheinbarer Gewissheiten besonders deutlich. Was heute schwarz-weiß ist, ist morgen weiß-schwarz, übermorgen schwarz und dann plötzlich weiß. Ein ehrlicher Journalismus müsste viel öfter sagen, dass er die Wahrheit nicht wirklich kennt, dass diese vielleicht auch nie ganz klar feststehen wird. Das sollte eigentlich auch Anlass sein, sich mit den ständigen Vorverurteilungen viel stärker zurückzuhalten. Ein vergeblicher Weihnachtswunsch.

Das zeigt sich etwa an den Aufregern der letzten vorweihnachtlichen Tage. Von der Causa Grasser über den deutsch-koreanischen Raketenschmuggel bis zu der Affäre Österreich-Kasachstan. Beginnen wir mit Ksachstan: Seit Jahr und Tag wird uns von Medien, PR-Firmen, SPÖ- Politikern sowie SPÖ- und CDU-nahen Anwälten eine dramatische Geschichte präsentiert: Der ehemalige Botschafter Kasachstan in Wien und Ex-Schwiegersohn des Präsidenten habe Regimegegner gefoltert und getötet. Es sei daher ein Riesenskandal, dass Österreich diesen Mann nicht der kasachischen Justiz ausliefere.

Das Erstaunlichste an diesen Vorwürfen ist allerdings etwas anderes, nämlich wer da aller plötzlich zu einem Kasachstan-Experten geworden ist. Lauter Menschen, die bisher nie auch nur eine Spur von Interesse für jenes Land gezeigt haben. Die böse Vermutung, dass dahinter mehr Interesse an dem (Öl-)Geld jenes Landes als an Kasachstan selbst stünde, weisen wir natürlich strikt zurück. Das sind zweifellos lauter lautere Wahrheitssucher.

In den letzten Tagen und Wochen ist es jedoch erstaunlich ruhig geworden um ihre Story. Denn aus Kasachstan dringen ganz andere Nachrichten: Dort hat der Präsident schon wieder einen anderen Schwiegersohn aus allem Ämtern gefeuert. Dort toben seit Wochen schwere Unruhen. Dort geht der Machthaber mit aller Gewalt, mit Folterungen und Morden gegen seine Gegner vor.

Und ausgerechnet an diesen Diktator und seine Unrechtsjustiz soll Österreich jemanden ausliefern? Ausgerechnet von dort geschickte Beweise sollen ernst genommen werden? Ist am Ende der von Österreich geschützte Schwiegersohn vielleicht wirklich selbst nur ein Verfolgter eines despotischen Diktators?

Alle wissen alles über KHG – ich nicht

Noch schwieriger ist es im zweiten aktuellen Fall, die Wahrheit zu finden: nämlich bei der Story Grasser-Liechtenstein. Da hat der SPÖ-Geschäftsführer  schon über alle Grenzen des Rechtsstaats hinweg verlangt, dass Grasser nun endlich unbedingt in Untersuchungshaft gehöre. Da hat der „Kurier“-Chefredakteur bereits gar nach Anwendung des Mafia-Paragraphen gerufen. Und die große Mehrzahl der restlichen Medien will Grasser sowieso schon lange hängen sehen.

Die Faktenlage, soweit bekannt, zeigt ein anderes Bild. Faktum scheint zu sein, dass ein Liechtensteiner Anwalt, der zwar mit Grasser Geschäftsbeziehungen hat, aber in diesem Fall jemand anderen vertritt, Aktenteile aus einem Gericht mitgenommen hat. Allerdings hat er – beziehungsweise der Eigentümer des Aktes – das keineswegs ganz im rechtsfreien Raum gemacht. Was freilich in kaum einem österreichischen Medium korrekt berichtet worden ist. Denn die Liechtensteiner Gerichte hatten davor den Durchsuchungsbefehl, auf dessen Grundlage die Akten ins Gericht gekommen sind, wegen Fristüberschreitung aufgehoben. Damit hatte eigentlich die Beschlagnahme keine Rechtsgrundlage mehr und der Akteneigentümer einen Anspruch auf Zurückstellung dieser Akten, unabhängig davon, dass in Wien ein neuer Antrag auf Durchsuchung gestellt worden ist.

Damit ist jedenfalls ein Großteil der heimischen Aufregung der letzten Tage wieder als grundlos in sich zusammengesackt. Freilich bleiben noch zwei Fragezeichen bestehen: Hätte der Anwalt nicht zuvor einen formellen Antrag auf Rückstellung der beschlagnahmten Akten stellen müssen, statt sie einfach mitzunehmen? Und zweitens: Gibt es – abgesehen von den Behauptungen der üblichen Medien – einen konkreten Beweis, dass Seiten des inzwischen freiwillig zurückgestellten Aktes ausgetauscht oder manipuliert worden sind? Was dann nun tatsächlich ein arges Delikt wäre – aber nur dann. Was aber wohl nur mit komplizierten kriminaltechnischen Methoden zu klären sein wird. Und nicht schon mit der Boulevard-Schlagzeile.

Ich bin jedenfalls nach wie vor total unsicher: Ist Grasser bis über beide Ohren korrupt gewesen? Oder haben sich zwei oder drei Freunde im Kielwasser eines im Rampenlicht stehenden, aber integren Sunnyboys ganz heimlich, aber ganz heftig bereichert? Die derzeit bekannten Fakten lassen die Richtigkeit beider Theorien zu. Seit die Staatsanwaltschaft freilich auch schon das Kapitalverbrechen eines Meldevergehens Grassers zu kriminalisieren begonnen hat, seit von dort immer ganz einseitig Aktenteile an die Öffentlichkeit dringen, zweifle ich aber zumindest an der Objektivität der Strafverfolger. Das klärt aber noch lange nicht, wo unter den vielen doppelten Böden jener der Wahrheit zu finden ist.

Die dritte große, aber nach zwei Tagen in sich zusammensackende vorweihnachtliche Aufregung spielte sich im kalten Finnland ab. Dort wurde ein Schiff mit einer deutschen Waffenlieferung für Südkorea angehalten. Der Empörung auslösende Vorwurf: Die Frächter hatten kriegerische Raketen als harmlose Feuerwerkskörper getarnt. Als die Story jedoch gleich einmal rund um den Erdball gezischt war, mussten die Finnen kleinlaut zugeben: Sie hatten das in den Frachtpapieren stehende Wort „Rocket“ falsch übersetzt, es war eh alles richtig deklariert . . .

Was ist Wahrheit?

Wir bleiben jedoch mit der bangen Frager zurück: Wem darf man trauen? Was ist die wirkliche Wahrheit? Täglich steigen mediale Aufreger wie Feuerwerkskörper steil in den Himmel, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen – und stürzen dann irgendwann kraft- und saftlos wieder herunter. Wenn man nicht strukturell paranoid ist wie der Abgeordnete P., der ja schon fast täglich nie stattgefundene Verbrechen entdeckt und anzeigt, dann muss man ehrlich zugeben: Wir lernen die Wahrheit oft nie ganz kennen.

Freilich ist auch das Gegenteil nicht garantiert. Leider können wir auch nicht fix davon ausgehen, dass alle Aufreger zwischen „Heute“, Pilz, „News“ und „Österreich“ unberechtigt, falsch und erlogen sind. Denn dann hätten wir ja wenigsten das Gegenteil der Wahrheit erkannt. Was ja auch schon wieder ein Teil von ihr wäre.

Erstaunlich ist, dass die Medien die schwere Selbstbeschädigung, den großen Verlust an Glaubwürdigkeit hinnehmen, nur weil sie glauben, dass kurzfristig die schrillste Story, der größte Aufreger, die bösartigste Unterstellung, die schnellste Vermutung siegt. Da ist es kein Wunder, dass im langfristigen Trend Aufdeckermagazine, Boulevardblätter wie auch zum Skandalisieren neigende Qualitätsblätter den stärksten Leserverlust haben.

Wir aber bleiben mit der bangen Frage zurück: Was ist die Wahrheit?

Wenn mir an diesem Weihnachtsmorgen ein Vergleich aus einer ganz anderen Welt gestattet ist: Dass Jesus Christus gelebt hat, kann zwar auch jenseits des Glaubens als historisch weitestgehend gesichert und bewiesen gelten. Aber ob er wirklich gerade vor 2011 Jahren geboren worden ist, kann schon niemand seriös beweisen. Man denke nur an die starken Indizien, dass im dunklen Loch etwa zwischen den Jahren 400 und 700 wahrscheinlich deutlich weniger als die von späteren Geschichtsschreibern hingeschriebenen 300 Jahre vergangen sind. Und der Kalender-Tag des Weihnachtsfests ist sogar mit noch größerer Wahrscheinlichkeit ein völlig willkürlich gewählter Geburtstag.

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Frohe Weihnachten - auch der SPÖ, die davon nichts wissen will drucken

Österreich ist ein zutiefst christlich geprägtes Land. Auch viele jener Österreicher, die praktisch nie eine Kirche betreten, die zum Teil auch formal ihre Mitgliedschaft in einer solchen beendet (oder nie begonnen) haben, zeigen bei Umfragen, wie wichtig ihnen diese Prägung ist. So verteidigen sie in ihrer großen Mehrheit die Präsenz von Kreuzen in Kirchen oder Schulklassen. Und besonders zu Weihnachten empfindet eine große Mehrheit der Österreicher diese Prägung als etwas, das ihnen Heimat gibt.

Und Heimat ist etwas, was den Menschen in stürmischen Zeiten mit völlig ungewissen Zukunftsperspektiven besonders wichtig wird. Sie suchen nach etwas, was ihnen Halt gibt, was ihnen wertvoll ist. Und da liegen Heimat und Glaube recht eng beisammen. Diese Suche nach Halt wird umso stärker, wenn viele der einst so wichtigen ökonomischen Werte als überaus vergänglich entlarvt werden, wenn es weder in Politik noch in der Kulturwelt noch in irgendwelchen Medien irgendjemanden gibt, von dem man sich Orientierung erwarten könnte.

Umso erstaunlicher ist es, wenn auch in diesen Tagen und Zeiten die österreichische - speziell die Wiener - Sozialdemokratie ihre Ablehnung für alles Christliche demonstriert. Da mögen sich Kirchenfunktionäre noch so anbiedernd zu einer linken Sozialpolitik bekennen (ohne jede Rücksicht, wie sehr gerade durch die durch diese Politik entstehenden Schulden den sonst von der Kirche so verteidigten Kindern eine gute Zukunft verbaut wird), der Hass auf alles Christliche bleibt Eckstein der inneren SPÖ-Identität.

Das kann man etwa an diesem in der Hauptstadt allerorten angebrachten SPÖ-Plakat deutlich ablesen:

 

Dieses (Weihnachts?)Poster der Wiener SPÖ zeichnet sich nämlich durch penibles Vermeiden jedes Wortes aus, dass irgendwie an Weihnachten oder einen sonstigen christlichen Anlass der "Festtage" erinnern würde. Dafür wird mit zwei Keks-Stücken auf "passendem" roten Untergrund die türkische Fahne nachgezeichnet.

Will diese SPÖ eigentlich bei jedem Anlass provozieren? Will sie ihren einstigen Wählern ständig mit Gewalt zeigen, dass sie sich jetzt einer neuen Population als Zielgruppe zugewendet hat? Steckt dahinter ein unausrottbarer Urhass auf die christlich-kulturelle Prägung Wiens und Österreichs - oder geht es "nur" um den Wettbewerb mit den Grünen in Hinblick auf die Gunst der einzigen Zuwanderergruppe, die mit Weihnachten mehrheitlich nichts anfängt, die es nach Umfragen nicht feiern will?

Um nicht missverstanden zu werden: Es ist absolutes Recht der Moslems, mit Weihnachten nichts anzufangen. Nur ist es eine üble Geschmacklosigkeit und zeigt einen geradezu genetischen Kulturkampf der Wiener SPÖ, wenn diese ihr Buhlen um die Türken auch noch mit den offenbar völlig anlasslosen "Festtagen" verbindet. Aber Wien ist ja auch die Stadt, wo die Noch-Mehrheitspartei zum Unterschied von den viel gemäßigteren Sozialdemokraten anderer Bundesländer das "Grüß Gott" verpönt und durch das lächerliche "Ich begrüße Sie" ersetzt hat. Selbst die ÖBB-ler sind imstande, bei Öffnung einer Abteil-Tür "Grüß Gott" zu sagen. Nur Österreichs oberste Privilegienritter, die Wiener Rathausbürokraten, bringen das nicht zusammen. Die Arbeiter-Zeitung ist zwar längst tot, aber ihre antichristlichen Kampagnen leben in den Köpfen ihrer einstigen Leser und ihrer heute in vielen anderen Medien werkenden Ex-Redakteure weiter.

Was dieses Plakat doppelt dumm macht: Wien wird ja gerade - wie zu jedem Weihnachtsfest - von fröhlichen Besuchermassen vor allem aus Italien durchströmt. Für diese Gäste ist auch ohne Sprachkenntnis die Bildersprache der SPÖ-Kulturkämpfer durchaus verständlich - und abstoßend.

Trotzdem: Auch allen Begrüße-Sie-Wienern sei ein wirklich Frohes Weihnachtsfest gewünscht. Besonders wünsche ich allen Tagebuch-Lesern, dass sie jenseits aller Hektik und der (von Inflationsängsten getriebenen) Kaufwut der letzten Tage in den nächsten Stunden etwas vom friedlichen Geist, von der inneren Ruhe und von der bewegenden Ausstrahlung dieses christlichen Freudenfestes zu spüren bekommen!

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Fußnote 249: Genierer haben sie beim ORF schon lange keinen mehr drucken

Jetzt hat der ORF den ehemaligen Sprecher von Claudia Schmied und ÖBB in einer Schlüsselfunktion angestellt.

Damit wird Niko Pelinka für seine Drahtzieherdienste im ORF-Stiftungsrat kräftig belohnt. Er wird nun Büroleiter von Generaldirektor Wrabetz. Diese Bestellung ist aber neben der klaren, immer weiter voranschreitenden parteipolitischen Durchdringung des ORF noch aus einem anderen Grund widerlich: Pelinkas Vater arbeitet als Moderator für denselben ORF. Selbst wenn beide fachlich brillant wären, hat das einen grauslichen Hautgout. Denn damit wird die familiäre Versippung endgültig zum dominanten Rekrutierungsmuster des Gebührensenders. Dazu zählen etwa die vielen Kinder von (vor allem roten, aber auch schwarzen) Politikern. Dazu zählen aber vor allem die zahlreichen Familienbande innerhalb des ORF. Am prominentesten darunter ist zweifellos die Ehe zwischen der Zib-2-Moderatorin und dem (ganz zufällig aus der Arbeiterzeitung kommenden) Chefredakteur, also einem Vorgesetzten in direkter Linie. In Amerika etwa müsste einer von den beiden – neuerdings in der Regel der Mann – sofort die Firma verlassen. Selbst wenn es nur um ein Verhältnis ginge, das eigentlich heimlich bleiben sollte. Aber bei uns in Korruptistan und Nepotistrien – da hat Wrabetz die Teilnehmerlisten von ORF-Diskussionen schon zu einem Zeitpunkt Pelinka zur Genehmigung vorgelegt, da dieser noch (deklarierter) SPÖ-Vertreter war. Und kein Mensch ist nach dieser Enthüllung zurückgetreten. Es gab lediglich ein seltsames Dementi Pelinkas, dass er mit der diesbezüglichen Aussage falsch zitiert worden wäre. Was auch immer das richtige Zitat gewesen sein sollte . . .

PS.: Und damit sich nur ja niemand aufregt, wird auch ein blaues Protektionskind in der ORF-Hierarchie abgesichert.

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SN-Kontroverse: Nachsicht mit Politikern? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sind wir mit unseren Politikern zu unnachsichtig?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die im Schatten sieht man nicht

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Wer heimische und internationale Medien verfolgt, dem drängt sich relativ rasch der Verdacht auf, dass Politikerinnen und Politiker sowie die Politik insgesamt das größte Übel dieser Welt sind. Es sind Kollektivurteile, was da alles von sich gegeben wird: Verstärkt werden die in der Folge entstehenden Vorurteil noch durch die Ausfälle diverser „Wutbürger", die sich in der heimischen kabarettistischen Form der politischen Beurteilung zur „You Tube" Wahrnehmung in Endlosschleife verdichten. Da läuft doch sehr viel aus dem Ruder. Das Volk im digitalen Zeitalter hat gegenüber den politisch Agierenden einen Generalverdacht entwickelt. Da tönt es gleichermaßen falsch wie undifferenziert: „Die da oben" seien ohnedies nur alles Falotten, Feiglinge, Unfähige, brächten nichts zustande und wann, dann das Falsche, seinen korrupt und wirtschafteten nur in die eigenen Tasche. Die Vorwurfsreihe ließe sich noch beliebig erweitern. Wird da nicht weit über das Ziel geschossen und, was noch unangenehmer ist, leistet einen derartige Haltung nicht jenen Vorschub, die die allgemeine Politikverdrossenheit als Plattform zur Durchsetzung der Eigeninteressen nützen? Nehmen wir z.B. jene Wirtschaftswissenschafter, die am liebsten im Interesse der Märkte die Grundregeln der Demokratie außer Kraft setzten wollen.

Ja, mitunter sind wir gegenüber Politikerinnen und Politikern zu unnachsichtig oder zu ungeduldig. Denn die Entscheidungsprozesse der Politik dauern eben länger, nicht zuletzt deshalb, weil ein demokratischer Konsens hergestellt werden muss. Dieser ist eben nicht auf Knopfdruck möglich, sonder meist nur mühsam zu erreichen und muss, um durchgesetzt werden zu können, eingehend erklärt werden. Viele erledigen diese Aufgabe mit großem Anstand. Doch die im Schatten sieht man oft nicht.


Eine Amnestie ist nicht am Platz

Andreas Unterberger

E s ist schlimm, wie Gossenjournalisten Politiker oft wegen Kleinigkeiten in den Dreck ziehen. Weil sie die falschen Hosen tragen (Mock), weil sie am falschen Ort Urlaub machen (Grasser), weil sie sich nicht mit Wurstsemmeln bewerfen lassen (H.C. Strache), weil die Tochter pubertäre Probleme hat (Gusenbauer).

In den wirklich wichtigen Fragen werden Politiker jedoch viel zu milde beurteilt. Weihnachtliche Nachsicht wäre jedenfalls nur unter ganz bestimmten Bedingungen berechtigt: wenn vom Sparen nicht immer nur geredet würde; wenn endlich zugegeben würde, dass Tunnelprojekte wie Koralm, aber auch Brenner unfinanzierbar und unrentabel sind; wenn die Hacklerpension sofort abgeschafft würde; wenn das Antrittsalter für Frauenpensionen zügig erhöht würde, damit dieses nicht in Kürze weit niedriger als im Rest Europas ist; wenn man nur noch mit vollem versicherungsmathematischen Abschlag in Frühpension gehen dürfte; wenn die Justiz wieder die Meinungsfreiheit respektierte (siehe das Skandalurteil wegen der Feststellung, was Mohammeds Geschlechtsverkehr mit einer Neunjährigen nach unserer Wertordnung ist) und dafür endlich mit Energie gegen Kinderschänder vorginge (siehe die mutmaßlichen Zweittäter im Fall Kampusch); wenn die teure Abschaffung der vielerorts bewährten Hauptschule erst NACH Evaluation ausgetesteter Ersatz-Schulmodelle stattfände; wenn Staatsfirmen mit unfähigem Management wie die Telekom zur Gänze privatisiert würden; wenn alle Gerichte, die nicht mindestens zwei Richter auslasten, fusioniert würden; wenn Regierungen und Kommunalbetriebe Inserate nur noch gemäß Vergabegesetz vergeben dürften; wenn alle Subventionen halbiert würden; wenn der mit schwerer linker Schlagseite torkelnde ORF nicht noch weiteres Geld bekäme.

 

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Von Roten Katzen und schwarzen Schafen drucken

Während sich die politische Klasse im übrigen Europa – wenigstens geistig – auf den bevorstehenden Kollaps der Gemeinschaftswährung vorbereitet, wird die Nomenklatura Österreichs im Zuge der Bewältigung der Staatsschuldenkrise von ganz anderen Sorgen geplagt. Hier überbieten sich die Koalitionspartner der rotschwarzen Regierung – tatkräftig unterstützt durch zwei Oppositionsparteien – im Wettlauf um die besten Ideen zur Vertreibung und/oder Enteignung der Leistungselite.

Dass Sparer, Investoren und Unternehmer Schlüsselfiguren sind, wenn es um die Wertschöpfung und die nachhaltige Bereitstellung von Arbeitsplätzen geht; dass Kapitalakkumulation die unabdingbare Voraussetzung für eine letztlich auch dem „kleinen Mann“ zugute kommende Wohlstandsproduktion darstellt; dass die aus dem Ruder laufende Staatsverschuldung nicht „Reichen“ und „Besserverdienern“ anzulasten ist, sondern dem planmäßigen Stimmenkauf durch die Politik – pardon – dem Ausbau des Wohlfahrtsstaates; dass der Schlüssel zur Sanierung des Bundeshaushalts daher auf der Ausgaben- nicht auf der Einnahmenseite liegt, ist eine der Politelite leider nicht zu vermittelnde Botschaft.

Landauf landab wird von Politikern und willfährigen Medien der Eindruck vermittelt, als ob es völlig in Ordnung sei, jene, die mehr verdienen als Sekretäre von Bezirksparteiorganisationen und die über ein Vermögen verfügen, welches das Ausmaß eines Gebrauchtwagens, eines Eisenbahnerschrebergartens und eines Mietvertrags für eine Gemeindewohnung überschreitet, für vogelfrei zu erklären. Dem ganz auf Klassenkampf eingestellten Staatsrundfunk kommt dabei eine zentrale Rolle zu, was die wohlwollende Berichterstattung über die geplanten Anschläge auf „Reiche“ und „Besserverdiener“ ebenso erklärt, wie die bisweilen geradezu bizarren Einlassungen auf dem „Bildungssender“ Ö1.

Dort ist der Tag nicht mehr fern, an dem die Redaktion es fertigbringt, selbst Abhandlungen über den Urknall oder die Fortpflanzung von Schmetterlingsblütlern mit Klassenkampfrhetorik aufzuladen. Das trägt auf Dauer Früchte – wenn auch ungenießbare…

„Wer mehr hat, muss mehr geben." Wer glaubt, dass dieses Zitat von Hugo Chavez, Robert Mugabe oder Sahra Wagenknecht stammt, der irrt. Es kommt vom Chef der „bürgerlichen“ Volkspartei der Alpenrepublik, Michael Spindelegger. Eine Begründung für diese Forderung liefert er bedauerlicherweise nicht mit. Dass der Mann keine Ahnung hat, wovon er spricht, wird dadurch deutlich, dass er sich zwar gegen eine Substanzbesteuerung ausspricht, an einer Wiedereinführung der 2008 abgeschafften Erbschaftssteuer aber nichts auszusetzen hat. Eine brutalere Form der Substanzbesteuerung ist indes gar nicht vorstellbar!

Noch weiter als im seltsamen Biotop des ÖAAB sozialisierte Funktionäre gehen erwartungsgemäß Rote und Grüne in ihrem Furor gegen Vermögende und Bezieher höherer Einkommen. Der im Finanzministerium tätige, dem roten Parteiadel entstammende, Staatssekretär Andreas Schieder hat eben ein 24-Punkte-Programm präsentiert, mit dem den Leistungsträgern des Landes weitere vier Milliarden Euro geraubt werden sollen. Begründet wird das Paket mit der originellen Forderung nach mehr „sozialer Gerechtigkeit“ (die herzustellen den Genossen nach rund 40 Jahren nahezu ununterbrochener Regierungsverantwortung leider nicht vergönnt war). Dem über den großen Proletariernachweis verfügenden Mann geht es um das „Schließen von Steuerlücken“ und die „Erfassung arbeitsfreier Einkommen“.

Auf der Suche nach mehr „Gerechtigkeit“ und klaffenden Steuerlücken hat Staatssekretär Schieder eine offensichtliche Tatsache leider übersehen: Und zwar die, dass mehr als zwei Millionen Einkommensbezieher in diesem Lande – rein zufällig sind vermutlich 80 Prozent davon Mitglieder oder Sympathisanten seiner Fraktion – keinen Cent an direkten Steuern abliefern. Wer aber unentwegt die Gerechtigkeit auf seine Fahnen schreibt, muss sich auch der Frage stellen, weshalb Menschen, die mit öffentlichen Mitteln finanzierte Straßen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen in Anspruch nehmen, von jeder Beitragszahlung dafür befreit sein sollten!

Millionen von Menschen darauf zu konditionieren, sich lediglich als Anspruchsberechtigte zu begreifen, die keinerlei Beiträge zum Gemeinwohl zu leisten haben ist weder intelligent noch gerecht. Würde die Regierung diese „Steuerlücke“ schließen, könnte der Staat gewaltige Beträge lukrieren, ohne die Betroffenen nennenswert belasten zu müssen! Nur 500,- Euro jährlich pro Kopf dieser willkürlich privilegierten Gruppe zu kassieren, würde bereits eine Milliarde in die Staatskasse spülen.

Stattdessen zerbrechen sich die Mandatare ganzer vier Parlamentsparteien den Kopf darüber, wie man jene Bevölkerungsgruppen, die für die Prosperität dieses Landes maßgeblich sind und die allenfalls ein paar Tausend oder Zehntausend Personen zählen, über das bereits bisher schwer erträgliche Maß hinaus weiter schröpfen könnte. Die diese Bemühungen antreibenden Aggregate hören auf die Namen Neid und Missgunst.

Rationale Argumente für Anschläge auf die Leistungsträger wird man vergebens suchen, denn die laufen am Ende allesamt auf die Zerstörung jenes Fundamentes hinaus, auf dem der Wohlfahrtssaat ruht. Kapitalerträge sind mitnichten „arbeitsfreie Einkommen“, denn schließlich musste das Kapital ja einmal erarbeitet und erspart werden. Diese Basis des Kapitalertrags ist also nichts anderes, als in der Vergangenheit erbrachte, nichtkonsumierte (Arbeits-)Leistung. Und „Solidaropfer“ von jenen „Besserverdienern“ einzufordern, die jetzt bereits zwei Drittel ihrer Bruttobezüge dem Fiskus auszuliefern gezwungen sind, ist ein zynischer Witz.

„Reiche“ sind gewöhnlich nicht deshalb reich, weil sie mit außergewöhnlicher Blödheit geschlagen sind. Man darf ihnen daher durchaus zutrauen, längst wirksame Gegenstrategien zu entwickeln, während noch über ihre Enteignung palavert wird. Eine exzessive Besteuerung von Kapital oder Kapitalerträgen wird folglich zu einer Erosion der Kapitalbasis führen – auch für den Fall, dass alle linken Nationalökonomen Kakaniens sich kollektiv auf den Kopf stellen sollten.

Eine gute politische Führung unterscheidet sich dadurch von einer schlechten, dass sie die langfristigen Konsequenzen ihres Handelns bedenkt: Wer dauerhaft von der Substanz lebt, verarmt. Wer Unternehmer und Investoren schädigt, abschreckt oder vertreibt, arbeitet in die nämliche Richtung. Die neidgetriebene, einnahmenseitig angegangene Budgetsanierung läuft auf eine Reduktion des Kapitalstocks und damit auf eine langfristige Entreicherung der gesamten Volkswirtschaft hinaus. Schädlicher, unmoralischer – und sozial ungerechter – kann Politik nicht gemacht werden.

Niemals seit den 1970er-Jahren haben die Genossen unverfrorener Klientelpolitik betrieben, als dieser Tage. Es steht – zum Schaden des Landes – zu fürchten, dass die schwarzen Schafe der Roten Katze nichts entgegenzusetzen haben.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Fußnote 248: ein Streikgraben geht durch Europa drucken

Auch in Belgien wird gestreikt. Daran kann man ablesen, dass auch in dem seit Jahrzehnten im Spitzenfeld der Schuldnerrangliste liegenden Land erstmals gespart wird.

Das ist jedenfalls positiv, aber derzeit nichts wirklich Außergewöhnliches. Kein Mensch wird besonders Mitgefühl mit den Protesten gegen die Erhöhung des sogenannten belgischen „Vorruhestands“ von 60 auf 62 Lebensjahre haben. Weiß doch jeder zum Rechnen fähige Europäer, dass das sicher nicht die letzte Etappe in diese Richtung sein kann. Viel interessanter ist aber die unterschiedliche Befolgung des Streiks: Im französischsprachigen Wallonien waren kaum fünf Prozent der Züge unterwegs, im flämisch sprechenden Teil des Landes fuhren hingegen alle. Deutlicher kann man den tiefen kulturellen Graben gar nicht zeigen, der quer durchs Land, aber auch den Kontinent geht. Deutlicher kann man gar nicht anschaulich machen, warum der romanische Süden wirtschaftlich immer weiter zurückfällt, während die nördlichen Völker immer stärker davonziehen. Vereinfacht auf den Punkt gebracht: Im Süden glaubt man seine Lage durch Streiks verbessern zu können, im Norden durch Arbeit. Das spielt sich in Europa in gleicher Weise ab wie in Belgien: Das rohstoffreiche Wallonien war einst der reiche Teil des mehrsprachigen Landes, in den letzten Jahrzehnten ist es gegenüber den früher stark bäuerlich geprägten (aber auch seit langem sehr handelsorientierten) Flamen immer stärker zurückgefallen. Das haben nur die meisten Ausländer lange nicht so mitgekriegt, weil sie meist nur französisch, aber fast nie flämisch verstehen. Sie bekommen das Problem erst mit, seit die Flamen immer stärker nach der Teilung des Landes rufen. Was nicht ganz unverständlich ist, wie das Beispiel zeigt.

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Wo das große Geld wirklich liegt drucken

Es ist absolut erstaunlich: Österreich diskutiert eine Schuldenbremse per Verfassung; es ist durch EU-Beschlüsse sogar zu einem solchen Beschluss gezwungen. Aber für dessen konkrete Umsetzung werden derzeit fast nur Steuererhöhungen diskutiert, jedoch keinerlei echte Einsparungen. Steuererhöhungen stehen im totalen Kontrast zu der Tatsache, dass wir ohnedies schon das zweithöchste Abgabenniveau unter allen Euro-Ländern haben.

Sehr billig machen es sich dabei nicht nur die genetischen Steuererhöher, sondern auch alle jene, die nur von „Verwaltungsreform“ aber nicht von konkreten Vorschlägen reden: Wie schließt man gegen den Willen von Provinzpolitikern Bezirksgerichte oder Kleinspitäler? Wie kann der Bau sinnloser Eisenbahntunnels gestoppt werden? Wie fusioniert man Gemeinden, wenn das der Verfassungsgerichtshof gegen deren Willen verbietet?

Auch wenn die unsinnige Hacklerpension wenigstens in ein paar Jahren auslaufen wird, bieten die Pensionen das größte Sparpotential. Dazu zählen: die provozierenden Pensionen in der Gemeinde Wien oder der Nationalbank (wo sich die Gewerkschaft überall gegen die bei den Bundesbeamten schon längst beschlossene Gleichstellung querlegt); oder das noch bis 2033 niedrigere Frauenpensionsalter. Dieses wird vom ÖGB mit dem absurden Hinweis auf die statistisch niedrigeren Frauengehälter verteidigt, obwohl diese ja gerade deshalb niedriger sind, weil viele Gehaltsordnungen gerade für das Alter zwischen 60 und 65 die weitaus höchsten Bezüge vorsehen.

Besonders übel sind die Invaliditätspensionen. Selbst der Sozialminister musste nun zugeben, dass unsere Invaliditätszahlen bis zum 50. Lebensjahr im weltweiten Schnitt liegen, dass die Österreicher  ab dem 51. Lebensjahr aber plötzlich „Invaliditätsweltmeister“ werden. Was so direkt aber kein Politiker laut zu sagen wagt: Hier findet massiver Missbrauch statt. Zehntausende gehen ohne echte Invalidität in die Frühpension. Aus Ärger, weil sie einen bestimmten Karrieresprung nicht geschafft haben; weil der Ehemann ohnedies genug verdient; weil man weniger Geld braucht, seit die Kinder aus dem Haus sind; weil man gerade keinen neuen interessanten Job findet; weil man noch bei voller Gesundheit das Leben genießen will. Und weil bedenkenlose Ärzte aus einer seltsamen Sozialgesinnung heraus bereit sind, ein vorgeschütztes Leiden als Grund einer Berufsunfähigkeit zu attestieren. Die neuerdings scheinbar explodierenden psychischen Leiden eigenen sich ja besonders gut für solche Atteste.

Das ruiniert nicht nur unser Pensionssystem, sondern auch die Stabilität der Republik und aller von ihr aufgenommenen Anleihen. Hätten wir eine Regierung, die regiert, wären einerseits die Invaliditäts-Untersuchungen viel ernsthafter. Und zweitens gäbe es deutlich spürbare Abschläge zumindest für jeden Frühpensionisten, der noch in anderen Branchen arbeitsfähig wäre. Haben wir aber nicht.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Leistungsträgersteuer schadet Wirtschaftsstandort Österreich! drucken

Die österreichische Politik treibt seltsame Blüten. Die angekündigte Schuldenbremse beschleunigt nicht das Denken, welche Ausgaben und Aufgaben der Staat in Hinkunft reduzieren soll, sondern beflügelt primär die Kreativität, welche Einnahmen gesteigert werden sollen.

In diesem Zusammenhang soll die „Reichensteuer“ eingeführt werden, neuerdings verharmlosender „Solidarabgabe“ genannt, um dem Schlagwort Gerechtigkeit zu entsprechen.

Andererseits entdecken die Sozialpartner neuerdings die Liebe zu „hoch qualifizierten Auslands-Österreichern“. Diese sollen im Zuge der demografischen Entwicklung für den heimischen Arbeitsmarkt rückgeholt werden. Mehr als 100.000 Fach- und Spitzenkräfte, die in Österreich zum Nulltarif teuer ausgebildet wurden, arbeiten zum überwiegenden Teil in Deutschland, der Schweiz und den USA. Vermutlich werden sie auch dort bleiben, vor allem weil die grenzenlose Steuerdebatte um Einkommensteuer-Aufschläge, Vermögenssteuer, Finanztransaktionssteuer usw. dieses an sich gute Ansinnen zum Rohrkrepierer machen dürfte.

Das ständige Aufwärmen von Steuererhöhungsplänen mit gleichzeitigem Schüren von Neidkomplexen durch Populisten aller Parteien im Kampf um Wählerstimmen schadet der Leistungsbereitschaft und Standortattraktivität Österreichs, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Bereits jetzt verlassen Österreich pro Jahr einige tausend Hochqualifizierte mehr als zurückkommen! Obwohl die heimischen Unternehmungen seit Jahren unter starkem Fachkräftemangel(!) leiden, negiert die Politik dieses Problem. Der Kampf um bestausgebildete Arbeitskräfte wird der entscheidende Faktor sein, um unser Wachstumspotenzial in den kommenden zehn Jahren aufrecht zu erhalten.
    Hochqualifizierte Arbeitskräfte sind neben unternehmerischer Innovation der entscheidende Faktor im globalen Wettbewerb, um das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial zur Aufrechterhaltung des Sozialstaats zu finanzieren. Die sogenannte „Reichensteuer“, richtigerweise: „Leistungsträgersteuer“, würde aber Österreich und Wien im speziellen in der Standortfrage als Osteuropa-Headquarter weiter schädigen. Schon jetzt klagen Personalberater über die Schwierigkeit, das Top-Management von Firmen nach Österreich zu bekommen. Zürich läuft in dieser Hinsicht Wien den Rang ab. Der Versuch, ausländische Spitzenkräfte ins Land zu holen, ist angesichts der 255 im dritten Quartal ausgestellten ROT WEISS ROT Cards, davon 47 für Sportler, alles andere als ein durchschlagender Erfolg. Die Erklärung dafür liefert der Brutto/Nettoeinkommensrechner des Finanzministeriums!
  • Ein höherer Grenzsteuersatz vermindert nicht nur die Attraktivität Österreichs als Arbeitsplatz für Hochqualifizierte, auch für bereits in Österreich Erwerbstätige sinkt der Anreiz für Überstunden, Zusatzleistungen und Innovationen. Dementsprechend werden die Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung kurz- und langfristig gedämpft.
  • Kontraproduktiv ist diese „Leistungsträgersteuer“, weil die Steuerbelastung insgesamt und die Grenzsteuersätze bei der Einkommensteuer im Besonderen bei uns schon extrem hoch sind. Kein Nachbarland hat eine höhere Einkommensbesteuerung als Österreich. Der deutsche Grenzsteuersatz von 45 Prozent setzt erst bei einem Einkommen von EUR 250.730,- Euro pro Jahr ein, also dort, wo sich unsere Politikerelite einen weit über 50-prozentigen Steuerzuschlag vorstellt. Das vorteilhafte deutsche Ehegatten-Splitting dämpft die Gesamtbelastung von Spitzenkräften noch zusätzlich.
    Italien mit 43 Prozent Grenzsteuer ab jährlich EUR 73.000,- Euro schont mit tiefen Eingangsteuersätzen von 23 und 27 Prozent die niedrigeren Einkommensteile. In der östlichen Schweiz startet man mit bescheidenen 10 Prozent und muss zwischen EUR 150.000-250.000 Euro (je nach Kanton) mit höchstens 31,8 Prozent nicht einmal ein Drittel seines Bruttoverdiensts dem Staat überlassen.
    Träumen kann man dagegen von den Flat-tax-Modellen in Tschechien (15%), Ungarn (16%) und der Slowakei (19%). Ein Überspannen des „Steuer“bogens könnte sowohl Firmen mit ihren Angestellten sowie Selbständige zum „Go East“ für Besserverdiener animieren. Das von Wien nur 60 Kilometer entfernte Pressburg versteckt sich nicht mehr hinter dem Eisernen Vorhang. Eine Verlagerung von Lebensmittelpunkten würde sich nicht nur auf das Aufkommen der Einkommensteuer, sondern natürlich auch auf das der indirekten Steuern (Mehrwertsteuer, etc) negativ auswirken.
  • Es ist richtig, dass in einer Reihe von Ländern eine „Leistungsträgersteuer“ diskutiert oder umgesetzt wird, für Österreich hat dies aber leider keine Relevanz, denn in allen Fällen (selbst Großbritannien und Frankreich) liegt die Einkommensteuerbelastung weit unter heimischem Niveau. Wenn Warren Buffett für sein Millionen-Einkommen mit 17 Prozent Steuer weniger als seine Putzfrau an Steuerleistung abliefert, ist das ein amerikanisches, kein österreichisches Fairness-Problem.
  • Aufzuräumen ist auch mit der Vorstellung, die führenden Wirtschaft- und Spezialkräfte erbringen zu wenig Steuerbeitrag für die Allgemeinheit. Faktum ist, dass 1 Prozent der höchsten Einkommen rund 10 Prozent der Gesamteinkommen beziehen, dafür aber 20 Prozent zum gesamten Einkommensteueraufkommen beitragen. Die besten 10 Prozent bekommen 34 Prozent der Gesamteinkommen und leisten mit 58 Prozent den Löwenanteil an Lohn- und Einkommensteuer. 2,6 Millionen Erwerbstätige (von 4,1 Millionen insgesamt) zahlen seit der letzten Tarifreform überhaupt keine Einkommensteuer mehr. Von fehlender sozialer Asymmetrie in Österreich somit keine Spur!
  • Die Sinnhaftigkeit einer Besteuerung hat sich auch an der Ergiebigkeit der Steuer zu orientieren. Das ist schon bei der Aktiengewinnsteuer gehörig daneben gegangen, und wäre in diesem Falle noch eklatanter. Ab 250.000,- Euro Jahreseinkommen wären rund 11.000 Steuerpflichtige betroffen, bei 300.000,- Euro sogar nur noch 7.500. Logisch, dass der Melkertrag erst bei 55 Prozent Grenzsteuersatz in die dreistellige Millionenhöhe vordringt. Diese Idee taugt daher nicht ansatzweise zur Finanzierung der wesentlichen Ausgabenbrocken. So steigen die Bundeszuschüsse für Pensionen von 2011 auf 2012 von 9,6 auf 10,2 Milliarden Euro, die Beamtenpensionen von EUR 8,0 auf 8,9 Milliarden. Eine „Leistungsträgersteuer“ würde also bloß knapp ein Fünftel der gestiegenen Pensionszuschüsse in 2012 erlösen. Welchen Grenzsteuersatz lässt sich die Regierung dann für 2013 einfallen?

proMarktwirtschaft ist daher der festen Meinung, dass die Politiker ihr Gehirnschmalz der Eindämmung der Staatsausgaben widmen sollten, anstatt Stimmungsmache gegen Leistungsträger bei gleichzeitiger Attraktivitätseinbuße des Wirtschaftsstandortes Österreich. Denn die entscheidende Sanierung des strukturellen Budgetdefizits Österreichs, welche in den letzten zwei Hochkonjunkturjahren verschlafen wurde, findet nach Meinung von Europäischer Kommission, Internationalem Währungsfonds und proMarktwirtschaft ausgabenseitig statt.

Peter Brezinschek,

proMarktwirtschaft Brief 1 

Peter Brezinschek ist Chefanalyst bei der Raiffeisen Bank International. Er hat unabhängig von seiner beruflichen Funktion zusammen mit weiteren österreichischen Spitzenökonomen (Mathias Bauer, Peter Brandner, Josef Christl, Christian Helmenstein, Thomas Url) die neue Initiative proMarktwirtschaft gegründet, für die er diesen Text verfasst hat.

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Fußnote 247: Ein echter Faymann, nicht bloß Failmann drucken

Was man in deutschen Fernsehanstalten über Österreich sehen kann, wäre im rotgrünen ORF absolut undenkbar. Mit nachträglicher (aktualisierter) Ergänzung.

Ein demaskierender Beitrag des NDR über einen peinlichen Faymann-Auftritt und über Österreichs „millionenschwere Jubelpresse“. Für jeden Österreicher ebenso beschämend wie  sehenswert! (auch wenn es amüsant ist, dass ausgerechnet der Herausgeber des in hohem Ausmaß von Gemeinde-Wien-Inseraten abhängigen „Falter“ als Kronzeuge gegen Faymanns Korruptionsgeschäfte auftritt).

Ergänzung: Der Skandal schien seine Fortsetzung und Eskalation bis nach Deutschland zu finden: Der NDR hat den Youtube Beitrag wenige Stunden nach Erscheinen dieser Tagebuch-Meldung einfach gesperrt. Also auch in Deutschland keine Spur eines unabhängigen Journalismus? Oder hat der Verteidigungsminister den Deutschen gar mit dem Bundesheer gedroht? Aber dann fand sich der Beitrag doch noch an einer anderen Stelle. Jedenfalls sehenswert, wie Faymann entnervt vor unangenehmen Fragen plötzlich davonläuft. Und jedenfalls anschauen, bis er vielleicht auch dort verschwindet . . .

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Zwei Ereignisse an einem Tag und ein seltsamer Zusammenhang drucken

In Wien ist die Islamexpertin Elisabeth Sabaditsch-Wolff wegen Herabwürdigung religiöser Lehren nun auch in zweiter Instanz strafrechtlich verurteilt worden. In Saudi-Arabien sind 42 äthiopische Christen ins Gefängnis geworfen worden, weil sie gebetet haben. Die beiden Vorgänge haben gar nicht so wenig miteinander zu tun, wie es auf den ersten Blick scheint.

Eine krank gewordene Justiz schränkt die Meinungsfreiheit in Österreich auf eine hierzulande völlig neuartige Weise ein. Plötzlich werden wahre Aussagen über den Islam – dass der „Prophet“ Mohammed mit einer Neunjährigen Geschlechtsverkehr hatte, was in den Augen der meisten Österreicher Kinderschändung ist, – mit Strafurteilen bestraft.Und die Staatsanwaltschaft, die ja so überhaupt keine Zeit zur Aufarbeitung der großen Skandale dieses Landes hat, hat dafür begeisterte und intensive Vorarbeit geleistet.

Viel ärgere und völlig beweisfreie Schmähungen des Christentums und seines Gründers sind hingegen von den heimischen Gerichten regelmäßig mit einem Freispruch beantwortet  worden. Meist unter dem Vorwand der Freiheit der Kunst. Worauf  regelmäßig ein Gutteil der hiesigen Kulturjournalisten die Christen nochmals mit befriedigtem Hohn übergossen haben.

Die am gleichen Tag erfolgte Verhaftung von Christen in Saudi-Arabien wegen eines bloßen Gebets zeigt, welche Intoleranz auf jener Seite herrscht, deren Ehre von dieser Justiz so heldenhaft verteidigt wird. Und ausgerechnet diesem Land wurde die Gründung eines interreligiösen Dialogzentrums in Wien erlaubt. Mit führender Beteiligung von Außenminister Spindelegger. Das heißt natürlich auch, dass Saudi-Arabien in den Augen des Wiener Außenministeriums das wichtigste islamische Land ist. Man führt ja nur mit den Saudis einen solchen Dialog.

Und der Zweck dieser Institution? Sie solle der Förderung der Religionsfreiheit dienen, hat der saudische Außenminister bei der Gründung gesagt. Offenbar gilt das Motto: Frechheit siegt.

Die zwei Ereignisse des gestrigen Tages zeigen, was diese Religionsfreiheit in der Wirklichkeit bedeutet bedeutet: Christen werden verurteilt. In Saudi-Arabien wie in Österreich. Und weder zu dem einen noch dem anderen Vorgang hört man auch nur ein Wort des Protestes oder der Sorge von christlichen Politikern dieses Landes. Falls es noch solche Politiker geben sollte.

In diesem Sinn voll Bitterkeit: Fröhliche Weihnachten (falls nicht auch dieser Wunsch schon als Beleidigung des Islam gewertet werden sollte, worauf ich ihn natürlich sofort demutsvoll zurückziehen würde).

PS.: Das hartnäckig kursierende Gerücht, dass der im Falle Sabaditsch-Wolff vorsitzende Richter genau derselbe gewesen ist, der unlängst die bereits verhandelte Haftstrafe gegen einen türkischstämmigen Österreicher in eine bloß vierstellige Geldstrafe umgewandelt hat, wirft noch ein weiteres bezeichnendes Indiz auf den geistigen Zustand der Justiz. Besagter Mann hat mit seinem Mercedes ein Kind (Bub, 8 Jahre) auf einem Zebrastreifen in der Döblinger Hauptstraße getötet. Die Begründung des Richters: Der Täter "hätte schon genug gelitten". Der arme Täter . . .

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Nationalrat auf dem Weg zur Faschingsgilde? drucken

In Angelegenheit der so bitter nötigen Veränderung unserer Bundeshymne hat der Verfassungsausschuss mit den Stimmen der SPÖ, der ÖVP und der Grünen an das Plenum den Antrag gestellt: „der Nationalrat wolle dem angeschlossenen Gesetzentwurf die verfassungsmäßige Zustimmung erteilen.“

Der Gesetzesbeschluss des Nationalrats mit 151 Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen lautet:

  • § 1 Die Bundeshymne der Republik Österreich besteht aus drei Strophen des Gedichtes ‚Land der Berge‘ und der Melodie des sogenannten Bundesliedes, beides in der Form der einen Bestandteil dieses Gesetzes bildenden Anlage.
  • § 2 Mit der Vollziehung dieses Bundesgesetzes ist die Bundesregierung betraut.
  • § 3 Dieses Bundesgesetz tritt mit 1. Jänner 2012 in Kraft.“ (In der Anlage entfällt jegliche Angabe der Urheberschaft.)

Damit hat der Nationalrat die Hymne entschieden in die Namenlosigkeit verguttenbergt. Kein Nachweis, dass der von Paula von Preradovic stammende Text aktuell einer politischen Veränderung unterzogen worden ist! Obendrein keine Angabe, dass es sich um die Melodie eines Freimaurer-Bundesliedes handelt, die Mozart zugeschrieben worden ist, vermutlich aber von Johann Holzer stammt!

Nach dem als kostenlos bezeichneten Inkrafttreten sollte bei der Aufnahme der Neufassung in die Schulbücher die kritische Darlegung dieses im § 1 verschuldeten Tatbestands einer lustigen, listigen oder arglistigen Täuschung unter dem Anspruch der politischen Bildung jedenfalls nicht verabsäumt werden.

Überdies hat die Ausdünnung der aus der Aufklärung erwachsenen demokratischen Dreiheit „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ durch den Wechsel von den „Brüderchören“ zu „Jubelchören“ in der dritten Strophe – also eine Ausdünnung just um die „Brüderlichkeit“ – den Pädagogen eine zusätzliche Aufgabe und Verantwortung auferlegt. Die sind es allerdings bereits gewöhnt, des Öfteren für Fehlleistungen von Politikern Abhilfe schaffen zu müssen.

Interessant ist gewiss noch der strafrechtliche Schutz der Bundeshymne als Staatssymbol. Wer nämlich die Bundeshymne „verächtlich macht oder sonst herabwürdigt“, ist gemäß § 248 StGB strafbar. Für die von Frau Minister Schmied sündteuer in Auftrag gegebene Verrockung durch Christa Stürmer, bei der im Übrigen die Zeile „Volk, begnadet für das Schöne“ von unserer Kunstministerin eliminiert wurde, ist die Strafbarkeit nicht in Anwendung gebracht worden. (Müssen hingegen diejenigen, die den alten Text singen werden, eine strafrechtliche Verfolgung befürchten?)

Dass über dieses Gesetz eine Volksabstimmung beantragt und mehrheitlich abgelehnt wurde, ist wohl nur ein zusätzliches Schmankerl.

In derselben Nationalratssitzung ist im Übrigen die „Schuldenbremse“ ohne Verfassungsmehrheit beschlossen worden. Wahrscheinlich war dieses Gesetz den für die geänderte Bundeshymne so aktiven Oppositionsabgeordneten weit weniger wichtig.

Hoch lebe unsere parlamentarische Demokratie!

RR Prof. Reinhard Horner, Berufsschuldirektor und Lehrerbildner i. R.; zahlreiche Publikationen zu pädagogischen, politischen und wirtschaftlichen Themen.

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Die Faschingsunion drucken

Was ist die geplante europäische Fiskalunion, was sind die nationalen Schuldenbremsen wirklich wert? Diese zentralen Fragen dieses Winters sind hinter den vordergründigen Aufregungen um die britische EU-Abstinenz beziehungsweise um das österreichische Ringen Koalition-Opposition bisher völlig untergegangen. Die Antworten, die man dazu derzeit geben kann, sind freilich mehr als ernüchternd.

Denn in Wahrheit geht es bei diesen Aktionen weiterhin primär darum, eine leider anhaltend hässliche Braut mit viel (bürokratischem) Brimborium auf schön zu schminken. Die Freier, die man damit gewinnen will, sind die internationalen Geldverleiher. Diese wollen ja derzeit von der europäischen Braut angesichts allzu vieler bekannter Fälle offensichtlicher Untreue und Betrügereien nichts mehr wissen. Von diesen Selbstbeschädigungen soll nun das Brimborium der geplanten Fiskalunion ablenken.

Worin besteht diese aber genau?

Erstens in Selbstverpflichtungen der Staaten, die Maastricht-Kriterien einzuhalten. Diese setzen zwei Obergrenzen fest: maximal 3 Prozent jährliches Defizit und maximal 60 Prozent Staatsverschuldung insgesamt, jeweils gemessen am Jahres BIP, also an der Summe des von einer Nationalökonomie in einem Jahr Erwirtschafteten. Doch halt! Hat man nicht genau die Beachtung dieser zwei Limits schon einmal versprochen, nämlich im Februar 1992 in Maastricht? Dieses Datum liegt pikanterweise fast auf den Tag genau 20 Jahre vor der nunmehr geplanten Brimborium-Selbstverpflichtung. Diese wird daher wohl von den meisten Geldgebern wohl nur unter einer Devise gelesen werden: Wer einmal lügt, dem glauben die bösen Märkte leider nicht mehr.

Zweitens wird es ein Defizit-Verfahren der Kommission geben. Diese kann den EU-Mitgliedsstaaten finanzielle Sanktionen gegen einen Staat vorschlagen, der die genannten Kriterien verletzt. Doch halt! So ein Defizitverfahren der Kommission hat es ja auch schon bisher gegeben. Auf dem Papier. Denn in der Vergangenheit wie in der Zukunft sind Geldstrafen gegen einen exzessiven Schuldner absolut schwachsinnig. Einem Land, das hinten und vorne zuwenig Geld hat, als Strafe noch einmal Geld abzuknöpfen: Die Perversion einer solchen Armensteuer muss man sich erst einfallen lassen. Mit so einer Strafe löst man ja kein Problem, sondern verschärft es logischerweise nur! Deswegen hat man ja auch schon in der Vergangenheit nie die schon bisher theoretisch möglichen Strafen verhängt, obwohl der Maastricht-Vertrag rund 60 Mal gebrochen worden ist.

An dieser Nicht-Verhängung von Strafen wird auch der als großer Erfolg bejubelte Umstand nichts ändern, dass es künftig für eine Ablehnung eines solchen Kommissions-Vorschlags einer Zweidrittel-Mehrheit bedarf. In Wahrheit gilt: Weder wird die Kommission solche Strafen vorschlagen, noch wird auch nur ein Land für die Bestrafung eines anderen stimmen. Die Strafen bewirken nichts, und sie stellen das verschuldete Land noch schlechter. Außerdem gilt: Man könnte ja selbst einmal in die gleiche Lage kommen, und man hat ja überall befreundete Schwesterparteien.

Drittens soll – nach dem derzeitigen Vorschlag – jedes Land den Europäischen Gerichtshof anrufen können, wenn ein Land die Schuldenbremse nicht einhält. Doch halt! Auch dieser EuGH hat keine Möglichkeiten, Sparsamkeit durchzusetzen. Er kann insbesondere nicht teure Wohlfahrts-Gesetze der einzelnen Staaten aufzuheben, die das Defizit verursachen.

Viertens ist die Rede von einer alljährlichen Vorlage der nationalen Budgetentwürfe an die EU-Kommission. Doch halt! Das heißt an sich noch gar nichts. Denn die Kommission hat ja kein Vetorecht gegen die Budgets, oder gegen finanziell wirksame Beschlüsse der nationalen Parlamente.

Fünftens soll es regelmäßige Euro-Gipfel geben (gähn); weiters ist im Entwurf die Rede von einer verstärkten Zusammenarbeit einiger Staaten (gähn) sowie natürlich auch von diversen Arbeitsgruppen (gähn). Und was es an derlei diplomatischen Redeübungen sonst noch gibt. Das soll die internationalen Geldgeber jetzt beeindrucken? Da glaubt jemand ernsthaft, dass sich diese nun in langen Schlangen anstellen werden, um den Euro-Ländern künftig wieder Kredite geben zu dürfen?

Sechstens und vor allem anderen sollte klar sein: Die ganze Konstruktion nimmt sich ja selbst nicht ernst. Denn wären die verfassungsmäßigen Schuldenbremsen wirksam, dann würde es ja eigentlich gar kein europäisches Sanktionen-Regime brauchen. Durch dessen Einrichtung zeigt man ja gerade: Trotz verfassungsrechtlicher Schuldenbremsen vertraut niemand darauf, dass die Mitgliedsstaaten die Regeln künftig besser einhalten. Gleichzeitig ist aber das Sanktionen-Regime so zahnlos, dass das Ganze bestenfalls zur Postenbeschaffung für einige EU-Beamte dient, die den Märkten Sand in die Augen streuen sollen.

Trotzdem ist man als Euro-Staat gut beraten, bei dem ganzen Brimborium mitzutun. Denn wer das nicht tut, gerät natürlich auf den Finanzmärkten erst recht ins schiefe Licht. Außerdem: Nutzt das Ganze auch nichts, so schadet es ja ebenso wenig.

Welche Regel könnte aber eine solche Fiskalunion glaubwürdig gemacht? Nur eine einzige: Nur das Recht der Kommission, wirklich in die nationale Gesetzgebung eingreifen zu können. Das aber will keine Partei, kein Parlament der EU zugestehen. Da würden sie sich ja selbst redundant machen. Das tut sie nur bei unwichtigen Themen, nicht aber in der heißesten Frage Europas, dem Recht der Parlamente, populistisch immer mehr Geld auszugeben.

In einer funktionierenden Fiskalunion hätte (irgend)eine europäische Institution das Recht, das zu tun, was einzelne Staaten in den letzten zwei Jahren zum Teil schon getan haben: So hat etwa Rumänien die Beamtengehälter um nicht weniger als 25 Prozent gesenkt. Es hofft, dadurch mehr finanzielle Luft und bessere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

Es tat dies aber nicht wegen irgendeiner Schuldenbremse oder wegen einer europäischen Fiskalunion, sondern wegen der nach wie vor obersten Instanz in allen Geldsachen: also wegen des internationalen Finanzmarktes, also der Summe jener Menschen, Institutionen und Staaten, die – das von Italien&Co so dringend benötigte – Geld haben und es verleihen oder auch nicht. Es war ja auch nicht die EU, sondern diese vielgescholtenen Märkte, die Italien und Griechenland zu ihren Sparpaketen gezwungen haben.

In den meistverschuldeten Ländern wäre es natürlich gut gewesen, wenn schon Jahre vorher eine Instanz als Hüterin der ökonomischen Grundrechnungsarten die Länder zu einem sparsameren Verhalten gezwungen hätte. Damals hätten die Einschnitte lange nicht so tief angesetzt werden müssen wie jetzt.

Solange aber kein Land freiwillig einer außenstehenden Institution solche Rechte einräumt, bevor ihm nicht selbst das Wasser weit über beide Nasenlöcher gestiegen ist, sollte man die Fiskalunion aber zumindest nicht ausgerechnet in der Faschingszeit verkünden. Denn sie wird sich als bloßer Faschingsscherz entpuppen.

Solange es keine solche echte Fiskalunion gibt, ist es aber auch weiterhin ein schwerer Fehler, die Steuerzahler (und die nächsten Generationen) anderer Länder zu zwingen, die Schuldnerländer immer weiter zu finanzieren. Denn dann wird es mit der Disziplin in den Schuldnerländern bald wieder vorbei sein. Und am Schluss sind eben alle pleite. Oder aber es kommt zur viel wahrscheinlicheren "Lösung": Das Geld ist nichts mehr wert, und damit sind es auch die Schulden nicht mehr. 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Der Tod eines Verbrechers drucken

Unter den vielen üblen Typen, die es auf diesem Planeten gibt, war er wohl die widerlichste Gestalt. Der Tod des nordkoreanischen Machthabers löst daher alles andere als Trauer aus. Was noch nicht heißt, dass deswegen irgend etwas in Nordkorea besser wird.

Ein Land, das 20 Prozent seines BIP für Rüstung ausgibt (in Österreich sind es 0,7 Prozent), muss zwangsläufig wirtschaftlich verrotten. Vermutlich geht die Zahl der dort Verhungerten sogar in die Millionen. Die Zahl der lebenslang in Konzentrationslager unter unmenschlichen Bedingungen Gequälten und Ausgebeuteten beträgt jedenfalls Hunderttausende. Und gleichzeitig geht von diesem Land eine ständige Kriegsgefahr aus, weil die Machthaber seit Jahrzehnten glauben, ihren totalitären Anspruch nur unter diesem Druck der Kriegshetze aufrechterhalten zu können. Die Grenze zwischen den beiden Koreas ist die explosivste Frontlinie, die es heute auf dem Globus gibt.

Dabei ist Nrodkorea sicher von niemandem bedroht. Im Gegenteil: In Südkorea fürchtet man sogar einen raschen Zusammenbruch des Regimes, denn das würde neuerlich Millionen in eine ungeordnete Flucht an die vollen Töpfe des Südens treiben. Die Südkoreaner analysieren ja immer wieder besorgt den ökonomischen Schock, den die Wiedervereinigung fast zwei Jahrzehnte lang auf die reiche Bundesrepublik ausübte. Dabei ist das Größenverhältnis zwischen der aufnehmenden und der aufgenommenen Gesellschaft in Deutschland ein ganz anderes. Und die DDR war auch nicht ganz so rückständig wie Nordkorea.

Südkorea hofft daher jedenfalls, dass die Normalisierung und Humanisierung im Norden schrittweise stattfindet. Gleichzeitig aber muss es sich davor fürchten, dass ein neuer Machthaber eher an Krieg als an Normalisierung denkt.

Ganz unabhängig davon ein ganz anderer Wunsch: Es wäre für unser geistiges Klima ein wichtiger Fortschritt, wenn die vielen Kommunistenfreunde in der hiesigen Kulturszene oder im kommunistischen Propagandasender Ö1 oder in den ebenfalls von Kommunisten beherrschten Belegschaftsvertretungen des ORF einmal einige Monate unter den Lebensbedingungen eines Nordkoreaners leben müssten. Vielleicht macht sie das ein wenig klüger – zumndest wenn sie nicht ganz so fanatisch und zynisch wie der verstorbene Kim Jong-Il sind.

Klüger könnten aber auch alle jene von der politischen Rechten werden, die ständig voll Hass auf die USA sind. Sie sollten wenigstens einmal darüber nachdenken, weshalb die große Mehrheit der Südkoreaner den Amerikanern sehr dankbar ist, dass diese das Land (und damit auch die Millionen einst aus dem Norden nach Süden Geflüchteten) gegen den Norden verteidigt haben und noch immer verteidigen. Dagegen verschwimmt all das, was die USA an Fehlern begangen haben, zu lässlichen Sünden. Nur ein Hinweis, um eines ihrer stereotypen Vorurteile anzusprechen: In Südkorea gibt es auch kein Erdöl.

Und zu guter letzt: Welch ein Kontrast zwischen der nordkoreanischen Herrscherfamilie Kim, die nun offenbar in die dritte Degeneration geht, und dem wenige Stunden später verstorbenen Vaclav Havel. Beide waren die Nummer Eins ihrer Länder. Havel war jedoch ein Humanist ohne jede Präpotenz, der immer an die Wahrheit und die Freiheit geglaubt und für diese gekämpft hat und auch ins Gefängnis gegangen ist. Für die nordkoreanischen Herrscher gilt das absolute Gegenteil. Und nur Fanatiker wie einst Heinz Fischer konnten ihnen propagandistisch die Mauer machen.

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Die himmelschreiende Diskriminierung der Steuerzahler geht weiter – und die Gratiszeitung der Bürger macht weiter drucken

Eigentlich wollten wir zuerst den Erfolg unserer ersten Ausgabe des „ECHO der himmelschreienden Diskriminierung österreichischer Steuerzahler“ gründlich analysieren und bewerten, bevor wir die Entscheidung über eine zweite Ausgabe treffen würden. Die überwältigenden Reaktionen unserer Leser haben uns dann allerdings einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Wir kamen schlicht und ergreifend nicht dazu und haben daher spontan entschieden, die nunmehr vorliegende zweite Ausgabe (Download PDF, 5.3 MB) zu entwickeln.

„Bravo, weiter so“, „Sie sprechen mir aus der Seele“, „Bitte unbedingt weitermachen“, „Idee ist großartig“, „Ich bin froh, dass endlich etwas in diese Richtung passiert“, „Die Zeit ist überreif“ und „Vielen Dank für diese bitter notwendige Zeitung“ sind nur einige der Rückmeldungen, die uns motiviert haben, eine weitere Ausgabe mit gesteigerter Auflage (8.000 Stück) und noch mehr Inhalt (24 Seiten) zu produzieren.

Im krassen Gegensatz zu den Lesern haben die etablierten Medien mit wenigen Ausnahmen nicht über unser ungewöhnliches Projekt einer höherwertigen und anspruchsvolleren Gratiszeitung berichtet. Neben der erstmaligen Ankündigung in diesem Tagebuch konnten wir einzig im KURIER über freundliche Einladung von Chefredakteur Dr. Helmut Brandstätter einen Leserbrief veröffentlichen und somit unseren Bekanntheitsgrad steigern.

Für die Verteilung der zweiten Ausgabe haben wir unseren geografischen Radius erweitern können. Mit dem Burgenland, Tirol und Vorarlberg sind wir nun erfreulicherweise in allen neun österreichischen Bundesländern vertreten!

Es gelang uns, eine ganze Reihe interessanter Gastautoren zu gewinnen:

  • Der ehemalige Chef von IBM Europa, Mittlerer Osten und Afrika, und ehemalige Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, schreibt über drei mögliche Rettungsszenarien für den Euro.
  • Jan Fleischhauer, Journalist beim SPIEGEL und Bestsellerautor („Unter Linken“), analysiert Luxuslinke, die gerne noch mehr besteuert werden möchten.
  • Der vormalige Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Prof. Peter Schuster, erläutert in einem Beitrag aus dem „Science-Blog“ den Stand der Grundlagenforschung in Österreich.
  • Die Generalsekretärin des Friedrich August v. Hayek-Instituts, Barbara Kolm, kommt in ihrer Analyse zum Schluss, dass es eine europäische zentralgelenkte Wirtschaftsregierung sehr schwer hätte.
  • Der Philosoph Eugen Maria Schulak widmet seine Kolumne dem Thema „Sprache und Denken“.
  • Andreas Tögel, Kaufmann in Wien, ist im Leitartikel über die wunderbare Welt der Umverteilung erstaunt.
  • Wolfgang Bauer, der Initiator von verwaltungsreform-jetzt.at schreibt über die österreichischen „Schulden-Junkies“.

Ein weiteres wesentliches Anliegen ist uns somit auch die gegenseitige Unterstützung von erfolgsversprechenden Initiativen.

Es ist leider oftmals die Regel, dass sich Journalisten etablierter Medien in ihren Leitartikeln und Beiträgen zwar ein Engagement von „normalen“ Bürgern (und nicht von sattsam bekannten Altpolitikern) wünschen, dann aber paradoxerweise selten bis gar nicht darüber berichten.

Zu guter Letzt gibt uns in diesen Wochen auch die Politik erneut ausreichend Anlass zur Fortführung unseres Zeitungsprojektes. Nicht einmal die angekündigte Schuldenbremse im Verfassungsrang kam zustande und benötigt nun einen neuen Anlauf über die EU.

Sie finden unsere zweite Ausgabe auch auf unserer Webseite www.conwutatio.at.

Wenn Ihnen unsere Idee gefällt und Sie uns dabei helfen möchten, damit sich das ECHO längerfristig etabliert und wir weitere Ausgaben entwickeln können, dann haben Sie die Möglichkeit, uns finanziell mit einer Spende zu unterstützen. Die Bankverbindung lautet auf Helmut Graser, Konto Nr. 9.152.708 (IBAN AT046000000009152708) bei PSK Bankleitzahl 60000 (BIC OPSKATWW), Verwendungszweck „Unterstützung ECHO“. Kontaktieren Sie uns zusätzlich per Mail an redaktion@conwutatio.at, wenn wir als Dank Ihren Namen auf unserer Webseite veröffentlichen dürfen.

Sie leisten damit einen wertvollen Beitrag, dem ECHO zu einem größeren Bekanntheitsgrad zu verhelfen.

Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen und ein erfolgreiches Jahr 2012!

Helmut Graser, Jahrgang 1964, ist Unternehmensberater in Wien.

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Korruption in Österreich: Die „gelenkte“ Demokratie drucken

Wie demokratisch ist ein Land, in dem der Bundeskanzler dreißig Jahre lang ununterbrochen von nur einer Partei gestellt wird? Ein Land, in dem es keinen wundern würde, wenn die Staatspartei – nach einem ungeplanten Interregnum von fünf Jahren – auch weitere dreißig Jahre noch den Kanzler stellt.

Wie demokratisch ist ein Land, in dem die Staatpartei die Programmdirektoren aller staatlichen Fernseh- und Radiosender stellt? In dessen Radio (Ö1) etwa Soziologen beinahe täglich von neuen (alten) sozialistischen Utopien berichten. Oder von dem „Kampf revolutionärer Gewerkschafter indigener Guatemalteken gegen die Ausbeutung durch das US-Großkapital“? Was sogar komisch wäre – wollte man nicht auch einmal etwas Kritisches darüber hören.

Mit welcher Berechtigung verdient eine Sozial-„Demokratie“ das Anhängsel „Demokratie“, wenn sie Staatsunternehmen zwingt, Millionen Euro an Boulevardzeitungen zu überweisen, um sie auf Kanzlerkurs zu halten? Wenn sie Menschen zahlt, die hauptberuflich Leserbriefe oder Facebook-Freunde fälschen?

Wie dumm ist eine Opposition, wenn sie immer noch glaubt, irgendwann einmal (ohne Tricks) auch Staatspartei werden zu können? Und wie naiv sind Bürger, wenn sie wählen gehen, weil sie glauben, damit über die Richtung eines Landes abzustimmen?

„Kanzler Werner Faymann: Freund und Helfer im Alltag“ (heute)

Unglaubliche 35,4 Millionen Euro bekam Fellners „SPÖsterreich“ von öffentlichen Unternehmen, 35,7 Millionen waren es bei „heute“. Dafür konnte man dort lesen, wie freundlich der Kanzler nicht nur den Euro, sondern sogar das Handy von Marie (13) aus dem Kanalschacht rettete. Dass Marie so nebenbei auch Tochter von Wiens Polizeisprecher Mario Hejl ist, ist in Österreich stets unverdächtig.

„Selbst Tiere würden Faymann wählen“, weiß man in der „Kanzler-Kronenzeitung“ – nicht weniger großzügig vom „Linken Reichs-Viertel“ mit Millionen überhäuft. Wer an solcherart „Übermenschlichkeit“ der SPÖ zu zweifeln wagt, kann sich schon morgen als Zielscheibe auf dem Krone-Cover finden. Zu Wahlzeiten auch gerne täglich.

Über fünfzig Prozent Reichweite haben nur die beiden letztgenannten Medien, weit mehr sind es bei Wochenzeitungen. Wolfgang Fellner hätte sein Imperium aus News, Format, Woman und Österreich auch so erschaffen – den Politologen treibt der Glaube an den Sozialismus (von Sozial„demokratie“ kann schon lange keine Rede mehr sein). So empfahl auch Gattin Uschi einmal ihren Woman-Leser, den Mann Heinz Fischer von der Staatspartei zu wählen und nicht die Woman Ferrero-Waldner von der Opposition. Würde doch ein überzeugter Sozialist (und Mann) emanzipierte Frauen besser vertreten… – Besser als eine Spitzendiplomatin, die sich – ganz ohne Hilfe einer Männer-Staatspartei – am Weltparkett bewiesen hat?

GEWINN: Zahm durch Inserate?

Wie ein Krake steuert die Partei das Land. Selbst „unabhängige“ Bundesländerzeitungen wagen nicht zu viel, will man doch nicht seinen Anteil an den 13 Millionen Euro Bundes-Presseförderung riskieren. Wo die Staatspartei nicht selber zahlt, tun dies Arbeiterkammern, Wiener Gemeinde (-betriebe) oder „rote“ Ministerien.

Seit Monaten schwappt eine „rote“ Inseratenflut über den GEWINN. Wahrscheinlich war sie es, die jede SPÖ-Kritik mit sich gerissen hat. Alleine im Dezember inserierten ÖBB, Wiener Linien, Wiener Stadtwerke, ASFINAG (wen hat das jetzt überrascht?), Gemeinde Wien (auf gleich 6 Seiten!) und das Bundeskanzleramt. Dass man da den Bundeskanzler im „Interview“ nicht mit unangemessenen Fragen stört, gehört zur guten Tradition des österreichischen Journalismus.

Österreich demokratisieren

Österreichs Medienvielfalt ist schlicht inszeniert: Wem Ö1 zu einseitig ist, kann auf Krone-Hit ausweichen, oder auf Fellners Antenne-Radio. Die Botschaft bleibt die gleiche. Österreich ist keine Diktatur. Jeder kann seine Meinung sagen. Wenn sie aber nicht links ist oder den Herrschaftsanspruch der Partei nicht respektiert, dann wird sie halt nicht abgedruckt.

Sich wie die SPÖ über vierzig Jahre lang Wahlsiege mit gepumpten Wahlgeschenken zu erkaufen und am Ende dann den „Spekulanten und den Banken“ die Schuld am Schuldenwahn zu geben, wäre in einer echten Demokratie a la Schweiz schlicht undenkbar gewesen. Das verhindern dort konservative und – in Österreich wäre allein das Wort schon hochverdächtig – liberale Zivilgesellschaften.

Das einzige, das Österreich mit der Schweiz verbindet, sind die hohen Berge.

Wenn das Land seine Medien nicht endlich demokratisiert, dann hat es die wirklich großen Krisen noch vor sich.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg und hat Europas erstes „Globalisierungskritik-kritisches“ Buch geschrieben: "Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute“.

www.michaelhoerl.at

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Der schwarz-blaue Flirt und seine Perspektiven drucken

Es wird spannend: Die ÖVP hat auf Parteiobmann-Ebene mit den Freiheitlichen inhaltliche Verhandlungen aufgenommen. Das ist eine absolute Premiere, seit bei der FPÖ H.C.Strache an der Macht ist. Dahinter steckt ein aktueller Anlass, aber auch eine langfristige Perspektive. Von einer künftigen Koalitionsmöglichkeit sollte man freilich erst reden, wenn sowohl Schwarz wie Blau ihre schwere strategische Fehlentwicklung der letzten Jahre korrigiert haben. Was in beiden Fällen eher unwahrscheinlich erscheint.

Die Verhandlungen mit Strache über einen Schuldenbrems-Beschluss deuten aber jedenfalls eine strategische Öffnung der zuletzt nicht gerade von Wählerbegeisterung getragenen Schwarzen an. Was diese auch dringend notwendig hatten. Sie haben vor allem in der Ära des Großkoalitionär Josef Pröll viele Stammwähler schwer verärgert. Deren Ärger wurde etwa durch die Schwulenehe und die Ersetzung der bewährten Hauptschule durch die ungetestete und nach allen Indizien teure wie leistungsschwache „Neue Mittelschule“ entzündet. Die schwarzen Provokationen für konservative Wähler setzten sich aber auch unter Spindelegger mit der politisch-korrekten – sprachlich jedenfalls unkorrekten – Umdichtung der Bundeshymne fort, die von vielen Schwarzwählern als unsinnige Verbeugung vor den linken Feministinnen verstanden wurde.

Die Blauen wiederum punkten zwar in den letzten Jahren als Auffangbecken vieler verärgerter Konservativer. Sie haben aber heute zum Unterschied von den Zeiten des Dreigespanns Haider-Grasser-Riess jede Ahnung von Wirtschaftspolitik verloren. Diese ist jedoch in Zeiten einer europäischen Schuldenkrise noch viel wichtiger als einst.

Die Freiheitlichen halten sich heute lediglich Lobbyisten russischer Oligarchen als einziges Substitut von Wirtschaftskompetenz. Sie haben zwar in etlichen Punkten der Kritik an schweren Fehlentwicklungen der EU recht. Wer aber ernsthaft von einem Austritt aus EU und Euro spricht, hat absolut keine Ahnung, was das für Österreich bedeuten würde. Dasselbe gilt für den blauen Kampf gegen jede Einschränkung von Sozialleistungen, mit dem sich die Freiheitlichen immer wieder am linken Rand von Rot und Grün profilieren.

All diese Faktoren lassen es als sehr utopisch erscheinen, wenn man von einem Comeback eines blau-schwarzen Bündnisses redet. Daran ändert auch der köstliche Umstand nichts, dass Rot und Grün sowie die ihnen hörigen Medien sofort von totaler Panik erfasst worden sind, nur weil sich die Herren Spindelegger und Strache zusammengesetzt haben.

Aber immerhin zeigt die ÖVP ihren (Ex-)Wählern erstmals wieder, dass sie sich nicht nur als Wurmfortsatz der sozialdemokratischen Politik versteht. Was für viele bürgerliche Wähler ein sehr wichtiges Signal ist, auch wenn das die genetischen Großkoalitionäre Erwin Pröll, Christoph Leitl und Christian Konrad nicht begreifen.

Und immerhin hat die FPÖ bei den Gesprächen eine erstaunliche Entwicklung von einer totalistischen Njet-Politik zu durchaus realistischen Ansätzen durchgemacht. Freilich kann man sich bei den Freiheitlichen nie sicher sein, ob das nicht übermorgen wieder alles anders ist. Am Schluss wird wohl das „Nein zu allem“ dann doch wieder stärker sein als der Wunsch, sich als verantwortungs- und damit regierungsfähig zu beweisen. Denn im Grund will die Strache-FPÖ zwar alle Wahlen gewinnen, aber ohnedies nicht wirklich regieren. Dazu waren die Erfahrungen von 2000 bis 2006 zu ernüchternd.

Jedenfalls scheint man bei den Blauen derzeit zu spüren, dass es der Partei nützt, wenn jetzt nicht mehr Strache, sondern Werner Faymann als der unpatriotische Gesprächsverweigerer dasteht. Und die FPÖ scheint auch zu erkennen, dass es ihr nicht gerade nützt, wenn sie sich durch ein Nein zur verfassungsrechtlichen Schuldenbremse mitschuld daran macht, dass Österreich für seine Anleihen künftig (noch) höhere Zinsen zahlen muss. Ein solches Nein würde ja bei allen weltweiten Geldgebern als katastrophales Signal interpretiert werden.

Das Ganze findet vor dem interessanten Hintergrund von Meinungsumfragen statt, die ein leichtes Absinken der SPÖ anzeigen. In wirtschaftlich stürmischen Zeiten wird Werner Faymann von den Menschen genauer gewogen als sonst – und immer häufiger als zu leicht befunden. Das stört die Wähler offenbar mehr, als es seine Inseratenkorruption getan hat. Zugleich gibt es natürlich gerade bei der SPÖ einen großen Wähleranteil, der noch überhaupt nicht begriffen hat, dass diese stürmischen Zeiten auch für ihre Brieftasche etwas Übles bedeuten werden. Diese Menschen sind noch in keiner Weise für Sparmaßnahmen bereit. Das macht die Lage für Faymann noch schwieriger.

Gleichzeitig gibt es – nicht veröffentlichte – Umfragen, die erstmals seit langem die ÖVP bei den Rohdaten (also ohne Hochrechnung der nicht Antwortenden) voran zeigen. Das hat sie zweifellos der Finanzministerin zu verdanken, die derzeit als einzige eine vertrauenerweckende Sprache spricht, während Bundes- wie Vizekanzler gerne herumschwurbeln. Freilich muss man bei solchen Umfragen immer wissen, dass die FPÖ bei den Rohdaten immer deutlich schlechter liegt als die anderen Parteien.

Jedenfalls ist es für das Klima im Land gut, dass nun die Regierung ernsthaft mit den Oppositionsparteien redet. Das Friss-oder-stirb der Regierung beim ersten Anlauf zur Schuldenbremse hatte doch von einer argen Hybris gezeugt.

Dieses Friss-oder-stirb hängt freilich vor allem mit dem Kernproblem dieser Koalition zusammen: Sie hat sich auch in der Frage der Schuldenbremse bisher nur auf einen oberflächlichen Formelkompromiss einigen können. Wie man die Schuldenbremse konkret umsetzen will, ist weiterhin völlig unklar. Daher tut sich die Koalition auch weiterhin ziemlich schwer bei den Verhandlungen mit den Oppositionsparteien. Denn dabei muss man ja jetzt viel konkreter werden, als wenn man nur eine theoretische Defizitreduktion ohne Hinweise auf das Wie beschließt.

Die SPÖ – wie immer mit ihren Außenstellen in Wifo und ORF – redet ununterbrochen nur von Steuererhöhungen. Die ÖVP-Finanzministerin hingegen ist (noch?) ganz auf Einsparungskurs, während ihre Partei intern schon eine Erhöhung der Einkommensteuer für die Höchstverdiener in Erwägung gezogen hat.

Die Sucher nach einer Verfassungsmehrheit für die Schuldenbremse ist durch die schwarz-blaue Runde jedenfalls wieder spannend geworden. Grün wie Orange scheinen es deswegen nun ebenfalls ein wenig billiger geben zu wollen. Dabei sind freilich Rot wie Schwarz vorerst über die Orangen ziemlich verbittert, weil die bei der ersten Runde offenbar übertaktiert haben. Die ÖVP will wieder keinesfalls den Grünen einen Vermögenssubstanzbesteuerung zubilligen. Umgekehrt will die SPÖ ganz sicher nicht die Freiheitlichen als Mehrheitsbringer akzeptieren.

Jedoch scheint das von der FPÖ vorgeschlagene Paket vorerst vernünftiger als die Forderungen der anderen beiden Parteien. Eine stärkere Verankerung der direkten Demokratie Richtung Schweizer Muster, wie die FPÖ es nun will,  geht jedenfalls in eine mutige Richtung. Diese war auch schon von den Grünen mehrmals angepeilt worden, während vor allem in der ÖVP bisher keine Begeisterung dafür geherrscht hat.

Aufs Erste klingt auch die zweite FPÖ-Forderung, nämlich höhere Mehrwertsteuersätze für einige Luxusartikel, sinnvoll. Freilich bei näherer Betrachtung nur sehr zum Teil.

Solche Luxussteuer-Ideen bedienen natürlich so wie die rot-grünen Vermögenssteuer-Phantasien den Jagt-die-Reichen-Populismus. Daher kann auch da die SPÖ nur schwer dagegen sein. Aber nach dem FPÖ-Plan werden zum Unterschied vom Wunsch der Linksparteien wenigstens nicht die Ersparnisse und der Besitz bestraft, sondern nur der Konsum. Die höhere Besteuerung von teuren – und daher in aller Regel mehr Benzin fressenden – Autos kann man zugleich auch als sinnvolle Umweltmaßnahme verkaufen. Bei den anderen genannten Objekten der blauen Besteuerungswünsche zeigt sich freilich wie bei vielen derzeit kursierenden Steuerideen eine deutliche Ahnungslosigkeit in Hinblick auf die wirkliche Welt.

Denn dort würde die geforderte Steuer auf besonders teure Eigentumswohnungen vor allem zwei Konsequenzen haben: erstens einen gewaltigen Kaufboom vor ihrer Einführung samt einer riesigen Preisblase; und zweitens eine verstärkte Rückkehr zu „steuerfreien“ Schwarzgeldzahlungen als Part of the game. Denn je mehr sich die Illegalität lohnt, umso öfter wird sie riskiert.

Ähnliches gilt für die ebenfalls von Freiheitlichen genannte Idee, Luxusreisen zu besteuern. Sollte es dabei nämlich um Fernreisen gehen, dann wird das vor allem den Umsatz von Reisebüros in Pressburg, Freilassing, Marburg oder Brünn fördern. Womit am Ende des Tages ebenfalls ein Verlust in der Staatskasse bliebe. Denn dann fließen auch nicht mehr die bisherigen Umsätze aus solchen Reiseverträgen in sie hinein.

Was sich all die linken wie rechten Steuererfinder nämlich nicht ausmalen können: Die Menschen lassen sich nur ungern von der Politik aussackeln, sondern versuchen regelmäßig, jede neue Abgabe, jede neue Steuer zu umgehen.

Der wirkliche Luxus sind aber ohnedies längst nicht mehr Karibik- oder Asienreisen, sondern das sommerliche Hotel am Wörthersee und das winterliche in Lech oder Zürs. Wollen die Freiheitlichen diese ernsthaft verschärft besteuern?

Das wirklich Deprimierende an all diesen Partei-Gesprächen sind aber ohnedies nicht die dahintersteckende Taktik und die ständig ringsum offenkundig werdende ökonomische Ahnungslosigkeit. Das ist vielmehr der Umstand, dass fast nur Steuererhöhungen im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen und nirgendwo die Einsparungen. Dabei sind diese ebenso notwendig wie schwierig.

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Irak: Wenn man ein Problem mit Gewalt löst… drucken

Die USA haben ihren militärischen Abzug aus dem Irak beendet. Damit endet auch eine der peinlichsten Epochen der jüngeren amerikanischen Politik. Denn in der selben Zeit ist aus dem obersten Weltpolizisten – auch dieses Krieges wegen – ein Land geworden, das mehr Schulden hat als jedes andere. Das keinen inneren Konsens über einen Sanierungskurs findet. Das in der Welt signifikant weniger Einfluss hat, während neue Mächte wie vor allem China immer bestimmender auftreten.

Der Irak-Krieg war nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein moralisches und intellektuelles Debakel. Moralisch tief enttäuschend für alle einstigen Freunde Amerikas waren vor allem die offenkundig gewordenen Folterungen durch jene Nation, die immer so stark ihre Wertorientierung betont. Ebenso enttäuschend waren die Manipulationen, mit denen die US-Regierung vor dem Krieg unzureichende Indizien zu einem unwiderleglichen Beleg für die atomare Rüstung des Iraks hochgejubelt hat.

Dennoch darf man den Charakter des Regimes von Saddam Hussein nicht vergessen. Er war im Inneren ein brutaler Diktator. Das sind freilich auch Dutzende anderer Präsidenten, ohne dass ein solcher Feldzug gegen sie geführt würde.

Viel gravierender für eine Bewertung der Legitimität einer Invasion ist jedoch Saddam Husseins Verhalten nach außen. Der irakische Machthaber war der einzige, der im letzten halben Jahrhundert mehrere echte Eroberungskriege begonnen und geführt hat. Diese haben viel mehr Tote als die amerikanische Invasion insgesamt gekostet. Und fast noch schlimmer: Er war der einzige Feldherr seit dem ersten Weltkrieg, der in großem Maßstab auch tödliches Giftgas eingesetzt hat.

Soweit die nicht ganz eindeutige moralische Bilanz.

In der intellektuell-strategischen Analyse findet sich – ganz abgesehen von den gigantischen Kosten – aber praktisch überhaupt kein Positivum mehr. Zwar haben die Amerikaner binnen weniger Wochen die irakische Armee vernichtet. Aber für den Tag danach waren sie völlig planlos. Si geris bellum, para pacem, würden die alten Lateiner sagen.

Die Amerikaner haben vor allem den schweren Fehler begangen, die gesamte Behörden- und Exekutiv-Struktur des Iraks auszuschalten, ohne einen Ersatz parat zu haben. Deshalb versank das Land in tiefem Chaos, aus dem es sich bis heute nur teilweise erholt hat.

In diesem Chaos entbrannte ein übler Bürgerkrieg mit vielen Parteien und unklaren Fronten. Die Kämpfe zwischen und unter Sunniten, Schiiten, Kurden, diversen Stämmen, Al-Kaida-Bombern, den im Untergrund agierenden Resten der Saddam-Armee beziehungsweise -Geheimdienste sowie etlichen anderen zum Teil vom Ausland gesteuerten Gruppen forderten weit mehr Tote als die eigentliche Invasion. Fast täglich gab es mehrere Bombenanschläge mit Dutzenden Toten. Die Amerikaner und ihre Verbünden brauchten Jahre, bis sie eine auch nur halbwegs brauchbare Strategie dagegen entwickelt haben. Und nun ziehen sie ab, ohne dass sie ein wirklich befriedetes Land hinterlassen.

Das größte Opfer dieses Chaos waren und sind die Christen, die dort seit fast 2000 Jahren alle Herrscher überdauert hatten. Sie waren unter Saddam schlecht, aber nicht schlechter als alle anderen behandelt worden. Von ihnen ist seit seinem Sturz mindestens die Hälfte ermordet oder vertrieben worden. Ohne dass das viele Schlagzeilen gemacht hätte. Denn viele amtschristliche Gutmenschen in Europa führten in dieser Zeit lieber blauäugigen Dialog mit den Muslimen.

Die Amerikaner haben auch ihren einzigen Verbündeten, den Kurden im Norden des Irak, nicht die ersehnte Unabhängigkeit gebracht. Daher wird mit großer Wahrscheinlichkeit das kurdische Problem bald wieder gefährlich eskalieren.

Gleichzeitig hat die amerikanische Strategie offenbar übersehen, dass langfristig die Eliminierung der Saddam-Diktatur nur einem Land hilft: dem Iran. Der freut sich, dass sein mehrfacher Kriegsgegner und Aggressor ausgeschaltet ist. Zwischen der iranischen Führung und den Amerikanern kam es aber dennoch zu keiner Annäherung. Ganz im Gegenteil: Heute stehen sich Teheran und Washington feindlicher gegenüber als vor zwei Jahren.

Auch sonst haben sich die USA in der Region weitgehend isoliert – wenn auch aus zum Teil sehr unterschiedlichen Gründen. Lediglich Saudi-Arabien und ein paar Golfscheichs zählen noch zu ihren Verbündeten. Das Verhältnis zur Türkei ist seit der Machtübernahme durch die dortigen Islamisten von Jahr zu Jahr schlechter geworden. Und der arabische Frühling stärkt nur den politischen Islam, aber sicher nicht die Rolle der Amerikaner. In Ägypten und Tunesien verloren diese sogar zwei ihrer engsten Verbündeten.

Und zu schlechter letzt sind auch die Beziehungen zu Israel heute so gespannt wie noch nie.

Wer die Welt – und die Legitimation zur Kriegsführung – heute nicht anders sieht als vor dem Irak-Krieg, der ist nicht willens, aus der Geschichte zu lernen. Seltener hat sich eine Regel so dramatisch bestätigt: Wenn man ein Problem mit Gewalt löst, schafft man oft ein Dutzend neuer Probleme.

PS.: Ein bezeichnender Zufall für den Niedergang des amerikanischen Einflusses: am gleichen Wochenende, da die Amerikaner ihren Irak-Abzug abgeschlossen haben, ist mit Vaclav Havel in Tschechien ihr wohl begeistertster mitteleuropäischer Verbündeter gestorben.

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Fußnote 247: Das Fundament des Stillstandes drucken

Selten genug, dass man Mitleid mit dieser Bundesregierung hat. Ein Christoph Leitl ist jedoch regelmäßig imstande, solches auszulösen.

Bei seinen Interviews empört er sich mit arroganter Überheblichkeit über das Versagen der Regierung beim Sparen. Selber aber bringt der Mann während langer Interviews immer nur gut klingende, aber nie mit Inhalt gefüllte Überschriften zustande. Und am peinlichsten hat er mit seiner Wirtschaftskammer versagt, als sie zusammen mit der Arbeiterkammer ein Papier zur Einschränkung der Frühpensionen erarbeitet haben. Denn darin waren vermehrte Rehabilitionsmaßnahmen für Möchtegern-Frühpensionisten so ungefähr die schärfste Maßnahme im Kampf gegen eines der größten Probleme dieses Landes. Ich weiß schon, dass es so gut wie unmöglich ist, sich mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer auf irgendeine wirklich wirksame Spar-Maßnahme zu einigen. Aber wenn man sich mit ihnen dennoch immer wieder hinsetzt und dann ein gemeinsames Minimal-Papier unterschreibt, wenn man seit vielen Jahren der Gewerkschaft, also der reformresistentesten Kraft des Landes, die Mauer macht, dann sollte man nicht präpotent anderen „Stillstand“ vorwerfen. Dann ist man längst selbst zum Fundament des Stillstandes geworden.

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Die „Schuldenbremse“ – eine Farce? drucken

Einer der Grundsätze des abendländischen Rechtssystems lautet: „Verträge sind einzuhalten“. Das gilt natürlich auch für Kreditverträge. Die exzessive Überschuldung, die sich Österreich, wie die meisten anderen Staaten der Eurozone, aufgeladen hat, wird zur Nagelprobe für diesen Grundsatz. Werden die eingegangenen Verbindlichkeiten bedient werden? Oder werden die Kreditoren auf uneinbringlichen Forderungen sitzenbleiben?

Eine beunruhigende Antwort auf diese Frage gibt der große österreichische Nationalökonom Ludwig Mises: „Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems“.

Eine „Aufgabe der Kreditexpansion“ würde den sofortigen Sturz in eine scharfe Rezession bedeuten – mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Wie man sich die Auswirkungen einer „Katastrophe des Währungssystems“ vorzustellen hat, übersteigt wohl die Vorstellungskraft der meisten Zeitgenossen. Ein Dilemma. Die Zeche werden mit Sicherheit wir alle bezahlen – in welcher Form auch immer.

Entzugstherapien verlaufen stets traumatisch. Der Entzug des mittels künstlicher Zinsdrückung für Staat, Firmen und Private so leicht erhältlichen „billigen Geldes“ bildet da keine Ausnahme. Die nur auf kurzfristige Ziele gerichteten Interessen der politischen Klasse machen die Anwendung wirksamer Therapien – zumindest auf dem Boden des Wohlfahrtsstaats, der von Produzenten zu Nichtproduzenten umverteilt – so gut wie unmöglich.

Denn, dass jede Rezession die Folge eines mit nicht vorhandenen Mitteln, den „Zirkulationskrediten“, angeschobenen Booms und damit nichts weiter als die Wiederherstellung des „Normalzustands“ ist, ist eine für die hohe Politik und die auf die gegenleistungsfreie Entgegennahme von Regierungswohltaten konditionierte Wohlfahrtsstaatsklientel unzumutbare Tatsache. Daher erscheint die Fortführung des laufenden Pyramidenspiels immer noch vorteilhafter.

Schenkt man den aktuellen Einlassungen von Österreichs Kanzler und Vizekanzler, sowie den regierungsfreundlich gefärbten Berichten der Hauptstrommedien des Landes Glauben, wäre mit dem bloßen Erhalt des „Triple-A“-Status des Landes schlagartig wieder alles in Butter. Dazu bedürfe es nun aber einer staatstragenden „Übernahme von Verantwortung“ durch zumindest eine Oppositionspartei, um eine entsprechende Verfassungsbestimmung verabschieden zu können (die eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat erfordert).

Dass es dabei um eine Reaktion auf die Drohungen von eben noch als Ausgeburten der Hölle und Agenten im Solde der perfiden US-Plutokratie gebrandmarkte – horribile dictu – private (!) Bewertungsagenturen handelt, deren Diktat man sich unter keinen Umständen unterwerfen wollte, ist plötzlich vergessen. Mit einem Mal zählt nichts anderes mehr.

Was den hoffnungslos überschätzten Wert von Verfassungen ganz grundsätzlich angeht, sei auf ein Wort des aus Ungarn stammenden Philosophen Anthony de Jesay verwiesen: „Die Verfassung gleicht einem Keuschheitsgürtel, von dem die Lady selbst den Schlüssel hat: Wenn sie der Gewinnerkoalition nicht passt, wird man Wege finden, sie zu umgehen oder zu ändern.“

Mit „Schuldenbremsen“ würde es sich nicht anders verhalten. An besonderen Umständen, denen nur mit besonderen Maßnahmen zu begegnen ist, wird es niemals fehlen. Dass Verfassungsbestimmungen mit der aktuellen Verschuldungsproblematik nicht das Geringste zu tun haben, ist klar. 

Die Regierungsparteien hätten es also jederzeit in der Hand, ein Sparprogramm ins Werk zu setzen – wenn sie nur wollten – und sich nicht durch parteipolitisch zugeordnete Interessengruppen gegenseitig blockierten. Zur traditionell auf Obstruktionskurs segelnden Polit-Klientel zählen etwa Bauern, Beamte und Bundesbahner.

Auch an den rekordverdächtig hohen Subventionen für NGOs aller Kaliber wagt die Regierung nicht zu rütteln. 5,4 Prozent des BIP – das Doppelte des in Euroland üblichen Wertes – lässt die Alpenrepublik sich etwa die Förderung so ungemein wichtiger Dinge wie Tanzgruppen lesbischer Frauen kosten. Derlei grober Unfug wäre mit einem Federstrich – ganz ohne Verfassungsänderung – zu beenden.

Weshalb mit dem Geld von auf der – täglich ungemütlicher werdenden – freien Wildbahn der Privatwirtschaft tätigen Menschen (gleich ob selbständig oder unselbständig) Organisationen, Strukturen und Privilegien querfinanziert werden, die zum Wohlstand unserer Gesellschaft nicht den geringsten Beitrag leisten, ist nicht einzusehen.

Eine große Rolle für die mangelnde Vehemenz bei der Umsetzung von Sparprogrammen seitens der Regierenden spielt auch die Angst vor Macht- und Kontrollverlust. Dass eine einmal politisierte, und damit kostspielig und ineffizient gelöste Aufgabe wieder in private Hände gelegt werden könnte, ist – aus Regierungssicht – unerwünscht. Dass aus jedem nichtigen Anlass sofort ein neues Gesetz produziert wird, dessen Vollzug Unsummen kostet, ist Regierungsroutine. Schließlich geht es der Nomenklatura auch um möglichst zahlreiche, mit verdienten Parteigängern zu besetzende Dienstposten.

Wer nun einwendet, dass auch „die Wirtschaft“– besonders in der Krise – nach „antizyklischer“, für den Steuerzahler in jedem Fall sauteurer, Wirtschaftspolitik giert, ist auf dem Holzweg. Die Masse der heimischen Betriebe, und damit die Mehrzahl der Beschäftigten, sieht von den keynesianisch inspirierten „Investitionsprogrammen“ nie auch nur einen einzigen Cent.

Nutznießer der Investitionstätigkeit des Staates sind stets wenige, meist der Baubranche zugehörige Großbetriebe, mit besten Beziehungen zu den Machthabern. Anders ausgedrückt: Bei den Kleinen wird abkassiert, um den Großen (oft genug absolut unnütze) Aufträge zuschanzen zu können. Die von den Österreichischen Bundesbahnen in den kommenden Jahren zu tätigenden, milliardenschweren „Investitionen“ in unsinnige Tunnelprojekte sind ein Musterbeispiel. Die ersatzlose Aussetzung dieser Geldverbrennungsaktionen würde einen beherzten Schritt auf dem notwendigen Weg zur Budgetsanierung bedeuten.

Das Palaver um eine verfassungsmäßig verankerte „Schuldenbremse“, zu der sich letztlich wohl die Grünen – als Vorleistung für eine künftige Regierungsbeteiligung – herbeilassen werden, ist pure Spiegelfechterei. Wer sparen will, der tut es einfach. Merke: Sparen bedeutet, nicht auszugeben was man hat! Es bedeutet nicht, weniger von dem auszugeben, was man nicht hat! Es bedeutet mit Sicherheit nicht, Einnahmen zu maximieren.

Österreich wäre allerdings nicht Österreich, würde am Ende nicht einnahmenseitig „gespart“. Neue und höhere Steuern sind – unter tatkräftiger Mithilfe der einst bürgerlichen ÖVP – so gut wie beschlossene Sache. Dass Vizekanzler Spindelegger „Substanzsteuern“ ablehnt, sich die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer aber trotzdem vorstellen kann, wirft ein scharfes Licht auf dessen Kompetenz.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Wo ist der österreichische Monti? drucken

Das ist die gute Nachricht zur Vorweihnachszeit: Das italienische Sparpaket des neuen Ministerpräsidenten Mario Monti hat mit schmerzhaften, aber nicht entscheidenden Abstrichen seine wichtigste parlamentarische Hürde genommen. Damit ist die größte Umwandlung des Nachkriegsitaliens fix. Was heißt das aber für Europa und für Österreich?

Die massive Mehrheit in der römischen Abgeordnetenkammer zeigt, dass das Wissen um den Ernst der Lage letztlich doch in den Köpfen der südlichen Nachbarn angekommen ist. Sogar ein Gutteil der Linken hat dem zugestimmt, was einem Berlusconi sogar bei weit weniger einschneidenden Maßnahmen verweigert worden war. Die Lega Nord hingegen hat sich zur populistischen Neinsager-Partei degradiert, die keine Perspektive für die Zukunft des Landes bietet (auch wenn der Wunsch nach einer Abtrennung des mitteleuropäischen Nordens vom mediterranen Süden durchaus nachvollziehbar ist).

Dass auch die Gewerkschaften wie wild gegen Monti kämpfen, ist zum Teil als landesübliche Folklore und Überlebenskampf eines überholten Vereins einzustufen. Dieser Kampf setzt zum anderen Teil aber doch noch ein heftiges Fragezeichen hinter die europäische Sanierungspolitik.

Denn chinesische wie andere Investoren – die der alte Kontinent so dringend bräuchte – haben immer wieder klargemacht, dass sie ihr Geld nicht zuletzt deswegen von Europa fernhalten, weil sie an der Ernsthaftigkeit der europäischen Spargesinnung zweifeln. Und da sind die Fernsehbilder von Streiks und Besetzungsaktionen halt nicht sehr überzeugend. Es ist einem Nichteuropäer gar nicht so leicht klarzumachen, dass dahinter keine Bevölkerungsmehrheit steht. Dies ist vor allem dann schwierig, wenn die linken Medien Occupy-Aktionen weit über die in Wahrheit sehr bescheidenen Teilnehmerzahlen hinaus bejubeln.

Die Liste der Monti-Maßnahmen ist aber jedenfalls bunt wie eindrucksvoll und weitgehend nachahmenswert:

  • Die Mehrwertsteuer wird um zwei Prozentpunkte erhöht (dadurch wird im Gegensatz zu Einkommensteuererhöhungen richtigerweise nicht die Leistung, sondern der Konsum gedämpft, der ja vor allem in den Import geht);
  • rezeptpflichtige Medikamente, die gänzlich von den Patienten bezahlt werden, dürfen zum Ärger der Apotheker und zur Freude der Konsumenten auch in Supermärkten verkauft werden (was mehr Wettbewerb schafft);
  • (bei uns unvorstellbare!) Luxuspensionen von über 200.000 Euro im Jahr werden scharf beschnitten;
  • Das selbe passiert Gehältern für Staatsbeamte von über 300.000 Euro (die es bei uns ebenfalls nicht gibt);
  • das Pensionsantrittsalter wird scharf erhöht, es soll schon 2018 bei 66 Jahren liegen – auch für Frauen (für die es derzeit nur 60 Jahre beträgt!);
  • gleichzeitig wird die italienische Form einer Hacklerpension nach 41 oder 42 Berufsjahren abgeschafft (einst am Höhepunkt der christlich-sozialistischen Misswirtschaft hatte es sogar schon nach 15 Arbeitsjahren Pensionen gegeben!);
  • die schon geltenden Pensionen werden ab einer Höhe von 1400 Euro auf zwei Jahre eingefroren;
  • Benzin wird teurer;
  • auf Erstwohnungen gibt es eine  Immobiliensteuer;
  • es kommt eine Luxussteuer auf bestimmte Produkte;
  • es gibt Maßnahmen gegen Steuerflucht;
  • Bargeldzahlungen werden ab 1000 Euro verboten.
  • Auf der anderen Seite soll ein Konjunkturprogramm die Wirtschaft und Infrastruktur um 40 Milliarden ankurbeln.

Vorerst gescheitert ist Monti hingegen mit einer Freigabe der Taxilizenzen und mit einer Kürzung der luxuriösen Parlamentariergehälter, die mit über 11.000 Euro netto(!) pro Monat weit über allen anderen Ländern liegen. Allerdings haben die Abgeordneten versprochen, das nun „autonom“ anzugehen.

Dennoch bleibt das Paket eindrucksvoll. Und man kann für Italien hoffen, dass das Land mit Monti nun vielleicht doch bald wieder über den Berg kommen könnte.

Manche der nun beschlossenen Maßnahmen (auch in der zweiten Kammer werden sie wohl noch vor Weihnachten durchgehen) schaffen Privilegien ab, die in österreichischen Ohren wirklich provozierend klingen. In seinen Kernbereichen, vor allem beim Pensionsantritt, sind das aber durchwegs Beschlüsse, die auch anderswo dringend notwendig wären. Etwa auch in Österreich. Freilich ist versicherungsmathematisch und demographisch ein Pensionsantritt mit 66 Jahren in Wahrheit immer noch zu früh. Denn Erich Streißlers einst von allen aufrechten Linken wütend bekämpften Berechnungen, dass der Pensionsantritt angesichts der steil gestiegenen Lebenserwartung erst über 70 erfolgen dürfte, sind nach wie vor richtig.Und sind angesichts des hartnäckigen Geburtendefizits noch viel richtiger.

Nur: Wo ist der österreichische Monti? Selbst außerhalb der Regierung findet man keinen überzeugenden Kandidaten.

Gleichzeitig zu den Monti-Beschlüssen ist der Zustand der österreichischen Pensionsversicherung bekanntgegeben worden. Die Kosten des Pensionssystems wachsen im kommenden Jahr um weitere 6,2 Prozent. Aus dem Bundesbudget müssen sogar um 14,2 Prozent mehr in das System geholt werden. Damit fließen über die Beitragszahlungen hinaus schon 4,6 Milliarden Euro aus dem allgemeinen,schwer verschuldeten Bundesbudget ins Pensionssystem. Und das alles in Zeiten einer neuen Rezession. Und das alles noch BEVOR die Babyboomergeneration ohne Zurücklassung einer nennenswerten Kinderzahl massenweise in Pension geht. Was sie aber im kommenden Jahrzehnt tun wird.

Was noch schlimmer ist: Nirgendwo ist ob dieser Zahlen die notwendige erregte und besorgte Diskussion ausgebrochen. Es sind ja nur Ziffern. Und handeln müssen nur die Italiener

 

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SN-Kontroverse: Klima-Hysterie drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Klimapolitik - Nichts als Hysterie?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Überlebenswichtig vernünftig

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

So um die Wende zum 19. zum 20. Jahrhundert wurden Frauen als „hysterisch" bezeichnet, wenn sie nicht den Ansprüchen der vorherrschenden patriarchalisch-brachialen Ideenwelt gerecht wurden. Dann kam, so um die Zeit, als das Auto erfunden wurde und die ersten Frauen an Universitäten in Europa studieren durften, ein gewisser Dr. Sigmund Freud und ließ sich als Arzt in der Bergstraße in der damaligen Reichshauptstadt Wien nieder und erfand die Psychoanalyse. Er räumte gründlich mit dem Begriff der Hysterie auf.

Freuds Thesen waren heftig umstritten, setzten sich aber durch. Der Göttin sei Dank! Ähnlich verhält es sich mit dem Umwelt- und Klimaschutz. Noch in den 1970er- und 1980er-Jahren kämpften „rebellische" Jugendliche für Umweltschutz, gegen Atomkraftwerke, für den Erhalt des Wiener Naherholungsgebiets, die Hainburger Au. Unter Bundeskanzler Franz Vranitzky wurde dann ein bundesweites Wasser- und Seenerhaltungsprogramm umgesetzt. Heute kann wieder in der Donau und deren Nebenflüssen zumindest in Österreich unbedenklich gebadet werden. Die Seen haben Trinkwasserqualität.

Die Maßnahmen durchzuziehen ging nicht ohne Widerstände ab, weil sie mit hohen Kosten verbunden waren. Nur wenige würden heute aber sagen, sie hätten sich nicht gelohnt. Global hat sich auch einiges getan. Forscher können genau den CO2-Ausstoß pro Industrienation berechnen, wissen um die schädlichen Auswirkungen der Treibhausgase und der Klimawandel ist keine „hysterische" Einbildung, sondern nachweisbar.

Und, was das Wichtigste ist: Die Menschheit im globalen Dorf kann etwas dagegen tun. Klar, es kostet, die Meere vom tödlichen Plastikmüll frei zu halten und für reine Luft zu sorgen. Globale Klimapolitik ist aber alles andere als Hysterie, sondern überlebenswichtig vernünftig.

 


Sehr teuer, aber nutzlos

Andreas Unterberger

 

Die Österreicher zahlen für die Klimapolitik Milliarden. Für Kyoto-Strafen, für Klimaforschung, für hässliche Windmühlen quer übers Land, für (immer öfter chinesische) Solarpaneele, usw. Während der dadurch mitverursachte Crash der Staatsfinanzen eine sehr reale Gefahr ist, bezweifeln Zehntausende Naturwissenschafter, dass CO2 und andere Gase eine globale Erwärmung auslösen (für Interessierte: www.nipccreport.org). Dem stehen Computermodelle der offiziellen UNO-Doktrin vom Klimatod gegenüber, die nach den 0,8 Grad Erwärmung der letzten 150 Jahre für die nächsten Jahrzehnte mit 2 bis 6 Grad plus drohen. Diese offizielle Doktrin ist auch dadurch suspekt geworden, weil ihre Exponenten mit Erpressungen die Veröffentlichung kritischer Studien bekämpfen und Daten unterdrücken.

 

Eine Reihe von Tatsachen macht auch Nichtnaturwissenschafter nachdenklich: Die Erde hat schon viel wärmere (und kältere) Zeiten erlebt, ganz ohne menschliche Aktivitäten. Grönland etwa wurde als agrarisch nutzbares „Grün"(!)-Land entdeckt. CO2 fördert jedenfalls massiv das Wachstum der Pflanzen, die wir zur Ernährung der wachsenden Menschheit dringend brauchen. Im kalten Norden liegen die größten Landmassen des Globus; diese würden bei einer wodurch auch immer ausgelösten Erwärmung nutzbar. Wärmeperioden waren in der Geschichte der Menschheit immer die friedlichsten und prosperierenden. Aber selbst wer trotz dieser und vieler anderer Indizien an das Klimagespenst glaubt, darf dennoch am Sinn des sogenannten Kyoto-Protokolls zweifeln, das Österreichs Steuerzahler so belastet: Denn die Länder, die sich zu diesem Protokoll bekennen, also vor allem die EU, stoßen nur 15 Prozent der globalen Treibhausgase aus. Jedes in Europa eingesparte Fass Öl macht aber nur das Öl für China & Co. billiger. Die wirtschaftliche Selbstbeschädigung der EU ist also klimatisch jedenfalls irrelevant.

 

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Fußnote 246: Chirac verurteilt – und was ist mit Häupl? drucken

Das ist eine Sensation: Der langjährige französische Präsident Jacques Chirac wurde von einem Strafgericht verurteilt. Das sollte so manchen eine Warnung sein.

Die Verurteilung ist umso erstaunlicher, als die Staatsanwaltschaft zuletzt einen Freispruch beantragt hat. Chirac hatte einst als Pariser Bürgermeister Parteimitarbeiter auf Kosten der Gemeinde angestellt. Das ist seit heute kein Kavaliersdelikt mehr. Langsam werden die Gerichte mutiger (und über die diversen Staatsanwaltschaften schweigen wir lieber). Dieses Urteil sollte auch Politikern anderer Länder eine heftige Warnung sein. Etwa Wiener Bürgermeistern, die tagtäglich die Tages- und Wochenzeitungen im Interesse der Partei mit Inseraten bestechen lassen – damit niemand kritisch über die Rathaus-SPÖ schreibt. Egal ob die Inserate von den Wasserwerken, den Entsorgungsbetrieben, den diversen Magistratsabteilungen und Gemeindebetrieben in Auftrag gegeben werden: Die Verantwortung trägt der Bürgermeister. Diese Inserate haben Null Informationswert, sondern nur Propaganda- und Bestechungswert (den ganz besonders, da ja etliche Zeitungen ohne diese politischen Inserate zusperren müssten). In Wien hat sich diese Praxis erstaunlicherweise unter Rot-Grün sogar noch massiv intensiviert, während auf Bundesebene inzwischen doch der eine oder andere weiche Knie bekommt und diese kriminellen Kooperationspraktiken ein wenig – ein wenig! – hinunterschraubt.

PS.: Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass Rot-Grün in Wien zur Finanzierung ihrer Korruption die Abgaben und Gebühren ständig in einer historisch ungeahnten Intensität verteuern müssen.

PPS.: Während diese kriminelle Korruption in Wien blüht, wird im Allgemeinen Krankenhaus die Betreuung der Patienten massiv verschlechtert. Das hat schon was.

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Euro oder Nicht-Euro ist nicht die Frage drucken

Beim EU-Gipfel haben zumindest anfangs vier Länder die Zustimmung zu einer Fiskalunion verweigert, teils nur vorübergehend, teils dauerhaft. Unabhängig von der Dauer des Neins ist die Frage interessant: Sind die Nein-Sager eigentlich klüger oder dümmer als die anderen?

Alle vier haben zwar durchwegs konservative Regierungen, sie sind auch allesamt sehr froh, nicht beim Euro zu sein. Sie sind aber dennoch in Wahrheit sehr unterschiedlich zu beurteilen.

Weitaus am besten steht Schweden da. Es ist nach dem schweren Kollaps des sozialdemokratischen Wohlfahrts- und Schulden-Modells in den 90er Jahren und nach darauffolgenden neoliberalen Reformen (die das Land aber keineswegs unsozial gemacht haben) heute neben der Schweiz Europas Vorzeigeland Nummer eins. Die Finanzen sind in Ordnung, die Wirtschaft blüht, der durchschnittliche Pensionsantritt erfolgt vier Jahre später als in Österreich, was auch die etwas höhere Arbeitslosigkeit deutlich relativiert. Schweden ließ sich nicht einmal erpressen, als der marode Saab-Konzern nach Staatshilfe rief. Denn seine Regierung weiß, dass man auch den Mut haben muss, ein Unternehmen sterben zu lassen. Die Folge dieser Politik: Schwedische Aktien und die schwedische Währung zählen heute zu den häufigsten Tipps, wo man sein Geld anlegen kann.

Auch Tschechien, das nächste abseitsstehende Land, steht an sich gut da. Freilich ist es sehr stark von Exporten in den Euroraum abhängig, und die Prager Regierung beschädigt sich selbst regelmäßig mit heftigen Korruptionsskandalen.

Die Briten hingegen haben derzeit wirklich schlechte wirtschaftliche Daten. David Cameron hat jedoch mutige Reformen gestartet, um eine kräftigende Rosskur auszulösen, die wieder wie einst unter Margaret Thatcher eine Epoche der Blüte einleiten könnten. Jedenfalls wurde von den meisten Briten das Nein zum Gipfelbeschluss begeistert aufgenommen. Die Inselbewohner wissen zwar, dass sie den Binnenmarkt brauchen, und sie sind auch militärisch gute Bündnispartner, aber sie haben verständlicherweise keinerlei Lust, sich bei Steuern oder Budgets von der EU dreinreden zu lassen.

Ungarn hingegen ist ein sehr trauriger Fall. Seine Währung steht heftig unter Druck, seine Anleihen sind Ramsch. Die Regierung spart zwar nach schweren Fehlern ihrer sozialdemokratischen Vorgänger nun spürbar, sie hat sich aber gleichzeitig durch antisemitische Akzente, durch eine betont nationalistische Politik und durch Frontalangriffe auf Banken und Medien in eine weitgehende Isolation manövriert. Selbst österreichische Politiker zögern derzeit, nach Ungarn zu reisen.

Die Unterschiede zwischen den Vier zeigen jedenfalls: Euro oder Nicht-Euro ist keineswegs die entscheidende Frage. Das ist vielmehr die Höhe der Schulden, die Wirtschaftskraft und vor allem die Glaubwürdigkeit der Sanierungsversuche. Das heißt heute aber auch: Ohne Jahre der bitteren Mühen kommt kein Land aus der Krise heraus. Egal, welche Währung es hat.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 245: Wie der Boulevard Mensch und Politik manipuliert drucken

Tierschutz ist seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum wirksamsten Emotionalisierungsinstrument der westlichen Gesellschaft geworden. Und zu einem Riesengeschäft.

Das wird von den diversesten Boulevard-Medien zwischen ORF und Kronenzeitung hemmungslos ausgenutzt – wobei die Wahrheit komplett auf der Strecke bleibt, wie diese Dokumentation ziemlich schlüssig zeigt. Die Profiteure werden sich aber ganz sicher nicht bessern. Und die orientierungs- und ahnnugslose Politik wird den stimmungschürenden Medien weiterhin nachtapsen. Ob dieser Akzentwechsel vom Menschen- zum Tierschutz in einem logischen Zusammenhang zum genau in der gleichen Periode eingeleiteten Aussterben der europäischen Gesellschaft steht?

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Die Bahn hat Konkurrenz: Wir dürfen uns freuen drucken

Wettbewerb kann sogar die fettesten und müdesten Privilegienritter wachrütteln. Zumindest ein wenig. Das merkt man seit Beginn dieser Woche am Beispiel der Bahn. Diese Erkenntnis lässt jubeln – und bangen, ob die neue Westbahn so lange durchhält, bis europäische Wettbewerbshüter die schmutzigen Tricks von ÖBB und Verkehrsministerin endgültig stoppen und bestrafen.

Der Hintergrund des ÖBB-Tricks: Der Gesetzgeber hat bei Telephon und Strom (mit großem Erfolg) sowie bei Post und Gas (mit geringerem Erfolg) den Übergang vom bürokratisch-teuren Staatsmonopol zum kundenorientierten Wettbewerb durch absolut unabhängige Regulatoren begleitet. Nur so haben die neuentstehenden Privaten eine Überlebens-Chance gegen die jeden neuen Mitbewerber von der ersten Sekunde an lustvoll niederbeißenden Revierverteidiger.

Was aber hat die österreichische Regierung hingegen bei der Bahn gemacht? Da wird der Wettbewerbsvorteil des Monopols gleich dreifach verteidigt!

Erstens fließen zum Unterschied von Post und Telekom weiter Steuergelder in die Bahn, sowohl versteckt wie auch offen. Zweitens hat man bei der Bahn keine echte Trennung zwischen dem natürlichen Monopol, nämlich dem Eigentum am gesamten Schienennetz, und den sich für einen gesunden Wettbewerb ganz natürlich anbietenden Zügen gemacht: Beide gehören weiterhin zum gleichen Konzern und sind ganz offensichtlich nur formal getrennt. Beide werden ja auch vom gleichen Gewerkschaftsboss kontrolliert beziehungsweise regiert.

Und drittens ist die Funktion des „unabhängigen“ Regulators total lächerlich geworden, seit eine Frau ausgerechnet aus dem Kabinett der Verkehrsministerin mit dieser Aufgabe betraut worden ist. Diese Ministerin aber ist ganz zufällig oberste und einzige Eigentümervertreterin bei den ÖBB (und hat als fast einzigen Hauptauftrag ganz offensichtlich dafür zu sorgen, dass SPÖ-nahe Blätter weiterhin nach Faymann-Art mit ÖBB-Inseraten versorgt werden).

Da muss die neue „Westbahn“ schon ein erkleckliches Maß an Tollkühnheit haben, wenn sie gegen diese ÖBB den Wettbewerb aufnimmt. Es ist alles andere als ein ebenes Spielfeld für einen chancengleichen Wettbewerb, wenn man monatelang alleine darum kämpfen muss, dass die privaten Züge nicht „verkehrsbedingt“ neun tödlich lange Minuten in einer Station warten müssen, bis der ÖBB-Fahrplan die Signale auf Grün stellt. Oder wenn sogar die Aufnahme ins Kursbuch – in dem auch alle sonstigen Verkehrsanbieter wie Busunternehmen zu finden sind – erst mit Gerichtshilfe durchgesetzt werden kann (die erwähnte Regulatorin selbst blieb natürlich untätig).

Die privaten Anbieter haben jedenfalls klug daran getan, einen gewichtigen ausländischen Partner, nämlich die französische Bahn, als Minderheitsbeteiligten zusteigen zu lassen. Denn durch die Teilnahme eines Partners aus einem anderen EU-Land kann nun jede Diskriminierung vor EU-Behörden und -Gerichten bekämpft werden. Das dauert oft Jahre, aber es wirkt. Ein rein österreichischer Anbieter könnte hingegen nicht zur EU und zum EU-Gerichtshof gehen. Es ist schade, dass es immer erst den Umweg über die EU braucht, bis in Österreich wieder ein wenig Marktwirtschaft eingeführt werden kann.

Eine wichtige Kampflinie sind nun die plötzlich von der ÖBB auf den Markt geworfenen Billigtickets. Aber ist es nicht positiv, wenn die ÖBB endlich billiger werden? So werden da zumindest manche einwenden. Und ist es nicht unerfreulich, wenn die Privaten gegen billigere Preise kämpfen?

Nein, ganz und gar nicht. Denn die ÖBB hat in alter Monopolistenmanier die Preise nur zu dem einzigen Zweck gesenkt, um die Privaten kaputt zu machen. Sie wird sofort wieder teurer werden, wenn die Konkurrenz entnervt aufgibt. Weil ständig eine solche Strategie eines marktbeherrschenden Anbieters droht, wurden beispielsweise auch der Telekom zu Recht vom Regulator Mindesttarife vorgeschrieben. 

Zweitens sind die ÖBB-Billigtickets auch solange unakzeptabel, solange die Staatsbahn alljährlich Milliarden vom Steuerzahler erhält. Wer Steuergeld erhält, muss sich auch vom Staat Vorschriften gefallen lassen. So will die Obrigkeit jetzt sogar bei jenen Banken, die nie eine Staatshilfe erhalten haben, die Gehälter nach unten regulieren. Nichts anderes bedeutet ja die massive Einschränkung von Provisionen für Bankmitarbeiter.

Grotesk ist auch die Behauptung der ÖBB, die erhaltenen Subventionen seien für alle anderen Bahnstrecken notwendig, aber ausgerechnet nicht für jene zwischen Wien und Salzburg. Daher sei auf dieser Strecke das Verhalten der ÖBB durchaus als fair und keinesfalls wettbewerbswidrig zu sehen.

Blöder geht’s nimmer. Denn die privaten Züge fahren ja nur zwischen Wien und Salzburg. Und nur dort fließt kein wettbewerbsverzerrendes Steuergeld hinein. Laut ÖBB . . .

Angesichts solcher Argumentationen des Hauses Bures/ÖBB werden die EU-Richter noch viel Arbeit haben. Sie werden aber auch – freilich: irgendwann – eine echte gesellschaftsrechtliche Trennung zwischen Infrastruktur und rollendem Bahnbetrieb durchsetzen.

Davon unabhängig ist es doch erstaunlich, was plötzlich bei der Gewerkschaftsbahn alles so möglich ist. Nämlich genau das, was bisher trotz vieler Kundenwünsche absolut unmöglich schien: So gibt’s im Rail-Jet ausgerechnet auf der Strecke Wien-Salzburg plötzlich Speisewägen und W-LAN für Internet-Nutzer.

All diese Aspekte machen eine zumindest teilweise Privatisierung der Bahn dringend und sinnvoll. Denn mehr privat bedeutet nicht nur mehr Komfort, sondern auch einen massiven Wechsel von Passagieren vom Auto auf die Bahn. Was einerseits einen klaren Kundenwunsch bedient; und was andererseits ökologisch vorteilhaft ist. In England hat durch die Privatisierung und den daraus folgenden Wettbewerb die Zahl der Bahnfahrer um 60 Prozent zugenommen.

Wird aber nicht gerade die englische Bahn immer als Argument gegen eine Privatisierung angeführt? Ja, das wird sie – aber völlig zu Unrecht, wie die Zunahme der britischen Bahn-Passagiere und die gleichzeitige Abnahme von Verspätungen und Unfällen zeigt.

Richtig ist nur ein einziger Kritikpunkt, nämlich dass auf der Insel das Bahnfahren teurer geworden ist. Wenn aber dennoch so viel mehr Briten Bahn fahren, sind die höheren, also kostendeckenden Tarife durchaus legitim. Denn durch die Privatisierung sind vor allem gleichzeitig die staatlichen Budgets total entlastet worden.

Für den Bürger bringt das in der Summe also einerseits eine deutliche Einsparung und andererseits einen ökologischen Gewinn.

Allerdings muss auch klar sein: Bei der Infrastruktur, also beim Bau beziehungsweise bei der Erhaltung der Geleise, kann es nicht zu einem funktionierenden Wettbewerb kommen. Das ist ein natürliches Monopol. Hier musste ja auch die britische Zentralregierung entgegen dem ursprünglichen Konzept wieder einsteigen. Aber auch bei der Infrastruktur bringt die Privatisierung Vorteile: Die privaten Bahnbetreiber üben als Kunden heftigen Druck aus, dass die staatlichen Geleise gut in Schuss gehalten werden. Während bei staatlichen Einheitsbetrieben kein Mensch diesen Druck ausübt oder wahrnimmt. Dort regieren nur Lokalpolitiker hinein, die für jeden menschenleeren Geisterzug kämpfen.

In Frankreich, dass im Gegensatz zu den Briten noch keine Bahnprivatisierung erlaubt hat, ist die Passagierzahl im gleichen Zeitraum, in dem sie bei den Briten so steil gestiegen ist, um 28 Prozent zurückgegangen. Das sagt mehr als tausend Professoren.

Von der Propaganda der ÖBB in diesen Monaten ist in Wahrheit nur ein einziger Punkt ernst zu nehmen. Der freilich sehr: Die österreichische Politik – Bund UND Länder – hat den Bau dreier sehr teurer Bahntunnels beschlossen: Semmering, Brenner, Koralm. Jedoch: Wird die nun so dringende Schuldenbremse zumindest irgendwie ernst genommen, so werden diese Tunnels sicher nicht gebaut werden können, oder zumindest nicht alle. Und jedenfalls nicht in den nächsten Jahren.

Die Verkehrsministerin will dennoch – parallel zu den Schuldenbrems-Versuchen! – die gesetzliche Garantie festschreiben, in den nächsten sechs Jahrzehnten alleine für Baumaßnahmen weitere 65 Milliarden Euro Schulden machen zu dürfen. Das ist eine Chuzpe sondergleichen. Zu diesem Betrag kommen nämlich außerdem noch Finanzierungs-, Betriebs- und Erhaltungskosten für die neuen Strecken und Tunnels. Das wird die 65 Miolliarden noch vervielfachen.

Das Absurde ist jedoch: Das am weitesten vorangeschrittene Projekt ist ausgerechnet der weitaus sinnloseste Tunnel, nämlich der Koralm-Tunnel, der lediglich Graz und Klagenfurt verbinden wird. Durch den also niemals viel Verkehr gehen wird. Denn an dieser Strecke liegen weitgehend menschenleere Wälder und Berge.

Für den Bau dieser Tunnels sind aber nicht nur die sozialdemokratischen, sondern auch die blau-orangen und schwarzen Landespolitiker heftig unterwegs. Wird die Koralm nicht gebaut, schreien die Kärntner laut auf; wird der Brenner nicht gebaut, schicken die Tiroler die Schützen zum Marsch auf Wien; und wird der Semmering nicht gebaut, der in Wahrheit der einzig wirklich sinnvolle dieser drei Tunnels ist, dann stirbt für die Steirer ein Herzensanliegen. Am heftigsten agiert aber die SPÖ für diese Bauten: Denn dadurch würde den ÖBB eine so gewaltige Schuldenlast aufgelastet, dass in diesem Jahrhundert eine Privatisierung fast unmöglich wird.

Die Last für diese und andere Bauprojekte (wie etwa den Umbau der derzeit zu Dutzenden total neu konzipierten Nachkriegs-Bahnhöfe) bleibt auf Dauer in den Büchern der Bahn (und der künftigen gesamtstaatlichen Schuldenquote). Daran würde es auch nichts ändern, wenn es die ÖBB schaffen sollte, die Subventionen für den Fahrbetrieb auf Null zu bringen. Diese betragen aber immerhin weitere 600 Millionen jährlich. Dazu kommen noch die Pensionslasten und eben die Baukosten für die genannten Großprojekte. Wie auch viel kleine Lasten.

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Der Brief, den Heinz Fischer leider nicht geschrieben hat drucken

Ein Brief, den www.verwaltungsreform-jetzt.at am 9.12. an jedes Regierungsmitglied und jedes Mitglied des Nationalrates per Mail gesandt hat. Er wird in der Folge an weitere Funktionsträger als erklärende, quasi “letzte“ Mahnung gesandt werden. Der Versuch, die Parameter noch einmal gutwillig zu erläutern, erklärt auch die Länge des Textes. Doch die Sache ist sehr wichtig: Es ist auch für Österreich schon „3 vor 12“!

Wer will, kann den Text kopieren und schicken, an wen er oder sie will, an Freunde zur Werbung oder an Politiker der Wahl.

Wir würden uns wünschen, dass der Herr Bundespräsident eine solche ‚Ermunterung zur verantwortlichen Geschäftsführung Österreichs" geschrieben hätte oder bald schreiben würde – deshalb die Überschrift.

www.verwaltungsreform-jetzt.at ist überparteilich, privat und mit unveränderter Agenda seit Jänner 2011 im Netz. Mehr als 12.000 Menschen machen bereits namentlich mit!

Wir suchen: Verantwortungsbewusste Politikerinnen und Politiker, die spüren, dass die Zeit reif ist für das Ende der Gewohnheitspolitik. Und die klug genug sind zu erkennen, dass heutzutage sehr viele Wählerinnen und Wähler sich nach Wahrheit in der Politik und der Information, Seriosität im Staatshaushalt, einem modernen Staat sehnen und daher bereit sind eine solche Politik bei Wahlen mitzutragen.

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Vizekanzler, sehr geehrte Frau Finanzminister! Sehr geehrte Damen und Herren Minister und Staatssekretäre! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete zum Nationalrat!

Sehr geehrte Damen und Herren Träger einer sonstigen öffentlichen Funktion!

Betrifft: Weihnachtswunsch – bitte verspielen Sie nicht durch Beibehaltung der Gewohnheitspolitik die Zukunft unserer Jugend!

Staatsschulden auf so hohem Niveau sind Zukunftsraub

Die geplante/ bisher beschlossene Schuldenbremse ist zu „light“. Echter Schuldenabbau in Euro ist nötig. Dazu brauchen wir Budgetüberschüsse, nicht nur geringere Defizite. Sehr rasch, sonst erstickt uns die negative Dynamik. Die Zinsen werden ja nicht von der Quote am BIP berechnet, sondern vom Absolutbetrag der Schulden. Und bei höherer Inflation steigen normalerweise auch die Zinssätze. Also kein Entrinnen, man muss die Schulden echt abbauen, um aus der Falle zu entkommen! Alles andere wäre grob fahrlässig zum Schaden Aller.

Die Zinsen verbrauchen schon ein Siebentel der Steuereinnahmen. Es kann bald ein Viertel oder mehr sein! Einfach weg, das alljährliche Steuergeld, für vergangenen „Genuss“. Dann kann der Staat seine Aufgaben endgültig nicht mehr erfüllen. Wollen wir das?

Effizienz, Bürokratie- & Privilegienabbau, Transparenz, Korruptionsstopp: Das bringt’s! Der Staatsapparat muss im 21. Jahrhundert ankommen! Einem Jahrhundert mit globalem Standortwettbewerb. Wir wollen ein Land mit guten Löhnen bleiben und wir wollen frei atmen in einem frischen Staat!

Nehmen Sie sich bitte die nötige Zeit. Es zahlt sich aus – für Österreich und seine jungen Menschen – und für Sie als politischer Funktionsträger. Es geht wirklich jetzt um sehr viel. Wir können und müssen es schaffen. Es ist eine Frage der Moral.

Inhalt

Text

Die Jungen werden es nicht leicht haben

Wir haben seit Jahrzehnten Wirtschaftswachstum erlebt. Man beruhigt sein Gewissen gern mit dem Gedanken, dass wir den nachfolgenden Generationen Werte hinterlassen, die wir als Aufbaugeneration geschaffen haben. Unsere Nachfolger werden aber über die massiven Zinsen für Altschulden und die Pensionen hinaus zusätzlich mehrfach belastet sein:

  • Durch die weiter wachsende internationale Konkurrenz,
  • Durch den notwendigen Wegfall des schuldengetriebenen Wachstumsteils,
  • Vermutlich zusätzlich durch langjährige Stützung anderer Staaten.

Sie werden also selbst immer wieder Aufbaugeneration sein müssen.

Dimension

Wir erleben heute in Sachen Verwaltungsreform und Privilegienabbau, dass viele die Dimension des Problems, aber auch der Effizienzpotentiale, nicht erkennen – oder die Augen aus Bequemlichkeit bewusst verschließen. Es geht um viele Milliarden Euro Kosten pro Jahr!

Bedenken Sie: Eine Milliarde sind tausendmal eine Million! Wenn Sie sehr rasch Tag und Nacht zählen, wie lange bräuchten Sie bis zu einer Milliarde? Lesen Sie die Lösung hier [i].

Hier und da ein wenig korrigierend eingreifen, Pensionsprivilegien peu à peu über Jahrzehnte anpassen, hier ein paar Wetterdienste zur Zusammenarbeit überreden wollen, dort einen kleinen Erfolg im Föderalismus feiern, alles unter dem Motto: Nur keine Wellen, nur nicht hudeln? 

Das ist reine Gewohnheitspolitik. Das passt nicht mehr. Und das reicht bei weitem nicht! Meinen Sie, dass wir ohne eine Totaländerung der Parameter Ihres politischen Daseins durchkommen, wenn rundherum alles im Aufbruch ist, sich die Rolle Europas rasant wandelt, mit dem Turboeffekt der Staatsschuldenkrise? Genügen die aktuellen Beispiele nicht?

Es ist jetzt eine gefährliche Phase: Viele öffentliche Funktionsträger machen aus Gewohnheit so weiter wie bisher – und verbrennen weiter Mittel, die dringend für Zukunftsaufgaben und Schuldenabbau gebraucht werden. Das muss bitte sofort aufhören!

Welchen Staat würden wir heute „auf die grüne Wiese stellen“, darum geht’s!

‚Zero-Budgeting‘ – in einem gesamtstaatlichen Großprojekt alles von Grund auf neu durchdenken, Überflüssiges weglassen, auch wenn’s liebgewordene Gewohnheiten sind! Und die Bevölkerung ehrlich über die Fakten und Zusammenhänge aufklären – am besten über den ORF mit seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag. Die Leute verstehen es, wenn es gut erklärt wird.

Wir haben ja schon jetzt größte Probleme

Geld für Zukunftsaufgaben aufzutreiben. 400 Millionen Euro hat Frau Finanzminister Fekter in Ihrer Budgetrede 2012 verkünden können, mehr war nicht übrig für die „Zukunft“. Die Vergangenheitskosten Zinsen machen zwanzigmal so viel aus, Jahr für Jahr! Schon jetzt, bei niedrigem Zinsniveau – das stark gefährdet ist.

Die Verkündigung/der Beschluss einer „Schuldenbremse light“ mit weiteren massiven Mehrschulden und einer Vorlaufzeit von sechs Jahren (und nicht einmal dann Budgetüberschüssen) hilft da noch nicht viel. Milliarden Mehrzinsen und ein Abstieg Österreichs bleiben als akute Gefahr bestehen.

Die Folgen werden die Menschen, die heute jung sind oder noch nicht geboren, später spüren. Ein ausgelaugter Mangelstaat wird ihnen hohe Steuern abknöpfen und trotzdem die Zukunftsaufgaben nicht finanzieren können. Der Arbeitsstandort wird in den Rankings weiter abgefallen sein, Unternehmen werden abwandern. Eine Spirale nach unten. Denken Sie über die sozialen Folgen nach? Wen trifft es immer am ärgsten?

Oder wollen wir, dass dann der Ausweg über massive Pensionskürzungen gefunden werden muss – nur weil die Zinsen so viel wegfressen vom jährlichen Steuerkuchen?

Was alle Experten sagen, bedeutet übersetzt: Von dem Schulden- und Zinsengebirge herunter, auf dem wir nach 40 Jahren Schuldenanstieg jetzt sitzen, würde selbst Kreisky seine Schuldendoktrin nicht mehr verkünden!

Regierung und Parlament planen aber weiter

Über Jahre wird viel mehr Geld ausgegeben als der Staat einnimmt. Dies trotz einer enorm hohen Abgabenquote von 44 Prozent des BIP – die offensichtlich noch erhöht werden soll, wenn man die aktuelle politische Diskussion verfolgt. Das ist der falsche Zugang!

Österreich wird – gemäß Planung – im Jahr 2016 mit Staatsschulden von mehr als 300 Mrd. Euro aufwachen – und damit ein wirklich massives Handicap haben. Der Gesamtschuldenstand inklusive der noch „versteckten“ Teile beträgt bereits heute 85 Prozent des BIP, das ist ein Wert jenseits der roten Ampel, im Crash-Bereich.

Man redet also zwar von Schuldenbremse und Schuldenabbau, plant aber weiter massiv neue Schulden. Nicht einmal ab 2017  ist ein Überschuss geplant. Warum eigentlich? Etwa, um „Wachstum nicht zu gefährden“?

Bedenken Sie bitte zu diesem Thema:

Wer  Staatseffizienz, Bürokratie- und  Privilegienabbau, Eindämmung der Klientelpolitik betreibt, fördert das Wachstum! Im wahrsten Sinn „entfesselte“ unternehmerische Fantasie und Dynamik wird die Probleme, die sich zwangsweise bei der Sanierung im Übergang ergeben, überkompensieren. Die Arbeitsplätze werden mehr – nicht weniger – werden. Das ist ja auch ein unbedingtes MUSS, wenn das Pensionsalter steigt.

Die Internet- Initiative  www.verwaltungsreform-jetzt.at fordert

Dass jeder einzelne von Ihnen in seiner Funktion ernsthaft und ohne weitere Verzögerung an der Sanierung Österreichs in einem hoch ambitionierten, forcierten Ausmaß und Tempo mitwirkt.

Dem muss oberste Priorität in Regierung und Gesetzgebung in allen Gebietskörperschaften eingeräumt werden. Fangen Sie am besten bei sich selbst an zu sparen, beim (partei)politischen System. Das hat Vorbildwirkung! Die Menschen brauchen das, wenn sie selbst einen Beitrag leisten sollen.

Der Gesetzgeber ist gefordert, seine Tätigkeit jetzt hauptsächlich auf Sparen durch Vereinfachung, Entbürokratisierung, Staatsreform, Privilegienabbau etc, zu konzentrieren.

Wir können heute nur um Hilfe schreien. Sie – nicht wir – sitzen im Auftrag der Bürgerinnen und Bürger an den Hebeln der demokratischen Macht.

Benützen Sie die Hebel endlich zum Umschalten auf einen modernen, effizienten Staat und zur Abschaffung der Privilegien aus der unsäglichen Wahlzuckerl-, Klientel- und Günstlingspolitik! Das wird auch die Korruption vermindern. Wann, wenn nicht jetzt, bevor es zu spät ist.

Sehr hilfreich für die Staatssanierung und die Akzeptanz im Volk wird sein, wenn Gewohnheitspolitiker unter Ihnen die schlechte Angewohnheit ablegen, alles zuerst oder fast ausschließlich durch die Parteibrille zu sehen!

Wenn Schuldenabbau leicht wäre, wäre er schon passiert. Die Sache muss sofort ernsthaft mit einem konkreten und umfassenden Maßnahmenplan, der alle betrifft, in einem professionell geführten Großprojekt angegangen werden. Lesen Sie bitte unsere Agenda im Anhang dieses Schreibens und die näheren Erläuterungen auf unserer Homepage www.verwaltungsreform-jetzt.at.

Bitte arbeiten Sie für Österreich und seine Zukunft, wie es Ihrer Aufgabe entspricht! Lassen Sie Österreich aufatmen durch Entbürokratisierung und Beseitigung des Privilegienstadels. Dann stellt sich auch das nötige Wachstum ein!

Bitte lassen Sie persönlich uns wissen, ob Sie den im Anhang dargestellten Weg für richtig befinden. Unsere Mailadresse: kontakt@verwaltungsreform-jetzt.at

Mit herzlichen Grüßen, hochachtungsvoll, Mag. Wolfgang Bauer, Verantwortlicher 

Wien, 5. Dezember 2011

Anhang: Agenda  www.verwaltungsreform-jetzt.at

Bis 2015 strukturelles Nulldefizit, ab 2016 Schulden-Schubumkehr

Sanierungsphase bis 2015: real fünf Mrd. Euro weniger Kosten und strukturelles Nulldefizit 2015!

Sparen Sie durch Effizienz und Privilegienabbau über den bestehenden zu wenig ambitionierten Konsolidierungsplan hinaus so viel, dass 2015 ein echtes Nulldefizit erreicht wird – berechnet ohne Einmaleffekte wie Privatisierungen und unabhängig davon, ob die Wirtschaft zufällig gerade gut oder weniger gut läuft! Die laufenden Staatskosten sollen im Jahr 2015 um mindestens fünf Milliarden Euro (real, Basis 2010) geringer als geplant sein. Die Effizienzaktion ist damit natürlich noch nicht zu Ende.

Die Sparpotentiale sind Ihnen bekannt oder zugänglich, Sie müssen nur zugreifen!

Nutzen Sie die Ausarbeitungen der von der Regierung selbst dafür eingesetzten Arbeitsgruppe Konsolidierung, Rechnungshof, IHS, WIFO, die genug konkrete Vorschläge für Effizienz und Privilegienabbau zu Ihrer Auswahl anbieten – sowie  die Ergebnisse des Verfassungskonvents für die grundlegende zugehörige Staatsreform.

Schulden-Schubumkehr ab 2016!

Ab 2016 muss dann – bereits jetzt verfassungsmäßig abgesichert – Jahr für Jahr echter Schuldenabbau gemacht werden – als Gewohnheitspolitik neu. Dazu müssen laufend Budgetüberschüsse erzielt werden. Das ist möglich, auch bei Aufrechterhaltung unserer sozialen Marktwirtschaft. Schweden hat es vorgemacht. Wir nennen das Schulden-Schubumkehr!

  • Alles verfassungsmäßig absichern, damit es nicht gleich wieder abschaffbar ist.
  • Jeder muss sich daran halten, egal wer am demokratischen Ruder ist und sein wird.
  • Detaillierte Transparenz über alle öffentlichen Ausgaben und Einnahmen. 
  • Die Abgabenquote soll nicht mehr steigen, langfristig sinken.

Lesen Sie die Forderungen von Verwaltungsreform-jetzt.at bitte im Detail mit Begründung auf unserer Homepage  www.verwaltungsreform-jetzt.at.

Für unsere Initiative wird ausschlaggebend sein, dass

  1. Der  nächste revolvierende Finanzrahmen (2013 bis 2016) unter Berücksichtigung der reformierten Planwerte gemäß der Sanierungsphase bis 2015 und der Schulden-Schubumkehr ab 2016 erstellt und im Frühjahr wie vorgesehen beschlossen wird.
  2. Im Budgetvollzug 2012 auf beschleunigte Sparleistung durch Effizienz und Privilegienabbau geachtet wird.
  3. Der Projektstart zu Beginn des nächsten Jahres erfolgt.
[i] Lösung „Milliardenrätsel“: Sie zählen sehr schnell, jeweils in fünf Minuten bis 1.000, Tag und Nacht, ohne Essen und Schlafen, dann brauchen Sie 3,5 Tage bis zu einer Million und rund 10 Jahre(!) bis zu einer Milliarde.

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Die Spekulanten rächen sich und - spekulieren nicht mehr drucken

Jeder drittklassige Provinzpolitiker und jeder viertklassige Leitartikelschreiber hat die Täter gekannt: Die Finanzkrise sei von Spekulanten ausgelöst worden, die zuerst Griechenland und dann nach der Reihe andere Länder in die Krise getrieben haben. Unter dem Eindruck dieser – auch von vielen europäischen Bürgern begeistert geteilten – Überzeugung sind die europäischen Regierungen im Sommer zum Haarschnitt geschritten.

Sie zwangen alle privaten Gläubiger Griechenlands – also vor allem die Käufer griechischer Staatsanleihen –, freiwillig auf 50 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten. Vor allem in Deutschland glaubte man, durch diesen Haircut die Last ein wenig von den eigenen Steuerzahlern abgewälzt zu haben. Auf diese hat man ja seit Mai 2010 in mehreren Etappen die Haftung für die griechische Misswirtschaft überwälzt.

Das hat man im übrigen auch auf dem jüngsten Gipfel in einer weiteren teuren Etappe getan (obwohl darüber fast niemand redet, weil man lieber auf die Briten schimpft). Diesmal geschah die Überwälzung der Schulden durch eine forcierte Einschaltung des Währungsfonds, den man als Nicht-EU-Institution bisher in der Schuldenkrise eher nur am Rande mitspielen lassen wollte. Aber auch die Aktivierung des Währungsfonds kostet wieder mindestens(!) 150 Milliarden europäisches Geld. Das man halt neuerlich aus den Zentralbanken nimmt. Bei dieser Umwegkonstruktion muss man einerseits nicht die Parlamente fragen und kann andererseits das in den EU-Verträgen stehende Verbot der direkten Finanzierung von Schuldnerstaaten durch andere Staaten oder europäische Institutionen umgehen.

Gewiss fanden es von Anfang an manche Kritiker ein wenig widersprüchlich, wenn man jemandem zu einem „freiwilligen“ Verzicht zwingt. Diese Freiwilligkeit ist im übrigen bis heute noch in keiner Unterschrift festgehalten. Gleichzeitig steigt der Ärger über diese neue Zweiklassengesellschaft: Private Gläubiger müssen auf die Hälfte verzichten, staatliche hingegen nicht. In Zeiten des real existierenden Sozialismus gelten ja Staaten offenbar als etwas Besseres, private Geldverleiher kommen hingegen in der Beliebtheit gleich nach den Henkern und Lobbyisten.

Dass die Staaten etwas Besseres sind, haben die internationalen Notenbanken ja auch schon längst mit Brief und Siegel festgehalten: Sie haben in den diversen Basel-Abkommen die Kredite, die ein Staat aufnimmt, für absolut sicher erklärt, was Kredite eines Privaten niemals sein können.

Das alles erinnert übrigens stark an einen anderen internationalen Konsens von Regierungen und „Experten“, freilich etliche Zeit früher: Damals hat man die Erde zum Mittelpunkt des Weltalls erklärt. Trotz dieses nur von wenigen Querköpfen gestörten Konsenses hielt sich die Wirklichkeit bedauerlicherweise nicht daran. Heute ist es die Pleite Griechenlands (und anderer), welche die breite politische Übereinkunft stört, dass Staaten total sicher seien.

Zurück in die Gegenwart: Hier zeigen sich auch noch weitere Widersprüche zwischen dem allgemeinen Konsens der politisch-medialen Klasse und der Realität. Die viel kritisierten und als Spekulanten dämonisierten Geldverleiher waren in der Regel ganz biedere Sparer, Pensionsfonds, Versicherungen oder ausländische Staaten. Sie wollten eigentlich nur Geld sicher anlegen. Was ja eigentlich ein viel seriöseres Unterfangen ist als etwa das Betreiben des österreichischen Pensionssystems mit seinen vielen ungedeckten Mega-Schecks an die Zukunft.

Eine weitere Abweichung der Realität von der Denkwelt diverser EU-Gremien: Die „Spekulanten“ sind lernfähig. Sie lernen aber unfreundlicherweise aus der Realität und nicht aus Erklärungen diverser EU-Gipfel, die in immer kürzeren Abständen die Krise für beendet erklären. In der realen Welt waren die Investoren, pardon: „Spekulanten“ jedenfalls damit konfrontiert, dass entgegen aller europäischen Rhetorik die Anleihen eines­ – ersten – Euro-Landes nur noch die Hälfte wert waren.

Sie handelten daraufhin völlig folgerichtig. Denn, was in Griechenland passieren kann, kann ja nun auch in jedem anderen Land passieren. Daher begann ein „Spekulant“ nach dem anderen, sein Geld aus Anleihen europäischer Staaten zurückzuziehen. Sie weigerten sich immer öfter, neue Anleihen zu kaufen, egal ob die für neue Schulden oder nur die Rückzahlung abreifender alter Anleihen notwendig wurden. Sie kauften höchstens dann noch, wenn ihnen wirklich saftige Zinsen zugesichert wurden. Diese brauchten sie freilich auch für die notwendigen Kreditausfallversicherungen (CDS), ein weiteres uraltes Instrument, das neuerdings zum Teufelswerk erklärt worden ist.

Jetzt ist guter Rat teuer. Denn all die derzeit – angeblich – kommenden Schuldenbremsen, und die in Wahrheit sehr vage und konsequenzenarm bleibende Fiskalunion des letzten Gipfels können nicht mehr das einmal zerstörte Vertrauen wiederherstellen.

Der gute Rat ist so teuer, dass nun vom deutschen Finanzministerium bis zum EU-Ratspräsident lebhaft sogar darüber nachgedacht wird, ob man den griechischen Haircut nicht vielleicht noch rückgängig machen kann. Nur weiß jeder Friseur: Hat er einmal irgendwo zu viele Haare abgeschnitten, lassen sich die nicht mehr wirklich leicht ankleben. Oder in der Sprache der Finanzwelt: Wenn einmal Vertrauen zerstört worden ist, dann lässt sich das nicht mehr auf Befehl wiederherstellen.

Das Vertrauen in staatliches Reden und Handeln ist bei den deutschen Banken zusätzlich dadurch zerstört worden, dass sie von der eigenen Regierung 2010 überredet wurden, zum Unterschied von anderen Ländern keine griechischen Anleihen zu verkaufen. Ein Jahr später waren diese Anleihen nur noch die Hälfte wert. Dieser miese Trick belastet seit der Haircut-Ankündigung jedes weitere Gespräch zwischen Regierungen und Banken massiv. Denn wer der deutschen Regierung vertraut hat, steht jetzt ziemlich blöd da. Und anderen Regierungen zu vertrauen, ist ja schon seit längerem nur noch ein Ausweis besonderer Dummheit.

Jetzt werden manche einwenden: Aber ohne einen solchen Haircut hätten die europäischen Steuerzahler ja noch viel tiefer in diese Tasche greifen müssen. Denn ohne deren Hilfe wäre es ja jedenfalls zu einem griechischen Zahlungsausfall gekommen – was ja nichts anderes als ein sofortiger Haircut bei den Gläubigern ist.

Das ist im Prinzip richtig. Nur hätte eine Insolvenz Griechenlands erstens keine Zweiklassengesellschaft unter den Gläubigern bedeutet und wäre damit nicht so provozierend und demotivierend für jeden privaten Sparer gewesen. Sie wäre zweitens zu einem viel höheren Anteil von den Griechen als Urheber des Schuldendebakels selbst zu tragen gewesen. Drittens hätte man – mit vermutlich viel weniger Geldaufwand – den Dominoeffekt sogar in hohem Ausmaß abfedern können, der ausländische Gläubiger bei einer Pleite Griechenlands bedroht hat.

Und der vierte Einwand ist der gewichtigste: Bei einer Insolvenz Griechenlands wäre schon vor eineinhalb Jahren das klare Signal an alle Europäer ausgesandt worden, dass sie selbst ganz allein für ihre Schulden und deren Rückzahlung verantwortlich sind. Dann hätten schon im Mai 2010 von Italien bis Österreich die notwendigen, aber schmerzhaften Sanierungen begonnen. Diese werden statt dessen jetzt erst überall mühsam diskutiert. Und gegen sie richtet sich allerorten naturgemäß der Protest der Schuldenprofiteure, wie etwa der Gewerkschaften, der Bürokratien und der Subventionsempfänger. Denn überhaupt kein Zweifel kann darüber bestehen, dass beispielsweise eine signifikante Hinaufsetzung des österreichischen Pensionsantrittsalters im Jahre 2010 viel schlauer gewesen wäre als wenn das erst 2012 – vielleicht! – beschlossen wird. Um nur aus einem einzigen Land nur eine einzige der Hunderten notwendigen, aber unpopulären Maßnahmen zu nennen.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Fußnote 244: Da waren es nur noch eineinhalb drucken

Während der letzten Wochen war die Botschaft der Regierungsparteien überraschend einhellig: Österreich muss 2012 das Defizit um zwei Milliarden Euro reduzieren. Und dann jedes Jahr um zwei weitere.

Man wusste zwar noch nie wie. Aber bevor man sich auch nur über eine einzige Spar-Million einig war, hat Werner Faymann nun dekretiert: Es genügen auch eineinhalb Milliarden. Wenn er so weitermacht, wird der wackere Kanzlerdarsteller bald bei Null angelangt sein. Da werden offenbar die Sparziele in altbekannter Manier wieder einmal ständig nach unten relativiert. Aber immerhin: Faymann hat sogar einen (einzigen) konkreten Punkt genannt, wo er sparen wird – nämlich bei den Inseraten des Bundeskanzleramtes. Will uns der Mann jetzt nur noch pflanzen? Oder will er gar zugeben, dass er schon so viel Steuergeld an Bestechungsinseraten ausgibt, dass alleine die Inserate des Bundeskanzleramtes einen relevanten Beitrag ergeben (selbst wenn man "nur" von der von ihm genannten Größenordnung ausgeht)?

PS.: Apropos Inseratenkorruption: Die Gemeinde Wien zeigt wider alle Beteuerungen keinerlei Anzeichen der Sparsamkeit. Ganz im Gegenteil. Neuerdings inserieren sogar die bisher diesbezüglich eher asketischen Wasserwerke. Und sie tun das nicht nur in den üblichen Boulevardmedien, sondern großflächig auch in sogenannten Qualitätsblättern. Wollen sie etwa gar den Wasserkonsum der Wiener ankurbeln? Oder geht es vielleicht in Wahrheit darum, den Zeitungen einen Beuteanteil an der 33prozentigen Erhöhung der Wassergebühren zukommen zu lassen? Als Part of the game gewissermaßen. Anderswo heißt das Schweigegeld.

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Fußnote 243: Hängt ihn endlich! drucken

Es wird immer empörender, was Österreichs Staatsanwaltschaft so alles für nicht verfolgenswert hält. Und was sie zugleich trotz aller Zeitnot penibel verfolgt.

Gefährliche Drohungen von Halbwüchsigen mit Gewalttaten gegen ihre Lehrerinnen werden desinteressiert zurückgelegt. Oder die Verfolgung des mutmaßlichen Zweittäters im Fall Kampusch samt allen Hintermännern. Oder die mutmaßliche Urkundenfälschung durch den Lebensgefährten der vorletzten Justizministerin. Man will sich ja nicht allzusehr mit Arbeit belasten. Dafür haben die Strafverfolger jetzt ein Megadelikt im Visier, das sie mit aller Schärfe verfolgen: ein Meldevergehen des Karl-Heinz Grasser. Er hat sich bei seiner Hochzeit – vor sechs Jahren! – zum Schein in der Ortschaft Weißenkirchen angemeldet, um dort zu heiraten. Das ist gewiss nicht in Ordnung und zu bestrafen. Aber normalerweise geschieht dies durch 20 oder 30 Euro Verwaltungsstrafe. Im Falle Grasser wird aber wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Republik wegen eines solchen Minivergehens ein Staatsanwalt aktiv. Das hängt doch nicht etwa mit Frust darüber zusammen, dass man nach wie vor keine Beweise für ein – echtes – Verbrechen Grassers in Händen hat? Obwohl Rot und Grün samt deren wöchentlich erscheinenden Vorfeld-Medien regelmäßig mit Schaum vor dem Mund rufen: Hängt ihn doch endlich!

 

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Fussnote 242: Der europäische Klimaselbstmord drucken

Europa steht wirtschaftlich am Abgrund – und ein paar Klimafanatiker stoßen es endgültig in diesen hinein.

Bei der sogenannten Weltklimakonferenz bietet die EU knapp nach dem Gipfel schon wieder die nächste masochistische Aktion. Die EU-Vertreter wollen Europas Wirtschaft und Bürger durch eine neuerliche einseitige Selbstbindung in Sachen CO2 mit neuen Milliardenlasten belasten, während die neuen Handelsriesen wie China oder Indien begeistert zuschauen. Offenbar hat die EU-Kommission noch immer nicht den dramatischen Zustand ihrer Mitgliedsländer erkannt. Offenbar ist die EU schon total von grünen Saboteuren unterwandert. Der Rest der Welt amüsiert sich nur noch über die europäische Selbstzerfleischung, die Millionen Arbeitsplätze kostet, während alle anderen großen Mächte ungeniert weiter den eigenen Vorteil suchen. Am meisten wird sich aber wohl das Klima amüsieren, das sich wie seit Millionen Jahren nach ganz eigenen, von niemandem noch ganz erforschten Regeln entwickelt, die jedenfalls primär von Sonne und Erdrotation abhängig sind. Das Klima wird mit Sicherheit um kein Zehntelgrad Celsius anders, weil die Europäer – wenn die Pläne der Masochisten aufgehen – künftig weniger CO2 produzieren. Selbst wenn die Treibhausgas-These stimmen würde, führt eine europäische Öl- und Gas-Askese nur dazu, dass Europas schärfsten Konkurrenten automatisch billiger an Öl und Gas herankommen. Weniger amüsant werden das alles jene Europäer finden, die dadurch ihren Job verlieren.

PS.: Wussten die werten Leser schon, dass man von Eiszeit spricht, wenn beide Polkappen gleichzeitig mit Eis bedeckt sind? Wie es etwa heute noch der Fall ist. Das heißt: Der Kern der Panik, wegen der Europa zum Vorteil der Chinesen, Amerikaner oder Inder zertrümmert wird, ist Nostalgie darüber, dass (vielleicht) die letzte Eiszeit endgültig zu Ende geht.

PPS.: Wer glaubt, dass die Global-Warming-These über jeden Zweifel hinaus bewiesen wäre, sollte einmal in Ruhe alle Analysen der ZAMG auf der Hohen Warte dazu lesen.

 

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Die Putindämmerung drucken

Das vielgeliebte Russland Dostojewskis und Tschaikowskis lebt doch noch. Lange hat ja man schon glauben müssen, das einst so hoch kultivierte Bürgertum im größten Land des Kontinents sei nach seiner kurzen Wiederbelebung unter Jelzin endgültig verschwunden. Umso eindrucksvoller ist seine Renaissance im Protest gegen das sich immer mehr zur Diktatur wandelnde System Putin.

Seit Zehn- oder wohl Hunderttausende Menschen die Angst vor prügelnden Polizisten verloren haben, ist zwar Putin noch lange nicht gestürzt, aber seine Glaubwürdigkeit endgültig dahin. Seine Macho-Selbstinszenierungen, wie etwa sein öffentlich zur Schau gestelltes Reiten mit nacktem Oberkörper oder seine Tigerauftritte werden künftig nur noch lächerlich wirken. Auch seine Kontakte mit dem Ausland werden wohl dauerhaft überschattet sein. Jeder seiner ausländischen Gesprächspartner wird nach der Zusammenkunft nun wohl beteuern müssen, unter vier Augen den Wert von Demokratie und Menschenrechten betont zu haben (auch wenn diese Beteuerungen oft gelogen sind).

Freilich sollte sich niemand erwarten, dass das von russischem Gas abhängige und noch immer im Schatten russischer Atomraketen lebende demokratische Ausland ernsthaften Druck auf den Putinismus ausüben könnte. Wer das fordert, ist reichlich unrealistisch. Der Kampf um die Demokratie bleibt die Aufgabe der Russen selber. Schließlich haben ja auch sie selbst den Sowjetkommunismus gestürzt. Auch wenn der Druck der amerikanischen Raketenrüstung ein wenig mitgespielt hat, waren es doch die Demonstranten an der Seite Jelzins, die den Altkommunismus zerschellen ließen.

In einer globalen Sichtweise fällt es im übrigen auf, wie sehr es in vielen Ländern immer erst dann zur Explosion kommt, wenn ein Regime Wahlergebnisse manipuliert, während viele andere Sünden von den Bürgern erstaunlich tolerant hingenommen werden. Wie es in Russland die Deportation von Michail Chodorkowski, des bisher ernsthaftesten Herausforderers Putins, nach Sibirien als Ergebnis mehrerer, jeder Rechtsstaatlichkeit spottender Prozesse gewesen ist. Oder das unglaubliche Ausmaß an Korruption auf allen Ebenen der Verwaltung. Oder die Knebelung fast aller Medien.

All das haben die Menschen lange (allzu) gleichmütig hingenommen. Aber wenn sie in den Wahlzellen betrogen werden, explodieren sie. Dieses Verhaltensmuster zeigte sich nicht nur in Russland, sondern auch schon in vielen anderen Ländern zwischen Afrika und dem Kaukasus.

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Die Sorgen der Schweizer möchte man haben drucken

Andere Länder, andere Sorgen – warum eigentlich? Das zeigt eine Umfrage bei den wahlberechtigten Schweizern. Diese werden alljährlich nach ihren größten Sorgen befragt. Und dabei zeigt sich wieder einmal, dass die westlichen Nachbarn eine gesunde Weisheit besitzen, ohne auf die medial modischen Themen zu achten.

Denn sie fürchten sich am meisten vor der Arbeitslosigkeit. Die zweitmeisten Sorgen bereiten ihnen Ausländerfragen. Und an dritter Stelle folgt die Wirtschaftsentwicklung – in Wahrheit nur ein anderes Wort für Arbeitslosigkeit.

Das klingt noch nicht so aufregend. Viel spannender ist, welche zwei Sorgen aus der Liste der zehn meist genannten Sorgen hinausgekippt sind: Umweltschutz und europäische Integration.

Das heißt: Jene Umwelt-Themen, mit dem Medien, NGOs und Grüne europaweit seit Jahr und Tag für ständige Panik-Schlagzeilen gesorgt haben – vom Waldsterben bis zur globale Erwärmung – lösen heute nur noch Langeweile aus. Durchaus zu Recht, da die meisten grünen Weltuntergangs-Prognosen so haltbar waren wie jene von Sektenpredigern. Vielleicht ziehen auch anderswo Politiker ihre Schlüsse daraus und verbrennen nicht mehr Milliarden für hässliche und teure Windmühlen und Schutzgeldzahlungen an die grünen NGOs. Das tun sie auch, freilich noch nicht in Österreich: So immerhin vor einigen Tagen gleich sechs Umweltminister aus osteuropäischen EU-Staaten vor einer Verschärfung der (sauteuren) EU-Klimaziele gewarnt. Das war mutig - und zeigt, dass man auch von östlichen Nachbarn etwas lernen könnte.

Aber auch das gewachsene Schweizer Desinteresse an der europäischen Integration ist signifikant. Angesichts des derzeitigen Zustandes der EU ist die Mitgliedschaft in der Union nur noch in Beinahe-Drittweltstaaten zwischen Balkan und Kaspischem Meer ein interessantes Thema. Die Schweizer wenden sich mit Grausen ab (haben freilich durch viele bilateralen Verträge mit der EU ihre Interessen auch längst geregelt).

Das heißt nun sicher nicht, dass für ein EU-Mitglied ein Austritt eine sinnvolle Option wäre. Das heißt aber ganz gewiss, dass die Hausaufgaben jedes Landes auch wirklich zu Hause gemacht werden müssen; und dass gerade bei nüchternen Alemannen das real existierende EU-Prinzip wenig Begeisterung auslöst: Wir verschulden uns heute, um unsere Wähler zu bestechen, und zahlen tun dann morgen die anderen. Weil die müssen ja solidarisch sein, sonst beschimpfen wir sie.

Nach dem jüngsten Gipfel wird es jedenfalls kaum Europäer geben, die noch hochmütig auf die Schweizer herabblicken, die meinen, dass man von den Eidgenossen nichts lernen könnte. Es war jedoch nicht die EU, die Österreich im laufenden Jahr zu einem Defizit gezwungen hat, das rund fünf Mal so groß ist wie jenes der Schweiz. Es war die Begehrlichkeit der Österreicher selber. Ihr Pensionssystem, ihre ÖBB, ihre vielen Subventionsbezieher, ihre Landeshauptleute. Die diversen Solidaritätsaktionen für Griechenland&Co haben sich hingegen noch gar nicht im Budget niedergeschlagen. Noch nicht.

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Europas Schuldenböcke nach dem Gipfel drucken

Ist es eine Katastrophe, dass vier konservativ regierte Länder dem deutsch-französischen Projekt einer Fiskalunion auf dem EU-Gipfel die Zustimmung verweigert haben? Ganz sicher nicht. Das viel größere Problem ist, dass dieses Projekt auch nur ein Projekterl ist, das die europäische Schuldenkrise nicht in den Griff bekommen kann. Großbritannien & Co schaffen den anderen höchstens einen Sündenbock für das Scheitern. Schuld aber sind die Schuldenböcke.

Was bedeuten die jüngsten EU-Beschlüsse? Gewiss ist es verwirrend, dass die europäische Architektur noch komplizierter geworden ist. Neben den 17 Euro-Ländern und den 27 EU-Länder gibt es dazwischen künftig die 23, die dem neuen Fiskalregime zugestimmt haben. Bis auf Großbritannien ist es freilich auch durchaus möglich, dass einige der vier Nein-Länder irgendwann doch noch aufspringen werden.

Zweitens werden die 23 (plus?) jetzt überhaupt erst einen detaillierten Vertrag ausarbeiten müssen. Das kostet Zeit. Es ist beispielsweise völlig unklar, ob die 23 (plus?) sich der EU-Institutionen wie des Gerichtshofs überhaupt bedienen dürfen. Freilich. Eine Änderung des EU-Vertrags hätte wegen der Wichtigmachereien des EU-Parlaments sowie wegen der notwendigen Volksabstimmungen (und der Hörigkeit Werner Faymanns gegenüber der Kronenzeitung) noch viel länger gedauert.

Die wirklichen Fragezeichen liegen noch immer in den Details. Es gibt noch keinen Vertragstext, weder für die 23 noch die 27. Das bedeutet aber auch die Gefahr, dass so manche Euro-Staaten die notwendigen scharfen Sanierungsmaßnahmen weiter aufschieben werden, bis dieser Vertrag vorliegt. Zumindest die sparunwillige SPÖ dürfte sich insgeheim sogar recht freuen darüber, aber auch so manche in der ÖVP. Die Opposition zeigt sowieso keinen ernsthaften Sparwillen (das tut sie aber in keinem Land). Und Österreich wie auch alle anderen Länder zahlen halt ständig höhere Zinsen für die eigenen Anleihen.

Im Grunde geht es um einen fast aussichtslosen Kampf: Schaffen es die Staaten doch noch, in ihrer Wirtschaftspolitik so glaubhaft zu werden, dass ihnen Anleger wieder Geld für ihre Anleihen geben, zumindest für die Refinanzierung der alten alljährlich abreifenden Kredite?

Die Anleger sind nämlich seit dem Beschluss über den griechischen Haircut – der übrigens noch immer nicht rechtlich ordentlich umgesetzt worden ist! – extrem vorsichtig geworden. Denn dieser Haircut stellt sich spätestens in diesem Spätherbst von Tag zu Tag mehr als Erbsünde heraus: Die Anleger haben gesehen, dass Staatsanleihen über Nacht das Gegenteil von absolut sicher sind. Während man bisher als Privater mit Anleihen eines Euro-Staates auf einen kleinen, aber ungefährdeten Gewinn hoffen konnte, gibt es nun den Präzedenzfall, dass 50 Prozent des Geldes weg sind. Und kein Mensch ist sich mehr sicher, ob der griechische Schuldenschnitt ein Einzelfall bleiben wird.

Viele der beim Gipfel besprochenen Limitierungen für staatliche Defizite klingen ja durchaus vernünftig, auch wenn sie eben noch immer (Primär- und Sekundär-)Defizite erlauben. Freilich kommen sie um zwei Jahrzehnte zu spät. Solche Regeln, die deutlich über die einstigen Maastricht-Kriterien hinausgehen, hätte man von den ersten Vorstufen des Zusammenwachsens zum Euroraum an haben sollen. Dann wäre es nie zur Katastrophe gekommen.

Vor allem aber hätte es energische und wirksame Konsequenzen bei einer Verletzung der Defizit-Kriterien gebraucht. Wären die Maastricht-Kriterien strikt beachtet worden, dann wäre es nie zu dieser Krise gekommen. Dann bräuchte es auch keine neuen Kriterien. Dann wären aber insbesondere Italien, Belgien und Griechenland niemals Euro-Mitglieder geworden. Dann wäre das auch Österreich nur nach einem kräftigen, allerdings nicht dramatischen Einschnitt in den Wohlfahrtsstaat geworden.

Alles, was man vorerst über das neue europäische Fiskal-Regime wirklich sagen kann: Es ist besser als das alte, aber weiterhin unzureichend. Denn letztlich gibt es weiterhin kein Durchgriffsrecht gegen Budgetbeschlüsse souveräner Parlamente. Weiterhin können diese Parlamente soziale Wohltaten unters Volks streuen. Und sie werden sich diese Rechte auch durch einen neuen Vertrag nicht nehmen lassen. Das würde übrigens auch die gesamte Verfassungsarchitektur der einzelnen Staaten grundlegend verändern.

Ein kleines aber typisches Beispiel für die Hoffnungslosigkeit: Der Gipfel hat neuerlich eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse in allen Ländern beschlossen. Aber wenn in Österreich nur zwei Parteien dafür stimmen, kommt sie eben nicht zustande. Und man wird sehen, ob der neue Anlauf, den die Regierung da unternehmen will, besser ans Ziel kommt. Wenn also ein im Prinzip populärer und sogar von einigen Oppositionsparteien ursprünglich geforderter Beschluss so schwierig ist, wie wird es erst werden, wenn man wirklich jemandem etwas wegnehmen muss!

Der Populismus der Politik wird wohl erst dann aufhören, wenn die Regierungen weder Pensionen noch Beamtengehälter noch Rechnungen ihrer Lieferanten bezahlen können. Aber dies wird – so ist man heute reihum überzeugt – nicht passieren, weil letztlich auf irgendeinem Weg doch immer fremdes Geld in die bedrohten Länder fließt. Wobei die Rechtskonstruktion fast egal ist: Ob EZB, EFSF, ESM oder IMF. Immer fließen rettende Milliarden ins Land

Dass Österreich nach dem Gkipfel auch in den Kanal des Währungsfonds (IMF) die Kleinigkeit von weiteren sechs Milliarden fließen lassen muss, geht da schon fast unter. Ist ja nur das dreifache Budget des gesamten Bundesheers (samt den einst so dramatisierten Abfangjägern).

Die Härte zum Nein-Sagen bringt man in Europa einfach nicht auf. Auch wenn die Folgen immer schlimmer werden, je länger das so weitergeht. Der Kardinalfehler bleibt der Mai 2010, als auch Angela Merkel unter dem Gerede der Solidarität eingeknickt ist und in klarer Verletzung der europäischen Verträge Geld nach Athen schicken hat lassen.

Seither nimmt niemand mehr irgendwelche europäischen Regeln und Verträge ernst. Die Juristen würden halt kühl sagen, das seien ja nur lauter Leges imperfectae.

Also bleibt auch die ökonomische Konsequenz weiterhin unausweichlich. Das Geld der Europäer wird immer weniger wert. Und damit auch deren Ersparnisse. Das merkt man vorerst noch weniger im Vergleich zum Dollar und – vorerst! – auch weniger im Vergleich des Verbraucherpreisindex. Das sieht man aber am sprunghaft zugenommenen Preis etwa von Gold und anderen als stabil angesehenen Ersatzwährungen. Das sieht man an den Richtung Schweiz, Schweden und Singapur strömenden Euro-Mengen.

 

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SN-Kontroverse: Steuerbremse? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Braucht es nach der Schulden- auch eine Steuerbremse?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Absurdes Dauergebremse

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Jetzt wird's langsam absurd. Die Fundamentalisten des Neoliberalismus, die für die Krise in Europa hauptverantwortlich sind, kriegen noch immer den Rachen nicht voll. Sie und ihre Helfershelfer starten jetzt schon flächendeckend gegen ökonomisch gesunde Staaten Spekulationsangriffe via Ratingagenturen. Wie stets knapp vor EU-Gipfeln. Sie wollen offenbar nach dem Muster des bankrotten Irland vorgehen, das noch vor einem Jahr mit Milliarden gerettet werden musste. Irland ist nach wie vor marode, aber gleichzeitig hat es seine steuerparadiesischen Zustände nicht abgestellt. Auch die „griechischen" Zustände sind so wie sie sind, weil es offenkundig als unmoralisch, gilt Steuern zu zahlen. Und weil wenige reiche Familien sich das Land untereinander aufgeteilt haben und die Regierung es zuließ, dass sie ihre Milliarden ungeschoren außer Landes bringen konnten. Dass die italienische Sozialministerin unter Tränen ein Sparpaket verkünden musste, ist wohl auch nicht darauf zurück zu führen dass Berlusconi & seine politischen Kumpane regelmäßig und in angemessener Höhe ihren Steuerverpflichtung nachgekommen sind. Die Geistesverwandten dieser Kumpanei zulasten der Allgemeinheit in den einzelnen Nationalstaaten leisten dem weiter Vorschub. In Österreich ist ihnen die gesetzliche Verankerung der „Schuldenbremse" nicht genug. Sie fordern nun auch noch eine „Steuerbremse". Das ist ein wenig zu viel des Bremsens. Selbst eine gesunde Volkswirtschaft würde so in enorme Schwierigkeiten gestürzt. Der Konsum würde abgeschnürt und die Unverteilung von unten nach oben - also die Kluft zwischen Reichen und Armen - ginge munter weiter. Mit all den Folgekosten einer derart einseitigen Belastungspolitik. Denn die „Schuldenbremse" kann nur funktionieren, wenn sie fair und gerecht ist.


Zweithöchste Steuerlast

Andreas Unterberger

 

Österreich ist im Euro-Raum das Land mit der zweithöchsten Abgabenlast. Noch keiner Generation sind auch nur annähernd so hohe Teile ihres Einkommens weggenommen worden. Hunderte Sparideen harren der Umsetzung, scheitern aber an gewerkschaftlichen, ökologischen, ökonomischen, provinziellen Lobbies. Wer dennoch ständig nur über noch mehr Steuern spricht, schadet dem Land genauso wie jene Parteien, welche eine effiziente Schuldenbremse verhindern.

Neben dem Sparen sollte in Krisenzeiten vor allem darüber nachgedacht werden, wie man (ohne Geld!) wieder Jobs und Wachstum schafft, wie man durch Deregulierungen unternehmerisches Handeln ankurbelt, wie man durch Privatisierungen Unternehmen dynamisch und gewinnbringend macht. Solche Maßnahmen finden sich nun in den italienischen und griechischen Sanierungspaketen.

Freilich: Wenn Bundes- wie Landesregierungen weiterhin nicht sparen, sondern Horror-Defizite produzieren, dann ist bald der Staatsbankrott erreicht. Dann werden die Österreicher so wie Italien und Griechenland viel Schädliches und Schmerzhaftes erdulden müssen. Von Pensions- und Gehaltskürzungen bis hin zu Steuererhöhungen.

Aber auch dann ist bei jeder Steuer nüchtern zu prüfen, wie sehr sie einen künftigen Wiederaufschwung behindert. Deswegen setzt Italien jetzt zu Recht primär auf Mehrwertsteuererhöhungen. Die bei uns diskutierten Steuerideen sind hingegen dumm und schädlich. Etwa die von der ÖVP angedachte „Zaster-her"-Erhöhung der ohnedies exorbitanten 50-Prozent-Einkommensteuer oder die von der SPÖ angedachten Formen der Kapitalbesteuerung (die Investitionen und Investoren vertreiben, sobald sie über Italiens Variante einer Segelboot- und Wohnungssteuer hinausgehen).

 

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Wenn das Überflüssige statt des Notwendigen kommt drucken

Österreichs Zustand in einem Satz: Eine Ratingagentur droht dem Land (wie vielen anderen) mit einer Herabsetzung seiner Kreditwürdigkeit; und Österreichs Antwort besteht in einer Verhässlichung seine Bundeshymne. Eine etwas zynische Gegenüberstellung? Vielleicht. Aber sie bringt den Zorn der Bürger über die politische Klasse auf den Punkt. Dort, wo es notwendig ist, handelt sie nicht. Überall dort, wo es überflüssig ist, wird hingegen heftig agiert.Wie diese Woche wieder lebhaft zeigt.

Das Nichthandeln besteht natürlich vor allem in der Weigerung der Opposition, einer Schuldenbremse zuzustimmen (falls da nicht doch noch in letzter Stunde ein Umdenken etwa der Freiheitlichen stattfindet). Blau, Grün, Orange schaden mit einem Njet mit absoluter Sicherheit der Kreditwürdigkeit des Landes und nehmen sich selbst eine wichtige argumentative Waffe gegen die Verschwendungspolitik der Regierung. Dennoch muss man der Regierung die Unfähigkeit vorwerfen, einen fruchtbaren Dialog mit zumindest einer Oppositionspartei zu führen, der in mehr als einem politischen Diktat besteht. Keine Partei will sich gerne ein „Friss oder stirb!“ gefallen lassen.

Die Schuldenbremse steht in Wahrheit aber nur deshalb so im Vordergrund, weil sich seit Wochen internationaler Druck – der Gläubiger, der EU, der Ratingagenturen – mit der Forderung nach einer solchen aufgebaut hat. Der diesbezügliche Gesetzesentwurf  der Regierung ist aber dennoch nur ein zahnarmer Papiertiger. Die Pflicht zur Schuldeneinschränkung ist durch so viele Ausnahmen für „Notsituationen“ und „Überziehungsrahmen“ gelockert, dass es eigentlich wundert, dass irgendjemand einen solchen Beschluss ernst nimmt. Wenn diese Pflicht jedoch nur als einfaches Gesetz kommt, wird es sicher von niemandem ernst genommen. Und Österreich muss Hunderte Millionen mehr an Zinsen zahlen.

Diese Verwunderung ist umso größer, als es noch immer keine substanzielle Einigung über auch nur eine einzige spürbare Einsparung gibt. Statt dessen finden sich nur die stereotypen SPÖ-Forderungen nach mehr Steuern und die mehr als überflüssige Aussage des ÖVP-Wirtschaftsministers, dass man die Defizitreduktion zu 30 Prozent mit Steuererhöhungen erzielen werde. Genauso hat einst das Einknicken Josef Prölls beim letzten Sparpaket begonnen, an dessen Ende dann die SPÖ überhaupt keine strukturelle Sparmaßnahme akzeptiert hat. Weshalb aus Prölls Spar- am Ende ein Steuererhöhungspaket geworden ist.

In die Liste des am falschen Ort Handelns gehört auch das Lächerlichmachen der Bundeshymne durch eine feministische Deformierung. Dabei wird so getan, als ob diese Hymne bisher nur für Männer gegolten hätte. Dabei wird überdies sogar das Versmaß einer liebgewordenen Dichtung ruiniert.Völlig unbegreiflich.

Nächster Punkt in der Liste der überflüssigen Dummheiten ist eine weitere Vergünstigung für den ORF. Jetzt wird die Gebührenpflicht auch auf jene Menschen ausgedehnt, die gar keine ORF-Satelliten-Karte haben, die also den linken Sender gar nicht empfangen können. In Sachen ORF bleibt genauso wie bei der Hymne völlig rätselhaft, warum die ÖVP zugestimmt hat. Gegenleistungen, wo die SPÖ Konzessionen gemacht hätte, sind keine erkennbar. Und für die eigenen Interessen der Schwarzen entsteht zweifacher Schaden.

Zu den Dummheiten gehört weiters der neue „Kinderschutz“ durch noch schärfere Strafen. Fast alle Psychologen sind sich einig, dass diese Strafverschärfung dazu führen wird, dass es noch seltener Anzeigen bei Taten im Familienkreis geben wird. Denn die Angehörigen und Opfer werden noch mehr davor zurückscheuen, Behörden einzuschalten, wenn eine solche Anzeige zu einer Mindeststrafe von zwei Monaten Haft führt. Darin erkennen viele Menschen die Zerstörung ihrer Familie, für deren Erhalt sie sogar das Vertuschen von Übergriffen in Kauf nehmen.

Eher überflüssig ist schließlich auch die neue Modulare Oberstufe in AHS. Nach diesem Reformmodell kann man zwar mit zwei Nicht genügend aufsteigen, muss aber dann parallel zum normalen Unterricht ein nicht geschafftes Modul in einem oder mehreren Gegenständen nachholen. Dies klingt zwar auf dem Papier durchaus gut, wird aber mit Sicherheit viele Schüler überfordern: Wie sollen sie zeitlich und intellektuell gleichzeitig Mathematik II und Mathematik III erfolgreich und sinnvoll absolvieren können?

Dies wirft aber auch in der Schul-Organisation gewaltige Probleme und damit auch Kosten auf: Wann sollen denn die Nachhol-Module stattfinden, ohne den normalen Unterricht zu stören? Wobei aber den „Repetenten“ nach dem Willen der Politik die Teilnahme an beidem zu ermöglichen ist. Gleichzeitig soll es aber keine eigenen Kurse für diese Modul-Wiederholer geben. Bisher wurde uns jedenfalls kein kostenneutrales Modell gezeigt, in dem das ohne (weiteren) Verlust an Bildungsqualität funktioniert. Wenn die Ministerin sogar behauptet, dass das zu einer Kosteneinsparung führen wird, dann kann man ihr nur empfehlen, wenigstens Mathematik I nachzulernen.

Noch unverständlicher ist die Zustimmung der ÖVP aus der Warte der Parteitaktik: Warum gesteht die Partei der Unterrichtsministerin diesen lange ersehnten Erfolg zu, wenn gleichzeitig dieselbe Ministerin weiterhin jede Zugangsregelung für Universitäten blockiert? Diese ist ja sogar von etlichen SPÖ-Landeshauptleuten verlangt worden.

Begreift die ÖVP eigentlich nicht, dass die SPÖ nur unter Druck zur Beweglichkeit bereit ist? Dass man mit ihr nur vorankommt, wenn man ein beinhartes Do ut des (Für Claudia Schmied: Das ist Latein III) praktiziert. Will man etwa gar den neuen Minister Töchterle taktisch aushungern, indem man ihm die einzige brauchbare Waffe gegen die rote Blockade entzieht? Vielleicht gar weil er zu populär ist und auch andere gerne Wissenschaftsminister geworden wären?

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Demokratie: Sieger oder Absteiger? drucken

Reihenweise wurde in den vergangenen Tagen gewählt. Und reihenweise ist dabei Unzufriedenheit mit den bestehenden Regierungen zum Ausdruck gekommen. Aber ist das nicht der Kern der Demokratie? Im Grund ist sie ja nur die Möglichkeit, regelmäßig die Regierungen abwählen zu können – während man dazwischen weiterhin nicht mitsprechen darf (es sei denn, man ist Schweizer).

Der gemeinsame Nenner, der über alle Wahlen der vergangenen Tage gelegt werden kann: Die Unzufriedenheit mit dem Istzustand ist größer als die Gewissheit, wem man sich als Wähler nunmehr zuwenden soll.

Das zeigte sich insbesondere bei den Wahlen auf dem Balkan. Dort gibt es überall nur relative Wahlsieger. In dem einen Land ist eine Partei relativ am stärksten, die beim letzten Mal noch gar nicht angetreten war. Im anderen siegte überhaupt nur ein Bündnis aus mehreren Parteien. Wie lange solche Bündnisse halten, ist jedoch mehr als zweifelhaft, wie man etwa an der Slowakei oder Tschechien sieht.

Aber in keinem dieser Länder bedeutet der Wahlausgang eine Katastrophe. Er wäre höchstens Anlass, darüber nachzudenken, ob nicht andere Verfassungskonstruktionen effizienteres Regieren ermöglichen würden. Also vor allem Modelle eines mehrheitsfördernden Wahlrechts oder solche einer direkten Demokratie.

Viel frustrierender ist der russische Wahltag. Im größten Land Europas hat die regierende Partei einen schweren Dämpfer erlitten. Sie kann aber immer noch mit einer knapp gewordenen absoluten Mehrheit regieren. Darum geht es aber gar nicht: Denn in Russland hat gar keine demokratische Wahl nach europäischen Standards stattgefunden.

Russland ist – wieder – ein Land, in dem politische Konkurrenten wie Chodorkowski für viele Jahre auf Befehl der Politik in Sibirien verschwinden können. In Russland werden die Wahlkampagnen demokratischer Parteien massiv behindert. Versammlungen werden gesprengt, Mitarbeiter verhaftet, Internetseiten gestört, bei der Stimmauszählung ist es unsauber zugegangen. Die meisten russischen Medien verweigern anderen Parteien als jenen der Macht die im Wahlkampf notwendige Präsenz. Und wenn es ein Medium doch tut, dann bekommt es sehr rasch Probleme mit den Behörden.

Es ist auch noch aus einem weiteren Grund ein Trugschluss, wenn man jetzt die Ohrfeige für das System Putin bejubelt. Denn jene Gruppierungen, die nun im russischen Parlament eine etwas besser wahrnehmbare Opposition bilden werden, sind im Grund noch viel unerfreulicher als der Putinismus.

Denn in der russischen Duma wird es neben der Machtpartei vor allem nostalgische Altkommunisten (die sich einen Stalin zurückwünschen) und rassistisch-chauvinistische Nationalisten geben. Wobei diese Nationalisten überdies unter Verdacht stehen, ohnedies an den Fäden der Kreml-Machthaber zu hängen, die es ganz praktisch finden, wenn sich das Protestpotenzial unter den Wählern in einem kontrollierten Auffangbecken sammelt.

Kleiner Trost: Der Putinismus ist wenigstens nur autoritär, nicht totalitär, wie es die Kommunisten vorher waren. Er lässt also die Bürger solange in Ruhe, solange sie nicht wirklich glauben, demokratisch mitbestimmen zu können. Demokratisch und rechtsstaatlich ist er aber nicht. Er ist vor allem perfekte Basis für jeden Korruptionismus. Und: Er hat schon jetzt alle Instrumente in der Hand, wieder ins Totalitäre zurückzusinken, wenn die Lage kritischer wird.

Noch besorgter macht das ägyptische Wahlergebnis den Europäer: Denn die massiven Erfolge der islamistischen Parteien – in allen Ländern des arabischen „Frühlings“! – machen jene „Experten“ endgültig lächerlich, die am Beginn dieses Jahres noch über die demokratisch-freiheitliche Zukunft der arabischen Welt gejubelt haben. Hinter all dem Geschwätz von Facebook- und Twitter-Revolution hat man übersehen, dass die entscheidende Gegenbewegung zu den mehr oder weniger moderaten – jedoch korrupten – Diktatoren nicht irgendwelche westlichen Werte, sondern die Moscheen sind.

Das war an sich von Anfang an jedem nüchternen Beobachter klar. Das hat aber wieder einmal das Wunschdenken des europäischen Polit- und Medien-Geschwätzes entlarvt.

Nun bleibt uns nur die kleine Hoffnung, dass die arabische Entwicklung vielleicht doch nur ein normaler Anfang eines demokratischen Prozesses gewesen ist; dass es in der ersten Phase völlig natürlich war, dass die einzig vorhandene Struktur die Wahlen gewinnt; und dass sich aber nun erst die neuen politischen Parteien langsam formieren werden.

Vielleicht entpuppen sich die Islamisten sogar als weniger korrupt als ihre Vorgänger – trotz aller Verlockungen der orientalischen Machttradition. Das ist in der Anfangsphase sogar durchaus wahrscheinlich. Viel fraglicher ist jedoch, ob sich die Islamisten auch in Zukunft innerhalb der demokratischen Spielregeln bewegen werden. Sehen sie doch den Koran als weit über allem Gesetz und allen Verfassungen stehend an. Stufen sie doch das fundamentale Prinzip der Trennung von Staat und Kirche als verbrecherisch ein. Diese Haltung gibt naturgemäß die totale Legitimation zur Bekämpfung jeder nichtislamistischen Partei.

Daher stellt man sich jetzt erst recht die bangen Fragen:

Wird es in diesen arabischen Ländern auch noch beim nächsten Mal so wie diesmal relativ freien Wahlen geben? Werden sich die Islamisten in ihrem religiösen Fanatismus in Kriege gegen Israel und/oder den Westen verstricken? Wird ihr religiöser Dogmatismus zu innerislamischen Konflikten Schiiten-Sunniten führen, wie wir sie etwa im Irak oder in Bahrain sehen mussten? Drohen in den arabischen Ländern nicht jetzt heftige ethnische Auseinandersetzungen (etwa zwischen den einzelnen Stämmen oder zwischen Arabern und Kurden), die bisher von einer starken Faust noch halbwegs niedergehalten worden sind? Und vor allem: Werden die neuen Machthaber die nichtislamischen Bevölkerungsgruppen, also insbesondere die Christen, als gleichberechtigt tolerieren?

Diese konnte ja unter einem Saddam Hussein, einem Mubarak, einem Assad noch eine relativ sichere Existenz fristen. Die Massenvertreibung der Christen aus dem Irak – mit Schockwellen bis Europa – lässt hingegen alle Alarmglocken klingen. Daher stellen sich Syriens Christen auch aus voller Überzeugung hinter den Diktator Assad.

Und dahinter türmen sich überhaupt die noch viel schwierigeren Fragen nach der Zukunft der demokratischen Idee als solcher: Leidet diese Idee an Verschleißerscheinungen? Ist sie immer die beste denkbare Staatsform? Ist nicht das rechtsstaatliche Prinzip – also etwa auch der unabdingbare Schutz von Minderheiten – noch viel wichtiger? Und setzt Demokratie nicht einen inneren Grundkonsens unter allen Bürgern über die wichtigsten Spielregeln voraus?

Ja und last not least: Wo gibt es in Europa noch Staatsmänner, die all das mit Sorgfalt beobachten und analysieren, die für die EU die richtigen Schlüsse daraus ziehen?

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Fünf Parteien taktieren - und keine denkt an Österreich drucken

Die österreichische Schuldenbremse bleibt, wie hier mehrfach prophezeit, eine Farce. Die Verhandlungen der Regierung mit dem BZÖ über eine verfassungsrechtliche Verankerung sind gescheitert. Das einfache Gesetz, das die Regierungsparteien nun beschließen wollen, ist völlig sinnlos. Denn es kann übermorgen schon durch ein weiteres einfaches Gesetz ausgehebelt werden. Ein einfaches Gesetz hat auch Null Wirksamkeit für die Bundesländer. Wer aber ist schuld an dem Desaster?

Schuld daran sind vor allem alle jene Politiker, die nicht ernsthaft sparen wollen. Die offenbar wirklich glauben, die internationalen Geldgeber werden sich durch ein papierenes Versprechen ohne jede Bindungswirkung beeindrucken lassen, obwohl es über keine einzige relevante Einsparung Konsens gibt. Was natürlich absurd ist. Weder Ratingagenturen noch die Verwalter chinesischer Staatsfonds oder amerikanischer Pensionsfonds oder europäischer Stiftungsvermögen sind so blöd, wie die heimische Politik sie offenbar einschätzt.

Die skeptisch gewordenen Geldgeber lassen sich auch nicht dadurch beeindrucken, dass man sie regelmäßig als Spekulanten beschimpft. Oder dass man die Ratingagenturen knebeln will, wie es die EU-Kommission gerade versucht. Die potenziellen Geldgeber sind nämlich auch ohne diese Agenturen zu kritischem Denken und Handeln imstande. Daher hat sich ja auch in den letzten Monaten die österreichische Kreditwürdigkeit signifikant verschlechtert.

An oberster Stelle der Schuld stehen zweifellos die Sozialdemokraten, die jeden Kompromiss mit dem BZÖ abgelehnt haben. Dabei sind dessen Forderungen zum Schluss ohnedies nicht mehr sehr gravierend gewesen. Die SPÖ liegt jedoch weiterhin an der Kandare des Gewerkschaftsbundes, der im Grund keinerlei relevanter Sparmaßnahme, sondern nur weiteren Steuererhöhungen zustimmen will. Es ist jedoch eine Farce und Zumutung, wenn man die unfinanzierbare Welle der Frühpensionen nur durch eine Intensivierung der Rehabilitation stoppen will, aber weder die Hacklerpension sofort auslaufen lässt, noch die Privilegienpensionen (Wiener Rathausbeamte usw.) antastet, noch Frühpensionen mit einem Malus bestraft.

Dennoch müsste jede verantwortungsbewusste Oppositionspartei der Schuldenbremse zustimmen. Denn nur eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse hätte Gültigkeit für die Verschwender in den Bundesländern (Wien, Niederösterreich, Kärnten als negative Beispiele an der Spitze) und Gemeinden. Denn nur eine solche Schuldenbremse würde die Kreditgeber beeindrucken. Denn nur eine Verfassungsbestimmung würde vor allem Rot und Schwarz selbst unter Druck setzen. Was ja alles im Interesse jeder Oppositionspartei liegen müsste.

Daher müsste natürlich auch das BZÖ über den Schatten springen, wenn es von Verantwortungsbewusstsein geprägt ist. Woran die Tatsache nichts ändert, dass die Regierung dem BZÖ die Zustimmung in provozierender Weise erschwert hat. Dass Blau wie Grün noch viel mehr schuld sind, ist aber wohl ebenfalls klar.

Auch die ÖVP ist nur scheinbar weniger schuld. Sie wäre zwar bereit gewesen, dem BZÖ Zugeständnisse zu machen. Sie hat auch besser als die SPÖ begriffen, wie entscheidend der Verfassungsrang der Bremse ist. Aber allem Anschein nach lässt sie sich jetzt wieder achselzuckend in die Koalitionsdisziplin zwingen.

Gewiss, die ÖVP hat keine Mehrheit im Parlament. Ebensowenig hat dort jeder echte Sparwille eine Mehrheit. Die ÖVP müsste aber im Nationalrat wenigstens für alle Anträge stimmen, die eine solche verfassungsrechtliche Schuldenbremse brächten. Auch wenn sie vom BZÖ kommen.

Das könnte von der SPÖ zwar als Koalitionsbruch denunziert werden. Aber wenn es um nationale Interessen, um die Stabilität des Staates geht, dann müsste eine solche Zustimmung jedenfalls Vorrang vor jedem Koalitionsabkommen haben. Zumindest könnte sich die ÖVP an den September 2008 erinnern, als die SPÖ wider die damaligen Koalitionsregeln mit populistischen Gesetzesanträgen (knapp vor dem Wahltag) Milliardenlöcher in die Staatsfinanzen gerissen hat. Lässt sich die Volkspartei jedoch wieder an die Leine der SPÖ nehmen, dann fördert sie nur die Fortsetzung der eigenen Destruktion. Ohne Nutzen für die Republik.

Und das alles passiert zur gleichen Zeit, da Italien das heftigste Sparpaket fixiert, das ja in einem unserer Nachbarländer beschlossen worden ist. Die Regierung Monti will, ganz ohne lange über eine Schuldenbremse zu debattieren, wirklich sparen: etwa durch eine rapide Erhöhung des Pensionsantrittsalters, durch höhere Steuern auf Jachten und Privatflugzeuge (damit auch Klassenkämpfer einen Grund zur Freude haben), durch eine höhere Immobiliensteuer (unpopulär, aber wirksam) und durch eine höhere Mehrwertsteuer (was als importdämpfende Lenkungsmaßnahme weit sinnvoller ist als die bei uns debattierte standortschädliche Erhöhung der Einkommensteuer für Besserverdienende).

Man darf in Italien übrigens auch mit Spannung beobachten, wieweit die Linksparteien dem Paket zustimmen werden, die ja so heftig über den Wechsel von Berlusconi zu Monti gejubelt haben. Zeigen sie sich wenigstens dort verantwortungsbewusst? Oder folgen sie wieder einmal dem populistischen Neinsage-Reflex der Gewerkschaften?

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Fußnote 241: ein Auto lieber von Berlusconi als von Faymann drucken

Doppelt so viele Europäer würden lieber von Silvio Berlusconi einen Gebrauchtwagen kaufen als von Werner Faymann. Und zehn Mal so viele von Angela Merkel.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 4.357 Autofahrern, die im Auftrag des Online-Automarkts AutoScout24 durchgeführt wurde. Und zwar in Deutschland, Schweiz, Österreich, Belgien, Frankreich, Niederlande, Italien und Spanien. 30 Prozent bevorzugen Merkel als Verkäuferin, 20 Prozent die holländische Königin Beatrix  (20 Prozent). Der spanische Pleitier Zapatero bekam immerhin noch 8 Prozent, ebenso wie der Franzose Sarkozy. Auch Berlusconi errang noch sieben Prozent, während Faymann mit drei Prozent das absolute Schlusslicht bildete. Nun sind solche Umfragen immer mit Distanz zu betrachten. Da spielen Bekanntheit und Größe des Landes natürlich eine große Rolle. Aber selbst gegen einen zum Verbrecher des Jahrhunderts hinuntergeschriebenen Berlusconi und gegen eine kaum in den Medien anderer Länder vorkommende Königin der Niederlande unterzugehen, das ist schon eine tolle Leistung, die den ganzen Stellenwert des kleinen Werner zeigt.

PS: Irgendwie schade, dass die SPÖ derzeit keine Leserbriefe schreibt, um uns auch das als großen Faymann-Erfolg zu verkaufen. Das macht die Welt deutlich langweiliger.

 

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Her mit der Marie! drucken

Die Erkenntnis, wonach die europäische Schuldenkrise für die Mehrheit der Bürger Wohlstandsverluste nach sich ziehen wird, hat mittlerweile auch in den trüben Niederungen der österreichischen Innenpolitik Einzug gehalten. Die Suche nach den Schuldigen konnte von den „Sozen in allen Parteien“ (Originalton Finanzministerin Fekter) Gottlob bereits erfolgreich abgeschlossen werden: Spekulanten. Klar, wer sonst? Da die Suche nach Nichtsozialisten in den Reihen der politischen Klasse Österreichs vergebliche Liebesmüh´ bedeutet, ist die Sache damit auch schon entschieden.

Die derzeit sogar von der Boulevardpresse geforderten „Sparpakete“ des Staates bedeuten daher nicht zuallererst, Staatsausgaben zurückzufahren, sondern sie münden traditionell in einem weiteren Griff ins Portemonnaie jener Menschen, die es wagen, sich über den Einkommensdurchschnitt zu erheben. Steht zur Zeit eines vermeintlich erhöhten Finanzbedarfs des Fiskus auch noch die Kür von „Arbeitnehmervertretern“ an, ist rüde Klassenkampfrhetorik angesagt.

Von den Bonzen der SPÖ ist der leidgeprüfte Bürger seit Jahr und Tag nichts anders gewöhnt. Ihr gegen „Reiche“ und „Spekulanten“ gerichteter Furor ist Parteiprogramm. Aus den Reihen einer immer noch als „konservativ“ oder „bürgerlich“ bezeichneten Partei wie der ÖVP, würde man derlei Einlassungen dagegen nicht unbedingt erwarten.

Die Bundesobfrau des ÖAAB, Johanna Mikl-Leitner, setzte auf dem zurückliegenden Bundeskongress ihrer Organisation in dieser Hinsicht neue Maßstäbe. Bereits einige Tage zuvor hatte sie sich von der Parteilinie, die da lautet „Keine neuen Steuern“ abgesetzt, als sie eine „Solidarabgabe für Spitzenverdiener“ ab Euro 500.000,- Jahresgage forderte. Fünf Prozent Steuerzuschlag sollten es sein – zeitlich begrenzt – und zwar „…bis wir aus dem Gröbsten raus sind“. Dieser edle, dem weiteren Ausbau der sozialen Gerechtigkeit geweihte Plan, beträfe weniger als 3.000 Bürger der Republik und dürfte folglich kaum mehr einbringen, als man hierzulande einen „Nasenrammel“ zu nennen pflegt.

Daher verschärfte die wackere Arbeitnehmervertreterin nun die Gangart. Die Eingangsschranke für den „Soli“ wurde auf nur noch Euro 300.000,- abgesenkt, was die angepeilte Opferzahl auf circa 7500 Personen erhöht. In drohendem Tonfall und mit verkniffenem Gesicht (Video ansehen!) redet sie nicht lange um den heißen Brei herum, sondern spricht – zum Gaudium von Roten und Hauptstrommedien – den Klassenfeind direkt an, indem sie wörtlich fordert: „Her mit der Marie!“

Bei der „Marie“ handelt es sich um einen Begriff aus dem Rotwelschen, also der Gaunersprache, und meint Geld. Nun bewegt sich das Niveau der heimischen Politik nicht erst seit diesem unsäglichen Auftritt auf der Höhe des absoluten Nullpunkts. Immerhin haben wir ja auch schon eine „Hacklerregelung“ im Pensionsrecht (Hackler ist eine abfällige Bezeichnung für Arbeiter) – ein Gossenausdruck, der heute mit größter Selbstverständlichkeit in Bundesgesetze Einzug gehalten hat.

Was diesem Fall einer gefährlichen Drohung besondere Bedeutung verleiht, ist der Umstand, dass Frau Mikl-Leitner nicht nur Chefin des einflussreichen Proletenflügels der ÖVP ist, sondern zugleich auch Bundsinnenministerin. Wenn sich die Kommandantin der austriakischen Ordnungsmacht gegenüber rechtschaffenen Bürgern des Landes desselben Tonfalls bedient, den auch der nächstbeste Straßenräuber anschlüge, dann hört sich der Spaß auf.

In einem Rechtsstaat wäre diese Person nach einem solchen Auftritt rücktrittsreif.

Die von den Beschwichtigungsregimentern ihrer Partei sofort gestreute Entschuldigung, es habe sich ja nur um ein Signal an die Basis gehandelt, das anlässlich der anstehenden Bestätigung im Amt der ÖAAB-Obfrau abgesendet wurde, ist eine Zumutung. Dass der vor laufender Kamera getätigte Spruch von den anwesenden Delegierten mit heftigem Beifall quittiert wurde, spricht Bände (Mikl-Leitner wurde mit Ostblockmehrheit in ihrem Amt bestätigt).

Ob das Einkommenslimit nun bei drei- oder fünfhunderttausend Euro liegen sollte; ob sich der Tarifzuschlag auf drei, fünf oder zehn Prozent beliefe, ist unerheblich. Es handelt sich in jedem Fall um pure Willkür, die dadurch nicht gemildert wird, dass die Zahl der zu erwartenden Opfer klein ist. Darüber hinaus ist – einmal mehr – festzuhalten, dass die Probleme des Staates nicht aus zu geringen Einnahmen resultieren (Österreich ist ja längst Fiskalweltmeister!), sondern aus zu hohen Ausgaben.

Dass Frau Mikl-Leitner gelernte Pädagogin ist, den größten Teil ihres Berufslebens in geschützten Werkstätten verbracht und von Steuergeld gelebt hat, passt ins Bild. Hier tobt das pure Ressentiment einer vermeintlich zu kurz Gekommenen gegen Personen, die es außerhalb politischer Seilschaften zu etwas gebracht haben. Ekelhaft!

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Wie veränderte sich die örtliche Verteilung der österreichischen Bevölkerung? drucken

Veränderung der Bevölkerung der politischen Bezirke 2001-2011 in Prozent

 

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Welche Privatisierungspotenziale hat Österreich? drucken

Mögliche Erlöse durch Privatisierung ausgewählter Unternehmen bei einem Staatsanteil von 25 Prozent

 

BEWAG

855,6

61

36

308,0

Energie OÖ

3.576,3

52,4

27,4

979,9

Energie Steiermark

3.237,7

75

50

1.618,8

KELAG

2.843,4

63,9

38,85

1.104,7

Salzburg AG

2.215,0

73,9

48,87

1.082,5

TIWAG

3.383,9

100

75

2.537,8

Vorarlberger Illwerke

2.198,9

95,5

70,5

1.550,2

Wien Energie

6.324,4

100

75

4.743,3

Gesamt      

19.859,2

Quelle: ECONOMICA Institut für Wirtschaftsf "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Gutes über Auer, Tamandl, Kurz, Kärnten, Lucyshyn und sogar Mikl-Leitner/Ostermayer drucken

In trüben Zeiten ist es schön, das eine oder andere Positive zu entdecken – selbst in der heimischen Politik. Und das in fast allen Lagern. Das passt doch wunderbar in die Adventzeit.

Da gibt es etwa den SPÖ-Abgeordneten Josef Auer. Er fordert, dass in Sex-Inseraten nicht mehr mit pornografischen Darstellungen geworben werden darf. Das ist eine nicht nur richtige, sondern auch mutige Forderung. Richtet sie sich doch primär, wenn auch unausgesprochen gegen Werner Faymanns Lieblingsblätter, während der „Kurier“ lobenswerterweise neuerdings darauf verzichtet. Immerhin sind diese Blätter mit ihren immer drastischer werdenden verbalen und photographischen Sex-Darstellungen ja die Hauptlektüre österreichischer Schulkinder am Weg in die Schule. Zugleich partizipieren Faymanns Propagandablätter auf diesem Weg auch von Menschenhandel und allen damit verbundenen Verbrechen. Das auf diesem Weg transportierte Frauenbild ist für die Schüler weit wirksamer als all die – ebenfalls durch staatliche Schulden finanzierte – Gender-Propaganda als anderes Extrem.

Da gibt es den jungen Staatssekretär Sebastian Kurz, dessen verbale Auftritte nicht nur auf eine für ein Regierungsmitglied noch dazu dieses Alters erstaunliche Intelligenz schließen lassen. Der seine Klugheit auch dadurch beweist, dass er nicht überehrgeizig ist. Er widersteht – zumindest bisher – dem Druck, sich kurz nach der Übernahme dieses Amtes auch noch als Wiener ÖVP-Obmann verheizen zu lassen.

Da gibt es den Direktor des Bildungsforschungsinstituts „bifie“ namens Josef Lucyshyn. Er wagt es, massive Kritik an der Koalition und dem Unterrichtsministerium zu üben, obwohl das „bifie“ von diesem finanziell weitgehend abhängig ist. Solche Abhängigkeit ist ja in Österreich normalerweise kein sonderlich mutfördernder Indikator. Der mehr als berechtigte Grund der Kritik: Das „bifie“ war beauftragt worden, den Schulversuch der „Neuen Mittelschule (NMS)“ zu evaluieren. Diese Bewertung soll im kommenden Jahr vorliegen. Die Koalition hat jedoch schon im Vorjahr ohne jedes Datenmaterial im Handstreich die flächendeckende Ersetzung aller Hauptschulen durch diese NMS beschlossen. Sie hatte dabei keinerlei Beweis für den Nutzen dieser teuren Reform außer ideologiegefüllte Sprechblasen linker Politiker und einiger Steirerschwarzer vom Intelligenzzuschnitt der Frau Karl und des Herrn Schilcher. Inzwischen zeigen immer mehr Erfahrungsberichte, welchen Schaden die Zerstörung der außerhalb der Städte brillant funktionierenden Hauptschulen mit ihren drei Leistungsgruppen durch die viel weniger differenzierende, aber viel teurere NMS bedeutet.

Da gibt es die Kärntner Koalition, die in ihrer Geldnot erstmals eine signifikante Abkehr von der Big-Spender-Politik der Jörg-Haider-Zeiten vorgenommen hat: In Kärnten werden Angehörige von Heiminsassen ab einem gewissen Einkommen (wieder) zu einer Beteiligung an den Unterbringungskosten gezwungen. Das bringt nicht nur direkt ein bisschen Geld in die ratzekahl leeren Kärntner Kassen, sondern indirekt auch dadurch, dass als Folge ein paar Menschen weniger in solche Heime abgeschoben werden.

Da gibt es die Wiener Christgewerkschafterin Tamandl, die es wagt, sich positiv zur Schuldenbremse zu äußern. Dabei hat der Kollektivwahnsinn der restlichen Arbeiterkämmerer (unter Einschluss der christlichen) diese vor wenigen Tagen noch heftig bekämpft. Wenigstens die Wiener Christ-Arbeiterkämmerer wissen also offenbar, dass es nichts Unsozialeres als Schulden gibt. Diese belasten die Zukunft aller Österreicher; und an ihnen verdienen zu 78 Prozent Ausländer. Es wäre freilich nett und noch mutiger gewesen, hätte sich Tamandl auch der Abstimmung in der Arbeiterkammer gestellt.

Und da gibt es auch die Frau Mikl-Leitner und den Herrn Ostermayer. Diese sind zwar – nach wie vor aus vielen guten Gründen – besondere Zielscheiben der Kritik dieses Tagebuchs. Sie haben aber auch etwas zusammengebracht, was objektiverweise gerühmt werden muss, und was man von der Politik seit langem nicht gesehen hat: eine Reform, die erstens sinnvoll ist; die sie zweitens in aller Diskretion ohne Querschüsse bis zum geplanten(!) Zeitpunkt der Veröffentlichung komplett ausverhandelt haben; und die drittens nicht einmal vom Brummen der zuständigen Fachgewerkschaft mehr ausgehebelt werden konnte. Dabei geht es um die Zusammenlegung von Sicherheitsdirektionen und den diversen Polizeikommanden. Das ist eine hervorragende Leistung in Sachen Verwaltungsreform, Einsparung und eines Abbaus der Überzahl an Häuptlingen. Es ist auch fast die erste Leistung dieser Regierung. Jetzt wollen wir nur noch hoffen, dass künftig die Polizei wieder sofort erscheint, wenn sie von jemandem in Not angerufen wird. Oder dass sie gleich a priori an den wirklichen Aggressionspunkten präsent ist.

Last not least bietet neuerdings sogar die Weltpolitik Erfreuliches: Nach Jahren einer brutalen Diktatur, die das Land in einer sonst rapide nach oben strömenden Region verarmen hat lassen, scheint Burma jetzt den sanften, aber raschen Übergang zu einem zivilisierten Mitglied der Weltgemeinschaft zu gehen. Es ist zwar noch nicht am neuen Ufer angelangt, aber die Mitte des Flusses ist überquert. Dafür muss man vor allem der ebenso mutigen wie beharrlichen wie gewaltfreien Oppositionsführerin Suu Kyi großes Lob und viel Bewunderung spenden. Ein wenig davon kann man aber wohl auch den offensichtlich reumütigen Offizieren trotz all ihrer Untaten während der letzten Jahrzehnte zukommen lassen. Und zu guter letzt hat sich auch die konsequente Haltung des Westens gelohnt.

Und in Italien setzt die neue Regierung Monti jetzt ganz auf liberale Reformen, mit denen Berlusconi bisher gescheitert ist: auf Liberalisierungen, auf Strukturreformen und auf die Privatisierung kommunaler Unternehmungen. Also auf Dinge, die etwa für die Wiener Rathaussozialisten gleich nach der nationalsozialistischen Wiederbetätigung kommen.

Den ganzen Rest der Welt vergessen wir vorerst einmal.

 

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Die drei großen Ängste des Werner F. drucken

Werner Faymann hat sich auf eine Auslandsreise begeben. Wenn auch nur nach Berlin, wo er nicht zu fürchten brauchte, in einer anderen Sprache als deutsch angeredet zu werden. Aber der Besuch ist dringend notwendig gewesen. Denn langsam musste auch ein Faymann merken, dass ihn die Entwicklungen in Europa alles andere als unberührt lassen. Denn inzwischen ist präzise klar geworden, wohin Angela Merkel und Nicolas Sarkozy den Kontinent steuern. Nämlich in eine für Faymann sehr unerquickliche Richtung.

Das deutsch-französische Konzept sagt im Kern: Deutschland will den Schuldenländern nur noch dann helfen, wenn diese sich einem strengen Schuldenregime unterwerfen, das sowohl prophylaktisch, wie erst recht im Krisenfall ein Vetorecht externer Aufseher gegen zu hohe Staatsausgaben bringt. Eine solche Unterwerfung steht aber in vollem Widerspruch zur nationalen Souveränität, laut der die nationalen Parlamente die absolute Ausgaben- und Budgethoheit haben. Daher braucht es eine Änderung des EU-Vertrages und/oder anderer bindender völkerrechtlicher Verträge.

Eine solche Vertragsänderung widerspricht aber der einzigen außenpolitischen „Idee“, die Faymann je formuliert hatte. Er hatte dem Kronenzeitungs-Gründer knapp vor dessen Tod öffentlich geschworen, dass eine solche Vertragsänderung nur nach einer Volksabstimmung erfolgen dürfe. Faymann muss aber eine solche Volksabstimmung über die von Merkel gewünschte Vertragsänderung wie der Teufel das Weihwasser fürchten, weil er dabei mit Sicherheit von der Koalition FPÖ-ÖGB-Kronenzeitung gedemütigt untergehen würde. Zugleich würde es ein Faymann wohl nie wagen, sich mit dem Hause Dichand anzulegen, auch wenn dieses inzwischen eher kopflos dahintorkelt.

Was tun? Am Ende gar doch staatspolitische Verantwortung übernehmen? Ist ein Faymann dazu überhaupt imstande?

Das wird man in den nächsten Stunden schon an seiner ersten Bewährungsprobe sehen. Wird der SPÖ-Chef kämpfen, dass die Schuldenbremse mit einer Verfassungsmehrheit abgesegnet wird, damit sie auch gegenüber den Bundesländern und Gemeinden greift? Wird er den durchaus vernünftigen Bedingungen des BZÖ zustimmen? Wird er wenigstens Druck auf die eigenen Abgeordneten des Gewerkschaftsflügels machen, damit sie der Schuldenbremse zustimmen? Und vor allem: Wird er endlich rasch auch wirklichen Einsparungen zustimmen (von denen die Linke ja in Wahrheit noch immer nichts wissen will, die ja noch immer von den Tausenden Dagobert Ducks träumt, die man zusammen mit Mikl-Leitner ausrauben kann) und nicht nur einer sehr abstrakten Schuldenbremse?

Dahinter aber lauert eben die noch viel größere zweite Bewährungsprobe: Wird Faymann einem Schuldenstaaten-Kontroll-Vertrag trotz der Widerstände der Kronenzeitung zustimmen? Und zwar ohne langwierige Verfassungskonvente und Referenden? Beziehungsweise umgekehrt gefragt: Wird die Kronenzeitung als offenbar oberster Souverän dieses Bundeskanzlers dessen nach dem Merkel-Treffen gedrechselte skurrile Ausrede hinnehmen, dass das ohnedies keine bedeutende Vertragsänderung sei, dass die Volksabstimmung – ganz im Gegensatz zum einstigen Faymann-Brief – nur dann fällig werde, wenn aus der EU Vereinigte Staaten nach dem Vorbild der USA würden?

Denn wenn der Merkel-Plan aufgehen soll, wenn der wegen seiner unabsehbaren Folgewirkungen so gefürchtete Kollaps einiger (Euro- und Nicht-Euro-)Staaten verhindert werden soll, dann muss rasch gehandelt werden. Dann müssen die Schuldnerstaaten von einer außenstehenden Institution auch zu drastischen Maßnahmen gezwungen werden können. Ohne dass diese Maßnahmen von populistischen Zufallsmehrheiten im jeweiligen nationalen Parlament abhängig sind. Ohne dass dort weltfremde Gerichte sagen könnten, das sei aber ein unerlaubter Eingriff in wohlerworbene Rechte.

Eine solche Regelung hat aber natürlich nicht nur im Falle Griechenland oder Portgual zu gelten, sondern auch in einem noch nicht ganz so unwahrscheinlichen Fall Österreich.

Nicht mit Merkel mitzugehen, wäre aber für Österreich noch riskanter und unangenehmer. Denn dann würde es sich sofort aus der Gruppe der starken AAA-Europäer hinauskatapultieren, in die es sich bis zuletzt so stolz hineingeschmiegt hat.

Ein solches Abkommen hat keinerlei Chancen, in Österreich angenommen zu werden. Es ist aber nach all den vielen schweren Fehlern der EU und insbesondere rund um den Euro jetzt die einzig noch denkbare Rettungsmaßnahme.

Die dritte Probe für Faymann könnte man Sarkozy-Probe nennen. Ist der SPÖ-Mann bereit, eine solche Blut-und-Tränen-Rede zu halten, wie sie Sarkozy trotz bevorstehender Wahlen dieser Tage gehalten hat? Sie stand in abruptem Gegensatz zu Sarkozys bisherigem Opportunismus. Er war in den letzten Jahren nach seinem anfänglichen Law-and-order-Kurs ganz auf einen sozialdemokratischen Kurs populistischer Verschwendung eingeschwenkt. Jetzt aber hat Sarkozy in seiner scharfen Intelligenz erkannt, dass er keine andere Alternative mehr hat, als den Franzosen die volle Wahrheit zu sagen: nämlich dass sie jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben. Er konnte wenigstens mit gutem Grund der gewerkschaftshörigen Politik seines Vorgängers einen Teil der Schuld zuschieben.

 

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Der schwarzblauorange Korruptionssumpf drucken

Wieder einmal ist ein rotgrünes Lügenmärchen zusammengebrochen. In letzter Zeit gab es keine Diskussion mit Teilnahme roter oder grüner Exponenten, in denen nicht immer das gleiche Argument aufgetischt worden wäre: Die schwarzblauorange Ära wäre ein absoluter moralischer Tiefpunkt gewesen. Das Land wäre in einem Strudel an Korruption versunken, der alle vermeintlichen Verdienste überspülen würde. Damit will man - taktisch geschickt und dialektisch erprobt - jeden nichtlinken Sprecher mundtot machen.

Die Fakten sprechen aber eine ganz andere Sprache. Dies tut etwa der einzige objektive internationale Vergleich in Sachen Korruption, nämlich das Ranking von Transparenz International. So diskutabel natürlich alle Rankings immer sind, so zeigt das doch ein klares Bild: In der schwarzblauen Ära lag Österreich unter den ersten zehn. In den letzten drei Jahren pendelte das Land hingegen zwischen 13. und 14. Platz.

Offenbar misst Transparency an objektiven Maßstäben und nicht der Zahl von Pressekonferenzen und Strafanzeigen eines Peter Pilz. Und ganz objektiv messbar ist es, dass die Welle an Bestechungsinseraten seit Regierungseintritt von Werner Faymann steil nach oben geschnalzt ist.

Handeln täte jedenfalls not. Umso bedauerlicher, dass der Entwurf für ein Medientransparenzgesetz nach wie vor die Vergabe von Regierungsinseraten nicht an jene längst State of the Art gewordenen Prozeduren knüpft, wie sie etwa in der Markenartikelindustrie üblich sind. Und ebenso bedauerlich ist, dass sich die Opposition damit zufrieden zu geben scheint.

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SN-Kontroverse: Länger arbeiten? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Müssen wir länger als bis 65 arbeiten?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Bitte keine Schlagzeilenreformen!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Sollen, können und müssen werden im politischen Diskurs oft verwechselt. Müssen und sollen implizieren, dass den Menschen etwas aufgezwungen wird. Dann geht gar nichts mehr. Wenn zum Beispiel der Ex-Bauernbundchef Franz Grillitsch - ein geistiger Verwandter des deutschen Ex-Bundesbankers Thilo Sarrazin - anregt, dass jenen, die aus gesundheitlichen Gründen früher in Pension gehen der Führerschein entzogen werden soll, und ÖVP-Chef Michael Spindelegger diese These willigst apportiert, dann wird's schwierig. Weil in der Folge könnte man Leuten, die in Pension sind - ob zu früh oder spät ist dann schon egal - das Fahren mit den ÖBB, der „Westbahn", der U-Bahn oder den Öffis untersagen, weil die ja schließlich auch von Steuergeldern gebaut wurden bzw. erhalten werden. Schuldenbremsen und Triple A rechtfertigen eben nicht alle Maßnahmen. Dass eine differenzierte Anpassung des Pensionssystems nötig ist, wird kaum bestritten. Doch das Leben der „Ruheständler" kann sehr verschieden sein. Da gibt es Beamte, die mit 35 Dienstjahren (oft gegen ihren Willen) in Pension geschickt werden. Mit Golden Handshakes. Das darf die Finanzministerin ruhig dem Boss der Beamtengewerkschaft von den christlichen Gewerkschaftern weiterflüstern. Dieser könnte ihr dann zurückflüstern, dass es einen Unterschied macht, ob, in welchem körperlichen Zustand und ab wann der Müllmann, die Krankenpflegerin oder die Sektionschefin abgefertigt werden. Ganz zu schweigen von den Unterschieden in den einzelnen KV-Verträgen. So schaut's aus: Das Leben der „Ruheständlerinnen" und sogar der Frühpensionisten kann verdammt hart sein. Fakt ist, dass jene, die im Erwerbsleben wenig hatten, weil sie die „dreckigen" Jobs erledigt haben, oft früher krank werden und in der Pension kaum auf Rosen gebettet sind.


Ahnungslosigkeit oder Zynismus

 

Andreas Unterberger

Länger zu arbeiten ist keine Frage des Sollens oder Wollens mehr, sondern eine des Müssens. Nur für jene kleine Minderheit, die gern länger arbeiten möchte, aber durch steinzeitliche Pensionssysteme und Kollektivverträge (die ältere Mitarbeiter sehr teuer machen) daran gehindert wird, ist es eine Frage des Dürfens.

 Der frühe Pensionsantritt ist die größte Ursache staatlicher Defizite. Deren Finanzierung ist nur zu steigenden Wucherzinsen möglich. Wer glaubt, im Land mit der im Euroraum zweithöchsten Steuerquote noch irgendwo große Steuergeldquellen finden zu können, ist ein Träumer oder zynischer Gewerkschaftsideologe. Die Österreicher gehen im Schnitt(!) um mehr als vier Jahre früher in Pension als die von den Sozialisten einst als Vorbild gelobten Schweden. Dieser Pensionsantritt erfolgt heute auch um mehr als drei Jahre früher als 1970. Die Österreicher fangen gleichzeitig um mehr als vier Jahre später zu arbeiten an. Und sie leben seither um sechs Jahre länger. In diesem Land kann man zwar aus oft nicht beweisbaren psychischen Gründen (die seltsamerweise rapid zugenommen haben) zulasten der Allgemeinheit in eine gut wattierte Frühpension gehen, aber diese Gründe reichen nicht einmal aus, den Führerschein zu verlieren. Was die Lage noch schlimmer macht: Zugleich ist die Geburtenrate weggebrochen. Und der Glaube, diese Lücke mit Zuwanderern füllen zu können, hat sich als Irrglaube erwiesen. Gehen doch die Zuwanderer in viel geringerem Ausmaß als geborene Österreicher arbeiten (zu 65 statt 72 Prozent) und kommen sie doch viel öfter aus bildungsfernen Familien.
 
In Wahrheit ist jede Woche, in der wir das Pensionssystem nicht drastisch ändern, ein Verbrechen an der Zukunft und eine Weichenstellung Richtung Griechenland.

 

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Fragen an alle Welt und keine Antworten drucken

Der schlichte Zeitgenosse darf staunen und hat täglich mehr unbeantwortete Fragen. Etwa an Greenpeace, an Österreichs Rektoren, an die Christgewerkschafter, an die ORFler, an die rotgrünen Erregungsgenossen, an den Herrn Berlakovich, an den Herrn Karas, an die Hochschülerschaft, an das Mikl-Ministerium, an die Richter, an die Wirtschaftskämmerer und Industriellenvereiniger, an die diversen Linksprogressiven sowie an die Freiheitlichen.

Die Frage an Greenpeace hängt mit den gewalttätigen Aktionen gegen die sogenannten Castor-Transporte in Deutschland zusammen. Danach hat sich nämlich ein Greenpeace-Sprecher vor die Kameras gestellt und die armen Polizisten bedauert, weil diese die strahlenden Behälter so lange bewachen müssen (zu deren Rücknahme Deutschland auf Grund völkerrechtlicher Verträge verpflichtet ist). Angenommen, die Angaben von Greenpeace stimmen ausnahmsweise wirklich, dann ist ihre sorge um die Polizisten ein Musterbeispiel für die bei den grünen Vorfeld-Organisationen so typische Haltet-den-Dieb-Argumentation: Wer, geschätzte Greenpeace-Spendenkeiler, ist denn schuld daran, dass der Transport so viele Tage lang von so vielen Polizisten begleitet und beschützt werden musste? Sind die Krokodilstränen für die Polizisten, die dabei zu Hunderten(!) von Greenpeace-Freunden verletzt worden sind, nicht doch zuviel an jeder zumutbaren Heuchelei?

Die Rektoren und der Wissenschaftsminister haben sich auf ein Gerüst für einen Hochschulplan geeinigt. Demzufolge sollen die Unis die Studenten auswählen können, sobald sich mehr anmelden, als es Plätze gibt. Was ein noch wichtigerer bildungspolitischer Fortschritt wäre als das Waterloo für das Androsch-Volksbegehren. Zugleich soll es eine Studienplatzfinanzierung geben, deren Basis die Zahl der prüfungsaktiven Studenten ist. Das sollen jene sein, die über acht Semesterstunden positive Prüfungen ablegen. Was ebenfalls nach einem Fortschritt klingt. Jedoch, geschätzte Spektabilitäten, öffnet das nicht den Billigstudien wieder jede Hintertür und jedes Seitentor? Fließt dann das Geld wieder Richtung Publizisten, Politologen & Co, wo in aller Regel eh jeder ein positives Zeugnis bekommt, wenn er nur zumindest die Gnad' hat, sich zur Prüfung hinzubequemen? Und haben dann nicht solche Pseudo-Studien aus finanziellen Gründen jedes Interesse an großen Studentenzahlen und damit an immer noch leichteren Prüfungen?

Die Christlichen Gewerkschafter haben sich in der Arbeiterkammer in Fortsetzung ihrer üblichen Linie den Sozialisten bei der Ablehnung einer Schuldenbremse angeschlossen. Geschätzte Christgewerkschafter, da würde ich nur noch um eine einzige Antwort bitten: Welche Liste sollen die Zwangsmitglieder einer Arbeiterkammer denn beim nächsten Mal wählen, wenn sie die sozialistische Schuldenmacherei zutiefst ablehnen, der aber auch ihr so begeistert anhängt?

Mit einem Kostenaufwand sondergleichen und einer österreichweiten Fernsehdirektübertragung, deretwegen sogar das Programmschema umgestoßen worden ist, wurde der 90. Geburtstag des Burgenlands gefeiert. Wollen wir gleiches Recht für alle neun Bundesländer anwenden, dann ist klar: Auch alle anderen haben auch alle zehn Jahre einen so – nur sehr relativ – runden Geburtstag; damit haben wir ziemlich genau jedes Jahr einen ähnlichen Anlass. Werden wir daher jedes Jahr, geschätzte ORFler, österreichweit eine so riesige Fernsehübertragung einer provinzlerischen Selbstbegeilung sehen müssen? Wurde da die Dankesschuld für eine Wrabetz-Wiederwahl-Stimme abgetragen? Und, geschätzte Burgenländer, sind solche teuren Selbstbeweihräucherungsfeste wirklich das, was man bei euch als notwendiges Sparen versteht? Sind sie der Grund, warum ihr euch gegen eine effektive Schuldenbremse querlegt?

Rote und grüne Politiker sind wieder einmal wie auf Knopfdruck in Empörung verfallen. Diesmal ob der Verwendung des Ausdrucks „gesundes Volksempfinden“ durch eine andere Politikerin. Darin wurde sofort eine massive nationalsozialistische Wiederbetätigung erkannt. Ich weiß zwar nicht wirklich, was dieser Ausdruck bedeutet, und habe ihn daher meiner Erinnerung nach auch nie verwendet, aber ich frage mich schon ernstlich, geschätzte Erregungsgenossen: Warum macht ihr euch denn ständig lächerlich? Und warum verbietet ihr dann nicht auch alle anderen Ausdrücke, die in der Nazi-Zeit vorgekommen sind? Müsste man da nicht mit der gleichen Logik auch „Volkswagen“ oder „Autobahn“ auf den Index setzen? Begreift ihr nicht, dass die Blauen in Sachen Wortschafts- und Sozialkompetenz viel nackter sind denn in der von euch immer wieder konstruierten Neonazi-Rolle?

Öl und Gas werden immer teurer und die Verfügung über sie ist wohl der beste Hebel künftiger wirtschaftlicher Stärke und damit politischer Stabilität. Jetzt hat man im niederösterreichischen Weinviertel große Schiefergas-Funde nachgewiesen. Sofort haben die grünen Tarnvereine Greenpeace, Global 2000 und ORF eine Kampagne gegen deren Nutzung begonnen, weil dabei auch Chemikalien eingesetzt werden. Dabei findet die Gewinnung von Öl und Gas aus solchen Gemengelagen schon in vielen Ländern statt. Dieser Widerstand der üblichen Grünvereine hängt wohl auch damit zusammen, dass dann die Profite der Solar- und Windmühlerzeuger weniger heftig fließen würden. Aber auch der Landwirtschaftsminister schloss sich sofort dieser Ablehnung an. Warum, geschätzter Herr Berlakovich, stehen Sie eigentlich prinzipiell in jeder Frage gegen die wirtschaftlichen Interessen dieses Landes? Nur weil Sie in Ihrer Naivität glauben, dass die Grünen dann mit ihren existenzvernichtenden Attacken auf die Schweinebauern weniger aggressiv sein werden? Wie lange wird sich das überschuldete Land in Zeiten wie diesen ihre Politik noch leisten können?

Otmar Karas steht der Wiener ÖVP nicht zur Verfügung, ließ er verlauten. Freilich habe ich ohnedies noch keinen einzigen der zugegeben wenig gewordenen Stadtschwarzen getroffen, der wirklich Interesse an Karas hätte. Der gute Mann hat nicht begriffen, dass die einst auf ihn entfallenen Vorzugsstimmen fast zur Gänze Stimmen der empörten Basis gegen Ernst Strasser und Josef Pröll gewesen waren, aber kaum Pro-Karas-Stimmen. Und er hat schon gar nicht begriffen, dass er mit seiner Europa-Politik inzwischen in Österreich so ziemlich jede Sympathie verspielt hat. Denn Karas ist in jeder einzelnen Frage gegen österreichische Interessen, für mehr Macht des Europaparlaments (das anstelle des von Angela Merkel geforderten raschen Durchgreifens gegen Schuldnerstaaten einen jahrelangen Verfassungskonvent fordert), für stärker aufgeblähte EU-Budgets, für die Eurobonds (als deren Folge die Österreicher zugunsten von Griechenland und anderen weit höhere Zinsen zahlen müssten) aufgetreten. Mit der heutigen Karas-Politik konnte man vielleicht noch Ende der 90er Jahre Sympathien erringen, aber nicht mehr 2011. Er steht auch sonst heute in seiner gesamten Haltung einem Linksradikalen wie dem Grünen Voggenhuber deutlich näher als seinen einstigen Wählern, was sich auch an seiner Unterstützung für das Androsch-Volksbegehren gezeigt hat. Geschätzter Herr Karas, könnte es sein, dass Ihnen die Wiener Trauben einfach zu sauer waren?

Die Hochschülerschaft forderte mit einer Aktion die Abschaffung von Verbotszonen für Prostitution in Wien. Sie begründet das recht dubios mit einer gesellschaftlichen Stigmatisierung des „Berufs der Sexarbeiterin“. Auch wenn gewiss manche dieser Sexarbeiterinnen ÖH-Beitrag zahlende Studentinnen sind, geschätzte ÖH_innen und ÖHInnen (welche Anrede immer bei euch gerade politisch korrekt ist), seid ihr ganz sicher, dass solche Aktionen der Zweck einer ÖH sind? Und wenn ja: Warum macht ihr dann nicht auch Aktionen für Taxifahrer, Kellnerinnen, Nachhilfelehrer und Müllaufleger, unter denen sich mindestens ebenso viele Studenten befinden?

Immer öfter findet man in Polizeifahndungen seltsame Personenbeschreibungen. Da werden Täter, die jemanden überfallen haben, zwar mit ungefährem Alter und Größe beschrieben. Auch die Kleidung steht meist dabei (offenbar ein besonders eindeutiges Merkmal, das kein Täter ablegen kann). Aber eventuelle Hinweise auf Sprache, auf südländisches oder blondes Aussehen fehlen neuerdings. Geschätztes Mikl-Ministerium, müsst Ihr wirklich so provokant zeigen, dass ihr lieber auf das Ergreifen eines Täters verzichtet, als irgendwie politisch unkorrekt zu wirken? Ist es euch etwa ins knieweiche Gerippe gefahren, dass sich die übliche rotgrüne Erregungsmaschine vor kurzem so hysterisch über einen Grazer Polizeidirektor aufgeregt hat, weil dieser vor einer „langsamen Unterwanderung“ durch Moslems gewarnt hat? Die es ja bekanntlich genausowenig gibt wie einen weit überdurchschnittlichen Anteil von Gewalttätern aus dem Kreis der Zuwanderer . . .

In Warschau sind nach gewalttätigen Straßenschlachten zwischen links- und rechtsradikalen Extremisten binnen kurzem etliche Teilnehmer verurteilt worden, etwa zu drei Monaten Haft ohne Bewährung. Was sehr rasch zu einem Ende der Unruhen geführt hat. Ähnliches war auch in London vor einigen Monaten zu beobachten gewesen. Wären die geschätzten Richter aus Deutschland oder Österreich, die noch nie gegen Steine werfende oder brandlegende Demonstranten (oder gewalttätige Antiatom-Blockierer) unbedingte Haftstrafen verhängt haben, vielleicht doch einmal bereit, sich ein wenig mit der Aufgabe der Justiz auseinanderzusetzen, präventiv zu wirken?

Alle deutschen Wirtschaftsverbände haben sich in einer scharfen gemeinsamen Erklärung gegen die katastrophalen Folgen einer Transaktionssteuer ausgesprochen. Sie bestätigen, das, was auch zahllose Wirtschaftsforscher als Folge dieser neuen Steuer prophezeien: eine Verteuerung von Krediten, eine Belastung der Altersvorsorge und eine Vertreibung von Investitionskapital. Wozu geschätzte Wirtschaftskämmerer und Industriellenvereiniger in Österreich seid ihr eigentlich auf der Welt? Nur um Aktionen der Zerstörung unseres Bildungssystems zu finanzieren und nur um seltsame Pensionsreformpapiere zu produzieren, welche der Reformunwilligkeit der Gewerkschaft die Mauer machen? Warum tretet nicht auch einmal ihr als Exponenten der wirtschaftlichen Vernunft so machtvoll auf?

Ich bin gewiss ein Anhänger eines strengen und abschreckenden Justizsystems, und habe nicht zuletzt aus diesem Grund auch viel Respekt vor den USA. Aber alles hat seine Grenzen. Denn, geschätzte amerikanische Freunde, wenn bei euch Jugendliche ohne die geringste theoretische Möglichkeit auf Begnadigung zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt werden können, wo soll darin eine Abschreckung oder ein Schutz bestehen? Wisst ihr nicht, wie sehr sich Jugendliche nach dem Erwachsenwerden noch wandeln können?

Bei dem norwegischen Massenmörder B. ist von mehreren Psychiatern einhellig „paranoide Schizophrenie“ erkannt worden, was ihm eine lebenslange Einweisung in eine geschlossene Anstalt bringen wird. Das erregt manche Linken enorm. Geschätzte Linksprogressive, wart nicht ihr diejenigen, die immer dafür gekämpft haben, jedem Straftäter möglichst weitgehend solche Schuldausschließungsgründe zuzubilligen? Oder geht es euch nur darum, jede Kritik an der islamischen Massenzuwanderung als verbrecherisch denunzieren zu können, wofür ihr im Fall B. auch das ultimative Argument gefunden zu haben geglaubt habt? Und da stört es halt, wenn sich der Täter als ganz normaler Wahnsinniger entpuppt, die ihr am liebsten immer freilassen wolltet?

Der FPÖ fliegen seit etlicher Zeit durch bloßes Stillesitzen und Neinsagen ständig mehr Wählerprozente zu. Es ist durchaus möglich, dass sie damit am nächsten Wahltag in der Tat Nummer eins wird. Geschätzte Freiheitliche, ist euch nicht klar, dass euch eure totale wirtschafts-, finanz- und sozialpolitische Ahnungslosigkeit bei jeder eventuellen Machtübernahme in einen noch viel steileren Absturz treiben wird, als ihn Rot und Schwarz gerade erleiden?

 

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Fußnote 240: Aufwachen, Frau Karl! drucken

Fast schon täglich ein Skandal in dieser Staatsanwaltschaft. Und die Justizministerin fürchtet sich nur nervös und tut nichts.

Die der Justizministerin unterstehenden Strafverfolger haben sich schon wieder Unglaubliches geleistet. Sie haben ganz offensichtlich einen Gutachter einseitig so unter Druck gesetzt, dass dieser nun den ganzen Auftrag empört zurückgeschmissen hat. Es geht um den Gutachter, der die Vorwürfe gegen Julius Meinl auf strafrechtliche Implikationen überprüfen sollte. Sie hatten dem Gutachter, der schon in vielen großen Wirtschaftsprozessen diese Funktion innehatte, schriftlich(!) einen „Vertrauensverlust“ attestiert und einen Zweitgutachter in den Nacken gesetzt. Was sich natürlich kein renommierter Experte gefallen lässt. Dieser Skandal setzt jenen um den völlig deplatzierten Erstgutachter fort, der schließlich vom Gericht abgesetzt werden musste. Ganz offensichtlich geht es der Staatsanwaltschaft nicht um die Wahrheit, sondern primär darum, doch noch den Banker verurteilen zu lassen. Den sie ja schon einmal in U-Haft gebracht hatte. Aus dem mutmaßlichen Motiv: Banker sind nach Ansicht der Staatsanwaltschaft und jener des Boulevards prinzipiell Verbrecher. Zumindest, wenn sie mit Karl-Heinz Grasser befreundet sind.

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Fußnote 239: Der Faymannfund des Tages drucken

Ohne Kommentar - aber offenbar echt und kuschelig.

Faymanns erstes Inserat bei Fellner.

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Fußnote 238: Die Abtragung des Wilhelminenbergs drucken

Die Kommission zu den Hunderten Vorwürfen wegen Kindesmissbrauch in Wiener Heimen steht fest. Und sie ist genau so zusammengesetzt, wie anzunehmen war.

Da findet sich etwa unter den drei nun bekanntgegebenen Mitgliedern ein Sozialhistoriker. Niemand weiß freilich, was diese Qualifikation mit den Missbräuchen zu tun hat, – außer es geht um den Auftrag eines Weißwaschens der verantwortlichen Sozialisten. Heiter ist auch die Aufnahme einer ehemaligen Richterin in die Kommission. Sie ist vor allem dadurch in Erinnerung, dass sie im OGH führend beteiligt war, ein schon sieben Jahre lang rechtskräftiges Medienurteil gegen die Grünen aufzuheben, weil diese in Fotomontagen FPÖ-Politiker in Nazi-Uniformen gezeigt hatten. Na, wenn das nicht eine durch und durch objektive Sichtweise beweist . . .

Und die Opfer werden auch weiterhin lediglich an den Weißen Ring verwiesen, dessen Chef innigst mit dem rotgrünen Machtkarussell verbunden ist, und wo sich andere Opfer von gemeindeeigenem Missbrauch schon in seltsamer Weise abgeschasselt gefühlt haben.

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Julius Raab - wer war das doch schnell? drucken

Am 120. Geburtstag von Julius Raab fand im Parlament eine Gedenkfeier für den Staatsvertragskanzler statt. Dabei war insbesondere die Festrede von Ex-Verfassungsgerichtshofpräsident Karl Korinek hervorzuheben. Der historische Reichsratssitzungssaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Interessant daher, wer NICHT anwesend war: der Großteil der Regierungsmannschaft der ÖVP. Die Partei des „Baumeisters der Republik“ begnügte sich damit, ihren Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner zu entsenden. Christoph Leitl würdigte als Präsident der WKO vor allem Raab als Initiator und Funktionär der Wirtschaftskammer.

Das ist freilich immerhin schon mehr, als der Partei zum 100. Geburtstag beziehungsweise auch zum 10. Todestag von Josef Klaus eingefallen ist.

Und den 100. Geburtstag von Heinrich Drimmel am 16. Jänner 2012 wird man in der Lichtenfelsgasse wahrscheinlich auch „übersehen“.

Man kann schon richtigerweise einwenden, das wir derzeit größere Sorgen haben als Gedenktage zu feiern, aber irgendwie ist es ein Zeichen für den Zustand einer Partei, wie sie mit ihrer Geschichte umgeht (insbesondere, wenn man an die Bruno-Kreisky-Jubelfeiern Anfang dieses Jahres denkt).

Noch etwas macht nachdenklich: Alle Festredner haben bei der Charakterisierung der integeren Persönlichkeit Julius Raabs nicht vergessen zu erwähnen, dass es damals eben Politiker gab, die – ohne auf Zwischenrufe zu achten – in der Lage waren, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn sie zur Überzeugung gelangt waren, das Richtige zu tun. Die unausgesprochene Frage, wo denn derartige Persönlichkeiten heute zu finden wären, blieb nicht nur unausgesprochen, sondern auch unbeantwortet.

 

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Den Zaster her für Beamte und Politiker! drucken

Claus Raidl weiß wie immer, wie man sich populär macht. Und ich habe wie immer geradezu masochistische Lust, mich unpopulär zu machen. Der Nationalbank-Präsident hat eine Nulllohnrunde für Beamte gefordert. Ich bin strikt dagegen. Und ich bin auch gegen die neuerliche Nulllohnrunde für Politiker. (mit nachträglicher Korrektur)

Warum denn das, werden nun manche erstaunt fragen? Ist der Unterberger neuerdings ein Beamten-, Politiker- oder gar Gewerkschaftsfetischist geworden? Ganz und gar nicht. Er hat weder als Politiker noch als Beamter jemals einen Cent verdient und er ist auch seit langem nicht mehr Gewerkschaftsmitglied (Zugegeben, das war er eine Zeitlang, als ihn seine Kollegen zum Betriebsrat gewählt hatten – bis er merkte, dass die Gewerkschaft nur in Ideologie macht, aber nichts für die Arbeitsplätze und Einkommen der Journalisten tut, vor allem nichts für die der jungen ohne Kollektivvertrag).

Um bei den Politikern anzufangen: Das Hauptargument, warum ich gegen den ständigen Nulllohn-Populismus bei den Politikergehältern bin, habe ich schon einmal in anderem Zusammenhang hier angeführt: If you pay peanuts, you get monkeys. Das einst von Jörg Haider entwickelte und von manchen Journalen begeistert fortgesetzte Politiker-Bashing ist zwar populär, aber es hat in den Jahren seit Haider genau zu dem Ergebnis geführt, welches uns jenes englische Sprichwort verspricht. Auch die diversen Haider-Erbschaftsparteien beweisen das.

Ich wäre sogar dafür, Politikern doppelt so hohe Gehälter zu zahlen, damit wir dafür im Gegenzug beispielsweise bessere Minister bekämen. Solche, die sinnvolle Politik betreiben und die das auch kommunizieren können.

Die Sicherheitsministerin im Bankräuberjargon

Um nur ein Beispiel zu nennen (und zwar wieder ein neues, das hier bisher noch kaum vorgekommen ist): Haben wir wirklich eine so grenzwertige Innenministerin wie Johanna Mikl-Leitner und ihre beispiellose Demagogie verdient? Ihr Spruch „Her mit der Marie, her mit dem Zaster!" wird wohl dauerhaft in die Geschichte der politischen Geschmacklosigkeiten eingehen. Tiefer geht’s nimmer. Kein Wunder, dass das Video von ihrem ÖAAB-Auftritt schon Failmann-artigen Kult-Status hat.

Damit sie nur ja Obfrau des ÖAAB wird, startete Mikl-Leitner mit solchen Bankräuber-Tönen eine Frontalattacke auf die Besserverdienenden. Dabei wären diese die mehr oder weniger letzte verbliebene Chancengruppe des ÖAAB, nachdem die konservativ motivierten ÖAAB-Sympathisanten ohnedies schon vertrieben worden sind (Stichworte Schwulenehe, Hymnenpfusch, Quoten-Genderismus, Anti-Grillitsch-Kampagne wegen Sarrazin-Einladung).

In mehrfacher Hinsicht erinnert Mikl-Leitner an ihren Vorvorvorgänger Ernst Strasser. Auch der stammt aus der intellektuell nicht gerade fordernden Schule Erwin Prölls (Originalzitat: "I bin wia a Briefmarkn, wanns feucht ist, bleib i pickn"). Und Strasser hat so wie Mikl-Leitner für diesen als Landesparteisekretär die dreckigste Schmutzarbeit gemacht. Auch Strasser hat als Innenminister so wie Mikl-Leitner zwar eine sinnvolle Maßnahme geschafft: Er hat Polizei und Gendarmerie fusioniert; sie hat die blöde Doppel- und Dreifachgleisigkeit Sicherheitsdirektion-Polizeikommandanten aufgelöst. Dafür gebührt zwar Applaus. Aber nach dieser einen einzigen Leistung sind beide ausgerastet und zur schweren Belastung für ihre Partei geworden.

Auch Mikl-Leitner lässt die Polizei wieder so verludern, wie das schon unter Strasser passiert ist. Man nehme nur einige aktuelle Beobachtungen über die Wiener Polizei: Die Polizisten vergnügen sich zwar seit einiger Zeit an allen Ecken der Stadt mit ihren neuen Spielzeugen. Also mit den Alkotestgeräten (unlängst durfte ich eines Abends binnen sieben Minuten auf einer kurzen Strecke gleich zweimal „blasen“) und ihren Radarpistolen (die am liebsten an solchen Stellen eingesetzt werden, wo seit vielen Jahren kein Unfall passiert ist). Beides sind bequeme Tätigkeiten, die weder intellektuelle noch körperliche Belastungen darstellen (Bei Regen treten die vermeintlichen Sicherheits-Schützer interessanterweise nie in Aktion). Beides aber macht die Stadt nicht wirklich sicherer. Streife gehen sieht man die Wiener Polizei hingegen nirgendwo, während dies etwa die New Yorker Polizei seit etlichen Jahren demonstrativ und mit Erfolg tut.

Und die Polizisten sind auch nicht an den Hotspots der Aggressivität zu sehen, wie etwa rund um den Wiener Schwedenplatz und andere U-Bahn-Stationen.

Als am vergangenen Samstag um 7 Uhr früh ein honoriger Wiener Bürger von einem Gewalttäter grundlos attackiert und schwer niedergeschlagen worden ist, dauerte es geschlagene 25 Minuten ab Anruf, bis die Polizei einzutreffen geruhte. Tatort: der Schnellbahnhof Matzleinsdorfer Platz. Offenbar für die Polizei ein total abseitiger Platz, wo noch nie etwas passiert ist. (Dieser Absatz wurde nachträglich korrigiert beziehungsweise präzisiert)

Damit genug von Mikl-Leitner und zurück zu den Politikergehältern. Wenn wir alle Politiker ihres Schlags losbekämen, wäre das schon etlichen "Zaster" wert.

Beamten-Nulllohnrunden sind dumm und ungerecht

Ähnliches gilt für die Beamten. Natürlich weiß ich, dass uns Jahre bevorstehen, in denen die Beamten froh sein werden, wenn ihre Gehälter nicht gekürzt werden. Aber dann wären es auch alle anderen. Es wäre dumm und ungerecht, wenn solche drastischen Maßnahmen wie Nichtabgeltung der Inflation einseitig nur die Beamten treffen, selbst wenn man mit gutem Grund sagen kann, eigentlich ist angesichts der Rezession jetzt schon ein solches Jahr erreicht.

Natürlich stimmt das Raidl-Argument, dass die Beamten einen sicheren Arbeitsplatz haben. Aber er vergisst: Einen sicheren monatlichen Bezug haben auch die Pensionisten. Bei denen besteht jedoch im Gegensatz zu den Beamten keine Gefahr einer Demotivation durch eine Nullrunde. Aber bei den Pensionisten wagen weder ein Raidl noch ein Minister, wie es etwa Claudia Schmied in Hinblick auf die Beamten tut, von Nullohnrunden zu reden. Der Pensionisten gibt es halt zu viele. Da verlässt einen dann der Mut.

Wenn Arbeitergewerkschaften (mit Zustimmung der Industriellen) über vier Prozent mehr an Lohn bekommen, dann wäre es noch aus einem weiteren Grund fatal, würden alle Beamten neuerlich deutlich schlechter oder gar mit Null abschneiden. Dann wird sich nämlich auch bei den Beamten das Monkey-Sprichwort immer stärker konkretisieren. Was wir bei jedem Behördengang, bei jeder behördlichen Maßnahmen bitter zu spüren bekommen.

Freilich sollte es bei der Lohnhöhe überhaupt um ganz etwas anderes als die Demonstration der gewerkschaftlichen Macht oder um das Gießkannenprinzip gehen. Im Grunde sollte es insbesonders bei den Beamten endlich darum gehen, dass auch dort die Regeln eines normalen Arbeitsmarktes Platz greifen dürfen. Das heißt erstens und vor allem: Bund wie Länder sollen sich genauso leicht (oder schwer) wie jeder andere Arbeitgeber von nicht mehr benötigten, von faulen, von überforderten Mitarbeitern trennen können. Die Beamten und Vertragsbediensteten  brauchen lediglich in den – relativ wenigen – parteipolitisch sensiblen Bereichen einen Schutz gegen Willkür.

Auch bei Beamten wirkt Angebot und Nachfrage

Die Prinzipien des normalen Arbeitsmarktes bedeuten aber auch: Wenn man zu wenige Mitarbeiter hat, muss man – ganz unabhängig von jeder gewerkschaftlichen Forderung – mehr zahlen, um welche zu bekommen. Und wir brauchen tatsächlich in den nächsten Jahren dringend vor allem Lehrer, da eine Massenpensionswelle ansteht. Und wir brauchen vor allem gute Lehrer angesichts einer immer schwieriger werdenden Schülergeneration. Das sind zwei gute Gründe für bessere Lehrereinstiegsgehälter.

Wenn man nicht sofort anfängt, junge Lehrer in der Konkurrenz zu vielen anderen Jobangeboten mit attraktiven Einstiegsgehältern zu ködern, wird es in den Schulen bald noch viel schlimmer ausschauen als heute. Dies gilt angesichts des Nachwuchsmangels auch dann, würden dort keine blödsinnigen Experimente wie die Ersetzung der Hauptschule durch die Neue Mittelschule stattfinden, wo dann völlig überflüssigerweise zwei Zeichen- oder zwei Musiklehrer gleichzeitig in der Klasse stehen. Dies gilt auch dann, würden die Ministerin und die sozialistischen Landesschulräte Lehramts-Absolventen nicht zwingen, in den umgemodelten und bei den jungen Damen und Herren Magister sehr unbeliebten Hauptschulen zu unterrichten. Beide ideologisch motivierten Maßnahmen machen den schon spürbaren Mangel an AHS- und insbesondere auch BHS-Lehrern zur echten Katastrophe. Auch wenn sie von einer Claudia Schmied noch weggeleugnet werden.

Also ist die Forderung so zwingend wie dringend: Ja zu höheren Einstiegsgehältern bei den Beamten. Genauso zwingend und dringend ist aber auch ein gleichzeitiges Ja zum weitgehenden Einfrieren der Ausstiegsgehälter – für deren Anstieg es absolut keinen Grund gibt – und zum Abbau des Kündigungsschutzes.

Das neue Dienstrecht kommt eh nie

Denn das ständige Warten auf das große neue Dienstrecht ist sinnlos. Das kommt nämlich nie. Der Bund hat kein Geld und die Gewerkschaft will jede Änderung verhindern, bei der sich jemand auch nur langfristig verschlechtert. Das wird nie zusammenpassen.

Um das zentrale Faktum zu nennen, das die Gewerkschaft nicht gerne hört: Es gibt überhaupt keinen Grund, jemandem nur für die Dauer seines Hierseins etwas zu zahlen. Es sei denn, man würde irgendwo Anzeichen sehen, dass Beamte und Vertragsbedienstete mit mehr Dienstjahren plötzlich mengenweise den Dienst quittieren. Dafür gibt es aber absolut Null Signale. Im Gegenteil: In vielen Bereichen wäre man heilfroh, die Mannschaft reduzieren zu können. Aber unser Gehaltsrecht zwingt den Steuerzahler dazu, auch jenen alljährlich - und zusätzlich allzweijährlich "biennial" - mehr zu zahlen, die gar niemand mehr braucht. Spürbar mehr Geld sollte es nur dann geben, wenn jemand mehr Verantwortung übernimmt oder nachweislich(!) besondere Leistung erbringt.

Da man aber eben die große Dienstrechtsreform ohnedies nie derheben wird, hätte man schon seit langem anfangen sollen, bei jeder neuen Gehaltsrunde ein paar Trippelschritte in die richtige Richtung zu machen. Höhere Gehälter als jetzt beim Einstieg, Gehaltssprünge bei Übernahme neuer Aufgaben, sonst aber weitgehende Konstanz. Das müsste zumindest die Strategie sein – wenn in dieser Regierung irgendjemand oder gar die Beamtenministerin eine Strategie hätte. Aber die redet nur populistisch davon, dass die kleinen Gehälter überproportional steigen sollen. Sie redet überhaupt nicht davon, dass die Gehälter jener besonders wichtig sind, die wir brauchen und an denen ein Mangel besteht. aber nur das wäre klug und ist jedenfalls nowendig, auch wenn das besserverdienende Beamte sind. Aber eines der genetischen Defizite von Sozialisten ist halt, dass sie die Wirkung von Angebot und Nachfrage nicht begreifen können. Diese Wirkung besteht immer, auch wenn man sie verbietet.

Was würde der Fekter-Plan bedeuten?

Last not least: Was halte ich vom Fekter-Vorschlag für die Junglehrer: „Sechs Stunden mehr arbeiten, aber nur für vier Stunden mehr bezahlt werden“? Das geht an sich durchaus in eine interessante Richtung. Denn einerseits scheint das den kommenden Lehrermangel zu reduzieren. Andererseits machen viele  Uni-Absolventen, von denen wir für unsere Kinder ja nicht gerade die schlechtesten in den Schulen haben wollen, ihre Berufswahl in hohem Ausmaß von der Gehaltshöhe des ersten Arbeitsjahres abhängig.

Insbesondere tun das nach allen mir bekannten Studien vor allem die jungen Männer. Es wäre gar nicht so schlecht, wenn wir wieder mehr Männer in die Schulklassen und Gerichtssäle bekämen. Selbst wenn es ganz sicher nicht politisch korrekt ist, ist es doch wahr: Weder der Justiz noch der Schule tut es gut, wenn sie unter dem (nicht ganz unberechtigten) Anschein der Halbtagstätigkeit primär von Frauen als Arbeitsplatz gesucht werden.

Freilich: So etwas wie das „Sechs Stunden mehr“ im Alleingang diktieren zu wollen, spricht nicht unbedingt für das politische Fingerspitzengefühl der sonst durchaus geschätzten Maria Fekter. Vor allem ist eines mehr als fraglich: Bedeuten 30 Prozent mehr Arbeits- und Unterrichtszeit nicht doch eine Überforderung vor allem der jungen Lehrer (auch wenn man die Gesamtarbeitszeit-Berechnungen, wo Lehrer selbst unkontrolliert ihre Arbeitszeiten aufgeschrieben haben, nur als Scherz ansieht)? Und bedeutet eine solche Überforderung nicht doch einen weiteren Niveauverlust an den Schulen? Gibt es für diese Ideen irgendwelche seriöse Studien als Motiv oder nur das Loch in der Kassa?

Und da war doch noch etwas. Haben wir nicht jahrelang davon geredet, dass wir irgendetwas an den Schulen verbessern sollten? Jetzt wollen oder müssen wir statt dessen halt wieder nur etwas einsparen. Zwei Schritte vor, zwei zurück.

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Die Republik der Schande drucken

Nun ist auch gegen den Gouverneur der Nationalbank ein Strafverfahren anhängig. Mit ihm sind noch zwei weitere Männer aus dem höchsten Gremium der Notenbank im Visier der Staatsanwälte. Das ist noch nie dagewesen. Und dieses Verfahren fällt zusammen mit weiteren Strafverfahren gegen den Bundeskanzler, gegen einige Minister – darunter ausgerechnet jene Frau, der unsere Schulkinder anvertraut sind! – sowie gegen den Aufsichtsratspräsidenten der ÖBB.

Aber alle tun weiter so, als ob nichts wäre.

Dabei kann man den Notenbankern zum Unterschied vom Bundeskanzler noch zugute halten, dass ihr Delikt – ganz jenseits der Formalfloskeln wie „mutmaßlich“ und „Unschuldsvermutung“ – ein relatives ist. Offenbar wurde bei Erteilung eines Auftrags an eine Nationalbanktochter ein ausländischer Auftraggeber mit einer Provision kräftig geschmiert. Und der Nowotny & Co haben dabei als rot-schwarze Aufsichtsräte zumindest sehr wohlwollend weggeschaut.

Freilich: Wäre dasselbe einige Jahre früher passiert, wären Schmiergelder nicht nur straffrei, sondern auch steuerlich absetzbar gewesen. Dienten sie doch dem österreichischen Export und damit dem Wohlstand der Nation.

Heute ist das auf Grund einer blauäugigen Gesetzgebung aber nicht mehr so. Jedoch gelten diese Gesetze natürlich auch für die Nationalbank. Das umso mehr, als diese in vielerlei Hinsicht selbst ein Wachorgan ist, das die Einhaltung von Sauberkeitsregeln überwachen soll. Das daher selber auch über den bloßen Hauch eines Zweifels erhaben sein sollte.

Daher ist der Verbleib der Herren an der Spitze der Nationalbank eigentlich untragbar.

Aber wen soll das schon kümmern, wenn es sogar weithin hingenommen wird, dass auch gegen den Regierungschef ein noch weit gravierenderer Vorwurf vorliegt, der auch gut dokumentiert ist?

In all diesen Fällen geht es wohlgemerkt um eine ganz andere juristische Qualität als um die x-te Anzeige eines Peter Pilz, der sich regelmäßig in der Hoffnung wichtig  macht, dass die Staatsanwälte gegen seine Feinde etwas herausfinden. Der aber selber praktisch nie brauchbare Beweise vorlegt.

Die Medien werden dennoch  auch den Notenbank-Skandal höchstens zwei Tage lang beachten. Der ORF berichtete im Fernsehen überhaupt so darüber, dass der nichtsahnende Zuseher nicht einmal begriff, dass einer der nun Verdächtigen Ewald Nowotny, der Gouverneur selber, ist.

Spätestens nach zwei Tagen werden sich die Medien wieder abwenden und – mutmaßlich – wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung zuwenden: der „exklusiven“ Veröffentlichung der immer gleichen Vorwürfe gegen Karl-Heinz Grasser. Für die es freilich zum Unterschied von Meischberger, Faymann und Pöchhacker noch immer keine gerichtsfähigen Beweise gibt. Aber offenbar sind längst zurückgetretene Minister viel interessanter als amtierende.

 

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Das R-Wort und die wie immer unschuldigen Täter drucken

Seit wenigen Stunden ist das R-Wort nun auch offiziell heraußen: In Europa hat laut OECD eine neue Rezession begonnen. Diesmal wird man die Krise nicht mehr durch die Scheinlösungs-Strategie der Jahre 2008/09 beenden können, nämlich durch eine gigantische weitere Verschuldung der Staaten. Denn heute ist niemand mehr willens, den europäischen Staaten in nennenswertem Umfang Geld zu leihen. Was also tun?

Die europäischen Bürger gehen derzeit lieber mit dem vielen unter die Menschheit gebrachten Geld noch einmal kräftig weihnachtseinkaufen, statt Anleihen ihrer Regierungen zu zeichnen. Nicht einmal mehr die Chinesen, auf die der letzte EU-Gipfel noch in verzweifelter Hoffnung gesetzt hat, sind zu neuen Krediten an europäische Länder im erwünschten Ausmaß bereit. Und selbst wenn die Deutschen noch einmal einknicken sollten, um mit ihrer noch – relativ! – guten Kreditwürdigkeit ein letztes Mal für die Miteuropäer ins Pfandleihhaus zu gehen, wird das nur für wenige Monate Erleichterung bringen.

Das gilt auch für alle anderen Konstruktionsideen, die derzeit tagtäglich unter die ohnedies schon extrem nervösen Bürger gestreut werden – egal, ob dabei nun Eurobonds, Elite-Bonds, Europäische Zentralbank oder Währungsfonds verbal eine Schlüsselrolle spielen. Das sind durchwegs intellektuelle Glasperlenspiele für Ökonomen, die allesamt aufs Gleiche hinauslaufen: Wenn man sie genauer analysiert, bringen sie nur ein wenig Zeitgewinn, viel Umverteilung von den Sparer- zu den Verschwendernationen, und am Ende immer dieselbe brutale Alternative: Staats-Crash oder Inflation.

Da bleibt jetzt nur noch eines über: All die Fehlentwicklungen, die Europas Krise ausgelöst haben, rapide zu beenden. Und das geschieht am besten durch eine geistige Rückversetzung an den letzten Zeitpunkt, von dem an es nur noch aufwärts gehen konnte: nämlich in das Jahr 1945.

Die Frage ist nur: Haben die alt, satt und verwöhnt gewordenen Europäer noch die geistige (und körperliche) Kraft, wieder neu anzufangen? Man darf daran zweifeln, auch wenn der Neuanfang zum Glück auf einem viel, viel höheren Niveau stattfinden könnte. Denn der wahre Zustand Europas ist vielerorts noch immer nicht im Bewusstsein angekommen.

Die Österreicher etwa haben die letzte Krise überhaupt nicht zu spüren bekommen: die für Konsumausgaben zur Verfügung stehenden Löhne sind alljährlich trotz aller Wertverluste von Investitionen weiter real gestiegen. In allen Länder geben die Politiker die bestürzende Wahrheit erst dann zu, wenn sie am nächsten Monatsersten die Fixausgaben nicht mehr zahlen können. Die Gewerkschaften rufen lieber zum fünfzigsten Generalstreik, bevor sie das Scheitern des Wohlfahrtsmodells zugeben würden. Die Parteien verteidigen ihre Wählerinteressen. Das gilt von den Bauern über die vielen ideologischen Vorfeldvereine bis zu den Eisenbahnern. Die Möchtegernpensionisten steuern noch zielsicherer in die Frührente als vermeintlich sicheren Hafen denn bisher. Die österreichischen Studenten weigern sich trotz des Kollapses an vielen Universitäten, auch nur einen geringfügigen Beitrag als Gebühr zu zahlen.

Um noch eine weitere, besonders wichtige, aber fast nie angesprochene Krisenursache zu nennen: Die Wirtschaft und insbesondere die Industrie erkennen nicht, dass sie in den letzten Jahrzehnten die wichtigste Zukunftsinvestition selbst sabotiert hat, nämlich die Geburt der künftigen Leistungsträger. Und diese passiert vornehmlich in bildungsorientierten Familien. Die Industrie hat die akademisch oder sonstwie besonders qualifizierten Frauen im Windschatten einer familienfeindlichen Gesetzgebung lieber als wachstumsfördernde Arbeitskraft ausgenutzt, statt ihnen ohne Druck zu ermöglichen, die entscheidenden Kinder zu gebären und heranzuziehen. Da sollten sich die bildungsdiskutierenden Industriellen nicht mehr allzusehr wundern, wenn nur noch jede zweite Akademikerin Kinder in die Welt setzt.

Der Glaube, das Kinderdefizit durch die in breiter Front hereingeströmten Zuwanderer ersetzen zu können, hat ja grandios Schiffbruch erlitten. Denn die Bildung, die Leistungsbereitschaft, das Können einer neuen Generation hängt in hohem Ausmaß davon ab, ob diese Dinge auch im Elternhaus vermittelt und vorgelebt werden. Diesen Zusammenhang kann man wahrscheinlich nicht einmal in einer Diktatur ändern, in der alle Kinder schon im ersten Lebensjahr den Eltern abgenommen werden. Dadurch würde man wahrscheinlich nur die Zahl der bildungsorientierten und leistungsbereiten Jugendlichen gegen Null treiben.

Damit sind nur einige der gigantischen Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte angesprochen. Eine andere ist etwa der Irrglaube, durch noch mehr Regulierung irgendwelche Pleiten verhindern zu können. Dahinter steckt die abenteuerliche Überzeugung, dass die Verhinderung von Pleiten etwas Gutes wäre. Dabei sollten wir seit Schumpeter wissen, dass nur auf dem Weg von Pleiten, also des industriellen Sterbens wieder Platz und Kraft für Neues entstehen kann.

Das einzige, worüber man bei Pleiten legitimerweise nachdenken kann, ist: Wie verhindert man notfalls auch mit Steuergeld einen Dominoeffekt, bei dem die Pleite einer Bank automatisch Tausende andere Unternehmen und Banken in den Abgrund reißt? Aber eine Bankpleite an sich ist etwas so Natürliches und Notwendiges, wenn auch Schmerzvolles wie der menschliche Tod. Und wer sie prinzipiell verhindern will, ermuntert nur zu fahrlässiger Sorglosigkeit.

Die unkoordinierte Überregulierung und der Machtkampf unter den diversen Regulierern treibt derzeit unsere Banken mit erhöhtem Tempo in die Krise. Ständig werden von irgendwelchen, die eigene Existenznotwendigkeit unterstreichenden Gremien die Bankregeln geändert, verschärft, verkompliziert.

Ob solches nun die nationalen Bankaufseher wie Finanzmarktaufsicht und Notenbank tun (die soeben in Österreich mit neuen Regeln die Banken weitgehend aus dem Ostgeschäft hinausschießen), ob es die neue Europäische Bankenaufsicht tut (die sich besonders radikal zu gebärden versucht), ob es die EZB tut (die ständig andere Refinanzierungsregeln hat), ob es die G20 tun, ob es die EU-Regierungschefs oder die nationalen Gesetzgeber tun, ob es der IWF tut, ob es die OECD tut, die Basler BIZ (die Zentralbank aller Zentralbanken), die EU-Kommission, die Finanzminister (die nach der neuen Börsensteuer nun an einer Finanzmarkttransaktionssteuer basteln), oder ob es die EBRD der EU tut (die um selber wieder ins Ostgeschäft zu kommen, die dortigen Volkswirtschaften krankjammert): Sie alle glauben meist, etwas Gutes zu tun und stiften schon allein durch ihre Vielfalt und die Unterschiedlichkeit ihrer Beschlüsse und Vorgaben nur weiteres Chaos. Sie wollen aber keinesfalls am Ende Verantwortung oder gar Schuld tragen.

Das Europäische Parlament will das schon gar nicht. Hat es doch schon angekündigt, die – nach Vernunft klingenden – deutsch-französischen Bestrebungen zu sabotieren, in der EU endlich, aber nun rasch einen Mechanismus für Staatspleiten schaffen zu wollen. Dabei ist dieses Parlament die hemmungsloseste Ansammlung von populistischen Verschwendern im ganzen europäischen Getriebe. Was auch kein Wunder ist, ist doch immer nur die zweite Garnitur nach Brüssel geschickt worden.

Um nur noch einen einzigen weiteren, fast nie angesprochenen Verantwortungsbereich zu nennen: Das sind die Gerichte, die ständig einzelnen Individuen gegenüber den Staaten angeblich wohlerworbene Rechte zubilligen. Diese Rechte mögen zwar wohl erworben sein – nur wohl finanzierbar sind sie in keiner Weise.

Kann man wirklich in all diesen Bereichen ein rasches Umdenken erreichen? Ich zweifle heute mehr denn je.

 

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Fußnote 237: Die Ehre der Aphrodite drucken

Niemand weiß, wie die griechische Regierung den Monat Dezember finanziell überstehen wird. Aber an den dortigen Gerichten werden dennoch unverdrossen ganz seltsame Prozesse geführt.

Dort werden nämlich jetzt reihenweise Redakteure und Journalisten des deutschen „Focus“-Magazins angeklagt, weil dieses eine Aphrodite gezeigt hat, die den Deutschen den Stinkefinger zeigt. Jeder, der die europäischen Menschrechtsjudikatur kennt, weiß, dass eine eventuelle Verurteilung der Deutschen irgendwann nach fünf Jahren vom Straßburger Gerichtshof unter der Überschrift Meinungsfreiheit aufgehoben werden wird. Daran kann die Behauptung wohl nichts ändern, dass die Liebesgöttin noch immer ein griechisches Staatssymbol sei (2011 Jahre nach Christus, nicht 500 vor!). Weil in Europa Meinungsfreiheit heute (noch!) einen so hohen Stellenwert hat, wird ja auch in Deutschland kein griechischer Journalist auf die Anklagebank gesetzt, obwohl dort die Deutschen reihenweise mit dem Hakenkreuz in Verbindung gebracht worden sind. Was ja zweifellos einen juristisch härteren Vorwurf bedeutet, als ihn der bloße Stinkefinger verkörpert. Aber jedenfalls haben die griechischen Gerichte einmal wirklich etwas zu tun. Und daher auch keine Zeit, den heimischen Steuerbetrügern mit Effizienz nachzugehen.

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Stuttgart - und schon das nächste grüne Waterloo drucken

Was haben links-grüne Journalisten (also die große Mehrheit) und Politiker in Deutschland nicht alles an bombastischen Sprechblasen zum geplanten neuen Bahnhof in Stuttgart von sich gegeben: Der ultimative Aufstand der Bürger gegen den bösen Neokapitalismus! Die Rettung der Bäume gegen eine brutale Bahn! Friedliebende Frauen und Kinder gegen gewalttätige Betonierer! Und was an unter- und oberschwelligen Propagandabotschaften da sonst noch verbreitet worden ist.

Und jetzt das: Die Bürger von Baden-Württemberg haben in einem Referendum mit einer massiven Mehrheit von 59 Prozent für das seit Jahr und Tag von den Grünen und Medien so heftig bekämpfte Bauprojekt gestimmt. Das zeigt die Vorteile der direkten Demokratie, die im Gegensatz zur grünen Basisdemokratie jedem Bürger gleiche Rechte gibt – und nicht nur den lautstarken und aggressiven, die halt Demonstrationen, Volksbegehren und damit automatisch das Medienecho prägen (selbst wenn dieses Echo von einem objektiveren Journalismus gestaltet würde).

Die Stuttgarter Niederlage wird die Grünen, andere Linksradikale und ihre Propagandamedien freilich nicht hindern, gleich zu den nächsten Kampagnen überzuwechseln. Nach dem Waterloo ihrer Stuttgart-Aktion und der Blamage des österreichischen Bildungsvolksbegehrens sind sie in der Tat ohne Genierer schon an den nächsten Kampfstellen unterwegs: Sie starten eine Generalattacke auf den Autoverkehr (weil es im Herbst skandalöserweise viel Nebel gibt) und auf die Schweinebauern (weil diese die Schweine nicht so nett behandeln, wie die Billa-Werbung es vorgibt). Sie agitieren für das Milliardenbusiness Windmühlen&Co (weil gerade wieder einmal das Klima gerettet wird, wenn sonst schon nichts zu retten ist) und gegen die sogenannten Castor-Transporte in Deutschland (durch Straßen- und Bahnschlachten mit Millionenschäden).

Auch bei den Castor-Aktionen würde eine Volksabstimmung ja eine sichere Mehrheit dafür bringen, dass die zahllosen rechtsbrechenden Demonstranten endlich für sämtliche Kosten haften müssen, die sie dem Steuerzahler verursachen. Diese Meinung hängt ja in keiner Weise damit zusammen, ob man in der Atomenergie selbst eine wünschenswerte Zukunft sieht.

In Stuttgart war der grüne Kampf ja besonders absurd: Die Bahn verschwindet unter die Erde und macht der Stadt Platz – was ja eigentlich jeder umweltbewusste Mensch befürworten muss – und sie wird durch den neuen Durchgangsbahnhof deutlich schneller. Was ja viele veranlassen wird, das bei den Grünen so verhasste Auto stehen zu lassen. Das sind also zwei Gründe, weshalb umweltbewusste Menschen durchaus für das Projekt sein müssten. Aber bei den Grünen gilt halt immer nur ein Satz: Wir sagen Nein, weil wir dagegen sind. An dieser intellektuell nicht sonderlich über pubertäre Sentimente hinausführenden Devise hat sich seit langem nichts geändert, obwohl die Grünen in ihrer Wähler- wie Politikerstruktur schon deutlich gealtert sind.

Die Lektion von „Stuttgart 21“ sollte darüber hinaus helfen, die von den gleichen Medien hochgespielten und ebenfalls häufig rechtsbrechenden Aktionen von Occupy, Attac, Audimaxisten & Co richtig einzuordnen. Hinter keiner dieser Gruppen stehen 99 Prozent wie gerne behauptet oder auch nur eine Bevölkerungsmehrheit. Der regelmäßige Jubel der Medien über ein paar Tausend Demonstranten ist lediglich Produkt der nostalgischen Hoffnung der Alt-68er, dass ihre gesellschaftszertrümmernden Aktionen vielleicht doch noch eine Generation später zu einem Erfolg kommen. Die Medien schreiben jede linke Demonstration hoch, auch wenn die Zahl der Demonstranten und Besetzer so klein ist, dass man damit nicht einmal einen einzigen Abgeordneten wählen könnte.

Mit Hilfe dieser Medien haben die Grünen ein paar Monate lang bei einigen Regionalwahlen und bei Umfragen sogar noch einmal reüssieren können, so lange diese Medien den Atomunfall in Fukushima über alle Proportionen hinaus aufgeblasen haben. Obwohl sie bis heute kein einziges Todesopfer präsentieren können.

Daher sollten sich die Kräfte der Vernunft durchaus nicht allzuschnell in Sicherheit wiegen. In jeder einzelnen Streitfrage muss man seine Fakten gut beisammen haben. Es ist immer nüchtern zu prüfen, ob nicht eines Tages die Grünen in irgendeiner Frage vielleicht doch recht haben (wie sie es etwa in Wien bei der Ausdehnung der Parkpickerlzonen haben). Und vor allem müssen die Kräfte der Vernunft ihre Sache so intensiv und ausdauernd, klar und empathisch präsentieren wie kommunizieren wie eben in Stuttgart. Hinterzimmerpolitik hat ausgespielt.

 

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Firma Brutus ist wieder eifrig unterwegs drucken

Bist du nicht willig, so missbrauch ich meine Macht. Die Faymann-Ostermayer-Medienpolitik kennt im Grund nur zwei Instrumente: Brutale Gewalt oder Bestechung. Das hat man in diesen Tagen so deutlich wie noch nie erleben können. Dagegen war die ohne jede Begründung erfolgte Absetzung des unbedeutenden Wiener-Zeitungs-Chefredakteurs vor mehr als zwei Jahren nur eine harmlose Fingerübung.

Ein in der Öffentlichkeit bisher unbekanntes Element dieser Politik hat vor einiger Zeit ein privater Fernsehsender erleben müssen: Als dort eine Meinungsumfrage veröffentlicht wurde, die erstmals die Freiheitlichen vor den Sozialdemokraten zeigte, wurde nicht nur der Redaktion, sondern sogar dem in München sitzenden Eigentümer die Hölle heiß gemacht. Mit Anrufen, die als durchaus unanständig aufgefasst wurden.

Ähnliches erlebte der Chefredakteur von „Heute“, einer Zeitung, deren Eigentümer sich hinter einem Treuhänder versteckt halten (was in den meisten Demokratien streng verboten ist): Er wurde über Nacht gefeuert, nachdem er aufgedeckt hatte, dass von der IP-Absenderadresse der SPÖ-Zentrale zahllose „Leserbriefe“ und Postings unter Tarnnamen abgesendet worden waren.

Ähnliches hat man ja auch bei den Postings auf diesem Tagebuch in jedem der letzten Wahlkämpfe beobachten können. Da haben plötzlich neu auftauchende Namen täglich verbissen die Parteiline verteidigt. Diese Namen sind dann nach dem Wahltag wieder spurlos im Nirwana des Dirty campaigning verschwunden.

In der Kronenzeitung wiederum ist diese Woche im letzten Moment vor Andruck eine Jeannee-Kolumne über die für den Steuerzahler teuren Auftritte des Werner Faymann in Internet, Twitter & Co aus dem Blatt gekippt worden. So wie im Fall „Heute“ spielte auch dabei vielleicht ganz zufällig das Ehepaar Dichand die Schlüsselrolle.

Ohne es beweisen zu können, kann man darüber hinaus mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass beiden Zensurmaßnahmen Anrufe aus dem Bundeskanzleramt von einem Herrn O. (oder gar F.) bei den Dichands vorausgegangen sind. Wes Brot ich ess, des Lied ich singen muss, haben die beiden dabei gelernt. Auf welchen Kanälen mögen übrigens O.+F. von der noch gar nicht angedruckten Kolumne erfahren haben? Das kann man natürlich nur vermuten. Es wird doch nicht gar Ehepartner des O.+F-Teams im Hause Krone geben?

Um keine falschen Eindrücke aufkommen zu lassen: Ähnlich skandalöse Aktionen haben sich auch schon unter Vater Dichand abgespielt. Dieser feuerte einen Karikaturisten, der (in einer anderen Zeitung) Faymann als Brutus dargestellt hatte, welcher gerade mit dem Dolch im Gewande Cäsar Gusenbauer gegenübertritt.

Unverdrossen gehen gleichzeitig die Inseratenschaltungen aus dem roten Machtbereich auf Kosten der Steuer- und Gebührenzahler weiter.

Und ebenso intensiv setzt sich  die strategische Machtdurchdringung in allen Fernsehbereichen fort. Nachdem der ORF schon vor längerem komplett übernommen worden ist (wo lediglich die Grünen als interner, wenn auch meist gleichgeschalteter Gegenpol vorhanden sind), ist – ebenfalls in dieser Woche – der burgenländische Kabelfernsehsender vom Verlagsimperium Bohmann übernommen worden. In das Bohmann-Imperium fließen unglaublich viele öffentliche Gelder praktisch durchwegs aus dem Dunstkreis der SPÖ. Und beim Gemeinde-Wien-eigenen Sender W 24 (dem mit den spannenden Straßenbahnfahrten) amtiert gleich direkt ein ehemaliger Pressesprecher des Herrn Ostermayer.

Berlusconi konnte das alles in Italien auch nicht besser.

Ebenfalls in der vergangenen Woche wurden vom Bundeskanzleramt (also von uns Steuerzahlern) für die elektronischen Auftritte des Herrn Faymann in einer Anfragebeantwortung Kosten zugegeben, welche – ohne das „redaktionelle“ Personal – in der Summe eine sechsstellige Dimension ausmachen. Das aber ist übrigens fast noch sparsam gegen die Parlamentspräsidentin, die für den dortigen Internet-Auftritt sogar einen siebenstelligen Betrag ausgegeben hat, wie man freilich erst über den Rechnungshof erfahren hat. Denn die gesetzlich bei diesem Betrag verpflichtend vorgeschriebene Ausschreibung hat nicht stattgefunden. Aber warum soll sich auch eine Parlamentspräsidentin um die Gesetze kümmern? Sie steht ja offenbar darüber.

Was mit dem vielen Geld geschehen ist? Wurden dafür ständig Leserbriefe unter falschem Namen geschrieben? Oder sind die Akteure einfach nur unfähig beziehungsweise unwillig, mit Steuergeld sparsam umzugehen?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich bisher für die technischen Kosten dieses nun schon mehr als zwei Jahre existierenden Blogs deutlich weniger als 20.000 Euro bezahlt habe. Mit einer etwas eindrucksvolleren Leserzahl, als sie Faymann bisher erzielt hat.

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Und jetzt das Elfmeterschießen im letzten Gefecht der Schulden-Junkies drucken

Sie sind süchtig nach unserem Steuergeld wie ein Junkie aus der Wiener U-Bahn nach neuem Stoff. Und sie arbeiten mit jedem Trick, um nur ja nicht sparen zu müssen. Das zeigt sich rund um die Groteske namens Schuldenbremse mit erschreckender Deutlichkeit.

Ich habe mehrfach zu dieser Idee eine klare Ansicht vertreten: Wenn man endlich wirklich sparen wollte, bräuchte man keine langwierig zu beschließende Schuldenbremse. Man könnte und sollte schon morgen mit dem Sparen beginnen. Von der Abschaffung der Hacklerpension über den Verkauf des rollenden ÖBB-Materials bis zur Drittelung aller Subventionen undundund. Das ist seit drei Wochen dringender denn je, da nun auch Österreich mit täglich höheren Zinsforderungen als Zeichen seiner schwindenden Kreditwürdigkeit konfrontiert ist. Niemand borgt mehr gerne und unbesehen einem europäischen Staat sein Geld – nicht einmal mehr den Deutschen.

Inzwischen aber muss ich meine Meinung korrigieren – oder zumindest präzisieren. Wenn sich die Regierungsparteien nun schon öffentlich, also vor den Ohren aller Geldgeber, auf die Einführung einer Schuldenbremse festgelegt haben, wäre es ein absoluter Wahnsinn, diese nicht auch zu beschließen. Und zwar im Verfassungsrang. Alles andere wie ein einfaches Gesetz wäre nur ein verfrühter, aber teurer Aprilscherz. Ein einfaches Gesetz könnte mit jedem neuen Ausgabengesetz wieder ausgehebelt werden. Und es hätte vor allem keinerlei Wirksamkeit für die besonders ausgabenwütigen Bundesländer.

Inzwischen aber ziert sich die Opposition wie ein trotziger Pubertierender, die Stimmen für die nötige Verfassungsmehrheit herzugeben. Die FPÖ, die lange nach dieser Bremse gerufen hatte, will plötzlich nur zustimmen, wenn sich Österreich de facto aus der EU hinausschießt und bei den Stützungskrediten nicht mehr mitmacht. Natürlich sind diese Kredite für Griechenland&Co ein Fehler, aber solange Deutschland dafür ist, bleibt Österreich nichts anderes über, als auch mitzumachen. Es wäre schon viel getan, würde auch nur ein österreichischer Politiker wieder mit Gewicht und Sachverstand in den europäischen Debatten mitreden können. Aber der findet sich weder in der Regierung noch in der Opposition.

Auch die Grünen haben sich selbst aus der Schuldenbrems-Aktion hinausgeschossen. Sie wollen ja keine Sekunde lang sparen (wie etwa unlängst auch ein unglaublich peinliches Interview ihrer Wiener Spitzenfrau demonstriert hat). Sie wollen vielmehr ständig nur noch höhere Steuern, als ob Österreich nicht schon das zweithöchste Steuerniveau unter den Euro-Ländern hätte.

Genau aus diesem Grund ist auch die Forderung des BZÖ für seine Zustimmung durchaus vernünftig (was aus dieser Partei angesichts ihrer sonstigen Untaten noch lange keine sonderlich überzeugende Partei des Ordnungsliberalismus macht). Das BZÖ fordert konkrete Sanktionen für die Verletzung der vorerst rein theoretischen Schuldenbrems-Bestimmungen. Und es will ein Limit für die Abgabenquote einziehen.

Das ist legitim: Denn damit wäre es zwar möglich, beispielsweise höhere Grund- oder Energiesteuern einzuführen, aber gleichzeitig müssten die Einkommenssteuern gesenkt werden.

Ein Limit für die Abgabenquote aber wollen wiederum viele in der SPÖ nicht. Denn dort hassen in Wahrheit die meisten ebenso wie die Grünen jedes Sparen. Sie glauben immer noch an die ominösen Reichen, die sie genüsslich schröpfen könnten.

Dabei ist längst klar: Die meisten Steuererhöhungspläne würden wegen der dadurch vermehrten Steuerflucht und -umgehung kein Plus in die Staatskasse bringen. Das gilt auch für die nun ventilierten Pläne einer höheren Einkommensteuer für „Superreiche“, also für jene Menschen, die mehr als 300.000 Euro (laut SPÖ) oder 500.000 Euro (laut dem linken ÖVP-Flügel) im Jahr verdienen. Zu jenen wenigen Menschen, die überhaupt so viel verdienen, zählen vor allem Künstler und Manager. Gerade diese aber haben es meist in der Hand, den eigenen Wohnsitz oder den Sitz des Unternehmens in andere Länder mit niedrigeren Steuern zu verlegen. Was letztlich nur ein Netto-Minus in der Steuerkasse zurücklässt.

Entlarvend für die Einstellung in der SPÖ ist das totale Njet des ÖGB: Er fürchtet, dass eine Schuldenbremse zu Kürzungen im Sozialsystem führen könnte. In der Tat: Die Schuldenbremse könnte nicht nur zu solchen Kürzungen führen, sondern sie muss sogar dazu führen, wenn sie auch funktionieren soll. Was die Gewerkschafter aber immer noch nicht begreifen: Wenn Österreich nicht noch in diesem Winter freiwillig eine Schuldenbremse SAMT ganz konkreten tiefgreifenden Sparmaßnahmen beschließt, werden ihm in Kürze von außen noch viel drastischere Kürzungen vorgeschrieben werden. So wie Griechenland oder Italien.

Damit aber sind wir wieder im Kern der Koalition angekommen, die diese Bremse anfangs so einträchtig angekündigt hat. Traut sich Werner Faymann trotz des Gewerkschaftswiderstandes eine solche verfassungsrechtliche Schuldenbremse SAMT konkreten Umsetzungen zu beschließen? Das wäre nun freilich das erste Mal, dass der Mann irgendetwas gegen Widerstände durchkämpft. Dass er gar dem von ihm immer besonders hofierten Gewerkschaftsbund eine andere Meinung entgegensetzt. Dass er etwas tut, was nicht nur von Populismus und Opportunismus trieft. Dass er seinem Amt in irgendeiner Weise gerecht würde.

Ob er intelligent genug ist zu erkennen, dass alles andere eine noch viel größere Katastrophe auslösen wird?

Fällt aber Faymann erwartungsgemäß wieder einmal um, dann kommt es zur großen Bewährungsprobe des Michael Spindelegger. Auch dieser hat sich ja bisher in keiner Weise durch Konfliktfähigkeit und Standfestigkeit ausgezeichnet. Aber ÖVP-intern gilt die Schuldenbremse als Reifeprüfung für den jungen Parteiobmann.

Die grenznaiven Christgewerkschafter mit ihrem die christliche Soziallehre fehlinterpretierenden Neokommunismus hat er ja noch relativ leicht austricksen können. Aber wird er es in seiner jovialen Konsenssehnsucht auch wagen, im Parlament notfalls ohne Faymann-Segen die (von der Regierung ja schon beschlossene) Schuldenbremse abstimmen zu lassen? Und zwar im Verfassungsrang SAMT konkreten Umsetzungsmaßnahmen. Das würde zwar möglicherweise mit einer Niederlage enden. Aber damit wäre dann endgültig klar, wo die Schuld an den Dingen liegt, die in Bälde auf Österreich zukommen werden.

Es ist eine Stimmung wie in den Minuten vor dem entscheidenden Elfmeterschießen eines großen Finales.

 

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Wieviele Landtagsabgeordnete kommen auf einen Bürger? drucken

Zahl der Landtagsabgeordneten gesamt und Einwohner pro Mandatar

 

Quelle: Statistik Austria

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Kampusch: Eine Ministerin versinkt im Sumpf drucken

Es ist ein absolutes Rätsel: Warum wird der Sumpf in der heimischen Staatsanwaltschaft nicht endlich trockengelegt? Wen soll es beeindrucken, wenn sich ständig – fast durchwegs BSA-geprägte – Staatsanwälte und ein in deren Windschatten nach oben gesegelter Sektionschef gegenseitig die Unschuld bestätigen und behaupten, dass die lange, von externen Spitzenjuristen aufsummierte Versäumnis-Liste bei der Nachforschung nach Zweittätern im Fall Kampusch gleichsam eine Fiktion sei? Warum scheuen sich diese Staatsanwälte und Sektionschefs, wenn sie sich schon so unschuldig fühlen, gegen jene Spitzenjuristen und ihre Vorwürfe mit Verleumdungsklagen vorzugehen? Hängt das vielleicht damit zusammen, dass dann viele Amts- und sonstigen Personen vor einem unabhängigen Gericht erstmals öffentlich und unter Wahrheitspflicht aussagen müssten? Ist das etwa auch der Grund, weshalb Frau Kampusch nicht klagt, obwohl ihr ja von den Kritikern ständig vorgeworfen wird, die Unwahrheit gesagt zu haben? Warum hat die ÖVP nun schon zum zweiten Mal eine so schwache Justizministerin nominiert, deren einzige Qualifikation ganz offensichtlich die Frauenquote ist, und die dieses ganze Netzwerk nicht in den Griff bekommt? Warum ist die Causa nicht wenigstens der Korruptionsstaatsanwaltschaft zugewiesen worden, die sich zumindest bisher als relativ unabhängig erwiesen hat?

Wer an der Präzision der Vorwürfe zweifelt, möge sich einfach deren penible Auflistung durch den früheren Präsidenten des OGH, Johann Rzeszut, (nochmals) in Ruhe durchlesen. Die vielen darin enthaltenen Hinweise auf und Beweise für das Vorhandensein mindestens eines Zweittäters – dessen Namen ja durchaus kein Geheimnis ist – wie auch auf schwere Fehler der Staatsanwaltschaft sind erdrückend. Sie sind jedenfalls so massiv, dass es unakzeptabel ist, wenn sie hinter verschlossenen Türen einer untereinander bestens vernetzten Staatsanwaltschaft und der dazugehörigen Ministerialsektion für erledigt erklärt werden. Umso mehr wenn der Selbstmord eines von der Zweittäterschaft überzeugten Kriminalbeamten diesen Vorwürfen schweres Gewicht verleiht.

Immerhin sind gravierende strafrechtliche Vorwürfe nach unserer Verfassung von einem unabhängigen Gericht in öffentlicher Verhandlung unter Vernehmung von Zeugen, die unter Wahrheitspflicht stehen, zu klären. Geheimfreisprüche der Justiz für sich selber sind hingegen unerträglich. Manche halten dem entgegen, in der Causa sei wenn auch spät in den letzten Monaten ja ohnedies noch ein Untersuchungsrichter eingeschaltet worden. Das aber kann niemanden beruhigen, wenn man die Zusammenhänge weiß: Denn ein solcher Untersuchungsrichter untersteht nach der famosen Strafprozessordnung (die ausgerechnet einer der prominentesten in dieser Causa – nicht – agierenden Staatsanwälte neu verfasst hatte) direkt der Staatsanwaltschaft. Er amtierte nicht öffentlich, und auch sein Bericht ist nicht veröffentlicht. Das ist also ganz etwas anderes als ein von der Verfassung vorgesehener unabhängiger Richter.

Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob nun die Staatsanwälte wegen Amtsmissbrauchs angeklagt werden oder nicht. Es geht einzig darum, dass der Verdacht, mindestens ein weiterer des Kindesmissbrauchs Verdächtiger (oder zumindest Beihelfer) laufe unbehelligt herum, endlich mit der von der Bevölkerung mit Fug und Recht erwarteten Intensität von einem unabhängigen Gericht geprüft wird.

Es ist sogar durchaus nachvollziehbar, dass man als Staatsanwalt in den ersten Tagen des Wiederauftauchens Kampuschs deren Einzeltäterversion geglaubt hat. Wer könnte auch auf die Idee kommen, dass sie nicht die volle Wahrheit über die letzten Jahre sagt? Dazu kommt freilich, dass sie sofort von einem Netzwerk SPÖ-naher Helfer umgeben wurde, die diese Version massiv unterstützt haben.

In dieser Stimmungslage jener ersten Tage könnten die schweren Fehler von Justiz und Polizei begangen worden sein, ohne dass da unbedingt eine böse Absicht dahintergesteckt ist. Zu diesen Fehlern zählt etwa die sofortige Rückgabe wichtiger, seither nie wieder untersuchter Unterlagen an Kampusch; oder die unglaubliche Tatsache, dass die Leiche des Haupttäters ohne Obduktion sofort zur Verbrennung freigegeben worden ist (obwohl das sonst in jedem noch so unbedeutenden Fall passiert); oder dass sich der mögliche Zweittäter vor den Augen der Exekutive Dinge aus dem Hause des inzwischen toten Haupttäters holen konnte.

Sobald man aber Fehler begeht, neigt jeder Mensch dazu, diese lieber zu verteidigen als einzugestehen. Wer will sich schon als Stümper bloßstellen lassen?

Diese massive Kritik an der Justizministerin und den ihr formal unterstellten, sie aber immer wieder perfekt manipulierenden Staatsanwälten bedeutet auch keine Vorverurteilung von irgendjemandem. Das bedeutet nur ein Pochen auf den in jeder Demokratie und jedem Rechtsstaat bestehenden Anspruch, dass es keine geheime Kabinettsjustiz wie im Absolutismus mehr geben dürfe.

Manche werden nun meinen: Aber selbst wenn all das stimmt, hat Kampusch doch das Recht, endlich in Ruhe gelassen zu werden. Auch dem ist heftig ein fundamentales Grundprinzip des Rechtsstaats entgegenzuhalten: Die Strafverfolgung eines Rechtsbrechers ist mit gutem Grund Pflicht des Staates, und zwar unabhängig vom Wunsch des Opfers (dieser Wunsch ist nur in wenigen, unbedeutenden Delikten wie Beleidigungen relevant).

Soweit scheint die aus dem Arbeitsrecht kommende Justizministerin aber das Strafrecht offenbar noch nicht zu kennen. Denn sonst würde sie nicht den „Opferschutz“ als Argument für ihr Verhalten anführen.

Und warum sollte Kampusch überhaupt einen oder mehrere Zweittäter decken wollen? Darüber kann zwar nur spekuliert werden. Aber von einer Erpressung durch diesen Zweittäter oder gar einen dahinterstehenden Ring angefangen sind viele Zusammenhänge möglich, bis hin etwa zu einer überaus positiven emotionalen Beziehung Kampuschs mit diesem Zweittäter und seiner Familie oder bis hin zu einem einst abgelegten Schwur, an den sich Kampusch noch immer gebunden fühlen mag.

Ihr Motiv ist letztlich gleichgültig. Niemand will ja Kampusch den Prozess machen. Sie war eindeutig Opfer – wenn auch mutmaßlich nicht die ganze Periode über.

Um auch etwas Positives zu sehen: Zwar merkt man hinten und vorne nichts von einer Führung seines Regierungsteams, also etwa der Justizministerin, durch den ÖVP-Obmann. Aber im ÖVP-Klub gibt es immerhin den Mut ihres Universal-Abgeordneten Amon, das Versagen der Justiz durch eine parlamentarische Untersuchung zu kompensieren. Man darf gespannt sein, ob es bei diesem Mut bleibt.

Auf der anderen Seite signalisiert die SPÖ deutliche Nervosität. Denn ihr Justizsprecher Jarolim will die Untersuchung auf die Fehlleistungen des Innenministeriums und der Exekutive, insbesondere die Absetzung des Spitzenkriminalbeamten Haidinger hinlenken. Was durchaus erneut untersuchbar ist – obwohl es da keine offenen Fragen mehr geben dürfte –, aber die Absicht Jarolims ist unverkennbar, von seinen Parteifreunden in der Staatsanwaltschaft abzulenken. Und der ÖVP klarzumachen, dass er auch für sie Unangenehmes zum Thema machen wird, sollte sie auf einer parlamentarischen Untersuchung beharren.

 

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SN-Kontroverse: Sozialdemokratie am Ende? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Sozialdemokratie am Ende?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Sehnsucht nach Gerechtigkeit bleibt

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Eh klar. Manche würden das gerne so haben. Manche würden es gerne herbeischreiben, wie hierzulande die konservative „Die  Presse" dieser Tage. Das erinnert an die frühen 1980er Jahre, als der Liberale Ralf Dahrndorf  in einem Buch das  Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts proklamiert hat. Er hat sich geirrt. Jetzt macht wieder die Mär vom Ende der Sozialdemokratie die Runde, weil es zuletzt in Spanien zu einem Machtwechsel gekommen ist. Die Schlagzeile lautet diesmal  „Europas Linke löst sich auf". Nun ja. Wer gründlicher analysieren will als die Kraft einer politischen Bewegung an der Zahl ihrer Regierungsbeteiligung zu messen, sollte sich der Mühe unterziehen nach Inhalten zu forschen. Das bedeutet  die Probleme der Gesellschaften des 21. Jahrhunderts zu untersuchen  und taugliche Antworten zu finden. Und hier scheint sich eher eine Renaissance  als das Ende für die Ideenwelten der Sozialdemokratie abzuzeichnen. Die Frage der fairen Verteilung der Ressourcen,  wobei es bei weitem nicht nur um die Frage der Aufteilung von Kapital und Vermögen geht, stellt sich lauter und drängender denn je. Wer hat Zugang zu Bildung, Wissen und Information? Wem garantiert eine saubere Umwelt das Überleben? Wer darf und muss der Solidarität der Gemeinschaft bei Handicaps im Leben vertrauen? Wem werden demokratische Freiheitsrechte vorenthalten? Wie schauen die Bedingungen für ein Leben in Würde aus?  Die Antworten auf diese Fragen, die sich gleichermaßen auf nationaler und internationaler Ebene stellen, werden stets um die Begriffe Gerechtigkeit, Ausgleich und Umverteilung kreisen. Vor weit über hundert Jahren haben diese Überlegungen zur Gründung der Sozialdemokratien geführt. Heute stellen sie die Aktivistinnen und Aktivisten der Occupy-Wallstreet-Bewegung.


Absturz am Gipfel des Erfolgs

Andreas Unterberger

 

Der Umbruch der europäischen Politik erschüttert ganz besonders die linkspopulistische Sozialdemokratie. Deren Krise geht weit über die Massenbestechung von Medien mit Steuergeldern, über gefälschte Postings und Wahlniederlagen hinaus: Der real existierende Sozialdemokratismus, also die Keynesianische Schuldenmacherei ist gegen die Wand der Grundrechnungsarten gedonnert. Diese lassen es nämlich zwangsläufig zur Katastrophe werden, wenn man alljährlich mehr ausgibt statt einzunehmen. Daran ändert auch die Hasskampagne nichts, mit der die linken Parteien und die - derzeit sehr dominierenden - linken Journalisten Sündenböcke konstruieren. Als ob böse Banken, „Neoliberale" oder „Spekulanten" (wer immer das sein mag) die Staaten gezwungen hätten, sich zum Kauf von Wählerstimmen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zu verschulden.
Daran sind gewiss auch Christdemokraten mitschuld, insbesondere die linken wie in Italien oder Belgien. Am heftigsten vertraten aber Parteien mit dem S im Namen die Schuldenpolitik.
Zugleich wurden sie gesellschaftspolitisch von den radikalen 68ern übernommen, wodurch sie die einstige bodenständige Volksverbundenheit einer Arbeiterbewegung verloren: Siehe den krampfartigen Genderismus und Feminismus; siehe die  Immigrations- und Asylantenfreundlichkeit vieler Sozialdemokraten; siehe ihr Akzent auf Sozialhilfeempfänger zu Lasten der Leistungsträger; siehe ihre jeweils nur von einer Minderheit gutgeheißenen Kämpfe gegen Studiengebühren, für Einheitsschule und Steuererhöhungen.
Aus all diesen Gründen sind die Sozialisten so tief gestürzt. Obwohl sie eigentlich am Höhepunkt ihres Erfolgs an den politischen Stammtischen stehen - denn nicht nur bei den Medien, sondern auch bei allen anderen Parteien haben zumindest Teile des sozialistischen Denkens die Lufthoheit erobert.

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Und jetzt hat es auch Deutschland erreicht drucken

Nicht einmal mehr die Bundesrepublik bekommt seit Mittwoch ihre gesamten auf den Finanzmärkten angebotenen Staatsanleihen los. Damit stehen viele als blamiert da. Damit ist aber auch die Ursache der Katastrophe messerscharf bloßgelegt.

Blamiert sind alle jene, die in den letzten Monaten Deutschland und andere Länder in oft rüdem Ton zu mehr „Solidarität“, also zu noch leichtfertigerer Schuldenaufnahme aufgefordert haben. Fast sämtliche Linkspolitiker und Kommentatoren Europas müssten daher eigentlich ab jetzt für immer schweigen. Selbst die Deutschen sind nämlich seit langem nur relativ besser dagestanden als andere Länder, von gut war aber auch dort keine Rede.

Heute ist aber auch Angela Merkel blamiert, weil sie seit Mai 2010 immer wieder – damals noch – gutes Geld dem schon verbrannten nachgeworfen hat. Sie hat damit Deutschland mit in den Schuldenstrudel gestürzt. Und damit auch andere Länder wie das jeder eigenen Außen- und Finanzpolitik bare Österreich (dessen Politiker sich ohnedies nicht mehr weiter blamieren können).

Blamiert haben sich alle jene Politiker, die in den letzten Jahren trotz einer steigenden Staatsverschuldung auch nur einmal gesagt haben: „Aber das muss das . . .reichste Land der Welt sich doch leisten können“, oder: „Der Molterer soll nicht so auf seinem Geld sitzen“, oder: „Der Grasser mit seinem Nulldefizitfimmel“, oder: „Schüssels soziale Kälte“, oder: „Zuerst brauchen wir Wachstum, dann können wir später sparen“ usw. Und blamiert ist auch jeder einzelne Abgeordnete, der in den letzten Jahren Gesetzesentwürfen mit Mehrausgaben zugestimmt hat. Also primär die Abgeordneten der Regierungsparteien, aber oft genug auch die der Opposition, die auch immer besonders laut weitere Ausgaben gefordert haben.

Blamiert sind auch die Freiheitlichen, die in der letzten Zeit von der Trennung in einen guten Nord- und einen schlechten Südeuro oder gar von einem Neo-Schilling fabuliert haben. Ohne ganz konkretes Sparen hier und jetzt ist jeder Euro, jeder Schilling, jede D-Mark gefährdet.

Und bis auf die Knochen blamiert ist auch die EU-Kommission. Denn es ist wohl kein Zufall, dass die Geldgeber nun genau an jenem Tag auch Deutschland boykottieren, da die Kommission (mit Unterstützung auch fast aller österreichischen EU-Abgeordneten von Karas bis Swoboda!) den Druck massiv und öffentlich erhöht hat, Eurobonds auszugeben. Das sind ja nichts anderes als Anleihen, bei denen die Deutschen in irgendeiner Form für Griechenland & Co mithaften sollten.

Das alles ist ein historischer Paradigmenwechsel. Noch nie ist den europäischen Staaten in ihrer Gesamtheit und als Institution so sehr das Misstrauen ausgesprochen worden. Das erschüttert Staaten und Demokratie in ihren Grundfesten. Und die Parteien erst recht.

Alle einfachen und schmerzarmen Auswege sind ihretwegen längst versäumt worden. Und in Österreich treten gerade die Arbeiterkämmerer aller Couleur zum Sturm auf  die Idee einer Schuldenbremse an . . .

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Elternvertreter, die seltsame Eltern zu vertreten glauben drucken

Da fordert ein Lehrervertreter das, was immer mehr um die Bildungszukunft besorgte Menschen fordern. Und sofort fährt ihm ein Elternvertreter über den Mund, und die Linksparteien tun dies sowieso. Es geht um Problemschüler sowie deren Eltern und ist ein Musterbeispiel, warum nicht einmal die logischsten Reformen im Schulsystem vorankommen.

Der Lehrer Paul Kimberger hat zur Diskussion gestellt, dass bei Eltern von Problemschülern, die nicht mit der Schule kooperieren, die Familienbeihilfe eingefroren werden soll. Ein an sich völlig logischer Gedanke: Eltern, die ihre Pflichten als Väter und Mutter nicht erfüllen, bringen sich auch um die Entschädigung für die Erfüllung ihrer Pflichten. Das würde mit Sicherheit das Desinteresse so mancher Eltern an dem Schulerfolg und der Disziplin ihrer Kinder erhöhen. Welche Muttersprache auch immer diese haben.

Ein Herr Theodor Saverschel, der für die Elternvereine an Höheren Schulen zu sprechen vorgibt, lehnte das sofort ab. Mit der Begründung, dass er ja auch nicht Gehaltskürzungen für Lehrer fordere, die nicht pünktlich die Stunden beginnen oder die den Stoff nicht gut vermitteln.

Da stellen sich gleich mehrere Fragen an den wackeren Mann: Warum fordert er eigentlich nicht wirklich Sanktionen gegen Lehrer, die ihre Pflichten nicht erfüllen? Das wäre doch ebenfalls eine durchaus gute Idee. Damit wären auch bei den Lehrern Einkommen und Leistung wieder ein wenig enger aneinandergekoppelt, als sie es derzeit sind. Damit würde Saverschel mit Sicherheit die Interessen der Eltern und Schüler vertreten, die oft unter solchen – zum Glück relativ wenigen – Lehrern leiden. Eigentlich wäre es sogar selbstverständliche Pflicht eines Elternvertreters, von den Lehrern die Einhaltung ihrer Pflichten zu fordern. Oder sieht er wie viele andere Funktionäre in diesem Land seine Existenzberechtigung nur noch in der Beibehaltung der eigenen Funktion?

Und warum regt sich ein Elternvertreter an Höheren Schulen auf, wenn es um Sanktionen für Problemkinder und nicht kooperierende Familien geht? Glaubt er, solche Kinder wären sogar in Höheren Schulen am richtigen Platz? Begreift er nicht, dass solche – zum Glück relativ wenigen – Problem-Schüler und -Eltern den anderen Mitschülern großen Schaden antun können? Wäre es nicht im Interesse der hoffentlich großen Mehrheit engagierter Eltern und Schüler, dass hier die Schulen mehr Möglichkeiten in die Hand bekommen, die Vorgänge in den Schulen wieder auf den Unterricht zu konzentrieren?

Der Herr Saverschel ist freilich auch sonst ein etwas reduzierter Geistesriese, der nie das vertritt, was die von ihm Vertretenen eigentlich wollen: Er musste in den letzten Monaten ja auch erst vom Druck der Basis gezwungen werden, anstelle seiner ursprünglichen Zustimmung zur Androsch-Einheitsschule zu deren Ablehnung überzuwechseln . . .

Er ist mit seinem Nein zum Lehrervorschlag natürlich auch ein geistiger Verwandter der Grünen. Diese haben jenen Vorschlag ja sofort mit ihrem alten, aber immer noch saudummen Argument „Rohrstaberl-Pädagogik“ zu bekämpfen versucht. Als ob irgendjemand von Gewaltanwendung geredet hätte. Aber gegen die Dummheit der Grünen ist ja sowieso kein Kraut gewachsen.

Die heimische Linke könnte etwa auch einen Blick auf die neue große Koalition in Berlin unter dem Sozialdemokraten Wowereit werfen, wo viele Schulen ja in den letzten Jahren durch den großen Migrantenanteil und ständige progressive „Reformen“ in einen schwer zerrütteten Zustand geraten sind. Dort findet sich nun im neuen Koalitionsvertrag die Forderung nach „pädagogischen Maßnahmen“ und nach „Elternverträgen“ mit dem ausdrücklichen Zusatz: „Greifen sie nicht, wenden wir auch repressive Maßnahmen an, wie sich schrittweise erhöhende Bußgelder, polizeiliche Zuführung u.a.“

Wenn einer unserer Elternvertreter oder Linkspolitiker solches zu lesen bekäme, würde ihn wahrscheinlich auf der Stelle der Schlag treffen. Aber sie lesen ja zu ihrem Glück ohnedies nichts. Sie wollen nur die repressionsfreie Matura für alle einschließlich gewalttätiger und dauerschwänzender Jugendlicher, samt ebenfalls leistungsfreiem Dauerstudium an einer Gratisuni.

 

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Die Abwahl von Regierungen macht nur kurze Freude drucken

Nach Spanien am vergangenen Sonntag in ein paar Tagen wohl auch Slowenien: Sozialdemokratische Regierungen werden reihenweise aus dem Amt gefegt. Das bedeutet zwar ein Ende der Verirrungen, die Europa als Spätfolge der zerstörerischen 68er Ideologie erfasst haben. Was bedeutet das aber jenseits aller nationalen Besonderheiten für die gesamteuropäische Krise?

Das signalisiert primär einen allgemeinen Frust der Wähler angesichts der nicht bewältigten und auch nicht bewältigbaren Euro-Krise. Es bedeutet damit fast automatisch eine Absage an jeden, der in einem Euro-Land regiert. Demnächst werden ja wohl auch einige jener Regierungen stürzen, die rechts der Mitte stehen, wie etwa die französische.

Die österreichische Linksrechts-Koalition hat zwar noch bis 2013 mit den nächsten Wahlen Zeit. Das bisweilen in Zeitungen aufflackernde Gerede von vorzeitigen Neuwahlen ist nicht wirklich ernst zu nehmen. Aber dann werden Rot und Schwarz wahrscheinlich Mühe haben, gemeinsam noch einmal die 50 Prozent zu erreichen. Das sind wohlgemerkt zwei Parteien, die gemeinsam bis in die 80er Jahre 90 Prozent hatten und auch in der Folge noch lange die Zweidrittelmehrheit.

Nur: Die Alternativen sind rar, wenn man die europaweiten Trends zu analysieren versucht: Viele Wähler wenden sich insbesondere frustriert dem Lager der Nichtwähler zu. Womit sie freilich nur eines erreichen: dass die Stimmen aller anderen noch gewichtiger werden. Profitieren können Linksaußenparteien – freilich auf niedrigem Niveau – und insbesondere Parteien mit einem starken nationalen beziehungsweise fremdenfeindlichen Akzent. Die spanischen Wahlsieger sind ja sehr durch den spanischen Nationalismus geprägt, der sich gegen die „Anderen“ im eigenen Staat richtet, die halb oder ganz weg von Madrids Oberhoheit wollen, wie vor allem Basken und Katalanen.

Gewiss gibt es auch einige Erfolge liberale Ordnungsideen, insbesondere in Nicht Euro-Ländern: Siehe Polen, Skandinavien, Baltikum und nicht zuletzt Großbritannien. Im wichtigsten Land Europas hat die FDP aber inzwischen schon wieder jeden Kredit für seriöse Ordnungspolitik verspielt – wohl auch wegen ihrer mangelnder Ernsthaftigkeit – und damit die nächste Linkswende schon vorbereitet.

Man kommt zwar in Europa zunehmend zur Erkenntnis, dass die sozialdemokratische Wohlfahrtsstaats-Illusion die Hauptursache der Schuldenkrise ist. Die gigantischen Fehlinvestitionen vor allem der sozialistischen Ära in Spanien – an denen auch die sinnlose Freigiebigkeit der diversen EU-Struktur- und Kohäsionsfonds für jenes Land gehörig Mitschuld trägt – haben zwar ein kurzes Konjunktur-Strohfeuer entzünden können. Sie haben aber langfristig unzählige Bauruinen hinterlassen samt noch gewaltigeren Schulden. Ansonsten blieb vom Sozialismus in Spanien eine moralische Wüste mit zahllosen feministischen und schwulen Verirrungen.

Von der langfristig tödlichen Wohlfahrtsstaats-Illusion sind viele andere Gruppierungen nicht verschont geblieben. Auch die meisten Konservativen und Christdemokraten haben sich im Lauf der letzten Jahrzehnte voll mit dieser „progressiven“ Krankheit infiziert. Und bei den fremdenfeindlichen Parteien fehlen – neben ihren legitimen migrationsskeptischen Ansätzen – die sozial- und wirtschaftspolitischen Konzepte meist ganz. Oder diese Parteien sind sozialistischer als die Sozialdemokraten, sie ersetzen lediglich die internationalistische Rhetorik durch eine nationalistische.

Freilich: So sehr man den Parteien den Vorwurf machen muss, dass sie mit ihrer fast durchwegs sozialdemokatisch-keynesianischen Schuldenpolitik die Krise verursacht haben, so wenig kann man ihnen heute die Tatsache zum Vorwurf machen, dass sie keine Ahnung haben, wie Europa schnell aus der Krise zu führen ist.

Denn zunehmend setzt sich zumindest bei ehrlichen Analysen die Erkenntnis durch: Es gibt gar keinen schmerzfreien Ausweg mehr. Dazu ist es viel zu spät. Die Länder Europas müssen jetzt in einer viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte langen Periode der Askese die Rechnungen für die letzten 40 Jahre zahlen, in denen die Staatsschulden so sehr zugenommen haben, in denen es sich die Menschen gut gehen haben lassen.

Wer jetzt behauptet, ein funktionierendes Rezept zu haben, der lügt. Die Schuldenkatastrophe ist weder durch die Rückkehr zu den alten Währungen noch durch die Teilung des Euro in zwei Blöcke noch durch Eurobonds-Tricksereien mehr geordnet lösbar. Selbst die eine Zeitlang forcierte „Hebelung“ durch die Aufnahme von Billionen-Krediten funktioniert nicht mehr: China&Co denken aus Eigeninteresse gar nicht daran, Europa Geld zu schenken, pardon: „borgen“.

Europas Staaten stehen praktisch allesamt vor der grauslichen Alternative: Zahlungsunfähigkeit oder Entsorgung der Schulden via Megainflation. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es zur Inflation kommen, also zu einer Entschuldung der Staaten zu Lasten all jener, die etwas gespart, die auf irgendein Pensionssystem (staatlicher oder privater Natur) vertraut oder die Lebensversicherungen abgeschlossen haben. Aber auf dem Weg der Inflation ersparen sich Politik und Bürokratie den Offenbarungseid, dass die Staatsgehälter nicht bezahlt werden können. Selbst die europäische Zentralbank ist ja schon längst von jenen übernommen, die sich im Zweifel für die Inflation entscheiden. Gegen ihren eindeutigen Auftrag.

Man wird wohl schon über eines froh sein müssen: Wenn es in diesen Krisenjahren gelingt, den Rechtsstaat samt den wichtigsten Bürgerrechten (soweit diese nach den gutmenschlichen Zerstörungsaktionen noch vorhanden sind) zu retten; wenn es gelingt, den Weg in die Diktatur zu vermeiden. Die durch Deutschland ziehenden neonazistischen Mörderbanden machen freilich deutlich, wie nahe der totale Absturz schon ist.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Medien, Politiker und das Kopfrechnen drucken

Wien lässt nun auch die Hundesteuer gewaltig in die Höhe schnalzen. Und praktisch alle Medien berichten das während des ganzen Montags falsch. Denn statt der in Wahrheit 65,1 Prozent ausmachenden Erhöhung schreiben sie nur von „fast 40 Prozent“. Spielen da etwa gar die vielen Rathaus-Inserate eine Rolle? Oder "nur" die Tatsache, dass Journalismus in Österreich überwiegend in bloßem denkfreien Abschreiben von irgendwelchen Meldungen besteht?

Die Quelle der Falschrechnung ist übrigens nicht genau eruierbar: Natürlich fällt der Verdacht primär auf die rote Stadträtin Sima, die an vielen Orten zitiert wird. Aber eine Originalaussendung des Rathauses gibt es nicht. Denn die Stadt Wien mit ihrem Hunderte Millionen teuren Propagandaapparat kommuniziert das Ganze überhaupt nicht. Auf deren Internetseiten steht noch unverändert der alte Betrag. Unangenehme Nachrichten werden offenbar nicht mehr offiziell kommuniziert. Das in vielen Budgetposten versteckte Kommunikationsbudget der Stadt und ihres Netzwerkes ist offenbar nur noch zu Bestechungszwecken da . . .

Die Hundeabgabe wird künftig jedenfalls statt 43,60 ganze 72 Euro betragen. Die Reihe jener Online-Quellen, die das für eine 40prozentige Erhöhung halten, ist lang: Sie reicht vom Standard über den ORF, die Kronenzeitung, Kurier, den Online-Auftritt der Fellner-Zeitung bis zu blauen und schwarzen Gemeinderäten.

Immerhin haben in den diversen Online-Foren dieser Medien zahllose User besser gerechnet als die Journalisten. Diese haben zum Teil viele Stunden gebraucht, bis sie den Fehler korrigiert haben (etliche haben es bis jetzt noch nicht). Waren diese alle schon in einer Gesamtschule? Oder sind sie nur Opfer moderner Pädagogen, die meinen, seit Erfindung des Computers sind Kopfrechnen und Plausibilitätsabschätzungen überflüssig?

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Fußnote 236: Unsere Bahn hat neue Sponsoren drucken

Es genügen nicht mehr die Milliarden aus dem Bundesbudget für die ÖBB. Jetzt müssen auch die Bundesländer herhalten.

Das Land Salzburg zahlt künftig 200.000 Euro jährlich, die Steiermark 900.000, damit die ÖBB weiterhin zwischen Salzburg und Graz fahren wird. Die Gewerkschaftsbahn bekommt das einfach so unter der Hand. In einer bananenfreien Republik hätte so etwas natürlich ausgeschrieben werden müssen, damit auch die neuerdings zum Glück erstmals antretenden privaten Zugbetreiber ein Angebot für diese Verbindung legen könnten. Aber die Privatbahn wird ja mit allen Mitteln schikaniert: durch erhöhte Bahnhofs- und Schienenbenützungs-Gebühren zufällig genau dort, wo die Privaten fahren wollen; durch eine Regulator-Behörde, die laut EU streng unabhängig sein müsste, die aber künftig von einer Frau direkt aus dem Kabinett der ÖBB-Eigentümerin Bures geleitet wird (natürlich ist Bures nicht Eigentümerin – sie hat aber alle Macht einer solchen); und durch einen Vorstoß des Gesundheitsministers, der den Privaten eigene, ohnedies streng isolierte Raucherkojen verbieten will (nicht dass ich viel Sympathie für schwer abhängige Raucher hätte: Aber wem nutzt es, wenn die ihrer Sucht wegen solche Reisen halt dann doch lieber im eigenen Auto absolvieren?).

PS.: Nur zur Erinnerung: Über diese ÖBB hält bekanntlich nicht nur Frau Bures ihre parteipolitische Hand, sondern auch ein Aufsichtsrats-Chef Pöchhacker, gegen den in Sachen Vergabekorruption konkretere Beweise vorliegen als gegen Ex-Minister Grasser. Woran der Umstand nichts ändert, dass die sogenannten Aufdeckerzeitschriften und anderen Medien immer nur von Grasser und fast nie von Pöchhacker schreiben. Aber man wird sich doch keine ÖBB-Inserate abschießen . . .

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Fußnote 235: Von Frankreich lernen drucken

„Die französische Staatsbürgerschaft zu bekommen, verpflichtet Sie und darüber hinaus ihre Nachkommen. Indem sie französisch werden, können sie sich nicht mehr auf eine andere Nationalität berufen.“

Diese ‚ „Charta der Rechte und Pflichten“ müssen ab 1. Jänner Ausländer bei der Einbürgerung in Frankreich unterzeichnen. Das ist zumindest ein eindrucksvoller Versuch, aus den im Land befindlichen Menschen auch loyale und integrierte Mitbürger zu machen (wenn auch keine Garantie für ein Gelingen). Sebastian Kurz, der neue Star-Staatssekretär, könnte sich von diesem Projekt einige Scheiben abschneiden – zumindest sobald er fertig ist, seine Existenz mit serienweisen Zeitungsinseraten in Erinnerung zu rufen. In Österreich hingegen startet das linke Zentralorgan „Falter“ eine Kampagne gegen jene Handelsbetriebe, die ihre Mitarbeiter dazu anhalten, bei der Arbeit deutsch zu sprechen. Und niemand widerspricht dem heftig von der Gemeinde Wien per Inseratenschaltung finanziert Blättchen.

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Hymnenmurkserei oder: Der Selbstmord einer Partei drucken

Gewiss, Selbstmord ist nicht strafbar. Dennoch erfüllt er immer mit großer Trauer und der verständnislosen Frage: Warum?

Das ist auch bei einem politischen Selbstmord nicht anders. Insbesondere wenn ihn eine große und einst staatstragende Partei begeht. Diesem ist die Volkspartei nun mit einem weiteren großen Schritt nähergerückt, nämlich mit der Zustimmung zum Linksprojekt einer Genderisierung der Bundeshymne. Sie gewinnt damit keine einzige Stimme, vertreibt aber weitere Zehntausende angewiderte Wähler, die einst noch eine ganz andere Volkspartei gewählt haben.

Der Text der Hymne hat bisher niemanden gestört –  bis auf ein paar neurotische Berufsfeministinnen in Politik und Medien, die verzweifelt nach irgendeiner Existenzberechtigung für sich selbst suchen. Umfragen zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Österreicher für die Beibehaltung der bisherigen Hymne sind. Tut nichts, die politische Klasse tut, was sie will.

Vom Duden bis zur Autorin der Hymne, also einer Frau, war immer klar, dass mit „Heimat bist du großer Söhne“ natürlich alle Österreicher beiderlei Geschlechts gemeint waren. Weil aber der politischen Klasse Sprachbeherrschung und -gefühl abhanden gekommen ist, ist das offenbar für sie nicht mehr klar.

Besonders schmerzhaft für jedes Sprachgefühl ist auch, dass die parlamentarischen Dummköpfe einfach eine zusätzliche Silbe in diese Hymnenzeile schieben. Dort soll es nämlich künftig heißen: „Heimat großer Töchter und Söhne.“ Stil? Versmaß? Den AbgeordnetInnen völlig unbekannt. Genauso wie der Respekt vor dem Werk einer Dichterin.

Natürlich könnte man jetzt noch spötteln: Warum haben sie nicht auch die „Ahnentage“ gegendert? Will das Parlament durch dieses Versäumnis auch der nächsten Generation von Feministinnen noch ein Betätigungsfeld zum Wichtigmachen lassen? Politisch korrekt müsste es ja „Ahnen- und Ahninnentage“ heißen. Aber eigentlich ist einem die Stimmung zum Spötteln längst vergangen.

Wer hätte das gedacht: Jetzt gibt es sogar schon Gründe der kulturellen Sensibilität, zu Blau oder Orange zu wechseln.

Zur Verteidigung wird dann angedeutet, die ÖVP stimme dem Schwachsinn nur deshalb zu, weil man im Gegenzug den Feministinnen eine Abschaffung des privilegierten Frauenpensionsalters abringen will. Das hat aber erstens wirklich nichts miteinander zu tun. Und zweitens gilt die Wette, dass die SPÖ trotz einiger vager Andeutungen am Ende keiner substantiellen Änderung des Pensionsalters zustimmen wird, oder höchstens einer Vorverlegung der Hinaufsetzung um ein oder zwei Jahre. Was angesichts einer Übergangsfrist bis 2033 angesichts der Lage der Staatsfinanzen nur noch grotesk ist.

Und irgendwie ist es symbolisch, dass dieser rotgrünschwarze Hymnenkonsens ausgerechnet am gleichen Tag erzielt worden ist, da dasselbe Parlament neuerlich ohne Not ein Budget mit einem saftigen Defizit beschlossen hat. Welches der finanziellen Stabilität des Landes genauso schaden wird wie die Hymnenmurkserei seiner kulturellen Identität.

 

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Eine Puppe mit Frisur und ihre Jubelgenossen drucken

Ist Werner Faymann genauso eine Kunstfigur wie sein witziges Twitter-Gegenstück Failmann? Ist der kleine Kanzler vielleicht nur eine Puppe, die lediglich in ihren medialen Kampagnen ein Scheinleben führt? Seit Jahren häufen sich Indizien, die diesen Verdacht nähren.

Dieser Verdacht wird neuerdings auch durch das Auftreten einer weiteren ebenfalls nur virtuellen Kunstfigur aus der gleichen (angeblich im Burgenland liegenden) Werkstatt verstärkt, die schon Faymann gebastelt haben dürfte. Diese zweite Scheinperson heißt „Schuldenbremse“.

Sie erweckt den Eindruck der Sparsamkeit, ohne aber dass auch nur ein Cent eingespart werden müsste. Was zugegebenermaßen geradezu genial ist. Sogar der schlichte Koalitionspartner ÖVP vermeint darin eine Wirklichkeit zu erkennen, deretwegen er gleich bereit ist, lange strikt abgelehnte Steuererhöhungen zu akzeptieren, ohne dass der Kunst-Faymann auch nur eine echte Einsparung zugestanden hätte.

Die Kunstfigur Faymann ist aber jedenfalls viel älter. Sie ist durch einen Lebenslauf gekennzeichnet, in dem einfach gleich sechs Jahre fehlen. Was für die fiktive Produktion eines Bundeskanzlers doch auf einige bedauerliche Schlampereien schließen lässt. Denn diese biographische Lücke lässt ja sofort die bösesten Vermutungen über Aufenthaltsort und Zeitvertreib unserer Puppe in jenen Jahren aufkommen. Von denen wir uns natürlich aufs Allerdeutlichste distanzieren. Gilt doch auch für Kunstfiguren sicherlich die Unschuldsvermutung.

Eine der Haupteigenschaften unseres Kunst-Faymanns in den letzten Jahrzehnten ist das ständige Auftreten auf Inseratenseiten sowie das Absondern absolut nichtssagender Sprechblasen. Kennzeichnend für letztere sind etwa Interviews der Kanzler-Darstellerpuppe, in denen diese nach jedem EU-Gipfel immer genau das fordert, was der Gipfel gerade davor beschlossen hat. Am liebsten tut sie das in dem Blatt „Österreich“ (auch das ist ja übrigens ein sich virtuell als Zeitung ausgebender bloßer Werbeprospekt). Dort wird die Puppe niemals durch blöde Nachfragen belästigt.

Besonders früh ist die Faymann-Puppe in Wiens hässlichstem Bauprojekt, der Gasometer-City aufgetreten. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt fand man lange – hochbezahlte, aber redaktionell getarnte – Werbestrecken in den Boulevardzeitungen, in denen „Europas modernstes Wohnprojekt“ betrommelt worden ist. Neben Werbetexten für dieses von Anfang an als Flop erkennbare Bauprojekt fanden sich darin immer wieder seitenfüllende Schönphotos Faymanns.

In einem (24seitigen!) Kronenzeitungs-„Bericht“ wird die Puppe mit der Fönfrisur etwa so betitelt: „Mut zu Entscheidungen: Werner Faymann, der politische Motor des ,Simmeringer Vierzylinders‘“. Dieser Vierzylinder war eine so tolle Entscheidung, dass auch elf Jahre später noch immer redaktionell getarnte Werbeseiten gekauft werden müssen, um ihn den unwilligen Mietern anzupreisen. Etwa vor kurzem im Kurier: „Gasometer - Ein Wohntraum mit Zukunft.“ Das einzige was sich geändert hat: Jetzt finden sich dort halt Schönphotos eines anderen Wohnbaustadtrates . . .

Wie ein roter Faden zieht sich durch die mediale Faymann-Existenz im Lauf der Jahrzehnte die Doppelseite in der Kronenzeitung, in der die untere Hälfte einer der beiden Seiten ein sogenanntes Interview mit unserer Kunstfigur zeigt. War das 2002 etwa eine „Wohn-Krone“, in der Faymann unter dem Titel „Der direkte Draht zum Stadtrat“ heiße Luft zum besten gab, war es 2007 eine doppelseitige Serie unter dem Titel „Unsere Bahn“. Dort fand sich immer „Das Aktuelle Interview mit Verkehrsminister Werner Faymann“. Lediglich die Frisur hat sich dazwischen gewandelt. Immerhin.

Nur eine kleine Kostprobe aus diesen durch und durch journalistischen Interviews: „Herr Minister, wie verbringen Sie, abgesehen vom politischen Programm den heutigen 26. Oktober? Bleibt noch Zeit für die Familie?“ Und die Antwort: „Nach den politischen Veranstaltungen zum Nationalfeiertag werde ich den Abend mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter verbringen.“

Das musste ja wirklich einmal gesagt und geschrieben werden. Auf Kosten des Bahnbudgets, und damit der Steuerzahler. Und auf ganz normalen Zeitungsseiten mit der Kennzeichnung „Reportage“. Und ohne die vom Gesetz vorgeschriebene Kennzeichnung als „Werbung“.

Aber wer so heftig und bis heute ungestraft Amtsmissbrauch begehen kann, indem er diese Werbung aus öffentlichen Kassen zahlen lässt, braucht sich um solche Kleinigkeiten schon gar nicht zu kümmern. Oder er ist eben nur eine Kunstfigur. Denn solchene Plattheiten können eigentlich nur im Labor entstehen.

Neuerdings ist unser virtueller Faymann in die wirklich virtuelle Welt, ins Internet abgetaucht. Die Zeitschrift Datum hat sich die Mühe gemacht, den wenigen Jubelgenossen nachzuspüren, die dort ständig unterwegs sind, um mit haarsträubenden Rechtschreibfehlern in Postings Faymann zu bejubeln. Diese Faymann-Jubler haben im Facebook keines der dort üblichen Attribute. Ihr Profil ist abgeschottet, man kann ihnen keine Freundschaftsanfrage schicken, keine Nachricht. Dafür liest man dort: „find das echt gut, dass der bundeskanzler das so klar ausspricht.“ Oder: „wär ihn einmal gesehen hat wie er mit sogenannten kleinen leuten umgeht sieht sofort dass er es ernst meint!“

Wie alles an Faymann: Total glaubwürdig.

Ebenso glaubwürdig wie seine Unschuld in Sachen Untreue und Amtsmissbrauch, deretwegen die Staatsanwaltschaft immerhin noch immer ermittelt. Findet sich dort denn nicht endlich ein BSAler, um das abzudrehen wie in Sachen Kampusch-Zweittäter, Aichhorn-Haus und anderen politisch unangenehmen Verbrechen? Eine Kunstfigur kann ja gar nicht ins Gefängnis kommen. 

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SN-Kontroverse: Schuldenbremse drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Schuldenbremse ein taugliches Mittel?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Bremse gegen Finanzhaie

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit der Pleite der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers befindet sich die globale Ökonomie auf Talfahrt. Mit Milliardenbeträgen sahen sich die Staaten gezwungen, ihre Banken vor der Pleite zu retten, und nun sind sie selbst konkursreif.

Eine in der Verfassung verankerte Schuldenbremse soll Abhilfe schaffen. Demnach darf der Schuldenstand die Grenze von 60 Prozent (derzeit 75 Prozent) des Bruttoinlandprodukts nicht überschreiten. Länder und Gemeinden werden auch verpflichtet. Sie sollen ab 2017 ausgeglichen bilanzieren. Allerdings haben die Landeshauptleute eine in der Vergangenheit weidlich ausgenutzte Möglichkeit, den Spardruck zu lindern: Beim alle vier Jahre stattfindenden Finanzausgleich feilschen Bund, Länder und Gemeinden um die Aufteilung der staatlichen Steuereinnahmen.

Sie sind dabei selten schlecht ausgestiegen und opponieren daher schon jetzt gegen die Sparpläne. Durch die Schuldenbremse sollen zwei Milliarden eingespart werden und sie soll nicht zuletzt Ratingagenturen und Anleiheninvestoren beruhigen. Sie sitzen Österreich im Nacken. Dabei steht die höchste Bonität, das „Triple A", auf dem Spiel.

Um die Dramatik zu illustrieren, genügt ein Blick auf die Rendite zehnjähriger österreichischer Staatsanleihen. Die schnalzte seit Mitte September von 2,5 auf mittlerweile 3,6 Prozent in die Höhe. Damit zahlt Österreich bereits doppelt so viel Zinsen für neue Schulden wie Deutschland, das seit 2009 die Schuldenbremse in der Bundesverfassung hat.

Die Schuldenbremse, vorausgesetzt sie wird vernünftig und gerecht umgesetzt, könnte letztendlich dazu führen, dass der Staat sich die ökonomische Handlungsfreiheit zurückerobert und nicht länger hilflos den Spekulationen der Finanzhaie ausgeliefert ist. Dafür lohnt es sich, mit allen Mitteln zu kämpfen.


Sie reden nur vom Sparen

Andreas Unterberger

 

Ein schwerer Raucher wird mit einer bösartigen Diagnose konfrontiert. Seine Reaktion: Er kündigt an, das Rauchen einbremsen zu wollen. Aber nicht gleich, sondern erst in einem Jahr. Und auch dann weiß er eigentlich nicht, wie er das anstellen wird. Der Nikotinverzicht soll ja keine unangenehmen Nebenfolgen haben.

Ähnlich lachhaft ist die sogenannte Schuldenbremse dieser sogenannten Regierung. Obwohl sich derzeit täglich die Zinsen für österreichische Staatsanleihen verteuern, obwohl wir nun bei neuen Anleihen schon mehr als doppelt so hohe Zinsen wie Deutschland zahlen müssen, obwohl das dreifache A der Kreditwürdigkeit heftig wackelt, meinen Faymann & Co., mit einer Debatte über eine papierene Scheinaktion noch irgendjemanden beeindrucken zu können.

Längst glauben Kreditgeber dieser Regierung aber kein Wort mehr. Sie wollen nur noch Taten sehen. Die aber zeigen, dass die Regierung noch immer wie wild trickst. Da dekretiert der Bundeskanzler zugleich mit der „Brems"-Ankündigung neuerlich eine so hohe Vergabegrenze, dass Politiker weiterhin korrupte 100.000-Euro-Aufträge aus Steuermitteln an Freunde vergeben können. Da sagt die Finanzministerin, am Budget 2012 werde sich aber noch nichts ändern (und 2013 ist leider, leider ein Wahljahr, was sie aber nicht sagt). Da mobilisieren Gewerkschaft, Grüne und Kampffeministinnen gegen eine Hinaufsetzung des Frauenpensionsalters von 60 auf 65, während der Rest Europas auf 67 geht. Da verbietet der Sozialminister, über ein Ende der Hacklerregelung nachzudenken. Da will sich in der allerfrechsten Aktion die ÖBB-Ministerin durch die Hintertür noch schnell gigantische 65 Milliarden (plus Zinsen) zusätzlich für die Bahn sichern.

Es ist wohl kein Zufall, dass die Ankündigung eines angeblichen Bremswillens ausgerechnet zum sogenannten Faschingsbeginn erfolgt ist.

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Vom Lügen und Trügen drucken

Ein Kreter sagte einst gemein:
Die Kreter lügen alle!
Da denkt man prompt, wird richtig sein –
und tappt schon in die Falle.

Wenn’s nämlich in der Tat so wär’,
hätt’ jener nicht gelogen –
nur war’s ein Kreter, und daher
ist trotzdem man betrogen!

Nicht virtuell, nicht Schall und Rauch
sind allerdings die Klagen,
dass in der Politik doch auch
sie nie die Wahrheit sagen.

Und wie von mir hier formuliert
mag’s nicht einmal genügen,
denn oftmals heißt es dezidiert,
dass allesamt sie lügen!

Drum wird’s besonders delikat,
wenn zwei von den Gestalten,
zwei ganz, ganz Große sich privat
in Klartext unterhalten:

Wenn einer etwa einbekennt
die Wut auf einen Dritten
und diesen einen Lügner nennt –
vom Zweiten unbestritten.

Und wenn der sagt, er tue sich
mit jenem noch viel schwerer –
ist das erlogen schauerlich,
ist’s wahr und weit prekärer?

Na, jedenfalls hat kein Spion
verraten, was geschehen –
doch war noch an das Mikrophon!
Wie’s heißt, bloß aus Versehen.

Das Kurzgespräch indes erhellt
wohl mehr als lange Reden,
wie’s wirklich ist um Macht bestellt
und wer wo zieht an Fäden.

So mögen halt bei Großen zwar
die langen Beine trügen,
in Wahrheit sind sie kürzer gar
als die von manchen Lügen…

Pannonicus

(Am Rande des letzten Gipfels sagte Sarkozy – unter der falschen Annahme, dass die Mikrophone bereits ausgeschaltet sind – zu Obama über Netanjahu: „Ich kann ihn nicht mehr sehen, das ist ein Lügner“. Und Obama antwortete: „Du magst genug haben von ihm, aber ich muss jeden Tag mit ihm umgehen“. Eine mehr als klare Aussage, wie viel ein US-Präsident – den man ja so oft den „mächtigsten Mann der Welt“ nennt – wirklich zu sagen hat.)

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Frisches Geld für den ORF oder: Bürgerlicher Masochismus drucken

Ist der ÖVP noch zu helfen? Sie hat – nach verlässlich klingenden Informationen – zugestimmt, dass der ORF seine Gebühren um sieben Prozent erhöht. Die SPÖ und die Grünen sind natürlich sowieso für die Erhöhung. Und auch die beiden Rechtsparteien haben eine große Tradition darin, sich vom Rundfunksystem Wrabetz-Rudas-Faymann-Pelinka erpressen zu lassen.

Dabei hat sich die versprochene Gegenleistung am Ende immer in Luft aufgelöst. So übel es überhaupt ist, dass rund um den ORF mit politischen Gegenleistungen gedealt werden kann.

Nichtlinke Parteien mit Selbstachtung haben jedenfalls in Zeiten des drohenden Staatsbankrotts absolut keinen einzigen logischen Grund, dem ORF mehr Geld zukommen zu lassen. Vor allem nicht, solange die Fernsehinformation innenpolitisch eine dumpfe rote Verlautbarungsplattform ohne jeden journalistischen Impetus auf Berlusconi-Niveau ist; solange die Außenpolitik so schwach ist wie noch nie in der Geschichte des ORF; solange jede einzelne Diskussionsrunde in deutschen Sendern von den Teilnehmern wie auch der Moderation her spannender, niveauvoller und mutiger ist als im ORF; solange ein Raimund Löw wie ein Politkommissar jede kritische Befassung mit der EU unterbinden kann; solange dort tägliche Kirchenhatz betrieben wird (aber die Verbrechen in Heimen der Gemeinde Wien blitzschnell wieder unter den Teppich gekehrt werden); solange die meisten Sendeschienen von Ö1 überhaupt kommunistisch unterwandert sind; solange die Journalmoderatoren fast täglich schmerzhafte Dummheit demonstrieren.

Was aber noch viel schlimmer ist: Keine einzige der nichtlinken Parteien bekommt überhaupt mit, was sich so in der Summe im ORF abspielt. Sie wissen nicht einmal, was eine professionelle Medienbeobachtung ist. Und die sogenannten Medienpolitiker schauen meist nur die eigenen Auftritte an.

Wer auch immer das Gebührenthema angreift, dürfte die Schrauben nur in eine Richtung drehen: nämlich hin zu einem allgemeinen Gebührentopf, aus dem jeder österreichische Sender nach objektiven Maßstäben für jene Sendungen etwas bekommt, in denen er niveauvoll und umfassend informiert, in denen er alle geistigen Strömungen dieses Landes ihrer Größe entsprechend berücksichtigt, in denen nicht nur österreichische, sondern auch internationale Politik, Wirtschaft und Wissenschaft spannend wiedergegeben werden.

Aus diesem unabhängig verwalteten Topf kann und soll auch der ORF (neben seinen Werbeeinnahmen) zu Geld kommen. Verdienen würde er es derzeit immerhin für die nach wie vor qualitativen und relativ objektiven Journalbeiträge der Hörfunkredaktion, für die leider immer seltener werdenden Korrespondentenberichte im Fernsehen (worunter freilich nicht die ewigen Formate „Journalist interviewt Journalisten“ zu verstehen sind, die in der Fernsehaußenpolitik fast so peinlich wie in der dortigen Innenpolitik sind), für den exzellenten Fernsehwetterbericht  und für – ?

Die Gemeinde der Kommentatoren ist eingeladen nachzudenken, ob es noch sonstwo im ORF Edelsteine gibt, die mir entgangen sind. Hier wollen wir ihm ja nicht Unrecht tun, auch wenn er dem Land schon so viel antut.

 

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Fußnote 234: Sie werden immer unverschämter drucken

Und da haben wir noch geglaubt, 33 Prozent seien eine skandalös arge Erhöhung. Rot-Grün kanns immer noch ärger.

Erst vor ein paar Wochen haben sie das Wasser um 33 Prozent verteuert, obwohl die Wasserwerke einen Überschuss produzieren (an Geld und Wasser). Das war aber der neuen Wiener Koalition offensichtlich noch lange nicht genug an Unverschämtheit: Jetzt wird das Kurzparken gar um 66 Prozent verteuert. Ein Euro statt 60 Cent für die halbe Stunde. Das übertrifft jeden von Arbeiterkammer&Co lauf beklagten Benzinpreisanstieg bei weitem. Das sind genau die Ursachen der Inflation mitten in der Stagnation. Und gleichzeitig hört man absolut nichts davon, dass in Wien irgendwo gespart würde. Etwa bei den exorbitanten Beamtengehältern, etwa bei den Korruptionsinseraten, etwa bei den Hunderten Millionen an Subventionen für die unzähligen feministischen, migrantistischen, antifaschistischen, antirassistischen, kulturaktivistischen Vorfeldorganisationen des rot-grünen Abkassierersumpfs, etwa bei überflüssigen Radfahrbeauftragten. Aber schuld sind nicht nur Rot und Grün. Schuld sind auch alle jene, die bei der Wiener Wahl gar nicht hingegangen sind, nur weil sie sich zwischen Blau, Schwarz und Orange nicht entscheiden konnten (was zugegebenermaßen nicht einfach ist). Sie haben dieser miesen Partie das Abcashen leicht gemacht.

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Die spannenden Lehren der Geschichte für unser Bildungssystem drucken

Es ist eine der spannendsten Diskussionen der internationalen Spitzenhistoriker (also leider keines einzigen österreichischen – die reduzieren ihr Interesse ja noch immer auf die Nazi-Zeit): Warum war Europa im letzten Jahrtausend so erfolgreich? Warum hat es zusammen mit seiner US-amerikanischen Ausstülpung alle arabischen, persischen, chinesischen Kulturen meilenweit überholt, obwohl diese in früheren Epochen in Sachen Technik, Wirtschaft, Sprache, Schrift oder Mathematik weit vor Europa gelegen sind? Und was können wir aus dieser Erkenntnis lernen?

Viele dieser Forscher halten vor allem zwei Faktoren für erfolgsentscheidend:  die Vielfalt Europas und seine gleichzeitige Offenheit für Ideen anderer. China, Russland, Persien, Byzanz oder das osmanische Reich wurden hingegen Jahrhunderte lang sehr zentralistisch, viel absolutistischer und häufig deutlich abgeschlossener als Europas Staaten verwaltet.

In Europa herrschte in diesem Jahrtausend überwiegend bunte Vielfalt. Man denke etwa nur an die zahlreichen Duodez-Fürstentümer des Heiligen Römischen Reiches. Vom Handel bis zum Bankwesen haben wiederum die ganz oder weitgehend unabhängigen oberitalienischen und flandrischen Städte vielfach die absolute Spitze eingenommen. Zur Spitzenstellung des Kontinents trugen auch die Vielfalt der christlichen Religionen und des Judentums bei (trotz Religionskriegen und Pogromen).

Die Europäer schauten sich immer jene Beispiele an, wo ein Land, eine Stadt etwas besonders erfolgreich gemacht hat, etwa ein neues Gesetz oder neue Erfindungen oder eine neue Marktordnung. Dieses Prinzip hat aber auch die moderne Wirtschaftswissenschaft unter dem Schlagwort „Best practice“ zur Methode gemacht. Die Nachahmung erfolgreicher Beispiele oder Konkurrenten, die Osmose neuer Ideen und die gleichzeitige Möglichkeit, dass immer irgendwo in diesem Europa irgendetwas Neues entwickelt werden konnte, erwiesen sich als weit erfolgreicher als die Entwicklung eines noch so gründlich ausgedachten Top-Down-Modells für einen Einheitsstaat.

Wenn sich ein europäischer Künstler unter einem Fürsten nicht wohlfühlte, zog er halt ohne Probleme zu einem anderen; besonders gern etwa nach Weimar oder nach Wien, wo dann so mancher Weltruhm erlangte. Ein Kolumbus pendelte so lange ungehindert zwischen der Republik Genua, zwischen den Königen von Portugal, Frankreich und Spanien, bis ihm schließlich einer seine Atlantikquerung finanzierte.

Wenn hingegen in einem großen, zentralistischen Land auch nur eine einzige Entscheidung falsch getroffen wird, gibt es keinerlei Gegengewicht, das einen Fehler austarieren konnte. Manche Staaten wie China oder Japan wurden durch einzelne Fehlentscheidungen, die dem ganzen Land von einem Herrscher aufgezwungen wurden, oft um Jahrhunderte zurückgeworfen.

Der Vorteil des freien Wettbewerbs zwischen einer bunten Vielfalt prägt aber auch heute viele Felder unseres Lebens:

Man denke etwa ans Telephon, wo früher eine einzige Monopolfirma und deren desinteressierten Beamten potentielle Kunden oft ein Jahr lang auf einen neuen – und mörderisch teuren – Anschluss warten ließ, wenn sie nicht die Protektion eines Wichtigen genossen oder kräftig geschmiert haben.

Man denke an die einstige schwer verschuldete und veraltete  Staatsindustrie, wie gut deren Betrieben und Arbeitsplätzen heute  die Freiheit, der Wettbewerb, die Vielfalt der Eigentümer tut.

Man denke an die Fortschritte an den Unis, seit dort nicht mehr ein einziger Minister alle neue Professoren bestellt, sondern die Unis das selbst tun.

Man denke an den Unterschied zwischen Ost- und Westeuropa bis 1989, als im Westen Millionen Unternehmen in freiem Wettbewerb den Bedürfnissen der Kunden mit immer neuen Ideen nachgespürt haben, während im Osten eine einzige Behörde mit einem von oben dekretierten Fünfjahresplan all diese Entscheidungen zentralisiert getroffen hat. Würden diese Planer jetzt noch amtieren, müssten die Menschen im Osten zweifellos auch heute noch neue Trabis und Wartburgs als einzige Möglichkeit eines Autos ansehen, auch wenn sie (nach Zahlung) 15 Jahre auf die Lieferung warten mussten.

Was können wir daraus für die Gegenwart und insbesondere unser Bildungssystem lernen?

Die Antwort ist klar: Dass wir die völlig falsche Schul-Debatte führen.

Diese Debatte sollte sinnvollerweise nicht mehr darum gehen, ob wir für die 10- bis 15-Jährigen nun ein oder zwei verschiedene Schulsysteme anbieten. Sondern um eine möglichst große und sich ständig neu entwickelnde Vielfalt der Ideen, Varianten und Modelle für die Bildung, Ausbildung und Erziehung in allen Altersstufen vom Kindergarten bis zur Universität.

Warum um Himmels willen sollen denn ausgerechnet in der Bildung Zentralismus und Staatsplanertum funktionieren? Warum soll es ausgerechnet in diesem Bereich richtig sein, dass eine einzige Zentrale alle AHS-Direktoren ernennt? Wem soll es nutzen, wenn die Zentrale in Wien nun sogar schon für die Kindergärten zuständig werden will? Warum begreift ausgerechnet die einst liberale Industriellenvereinigung nicht, dass auch in der Bildung die Vielfalt des Wettbewerbs überlegen ist? Warum lässt es die Öffentlichkeit der Unterrichtsministerin ohne Aufregung durchgehen, dass die Frau nun sogar die Autonomie der Universitäten einschränken will? Warum sollen ausgerechnet in der Bildung ein einheitlicher Lehrplan und ein einheitlicher Leistungsstandard über alle zwölf Schulstufen die richtige Antwort sein, obwohl die einen mit 14 Jahren noch immer nicht die Grundrechnungsarten, das Lesen und das Schreiben beherrschen, während sich andere schon zwei Jahre mit dem Pythagoräischen Lehrsatz und zwei Fremdsprachen befassen.

Dass auch in der Bildung nicht nur ein oder zwei von oben vorgegebene Modelle alleine passend sein können, haben etwa einst auch die Grünen gewusst, obwohl sie heute zu den militantesten Vorkämpfern der zwangsweisen Gemeinsamkeit über neun Schuljahre zählen. Sie hatten in den 80er Jahren eine lustige Vielfalt von Alternativschulen aufgebaut. Das gleiche Prinzip hat einst auch der von vielen Linken lange verehrte Mao Zedong gekannt, als er verlangte: Lasst Tausend Blumen blühen, was freilich erst dann unter Deng Xiaoping in Teilbereichen des chinesischen Lebens Wirklichkeit geworden ist – dafür mit umso größerem Erfolg.

Vielfalt und Wettbewerb sind natürlich primär zutiefst liberale Prinzipien. Sie lassen sich aber auch aus dem Personalitäts- und vor allem dem Subsidiaritätsprinzip der christlichen Soziallehre ableiten. Sie hängen zugleich ein wenig mit christlicher Demut zusammen: Wir sollten einfach zugeben, dass niemand von uns das für alle Kinder und für alle Regionen passende Schulmodell haben kann. Wir sollten ebenso zugeben, dass ein heute für eine bestimmte Aufgabe unter bestimmten Rahmenbedingungen passendes Modell in fünf, in zehn oder in zwanzig Jahren mit Sicherheit nicht mehr passen wird.

Der Staat hat in der Bildung nur zwei unverzichtbare Rollen: Ihm muss erstens jedes Kind finanziell gleich viel wert sein; wobei diese Gleichbehandlungspflicht bei objektivierbaren Unterschieden wie Hochbegabung, wie einer fremden Muttersprache, wie einer teuren technischen Ausbildung natürlich auch zu Zuschlägen führen kann. Und zweitens muss der Staat möglichst große Transparenz in Hinblick auf die Ergebnisse jeder einzelnen Schule herstellen, über das Können und Wissen ihrer Absolventen und deren Erfolg am weiteren Lebensweg.

Auf dieser Basis könnten endlich viele gute Ideen nebeneinander blühen, ohne dass wir uns ständig in der Bildungsdebatte mit ideologischen Totschlagargumenten wie in einem Religionskrieg den Schädel einschlagen, weil immer irgendwer missionarisch für die letzten Schulwahrheiten kämpft. Auf dieser Basis würden immer wieder neue gute Modelle entstehen, während bei manchen alten die Schüler ausbleiben würden.

Da stehen dann Schulen von Bund, Ländern oder Gemeinden in gleichberechtigtem Wettbewerb mit jenen von Vereinen, Kirchen, Lehrer-  oder Eltern-Initiativen stehen.

Da können dann Schulen mit Zugangsprüfung neben solchen mit freiem Zugang zeigen, welches Modell besser ist.

Da können dann Wirtschaftsverbände mit vielen kreativen Ideen den Weg in die duale Ausbildung (Lehre+Berufsschule) möglichst attraktiv machen.

Da wird es Schulen geben, wo man mit 15 Jahren schon jahrelang zwei oder vielleicht auch  drei Fremdsprachen lernt, neben solchen, die sich mit gezielten Methoden auf das Beheben der Defizite in bildungsarmen Elternhäusern konzentrieren.

Da werden manche Schulen zeigen wollen, dass das Lernen von Latein und Griechisch ein ideales Bildungsgerüst ist, während andere Österreichs Rolle als Musikland in den Mittelpunkt rücken, während sich die dritten ganz auf Naturwissenschaften und Technik spezialisieren.

Da werden sich Schulen trauen, im Unterricht wieder ganz bewusst ohne Computer auszukommen, während andere die Arbeit am PC sehr forcieren werden.

Da werden die einen Schulen großen Wert auf Disziplin legen, während andere bewusst antiautoritär geführt werden.

Da werden Schulen mit scheinbar altmodischem Frontal- und Lern-Unterricht neben solchen erblühen, die jede pädagogische Neuentwicklung  mit Begeisterung mitmachen.

Da werden die einen Schulen durchaus mit dem Sitzenbleiben arbeiten, andere hingegen mit einem Modulsystem und die Dritten nur mit „Motivation“ statt jeder Form von Benotung.

Da wird es Schulen geben, die auf der Mitarbeit der Eltern aufbauen, und solche, die ohne diese auskommen müssen.

Welche Schulen werden nun in diesem bunten Strauß von Varianten die beliebtesten sein? Ich weiß es nicht, habe höchstens Vermutungen. Die Eltern sollten sich jedenfalls frei entscheiden können, der Staat soll nur die Erfolge der einzelnen Schulen bei Tests mit deren Schülern messen. Und die Ergebnisse dieser Tests vor allem veröffentlichen (im Gegensatz zur jetzigen Schulministerin, die wie in einer Diktatur Testergebnisse geheimhält). Immer wieder wird es in einer freien Schulwelt auch neue Ideen geben, die sich nicht nur entwickeln dürfen, sondern es auch sollen.

Natürlich wird es auch in einer freien Schule noch viele heikle politische Fragen geben: Etwa: Wie lange kann die überschuldete Allgemeinheit in einer Zeit der Wirtschaftskrise wirklich verpflichtet werden, jungen Menschen ein fürs Berufsleben weitgehend unbrauchbares Pseudostudium zu finanzieren?

Gewiss gibt es auch noch etliche andere Fragen zu klären. Aber ich bin jedenfalls überzeugt, dass nur ein solcher Ansatz unseren Schuldiskussionen wieder eine positive Dynamik geben kann.

Denn wir brauchen Eliten, die wir schon im Schulalter ständig fordern und fördern, die schon lange vor der Schule von ihren Eltern gezielt gefördert worden sind.

Denn wir brauchen dringend mehr Anreize, damit  mehr Schüler ihren Weg Richtung Technik , Naturwissenschaft und Ökonomie gehen.

Denn wir brauchen sehr spezifische Anstrengungen für den wachsenden Anteil von bildungsfernen Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Sprachdefiziten.

Denn wir brauchen eine deutlich erhöhte Wertschätzung für das duale Schulsystem, um das uns viele Länder beneiden, das aber bei einem Erfolg des Volksbegehrens fast den Bach hinuntergegangen wäre.

Gewiss, Freiheit und Vielfalt erfordern mehr Denkanstrengung, als wenn man alles von einem allwissenden, aber in Wahrheit ach so dummen Vater Staat erwartet. Unsere Zukunft und die unserer Kinder sollten uns das aber wert sein.

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AAAA: Jetzt ist die Bremse da drucken

Jetzt hat also die Regierung die Schuldenbremse im Ministerrat beschlossen. Da werden die Ratingagenturen natürlich so beeindruckt sein, dass sie der Republik sofort ein viertes A spendieren. (Mit einer nachträglichen Ergänzung)

Sie werden übersehen, dass es vom Ministerrat bis in die Verfassung noch ein weiter Weg ist, für den es beispielsweise noch die Zustimmung einer weiteren Partei braucht.

Sie werden übersehen, dass Österreichs allergrößte Schuldensorgenkinder, die Bundesländer und Gemeinden noch keineswegs zugestimmt haben, dass auch sie von einer solchen Bremse erfasst werden.

Sie werden übersehen, dass nicht etwa schon heuer oder im Budget für 2012 gespart werden soll, sondern irgendwann. Sie werden übersehen, dass mit diesem Beschluss des Ministerrats erst beschlossen worden ist, dass das Parlament beschließen soll, dass die Regierung später einmal bei Einbringung des Budgets eine Reduktion des Defizits beschließen soll, die dann auch das Parlament beschließen soll.

Sie werden übersehen, dass keine harte unmittelbare Konsequenz droht, wenn diese Schuldenbremsen-Regel nicht eingehalten wird. Sie werden übersehen, dass der Chef dieser Regierung dieselben Blasen voll heißer Luft wie seit drei Jahren absetzt, wenn es darum geht, wo wirklich gespart werden soll.

Sie werden übersehen, dass uns die Politik schon seit langem Verwaltungsreformen verspricht.

Sie werden voll überzeugt sein, dass mit mehr „Rehabilitation“ die Österreicher plötzlich um Jahre später in Pension gehen werden.

Die Ratingagenturen werden übersehen, dass die Regierung Failmann sie für ganz blöd hält.

Nachträgliche Ergänzung: Kaum habe ich diesen Kommentar zu dem Schuldenbremsen-Beschluss des Ministerrats ins Netz gestellt, stoße ich auf einen weiteren Beschluss desselben Ministerrates, der zeigt, dass diese Regierung es absolut noch immer nicht ernst meint: Die Regierung hat auf Vorschlag des Wirtschaftskammerministers Mitterlehner die Verlängerung der sogenannten Vergabegrenzen bis zumindest Ende 2012 beschlossen. Und dieser Beschluss gilt auch sofort, ist also nicht ein bloßer Beschluss, dass man vielleicht einmal etwas zu beschließen beschließen wird. Das heißt: Jede Behörde ist bei ihren Einkäufen bis zu einem Betrag von 100.000 Euro frei von einer Ausschreibung, kann sie mit freier Hand vergeben. Bis zur Regierung Faymann war diese Grenze hingegen 40.000 Euro. Vergabeverfahren haben aber nur einen einzigen Zweck: Möglichst auszuschließen, dass irgendwelche Freunde oder Bestecher zu einem erhöhten Preis zum Zug kommen, wenn ein Beamter oder Politiker oder eine Bundesfirma von unserem Geld etwas einkauft. Das soll ja schon vorgekommen sein.Das heißt also: Diese Regierung verschleudert weiter bewusst und mutwillig Steuergeld im Interesse jener Freunde, Bestecher und Bestochenen. Und diese Regierung soll noch jemand ernst nehmen . . .

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Zu spät, zu wenig rechtsverbindlich aber immerhin drucken

Immer wieder wurde in den vergangenen zwei Jahren das große Versäumnis beklagt, dass bei Einführung des Euro keine Regelungen für den Fall der Disziplinlosigkeit oder gar Insolvenz eines Euro-Landes geschaffen worden sind. Diese Klagen waren durchaus berechtigt – scheinen aber neuerdings zum Teil überholt. Was sogar ein wenig Hoffnung in trüben Zeiten machen kann.

Denn in Wahrheit passiert jetzt in der europäischen Realität ziemlich genau das, was eine solche Insolvenzordnung vorsehen müsste: Es wird ein Insolvenz- oder Masseverwalter eingesetzt, der ein von der Gläubigerversammlung vorgegebenes Sanierungsprogramm umzusetzen hat. Genau das hätte im Grund schon von Anfang an in den EU- und Euro-Verträgen stehen müssen.

Die EU hat in den letzten Wochen und Monaten Italien, Griechenland, Irland und Portugal ein solches Programm mehr oder weniger von außen vorgegeben. Und in Italien wie Griechenland wird darüber hinaus sogar ein von Europa erwünschter Insolvenzverwalter als Regierungschef inthronisiert. Das sind zwar in beiden Fällen nationale Persönlichkeiten, aber keiner der beiden ist durch eine demokratische Wahl oder eine gewählte Partei an die Macht gekommen, sondern auf ausdrücklichen Wunsch, um nicht zu sagen massiven Druck von außen.

Also alles in Butter? In Wahrheit nicht. Man kann nie befriedigt sein, wenn sich die Dinge außerhalb der demokratischen Verfassungen und völkerrechtlichen Verträge entwickeln, wenn sich die Macht (in diesem Fall zum Glück nicht die der Gewehre, sondern nur die der Gläubiger) als stärker erweist als das Recht.

Diese Kritik hat freilich gar nichts zu tun mit jener von gewaltaffinen Organisationen wie „Attac“ gegen die "bösen" Märkte. Denn Attac&Genossen wollen ja ein totales Chaos herbeiführen, in dem de facto niemand mehr Schulden zurückzahlt, und in dem Geld ganz nach Bedarf gedruckt wird. Das Attac-Szenario führt mit Sicherheit in die gesamteuropäische Verarmung samt bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Zurück zur europäischen Realität: Zweifellos wäre es besser gewesen – und wäre auch heute noch besser –, würde bei Insolvenz eines Schuldnerstaates nach einem ordentlichen, rechtlich festgelegten Insolvenzrecht vorgegangen. Selbstverständlich kann ein solches Recht aber nur funktionieren, wenn es immer auch die ökonomischen Zusammenhänge und Grundrechnungsarten berücksichtigt. Es ist daher immerhin ein Fortschritt, wenn diese ökonomischen Gesetze nun zumindest de facto auf politischem Weg und zumindest teilweise Anwendung finden.

Freilich bleibt der Weg des politischen Druckes im rechtlich ungeregelten Raum immer einer ins Ungewisse. Es ist beispielsweise recht unklar, wieweit dieser Druck im notwendigen Ausmaß dauerhaft aufrechterhalten werden kann, haben doch Italien und Griechenland die Sanierungspakete bisher immer nur teilweise, halbherzig bis gar nicht umgesetzt. Und offen bleibt auch, wie lange umgekehrt die entmachteten Bürger und Wähler diese Diktatur des Auslandes hinnehmen werden. Umso klarer ist, dass es viel besser gewesen wäre, wenn Europa schon im Winter/Frühjahr 2010 Griechenland zu ganz konkreten Maßnahmen gezwungen hätte, statt sich dort eineinhalb Jahre lang am Schmäh führen zu lassen.

Dabei ist schon damals zweifelhaft gewesen, was heute noch viel ungewisser ist: Kann die Insolvenz Griechenlands und die einiger anderer Staaten (egal, ob diese nun im Einzelfall eher einem Ausgleich oder einem Konkurs nahe sind) überhaupt noch so weit aufgefangen werden, dass diese Staaten nicht über einen Dominoeffekt noch andere mit sich reißen? Dieser Dominoeffekt droht ja immer auch bei der Pleite eines Unternehmens. Bei Ausfall von Forderungen können auch an sich gesunde Gläubiger und Lieferanten plötzlich in Konkursgefahr geraten.

Gewiss ist jedenfalls, dass diese Gefahr durch die lange Zeit der Verschleppung viel größer geworden ist. Und dafür tragen Europas Regierungschefs mit Angela Merkel an der Spitze die Hauptverantwortung. Woran die kleine Erleichterung nichts ändert, dass sie wenigstens jetzt und wenigstens mit politischem Druck das zu erreichen versuchen, was schon längst rechtlich wasserdicht geregelt gehört hätte.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Die wirtschaftliche Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst… drucken

Würden im Zuge der Schuldenkrise nicht fatale Konsequenzen drohen, die bis zum Ausbruch schwerer Unruhen oder gar bis zu Bürgerkriegen reichen könnten, wären die Aktivitäten der politischen Eliten beinahe amüsant. Bereits im Tagestakt werden Maßnahmen, die eben noch als der Weisheit letzter Schluss angepriesen wurden, verworfen. Prognosedaten staatsfinanzierter Wirtschaftsforschungsinstitute werden, kaum veröffentlicht, schon wieder nach unten revidiert.

Selbst die chronisch daneben liegenden Kaffeesudleser – regierungsnahe Ökonomen und die meisten Kommentatoren der Hauptstrommedien – scheuen mittlerweile allerdings nicht mehr davor zurück, die garstigen Worte „Rezession“ und „Inflation“ in den Mund zu nehmen. Den Genannten wäre manche Blamage erspart geblieben, hätten sie sich beizeiten mit der „österreichischen“ Wirtschaftstheorie auseinandergesetzt. Dass strukturelle Probleme nicht mit Geldpolitik zu lösen sind, hätten sie auf diese Weise längst erfahren.

Dass das österreichische Bonitätsranking erheblich wackelt; dass Staatsanleihen der Alpenrepublik gegenüber deutschen mittlerweile Preisaufschläge von 1,6 Prozent hinnehmen müssen – keiner interessiert sich so recht dafür. Kakanien wäre auch nicht, was es ist, würde hier nicht zu dem Dramatischen das (unfreiwillig) Komische hinzutreten. Dass der Leiter des in völlig linkes Fahrwasser geratenen Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) allen Ernstes eine jährliche Verteuerung der Spritpreise um das Zwei- bis Dreifache der Inflationsrate als geniales Heilmittel im Kampf gegen die Staatsschulden anregt, ist eines der Schmankerln, wie sie für die am Nordrand des Balkans gelegene Bananenrepublik typisch sind.

Was ficht einen beamteten, vor der Pensionierung stehenden Ökonomen schon die Sorge um jene zerstörerischen Konsequenzen an, welche die von ihm empfohlenen Maßnahmen für den Wirtschaftsstandort hätten? Wie zum Hohn fällt den maßgeblichen „Experten“ des Landes niemals etwas anderes ein, als der Ruf nach immer neuen Steuern im Hochsteuerland Österreich. Je mieser es dem produktiven Sektor geht, desto mehr gutbezahlte Jobs für unproduktive Volkswirte schauen heraus – so scheint das Kalkül zu sein.

Woher die Steuern kommen, wer sie wofür bezahlt, ist letztlich egal. Jeder dem Privatsektor vom Staat gestohlene Euro bedeutet ein weiteres Wachstum des bösartigen Verwaltungstumors und einen – nicht nur materiellen – Verlust für die Bürger. Ausgerechnet in der gegenwärtigen Lage, in der die Konjunktur erkennbar am Kippen ist, Steuererhöhungen zu fordern, ist ein zynischer Witz.

Sinn für Humor beweist dieser Tage auch der Linzer Bürgermeister, Genosse Franz Dobusch (SPÖ), indem er eine minutiöse Dokumentation der totalen Inkompetenz seiner Administration an die Öffentlichkeit bringt. Der schlichte Mann meint allen Ernstes, damit eine erfolgreiche Entlastungsoffensive starten zu können. Bekanntlich haben er und seine wackeren Mannen den Bettel von rund 400 Mio. Euro mittels eines komplizierten SWAP-Deals in den Sand gesetzt.

Um es nicht bei dem für den Steuerzahler entstandenen Schaden bewenden zu lassen, sondern auch noch eine veritable Lachnummer zu bieten, verklagt er nun jene Bank, mit der das Geschäft seinerzeit getätigt wurde. Als Begründung führt er die Unbedarftheit seiner Mitarbeiter in Fragen von Finanzgeschäften an. Selbst der selige Roda Roda hätte sich nichts Groteskeres ausdenken können. Dass der rote Kanzler der Republik, Werner Faymann, unermüdlich gegen bitterböse Finanzspekulanten vom Leder zieht und nun ausgerechnet einer seiner Parteifreunde als Finanzspekulant Schiffbruch erlitten hat, zählt zu den Kleinodien der heimischen Innenpolitik.

Dass die beklagte Bank, die BAWAG, zu der Zeit, als der Deal über die Bühne ging, fest in der Hand von Dobuschs und Faymanns tiefroten Parteigenossen war (einer davon, Ewald Nowotny, gibt derzeit den OeNB-Gouverneur), verleiht der Posse zusätzlichen Unterhaltungswert. Jeder blamiert sich eben so gut er kann.

Auch Herbert Tumpel, Chef einer der überflüssigsten Organisationen des Landes, nämlich der mit Zwangsabgaben finanzierten Arbeiterkammer, mischt kräftig mit, wenn es um einen Rang im Spitzenfeld der peinlichsten Ansagen in Wirtschafsfragen geht. Der stahlharte Ex-Jagdkommandokämpfer (das „Jagdkommando“ ist die militärische Eliteeinheit des Bundsheeres), bedient sich zu diesem Behufe des unter dem Titel „AK für Sie“ erscheinenden Zentralorgans seiner Organisation, die den rastlosen Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung der werktätigen Massen auf ihr Panier geschrieben hat.

Neben Beiträgen, die sich in imponierender Weise mit Themen auseinandersetzen, die den Arbeitnehmern immer schon unter den Nägeln gebrannt haben, wie etwa „13 Olivenöle im Test“ oder „Konzert per Internet“, findet sich in der eben erschienenen Novemberausgabe unter der Schlagzeile „Preisspirale stoppen“ auch ein erhellendes Statement des Herrn Präsidenten. Der wachsame Mann argwöhnt, dass – besonders im Bereich der Mineralölprodukte – „Preistreiber“ am Werk sind. Die ortet er natürlich nicht etwa in der Regierung, die Mineralölprodukte mit schamlos hohen Steuern belegt, sondern – das Spektrum der Gedankenwelt sozialistischer Apparatschiki ist halt doch ein wenig monochrom – wieder einmal unter gewissenlosen „Spekulanten“. Tumpels genialer Plan, um dem Treiben dieser Plutokraten gegenzusteuern: „Die Bundeswettbewerbsbehörde muss entsprechende Untersuchungen etwa des Treibstoffmarktes machen.“

Der Mann hätte möglicherweise doch besser Germanistik studieren sollen. Vielleicht hätte er aber auch, ehe er sich zu derart törichten Statements hinreißen läßt, den Rat seiner Frau suchen sollen, die – es lebe die Quote – immerhin einige Jahre im Direktorium der EZB zubringen und auf diese Weise ihren Horizont beträchtlich erweitern durfte. Wie dem auch sei, er jedenfalls hat bis heute nicht begriffen, dass für die Preisbildung der Markt, nicht aber der Plan von Politikern und Beamten, maßgeblich ist. Man kann sich ausmalen, wie jetzt – angesichts der von Tumpel angestellten Überlegungen – in den Konzernzentralen international tätiger Ölgesellschaften die Alarmsirenen zu schallen beginnen.

Ein paar Seiten später legt der AK-Präsident in einem weiteren Beitrag noch ein Schäuferl nach, wenn er erklärt, dass er „Spekulanten einen Riegel vorschieben“ möchte – und zwar durch Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Das ist es! Einführung der Tobin-Tax, notfalls im alpenrepublikanischen Alleingang, und alles wird gut. Zur Ehrenrettung des AK-Kapos sei angemerkt, dass er mit diesem groben Unfug nicht alleine dasteht. Den bekommt man nämlich auch aus den Reihen angeblich „wirtschaftsnaher“ Organisationen zu hören.

Dass die aktuellen Finanzprobleme allesamt aus zu hohen Staatsausgaben und den damit verbundenen Schuldengebirgen, nicht aber aus zu niedrigen Steuereinnahmen resultieren, ist eine Erkenntnis, die in den Gehirnen linker Etatisten einfach keinen Platz hat. Weder in Österreich, noch irgendwo sonst…

http://www.heute.at/news/wirtschaft/art23662,615476 

http://www.linz.at/images/Hintergrundinformationen_Swap4175.pdf

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Fußnote 233: Jetzt ist es passiert drucken

Die Bundesregierung tagt Tag und Nacht. Sie hat den Ernst der Lage erkannt, die sich von Stunde zu Stunde dramatisiert.

Fasching, Fasching. Stimmt alles nicht. Die Bundesregierung tut nichts, sondern schläft weiter. Der Sozialminister erlaubt Expertengremien weiterhin nicht, über die Abschaffung der Hacklerregelung auch nur nachzudenken. Die Finanzministerin holt ihren Budgetentwurf nicht zurück, um zuzugeben, dass man sofort drastisch sparen müsste und nicht erst irgendwann. Warum die Regierung das alles und noch viel mehr tun sollte? Nun, dazu sollten allein die Nachrichten der letzten Stunden reichen: Die Uni Credit, die Eigentümerin der größten österreichischen Bank, erleidet im dritten Quartal wegen Abschreibungen auf ihre Bankbeteiligungen(!) einen Verlust von gigantischen 10,6 Milliarden Euro. Und die Zinsen beim Weiterverkauf österreichischer Bundesanleihen haben sich schon auf 3,4 Prozent erhöht; die damit zu bezahlende Risikoprämie ist also jetzt schon fast doppelt so hoch wie die für deutsche Papiere mit 1,8 Prozent. Dabei sind jahrelang österreichische und deutsche Papiere gleich sicher eingeschätzt worden. Aber jetzt hat man ja endlich die Nachwirkungen der bösen Schüssel-Jahre überwunden . . .

 

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Jubel über die Arbeitslosenzahlen drucken

Bisweilen stoßen meine düsteren Vorahnungen für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft der Republik auf das Gegenargument: Aber unsere Arbeitslosenzahlen zählen doch europaweit noch immer zu den niedrigsten!

Das ist auf den ersten Blick trotz des Steigens der Arbeitslosigkeit durchaus richtig. Die EU misst nach gleichen Methoden in all ihren Mitgliedsländern die Arbeitslosigkeit. Und dabei kommt Österreich sehr gut weg. Zugleich scheint Arbeitslosigkeit ein ganz zentraler Indikator für die wirtschaftliche und damit auch soziale Stabilität eines Landes zu sein.

Doch die Statistik trügt an allen Enden. So wie die Griechen bei ihren Finanz-Statistiken sind wir Europarekordler bei den Job-Statistiken. Wir verstecken unsere Arbeitslosen mindestens ebenso gut, wie es die Griechen bei ihren Schulden getan haben. Um das zu beweisen genügt etwa schon die Tatsache, dass die Österreicher im Schnitt vier Jahre früher in Pension gehen, als die übrigen Europäer es tun. Würden diese vier Jahrgänge alle im Arbeitsmarkt unterwegs sein, würde die Statistik ganz anders aussehen.

Dasselbe gilt für die langen Aufenthalte an Universitäten, die junge Menschen weit länger vom Arbeitsmarkt fern halten als notwendig und als anderswo üblich. Durch den offenen Zugang werden auf den Unis junge Menschen viele Jahre lang zu teuren Kosten geparkt, die erst dann in den Ernst des Lebens wechseln, wenn sich irgendwo ein Angebot auftun sollte. Das gilt insbesondere auch für das Doktoratsstudium nach dem Magister: Dieses wird nicht einmal von zehn Prozent der Studenten mit einer Promotion abgeschlossen.

Die P- und die G-Studien

Es klingt aber viel besser, zu sagen, dass man am Doktor arbeitet, statt sich als Arbeitssuchender deklarieren zu müssen. Ähnliches gilt auch für die Magister- und Bachelor-Studenten der vielen Leichtstudien mit dem P wie Plunder. Sie können während dieser Zeit noch einmal so richtig das Leben genießen, Familienbeihilfe und Stipendien kassieren und sich auch noch richtig wichtig vorkommen. Nur verdrängen sie dabei die Tatsache, dass Österreich nicht jedes Jahr Tausende neue Politologen, Psychologen, Publizisten, Pädagogen braucht. Wenn man etwas genauer hinschaut, müsste man übrigens auch die G-Studien von Germanistik bis Geschichte in diese Gruppe einbeziehen. Viele dieser akademischen Karrieren enden in jahrelanger Projektmitarbeit und in Werkverträgen ohne Perspektiven, bis man dann halt bereit ist, etwas ganz anderes zu arbeiten, wofür man bei Gott nicht studiert hat. Wie viele „Akademiker“ das tun, wird übrigens von keiner einzigen Statistik erforscht. Das merkt man nur an Hand vieler konkreter Lebensläufe.

Nun werden viele sagen: Es ist doch immer noch besser, wenn die Menschen Plunder-Studien belegen oder jugendlich in die Pension gehen, als am Arbeitsamt zu stehen. Das ist aber in Wahrheit gar nicht besser. Denn damit wird den Menschen ja die unverzichtbare Eigenverantwortung ausgetrieben, sich selbst für die Suche nach einer Arbeit zuständig zu fühlen. Indem sie etwa die Branche wechseln. Indem sie auch im fortgeschrittenen Alter noch eine spezifische, vom Markt nachgefragte Qualifikation erwerben. Indem sie etwa gar selbständig werden. Indem sie es etwa im zweiten Lebensabschnitt eine Gehalts- und Prestigestufe niedriger geben.

Das sei an Hand eines konkreten, wenn auch für manche kontroversiellen Modells gezeigt. Es wäre für die Volkswirtschaft wie die jungen Menschen selbst viel besser und ehrlicher, würden diese jeweils obligatorische Zugangsprüfungen ablegen müssen, bevor sie in die nächst höhere Bildungsstufe aufgenommen werden. Das würde dort überschau- und berechenbare Studentenzahlen schaffen. Das würde sofort zu viel besseren Studienbedingungen und damit höherer Qualität führen. Das würde vor allem den jungen Menschen verlorene Jahre ersparen.

Denn wenn man etwa mit 15 oder 19 keine Zulassung zur Oberstufe („Sekundarstufe 2“) oder einer Hochschule schafft, wäre es eine durchaus sinnvolle Alternative, eine Fachlehre zu machen. Nach der verdient man ja meist mehr denn als gescheiterter Politologe, man hat oft ein erfüllteres Leben, und man kann zum Unterschied vom Politologen etwas zum Wohlstand der Allgemeinheit beitragen.

Mit 24 Jahren, also nach vielen Jahren am Arbeitsamt namens Universität, geht man hingegen nicht mehr den Weg in eine solche Berufsausbildung. Dabei ist dieses Alter meist der früheste Zeitpunkt, zu dem viele erst erkennen, etwas für das Berufsleben Unbrauchbares studiert zu haben.

Aber noch immer gibt es Politiker, die stolz auf dieses System der versteckten Arbeitslosigkeit sind. Und die gleichzeitig dafür plädieren, dass wir für jene Berufe, an denen wirklich Bedarf herrscht, halt gleichzeitig Ausländer zu teuren, aber ebenfalls versteckten Kosten importieren. Die wir nur leider nicht finden.

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Wie entwickelten sich die österreichischen Steuereinnahmen? drucken

Steuereinnahmen nach Quelle in Milliarden Euro seit 2008

 

Steuer 2008 2009 2010 2011 2012
Einkommenssteuer

2,74

2,60

2,67

2,50

2,85

Lohnsteuer

21,31

19,90

20,43

21,60

23,00

Kapitalertragssteuer

1,57

1,14

1,25

1,30

1,40

Kapitalertragssteuer (auf Zinsen)

2,18

1,87

1,30

1,73

1,55

Körperschaftssteuer

5,93

3,83

4,63

4,50

5,50

Umsatzsteuer

21,85

21,63

22,47

23,60

24,10

Tabaksteuer

1,42

1,46

1,50

1,57

1,60

Mineralölsteuer

3,89

3,80

3,85

4,35

4,35

Rechtsgebühren

0,81

0,80

0,82

0,67

0,50

Energieabgabe

0,71

0,65

0,72

0,73

0,85

Normverbrauchs-abgabe

0,47

0,44

0,45

0,48

0,50

Versicherungssteuer

1,02

1,03

1,01

1,08

1,03

Motorbez. Versicherungssteuer

1,47

1,52

1,55

1,59

1,68

KFZ-Steuer

0,077

0,068

0,069

0,045

0,04

sonstige Abgaben

3,06

2,56

2,74

3,22

3,57

Bruttoabgaben gesamt

68,53

63,31

65,49

68,98

72,53

Quelle: BMF

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Adriasand in Europas Augen drucken

Und wieder sind alle Europäer erleichtert. Italien hat nun in allen Kammern ein Sparpaket beschlossen und bekommt demnächst einen neuen Premier. Unklar ist nur noch eine Kleinigkeit: Hält die Erleichterung zwei Tage oder gar zwei Wochen?

Denn das Paket ist nett, aber alles andere als die Rettung des Landes. Trotzdem soll man zuerst einmal festhalten, dass viele der Detailbeschlüsse des Sparpakets lobenswert und notwendig sind. Dieses Lob gilt etwa für die Erhöhung des allgemeinen Pensionseintrittsalters von 65 auf 67 Jahre. Bevor man aber vor den Italienern den Hut allzu tief zieht, sollte man auch das Kleingedruckte lesen: Denn erst 2026 soll es soweit sein. Nur keine germanische Hast.

Ansonsten finden sich in dem Paket einige weitere durchaus anerkennenswerte Dinge wie Privatisierungen von Tochterunternehmen der Gemeinden (E-Werke, Wasserwerke, Verkehrsbetriebe usw.) oder der Verkauf von staatlichen Grundstücken und Gebäuden. Ferner sollen öffentliche Arbeitgeber künftig Mitarbeiter leichter an andere Stellen versetzen dürfen. Wohlgemerkt aber: Nichts von dem ist mit dem Gesetzesbeschluss schon Realität. Es ist nur ermöglicht worden. Und am Weg zur Realität lauern noch viele italienische Konfusionen.

Der Rest des Sparpakets sind einige Steuererleichterungen etwa für Firmen, die Lehrlinge aufnehmen oder die sich an Straßenbauprojekten beteiligen. Doch halt, irgendetwas ist auch da missverstanden worden: Eigentlich vergrößern Steuererleichterungen ja zumindest aufs erste Defizite, statt sie zu verkleinern. Sie sind also vorerst das Gegenteil eines Sparpakets.

Was aber vor allem den von Italien so sehr ersehnten Investoren weiterhin die meisten Hoffnungen nehmen wird: Nicht verwirklicht wurden alle tatsächlich wirksamen, jedoch schmerzhaften Maßnahmen. Dies gilt insbesondere für den von den Gewerkschaften abgelehnten Vorschlag einer Aufhebung des landesweit geltenden Verbots, Mitarbeiter zu kündigen.

 

Womit klar ist, dass italiensche Arbeitgeber weiterhin zehnmal nachdenken werden, bevor sie auch nur einen einzigen neuen Mitarbeiter anstellen. Womit die Jugendarbeitslosigkeitszahlen weiterhin zu hoch und die Sozialversicherungs- und Lohnsteuereinnahmen weiterhin zu niedrig bleiben werden. Womit wieder bewiesen ist, dass Italien noch sehr weit weg von einer echten Wende zu neuer wirtschaftlicher Dynamik ist. Womit weiterhin das Wort „Krise“ die zentrale Überschrift Italiens bleiben wird.

PS.: An den positiven Elementen des Italienpakets sollte sich im übrigen auch Österreich ein Vorbild nehmen. Aber hierzulande erhöht man wegen des tapferen Kampfes der Feministinnen gegen das Patriarchat das Frauenpensionsalter gar erst im Jahr 2033, und dann bloß auf 65 Jahre und nicht auf 67, wie es nun immer mehr europäische Länder schon getan haben. Auch Vorschläge, Betriebe der Gemeinde Wien zu privatisieren, lösen bei der SPÖ zehnmal empörtere Emotionen aus als Berichte über Massenvergewaltigungen in städtischen Kinderheimen. In Österreich werden daher selbst so relativ harmlosen Maßnahmen wie in Italien wohl erst dann stattfinden, wenn einmal auch in Wien ein Regierungschef sitzt, der von der EU und nicht den Wählern nominiert worden ist.

 

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Ein Eisenbahner hat lang genug nicht gearbeitet drucken

Und schon der nächste Rücktritt. Eisenbahner-Gewerkschafter Wihelm Haberzettl ist es diesmal, der geht. Und wieder gibt es keine Angabe von Gründen. Doch halt: Haberzettl hat im Grund sehr wohl klar gemacht, aus welcher Einstellung heraus er geht.

Natürlich tut er das nicht aus schlechtem Gewissen ob der paar Milliarden, die uns die Eisenbahner-Gewerkschaft alljährlich kostet. Er sieht sich vielmehr einfach reif für die Pension, auch wenn er nun bei einer parteinahen Wohnbaugenossenschaft ein Büro samt Sekretärin bekommen wird. Die Pensionistengesinnung wird aus seinen Abgangs-Phrasen völlig klar: Es sei es Zeit dafür, "jüngeren Talenten Platz zu machen“. Und: „Ein gereifter Funktionär sollte auch die Kraft und den Mut besitzen, loslassen zu können."

Aber wohlgemerkt: Der gute Mann ist 56, sollte also normalerweise noch mindestens für ein Jahrzehnt Kraft haben, bevor es ans Loslassen geht. Freilich liegt Haberzettl schon deutlich über dem durchschnittlichen Pensionsantrittsalter eines normalen Eisenbahners. Da fällt es ihm wohl gar nicht auf, dass seine Worte genau jene provozierende Einstellung verraten, deretwegen Bundesbahner landesweit so unbeliebt sind.

Wenn sich ein 70-Jähriger mit „loslassen können“, „gereift“ und „Jüngeren Platz machen“ verabschiedet, dann ginge das in Ordnung. Aber wenn ein 56-Jähriger solche Sprüche für passend hält, dann zeigt das, wieweit wir schon im Schnellzug nach Griechenland unterwegs sind, und wer die Weichen dafür gestellt hat.

Wollen wir jedoch positiv denken. Vielleicht kommt bei der Eisenbahnergewerkschaft jetzt ein ganz anderer Geist. Ein neuer Chef könnte sich und seinen „Kolllleginnen und Kollllegen“ ja sagen: „Wir wissen, dass auch für die jahrzehntelang geschützte Werkstätte ÖBB neue Herausforderungen gekommen sind. Wir wollen nicht mehr von der ganzen Nation schief angeschaut werden. Wir arbeiten daher künftig bis zum allgemeinen Regelpensionsalter. Wir verzichten auf jede Form eines besonderen Kündigungsschutzes.“

Ob ich nun schon ganz reif für die Besachwalterung bin, werden sich nun manche sorgen. Aber warum nicht zumindest so lange hoffen, bis uns die bittere Realität ohnedies rasch genug wieder eingeholt haben wird?

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Die kleinen Schikanen, mit denen sie uns quälen drucken

An Sonntagen versprechen die Politiker die Entlastung der Menschen von Regulierungen, Bürokratie und Vorschriften. Von Montag bis Freitag tun sie jedoch nichts anderes, als neue schikanöse Regulierungen, Bürokratie und Vorschriften einzuführen. Auch die kleinen Beispiele zeigen das sehr anschaulich.

So wird ab 1. Jänner jeder Arbeitgeber bestraft, der in einem Inserat nicht die Höhe des Gehalts angibt. Damit glauben vor allem die Kampffeministinnen, den statistischen Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen – der in Wahrheit natürlich ganz andere, hier schon des öfteren analysierte Ursachen hat – aus der Welt schaffen zu können. Dahinter steckt die altmarxistische Überzeugung, dass die Welt voller Kapitalisten steckt, die nur darauf lauern, arme hilflose Lohnabhängige auszubeuten. Die Feministinnen glauben nun, dass eigentlich nur die Frauen Opfer dieser Gier sind.

Die neuerlich deutlich nach oben zeigenden Arbeitslosenzahlen sagen freilich etwas ganz anderes: Eine denkende Politik sollte Tag und Nacht dafür dankbar sein, wenn noch jemand neue Mitarbeiter sucht. Statt solche Menschen mit immer neuen Schikanen zu bestrafen.

Jeder, der jemals in der wirklichen Wirtschaft gearbeitet hat, weiß, dass Gehälter natürlich auch von Zusatzqualifikationen abhängen, die ein Bewerber eventuell mitbringt; dass Arbeitgeber vielfach mit einem eher niedrigen Gehaltsangebot anfangen möchten und dieses erst nach einem Probejahr zu erhöhen bereit sind, wenn sich der Mitarbeiter als engagiert und fähig bewährt; dass Arbeitgeber durch ein Inserat überhaupt erst den Arbeitsmarkt abtesten und je nach Menge der Nachfrage mit dem Gehaltsangebot reagieren wollen. Das alles kann man aber logischerweise nicht in ein Inserat schreiben. Aber wie gesagt, das weiß nur, wer jemals in der wirklichen Wirtschaft gearbeitet hat, also nicht die ministeriellen und parlamentarischen Gesetzgeber.

Eine andere Schikane aus dem selben Eck mit der selben Wirkung war das Verbot, in Inseraten nicht mehr nur „einen Schlosser“ suchen zu dürfen, sondern „einen Schlosser/eine Schlosserin“. Oder „einen Kosmetiker/eine Kosmetikerin“. Mit Garantie haben sich deswegen aber nicht mehr Frauen als „Schlosserin“ gemeldet oder mehr Männer als „Kosmetiker“.

Von dieser Schwachsinnsvorschrift haben vielmehr nur zwei Gruppen profitiert: Die eine sind die neu geschaffenen „Frauenbeauftragten“&Co, die nun als Haupttätigkeit täglich die Zeitungen durchforsten, um dann nach Strafen rufen zu können. Die zweite Gruppe sind die Zeitungen, die schätzungsweise zehn Prozent mehr an den zwangsläufig länger gewordenen Stelleninseraten verdient haben; diese hüten sich daher, Kritik an solchen Vorschriften zu üben. Ganz abgesehen davon, dass die meisten Zeitungen auch sonst mit Begeisterung gegen ihre Leser jeden Schwachsinn des linken Unzeitgeistes unterstützen, wie es etwa jüngst das Gesamtschulvolksbegehren gezeigt hat.

Schwerer verständlich ist aber das Verhalten der etablierten Arbeitgeber-Vereinigungen. Bei denen wird es aber ohnedies immer fragwürdiger, ob sich unternehmerische Menschen von ihnen vertreten fühlen.

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Platz 17 für Androsch: Geht’s noch peinlicher? drucken

Das Durchfallen des Androsch-Volksbegehrens hätte donnernder nicht sein können: Es landet trotz der größten, teuersten und amtsmissbräuchlichsten Werbekampagne, die je für ein Volksbegehren stattgefunden hat, nur an 17. Stelle. Das Androsch-Begehren, die zwangsweise Gesamtschule sowie die absurde Universitätspflicht für Kindergärtnerinnen sind damit abzuhaken. Nicht abhaken sollte man aber das ständige Verbessern der Schule. Etwa durch den Blick nach Finnland.

Aufrechte bürgerliche Politik sollte sich nie mehr vor der totalitär anmutenden Dampfwalze namens Rot-Grün-ORF-Industrie-Zeitungen-Gewerkschaft fürchten. Die Menschen sind klüger als all diese Manipulatoren. Sie haben keinerlei Verständnis für ein Volksbegehren, das rund ein Dutzend Mal mit seinen Vorschlägen in Zeiten wie diesen in die Taschen der Bürger – und der (neuerdings offenbar von Blindheit geschlagenen) Industrie greifen will. Das vom Kindergarten angefangen Zentralismus verordnen will. Das den Kindern neun Jahre lang eine Zwangseinheitsschule verordnen will.

In Wahrheit zahlt es sich aber keine Minute länger mehr aus, den linken Brei aus den 20er Jahren noch lange weiter zu diskutieren.

Jetzt sollte endlich wieder die Luft frei sein, sinnvollere Bildungsdebatten zu führen. Etwa an Hand von seriösen Analysen Finnlands, das nicht wegen der Gesamtschule, sondern wegen ganz anderer Faktoren gute Testergebnisse liefert:

  1. Selbst die linksliberale Hamburger „Zeit“ muss es neuerdings zugeben: Ein Teil des finnischen Schulerfolges geht darauf zurück, dass dort überwiegend der gute alte Frontalunterricht praktiziert wird, der ja bei uns von den „progressiven“ Schulreformen durch Gruppen- und Projekt-Schickschnack ersetzt worden sind. Machen wir doch Schulvergleiche mit und ohne Frontalunterricht.
  2. In Finnland wird Disziplin im Unterricht ganz groß geschrieben. Auch das ist ein bei jenen Ideologie-Pädagogen verhasstes Wort, die bei der Linken den Ton angeben.
  3. In Finnland kann sich jede Schule die Lehrer aussuchen.
  4. In Finnland würde es kein Politiker wagen, wie eine Claudia Schmied die Lehrer ständig verächtlich zu machen.
  5. In Finnland gibt es zwei Prozent Ausländer – und die kommen fast nur aus bildungsorientierten Kulturen wie Estland oder Russland; in Österreich gibt es 18 Prozent Anteil von hier lebenden Menschen mit zum Teil sehr schwierigem Migrationshintergrund – und in den Schulen noch viel mehr.  Die Ausländer kann man zwar natürlich nicht mehr aus der Welt schaffen (auch wenn uns klar sein soll, dass wir den Massenzustrom vor allem der Industrie und Rot-Grün zu verdanken haben): Aber wir sollten uns endlich offen zugeben, dass wir da ein ganz spezifisches Megaproblem haben, dem man nur mit ganz spezifischen Bildungsmaßnahmen beikommen kann.

Aber auch ohne den Blick auf Finnland gibt es ein paar weitere zentrale Notwendigkeiten für eine seriöse Bildungspolitik:

  • Sämtliche über hundert(!) Schulversuche der letzten Jahre und Jahrzehnte müssen endlich und möglichst objektiv evaluiert werden. Wir versuchen und versuchen – aber niemand schaut sich jemals an, ob die Versuche gelingen. Absurder geht’s nimmer.
  • Sowohl bei diesen Evaluationen wie auch bei der Erfüllung der künftigen Leistungsstandards wie auch bei sämtlichen Teilergebnissen von Pisa- und anderen internationalen Tests darf keine einzige Zahl geheimgehalten werden. Dies passiert nämlich derzeit auf Befehl der Unterrichtsministerin bei Pisa&Co in breitestem Umfang. Es müssen künftig die Ergebnisse sämtlicher Schulen samt allen demographischen Daten veröffentlicht werden. Nur dann ist eine demokratische und seriöse Diskussion möglich.
  • Wenn wir schon den Pisa-Tests eine so große Bedeutung zumessen (was aus mehreren Gründen eigentlich fragwürdig ist), dann bereiten wir die Schüler erstens gezielt auf die Struktur dieser Tests vor, die ja ganz anders sind als unsere Schularbeiten. Und beziehen wir zweitens die Testergebnisse in die individuellen Noten der Schüler ein. Das schafft ganz automatisch viel bessere Ergebnisse als der Istzustand, in dem den Schülern das Ergebnis völlig wurscht ist. Was so manche lustige Tests produziert hat.
  • Lassen wir Eltern und Lehrer über die Neubestellung eines Direktors entscheiden. Lassen wir die Direktoren über die Lehrer – auch deren Kündigung! – entscheiden.
  • Lassen wir Eltern und Lehrer und Oberstufenschüler zusammen mit dem Schulträger über das Schulmodell entscheiden – und zwar nicht nur durch Wahl zwischen zwei mickrigen Modellen. Soll es etwa eine strenge oder eine liebe Schule sein? Mit Aufnahmsprüfung oder freiem Zugang? Mit Durchfallen oder ohne? Mit Modulsystem oder ohne? Mit englischer oder deutscher Unterrichtssprache? Mit Sprachen oder Technik im Zentrum? Mit geförderten Sonderangeboten für Hochbegabte? Mit geförderten Spezialangeboten für Bildungsferne mit Sprachproblemen? Der Staat prüft dann nur noch die Erfüllung der Leistungssstandards und die Transparenz der Ergebnisse.
  • Geben wir den Eltern einen Voucher für ihre Kinder, die sie bei staatlichen genauso wie bei privaten (nicht nur religiösen) Schulen einlösen können – samt Zusatzbonus für Begabte wie auch für Kinder mit Defiziten.

Ich wette jede Summe, dass wir mit solchen Reformen zum Unterschied von jenen des Altindustriellen Androsch unsere Schulen um Meilen voranbringen werden. Obwohl diese Vorschläge zum Unterschied von Androsch keine zusätzliche Budgetbelastung auslösen.

 

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SN-Kontroverse: Berlusconi drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat Silvio Berlusconi Italien ruiniert?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ciao „Bunga Bunga"!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Bilanz dieses Mannes ist vernichtend. Sowohl auf persönlicher als auch auf politischer Ebene. Sein Name steht für Misswirtschaft, Machtmissbrauch, unermessliche Bereicherung, für Frauenverachtung und für das Zurechtbiegen der Gesetze im eigenen Interesse. Weiters für Meineid, Richterbestechung, Bilanzfälschung sowie Steuerbetrug, und er wird nicht ohne Grund verdächtigt, Mitglied der Mafia zu sein. Silvio Berlusconi, bald Ex-Ministerpräsident Italiens, hat sein Land in ein finanzielles, rechtsstaatliches und vor allem moralisches Desaster geführt. „Bunga Bunga" ist wohl die treffendste Beschreibung, die von dem sexistischen alten Mann im Palazzo Chigi dereinst in den Geschichtsbüchern übrig bleiben dürfte.

Berlusconi hat vorexerziert, was es heißt, wenn überbordende Medienmacht in einem Land die Oberhand gewinnt und die Dauerberieselung mit stupiden Polit-Slogans demokratische Vernunft aushebelt. Der „Bunga Bunga"- Besessene gab sich als Alternative zur „alten Politikerklasse", als Unternehmer im Dienste der Politik. Er verpackt seine Politik in simple und falsche Slogans. Ziel seiner gescheiterten Politik war es, die Führungsmethoden eines großen Unternehmens in der Regierung anwenden zu wollen. Die Verfassungsreform, mit der er die Macht des Ministerpräsidenten ausgeweitet hat und die nichts anderes als die Festschreibung seiner Privilegien war, um sich dem Zugriff der Gerichte zu entziehen, sah er als Stärkung des „Vorstandsvorsitzenden des Betriebs Italien". Nun ist der „Betrieb Italien" gründlich ruiniert.

Die Staatsverschuldung ist auf Rekordniveau, das Sozialsystem ist kaputt, die Wettbewerbesfähigkeit dahin, die Korruption weitverbreitet, die Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau. Ciao „Bunga Bunga"! - Das Beste, was Italien derzeit passieren kann.


Ein Gauner mit Verdiensten

Andreas Unterberger

Silvio Berlusconi ist ein sexbesessener Macho; der Medienmogul konnte sich nur mithilfe seiner Macht der zahllosen Anklagen wegen übler geschäftlicher Praktiken erwehren. Dieses Bild ist wohl trotz aller formaljuristischer „Mutmaßlich"-Vorbehalte richtig. Daher ist Berlusconis - vorerst ja ebenfalls nur mutmaßlicher - Abgang ein wichtiger Beitrag zur moralischen Sauberkeit. Wie das ja auch der Rücktritt anderer Regierungschefs wäre, die sich mit Zigmillionen aus öffentlichen Kassen zur Bestechung willfähriger Medien bedient haben.

Dennoch ist dieser Rücktritt nicht nur eine gute Nachricht. Denn es gibt erstens kaum eine Politikerpersönlichkeit, die nachfolgen könnte. Zweitens ist die Opposition zutiefst gespalten und uneins. Radikalkommunistische, sozialdemokratische, katholische Gruppierungen und diverse bunte Vögel haben ja lediglich eine einzige Gemeinsamkeit: „Weg mit Berlusconi!" Drittens liegt Italiens allergrößtes Problem ja in den radikalen Linksgewerkschaften, die jede Sparmaßnahme bekämpfen. Diese werden wie ihre griechischen Kollegen jedem schwachen Nachfolger nur noch mehr die Hölle heiß machen.

Im Rückblick muss man auch zwei Verdienste Berlusconis anerkennen: Er hat als Erster und Einziger die italienische Politikfolklore der ständigen Regierungskrisen unterbrechen können, die dem Land früher im Schnitt zwei Regierungswechsel pro Jahr beschert haben.

Und vor allem wird gern vergessen: Berlusconi hat die riesige Staatsverschuldung von seinen jahrzehntelang misswirtschaftenden Centro-sinistra-Vorgängern (= Christdemokraten + Sozialisten) geerbt, aber selbst nicht mehr verschlimmert. Im Jahr 1994 bei seinem ersten Amtsantritt war die Schuldenquote 122 Prozent, heuer liegt sie bei 121 Prozent. Bis zum Ausbruch der Krise hatten er, Romano Prodi und einige kurze Intermezzo-Regierungen sie sogar auf 104 Prozent reduzieren können.

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Fünffaches Scheitern drucken

Drei prominente Männer der österreichischen politischen Szene sind in diesen Stunden massiv gescheitert. Zwei davon versuchen daraus freilich noch den Eindruck eines Erfolgs zu zimmern. Der Dritte zieht sich enttäuscht zurück. Es geht um Niki Lauda, Hannes Androsch und Fritz Grillitsch. Der vierte Loser des Landes sind aber in diesen Stunden die Medien. Und der fünfte die Volkspartei.

Beginnen wir mit Herrn Lauda. Er ist wieder einmal geschäftlich schwer gescheitert. Er hat für seine – bisher – letzte Fluglinie gerade noch den Kredit der Air Berlin als Kaufpreis geschenkt bekommen, den er schon vor Jahr und Tag aufnehmen hat müssen. Es entspricht zwar in keiner Weise den Tatsachen, ist aber irgendwie eine verblüffend professionelle Chuzpe, dass er und die ihm hörigen Medien diesen neuerlichen unternehmerischen Absturz als Erfolg verkaufen. Einziges Argument: Lauda darf noch ein paar Jahre als Hobby Passagiere fliegen und er bekommt halt einen Sitz im Aufsichsrat der Air Berlin. Und selbst da darf man sich fragen, wie lange er noch dort sitzen wird können: Denn auch die – nicht zuletzt von AUA und Lufthansa heftig attackierte – Air Berlin ist ja heftig im Trudeln.

Nicht fragen sollte man nach einem anderen Aspekt der Zukunft Laudas: Er wird in seinen Jubelmedien weiterhin als Experte für alles und jedes befragt werden. Auch wenn erfreulicherweise im ORF diese Auftritte ein wenig weniger geworden sind, hat doch Obernikifreund Oberhauser das Medium verlassen müssen.

Österreichs meistbetrommeltes Volksbegehren

Noch frappanter ist, um zum nächsten Absturz zu kommen, wie Hannes Androsch den in wenigen Stunden nicht mehr zu verheimlichenden Totalcrash seines Volksbegehrens schon vor Schluss der Wahllokale in einen Erfolg umzuschwadronieren versucht. Wetten, das wird auch von vielen Medien so transportiert werden?

Denn diese sind ja in Wahrheit selbst der allergrößte Verlierer des Volksbegehren, das wohl nur von rund 5 Prozent der Wahlberechtigten unterzeichnet worden sein dürfte. Noch nie haben Österreichs Medien sich so geschlossen für ein Volksbegehren engagiert. Damit sind sie aber jetzt als bedeutungslose Papiertiger – oder Bildschirmtiger – blamiert.  Noch nie hat von „Presse“ über „Kurier“ bis zum ORF ein so gleichgeschalteter Chor zum Unterzeichnen eines Volksbegehrens aufgerufen, von den bekannten „Bildungsexperten“ des Boulevards gar nicht zu reden.

Unter den vielen hanebüchenen Begründungen von Journalisten war wohl jene die köstlichste: Man müsse unterschreiben, um dem Beamtengewerkschafter Neugebauer eine hineinzuwamsen (was abgesehen vom Fehlen eines logischen Zusammenhangs ungerecht ist, weil der Mann immerhin die – schrittweise – Umwandlung der Beamtenpensionen in das eher bescheidene ASVG-Schema verhandelt hat, eine Reformbereitschaft, die bei allen anderen Gewerkschaftern fehlt).

Dazu kommt der amtsmissbräuchliche Propaganda-Einsatz der privaten Mail-Adressen durch die Uni-Rektoren (Übrigens hat gerade der grüne Volksbegehrens-Propagandist Walser wegen genau des gleichen Delikts Strafanzeige erstattet – freilich gegen einen freiheitlichen Politiker). Die Haltung der Rektoren muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: In dem Volksbegehren steht keine Zeile von Studiengebühren oder Zugangsbeschränkungen, also den Hauptforderungen der Rektoren. Dennoch haben sie es so heftig unterstützt. Und Menschen mit so reduzierter Intelligenz sind für die akademische Ausbildung unserer Jugend hauptverantwortlich.

Diese Dummheit wird noch durch jene der Industriellenvereinigung übertroffen. Diese hat – unter dem Druck einer linken Industriellengruppe um die Herrn Kapsch und Androsch – mit viel Geld das Begehren unterstützt. Obwohl dessen Verwirklichung das zentrale Arbeitskräfteproblem der Industrie noch verschärfen würde: nämlich den wachsenden Mangel an Facharbeitern. Dieser wird ja zwangsläufig noch größer, wenn das Androsch-Ziel einer noch höheren Maturantenquote realisiert wird. Diese zusätzlichen Maturantenmassen werden dann halt – gemäß dem Volksbegehren eben gratis und zugangsfrei – zu Zehntausenden Politologie, Publizistik und noch ein paar andere völlig unbrauchbare Studien studieren. Das wird der Industrie gewaltig helfen.

Dazu kommt die geschlossene Unterstützung durch Gewerkschaft, SPÖ und Grüne und durch Hunderte ihrer Tarnorganisationen. Wenn ein Volksbegehren dann nur gleichauf mit irgendwelchen sektiererischen Einzelbegehren im Mittelfeld landet, dann ist das einfach ein Megaflop.

Die ÖVP scheitert an sich selbst

Das wäre eigentlich alles gerade für die ÖVP ein Jubeltag. Würde nicht gleichzeitig Fritz Grillitsch als Bauernbundpräsident und damit als einer der höchsten Parteifunktionäre zurücktreten. Auch wenn dieser Blog nicht gerade ein bäuerlicher ist, so ist doch anzuerkennen, dass sich Grillitsch als eine der wenigen positiven politischen Persönlichkeiten mit Perspektive positionieren konnte. Und jetzt der Rücktritt. Im Alter von 52. Ohne irgendwelche persönliche Gründe vorzuschützen. Und ohne dass es im bäuerlichen Lager irgendwelche Konflikte gegeben hätte. Grillitsch selbst spricht nur vage von Schwierigkeiten der Konsensfindung innerhalb der Partei.

Und für Dissens mit Grillitsch gab es in den letzten Wochen in der ÖVP ganz eindeutig nur einen einzigen Anlass: Grillitsch hatte es gewagt, Thilo Sarrazin einzuladen. Und das stört manche Linksträumer in der Partei, die noch immer glauben, die in Zeitungen veröffentliche politisch korrekte Meinung hätte irgendetwas mit der öffentlichen zu tun. Die Wahrheit ist aber: Wenn es ein Thema gibt, dass die einstigen und die noch verbliebenen Schwarz-Wähler am stärksten eint und emotional bewegt, dann sind es punktgenau die Sarrazin-Themen, samt dessen ebenso mutigen wie richtigen Vorschlägen.

Wenn es ob dieser Einladung für Sarrazin aber zu offenbar so heftigen Kontroversen kommt, dass Grillitsch aufgibt, dann ist das für die ÖVP die katastrophalste Nachricht seit langem. Dann wird das dazu führen, dass die Partei demnächst bei Umfragen einen Wert lesen wird müssen, der höchstens noch einen Einser an erster Stelle hat.

Diesen absolut unbegreiflichen Akt einer politischen Selbstzerstörung kann Parteichef Spindelegger jetzt nur noch dadurch abwenden, indem er sich lauthals an die Seite Grillitschs stellt. Was er schon mangels Mut natürlich nicht tun wird.

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Fußnote 232: Die Retro-Familie lebt drucken

Es ist nur eine kleine Statistik, aber sie zeigt, wie falsch Politik und Medien mit ihren ständigen Aussagen über die Familie liegen.

Diese wird ja gemeinhin als längst verblichenes Retro-Modell abgetan. Relevant seien nur mehr unverheiratete oder Single-Eltern, meistens -Mütter. Jetzt aber zeigt eine Eurostat-Studie („Lebensformen in der EU27“): 74 Prozent der Kinder leben mit verheirateten Eltern zusammen. Das ist auch in jedem einzelnen EU-Land die häufigste Umgebung für Kinder. Nur 14 Prozent leben in einem Einelternhaushalt und 12 Prozent mit Eltern, die eine nichteheliche Lebensgemeinschaft haben. Vielleicht lernen an Hand dieser erstaunlichen Zahlen wieder ein paar Politiker das Wort „Familie“ zu buchstabieren. Bei den weiblichen Journalisten habe ich die Hoffnung freilich schon lange aufgegeben. Haben diese doch im Schnitt nur 0,6 Kinder, während diese Quote im Bevölkerungsschnitt immerhin 1,4 Kinder beträgt.

PS.: Auch die österreichischen Juristen sollten wieder „Familie“ besser buchstabieren können. Denn dann wäre das skandalöse Erkenntnis eines Juristen des Unabhängigen Finanzsenats nicht möglich, der – im Gegensatz zur ausdrücklichen Verordnung des Ministeriums – eine 8- beziehungsweise 16-stündige Ausbildung etwa einer Großmutter als unzureichend ansieht, um ordnungsgemäß und steuerlich relevant Kinder betreuen zu können. Da muss schon ein sehr militanter Glaube dahinterstecken, der Staat könne alles besser, und ein Kinderbetreuer sei umso besser, je länger er an der Uni studiert hat. Das könnte vielleicht bei jenen Familien stimmen, wo daheim nur der (noch dazu oft fremdsprachige) Fernsehapparat als Babysitter eingesetzt wird. Das stimmt im Normalfall aber sicher nicht. Doch eine familienfeindliche Ideologie geht immer vom schlechtesten Fall aus. Zum Schaden der Kinder.

 

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Schlafmittel Triple-A drucken

Bisher war es nur Getuschel von Bankern und Bloggern. Seit dem Wochenende ist es offiziös: Sogar der Präsident der Oesterreichischen Nationalbank warnt nun schon vor einem Verlust des Triple-A-Rating.

Die darauf folgenden Beruhigungsversuche kann man getrost zu den Akten legen. Wo sich auch die einstigen Hinweise des früheren Finanzministers Pröll finden, dass Österreich auf dem Weg in die Zahlungsunfähigkeit (oder wie man sonst die griechische Krankheit nennen mag) nur wenige Jahre hinter Griechenland zurückliegt.

Die Stunde der Wahrheit kommt wohl nicht heuer, aber möglicherweise schon 2012. Dann hat Österreich ein Vielfaches der heurigen Notwendigkeiten an Staatsschulden umzuschulden. Dann wird sich die Finanzwelt naturgemäß die Kreditwürdigkeit Österreichs viel genauer anschauen.

Daher ist aber jetzt schon für Anleger wie Steuerzahler empfehlenswert, den Blick auf die nationalen Finanzen zu richten. Dieser Blick ist im Chaos von griechisch-italienisch-spanischen Rücktritten/Doch-nicht-Rücktritten/Neuwahlen/Doch-nicht-Neuwahlen/Sparpaketen/Doch-nicht-Sparpaketen/Referenden/Doch-nicht-Referenden völlig verloren gegangen.

In dieser Stunde macht die absolute Untätigkeit der österreichischen Regierung baff. Sie glaubt wie das Kaninchen vor der Schlange, dass Bewegungslosigkeit das beste Rezept sei. Nirgendwo sind ernsthafte Spar- und Sanierungsbemühungen zu sehen.

Der Sozialminister verbietet, über Modelle zur Abschaffung der längst nicht mehr finanzierbaren Hacklerpension nachzudenken. Die Frauenministerin hält am um fünf Jahre niedrigeren Frauenpensionsalter fest. Die Maßnahmen gegen die gleichzeitige Explosion der Invaliditätspensionen sind nicht einmal so wirksam wie Placebos. In keiner Partei wird eine zumindest teilweise Privatisierung der ÖBB ernsthaft diskutiert. Die Bildungsdiskussion besteht primär in der ständigen Forderung nach noch mehr Geld für ein schon jetzt vergleichsweise sehr teures System. Im Gesundheitswesen wird nur über kostensteigernde Projekte wie den Elektronische Gesundheitsakt diskutiert, nicht aber über Wettbewerb, Selbstbehalte, den Weltrekord an Krankenhausaufnahmen und -aufenthalten sowie die Vielzahl an Spitälern. Die Universitäten wagen nicht, Studiengebühren einzuheben, und dürfen in den vielen überlaufenen, aber volkswirtschaftlich sinnlosen Fächern keine Zugangslimits einführen. Im Energiesektor träumt die Politik vom Utopieprojekt „Autarkie“. Die Lohnerhöhungen machen ein Vielfaches der deutschen aus. Die Bundesländer haben überhaupt noch nie echte Sparprogramme durchgezogen.

Die SPÖ scheint den Ernst der Lage noch gar nicht zu ahnen. Die Volkspartei redet zwar zweimal im Monat davon, zieht aber keinerlei Konsequenzen daraus. Bei keiner der Oppositionsparteien finden sich die notwendigen  Wirtschafts- und Finanzstabilitätsprogramme, sondern lediglich Hetzkampagnen gegen „Banken und Millionäre“.

All das beweist, dass Claus Raidl mit seinen Warnungen mehr als recht hat.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Schicksalstaten, nicht Schicksalsdaten drucken

Ist der 9. November ein Glückstag oder ein Katastrophendatum für die Deutschen? Wie ein Blick in die Medien beweist, wird für diesen Tag am liebsten die Bezeichnung "Schicksalsdatum der Deutschen" gewählt. Und in der Tat fanden Ereignisse, die das politische und menschliche Schicksal der Deutschen jeweils tiefgreifend veränderten, just an diesem 9. November statt: 1918 war es das Ende des Kaiserreichs, 1923 der gescheiterte Putsch Hitlers in München, 1938 die schreckliche "Reichskristallnacht", 1967 der Startschuss der "68er Bewegung" und schließlich 1989 der Fall der Berliner Mauer und damit das Ende der deutschen Teilung.

Dass all dieses zum gleichen Kalendertag geschah, könnte einen beinahe zum Zahlenmystiker machen. Wenn nicht... ja, wenn nicht hinter dem Gerede vom "Schicksalsdatum" eine subtile Form sprachlicher Verdrängung stünde. Denn beim Begriff Schicksal schwingt etwas Unausweichliches, von Menschen Unbeeinflussbares mit. Dass aber vielmehr handelnde Menschen – machthungrige, verzweifelte, brutale, verblendete, aber auch idealistische und verantwortungsbewusste – jeweils die Verantwortung tragen, wird kaschiert.

So rief zum Beispiel der Sozialdemokrat Philip Scheidemann am Samstag, dem 9. November 1918 von einem Fenster des Reichstagsgebäudes den versammelten Massen zu: "Der Kaiser hat abgedankt. Die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue, es lebe die Deutsche Republik!" Dabei wusste der Kaiser noch gar nichts von seiner Abdankung. Es war der damalige Reichskanzler Prinz Max von Baden, der völlig eigenmächtig die Abdankung des Kaisers verkündete und Friedrich Ebert, Vorsitzender der SPD das Amt des Reichskanzlers übergab. Um 14 Uhr hielt Scheidemann aus dem Stegreif die historische Rede. Er musste improvisieren, um dem Konkurrenten Karl Liebknecht zuvorzukommen, der um 16 Uhr die "sozialistische Republik Deutschland" ausrufen würde.

Vom Balkon des Berliner Schlosses fordert Liebknecht die Versammelten zum Schwur auf die freie sozialistische Republik und die Weltrevolution auf. Doch auch deren Scheitern war keineswegs "Schicksal", sondern geht auf einen Befehl Eberts an die Freikorps zurück, deren brutalem Vorgehen 156 Menschen zum Opfer fielen.

Im untrennbaren Zusammenhang mit den Ereignissen im Jahr 1918 stehen der Putschversuch Hitlers 1923 in München, die Pogromnacht 1938 und der Attentatsversuch von Georg Elser 1939 – ebenfalls alle an einem 9. November.

Der "Marsch auf Berlin" endete, bevor er noch begonnen hatte, an der Feldherrnhalle in München. Hitler wurde zur Festungshaft verdonnert. Dennoch münzte die Nazi-Propaganda diese peinliche Niederlage zur Legende um. Sie wurde verklärt und Jahr für Jahr mit inszenierten Erinnerungsfeiern zelebriert.

So etwa zum 15. Jahrestag am 9. November 1938 im Alten Rathaus in München. In der Nacht entlud sich der aufgestaute Hass gegen die Juden mit äußerster Brutalität. Und wieder führte nicht das Schicksal, sondern Reichspropagandaminister Joseph Goebbels die Regie: Mithilfe der SS und SA setzte er die Ausschreitungen in Gang. Mindestens 400 jüdische Menschen wurden allein in dieser einen Nacht ermordet, 1.406 Synagogen und Betstuben niedergebrannt, Wohnungen und Geschäfte zerstört, jüdische Gemeindehäuser und Friedhöfe vernichtet. Über 30 000 Juden wurden verhaftet und in KZs verschleppt.

Ein Jahr später explodierte im großen Saal des Münchner Bürgerbräukellers eine Bombe. Acht Menschen starben, mehr als 60 wurden verletzt – nur der nicht, dem das Attentat gegolten hat: Adolf Hitler hatte wenige Minuten vor der Detonation die Halle verlassen. Der Tischler Georg Elser, der den Anschlag verübte, um einen zweiten Weltkrieg zu verhindern, kam ins KZ, wo er kurz vor dem Kriegsende noch schnell von den Nazis ermordet wurde. Wieder war es die Propaganda, die aus diesem Zufall ein Ergebnis der "Vorsehung" machte. Das Schicksal Deutschlands unter Hitler, das 1000jährige Reich, erschien unausweichlich.

Die tausend Jahre waren gottlob recht kurz und 1945 zu Ende. Allerdings kam dann die deutsche Teilung und im Ostteil entstand eine neue Diktatur.

In der Bundesrepublik macht sich nach der Aufbauphase eine neue Bewegung breit: Die außerparlamentarische Opposition (APO) und die Studentenrevolte. Viele Motive mischen sich zu einem Gemenge aus berechtigter Kritik, Forderungen nach studentischer Mitbestimmung, Wohn-Kommunen, sexueller Befreiung, Flower-Power, Happenings und – RAF.

An jenem 9. November 1967 soll im Rahmen einer würdigen Feier an der Universität Hamburg die Amtsübergabe des bisherigen Rektors an seinen Nachfolger stattfinden. Die Magnifizenzen schreiten mit Talar, Amtskette und Halskrause ins Audimax. Da entrollen plötzlich die Studenten Gert Hinnerk Behlmer und Detlev Albers ein Transparent mit der Aufschrift: "Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren". Der Zweizeiler schreibt Geschichte. Ein Strang der "68er" driftet in den Linksterrorismus ab und führt zum "deutschen Herbst".

Die Protagonisten wie Behlmer und Albers hingegen fanden im vorher vielgeschmähten Establishment Unterschlupf; der eine als Staatsrat der Hamburger Kulturbehörde, der andere als Politologie–Professor.

Die DDR hingegen hatte andere Sorgen. Die zweite Diktatur auf deutschem Boden, die von der Sozialistischen Einheitspartei beherrschte DDR, hatte vier Jahrzehnte lang 16 Millionen Menschen praktisch eingekerkert. Schließlich vermorschte und vermoderte die sozialistische Gerontokratie von innen und wurde von den ökonomischen, sozialen und finanziellen Entwicklungen hoffnungslos überrollt. Und wieder waren einzelne Akteure verantwortlich, dass sich am 9. November 1989 die Mauer öffnete und das arg geschrumpfte, geteilte Nachkriegs-Deutschland die Einheit in Freiheit wieder erlangte.

Auf einer internationalen Pressekonferenz an diesem Donnerstag verkündet Politbüromitglied und Regierungssprecher Günter Schabowski überraschend und beinahe nebenbei einschneidende Reiseerleichterungen für Privatreisende, die "sofort, unverzüglich" in Kraft treten. Noch in derselben Nacht strömen Tausende an die Grenze nach Westberlin. Auch hier waren es menschliche Akteure und nicht Schicksalsgötter, die die Fäden zogen: die Grenzsoldaten, die ohne eindeutigen Befehl die Übergänge öffneten. Von den politischen Akteuren wie Helmut Kohl, George Bush oder Mikail Gorbatschow einmal ganz abgesehen.

In einem Text des Deutschen Historischen Museums heißt es: "Der 9. November war und ist kein Tag, an dem das "Schicksal" es gut oder schlecht mit den Deutschen meint. Wie an jedem anderen Tag auch, sind die Menschen für ihr Handeln verantwortlich – aber ebenso auch dafür, was sie zu tun unterlassen." Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Das Primat der Politik – nicht des Politikers drucken

Die Abberufung des Generalstabschefs durch den Verteidigungsminister war also rechtswidrig. Nach geltendem Recht kann sich ein Minister seine höchsten Beamten nicht nach Belieben aussuchen und mit ihnen jonglieren.

Eine entsprechende Änderung des österreichischen Beamtendienstrechts wäre eine Umwälzung, der gegenüber die Abschaffung der Wehrpflicht sich als kaum an der Wahrnehmbarkeitsgrenze befindlich ausnehmen würde.

Interessant war die darauf angestellte Interpretation des Norbert Darabos, der in einem ZIB2-Interview das Primat der Politik über den Rechtstaat stellen wollte. Stellen wir klar: Primat der Politik bedeutet die Anerkennung der geltenden Gesetzeslage, nicht der Wünsche eines Ministers und nicht die Idealisierung des unpolitischen Soldaten. Primat der Politik bedeutet nicht, dass der Offizier jede politische Meinung seines vorgesetzten Ministers teilen und jeden Meinungsumschwung nachvollziehen muss.

Der österreichische Soldat ist auf die Republik vereidigt, nicht auf den Minister. Daran ändern auch die angekündigten Weisungen des aktuellen Verteidigungsministers nichts.

Von Offizieren einer demokratischen Armee ist zu fordern, dass sie als selbständige Menschen und nicht als Ja-Sager auftreten. Die Versprechen der Politik sind einzufordern, Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Der Offizier muss, ja darf dabei nicht unpolitisch sein. Genau das Verständnis vom "unpolitischen Soldaten" hat die Pflichterfüllung immer wieder in Verruf gebracht.

Gerade weil Soldaten in der Geschichte so oft für politische Zwecke missbraucht wurden, darf das selbständige Denken nicht am Kasernentor aufhören. Es gilt vielmehr das von General Spannocchi geprägte Wort: „Politisches Engagement des Offiziers für die Sache, ohne parteipolitische Strategien in eigenen Anliegen zu entwickeln".

Es macht geradezu den sittlichen Wert der höchsten Offiziere aus, dass sie sich im Interesse der Republik gegenüber der Politik artikulieren.

Dr. Georg Vetter ist selbständiger Rechtsanwalt mit Schwergewicht auf Gesellschaftsrecht und Wahrnehmung von Aktionärsinteressen in Publikumsgesellschaften.

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Deutschland kanns besser. Zumindest heute drucken

Deutschlands Regierung hat sich auf eine Steuerentlastung geeinigt. Österreichs Regierung – vor allem der größere Koalitionspartner – diskutiert das Gegenteil, nämlich Steuererhöhungen. Deutschlands Wachstum ist deutlich größer als das österreichische. Deutschlands Inflation ist deutlich kleiner. Deutschlands Gewerkschaften sind in ihren Forderungen deutlich maßvoller.

Wohin ist das Jahr 2006 entschwunden, in dem alle deutschen Zeitungen, auch die linken, Österreich als Vorbild hingestellt haben? Offenbar genügen viereinhalb Jahre sozialdemokratisch geführter Regierungen, um ein Land kaputt zu machen. Zumindest um es vom Vorbild-Land zu einem weit abgeschlagen nachhinkenden zu machen. Der Vergleich macht sicher.

Die deutsche Steuersenkungsdebatte hat aber noch auf einen weiteren Umstand aufmerksam gemacht, der den Österreicher mit offenem Mund staunen lässt: Nicht nur dass es beim großen Nachbarn eine Pflegeversicherung gibt, womit dort eines der ganz großen, in Österreich noch total ignorierten Zukunftsrisken abgedeckt wird. Noch viel spannender ist: Bei dieser Pflegeversicherung gibt es auch einen höheren Beitragssatz für Kinderlose als für Eltern.

Zwar ist der Unterschied von 0,25 Prozent des Einkommens nicht sensationell groß, den Kinderlose mehr zahlen müssen. Aber damit ist wenigstens ein symbolisch wichtiges Signal gesetzt.

Denn es ist einfach absolut ungerecht, dass Kinderlose im Pensions- und Pflegesystem von den immer weniger werdenden Familien profitieren, welche die künftigen Financiers dieses Systems großgezogen haben. Das ist auch in jenen Fällen ungerecht, wo die Kinderlosigkeit nicht eine bewusste Entscheidung für die egoistische Selbstverwirklichung in der Spaßgesellschaft war, sondern durch objektive, etwa medizinische Faktoren verursacht wird. Auch in diesen Fällen profitieren ja die Kinderlosen von den Kindern der anderen, ohne dass sie dafür irgendeine Last getragen hätten (außer hie und da das Greinen eines Kleinkindes in einer Straßenbahn ausgehalten zu haben).

Die deutschen Sozialdemokraten wollen die Steuersenkungen jedoch mit allen Mitteln bekämpfen (obwohl sie den höchsten Einkommen gar nicht zugute kommen). Sie sagen, dass die Reduktion des Staatsdefizits Vorrang haben müsse. Das ist ja ein an sich durchaus richtiger Gedanke. Nur vergessen sie eines: Es spricht viel dafür, dass sich wie in anderen Ländern Einkommensteuersenkungen positiv auf das gesamte Einnahmengefüge des Staates auswirken könnten. Dass man also trotz niedriger Steuersätze mehr einnimmt.

Die Konjunktur wird durch die Bürger besser angekurbelt, als wenn Politiker über dieses Geld verfügen könnten; Betriebsansiedlungen werden durch nirdrigere Steuern gefördert; die Schwarzarbeit wird weniger; es wandern weniger talentierte und gute ausgebildete Junge aus, die keine Lust haben, primär für den Staat zu arbeiten.

Aber auch wenn die Einkommensteuersenkung doch nicht den von etlichen Experten erwarteten Einnahmenzuwachs bringen sollte, gibt es noch immer Steuererhöhungen, die volkswirtschaftlich viel sinnvoller sind: Grundsteuern für jeden zubetonierten Quadratmeter sind ökologisch hilfreich; dasselbe gilt für Benzinsteuern; Höhere Verbrauchs- und Mehrwertsteuern wiederum reduzieren die Konsumlust, die ja vor allem asiatischen Produzenten zugute kommt.

Aber Österreichs Politik schweigt und diskutiert nicht einmal darüber. Diese Koalition ist ja längst zu keinen kraftvollen Antworten auf die Herausforderungen mehr imstande.

 

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Die Finanzkrise und ihre Ursache drucken

Folgt man den im Zusammenhang mit der nicht enden wollenden Schuldenkrise publizierten Einlassungen der Hauptstrommedien und Behauptungen der politischen Klasse, ist die Sache sonnenklar: Allein die Juden – Pardon – die Spekulanten sind Schuld. Diese ebenso gierigen wie tückischen Akteure haben die Arglosigkeit aufrechter demokratischer Eliten in aller Welt trickreich dazu genutzt, um deren Kampagnen zum Stimmenkauf – Pardon – „soziale Errungenschaften“ auf Pump zu finanzieren und auf diese Weise unter ihr Joch zu zwingen. Ein Skandal!

Daher ist es nur recht und billig, wenn unsere weisen Führer nun dazu übergehen, diesen ausbeuterischen Halunken die einzig angemessene Antwort zu geben, indem sie sie kurzerhand enteignen. Ein seit Jahrhunderten bewährtes Mittel zur Entschuldung, das in der guten alten Zeit gerne auch mit der physischen Liquidation der Kreditoren verbunden wurde! Immerhin wollen die nimmersatten Gläubiger ja nicht nur das von ihnen verliehene Geld wieder zurück, sondern begehren darüber hinaus auch noch – anmaßend wie sind – Zinsen!

Nicht zuletzt deshalb wächst die Höhe der Kapitalerträge im Verhältnis zu den Arbeitseinkommen ständig, was listige Genossen umgehend dazu veranlasst, Neid- und Hasstiraden gegen die Juden – Pardon – die „Reichen“ – vom Stapel zu lassen, die von den Massenmedien eilfertig kolportiert werden.

An eine Rückzahlung der eingegangenen Verbindlichkeiten, wie sie von jedem privaten Schuldner erwartet und verlangt wird, ist indessen keinesfalls zu denken. Schließlich sind große Teile der Stimmbürger seit Jahrzehnten auf die Entgegennahme leistungsloser Transfereinkommen konditioniert. Sie müssen also vom Staat auch künftig bei Laune gehalten werden. Daher bleibt am Ende nur ein „Schuldenschnitt“ á la Griechenland.

Die politische Klasse in Staaten wie Deutschland und Österreich lebt in der überaus beruhigenden Gewissheit, dass die Höhe der privaten Vermögen jene der staatlichen Schulden immer noch beträchtlich übersteigt. In einer Zeit der totalen Politisierung und Verstaatlichung unserer Gesellschaften und der damit verbundenen, rapide schwindenden Respektierung privater Eigentumsrechte, besteht daher keinerlei Veranlassung, die Staatsausgaben zurückzufahren. Fiskalischen Übergriffen schutzlos ausgelieferte Privatvermögen bilden die jederzeit verfügbare Manövriermasse des Wohlfahrtsstaates.

Ein bereits vor mehr als 140 Jahren von Lysander Spooner, einem US-amerikanischen Sklavereigegner, unter dem Titel „No Treason“ veröffentlichter Text nimmt sich jenes Problems an, das auch die Wurzel des gegenwärtigen Schuldendebakels bildet: Die Entkoppelung von (politischer) Macht und Verantwortung. Spooners Ausführungen bilden eine profunde Kritik am heute auch in Euroland herrschenden demokratischen System, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übriglässt. Ein Auszug aus dem zwischen 1867 und 1870 entstandenen Traktat – zunächst zur Frage der „demokratischen Legitimation“:

„In Wahrheit kann die Wahlbeteiligung nicht als Beweis der Zustimmung angesehen werden. […] Im Gegenteil, es muss bedacht werden, dass ein Mensch sich, ohne dass seine Zustimmung erfragt worden wäre, sich von einer Regierung umringt findet, der er nicht widerstehen kann; einer Regierung, die ihn zwingt, unter Androhung schwerer Strafen Geld zu zahlen, Dienste zu erbringen und auf die Ausübung vieler seiner natürlichen Rechte zu verzichten. Er sieht auch, dass andere Menschen diese Tyrannei durch den Gebrauch der Wahlurne über ihn praktizieren.

Er sieht ferner, dass er, wenn er die Wahlurne selber benutzt, einige Chancen hat, sich von der Tyrannei durch andere zu befreien, indem er sie seiner eigenen unterwirft. Kurz, er findet sich ohne seine Zustimmung in einer Situation, wo er Herrscher werden kann, wenn er die Wahlurne benutzt, und wo er Sklave werden muss, wenn er sie nicht benutzt. Er hat keine andere Alternative als diese beiden. In einem Akt der Selbstverteidigung versucht er die erstere. Sein Fall ist analog zu dem eines Menschen, der in eine Schlacht gezwungen wurde, wo er entweder andere töten muss oder selber getötet wird. Daraus, dass ein Mensch das Leben seiner Gegner nimmt, um sein eigenes Leben in der Schlacht zu retten, kann nicht geschlossen werden, dass er diese Schlacht selber gesucht hat. […] Infolgedessen sind [gewählte Regierungsamtsträger] weder unsere Diener, Agenten, Anwälte oder Repräsentanten […] (denn) wir übernehmen für ihre Handlungen keine Verantwortung.“

Zu der von politischen Würdenträgern so gerne für sich reklamierten „Übernahme von Verantwortung“: „Wenn ein Mensch mein Diener, Agent oder Anwalt ist, bin ich im Rahmen der ihm von mir übertragenen Vollmacht notwendigerweise verantwortlich für alle seine Handlungen. Wenn ich ihm, als meinem Agenten, entweder absolute oder irgendeine Macht über Personen oder Besitztümer anderer Menschen als mir selbst übertragen habe, bin ich dadurch notwendigerweise gegenüber diesen Personen verantwortlich für jeden Schaden, den er ihnen zugefügt hat, solange er innerhalb des Rahmens der Machtbefugnis wirkt, die ich ihm gewährt habe.

Kein Individuum jedoch, das in seiner Person oder seinem Eigentum durch Handlungen des Kongresses geschädigt worden sein mag, kann sich an die individuellen Wähler wenden und sie für diese Handlungen ihrer so genannten Agenten oder Repräsentanten zur Verantwortung ziehen. Diese Tatsache beweist, dass diese anmaßenden Agenten des Volkes – von uns allen – in Wirklichkeit die Agenten von niemandem sind.“

Demokratisch gewählte Politiker berufen sich also auf ihr von den Wählern erteiltes Mandat. Sie können sich jederzeit hinter dem ihnen erteilten Wählerauftrag verschanzen und jedes noch so irrsinnige oder verbrecherische Programm – entsprechende Mehrheiten vorausgesetzt und solchermaßen „legitimiert“ (und zwar in 99,9% der Fälle ungestraft!) – umsetzen. Die Wähler andererseits sind, schließlich werden Wahlzettel ja anonym in der lauschigen Abgeschiedenheit einer Wahlzelle ausgefüllt, unbekannt und daher für ihre Wahl nicht verantwortlich zu machen.

Es liegt auf der Hand, dass ein derartiges System der doppelten Unverantwortlichkeit dem „Moral Hazard“ – der sich zum Beispiel in der rücksichtslosen Verpfändung der Zukunft der Jungen durch die Regierenden manifestiert – Vorschub leistet. Krethi und Plethi verhalten sich auf dem Boden dieses Systems rational, wenn sie besonnene Wahlwerber meiden, die ihnen unbequeme Sparprogramme verheißen. Sie wählen stattdessen lieber linke Desperados, die ihnen Brot und Spiele versprechen.

Dies umso mehr, als das Wahlrecht ja jedermann zugestanden wird. Der mittellose Totalversager, der keinen Tag seines Lebens aus eigener Kraft zu meistern imstande ist, wird, wie Spooner treffend bemerkt, mit der Aushändigung des Stimmzettels in die Lage versetzt, seine (wohlhabenden) Mitmenschen zu tyrannisieren. Dass der besitz- und geistlose Pöbel – von den in allen politischen Parteien zu findenden Feinden der Freiheit aufgestachelt – sich nur allzu gerne antikapitalistischen „eat the rich“- Feldzügen anschließt, ist nicht verwunderlich.

Um vorauszusehen, dass diese Aktivitäten am Ende eine kollektive Wohlstandsminderung bewirken werden, bedarf es allerdings keiner magischen Kristallkugel, sondern lediglich der Einsicht in elementare ökonomische Gesetzmäßigkeiten.

Dass ein, wie Spooner erkannt hat, mit derart schweren Konstruktionsfehlern behaftetes politisches System nicht dauerhaft bestehen kann, ist die „freie Welt“ soeben im Begriff, auf die harte Tour zu lernen.

http://praxeology.net/LS-NT-0.htm

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Welche neuen Taten setzen die Piraten? drucken

Nichts geht mehr. Diese Erkenntnis führt immer mehr Länder Europas in vorzeitige Neuwahlen. Nach diesen wird freilich auch nicht mehr gehen als heute. Anderswo häufen sich die Neugründungen von Parteien so sehr, dass niemand mehr den Überblick über die vielen Begehren, Initiativen, Gruppierungen hat, die von frustrierten Altpolitikern und von zu recht Empörten gegründet worden sind. Keine einzige davon kommt wirklich über den Mief verrauchter Hinterzimmer heraus – mit einer einzigen, völlig unerwarteten Ausnahme: Das sind die Piraten, die in einigen Ländern plötzlich an die zehn Prozent Unterstützung haben. Was sind die nun wirklich wert? Und: Muss man sich vor ihnen fürchten?

Mit einem Satz: Vieles an ihnen ist überraschend frisch, fast befreiend; etliches ist völlig unklar; und manches ist unerfreulich.

Es ist spannend, die Piraten mit den eine Generation davor gegründeten Parteien zu vergleichen. Das sind die europäischen Grünparteien, die heute alt geworden sind, jedoch die Redaktionsstuben sowie Universitätsinstitute mit massiven Mehrheiten beherrschen. Auch die 68er Bewegung schien anfangs befreiend zu wirken, wenngleich von Anfang an ihre Nähe zu Gewalttaten und zu totalitär-marxistischem Gedankengut sehr bedenklich war.

Inzwischen ist von dem frischen Wind der Grün und Alternativ-Bewegung nichts mehr zu spüren. Sie kämpfen im Gegenteil heute praktisch nur noch für eine Einschränkung der Gedanken- und Handlungsfreiheit. Sie tun dies auf eine zelotische Art und Weise, die an die mariatheresianischen Kontrollen des Kirchganges erinnert.

Alleine der grüne Sprachterror in Sachen Genderismus und Politisch Korrekten Wörtern, die man anstelle böser unkorrekter Wörter verwenden soll, stößt freiheitsliebenden (und sprachsensiblen) Menschen sauer auf. Ganze Bibliotheken lassen sich mit grünen Vorschriften füllen, was man alles nicht essen darf (vom Fleisch bis zu importiertem Obst), welche Kleidung man nicht tragen darf (vom Pelz bis zu Kunststoffen), was man alles nicht kaufen darf (von Glühlampen bis zu benzingetriebenen Autos), was man alles keinesfalls tun darf (vom Fliegen bis zum Wählen irgendwelcher Parteien, die nicht grün oder rot und daher a priori faschistisch sind), was alles zu bekämpfen ist (von jedem Straßenbau bis zu jedem Flugplatz).

Während die Grünen in den 70er und 80er Jahren das Schulsystem noch mit einigen spannenden Alternativschulprojekten bereichert haben, sind sie heute verbiesterte Anhänger einer neunjährigen zwangsweisen Einheitsschule. Während sie einst für die sexuelle „Befreiung“ – eigentlich Promiskuität – gekämpft haben, sind sie heute puritanische Exponenten eines ergrauten Radikalfeminismus, der fast den Eindruck erweckt, am liebsten alle Männer kastrieren zu wollen. Während sie in ihrer Jugend selbst des öfteren heftig mit dem Strafgesetz kollidiert haben, sind sie heute ständig als Denunzianten unterwegs, die am liebsten täglich eine Strafanzeige erstatten.

Kein Wunder, dass sich eine junge Generation gelangweilt von einer alten und fast totalitär anmutenden Bewegung abwendet. Daran kann nicht einmal das letzte Relikt etwas ändern, das an die wilden grünen Jahre erinnert, nämlich das grüne Engagement für Drogenkonsum. Am Versiechen der Grünen ändert auch ihre kurzfristige Wiederbelebung nichts, die einige Wochen lang durch die panikmachenden Schlagzeilen der Medien in Sachen Fukushima ausgelöst worden ist.

Rote oder schwarze Parteien können diese Abenddämmerung der erfolgreich durch die Institutionen marschierten und jetzt der Pensionierung entgegenjammernden Grünen nicht nutzen. Sie sind dazu selbst viel zu stark von grünem Gedankengut durchdrungen.

Profitiert haben viel stärker jene Bewegungen, die als Rechtspopulisten zusammengefasst werden. Sie können in der Jugend durch den Mut punkten, mit dem sie die Megaprobleme durch Zuwanderung und Islamismus ansprechen, die von rot-grün-linksliberal-christlichen Gutmenschen total verdrängt und geleugnet werden.

Und in jenen Ländern wie Deutschland, wo der Rechtspopulismus keine Sammelbecken gefunden hat, erfüllen die Piraten eine ähnliche Funktion. Freilich ist ihr Hauptanliegen, mit dem sie über Nacht relevant geworden sind, nicht das Ausländerthema, sondern die Computerfreiheit. Noch auffälliger ist, dass sie sich ganz an den traditionellen politischen Kanälen vorbei strukturiert haben: Weder Plakate, Broschüren noch Zeitungen, weder Demonstrationen, NGOs, Sozialpartner noch Promis haben ihr Aufblühen begleitet.

Die Piraten erfrischen noch aus weiteren Gründen: So sind sie absolut gegen den feministischen Quotenschwachsinn, der von den Grünen ausgehend über die Roten nun auch schon die Schwarzen erreicht hat. So strahlen sie mehr Humor und Lockerheit als alle anderen Parteien aus. So akzeptieren sie Mitglieder, die davor im pubertären Suchen nach möglichst provokativen Attitüden etwa auch bei neonazistischen Gruppen angestreift haben. So lassen sie viele für die alten Parteien zentrale Themen wie den Afghanistankrieg thematisch einfach links liegen. So wissen sie nicht einmal mit den Begriffen „links“ und „rechts“ etwas anzufangen.

Alleine dieser Verzicht, zu jedem Thema eine von oben bis unten durchdeklinierte Meinung zu haben, ist nicht nur jugendlich, sondern auch angenehm – und ehrlich. Wird doch bei den anderen Parteien die durchdeklinierte Meinung ohnedies nach Belieben und Wahltaktik geändert. Man denke in Österreich etwa nur an die wilden roten Wendungen in Sachen Wehrpflicht, die schwarzen in Sachen Neutralität, oder die blauen in Sachen Flat tax.

Dieser frische Wind der Piraten weht zweifellos viele junge Menschen wieder in die politische Welt zurück, die zuletzt eher zum desinteressierten Nichtwählen tendiert haben.

Sie sind natürlich eine reine Generationenpartei. Sie identifizieren sich primär nicht wie die Grünen durch nächtelange Pseudo-Basisdemokratie in verrauchten Hörsälen, sondern durch ihre elektronischen Kommunikationsformen. So wie etwa auch jede Generation ihren eigenen Musikstil entwickelt hat, entwickelt jede Generation auch politische Moden. Sie tut dies auch deshalb, um sich selbst definieren und von der Vorgängergeneration abheben zu können. Man denke nur an die 20er Jahre mit ihren roten Jugendmoden, die 30er mit ihren braunen, die Nachkriegszeit mit ihren schwarzen, die dann wieder von Rot und Grün und Rechtspopulisten abgelöst wurden.

Was freilich nicht bedeutet, dass jemals eine Generation zur Gänze irgendeinem Trend gefolgt wäre. Es geht natürlich immer nur um relative Veränderungen der Einstellung einer bestimmten Alterskohorte. Daher hat es während aller Grün- oder Piraten-Moden immer auch rot oder schwarz fühlende Jugendliche gegeben.

Klar sollte auch schon jetzt sein, dass die Piraten-Mode eines Tages wieder vorbei sein wird; dass sich die Gruppierung vielleicht phasenweise in eher rechte und eher linke Piraterie aufspalten wird; dass die Piraten wohl schon in einem Jahr wieder ganz anders aussehen werden als heute; und dass sie sehr rasch ihre Ausstrahlung verlieren werden, sobald sie irgendwo in die politische Machtbeteiligung hineingeraten sind. Auch die Piraten werden einmal erwachsen werden und draufkommen, dass politische Entscheidungen eine ernstere und mühsamere Angelegenheit sind als ein Piratenkostüm auf einem Faschingsfest.

Und natürlich ist auch ihr eigentliches Thema, die Computerfreiheit, nicht nur positiv zu sehen. Denn angesichts der überwiegend männlichen und von nächtlichem Surfen und Twittern und Facebooken blassen Burschengesichter geht man wohl nicht ganz fehl in der Annahme, dass wir hier nicht zuletzt eine Interessenvertretung jener jungen Männer haben, die möglichst ungehindert elektronische Pornographie konsumieren wollen. Das ist zwar ein altersbedingt und hormonell vielleicht erklärbares Anliegen, stellt aber keine wirkliche Bereicherung der Menschheit dar.

Dennoch ist der Kampf für Computerfreiheit ein wichtiges Signal: Hat doch in den letzten Jahren die politisch korrekte Einengung auch das Internet zu erfassen begonnen. Die Polizei sucht mit elektronischer Überwachung nach Kinderporno-Konsumenten; hochentwickelte Software screent alle Foren und Chatrooms nach bösen Worten ab, die man als rechtsradikal kriminalisieren kann.

Damit wird einer ohnedies sehr an den Rand gedrängten jungen Generation einer der letzten Fluchträume genommen, wo sie tun und denken konnte, was sie wollte. Die Jungen haben zwar nicht mehr die Kraft oder die Lust zu Demonstrationen – die künstlich geschürte Medieneuphorie über die angeblich 99 Prozent Sympathisanten der „Besetzt-die-Wallstreet“-Zeltlager ist ja nur ein später Nachklatsch des Medien-Aktionismus der Jahre nach 1968. Aber die Jungen haben sich dafür schnelle und erstaunlich effiziente Organisations-Kanäle geschaffen, mit denen sie über Nacht zu einem politischen Faktor geworden sind.

Am schmerzhaftesten sind sie für die Grünen. Erstens weil diese nun zum zweiten Mal (nach dem Rechtspopulismus, der ja auch noch blüht) ihr einstiges Abonnement auf die jungen Stimmen verloren haben. Und zweitens weil sich die Aktivität der Piraten gegen eine tragende Kerngruppe der Grünen richtet: nämlich gegen die Kunstszene, also jene Menschen, die mit meist möchtegern-progressiver Musik viel Geld machen. Die Piraten wollen aber jede Form von Raubkopien straffrei machen. Das ließe  die grüne U-Musik-Szene über Nacht verarmen .

Die Piraten haben auch die viel modernere Form der innerparteilichen Demokratie als die Grünen. Online-Entscheidungen sind schnell, objektiv und transparent. Dies gilt vor allem im Vergleich zur grünen Basisdemokratie, bei der sich immer jene Gruppe durchsetzt, die am geschlossensten halbe Nächte in verrauchten und zerredeten Hörsälen durchhält, bis sie die Mehrheit hat. Das bringt naturgemäß weder qualitativ noch quantitativ brauchbare Ergebnisse.

Die Grünen haben in Österreich sogar die Möglichkeit der Online-Wahl der Hochschülerschaft bekämpft. Was bei vielen jungen Menschen als ziemlich steinzeitlich angekommen ist.

Ganz sicher sind die Piraten jedenfalls nichts, vor dem man sich fürchten müsste. Im Vergleich mit den Grünen schon gar nicht.

Was hält nun der wertkonservativ-liberale Tagebuchschreiber selbst von den Piraten? Nun, mit Werten wie Heimat, Leistung oder Familie haben diese nicht allzu viel am Hut – sie scheinen diese Werte aber auch nicht so hasserfüllt zu bekämpfen, wie dies Rot und Grün tun. Umso mehr haben die Piraten mit dem Wort „Freiheit“ zu tun. Das lässt zumindest die liberale Hälfte meines Herzens jubeln. Auch wenn ich kein Anhänger von Urheberrechtsdiebstahl und Pornographie bin, fürchte ich mich doch mehr vor der in jeden Computer hineinspionierenden Staatsgewalt.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Europas Realität ist stärker als Verträge drucken

Wie oft wurde in den vergangenen zwei Jahren das große Versäumnis beklagt, dass bei Einführung des Euro keine Regelungen für den Fall der Disziplinlosigkeit oder gar Insolvenz eines Euro-Landes geschaffen worden sind. Diese Klagen waren durchaus berechtigt – scheinen aber neuerdings weitgehend überholt. Was sogar ein wenig Hoffnung in trüben Zeiten machen kann.

Denn in Wahrheit passiert jetzt in der europäischen Realität ziemlich genau das, was eine solche Insolvenzordnung vorsehen müsste: Es wird ein Insolvenz- oder Masseverwalter eingesetzt, der ein von der Gläubigerversammlung vorgegebenes Sanierungsprogramm umzusetzen hat. Nichts anderes hätte schon von Anfang an in den EU- und Euro-Verträgen stehen müssen.

Die EU hat in den letzten Wochen und Monaten Italien, Griechenland, Irland und Portugal ein solches Programm mehr oder weniger von außen vorgegeben. Und in Italien wie Griechenland wird darüber hinaus gerade ein von Europa erwünschter Insolvenzverwalter als Regierungschef inthronisiert. Das sind zwar in beiden Fällen nationale Persönlichkeiten, aber keiner der beiden ist durch eine demokratische Wahl oder eine Partei an die Macht gekommen, sondern auf ausdrücklichen Wunsch, um nicht zu sagen massiven Druck von außen. Und in Irland wie Portugal haben die Wähler gleich selbst einen Masseverwalter gewählt, der das jeweils vorgegebene Sanierungs-Programm ordentlich abspult.

Also alles in Butter? In Wahrheit nicht. Man kann man nie befriedigt, wenn sich die Dinge außerhalb der demokratischen Verfassungen und völkerrechtlichen Verträge entwickeln, wenn sich die Macht (in diesem Fall zum Glück nicht die der Gewehre, sondern nur die der Gläubiger) als stärker erweist als das Recht.

Diese Kritik hat freilich gar nichts zu tun mit jener von gewaltaffinen Organisationen wie „Attac“ gegen die bösen Märkte. Denn Attac&Genossen wollen ja ein totales Chaos herbeiführen, in dem de facto niemand mehr Schulden zurückzahlt, und in dem Geld ganz nach Bedarf gedruckt wird. DasAttac-Szenario führt mit Sicherheit in die gesamteuropäische Verarmung samt bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Zurück zur europäischen Realität: Natürlich wäre es besser gewesen – und wäre auch heute noch besser –, würde bei Insolvenz eines Schuldnerstaates nach einem ordentlichen, rechtlich festgelegten Insolvenzrecht vorgegangen. Selbstverständlich kann ein solches Recht nur funktionieren, wenn es immer auch die ökonomischen Zusammenhängen und Grundrechnungsarten berücksichtigt.

Es ist aber immerhin erfreulich, wenn diese ökonomischen Gesetze nun zumindest auf politischem Weg und zumindest teilweise Anwendung finden.

Freilich bleibt der Weg des politischen Druckes im rechtlich ungeregelten Raum immer einer ins Ungewisse. Es ist beispielsweise recht unklar, wieweit dieser Druck im notwendigen Ausmaß aufrechterhalten werden kann, haben doch Italien und Griechenland die Sanierungspakete noch immer nur teilweise, halbherzig bis gar nicht umgsetzt. Und offen bleibt auch, wie lange umgekehrt die entmachteten Bürger und Wähler diese Diktatur des Auslandes hinnehmen werden. Umso klarer ist, dass es viel besser gewesen wäre, wenn Europa schon im Winter/Frühjahr 2010 Griechenland zu ganz konkreten Maßnahmen gezwungen hätte, statt sich dort eineinhalb Jahre lang am Schmäh führen zu lassen.

Dabei wäre schon damals zweifelhaft gewesen, was heute noch viel ungewisser ist: Kann die Insolvenz Griechenlands und die einiger anderer Staaten (egal, ob diese nun im Einzelfall eher einem Ausgleich oder einem Konkurs nahe sind) noch so weit aufgefangen werden, dass sie nicht über einen Dominoeffekt doch noch andere mit sich reißt? Das passiert ja auch bei der Pleite eines Unternehmens, dass bei Ausfall der fälligen Zahlungen etliche an sich gesunde Gläubiger und Lieferanten plötzlich auch in Konkursgefahr geraten.

Gewiss ist eben nur, dass diese Gefahr durch die lange Zeit der Verschleppung viel größer geworden ist. Und dafür tragen Europas Regierungschefs mit Angela Merkel die Hauptverantwortung.

 

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Wieviel Einfluss hat der Staat auf die Infrastrukturbetriebe? drucken

Staatseinfluss auf Infrastrukturbetriebe auf einer Skala von 0-6

Anmerkung: Auswertung der OECD; Kriterien sind unter anderem Ausmaß des Staatseigentums und Intensität der Regulierungen.

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Fußnote 231: Entacher gewinnt drucken

Normal sind das die Stunden, in denen ein Minister zurücktreten müsste.

Aber in der korrupten Balkanrepublik Österreich denkt ein Norbert Drabaos nicht daran zurückzutreten. Der Verteidigungsminister hat zwar im Krieg gegen den von ihm gefeuerten Generalstabschef Edmund Entacher eine krachende Niederlage erhalten, trotz ganz widerlich schmutziger Geheimdienst-Papierchen aus der Darabos-Giftküche über irgendwelche Dienstantritts-Verspätungen Entachers. Dieser wird ab sofort wieder mit allen Ehren installiert. Aber Darabos bleibt. Offenbar nach dem Motto: Jetzt habe ich das Bundesheer schon so weit ruiniert, da ist die totale Eiszeit zwischen dem Minister und dem obersten Offizier auch schon wurscht; Hauptsache, ich kann weiterhin geschönte Darabos-Bilder affichieren lassen. Außerdem kann sich Darabos ja nun entschließen, sich künftig nur noch mit seinem Lieblingsthema Sport-Doping zu befassen und nicht mehr mit dem Heer. Auf das ist er jetzt nämlich ganz böse.

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Was aber ist damit gelöst? drucken

Jetzt halt eine neue griechische Regierung ohne Herrn Papandreou. Und dann halt bald auch eine neue italienische Regierung ohne Herrn Berlusconi. Was aber ist damit gelöst?

Natürlich bringen neue Namen noch gar nichts außer spannend klingenden Zeitungsschlagzeilen. In beiden Ländern hat sich nämlich die Opposition, die jetzt da und dort wohl mehr mitreden wird, bisher noch viel weniger gewillt gezeigt zu sparen als die nun abgehenden Regierungschefs. Die Neubildungen von Regierungen sind daher in Wahrheit wieder einmal bloße Scheinaktionen, die aber genau der kurzsichtigen und oberflächlichen Denk- und Reaktionswelt der politisch-journalistischen Klassen entsprechen. An den eigentlichen Problemen der Länder ist damit noch gar nichts gelöst. Und es bleibt zu hoffen, dass Angela Merkel das auch erkennt (was sie natürlich schon vor zwei Jahren erkennen hätte müssen).

In Italien wird die notwendige Kursänderung wohl noch viel schwieriger als in Griechenland. Denn in Italien herrscht noch viel weniger Einsicht in die dringende Notwendigkeit zu handeln; in Rom ist die Opposition noch viel mehr zerstritten als bei den Hellenen; in Rom gibt es auch keinen klaren Oppositionsführer; dafür gibt es dort viele völlig unrealistische Parolen von Gewerkschaften und Linken, wie man ohne schmerzhafte Einschnitte wieder einmal auf italienische Art davonkommen könne.

Und vor allem glauben in Italien und im Ausland allzu viele, dass das Hauptproblem des Landes Berlusconi heißt. Was ein arger Irrtum ist – selbst wenn all die Korruptions- und Sex-Geschichten stimmen sollten, die ihm vorgehalten werden.

Denn immerhin war Berlusconi bisher der einzige italienische Nachkriegspolitiker, der das ewige römische Theater der halbjährlich wechselnden Regierungen mit ständigen Krisen beenden oder zumindest auf viele Jahre unterbrechen hat können. Er hat es auch geschafft, die Staatsverschuldung des Landes im Gegensatz zu all seinen Vorgängern seit Jahren nicht mehr signifikant ansteigen zu lassen. Was bei aller Lächerlichkeit seiner von Schönheitschirurgen geformten Erscheinung als Leistung anerkannt werden sollte.

Natürlich ist es richtig, dass Berlusconis Person längst eine Zumutung war. Natürlich ist das Halten der Staatsverschuldung längst nicht mehr ausreichend, weil die potenziellen Geldgeber inzwischen bei einem so hohen Schuldenniveau eines Staates viel misstrauischer geworden sind, als sie es früher waren. Aber ebenso richtig ist, dass ohne Berlusconi das Chaos noch viel größer werden wird, weil in Italien Politik nur als ein – wenn auch sehr emotional exekutiertes – Spiel verstanden wird, in dem die wirkliche Welt höchstens eine Nebenrolle spielen darf.

Daher wird von der italienischen Linken inhaltlich ja auch nur gegen die demütigenden Sparauflagen gewettert, die man dem stolzen Land nicht zumuten könne. Von einer echten Sanierungsbereitschaft ist da keinerlei Rede, geschweige denn von einer Schuldeinsicht in die früher von allen linken und christdemokratischen Regierungen verursachte Finanzpolitik, die ja die eigentliche Wurzel des Problems ist.

Umso widerlicher ist es, wenn auch Spitzenpolitiker der deutschen Sozialdemokraten bei Demonstrationen der italienischen Linken gegen Berlusconi auftreten und dort den Italienern nicht etwa Sparnotwendigkeiten verdeutlichen, sondern ihnen billigste Sündenbockrhetorik servieren: Schuld an dem Schlammassel seien die neoliberalen Finanzmärkte, denen der Kampf angesagt werden müsse. Sigmar Gabriel rief in Rom sogar wörtlich zum Kampf "für die Rückkehr der Demokratie und gegen die Herrschaft der Finanzmärkte" auf. Ob er das wenigstens selber glaubt, dass die demokratisch gewählten italienischen Regierungen und Parlamente nichts mit den gigantischen Schulden ihrer Länder zu tun haben, sondern irgendwelche finsteren Mächte? Ob die deutschen Steuerzahler erkennen, dass sie selbst in Wahrheit diese bösen Finanzmärkte sind? Begreifen  die Linken denn noch immer gar nichts oder ist das alles nur ein zynisch-populistisches Spiel mit der Wahrheit und den Wähleremotionen?

Eine „Rettung“ Italiens kann sich Europa im Gegensatz zu jener Griechenlands jedenfalls ganz sicher nicht mehr leisten.

Nachträgliche Ergänzung: Aber auch die Griechen sind eine einzige Provokation: Statt sanieren machen sie jetzt einmal Neuwahlen. Aber um diese durchzuführen brauchen sie dreieinhalb Monate. Und dann wahrscheinlich noch einmal so lang für eine Regierungsbildung. Derweil wollen sie wahrscheinlich wieder einmal auf Kosten der lieben Miteuropäer leben. Eine Provokation? Aber nicht doch, nur schlau, solange Resteuropa so zahnlos agiert.

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Die Roten Meinungsmacher(1) - Der Kampf um die Meinungshoheit in Radio und Fernsehen drucken

In Österreich ist erst zur Jahrtausendwende das ORF-Rundfunkmonopol gefallen. Kein anderer demokratischer Staat hat die Liberalisierung von Radio und Fernsehen so lange hinausgezögert. Über Jahrzehnte hat die SPÖ das ORF-Monopol mit (fast) allen Mitteln verteidigt und Privatrundfunk zuerst ver- und später, als es aufgrund des EU-Beitritts nicht mehr anders ging, behindert. Dieser bis heute nachwirkenden Entwicklung geht erstmals in der österreichischen Mediengeschichte eine ausführliche Serie nach, die in 14-tägigem Abstand im Tagebuch erscheinen wird.

Der Grund der vielen Behinderungsversuche: Sozialdemokraten und  ORF sind eine perfekte Symbiose eingegangen; SPÖ- bzw. regierungsfreundliche Berichterstattung erfolgte im Tausch gegen Sonderrechte und  Sonderregelungen für den ORF und seine Mitarbeiter. Dieses demokratiepolitisch fragwürdige und menschenrechtswidrige (es gibt eine entsprechende Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 1993) „Erfolgsmodell“ wollten beide medienpolitische Akteure trotz aller Widerstände nicht aufgeben.

Als der Druck zu groß wird, wechselt man von der Verhinderungs- zur Verzögerungstaktik. Erst in den  Jahren 2003/2004 wird der heimische Rundfunkmarkt völlig liberalisiert. Bis zum heutigen Tag ist der Einfluss der SPÖ auf die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks enorm. Österreichs jüngere Geschichte wurde und wird entscheidend von der sozialdemokratischen Medienpolitik  geprägt.

Das Tagebuch widmet dieser staats- und medienpolitisch zentralen Entwicklung in den nächsten Monaten eine eigene exklusive Serie. Autor ist ein hochqualifizierter Medienwissenschaftler und Rundfunkexperte. Er kann aber aus mehreren Gründen nicht unter seinem Namen publizieren. Er fürchtet mit gutem Grund um seinen Job, da sowohl SPÖ wie auch ORF zu jeder Menge Repressalien gegen seinen Arbeitgeber imstande wären. Aus einem ähnlichen Grund haben sich Verlage gescheut, das Werk zu publizieren, da sie praktisch alle von Verlagsförderungen des Unterrichtsministeriums abhängig und an positiven Nennungen zumindest anderer Bücher in ORF-Sendungen interessiert sind.

Die links gleichgeschalteten Publizistik-Institute zeigen sich ebenfalls – in einer Verhöhnung der laut propagierten Freiheit, Unabhängigkeit und Objektivität der Wissenschaft – an jedem SPÖ- und ORF-kritischen Thema desinteressiert. Dort werden nur Attacken auf die Kronenzeitung oder auf angebliche Fremdenfeindlichkeit der heimischen Medien publiziert. Das Wiener Publizistik-Institut hat vor einigen Jahren sogar eine Kampfschrift gegen privaten Rundfunk veröffentlicht.

Dies wird daher die erste umfassende Arbeit überhaupt, die den rundfunkpolitischen Sonderweg Österreichs von 1945 bis heute unabhängig dokumentiert, analysiert und kritisch aufarbeitet. Und es ist bezeichnend für den Zustand von Meinungsfreiheit und Demokratie in Österreich, dass sie – zumindest vorerst – nur wie die Texte der einstigen osteuropäischen Dissidenten in einem elektronischen Samisdat-Verfahren erscheinen können. Die Serie wird unter dem fiktiven Autoren-Namen „Hans Anonym“ im Bereich der Gastkommentare erscheinen.

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Was alles Richter und Staatsanwälte nicht wissen drucken

Immer öfter wird man mit Aktionen der österreichischen Staatsanwaltschaften – insbesondere der im Raum Wien und Graz agierenden BSA-Truppen – konfrontiert, die einem angst und bang machen. Leben wir wenigstens noch in Restbeständen eines Rechtsstaats? Diese Sorge wird dadurch vergrößert, dass die heimische Justiz offensichtlich von Menschen beherrscht wird, deren Allgemeinbildung mehr als lückenhaft ist. (nachträgliche Ergänzung am Ende)

Ein dramatisches Beispiel dafür ist der nun in die zweite Instanz gehende Prozess gegen Elisabeth Sabaditsch-Wolff. Darin geht es um das „Verbrechen“, dass die Islam-Expertin und ehemalige Mitarbeiterin von Alois Mock bei einem FPÖ-Seminar den Geschlechtsverkehr des islamischen Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als „Pädophilie“ bezeichnet. Sabbaditsch-Wolff ist deswegen in erster Instanz verurteilt worden. Und die Oberstaatsanwaltschaft Wien (ja genau jene, die sich nie die Zeit genommen hat, dem massiven Verdacht vieler Experten mit Konsequenz nachzugehen, dass es in der Causa Kampusch, also einem der schlimmsten Fälle von Kindesmissbrauch in Österreich, noch weitere Täter gibt) hat Zeit für eine seitenlange Verteidigung dieses skandalösen Urteils.

In dieser Berufung wird etwa mit spitzer Zunge vom „angeblichen Vollzug der Ehe mit der neunjährigen Gattin“ geschrieben. Was in mehrfacher Hinsicht skandalös ist: Denn welcher normale Mensch, der Kindesmissbrauch als eines der schlimmsten Verbrechen ablehnt, bezeichnet eine Neunjährige (die mit sechs „verheiratet“ worden ist) undifferenziert als „Gattin“? Zweitens ist dieser Vollzug nur für die Staatsanwälte „angeblich“, für die islamische Welt ist er hingegen bis heute ein Vorbild mit Rechtswirkungen. So liest man in der (zweifellos eher linkslastigen) Wikipedia wörtlich unter dem Stichwort „Kinderheirat“: „Das Mindestalter für Mädchen, um zu heiraten, ist nach den Bestimmungen der islamischen Rechtsschulen neun Jahre, wobei sich die Rechtsschulen an der Ehe Mohammeds mit Aischa orientieren, die vollzogen worden sein soll, als Aischa neun Jahre alt war.“ Überdies versucht die Oberstaatsanwaltschaft gar nicht, gegen die von allen zugänglichen Quellen bestätigte Altersangabe zu argumentieren. Man schreibt einfach nur im Stile einer Boulevardzeitung ständig von "angeblich".

Natürlich gibt es keine datierten Filmaufnahmen vom Geschlechtsverkehr zwischen Mohammed und jenem Mädchen. Aber die Tatsache, dass dieser und vor allem das überlieferte Alter der „Braut“ den islamischen Rechts-Setzern bis heute als Vorbild dient, ist zweifellos noch viel gravierender als das genaue Datum. Vor allem, wenn es um eine Analyse des Islams geht.

Noch unglaublicher ist, dass diese Oberstaatsanwaltschaft sogar jene Passage der Richterin verteidigt, in der diese davon redet, dass Kinderehen auch in europäischen Herrscherhäusern weit verbreitet gewesen seien. Weshalb das Eingehen von Ehen im Kindesalter nicht mit Pädophilie gleichzusetzen sei.

Da bleibt einem wirklich der Mund offen. Denn erstens hatten jene historischen Kinderehen keinerlei sexuelle, sondern rein dynastische Gründe (die schlimm genug, aber eben ganz andere als pädophile Motive sind). Sie sollten strategisch die Machtinteressen zweier Herrscherhäuser absichern. Wovon bei der „Ehe“ Mohammed-Aischa keine Rede sein kann.

Zweitens ist bei keiner einzigen dieser Kinderehen bekannt, wann sie vollzogen wurde. Was man sich etwa bei einem achtjährigen Buben auch als relativ schwierig vorstellen kann. Und im Falle Aischa richtet sich die Kritik eindeutig gegen den Zeitpunkt des Vollzugs, weniger gegen jenen der formalen „Eheschließung“, der schon im sechsten Lebensjahr erfolgt war.

Drittens sind bei diesen dynastischen Kinderehen der europäischen Geschichte BEIDE Partner Kinder gewesen. Was einen gewaltigen Unterschied zum Altersverhältnis zwischen dem 53-jährigen Mohammed und der 9-jährigen Aischa macht.

Viertens sind die meisten dieser Kinderehen überhaupt „per procuram“ geschlossen worden. Die von ihren Eltern verheirateten Kinder haben einander also weder vor noch bei der „Hochzeit“ gesehen, sondern erst viele Jahre nachher (wenn überhaupt). Bei der Eheschließung waren vielmehr oft nur Gesandte der Herrscherhäuser anwesend.

Das mag alles angesichts der Qualität des Geschichtsunterrichts in vielen Schulen Richtern, „Ober-„ und „Ersten“ Staatsanwälten nicht bekannt sein. Umso mehr hätten sie die Pflicht, sich mit den Fakten vertraut zu machen, bevor sie solche abstrusen Begründungen in Urteile und Berufungsbeantwortungen hineinschreiben.

Der Kampf der Staatsanwälte gegen Sabaditsch-Wolffs Islam-Kritik ist umso erstaunlicher, als  seit Jahrzehnten zahllose noch so aggressive und noch so faktenfreie Verhöhnungen der christlichen Religion straffrei ausgegangen sind. Da hat man dann halt notfalls die "Freiheit der Kunst" vorgeschützt.

Extrem erstaunlich ist auch das parallele Urteil eines Medienrichters gegen die Frau: Diese hatte ein linke Kampagnen-Illustrierte geklagt, weil diese behauptet hat, Sabbaditsch-Wolff habe gesagt: "Der Euro-Islam ist einfach nur scheiße". Der Richter musste im Urteil zugeben, dass dieser Satz nie gefallen ist. Er hat die Illustrierte mit einer skurril mäandrierenden Begründung trotzdem freigesprochen. Indem er sich auf das noch gar nicht rechtskräftige Strafurteil berief; und weil Sabaditsch-Wolff halt schon sehr negativ über den Islam gesprochen habe. Der linke Meinungsterror auch in der Justiz geht also schon so weit, dass man sich nicht mher wehren kann, wenn einem Sätze in den Mund geschoben werden, die nie gefallen sind.

Diese Anklagen und Urteile sind überhaupt nur vorstellbar, wenn es um eine politische Hexenjagd gegen alles geht, was rechts der Mitte steht (=also gegen mehr als die Hälfte der Bevölkerung), und wenn man der parteipolitischen Kampagne einer mengenweise von Steuergeld-Inseraten gefütterten Illustrierten beispringen will. In einem freien Rechtsstaat, in dem Meinungsfreiheit und wissenschaftliche Fakten noch irgendetwas gelten, wäre das hingegen absolut unvorstellbar.

Nachträgliche Korrektur: Sabaditsch-Wolff diente erst im Kabinett des Außenministers Wolfgang Schüssel, noch nicht bei Alois Mock.

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Wieviele der Lebensjahre arbeiten die Österreicher? drucken

Durchschnittliche Anzahl der Jahre inner- und außerhalb einer Beschäftigung 1970 und 2010

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Welche Europäer sind am häufigsten im Krankenhaus? drucken

Krankenhausaufnahmerate ausgewählter EU-Staaten in Prozent (2008)

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Werbekampagne für Privatschulen drucken

In den nächsten Tagen veranstalten Großindustrielle im seltsamen Zusammenspiel mit Rot und Grün eine überdimensionierte Werbeaktion für teure Privatschulen. Diese werden nämlich gewaltigen Zulauf haben, sollte das sogenannte Bildungsvolksbegehren umgesetzt werden.

Die zwangsweise Gesamtschule für alle Österreicher bis zum 15. Lebensjahr wird vielen Familien keine andere Option lassen, als eben solche Privatschulen, wenn sie für ihre Kinder zumindest eine halbwegs gute Erziehung erreichen wollen. Ob sie es sich nun locker leisten können, wie ein Hannes Androsch und die für die Gesamtschule agitierenden Politiker, oder auch nicht, alle werden um einen Platz in Privatschulen kämpfen.

Statt, dass in unser Schulsystem endlich Freiheit, Leistungsorientierung und Vielfalt einkehren, soll ein Rasenmäher über die Schüler drüberfahren und alle gleich kurz scheren. Egal, ob sie nun besonders begabt sind oder nicht; egal ob sie einige Jahre bräuchten, um all ihre Defizite an Sprache und Kultur gegenüber Gleichaltrigen halbwegs auszugleichen, oder nicht; egal, ob sie mehrsprachigen Unterricht bekommen sollen oder nicht; egal, ob sie besondere musikalische, kaufmännische oder technische Begabungen haben oder nicht.

Das Gerede im Volksbegehren von Differenzierung ist leere Vernebelungs-Propaganda, solange man gleichzeitig für die Gesamtschule eintritt. In keinem einzigen objektiv und umfassend evaluierten Schulversuch hat man bisher das bessere Funktionieren einer solchen Differenzierung nachweisen können.

Österreich hat wie viele Länder gewaltige Probleme im Bildungsbereich. Auch mit 15 können viele Jugendliche das nicht, was sie eigentlich in der schon existierenden Gesamtschule namens Volksschule lernen hätten sollen: Lesen, Schreiben und die Grundrechnungsarten.

Diese Probleme sind vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen: Auf den hohen Anteil von Zuwanderern aus bildungsfernen Schichten und unterentwickelten Regionen (Finnland, der Spitzenreiter bei den Pisa-Tests, hat hingegen fast überhaupt keine derartige Zuwanderung); auf eine bildungsfeindliche Entwicklung der Gesellschaft (die Schule solle bei uns immer nur Spaß machen und dürfe den Kindern keine Anstrengungen abverlangen, während Finnlands Schulen ganz auf Disziplin setzen); und auf eine Reihe völlig verfehlter Schulreformen (Stundenkürzungen in Kernfächern, Reduktion des fachtheoretischen Unterrichts an berufsbildenden Schulen und vieles andere mehr).

Wenn man die Besten und die Schlechtesten eines Jahrgangs gemeinsam unterrichtet, schadet man beiden. Statt dessen sollten wir ganz spezifische Anstrengungen nach dem Motto „Fordern und Fördern“ bei jenen Kindern im Volksschul- und auch schon Vorschulalter setzen, die statt einer liebevollen Zuwendung vor allem den Fernsehapparat als Erzieher kennengelernt haben; die daheim kaum ein deutsches Wort gehört haben; in deren Familien Frauen, sogar die eigene Mutter als zweitklassiges Wesen behandelt worden ist. Das ist jede Anstrengung wert – nur nicht das Schicksal jener Kinder, die ohne einen solchen Rucksack ins Leben starten.

Wir brauchen aber auch dringend eine gezielte Förderung für die Talentiertesten. Wenn es uns nicht gelingt, eine Elite vor allem im naturwissenschaftlichen, technischen und kaufmännischen Bereich heranzuziehen, dann droht unserer Gesellschaft eine noch viel schlechtere Zukunft, als sie ohnedies schon durch die Schuldenkatastrophe und den Geburtenknick programmiert ist (dass ausgerechnet der jetzige „Reformer“ Androsch einst die ersten Defizitexplosionen zu verantworten hatte, ist ein bezeichnender Zynismus am Rande).

Wenn das Androsch-Begehren neben zahllosen anderen hohlen Phrasen von „Autonomie“ schreibt, aber diese nie konkretisiert, ist das eine weitere Vernebelungsaktion. Gegen jede echte Autonomie würde sich ja insbesondere die extrem zentralistisch gesinnte Unterrichtsministerin querlegen, die aber das Begehren lautstark unterstützt. Eine ernsthafte Freiheit und Autonomie der Schulen würde nämlich darin bestehen – wie die „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“ verlangt – dass neue Schuldirektoren von Eltern und Lehrern gewählt und nicht mehr von Parteipolitikern bestellt werden.

Oder, dass jede Schule vom Staat gleich viel Geld bekommt (plus Zusatzprämien für nachweisliche Fortschritte bei bildungsfernen Kindern, plus Zusatzprämien für teure technisch-naturwissenschaftliche Ausbildungen). Oder, dass jede Schule sich ihre Lehrer und Schüler nach objektiven Kriterien selber aussuchen kann.

Es gibt – entgegen einer weiteren Lüge der Volksbegehrens-Lobby – zahlreiche Pädagogikprofessoren, die ausdrücklich nicht für eine zwangsweise Einführung der Gesamtschule sind (etwa Heitger, Hopmann, Neumann). Lehrer, Eltern und Schüler sind sowieso in ganz massiver Mehrheit dagegen, weil sie die wirkliche Schulpraxis kennen. Daran ändert es nichts, dass linke Medien die wenigen Gesamtschul-Fanatiker überproportional in den Vordergrund stellen.

Ja, wir brauchen ein ständiges Augenmerk auf Bildung. Nein, das Volksbegehren ist absolut nicht der richtige Weg, um die Bildungsdebatte zu intensivieren, denn es verschlimmert nur eine schwierige Situation.

Tit. Univ.-Prof. DDr. Dr. habil. Bernhard F. Seyr ist?Sachverständiger für Pädagogik, Bildungsökonom, habilitierter Wirtschafts- und Organisationswissenschafter sowie Mitglied des Vorstands der „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“.

Anmerkung: Der Text erscheint auch auf Mokant.at. 

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Fußnote 230: Europa zurück in der Depression drucken

„Keine Details! welches Stück?“ lautet die vielleicht berühmteste Theateranekdote über die Frage eines steckengebliebenen Schauspielers an den Souffleur. Nicht viel anders lautet die verzweifelte Frage der europäischen Bürger an die politische Klasse.

Griechenland macht nun offenbar doch kein Referendum – das heißt aber noch lange nicht, dass klar wäre, das Land würde auch die Spar-Bedingungen der anderen Europäer auf Punkt und Beistrich erfüllen. Griechenland macht vielleicht eine große Koalition – aber darüber wird jetzt wohl wochenlang gefeilscht. Damit sind wir wieder drei Schritte zurück. Die kurzzeitige Hoffnung, dass mit einem Referendum endlich der europäische Knoten durchschlagen würde, haben sich nach 48 Stunden wieder zerschlagen. Jetzt gibt es wieder nur Weiterwursteln, keine Klarheit, weder so noch so. In diese Rückkehr in die depressive Stimmung passt auch die erste Maßnahme des neuen EZB-Chefs: Die Zinsen werden völlig überraschend gesenkt. Damit wird noch billigeres Geld den Schuldenmachern wieder ein wenig neue Luft verschaffen. Und scheinbar ganz unbeabsichtigt wird durch eine solche Maßnahme auch die Bahn  für die Inflation noch besser bereitet, mit der die Staaten ihre Schulden entsorgen können. Wundert sich eigentlich jemand, dass genau solches passiert, wenn man ausgerechnet einen Italiener zum obersten Währungshüter macht?

 

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SN-Kontroverse: Bildungsvolksbegehren drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll man das Bildungsvolksbegehren unterschreiben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Der Vernunft und Zukunft geschuldet

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Bildung nützt allen, ihr Mangel oder Mängel im Bildungssystem schaden allen. Dies ist eine gleichermaßen logische wie simple Erkenntnis und gemessen daran müsste das Bildungsvolksbegehren von allen Unterzeichungsberechtigten unterschrieben werden. Logisch deshalb, weil in einem Land wie Österreich die „Qualität der Köpf der Menschen" Zukunft und Wohlstand ausmachen. Die Bildungsqualität ist ausschlaggebend dafür, wie hoch der Lebensstandard in zwanzig Jahren ist. Von ihr hängt ab, ob wir wettbewerbsfähig bleiben und ob die gesellschaftlichen Veränderungen in der bewährten Form des demokratischen Ausgleichs bewältigt werden können. Denn Bildung ist Voraussetzung für die demokratische Gestaltung in einem Land. Dass das Bildungssystem den Erwartungen längst nicht mehr gerecht wird, ist jeder und jedem bekannt, der kindergarten- oder schulpflichtige Kinder oder Studenten hat. Warum müssen Eltern ihr Leben bis ins kleinste Detail nach den jeweiligen Öffnungszeiten der jeweiligen Schule ausrichten? Warum müssen sie mit ihren Kindern Hausaufgaben machen oder teure Nachhilfe zahlen? Dies ist nicht nur aufreibend, sondern ungerecht. Denn wie z. B. kommen Kinder aus bildungsfernen Familien dazu, dass ihnen so die Bildungskarriere verhunzt wird? Oder warum muss die Entscheidung über den Bildungsweg schon mit zehn, also viel zu früh, gefällt werden? Warum wird wegen ideologischer Halsstarrigkeit an unsinnigen Bergriffen festgehalten, statt an der Qualitätsschraube zu drehen? Das Bildungsvolksbegehren hilft, den Unsinn aus der Bildungsmottenkiste des 19. Jahrhunderts abzustellen.


Eine Attacke auf Kinder und Eltern

 

Andreas Unterberger

Die Gründe, die gegen das parteipolitisch motivierte Androsch-Volksbegehren sprechen, sind Legion: Sein einziger harter Kern sind neben unkonkreten Phrasen und der Forderung nach viel Geld zwei Anliegen, die von einer Mehrheit abgelehnt werden: die zwangsweise Gesamtschule („gemeinsame Schule") und die Abschaffung der Klassenwiederholungen für überforderte Schüler. Eine Einheitsschule würde den Mittelstand zwingen, seine Kinder so wie jetzt schon Androsch und andere Großindustrielle in teure Privatschulen zu schicken, zumindest wenn den Eltern die Bildung der Kinder nicht gleichgültig ist.Das Volksbegehren spricht zwar vage von „Autonomie", in Wahrheit bringt es noch mehr Zentralismus: Es will sogar die Kindergärten dem Bund unterstellen. In Wahrheit braucht Österreich viel mehr Schul-Vielfalt (wie dies etwa die „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt" fordert) mit mehr Rechten für Eltern und Lehrer. Auch in Wirtschaft, Sport und Kultur führen nur Leistung, Disziplin und Wettbewerb zum Ziel. Wer alle Kinder in die gleiche Klasse schickt, überfordert die einen und unterfordert die anderen. Unsere Zukunft hängt von der bestmöglichen Erziehung der Begabtesten und Fleißigsten ab, damit es wieder Weltklasse-Forscher, -Manager oder -Künstler gibt. Das Volksbegehren ignoriert total, dass wir vor allem ein Schulproblem mit Zuwanderkindern aus bildungsfernen Regionen haben (Finnland hat nur 2 Prozent Migranten, Österreich 19 Prozent), die nicht in einer Einheitsschule ihre Defizite abbauen können. In Deutschland hinken die Kinder der Gesamtschulländer jenen aus Ländern mit einem vielfältigen Schulsystem im Schnitt um ein volles Schuljahr nach.

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Tücken der Buchhaltung drucken

Viele Sprüche und Devisen
stammen aus der Handwerkswelt,
und natürlich zählt zu diesen
auch, dass doppelt besser hält.

Zwar kann doppeltes Verneinen
eigentlich Bejahung sein,
ohne wirklich so zu scheinen –
und pardauz, schon fällt man rein.

Aber doppelt Buch zu halten
hat sich, wie Erfahrung lehrt,
beim Verwalten und Gestalten
von Betrieben sehr bewährt.

Etwas doppelt zu verbuchen
sorgt hingegen für Verdruss,
weil man dann beim Fehlersuchen
Arbeitszeit verplempern muss.

Und verwechselt wer in der Eile
Soll und Haben gar und ganz,
wär’ durch diese Buchungszeile
doppelt falsch die Schlussbilanz!

Na, selbst manche, die verschlagen,
tun sich schwer, auch einzusehn,
dass bei Banken Spareinlagen
auf der Haben-Seite stehn.

Ist zusammen mit Aktiven
Eigenkapital im Soll,
halten sowas die Naiven
noch für positiv und toll!

Wär’ indes kein Grund zu spaßen,
denn beim Eigenkapital
wie beim AIDS-Test gleichermaßen
ist just positiv fatal.

Doch wir sehn, bei großen Zahlen
zählen kleine Nullen nicht –
grad wie wenn in freien Wahlen
scheinbar Volkes Stimme spricht.

Und so schaffen’s große Nullen,
andre immer wieder flott
mit Schimären einzulullen –
wenigst bis zum Staatsbankrott…

Pannonicus

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Unis im Gleichschritt marsch drucken

Es war wohl zuletzt im April 1938, als österreichische Rektoren alle Studenten zur Teilnahme an einer Volksabstimmung aufgerufen haben. Jetzt ist es wieder so weit. Da hilft kein Datenschutz, kein Charakter, kein Gesetz gegen Amtsmissbrauch. Die Gleichschaltung ist dem Ziel schon sehr nahe.

Einige österreichische Rektoren haben allen ihren Studenten, deren Adressen sie eigentlich nur für den dienstlichen Gebrauch haben, in den letzten Stunden ein Mail geschickt, mit dem sie Werbung für das Androsch-Volksbegehren machen. Dass sie dabei selber ein schlechtes Gewissen haben, zeigt sich schon darin, dass sie nicht direkt aufrufen, diese rot-grüne Initiative zu unterzeichnen. Nein sie möchten ja nur „darauf hinweisen“.

Verlogener gehts nimmer. So als ob die Rektoren sonst auf diesem Weg auf Nationalrats- oder andere Wahlen hinweisen würden. So als ob es bei der Einführung der Gesamtschule, die nicht einmal vom führenden Pädagogik-Professor der Uni Wien unterstützt wird, um ein universitäres Anliegen ginge. So als ob die sonstigen Androsch-Phrasen den Universitäten helfen würden.

In dem Volksbegehren steht nämlich keine Zeile von klaren und konsequenten Zugangsregeln zu den Universitäten, nach denen die Rektoren immer halblaut gerufen haben. Dort steht auch nichts von Studiengebühren, für welche die Rektoren angeblich sind.

Nein, in dem Volksbegehren steht nur ein schwammiger Aufguss der rot-grünen Schulvorstellungen, die noch in allen Ländern das Schulsystem signifikant verschlechtert haben. Damit fehlt den Rektoren auch die letzte Ausrede für ihren blanken Amtsmissbrauch. Über den sich Studenten zu Recht reihenweise beim Tagebuch beschwert haben. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch den Weg zur Korruptionsstaatsanwaltschaft finden.

Gleichzeitig sind die selben Rektoren, die sich hier freiwillig parteipolitisch missbrauchen lassen, zu feig, um Studiengebühren einzuführen, obwohl ihnen nun seit einigen Tagen ein Rechtsgutachten sagt, dass sie durchaus das Recht dazu hätten. Gewiss gibt es auch andere Gutachten – aber wenn den Rektoren die Qualität ihrer Unis und damit deren Finanzierung wirklich wichtig wären, würden sie die Gebühren zumindest versuchen. Und wenn etwa dem Herrn Heinz Engl, seines Zeichens Rektor der Uni Wien, der ebenfalls solche Aussendungen zu verantworten hat, irgendwie an der Qualität seiner Universität gelegen wäre, würde er beispielsweise jeden weiteren Euro für die völlig heruntergekommen Studienrichtungen Publizistik, Geschichte und Politologie streichen, bis es dort wieder um Qualität, Leistung und wissenschaftliche Vielfalt geht. Aber in Wahrheit wollen die Herren und neuerdings auch Damen in den Talaren mit den schönen Ketten nur stänkern oder parteipolitisieren.

Bleibt nur zu hoffen, dass zumindest die Finanzministerin im Interesse der Steuerzahler die richtigen Konsequenzen daraus zieht. Und dass nicht wie etwa bei den griechischen Gaunereien viel zu lange weggeschaut wird.

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Hurra, Europa entdeckt sein Rückgrat! drucken

Die Dinge spitzen sich nun von Tag zu Tag zu. Und das ist gut für Europa. Nach zwei Jahren des Herumeierns rund um die Schuldenkrise und der Unfähigkeit vieler  Staaten, die explodierenden Wohlfahrtsausgaben zu beschneiden, ist es jetzt erstmals offiziell: Vorerst gibt es kein Geld für die Griechen und statt dessen gleichzeitig den deutlichen Hinweis, dass das Land doch den Euro-Raum verlassen könne.

Der griechische Beschluss, über das Sparpaket ein Referendum abzuhalten, hat endlich eine klare Reaktion gebracht: Ausgesprochen wurde es durch das EU-Führungsduo Angela Merkel und Nicolas Sarkozy. Und natürlich nicht durch die diversen Herren in Brüssel, die sich „Präsident“ nennen, und schon gar nicht durch den „Europäischen Rat“ der Regierungschefs, sitzen doch dort ahnungslose Langweiler wie etwa ein Werner Faymann.

Merkel und Sarkozy haben ganz überraschend verkündet, dass die Griechen vor ihrem Referendum nicht einmal die schon fix beschlossen gewesenen acht Milliarden Euro bekommen werden (ohne die Athen übrigens nach früheren offiziellen Angaben eigentlich schon seit September pleite hätte sein sollte). Und die beiden haben überdies klar ausgesprochen, dass es für die Griechen bei der Volksabstimmung um einen Verbleib in der Euro-Zone gehe. Die inselreichen Schlaumeier hatten ja ein Referendum geplant, bei dem es nur um die Sparpakete gehen sollte, während die Euro-Mitgliedschaft unangetastet bleibt..

So nicht!, haben ihnen jetzt die beiden Europa-Chefs zugerufen. Ihr Griechen müsst entweder alle beschlossenen Sparmaßnahmen umsetzen oder wir lassen euch bankrott gehen – samt der dringenden Empfehlung, euch künftig eine eigene Währung zu suchen.

Eineinhalb Jahre haben wir auf solche – eigentlich selbstverständlichen – Sätze gewartet. Aber immerhin: Besser spät als gar nicht. Natürlich sind diese Ankündigungen deshalb gemacht worden, um Druck auf die griechischen Wähler auszuüben, die den Euro sehr wohl wollen, die keinen Staatscrash wollen, die aber auch nicht mehr weiter sparen wollen.

Dennoch erscheint es fast unvorstellbar, dass die EU-Länder nach einem Nein der Griechen zum Sparkurs wieder zurückrudern könnten und den Griechen am Ende doch wieder neues Geld geben. Fast zwei Jahre der weichen Unentschlossenheit sind wirklich genug, sie sind vor allem längst unfinanzierbar geworden.

Merkel/Sarkozy werden aber möglicherweise auch bald mit einem anderen EU-Land bald Klartext reden müssen, nämlich Italien. Denn dort wird ständig von Reformen geredet, es werden aber nie welche gemacht.

Vielleicht erwacht dieses Europa doch noch in letzter Minute und bekommt eine ernstzunehmende politische Führung – auch wenn wir uns Europa einst nicht gerade als deutsch-französisches Duumvirat vorgestellt hatten.

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Was heißt hier freiwillig? drucken

Die Börsen haben gejubelt wie selten, viele Wirtschaftsprofessoren sind hingegen skeptisch: Ein seltsamer Widerspruch prägte die Reaktionen auf den EU-Gipfel. Geben damit nicht die Börsen dem Eigenlob der Regierungschefs recht, die (wieder) die Rettung des Euro verkündet haben?

Dieser Widerspruch klärt sich leicht. Erstens agieren Börsen kurzfristig und schwanken immer heftig zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt, während seriöse Ökonomen langfristig denken. Zweitens aber zeigen die Börsen die Entwicklung der Aktienkurse. Und es ist logisch, Aktien zu kaufen, wenn man Staatsanleihen als wacklig ansieht. Irgendwo muss man ja das Geld anlegen, das derzeit – der Schuldenpolitik sei „Dank“ – noch im Übermaß herumschwappt. Langfristig werden freilich auch Aktiengesellschaften schwer leiden. Niemand kann sich ja erwarten, dass es keine unangenehmen Folgen für alle hätte, wenn nun die Rechnung für die lustigen Jahre zu zahlen ist, in denen man die Wähler durch immer üppigere Wohlfahrtssysteme auf Pump bei Laune halten konnte.

Bevor das alles den Kurzfrist-Euphorikern so richtig ins Bewusstsein kommt, könnten wir alle über etwas anderes nachdenken: Was heißt eigentlich „freiwillig“? Der „freiwillige“ Verzicht der Banken auf die Hälfte ihrer Forderungen an Griechenland ist vielmehr eine zwingende Folge der griechischen Zahlungsunfähigkeit. Jeder Banker, der etwas verschenkt, gehörte ja vor Gericht.

Warum aber müssen die Banken verzichten, die Staaten jedoch nicht? Dass Privateigentum heftig bluten muss, jedoch die Politik mit ihren vielen sinnlosen Ausgaben und ihren unproduktiven Apparaten privilegiert wird, ist brutale Gewalt. Banken und Privatanleger werden logischerweise darauf reagieren: Seit sie erlebt haben, wie mit ihnen umgegangen wird, werden sie ihr Geld nur noch sehr ungern einem Staat borgen. Auch wenn Politiker und populistische Medien sie dafür wieder als Spekulanten beschimpfen.

Daher wird auch die vielgetadelte Hebelung des EFSF noch sehr fragwürdig. Diese von den europäischen Steuerzahlern finanzierte „Fazilität“ will ja Griechenland, Italien & Co nicht direkt Geld borgen, sondern sie will damit nur Kredite bei Dritten absichern. Das jedoch nur zu einem kleinen Teil, etwa 20 Prozent; dadurch könnte das Kreditvolumen verfünffacht werden. Für den Rest haftet wieder nur der Schuldnerstaat selber. Das aber lässt heftig zweifeln, ob der Hebel greift, ob dieser EFSF irgendwo zwischen Europa und China noch genug Geldgeber findet. Wären die dann doch wirkliche Spekulanten.

Die europäischen Steuerzahler jedenfalls sind jetzt schon betrogen. Denn diese Hebelung, die man lange geheim gehalten hat, macht es viel unwahrscheinlicher, dass sie jemals ihr Geld zurückbekommen, dass ihre Haftungen nur Theorie bleiben. Das hat uns nur die Politik einzureden versucht.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Wie entwickelt sich der Schuldenstand ohne Reformen? drucken

Entwicklung des Schuldenstandes in Prozent des BIP ohne strukturelle Veränderungen

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Welche Gebietskörperschaft verursacht die Staatsschulden? drucken

Veränderung der Schulden von Bund & Ländern im Vergleich zu 2005

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Wieviel der Altersausgaben ist durch Versicherungen gedeckt? drucken

Altersausgaben und entsprechende Versicherungseinnahmen in Prozent des BIP: Prognose

 

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Schulen, Reformen, Irrwege drucken

Wer weiß nicht über die Schule zu jammern? Ob es um eigene Erfahrungen geht oder die der Nachfahren oder die eines Arbeitgebers: Jammern über die Schule ist rundum in – und vielfach berechtigt. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass Österreich die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit hat, dass also der Arbeitsmarkt mit Schulabgängern mehr anfangen kann als irgendwo sonst. Ob das nun die Absolventen einer AHS mit ihrem Akzent auf Sprachen und Kultur sind, ob es um die Berufsbildenden Schulen mit ihrer Mischung aus Allgemeinbildung und technischer, kaufmännischer oder landwirtschaftlicher Spezialisierung geht, oder um das erfolgreiche Mischsystem Hauptschule-Berufsschule-Lehre: Auf keinem dieser Wege landen Schüler in einer Sackgasse.

Dennoch hat sich die Leistung der Schulen als Folge irregeleiteter Reformen und gesellschaftlicher Umbrüche signifikant reduziert. So wurden die Unterrichtsstunden reduziert, der Samstagunterricht abgeschafft und Energie- sowie Herbstferien eingeführt. So wurde es zum Leitprinzip erhoben, dass Schule vor allem „Spaß“ machen müsse, und dass Anstrengungen und Disziplin altmodisch seien. So erhöhte sich ständig der Druck auf die Lehrer, nur wenige negative Noten zu geben. So schreiben etliche Volksschulen schon automatisch lauter Einser ins Zeugnis. So wurden aus Zeugnissen Bescheide, gegen die Juristen gefinkelte Rechtsmittel ergreifen. So wurde der lernintensive Frontalunterricht durch „Projekte“ und „Gruppenarbeit“ ersetzt, worunter viele Schüler nur die Chance verstehen, sich geistig zu absentieren. So wurde jedes Auswendiglernen verpönt. So wurden Kopfrechnen und Rechtschreibung als überflüssige Turnübungen abgetan, weil das ohnedies der Computer alles könne.

Kein Wunder, dass das alles die Qualität vieler Schulen dramatisch verschlechtert hat. Das tut aber auch die gewachsene Bildungs- und Leistungsfeindlichkeit der Gesellschaft. Diese zeigt sich besonders stark in Medien, insbesondere in dem eigentlich zu öffentlich-rechtlicher Qualität verpflichteten ORF. Diese zeigt sich auch darin, dass niemand mehr von „Elite“ zu reden wagt.

Aber auch die Situation in den Familien hat sich total verändert: Doppelte Berufstätigkeit der Eltern und Alleinerzieher-Konstruktionen haben jenes Modell abgelöst, wo sich jahrelang ein Elternteil – meist die Mutter – liebevoll und hauptberuflich um den Nachwuchs gekümmert hat. Nur sehr naive oder sehr ideologisierte Menschen können glauben, dass dieser Umbruch keine Auswirkungen auf die geistige Entwicklung der Kinder hat.

Dennoch setzt die Politik das Zerstörungswerk fort. Soeben beschloss sie den endgültigen Tod der Hauptschule, die auf dem Land bis heute eine ganz ausgezeichnete Erziehung geboten hat. Die mit ihrem ersten und zweiten Klassenzug deutlich bessere Ergebnisse als alle bisherigen Gesamtschulexperimente erzielt.

Dennoch wollen besonders verbissene Gesellschaftszerstörer mit Hilfe vieler Boulevardmedien nun auch die achtjährigen Gymnasien durch eine zwangsweise Einheitsschule bis 15 ersetzen. Obwohl jede Menge Gründe dagegen sprechen:

1.     In sämtlichen Lebensbereichen von der Natur über die Kultur bis zur Wirtschaft ist Vielfalt erfolgreicher als erzwungene Gleichschaltung.

2.     Deutschland bietet als einziges Land echte Vergleichsmöglichkeiten; es hat unter sonst gleichen Rahmenbedingungen Bundesländer mit Gesamtschulen und solche mit einem System der Vielfalt (also auch achtjährigen Gymnasien). Dort sind die Länder der schulischen Vielfalt wie Bayern oder Baden-Württemberg weit voraus: der Qualitätsunterschied beträgt im Schnitt ein volles Schuljahr. Im weit zurückliegenden Berlin hingegen sind die Schulen durch 23 Reformen kaputtgemacht worden.

3.     Die Pisa-Tests zeigen, dass Schüler mit 14 geistig um bis zu drei volle Schuljahre auseinanderliegen. Wer solche Schüler in die gleiche Klasse zwingt, tut beiden Unrecht, den guten wie den schwachen.

4.     Das Unterrichtsministerium verbietet die Veröffentlichung aller Vergleichstests, nur um zu verschleiern, dass Gymnasien und ländliche Hauptschulen allen Gesamtschulvarianten weit überlegen sind.

5.     Dabei bekommen diese „Neuen Mittelschulen“ gesetzwidrig pro Schüler weit mehr finanzielle und personelle Ressourcen als andere Schulen.

6.     Gesamtschulländer wie Spanien und Italien produzieren zwar alljährlich 80 Prozent Maturanten, haben aber eine 40-prozentige Jugendarbeitslosigkeit.

7.     Finnland, das beim Pisa-Test erfolgreichste Land der EU, hat zwar ein Gesamtschulsystem; es ist aber vor allem deshalb erfolgreich, weil es im Gegensatz zu Österreich Leistung und Disziplin in den Schulen konsequent durchzieht, weil dort Lehrer gezielt ausgewählt werden, und weil Finnland nur 2 Prozent Zuwanderer hat, Österreich hingegen 19. Und die kommen in Finnland primär aus Estland oder Russland, also bildungsorientierten und nicht Drittwelt-Regionen.

8.     Der Spruch „Die Bildungsentscheidung solle erst mit 14 fallen“ zeugt von pädagogischer Ahnungslosigkeit. In Wahrheit sind schon mit dem vierten Lebensjahr die meisten Prägungen eines Kindes in hohem Ausmaß erfolgt.

9.     Führende Pädagogik-Professoren wie Hopmann, Heitger oder Neumann sind gegen die Gesamtschule.

10.                      Und last not least ist die Einführung von Gesamtschulen ein schwerer Schlag gegen den Mittelstand. Dieser fand bisher für seine Kinder noch überall halbwegs gute staatliche Gymnasien. In Gesamtschulländern wie England oder Amerika hingegen übersiedeln – genauer: flüchten viele Familien dorthin, wo es die letzten guten Schulen gibt. Oder sie schicken die Kinder in teure Privatschulen. Wie sich das bei uns die Gesamtschul-begeisterten Industriellen und Politiker immer schon problemlos geleistet haben.

Die Schule braucht Reformen, aber sicher nicht die Gesamtschule des Hannes Androsch, der schon als Erfinder der massiven Staatsverschuldung in die Geschichte eingegangen ist.

(Einen ähnlichen Beitrag zu diesem Thema habe ich auch für die „Raiffeisenzeitung“, Österreichs größte Wirtschaftswochenzeitung, geschrieben.)

 

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Fußnote 229: Die Geschichte eines Rücktritts drucken

Es ist für andere Länder normalerweise nicht weiter interessant, wenn der Oberbürgermeister von Mainz zurücktritt. Der Grund macht diesen Rücktritt aber durchaus diskutierenswert.

Der Sozialdemokrat Jens Beutel hat es nämlich bei einer Delegationsreise nach Ruanda versäumt, drei an der Hotelbar konsumierte Gläser Wein zu zahlen, und ist schlafen gegangen; worauf ein Parteifreund knurrend die Rechnung bezahlt hat. Das war alles. Dennoch entstand deswegen Wochen später ein so intensiver Medienrummel, dass Herr Beutel schließlich entnervt zurücktrat. Manche werden nun sagen: Da sieht man wieder, was für Gauner doch die Politiker sind. Andere werden hingegen die Deutschen für ihre hohen moralischen Standards loben, die auch bei einer so kleinen Verfehlung einen Rücktritt auslösen. Ich erlaube mir eine andere Meinung: Hier ist längst die Grenze zur Lächerlichkeit überschritten. Die Medien, die sich auf solche Mini-Themen stürzen, sind genauso widerlich wie jene Parteifreunde, die aus einem solchen Anlass zu intrigieren beginnen. Als ob wir (Deutsche, Österreicher & Co) keine anderen Sorgen hätten. Als ob so etwas – noch dazu in vermutlich etwas alkoholisiertem Zustand – keinem der Kritiker passieren könnte. Als ob angesichts der Ausbreitung eines solchen heuchlerischen wie oberflächlichen Puritanismus bald noch irgendein vernünftiger Mensch bereit sein wird, in die Politik zu gehen.

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Angela M. – Mythos statt Merkel drucken

Eigentlich müsste sich Angela Merkel jetzt fürchten. Denn in Politik wie Wirtschaft ist es fast schon eine eherne Regel: Wer von den Medien in den Himmel gehoben wird, stürzt danach umso steiler ab. Die „Männer des Jahres“, die im Jahr darauf kaputt waren, sind heute jedenfalls schon Legion. Und es gibt keinen zwingenden Grund, dass dieses Risiko bei jener Frau anders sein sollte, die derzeit ringsum als die große Siegerin der jüngsten EU-Entscheidungen verkauft wird.

Dabei hat Merkel durchaus sympathische Eigenschaften. Sie denkt bedächtig nach und verkörpert nicht den Macho-Typ eines Politikers, der ständig den Eindruck erweckt, dass er mit einer einzigen Anordnung die Welt neu ordnen könnte. So haben sich zwar immer wieder vor allem romanische Politiker nach Art eines Sarkozy oder Berlusconi zu inszenieren versucht – stehen aber heute als Gescheiterte und Getriebene da.

Merkel ist auch viel zu klug, um den gegenwärtigen Medien-Hype um ihre Person allzu ernst zu nehmen. Sie weiß, wie schnell das wieder vorbei geht und dass die Medien in ihrer Oberflächlichkeit wieder einen neuen Helden durchs Dorf treiben werden. Sie weiß aber auch, dass trotz der netten Schlagzeilen der letzten Tage ihre gesamte Politik in der Schuldenkrise bei der Bevölkerung sehr unpopulär ist. Sie weiß, dass ihre Koalition so gut wie keine Chance hat, auch nur in die Nähe einer Wiederbestätigung beim nächsten Wahltag zu kommen. Sie weiß, dass vor allem die zwei kleineren Parteien in dieser Koalition angesichts verheerender Umfragen und nahender bayrischer Wahlen zunehmend schwieriger werden.

Die deutsche Bundeskanzlerin hat in den letzten Wochen eine klare Wendung gemacht: Sie agiert erkennbar großkoalitionär und sucht bei jeder großen Entscheidung den Schulterschluss mit den eigentlich oppositionellen Sozialdemokraten. Den gleichen Kurs wie die SPD zu fahren bringt ihr wenigstens in den überwiegend linken Medien Sympathien ein.

Merkel hatte in Wahrheit immer schon eine starke sozialdemokratische Prägung. Mutige liberale Reformen waren ihr nie ein Herzensanliegen (genau so wenig wie wertkonservative Themen), daher hat die schwarz-gelbe Regierung von der ersten Stunde an auch keine zusammengebracht. Die FDP hat sich als Lobby-Organisation ohne echte innere Beziehung zur Ordnungspolitik entpuppt. Und in Merkels eigener CDU hat sie praktisch alle liberalen Persönlichkeiten hinausgedrängt. Merkel hat sich lieber mit Umverteilern und Regulierern umgeben. Jüngste Beispiele dieses Kurses: Die CDU sympathisiert mit einem gesetzlichen Mindestlohn und mit gesetzlich vorgegebenen Frauenquoten in großen Aufsichtsräten. Beides sind Maßnahmen, welche die derzeit relativ gute deutsche Wettbewerbsfähigkeit langfristig gefährden.

Das massivste anti-liberale Signal waren natürlich die von Merkel mitgetragenen EU-Beschlüsse der letzten eineinhalb Jahre, Hunderte Milliarden in die diversen – in Wahrheit völlig ergebnislosen – Rettungspakete für die europäischen Schuldenstaaten zu investieren.

Aber jetzt, so werden die Verbreiter des Merkel-Mythos hier einwenden, hat sie doch zum ersten Mal in einer wichtigen Frage Nein gesagt. Und sie ist auch dabei geblieben. Sie hat die französischen Wünsche abgeschmettert, dass sich der „Rettungsschirm“ EFSF direkt bei der EZB weiteres Geld ausborgen kann.

In Wahrheit war es nicht Merkels Stärke, die diese Idee blockiert hat, sondern ihre Schwäche. Sie hat sich nämlich in bisher unbekannter Weise vom deutschen Verfassungsgericht und vom Bundestag an eine sehr kurze Leine legen lassen, die ihren Spielraum bei den – bisher regelmäßig sehr teuren – Gipfelbeschlüssen stark eingeengt hat. Merkel musste ja sogar den Gipfel unterbrechen lassen, um sich vom Bundestag ein Plazet zu holen.

Es war also in Wahrheit die kleine Gruppe der deutschen Schulden-Gegner, die der Kanzlerin zur Stärke verholfen hat – fast möchte man sagen: zu einem Rückgrat. Nur dadurch wurde es diesmal verhindert, dass der französische Präsident sie neuerlich mit seiner Mischung aus brutalem Druck und charmanter Schmeichelei zum Griff in die deutschen Kassen veranlassen konnte.

Vor allem der französische Druck hat ja Merkel in diesen eineinhalb Jahren regelmäßig dazu gebracht, bei der Verletzung der EU-Verträge und der wirtschaftlichen Vernunft mitzutun. Diese Verletzung bestand vor allem in der Durchbrechung des ("No-Bailout!"-)Verbots staatlicher Krediten an andere EU-Staaten.

Das zuvor angesprochene Leih-Rückgrat Merkels war aber nicht stark genug, um auch das durchzusetzen, was nach diesen Fehlern die einzige logische Konsequenz gewesen wäre. Wenn man schon zu feig oder schwach ist, diese Staaten den Folgen der eigenen Schuldenmacherei und der daraus folgenden Zahlungsunfähigkeit preiszugeben, dann hätte Merkel wenigstens eine rasche Änderung der EU-Verträge durchsetzen müssen (und eigentlich auch wollen): Nur dadurch wäre ja die Einsetzung eines Konkursverwalters, der in Schuldnerstaaten die Macht übernimmt, möglich gewesen. Ein solcher Konkursverwalter wäre wohl die einzige Möglichkeit, dass Griechenland, Italien & Co endlich all das an schmerzhaften Sanierungsmaßnahmen umsetzen, was deren Regierungen schon in besseren Zeiten nicht geschafft haben.

Wir haben es ja immer wieder gesehen: Die Regierungschefs solcher Staaten versprechen bei jedem Gipfel große Sparsamkeit – aber niemand hat ein Druckmittel, die Einhaltung solcher Versprechen auch zu erzwingen.

Das wird man mit Sicherheit auch am Schicksal des berühmten Geheimbriefs des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi sehen. Dieser hatte seinen EU-Kollegen scharfe (im Detail aber bisher nicht bekannte) Spar- und Sanierungsmaßnahmen versprochen. Berlusconi hat jedoch in Wahrheit keine Chance, diese Maßnahmen auch inneritalienisch durchzubringen. Er ist auf Grund diverser Gerichtsverfahren schwer angeschlagen. Und weit und breit gibt es keinen anderen Politiker, der gegen die kampferprobten italienischen Gewerkschaften eine Sanierung zu realisieren imstande wäre.

Da klingt es lächerlich, wenn die EU nun ankündigt, die Einhaltung solcher Versprechen genau zu „kontrollieren“. Sie kann das genauso wenig wie beim Bruch aller früheren Versprechungen durch diverse Regierungschefs.

Dennoch sollte man nicht ganz verzweifeln. Denn immerhin findet in Europa doch ein Umdenken statt. Eindrucksvoller und sensationeller als die angebliche Lösung der Schuldenkrise durch die Gipfelbeschlüsse waren nämlich die Blut-und-Tränen-Interviews des französischen Präsidenten nach dem Gipfel. Denn in den letzten Jahrhunderten, ja noch bis in die letzten Wochen war es absolut unvorstellbar, dass ein französischer Präsident sagt: "Mein Job ist es, Frankreich näher an ein System heranzubringen, das funktioniert, das Deutschlands."

Dabei geht es etwa um die 35-Stunden-Woche, die von den Sozialisten einst als Waffe gegen die Arbeitslosigkeit eingeführt worden ist, die aber Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit schwer beeinträchtigt hat. Dabei geht es um die übergroße Rolle des französischen Staates in der ganzen Wirtschaft. Dabei geht es um das weitgehende Fehlen von mittelgroßen Betrieben, die in Deutschland wie Österreich den Kern der wirtschaftlichen Stärke bilden.

Der nunmehrige Kurswechsel Sarkozys ist zwar die einzige richtige Strategie. Es ist aber ein schwerer Schlag für den Nationalstolz der Franzosen, wenn die richtige Politik nur noch mit dem Qualitätssiegel „wie in Deutschland“ verkauft werden kann.

Noch weniger durchsetzen als einen Konkursverwalter für Schuldnerstaaten kann Merkel ein weiteres – eigentlich legitimes – Anliegen der Deutschen: dass sie in den diversen EU-Gremien nicht mehr diskriminiert werden. Denn vom Stimmgewicht im Rat bis zu der für die Wahl eines Abgeordneten nötigen Wählerzahl ist Deutschland viel schwächer repräsentiert, als der Zahl seiner Einwohner entsprechen würde. Vom noch viel größeren wirtschaftlichen Gewicht Deutschlands sei da gar nicht geredet.

Da aber Deutschland heute nicht mehr wegen der Verbrechen der Nazis unter Druck gesetzt werden kann, wird sich das Land in der EU immer weniger daheim fühlen, wenn es einerseits der größte Zahler ist und andererseits gleichzeitig jenes Land, dessen Bürger am wenigsten europäisches Gewicht haben.

PS.: Österreich ist zwar von der Größe seiner Vertretung in der EU her relativ privilegiert, es hat aber seit Jahren keinerlei Persönlichkeit, die in den europäischen Gremien noch irgendeine Rolle spielen würde. Es diskriminiert sich solcherart gleichsam selber. Österreich hat auch kein Parlament, in dem irgendjemand Europa-Debatten auf einem mit Deutschland auch nur annähernd vergleichbaren Niveau führen könnte. Daher wäre es eine sinnvolle Einsparung, wenn bei den nächsten Gipfeln nicht mehr Werner Faymann samt großem Tross anreist, sondern wenn daran einfach der in Brüssel residierende Botschafter teilnimmt und so wie Faymann halt immer das abnickt, was die Mehrheit will.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Wieviel werden altersabhängige Ausgaben zukünftig betragen? drucken

Ausgaben für Gesundheit, Pensionen & Pflege in Prozent des BIP – Projektion bis 2050

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Wofür wird das Steuergeld verwendet? drucken

Veränderung der Transfers und Investitionen im Vergleich zu 1976

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?", Industriellenvereinigung

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Der Besuch des (gar nicht so) alten Chinesen drucken

Wenn der oberste chinesische Machthaber in Wien weilt, spielen sich Dinge ab, die lebhaft an Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ erinnern. Dieses Stück wird in Schulen und auf Theaterbühnen gerne als moralisierendes Lehrstück über die infame Niedertracht all der anständigen Bürger verwendet. Diese zeigt sich, wenn die Menschen plötzlich zwischen totaler Verarmung und großem Reichtum zu wählen haben.

Die alte Dame jenes Stücks fordert für die Entschuldung einer ganzen Stadt und die Übertragung eines riesigen Vermögens an deren Einwohner den Tod eines honorigen Einwohners der Stadt. Denn dieser hat ihr in ihrer Jugend Böses angetan. Sie wartet ab, wie die Bürger reagieren – bis am Schluss die Leiche auf der Bühne liegt.

Nicht anders verhält sich derzeit die Republik Österreich beim Besuch des chinesischen Staats- und Parteichefs Hu Jintao. Österreich ist genauso gierig auf das Geld der Chinesen wie die Kleinstadt Güllen auf jenes der alten Dame. Der einzige Unterschied: Österreich existiert, Güllen ist eine Fiktion.

Noch liegen zwar keine menschlichen Leichen herum, aber die Republik opfert neuerlich bedenkenlos ein fundamentales Grund- und Freiheitsrecht: nämlich die Demonstrationsfreiheit. Die Stadt Wien wurde in ganzen Straßenzügen so weit geräumt und lahmgelegt, dass Herr Hu auch nicht einer einzigen tibetanischen Fahne oder eines sonstigen Zeichens des Protests ansichtig werden muss.

China hat dank des Wechsels zum Kapitalismus in der Wirtschaft große Erfolge errungen und den größten Devisenschatz irgendeines Staates angehäuft. Das erregt die Gier der schwer verschuldeten Alpenrepublik. Dieser ist es daher völlig gleichgültig, dass China in Sachen politischer Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat weiterhin eine brutale Einparteiendiktatur geblieben ist. Weil man von China Almosen haben will, darf man in Wien aber nicht einmal gegen jenes Land demonstrieren.

Das ist ein himmelschreiender Skandal. Nicht weil durch eine Demonstration in Wien die Tibetaner ihre Freiheit bekommen würden, sondern weil wir uns durch dieses Verbot die eigene Freiheit nehmen lassen, obwohl das Demonstrationsrecht durch Verfassung und Menschenrechtspakte garantiert ist. Das besonders Ärgerliche: Wenn es nicht um einen chinesischen Staatsgast geht, sondern wenn „nur“ eigene Bürger das Opfer sind, dann gilt "eh" wieder die Verfassung. Dann ist es sogar zulässig und wird auch aktiv von den Behörden geschützt, dass beispielsweise irgendwelche radikalen Tieraktivisten nicht nur durch Plakate und Sprechchöre öffentlich ihre Meinung kundtun können (was der Sinn des Demonstrationsrechtes ist), sondern dass sie darüber hinaus auch den Zutritt zu bestimmten Läden de facto weitgehend blockieren. Oder dass grüne Rad-Extremisten nicht nur der Allgemeinheit ihren Protest gegen was auch immer kundtun können, sondern auch stundenlang ganze Straßenzüge blockieren können. Was anderen Menschen zusätzlichen Benzinverbrauch und massiven Zeitverlust beschert.

Solange gegen Österreicher demonstriert wird, ist offenbar fast alles erlaubt - jedenfalls mehr, als anderswo unter Demonstrationsrecht verstanden wird, - einem chinesischen Diktator ist hingegen nicht einmal der Anblick einer unerwünschten Fahne zumutbar. Eine weitere Etappe auf dem stillen Todesmarsch Österreichs in den Unrechtsstaat.

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Finanzkrise beendet! drucken

Endlich ist die Schuldenkrise beigelegt – Gott sei Dank! Zugegeben, das haben wir seit Ausbruch der griechischen Finanztragödie – die sich bei näherer Betrachtung eher als Posse von epischer Breite darstellt – von den um unser Heil besorgten, dennoch aber stets optimistischen, Führern der europäischen Politbüros schon oft gehört.

Von der „einmaligen Hilfe“, um dem Lande der Phäaken nachhaltig auf die Beine zu helfen, bis zur Konstruktion eines unbedingt erforderlichen „dauerhaften Rettungsschirms“; von der behaupteten „Unmöglichkeit eines Schuldenschnitts“ bis zum Konsens über einen fünfzig prozentigen „Haircut“ hat es nicht viel länger als ein Jahr gedauert. Die Halbwertszeit der Gültigkeit mit felsenfester Überzeugung abgegebener Absichtserklärungen ist demnach gering.

Aber man sollte auch das Positive sehen: Durch das beherzte Eingreifen unserer zu allem bereiten Nomenklatura blieb der Alten Welt – zumindest bislang – der Ausbruch unkontrollierbarer Unruhen und Bürgerkriege erspart… immerhin.

Natürlich werden notorische Kritikaster – allesamt unterbelichtete Hinterwäldler, die meisten davon zudem mutmaßlich Rechtsradikale – angesichts des jüngst beschlossenen Maßnahmenbündels einwenden, dass damit allenfalls eine Verlängerung und Ausweitung des laufenden Pyramidenspiels verbunden ist. Schließlich wird – um eine Analogie aus dem Bereich der Medizin zu bemühen – eine Wundinfektion nicht durch Erhöhung, sondern durch Senkung der Keimzahl kuriert.

Der behandelnde Arzt wird seine Bemühungen stets darauf richten, eine Ausbreitung der Entzündung zu verhindern, um Schaden vom Gesamtorganismus abzuwenden. Warum im vorliegenden Fall eines durch aus dem Ruder gelaufene Verschuldung entstandenen Debakels die weitere Aufblähung des Kreditvolumens helfen sollte, will sich auch auf den zweiten und dritten Blick nicht so recht erschließen. Und weshalb eine Kollektivierung von Risken durch Haftungsübernahmen – also die systemische Verbreitung der „Schuldinfektion“ – heilsame Effekte hinsichtlich der Therapietreue von Schuldnernationen haben sollte, das kann vermutlich nur begreifen, wem von Maynard Keynes selbst oder von einem seiner zahlreichen Epigonen das Gehirn gewaschen wurde.

Aber genau genommen darf sich der gelernte Europäer über die dräuende Entwicklung gar nicht wundern! Weshalb sollten sich die Kapos der Zentrale anders verhalten als jene in den Provinzen? Wir erleben gegenwärtig nichts weiter, als eine Übertragung der in den Nationalstaaten gepflegten Traditionen auf die europäische Ebene. Schließlich werden auch in den einzelnen Bestandteilen des zunehmend den Wohlstand und den Frieden gefährdenden Euromolochs die Tüchtigen bestraft und die Minderleister belohnt.

Zentraler Sinn und Zweck eines Wohlfahrtsstaates besteht ja genau darin, das zu tun. Auch stehen die Nationalstaaten stets zuverlässig auf Seiten der Schuldner, niemals auf jener der Gläubiger (warum wohl!?). Spätestens jetzt sind private Geldvermögen nicht mehr länger vor willkürlichen Zugriffen des Staates sicher. Den „Hebel“ dazu bildet die bevorstehende Zwangsrekapitalisierung – also eine Teilverstaatlichung – der „systemrelevanten“ Banken, womit die Möglichkeit eines Zugriffs des Leviathans auf private Ersparnisse indirekt verbunden ist.

Dass schließlich Nicolas Sarkozy, eine der umtriebigsten Figuren Eurolands, ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise – und ohne jede Veranlassung – einen brutalen Angriffskrieg auf einem fremden Kontinent anzettelt, wird nur derjenige für einen Zufall halten, der auch an die Zahnfee glaubt. Soviel zum Ammenmärchen mit dem Titel: "Die EU ist ein Friedensprojekt!"

Dass es am Ende private Gläubiger, seien es Bürger, die über Geldvermögen verfügen, oder die wenigen Nettosteuerzahler sein werden, welche die von den Sozialisten in allen Parteien eingebrockte Suppe auszulöffeln haben, liegt auf der Hand. Schulden müssen letztlich immer bezahlt werden – entweder vom seriösen Debitor (womit der Staat ausscheidet) oder eben vom geprellten Gläubiger. Ein Drittes gibt es nicht.

In Wien pflegt man den Sinnspruch „Es sind auch schon Hausherren gestorben“ – was soviel bedeutet wie: Keiner sollte sich seiner Sache allzu sicher sein. Theodor Baillet von Latour, österreichischer Kriegsminister anno 1848, ist der überraschend hingeschiedene Kronzeuge für den Wahrheitsgehalt dieses Sprichworts: Am 6. Oktober des Revolutionsjahres erfüllte sich das Schicksal dieses Mannes, als er von einem wütenden Mob, der zuvor das Kriegsministerium am Wiener Hof gestürmt hatte, kurzerhand an einer Laterne aufgeknüpft wurde. Der Begriff „laternisieren“ gehört seither zum Sprachschatz der gemeinhin als so überaus gemütlich bekannten Österreicher.

Denkbar, dass es zu einer von der politischen Klasse der EUdSSR unerwarteten europaweiten Neuauflage dieses ein wenig brachialen austriakischen Brauchtums kommt – etwa dann, wenn sich die Ersparnisse und Altersvorsorgen ganzer Generationen im Zuge einer nun immer wahrscheinlicher werdenden Hyperinflation und/oder Währungsreform in Rauch aufzulösen beginnen. Denn wenn es ums Geld geht, hört der Spaß bekanntlich schlagartig auf.

Da an stabilen Kandelabern auch heutzutage weder in Wien, noch an anderen Orten des finanzmaroden Euro-Imperiums Mangel herrscht, wären die Angehörigen der politischen Klasse gut beraten, sich angesichts der interessanten Zeiten, die die verarmenden Massen ausschließlich ihnen zu verdanken haben, nicht länger allzu sicher zu fühlen…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Griechenland: Das Gewitter geht los drucken

Das wird jetzt spannend: Die Griechen machen eine Volksabstimmung, ob ihnen die Resteuropäer in ihrer Schuldenkrise auch helfen dürfen. Die Stimmung im Land ist so verzweifelt, dass die Regierung keinen anderen Ausweg mehr weiß. Und was es noch spannender macht: Alle Umfragen deuten zumindest derzeit darauf hin, dass die Griechen in klarer Mehrheit Nein zum Rettungsschirm sagen werden. Ohne zu wissen, wozu sie damit Ja sagen.

Ein griechisches Nein würde freilich von den meisten Miteuropäern – wenn auch nicht deren Regierungen – mit Erleichterung aufgenommen werden. Dann könnte man die für Griechenland bereitgestellten Gelder zur Stabilisierung der eigenen Banken verwenden und sich den Rest doch noch sparen. Dann wäre auch für die in alter Manier herumlavierenden Italiener die Stunde der Wahrheit gekommen. Dann wäre endlich Klarheit geschaffen, dass wir keine Eurokrise, sondern eine der staatlichen Schulden haben. Dann wäre das Tabu gebrochen, dass ein europäischer Staat nicht in Insolvenz gehen könne. Dann müssten sich die helfende Miteuropäer nicht mehr ständig beschimpfen und nachsagen lassen, dass die Annahme ihrer Hilfe eigentlich eine Gnade ist.

Für die Griechen wäre das freilich weniger erfreulich. Dann würden griechische Pensionen und Beamtenbezüge zumindest zum Teil ausfallen, weil niemand mehr der Regierung Geld borgt. Dann würden die Banken gestürmt und müssten nach wenigen Stunden schließen (wenn das nicht ohnedies schon vor dem Referendumstag angesichts der Entwicklung der Umfragen passieren sollte). Dann müsste die griechische Regierung noch härtere Maßnahmen durchziehen, als sie das „Rettungspaket" von ihnen verlangt hat. Dann wäre auch endlich klar, dass man durch ständiges Protestieren, Demonstrieren und Streiken sein eigenes Los nicht wirklich verbessert, sondern nur durch Sparsamkeit und Anstrengung. Aber das wissen viele Völker offenbar immer erst im Nachhinein.

Freilich ist auch durchaus möglich, dass den Griechen in den nächsten Wochen noch – für sie – rechtzeitig klar würde, was ein Nein zum bösen Griechenland-Rettungspaket bedeutet. Dann würde nämlich niemand mehr Griechenland retten. Dann kann kein europäischer Regierungschef mehr so selbstmörderisch sein, seine eigenen Bürger noch mehr zugunsten der reformunwilligen Griechen zu belasten.

Ein Ja würde für Premier Papandreou aber – endlich – bedeuten, dass er dann auch wirklich die versprochenen Sparmaßnahmen durchziehen und wieder ein wenig Vertrauen ins Land bringen könnte.

Manches mal schürzen sich historische Entscheidungen lange so wie dunkle Wolken zu, bis es dann plötzlich in einem Gewitter zur Entladung kommt. In einem zerstörerischen – oder einem reinigenden Gewitter. In den nächsten Wochen wird Europa jedenfalls gespannt auf den Wetterbericht vom Balkan achten.

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Sinn und Unsinn: Das neue Dienstrecht drucken

Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hoseck hat ein neues Dienstrecht konzipiert. Darin findet sich neben den bei ihr erwartbaren Unsinnigkeiten auch wenigstens ein überraschend guter Gedanke. Heutzutage ist man über einen solchen aus der Regierung ja schon ganz dankbar, auch wenn man nur mit halben Mitteln halbe Ziele ansteuert.

Richter und Staatsanwälte sollen diesem Vorschlag zufolge ermutigt werden, eine Zeitlang in der Privatwirtschaft Praktika zu absolvieren, sei es in der Ausbildungsphase oder auch später. Dahinter steckt eine absolut richtige Erkenntnis: Verfahren und Gerichtsurteile werden wirklichkeitsnäher, wenn die Akteure eine bessere Ahnung vom Leben draußen haben. Menschen hingegen, die ihr ganzes Leben zuerst nur Schulklassen beziehungsweise Hörsäle, und dann nur Amtsstuben kennengelernt haben, sind absolut ahnungslos von den Lebensbedingungen jener Bürger, über die sie zu urteilen haben. Ganz abgesehen davon, dass diese Bürger die Gehälter von Richtern und anderen Staatsdienern überhaupt erst erwirtschaften müssen.

Mäkeln wir nicht allzusehr herum, dass das nur eine freiwillige Sache ist. Es ist im Prinzip immer richtig, zuerst einmal Erfahrung mit neuen Modellen zu sammeln, zu evaluieren und diskutieren (das hätte man übrigens unbedingt auch bei der Einführung der „Neuen Mittelschule tun sollen). Freilich bin ich sehr sicher, dass solche „Praktika“ den Juristen sehr guttun werden. Die Gefahr ist nur, dass sich die Privatwirtschaft dann die besten herausangelt. Andererseits sind die Gehälter gerade in der Justiz so hoch und die Posten zugleich lebenslänglich abgesichert, dass die meisten doch den sicheren Staatsdienst vorziehen werden.

Was mehr schmerzt, ist, dass solche Ideen nur für die Justiz vorgelegt werden – vermutlich kommen sie auch aus dem dafür zuständigen Ministerium. Mindestens genauso dringlich wären sie aber auch für Lehrer und alle jene Beamten, die Bescheide ausstellen. Überall dort täte mehr Lebensnähe dringend not.

Vor allem aber vermisst man finanzielle Angebote für diese doppelt qualifizierten Menschen. Warum hat der Staatsdienst fein säuberlich durchkonstruierte Gehaltsschemata für Akademiker und Nichtakademiker (zu denen jetzt auch noch eines für die Bachelors als Mittelkategorie kommen soll!), nicht jedoch Anreize für jene Menschen, die mehr vom Leben gelernt haben, als man jemals in einem Hörsaal von Professoren lernt, die meist selbst wiederum nie in der wirklichen Welt aktiv waren?

Der Rest der Heinisch-Hoseck-Ideen ist freilich so dumm, dass die lobenswerte Teilöffnung Richtung Privatwirtschaft wieder einmal mehr als konterkariert wird. So soll nun sogar schon eine verpflichtende 50-prozentige Frauenquote für jede einzelne Verwendungsgruppe im Staatsdienst kommen. Damit verabschiedet sich der öffentliche Dienst noch weiter vom Leistungsprinzip. Damit haben in vielen Beamtenbereichen Männer auf Jahrzehnte überhaupt keine Karriere-Chance, Frauen hingegen eine garantierte. Nur halten die Männer zu all diesen Diskriminierungen noch immer den Mund. Was immer rätselhafter wird.

Etwas seltsam, wenn auch nicht ganz so gravierend ist der Wegfall der Bestimmung, dass Polizisten eine gewisse Körpergröße haben müssen: Bisher waren bei Männern 1,68 Meter, bei Frauen 1,63 vorgeschrieben. Was ist daran eigentlich so übel? Weiß man denn nicht, dass die Menschen in den letzten Jahrzehnten ohnedies um rund 10 Zentimeter größer geworden sind? Ist es nicht so, dass größere Menschen einem Randalierer gegenüber schon durch ihre Ausmaße eine einschüchternde und damit auch gewaltfrei beruhigende Wirkung haben? Welche Gleichberechtigungs-Mini-Selbsthilfegruppe hat sich denn da wieder wichtig gemacht?

Und mehr als fragwürdig ist es auch, dass man künftig auch Polizist werden kann, wenn man schon älter als 30 ist. Haben wir nicht im Gegenteil das Problem, dass man nicht mehr weiß, was man mit zu vielen älteren Polizisten anfängt?

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Wieviel der Staatsschulden halten ausländische Gläubiger? drucken

Anteil der ausländischen Gläubiger an den gesamten Staatschulden in Prozent

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?" Industriellenvereinigung

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Verringern höhere Schulden die Arbeitslosigkeit? drucken

Schuldenquote in Prozent des BIP und Arbeitslosenquote seit 1970 im Vergleich

 

Quelle: "Quo vadis, Austria?" Industriellenvereinigung

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Wie gut ist Österreichs Haushalt im EU-Vergleich tatsächlich? drucken

Staatsschuldenquote der EU-Mitglieder in Prozent des BIP 2007 & 2010

 

Quelle: Quo vadis Austria? Industriellenvereinigung

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Fußnote 229: Ein kleiner Rechenfehler halt drucken

Wenn das nun auch schon bei den Deutschen möglich ist: Wer soll da noch irgendein Vertrauen zu irgendeiner Angabe aus staatlichen oder europäischen Quellen haben?

Eine vom deutschen Finanzministerium kontrollierte staatliche "Bad Bank" hat sich um nicht weniger als 55,5 Milliarden Euro verrechnet. Das Erstaunliche: Der Irrtum erfolgte zugunsten des Steuerzahlers. Damit ist die deutsche Staatsverschuldung gleich um fast drei Prozent niedriger als zuletzt immer angegeben. Nur ein Vergleich, damit man sich die Größenordnung vorstellen kann: Der Rechenfehler beträgt mehr als drei Viertel des gesamten österreichischen Jahresbudgets. Gewiss kann man in dem Rechenfehler bei der HRE-Bad Bank FMS Wertmanagement (wo faule Hypothekenpapiere in Form einer sogenannten Bad Bank abgelagert worden waren) eine gute Nachricht sehen. Und derer mangelt es ja derzeit heftig. Vertrauensbildend in die staatlichen Finanzakrobaten ist das aber auch nicht - vor allem weil sich diese normalerweise immer zum Nachteil des Steuerzahlers "verrechnen". Siehe die griechischen Betrügereien oder ähnliche österreichische Tricks, mit denen man Schulden zu verstecken versucht.

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Euro-Krise: Das Ende des „Austro-Keynesianismus“ drucken

Jahrzehntelang rechtfertigte man Europas Schuldensucht, um den Lebensstandard zu subventionieren, als „keynesianisch“. Die nach dem britischen Ökonomen John Maynard Keynes benannte Denkrichtung erkannte in der Depression der 1930er Jahre die zu geringe „gesamtwirtschaftliche Nachfrage“. Die Staaten sollten sich deshalb kurzfristig verschulden und mit Staatsaufträgen in die Bresche springen.

War die Konjunktur dann angesprungen, waren die Kredite zu tilgen. Als Lehrbeispiel gilt hier der Hoover-Damm – so die hehre Theorie. Zur Anwendung gelangte in Europa allerdings nur die österreichische Variante, der so genannte „Austro-Keynesianismus“: Kurz vor Wahlen verspricht man neue Sozialleistungen, Pensionserhöhungen und Aufträge für die Staatswirtschaft – nach der Wahl erhöht man Steuern und nimmt neue Schulden auf, ohne die alten aber je zu tilgen.

EU-Schuldenwahnsinn: Eine Tilgung war nie vorgesehen

1971 versprach Kreisky den Österreichern eine Heiratsbeihilfe von sagenhaften 15.000 Schilling, wenn man ihn zum Kanzler machte. Nach der Wahl nahm man dafür Kredite auf, um das Wahlversprechen zu erfüllen. Für eine zehnjährige Anleihe, die man 1972 aufnahm, musste man bis 1982 jährlich fünf Prozent an Zinsen zahlen. 1982 hätte sie getilgt werden müssen.

Hätte. Stattdessen nahm man eine neue Anleihe auf und zahlte damit die alte zurück. Für die neue Anleihe zahlte man nun bis 1992 weitere zehn Jahre wieder jährlich Zinsen. So war es 2002 und so wird es auch 2012 nicht anders sein. Im Jahr 2072 hätte man – bloß für den einen Wahlsieg aus dem Jahre 1972 – 100 Jahre lang jährlich ca. fünf Prozent Zinsen bezahlt. In 100 Jahren 500 Prozent. Und die Schulden bestünden immer noch.

Neue Schulden für den Wahlsieg

Von 1981 an stellte die griechische PASOK-Partei nach jeder Wahl 50.000 neue Staatsdiener mit drei-Jahres-Zeitverträgen an, um ihnen für den Fall des nächsten Wahlsieges die Pragmatisierung zu versprechen. Eine „keynesianische Investition in die Infrastruktur“ nennt die Politik solch Stimmenkauf auf Pump. Jeder vierte Grieche arbeitet heute beim Staat, je nach Schätzung sollte man auch mit vierzig Prozent weniger gut auskommen können.

Einmal versprach man (vor Wahlen) Busfahrern, die pünktlich zur Arbeit kämen, 310 Euro und Eisenbahnern, die sich die Hände wuschen, eine Prämie von 420 Euro monatlich. Nach den Wahlen nahm man dafür dann neue Schulden auf. 200 Millionen Euro Umsatz macht die griechische Eisenbahn, dafür braucht sie jährlich 1.000 Millionen Subventionen auf Pump. Zurückgezahlt wird nicht.

Frankreichs Sozialisten versprachen 1997 eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden. Babyprämien als Wahlgeschenk gab es von Labour (2.500 Euro), den spanischen Genossen (3.500 Euro) und der SPÖ (10.000 Schilling). Putin erhöhte am Wahlvortag die Kleinpensionen um 25 Prozent, um vier Milliarden Euro wird alleine dadurch die Verschuldung Russlands jährlich wachsen.

Europas subventionierter Lebensstandard

Politiker, die sich ab den 70ern dem Schuldenmonopoly verweigerten, die bezichtigt man „sozialer Kälte“. Doch hatte man im Party-Rausch der letzten 40 Jahren einige unschöne Details der Schuldenökonomie übersehen: Die neuen Sozialleistungen hatten im Jahr ihrer Einführung stets die Preise angetrieben, an realer Kaufkraft war immer weniger geblieben als erhofft. Die teils exzessiven Neuverschuldungen der Staaten trieben auch die Kreditzinsen für Private in die Höhe. Die investierten damit entsprechend weniger.

Das Bürgertum wurde von mächtigen Staatsapparaten ausgebremst, volkswirtschaftlich nennt man dies „Crowding Out“. Die Staatskredite waren für Europas Sozial-Politiker ein allzu leicht verdientes Geld. Offiziell flossen sie in (volkswirtschaftlich fragliche) Großprojekte wie Eisenbahntunnels, tatsächlich subventionierte man (in Österreich) das Leben von 250.000 Eisenbahner (-pensionisten).

Unter dem Mäntelchen des Keynesianismus bezahlte man auch die Defizite von Kreiskys Planwirtschaft. Damit erhielt man aber zweitklassige Produkte künstlich am Leben und verhinderte das Wachstum international konkurrenzfähiger Produkte.

Fazit: Österreich blieb lange Jahre in der zweiten Reihe.

Europas ungezügelte Subventionitis

Europas Schuldenberg ist heute außer Rand und Band. Ein Wohlfahrtsstaat hat das BIP zwar künstlich aufgebläht, geringe Reallöhne zeugen jedoch von seinen hohen Kosten. Längst übersteigen die Zinsbelastungen für die Wahlsiege von gestern Österreichs Schulbudgets von heute. Europas Bauern, Eisenbahner, Rentner (und sogar Firmen) sind heute Subventionsempfänger.

Wer besser leben will, der schreit heute nach Staatszuschuss und nicht nach Leistung. Nun sitzt das Staatsgeld heute bekanntermaßen aber nicht mehr so locker wie in der guten alten Zeit und so orten so manche Antragsteller eine Verschwörung von Banken, Spekulanten oder Ratingagenturen. Doch haben die genannten Bösewichte keinen Cent von unseren Schulden aufgenommen. Das waren alles wir Europäer selber.

Außer einem Schuldenfiasko und einer zornigen Jugend wird von Europas „Austro-Keynesianismus“ nicht viel übrigbleiben. Doch hat es den Schuldenkollaps gebraucht, um ein neues Geschäftsmodell für Europas Politik zu entwerfen. Vielleicht ist dies der Startschuss für das Entstehen einer liberalen Zivilgesellschaft. Ähnlich der der Schweiz. Dort wählen die Bürger traditionell die Politiker, die ihnen vor Wahlen am wenigsten versprechen.

MMag. Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist und Autor des ersten „Globalisierungskritik-kritischen“ Buches in Europa: „Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute“.

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Der wahre Feind heißt Korruption – nicht Blog und Twitter drucken

Keine Frage wird mir bei Vorträgen häufiger gestellt als jene nach dem Verhältnis zwischen gedruckten und elektronischen Medien. Darauf erzähle ich gerne von dem amerikanischen Medienguru, der in den 90er Jahren bei einem Kongress verkündet hat, dass es binnen fünf Jahren keine Papierzeitung geben werde. Oder von Prophezeiungen, dass es sehr bald nur noch am Wochenende Zeitungen geben werde.

Woran man sieht, dass es Propheten zumindest dann schwer haben, wenn sie über die Zukunft reden. Daher seien hier nur ganz bescheiden einige Wahrscheinlichkeiten formuliert.

Ich selbst bin keineswegs ein fanatischer Vertreter eines „Internet only“. Dabei betätige ich mich nun schon mehrere Jahre seit meiner zweiten unsanften Hinausbeförderung aus Printmedien primär als Blogger. Zwar ist mein Blog andreas-unterberger.at der einzige, der dank vieler zahlender Abonnenten eine tragfähige Basis hat. Er ist auch nach allen bekannten Vergleichsparametern der meistgelesene medienunabhängige Blog. Dennoch bin ich überzeugt, dass gedruckte, unabhängige und seriöse Medien unverzichtbar sind.

Dennoch wird der Marktanteil der Kaufzeitungen stark abnehmen und von einst 75 auf etwa 20 Prozent sinken. Verlieren werden vor allem Boulevard- und Lokalmedien. Gewinnen werden Gratis- und Internet-Medien.

Marktschreierische, voyeuristisch und viertelwahre Texte kann sich nämlich auch eine billige Mini-Redaktion aus den Fingern saugen, deren Gratisblätter sich nicht mehr von einem durch einige Pseudo-Infos angereicherten Werbeprospekt unterscheiden. Das wird die Boulevard-Kaufmedien killen. Die Lokalmedien wiederum leiden darunter, dass die meisten Gebrauchtauto-, Wohnungs- oder Stelleninserate sehr bald nur noch im Internet zu finden sein werden. Dort kann man billiger und mehr Informationen kommunizieren als in jedem Inserat. Dort findet sich gezielt jene Handvoll, die als Käufer oder Mitarbeiter in Frage kommt. Dort muss man nicht die Papier-, Druck-, und Transport-Kosten Hunderttausender Exemplare zahlen. Will man doch sein Auto ohnedies nur ein einziges Mal verkaufen.

Das Internet wird auch für jene Menschen ideal werden, die noch schneller als durch Ö3&Co ständig wissen wollen, ob die Welt noch steht und wer bei einem halbseidenen Sing-Wettbewerb gewonnen hat.

Auf Dauer unverzichtbar bleibt die klassische Tages- wie Wochen-Zeitung hingegen dort, wo es um tiefe, um kluge sowie mit viel Recherche verbundene Informationen, Analysen und Meinungen geht. Dafür wird die 20-Prozent-Elite auch einen höheren Preis zahlen.

Ein Ersatz etwa für die täglichen Recherchen des „Presse“-Economist durch die Mini-Mannschaft eines Gratis-Blattes ist unvorstellbar. Im Internet wäre solche Qualität zwar denkbar. Nur ist das Lesen anspruchsvollerer und längerer Text auf Papier bequemer. Nur strahlt Papier auch Echtheit und Lebensqualität aus. Nur gibt es im Internet noch immer kein funktionierendes Business-Modell, welches Qualitäts-Journalismus finanzieren würde. Auch mein eigenes Internet-Tagebuch ist kein Gegenbeweis, ganz abgesehen davon, dass es erstaunlich oft ausgedruckt wird. Es findet nur auf Grund meiner Bekanntheit und der weitgehenden Alleinstellung im großen liberalkonservativen Bereich ausreichende Abonnenten. Das lässt sich nur schwer auf andere Blogs übertragen.

Der Glaube, dass sich Internet-Medien durch Werbung finanzieren würden, schmilzt rasch. Internet-Werbung nimmt zwar zu – aber noch viel rascher tun dies jene Internet-Seiten, die davon leben wollen. Was naturgemäß die Preise ständig weiter drückt.

Noch aus einem weiteren Grund braucht der Internet-Journalismus die Basis-Recherche  seriöser Zeitungs- und Agenturredaktionen: Das Internet würde sonst zur unkontrollierten Spielwiese wilder Propaganda, von Lügen und Verschwörungstheorien, von Links- wie Rechtsradikalen, von gezielter Desinformation und von im Dunklen agierenden Agenturen wie Agenten werden.

Offen bleibt jedoch angesichts schrumpfender Leserzahlen die Frage: Wie finanzieren sich künftig Redaktionen und bleiben dabei unabhängig? Ohne die Arbeit seriöser, alleine der Wahrheitssuche verpflichteter, von jeder politischen und wirtschaftlichen Macht unabhängiger Journalisten kann aber keine Demokratie funktionieren. Demokratie braucht auch Medienvielfalt, die in ihrer Summe das ganze Meinungsspektrum abbildet, wobei aber jedes Medium seine ganz spezifische Identität hat, um glaubwürdig zu sein.

Umso gefährlicher ist die Selbstkorrumpierung so vieler Medien. Sie lassen sich von der Politik bestechen – oder sie pressen der Politik mit der Androhung kritischer Berichterstattung aus Steuergeldern finanzierte Inserate ab. Zuerst war solches nur im Umkreis des Wiener Rathauses wie auch der niederösterreichischen Landesregierung zu beobachten. Seit Werner Faymanns Wechsel in die Bundesregierung finden solche Deals aber auch ganz intensiv dort statt. Dazu kommt noch eine zweite Form der Selbstkorrumpierung: nämlich das völlige Verwischen der Grenzen zwischen Inserat und (hoffentlich) unabhängiger Redaktion. Das Vertrauen des Lesers wird durch immer mehr „Kooperationen“, „Verlagsbeilagen“, „Sonderseiten“ oder überhaupt nicht gekennzeichnete PR-Artikel verspielt.

Gewiss: Durch solche Deals haben im Gegensatz zum Ausland alle österreichischen Blätter die letzte Krise überlebt. Das ist für die Bilanz der Verleger kurzfristig gut. Das verhindert auch einen weiteren Abbau der hierzulande ohnedies sehr geringen Vielfalt an Medien. Das ist für die langfristige Glaubwürdigkeit der Medien und für die Demokratie jedoch ganz übel.

Ginge es wirklich um die Medienvielfalt, sollte der gegenwärtige Inseraten-Schandlohn durch eine erhöhte gesetzliche Presseförderung ersetzt werden, die in keiner Weise inhaltlichen Einfluss nimmt. Eine vielfältige, unabhängige und seriöse Medienszene ist für eine gute Zukunft dieses Landes jedenfalls absolut unverzichtbar. Egal, ob diese Medien auf Papier oder Bildschirmen gelesen werden.

(Dieser Beitrag erscheint in ähnlicher Form in der heutigen Sonntags-„Presse“, die ganz von der Online-Redaktion der „Presse“ gestaltet worden ist.)

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Die Panzerknackerbande drucken

Von der deutschen Linkspartei bis zu vielen Demonstrationen ertönt heute der Ruf: Verstaatlicht die Banken! Das fordern aber nicht nur extremistische Dummköpfe, sondern auch Medien und sogenannte Kulturschaffende.

Lernen Menschen eigentlich nie etwas aus der Geschichte? Lernen könnten sie etwa aus der Krise 2008/09. Damals sind vor allem jene Banken ins Schleudern gekommen, die direkt oder indirekt unter der Kontrolle der Politik standen: Von der Hypo Alpen-Adria über die meisten anderen Landes-Hypos und die Investkredit bis zur Kommunalkredit konnte man hierzulande genau – und um teures Lehrgeld – sehen, welche Folgen politische Eigentümerschaft hat. Auch in Deutschland sind primär die den Bundesländer gehörenden Landesbanken gegen die Wand gefahren. Wer weiter zurückblickt, findet mit Bawag, Länderbank, Zentralsparkassa, Creditanstalt oder Bank Burgenland viele weitere Beweise, welch schweres Unheil die Politik in der Eigentümerfunktion anrichtet.

Das heißt gewiss nicht, dass privatwirtschaftlich strukturierte Banken immun gegen Gaunereien wären. Aber ganz offensichtlich sorgen real existierende Eigentümer für viel effizientere Kontrollen und damit Barrieren gegen einen Crash als Politiker, die nur fremdes Eigentum verwalten.

Rufe nach Bankenverstaatlichung ertönen aber auch von vielen Politikern. Diese wollen neuerdings ständig Banken retten, die gar nicht nach Hilfe rufen. Diese wollen die Regierungen aber künftig nicht mehr bloß als Gläubiger, sondern gleich als Miteigentümer der Banken sehen.

Das klingt harmlos, sollte aber alle Alarmglocken läuten lassen. Denn es ist ja niemand anderer als die Staaten selbst, es sind also Regierungen und Politiker, die alleine die Hauptschuld an der schweren Krise tragen. Banken kommen derzeit nicht etwa deshalb in Schwierigkeiten, weil sie riskant spekuliert hätten oder weil Andreas Treichl binnen zweier Wochen seine Meinung über bestimmte Risken geändert hat, sondern weil Staaten krachen wie die Kaisersemmeln, obwohl sie noch vor kurzem als sichere Schuldner gegolten haben.

Und jetzt sollen ausgerechnet Staaten die Banken übernehmen? Das ist ungefähr so, wie wenn man der Panzerknackerbande die Kontrolle über den Goldschatz der Nationalbank gäbe.

Nun sind Rettungskredite an Banken nicht total auszuschließen, wenn nach einer Pleite Griechenlands nur dadurch eventuelle Domino-Effekte zum Schaden von Sparern und Realwirtschaft vermeidbar sein sollten. Aber wenn die Staaten künftig in den Banken auch als Eigentümer anschaffen wollen, dann wollen sie das nur deshalb, weil sie unser Bestes haben wollen. Nämlich unser Geld, das auf den Banken liegt. Selbst wenn Regierungen schwören, das nicht zu wollen, werden sie in Zeiten der Krise der Versuchung nicht widerstehen, in den Banktresor zu greifen.

Trotzdem schreien so viele Bürger nach einer Enteignung der Banken. Was irgendwie fassungslos macht.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Die Euphorie eines Drogensüchtigen drucken

Habe ich in meiner ersten Reaktion zu negativ auf den EU-Gipfel mit seinen lauten Erfolgsfanfaren reagiert? Aus mehreren Gründen bleibe ich bei meiner Skepsis, auch wenn man inzwischen mehr (freilich noch lange nicht alle) Details zu den Gipfelbeschlüssen weiß. Ja, gerade deshalb bleibe ich dabei. Denn sobald sich das schwierige Kleingedruckte geklärt haben wird, wird mit großer Wahrscheinlichkeit wohl noch weniger Grund zur Euphorie da sein.

Die Gründe für Beharrlichkeit in Sachen Skepsis, trotz einiger halber Lichtblicke:

  1. Sogar der deutsche Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der aus Angela Merkels unmittelbarem Umfeld kommt, sieht die Hebelung – also wundersame Vermehrung – der Mittel der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) „mit Sorge". Durch die Hebelung sollen nämlich aus den 440 Milliarden, die den ungefragten Steuerzahlern abgepresst worden sind, gleich mindestens eine Billion Euro werden. Die 440 Milliarden werden dabei nun doch nicht, wie ursprünglich geplant, direkt als Kredite weitergegeben. Sie haften vielmehr als Ausfalls-Versicherung für Kredite, die diese Fazilität anderswo aufnehmen will. Was natürlich das Risiko eines weitgehenden Ausfalls der Gelder der Steuerzahler stark erhöht.
  2. Inzwischen hat auch schon das deutsche Bundesverfassungsgericht die EFSF-Konstruktion zumindest in einer Detailfrage gekippt. Es verbot nur wenige Tage nach dessen Inthronisierung ein neues Geheimgremium des deutschen Bundestages. Dieses sollte Beschlüsse des 440-Milliarden-Rettungsschirms und andere Rettungsmaßnahmen genehmigen. Ein solches Gremium hat die deutsche Regierung als notwendig angesehen, damit Entscheidungen vertraulich vorbereitet werden und schnell fallen können.
  3. Griechenland wird sich langfristig auch mit der als Endziel angepeilten Staatsverschuldung von 120 Prozent nicht normal refinanzieren können. Das heißt: Griechenland bleibt krank, obwohl zu seiner Genesung die Krankheitskeime über ganz Europa verstreut worden sind. Dabei sind diese 120 Prozent noch die bestmögliche Entwicklung des nächsten Jahrzehnts. Es könnte trotz Gipfelhilfe auch viel schlimmer kommen.
  4. Die Gefahr, dass die Halbierung des Werts griechischer Papiere von den internationalen Märkten auch jetzt schon als Insolvenz gewertet wird, ist weiterhin gegeben.
  5. Obwohl viele Finanz- und Notenbankexperten das scharf kritisieren, wird die Europäische Zentralbank weiterhin ungehindert Staatspapiere aufkaufen, also weiterhin zu Lasten aller Sparer Geld drucken können. Positiv ist nur, dass die EFSF nicht als Bank gilt, die direkt Geld bei der EZB besorgen kann. Damit haben sich die Deutschen wenigstens in einem Punkt durchgesetzt.
  6. Es ist eine glatte Sauerei, dass bei der Bewertung des den Banken nun vorgeschriebenen Kern-Eigenkapitals nur staatliche Partizipationsscheine, nicht aber private einberechnet werden dürfen, obwohl die genauso für die Bank haften. Dadurch gerät nun die RZB der Raiffeisengruppe ins Schleudern. Warum hat 2009 die Republik so auf die Beteiligung des privaten Sektors an den Partizipationsscheinen bestanden, wenn die jetzt nicht anerkannt werden?
  7. Ebenso eine Diskriminierung ist es, wenn private Banken auf 50 Prozent ihrer Forderungen gegen Griechenland verzichten müssen, die (not-)verstaatlichte Kommunalkredit beispielsweise nicht.
  8. Die von der Europäischen Bankenaufsicht berechneten zusätzlichen Kapitalpuffer europäischer Banken zeigen – wie schon mehrere andere Indikatoren –, dass Österreich viel schlechter dasteht als Deutschland, die Niederlande oder Finnland, mit denen wir uns gerne in einem Atemzug nennen. Österreichs Banken brauchen demzufolge 2,9 Milliarden Euro, die deutschen 5,2. Dem Größenverhältnis zwischen den beiden Ländern entsprechend dürften jedoch die Werte in Österreich nur ein Zehntel der deutschen ausmachen. In Finnland oder den Niederlanden gibt es überhaupt keinen Bedarf an zusätzlichem Geld. In Frankreich, über dessen Banken zuletzt so bedrohlich geredet worden ist, beträgt der Bedarf 8,8 Milliarden: Angesichts der Größenverhältnisse stehen damit sogar Frankreichs Banken relativ besser da als die österreichischen.
  9. Die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens Italien jetzt mit der Geldverschleuderung durch den hochausgebauten Wohlfahrtsstaat (an dem sowohl die einstigen Christdemokraten wie die aggressiven Gewerkschaften hauptschuld sind) Schluss macht, ist zwei Tage nach dem Gipfel nicht gerade gestiegen. Denn schon reden die Gewerkschaften von Generalstreik, um für die Beibehaltung eines absoluten Verbots von Kündigungen durch Arbeitgeber zu kämpfen – eine wettbewerbsfeindliche Regelung, die es nicht einmal im Mega-Sozialstaat Österreich gibt. Wegen dieser trüben Aussichten muss Italien nach dem „Rettungs“-Gipfel schon wieder höhere Zinsen für seine Anleihen zahlen als vorher.
  10. Gewiss ist erfreulich, dass Nicolas Sarkozy jetzt wagt, die Einführung der 35-Stunden-Woche durch die Sozialisten als eines der Krebsübel des kränkelnden Landes anzusprechen. Nur kann niemand ernsthaft glauben, dass er deren Abschaffung ein Jahr vor dem Wahltag noch durchbringt. Und dann werden die Sozialisten regieren, die vermutlich wieder Jahre brauchen werden, um zu solchen Erkenntnissen zu gelangen (so wie einst Gerhard Schröder Jahre gebraucht hat, bis er vom Kuschelsozialismus auf die Agenda 2010 umgeschaltet hat).
  11. Erfreulich ist es auch, dass die EU-Bischöfe eine erstaunlich weise Erklärung veröffentlicht haben, die klar festhält: Die Ursachen der Krise seien vor allem in Politikerentscheidungen der letzten Jahrzehnte begründet, die nur auf Kurzfristigkeit beruhten und häufig genug mit Blick auf Wahlentscheidungen getroffen wurden. In einem Satz die ganze Wahrheit. Das wird jedoch Caritas&Co nicht hindern, wieder die Lüge zu verbreiten, dass Wirtschaft, Unternehmer und Banken die Schuldigen seien.
  12. Gar nicht erfreulich ist wiederum, dass die Schaffung eines europäischen Insolvenz-Regimes für insolvente Staaten wieder ganz in den Hintergrund gerückt ist.
  13. Dass auch in Österreich noch immer nicht alle die Notwendigkeit des Sparens verstanden haben, zeigt etwa die Reaktion Karl Aigingers, des Chefs des Wiener Wirtschaftsforschungsinstituts. „Es ist zu viel über Konsolidierung gesprochen worden, und zu wenig darüber, wie man das Wachstum stärken kann.“ Damit legt er der österreichischen Politik neuerlich die Leiter für weitere Schuldenmacherei. Zwar könnte man das Wachstum auch ohne neue Schulden, nämlich durch scharfe Deregulierung und Privatisierung fördern, aber davon redet Aiginger ganz bewusst nicht. Schließlich erhält das Wifo viele Aufträge von der schuldengierigen Arbeiterkammer.
  14. Und damit es auch etwas zu lachen gibt: Werner Faymann verkauft sich und sein Verhalten beim Gipfel (wie immer: Zustimmung ohne irgendeine konstruktive eigene Meinung) nun als Rettung der Spareinlagen. Das ist natürlich noch ein Grund mehr, sich um diese zu sorgen.

Noch einmal zurück zu den eingangs erwähnten freudigen Fanfaren ob der Gipfelbeschlüsse. Die erinnern stark an die Freude eines Drogensüchtigen, wenn er neuen Stoff bekommt. Obwohl er im Grund genau weiß, dass ihm nur noch ein scharfer wie schmerzhafter Entzug helfen würde. Nicht anders ist es um die europäische Schuldenwirtschaft bestellt.

Daher sollte es niemand sonderlich ernstnehmen, wenn die Börsen kurzfristig jubeln, weil das alles, woran wir noch Jahrzehnte zahlen und leiden werden, jetzt – vielleicht – ein oder zwei Quartalsergebnisse zu verbessern vermag.

 

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Wie viele Schulden haben ausgegliederte Unternehmen? drucken

Verbindlichkeiten ausgegliederter Unternehmen in Prozent des BIP im März 2011

 

Quelle: "Quo vadis Austria?" Industriellenvereinigung

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Wie sehr belasten die Zinsen das Budget? drucken

Primärüberschüsse Österreichs in Prozent des BIP seit 1970

 

 

Primärüberschüsse: Budgetsaldi abzüglich der Zinszahlungen

Quelle: "Quo vadis Austria?" Industriellenvereinigung

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Die Räuber gehen jetzt auch betteln drucken

Was hat nun dieser so laut betrommelte Schicksalsgipfel der EU gebracht? Natürlich nicht die in Aussicht gestellte Stabilisierung einer schwer verschuldeten Staatengemeinschaft. Die Sparankündigungen sind offensichtlich noch immer nicht ernst gemeint, wie beispielsweise ein Heinz Fischer sehr anschaulich zur gleichen Stunde in Wien bewiesen hat. Dafür ist man voll kaum noch bemäntelter räuberischer Energie den Banktresoren, also unserem Ersparten ein gutes Stück näher gekommen. Ebenfalls erhöht hat man durch eine riskante Hebel-Operation das Risiko, dass die Hilfsgelder und Garantien der Steuerzahler ganz verloren sind. Und ganz neu ist schließlich: Die EU-Chefs haben die Union in einen Verein der organisierten Bettelei verwandelt. Was nun wirklich eine neue Verfallsstufe darstellt. Tiefer geht’s wohl kaum mehr. (nachträgliche Ergänzung am Ende)

EU-Exponenten werden als wichtigstes Ergebnis dieses Gipfels in den nächsten Tagen reihenweise vor allem China, aber auch all die anderen Staaten heimsuchen, die es in den letzten Jahren durch Fleiß, Disziplin und Sparsamkeit zu etlichen Ersparnissen gebracht haben. Also durch all die Eigenschaften, die der real existierende Schulden-Sozialismus der meisten EU-Länder gar nicht so gern mag.

Ob die europäischen Bittsteller in China auch etwas Kleingeld bekommen werden? Wahrscheinlich schon – aber ganz sicher nicht ohne schmerzhafte Gegenleistungen, die wohl auch, aber nicht nur in einem totalen Boykott des Dalai Lama und einem Fallenlassen des demokratischen Taiwans bestehen werden. Schließlich regieren in Peking beinharte Machtmenschen, die nicht gerade zu einem Orden der christlichen Nächstenliebe werden wollen. Den europäischen Regierungschefs in ihrer Schuldennot sind aber Menschenrechte und Demokratie völlig wurscht.

Das, was man mit den Banken vorhat, ist klar. Man will sie unter dem scheinheiligen Vorwand erhöhter Eigenkapitalanforderungen teilverstaatlichen, damit man leichter an deren Geld herankann. Vielleicht können das die relativ starken deutschen Banken noch irgendwie abbremsen, die einst so stolzen österreichischen Banken scheinen zu schwach, zu orientierungslos und zu uneinig zu einer organisierten Verteidigung unserer Spareinlagen.

Natürlich spricht nichts gegen einen erhöhten Prozentsatz an notwendigem Eigenkapital. Das bringt zwar keinen Ertrag, aber Sicherheit. Völlig unklar und wohl nur als Schikane zu verstehen ist aber, wieso als anrechenbares Eigenkapital nicht auch sogenannte Partizipationsscheine und ähnliche Gelder angerechnet werden dürfen, die ja voll für die Einlagen haften. Und ein zweites ist noch schlimmer: Offenbar will man den Banken sogar verbieten, ihre Bilanzsumme durch Herunterfahren von Krediten und Einlagen zu reduzieren. Ein solches Verbot wäre freilich eine massive Grundrechtsverletzung, die gegen alle in den letzten Jahren viel beschworenen Menschenrechtskataloge verstoßen würde.

Dabei würde durch das Herunterfahren der Banken-Bilanzsumme das legitime Ziel einer Risikoreduktion beziehungsweise einer Erhöhung der Eigenkapitalquote voll erreicht werden. Der Anteil des sicheren Eigenkapitals wird ja automatisch größer, wenn sich die Bilanzsumme reduziert. Gerade eine solche Erhöhung der Sicherheit wollen aber die Staaten offenbar nicht. Der Grund ist klar: Denn dann würden Banken wackligen Euro-Ländern noch weniger Geld als zuletzt borgen. Sicher bekäme dann auch die Wirtschaft weniger Kredite. Aber es waren ja gerade die angeblich zu riskanten Kreditvergaben, welche den Banken als einziges vorgeworfen werden konnten. Erzwungene Kreditvergaben haben aber erstens mit einer freien Wirtschaft überhaupt nichts mehr zu tun, und sind zweitens genau das, was in Amerika die Wirtschaftskrise überhaupt ausgelöst habt ( das waren nämlich die vom Staat anbefohlenen Subprime-Hypotheken an einkommenslose Menschen).

Gleichzeitig glaubt man, die Banken gezwungen zu haben, auf 50 (oder mehr?) Prozent ihrer Forderungen an Griechenland verzichtet zu haben. Und zwar "freiwillig". Erst die nächsten Tage werden zeigen, ob dem wirklich alle Gläubiger Griechenlands freiwillig zustimmen. Und vor allem: Ob eine solche erzwungene Freiwilligkeit nicht weltweit als das bezeichnet wird, was sie ist: eine Insolvenz Griechenlands mit einer 50-prozentigen Quote. Falls die Rating-Agenturen noch einen Rest an Unabhängigkeit haben und nicht auch schon ganz von den Staaten vergewaltigt worden sind, dann müssten sie die Dinge beim Namen nennen.

Eine solche Insolvenz samt Schuldenschnitt ist zwar unumgänglich. Wenn sie aber beim Namen genannt wird, dann wäre das für Griechenland, aber indirekt auch andere Staaten noch viel schmerzhafter. Weil dann Griechenland eben als das gelten würde, was es ist: nämlich insolvent. Und damit würde auch die Fiktion kollabieren, dass europäische Staatsanleihen 100 Prozent sicher wären, "mündelsicher" sogar.

Irgendwie erinnert diese "Freiwilligkeit" an den "freiwilligen" Verzicht des 1918 gestürzten Kaisers oder an den "freiwilligen" Anschluss 1938 ans Hitler-Reich.

Wirtschaftlich ist dieser Umgang mit den Banken ein mörderisch gefährlicher Weg Richtung eines Neokommunismus, den die EU-Staaten da in ihrer Not einschlagen.

Umso schlimmer ist es, wenn der Sparwille der Staaten selbst nur in billigen Ankündigungen besteht, die aber offensichtlich nicht ernst gemeint sind. Das zeigte besonders anschaulich die Rede des Bundespräsidenten zum österreichischen Nationalfeiertag. Er forderte dort noch „Mehr soziale Gerechtigkeit“. Das, obwohl völlig klar ist, dass es nichts anderes als dieser ständige Ausbau sogenannter „sozialer Gerechtigkeit“, also schuldenfinanzierter Konsumausgaben, gewesen ist, der – auch – Österreich in eine überaus kritische Schuldensituation getrieben hat. Dennoch soll es laut Österreichs höchstrangigem Sozialdemokraten noch mehr davon geben.

Was zeigt, dass sie noch überhaupt nichts begriffen haben. Davon kann auch die billige Hetze Fischers gegen irgendwelche ungenannt gebliebenen „Finanzjongleure oder Rohstoffspekulanten“ nicht ablenken, die unverschämt viel verdienen würden. Gewiss haben vor allem in Amerika manche in manchen Jahren exorbitant gut verdient. Kluge Politik sollte daher immer solche Marktregeln setzen, dass übermäßige Profite durch mehr Wettbewerb verhindert werden (es sei denn, diesen Profiten stehen auch übermäßige Risiken gegenüber).

Wenn nun aber in Österreich die Sozialdemokraten gegen nicht näher definierte  „Finanzjongleure“ zu hetzen beginnen, dann ist das ganz sicher nur ein reines Ablenkungsmanöver: Es soll die eigenen Unterlassungen und Verschwendungen vertuschen. Denn erstens sind diese im Geld versinkenden „Jongleure“ höchstens in London, Singapur und New York zu finden und nicht in Wien; zweitens sind sie auch dort zweifellos nicht Regel-, sondern Einzelfälle, die von irgendwem aufgebauscht worden sind; und drittens: Wenn es in Österreich wirklich solche Jongleure geben sollte, dann sind die spätestens seit der Bundespräsidenten-Rede samt ihrem Geld über die Grenze und werden ganz sicher Fischers billiges – nein eigentlich: sehr teures – Populismusgerede von noch „mehr sozialer Gerechtigkeit“ nicht finanzieren. Das wird vielmehr wieder der Mittelstand tun müssen, den Fischer heuchlerisch zu schützen vorgibt.

In ganz ähnlicher Weise wird auch die europäische Politik des „Lieber Banken überfallen statt selber sparen“ nur dazu führen, dass die Banken des Euroraum rasch an Bedeutung verlieren werden – wenn sie nicht überhaupt große Geschäftsfelder ganz aus dem Euroraum hinausverlegen. Was sie hoffentlich zum Schutz unserer Spargelder tun werden.

Spätere Ergänzung: Die österreichische Finanzmarktaufsicht behauptete wenige Stunden nach dem Gipfel, dass das staatliche Partizipationskapital in den Banken sehr wohl auf die Eigenkapitalquote angerechnet würde. Das wäre eine spürbare Reduktion einer der in diesem Beitrag geäußerten Sorgen, nur steht die Aussage der FMA in Widerspruch zu dem offiziellen Wortlaut der Gipfelerklärung: "9% of the highest quality capital". Darunter ist bisher nie das zwangsverzinste, aber stimmrechtslose Partizipationsgeld verstanden worden, das der Staat den Banken vor zwei Jahren gegeben hat. Und Tatsache bleibt ebenso, dass das vor kurzem detailliert ausgearbeitetete Basel-III-Abkommen aller internationalen Notenbanken für weit geringere Eigenkapitalquoten eine Frist bis 2018 vorgesehen hatte.

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Achtung Banküberfall drucken

Vor unser aller Augen findet soeben der größte Banküberfall der Menschheitsgeschichte statt. Jedoch die Mehrheit der Bürger klatscht dazu. Wie das? Und wer ist der Täter?

Täter sind die Staaten Europas. Sie sind fast alle durch ihre sich ständig eskalierende Schuldenpolitik schwerst verschuldet, mit denen sie – beziehungsweise die jeweils regierenden Parteien – seit Jahrzehnten die Bürger bestochen haben. Und nun sehen sie wie so mancher Pleitier in einem großen Banküberfall den letzten Ausweg. Die Staaten kommen aber nicht etwa heimlich in der Nacht oder durch den Keller, sondern tagsüber durch den Haupteingang.

Auf diesen Kern lässt sich der Hintergrund der Groteske um die ständig verschobenen und vertagten EU-Gipfel bringen. Es geht dabei um nichts anderes als um die detaillierte Vorbereitung dieses Banküberfalls und um den Konflikt zwischen den einzelnen Bandenmitgliedern über die Aufteilung der Beute.

Da keiner der Staaten ernsthaft – was unweigerlich heißt: schmerzhaft – sparen will, ist die Schuldenlast der Staaten schon so erdrückend, dass immer weniger Geldbesitzer bereit sind, Staaten weiteres Geld zu borgen. Daher sollen die Banken jetzt gezwungen werden, auf mehr als die Hälfte ihrer bisherigen Forderungen an Griechenland verzichten. Und wenn sie das einmal bei Griechenland getan haben, dann werden sie in loser, aber unweigerlicher Folge auch Portugal, Italien, Spanien und bald auch Frankreich ihrer Schulden befreien müssen. Mittelfristig werden wohl sogar die Finanzminister Österreichs und Deutschlands nach einer solchen Entschuldung lechzen.

Gewiss: Der zwangsweise Verzicht auf Forderungen passiert auch in jedem Konkurs. Das ist Teil des normalen Lebens, auch wenn dadurch viele Gläubiger selbst in Konkursgefahr kommen.

Jedoch gibt es für Staaten gar kein Konkursrecht. Darauf haben die Eu-Staaten – nein, nicht vergessen, sondern vorsätzlich und damit schuldhaft verzichtet, als sie die gemeinsame Währung eingeführt haben. Die Staaten wollten und wollen unbedingt jene Konsequenz vermeiden, den ein formeller Konkurs hat: Ein Masseverwalter übernimmt an Stelle des Pleitiers das Kommando, verwertet alle Vermögensbestände, die er noch vorfindet, und teilt deren Gegenwert gerecht auf die Gläubiger auf.

Einen solchen Masseverwalter wollen die EU-Länder aber nicht akzeptieren. Lediglich Deutschland kommt jetzt – viel zu spät – darauf, dass man diesbezüglich die Verträge unbedingt ändern müsste. Die anderen wollen aber alle keine Vertragsänderung, weil das die politische und diplomatische Klasse in allzu demütigender Weise entmachten würde (oder weil man es einer Boulevardzeitung versprochen hat . . .).

Dennoch hat man einst die gemeinsame Währung eingeführt, obwohl sie ohne ein Konkursrecht extrem krisenanfällig ist. Durch den gemeinsamen Euro ist nämlich das in der Praxis meistverwendete Ventil zur Verhinderung einer Pleite weggefallen: Das war die Abwertung der nationalen Währung samt dem damit verbundenen kräftigen Schnitt durch alle Einkommen und Vermögen jenes Landes.

Ohne Möglichkeit eines Staaten-Konkurses kann man aber nach geltendem Recht auch die Banken und sonstigen Sparer und Anleger nicht zwingen, auf einen bestimmten Prozentsatz ihrer Forderungen zu verzichten. Zwar haben die Banken im Sommer zu einem Großteil freiwillig zugesagt, im Gegenzug für die Garantie ihrer restlichen Forderungen auf 21 Prozent der Forderungen gegen Griechenland zu verzichten.

Bei einem Forderungsverzicht in Höhe der nun zur Diskussion stehenden 50 bis 60 Prozent wird es aber eine sichere Konsequenz geben: Eine Reihe von Gläubigern wird das nicht akzeptieren, sondern Exekution gegen Vermögenswerte Griechenlands führen, sobald sie dieser irgendwo habhaft werden. Das kann etwa zur Beschlagnahme von Flugzeugen oder Schiffen führen. Das kann auch jedes griechische Bankkonto in der Welt treffen. Womit ein Euroland praktisch vom internationalen Wirtschaftsleben abgeschnitten wäre.

Überdies würde ein erzwungener Forderungsverzicht dazu führen, dass auch die Anleihen aller übrigen Euro-Staaten von potenziellen Geldgebern als wackelig angesehen werden. Was zumindest zu erhöhten Zinssätzen für weitere Anleihen irgendeines europäischen Staates führen würde. Einschließlich jener Deutschlands. Das versucht die EU zwar nun durch den nächsten Gewaltakt zu verhindern, indem den Rating-Agenturen die Veröffentlichung der Bewertung von europäischen Krisenstaaten verboten werden soll. Wenn mein Spiegel ein hässliches Bild zeigt, schlage ich ihn halt kaputt. Aber das wird China&Co nur erst recht zögerlich machen, weitere Kredite Richtung Europa zu vergeben.

Daraus folgt nun fast zwingend die nächste Etappe des Bankraubs: Die Staaten versuchen jetzt, die Banken direkt zu enteignen. Denn sobald die Staaten als Eigentümer die Kontrolle über die Geldinstitute haben, werden diese verstaatlichten Banken plötzlich wieder – Überraschung, Überraschung – Kredite an Griechenland&Co vergeben und „freiwillig“ auf ihre alten Forderungen verzichten. Das Ganze wird dann euphemistisch „Umschuldung“ genannt, damit ein Teil der Sparer so blöd ist, sein Geld weiter in solchen Staatsbanken zu lassen – wenn sie nicht überhaupt per Gesetz dazu gezwungen werden.

Die Enteignung der Banken wird natürlich nicht freiwillig erfolgen, sondern durch Gewalt. Man zwingt die Banken zu Kapitalerhöhungen durch Eintritt des Staats als Aktionär. Banken, die sich dagegen wehren, bekommen die vielfältigsten Daumenschrauben angesetzt. Denn die Bankräuber können blitzschnell in die Rolle des Bankenaufsehers wechseln.

So hat es schon in der Vorwoche Hausdurchsuchungen der EU-Kommission bei allen großen Banken gegeben. Dies geschah unter dem Vorwand eines bis dahin von niemandem geäußerten Vorwurfs, dass die Banken den Zinssatz des Euribor manipulieren würden. Was nach Ansicht vieler Experten technisch gar nicht möglich ist.

Gleichzeitig setzt man die Banken auch durch ständige europäische Stresstests unter Druck: Noch im Sommer haben die politisch bestellten „Experten“ erklärt, dass die europäischen Banken einen zusätzlichen Kapitalbedarf von 2,5 Milliarden haben. Jetzt ist plötzlich von 80 Milliarden Euro die Rede. Ob da noch irgendetwas glaubwürdig ist, ist der Politik längst völlig egal. Sie kämpfen um das Geld der Banken und nicht mehr um die eigene Glaubwürdigkeit.

Besonders grotesk ist der doppelte Vorwurf der Staaten an die Banken, mit denen diese auch moralisch auf die Anklagebank gesetzt werden: Die Banken hätten den Staaten erstens zu viel Geld geborgt, und die Banken würden zweitens den Staaten jetzt kein Geld mehr borgen. Zwar werden diese beiden einander zu 100 Prozent widersprechenden Vorwürfe meist nicht – wie hier – in einem Satz zusammen formuliert; in gewissem zeitlichem Abstand geniert man sich aber keineswegs, so widersprüchliche Anschuldigungen zu erheben.

Die Staaten schweigen hingegen total in Hinblick auf ihre eigene Mitschuld beziehungsweise auf jene der im Staatsbesitz befindlichen Nationalbanken: Diese haben nämlich durch die Basel-Abkommen offiziell dekretiert, dass Kredite an Staaten absolut sicher seien, daher auch nicht durch irgendwelche Bankreserven abgesichert werden müssten. Das erhebt freilich den Vorwurf der Staaten an die Banken, zu viele Kredite an Staaten vergeben zu haben, endgültig in den Bereich des Absurden.

Ein weiteres Instrument der Staaten, um den Weg zu den Banktresoren freizubekommen, sind neue Steuern: Bankensteuern, Kursgewinnsteuern, Finanztransaktionsabgaben. Das schmälert die Eigenkapitalbasis der Banken beträchtlich. Und gleichzeitig schreibt man den Banken höheres Eigenkapital vor, um sie noch weiter sturmreif zu schießen.

Überdies wird ständig auch von noch weiterem „Regulierungsbedarf“ geredet. obwohl die Banken seit langem extrem detailliert reguliert und kontrolliert sind. Die Möchtegernregulierer, also die Staaten, sind hingegen bei ihrer leichtfertigen Schuldenpolitik praktisch überhaupt nicht reguliert. Obwohl drastische Sparsamkeit der Staaten der einzige funktionierende Weg zur Sanierung wäre. Schuldenbrems-Regeln wie die Maastricht-Kriterien hat man einfach ignoriert.

Beim zweiten Objekt ihrer Begierde, dem Steuerzahler, kommen die Staaten mit weiteren Auspressaktionen derzeit schlecht voran. Davor schützt uns derzeit noch der deutsche Bundestag und das deutsche Verfassungsgericht ein wenig, die beide weitere Haftungen und Geldflüsse zugunsten der Schuldenstaaten verhindern.

Daher bleibt den Euro-Staaten nur noch der gefinkelte Plan des hier skizzierten Banküberfalls. Erstaunlich ist lediglich: Die Sparer (ob über Sparbuch, Anleihendepot, Lebens- oder Rentenversicherung) begreifen gar nicht, dass sie dessen eigentlichen Opfer sind. Sie bejubeln sogar zum Gutteil diesen Überfall, weil sie den vom staatlichen Propagandaapparat ausgestreuten Schauermärchen glauben, dass die Banken die Schuldigen an der Katastrophe seien und dass dort noch viel Geld zu holen sei.

Nur noch eine letzte Zahl, um zu zeigen, dass den Staaten dieses Aufbrechen aller Banktresore gar nicht viel helfen wird: Denn beispielsweise Österreichs Staatsverschuldung wird zu 80 Prozent von ausländischen Gläubigern gehalten. Die könnte man aber nur noch durch Einsatz des Bundesheeres berauben. Aber das steht leider derzeit fast zur Gänze als Kinderspielzeug am Heldenplatz . . .

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Die „Reichen“-Lüge der Gewerkschafter drucken

Es war in den letzten Wochen ein von Gewerkschaftern ständig verwendetes Argument. Es ist aber dennoch eine aufgelegte Lüge: Die Aktionäre hätten in den letzten Jahren so dick verdient, dass Rekordlohnerhöhungen gerechtfertigt wären. Wahr ist das Gegenteil: Niemand anderer als diese Gruppe der von den Linken so gehassten Kuponschneider hat in den letzten Jahren mehr verloren als irgendjemand sonst. Lohnempfänger, Bezieher niederer Pensionen oder Sozialhilfeempfänger haben hingegen auch in diesen fünf Jahren satte Realgewinne erzielt, also mehr als die Inflationsrate.

Warum die Wirtschaftskammer als Verhandlungspartner der Gewerkschaft solches nicht zu sagen wagt? Nun, sie ist geistig längst einer Mischung aus Greißlerdenken, personeller Ausdünnung und sozialpartnerschaftlicher Gehirnerweichung erlegen. Da besteht nicht mehr viel Hoffnung.

Noch schlimmer werden die Dinge übrigens, wenn nächstes Jahr auch in der Industriellenvereinigung ein ideologisch extrem weit links stehender Mann an die Macht kommt. Der Herr Kapsch hat nicht nur eine Vergangenheit am linken Flügel des Heide-Schmidt-LIF, wo man nur linke Gesellschaftspolitik, aber keine nennenswerte Wirtschaftsliberalität verfochten hat; er ist auch geschäftlich in hohem Ausmaß von der Gemeinde Wien und anderen staatlichen „Kunden“ abhängig.

Nirgendwo aber werden in der Politik die Interessen jener vielen Menschen des Mittelstandes vertreten, die durch den Kauf von Aktien oder Anleihen für ihr Alter, ihre Familie und Notfälle vorsorgen wollten.

Die Anleihe-Besitzer werden zumindest in Zukunft katastrophal geschoren werden. Es werden zweifellos nicht nur die Besitzer griechischer Staatsanleihen sein, welche Opfer radikaler „Haarschnitte“ werden. So nennt man ja neuerdings euphemistisch einen dramatisch Wertverlust, der im Falle Griechenlands sogar größer als 50 Prozent sein dürfte. Dieser Verlust wird die Käufer von Anleihen treffen ebenso wie jene, die auf dem Weg von Lebensversicherungen oder anderen Sparformen vorsorgen wollten. Statt „Haircut“ sollte man da lieber gleich „Headcut“ sagen.

Aber auch für jene, die das durch den Kauf von Aktien oder Aktienfonds vorsorgen wollten, schaut es schlecht aus. Für sie waren schon die letzten fünf Jahre bitter. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass das Vorjahr einen Lichtblick bedeutet hat. Denn vor fünf Jahren stand beispielsweise der österreichische Aktienindex über 4000 Punkten. Derzeit krebst er unter 2000 herum. Auch international war die Entwicklung keineswegs besser.

Natürlich hat es in einigen dieser Jahre bei einigen der Aktiengesellschaften Dividenden-Auszahlungen gegeben. Aber die haben niemals diesen Kursverlust abgedeckt, geschweige denn zusätzlich die Inflation, von deren automatischer Abdeckung Linke und Gewerkschafter bei ihren Froderungen wie von einem göttlichen Grundgesetz ausgehen.

Die Gesamt-Performance lässt sich zwar etwas schwerer berechnen als der reine Aktienwert, weil bei jeder Gesellschaft die Ausschüttungen unterschiedlich liefen. Das kann am ehesten bei einem Blick auf die Investmentfonds geschehen, die einen Durchschnitt durch die Entwicklung mehrerer Aktien bilden. So hat sich der Wert von „ESPA-Stock Vienna“, der in seriöse österreichische Aktien investiert, in diesen fünf Jahren einschließlich der Ausschüttungen halbiert. Würde man übrigens mit einem Datum vor vier Jahren vergleichen, wäre der Absturz noch viel dramatischer. Aber ich bleibe bewusst bei dem typischen Durchschnittswert von fünf Jahren, mit dem viele ernsthafte Analysen arbeiten.

Die Lüge „Die Reichen werden immer reicher“ wird dennoch ständig weiter verbreitet. Und wenn schon einen Tag die Gewerkschafter schweigen, dann holen die sogenannten Kulturjournalisten sofort irgendwelche „Experten“ wie den Sänger Harry Belafonte aus der Schublade, damit diese ähnliches verzapfen. Und keiner dieser Journalisten ist imstande nachzuschauen, was wirklich wahr ist.

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Fekters „Modernisierung“ drucken

Die Finanzministerin will den Staat modernisieren: Dies ist ein frommer Wunsch, wenn Sie für 2012 als Ziel eine Staatsschuldenqoute von 74,6 Prozent des BIP und 2013 sogar von 75,5 Prozent angibt. Wo passen in diese Zahlen bzw. in dieses groteske Ziel eine „Modernisierung“ des Staates hinein?

Freilich verkündet sie, dass sie das Defizit kontinuierlich senken will. Jedoch ist das Ziel anscheinend noch immer (Neu-) Schulden zu machen. Bei einem Schuldenstand von 250 Milliarden (!) Euro, 52.690 Euro für jeden Erwerbstätigen Österreicher und fast acht Milliarden Zinsschulden jährlich, ist das ein wirklich trauriges Ziel. Besonders peinlich, dass man erst 2013 unter der Maastrichtgrenze von 3,0 Prozent liegen will. Hier merkt man, wie genau die EU mit Ihren Verträgen und Richtlinien umgeht. Bestes bekanntes Beispiel dafür ist sicherlich Griechenland.

Das Ziel müsste lauten: Keine neuen Schulden, sondern ein Budgetüberschuss – besser gestern als heute! Erwirtschaftet werden müsste dieser Budgetüberschuss natürlich nicht nur durch Steuererhöhungen und neue Lasten für den Bürger, sondern durch Einsparungen.

Es ist mir durchaus bewusst, dass solche Einsparungen nicht leicht zu bewerkstelligen sind und dass der österreichische Budgetspielraum eng ist; es ist mir aber auch bewusst, dass wir Österreicher mit unserem Sozialstaat lange Zeit über unsere Verhältnissen gelebt und zu viele Schulden angehäuft haben. Wir dürfen unserem „Sonnenkanzler“ Kreisky dafür danken, dass unsere Kinder noch die Schulden und Zinsschulden aus den 70er-Jahren zahlen werden müssen.

Was wir jetzt brauchen, ist das genaue Gegenteil eines Sonnenkanzlers Kreisky und einer Finanzministerin Fekter, die sich als Ziel festlegt, wieder neue Schulden zu machen. Wir haben keine Zeit und kein Geld mehr für neue Schulden.

Mit anderen Worten: Das Fass ist am Überlaufen. Was wir brauchen, ist ein radikales Umdenken in Sachen Budgetpolitik. Auch der Staat, muss, so wie jedes private Unternehmen, wieder wirtschaftlich agieren und nicht auf Schulden aufgebaut sein. Jedes private Unternehmen wäre schon längst in Konkurs gegangen. Der Staat kann es sich aber natürlich auf Kosten seiner Bürger leisten, neue Schulden zu produzieren. Frei nach dem Motto: „Der Bürger wird’s schon zahlen, denn er muss ja auch.“ Merkbar ist dieses Denken an unserem derzeitigen rekordverdächtig hohen Steuerstand.

Es müssen wieder Überschüsse erzielt werden, die dann wieder dem Schuldenabbau und der wahren Modernisierung des Staates dienen können. Mit neuen Schulden, Frau Fekter, lässt sich keine Modernisierung durchführen.

Kommentarist ist ein Pseudonym eines im Medienwesen tätigen Autors. Er schreibt auch den Internet- Blog http://kommentarist.wordpress.com/.

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Die kleine Korruption oder: Wie unschuldig sind die Grünen? drucken

Mit Themen der großen Korruption haben wir uns zuletzt oft befasst: also mit der roten Millionen aus Steuergeldern zum Kauf der Unterstützung bestechlicher Boulevardzeitungen; mit der Käuflichkeit des schwarzen EU-Abgeordneten Strasser durch im Dunklen bleibende Auftraggeber; mit den Strafverfahren, die gegen den blauen Abgeordneten Graf in Sachen Seibersdorf laufen. Aber genauso schlimm ist die kleine Korruption, also der im öffentlichen Bereich alltägliche Missbrauch von Macht zum eigenen Vorteil. Einziger Unterschied: die kleine Korruption macht selten Schlagzeilen. Dazu wieder einmal zwei konkrete Exempel, wo eines überdies zeigt, wie korrumpiert auch die Grünen sind, sobald sie nur eine marginale Position errungen haben.

Das eine kommt aus der Döblinger Bezirksvertretung. Dort haben die Grünen einen Antrag eingebracht, in der engen und an sich nicht weiter bedeutenden Pokornygasse das Radfahren gegen die Einbahn zu erlauben. Nun wissen wir ohnedies, dass die militanten Radfahrer, also neben Schwulen und Linksradikalen die Hauptzielgruppe der Grünen, ohnedies Verkehrszeichen prinzipiell ignorieren, ebenso wie Zebrastreifen oder die Verpflichtung, in der Nacht Lichter zu haben.

Viel köstlicher sind die zwei Begründungen, welche die Grünen dazuliefern: Die erste ist die Behauptung, dass die Pokornygasse als Verbindung von der Heiligenstädter Straße zur Döblinger Hauptstraße verwendet werde. Das erstaunt. Denn dazu müssten man das Fahrrad erst viele Dutzend Stufen in die Höhe schleppen. Was noch kein Anrainer jemals beobachtet hat.

Daher dürfte wohl die zweite Begründung die einzig wahre sein. Die macht jedoch den schlichten Bürger absolut sprachlos. Die Grünen schreiben nämlich: „Wenn selbst eine prominente politische Persönlichkeit die Pokornygasse mit dem Fahrrad gegen die Einbahnstraße radelt, kann nur davon ausgegangen werden dass hier bereits das Fahren gegen die Einbahn gelebt wird, d.h. als völlig rechtens angesehen wird.“ Auf Deutsch (Sprach- und Beistrichfehler wurden unverändert übernommen): Wenn ein Promi das Gesetz bricht, dann ist das Gesetz für die Grünen hinfällig.

Noch interessanter wird es, wenn man sich nach dieser seltsamen „prominenten politischen Persönlichkeit“ erkundigt. Denn dann weiß halb Döbling, dass niemand anderer als eine grüne Bezirksrätin selber gemeint sein kann, die dort wohnt. Und die ist wieder niemand anderer als die Schwägerin des amtierenden Bundespräsidenten.

Jetzt ist wieder ein Stück klarer, wie Grüne so ticken.

Unsere zweite kleine Korruptionsgeschichte dreht sich wieder einmal um die Umtriebe in der Nationalbank. Eine bisher eher subalterne Mitarbeiterin der Notenbank ist ins Kabinett des Bundeskanzlers entsandt worden. Was angesichts des dort herrschenden Prinzips Ahnungslosigkeit zweifellos für das Büro Faymann eine Verbesserung bedeutet, selbst wenn die Dame nur die Grundrechnungsarten beherrschen sollte. Was wir doch stark hoffen.

Das, was viele Nationalbank-Mitarbeiter aber wirklich ärgert, ist der Umstand, dass die Dame gleichzeitig zur Abteilungsleiterin befördert worden ist. Ei potz: In der Nationalbank wird man also Abteilungsleiterin, damit man keine Abteilung leitet. Und das ist kein Einzelfall: Die höheren Titel in der Notenbank, wie „Advisor“ oder „Senior Advisor“ werden praktisch nur Parteimitgliedern, die in politischen Kabinetten gearbeitet haben, oder Assistenten der Direktoren zuteil.

Die ganz alltägliche kleine Korruption in diesem Land eben. Warum nur, ist mir gerade wieder das Wort „Griechenland“ durch den Kopf gegangen?

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Der rote Filz und die toten Kinder drucken

Jetzt hat die Gemeinde Wien schon wieder eine neue Kommission in Sachen Vergewaltigung in Kinderheimen eingesetzt. Ist das ein Fortschritt oder nur wieder das übliche Ablenkungsmanöver? Man muss skeptisch bleiben. Die Richterin Barbara Helige als Vorsitzende dieser Kommission ist nämlich eine bekannte Sympathisantin der Sozialdemokraten. Daher bleibt der Verdacht aufrecht, dass hier eine Krähe einer anderen kein Auge aushacken wird.

Für ein endgültiges Urteil hängt alles davon ab, wie die restliche Kommission aussehen wird. Da könnten sich die Genossen ein Vorbild an der Kirche nehmen. Diese hat in der sogenannten Klasnic-Kommission zwar eine bekannt katholische Vorsitzende bestellt, jedoch sitzen in der Kommission auch eindeutig kirchenfremde Personen. Im Falle der Gemeinde Wien heißt das also: Es ist noch genau abzuwarten, ob sich rund um Helige nur der übliche rotgrüne Dunstkreis einfindet oder auch wirklich unabhängige Personen.

Ähnlich diskreditiert scheint ja auch die von einem anderen linken Sympathisanten geleitete Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ zu sein. Dieser Verein hat nach Aussage des nun aktiv gewordenen Rechtsanwalts den beiden Frauen mit ihren schweren Vorwürfen gegen den Wilhelminenberg nämlich nicht einmal zugehört! Über die diesbezügliche Diskreditierung der Wiener Staatsanwaltschaft, die ja auch alle Erhebungen längst sang- und klanglos eingestellt hat, brauchen wir ja gar nicht mehr zu reden.

Gewiss ist im Fall so lange zurückliegender Taten respektive Untaten die Wahrheitsfindung extrem schwierig. Es gibt kaum Beweise, die Erinnerung der Auskunftspersonen mag getrübt sein, auch können ihnen damals jugendliche Phantasien einen Streich gespielt haben, der in den Köpfen auch heute noch als Übertreibung festsitzt. Überdies gelten nicht ohne Grund im Strafrecht eindeutige Verjährungsfristen. Aber jedenfalls nicht aus der Welt zu schaffen ist die Studie der Sozialdemokratin Irmtraut Karlsson aus den 70er Jahren.

Gravierend sind vor allem die skandalösen Reaktionen des roten Machtapparates auf den Bericht: In der Studie durften die Heime nämlich nicht einmal beim Namen genannt werden. Und man hat, so berichtet Karlsson heute, damals schon deshalb nicht die notwendigen Konsequenzen gezogen, weil die Rathaus-Beamten dagegen waren.

Diese aber sind bis heute das absolute Machtzentrum der gesamten SPÖ. Und damalige Mitspieler sind zum Teil bis heute in Machtpositionen. Da stößt man etwa auf einen Mann, der seit den 60er Jahren zu diesen Magistratsbeamten gehört hat, der laut Lebenslauf „seit den frühen Siebziger Jahren“ in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Funktionen bis letztlich hin zum Vorsitzenden ausgeübt hat, der dann ÖGB-Präsident und schließlich – Sozialminister geworden ist.

Das heißt nicht, dass Rudolf Hundstorfer für die Vergewaltigungen direkte strafrechtliche oder moralische Verantwortung trug oder trägt. Aber das heißt sehr wohl, dass er die lebende Verkörperung eines üblen und geistig wie moralisch zutiefst korrumpierten Machtsystems ist, welches das Alles ermöglicht hat. Wenn im Wiener Rathaus seit 1945 immer dieselbe Clique mit fast ständig absoluter Macht herrscht, wenn die zeitweilig andersgefärbten Wasserträger nie eine relevante Rolle gespielt haben, dann führt das eben wie jede totale Macht zur totalen Korruption.

Und da sich diese totale Macht auch noch alle in Wien relevanten Medien untertan machen konnte – sei es durch Bestechung mit Steuermitteln, sei es durch die direkte Macht via ORF-Gesetz –, ist es längst fraglich, ob die Zustände in dieser Stadt noch etwas mit Demokratie zu tun haben. Angesichts dieses Vergewaltigungs-Skandals sollte man auch die derzeitige Kampagne der Kronen-Zeitung gegen die Verbauung der Steinhof-Gründe als das sehen, was sie in Wahrheit ist: Das ist eine in der Sache zwar mehr als legitime Initiative, aber strategisch eindeutig ein Ablenkungsmanöver.

Zurück zu einem weiteren Aspekt dessen, was uns Frau Karlsson über die Wiener Beamtenschaft Erhellendes mitteilt: Man hat in den 70er Jahren vor allem deshalb nichts unternommen, weil die Mitarbeiter/Mittäter in den Kinderheimen alle pragmatisiert waren.

Da weiß man wieder erst so recht den Wert der Pragmatisierung zu schätzen! Und auch die Tatsache, dass die Wiener Beamtenschaft weitaus besser bezahlt ist als etwa Bundesbeamte oder alle anderen Landesbeamten!

Und wem noch nicht übel genug geworden ist, der sollte sich bewusst sein, wofür in Wien das Geld fehlt, das man für diese überbezahlte und überbesetzte Beamtenschaft ausgibt, das man für die Bestechung von Boulevardzeitungen braucht: Die Zahl der Krippenkinder in Wien hat sich um 53 Prozent erhöht (eine von den Feministinnen und den Linken ja sehr forcierte, von Pädagogen jedoch sehr kritisch gesehene Entwicklung), die Zahl der Betreuer hat hingegen um acht Prozent abgenommen.

Angesichts dieser Zahl kann man über die zynischen Beteuerungen nur lachen, dass heute Kinder in Wien durch die Rathaus-Strukturen im Gegensatz zu damals bestens betreut würden. Oder gar über das Gewäsch, dass nicht die SPÖ, sondern die SS für die Zustände in den Wiener Heimen verantwortlich gewesen wäre.

PS: Dem "Standard" konnte man entnehmen, dass ausgerechnet die von allen heilig gesprochene Ute Bock in jenen kritischen Jahren auch eine solche "Heimmutter" ohne jede Ausbildung gewesen ist. Und dass diese später als Helferin so mancher Drogendealer heilig Gewordene einst auch etliche "Detschn ausgeteilt" hat. Man muss halt immer nur auf der richtigen Seite stehen . . .

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Systemdebatte ist Themenverfehlung drucken

Hirnforscher sind für pädagogische Verbesserungen statt einer Veränderung des Schulsystems. Diese Erkenntnis mag viele Unterstützer des Androsch-Bildungsvolksbegehrens enttäuscht haben, die in den letzten Wochen namhafte Neurowissenschafter nach Österreich eingeladen haben. Mag. Isabella Zins, Vorstandsmitglied der Bildungsplattform Leistung & Vielfalt, findet es jedenfalls sehr erfreulich, dass die moderne Hirnforschung – ebenso wie die moderne Bildungswissenschaft – keinerlei Empfehlung für einen Systemwechsel hin zu einer gemeinsamen Schule abgibt.

Die Bildungsplattform Leistung & Vielfalt sieht sich in ihrem Anliegen bestätigt: Der Fokus muss auf das Wesentliche gelenkt werden: Auf begabungsgerechte Förderung in einem vielfältigen und leistungsbewussten Schulsystem und Beziehungsarbeit an den Schulen.

Es wäre höchst an der Zeit, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse der Hirnforschung in der Pädagogik und vor allem auch in der Politik Resonanz finden, damit unsern Kindern nicht noch mehr Schaden zugefügt wird. Das zeigten zwei interessante Vorträge in Wien.

Zwei berühmte deutsche Hirnforscher, der Neurobiologe Joachim Bauer und der Lernforscher, Mediziner und Psychologe Manfred Spitzer, brachten es auf den Punkt: Am wichtigsten sind zuverlässige Beziehungen, denn Motivation und Lernen laufen über Beziehung. Am wichtigsten sind außerdem künstlerische sowie sportliche Fächer und Schauspiel.

Ebenso wichtig: Die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen an den Schulen, damit die Pädagogen motiviert arbeiten können. Sowohl Bauer als auch Spitzer unterstrichen, wie übrigens auch der ebenfalls zu einer Veranstaltung in Wien angereiste deutsche Kinderpsychiater Michael Winterhoff: Eltern und Lehrer brauchen Unterstützung bei der Erziehung, und die Politik hat laut DDr. Spitzer die Aufgabe, radikal gegen die „Vermüllung der Kindergehirne“ durch zu großen Medienkonsum vorzugehen (bis hin zu Verboten von Gewaltspielen und hoher Besteuerung von schädlichen Spielen).

Schade, dass diese Botschaften bisher ungehört verhallen. Es gäbe viel zu tun:

Eltern- und Lehrerbildung; Kinder fordern statt verwöhnen; mehr Beziehungsarbeit in der Schule und zu Hause; Balance zwischen Einfühlung und Führen;  Bereitstellung von Förderangeboten an den Schulen, vor allem im Bereich Sport und Kunst; Fernhalten der Kinder vor schädlichen Medieneinflüssen; Umbau von Schulgebäuden; Bereitstellung von warmen Mahlzeiten usw.

Eltern und Lehrer müssen zwingend Bescheid wissen, über ihre Vorbildwirkung (vgl. Theorie der Spiegelnervenzellen von Prof. Bauer), und ihren großen Einfluss auf das Verhalten der Kinder. Schädlich für Motivation und Lernen sind auf jeden Fall negative Gefühle, wie Angst und soziale Ausgrenzung. Dies spreche aber nicht, wie viele uns weismachen wollen, für eine Systemveränderung, sondern für eine Verbesserung des pädagogischen Konzepts und der pädagogischen Prozesse an den Schulen, betonen die Neurowissenschafter.

Und es sei höchst an der Zeit, mehr in Bildung, vor allem in die Frühförderung, zu investieren! Da ist die Politik mehr als gefordert! Schule kann jedenfalls nur durch Mithilfe der Eltern und die nötigen Rahmenbedingungen verbessert werden, nicht durch dauernde System-Reformen von oben.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Politik nicht länger taub stellt und endlich erkennt, wo in unserem Bildungssystem tatsächlich Handlungsbedarf besteht!

Dir. Mag. Isabella Zins, Bundesobfrau VCL, Vorstandsmitglied der Bildungsplattform Leistung & Vielfalt

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Europa: eine große Idee zerbricht drucken

Europa steht am Rande des Zerbrechens: Zuerst wurde der EU-Gipfel um eine Woche verschoben, dann wurde schon vor Beginn des Gipfels eine „Unterbrechung“ beschlossen. Und nur noch eines ist klar: Es herrscht totale Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll. Peinlicher geht’s nimmer.

Dabei geht es längst um die eigentlichen Existenzfragen der Union: Zahlen die Deutschen weiter für die Misswirtschaft in anderen, vor allem südlichen Ländern, wie sie es seit Jahrzehnten schon getan haben? Ziehen noch immer die moralischen Argumente, zuerst wegen deutscher Kriegsverbrechen, dann wegen der offenbar notwendigen Dankbarkeit für die großzügige Erlaubnis der Miteuropäer, sich wiederzuvereinigen? Wird Angela Merkel unter dem Druck der Schuldenmacher, insbesondere des französischen Staatspräsidenten Sarkozy wieder einmal einbrechen, so wie sie es schon mehrmals seit Mai 2010, also seit der ersten Griechenland-„Rettung“ getan hat? Oder hält diesmal der deutsche Widerstand, weil die Berliner Politik endlich erkannt hat, dass sie mit der ständigen „Rettung“ der Schuldenmacher längst das eigene Land gefährdet?

Merkel kann aber kaum mehr nachgeben, denn sie steht mit dem Rücken zur Wand. Sie bekommt keinen zusätzlichen Hilfs-Euro mehr durch das deutsche Parlament genehmigt. Ähnliches gilt wohl auch für die Slowakei, die Niederlande und Finnland, also jene Euro-Länder, welche die gemeinsame Währung nicht als Anlass zu hemmungsloser Schuldenmacherei verstanden haben.

Für Österreich gilt das alles natürlich nicht. Dieses Land hat ja seit längerem keine eigene Außen-, Europa- oder Währungspolitik mehr. Es ist geradezu rührend, wie sich ein Werner Faymann vor Europa-Gipfeln jedesmal um jede konkrete Festlegung herumdrückt, solange er noch nicht weiß, welcher Meinung er sein soll, solange ihm niemand aufschreiben kann, was denn am Ende der Gipfelbeschluss sein wird. Erst dann hat er ja seine überaus selbstsicher vorgetragene Meinung parat.

Gescheitert scheint – hoffentlich – jedenfalls der Versuch, den mit unseren Steuermitteln befüllten europäischen Haftungsfonds EFSF zu einer Bank zu machen, die sich bei der Europäischen Zentralbank refinanzieren darf. Denn das wäre der totale Persilschein, nein: Befehl, alle Euro-Druckmaschinen auf Volldampf einzuschalten.

Noch in Diskussion ist hingegen das Modell, aus den Haftungen der Euro-Staaten eine Teilkasko-Versicherung zu machen. Diesem Modell zufolge sollten die eigentlichen Kredite zugunsten Griechenlands und seiner Schuldengenossen auf dem freien Markt aufgenommen werden, die dann zu rund 20 bis 30 Prozent eine Ausfallversicherung durch den EFSF erhalten. Damit könnte man das Rettungsvolumen verfünffachen. Also: Erst wenn ein Kredit an Griechenland teilweise oder ganz ausfällt, werden die EFSF-Gelder aus Deutschland, Österreich & Co herangezogen. Diese aber zuerst! Und dann erst die eigentlichen Gläubiger. Damit ist freilich fast sicher, dass am Ende all das EFSF-Geld weg sein wird, das die einzelnen Staaten in den letzten Wochen durch Barzahlungen und Haftungen für diesen EFSF geschaffen haben.

Ein wenig harmloser klingt ein zweites Modell: Diesem zufolge würden die EFSF-Gelder bei einem Teilausfall nur zu jenem Prozentsatz herangezogen, zu dem auch der Kredit ausfällt. Dann wäre bei einer Pleite der EFSF nicht primär, sondern nur im gleichen Prozentsatz betroffen wie die privaten Kreditgeber.

Das zweite Modell hat aber noch mehr als das erste einen Denkfehler: Es ist wohl aussichtslos, ausreichend neue Geldgeber finden zu wollen, die bereit sind, zu 70 bis 80 (oder im zweiten Modell noch mehr) Prozent selbst das Risiko eines an Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und wohl auch Frankreich vergebenen Megakreditvolumens zu tragen. Scheint doch schon jetzt klar zu sein, dass sogar die Annahme einer 50-prozentige Rückzahlungsrate im Fall Griechenlands überoptimistisch ist.

Als drittes Modell bleibt der Internationale Währungsfonds. Das ist freilich jene Institution, die in den letzten Jahrzehnten primär Entwicklungsländer mit beinharten, aber wirksamen Sparauflagen unterstützt und saniert hat. Damit ist aber die EU und die Eurozone als stolze Selbsthilfegruppe endgültig gescheitert.

Die Deutschen lassen sich freilich von den weinerlichen Stimmen der Griechen und der versammelten Linken immer weniger beeindrucken, dass man einfach zu viel von den Griechen an Einsparungen verlange. Dass es deswegen ganz verständlich sei, dass diese ihre Sparzusagen nicht ernsthaft eingehalten haben.

Um dieses Gejammer zu widerlegen, genügt es, nach Irland zu schauen: Dieses Land ist durch Bankenkrachs im Vorjahr ebenfalls in eine ebenso tiefe Krise wie Griechenland gerutscht. Es ist aber inzwischen durch ehrliches und konsequentes Sparen – und ganz ohne Streiks! – wieder auf dem Weg der Besserung. Die irische Wirtschaft wächst wieder und die Arbeitslosigkeit geht zurück.

Statt neuer Kredite sollte man also den griechischen Gewerkschaftern (und ihren Apologeten etwa im ÖGB) ein paar Tickets nach Irland finanzieren, damit sie den Erfolg eines wirklichen Sparkurses sehen können. Irland zeigt: Ein solcher Kurs ist nicht nur eine Straße nach unten, sondern ein Sanieren führt am Ende wieder hinauf!

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Unsere niedlichen Landeshauptleute halten sich eine Bundesregierung drucken

Sind sie nicht süß unsere Landeshauptleute, samt ihrem untergeordneten Amt namens Bundesregierung? Sie haben sich großzügigerweise zu einer ersten Minietappe der Verwaltungsreform bereit erklärt, nämlich der Einführung von Landesverwaltungsgerichtshöfen. Difficile est satiram non scribere, würden dazu freilich die alten Römer sagen.

Denn die Landeshauptleute genehmigten diese „Reform“ nur, nachdem die Bundesregierung untertänig zugesagt hat, ihnen dafür nicht weniger als 20 Millionen Euro zu bezahlen. Jährlich.

Noch ein paar solche „Verwaltungsreformen“ und wir sind endgültig kaputt – pardon, ich meine „saniert“ nach Art einer Regierung Faymann. Der sogenannte Chef dieser Regierung erkühnt sich dennoch, davon zu brabbeln, dass diese „Reform“ Kosten spare. „Auf Sicht“ halt, wie der offenbar sehr weitsichtige Mann in seiner bekannt präzisen Ausdrucksweise einräumen muss.

Und gleich noch eine weitere Reform war wieder einmal Thema zwischen Landes- und Bundesregierung: die Transparenzdatenbank. Diese soll nach neuesten Beschlüssen nicht erst 2017, sondern schon 2014 alle Transfers und Subventionen auflisten, die in Österreich so im Laufe des Jahres von unseren Steuergeldern ausbezahlt werden. Was? Schon 2014? Das setzt ja ein so scharfes Tempo voraus, das zweifellos ein dickes Strafmandat wegen politischer Geschwindigkeitsüberschreitung einbringen wird.

Aber schon hat der gewichtigste Landeshauptmann beide Hände an der Handbremse: Am Datenschutz dürfe man sich dabei aber nicht „vorbeischwindeln“, brummt Michael Häupl. Das heißt mit anderen Worten: Menschen und Institutionen, die von uns viel Geld bekommen (ist doch Österreich Subventionseuropameister!), sollen nach Häupls Verlangen geheim bleiben. Geheim ist aber bekanntlich genau das Gegenteil von „Transparenz“. Woraus klar wird: In Wien wird so viel Steuergeld in so skandalöser Weise verschoben, dass die Rathaus-Genossen alles tun müssen, um das weiter geheim zu halten. So wie sie halt auch jahrzehntelang die Verbrechen in Wiener Kinderheimen geheimgehalten haben.

Aber wir jubeln ja alle immer, wenn die Politik ihre Sauereien und Betrügereien mit „Datenschutz“ verteidigt und bemäntelt.

 

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Rede zum Rettungsschirm drucken

Hier folgen Auszüge aus der Rede Richard Sulíks, Slowakischer Parlamentspräsident und Chef der liberalen Regierungspartei „Freiheit und Solidarität“ (SaS), die er am 11.10.2011 zu der, von seiner Partei abgelehnten, Ausweitung des Euro-Rettungsschirmes hielt.

Vor sechzehn Monaten, genau am 12. Juni 2010, haben die Bürger in den Parlamentswahlen, nach vier Jahren Diebstahl und Vetternwirtschaft, einer Rechtsregierung das Mandat gegeben, aus der Slowakei ein besseres Land zu machen. Wir konnten uns über die Zusammensetzung der Regierung sowie über ihre Hauptthesen einigen. Einen Monat später haben wir gemeinsam hier im Nationalrat das Regierungsprogramm verlautbart. Darin stehen folgende Sätze:

„Die Regierung der Slowakischen Republik ist eindeutig für die Beibehaltung der Souveränität der Mitgliedsstaaten im Rahmen der Wirtschafts- und Sozialpolitik…“

„Für die Slowakei ist es sehr wichtig, die Verschuldung der zukünftigen Generationen zu stoppen…”

„… wobei Teil der Änderungen auch ein klarer Mechanismus des gesteuerten Bankrotts eines Landes, das auf die Dauer eine unverantwortliche Budgetpolitik betreibt, sein muss."

Ich stelle fest, dass eine Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes eindeutig diesen Sätzen und damit gleichzeitig der Programmerklärung der Regierung widerspricht.

Im Artikel VI Punkt 1 des Koalitionsabkommens steht:

„Sollte einer der Koalitionspartner in einer ernsten Sache sowie gegen den Willen der restlichen Koalitionsmitglieder bei einer Abstimmung die Opposition unterstützen, stellt dies eine ernste Verletzung der Rechte der restlichen Partner dar.”

Ich stelle fest, dass es in Sachen des Euro-Rettungsschirmes zu einer groben Verletzung des Koalitionsvertrages kommen wird.

Unsere Regierung ist wahrscheinlich weltweit einzigartig, da sie das Vertrauensvotum mit der Abstimmung über den Euro-Rettungsschirm verbinden wird, der eindeutig im Widerspruch mit der Programmerklärung der Regierung, mit dem Koalitionsvertrag und vor allem mit dem gesunden Menschenverstand ist.

Was ist eigentlich dieser Euro-Rettungsschirm, wegen dem die Regierung zu Fall gebracht werden soll?

Im August des Vorjahres hat der Nationalrat den ersten provisorischen Euro-Rettungsschirm abgesegnet. Auch mit den Stimmen des SaS. Wir haben damals vor allem aus drei Gründen zugestimmt – es sollte sich lediglich um eine temporäre, drei Jahre dauernde Maßnahme handeln, es sollten nur Staaten, keine Banken gerettet werden und schließlich sollte nur jenen Ländern ein Kredit gewährt werden, bei denen mit einer Zurückzahlung gerechnet werden kann.

Ein Jahr später gilt nichts mehr davon. Das ist ein Gebrechen der gemeinsamen Währung. Es gelten keine Vereinbarungen, keine Zusagen, man kann sich auf nichts verlassen. Der Euro-Rettungsschirm wird nicht mehr provisorisch eingeführt, es können auch Banken gerettet werden – und durch den zweiten Kredit an Griechenland wurden auch die letzten Prinzipien über Bord geworfen.

Würde der Euro-Rettungsschirm nur provisorisch gelten, so wie ursprünglich vereinbart und abgesegnet wurde, hätte man Staaten retten können. Vom ursprünglichen Volumen in der Höhe von 250 Mrd. Euro wurden 70 Mrd. Irland und Portugal zugesagt, im Topf bleiben also noch 180 Mrd. Euro. 180 Mrd. Euro, mit denen man manches Land der Eurozone retten könnte.

Die Eurozone besteht nicht aus hundert oder zweihundert Ländern, sondern aus lediglich 17, deswegen ist es einfach, die Lage einzeln zu analysieren. Dabei stellen wir fest, dass die Rettung von vier kleinen Ländern, wie Belgien, Slowenien, Malta und Zypern, sowie von zwei großen Ländern – Spanien und Italien – in Frage kommt. Für die Rettung der kleinen Länder sind jene 180 Milliarden, die sofort im ursprünglichen provisorischen Euro-Rettungsschirm zur Verfügung stehen, ausreichend. Für die Rettung der zwei großen Länder wird auch der erweiterte Rettungsschirm nicht reichen.

Deswegen frage ich, warum es notwendig ist, den Euro-Rettungsschirm zu erweitern, wenn durch die reine Erweiterung kein weiteres Land gerettet wird? Diese Frage ist vor allem für jene wichtig, die mit dem Begriff „Solidarität“ argumentieren. Zur Beantwortung dieser Frage ist es erforderlich, eine weitere wichtige Änderung – einen Wandel der Kompetenzen – ins Auge zu fassen. Diese Änderung wurde am 21. Juli stillschweigend und ohne jegliche öffentliche Diskussion vollzogen. Im Zuge der Genehmigung dieser Änderung erhält der Euro-Rettungsschirm das Recht, Staatsanleihen zu kaufen, jedem beliebigen Land einen Kredit zu gewähren und vor allem Banken auch in gesunden Ländern zu retten.

Wie aus einem Bericht des Internationalen Währungsfonds hervorgeht, fehlen den Banken 200 Mrd. Euro, und siehe da, das ist fast genau jener Betrag, um den das Volumen des Euro-Rettungsschirmes von 250 Mrd. auf 440 Mrd. Euro angehoben werden soll. Frankreich hat schon verlauten lassen, dass es seine Banken gerne mit Mitteln des EFSF retten möchte, weil sich bei einer Alleinsanierung das Rating des Landes verschlechtern könnte.

Ich stelle fest, dass durch die Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes die Slowakei ausländische Banken retten wird.

Ich betone, dass die Slowakei ihre eigenen Banken allein, also nur mit Mitteln der slowakischen Steuerzahler, saniert hat, umso weniger verständlich ist es jetzt, wenn fremde Banken gerettet werden sollen.

Die Slowakei ist das ärmste Land der Eurozone. Wir haben auch die niedrigsten Löhne in der Eurozone. Trotzdem entwickeln wir Stolz und leben lieber bescheiden, als uns von jemandem retten zu lassen, wenn wir dadurch die Selbständigkeit und Unabhängigkeit verlieren würden, die wir durch die Entstehung der Slowakischen Republik im Jahr 1993 erlangt haben. Gleichzeitig sollen wir mit dem höchsten Anteil an öffentlichen Finanzen, also mit mehr als 35 Prozent zum EFSF, beitragen, im Unterschied zum Nachbarland Österreich, das im Vergleich mit uns nur weniger als die Hälfte dieser Quote zahlen muss. Für die Menschen bedeutet das, dass im Fall einer vollständigen Haftung jeder Bürger der Slowakei 300 Arbeitsstunden dafür leisten muss, in Deutschland reichen schon 120.

Ich stelle fest, dass die Slowakei das ärmste Land der Eurozone ist und gleichzeitig im Verhältnis zu seinen öffentlichen Finanzen am meisten zahlen muss.

Zusammenfassend steht eine Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes also im Widerspruch mit der Programmerklärung der Regierung, stellt eine grobe Verletzung des Koalitionsvertrags dar, ist vor allem zur Rettung ausländischer Banken bestimmt, und außerdem bedeutet eine Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes für die Slowakei die teuerste Lösung.

Leider hat keine sachliche Diskussion stattgefunden, die gesamte Argumentation beruhte auf dem Postulat „der Weltpolitik“. Ich habe um die Möglichkeit, vor den einzelnen Abgeordnetenclubs sprechen zu dürfen, gekämpft, aber unsere Partner haben das nicht gestattet. Am 1. Juli wollten wir verhindern, dass unser Finanzminister dem Griechenland-Kredit zustimmt, die Koalitionspartner haben es abgelehnt. Als wir eine Broschüre mit allen unseren Argumenten verfasst und herausgeben haben, wurden wir des Populismus bezichtigt…

Sie können sicher sein, dass wir sorgfältig alle Verträge und andere Dokumente studiert und die Argumente abgewogen haben. Wir sind zum Ergebnis gekommen, dass eine Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes massiv die slowakischen Steuerzahler schädigen wird. Mit massiv meine ich, dass wir hier nicht über Millionen, sondern über Milliarden Euro sprechen, die so eines Tages die Slowakei für immer verlassen sollen. Diese Schäden werden vielleicht noch zwei weitere Generationen zurückzahlen müssen.

Aus diesem Grund werden wir einer Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes nicht zustimmen. Ich weiß, dass wir damit sehr unkonform sind und habe keine Freude damit. Es geht jedoch um eine wesentliche Frage unseres Gewissens. Ich werde lieber in Brüssel für einen Exoten gehalten, als mich vor meinen eigenen Kindern schämen zu müssen. Wir kleben nicht an unseren Stühlen und brauchen auch keine vollen Tröge. Wir sind eine Partei der anständigen Leute. Das einzige, was wir verlieren können, ist unsere Ehre.

Die Verbindung des Vertrauensvotums mit der Abstimmung über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes halte ich für eine Erpressung und bin darüber sehr erstaunt, da sich die Frau Premierministerin, der SaS am meisten von allen Koalitionsparteien den Rücken gestärkt hat, noch vor einem Monat bei einer gemeinsamen Tagung von Koalitionsabgeordneten mit der Regierung in ?astá-Papierni?ka folgendermaßen geäußert hat: „… ich persönlich sehe keine Möglichkeit, eine andere Sache mit dem Thema Euro-Rettungsschirm zu verknüpfen” und: „Ich werde nicht die Verantwortung für eine politische Destabilisierung oder Budget-Ablehnung übernehmen.”

Frau Premierministerin, du hast das Vertrauensvotum mit einer Sache verbunden, die der Programmerklärung der Regierung sowie dem Koalitionsvertrag widerspricht. Zudem noch mit einer Sache, die massiv der Slowakei zu Gunsten ausländischer Banken schaden wird. Deswegen frage ich dich abschließend: Bist du tatsächlich überzeugt, dass du richtig handelst?

Richard Sulík ist Slowakischer Parlamentspräsident und Chef der liberalen Regierungspartei „Freiheit und Solidarität“ (SaS).

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Das Ende der Europäischen Union drucken

Bemühungen, die Territorien Europas zu (ver-)einen, sind so alt wie Europa selbst. Ob Julius Cäsar, ob Karl der Grosse, ob Napoleon, sie alle hatten so etwas im Auge, wenn auch aus verschiedenen Blickwinkeln und mit verschiedenen politischen Vorstellungen.

Nach der Katastrophe der zwei Weltkriege des zwanzigsten Jahrhunderts fanden sich sendungsbewusste Männer, die in einer dauerhaften europäischen Einigung mit wirtschaftlichem Schwerpunkt den besten Weg sahen, um sicherzustellen, dass von europäischem Boden kein bewaffneter Konflikt mehr ausgehen werde. So edel diese Grundidee, und so positiv die Bemühungen waren: Es zeigt sich, dass diese „Europäische Union“ nicht der richtige Weg in ein geeintes Europa ist, sondern, im besten Falle, ein Transitorium, wenn nicht, wie schon viele Versuche vor ihr, eine Sackgasse.

Die 1957 aus der Taufe gehobene EWG entwickelte sich zur EG und schließlich EU; sie erlebte Erfolge und Stagnationsphasen, missglückte und (scheinbar) gelungene Befreiungsschläge. Eines allerdings ist sicher: Von allem Anfang an gelang jedes Krisenmanagement, jede Überwindung eines toten Punktes nur dann, wenn damit eine Flucht nach vorne verbunden war.

Die Süderweiterung

Die Tatsache, dass die damalige „Konkurrenz“ zur EWG, die EFTA, nicht gerade ein Erfolgsmodell war, spätestens ab dem Zeitpunkt, als ihr das zwar relativ kleine, aber wirtschaftlich starke Dänemark, vor allem aber das Vereinigte Königreich an die EWG abhanden gekommen waren, gab der EWG Auftrieb. Vor allem könnten damals möglicherweise schon vorher vorhandene Überlegungen internationaler sozialistischer Kreise ernste Gestalt angenommen haben, nämlich der „kapitalistischen“ EWG nicht von außen Konkurrenz zu machen, sondern sie von innen zu unterwandern.

Hervorragende Instrumente hiefür bildeten die von ihren diktatorischen Regimes befreiten Staaten Südwest- und Südosteuropas: Spanien, nach einem kurzen bürgerlichen Zwischenspiel vom Sozialisten Gonzales regiert. Portugal, unter der Herrschaft des Sozialisten Soares, letztlich Griechenland, nach dem Sturz der „Obristen" von der – zumindest damals – parakommunistischen „Pasok“ beherrscht (mit Folgen, die wir alle bis heute leidvoll zu spüren bekommen).

Die „Süderweiterung" wurde angepeilt, verhandelt und verwirklicht. Und weiter geschah, außer, dass großzügige Überweisungen nach Spanien, Portugal und Griechenland flossen, zunächst  nicht viel.

Die Neutralen werden umworben

Dringend musste daher nun ein neuer Impetus erfolgen. Neue Kandidaten wurden gefunden: Der Rest der EFTA, die neutralen Staaten Schweden, Finnland und Österreich; die Schweiz und Norwegen lehnten das scheinbar großzügige Angebot dankend ab.

Der EU-Beitritt Österreichs erfolgte sogar mit freudiger 2/3 Unterstützung durch die Bevölkerung. Objektiv gesehen war der Ausgang der damaligen Verhandlungen jämmerlich, und das für Österreich magere Ergebnis trug bereits den Keim aller Probleme in sich, die wir heute mit  Brüssel haben.

Die Osterweiterung

Im Jahre 2004 wurden zehn weitere neue Mitglieder in die Union aufgenommen, der grösste Teil von ihnen früher Satelliten- oder sogar Teilstaaten der Sowjetunion, und viele von ihnen, da man sie in den Jahren 1989 und danach im Stich gelassen hatte, wieder unter stramm sozialistischen Regierungen.

Spitzenpolitiker mehrerer neuer EU-Mitglieder hatten Probleme, ihre kommunistische Herkunft schönzureden. Ein paar solcher ehemaliger Sowjet-Kommunisten bekleideten vorübergehend sogar hohe Ämter in Brüssel. War es daher nur Zufall, dass der formelle Beitritt am ersten Mai, dem traditionellen Fest- und Aufmarschtag der Marxisten, erfolgte?

Somit war – vorerst – das politische Kalkül aufgegangen, allerdings um einen hohen Preis, nicht nur an Subventionsleistungen für die neuen Mitglieder, sondern vor allem durch die Verunsicherung der Bevölkerungen in den bisherigen Mitgliedsstaaten.

Die Sorge, dass sich, ausgehend von den „Neuen“, Kriminalität und durch Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft gewachsenes Mittelmass in die ganze Union ausbreiten könnten, fand volle Bestätigung und ließ die kritischen Stimmen immer lauter werden: Diese Osterweiterung sei zu schnell, zu ungenau, vor allem aber unproportional gewesen (fünfzehn Altmitgliedern standen zehn neue gegenüber!): Alles völlig zutreffende Bedenken; sie wurden von Kritikern, aber auch von klugen Pro-Europäern immer wieder vorgebracht, allerdings stets als Miesmacherei abqualifiziert.

Der missglückte Versuch einer nächsten Erweiterungsrunde

Was nun folgen musste, war  – wir kennen das ja schon – eine neuerliche Flucht nach vorne. Zwei Staaten, Rumänien und Bulgarien, wurden leichtsinnig, im Schnellverfahren und ohne ihren alles andere als europareifen Zustand zu berücksichtigen, in die Union aufgenommen, mit bekannten Folgen.

Im Falle Rumäniens wurde  zudem nicht bedacht (oder  bewusst  in Kauf genommen?), dass man mit seiner Aufnahme die größte Roma- und Sinti- Population Europas (nach Schätzungen – genaue Daten gibt es ja zumindest offiziell nicht – mehrere Millionen Menschen!) zu EU – Bürgern gemacht hat.

Peinliche Mängel an Europareife bestehen aber nach wie vor auch bei anderen Jung- Mitgliedern wie u. a. Tschechien, Ungarn, Slowenien und – leider – auch den Staaten des Baltikums, die durch ihr Verhalten in jüngster Zeit bewiesen haben, dass sie offenbar noch sehr viel zu lernen haben. Dafür muss das bereits wesentlich fortgeschrittenere Kroatien viel zu lange warten – warum wirklich, will offenbar keiner sagen. Und die Frage, ob es ein EU-Mitglied Türkei geben wird, könnte sich mittelfristig relativieren oder ganz erübrigen.

Der Anfang vom Ende

Das – gar nicht so unwahrscheinliche – Szenario könnte sein: Unübersichtlichkeit und Heterogenität von rund dreißig Mitgliedsstaaten bringen es so weit, dass die Union schlicht und einfach unvollziehbar wird. Die Brüsseler Bürokratie trägt redlich das Ihre dazu bei, indem sie sich mit so wichtigen Problemen wie der Normung der Autonummern, dem Verbot von Glühbirnen, der Untersuchung von chinesischem Kinderspielzeug und ähnlichen weltbewegenden Dingen beschäftigt, aber bei der Bewältigung echter Herausforderungen, wie etwa der Ende 2008 ausgebrochenen weltwirtschaftlichen Turbulenzen, jämmerlich versagt.

Besonders deutlich wird die Unfähigkeit der Union in diesen Tagen durch den dilettantischen Umgang mit der Krise um und in Griechenland (zu der es ja überhaupt nicht hätte kommen dürfen, wenn die Brüsseler Bürokraten aufmerksam genug gewesen wären). Auf das beschämend hilflose Stegreiftheater rund um den Euro, der immerhin, ob es uns gefällt oder nicht, unsere Währung ist, einzugehen würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen.

Es ist daher durchaus nicht so unwahrscheinlich, dass Kommission und Bürokratie in Brüssel zu einem – nicht mehr so fernen – Zeitpunkt so sehr mit sich selbst und Problemen von der Wichtigkeit der vorher erwähnten beschäftigt sind, dass sie gar nicht bemerken, wenn ihre Richtlinien zunächst in einzelnen, dann in immer mehr und schließlich in allen Mitgliedsstaaten nicht mehr ernst genommen werden. Wichtige Entscheidungen fallen ohnedies schon heute wieder in den Mitgliedstaaten selbst oder in bilateralen Konsultationen, jedenfalls weit an Brüssel vorbei – siehe Weltwirtschafts- und Griechenlandkrise.

Die Kommission in Brüssel wird aber natürlich weiter kommissionieren, der Europäische Gerichtshof in Luxemburg weiter judizieren, das Amt für amtliche Verlautbarungen (das gibt es tatsächlich, und es heißt auch wirklich so!) wird weiterhin amtlich verlautbaren, das Parlament wird parlieren, hoch bezahlte Beamte werden auf (auch unsere) Tobin-Steuerkosten kreuz und quer durch Europa düsen und Konferenzen und Enqueten abhalten.

Die im Gefolge des Vertrages von Lissabon erfolgte Bestellung von Mickymaus-Politikern zu den höchsten Repräsentanten der EU bestätigt den Weg Brüssels in Richtung Entenhausen: Was hat, beispielsweise, Herr van Rompuy in den letzten Wochen für eine Rolle gespielt, außer der des Haus(hof)meisters?

Und die Kommissionsmitglieder – allen voran die unselige Frau Reding – verteilen in grandioser Selbstüberschätzung Zensuren, die ihnen nicht zustehen, und zeigen auch sonst, dass sie nicht verstehen oder verstehen wollen, welch geringen Stellenwert sie eigentlich haben.

Fazit

Was bleibt, ist unendlich viel wertloses bedrucktes Papier und eine sinnlos gewordene Europa-Hauptstadt ohne Europa:  Das ehedem gemütlich-provinzielle Brüssel als sinnentleerter Themenpark, wo in hässlichen postmodernen Büropalästen die (teure) Reality-Show „Wie beschäftige ich tausende überflüssige, aber hoch bezahlte Mitarbeiter, ohne, dass sie ernsthaften Schaden anrichten“ gespielt wird: Außer Spesen nichts gewesen.

Schade um die viele Arbeit und die Unmengen von Geld, die in diese Sackgasse investiert wurden. Eine vergebene Chance. Aber zum Trost möge gereichen, dass ja auch alle früheren europäischen Einigungsversuche gescheitert sind. Und so viel klüger als in den vergangenen zweitausend Jahren waren die Menschen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts eben auch nicht. Warum hätten sie es auch sein sollen?

Harald Rassl, geboren 1943, lebt in Wien. Er war mehr als 35 Jahre in der Kreditwirtschaft tätig.

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Wenn der Schmerz (ein wenig) nachlässt drucken

Es ist anerkennenswert, wenn die Koalition auf ernsthaft vorgetragene Kritik reagiert. Eine solche hatte insbesondere dieses Tagebuch in Hinblick auf die Verschärfung des Verhetzungs-Paragraphen geäußert. Diese Verschärfung wurde zwar dennoch am Donnerstag im Parlament beschlossen, erfuhr aber im allerletzten Augenblick wenigstens einige Abschwächungen. Das ist im Prinzip lobenswert. Viel weniger Lob kann man aber dafür finden, wie die Koalition das getan hat.

Denn sie tat das zum Teil nur mit verwaschenen Formulierungskompromissen, die extrem auslegungsbedürftig sind. Und diese Kompromisse beseitigen vor allem nur einen Teil der ursprünglich geplanten Einschränkungen des Grund- und Freiheitsrechte.

Dank gilt dennoch den vielen Persönlichkeiten und Institutionen, die sich dem Alarmruf des Tagebuchs angeschlossen haben. Dank gilt jedenfalls auch jenen Parlamentariern, die daraufhin wenigstens mit dem Ohrwaschel gewackelt haben. Das ist man ja als Bürger kaum mehr gewöhnt. Vor allem nach der undemokratischen Dampfwalzenmethode des Justizministeriums.

Was haben die schwarz-roten Abgeordneten Donnerbauer und Jarolim namens der Koalitionsabgeordneten nun fixiert und zum – vorerst – endgültigen parlamentarischen Beschluss geführt?

1. Die erste halbwegs positive Änderung findet man mehr in der beigelegten Begründung als im Gesetzestext selbst. In der Begründung schreiben die beiden Abgeordneten, dass „der Begriff ,Weltanschauung‘ strikt als Gegensatz zu jenem der ,Religion‘ verstanden werden und daher z.B. politische Einstellungen oder Prägungen nicht erfassen“ soll.

Das taten sie im Gesetzestext dadurch, dass es in der Auflistung der gegen „Verhetzung“ geschützten Gruppen nicht mehr um nach den Kriterien „der Religion oder der Weltanschauung“ definierte Gruppen geht, sondern um die Kriterien „Religion oder Weltanschauung“.

Aha. Hätte einer der Leser aus dem bloßen Wegfall des Wortes „der“ erkannt, was die beiden wackeren Juristen laut ihrer Begründung damit beabsichtigt haben? Ich war dazu nicht imstande. Aber ich kann halt sicher nicht so gut deutsch wie die beiden. Und für dumme Menschen wie mich soll ja ein Gesetzestext nicht verständlich sein. Sie werden nur wegen seiner Verletzung bestraft.

Aber bitte. Immerhin wollten die beiden irgendwie auf die im Tagebuch geäußerte Kritik reagieren, dass mit der Novelle auch Neonazis, Islamisten oder Kommunisten gegen die ominöse „Verhetzung“ geschützt seien. Ob aber auch Gerichte diesen feinen semantischen Unterschied aus dem Strafgesetzbuch herauslesen werden? Und was ist, wenn sich all diese totalitären Ideologien nun als „Religion“ deklarieren?

Jedenfalls aber stellt auch die nunmehrige Fassung des Gesetzes eine Verletzung des Gleichheitsprinzips dar. Gegen Pfarrer, Freimaurer, Cartell-Studenten, Unternehmer, Reiche und viele andere mehr darf man weiterhin „hetzen“, wie es etwa gegen diese Gruppen in letzter Beit oft genug geschehen ist. Gegen Gruppen, die ethnisch, religiös, durch Sprache, Herkunft, Geschlecht, Alter oder „sexuelle Orientierung“(=Homosexualität) definiert sind, jedoch nicht.

2. Lobenswert ist jedenfalls, dass die Aufreizung zu einer „feindseligen Handlung“ aus dem Gesetz gestrichen wird. In letzter Minute haben die beiden Abgeordneten erkannt, was all den Obrigkeits-Juristen des Justizministeriums nicht aufgefallen ist, dass das ein „unklarer und einer näheren Definition nicht zugänglicher Begriff“ ist, wie sie in ihrer nunmehrigen Begründung schreiben.

Wie recht sie damit haben. Nicht aufgefallen ist ihnen freilich, dass das Wort „hetzen“ weiterhin einen strafbaren Tatbestand bildet. Und dieses Wort ist noch in viel stärkerem Ausmaß unklar und einer näheren Definition unzugänglich. Es ist nicht einmal klar, ob „Hetzen“ auch in bloßen Worten bestehen kann. Es ist nicht klar, ob sogar das Aussprechen der reinen Wahrheit ein „Hetzen“ sein kann. Dabei wird der Vorwurf des „Hetzens“ im politischen Alltags-Jargon immer häufiger als gegenseitige Anschuldigung zwischen Politikern verwendet.

3. Die dritte lobenswerte Verbesserung ist, dass „Hetzen“ nur dann vorliegen kann, wenn es gegen eine ganze der privilegierten Gruppen erfolgt und nicht schon gegen einen einzelnen Angehörigen dieser Gruppe.

4. Abgeschwächt wurde die Sache auch dadurch, dass aus dem Adjektiv „öffentlich“ ein „für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar“ geworden ist. Damit sind sicher einige Fälle des „Hetzens“ nicht mehr strafbar, die es beim bloß „öffentlichen“ Begehen schon gewesen wären. Auch das eine kleine Zurücknahme der geradezu sadistischen Strafeslust des ursprünglichen Ministeriums-Textes.

5. Schließlich wurde auch das „Verächtlich machen“ als strafbarer Tatbestand abgeschwächt. Jetzt heißt es in dem entscheidenden Absatz 2 des neuen Paragraphen: „Ebenso (Anmerkung: mit zwei Jahren Haft!) ist zu bestrafen, wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar gegen eine in Abs. 1 bezeichnete Gruppe hetzt oder in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft und dadurch verächtlich zu machen versucht.“

Wieder sind es winzige Änderungen, die in diesem Fall aber eine gewisse Bedeutung haben dürften: denn statt des „und dadurch“ stand im bisherigen Text ein „oder“. Das völlig undefinierte Verächtlichmachen ist also nicht mehr alleine für die Strafbarkeit ausreichend und muss mit einem „Hetzen“ oder einer „die Menschenwürde verletztenden Beschimpfung“ verbunden sein. "Hetzen" ist zwar ebenfalls undefiniert, aber in der Geheimsprache unserer Gesetzgeber offenbar etwas anderes als "Verächtlich machen".

Ende gut, alles gut?

Gilt also jetzt: Ende gut alles gut? Keineswegs. Wenn man zuerst die Daumenschrauben anzieht und diese dann ein wenig nachlässt, wird das zwar vielleicht kurzfristig als schmerzlindernd empfunden. Trotzdem bleiben die Daumenschrauben angelegt.

Und zwar in mehrfacher Form:

  1. Es geht nach wie vor bei der Verhetzung nicht nur um Tatdelikte (gegen deren Bestrafung niemand etwas haben kann), sondern auch um mit Haft bestrafte Meinungsdelikte. Und solche sollten in einem liberalen Rechtsstaat im Geiste unserer Verfassung und der Menschenrechtskonvention nichts verloren haben. Diese Strafen verkörpern vielmehr nur die Diktatur der Political Correctness.
  2. Es finden sich nach wie vor extrem unklare Gesetzesbegriffe, die von einer politisch in manchen Regionen schwer schlagseitigen Staatsanwaltschaft nach Belieben als Waffe eingesetzt werden können. Natürlich kann man mit gutem Grund hoffen, dass die Höchstgerichte am Ende doch für die Grundrechte entscheiden werden. Und dass sie nicht solche, eher in Diktaturen übliche Gummiparagraphen stehen lassen werden. Aber sicher kann man da jetzt jahrelang nicht sein.
  3. Es werden im Gegensatz zur alten Rechtslage „Religionen“ jeder Art geschützt, damit auch die obskursten Sekten und nicht bloß wie bisher die in Österreich „bestehenden“, also anerkannten Religionen.
  4. Der Verhetzungsparagraph stellt schließlich auch in seiner abgeschwächten Form eine massive Verletzung des Gleichheitsprinzips dar. Dann manche Gruppen sind geschützt, andere weniger, obwohl es bei den nichtgeschützten viele konkrete Beispiele gibt, wie sie von manchen ebenso hasserfüllt verfolgt werden wie die geschützten.
    So hat ein Gericht einen kirchenhassenden Fanatiker, der durch ein Schild jedem „Pfarrer“ das Betreten seines Grundstückes verboten hat, vom Vorwurf der Verhetzung freigesprochen. Denn die Pfarrer würden ja angeblich damit „nur“ als Berufsgruppe und nicht wegen ihrer Religion beleidigt. (Nach dieser Logik steht es nun jedem frei, Beamte und Politiker der Gemeinde Wien wegen des Wilhelminenberg-Skandals am Betreten seines Grundstückes zu hindern).

In der Summe kann man auch bei einem solchen Teilerfolg alles andere als froh sein. Bei Grundrechten darf es nämlich nicht einmal den kleinsten faulen Kompromiss geben. Zumindest dann nicht, wenn einem Demokratie und Rechtsstaat noch etwas wert sind.

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Der Verhetzungsparagraph 283 StGB drucken

Als treuer Leser des Tagebuchs habe ich mir die Ausführungen vom 3. Oktober im Zusammenhang mit dem geplanten Terrorismuspräventionsgesetz zu Herzen genommen (http://www.andreas-unterberger.at/2011/10/das-parlament-beschliest-das-ende-der-meinungsfreiheit/). Auch ich bin nämlich der Meinung, dass die geplanten Verschärfungen des § 283 Strafgesetzbuch kaum etwas mit vorbeugenden Maßnahmen gegen den Terrorismus zu tun haben, sondern sich gegen alle Bürger mit einem etwas loseren Mundwerk richten können.

Also habe ich Mitte Oktober 2011 in einem von der Innenministerin höchstpersönlich geleiteten Arbeitskreis mitgearbeitet, um auf die Gefahren der geplanten Gesetzesänderung aufmerksam zu machen. Gleich zu Beginn meldete ich mich zu Wort und warnte vor der Einschränkung des freien Wortes, wenn sogar die öffentliche Verächtlichmachung eines Menschen wegen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu zwei Jahren Gefängnis führen kann. Es könne ja nicht im Sinn des Gesetzgebers liegen, der Polizei neue Tätigkeitsfelder vom Kabarett bis hin zum Fußballfeld zu eröffnen.

Die etwa 40 weiteren Teilnehmer – womit übrigens Öffentlichkeit im Sinne des § 69 (und daher auch § 283) StGB gegeben war – hatten allerdings großteils andere Sorgen. Sie kannten zwar weder die einzelnen Straftatbestände noch die entsprechenden Strafdrohungen, wohl aber jene Nationen, aus denen die diversen kriminellen Organisationen stammten. Und sie dürften sich weitgehend einig gewesen sein, dass die Strafmöglichkeiten in Österreich generell viel zu wenig weitgehend seien. Also riefen sie ganz allgemein nach höheren Strafen.

Die Innenministerin fühlte sich in dieser Atmosphäre der politischen Unterstützung sichtlich wohl und da rutschte ihr – auch sie hat ein loses Mundwerk – ein Wort aus der Tierwelt heraus, mit dem sie die angesprochenen Gruppen von Kriminellen charakterisierte. Angesichts dieser mutmaßlichen Verletzung der Menschenwürde konnte ich es mir nicht nehmen, die Frau Innenministerin um Prüfung der Frage zu ersuchen, ob sie sich mit ihrer Aussage nicht gerade gemäß jener Bestimmung strafbar gemacht habe, deren Verschärfung sie erst vor ein paar Tagen durch den Ministerrat gebracht habe.

Zunächst erntete ich nur lächelndes Unverständnis. In der abschließenden Berichterstattung im Plenum wurde meine Wortmeldung aber in einem Nebensatz dahingehend erwähnt, dass ein Teilnehmer die geplanten Maßnahmen gegen Hassprediger in Frage gestellt habe. Da fiel mir ein, wie klug es von mir doch war, dass ich das Ermächtigungsgesetz 1933 nicht erwähnt hatte – ganz so, wie es Andreas Unterberger in seinem Beitrag vom 3. Oktober geraten hatte.

Dr. Georg Vetter ist selbständiger Rechtsanwalt mit Schwergewicht auf Gesellschaftsrecht und Wahrnehmung von Aktionärsinteressen in Publikumsgesellschaften.

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ÖGB im Überlebenskampf drucken

Viele waren überrascht, als Österreichs Gewerkschaften aus dem Stand den Hebel auf „Volle Aggression voraus“ drehten und schon nach der zweiten von ihnen abgebrochenen Verhandlungsrunde wider alle bisherigen Rituale flächendeckend zu streiken begannen. Diese kritische Überrschung scheint sofort wieder verflogen zu sein, als es inzwischen doch einen Konsens zwischen den Akteuren über eine - durchaus saftige - Lohnerhöhung gegeben hat. Dennoch sollte diese Streikeslust viel ernster analysiert werden. Denn in Wahrheit geht es für die Gewerkschaften selbst um einen unausweichlichen Überlebenskampf.

Sie sehen ihre letzte Chance, das ununterbrochene Abbröckeln der Mitgliederzahl endlich zu stoppen. Denn 2012 wird es wieder viel höhere Arbeitslosenzahlen geben; da wäre ein Streik noch viel schwieriger als in den letzten Wochen einer kurzen, aber heftigen Zwischenkonjunktur. Da sich die Konjunktur derzeit von Woche zu Woche verfinstert, musste man besonders rasch handeln, ehe die ersten Anträge auf Kurzarbeit (also Gehaltskürzung) eintreffen. Da kann man mit einem Streik allemal die eigene Wichtigkeit simulieren.

Das zweite Motiv ist die dumpfe weltweite Facebook-Protestbewegung, die völlig unabhängig von jeder Gewerkschaft entstanden ist.  Die Medien – immer voller Lust, jede Woche eine andere Sau durchs globale Dorf zu treiben, – berichten derzeit täglich begeistert über einige junge Demonstranten und Camper in der Wall Street, so wie sie zuvor ähnlich junglinken Aktionismus in Madrid, in Athen, in Genua oder im Audimax bejubelt haben. Da muss die altlinke Gewerkschaft irgendwie zeigen: Hallo, uns gibt es ja auch noch! Diese Rivalität, wer der größere Scharfmacher ist, wird noch von dem fast rührenden Aktionismus einiger Uraltpolitiker überschattet, die plötzlich alles kritisieren, was sie einst selbst getan haben – siehe Hannes Androsch und die Schulden.

Heute ist klar, dass die Pleite Griechenlands vor allem anderen auf die „Erfolge“ der dortigen Gewerkschaften zurückzuführen ist; diese haben seit der Euro-Einführung rund 30 Prozent höhere Lohnsteigerungen erkämpft als die deutschen, und rund 20 Prozent höhere als die österreichischen. Jetzt glauben Europas Gewerkschaften, wenn nun auch in Deutschland und Österreich die Löhne recht rasch steigen, dann mildert sich das Problem Griechenlands.

Welch Irrtum! Denn dann werden natürlich nicht die Probleme Griechenlands geringer, sondern nur jene Deutschlands und Österreichs größer. Deren Industrie liegt auf dem Weltmarkt ja nicht mit Griechenland und Portugal in Konkurrenz, sondern mit China, Brasilien, Vietnam, Indien und einem Dutzend anderer Länder.

Alle sind heute irgendwie „wütend“, aber in Wahrheit jeder über etwas ganz anderes. Und fast niemand will die traurige Wahrheit zur Kenntnis nehmen: Die sechseinhalb Jahrzehnte eines ständigen Nochmehr, eines Immerbesser und Immerreicher sind zu Ende. Die westlichen Kulturen stehen vor einem langen ökonomischen Abstieg. Ein überdehntes Wohlfahrtssystem auf Pump platzt, so wie 2007/08 die amerikanischen Subprime-Hypotheken geplatzt sind. Diese Millionen Kredite für Menschen ohne Einkommen waren ja ohnedies nur eine besonders eitrige Spezial-Blase der gesamten Wohlfahrtsblase.

Heißt das, dass ich den Arbeitnehmern keine Beteiligung an den Unternehmensgewinnen der letzten anderthalb Jahre gönne? Ganz im Gegenteil. Wenn es Gewinne gibt, sollten die in Form von Prämien, Einmalzahlungen oder formalisierten Gewinnbeteiligungen sogar in größerer Höhe als der jetzige Lohnabschluss an die Arbeitnehmer weitergegeben werden. Aber eben nur in jenen Betrieben, die auch wirklich Gewinne machen. Gibt es doch auch in Konjunkturphasen Firmen, die - vielleicht auch nur aus einem kurzfristigen Problem heraus - an der Pleite entlangschrammen.

Saftige Erhöhung der Kollektivvertragstarife für alle haben hingegen zwei negative Folgen: Erstens für die erwähnten Problembetriebe, und zweitens müssen diese Erhöhungen auch in den wahrscheinlich kommenden Krisenjahren voll ausbezahlt werden. Was dann noch viel mehr Betriebe ins Scheudern bringen wird. Das wird dann drittens vor allem den Jungen und Arbeitslosen schaden, denen solcherart jede Chance auf einen Job genommen wird, weil kein Arbeitgeber einen solchen viel zu teuren Arbeitsplatz neu vergeben wird.

Aber eine solche Lösung der Vernunft und der Solidarität hat bei der Gewerkschaft keine Chance. Denn dann würden die Arbeiter endgültig sehen, dass ihre Einkommen vom Erfolg des Unternehmens abhängig sind und nicht von den scharfmacherischen Tönen irgendwelcher privilegierter Funktionäre. Die eben nur an den Überlebenskampf der Gewerkschaft und nicht an die Sicherheit der Arbeitsplätze denken.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Das Ende der Meinungsfreiheit: Die EU ist schuld - aber keineswegs alleine drucken

Alles Böse kommt aus der EU: Diese rasch wachsende Stimmung unter den europäischen Bürgern wird in dieser Woche auch durch das österreichische Parlament weiter verstärkt. Es dürfte – gegen den Widerstand der Opposition – die stärkste Einschränkung der Grund- und Freiheitsrechte beschließen, die in den letzten 60 Jahren den Österreichern angetan worden ist. Zwar laufen bis zur letzten Stunde noch Gespräche, das sogenannte Terrorismuspräventionsgesetz samt der Verschärfung des Verhetzungsparagraphen, der sich in Wahrheit als Islamisten-Unterstützungsparagraph erweist, noch abzumildern oder vorerst nur teilweise zu beschließen. Aber im Wesentlichen dürfte es dabei bleiben. Denn jeder Abgeordnete, den man darauf anspricht, zuckt bedauernd die Achseln: Wir müssen ja wegen der EU . . .

Haben sie mit dieser Ausrede recht? Nur zum Teil. In Wahrheit gibt es auch auf österreichischer Seite – wie in vielen anderen Ländern – ein großes Maß an vorsätzlicher Mitschuld an diesem Gesetz.

Inhaltlich geht es um die massive Verschärfung der sogenannten Verhetzung. Wer Angehörige bestimmter Gruppen „verächtlich zu machen versucht“, wird künftig mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft.

Damit werden reine Meinungsdelikte wie in einer Diktatur mit Haft bestraft, selbst wenn es sich um absolut wahre Aussagen handelt.

Damit kehren völlig unbestimmte Tatbestände Delikte wie „verächtlich machen“ ins Strafrecht ein.

Damit wird das Gleichbehandlungsprinzip verletzt, denn viele Gruppen darf man weiterhin verächtlich machen, weil sie nicht aufgezählt sind. Man darf etwa Unternehmer, Bauern, Priester, „Reiche“, Adelige, „Studierte“, Familien, „Kapitalisten“, Rotarier, Couleurstudenten, Lehrer oder Freimaurer verächtlich machen, nicht jedoch Gruppen, die durch „Rasse“, Hautfarbe, Sprache, Religion (einschließlich der obskursten Sekten), Weltanschauung, Staatsangehörigkeit, Abstammung, nationaler oder ethnischer Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Alter oder sexuelle Ausrichtung (das Tarnwort für Homosexuelle) definiert sind.

Damit wird die Political Correctness, die sich bisher weitgehend nur mit Lächerlichkeiten wie den „Töchtersöhnen“ befasst hat, mit den schärfsten Waffen des Staates zum Diktat.

Damit kehrt der sonst absolut verpönte Begriff der „Rasse“ in unsere Gesetzbücher ein, was besonders lustige Prozesse verspricht. Wurde doch bisher jeder Wissenschaftler oder Journalist sofort niedergemacht, wenn er dieses Unwort auch nur einmal verwendete.

Die Koalition – mit der Justizministerin als Haupttäterin – beruft sich dabei auf einen Rahmenbeschluss der EU-Justizminister vom November 2008 „zur strafrechtlichen Bekämpfung bestimmter Formen und Ausdrucksweisen von Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit“.

Gilt also: Da kann man leider nichts machen – höchstens aus der EU austreten? Was freilich trotz aller Fehler in Sachen Griechenland & Co noch immer einen großen Schaden verursachen würde. Nun abgesehen davon, dass dieser Rahmenbeschluss samt dem nunmehrigen österreichischen Gesetz die Stimmung, aus der Union auszutreten, in der Tat befördern wird, ist es einfach eine Lüge zu sagen, Österreich und die anderen Mitgliedsstaaten wären da leider nur ohnmächtige Opfer der EU. Aus einer ganzen Reihe von Gründen:

  1. Jener Rahmenbeschluss konnte nur mit Einstimmigkeit in Kraft treten. Damit ist klar, dass auch Österreichs Justizministerin im November 2008 ausdrücklich zugestimmt hat. Diese Zustimmung muss auf Grund der innerösterreichischen Verfassungslage zumindest stillschweigend auch von der ÖVP gekommen sein und nicht nur von der damals noch provisorisch amtieren Justizministerin Maria Berger (die übrigens nach wie damit leben muss, dass in ihrer Zeit als Ministerin ein Strafverfahren gegen ihren Lebensgefährten von der Staatsanwaltschaft unter dubiosen Umständen eingestellt worden ist).
  2. Dieser Rahmenbeschluss wurde damals ganz bewusst von der Politik an allen öffentlichen Debatten vorbeigeschleust. Die waren damals total auf die Nachwirkungen der Wahlen konzentriert. Auch im Parlament, wo man sonst viel lächerlichere Kleinigkeiten diskutiert, ist der Beschluss damals niemandem aufgefallen. Und die meisten Medien haben sogar bis heute nicht begriffen, dass sie in hohem Ausmaß Opfer dieses Gesetzes sein werden.
  3. Solche Rahmenbeschlüsse sind laut EU-Recht keineswegs eins zu eins zu übernehmen.
  4. Jener Rahmenbeschluss von 2008 bietet ausdrücklich die Möglichkeit, auch andere als die dort genannten Gruppierungen zu schützen. Durch eine Ausdehnung auf alle gesellschaftlichen Gruppen hätte man zumindest die Verletzung des Gleichheitsprinzipes der österreichischen Verfassung verhindert.
  5. Ein EU-Rahmenbeschluss hat keineswegs die rechtliche Qualität einer EU-Richtlinie oder einer EU-Verordnung. Er ist im Gegensatz zu diesen Instrumenten auch ohne Einschaltung von EU-Kommission und EU-Parlament zustandegekommen. Er ist im Gegensatz zu diesen auch nicht rechtlich unmittelbar anwendbar.
  6. Der Text des Rahmenbeschlusses hat es auch den Staaten freigestellt, „nur Handlungen unter Strafen zu stellen, die in einer Weise begangen wurden, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu stören, oder die Drohungen, Beschimpfungen oder Beleidigungen darstellen“. Auch diese Einschränkung haben die Gesetzesbastler im Justizministerium nicht umgesetzt, sodass in Österreich künftig auch wahre Aussagen strafbar sein werden.
  7. Der Rahmenbeschluss hätte es Österreich auch möglich gemacht, nur eine Höchststrafe von einem Jahr statt zwei Jahren festzulegen.
  8. Die österreichische Regierung hat keine Studie gemacht, wie restriktiv oder extensiv andere EU-Staaten diesen Rahmenbeschluss umsetzen.
  9. Die Regierung hat keinerlei Versuch gemacht, eine so drastische Einschränkung der Grundrechte wenigsten nach Erlassung des Rahmenbeschlusses in einer breiten Diskussion mit Straf- und Grundrechtsexperten zuanalysieren.
  10. Der Rahmenbeschluss betont ausdrücklich „die Pflicht, die Grundrechte und die allgemeinen Rechtsgrundsätze einschließlich der Meinungs- und Vereinigungsfreiheit . . . zu achten“. Im österreichischen Gesetz ist von dieser wichtigen Einschränkung aber keine Rede. Natürlich wird durch dieses Verschweigen die Verfassung nicht aufgehoben. Aber diese Nichterwähnung ist ein klares Signal, dass der Gesetzgeber die Meinungsfreiheit ganz bewusst einzuschränken versucht.
  11. Die österreichische Regierung tarnt diese Einschränkung der Grundrechte durch Aufnahme in ein Antiterrorismusgesetz, obwohl das mit Terrorbekämpfung absolut nichts zu tun hat.

All diese schweren Sünden Österreichs deuten auf einen ganz gezielten ideologischen Impetus des Justizministeriums hin, in dem linke Juristen seit Jahrzehnten den Ton angeben. Und die ÖVP, die das Ministerium heute führt, ist absolut unfähig, ihre einstige juridische Kompetenz – von einem Walter Hauser über einen Felix Ermacora bis zu einem Michael Graff – auch nur andeutungsweise wiederherzustellen. Zum zweitenmal wird das Ministerium statt dessen von einer schwachen Quotenfrau geleitet. Aber auch unter den männlichen Kollegen im ÖVP-Klub gibt es keine qualifizierten Juristen.

Mit gewisser Schadenfreude erfüllt den Beobachter die Gewissheit, dass viele der Abgeordneten der Regierungsparteien, die diesem Gesetz zustimmen, in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit selbst Opfer von grünen wie blauen Strafanzeigen werden. Diese Anzeigen werden ihnen eine lange Phase der Unsicherheit bescheren.

Unabhängig von all diesen nationalen Schuld-Punkten bleibt aber auch der Beschluss der EU-Justizminister als solcher ein Skandal. Reine Meinungsdelikte, ja sogar das bloße Erwähnen wahrer Fakten sollen jetzt vor den Strafrichter führen. Damit hat sehr wohl auch die EU eine gewaltige Einschränkung der Meinungsfreiheit beabsichtigt. Denn hätte sie das nicht, dann wäre der ganze Rahmenbeschluss völlig überflüssig – zumindest dort, wo er sich nicht nur gegen Taten, sondern auch gegen Worte richtet.

Wer erinnert sich noch, dass die Union einst als Hüterin der Grundfreiheiten und Gegenpol einer die Meinungsfreiheit unterdrückenden Diktatur angetreten ist?

PS.: Den ersten Satz dieses Textes "Alles Böse kommt aus der EU" hat übrigens der von mir sehr geschätzte Hugo Portisch soeben bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung seines neuen Buches verwendet. Freilich nur, um sich von ihm zu distanzieren. Portisch ist total gegenteiliger Meinung. Für ihn kommt gleichsam alles Gute aus der EU. Bei allem Respekt für Portisch: Diese Sichtweise war wohl in den 90er Jahren noch gerechtfertigt, heute sicher nicht mehr. Und gerade eine allzu apologetische und einseitige Verteidigung der EU rückt die Union heute in ein schiefes Licht. Und nimmt all jenen, die meinen, dass Europa trotz allem noch sinnvoll ist, die Glaubwürdigkeit.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Das Sklavenhalterbordell am Wilhelminenberg drucken

Das was sich in einem Kinderheim der Gemeinde Wien am Wilhelminenberg abgespielt hat, ist so grässlich, dass es nur noch mit den Verbrechen in der deutschen Odenwaldschule zu vergleichen ist. Alleine diese beiden – eindeutig von der politischen Linken zu verantwortenden – Tatorte stellen quantitativ wie qualitativ alles in den Schatten, wofür in den letzten zwei Jahren vom ORF und anderen Medien die katholische Kirche in schwerst kulturkämpferischer Art an den Pranger gestellt worden ist.

Die Kinder in diesen beiden Einrichtungen waren ganz offensichtlich Opfer einer institutionalisierten Sklavenhalter- und Bordell-Struktur ungeheuerlicher Dimension. Dass das Wiener Rathaus seit Monaten davon gewusst und geschwiegen hat, ist ebenso skandalös, wie der Versuch lächerlich ist, mit einer „Historikerkommission“ schwerste Verbrechen aufzuarbeiten.

Was hingegen an kirchlichen Fällen bekannt ist, ist zwar schlimm genug. Aber die meisten konkreten Sachverhalte unter den Hunderten der kirchlichen Opferschutzkommission gemeldeten Fällen spielen sich doch in einer ganz anderen Kategorie ab: Ohrfeigen; verklemmte Priester, die Buben aus sexuellen Motiven beim Duschen zuschauen; oder zuletzt – und das besonders lautstark – eine Frau, die einst, durchaus schon dem Kindesalter entwachsen, mit zwei Priestern Geschlechtsverkehr gehabt und dadurch psychisch schwer gestört worden sei. Gewiss hat es auch echte Fälle sexuellen Missbrauchs gegeben. Von der Kategorie Wilhelminenberg mit seinen gewalttätigen Zuhälter-Erziehern ist mir aber aus der ganzen österreichischen Kirche kein konkreter Fall bekannt.

Dieses verzerrte Bild in der Öffentlichkeit ist einerseits Folge der prinzipiell antikirchlichen Agitation linker Medien. Das hat die Kirche andererseits wohl auch selbst provoziert: Wer immer nach dem Prinzip „Mea maxima culpa“ denkt und handelt, wer nie imstande oder willens ist, sich zu verteidigen und die wahren Relationen  zu betonen, wird allzuleicht Opfer begehrlicher Ansprüche.

Ob der ORF jetzt auch zwanzig Mal die ZiB mit einer Attacke auf die Gemeinde Wien als Spitzenmeldung beginnen wird?

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Das Ringen um einen lebenswerten Liberalismus drucken

2010 konnte das in vielerlei Hinsicht bedeutendste wirtschaftsphilosophische Werk des 20. Jahrhunderts seinen 50. Geburtstag feiern: Friedrich August von Hayeks "Constitution of Liberty" erschien 1960 zunächst im Original auf Englisch, erst zehn Jahre später dann (und in dem bei Hayek immer eine besondere Fundgrube darstellenden Anmerkungsapparat noch etwas angereichert) als "Verfassung der Freiheit" auf Deutsch.


Es ist nicht zu hoch gegriffen, es als das für Liberale wichtigste Buch seit John Stuart Mills fast genau hundert Jahre älterem "On Liberty" (1859) zu bezeichnen. Es war wichtig im Zeitpunkt des Erscheinens, denn der Liberalismus galt damals als veraltet, und es brauchte einigen Mut und viel tief wurzelnde Überzeugung, eine solch umfassende Wiederbelebung des klassischen Liberalismus zu unternehmen, wie dies Hayek mit der "Verfassung der Freiheit" unternahm. Und es war und ist wichtig wegen seiner nachhaltigen Wirkung auf das liberale Denken der letzten Jahrzehnte, nicht nur unter Intellektuellen, sondern nicht zuletzt in der praktischen Politik, wenn man etwa an Ronald Reagan, Margret Thatcher oder Vaclav Klaus denkt.

Das Opus magnum Hayeks – neben den drei Bänden von "Recht, Gesetzgebung und Freiheit" – hat naturgemäß nie die Popularität von Hayeks größtem Erfolg, "Der Weg zur Knechtschaft", erlangt. Diese relativ kurze Schrift aus dem Jahre 1944 wurde gleich zu Beginn dank der Verbreitung durch "Reader's Digest" zum Bestseller, und sie erfreut sich in Wellen immer wieder größter Beliebtheit. Zuletzt hat sie es im Umfeld der amerikanischen Midterm-Wahlen 2010 und der Tea-Party-Bewegung gar auf der Bestsellerliste von Amazon.com in den USA auf den ersten Platz geschafft – keine schlechte Leistung für einen als neoliberal verschrienen Ökonomen.

Anspruchsvoller Realismus

Einen solchen Zuspruch wird die "Verfassung der Freiheit" natürlich nie erhalten. Dafür ist sie schlicht zu anspruchsvoll. Das Werk ist von einer solchen Breite, dass es alle disziplinären Grenzen sprengt. Das ist auch ganz explizit die Absicht des Autors, wie er in der Einleitung schreibt, denn die Verflechtung der verschiedenen fachwissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Freiheit stehe eben immer noch aus. So ist es denn kaum verwunderlich, dass sich der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften nur zu etwa 20 Prozent auf Ökonomen beruft, und daneben Philosophen, Juristen, Historiker, Politologen und Soziologen reichlich zu Wort kommen lässt.

Zugleich ist das Werk von großer Tiefe der Gedanken und zeugt von einer beeindruckenden Belesenheit und Bildung. Es ist keine streng logische Abhandlung, sondern auf über 500 Seiten ein permanentes intellektuelles Ringen um das Verständnis von dem, was Freiheit ausmacht, was sie bedroht und was sie dauerhaft sichern kann.

Dass es dabei nicht ohne Widersprüche abgehen kann, versteht sich für ein Werk von solchem Umfang, das zudem der Realität gerecht werden will, eigentlich von selbst. So bekunden vor allem viele sogenannte Libertäre Mühe mit Hayeks Schrift, denn sie ist eben im Gegensatz zu dem, was staatsgläubige Kritiker behaupten, alles andere als ein radikal-liberales Manifest, sondern sie ist der Versuch, realistische, auf die gewachsenen Strukturen Rücksicht nehmende Lösungen zu entwickeln, die Freiheit lebenswert machen und die bei aller Betonung der individuellen Verantwortung das Zusammenleben in der Gemeinschaft nicht ausblenden.

Deshalb gehört für ihn zu einer freien Gesellschaft auch ganz selbstverständlich die Freiheit, sich gemeinsame Regeln zu geben. Freiheit bedeutet für ihn nicht, ohne Regeln zu leben, sondern lediglich, dass diese Regeln nach einem allgemein gültigen, die Bürgersouveränität achtenden Verfahren durch die Gemeinschaft festgelegt werden müssen. Man könnte auch sagen, dass man dem Werk die europäische Herkunft und Erfahrung des Autors anmerkt, denn in seinen wertkonservativen Ansätzen und in seiner Bejahung der sozialen Sicherung oder der Raumplanung, um nur wenige Beispiele zu nennen, steckt viel von jenem alten Europa, das Hayek geprägt hat.

Offenheit für Unvorhersehbares

Wer "Die Verfassung der Freiheit" heute zur Hand nimmt, stellt zunächst fast mit Erschütterung fest, wie wenig Staub das Werk angesetzt hat – Erschütterung deswegen, weil sehr vieles von dem, was Hayek beunruhigt hat, nach wie vor gilt, weil seine klärenden Gedanken noch wenig gefruchtet haben. Nur einige wenige davon können hier in Erinnerung gerufen werden. Viele andere werden von den weiteren Autoren dieser Hommage an die "Verfassung der Freiheit" ausführlich thematisiert.

Fast zentral ist wohl das Konzept der negativen Freiheit, denn vom Freiheitsbegriff hängt letztlich alles ab, nicht zuletzt auch das politische Handeln. Hayek kritisiert vehement und überzeugend die Gleichsetzung von Freiheit mit der Macht, alles zu tun, was man möchte, wie man sie bei Voltaire findet. Daraus wachse fast unvermeidlich die Gleichsetzung von Freiheit und Wohlstand und der Versuch, im Namen dieses falschen Freiheitsbegriffes die Freiheit im ursprünglichen Sinne zu beschränken, nämlich Wohlstand umzuverteilen mit dem Argument, das mache die "Armen" freier, die "Reichen" aber nicht wesentlich unfreier. Für Hayek bedeutet Freiheit die Abwesenheit von willkürlichem Zwang durch andere, nicht die Abwesenheit von natürlichen Widrigkeiten oder die Abwesenheit aller Übel. Freiheit kann in seinen Worten bedeuten, "zu hungern, kostspielige Irrtümer zu begehen oder gewaltige Risiken einzugehen" (VdF, S. 25iii).

Eine weitere wichtige Botschaft der "Verfassung der Freiheit" ist die Offenheit für das Unvorhersehbare. Hayek ist in diesem Werk noch weit weg von seinen Altersdepressionen, er ist voller Optimismus, Fortschrittsglaube und Risikobereitschaft, ohne die Traditionen mutwillig und ungeprüft über Bord zu werfen. Seine fulminante Kritik am Konservatismus, die auch im vorliegenden Buch, wie in der "Verfassung der Freiheit" selbst, den krönenden Abschluss bildet, ist über weite Strecken eine Kritik am Strukturkonservatismus.

Wenn er schreibt, Konservative hätten Mühe, sich vorzustellen, dass es auf Märkten auch ohne bewusste Lenkung ein Gleichgewicht gebe, sie fühlten sich nur sicher, wenn eine «höhere Weisheit» die Veränderungen beobachte und in Ordnung halte, und sie hätten nichts gegen Zwang, solange ihnen die angestrebten Zwecke dieses Zwangs richtig erschienen, ist schnell ersichtlich, dass es diese Art von Konservativen in allen politischen Parteien gibt, in sozialistischen genauso wie in sogenannt liberalen.

Missverständnisse um Moral und Demokratie

Ein weit verbreitetes Missverständnis – oder ist es eher eine gezielte Polemik? – lautet, Hayeks Philosophie sei geradezu amoralisch. Es rührt daher, dass Hayek zwar immer betont, dass Freiheit ohne tief verwurzelte moralische Überzeugungen nicht Bestand haben kann, dass er sich aber gleichzeitig gegen ein Erzwingen der Moral durch den Staat mit seinem Gewaltmonopol stellt.

Gründe dafür gibt es viele: Erstens ist Zwang per defintionem etwas, das man in einer freiheitlichen Gesellschaft vermeiden bzw. auf ein Minimum beschränken sollte. Zweitens muss es, angesichts der Beschränktheit menschlicher Vernunft, die Möglichkeit des Übertretens moralischer Regeln geben, damit evolutive Entwicklung möglich wird. Drittens kann, wie schon Friedrich Schiller wusste, nur Handeln in Freiheit moralisch genannt werden; wenn ein Verhalten "amoralisch" genannt werden muss, dann viel eher jedes erzwungene Handeln, und diene es noch so sehr vermeintlich guten Zwecken.

Viertens schliesslich ist, abgesehen einmal von abgrundtiefer Kriminalität, gerade eine freie, wettbewerblich organisierte Gesellschaft vermutlich die bessere Sicherung gegen schlechte Menschen bzw. die schlechten Eigenschaften der Menschen als der staatliche Zwang; der Wettbewerb bringt die Menschen jedenfalls dazu, jenseits des reinen Lustprinzips jene Güter und Dienste anzubieten, die von den anderen Menschen nachgefragt werden.

Missverständnisse gibt es auch oft über Hayeks Demokratie-Kritik. Das Zitat von Lord Acton: "Das Dogma, dass absolute Macht durch die Hypothese, dass sie vom Volk ausgeht, ebenso gesetzmäßig sein kann wie verfassungsmäßige Freiheit, begann … den Himmel zu verdunkeln", das er an den Anfang seines Kapitels über den "Verfall des Rechts" (VdF, S. 319) stellt, zeigt, dass es ihm mit seiner Kritik an vielen Entwicklungen in den westlichen Demokratien nicht um die Demokratie an sich, sondern um die unbeschränkte Regierung geht.

Für ihn wäre die Macht, die in modernen Demokratien die Regierung und die Verwaltung besitzen, noch unerträglicher, wenn sie sich in den Händen einer kleinen, womöglich feudalen Elite befände. Aber auch so geht Hayek diese Macht zu weit, weil nach dem Grundsatz der Subsidiarität das Kollektiv nicht fast alles, sondern nur das unbedingt Nötige entscheiden sollte. In seinen Augen kann daher auch eine Demokratie totalitäre Gewalt ausüben, können auch demokratisch erlassene Gesetze zutiefst unliberal sein. So stößt sich Hayek etwa daran, dass in Demokratien in der Steuerpolitik eine Mehrheit einer Minderheit (von Reichen) fast jede Last auferlegen könnte, die sie für richtig hält.

Der moderne Belästigungsstaat

So wertvoll die "Verfassung der Freiheit" heute noch ist, kann sie natürlich nicht verleugnen, dass sie Mitte des letzten Jahrhunderts geschrieben worden ist. Welche Themen fehlen? Und was würde Hayek heute deutlicher aufgreifen als vor fünfzig Jahren? Man könnte eine lange Liste erstellen, vom Klimawandel bis zum Terrorismus, von der Explosion der Gesundheitskosten bis zur Alterung der reichen Industriestaaten. Zu all diesen Fragen gibt es liberale Antworten, aber nicht alle Fragen stellen die gleich große Herausforderung und Gefährdung für eine liberale Gesellschaft dar.

Hier sei daher, etwas jenseits der üblichen Themenfelder, an oberster Stelle die freiheitsbeschränkende Wirkung der "political correctness" genannt. Sie wäre mit ihren vielen Facetten ein typisch Hayek'sches Thema. Und sie widerspricht geradezu fundamental der Vielfalt und der Offenheit für das Abweichende, für das Experiment, die im Zentrum einer jeden liberalen Ordnung stehen und die für Hayek aus seinem Verständnis von Erkenntnisfortschritt und Wissenschaft heraus so wichtig waren.

Damit verwandt ist das, was man den "Belästigungsstaat" nennen könnte. Während Hayek darlegt, wie der Staat mit der Gießkanne Wohlfahrtspolitik betreibt und damit die Freiheit gefährdet, ist der Staat inzwischen längst einen Schritt weiter gegangen. Er mischt sich in paternalistischer Manier fürsorglich in fast alle Lebensbereiche ein, sagt ihnen, was für sie gut und schlecht ist, schreibt ihnen vor, wie sie zu leben haben. Noch wird dies meist mit externen Effekten auf dritte begründet, aber das Orwellsche Schreckensszenario der totalen, angeblich gut gemeinten Kontrolle über das ganze private Leben scheint immer näher zu rücken.

Intellektuelle Demut

Auch die europäische Integration findet in der "Verfassung der Freiheit" kaum statt. Allerdings lässt sich, wie auch bei den meisten anderen Themen, unschwer erraten, was Hayek von ihr hielte. Seine Sympathie gehört immer dem Wettbewerb, keineswegs nur bei Gütern und Dienstleistungen, sondern ganz explizit auch bei Währungen und selbst bei Gemeinwesen. Strategische Visionen eines geeinten, starken und auf der Weltbühne ebenbürtig mit den USA und China mitspielenden Europa wären ihm wohl eher fremd.

Im Zentrum seines Denkens steht nur eines: Die (negative) Freiheit der Individuen. Sie wird, wie er in der "Verfassung der Freiheit" so überzeugend darlegt, am besten gesichert durch eine Demokratie, die in ihrer Macht beschränkt ist, durch Föderalismus und Wettbewerb der Gebietskörperschaften auf allen Ebenen, durch Rechtsstaatlichkeit, vor allem aber durch jene demütige Einstellung, mit der Hayek die Einleitung zu seinem Buch abschließt. "Mit begrenzteren Zielen, mehr Geduld und Bescheidenheit werden wir vielleicht weiter und schneller vorwärtskommen als unter der Führung eines stolzen und höchst anmaßenden Vertrauens auf die transzendente Weisheit unseres Zeitalters und seiner Urteilskraft." (VdF, S. 9)

Gerhard Schwarz ist Österreicher und war viele Jahre Ressortleiter und stellvertretender Chefredakteur bei der Neuen Zürcher Zeitung. Er ist heute Direktor des in der Schweiz führenden liberalen und marktwirtschaftlichen Think Tanks Avenir Suisse. Dieser Beitrag entstammt dem Band "Das Ringen um die Freiheit – ,Die Verfassung der Freiheit‘ nach 50 Jahren" (herausgegeben von Gerhard Schwarz und Michael Wohlgemuth, "Verlag Neue Zürcher Zeitung" in Zusammenarbeit mit der "progress foundation", an dem auch Tagebuchautor Andreas Unterberger mitgewirkt hat). Das Buch reflektiert 50 Jahre nach dem Erscheinen des Hauptwerkes des österreichischen Nobelpreisträgers über dessen heutige Bedeutung angesichts neuer gesellschaftlicher Herausforderungen.

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Die Medienorgel Österreichs ist verstimmt drucken

Die größte Medienorgel Österreichs, der ORF, ist verstimmt – und verstimmt dadurch auch seine Nutzer.

Seit langem sägen einige Protagonisten (vordergründige Schauspieler/sprecher) an der nachhaltig absackenden Quoten-Bilanz, von über vierzig Prozent ist man nun bald bei dreißig Prozent Teilnehmernutzung gelandet.

Inhalte und Formen vieler Sendungen, insbesondere auch der Nachrichten (-Journale), treiben die gebührenpflichtigen Hörer und Seher der Konkurrenz in die Arme, oder gar zum Abschalten.

Boulevard an Stelle von Bildungsanstalt zieht offensichtlich nicht (mehr). Der ORF ist sicher nicht als permanente Theateraufführung konzipiert worden. Unterhaltung und Bildung sind gefragt. Sowie Authentizität der Protagonisten.

Zur Form

Der Ton (der bekanntlich die Musik macht) der meisten Sprecherinnen, auch einiger weniger Sprecher, transportiert in oft herabwürdigendem, belehrendem Ton, wie schlecht die Welt sei. In einer Art Gehirnwäsche bekommen auch die Politiker laufend ihr Fett ab: in der Abfälligkeit ansteigend von Rot, Schwarz über Orange bis Blau. Nur die Grünen sind die Braven, die ihre zahlreichen Minipressekonferenzen ausgiebig präsentieren dürfen.

Nicht nur der Ton macht die "Musik" – auch die Sprachmelodie, der Tonfall und die Mimik der Darsteller. Wenn es dann noch an professioneller Sprechtechnik mangelt und die Prioritäten samt Zeitaufwand am Hörer/Seher-Interesse vorbei produziert werden, bleibt nur eines: Zappen zur Konkurrenz oder Abschalten.

Dazu ein weiser Spruch: "Klarheit entsteht in der Pause!" (H. Mankell)

Dabei gibt es durchaus ansprechende, charmante, charismatische Sprecher – auch beim ORF; nur werden die oft in den frequenzschwachen Tageszeiten "versteckt", wo sie offenbar vergeblich auf ihr Avancement gegen den Beziehungsfilz der bestimmenden Orgelpfeifen warten. Inzwischen dürfen die Privilegierten ihre mangelhafte Sprechtechnik aneinander angleichen und öffentlich zur Schau stellen. Jeder bessere Betrieb evaluiert laufend seine Leistungen, und was tut der ORF? Ein Blick, ein Ohr zu den deutschen Nachbarn ergäbe so manches Aha-Erlebnis.

Warum nuscheln, lispeln, schludern manche Sprecher Kurznachrichten im Schnellzugstempo, wenig bedeutende Beiträge vergeuden hingegen die Zeit? Vokale und Satzteile werden unmotiviert in die Länge gezogen, die ersten Worte der nächstfolgenden Nachricht überhastet verschluckt. Manche schauen streng in die Kamera (vielleicht bräuchten sie eine Brille zum Ablesen der eingespiegelten Nachrichten), andere verabschieden sich mit gekünsteltem Grinsen, andere wiederum wollen sich durch exaltierte Mimik ins rechte Licht stellen. – Und nur wenige zeigen sich mit dem Inhalt des Gesprochenen identifiziert und wirken somit auch nicht authentisch.

Zum Inhalt

Fremde und eigene Vermutungen werden in den Raum gestellt: Denn "es gilt ja die Unschuldsvermutung…" Können positive, aufbauende Nachrichten geschäftsstörend wirken, nach dem Motto: Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten? Horror-Stücke und Schreckensnachrichten überwiegen – weil „bad news is good news!“

Warum vergeudet der ORF im Radio wie im Fernsehen den Großteil der eingeplanten Journalzeiten mit endlosen Korrespondentenberichten aus den letzten Erdwinkeln und verwehrt damit echten Nachrichten aus dem eigenen Lande die Chance? Die Prioritätensetzung der wenigen Berichte ist oft genug nicht nachvollziehbar. Die Quoten-Bilanz ist die rechte Antwort.

Sollte nicht doch den zahlenden Hörern und Sehern die Bewertung der dargebotenen Botschaften (wenn möglich Fakten) überlassen werden? Und sollte die Zeit der medialen Gehirnwäsche nicht doch endgültig überwunden sein? Die immer wieder eingeholte Meinung der immer gleichen, einseitig gefärbten "Experten" mit ihren ausgewählten Studien wirkt oft manipulativ und ist meist entbehrlich.

Die Zwangsgebühren für ein mehr und mehr ungenügend werdendes Programm sind ein Anachronismus. Nur der echten Leistung gebührt der gerechte Lohn!  Sonst steigt der Frust über die kakophone Medienorgel ins Unermessliche und die Quoten fallen noch tiefer in den Keller… Welche Politiker wollen das weiterhin noch verantworten?

DI Hans Kretz ist Techniker, Publizist, Lokalhistoriker (Hinterbrühl) und Kritischer TV- und Radio-Konsument, der es ehrlich bedauert, dass im ORF die Quotenkiller unterwegs sind.

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Wer zahlen soll, will auch anschaffen! drucken

Viele Staaten sind überschuldet, manche von der Pleite bedroht. Also reden alle von höheren Steuern. Man könnte sich aber auch etwas anderes überlegen: Wenn der Staat überschuldet ist, muss er eben gesund schrumpfen; muss er Macht und Kompetenzen abgeben… Aber während sich viele beschweren, dass den Banken ständig mehr Geld „nachgeworfen“ wird, schient dies bei den Staaten (außer Griechenland) fast niemanden zu stören.

Man hört jetzt wieder überall in der veröffentlichten Meinung, dass wir einen „Primat der Politik“ bräuchten: Wieso denn das? Weil der Parteienstaat – speziell in Österreich – so überaus anständig, so ausnehmend kompetent, so unglaublich erfolgreich ist? Wenn schon Primat, dann brauchen wir den Primat des Individuums: Als Wähler und Konsumenten, als Urteilende und Entscheidende…

Wir erleben gerade eine Krise der Institutionen und ihrer entsprechenden Ideologien. „Mehr Staat“ kann da gerade in Österreich wohl wirklich nicht die Lösung sein. Wenn also der Staat von seinen Bürgern noch mehr Geld will, so müssen die Bürger dafür endlich jene Macht einfordern, die ihnen laut Verfassung ohnehin zusteht! Also Geld gegen Macht.

Wer pleite ist, hat keine Forderungen zu stellen. Und unser Parteienstaat ist wirklich pleite, ist wahrlich alles schuldig geblieben. Wenn ihn nun der Souverän sanieren soll, so muss dafür die Demokratie gestärkt, die Verwaltung reformiert, die Meinungsfreiheit wieder hergestellt und der Parteieneinfluss zurückgedrängt werden.

Aber wie soll man das erreichen? Erstens, indem wir uns und unseren Mitbürgern bewusst machen, dass nicht wir dem Staat, den Parteien etwas schuldig sind – sondern umgekehrt. Und dann muss man gemeinsam die längst fälligen Reformen (von denen ohnehin alle wissen, dass sie früher oder später werden stattfinden müssen) einfordern. Und wenn die Parteien nicht endlich reagieren, dann muss man eben selbst mit einer Reformplattform zur Wahl antreten – ihnen also Mandate und Geld streitig machen!

Denn das Hauptproblem in unserer Parteien-Oligarchie lautet: Es gibt einfach zu wenig Wettbewerb! Und zwar sowohl INNERHALB der Parteien, ZWISCHEN  den Parteien – aber auch betreffend die Trennung der Gewalten im Staat.

Mehr Wettbewerb statt Parteienkartell

Unsere Demokratie ist ein Kartell – es gibt zu wenig Konkurrenz. Und deshalb setzen sich meist weder die besten Ideen, noch die besten Persönlichkeiten durch. Es gibt sogar oft eher eine „negative Auslese“. Denn es gäbe natürlich gute Leute – die ganz genau wüssten, was getan werden muss. (Das gilt übrigens wohl auch für die EU.) Doch diese Leute und Ideen setzen sich nicht durch. Weil es nämlich für die Parteien (die ja auch IN SICH Kartelle sind!) auch viel „bequemer“ geht – eben, weil der Wettbewerb fehlt.

Es sollten daher, wie jetzt in Frankreich, Vorwahlen innerhalb der Parteien in Erwägung gezogen werden. Noch wichtiger jedoch wäre es, jeden einzelnen Politiker ausschließlich direkt und persönlich zu wählen! Es ist doch absurd, dass man einmal alle fünf Jahre seine Stimme „abgeben“ darf – und dies dann Demokratie genannt wird. Außerdem sollten die Wähler viel mehr Einfluss auf Höhe, Verwendung und Verteilung der Parteienförderung haben.

Eine „Initiative aller Bürgerinitiativen“ sollte den Systemparteien eine Frist setzen: Entweder ihr setzt innerhalb kürzester Zeit unsere Forderungen (etwa jene von MeinOe und Verwaltungsreform-jetzt) durch – oder wir treten selbst als Reformbürger-Plattform gegen euch zur Wahl an!

Außerdem könnte man gleich ankündigen: Sobald ihr danach doch noch unsere Forderungen umsetzt, seid ihr uns schon wieder los. Denn wir wollen nichts „werden“, nur etwas verändern. Und es geht uns auch nicht um ideologische Fragen und Themen (die könnten uns nur spalten – und wir wollen uns von euch nicht länger auseinander dividieren lassen!), sondern ausschließlich darum, dafür zu sorgen, dass unsere Demokratie wieder funktioniert.

Dass der Wille der Bürger vor den Interessen der Parteien kommt. Dass sich das Preis-Leistungs-Verhältnis der Politik verbessert – also endlich sparsam mit den Mitteln der Steuerzahler umgegangen wird; sie dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen für die Bürger stiften – statt dort, wo man glaubt Wählerstimmen mittels Wahlzuckerln maximieren zu können.

Christoph Bösch, M.A. ist Publizist in Wien und Gründer der Initiative "Mehr Wahlrecht".

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Die Krise der Staatsanwaltschaft, nächste Etappe drucken

Langsam wird es für Staatsanwaltschaft und Justizministerium unendlich peinlich: Die Staatsanwälte schaffen zwar über gezielte Leaks ein permanentes Klima von Vorverurteilungen politisch missliebiger Politiker. Sie ziehen zwar die Vorverfahren gegen andere missliebige Politiker unendlich in die Länge, was die Psychofolter für diese naturgemäß unendlich verlängert. Aber dann, wenn sie sich doch einmal trauen, mit einer Anklageschrift vor Gericht zu gehen, erleiden sie fast ständig Niederlagen.

So sind jetzt binnen weniger Stunden gleich mehrere Anklagen in Strafprozessen kollabiert: Jene gegen den Protokollchef Jörg Haiders, jene gegen zwei Haider-nahe Investoren aus Russland, die sich die Staatsbürgerschaft gekauft haben sollen, und jene gegen die Verantwortlichen des freiheitlichen Minarettspiels. Ebenso hat die Staatsanwaltschaft den ersten und einzigen Prozess verloren, den sie rund um den Hypo-Alpen-Adria-Crash angestrengt hat.

Natürlich können all diese Freisprüche noch in der Instanz gekippt werden. Das gilt freilich auch für die zwei einzigen Verurteilungen, welche die Staatsanwälte bisher in Politprozessen erreicht haben: die des Kärntner Politikers Uwe Scheuch wegen Bestechlichkeit, und die einer Islam-Expertin, die es gewagt hat, den Geschlechtsverkehr des Islam-Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als das zu bezeichnen, was er halt nach unserem gesamten Rechtsempfinden nun einmal ist. Aber offenbar nicht nach dem einiger Staatsanwälte und der ersten Instanz.

In jedem Fall ist einmal das hohe Lied der vielen unabhängigen Richter zu singen, die sich von einer offensichtlich schwer politisierten Staatsanwaltschaft und einer hemmungslos vorverurteilenden Medienszene nicht unter Druck setzen lassen.

Das ist aber zu wenig. Längst bräuchte es auch einen Justizminister, der sich das schwer einseitige Vorgehen der Staatsanwälte einmal – etwa nach britischem Muster mit einer objektiven, also ganz sicher nicht parlamentarischen Kommission – genau anschaut. Dabei wären drei Ebenen einer kritischen Prüfung zu unterziehen:

Die erste ist der gewaltige Skandal, wieso aus Akten der Staatsanwaltschaft kriminellerweise immer wieder ganz gezielte und einseitig ausgewählte Inhalte an einige Medien gehen. Hier findet Amtsmissbrauch in breitester Front statt, ohne dass dem in gebührender Weise nachgegangen würde. Eine solche Untersuchung kann die Staatsanwaltschaft natürlich schon deshalb nicht wollen, weil man dann ja selbst kriminalpolizeiliche Erhebungen nicht zuletzt gegen Mitglieder des eigenen Standes in Auftrag geben müsste. Und vor der Hemmungslosigkeit der sogenannten Aufdeckermedien fürchten sich sowieso alle.

Die zweite untersuchungswürdige Ebene ist die Flut behaupteter oder wirklicher finanzieller und wirtschaftlicher Delikte. Denen ist gewiss streng nachzugehen, auch wenn längst nicht alles, worüber sich ein Peter Pilz aufplustert, stimmt oder ein strafbares Delikt ist. Hier ist aber etwas anderes zu untersuchen: Wieso sind seit einigen Jahren sozialdemokratische Politiker und ihre Angehörigen gegen ein ebenso strenges Vorgehen geschützt, wie es zu Recht gegen blaue, orange oder schwarze stattfindet? Das trifft etwa die Fälle Verzetnitsch (ausgerechnet der mächtigste Eigentümervertreter blieb im Fall Bawag trotz zahlloser Indizien unbehelligt), Pöchhacker (der ehemalige Baulöwe ist weiter unbehelligt ÖBB-Aufsichtsratspräsident, obwohl im Fall Buwog gegen ihn viel heftigere Beweise vorliegen als gegen den seit Jahr und Tag von allen Linken so leidenschaftlich bekämpften Karlheinz Grasser) oder Faymann/Ostermayer (hier liegt alles für eine Anklage Notwendige längst auf dem Tisch, der sich aber mit absoluter Garantie in eine unendlich lange Bank verwandeln wird). Wenn man schon bei der Staatsanwaltschaft der Meinung ist, dass bei rechten Politikern auch im Zweifel immer Anklage erhoben wird – selbst um den Preis einer peinlichen Niederlage vor Gericht –, dann müsste das wohl auch für linke Politiker gelten. Wenn die Justiz noch irgendwie objektiv sein will.

Und die dritte Ebene ist der noch viel schlimmere Skandal der Anklage von  Meinungsdelikten der politischen Rechten. Hier erinnert die Situation in diesem Land zunehmend an Belarus, China oder die Ukraine. Das heißt nun nicht, dass ich beispielsweise Computer-Abschießspiele als eine geschmackvolle politische Agitationswaffe ansehe. Ganz und gar nicht. Aber dass so etwas zu einer Strafanklage führen kann, ist absolut unerträglich. Bezeichnenderweise führen ähnliche „Spiele“ in der Schweiz oder den USA nicht einmal zur Forderung irgendwelcher dortiger Pilze nach dem Strafrichter. Und die Kriminalisierung einer kritischen Betrachtung des sexuellen Umgangs Mohammeds mit kleinen Kindern ist noch viel unfassbarer. Wird doch auch zu Recht die kritische Betrachtung des – vom Sachverhalt her meist viel harmloseren – Umgangs einiger Priester mit Jugendlichen nicht verfolgt.

Freilich ist es absolute Illusion, dass diese Justizministerin für Sauberkeit und Objektivität in der Staatsanwaltschaft zu sorgen gewillt ist. Dass sie sich als Garantie für die Meinungsfreiheit in diesem Lande sieht. Ganz im Gegenteil: Die Ministerin bringt Gesetzesentwürfe ein, welche die Meinungsfreiheit noch viel mehr knebeln sollen. Sie tut dies unter scheinheiliger Berufung auf Beschlüsse der EU-Justizminister. Diese hätten aber ohne österreichische Zustimmung nie zustandekommen können! Und sie sind durch den nunmehrigen Gesetzesentwurf der Frau Karl noch in ihrer Grundrechtswidrigkeit massiv verschärft worden!

Das alles lässt die bange Frage offen: Wie lange können wir uns mit unseren Grundrechten noch auf unabhängige Richter verlassen, wenn Regierung, Bürokratie, Staatsanwaltschaft und Parlament so geschlossen den Weg in eine Semidiktatur zur Knebelung aufsässiger Untertanen gehen wollen?

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Der starke Staat als Ideal und Illusion drucken

Manche hat es richtig gefreut, als die Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise ausbrach. Endlich krache das morsche Gebäude des Kapitalismus in sich zusammen, dachten hartgesottene Linke. Auch weniger ideologisch festgelegte Zeitgenossen erkannten Endzeitsignale. Im September 2008 gab es Tage, da auch bürgerliche Politiker und Fachleute bis in die Spitzen der Zentralbanken eine Kernschmelze des Finanzsystems nicht für ausgeschlossen hielten. Drohte der Welt ein ökonomisches Tschernobyl? Es stand Spitz auf Knopf.

(Dieser ausführliche Beitrag verschafft einen gesamthaften Überblick über die wirklichen Ursachen der Finanzkrise. Der Autor Philip Plickert ist Wirtschaftsredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der Beitrag ist Teil des Sammelbandes „Konservative Korrekturen“(edition noir, ISBN: 978-3-9502494-2-2), der einige sehr mutige Analysen und Konzepte zu einer neuen konservativen Standortbestimmung enthält.)

Doch dann trat er auf: der Staat, der Retter. Mit Notmaßnahmen wurde das System stabilisiert. Er spannte gigantische Rettungsschirme über die wankenden Banken; Bürgschaften in Billionenhöhe beruhigten die Märkte. Es gab nach der Lehman-Pleite keine unkontrollierte Kettenreaktion im Finanzsystem. Auch der rasante Einbruch der Realwirtschaft zum Jahreswechsel 2008/2009, dessen Tempo und Tiefe durchaus mit dem Anfang der Großen Depression nach 1929 vergleichbar war, verlangsamte sich zur Jahresmitte 2009. Gegen Jahresende hatten fast alle Industriestaaten die Rezession gestoppt, eine Erholung begann. Just in dieser Zeit griffen auch die ersten großen Konjunkturpakete. Die zeitliche Koinzidenz ließ auf eine Kausalität schließen: Ohne den rettenden Eingriff des Staates hätte es einen Totalabsturz gegeben.

Achtzig Jahre zuvor hatte die Große Depression einen wirtschaftspolitischen Klimawandel hin zu einer Großen Repression wirtschaftlicher und politischer Freiheit gebracht. Das Vertrauen in die Marktwirtschaft – den ungeliebten Kapitalismus – war dahin. Es traten Regime hervor, die das scheinbare Chaos der Märkte durch Interventionen und Steuerung zu überwinden trachteten. Intellektuelle schauten neidisch in die Sowjetunion, die von keiner Rezession berührt war. Nicht nur im faschistischen Italien und im NS-Deutschland, sondern auch im Amerika des „New Deal“, dem Herzland des Kapitalismus, nahm der Staat die Wirtschaft an den Zügel. Zentrale politische oder korporatistische Kontrolle ersetzte die dezentrale Koordination durch Märkte.

Diese Geschichte wiederholt sich nicht, Gott sei Dank. Doch das Vertrauen in die Marktwirtschaft ist auch heute wieder erschüttert, nicht nur unter linken und linksliberalen Intellektuellen. Unter den Ökonomen finden jene mehr Gehör, die wie Nobelpreisträger Josef Stiglitz oder Paul Krugman für mehr Regulierung und Staatseinfluss werben. Die Finanzkrise sei eine historische Zäsur, meinte Stiglitz: 1989 habe der Fall der Berliner Mauer den Kommunismus diskreditiert, nun sei 2009 eine zweite Illusion zerstört worden: der „Marktfundamentalismus“ und Neoliberalismus.

Solche historischen Parallelen sollte das bürgerliche Lager zurückweisen. Sie beruhen auf einer Legende. Nicht die Marktwirtschaft oder neoliberale Politik haben in die große Finanzkrise geführt, sondern die Verletzung zentraler Regeln der Marktwirtschaft. Vor allem das Grundprinzip der privaten Haftung wurde außer Kraft gesetzt. Da sich an den impliziten Garantien der Staaten für große Finanzinstitute nichts Grundlegendes geändert hat, bleibt eine wesentliche Krisenursache latent bestehen. Noch beunruhigender: Auch das Muster der expansiven Geldpolitik, die in Amerika die Kreditpyramide entstehen ließ, deren Zusammenbruch die Welt erschütterte, scheint sich nicht grundsätzlich zu ändern.

So unbestritten das Versagen und die moralische Schuld skrupelloser Banken und Spekulanten auch ist, so bleibt die Klage darüber doch oberflächlich und lenkt von den tieferen Ursachen der Krise ab: Dem viel beklagten Marktversagen ging, wie im Folgenden erklärt wird, ein (Geld- und Fiskal-)Politikversagen voraus. Im Ursprungsland der Krise, den Vereinigten Staaten, war über Jahre eine Mischung aus expansiver Geldpolitik, stimulierender Fiskalpolitik und fehlgeleiteter Sozialpolitik am Werke, die mit viel „billigem Geld“ die Immobilienpreisblase schuf, deren Platzen die Weltwirtschaft erschütterte. Die staatlichen Akteure, die sich in 2008/2009 als Feuerwehr betätigten, waren zuvor die Brandstifter.

In der Krise wird nun Feuer mit Feuer bekämpft. Nicht mehr tragbare private Schuldenberge werden durch neue Schuldengebirge der Staaten ersetzt und übertroffen. Mit Massen an billigem Geld, das die Zentralbanken, vor allem die amerikanischer Federal Reserve (Fed) in die Märkte presst, sollen Verluste vermieden werden. Dabei wächst die Gefahr neuer Preisblasen und Fehlallokationen, längerfristig auch das Risiko hoher Inflation.

Als Konsequenz der Krise ertönt allseits der Ruf nach einer Rückkehr des „starken Staats“, der die Finanzmärkte in die Schranken weist und „den Kapitalismus“ zähmt. Krisenökonom John Maynard Keynes, der für konjunkturstimulierende Ausgabenprogramme eintrat, erlebt ein Revival. Umfragen zeigen, dass sich die Bürger insgesamt wieder mehr staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft wünschen. Doch was sich als „starker Staat“ darstellt, der Banken rettet, Unternehmen stützt, Branchen fördert, Subventionen vergibt und die Bevölkerung durch Sozialpolitik ruhig stellt, ist in Wirklichkeit ein schwacher, ein erpressbarer, ein getriebener Staat. In seinem Buch „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“ benannte Walter Eucken vor mehr als einem halben Jahrhundert das paradoxe Phänomen: „Die Zunahme der Staatstätigkeit nach Umfang und Art verschleiert den Verlust der Autorität des Staates, der mächtig scheint, aber abhängig ist.“

Statt sich auf die Schaffung einer festen Rahmenordnung für die Wirtschaft zu beschränken, wird der Staat in den Wirtschaftsprozess hineingezogen. Der Versuch einer (pseudo-) keynesianischen Dauerstimulierung der Konjunktur, wie sie besonders Amerika seit längerem betreibt, schafft neue Risiken. Es besteht die Gefahr, dass die Konjunkturstimulierung nur Strohfeuer entfacht. Am Ende ist alles finanzpolitische Pulver verschossen. Wie in den siebziger Jahren droht verbrannte Erde.

Mit der gewaltigen Verschuldungswelle zur Bekämpfung der Krise sind einige Staaten nahe an den finanziellen Abgrund gekommen. Kenneth Rogoff, der ehemalige IWF-Chefökonom, nahm schon im März 2009 – mitten in der großen Rettungsorgie – das „Deficit Endgame“ in den Blick: „Während die Schulden steigen und die Rezession anhält, werden wir sicherlich erleben, wie eine ganze Reihe von Regierungen versucht, ihre Last durch finanzielle Repression, höhere Inflation, teilweise Zahlungsunfähigkeit oder eine Kombination aus allen dreien zu erleichtern.“ Obwohl die Rezession einer Erholung gewichen ist und die Weltwirtschaft wieder wächst, geht das „Deficit Endgame“ der Staatsfinanzen weiter.

Drei Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise hat eine dritte Welle die Staatsfinanzen erfasst. Die Vereinigten Staaten haben weiterhin zweistellige Defizitquoten. Aber nicht sie, sondern einige kleinere europäische Staaten, die mit dem Staatsbankrott kämpfen, stehen im Fokus der Finanzmärkte. Zur Stabilisierung ihrer Finanzen haben die Staaten der Euro-Währungsunion ihnen Notkredite gewährt. Wohin soll das führen? In eine gewaltige Transferunion, lautet die bittere Erkenntnis. Auf Dauer droht Europa daran Schaden zu nehmen.

Neben den akuten Schuldenproblemen gibt es weitere mittel- und langfristige Risiken für die Handlungsfähigkeit der Staaten. Die Belastungen werden in der Zukunft zunehmen. Während das Wachstumspotential abnimmt, steigen die Ansprüche an den Sozial- und Interventionsstaat. In diesem Essay wird beleuchtet, wie mittel- und längerfristig seine demographischen Grundlagen schwinden. All dies sind düstere Perspektiven, nur ein entschiedenes Gegensteuern könnte einige Fehlentwicklungen aufhalten. Doch die Politik hält sich mit Scheinlösungen, Ablenkungsmanövern und oberflächlichen, opportunistischen Korrekturen auf, sie bedient Interessengruppen, statt das Gemeinwohl durch einen stabilen ordnungspolitischen Rahmen zu fördern.

Die Phrase vom „starken Staat“ ist trügerisch. Wir sehen „big government“ am Werk, doch es überdehnt sich und droht zu scheitern. Konservative und Liberale hegen unterschiedliche Vorstellungen von den Grenzen der legitimen Staatstätigkeit. Grundsätzlich aber stimmen sie im Ziel eines handlungsfähigen, nicht überbordenden Staates überein. Die vergangenen Jahrzehnte waren vom Gegenteil geprägt: Trotz einer hohen Staatsquote ließ die Handlungsfähigkeit nach, der Staat wurde in den Wirtschaftsprozess und die Lobbyinteressen hineingezogen. Wachstumsstimulierende Subventionen und verzerrende Eingriffe in den Markt machten korrigierende Gegeneingriffe notwendig, im schlimmsten Fall wird der Staat zur „Rettung“ einzelner Akteure auf Kosten der Allgemeinheit genötigt.

Die fundamentale konservative Korrektur bestünde darin, Abschied vom Staat als Marktteilnehmer zu nehmen und den Staat wieder als glaubwürdigen Schiedsrichter über die Spielregeln eines transparenten Marktes zu etablieren. Darin zeigt sich die Autorität des Staates. Den Weg, diese Autorität wiederherzustellen, weist das geistige Erbe des frühen Neo- bzw. Ordoliberalismus, der die Soziale Marktwirtschaft in den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland geprägt und zum Erfolg geführt hat. Dazu ist es notwendig, den Staat gegen die Versuchung opportunistischer Eingriffe zu immunisieren. Dies geschieht, wie am Schluss dieses Essays dargestellt, durch eine regelgebundene Wettbewerbs-, Geld- und Finanzpolitik.

Politikversagen als Ursache der Krise

Bis heute gilt die Finanzkrise vielen als „Marktversagen“. Der Beinahezusammenbruch des Systems zeige, wohin unverantwortliche Spekulation von größenwahnsinnigen und profitgierigen Bankern die Welt bringen könne. Dass es gierige, verantwortungs- und skrupellose Banker gibt, die in unentschuldbarer Weise mit dem Feuer spielen, ist offenkundig. Doch die Deutung der Krise als Folge eines reinen „Marktversagens“ greift zu kurz.

Vielmehr liegen die Gründe in einem komplexen, verhängnisvollen Zusammenspiel aus Markt- und Staatsversagen. Staatliche Geldpolitik hat das Aufblähen der Finanzblase ermöglicht, wie John B. Taylor, einer der renommiertesten Makroökonomen, gezeigt hat. Die große Krise wäre nicht entstanden ohne die Politik des „billigen Geldes“, die ein exorbitantes Kreditwachstum zugelassen hat. Dass die Kreditlawine in Amerika zu einem großen Teil über den Häusermarkt rollte, lag an der sozialpolitischen Zielsetzung, möglichst vielen Leuten zum Hauseigentum zu verhelfen. Diese beiden Faktoren sollen zunächst erklärt werden, bevor dann die mikroökonomischen Fehlanreize in den Banken untersucht werden.

Als Reaktion auf den Börsencrash nach dem Internet-Aktienboom sowie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 senkte die amerikanische Notenbank Fed unter ihrem Vorsitzenden Alan Greenspan sturzartig den Leitzins von 6,5 auf 1 Prozent. Auf diesem tiefen Niveau blieb er lange stehen. Die Fed war besorgt, dass die Wirtschaft nicht schnell genug nach der Rezession neue Arbeitsplätze schuf („jobless recovery“), zudem gab es eine verfehlte Deflationsdebatte. Erst Mitte 2004 begann Greenspan, „der Magier“, in kleinen Schritten die Geldpolitik zaghaft zu straffen. Da befand sich die Wirtschaft aber schon in einem kräftigen Aufschwung, die Preise am Immobilienmarkt kletterten in die Höhe.

Die Normalisierung des Zinsniveaus kam viel zu spät. Schon 2002 hätte die Fed nach der Taylor-Regel die Kreditexpansion drosseln müssen. Doch die Fed blieb auf expansivem Kurs. Ihre Devise lautete damals, dass man entstehende Blasen nicht erkennen könne. Und wenn eine Blase platze, dann könne man die Scherben aufsammeln und der Wirtschaft durch abermalige Zinssenkungen neuen Schwung geben. Das war Greenspans Devise, der damit die extrem expansive Geldpolitik rechtfertigte. Die wenigen warnenden Stimmen galten als Nörgler, etwa Raghuram Rajan, der IWF-Chefökonom, der 2005 in Jackson Hole vor Risiken durch die Kreditaufblähung warnte, oder William White, Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der schon 2003 den überexpansiven Kurs kritisierte. Beide ernteten feindselige Reaktionen, die Fed wollte allenfalls langsam die Zügel straffen. Das Potential für eine große Krise aus dem großen Kreditwachstum sah sie nicht.

Ein „asymmetrisches Muster“ der Geldpolitik – schnelle Zinssenkungen im Abschwung, zögerliche Zinserhöhungen im Aufschwung – ist schon seit den späten achtziger Jahren zu beobachten. Daraus folgt eine Welle wandernder Blasen in verschiedenen Märkten und Ländern – und letztlich ein Teufelskreis aus Geldschwemme, Euphorie, Blasen und Krisen. Die Notenbanken haben in jeder Wirtschaftskrise, beginnend mit der geplatzten Immobilienblase in Japan, immer mehr Liquidität in die Märkte gepumpt. Besonders stark war der geldpolitische Impuls der Fed nach 2001, noch verstärkt durch die gewaltigen Kapitalexporte der Chinesen nach Amerika, die das dortige Leistungsbilanzdefizit finanzierten. Die Hunderte Milliarden vagabundieren um die Welt und suchen nach Anlagemöglichkeiten. Nicht nur verzerrt der „billige Kredit“ die Preissignale an den Kapitalmärkten, er verführt auch zu übermäßigem Risiko und zu Über- bzw. Fehlinvestitionen.

Hintergrund dieser Krisenanalyse sind die Konjunkturtheorien der österreichische Ökonomen Ludwig von Mises, Joseph Schumpeter und Friedrich August von Hayek, die im Zuge der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise wieder entdeckt wurden. Sie interpretierten einen konjunkturellen Absturz als logische Folge des vorangegangenen, fehlgeleiteten Aufschwungs, der von zu billigem Geld und übertrieben positiven Erwartungen befeuert war. Die überzogenen Erwartungen können verschiedene Gründe haben, etwa einen „Hype“ um neue Produkte und Märkte („New Economy“) oder Finanzinnovationen (die Verbriefung von „Subprime“-Krediten, die den Kreditboom verstärkt hat). Die Märkte sind zunächst euphorisiert, doch kann der Herdentrieb der Anleger, den Hyman Minsky beschrieb, auch in die andere Richtung drehen und in Panik umschlagen.

Das Muster des geldpolitisch getriebenen „Boom“ und „Bust“ verläuft immer ähnlich: Im Boom wird mächtig investiert. Die Banken geben mehr und mehr Kredite aus. Der Risikoappetit der Investoren steigt, sie beginnen immer gewagtere und größere Projekte. Zugleich fühlt sich auch die Bevölkerung insgesamt reicher, sie gönnt sich mehr Konsum. Die Unternehmen machen mehr Profit, die Aktienkurse steigen. Irgendwann sind jedoch die Preise auf ein unhaltbares Niveau gestiegen. Das war am amerikanischen Immobilienmarkt 2007 der Fall. Die Euphorie der Spekulanten kann nun in Panik umschlagen. Banken verweigern neue Kredite, Unternehmen stoppen Investitionen. Am Ende steckt die ganze Wirtschaft in einer Rezession.

Eine solche Krise hat wenig mit Marktversagen zu tun; vielmehr war es eine staatlich ermunterte und verzerrte Spekulation, die schließlich platzte. Der ehemalige IWF-Chefökonom Rajan erinnert daran, dass Greenspan schon 2002 den Märkten versichert hatte, dass er nicht gegen Blasenbildung einschreiten werde. Die Fed werde aber im Fall eines Platzens einschreiten und den Übergang zur nächsten Expansion erleichtern. Dies war der berühmte Greenspan-Put – mit fatalen Folgen. Rajan schreibt dazu: „Die Logik war ... eindeutig gefährlich. Sie schürte die Flammen der Vermögenspreisaufblähung (asset price inflation), indem der Wall Street und den Banken quer durchs Land gesagt wurde, dass die Fed die Zinsen nicht anheben werde, um die Vermögenspreise zu drosseln, und dass sie, falls die Sache schrecklich schief ginge, einschreiten würde, um die Preise zu stützen.“ Das Versprechen der Rettung weckte „Moral hazard“, die Versuchung zu unverantwortlichem riskanten Handeln der Marktteilnehmer.

Während die lockere Geldpolitik die Kreditmassen schuf, die später wie Sprengstoff in den Bankbilanzen explodierten, war es eine gutmeinende Sozialpolitik, die das billige Kapital in den amerikanischen Häusermarkt lenkte. Auch hier war nicht ein unverzerrter Markt, sondern die lenkende Hand des Staates am Werke. Das sozialpolitische Ziel hieß „Wohneigentum für Jedermann“. Dazu wurde eine großzügige Hypothekenfinanzierung gewünscht und gefördert. Triebwerke waren die halbstaatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae (gegründet 1936 vom linken New-Deal-Präsidenten Roosevelt) und Freddie Mac (gegründet 1968 vom linksliberalen Lyndon B. Johnson). „Fannie und Freddie“ übernahmen die Finanzierung eines Großteils der Hypotheken, die von Banken ausgegeben wurden.

Dass ein erheblicher Teil der Darlehen auch an Minderheiten und „sozial Schwache“ vergeben wurde, die sich später als „subprime“ entpuppten, geht auf den Community Reinvestment Act zurück, der 1977 vom sozial engagierten Präsidenten Carter eingeführt und danach vielfach verschärft wurde. Das Gesetz war ein typisches Produkt der Antidiskriminierungs- und Quotenpolitik. Unter Präsident Clinton wurde der CRA verschärft. Das Wohnungs- und Stadtplanungsdepartment schrieb 1995 den Banken eine Quote von 42 Prozent Hypotheken für sozial Schwache vor, nach 2000 sollten es 50 Prozent sein. Unter Bush wurde die Quote nochmals auf 56 Prozent erhöht – alles im Zeichen der „Ownership Society“, die auch aus Menschen mit wenig finanziellen Sicherheiten stolze Eigenheimbesitzer machen sollte. Im Extrem wurden sogar „Ninjas“ (no income, no assets, no job) mit Hypotheken bedacht.

Ein gewaltiger Preisboom gerade für Häuser im unteren Segment war die Folge. Die Zahlen der Hypothekengiganten Fannie und Freddie und der Federal Housing Administration (FHA), die Rajan erwähnt, machen schwindeln: 1997 wurden „Subprime“-Hypotheken für rund 85 Milliarden Dollar vergeben, bis 2003 stieg das jährliche Volumen auf 446 Milliarden Dollar und lag danach bei 300 bis 400 Milliarden Dollar neuen Krediten. Nach Schätzung von Edward Pinto, einem früheren Chief Credit Officer, hielten die Hypothekenriesen Fannie und Freddie, die FHA und andere staatliche Programme im Juni 2008 „Subprime“- oder Alt-A-Kredite für rund 2,7 Billionen Dollar. Das waren 59 Prozent aller Darlehen in dieser Kategorie. „Es ist sehr schwer, zu einer anderen Schlussfolgerung zu gelangen, als dass dieser Markt weitgehend vom Staat und von staatsbeeinflusstem Geld getrieben war“, urteilt Rajan.

Als die Medien über die „Subprime“-Krise zu berichten begannen, wurde kaum klar, was sich dahinter verbarg. Es galt auch als politisch nicht korrekt, geradewegs zu sagen, wer die „schlechten Hypotheken“ erhalten hatte. Der an der Harvard Universität lehrende schottische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson fuhr damals nach Detroit, eine von der Krise besonders schwer getroffene Stadt, und besuchte die Stadtviertel mit den höchsten Kreditausfallrate. Eine „überproportionale Zahl von Subprime-Schuldnern gehörten ethnischen Minoritäten an“, berichtete Ferguson. „Als ich durch Detroit fuhr, begann ich mich zu fragen, ob ‚subprime’ in Wahrheit ein neuer Finanzeuphemismus für ‚schwarz’ war.“

Auch wenn es überspitzt formuliert klingt, ist doch sicher, dass die „Subprime“-Kreditschwemme im Wesentlichen aus einer staatlichen Lenkung in sozialpolitisch erwünschte Bereiche resultierte. Der Verkaufsdruck der Hypothekenvermittler, der vielfach angeprangert wurde, entstand unter dem Druck der CRA-Quoten. Der Immobilienboom endete für viele Hauseigentümer im Ruin. Die Hypotheken und andere Kreditschulden hingen wie Mühlsteine um ihren Hals, als der Wert der Immobilien zu sinken begann. Millionen Hauseigentümer wurden zahlungsunfähig. Sie entledigten sich der Last, indem sie den Hausschlüssel ihrer Bank zurückgaben. Die hatte nun faule Kredite in den Büchern, die mit unverkäuflichen Häusern besichert waren.

Und mit dem Vermögensverlust mussten die amerikanischen Bürger auch ihren Konsum reduzieren. Die schlichte Wahrheit ist, dass Amerika viele Jahre lang über seine Verhältnisse gelebt hatte: Mit der Politik des billigen Geldes, verstärkt durch die chinesischen Kapitalzuflüsse, wurde in den Vereinigten Staaten eine kreditgetriebene Investitions- und Konsumorgie gefeiert, die schon lange nicht mehr durch reale Ersparnisse gedeckt war. Von 1980 bis 2006, dem Vorabend der Finanzkrise, verdoppelte sich die private Verschuldung von 50 auf 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik half bei dem Spiel kräftig mit, getrieben von vage keynesianischen Ideen einer aktiven Konjunktursteuerung. 2007 war jedoch der Punkt gekommen, an dem dieses scheinbare Perpetuum Mobile nicht mehr weiterkam.

Die Krise verbreitete sich deshalb so rasend schnell um den Globus, weil die Hypothekenkredite durch Verbriefungen, vor allem ABS (Asset Backed Securities) und CDO (Collateralized Debt Obligations), weiterverkauft worden waren. Hunderttausende Hypotheken waren in diesen Wertpapieren zusammengefasst, die in mehrere Tranchen mit unterschiedlichen Renditen unterteilt waren. Da so viele Kredite in den Papieren zusammensteckten, galt das Risiko als gering, weil es breit gestreut schien. Allerdings waren die Risiken positiv korreliert, sobald der gesamte amerikanische Häusermarkt nachgab. Die Verbriefungen waren in Wirklichkeit eine Methode, die Risiken zu verschleiern und weiterzureichen. Auch dies hebelte das marktwirtschaftliche Prinzip der Haftung aus. Im Jahr 2007 begann der Markt für Verbriefungen auszutrocknen; sie verloren drastisch an Wert. Nun breitete sich der Fluch des billigen Geldes über den Globus aus, im Herbst 2008 wurde die Krise zum Flächenbrand.

In Deutschland hatten sich besonders die staatsnahen Landesbanken mit Verbriefungen eingedeckt. Nach einer Studie der Ökonomen Harald Hau und Marcel Thum machten die öffentlich-rechtlichen Banken 2007 und 2008 durchschnittlich zwei- bis dreimal so hohe Verluste wie die privaten Banken. Zudem stellten die Ökonomen auch einen eklatanten Mangel an Kompetenz in den Aufsichtsräten fest. Am schlimmsten war es in den öffentlich-rechtlichen Instituten, den Staatsbanken. Dort haben viele Aufseher kaum Banken- und Finanzerfahrung, merken die Forscher kritisch an. Diese bittere Erkenntnis sollte misstrauisch stimmen, wenn Politiker über inkompetente Banker schimpfen, die durch riskante Geschäfte hohe Verluste eingefahren haben. Politiker sind nicht die besseren Banker.

Kapitalismus und Bankensozialismus

Ohne Zweifel trägt die private Finanzwirtschaft einen großen Anteil der Schuld an dem Debakel, da sie leichtfertig auf eine gigantische Kreditpyramide setzte. Individuelle Gier und Größenwahn ergaben eine fatale Mischung. Doch von Marktversagen zu sprechen setzt voraus, den Begriff sauber zu definieren. In der Ökonomik sind drei Situationen bekannt, in denen es zu mehr oder minder schwerem Marktversagen kommen kann: bei externen Effekten, bei öffentlichen Gütern und bei asymmetrischer Information. Diesen dritten Fall, der bis zum Zusammenbruch von (Finanz-)Märkten führen kann, haben George Akerlof und Stiglitz treffend analysiert. Die Spannungen am Geldmarkt, der im Sommer 2007 stockte und im Herbst 2008 fast komplett austrocknete, war ein Beispiel dafür: Informationsasymmetrien und Intransparenz (jede Bank misstraute der anderen; jede konnte potentiell pleite sein) führte zur Lähmung des Marktgeschehens.

Der Finanzjournalist Walter Bagehot hat schon in seinem Klassiker „Lombard Street“ (1873) diese gefährliche Situation des allgemeinen Misstrauens beschrieben. Die Sorge der Sparer kann einen allgemeinen „Run“ auf die Banken auslösen, wie dies in England die Kunden von Northern Rock taten. Jeder Sparer handelt dabei individuell rational, indem er sein Geld abzieht, doch führt die Summe der Einzelhandlungen dazu, dass die Bank und die Ersparnisse untergehen. Bagehot folgerte, dass es einen „Lender of Last Resort“ geben müsse, eine oberste Instanz, die einschreite, um illiquide Banken zu stützen. Heutige Notenbanken gewähren die Liquidität meist zu sehr günstigen Zinsen. Sie stützen ganze Märkte und große Akteure, indem sie die Geldschleusen öffnen. Als 1987 der Hedge-Fonds LTCM nach einer gewagten Spekulation zusammenzubrechen drohte, hat die Fed den Markt mit Hunderten Milliarden Dollar geflutet. Das war ein starkes Signal an die Märkte. Und Greenspan wiederholte die Übung nach dem Zusammenbruch der „New Economy“.

Problematisch daran ist, dass die Märkte die Existenz einer obersten Rettungsinstanz mit ins Kalkül aufnehmen. Daraus entsteht das berüchtigte „Moral hazard“-Problem. Die ausgesprochene oder unausgesprochene Garantie verleitet zu übermäßiger Risikofreude, weil davon ausgegangen wird, dass im Falle zu hoher Verluste eine staatliche oder quasistaatliche Instanz eingreift und die strauchelnden Finanzinstitutionen auffängt. Sogenannte „systemrelevante“ Banken, die als „too big to fail“ (oder als „too connected to fail“) gelten, genießen einen impliziten Bestandsschutz. Aus Sicht der Bankmanager ist es daher rational, Spekulationen mit mehr Risiko einzugehen, die den Erwartungswert der Gewinne und individuellen Einkünfte maximiert.

Die implizite Staatsgarantie hebelt die Konkursgefahr aus, die untrennbar zur Disziplin des Marktes gehört. Es fehlt im Finanzsektor an privater Haftungsplicht, die konstitutiv für die Marktwirtschaft ist: Wer auf Gewinne spekuliert, muss auch für Verluste haften. Wer Chancen sucht, muss auch Risiken tragen. Walter Eucken, der Vordenker der neo- bzw. ordoliberalen Freiburger Schule und Gründervater der deutschen Sozialen Marktwirtschaft, formulierte in seinem Lehrbuch „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“: „Investitionen werden um so sorgfältiger gemacht, je mehr der Verantwortliche für diese Investitionen haftet.“ Und weiter schrieb Eucken: „Die Haftung wirkt insofern also prophylaktisch gegen eine Verschleuderung von Kapital und zwingt dazu, die Märkte vorsichtig abzutasten. Nur bei fehlender Haftung kommt es zu Exzessen und Zügellosigkeit.“

Genau das ist in der Krise geschehen. Da allgemein die Erwartung eines rettenden „Greenspan-Put“ vorherrschte, wurde Kapital zu sorglos eingesetzt – und letztlich verschleudert. Nur eine Verstärkung der Haftung im Finanzsektor könnte solch unverantwortliches Verhalten zügeln. Das gilt für ganze Banken, die keine Bestandsgarantie haben dürfen, wie auch für einzelne Manager, die übermäßige Risiken eingehen. Daher müssen die Banken ihre Vergütungsstrukturen ändern, die durch asymmetrische Anreize die Risikoneigung verschärft haben. Bankmanager werden durch Boni-Versprechen, die an kurzfristige Gewinne gekoppelt sind, zu hochspekulativen Geschäfte verleitet.

Als Gegenmittel empfehlen sich Vergütungsstrukturen, die den Anteil der variablen Boni verringern und Haltefristen für Aktienoptionen vorsehen. Zum Bonus muss ein Malus kommen, wenn Verluste auflaufen. Das dämpft den individuellen Risikoappetit von Bankmanagern. Finanzsystemisch sind höhere Eigenkapitalvorschriften die richtige Antwort auf die Krise. Mit dem internationalen Regulierungswerk Basel III sollen die Eigenkapitalquoten schrittweise auf 10,5 Prozent der risikogewichteten Aktiva erhöht werden. Mehr haftendes Eigenkapital bedeutet größere Sicherheitspolster, die Verluste abfedern, so dass Banken auf einer stabileren Grundlage stehen.

Das „Moral hazard“-Problem gegenüber der Gesellschaft – dem Staat – bleibt aber bestehen, solange Banken eine implizite staatliche Bestandsgarantie genießen. „Der Umgang mit systemrelevanten Instituten – die schwerste Hinterlassenschaft aus der Finanzkrise – ist weiterhin ungeklärt“, heißt es warnend im jüngsten Gutachten der deutschen „Wirtschaftsweisen“. Das Ziel der Staaten, „nie wieder in Geiselhaft durch den Finanzsektor genommen zu werden“, sei verfehlt worden. Sehr große und stark vernetzte Finanzinstitute werden deshalb systemrelevant genannt, weil von ihnen, wenn sie in Schieflage geraten, eine Gefahr für das gesamte Finanzsystem ausgeht. Es kann zu Dominoeffekten auf andere Finanzinstitute oder ganze Finanzmärkte kommen. Um das zu verhindern, werden die Systemrelevanten gestützt.

„Das Problem ist, dass die Gläubiger der systemrelevanten Finanzinstitute dies wissen, dass sie implizit eine Garantie durch den Staat genießen und dass diese wie eine Subvention wirkt“, kritisiert Beatrice Weder di Mauro, Ökonomieprofessorin in Mainz und Mitglied des Sachverständigenrats. Daraus folgen „massive Verzerrungen und Fehlanreize im Finanzsektor“.Beispielsweise können Banken einen Anreiz zu übermäßigem Wachstum sehen. Für die Volkswirtschaft – gerade in kleineren Staaten wie der Schweiz, Irland oder Island – erwachsen Risiken aus der Existenz übergroßer Banken.

Wie hoch diese Subventionen für die Großbanken sind, haben Ökonomen mit verschiedenen Methoden zu ermitteln versucht. Sie kommen auf unterschiedliche, doch stets sehr große Summen. Der Hauptwert der Garantie liegt darin, dass sich die Banken, die als „too big to fail“ (TBTF) gelten, am Kapitalmarkt günstiger finanzieren können, weil das Ausfallrisiko geringer ist. Nach Berechnungen von Dean Baker und Travis McArthur ergeben sich aus der Staatsgarantie um bis zu 0,5 Prozentpunkte geringere Zinskosten. Im untersten Rechenszenario kamen Baker und McArthur auf knapp 5 Milliarden Dollar, im obersten Szenario schätzten sie fast 35 Milliarden Dollar Subvention jährlich durch die impliziten Garantien für die amerikanischen Banken. Eine andere Studie hat anhand von Übernahmeprämien bei Fusionen, aus denen TBTF-Banken hervorgingen, den Wert der Subvention in den Vereinigten Staaten auf 14 bis 25 Milliarden Dollar geschätzt.

Kritischer gegenüber ihren Großbanken sind auch die Schweizer geworden. 2008 machten UBS und Credit Suisse Verluste von rund 30 Milliarden Franken, die UBS wurde anschließend vom Staat gestützt. Die Bilanzsummen der beiden Großbanken machten damals rund das Sechsfache des Schweizer BIP aus. Angesichts dieser Dimension wuchs in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit die Sorge, ob ein Zusammenbruch einer Großbank nicht die ganze Volkswirtschaft der Eidgenossenschaft gefährden würde. Nationalbankchef Philipp Hildebrand sagte, man müsse nun ohne Tabus über die Zukunft der Banken reden. Auch in Großbritannien regte sich heftige Kritik. Zentralbankchef Mervyn King regte ein „Testament“ für Großbanken an, damit diese im Krisenfall rasch aufgespaltet und abgewickelt werden könnten.

Gerade liberale Ökonomen wünschen sich Reformen der Bankenregulierung, um die Marktordnung wiederherzustellen. „Die Erwartung, dass es immer eine Rettung, einen Bail-out, geben wird, muss gebrochen werden“, fordert Boris Zürcher vom liberalen Schweizer Thinktank Avenir Suisse, der eine kritische Studie über das „too big to fail“-Problem verfasst hat. Wenn die Aussicht auf Rettung schwinde, hätte dies einen disziplinierenden Effekt auf die Banker und ihre Gläubiger. Zürcher schätzt den Wert der impliziten Subventionen für UBS und CS auf 3 bis 6 Milliarden Franken im Jahr. Das sei mehr Subvention für die Banker als für die Bauern der Schweiz. Darüber hinaus resultiert ein Wohlfahrtsverlust, weil der Wettbewerb zu Lasten der kleineren und mittleren Banken verzerrt wird.

Eine von der Berner Regierung berufene „Expertenkommission zur Limitierung von volkswirtschaftlichen Risiken durch Großunternehmen“ hat recht radikale Vorschläge gemacht: Auf mindestens 19 Prozent der risikogewichteten Aktiva sollten die Eigenkapitalquoten der Großbanken erhöht werden (das wäre fast das Doppelte der Basel III-Zielvorgaben), davon 10 Prozent hartes Eigenkapital und 9 Prozent in Form von bedingten Pflichtwandelanleihen („Contingent Convertibles“). Mit den CoCo-Bonds würden auch die Gläubiger einer Bank in die Pflicht genommen, wenn die Verluste einer Bank so hoch sind, dass die Eigenkapitalquote unter eine bestimmte Schwelle sinkt. Die Anleihebesitzer würden dann automatisch zu Aktionären und übernehmen Risiken. „Das Ziel ist, dass sich die Aktionäre und Anleihegläubiger nicht mehr darauf verlassen können, dass sie Verluste auf den Staat überwälzen können“, erklärt der St. Galler Wirtschaftsprofessor Manuel Ammann, der den Vorschlag in die Diskussion gebracht hat.

In Deutschland hat die Regulierung einen anderen Schwerpunkt gesetzt. Für Banken soll es eine wirksame Insolvenzordnung geben, so dass auch systemrelevante Banken bei Überschuldung vom Markt geräumt werden. Nach dem neuen Restrukturierungsgesetz sollen quasi-bankrotte Banken aufgespaltet und geordnet abgewickelt werden. Finanziert werden soll das aus dem Topf der Bankenabgabe, in den jährlich 1,3 Milliarden Euro fließen sollen, die vor allem die großen Institute mit mehr als 100 Milliarden Euro Bilanzsumme zahlen müssen. Die Abgabe geht in die richtige Richtung. Um aber wirklich die „Too big to fail“-Garantie auszugleichen und dem Wachstumsanreiz entgegenzuwirken, müsste sie höher sein, hat der Sachverständigenrat klargemacht. Ob das geplante Restrukturierungsregime im Ernstfall wirklich greifen würde, ist völlig ungewiss. „Die Gefahr ist, dass solche Gesetze nicht funktionieren, weil im Notfall sehr wenig Zeit und die Unsicherheit groß ist“, meint Manuel Ammann. Die systemischen Großbanken bleiben also ein Risiko für die Allgemeinheit.

Wie in den dreißiger Jahren hat die jüngste Krise das öffentliche Image der Banker ruiniert. Finanzinstitute, die 1931 in einer Kettenreaktion zusammenbrachen, nachdem sie in den zwanziger Jahren, begünstigt durch das starke Geldmengenwachstum und riskante Investments, hohe Gewinne gemacht hatten, galten als Hauptschuldige des Desasters, das in die Weltwirtschaftskrise führte. Der Schimpfnahme „Bankster“ wurde geläufig. In der aktuellen Krise richtete sich die öffentliche Wut gegen Banker, die trotz hoher Verluste noch Millionen-Boni erhielten: Sie galten als Inkorporationen eines perversen Kapitalismus. Doch mit echtem Kapitalismus – verstanden als Wirtschaftssystem, das auf privaten Eigentumsrechten und privater Haftung basiert – hat dieses Finanzsystem eben nur begrenzt zu tun. Vielmehr erinnert es an halbseitigen Sozialismus: Gewinne landen auf privaten Konten, große Verluste werden sozialisiert.

Wie hoch die Kosten durch Bankenkrise, Bankenrettung und Wirtschaftskrise letztlich ausfallen, kann nur schwer geschätzt werden. Vieles ist noch im Fluss. In Deutschland stellte der Staat im Herbst 2008 knapp 500 Milliarden Euro – die gigantische Summe entspricht rund 20 Prozent des BIP – als Garantien und Kapitalhilfen in Aussicht, doch nur ein Teil wurde in Anspruch genommen. Die Kapitalhilfen, die zwischenzeitlich 21 Milliarden ausmachten, werden zum Großteil zurückgezahlt, nur in den Landesbanken sind einige Milliarden wohl dauerhaft verloren. Der Wert der „toxischen“ Papiere, die in den „Bad Banks“ für die Münchner Hypo Real Estate und für die staatliche WestLB ausgelagert wurden, ist unsicher. Der Bund hat für die Verbindlichkeiten der beiden „Bad Banks“ im Haushaltsjahr 2010 vorsorglich Schulden von 231 Milliarden Euro verbucht, doch können sich die Kurse erholen. Einen Teil der Hilfen für quasi-insolvente Banken muss der Staat aber wohl abschreiben. In Amerika hingegen könnte die Bankenrettung sogar einen Gewinn abwerfen, wie das Finanzministerium im April 2011 verlautete.

Eine Studie der Deutsche Bank Research machte schon früh eine relativ glimpfliche Rechnung auf. Dieser zufolge waren die direkten Kosten der Finanzkrise für die Steuerzahler geringer als angenommen – in den meisten Industriestaaten unter 1 Prozent. „Überraschenderweise dürfte die Krise damit im historischen Vergleich eine der am wenigsten kostspieligen werden“, schreiben die DB-Ökonomen. Zu den direkten fiskalischen Kosten kommen jedoch noch „enorme indirekte Kosten“ der Krise, räumten sie ein. Dazu zählen Verluste an Wirtschaftsleistung, Steuerausfälle, die Kosten für Konjunkturpakete und Ausgaben der Sozialsysteme wegen der Rezession sowie künftig höhere Zinslasten durch Staatsschulden und ein gedämpftes Wachstumspotential.

Lehren aus der Krise: Marktwirtschaft statt Finanzzauber

Das bislang Gesagte erlaubt ein Zwischenfazit zur Finanzkrise. Sie hatte mehrere Ursachen, kann aber nicht als reines Marktversagen klassifiziert werden. Eine moralisierende Erklärung mit der „Gier der Banker“ greift zu kurz. Vielmehr müssen institutionelle und politische Faktoren mit ins Bild genommen werden. Die Finanzkrise entstand zu einem großen Teil aus Politikversagen: Zum einen die Geldpolitik, die mit real negativen Zinsen eine übermäßige Verschuldung der amerikanischen Haushalte und einen Boom in bestimmten Sektoren anregte, begleitet von einer Sozialpolitik, die Immobilienkredite ohne Sicherheiten förderte; zum anderen eine Bankenregulierung, die es erlaubte, mit zu wenig Eigenkapital und viel Fremdkapital übermäßige Risiken einzugehen und diese mit Verbriefungen über die ganze Welt zu verteilen.

Zwei Hauptlehren für eine marktwirtschaftliche Ordnungspolitik nach der Krise sind zu ziehen:

Die erste Lehre betrifft die Zentralbanken. Sie müssen künftig viel vorsichtiger agieren. Ein Überangebot billigen Geldes führt zu Preisblasenbildung und zur Fehllenkung von Kapital. Doch verfolgt man die Krisenpolitik der Fed unter ihrem Vorsitzenden Ben Bernanke, der ungeachtet der wirtschaftlichen Erholung weiter massenhaft Liquidität in den Markt drückt, kommen Zweifel auf, ob nicht die nächste Krise programmiert wird. Der ehemalige IWF-Chefökonom Rajan warnt vor dem „Risiko, dass wir von Blase zu Blase gehen. Ebenso sieht es Ex-BIZ-Warner William White. Nach Ansicht vieler Beobachter wird die Fed die Leitzinsen noch für lange Zeit nahe Null lassen. Die Billiggeld-Lawine wird einen Anstieg der Inflationsraten zur Folge haben. Aufhorchen lässt, dass einflussreiche Ökonomen in Amerika und aus dem IWF höhere Inflation gar nicht schlecht fänden. Schon jetzt droht die amerikanische Liquiditätsschwemme die Schwellenländer zu destabilisieren, die mit hohen Kapitalzuflüssen kämpfen. Von einer symmetrischen Geldpolitik, die sich Regeln unterwirft und strikt das Ziel der Preisstabilität verfolgt, ist nichts zu sehen. Abermals steht in Amerika die kurzfristige Konjunkturstimulierung im Vordergrund.

Die zweite Lektion betrifft die Regulierung der Banken: Wir brauchen nicht einfach mehr, sondern eine bessere Regulierung und mehr Transparenz. Vor allem muss es künftig deutlich höhere Anforderungen an das haftende Eigenkapital der Banken geben. Wer die Chance auf Gewinn haben will, muss auch bei Misserfolgen die Konsequenzen tragen. Durch geeignete Insolvenzordnungen müssen Banken der Disziplin des Marktes unterworfen werden und sich ihre Risiken in höheren Finanzierungskosten ausdrücken. Die Stärkung der privaten Haftung ist der einzige anreizkompatible Weg der Regulierung, der eine Einmischung des Staates in die Geschäfts- und Kreditpolitik der Banken vermeidet, aber ebenso künftige Erpressung durch quasi-bankrotte Banken.

Wenn diese Reformen greifen würden, ergäben sie eine ordnungspolitische Revolution: Die Ohnmacht des Staates, der sich in der Not zur Rettung gezwungen sieht, würde zur tatsächlichen Stärke, die Hilfegesuche abzulehnen und private Finanzhasardeure nicht mit Steuergeld zu stützen.

Die heute viel gescholtenen neoliberalen Ökonomen haben schon vor siebzig Jahren, als Reaktion auf die damalige Wirtschaftskrise, ganz ähnliche Gedanken formuliert. Ihr Ansatz für eine echte Wettbewerbsordnung ist unverändert aktuell. Und sie widersprechen dem populären und politisch gezeichneten Zerrbild des historischen Neoliberalismus. Keinesfalls huldigte dieser einem regellosen „Laissez-faire“; zumindest auf die frühen Neoliberalen trifft das Gegenteil zu. Sie plädierten für einen starken Staat, der Regeln für den Wettbewerb setzt und durchsetzt. Die historischen Neoliberalen suchten, nachdem in den frühen dreißiger Jahren „der Kapitalismus“ in Verruf geraten war, nach einem modifizierten wirtschaftsliberalen Ansatz.

„Der neue Liberalismus jedenfalls, der heute vertretbar ist, und den ich mit meinen Freunden vertrete, fordert einen starken Staat, einen Staat oberhalb der Wirtschaft, oberhalb der Interessenten, da wo er hingehört“, erklärte Alexander Rüstow, später Mitstreiter von Ludwig Erhard. Sein Vortrag 1932 vor der Ökonomenorganisation Verein für Socialpolitik gilt als die Geburtsstunde des deutschen Neoliberalismus. Er kritisierte das Ausgreifen des Staates über die Grenzen des Regelsetzens, das Eindringen in wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereiche, die Interventionen, Subventionen und Hilfsmaßnahmen. All dies sei kein „Zeichen übermäßiger Stärke des Staates“, sondern „das genaue Gegenteil davon: nicht Staatsmacht, sondern Staatsohnmacht. Es ist Zeichen unwürdigster und jämmerlichster Schwäche.“ Der Staat werde nun von den Interessengruppen ausgenommen. „Jeder Interessent reißt sich ein Stück Staatsmacht heraus und schlachtet es für seine Zwecke aus“, warnte Rüstow.

Walter Eucken, der Kopf der Freiburger Schule, fand zur selben Zeit eine ganz ähnliche Position. Er beklagte einen Verflechtungsprozess von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, der seit dem neunzehnten Jahrhundert zu beobachten sei. Der in den Wirtschaftsablauf intervenierende post-liberale Staat rufe die politische Aktivität der betroffenen Gruppen hervor und werde in der Folge von organisierten Interessen okkupiert. Der Staat werde zur Beute der Lobbygruppen. In erster Linie richteten sich die Klagen dieser frühen Neoliberalen gegen Interventionen, die den Strukturwandel der Wirtschaft aufzuhalten versuchten; sie können aber auch auf die Strukturverzerrungen angewandt werden, die durch implizite staatliche Garantien etwa im Finanzsektor entstehen. Die Lobbymacht der Banken ist besonders stark – und ihr gegenüber erscheint der genötigte Retter Staat besonders schwach.

Ein fragwürdiges Keynes-Revival

Neben der Bankenrettung hat die staatliche Konjunkturstimulierung in der Krise ein ungekanntes Ausmaß erreicht. Im Herbst 2008, nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, fielen die Investoren zunächst in Schockstarre. Die Wirtschaftsleistung, zuvor durch kreditfinanzierten Überkonsum und Überinvestition angeregt, brach ein. Damit war jener Moment gekommen, in dem John Maynard Keynes, der britische Krisenökonom (1883 - 1946), staatliche Ausgabenprogramme empfahl. Die Unsicherheit über die Zukunft war so groß, dass ein staatlicher Impuls notwendig schien, um wieder Vertrauen zu schaffen, damit die Wirtschaft nicht ins Bodenlose fallen würde. Schon vor Keynes haben (neo-)liberale Ökonomen für besonders schwere Krisen, wenn eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale drohe, konjunkturstimulierende Maßnahmen empfohlen. Wilhelm Röpke empfahl 1930/1931 eine staatliche „Initialzündung“, um die darniederliegende Wirtschaft wieder anzukurbeln. Allerdings war für Röpke klar, dass staatliche Arbeitsbeschaffungsprogramme nur in absoluten Ausnahmezuständen gerechtfertigt seien. Doch nicht diese maßvolle, sondern die radikalere Version von Keynes wurde populär.

Als der Keynesianismus nach dem Zweiten Weltkrieg fast die ganze Volkswirtschaftslehre sowie die Wirtschaftspolitik der angelsächsischen, später auch kontinentaleuropäischen Länder erfasste, simplifizierten und vulgarisierten Keynes’ Anhänger die Lehre ganz erheblich. Aus dem Rat, in absoluten Krisen mit kreditfinanzierten Ausgabenprogrammen die Wirtschaft anzuschieben, wurde in der Praxis ein dauerhaftes „deficit spending“ und zudem eine expansive Geldpolitik, um die Arbeitslosigkeit auf ein Minimum zu drücken. Auch bürgerliche Politiker hingen dem an. Präsident Richard Nixon etwa kündigte 1971 eine „Vollbeschäftigungsfiskalpolitik“ mit den Worten an: „Ich bin jetzt ein Keynesianer“.

Doch die Praxis der staatlich induzierten Nachfragebelebung endete im Desaster der Stagflation (stagnierende Wirtschaft bei steigender Inflation): Die Wirtschaft antizipierte die zusätzlichen Staatsausgaben und erhöhte schlicht die Preise; statt mehr Wachstum war mehr Inflation die Folge. Die Arbeitslosigkeit stieg nach dem Ölpreisschock, dagegen kamen immer neue fiskalische Impulse nicht an. Die Wirtschaft stagnierte, einzig die Inflation und die Schulden stiegen. Konjunkturpolitik wirkte wie ein Rauschmittel, das in immer größeren Dosen konsumiert wird: Erst stimuliert es kurzfristig, doch langfristig macht die Einnahme süchtig und ist extrem ungesund. Nach dieser Erfahrung der siebziger Jahre schien der Keynesiamus diskreditiert.

Nun ist der Geist des Keynesianismus erneut aus der Flasche gekrochen. Zumindest unter ernsthaften Ökonomen bleibt die Effektivität der Konjunkturpakete aber stark umstritten. Das Geheimnis der keynesianischen Ökonomie, das die staatlichen Konjunkturpakete in ihren Augen so attraktiv macht, ist der erhoffte Multiplikatoreffekt: Für jeden Dollar, den der Staat zusätzlich ausgibt, soll die Wirtschaftsleistung um deutlich mehr als einen Dollar steigen, weil die Unternehmen und Arbeitnehmer, die das Geld erhalten, ihrerseits Ausgaben tätigen und weitere Geschäfte anregen. Ein Multiplikator zum Beispiel von 5 hieße, dass der Staat 1 Euro in die Volkswirtschaft reinsteckt und damit 5 Euro Wirtschaftsleistung anregt, durch zusätzlichen privaten Konsum und mehr Investitionen. Die frühen Anhänger von Keynes glaubten tatsächlich an so gewaltige Multiplikatoren.

Nach den Enttäuschungen der siebziger Jahre wurde man bescheidener. Immerhin noch einen Multiplikator von 1,6 errechneten die amerikanischen Regierungsberater Christina Romer und Jared Bernstein 2009 für das 800 Milliarden Dollar schwere Konjunkturpaket der Vereinigten Staaten. Das hieße, dass die staatlichen Ausgaben fast 1,3 Billionen Dollar Wirtschaftsleistung anregen würden. Präsident Obama sprach von mehreren Millionen Arbeitsplätzen, die mit dem Programm „geschaffen oder gesichert“ würden. Wenn aber der Ausgabenmultiplikator unter 1 läge, würde der staatliche Impuls weniger Wirtschaftsleistung anschieben als er kostet. Die ganze Aktion wäre ein eklatantes Verlustgeschäft für die Steuerzahler. Genau dies legen aber neuere Studien zur Wirkung der jüngsten Konjunkturpakete nahe.

Zur Berechnung der Wirkung der europäischen Konjunkturpakete haben die Ökonomen Volker Wieland und Tobias Cwik von der Universität Frankfurt fünf unterschiedliche makroökonomische Modelle benutzt. Es sind allesamt Modelle, die (neo-)keynesianische Eigenschaften haben, vor allem Preis- und Lohnrigiditäten. Ihr ernüchterndes Ergebnis: Vier der fünf Modelle ergaben einen Multiplikatorwerte von weniger als 1. Nur ein Modell, das erwartungsgetriebene Verhaltensänderungen von Konsumenten und Unternehmen weitgehend ausblendet, brachte einen Multiplikator knapp darüber.

Nach diesen Berechnungen erscheint es wahrscheinlich, dass die Konjunkturprogramme insgesamt mehr gekostet als gebracht haben. Die geringe konjunkturelle Wirkung liegt vor allem an den Reaktionen der privaten Haushalte und Unternehmen, die der Absicht des Ausgabenprogramms entgegenlaufen. Weil die Bürger erwarten, künftig höhere Steuern zahlen zu müssen, um die Staatsschulden zu bedienen, schränken sie ihre Konsumausgaben ein. Hinzu kommt, dass bei höheren Finanzierungskosten durch höhere Zinsen die Unternehmen weniger investieren. Staatliche Ausgaben verdrängen somit privaten Konsum und private Investitionen („crowding out“).

Fragwürdig ist auch, ob mit direkten Staatsausgaben, zum Beispiel für Infrastrukturprojekte, eine bessere und vor allem anti-zyklische Wirkung erzielt werden kann. Bauinvestitionen, Straßen und Brücken sind Investitionen, die einen längerfristigen Nutzen stiften. Allerdings haben sie den Nachteil, dass sie nur mit einer Zeitverzögerung angestoßen werden können. Nimmt man die Reaktionsfrist der Regierung hinzu, bis sie die Rezession erkennt und Bauprojekte beschließt und dann tatsächlich beginnt, ergibt sich eine kritische Verspätung von mehrere Quartalen. Sie führt dazu, dass die konjunkturpolitischen Maßnahmen oft gar nicht mehr anti-zyklisch wirken. Sie setzen nicht im Abschwung ein, sondern erst in der Erholung und wirken somit pro-zyklisch, verstärken den Konjunkturzyklus, statt ihn zu glätten.

Das lässt sich empirisch auch in der jüngsten Rezession nachweisen. Sie begann im Euro-Raum schon im Januar 2008, wie die CEPR-Statistiken in der Rückschau ergaben, was damals aber noch nicht klar war. Dass sich die Wirtschaft in der Rezession befand, wurde allgemein erst im Spätsommer 2008 erkannt. Die großen Konjunkturpakete wurden Ende 2008 und Anfang 2009 verabschiedet. Ein Großteil der damit beschlossenen Projekte wurde aber erst 2010 verwirklicht. Die Baugeräte rollten erst, als die Rezession schon geendet hatte. Insgesamt haben die elf wichtigsten europäischen Staaten Konjunkturpakete beschlossen, die fast 100 Milliarden Euro im Jahr 2009 und 80 Milliarden Euro im Jahr 2010 umfassen. Das war jeweils rund 1 Prozent des BIP. Ihre Wirkung sollte dennoch nicht überschätzt werden, wogegen die Schulden dauerhaft bleiben.

Eine besondere Vergünstigung erhielt 2009 die Autoindustrie. Um sie in der Krise zu stützen, zahlte der Staat Abwrackprämien für das Verschrotten eines Altwagens beim Kauf eines Neuwagens. In Deutschland betrug die Prämie 2500 Euro, damit wurde der Absatz von mehr als 1,7 Millionen Autos, vor allem Kleinwagen, subventioniert. Insgesamt kostete die Förderung den Steuerzahler fast 5 Milliarden Euro. Die Autoindustrie jubelte über den Stimulus, doch Ökonomen erkannten darin lediglich ein Strohfeuer. Denn viele Käufer hatten wegen der staatlichen Prämie einfach einen geplanten Autokauf vorgezogen. Nach dem Ende der Prämie fiel der Absatz entsprechend schwächer aus. Eine Studie über die amerikanische Abwrackprämie (im Volksmund„Cash for Clunkers“, das Programm kostete rund 2,9 Milliarden Dollar) hat gezeigt, dass der Effekt der Prämie nach bloß acht Monaten komplett verpufft war. Der Nettoeffekt für die Branche war also längerfristig gleich Null – der Staat und die Steuerzahler blieben aber auf zusätzlicher Verschuldung in Milliardenhöhe sitzen.

Schon während der Rezession waren die kritischen Stimmen nicht völlig verstummt, die von keynesianischer Politik keine Wunder erwarten. In Amerika protestierten 200 Ökonomen, darunter die Nobelpreisträger James Buchanan, Vernon Smith und Edward Prescott in Anzeigen gegen den Ausgabenrausch der Regierung Obama. Sie erinnerten an das Schicksal Japans: Immer mehr Staatsausgaben konnten dort das „verlorene Jahrzehnt“ in den neunziger Jahren nicht verhindern. Die japanische Regierung legte damals fast ein Dutzend Konjunkturprogramme auf, die Wirtschaft belebte sich aber nicht. Einzig die Baukonzerne profitierten, die noch die letzten Küstenstreifen mit Straßen zubetonierten und Tunnel und Brücken bauten. Japans Nettoschuldenposition verschlechterte sich von rund 20 auf 120 Prozent des BIP, die Bruttoverschuldung stieg über 200 Prozent des BIP. Noch schafft es der japanische Staat, seine gering verzinsten Anleihen im Inland, bei der staatlichen Postbank und Pensionsfonds unterzubringen. Doch schon bald wird er sich auch auf dem internationalen Kapitalmarkt finanzieren müssen. Dann wird der Schuldendienst extrem belastend.

Die große Finanz- und Wirtschaftskrise war ein Turbo für die öffentliche Schuldenzunahme. Niemals zuvor in Friedenszeiten sind die öffentlichen Schulden so rasend schnell gestiegen; Harvard-Historiker Ferguson verglich die finanziellen Auswirkungen der Krise gar mit denen eines Weltkriegs. Im Durchschnitt sind die Industrieländer nun mit rund 100 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung verschuldet: Japan hält den traurigen Rekord, die Vereinigten Staaten liegen bei rund 100 Prozent, Großbritannien und Frankreich über 85 Prozent, Italien bei fast 120 Prozent Schuldenquote. Deutschland kann sich bei 75 Prozent stabilisieren (inklusive der Bad-Bank-Schulden sind es fast 80 Prozent), Österreich knapp darunter bei 72 Prozent. Im Durchschnitt des Euro-Raums ist die Schuldenquote nach der Prognose der EU-Kommission von 66 Prozent im Jahr 2007 auf 86,5 Prozent im Jahr 2011 geklettert.

Derart hohe Schuldenstände sind Gift für künftiges Wirtschaftswachstum. Sie nähern sich dem kritischen Schwellenwert von 90 Prozent des BIP, ab dem die Wirtschaft deutlich geschwächt wird, wie Carmen Reinhart von der University of Maryland und ihr Harvard-Kollege Kenneth Rogoff empirisch ermittelt haben. Bei 90 Prozent Schuldenquote ist das Wachstum im Mittel um etwa 1 Prozentpunkt niedriger. Für Schwellenländer liegt die kritische Marke schon bei 60 Prozent. Die Volkswirtschaften schleppen dann zu große Schulden mit sich; hohe Steuern dämpfen die Investitionen, das Produktivitätswachstum schwächt sich ab. Nach einer Studie von IWF-Ökonomen bremst eine Zunahme der Staatsschuld um 10 Prozentpunkte das Wirtschaftswachstum um 0,2 Prozentpunkte, bei sehr hohen Schuldenständen nimmt der Bremseffekt überproportional zu.

Die offiziell ausgewiesenen, expliziten Schulden sind nicht die ganze Wahrheit. Hinzu kommen in allen Staaten mit umlagefinanzierten Sozialsystemen weitere, noch größere implizite Schulden. Darunter fallen alle Verpflichtungen aus den Rentenversicherungen, die Pensionszusagen an die Beamten sowie die stetig steigenden Sozial- und Gesundheitskosten, die über staatliche Versicherungen finanziert werden. In Deutschland beträgt die explizite Staatsschuld inklusive Bad-Bank-Schulden rund 2 Billionen Euro – also knapp 80 Prozent des BIP. Hinzu kommt laut Schätzung des Sachverständigenrats ein verdeckter Schuldenberg von 270 Prozent des BIP. Das wären aktuell mehr als 6 Billionen Euro. Schulden in Sozialsystemen zu verstecken, erscheint als bequemer Weg, um Kosten in die Zukunft zu verschieben.

 „Fiskalischer Kindesmissbrauch“ nennt es der amerikanische Ökonom Lawrence Kotlikoff, der als einer der Ersten auf das Problem der verdeckten Schulden hingewiesen und sogenannte Generationenbilanzen und Nachhaltigkeitslücken ausgerechnet hat. Einer schrumpfenden Zahl von künftigen Beitragszahlern stehen die wachsenden Ansprüche der Transferempfänger in einer alternden Gesellschaft gegenüber. Unterbleiben drastische Reformen der Renten-, Sozial- und Gesundheitssysteme, dann werden die impliziten Schuldenberge nach und nach als Defizite sichtbar. Was für ein Schulden-Himalaya sich auftürmen könnte, hat die Ratingagentur Standard & Poor’s in einer Studie zu quantifizieren versucht. In den meisten entwickelten Staaten würden die Schuldenquoten bis zum Jahr 2050 theoretisch auf 300 Prozent des BIP steigen – völlig untragbare Lasten. Bevor es aber soweit kommt, wären die Staaten längst finanziell zusammengebrochen.

Stimulieren um jeden Preis

Schon die „große Rettung“ des Jahres 2009 hat die meisten Staaten völlig erschöpft. Ihre Reserven sind verausgabt, ihr künftiger Handlungsspielraum gering. Nun müsste das Ruder entschlossen herumgerissen werden. Statt Stimulus ist Sparen angesagt. Auch in Vereinigten Staaten wäre eine entschlossene fiskalische Bremsung notwendig, doch sind dort die Regierung und die Opposition über diese Frage tief zerstritten. Dort hoffen einige, die Schuldenquoten durch Wachstum reduzieren zu können. Diese Hoffnung kann aber trügen. Hohe Wachstumsraten weisen die Schwellenländer auf, die von der Krise kaum berührt waren. Deutschland profitiert mit seinem großen Exportsektor vom asiatischen Aufschwung, daher das Wachstum von 3,6 Prozent im Jahr 2010. Die deutsche Erholung sowie das osteuropäische Wachstum strahlen auf Mitteleuropa ab. Österreich erreichte 2 Prozent Wachstum erreichte und lag damit deutlich über dem Euro-Durchschnitt.

Die meisten westlichen Industrieländer sowie die Volkswirtschaften der Euro-Peripherie schleppen sich aber nur mühsam aus der Krise. Sie müssen sich schmerzhaft umorientieren. Verzerrte Wirtschaftsstrukturen mit aufgeblähtem Finanzsektor oder überdimensioniertem Bausektor gibt es in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Irland sowie in Spanien. Das Potentialwachstum dieser Länder ist für absehbare Zeit gedämpft, da die Finanzsektor- und Immobilienkrisen nachwirken. Bevor die Wirtschaft wieder stärker wächst und die Arbeitslosigkeit signifikant sinken kann, müssen sie sich strukturell neu ordnen. Einige Bereiche müssen „gesundschrumpfen“. In den Jahren des kreditgetriebenen Booms sind in Amerika viele Arbeitsplätze in der Industrie abgebaut und stattdessen höher bezahlte Jobs in (Finanz-)Dienstleistungssektor geschaffen worden. Das vermeintliche Produktivitätswunder hat das nominelle BIP aufgebläht, war aber nicht nachhaltig.

Gegen den schmerzhaften Prozess der Anpassung und Rückbildung sträuben sich mächtige Interessengruppen und Wählerschaften. Wird versucht, mit immer weiteren fiskal- oder geldpolitischen Stimuli eine Rückkehr zum alten, aufgeblähten Wachstumspfad zu erzwingen, wie dies die amerikanische Regierung und Zentralbank tun, läuft die Politik ins Leere. Sie hinterlassen einen wachsenden Schuldenberg und legen die Saat für Inflation.

Damit könnte sich die Erfahrung der siebziger Jahre wiederholen, die der zypriotische Ökonom Athanasios Orphanides, heute EZB-Ratsmitglied, analysiert hat. Auch damals überschätzten einige Zentralbanker die „Output-Lücke“ und unterschätzten folglich die „natürliche“, also strukturelle Arbeitslosenquote. Sie schossen aus vollen Rohren mit billigem Geld, um die Wirtschaft nach der Ölpreiskrise anzufeuern. Die Folge war aber nicht mehr Wachstum, sondern anziehende Inflationsraten.

Angesichts der ungebremsten Liquiditätsschwemme der Fed und der hohen amerikanischen Staatsverschuldung, die schon mehr als 14 Billionen Dollar beträgt, erscheint auf längere Sicht die Position des Dollar nicht mehr gesichert. China, der Hauptgläubiger der Vereinigten Staaten, macht sich Gedanken, wie es seine Devisenreserven (fast 2 Billionen Dollar) besser diversifizieren könnte. Davon könnte der Euro profitieren, wenn die europäische Gemeinschaftswährung nicht gerade selbst eine tiefe Krise durchliefe.

Die Währungsunion in der Zerreißprobe

Das Beben der Finanzkrise hat in der dritten Welle zu extrem hohen Staatsdefiziten geführt und in Europa schonungslos die Schwachstellen der Währungsunion offengelegt. Nach gut zehn Jahren Schönwetterperiode, in der die Währungsunion trotz Regelverstößen recht gut zu funktionieren schien, ist sie in einen Sturm geraten, der sie zu zerreißen droht. Schon vor der Festschreibung der Wechselkurse 1999 und der Einführung des Euro gab es zahlreiche Warnungen: Ein gemeinsames Währungsdach für Volkswirtschaften mit unterschiedlicher Wettbewerbskraft kann zu Spannungen führen. Der Euro-Raum ist kein „optimaler Währungsraum“, denn für eine gemeinsame Währung sind die Volkswirtschaften zu heterogen, die (Arbeits-)Märkte zu inflexibel und die Faktormobilität zu gering, um exogene Schocks auszugleichen. Ein grundlegender Irrtum der europäischen Politik war, in der Währungsunion auf eine immer weitere Konvergenz der Volkswirtschaften zu hoffen. Das Gegenteil trat ein: Nach 1999 gab es keine Konvergenz zu beobachten, sondern ein Auseinanderdriften, was die Wettbewerbsfähigkeit angeht. Das zeigte sich in den Leistungsbilanzen.

Die Südeuropäer erlebten zunächst eine Sonderkonjunktur, getrieben durch den EZB-Einheitsleitzins. Für Deutschland und Österreich, die mit niedrigen Inflationsraten in die Währungsunion gingen, war der EZB-Leitzins real zu hoch. Für die Peripherie, die höhere Inflationsraten hatten, war er zu niedrig. Die realen Zinsen lagen dort über Jahre im negativen Bereich. Dies war eine ungeheure Verlockung zur Verschuldung, die Kreditvolumina wuchsen rapide. In Spanien und Irland kam es zu Baubooms, der plötzliche scheinbare Reichtum heizte den Konsum an. Insgesamt leisteten sich die Südländer, die allgemein stärkere, kampfbereite Gewerkschaften haben, übermäßig hohe Lohnzuwachsraten, die nicht von der Arbeitsproduktivität gedeckt waren. Die Lohnstückkosten in Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland stiegen gegenüber der Vor-Euro-Zeit um rund ein Drittel, in gleichem Maß sank ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit.

Daraus folgten stark steigende Leistungsbilanzdefizite in den „Piigs“-Staaten und steigende Auslandsverschuldung, die in Finanzkrisen besonders gefährlich werden kann. In Griechenland wuchs das Leistungsbilanzdefizit 2009 auf extrem hohe 14 Prozent des BIP, Portugal kam auf mehr als 10 Prozent, Spanien auf 5,5 Prozent und Italien und Irland auf mehr als 3 Prozent des BIP. Griechenland und Portugal hatten auch ihren schwerfälligen öffentlichen Dienst erheblich ausgeweitet, die Ausgaben für die vom Staat Beschäftigten verdoppelten sich in einem Jahrzehnt. In jeder Hinsicht lebten diese Länder über ihre Verhältnisse. Zunächst konnte der Überkonsum durch Kapitalzuflüsse aus dem Norden und die drastisch sinkenden Zinsen finanziert werden. Als mit der Finanzkrise die Kapitalmärkte plötzlich die Entwicklung der öffentlichen Verschuldung misstrauischer beobachteten, verlangten sie von den „Piigs“-Staaten schlagartig höhere Risikoprämien.

Konnten die südeuropäischen Länder vor dem Euro noch ihre Währungen abwerten, um ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, ist dieser Ausweg nun versperrt. Statt Wechselkursabwertung droht Zahlungsunfähigkeit – was die Gläubiger, allen voran französische und deutsche Banken, schwer getroffen hätte. Hinter den Kulissen drohten die Banken der Politik mit einer möglichen Kettenreaktion im Finanzsystem, falls die Anleihen von Griechenland oder anderen Peripherie-Staaten ausfielen. So wurde abermals eine Rettung mit Steuergeld erpresst. Eigentlich schloss der Maastricht-Vertrag einen „Bail out“ aus. Es hieß klar, dass die Teilnehmer der Währungsunion nicht für die Schulden anderer Mitglieder haften. Doch dieser Grundsatz wurde über Bord geworfen. Die solideren Mitglieder der Eurozone, allen voran Deutschland, haften nun für die Schulden der Peripherie.

Als sich die Schuldenkrise zuzuspitzen begann, hatte der frühere EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing noch eindringlich vor einer Verletzung der „No bail out“-Klausel gewarnt. Wer diesen Grundsatz aufweiche, der lege „die Axt an den stabilitätspolitischen Rahmen der Währungsunion“. Dass jeder Staat für seine eigenen Schulden und Defizite hafte, sei entscheidend für die finanzpolitische Disziplin. „Ohne das gäbe es kein Halten mehr“, warnte Issing. Im Mai 2010 gab es kein Halten mehr. Die Regierungen der Euro-Länder, die EU-Kommission und der IWF richteten eine Kreditlinie von 110 Milliarden Euro für Griechenland und dann einen Rettungsfonds mit 750 Milliarden Euro für sämtliche finanzschwachen Euro-Länder ein. 2013 soll an seine Stelle der European Stability Mechanism (ESM) treten, der sogar nominal 700 Milliarden Euro Volumen haben soll. Entsprechend der EZB-Kapitalquoten gibt Deutschland den Löwenanteil von maximal 168 Milliarden Euro Garantien und leistet von 2013 an schrittweise eine Bareinlage von fast 22 Milliarden Euro, Österreich haftet für bis zu 17,3 Milliarden Euro mit zahlt 2,2 Milliarden Euro in die unverzinste Bareinlage.

Aus der Währungsunion droht damit eine Transferunion zu werden. Die Gefahr, dass der Euro zur Haftungsgemeinschaft mutiert, haben Kritiker, etwa der Tübinger Ökonom Joachim Starbatty, von Anfang an vorausgesagt. Die Mehrheit der deutschen Wirtschaftsprofessoren stand den Plänen für eine Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWU) in den neunziger Jahren skeptisch bis ablehnend gegenüber. Doch ihre Vorbehalte wurden ignoriert. Denn der Euro war in erster Linie ein politisches, kein ökonomisches Projekt. Frankreich forderte von Deutschland die Aufgabe der D-Mark als Preis für die Wiedervereinigung. Die ökonomischen Begründungen der angeblichen Vorteilhaftigkeit einer gemeinsamen Währung wurden nachgeschoben.

Ein Damm gegen unsolide Fiskalpolitik sollte der Stabilitätspakt sein, der aber in den Jahren 2003 bis 2005 von Deutschland und Frankreich gemeinsam aufgeweicht wurde. Nun soll der Pakt zwar verschärft werden. Es bleibt aber dabei, dass es bei überhöhten Defiziten keinen Sanktionsautomatismus gibt. Der Prozess bleibt politisiert, weiterhin richten potentielle Sünder über aktuelle Sünder. Unter diesen Bedingungen wirken Sanktionsdrohungen nicht glaubwürdig. Auf die schiefe Bahn zur Vergemeinschaftung von Altschulden führte auch die Diskussion über Euro-Bonds, die von besonders integrationseifrigen Regierungen und der Kommission gefordert werden. Gemeinsame Anleihen würde den schlechten Schuldnern eine Entlastung auf Kosten der relativ guten Schuldner wie Deutschland und Österreich bringen. Dass der ESM künftig Anleihen finanzschwacher Euro-Staaten ankaufen darf, führt die Euro-Bonds durch die Hintertür ein.

Statt einer Vergemeinschaftung von Schulden empfehlen die meisten Ökonomen eine Insolvenzregel für Staaten. Griechenland, das bald 160 Prozent Schuldenquote hat, sollte eine Umschuldung gewährt werden. Damit gäbe es eine Beteiligung der Gläubiger an der Sanierung der Staatsfinanzen. Zumindest müssten EU-Hilfskredite aus Steuermitteln mit einem Schuldenmoratorium in Form einer Verlängerung der Laufzeiten verbunden werden. Die Anleger, die hochrentierende Piigs-Anleihen gekauft haben, würden dann wenigsten einen Teil der Risiken tragen, statt sie komplett auf die europäischen Steuerzahler abzuwälzen. Eine solche Regelung würde disziplinierend wirken, weil sie künftige übermäßige Schuldenmacherei bremst.

Wenn jedoch der Eindruck entsteht, dass die Steuerzahler der solideren Länder, allen voran Deutschland, die Niederlande und Österreich, die Zahlmeister der EU sind, wird die Akzeptanz der EU beschädigt. Die Euro-Verdrossenheit hat in der Krise einen Höhepunkt erreicht. Nach den Allensbach-Umfragen haben in Deutschland fast zwei Drittel der Bürger wenig oder gar kein Vertrauen mehr in die EU. Ohnehin hat sich die Mehrzahl der Bürger nur widerwillig in das Euro-Experiment gefügt, das wie vieles in der EU ein Projekt der Politik-Eliten war. Auch diese sind nun ratlos. Die Kluft zwischen Politik und Bürger wird breiter. In einer Transferunion werden sich die Nettozahler ausgenutzt und getäuscht fühlen, zumal wenn offenkundige Statistikfälschung wie in Griechenland vorliegt. Finanzielle Spannungen können zu politischen Spannungen führen. Der Euro würde dann zum Sprengsatz für Europa werden. Eine solche Entwicklung hat der amerikanische Ökonom Martin Feldstein in einem vieldiskutierten Aufsatz schon vor Beginn des EWU-Experiments prophezeit.

Im „Haus Europa” sind die Risse seit 2010 nicht mehr zu übersehen. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, flüchtete sich die EU-Elite in eine martialische Rhetorik. Von einem „Angriffskrieg“ ominöser internationaler Spekulanten war die Rede, gegen den Frankreichs Präsident Sarkozy eine „Generalmobilmachung“ ankündigte. Er wolle „ohne Gnade die Spekulation bekämpfen“.Einige prominente und besonnene Ökonomen hatten die Courage, dem Unsinn zu widersprechen, etwa Otmar Issing, der frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Er widersprach der „Mär von der Spekulation“ und fragte: „Ist es Spekulation zu nennen, wenn Pensionsfonds und Lebensversicherungen versuchen, griechische Anleihen abzustoßen, um Schaden von ihren Versicherten abzuwenden?“ Der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe nennt den Verweis auf die „notorischen Spekulanten … eine Art Schadenszauber, weiß doch mittlerweile jedes Kind, dass die Probleme nicht auf Spekulation zurückzuführen sind, sondern nicht selten auf handfeste Misswirtschaft.“

Da die mitteleuropäischen Steuerzahler über die Rettungsorgie nicht begeistert waren, malten die EU-Eliten eine drohende Katastrophe an die Wand, wenn einzelne Mitglieder wegen Zahlungsschwierigkeiten die Währungsunion verlassen müssten. Auf den Wirtschaftshistoriker Plumpe wirkt diese Drohkulisse wenig überzeugend. Er erinnert daran, dass es schon die verschiedensten Währungsunionen in der Geschichte gab, die alle irgendwann auseinanderfielen. „Ihr Zerfall trat in der Regel ein, wenn die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Teilnehmerländern zu groß wurden, um eine gemeinsame Währung sinnvoll erscheinen zu lassen, oder wenn sich ein oder mehrere Teilnehmer nicht mehr an die vereinbarten Spielregeln hielten. Ihr Zerfall war bisher kaum je ein ökonomisches Desaster.“ Ein Desaster wäre es nur für die jene Europapolitiker und EU-Bürokraten, die den Euro als ökonomisches Treibmittel einer politischen Zentralisierung des Kontinents sahen. Dieses Unterfangen, das mit Euro-Krise einen herben Rückschlag erleidet, versuchen sie dennoch fortzusetzen.

Die schleichende Transformation der Währungsunion in eine Haftungsunion steht erst am Anfang. Flankierend fordert die französische Regierung seit Jahren eine „Wirtschaftsregierung“, wogegen die deutsche Kanzlerin einen „Pakt für Wettbewerbsfähigkeit“ vorgeschlagen. Die Diskussion im Jahr 2010 drehte sich immer mehr um „makroökonomische Ungleichgewichte“, die es abzubauen gelte. Französische Politiker und Ökonomen plädierten für eine Art europäische Makro-Globalsteuerung, auch in Deutschland finden sich im linken Lager ein paar Fürsprecher dieser Idee. Wenn die Peripherie in den kommenden Jahren nicht wettbewerbsfähig wird, weil sie unter zu hohen Schulden leidet und zu geringe Innovationskraft hat, wird der Ruf nach Transferflüssen oder nach politischer Steuerung der Leistungsbilanzen immer lauter werden. Frankreich hat die zu geringen Lohnsteigerungen in Deutschland kritisiert. Die Forderung nach „Harmonisierung“ der Lohnpolitiken ist dabei nur der wenig kaschierte Versuch, die Produktionskosten des Konkurrenten zu erhöhen.

Die Schritte zu einer supranationalen, gemeinsamen Wirtschaftspolitik führen in jedem Fall zu mehr Vereinheitlichung. Durch mehr supranationale Vorgaben wird nicht nur die nationale demokratische Souveränität ausgehebelt. Eine zentralistische Politik nach dem Motto „one size fits all“ ist auch ökonomisch höchst fragwürdig in einem heterogenen Wirtschaftsraum.  In der Geldpolitik hat es zu Verzerrungen und Fehllenkungen geführt. Die von Frankreich propagierte „Wirtschaftsregierung“ bedeutete im Extrem eine Gleichschaltung der länderspezifischen Fiskal-, Sozial-, Tarif-, Renten- und Bildungspolitiken. Dies würde die europäische Vielfalt planieren und in eine Sackgasse führen. Europa wäre nicht mehr Europa. Denn gerade die Vielfältigkeit hat, historisch gesehen, das Entdeckungsverfahren ermöglicht, das Europa zu einer einzigartigen und führenden Region in der Welt macht. Es war dieser produktive Systemwettbewerb, der das historische „Wunder Europas“ (Eric L. Jones) ermöglicht. Durch mehr zentralistische Planierung würde Europa nicht „fit“ für den globalen Wettbewerb, wie die Befürworter einer „Wirtschaftsregierung“ versprechen, sondern sein Wachstumspotential tendenziell gemindert.

Die tickende demographische Zeitbombe im „alten Kontinent“

Die Wachstumsaussichten sind ohnehin gedämpft: Kurz- und mittelfristig wegen der Folgen der Finanz- und Schuldenkrise, die strukturelle Veränderungen erzwingt. Mittel- bis längerfristig werden die Auswirkungen des demographischen Wandels immer schärfer zutage treten. Die Bezeichnung Europas als „alter Kontinent“ bekommt einen neuen, düsteren Sinn. Mit einer überalternden Bevölkerung geht Dynamik verloren. Jeder einzelne wird natürlich die Verlängerung der Lebenserwartung als Geschenk zusätzlicher Zeit sehen. Gesamtgesellschaftlich dürften die Konsequenzen stark überalternder Bevölkerungen und einer fehlgesteuerten Zuwanderung jedoch zu existentiellen Belastungsproben führen. Schon heute gibt es in Mitteleuropa mehr 65-Jährige als unter 20-Jährige. Vor allem im Zusammenspiel mit der Verschuldung wird die Herausforderung deutlich: Immer weniger Nachkommen müssen immer größere Lasten schultern.

Mitte der sechziger Jahre erreichte die Geburtenrate mit deutlich über 2 Kindern je Frau – der sogenannten Babyboomer-Generation – einen kurzen Höhepunkt. Als die Geburtenraten dann einbrachen, wurden die Konsequenzen zunächst verdrängt, eine Debatte sollte nicht stattfinden und wurde gar diffamiert. Bevölkerungswissenschaft galt nach den NS-Missbräuchen als anrüchig. Dennoch bleibt die Demographie eine zentrale Größe, die sich nicht aus Gründen vermeintlicher „political correctness“ ignorieren lässt. Bevölkerungsentwicklungen sind träge Phänomene, doch gewinnen sie an Fahrt, wenn ein Einbruch der Geburtenrate so lange anhält. Seit fast vierzig Jahren liegt sie nun bei etwa 1,4 Kindern je Frau. Das ist rund ein Drittel weniger als das bestandserhaltende Niveau. Im Klartext heißt das: Jede nachgeborene Generation wird um ein Drittel kleiner sein als ihre Elterngeneration. Dieser Prozess führt in eine sich selbst verstärkende demographische Abwärtsspirale.

Die absoluten Zahlen verdeutlichen die epochale Verschiebung. Im letzten Jahr des Babybooms 1964 kamen in Deutschland (West und Ost) rund 1,35 Millionen Kinder zur Welt, dann sank die Geburtenzahl um mehr als ein Drittel. Vordergründig wird dies als „Pillenknick“ bezeichnet. Als tiefere Gründe erscheinen ein kultureller und ideologischer Wandel, das Forcieren neuer, emanzipierter Frauenrollenbilder, die das Muttersein in den Hintergrund drängten, sowie die zunehmende Individualisierung und Auflösung der traditionellen Familienstrukturen, deren Aufgaben zum Teil der Sozialstaat übernahm. Ökonomisch kann der Verzicht auf Nachwuchs als Reaktion auf veränderte (Opportunitäts-)kosten der Erziehung der Kinder gedeutet werden, deren „Wert“ (emotional und materiell) geringer geachtet wird. Nicht zu unterschätzen ist auch der demographische Effekt des Sozialstaats: Während die Kosten der Kindererziehung weitgehend bei den Eltern liegen, wird ihr ökonomische „Nutzen“ sozialisiert, indem sie Rentenbeiträge ins Umlagesystem zahlen, aus dem auch die Renten der Kinderlosen finanziert werden.

Den bisherigen Tiefpunkt der Geburtenzahl markiert in Deutschland das Jahr 2009, als nur noch 651.000 Kinder zur Welt kamen. Innerhalb von 45 Jahren hat sich die Basis des Nachwuchses halbiert. In Österreich lag die Geburtenzahl im Höhepunkt 1963 bei fast 135.000, heute werden weniger als 77.000 Kinder im Jahr geboren. Dies ist ein Rückgang der Geburtenzahl um mehr als 40 Prozent in nicht einmal zwei Generationen. Noch stehen die Babyboomer mehrheitlich im Erwerbsleben, doch werden sie etwa zur Mitte des Jahrzehnts ausscheiden. In den kommenden Jahrzehnten wird die Alterung in eine beschleunigte Schrumpfung der Bevölkerung übergehen. Das Ausmaß der zu erwartenden Bevölkerungsverluste nennt der bekannte Bielefelder Biograph Herwig Birg vergleichbar mit denen im Dreißigjährigen Krieg, der die Einwohnerzahl um etwa ein Drittel dezimierte und ganze Landstriche in Mitteleuropa entvölkerte.

Zum Teil füllen Einwanderer und ihre Nachkommen die demographische Lücke, doch nicht vollständig. Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik von 82 Millionen auf 68 Millionen sinken, darunter sind nach der Berechnung von Birg dann rund 19 Millionen mit Migrationshintergrund. 2100 könnte die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik, wenn die demographischen Trends sich nicht drastisch ändern, auf 46 Millionen geschrumpft sein. Davon wären nur noch eine Minderheit von 21 Millionen ethnische Deutscher gegenüber einer Mehrheit von Zugewanderten und ihren Nachkommen.

Für Österreich ist eine noch schnellere Verschiebung der ethnischen Relationen anzunehmen. Nach der mittleren Schätzung von Statistik Austria wird die Bevölkerungszahl zwar bis 2050 von 8,4 auf 9,4 Millionen zunehmen, aber nicht wegen nennenswert steigender Geburtenzahlen, sondern als Folge einer erwarteten hohen Zuwanderung. Die autochthone österreicherische Bevölkerung schrumpft bis zur Jahrhundertmitte um 2 Millionen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sinkt nach der Prognose von Vonach und Tagesen auf etwa 52 Prozent. Am stärksten sind die demographischen Verschiebungen in den Städten und in der jungen Bevölkerung. In Wien könnte der Migrantenanteil bei den unter 40-Jährigen schon zur Jahrhundertmitte auf 73 Prozent der Bevölkerung anwachsen.

Langfristige demographische Prognosen stehen unter dem Vorbehalt, dass künftige Trends sich ändern können. Doch die mittelfristige Bevölkerungsentwicklung ist unentrinnbar durch den Geburtenstreik der vergangenen vierzig Jahre determiniert. Der Kindermangel bedeutet künftigen Elternmangel. Europas Bevölkerung wird demnach in nie gekanntem Maße schrumpfen. Abgesehen davon, dass der Mangel an Nachwuchs starke Zweifel am kulturellen Überlebenswillen aufkommen lässt, verdüstert er die volkswirtschaftlichen Perspektiven. Schon in diesem Jahrzehnt, wenn die Babyboomer in Rente gehen, wird das Potential an qualifizierten und leistungsfähigen Arbeitskräften deutlich knapper. Zugleich steigt deren Belastung durch Beiträge in die Sozialsysteme und die Versorgung der zunehmenden Zahl von Älteren.

Heute kommen noch drei Erwerbstätige auf einen Rentner, in einer Generation dürften es weniger als zwei sein. Wegen der schrumpfenden Basis an Erwerbspersonen (bis 2035 in Deutschland um rund 5 Prozent, danach beschleunigt) ist mit schwächerem Wachstum zu rechnen. Das Schweizer Prognos-Institut schätzt, dass selbst im günstigsten Szenario mit einer steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren und Migranten die Wachstumsrate bis 2035 im Durchschnitt nur noch 1 Prozent beträgt und zuletzt auf 0,6 Prozent sinken wird.

Der demographische Wandel, der seit einigen Jahrzehnten schleichend abläuft, ist träge und dennoch so wuchtig, dass er die bisherigen Gesellschaftsordnungen in eine Zerreißprobe führen wird. Es drohen Verteilungskonflikte: Junge gegen Ältere, Gesunde gegen Kranke, Einheimische gegen Migranten. Die finanziellen Ressourcen des Sozialstaates werden härter als je zuvor umkämpft sein. In der Demokratie, in der die Präferenzen des Median-Wählers entscheidend sind, droht eine beschleunigte Umverteilung. Die Zahl der Sozialleistungsbezieher, die ein Interesse am Ausbau der Umverteilung haben, steigt, während die Steuern und Abgaben zahlende erwerbstätige Mitte schrumpft. Schon heute gehören in Deutschland 42,4 Prozent der Wahlberechtigten zur Gruppe derer, die ihr Einkommen hauptsächlich vom Staat beziehen. Dazu zählen Rentner, Arbeitslose sowie Empfänger anderer Sozialleistungen. „Es fehlt also nicht mehr viel, bis jeder zweite Wahlberechtigte vom Staat alimentiert wird“, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft.

Angesichts der demographischen Entwicklung ist der Zeitpunkt absehbar, an dem die Sozialleistungsbezieher die Mehrheit der Wahlberechtigten darstellen. Zwar sind Transferbezieher kein geschlossener Wählerblock, doch tendenziell eint sie ihr Interesse an einem stetigen Transferfluss. In Deutschland ist zu beobachten, dass neben den Arbeitslosen die Rentner eine zunehmende Wählergruppe der Linkspartei bilden, die sich gegen die Rentenreformen mit dem demographischen Ausgleichsfaktor und der Anpassung des Renteneintrittsalters stemmt. Als in der Rezession 2009 die Arbeitseinkommen sanken, wurden die Renten nicht entsprechend gekürzt, stattdessen beschloss die schwarz-rote Regierung eine „Rentengarantie“. Das Aufweichen der Regel erfolgte aus rein politischem Opportunismus.

Die mächtigsten Wählerbataillone sind künftig die Älteren, die Transfer- und Sozialleistungsbezieher. Dies fällt ins Gewicht, wenn über die Verteilung knapper Ressourcen, etwa für junge Familien, für Bildung oder für die Rentenempfänger, gestritten wird. FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher hat den Begriff „Methusalem-Komplott“ geprägt, der Münchner Ökonom Hans-Werner Sinn warnte vor einer „Gerontokratie“. Nur die Abwanderungsdrohung der Jüngeren, der Steuer- und Abgabenzahler, kann den Zugriff des Sozialstaates auf ihre Einkommen bremsen. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Staat die Wünsche der Wähler bedient, indem er sich zulasten kommender Generationen verschuldet hat. Während die Sozialausgabenquote des deutschen Staatshaushalts seit den siebziger Jahren stark ausgeweitet wurde und nun mehr ein Drittel des BIP beträgt, ist die Investitionsquote des Bundes unter 9 Prozent gesunken. Der Schwerpunkt der Ausgaben liegt also auf Sozialkonsum.

In der demographischen Falle erscheint der Staat, der ein umfassendes, aber nicht mehr finanzierbares soziales Sicherungsversprechen gegeben hat, nicht mehr souverän. Er hat Handlungsspielräume verloren. Er ist nicht mehr Gestalter einer sozialen Ordnung, sondern Getriebener von Interessengruppen. Um heutige Wählerinteressen zu bedienen, schmälert er Zukunftschancen. Immerhin hat Deutschland mit der Schuldenbremse einen finanzpolitischen Riegel gegen weiteres opportunistisches Schuldenmachen eingezogen. Von 2016 an muss der Bund und von 2020 an müssen die Länder mit nur noch minimaler struktureller Neuverschuldung auskommen. Solche Schuldenregeln sind der einzige Schutz der künftigen Generationen gegen eine Ausgabenpolitik zu ihren Lasten.

Die Lebenserwartung der Menschen in Mitteleuropa steigt seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Selbst nach konservativen Schätzungen könnte sie jedes Jahrzehnt um etwa weitere 2 Jahre zunehmen. Während das allein ein Grund zur Freude sein könnte, bringt das drastische Schrumpfen der jungen Generation die Gesellschaft aus der Balance. Um die politischen Kämpfe um Rentenanpassungen zu entschärfen, wäre eine Regel zur dynamischen Anpassung des Renteneintrittsalters notwendig. Die hinzukommenden Lebensjahre würden dann nach einem festen Verhältnis auf Arbeits- und Pensionszeit verteilt, etwa zwei Drittel zu ein Drittel. Analog zur Schuldenbremse wäre dies eine Selbstbindung der Politik gegen die Versuchung einer wahltaktisch motivierten, opportunistischen Rentenpolitik auf Kosten der kleiner werdenden jüngeren Generationen.

Ausländer rein – aber die richtigen

Auf dem Arbeitsmarkt wird sich schon Mitte des Jahrzehnts die Nachwuchsknappheit schmerzhaft bemerkbar machen. Die Babyboomer gehen in den Ruhestand, geburtenschwache Jahrgänge treten ins Erwerbsleben ein. Einige Branchen klagen schon heute über Fachkräftemangel. Eine stärkere Aktivierung von Älteren und Arbeitslosen kann die Knappheit lindern, doch nur zum Teil. Daher ist Zuwanderung notwendig, die aber in radikaler Weise neu zu steuern ist. Sie muss nach den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichtet sein und darf zugleich die sozial-kulturelle Aufnahmefähigkeit nicht überschreiten. Skepsis ist angebracht, ob dies gelingt, denn gerade in der Einwanderungsfrage haben sich die westeuropäischen Staaten über Jahrzehnt konzeptlos und schwach gezeigt.

„Insgesamt muss hier von einem Politikversagen gesprochen werden“, urteilt der Bremer Migrationsforscher Stefan Luft. „Der demokratische Rechtsstaat ist nicht in der Lage gewesen, die sich dynamisch entwickelnde Zuwanderung – von der Gastarbeiteranwerbung über den Familiennachzug – wirkungsvoll zu begrenzen.“ Zunächst wurden vor allem Ungelernte ins Land geholt, danach ein ungesteuerter Zuzug geduldet, der zu einem erheblichen Teil in die Sozialsysteme ging. Insbesondere die Türkei, die 1961 auf ein eigenes Gastarbeiterabkommen mit Deutschland drang, hatte einen Anreiz, ihren Bevölkerungsüberschuss nach Westeuropa abzuschieben. Von 1962 bis 1973 gab es einen Nettozuzug von etwas mehr als 3 Millionen Menschen aus Südeuropa und der Türkei nach Deutschland.

Die Erwerbsquoten waren anfangs hoch, die Situation wandelte sich aber mit der Rezession Mitte der siebziger Jahre. Während die meisten Italiener, Spanier, Griechen und Jugoslawen, die arbeitslos wurden, in ihre Heimat zurückgingen, blieb der Großteil der Türken. Sie waren die einzige Ausländergruppe in Deutschland, deren Zahl trotz des Anwerbestopps von November 1973 und der steigenden Arbeitslosigkeit weiter wuchs. Die türkische Zuwanderung fand mehr und mehr über den Familiennachzug statt. In einer regelrechten Kettenwanderung siedelten halbe ostanatolische Dörfer in mitteleuropäische Großstädte um. Hinzu kam in den frühen neunziger Jahren ein anschwellender Strom von Asylbewerbern.

Der großzügige deutsche Sozialstaat wirkt dabei als „zweipoliger Zuwanderungsmagnet“, wie es der Chef des Münchner Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn formuliert. „Mit der einen Seite stößt er die reichen Nettozahler ab, und mit der anderen zieht er die armen Kostgänger des Staates an.“ Eine Studie seines Instituts hat für Migranten im Durchschnitt knapp 2370 Euro jährlich Nettogewinn durch staatliche Leistungen errechnet. Dazu gehören Sozialhilfe, Wohngeld, Kindergeld, Mitversicherung von Angehörigen in der Krankenversicherung und die Nutzung öffentlicher Einrichtungen. Eine türkische Familie mit drei Kindern erhielt über zehn Jahren einen Nettotransfer des Sozialstaates von im Durchschnitt 118.350 Euro als „Wanderungsprämie“.Dieser Einwanderungsanreiz durch den Sozialstaat erklärt einen großen Teil der Fehlsteuerung der Migrationsströme.

„Von 1970 bis 2003 stieg die Zahl der Ausländer in Deutschland von 3 auf 7,3 Millionen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Ausländer blieb dagegen mit 1,8 Millionen konstant. Ein Großteil der Einwanderung nach Deutschland ging also am Arbeitsmarkt vorbei in das Sozialsystem“, stellt der FAZ-Herausgeber Holger Steltzner fest. Wer aber das „unkorrekte“ Tabuthema der Einwanderung in das Sozialsystem anspreche, müsse mit der Empörung der Wohlfahrtsanhänger rechnen. Inzwischen hat sich eine regelrechte Integrationsindustrie herausgebildet. Zu ihr gehört das Heer von Sozialarbeitern, Sozialverbänden und auch Kirchen, kommunalen Ausländerbeauftragten, Antidiskriminierungsstellen und multikulturellen Vereinen mit öffentlicher Förderung. Sie alle gehören zu den Stützen der Migrantenmilieus und haben versucht, Probleme mit der Sprachregulierung der „political correctness“ zu vertuschen.

Unbequeme Fakten zur Zuwanderung, die ein partielles Scheitern und hohe Kosten der Integration anzeigen, wurden viel zu lange tabuisiert. Verschweigen hilft aber nicht beim Lösen der Integrationsprobleme. Die Arbeitslosenquote von 18 Prozent der Ausländer in Deutschland übertrifft die gesamtdeutsche Quote von gut 7 Prozent um mehr als das Doppelte. In Österreich sind etwa 10 Prozent der Ausländer arbeitslos, zweieinhalbmal so viel wie unter den Einheimischen. Die Durchschnittswerte sind indes nur begrenzt aussagekräftig. Unter den westeuropäischen Ausländern ist die Arbeitslosenquote kaum höher als die der Einheimischen. Extrem hoch sind die Arbeitslosigkeit und Integrationsdefizite dagegen bei Zuwanderern aus dem arabischen und afrikanischen Raum sowie aus der Osttürkei, also aus Kulturkreisen, die dem europäischen fern stehen.

Von den in Deutschland lebenden Libanesen, die überwiegend als Asylanten kamen, beziehen ganze 90 Prozent Langzeitarbeitslosengeld (Hartz IV), wie die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen. Von den Irakern sind 65 Prozent, von den Afghanen 53 Prozent langzeitarbeitslos. Von den laut Statistik 1,65 Millionen türkischen Staatsbürgern in der Bundesrepublik beziehen immerhin 26 Prozent Hartz IV. Deutlich besser schneiden Kroaten und Serben ab, deren Hartz-IV-Quote von 8 Prozent nur wenig über dem deutschen Durchschnitt liegt. Hauptgründe für die erheblich höhere Arbeitslosigkeit sind die schlechte Qualifikation und mangelnde Sparbeherrschung. 76,5 Prozent der nicht-deutschen Arbeitslosen haben laut Statistik keine Berufsausbildung, unter den deutschen Arbeitslosen waren es 36,8 Prozent.

Unübersehbar wachsen in den Großstädten migrantische Milieus, die weder integrationsfähig noch -willig sind. Eine verfehlte multikulturalistische Duldungspolitik hat dazu beigetragen. „Die Vision einer multikulturellen Gesellschaft, in der jede Herkunftsgruppe unbeeinflusst ihre Eigenart ausleben sollte, ließ echte Integration nie zu, sondern stärkte das Leben in jenen Parallelgesellschaften, in denen sich die Unterschichten der Großstädte konzentrieren“, heißt es in einer vielbeachteten Studie des politisch neutralen Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Nach dieser Studie unterscheiden sich Migranten unterschiedlicher Herkunftsregionen signifikant nach ihren Intergrationserfolgen und -misserfolgen. Am besten schnitten die aus Osteuropa gekommenen Spätaussiedler mit deutschen Wurzeln ab, die sich relativ problemlos einfügten. Mit Abstand am schlechtesten integriert ist die Gruppe mit türkischem Hintergrund.

In keiner anderen Herkunftsgruppe finden sich mehr Menschen ohne Bildungsabschluss (30 Prozent) und weniger mit Hochschulberechtigung (14 Prozent). In keiner Gruppe war zudem die Tendenz zur Vermischung durch bi-kulturelle Ehen so gering wie bei den Türkischstämmigen, die mit 2,5 Millionen (etwa 800.000 sind eingebürgert) die größte Einwanderergruppe in Deutschland ausmachen. Nur jeder zwanzigste Türkischstämmige heiratete einen deutschen Partner. Offenbar stellt der Islam eine zusätzliche Integrationsbarriere dar. Ehepartner holen türkische Familien gerne aus dem Heimatland. Der Zustrom der „Importbräute“, wie sie die deutsch-türkische Soziologin Necla Kelek bezeichnet, erschwert es in jeder Generation neu, Anschluss an die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu finden. Sprach- und Bildungsmängel werden von Generation zu Generation weitergegeben.

Von Europa nach Eurabia?

Mit der etwa doppelt so hohen Geburtenrate ist absehbar, dass der Anteil der türkischen und arabischen Migrantenpopulation exponentiell steigt. In manchen großstädtischen Vierteln wird er dominierend. In den Kindergärten und Schulen im Berliner Bezirk Neukölln, wo oftmals 90 Prozent einen nicht-deutschen Hintergrund haben, müssen sich faktisch die verbliebenen wenigen deutschen Jugendlichen integrieren. Aus Sicht der verbliebenen alternden einheimischen Bevölkerung sind diese Viertel überfremdet. Die sozialen Probleme vertreiben Eltern der Mittelschicht, übrig bleibt eine weitgehend perspektivlose Unterschicht. Viele Jahre galt Kritik an der ungesteuerten Zuwanderung als unanständig oder wurde als „ausländerfeindlich“ diffamiert. Nach Jahren des Verharmlosens und Beschönigens  hat der Problemdruck indes so zugenommen, dass die Verheißung einer multikulturellen „Bereicherung“ der Alltagserfahrung immer weniger entspricht.

In dieser Situation wirkte das provokante Buch „Deutschland schafft sich ab“ des ehemaligen Berliner SPD-Finanzsenators und Bundesbankers Thilo Sarrazin wie ein Befreiungsschlag für eine offene Debatte über Migration und Integration. Die überwältigend zustimmende Reaktion aus der Bevölkerung gab es nicht für die umstrittenen erbbiologischen Thesen, sondern für den Mut, ohne Rücksicht auf „political correctness“ die Konsequenzen des demographischen Wandels, der ungesteuerten Zuwanderung und der mangelnden Integration zu diskutieren. Weitere kritische Stimmen haben sich in jüngster Zeit hervorgewagt. So nennt der amerikanische Journalist Christopher Caldwell, der mehr als ein Jahrzehnt an den Brennpunkten islamischer Migrantenmilieus recherchiert hat, die gegenwärtige demographisch-kulturelle Umwälzung eine „Revolution in Europa“, die ein soziales Pulverfass schafft.

Im Extremfall kann gescheiterte Integration zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen. Ende 2005 sind erstmals offene Unruhen in den französischen Banlieues ausgebrochen. Die betongrauen Sozialsiedlungen vieler Vorstädte, bewohnt überwiegend von nord- und schwarzafrikanischen sowie arabischen Einwanderern und ihren Kindern, sind Zonen der Perspektivlosigkeit. Die Arbeitslosenquote liegt bei 40 Prozent, viermal so hoch wie der nationale Durchschnittswert. Unter den Jugendlichen ist weit über die Mehrheit ohne Job. Im Oktober 2005 löste der Unfalltod zweier Jugendlicher wochenlange Brandtstiftungen und Kämpfe mit der Polizei aus. Im Gesamtjahr 2005 wurden knapp 30.000 Autos und 5700 Bushaltestellen angezündet. Der „Spiegel“ beschrieb die Unruhen als „Intifada vor den Toren der französischen Hauptstadt“.

Der „Aufruhr in Eurabia“ könnte ein Menetekel für die Zukunft sein. Tausende Polizisten standen zigtausend aufgebrachten arabischen und afrikanischen Jugendlichen gegenüber. Erst Notstandsmaßnahmen und Ausgangssperren stoppten die offene Gewalt, die Spannungen bestehen weiter. Von Anzeichen, dass auch in hiesigen Zuwanderervierteln brenzlig wird, berichtet die deutsche Polizeigewerkschaft. „Es gibt Straßenzüge in manchen Vierteln Berlins, Hamburgs, Duisburgs, Essens oder Kölns, in die sich Polizisten nicht mehr alleine hineintrauen“, sagt der Gewerkschaftschef Rainer Wendt. Bei Verhaftungen von türkischen oder arabischen Jungkriminellen komme es zu Zusammenrottungen. Es sei „bundesweit bekannt, dass diese Blitzmobilisierungen meist von jungen Männern mit türkischem oder arabischem Hintergrund ausgehen“ berichtet der Polizeigewerkschafter Wendt. „In solchen Vierteln wankt das staatliche Gewaltmonopol“.

Keine Zuwanderung mehr ins Sozialsystem

Über Jahre hat der Staat seine innere Schwäche durch die Zahlung von Sozialleistungen verdeckt und perspektivlose Zuwanderer auf diese Weise ruhigzustellen versucht. Das Alimentieren der Problemmilieus kann jedoch die Probleme noch verfestigen, da es den Druck zu eigener Anstrengung mindert. Wer das Abgleiten junger, geringqualifizierter Zuwanderer in Arbeits- und Perspektivlosigkeit verhindern will, muss früher und intensiver ihre Bildung fordern und fördern. Sanktionen für Integrationsverweigerer, die Kurse und Angebote nicht wahrnehmen, sollten selbstverständlich sein. Zwar haben jüngst die Regierungschefs Merkel, Sarkozy und Cameron „Multikulti“ für gescheitert erklärt, was als Wende in der Migrationsdebatte gesehen wurde, doch ist dieser Feststellung bislang wenig Konkretes gefolgt. Die deutsche „Leitkultur“-Debatte blieb weitgehend folgenlos. Allenfalls ist der Spracherwerb in den Fokus gerückt. Noch vor nicht allzu langer Zeit beklagten grüne Politiker die Anweisung zum Deutschsprechen auf dem Schulhof als „Zwangsgermanisierung“; solche Selbstverleugnungsverrenkungen sind vorbei.

Integration kann jedoch nur glücken, wenn die Umwelt im Viertel wie in der Schule noch von der Mehrheitskultur geprägt ist. Ist ein Viertel mehrheitlich von Migranten bewohnt, wird die Integration chancenlos. Die Politik schreckt dabei vor der Erkenntnis zurück, dass die Vergrößerung der zugewanderten Unterschicht zum Teil auch auf staatliche Sozialleistungen zurückzuführen ist. Gerade Geringverdienern setzen sie finanzielle Anreize zu einer höheren Reproduktion. Diese aber führt in einen Teufelskreis: Die Familien der Unterschicht haben mehr Kinder als in der Mittelschicht, die abwandert. Ihre materielle, Sprach- und Bildungsarmut wird weitergegeben. Das Problem der gering qualifizierten, oft arbeitslosen und desintegrierten Milieus verfestigt sich über die Generationen.

Der Bremer Soziologe und Demograph Gunnar Heinsohn hat in mehreren bemerkenswerten Aufsätzen an den sozialpolitischen Paradigmenwechsel der Amerikaner erinnert, der in den achtziger Jahren unter der Regierung Reagan begann und unter der Regierung von Bill Clinton vollendet wurde. Während in den kontinentaleuropäischen Wohlfahrtsstaaten ein dauerhafter Sozialhilfebezug für die Unterschicht möglich ist, hat man in den Vereinigten Staaten seit 1997 den bislang lebenslangen Anspruch auf fünf Jahre begrenzt. Sozialhilfe kann kein Lebensmodell sein, hieß Clintons Botschaft. Vorbereitet hatte diese Reform die Studie „Losing Ground“ des Politologen und Ökonomen Charles Murray. Seine brisante These: Obwohl die Ausgaben für Sozialhilfe seit den sechziger Jahren stark gestiegen waren, hatte dies die Armut nicht verringert, sondern die Zahl der Empfänger immer weiter erhöht, weil junge Frauen sich mit unehelichen Kindern auf Kosten von „Vater Staat“ durchbringen konnten. Mehr Geldangebote verlockten dazu, Kinder als Einnahmequelle zu sehen.

Daraus zog Clinton schließlich die Konsequenz für eine radikale Reform: den Übergang von „welfare“ zu „workfare“. Für körperlich gesunde Menschen gibt es nur noch fünf Jahre Sozialhilfe, da diese kein „way of life“ sein dürfe. Während die amerikanische Linke laut „Rassismus“ schrie, weil vorrangig schwarze Familien betroffen seien, und prophezeite, die Reform werde zur massenhaften Verelendung führen, trat das Gegenteil ein. Der Druck, sich auf dem Arbeitsmarkt selbst seinen Unterhalt zu verdienen, erwies sich als heilsam. Die Zahl der Neuanträge von „welfare mothers“ sank. In Deutschland hingegen wagt sich die politische Führung nicht an solche Reformen. „Während deutsche Frauen außerhalb von Hartz IV im Durchschnitt nur ein Kind haben und leistungsstarke Migrantinnen sich diesem Reproduktionsmuster nähern, vermehrt sich die vom Sozialstaat unterstützte Unterschicht stärker – mit allen Folgeproblemen“, warnt Heinsohn. „So sind in der Hartz-IV-Musterkommune Bremerhaven die Jungen in Sozialhilfe mit einem Anteil von rund 40 Prozent an der männlichen Jugend für mehr als 90 Prozent der Gewaltkriminalität verantwortlich.“

Zuwanderung ist kein Schicksal, sondern kann und muss gesteuert werden. Echte Einwanderungsländer wie Australien, Neuseeland oder Kanada machen es vor. Dort werden mit einem Punktesystem junge, intelligente und qualifizierte Zuwanderer ausgewählt. Wer Universitäts- oder Berufsausbildung sowie Sprachkenntnisse vorweisen kann, der erhält eine Einwanderungs- und Arbeitserlaubnis. Solche Zuwanderer bringen Nutzen für die Volkswirtschaft, sind leicht in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zu integrieren und tatsächlich eine Bereicherung. Sie sollten mit offenen Armen empfangen werden. In Australien und Kanada ist diese Politik ein voller Erfolg gewesen. Ihre Zuwanderer, darunter ein hoher Anteil von Asiaten, weisen im Durchschnitt sogar ein höheres Bildungsniveau als die Einheimischen auf.

In Europa haben die Erfahrungen der ungesteuerten Zuwanderung von Geringqualifizierten die Bürger misstrauisch gemacht. Nach jahrzehntelangen Versäumnissen wäre es die richtige Konsequenz, die Migration in die Sozialsysteme zu stoppen und endlich Zuwanderer nach Bedarf und Qualifikation auszuwählen. Auch die Wirtschaft muss umzudenken. Sie hat Migranten als billige Arbeitskräfte angesehen; bei Arbeitslosigkeit oder Familiennachzug wollte sie die Kosten auf den Sozialstaat abwälzen. Gegen eine solche Zumutung muss sich ein selbstbewusster Staat verwahren. Zuwanderungsgewinne privatisieren und Zuwanderungskosten sozialisieren ist mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft nicht vereinbar.

Das Drama des überdehnten Staates

Die Herausforderungen in den kommenden Jahren sind gewaltig. Nach der Krise muss eine neue Balance zwischen Wirtschaft, Staat und Gesellschaft gefunden werden. Die Rufe nach einem starken Staat, der mehr regulieren soll, kontrastieren mit einem realen Staat, der schon jetzt extrem viel eingreift. „Ist der Staat schwach, gehen wir unter; ist der Staat stark, erdrückt er uns“, zitiert Guy Kirsch, ein in der Schweiz lehrender Ökonom und Philosoph, den Schriftsteller Paul Valéry. Die Finanzkrise hat in drastischer Weise vor Augen geführt, dass ein schwacher Staat, der keinen festen Ordnungs- und Wettbewerbsrahmen vorgibt, durch die Eigendynamik einer Spekulation, die auf öffentliche Rettung vertraut, an den Rand des Abgrunds geraten kann. Die „Gier der Banker“ konnte nur vor dem Hintergrund mangelnder Haftung ihren zerstörerischen Lauf nehmen. In ihrer dritten Phase hat sich die Finanz- zu einer Staatsschuldenkrise ausgeweitet. Sie erzwingt nun, dass der Staat sich auf seine Kernaufgaben besinnt.

Stark ist nur der schlanke Staat, nur er bleibt auf Dauer handlungsfähig. Die real existierenden Staaten indes haben sich in vielerlei Hinsicht überdehnt. Die Staatsquoten und Staatsinterventionen nehmen nach der Quantität zu, doch die wachsenden Ansprüche der Interessengruppen überfordern letztlich die Mittel des Staates. Mit trockenem Sarkasmus schrieb der Publizist Rüdiger Altmann über den hypertroph wachsenden Staat, der immer weitere Bereiche der Gesellschaft überlagert und dennoch – es war die Zeit der 1968er – an Autorität verliert: „Er gleicht einem kastrierten Kater, der an Umfang zunimmt – was ihm fehlt, ist die Potenz.“

Von einer Ordnungsinstanz ist der heutige Staat zu einer Umverteilungsinstanz verkommen, die erpressbar wird, sei es von Banken, die als „systemrelevant“ gelten, sei es von großen Konzernen, die Sonderkonditionen für Investitionen aushandeln, sei es von zahlenstarken Wählergruppen, die Subventionen oder Sozialleistungen fordern. Diese Dialektik des überdehnten und damit geschwächten Staates haben die frühen Neoliberalen, wie Wilhelm Röpke und Alexander Rüstow, früh erkannt und kritisiert. Sie kritisierten die erkennbare Tendenz zur sozialstaatlichen Bevormundung und Entmündigung und forderten eine Rückverlagerung von Verantwortung auf die Individuen. Weniger Staatsabhängigkeit, weniger Steuern und mehr Freiheit sollten den Leistungswillen wecken. Ein verengter, moralisch blinder Liberalismus, der übertriebenen Individualismus und reine „Selbstverwirklichung“ propagiert, war ihnen aber fremd. Eigenständigkeit und Eigenverantwortung sahen sie stets im sozialen Kontext von Familie, Nachbarschaft, Kirche und Vereinen.

Die frühen Neoliberalen Röpke und Rüstow lehnten einen ökonomistisch verengten, moralisch blinden Blick auf die Wirtschaft ab. Stattdessen betonten sie die soziologischen, die nichtmateriellen Voraussetzungen einer funktionierenden Marktwirtschaft, die auf Werten „jenseits von Angebot und Nachfrage“ beruht. In den Familien wird jenes Human- und Sozialkapital gebildet, ohne das eine bürgerliche Gesellschaft brüchig wird. Im Gegensatz dazu hat ein hedonistischer, bindungsfeindlicher Individualismus seit 1968 die kernfamiliären Bande der Solidarität stark gelockert. Ihre Funktion übernahmen zunehmend wohlfahrtsstaatliche Strukturen. „Vater Staat“ ermöglicht und fördert die Entledigung von herkömmlichen Pflichten zur familiären Solidarität. Zugleich wird damit die Klientel, die seiner Hilfe bedarf, immer größer, bis schließlich die kollektiven Sozialsysteme, auch durch die ungesteuerte Zuwanderung, überlastet sind.

Eine nachhaltige „Kultur der Freiheit“ hat der deutsche Verfassungsrichter Udo Di Fabio zu skizzieren versucht, der in seinem gleichnamigen Buch sowohl konservative als auch liberale Vorstellungen einer eigenverantwortlichen bürgerlichen Gesellschaft vorstellt. Er plädiert für eine Überwindung der etatistischen Selbstblockade und mehr Vertrauen auf die Selbstorganisationsfähigkeit komplexer Systeme wie der menschlichen Gesellschaft. Der Bürger soll von den Fesseln des überbordenden Steuerstaates befreit werden. Gleichzeitig plädiert Di Fabio – in Abgrenzung zum bindungsfeindlichen Individualismus – für mehr Sinn für diejenigen Gemeinschaften, allen voran die Familien, ohne die individuelle Freiheit gar nicht möglich wäre.

Der Ruf nach einem „starken Staat“, der in der Wirtschaftskrise laut geworden ist, darf nicht zu eine weitere Aufblähung und Überdehnung des Staatsapparats führen. Vielmehr ist ein Rückbau des Staates notwendig, um Ressourcen für dessen Kernaufgaben freizulegen. Zum Kern eines freiheitsgerechten, ordnungspolitisch gefestigten Staates gehört es, die innere und äußere Sicherheit zu wahren, Eigentum zu schützen und Regeln für die Wirtschaft aufzustellen. Eine solche Rahmenordnung geht vom Prinzip des Wettbewerbs, der Vertragsfreiheit, aber auch der privaten Haftung aus. Finanzinstitute, die durch ihre schiere Größe im Krisenfall staatliche Hilfen erpressen können, darf es in einer Wettbewerbsordnung nicht geben. Ein wahrhaft starker Staat muss geeignete Insolvenzregeln finden, um solche Institute geordnet abzuwickeln. Und auf supranationaler Ebene dürfen die Staaten nicht zu gegenseitiger Schuldenübernahme in Europa genötigt werden; auch hierfür braucht es geeignete Insolvenzregeln mit Beteiligung der Gläubiger.

Ein wahrhaft starker Staat muss sich zudem den Wünschen von Unternehmen und Interessengruppen entgegenstellen, die Subventionen oder Konjunkturhilfen fordern. Diese gehen zu Lasten der Allgemeinheit, die durch hohe Steuern und Abgaben belastet wird. Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft addierten sich alle Subvention sowie steuerlichen Vergünstigungen in Deutschland 2009 auf 164,7 Milliarden Euro. Würden sämtliche sofort kündbaren Subventionen in einem Volumen von 119 Milliarden gestrichen, könnten im Gegenzug die Steuern radikal gesenkt werden. Der Spitzensteuersatz könnte von 47,5 auf 28,5 Prozent sinken, der Eingangssteuersatz könnte von 15,8 auf 9,5 reduziert werden. Oder die freiwerdenden Mittel könnten zur Haushaltskonsolidierung eingesetzt werden. So wäre die Schuldenbremse spielend einzuhalten.

Ein Staat, der nachhaltig agiert, darf zudem die demographische Entwicklung nicht negativ beeinflussen. Dies geschieht auf mehrere Weise: Zum einen setzt die Umverteilungsmaschinerie einen Anreiz dafür, dass sich eine alimentierte Unterschicht auf Kosten des Sozialstaates vermehrt. Dies müsste wie in den Vereinigten Staaten durch eine Reform des Sozialhilfebezugs verhindert werden. Zum anderen ist der umlagefinanzierte Sozialstaat auch für die Kinderlosigkeit vieler in der Mittelschicht mitverantwortlich. Auch diese entscheiden sich aus einem ökonomischen Kalkül gegen (mehr) Kinder. Ihre Erziehung ist teuer und belastet das elterliche Haushaltsbudget, ihre späteren Rentenbeiträge werden dagegen in den großen Rententopf für alle, auch die Kinderlosen, geworfen. „Der Staat sozialisiert die Erträge dieses Humankapitals“, kritisiert Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Durch diese finanzielle Umverteilung beeinflusst das Sozialsystem die demographische Entwicklung, indem es Kinderlosigkeit finanziell privilegiert. Das führt demographisch in den Abgrund. Wollte der Staat seine demographische Basis sichern, müsste er Familien mit Kindern steuerlich entlasten, etwa durch viel höhere Kinderfreibeträge oder ein Familiensplitting wie in Frankreich. Eltern mehrerer Kindern könnten höhere Renten entsprechend den Beiträgen ihrer Kinder erhalten, schlägt Sinn vor. Verfassungsrichter Udo Di Fabio nennt es die „neue soziale Frage“, warum der Fleiß und das Engagement der Mütter und Väter nicht als unentbehrliche Leistung anerkannt werden.

Die Illusion der Rundum-Versicherung in allen Lebenslagen, die der ausgedehnte Sozialstaat seit den siebziger Jahre vorgegaukelt hat, kann ein freiheitsgerechter Staat im 21. Jahrhundert nicht mehr bieten. Er muss seine knappen Mittel zukunftsgerichtet einsetzen, eben für den Nachwuchs und für dessen Bildung. Die Finanzkrise, die eine Abkehr vom Schuldenkurs erzwingt, bietet Chancen, sich von Überflüssigem zu trennen und auf das Wesentliche zu besinnen. Die ordnungspolitische Herausforderung nach der Krise besteht darin, eine neue Balance von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft zu finden, die Freiheit mit Verantwortung kombiniert.

Philip Plickert ist Wirtschaftsredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der Beitrag ist Teil des Sammelbandes „Konservative Korrekturen“(edition noir, ISBN: 978-3-9502494-2-2), der einige sehr mutige Analysen und Konzepte zu einer neuen konservativen Standortbestimmung enthält.

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Rechts wirkt, aber es ist tabu - links wirkt nicht, aber es schreibt drucken

In sogenannten intellektuellen Kreisen ist es verpönt, sich auch nur irgendwie als rechts zu bezeichnen. Und bei den Medien ist das erst recht der Fall, schließlich willl man ja gerne intellektuell sein. Die Österreicher aber lassen sich nicht und nicht umerziehen und stehen im Schnitt nach wie vor leicht rechts der Mitte, also nahe der ÖVP. Was dieser aber nur scheinbar nützt. Denn ihr geht es umso schlechter, je weniger sie als rechts empfunden wird. Sie verwechselt nämlich den Durchschnitt mit einem sicheren Lager.

All diese spannenden Erkenntnisse sind aus einer neuen Studie des Linzer IMAS-Instituts ablesbar. Zuerst die Methode: Die Meinungsforscher geben den befragten Österreichern regelmäßig eine Skala von Null bis 100 vor, wobei Null politisch ganz links und 100 ganz rechts bedeutet. Auf dieser Skala lässt IMAS zuerst die Parteien bewerten. Dann dürfen die Befragten auch ihre eigene Position angeben. Solche Umfragen macht IMAS zum Teil schon seit 32 Jahren. Was verblüffende Entwicklungen, aber auch Konstanten zeigt.

Denn bei sieben von acht Befragungen im Laufe der Zeit hat sich immer die gleiche Selbstpositionierung der Österreicher gezeigt: Im Schnitt sehen sie sich leicht rechts der Mitte. Bei der zuletzt gemachten Umfrage beträgt der Wert 50,2. Damit ist aber ganz offensichtlich die von den Medien und dem ORF betriebene Links-Indoktrination an den Menschen spurlos vorübergegangen.

Von den Parteien liegt die ÖVP diesem Durchschnittswert mit 53,9 am nächsten. Ganz weit links außen werden mit 29,2 die Grünen gesehen, die SPÖ liegt bei 42,2. Ganz weit rechts außen sind BZÖ mit 68,7 und FPÖ mit 73,0 ziemlich knapp beieinander. Die Grünen werden also in etwa so weit links gesehen wie FPÖ und BZÖ rechts. Die ÖVP wird hingegen viel näher der Mitte gesehen als die SPÖ.

Doch wäre es ein absoluter Trugschluss, aus dieser Umfrage zu schließen, dass sich die ÖVP am besten positioniert hat. Denn das mit Durchschnitt und Mitte ist halt anders als manche Parteisekretäre in ihrer schlichten Art denken. Wer mit einem Bein auf einem Eisblock steht und mit dem anderen auf einer glühenden Eisenplatte, der wird vielleicht eine komfortable Durchschnittstemperatur haben, aber sich weder mit dem einen noch dem anderen Bein komfortabel fühlen. Oder mit einer anderen Metapher: Auf der Mitte einer Brücke fühlt sich kaum jemand zuhause. Oder konkreter: Wenn die Menschen mehrheitlich klare linke oder rechte Meinungen haben und niemand meinungslos in der Mitte steht, dann wird eine Partei, die in dieser Mitte Wähler angeln will, leer ausgehen.

Zu diesem Schluss kommt auch IMAS in seiner Interpretation der Studie: Die Bevölkerung wisse "mit politischer Mitte im Grund nichts anzufangen". Denn: "Das politische Bewusstsein tendiert offenkundig zu einem Denken in politischen Kontrasten: Entweder man befindet sich in einer linken oder in einer bürgerlich konservativen rechten Lebenswelt."

Dass da die Österreicher sich als Ganzes deutlicher rechts der Mitte sehen, als der Durchschnittswert anzeigt, beweist eine weitere IMAS-Frage. Diese wollte herausfinden, wo die Menschen die Mehrzahl der anderen Österreicher sehen. Und dabei stellte sich ein noch viel deutlicheres Übergewicht der Rechten heraus: Nur 14 Prozent vermuten die Mehrzahl links der Mitte und 22 genau in der Mitte, während gleich 30 Prozent die Mitbürger rechts ansiedeln (der Rest äußerte da kein Urteil). Das heißt: Aus ihren vielen Gesprächen in U-Bahn und Eisenbahn, an Wirtshaustischen und in Eissalons ergibt sich für die Mitösterreicher das Bild eines klaren Rechtstrends ihrer Mitmenschen.

Das lässt sich übrigens auch aus ganz anderen Umfragen herausarbeiten: Rechte Werte wie Heimat, Leistung, Freiheit, Familie oder eine positive Haltung zu religiösem Glauben finden da immer weit mehr Unterstützung als die linken Wertpositionen.

Als die FPÖ noch links der ÖVP war

Nur scheint man das bei der ÖVP nicht ganz zu begreifen. Denn diese einst große Partei hat sich über die Jahre deutlich von einer rechten zu einer Mitte-Partei entwickelt, ähnlich wie die deutsche CDU. Auf der erwähnten Skala war sie am Beginn der 80er Jahre, als sie noch eine 40-Prozent-Partei war, deutlich weiter rechts angesiedelt als heute. Damals wurde sie bei weit über 60, ja fast bei 70 Punkten angesiedelt, also fast bei jenem Wert, wo man heute die FPÖ sieht.

 Daran zeigt sich ganz klar: Je weiter die ÖVP in die Mitte gegangen ist, umso erfolgloser wurde sie. Liegt sie doch heute bei den Umfragen schon näher den 20 als den 30 Prozent! Den umgekehrten Weg ist die FPÖ gegangen: Sie war einst in ihren schwachen Jahren deutlich links(!) von der ÖVP angesiedelt, wird aber inzwischen deutlich rechts gesehen.

Genauso interessant ist die Entwicklung der Grünen: Sie sind in der gleichen Zeit im Eiltempo nach links marschiert. Anfang der 80er Jahre hingegen sind sie noch als deutlich rechts der SPÖ stehend empfunden worden.

Alles dreht sich, alles bewegt sich? Nein, nicht alles. Neben der Eigenpositionierung des österreichischen Durchschnitts wird eine Partei immer sehr konstant gesehen: nämlich die SPÖ. Deren Position scheint den Österreichern über die Jahrzehnte völlig unverändert. Zwar nicht dort, wo die Mehrheit der Bürger steht, aber wenigstens immer am gleichen Platz.

Wie falsch hingegen die Journalisten im Vergleich zur Bevölkerung positioniert sind, zeigt im übrigen auch deren eigene Positionierung: Sie schätzen sich selbst (!!) mit 40,5 sogar als weiter links ein, als die Österreicher die SPÖ sehen. Was nun eine sehr merkwürdige Haltung ist. Denn während sich Parteien durchaus klar positionieren sollten, nehmen viele Journalisten gerne Vokabel wie Objektivität und Äquidistanz in den Mund - geben aber gleich selber zu, weit links zu stehen.

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Rache für Utöya? drucken

Nach des blonden Wüters Taten
hat in Oslo man beraten –
und dann kam in der SP
die Idee, die geniale,
mit der eignen Filiale,
dem Nobelpreis-Komitee!

Folglich ist der Preis für Frieden
heuer keinem Mann beschieden,
sondern Frauen nur verliehn –
aus Liberia gleich zweien,
und die dritte von den dreien
kommt vom Jemen immerhin.

Präsidentin ist die eine –
und was ist der Witz, der feine?
Der Termin für Wiederwahl
ist schon in den nächsten Tagen,
und so kann kein Wähler klagen,
freie Wahl sei eine Qual.

Lady hat zwar dunkle Flecken,
aber solche aufzudecken
pflegt man stets mit Zartgefühl,
denn Monarchen, Präsidenten
auf fünf dunklen Kontinenten
passen manchmal ins Kalkül!

Und die andre Afro-Mama?
Auch mit dieser gibt’s kein Drama,
weil sie praktisch niemand kennt –
Idealfall für Juroren,
die wohl darum sie erkoren,
dass Kritik sich blind verrennt.

Die vom Jemen, Journalistin
und Islamo-Feministin,
ist in der Islah-Partei
strenger Muslim-Brüder Schwester –
so erstickt man das Geläster,
dass kein Fortschritt möglich sei!

Ja, beim Quotenweltenbauen
sind halt Dritte Welt und Frauen
bestes Mittel, um zugleich
Multikulti hochzupäppeln
und die Bürger zu veräppeln –
alles das auf einen Streich.

Noble wie auch andre Preise
dienen aber solcherweise
nicht als guter Taten Lohn,
sondern schlicht, um einzugreifen
und auf die Moral zu pfeifen –
kurz gesagt, der Welt zum Hohn!

Pannonicus

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SN-Kontroverse: Sind die Banken schuld? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sind die Banken schuld an der Finanzkrise?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Nehmer, Blöde und Verarschte

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Sie nehmen und nehmen und nehmen. Dabei gilt in der „hohen" Finanzindustrie: Je smarter die Banker, umso größer die Summen auf ihren Lohnzetteln und je fetter ihre Boni, desto größer das Desaster.

Wobei der Begriff Boni eine freundliche Umschreibung des Tatbestands der Bereicherung ist. Vorexerziert hat dies die nach den Prinzipien des Killerkapitalismus ausgerichtete US-Pleitebank Lehman. Wobei in Erinnerung gerufen werden darf, falls jemand an krankhafter Verdrängung leidet, wenn es ums Geld geht: Die Pleite war die Folge einer globalen, kreditfinanzierten Massenspekulation.

Das Glaubensbekenntnis des Neoliberalismus liefert dafür die Anleitung. Vermutlich gibt es nichts Massenverdummenderes auf dieser Welt als den Satz vom „fliehenden Kapital", den die Päpste des Killerkapitalismus nicht müde werden zu predigen.

Außer der Satz wird so interpretiert, dass dieses Kapital in ihre Taschen „flieht". Und dann geht ihnen wieder die Kohle aus, weil sie weiter munter spekulieren und dann werden die „blöden" Politiker beschimpft oder die Leut', die nix von der Wirtschaft verstehen.

Dafür dürfen diese sparen und zahlen und die Banken wieder retten, damit die smarten Herrn und Damen mit den fetten Bonikonten weiter ihrem feinen Treiben nachgehen können.
Super, denken sich da der „gemeine" Mann und die „gemeine" Frau auf der Straße. Es freut uns, dass es zum Beispiel einem Herrn T., seines derzeitigen Standes nach Vorstandschef der Erste Group, gelungen ist, einen prognostizierten Nettogewinn von 850 bis 950 Mill. Euro binnen weniger Tage in einen Verlust von 700 bis 800 Mill. umzuwandeln, und dass er seine Schulden bei uns in der Höhe von 1,2 Mrd. Euro erst ein Jahr später als geplant zurückzahlen will.

Nun ja, denken sich da die Leut', verarschen können wir uns selbst.


Haltet den Dieb!

Andreas Unterberger

 

Wenn man sich über beide Ohren verschuldet und keine Chance mehr hat, wieder auf die Füße zu kommen, gibt es eine seit ewig bekannte Strategie: den Gegenangriff. Sobald die Gläubiger ihr Geld einmal zurückwollen oder angesichts des Schuldenbergs keine weiteren Kredite geben, ruft man laut: Die Gläubiger seien gierig, seien Wucherer, seien Spekulanten.

Und wenn man kann, raubt man sie aus Rache auch gleich aus. Sei es mit Banküberfällen, sei es mit Armeen (wie Hitler 1938, um an das Gold und die Devisen der Oesterreichischen Nationalbank zu kommen), sei es mit Banken-, Finanztransaktions- oder Aktiengewinnsteuern. Wie derzeit viele Staaten.

Auch wenn sie sonst rundum versagt, schafft die Politik eines mit ihrem riesigen PR-Apparat und bestochenen Medien noch immer perfekt: die Produktion von Sündenböcken. Derzeit sind das eben die Banken. In Wahrheit hat aber niemand anderer als die Politik selbst die Schuldenkatastrophe ausgelöst. Die Behauptung, die Schulden seien Folge der - ohnedies fragwürdigen - Bankenhilfe 2008/09, ist absurd. Diese macht weniger als drei Prozent der Staatsschuld aus und wird bei uns wohl großteils zurückbezahlt. Politiker sind aber auch noch in vielerlei anderen Punkten an der Krise schuld. Man denke an den politisch motivierten Fehler der US-Niedrigzinspolitik; oder an die populistischen US-Hypothekengesetze, welche die Banken zu Subprime-Krediten gezwungen haben; oder an politische Banken wie Hypo Alpe Adria, Kommunalkredit oder die deutschen Landesbanken. Von den älteren gar nicht zu reden: Bawag, Bank Burgenland, Länderbank, Zentralsparkasse, CA .?.?.

An einem sind aber auch die Banken mitschuld: dass sie den Staaten überhaupt so lang Geld geborgt haben, war ein Fehler. Auch wenn bis heute die sogenannten Basel-Abkommen die Banken unter Druck setzen, noch so schwindlige Staatsanleihen zu kaufen.

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Der „Economist“ und unsere Staatsschulden drucken

Eiskalte Panik befiel mich vor ein paar Tagen beim Lesen des „Economist“. Noch beklemmender war, dass seither niemand auf das reagiert hat, was dort über Österreich zu lesen war: Die renommierteste Wochenzeitung der Welt bezifferte unter Berufung auf die EU-Kommission die österreichische Staatsschuldenquote für heuer mit gewaltigen 102 Prozent des BIP. Das ist ein total anderer Wert als die 72 Prozent, von denen hierzulande die offizielle Statistik redet. (Mit einer nachträglichen Ergänzung auf Grund einer inzwischen erfolgten Korrektur - dennoch lasse ich den Beitrag aus Fairness-Gründen ansonsten unverändert)

Ist das ein feindlicher Akt oder ein ungeplanter Durchbruch der Wahrheit? Und warum wird das hierzulande mit Schweigen übergangen? Entweder will man die Zahl möglichst unter den Tisch kehren – oder niemand liest zwischen Nationalbank, Statistik Austria und Finanzministerium den „Economist“.

Ich analysierte die Zahl mit einem internationalen Finanzexperten. Des Rätsel wahrscheinliche Lösung: In Brüssel lässt man sich – durch griechische Erfahrungen ein wenig schlauer geworden – nicht mehr von offiziellen Statistiken abspeisen und rechnet lieber selbst. Und die Rechnung für Österreich sieht offenbar etwa so aus: Offizielle Schulden plus Hypo-Alpen-Adria-Haftung plus ÖBB-Schulden plus Asfinag-Schulden plus Haftungen für Kommunalkredit plus Abschreibungen für die sonstigen Bank-Risken.

Diese „Economist“-Horrorzahl ist aber immer noch nicht die ganze Wahrheit. Diese beträgt nämlich ein Vielfaches der 102 Prozent. Denn noch immer gibt es keinen kompletten Überblick über alle Haftungen und Garantien von Bund, Ländern und Gemeinden, oder über Schulden, die in Krankenhäusern und sonstigen Unternehmen der öffentlichen Hand versteckt sind.

Vor allem aber gibt es noch immer keine gesamthaften und seriösen Berechnungen der ungedeckten Billionen-Schecks der Pensionsversicherungen. Diese rechnen ja immer noch nach dem simplen Einnahmen-Ausgaben-Schema wie ein schlichter Einpersonen-Unternehmer. Was das Pensionssystem zu einem ungeheuren Pyramidenspiel mit absolut sicherem Kollaps macht.

Dafür sorgt nicht nur die alle zehn Jahre um rund zwei Jahre steigende Lebenserwartung, das gleichzeitig tief gesunkene Pensionsantrittsalter – in Österreich um vier Jahre niedriger als in der EU! – sowie der immer spätere Berufsbeginn. Dafür sorgt vor allem die demographische Katastrophe: Seit 1970 kommt jedes Jahr ein Drittel zu wenig Kinder auf die Welt. Damit fehlen die künftigen Zahler des Pensionssystems. Und auch die Zuwanderung hat sich als völlig untaugliche Antwort erwiesen. Sind doch die nach Österreich gekommenen Menschen noch in einem viel höheren Ausmaß als die Eingeborenen Wohlfahrtsempfänger, statt dass sie wie behauptet Träger und Zahler des Systems würden.

Das ist nun wirklich jeder Grund zur Panik, ganz egal wie die „Economist“-Daten im Detail zustandegekommen sind. Das macht aber auch klar, weshalb das Triple-A uns wohl nur noch wenige Monate erfreuen wird.

Inzwischen hat der der Economist doch seine Angabe auf 74 Prozent reduziert. Was aber leider nichts an der in dem Beitrag aufgezeigten Problematik ändert.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Fußnote 228: Wiens verkehrter Stadt-Verkehr drucken

Wien senkt die Jahres- und Monats-Tarife der Verkehrsmittel. Gut oder schlecht?

Das ist natürlich in ökologischer Hinsicht gut – falls es dadurch gelingt, mehr Menschen zum Fahren mit Straßen- oder U-Bahn zu bewegen. Falls das in spürbarem Umfang gelingt, würden vielleicht sogar die Intervalle geringer (und das Publikum mancher Linien im Schnitt weniger furchterregender), was dann noch mehr Wiener und Gäste zum Umsteigen zwingt. Also Lob für die Grünen? Die Kritik der Opposition, dass dafür der Einzelfahrschein teurer wird, ist zwar nicht sehr relevant. Die viel wichtigere Diskussion wird jedoch überhaupt nicht geführt, weder von Mehrheit noch von Opposition: Wo kommt das Geld her, das diese Ticket-Ermäßigung kostet? Das wird vor allem dann gewaltig viel sein, wenn sich die Hoffnungen auf einen gewaltigen Fahrgast-Zuwachs nicht erhöhen. Dabei würde Wien das Geld angesichts der weit über allen anderen Bundesländern liegenden Arbeitslosigkeit dringend brauchen, um sich wieder als Unternehmensstandort attraktiv zu machen. Statt dessen finanziert man die Ticket-Ermäßigung via Schulden. Angesichts der schon zuletzt rapide angestiegenen Verschuldung der Stadt-Finanzen, die ja auch Teil der gesamten Staatsverschuldung sind, ist das also ein weiterer Schritt hin zum Abbau der heimischen Kreditwürdigkeit. Und daher eine absolut verkehrte Maßnahme aus der grünen Traumwelt. Aber wenn‘s soweit ist, werden halt wieder Banken, Gier und Neoliberalismus schuld sein, und keinesfalls die ausgabengierigen Rot-Grün-Politiker . . .

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Fußnote 227: Freiheit mit Nachgeschmack drucken

Dem jungen israelischen Soldaten, der nun nach fünf Jahren islamistischer Haft freigehen soll, ist die Freilassung mehr als zu wünschen. Dennoch hinterlässt diese Freiheit einen überaus bitteren Nachgeschmack. (Mit einer nachträglichen bitteren Ergänzung - wieder einmal in Sachen ORF - am Ende).

Denn im Gegenzug lässt Israel an die 1000 Palästinenser frei, darunter viele Verantwortliche für blutige Anschläge. Überdies schenkt der Deal mit der radikalen Hamas dieser eine eindrucksvolle Form der Anerkennung. Gewiss: Israel, das nach den arabischen Serien-Revolutionen große Ängste hat, will politische Konsenssignale aussenden. Aber das Land gibt damit fast jede Abschreckung gegen den palästinensischen Terrorismus auf. Und es setzt einen üblen Präzedenzfall auch für andere Staaten, die ihre – etwa in Nordafrika entführten – Staatsbürger heimlich freikaufen. Dabei hat Israel immer kritisiert, dass dieses Geld meist in neue Waffen- und Sprengstoffkäufe fließt. Aber Geld ist noch immer harmloser als die Freilassung mordender Überzeugungstäter, die sich nun als Triumphatoren fühlen können. Wenn Israel wirklich Friedenssignale setzen will, dann hätte es besser daran getan, die Siedlungstätigkeit am Jordanwestufer einzuschränken. Das bedroht weniger Menschenleben.

Nachträgliches PS: Dass der ORF diese zu einem erklecklichen Teil wegen Blutverbrechen verurteilten Palästinenser als "Flüchtlinge" bezeichnet, macht absolut sprachlos. Das ist wohl schon jenseits jeder Grenze der noch erträglichen Unprofessionalität eines zur Objektivität verurteilten, aber massiv kommunistisch unterwanderten Senders, sondern schon antisemitische Hetze. Wer Juden ermordet, ist kein Mörder, sondern ein "Flüchtling".

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Fußnote 226: Zurück zu Stalin drucken

Sieben Jahre Haft für die Vorgängerin als Regierungschefin. Der ukrainische Diktator Janukowitsch geht mit Julia Timoschenko wegen eines angeblich ungünstigen Gas-Vertrags brutaler um, als es nach der Wende all den kommunistischen Mördern und Folterern passiert ist.

Der Diktator hat beim Wegsperren seiner wichtigsten Konkurrentin ein „leuchtendes“ Vorbild: Auch Russlands Putin lässt unter lächerlichen Vorwänden den einzigen Mann in jahrzehntelanger Kettenhaft schmoren, der seinem absolutistischen Machtanspruch gefährlich werden könnte, Michail Chodorkowski. Was kann man dagegen tun? Nichts – außer die beiden Länder in hohem Bogen aus dem Europarat hinauszuwerfen, in den sie ja nur wegen ihrer einstigen, aber offensichtlich nur vorübergehenden Demokratisierung aufgenommen worden sind. Da aber fast kein Politiker den Mut und die Konsequenz dazu hat, möge man uns bitte auch die leeren Proteste aus den diversen westlichen Hauptstädten ersparen. Die sind reines Gewäsch. Gas ist nämlich wichtiger.

 

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Demokratiebefund 2011 drucken

Die „Initiative Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform“ hat einen umfassenden Demokratiebericht vorgestellt. Um ihn den Lesern des Tagebuchs zur Diskussion zu stellen, keineswegs aus Identifikation mit all seinen Folgerungen, wird er hier in voller Länge präsentiert.

An der Erstellung des Demokratiebefundes 2011 der Initiative Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform haben mitgewirkt: Gerd Bacher, Kurt Bergmann, Alexander Christiani, Hubert Feichtlbauer, Herwig Hösele, Michael Neider, Heinrich Neisser, Theo Öhlinger, Klaus Poier und Günter Voith.

Wir danken dem OGM-Institut, insbesondere Wolfgang Bachmayer und Karin Cvrtila für ihre Unterstützung.

Weiters danken wir David Campbell für die wissenschaftliche Beratung bei der Erstellung des empirischen Demokratiebefundes.

Die Rahmenbedingungen der österreichischen Demokratie nach 1945

Es war eine große historische Stunde, als am 27. April 1945 – wenige Tage vor dem formellen Ende der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges – die Parteiobmänner von drei politischen Parteien die Urkunde unterzeichneten, in der die Wiederherstellung des unabhängigen Österreich proklamiert wurde. Dieses Bekenntnis zum neu erstandenen Österreich machte die besondere Verantwortung der politischen Parteien für den Wiederaufbau und die Stabilität der Zweiten Republik sichtbar. ÖVP und SPÖ haben als Koalitionspartner einer Regierung in den ersten 20 Jahren der wiedererstandenen Republik eine historische Leistung vollbracht. Sie haben aber gleichzeitig auch die Erstarrung und die Innovationsunfähigkeit erkennen lassen, zu der ein Machtkartell zweier Großparteien führen kann.

Die Entwicklung der Zweiten Republik vollzog sich auf der Grundlage einer Verfassungsordnung, die im Jahr 1920 geschaffen und in zahllosen Änderungsschritten weiterentwickelt wurde, die jedoch bis heute keine substantielle Modernisierung erfuhr. Alle Versuche, eine großangelegte Verfassungs- oder Staatsreform herbeizuführen, blieben erfolglos.

Die österreichische Demokratie der Zweiten Republik gewährleistete bisher einen relativen hohen Grad an Stabilität des politischen Systems, sie verschließt sich allerdings den Herausforderungen, die die großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre für Österreich gebracht haben. Die Rahmenbedingungen dieser Demokratie sind änderungs- und erneuerungsbedürftig.

Österreich ist ein Parteienstaat. Diese immer wieder artikulierte Feststellung hat demokratiepolitisch eine zweifache Relevanz. Zum einen sind politische Parteien wesentliche Träger des politischen Gestaltungswillens in einer Demokratie und haben demgemäß eine unverzichtbare Aufgabe. Zum anderen kritisiert man mit dieser Aussage die Allmacht politischer Parteien, die diese in Staat und Gesellschaft ausüben. Eine zeitgemäße Demokratiereform hat daher bei der Erneuerung der politischen Parteien als wichtige Akteure in der Demokratie deren Grenzen und Verantwortung klar zu stellen. Politik darf für Parteifunktionäre kein Selbstbedienungsladen sein, sondern muss eine auf das gesamte Wohl der Gesellschaft ausgerichtete Tätigkeit sein.

Die politische Landschaft Österreichs des Jahres 2011 entspricht nicht dem Bild einer lebendigen Demokratie. Sie ist geprägt durch eine Regierung, deren Koalitionsverständnis offensichtlich darin besteht, sich gegenseitig zu blockieren und den wichtigen zukunftsweisenden Fragen aus dem Weg zu gehen. Die politischen Parteien, deren Aufgabe es wäre, der repräsentativen Demokratie kompetentes und engagiertes Personal zur Verfügung zu stellen, haben ein System unerträglicher Mittelmäßigkeit gefördert. Die politischen Machtträger fühlen sich offensichtlich nicht mehr für verantwortungsvolle Leistungen zuständig, sondern haben in einem bisher nie gekannten Ausmaß persönlicher Bereicherung zu einem enormen Vertrauensverlust geführt. Die Bürgerschaft des Landes wendet sich von der Politik ab und resigniert. Sie ist zunehmend mit exzessiven populistischen Verhaltensweisen konfrontiert.

Auf dem Prüfstand einer demokratiepolitischen Erneuerung steht vor allem das System der repräsentativen Demokratie. Die Kernfragen sind:

Gewährleistet unser System die Auswahl geeigneter Repräsentanten? Welchen Einfluss hat die politische mündige Bürgerschaft auf die Auswahl ihrer Vertretung?

Was sind die Kriterien der Verantwortung, und zwar der politischen und der rechtlichen Verantwortung, die für die Beurteilung politischer Tätigkeit maßgeblich sind?

Alle diese Fragen führen zwangsläufig zu einer Reform des Wahlrechtes. Im Konkreten bedeutet dies die Lockerung des starren Listen-Wahlsystems, das den politischen Parteien die ausschließliche Macht gibt, zu bestimmen, wer unsere Demokratie repräsentiert. Eine Personalisierung des Wahlrechtes würde auch zu einer längst fälligen Aufwertung des Parlamentes führen, nämlich zu einer Volksvertretung, deren Mitglieder sich nicht nur als Exekutive eines Parteiwillens verstehen.

Die zunehmende Kritik an den unzureichenden Strukturen der repräsentativen Demokratie hat auch die Instrumente der unmittelbaren Demokratie, das heißt einer Politikgestaltungsmöglichkeit der Bürgerschaft auch außerhalb des Wahltages, in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt. In Österreich findet Bürgerpartizipation teilweise auf Landesebene, vor allem aber auf Gemeindeebene eine praktische Anwendung. Auf Bundesebene wird zwar die Republik als repräsentative Demokratie mit plebiszitären Komponenten beschrieben, doch ist die praktische Bedeutung dieser plebiszitären Komponenten gering. Lediglich Volksbegehren treten hin und wieder in Erscheinung (bisher insgesamt 34), Volksabstimmungen sind eine Ausnahme und Volksbefragungen, ein durchaus geeignetes Instrument eines Stimmungsbarometers in grundsatzpolitischen Fragen, wurden bisher überhaupt nicht angewendet. Ein Hauptproblem liegt offensichtlich auch darin, dass der Zustand der direkten Demokratie fest in den Händen der Repräsentanten ist. Volksabstimmungen und Volksbefragungen können nur mit Willen der Regierung bzw. des Parlamentes zum Einsatz kommen. Es wäre an der Zeit, dem Volk Initiativen zu ermöglichen, um die Instrumente der direkten Demokratie zur Anwendung zu bringen.

Partizipation besitzt aber auch zunehmend eine transnationale Ebene, das macht die Teilnahme am europäischen Integrationsprozess sichtbar. Der Fortschritt der europäischen Einigung muss von den Völkern der Mitgliedsstaaten legitimiert werden. Die im Vertrag von Lissabon vorgesehene Europäische Bürgerinitiative ist nur ein erster Schritt einer plebiszitären Demokratie der Europäischen Union. Sie muss durch europäische Volksbefragungen auf nationaler Ebene ergänzt werden.

Immer mehr Bürgerinnen und Bürger erwarten von der Politik ein Handeln, durch das die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die österreichische Grundhaltung, Reformen von oben, das heißt von den staatlichen Institutionen und Parteien zu erwarten, ist nicht ausreichend. Es gilt vielmehr die Chancen zu nützen, die die Zivilgesellschaft zur Erneuerung des demokratischen Lebens bietet. Unsere Hoffnung sind alle Bürgerinnen und Bürger, die sich aus einer echten demokratischen Verantwortung heraus um die Zukunft Sorgen machen und bereit sind, einen aktiven Beitrag für eine lebendige, auf Fairness und Verantwortung gegründete Demokratie zu leisten.

Ziele der Initiative und des Demokratiebefundes

„Für eine lebendige Demokratie – gegen Parteienwillkür“ lautet der Titel des Manifests, mit dem die „Initiative Mehrheitswahlrecht“ im April 2008 an die Öffentlichkeit getreten ist.

Die grundlegenden Befunde unseres Manifests aus 2008 sind leider aktueller denn je: Teilweise dramatisch sinkende Wahlbeteiligungen, wachsende Protest-, Verdrossenheits- und Distanzphänomene, Ansehens- und Vertrauensverlust der Politik, mangelnde Problemlösungskapazität beschreiben den immer drängenderen Reformbedarf. Noch nie in den letzten Jahrzehnten hatte eine Bundesregierung so schlechte Umfragewerte wie die gegenwärtige „große Koalition”. Das zeigen die Ergebnisse zahlreicher repräsentativer Befragungen genauso wie die Experten-Befragung der Initiative Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform (infolge kurz IMWD genannt).

Die IMWD legt am 30.09.2011 erstmals einen Demokratiebefund vor, in dem nunmehr alljährlich über den Zustand der Demokratie und notwendige Reformschritte in Österreich berichtet werden soll. Der Befund des Jahres 2011, auch unterlegt mit Umfragedaten ergibt, dass die Parteien- und Politikerverdrossenheit bereits demokratiebedrohliche Ausmaße anzunehmen beginnt, da sich immer mehr Menschen von der Politik nichts mehr erwarten und von sich von ihr abwenden.

Die IMWD hält eine Neugestaltung des Wahlrechtes für eine Schlüsselfrage zur Verbesserung der politischen Zustände. Denn das Wahlrecht ist das fundamentale Recht der Bürgerinnen und Bürger zur der politischen Mitbestimmung.1

Eine solche Wahlrechtsreform muss mehrere Ziele im Auge haben: Es sind eine stärkere Persönlichkeitsorientierung und damit größere Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Wahlberechtigten anzustreben, womit auch die Bindung der Mandatare an die Wähler gestärkt und ihre Abhängigkeit von Parteiapparaten verringert wird. Das Wahlrecht soll insbesondere auch bei Berücksichtigung der wünschenswerten Vielfalt der parlamentarischen Parteienlandschaft zu einer leichteren Mehrheitsbildung beitragen, um klarere Verantwortungen in der Politik zu ermöglichen und lähmende Zwangskoalitionen mit häufigen wechselseitigen Blockaden und faulen Kompromissen hintanzuhalten.

Gerade die politischen Ereignisse der letzten Jahre zeigen aber über das Wahlrecht hinausgehend auch in weiteren wesentlichen Fragen immer notwendiger werdende Reformschritte in der österreichischen Demokratie.

Daher haben wir im Mai 2010 unsere Initiative programmatisch auch vom Namen „Initiative Mehrheitswahlrecht“ auf „Initiative Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform“ erweitert und ein Programm mit 6 demokratiepolitischen Schwerpunkten für das Jahr 2010 vorgelegt:

  1. Enquetekommission für eine Wahlrechtsänderung
  2. Superwahlsonntag, um nicht durch Dauerwahlkämpfe und ängstliches Schielen auf Zwischenwahltermine die notwendige Reformarbeit zu lähmen
  3. Bürgermeisterdirektwahlen in allen 9 Bundesländern
  4. Kandidatenfindung durch stärkere Einbeziehung der Wähler (etwa Vorwahlen)
  5. Sorgfältiger Umgang mit Volksbegehren
  6. Forcierung von Elementen der direkten Demokratie

Darüber hinaus wurde als Zwischenschritt ein sehr konkreter Vorschlag für eine Personalisierung des Wahlrechtes vorgelegt.

Die Ergebnisse nach einjähriger Diskussion sind ernüchternd – nur zwei Beispiele;

  • Es gibt noch immer keine ernstliche und grundsätzliche Befassung aller Parteien mit Wahlrechts- und Demokratiefragen im Parlament. Ein von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer einberufener Round-Table verlief ergebnislos. Der bei einem Symposium über Einladung von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer im Jänner 2011 vorgelegte konkreten Wahlrechtsvorschlag, mit dem Ziel der Personalisierung, wurde von den Parteien mehr oder minder ignoriert, obwohl es zahlreiche Wortmeldungen von Spitzenpolitikern pro Wahlrechtsreform gab (u.a. von Gabi Burgstaller, Josef Pühringer, Hans Niessl, Erwin Pröll und Werner Faymann).
  • Superwahlsonntag: Insbesondere Nationalratspräsidentin Prammer, aber auch Vertreter der Jungen Industrie und ÖVP-Klubobmann Kopf, äußerten sich mehrfach positiv in dieser Hinsicht. Tatsächlich ist aber auch in dieser Frage keinerlei Reformbereitschaft sichtbar, während andererseits der Stillstand in der Politik immer dramatischer spürbar wird.

Dieser Demokratiebefund wird alljährlich rund um den 1. Oktober, dem Jahrestag des Inkrafttretens der Bundesverfassung am 1. Oktober 1920, veröffentlicht werden und über Fortschritte bzw. Rückschläge, Problemstellungen und Zielvorstellungen für die Demokratie in Österreich berichten.

Auch wenn man berücksichtigt, dass das Unbehagen an der Demokratie in vielen Staaten der Welt besteht, so ist auch ein internationaler Vergleich ernüchternd.

Empirischer Demokratiebefund

Internationaler Rundblick

Weltweit gibt es verschiedene internationale Studien, die versuchen die Demokratiequalität von Staaten zu beschreiben und diese in Form eines „Demokratierankings“ zu klassifizieren. Da es jedoch kein einheitliches konzeptionelles Verständnis von Demokratie gibt, verwenden diese Studien unterschiedliche Dimensionen/Kategorien und Indikatoren, die in weiterer Folge auch zu einer unterschiedlichen Bewertung von Demokratiequalität führen können. In den folgenden Absätzen soll ein Überblick über die Ergebnisse und Untersuchungsdimensionen verschiedener Demokratiemessungen und die sich dabei ergebende Bewertung der österreichischen Demokratie gegeben werden. Die verwendeten Dimension bzw. Kategorien lassen auf ein jeweils engeres oder weiteres Demokratiekonzept schließen.

Das Democracy Ranking misst die Demokratiequalität von Staaten anhand der Kategorien „politisches System“, „Geschlechtergleichstellung“, „Wirtschaftssystem“, „Wissenssystem“, „Gesundheitssystem und “Umwelt“. Für die Bewertung der Demokratiequalität werden die Durchschnittswerte in den Kategorien ermittelt und für die Bewertung gewichtet. Bis auf die Dimension „politisches System“ (50 Prozent) werden alle Dimensionen mit je 10 Prozent gewichtet. Die Freedom House Untersuchung bezieht sich im Wesentlichen auf die Messung von Freiheit, die durch die politischen Rechte und die bürgerlichen Freiheiten in einem Staat bestimmt wird. Es werden für beide Kategorien (mit jeweils vier Unterkategorien) Punkte vergeben. Im Fall der politischen Rechte können von den befragten Experten 0 bis 40 Punkte vergeben werden. Im Hinblick auf die bürgerlichen Rechte können 0 bis 60 Punkte vergeben werden.

Die Grundlage für die Bewertung stellt eine Skala von 1 („Bestnote“) bis 7 Punkte dar. Das Polity IV Ranking bezieht die Kategorien „executive recruitment“, ‚constraints on executive authority“ und „political competition“ in seine Untersuchung mit ein. Die Demokratiequalität wird auf einer Skala von -10 (Autokratie) bis +10 (Demokratie) beschrieben. Der Vanhanen’s Index of Democracy untersucht die Demokratiequalität von Staaten anhand der Dimensionen „Wettbewerb“ und „Partizipation“. Als Demokratien bezeichnet Vanhanen politische Systeme, die in den beiden Dimensionen „Wettbewerb“ und „Partizipation“ mindestens 30 bzw. 10 Prozentpunkte erhalten. Der Democracy Index steht in direktem Bezug zur Freedom House Messung, da er Demokratie anhand der Kategorien „Wahlprozess und Pluralismus (electoral process and pluralism), Funktionieren der Regierung (functioning of government), politische Partizipation (political participation), politische Kultur (political culture) und bürgerliche Freiheiten (civil liberties)“ misst. Die Ergebnisse werden durch die Berechnung der Durchschnittswerte der erzielten Punkte in den Indikatoren und den einzelnen Kategorien ermittelt. Die Skala reicht von 0 bis 10 Punkte.

Österreich erzielt bei diesen „Demokratierankings“ im Vergleich mit China, den EU-27- Staaten, Russland und den Vereinigten Staaten von Amerika grundsätzlich immer noch gute Ergebnisse bezüglich seiner Demokratiequalität. In der Freedom House 2011 und Polity IV Messung erzielt Österreich jeweils die höchste Punktezahl. Im Democracy Index ist Österreich unter den ersten 15 Staaten zu finden. Unterschiede lassen sich vor allem im Vergleich zum Vanhanen’s Index of Democracy erkennen. Österreich liegt nach dem Vanhanen’s Index of Democracy aus dem Jahr 2000 im besseren Mittelfeld. Das schlechte Abschneiden der USA liegt vor allem an der vergleichsweise niedrigen Wahlbeteiligung der Bevölkerung. Im Democracy Ranking nimmt Österreich Platz 11 ein und bleibt damit hinter einer Reihe von europäischen Staaten zurück:

  1. Norwegen
  2. Schweden
  3. Finnland
  4. Schweiz
  5. Dänemark
  6. Neuseeland
  7. Niederlande
  8. Irland
  9. Deutschland
  10. Großbritannien
  11. Österreich

Ansehen der österreichischen Politik(er) am Tiefpunkt

Aktuelle österreichische Umfrageergebnisse der letzten Monate zeigen, dass sich die Situation in weiter verschlechtert hat. OGM hat der IMDW exklusiv Umfrage-Ergebnisse zur Verfügung und auch Spezialfragen gestellt, wonach bei 75 % der Bevölkerung das Vertrauen in die Politik in den letzten 5 Jahren gesunken ist. Es seien aber auch andere signifikante veröffentlichte Umfragebefunde aus 2011 zitiert:

IMAS Juli 2011: 49 % sind der Meinung, dass die Koalitionsregierung aus ÖVP/SPÖ ihre Aufgaben nicht gut genug gelöst hat, während nur 20 % der Meinung sind, dass alles in allen gut gemacht wurde. Eine ähnlich schlechte Beurteilung gab es in der Zeit seit 1987 nur unmittelbar nach dem EU-Beitritt im Jänner 1995 und zu Beginn der blau-schwarzen Koalition 2001.

Am 13.05.2011 wurde in einer OGM-Umfrage, die im FORMAT publiziert ist, folgende Aussage getroffen: „Zwei Drittel, nämlich 66 % der Bevölkerung glauben, dass die Regierung im Stillstand verharren wird, nur 17 % erwarten, dass noch bis 2013 Reformprojekte umgesetzt werden.“

Auf die Frage „Sind Sie verärgert über den Stillstand in Politik und Gesellschaft?“ antworteten 91,6 % einer Euro-Research-Umfrage mit „sehr verärgert“ bzw. „verärgert“, nur 8,4 % sind „nicht verärgert“, wobei mit 47,2 % der Bundesregierung die größte Schuld daran zugemessen wurde. (NEWS 21/2011)

Der Autoritätsverlust der Bundesregierung zeigt sich auch in den schlechten Sympathie- und Kompetenzwerten der Regierungsmitglieder und vor allem auch in der Frage der Kanzlerdirektwahl. Erhielten Kanzler in den 1990er-Jahren noch Werte die weit über die Parteizustimmung hinausgingen, ist dies mittlerweile weit zurückgegangen. Damit korrespondiert auch die schlechte Performance der Koalitionsparteien. Als diese nach den Nationalratswahlen 1986 eine neuerliche Zusammenarbeit eingingen, vereinigten sie noch 84,4 % der Stimmen auf sich. Bei der Nationalratswahl 2008 erreichten sie zusammen nur mehr 55,3 % der Stimmen und die Umfragen vor dem Sommer geben ihnen nur mehr knapp mehr als 50 % der Stimmen gemeinsam.

Der APA/OGM-Vertrauensindex vom Frühjahr 2011 signalisiert im Vergleich zum Frühjahr 2009 einen massiven Vertrauensverlust in die Bundespolitiker, von dem nicht einmal der Bundespräsident verschont blieb – um minus 15 % auf 55 % (Saldo aus Vertrauen – kein Vertrauen).

Peter Filzmaier stellt fest: „Zwischen März 2009 und Juni 2011 hat sich das Verhältnis jener, welche mit der Regierung zufrieden oder unzufrieden sind von circa 50:50 auf 20:80 verschlechtert – mit vier Fünftel Unzufriedenen.“ (Kleine Zeitung, 6. August 2011)

Ähnlich die Headline einer market-Umfrage: „Tiefer Absturz. Die Zufriedenheit mit der Regierung ist auf ein Rekordtief gesunken.“ (Juni 2011)

Laut Gallup in „Österreich“ (4./5. August 2011) halten 71 Prozent Politiker für korrupt, nur 15 Prozent nicht.

Expertenbefragung Demokratiebefund 2011

Für den Demokratiebefund 2011 wurden von uns im August 2011 Expertinnen und Experten aus Österreich mittels eines einheitlichen Fragebogens befragt. Unsere Einladung hierzu erging an jeweils 50 Experten aus den vier Bereichen Wissenschaft, Medien, Wirtschaft/Interessenvertretung sowie Zivilgesellschaft. Bei der Auswahl der Experten wurde auf sachliche Ausgewogenheit in Bezug auf Geschlecht sowie institutionelle und regionale Herkunft geachtet. Insgesamt haben sich 66 Experten an der Befragung beteiligt.

Alles in allem bewerten die befragten Experten die österreichische Demokratie insgesamt in einem Schulnotensystem mit einem guten „Befriedigend“: Als Mittelwert ergibt sich eine Note von 2,83. Aufgegliedert auf die verschiedenen Ebenen schneidet die Gemeindeebene (2,42) am besten ab, Länder- (2,94) und Bundesebene (2,95) liegen gleich auf, am schlechtesten wird die Demokratie auf europäischer Ebene (3,42) bewertet. Im Vergleich der Demokratie in Österreich zur Demokratie in anderen Staaten wird die Demokratie in der Schweiz (1,72), in Deutschland (2,19) und in Großbritannien (2,37) wesentlich besser beurteilt; die Demokratie in den USA (2,91), im EU-Durchschnitt (3,03), in Frankreich (3,13), in Slowenien (3,20) und in Tschechien (3,31) in etwa gleich eingeschätzt; während die Demokratie in der Slowakei (3,63), in Italien (4,22) und in Ungarn (4,38) wesentlich schlechter beurteilt wird. Der Demokratie in Russland (4,79) und China (4,83) wird ein „Nicht genügend“ attestiert. Auffallend ist, dass sich diese Einschätzung der Experten weitgehend mit dem internationalen „Democracy Ranking“ deckt.

Die wenigsten sind der Meinung, dass die Demokratie in Österreich im letzten Jahr (3 Nennungen) bzw. in den letzten 5 Jahren (5 Nennungen) in Österreich besser geworden sei; eine große Zahl sieht Verschlechterungen: im letzten Jahr (29 Nennungen) und noch deutlicher in den letzten 5 Jahren (39 Nennungen). Die überwiegende Mehrheit ist der Meinung, dass sich auf absehbare Zeit auch nur wenig daran ändern wird, mit einem leichten Überhang bei den Pessimisten: 5 (besser) zu 17 (schlechter) bei einer 1-Jahres-Prognose, 10 (besser) zu 16 (schlechter) bei der 5-Jahres-Prognose.

Hinsichtlich der drei „Staatsgewalten“ wird der Bundesregierung die schlechteste Note ausgestellt (3,80), Parlament (3,53) und Justiz (3,50) liegen annähernd gleich auf. In Bezug auf einzelne abgefragte Themenbereiche wird die österreichische Politik in Bezug auf die Bewältigung der Folgen der Wirtschaftskrise (2,37) und Geschlechtergleichstellung (2,80) am besten beurteilt. Es folgen Gesundheit und Pflege (3,14), Maßnahmen zur Vereinbarkeit Beruf und Familie (3,15), Klima- und Umweltschutz (3,17), Migration und Integration (3,36), Budget (3,48), Umgang mit Bürgerinteressen (3,55), Europa (3,70), Korruptionsbekämpfung (3,70), Stärkung der unabhängigen Justiz (3,72) und Wissenschaft und Forschung (3,91). Am schlechtesten beurteilt wird die Politik in Bezug auf Verwaltungsreform (4,56), Föderalismusreform (4,55), Reform der Landesverteidigung (4,46), Pensionsreform (4,33) und Bildung (4,02). Bei der Möglichkeit der freien Nennung von drei Themen, auf die die österreichische Politik im nächsten Jahr einen besonderen Schwerpunkt legen soll, wurde Bildung (36 Nennungen) bei weitem am häufigsten genannt, es folgen Verwaltungsreform (21 Nennungen), Budget (19 Nennungen) und Pensionsreform (17 Nennungen).

Als wichtigste Maßnahmen zur Demokratiereform in Österreich werden die Entpolitisierung des ORF (1,32), eine höhere Transparenz der Parteienfinanzierung (1,50), die Stärkung der unabhängigen Justiz (1,55) und der Ausbau der politischen Bildung (1,57) angesehen. Es folgen die Personalisierung des Wahlrechts (2,20), der Ausbau der direkten Demokratie (2,33), die Direktwahl der Bürgermeister in ganz Österreich (2,51), die Ausdehnung des Wahlrechts auf alle Personen, die bereits mehrere Jahre in Österreich leben (2,62), die terminliche Konzentration der verschiedenen Wahlen in Österreich auf einen „Superwahlsonntag“ (2,67) und die Einführung eines Mehrheitswahlrechts (2,82). Als am wenigsten wichtig wird die Stärkung des Verhältniswahlrechts (3,74), die Direktwahl der Landeshauptleute (3,14) und die Beschränkung der Funktionsperioden von Politiker (3,12) beurteilt.

Hinsichtlich von Regierungskonstellationen, die den Zustand der Demokratie in Österreich verbessern bzw. verschlechtern, werden schließlich Alleinregierungen (2,47) und „Kleine Koalitionen“ aus SPÖ oder ÖVP und einer anderen Partei (2,48) wesentlich besser beurteilt als Allparteienkoalitionen (4,14), die „Große Koalition“ aus SPÖ und ÖVP (3,76) und Drei- oder Mehrparteienkoalitionen (3,42).

Konkrete Themenbereiche des Demokratiebefundes

Föderalismusreform

Seit vielen Jahren wird über eine Reform des österreichischen Bundesstaates diskutiert. Dieses Thema stand auch im Mittelpunkt des Österreich-Konvents, doch wurde bislang kein einziger der dort dazu erarbeiteten Vorschläge verwirklicht. Spätestens seit dem EU-Beitritt ist aber klar, dass die bestehenden bundesstaatlichen Strukturen nicht mehr zeitgemäß sind. Eine höchst komplizierte und detailverliebte Aufteilung der Kompetenzen zwischen dem Bund und den Ländern behindert nicht nur die Umsetzung EU-rechtlicher Vorgaben (und hat schon zu einigen Vertragsverletzungsverfahren geführt). Sie verursacht auch kostspielige Doppelgleisigkeiten. Vor allem aber hat sie sich als schwer überwindbare Hürde dringend erforderlicher Reformen – im Bildungsbereich ebenso wie im Gesundheitswesen, in der Klimapolitik, der Energiepolitik usw. – erwiesen. Die Vertretung legitimer Länderinteressen erfolgt nicht in dem dazu verfassungsrechtlich vorgesehenen Bundesrat, sondern in der (verfassungs-)rechtlich nicht geregelten und nicht verantwortlichen Landeshauptleutekonferenz.

Im Bereich der Länder selbst haben sich Strukturen entwickelt, denen offensichtliche feudalistische Züge anhaften: eine Machtkonzentration beim Landeshauptmann, dem ein macht- und weitgehend auch funktionsloses Landesparlament gegenübersteht; ein (in der Mehrzahl der Länder auch noch verfassungsrechtlich verankerter) Regierungsproporz, der Machtstrukturen versteinert und Wahlen folgenlos macht. Soweit eine Reformbereitschaft in den Ländern vorhanden ist, wird sie durch ein enges Korsett bundesverfassungs- gesetzlicher Vorgaben behindert, die beispielsweise ein deutlich personalisiertes Landtagswahlrecht verunmöglichen. (Dass es paradoxerweise die Länder selbst sind, die einer praktischen Steuerhoheit ablehnend gegenüberstehen, belegt die Neigung zu mangelnder Verantwortlichkeit.)

Das seit langem intensiv diskutierte und bis in die kleinsten rechtlichen Details ausformulierte Konzept einer Landesverwaltungsgerichtsbarkeit, das den Einfluss der (Partei-)Politik auf den Gesetzesvollzug durch eine kompromisslose Rechtsstaatlichkeit ablösen soll, wird seit eineinhalb Jahrzehnten blockiert. Dadurch wird auch die dringend erforderliche Entlastung des Verwaltungsgerichtshofs und des Verfassungsgerichtshofs verhindert und deren Funktionsfähigkeit und damit die Rechtsstaatlichkeit zunehmend gefährdet.

Zu fordern ist daher:

  1. Eine sinnvolle und zeitgemäße Verteilung der Aufgaben zwischen dem Bund und den Ländern: Die Gesetzgebung ist weitgehend beim Bund zu konzentrieren; den Ländern könnten aber Spielräume zur Berücksichtigung regionaler Besonderheiten und zur Gewährleistung eines bürgernahen Gesetzesvollzugs in entsprechenden Ausführungsgesetzen überlassen bleiben.
  2. Eine grundlegende Reform der Zusammensetzung und der Aufgaben des Bundesrates. Eine Konzentration der Verwaltung bei den Ämtern der Landesregierung, eine Straffung der Bezirksstrukturen und auch eine Zusammenlegung von Gemeinden, letzteres allerdings nicht mit gesetzlichem Zwang, sondern auf Grund finanzieller Anreize.
  3. Eine Personalisierung des Landtagswahlrechts, das die Landtage zu echten Bürgerforen aufwertet; eine Stärkung der Kontrollbefugnisse der Landtage; insgesamt eine Erweiterung der Verfassungsautonomie der Länder im Sinn größerer Spielräume bei Wahlrechtsreformen und der Schaffung effizienter und zugleich bürgernaher Verwaltungsstrukturen.
  4. Die Abschaffung des Regierungsproporzes in den Landesregierungen.
  5. Eine zumindest ansatzweise Zusammenführung der Einnahmen-, Aufgaben- und
  6. Ausgabenverantwortlichkeit auf der Ebene der Länder und auch der Gemeinden.
  7. Die ehestbaldige Umsetzung der Landesverwaltungsgerichtsbarkeit.

Verwaltung und ihre Aufgaben

Die Verwaltung der Republik Österreich wurde in ihrer Struktur von der Monarchie übernommen und beruht im Wesentlichen noch heute darauf, statt dass längst gefragt hätte, wie man eine effiziente Verwaltung organisiert (von 0 auf 100 gedacht) für ganz andere Größen, gesellschaftliche Gruppen, demokratische Mitsprache, Wirtschafts- und Berufsstrukturen, Flexibilitäts- und Kommunikationsmöglichkeiten, Kostenstrukturen und damit Aufgabenstellungen. Nur als einige Beispiele: Verkehr, elektronische Verbindungen zwischen Behörden und zum Bürger, Umweltschutz, Familienstrukturen, Personalkosten, Wettbewerb überregional und international usw. Was sich an unbedingt notwendigen Veränderungen in der Verwaltung aufdrängte, wurde auf bestehende Behörden aufgepfropft, ohne überholte Aufgaben abzugeben – so auch nicht, als sich mit der EU-Bürokratie eine neue Ebene ergab. Die Gesetzgebung überschüttet die Verwaltung dazu noch mit tausenden Normen, ohne dass überholte eliminiert werden.

In der repräsentativen Demokratie haben sich Parteien als wesentlich für die Gesetzgebung etabliert. Es widerspricht jedoch demokratischen Grundsätzen, wenn Parteien auch andere Lebensbereiche durchdringen und sogar die Verwaltung, die parteiunabhängig agieren soll. Gruppen wie Familienväter, Sportler, Pensionisten, Gewerbetreibende usw. haben ihre Gruppeninteressen, die sich aber nicht mit (ideologischen oder Macht-) Interessen von Parteien decken. Die Durchdringung besonders der Staatsverwaltung mit Parteiinteressen ist typisch für autoritäre Regime, widerspricht aber der Demokratie und oft der Rechtsstaatlichkeit!

Internationale Verglelche zeigen klar, dass die österreichische Verwaltung im Großen und Ganzen gut funktioniert, jedoch vielfach formalistisch, schwerfällig, langsam, und vor allem enorm hohe Kosten verschlingt, die den Wirtschaftsstandort gefährden und schon demokratiebedenklich bedenklich sind. Vergleiche liefern nicht nur die Schweiz (extrem föderal) und Deutschland (ähnlich im föderalen Aufbau), sondern auch Großbritannien und Schweden (zentralistisch); diese und die meisten anderen brauchen für eine zweifellos nicht schlechtere Verwaltung nur 40-70 % am Pro-Kopf-Kosten der österreichischen. Da geht es um Größenordnungen von 10 und mehr Milliarden €. – Was sind die gravierendsten Mängel der Verwaltung?

  1. Es fehlt jede (laufende) Überprüfung, welche Aufgaben des Staates überhaupt noch zeitgemäß und nur von ihm erfüllbar sind; viele werden „gehortet“, da von Ministerm und Landeshauptleuten angefangen viele Entscheidungsträger ihren Erfolg in einem großen Teilbudget für sich statt in kostengünstiger und effektiver Leistung sehen.
  2. Die Gesetzgebung erfolgt oft anlass- und medienbedingt, ohne mögliche Wirksamkeit und ohne Überprüfung der Folgekosten nicht nur das Budget, sondern auch für Bürger und Wirtschaft.
  3. Jahrzehnte lange Erfahrungen, vielleicht auch eine Grundmentalität, führen bei vielen Amtsorganen zu Verantwortungsscheu, Rückdelegierung und Aufschiebung von Entscheidungen.
  4. Die österreichische Mentalität „Sicherheit statt Leistung“ mit entsprechendem Beharrungsvermögen ohne Blick auf die Zukunft – wie bei anderen Großinstitutionen – wirkt sich bei der Verwaltung verheerend aus.

Die am stärksten Steuer fressenden Teile der Verwaltung – Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen – erfordern bei der jetzigen Verschuldungslage die zwei Grundsatzfragen 1. Staatsaufgaben und 2. Kompetenzvereinigung anzupacken. Was soll sich der Steuerzahler denken, wenn z. B. hunderte Schulversuche zu keinem Ergebnis führen, weil Schulversuche zu Bezugszuschlägen der betroffenen Personen führen?

Zu konkreten Forderungen für eine Reform in der Verwaltung gehören:

  1. Durchforstung der Staatsaufgaben
  2. Kostenrechnung und Controlling (Soll und Soll-Ist-Überprüfung für alle Behörden, Leistungskriterien mit positiven und negativen Sanktionen
  3. Kompetenzneuordnung nach Grundsätzen der Effizienz und nicht nach Einzelinteressen
  4. Vereinheitlichung des Dienstrechts im öffentlichen Bereich, Flexibilität beim Beamteneinsatz
  5. Transparenz der Geldflüsse zwischen Gebietskörperschaften, Unternehmen im öffentlichen Bereich, Parteien, und der aller Förderungen.

In einem Staat, in dem der durchschnittliche Steuerzahler bis August jedes Jahres nur für den Transfer, sprich die Steuer, arbeitet und erst dann für sein Einkommen, ist jede weitere Verschuldung eine Gefährdung der Demokratie.

Justizpolitik

Die Justiz, das heißt, die Gerichtsbarkeit in all ihren Ausformungen ist ein – der - unverzichtbare Teil einer funktionierenden Demokratie. Der Verfassungsgerichtshof als Hüter der Gesetzeskonformität ist unbestritten und genießt zu Recht den vollen Respekt aller Staatsorgane und der Bürgerinnen und Bürger. Dies gilt auch für den Verwaltungsgerichtshof, dem aber seit Jahren die nötigen Mittel für eine rasche Erledigung seiner Arbeit vorenthalten werden. Die Gerichte des Zivil- und Strafrechtes, deren Entscheidungen naturgemäß wesentlich mehr im Blickfeld der Öffentlichkeit sind, werden in den letzten Jahren sowohl in der Politik als auch in den Medien kontroversiell diskutiert. Dies trifft insbesondere auf die Strafgerichtsbarkeit und hier wiederum im erhöhten Ausmaß auf die Staatsanwaltschaften zu.

Bei den zahlreichen Strafverfahren wegen Wirtschaftsdelikten, vor allem wenn sie einen Bezug zur Politik haben, wird Unverständnis über die lange Dauer der Verfahren geäußert.

So selbstverständlich alle Politikerinnen und Politiker bei strafrechtlichen Vorwürfen gegen Wirtschaftstreibende und Politiker darauf hinweisen, dass es in einem Rechtsstaat ausschließlich Aufgabe der Strafverfolgungsbehörden und der Strafgerichte ist, diese Vorwürfe zu prüfen und letztlich von einem unabhängigen Gericht beurteilen zu lassen, so wenig ist die Politik bereit, den zuständigen Organen die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Eine in den Augen der Öffentlichkeit nicht lautlos und effizient funktionierende Strafjustiz gefährdet in einem nicht zu überschätzenden Ausmaß den demokratischen Konsens. Nur wenn die Bürgerinnen und Bürger Sicherheit darüber haben können, dass ihre Gerichtsbarkeit Verletzungen der Rechtsordnung verfolgen und ahnden, ist der Rechtsfrieden gewahrt.

Es ist daher unverständlich, dass die zuständigen Politikerinnen und Politiker nicht in der Lage sind, in einem Schulterschluss den Zustand herzustellen (die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen), der diesen Rechtsfrieden gewährleistet.

Korruption

Österreich ist in den letzten Jahren auf der europäischen Korruptions-Skala – trotz des hohen Lebensstandards - vom 10. auf den 15. Rang abgerutscht. Warum?

  1. Allgemeine Untertanenmentalität misstraut den Staatsorganen; „sich’s richten“ geht vor Anständigkeit; „Gefälligkeiten“ gelten als normal;
  2. Sogar politische Spitzen erscheinen zunehmend korrupt anstatt vorbildlich – von Medien geschürt, von der Öffentlichkeit mit Politikverdrossenheit quittiert;
  3. Hohe Durchdringung des Landes und damit Abhängigkeit des Bürgers von Staat und Parteien; Entscheidungsmacht und Verfügungsmacht über fremdes Geld lockt Korruption an und erfordert deshalb persönliche Anständigkeit;
  4. An der Macht sind Vertreter von Partei-, Gruppen- und Einzelinteressen (keineswegs nur offizielle „Lobbyisten“), Staat und Gesamtgesellschaft haben keine Priorität;
  5. Geringe Transparenz der öffentlichen Geldflüsse
  6. Im internationalen Vergleich schwache und löchrige Strafnormen für Korruption, vor allem Ausnahmen für Politiker und geringe Strafhöhe sind kontraproduktiv.

Die Punkte 2 - 4 sind längerfristig, die Punkte 5 und 6 sind kurzfristig zu ändern!

Medien und Bildung

Den Medien kommt in der Demokratie eine zentrale Bedeutung zu. Ihre Vielfalt und Qualität sind das Fundament des demokratischen Diskurses. Dies ist auch ein entscheidendes Element des öffentlich-rechtlichen Auftrages des Rundfunks.

Eine vitale Demokratie braucht informierte Bürger, die sich in ihre Angelegenheiten einmischen. Politische Bildung soll von der Schule beginnend die Urteilsfähigkeit des mündigen Bürgers stärken. Der Schule kommt mittlerweile noch größere Verantwortung in diesem Prozess zu, da das aktive Wahlalter auf 16 gesenkt wurde. Insbesondere sind die Medienkompetenz im Allgemeinen, der Umgang mit den neuen Medien im Besonderen zu stärken.

Eine im September 2011 veröffentlichte IMAS-Untersuchung förderte eine teilweise beängstigende Unwissenheit der österreichischen Bevölkerung über politische basics zu T age.

Generell hat bekanntlich die Kritik am österreichischen Bildungssystem und seinen Ergebnissen auch evidenzbasiert in den letzten Jahren stark zugenommen. Besonders kritisch wird die Reformresistenz gesehen, weshalb sich gerade auch in diesem fundamentalen Bereich unseres gesellschaftlichen und demokratischen Zusammenlebens beachtliche zivilgesellschaftliche Initiativen gebildet haben. Vor allem auch das vom 3. bis 10. November aufliegende Bildungsvolksbegehren ist als ein solches wichtiges Signal gegen den Stillstand zu werten.

Die echten Probleme einer zeitgemäßen Medienpolitik

Das österreichische Medienrecht ist sicher nicht perfekt. Die jüngst verstärkte Forderung nach mehr Transparenz bei Inseraten von Regierungsstellen an einige auflagenstarke Zeitungen besteht zu Recht. In manchen Fällen wird in Österreich noch über die wahren Besitzverhältnisse gerätselt, was freilich angesichts der Feigheit aller bisherigen Regierungen, demokratiegefährdende Zusammenschlüsse verlegerischer Einheiten zu verhindern, keinen großen Sinn mehr macht. Die zumindest angestrebte Bekämpfung medialer Monopole und Oligopole ist in ganz Europa – neben Populismus und Staatszensur - immer noch ein zentrales Thema der Medienpolitik, die dabei allerdings in Gefahr gerät, weltweit noch viel größere neue Herausforderungen zu unterschätzen. Dass der Österreichische Presserat nach jahrelanger Blockade zu neuem Leben erweckt werden konnte, ist erfreulich, aber er macht sich in der Öffentlichkeit viel zu wenig bemerkbar.

In Amerika hat man die jüngste Entwicklung, die auch uns nicht erspart bleiben wird, schon auf einen knappen Nenner gebracht: „Zeitungen verlieren ihre Leser, Journalisten verlieren ihre Jobs und die Presse verliert ihre Freiheit an populistische Regierungen und Medienmogule.“ Tatsache ist, dass die junge Generation immer weniger Nachrichten aus Fernsehen, Radio oder den Zeitungen bezieht und wenn überhaupt, dann nicht zu fixen Zeiten in vorgegebenen Formaten, sondern über Teletext und vor allem Internet und in immer stärkerem Maß über Twitter, You Tube und Blogging. Für den heute von allen Printmedien angestrebten Umstieg auf Online-Journalismus, der sich auch rechnet, ist noch lange nicht geschafft. Angemessen zahlen wollen Internet-Info-User ja nicht übermäßig gern.

Laut einer OECD-Studie ist zwischen 1997 und 2007 die Gesamtzahl der Journalisten in den USA von 56.000 auf 40.000 zurückgegangen; in Deutschland ist sie um 25 Prozent, in den Niederlanden um 41 und in Norwegen um 53 Prozent geschrumpft. Der mitleidlose Konkurrenzkampf drängt die Verlage zu Personalabbau und prekären Beschäftigungsverhältnissen, was den Journalisten wieder weniger Zeit für sorgfältiges Recherchieren und gewissenhafte Weiterbildung lässt. Im Verlauf einer einzigen Minute werden weltweit 320 neue Twitter-Konten eröffnet und 1500 Blog-Eintragungen gepostet.

Die neuen Kommunikationsformen haben viel Gutes gebracht: Laienreporter versorgen die Öffentlichkeit mit Nachrichten über milliardenschweren Finanzbetrug und Korruption, trommeln Hunderttausende zu Demonstrationen zusammen und zwingen Potentaten im arabischen Raum zu Rückzug und Rücktritt. Aber sie eröffnen auch anonym bleibenden Verbrechern Tür und Tor für betrügerische Unterstellungen und verlogene Vernichtungs- feldzüge, denen auch kein internationaler Gerichtshof für Menschenrechte gewachsen ist.

Den Gipfel solchen Treibens liefert das System Wikileaks, das bereits diplomatische Geheimnisse Millionen Menschen zugänglich gemacht hat. „Großartig“ finden das jene, die eine kriminelle Vertuschung von Verbrechen aufdecken möchten. „Unverantwortlich“ kontern die darüber Besorgten, dass legitime Interessen von Intim- und Staatsschutz der von keiner Rechtsinstanz kontrollierten Verbreitung von Millionen gestohlener Informationen zum Opfer fallen könnten. Wer hat Recht? Die UNESCO hat auf ihrer vorjährigen Weltkonferenz in Brisbane von den Staaten Gesetze gefordert, die für alles staatliche Handeln größtmögliche Transparenz bei gleichzeitig größtmöglichem Schutz für wirklich schützenswerte Informationen gewährleisten. Wer hat irgendeine Reaktion österreichischer Medienpolitiker darauf bemerkt? Die werden offenbar nur aktiv, wenn die Bestellung einer neuen ORF- Führung die Chance für parteipolitische Packeleien eröffnet.

ORF-Befund

Der ORF ist die öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehanstalt Österreichs. Er ist das wichtigste Kultur- und Informationsmedium des Landes. Er verfügt über 3 Fernsehprogrammen (ORF eins, ORF 2 , ORF III), 12 Radioprogramme (national: Ö1, Ö3 und FM4; regional: 9 Programme der Landesstudios) und ein umfangreiches Internetangebot Mit 5,2 Millionen Hörer. 3,2 Millionen Zuseher täglich, sowie mit monatlich 270 Millionen Seitenaufrufen Online, sollte er ein wesentlicher Faktor zur Weiterentwicklung der Demokratie sein.

Es galt daher zu prüfen, ob der ORF auf Grund der legistischen Rahmenbedingungen heute seine Aufgaben gegenüber der Gesellschaft unbehindert erfüllen kann.

In Kenntnis der bundesgesetzlichen Bestimmungen (sie wurden seit dem Rundfunkvolksbegehren 1966 von den jeweiligen Alleinregierungen bzw. Koalitionen gravierend verändert) und der daraus abgeleiteten politischen Praxis kommt die IMWD zu dem Schluss:

Die in der Verfassung verbriefte Unabhängigkeit des österreichischen Rundfunks und seiner Organe ist durch die derzeitigen gesetzlichen Regelungen und durch die Handlungsweisen von Regierung und Parteien nicht gewährleistet, wie das Parteiengerangel um die Bestellung der ORF-Geschäftsführung in den letzen Wochen besonders vor Augen führt. (Detaillierte Begründung siehe Anhang)

Forderung an das Parlament: Den ORF frei geben!

Angesichts der immer wiederkehrenden Versuche von Regierungen und Parteien, sowie angesichts der Tatsache, dass nach einer jüngst im „Kurier“ veröffentlichten OGM Umfrage 86% der Bevölkerung den Einfluss der Politik auf den ORF für „zu hoch“ halten, fordert die IMWD das Parlament auf, den Auftrag der Bundesverfassung endlich zu erfüllen und durch konkrete Gesetze die Unabhängigkeit des Österreichischen Rundfunks sowie seiner Organe sicherzustellen!

Dies könnte durch folgende Neuregelungen geschehen:

  • Nicht der Bundeskanzler sondern der Bundespräsident bestellt nach transparenter öffentlicher Ausschreibung erstmals einen verkleinerten Stiftungsrat, der sich dann, nach dem Muster der ÖIAG selbst erneuert.
  • Die Kompetenz und die Unabhängigkeit der einzelnen Stiftungsräte sind vom bestellenden Organ ausführlich und öffentlich zu begründen.
  • Der Stiftungsrat bestellt in geheimer Wahl den Generaldirektor.
  • der Generaldirektor ernennt die Geschäftsführung. Der Stiftungsrat hat lediglich ein generelles Vetorecht.
  • Der ORF ist unveräußerlich, er gehört den Österreicher, die ihn finanzieren.
  • Vom Staat verordnete Gebührenbefreiungen werden von diesem zu 100 Prozent ersetzt.
  • Die Eigenverantwortung der Programmacher und Journalisten wird ausgebaut, das Redakteursstatut erweitert.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Übereinstimmende Ergebnisse aller Umfragen zeigen:

Das Ansehen der Politik in Österreich ist an einem historischen Tiefpunkt angelangt. Insbesondere die Arbeit der Bundesregierung wird außerordentlich negativ bewertet. Auch die Erwartungen in die künftige Regierungspolitik zur Überwindung des gefühlten Stillstandes sind außerordentlich gering. Vor allem folgende 5 Problembereiche und gravierende Kritikpunkte wurden 2010/2011 ausgemacht.

  1. Der lähmende Stillstand in der Politik
  2. Der Verfassungsbruch in Zusammenhang mit der Erstellung des Bundesbudgets 2011, wobei festgestellt werden muss, dass nicht nur die Verfassung gebrochen wurde, sondern dass auch das Budget selbst entgegen aller Ankündigungen von großen Reformanstrengungen kaum Anhaltspunkte für Veränderungsbereitschaft der Bundesregierung gezeigt hat;
  3. Das besorgniserregende Misstrauen gegenüber der Justiz und der Politik, besonders gefördert durch gehäufte Korruptionsvorwürfe und Kritik an langen Verfahrensdauern
  4. Die den Problemstellungen Europas völlig unangemessene Kommunikation der verantwortlichen Player in Österreich zum Thema Europa, Euro und EU, die die Verdrossenheit und das Misstrauen gegenüber Europa weiter nähren, wo hingegen generell eine stärkere gemeinsame europäische Vorgangsweise (EU und Euroländer) notwendig erscheint
  5. Der unverfrorene Griff von Regierung und Parteinen nach dem ORF.

Besonders beunruhigend ist das rapide anwachsende Desinteresse an der österreichischen Politik. Beschäftigten sich laut IMAS vom September 2011 im Jahr 2000 nach eigenen Angaben noch 56 Prozent stark bzw. ziemlich stark mit Politik in Österreich, wurde 2011 der Tiefststand mit 26 Prozent erreicht.Damit einher geht ein geringes Wissen über politische Vorgänge und verfassungsrechtliche Grundlagen. Demokratie aber braucht die Zuwendung des informierten Bürgers. Lethargie, Verdrossenheit und folgenloses Lamento bei Cocktailpartys und Biertischen tragen nicht zur Vitalisierung der Demokratie in Österreich bei, sondern verstärken die Abnützungserscheinungen.

Andererseits sind teilweise auf Länder- und Gemeindeebene Initiativen zu verzeichnen, die demokratiepolitisch positiv zu bewerten sind, seien es die Reformanstrengungen in der Steiermark oder anderen Bundesländern, seien es die Initiativen in der Stadt Salzburg zur Stärkung der direkten Demokratie. Positiv sind vor allem auch eine wachsende Zahl von zivilgesellschaftlichen Initiativen und auch Aktivitäten von Qualitäts-Printmedien hervorzuheben.

Trotz aller Kritikpunkte und der immer bedrohlicher werdenden Vertrauenskrise in die Politik und die Demokratie ist festzustellen, dass die österreichische Demokratie im internationalen Vergleich dennoch immer noch relativ gut dasteht. In einem internationalen Demokratie- Ranking, das allerdings die negativen Entwicklungen des letzten Jahres noch nicht reflektiert, liegt Österreich auf Platz 11, auch im Korruptionsindex ist Österreich noch immer auf Platz 15, allerdings um mehrere Plätze in den letzten Jahren abgesunken, sowie auch beim World-Competitiveness-Index des Weltwirtschaftsforums wo Österreich auf Rang 19 liegt, aber auch gegenüber der Vorjahresbewertung um einen Platz abgesunken ist und im längerfristigen Vergleich um mehrere Plätze. In allen diesen Rankings liegen die Schweiz und die skandinavischen Länder, aber auch die Niederlande deutlich vor Österreich, auch Deutschland und Großbritannien wird eine höhere Demokratie-Qualität zugeschrieben. Dies korreliert auch mit der Eigeneinschätzung der Experten-Umfrage, die die IMWD durchgeführt hat.

Aus diesem Demokratiebefund 2011 ergeben sich eine Reihe von Forderungen, die teilweise schon in den einzelnen Subkapiteln detailliert dargestellt wurden:

  1. Ernsthafte Befassung des Parlaments und der politischen Parteien mit Fragen der Wahlrechts und Demokratiereform durch eine parlamentarische Enquetekommission;
  2. Eine ernsthafte und nachhaltige Europakommunikation der Bundesregierung, aber auch aller verantwortlichen Stellen, um das Vertrauen angesichts der schwierigen Phase in die Europäische Union und ihre Institutionen zu stärken. Appell an den Bundeskanzler resp. den Außenminister und die anderen Mitglieder der Bundesregierung jeweils nach Rückkehr von Tagungen des Europäischen Rates bzw. des Rates für allgemeine Angelegenheiten un der Fachministerräte der Bevökerung über die Medienöffentlichkeit eine offene und schonungslose Aufklärung über die aktuellen Probleme und die dazu vertreten österreichische Haltung zu geben;
  3. Initiativen zur Entpolitisierung des ORF
  4. Förderung des Reformföderalismus und von Reforminitiativen auf Gemeindeebene, insbesondere auch im Zusammenhang mit der direkten Demokratie. Dringender Appell an die Verantwortlichen in Bund und Ländern, endlich die Widerstände gegen eine sinnvolle Föderalismusreform aufzugeben und gemeinsam ohne weiteren Verzug die anstehenden Probleme im Interesse der Republik Österreich einer Lösung zuzuführen;
  5. Ausbau der politischen Bildung und Medienerziehung, wobei im schulischen und außerschulischen Bereich qualifiziertes Personal aus- und weiterzubilden und bereitzustellen ist;
  6. Initiativen zur transparenten Parteienfinanzierung
  7. Initiativen zur Offenlegung von Eigentumsverhältnissen bei österreichischen Medien und der Medienförderung seitens der öffentlichen Hand (Gebietskörperschaften sowie Unternehmen mit maßgeblichen Beteiligungen der öffentliche Hand)
  8. Eine Erleichterung des Zugangs zur direkten Demokratie, insbesondere zu Volksbegehren, durch die neuen digitalen Möglichkeiten, wodurch dem Bürger / der Bürgerin der Weg zum Gemeindeamt bzw. zur notariellen Beglaubigung bei Unterstützung von Volksbegehren erspart werden kann
  9. Stärkung aller Initiativen der Zivilgesellschaft, die gegen Stillstand und für Reform engagiert sind. In diesem Sinn bemüht sich die IMWD, verschiedenste Allianzen mit gleichgesinnten oder ähnlich gelagerten Gruppierungen zu schmieden bzw. diese auch zu unterstützen.

Es ist die feste Überzeugung der IMWD, dass insbesondere durch eine aktive Zivilgesellschaft in Zusammenwirken mit Medien jener notwendige Druck erzeugt werden kann und muss, um Stillstand und Reformmüdigkeit in Österreich zu überwinden, Vertrauen in die Politik wiederzugewinnen und einen Vitaliserungs- und Reformschub für die österreichische Demokratie zu erreichen.

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Auch das noch: Die Reichen werden immer gesünder drucken

Es zählt zu den Standardklagen jedes Möchtegern-Intellektuellen in ganz Europa: Die Reichen werden immer reicher; ihre Kinder sind auch in der Schule erfolgreicher; und nun zeigen Statistiken sogar, dass die Reichen auch deutlich länger leben als ärmere Mitbürger. Die daraus resultierende Forderung: Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit müsse nun endlich auch von der EU ernsthaft bekämpft werden, wenn schon die Regierungen untätig sind.

Kein Zweifel: Die Fakten stimmen (lediglich das mit dem reicher Werden stimmt in Zeiten der Rezession nicht, da zahlen die Reichen verstärkt drauf). Aber ebensowenig Zweifel kann es in Wahrheit daran geben, dass diese Möchtegern-Intellektuellen dabei völlig falsche Kausalitäten herstellen. Die Behauptung, noch reicher zu werden, länger zu leben oder besser gebildete Kinder zu haben, das sei alles Folge des Reichtums, ist ungefähr so zwingend wie die Aussage, es würde deshalb zu regnen beginnen, weil die Menschen mit einem Regenschirm ihr Haus verlassen.

Schon die Vorstellung, dass die meisten Reichen große Vermögen über viele Generationen vererben, ist absolut falsch. Man denke nur an die Katastrophen des 20. Jahrhunderts, die nicht nur Millionen Menschen, sondern auch jeden Reichtum vernichtet haben. Binnen weniger Jahre danach haben dennoch etwa die aus der Tschechoslowakei vertriebenen Menschen in Österreich und Bayern extrem erfolgreiche Industriebetriebe aufgebaut. Sie wurden nicht reicher, weil sie schon reich waren, sondern weil sie durch Unternehmergeist, durch Disziplin, durch Fleiß, durch Mut, durch Kreativität, durch Forschergeist, durch irgendein besonders Talent etwas aufzubauen imstande waren. Manches Mal halfen sicher auch Glück und Zufälle – aber diese Faktoren alleine haben es nie geschafft, jemanden dauerhaft in Wohlstand zu versetzen (siehe etwa die vielen später wieder verarmten Lotterie-Gewinner).

Ähnliches sieht man auch an Amerikas heute Reichen. Dieses Land war seit eineinhalb Jahrhunderten kein Kriegsschauplatz, es hat kaum unter Niederlagen oder Vertreibungen gelitten. Aber dennoch dominieren auch dort die neuen Reichen. Bill Gates, Steve Jobs oder Warren Buffet haben die heutigen Mega-Vermögen selbst aufgebaut, oft vom absoluten Nullpunkt auf. Und nicht geerbt.

Von den eigenen Ahnen ererbte Reichtümer wie Schlösser sind heute hingegen vielen Familien eher eine schwere Last. Nur eine Minderheit der im 19. Jahrhundert reichen Familien zählt heute noch dazu. Reichtum ist immer seltener über die Generationen hinweg langlebig. Denn Kapitalismus ist in  Wahrheit das Gegenteil eines Feudalsystems, er führt rasch hinauf, aber auch wieder rasch hinunter.

Die Phrase „Die Reichen werden immer reicher“ ist langfristig falsch. Sie stimmt nur in jenen eher kurzen Phrasen, in denen man mit Finanzanlagen besser verdient als mit unternehmerischen Investitionen oder mit erfolgreicher Arbeit. Aber selbst dann, wenn angelegtes Geld einen echten Ertrag bringt – was es seit Jahren dank Inflation, Krisen und Kapitalertragssteuern nicht mehr tut –, fehlt den Neidargumenten jede moralische Basis: Sollen Sparen und Investieren bestraft werden, während jene, die immer sofort alles konsumieren, belohnt werden? Das ist Populismus, hat aber mit Ethik nichts zu tun.

Und wie ist das mit den Vorteilen der Reichen bei Bildung und Gesundheit?

Genau so. Jene Fähigkeiten und Eigenschaften, welche die Wahrscheinlichkeit beruflicher und unternehmerischer Erfolge erhöhen, sind auch für den Schulerfolg der eigenen Kinder wie auch die eigene Lebenserwartung gut. Die Pisa-Studie zeigt etwa, dass jeder zusätzliche Meter an Buchregalen in der elterlichen Wohnung im Schnitt zu signifikant besseren Schulergebnissen führt. Ebenso wie zu besserem Berufserfolg und damit höherem Einkommen.

Gebildete Eltern kümmern sich auch intensiver und liebevoller als bildungsferne um den eigenen Nachwuchs. Bei ihnen wird viel weniger ferngesehen, vor allem wird der Fernsehapparat nicht als Babysitter verwendet: In der statistischen „Unterschicht“ sind nach einer Studie des deutschen Allensbach-Instituts 73 Prozent Intensiv-Fernseher, sitzen also drei und mehr Stunden pro Tag vor der Kiste, in der Oberschicht hingegen nur 34 Prozent. In der Oberschicht wird statt dessen weit mehr gelesen als in der Unterschicht. Gebildete Eltern haben mit ihren Kindern bis zu deren Schulanfang drei Mal so viele Wörter gesprochen wie bildungsferne.

Sie tun das nicht, weil sie reich sind, sondern weil ihnen Sprache, Kultur, Zuwendung, aber auch Disziplin, Fleiß und Leistung wichtig sind. Weil sie diese Werte – meist – auch an ihre Kinder weitergeben wollen. Und genau diese Eigenschaften führen in einer Marktwirtschaft auch zu finanziellem Erfolg.

Sehr Ähnliches zeigt auch eine Analyse der Statistiken, denen zufolgen „Reiche“ länger leben. Wieder ist nicht der Reichtum die primäre Ursache der Gesundheit, sondern es sind vor allem bestimmte Verhaltensweisen, welche die Oberschicht länger leben lassen. Die alle von Reichtum oder Armut völlig unabhängig sind. Noch einmal die Allensbach-Studie: In der Oberschicht treibt jeder Zweite bis zu seinem 70. Geburtstag regelmäßig Sport, in der Unterschicht tun das jedoch nur 15 Prozent. Oder das Rauchen (das noch dazu Geld kostet, also eigentlich den „Reichen“ leichter fallen sollte!): In der Oberschicht rauchen von den unter 30-Jährigen 18 Prozent, in der Unterschicht 54 Prozent.

Das heißt nun nicht, dass jeder an seiner Armut oder seinem frühen Tod selber schuld ist. Das heißt auch nicht, dass es keine Fälle gibt, wo reichere Mitbürger – oder im Spätsozialismus: der Staat – verpflichtet wären zu helfen. Das heißt aber, dass es absurd und ungerecht ist, dem politischen System einen Vorwurf zu machen, weil die Reichen reicher werden, weil sie im Schnitt erfolgreichere Kinder haben, oder weil sie länger leben.

Der Großteil dessen, was zu diesen Erfolgen führt, ist vom Geld völlig unabhängig. Europäische Politiker, die dennoch ständig die Armen als Opfer der Reichen oder angeblich ungerechter gesellschaftlicher Verhältnisse darstellen, richten den größten Schaden an. Sie schüren unbegründete Neidgefühle, statt den Menschen zu vermitteln, dass diese in sehr hohem Ausmaß für das eigene Los selbst verantwortlich sind, dass sie ihr Schicksal in hohem Ausmaß durch eigenes Handeln verbessern können. Wer immer nur dem Staat, der Gesellschaft, den Reichen die Verantwortung für die Ärmeren zuschiebt, ruiniert nicht nur Staat und Gesellschaft, sondern ist in Wahrheit der größte Feind der Armen, für die er sich einzusetzen behauptet. Das hat übrigens auch die Sozialdemokratie gewusst, als Arbeiterbildungsvereine, Abstinenzlervereine, Sport- und Wandervereine im Zentrum ihrer Identität gelegen sind. Leider ist das aber schon ein paar Generationen her.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Korruption in der Gemeinwohl-Ökonomie drucken

Zurzeit liegt es schwer im Trend, den Ausbau der Gemeinwirtschaft zu fordern. Bei Staatsquoten jenseits der fünfzig Prozent beginnt für Christian Felber von Attac erst ein Minimum an Fairness.

Europas jüngere Geschichte zeigt bei diesem Niveau allerdings eher Sozialismus, Korruption und Kapitalvernichtung. Die Korruptionsfälle der letzten Wochen finden ihre Ursache nämlich ausschließlich in der Symbiose von Politik und Staatswirtschaft.

Summe Zuschüsse ÖBB = Österreichs Schuldenberg

Skandalunternehmen Nummer eins in Österreich sind die ÖBB. 43.000 Eisenbahner machen weniger Umsatz als die schweizerische SBB – mit 28.000. Dafür gehen die Österreicher zehn Jahre früher in Pension. Als Dank für all die Privilegien wählen Eisenbahner traditionell (zu über neunzig Prozent) die SPÖ. Zählt man die 220.000 Pensionisten noch dazu, kommt man auf über eine viertel Million Wähler, auf die die Spin-Doktoren zählen können. Bei 1,4 Millionen Stimmen für die SPÖ (2008) immerhin fast ein Fünftel.

Dabei bezahlt das Füllhorn für die Wählerbasis (wieder einmal) nicht die SPÖ, sondern der Bürger. Fünf Milliarden erhält das „rote Loch“ pro Jahr aus öffentlichen Mitteln, alleine zwei Milliarden gehen an die Pensionisten. Da wirken ein paar Millionen, die man an SPÖ-Werbeblätter überweisen musste, geradezu wie eine Okkasion.  Zusammengezählt bekamen unsere Eisenbahner seit dem Jahr 1955 (inklusive Zinsen) weit über 200 Milliarden Euro. Österreichs Schuldenstand 2011: 215 Milliarden und ein paar Zerquetschte.

Da hilft nur noch der Konkurs. Soviel privat wie möglich und so schnell wie leistbar. Notfalls sollen Private Busse Liniendienste übernehmen. Und wenn die inserieren, dann für Kunden- nicht zum Wählerfang. 

Telekom: sofort unters Volk

Millionen sollen hundert von der Bundespolitik eingesetzte Manager kassiert haben – rot wie schwarz. 28 Prozent der Aktien hält immer noch die Republik. Offensichtlich immer noch zu viel. Darum sollte auch die Telekom sofort demokratisiert werden, sprich: an die Bürger unseres Landes via Börse verkauft werden.

Warum sollte ein Staat im 21. Jahrhundert eine Telefonfirma betreiben, er baut auch keine Feuerwehrautos und füllt keine Limonade ab. Im Gegenteil zur erstgenanntem Firma sind die beiden letztgenannten nie durch Korruption und Politfilz aufgefallen.

Sowjetunion: Längst Pleite ohne Öl

Gemeinwohl-Ökonomie bedeutet Armut, Korruption und organisierten Diebstahl. Die Staatsbetriebe des Kommunismus hatten als oberstes Ziel die Förderung des Gemeinwohls – theoretisch. In der Praxis stahlen Werktätige, was nicht niet- und nagelfest war. Nicht zuletzt der Einfluss (wirtschaftsfremder) Politiker bescherte Genossenschaftern wie Staatsfabrikanten institutionalisierte Verluste über die gesamte Lebensdauer ihrer Fabriken. Ohne ihren Öl- und Erzreichtum wäre die sowjetische Gemeinwirtschaft schon in den 1970-ern pleite gewesen.

Wenn Politiker Wirtschaft spielen, dann geht das seit den Römern in die Hose. Es waren Politiker wie Werner Faymann, die via Kronenzeitung forderten: „Die AUA muss österreichisch bleiben“; Verkaufgespräche wurden abgesagt. Als der Flieger pleite war, musste der Steuerzahler noch 500 Millionen bezahlen, damit ihn überhaupt jemand wollte. Heute ist die AUA privat, sie stellt wieder erste Leute ein und sie schreibt brav Gewinne – und bezahlt Steuern, nicht wie früher umgekehrt. DAS ist Fairness, wie ihn nur Privatwirtschaft bieten kann.

Wer nach ungezählten – und unzählbaren – Skandalen heute immer noch für einen Ausbau der Gemeinwirtschaft schwärmt, ist so fern der Wirtschaft wie Nordkorea von der Demokratie. Oder er ist Politiker einer „gerechten“ Partei.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg und hat Europas erstes „Globalisierungskritik-kritisches“ Buch veröffentlicht: „Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute“.

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Der Dummheit freie Bahn drucken

Das ist  zweifellos ein schwerer Schock. Die „Erste Bank“ teilt uns Mitte Oktober plötzlich mit, dass sie heuer statt annoncierter Gewinne von 700 bis 800 Millionen plötzlich Verluste in der gleichen Höhe macht. Was noch eine optimistische Annahme ist, denn derzeit steht der Verlustmeter sogar über 900 Millionen Euro.

Zugleich ist es sehr wahrscheinlich, dass etliche andere Institute dem Beispiel der österreichische Paradebank bei gleicher Vorsicht und Ehrlichkeit wohl bald folgen müssen. Und niemand kann eine Garantie abgeben, dass das nun wenigstens alles gewesen ist.

Unter den Menschen grassiert seit einigen Wochen die gleiche Angst wie 2008/09, dass wir in eine lange Periode der Stagnation oder auch Depression verfallen. Und diese Ängste sind keineswegs unberechtigt. Der Double Dip, die an dieser Stelle schon mehrfach prophezeite Krise mit einem zweifachen Absturz, ist gerade dabei, wieder Wirklichkeit zu werden. Zum Unterschied vom letzten Mal können die Staaten aber kaum noch neue Schulden aufnehmen, um die Krise scheinbar wezuzaubern.

Beim jetzigen zweiten Absturz sind Ursache und Anlass noch viel eindeutiger zu identifizieren als beim ersten: Es ist die hemmungslose Ver- und Überschuldung vieler Staaten, die sich in den offiziellen Zahlen gar nicht zur Gänze widerspiegelt. Die Staaten haben jahrzehntelang – mit Erfolg – Wählerbestechung auf Schulden betrieben. Sie haben geglaubt, jedes auch nur scheinbare Problem, jede Forderung einer Lobby durch neue Ausgaben und damit neue Schulden decken zu können. Diese Schulden haben sie naturgemäß bei den Finanzinstituten gemacht, denen wir unsere Spargroschen anvertraut haben.

Diese Schuldenmacherei haben sich die Staaten mit Hilfe der angeblichen Währungshüter in den Notenbanken auch noch durch die sogenannten Basel-Abkommen erleichtert, die Staatsanleihen als absolut sicher hingestellt haben. Bis nun das Pyramidenspiel halt leider zusammengebrochen ist. Zuerst in Griechenland, und dann und dann und dann . . .

Das einzige, wozu die Politik heute noch imstande ist, ist auf die Banken zu schimpfen, ihnen „Gier“, „Spekulation“ oder gar „Casino-Mentalität“ vorzuhalten. Nur weil sie verliehenes Geld von den Staaten auch einmal zurückhaben wollen. Die Politik beschäftigt mit unserem Steuergeld einen gewaltig aufgeblähten Propagandaapparat, der mit Hilfe ahnungsloser und/oder bestochener Medien solche weitab der Wahrheit liegenden Dolchstoßlegenden verbreitet.

Den Banken sind durchaus auch Vorwürfe zu machen. Es sind aber zwei ganz andere Vorwürfe, als sie viele Medien verbreiten: Erstens, dass sie den Staaten (zu denen auch Gemeinden und Bundesländer gehören!) viel zu lange überhaupt etwas geborgt haben. Ein wirklich ordentlicher Kaufmann hätte eigentlich schon bei Überschreiten der offiziellen Maastricht-Schuldengrenze von 60 Prozent einem Land kein Geld mehr leihen dürfen (eine solche konsequente Haltung hätte zu Recht auch Österreich getroffen, mit Ausnahme des Jahres 2007, als sich die Härte von Sparmeister Schüssel in einem Schuldenrückgang niederschlug).

Der zweite Fehler der Banken: Sie haben in den letzten zwei Jahren ihre Öffentlichkeitsarbeit total eingestellt. Sie halten der demagogischen Denunziation der Politik nichts entgegen. Sie sind feig und untereinander zerstritten. Wer schweigt, beschuldigt sich selber. Das gibt der Dummheit und Bösartigkeit des politisch-medialen Komplexes total freie Bahn. Mit fatalen Konsequenzen.

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Der unnoble Hintergrund dreier nobler Frauen drucken

Drei Friedensnobelpreise für Frauen: Das ist der Stoff, aus dem automatisch und zwangsläufig Jubel-Schlagzeilen der Medien und Politiker werden. Das ist auch der Stoff für jedes nur denkbare Vorurteil des Zeitgeistes. Mit Frauen gibt es Frieden, Männer machen Krieg. Das norwegische Nobelpreis-Komitee hat den perfekten Schlussstein gesetzt, um dieses schlichte Weltbild einzubetonieren.

Dass dieses Komitee lediglich eine Außenstelle der norwegischen Sozialisten ist, kann aufrechte Linke im Jubel über die Entscheidung natürlich nicht stutzig machen. Wer hingegen "links" noch nicht automatisch als Ausweis für Klugheit ansieht, wem das Geschlecht und das Nicht-Europäer-Sein für eine Bewertung noch nicht ganz genügen, der nimmt sich mit seinem Urteil über die Ehrung dreier wenig bekannter Menschen einige Tage Zeit. Dann aber kommen ihm arge Zweifel an der Weisheit dieser Nobel-Entscheidung.

So tritt Frau Ellen Johnson Sirleaf nur vier(!) Tage nach dem Bekanntwerden ihrer Nobel-Ehrung zur Wiederwahl als Präsidentin Liberias an. Diese zeitliche Nähe ist eine so plumpe und noch nie dagewesene Einmischung in einen – hoffentlich – demokratischen Wahlkampf, dass man den Friedensnobelpreis noch weniger ernst nehmen kann als schon in der Vergangenheit. Man denke etwa an die früheren Auszeichnungen für vietnamesische Kriegsherrn und Diktatoren; oder für Jassir Arafat, den einem Nahostfrieden nicht gerade förderlichen palästinensischen Korruptionisten; oder für Barack Obama unmittelbar nach seiner Wahl wegen einiger durchwegs unhaltbarer Wahlkampfversprechen.

Frau Sirleaf ist überdies bekannt als einstige finanzielle Unterstützerin des als internationaler Kriegsverbrecher verurteilten Massenmörders Taylor. Ein liberianisches Versöhnungskomitee hat auch prompt empfohlen, dass sie deswegen 30 Jahre zu keinem politischen Amt antreten sollte. Das alles ist aber offensichtlich kein Hindernis für einen Friedensnobelpreis. Dafür muss man heutzutage nur noch das richtige Geschlecht haben.

Genauso unerfreulich ist die Ehrung für die jemenitische Oppositions-Aktivistin Tawakkul Karman. Denn sie gehört den radikal-islamistischen Moslembrüdern an. Vor deren Machtergreifung in weiteren arabischen Ländern sollte sich freilich jeder vernünftige Mensch fürchten. Das gilt besonders nach einem Wochenende, an dem in Ägypten die heftigsten Christenverfolgungen seit Jahrzehnten ausgebrochen sind.

Da lobe ich mir die dritte Nobel-geehrte Frau: Über sie ist so gut wie gar nichts bekannt. Das ist doch schon was.

Nur der Friedensnobelpreis, der ist längst nichts mehr. Damit steht dieser Preis übrigens ganz im Gegensatz zu den extrem seriös vergebenen Preisen für Natur- und Wirtschaftswissenschaftler – auch wenn da bisweilen ein populistischer Kasperl wie Joseph Stiglitz durchrutscht.

 

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Fußnote 225: Gar keine polnischen Verhältnisse drucken

Die Wiederwahl von Donald Tusk ist nicht nur für polnische Verhältnisse – wo seit der Wende noch jede Regierung bei der ersten Gelegenheit abgewählt worden ist – eine echte Sensation.

Diese Wiederwahl im sechstgrößten Land Europas ist nämlich auch ein absoluter Gegentrend zu den gesamteuropäischen Usancen. Dort wird in der nächsten Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit alles gefeuert, was derzeit regiert. Die Linken in Spanien, die Rechten in Deutschland, Italien und Frankreich. Die mutmaßlichen Gründe des polnischen Ergebnisses sind besonders erfreulich: Der Hauptherausforderer hat in der Endphase auf antideutsche Hetze gesetzt und dadurch Stimmen verloren. Genausowenig hat ihm davor antirussische Stimmungsmache geholfen. Die Tusk-Regierung hingegen hat auf eine klassisch-liberale Wirtschaftspolitik mit Sparsamkeit und wenig Eingriffen in die Wirtschaft gesetzt. Ja: Und ganz objektiv muss man festhalten: Polen als Nicht-Euro-Land muss auch keine Milliardenlasten zugunsten der Schuldnerstaaten tragen. Daher fehlt dort der Hauptgrund des Bürgerzorns. Aber immerhin deutet manches darauf hin, dass neuerdings auch bei Angela Merkel und Nicolas Sarkozy ein Umdenken eingesetzt hat.

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Österreich und Osteuropa, der Kirchturm und die Wahrheit drucken

Die EU hat in den vergangenen Tagen ein Gipfeltreffen in Warschau veranstaltet. Von Ungarn bis Deutschland waren dort vor allem wichtige Nachbarländer durch den Regierungschef vertreten. Österreich jedoch durch einen Staatssekretär namens Wolfgang Waldner. Worum auch mehr? Es ist ja dabei nur um die östlichen Partnerschaften der EU gegangen. Also genau um jene Region, in der sich Österreichs einziges außenpolitisches Projekt der letzten Jahre abspielen sollte, nämlich die große Gaspipeline Nabucco.

Zwar hat das Büro Werner Faymanns einer Agentur gegenüber behauptet, der Bundeskanzler-Darsteller sei in Warschau bei der Eröffnung dabei gewesen. Allerdings findet sich in keinem einzigen offiziellen Dokument, auf keinem Photo ein Hinweis auf seine Präsenz. Auch gibt es keine einzige Aussendung von Partei oder Bundeskanzleramt mit irgendeinem noch so banalen Satz zu jener angeblichen Reise. Also wieder einmal eine glatte Unwahrheit. Diplomaten glauben, dass die Faymann-Reise nur deshalb vorgegeben wurde, damit sein Konkurrent Spindelegger nicht an seiner Stelle dort mit den Mächtigen Europas konferiert.

Aber wen soll eine solche spurenlose Scheinanwesenheit auch wundern bei einem Politiker, der uns sieben Jahres seines Lebenslaufes verschweigt, der ohne dazu befugt zu sein, ÖBB- und Asfinag-Inserate zu seinem eigenen Nutzen in Auftrag gegeben hat, der reihenweise mit hohen Kosten für den Steuerzahler Funktionsträger feuert, nur weil sie bei seinen schmutzigen Geschäften nicht mittun, der auch keine Zeit hatte, wenige Wochen davor den polnischen Staatspräsidenten bei dessen Österreich-Besuch zu empfangen?

Was ist das nur für ein Kontrast zu Zeiten, da Österreich noch eine Außenpolitik hatte, da sich mit Erhard Busek und Alois Mock gleich zwei österreichische Politiker besser denn irgendein sonstiger Westeuropäer perfekt in Osteuropa ausgekannt haben, da Bruno Kreisky auf Parteitagen stundenlang über Außenpolitik redete, da die SPÖ mit Peter Jankowitsch noch brillante Außenpolitiker hatte, da Wolfgang Schüssel und Ursula Plassnik zu wichtigen europäischen Persönlichkeiten wurden!

Das besonders Absurde: Wenn man in den letzten zwei Jahren nach Akzenten und Schwerpunkten der heimischen Außenpolitik gefragt hat, gab es ohnedies nur noch eine einzige Antwort: nämlich die angebliche Schwerpunktregion Schwarzmeer-Raum und die geplante Nabucco-Pipeline. Dieser Schwerpunkt ist der Regierung aber nur so viel wert, dass man lediglich einen neubestellten Staatssekretär der dritten Reihe zu einer Konferenz auf höchstem Niveau entsandt hat, bei der es genau um diese Region gegangen ist, auf der es jede Menge heikler Konflikte  zu besprechen gegeben hätte.

Angesichts einer solchen Regierung ist es kein Wunder, dass das einst groß herausgestellte Nabucco-Projekt knapp vor dem Tod steht, wie mehrere Experten bestätigen. Diese große Gas-Pipeline hätte zum ersten Mal Gas aus der Region östlich des Schwarzen Meeres nach Europa bringen sollen, ohne dass der Transport über Russland gegangen ist. Ein Land, von dem unsere Energieversorgung ja extrem abhängig ist, und das schon zweimal zur Erpressung eines anderen Landes den Gashahn einfach abgedreht hat.

Nabucco war also nicht nur ein wirtschaftlich extrem interessantes Projekt, sondern wäre auch für die österreichische Energieversorgung und -sicherheit extrem wichtig gewesen. Oder sind die grün-blau-orangen Faschingsscherze einer „österreichischen Energieautarkie“, denen sich freilich auch die beiden Minister Ahnungslos, also Mitterlehner und Berlakovich, verbal angeschlossen haben, wirklich schon Regierungspolitik? Denn ist eh wirklich schon alles wurscht.

Die paar Restösterreicher, denen hingegen noch nicht alles wurscht ist, muss ob des totalen Desinteresses der Regierung Faymann an Außenpolitik, an Osteuropa, an der österreichischen Wirtschaft, an der Versorgungssicherheit des Landes jedenfalls die nackte Panik befallen. Ist dieser Kanzlerdarsteller mit seinem Horizont eines Minimundus-Kirchturms wirklich nur zu einem gut, nämlich sich mit Hilfe dreier übler beleumundeter und bestochener Zeitungen und des linksradikalen ORF noch eine Zeitlang an der Macht zu halten?

 

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Kurzanalyse Oktober 2011: Dänemark-Berlin-Österreich drucken

Bei der öffentlichen Interpretation der Berliner Senatswahlen und der dänischen Nationalwahlen ist ein Phänomen völlig untergegangen: Die beiden „Wahlsieger“ – der Berliner SPD-Bürgermeister Klaus Wowereit  und die dänische Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt – verloren gegenüber der vorangegangenen Wahl Stimmen und Mandate. Die dänische Sozialdemokratie erzielte überhaupt ihr schlechtestes Ergebnis seit über 100 Jahren, während der bisherige Ministerpräsident Lars Rasmussen mit seiner rechtsliberalen Venstre nicht nur wiederum stärkste Partei wurde, sondern sogar zulegte. Es kommt dennoch zum Machtwechsel, weil das Mitte-Links-Bündnis über mehr Parlamentssitze verfügt als das Mitte-Rechts-Bündnis.

Ergebnisse der dänischen Parlamentswahlen (in Klammern die Veränderungen gegenüber 2007):

Liberale (Venstre)

26,7

(+0,4)

Sozialdemokraten

24,9

(-0,6)

Dänische Volkspartei

12,3

(-1,6)

Sozialliberale (Radikale Venstre)

9,5

(+4,4)

Sozialistische Volksparte

9,2

(-3,8)

Rot-grüne Einheitsliste

6,7

(+4,5)

Liberale Allianz

5,0

(+2,2)

Konservative Volkspartei

4,9

(-5,5)

In Berlin wiederum sind fünf Phänome zu betrachten:

  1. Bestätigung von Wowereit mit seinem bisher schlechtesten Wahlergebnis.
  2. Die Grünen, die nach Fukushima und der Baden-Württemberg-Wahl, die den ersten grünen Ministerpräsidenten Deutschlands brachte, mit Renate Künast zunächst sogar als bürgermeisterverdächtig galten, blieben trotz Zuwächsen sogar hinter der CDU, die zulegte, zurück und wurden drittstärkste Kraft. Für eine rot-grüne Koalition, die den rot-roten Senat ablöst, reichte es immer noch.
  3. Die Wahlergebnisse im früheren Westen und Osten der ehemals geteilten Stadt divergieren stark – wie man an dem SED/PDS-Nachfolger Die Linke besonders deutlich sieht, die eine klare Ost-Partei ist.
  4. Die FDP wurde nahezu atomisiert und ist – wie bei de facto allen Regional-Wahlen seit ihrem Eintritt in die Bundesregierung – aus dem Abgeordnetenhaus geflogen. Die mangelnde Koalitionsmehrheit auf Bundesebene wird auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel immer ungemütlicher.
  5. Der Erfolg der „Piraten“ aus dem Stand sollte allen etablierten Parteien inklusive der Grünen schwer zu denken geben. Die eigentlich kaum organisierten Piraten sind bereits im schwedischen Reichstag vertreten und erzielten auch bei der deutschen Bundestagswahl 2009 einen Achtungserfolg.

Zweitstimmen bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl 2011:

 

Berlin insgesamt

West-Berlin

Ost-Berlin

Partei

2011

2006

2011

2006

2011

2006

SPD

28,3

30,8

28,0

31,4

28,8

29,8

CDU

23,4

21,3

29,5

27,7

14,2

11,4

Grüne

17,6

13,1

20,4

14,8

13,5

10,5

Linke

11,7

13,4

4,3

4,2

22,6

28,1

Piraten

8,9

n.k.

8,1

n.k.

10,1

n.k.

NPD

2,1

2,6

1,6

1,7

2,9

4,0

FDP

1,8

7,6

2,3

9,3

1,2

4,9

Sonstige

6,2

11,1

5,9

10,9

6,6

11,4

Letzte Umfrage zur Bundestagswahl (DER SPIEGEL, KW39; in Klammern das Ergebnis 2009):

CDU/CSU

31

(33,8)

SPD

31

(23,0)

Grüne

18

(10,7)

Linke

7

(11,9)

Piraten

5

(n.k.)

FDP

4

(14,6)

Österreich

In Österreich verheißt die Umfragesituation den beiden die Koalition bildenden  Parteien SPÖ und ÖVP nichts Gutes. Die Feststellungen der letzten Analyse, dass Stillstand und Parteienstreit Wasser auf die Mühlen der allerdings selbst nicht strahlenden Opposition sind, bestätigen sich.

Umfragen Parteien Nationalratswa

Datum

Institut/Medium

SPÖ

ÖVP

FPÖ

BZÖ

GRÜNE

NRW2008

Endergebnis

29,26

25,98

17,54

10,70

10,43

6.8.11

Market/Standard

29

25

25

6

12

7.8.11

Gallup/Österreich

28

24

25

5

15

7.8.11

Karmasin/KleineZ.

29

23

26

5

13

12.8.11

Karmasin/profil

29

23

24

5

15

18.8.11

IMAS

26

25

25

5

13

21.8.11

Gallup/Österreich

27

25

25

5

13

4.9.11

Gallup/Österreich

28

24

24

5

14

5.9.11

Market/Standard

28

25

25

6

12

11.9.11

Gallup/Österreich

30

22

24

4

15

18.9.11

Gallup/Österreich

29

23

25

5

13

2.10.11

Gallup/Österreich

29

24

26

4

13

Fiktive Kanzler-Direktwahl

Datum

Institut/Medium

Faymann

Spindelegger

Strache

Glawischnig

18.4.11

Karmasin/profil

22

13

12

6

20.5.11

OGM/Kurier

24

18

16

 

18.7.11

Karmasin/profil

22

16

15

7

31.7.11

Gallup/Österreich

27

19

20

 

12.8.11

Karmasin/profil

23

16

12

7

21.8.11

Gallup/Österreich

28

19

16

 

5.9.11

Market/Standard

30

15

8

 

18.9.11

Gallup/Österreich

26

18

 

 

Anders verhält es sich in der Steiermark, wo sich SPÖ und ÖVP entschlossen, eine Reform- und Sanierungspartnerschaft ernsthaft anzugehen. Auch hier setzt es Verluste (teilweise auch bundesbedingt), allerdings werden die Oppositionsparteien deutlich in Schach gehalten.

Landtagswahl

Datum

Institut/Medium

SPÖ

ÖVP

FPÖ

GRÜNE

KPÖ

BZÖ

LTW 2010

Endergebnis

38,26

37,19

10,66

5,55

4,41

2,98

3.4.11

IMAS/Krone

34

31

14

11

7

2

April 11

OGM/Kleine Z.

33

30

18

11

6

2

18.9.11

OGM/Kleine Z.

36

31

18

8

5

2

Landeshauptmann-Direktwahl

Datum

Institut/Medium

Voves

Schützenhöfer

Kurzmann

Kogler

Klimt-W.

18.9.11

OGM/Kleine

38

19

2

2

2

Nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Unzufriedenheit mit der Bundespolitik formieren sich immer mehr zivilgesellschaftliche Initiativen.

Verwiesen sei beispielsweise auf den Demokratiebefund der Initiative Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform www.mehrheitswahl.at;

aber auch auf www.meinoe.at, www.vbbi.at, www.verwaltungsreform-jetzt.at, www.respect.at oder www.bildungsplattform.or.at/

Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Rückfragen unter h.hoesele@dreischritt.at bzw. 0664 / 18 17 481.

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SN-Kontroverse: Frauen-Lohnrunden drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll es eigene Lohnrunden für Frauen geben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ungerechtigkeit entwürdigt

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit Dienstag arbeiten Österreichs Frauen bis zum Jahresende gratis. Der 4. Oktober war heuer der „Equal Pay Day" und somit jener Tag, ab dem Frauen bis Jahresende ohne Bezahlung arbeiten müssen, um auf das gleiche Lohnniveau wie Männer zu kommen.

Oder anders formuliert: Vollzeitbeschäftigte Männer haben am 4. Oktober bereits das Einkommen erreicht, wofür vollzeitbeschäftigte Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssten. Die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind in der Alpenrepublik nach wie vor extrem hoch. Der durchschnittliche Jahresbruttobezug eines Mannes in Österreich macht 44.119 Euro, der einer Frau 33.415 Euro aus. Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation und gleichwertiger Arbeit somit um rund ein Viertel weniger als Männer.

Die Einkommensdiskriminierung der Frauen ist in allen Branchen und in allen Karrierestufen feststellbar. Im internationalen Vergleich ist die Platzierung zum Schämen. Laut Gender Gap Report 2010 nimmt Österreich weltweit den 92. Platz hinter Bolivien, Ecuador oder Sri Lanka ein. Innerhalb der EU-27 rangiert Österreich an drittletzter Stelle.

Da Appelle an Gerechtigkeit und Fairness seit 100 Jahren versagen - so lange nämlich gibt es bereits die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit -, müssen tauglichere Mittel zur Beseitigung der Lohndiskriminierung her. Eine Möglichkeit sind eigene Lohnrunden für Frauen. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen könnten Extra-Erhöhungen der Bezüge für weibliche Beschäftigte vereinbart werden. So lange, bis die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern wirklich geschlossen ist. Dieser Vorschlag ist keineswegs entwürdigend für die Frauen, wie dies seine Gegner behaupten. Dass die Arbeit von Frauen schlechter entlohnt wird - diese Ungerechtigkeit entwürdigt.


 

Die Lüge von den benachteiligten Frauen

Andreas Unterberger

 

Die Vorschläge der Linken werden immer skurriler - oder sie wollen Österreich bewusst zu einem Griechenland machen. Dort haben ja die „Erfolge" der Gewerkschaften die Löhne seit dem Euro um 30 Prozent steiler steigen lassen als in Deutschland (von Asien gar nicht zu reden). Heute aber ist Griechenland bankrott und nicht etwa Deutschland, obwohl Gewerkschafter immer behaupten, steile Lohnzuwächse wären gut für Wachstum und Konjunktur.

Der ÖGB will den Frauen-Bonus auf die Erhöhungen für die Männer ja draufschlagen und nicht etwa bei diesen kompensieren. Das macht die Idee noch unfinanzierbarer, als es die aktuellen Forderungen der Metaller schon sind. Der ÖGB will aber radikaler werden, weil er sonst weiter Mitglieder verliert.

Unabhängig von der Finanzierungsfrage sind die angeblich niedrigeren Frauenlöhne eine manipulative Missinterpretation einer Statistik. Wirklich benachteiligt sind nur die Mütter. Aber gerade für die kämpfen die Linke und die meist kinderlosen feministischen Politikerinnen nicht.

Das verbleibende Lohnminus kinderloser Frauen ist sehr klein und hat bekannte Ursachen: etwa die größere Zahl von Arbeitsstunden der Männer; die Berufswahl vieler Frauen (Friseurin, Verkäuferin, Publizistik, Pädagogik, Kunstgeschichte usw.); und das gerade von den Feministinnen verteidigte frühe Pensionsalter. Aufgrund vieler - von der Gewerkschaft erkämpfter - Kollektivverträge verdient man in den letzten Berufsjahren ja am besten. Das versäumen die Frauen aber durch die frühe Pension.

Wer noch immer an den Lohnunterschied glaubt, der möge mir einen schwachsinnigen Unternehmer zeigen, der einem Mann nur des Geschlechts wegen um ein Viertel mehr bezahlt als einer Frau, die wirklich die gleiche Leistung erbringt. Gäbe es ihn, wäre er längst so bankrott wie Griechenland.

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Fußnote 224: Der ORF und die Objektivität drucken

Täglich werden die einseitigen Verletzungen jedes Objektivitätsgebots durch den ORF schlimmer.

Neuestes Beispiel sind die Entwicklungen der Telekom-Korruptionsaffäre. Da wurde binnen weniger Stunden bekannt, dass erstens der Kabinettschef der Innenministerin bei der Staatsanwaltschaft vorgeladen war, und dass zweitens der Lobbyist Hochegger bei einem Verhör der Staatsanwaltschaft gestanden hat, dass er 20.000 Euro als Parteisubvention der Telekom an einen Wiener SPÖ-Verlag weitergeleitet hat. Und was meldet der Online-Dienst des ORF? Den ganzen Tag lautet die Spitzenmeldung „Mikl-Leitners Kabinettschef unter Verdacht“ – von der SPÖ-Subvention hingegen kein Wort. Ist das Manipulation? Ja. Ist das gesetzwidrig? Ja. Aber die bürgerlichen Parteien versuchen nicht einmal, die notwendigen 120 Unterschriften zusammenzubringen, um deswegen – oder wegen einer von Hunderten anderen Sauereien – ein Verfahren in Gang zu bringen.

PS: Was übrigens noch nicht bekannt ist, sind Hinweise auf das recht dubiose Hochegger-Unternehmen in Brasilien, das sich als Sozialprojekt einer Verwandten tarnt, von dem wiederum Spuren zu dem SPÖ-Verlag zu gehen scheinen. Aber all dem wird sicher der Staatsanwalt nachgehen, so wie er ja beinhart allen SPÖ-Finanzierungen aus der Bawag nachgegangen ist . . .

 

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Die Krise der EU drucken

Das ist in der Folge ausnahmsweise ein englischer Text. Er wird hier entgegen den Usancen des Tagebuchs veröffentlicht, weil er von dem diplomatischen Schlüsselspieler des österreichischen EU-Beitritts stammt und in Österreich noch nirgendwo veröffentlicht worden ist. Manfred Scheich hatte rund um den Beitritt sowohl als zuständiger Sektionsleiter wie auch als Botschafter in Brüssel eine entscheidende Rolle gespielt, Österreich trotz aller Einwände wegen seiner Neutralität in die Gemeinschaft zu bringen. Umso gravierender ist seine heutige kritische Sicht auf den Zustand der EU.

Der Beitrag trägt den Original-Titel:
The European Union in Crisis? - New Challenges Within Changing Parameters 

The process of European integration, started very soon after the end of the Second World War, has been an undeniable political and economic success for which the adjective « historical » is for once fully applicable. After almost sixty years of its gradual development we are fully justified to say that the European project, embodied in the European Union, its objectives and institutions, has no desirable alternative.

Why, then, does the European Union seem to be in a serious crisis, reflected these days in the troubles about and around the structure and the functioning of the Monetary Union?

We have to recognize that fundamental political parameters have changed since the time of the Union’s founding, but we also have to admit to ourselves that the integration process has reached a stage, where the Union runs the risk of what is called « overreaching », i.e. it has extended integration into new areas without creating the necessary political and structural pre-conditions. This does not only endanger the functioning of the Union, but it may also put in question past accomplishments and weaken the confidence and committment of the Union’s citizens to the European project as such.

The present difficult situation of the Union, its undeniable crisis of identity, confidence and functioning can be ascribed to three main factors :

  • o   The change of fundamental political parameters in Europe since the founding of the European Economic Community in the 1950’s.
  • o   The consecutive enlargements from the six Founding Members to today’s 27 Member States
  • o   The venturing into fields of integration for which the political and institutional conditions have not, or only inadequately, been met.

The two elements which served as forceful political catalysts in the creation of the European Community have practically vanished. They were the living memory of the two European World.

 Wars and their consequences and the acutely felt political and military threat from the counter system of Communism. The threat has disappeared and the overwhelming majority of today’s European citizens has no personal memory of the great wars during the first half of the 20th Century. With the disappearance of these catalyst forces the integration process has, however, largely lost its emotional basis, which during the first decades of the existence of the European Community had led to a situation where policies and steps decided in Brussels and which were understood to serve Western European unity almost automatically met with the acceptance by the vast majority of the population. Nowadays the Brussels developments and decisions have to be justified merely with rational arguments – and we agree, I think, that selling political decisions affecting established national interests and traditions with a rational appeal only is difficult.

Moreover, the European Community or Union has since its creation increased its membership from 6 to very soon 28 Members, i.e. by almost five times. It goes without saying that with each new member the internal heterogeneity of any community is inescapably increased or, in other words, its internal cohesion weakened – its cohesion in terms of cultural and political traditions, historical experience, level of economic development and concrete national interests. A high degree of internal cohesion is, however, of particular significance for a multinational construct, consisting of souvereign states like the European Union. The increased heterogeneity of the Union renders its functioning, i.e. its ability to decide and act efficiently more difficult and cumbersome and the risk of centrifugal forces taking over becomes greater. To counteract the situation, a strengthening of the supranational nature and structures of the Union would have been necessary. This, however, was not, or at least not adequately, done. 

Finally, a third element explains the actual difficulties confronting the European  Union : with the Maastrich Treaty of 1993 the Union has passed beyond the stage which one might call « negative integration », i.e. the abolition of obstacles to full market integration, realised by the four freedoms of the Internal Market, and has advanced the integration process into new and strategic fields of national policy making. A « Common Foreign  -, Security-, and Defense Policy » and the creation of a « Economic and Monetary Union » became treaty objectives. Thus, the integration process has gained a new dimension and has moved onto different playing grounds with new political challenges as far as the national interests and political outlooks of Member States are concerned.

In this last context I should like to draw your attention to a specific phenomenon which makes itself increasingly felt – a growing dominance by the big Member States. This can be considered as an objective consequence of the ambitions of the Maastrich Treaty, since in fields like a Common Foreign and Security Policy and an Economic and Monetary Union, volume and weight become decisive factors in policy making. The actual developments in the Euro or debt crisis are a good example.

I have pointed to three elements which illustrate the deep changes in the political parameters since the creation of the EU and help to explain the challenges and difficulties with which the Union is actually confronted : the disappearance of the catalyst forces which marked the first decades of its existence, the consecutive enlargements leading to an ever increasing heterogeneity and the advance of the integration process into new strategic fields of policy making.

Now, would there have been a way to cope better with the new challenges ? In theory, yes, had we complemented and accompanied the consecutive enlargements (above all the so-called Eastern enlargements, which practically doubled the membership) as well as the new ventures of the CFSP and EMU with a veritable strengthening of the supranational nature of the Union.

Not that one did not know, not that one did not try. But one has to admit that the pertinent efforts largely failed. Negotiators were aware during the negotiations leading to the Amsterdam Treaty that an institutional « deepening » should be a pre-condition for the forthcoming Eastern enlargement.   However, the political will and courage to realise an institutional break-through were lacking. The same held true in the case of the later Treaties of Nice and Lisbon. Certain progress had been made ; e.g. some extension of quality majority voting, but certainly not enough to meet the challenge. One may even say that on balance it was the intergovernmental dimension of the Union which had been strengthened.   It is not surprising that the call – if not the necessity – for steps of a supranational or federal character reappear in the context of the Euro crisis – think of the debate about an « Economic Government », an « Economic Finance Minister », etc. 

Whether the pressure arising from the crisis will be strong enough to make Governments overcome their unwillingness or hesitancy vis-à-vis transfers of more national competences to Union institutions remains to be seen.

Before this background we have to ask ourselves the question whether the Union in implementing the ambitious projects of the Maastrich Treaty has not overreached itself, given the political and institutional limits.

Let us look at the Monetary Union and the debt crisis. There is no doubt that the introduction of the Euro has rightly been considered as a crowning step in integration.   One cannot doubt its practical advantages for business and the common citizen. However, the second part of the project, i.e. the Economic Union, comprising a common fiscal policy together with the necessary institutions was left in abeyance. About ten years after the introduction of the Euro the system is now in an existential crisis.

Why ? The monetary system itself has been construed with a two-fold birth deficiency. It has bound together in the corset of a common currency a number of sovereign states among which deep divergencies exist in terms of economic « culture » and, above all, economic capabilities and performance. This has, secondly, been done without providing the contractual as well as institutional basis for a common economic governance to secure the appropriate common macro-economic, in particular fiscal policies.

The responsible political actors thought or hoped, that by simply setting a budget deficit criterion of 3% coupled with a sanction mechanism which in itself was economically doubtful and proved ineffective, as well as establishing the « no bailing-out rule », one could control the situation and everything would be in order. 

When the day of reckoning came the inefficiency of this construction came dramatically to light. The bailing-out rule was simply ignored, a rule which was, in particular for Germany, but also for other so-called stability countries, the key condition for accepting the common currency. I dare say that if at the time of the Euro introduction and in the light of the then prevailing conditions and assumptions, the present developments had been foreseen, the common currency might not have seen the light of day or had been differently construed from the start. There were, at the time serious warnings by many economists, but they were simply dismissed.

Now we have to cope with the consequences and do our best to save and consolidate the Common Currency. Whether the measures agreed upon up to now will prove sufficient remains to be seen. Doubts are justified. The lesson to be drawn, however, is to avoid in future to embark on ambitious integration projects without providing the necessary political and institutional basis.

We observe similar phenomena and deficits in two other fields of integration and cooperation, though with less dramatic and obvious consequences as in the monetary sector.   The Union is about to build a world-wide and costly EU diplomatic service without having developed a comprehensive Common Foreign and Security Policy which would in fact deserve the adjective « common » and on which one could base common action. CFSP is still an aspiration, a positive and noble aspiration, but not yet a reality. One must hope that those are right who pretend that the sheer existence of this diplomatic service will serve as catalyst and stimulus for the gradual creation of a veritable, comprehensive Common Policy.

Another example might serve to illustrate consequences of not providing the necessary basis for common policies and actions. The Internal Market foresees the establishment of free movement of persons across the Union’s internal borders. However, logic tells us that an internally borderless Union demands common asylum and migration policies, since the free movement is not only a blessing for EU citizens, but also for legal and illegal migrants entering the territory of the Union.   The consequences of the lack of the above-mentioned common rules could lately be observed in the relations between Italy and France as well as between Denmark and Germany. They threaten to undermine the Schengen Rules and thus one of the most important achievements of integration.

All the above examples show the risks which the implementaion of integration policies and steps can have if they are not underpinned by a common agenda and a firm political will of all Member States, by a full awareness of the political and practical consequences, and if they are not based on the necessary institutional structures. The examples also explain the present crisis and difficulties the Union faces. Failing to draw the necessary lessons from past mistakes could lead to a further weakening of the confidence and committment of the European citizens to the European Project as such, and thus, in the long run, threaten its very political legitimacy.

My presentation must not be construed as pessimistic in outlook, but rather as an explanation of the present state of the European Union and the internal challenges it faces. The European project which, I repeat, has no desirable political alternative, and is too valuable not to be under permanent critical scrutiny. This is the only way to correct mistakes, consolidate the achievements, and preserve and strengthen the basis for future development.

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Sechsfach hält besser: Der Selbstmord der Volkspartei drucken

Was ist nur los mit der ÖVP? Man hatte ja nach dem Amtswechsel Pröll-Spindelegger auf Grund einiger Indizien hoffen können, dass die Partei wieder besser begreift, wo ihre Wähler sind, wo ihre einzige Chance im Parteispektrum liegt. Allein: Seit dem Sommer passiert ein katastrophaler Fehler nach dem anderen. Die Partei vertreibt wieder wie in ihren schlechtesten Busek/Riegler/Pröll-Zeiten im Expresstempo Stammwähler, sowohl die Wirtschaftsliberalen wie auch die Rechtsstaat-Liberalen wie auch die Konservativen. Und sie gewinnt absolut nichts dazu, nicht einmal jene Streicheleinheiten der Mainstream-Medien, nach denen sie sich so sehnt.

Eine Hauptursache der ÖVP-Krise liegt im Personellen: Spindelegger hat nur zwei Minister in seinem Team, die ihrer Aufgabe wirklich gewachsen scheinen (Fekter und Töchterle); Generalsekretär und Klubobmann sind wenigstens noch engagiert. Der Rest schwimmt hilflos.

Noch viel schwächer ist die zweite Reihe: Weder beim Abgeordneten-Fußvolk noch in den Parteibüros und noch weniger in den Ministerkabinetten hat die Partei heute Menschen, die mit guter geistiger Verankerung auf einem Wertefundament das politische Handwerk beherrschen oder alle wichtigen Sachmaterien abdecken würden. Kleines, aber signifikantes Indiz: Im ÖVP-Parlamentsklub scheint es offenbar nur noch den Werner Amon zu geben, der für jede erdenkliche Aufgabe antanzen muss.

In die Kabinette und Parteisekretariate ist in letzter Zeit anscheinend wahllos jeder (nach solchen Nichtstudien zu Recht) arbeitslose Politologe oder Publizist aufgenommen worden, der einen Bewerbungsbrief zu schreiben imstande war. Die Katholische Jugend ist längst kein Nachwuchsreservoir mehr; dort wird primär eine rot-grüne Schuldenwelt als Wert vermittelt. Die ÖH hat die ÖVP schon lange verloren. Junge CVer haben kaum noch Lust auf eine politische Karriere. Eine solche ist freilich auch für alle sonstigen gescheiten und anständigen jungen Menschen extrem unattraktiv geworden, wird doch jeder Politiker  von den Medien sofort mit Jauche übergossen.

Bei fast jeder einzelnen Entscheidung merkt man, dass der Partei und ihrem Apparat die Griffsicherheit für die Stimmung der Öffentlichkeit und eigenen Wähler wie auch für das Notwendige und Richtige weitgehend abhanden gekommen ist. Zugleich ist man durch die – einst von Pröll verursachte – Grundentscheidung hilflos, nämlich durch die Koalition mit der SPÖ.

Pröll ist unter dem Druck der kurzsichtigen Kammer-, Bundesländer- und Raiffeisen-Interessen in die Koalition gegangen, ohne von den Sozialdemokraten zumindest die Rücknahme der populistischen Milliarden-Verschleuderung des Vorwahl-Septembers 2008 sowie eine echte Sanierung des Pensionssystems verlangt zu haben. Statt dessen hat die Pröll-ÖVP der teuren und schädlichen Umwandlung der Hauptschulen in Gesamtschulen zugestimmt.

Gleichzeitig lässt sie sich von den Boulevard-Kommentatoren immer wieder in einen koalitionären Kuschelkurs treiben. Dieser aber ist mit einem Koalitionspartner völlig absurd, der in keiner Weise Sachpolitik im Auge hat, sondern seit dem ersten Tag schon wieder Wahlkampf macht: von der kriminellen Medienbestechung über die Bedienung des leistungsfeindlichen Feminismus und der radikalen Hochschülerschaft, um nur ja dort keine Stimme an die Grünen zu verlieren, bis zur Hasskampagne gegen die Reichen, mit der die SPÖ die Rückeroberung der XYZ-Schicht von den Freiheitlichen versucht.

Das alles führt dann zu den katastrophalen Fehlern der letzten Monate, von denen jeder einzelne das Potenzial hat, tödlich zu sein:

  1. Die für eine bürgerliche Partei besonders absurde Forderung nach einer Erhöhung der Einkommensteuer für Besserverdienende:
    Statt dass man den Sozialminister täglich wegen des Milliardengrabs des Pensionssystems attackiert; statt dass man die Verkehrsministerin täglich wegen der Milliarden für die Privilegienburg ÖBB unter Druck setzt; statt dass man täglich nach Zugangs-Beschränkungen und Gebühren an den Unis ruft; statt dass man täglich darauf hinweist, dass es in der Nachkriegszeit einzig einer von einem ÖVP-Kanzler geführten Regierung gelungen war, die Staatsschuldenquote zu reduzieren (und das sogar signifikant): Statt all das zu tun, profiliert sich die ÖVP nun ebenfalls als eine Steuererhöhungspartei. Nur weil ihre Landeshauptleute fürchten, dass dann auch sie einmal sparen müssten.
  2. Die Brüskierung jedes rechtsstaatlich Denkenden durch den die Meinungsfreiheit knebelnden neuen Verhetzungsparagraphen.
    Mit diesem noch dazu von ÖVP-Ministerinnen eingebrachten skandalösen und wahrscheinlich sogar verfassungswidrigen Gesetzesentwurf hat sich das Tagebuch ja vorgestern ausführlich auseinandergesetzt.
  3. Die Große-Töchter-Forderung nach einer feministischen Änderung der Bundeshymne.
    Obwohl da 80 Prozent der Österreicher dagegen sind, hat sich die ÖVP nach dem Vorstoß von Maria Rauch-Kallat (die freilich jeden Grund hatte, von eigenen familiären Belastungen abzulenken) durch die üblichen linken Kommentatoren auf die feministische Linie zwingen lassen, die in diesem Punkt ja besonders lächerlich ist.
  4. Die Zustimmung zum Medientransparenzgesetz:
    Das ist eine völlig unzureichende Regelung, welche die von Faymann zum politischen Leitprinzip erhobene Bestechung parteifreundlich schreibender Boulevard-Medien durch Steuergelder nicht einschränkt, nicht einer objektivierten inhaltlichen und Vergabe-Kontrolle unterwirft, sondern dauerhaft weiter ermöglicht. Diese Zustimmung kann entweder nur ins Kapitel Dummheit eingereiht werden oder unter: „Eigentlich wollen wir auch so korrupt werden, nur haben wir uns bis auf Berlakovich noch nicht getraut“.
  5. Die nicht vorhandene Politik zum Thema Migration:
    Hier bekennt sich sogar die neue, sehr weit links stehende dänische Regierung trotz der angekündigten Zertrümmerung der sonstigen Politik der Vorgänger noch immer zu viel stärkeren Immigrationsbremsen, als sie Österreich hat: In Dänemark soll gemäß dem soeben verkündeten rot-grünen Konsens der Zuzug eines Ehepartners auch weiterhin erst nach dem 24. Geburtstag möglich sein; dort soll es auch weiterhin keine Sozialleistungen geben, wenn man nicht die Sprache lernt und sich als arbeitswillig erweist. In der ÖVP diskutiert man hingegen nicht einmal theoretisch über die Notwendigkeit einer Einschränkung der Zuwanderung (die ja leider fast nie die wirklich benötigten Fachkräfte ins Land gebracht hat, sondern primär Sozialstaats-Konsumenten).
  6. Dazu kommen viele Sünden, die auch in Deutschland die CDU zu verantworten hat, und die auch dort viele bürgerliche Wähler in die verärgerte Wahlabstinenz treiben:
    Die Liste reicht vom unkritischen Ja zu einem unfinanzierbar gewordenen und leistungsfeindlichen Wohlfahrtssystem über die perspektivenlose Milliardenverschwendung zur angeblichen Euro-Rettung bis zum Nachbeten des extrem teuren Global-Warming-Schwachsinns.

Man kann auf viele Arten Selbstmord begehen: indem man sich vergiftet, indem man sich erschießt, indem man in eine Hochspannungsleitung greift, indem man sich erhängt. Aber gleich sechs verschiedene Arten des sicheren Selbstmordes gleichzeitig zu begehen, das ist schon eine stolze Leistung.

Nur was folgt daraus für Österreich? Unregierbarkeit? Ein Selbstdarsteller wie Berlusconi? Eine Machtübernahme durch eine zwar in vielem konservativ und damit erfolgreich gewordene, aber wirtschaftspolitisch nach wie vor sozialistische FPÖ?

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Staatseinnahmen und -ausgaben 2009 & 2010 drucken

Staatseinnahmen, -ausgaben und Defizit nach der Maastricht-Berechnung 2009 & 2010 in Mrd. €

 

2009

2010

Staatseinnahmen gesamt

134,0

137,8

Steuer

75,5

77,8

Sozialbeiträge

45,6

46,7

Sonstige Einnahmen

12,8

13,3

Staatsausgaben gesamt

145,4

151,0

Soziales

70,2

72,6

Personalaufwand

27,2

27,7

Sachaufwand

13,8

13,8

Förderungen

23,2

26,3

Zinsen

7,7

7,6

Investitionen

3,3

3,0

Defizit in Prozent des BIP

4,1 %

4,6 %

BIP in Mrd. €

274,8

286,2

Quelle: Statistik Austria, WIFO

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Wie viel zahlt die öffentliche Hand den Boulevardzeitungen? drucken

Inserate aus öffentlicher Hand für Gratis-Zeitungen zwischen 2006 & 2011 in Millionen Euro

 

Quelle: Media Focus GmbH

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Welche Tageszeitung schaltet wieviele Politikinserate? drucken

Anteil der Tageszeitungen an den Werbeumsätzen in Prozent

 

Medium Werbung total kommerzielle Werbung "politische" Werbung
Kronen Zeitung

23,0

22,6

26,0

Kurier

10,9

11,1

9,1

Österreich

10,5

9,9

15,1

Kleine Zeitung

8,8

9,3

5,5

Der Standard

7,7

8,0

5,5

Die Presse

7,3

7,4

6,6

OÖ Nachrichten

6,8

6,9

5,9

Heute

6,4

5,1

15,5

Tiroler Tgztg.

6,3

6,7

3,6

Vlbg. Nachrichten

4,0

4,3

1,6

Sbg. Nachrichten

4,0

4,3

2,4

Wirtschaftsblatt

1,7

1,7

1,5

Andere

2,5

2,7

1,6

Quelle: Media FOCUS Research Ges.m.b.H.

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Das Parlament beschließt das Ende der Meinungsfreiheit drucken

Auch wenn man mit historischen Vergleichen vorsichtig sein sollte: Das, was da in Kürze im Wiener Parlament beschlossen werden wird, hat teuflisch viele Ähnlichkeiten mit dem Ermächtigungsgesetz des Jahres 1933, mit dem damals in Deutschland von einem noch demokratisch gewählten Parlament der Weg in die Diktatur und zur zwölfjährigen Einschränkung der zentralsten Grund- und Menschenrechte geöffnet worden ist. Mit dem nun bevorstehenden österreichischen Gesetz verspielt die ÖVP jeden Anspruch, noch als bürgerlich-liberale Partei auf dem Boden der Grundrechte zu gelten. Die SPÖ war das ja sowieso nie.

Die Nazis haben ihr Ermächtigungsgesetz scheinheilig „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ getauft. Die Koalition nennt es „Terrorismuspräventionsgesetz“. Wie harmlos beides klingt! Wer kann schon etwas gegen die Bekämpfung der Not oder gegen die Bekämpfung von Terrorismus haben? In beiden Fällen wurden beziehungsweise werden aber in Wahrheit in katastrophaler Weise die Menschenrechte eingeschränkt. Und nicht die Not des Volkes oder der Terrorismus.

Noch ein anderer historischer Bezug macht klar, warum es da geht. Österreichs einzige echte Revolution, nämlich jene des Jahres 1848 hatte eine zentrale Forderung: „Pressfreiheit“, also Medienfreiheit und damit Meinungsfreiheit, nicht nur in Gedanken, sondern auch Worten und Werken. Diese Meinungsfreiheit steht auch im Zentrum aller seither erlassenen Grundrechtskataloge, ob es nun das noch immer gültige Staatsgrundgesetz von 1867 oder die Europäische Menschenrechtskonvention ist.

Die privilegierten Klassen

Und diese Meinungsfreiheit wird nun durch eine in der Koalition schon abgesprochene Neuformulierung des Paragraphen 283 („Verhetzung“) des Strafgesetzbuches substantiell eingeengt. Und zwar auf eine Art und Weise, die Österreich in eine Semidiktatur grün-linker Ideologie zu verwandeln imstande ist.

Der Inhalt dieses neuen §283, der eine Freiheitsstrafe von nicht weniger als zwei Jahren vorsieht, im Detail: Im ersten Absatz wird der Aufruf zur Gewalt oder „einer sonstigen feindseligen Handlung“ gegen bestimmte Gruppen unter Strafe gestellt. Halten wir uns gar nicht lange auf zu kritisieren, dass der Ausdruck „sonstige feindselige Handlung“ eigentlich für eine strafrechtliche Konsequenz viel zu unbestimmt ist. Aber immerhin geht es an dieser Stelle jedenfalls noch um den Aufruf zu Handlungen, also Taten.

Viel skandalöser ist, dass sowohl vom ersten wie auch vom zweiten Absatz nur bestimmte Gruppen geschützt werden, andere hingegen nicht: Das ist eine klassische Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes. Denn aus dem Umkehrschluss folgt: Gegen bestimmte Gruppen darf man offenbar sehr wohl zu Gewalt und anderen feindseligen Handlungen aufrufen: Gegen Unternehmer etwa, gegen Adelige, gegen „Politiker“, gegen „Reiche“, gegen „Studierte“, gegen „Kapitalisten“, gegen sexuell normal Veranlagte. Dass ein solcher Gesetzesentwurf ausgerechnet von zwei ÖVP-Ministerinnen eingebracht worden ist, ist angesichts der Liste dieser ungeschützt bleibenden Gruppen doppelt erstaunlich.  

Soll man es als Entschuldigung werten, dass beide Ministerinnen neu im Amt und auch sonst recht ahnungslose Erscheinungen sind? Interessant ist jedenfalls, dass schon vor einem Jahr unter anderen Ministern ein fast gleichlautender Gesetzesentwurf eingebracht worden ist. Der ist aber damals noch im ÖVP-Klub gescheitert. Federführend beim vorjährigen Nein zur eigenen Ministerin war der damalige ÖVP-Verfassungssprecher Willi Molterer, der aber inzwischen nach Europa ausgewandert ist. Im ganzen ÖVP-Klub findet sich heute kein einziger Jurist mit Format mehr (Molterer ist zwar auch kein Jurist, aber er hatte wenigstens noch eine Ahnung von der Bedeutung der Meinungsfreiheit). Die ganze juristische Kompetenz der Schwarzen stellt eine Grazer Arbeitsrechtlerin und die massiv linksliberale Beamtenschaft des Justizministeriums dar.

Als Gegenargument gegen den Vorwurf der Verletzung des eigentlich verfassungsrechtlich garantierten Gleichheitsgrundsatzes habe ich schon die Behauptung gehört: Man dürfe eh auch gegen Unternehmer nicht zur Gewalt aufrufen. Ein nicht sehr glaubwürdiges Argument: Wäre das wirklich so selbstverständlich, wäre es absurd und überflüssig, einen solchen besonderen Schutz für privilegierte Gruppen ins Gesetz zu schreiben.

Wie sieht der Katalog dieser Gruppen nun konkret aus? An der Spitze stehen „Kirchen oder Religionsgesellschaften“; auch das ist mehr als seltsam. Denn bisher waren nur „im Inland bestehende“ Religionen in privilegierter Form geschützt. Jetzt sind es also alle Religionsgesellschaften. Damit genießt also auch jede obskure amerikanische Sekte, jeder britische Satans- und Hexenkult diesen privilegierten Schutz.

Weiters sind geschützt: „nach den Kriterien der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der Staatsangehörigkeit, der Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung definierte Gruppen“. Mit Ausnahme der Religion ist das eine Liste wie aus dem grünen Parteiprogramm, wer zu den privilegierten Klassen zählt.

Nochmals: Selbstverständlich soll es strafrechtlich verboten sein, dass man gegen irgendjemanden zur Gewalt oder zu einer – konkretisierten – Liste an böswilligen Taten aufruft. Das könnte man mit einem kurzen Satz. Aber diese Zweiklassen-Gesetzgebung ist ein Skandal.

Gummiparagraphen als Kennzeichen einer Diktatur

Noch viel schlimmer ist aber der zweite Absatz dieses §283: Denn dieser lässt – ebenfalls mit zwei Jahren Freiheitsstrafe! – verfolgen, „wer öffentlich gegen eine der im Absatz 1 bezeichneten Gruppen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe hetzt oder eine solche Gruppe in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft oder verächtlich zu machen versucht.“

Das ist nun wirklich ungeheuerlich. Man soll beispielsweise niemanden mehr wegen seiner Weltanschauung verächtlich machen dürfen. Keinen Kommunisten, keinen Nazi, keinen Islamisten.

Ich habe das mein ganzes journalistisches Leben lang gemacht und werde es auch mit Sicherheit weiter machen. Für mich ist das sogar eine der obersten Pflichten meiner ethischen Orientierung.

Wenn ein vorgebliches Antiterrorismusgesetz ein solches Verächtlichmachen zum Teil auch terroristisch agierender Organisationen verbietet, dann leistet es ganz massive Schützenhilfe für den Terrorismus, den es scheinheilig zu bekämpfen vorgibt. Es tut also das Gegenteil des Behaupteten.

Die internationalen Feme-Komitees

Bevor wir uns mit den Konsequenzen dieses Knebelungsgesetzes befassen, noch ein kurzer Abstecher zu der ebenfalls verlogenen Argumentation des hauptschuldigen Justizministeriums (das offenbar noch nicht genug Skandale am Hals hat). Es beruft sich auf eine Reihe internationaler Dokumente, in denen eine solche Gesetzgebung empfohlen wird. Diese Dokumente haben aber alle zweierlei gemeinsam: Sie sind erstens nicht rechtsverbindlich; und sie sind zweitens ohne jede demokratische Debatte oder Abstimmung von ein paar einschlägig engagierten Juristen und Diplomaten gleichsam im Hinterzimmer formuliert worden. Darunter natürlich auch von Juristen des Wiener Justizministeriums, die sich nun blauäugig auf diese von ihnen mitausgearbeiteten Schriftstücke berufen. Diese stammen von einem „Antirassismuskomitee des Europarates“, von einem „Antidiskriminierungskomitee“ der UNO oder von einem „Rahmenbeschluss zur strafrechtlichen Bekämpfung bestimmter Formen und Ausdrucksweisen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ der EU (der von der SPÖ-Ministerin Maria Berger 2008 im Schatten eines Wahlkampfes ohne jeden Parlamentsbeschluss mitgetragen worden ist).

Längst wäre es Zeit, sich viel intensiver mit dem finsteren Dschungel solcher Feme-Komitees zu befassen. Es war ein schwerer Fehler, sie als nicht weiter gefährliche Spielwiesen für geistig beschränkte Gutmenschen zu ignorieren. Dennoch sei nochmals festgehalten: Diese Komitees können sich was wünschen, zwingen könnten sie Österreich zu nichts. Hätte das Land ein Parlament, das noch weiß, was es tut, wäre das auch völlig klar.

Klima der Angst und Verunsicherung

Was wird nun die Folge dieses Gesetzes sein? Erstens wird die ÖVP wieder einen Schub, diesmal liberaler Wähler verlieren. Zweitens werden vor allem Gutmenschorganisationen und Grüne, aber keineswegs nur sie die Gerichte mit einer Fülle von Anzeigen gegen jeden politisch nicht korrekten Artikel, gegen jede pointierte Äußerung, gegen jede unerwünschte Meinung überschwemmen. Drittens und vor allem wird das Land – in dem ohnedies schon die Mehrheit der Bürger nicht mehr glaubt, dass man offen seine Meinung sagen kann, – von einem verschärften Klima der Angst und Verunsicherung heimgesucht werden.

In Wahrheit weiß niemand, was „Verhetzung“ oder „Verächtlichmachen“ eigentlich genau bedeutet. Aber gerade solche Gummiparagraphen sind das typische Kennzeichen von Diktaturen. Und selbst wenn heute vielleicht noch manche Richter bei der Interpretation zurückhaltend sein werden, können schon morgen andere Richter diese Worte ganz anders auslegen. Etwa weil sie unter einem grünen Justizminister Karriere machen wollen, oder weil sie von den Mainstream-Medien (gleichgültig ob diese im Auftrag einer Partei oder aus eigener Überzeugung handeln) in eine bestimmte Richtung getreten werden.

Wie gummiartig diese Begriffe sind, zeigen auch aktuelle Beispiele (davon, dass mir alleine im letzten Jahr zweimal der Vorwurf gemacht worden ist, ich würde hetzen, will ich gar nicht reden; ebenso wenig davon, dass jedes Kabarett ständig hetzt und jemanden verächtlich macht): So hat etwa der Milizverband der „Kronenzeitung“ „Hetze“ vorgeworfen, weil sie veröffentlicht hat, wie man dem Wehrdienst entgehen kann. So hat Werner Faymann die Forderung „Raus aus der EU“ vor kurzem als „hetzerisch“ bezeichnet. So hat eine islamkritische Studie von Verhetzung geschrieben, weil im Koran an mehreren Stellen zur Tötung von Ungläubigen aufgerufen wird.

Grün&Co sollten sich also nicht allzu früh freuen, dass sie jetzt endlich eine tödliche Waffe gegen Blau und Orange in der Hand haben. Diese Waffe kann sich auch trotz der sehr einseitigen Privilegierungsliste sehr rasch gegen sie und ihre Gesinnungsfreunde richten. Und ebenso wenig sollte auch nur ein Schwarzer glauben, dass das eh nur Blau und Orange trifft. Wer – lobenswerterweise – den Mut hatte, Thilo Sarrazin und Jan Fleischhauer einzuladen, ist spätestens dann der nächste auf der Liste, wenn die neue Diktatur einmal mit den einen fertig ist.

Meinungsfreiheit, wie Ostermayer sie versteht

Dass die SPÖ mit Meinungsfreiheit nichts am Hut hat, braucht wohl nicht lange ausgeführt zu werden. Meinungen kauft man sich einfach, wenn man mächtig ist, ist ja dort die Überzeugung. Wunderschön enthüllend ist da ein vor kurzem formulierter Satz des Ober-Meinungskneblers Josef Ostermayer. „Die Pressefreiheit, so wie ich sie verstehe, ist ein Garant für Rechtsstaat und Demokratie.“ SO WIE ICH SIE VERSTEHE: Dieser völlig überflüssige Einschub ist wohl die schönste Freudsche Fehlleistung des Jahres. Und sie macht eigentlich alles klar. Es geht nicht um Meinungsfreiheit, um Pressefreiheit. Sondern nur mehr um die Pressefreiheit, SO wie Ostermayer sie versteht.

Auch Spitzenjuristen sind empört

Nun bin ich zum Glück nicht der Einzige, der das Vorhaben der Regierung ungeheuerlich findet. So hat Gerhard Benn-Ibler, der bisherige Präsident der österreichischen Rechtsanwaltskammern, öffentlich gesagt, dass durch diesen §283 ein „Klima der allgemeinen Unsicherheit“ und eine „Einschränkung der Meinungsfreiheit“ entstehen. Er hat das mit dem klugen Spruch ergänzt: „Nicht alles, was moralisch verwerflich ist, ist gleichzeitig strafwürdig.“

Noch stärker ist das, was vor wenigen Tagen der Präsident des Verfassungsgerichtshofes, Gerhart Holzinger, gesagt hat: Die Grundrechte seien ein „mühsam erkämpftes, hohes Gut“, das wir „niemals aufgeben“ dürfen. Vor allem aber sagte Holzinger: Der VfGH hat als wichtigster Garant der Grundrechte eine „besonders wichtige Aufgabe“ sowohl gegenüber Gesetzgebung wie Vollziehung. Er werde sich dieser Aufgabe „konsequent, energisch und verantwortungsbewusst widmen“.

Das lässt die Hoffnung noch ein wenig leben. Vorher aber erleben  wir einen der übelsten Tage in der Geschichte dieses Parlaments und in jener der einst großen und verdienstvollen bürgerlichen Partei dieses Landes.

PS.: In diesem Zusammenhang bin ich schon bisweilen gefragt worden: Was tun? Mein Rat: Machen Sie diese Ungeheuerlichkeit überall deutlich, wo Sie hinkommen. Wer schweigt, wird mitschuldig. Und schicken Sie Briefe an Abgeordnete vor allem der Regierungsparteien, indem Sie diese zur Ablehnung oder Einschränkung des Gesetzesentwurfs auffordern. Sie können dabei natürlich auch Passagen dieses Artikels verwenden. Ich empfehle aber die Weglassung der ersten drei Absätze mit den historischen Analogien. Denn diese überfordern Abgeordnete sowieso und würden auch die übliche Antwort aus der Mottenkiste der Political Correctness auslösen, die da etwa lauten würde: „Ich weise diesen Vergleich mit dem Nationalsozialismus entschieden zurück…“ Worauf man sich schwups die weitere Befassung mit dem eigentlichen Inhalt erspart. 

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Hier Berlakovich, Wrabetz und Leitl, dort Spindelegger drucken

Und wieder haben wir in diesem Land ein Woche voller Ärgerlichkeiten hinter uns, von denen es gar viele nachzutragen gibt. Und einen kleinen Lichtblick, für den diesmal Michael Spindelegger verantwortlich ist, dem freilich auch besonders viele Dummheiten auch aus seinen eigenen Reihen gegenüberstehen.

Beginnen wir wieder mit dem Megaskandal ORF. Da gibt es in der neuen ORF-Führung eine einzige Person, die nur links, aber keine deklarierte Sozialdemokratin ist, nämlich die neue Fernsehintendantin Zechner. Ihr wurde schon vor Amtsantritt von Alexander Wrabetz die gesamte Kompetenz für die Fernsehinformation entzogen, also für das Herzstück jedes öffentlich-rechtlichen Senders. Diese Information untersteht künftig ausschließlich Wrabetz und dem Chefredakteur Dittlbacher. Das sind zwei Politruks mit lupenreinem SPÖ-Lebenslauf. In anderen Ländern wäre das ein Riesenskandal (und Frau Zechner schon wieder zurückgetreten). Aber bei uns ist ja dieser Wrabetz auch von blauen, orangen und grünen Stiftungsräten (sowie einigen gekauften Schwarzen) wiedergewählt worden. Dabei hat knapp vor der Wiederwahl dieses Mannes ein SPÖ-Kurator zugegeben, dass Wrabetz vor jeder Diskussionssendung bei ihm anfragt, ob der Teilnehmerkreis auch genehm sei. Irgendwie bleibt man da fassungslos.

Eine der dümmsten medialen Belästigungen ist die alljährliche Verkündung eines Wortes und Unwortes des Jahres durch einen an sich völlig unbedeutenden Grazer Umwelt- und Erziehungswissenschaftler (was auch immer diese beiden Disziplinen miteinander oder mit Sprache zu tun haben sollen). Jetzt sucht der Mann neuerlich, und zwar nicht nur Wort und Unwort, sondern auch einen Spruch und einen „Unspruch“. Hätte er auch nur den Rest eines Sprachgefühls, dann müsste er diesen Ausdruck gleich direkt zum Unwort des Jahres prämieren. Aber in Wahrheit ist diese Worte-Nominierung keine Aktion eines um die Sprache besorgten Mannes, sondern nur ein weiterer Schritt, um auch die Sprache links zu besetzen, wie die Beispiele der letzten Jahre zeigen.

Österreich rühmte sich diese Woche wieder einmal, die niedrigste Arbeitslosigkeit Europas zu haben. Und viele inseratengespickte Medien plapperten das nach. Jedoch keines verweist auf die Tatsache, dass die Österreicher im Schnitt um volle vier Jahre früher in Pension gehen als der Rest Europas. Würde man diese Hunderttausenden Menschen zu den Arbeitslosen dazuzählen, wäre Österreich einer der negativen Spitzenreiter in Sachen Arbeitslosigkeit. Wo haben Sie das gelesen?

Unter den ÖVP-Ministern ist Nikolaus Berlakovich zweifellos der unintelligenteste. Anders ist es nicht zu erklären, dass er im kommenden Jahr „E10“, also die Beimischung von zehn Prozent Biosprit zum Benzin, einführen wird. Nach dem Desaster in Deutschland mit der gleichen Maßnahme und dem gewaltigen Protest der dortigen Autofahrer ist dem Mann wohl wirklich nicht mehr zu helfen, wenn er nun den Deutschen nacheifern will. Nur weil daran ein paar Leute aus der Landwirtschaft und Agrarindustrie ganz gut verdienen, und weil sich das Ganze mit der CO2-Hysterie gut verkaufen lässt. Ganz abgesehen davon ist es absolut unethisch, landwirtschaftliche Flächen statt für die Produktion von Lebensmitteln für Treibstoffanbau zu verwenden. Dieser Treibstoffanbau treibt naturgemäß die Lebensmittelpreise nach oben, wie schon für den Preisanstieg des Jahres 2008 etliche Studien bewiesen haben. Und wenn sich Berlakovich auf einschlägige EU-Beschlüsse ausredet, darf man ihn daran erinnern, dass diese nicht ganz ohne seine Mitwirkung zustande gekommen sind.

Die Konjunkturprognosen verschlechtern sich als Folge der Schuldenkrise. Und was tut da der Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl? Er fordert gleich einmal postwendend neues Geld aus der Staatskasse für die Wirtschaft. Glaubt er vielleicht, dass es eine Entschuldigung für solche Dummheiten ist, wenn auch die Arbeiterkammer mit ähnlichen Forderungen – freilich zugunsten anderer Begünstigter – auftritt?

Da will natürlich auch sein Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner nicht zurückbleiben. Er forderte sofort nach Bekanntwerden der Konjunkturprognosen mehr Staatshaftungen für Unternehmen, die sonst keinen Kredit bekommen. Pikanterweise tat er das in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Parteiobmann, in der dieser eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse vorschlug. Interessant: Haftungen für nicht kreditwürdige Unternehmen haben offenbar nichts mit weiteren Schulden zu tun. Zumindest in der Logik eines Experten vom Range Mitterlehners.

Dass diese ÖVP-Schuldenbrems-Pläne nichts mit einem ernsthaften Willen zum Sparen zu tun haben, sondern nur mit einer neuen Attacke auf unsere Brieftaschen, machte nun auch der niederösterreichische Häupting Erwin Pröll klar: Er forderte nun auch Steuererhöhungen - aber natürlich nur solche, die die Bauern nicht treffen, sondern lediglich solche Mitbürger, die sich ihr Einkommen erarbeiten. Damit ist klar, dass die Äußerung des ÖVP-Parteiobmannes über Einkommensteuererhöhungen kein einmaliger Ausrutscher war.

Zu guter Letzt doch auch noch ein Lob für einen Politiker der heute besonders viel gescholtenen ÖVP. Michael Spindelegger, der als Parteichef offenbar seine Partei wirklich als Steuererhöhungspartei positionieren will, machte wenigstens als Außenminister etwas Vernünftiges. Er bekam einen unter skurrilen Mord-Vorwürfen in Dubai festgehaltenen Arzt wieder frei; und er protestierte energisch gegen das Todesurteil für einen christlichen Pastor im Iran. Dessen einziges Delikt: Er weigert sich, den christlichen Glauben aufzugeben. Was für einen ehemaligen Moslem nach der Scharia, dem auch schon an unseren Schulen gelehrten islamischen Strafrecht, zwangsläufig ein todeswürdiges Verbrechen ist. Vielleicht öffnet dieses Todesurteil doch einmal den vielen Dummköpfen die Augen, die noch immer glauben, der Islam wäre eine Religion wie jede andere. Dabei wird dieser Islam in wenigen Jahrzehnten auch bei uns die Mehrheit stellen, wenn keine energischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Wie sie etwa Thilo Sarrazin vorschlägt, wie auch dieser Blog schon eine ganze Reihe vorgeschlagen hat.
Übrigens: Wo hat man über dieses Todesurteil gelesen? Davon, dass darüber mindestens so viel wie über einen Schuldirektor geschrieben wird, der einem renitenten Buben eine Ohrfeige gegeben hat, wollen wir ja gar nicht träumen . . .

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Putin zu Medwedew, Medwedew zu Putin drucken

Diese Überschrift ist ist kein Ausschnitt aus einer Radioübertragung, sondern bittere russische Realität. Diese Realität hat sogar noch viel schlimmere Seiten, als dass Putin nun wie seit langem erwartet bald wieder zum russischen Präsidenten „gewählt“ werden wird.

Viel schlimmer ist, dass bei den bevorstehenden Parlaments- und Präsidentenwahlen keine einzige der Parteien, die eine echte Alternative zu den beiden sich abwechselnden KGB-Agenten wären, kandidieren kann. Alle potentiell gefährlichen Gegner sind mit den übelsten Tricks und fadenscheinigsten Vorwänden am Kandidieren gehindert worden. Oppositionelle landen im Gefängnis. Alle Fernsehanstalten und sonstige wichtige Medien sind wie in schlechten KPdSU-Tagen gleichgeschaltet.

In Russland findet eine Rückkehr zur Volksdemokratie im Eilschritt statt, die ja das Gegenteil von Demokratie ist. Nun würde es gewiss lächerlich klingen, wenn Österreich Russland jetzt Vorschriften zu machen versuchte. Es ist aber dennoch beschämend, dass die Rückkehr des Landes zur Diktatur auch völlig unkommentiert bleibt.

Vor allem ist es skandalös, dass der Europarat dazu schweigt, der sich ja als „die“ Plattform der europäischen Demokratien bezeichnet. Im Europarat haben (österreichische!) Sozialdemokraten einst sogar einem Land wie Liechtenstein Vorschriften in Sachen Demokratie zu machen versucht. Bei dem tausendmal schlimmeren Fall Russland schweigen sie aber alle, statt das Einzige zu sagen, was jetzt am Platz wäre: Russland hat so wie in kommunistischen Zeiten im Europarat nichts verloren . Aber alle schweigen, Rote, Schwarze, Blaue, Grüne. Ziemlich widerlich.

Außerdem ist das ein weiterer Beweis, dass jeder Steuerschilling für den Europarat eine noch viel größere Verschwendung darstellt als etwa die Griechenland-Hilfe.

 

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Gendern statt Deutsch: neue WahnsinnigkeitInnen drucken

Das Gendern ist zu einer eigenen völlig sinnfreien und unverständlichen Holpersprache geworden, die jede Regel der deutschen Sprache verletzt. Was dadurch nicht harmloser wird, dass wie so oft auch so mancher bürgerliche Schwachkopf bei dem linken Unsinn mitmacht. Sie haben panische Angst, von einer der militanten Feministinnen getadelt zu werden (obwohl es davon nur wenige hundert gibt). Dabei entstehen ständig neue Schwachsinnigkeiten, die klingen, als ob sie von einem feminismuskritischen Kabarettisten (falls es einen so mutigen geben sollte) erfunden worden sind. Heute wieder zwei besonders schöne Beispiele aus dem wirklichen Leben, die von Lesern des Blogs aufgespürt worden sind.

Einer davon ist ein Arzt, der auch Mitglied der "Österreichischen Gesellschaft für Senologie" ist. Und der von seinem Präsidenten mit folgender Anrede angeschrieben worden ist: "sehr geehrte GesellschaftsmitgliederInnen". Und im darunterstehenden Text bedankt sich der holpersprachige Professor - natürlich vom AKH - auch bei den "VorstandsmitgliederInnen".

Woran man wieder einmal ergriffen erkennen kann, welch tolle wissenschaftliche Fortschritte in diesem Mammutspital erzielt werden Jetzt können sie schon im scheinbar harmlosen Neutrum "das Mitglied" einen bösartigen Mann erkennen. Der natürlich sofort ausgerottet werden muss. Dafür veranstaltet der österreichische(!) Verein einen "maritimen Workshop" auf Kreta. Ist "maritimer Workshop" in der ja immer sehr unverständlichen Ärztesprache vielleicht eine Umschreibung für "steuerlich als Dienstreise getarnter Urlaub"? Obwohl der Urlaub und die Dienstreise ja eigentlich . . .

Und warum auf Kreta? Hält man dieses schöne, aber leider, leider weit enfernte Urlaubsziel wegen der Endung "a" für weiblich (obwohl sie natürlich geschlechtslos ist)? Sonst hätte man ja sicher ein näheres Ziel gewählt, um sich mit den vermutlich überall gleichen Problemen der weiblichen Brust auseinanderzusetzen. Hoffentlich versteht die Gesellschaft wenigstens von der etwas, wenn sie schon die deutsche Sprache nicht beherrscht.

Ähnlich idiotisch geht auch eine andere Institution im gleichen Dunstkreis mit der Sprache um, nämlich die MA15, der Gesundheitsdienst der Gemeinde Wien. Diese MA 15 betreibt ein Impfservice (Lassen wir die Frage beseite, warum sie das eigentlich tut. Denn das könnte ja auch jeder Kassenarzt).

In diesem Impfservice wird freundlicherweise auch für ein anderes menschliches Bedürfnis vorgesorgt. Nur lassen die Häupl-Vasallen die Besucher peinlicherweise im Unklaren, welche Art von MenschInnen durch die folgende Tür gehen sollten:

Ich würde am ehesten tippen, dass das für TranssexuellInnen und ZwitterInnen gedacht ist, also die neue HauptInzielIngruppIn der jetzt in WienIn so mächtigen Grün_Innen.

Apropos MA 15: Wann wird endlich der Skandal abgeschafft, dass der Gesundheitsdienst grammatikalisch ein männliches Geschlecht hat? In der Logik der Linken muss das ja als eine furchtbare Diskriminierung der Frauen gelten, die ja auch krank werden wollen.

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SN-Kontroverse:Altpolitiker-Aufstand drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der Aufstand der Altpolitiker gerechtfertigt?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Grauslichkeit des Administrierens

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

"Nichts wäre grauslicher als der Gedanke, nur administriert zu haben". Der legendäre Kanzler Bruno Kreisky hat diesen Satz im Rückblick auf seine Arbeit als Politiker formuliert und ihn gewissermaßen als Richtschnur für politisches Handeln festgelegt. Die derzeitige Politikergeneration hält offenbar nichts von derart hohen Ansprüchen. Bestenfalls Mittelmaß ist das, was Regierung - und im Wesentlichen auch die Opposition - abliefern. Gestaltungswille ist kaum spürbar; Zukunftsfragen werden nicht angegangen. Dies obwohl die rot-schwarze Koalition durch die Verlängerung der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre mehr Zeit zur Verwirklichung ihrer Pläne und Reformen hätte. Knapp zwei Jahre vor der nächsten Nationalratswahl ist die Bilanz der Regierung ziemlich kläglich. Die großen Vorhaben zur Lösung des Reformstaus sind nicht in Sicht. Dies beginnt bei der Bildungsreform, dem zweifellos wichtigsten Anliegen, um zukunftsfähig zu werden. Seit wie viel Jahrzehnten wird eigentlich schon über Gesamt- und Ganztagsschule diskutiert? In wie vielen Regierungsprogrammen ist von der dringend nötigen Verwaltungsreform die Rede? Wie oft schon wurde eine einfachere Steuergesetzgebung versprochen? Wie lange schon wird über eine Pensionsreform geredet, durch die das System langfristig abgesichert werden kann? Abgesehen von den Fragen nach mehr Transparenz in allen öffentlichen Bereichen, nach einer offenen Parteienfinanzierung, nach brauchbaren Gesetzen zur Korruptionsbekämpfung, nach einem modernen Wehrsystem oder einem zeitgemäßen Wahlsystem. Deshalb ist das Demokratiebegehren zu begrüßen, das namhafte Altpolitiker gestartet haben. Ein „letztes Aufgebot" (© Erhard Busek) um die derzeitig herrschende „Grauslichkeit des Administrierens" zu überwinden.


Die Angst vor dem Volk

Andreas Unterberger

Was heutzutage alles schon ein „Aufstand" sein soll! Diese Initiative der 70-Jährigen ist in Wahrheit bloß ein zitterndes Aufsteherl. Ihre Zahnlosigkeit ist aber weniger eine Folge ihres Alters, sondern ihrer tiefen inneren Verwurzelung mit dem System, das durch ihre Vorschläge nicht wirklich geändert würde. Viel Wirbel, damit alles gleich bleibt. Wenn sie etwa vorgeben, „entschlossen gegen Korruption" zu sein, aber nichts zu deren aktuellstem und schlimmstem Exzess sagen, machen sie sich lächerlich. Dabei geht es natürlich um die von Werner Faymann aus dem Korruptionsnest „Wiener Rathaus" in Bundesregierung, ÖBB und Asfinag importierte Bestechung beeinflussbarer Tages- und Wochenzeitungen durch üppige „Kooperationen" und Inseraten-Schaltungen. Diesen höchstwahrscheinlich kriminellen Deal auf Steuerzahlers Kosten praktizieren neben Faymann auch die Minister Schmied, Stöger und Berlakovich besonders intensiv.

Zweitens: Wer reformieren will und weder Schulden noch Hacklerregelung erwähnt, ist keine Sekunde ernst zu nehmen. Und das Ärgerlichste: Wer „mehr direkte Demokratie" verspricht, soll diese auch ernsthaft verfechten, und nicht mit einem so knieweichen Modell wie die Altpolitiker. Die Schweizer Verfassung zeigt vor, wie direkte Demokratie funktioniert – wenn man sie ernst meint. In der Schweiz führen schon 50.000 bzw. 100.000 Unterschriften zu direktdemokratischen Entscheidungen. Unsere Möchtegern-Reformer reden hingegen von 400.000. Noch wichtiger: In der Schweiz führt die durch ein solches Begehren ausgelöste Abstimmung zu sogar verfassungsrechtlich unumstößlichen Entscheidungen. Die alten Herren wollen hingegen nur eine - total unverbindliche! - Volksbefragung.

Offenbar schlottern unsere Politiker auch noch in der Pension aus Angst vor dem Volk.

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Fußnote 223: Volksbelustigung Volksbegehren drucken

Jetzt gibt es ihn, den megagroßen Untersuchungsausschuss.

Zur großen Freude der Journalisten. Die haben jetzt wenigstens ein Jahr lang etwas über die Innenpolitik zu berichten, welche ja angesichts des totalen Stillstandes sonst nichts mehr hergibt. Haben doch die diversen Volksbegehren der Herren Altpolitiker nicht einmal den Hauch von Relevanz. Spannend wird noch die Reihenfolge, wie die Untersuchungs-Abgeordneten die einzelne Verdachtsfälle aufarbeiten wollen. Dabei muss klar sein: Wenn das Parlament nicht mit den aktuellsten Unterschleif-Aktionen von noch amtierenden Politikern beginnt, wo es noch möglich wäre, durch gezielte Gesetzesänderungen eine Fortsetzung der Untaten zu vermeiden, dann sinkt der Untersuchungsausschuss überhaupt auf den Stellenwert einer Volksbelustigung nach Androsch- und Busek-Art ab. Außerdem werden reihenweise Vorgeladene sagen, sie entschlagen sich, weil irgendwo schon ein Vorverfahren gegen sie läuft. Relevant kann also nur das sein, was die Staatsanwaltschaft an konkreten Ergebnissen zustandebringt. Was diese freilich auch nicht schafft. Und das wirft wieder einmal ein hässliches Licht auf deren Langsamkeit und jahrelanges Wegschauen bei der Faymannschen Inseratenbestechung.

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Fußnote 222: Thilo, der ORF und die Fakten drucken

Thilo Sarrazin hält einen Vortrag in Graz. Und der ORF berichtet darüber unter gleich dreimaliger Verwendung des Wortes „Skandal“.

Begründung, warum das wichtigste und bestrecherchierte politische Buch der letzten Jahrzehnte ein Skandal sei, blieb der Linkssender wie immer schuldig. Dafür rückte er armselige 40 Anti-Sarrazin-Demonstranten und ihre wirren Sprüche kräftig ins Bild. Deren Intoleranz gegenüber anderen Meinungen ist der einzige erkennbare Skandal. Wie viele Demonstranten müssten eigentlich Nichtlinke mobilisieren, um einmal vom ORF zur Kenntnis genommen zu werden? Seltsam auch die ORF-Behauptung, dass nur die FPÖ Gefallen an Sarrazin finde, war dieser doch Gast der ÖVP. Es stimmte auch nicht einmal die Behauptung, dass Sarrazins Grazer Vortrag sein erster in Österreich gewesen sei. Der Bestsellerautor hatte schon zwei Tage davor im überfüllten Wiener Hotel Imperial lange referiert. Aber vielleicht gilt ein Vortrag für den ORF nur dann als gehalten, wenn irgendwelche Halb- oder Ganz-Kommunisten demonstrieren. Und hoffentlich stimmt wenigstens der Wetterbericht.

PS.: Wer beides versäumt hat: Das Buch ist nach wie vor erhältlich. Und wichtig und richtig wie eh und je (man muss nur überall dort, wo „Deutschland“ steht, „Österreich“ denken).

PPS.: Dass Bestsellerlisten meist nur die politisch korrekte Meinung des Buchhandels, aber nicht die wahren Umsätze zeigen, hat sich im letzten Jahr an Hand des Sarrazin-Buches gezeigt. Es wurde zwar fast unglaubliche eineinhalb Millionen mal verkauft, aber von den Bestsellerlisten weitgehend ignoriert.

 

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Friedhöfe, Hymnen, Genderismus drucken

Es sind die kleinen Beispiele, die am anschaulichsten zeigen, mit welch absurden Aktionen die politische Klasse ständig weiter unser Geld verbrennt, statt endlich zu sparen. Die Defizite öffentlicher Haushalte setzen wie ein Tsunami die Weltwirtschaft unter Wasser, aber niemand schließt auch nur eine einzige Schleuse. Im Gegenteil: Mindestens 90 Prozent der Politiker sehen nur im ständigen Erfinden neuer Ausgaben ihren Daseinszweck.

Deswegen tut es einem Staatswesen auch durchaus gut, wenn es keine funktionsfähige Regierungsmehrheit hat, wie etwa seit eineinhalb Jahren Belgien. Dennoch ist Belgien keine Sekunde lang ins Visier der Märkte gekommen, obwohl seine Schuldenquote die dritthöchste in der EU hinter Griechenland und Italien ist. Können Regierungen keinen Unsinn machen, fürchtet man sich weniger.

Eines jener kleinen Beispiele ist das Gender budgeting. Dieses ist vom Gesetzgeber unter dem Druck einer Handvoll Feministinnen eingeführt worden. Es sieht vor, dass nun bei jedem Budgetposten untersucht werden muss, wieweit er Männern und wieweit er Frauen zugute kommt. Dass dieses Gender budgeting natürlich einen Rattenschwanz an Bürokratie und Kosten auslöst, war den Gesetzgebern wurscht. Wieder einmal haben die 90 Prozent  Geldausgeber unter den Politikern gesiegt.

Im Zuge dieses Gender budgeting stand etwa ein Wiener Bezirk vor der Frage, wie er die Ausgaben für Friedhöfe den einzelnen Geschlechtern zuschreiben soll. Das Geschlecht der Toten wollte man nicht heranziehen (dort haben die Frauen ein Übergewicht, liegen doch viele Soldaten irgendwo zwischen Frankreich und ukrainischen Sümpfen vergraben). Die rettende Königsidee: Man zählte nicht unter der Erde, sondern über ihr, nämlich das Geschlecht der Friedhofsbesucher. Mit diesen Zahlen konnte man dann endlich beruhigt und seriös die unglaublich wichtige Aufgabe lösen, das Friedhofsbudget zu gendern. Übrigens: Auch bei den überirdischen Besuchern haben die Frauen ein Übergewicht.

Wundert es wen, dass das Kabarett immer langweiliger wird, wenn uns die Realität ständig solche Absurditäten beschert? Solchene Sachen kann man nicht erfinden. Niemand würde sie glauben.

Die Liste ähnlicher Ideen ist lang, auf die vielleicht ihre Erfinder stolz sein mögen, die aber so lebensfremd wie unnötig sind. Und die in der Summe unglaublich viel Geld kosten. Alleine die Rechtschreibreform hat Milliarden verschlungen, obwohl ihr einziger Zweck war, dass einige Beamte sich einmal im Leben wichtig fühlen konnten.

Eine weitere teure wie unnötige Reform steht gerade bevor: die Änderung der Bundeshymne. Diese Änderung wird zwar von der großen Mehrheit der Österreicher abgelehnt, trotzdem werden wir wieder Unsummen für viele neue Schul- und Lehrbücher, für Staatsbroschüren mit Hymnentext, für Notenblätter und Tonträger ausgeben. Hoffentlich sind Frau Rauch-Kallat und ihre grün-roten Spießgesellinnen wenigstens froh, dass sie den Staatshaushalt wieder einmal mit Erfolg schädigen konnten . . .

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Fußnote 221: Lobbyisten und andere Lobbyisten drucken

Worin unterscheidet sich die Tätigkeit eines freiberuflichen Lobbyisten von jener der Arbeiterkammer?

Gar nicht. Beide versuchen die Gesetzgebung und Verwaltung zugunsten der eigenen Geldgeber und zu Lasten anderer, meistens der Steuerzahler, zu beeinflussen. Der Unterschied liegt nur auf der Einnahmen-Ebene. Die Financiers der Arbeiterkammer müssen zwangsweise zahlen (5 Euro im Monat pro Tausender, den sie brutto(!) verdienen), während die Auftraggeber marktwirtschaftlicher Lobbyisten die freie Wahl haben. Umso größer die Frechheit, dass Arbeiterkammer, WKO und ähnliche Vereine vom geplanten Lobbyistengesetz ohne jeden Grund viel sanfter angefasst werden als die anderen Lobbyisten. So ist es den anderen zu Recht verboten, Druck auf den Gesetzgeber auszuüben – die Kammern dürfen das. Sie sitzen sogar völlig überproportioniert direkt im Parlament, während das bei Ernst Strasser zu Recht als unvereinbar angesehen worden ist. Und jetzt will die SPÖ, also die Arbeiterkammer, sogar noch zusätzlich, dass sich die Kammern nicht einmal mehr pro forma im Lobbyistenregister registrieren müssen, was kaum mehr bedeutet, als die Adresse anzugeben. Was lernt man daraus? Das einst (zu Recht) so verteufelte Ständestaat-Konzept ist heute im Herzen der SPÖ angekommen.

 

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Wenn man einmal so viel Lobenswertes erfährt drucken

Endlich gibt es wieder eine ganze Menge erfreulicher Dinge zu vermelden. Ganz abgesehen vom Wetter. Wir danken Barbara Prammer, Silvio Berlusconi, den Wiener Grünen, der FPÖ, der Schweiz (gleich zweimal), Wilfried Haslauer, der Wiener Stadtverwaltung, dem Land Niederösterreich und dem Bauernbund.

Ein wirklich süßer Einstieg in diese Lobesakkumulation ist das Eingeständnis der amtierenden Präsidentin des Nationalrats: "Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden“. Das hat sie (oder einer ihrer Geisterschreiber) wirklich schön auf den Punkt gebracht. Offen bleibt nur, warum ein Verlag aus dieser Orientierungslosigkeit von Barbara Prammer und ihrer Partei gleich ein ganzes Buch gemacht hat.

Silvio Berlusconi ist zuletzt immer wieder negativ aufgefallen. Für seine Ankündigung, alle Tunesier abzuschieben, die in den letzten Monaten nach Lampedusa "geflüchtet" sind, verdient er aber Anerkennung. Ganz im Gegensatz zu den weltfremden Gutmenschen in Medien und Linksparteien, die in den vergangenen Monaten voller Krokodilstränen die Weiterwanderung der Tunesier nach Österreich verlangt haben. Wenn Berlusconi seine Ankündigung auch noch zu realisieren imstande sein sollte – was noch sehr genau abzuwarten ist –, dann werden ihm zu Recht wieder viele Italiener seinen peinlichen Altherrentrieb für junge Mädchen nachsehen. Dies schon deshalb, weil alle drohenden Alternativen vielleicht zu larmoyantem Moralismus, aber sicher nicht zu energischem Handeln imstande sind.

Der nächste Lobesabsatz geht – wieder einmal – in die Schweiz: Dort hat nun auch ein Gericht die Strafe von immerhin 1400 Franken gegen muslimische Eltern bestätigt, weil diese ihre Töchter schon ab dem siebenten Lebensjahr nicht in den Schwimmunterricht geschickt haben. Das Gericht fand eine rundherum souveräne Begründung für sein Urteil – mit der einzigen Ausnahme, dass es das Tragen von Ganzkörper-Badeanzügen erlauben will.

Das bringt uns gleich zum Lob für die Freiheitlichen, die einen Vorstoß für Schuluniformen gewagt haben. Eine solche Schuluniforms-Pflicht würde nicht nur Kopftuch- und andere Unsinnigkeiten verbieten. Sie würde auch den schädlichen – und für manche weniger gut gestellte Eltern sehr belastenden – Markenfimmel beenden, der in etlichen Schulen unter den Kindern herrscht. Geradezu köstlich, wie manche Medien reflexartig zubeißen, nur weil ein Vorschlag von den Freiheitlichen kommt.

Noch einmal die Schweiz: diesmal als positiver Kontrast zur österreichischen Korruptions- und Gewerkschaftsbahn ÖBB. Die SBB erzielten auch zum Halbjahr einen Gewinn – und kündigen dennoch einen deutlichen Stellenabbau und Einsparugnsmaßnahmen an. Was fällt eigentlich dem ÖBB-Politruk Christian Kern dazu ein? Er schimpft auf seine Vorgänger.

Besonders großes Lob hat sich dieser Tage der Salzburger Schwarze Wilfried Haslauer verdient. Der bisher eher durch Fadesse aufgefallene Mann fand plötzlich Worte, auf welche die verbliebenen ÖVP-Sympathisanten seit Jahren gewartet haben. Er wagte es nicht nur, einige Wahrheiten auszusprechen, wie etwa, dass Werner Faymann „ein Kunstprodukt, geklont von seinen Beratern, politisch blutleer“ sei, der sich durch Steuergeld eine angenehme Berichterstattung kaufe, und der das „destruktive Element“ in der Regierung sei. Haslauer machte auch in einer seit längerem unüblich gewordenen Deutlichkeit seiner Partei klar, wohin der Weg gehen müsse: inhaltliche Erneuerung, mehr Selbstvertrauen – und Rückbesinnung auf bürgerliche Werte. Dass Michael Spindelegger postwendend auf Distanz zu Haslauer gegangen ist, trübt das Salzburger Spätsommerhoch freilich wieder aus Osten deutlich ein.

Im Wiener Gemeindebau ist ohne viel Aufsehens etwas passiert, was noch vor wenigen Jahren die üblichen Medien und viele Rotgrüne in laute „Faschismus!“-Warnrufe ausbrechen hätte lassen: In den Gemeindebauten sind nämlich 2800 Überwachungskameras aufgestellt worden. Angesichts von Kriminalität, Import uneuropäischer Sitten (sowie Mieter) und Vandalismus war das dringend notwendig geworden. Und kein Mieter regt sich über die Kameras auf, sondern viele freuen sich.

Auch die Wiener Grünen schaffen es zum ersten Mal auf die Lobesliste: Sie verlangen die Ausweitung der Parkpickerlpflicht auch für Bezirke außerhalb des Gürtels. Das wäre in der Tat dringend notwendig. Denn die Gebührenpflicht innerhalb des Gürtels lässt Zehntausende die Wohngebiete außerhalb des Gürtels mit ihren Autos überschwemmen, wenn diese in der Nähe von U-Bahn oder Straßenbahn liegen. Was dort nun mancherorts die Parkplatzsituation für die Wohnbevölkerung schlimmer macht als im innerstädtischen Bereich. Besonders ärgerlich ist ja, wenn viele der Autos aus Niederösterreich, dem Burgenland, der Steiermark, Deutschland, Polen, Tschechien oder der Slowakei dort oft wochenlang unbewegt stehen bleiben.

Weil aus Rechnungshof-Berichten sonst immer nur das Negative zitiert wird: Aus dem Sommer ist noch dickes Lob des Kontrollorgans für die Dienstrechtsreform der niederösterreichischen Landesbediensteten nachzuholen. Die Rechnungshofer fanden „in weiten Bereichen ein Referenzmodell für ein modernes, leistungsorientiertes Dienst- und Besoldungsrecht“. Wer hätte das den Pröll-Aktenträgern zugetraut?

Last not least dickes Lob für den Bauernbund, weil er Thilo Sarrazin nach Österreich bringt. Ist doch Sarrazin zusammen mit Jan Fleischhauer und Henryk Broder sicher das Beste und Mutigste, was es in Deutschland an politischen Autoren zu finden gibt. Wer noch einen „Kurier“ vom vergangenen Sonntag daheim herumliegen hat, sollte unbedingt das große Interview mit ihm nachlesen (oder gleich das große rote Sarrazin-Buch wieder hervorholen) und sich an messerscharf begründeten Erkenntnissen erfreuen. Wie:
- Integration ist in erster Linie eine Bringschuld;
- die Probleme mit dem Facharbeitermangel haben wir durch Zeugungsverweigerung und die Förderung des  türkischen Zuzugs selbst eingewirtschaftet;
- die Schulergebnisse der Türken sind auch in der Türkei selbst sehr schlecht, denn sie sind primär das Produkt kultureller Vererbung und nicht eines Versagens der österreichischen oder deutschen Schulen (was ja behauptet wird, um die Qualität dieser Schulen endgültig zu zertrümmern);
- oder der Vorschlag, Zuwanderer sollen für mindestens zehn Jahre keine Sozialtransfers bekommen, weil viele ja überhaupt nur dieser Sozialtransfers wegen herkommen.
Die Tatsache, dass eine wichtige ÖVP-Organisation Sarrazin ins Land holt, macht Hoffnung, dass die hiesigen Schwarzen nicht denselben Fehler machen werden wie die deutschen Schwarzen, die Sarrazin verteufelt haben, ohne ihn gelesen zu haben. Auch ein Sozialdemokrat kann nämlich mehr Recht haben als andere. Wenn nun auch noch Sebastian Kurz einen halben Tag in ein Gespräch mit Sarrazin investieren sollte, statt sich noch weiter bei Küberl&Co anzubiedern, dann wäre das das Schlagobers-Häubchen dieser langen Lobes-Liste.

 

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Ein Empfang für Türkenbleibenmacher drucken

Die österreichische Botschaft in der Türkei hat eine Feier für neun Religionsbeauftragte der staatlichen türkischen Religionsbehörde veranstaltet, die in den nächsten Wochen nach Österreich entsandt werden. Was soll denn daran auffällig sein?

Erstens ist wohl auffällig, dass sich die Republik in Person der Botschafterin so heftig an eine staatliche Religionsbehörde – also an das Gegenteil von Religionsfreiheit! – anbiedert, dass sie sogar ein Fest für diese macht.

Zweitens, dass ein Funktionär jener ominösen Religionsbehörde dabei die „Motivation“ der neun „Religionsbeauftragten“ lobt, Deutsch zu lernen. Wie bitte? Die müssen erst Deutsch lernen? Hat nicht die österreichische Regierung schon vor längerer Zeit verkündet, dass man schon vor dem Zuzug Deutsch können muss? Und wir feiern da den Zuzug von neun Politkommissaren, die noch gar nicht deutsch können?

Drittens, dass fast gleichzeitig mit der Nachricht über den Empfang in der Botschaft die Klagen der (wenigen noch verbliebenen, aber dort seit 2000 Jahren beheimateten) türkischen Christen bekannt geworden sind, wie übel sie in türkischen Schulbüchern als Landesverräter denunziert werden. Ob sich die österreichische Diplomatie vielleicht auch einmal um die unangenehmen Realitäten in der Türkei zu kümmern versucht?

Und viertens: Was werden diese „Beauftragten“ einer fremden Regierung in Österreich überhaupt tun? Ist die Vermutung sehr weit hergeholt, dass sie das Gegenteil von Integration im Auge haben werden? Dass sie weniger den islamischen Glauben, sondern vor allem das Türkentum in den hiesigen Türken wachhalten sollen? Wissen sie doch, wer sie bezahlt.

 

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Unter die EU-Finanzdiktatur mit neuem „Anschluss“ drucken

Unter dem harmlosen Titel „Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz“ findet mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP am 30. September der neue „Anschluss“ an eine Diktatur und die tiefgreifendste Änderung unserer Wirtschaftsverfassung statt, die überhaupt denkbar ist. Und das ohne Volksabstimmung und ohne Zustimmung der für eine Verfassungsänderung erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit im Parlament. Eine Schande für unsere Demokratie!

Das ZaBiStaG verwandelt das Finanzministerium jetzt in eine Art Bank. Es darf Darlehen zu marktüblichen Zinssätzen in Höhe von zehn Milliarden Euro an andere Staaten vergeben, und das im Vorgriff auf den Haushalt. Außerdem wird das Finanzministerium zur Übernahme von Haftungen in Höhe von 15 Milliarden Euro ermächtigt. Beides ohne die banküblichen Sicherstellungen (wie etwa Finnland) zu verlangen. Durch dieses „Ermächtigungsgesetz“ nach faschistischem Diktaturmuster braucht es für die einzelnen Rettungsaktionen nicht einmal mehr die einfache Zustimmung des Parlaments. Das Haushaltsrecht, das Königsrecht des Parlaments, wird ausgehebelt.

Aber das ist längst nicht alles. Das ganze ZaBiStaG dient der Durchsetzung der Beschlüsse vom 21. Juli in Brüssel, die nicht mehr und nicht weniger zum Ziel haben, als die EU in eine Schulden-,  Haftungs-, Transfer- und Fiskalunion umzuwandeln. Auf hinterhältigste Weise wird genau das jetzt eingeführt, was bei der Gründung der Europäischen Währungsunion ausgeschlossen wurde.

Die Maastricht-Kriterien, welche die Stabilität des Euro sichern sollten, wurden gebrochen, und das schon bei seiner Einführung. Weder die Schulden- noch die Defizitgrenzen (sechzig bzw. drei Prozent) wurden eingehalten.

Defizite von 35 Prozent (Irland) wurden nicht mit Strafsanktionen belegt, sondern mit Krediten noch belohnt! In einer Nacht- und Nebelaktion wurde Anfang Mai 2010 die No-Bailout-Klausel, welche die Haftung- oder Schuldenübernahme ausschloss, weggewischt. Das für die Europäische Zentralbank bestehende Verbot der Finanzierung von Staatsdefiziten wurde trickreich umgangen. Die EZB stellt heute grenzenlos alle gewünschten Geldmengen zur Verfügung, die zur Staatsfinanzierung gebraucht werden.

Die Regelung für die ELA (Emergency Liquidity Assistance), ursprünglich für die ganz kurzfristige Behebung von Kreditklemmen gedacht, wird heute zur laufenden Finanzierung von Staatsausgaben und zur Staatsschuldenabdeckung in ungeahnten Höhen missbraucht (von Griechenland mit gleich 30 Milliarden!). Durch das Target 2-System, ursprünglich für den Zahlungsausgleich zwischen den Notenbanken vorgesehen, geschieht bereits die Vorwegnahme einer Transferunion. Deutschland hat an die 340 Mrd. Euro auf diese Weise „transferiert“ und die Geldmenge mit Unterstützung der EZB ausgeweitet. Die Importstaaten können ihre Importe mit Fiat-Money bezahlen!

Durch die am 21. Juli erfolgten Beschlüsse erhält der EFSF jetzt mehr “Flexibilität“, d. h. die bislang geltenden Bindung an strikte Programme, welche die Rückzahlung der Rettungskredite sicherstellen sollten, haben keine Bedeutung mehr.. Ponzi-Leverage-Schemata zur Aufblähung des EFSF, weit über die beschlossenen 780 Milliarden Euro hinaus, werden bereits vorbereitet. Wer nicht haushalten kann und überschuldet ist (Beispiel Griechenland), kriegt noch mehr Geld. Man wirft gutes Geld dem schlechten nach.

Auf die Schuldentragfähigkeit wird nicht mehr geachtet. Man verlässt sich auf die Witzgutachten der Troika von EZB, IWF und EU, jenen Parteien also, die unter allen Umständen den Zusammenbruch des Euro-Systems vermeiden wollen, weil sie sonst selbst Pleite anmelden müssten. Staatliche Schuldner, denen das Zahlen nicht möglich ist, brauchen erst in 30 Jahren ans Rückzahlen zu denken, wenn die Kapitalien durch die Inflation entwertet sind. Vereinbarte Zinsen werden ermäßigt oder und auf Jahrzehnte gestundet. Banken, die sich verspekuliert haben, bekommen neues Kapital vom EFSF. Schließlich darf man Banken nicht Pleite gehen lassen!

Wenn der Steuersäckel zu viele Löcher hat, wird er aus der unerschöpflichen EU-Quelle vorsorglich gespeist, damit ja keine unpopulären Maßnahmen getroffen werden müssen, welche ja die herrschenden Korruptionsparteien und damit die Demokratie gefährden könnten. Der Markt wird außer Kraft gesetzt. Dank der Garantien von Triple-A-Staaten kann sich der EFSF zu niedrigen Zinsen finanzieren und die Gelder an die PIIGS  zu wenig höheren Zinsen weiterreichen. Pleitestaaten zahlen dann etwa die gleichen Zinsen wie die Staaten mit Triple-A. Bei letzteren schnellen allerdings die Zinsen durch die Zusatzbelastungen in die Höhe. S&P steht bereits in den Startlöchern und wird demnächst sogar Deutschland und natürlich auch Österreich herabstufen. Ist es gleich Irrsinn, so hat das Ganze doch Methode!

Was aufregt, sind nicht einmal die einzelnen Maßnahmen, über die man diskutieren kann, ob sie für Österreich günstig oder nachteilig sind. Die Diskussion wird nicht einmal in Ansätzen seriös geführt. Das tumbe Volk wird sediert. Man begnügt sich mit Talkmaster-Shows zur Volksverdummung nach dem Muster Jauch-Merkel.

Aber auch das ist nicht das schlimmste. Wirklich übel wird einem von der Art und Weise, wie die grundlegenden Änderungen unserer Verfassung am Volk vorbeigeschmuggelt werden, obwohl hoch und heilig eine Volksabstimmung bei Änderung des Lissabon-Vertrags von Faymann und Co. vor  der Wahl versprochen wurde. 72 Prozent wünschen sich eine Volksabstimmung zur Griechenlandhilfe und zum „Rettungsschirm“, doch das wird ignoriert. Unsere politische Klasse regiert gegen das Volk.

Ist denn, so müssen wir uns jetzt fragen, unser ganzes politisches System nur mehr auf Lug und Trug aufgebaut? Ist es das, was wir gegen die faschistische Diktatur eingetauscht haben? Eine Demokratie, der Korruption und Betrug inhärent sind? Es wäre zum Verzweifeln. Der 30. September wird als Lostag in die Geschichte eingehen.

Dr. Friedrich Romig lehrte politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen. Er war  Europabeauftragter der Diözese St. Pölten  unter Bischof Krenn. Sein jüngstes Buch „Der Sinn der Geschichte“ ist 2011 im Regin-Verlag, Kiel erschienen.

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Fußnote 220: Die Bahn fährt, wo sie will drucken

Es war nur eine Randbemerkung der Finanzministerin, aber sie zeigt das provozierende Desinteresse mancher Imperien in diesem Land am Sparen.

Es geht wieder einmal um die ÖBB. Diese, so enthüllte Fekter, haben praktisch noch nie über die Bundesbeschaffungsgesellschaft eingekauft, obwohl sie das Recht dazu hätten. Diese Gesellschaft verschafft ja durch ihre akkumulierte Marktmacht den einkaufenden Bundesbehörden vom Kanzleipapier bis zum Dienstauto oft 40 Prozent bessere Preise, als jeder andere in Österreich zahlen muss. Aber die ÖBB denken nicht daran, wirklich zu sparen, und kaufen daher lieber alles selber ein. Die Vermutung liegt nahe: Würde man alles zentral einkaufen, könnte man ja keine Steuergelder mehr zu Faymanns Freunden verschieben. Freilich kann man auch Fekter die folgende Frage nicht mehr ersparen: Warum bekommen die Bahnen unser Steuergeld eigentlich noch immer ohne ähnlich harte Auflagen, wie sie derzeit etwa die Griechen treffen? Dabei kommen uns Steuerzahler die ÖBB alljährlich teurer, als diese Griechenland-Hilfe vermutlich am Ende kosten wird. Und diese Hilfe bekommen die Griechen nur unter sehr genauen Bedingungen und Vorgaben. Ihnen wird diktiert, wie Beamtenbezüge und Pensionen zu kürzen sind,  was zu privatisieren ist und wie viele öffentliche Jobs abzubauen sind. Wer bankrott ist, muss ja auch dem Masseverwalter das Steuer überlassen. Nur die ÖBB nicht.

PS.: Der zweite von Fekter getadelte Sünder: Auch die meisten Unis bis auf die Wirtschafts-Universität verzichten weitgehend auf den Vorteil des gemeinsamen Einkaufs. Für die gilt aber ohnedies fast dasselbe wie für die ÖBB.

 

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Noch ist Griechenland nicht verloren drucken

Die Überschrift mag angesichts der nun wohl unmittelbar bevorstehenden Pleite Griechenlands samt drastischem Schuldenschnitt überraschen. Aber gerade am Tiefpunkt kann es in Wahrheit nur noch aufwärts gehen. Vorerst noch unbemerkt von der ausländischen Öffentlichkeit, gibt es in Griechenland erste – erste! – Spuren einer Besserung. Denn so schlimm die Schulden und die längst unvermeidliche Staatspleite mit ihren gesamteuropäischen Folgen auch sind, so mies die griechischen Betrügereien auch sind: Das noch viel größere zentrale Problem des Landes ist die Mentalität der Menschen.

Diese Mentalität hat das Land ins Unglück gestürzt, und Schulden wie Pleite sind nur die Folge. Aber nun gibt es doch eine Reihe von Hinweisen, dass zumindest bei einem wachsender Teil der Griechen ein erstes Umdenken stattfindet. Sie spüren, dass der Weg der letzten Jahrzehnte an ein Ende angekommen ist.

Dieser Weg war vor allem einer der erfolgreichen Erpressung. Der Westen hat in den Jahren des Kalten Krieges auf Grund der aus Griechenland kommenden Signale immer wieder fürchten müssen, dass die Hellenen in den Kommunismus abgleiten oder zumindest die Nato verlassen und in einen antiwestlichen Neutralismus wechseln. Immerhin gab es in dem Land nach dem Weltkrieg einen blutigen Bürgerkrieg zwischen kommunistischen und prowestlichen Kräften.

Durch diese Erpressung haben die Griechen nicht nur die Aufnahme in die EU erzwungen. Sie haben auch zuerst den Amerikanern und dann den EU-Europäern viel Geld abgepresst. Sie haben dadurch auch ihre militärische Hochrüstung gegen die türkische Bedrohung im Konflikt um die Ägäis-Inseln sicherstellen können. Lassen wir dahingestellt, wie viel davon eine echte und wie viel eine übertriebene Bedrohung war. Tatsache ist jedenfalls, dass die Türken mit ihrer Invasion auf Zypern gezeigt haben, dass sie eine imperialistische Macht sind. Tatsache ist aber auch, dass die türkischen Einwohner Zyperns davor vielfältige Diskriminierung durch die dortigen (und von Athen unterstützten) Griechen erfahren hatten.

Erpressung war aber auch ein beliebtes innenpolitisches Machtinstrument. Mit regelmäßigen Streiks haben sich die Griechen wirtschaftlich nicht finanzierbare Lohnhöhen und soziale Ansprüche erkämpft, und versuchen all das heute noch so zu verteidigen. Knapp vor dem offenen Ausbruch der Schuldenkrise war Athen aber auch monatelang von Straßenunruhen linksradikaler Studenten lahmgelegt, denen die (damals konservative) Regierung und die Polizei unter dem Druck der linken Medien nach einem Todesfall nie energisch entgegenzutreten wagten.

Gleichzeitig haben es die Griechen nie verstanden, eine Industrie aufzubauen. Ausländische Investoren haben nicht nur die hohen Löhne und die vielfältigen sozialen Ansprüche griechischer Arbeitnehmer gescheut, sondern sich überdies immer als eher unerwünscht empfunden.

Das mag wohl auch mit griechischen Überlegenheitsgefühlen gegenüber allen Ausländern zu tun haben. Schließlich war das Land vor zweieinhalbtausend Jahren in der Philosophie, in der Mathematik, in der Architektur, in der bildenden Kunst, in der Dichtkunst, in der Entwicklung von Demokratie auf einem so hohen Stand, den andere Regionen Europas damals nicht einmal annähernd hatten, den diese zum Teil auch Jahrtausende später nicht erreichten. In mancherlei Hinsicht konnten sich die Griechen zu Recht als die Väter Europas ansehen – nicht nur in Hinblick auf die Wurzeln des Wortes Europa.

Diese unglaubliche Leistung der damaligen Griechen wurde aber für die späteren zum Ballast. Die Grundlage war weggefallen, aber das Überlegenheitsgefühl ist geblieben. Es äußerte sich etwa im hohlen Prunk des oströmischen Reiches, welches das römische um ein rundes Jahrtausend mehr schlecht als recht überlebte, bevor es von dem islamisch-osmanischen Vorstoß hinweggefegt wurde. Das nationale Überlegenheitsgefühl äußerte sich auch in der orthodoxen Religion, die in jedem Land mit ziemlichem Nationalismus verbunden ist, der im Fall Griechenlands noch durch den Ehrenvorrang der griechischen Orthodoxie übertroffen wird.

Die Geschichtsbücher sind voll von Beispielen, wie Nationen, die mehr oder weniger lang eine globale Führungsrolle hatten, nachher umso länger und tiefer abgestürzt sind. Portugal, Spanien, Rom sind die klassischen Beispiele. Aber auch Frankreich, Großbritannien und Russland haben bis heute Riesenprobleme beim Abstieg vom Gipfel der globalen Macht.

Dieses kollektivpsychologische Problem tritt naturgemäß bei Ländern nicht auf, die nie groß waren und die auch nie das gefährliche Glück eines Rohstoffreichtumes hatten: Finnland, Singapur, die Schweiz, Hongkong, Südkorea sind Länder, wo es den Menschen im Schnitt heute viel besser geht als im Rest der Welt. Auf diesem Weg sind heute auch Chinesen, Vietnamesen und noch etliche andere Länder unterwegs. Sie alle haben aus der Geschichte gelernt, dass nur der eigene Fleiß, die eigene Leistung dauerhaft entscheidend sind, und dass ihnen heute die globalisierte Weltwirtschaft auch die Chance bietet, die Früchte von Fleiß und Leistung zu konsumieren. Diese beiden Vokabel heißen auf Latein nicht ganz zufällig „industria“.

Zurück nach Griechenland: Die eigenen Unternehmer des Landes haben immer die Seefahrt, den Tourismus und Handel als interessanter empfunden denn die Industrie. Aber ganz ohne industrielle Wertschöpfung kann eine Wirtschaft nicht funktionieren. Vor allem wenn sie zusätzlich geplagt wird durch Nepotismus und Korruption, durch Steuerhinterziehung und Überbürokratisierung.

Vielleicht bin ich überoptimistisch, wenn ich die Signale einer ersten leichten Besserung zu sehen vermeine. Aber es gibt jedenfalls etliche Anzeichen, dass sich die Griechen nun erstmals intensiv und ehrlich um ausländische Investoren bemühen. Dass auch die Privatisierung nun endlich ernsthaft angegangen wird.

Das alles ist gewiss keine Entschuldigung für die griechischen Sünden. Und auch nicht für die vielen Fehler der Miteuropäer im Umgang mit dem Land, im sinnlosen wie teuren Hinauszögern der griechischen Pleite. Aber bei aller Tristesse sollten wir uns doch bewusst machen, dass ein so steiler Absturz auch die Grundlage für eine sehr gute nachfolgende Entwicklung sein kann.

Denken wir nur an Finnland: Das Land hat Anfang der 90er Jahre einen noch viel steileren Absturz erlebt als Griechenland derzeit. Das im BIP gemessene Volkseinkommen der Finnen schrumpfte damals um gewaltige 20 Prozent (Ursache war der Zusammenbruch der Sowjetunion, des bis dahin weitaus wichtigsten Handelspartners der Finnen). Aber genau dieser Schock hat die Finnen stärker gemacht. So wie das bei den Deutschen und Österreichern der Schock des absoluten Nullpunkts des Jahres 1945 nach drei Jahrzehnten voller Kriege, Not und Verbrechen getan hat.

Freilich lehrt die Geschichte auch, dass die Heilwirkung einer starken Krise nicht ewig anhält. Aber von dieser Sorge sind die Griechen ja vorerst noch wirklich sehr weit entfernt.

PS.: Dieser - vielleicht verzweifelt anmutende - Versuch, in der griechischen Krise auch so etwas wie eine positive Katharsis zu sehen, ändert nichts an der Notwendigkeit, die Pleite eindlich auch als solche zu bezeichnen. Und den Druck der internationalen Geldgeber aufrechtzuerhalten, dass die griechischen Spar- und Reform-Ankündigungen auch verlässliche Realität werden.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Linzer Schizophrenie oder: „Wer ist stärker: I oder I“? drucken

Der rote Ewald Nowotny vs. die rote Stadt Linz: Das ist Brutalität um Wucher, Arglist und viele Millionen. Und gleichzeitig eine Lehrstunde, wie bei der SPÖ die ständige antikapitalistische Rhetorik und die Realität auseinanderklaffen. Und in welchen Fällen die Grünen so ganz und gar gegen Untersuchungsausschüsse sind, die sie sonst täglich verlangen.

Für alle jene, die angesichts der vielen derzeit hochbrandenden Skandale die Details nicht im Kopf haben, was mehr als verständlich wäre: Der Finanzdirektor der roten Industriehochburg Linz hat zur „Absicherung“ eines Frankenkredits über 195 Millionen, also einer der von den Sozialdemokraten ständig so heftig getadelten spekulativen Wetten, eine weitere (noch viel riskantere) Wette abgeschlossen, bei der die Stadt maximal 30 Millionen Euro gewinnen, aber maximal 118 Millionen Euro verlieren könnte. Leider, leider hat sich der Franken nicht wunschgemäß entwickelt, sodass die Stadt schon einmal 24 Millionen nachschießen hat müssen. Weitere saftige Nachschusspflichten stehen bevor.

Das ist für den Steuerzahler und die Linzer bitter. Aber auch in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich.

Denn die Bawag unterstand zu jenem Zeitpunkt ausgerechnet einem gewissen Ewald Nowotny, einem braven Parteisoldaten, der seit Jahrzehnten immer böse über den Kapitalismus herziehen konnte (und der übrigens auch sehr lange verhindert hat, dass an die Wirtschaftsuniversität irgendwelche sachkundigen Nationalökonomen kommen).

Es ist schon sehr erstaunlich, welche Geschäfte diese Nowotny-Bawag damals ihren Kunden angedienert hat. Wobei ein solches Geschäft mit diesen Dimensionen und diesem Vertragspartner garantiert den Bawag-Vorstand durchlaufen musste. Wäre es – unmittelbar nach dem großen Elsner-Skandal! – anders, wäre es ein doppelt peinliches Versagen der bankinternen Richtlinien, für die natürlich wieder der Vorstand zuständig ist.

Das wirft jedenfalls ein mehr als fahles Licht auf den in der europäischen Schuldenkrise nur durch Profillosigkeit und Herumstottern auffallenden Nationalbankpräsidenten Ewald Nowotny. Wer schon die Linzer so riskant exponiert hat, tut der das nicht problemlos auch mit Österreich und Europa? In der europäischen Schuldenkrise wie auch im Fall Linz ging und geht es ja immer um eines: aktuelle Risiken durch Eingehen neuer, noch viel größerer Risiken zuzudecken, die aber erst später schlagend werden.

Wahrscheinlich handelten er und sein Team damals als Opfer der eigenen Vorurteile. Denn offenbar tritt bei Nowotny ein unter Linken häufiges Phänomen auf: Wenn man den Kapitalismus immer so verteufelt, verhält man sich dann selbst teuflisch, wenn man in diesem Kapitalismus an die Schalthebeln kommt. Das ist gleichsam eine 'self fulfilling prophecy'. Wenn man immer sagt, dass Manager im Kapitalismus kein Verantwortungsbewusstsein haben, dann ist man selber in der plötzlichen Rolle eines Managers verantwortungslos, weil es ja zum Rollenbild gehört wie der dunkle Anzug und das blütenweiße Hemd. Es gibt übrigens Studien, dass Bankiers viel seltener in Pleiten schlittern als Banker. Mit Bankiers sind jene aussterbenden Typen gemeint, die noch mit dem ganzen eigenen Vermoegen haften.

Interessant, wenn auch nicht wirklich beweiskräftig, ist übrigens auch noch der Umstand, dass sich Nowotny Ende 2007 wenige Monate nach diesem Linzer Deal aus der Bawag zurückgezogen hat. Das war schon ein dreiviertel Jahr, bevor er an die Spitze der Nationalbank und damit auch in die Europäische Zentralbank gehievt worden ist.

Vertrauen in unser Geld vermittelt dieser Mann jedenfalls in keiner Weise.

Jetzt wirft das knallrote Linz der damals noch knallroten Bawag jedenfalls Dinge wie „Wucher“ und „arglistige Täuschung“ vor. Die Stadt hat freilich schon im vergangenen Winter eine saftige Klage gegen die Bawag angekündigt, die im Mai eingebracht werde. Jedoch ist bis heute keine Klage überreicht. Denn Experten haben gleich einmal gewarnt, dass da zuvor gleich noch einmal weitere zwei Millionen Steuergeld für die Prozesskosten zu reservieren seien. Dabei hat die Bawag damals alle Risken offen gelegt. Die Stadt kann dem nur einen – fast heiteren – Vorwurf entgegenhalten: Die Bawag hätte wissen müssen, dass der Spitzenbeamte keine interne Ermächtigung zum Abschluss eines solchen Geschäftes hatte, auch wenn die Bank offensichtlich auf alle Risken hingewiesen hat.

Noch heiterer ist, dass in Linz nicht nur die SPÖ, sondern auch die Grünen sowohl einen Untersuchungsausschuss wie auch eine Einschaltung des Kontrollamtes abgelehnt haben. Sind das nicht die gleichen Grünen, die im Nationalrat fast täglich nach Untersuchungsausschüssen gegen alles und jedes verlangen, mit Peter Pilz eine als oberstem Ankläger, Einpeitscher und Richter in einer Person? Wie der Ort die Sichtweise ändern kann!

Das ist jedenfalls mindestens genauso schizophren wie das „Wer ist stärker; I oder I?“ der SPÖ.

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Dumm, frech und ignorant drucken

So präsentierten sich in der abgelaufenen Woche wieder allzu viele Akteure der staunenden Öffentlichkeit (sofern ihnen diese überhaupt noch zuhört). Es brauchte jedenfalls eine starke Dosis autogenen Trainings, um bei all diesen Äußerungen ruhig und gelassen zu bleiben, ob es sich nun um den Herrn Kern, den Herrn Pilz, die Frau Karl, den Herrn Lochs, den „Spiegel“ oder diverse Zuwanderungs-Fördervereine handelt.

Da gab es etwa den ÖBB-Generaldirektor Christian Kern, einen besonders üblen Politruk. Der ist nicht nur dadurch aufgefallen, weil aus der ÖBB in den letzten Tagen seltsam bereinigte Protokolle über die diversen Faymann-Inserate gekommen sind, sondern auch durch folgende vor Publikum angestellte Rechnung: Auch wenn es stimme, dass jeder Österreicher – also vom Baby bis zum Pflegefall – 2350 Euro Schulden nur der ÖBB wegen habe, so mache das nichts: Denn dem stehe ein Wert der ÖBB von 2450 Euro pro Österreicher gegenüber.

Wie bitte? Diese jedes Jahr satte Abgänge produzierende ÖBB soll dem von jedem ökonomischen oder juristischen Studium freien Herrn Kern zufolge auch einen Wert haben? Noch dazu einen so gewaltigen?

Da kann man nur eines sagen: Wer auch immer bereit ist, mehr als 19 Milliarden für diesen Betrieb zu zahlen: Bitte, bitte kaufen! Wir geben noch zehn Prozent Rabatt dazu, wenn jemand schnell kauft! Oh, da ist gar niemand bereit dazu? Einen Betrieb, in dem die Gewerkschaft das Sagen hat und der derzeit alljährlich sechs Milliarden Steuergelder verbraucht, den kauft niemand? Und schon gar nicht um diesen Preis? Ach, wie schade!

Aber wenigstens hat sich Herr Kern einmal mehr einen Platz im Buch der Chuzpe-Rekorde verdient.

Natürlich hat auch Peter Pilz diese Woche nicht ausgelassen, um seine Frechheiten zu produzieren. Er hat eine Konstruktion vorgestellt, wie trotz der Klagen der Justiz über die Störungen durch einen U-Ausschuss ein solcher gleichzeitig mit den intensiven Erhebungen der Strafverfolgungsbehörden stattfinden könne: Das Parlament solle halt „Rücksicht darauf nehmen, was die Justiz in bestimmten Fällen vorhat“.

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Denn dazu muss natürlich die Justiz vorher dem Parlament – also allen Parteien! –  mitteilen, was sie denn so an Erhebungen vorhat. Sonst kann man ja nicht "Rücksicht" darauf nehmen. Das wird die Strafverfolgung in ohnedies sehr heiklen schwierigen Fällen logischerweise noch zehnmal schwieriger machen. Wenn also die Justiz beispielsweise vorhaben sollte, bei der Zeitung „Österreich“ oder bei „Heute“ eine Hausdurchsuchung wegen der Faymann-Inserate zu machen, muss das nach dem Pilz-Plan vorher dem Parlament mitgeteilt werden. Was natürlich postwendend in diesen Redaktionen bekannt werden wird. Der Vorschlag ist entweder absolute Blödheit – oder Pilz will die Rückkehr zur alten Inquisitionsjustiz, in welcher der Fürst der Einfachheit halber auch gleich die Rechtsprechung erledigt hat. Was für seine Günstlinge immer sehr günstig ausgefallen ist.

Nochmals Justiz: Jetzt kann Justizministerin Beatrix Karl aber jubeln, denn der Streit mit Litauen sei beigelegt. Man erinnert sich: Österreich hat trotz eines Auslieferungsbegehrens Litauens einen mutmaßlichen KGB-Gewalttäter nach wenigen Stunden unter massivem russischen Druck einfach wieder freigelassen. Österreich und Litauen haben jetzt also eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der es heißt, man wolle „künftig Fehler wie jenen im Fall Golowatow verhindern“.

Aber hallo! Das ist ja ein volles Schuldeingeständnis der Frau Karl! Sie hat also nach langen Ausweichversuchen und verächtlichen Äußerungen über Litauen nun doch zugegeben, dass da „Fehler“ begangen worden sind. Da fehlt jetzt freilich noch der logische zweite Schritt: Wer bitte, wird nun für diese Fehler zur Rechenschaft gezogen werden? Wo ist das Disziplinar- und Strafverfahren gegen die involvierten Beamten – oder der Ministerrücktritt, wenn Karl selber die Fehlermacherin gewesen sein sollte? Oder sollte es in diesem Lande gar selbstverständlich sein, dass bei Anruf des russischen Botschafters halt einfach das Recht gebogen wird, bis es kracht?

Persönlich wäre das Karl-Prinzip ja gar nicht so übel: Ich werde nach meinem nächsten Banküberfall halt auch sagen, dass ich einen solchen „Fehler“ künftig verhindern werde. Oder steht etwa nur die Spitze der Justiz über den Gesetzen?

Ein gewisser Herbert Lochs ist Rektor der Medizin-Uni. Er hat wie fast jeder Rektor nun einen eigenen Vorschlag gemacht, wie die maroden Unis zu finanzieren seien. Er schlägt „nach oben nicht begrenzte“ Studiengebühren vor – aber nur für Ausländer. Hingegen soll jeder Österreicher in der Regelstudienzeit über einen Studienscheck gebührenbefreit sein.

Ein erstaunlicher Vorschlag. Er zeigt, dass im heiligen Land Tirol nicht einmal die Rektoren über die Tatsache informiert sind, dass wir seit 16 Jahren in der EU sind. Und dort sind solche Unterscheidungen zwischen Inländern und Bürgern anderer EU-Länder halt leider gar nicht erlaubt – wie trickreich immer man sie zu tarnen versucht.

Der Papstbesuch in Deutschland zeigt, dass dort überraschenderweise durchaus noch eine starke und blühende Kirche zu finden ist. Jene – wenigen – linken Abgeordneten, die bei der Papstrede den Bundestag verlassen haben, haben sich hingegen eher blamiert, nachdem sie bei Dutzenden anderen Staatsoberhäuptern keinen solchen Boykott veranstaltet haben. Besonders skurril ist die Anti-Papst-Debatte in etlichen deutschen Medien, wobei der seit dem letzten Chefredakteurswechsel neuerlich ganz nach links gerückte „Spiegel“ mit seinem Cover „Der Unbelehrbare“ wieder einmal den Vogel abgeschossen hat. Was man auch immer vom Papst Ratzinger halten mag: Gott schütze die Kirche jedenfalls vor einem Papst, der sich von einem „Spiegel“ belehren lässt.

Die „Asylkoordination“ ist eine Lobby-Organisation für mehr Zuwanderung durch Asylanten, wie schon der Name allein verrät. Diese Woche hat sich der Verein besonders deutlich enttarnt. Er kritisierte, dass das Innenministerium seit einiger Zeit das Alter von sogenannten Flüchtlingen medizinisch überprüft. Diese Überprüfung geschieht, weil immer öfter erkennbar Ältere sich als jugendlich ausgegeben haben, um dadurch etliche Vorteile bei der Einwanderung nach Österreich zu lukrieren.

Der Kommentar dieser „Asylkoordination“ zu den Überprüfungen: „Dann sind Familien eben gezwungen, die jüngeren Geschwister zu schicken.“ Deutlicher kann man es gar nicht zugeben: Da geht es nicht um arme politisch Verfolgte, sondern um Menschen, die „geschickt“ werden, damit sie dann als arme Asyl-Waisenkinder bald die ganze Familie nachholen können.

Wieder einmal bestätigt sich, dass hier eine vielfältig organisierte und koordinierte Asyl-Industrie am Werk ist. Die in Wahrheit aber eine sich humanitär tarnende Schlepper-Industrie ist.

Da ich den Verein „Secondos plus“  nicht wirklich kenne, habe ich die Meldung zuerst für einen Scherz gehalten. Aber zumindest mehrere Schweizer Medien haben sie bestätigt. Sie zeigt, dass dieser Schweizer Immigranten-Verein schon eine Stufe weiter ist als unsere „Asylkoordination“. Denn einer seiner Exponenten stellt jetzt sogar schon die Abschaffung des Schweizer Kreuzes in der Fahne zur Diskussion. Ein Kreuz entspreche der multikulturellen Schweiz nicht mehr.

Auf seiner Homepage versucht der Verein das Tage nachher zwar irgendwie als Einzelmeinung zu relativieren. Womit er aber nur den Vorstoß bestätigt. Zugleich entdeckt man dort auch gleich etwas Anderes: Der Verein will jedenfalls die Schweizer Hymne umdichten. Damit sie Immigranten- und Geschlechter-tauglich wird. Das kommt einem dank Maria Rauch-Kallat hierzulande aber schon wieder sehr vertraut vor.

Bei linken und anderen ähnlich dummen Menschen gilt halt die Devise: Raubt den Menschen möglichst rasch alles, was ihnen Heimat gibt, was vertraut für sie ist. Ich möchte daher fast wetten, dass in Kürze auch in Wien die Entfernung des Kreuzes aus dem Stadtwappen verlangt werden wird. Oder hebt sich das Michael Häupl – nach seinem gloriosen Denkmal für den Massenmörder Che Guevara – noch als Schlager für den nächsten Wahlkampf auf?

 

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Palästina: der Staat, der keiner ist drucken

Nicht nur die österreichische, sondern auch die globale Politik ist voller sinnloser Scheinaktionen. Eine solche in Reinkultur ist wohl der palästinensische Antrag auf Anerkennung als Staat durch eine Aufnahme in die UNO. Aber ist diese Anerkennung nicht in Wahrheit längst fällig und ist es nicht bloß die Abhängigkeit der amerikanischen Politiker von jüdischen Wählern, die jetzt Barack Obama ein Veto dagegen einlegen lässt?

Zwar muss man diese doppelte Frage mit einem klaren Ja beantworten. Aber dennoch ist es in hohem Ausmaß auch Schuld der Palästinenser selbst, dass diese Anerkennung nicht stattfindet.

Schon die völkerrechtlichen Voraussetzungen für die Anerkennung eines Staates sind nicht wirklich gegeben. Denn dazu gehört ein klar definiertes Staatsgebiet und eine eindeutig erkennbare Staatsgewalt. Beides ist aber im Fall der Palästinenser nicht klar erkennbar, um es vorsichtig auszudrücken.

Was ist etwa mit dem von der Hamas besetzten Gazastreifen, der in keiner Weise unter der Kontrolle des nun bei der UNO aufgetretenen Palästinenserpräsidenten steht? Wo verläuft die Grenze des Palästinenserstaates zu Israel? Gehört auch Jerusalem dazu? Und hat nicht an jedem Punkt dieses Möchtegern-Staates der Palästinenser die israelische Armee auch weiterhin die Kontrolle, also die Staatsgewalt?

Nichts davon ist so geklärt, dass Palästina als Staat angesehen werden könnte.

Ganz unabhängig von den rechtlichen Fragen: Wer meint, dass der Nahe Osten einfach zu der Lage des Jahres 1967 zurückkehren kann, der irrt gewaltig. Ein halbes Jahrhundert lässt sich nicht einfach mit einer UNO-Abstimmung zurückrollen.

Gewiss muss man den Israelis den schweren Vorwurf machen, dass sie durch die vielen Siedlungen am Jordan-Westufer und durch vielfachen Landraub an palästinensischen Bauern jede Lösung noch viel schwerer gemacht haben.

Aber ebenso schwer wiegt der Vorwurf an die Palästinenser, dass sie in den letzten Jahrzehnten alle Chancen verstreichen haben lassen, bei schon sehr weit gediehenen Verhandlungen fast alles zu bekommen, was sie wollen. Aber die jeweiligen Führungen der Palästinenser, etwa auch der legendäre Jassir Arafat waren niemals wirklich kompromissfähig. Dazu kommt, dass der von Hamas kontrollierte Teil des nach Anerkennung strebenden Palästina nach wie vor nicht auf kriegerische Akte und das Ziel einer Vernichtung Israels verzichtet.  Niemand aber kann ausschließen, dass heute oder morgen diese Hamas im ganzen Palästinastaat die Macht bekommt.

Man muss den Israelis auch zugute halten, dass nicht sie es waren, welche mehrfach einen Aggressionskrieg begonnen haben. Sie wurden überfallen – haben aber zum Leidwesen der Araber alle Kriege gewonnen. Jetzt ist es schon mehr als einfältig, ja fast präpotent, wenn die Palästinenser so tun, als wären sie die Opfer, denen gefälligst jeder Wunsch zu erfüllen sei.

Dazu kommt, dass die Palästinenser auch in den Jahren seit 1967 nie in ihrer Gesamtheit gezeigt haben, dass sie sich zu einer friedlichen und gewaltfreien Nachbarschaft bekennen. Wer Frieden will und einen selbstangezettelten Krieg verloren hat, der sollte schon auch selber kompromissbereit sein.

Landkarte wie die Geschichte der letzten Jahrzehnte wie die aggressive arabisch-islamische Rhetorik insbesondere der letzten Monate lassen es als durchaus klug und berechtigt erkennen, dass die Israelis einen Friedensvertrag an sehr konkrete Sicherheitsregeln knüpfen wollen. Sie folgen damit ihrer obersten staatlichen Existenzregel: Die Araber können so viele Kriege verlieren, wie sie wollen, Israel keinen einzigen, weil es danach kein Israel mehr gibt.

Jerusalem, die lange geteilte, aber längst wieder voll zusammengewachsene Stadt, ist bei allen Friedensbemühungen sicherlich das Hauptproblem. Dabei ist in Wahrheit völlig klar: Nur eine Neutralisierung unter internationaler Teilnahme kann eine gute Lösung für die Stadt bedeuten. Sie ist nicht nur zwei Völkern, sondern auch allzu vielen Religionen heilig.

Warum aber hat Palästinenserpräsident Abbas trotz aller erkennbarer Aussichtslosigkeit den Schritt nach vorne gemacht? Das Motiv ist klar: Er musste zweifellos endlich Tatkraft zeigen, da er sonst bald von der radikalen Hamas hinweggefegt worden wäre. Die palästinensischen Wähler sind nämlich seiner korrupten Gefolgschaft ohnedies schon ziemlich überdrüssig. Außerdem haben die diversen nordafrikanischen Umstürze des letzten Jahres die Erwartungshaltung der arabisch-islamischen Massen radikalisiert. Eine gewisse Mitschuld hat aber auch US-Präsident Obama. Er hat lange durch allzu blauäugige Signale bei den Arabern den Eindruck erweckt, dass Israel den wichtigsten Verbündeten verloren hat.

Vieles deutet jedenfalls darauf hin, dass Mahmud Abbas einen schweren Fehler begangen hat. Dennoch gibt es auch eine kleine dialektische Chance, dass aus diesem Fehler doch noch etwas Sinnvolles entstehen könnte: Wenn Abbas sich durch seinen Vorstoß innerpalästinensisch freispielen, zum anerkannten Führer werden könnte – dann hätte er vielleicht auch mehr Spielraum zu Kompromissen als heute.

PS: Ein schmerzhaftes Randphänomen der Palästina-Story ist, dass die EU wieder einmal zu keiner klaren und kraftvollen Linie imstande ist. Das ist übrigens auch Österreich nicht. Dieses hat als einzige 'Linie', dass es für die EU-Linie ist. Die gibt es aber leider nicht. Und zu deren Findung kann das Land angesichts der außenpolitischen Schwäche aller drei nach New York gejetteten Führungsmänner auch absolut nichts beitragen.

 

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Ostermayer und die Pressefreiheit drucken

Dem „Standard“ verdanken wir einen Bericht über ein Mediensymposium, das vorige Woche in Wien stattgefunden hat, und das der Verständigung zwischen Europa und China gewidmet war.

Medienstaatssekretär Josef Ostermayer betonte dort selbst laut „Standard“: „Pressefreiheit, wie ich sie verstehe, ist ein Garant für Rechtsstaat und Demokratie und eine Voraussetzung für Gerechtigkeit und Fairness in unserer Gesellschaft, und basiert auf einem sehr empfindlichen Gleichgewicht zwischen Macht und Verantwortung“.

Wie es mittlerweile alle Österreicher wissen, ist das „Gleichgewicht zwischen Macht und Verantwortung“ bei den Herren Faymann und Ostermayer seit Jahren stark gestört. Insofern können die Chinesen nicht wirklich etwas von Österreich lernen; dort sind die Medien noch stramm gleichgeschaltet; aber wenn Faymann und Ostermayer so weitermachen, könnten wir auch in Österreich bald chinesische Verhältnisse haben.

Und wie zum Hohn findet sich einige Tage später im  „Heute“ wieder ein ganzseitiges Inserat mit dem schönen Faymann-Foto und der erfreulichen Headline „Regierung Faymann stoppt die Zwei-Klassen-Medizin“ – Danke Werner!

Herbert Kaspar ist Herausgeber der "Academia" und hat lange Erfahrungen im Bereich von Wirtschaft und Management.

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SN-Kontroverse: Erkaufte Kanzlerschaft? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat sich Faymann die Kanzlerschaft mit Inseratengeldern erkauft?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Alle sind beteiligt

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Es ist etwas faul im Staate Österreich und an der Nase nehmen müssen sich alle Beteiligten. Seit der Demoralisierung Österreichs während der schwarz-blauen Regierungszeit hat der öffentliche Diskurs in der Alpenrepublik erheblichen Schaden genommen. „In den letzten Jahren ist es üblich geworden, Meinung zu kaufen." Diesen Befund stellt nicht irgendwer aus, sondern der Vorsitzende des Ethikrats, Wolfgang R. Langenbucher. Er spricht von fragwürdigen Praktiken bei der Akquisition, der Vergabe und der Kennzeichnung von bezahlten Einschaltungen, die sich eingeschlichen hätten und die zu einer Art „Gewohnheitsrecht" geworden seien.

Gegengeschäfte, Gefälligkeitsberichte und -interviews sowie nicht gekennzeichnete bezahlte Einschaltungen und Einschaltungen „unter anderer Flagge" seien gängige Praxis. Dabei werde von einigen Verlagen Druck auf Unternehmen und Institutionen ausgeübt. Die Verantwortung für ethisch korrektes Handeln liege gleichermaßen bei den Auftraggebern, den Agenturen und den Medien. Niemand könne sich aus der Verantwortung stehlen. In dieses Muster der gekauften Meinung passt auch die ÖBB-Inseratenaffäre, die ein schlechtes Licht auf den damaligen Infrastrukturminister und heutigen Kanzler Werner Faymann wirft.

Die Sache wird nicht einmal bestritten. Medienstaatssekretär Josef Ostermayer bestätigte dieser Tage, dass es „Hunderte Gespräche" zwischen dem Infrastrukturministerium beziehungsweise ihm selbst und den ÖBB gegeben habe. Dabei sei es um Struktur, Zukunft und Image des Unternehmens gegangen. Dennoch ist es überzogen, davon zu sprechen, dass sich der damalige Verkehrsminister Faymann über diese Inserate die Kanzlerschaft „erkauft" hat. So groß ist der Einfluss des Boulevards nicht und die Beurteilungskraft der Wähler ist beileibe nicht so klein.


Schmutz wohin man greift

Andreas Unterberger

 

Werner Faymann hat sich sein Amt nicht nur durch Bestechung etlicher Tages- und Wochenblätter gekauft. Zu seinen schmutzigen Tricks zählte etwa auch das Versprechen von Referenden über künftige EU-Vertragsänderungen, das er bei der ersten solchen Änderung eiskalt bricht. Besonders widerlich war, wie seine Medienfreunde den Vorgänger abgeschossen haben, etwa durch große Berichte in dem Blatt „Österreich" über die Gusenbauer-Tochter während einer problematischen Jugendphase.

Die Inseratenkorruption ist gleich dreifach bedenklich. Erstens durch den Bruch des Aktiengesetzes und die direkte Einmischung von Faymann als Minister in die Inseratenaufträge der ÖBB („sieben Millionen für den Werner"). Zweitens durch die in keinem anderen zivilisierten Land denkbare direkte Werbung für Faymann in von öffentlichen Geldern finanzierten Inseraten (ein Delikt, dessen sich auch andere Minister, Stadt- und Landesräte schuldig gemacht haben - vor allem solche der SPÖ, aber nicht nur, sondern etwa auch ÖVP-Minister Berlakovich). Und drittens - was strafrechtlich am schlimmsten ist - durch die Freihandvergabe der Inseratenaufträge. Diese gingen direkt an befreundete Verleger, um sich deren Wohlwollen zu erkaufen. Was in der Berichterstattung der Fellner- und Dichand-Zeitungen auch knüppeldick nachweisbar ist. Jeder Marketingchef eines werbenden Markenartikelunternehmens würde gefeuert, würde er Inserate so unter dem Tisch vergeben. Er muss immer eine hoch professionelle Schaltagentur beauftragen, die jede gewünschte Kampagne in die höchstmögliche Anzahl von Leserkontakten in der Zielgruppe verwandelt.

Der Bund hat zur Vergabe seiner Aufträge unter Schwarz-Blau selbst ein professionelles Vergaberecht samt einer ausgegliederten Beschaffungsgesellschaft geschaffen. Nur für Inserate und Waffen wird noch auf schmierigstem Weg bezahlt...

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Fußnote 220: Von Pressburg lernen, heißt siegen lernen drucken

Was anderswo alles möglich ist! Und weshalb wir wirklich viel öfter nach Osten schauen sollten.

Immer öfter werden nämlich die mittelosteuropäischen Reformstaaten zu Vorbildern. Dinge, die hierzulande keine Partei auch nur laut anzudenken wagt, passieren dort einfach: So haben die slowakischen Bahnen alleine heuer schon mehr als 3000 Mitarbeiter gekündigt. Und nächstes Jahr sollen 2000 weitere folgen. Dennoch dreht sich die Welt samt der Slowakei weiter – obwohl die Gekündigten nicht etwa in eine bequeme Frühpension abgeschoben worden sind, sondern sich zumindest zum größten Teil eine neue Arbeit suchen müssen. Dafür hat die Slowakei eine Staatsschuldenquote, die nur halb so groß ist wie die österreichische. Und dennoch ziert sie sich, ihr Geld bei der Griechenland-Hilfe zu verbrennen.

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Zeit für GO AHEAD! drucken

Es braucht mehr Unternehmertum und wieder mehr Freiheit und  weniger Gleichmacherei: Was jetzt Not tut, ist eine Anleitung zum neuen „Mindset“.

Immobilienkrise, Kirchenkrise, Politikkrise, Eurokrise, Managerkrise, Schuldenkrise: Man könnte die Liste endlos fortsetzen, mit einem Wort: Krisen haben Hochkonjunktur. Und es scheint kein Ende in Sicht. Unbestritten ist: Es läuft etwas schief in unserem Wirtschaftssystem. Vielen Bürgern stößt die Ahnungslosigkeit der Verantwortlichen unangenehm auf, an manchen Orten macht sich Panik breit und es dämmert vielen, das etwas faul ist im System. Doch was tun? Wen fragen? Unterschiedlicher könnten die Kommentare in den verschiedenen Medien gar nicht sein.

Die Problemverlagerung zu einer speziellen Gruppe könnte ein bekannter, doch in einer Sackgasse endender, Lösungsansatz sein. Einst war eine Volksgruppe der Sündenbock, heute ist es eine ökonomische Gruppierung. Dieser Ansatz ist zu einfach und nicht plausibel, denn das Problem liegt tiefer. Es liegt an unserer grundsätzlichen Einstellung, und dafür sind wir alle mitverantwortlich.

Wir sind in wesentlichen Bereichen unserer Gesellschaft mangelhaft oder gar falsch „geprägt“. Wenn es uns jetzt nicht gelingt, die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Irrtümer zu überwinden, wird die Krise kein beziehungsweise ein schreckliches Ende haben.

Es gibt immer die Möglichkeit zu Handeln, eine Tat zu setzen, die notwendige Umkehr anzutreten, Verantwortung zu übernehmen für die ungewisse Zukunft. Vier Ansatzpunkte könnten ein Anfang sein, um konkrete Schritte einzuleiten.

Go ahead: Gleichheit ist die Zwillingsschwester der Gerechtigkeit

Thomas Mann schrieb: „Freiheit ist die Zwillingsschwester der Verantwortung“, es ist ein gesellschaftlicher Irrtum dies auf die Gleichheit und Gerechtigkeit übertragen zu wollen. Den Grundgedanken eines gerechten Systems in der von der Politik gesteuerten Umverteilung zu verankern, ist zu einer der politischen Hauptantworten in der Finanz-, Wirtschafts- und Eurokrise geworden. Mit höheren beziehngsweise neuen Steuern will man die „Wohlhabenden“ und alle anderen treffen, denen Schuld an der Krise gegeben wird – und so Gerechtigkeit schaffen. Dass dies allen Ernstes Resonanz findet, hat nicht nur mit einer hochgezüchteten Neidkultur zu tun, sondern auch damit, dass uns jahrzehntelang eingebläut wurde, Gerechtigkeit sei eine Funktion der Gleichheit.

Je gleicher eine Gesellschaft – in der politischen Praxis übersetzt mit: je weniger wir den „Wohlhabenden“ lassen – desto gerechter ist die Gesellschaft. Gemessen am Gini-Koeffizient, der Gleichheit (der Einkommensverteilung der Staaten im Vergleich) misst, müssten wir in Österreich freilich in einem der gerechtesten Länder der Welt leben. Denn Österreich ist eines der am meisten umverteilenden Länder. Aber Gleichheit hat eben nicht viel mit Gerechtigkeit zu tun.

Warum eigentlich Gleichheit? Rahim Taghizadegan bringt dies auf den Punkt: „Die Gleichheit wurde zum zentralen Ideal unserer Zeit. Sogar das große Wort der Gerechtigkeit wird heute fast nur noch synonym mit Gleichheit verwendet. Ungleichheit gilt als Inbegriff der Ungerechtigkeit. Die willkürliche Ungleichbehandlung und damit schlechtere Behandlung einzelner Menschen oder Volksgruppen, bis hin zum Massenmord, gab der Ungleichheit einen schlechten Namen. Als einzig akzeptabler Gegenpol erschien dabei die Gleichheit. Dabei wird jedoch stets die gleiche Würde des Menschen mit gleichen Ergebnissen verwechselt. Schließlich ist es gerade die Achtung der gleichen Würde der Menschen, die Respekt vor deren Verschiedenheit gebietet.“

Der zentrale Wert für eine positive gesellschaftliche Entwicklung ist und bleibt jedenfalls die Freiheit. Sie braucht Vielfalt und nicht Gleichheit. Statt Ungleiches zwangsweise zu nivellieren, müssen wir einen produktiven, klugen gesellschaftlichen Umgang mit Ungleichheit finden. Ungleichheit bringt uns weiter. Denn aus der Ungleichheit speisen sich jene dynamischen Veränderungs- und Entwicklungsprozesse, die für Wachstum und Wohlstand unverzichtbar sind.

Die Ökonomen der Österreichischen Schule waren etwas realistischer in ihren Annahmen. Sie lassen sich nicht dadurch verwirren, dass der Mensch gleich an Würde ist (oder sein sollte), um daraus zu folgern, Menschen seien sich tatsächlich völlig gleich. Gerade unsere Unterschiede sind doch interessant und werten uns auf. Die berechtigte und lobenswerte Sorge um den Schwächeren hat in der Ökonomie oft zu Scheuklappen geführt.

Go ahead: „homo oeconomicus“ als Ausgangspunkt für Wirtschaftsdynamik

Julius Friedrich Gans von Ludassy war der erste Ökonom der den Begriff des „homo oeconomicus“ prägte, „um vor einer unrealistischen Volkwirtschaftslehre zu warnen die sich mit Scheinmenschen befasst“. Woher kam dieses Denken, das einen Scheinmenschen erschuf und ein Kunstobjekt kreierte? In der Menschheitsgeschichte erscheint nämlich der einzelne Mensch nicht ins Gewicht zu fallen.

Auch heute haben viele das Gefühl, einzeln kaum etwas bewegen zu können. Die Massengesellschaften unserer Zeit erwecken den Eindruck, wir wären alle bloß entbehrliche Zahnrädchen in einem großen Getriebe. Manche mögen sich nur noch als Mitläufer empfinden, doch diese Vorstellung ist eine selbsterfüllende Prophezeiung: Das Leugnen der Freiheit beseitigt auch ihre letzten Reste.“

Unserer – mit einer Sozialquote um die 30 Prozent äußerst sozialen – Marktwirtschaft ordnen ihre Kritiker gerne ein überaus fragwürdiges Menschenbild zu: Den gierigen, dummen und rücksichtslosen Ökonomie-Menschen. Wir sollten das nicht hinnehmen. Über Werthaltungen und Menschenbilder braucht es in der Tat eine breite Diskussion – und zwar eine, die realistische Muster zu bieten hat. Die Österreichische  Schule der Ökonomie kann dafür Orientierungspunkte bieten. Denn sie formuliert jenseits des viel beschworenen, aber nie realen „homo oeconomicus“ ein realistischeres Menschenbild. Sie versteht unter Ökonomie die Lehre vom menschlichen Handeln. Sie eröffnet einen humanen Zugang, der sich am persönlichen Handeln und den persönlichen Zielen des Menschen orientiert.

Der einzelne Mensch ist Ausgangspunkt. Das Handeln, als die konkrete Entscheidung zwischen gegebenen Möglichkeiten, ist Gegenstand ihrer Forschung.? „Handeln ist bewusstes Verhalten. Handeln ist Wollen, das sich in Tat und Wirken umsetzt und damit verwirklicht.?Handeln liegt in der Natur des Menschen und seiner Welt, Handeln- Müssen ist dem Menschen durch die Bedingungen, unter denen er lebt, vorgeschrieben“, so Ludwig von Mises.? Dieses Handeln manifestiert sich im Menschenbild des freien Unternehmers. Freies und eigenverantwortliches Unternehmertum zu fördern und zu fordern ist daher mehr denn je ein Gebot der Zukunft.

Zum freien Unternehmertum gehört auch ein verantwortungsvoller und ehrlicher Umgang mit dem Risiko – ganz im Sinn der Tugenden des traditionellen Kaufmannes, der weiß, dass sich große Geschäfte nicht mit kleinen Risiken machen lassen. Erfolgreiche Unternehmer sind alles andere als übermütig; meist sind sie sogar extrem vorsichtig – eben weil sie Eigenes aufs Spiel setzen. Vorsicht und Mut widersprechen sich nicht.

Mehr freies und eigenverantwortliches unternehmerisches Denken und Handeln in allen gesellschaftlichen Bereichen zu fördern und zu fordern ist wohl die wichtigste Lehre aus allen Krisen. Dies verstärkt zu propagieren und deutlich zu machen, liegt heute mehr denn je in der Verantwortung von Meinungsbildnern und Entscheidungsträgern. Nur eine realistische Einschätzung des Handelns von Menschen schafft Wachstum.

Go ahead: Konsumiere dich reich

Wir leben in einer „instant society“, die dazu erzogen wurde auf Knopfdruck jeden Wunsch erfüllt zu bekommen. Das lässt sich durch viele gesellschaftliche Bereiche hindurch beobachten. In kaum einem anderen Bereich hat es aber so gravierende Folgen wie in der boomenden Kreditwirtschaft. Was auch immer wir uns an materiellen Gütern wünschen: Der billige Kredit macht es möglich!. „In nur 10 Minuten zum Geld  – Herzenswunsch – in zehn Minuten erfüllt! Der Superschnell- Kredit. (Auszug  aus der neuen BAWAG P.S.K Werbung)“

Konsumieren auf Pump stand am Beginn der amerikanischen Finanzmarktkrise, und an der dahinter stehenden Mentalität hat sich nichts geändert. Sie prägt auch heute das politische Handeln. Die Ergebnisse werden nur dramatischer: Wir leben in einer unverantwortlichen Weise von den Schulden, die wir den nächsten Generationen aufbürden. Europa und die USA haben über Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt. Es ist absurd, aber wahr, dass die reichsten Staaten der Welt die meisten Schulden angehäuft haben.

Innerhalb der letzten 40 Jahre hat sich die österreichische Schuldenquote von 18,8 Prozent auf 72,3 Prozent fast vervierfacht. Die Zinszahlungen werden höchst wahrscheinlich bis zum Jahr 2015 auf über zehn Mrd. Euro ansteigen. Doch nicht nur die Staatsschulden plagen uns. Diese Haltung hat sich nahtlos auf den Bürger übertragen. Es gilt am sogenannten schönen Leben teilzuhaben, doch wer die Zeche zahlen wird? – meist der Schuldennehmer selbst am wenigsten; und die Banken unterstützen diese Grundhaltung.

Unsere Schulden, und hier schließt sich der Kreis zum Gleichheitsirrtum, sind das Ergebnis der hohen Umverteilung. Die Schulden, die Österreich jahrzehntelang auf den Finanzmärkten aufgenommen hat, wurden vor allem für Sozialleistungen und Förderungen verwendet. Für Zukunftsinvestitionen blieb und bleibt kein Geld mehr. Nach Berechnungen der Industriellenvereinigung sind die öffentlichen Ausgaben für Investitionen in Österreich in den vergangenen 35 Jahren um über zwei Prozentpunkte des BIP zurückgegangen, während die Ausgaben für Transfers im gleichen Zeitraum um fast neun Prozentpunkte des BIP anstiegen. Schulden machen eben nicht heute reich, sondern morgen arm. Haushaltspolitische Vorsicht darf nicht bestraft, sondern muss belohnt werden – von der ganzen Gesellschaft.

Go ahead: Vertraue dem System der Wohlstandsversorgung

Nicht nur die Schuldenberge, die der Staat verursacht, sollten uns davon abhalten, seinen Umfang und seine Aktivitäten in Frage zu stellen. Die Idee, dass „der Staat“ voll und ganz für die soziale Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger sorgt, hat ebenso wenig Zukunft, wie die individuelle Vorstellung, dass man sich in jeder Lebenslage auf den „Vater Staat“ verlassen kann. Staatsgläubigkeit macht abhängig.

Mathias Horx hat das „Angebot“ des Sozialstaats sehr klar charakterisiert: „Wenn es dir schlecht geht, musst du gar nichts tun. Du kannst dich vor den Fernseher setzen und beruhigt abwarten, bis die Konjunktur wieder anspringt und wieder ein „Arbeitsplatz“ zur Verfügung steht.“ Das funktioniert heute nur nicht mehr, es ist auch unsozial, Menschen das abzunehmen, was sie – gewiss mit Ausnahmen – selbst können: Aktiv und tätig zu werden, sich eine Arbeit zu suchen.

Der Sozialstaat muss Aktivität und Eigenverantwortung fördern, statt sie zu hemmen. Die Ökonomen der Österreichischen Schule sind anti-kapitalistisch, wenn damit die Ablehnung der herrschenden Unordnung gemeint ist, und dennoch dem anmaßenden Antikapitalismus unserer Tage abgeneigt. Denn seit den frühesten Anfängen der Moderne haben all die ahnungslosen Interventionen die Lage immer nur noch schlimmer gemacht.

Eben weil sich die Österreichische Schule des Moralismus enthält, überlasst sie es den Einzelnen, sich selbst zum Besseren zu verändern und anderen ein Vorbild zu sein, anstatt darauf zu warten, dass eine bessere Gesellschaft oder ein besserer Staat den neuen Menschen hervorbringt, wie ihn die Moralisten gerne hätten. Die ehemalige deutsche Grün-Politikerin Adrienne Goehler fragt zu Recht: „Ist denn das Soziale beim Staat überhaupt nur am Besten oder auch nur leidlich gut aufgehoben? Welche Bedingungen braucht es, damit das soziale Engagement vom Staat an die Gesellschaft zurückgegeben werden kann? Welche gesellschaftlichen Transformationen brauchen wir, damit das Subjekt von Verantwortung erkennbar wird, und wer sollen diese Subjekte sein?“

Um solche Fragen beantworten zu können, müssen wir umdenken, was unser mentales Verhältnis zum Staat betrifft: Staatlicher Interventionismus be- und verhindert vielfach die Freisetzung unternehmerischer Kraft für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Um sie muss es jedoch gehen. Die große Herausforderung liegt heute darin, eine Kultur der Freiheit zu entfesseln, die ihren Namen auch verdient. Wir müssen in jeder Hinsicht unternehmerischer werden, um Krisenresistenz zu gewinnen. Gelingt das nicht, sind dramatische ökonomische und soziale Verwerfungen vorprogrammiert.

Mag Nikolaus Kimla  ist Geschäftsführender Gesellschafter der uptime Systemlösungen GmbH und Initiator des „GO AHEAD business summit 11 – Die Kernschmelze des Finanzsystems.

All die in diesem Text angesprochenen  Ideen stehen im Zentrum dieses Kongresses am 30. September und 1. Oktober im Palais Niederösterreich (ausführliches Programm unter www.go-ahead.at/summit). Für Abonnenten des Tagebuchs gibt es unter exklusiven „2 für 1“-Bedingungen Zutritt zum Kongress: Bei Bezahlung der Kongressgebühr von 690 € plus USt kann eine zweite Person unentgeltlich mitgenommen werden. Anmeldungen für diese Aktion unter Verweis auf das Tagebuch-Abo bei Martha Neumeister (01 713 6180 13) m.neumeister@uptime.at.

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Faymann und Scheuch: Wie sich die Bilder gleichen drucken

Dass ich das noch erleben durfte: Zwei Jahre lang hat das Tagebuch praktisch im Alleingang gegen die kriminelle Bestechung von Tages- und Wochenzeitungen vor allem durch SPÖ-Politiker mit Steuergeldern angeschrieben. Und jetzt ist die Sache allgemeines Thema und sogar in mehreren ORF-Sendungen Spitzenmeldung. Da kommt ehrliche Freude auf. Doch sollte man sich nicht zu früh freuen. Noch immer hat kaum jemand das wahre Ausmaß und den wahren Charakter dieses Korruptionsmechanismus erkannt.

Noch immer droht ein sogenanntes Medientransparenzgesetz, das einzig dazu dient, hinter einem Feigenblatt eine Fortsetzung der Korruption zu ermöglichen. Noch immer glaubt die SPÖ, mit lächerlichen Verteidigungslinien ein Strafverfahren gegen die Herren Faymann und Ostermayer abwenden zu können.

Nachdem binnen weniger Tage die erste Verteidigungslinie völlig geräumt werden musste, dass sich die beiden Politiker in der Zeit ihrer Regentschaft im Verkehrsministerium überhaupt nicht in die Vergaben von Inseraten durch ÖBB und Asfinag eingemischt hätten, wurde rasch eine zweite Linie aufgebaut: Dass die Inserate vor allem den Faymann ständig zujubelnden Postillen Kronenzeitung, „Heute“ und „Österreich“ zugute gekommen seien, sei ein „Zufall“ gewesen. Das wagte Ostermayer wörtlich zu sagen. Diese Behauptung war aber so erkennbar lächerlich, dass sich Ostermayer und Klubobmann Cap fast postwendend auf die dritte Linie zurückzogen.

Die da lautet: Es habe zwar „hunderte Gespräche“ mit ÖBB und Asfinag gegeben, aber diese Aktiengesellschaften seien ja eigentlich rechtlich unabhängig; es gebe kein Weisungsrecht des Verkehrsministers. Zusagen an die Herrn Fellner oder Dichand seien irrelevant, weil Faymann ja gar keine Kompetenz dafür hatte.

Diese Argumentation ist aber dem Österreicher aus einem ganz anderen auch nicht unaktuellen Zusammenhang mehr als bekannt: Sie wurde von dem Kärntner Freiheitlichen Uwe Scheuch verwendet, als dieser vor Gericht stand.

Scheuch hatte in einem mitgeschnittenen Telefonat versprochen, dass ein reicher Russe im Gegenzug für Geld die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen werde. Als Scheuch dann deswegen angeklagt wurde, hatten er und seine Parteifreunde so wie die SPÖ das Formalargument hervorgekramt, dass Scheuch ja laut Verfassung gar nicht für die Verleihung zuständig gewesen wäre. Zumindest in der ersten Instanz hatte er sich mit dieser Argumentation aber ein blutige Nase und eine saftige Verurteilung geholt.

Denn Staatsanwaltschaft und Richter waren wohl zu Recht der Meinung, dass informell der Wunsch eines starken Landespolitikers sehr wohl (und in der Praxis sehr häufig) Einfluss auf die Vergabe der Staatsbürgerschaften hat. Es kann aber nun gar kein Zweifel bestehen, dass der Einfluss des Verkehrsministers als oberster und einziger Eigentümervertreter auf die ÖBB und die Asfinag nicht nur wie bei den Landespolitikern ein traditioneller, sondern ein auch juristisch sehr starker ist.

Der Zufall wollte es, dass Stunden nach dem demaskierenden Ostermayer-Auftritt im ORF die jetzige Verkehrsministerin und der jetzige ÖBB-Chef gemeinsam die ÖBB-Pläne für die nächsten Jahre präsentiert haben. Das wurde zu einem mehr als lebendigen Beweis gegen diese dritte Verteidigungslinie: Minister und Vorstand führen ganz offensichtlich gemeinsam die ÖBB.

Noch aus einem weiteren Grund ist der Scheuch-Vergleich für Faymann, Ostermayer und deren Freunde in der Staatsanwaltschaft, die wohl noch immer nach einem Grund für eine Niederschlagung suchen, sehr unangenehm: Denn aus dem Scheuch-Telefonat ist ja nie Wirklichkeit, nie ein österreichischer Pass geworden. Aus den Wünschen des famosen Duos Faymann-Ostermayer sind hingegen allein im Fall ÖBB Dutzende mit unserem Geld teuer bezahlte Doppelseiten in der Kronenzeitung geworden (um nur ein Beispiel zu nennen!). Und auch die Gegenleistung – massive Unterstützung der geförderten Blätter im anfangs total verloren gewesenen SPÖ-Wahlkampf 2008 – ist Wirklichkeit geworden.

Herr Huber, Radmuttern immer gut kontrollieren!

Am Rande ist erstmals seit langem dem ORF journalistische Reverenz zu zeigen; er hat – wenngleich Jahre verspätet – auch einen SPÖ-Skandal thematisiert. Doppelte Reverenz gilt den Regionalmedien Austria, welche die Sache exzellent recherchieren. Noch größere dem damaligen ÖBB-Generaldirektor Huber, den ich bisher immer für ein eher schwaches Kirchenlicht gehalten habe. Aber der Mann war so schlau, sich viele entscheidende Kopien mit nach Hause zu nehmen, die nun Faymanns direkte Verantwortung für diese Inseratenvergabe nachweisen.

Umso mehr würde ich ihm jetzt empfehlen, vor jeder Autofahrt zu kontrollieren, ob auch all seine Radmuttern gut angezogen sind. Damit er nicht so ein blödes Pech hat wie der auch nicht anpassungswillige General Entacher.

Das Delikt heißt Untreue

Dennoch ist das Thema der Faymann/Ostermayer-Weisungen nur ein Randaspekt des Faymann-Skandals. Denn der Kern ist, dass Faymann bei ÖBB und Asfinag ein Korruptionssystem eingeführt hat, das die Gemeinde Wien samt ihren zahllosen Tochterunternehmen seit Jahren in noch viel größerer Breite praktiziert, wo es Faymann ja auch gelernt hat. Und das dieser nach seinem Aufstieg ins Bundeskanzleramt zum Regierungsprinzip gemacht hat: Kauf des Wohlwollens wichtiger Zeitungen mit Unsummen von Steuergeld. Das heißt im österreichischen Strafrecht freilich Untreue.

Diese wird vom Gesetzbuch so umschrieben: „Wer die ihm durch Gesetz, behördlichen Auftrag oder Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, wissentlich missbraucht und dadurch dem anderen einen Vermögensnachteil zufügt, ist . . . zu bestrafen.“ Und konkret: “Wer einen 50.000 Euro übersteigenden Schaden herbeiführt, mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen.“

Der Missbrauch im Fall der Inserate hat zwei Elemente, wobei man über das erste streiten mag: nämlich darüber, ob auch der Inhalt der Inserate ein Missbrauch war. Es ist jedenfalls mehr als anrüchig, wenn in den doppelseitigen Inseraten der angeblich unabhängigen ÖBB, die im 14-tägigen Rhythmus in der Krone erschienen sind, jedes Mal mehr als ein Fünftel der Fläche einer Faymann-Kolumne „Sie fragen – der Minister antwortet“ gewidmet war. Dieser erste Teil des Missbrauchs ist also die parteipolitische Werbung mit öffentlichen Mitteln.

Aber selbst wenn man das noch für legitim halten mag, so ist das zweite Missbrauch-Element umso eindeutiger und umso schlimmer: Diese Inserate wurden ebenso wie später die Inserate vieler Ministerien ganz gezielt und oft ausschließlich an die Freunde Faymanns vergeben. Und nicht etwa nach dem größten Nutzen für den Inserenten. Dieser Nutzen heißt in der Fachsprache: die Herstellung der größtmöglichen Zahl von Leserkontakten zu den geringsten Kosten. Zur Erzielung dieses Nutzens gibt es eigene spezialisierte Agenturen, deren Dienste sich praktisch jede werbende Firma bedient. Wenn ein Marketing-Chef es nicht täte, riskierte er sofort Kopf und Kragen.

Jedes Ministerium muss jede größere Anschaffung (und mit „größer“ sind da schon Anschaffungen deutlich unter dem Wert der von Faymann in Auftrag gegebenen Inserate gemeint) in einem extrem peniblen Verfahren entweder selbst oder über die Bundesbeschaffungsgesellschaft ausschreiben. Wenn ein Beamter glaubt, statt dessen direkt bei seinem Freund Wolfgang oder Hans kaufen zu können, um denen eine Freude zu machen, dann landet er mit Sicherheit vor dem Richter.

Der Ostermayer-Schmäh und die ÖVP

Es schmerzt geradezu unsäglich, dass die ÖVP nun offensichtlich auf den Ostermayer-Schmäh eines „Medientransparenzgesetzes“ hereinzufallen bereit ist, mit dem nun angeblich gegen diese Fälle schweren Missbrauchs vorgegangen wird. Dabei schreibt der Ostermayer-Schmäh lediglich vor, dass irgendwann später einmal – nur! – die Globalsummen veröffentlicht werden, wie viel Steuergeld Wolfgang, Hans oder dessen Erben insgesamt von einem Minister oder einem Staatsbetrieb haben. Da ist der Schaden aber längst entstanden und kann in solchen Globalzahlen nie mehr konkret analysiert werden. Das Gesetz ist daher völlig für die Katz.

Über die juristische wie auch die Medien-Kompetenz der ÖVP könnte man nicht nur aus dem Anlass dieses Gesetzes ganze Bücher schreiben. Mit lauter leeren Seiten. Bleibt nur zu hoffen, dass wenigstens keine der Oppositionsparteien ihre Hände dazu hergibt, ein solches Feigenblatt zu produzieren. Ich tippe aber darauf, dass die Grünen wieder einmal binnen sechs Wochen umgefallen sein werden.

 

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Die Lust an der Macht als Antrieb Europas drucken

Die Stimmung in vielen europäischen Ländern weht der Europäischen Union immer stärker ins Gesicht. Spricht man hingegen mit europäischen Beamten, Diplomaten oder Politikern, dann gehen diese sofort in den Gegenangriff auf die Kritiker. Eigene Fehler sieht man höchstens im schlechten Marketing. Dabei übersehen sie völlig die zwei zentralen Fehlentwicklungen im Europa der letzten 15 Jahre – diese haben interessanterweise bald nach dem österreichischen Beitritt angefangen.

Der eine Kardinalfehler ist in den letzten Monaten schon oft diskutiert worden: Es war die völlig falsche Reaktion auf die Schuldenkrise, in der man wie im Kommunismus glaubt, es sei richtig, jede Insolvenz zu verhindern, jedenfalls bei Staaten, aber auch bei großen Autokonzernen und Banken. Diesem Fehler sind schon bei der Gründung des Euro und in seinen ersten Jahren viele andere vorausgegangen: mehr als 60 ungeahndete Verletzungen des Stabilitätspaktes, Aufnahme ungeeigneter Länder in den Euro-Raum, Fehlen eines Insolvenzrechts für Staaten, die ungerechtfertigte Bevorzugung von Staatsanleihen durch die Basler Abkommen. Das alles ist mittlerweile – außerhalb der EU-Gremien – ja fast schon Allgemeinwissen.

Die zweite katastrophale Fehlentwicklung der Union lässt sich mit „schädliche sozialtechnokratische Überregulierung“ überschreiben. Sie wird jedoch in den Medien erstaunlich wenig diskutiert.  

Ihr Kern: Während die Entwicklung und Verteidigung des europäischen Binnenmarktes eine der stolzesten Leistungen der europäischen Nachkriegspolitik gewesen ist und bleiben sollte, hat man seit den 90er Jahren unter schwachsinnigen Schlagwörtern wie „Europa der Bürger“ begonnen, diese Bürger mit immer mehr Regeln einzuengen. Die Grünen, die einst den sinnvollen und positiven ökonomischen Teil der EU heftig bekämpft hatten, sind in einem Strategiewechsel (If you can't beat them, join them) proeuropäisch geworden. Und sie haben es postwendend mit großem Erfolg geschafft, die Union zu unterwandern und mit Hilfe der Sozialdemokraten zu ihrem Instrument zu machen. Wobei aber weder Konservative noch Liberale ernsthaft versucht haben, dem entgegenzutreten. Die Rechtspopulisten wieder sind zu keiner differenzierenden Analyse imstande und untereinander so zerstritten, dass sie erst recht kein Gegengewicht bilden.

Die Liste der überregulierenden Untaten der EU reicht vom Rauchverbot über die CO2-Absurditäten bis zum Glühbirnendebakel. Auch die Migrantenlobby hat es mittlerweile verstanden, die Union zu instrumentalisieren. Das ohnedies von Zuwanderern über jedes verträgliche Ausmaß hinaus überschwemmte Deutschland wird nun durch ein Vertragsverletzungsverfahren gezwungen, die Zuwanderungsschranken noch mehr zu öffnen: Brüssel verlangt weitere Erleichterungen beim Zuzug auch weiter entfernter Verwandter oder beim Zuzug homosexueller Lebenspartner. Die linksliberale Kommissarin Palmström will überhaupt den Staaten die Kompetenz zur Regulierung der Zuwanderung nehmen, und zwar ganz offensichtlich, um die Tore als Endergebnis noch weiter zu öffnen.

Lauter grandiose Ideen, um die Union bei den Bürgern noch unpopulärer zu machen. Und sie tragen zugleich grandios dazu bei, das Ego von EU-Beamten und Politikern noch mehr aufzublasen.

Ähnlich kontraproduktiv war gegenüber Österreich das vom EU-Gerichtshof ausgesprochene Verbot, Studenten aus Deutschland hierzulande genauso zu behandeln, wie sie in Deutschland behandelt werden. Österreich hatte bis dahin eine funktionierende Handhabe gegen Flüchtlinge vor dem deutschen Numerus clausus. Dieser vergibt ja die limitierten Studienplätze streng nach den Abiturnoten und der Qualität der Schulen in den einzelnen Bundesländer (was bei den fast wertlosen Abschlüsse von Gesamtschulländern einen anderen für die Zulassung notwendigen Notenschnitt ergibt als etwa in Bayern mit seinen guten und strengen Schulen).

Bis zum EuGH-Urteil konnte keiner jener Maturanten nach Österreich flüchten, der in Deutschland nicht gut genug war, um Medizin oder ein anderes dort limitiertes Studium zu ergreifen. Das ist ein logisches und gerechtes Prinzip, das Österreich nicht nur vor einem unfinanzierbaren quantitativen Ansturm geschützt hat, sondern auch in qualitativer Hinsicht vor dem Import einer negativen Auslese der deutschen Studienanfänger mit schlechten Schulnoten.

Der EU-Gerichtshof sah das anders und erklärte die Anwendung des Numerus clausus für europarechtswidrig – allerdings nur die Anwendung in Österreich, nicht jene in Deutschland. Dementsprechend ist auf vielen österreichischen Unis Deutschdeutsch fast schon die dominierende Sprache.

Auch jene Beschränkungen durch ein kompliziertes Ausländer-Quotensystem, die Österreich dann später doch einzuführen gewagt hat, können jederzeit durch ein neuerliches Urteil dieses Gerichts gekippt werden. Zwar hat die EU-Kommission zugesagt, dass sie befristet diese Quoten tolerieren wird. Aber ganz unabhängig von der Kommission kann jeder Deutsche die Republik klagen, der wegen dieser Quote nicht in Österreich studieren darf, – und er hat gute Chancen zu gewinnen. Denn der Gerichtshof ist vorsichtig ausgedrückt sehr selbstbewusst.

Nur der Vollständigkeit halber: Die Schweizer können natürlich weiterhin für jeden deutschen Studenten den Numerus clausus anwenden.

Worte wie Freiheit, Subsidiarität, Vielfalt sind in der EU in den letzten Jahren nur noch für die Sonntagsreden gut. Während der Woche ist aber der Machtrausch zu verführerisch, wenn man die Möglichkeit hat, das Leben von 500 Millionen Menschen viel enger zu regulieren, als es die Nationalstaaten bisher geschafft haben. Machtrausch und Überregulierungswahn müssen freilich am Ende immer schief gehen, auch wenn die Absichten noch so edel und rein gewesen sein mögen. Und das ist sehr schade angesichts der ursprünglich großen und friedenstiftenden Leistung, einen gesamteuropäischen Binnenmarkt zu schaffen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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So beginnen normalerweise Witze: Fischer, Faymann und Spindelegger reisen zugleich nach Amerika drucken

Bundespräsident, Bundeskanzler und Vizekanzler reisen aber in allem Ernst gleichzeitig nach Amerika. Da hält man ja wirklich den Atem an, um was für ein weltbewegendes Ereignis es da gehen mag.

Nun, es ist die UNO-Generalversammlung, also eine Veranstaltung, die nur Diplomaten für wichtig halten, die ansonsten alljährlich weltweit Gähnen verursacht. Für Österreich hatte sie ungefähr in den Jahren der Südtirolresolutionen, also vor einem halben Jahrhundert zum letzten Mal Relevanz.

Daneben haben die Herren eine Reihe von – nun nicht gerade weltumwerfenden Terminen: Herr Faymann wird Herrn Schwarzenegger treffen (kaum dass er Udo Jürgens die Aufwartung gemacht hat); Herr Spindelegger wird einem österreichischen Starkoch einen Orden umhängen; Herr Fischer wird eine Ausstellung besuchen und dort den Begriff des Schönen kritisch hinterfragen (ehrlich, so steht es in der Meldung).

Ansonsten sind auch noch einige Politikertreffen auf dem Reiseplan der drei, freilich ist keines davon mit einem Vertreter der ersten Liga.

Am seltsamsten ist aber das von Heinz Fischer besuchte Meeting zum Kampf gegen die „neuen Seuchen“. Das klingt nun wirklich aufregend und einer Reise wert. Seien doch diese neuen Seuchen für zwei Drittel der Todesursachen verantwortlich. Was um Himmels willen sind denn diese neuen Seuchen, die wir noch gar nicht kennen? Nun, es sind Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Krebs und chronische Lungenerkrankungen.

Schon einmal davon gehört? Ich habe. Zufällig sind all meine Vorfahren, deren Todesursache ich noch kenne, an ihnen verstorben und das durchwegs schon vor längerer Zeit (um genau zu sein, ein Urgroßvater nicht, der ist von einem knapp davor freigekommenen Strafgefangenen in dessen erstem Rausch erstochen worden, aber das ist wieder eine andere Geschichte, die nicht hierher gehört).

Das also sind die Neuentdeckungen der famosen UNO. Wenn sie weiter so rasch mit ihren Entdeckungen ist, wird die Weltorganisation bald erkennen, dass Autos heute schon gefährlichere Fahrzeuge sind als Pferdefuhrwerke und auch diesem Faktum eine Weltkonferenz widmen.

Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich sind diese Erkrankungen eine weltweite Geißel. Nur: Was können Fischer und eine UNO-Sonderkonferenz tun, um sie zu mildern? Das einzige, was am ehesten helfen würde, ist mehr Forschung. Aber die kurbelt man nicht über Staatenkonferenzen an, sondern indem man den Pharmakonzernen die Möglichkeit lässt, mit neuen Produkten auch Geld zu verdienen, auch wenn es unserem Neidreflex widerspricht. Genau diese Möglichkeiten haben aber viele Staaten unter dem Druck des linken Populismus eingeschränkt. Ohne die Möglichkeit zu weiteren Profiten verlieren die Konzerne jedoch die Motivation zu teuren Investitionen in die Forschung. Gelingt es doch höchstens bei einem Prozent der um viel Geld erforschten Präparate, alle Test-Hürden zu überwinden, bis sie endlich beim Patienten landen. Ohne Forschung gibt es aber keinen Erfolg gegen die Krankheiten.

Fischers Besuch in New York wird da natürlich gar nichts ändern. Da war sein vielbelächelte Vorvorvorvorgänger Franz Jonas noch effektiver bei der Bekämpfung von Herz-Kreislauferkrankungen. Der hat die Österreicher am Nationalfeiertag wenigstens immer zum Wandern aufgefordert.

Die Konferenz macht sich aber auch schon dadurch lächerlich, dass sie von „neuen“ Seuchen spricht. Neu ist da gar nichts – außer dass in etlichen Drittstaaten nicht mehr so viele Menschen an Unterernährung sterben, sodass logischerweise der Anteil der Opfer dieser klassischen Krankheiten steigt. Neu ist nur eines, nämlich dass es jetzt doch wieder erlaubt ist, diese Krankheiten ins Zentrum zu rücken. In den letzten Jahren hat ja die internationale Politik unter dem Druck der Schwulsein-ist-schön-Lobby nur eine einzige Krankheit für bekämpfenswert zu halten gewagt, nämlich Aids. Aber bis die linke Szene anstelle eines Aids- einmal den viel notwendigeren Krebsball veranstaltet, wird noch sehr viel Zeit vergehen . . .

 

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Spindeleggers Eigentor mit vollem Anlauf drucken

Ist der ÖVP-Obmann von allen guten Geistern verlassen? Zwei linke Journalisten hat es in der Pressestunde zwar nicht erschüttert, aber umso mehr schockierte Michael Spindelegger bürgerliche Zuhörer, als er dort kurzerhand eine Erhöhung der Einkommensteuer vorgeschlagen hat.

Mehr braucht die Partei wohl nicht mehr, um wieder einen Stock an Wählern zu verlieren. Da kann man nur sagen: Bravo! Entweder hat sich Spindelegger verredet oder er verjuxt bewusst sein einziges derzeitiges Atout, das ihm die SPÖ mit ihren fast täglich neuen Steuerplänen in die Hände gespielt hat.

Spindelegger zufolge könnten nämlich in einem neuen Steuersystem jene, die "ganz viel" verdienen, einen Beitrag leisten. Das gehe nicht in Richtung Eigentum, sondern man könnte darüber reden, auch diejenige heranzuziehen, die besonders viel verdienen. Soweit der ÖVP-Chef.

Was bitte kann der Mann mit diesen Formulierungen anderes meinen als eine Erhöhung der Steuersätze für die Gutverdienenden? Und glaubt er nicht, dass diese mit 50 Prozent Einkommensteuer von all ihren Einkünften durchaus schon „herangezogen“ werden und einen ganz ordentlichen „Beitrag leisten“? Weiß er nicht, dass nach den ehernen Gesetzen der stillen Progression binnen weniger Jahre auch immer die nur  mittelgutverdienenden Steuerzahler zu den gutverdienenden aufschließen?  Weiß er nicht, dass beide Gruppen ja von den ihnen scheinbar verbleibenden 50 Prozent erst recht wieder Mehrwert- und viele andere Steuern zu zahlen haben? Hat er mitgekriegt, dass die englischen Konservativen gerade eine Senkung der Spitzensteuersätze diskutieren? Führt regelmäßiger Kontakt mit Werner Faymann schon beim zweiten ÖVP-Obmann zu geistigen Aussetzern? Müsste nicht ein ÖVP-Obmann, bevor er nur einmal von Steuererhöhungen redet, fünftausendmal „Hacklerregelung, ÖBB-Milliarden, Inseratenkorruption, Subventionsweltmeister Österreich, Studienzugangsregelung“ und vieles andere mehr sagen?

Für seine Partei ist dieser offensichtliche Kurswechsel – wenn er nicht baldigst korrigiert wird – jedenfalls viel zerstörerischer als der von etlichen Medien aufgeblasene Fauxpas der Maria Fekter, die offenbar die eiserne Regel der Political correctness nicht beherrscht: Man darf alles mit allem vergleichen, nur nichts mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus. Das weiß bei Rot und Grün auch der letzte Hinterbänkler. Sie heulen bei einem solchen Vergleich durch einen politischen Gegner sofort los und können so jedes Sachargument beiseiteschieben. Dass die Caritas da mitheult, ist angesichts deren politischer Positionierung als SPÖ-Vorfeldorganisation in den letzten Jahren auch nichts Neues.

PS.: Spindelegger kann angesichts dieses Ausrutschers noch froh sein, dass seine Pressestunde in einem der vier großen Bundesländer, nämlich der Steiermark, nicht zu sehen war. Dort war nämlich plötzlich eine konkurrierende regionale Pressestunde angesetzt. Das war freilich aus ORF-Warte ein ganz bewusster Bosheitsakt gegen ihn. Wetten, dass es beim nächsten TV-Auftritt des SPÖ-Vorsitzenden kein solches Aussteigen eines Bundeslandes geben wird? Menschen mit einem politischen Gedächtnis wissen, wie die ÖVP in ihren guten Zeiten bei einem vergleichbaren Affront protestiert hätte, als sie noch funktionierende Stäbe und Kabinette gehabt hat – bis hin zu einer Absage der Pressestunde durch den jeweiligen Parteiobmann. Denn wer sich einmal vorführen lässt, der wird immer wieder vorgeführt.

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Ist die Korruption mehr links oder mehr rechts zu finden? drucken

Manche Leser haben in den letzten Tagen gemeint, dass ich überwiegend über rote Korruptionsskandale berichte. Das sei doch eigentlich nicht objektiv.

Nun, formal stimmt das zweifellos, auch wenn bei einigen dieser Kommentatoren klar ist, dass sie zu den professionellen Kampfpostern der Löwelstraße zählen. Aber dieser konzentrierte Akzent des Tagebuchs geht auf mehrere, wie ich meine, sehr starke Gründe und keineswegs auf Blindheit des Tagebuchautors zurück:

  • Erstens erregt aktuelle Korruption enormen Ausmaßes viel aktuelleren Zorn als jene, die sich vor zehn Jahren abgespielt hat. Und aktuell ist vor allem die rote Korruption, insbesondere in Form der Faymannschen Bestechungsinserate.
  • Zweitens gibt es viele Anzeichen, dass die Staatsanwaltschaft nur außerhalb des SPÖ-Ambientes mit voller Energie ermittelt, und dann überdies in Verletzung des Amtsgeheimnisse nur in eine Richtung gezielt und regelmäßig Teil-Informationen nach außen durchsickern lässt. Das ergibt ein völlig verzerrtes Bild in der Öffentlichkeit.
  • Drittens ist das ein Meinungs- und Diskussion-Blog, also kein Nachrichten-Blog, der den Anspruch erheben wollte, umfassend zu berichten. Nachrichten werden hier nur dann gebracht, wenn sie offensichtlich in den Einheitsmedien keinen Platz finden.
  • Viertens und am wichtigsten: Die überwiegende Mehrzahl der Medien berichtet bewusst nur über die vergangene Korruption der schwarz-blauen Zeit mit ihren vor allem (ex-)orangen Tatverdächtigen, schweigt aber dröhnend zu den aktuellen Vorgängen, die sich vor unser aller Augen abspielen. Teils weil sie dabei zu den Profiteuren gehören, teils weil sie auf einem Auge total blind sind.

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Der neue Staat drucken

In der Vergangenheit habe ich sehr viel und oft über bevorstehende Krisen geschrieben. Nun befinden wir uns zweifelsohne in und vor der größten Krise, die die westliche Welt seit dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat.

Ich möchte mich in diesem Gastkommentar aber den Folgen dieser Krise widmen. Wie wird unsere Welt in zehn Jahren aussehen? Werden wir Einfluss auf die Entwicklung haben? Wird es besser, schlechter? Eine Frage sei gleich vorweg beantwortet: Wir haben alle, jeder Einzelne, Einfluss auf das Geschehen der nächsten Jahre.

Vor allem möchte ich mich den Auswirkungen der Krise auf die Staaten widmen, denn eines ist gewiss: Sie sind allesamt hoffnungslos mit der Situation überfordert.

Ob man nun in die USA blickt, wo Präsident Obama seit einem Jahr nichts mehr anderes tut, als an die europäischen Staaten zu appellieren, Griechenland nicht fallen zu lassen und wo dem Chef der Nationalbank Bernanke nichts besseres einfällt, als den Markt mit Dollar zu fluten. Oder ob man den Blick auf Europa wirft, wo eine taumelnde und sich in Auflösung befindliche EU seit einem Jahr wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der griechischen Schlange erstarrt ist und den Märkten nur noch hinterherhinken kann.

Nach Österreich braucht man den Blick erst gar nicht werfen – hier hat sich noch kein relevanter Vertreter der Regierung zur Situation geäußert, außer dadurch, Allgemeinplätze, die aus Brüssel vorgegeben werden, nachzuplappern („Wir brauchen Eurobonds und eine Transaktionssteuer“).

Fast zwangsläufig muss man sich die Frage stellen, ob denn der Staat in seiner momentanen Ausformung überhaupt fähig ist, die Probleme des neuen Jahrtausends zu bewältigen. Will jemand diese Frage positiv beantworten, ist ihm mein Beileid gewiss, denn Hinweise dafür sind so rar gesät wie professionelles Verhalten unserer Volksvertreter.

Hingegen sind Hinweise dafür, dass der moderne Nationalstaat in seiner aktuellen Ausgestaltung absolut nicht mehr fähig ist, neuen Krisen zu begegnen, geschweige denn für seine Bürger vorteilhaft darauf zu reagieren, massenhaft vorhanden.

So ist der Staat alleine schon in seinen Kernaufgaben heillos überfordert. Die Kriminalitätsraten schießen in den Himmel, Diebstähle werden nur noch selten aufgeklärt, die Bürger finden keinen ausreichenden Schutz mehr auf den Straßen, die Polizei kapituliert in den meisten Fällen nur noch in Form eines Achselzuckens.

Auch bei der Justiz sieht es nicht gut aus. Auch wenn das Zivilrechtssystem zweifelsohne noch einiges taugt (das hat es allerdings schon immer), so ist doch die Strafrechtspflege zum Subjekt und Spielball der Politik verkommen. Es vergeht keine Woche, in der nicht wieder Verdachtsmomente bezüglich Korruption und Parteienjustiz aufkommen.

Auch das Militär ist in Europa, und erst recht in Österreich, keiner Erwähnung wert. Aber auch bei den Aufgaben, die sich der Staat in den letzten Jahrzehnten angemaßt hat, versagt er zusehends. Staatliche Einrichtungen wie die Arbeiterkammer machen schon längst nicht mehr das, wozu sie geschaffen wurden – nämlich die Arbeiter zu vertreten. Vor geraumer Zeit sind diese Objekte zu ausschließlich selbsterhaltenden Steuergeldkassierern geworden. Der Grund dafür ist bei staatlichen Einrichtungen immer derselbe: Menschen, die am Markt nicht nachgefragt werden, bekommen Arbeit, werden vom Staat abhängig und enden deshalb darin, um die eigenen Pfründe zu kämpfen. Das ist bei den ÖBB so, bei den Gewerkschaften, bei den Kammern und bei all den anderen staatlichen Versorgungszentren für nicht Selbsterhaltungsfähige.

Auch die Geldschöpfung ist den Staaten schon längst aus dem Ruder gelaufen. Die Finanzwirtschaft hat sich längst von den Staaten emanzipiert und wendet sich nun gegen sie, indem sie gegen die Politik spekuliert.

Im Gegensatz dazu bilden sich immer mehr private Organisationen, die „staatliche“ Aufgaben übernehmen. So stehen schon vielerorts private Sicherheitsleute Wache und nicht die Polizei. So entscheiden sich immer mehr Vertragspartner für die Schiedsgerichtsbarkeit, weil sie im Gegensatz zu staatlichen Entscheidungen in fast allen Ländern der Erde exekutierbar ist.

So bilden sich in den USA immer mehr private Arbeitnehmerorganisationen, die den Hausarbeits- und andere Niedriglohnsektoren vertreten (wie zum Beispiel die „National Domestic Workers Alliance“ www.domesticworkers.org/).

Die Staaten müssen sich schön langsam die Frage gefallen lassen, wozu sie denn überhaupt noch taugen. Kein Zweifel kann daran bestehen, dass die derzeitige Entwicklung gegen die Staaten erst durch die Nationalstaaten selbst ermöglicht wurde. Doch ist der moderne Nationalstaat nun am Ende? Hier muss man einen Schnitt machen. Denn um diese Frage zu beantworten muss man auf zwei Szenarien eingehen, die möglich erscheinen.

Szenarien für die Zukunft der Staaten

Erstens ist es leider möglich, dass die Staaten die bevorstehende Krise dazu nutzen werden, sich ihre Macht zurückzuholen, wenn nötig mit Gewalt. Doch genau das wäre der falsche Weg, wenn man die Menschheit nicht ständig ihre Fehler wiederholen lassen will. Eine Entwicklung in Richtung stärker werdender Staat wäre ein gewaltiger Rückschritt in die Zeiten von Krieg, Nationalismus und Misstrauen – sie würde nur dafür sorgen, dass das ganze Spiel von vorne losgeht. Der Staat hätte wieder mehr Einfluss auf die Gesellschaft, die Gesellschaft würde sich daraufhin wieder mehr auf den Staat verlassen, der Staat würde wieder an der Aufgabe, eine moderne Zivilgesellschaft zu errichten, scheitern und wir wären in 80 Jahren wieder dort, wo wir heute sind.

Das muss nicht so sein. Moderne Staaten sollten auf eine ganz andere Weise von der Krise profitieren. Sie sollten den Bürger bei seinem Weg in die Selbstverantwortung begleiten, um so durch stärker und flexibler werdende Wirtschaften höhere Steuereinnahmen zu lukrieren. Der beste Nebeneffekt wäre, dass sich die Zivilgesellschaft zunehmend selbst organisiert. Die Angst von Regierungen, dadurch an Macht zu verlieren, würde sich als völlig unbegründet erweisen. Denn, wie vorhin festgestellt, ist so eine Zivilgesellschaft nur möglich, wenn sie einen sicheren rechtsstaatlichen Rahmen vorfindet, frei von Rechtsunsicherheit, frei von Gewalt, von Willkür, frei von Kriegen.

Aus dieser Erkenntnis folgt automatisch der Weg dorthin. Denn die Staaten sollten sich endlich aus dem Leben der Bürger heraushalten, das sie ja sowieso niemals organisieren, geschweige denn kontrollieren können. Stattdessen sollten Staaten ihren Bürgern ausreichenden Schutz vor Faktoren bieten, die den rechtsgeschäftlichen Verkehr und somit die Wirtschaft negativ beeinflussen könnten.

Es wäre somit dringend geboten, die Polizeiarbeit zu modernisieren, die Exekutive stark aufzustocken und die organisierte Kriminalität mithilfe internationaler Zusammenarbeit noch stärker in die Schranken zu weisen. Offene Grenzen helfen hierbei übrigens überhaupt nicht. Vielmehr muss man einen geringfügigen Abbruch des internationalen Handels in Kauf nehmen, um die einheimische Bevölkerung ausreichend zu schützen. Auch Massenmigration mag eine Möglichkeit sein, um die Wirtschaft zu stärken. Doch darf die Politik hier die Wirtschaft nicht vor die eigene Bevölkerung stellen, welche sich zunehmend durch fremdländische Sitten in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlt.

Gleichzeitig muss endlich die Justiz den modernen Anforderungen angepasst werden. Speziell ausgebildete Staatsanwälte und Richter sind ebenso notwendig wie eine ausreichende Personalausstattung, sowie Amtszeiten, die die Verfahrensverläufe be- nicht entschleunigen.

Wenn Du Frieden willst, rüste für den Krieg, heißt es. Getreu diesem Motto sollten auch endlich wieder nationale Heere so gut aufgestellt sein, dass ein vernünftiger Staat nicht mehr auf die Idee kommen kann, hier vielleicht durch Gewalt etwas zu erzwingen.

Ansonsten sollte für einen modernen Staat endlich die Einsicht kommen, dass er unfähig ist, das moderne, schnelllebige Dasein seiner Bürger zu organisieren. Vor allem sollte er sich endlich aus der Ausbildung seiner Bürger heraushalten, denn diese entgleitet dem Staat sowieso schon heute, weil das angestaubte staatliche System nicht mehr in der Lage ist, die Kinder auf eine Universität oder den Arbeitsmarkt hinreichend vorzubereiten und sie dementsprechend auszubilden. Stichwort Kosten von Nachhilfe, Zuwachs an Privatschulen, et cetera.

Besser wäre es, er würde seinen Bürgern die Ausbildung selbst überlassen.

Auch was den Arbeitsmarkt betrifft, hat der Staat seine besten Zeiten hinter sich. Im Gegenteil, staatliche Maßnahmen wie Mindestsicherung und andere Sozialleistungen halten Menschen so lange vom Arbeitsmarkt fern, dass sie erst gar nicht den Wiedereinstieg schaffen.

Ein moderner Staat kann sehr viel tun, um seine Bürger sicher, gestärkt und gerüstet aus der Krise herauszuführen und sie in eine vielversprechende Zukunft zu begleiten. Er kann aber auch mit falschen Entscheidungen dafür sorgen, dass wir in der Entwicklung Jahrzehnte zurückfallen und einen ärgerlichen Zyklus von vorne beginnen. Ob uns die Volksvertreter in die eine oder andere Richtung navigieren, entscheiden Sie!

Philipp Starl ist Obmann der Rechtsliberalen Partei Österreichs und studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften.

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Wie Schulden-Junkies Österreich erledigen drucken

„Junkie“: zu amerikanisch – Slang „junk“ = Rauschgift: Drogenabhängige(r)

Die Droge der Politiker- und Funktionärsklasse ist unser Geld, mit dem sie um sich werfen wollen. Unser Geld gibt ihnen das politische Gewicht. Damit kaufen sie die Stimmen für ihre Parteien. Das macht süchtig.

Wie es so ist bei Junkies: Der Süchtige braucht immer mehr „Stoff“.

So wurden die Steuern und Abgaben hochgeschraubt auf weit über fünfzig Prozent für jene, die das System hauptsächlich tragen müssen. Die werden dafür als „G’stopfte“ verunglimpft, die man noch mehr schröpfen soll.

Aber es reicht noch immer nicht: Die weitaus eleganteste und beliebteste Geldquelle ist die Schuldenmacherei, eine Erfindung der Siebzigerjahre, die seitdem ihren Siegeszug angetreten hat. Eine feine Sache für die Junkies: Neuer Stoff, kein Aufsehen, keine Proteste. Eine Buchung, nicht mehr.

Denn die zukünftigen Zahler sind noch im Jugend- und Kindesalter oder noch nicht geboren – Schutzlose. Sie können keinen Vertrauensschutz beim Verfassungsgerichtshof geltend machen, sie können nicht protestieren – ideal für die Politiker, die ja nur auf die nächste Wahl schielen. Sie greifen damit auf das, was unsere Kinder und Kindeskinder erst erarbeiten müssen, im internationalen Standortwettbewerb.

Jahr für Jahr – die ‚Halbwertzeit’ für unsere Schulden und ihre Zinsen ist unendlich – werden diese von ihren Steuern gleich einmal einen erklecklichen Teil für die Altzinsen wegzahlen müssen. Für Bildung, Ausbildung und Forschung wird weniger Geld da sein als heute. Und – den „Generationenvertrag“ sollen sie ja auch noch einhalten: Unsere Pensionen und Pflege zahlen…

Unsere Nachfolger werden bei höchsten Abgaben in einem Mangelstaat leben müssen, in dem die Politikerklasse und ihre Günstlinge wie Maden im letzten Speck leben. Je ineffizienter das System ist, desto mehr kann bei den Politeliten hängen bleiben. Wir haben das im Kommunismus schon gesehen. Derzeit wird das Volk schon aufgehetzt: „Die 80.000 Reichsten möchte ich erwischen“ sagt der Bundeskanzler. Sein Staatssekretär und der Bundespräsident warnen vor sozialen Unruhen – und wollen Schutzgeld von jenen Bürgern.

Junkies sind schlaue und brutale Egoisten, wenn es um die Beschaffung von Stoff geht:

Dass die Grundlagen der Demokratie zerstört werden, ist ihnen egal. Die Medien werden korrumpiert, sie erfüllen ihre Kontrollaufgabe nicht mehr. Im Gegenteil: Die Bürger werden durch einseitige Themenauswahl und Berichterstattung aktiv desinformiert; damit kann die Demokratie mangels auch nur einigermaßen informierter Bürger nicht die richtigen Entscheidungen fällen.

Der staatliche Rundfunk wurde völlig gleichgeschaltet und darf ungeahndet täglich in TV und Hörfunk gegen das Gebot der objektiven Berichterstattung verstoßen, journalistisch völlig unprofessionell, aber um unsere Zwangsgebühren.

Die Gunst von Massenblättern wird mit Inseraten gekauft – um unser Geld – und diese  hofieren dann Bundeskanzler und Landeshauptleute.

Gegen Unternehmer und Unternehmen wird permanent Stimmung gemacht, obwohl man weiß, dass nur eine gesunde Wirtschaft Sozialleistungen ermöglicht.

Alles wird nur aus Parteiinteresse gemacht, was für das Land und seine Bürger abfällt, ist Zufall. Die politische Moral ist nicht mehr existent. Taktikberater geben die Inhalte vor.

Dümmliche Arbeiterkammer- und Gewerkschaftsfunktionäre glauben „anything goes“ und lassen verfälschte Studien machen, um parteipolitische Ziele zu untermauern. Der schädlichste Bundeskanzler aller Zeiten freut sich über parteitaktische Erfolge und sieht nicht, wo Österreich hingeht…

Österreich wird bald keine nennenswerte Industrie mehr haben, Sozialleistungen werden nicht mehr finanzierbar sein. Österreich wird erledigt sein. Von den Politikern und ihren Günstlingen.

Von den Schulden-Junkies.

Mag. Wolfgang Bauer, www.verwaltungsreform-jetzt.at, 1180 Wien

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Der neualte ORF und die Unabhängigkeit drucken

Ist die neue ORF-Führung der Erwähnung wert? Viele meinen ja längst schon: "ORF? Was ist das bitte?" Aber dennoch für die wenigen noch verbliebenen ORF-Seher eine ebenso knappe wie ausreichende Eröffnungsbilanz.

Für diese braucht es maximal sieben Ansätze:

  1. In der nationalen Führungsebene steht es vier Mal Links gegen einmal Schwarz. Wobei peinlich darauf geschaut wurde, dass der Schwarze keinen Einfluss auf Inhalte, sondern nur auf kaufmännische Fragen hat. Die Linken wiederum teilen sich in drei Mal SPÖ-gehorsam und einmal unabhängig-links auf. Dieses Minisignal einer Unabhängigkeit in Person der neuen Fernsehchefin wird durch die Parteihörigkeit etwa des ehemaligen Arbeiterzeitungsredakteurs als Chefredakteur aber gleich wieder mehr als kompensiert.
  2. Die Bundesländer sind wie immer in den jeweiligen Landeshauptmannfarben „passend“ gefärbt.
  3. Alle fünf Parteien haben dem Paket zugestimmt, was zeigt, wie leicht die nichtlinken Parteien käuflich/erpressbar sind –  und oder wie sehr bei Schwarz und Blau der Bundesländerprovinzialismus über alle nationalen Strategien dominiert.
  4. Die linksradikal-grüne Belegschaftsvertretung protestiert gegen den Besetzungsmodus – aber interessanterweise nur bei den Landesdirektoren. Ganz offensichtlich, weil es dort noch keine Mehrheit der Linken in ungarischen Dimensionen gibt.
  5. Es gibt nicht das geringste Anzeichen, dass sich Alexander Wrabetz irgendwo gegen die Wünsche der Macht quergelegt hätte, was für ein Medium ein katastrophales Signal mit tausenden Folgewirkungen ist.
  6. Daher wird auch künftig in Radio wie Fernsehen der Großteil der geistigen und politischen Interessen und Diskussionen der Bürger dieses Landes totalitär ausgeblendet bleiben. Was die Quoten weiter steil absinken lassen wird. Was jedoch niemanden stört.
  7. Für die Partei der Macht ist ab sofort neben der Instrumentalisierung der Fernsehinformation nur eines relevant, nämlich die bei der nächsten Mega-Korruption fälligen Gelder, also die Übersiedlung des ORF in das sogenannte Medienquartier des Wiener Rathauses, das dadurch vor dem totalen Crash gerettet werden soll.

Gibt es sonst noch irgendetwas Erwähnenswertes über diesen ORF zu sagen? Bitte um Hinweise.

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SN-Kontroverse: Vermögen und Steuern drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll in Österreich das Vermögen höher besteuert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Hört auf die Superreichen!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist ein reiches Land für wenige. Österreich ist ein ungerechtes Land für viele. Während über zwei Drittel der österreichischen Haushalte über kein nennenswertes Geldvermögen verfügen, haben die obersten zehn (!) Prozent einen Anteil von 54 Prozent (!) am gesamten Geldvermögen. Das entspricht rund 238 Milliarden Euro.

Noch krasser schaut es bei der Beteiligung an Unternehmen aus: Rund 100.000 Personen besitzen Unternehmensbeteiligungen im Wert von 18,6 Mrd. Euro. Wobei die Top-1-Prozent dieser kleinen Gruppe - also 100 Personen -- Unternehmensanteile im Wert von 7,2 Mrd. Euro (38,7 Prozent) halten. Bei den Immobilien, die einen Wert von rund 880 Mrd. Euro ausmachen, verfügt das reichste obere Fünftel über mehr als drei Viertel, während 40 Prozent der Bevölkerung keine Immobilien besitzen. Österreich ist ein Steuerparadies für wenige. Österreich ist ein Hochsteuerland für viele. Aus Vermögenssteuern holt sich der Staat gerade einmal 1,4 Prozent seiner Steuereinnahmen, aber von den Arbeitnehmern und Konsumenten gut zwei Drittel. Das ist eine Schieflage, die zwangsläufig zu groben sozialen Verwerfungen führt. Würde man in Österreich die Einnahmen aus Vermögenssteuern auf die Höhe des EU-Durchschnitts von 5,4 Prozent anheben, kämen vier Milliarden Euro ins Budget. Damit könnte viel geholfen werden.

Selbst Superreiche wie etwa Ferdinand Piëch, Dietrich Mateschitz oder Hans Peter Haselsteiner warnen vor der Schieflage und treten für höhere Vermögenssteuer ein. Es könne nicht sein, dass aufgrund der Staatsverschuldung Sozialleistungen im großen Ausmaß gestrichen werden, während die Reichen einen sehr geringen Teil zum Steueraufkommen und damit zur Absicherung des Sozialstaats beitragen. Hört auf die Superreichen und schafft Steuergerechtigkeit!


Der Griff der grenzenlosen Gier

Andreas Unterberger

 

Diese Forderung von Rot-Grün zielt voll auf unseren Unterleib. Wer mag sie schon, die Superreichen, die wir zwar nur aus Illustrierten kennen, die aber bekanntlich wie Dagobert Duck im Geld baden!

Seriös diskutieren ließe sich erst, wenn die linken Populisten endlich sagen, was sie denn genau besteuern wollen. Das haben sie aber bis heute nicht getan. Denn dann würde sich herausstellen, dass da wenig überbliebe, vielleicht sogar ein Verlust. Das Geld auf der Bank? Das ist längst mit der KESt vulgo Sparbuchsteuer voll besteuert und fließt im Ernstfall schneller über die Grenzen, als die Abgeordneten aufstehen. Schmuck, Pelze, Sparstrümpfe? Die hat Werner Faymann schon ausgenommen (und der Mann ist doch seriös, oder?). Kunstwerke? Da wird die Kulturszene, deren Produkte dann kaum noch jemand kaufen wird, so laut protestieren, dass sich Rot und Grün bald erinnern, dass man diese Szene als Wahlkampfhelfer braucht.

Bleibt erstens das Betriebsvermögen, das ja vor der Abschaffung der Vermögenssteuer rund 90 Prozent der Erträge gebracht hat. Dessen Besteuerung wäre aber gar nicht gut für die Arbeitsplätze und andere Steuereinnahmen, wie jetzt auch Sozialdemokraten langsam erkennen. Bleibt zweitens Grund und Boden. Verschont man betriebliche Grundstücke, sind das die Häuslbauer. Die vom Staat unabhängigen Schlossbesitzer sind anders als im SPÖ-Schauermärchen recht selten. Die Einfamilienhausbesitzer werden staunen, wenn sie sich als jene Superreichen erkennen, von denen die SPÖ jährlich (!) mehr Geld eintreiben will, als Österreich bisher bei der Griechenlandhilfe verbrannt hat. Als Alternative ist nur denkbar, was den Herren Lacina und Fischer schon herausgerutscht ist: ein neuerlicher Raubzug auf Löhne und Einkommen der Leistungsträger. 50 Prozent sind ihnen in ihr grenzenlosen Ausgabengier nämlich noch immer zu wenig ...

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Sehr geehrter Herr Scheibner, drucken

Sie können das doch nicht im Ernst für „hundert Prozent korrekt“ halten, was über Ihre Beziehung zum Eurofighter bekannt geworden ist? Dies gilt selbst dann, wenn jedes Wort stimmen sollte, das Sie da zu Ihrer Rechtfertigung gesagt haben. Ja gerade Ihre eigenen Aussagen machen klar, dass wir zwei total unterschiedliche Auffassungen von Korrektheit haben.

Denn es ist in meinen Augen einfach nicht korrekt – was auch immer die vom Nationalrat gemachten Gesetze strafrechtlich erlauben –, wenn ein aktiver österreichischer Abgeordneter in anderen Ländern als Lobbyist für Firmen aus wieder anderen Ländern auftritt. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass Sie einst als Verteidigungsminister mit einer dieser Firmen – nämlich dem Geflecht der Eurofighter-Produzenten – den größten Waffenkauf der Republik abgeschlossen haben.

Auch wenn das zum Zeitpunkt Ihrer internationalen Lobbying-Aktivitäten schon Jahre her war, hat das moralisch einen Hautgout, der weit über das in meinen Augen Korrekte hinausgeht.

Lobbying ist in zweifacher Hinsicht kompromittierender als die Rolle eines Aufsichtsrats. Denn erstens hat ein Aufsichtsrat nicht die Aufgabe, nach außen offensiv als Interessenvertreter der Firma zu fungieren. Und zweitens ist die Tätigkeit von Aufsichtsräten öffentlich bekannt. Ihre Tätigkeit für eine Eurofighter-Tochter ist nur durch einen Zund einer Bank entstanden. Was übrigens auch auf das Bankgeheimnis kein sonderlich gutes Licht wirft – aber es war ja gerade die österreichische Politik selbst, Regierung wie Parlament, die dieses Bankgeheimnis ständig mehr durchlöchert hat, freilich meist nur unter internationalem Druck, siehe die Stichworte Geldwäsche, organisierte Kriminalität und Steuerhinterziehung.

Verstehen Sie denn nicht, dass es auch außerhalb des Strafrechts einen Raum des „Gehört sich nicht“ geben sollte, den sich zumindest altmodische Menschen wie ich von Volksvertretern erwarten? Und die Tatsache, dass auch einige andere Abgeordnete anderer Parteien ähnlich problematisch unterwegs zu sein scheinen, ist in keiner Weise eine Rechtfertigung.

Mit enttäuschten Grüßen

 

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Mein Name ist Ostermayer und ich weiß von nichts drucken

Herr Ostermayer hat ein „vollkommen reines Gewissen“. Das freut mich aber. Vor allem kann sich freilich der Faymann-Staatssekretär selbst freuen, dass er sich offensichtlich der Staatsanwaltschaft so sicher sein kann. Daher sind natürlich die ständigen ÖBB-Inserate in bestimmten Zeitungen wie der Krone reiner Zufall und haben auch Faymann als damals zuständigen Minister total überrascht. Ostermayers Logik: Es kann ja gar keinen Amtsmissbrauch des Verkehrsministers Faymann (und seiner linken Hand für alles Grobe namens Ostermayer) gegeben haben, da die ÖBB-Unternehmensführung gemäß Aktienrecht völlig weisungsfrei gegenüber dem Eigentümervertreter Faymann sei.

Jetzt müsste man eigentlich gespannt sein, ob der Schmäh beim Staatsanwalt hineingeht, oder zumindest bei dessen parteitreuen Vorgesetzten. Denn erstens ist die aktienrechtliche Unabhängigkeit bei einem Hundertprozent-Eigentümer eine reine Fiktion. Wenn der Eigentümer nach Belieben Aufsichtsrat und Vorstand besetzen und auswechseln kann, ist das wohl eine andere Situation als mein Einfluss auf die ehrenwerte Telekom, obwohl ich sogar zehn Aktien von der habe.

Zweitens, wie soll man sich den seltsamen Umstand erklären, dass etwa in der besonders mit Inseraten beglückten Kronenzeitung der Herr Faymann immer ganz besonders gut auch in der ganz normalen Berichterstattung ausgestiegen ist? Dass der Herr Faymann den inzwischen verstorbenen Kronenzeitungs-Eigentümer sogar als einziger scheinbar Außenstehender im Spital besuchen durfte (von der ehelichen Verbindung der jeweils engsten Mitarbeiter gar nicht zu reden)? Und dass der Herr Faymann sowohl vorher als Wohnungsstadtrat in Wien wie auch nachher als Bundeskanzler eine besonders enge und vor allem inseratenträchtige Kooperation mit der Dichand-Zeitung gepflogen hat?

Drittens, wie soll man sich den seltsamen Umstand erklären, dass der damalige ÖBB-Generaldirektor in einer Aussage sehr wohl bestätigt hat, dass Ostermayer und Faymann die Inseratenvergabe verlangt haben?

Viertens, warum lügen alle früheren ÖBB-Chefs, die durchwegs von heftigem parteipolitischen Druck und ständiger Einflussnahme des jeweiligen roten/blauen/orangen (schwarzen gabs seit 41 Jahren keinen) Verkehrsministers gesprochen haben?

Fünftens, wie sollen wir uns die Unabhängigkeit der ÖBB genau vorstellen, wenn diese ohne die vom Verkehrsminister (eigentlich von den Steuerzahlern, aber die haben ja sicher nichts zu reden bei der ÖBB) kommenden Megasubventionen heute noch zum Konkursrichter gehen müssen? Gar nicht zu reden davon, dass die ÖBB auch in vielerlei Hinsicht vom Verkehrsministerium als vorgesetzter Aufsichts-Behörde abhängig gewesen ist.

Und sechstens, was bedeutet der seltsame Umstand, dass die ÖBB in jenen Inseraten ständig den Herrn Faymann in Bild und Ton zu Wort kommen hat lassen, der sich in jeder seiner Aussagen wie ein Eigentümer gegeben hat? Wenn das ganz unabhängig von Wünschen/Anordnungen Faymann entstanden ist, wie kommt die ÖBB dann auf die Idee, diesen ständig in die Inserate zu rücken?

Nun, die Staatsanwaltschaft wird sicher für all das wieder einmal wunderbare Erklärungen haben, ebenso wie ja schon dafür, dass sie den Herrn Verzetnitsch nie wegen des Bawag-Skandals auf die Anklagebank gesetzt hat, oder dafür, dass dem Herrn Flöttl geglaubt wird, er habe leider vergessen, wie er 300 Millionen angelegt und verspielt hat, auch wenn sie leider nicht ihm gehört haben.

Wir wissen zwar noch nicht, mit welcher kreativen Argumentation die Staatsanwaltschaft all diese seltsamen Rätsel lösen wird (oder wie lang die Bank ist, auf die sie das alles schiebt). Herr Faymann weiß es aber offensichtlich schon, bevor die Erhebungen zu einem Abschluss gekommen sind: „Das ist erledigt.“ So sein O-Ton diese Woche. Ja, wenn man so verlässliche Freunde hat, weiß man alles halt schon vorher. Und wenn im Justizministerium eine so überforderte Ministerin sitzt, die sich lieber um die Doppel- und Vierfachnamen von Kindern aus feministischen Ehen kümmert als um die Umtriebe in der Strafjustiz.

 

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Fußnote 219: Zwischen ÖVP und ÖFB drucken

Und da sage noch einer, der ORF vernachlässige die ÖVP: eine gar köstliche Fehlleistung.

Als Medienmensch weiß ich natürlich, dass auch der blödeste Fehler ganz unbeabsichtigt einmal passiert, bei dem sich der Täter am liebsten ins eigene Fleisch beißen würde. Dabei lassen sich immer wieder auch sogenannte Freudsche Fehler beobachten, bei denen Verwechslungen auf inneren Zusammenhängen oder Ähnlichkeiten beruhen. Und die sind zwischen dem österreichischen Fußball und der Österreichischen Volkspartei vielleicht gar nicht so weit hergeholt, dachte sich offenbar der Gestalter dieser ORF-Schlagzeile. In Sachen Erfolge, in Sachen ständiger Trainerwechsel, in Sachen Intrigen, in Sachen Hunderttausender ahnungsloser bis böswilliger Ezzes-Geber an den Outlinien. Oder ist diese letzte Meldung nur ein weiteres Indiz für den allgemeinen Verfall der handwerklichen Fähigkeiten im Gebührensender?

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Wie man den Euro noch retten könnte drucken

Dass nun schon der zweite führende Mann in der Europäischen Zentralbank seinen Posten hingeschmissen hat, ist wohl mehr als geeignet, Panik und Furcht um unser Geld und um Europa zu entfachen. Die diversen politischen Beschwichtigungsversuche verlieren endgültig ihre Glaubwürdigkeit, ebenso wie die hinterhältige Strategie, jeden Kritiker der EZB-Politik entweder als hoffnungslosen Hinterwäldler oder gar als Rechtsradikalen zu denunzieren.

Seit eineinhalb Jahren druckt die EZB de facto ungedeckt Geld, um das konkursreife Griechenland zu retten. Sie lässt sich auch jetzt nicht von einer Fortsetzung dieser Praxis abbringen, obwohl alle nach Athen entsandten internationalen Inspektoren einig sind, dass die Griechen ihre Sanierungspolitik nur halbherzig betreiben und null Aussicht auf Sanierung besteht. Es wird weder ausreichend gespart noch zügig privatisiert.

Der Euro entpuppt sich immer mehr als Konstruktion, mit deren Hilfe vor allem die Mittelmeerstaaten ihre Schuldenwirtschaft über ein Jahrzehnt lang völlig ungestraft fortsetzen konnten. Und auch jetzt bleibt die Strafe aus, obwohl die Gläubiger jedes Vertrauen in die Zahlungskraft jener Staaten zu verlieren beginnen. Selbst wenn derzeit Portugal und Griechenland im Zentrum stehen, ist der Hauptschuldige Frankreich. Denn nur Paris war immer wieder imstande, die (sich vor der Nazikeule fürchtenden) Deutschen auf diesen halsbrecherischen Kurs zu zwingen. Und niemand anderer als die Franzosen stellen sowohl den EZB- wie auch den IWF-Präsidenten, haben aber selbst eine mehr als ungesunde Finanzpolitik.

Die beiden deutschen Rücktritte aus der EZB sind nun ein wichtiges Signal, dass in Deutschland ein Umdenken auf breiter Front eingesetzt hat. Gewiss erfolgt das eineinhalb Jahre zu spät und ist etliche Hunderte sinnlos eingesetzte Milliarden teurer, als hätte man gleich den Griechen ein konsequentes Nein gesagt. Aber immer gilt: Besser spät als gar nicht.

Angela Merkel und Wolfgang Schäuble waren bei Ausbruch der Schuldenkrise ganz offenbar überrascht und überfordert, aber Schritt für Schritt haben sie sich den Realitäten und einem besseren Verständnis für ökonomische Zusammenhänge angenähert. Freilich müssen sie unbedingt noch etliche Schritte auf diesem Weg gehen. Der deutsche Bundespräsident Wulff etwa hat die beiden mit seiner überdeutlichen Absage an weitere Schulden jedenfalls schon weit überholt.

Auch in einigen anderen Staaten, die noch(!) die AAA-Kreditwürdigkeit haben, hat der Blick in das europäische Fass ohne Boden scharfe Abwehrreaktionen ausgelöst. Das gilt für die Niederlande und Finnland (auch unter dem Druck erfolgreicher Rechtsparteien). Das gilt nicht für Luxemburg (das ob seiner eigenen Kleinheit und seines Reichtums immer auf der sicheren Seite ist).

Und das gilt auch nicht für Österreich. Hier ist das Fehlen jeder kritischen Debatte der europäischen Schuldendiskussion geradezu erschütternd. Jetzt rächt es sich, dass Österreich ein ökonomisches Leichtgewicht wie Ewald Nowotny in die Nationalbank gehievt hat, dass Bundes- wie Vizekanzler ökonomisch ahnungslos sind. Und dass auch die Finanzministerin keineswegs eine Finanz- oder Makro-Ökonomin ist; sie ist zwar ein politisches Schwergewicht, aber bis vor wenigen Monaten mit ganz anderen Themen befasst gewesen. Sie muss sich erst komplett einarbeiten und versuchen, wenigstens ihre Partei schrittweise umzupolen.

Die EZB hat schon das Wichtigste verspielt, was eine Währung braucht, nämlich Vertrauen. Die Hauptschuld liegt aber bei der Politik zum Zeitpunkt der Euro-Einführung. Erstens hat man in sträflicher EU-Euphorie auch Staaten aufgenommen, die schon bei der Geburtsstunde die festgesetzten Kriterien meilenweit verfehlt haben. Zweitens hat man keinen Durchgriffs-Mechanismus einer europäischen Wirtschaftsregierung gegen Schuldensünder entwickelt. Statt dessen hat man – drittens – die Sünderländer mit zu Richtern über sich selbst gemacht. Und viertens hat man überhaupt auf das Allerwichtigste vergessen, nämlich die Vorgangsweise zu regeln, wenn ein Staat insolvent ist (auch wenn man objektiverweise hinzufügen muss, ein solches Konkursrecht fehlt auch in Österreich gegenüber überschuldeten Bundesländern).

Der Katzenjammer ist groß und die Wahrscheinlichkeit eines zweiten Höhepunkts der großen Weltwirtschaftskrise wächst. Der sich in allen Konjunkturkurven als Tiefpunkt darstellen wird. Niemand weiß,  ob das drohende „W“ dieser Kurve jemals auch seinen letzten Aufwärtsstrich erreichen wird, oder ob die Kurve am zweiten Tiefpunkt hängen bleibt.

Was aber jetzt tun? Es hat wenig Sinn – so verlockend der Gedanke auch für viele sein mag –, jetzt den Euro-Raum zu zertrümmern. Das wäre fast genauso schädlich wie das unbekümmerte weitere Durchfüttern der diversen europäischen Schuldenmacher.

Weiteres Durchfüttern im Gegenzug für vage Versprechungen würde – im Gegensatz zu manchen oberflächlichen Berechnungen, die in den letzten Tagen abgedruckt wurden, – zwar kurzfristig tatsächlich den Schmerz lindern, aber langfristig am teuersten kommen. Denn dann schlägt das Phänomen des Moral hazard am heftigsten zu: Viele Regierungen (die ja auch Wahlen gewinnen wollen!) würden weiter Schulden machen, um ja nicht allzuviel Bürgerzorn auf sich zu ziehen; sie wissen ja, dass sie letztlich immer gerettet werden. Wer Griechenland rettet, hat dann kein Argument mehr, andere Verschwender nicht zu retten.

Die logischste Lösung wäre zweifellos, Griechenland pleite gehen zu lassen, also zumindest ab jetzt, alle weiteren Hilfszahlungen einzustellen. Das würde natürlich etliche Gläubiger der Hellenen mitreißen. Das wäre gewiss auch ein Schock, weil ja niemand weiß, wann der dadurch ausgelöste Dominoeffekt wieder aufhört. Es wäre aber immer noch billiger, manche Gläubiger als ganz Griechenland zu retten. Aber auch eine Gläubigerrettung macht nur dann einen Sinn, wenn die Rettungskandidaten an sich gesund sind. Dabei wären aber jedenfalls auch sie einem kräftigen Haarschnitt zu unterziehen, also keinesfalls zur Gänze zu retten. Das ist schon aus pädagogischen Gründen notwendig, damit künftig niemand mehr leichtfertig schuldenfrohen Staaten Geld borgt.

Als Alternative zum Absturz in einen solchen Bankrott kann man den Griechen aber auch die Einsetzung einer europäischen Schuldenkommission vorschlagen. Diese müsste befristet sowohl Regierungs- wie auch volle Gesetzgebungskompetenz über Griechenland bekommen. Eine solche Kommission darf dann ohne Zustimmung des griechischen Parlaments Gehälter kürzen, die Bürokratie abbauen, das Sozialsystem beschneiden, deregulieren und privatisieren. Dafür würden sich im Gegenzug die Europäer bereit erklären, weiter zu zahlen.

Das klingt hart, ist aber in der Staatengeschichte immer wieder vorgekommen. Das ist genau dasselbe, was ein Masseverwalter in einem Konkurs auch großer Unternehmen tun kann und muss. Natürlich geht das rechtlich nur, wenn vorher das griechische Parlament seiner eigenen befristeten Totalentmachtung zustimmt. Das setzt wiederum eine glaubwürdige Ankündigung der Resteuropäer in voller Ge- und Entschlossenheit voraus: Ohne Zustimmung zu einer bevollmächtigten Schuldenkommission wird kein einziger Euro mehr aus dem restlichen Europa nach Griechenland fließen. Nur dann ist eine solche – befristete – Zustimmung des Parlaments denkbar.

Natürlich wäre alles viel einfacher, wäre eine solche Konstruktion schon bei Schaffung des Euro vereinbart worden. Aber allzu lange über vergossene Milch zu jammern, bringt sie doch nicht zurück in die Flasche. Und vielleicht entsteht solcherart zumindest ex post die einst aus bequemer Realitätsverdrängung heraus „vergessene“ europäische Konkursordnung.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Das Tagebuch wird zwei und wir feiern mit Jan Fleischhauer drucken

Wir feiern mit Andreas Unterberger den zweiten Geburtstag des Tagebuchs und seines wachsenden Erfolges. Eine Gruppe von Partnern hat in einer privaten Initiative beschlossen, aus diesem Anlass ein ganz besonderes Fest zu veranstalten. Wir haben dazu den bekannten deutschen Journalisten und Bestsellerautor Jan Fleischhauer als Ehrengast und Hauptreferenten eingeladen.

Jan Fleischhauer ist seit 1989 Redakteur beim Nachrichtenmagazin SPIEGEL in wechselnden Funktionen, darunter stellvertretender Leiter des Wirtschaftsressorts und stellvertretender Leiter des Hauptstadtbüros. Von 2001 bis 2005 war er  in New York tätig.

Vor allem aber ist er durch sein Buch „Unter Linken“ im ganzen deutschen Sprachraum bekannt geworden. Das Buch erschien 2009 und ist sofort ein Bestseller geworden. Fleischhauer weiß, wovon er spricht, hat er doch gleich mehrere linke Milieus durchlaufen: Zu Hause (in einem typischen Hamburger SPD-Haushalt), in der Schule, in der Journalistenausbildung und auch beim SPIEGEL. Er hat das alles auch brav, teilweise sogar mit Emphase, mitgemacht, bis er irgendwann merkte: Links sein ist nichts für mich.

Darüber hat er ein ebenso scharfsinniges wie scharfzüngiges Buch geschrieben, das für Diskussionen gesorgt hat - ein Buch der Entzauberungen, der Zerstörung von Legenden und Halbwahrheiten. In seinem gleichnamigen Film Unter Linken geht Jan Fleischhauer nun durch Berlin und entlarvt auf amüsante Weise die Lügen humorloser Linker.

Fleischhauer wird bei diesem Treffen Ausschnitte seines Filmes zeigen, darüber referieren und mit uns diskutieren.

Selbstverständlich wird auch Andreas Unterberger dabei sein. Sein Referat trägt den Titel “Political Correctness als neuer Totalitarismus”.

Anschließend wird es Gelegenheit für Diskussionen und persönliche Gespräche geben.

Die Veranstaltung wird am Samstag, 8. Oktober 2011, um 11.00 Uhr in einem Saal in der Wiener Innenstadt stattfinden. Da nur beschränkter Platz zur Verfügung steht, ist eine persönliche Anmeldung unbedingt erforderlich, eine Teilnahme ist nur für Partner von Andreas Unterberger möglich.

 Aus diesem Grund bitten wir alle, die an diesem Treffen teilnehmen wollen, sich bis 15.9. in angemeldetem Zustand unter "Kontakt" (bei "Drumherum" zu finden) anzumelden.

Sie bekommen dann vom Unterberger-Team die Zusage und auch die endgültige Adresse des Treffens mitgeteilt.

 

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Kauft nichts bei Männern (auch wenn es billiger ist) drucken

Manche Texte machen auf den ersten Blick klar, warum unter dieser Regierung jede Verwaltungsvereinfachung unmöglich ist. Im Gegenteil: Der in weiterer Folge unkommentiert wiedergegebene Wortlaut eines Ministerratsbeschlusses zeigt ein scheinbar kleines, aber überaus signifikantes Beispiel für das ständige Anwachsen von Bürokratie, von Kosten und von überflüssigen, unsinnigen, sprachlich für 95 Prozent der Bürger unverständlichen Regelungen. Die ÖVP aber, deren Wähler zu 99 Prozent mit diesem Gewäsch nichts zu tun haben wollen, muss sich fragen, aus welchem Grund sie immer wieder solchem Schwachsinn zustimmt.

In einer Koalition kann man gegen den Willen des sogenannten „Partners“ nichts durchbringen. Aber man muss umgekehrt auch zu keinem absurden Beschluss Ja sagen. Da ich noch immer nicht annehmen will, dass die ÖVP-Führung den hier folgenden Unsinn innerlich teilt, kann es nur einen – wenn auch absurden – Grund dafür geben, dem zuzustimmen: Man fürchtet sich offensichtlich davor, dass einer von Faymanns Lohnschreibern am Boulevard wieder stänkert: „Die ÖVP soll nicht streiten, sondern arbeiten.“ Mit anderen Worten: jedem Blödsinn zustimmen.

Freilich müssen sich auch Schwarz, Blau und Orange vorhalten lassen, dass sie in den vergangenen Jahren selbst den Vorlauf zur folgenden Orgie an teurem Unsinn zu verantworten haben.

Es ist recht signifikant, dass mich ein Leser (mit der zutreffenden Bemerkung: „Zehennägel vorher festkleben“) ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt auf die Wirklichkeit dieser Regierung aufmerksam macht, da der Internationale Währungsfonds von Österreich massiv einen rascheren Schuldenabbau fordert.

Diese Forderung prallte an den Ohren dieser Regierung freilich ungefähr so ab wie ein Aufruf zur Alkoholabstinenz beim harten Kern der Rapid-Anhänger. Was soll auch die von führenden Finanzexperten geäußerte Sorge, dass im nächsten Jahr auch Österreichs Kreditwürdigkeit herabgestuft wird, gegen die brennende Notwendigkeit, den an die Rote Armee erinnernden Gender-Mainstreaming-Politkommissarinnen weitere bürokratische Macht zukommen zu lassen!

Ich darf noch ein Beispiel aus dem Wortschwall der Kampffeministinnen vorweg herausgreifen, das anschaulich zeigt, wie sehr ständig von irgendwelchen Wichtigmacher-Gruppen weiterer Unsinn mit unserem Steuergeld durchgesetzt wird: Die Regierung hat auf Druck des Radikalfeministinnen-Ministeriums beschlossen, dass bei Staatsausgaben (etwa dem Einkauf von Polizeiautos oder Druckerpapier) nicht mehr nur das zweckmäßigste und sparsamste Angebot in strengen Vergabeverfahren zum Zuge kommt, sondern, dass „soziale Aspekte wie Gleichstellung“ künftig ebenso relevant sein sollen. Mit anderen Worten: Wenn eine von einer Frau geführte Firma liefert, darf das Ganze teurer und/oder schlechter sein. Wir haben‘s ja.

Aber nun der unkommentierte Wortlaut des Regierungsbeschlusses (der ja nur einer von vielen ist, die diesen Staat letztlich ins Grab bringen werden):

„Betrifft: Nachhaltige Umsetzung von Gender Mainstreaming

Vortrag an den Ministerrat

Mit Ministerratsbeschluss vom 11. Juli 2000 wurde eine verbindliche Erklärung zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in allen Politikbereichen gefasst und eine Interministerielle Arbeitsgruppe für Gender Mainstreaming (IMAG GM) eingerichtet, um die Strategie des Gender Mainstreaming auf Bundesebene zu implementieren.

Mit Ministerratsbeschluss vom 3. April 2002 wurde auf Basis der Empfehlungen der IMAG GM ein Arbeitsprogramm verabschiedet und mit einem weiteren Ministerratsbeschluss vom 9. März 2004 wurde ein Zwischenbericht zur Durchführung von Gender Mainstreaming in allen Ressorts zur Kenntnis genommen sowie weiterführende Umsetzungsziele und Maßnahmen festgelegt. Im Ministerratsbeschluss vom 5. März 2008 wurde die Anwendung der erstellten Leitfäden für Gender Budgeting und Gender Mainstreaming in der Legistik bekräftigt.

Eine Bestandsaufnahme anlässlich des zehnjährigen Bestehens der IMAG GM im Jahr 2010 hat gezeigt, dass in einigen Bereichen bereits beachtliche Erfolge in der Verankerung von Gender Mainstreaming erzielt wurden. Die Evaluierungsstudie „Zehn Jahre Gender Mainstreaming in der Bundesverwaltung“ habe ich bereits auf der Website http://www.imag-gendermainstreaming.at zur Verfügung gestellt.

Wesentliche Ergebnisse dieser Studie sind die erfolgreiche Umsetzung von Gender Mainstreaming vor allem in den Bereichen geschlechtergerechte Sprache und Gender Budgeting. Auch wurde Gender Mainstreaming in den letzten Jahren zunehmend als Führungsaufgabe erkannt und von den Führungskräften angewandt. Um Gender Mainstreaming und Gender Budgeting nachhaltig zu etablieren, ist es zunächst erforderlich, in jenen Bereichen, in denen bereits Erfolge erzielt wurden, die Umsetzung konsequent weiterzuführen.

Darüber hinaus wären in jenen Bereichen, in denen noch Handlungsbedarf besteht, weitere Schritte zu setzen, insbesondere bei der Implementierung von Gender Mainstreaming in die Organisationsentwicklung, der Verankerung in der Struktur des Ressorts, der Einbeziehung in Zielvereinbarungen, in die Legistik und sonstige Maßnahmen und die geschlechtsspezifische Datenerhebung.

Neue Handlungsverpflichtungen ergeben sich aus der Staatszielbestimmung betreffend Gender Budgeting in Art. 13 Abs. 3 B-VG und den verfassungsrechtlichen und einfachgesetzlichen Bestimmungen zur Umsetzung der Haushaltsrechtsreform (Art. 51 Abs. 8 B-VG, BHG 2013 u.a.). Die Erfüllung dieser Verpflichtungen erfordert das Vorliegen fundierter Ist-Analysen, die auf geschlechtsspezifischen Daten basieren, daher ist die geschlechtsspezifische Datenerhebung eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung der Gleichstellung im öffentlichen Haushaltswesen.

Im Einzelnen schlage ich daher folgende Vorgangsweisen vor:

Strukturelle Verankerung

Für eine erfolgreiche Umsetzung von Gleichstellungsmaßnahmen in den Ressorts ist das Zusammenwirken von Führungskräften und Gender Mainstreaming Beauftragten unerlässlich. Es soll daher

- eine jährliche Besprechung der obersten Führungsebene mit den Gender Mainstreaming Beauftragten, z.B. im Rahmen eines SektionsleiterInnen Jour fixe, zur Umsetzung der Gleichstellung und zur Festlegung geeigneter Zielvereinbarungen im Ressort stattfinden.

- ein klarer Aufgabenbereich für Gender Mainstreaming Beauftragte festgelegt und dieser in geeigneter Form, z.B. in der Geschäftseinteilung, im Ressortkundgemacht werden.

Geschlechtsspezifische Datenerhebung

Geschlechtsspezifische Daten und geschlechterdifferenzierte Darstellungen sind Grundlage für zielgruppendifferenzierte Analysen und für wirkungsorientiertes Verwaltungshandeln. Daher sollen

- Daten - sowohl eigene Erhebungen als auch extern in Auftrag gegebene Erhebungen - wo dies mit vertretbarem Verwaltungsaufwand bzw. finanziellem Aufwand möglich ist, kontinuierlich und konsequent geschlechterdifferenziert erhoben, ausgewertet und dargestellt werden.

- Inhalte von Berichten, Studien und Publikationen – wo dies mit vertretbarem Verwaltungsaufwand bzw. finanziellem Aufwand möglich ist, geschlechterdifferenziert und gleichstellungsorientiert vermittelt und dargestellt werden.

Ich werde zudem einen Gender Index, der jährlich einen Überblick über gleichstellungspolitische Daten und Entwicklungen in relevanten Bereichen gibt, zur Verfügung stellen.

Legistik

Die wirkungsorientierte Folgenabschätzung bei Regelungsvorhaben und sonstigen Vorhaben ist Bestandteil der Haushaltsrechtsreform des Bundes. Gemäß den Bestimmungen des Bundeshaushaltsgesetzes 2013 sind in diesem Zusammenhang insbesondere auch die Auswirkungen auf die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu berücksichtigen. Es sollen daher im Sinne der geltenden Rundschreiben des BKA zur Gestaltung der Erläuterungen von Rechtssetzungsvorhaben und unter Bedachtnahme auf § 17 Abs. 3 Z 3 BHG 2013

- bei der Prüfung der wesentlichen Auswirkungen von Regelungsvorhaben und sonstigen Vorhaben der Ressorts die Auswirkungen auf die Geschlechter besonders beachtet und diese Auswirkungen in aussagekräftiger Form dargestellt werden.

Förderwesen, Beschaffungswesen

Förderungen und Beschaffungswesen stellen wichtige Steuerungsinstrumente dar, um die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern. Es sollen daher im Bereich der Förderungen auf Gender Aspekte in Förderanträgen bzw. in Förderverträgen Bedacht genommen werden.

- im Sinne des Ministerratsbeschlusses zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung vom 20.7.2010 zukünftig neben den Grundsätzen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit, auch soziale Aspekte wie beispielsweise Gleichstellung in das österreichische Beschaffungswesen integriert werden.

Den Ergebnissen der derzeit tagenden begleitenden Steuerungsgruppe wird durch diesen Ministerratsvortrag jedenfalls nicht vorgegriffen.

Schulungen und Information

Die erfolgreiche Umsetzung von Gleichstellung erfordert die Einbeziehung aller Ebenen einer Organisation in die Entwicklung von Gleichstellungszielen und das gemeinsame Erkennen des Nutzens von geschlechtergerechter Politik. Daher sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

- über Gender Mainstreaming Vorhaben verstärkt informiert und in die Umsetzung von Gender Mainstreaming Projekten eingebunden werden.

- befähigt werden, durch Inanspruchnahme von Schulungen verstärkt Kompetenz in Gleichstellungsfragen zu erwerben.

Ich werde weiterhin dafür Sorge tragen, dass Workshops und Schulungen zu Gender Mainstreaming und Gender Budgeting zur Verfügung gestellt werden. Durch den Aufbau einer Gender Mainstreaming Wissensdatenbank werde ich den Wissensaustausch und die Wissensverbreiterung von Gender Mainstreaming und die Implementierung von Gender Budgeting im Rahmen der Haushaltsrechtsreform des Bundes unterstützen. Allfällig anfallende Mehrkosten, die durch die Inanspruchnahme von Schulungen, die Beauftragung von Studien usw. entstehen, sind von den betroffenen Ressorts aus den jeweils zur Verfügung stehenden Ausgabebeträgen zu bedecken.

Ich stelle den

A n t r a g ,

die Mitglieder der Bundesregierung mögen diese Vorschläge zustimmend zur Kenntnis nehmen.

31. August 2011

HEINISCH-HOSEK“

Es gab keinen Widerspruch.

 

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Wrabetz und der Spiegel oder: Der fette Lohn der üblen Tat drucken

Es mag zwar nicht formell strafbar sein, aber es ist ein Beispiel für Korruption in Reinkultur, für den Verlust jedes Schamgefühls. Während der Herr Hochegger seine anrüchigen Zahlungen an diverse Politiker noch durch verschiedene Maßnahmen zu tarnen versucht hat, laufen im ORF neuerdings die miesesten Schiebereien vor unser aller Augen ab.

Gleich zwei Stiftungsräte, die noch vor wenigen Tagen Alexander Wrabetz gewählt haben, werden nun postwendend mit dick dotierten Direktorenposten belohnt. Und natürlich hat es da in keiner Weise vorher Absprachen über einen Stimmenkauf gegeben . . .

Der eine belohnte Wrabetz-Wähler, der Tiroler Helmut Krieghofer, tat dies sogar gegen die erklärte Linie seiner eigenen Partei, der ÖVP. Er wird nun mit dem Posten eines Tiroler Landesdirektors belohnt. Womit mehr als deutlich erwiesen ist, dass die Korruption nun auch in Westösterreich angekommen ist, wo man sie bisher immer als Wiener Unsitte abzutun versucht hatte.

Der zweite belohnte Wrabetz-Wähler ist in trautem Ausgleich ein linker Zentralbetriebsrat namens Michael Götzhaber. Er soll nun technischer Direktor werden. Aber zugegeben: Bei den ORF-Betriebsräten haben solche schmierige Gegengeschäfte schon lange Tradition.

Das Gerücht, dass beide Herren seither jedem Spiegel aus dem Weg gehen, um sich nicht selber darin erblicken zu müssen, kann allerdings ebenso wenig bestätigt werden wie im Fall des Postenvergebers Alexander Wrabetz. Dieser hat ja auch schon die Blamage locker weggesteckt, als der SPÖ-Stiftungsrat Nikolaus Pelinka in einem Interview unverfroren davon geredet hat, dass er häufig mit Wrabetz telefoniert und mit diesem unter anderem auch die Besetzung von ORF-Diskussionssendungen bespricht. Die ja dann meist auch dementsprechend schlecht sind.

Wrabetz hat aber trotz all dem keinen Genierer, den ORF als unabhängig zu bezeichnen. Alles nur noch widerlich.

PS.: Das gleiche Wort kam einem dieser Tage in den Sinn, als die ZiB-Ansagerin Marie-Claire Zimmermann von einem israelischen „Anschlag“(!!) auf ein türkisches „Hilfsschiff“ gesprochen hat. Dieser „Anschlag“ auf eine provokative Reise islamistischer und linksextremistischer Sympathisanten der Palästinenser zum Gazastreifen ist inzwischen sogar von einer Expertenkommission der gewiss nicht israel-freundlichen UNO als völkerrechtlich legitime Aktion bezeichnet worden, um eine nicht genehmigte Fahrt in den Gazastreifen zu verhindern. Man fragt sich nur eines: War dieses Wort vom „Anschlag“ mehr durch Antisemitismus, durch Linksextremismus oder durch Dummheit geprägt? Ist doch in diesem ORF alles möglich.

 

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Kurzanalyse zum Start in den politischen Herbst drucken

Der politische Herbst beginnt in Österreich genauso wie das Frühjahr vor der Sommerpause geendet hat – die Koalitionsparteien zanken über Bundesheer, Uni-Gebühren, Vermögenssteuer etc. So zumindest lautet der Tenor der Zeitungskommentare der letzten Tage.

Es gibt aber vorläufig einen markanten Unterschied: Während im Frühjahr die Strache-FPÖ auf der Überholspur war und die ÖVP in der Mehrzahl der Umfragen auf Platz 3 verdrängt hatte und in manchen Umfragen sogar an der Spitze lag, haben diverse Affären des Sommers zu einem FPÖ-Rückfall geführt, wie ausgewählte Umfragen seit den Nationalratswahlen 2008 zeigen (zu den Auswirkungen des Telekom-Skandals gibt es allerdings noch keine veröffentlichten Umfragen):

Sonntagsfrage Parteien Nationalrat 

Datum

Institut/Medium

SPÖ

ÖVP

FPÖ

BZÖ

GRÜNE

NRW 2008

Endergebnis

29,26

25,98

17,54

10,70

10,43

19.1.09

OGM/profil

33

29

18

8

11

18.5.09

Karmasin/profil

33

31

20

6

9

22.6.09

Karmasin/profil

30

32

21

6

9

13.7.09

Market/Standard

26

30

25

6

10

10.8.09

Karmasin/profil

31

31

21

6

10

29.10.09

OGM/News

29

33

24

4

9

31.1.10

Gallup/Österreich

30

32

21

3

12

22.2.10

Karmasin/profil

32

33

22

1

11

12.7.10

Karmasin/profil

34

33

19

2

11

8.8.10

OGM/Kurier

34

33

20

3

9

25.10.10

Karmasin/profil

30

28

24

4

12

30.10.10

OGM/Kurier

28

26

26

6

12

12.12.10

Gallup/Österreich

27

24

25

5

14

21.1.11

IMAS/Kleine Zeitung

26

25

25

8

13

20.3.11

Gallup/Österreich

28

25

25

4

14

21.3.11

Karmasin/profil

27

26

26

5

13

3.4.11

Gallup/Österreich

27

23

26

4

16

15.4.11

Market/Standard

28

22

25

6

14

17.4.11

Gallup/Österreich

27

21

26

6

16

18.4.11

Karmasin/profil

27

23

26

6

15

16.5.11

Karmasin/profil

28

23

26

4

15

21.5.11

Gallup/Österreich

28

24

27

4

14

21.5.11

OGM/Kurier

28

23

29

5

13

22.5.11

Gallup/Österreich

28

24

27

4

14

29.5.11

Gallup/Österreich

28

24

27

4

14

12.6.11

Gallup/Österreich

27

24

27

4

15

20.6.11

Karmasin/profil

27

24

27

4

14

23.6.11

IMAS/Krone

28

26

23

7

13

26.6.11

Gallup/Österreich

27

23

27

4

15

10.7.11

Gallup/Österreich

28

24

27

4

14

16.7.11

IMAS/Salzburger N.

27

24

24

6

14

17.7.11

Gallup/Österreich

27

24

27

4

15

18.7.11

Karmasin/profil

27

23

27

6

14

21.7.11

Hajek/News

28

24

29

4

13

31.7.11

Gallup/Österreich

28

23

26

4

15

6.8.11

Market/Standard

29

25

25

6

12

7.8.11

Gallup/Österreich

28

24

25

5

15

7.8.11

Karmasin/KleineZ.

29

23

26

5

13

12.8.11

Karmasin/profil

29

23

24

5

15

18.8.11

IMAS

26

25

25

5

13

21.8.11

Gallup/Österreich

27

25

25

5

13

Fiktive Kanzler-Direktwahl


Datum

Institut/Medium

Faymann

Pröll bzw.

Spindelegger

Strache

Glawischnig

Bucher

30.10.08

Gallup/Österreich

42

32

 

 

 

17.11.08

OGM/profil

27

20

10

8

2 (Petzner)

8.3.09

Gallup/Österreich

37

35

 

 

 

16.3.09

Karmasin/profil

28

24

13

4

 

28.6.09

Gallup/Österreich

36

37

 

 

 

1.10.09

OGM/News

18

23

13

5

3

23.11.09

Karmasin/profil

20

27

4

6

 

18.1.10

Market/Standard

20

32

11

9

2

12.7.10

Karmasin/profil

26

23

7

6

 

22.11.10

Karmasin/profil

22

17

8

8

 

23.3.11

Market/Standard

15

12

10

4

0

 

 

 

Ab hier

Spindelegger

 

 

 

18.4.11

Karmasin/profil

22

13

12

6

 

20.5.11

OGM/Kurier

24

18

16

 

 

18.7.11

Karmasin/profil

22

16

15

7

 

31.7.11

Gallup/Österreich

27

19

20

 

 

12.8.11

Karmasin/profil

23

16

12

7

 

21.8.11

Gallup/Österreich

28

19

16

 

 

Bemerkenswert am Umfrageverlauf ist, dass die ÖVP unter Josef Pröll im Jahr 2009 und im ersten Halbjahr 2010 die SPÖ überholte und seit der Budgetpräsentation im Herbst 2010 stetig zurückfiel. Michael Spindelegger musste die ÖVP am bisherigen Tiefpunkt übernehmen, Josef Pröll diagnostizierte bei seinem gesundheitsbedingten Rücktritt „Stillstand und Anstand“ als die beiden größten Problemstellungen.

Generell herrscht neben der allgemein großen Verdrossenheit beachtliche Besorgnis wegen der EU/Euro-Krise.

Der Politologe Peter Filzmaier stellte am 6. August 2011 in der „Kleinen Zeitung“ fest: „Zwischen März 2009 und Juni 2011 hat sich das Verhältnis jener, welche mit der Regierung zufrieden oder unzufrieden sind, von circa 50:50 auf 20:80 verschlechtert – mit vier Fünftel Unzufriedenen.“

Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at

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Mareks Abschied: notwendig, aber nicht ausreichend drucken

Notwendig, aber alles andere als ausreichend: Das ist der überraschende Rücktritt von Christine Marek als Parteichefin in Hinblick auf eine Reanimation der in Agonie liegenden Wiener ÖVP. Denn die wahren Herausforderungen für die Stadtpartei liegen alle noch in der Zukunft. Der ständige Personalwechsel alleine ist zu wenig für den Erfolg einer Wiederbelebung, wie die Wiener Schwarzen schon oft genug bewiesen haben.

Vor einer Auflistung der sonstigen notwendigen Bedingungen noch ein kurzer Nachruf auf Marek, die nun im Nationalrat ihr frühes Ausgedinge erleben darf. Mit einem Satz: Die persönlich sympathische Frau war in all ihren bisherigen Funktionen schwer überfordert, da bar jeder politischen Intelligenz. Ihr Transfer nach Wien war unter den vielen unbetamten Personalentscheidungen des Josef Pröll daher auch der negative Gipfel.

Der Nachfolger Mareks ist jedenfalls nicht zu beneiden, hat er doch eine der schwierigsten Aufgaben vor sich, die es im politischen Leben Österreichs gibt. Welche Bedingungen müssen Nachfolger, aber auch andere Stadtschwarze erfüllen, damit die Mission impossible doch gelingen kann?

1.     Die Wiener Stadtpartei muss ihre Abhängigkeit von den verbliebenen fünf schwarzen Bezirksvorstehern lösen: Denn diese haben hinter den Kulissen noch bei jedem Versuch, ernsthafte Opposition zu machen, gebremst. Aus subjektiv nachvollziehbaren Motiven: Wenn ein Bezirkskaiser von den roten Stadträten und den noch viel mächtigeren Stadtbeamten geschnitten wird (etwa aus Rache, weil die ÖVP die sensationellen Gehaltsprivilegien der Rathaus-Bürokraten kritisiert), dann wird aus dem Bezirkskaiser ein armes Bezirkswürstchen.

2.     Ähnliches gilt für die Beziehung zur Wiener Wirtschaftskammer: Auch wenn deren jetzige Präsidentin im Gegensatz zum Vorgänger nicht den Eindruck erweckt, persönlich gekauft zu sein, traut sich die Kammer doch auch weiterhin nicht, das Rathaus scharf zu kritisieren, denn dann fürchtet sie sofort Revanche: bis hin zum Abdrehen des Stroms für die Weihnachtsbeleuchtung in den Einkaufsstraßen. Dabei ist die Korruption und Bürokratie in Wien weit schlimmer und wirtschaftsfeindlicher als in allen anderen Bundesländern. Man denke nur an die Dauer von gewerblichen oder baulichen Genehmigungsverfahren, man denke nur daran, dass ausgerechnet in Wien die Arbeitslosigkeit weitaus am höchsten unter allen Bundesländern ist.
Die Wiener ÖVP muss begreifen, dass sie für erfolgreiche Oppositionsarbeit weder die Bezirksvorsteher noch die Kammer  braucht. Die Freiheitlichen haben ja auch weder das eine noch das andere und wachsen stetig (zumindest solange sie nicht selbst Verantwortung tragen müssen).

3.     Der Marek-Nachfolger muss die mediale Kommunikation als zentrale Aufgabe erkennen. Dazu gehört primär die Erkenntnis, dass beim Großteil der Medien für Oppositionsparteien ohnedies keine Chance besteht, weil diese alle durch Rathaus-Inserate und -Kooperationen gekauft sind oder von durch und durch grünen Redakteuren gemacht werden. Daher muss sie eigene Kanäle aufbauen, um ohne Filter und branchenübliche Häme auf professionellem Level an die potenziellen Wähler heranzukommen.

4.     Die Wiener ÖVP muss erkennen, dass ihre Wählerpotenziale am wenigsten bei linksliberal-grünen Stadtbewohnern liegen, auch wenn (in Wahrheit nur scheinbar) wohlmeinende Journalisten ihr das ständig nahelegen. Sie muss daher auch erkennen, dass die Erklärung etlicher dieser Journalisten für das Marek-Debakel zwar sehr viel mit den ideologischen Vorlieben der Journalisten, aber nichts mit den wahren Fakten zu tun hatten. Marek hat ganz sicher nicht deshalb verloren, weil sie in den letzten Tagen des Wahlkampfs angeblich einen Rechtsschwenk von ihrem Linkskurs gemacht hat. Sonst wären ja die ÖVP-Wähler nicht nach rechts, sondern nach links abgewandert.

5.     Die Wiener ÖVP muss erkennen, dass ihr Potenzial erstens bei der großen Gruppe der Nichtwähler liegt, denen insbesondere die Pröll-Marek-ÖVP gesellschaftspolitisch zu links war und die FPÖ zu radikal (und wirtschaftspolitisch zu sozialistisch) erscheint. Zweitens müsste sie viele zur FPÖ abgewanderte Schwarze zurückholen. Und drittens gibt es in Wien sehr viele Arbeiter, die ob des kulturellen und migrationspolitischen Linksschwenks ihrer Partei, aber auch über die Privilegien der Stadtbeamten verärgert sind, die daher ihrer Stammpartei SPÖ den Rücken kehren (und mit großem Erfolg von der FPÖ angeworben werden).

6.     Wenn alle bekannten Studien zeigen, dass Sorgen wegen der Massenmigration, Sorgen um die Sicherheit, Sorgen vor der drohenden Einheitsschule die zentralen Themen der Stadtbewohner sind, dann muss sich die ÖVP kraftvoll ihrer annehmen. Und zwar ohne die läppische Sorge, dass man sich doch nicht der FPÖ inhaltlich so stark annähern dürfe. Mit Bauskandalen und Radwegen alleine bewegt man keine Gemüter.

7.     Der ÖVP als Ganzes muss auch klar werden, dass eine entscheidende Frage für das Überleben ihrer Wiener Filiale der nächste Finanzausgleich sein wird. Wenn dabei wieder die Bundesländer in der unheiligen Allianz Wien-Niederösterreich-Kärnten den Bund finanziell abräumen können, wird es auch in Zukunft trotz der großen Budgetprobleme genug Geld für den Wiener Filz geben, der alles erstickt – insbesondere jede demokratische Alternative.

Das Rezept ist klar, wenn auch in der Umsetzung sicher nicht einfach. Glaubt irgendjemand, dass auch nur ein Punkt dieses Kalenders der unabdingbaren Notwendigkeiten vollständig umgesetzt werden wird?

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Die wichtigste Lehre des 11. September 2001 drucken

Bewundernswert, wer in diesen Tagen die gehirnwäscheartige Überflutung seiner Sinnesorgane heil übersteht. Aus allen druckenden und sendenden Ecken des Landes wird man derzeit nämlich schon seit Wochen mit Berichten zu einem zehn Jahre zurückliegenden Ereignis eingedeckt. Das erweckt den Verdacht, es sei für viele Medien halt einfacher und billiger, über alte Entwicklungen zu schreiben, weil man dazu nur ins Archiv gehen muss. Dennoch sind diese Alt-Berichte über den 11. September 2001 aus einem einzigen Aspekt heraus spannend: Weil sie zwar von unglaublich vielen Details schreiben, aber nur ganz wenig von dem, was auch heute noch relevant ist.

Das geht unter den vielen Randstories total unter. Wir erfahren zwar viel über die architektonischen Pläne zur Neugestaltung des World Trade Centers; Kolumnisten langweilen uns mit der autistischen Frage, was sie am 11. September gerade taten, als sie von dem Mehrfachangriff auf New York und Washington erfuhren; und natürlich kommen Hunderte Angehörige von Todesopfern zu Wort.

Nur über die Tatsache, dass der Westen damals mit einem islamistischen Generalangriff konfrontiert worden ist, hören und lesen wir sehr wenig. Ebensowenig darüber, dass dieser Generalangriff trotz der Tötung des Al-Kaida-Führers Bin Laden keineswegs abgewendet ist. Auch fast nichts darüber, dass Meinungsumfragen in islamischen Ländern erstaunliche Sympathien für die Täter zeigen – während andere Moslems wieder den Israelis die Schuld in die Schuhe schieben wollen.

Wir hören auch kaum etwas darüber, dass der deutsche Innenminister vor kurzem von rund 1000 potenziellen islamischen Terroristen alleine in Deutschland gesprochen hat. Was alleine schon angst und bange machen muss. Wir hören kaum etwas darüber, dass nach den Erkenntnissen des österreichischen Verfassungsschutzes die Zahl der aus Österreich kommenden Besucher von Terrorcamps in Pakistan oder Afghanistan deutlich zugenommen hat.

Das heute noch Wichtigste und Bedrohlichste an diesen Anschlägen wird aus mehreren Gründen verdrängt: Erstens, weil es keine einfachen oder leichten Antworten darauf gibt. Zweitens wird die Bedrohung durch islamische Terroristen aber auch deshalb verschwiegen, weil es politisch nicht korrekt ist, davon zu reden. Da redet man viel lieber nur von einem psychisch gestörten Norweger, obwohl dessen Massenmord eine totaler Einzelakt gewesen ist, hinter dem nicht einmal der Hauch irgendwelcher Strukturen oder gewaltbereiter Sympathisanten steht. Und drittens wird das Thema nicht angeschnitten, weil die Sorge ob der zunehmend aggressiver werdenden Haltung vieler Moslems von der politischen Rechten besetzt worden ist.

Diese Rechte wiederum wird insbesondere in Österreich von naiven Journalisten für die einzige Bedrohung gehalten, der alle anderen Gefahren unterzuordnen ist. Und von ihren parteipolitischen Gegnern wird die Rechte sowieso verteufelt, ist das doch die einzige Chance, der Linken wieder die ganze Macht zurückzuerobern.

In dieser panischen oder auch geheuchelten Angst vor einer angeblich rechten Bedrohung sind viele Politiker und Medien sogar bereit, die Einschränkung der Meinungsfreiheit immer weiter voranzutreiben. Daher wollen die Ministerinnen für Inneres, Justiz und Unterricht jede Kritik an der islamischen Bedrohung unter dem an totalitäre Systeme erinnernden Gummiparagraphen der „Verhetzung“ verfolgen, während sie zugleich die Fundamentalisten in hiesigen Moscheen und Schulklassen ignorieren. Daher versucht nun die Linke sogar die Gleichsetzung von Islamophoben – also jenen Menschen, die sich vor einer weiteren Ausbreitung des Islam fürchten – mit Nationalsozialisten zum vorgeschriebenen Denkmuster zu machen.

Kann dieser Terrorismus überhaupt besiegt werden? In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wohl nicht – wenn überhaupt. Die europäischen Kulturen scheinen schon zu morsch und durch Political Correctness kollektiv verblödet, als dass sie noch imstande wären, sich zu wehren. Worunter ja nicht eine Kriegserklärung zu verstehen ist, sondern ein viel konsequenteres Vorgehen gegen jeden zur Gewalt oder Verletzung der Menschenwürde aufrufenden Prediger; gegen jeden Vater, der seine Kinder zwangsverheiratet oder seine Töchter nicht am gemeinsamen Sport teilnehmen lässt; gegen jeden, der andere Moslems bedroht, nur weil sie vom Islam „abzufallen“ wagen.

Haben die USA diese Bedrohung überwunden? Sicher nicht – aber sie haben es immerhin zum Unterschied von Europa geschafft, dass es seit dem 11. September auf ihrem Boden keine weiteren Anschläge gegeben hat. Der Preis für diese Sicherheit ist freilich hoch: Es gibt in den USA seither viele Kontrollen und Überwachungen, die gerade für die freiheitsliebenden Amerikaner ein Riesenproblem sind. Dennoch sind sie sich einig: Amerika wird und darf sich nicht in die Knie zwingen lassen.

Auch wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass der Islamismus nichts mit dem Islam zu tun hätte. Das heißt zwar sicher nicht, dass jeder Moslem eine Bedrohung wäre. Das heißt aber sehr wohl, dass der Koran – neben vielen ganz anders klingenden freundlichen Stellen – als einziges heiliges Buch einer Weltreligion eine ganze Reihe von Rechtfertigungen, ja Aufrufen zur Gewalt gegen Ungläubige bietet. Was besonders dann gefährlich werden kann, wenn dieses heilige Buch auch weit mehr als tausend Jahre später nach mehrheitlicher islamische Lehre absolut wörtlich zu nehmen ist. Und nicht wie die Bibel interpretiert werden darf, ja muss.

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Wolfgang Schüssel: Der letzte Staatsmann verlässt die Politik drucken

Ich erinnere mich noch genau an jenen Tag, an dem ich zu einem Anhänger der Politik Wolfgang Schüssels wurde – und zu einem Wähler jener Partei, die ich mit ihm verband. Es war während jener hitzigen Tage der Regierungsbildung der ersten Schwarz/Blauen-Koalition, die von der österreichischen und der vereinten europäischen Linken mit an Niedertracht kaum zu überbietenden Mitteln verhindert werden sollte.

Es waren jene Tage, in denen die Mehrheit meiner politischen Mitschüler einen „Faschismus“ heraufziehen sahen. Wolfgang Schüssel blieb in jenen Tagen ein Fels, ein Fels in einer Brandung der Irrationalität und des hysterischen Gekeifes. Er war das, was Österreich seit Jahrzehnten schmerzlich missen musste: ein Staatsmann.

Heute hat sich Wolfgang Schüssel aus dem Nationalrat verabschiedet – der letzte Staatsmann verlässt die Politik – und mit seinem Abgang wird die ÖVP das, was sie offensichtlich sein will: Eine spießige Opportunisten-Vertretung mit farblosen und faden „Führungs“-Personen. Die ÖVP hat nicht erst seit Michael Spindelegger jeden Rest an konservativer Glaubwürdigkeit eingebüßt. Vergessen sind jene Tage, in denen sich Wolfgang Schüssel klar zu einem konservativen Weltbild bekannte und seine Politik zumindest in Ansätzen konservative Politik umzusetzen versuchte.

Vergessen sind jene Tage, in denen Wolfgang Schüssel die verkrustete Sowjet-artige Republik Österreich aufbrach und eine neue Politik zumindest zu etablieren versuchte. Und vorbei sind jene Tage, an denen man sich alleine rhetorisch nicht schämen musste, wenn der Bundeskanzler den Mund aufmacht. Wolfgang Schüssel war gewiss viel, allen voran ein, in seiner Lebensführung bescheidener, kompetenter Kanzler.

Gewiss, die blau-orange Chaostruppe war immer ein unberechenbarer Faktor. Gewiss, die blau-orange Fraktion war nie das, was man verlässlich nennen konnte und gewiss, es war absehbar, dass es irgendwann in den Reihen des blau-orangen Koalitionspartners zu Schwierigkeiten kommen würde. Aber und das ist das große Aber: welche Wahl hatte Schüssel? Sollte er etwa mit einer SPÖ koalieren, die Österreich an den Rand des Ruins katapultiert hatte? Ein Koalitionspartner bleibt eine eigenständige Partei; die Linke will nun Schüssel anschütten, ob ihr das gelingt bleibt abzuwarten. Die Verbrechen unter der Ägide des „Sonnenkönigs“ Kreisky werden freilich nicht  angesprochen – warum auch, links bleibt man blind.

Zumindest partiell war die Ära Schüssel für Konservative eine kurzzeitige (sehr kurze) Verschnaufpause, man konnte sich in der Gewissheit wiegen, dass Konservatismus und Kompetenz ein Geschwisterpaar sind, daran ist unter anderen auch Martin Bartenstein maßgeblich beteiligt gewesen. Schüssel hätte, wäre die Grüne-Partei eine echte „grüne Partei“ und kein linksextremer Haufen, die Koalition mit den Grünen andenken müssen, aber auch hier hatte er keine Wahl. Dabei wäre eine Schwarz-Grüne Regierung die ideale Konstellation. Denn der ÖVP fehlt in der Tat in weiten Bereichen ökologisches Gewissen, den Grünen fehlt hingegen die gesellschaftspolitische Wertbasis. Dies würde aber voraussetzen, dass die Grünen wirklich „grün“ und die Schwarzen wirklich „schwarz“ wären, was heute beidseitig kaum noch der Fall ist.

Wären wir in einem anderen Land, so könnte man hoffen, dass Wolfgang Schüssel einen konservativen Think-Tank gründet und so seine Ideen weiterverbreitet. Wir leben aber im Österreich des 21. Jahrhunderts und es scheint, dass dem Konservativen nur das Träumen bleibt. Was wir aber tun sollten, ist Wolfgang Schüssel einen ehrenvollen Abschied zu bereiten und uns die Hoffnung zu bewahren, dass er nicht der letzte seiner Gattung ist.

Johannes Auer ist Publizist. Seine Haupt Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind das Verhältnis von Religion und Staat. Auer forscht ebenso intensiv auf dem Feld  des „Traditionalismus“. Auer betreibt zudem aktiv biologischen Landbau.

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Erhöht endlich die Steuern! Oder Was? drucken

Mich stören Reiche, die ihre Einkommen an Steuern und Abgaben vorbeischwindeln können, zutiefst und emotional. Ich habe auch kein unmittelbares Eigeninteresse, ein strikter Gegner einer klassischen Vermögenssteuer zu sein – nirgendwo scheint mich das zu treffen, was da in Österreich und Europa angesichts der explodierenden Staatsschulden an neuen Steuerideen derzeit ausgekocht wird. Warum bin ich dann aber trotzdem (mit einer ebenso winzigen wie unrealistischen Ausnahme) strikt gegen höhere Steuern welcher Art immer, also auch der Vermögenssteuer?

Mit einem Satz: weil Vernunft, Gerechtigkeit und Staatsräson dagegen sprechen. Das sei an Hand von zwölf Argumenten konkretisiert.

Erstens sind Abgabenquoten in den meisten Euro-Staaten von weit über 40 Prozent viel mehr als das, was ein Staat jemals in der Geschichte den Menschen von all ihren erarbeiteten Leistungen wieder abgenommen hat. Bei den eigentlichen Leistungsträgern kommt man sogar auf fast zwei Drittel: Zur 50- (oder bei Lohnbeziehern 43–)prozentigen Einkommensteuer greifen da nämlich ja auch noch bei jeder Verwendung des verbliebenen Geldes neuerlich die gierigen Finger des Staatsmolochs zu. Gleichgültig ob er seine Zugriffe nun als Mehrwertsteuer, Tabaksteuer oder etwa Mineralölsteuer getarnt hat.

Bei diesen gewaltigen Summen kann kein noch so frommer Christ sagen, dass die Besserverdiener nicht so neidig sein sollen. Galt doch historisch sogar der Zehent – also die Ablieferung eines Zehntels der Erträge – den Christen als Obergrenze eines gerade noch tolerierbaren Zugriffs. Es ist daher moralisch mehr als legitim zu sagen: Nichts geht mehr, es reicht.

Zweitens ist allein dieses Tagebuch voll mit Hunderten Beispielen, wie Politiker mit diesem Geld sinnlos, ja schädlich um sich werfen. Nur einige österreichische Beispiele: Diese reichen vom fast weltweit niedrigsten Pensionsalter über die provozierend hohen Bezüge der Wiener Gemeindebeamten, über Europas einzige fast komplett unentgeltliche und zutrittsoffene Universitätenszene, über die dem Steuerzahler unvergleichlich teuer kommenden Bundesbahnen bis zur Rolle Österreichs als Rekordsubventionsgeber. Über diese Subventionen finanzieren sich Wirtschaft, Bauern und Kulturbetrieb, aber auch eine neue Parasitenschicht von Tausenden Vereinen mit angeblich sozialen, ökologischen, feministischen, kulturellen und sonstigen oft sehr nebulosen Zielen, bei denen aber das Geld vor allem in den Taschen der eigenen Mitarbeiter verschwindet. Diese reden dann  jedoch sofort von „neoliberaler Kälte“, wenn ihnen auch nur einmal beim Selbstbedienungsladen Staat Nein gesagt wird.

Wer hier mit Moral oder Gerechtigkeit argumentiert, deretwegen da noch mehr Geld hinausgeschmissen werden soll, ist entweder ein ahnungsloser Landpfarrer oder ein zynischer Lügner, der ein ungerechtes System durch den Ruf „Mehr Gerechtigkeit“ zu seinem eigenen Nutzen noch ungerechter machen will.

Drittens und noch gravierender ist die Tatsache, dass Steuererhöhungen am Ende meist weniger Geld in die Kassen bringen. Bei einigem Nachdenken wird der Grund auch völlig klar: Je weniger dem Einzelnen und seiner Familie von legal verdientem Geld bleibt, umso mehr rentiert sich legale Steuervermeidung (etwa indem man Finanztransaktionen wieder wie einst bar abwickelt oder im Ausland stattfinden lässt, etwa wenn Börse-, Banken- und Transaktionssteuern den Weg zur heimischen Bank verteuern); umso mehr wird man auch illegale Steuerflucht-Methoden anwenden (Pfusch, Rechnungsmanipulationen usw.); umso seltener hat man angesichts der zuvor skizzierten Verschwendung Gewissensbisse; und umso öfter wird man die Hände demotiviert in den Schoß legen und Aufträge mit dem Argument ablehnen: „Das interessiert mich nicht, ich habe keine Lust, für die Steuer zu arbeiten“.

Liberale Ökonomen haben schon in der Ära Ronald Reagans intensiv nachgewiesen, dass höhere Steuern weniger Erträge bringen (Laffer-Kurve). Das zeigt auch eine neue Studie der deutschen Zollfahndung, also einer gewiss nicht prinzipiell staatsfeindlichen Einrichtung, die unlängst im „Spiegel“ zu lesen war: Sie verglich den legalen deutschen Zigarettenabsatz zwischen 2003 und 2010: Dieser sank von 133 auf 87 Milliarden Stück. Denn gleichzeitig haben ständige Zigarettenverteuerungen den Schmuggel und die illegale (damit übrigens auch besonders gesundheitsschädliche) Produktion zunehmend interessanter für Raucher wie Gauner gemacht. Der Staat verlor trotz der ständigen Abgabenerhöhungen rund 300 Millionen Euro an Einnahmen.

Viertens zeigt die Geschichte der Vermögenssteuer in Österreich, dass sie einst in ganz überwiegendem Ausmaß von Unternehmen bezahlt worden ist. Das „Vermögen“ eines Unternehmens ist aber meist lebenswichtig für die Krisenfestigkeit von Betrieben und für die Finanzierung künftiger Investitionen und Arbeitsplätze. Sobald es jedoch einem persönlichen Konsum zugeführt wird, muss es ohnedies versteuert werden. Nimmt man jedoch alle Betriebsvermögen von der Steuerpflicht aus, dann ist es für vermögende Menschen sehr leicht, Privatvermögen in Betrieben zu verstecken, dann werden halt Villen an die eigene Firma verkauft und nur zurückgemietet (liegt doch ohnedies oft eine betriebsbedingte Hypothek auf der Villa).

Fünftens treffen Vermögenssteuern prinzipiell nur Vermögen, die schon versteuert worden sind. Das heißt dann oft, dass Einnahmen zum drittenmal versteuert werden müssen: Zuerst Einkommensteuer (bzw. Körperschafts- plus Kapitalertragssteuer), dann Vermögenssteuer, und drittens – wenn dann Gelder aus dem Vermögen ausgegeben werden – Mehrwertsteuer&Co.

Sechstens: Jede Vermögenssteuer ist eine Vermögensvertreibungsaktion, die daher jede Ertragsschätzung zur Makulatur macht. Gelder sind binnen einer Zehntelsekunde ins Ausland transferiert, ehe noch die erste Steuer vorgeschrieben werden kann; viele andere Vermögenswerte werden zumindest nicht mehr neu im Land der Steuerpflicht angeschafft. Vermögen, das im Inland angelegt ist, brächte aber auch ohne Steuer hier einen Nutzen: weil andere Steuerpflichten ausgelöst werden, weil Kapital ja investiert werden muss. Deswegen hat es sich ja für Österreich auch sehr positiv ausgewirkt, als nach Abschaffung der Vermögenssteuer und durch das Stiftungsrecht viel Geld ins Land geflossen ist.

Siebentens: Natürlich weiß auch ich, dass es viele Vermögen dubioser Herkunft gibt. Und natürlich habe ich Null Sympathien für solche Vermögen, die entweder aus direkt kriminellen Aktivitäten stammen oder durch ein Geflecht komplizierter und undurchsichtiger grenzüberschreitender Aktivitäten entstanden sind. Nur hat mir bisher noch niemand erklären können, wie eine neue Steuer diese Vermögen plötzlich in sichtbare und besteuerbare Gelder verwandeln kann, nachdem man ihrer bisher nicht habhaft geworden ist, weil es international zum Zweck der totalen Verwirrung vielfach verschoben worden ist.

Achtens gilt all das Gesagte auch für die in manchen linken Kreisen zuletzt besonders vehement geforderte Erbschaftssteuer. Für die Erben ist das zwar ein arbeits- und steuerloser Einkommenserwerb (wenn man von den Anstrengungen mancher Erbschleicher absieht). Für die meisten Erblasser ist die Verfügung über das in ihrer Aktivzeit angesparte Geld aber ein ganz entscheidender Aspekt. Denn die Zuwendung der erarbeiteten Geldes an die eigene Familie ist für viele ja der Hauptgrund, weshalb sie sich überhaupt anstrengen.
Auch familienlose Erblasser werden sich zu Lebzeiten genauso mit Tricks und Umgehungskonstruktionen gegen den Zugriff des Staates wehren. Auch für sie ist es eine zentrale Lebensentscheidung, ob sie ihr Geld der Kirche, dem Tierschutzverein oder der Erforschung des Kapitalismus widmen. Aus Sparbüchern werden daher heimlich weitergegebene Goldmünzen; je nach Steuerdetails wird schon zu Lebzeiten viel geschenkt; große Besitztümer werden in kleine, steuerfreie Brocken zerteilt; es gibt einen Grund mehr, in einem für sicher gehaltenen Ausland etwas anzulegen; und manche werden ihr Geld auch verjubeln, wenn sie ohnedies nicht mehr darüber verfügen können.

Neuntens – und das ist irgendwie noch beruhigend – gibt es auch ein gravierendes verfassungsrechtliches Hindernis gegen jede Art von Vermögens-, Schenkungs- und Erbschaftssteuer: Der Verfassungsgerichtshof sagt zu Recht, dass bei all diesen Steuern Grundstücke genauso wie Geld und Schmuck und andere Sachwerte zu behandeln sind. Das heißt: Auch die nach einigen Vorschlägen steuerfreien Schmuckstücke müssen besteuert werden. Das heißt ebenso: Eine Bevorzugung von Bauern und Häuslbauern durch die künstlich niedrig gehaltenen Einheitswerte, wie sie früher üblich war, ist ungerecht. Da aber bisher jede Partei geglaubt hat, die nächsten Wahlen zu verlieren, wenn sie die Grundsteuern erhöht, sind all diese Steuererhöhungsprojekte vorerst nur blödes Herumgerede oder wahltaktische Hetze gegen die „Reichen“. Solche Hetze kann eines Tages aber auch zu großen Verbrechen führen, wie es einst etwa der millionenfache Mord der Sowjets an den angeblich reichen „Kulaken“ (also grundbesitzenden Bauern) gewesen ist.

Zehntens wird in Bälde der vorerst von den Vermögenssteuerplänen scheinbar ausgenommene Mittelstand ebenfalls getroffen werden. Das geschieht ganz einfach auf dem Weg der ohnedies derzeit rasch zunehmenden Inflation. Genauso haben wir es ja auch bei der Einkommensteuer erlebt: Dort trifft der einst nur für wenige Reiche geltende Höchstsatz inzwischen längst in breiter Front den Mittelstand. Daher werden sehr bald die Eigentumswohnung plus Wochenendhäuschen plus Auto plus ein paar Schmuckstücke und einem Vorsorge-Konto auf der Bank eine alljährliche saftige Vermögenssteuer auslösen.

Elftens: Die irgend etwas Besitzenden, also die angeblich Reichen sind in aller Regel der dynamischste Teil der Gesellschaft, deren Aktivitäten meist dem ganzen Land nützen. Mit Sozialhilfe-, Grundeinkommen- und Ausgleichszulagen-Beziehern ist hingegen meist kein Staat zu machen. Mit ihnen ist nur eines möglich: nämlich Wahlen zu gewinnen.

Zwölftens: Von all den diskutierten Steuerideen brächte nur eine einzige wirklich Geld ein, nämlich eine höhere Steuer auf Grund und Boden, also etwas, was niemand davontragen kann. Eine solche Steuererhöhung wäre zwar auch kein positiver Beitrag zum Wirtschaftsstandort, hätte aber wenigstens ökologisch und raumplanerisch halbwegs einen Sinn, wenn man etwa nur verbaute („versiegelte“) Quadratmeter besteuert. Denn eines Tages wird Europa nur noch aus Beton – und aus vielen Steuern und Schulden bestehen. Nur genau diese Häuslbauer-Steuer will die Politik nicht, weil sie am Wahltag selbstmörderisch wäre.

Aber selbst wenn sich die Politik letztlich dem populistischen Diktat der Grundeinkommensbezieher unterwirft, wird die Vermögenssteuer außer Ärger nichts bringen. Daher bleibt den Staaten (also auch den Bundesländern, Provinzen und Gemeinden, dem Pensions- und Gesundheitssystem) am Ende doch nur eine Alternative: wirklich Sparen oder ein Crash auf dem Weg der Inflation.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Schüssel - ein Abgang und viele Zusammenhänge drucken

Wolfgang Schüssels überraschender Abgang aus dem Nationalrat wird vielfältige Interpretationen auslösen. Die einen, die ihn vom ersten Tag an gehasst haben, da er eine Regierung ohne SPÖ zu bilden gewagt hat, werden in dem Rücktritt ein Schuldeingeständnis in der Telekom-Affäre sehen. Das überrascht wenig.

Andere werden darin eine viel zu späte Reaktion darauf sehen, dass ihn die ÖVP nach seinem Abgang – insbesondere in der Ära Pröll – eher als eine heiße Kartoffel statt als den erfolgreichsten Regierungschef der letzten Generation behandelt hat. Und die Dritten werden nun gar hoffen, dass es endlich statt des schweigenden Wolfgang Schüssel wieder einen Ansprechpartner für wirtschaftsliberal und wertkonservative Menschen in diesem Land gibt. Denn sie sind heimatlos, seit sich die ÖVP unter Pröll von den Konservativen verabschiedet hat und die FPÖ unter Strache zu einer linkssozialistischen Wirtschafts- und Sozialpolitik gewechselt ist.

Vor all dem muss aber jetzt möglichst rasch Klarheit in die Telekom- und die Buwog-Affären gebracht werden. Dabei hat jedoch das Tempo der Staatsanwaltschaft, aber auch deren einseitiger Umgang mit der Amtsverschwiegenheit einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Wer am Wochenende nun auch im „Kurier“ die Beweise für die von langer Hand geplante rote Durchdringung der Staatsanwaltschaft nachlesen konnte, der wird sich nicht wundern, wenn ein – mutmaßlich von Willi Molterer erbetenes – Mini-Sponsoring eines Fußballklubs in Sierning dank gezielter Informationsweitergabe aus der Staatsanwaltschaft medial zum Megathema wird, wenn zugleich die um ein Vielfaches größeren Sponsoring-Summen durch Gemeinde-Wien-Konzerne für Rudolf Edlingers „Rapid“ oder ähnlich große Summen der Verbundgesellschaft für die „Austria“ des roten Energie(!!)sprechers Wolfgang Katzian die Staatsanwaltschaft jedoch noch keine Sekunde lang beschäftigt haben. Noch viel gravierender ist der von den Staatsanwälten ignorierte Finanzkomplex SPÖ-Bawag.

Keine Frage, dass die SPÖ und ihre grüne Vorfeldorganisation nun die schwarz-blaue Regierungsphase endgültig zertrümmern wollen, und dass sie die Indizien für Verfehlungen von Gorbach oder Strasser nun Schüssel anhängen wollen. Das ist eine übliche politische Taktik. Diese ist für die SPÖ umso wichtiger, als wir erstmals mit einer Regierung konfrontiert sind, deren massive Korruption und direkte Gesetzesverletzungen schon zu Amtszeiten offenkundig sind.

Deren Sündenliste reicht von der gezielten Medienbestechung durch Werner Faymann über einen ÖBB-Aufsichtsratspräsidenten, gegen den in Sachen Buwog-Schmiergeld viel konkretere Beweise vorliegen als gegen den von der Staatsanwaltschaft ständig vorgeführten Karl-Heinz Grasser, bis zu einer Unterrichtsministerin, die nicht nur wegen der Kommunalkredit-Pleite in ganz schiefem Licht steht, die auch gesetzeswidrig den AHS und BHS nicht genügend Lehrerposten gibt, um die Klassenschülerhöchstzahlen einhalten zu können.

Faszinierend ist in diesen Tagen auch, wie Orange und Blau auf Distanz zur erfolgreichsten Regierung der letzten Jahrzehnte gehen, so als ob sie mit dieser nichts zu tun gehabt haben. Seit Pröll ist auch der Trennungsstrich zwischen der ÖVP und jener Periode so dick, dass jene sechs Jahre von niemandem mehr in der Politik positiv gesehen werden.

Warum aber scheinen sie mir dennoch so erfolgreich, sind doch so manche Reformen auf halbem Weg steckengeblieben? Das stimmt zweifellos, aber immerhin gab es damals noch eine Fülle von Reformen, die in die absolut richtige Richtung gegangen sind. Was man von den beiden Nachfolgeregierungen in keiner Weise behaupten kann – es sei denn, man bewertet das Erfinden neuer schuldenfinanzierter Geldausgaben als eine richtige Reform.

Der größte Erfolg Schüssels war zweifellos, dass in seiner Zeit die Staatsverschuldung um acht Prozentpunkte zurückgegangen ist, während sie in allen anderen Regierungen seit 1970 steil angestiegen ist. Wer darin nicht die zentrale Leistung einer Regierung sehen will, der ignoriert total, wie es derzeit in fast allen anderen Ländern Europas zugeht. Der hat auch vergessen, wie 2006 praktisch alle deutschen Zeitungen Österreich als Erfolgsbeispiel für die Bundesrepublik dargestellt haben. Was heute keine einzige mehr auch nur annähernd tut.

Zu den Erfolgsbeispielen der Ära Schüssel zählen das Auslaufen der privilegierten Beamtenpensionen, das Ende der Frühpensionen (welches allerdings unter Druck von ÖAAB, Gewerkschaft und BZÖ durch die skurrile Hacklerpension wieder unterlaufen worden ist), das Zurückdrängen des Sozialpartner-Filzes, die Öffnung für das Privatfernsehen, extrem erfolgreiche Privatisierungen wie bei der Voest, die Ausgliederungen der Universitäten, die Stuidengebühren, die Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie, etliche kostensparende Verwaltungsreformen wie die Buchhaltungsagentur oder die Bundesbeschaffung, oder das mutige Stoppsignal gegen einen türkischen EU-Beitritt. Gescheitert ist Schüssel wie alle anderen Regierungen freilich am Milliarden-Loch ÖBB und am föderalistischen Beton. Auch das ORF-Gesetz ist ebenso wie die Strafprozessordnung kräftig daneben gegangen.

Die Nostalgie nach ihm wird aber vor allem dadurch befeuert, dass er der letzte Politiker war, der langfristig zu denken versucht hat, der überdies auch außen- und europapolitisch etwa im Vergleich zur Gegenwart ein Gigant war.

Aber hat sich Schüssel nicht vielleicht doch die Hände schmutzig gemacht? Hat er von Sauereien zumindest gewusst? Ich kann für keinen anderen Menschen diesbezüglich garantieren. Tatsache ist aber, dass auch die intrigantesten Bemühungen der Opposition, der bestochenen Medien und der gleichgeschalteten Staatsanwaltschaft bisher nicht einmal den Hauch eines Verdachts gegen ihn vorlegen konnten. Tatsache ist auch, dass Schüssel in seinen Machtzeiten von vielen in Politik und Verwaltung durch geradezu kleinliche Sparsamkeit und Korrektheit als Nervensäge empfunden worden ist. Tatsache ist schließlich auch, dass die ÖVP mehr Schulden und geringere Wahlkampfbudgets hat als andere Parteien.

 

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Extremisten, Drogendealer, Kabarettisten drucken

Das was den Österreichern wohl am meisten abgeht, ist der regelmäßige und informierte Blick ins Ausland. Dadurch kann man meist so viel lernen, dass man weder die Welt noch das Rad neu erfinden muss: Nachahmenswertes, Lehrreiches, Abschreckendes.

Das Tagebuch wird immer wieder Beispiele sammeln, die einem zu solchen Aha-Erlebnissen führen können. Am Beginn einige positive Exempel.

  1. Das bayrische Innenministerium hat ein Projekt „Bayern gegen Linksextremismus“ in die Welt gesetzt. Das ist angesichts des linksdominierten Zeitgeistes mutig und auch schwierig, hat doch ein Linksextremist gleich einmal vorweg die Internet-Adresse mit diesem Namen für sich reserviert.
    Es ist aber ein ebenso legitimes wie notwendiges Projekt. Es macht zumindest in Bayern endlich Schluss damit, dass sich Linksextremisten irgendwie immer als halbwegs gut durchschwindeln können, weil sie gegen ja Rechtsextremismus sind. Das macht sie nämlich genausowenig gut, wie ein Rechtsextremist dadurch gut wird, weil er gegen den Linksextremismus ist. Nach den diversen Staatsschutz-Berichten vieler Länder gehen regelmäßig viel mehr Gewaltakte von linken als von rechten Extremisten aus.
    Und woran erkennt man eigentlich einen Extremisten? Weniger an seinen ideologischen Aussagen als an seinen Methoden und Zielen: also an der Bereitschaft zur Gewaltanwendung, zur Bedrohung der Grundfreiheiten, zur Abkehr von demokratischen Entscheidungsmethoden und zur fundamentale Intoleranz gegenüber abweichenden Meinungen: Wer so denkt und handelt, ist gefährlich. Ob er sich nach außen nun primär als „heimattreu“ tarnt, als „frommer Moslem“ oder als „Antifaschist“.
  2. Nach Frankreich führt nun auch Italien ein Burka-Verbot ein, also die Ganzkörperverschleierung. Und wie in Frankreich wagt es auch dort ein guter Teil der linken Opposition wider alle Political Correctness für dieses Verbot zu stimmen. (Wo bleibt ein solches Verbot eigentlich in Österreich? Lassen wir uns schon wieder von der Naivität der Medien und der Geldgier einiger Fremdenverkehrsgemeinden blenden, in denen in jüngster Zeit ein signifikanter Anteil solcher mutmaßlicher Touristen zu sehen ist?)
  3. In Deutschland übernimmt der private Klinikbetrieber Rhön derzeit ein defizitäres öffentliches Krankenhaus nach dem anderen – und erzielt merkwürdigerweise fast überall sehr bald positive Bilanzen. Es gibt aber keine Berichte, dass sich die 1,1 Millionen Patienten, die allein im ersten Halbjahr dort behandelt wurden, häufiger Anlass über Fehler beklagen würden als die Patienten in staatlichen Spitälern.
  4. Wie gut Gutmenschen wirklich sind, erkennt man immer nur an den Taten, nicht an den Worten. Wie sich etwa auch an der irischen Rockband U2 zeigt. U2 und ihr Chef mit dem bezeichnenden Namen Bono waren regelmäßiger Programmpunkt progressiv-guter Veranstaltungen, ob es nun um Entwicklungshilfe, Immigrationsförderung, Antikapitalismus, Friedensrhetorik oder Amerikakritik gegangen ist. Nun ist freilich bekannt geworden, dass die Vermögensverwaltung der Band ihren Sitz vom krisengeschüttelten Irland mit seinen Steuererhöhungen in die stabilen und unternehmerfreundlichen Niederlande mit ihrer von Gert Wilders abhängigen Regierung verlegt hat. Beim eigenen Geld hört das Gutmenschentum immer sehr rasch auf.
  5. Spanien schreibt im parteiübergreifenden Konsens zwischen Regierung und Opposition eine Schuldenbremse in die Verfassung. Das klingt aufs erste extrem toll. Denn die Bremse greift bei 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts als Defizitlimit, während der Ausgabenüberhang im Vorjahr nicht weniger als 9,2 Prozent dieser Messgröße ausgemacht hat. Freilich sollte man immer auch das Kleingedruckte lesen: Die Grenze beginnt nämlich erst 2020 zu greifen, also dann, wenn mit großer Wahrscheinlichkeit keiner der amtierenden Politiker mehr in Amt und Würden ist. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
  6. Auch Deutschland hat ein neues Modell zur Vergabe der Studienplätze. Das sollte von einem staatseigenen EDV-Team vergeben werden. Jedoch hat nichts funktioniert und war nichts rechtzeitig fertig. Denn als staatliches Unternehmen sind dort fixe Arbeitszeiten, Unverzichtbarkeit des Urlaubs trotz Auftragsstaus und gleiche (Tarif-)Bezahlung für alle eherne Regel und kein Superkönner darf mehr bekommen (könnte er doch am ende gar ein Mann sein). Wundert es jemanden, dass dieses staatliche EDV-Team weitab hinter jeder Konkurrenz zurückliegt, bei der der Kunde und dessen Wünsche im Zentrum stehen, nicht jedoch all die Nettigkeiten, die sich Sozialpolitiker im Lauf der Zeit als segen für die Menschheit so ausgedacht haben?
  7. Wir erinnern uns noch alle, welche Panik und Medienstürme die Zerstörung eines japanischen Atomkraftwerks beim großen Tsunami vor allem in deutsch-sprechenden Landen ausgelöst hat. Obwohl dort bis heute zum Glück noch kein Todesopfer zu verzeichnen ist. Und dann liest man eine andere Todesstatistik, die keine einzige Schlagzeile auslöst: Alleine in Europa sterben durch den Drogenmissbrauch jährlich 7000 bis 8000 Menschen (da sind die drogenverbundene Kriminalität und indirekte gesundheitliche Folgeschäden oder die großen Lasten für die Allgemeinheit noch gar nicht berücksichtigt). Vielleicht kann man doch einmal mindestens ebenso konsequent gegen Drogen-Dealer und Drogen-Propagandisten vorgehen wie gegen Atomkraftwerke?
  8. Während die Medien jedem Politiker rechts der Mitte einen einzigen falschen Zungenschlag jahrzehntelang vorhalten, werden auf der Linken Töne unglaublicher Art angeschlagen, ohne dass das irgendein Echo fände. Man erinnere sich nur, wie weltweit Sarah Palin wegen eines sachlichen Irrtums von fast allen Medien dem Gelächter preisgegeben worden ist. Den gleichen Medien ist es absolut wurscht, mit welchem unglaublich untergriffigen und beleidigenden Hass seit Monaten ein amerikanische „Kabarettist“ über diese konservative Politikerin spricht: Wer sichs im O-Ton anhören will, braucht neben Englisch-Kenntnissen einen sehr guten Magen. Im Zentrum steht dabei etwa die Tatsache, dass Palin auch ein behindertes Kind hat. Darüber wird von diesem „Comedian“ unter anderem mit folgenden Ausdrücken gesprochen: „verdammtes Idiotenbaby“, „dieser Spasti aus ihrem Deppen-Raketenwerfer“ und ähnliches, wobei besonders Palins weibliche Geschlechtsorgane verhöhnt werden.

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Korruption: Die Täter und die Ursachen drucken

Korruption ist ein ganz schlimmes Übel. Ihr in den letzten Wochen dem Anschein nach immer üppiger gewordenes Wuchern schadet dem allgemeinen Wohlstand und kann das Land massiv zurückwerfen. Daher ist es schlimm, wenn Korruptionsfälle nur parteipolitisch instrumentalisiert werden, statt dass vor allem energisch ihre Ursachen bekämpft werden. Daher ist es dringend notwendig, einmal die Sachverhalte zu klären.

Erstens, wer sind die Korruptionisten? Und zweitens, unter welchen Rahmenbedingungen kann Korruption besonders gut gedeihen?

Die Täter

Nun, wer sind die Korruptionisten? In der schlichten Denkwelt eines Peter Pilz sind es einfach Schwarz und Blau. Da sich in den letzten Tagen erstaunlich viele Medien diesem Denken angeschlossen haben, sei die grundlegende Tatsache vorangestellt: Korruptionisten und Charakterschweine gibt es prinzipiell mit der gleichen Wahrscheinlichkeit in jeder Partei. Dennoch kann man den Grünen eines zugute halten: Nachdem sie noch nie regiert haben, hatten sie auch noch nie Gelegenheit, korrupt zu sein. Wenn man freilich sieht, wie zielgerichtet jetzt in Wien grüne Personalpolitik betrieben wird, macht man sich wenig Illusionen, dass Grüne prinzipiell besser wären.

Mag sein, dass ein starker moralischer Antrieb die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass jemand zum Dieb wird. Denn gläubige Menschen, überzeugte Patrioten, begeisterte Klassenkämpfer denken weniger an sich als an eine ihnen heilige Sache. Nur: Diese Menschen sind dann aber oft um der Sache, um der Partei willen umso energischer zu Gaunereien bereit. Für sie heiligt das Ziel die Mittel. Daher bleibt die Sauberkeit letztlich doch eine Frage des Charakters. Und den sieht man leider nicht von außen.

An dieser gleichmäßigen Wahrscheinlichkeit korrupten Verhaltens ändert auch die Tatsache nichts, dass SPÖ-Regierungsmitglieder bisher weitaus öfter strafrechtlich verurteilt worden sind als die irgendeiner anderen Partei. Oder dass jetzt die Staatsanwaltschaft die Buchhaltung des PR-Agenten Hochegger durchackert (was sie darf und soll), dass sie aber darüber hinaus auch in wohldosierten Teilstücken die Namen vor allem schwarz-blau-oranger Empfänger von Hochegger-Zahlungen an die Medien durchsickern lässt. Bei dem Durchsickern bleibt völlig ungeprüft, ob das legale oder illegale Zahlungen waren, ob der Zahlung eine Leistung gegenübersteht oder nicht. Niemand in der Staatsanwaltschaft kümmert sich auch um die Buchhaltung von SPÖ-nahen Lobbying-Agenturen, die vermutlich genauso interessant wären.

Dass dieses sich seit Jahren wiederholte Verhalten der Staatsanwaltschaft eine mindestens ebenso schlimme Serientäterschaft in Sachen Korruption darstellt, ist eine der vielen Tatsachen, die in der öffentlichen Diskussion total ignoriert werden. Ebenso wie die diesbezügliche Untätigkeit der Justizministerin als der obersten Vorgesetzten der Staatsanwälte. Und die Medien profitieren wieder von diesen Gesetzesverletzungen der Anklagebehörden, genießen und schweigen.

Welches Bild von den Abkassierern zeigt nun die Hochegger-Buchhaltung insbesondere in Zusammenhang mit der Telekom Austria? Vieles deutet darauf hin, dass der dominant rot geführte Betrieb, der sich lang der – bezahlten oder unbezahlten? – Gunst der roten Minister für Verkehr und Finanzen erfreut hat, nach dem Jahr 2000 plötzlich in beiden Häusern mit blauen Ministern konfrontiert war. Davor fürchteten sich die Telekomer sehr – waren sie doch gleichzeitig mit der für das langjährige Monopol-Amt bedrohlichen Konkurrenz anderer Anbieter bedroht.

Die Vermutung ist groß, dass man damals im blau-orangen Lager die Möglichkeit gesehen hat, endlich die Parteikassen anfüllen zu können, nachdem man das lange als rot-schwarzes Privileg angeprangert hatte. Freilich ist da noch gar nichts erwiesen – und schon gar nicht die Frage geklärt, wie viel des Geldes bei einzelnen Politikern und wie viel in der Partei gelandet ist. Was strafrechtlich freilich keinen Unterschied macht.

Der wirkliche Schaden sind aber gar nicht so sehr die mutmaßlichen Bestechungssummen, sondern der Schaden für den Wettbewerb. Denn das Verkehrsministerium hat offenbar den Übergang vom Staatsmonopol zum offenen Wettbewerb ein wenig zugunsten des alten Monopolisten fehlreguliert. Das ist zumindest ein durch Indizien belegter Verdacht.

Zusammen mit dem Fall Strasser also doch ein Beweis für die Verkommenheit von Schwarz-Blau? In der medialen Darstellung ist das ganz sicher so. Nur ist diese mediale Darstellung, wie vor wenigen Tagen hier skizziert, in einer skandalös grob einseitigen Weise irreführend. Offenbar will der ganz überwiegend links eingestellte Journalismus nun endlich den Beweis gefunden haben, dass er zu Recht Schwarz-Blau bekämpft hat. Und er ignoriert daher schon allein aus diesem Grund alle anderen Korruptionsaffären mit einem andersfärbigen Mascherl.

Dazu zählt etwa die vor allem Werner Faymann anzulastende Bestechung vor allem der Boulevardzeitungen durch Ministerien, durch die ÖBB und fast alle Versorgungsunternehmen im Einflussbereich der Gemeinde Wien. Wobei aber auch hier die ÖVP nicht unschuldig, wenn auch deutlich weniger belastet aussteigt: Siehe etwa die Medienpolitik einiger schwarzer Bundesländer, siehe den Werbe-Etat des burgenländischen Umweltministers.

Zu den weder von der Staatsanwaltschaft noch den Medien aufgearbeiteten roten Korruptions-Fällen zählen insbesondere die massiven Hinweise auf Parteifinanzierung aus dem Bawag-Prozess, zählt die Rolle des amtierenden(!) ÖBB-Aufsichtsratspräsidenten als einstiger Porr-Generaldirektor in der Buwog-Affäre – wo es gegen ihn weit stärkere Indizien gibt als gegen Karl-Heinz Grasser –, zählt die massive Beamtenkorruption in diversen Wiener Magistratsabteilungen, zählt die bis heute nicht erfolgte Anklage gegen den ehemaligen ÖGB-Boss Verzetnitsch.

Schon viel mehr Klarheit gibt es bei den Vorwürfen gegen den Telekom-Vorstand, mit massiven und kriminellen Manipulationen den Aktien-Kurs kurzfristig so hochgerissen zu haben, dass ihnen Millionen Boni zugeflossen sind. Allerdings ist dieser Skandal zwar nicht in puncto krimineller Energie, aber von der Management-Verantwortung her auch dem Haupteigentümer ÖIAG zuzuschreiben: Denn die ÖIAG hat im Telekom-Aufsichtsrat eine total unintelligente Bonus-Regelung fixiert gehabt. Der Bonus an die Telekom-Manager war nämlich von einem einzigen Zeitpunkt der Kurs-Entwicklung abhängig. Das war geradezu eine Verlockung zur Manipulation. Die Vereinbarung von Boni ist an sich weltweit üblich und sinnvoll, aber es sollte dabei immer um eine langfristige und nachhaltige Messgröße im Interesse von Unternehmen und Aktionären gehen, an der Zahlungen festgemacht werden.

In diesem Punkt geht es freilich nicht um Korruption im eigenen Sinn, sondern um klassischen Betrug und Untreue (und überdies um eine schwere Panne bei der Finanzmarktaufsicht). Daher zurück zur Korruption.

Der Nährgrund der Korruption

Noch wichtiger als die Frage „Wer sind die Täter?“ ist die zweite Frage: Welche Strukturen begünstigen Korruption und welche verhindern sie? Und da ist die Antwort ganz eindeutig: Je mehr der Staat in der Wirtschaft mitzureden hat, umso mehr Korruption gibt es.

Dabei ist es ziemlich gleichgültig, ob die staatliche Mitsprache in Form von Eigentum oder in Form von Gesetzen, Verordnungen und Bescheiden erfolgt. Einziger Unterschied: Im zweiten Fall kann die Öffentlichkeit etwas leichter einen Machtmissbrauch kontrollieren – sofern sich nicht die Täter hinter dem Datenschutz verbergen. Was sie immer öfter tun.

Bei Betrieben im öffentlichen Eigentum ist Kontrolle noch viel schwieriger. Denn öffentliches Eigentum bedeutet de facto immer Parteieigentum. Die Partei muss nur dafür sorgen, dass in einigen wenigen Schlüsselpositionen Vertrauensleute sitzen. Dann kann sie sich dort in jeder Hinsicht hemmungslos bedienen.

Was folgt aus all dem? Nun ganz eindeutig, dass die beste Strategie gegen Korruption ein Zurückdrängen des Staates, also von Bund wie Ländern ist. Je weniger Unternehmen in Staatshand sind, umso weniger Korruption kann es geben. Je weniger Gesetze der Staat macht, um unser Leben und das der Wirtschaft zu regulieren und reglementieren und einzuschränken, umso weniger Platz haben Lobbyisten, Sozialpartner & Co mit ihren windigen Aktivitäten.

Das besonders Tragische: Nicht einmal die ÖVP traut sich mehr wirklich, „Weniger Staat!“ zu verlangen. Und die SPÖ träumt sowieso immer von dem alles durchdringenden Staat, etwa nach dem Vorbild der Gemeinde Wien, welche die Stadt geradezu totalitär zu beherrschen versucht.

PS.: Die Rathausbonzen versuchen übrigens gerade, auch den allerletzten Journalisten mit Hilfe Faymanns aus einer Zeitung im Staatsbesitz zu verdrängen, der noch Wiener Skandale aufzugreifen gewagt hat. Aber immerhin: Während Chodorkowski im Gulag schikaniert wird, darf man bei uns frei herumlaufen. Und sogar dem Tagebuch ist noch nicht der Strom abgedreht worden. Das war die gute Nachricht zum Wochenende.

 

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Außer Kontrolle drucken

Das kommt davon, wenn man unabhängige Experten um ihre Meinung fragt. Seit wann aber tut denn eine Regierung so etwas? In Österreich werden ja auch immer nur solche Experten beauftragt, die in irgendeiner Weise von den jeweiligen Regierungsparteien abhängig oder beeinflussbar sind.

Aber hier ist von Griechenland die Rede und der Aufregung, die entstanden ist, als eine von der Athener Regierung selbst eingesetzte Haushaltskontrollkommission ihren Bericht abgeliefert hat. Die in diesem Fall wirklich unabhängigen Experten sind nämlich zu dem Schluss gekommen, dass die Entwicklung der griechischen Schulden „außer Kontrolle“ geraten ist. Und dass auch die Wirkungen des erst im Juli beschlossenen zweiten Rettungspakets der anderen Euro-Länder „zum großen Teil“ verpuffen würden.

Das „außer Kontrolle“ hat hier ganz augenscheinlich eine doppelte Bedeutung. Nicht nur die griechischen Schulden, sondern auch die Ergebnisse dieser Kommission sind offensichtlich außer Kontrolle geraten.

Entlarvend war daher auch die Reaktion des griechischen Finanzministers: Diese unabhängigen Experten verfügen halt nicht über die „Verantwortung“ internationaler Organisationen. Daher habe ihr Bericht nicht die gleiche Qualität wie die Berichte solcher Staatenvereine. Auch diese Unterscheidung kann man durchaus wörtlich nehmen, freilich anders, als der Finanzminister das gesagt hat.

Denn nichts könnte deutlicher den Wert der Studien und Stellungnahmen von EU, EZB, IWF und anderen Staatenvereinen qualifizieren als das Lob des griechischen Finanzministers, dass diese halt die Verantwortung pflegen. Was logischerweise heißt, die Wahrheit hat dabei zurückzutreten. Ziemlich degoutant. Die höchst verantwortungslose Konsequenz solcher „qualitätsvoller“ Berichte: Wir werfen dem schon verlorenen Geld immer weiter gutes nach. Solange uns halt noch wer etwas borgt . . .

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Klassenkampf im Sommerloch drucken

In Kakanien rüsten sich die Sozialisten für einen „heißen Herbst“. Gleich zwei Fronten werden gegen den schwarzen Regierungspartner eröffnet. Zuletzt war es an Kanzler Faymann, anlässlich eines Fernsehinterviews zur Sommerpause, seine beiden boulevardtauglichen Lieblingsthemen Vermögenssteuern und Abschaffung der Wehrpflicht zu forcieren und damit den Druck auf den Koalitionspartner zu erhöhen.

Zwei Ziele der Genossen erscheinen denkbar: Entweder sie legen es auf einen Koalitionsbruch und vorgezogene Wahlen auf Bundesebene an, oder sie spekulieren auf die vielfach erprobte Feigheit der ÖVP, die in der Vergangenheit noch jedes ihrer Prinzipien über Bord geworfen und die wichtigsten Segmente ihrer Kernwähler (mit Ausnahme der Bauern und der Beamtenschaft) schmählich verraten hat. Eine Win-Win-Situation, denn Neuwahlen würden für die ÖVP in ihrer derzeitigen Verfassung einem Supergau gleichkommen.

Das Thema Wehrpflicht bleibt an dieser Stelle unkommentiert, da es faktisch irrelevant ist. Österreich hat seit 1955 (der Erlangung seiner Unabhängigkeit nach dem Kriege) – trotz allgemeiner Wehrpflicht – niemals über die Fähigkeit zur Landesverteidigung verfügt. Das Bundesheer war zu keiner Zeit je etwas anderes als eine Attrappe, welche die Regierung in die Lage versetzte, so zu tun, als ob sie ihrem Verfassungsauftrag zur Neutralitätssicherung nachkomme.

Wesentlich gewichtiger ist indessen das Thema „Vermögenssteuern“, das von den trickreichen Roten als Bestandteil ihres unermüdlichen Kampfes für die „soziale Gerechtigkeit“ propagiert wird. Der in jeder Hinsicht schwergewichtige Bürgermeister von Wien, Michael Häupl, einst schlagender Burschenschafter, ehe er seine wahre Berufung – den Kampf für die Befreiung der werktätigen Massen vom Joch des Kapitalismus – entdeckte, drohte den sich momentan noch etwas bockig anstellenden Schwarzen vorsorglich ein Volksbegehren zur Frage der Vermögenssteuer an.

Das ist die Königsidee schlechthin! Denn Neid und Missgunst sind – das wissen Häupl und Faymann nur allzu gut – die unter uns Austriaken vermutlich am stärksten ausgeprägten und jederzeit politisch verwertbaren Affekte. Da es in Ösiland nur rund 80.000 Millionäre gibt (das sind die von den Genossen als ruchlose Volksschädlinge ausgemachten Klassenfeinde, die als Opfer des geplanten fiskalischen Raubzuges auserkoren wurden), die Zahl der Wahlberechtigten aber bei rund 6,3 Millionen liegt, dürfte, so ihr Kalkül, das Ergebnis schon vor dem Urnengang feststehen: Die „Reichen“ sollen zahlen (oder gleich „geschlachtet“ werden, wie es ein zu den schönsten Hoffnungen Anlass gebender Jungsozi kürzlich launig formulierte)!

Damit wird die heimische Massendemokratie allerdings schlagartig in ein wenig schmeichelhaftes Licht getaucht: Indem klargestellt wird, dass eine Mehrheit hemmungslos und ungestraft über die Enteignung einer Minderheit befinden darf, dürfte manche Illusion hinsichtlich der moralischen Überlegenheit dieses Systems zerstört werden. Aber es geht ja in Wahrheit lediglich um die „Lufthoheit über den Stammtischen“ und einen Erfolg bei den nächsten Wahlen. Beides könnten die Sozialisten mit diesem genialen Coup sicherstellen.

Oder etwa doch nicht? Die Industriellenvereinigung präsentierte dieser Tage eine Untersuchung, wonach eine deutliche Mehrheit der Befragten gegen höhere Belastungen von „Besserverdienern“ (das sind jene Menschen, die über ein Einkommen oberhalb der Höchstgrenze zur Bemessung der Sozialversicherungsbeiträge, derzeit also brutto 4.200,- Euro monatlich, verdienen) eingestellt sind. Ob sich diese Stimmung auf den Bereich der Vermögensbesteuerung übertragen lässt, ist indes fraglich.

Um zu begreifen, Inwiefern der „Gerechtigkeit“ damit gedient sein soll, dass man jene Leistungsträger, die beim Aufbau ihrer Vermögen bereits maximale Einkommenssteuern bezahlt haben, nun auch noch mit Substanzsteuern schädigt, muss man im Gemeindebau und bei den Roten Falken sozialisiert worden sein. Dem schlichten Normalbürger erschließt sich der Sinn von derlei Überlegungen wohl nie. Und abseits neidgetriebener Gerechtigkeitssemantik bleibt anzumerken, dass die Sozialisten bislang keinerlei konkrete Umsetzungspläne für ihr Vorhaben vorgelegt haben. Ohne (kostspielige) massive personelle Aufrüstung der Steuerbehörden ist eine Vermögenssteuer nämlich nicht administrierbar, da außer dem Grundbesitz derzeit kein privates Vermögen erfasst wird.

Dass sich die sozialistischen Gerechtigkeitsfanatiker allein auf gute Tipps seitens betrogener Ehefrauen, neugieriger Nachbarn oder schwatzhafter Freunde verkappter Plutokraten verlassen werden, ist ja eher nicht zu erwarten. Daher wird es also nötig sein, beamtete Schnüffler und Sachverständige in jedes Haus zu entsenden, um eine Taxierung von Omas Schmuck, Papas Münzensammlung und Mamas echtem Nitsch vorzunehmen. Gartengrundstücke mit Metalldetektoren abzusuchen und Bankschließfächer zwangsweise öffnen zu lassen, um den Blicken des wohlmeinenden Fiskus tückisch entzogene Gold- und Silberbarren zutage zu fördern, dürfte ebenfalls einiges an etatistischer Energie binden. Bleiben einige weitere gewichtige, pragmatische Einwände:

  • Wirklich große Vermögen, das hat sogar schon der linientreueste rote Parteisoldat begriffen, sind so gut wie nicht zu fassen. Die sitzen – so schnell kann Finanzstaatssekretär Schieder das Wort „Reichensteuer“ gar nicht aussprechen – in Liechtenstein, auf den Kanalinseln oder in Singapur.
  • Die Landwirtschaft und chronisch defizitäre verstaatlichte Betriebe, die dem Steuerzahler schwer auf der Tasche lasten, werden, wie schon bisher, von dem geplanten Raubzug verschont bleiben.
  • Für Unternehmen wird man ebenfalls Ausnahmeregelungen finden müssen (insbesondere was die Betriebsübergabe an die Nachfolgegeneration angeht), wenn die Chose nicht zu einer verheerenden Betriebsabsiedlungsinitiative ausarten soll.
  • Besitzern von Eigentumswohnungen, gut dotierten Lebensversicherungen und Häuselbauern wird man wohl auch großzügig entgegenkommen – hier geht es um zu viele Wählerstimmen.

Wer oder was aber bleibt dann noch übrig? Wie, in aller Welt soll dann – angesichts der gewaltigen Kosten ihrer Eintreibung – bei der „Einkommenssteuer neu“ ein positiver Nettoertrag herausschauen, der homöopathische Dosen übersteigt? Ganz egal – und wenn selbst kurzfristig weniger als nichts herauskommt (auf lange Sicht ist auf Grund der Bestrafung jeder Vermögensbildung ohnehin mit einem negativem Ertrag zu rechnen!) – dem Kampf für „mehr Gerechtigkeit“ ist mit der Wiedereinführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern allemal gedient, nicht wahr? Freundschaft!

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Fußnote 218: Die nächste Blase heißt Alternativenergien drucken

Rund drei Jahre lang hat jeder mittelklassige Politiker und jeder viertklassige Journalist in Europa und Amerika gewusst, wie wir trotz hoher Löhne, noch höherer Sozialleistungen und Steuern gegen die chinesische Konkurrenz bestehen können.

Nämlich durch den großen Wachstumssektor der Alternativenergien. Wegen der wunderbaren Exportmöglichkeiten auf diesem Feld hielten es unsere Politiker sogar für gerechtfertigt, dass wir zur Förderung der Alternativenergien jede Menge Schulden machen und viel strengere Regeln im Kampf gegen das angeblich schädliche (in Wahrheit den Pflanzenwuchs intensiv befördernde) CO2 einführen als jede andere Weltregion. Jetzt stellt sich – wie immer – heraus, dass ein solcher Vorsprung nur sehr kurz währt: Denn in den letzten Wochen ist in den USA nun schon der dritte Solarzellenhersteller binnen kurzem eingegangen. Allein die Firma Solyndra, in der sich CO2-Freaks von Obama bis Schwarzenegger gerne photographieren ließen, hat bis zu ihrer Pleite eine halbe Milliarde(!) Dollar staatlicher Unterstützung bekommen. Auch wir werden mit Garantie noch an den Schulden würgen, die uns unter der Grün-Psychose Politiker aller Parteien unter Missachtung der ökonomischen Grundrechnungsarten beschert haben, wenn die einschlägigen Firmen längst schon eingegangen sind.

 

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Schwarz-blaue Schuldvermutungen und rote Schweigegewissheiten drucken

Es sind die unglaublichsten Dinge, die in diesem Land passieren. Diese sind nicht einmal zwischen Tschetschenien und Belarus mehr möglich. Die gehäuften Hinweise auf Korruption sind schlimm, aber die gibt es leider in vielen Ländern, und zwar überall dort, wo sich der Staat in die Wirtschaft einmischt. Aber das was da in den österreichischen Zeitungen passiert, ist anderswo absolut unvorstellbar.

Da bestätigt die Staatsanwaltschaft offiziell, dass gegen den Bundeskanzler und seinen Staatssekretär „wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs und der Untreue“ ermittelt wird – und am nächsten Tag erwähnt fast keine Zeitung auch nur diese Tatsache.

Korruptionsermittlungen gegen den amtierenden Regierungschef würden anderswo den Staat erschüttern und zu lautstarken Rücktrittsrufen führen. Aber nicht bei uns in Österreich. Denn bei uns sind Strafverfahren gegen einen Regierungschef – oder auch gegen die Unterrichtsministerin wegen ihrer seltsamen Rolle bei der Kommunalkredit-Pleite – nicht der Erwähnung wert. Zumindest, wenn die Verdächtigen rot sind.

Eine lobenswerte Ausnahme ist die unter dem Kürzel RMA zusammengefasste Kette der österreichischen Bezirksblätter. Diese (mir in keiner Weise nahestehende) RMA hat über das sogenannte ots-Service der APA am Dienstagvormittag allen Zeitungen des Landes folgendes mitgeteilt: „Wie der Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, Thomas Vecsey, der RMA bestätigt, wurde die Polizei aufgrund einer Anzeige jetzt mit Ermittlungen gegen Bundeskanzler Werner Faymann und Staatssekretär Josef Ostermayer betraut. Auslöser war eine Sachverhaltsdarstellung der FPÖ. Darin wirft der freiheitliche Generalsekretär Harald Vilimsky (unter Berufung auf (sic) Medienberichte) den beiden SPÖ-Politikern vor, während ihrer Zeit im Infrastrukturministerium Druck auf die ÖBB bei der Inseratenvergabe ausgeübt zu haben. Faymann wie Ostermayer dementieren diese Anschuldigungen. Vecsey bestätigt weiters, dass ,gegen Faymann und Ostermayer wegen des Verdachtes des Amtsmissbrauchs und der Untreue ermittelt wird‘. Es gilt die Unschuldsvermutung.“

Nur zur Erläuterung: Wenn die Staatsanwaltschaft die Polizei mit Ermittlungen betraut und Anzeigen nicht gleich wieder zurücklegt, sieht sie den Vorwurf zumindest als inhaltlich schlüssig an. Auch wenn ich trotzdem ziemlich viel verwetten würde, dass diese Staatsanwaltschaft nie und nimmer eine Anklage gegen Faymann wagen würde. Dennoch wünsche ich dem einen mutigen Staatsanwalt (das ist natürlich nicht der Herr Vecsey), der die Causa aufgenommen hat, dass er sich nicht einschüchtern lässt.

Am Mittwoch aber blättere ich und blättere ich – und finde fast nirgendwo eine Zeile zu dem Skandal.

Es gibt eigentlich nur drei mögliche Erklärungen für die seltsame Ruhe im Blätterwald: Entweder die Staatsanwaltschaft hat den Zeitungen unter der Hand erklärt, dass das Verfahren ohnedies bald eingestellt wird. Oder die Medien sind tatsächlich schon bis auf die Knochen von ÖBB- und anderen Faymann-inspirierten Inseraten bestochen und müssen daher auch eine Aufdeckung der eigenen Rolle fürchten, wenn diese Inseratenkorruption (die auch schon von internationalen Transparenz-Experten als solche identifiziert worden ist) stärker thematisiert wird. Die dritte Erklärung: Sie sind allesamt so knalllinks, dass sie nicht einmal mehr die grundlegenden Fakten berichten.

Dafür aber sind die Zeitungen heftig dabei, gegen die drei Parteien rechts der Mitte zu hetzen: Fast gleichgeschaltet erregen sie sich darüber, dass gegen drei Minister der schwarz-blau-orangen Zeit behördlich ermittelt wird und sehen darin den Beweis, wie verkommen diese Regierung war. Und kein einziger Leser erfährt die Tatsache, dass zur gleichen Zeit gegen drei rote Minister mit mindestens genauso schlimmen Vorwürfen ermittelt wird. Obwohl das naturgemäß bei amtierenden Ministern mindestens genauso gravierend ist wie bei Hasbeenern.  Fast wie in einem totalitären System gleichgeschaltet attackieren die Zeitungen den damaligen Bundeskanzler – obwohl gegen den kein einziges Indiz vorliegt – und verschonen dem amtierenden. Wenn einem da nicht übel wird.

Die Regel ist klar: Gegen Schwarz-Blau-Orange gilt die Schuldvermutung und gegen Rot die Schweigegewissheit.

Selbst Vorgänge, die für jeden Juristen auf den ersten Blick als nicht rechtswidrig erkennbar sind, werden flächendeckend und für Nichtjuristen heftig dramatisierend aufbereitet. Nur weil sie schwarze oder blaue oder organge Politiker zu belasten scheinen. Oder weil sie vom (Ex-?)Kommunisten Peter Pilz vorgelegt werden.

Beispiel eins: Willi Molterer soll für einen oberösterreichischen Fußballverein bei der Telekom einen niedrigen fünfstelligen Werbungs-Auftrag, also Sponsoring im Gegenzug für Werbung erbeten haben. Wenn das rechtswidrig ist (was es nicht ist), dann ist das um ein Vielfaches größere Sponsoring der Verbund-Gesellschaft bei der Wiener Austria um ein Vielfaches schlimmer. Denn die größte österreichische Stromfirma wirbt ausgerechnet bei jenem Verein, bei dem der Abgeordnete, Gewerkschafts-Boss und vor allem SPÖ-Energiesprecher Wolfgang Katzian Präsident ist. Aber über die Werbung auf den Dressen von Sierning wird geschrieben, über jene der Austria nicht. Noch größer ist der Betrag, den Wiener Gemeindebetriebe Rapid an Geldern zuschieben. Und Präsident von Rapid ist ganz zufällig  . . .

Beispiel zwei: Wenn die ÖBB (Korruptionsbetrieb Nummer eins) Vorwürfe gegen den jetzigen Chef ihres künftigen Konkurrenten „Westbahn“, der früher ein ÖBB-Manager war, lancieren und das noch auf dem Umweg über Peter Pilz, müsste das allein schon denkenden Journalisten zu denken geben. Umso mehr müsste das der Fall sein, wenn auch hier ganz offensichtlich kein Verstoß gegen das Strafrecht vorliegt. Denn der Mann hatte einem (zweifellos mehr als dubiosen, aber deswegen nicht automatisch in jeder Handlung kriminellen) PR-Agenten das Namensrecht für „Railjet“ abgekauft. Dieses Namensrecht lag juristisch eindeutig bei dem PR-Agenten. Wenn nun – viele Jahre später – ein ÖBB-Mitarbeiter behauptet, dass eigentlich er als erster die Idee zu dem Namen hat, ist das lieb, aber juristisch völlig irrelevant. Und nur sofort erkennbarer Teil einer Hetzkampagne.

Der ORF hat wenigstens über die Ermittlungen gegen Faymann und Co berichtet. Freilich nur als trockene Meldung, während die Vorwürfe gegen Ex-ÖVPler wie Ernst Strasser oder Alfons Mensdorff-Pouilly seit Tagen Spitzenmeldungen sind und mit bewegten Bildern unterlegt werden. Was psychologisch die Sache viel stärker ins Gedächtnis einprägt.

PS zu ORF und Faymann: Bei dessen Sommerinterview wurden vom Staatssender absolut alle Fragen ausgelassen, die vielen Menschen Sorgen bereiten und die die Zukunft des Landes überschatten: Von der Migration, die rasch wachsende Islamisierung, die zunehmende Überalterung, die alljährlich steil ansteigende Staatsverschuldung bis zur Hacklerregelung. Gleichzeitig ließ es die Moderatorin Faymann durchgehen, dass er die Arbeiterkammer als „unverdächtigen Zeugen“ für seine Behauptungen anrief und bei der Vermögenssteuer eine auf den ersten Blick als verfassungswidrig erkennbare Variante vorschlug: Besteuerung von Geld und Grund, aber nicht von Schmuck und ähnlichem. Und wäre es nicht verfassungswidrig, würde es jedenfalls alle bevorzugen, die jetzt massiv ihr Bargeld in Gold wechseln. Wie sich der kleine Bundeskanzler mit den großen Lücken im Lebenslauf die Dinge halt so vorstellt.

 

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Von der Unmoral der Politik und der der Moral der Krise drucken

Selbst kluge Menschen fragen immer wieder verzweifelt nach den Ursachen der Krise der letzten drei Jahre. Selbst wissenschaftlich gebildete Menschen lassen sich leicht durch die Politik in die Irre führen, die mit ihren großen Propagandaapparaten ein Einziges noch immer sehr gut kann: Schuldzuweisungen an andere auszustreuen.Was sie in der Krise intensiv getan hat.

Dabei kann wenig Zweifel bestehen, die Politik selbst – und zwar die vieler Länder – ist einer der ganz großen Ursachen der Krise. Das kann man freilich auch positiver klingend formulieren: Die Weltwirtschaft war in den letzten drei Jahrzehnten in so guter Stimmung, dass man jedes ökonomische Problem für lösbar hielt, dass man nachlässig wurde, dass man sich nicht auf große Krisen vorbereitete, dass man die Staaten hemmungslos verschuldete, dass man glaubte, alles durch Wachstum finanzieren zu können.

Daher heute noch einmal Eindrücke von der großen Tagung der Wirtschafts-Nobelpreisträger in Lindau. Am Montag hatte ich ja von den Therapie-Vorschlägen der wichtigsten Wirtschaftsexperten der Welt berichtet. Heute tue ich das – zugegeben in etwas unüblicher Reihenfolge – von deren Diagnosen.

Über die Komplexität der Ursachen scheint sich der Großteil der Ökonomie-Laureaten weitgehend einig. Freilich wagen etliche von ihnen nicht den geschützten Bereich ihrer Spezialdisziplin zu verlassen (wie es etwa die Spieltheorie oder der Behaviorismus sind, die sich ganz auf das Verhalten einzelner Firmen oder Konsumenten konzentrieren, ohne die großen Probleme anzugehen). Dennoch zeigt sich ein großes Ursachenbündel, das in der Summe von den anderen Preisträgern genannt wird. Wobei gar nicht alle in der Krise eine Katastrophe sehen:

  1. Die amerikanische Notenbank Fed hat nach 2003 falsch reagiert. Damals lief nach Ende der sogenannten dot-com-Krise (also dem Platzen der Blase viel zu hoher Aktienpreise für Hunderte Internet-Firmen, die nie Gewinn gemacht haben) die Wirtschaft wieder auf Touren. Die Fed hat dennoch die Zinsen viel zu lange niedrig gelassen. So etwa wörtlich William White, der Chefökonom der OECD. Gleichzeitig bildeten sich in einigen Bereichen Blasen – ein allzu steiler Preisanstieg. Gleichzeitig haben die amerikanischen Haushalte nichts gespart, sondern sich in den Jahrzehnten des Booms verschuldet.
  2. Die Finanzkrise startete im amerikanischen Immobilienmarkt: Die US-Regierung hatte den Fehler begangen, die Finanz- und Währungspolitik einzusetzen, um mehr soziale Gleichheit zu erzielen, das war ein Fehler. So etwa die Diagnose des deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, mit der auch amerikanische Nobelpreisträger übereinstimmen. Mit den Worten des Nobelpreisträgers Myron Scholes: „Das amerikanische Immobilienfinanzierungssystem hat völlig versagt. Die staatlichen Hypothekenbanken gingen völlig unkontrolliert unkontrollierte Risken ein.“ Auch Robert Mundell, ein weiterer Laureat, sieht in der Hypothekenkrise den „ersten Akt“ der Rezession.
    Alle meinen sie dasselbe: Um auch Minderheiten wie Schwarzen und lateinamerikanischen Zuwanderern ein Eigenheim zu ermöglichen, hat die Regierung erzwungen, dass Banken solchen Familien auch dann einen Hypothekarkredit geben, wenn diese weder Sicherheiten noch ein fixes Einkommen haben. Diese Hypotheken waren oft sogar höher als der Wert des Hauses. Das hat zwar kurzfristig einen Immobilienboom ausgelöst und die Unterschichten politisch befriedet. Das hat aber unweigerlich nach Platzen dieser Blase, also beim Sinken des Wertes der Häuser, reihenweise zum Platzen der Kredite und zu Zwangsversteigerungen führen müssen.
  3. Überaus oft sprachen die Nobelpreisträger vom „Moral hazard“ und seinen schädlichen Folgen. Moral hazard bedeutet, dass man bei Eingehen eines hohen Risiko viel gewinnen – aber praktisch nichts verlieren  kann. Denn der Steuerzahler springt ein. „Moral Hazard ist allein imstande, große Krisen auszulösen.“ So etwa Nobelpreisträger Roger Myerson. Und sein Kollege William Sharpe: „Man konnte ein viel zu hohes Risiko eingehen und trotzdem sicher sein, von anderen gerettet zu werden.“ John Nash, Veteran unter den Preisträgern, nannte das gleiche Phänomen „Ehrlichkeitsfaktor“.
  4. Viele Kontroversen löste hingegen Robert Mundell aus: Er sieht Währungskriege als die Ursache aller Krisen – und will deswegen die großen Währungsblöcke fix aneinanderbinden. Was freilich bei den Europäern Kopfschütteln auslöst. Sind doch ihre Probleme nicht zuletzt dadurch entstanden, dass schon der Euro ein viel zu großer Währungsblock zu sein scheint.
  5. Durch einen künstlich zu niedrigen Kurs der chinesischen Währung ist ein Liquiditäts-Exzess entstanden, so nochmals White. Das heißt: Auch die Chinesen haben dafür gesorgt, dass zu viel Dollar und Euro im Umlauf waren und trotzdem die Industrieprodukte nicht teurer wurden. Was normalerweise bei zu großem Geldumlauf passiert.
  6. In den Boom-Phasen entstanden nationale Blasen. Das sind stark angestiegene Preise für bestimmte Werte. In diese Blasen sind aber auch viele globale Gelder hineingeflossen (Myerson).
  7. Die Geldpolitik der Europäischen Notenbank war für etliche Länder an der europäischen Peripherie „völlig falsch“ (White). Diese Länder kamen im ersten Euro-Jahrzehnt trotz überhöhter Lohn- und Preiszuwächse durch den Euro viel zu leicht zu Krediten, obwohl das Gegenteil richtig gewesen wäre.
  8. Die Regierungen in Europa und Amerika haben zu weitgehende Zusagen in Hinblick auf die Pensions- und Gesundheitsversorgung gegeben; was laut William Sharpe besonders im öffentlichen Dienst der Fall war.
  9. „Alle Länder hatten eine asymmetrische Fiskalpolitik. Sie glaubten an den ewigen Boom.“ (White). Das heißt übersetzt: Sie haben auch in Boom-Phasen Schulden gemacht, obwohl selbst nach dem als Schuldenpapst der Linken geltenden Keynes in diesen Phasen Überschüsse zu erzielen wären. Von diesen Schulden haben damals alle profitiert, aber nach dessen Ende wurden automatisch die Defizite hinaufgetrieben.
  10. Der zypriotische Nobelpreisträger Christopher Pissarides analysiert ein Detailproblem der Vorkrisenpolitik, nämlich die Fehler im Arbeitsmarkt: „In Griechenland ist die Teilzeit überreguliert, daher zu teuer. In den Niederlanden werden die Menschen hingegen zu Teilzeittätigkeit ermutigt.“
  11. Joseph Stiglitz hat seine eigene Erklärung für die Krise: „Die große Depression der 30er Jahre war am Übergang von der Landwirtschaft zur Industrie. Jetzt geht es um den Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Man muss daher die Arbeitskräfte durch Strukturpolitik aus einem sterbenden Sektor herausführen. Dennoch wird es immer eine normale Arbeitslosigkeit geben und daher dürften die Versuche die Wirtschaft zu stimulieren, kontraproduktiv sein.“
  12. Die Eurokrise ist, so macht Martin Hellwig vom Max-Planck-Institut klar, gar keine Währungskrise, sondern eine Mischung aus anderen Krisen (Bankenkrisen, Staatsschuldenkrise). Die Krisen in Griechenland und Portugal sind ohne Verbindung zur Finanzkrise entstanden (also nur durch ständig zu hohe Regierungsausgaben); jene in Irland und Spanien hingegen stehen in Verbindung mit den Aktionen der dortigen Regierungen, die viel zu großen Banken des Landes zu retten.
  13. Die impliziten Schulden der Staaten übersteigen die expliziten, also die offiziell angegebenen um ein Vielfaches. (Nobelpreisträger Edmund Phelps schätzt sie für die USA auf 70 bis 80 Billionen Dollar). Dabei geht es um versteckte oder ausgelagerte Schulden, Haftungen und Zahlungsverpflichtungen (In Österreich wären das etwa die Pensionszusagen, das Gesundheitssystem, die ÖBB, die Asfinag, die Haftungen der Bundesländer und Gemeinden).
  14. Manche Banken haben, wie wenn sie ein Hedgefonds wären, mit viel zu vielen Krediten gearbeitet (Scholes).
  15. Die Ratingagenturen hatten mit falschen Modellen bewertet (ebenfalls Scholes).
  16. Griechenland macht heute noch ein Primärdefizit. Es gibt also, auch wenn man Zinsen- und Schuldenzahlungen abrechnet, trotz Sparpaketen noch immer mehr aus, als es jedes Jahr einnimmt. Das erinnert an die Weimarer Republik der deutschen Zwischenkriegszeit, wo auch dann, wenn man die oft genannten Reparationszahlungen an die Siegermächte abzieht, jedes Jahr mehr ausgegeben als eingenommen worden ist (Hellwig).
  17. „Die vielfach beklagten hohen Lebensmittelpreise haben auch eine positive Seite“, so James Mirrlees, ein weiterer Preisträger. „Denn sie haben viele Menschen aus der Armut herausgebracht.“ Womit er vor allem die in den Dörfern der Dritten Welt lebenden Lebensmittelproduzenten meint. Unser Blick sei zu stark von den städtischen Protesten gegen teurere Lebensmittel geprägt. Außerdem haben die höheren Preise die Lebensmittelproduktion gesteigert.
  18. Sein Kollege Edward Prescott fand sehr viel Zustimmung, zumindest unter den marktwirtschaftlichen Ökonomen, als er die Notwendigkeit und Unvermeidbarkeit von Krisen sogar verteidigte. „Die Konjunkturzyklen sind die beste Antwort auf Schocks für das Wirtschaftssystem zu reagieren. Daher gehen alle Versuche, die Wirtschaft zu stabilisieren, in die Irre.“ Das war – für mich – wohl der grundlegendste Analyseansatz. Denn er bedeutet im Klartext: Die Konjunkturpakete helfen nichts, verzerren nur die Entwicklung – und hinterlassen immer größere Schulden.

Fazit: Viele der genannten Punkte haben den giftigen Krisencocktail gemischt. Manche Experten sehen freilich auch durchaus Positives in einer Krise. Andere Ursachenforscher vertreten hingegen wieder eher eine originelle Einzelmeinung. Und wenn man sich Prescotts Sichtweise anschließt, dann lag der wirkliche Fehler gar nicht vor der Krise, sondern in den falschen Reaktionen auf die Krise.

Letztlich gibt es jedenfalls ganz sicher nicht „den“ Hauptschuldigen. Letztlich ist aber auch fast niemand nur ein unschuldiges Opfer der Krise. Zumindest sind die Bürger als Wähler dafür verantwortlich, dass sie die Parteien für ihr verantwortungsloses Verhalten nicht bestraft haben.

Diesen vielen Analysen darf man freilich auch eine Erkenntnis des normalen Lebens hinzufügen. Dort gilt wie in der Wirtschaftswissenschaft das gleiche Prinzip: Nachher ist man immer viel schlauer.

 

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Chuzpe in allen Farben drucken

In diesem Land passieren so viele Dummheiten, Bösartigkeiten und Seltsamkeiten, dass man als deren Chronist oft ins Schwitzen gerät. Daher muss man bisweilen zum Mittel der Kollektivabfertigung, zur neuerdings modischen Sammelklage greifen. Heute gegen die Herrn Schieder, J.Pröll, Ellensohn, Kräuter, E. Rasinger und Wrabetz, gegen blau-orange Kärntner, rote Steirer und grüne Greenpeacler.

Sehr begrenzte Intelligenz hat etwa der SPÖ-Staatssekretär Andreas Schieder gezeigt. Denn er hat ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt im geifernden Klassenkampfton nach höheren Krankenversicherungsbeiträgen der „Reichen“ verlangt, da die Krankenversicherungen überraschend einen Überschuss melden. Er hätte aber ein wenig besser recherchieren sollen, wenn er schon das Sommerloch zum Anpreisen linker Ladenhüter nutzen will. Freilich könnte man solche ständige Attacken rot-grüner Politiker auf die Reichen auch anders als nur in der Kategorie Dummheit qualifizieren, würde man die gleiche Logik anwenden, wie sie Rot und Grün im Fall des norwegischen Massenmörders B. gegenüber Islamkritikern anwenden: nämlich als Anstiftung zur Kriminalität. Wer die angeblichen Reichen so konsequent attackiert wie Islamkritiker die gewaltverherrlichenden Aussagen jener Religion, der ist nach jener Logik zweifellos genauso schuld, wenn eines Tages auch bei uns die Autos angeblich Reicher brennen wie jetzt in Berlin oder wenn die Supermärkte vom Mob geplündert werden wie vor kurzem in England. Wobei bei Schieder wohlgemerkt jeder ein verstärkt zu schröpfender Reicher ist, der mehr als 4020 Euro pro Monat verdient!

Der Mund blieb einem dieser Tage offen, als man erfuhr, dass die Hypo Alpen-Adria bis jetzt an das Land Kärnten eine sogenannte Haftungsprämie gezahlt hat. Das ist eine an sich übliche Entschädigung dafür, dass Kärnten mit 20 Milliarden Euro für Kredite der Bank haftet. Nur: Das Bundesland haftet de facto gar nicht mehr dafür. Denn die Bundesregierung hat vor fast zwei Jahren die am Rande des Bankrotts stehende Bank übernommen und diese mit viel Steuergeld gerettet. Der damals für diesen Unsinn hauptverantwortliche Finanzminister Josef Pröll hatte das mit folgender Begründung getan: Kärnten wäre von den Haftungen total überfordert und müsste sofort in Konkurs gehen. Dabei hat Pröll damals nur von sechs Milliarden Kärntner Haftungen gewusst und noch gar nicht deren vollen Umfang gekannt. Wie aber reagiert das Land Kärnten auf den Zahlungsstopp der Hypo? Statt schuldbewusst ob der grob fahrlässigen Haftungs-Politik von Blau/Orange den Kopf einzuziehen, verlangt das Land frech die Weiterbezahlung der Haftungsprämie. Stammt das Wort Chuzpe am Ende nicht aus dem Jiddischen, sondern aus dem Kärntner Dialekt?

Chuzpe oder Ahnungslosigkeit? Eines von beiden muss den grünen Wiener Koalitionsdrahtzieher David Ellensohn bewegt haben, als er in einem Interview die skandalösen Wiener Preiserhöhungen zu rechtfertigen suchte. Er behauptete, gäbe es in Österreich eine Vermögenssteuer, gäbe es keine Preiserhöhung. Damit sind die – vermeintlichen – Erträge einer solchen Steuer von Grün oder Rot locker schon zum dreißigsten Mal verbal für irgendetwas verwendet worden, von Steuerermäßigungen bis zur Uni- und Pflegefinanzierung. Das ist zumindest Chuzpe. Diese entpuppt sich als totale Ahnungslosigkeit, wenn man sich den genauen Wortlaut Ellensohns zu Gemüte führt. Er verlangt nämlich „Vermögenssteuern auf die Superreichen auf Schweizer Niveau“. Der Mann weiß offenbar nicht, dass die Schweiz das liebste Ansiedlungsland für die Superreichen aus aller Herren Länder ist – und das aus einem einzigen Grund: Weil die Superreichen dort zumindest in vielen Kantonen so wenig Steuern zahlen wie in keinem anderen Land (was aber der Schweiz in der Summe mehr Einnahmen bringt, als wäre sie ein Hochsteuerland).

Nochmals die Wiener Grünen: Ebenfalls Chuzpe ist ihr Nein zu einem Untersuchungsausschuss, der die vielen neuen Korruptionsskandale rund um das AKH aufarbeiten soll. „Keine Notwendigkeit“ meinen sie. Dabei sind die Grünen überall dort, wo sie nicht mitregieren, die häufigsten Rufer nach solchen Untersuchungsausschüssen. Wohl noch nie hat hierzulande eine Partei für ein winziges Zipfelchen der Macht- und Postenteilhabe so schnell alle Grundsätze aufgegeben, für die sie vorher mit großem Gedröhne behauptet hatte zu stehen.

Ahnungslosigkeit muss man dem schwarzen Gesundheitssprecher Erwin Rasinger attestieren. Denn er will dem Gesundheitssystem durch eine Erhöhung der Tabaksteuer mehr Gelder verschaffen. Unabhängig von der Frage, ob in diesem System wirklich so effizient und sparsam gewirtschaftet wird, dass man überhaupt über mehr Einnahmen reden müsste, scheint sich Herr Rasinger jedenfalls bei der Tabaksteuer nicht auszukennen. Denn beispielsweise aus Deutschland ist soeben gemeldet worden, dass die Einnahmen aus dem Zigarettenverkauf um zweistellige Prozentsätze zurückgehen: (leider) nicht, weil weniger geraucht wird, sondern weil die teuren legalen Zigarettenpreise europaweit den Schmuggel der giftigen Ware sehr profitabel gemacht haben. Damit bringt jede Preiserhöhung nicht mehr mehr, sondern immer weniger Geld in die Kasse. Damit niemand falsche Schlüsse zieht: Ich bin seit mehr als drei Jahrzehnten Nichtraucher.

Öffentlich eher unbemerkt ist auch eine Chuzpe des roten Parteisekretärs Günther Kräuter geblieben. Er hat in einem Interview seine „Gesprächsbereitschaft“ über eine Aufwertung der ÖIAG verkündet. Freilich nur unter einer Bedingung: Zuvor müsse dort das System des sich selbst erneuernden Aufsichtsrates abgeschafft werden. Mit anderen Worten heißt das völlig ungeniert: Wir wollen endlich auch dort wieder den parteipolitischen Proporz haben (und so ganz nebenbei zusammen mit den Belegschaftsvertretern die Mehrheit). Dabei ist gerade dieser ÖIAG-Aufsichtsrat eine der größten und bisher unangetasteten Erfolgsstories der schwarz-blauen Ära: Wenn aus dem – von lauter Spitzenmanagern und Unternehmern gebildeten – Aufsichtsrat ein Mitglied ausscheidet, entscheidet der Aufsichtsrat selbst über die Nachfolge. Ohne dass irgendein Politiker mitreden könnte. Genau dieses System hat nach Jahrzehnten der Parteibuchwirtschaft eine Entpolitisierung der einstigen Megaproblemzone „Verstaatlichte Industrie“ gebracht und einen großen Schuldenberg in eine sehr positiv bilanzierende Holding verwandelt. Die SPÖ will aber ganz offensichtlich lieber eine Struktur und damit Misswirtschaft wie bei ÖBB und ORF, wo jeweils ihre Minister die entsprechenden Räte dominierend beschicken.

Apropos ORF: Voll Staunen konnte man hören, wie der brave Parteisoldat Alexander Wrabetz vor seiner durch die rotgrüne Dampfwalze gesicherten Wiederwahl als Generaldirektor eine Reihe neuer Programme ankündigte. Dabei hieß es doch immer, der ORF pfeife aus dem letzten Loch und brauche dreistellige Millionenbeträge des Steuerzahlers. Ein enger Wrabetz-Mitarbeiter schmunzelte, als ich ihn auf diese Diskrepanz ansprach: Das sei ja alles nur Wahlkampf und werde eh nicht so kommen. Aha. Habe ich heute schon das Wort Chuzpe verwendet?

Auf Plakaten mit dem Photo lieber Kinder und Teddybären wirbt Greenpeace um Spenden (die der Verein ja trotz der vielen von Greenpeace ausgestreuten Unwahrheiten immer noch von etlichen Mitbürgern bekommt). Wie aber formuliert die grüne Vorfeld-Organisation ihren Appell? „Mit Ihrer Spende Greenpeace Eingreiftrupps ausrüsten.“ Man stelle sich vor, was im Lande los wäre, würde irgendeine Partei oder Gruppierung rechts der Mitte eine so militant-aggressive Sprache verwenden! Die „Eingreiftrupps“ wären sofort als neue SA entlarvt und das „Rüsten“ würde überhaupt als Kriegserklärung erkannt; in „Falter“, „Profil“ und „Standard“ würden Protestaufrufe mit langen Unterschriftslisten der linken Szene veröffentlicht; Tarek Leitner würde mit vor Erregung zitternder Stimme einen pointierten ZiB-Beitrag moderieren; und selbstverständlich würde auch die Wiener Staatsanwaltschaft aktiv. Aber bei Greenpeace ist natürlich alles anders. Auch wenn manche nur deshalb für die Greenpeace-Rüstung spenden, um nicht selber ins Visier irgendeiner Eingreiftruppe zu geraten.

In Fohnsdorf schließlich tritt der frühere SPÖ-Bürgermeister auf einer Namensliste zur vorzeitigen Neuwahl des Gemeinderates an. Gegen ihn gibt es schwere Vorwürfe des Bundes- und Landesrechnungshofs sowie staatsanwaltschaftliche Erhebungen. Er ist deshalb des Amtes enthoben und veranlasst worden, seine SPÖ-Mitgliedschaft ruhend zu stellen. Das klingt ehrenvoll für die steirische SPÖ. Weniger ehrenvoll ist freilich, dass die gesamte SPÖ-Mannschaft Fohnsdorfs nun auf dieser angeblichen Namensliste kandidiert und dass es daneben nicht einmal pro forma eine SPÖ-Liste gibt. Und das in einem Ort, wo die Partei zuletzt über 70 Prozent der Stimmen erreicht hatte! Habe ich am Ende schon wieder das Wort Chuzpe gehört?

 

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Sieben magere Jahre - und die Rezepte, um sie fetter zu machen drucken

Es tut wohl, seine geistige Festplatte in Sachen Finanz- und Schuldenkrise durch die weltweit besten Wirtschaftsexperten mit neuem Wissen und neuen Zusammenhängen aufladen zu lassen. Zugleich aber kann das auch deprimieren. Das ist meine persönliche Bilanz nach einer Woche mit 17 Wirtschaftsnobelpreisträgern und Hunderten internationalen Ökonomen. Zu etlichen dieser Erkenntnisse an ruhigeren Tagen mehr – beispielsweise jenem, warum Österreich auch in den nächsten Jahren wohl keinen Nobelpreis bekommen wird. Heute aber zur zentralen, alles dominierenden Frage: Wie kann man die Finanz- und Schuldenkrise in den Griff bekommen. Ja, kann man das überhaupt noch?

Die Analysen der Nobel-Laureaten im deutschen Inselstädtchen Lindau heben sich jedenfalls in ihrer Klarheit wohltuend von dem ab, was man tagtäglich hierzulande von Politik und sogenannten Wirtschaftsexperten zu hören bekommt. Das gilt auch dann, wenn sie untereinander nicht in jedem Aspekt einer Meinung sind. Und ebenso dann, wenn diese Analysen zu eher deprimierenden Ausblicken führen.

Denn abgesehen von einer nicht sonderlich ernst zu nehmenden populistischen Ausnahme gab es keinen einzigen unter den versammelten Experten, der vorgeben würde, er hätte ein alleinseligmachendes Rezept, wie man die aktuelle Krise leicht beenden beziehungsweise (je nach Sichtweise) die nächste Krise verhindern könnte.

Denn erstens sind Krisen immer unvermeidlich. Und zweitens haben allzu viele Fehler der letzten Jahre alle schnellen und leichten Lösungen vermauert.

Die Instrumente funktionieren nicht mehr

Am brutalsten brachte das der OECD-Chefökonom William White auf den Punkt: „Die Wirtschaft ist geschwächt und wir haben alle wirtschaftspolitischen Instrumente erschöpft. Sowohl bei den öffentlichen Haushalten wie auch bei der Währungspolitik. Sämtliche Zentralbank-Instrumente werden nicht mehr funktionieren.“ Kurz, trocken und hoffnungslos.

Dennoch bekommt man von anderen Diskutanten Etliches an Empfehlungen zu hören. Der amerikanische Nobelpreisträger Roger Myerson etwa empfiehlt genau das, was viele Sparer am meisten fürchten, und was schon jetzt – freilich uneingestanden – den Kurs etlicher Zentralbanken zu prägen scheint: „Die Zentralbanken sollten auf ein dreiprozentiges Preisband abzielen.“

Auch wenn er das I-Wort nicht in den Mund nimmt, weckt Myerson mit solchen Tipps die Sorge vor einem Inflationsschub, der – ebenfalls unausgesprochen – die Schuldenlast der Staaten reduzieren könnte. Denn bisher gilt eine Inflationsrate von höchstens(!) zwei Prozent als Maxime etwa der Europäischen Zentralbank.

Ganz anders als Myerson hingegen sein Kollege und Landsmann Myron Scholes: Dieser empfiehlt dringend, dass sich Regierungen und Zentralbanken nicht in die Wirtschaft einmischen sollten. Das heißt freilich nicht, nichts zu tun. Von den Staaten verlangt Scholes vielmehr strenge Schuldendisziplin und von den Banken, dass sie deutlich transparenter werden müssen. Niemand wisse ja bei einer Bank: „Was ist sie wirklich wert?“

Scholes meint mit mehr Transparenz vor allem eine Änderung der Bilanzierungsregeln. Seine Vorstellungen zielen dabei freilich genau in die Gegenrichtung dessen, was sich etwa in Österreichs Finanzwelt so manche wünschen: Denen geht nämlich schon die in den letzten Jahren unter internationalem Druck gestiegene Transparenz viel zu weit; sie wollen am liebsten wieder das alte österreichische Handelsgesetzbuch alleine in Kraft haben.

Dieses hatte mit dem Anschaffungsprinzip beispielsweise dazu geführt, dass in jeder Bilanz viele versteckte Reserven stecken, die nur Insidern bekannt sind. (So hat einst beim stürmischen Kauf der Creditanstalt zweifellos der Generaldirektor der meistbietenden Bank Austria am besten unter allen Kaufinteressenten gewusst, was die österreichische Traditionsbank wirklich wert ist.)

Bessere Bilanzierungsregeln stehen auch im Rezeptbuch von William Sharpe, einem weiteren Laureaten. Er meint damit insbesondere die Staaten: „Bei der Bilanzierungsehrlichkeit sind ja die Regierungen besonders schlecht.“ Ein weiteres Sharpe-Rezept, das freilich auch er selbst nicht für alleinseligmachend hält: Man könnte versuchen, allzu große Banken aufzuspalten.

Der Ruf nach mehr Bewertungswahrheit hängt auch eng mit einer weiteren Empfehlung zusammen, die sowohl von Scholes wie auch von Myerson und vom Chef des deutschen Max-Planck-Instituts für kollektive Güter, Martin Hellwig, gegeben wird: „Wir brauchen endlich intensive internationale Bemühungen um Insolvenz-Regeln.“

Denn auch heute gibt es noch keine klaren Regeln, was passiert, wenn große multinational tätige Finanzinstitute und insbesondere ganze Staaten bankrott gehen. Nach Ansicht vieler Regierungen sind diese „too big to fail“ und werden fast immer um teures Geld "gerettet".. Dabei ist ein ordentliches Insolvenzrecht die wichtigste Sanitätspolizei jeder Marktwirtschaft; der Kommunismus ist unter anderem daran zugrunde gegangen, dass dort kein Unternehmen, keine Organisation in Konkurs gehen konnte, wodurch marode Schuldenproduzenten jahrzehntelang weiterexistieren konnten.

Für den optimistischen Teil der Überlegungen wäre eigentlich funktionsbedingt Wolfgang Schäuble, der deutsche Finanzminister, zuständig. Freilich rutschten auch ihm einige erstaunlich ehrliche Sätze heraus, die zeigen, was der mächtigste Mann des europäischen Währungsraums wirklich denkt: „Uns stehen wohl noch sieben schlechte Jahre bevor.“ Und: „Die Europäische Währungsunion wird keinen Erfolg haben, wenn einige Länder ihre Möglichkeiten missbrauchen.“ Und: „Risiko und Verantwortung müssen wieder mehr zusammengehen.“

Schäubles Forderung: Die Defizitstaaten – das sind freilich in Wahrheit alle Euro-Länder – müssten ihre „unhaltbaren“ Defizite reduzieren und rasche Strukturreformen setzen. Dabei hob er ganz besonders die Notwendigkeit einer größeren Flexibilität der Arbeitsmärkte hervor (was vor allem die leichtere Kündbarkeit von Mitarbeitern bedeutet; denn nur, wenn man auch leicht wieder einen Mitarbeiter abbauen kann, werden Arbeitgeber solche in größerem Umfang aufnehmen).

In Hinblick auf die Finanzmärkte klingt Schäuble freilich recht widersprüchlich. Einerseits fordert er wie viele andere mehr Regulierung für die Finanzmärkte. Andererseits musste der Politiker Schäuble aber selbst zugeben: „Die Märkte sagen den Regierungen Dinge, die diese nicht gerne hören; sie sind daher notwendig.“

Jeder weitere Wunsch nach noch weiteren Regulierungen löst die Sorge aus, dass die Regierungen die Märkte in eine ganz bestimmte Richtung regulieren werden: nämlich so, dass diese den Regierungen nicht mehr so oft die von Schäuble noch gelobten unangenehme Dinge sagen können. Schließlich sind die Regierungen ja selbst die undiszipliniertesten Schuldenmacher.

Die Tendenz der Regierungen, Kritiker zu knebeln, sieht man ja etwa schon an ihrer Kampagne gegen die Ratingagenturen, seit diese gewagt haben, die Kreditwürdigkeit einzelner Staaten in Frage zu stellen. Diese Tendenz sieht man auch an den sogenannten Basler Abkommen, die den Banken völlig verzerrende Eigenkapital-Regeln auferlegen: nämlich zugunsten der Staaten. Es ist durch Basel für jede Bank viel angenehmer und billiger, einem Staat Kredite zu geben als einem Unternehmen. Denn einen Kredit an Staaten und Länder müssen Banken nicht mit den sonst üblichen dicken und daher teuren Eigenkapitalpölstern absichern (die ja keine Zinsen abwerfen). Nicht zuletzt deshalb hatten auch unseriöse Staaten bis vor kurzem immer noch Kredit bekommen.

Zurück zu den Empfehlungen der Nobelpreisträger selbst: Weitgehend Konsens herrscht darüber, dass die Banken jedenfalls mehr Eigenkapital halten müssen. Das wird diese automatisch kleiner und risikobewusster machen.

Das wird aber auch die Kredite knapper machen. Myerson fürchtet außerdeem, dass höhere Eigenkapitalpflichten der Banken die Versuchung weiter erhöhen wird, Geschäfte in sogenannte Schattenbanken auszulagern. Das bedeutet, dass riskantere Finanzgeschäfte über solche Firmen abgewickelt würden, die gar keine Banken sind, und die daher viel weniger kontrolliert und reguliert werden.

William Sharpe setzt noch aus einem anderen Grund nicht allzu viel Hoffnung auf strengere Regulierungen der Finanzwelt: „Smarte Leute wissen immer, wie Regeln zu umgehen sind.“ Was auch ein Experte aus der wirklichen Finanzwelt im Privatgespräch bestätigt: Schon heute werden international Finanzierungskonstruktionen angeboten, welche die noch gar nicht geltenden Vereinbarungen über höhere Eigenkapital-Pflichten ganz legal zu umgehen versuchen.

Einen interessanten Therapie-Akzent setzt ein weiterer Preisträger, nämlich Edmund Phelps: Entscheidend sei, kleineren und mittleren Unternehmen und auch kleinere Banken ausreichend Mittel zukommen zu lassen.

Manche werden nun fragen, wo in dieser Aufzählung die Empfehlungen von Joseph Stiglitz bleiben. Ist dieser doch der meist publizierende unter den Nobelpreisträgern, und auch durch seine Pointensicherheit sehr bekannt. Der gute Mann hat sich jedoch in Lindau als Populist im Nobelpelz entpuppt. Sein Rezept für die Schuldenkrise: Die Deutschen (und damit natürlich auch Österreicher und Niederländer) hätten ohnedies noch genug Geld, um durch weitere Hilfsaktionen für Griechenland & Co die Dinge in den Griff zu bekommen. Stiglitz ist daher gegen das Verlangen, dass Länder wie Griechenland viel sparsamer sein müssten. Er gibt sogar der – inhaltlich in Wahrheit total diffusen – spanischen Protestbewegung taxfrei „recht“.

Besonders negativ fiel Stiglitz dadurch auf, dass er von einer "ganz anderen Welt" schwärmte, „die möglich sei“. Ohne dass er diese freilich näher zu beschreiben versuchte. Solche gut klingenden, aber hohlen Phrasen erinnern jedenfalls intensiv an die Taktiken totalitärer Verführer der letzten hundert Jahre. Auch die haben immer jungen Menschen eine ganz andere Welt versprochen.

Fünf zentrale Strategien gegen die Krise

Welche Ratschläge würde der Autor selbst nach einer Woche intensiver Gehirnwäsche durch eineinhalb Dutzend der spannendsten Ökonomen der Welt zu geben versuchen? (Freilich fragen Österreichs Politiker ohnedies nirgendwo um Rat, wissen sie doch selbst nicht einmal darüber Bescheid, was sie alles nicht wissen):

  • Man sollte bei den Bürgern keine falschen Erwartungen wecken, dass schnelle oder schmerzfreie Lösungen möglich wären;
  • Schuldenstopp, Schuldenabbau und gleichzeitig Stimulierung der Wirtschaft durch mehr Flexibilität und weniger Vorschriften.
  • jeder Staat, jede Bank muss die Folgen ihrer Handlungen selber tragen – das heißt also auch bis hin zur Insolvenz;
  • Verstärkte und verpflichtende Transparenz bei staatlichen Budgets und Schulden, ebenso wie bei den Bilanzen der Unternehmen;
  • rasche Bemühungen um einen internationalen Vertrag oder zumindest eine EU-Regelung, wodurch die Insolvenz eines Staates oder einer multinational aktiven Bank geregelt wird;
  • und last not least eine intensivere und saubere Aufarbeitung aller Ursachen der Finanz- und Schuldenkrisen auch mit Hilfe internationaler Experten. (Zu diesen Krisenursachen in den nächsten Tagen eine weitere Tagebuch-Eintragung).

Denn über allem steht das Zitat von Myron Scholes: „Wir wissen nicht, wann die nächste Krise kommt.“ Aber sie kommt. Oder hat vielleicht sogar schon begonnen.

 

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Telekom-Affäre: Typisch für die Ära Schüssel? drucken

So unappetitlich die Vorkommnisse in der teilstaatlichen Telekom auch sein mögen, in der heimischen politischen Diskussion geht es noch viel unappetitlicher. Jetzt ist also an den Malversationen rund um die Bonuszahlungen, die sich aus einem manipulierten Kurssprung der Telekom-Aktie ergaben, ebenso wie an den Schmiergeldzahlungen des teilstaatlichen Unternehmens an den früheren Infrastrukturminister „Vorarlberg is too small for me“-Gorbach und an dessen damalige Partei einer schuld: Wolfgang Schüssel. Unter seiner Regierung sei ein Korruptionsparadies entstanden, zetern die Grünen.

Da sollten sie doch eher die Kirche im Dorf lassen.
Es stimmt natürlich: Sowohl die sich stetig ausweitende Telekom-Affäre als auch die Causa BUWOG fallen in die Schüssel-Zeit. Beides kam ins Rollen, weil 2009 der Lobbyist und Agentur-Besitzer Peter Hochegger aufflog, der immer wieder als Gelddrehscheibe fungierte. Jetzt kommt zusätzlich erstmals die Kronzeugen-Regelung zum Tragen, da der große Enthüller und ehemalige Telekom-Spitzenmanager Gernot Schieszler sich von seinen Mit-Vergehen freikaufen möchte. Beide Causen sind über einen Zufall ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Und nicht, weil es davor und danach weder illegale Parteienfinanzierung noch korrupte Politiker gegeben hätte. Das österreichische System funktioniert im Normalfall überhaupt nicht, wenn es um zweifelhafte Geldflüsse zwischen teil- und ganz verstaatlichten Unternehmen und der Politik geht. Es funktioniert dann umso weniger, wenn die begünstigte Partei immer noch an der Macht ist. Mit der Macht wird sich’s keiner verscherzen und auspacken. Und wenn es noch so schön wäre, all diesen Filz ein für allemal los zu werden: Das packt die Korruptionsanwaltschaft nie – besonders deshalb nicht, weil sie gerne nur in eine Richtung schaut.
Kein Zweifel: Die Machenschaften der Herren Strasser, Gorbach und Co. sind aufzuklären und zu verfolgen. Aber: An ihnen die Ära Schüssel zu messen – das schaffen nur die Grünen. Nicht nur weil er der letzte (und seit langem der erste) war, der Reformen angegangen ist. Sondern auch weil diesen Kanzler viel auszeichnete, was wir in Krisenzeiten gut hätten brauchen können.
Gerade in Tagen wie diesen vermisst man einen Kanzler, der etwas bewegt, gestaltet, Mut zu Reformen und Durchblick auf der europäischen Bühne hat. Einen, der das Unangenehme nicht scheut, wenn er - oder: weil er überhaupt – von etwas überzeugt ist. Einen, der nicht nur Plakatsprüche hervorquetscht, sondern etwas zu sagen hat. Einen, der nicht ständig auf den Boulevard und die Umfragewerte schielt, sondern zu seinen Überzeugungen steht. Der bei Problemen nicht nur über ein eingeübtes Repertoire an Stehsätzen verfügt, sondern sie intellektuell bewältigt und Auswege (ver-)sucht. In Krisenzeiten braucht man keinen starken Mann, sondern einen starken Kopf. Einen Kanzler und keinen Kanzlerdarsteller.
 

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Die Moral und Europas Schuldenpolitik drucken

Ich hatte schon überlegt, den Saal zu verlassen. Hatte ich doch in meinem Leben schon allzu viele Politikerreden gehört, die meist immer auf den gleichen Nenner zu bringen waren: mit großem Tamtam inszeniert, aber inhaltlich langweilig, nichtssagend, alle heiklen Punkte auslassend oder mit Floskeln übergehend. Dann bleibe ich da im deutschen Lindau bei einer großen Konferenz von 17 Wirtschafts-Nobelpreisträgern halt doch sitzen und es kommt zur unvermeidlichen Begrüßungsrede von Christian Wulff, dem deutschen Bundespräsidenten.

Und ich kam ordentlich ins Staunen. Der Mann spricht in einer Art und Weise Klartext, die ich von einem heimischen Staatsoberhaupt noch nie gehört habe, und die ich in den letzten Jahren auch von keinem österreichischen Regierungsmitglied gehört habe. So sehr ich sie mir auch gewünscht hätte.

Der Wulff-Auftritt geht Hand in Hand mit einem Erwachen auch etlicher anderer deutscher Spitzenpolitiker, die voll Schock erkennen, wie falsch ihre Reaktionen auf die Banken- und Schuldenkrise in den letzten zwei Jahren waren, und die nun offenbar einen Richtungswechsel vornehmen, dass die Reifen nur so quietschen. In Österreich gibt es hingegen nicht einmal den Ansatz einer kritischen Debatte der Regierung zur Schuldenkrise, wie sie neben Deutschland auch schon in den anderen (Noch-)Triple-A-Ländern Niederlande und Finnland intensivst stattfindet. (Lediglich Luxemburg gibt sich noch den alten Träumen hin).

Wer sollte sie aber bei uns auch führen? Bundespräsident, Bundeskanzler wie Vizekanzler, aber auch alle drei Oppositionschefs sind wirtschaftlich ahnungslos. Lediglich in Kabinett und Beamtenschaft des Finanzministeriums scheint es noch ein paar Resthirne zu geben.

Was hat Wulff denn hier in Lindau so alles gesagt? Unkommentiert in der Folge einfach der Wortlaut einiger der für österreichische Ohren so ungewohnt klingenden Zitate. Fast alle drehen sich um die europäische Schuldenkrise und die von den Wackelländern wie auch von der politischen Linken verlangte weitere Megahilfe in Form weiterer Kredite, Garantien und sogar Eurobonds:

  •  „Solidarität ist ein wesentlicher Teil der europäischen Idee. Es ist allerdings ein Missverständnis, Solidarität allein an der Bereitschaft zu bemessen, andere finanziell zu unterstützen, für sie zu bürgen oder gar mit ihnen gemeinsam Schulden zu machen.“
  • „Auch der Bürge kann sich unmoralisch verhalten, wenn er die Insolvenz nur hinauszögert.“
  • „Mich stimmt nachdenklich, wenn Regierungen erst im allerletzten Moment Bereitschaft zeigen, Besitzstände und Privilegien aufzugeben und Reformen einzuleiten.“
  • „Wir Deutschen sollten nicht zulassen, dass ein geschöntes Bild der Kräfte der geforderten Retter gezeichnet wird.“
  • „Ich halte den massiven Ankauf von Anleihen einzelner Staaten durch die Europäischen Zentralbank für rechtlich bedenklich.“
  • „Der indirekte Kauf von Staatsanleihen ist im übrigen noch teurer als der direkte. Wieder verdienen Finanzmarktakteure Provisionen ohne jedes Risiko.“
  • „Wer Risiken eingeht, kann auch scheitern. Dieses Prinzip muss auch für den Finanzsektor gelten, für kleine Anleger wie für große Finanzinstitute. Hier muss Versäumtes dringend nachgeholt werden.“
  • „Die Banken- und Schuldenkrise hat die Politik, hat die Regierungen und Notenbanken an Grenzen gebracht.“
  •  „Über viele Jahre wurden in vielen Ländern Probleme immer wieder über höhere staatliche Ausgaben, höhere Schulden und billigeres Geld vor sich hergeschoben.“
  • „In Europa haben über Jahre einzelne Mitgliedsstaaten falsche statistische Zahlen geliefert, Staatsausgaben ausufern lassen, niedrige Zinsen für konsumtive Ausgaben genutzt oder sich durch Steuergestaltung Vorteile verschafft.“
  • „Ich empfehle auf europäischer Ebene im übrigen auch Lettland mit seinem mutigen Spar- und Reformkurs als ein Beispiel, wie es gehen kann.“
  • „Alle Mitgliedsstaaten sind gefordert, die Verpflichtungen aus dem Stabilitätspakt zu erfüllen. Gerade Deutschland, an das viele ganz besondere Erwartungen richten.“
  • „Erst haben Banken andere Banken gerettet, und dann haben Staaten Banken gerettet, dann rettet eine Staatengemeinschaft einzelne Staaten. Wer rettet aber am Ende die Retter?“
  • „Trittbrettfahrer in der Finanzwelt spekulieren weiterhin darauf, von der Politik und damit letztlich von den Steuerzahlern aufgefangen zu werden – weil sie zum Beispiel zu groß sind und zu relevant für den gesamten Wirtschaftskreislauf.“
  • „Politik mit ungedeckten Wechseln auf die Zukunft ist an ihr Ende gekommen.“

In Österreich müsste man eigentlich nur den Namen Deutschland durch den des eigenen Landes ersetzen und könnte die Rede problemlos übernehmen. Bevor das aber ein Politiker schafft, müsste einiges mehr geschehen:

Die ÖVP müsste begreifen, dass das tägliche Mantra „Europa, Europa, Europa“ längst kein sinnvolles Konzept mehr ist; die Opposition müsste endlich damit aufhören, wöchentlich neue populistische Ideen für weitere teure Geldverschleuderungen zu präsentieren; und die SPÖ müsste sich endlich von ihrem Schuldenfetischismus und den diesbezüglichen Einflüsterern aus der Arbeiterkammer trennen.

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Muammars Freunde und Hinterlassenschaft drucken

Muammar Gaddafis Abschied entlockt uns nicht viele Tränen – so unsicher auch ist, ob in Libyen nun irgendetwas besser wird, als es mit ihm war. Dennoch sollte vor Beginn dieser Zukunft auch noch eine österreichische Gewissenserforschung stattfinden.

Denn es gibt zwei österreichische Politiker, die sich weit mehr als alle anderen Europäer (mit Ausnahme Silvio Berlusconis) an Gaddafi herangeschmissen haben. Obwohl dieser vom ersten Tag an ein blutbefleckter Diktator war. Obwohl er für mehrere terroristische Akte unmittelbar verantwortlich war.

Der eine heißt Bruno Kreisky. Der andere Jörg Haider. Gewiss, beide sind tot. Dennoch widert es an, dass beide von ihren jeweiligen politischen Gemeinschaften geradezu in den Heiligenstatus erhoben worden sind, ohne dass das jemals mit einer ehrlichen und selbstkritischen Aufarbeitung der politischen Schmuserei mit Gaddafi verbunden worden wäre. Politische Verantwortung und ehrliche Geschichtsbewältigung sehen anders aus.

Beide Lager werden auch durch die Zweifel in keiner Weise gerechtfertigt, ob in Libyen oder Ägypten oder Tunesien jetzt schon ein moderner Rechtsstaat ohne einen neuen starken Mann oder eine fundamentalistische Radikalisierung ausbrechen kann.

Diese Zweifel sind groß. Denn dazu haben Jahrzehnte der Diktatur die Gesellschaften zu sehr zerrüttet. Denn dazu sind die Stammesdifferenzen zu groß. Dazu ist das allgemeine Bildungsniveau zu niedrig. Dazu sind mittelalterlich geprägte islamische Prediger zu zahlreich und aktiv. Dazu sind die sozialen und ökonomischen Hoffnungen viel zu unrealistisch. Dazu ist die demokratische Tradition in der islamischen Welt viel zu schwachbrüstig. Dazu ist die Region zu sehr durch einen Reichtum an Öl und regionalen Konflikten geplagt.

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Die Bankrotterklärung einer verlogenen Politik drucken

Jahrelang war die Botschaft der Politik an die Österreicher immer die gleiche: Uns gehen die Arbeitskräfte aus, deshalb müssen wir solche importieren. Jetzt gilt plötzlich das Gegenteil: Wir haben viel zu viele Immigranten importiert und müssen nun verzweifelt Jobs für diese suchen. Deutlicher kann man das Scheitern einer verlogenen Politik nicht mehr bilanzieren.

Die Zahlen sind eindeutig: Menschen mit Migrationshintergrund stellen zwar schon 19 Prozent der Bevölkerung, aber nur 16 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, hingegen 32 Prozent der Arbeitslosen. Bei den Frauen ist das Missverhältnis zwischen Zugewanderten und Arbeitenden noch viel krasser, besonders bei jenen aus islamischen Ländern.

Jetzt will der Sozialminister eine Initiative starten, die vielen Zugewanderten auch in Arbeit zu bringen. Wie bei allen Initiativen staatlicher Sozialingenieure, Menschen und Gesellschaft zu verändern, darf man einmal skeptisch abwarten.

Denn für sehr viele Zuwanderer aus armen Ländern sind die österreichischen Sozialstandards im Vergleich zu selbst harter Arbeit in ihrer Heimat so gut, dass kein existenzielles Interesse an einer Arbeitsaufnahme besteht. Denn so mancher von ihnen hat sich auch im Bereich des Pfuschs längst gut etabliert (was aber wenigstens für die Allgemeinheit noch besser ist, als wenn sie nur von der Sozialhilfe leben).

Außerdem übersehen gute Menschen gerne die tiefen kulturell-religiösen Gräben zwischen dem Bedarf an Mitarbeitern auf der einen Seite und der Bereitschaft der Arbeitslosen auf der anderen, bestimmte als demütigend geltende Tätigkeiten auszuüben. Es ist ja kein Zufall, sondern klare Folge dieser Prägung, dass im sozialen und Pflegebereich besonders wenige Moslems anzutreffen sind – obwohl gerade dort helfende Hände besonders gebraucht würden, obwohl gerade dort nicht gleich ein Universitätsstudium Voraussetzung für einen Arbeitsantritt wäre. Es sind einzig und allein Frauen aus dem einzigen katholischen Land Asiens, den Philippinen, die unter allen Nichteuropäern in signifikanter Zahl im Pflegebereich tätig sind. Dazu kommt, dass im Familienbild vieler Moslems die außerhäusige Berufstätigkeit einer Frau strikt verpönt ist.

Das alles will die Politik ernsthaft überwinden?

In der Zwischenzeit, während sie sich noch darum bemüht, könnten sich die Schuldigen an dem Zustand ja vielleicht wenigstens einmal bei uns entschuldigen: Das wären etwa die Industrie und die Bauwirtschaft, die einst billige Hilfsarbeiter geholt haben, die sich aber nun nicht mehr um die Folgen kümmern, seit sie kaum noch ungelernte Hilfsarbeiter brauchen. Das wären die SPÖ und die Gewerkschaften, die immer verhindert haben, dass diese Menschen nur als Saisonniers, also nur befristet und ohne Familien kommen dürfen. Das wären die linken und christlichen Gutmenschen, die in ihrer Naivität immer dafür gekämpft haben, dass man den Familiennachzug möglichst weit und tolerant erlaubt, ohne dass auch nur geprüft würde, ob die vielen Kinder eines Zuziehenden auch wirklich dessen Kinder wären. Das wären die Freiheitlichen und Gewerkschaften, die dagegen waren, dass die Mittel- und Osteuropäer mit Vorrang zuziehen können, obwohl gerade diese kulturell viel verträglicher und bildungsmäßig viel besser geeigneter sind, einen Beitrag zum österreichischen Wohlstand zu leisten. Das wären die dominierenden linken Journalisten und „Wissenschaftler“, die immer verhindert haben, dass der größte soziale Umsturz in der Geschichte Österreichs auch nur umfassend und ehrlich analysiert werden darf.

Aber dennoch stimmt es zunehmend, dass uns die richtigen Arbeitskräfte ausgehen. Nur werden wir die auch unter den nächsten Hunderttausenden Türken und Arabern nicht finden.

Wir können das Problem lediglich durch sehr einscheidende Maßnahmen mildern. So sollte kein arbeitsfähiger Mensch vor dem 65. Geburtstag in Pension gehen dürfen, während man ja derzeit hierzulande im Schnitt mit absurden 58 Jahren Rentner wird, also um vier Jahre früher als Schweden oder Deutsche. An diesem Wahnsinn sind Gewerkschaft und SPÖ hauptschuld, aber auch ÖAAB und BZÖ, die an der Wiege der Hacklerregelung gestanden sind.

Wir müssten auch mit allen Mitteln zu verhindern suchen, dass so viele junge Österreicher noch dazu gratis und mit vielen Förderungen begleitet, Studienrichtungen absolvieren, nach denen überhaupt keine Nachfrage herrscht: Das ist nur durch Aufnahmebeschränkungen (und Kostenpflicht) bei den vielen geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen, und durch Forcierung technischer Lehrinhalte auch schon in den Schulen erreichbar.

Zu all dem wird natürlich die Politik noch viel weniger bereit sein als zu einem ehrlichen Wort in Sachen Migration, denn populär macht man sich nicht damit. Also: Keine Besserung in Sicht.

 

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Fußnote 216: Grünlicht für Loverboys drucken

Na endlich! Und da sage noch einer, die Innenministerin tue nichts für die Zuwanderung.

Das Innenministerium hat nun klargestellt: Lesbische und schwule Paare werden im Fremdenrecht gleichgestellt. Sie haben damit das volle Recht auf Familienzusammenführung. Was uns im gleichen Zug schwarz auf weiß klarmacht, was die Innenministerin erstens unter "Familie" und zweitens unter Beschränkung des Zuzugs nur noch auf jene Menschen versteht, die für Österreichs Wirtschaft wichtig sind.  Damit ist endlich auch Josef Prölls Hauptlebenswerk abgerundet. Und garantiert hat die ÖVP wieder einige Zehntausend konservative Wähler gewonnen. Man kann sich also jetzt seinen Loverboy aus irgendeiner exotischen - meist asiatischen - Gegend problemlos importieren. Samt Anspruch auf Grundsicherung und alle anderen Wohltaten des schuldenfinanzierten Wohlfahrtsstaates, vor allem, wenn man seiner dann wieder überdrüssig ist. Zahlen müssen den Spaß dann eines Tages die Kinder unserer Familien - oops, Kinder? Da muss mir jetzt irgendwie ein Fehler unterlaufen sein.

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Fußnote 215: Norwegen und die SJ Saufkompanie drucken

„Und ein jeder wird verstehen, dass die Reichen bald ihr Ende sehen.“ Oder noch deutlicher: „Angesicht zu Angesicht werden sie geschlachtet“. Oder: „ihren Reichtum werden wir uns stehlen danach werden wir sie quälen.“ Das sind genau der Ton und die Gesinnung, aus dem Blutbäder wie jenes von Norwegen entstehen.

Diese Zitate kursieren im Internet mit Screen Shots und finden sich auch in der Kleinen Zeitung. Interessant ist ihr Urheber: Es ist ein sozialdemokratischer Jugendfunktionär aus Bruck an der Mur. Und der SJ-Bezirksvorsitzende kommentierte seine Mordrohungen mit „Gefällt mir“. Würden diese Töne von einem schwarzen, blauen oder orangen Politiker stammen, wäre die Aufregung längst in die Zeit im Bild geschwappt. Und die Staatsanwaltschaft wäre hochaktiv. Aber wenn es gegen die Reichen geht und wenn der Täter ein Sozialdemokrat ist, dann wird ihm mit Sicherheit nichts passieren. Dafür sorgt schon die parteipolitisch nicht gerade neutrale Oberstaatsanwaltschaft und eine grenzenlos naive Justizministerin. Während diese Eintragung inzwischen gelöscht sein dürfte, ist immer noch interessant, wie sich die rote Nachwuchshoffnung einer massiv mit Steuermitteln geförderten Organisation auf Facebook selbst präsentiert: Unter Hobbies findet sich da zum Beispiel: „türlich saufn“ oder „SJ Saufkompanie“. Das entschuldigt natürlich alles - offen ist nur, ob das "SJ" oder die "Saufkompanie".

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„Darf man die Justiz kritisieren?“ drucken

Viele Politiker und Journalisten meinen, „man solle die Justiz unbeeinflusst arbeiten lassen und sich nicht einmischen“; „ich halte eine solche Diskussionsverweigerung für absolut falsch. Immerhin ist die Justiz zu den weitreichendsten Eingriffen in das Leben von Menschen legitimiert.“ „Auch und gerade die Justiz muss sich der Kritik stellen.“

Wer in den letzten Wochen solche und andere Ansichten vertreten hat, wurde von manchen Kommentatoren geradezu in die Nähe der Wiederbetätigung gerückt. Die Justizministerin bezeichnete die freiheitlichen Angriffe auf die Justiz als „unerträglich“. Und Bundespräsident Heinz Fischer sagte sogar: „Wenn einfach versucht wird, Druck auszuüben, wenn Richter oder ganze Gerichtshöfe beschimpft und attackiert werden, wenn der Angeklagte versucht, sich selbst zum Richter und den Richter zum Beschuldigten zu machen, dann sind die Grenzen dessen, was politische Kultur und den Rechtsstaat ausmachen, eindeutig überschritten.“

Klarer kann man es nicht mehr sagen.

Manche Leser werden verwirrt sein, weshalb der Tagebuchautor im ersten Absatz seine  offensichtlich andere Ansicht unter Anführungszeichen gestellt hat. Nun, er tut dies weniger wegen der sprachlichen Mängel („weitreichendst“ statt richtig: „weitestreichend“), sondern weil er sich nicht eines Plagiats schuldig machen will.

Denn die Sätze im ersten Absatz stammen gar nicht vom Tagebuchautor, sondern von einem gewissen Heinz Fischer. Das ist also zufällig der gleiche Mann, der im darauffolgenden Absatz die absolut gegenteilige Meinung vertritt.

Wie das? Leidet der gute HBP an Schizophrenie? Nein, keineswegs. Er hat immer einer klar Linie verfolgt, die da lautet: Recht und richtig ist das, was der Partei nützt; und falsch ist das, was ihr schadet. Diese Einstellung hat er auch als Bundespräsident konsequent beibehalten.

Zur Aufklärung: Die eingangs zitierten Sätze hat Fischer nicht in den letzten Wochen zum Fall Scheuch formuliert, sondern im Jahr 1989, als es einen Fall Sinowatz gab. Der frühere Bundeskanzler und Parteichef hat damals in Zusammenhang mit seiner üblen Rolle im Fall Waldheim einen Presseprozess verloren und ist in der Folge rechtskräftig wegen falscher Zeugenaussage verurteilt worden.

Fischer hat in der Arbeiter-Zeitung vom 4. Februar flink aus dem für die SPÖ ungünstigen Richterspruch im Fall Sinowatz einen „Fall Matysek – Maurer – Matousek“ gemacht, also in einer dialektischen Volte sowohl die Kronzeugin, wie auch den Richter und den Staatsanwalt zu einem „Fall“ erklärt. Und ein „Fall“ in der Strafjustiz ist halt immer ein Anzuklagender, wie der Jurist Fischer natürlich sehr gut weiß. Er hat in seinem sehr langen AZ-Aufsatz mit sehr polemischem Ton des langen und breiten die Fairness und Objektivität des Richters wie auch des Staatsanwalts heftig heruntergemacht.

Er hat also damals genau das getan, was er nun den Freiheitlichen vorwirft. Diese Doppelbödigkeit ist freilich typisch für den Charakter des Heinz Fischer.

Welcher Meinung bin ich aber nun selber? Nun, ich halte die Verurteilung Scheuchs für gut begründet, wenn auch in der Höhe massiv überzogen. Vor allem aber ist für mich Meinungsfreiheit und damit auch das Recht auf eine Urteilsschelte ein absolutes Gut. Richter und ihre Sprüche sind frei zu kritisieren. Richter und Staatsanwälte sind weder allwissend noch frei von Emotionen und ideologischen Vorlieben. In einem liberalen Rechtsstaat muss daher jedem Bürger selbstverständlich das Recht auch auf scharfe Kritik zustehen.

Das umfasst natürlich auch das Recht, den Richter zu verfluchen, wie es ein freiheitlicher Parteigänger getan hat. Dadurch hat dieser freilich auch das Recht in Anspruch genommen, sich selber lächerlich zu machen. Lächerlich machen sich aber auch jene, die ob jenes Fluches ein Verfahren einleiten wollen. Denn das wäre ja nur berechtigt, wenn man tatsächlich an die unheilbringende Wirkung eines Fluches glaubt. Oder sinken wir tatsächlich wieder in die Welt des Aberglaubens zurück?

Am lächerlichsten aber macht sich der höchste Amtsträger des Staates, wenn er ständig parteiisch und doppelbödig agiert.

 

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33 Prozent und kein bisschen schuldbewusst drucken

Das einzige, was die Wiener Rathaus-Genossen und ihre grünen Speichellecker noch schaffen, ist ihre Skandale mit allen möglichen Tricks zu verstecken. Das zeigt die jüngste Preislawine, die das Rathaus auf die Wiener loslässt. Aber auch diese Tricks werden den Zorn der Stadtbürger nicht dämpfen. Dazu ist das Vorgehen der rot-grünen Genossen zu unverfroren.

Dennoch ist es mehr als einen nur professionellen Blick wert, wie sie dabei taktiert haben.

  1. Die Erhöhungen werden in einem einzigen Schwall losgelassen, sodass die Opfer gar nicht mehr richtig mitkommen.
  2. Sie werden ausgerechnet am Höhepunkt der Urlaubssaison bekanntgegeben, sodass möglichst wenige Wiener etwas davon mitbekommen.
  3. Sie werden zu einem Zeitpunkt vorgenommen, da sich Rot und Grün weit und breit keiner Wahl stellen müssen.
  4. Diese Erhöhungen – zweifellos der dramatischste kommunalpolitische Schritt des Jahres – werden nicht etwa vom Bürgermeister (der wie immer lieber den Freizeitwert seines hohen Einkommens genießt) oder zumindest einem Stadtrat bekanntgegeben, sondern von einem anonymen Sprecher der untergetauchten Küsschen-Küsschen-Finanzstadträtin. Dabei sind ja durchaus nicht alle Stadträtinnen auf Urlaub, sondern zumindest zwei waren gleichzeitig an der Öffentlichkeitsfront aktiv: Die eine bejubelte, dass in den letzten eineinhalb Jahren 500 schwule Paar geheiratet haben (was in Wahrheit angesichts des großen Trommelwirbels zur Einführung dieser Institution lächerlich wenig sind); und die andere sagte wieder einmal irgendetwas Bedeutendes zur Mülltrennung, was mir nur leider entfallen ist, kaum dass ich es gelesen habe.
  5. Rathauspostillen wie „Heute“ bringen die Preiserhöhungen raffiniert schon im Untertitel gleichsam entschuldigend mit der Inflation in Zusammenhang. Und kommentieren lieber eine neue Fernsehsendung als diesen Raubzug.
  6. Und der SPÖ-hörige ORF versteckt die Wassergebühren hinter einer Meldung über Gaspreiserhöhungen, die primär sicher nicht von österreichischen Tätern verursacht sind.

Nun: Ich bin durchaus der Meinung, dass auch kommunale Betriebe kostendeckend arbeiten müssen. Künstlich niedergehaltene Preise sind langfristig der absolut falsche Weg. Aber sich einfach automatisch an die allgemeine Inflationsrate anzuhängen, ist schlicht ein himmelschreiender Skandal, weil völlig unbegründet.

Denn diese Inflationsrate wird weltweit nur durch zwei Bereiche nach oben gepusht, ohne die sie viel niedriger wäre: durch die steil steigenden Energiepreise und durch die ebenfalls deutlich nach oben gehenden Lebensmittelpreise. Beide Male ist die Ursache klar: die rasch steigende Nachfrage bei naturgemäß limitiertem Angebot. Die Nachfrage steigt, weil die Weltbevölkerung zunimmt und weil Chinesen, Inder und die Einwohner Dutzender anderer auf den kapitalistischen Weg eingeschwenkter Schwellenländer nun reicher und damit starke Konsumenten geworden sind.

Das alles treibt unweigerlich die Preise weltweit in die Höhe. Keine dieser Ursachen gibt es jedoch beim Wiener Wasser, das um nicht weniger als 33 Prozent teurer wird. Die Wassernachfrage in Wien stagniert nämlich (durch Nutzwasseranlagen, durch sparsame Klospülungen usw). Es gibt auch keinen internationalen Wettbewerb um das Wasser. Niemand kann es uns wegtrinken (und wenn es einer könnte, wäre es sogar ein gutes Geschäft, weil genug davon da ist – nicht nur in diesem Regensommer). Es sind auch keine großen neuen Investitionen nötig – denn bei der Wasserversorgung profitiert das rote Wien bis heute von den großen Werken kaiserlicher Beamter sowie liberaler und christlichsozialer Bürgermeister.

Trotzdem wird rotzfrech das Wasser in der Dimension der Inflationsrate verteuert. Das Herumgestottere als Begründung, dass man ja den Schutzwald in den Quellgebieten pflegen müsse, ist nur noch lächerlich. Jeder andere Waldbesitzer kann seinen Wald ja auch ohne teuren Griff in die Wiener Badewannen pflegen.

Die Erhöhung hat zwei andere Ursachen: Erstens braucht die Gemeinde für ihre vielen korrupten Geschäfte immer mehr Geld. Wenn das Rathaus seinen gesamten Bedarf bewusst nicht über die billigsten Einkaufsquellen wie die Bundesbeschaffung bezieht, muss die Differenz am Ende ebenso jemand bezahlen wie die Zig-Millionen Euro, die alljährlich für Bestechungsinserate in Boulevardzeitungen und die sonstige rot-grüne Propaganda aufgewendet werden. Auch die vielen Skandale rund um Wiener Bauprojekte kosten viel Steuergeld.

Und zweitens zeigt sich an Hand der Preisexplosion, die jeden Wiener alljährlich eine dreistellige Euro-Summe kosten wird, dass Betriebe unter der Macht und Kontrolle von Politikern und Beamten in aller Regel immer viel teurer wirtschaften als jeder Privatbetrieb. Man könnte beispielsweise die Wiener Wasserversorgung zu einem guten Preis privatisieren. Das ginge, selbst wenn der Käufer vertraglich garantieren muss, dass der Abnehmerpreis im Gegensatz zur jetzigen Praxis maximal um den halben Inflationssatz steigen darf, und wenn vertraglich fixiert ist, dass die Wasserwerke sofort wieder enteignet werden können, wenn sich am Versorgungsgrad oder der Wasserqualität etwas verschlechtern sollte.

Privatisiert werden Wasserversorgung und andere Infrastrukturbetriebe nur aus einem einzigen Grund nicht: Man weiß nicht, wie man dann die Partei und die rot-grüne Propaganda finanziert; wie man dann die eigenen Parteigänger mit Posten bedient; wie man dann den Wiener Beamten die – trotz einer steil steigenden Verschuldung der Stadt – weit über dem Niveau des Bundes und der anderen Länder liegenden Gehälter zahlen kann. Was aber wichtig ist, sind diese Beamten doch die letzten verlässlichen SPÖ-Wähler in dieser ungetreuen Stadt.

PS: Genau diese politische Hemmungs- und Verantwortungslosigkeit, aber auch die „Erfolge“ der Gewerkschaften sind im übrigen dafür verantwortlich, dass in Österreich die Preise um gefährliche 3,8 Prozent gestiegen sind, während es in Deutschland nur 2,6 Prozent waren. Dieser österreichische Weg in eine Mega-Inflation ist ein neuer, aber sehr wirksamer Faktor, der dafür sorgt, dass Österreich wirtschaftlich wieder weit hinter Deutschland zurückbleiben wird. Denn die Inflation reduziert rasch die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, wie es ja schon Griechen, Spanier oder Italiener erleben mussten. Die Inflation tritt als Totengräber des österreichischen Wohlstandes und als Ursache der nächsten – und mit Sicherheit noch viel größeren – Krise an die Seite der Hacklerpensionen, der überflüssigen Budgetdefizite (auch da ist das Land Wien übrigens Spitzenreiter), der Verlustmaschine ÖBB, der viel zu hohen Spitalskosten und der überbordenden Bürokratie.

 

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Die Staatsanwaltschaft als Parteizelle drucken

Irgendwann müsste es eigentlich selbst der dümmste Justizminister begreifen: In der Wiener Staatsanwaltschaft ist eine hochaktive linke Parteizelle aktiv, die mit massiver Schlagseite operiert.

Die massive monatelange Abhöraktion gegen Karl Heinz Grasser, die jeden in einem Rechtsstaat üblichen Rahmen sprengt, mit der die Staatsanwaltschaft und die dortigen Rot-Sympathisanten auch gleich Wolfgang Schüssel und andere böse Schwarze belauschen konnten, ist nur das jüngste Indiz. Sie steht in einer Reihe mit der gezielten und einseitigen Lancierung von Inhalten staatsanwaltschaftlicher Akte an linke Medien trotz der Verpflichtung zur Amtsverschwiegenheit. Sie steht in einer Reihe mit dem seltsamen Verzicht auf eine Anklage in der Libro-Affäre gegen den Einzigen unter den ursprünglichen Verdächtigen, der eine enge freundschaftliche Beziehung zu einem früheren SPÖ-Minister hat. Sie steht in einer Reihe mit der Einstellung eines Verfahrens gegen den Lebensgefährten der früheren SPÖ-Justizministerin (trotz einer amtswegigen Anzeige durch eine unabhängige Richterin). Sie steht in einer Reihe mit der absoluten Untätigkeit gegenüber den Faymannschen Korruptions-Inseraten, die von internationalen Transparenz-Experten schon lange als extrem suspekt angesehen werden. Sie steht in einer Reihe mit der jahrelangen Weigerung der Wiener Staatsanwaltschaft, mit ernsthaften Methoden dem Verdacht nach weiteren Tätern in Sachen Kampusch nachzugehen. Sie passt haargenau in die eilfertige Freilassung eines wegen Mordes gesuchten KGB-Agenten binnen weniger Stunden.

All das müsste einem österreichischen Justizminister eigentlich extrem viel zu denken geben. Wenn er den Rechtsstaat im Auge hätte und nicht nur eine Hampelfrau an den Schnüren einiger Beamter wäre.

PS: In Großbritannien wurde gerade eine große unabhängige Untersuchungskommission gegen Missbräuche in der Medienwelt geschaffen, gegen die Verquickungen zwischen Medien und Politik sowie gegen die Korruption in der Polizei (die ja ähnlich wichtig ist wie die Justiz). In Großbritannien.

 

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EU-Wirtschaftsregierung löst keine Probleme drucken

Die Überschuldung ist struktureller Natur und hat ihre Ursachen in den nicht mehr finanzierbaren Sozialsystemen.

Eine gemeinsame EU-Wirtschaftsregierung ist genau der falsche Weg, Stabilität in Europa herzustellen. Die europäischen Spitzenpolitiker scheuen sich offensichtlich, das Problem der Staatsverschuldung aktiv anzugehen und versuchen durch Schaffung zusätzlicher Staatsapparate, der Krise Herr zu werden. Vielmehr ist es höchst an der Zeit die steigende Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen und Staatsseitig wieder mehr einzunehmen als auszugeben.

Staatsverschuldung ist nichts anderes als die Umverteilung von unten nach oben, sie resultiert aus politischen Entscheidungen, die unter bestimmten Regeln getroffen werden. Dabei setzen die Regeln des politischen Wettbewerbs Anreize, defizitfinanzierte Privilegien zu vergeben. Dennoch konnten bislang weder nationalstaatliche noch europäische Regelungen eine politische Anreizverschiebung bewirken.

Als Folge hat die Staatsverschuldung in den meisten europäischen Staaten fast kontinuierlich zugenommen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat diese Tendenz verstärkt und zu neuen Schuldenhöchstständen geführt. Die hohe Staatsverschuldung mit der Krise zu begründen ist ungerechtfertigt. Dies wird deutlich, wenn man die Entwicklung der Schuldenstände respektive Ausgaben pro Kopf der vergangenen Jahrzehnte analysiert.

Die Überschuldung ist struktureller Natur und hat ihre Ursachen in den nicht mehr finanzierbaren Sozialsystemen, aber auch im steigenden Mangel der Wettbewerbsfähigkeit der Einzelstaaten. Die zukünftigen Generationen bekommen neben der Schuldenlast auch ein defizitäres Sozialversicherungssystem vererbt.

Theoretisch müssen Schulden zurückgezahlt werden, womit sich keine Manövriermasse für die nächsten Generationen ergibt. Um einer möglichen Zahlungsunfähigkeit zu entgehen, erfolgt vermehrt politischer Druck auf die Zentralbank, ihre Geldpolitik an die Finanzpolitik anzupassen. Das „Bail-out“ Griechenlands sowie die in den letzten Monaten unternommenen Schritte der Europäischen Zentralbank zeugen davon.

Allerdings stellen diese Vorgänge keine langfristig tragfähigen Auswege aus der Schuldenfalle dar. Nicht die Schaffung eines zusätzlichen Staatsapparates, wie eine EU Zentral- oder Wirtschaftsregierung, schafft Stabilität, vielmehr müssen Ausgabensenkungen und Reformen im Sozialversicherungssystem stattfinden sowie eine effektive, institutionelle Schuldenbeschränkung konstituiert werden.

Barbara Kolm ist Ökonomin, Generalsekretärin des Hayek-Instituts und Direktorin des Austrian Economic Center.

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Vom Nutzen der Ökonomen drucken

Das IHS erhält mit Christian Keuschnigg einen neuen Chef. Entgegen allen Befürchtungen fiel die Wahl auf einen vernünftigen Mann mit gutem Durchblick. Dennoch ist es schade, dass Österreichs bester Ökonom, Christian Helmenstein, nicht zum Zug kommt, weil er halt das Formalerfordernis einer Fußnotenakkumulierung in Form einer Habilitation nicht erfüllt.

Ein solches Werk ist aber in Wahrheit für den Job völlig irrelevant. Die Plagiatsaffären sollten uns eigentlich lehren, solche formalistischen Fußnotenakkumulierungen nicht mehr allzu ernst zu nehmen. Denn es kann ja nicht sein, dass die Klugheit eines Textes weniger wichtig ist als penible Zitiergenauigkeit.

Zurück zum IHS: Da zumindest unter den vorhandenen Kandidaten der beste für die Leitung des zweitgrößten Wirtschaftsforschungsbetriebs Österreichs genommen worden ist, scheint dort alles in Butter. Das ist es aber ganz und gar nicht. Denn das „Institut für Höhere Studien“ wird genauso wie das noch größere „Wirtschaftsforschungsinstitut“ vom selben Grundübel geplagt: Es hat kein stabiles finanzielles Fundament. Es lebt von jährlich erneut fälligen Subventionen einzelner Ministerien und von Forschungsaufträgen, die wieder überwiegend aus politisch gesteuerten Institutionen kommen.

Da halt überall Menschen agieren, gilt ein kritischer Bericht als nicht sehr förderlich für die Vergabe des nächsten Auftrags. Ganz 'zufällig' ist vom Wifo so gut wie nie eine Kritik an Arbeiterkammer oder Sozialministerium zu hören, und beim IHS keine am Finanzministerium.

Gewiss: Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht. Aber eigentlich sind ja wir Steuerzahler die Fütterer. Und wir wären sehr wohl dringend an objektiven Studien von wirklich voll unabhängigen Wirtschaftsforschern interessiert. Die bekommen wir aber nicht, zumindest nicht auf einer umfassenden Basis.

Damit ist zwar nicht unterstellt, dass die Forscher bewusst etwas Unrichtiges sagen. Aber manchen Themen nähern sie sich halt nur sehr zögerlich. Das ist umso schmerzhafter, als gleichzeitig an Österreichs Unis in Sachen Volkswirtschaft überhaupt totale Ebbe herrscht. Die wenigen Professoren, die internationalen Rang haben, stellen ihr Wissen lieber privaten Klienten gegen gutes Geld vertraulich zur Verfügung. Der Großteil der übrigen Uni-Ökonomen bewegt sich trotz des idealen Rahmens einer wirklichen Unabhängigkeit auf sehr bescheidenem Niveau. Das darf uns allen nicht gleichgültig sein.

Denn es täte dem Land sehr gut, würden bei uns ähnlich wie in Deutschland Hunderte Professoren kritische Stellungnahmen zur Sinnhaftigkeit der diversen Euro-Rettungsschirme veröffentlichen. Es gibt in Österreich nicht einmal eine offene Debatte dazu. Statt dessen herrscht die Devise: Wir sind ohne Einwände jeweils für das, was gerade europäische Mode ist. Da könnte man sich die Ökonomen aber auch gleich ganz sparen.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

 

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Deutsch-französische Placebo-Verteilung drucken

Da sage noch einer, dieses Europa sei langweilig. Es ist ganz im Gegenteil sogar mitten im August für große Lacherfolge gut. Für mehr taugt die „Euro-Wirtschaftsregierung“ freilich nicht, die da nun von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy angekündigt worden ist.

Hinter diesem hochtrabenden Titel verbirgt sich nämlich nicht mehr als eine zweimal pro Jahr stattfindende Zusammenkunft der europäischen Staats- und Regierungschefs. Also jener Gruppe, die ohnedies jetzt schon rund vier Mal pro Jahr tagt. Also jener Gruppe, deren Angehörige selbst die Hauptverantwortlichen für die Schuldenkrisen in fast allen europäischen Ländern sind. Was soll sich da irgendein Europäer von zwei weiteren Treffen dieser Schuldenkaiser erwarten?

Schon gar nicht gibt der nominierte Vorsitzende irgendeinen Anlass zur Hoffnung. Denn dieser ist der schon bisher durch die totale Absenz jeder Führungs- oder Durchschlagskraft beliebte EU-Ratspräsident Herman van Rompuy. Er hat noch nie einem der Regierungschefs mit einem kritischen Wort nahezutreten gewagt. Da ist er natürlich perfekt als neuer Finanzaufseher geeignet.

Glauben Deutschlands und Frankreichs Chefs wirklich in vollem Ernst, mit solchen Potemkinschen Dörfern den Zweiflern wieder ihren Glauben an den Euro zurückgeben zu können? Glauben sie wirklich, dass man mit solchen Mätzchen die Sparer dazu bewegen kann, wieder den europäischen Regierungen ihre Altersvorsorge anzuvertrauen?

Ach ja, fast hätt ich‘s vergessen: Eine Schuldenbremse soll auch kommen. An dieser ist nur noch das winzige Detail offen, wie sie denn eigentlich funktionieren soll: So schlecht wie in den USA oder so unwirksam wie in Deutschland? Nach dem bisherigen Planungsstand soll halt jede Regierung selbst irgendwie eine irgendwie konstruierte Art Bremse beschließen und diese dann irgendwie einhalten. So wie dieselben Regierungen ja schon bisher irgendwie alle europäischen Beschlüsse in Richtung auf Sparsamkeit umgesetzt haben. Oder irgendwie auch nicht.

Dafür haben Merkel und Sarkozy wieder einmal eine neue Steuer angekündigt. Was uns natürlich endgültig von der Führungskraft des Duos Merkel-Sarkozy überzeugt.

Warum so destruktiv, Herr Unterberger? Hauptsache, die Richtung stimmt.

Sie stimmt natürlich nicht. Seit Europa angefangen hat, bankrotte Staaten zu retten, statt den von der Marktwirtschaft vorgesehenen normalen Konkurs-Mechanismus in Kraft treten zu lassen (den übrigens noch jedes betroffene Land im Rückblick recht gut überlebt hat), gleichen die Bemühungen der europäischen Staatschefs nur noch dem verzweifelten Umsichschlagen eines Ertrinkenden. Denn seit nicht mehr nur drei europäische Kleinstaaten das Vertrauen der Gläubiger verloren haben, sondern zunehmend auch drei ganz große Länder – Spanien, Italien und Schritt für Schritt auch Frankreich –, müsste selbst ein Blinder sehen, dass der Weg absolut falsch war.

Es gibt freilich auch keinen sicheren Weg mehr zurück. Man tut sich halt schwer, den Spaniern zu verwehren, was man Griechen, Portugiesen und Iren geradezu aufgedrängt hat. Aber Europa hat nach der Verschwendung vieler Hunderter Milliarden einfach nicht das Geld, um auch die Großen zu „retten“.

Die Schuldenlasten auf Europa – ja, auch jene auf Deutschland und Österreich (auch wenn die es noch gar nicht begriffen haben) – können nur noch durch zwei Methoden abgebaut werden: entweder durch eine starke Inflation oder durch die Zahlungsunfähigkeit. Ausbaden müssen wir es so und so alle. Samt den damit unweigerlich verbundenen sozialen und politischen Unruhen, die ja schon allenthalben begonnen haben.

Warum kann nicht doch eine Schuldenbremse funktionieren? Wir Europäer wissen das halt, weil wir schon so unsere Erfahrungen haben. Weil ja schon die Sanktionen wegen Verletzung der – viel konkreteren! – Maastricht-Kriterien jedes Mal prompt unterblieben sind, sobald sie fällig gewesen wären. Weil wir in einer Demokratie mit starken Zentrifugalkräften leben. Weil ja schon die Republik Österreich (trotz einer besseren verfassungsrechtlichen Ausstattung!) landesintern mit allen Plänen einer effektiven Schuldenbremse gegenüber Ländern und Gemeinden gescheitert ist.

Wie bitte soll da ein Gremium der – an der Krise selbst hauptschuldigen! – Regierungschefs ohne jede politische oder juristische Macht gegenüber einzelnen Staaten plötzlich eine wirksame Schuldenbremse exekutieren können?

Der ganze Plan ist unwirksamer als ein Placebo.

PS: Einen frappierenden Kontrapunkt zu all dem Schwachsinn liefert Belgien. Es hat noch immer weitgehend das Vertrauen der Kreditgeber, obwohl es eine höhere Schuldenquote als etwa Portugal hat! Hängt das vielleicht gar damit zusammen, dass Belgien nun schon seit über 14 Monaten keine Regierung hat? Beweist das vielleicht gar, dass die Anleger zunehmend schon mehr Vertrauen in solche Länder haben, in denen Regierungen nicht mehr ständig neue schuldenfinanzierte „soziale Errungenschaften“ unters Volk streuen können?

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Die Mauer und Herr B. drucken

Bis heute habe ich kein einziges Medium gefunden, das nur irgendwie die Massenmorde des norwegischen Herrn B. entschuldigt oder verteidigt hätte. Dennoch haben viele Kommentare in den Mainstream-Medien so getan, als ob hinter B. eine Armada gleichgesinnter Gewalttäter stünde. Umso erstaunlicher ist das Schweigen dieser Medien zu einem skandalösen Kommentar in der deutschen Links-Zeitung „Neue Welt“, in der ganz offen der DDR für den nun gerade 50 Jahre zurückliegenden Mauerbau gedankt wurde. Ohne dass jemand in den sonst so verbotslüsternen Medien nach einem Verbot der Zeitung oder der dahinterstehenden „Linken“ gerufen hätte oder zumindest nach einer gründlichen „Gewissenserforschung“ der gesamten Linken.

Auch ich rufe gewiss nicht nach einem Verbot, schon weil ich das nie tue. Eine liberale Gesellschaft sollte nämlich auch den größten Schwachsinn aushalten, solange dieser nur verbal und nicht mit Waffen in der Hand artikuliert wird. Was aber notwendig ist, ist – wieder einmal – die verlogene Doppelbödigkeit des rot-grünen Zeitgeistes aufzuzeigen.

Davor aber noch einen Satz zu Herrn B.: Was für ein widerlicher Abschaum der Kerl ist, hätte man schon seit Jahren daran ablesen können, dass er als Großbetrüger Hunderttausende Euro Schaden angerichtet hat. Aber Finanzinstitute um solche Summen zu betrügen, ist dem Zeitgeist zufolge ja ein eher gutes Werk und daher nicht weiter zu beachten.

Zurück zur „Neuen Welt“: Erschütternd und beklemmend ist, welch Geistes Kind gar nicht so wenige Deutsche sind, die eine solche Zeitung lesen, die der Linkspartei ihre Stimme geben, oder die kein Problem damit haben, dass diese Partei von SPD und Grünen immer wieder als Koalitionspartner akzeptiert wird. Wer den Mauerbau bejubelt, ist geistig genauso krank wie Herr B.

In welcher Form tut dies die „Neue Welt“? Sie sagt ausdrücklich „Danke“ für eine lange Liste von – angeblichen – Errungenschaften der 28 DDR-Jahre zwischen Bau und Fall der Mauer. Diese behaupteten Vorteile der Mauer waren den Autoren zufolge offenbar den Gefängnishof für Millionen Ostdeutsche und den Tod für eine dreistellige Anzahl von Flüchtlingen wert gewesen.

Aber selbst wenn man zu diesem Zynismus bereit wäre, ist nicht zu ignorieren: Fast all diese Errungenschaften sind erlogen oder in Wahrheit Unmenschlichkeiten, wie man an Hand einiger zufällig herausgegriffener „Danke“-Beispiele zeigen kann:

„Danke für 28 Jahre Friedenssicherung in Europa“: Als ob nicht diese 28 Jahre die weitaus gefährlichsten Jahre im Nachkriegseuropa gewesen sind, in denen ständig mit einem Atomkrieg zu rechnen war, und als ob nicht der Mauerfall die friedlichste Periode auf dem Kontinent ausgelöst hätte.

„Für 28 Jahre ohne Beteiligung deutscher Soldaten an Kriegseinsätzen“: Als ob die Tausenden Schüsse an Mauer und DDR-Grenzen etwas anderes als ein Kriegseinsatz deutscher Soldaten gewesen sind.

„Für 28 Jahre ohne Hartz IV und Erwerbslosigkeit“: Als ob nicht jeder Hartz-IV-Bezieher einen weit höheren Lebensstandard hat denn jeder Durchschnitts-DDR-Bürger.

„Für 28 Jahre Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen“: Als ob die DDR-Kinder eine glückliche Jugend gehabt hätten, und als ob der Zwang, Kinder möglichst bald in eine solche Krippe zu stecken, etwas lobenswertes wäre.

„Für 28 Jahre ohne Hedgefonds und Private-Equity-Heuschrecken:" Als ob nicht jeder Hedgefonds mehr Wohlstand schafft denn einst die umweltzerstörenden und unrentablen DDR-Betriebe mit von den Bürgern nicht gekauften Produktionen, während viele nachgefragte Produkte nicht erhältlich waren – bis hin zum Klopapier, Bananen und Strümpfen.

„Für 28 Jahre ohne Praxisgebühr und Zwei-Klassen-Medizin“: Als ob die Nomenklatura der DDR nicht ein im Vergleich zu den Massen extrem privilegiertes Gesundheitssystem gehabt hätte.

„Für 28 Jahre Hohenschönhausen ohne Hubertus Knabe“: Dabei ist Hohenschönhausen ein berüchtigter Folterkerker gewesen.

„Für 28 Jahre Bildung für alle“: Die vor allem aus Marxismus-Leninismus-Indoktrination für alle bestanden hat.

Auch wenn man schon viel Schwachsinn gelesen hat: Manches Mal wird einem wirklich übel.

Für Übelkeit sorgt - in ganz anderen Zusammenhang - auch der auf linksradikalen Internertseiten kursierende Aufruf für "kämpferische Solidarität mit den Londoner Genoss_innen". Ganz abgesehen davon, dass man wieder einmal sieht, wes Geistes Kind die Binnen-I/Binnen-Unterstrich/Genderismus-Neurotiker eigentlich sind. Wenn man nur links genug ist, darf man auch zum Bürgerkrieg aufrufen.

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Uni-Misere: Schlägt die Stunde der Rosstäuscher? drucken

Der designierte Wiener Rektor Engl droht nun also, Studiengänge zu schließen, wenn – wie im Finanzrahmen 2013 – 2015 vorgesehen – weniger statt mehr Geld für die Universitäten fließt. Denn der Studentenansturm nimmt nicht mehr zu bewältigende Ausmaße an. Im ideologischen Gebälk der SPÖ knirscht es angesichts der universitären Entwicklung hörbar. Das Wort Zugangsbeschränkungen kommt etwa Gabi Burgstaller schon leicht über die Lippen (kein Wunder, die Uni Salzburg wird erstmals mehr deutsche als österreichische Studienanfänger haben). Auch die Gewerkschaft beginnt sich zu bewegen. Darauf könnten die Rektoren ein bisschen Hoffnung setzen. Schreien sollten sie hingegen, wenn der Tiroler Landesfürst Platter seiner Partei rät, einen Abtausch Gesamtschule gegen Uni-Zugangsbeschränkungen einzugehen.

Die Hohen Schulen hätten nämlich allen Grund, sich kritisch in die Schuldebatte einzumischen. Sie wissen nämlich, dass die Uni-Misere nicht nur eine des Geldes, sondern auch eine der Qualität der Studienanfänger ist. Seit Jahrzehnten beklagen sie deren sinkendes Bildungsniveau. Natürlich müssen sie es bei den Klagen belassen, so lange sie noch selbst für die Ausbildung der Lehrer zuständig sind. Aber bei dem Ansinnen der flächendeckenden Gesamtschule dürften sie umso lauter schreien.
Wenn ein Schüler bis 14 unter dem ideologisch verordneten Leitstern der sozialen Integration unterrichtet wird, dann bleiben ihm nur mehr vier Jahre, um die ominöse Hochschulreife zu erlangen. Das soll gehen? Acht Jahre Wohlfühlpädagogik und dann in vier Jahren alles aufholen, was bis 14 nicht verlangt werden durfte, für ein Studium aber Voraussetzung wäre?
Kümmert es die Rektoren nicht, wie ihre Studienanfänger dann aussehen werden?
Wenn schon der urlaubende Vizekanzler und ÖVP-Chef, der das Wort Leistung permanent auf den Lippen führt, Günter Platter mit seiner Rosstäuscher-Mentalität nicht zurückpfeift, dann wäre das ein Fall für die zivilgesellschaftliche Verantwortung der Uni-Professoren – die ihnen leider ein Fremdwort ist.
Denn nicht einmal in eigener Sache stehen sie gemeinsam auf.
Es ist schlicht und einfach nicht zu verstehen, warum die Rektoren nicht ultimativ und mit Nachdruck fordern, Studiengebühren einheben zu können. 70 Prozent der Österreicher sind dafür, also müsste sich nicht einmal ein Werner Faymann fürchten, in dieser Frage – nein, nicht umzufallen, sondern umzudenken. Nicht deshalb, weil es gut für das Land wäre, sondern weil er sich mit der Mehrheit wüsste. Die Rektoren könnten ja mit Argumenten Entwicklungshilfe leisten. Das Stipendiensystem funktioniert gut. Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass Studienbeiträge keineswegs eine sozial unerwünschte Auslese bewirken, dafür werden ohne sie nur die Kinder der Reichen subventioniert. Die Mehrheit der europäischen Länder hebt Gebühren ein. Die Drop-out-Quote sinkt etc.
Es ist auch nicht zu erklären, dass die Rektoren nicht aktiv werden und ein funktionierendes System vorlegen, wie der Uni-Zugang ohne zweifelhafte Aussiebungen wie Numerus Clausus oder Massentests geregelt werden kann. Verfügen sie denn nicht über die besten Bildungswissenschafter, Psychologen, Pädagogen, die längst das qualitativ beste Modell entwickelt haben müssten? Oder kümmern sie sich nur zu wenig um ihre eigene Angelegenheiten?
Ein hoch verschuldeter Staat kann besonders in schwierigen Zeiten nicht immer mehr Geld für alles ausgeben. Darum ist der Ruf „Mehr Steuergeld oder ich sperre zu“ unendlich kurz gegriffen. Und eines Rektors nicht würdig. Der könnte sich mit seinen Kollegen und seinen Konzepten, Daten und Argumenten so lange ins Kanzlervorzimmer setzen, bis er ihn überzeugt hat. Er dürfte sich des Applauses des ganzen Landes sicher sein.
Das wird es nur leider nicht spielen.
Dafür kündigen die Studenten bereits ihren „zivilen Ungehorsam“ an. Wir dürfen uns wohl wieder auf Hörsaalbesetzungen der Audimaxisten freuen, die die Universitäten Unsummen kosten (die sie nicht haben) und die SPÖ noch weiter in ihrer Ablehnung aller vernünftigen Studienplatz-Bewirtschaftungsmaßnahmen zementieren werden.
Und in dieser Situation darf Günter Platter ungestraft Schwachsinn reden. Schon schön, dass die Spindelegger-ÖVP eine leistungsorientierte Partei ist. Oder ist ihr das Wort Leistung nicht mehr als eine Platter-tüde?

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Was Jobs, Kurse und Wachstum wirklich killt drucken

Es war eine politische Illusion zu glauben, dass sich die Welt an die ständigen Schreckensmeldungen aus Europa gewöhnt hätte. Kaum waren jeweils die Hunderte Milliarden schweren Rettungspakete geschnürt, war schon klar, dass sie zu klein waren. Was sofort den Ruf nach weiteren Paketen auslöste. Die Börsen schöpfen zwar bei jedem Paket ein paar Tage Hoffnung. Aber immer wieder setzt sich die Depression durch. Der Glaube schwindet, dass mit solchen Paketen, die gigantische Summen scheinbar aus dem Nichts schaffen, irgendetwas zu retten wäre. Die Beschwichtigungsreden von Politikern schaden nur noch deren Glaubwürdigkeit, und können die Stimmung nicht mehr bessern.

Eine der Hauptursachen der Krise findet sich in einem eher unbeachtet gebliebenen EU-Bericht. Ihm zufolge müsste etwa Spanien die Löhne um zweistellige Prozentsätze senken. Ähnlich Portugal und Griechenland. Nur so können sie wieder wettbewerbsfähig werden. Nur dann würde in diesen Ländern wieder investiert. Nur dann gäbe es wieder mehr Jobs für die schon fast zur Hälfte arbeitslosen Jungen. Das heißt aber mit anderen – nicht ausgesprochenen – Worten: Solange das nicht passiert, fließen die Hilfsgelder in ein Fass ohne Boden und können jeweils nur kurze Zeit die Illusion eines vollen Fasses erwecken.

Damit aber zeigt sich, dass das ökonomische Problem der Finanz- und Schuldenkrise in Wahrheit vor allem ein politisches Problem ist. Das macht die Krise aber noch viel schwerer lösbar. Denn in keinem einzigen Land scheint die politische Energie vorhanden, den Menschen einen so hohen Reallohnverlust aufzuzwingen. Dabei geht es gar nicht mehr nur um die Angst der Machthaber vor einer Abwahl – die zuletzt mit Ausnahme der stabilen und sparsamen Länder im Norden ohnedies überall schon zur Regel zu werden scheint. Ein solcher drastischer Gehaltsschnitt könnte aber sogar auch revolutionäre Unruhen auslösen.

Da wird es schon fast verständlich, wenn auch nicht verzeihlich, dass die Politik halt immer doch lieber irgendwie weiterwurstelt. Und dass sie nicht wagt, ihren Bürgern die ganze Wahrheit zu vermitteln.

Verschlimmernd kommt dazu, dass auch heute noch viele Gewerkschaften der These anhängen, „mehr Kaufkraft“ wäre ein Mittel, der Krise zu entkommen. Mit Kaufkraft meinen sie aber nichts anderes als Lohnerhöhungen, die nicht auf Produktivitätsgewinnen, sondern auf weiteren Schulden beruhen. Diese reduzieren automatisch das Angebot an Jobs. Dazu kommen weitere sinnlose Kostenbelastungen für Europas Wirtschaft, an denen zwar die Gewerkschaften nicht schuldig sind, dafür aber die Parlamente: Etwa die die Stromkosten in die Höhe treibenden Förderungen für technisch wenig ergiebige Alternativenergien.

Dennoch ein Hoffnungsschimmer zum Schluss: Italiens Gewerkschaften haben ein Papier unterschrieben, in dem sie zwar (noch) nicht für Lohnsenkungen sind, aber für Privatisierungen, Flexibilität und Liberalisierungen. Das waren bisher ganz ungewohnte Töne.

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ORF: Je größer der Flop, desto mehr Stimmen für Wrabetz drucken

Die Partei hat beschlossen, die Partei hat abnicken lassen. Das Ministerium für Wahrheit – ganz wie von George Orwell beschrieben – hat seinen Generaldirektor: Alexander Wrabetz darf fünf Jahre an der Spitze des ORF weiterwerken. Mit Supergage. An der kurzen Leine der SPÖ. Und wir dürfen Gebühren zahlen. Uns ein Programm servieren lassen, das diesen Namen nicht verdient. Eine Information konsumieren, die an Indoktrination erinnert. Ein Armutszeugnis für unser Land.

Die ORF-Aussendung zum „Sieg“ ihres Generaldirektors schwelgt in Superlativen. Er ist erst der zweite Inhaber dieses Jobs, der für eine zweite Amtszeit im Sattel bleiben darf. Das ist vor ihm nur Gerd Bacher gelungen. Diesen Vergleich hat sich der alt gewordene „Tiger“ Bacher nicht verdient. Vielleicht sollte er wegen übler Nachrede klagen.
Pikant wird’s freilich bei dieser Politfarce, bei der nur sechs Stiftungsratsmitglieder nicht mitspielten und sich zumindest ihrer Stimme enthielten, wenn man sich auch noch an die erste Wrabetz-Wahl erinnert: Als ihn vor fünf Jahren eine so genannte Regenbogenkoalition installierte, um der ÖVP eins ans Zeug zu flicken, bekam er gezählte 20 Stimmen. Dabei wurde er damals noch als „Super-Alex“ apostrophiert, dem man die Vorschusslorbeeren spendete, dass unter ihm alles besser bliebe, der den „SOS ORF“-Ruf erhören und die Rettung vor dem skandalösen (schwarzen) Politiker-Einfluss problemlos durchführen würde. 2011, nach der größten Programmreform aller Zeiten, die auch zum größten Flop der ORF-Geschichte wurde, nach einem Marktanteilsverlust, wie es ihn noch nie gegeben hat, nach Finanzproblemen, die mit 160 Steuermillionen gemildert werden mussten, wird der entzauberte Herr Wrabetz mit 29 Stimmen gewählt. Das sind neun Stimmen mehr. Je größer der Flop ist, den ein Unternehmensführer baut, desto größer ist das Vertrauen seines Aufsichtsrats in seine Fähigkeiten?
Anschaulicher kann man nicht illustrieren, dass der ORF kein Medienunternehmen ist, sondern eine Außenstelle der Parteien. Der ganze üble Postenschacher, mit dem sich Herr Wrabetz die Stimmen der Nicht-SPÖ-Stiftungsräte erkaufte, spiegelt sich darin.
Dass Alexander Wrabetz keine Selbstachtung hat, das beweist er immer wieder öffentlich. Aber vielleicht hat ein Pateisoldat eine andere Art von Selbstachtung, die nicht davon angekratzt werden kann, dass ihm ein 24jähriger, den die wenig ältere SP-Geschäftsführerin als Aufpasser und Schrittmacher im Wrabetz-Imperium installiert hat, vor Zeugen den Mund verbietet, dass der ihm vorgibt, wer zu welchen Themen einzuladen ist, also zu Wort kommen darf.
Das ist wichtig. Wer den ORF und den Boulevard auf seiner Seite hat, der wird ewig regieren. Für diese Erkenntnis reicht sogar die Weitsicht von Werner Faymann und seinen Getreuen. Wrabetz ist ihre Zukunftsvorsorge.
Die ORF-Konsumenten haben das zwar durchschaut, es hilft ihnen aber nichts: 44 Prozent erkennen eine krasse Bevorzugung der SPÖ in den Informationssendungen (sagt eine aktuelle Kurier-Umfrage) – und damit die Handschrift des jungen Herrn Pelinka und auch des ersten Wrabetz-Gratulanten, Josef Ostermaier. Ändern können die Seher das nicht.
Und die anderen Parteien spielen mit – sie wollen ja schließlich auch vorkommen im Fernsehen, sie wollen auch ein paar Parteigünstlinge mit netten ORF-Pfründen versorgen. Also machen sie sich mit einem freundlichen Stimmverhalten lieb Kind und begnügen sich dankbar mit ein paar Bröseln vom Tisch der mächtigen SPÖ. Selbst schuld.
Das alles ist auch ein weiterer Beweis für die seit Jahrzehnten missglückte – weil nicht vorhandene – Medienpolitik der ÖVP. Sie hat es nie verstanden, dass Medienpolitik natürlich auch Machtpolitik ist. Und es hat sie nicht bewegt, dass die bürgerlichen Medienkonsumenten in unserem Land ein Recht darauf hätten, dass es Informations-Vielfalt gäbe. Sie hat es zugelassen, dass in den Zeitungen, die Raiffeisen und anderen Eigentümern aus dem bürgerlichen Lager gehören, nur mehr ein rot-grüner Mainstream artikuliert wird. Und sie hat es auch im öffentlich-rechtlichen, angeblich unabhängigen ORF zugelassen. Der Meinungsvielfalt nützt es wenig, dass sich manche ihr eigenes Süppchen gekocht haben - dass Erwin Pröll ein ebenso kremlartig funktionierendes Landesstudio hat wie Michael Häupl in Wien. Es geht es auch gar nicht darum, dass schwarze Politiker besser dargestellt würden, als sie sind – und damit den SP-„Größen“ gleichgestellt wären.
Es geht es um nichts anderes als Demokratie. Auf das Recht, sich ohne Partei-Filter zu informieren.
Das haben wir verloren. Und wir müssen sogar noch dafür zahlen. Nicht nur mit Gebühren.

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Die Intelligenz eines linken Intellektuellen drucken

In linken Kreisen gilt Armin Thurnher als Intellektueller. Das wird ihm offenbar den Auftrag eingebracht haben, in der US-Zeitschrift „Foreign Policy“ alle seine Vorurteile über Österreich zu veröffentlichen. Diesmal war das Begräbnis Otto Habsburgs der Anlass.

So weit so altbekannt. Der Herausgeber des mit Inseraten aus dem Dunstkreis der Gemeinde Wien wohlbestückten „Falter“ zeigt in diesem Artikel aber darüber hinaus ein sogar in seinen Kreisen erstaunliches Maß an faktischer Ahnungslosigkeit.

So behauptet er in dem Pamphlet, dass das Haus Habsburg im Jahre 1438 errichtet worden sei – obwohl in jenem Jahr lediglich ein weiterer Habsburger zum deutschen König gekürt worden ist, was in Wahrheit schon zwei Jahrhunderte davor zum ersten Mal der Fall war (und auch da waren die Habsburger durchaus schon eine bekannte Familie).

So behauptet er in seinem Hetzartikel (ohne jede zeitliche Einschränkung!), dass im Habsburger-Reich „protestantische Aristokraten routinemäßig geköpft“ worden seien – so als ob dieses Reich schon im 17. und nicht erst im 20. Jahrhundert zu einem Ende gekommen wäre.

Besonders köstlich ist, dass Thurnher behauptet, Warschau habe einst zum Reich der Habsburger gezählt – zu dem die heutige polnische Hauptstadt aber nie gehört hat.

Wetten, dass all dieser Schwachsinn nichts daran ändern wird, dass Thurnher unter Linken auch weiterhin unverändert als Intellektueller gehandelt werden wird? Dort genügt es ja offenbar schon, jede Woche den selben Satz zu schreiben, um ein solcher zu werden.

 

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Die Abtreibungslobby und das Sommerloch drucken

Der sozialistische Gesundheitsminister Stöger versucht das Sommerloch auszunutzen um dem Steuerzahler eine Beteiligung am Mord an Ungeborenen aufzuzwingen. Man könnte meinen, die SPÖ habe wesentlich größere Probleme, aber immer wieder schlägt bei der „Sozialdemokratie“ das linke Herz bis zum Hals, wenn irgendwelche sozialistischen Barbareien aus der Mottenkiste geholt werden. Vorliegender Fall ist übrigens ein Lehrbuchbeispiel dessen, warum überzeugte Konservative dem Sozialisten Heinz Fischer niemals ihre Stimme geben konnten und er ist Beweis, dass die Sozialdemokratie der natürliche Gegner jedweder wertorientierten Politik ist und bleiben wird.

Der Vorstoß des Gesundheitsministers in allen Landeskrankenhäusern Abtreibungen durchführbar zu machen ist nur die Spitze einer widerlichen Propaganda, die von den vereinten Linken gegen das ungeborene Leben geführt wird. Die grün-rote Abtreibungslobby beschwört in diesem Fall wieder das angebliche „Recht der Frauen auf Selbstbestimmung“ und versucht den Massenmord an Ungeborenen auf ganz Österreich auszuweiten.

Der christlich und/oder moralisch orientierte Steuerzahler könnte bald ein ernstes Gewissensproblem bekommen. Wenn es nämlich nach der Propaganda der Linken geht, wird die Abtreibung bald in jedem Landeskrankenhaus möglich sein, bisher war das in Tirol, Vorarlberg und dem Burgenland nicht der Fall.

Möglich gemacht soll dies einmal mehr unter dem Deckmantel eines angeblichen „Selbstbestimmungsrecht der Frau“ werden. Das Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren Körper endet naturgemäß dann, wenn die Frau ein Kind unter ihrem Herzen trägt. Denn dann ist es nicht mehr ihr Körper alleine, sondern es sind zwei Körper. Dieses Kind aus egoistischen Gründen zu morden, kann durch kein Gesetz legitim werden. Bei der Fristenlösung handelt es sich folgerichtig auch um ein Unrecht.

Der Versuch der restlosen Zerstörung der Familie schreitet also voran. Noch leisten die ÖVP und die FPÖ unterschiedlich stark ausgeprägten Widerstand (bei der ÖVP von „Widerstand“ zu sprechen, ist allerdings gewagt), bei der Volkspartei kann man davon ausgehen, dass diese sich noch weiter als ohnehin nach links bewegt. Die Frage, ob die Abtreibung den göttlichen Geboten widerspricht, sie sollte von Christen und anderen Gläubigen gar nicht erst gestellt werden.  Die Tragik hierzulande ist, dass die spießigen Bonzen der „Volkspartei“ kein Anzeichen dafür geben sich lernfähig zu zeigen und sich, wie beispielsweise die US-Republikaner, dem christlichen und wertorientierten Lager zu öffnen.

Es ist großer Mangel an Menschlichkeit, wenn ungeborene Kinder dem egoistischen Mord preisgegeben werden; der Schritt hin zu einer staatlich-sanktionierten Ausselektion von „unwertem Leben“ ist nur noch ein kleiner. Man denke an die Präimplantationsdiagnostik, die ein weiterer Schritt hin zu einer restlosen Durchsetzung der Kultur des Todes ist.

Der Kultur des Todes, für die die Linke steht, müssen wir eine Kultur des Lebens, des „Bejahens“ (Msgr. Josef Wolsegger) entgegenstellen; die Einheit der Konservativen liegt nicht in dem was wir ablehnen, sondern zuvorderst in dem, was wir vertreten. Freilich sind nicht nur Christen konservativ, das konservative Lager ist breit und nicht eingeengt. Was wir aber müssen ist, unsere Werte aktiv zu leben und zu vertreten. Beginnen wir damit, bevor es zu spät ist.

Johannes Auer ist Publizist. Seine Haupt Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind das Verhältnis von Religion und Staat. Auer forscht ebenso intensiv auf dem Feld  des „Traditionalismus“. Ein Teil seiner Publikationen ist online auf: http://johannesauer.wordpress.com abrufbar.

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Die hektischen Retter hecheln weiter drucken

Der befürchtete schwarze Montag an den Aktienmärkten fiel also nur grau aus. Jetzt will man darin ein Verdienst der seltsamen Sonntagsaktivität der EU sehen, die sich offensichtlich hat einreden lassen, dass die Anleger Entschlossenheit und rasche Entscheidungen von der Politik erwarten. Hauptsache, irgend eine Entscheidung? Würden diese ominösen Märkte nicht eher durch die richtigen Entscheidungen beruhigt? Diese Frage darf man offensichtlich gar nicht mehr stellen.

Also gab es entschlossen mahnende Worte von Merkel und Sarkozy an Spanien und Italien, die eine folgenschwere Verlautbarung der EZB flankierten: Man werde umgehend italienische und spanische Staatsanleihen zu kaufen beginnen. Und das tut sie nun. Als ob das nicht erst recht in die Katastrophe führte.
Wenigstens einer scherte aus dem Jubel über so viel Pseudo-Entschlossenheit aus: Der Bayer Horst Seehofer sagte lapidar, was da passiert. Das ist eine Vergemeinschaftung der Schulden an den Parlamenten vorbei, wetterte er, denn das sei eben nichts anderes als die Unterstützung der Schuldenmacherei der PIIGS, so lange bis auch die Netto-Zahler, allen voran die Deutschen, zusammenbrechen. Es erheben sich auch Forderungen nach einer parlamentarischen Behandlung dieser zweifelhaften Rettungsaktionen – in Deutschland, nicht bei uns.
Und im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen durften – anders als bei uns - renommierte Wirtschaftswissenschafter sogar sagen, dass es falsch sei, den Märkten hinterherzulaufen. Ruhe walten lassen und richtig handeln, heiße vielmehr die Devise.
Es gibt nur eine richtige Entscheidung und die müsste wirklich rasch getroffen werden: Nicht die Schulden sind zu vergemeinschaften, sondern die Anstrengungen, dass jeder EU-Staat den eigenen Haushalt in Ordnung bringt. Aber davon sind wir weit entfernt. Uns legt man zu den eigenen Schuldenmilliarden lieber auch noch die Schulden anderer auf die Schultern. Und regiert selbst weiter auf Pump. Aus Feigheit vor dem Wähler, bei dem man sicher zu sein glaubt, dass er weder die Gefahr einschätzen kann, die ihm aus der „Rettung“ der PIIGS zuwächst, noch dass ihm die Verschuldung des eigenen Staates überhaupt bewusst ist – solange man ihm nichts von dem wegnimmt, was er ohnehin selbst bezahlt. Und so retten und retten wir, bis uns keiner mehr retten kann.

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Bananen- statt Rechtsstaat drucken

Erhard Busek hat den Rücktritt der Justizministerin gefordert. Damit sollen die Konsequenzen aus dem Fall des in Wien auf wenige Stunden festsitzenden KGB-Täters Michail Golowatow gezogen werden. Nur: Der Rücktritt der Ministerin wäre zwar berechtigt – aber der Krankheitsherd sitzt viel tiefer und ein Ministerwechsel wäre nur eine Symptomkur.

Die zentrale Krankheit hat drei Aspekte: Erstens schwache Justizministerinnen in Serie; zweitens eine völlig fehlgelaufene Reform der Strafprozessordnung; und drittens eine abgehobene Bürokratie sowie eine linkslastige Staatsanwaltschaft, welche sich mengenweise Kompetenzen arrogiert hat, die in einem sauberen Rechtsstaat nur unabhängigen Richtern zustehen dürften.

All diese Probleme haben sich im Fall Golowatow paradigmatisch niedergeschlagen. Die österreichischen Behörden haben dabei so gehandelt, wie wenn das Jahr 1955 noch nicht vorbei wäre, geschweige denn die Wende 1989/90. Auch vor 1955 sind Funktionäre der Sowjetunion in Österreich über allen Gesetzen gestanden. Wenn ein pflichtgetreuer österreichischer Polizist dennoch einen Sowjet festgenommen hat, haben ein paar Anrufe genügt, und der Agent der Besatzungsmacht ging frei. Einziger Unterschied: Damals wäre der Polizist nachher postwendend in Sibirien gelandet. Heute bleibt ihm das erspart.

Die Fakten sind eindeutig und klar: Golowatow wurde vom EU-Partner Litauen mit einem europäischen Haftbefehl gesucht, weil er als KGB-Agent an Gewalttaten am Ende der sowjetischen Herrschaft im Baltikum beteiligt gewesen sein soll. Er wurde in Wien festgenommen und nach heftigen Interventionen des russischen Botschafters nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Bekannt ist etwa, dass dieser um 2:30 Uhr in der Nacht mit dem leitenden Oberstaatsanwalt telephoniert hat. Bei welcher Festnahme gelingt das einem Vertreter des Festgenommenen sonst? Oder wäre ein russischer Staatsanwalt für einen österreichischen Diplomaten umgehend erreichbar? Das gelingt dort nicht einmal zu Bürozeiten.

Schon die Schnelligkeit der Freilassung ist ein Skandal und führt die gesamte EU-Zusammenarbeit im Bereich der Justiz ad absurdum. Denn in ähnlichen Fällen dauert die Prüfung eines solchen Haftbefehls und einer eventuellen Auslieferung monatelang. Wie etwa zuletzt beim ehemaligen kroatischen Regierungschef Sanader. Hängt das gar damit zusammen, dass Sanader ein Mitte-Rechts-Politiker ist?

Es ist jedenfalls lächerlich, wenn die Justizministerin nun beteuert, dass man von Litauen zweimal eine Konkretisierung des Haftbefehls verlangt hat, die nicht ordnungsgemäß erfolgt sei. Wie bitte, soll das denn in diesen wenigen Stunden möglich gewesen sein, dass man Litauen zweimal eine Frist setzt? Hat man auch im Fall kroatischer oder bosnischer Häftlinge der die Auslieferung begehrenden ausländischen Regierung eine in Minuten bemessene Frist zur Äußerung gesetzt?

Es ist lächerlich, wenn das Justizministerium nun Litauen kritisiert, weil es die Dokumente gegen den KGB-Mann nicht auf deutsch parat hatte. Konnten die Litauer wissen, in welchem EU-Land der Mann erwischt wird?

Es ist lächerlich, wenn Justizministerin Karl nun von der Unabhängigkeit der Justiz schwadroniert. Denn in diese Entscheidung war kein einziger unabhängiger Richter, sondern nur weisungsgebundene Staatsanwälte und Beamte involviert.

Es ist lächerlich, wenn die Justizministerin davon redet, dass der russische Botschafter nicht interveniert hätte. War er doch sogar persönlich auf der Polizeistation anwesend.

Es ist lächerlich, wenn das Justizministerium nun davon redet, dass der europäische Haftbefehl nicht anzuwenden sei, weil Golowatow seine Tat vor der Einführung dieses Instituts begangen hat: Hieße das umgekehrt, dass man einen der wenigen noch gesuchten NS-Täter laufen ließe, weil es zur Zeit seiner Verbrechen ja auch noch keinen europäischen Haftbefehl gegeben hat?

Es ist skandalös, wenn leitende Oberstaatsanwälte um 2:30 Uhr bei Promi-Fällen erreichbar sind, normale Verdächtige oder nicht-linke Promis jedoch oft Jahre auf Entscheidungen warten müssen.

Offen ist lediglich eines: Kam die nächtliche Entscheidung nur von einem Oberstaatsanwalt und einem Sektionschef, oder war darin auch die Justizministerin aktiv involviert? Hat das Außenministerium Druck ausgeübt? War der Außenminister selber nächtlich aktiv geworden? Selten war ein Fall so reif für einen Untersuchungsausschuss. Denn hier kann niemand mehr in ein laufendes Verfahren eingreifen – aber natürlich wird es einen solchen Ausschuss nicht geben. Dazu sind Akteure beider Couleurs offensichtlich schon viel zu tief verwickelt.

Am Rande stellt man sich voll Verzweiflung noch eine ganz andere Frage: Ein solches Land, das sich unter russischem Druck nicht einmal traut, ein paar Tage lang gravierende Vorwürfe gegen einen möglichen Mörder zu prüfen, will die berühmte Erdgaspipeline Nabucco bauen, die an Russland vorbei gegen dessen Willen Erdgas nach Europa bringen soll, das nicht auf russischen Befehl abgedreht werden kann? Da lachen doch die Hühner! Moskau schnipst mit den Fingern und Wien geht ein.

Das Desinteresse der Staatsanwaltschaft – deren Rolle bisher als einzige aktenkundig erscheint, die aber nicht die einzige gewesen sein muss – an einem 14-fachen Mörder gleicht dem Desinteresse an der Frage, ob es im Fall Kampusch einen zweiten (oder noch mehrere) Täter gegeben hat. Erst jetzt sind von einem unabhängigen Richter alle diesbezüglichen Vorwürfe geprüft worden. Und ausgerechnet dort haben sich die zwei hauptverantwortlichen Oberstaatsanwälte geweigert, persönlich auszusagen, und nur recht lapidare schriftliche Stellungnahmen geschickt.

Was aber tut die Ministerin angesichts dieses Verhaltens zweier ihr weisungsmäßig unterstehender Amtsträger? Wieder einmal gar nichts.

Komplettes Desinteresse zeigt die Staatsanwaltschaft allem Anschein nach auch an der Tatsache, dass aus ihren Akten ständig Details gegen politisch der Linken missliebige Personen an die Medien gespielt werden. Musterbeispiel ist die Causa Grasser. Hier spielt sich vor unser aller Augen ein laufender Amtsmissbrauch ab – der unabhängig davon feststeht, ob letztlich doch noch ein valider Beweis gegen Grasser auftauchen sollte.

Seltsames Desinteresse der Staatsanwaltschaft gab es auch an einem der Mitdrahtzieher in der Causa Libro. Von allen Verdächtigen wurde nur gegen einen einzigen im letzten Moment doch keine Anklage eingebracht – ausgerechnet gegen jenen Mann, der in einem Naheverhältnis zu einem einst mächtigen SPÖ-Minister steht.

Dieses Desinteresse steht in absurdem Gegensatz zum zelotischen Eifer, mit dem die Staatsanwaltschaft zuletzt etwa christliche Aktivisten wegen „Stalking“ vor Gericht gebracht hat, weil diese auf abtreibungswillige Frauen eingeredet und solcherart die Geschäfte eines Abtreibungsarztes gestört haben. Wenn das Stalking ist, was diese Aktivisten getan haben, dann erheben sich nämlich viele weitere Fragen: Warum werden dann eigentlich nicht auch andere Aktivisten als Stalker vor Gericht gebracht und verurteilt, etwa die „Tierschützer“, die Besucher von Pelzgeschäften bedrängen? Oder die immer aggressiver werdenden Bettler vor jedem Supermarkt? Oder die linken Demonstranten, die fast jede FPÖ-Veranstaltung zu stören versuchen?

Immer wieder ist es die Staatsanwaltschaft, die der Justiz den Makel einer totalen Einäugigkeit verleiht. Die durch eine geschickte Besetzungspolitik der letzten Jahrzehnte fast komplett sozialdemokratisch geleitet wird. Und die durch die neue Strafprozessordnung (die von einem der jetzt im Zentrum stehenden Oberstaatsanwälte formuliert worden ist) eine unglaubliche Akkumulierung der Macht erreicht hat. Seit es keine Untersuchungsrichter mehr gibt, entscheiden die Staatsanwälte ganz alleine, was erhoben wird und ob Anklage eingebracht wird oder nicht. Oder ob sie aus eigenem Gutdünken auf dem Weg der Diversion ganz an jedem Richter vorbei selbstherrliche Quasi-Urteile fällen. Und, ach ja, fast hätt ich‘s vergessen, die darüber thronende Ministerin könnte auch noch mitreden, deren Kompetenz die Staatsanwälte freilich auch noch beschneiden wollen.

Allerdings muss man zugeben: Die ständigen Kurzzeitministerinnen sind hilflos gegenüber diesem mächtigen Apparat, der noch dazu ganz offensichtlich engst mit den Beamten des Ministeriums verbunden ist. Was soll eine Arbeitsrechtlerin diesem Filz auch an eigener Kompetenz entgegensetzen können? Anfangs habe ich zwar gehofft, dass Beatrix Karl gegenüber Claudia Bandion-Ortner eine Verbesserung verkörpern würde. Aber diese Hoffnung hat sich rasch zerstreut.

Und außerdem ist guter Rat teuer: Denn es finden sich weit und breit keine wirklich qualifizierten Kandidaten für das schwierige Amt.

Daher nehme ich Buseks Forderung erst dann wirklich ernst, wenn er uns auch einen geeigneten Nachfolger verrät. Der sich etwa so wie Herr Töchterle im Wissenschaftsministerium als großer Glücksgriff in einer schwierigen Aufgabe erweisen könnte.

 

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Hurra, der öffentliche Dienst wird immer besser - pardon: weiblicher drucken

Der Bericht der Frauenministerin wurde von den Medien – wenn überhaupt – nur mit einer kleinen Meldung transportiert. Nicht einmal die hochsommerliche Flaute hat ihm ein größeres Echo verschafft. Es geht um den „Fortschrittsbericht zur Frauenförderung im Bundesdienst“.

Vielleicht hängt die Nichtbeachtung damit zusammen, dass für viele Medien nur das eine Nachricht ist, was sie für eine schlechte Nachricht halten. Und der Bericht scheint ja für das Weltbild von Mainstream-Journalisten eine gute Nachricht zu enthalten.

Vielleicht hängt die Nichtbeachtung aber auch damit zusammen, dass die zentrale Aussage ohnedies allerorten zu beobachten und daher bekannt ist. Denn der Bericht vermeldet signifikante „Fortschritte in der Frauenförderung“: 21 Prozent der Sektionsleiter sind inzwischen schon weiblich; bei den Abteilungs- und Referatsleitern beträgt der Frauenanteil sogar schon 34 Prozent. Und das ist eine rapide Steigerung gegenüber früheren Zahlen.

Ist das nun wirklich taxfrei als eine gute Nachricht zu bezeichnen? Ich wage es zu bezweifeln. Schlecht ist zweifellos, dass viele dieser Frauen (keineswegs alle) primär auf Grund ihres Geschlechts und nicht ihrer Leistung, ihres Engagements oder Könnens wegen avanciert sind. Denn die Ministerien haben ja sogar schon gesetzlich im Personalplan verankert (bekommen), wie viele weibliche Führungskräfte es in jedem Ressort in den kommenden Jahren geben muss. Ganz unabhängig vom qualitativen Angebot. Das ist ein fast zwingender Grund für ambitionierte und tüchtige junge Männer geworden, sich dem öffentlichen Dienst fernzuhalten. Denn sie haben dort auf Jahrzehnte nur ganz schlechte Aufstiegschancen. So wie sie sich schon dem Richter- und Lehrerberuf in erschreckendem Umfang fernhalten.

Schlecht ist auch noch etwas anderes: Der Bericht misst nur den quantitativen Vormarsch der Frauen. Er geht aber mit keiner Zeile darauf ein, ob dadurch der öffentliche Dienst eigentlich besser, schneller, kundenfreundlicher, für den Steuerzahler billiger geworden ist. Übergeht der Bericht vielleicht etwa deshalb diesen Aspekt, weil ohnedies jeder Bürger leidvoll beobachten kann, in welche Richtung sich die Bürokratie entwickelt? Hat die in den letzten Jahrzehnten eingetretene Dominanz von Frauen im Lehrer- und Richter-Beruf die Qualität von Schule und Justiz etwa verbessert? Und warum wird das nicht wenigstens einmal ohne Vorurteile untersucht?

Aber das wäre natürlich nicht Aufgabe der Frauenministerin, sondern der Beamtenministerin. Die freilich auch ganz zufällig Gabriele Heinisch-Hosek heißt.

 

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Gottesstaat auf europäisch drucken

Was haben islamischer Gottesstaat und die civitas Dei des Christentums gemeinsam, was trennt sie? Wer solche Fragen als Katholik aufwirft, wird nicht umhinkönnen, sich umfassend mit dem inneren Zusammenhang zwischen Kirche, Gesellschaft, Politik und Staat anhand der lehramtlichen Dokumente auseinanderzusetzen. Er wird dabei so manche Überraschung erleben, denn über weite Strecken widerspricht die kirchliche Lehre gängigen Überzeugungen und „politisch korrekten" Auffassungen.

Beginnen wir mit der Kirche und ihrer Stellung in der Gesellschaft. Ihrer Definition nach ist die Kirche "der mystische Leib Christi". Christus, der Sohn Gottes, ist Stifter, Haupt, Erhalter und Erlöser der Kirche, mit ihr zusammen bildet er eine einzige mystische (Gesamt- oder Kollektiv-) Person, die – darauf weist der Ausdruck "mystisch" hin – durchdrungen ist vom Heiligen Geist, der Haupt und Glieder auf das innigste verbindet.

Gesellschaftlicher Zweck dieser institutionell abgesicherten Gründung der Kirche durch Christus ist es, dem „heilbringenden Werk der Erlösung Dauer zu verleihen" (erstes Vatikanum). Die Kirche ist somit in der Gesellschaft die konservative Institution schlechthin, ja, nach theologischer Auffassung  eine "societas perfecta" (Papst Leo XIII), also „die wahre", „ideale" oder eben „vollkommene" Gesellschaft. Daran stößt sich, wer zwischen Norm oder "Wesen" und Erscheinung nicht zu unterscheiden weiß und nur noch „die Kirche der Sünder" sieht.

Die Kirche und die weltliche Machtausübung

Die Kirche ist das mit Christus auf Erden angekommene, sich ausbreitende und bis zum Jüngsten Tag sich vollendende Reich Gottes; der auf Erden fortlebende und fortwirkende Christus. Damit sie ihre Aufgabe erfüllen kann, hat Christus der Kirche Auftrag und Vollmacht gegeben, seine Wahrheit zu verkünden (Lehramt), seine Gebote einzuschärfen (Hirtenamt) und seine Gnadenmittel zu spenden (Priesteramt).

Mit der Übertragung dieser drei Ämter an die Apostel gab Christus seiner hier auf Erden pilgernden und „streitenden Kirche", eine hierarchische Verfassung. An ihre Spitze stellte er Petrus (Mt 16, 17-19), den "vicarius Christi". Als Stellvertreter Christi auf Erden ist Petrus Inhaber des Jurisdiktionsprimats, und ebenso übt er die höchste Lehr-, Hirten- und priesterliche Gewalt aus. Kraft göttlicher Regel sind die Nachfolger des Petrus im Primat die Bischöfe von Rom.

Ihre Jurisdiktionsgewalt erstreckt sich über die gesamte Kirche, und zwar nicht nur in Sachen des Glaubens und der Sitte, sondern auch über Kirchenzucht und die Regierung der Kirche. Der Papst kann jede Angelegenheit der Kirche selbständig, das heißt ohne Zustimmung der übrigen Bischöfe, an sich ziehen, regeln und entscheiden. Er besitzt Unfehlbarkeit (ex cathedra), seine Urteile erlauben keine Berufung an eine höhere Instanz, er kann von niemandem auf Erden gerichtet werden.

Das Jurisdiktionsprimat schließt den Besitz der vollen und obersten gesetzgebenden, richterlichen und strafenden Gewalt ein. Daher steht es dem Papst auch zu, die Bischöfe, denen die Sorge für eine Diözese anvertraut wird, frei zu ernennen oder zu bestätigen (wenn sie auf einem Wahlvorschlag aufscheinen). Ebenso ernennt er frei die Kardinäle, die den neuen Papst wählen. Dank dieser Verfassung ist die Kirche „unzerstörbar", sie kann nicht einmal „durch die Pforten der Hölle" überwunden werden, sie selbst und ihre Lehre bleiben unveränderlich „bis ans Ende der Welt" bestehen.

Als vollkommene Gesellschaft ist die Kirche – und dies ist für die katholische Gesellschaftslehre von grundlegender Bedeutung – Modell, Vorbild, Urbild, Idee oder Archetyp für jede „natürliche" Gesellschaft oder Gemeinschaft, so für Familie, Gemeinde, Volk und Staat. Selbst „gewillkürte" Gesellschaften, wie politische Parteien, Organisationen der Zivilgesellschaft, Unternehmen, Berufsvertretungen, Kammern, Interessenverbände, Gewerkschaften, Geselligkeitsvereine oder Sportverbände, weisen Bauprinzipien auf, die jenen der Kirche ähneln (Einheit, Vielgliedrigkeit, Hierarchie, Autorität, Vorrang, unterschiedliche Vorzüglich- oder Wertigkeit, Gerechtigkeit, Verhältnismäßigkeit, Solidarität, Subsidiarität, Gesamtpersonalität, Identität usw.).

Die Kirche sieht sich als „Lebensprinzip der Gesellschaft" (Pius XII.), als „Seele… der in die Familie Gottes umzugestaltenden Gesellschaft" (II. Vatikanum: „Gaudium et spes"). Die Umgestaltung erfolgt im Zuge der „Evangelisierung" aller Teilbereiche der Gesellschaft, durch die die kulturellen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wirklichkeiten in den Dienst der Erbauung des Reiches Gottes einbezogen werden und ihre transzendente, das heißt „heilige", Dimension erfahren.

Weil kein Bereich der Gesellschaft nur „profan" ist, kann der Mensch jeglicher gesellschaftlichen Position durch die treue und gewissenhafte Erfüllung seines Berufes „zum Mitwirker am Schöpfungswerk Gottes" (Konzil von Nicaea im Jahr 325) werden und auf diese Weise zu seinem „Heil" beitragen. Kirchlicher Lehre gemäß erlangt die gesellschaftliche Ordnung ihre Vollendung „nach dem Heilsplan der Frohbotschaft", also des Evangeliums. Die Normen des Evangeliums bestimmen also die „gerechte", „rechte" oder „richtige" Ordnung der Gesellschaft und der (geschriebenen oder ungeschriebenen) Verfassung des Staates.

Das Ziel des Gemeinwohles

Der Dienst am Reich Gottes ist für Christen letztgültiger Inhalt aller Politik. Ein höheres Ziel, auf das alle politischen Einzelmaßnahmen abzustimmen sind, ist aus logischen Gründen nicht denkbar. Der Inbegriff des „Gemeinwohls" ist das Reich Gottes selbst. Von ihm heißt es in der Präfation (der Beginn des eucharistischen Hochgebets) zum Christkönigsfest, es sei „das Reich der Wahrheit und des Lebens, der Heiligkeit und der Gnade, der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens".

Es verkörpert also jene Werte, denen die irdische Gesellschaft und der Staat nachstreben müssen, wollen sie ihre Bestimmung erfüllen. Hegel hat von der Philosophie her gezeigt, dass jeder Staat, der diesen Namen verdient, zuletzt auf Religion beruht aus der die Sittlichkeit hervorgeht, die wiederum „die Wirklichkeit des Staates" ausmacht. Mit ihm stimmt Leo XIII. gänzlich überein, für den „das Wohl des Staates von der Religion abhängt, mit der Gott verehrt wird".

Religion aber bedarf der Kirche, damit sie ihre heilbringende Wirkung für Gesellschaft und Staat fortlaufend erbringen kann. Ohne kirchliche Institution würde Religion ihren Charakter als absolute und verbindliche Wahrheit verlieren, sie löste sich auf in subjektive Gefühle und Empfindungen, die Einheit und Gemeinschaft weder begründen noch der staatlichen Willkür Grenzen setzen könnten. Die Einheit von Kirche, Gesellschaft, Politik und Staat ist also zuletzt durch die Religion begründet und gewährleistet, nicht durch papierene Verfassungen.

Das "Ganze" drückt sich aus im Gemeinwohl, dem „bonum commune", dessentwillen die Gesellschaft oder Gemeinschaft überhaupt besteht. Dieses Gemeinwohl hat nach katholischer Auffassung, die hier in diametralem Gegensatz zu jeder individualistischen Gesellschaftsauffassung steht, den Vorrang vor dem Einzelwohl, denn das Gemeinwohl ist nach Thomas von Aquin „göttlicher" als das Einzelwohl.

Dieser Vorrang, so betont der berühmte Vertreter der Katholischen Soziallehre, Oswald von Nell-Breuning, besteht „in zeitlicher, sachlicher, wert- und würdemäßiger Hinsicht". Ein Ehebund kann erst geschlossen werden, wenn es die Ehe als Idee, Begriff und Institution bereits (im „Vorsein") gibt. Die Huldigung Gottes, welche die Gesellschaft durch den ganzen Reichtum ihrer Kulturgüter vollzieht, „steht auf einer höheren Stufe als die Verherrlichung, die der auf sich gestellte Einzelmensch Gott zu erweisen vermöchte".

Auf dem Vorrang der Gemeinschaft vor dem Einzelnen beruhen Wehrgedanke und Wehrpflicht: Im „Ernstfall" kann die politische Gemeinschaft den Einsatz von Gut und Leben des Einzelnen oder von ganzen Gesellschaftsgruppen verlangen, wenn sie anders ihre Integrität nicht zu sichern vermag. Selbst Menschenrechte gelten dann nicht mehr: Beispielsweise müssen Soldaten ihr „Menschenrecht auf Leben" in die Schanze schlagen, wenn es die Heimat zu verteidigen gilt. Immer ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile.

Der katholische Gottesstaat

Die viel gepriesene Toleranz kann für Katholiken nicht den Verzicht auf Wahrheit bedeuten, sondern nur der Person gegenüber geübt werden, die ohne eigene Schuld und böse Absicht eine irrige Meinung hegt. „Den Irrtum muss man bekämpfen, dem Irrenden verzeihen", äußerte unerbittlich der als so jovial geltende und vor kurzem selig gesprochene Konzilspapst Johannes XXIII.

Zu einem der schwersten Irrtümer gehört die Ansicht, die Katholiken verträten im Gegensatz zum Islam nicht den „Gottesstaat". Der heilige Augustinus bezeugt das Gegenteil. Für ihn wie für jeden Gläubigen ist der Kampf um die civitas Dei (Gottesstaat) gegen die civitas terrena sive diaboli (der irdische Staat des Teufels) das eigentliche Thema der Weltgeschichte und Inhalt seines Lebens.

„Jeder einzelne Mensch ist in diesen Streit hereingezogen… denn das ganze Leben der Menschen, das einzelne wie das kollektive, stellt sich als Kampf dar, und zwar als einen dramatischen, zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis", lehrt das Zweite Vatikanum (Gaudium et spes). In diesem kollektiven Kampf müssen geistliches und weltliches Schwert einander beistehen, wollen sie den Sieg der Heerscharen des „Fürsten der Lüge" wenn schon nicht gewinnen, so doch wenigstens eine Weile aufhalten. Im Gegensatz zum Islam gehören zum Christentum die Ausdifferenzierung und schöpferische Spannung von Priestertum und Königtum, ohne welche seine kulturellen Leistungen unerklärbar blieben.

Die Katholik toleriert ganz in diesem Sinne auch keine Philosophie, Ideologie oder politische Strömung, "die nicht mit der christlichen Lehre übereinstimmt oder mit deren Voraussetzungen und Schlussfolgerungen unvereinbar ist" (vgl. Johannes Paul II.: Fides et ratio).

Die Kirche hat von jeher gegen Atheismus und Agnostizismus, Deismus, Pantheismus und Immanentismus, Rationalismus und Positivismus, Relativismus und Subjektivismus, Eklektizismus und Pragmatismus, Evolutionismus und Materialismus, Existentialismus und Nihilismus, Historizismus und Modernismus, Szientizismus und Neopositivismus, Psychologismus und Soziologismus eindeutig Stellung bezogen, denn diese Philosophien leugnen alle den dreifaltigen Gott, seine Offenbarung im Menschensohn, das Bestehen ewig unveränderlicher Wahrheiten und Normen, wenn sie nicht von vornherein die Möglichkeit metaphysischer Erkenntnis verneinen. Prüfstein für jede Philosophie ist die katholische Glaubenslehre, in der sich die Fülle der Wahrheit spiegelt.

Ebenso hat die Kirche nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie auch jene politischen Strömungen mit ihrer Gesellschaftslehre für unvereinbar hält, die auf falschen oder unzulänglichen Philosophien oder Weltanschauungen basieren. Das trifft insbesondere zu auf den Individualismus, Liberalismus, Demokratismus, Anarchismus, Kommunismus, Sozialismus und Faschismus.

Nur jene politischen Auffassungen und Handlungen werden zustimmend beurteilt, die mit der letzten und höchsten Bestimmung des Menschen, der „Verähnlichung mit Gott", und der finalen Bestimmung der Gesellschaft, „sich in die Familie Gottes umzugestalten" (Gaudium et spes) übereinstimmen.

Keinem Katholiken ist es „gestattet, mit der eigenen Stimme die Umsetzung eines politischen Programms zu unterstützen, in dem die grundlegenden Inhalte des Glaubens und der Moral durch alternative oder diesen Inhalten widersprechende Vorschläge umgestoßen werden" (Glaubenskongregation: Lehrmäßige Note zu einigen Fragen über den Einsatz und das Verhalten von Katholiken im politischen Leben, Rom 2002). Selbst die Zustimmung zu einem einzelnen, positiven Aspekt eines im Ganzen zu verwerfenden politischen Programms würde der Einheit des Glaubens schaden und ist Katholiken deshalb nicht erlaubt.

Für die Gesellschaft ist die Kirche gewissermaßen Heilsgut, allumfassendes Sakrament, also Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung der Gesellschaft mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit (vgl. II. Vatikanum: Lumen gentium). In geschichtlicher und geistesgeschichtlicher Hinsicht hat die Kirche das Römische Reich fortgesetzt (Carl Schmitt), die griechische Ideenlehre aufgenommen und fortgebildet (Otmar Spann), und auf höchst eigentümliche Weise verkörpert sie die Einheit von Sein, Mensch und Civitas (Gesellschaft, Gemeinschaft, Staat), die Platon in seiner „Politeia" in ewiggültiger Weise beschreibt (Leopold von Ranke).

Alle traditionellen Kulturen versuchen den inneren Zusammenhang oder die „Entsprechung" von Makrokosmos und Mikrokosmos; von Himmelsordnung und Weltordnung; von kosmischer Ordnung, Kultordnung, Wertordnung, Rechts- und Staatsordnung; von himmlischem und irdischem Jerusalem; von civitas Dei und civitas terrena; von göttlichem Reich und irdischem Reich zu wahren. Wird dieser Zusammenhang zerrissen, tritt Verfall ein, den der Psalmist in die drastischen Worte kleidet: „Zur Hölle fahren müssen die Frevler und Völker alle, die vergessen auf Gott" (Ps 9, 18).

Dr. Friedrich Romig lehrte politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen. Er war  Europabeauftragter der Diözese St. Pölten  unter Bischof Krenn. Sein jüngstes Buch „Der Sinn der Geschichte“ ist 2011 im Regin-Verlag, Kiel erschienen.

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Die Panik oder: Wann ist irgendwann? drucken

Trau niemandem mehr. Der globale Kurssturz an den Börsen war zwar im Zeitpunkt nicht vorherzusagen gewesen. Das ist bei solchen, einer Massenpanik gleichenden Entwicklungen nie der Fall. Aber dass wir im letzten Jahr nur ein kurzes „Zwischenhoch“ erlebt haben, das war bei einiger Nüchternheit von Anfang an klar. Dieser Begriff ist daher auch in diesem Tagebuch im letzten Jahr mehr als ein halbes Dutzend Male verwendet worden. Dennoch ist es nicht wirklich logisch, dass jetzt ausgerechnet Aktien so rapide an Wert verloren haben.

Das ist letztlich nur noch psychologisch erklärbar. Denn Aktien verkörpern immerhin Sachwerte, während Staatsanleihen nur noch auf dem naiven Glauben aufbauen, dass die Regierungen den gigantischen Schuldenberg jemals abbauen können. Dieses noch immer vielerorts vorhandene Vertrauen in Staatspapiere gleicht in Wahrheit der Einstellung eines Lotteriespielers, der im Vertrauen auf eine winzige Chance wöchentlich dem Finanzministerium freiwillig große Beträge abliefert. Denn auch außerhalb der PIIGS-Länder haben die Staatsschulden unbewältigbare Dimensionen angenommen.

Natürlich lassen sich die Börsewerte nicht ganz von den Anleihewerten abkoppeln. Denn die Staaten in ihrer Verzweiflung sind zu allem imstande, also auch dazu, dass sie hemmungslos auf all unsere Sachwerte greifen. Projekte wie eine Kursgewinnsteuer sind da nur ein erster Schritt gewesen. Der nächste sind die von linken Parteien schon vehement geforderten „Vermögenssteuern“, die in Wahrheit wieder ganz überwiegend Unternehmen treffen, die aber die einzige Quelle eines eventuellen Wachstums, von Jobs und Wohlstand sein können. Und bald werden sie auch wieder verstaatlichen und enteignen wollen. So wie die Sowjets einst die Kulaken gejagt haben, also die freien Bauern.

Dass man dem Staat alles zutrauen kann, zeigt sich etwa in Italien. Dort veranstaltete eine süditalienische(!) Staatsanwaltschaft vor wenigen Stunden in Mailand Razzien bei einer Ratingagentur. Diese hätte „unbegründet und unvorsichtig“ gehandelt. Das wagen die Schergen eines Landes zu sagen, das die zweithöchste Verschuldung der Welt hat! Das wagen Beamte aus Apulien von sich zu geben, die seit Jahrhundert sehr gut mit der Mafia und von nordeuropäischem Geld leben!

Es gilt ganz offensichtlich die Devise: Niemand darf mehr die volle Wahrheit sagen! Zertrümmert alle Spiegel, damit niemand mehr sieht, wie hässlich wir Schuldenmachergesellschaften geworden sind.

Aber nicht nur Süditaliener, sondern auch viele Politiker sind mit solchen Dolchstoßlegenden immer sehr rasch bei der Hand (und die ihnen hörigen Journalisten sowieso). Wenn die Menschen massenweise das Vertrauen in den von der Politik angerichtet Scherbenhaufen verlieren, dann sind entweder die Ratingagenturen oder die Banken, die Spekulanten oder die „Profiteure“ (neuester O-Ton SPÖ-Staatssekretär Schieder) schuld, aber niemals jene, die jahrzehntelangen Stimmenkauf mit immer mehr Verschuldung betrieben, also von fremdem Geld „profitiert“ haben. Und niemals jene Wähler, die jene gewählt haben, die am lautesten und am meisten versprochen haben.

Sie alle taten das immer im Glauben, die Rechnung müsse irgendwann viel später ein anderer zahlen. Jetzt ist halt die Stunde „Irgendwann“ gekommen. Und der andere sind wir.

Auch wenn rückwirkende Gesetze jede Rechtsstaatlichkeit verletzen, so bekommt man derzeit fast Verständnis für das ungarische Vorhaben, die exzessiven Schuldenmacher aus der sozialistischen Regierungsperiode strafrechtlich zu verfolgen (nachdem die ungarischen Wähler sie schon mit nassen Fetzen davongejagt haben). Ungarn ist ja jenes Ostland, das schon am weitesten in den südlichen und westlichen Schuldenschlendrian verfallen ist.

Was aber tun? Sicher das Gegenteil von dem, was die Regierungen vermutlich jetzt wieder tun werden: nämlich dem verlorenen Geld noch viel gutes Geld nachzuwerfen, und immer neue Schuldpapiere in Umlauf zu setzen, damit vielleicht doch einmal eine Inflation alle Schulden (und halt auch Ersparnisse) auffrisst.

Wir müssen in Wahrheit die Dauerkrise wie das Jahr 1945 ansehen. Das ist eine Stunde null, wo der Wohlfahrtsstaat drastisch beschnitten werden muss; wo „wohlerworbene Rechte“ intensivst hinterfragt werden müssen, ob sie durch irgendeine echte Leistung oder nur auf dem Papier entstanden sind; wo die Staaten alle protektionistischen Regeln und alle bürokratischen Schikanen abschaffen müssen; und wo die Staaten nur noch auf das Notwendige und Machbare reduziert werden. Wir dürfen vor allem keinem Politiker mehr glauben, der mit irgendwelchen rasch geschnürten Rettungspaketen Abhilfe verspricht.

Der Glaube ist freilich gering, dass Europa zu einer solchen Rosskur bereit ist. Statt dessen wird es im Schlamm einer Dauerkrise steckenbleiben. Und es wird, so wie es die Griechen schon seit mehr als 2000 Jahren tun, von der einstigen Größe nur noch träumen, aber in keiner Weise mehr zu neuer Kraftanstrengung imstande sein. Oder es wird so wie Argentinien auf einen Standard nahe der Dritten Welt absinken – obwohl das Land in der Zwischenkriegszeit eines der wohlhabendsten Länder der Welt gewesen ist.

 

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Mubarak, Assad, Gaddafi und die SI drucken

Der Prozess gegen Hosni Mubarak ist eine ziemlich makabre Angelegenheit. Makaber ist jedenfalls schon ein Verfahren gegen einen im Bett herangekarrten Angeklagten. Es ist offensichtlich durchaus etwas Sinnvolles, dass in anderen Ländern die Verhandlungsfähigkeit eines Anklagten notwendig ist, damit ein Prozess geführt werden kann. Aber das ist nur das kleinste Problem an dem Verfahren.

Viel problematischer ist der Umstand, dass Mubarak einst nur zurückgetreten ist, weil ihm eine Art freies Geleit versprochen worden ist, also Straffreiheit und Rückzug in eine seiner Villen. Dass er nun doch vor Gericht steht, ist daher ein Bruch eines klaren Versprechens.

Gewiss steht dem ein ebenfalls starkes Argument entgegen: Mit einem Diktator könne man so wie mit einem Geiselnehmer gar keine bindende Vereinbarung eingehen; wenn einer alle Macht hat, dann sind die von ihm gestellten Bedingungen eher ein Diktat oder eine Erpressung; diese Bedingungen musste die Gegenseite wenn auch nur zum Schein akzeptieren, da die Alternative weiteres Blutvergießen gewesen wäre.

Die ägyptischen Demonstranten hätten es überdies auch nicht akzeptiert, wenn Mubarak straflos davongekommen wäre. Das hätte neue schwere Unruhen ausgelöst. Damit ist freilich der Prozess im Grunde primär Folge einer neuerlichen Erpressung. Diesmal halt einer durch die Straße. Und die Militärmachthaber treten so wie unter Mubarak bloß als anpasslerische Befehlsempfänger auf.

Nur: Mit diesem Prozess haben die ägyptischen Machthaber zwar neue Straßenkämpfe – vorerst – verhindert. Sie sind aber zumindest moralisch mitverantwortlich geworden für ein noch viel ärgeres Blutvergießen, etwa jenes in Syrien, wo Diktator Assad seit Monaten seine Mordbrigaden aussendet, oder jenes in Libyen, wo ein unendlich langwieriger Wüstenkrieg tobt. Assad und Gaddafi (wie auch viele andere Potentaten) haben die ägyptische Lektion jedenfalls ganz genau gelernt. Sie haben auch zweifellos die Fernsehübertragungen aus Ägypten genau beobachtet und die klare Lehre gezogen: Wenn sie freiwillig die Macht aufgeben, haben sie – unabhängig von allen anderslautenden Versprechungen – keine Überlebenschance.

Das aber ist eine verheerende Botschaft, die noch Schuld an vielen Bürgerkriegstoten haben wird. Assad wie Gaddafi werden bis zum Letzten kämpfen, um nicht wie Mubarak zu enden. Und zumindest im Fall Syriens ist es durchaus wahrscheinlich, dass Assads Kampf sogar ein siegreicher sein wird.

Hätten die Ägypter Mubaraks Taten denn straflos vergessen sollen? Nun, es gibt zumindest Beispiele, wo nicht Vergessen, sondern Verzeihen sich als die klügere Strategie erwiesen hat: Etwa Südafrika hat nach Ende der Apartheid auf alle Prozesse verzichtet, es hat statt dessen mit einer Wahrheitskommission die blutige und schmerzhafte Geschichte des schwarz-weißen Krieges aufzuarbeiten versucht. Das hat in dem Land zumindest einige Jahrzehnte der halbwegs friedlichen Entwicklung ermöglicht. Und solange Nelson Mandela lebt, dürfte diese Entwicklung jedenfalls weitergehen.

Auf Grund des ägyptischen Beispiels hat die arabische Welt nun wieder längere Zeit keine Chance mehr auf eine wirkliche Entwicklung hin in die moderne Welt. Statt dessen wüten die Diktatoren wilder denn je, sind die neuen Machthaber in Ägypten und Tunesien ahnungslos im Umgang mit der neuen Freiheit, und zündet der islamische Mob eine christliche Kirche nach der anderen an.

Hier in Europa sind inzwischen auch alle jene Politiker und Medien sehr leise geworden, die ein paar Wochen lang eine zentrale Lehre aus den arabischen Unruhen ausposaunt haben: Weil es heute Internet, Facebook, Twitter und Handys gibt, könne nichts mehr Demokratie und Rechtsstaat aufhalten. Wenn man solche schlichte Gedanken liest, fragt man sich schon, wie haben die Menschen eigentlich früher Revolutionen zusammengebracht. Ganz ohne Facebook.

PS: Wie steht es übrigens mit der Verantwortung der europäischen Sozialdemokraten für Ägypten und Mubaraks Taten? Immerhin war seine Staatspartei Mitglied der Sozialistischen Internationale. Und seit dem norwegischen Fall B. ist ja Kollektivschuld gerade bei der Linken wieder üblich geworden. Viele Sozialdemokraten in deutschsprachigen Ländern wollen jetzt Christen, Islamkritikern, Zuwanderungsskeptikern den Mund verbieten, weil diese doch mitschuld an der norwegischen Bluttat seien. Obwohl alle mir bekannten Gruppen dieser Richtung strikt gewaltfrei sind. Aber wenn sie schon Kollektivschuld zum politischen Prinzip gemacht haben, dann kann man die Sozialdemokraten nur einladen, doch einmal selber mit dem beschämten Schweigen angesichts der vielen Massenmörder zu beginnen, die den Sozialismus auf ihre Fahnen geheftet hatten.

 

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Auf in den Kampf gegen die (blaue) Korruption drucken

Die Verurteilung von Uwe Scheuch ist alles andere als Politjustiz. Die Beweise gegen ihn sind erdrückend – woran die Tatsache nichts ändert, dass ihm eine Falle gestellt worden ist. Aber wer als Spitzenpolitiker mit viel über sein eigentliches Amt hinausreichendem Einfluss die österreichische Staatsbürgerschaft gegen Parteispenden zu verhökern versucht, ist jedenfalls zu bestrafen. Das sollte gerade eine sonst immer Patriotismus und Zuwanderungsskepsis betonende Partei begreifen.

Was aber weder die FPÖ noch deren Kärntner FPK-Filiale tun, wie am Abend des Tages auch der peinliche Fernsehauftritt des Kärntner Landeshauptmanns Dörfler bewiesen hat.

Die beiden Schwesterparteien sollten eigentlich auch nachvollziehen, dass alles andere als eine Verurteilung Scheuchs den ohnedies schon schwer wankenden Glauben der Österreicher an den Rechtsstaat endgültig zertrümmert hätte. Daher ist es auch schwer verständlich, dass der Mann bis zur Entscheidung der zweiten Instanz als stellvertretender Landeshauptmann im Amt bleiben will. Eine lahme Ente wird gegen den Scheuch der nächsten Monate die Beweglichkeit eines Adlers haben. Und wenn er wirklich – wie er hofft – noch freigehen sollte, dann könnte er immer noch mit lauten Trompeten in die Politik zurückkehren. Was auch taktisch viel schlauer wäre als ein Amtsverbleib samt dieser Verurteilung.

Was aber an dem Urteil seltsam ist, ist das hohe Strafausmaß. Da ist ganz offensichtlich ein Promi-Malus dabei – oder ist es ein FPÖ-Malus? Wenn alle Staatsbürger vor dem Gesetz gleich sind, dann muss das auch für Politiker gelten, und zwar im Guten wie im Bösen. Das scheint aber hier nicht der Fall zu sein. Sechs Monate unbedingt plus weitere zwölf bedingt sind zweifellos zu hoch, auch wenn es subjektiv nachvollziehbar ist, dass einem Richter angesichts vieler Kärntner Sauereien von den Hypo-Haftungen bis zu Haiders Verschwendungsstil einmal die Hand auskommt, wenn er endlich einmal einen der so selbstherrlichen und scheinbar unangreifbaren Landesherrn vor sich hat. Da kann man es denen da oben einmal so richtig heimzahlen.

Scheuchs Verurteilung sollte aber noch zu zwei anderen sehr ernsthaften Überlegungen Anlass sein: Erstens zu einem Überdenken des politischen Schachers mit Staatsbürgerschaften, der ja hierzulande durchaus legal ist, solange nur niemand dabei die Hand aufhält. Hat es Österreich beispielsweise wirklich notwendig, chinesischen Tischtennisspielern oder kanadischen Basketballern sofort den rot-weiß-roten Pass in die Hand zu drücken, noch bevor sie das erste Wort Deutsch oder den Unterschied zwischen Wien und Tirol kennen? Dient diese Praxis nicht lediglich der Eitelkeit einiger Funktionäre, die damit internationale Siege und ein paar Sekunden Fernsehberühmtheit erhoffen? Wo ist das nationale Interesse Österreichs daran?

Gewiss, bei Großinvestoren scheint es ein solches Interesse zu geben. Sie schaffen Arbeitsplätze, wird ständig beteuert. Dennoch bleibt es auch hier zweifelhaft, welche Bereicherung beispielsweise der aus Saudiarabien kommende Scheich Al Jaber mit seinen vielen nicht eingehaltenen Versprechungen oder etliche russische Oligarchen mit ihren nicht gerade seltenen Verwicklungen in die Kriminalität darstellen. Sehr oft haben diese ganz offensichtlich gute – in Wahrheit: schlechte – Gründe für das Interesse an der Staatsbürgerschaft. Ein seriöser Investor ist hingegen am Profit interessiert. Und behält seinen bisherigen Pass.

Eine zweite Überlegung ist noch viel gravierender: Die besteht aus dem skandalösen Desinteresse der Staatsanwaltschaft an der Korruption an der Regierungsspitze. Auch diese sollte vor dem Gesetz gleich mit allen anderen Bürgern sein, nicht nur die Oppositionsparteien. Wo und wann haben sich die Staatsanwälte insbesondere mit den Regierungsinseraten befasst, die ganz eindeutig nur zu Bestechung bestimmter Zeitungen dienen? Also beispielsweise dazu, dass dann dort Werner Faymann als Obama Österreichs beweihräuchert wird (was in einer der von Faymann am meisten subventionerten Gratisblätter gestanden ist, freilich zu einem Zeitpunkt, als Obama noch nicht eingegangen ist wie ein zu heiß gewaschener Pullover).

Faymann hat sogar die Frechheit, diesbezügliche parlamentarische Anfragen, die eine detaillierte Auflistung der von ihm geschalteten Inserate verlangt haben, einfach unbeantwortet zu lassen. Was alleine schon mehr als bedenklich ist, weil es rechtswidrig ist und schlechtes Gewissen beweist. Noch bedenklicher ist aber die einem anfragenden Journalisten mitgeteilte Begründung: „Das wären 25 oder mehr Seiten“, so meinte einer von Faymanns Lakaien. Wobei freilich schon diese Seitenanzahl mehr als aussagekräftig ist – und eine staatsanwaltschaftliche Überprüfung dringender denn je macht.

Vor dem Gesetz einer demokratischen Republik sollten alle gleich sein. Ein Scheuch genauso wie ein Faymann. Solange das nicht der Fall ist, bekommt man nämlich wieder ein wenig Verständnis für das freiheitliche Gerede von einer Politjustiz.

 

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Wie ist das Verhältnis von Ärzten zu Krankenpflegern in ausgewählten Staaten? drucken

Wieviel Krankenpflegepersonal kommt in ausgewählten europäischen Staaten auf einen Arzt (2009)?

 

Quelle: WKÖ

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Welchen Stellenwert haben unterschiedliche Organisationen? drucken

Bedeutung, Sympathie und vermutete Parteinähe österreichischer Organisationen in Prozent

 

 

Quelle: IMAS

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Fußnote 213: Der Herr Doktor Faymann: Das Tagebuch gratuliert drucken

Der Lebenslauf des Werner Faymann wird immer interessanter: Jetzt wird er in seinen Kreisen schon ständig "Dr. Werner Faymann" genannt.

Damit hat die hier vor wenigen Tagen abgehandelte siebenjährige Lücke in Faymanns Lebenslauf eine neue Facette erhalten. Hat er am Ende heimlich promoviert? Hat er das bisher nur aus seiner bekannten Bescheidenheit geheimgehalten, um weiterhin als erster titelloser Bundeskanzler der zweiten Republik auftreten zu können? Immerhin wird er nicht nur von seinen Parteifreunden im Burgenland (sogar vom offiziellen Landesmedienservice) als "Dr." tituliert, sondern auch bei der Internetwiedergabe eines bekannt geschliffenen Grußwortes zu einer Veranstaltung der Wiener Universität. Hat er vielleicht gar dortselbst den Doktor gemacht? Jedenfalls kann es sich um keinen Flüchtigkeitsfehler handeln. Denn die Veranstaltung eines (wie auf dieser Uni häufig der Fall) sehr weit links stehenden Rechtsprofessors hat schon vor zwei Monaten stattgefunden. Und der Dr. Faymann steht dort immer noch so. Und bei den Burgenländern hat er überhaupt schon seit März promoviert. Daher dürfen wir hier ganz submissest gratulieren. Auch wenn wir noch ein wenig über das Fach rätseln müssen. Vielleicht Publizistik aus Verdienst für die Förderung von Boulevardzeitungen? Oder Ökonomie für den Rekord an Staatsschulden? Oder Europarecht für sein aufsehenerregendes Schweigen auf allen EU-Gipfeln? Oder Anglistik für seine Sprachkenntnisse?

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Dörfler und die Gewerkschaft drucken

Natürlich sind die jüngsten Ideen des Herrn Dörfler ein belangloser Sommerfüller, über den in wenigen Tagen niemand mehr reden wird. Natürlich wäre die von ihm vorgeschlagene Abschaffung der Gewerkschaft in vielerlei Hinsicht rechtswidrig. Natürlich erinnert der Vorschlag an rote und braune Diktaturen, welche die Gewerkschaften immer sofort durch regimenahe Organisationen ersetzen.

Das ändert freilich nichts an der Verantwortung der Gewerkschaften für die gegenwärtige Finanzkrise. Denn sie haben immer mit all ihrer Macht – und die ist zumindest bei schwachen Regierungen ziemlich groß – auf immer noch mehr Schulden gedrängt, damit die Wünsche ihrer Klientel erfüllt werden. Sie taten dies oft unter dem Vorwand einer kruden ökonomischen These: Durch Defizite würde das Wachstum angekurbelt werden; dieses wieder würde dann erlauben, die Schulden abzubauen.

Diese These ist nur abgrundtief falsch. Aus vielerlei Gründen:

  • Erstens haben die Gewerkschaften trotz des jahrzehntelang (nicht zuletzt auf ihren Druck hin) erfolgten Anschwellens der Staatsschulden nie dieses „Dann“ als erreicht angesehen, das endlich einen Schuldenabbau erlauben würde.
  • Sie haben zweitens ignoriert, dass inzwischen die Zinsen für die Staatsschulden das größte Hindernis für weiteres Wachstum geworden sind.
  • Sie haben drittens übersehen, dass von diesen Schulden die Gläubiger – also die Besitzer von Geld – weit mehr profitieren als die Gewerkschaftsmitglieder.
  • Sie haben viertens nicht begriffen, dass einzig unternehmerische Dynamik für Wachstum sorgen kann, die dauerhaft nur durch Deregulierung – also Abschaffung bürokratischer Schikanen – befeuert werden kann (Es ist ja kein Zufall, dass in Wien mit seinen bürokratischen Exzessen und seiner tief verwurzelten Korruption bei Baugenehmigungen oder Unternehmensgründungen die Arbeitslosigkeit ständig stark steigt, während sie österreichweit zuletzt tief gesunken ist).
  • Sie haben fünftens nicht durchschaut, dass der Großteil höherer Konsumausgaben ins Ausland fließt (für asiatische Industrieprodukte, für Reisen, für den Import von Energie usw.).
  • Und der ÖGB ist sechstens spätestens seit den Skandalen um Bawag oder Konsum der totalen wirtschaftlichen Ahnungslosigkeit überführt. Was eigentlich dazu führen sollte, dass kluge Regierungen immer das Gegenteil dessen tun, was Gewerkschaften wollen.

Das Alles ist ein guter Grund, aus der Gewerkschaft austreten. Immerhin ist der ÖGB-Mitgliedsbeitrag ja sehr geschmalzen und niemand weiß so genau, wofür das viele Geld verwendet wird. Das alles kann aber in einem Rechtsstaat niemals Grund sein, einen privaten Verein zu verbieten. Oder das auch nur zu verlangen.

Rechtlich fragwürdig ist freilich auch das sogenannte Streikrecht, also die Tatsache, dass ein Streik nicht – wie sonst jede Arbeitsverweigerung – den Arbeitgeber zu einer fristlosen Entlassung berechtigt.

Gerhard Dörfler hat durch seinen Vorschlag auf Biertischniveau aber auch von der viel wichtigeren Diskussion um die Pflichtmitgliedschaft in der Arbeiterkammer abgelenkt. Denn diese Institution kostet jeden österreichischen Arbeitnehmer monatlich 0,5 Prozent seines Gehalts. Ob er ihr angehören will oder nicht. Das ist keineswegs ein niedriger Prozentsatz, hat die Forderung nach 0,5 Prozent mehr doch bei Kollektivvertragsverhandlungen schon Streikdrohungen ausgelöst.

Während die Wirtschaftskammer – deren Existenzberechtigung ebenso fragwürdig ist – die Beiträge ihrer Mitglieder in den letzten Jahren wenigstens deutlich gesenkt hat, schneidet die Arbeiterkammer weiterhin bei jeder Gehaltserhöhung stillschweigend, aber heftig mit. Und sie denkt nicht daran, sich mit einem geringeren Prozentsatz zu begnügen, sondern stößt wilde Drohungen aus, wenn man auch nur von der Möglichkeit einer Beitragskürzung spricht.

Dabei sind die Tätigkeiten der Arbeiterkammer sehr überschaubar. Ihr Hauptzweck ist es, propagandistische Vorfeldorganisation der SPÖ zu sein. Sie ist der Hauptberater des Werner Faymann. Und sie macht in jedem Wahlkampf durch bestellte „Studien“ Stimmung für die SPÖ. Der Rest ist zum Vergessen

In Zeiten, wo die Belastung jedes Gehaltszettels durch Steuern und Abgaben in Österreich deutlich höher ist als in allen Nachbarländern, wäre es das einzig Sinnvolle, diese Zwangsmitgliedschaften überhaupt abzuschaffen. Private Vereine wie die Gewerkschaft dürfen hingegen von der Politik nicht angerührt werden.

 

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Cheers for the Tea Party drucken

Der amerikanische Schuldenstreit ist vorüber, meldet uns alle Welt. Man darf jedoch an der Meldung ein wenig zweifeln. Denn erstens stehen uns noch dramatische Stunden bevor, bis der verkündete Kompromiss in Tüchern ist. Und zweitens ist es viel leichter zu sagen, dass man ein bestimmte Summe einspart, als ganz konkret zu sagen, wer aller denn genau von den Einsparungen getroffen sein wird. Das gilt insbesondere bei unvorstellbar hohen Summen im Billionenbereich.

Die genauen Opfer der Einsparungen sollen aber erst in einigen Monaten feststehen. Man kann daher wetten, dass die nächsten Wochen noch voll von unzähligen rührseligen und warnenden Berichten sein werden, in denen soziale, militärische, gewerkschaftliche, landwirtschaftliche, regionale, Entwicklungshilfe- oder Branchen-Lobbies dagegen protestieren, dass ihnen Geld genommen wird. Ich bin noch extrem gespannt, ob sich die amerikanische Politik am Schluss im Herbst auch auf das Kleingedruckte einigen wird können. Dieses wird nämlich noch sehr großen Gegendruck erzeugen.

Vorerst jedenfalls hat sich nach allen vorliegenden Informationen der harte Flügel der Republikaner durchgesetzt. Und das ist gut so: Es kommen massive Einsparungen und keine neuen oder höhere Steuern, wie sie die Demokraten bis zuletzt gewollt haben.

Wer im Gegensatz dazu an das letzte österreichische Sparpaket zurückdenkt, der hat den gegenteiligen Prozess beobachten können: Der damalige ÖVP-Obmann schwor noch am Beginn des Jahres 2010 „Keine neuen Steuern und keine Steuererhöhungen“. Am Schluss sind es dann viel mehr Steuererhöhungen als Einsparungen gewesen, welche die Defizit-Lücke geschlossen – nein: ein wenig kleiner gemacht haben. Man mag nun rätseln, ob Werner Faymann als Exponent der Big-Spender-Partie so viel erfolgreicher ist als Barack Obama – oder ob die ÖVP ein so viel schlechterer Vertreter der „Weniger-Staat-Idee“ ist als es die Republikaner sind. Am Ergebnis ändert der Unterschied nichts.

Die Tea Party hat damit zweifellos einen gewaltigen Erfolg erzielt, während sich Obama schlauerweise blitzschnell anderen Themen, etwa den Auseinandersetzungen in Syrien zuwendet.

Das oberste Ziel der Tea Party war ja: keine Steuererhöhungen und Kampf dem Defizit. Beide Ziele hat die Party nun an die Spitze der amerikanischen Agenda setzen können. Und wenn es in den kommenden Monaten doch keine Einigung auf Einsparungen in der vereinbarten Höhe geben sollte, dann sind Obama und die Demokraten ganz eindeutig die Schuldigen. Während ja jetzt die meisten Medien noch versuchen konnten, die konsequente Sparpolitik der Tea Party zu verteufeln.

Das zeigt, dass konsequenter Einsatz der Bürger zumindest in Amerika doch noch Big Government samt Big Media besiegen kann. Das macht Amerika aber auch wieder zu einem attraktiveren Land für Geldanleger. Denn erstmals seit dem Kampf Gingrich gegen Clinton in den 90er Jahren hat der US-Kongress nicht einfach die regelmäßige Erhöhung der verfassungsrechtlichen Verschuldungsgrenzen abgenickt. Damit gibt es endlich ein ganz starkes Zeichen gegen zu gierige und verschwenderische Regierungen.

Die Drohung mit einer Verschlechterung der amerikanischen Ratings, falls sich die Tea Party durchsetzt, war ein leicht durchschaubarer Trick der Demokraten und der ihnen hörigen Journalisten gewesen. Denn natürlich ist jenes Land ein besserer Schuldner, das wieder mit voller Kraft zur Sparsamkeit zurückzukehren beginnt, als ein Land, das ständig die Schulden in die Höhe schießen lässt. Ein verschlechtertes Rating würde es nur dann geben, wenn die US-Regierung ihre eigenen Schulden nicht bedient. Das aber wäre das absolute Ende der Obama-Administration gewesen. Und das will der Präsident wohl nicht, daher hätte er eher die Beamtengehälter ausgesetzt als die Bedienung der amerikanischen Schulden.

Auf Grund tausendfacher historischer Erfahrungen ist es absolut sicher, dass Sparmaßnahmen das Wirtschaftswachstum viel weniger treffen als Steuererhöhungen. Denn Geld in Händen von Politikern und Beamten wird immer viel ineffizienter ausgegeben als in den Händen der Bürger.

Ganz ignorieren sollte man dabei auch das Gerede „Es soll ja nur die Reichen treffen“. Denn Steuererhöhungen treffen immer alle. So wie bei uns ja auch die letzte Bankensteuererhöhung natürlich jeden Inhaber eines Sparkontos getroffen hat. Obwohl es in der Faymann-Rhetorik nur gegen die reichen Generaldirektoren gegangen ist.

In der Hoffnung, dass dort nicht nur Tee getrunken wird: Three cheers for the tea party.

Warum gibt es bei uns noch immer keine?

 

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Eine Krake namens Staat drucken

Die Realeinkommen sinken seit Jahren in der gesamten Eurozone. Und das, obwohl die Wertschöpfung andauernd durch Automatisierung und Rationalisierung, Outsourcing und diverse andere „…-ungs“ laufend höher wurde. Der Arbeiter, Angestellte und Selbstständige fragt sich andauernd, wer denn Nutznießer dieser Wertsteigerung sein sollte; denn wenn alle unsere gesamten Lohnkosten (also die Bruttomarge eines Selbstständigen und die Bruttokosten eines Arbeiters oder Angestellten) aus der Wertschöpfung zur Gänze abgedeckt werden (müssen!), dann bleibt ein erträglicher Restbetrag an „Gewinn“ über. Die Linken meinen nun, das gehe in den Hals der gierigen Superreichen, und deshalb müssen diese Leute noch mehr steuerlich belastet werden. Stimmt das?

Und damit sind wir beim Stichwort.

Könnte es sein, dass all unsere Bemühungen „quasi umsonst“ waren, weil der einzige wirklich „Gierige“ hier die „Umverteiungswut“ des Staates war? Dass die Gewinne aus Wertsteigerungen so maximal um die drei bis sieben Prozent, die Gewinne des Staates aber über zwei Drittel (Nettoverdienst etwa 48 Prozent des Bruttoeinkommens (amtlich) plus Arbeitgeberanteile (ca zwanzig Prozent) plus Mehrwertsteuer beim Konsum (zwanzig Prozent) ergibt über alles gerechnet mehr als zwei Drittel der Lohnkosten!) der Wertschöpfung ausmachen?

Also deshalb ist zwar der Neidreflex, der künstlich aufgestachelt und populistisch von allen Parteien genutzt wird, die Basis der staatlichen „Abzockerei“, aber das beeindruckt scheinbar niemanden. Alles das, was jeder Europäer mühsam an Mehrwert produziert, wird in die Tasche der „Solidarität“ gepumpt. Durch kalte Progression, also das nicht vorhandene Inflationsbereinigen der Löhne und Einkommen und die Bindung der Steuersätze an nominelle Fixwerte ergibt sich eine laufende weitere Steigerung der staatlichen Einkünfte.

Die Begründung dazu folgt auf den Fuß: Wir wollen doch ein solidarisch „abgesichertes Leben“; alles, was sozial ist, muss hier finanziert werden. Kindergärten „umsonst“ (den ich als Steuerzahler bezahlen muss, nichts ist umsonst!); Schulen kostenfrei (die ich… usw); Unis umsonst (wer zahlt das jetzt?). Kindergelder, Alleinerziehergelder, Müttergelder, Vätergelder, Krankengelder, … kein Ende abzusehen, der Phantasie sind hier keinerlei Grenzen gesetzt – wenn es nach den Linken geht, wo es um Sicherheit und Gerechtigkeit aus sozialistischer Sicht, im bürgerlichen Lager aus Klientelbefriedigungs- Sicht geht.

Bald behält der Staat unsere gesamte Wertschöpfung zurück und gießt sie nach Gießkannenprinzip als großer „Gönner“ und „Wahlzuckerlverkäufer“ wieder aus! Mehr noch: denn schon jetzt werden nicht wenige Steuern von längst versteuerten Werten eingehoben (es soll eine Erbschaftssteuer, höhere Grundstückssteuer, Steuer auf Steuer, usw kommen). Das hat sich kein Adel, kein Robbin Hood, kein römischer Kaiser je erlaubt.

Sofortiger Volksaufstand wäre die Folge gewesen. Heute gehen die Bürger wie die  Schafe zur Schlachtbank und akzeptieren das Ganze unreflektiert! Und das ist noch nicht alles: Der Staat vergreift sich über Staatsanleihen auch an unserem Ersparten: er greift ungeniert auf das Kapital der Banken zurück, um noch mehr „quasi- Umverteilung“ und „soziales Gefüge“ zu gestalten, wohl wissend, dass diese Beträge nie mehr zurückbezahlt werden können… Er häuft eine Schuldenlast auf den Bürger (der das alles über die Wertsteigerung mittels seiner Arbeit zu bezahlen hat!), die dieser sich privat niemals getraut hätte, aufzunehmen. Und das alles, um Wähler bei Laune und die Partei an der Macht zu erhalten!

Aufwachen und Konsequenzen ziehen

Wann um Himmels Willen wacht denn der Bürger einmal auf? Oder sind alle Bürger im Sozialismus- Pardies- Drogenrausch? Warum ist das so? Weil hier der Staat ein Eigenleben als massivster Abzocker der Weltgeschichte aufgebaut hat?

Natürlich hat der Staat hier einen Moloch Kafkanischen Zuschnitts geschaffen. Ein Drittel der Ertragsarbeit in beinahe allen Staaten der Union ist… Beamtenarbeit. Also jene Leute, deren Mehrwertschöpfung von den Steuern der Allgemeinheit bezahlt werden müssen. Das heißt: Nach Abrechnung ihres an den Staat zu bezahlenden fünfzig Prozent Anteils (den Arbeitgeberanteil bezahlen sie nicht, denn dann würde der Staat sich selbst Geld in die Tasche schieben) müssen sie sich für die Arbeit des Nettogehalts rechtfertigen.

Was haben sie für diese weiteren fünfzig Prozent für die Allgemeinheit geleistet? Dieser Rechenschaftsbericht, der regelmäßig vom Rechnungshof in Österreich und Kontrollfunktionen in der EU eingehoben und veröffentlicht wird, ist meistens vernichtend und zeigt keine Wirkung! Welche Wirkung sollte er denn zeigen? Anzeigen und strafrechtliche Verfolgung von Politikern ist nur im Gesetzesbruch anwendbar. Nicht unter normalen Haushaltsbedingungen – was hier „politisch“ gemeint ist.

Nein, die Konsequenz müsste in einer Demokratie spätestens bei Wahlen zum Ausdruck kommen. Geldverschleudernde Politiker sollten nicht mehr gewählt werden, solchen Parteien sollten Denkzettel verpasst, und sie in der Bedeutungslosigkeit versenkt werden.

Aber die Praxis sieht anders aus: Die staatlichen Gauner und Abzocker werden immer wieder gewählt, weil sie natürlich für ihr Versagen immer andere populistische Feindbilder (böse Reiche, die EU, die USA, die Globalisierung, die Banker, die Börsenmakler, Ratingagenturen, usw..) aufbauen und an die Wähler (um Zustimmung heischend!) appellieren, ihnen doch Freibriefe zur Verfolgung dieser „Feinde“ bei den Wahlen zu geben. Daraus und aus den Dauermandaten lässt sich natürlich locker ein ganzes Netzwerk an Macht (Gewerkschaften, Kammern, usw) aufbauen, die das ganze Leben der Bürger umschließen, unter Frischluftnot ersticken oder im Sozialdrogenrausch dahin vegetieren lassen.

Ein Ausbrechen daraus wäre einer Revolution, dramatischer als der von 1794, würdig. Da wir aber Sicherheit wollen und Blutvergießen schmähen, damit auch den dafür notwenidgen Kampf gegen diese staatliche Ausbeutung massiv ablehnen, akzeptieren wir wie Behinderte diesen Zustand.

Dennoch: wir brauchen eine Europäische Initiative. Jetzt! Denn dieses Politikgebilde zeigt nicht nur Risse, sie ist gerade im Einstürzen. Griechenland, Portugal, Spanien und Italien sind die Ersten, die den Zusammenbruch des „Sozialistischen- Gerechtigkeits- Paradiesversprechen- Kartenhauses“ erleben. Alle anderen, auch Österreich und Deutschland, werden folgen!

Man kann einem Bürger nicht zwei Drittel seiner Wertschöpfung wegnehmen, im Sinne von „Solidarität“, die dann über Wohlverhaltenskanäle verteilt wird. Irgendwann „überlauert“ der Bürger dann, dass er hier der Verlierer ist. Und wenn noch nicht, dann ist es zehn Minuten nach Zwölf, hier zu starten!

Denn was hat man uns doch vor einem halben Jahrhundert versprochen: Wir werden Nutznießer der Rationalisierung der Wirtschaft werden durch mehr Freizeit, höhere Einkommen bei gleichbleibenden Preisen usw. Das Gegenteil ist eingetreten! Und die Nutznießer waren nicht  die „Reichen“, sondern der Leviathan Staat, der Krake, der seine Abzockerhand in jedem Winkel menschlicher Tätigkeit hat. Es wird allerhöchste Zeit, dieses Ungeheuer aus dem Verkehr zu ziehen…

DI Fritz Richter ist Technischer Physiker, in der Systemtheorie arbeitend, Consultant für Business Process Management und Qualitätssicherung.

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Wer schützt unsere Kinder vor dieser Politik? drucken

Es ist ein Verbrechen an unseren Kindern, und zwar mit vollem Vorsatz. Unterrichtsministerin Claudia Schmied hungert bewusst und gezielt die Gymnasien und AHS aus – während all die zusätzlichen Mittel, die unter großem rhetorischen „Bildung!“-Geblase in ihr Ministerium fließen, nur den Haupt- und Gesamtschulen zugute kommen.

Das hat der Rechnungshof an Hand eines klaren Maßstabes bewiesen: Während in den Lieblingsschulen der Ministerin (gegen die übrigens nach wie vor Erhebungen der Staatsanwaltschaft laufen, über welche die Staatsanwaltschaft nur viel weniger durchsickern lässt als über die Causa Grasser) die verpflichtende Schülerhöchstzahl praktisch durchgängig eingehalten wird, sind an den AHS Hunderte Klassen überbelegt. Was sicher die Qualität ihrer Bildung und Ausbildung beeinträchtigt.

Es ist eine infame Maßnahme, um am Gesetzgeber vorbei die AHS zu killen. Und der Koalitionspartner wirkt ziemlich hilflos. Während die SPÖ den schwarzen Wissenschaftsminister an sinnvollen Zugangsregeln zu Hochschulstudien hindert (obwohl außer den grünhaarigen Frauen der Hochschülerschaft alle Beteiligten einhellig dafür sind), ist die ÖVP nicht imstande, die Sabotage der roten Unterrichtsministerin an jenen wenigen Jugendlichen zu verhindern, auf welchen die Hauptlast der künftigen wirtschaftlichen Wertschöpfung liegen wird.

Eine Frau Christa Koenne – eine der wenigen Lehrerinnen, die den Schmiedschen Bildungskurs unterstützt und die daher ständig als deren Unterstützerin aufgeboten wird – hat diesen Rechtsbruch nun auch ganz frech verteidigt: die Aushungerung der Gymnasien sei natürlich politisch gewollt, denn die AHS stehe ja im Gegensatz zur Idee der gemeinsamen Schule. Was zwar stimmt – aber eigentlich sollten in diesem Land die Gesetze regieren und nicht die „Ideen“ oder das „politische Wollen“ von irgendwelchen Gesellschaftszerstörerinnen. Aber Schmieds Koenne spricht sogar ganz offen von dem Ziel eines Schulsystems, „in dem man Kinder nicht los werden kann“. Denn wenn eine AHS ein Kind nicht für gut genug befinde, sei das „unfair“.

Das ist abgesehen von aller Rechtswidrigkeit auch in der Sache eine unglaubliche Logik. Würde sich diese ganz durchsetzen, dann wird es natürlich auch unfair, wenn man irgendjemand einen akademischen Abschluss verweigere, wenn man nicht jeden, der das will, zum Universitätsprofessor oder überhaupt gleich zum Bundespräsidenten macht.

Mit diesen Aussagen ist auch die von manchen naiven Menschen geglaubte Mär widerlegt, dass man bei uns ja eine differenzierte Gesamtschule einführen wolle, weshalb diese doch gar nicht so schlimm sei. Was aber in Wahrheit schon längst klar war: Die Leistungsgruppen der Hauptschule haben viel mehr differenziert als es alle bisherigen Gesamtschulmodelle tun.

Offen bleibt nur die Frage: Sind diese Frauen bloß von Dummheit getrieben oder sind sie so voller Hass auf dieses Land, dass sie all das, was Österreich in den letzten zwei Generationen vorangebracht hat, brutal zerstören wollen?

Wenn‘s um die Schule geht, sind die Gutmenschen ganz offensichtlich noch mehr als sonst zu jedem Lug und Betrug berechtigt. Da wird etwa zynisch verschwiegen, dass ein Gutteil der angeblichen Probleme unseres Schulsystems reine Sprach- und Zuwanderungsprobleme sind. So haben von den nichtdeutschsprachigen Schülern nach Ende der Pflichtschule 14 Prozent keine weiterführende Ausbildung gemacht, bei den deutschsprachigen sind es nur 4 Prozent. Was im internationalen Vergleich extrem gut ist.

Da wurde nach dem jüngsten mäßigen Abschneiden des Androsch-Volksbegehrens in Vorarlberg verkündet, dass die dortige Beteiligung überdurchschnittlich wäre – die Zahlen beweisen das Gegenteil.

Da glaubt die Unterrichtsministerin allen Ernstes, dass das weitgehende Abschaffen des Durchfallens gewaltige Einsparungen bringen werde, mit denen all die vielen Förderstunden, von denen sie phantasiert, finanziert werden können, für die jedoch keinerlei Budget vorgesehen ist. Das gelingt aber nur dann, wenn man künftig immer sofort eine Klasse auflöst, sobald es in dieser zwei, drei Schüler weniger als die Höchstgrenze gibt, und wenn man die Kinder dieser Klasse im ganzen Land auf die Waltz schickt. Absurd. Freilich, zuzutrauen wären solche Vorhaben der Frau Schmied durchaus.

Da wird verschwiegen, dass viele der von Schmied&Co so gerühmten Gesamtschulstaaten eine weit höhere Repetentenquote haben als Österreich – alleine in der EU gibt es laut OECD fünf Länder, wo jeder Dritte 15-Jährige schon einmal eine Klasse wiederholt hat. Bei uns aber will man sowohl das Durchfallen wie auch das differenzierte Schulsystem abschaffen. Was nur in einer Katastrophe – oder einem Zweiklassen-Bildungssystem mit allen Vorteilen für die Reichen enden kann.

PS: Ich hatte in den letzten Wochen durch einige Bauarbeiten das Glück, mit ein paar ganz brillanten Mitarbeitern von Gewerbebetrieben zu tun zu haben. Menschen eines Typus, von dem man geglaubt hat, dass er schon längst völlig ausgestorben ist: engagiert, jung, kompetent, verlässlich, elegantes Hochdeutsch redend und ihr Fach samt allen Nebenmaterien perfekt beherrschend. Alle verdienen sie gut – und können mitleidig auf ihre Alterskollegen herabblicken, die viele Jahre studieren, um dann mit kleinen Projektaufträgen und Hilfsdiensten ihr Leben fristen zu müssen. Ist es wirklich gut und wichtig für die Menschen oder das Land, dass krampfhaft möglichst viele Österreicher ihren Namen irgendwelche bedeutungslosen akademischen Abkürzungen hinzufügen können – nur um sich die Hände nicht schmutzig machen zu müssen? Übrigens waren meine Exempel alles Männer, während auf den immer bedeutungslos werdenden Unis längst die jungen Frauen dominieren. Natürlich geht es diesen Männern nur deshalb so gut, weil sie eine  Mangelware geworden sind. Und weil sie nicht an die dumme Devise der Politik „Matura für alle“ geglaubt haben.

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Fußnote 212: Die Gründe eines Ausschlusses drucken

Die FPÖ trennt sich von dem bisher den Österreichern weitgehend unbekannten Abgeordneten Königshofer. Man weiß aber eigentlich nicht genau warum.

Das würde man aber über die Metaphern von Gelben und Roten Karten hinaus schon gerne präzise erfahren: Geschah das, weil Königshofer Abtreibungen als Mord bezeichnet hat? Dann hat die FPÖ schlagartig den gesamten Geländegewinn verloren, den sie in den letzten Jahren bei christlichen und konservativen Kreisen verzeichnet hat. Geschah das, weil er Ausländer mit dem Ausdruck „Kanaken“ bezeichnet hat? Dann wäre der Ausschluss zwar problemlos nachvollziehbar, aber er käme halt reichlich spät. Geschah das, weil Neonazis stinkende Postings auf seiner Seite deponiert haben? Dann müsste man sich aber die Mühe machen, seine persönlichen Verantwortung dafür darzulegen, etwa, ob er diese Eintragungen gelöscht hat, sobald er darauf aufmerksam gemacht worden ist, dringt doch diese Kloake (und viele andere ebenso stinkende) durch alle Poren des freien Mediums Internet. Geschah das, weil man dem Druck der Medien nachgegeben hat? Dann wäre das ganz neu in der FPÖ. Geschah das, weil man hier in Wahrheit ganz andere parteiinterne Rechnungen abgerechnet hat? Dann wäre das freilich gar nicht neu, man erinnere sich nur an die von Jörg Haider regelmäßig in die Bundesländer ausgesandten politischen Exekutionskommandos. Aber die FPÖ bleibt jede präzise Antwort schuldig.

 

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Rainer Ernst Schütz – Ein Nachruf drucken

Rainer Ernst Schütz, der Gründer und Chef des seit 1986 bestehenden Clubs Unabhängiger Liberaler, verstarb am 15. 7. 2011, im 67. Lebensjahr stehend, nach kurzem, schweren Leiden. Am 28. 7. wurde sein Leichnam in Bad Fischau bei Wien zur letzten Ruhe gebettet.

Rainer Ernst Schütz war seit seiner Jugend ein politisch interessierter Mensch. In der FPÖ unter Norbert Steger fand er – vorübergehend – eine parteipolitische Heimat. Im Jahr der Kür Jörg Haiders zu deren Bundesparteiobmann kehrte er den Freiheitlichen den Rücken. Einige Jahre später gehörte er zum Kreis der Gründer des Liberalen Forums, mit dessen gesellschaftspolitisch zunehmend prononciert linken Kurs er jedoch schon bald nichts mehr anzufangen wusste und sich daher von dieser Partei wieder zurückzog.

Die von ihm als Hausherrn des Clubs unabhängiger Liberaler ausgerichteten „politischen Salons“ stellten ein Kleinod im politisch-gesellschaftlichen Leben der Bundeshauptstadt dar. Seine konziliante und tolerante Art, politisch anders orientierten Zeitgenossen gegenüberzutreten, ermöglichten es ihm, obgleich an strikten Grundsätzen orientiert (er selbst sah sich als „Paläoliberalen“ oder „Old Whig“), ein im besten Sinne des Wortes „offenes Haus“ zu führen, in dem aus den unterschiedlichsten politischen Lagern und den verschiedensten Berufsgruppen stammende Menschen eine Stätte der Begegnung, der Diskussion und des Gedankenaustauschs fanden.

Zum Kreis der Mitglieder und regelmäßigen Besucher des Clubs zählten auch zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Medien und Wirtschaft. Rainer Ernst Schütz fühlte sich sowohl der angelsächsischen Tradition des Liberalismus, als auch den seit der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich weitgehend in Vergessenheit geratenen Ideen der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ verpflichtet. Er trat – neben seinen publizistischen Aktivitäten als Gastkommentator in verschiedenen Printmedien des Landes – auch als Unterstützer des Hayek-Instituts und Förderer des Instituts für Wertwirtschaft in Erscheinung.

Rainer Ernst Schütz bleibt seinen Freunden und Bekannten als lebenslustiger „Genussmensch“ in Erinnerung, der Feste zu feiern und Humor zu schätzen wusste. Die einleitenden Worte, die er anlässlich der Feier zu seinem 60. Geburtstag fand, mögen seinen Sinn für Ironie illustrieren:

„Wenn man die Sechzig erreicht, ist es heute Brauch, zu betonen, wie jung man sich noch fühlt, und wie vital und beweglich man noch ist. Ich kann nichts Derartiges berichten. Ich war schon in der Schule äußerst bewegungsfaul und habe mich mit zwanzig so verhalten, als wäre ich sechzig. Das hatte den unschätzbaren Vorteil, jetzt nicht umlernen zu müssen.

Bei derselben Gelegenheit präsentierte er die folgenden vier goldenen Regeln seines Lebens:

Erstens: möglichst wenig arbeiten. Das erhält den Geist schön frei und unvernünftig. Zweitens: Und wenn schon arbeiten, dann nicht für Geld. Das schützt einen davor, aus bloßer Geldgier Regel eins zu brechen. Drittens: Alle Kraft seinen Leidenschaften zu schenken. Das macht auf eine viel angenehmere Art müde als Arbeit. Und Viertens: Alle sogenannten ernsten Dinge des Lebens lieber von Fachleuten erledigen lassen. Ich kann mich nämlich nicht dazu aufraffen, die sogenannten ernsten Dinge wichtig zu nehmen. Wichtig sind mir nämlich nur: Die Leidenschaften.

Rainer Ernst Schütz hatte das große Glück, in seiner Ehefrau Elisabeth eine Lebenspartnerin gefunden zu haben, die seine Freuden und Interessen – zum Beispiel das Feiern von Festen und ausgedehntes Reisen – teilte, und der er, auch nach vielen Jahren des Zusammenseins, mit für jedermann spürbarer Zuneigung – und heute bei leider nicht mehr allzu vielen langjährigen Ehepaaren zu beobachtendem Respekt – begegnete.

Er blieb seinen Grundsätzen – nicht nur den politischen – bis ans Ende seines leider viel zu kurzen Lebens treu. Bereits von Krankheit gezeichnet, bekannte er sich zu seinem Prinzip, nicht alles, was medizinisch möglich ist, auch bis zur letzten Konsequenz an sich durchführen lassen zu wollen. Von Ärzten unter Kuratel gestellt zu werden, auf die Genüsse des Lebens verzichten zu müssen, und zum Lohn dafür freudlos 100 Jahre alt zu werden – das war nicht sein Ziel.

Kurz vor seinem schließlich doch völlig unerwarteten Tod, philosophierte er ganz unaufgeregt über die ihm von den Medizinern gestellten, wenig zuversichtlichen Prognosen. Sinngemäß lautete sein beeindruckend gefasster Kommentar: Wenn´s noch zwei Jahre gut geht, freu´ ich mich darüber. Wenn nicht, habe ich immerhin gut gelebt. Dass er am Ende, die Aussichtslosigkeit des Kampfes der Ärzte um sein Leben erkennend, weitere lebenserhaltende Maßnahmen ablehnte, ist bezeichnend für den Charakter und die Konsequenz dieses Mannes.

Einen Freund auf seinem letzten Weg begleiten zu müssen, tut weh. Besonders, wenn es sich um einen so lebensfrohen, optimistischen und liebenswürdigen Menschen handelt, wie Rainer Ernst Schütz einer war. Mit ihm tritt ein Mensch ab, an dem ich – trotz intensiven Nachdenkens – keinen einzigen Makel finden konnte. Sein Tod bedeutet einen großen menschlichen Verlust und einen schweren Schlag für die kleine liberale Gemeinde in Österreich.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Sieben Jahre: Das schwarze Loch in Faymanns Lebenslauf drucken

Kurze Erinnerung an die Causa Waldheim, also eine der schwersten innen- und außenpolitischen Krisen der zweiten Republik. Die einzige Untat, die Waldheim jemals nachgewiesen werden konnte, war, dass er in seiner Biographie unangenehme Passagen ausgelassen hat. Dieselbe Untat in noch viel größerem Ausmaß hat ein penibler Tagebuch-Leser nun Werner Faymann nachgewiesen.

Es bleibt vorerst freilich eher offen, ob auch bei Faymann die internationale Gemeinschaft und alle politkorrekten Journalisten dieses Landes in dieselbe Empörung über einen „Lügner“ an der Staatsspitze ausbrechen werden wie bei Waldheim.

Aber der Reihe nach: Kurt Waldheim hat in einem autobiographischen Buch die Zeit seines Kriegseinsatzes am Balkan übergangen, verschwiegen. Die Empörung darüber war im In- wie Ausland groß. Waldheim wurde als Lügner gebrandmarkt. Alle anderen an dieses Schweigen geknüpften Anschuldigungen gegen ihn, vor allem der Verdacht, in dem grausamen Partisanenkrieg am Balkan direkt in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen zu sein, konnten freilich nie erhärtet werden. Gutachter sprachen lediglich davon, dass er in der „Nähe“ von Kriegsverbrechen gewesen sein dürfte.

Es war auch sehr bald klar, dass der wirkliche Anlass der Empörung die Tatsache war, dass erstmals ein ÖVP-Kandidat die vermeintliche SPÖ-Erbpacht auf den Job eines Bundespräsidenten durchbrochen hatte. Rechtskräftige Gerichtsurteile entlarvten die SPÖ später als Drahtzieher der Diffamierungskampagne.

Wechsel in die Gegenwart. Ein Tagebuch-Leser hatte sich für die Biographie Werner Faymanns zu interessieren begonnen. Er stellte dem SPÖ-Vorsitzenden vor Monaten fünf konkrete Fragen zu dessen mehr als lückenhaftem Lebenslauf – und hat von einer Johanna Dollhäubl im Namen Faymanns genauso lückenhafte Antworten bekommen. Das ist nun einige Zeit her. Der Leser hoffte, dass im Lauf der Zeit wenigstens in den veröffentlichten Lebensläufen geklärt wird, was Faymann in den Jahren zwischen 1978 und 1985 eigentlich so gemacht hat.

Nichts, kein Wort wurde ergänzt. Kein Schulbesuch, kein Job, keine Universität. Volle sieben Jahre sind damit bis heute ein absolut schwarzes Loch in der Biographie des österreichischen Bundeskanzlers (außer die Übernahme der nicht gerade als vollberuflich geltenden Funktion eines Landesvorsitzenden der Sozialistischen Jugend während vier dieser sieben Jahre).

Das ist nun doch mehr als erstaunlich. Faymann behauptete ja unlängst in Interviews, nie durchgefallen zu sein. Da müsste er eigentlich 1978 maturiert haben. Aber laut Wikipedia hat er erst 1985 – erfolglos – vier Semester Jus zu studieren begonnen. Seine offizielle Karriere verschweigt auch das. Der Beginn dieses Kurzstudiums hat dann jedenfalls Faymanns Karriere ganz offensichtlich unheimlich beschleunigt: im gleichen Jahr 1985 wird er auch schon SPÖ-Gemeiderat in Wien. Und will seinen Lebenslauf ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verstecken.

Das Loch in Faymanns Biographie ist also deutlich länger als jenes in der Waldheim-Biographie. Da stellen sich viele Fragen: Ist es nur bei einem bürgerlichen Politiker ein Skandal, wenn er riesige Löcher im Lebenslauf hat? Haben die Bürger keinen Anspruch, den ganzen Lebenslauf des amtierenden Bundeskanzlers zu kennen? Hat Faymann etwa sieben zusätzliche Jahre gebraucht, um die Matura abzulegen? War er vielleicht gar im Gefängnis? Oder hat er etwa Tag und Nacht in Spielcasinos zugebracht, bis er dort gesperrt wurde?

Nun, solange der SPÖ-Vorsitzende nicht Rechenschaft über sein Leben ablegt, ist es legitim, jedes Gerücht, dass da durch Wien läuft, für bare Münze zu halten. Wobei ausdrücklich hinzugefügt sei, dass für das Tagebuch natürlich die volle Unschuldsvermutung gilt.

Jedenfalls muss die Wahrheit  ziemlich schlimm sein, wenn es nicht einmal den Schönschreibern von Partei, Rathaus und Kanzleramt bis heute gelungen ist, sie in irgendeiner verdaulichen Weise zu formulieren.

Der neugierige Leser wurde jedenfalls von der Frau Dollhäupl folgendermaßen beschieden, als er mehrfach eine Antwort auf seine Fragen urgierte:

„Ich habe Ihre Fragen sehr wohl verstanden, aber es ist leider nicht möglich, diese in der von Ihnen gestellten Form zu beantworten. Es ist das Recht jeder/s Einzelnen, zu entscheiden, wieviele Daten aus der eigenen Vergangenheit in den beruflichen Lebenslauf einfließen.
Mit freundlichen Grüßen
Johanna Dollhäubl“

Was halt weitere Fragen aufwirft: Etwa die, ob es neben dem „beruflichen“ noch andere Lebensläufe Faymanns gibt. Und wer die zu Gesicht bekommen darf. Und warum bei jedem anderen Job außer dem eines Bundeskanzlers sehr wohl ein vollständiger Lebenslauf vorzulegen ist.

Zum Abschluss der Wortlaut der Fragen des Bürgers an den

„Sg. Herr Faymann!

Habe als politisch interessierter Bürger einige Fragen zu Ihrem Lebenslauf und Ihren Qualifikationen, zumal ich via Internet die tiefer stehende Fragen nicht beantwortet finde:

1) Sie sind Jahrgang 1960. Gehe ich daher zu Recht davon aus, daß Sie 1978 maturiert haben?

2) Welchen Beruf haben Sie bis 1981 und danach bis 1985 ausgeübt?

3) Welche Qualifikation war erforderlich, um schon in so jungen Jahren – mit 25 – Konsulent der Z zu werden?

4) Zu welchen grundsätzlichen Fachthemen wurden Sie dort jeweils konsultiert?

5) Welche Qualifikation war erforderlich, um danach Geschäftsführer und Landesvorsitzender der Wiener Mietervereinigung zu werden?“

Man wird ja noch fragen und sich seinen Teil denken dürfen.

 

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Der Zauberlehrling und das Lohnwunder drucken

Also sprach der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts: „Es muss auch wieder Reallohnzuwächse geben.“ Denn der private Konsum wachse nur um rund ein Prozent jährlich. Das sei „eigentlich zuwenig in einem Aufschwung“.

Ein toller Zauberlehrling, dieser Herr Aiginger. Jeder, der einen Lohn oder eine Pension bezieht, kann die Sektkorken knallen lassen. Nur: Der gute Mann irrt heftig.

Denn er sagt nicht dazu, dass insbesondere in Österreich der Konsum und auch die Reallöhne am Höhepunkt der Finanzkrise im Gegensatz zu vielen anderen Ländern besonders stark gewachsen sind – verloren haben damals nur die Sparer, Anleger und Unternehmer. Dass also eine Zurückhaltung bei den Löhnen lediglich das überhöhte Lohnwachstum von 2009 kompensiert.

Denn er sagt nicht dazu, dass sein Wifo in recht hohem Ausmaß von Aufträgen der Arbeiterkammer lebt, die noch in jeder Wirtschaftslage Lohnerhöhungen und Schuldenmacherei als Lösung angepriesen hat.

Denn er sagt nicht dazu, dass sich über höhere Konsumausgaben in Österreich mehrheitlich das Ausland freuen kann. Denn die Mehrheit dieser Ausgaben fließt direkt an ausländische Produzenten – was chinesische, vietnamesische, taiwanesische, malaysische Staatstresore längst vor Euro- und Dollar-Noten überquellen lässt.

Denn er sagt nicht hinzu, dass auf dem Arbeitsmarkt längst die Löhne für die knappen qualifizierten Arbeitskräfte zu steigen begonnen haben und vor allem in den nächsten Jahren noch weiter kräftig steigen werden. Facharbeiter (der richtigen Spezialisierung), Techniker, Programmierer, Manager brauchen sicher in den nächsten Jahren keine kollektivvertraglichen Gehaltsrunden. Sie können sich durch Verhandlungsgeschick oder Jobwechsel satt verbessern – und dementsprechend mehr konsumieren. Wer jedoch völlig unqualifizierte Arbeitskräfte, zunehmend aber auch die Tausenden Absolventen der von Arbeitgebern nicht nachgefragten Studienrichtungen noch teurer macht, der raubt ihnen noch mehr der ohnedies schon knappen Arbeitschancen. Und macht sie zu – von Schulden auf die Zukunft bezahlten – Grundeinkommensbeziehern.

Denn Karl Aiginger sagt letztlich auch nicht dazu, dass über das echte Produktivitätswachstum hinausgehende Lohnerhöhungen zum Zweck der Konsumerhöhung eine planwirtschaftliche Milchmädchenrechnung sind, in deren Folge österreichische Unternehmen im internationalen Wettbewerb zurückfallen werden. Nur Milchmädchen können nämlich glauben, das jüngste Zwischenhoch könne jahrelang weitergehen. Die für die Wirtschaftsforscher überraschenden Wachstumszahlen sind einzig Folge der Tatsache, dass nach den Schockjahren der Finanzkrise derzeit viele betriebliche wie private Investitionen nachgeholt werden, dass die ungehemmte Geldschöpfung durch europäische und amerikanische Notenbanken natürlich kurzfristiges Wachstum nach sich ziehen musste. Nichts davon ist aber nachhaltig und langfristig wirksam.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Von der Einsamkeit eines Liberalen drucken

Er war kein Mann des großen Scheinwerferlichts. Viele werden seinen Namen nie gekannt haben. Und dennoch reißt sein Tod ein größeres Loch in Österreich auf, als auch viele seiner Freunde denken mögen.

Denn Rainer Ernst Schütz war einer der ganz wenigen wirklichen Liberalen in einem Land, wo sich so viele als Liberale ausgeben, es aber nur erschreckend wenige sind. Der verstorbene Präsident des „Clubs unabhängiger Liberaler“ war daher vor allem eines: politisch heimatlos. Er war das, obwohl  in der jahrzehntelangen Tradition seines Klubs fast alles, was es in diesem Land an interessanten Menschen gibt, sein Gast gewesen ist – und der einer zuletzt stark angewachsenen Zuhörerschaft.

Immer wieder hoffte Schütz zwar in seinem ehrenamtlichen und aus eigener Tasche finanzierten liberalen Engagement, dass die eine oder andere Partei ihre liberale Rhetorik endlich doch ein wenig ernster nimmt. Doch immer wieder wurde er beim Blick auf blaue, orange, schwarze, (Heide-Schmidt-)gelbe oder auch bisweilen grün-rote Liberal-Rhetorik bitter enttäuscht. Unbeirrt hat er aber dennoch Zeit seines Lebens immer wieder auf das gesetzt, was einen guten Liberalen notgedrungen prägen muss: auf Hoffnung.

Keine der österreichischen Parteien begreift, dass Liberalismus das absolute Gegenteil von Interessenpolitik einzelner Gruppen ist. Ja, das begreifen nicht einmal viele der liberalen Parteien des Auslandes, wie man etwa an der deutschen FDP ablesen kann.

Liberalismus ist in hohem Ausmaß Ordnungspolitik, die objektive und für alle gleiche Spielregeln setzt. Diese Spielregeln gelten in einem liberalen Utopia – im Interesse aller! – auch dann, wenn es einzelne Gruppen schmerzt. Liberalismus lehnt Gruppenprivilegien ab. Er will einen starken Staat nur dort, wo er wirklich benötigt wird, also primär zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung nach innen wie auch nach außen. Dass es Frauenministerien gibt, ist dem Liberalen daher ebenso unverständlich wie ein Wirtschaftskammer-Ministerium. Und die selbstherrliche wie teure Fürstenherrlichkeit von Bundespräsidenten oder Landeshauptleuten ist ihm erst recht fremd.

Schütz hat aber nicht nur unter dem maßlos aufgeblähten Staatsapparat und unter den Kosten des den Staat an den Rand der Insolvenz führenden Wohlfahrtsstaates gelitten. Es hat ihn auch immer sehr geschmerzt, wie sehr der Liberalismus als Konzept der Regellosigkeit im öffentlichen wie im privaten Bereich missverstanden worden ist. Oder denunziert wird. Er war im besten Sinn des Wortes ein Bürger der Hauptstadt dieses Landes, der immer Haltung und Anständigkeit vorlebte, der Bildung und menschliche Sensibilität verkörperte. Fast rutscht mir da das Uralt-Wort von den Tugenden in die Tastatur.

Er war damit das Gegenteil jener Menschen, die sich als liberal ausgeben, nur weil es gut klingt und zu nichts Konkretem festlegt. Weil man heute so und morgen anders reden kann. Er war natürlich auch das Gegenteil jener, die unter Liberalismus jeweils ihre eigenen ökonomischen Vorteile verstehen. Er lehnte alle jene ab, die einmal – wie Schütz – für niedrige Steuern und eine dramatisch abgeschlankte Verwaltung eintreten, die sich das nächste Mal aber voller Inbrunst um Subventionen anstellen, nach Krisenförderungen für ihre Branche rufen oder ständig nach noch neuen Regulierungen und Gesetzen rufen, mit denen unser Leben noch stärker reguliert werden soll (und das noch dazu durch Politiker und Beamte).

Braucht es da noch eine besondere Erwähnung, dass Schütz in den letzten Wochen – neben seiner Krankheit – am meisten an den Unsinnigkeiten der österreichischen wie europaweiten Schuldeneskalationen litt?

Er hat nun ausgelitten.

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Der Herr B. aus Norwegen drucken

Es war und ist ein schreckliches Verbrechen, für das es Null Verständnis geben kann und darf. Nicht einmal einen Hauch an Verständnis. Der norwegische Herr B. ist ein gemeiner Massenmörder mit einer wirren Mischung von Ideen und Sympathien. Und selbst wenn von diesen der eine oder andere Gedanke kein absoluter Schwachsinn ist, so kann dadurch niemals eine Bluttat gerechtfertigt werden.

Nach Stunden und Tagen der absoluten Verwirrung und vieler voreiliger Spekulationen ist nun allen bekannten Fakten nach klar, dass die Mordtat nicht auf eine große Verschwörung oder ein Netzwerk zurückgeht, sondern dem wirren Kopf eines Einzeltäters entsprungen ist. Es ist die Tat eines seltsamen Menschen, der in Phantasieuniformen posiert, der Mitglied der Freimaurer gewesen ist (die ihn nach der Tat schnell ausgeschlossen haben), der alten deutschen Ritterorden nachhängt, der freilich auch die Sorgen vieler Menschen vor den Folgen der islamischen Immigration geteilt hat.

Ist man jetzt mitverantwortlich für diese Tat, wenn man auch solche Sorgen hat? Ganz gewiss nicht. Denn es gibt nur in totalitärer Propaganda das absolut Böse (das dann meistens einem anderen Totalitarismus in die Schuhe geschoben wird). Denn man kann durchaus ohne schlechtes Gewissen eine Autobahn benutzen, obwohl Massenmörder Hitler solche zu bauen begonnen hatte. Denn man kann durchaus ohne schlechtes Gewissen die Weltraumfahrt als einen tollen Triumph der Wissenschaft mit vielen segensreichen Konsequenzen – bis hin zur stark gewachsenen Präzision der Wettervoraussagen (auch der vielen zuletzt sehr schlechten) – begrüßen, obwohl es die kommunistischen Massenmörder waren, die den ersten Sputnik ins Weltall geschickt haben.

Ebenso sicher ist freilich auch, dass es nun nicht gerade leichter geworden ist, die Sorgen über die Folgen der größten Migration der Geschichte in sachlicher Weise zu artikulieren. Denn durch die wahnsinnige Tat des Herrn B. werden nun viele dieser Sorgen massiv denunziert werden. Der ORF hat ja in diesen Stunden prompt sofort einem linksradikalen „Wissenschaftler“ aus Deutschland eine Bühne gegeben, der gleich den österreichischen Freiheitlichen eine Mitschuld an der norwegischen Tat zugeschoben hat.

Wer wirklich mit der Größe und Menge der politischen Gewalt und des Terrorismus argumentiert will, der muss immer noch klarmachen, dass die islamistische Gewalt global weit an der Spitze liegt. Und der deutsche Verfassungsschutzbericht zählt weit mehr linke als rechte Gewalttaten auf. Gerechtfertigt ist aber ganz gewiss keine einzige davon. Mir fällt seit dem gescheiterten Juli 1944 auch kein einziger politischer Mordversuch mehr ein, der positiv zu beurteilen wäre.

Zu den vielen widerlichen Seiten des norwegischen Massenmordes gehört aber nicht nur die Instrumentalisierung durch die Linke, sondern auch der lächerliche Versuch des österreichischen Verfassungsschutzes, mit der norwegischen Doppeltat jetzt die lange geplante Verschärfung der Gesetze zu begründen. Herr B. hat nämlich an keinem Terrorcamp teilgenommen (auch wenn in diesem einen Punkt eine Strafbarkeit wahrscheinlich sinnvoll wäre). Und auch die massive Ausdehnung der Strafbarkeit von Meinungsdelikten hätte niemals seine Tat verhindert. Wenn die österreichischen Staatspolizisten sowie zwei ihnen hörige Ministerinnen die Meinungsfreiheit dennoch weiter einschränken wollen, dann untergraben sie genau jenen demokratisch-freiheitlichen Rechtsstaat, dessen Verteidigung sie als ihre Absicht behaupten.

Zum Unterschied von der 68er Bewegung darf es unter anständigen Menschen keinerlei „klammheimliche“ Sympathie für den Herrn B. geben. Damals sind ja die Serienmorde der Baader-Meinhof-Bande von vielen Linken – auch solchen, die heute in wichtigen medialen und universitären Positionen sind – mit großer Sympathie, aber auch oft konkreter Hilfe begleitet worden. Erst wenn es in der immigrationskritischen Szene zu einer solchen Sympathie käme, wäre sie auf dasselbe verachtenswerte Niveau wie die 68er abgesunken.

Ich nenne den Täter zum Unterschied von allen anderen Medien übrigens nur „Herrn B“., weil ich nicht einmal einen symbolischen Beitrag dazu leisten will, dass die narzisstische Profilierungssucht jenes Mannes bedient wird. Die schon geschehene menschliche Tragödie würde nämlich zusätzlich zu einer geistigen, wenn sein Name auch noch zu einer Marke, zu einem Symbol für was auch immer werden sollte. Herr B. gehört in die gleiche Kategorie wie jene Menschen, die in den letzten Jahren auf amerikanischen und deutschen Schulhöfen sinnlose Massaker angerichtet haben, und deren Namen auch nicht wert sind, festgehalten zu werden.

Wir sollten uns aber über noch etwas ins Klare kommen. Solche Taten können traurigerweise immer und überall passieren, seit es die moderne Waffen- und Sprengstofftechnik gibt. Man kann natürlich, wie es einige Länder angekündigt haben, den Handel mit bestimmten Produkten wie Kunstdünger einschränken und kontrollieren. Übertriebene Hoffnungen sollte man aber nicht in den Erfolg solcher Gesetzesänderungen setzen. Auch wird die in Norwegen nun begonnene Diskussion über schnellere Polizeieinsätze kein Allheilmittel bringen können. Und geradezu blöd sind jene Kommentare, die so gerne spezifische nationale Erklärungsversuche bemühen: Etwas sei typisch für Norwegen, für die USA, für Deutschland, für Österreich . . .

Übrigens können auch nur nostalgietrunkene Menschen glauben, dass frühere Zeiten weniger gewalttätig gewesen waren. Lediglich die Tatinstrumente waren andere, von den staatlichen Serienverbrechen wie Folter, Leibeigenschaft, Sklaverei oder Hexenverbrennungen ganz zu schweigen (unabhängig davon, dass sie bisweilen auch von katholischen oder protestantischen Potentaten gutgeheißen worden waren).

Kann nicht bisweilen ein großes Ziel solche Mittel rechtfertigen, mögen nun manche fragen. Gewiss ist die philosophisch-naturrechtliche Diskussion über das Widerstandsrecht gegen Gewaltherrscher eine sehr ernsthafte. Es ist aber völlig absurd, in einer Demokratie, wie sie Norwegen zweifellos ist, über ein solches Gewalt eventuell legitimierendes Widerstandsrecht auch nur nachzudenken. Die Demokratie bietet eindeutig immer noch genügend Mittel, sich zu artikulieren, zu organisieren und Gesetze zu ändern. Aber eben nur, wenn man die Mehrheit überzeugen kann, und nicht wenn man sich zum einzelgängerischen Retter des Abendlandes erklärt.

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Studiengebühren: Der Aufreger verdeckt die wirklichen Probleme drucken

Spindelmann haben gesprochen: Die beiden Regierungsspitzen haben ein erstes gemeinsames Interview gegeben. Und dabei einfach ihre alt gewohnten Plattitüden wiederholt. Nur dort, wo Michael Spindelegger vorführen will, dass er voller neuer Ideen steckt, wünscht man sich die Plattitüde zurück. Etwa bei seinem Königsweg für die Universitäten: Studiengebühren dort, wo es „wahnsinnig viele“ Studenten mit schlechten Berufsaussichten gibt. Gratisstudium dort, wo es keine studentische Nachfrage gibt. Das nennt man dann dynamische Studiengebühren.

Da werden die jungen Menschen ganz sicher scharenweise in die anspruchsvollen naturwissenschaftlichen Studienrichtungen laufen, weil sie sich dafür 350 Euro im Semester sparen! Und wenn das von der rot-grünen ÖH postulierte Menschenrecht auf Bildung in Form eines Gratisstudiums nicht mehr für die Publizistik gilt, studieren alle plötzlich technische Physik?
Der Vorschlag hinkt in einer Weise, dass es beim Zuhören weh tut.
Aber auch der Zugang des siamesischen Regierungszwillings zeugt nicht gerade von großem Verständnis des Universitätssektors (wie auch?) - dass die Unis einfach mehr Geld vom Staat kriegen und die Studien-Plätze nicht mehr in den „philosophischen oder ähnlichen“, sondern nur in den technischen Fächern vervielfacht werden sollen. Mit einer wunderbaren Geldvermehrung geht wirklich alles. Aber ganz abgesehen davon, dass es dieses Geld nicht gibt: Ist das alles, was es zur Universitätspolitik zu sagen gibt?
Eigentlich sollten die Ereignisse der letzten Monate Nachdenklichkeit erzeugt haben. Man könnte sich an die Spanische Protestbewegung vor den Maiwahlen erinnern. Viele dieser jungen Menschen auf dem Platz Puerta del Sol hatten ihr Studium hinter sich – aber keinerlei Job in Aussicht. Und zwar nicht nur wegen der Wirtschaftskrise.
Dieser Jung-Akademiker-Frust kommt auch auf uns zu, wenn wir weiter den Österreichischen Weg der Politik mit Schlag- und Flachworten gehen.
Flachwort Nr. 1: Unis müssen aus sozialen Gründen gratis sein.
Was hehr und jugendfreundlich klingen soil, ist schlicht Unsinn. Erstens haben wir ein exzellent ausgebautes Stipendiensystem. Und zweitens hält nicht die vergleichsweise minimale Gebühr junge Menschen mit schwachem finanziellen Hintergrund vom Studieren ab. Da geht es eher um die Schwierigkeit, bis zum 22., 23. Lebensjahr von den Eltern erhalten werden zu müssen. Vielen fehlen auch die Vorbilder in der eigenen Umgebung, die den Gedanken erstrebenswert machen, sich bis ins frühe Erwachsenenalter ohne eigenes Einkommen durch ein Studium zu kämpfen. Früher bedeutete Bildung den Weg zum gesellschaftlichem Aufstieg und Ansehen. Immer mit dem Blick auf Erfolg in ferner Zukunft. Heute ist es das schnelle Geld, das als Erfolg gilt. Auch das ist eine Folge unserer Seitenblicke-Gesellschaft. Und da soll man sich durch ein jahrelanges Technik-Studium quälten?
Flachwort Nr. 2: Österreich hat eine zu niedrige Akademiker-Quote. Sie muss radikal angehoben werden.
Und wenn wir mit tausenden akademisch gebildeten Publizisten, Psychologen und Politologen endlich eine hohe Quote haben – werden wir dann eine leistungsstärkere Gesellschaft sein, aus der die Nobelpreisträger nur so hervorsprudeln? Es geht, wie so oft, nicht um Quantität, sondern um Qualität. Alles andere ist ein Verbrechen an unserer Jugend und ihrer wie unserer Zukunft.
Darum gilt es, die untragbare Situation der Universitäten mit ihrer Personal- und Raumnot, mit Studentenfluten in ein paar leichten und gähnender Leere in vielen schwierigen Fächern zu verbessern.
Es gibt jetzt ein Fenster, ernsthaft über die Universitäten und nicht nur über den Nebenschauplatz Studiengebühren zu diskutieren, auch wenn diese der Auslöser (und der einfache Aufreger) sind: Als Rot, Blau, Grün sie in der historischen Vorwahl-„Sternstunde“ 2008 abschafften, waren sie im Überschwang zu wenig präzise. Also hat der Verwaltungsgerichtshof dieses Wahlzuckerl wieder eingepackt. De facto gibt es also die Studiengebühr wieder. Darum die neu aufgeflammte Diskussion.
Die Fronten innerhalb der Koalition aber sind nach Jahr und Tag klar, verhärtet und keinerlei Argumenten zugänglich.
Das Resultat wird einmal mehr Stillstand heißen.
Wir haben aber eine Hoffnung: Der neue Wissenschaftsminister kommt aus der Universität. Er weiß, dass er handeln muss. Und er weiß, dass die Studiengebührenfrage sehr vordergründig ist.
1. Ausgerechnet die wissenschaftlichen Hohen Schulen des Landes sind gratis und können mit „Eingangsphasen“ in manchen Fächern gerade einmal die allerärgste zahlenmäßige Überforderung abwenden. Die Ausbildungsqualität leidet daher am Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden, vor allem aber auch an der Anonymität der Studentenmassen. Besondere Talente fallen erst gar nicht auf und werden daher zu unser aller Schaden weder gefordert noch gefördert. Die künstlerischen Hochschulen sind zwar ebenso gratis wie die wissenschaftlichen, haben aber rigorose Aufnahmsprüfungen für die selbst festgesetzte Zahl der Studienplätze. Und die Fachhochschulen, die exzellente Ausbildung bieten und deren Absolventen auf dem Arbeitsmarkt umworben sind, verlangen hohe Studiengebühren und suchen sich ihre Studenten aus. Genau so viele, wie sie hervorragend ausbilden können. Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft werden die Absolventen der traditionsreichen Hohen Schulen also nur mehr die Schwachspur-Akademiker sein.
2. Es ist viel Geld im Hochschulsektor. Die Frage ist: Wird es effizient eingesetzt? Das ist sicher nicht so. Aber dieses Problem kann man nicht, wie unsere Regierungsspitzen glauben, durch noch mehr Geld und durch Bevorzugung der schwierigen, weniger nachgefragten Fächer lösen. Da muss man schon grundsätzlicher vorgehen. Es hat schon mehrere Anläufe gegeben, teure Doppelgleisigkeiten in unserer Universitätslandschaft zu beseitigen. Sie sind bisher alle gescheitert. Aber die Fragen bleiben: Warum muss jede Uni alles anbieten? Warum muss man allein in Wien Betriebswirtschaftslehre an drei verschiedenen Unis studieren können? Warum muss in einem kleinen Land wie Österreich jeder Universitätsstandort für sich allein ein Vollprogramm hochfahren? Da werden durch Universitätseitelkeiten („Wir müssen eine Volluni bleiben“) Synergien vernachlässigt, die Stärke der universitären Spezialisierung übersehen (warum ist gerade die Montanuniversität Leoben so gut?), da wird die falsche Nachfrage auch durch ein Überangebot gezüchtet.
3. Hinterfragt gehört endlich die heilige Kuh der Einheit von Forschung und Lehre. Nur so könnte man auch die zeitliche Organisation eines Studienbetriebs neu aufrollen: Mehr als die Hälfte des Jahres stehen unsere Unis still. Die dreimonatige Sommerpause wird nicht kritisiert, weil sie ja der Forschung dient. Vielleicht könnte man einmal den Output dieses fröhlichen Ferienforschens bewerten? Dann wird sich wahrscheinlich bald der Schluss aufdrängen, dass sich mit etwas weniger Forscherfreizeit das Studienjahr in Trimester teilen ließe. Und das würde das Lehrangebot erhöhen und die Studentenströme kanalisieren.
4. Hinterfragt gehört schließlich auch die Hochschul-Demokratie. Paritätische Mitsprache gehört dort, wo sie sinnvoll ist. Aber: Wie kann es sein, dass eine Studentin Vorsitzende eines Universitätssenats ist? Und: Wie sinnvoll ist es, dass die Studentenvertreter über Berufungen nicht nur mit-, sondern oft als Zünglein an der Waage zwischen Professoren und Mittelbau end-entscheiden? Da hängt dann das qualitative Schicksal einer Universität von Studierenden ab. Dabei sind sie sozusagen „auf der Durchreise“, verlassen die Uni und hinterlassen so manches bleibende Chaos. Das ist zu viel Macht für eine Gruppe, der naturgemäß der Überblick fehlt.
Karl-Heinz Töcherle hat viele offene Baustellen, die dringend saniert werden müssen. Man kann ihm nur wünschen, dass er trotz des wilden Zeterns, das beim Aufreger-Thema Studiengebühren vorhersehbar ist, nicht gleich abgeschreckt wird, die wirklichen heißen Eisen anzupacken. Aber als Lateiner wird er seinen Vergil schon kennen: „Nunc animis opus, Aenea, nunc pectore firmo – Jetzt ist Mut, Aeneas, jetzt ist ein starkes Herz gefragt.“

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Der nächste Schritt in die Bankrott-Solidargemeinschaft drucken

Und schon wieder haben sie Griechenland gerettet. Und die ganze Euro-Zone gleich dazu. Die Selbst-Bejubelung der EU-Größen ist kaum zu ertragen. Sie haben sich also mühsam darauf geeinigt, nach den ersten 110 noch weitere 109 Milliarden zu verbrennen, die den Steuerzahlern in den ordentlicher wirtschaftenden Mitgliedsstaaten eher über kurz als über lang zur Last gelegt werden. Und auch Banken dürfen „ganz freiwillig“ mitzahlen – wer an diese Freiwilligkeit glaubt, wird selig. Und die griechischen Rückzahlungs-Konditionen wurden auch noch gemildert. Wenn das der Weisheit letzter Schluss ist, dann sollte Andreas Treichl seine Einschätzung der Wirtschaftskompetenz der (mitbeteiligten) österreichischen Politiker („zu blöd, zu feig, zu inkompetent“) auf den EU-Raum ausdehnen.

Man muss gar nicht erst auf das Kleingedruckte warten, das ja erst ausgehandelt wird, um die Wahrheit über diesen weiteren Sündenfall der EU-Politiker herauszufinden. Es reicht, dem griechischen Patienten zuzuhören.
Premier Giorgos Papandreou selbst sagt es klipp und klar: Was da auf unsere Kosten beschlossen wurde, ist nur „eine Atempause für Griechenland und die Euro-Zone“. In Zahlen gegossen: Durch die unzähligen Milliarden der Griechenlandhilfe wird das kranke Land seinen Schuldenstand bis Ende 2014 um ganze 26 Milliarden Euro verringern können. Selbst wenn das stimmt: Da die griechische Staatsschuld derzeit bei 350 Milliarden liegt, wird den Europäern vor lauter notwendigen Atempausen bald einmal die Luft ausgehen – und der Staatsbankrott Griechenlands trotzdem nicht abzuwenden sein. Und die Steuerzahler in anderen EU-Ländern müssen dafür bluten.
Es ist eine Bankrott-Solidargemeinschaft aus der EU geworden. Die unfähige EU-Spitze wird das Ihre dazu tun, dass Euro-Land bald abgebrannt sein wird.
Einmal mehr ist das Fazit des Gipfels: Wir, die Steuerzahler, zahlen und wir zahlen drauf, aber weder die Griechenland-Krise noch die Schulden-Krise mancher EU-Staaten sind auch nur im Mindesten abgewendet.
Es kann aber auch gar nichts anderes dabei herauskommen, wenn die EU-Politik in flatternder Nervosität gegen alles verstößt, was ihr als Inhalt der eigenen Verträge heilig sein sollte (dass es keine Solidarhaftung gibt, dass die EZB Mitgliedsstaaten nicht finanzieren darf...). Und sie kann schon gar nichts Grundlegendes ausrichten, wenn sie sich selbst ununterbrochen ein Denkverbot auferlegt – das da heißt: Der Euro darf nicht in Frage gestellt werden. Man darf ihn offensichtlich, wie wir in dieser Griechenlandkrise lernen, nur selbst zerstören.
Teure Ho-Ruck-Aktionen machen keine brillante Wirtschaftspolitik.
Die Europäische Union ist nur in den Augen ihrer eigenen Akteure ein wirtschaftlicher Global Player. Sie ist panikanfällig im Anlassfall und zu zögerlich bei grundsätzlichen Entscheidungen.
Ein gutes Beispiel für Letzteres ist die Gründung einer Europäischen Rating-Agentur. Seit Jahr und Tag wird ihre Notwendigkeit beschworen, wird sie (angeblich?) vorbereitet.
De facto sind wir aber immer noch die Sklaven der amerikanischen Rating-Agenturen und ihrer nicht nachvollziehbaren Einschätzungen. Die Herrschaften von „Standard and Poor’s“ (oder doch „Poor standard“?) und Moody’s (heißt wohl nicht zu Unrecht: „launenhaft“) richten in Europa oft konsequenzlos großen Schaden an. Auch wir haben das schon erlebt: Ihre unrichtige Einschätzung, dass Österreich ein Bankrott-Kandidat sei, hat der Republik höhere Kreditzinsen beschert – als sich herausstellte, dass es sich um eine Fehleinschätzung handelte, mussten nicht die Rating-Herrschaften dafür haften, sondern wir Steuerbürger mehr bezahlen. Diese Herren mussten die Gipfelgewaltigen bei ihrem aktuellen Griechenlandpaket auch beschwören, damit sie die neuen Hilfsmaßnahmen nicht als einen Zahlungsausfall werten.
Die messen aber ohnehin mit einem anti-europäischen Maß: Während sie für Europäer ständig Schuldenabbau predigen, verlangen sie für die immens hoch verschuldeten USA plötzlich eine Anhebung der Schuldengrenze.
Eine eigene Europäische Rating-Agentur wäre also dringend notwendig. Doch sie ist immer noch nicht in den Startlöchern, so viel auch darüber geredet wird.
Die Chinesen sind da anders: Die fackeln nicht lange mit Worten und Plänen, die haben ihre eigene Rating-Agentur einfach gegründet. Und ihre scharfe Warnung ist für die bankrottgefährdeten Amerikaner jetzt besonders unangenehm, ist doch China der größte Gläubiger der USA.
So macht man das, wenn man eine Wirtschaftsmacht ist und nicht nur sein will wie die großen Häuptlinge der EU.

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Das Credo der Nomenklatura: Kassieren statt Sparen! drucken

Auskunft über den aktuellen Stand der Staatsverschuldung Österreichs gibt die Seite http://www.staatsschulden.at/ Sie ist für leidgeprüfte Alpenrepublikaner eine Quelle niemals endenden Schreckens. Rund 28 500 Euro an Staatsschulden entfallen derzeit auf jeden Bürger des Landes. 52.000 Euro auf jeden Erwerbstätigen. Allein der Zinsendienst für die Verbindlichkeiten der Öffentlichen Hand schlägt mit knapp acht Milliarden Euro jährlich zu Buche. Dieser Wert würde noch drastisch ansteigen, ginge Kakanien seines schmeichelhaften AAA-Ratings verlustig.

Nur um sich den Zinsendienst leisten zu können, werden immer neue Verbindlichkeiten eingegangen. Jeder auf diese Weise gebarende Geschäftsführer oder Vorstand eines privaten Unternehmens würde sich – völlig zu Recht – alsbald vor dem Strafrichter wiederfinden – und zwar wegen fahrlässiger oder betrügerischer Krida. Politische Mandatsträger dagegen werden für die Konsequenzen ihrer Misswirtschaft niemals verantwortlich gemacht. Die Loslösung politischer Macht von jeglicher persönlicher Haftung ist ein Kennzeichen der austriakischen Wohlfahrtsdemokratur.

Über die mit einer kräftigen Überschuldung des Staates verbundenen Probleme darf aber ein weiterer, ebenso dramatischer Umstand nicht aus den Augen verloren werden: Nach Berechnungen des Austrian Economic Centers wird der „Tag der Steuerfreiheit“ in Österreich heuer erst am 31. Juli erreicht sein. Das bedeutet, dass der durchschnittliche Einkommensbezieher ganze sieben Monate lang für den Fiskus zu fronen hat, ehe er den ersten von ihm erwirtschafteten Cent selbst behalten darf.

Man bedenke: Wegen Zwangsabgaben in weitaus geringerer Höhe kam es in der Vergangenheit vielfach zu bewaffneten Aufständen! Zugunsten des unersättlichen Staatssäckels um mehr als die Hälfte seines redlich erarbeiteten Einkommens beraubt zu werden, wird von vielen Bürgern als unerhörter Übergriff empfunden.

Die Steuerlast hat daher ein Maß erreicht, das den Erfindungsreichtum der Bürger hinsichtlich möglicher Vermeidungsstrategien beflügelt. Der routinemäßige Hinweis „I brauch´ ka Rechnung!“, überfüllte Parklätze vor den Baumärkten und die Flucht in ausländische Steueroasen sind typische Symptome einer räuberischen Fiskalpolitik.

Wir leben in einem Umfeld explodierender Staatsverschuldung bei gleichzeitiger Steuerbelastung auf Rekordniveau. In dieser Lage besteht Handlungsbedarf. Was also plant die Nomenklatura? Macht sie Schluß mit ihren Verschwendungsexzessen? Führt das jahrzehntelange Palaver in Sachen „Verwaltungsreform“ endlich zu greifbaren Ergebnissen? Geht sie daran, Arbeit, Leistung und Investitionen am Standort Österreich durch entsprechende Anreize wieder attraktiv zu machen? Das Gegenteil ist der Fall!

Die Machthaber denken unentwegt über neue Steuerbelastungen nach – als ob die Ursache des Schuldenproblems nicht auf der Ausgaben- sondern auf der Einnahmenseite zu finden wäre. Kanzler und Politbürovorsitzender Faymann träumt – in trauter Eintracht mit klassenkämpferischen Gewerkschaftsbonzen – von der Wiedereinführung der einst von seinem Parteigenossen, dem damals amtierenden Finanzminister Lacina, abgeschafften Vermögenssteuer.

Der Herr der Hofburg, Bundespräsident Fischer, ventiliert vor laufender Kamera eine Neuauflage der 2008 ausgelaufenen Erbschaftssteuer. Er begründet das mit der originellen Forderung nach „mehr Leistungsgerechtigkeit“, was aus dem Munde eines Mannes, der (wie die Mehrzahl der Berufspolitiker im Lande) keinen Tag seines Lebens für die Wohlstandsproduktion aufgewendet hat, nicht der Ironie entbehrt.

Der Sozialismus schöpft seine destruktive Kraft bekanntlich aus der Verwertung von Neid und Missgunst der vermeintlich Unterprivilegierten. Der Öffentlichkeit wird von geschickt agierenden Desinformanten suggeriert, dass materielle Gleichheit zugleich Gerechtigkeit bedeutet. Daß diese Art von „Gerechtigkeit“ allerdings eine Gleichheit im permanenten Mangel bedeutet, wird weniger lautstark vermittelt. Die erstrebte Ergebnisgleichheit ist ohne rigorose hoheitliche Zwangsmaßnahmen nicht zu haben.

Um die dafür nötige Akzeptanz zu schaffen (eine Abgabenquote, die dem bürgerlichen Klassenfeind 2/3 des Einkommens abverlangt, reicht den Roten noch nicht!) ist es – man hat schließlich die von der Geschichte erteilten Lektionen zutiefst verinnerlicht – zunächst notwendig, Feindbilder zu schaffen. Die aktuelle "Eat the rich"-Kampagne passt in dieses Konzept. Die „Reichen“ seien für die Krise verantwortlich und daher schadenersatzpflichtig.

Wie uns die Genossen dankenswerterweise wissen lassen, ist beinahe jeder „reich“, der mehr als ein Parteibuch und einen Mietvertrag für eine Sozialwohnung besitzt – zumindest aber jeder, der über ein Gesamtvermögen von 700.000 Euro verfügt. Damit ist auch schon so manch biederer Häuselbauer, der einst das Glück hatte, einen billigen Baugrund erwerben zu können, als „reich“ entlarvt und damit vogelfrei …

Die in dieser Angelegenheit zutage tretende Ignoranz offenbart sich in ihrer ganzen Pracht aber erst dann, wenn man analysiert, woraus denn die „großen Vermögen“ faktisch bestehen. Der Großteil der Vermögen der „Reichen“ steckt nämlich in Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen. Selbst unterdurchschnittlich stark belichteten Umverteilern sollte klar sein, daß es einen Unterschied bedeutet, ob Vermögen in Form von Gemälden an der Wand und als funkelndes Geschmeide um zarte Damenhälse hängt, oder ob es als der Produktion dienendes Kapital in Maschinen und Anlagen investiert ist.

An Hausdurchsuchungen zum Zwecke der Erfassung des Wertes von Pelzmänteln, Briefmarken- und Münzsammlungen ist ja, wie der Kanzler ebenso treuherzig wie unglaubwürdig beteuert, nicht gedacht. Diese Vermögensteile bleiben somit ungeschoren. Welchen Sinn es aber haben könnte, durch Substanzsteuern ausgerechnet die Kapitalbasis jener Betriebe zu schmälern, die die Masse der Erwerbsmöglichkeiten in diesem Lande bieten, liegt im Dunkeln. Wäre das – angesichts der notorisch geringen Eigenkapitalausstattung heimischer Betriebe – nicht ein geradezu fatales Signal in die eindeutig falsche Richtung? Oder meinen die (Neid-)Genossen ernsthaft, dass eine Pönalisierung der Schaffung von Arbeitsplätzen als Mittel zur Mehrung kollektiven Wohlstands taugt?

Wie dem auch sei: Materieller Wohlstand entsteht durch Produktion und nicht durch Enteignung. Die in modernen Gesellschaften üblichen, hohen Einkommen sind ohne massive Investitionen in produktives Kapital undenkbar. Hämmer und Sicheln verschaffen den proletarischen Massen schlicht und ergreifend keinen Reichtum! Wer also produktive Vermögen mit Substanzsteuern schädigt, verschüttet die Quellen der Masseneinkommen. Schön wär´s, wenn diese Einsicht bis in die Niederungen von Kanzleramt und Hofburg durchdränge …

http://www.taxfreedomday.at/

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Vollgas mit Schuldenbremse drucken

Derzeit fällt in jedem Gespräch über die internationale Finanzmisere früher oder später das Zauberwort, das offenbar alle Probleme löst: Schuldenbremse. Deutschland etwa hat sie schon beschlossen, freilich nur für die Zukunft. Bis 2016 soll dort die Neuverschuldung des Bundes auf 0,35 Prozent des BIP zurückgeführt werden. Ein wunderschönes Ziel – aber wer daran glaubt, sollte besser ins Casino gehen. Dort haben seine Wunschträume nämlich eine höhere Realisierungschance.

Wie das, werden manche fragen. Steht die Schuldenbremse doch sogar im deutschen Grundgesetz. Dort ruht sie freilich schon seit 1949. Und sie hat das gleiche Schicksal erlitten, wie es etwa gerade der Verschuldungsgrenze der Vereinigten Staaten passiert. Denn wenn sich die Konsequenzen einer solchen Bremse oder Grenze zuspitzen, wenn ihre Folgen konkreter zu werden drohen, werden alle Schranken übersprungen. In Amerika etwa wird am Schluss zweifellos auch die Opposition weitere Kreditaufnahme genehmigen. Denn wer könnte es verantworten, so wird argumentiert, wenn Spitäler, Ämter, Polizei und andere wichtige öffentliche Einrichtungen schließen müssten? Für die weniger folgenschweren Sparmaßnahmen ist es im letzten Augenblick freilich immer viel zu spät.

Neben solchen Erpressungen gibt es auch viele Tricks, Schulden zu verstecken. Sie werden ausgelagert oder durch geheime Haftungen getarnt. So hat vor zwei Jahren niemand außerhalb von Klagenfurt von den rund 20 Milliarden Euro Haftungen der Kärntner Landesregierung für die Hypo Alpe-Adria auch nur gewusst. Noch im Oktober 2009 sagte mir der österreichische Finanzminister in einem Hintergrundgespräch, dass die Kärntner HAA-Haftungen 6 Milliarden ausmachen würden. Und schon dieser noch relativ geringe Betrag hat gereicht, dass er bereit war, wider alle Sparsamkeitsschwüre eine sehr teure Feuerwehraktion zu starten.

Auch die deutsche Schuldenbremse ist völlig unglaubwürdig. Hat Deutschland doch soeben einen Beschluss gefasst, der allein die gesamte Sparsamkeitspolitik killen wird: nämlich den Atomausstieg. Dessen Konsequenzen sind zwar noch unabsehbar, aber jedenfalls sowohl für staatliche Budgets wie auch die Investitionsfreude der energieabhängigen Wirtschaft verheerend.

Gleichzeitig trägt Deutschland die Hauptlast der dreistelligen Milliardenbeträge, die neuerdings alljährlich nach Griechenland geschickt werden. Es gibt Studien, dass letztlich 50 Prozent davon am Ende – oft erst nach Umwegen – den deutschen Steuerzahler treffen. Dazu kommt ein gewaltiges Problem, das man seit langem kennt: Heerscharen an Babyboomern gehen nun in Pension – und wollen dann insbesondere auch die teuren Beamtenpensionen kassieren. Auch dafür wurde kein Euro zurückgelegt.

Da bleibt nur ein Ratschlag: Sollte wieder jemand von Schuldenbremse faseln, dann lachen Sie ihn einfach aus, wenn auch voll Verzweiflung. Wir sind mit Vollgas unterwegs, und keine Bremse greift.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fekter und der Golden Handshake: Kleine Ursache - große Wirkung? drucken

 Maria Fekter ist eine mutige Frau. Sie will erstmals einen Anreiz abschaffen, früher als gesetzlich vorgesehen in Pension zu gehen. Weg mit den Steuervorteilen für „Golden Handshakes“ – das wird das Problem des Frühpensionisten-Paradieses Österreich nicht lösen, aber es ist ein Anfang.

Besser gesagt: wäre ein Anfang.
Denn unsere vereinigten Besitzstand-Wahrer in Gewerkschaft, Arbeiterkammer und – wieder einmal im Gleichschritt – Wirtschaftskammer heulen schon auf - unter der Devise „Wehret den Anfängen“. Sie haben auch Sozialminister Hundstorfer wieder auf Linie gebracht, der kurzfristig seine Gewerkschafterseele dem Ministerverstand untergeordnet hatte, als ihn Fekter mit überraschendem Geschick auf ihre Seite gezogen hat. Er musste schnell seiner Gesprächsbereitschaft abschwören.
Also wird es wieder keinen ersten Schritt geben dürfen, unhaltbare Zustände zu reformieren? Dabei sollte jeder wissen, dass unterlassene Handlungen eine Lawine unangenehmer Folgen auslösen. Besonders in einem Land, das jede Stunde eine Million Euro an Zinsen für seine Staatschulden zahlen muss. Und dem jede internationale Expertise bescheinigt, dass die laschen Pensionsregelungen ins Desaster führen werden. Es führen viele Wege nach Griechenland.
Die Emotionen rund um den Fekter-Vorstoß legen aber ein prinzipielles Problem in unserem Land offen.
Es gibt viele, allzu viele Bereiche, die von Grund auf reformiert werden müssen, will man nicht einen Kollaps des jeweiligen Systems riskieren. Die Liste ist zur Genüge bekannt – Pensionen, Verwaltung, Spitäler, ÖBB und so weiter. Kommissionen tagen, Vorschläge werden gemacht, Ergebnisse werden angekündigt, verschoben, ihre Präsentation vergessen. Das Warten auf den großen Wurf findet kein Ende. Die Problemzonen bleiben, wachsen, steuern auf die Unlösbarkeit zu.
Die Mutlosigkeit der Verantwortlichen wächst. Der Stillstand wird bleiern. Und so wursteln wir weiter. Nicht bis zum St. Nimmerleins-Tag, nur bis nichts mehr geht.
Maria Fekter versucht es jetzt anders herum: Sie will einen ersten Schritt setzen. Einen kleinen Schritt. Aber er könnte einen Dammbruch auslösen. Viele kleine Schritte können auch ans Ziel führen – wenn dahinter ein Masterplan steht. Wenn man vorher kalkuliert hat, wohin der Weg führen soll.
Die reflexartige Ablehnung der Handshake-Reform (des Reformerls, sozusagen) ist auszuhalten. Sie kann wegargumentiert werden, weil das Problem zu erklären und für die meisten zu durchschauen ist. Bei allen großen Reformen wäre das nicht möglich: Da tun sich die populistischen und die von Partikularinteressen gesteuerten Gegner viel leichter, alles abzuschmettern. Sie wissen ja, dass große Änderungen auf viele bedrohlich wirken, weil sie schwer zu durchschauen und zu verstehen sind – und dann bei Wahlen abgestraft werden. Wie damals bei der letzten Reform, die diesen Namen verdient hat, der Pensionsreform der Regierung Schüssel.
Hoffen wir, dass Maria Fekter unbeugsam bleibt. Hoffen wir, dass sie einen größeren Plan verfolgt. Und hoffen wir, dass sich so notwendige Änderungen auf Samtpfoten einschleichen.
Wenn ihr das gelingt, dann wissen wir wenigstens, warum wir fortan die Töchter-Söhne besingen sollen.

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Spindelegger tanzt nach Putins Pfeife drucken

 Es braucht keinen Anfall von Größenwahn eines H. C. Strache, dass Österreichs Ansehen in der internationalen Gemeinschaft beschädigt wird. Das kann das offizielle Österreich ganz allein.

Wenn die FPÖ behauptet berufen zu sein, als Friedensstifter den libyschen Schlächter Gadaffi besuchen zu müssen, weiß man eigentlich nicht, ob das zum Lachen oder zum Weinen ist.
Weniger lachhaft aber ist die Affäre um die Nicht-Auslieferung des russischen KGB-Manns Michail Golowatow an Litauen. Gegen ihn liegt ein europäischer Haftbefehl vor, weil ihm Litauen einen Kriegsverbrecher-Prozess machen will. Die Ereignisse liegen 20 Jahre zurück: Die Litauer nutzten die Perestrojka und lösten sich1990 als erste Teilrepublik von der Sowjetunion los, unter deren Joch sie seit dem Zweiten Weltkrieg gelitten hatten. Das wollte die Willkürmacht nicht hinnehmen – auch wenn sie schon am Rande des Zerfalls stand. Am 13. Januar 1991 marschierte die KGB-Einheit Alpha unter Michail Golowatow gegen eine friedliche Demonstration vor dem Fernsehturm in Vilnius. Die „singende Revolution“ der Balten wurde in Blut getaucht: 14 jugendliche Demonstranten wurden erschossen, hunderte verletzt. Dafür will ihn das nunmehrige EU-Mitglied Litauen zur Verantwortung ziehen.
Dass der Gesuchte von den Flughafenbehörden in Schwechat wenigstens erkannt und in Haft genommen wurde, ist der einzige positive Aspekt der unangenehmen Affäre – denn in Finnland, der Tschechischen Republik oder Zypern, wo er auch schon gewesen ist, fiel er nicht einmal auf.
Was allerdings auf diese Festnahme folgte, ist ein Trauerspiel der österreichischen Behörden. Dem kleinen Staatsanwalt in Korneuburg ist da mit Sicherheit nicht allzu viel anzulasten, denn der war wohl nicht nur mit Dokumenten in litauischer Sprache überfordert. Das Wortgeklingel aus dem Außenamt, mit dem man die vorschnelle Wieder-Freilassung und Nicht-Auslieferung beschönigen will, zeigt hingegen, wo die Rückgratlosigkeit zu Hause ist. Es mag schon richtig sein, dass ein Europäischer Haftbefehl erst seit 2004 existiert und sich auf Verbrechen nach dem Einführungsdatum bezieht. Dass das allerdings auch für Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten soll, darf bezweifelt werden. Das wortreiche Jonglieren mit Paragraphen soll vielmehr das Einknicken vor Zar Putin zudecken.
Bezeichnend ist der Hinweis des Außenministers: Er „wüsste“ nichts von russischen Interventionen.
Würden Österreichs Diplomaten auch in diesem Fall das tun, was sonst ihre Hauptarbeit ist – nämlich aus den Zeitungsartikeln des Landes, in dem sie auf hoch dotierten Posten sitzen, Berichte zu drechseln, die sie dann als ihre „Expertise“ ins Ministerium nach Wien schicken -, dann müsste er es wissen. Denn in mehreren russischen Zeitungen werden „Demarchen an das österreichische Außenamt“ und „erfolgreiche Anstrengungen des (russischen) Außenministeriums und der Staatsanwaltschaft“ zitiert, die die Österreicher analysiert und ihre Schlüsse daraus gezogen hätten.
Rund heraus gesagt: Die gerade in den letzten Wochen und Monaten so viel beschworene Europäische Solidarität zählt nichts, wenn der russische Bär nicht will.
Das Russland des KGBlers Putin ist alles andere als ein Rechtsstaat, Menschenrechte werden nach wie vor mit den Füßen getreten, für Aufbegehren gegen die Allmacht des Staatschefs landet man immer noch im sibirischen Straflager. Als Günstling des Hohen Herren, besonders als ehemaliger Mitstreiter im KGB jedoch genießt man jegliche Freiheit. Und sein starker Arm reicht aus, auch in Österreich Schutz zu gewähren.
Ein funktionierendes Rechtssystem ist immer das Erste, was die EU ihren Beitrittskandidaten abverlangt. Es ist also in allen Mitgliedsstaaten Realität. Schon diese Tatsache allein hätte genügen müssen, dem Auslieferungsbegehren zu entsprechen. Denn dann hätte das litauische Verfahren ja gezeigt, ob die Anschuldigungen gegen Golowatow nur „politisch“ motiviert sind, wie die Russen behaupten.
Aber feig und willfährig hat sich Österreich lieber auf die Seite des mächtigen Gaslieferanten geschlagen. Und das ist eine Schande, die Michael Spindelegger zu verantworten hat.

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Jeden Sonntag Kindergarten drucken

Eigentlich ist es ein typisches Sommerthema, mit dem Politiker halt irgendwie versuchen, auch in mageren Zeiten in die Zeitungsspalten zu kommen. Aber es zeigt doch paradigmatisch die Doppelbödigkeit der Politik.

Gabriele Heinisch-Hosek, ihres Zeichens Frauenministerin, fordert kürzere Ferien der Kindergärten. Eine Forderung, die man nur unterstützen kann – sofern man sie nicht bezahlen muss. Wozu auch die Ministerin nichts sagt. Sie konkretisierte ihre Forderung in Interviews aber auch noch durch den Zusatz: Die Öffnungszeiten der Kindergärten sollten unabhängig von der Arbeitszeit und Urlaubslänge der Kindergärtnerinnen gesehen werden. Auch da natürlich volle Zustimmung.

Nur bitte: Warum gilt das gleiche logische Prinzip nicht auch für den Handel? Dort wird vor allem von SPÖ-Seite so getan, als ob längere Öffnungszeiten auch zum Oktroi längerer Arbeitszeiten und zu Ausbeutung führen müsste. Was natürlich ein absoluter Unsinn ist. Das nicht nur deshalb, weil gleichzeitig recht widersprüchlich immer wieder behauptet wird, die Frauen würden im Handel in Teilzeitjobs gedrängt, weil ihnen zu wenige Vollzeitangebote gemacht werden. Funktionärinnen wie Heinisch-Hosek können einfach nicht begreifen, dass fast jeder Mensch andere Bedürfnisse hat. Viele Handelsangestellte wollen gar nicht mehr Stunden arbeiten und dadurch mehr verdienen. Für andere hingegen wäre bisweilen ein Sonntag ein schöner Zusatzverdienst. Aber die Partei weiß es offenbar immer besser als die Menschen selber.

Dabei gäbe es in so manchen Handelsgeschäften zum Unterschied von den Kindergärten sogar jemanden, der sich darum drängt, die Mehrkosten zu bezahlen: nämlich so manche Unternehmer, die sich etwa am Sonntag zusätzliche Umsätze erwarten. Im Handel wäre das Problem also signifikant kleiner als bei den Kindergärten.

Im übrigen ist Heinisch-Hosek auch für den öffentlichen Dienst zuständig. Auch da wäre es mehr als verdienstvoll, wenn die Ämter viel länger offen hielten, als die reine Arbeitszeit ermöglicht. Aber auch da macht die Ministerin – natürlich – nichts.

Glaubt sie etwa wirklich, für die Bürger seien die den Bedarf ignorierenden Öffnungszeiten nur im Kindergarten ein Problem? Dann lebt sie halt wie viele Politiker auf dem Mond und nicht in diesem Land.

 

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Migration - was wirklich nötig wäre drucken

Vor einigen Tagen habe ich mich sehr kritisch mit dem Integrationsbericht der Regierung befasst. Das hat mir die Gegenfrage eingebracht, wo denn meine konkreten Vorschläge wären. Der Wunsch ist mir Befehl. Hier sind einige wesentliche, wenn auch schmerzhafte Punkte.

Zuvor sollte man sich aber ein paar Wahrheiten ins Bewusstsein rufen, die einige hochrangige deutsche Politiker auszusprechen gewagt haben:

  • „Es war sicher ein Fehler, so viele Ausländer ins Land zu lassen.“ (Helmut Schmidt, früherer SPD-Bundeskanzler, 1993)
  • „Wenn das so weitergeht, gibt´s Mord und Totschlag, denn es sind zu viele Ausländer bei uns.“ (Helmut Schmidt, 1994)
  • „Die meisten Integrationsprobleme haben wir hierzulande mit der türkischstämmigen Bevölkerung, vor allem der Familiennachzug ist eher integrationshemmend.“ (Wolfgang Schäuble, damals deutscher Innenminister, 2006)
  • „ Diejenigen, die dazu kommen, besonders die Asylbewerber, haben in der Regel keine für unseren Berufsmarkt erforderliche Ausbildung.“ (Manfred Kanther, früherer CDU-Innenminister, 1998).
  • „Es sind über 400.000 Menschen (Anm.: in Deutschland), die unter bestimmten Umständen für radikalisierte Botschaften anfällig wären.“ (Johannes Kandel, Islam-Experte der Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD, 2011).

Sind jemandem ähnlich klare Worte eines österreichischen Regierungspolitikers bekannt? Aber nur bei einer scharfen Problemsicht kann man auch zu wirksamen Lösungen kommen. Und nicht, wenn man sich blauäugig über die wirklichen Probleme hinwegtäuscht. Was wäre also wirklich notwendig?

Einige sehr konkrete Vorschläge

  1. Das Bundesheer hat schon drei islamische Militär-Imame abgelehnt, weil sie radikale Ideen vertreten. Das Unterrichtsministerium müsste ebenso konsequent die islamischen Religionslehrer überprüfen (lassen), wie das Heer das tut. Das müsste dann angesichts der viel größeren Zahl von Lehrern logischerweise bei Dutzenden zu deren Entlassung und bei Ausländern zur Ausweisung führen.
  2. Die Familienzusammenführung ist stark einzuschränken. Immerhin kommt auf diesem Weg fast die Hälfte der Zuwanderer ins Land. Vor allem sollte zwischen dem 4. und dem 20. Lebensjahr kein Nachzug möglich sein, egal ob es um eigene Kinder oder um neu angeheiratete Ehepartner geht. Damit werden gleich mehrere Unsitten bekämpft: Insbesondere das jahrelange Zurücklassen von Kindern bei Verwandten etwa in der Türkei, weil sie dort – trotz Bezugs österreichischer Familienbeihilfe – billiger leben, bevor sie dann im Teenageralter ins üppige österreichische Sozialsystem wechseln: Dadurch sind die Deutschkenntnisse dieser Kinder und ihre kulturelle Anpassung besonders schlecht. Ebenso wird durch eine solche Regelung die (häufig vorkommende) arrangierte Verheiratung Jugendlicher weitgehend verhindert.
  3. Entzug der Familienbeihilfe, wenn Eltern ihre Kinder ohne zwingenden Grund außerhalb der EU leben lassen, wenn diese Kinder mehrfach ohne Grund die Schule nicht besuchen, wenn sie von den Eltern an der Teilnahme an Schulveranstaltungen (wie Schwimmunterricht oder Skikurse) gehindert werden, wenn Kinder und Jugendliche mehrfach gewalttätig geworden sind, wenn Eltern trotz Vorladung nicht zu Gesprächen mit den Lehrern kommen, wenn Väter sich weigern, weiblichen Lehrern die Hand zu geben.
  4. Keine Sozialleistungen und längere Schubhaft für abgewiesene Asylwerber: Derzeit bleiben diese in der großen Mehrheit trotz Ablehnung aller Asylansuchen jahre- oder lebenslang in Österreich. Weil die wirkliche Heimat verschwiegen wird; weil die Heimatländer die Menschen nicht zurücknehmen; weil wir so tolerant sind, Menschen nicht abzuschieben, wenn ihnen in der Heimat schlechte Behandlung droht. Was der Bevölkerung weitgehend verheimlicht wird, die noch immer glaubt, ein abgewiesenes Asylverfahren bedeutet auch die baldige Ausreise. Sogar als Drogendealer verurteilte Zuwanderer werden oft nicht abgeschoben, weil ihnen daheim angeblich die Todesstrafe droht.
  5. Zero tolerance“ auch gegenüber Kleinkriminalität. Mit dieser einst von vielen Gutmenschen heftig (auch als „Rassismus“) kritisierten Strategie haben es die USA mit großem Erfolg geschafft, die in den 70er und 80er Jahren überbordende Kriminalität in ihren Innerstädten drastisch zu reduzieren. Heute wird das Konzept praktisch von allen Gruppierungen in den USA als erfolgreich akzeptiert.
  6. Streichung des leistungsfeindlichen Grundeinkommens und Rückkehr zur Sozialhilfe mit strenger Bedarfsprüfung.
  7. Umstellung eines Teils der finanziellen Familienförderungen auf Sachleistungen für Kinder und Jugendliche, aber auch zugunsten eines Ausbaus der Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten. Sowie gleichzeitige Umstellung eines weiteren Teils der Familienbeihilfe auf steuerliche Absetzbarkeit. Das wird zwar von den Verteidigern der bedrängten Traditionsfamilie nicht gerne gesehen, das wird auch von Umverteilungsanhängern nicht gerne gesehen. Das ist aber die einzige Möglichkeit, um die Produktion von Kindern als Einkommensfaktor unattraktiv zu machen. Das soll gleichzeitig Akademikerinnen wieder stärker ermöglichen, Kinder zu bekommen.
  8. Strenge Strafen für arrangierte Ehen: eingehende Befragung jedes einzelnen Ehekandidaten in Hinblick auf solche Arrangements, wenn einer der Partner unter 20 Jahre alt ist und wenn einer aus einem Nicht-EU-Land kommt.
  9. Verbot von Gesichtsverschleierungen in welcher Form immer, außer beim Sport und aus medizinischen Gründen.
  10. Das Recht für Schulen und Arbeitgeber, das Tragen von Kopftüchern zu verbieten.
  11. Einführung der Pflicht wie in Dänemark, einen zweijährigen Integrationskurs zu absolvieren.
  12. Strenge Strafen für die Teilnahme an Terrorausbildungs-Camps – aber keine Bestrafung von Meinungsdelikten, wie das die beiden Ministerinnen Mikl-Leitner und Karl groteskerweise derzeit auf Wunsch einiger politisch korrekter Beamter im gleichen Antiterror­-Gesetzesentwurf planen. Sie tun das, obwohl der ÖVP-Klub diesen Plan im Vorjahr schon einmal gekillt hatte.
  13. Ausbau des Verfassungsschutzes zur Beobachtung radikaler Imame und Moscheen, sowie sofortige Landesverweisung für radikale Prediger.
  14. Konzentrierte Bemühungen, all jenen Ländern europaweit die Entwicklungshilfe zu streichen, die abgewiesene Asylwerber nicht zurücknehmen.

Harte Maßnahmen? Gewiss mag das für manche so klingen. Aber sie gleichen spiegelbildlich der Migrationspolitik in vielen anderen Ländern. Und sie sind vor allem die einzige Strategie, um die viel härteren bürgerkriegsartigen Zustände noch zu verhindern, die Helmut Schmidt und andere kluge Menschen schon vor fast zwei Jahrzehnten prophezeit hatten. Und sie sind das absolut nötige Gegengewicht zu den – im Prinzip sehr begrüßenswerten – Fördermaßnahmen für alle leistungs- und integrationswilligen Zuwanderer.

Denn es kann kein Zweifel bestehen: Österreich braucht dringend gut ausgebildete und leistungswillige Menschen, egal woher sie kommen. Es kann sich aber keine Zuwanderung mehr leisten, bei der der Anteil an Kriminalität viel höher ist als bei den Österreichern, der Anteil der Arbeitenden und Steuer Zahlenden jedoch viel geringer. Und es kann sich auch keine Zuwanderung von Menschen mehr leisten, die einer totalitären Religion anhängen, welche den europäischen Rechtsstaat samt seinem Menschenrechts-Verständnis und die freiheitliche Demokratie ablehnt.

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10 Erklärungen zur europäischen Finanzkrise drucken

Heute einmal der Versuch, die Analyse der europäischen Schuldenkrise in zehn markanten Punkten zusammenzufassen.

1.    Die europäische Finanzkrise war seit vielen Jahren vorhersehbar gewesen. Nur der genaue Zeitpunkt des Ausbrechens einer solchen Krise ist letztlich immer überraschend.

2.    Der zentrale politische Fehler des Euro und der EU: Die eigenen Regeln und Ankündigungen wurden nicht ernst genommen. Das passierte zum ersten Mal schon bei der Aufnahme von Staaten in den Euro, welche die laut verkündeten Kriterien nicht erfüllt haben. Der dadurch eingetretene Glaubwürdigkeitsverlust ist weder in der Politik und ganz besonders nicht in der Finanzwelt wiedergutzumachen.

3.    Wir haben keine Euro-Krise, sondern primär eine schwere Schuldenkrise zahlreicher Staaten, die auch ohne Euro schlagend geworden wäre. Sie wird nur von den Regierungen und Notenbanken gerne als Euro-Krise ausgegeben, um von der eigenen Schuld daran abzulenken.

4.    Es war ein historischer Fehler der EU-Staaten wie Österreich, im Mai 2010 den Märkten in den Arm zu fallen, als sie endgültig das Vertrauen in Griechenland verloren haben, auch wenn sich Griechenland seither durchaus angestrengt hat. Die griechischen Maßnahmen sind für viele Griechen einschneidend, aber dennoch unzureichend, um die Verschuldungskrise zu lösen.

5.    Diese schweren Fehler sind nicht mehr rückgängig zu machen. Jede heute mögliche Lösung kann nur noch unter schmerzhaften Folgen für ganz Europa erzielt werden.

6.    Die EU ist in einer tiefen inneren Struktur- und Sinnkrise, die durch die Schuldenkrise nur völlig überdeckt wird. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich Konstruktionsfehler und faule Kompromisse in der EU zusammen mit den Folgen des unstillbaren Machtdrangs der Brüsseler Bürokratie so angehäuft, dass man auch erstmals einen Zerfall der Union für möglich halten muss.

7.    Die beste Überlebensstrategie für Europa wäre, die EU auf die Verteidigung eines guten und funktionierenden Binnenmarktes zu reduzieren und alle Versuche zurückzunehmen, ein supranationaler Einheitsstaat zu werden.

8.    Eine EU-Wirtschaftsregierung hätte die gleiche Wirkung wie ein Kartell zur Beendigung des Wettbewerbs: Die Steuern würden gewaltig nach oben gehen. Die Kosten müssten Konsumenten und Steuerzahler zahlen.

9.    Die versprochene positive Wirkung einer solchen Wirtschaftsregierung, nämlich strengere Budgetdisziplin, wird hingegen ausbleiben. Sind doch die meisten Staaten nicht einmal imstande, Gemeinden und Regionen am exzessiven Schuldenmachen zu hindern.

10.   Durch den Abbau des inneren Wettbewerbs und die Außerkraftsetzung der No-Bailout-Klausel wie auch durch die schwere Schuldenlast  ist Europa noch weniger für den Wettbewerb mit asiatischen und anderen Schwellenländern gerüstet als in den letzten Jahren.

 

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Der Justizfilz: Wird Karl zur Saubermacherin? drucken

Erstmals nach vielen Jahren hat ein unabhängiges Gericht die schweren Vorwürfe gegen prominente Staatsanwälte in Sachen Kampusch geprüft. Ein Innsbrucker Richter hat das sogar sehr sorgfältig getan. Die verdächtigten Staatsanwälte haben sich die nun eigentlich logischen nächsten Schritte selbst zuzuschreiben. Es sei denn, es gelingt ihren Sympathisanten im Justizministerium, das noch zu verhindern. Was den Justizskandal freilich noch viel größer machen würde.

Zur Erinnerung: Im Fall Kampusch sind die Staatsanwälte den zahllosen Indizien nie ernsthaft nachgegangen, dass außer dem toten Wolfgang Priklopil noch weitere Täter in das Verbrechen der Entführung und des Missbrauches involviert gewesen sind, obwohl zumindest ein schwer Belasteter gut bekannt ist. Das Nicht-Vorgehen der Staatsanwaltschaft ließ in höchstrangigen Juristen sogar den Verdacht hochkommen, dass das ein strafrechtlich relevanter Amtsmissbrauch sein könnte.

Da die Staatsanwaltschaft durch die StPO-Reform aber zum fast absoluten Herren der gesamten Strafverfolgung gemacht worden ist, wurde diesem Verdacht erst dann ernsthaft nachgegangen, als jemand von außen, nämlich ein langjähriger Präsident des Obersten Gerichtshofs, in einem ausführlichen Dokument alle Parlamentsklubs über die vielen Verdachtsmomente informierte. Alleine dieser Umstand schreit nach einer dringenden Novelle der StPO. Denn die Einsetzung eines Untersuchungsrichters in spektakulären Causen ist bisher überhaupt nur in diesem Fall passiert. Das hatten sich die Gesetzgeber aber einst ganz eindeutig anders vorgestellt.

Noch schlimmer war dann das Verhalten zweier hochrangiger Staatsanwälte, als sie von dem in Folge beauftragen Innsbrucker Untersuchungsrichter vernommen werden sollten. Zuerst wollten sie überhaupt nicht kommen. Dann drohte ihnen der Richter die zwangsweise Vorführung an. Dann kamen sie zwar. Sie entschlugen sich aber – entgegen ihren früheren öffentlichen Ankündigungen – einfach der Aussage. Offenbar glaubten sie, mit Presseerklärungen ihres Verteidigers (in dem die eigenen Berichte betroffener Staatsanwälte als Unschulds-Beweis zitiert wurden!) sei es genug der Rechtfertigung. Dem Richter schenkten sie hingegen diese Ehre nicht.

Eigentlich müsste die Justizministerin schon in diesem Zeitpunkt handeln. Wenn die höchsten Staatsanwälte sich in eigener Causa so präpotent über das Gericht erhaben dünken, haben sie in ihrem Amte nichts mehr verloren. Frau Karl tut aber nichts dergleichen (sie arbeitet bekanntlich statt dessen an einer neuen Einschränkung der Meinungsfreiheit).

In jedem anderen Fall wäre außerdem klar, was passiert, wenn sich ein Verdächtiger so verhält: Es wird umso sicherer zu einer Anklage kommen. Gewiss müssen Verdächtige keine Fragen beantworten, sie stehen nicht unter Zeugenpflicht. Aber das Schweigen wird in aller Regel als belastend eingestuft. Umso unfassbarer wäre es, wenn allerhöchste Staatsanwälte sich so verhalten und dernnoch alles schubladiert werden sollte.

Jetzt aber wird es noch spannender: Denn der Innsbrucker U-Richter wird in Kürze seinen Bericht abschließen. Was aber mit dessen Empfehlungen geschieht, das entscheidet erst recht wieder die Staatsanwaltschaft – allerdings unter dem Weisungsrecht des Justizministeriums (das zum Glück noch existiert). Dieses Ministerium freilich ist wieder von Freunden der Betroffenen durchsetzt. Und ob sich die (wieder einmal) frischgefangene Ministerin an der Spitze endlich traut, diesen Filz zu durchbrechen, ist noch sehr fraglich.

Dazu kommt als Pikanterie am Rande, dass die hauptbeteiligten Spitzenstaatsanwälte ebenso der SPÖ sehr nahe stehen wie auch jene Anwaltskanzlei, die Frau Kampusch vertritt. Kampusch aber will – aus welchen Gründen immer – partout verhindern, dass dem Zweittäter-Verdacht nähergetreten wird.

Alles Weitere liegt vorerst im Bereich der Spekulation. Der sei hier gar nicht betreten. Denn schon die Fakten sind beklemmend genug.

 

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Unsere Wohlstandsgesellschaft: Generation „Z“ wie „Zukunftsdiebstahl“ drucken

Kindern und Ungeborenen hohe öffentliche Schulden zu überlassen, nur damit es uns heute besser geht und wir der Realität nicht ins Auge blicken müssen, zeigt ungeheure Verantwortungslosigkeit und maximale Unmoral. Unsere Nachkommen können diese Schulden nie mehr loswerden. Schon im Jahr 2015 werden es – inklusive der jetzt noch „versteckten“ – etwa 300 Milliarden Euro sein. Sie müssen auf ewig verzinst werden.

Warum haben wir die Gewohnheitspolitiker, die seit Jahrzehnten ihre Sucht nach jährlichen Neuschulden ausleben, nicht längst aus ihren Ämtern gejagt?

Offensichtlich beruhigen wir uns mit dem Gedanken, dass wir den nachfolgenden Generationen auch Werte hinterlassen, die wir als „Aufbaugeneration“ geschaffen haben.

Die Vorstellung ist als Rechtfertigung verlockend:

  1. Unsere Kinder und Kindeskinder werden von der Infrastruktur, die sie von uns übernehmen, massiv zehren können.
  2. Demgegenüber stehen „halt“ die Schulden, die die öffentliche Hand zur Finanzierung dieser „Zukunftsinvestitionen“ in den letzten Jahrzehnten  aufgenommen hat.
  3. Durch Nutzung der Infrastruktur können unsere Nachfahren das schaffen, was wir als Aufbaugeneration „naturgemäß“ noch nicht konnten: die laufenden Zinsen verdienen und zahlen – und die öffentlichen Altschulden abbauen …

Das entspricht leider aus folgenden Gründen nicht der Realität:.

Jede Generation ist eine „Aufbaugeneration“: Der übernommene Standard taugt ja nur als sogenannter ‚Hygienefaktor’: Sein Fehlen würde schaden, aber sein Vorhandensein bringt keinen Wettbewerbsvorteil. Alle Hochlohnländer gehen in etwa vom gleichen Infrastrukturstandard aus – und schreiten von dieser Basis aus weiter voran.

Darüber hinaus ist vieles, was übernommen wird, eher Belastung. Besonders die Inflexibilität im System, die bürokratischen Apparate, aber auch ineffiziente Gebäude, überalterte Technik etc. Neue Technologien führen zu Umbrüchen, die Produktzyklen werden immer kürzer.

Und die aufstrebenden Staaten haben immer mehr gut- bis bestausgebildete, nach Wohlstand hungrige Menschen, weit niedrigere Lohnkosten, Sozial- und Umweltstandards, enorme Möglichkeiten durch die neuen Medien, offene Märkte, niedrige Steuerbelastungen, zum Großteil weniger Bürokratie, ein positives Technik- und Unternehmerbild etc.

Unser relatives Hochlohnniveau geht auf kein Naturgesetz zurück, sondern muss im weltweiten Wettbewerb laufend neu erarbeitet werden. Vor allem muss auch die produzierende Wirtschaft im Land gehalten werden. Da werden es unsere Nachkommen weit schwieriger haben als wir bisher. Wenn alles – weil billiger – importiert wird und die Exporte zurückgehen, ist der Abstieg programmiert. Durch den Rückgang der Arbeitsplätze sind auch unsere Sozialstandards nicht zu halten.

Unser jetziges Wohlstandsniveau findet seine Ursache darüber hinaus leider zu einem Teil in den Vorgriffen auf die Zukunft: der Schuldenmacherei der letzten Jahrzehnte.

Unsere Nachfolger werden also beim Versuch, ihren Lebensstandard zu erhalten, mehrfach belastet sein:

  • Durch die weiter wachsende internationale Konkurrenz,
  • Durch den Wegfall des schuldengenerierten Wachstumsanteils,
  • Durch enorme Pensionslasten und Pflegekosten bei immer weniger Aktiven.
  • Durch die zu übernehmenden Altschulden samt enormer dauernder Budgetbelastung durch die Zinsen, deren zukünftige Höhe nicht einmal kalkulierbar ist.

Unsere Aufbauleistungen werden dabei nur wenig Entlastung bringen.

Wollen wir unseren Nachkommen wirklich und bewusst den hausgemachten Teil dieser Handicaps aufhalsen?

Warum beginnen wir nicht endlich ernsthaft mit der Sanierung? Indem wir wenigstens nicht weiter dauernd neue Schulden anhäufen, sondern durch nachhaltige Budgetüberschüsse Schulden abbauen – und damit wenigstens Reserven für neue Krisen schaffen?

Wie wollen wir gegenüber den Kindern und den noch Ungeborenen rechtfertigen, dass wir – nach 60 Jahren Bürokratieaufbau und Klientelpolitik – nicht spätestens JETZT  alle öffentlich finanzierten Bereiche massiv effizient machen und eklatante Privilegien wieder abschaffen, um damit die dauernden Defizite wegzubringen?

Ich empfehle das Argument: „Es muss ja nicht allen Generationen so gut gehen wie uns!!“

Mag Wolfgang Bauer, www.verwaltungsreform-jetzt.at

Mag. Wolfgang Bauer war beruflich Effizienzmanager und betreibt seit 2011 die nunmehr größte private und parteifreie Internet-Bürgerinitiative zum Thema Effizienz und Privilegienabbau in allen öffentlich finanzierten Bereichen:

www.verwaltungsreform-jetzt.at  (bald 10.000 namentlich deklarierte Unterstützer).

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Nichtssagend und unbrauchbar: der Integrationsbericht drucken

Geradezu rührend ist er, dieser vom Innenministerium in Auftrag gegebene Integrationsbericht. Aber offenbar glaubt die Politik wirklich noch immer, in ihrer eigenen Entscheidungsschwäche von herumschwadronierenden Wissenschaftlern Entscheidungshilfe zu bekommen. In diesem Bericht hat die Politik jedoch fast nur Phrasen und Banalitäten vorgelegt bekommen. Dass das Lernen der deutschen Sprache wichtig ist, das hat der jugendliche Staatssekretär Kurz sogar schon am ersten Tag seiner Tätigkeit verkündet, ganz ohne Bericht. Der einzige etwas kantigere Vorschlag des Berichts ist von den Autoren selbst sofort massiv abgeschwächt worden. Und ansonsten ist man allen Problemzonen weit aus dem Weg gegangen oder hat gar Problematisches und Schädliches vorgeschlagen.

Wer sich wirklich durch den ganzen Integrationsbericht kämpft, bekommt lediglich jede Menge Berater- und Soziologen-Phrasen vorgesetzt: „Positives Branding von Integration“, „Interkultureller Dialog“, „Bewusstseinsarbeit“, „Stärkung des Bewusstseins für die räumlichen Auswirkungen von Zuwanderungs- und Integrationsprozessen“, „Entwicklung und Abstimmung adäquater und konzertierter Strategien“, „Der Expertenrat wird sich insbesondere mit der Möglichkeit auseinandersetzen, eine ständige Konferenz der regionalen Integrationsakteure zu befassen“ (sic!), „Dazu werden insbesondere die Experten in ihren Expertengruppen die unterschiedlichen Stakeholder versammeln und mit ihnen die Realisierbarkeit diskutieren“, „Das Engagement von Kommunen und Ländern bei Integrationsinitiativen wird gestärkt, wenn der Bezug von finanziellen Mitteln aus verschiedenen Fördertöpfen gleichzeitig möglich ist und deren Abwicklung, gerade im niedrigschwelligen Bereich, mit  weitgehend geringem bürokratischen Aufwand einhergeht“.

Mehr als 50 Seiten sind mit solchem hohlen Technokratengewäsch vollgeschrieben worden. Wer masochistisch genug ist, soll es sich selber in voller Sprachblüte antun. Ich mag meine Leser hier nicht weiter quälen.

Dementsprechend haben es nicht einmal die politisch korrekten Medien zustandegebracht, ob jenes Papiers in großen Jubel auszubrechen. Ein paar Sätze in den inneren Seiten der Blätter, das war es dann. „Nicht genügend, setzen!“ wäre die einzige richtige Antwort (würden nicht Claudia Schmied und Hannes Androsch das Sitzenbleiben gerade abschaffen).

Es gibt nur ein kleines Problem: Die explodierende Massenmigration ist eine der schwersten und bedrohlichsten Herausforderungen unserer Gesellschaft und Kultur, die mit solchen Papierchen sicher nicht gemeistert wird.

Die erste Lektion, welche die Politik aus all dem ziehen sollte: Sozialwissenschaftler sind in aller Regel nicht imstande, ihr heikle Entscheidungen abzunehmen. Man kann diese Wissenschaftler höchstens so wie Berater in der Wirtschaft dazu verwenden, eigene Zielvorgaben mit ihrer geschwätzigen Aura zu umgeben. Aber um die Notwendigkeit geistiger Führung, um den Mut zu eigenen Entscheidungen kommt die Politik nicht herum.

Daher wird es langsam auch für den neuen Staatssekretär Sebastian Kurz Zeit, mutiger zu werden. Bisher hat er sich selbst ja so wie der Bericht auf jenen Stehsatz konzentriert, der durchaus richtig und notwendig ist, dessen Realisierung aber bestenfalls zehn Prozent der mit der Migration verbundenen Probleme löst: „Deutsch lernen ist für jeden Zuwanderer sehr wichtig.“

Gewiss, gewiss – nur sieht man auch an ausländischen Beispielen, dass das nicht das Entscheidende ist. Die Integrationsprobleme der osteuropäischen Roma bestehen, obwohl sie die Landessprache beherrschen. Das gleiche gilt für die amerikanischen Schwarzen: Diese können viel besser Amerikanisch als die Zuwanderer aus Lateinamerika oder Ostasien (ist es doch ihre einzige Sprache), dennoch liegen sie in Sachen Bildung, sozialen Aufstieg, Kriminalität weit schlechter als diese anderen Gruppen. Obwohl diese oft mangels Staatsbürgerschaft und Aufenthaltserlaubnis viel stärker diskriminiert werden als die schwarzen US-Bürger.

Nun, wollen wir nicht das Kind mit dem Restbadewasser ausschütten, das die sogenannten Integrationsexperten des österreichischen Innenministeriums gesammelt haben. Einige Vorschläge können eine kleine Besserung bringen: etwa die eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres für jene, die nicht Deutsch können. Ganz herzig ist auch die Idee von „Integrationsbotschaftern“, also von erfolgreichen Zuwanderern, die bei Vorträgen in Schulen als Vorbilder präsentiert werden können.

Geradezu vor Feigheit trieft die Formulierung des Berichts dort, wo er die einzige wirklich harte und zielführende Maßnahme anspricht, die nicht im bloßen Verteilen weiterer Gelder an die Migrationsindustrie besteht: „Es ist die Frage zu klären, ob weitere Maßnahmen zu treffen sind, die bei Verletzung der Schulpflicht zu ergreifen sind (Sanktionen).“

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Da wird seit Jahr und Tag auf die Niederkunft dieses Expertenberichts gewartet. Und dann teilt der beim ersten und einzigen für linke Menschen heiklen Gedanken als Antwort mit, dass „die Frage zu klären ist“. Hut ab! Heinz Faßmann, der Vorsitzende jenes Gremiums, ist wirklich reif für eine eigene politische Karriere.

Viel weniger Hemmungen hat dieser Inbegriff eines österreichischen Politkorrekten aber zugegebenermaßen bei einigen anderen Vorschlägen. Freilich nur bei jenen, die problematisch sind. Wie etwa jenem, Werbung für den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft zu machen. Denn wenn jemand erst mühsam vom Wert des Österreicher-Seins überzeugt werden muss, wäre es besser, das Land ließe die Finger von ihm. Österreicher zu werden, darf nur ein Ziel sein, für das man sich erheblich anstrengen muss, nicht ein beworbener Artikel wie etwa Diät-Joghurt.

Ebenfalls sehr problematisch ist die Forderung nach einer „Durchmischung“ bei Wohnungsvergaben. Das bedeutet nämlich im Klartext: bevorzugte oder erzwungene Vergaben von Wohnungen an Zuwanderer. Angesichts der rapiden und nach wie vor weitergehenden Bevölkerungsveränderung wird dadurch aber gleichzeitig der altösterreichischen Bevölkerung sogar das Recht genommen, sich zum Selbstschutz in eigene Rest-Ghettos zurückzuziehen.

Wirklich skandalös wird es, wenn die Experten einen „Code of Conduct“ zum Thema Migration für die Medien dekretieren wollen. Denn mit einem solchen „Handbuch zur Selbstverpflichtung“ wird der derzeit in der Politik so modische Weg der Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Diktatur der Political Correctness noch weiter beschritten.

In Deutschland sieht man ja schon längst, wohin das führt: Zeitungen werden angehalten, ihren Lesern nicht mehr die volle Wahrheit mitzuteilen. So wird dort von korrekten Medien, also der Mehrheit, sogar schon die Herkunft der Täter verschwiegen, wenn türkisch- oder arabischstämmige Jugendbanden unerwünschte Alters- oder Zeitgenossen verprügeln oder berauben, obwohl sie das viel häufiger tun als Jugendliche mit irgendeiner anderen Abstammung. Immer öfter werden auch die – ja meist ebenfalls verräterischen – Vornamen sowie Wohnbezirke der Täter in den Berichten weggelassen. Wenn man schon die Tat nicht ganz totschweigen kann, sind die Täter dann bloß einige „Jugendliche aus Berlin“, aber nicht etwa aus dem islamisch dominierten Bezirk Neukölln.

Das Allerschlimmste an diesem Bericht aber ist, dass die wirklichen Problemzonen umgangen werden. Dementsprechend hat er ja auch heftigen Beifall aus der linkskorrekten Szene bekommen.

Integrationsprobleme löst ein solcher Text aber erstens naturgemäß nicht. Und zweitens wird auch keiner seiner Vorschläge imstande sein, den weiteren Zulauf zu Rechtspopulisten zu stoppen. Was ja lange insgeheim als sein strategischer Zweck verkauft worden war.

Wenn Sebastian Kurz wirklich diese beiden Ziele in Angriff nehmen will, dann sollte er den Sommer zum Reisen nutzen. Und schauen, welche Maßnahmen in Europa, Nordamerika und Australien/Neuseeland wirklich funktioniert haben. Vermutlich aber wird er wie alle anderen Integrationspolitiker bequemerweise lieber den Beifall aus dem linkskorrekten Eck vorziehen (das in der medialen Perspektive das einzig vorhandene Eck ist). Das ist ja dann umso verführerischer, wenn man wie Kurz schon selbst am Anfang seiner Karriere von den Linkskorrekten weichgeprügelt worden ist.

Bequem ist ein solches Verhalten zumindest solange, bis den beiden Regierungsparteien halt die nächste Rechnung präsentiert werden wird. Und bis das Migrationsproblem noch viel schwieriger lösbar ist.

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Fußnote 210: Wir gehen mit Faymann baden drucken

Unter den vielen Schwächen des Bundeskanzlerdarstellers Werner Faymann ist wohl sein totales Desinteresse an internationalen Angelegenheit die größte.

Er versteht nichts davon. Außenpolitik langweilt ihn noch mehr als sonstige Sachfragen. Er ist nur imstande, drei Sätze in ein ORF-Mikrophon zu sagen, die ihm vorher jemand aufgeschrieben hat. Er hat noch durch keinen einzigen eigenständigen Gedanken Beachtung in ausländischen Medien gefunden. Er nähert sich der Außenpolitik nur, wenn er vor Wahlen der „Krone“ Briefe mit peinlichen Verpflichtungen schreiben kann (die er dann ja sofort wieder bricht – wie die referendumslose Zustimmung zur jüngsten Änderung des EU-Vertrags zeigt). Und jetzt der nächste Tiefpunkt: Faymann lässt einfach ein für Mittwoch geplantes Treffen mit dem polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski ausfallen, der zum Beginn der polnischen EU-Präsidentschaft eigens nach Wien gekommen ist. Nicht einmal eine ordentliche Ausrede war es ihm wert. Er schützt einfach „private Verpflichtungen" vor. Und sein Sprecher tut den Besuch des Präsidenten eines Landes, das fünfmal so groß wie Österreich ist, frech als „Höflichkeitstermin" ab. Wahrscheinlich geht der kleine Kanzler lieber unhöflich baden. Und mit ihm ein weiteres Stück unserer Reputation . . .

 

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Großes Lob: Die Österreicher sind propagandaresistent drucken

Das war wohl die gewaltigste Propagandamaschinerie, die seit der Abstimmung des Aprils 1938 über Österreich hinweggerollt ist. So hatte man in den letzten Monaten praktisch an keinem Tag das Radio oder den Fernseher aufdrehen können, ohne dass der ORF in unverschämter Art Propaganda für das Volksbegehren des Erfinders der österreichischen Staatsverschuldung und einiger anderer Siebzig(plus)jähriger gemacht hätte.

Selbst in den Wahlkämpfen werden Rot und Grün nicht so einseitig unterstützt. Dort muss der Gebührensender die andersdenkenden Parteien wenigstens einladen (auch wenn dann die Moderatoren den Auftrag haben, die drei Rechtsparteien ständig zu unterbrechen).

Umso blamabler ist, dass Androsch in der Einleitungsphase nur knappe 52.000 Unterschriften erhalten hat. Obwohl vom Donauinselfest(!) angefangen über jeden SPÖ-Auftritt bis zu allen Veranstaltungen der ganz auf Linkskurs geschwenkten Industriellenvereinigung überall um teures Geld Notare saßen, die Unterschriften sammelten (aber eben nur selten bekamen).  Auch dieser Einsatz war in der Geschichte der Republik noch nie da.

Die Geschmacklosigkeit ging aber bis zum Ende weiter: Hannes Androsch scheute auch nicht davor zurück, Kindergartenkinder zu Agitationszwecken für sein leistungsfeindliches Gesamtschulbegehren zu missbrauchen, damit es bei der Einreichung schöne Fernsehbilder gibt. Geht’s eigentlich noch tiefer? Könnte er sich nicht mit seinen Partei- und Schwulenveteranen begnügen, die sich ohnedies freuen, aus dem unbeachteten Austragstübchen hervorgeholt zu werden, und dafür jeden Unsinn zu verzapfen bereit sind? Müssen dafür ahnungslose kleine Kinder missbraucht werden? Auch das ist in der Tat eine Art Kindesmissbrauch, der in dieser Form in allen Diktaturen üblich ist.

PS.: Besonders demaskierend ist auch, dass auf Androschs Homepage ausgerechnet eine Maturaschule mit einer Einschaltung wirbt: Ist doch die von dem Volksbegehren verfochtene Gesamtschule tatsächlich die beste Garantie dafür, dass künftig noch viel mehr junge Österreicher eine Maturaschule brauchen werden, um die Matura zu schaffen. Es sei denn, die sich schon abzeichnende nächste Etappe der Bildungszerstörung  hat ebenfalls Erfolg, nämlich die Parole „Matura für alle!“

PPS.: Warum gibt es in Österreich nicht so kluge und anständige Sozialdemokraten wie den Berliner Kultusminister Jürgen Zöllner? Dieser betont voller Engagement immer wieder: „Ich stehe zur Eliteförderung in Schule und Hochschule; deshalb bleibt das Gymnasium erhalten.“

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Ein Kartenhaus stürzt ein: Silvio ist Europas letzte Hoffnung drucken

Und jetzt Italien. Das einzig Überraschende daran ist, dass Italien nun doch vor Spanien das Vertrauen der internationalen Geldanleger verliert. Eigentlich hatte lange vieles auf eine umgekehrte Reihenfolge hingedeutet. Das ändert nichts daran, dass die Italien-Panik die finale Katastrophe für Europa einläuten könnte. Besonders spannend ist der Ausbruch der italienischen Krise aber auch in Hinblick auf die Person Silvio Berlusconis.

Denn der italienische Ministerpräsident mit dem Hang zu jungen Mädchen hatte erwiesenermaßen sehr lange eine sehr positive Funktion, die freilich von den meisten Medien nicht erkannt worden ist oder aber bewusst verschwiegen wird. Er hat dem Land nämlich jahrelang das überlebensnotwendige Vertrauen der Gläubiger verschafft. Immerhin hat Italien ja seit langem die zweithöchste Verschuldungsquote in der EU – und dennoch hat es als einziges der PIIGS-Länder während der Krisenjahre keinen Verlust seiner Ratings hinnehmen müssen.

Da das Verhalten der Märkte oft mehr durch Psychologie als durch die reinen Zahlen erklärt wird, hat Berlusconis Machismos mehr Vertrauen ausgestrahlt als sanfte Intellektuelle, fade Apparatschiks, verbissene Ideologen, fromme Priestertypen oder realitätsfremde Idealisten. Alles hatten wir ja in Italien zur Genüge.

Berlusconi hat Italien zum ersten Mal über Jahre hinweg eine stabile Regierung samt arbeitsfähiger Parlamentsmehrheit verschafft. Er hat auch den weiteren Zuwachs der Staatsschuld im Widerspruch zur italienischen Tradition in den letzten Jahren eingebremst. Und er hat für eine wirtschaftsfreundliche Gesetzgebung gesorgt. Vor allem aber wissen alle, dass ohne Berlusconi dem Land wieder das übliche Chaos rasch wechselnder und total entscheidungsunfähiger Regierungen droht. Die erotischen Vorlieben Berlusconis waren zwar den Medien wichtig, den Gläubigern aber völlig wurscht – ebenso wie sie das beim Chef des Internationalen Währungsfonds waren.

Jetzt aber scheinen die Gläubiger noch vor den oft als böswillige Panikmacher gescholtenen Rating-Agenturen das Vertrauen in Italien zu verlieren. Die Zinsen, die Italien fürs Geldausborgen zahlen muss, schießen seit Freitag in die Höhe; die Kurse für italienische Bankaktien hingegen seit einiger Zeit in die Tiefe.

Und wieder hängt die Entwicklung eng mit Berlusconi zusammen. Die Anleger sehen, dass Berlusconi an reformerischer Gestaltungsmacht stark abgebaut hat. Sie rechnen damit, dass il presidente nicht mehr lange amtieren wird. Die von seinen Gegnern angestrengte Prozessflut treibt ihn in die Enge, die Umfragen verschlechtern sich, und in den letzten Tagen hat Berlusconi sogar selbst erstmals angekündigt, bei den nächsten Wahlen nicht mehr zu kandidieren.

Dass Berlusconis nahes Ende die Investoren verschreckt, kann noch als Kompliment für ihn verstanden werden. Aber in den letzten Tagen hat er auch selbst einen schweren Fehler begangen. Er hat nämlich öffentlich Kritik an seinem Finanzminister Tremonti geübt. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da Tremonti ein auch in den eigenen Reihen unbeliebtes Sparpaket durchzuboxen versucht. Da ist in Berlusconi angesichts seiner eigenen bedrängten Lage offenbar der alte Populist durchgebrochen. Daraufhin riss jedoch den Märkten der Geduldsfaden.

Italiens letzte Hoffnung: Die dramatischen Stunden dieses Wochenendes waren nur eine Drohgebärde der Märkte mit der Botschaft: „Tremontis Sparpaket muss zur Gänze realisiert werden“.

Falls die Märkte aber mehr im Sinn haben als reine Drohgebärden, oder falls Tremonti scheitert, dann steht nicht nur Italien, sondern auch Europa lichterloh in Flammen. Dann war Griechenland nur ein schwaches Vorspiel zu dem, was jetzt auf uns zukommt. Angesichts der Größenverhältnisse sind die unfassbaren 1,5 Billionen durchaus realistisch, die schon kolportiert werden. Es geht also nicht mehr nur um Mill., und nicht mehr nur um Mrd., sondern gleich um Bill. So wie zuletzt in der Inflation der 20er Jahre. Nur der Verdeutlichung halber: Zwischen jeder dieser Abkürzungen steht der Faktor 1000.

Wenn sich Italiens Situation aber weiter verschlechtert, werden zwar all jene recht behalten haben, die vor der Griechenland-Hilfe als einem katastrophalen Präjudiz gewarnt haben. Das wird aber auch ihnen nichts mehr nützen. Opfer werden alle Europäer. Sie können zwar die Faymanns und Merkels und Sarkozys aus dem Amt jagen (und hoffentlich den besonders üblen Herrn Juncker mit dazu). Das Unglück ist aber nicht mehr zu verhindern. Und kommt offenbar noch rascher als ohnedies befürchtet auf uns zu.

Alles deutet darauf hin, dass es nun zu einer offenen Feldschlacht zwischen Notenbanken und Regierungen kommen wird; dass die Europäer in ihrer verzweifelten Flucht den Goldpreis noch weiter in die Höhe treiben werden; dass die Investitionen rasch wieder versiegen werden; dass auch viele andere Staaten Europas und Nordamerikas ihre Anleihen kaum noch verkaufen werden können; und dass überdies gleichzeitig der skurrile und vertrauensbeschädigende Plan rasch wieder entsorgt werden muss, die privaten Gläubiger Griechenlands halb zu enteignen, ohne dass das aber als Insolvenz gewertet werden sollte.

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„Weil der Mensch zählt“ … und der Bürger zahlt! drucken

An die 100 Millionen Euro pro Jahr werden von Ministerien, der Gemeinde Wien und nahestehenden Unternehmungen für Bestechungsinserate in auflagenstarken Medien ausgegeben. Massive Kritik an dieser korrupten Praxis soll nunmehr zu einer Meldepflicht für derartige Geldflüsse führen.

Insbesondere die Gemeinde Wien dürfte diese Diskussion als Aufforderung auffassen, noch mehr Geld in Printmedien zu versenken. Bislang waren vor allem die Boulevardmedien Krone, Heute, Österreich und News Nutznießer des Geldregens, was vom Herausgeberverband sowie von Medien wie etwa Standard, Presse oder Kurier immer wieder aufgezeigt wurde. Nunmehr werden auch diese Titel verstärkt mit einschlägigen „Werbeeinschaltungen“ bedacht, man wird sehen, inwieweit das die Berichterstattung beeinflusst.

Aber nicht nur vom Volumen her greift das Rote Wien immer unverschämter auf das Geld der Steuerzahler, auch inhaltlich zeigt die Rathauspartei, dass nach wie vor in Wien die klassische Einheit zwischen Partei und Gemeinde herrscht. Die rote Stadträtin Sonja Wehsely geniert sich nicht, ihre doppelseitigen (!) Inserate unter den Slogan „Weil der Mensch zählt“ zu stellen.

Das war immerhin der SPÖ-Slogan bei der Wahl 2002; das hat zwar damals für die SPÖ nicht funktioniert, aber es zeigt doch mehr als deutlich den Gleichschritt, den Partei und Stadtregierung haben. Nicht nur beim Geld, auch bei der „Message“ sind die Grenzen mehr als fließend, weshalb Kenner gerne vom „Wiener Stadtsowjet“ sprechen.

Daran ändert auch die Beteiligung der Wiener Grünen an der Stadtregierung nichts; sie sind Mehrheitsbeschaffer und haben nichts mitzureden. Dafür aber hat Frau Vassilakou schon dazugelernt: Als Oppositionspolitikerin hatte sie noch die roten Inserate aus Steuergeldern kritisiert; nunmehr schaltet sie selber welche.

Und da soll noch einer sagen, Politiker seien nicht lernfähig!

Herbert Kaspar ist Herausgeber der "Academia" und hat lange Erfahrungen im Bereich von Wirtschaft und Management.

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Wie groß sind die Töchtersöhne bloß? drucken

Einige weibliche Abgeordnete haben die letzten Stunden der Parlamentssession zu einer heftigen Geheimaktion in Sachen Bundeshymne genutzt. Diese Aktion wird wohl vielen Parteien jedes weitere Nachdenken über Frauenquoten und dergleichen ersparen. Die Geheimfrauen haben gezeigt, wie wenig Sprachgefühl sie haben. Sie haben gezeigt, dass sie nur zur eigenen Profilierung eine Diskriminierung auch dort herbeireden, wo eine solche gar nicht vorliegt.

Subjektiv kann man natürlich die eine oder andere Teilnehmerin an dieser Geheimaktion verstehen, die daheim einen stadtbekannten präpotenten Macho hat. Da nimmt sie wohl voller süßer Rachegefühle an jedem politischen Anti-Männer-Sautreiben teil. Wenn man schon daheim nicht durchkommt, dann rächt man sich halt am anderen Geschlecht an sich, und sei es nur das grammatikalische, das man halt im Eifer des gerechten Gefechts mit dem biologischen verwechselt. Und man nimmt keinerlei Rücksicht auf Kollateralschäden, die die Sprache, die Wahrheit und die eigene Partei beschädigen.

Besonders danebengegangen ist die Teilnahme zweier ÖVP-Frauen an dieser  Aktion der Linksparteien. Die beiden haben gezeigt, dass politisches Denken nicht gerade ihre Stärke ist. Denn wenn jeder Abgeordnete einer Partei immer dann mit anderen Parteien stimmt, wenn es ihm halt Spass macht oder er sich einen persönlichen Profilierungsnutzen verspricht, dann haben zwar die Medien viel Hetz. Und sind daher alle dafür. Dann aber verliert diese Partei jede Regierungsfähigkeit. Oder glaubt irgendjemand, die Regierungs-Abgeordneten, oder gar die griechischen oder spanischen Parlamentarier, stimmen aus Spaß und Eigennutz einem Sparpaket zu?

Die beiden schwarzen Geheimfrauen Rauch-Kallat und Schittenhelm haben durch ihre einstige Wahl ins Parlament zwar eine juristische, aber keine politische Legitimation für ihre Aktion. Denn sie haben beide ja 2008 keinen Wahlkampf geführt, in denen sie persönliche Vorzugsstimmen für die groß plakatierte Forderung „Ändert die Bundeshymne“ gesammelt und bekommen hätten. Es ist daher nur charakterlos, sich solcherart auf einer Parteiliste ins Parlament hineinzuschmuggeln und dort dann an der eigenen Partei vorbei zu agieren.

Wenn es wenigstens eine schwerwiegende Grundsatzfrage gewesen wäre, für die sie die in einer Partei an sich überlebensnotwendigen Regeln verletzt hätten, dann würde man Respekt vor ihrem Schritt haben. Aber nur um eines Juxes willen so zu agieren, ist mehr als demaskierend. Das wird den Widerstand gegen jede Quotenforderung nur noch mehr vertiefen. Also dagegen, dass jemand nur seines Geschlechts wegen und nicht ob seiner Fähigkeiten ins Parlament rutscht. Es ist ohnedies schon schlimm genug, dass beim Einzug ins Parlament das berufsständische Quotendenken oft wichtiger ist als die Suche nach den besten Köpfen. Die feministischen Quoten würden ja diese dummen Quoten nicht ersetzen, sondern in der qualitätswidrigen Auswirkung nur noch mehr verstärken.

Die ÖVP steht jedenfalls wieder einmal als die blamierte da. Und wieder einmal treibt die Blödheit einzelner Schwarzer viele weitere Wähler den Blauen zu, die ja geradezu demonstrativ Distanz zu Feminismus-Allüren einnehmen. Ohne dass es für die ÖVP eine Chance gäbe, im Gegenzug wenigstens eine Handvoll der Radikalfeministinnen von Rot oder Grün loseisen zu können.

Aber das ist das Problem der ÖVP.

Wenden wir uns lieber der „sprachlichen Diskriminierung“ durch die Bundeshymne zu, von der Rauch-Kallat spricht. Diese Behauptung zeigt, dass manche Frauenpolitikerin von Sprache keine Ahnung haben. Denn selbstverständlich stehen die „großen Söhne“ der Hymne für weibliche wie männliche Österreicher. Das ist umso klarer, als die Autorin der Hymne selbst eine Frau war, der selbstverständlich die großen Frauen von Maria Theresia bis Bertha von Suttner ein respektgebietender Begriff waren.

Aber da die österreichische Frauenbewegung offenbar längst keine wirklichen Diskriminierungen mehr zu entdecken vermag (abgesehen von der hier schon oft widerlegten Behauptung einer Gehalts-Diskriminierung), entdeckt man halt in diesen „Söhnen“ eine solche. Wobei man aber damit das Gefühl einer Diskriminierung überhaupt erst schafft. Wichtig ist ja nur eines: Endlich können die Frauenpolitikerinnen die eigene Notwendigkeit begründen und argumentieren, warum man noch viel mehr von ihrer Sorte in der Politik brauchte.

Wenn man das den Menschen nur lange genug einredet, dann beginnen sich die Frauen am Ende wirklich diskriminiert und ausgeschlossen zu fühlen. Als ob das Vaterland immer das Heimatland des Vaters wäre, oder die Muttersprache immer die der Mutter.

Paula von Preradovic würde sich aber noch aus einem anderen Grund ob der Verhunzung ihres Hymnen-Textes wehren. Entbehrt doch die Zeile „Heimat großer Töchter, Söhne“ jeder sprachlichen Eleganz. Ja, diese Zeile wird – durch die Melodie zwingend ausgelöst – sogar zu einer „Heimat großer Tochtersöhne“. Wobei nur unklar ist, ab welcher Zentimetermenge diese Enkelkinder als groß firmieren . . .

Womit die Bundeshymne nur noch der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Das ist zwar innerer Antrieb mancher linker Politiker, das ist aber eine eher seltsame Intention bei einer Partei, die einst vor allem von konservativen Wählern gewählt worden war.

PS: Haben die schwarzen Männer mit ihrer Filibuster-Taktik – durch ewig langes Reden wird anderen die limitierte Redezeit gestohlen – gegen Rauch klug agiert? Gewiss nicht. Auch Dummheiten und Solidaritätsverletzungen muss man mit Argumenten und nicht mit Tricks begegnen. Aber das ist ein altes Problem der Männer: Sie trauen sich auf Grund irgendeines hormonellen Defekts nur selten, feministischen Vorwürfen entgegenzutreten. Selbst wenn diese noch so faktenwidrig sind.

 

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Shit of the World drucken

Die sensationelle Einstellung der britischen Massenzeitung „News of the World“ – trotz einer satten Millionenauflage – an diesem Wochenende lässt uns mit einer Reihe von Erkenntnissen wie auch Fragen zurück. Über die Rolle der Medien wie auch über unser Recht auf Privatheit.

Als Erstes sollte dennoch etwas gesagt werden, was in der Häme vieler medialer Berichte über dieses plötzliche Ende einer Zeitung bewusst vergessen worden ist: Es ist ein Akt der Anständigkeit, wenn der Verleger Rupert Murdoch das vor Unanständigkeit triefende Blatt, das illegal Verbrechensopfer und andere Bürger abhören ließ, nun über Nacht schließt. Es bleibt ein eindrucksvolles Signal – auch wenn er es vermutlich nicht zuletzt deshalb tut, um seinen Ruf als Geschäftsmann zu retten.

Zweitens: Noch nie ist vor den Augen aller Welt so klar geworden, dass Boulevard-Journalismus die Grenze zum Kriminellen längst und fast ständig überschreitet. Er hat mit dem um Wahrheit, um einen Beitrag zur demokratischen Diskussion ringenden Journalismus nichts mehr zu tun. Er bedient primär niedere voyeuristische Gelüste der Menschen. Außer dem Bedrucken von Papier (beziehungsweise seit einigen Jahren dem  elektronischen Beflimmern von Bildschirmen) sind das völlig getrennte Welten. Sie haben ungefähr so viel miteinander zu tun wie eine echte Liebesbeziehung mit einem betrunkenen Besuch im Bordell: In konkreten physischen Aktionen mag es Ähnlichkeiten geben, innerlich sind es totale Gegensätze.

Drittens fällt auf, dass dieses Aus für „News of the World“ am gleichen Tag verkündet worden ist, da wir in einer österreichischen Boulevardzeitung Badephotos von Karl Heinz Grasser und seiner Frau zu sehen bekommen, die ganz offensichtlich ohne die Zustimmung der beiden veröffentlicht und höchstwahrscheinlich auch geschossen worden sind. Wer die Bordellwelt des Boulevards kennt, weiß, dass für solche Photos viel Geld bezahlt wird, auch wenn ihr Nachrichtenwert einzig im voyeuristischen Blick auf die weitgehend unbedeckten Körper der beiden Promis besteht. Dass wir vom Verleger jenes Blattes nicht dieselbe Anständigkeit wie von einem Murdoch erwarten können, scheint klar. Wirklich übel wird dem Bürger nur, wenn er entdeckt, wie sehr die SPÖ dieses Blatt durch Inserate auf Kosten unserer Steuergelder am Leben erhält. Und die Korruptionsstaatsanwaltschaft dagegen noch immer nicht vorgeht.

Viertens: Wir sollten uns aus all diesen Fällen heraus bewusst werden, dass die moderne Technik imstande ist, praktisch jeden Schutz der eigenen Privatheit zu durchbrechen. Telefone werden problemlos abgehört; Teleobjektive durchdringen jede Entfernung; geheim angebrachte Funksender können jedes Auto verfolgen; Trojaner, Viren und Spyware können unsere Computer missbrauchen; jeder Adressverlag hat uns mit all unseren Eigenschaften gespeichert und verkauft die Adressen (notfalls über das Ausland) an zahlungswillige Interessenten. Bei allem Segen, den die moderne Technik gebracht haben, sind das extrem schmerzende Nebenprodukte. Und es können nur sehr naive Menschen glauben, dass es jemals wieder ein Leben ohne diese Spionage-Instrumente geben wird. Ein Wissen und eine Technologie, die in der Welt sind, können nicht mehr aus dieser geschafft werden.

Fünftens: Es zeigt sich erneut, dass es geradezu lächerlich ist zu glauben, dass die komplizierte Datenschutz-Gesetzgebung gegen diese üblen Entwicklungen etwas hilft. Ganz im Gegenteil: Der Datenschutz schützt nur wieder andere Übeltäter: Das gilt vor allem für faule oder korrupte oder ihre Schrebergartenherrschaft verteidigende Beamte und Politiker. Deswegen ist ja auch die Korruption in jenen Ländern am niedrigsten, die volle Transparenz aller Daten und Akten der öffentlichen Verwaltung herstellen. Und überdies schützt der Datenschutz oft Verbrecher vor einer Entdeckung, wenn sich die Polizei im Gegensatz zu Journalisten an Gesetze hält.

Sechstens: Was als einziges die Privatheit ein wenig besser sichern könnte, wären strenge Strafen für all jene, die illegal beschaffte Photos oder Abhörprotokolle veröffentlichen. Denn diese Täter können in aller Regel nicht geheimbleiben. In Österreich braucht sich aber kein halbseidener Verleger zu fürchten, wenn er solche Photos veröffentlicht. In Österreich werden von einer ideologisierten Staatsanwaltschaft nach außen gespielte Akten mit geheimen Abhörprotokollen von grünen Abgeordneten im Parlament verlesen. In Österreich werden solche Texte vom Dekan der juridischen(!) Fakultät zur öffentlichen Aufführung gebracht.

Siebentens: Medien in ihrer Verkommenheit und Geldgier drohen zum Totengräber der Demokratie zu werden. Denn diese kann ohne Medien nicht funktionieren, die einem gemeinsamen demokratischen Werte- und Verhaltenskodex verbunden sind. Sie sind es aber kaum noch.

 

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SN-Kontroverse: Vermögenssteuern drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Einführung von Vermögenssteuern sinnvoll?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Verantwortung der Vernunft

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Es gibt die Verantwortung der Vernunft. Diese speist sich aus der Einsicht in Notwendigkeiten und die klare Benennung von bestimmten Verhaltensweisen. So ist es kriminell, wenn jemand mit 300 Stundenkilometern auf der Autobahn mit einem Motorrad fährt. Noch dazu mit der Freundin oder dem Freund auf dem Beifahrersitz. Es bedarf gut ausgebildeter Sicherheitskräfte, um solche Menschen, die sich nicht und nicht an gemeinsame Spielregeln halten wollen, zu stoppen. Die Ausbildung dieser Experten ist sauteuer.

Nicht viel anders verhält es sich mit der Anhäufung von Vermögen in einem Verhältnis, das die Proportionen sprengt. In Österreich ist dies der Fall. Und die gefährliche Schieflage mahnte Bundespräsident Heinz Fischer dieser Tage an. Entstanden ist die Schieflage durch die Abschaffung der Erbschaftssteuer und die geringe Besteuerung von Vermögen in Österreich, das in diversen Stiftungen parkt.

Es gibt gute Vorschläge diese immer gefährlicher werden Schieflage in der Republik zu beseitigen. So könnte eine geringe Erbschaftssteuer mit einem Freibetrag bis zu 700.000 Euro und eine „Erbschaftsersatzsteuer" auf Stiftungsvermögen eingeführt werden. Die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, derzeit turnusmäßige Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz, schlägt eine Widmungsabgabe auf Grund vor. Recht hat sie, wenn sie sagt, dass der größte Hohn in unserem Steuerrecht ist, dass man/frau mit einem Beschluss einer Gemeindevertretung Millionär werden kann - wenn Grünland in Bauland umgewidmet wird - und dafür keinen Cent Steuer zahlt. Gerade in der „Sound of Music"- Stadt oder in der k&k Stadt Wien und dem angrenzenden Niederösterreich ein großes Problem.

Oder anderes formuliert: Wer will schon in unsicheren Slums mit seinen Enkeln Urlaub machen?


Widerlich und dumm

Andreas Unterberger

Es ist eine der widerlichsten sozialistischen Ideen, die eigene progressive Schuldenmacherei ständig durch neue Steuern finanzieren zu wollen. Obwohl uns der Staat ohnedies schon 44 Prozent unserer Leistungen durch die diversesten Abgaben raubt. Für den Privilegienstadel ÖBB, für die diversen Frühpensionsformen, für Subventionen, für die aufgeblähte föderalistische Verwaltung, um nur die vier neben den Schuldzinsen teuersten (und sinnlosesten) Dinge zu nennen.

Das ist ungeheuerlich, auch wenn man ständig gebetsmühlenartig das Wort Gerechtigkeit vor sich herplappert. Dabei vergisst man, dass die Erbschaftssteuer vom Verfassungsgericht gerade wegen ihrer Ungerechtigkeit aufgehoben worden ist.

Das Übelste daran ist, dass dieser Staat, der uns ohnedies immer mehr von unserer Freiheit nimmt, damit wieder in unseren Schubladen nach geheimem Schmuck und Golddukaten zu stöbern beginnt. Nur weil wir gespart haben.

Wer glaubt, dass er ohnedies kein Vermögen hat, irrt oft. Samt einem marktkonform bewerteten Einfamilienhaus, Auto und Sparbuch erreicht ein „Vermögen" nämlich sehr leicht die von linken Politikern vorgeschlagene Grenze von 500.000 Euro - spätestens, wenn die von der Schuldenpolitik ausgelöste Inflation diese „Werte" in die Höhe treibt. Dazu kommt, dass sie in aller Regel von schon hoch versteuertem Einkommen erworben sind, also zum zweiten Mal besteuert werden. Mafia-Banden erwischt der Staat hingegen so und so nicht.

Wer mit Grundsteuern einiger anderer Länder argumentiert, verschweigt bewusst, dass mit diesen oft kommunale Abgaben wie Kanalgebühren abgegolten werden. Und vor allem ignorieren die Vermögenssteuer-Anhänger, dass die wirklich großen Geldvermögen schneller ins Ausland transferiert sind, als die Abgeordneten ihre Gesäße zur Einführung einer Steuer heben können. Diese Vermögen nützen aber uns allen viel mehr, so lange sie im Lande sind. Mit und ohne Neidgefühle.

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Zurück zum Plastiksackerl drucken

Zuerst die gute Nachricht: Ganz im Westen und im Norden regiert noch die wirtschaftliche Vernunft. Im Rest Europas ist sie jedoch dahingeschmolzen. Anders ist es nicht zu erklären, dass jetzt auch die EU-Kommission eine Finanztransaktionssteuer vorschlägt, samt einer saftigen Erhöhung ihres Ausgabenrahmens. Und dass sie damit vielerorts auf Zustimmung stößt.

Besonders erstaunt, dass sogar der Chef der europäischen Liberalen, der Belgier Guy Verhofstadt, diese neue Steuer lobt. Der Liberalismus ist offensichtlich schon ganz schön weit herumgekommen, wenn sein oberster Repräsentant in der EU eine Steuererhöhung „einen fantastischen Vorschlag“ nennt. Dass die selbsternannten liberalen Parteien mit Liberalismus nicht mehr viel zu tun haben, sieht man freilich auch am orientierungslosen Zerfall der deutschen FDP. In Österreich haben wir sicherheitshalber gar keine liberale Partei, daher brauchen wir uns gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen, was am Jubel über neue Steuern noch liberal sein soll.

Dass die Wiener Regierung unreflektiert für eine Transaktionssteuer ist, wissen wir ohnedies schon lange. Blöd ist nur, dass jetzt die EU selbst jene Steuer kassieren will, auf die Rot und Schwarz schon gelauert haben.

Umgekehrt kommt vielleicht auch die EU mit ihrer Geldgier – die den Finanzrahmen 2014 bis 2020  aufbessern soll – zu spät. Denn Italien hat soeben in seiner Finanznot beschlossen, diese Steuer im Alleingang einzuführen. Und begreift nicht, wie sehr sich damit einer der ältesten Finanzplätze Europas selbst schadet.

Man muss jetzt jedenfalls ganz auf die eine solche Steuer strikt ablehnenden Skandinavier und Briten hoffen, damit der Unfug nicht europaweit Wirklichkeit wird. Aber derzeit wird ja in Europa offenbar jeder Unfug Wirklichkeit. Bevor die EU auf die vielen Geldverschwendungsprojekte verzichtet, lassen sich ihre Machthaber nur das einfallen, was Politikern immer einfällt: Steuern, Steuern, Steuern. Die EU-Kommission will einfach mehr Geld zum Ausgeben haben.

Und warum ist das ein Unfug? Weil die Lasten auf der europäischen Wirtschaft diese immer weniger wettbewerbsfähig machen; weil immer mehr Investitionen abwandern; weil die europäischen Länder ohnedies schon die höchsten Steuerquoten der Welt zu tragen haben; weil bis auf seltene Ausnahmen die Politik mit Geld viel schlechter umgeht als Bürger oder Wirtschaft; weil der Finanztransaktionssteuer wegen künftig viel Geld, Zeit und Gehirnschmalz unproduktiv für komplizierte Konstruktionen verschwendet werden wird, um die neue Steuer zu umgehen; weil nichts so schnell aus Europa weg ist wie Kapital; weil Finanzzentren wie Singapur oder Hongkong nur darauf warten, europäische Vermögen aufzunehmen; weil dadurch unweigerlich jede noch so harmlose Banküberweisung mit einer zusätzlichen Mittelstands-Steuer belastet wird.

Oder sollen die Menschen ihren Obolus künftig wieder im Plastiksackerl beim Finanzamt, beim Hausverwalter, beim Stromlieferanten abgeben?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Die Dummheit ist kein österreichisches Privileg drucken

Man könnte ja versuchen, es positiv zu sehen: Irgendwie ist es tröstlich, dass Dummheit kein österreichisches Privileg ist. Freilich kann man es auch sehr negativ sehen, wenn die Dummheit das gemeinsame Kennzeichen aller westlichen Gesellschaften zu sein scheint. Und wenn der diesbezügliche Unterschied zwischen den einzelnen Ländern nur ein ganz marginaler ist. Das wird indirekt auch durch die jüngste Analyse der „Financial Times“ bestätigt, derzufolge Europa wie Amerika gemeinsam gegen die steil aufsteigenden Schwellenländer untergehen werden.

Es ist jedenfalls erstaunlich, wie sehr die Politik, aber oft genug auch die Wirtschaft rundum glaubt, zwingende Logik durch populistische Phrasendrescherei ersetzen zu können. Einige neue Beispiele:

Das österreichische Parlament beschließt diese Woche die Einführung von Wartelisten bei Operationen. Niemand soll rascher drankommen, weil er zahlt beziehungsweise eine Sonderversicherung hat.

Meinen die das wirklich ernst? Dann verstehen sie absolut nichts vom Funktionieren des Gesundheitssystems. Denn die Einnahmen von Sonderpatienten sind für viele Spitäler ein Eckpfeiler der Finanzierung. Und sie sind auch für viele Ärzte ein entscheidendes Zusatzeinkommen zu eher kargen Grundgehältern. Daher werden Spitäler wie Ärzte alles tun, um weiter diese Einnahmen zu lukrieren. Selbst um den Preis, dass dann wieder einmal ein „Aufdecker“-Journalist schreibt: Es gibt sie noch immer, die Zweiklassenmedizin.

Sollte es aber wirklich gelingen, den Sonderpatienten im öffentlichen Spitalswesen jedes Privileg zu nehmen, werden diese auf private Spitäler ausweichen, die dann aufblühen werden. Hingegen wird sich an den öffentlichen Spitälern die Finanznot verschlimmern. Gleichzeitig werden die besten Ärzte von dort wegwandern, oder nur noch so tun, als ob sie im öffentlichen Spital voll arbeiten.

Da – allen Sonntagsreden von Politikern und Ärztefunktionären zum Trotz – die Marktmechanismen immer wirken, würde es auch Konsequenzen haben, wenn man als nächsten Schritt die Privatspitäler entrechtet und damit zur Schließung zwingt. Denn dann würde zweierlei passieren: Eine Gruppe würde ihre Privatversicherung kündigen und damit endgültig dem Gesundheitssystem Milliarden entziehen; eine andere Gruppe würde sich halt im Ausland rasche Operationstermine verschaffen. Denn wenn es um ihre Gesundheit geht, tun viele Menschen alles (außer gesund zu leben – aber das ist ein anderes Thema). Selbst ferne Länder wie Thailand bieten schon zahlungskräftigen Kunden jede gewünschte Operation in durchaus komfortablen Kliniken an.

Da bleibt dann unserer schlauen Politik als letzter Ausweg wohl nur noch nach dem Vorbild des alten Ostblocks die Menschen mit Stacheldraht und Selbstschussapparaten entlang der Grenzen am Verlassen des Landes zu hindern.

Ähnliche Intelligenzprobleme sind aber auch der deutschen Koalition zu attestieren: Da beschlossen die Parteichefs von CDU, CSU und FDP die Grundsätze einer Steuerreform: „Kleine und mittlere Einkommen werden zum 1. Jänner 2013 steuerlich entlastet, und wir werden die kalte Progression vermindern.“

Ganz abgesehen davon, dass Deutschland noch immer neue Schulden macht: Begreifen diese Parteien denn nicht, dass die beiden Satzteile von der Logik her absolut unvereinbar sind? Wenn man nämlich die kleinen und mittleren Einkommen entlastet, dann wird per definitionem und mit absolut zwingender Konsequenz die Progression umso schlimmer, also der Unterschied der Steuerlast, wenn man einmal mehr verdient als zuvor. Diese Progression kann man nur dadurch mildern, indem man insbesondere die höheren Einkommen entlastet – oder gleich die Flat tax einführt, die sicher die sinnvollste Steuerform wäre.

Wer nichts dergleichen tut, der nimmt vielen Menschen den Ansporn, mehr zu arbeiten, fleißiger oder kreativer zu sein. Wenn einem nicht nur absolut, sondern auch relativ immer mehr weggenommen wird, wirkt das eindeutig demotivierend. Außerdem wissen die Bezieher mittlerer Einkommen längst: Auch wenn sie derzeit noch von den allerhöchsten Steuersätzen weit entfernt scheinen, so wird sie die Inflation in absehbarer Zeit in diese Steuersätze treiben, selbst wenn sie der Kaufkraft nach gleichviel verdienen.

Zugegeben, bei den Grünen konnte man noch selten sonderliches ökonomisches Wissen orten. Aber es macht doch staunen, wenn der grüne Abgeordnete Kogler eine ganze Fernsehsendung lang unwidersprochen behaupten kann, dass die Budgetprobleme ja nur Folge der Bankenhilfe aus dem Budget seien.

Weiß der Gute nicht, dass sich selbst dann, wenn die gesamte Bankenhilfe schief gehen, also nicht zurückbezahlt werden sollte, die Staatsschuld maximal um drei Prozent erhöht? Ganz abgesehen davon, dass sowohl Raiffeisen wie Erste Bank mit großer Sicherheit die Staatshilfe zurückzahlen werden. Der Großteil des restlichen Risikos ist hingegen durch staatsnahe Banken wie insbesondere die Hypo Alpe-Adria und die staatlichen Haftungen für diese verursacht worden. Dies jener Partei ins Stammbuch, die beim Wort „Privatisierung“ den heftigsten Schüttelfrost vor lauter selbstdiagnostizierter sozialer Kälte bekommt.

Alles andere als intelligent ist auch das Verhalten der USA im Afghanistan-Krieg: Barack Obama lässt nun Tausende Truppen abziehen, obwohl es eine Halluzination sein müsste, wenn man den Krieg dort als beendet oder gar gewonnen erklärt. Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe angesichts der Rahmenbedingungen das dortige Engagement immer für einen Fehler gehalten. Aber es wird zum doppelten Fehler, wenn man so wie einst in Vietnam einfach mitten im Krieg abzieht, und damit all die gefallenen und verstümmelten Soldaten zum Opfer einer totalen Sinnlosigkeit erklärt.

All das geschieht nur, um mit besseren Karten in den nächsten amerikanischen Wahlkampf gehen zu können. Das ist vielleicht nicht unintelligent in Hinblick auf Obamas eigene Nutzenoptimierung. Aber es ist jedenfalls ziemlich beschämend.

Nächstes Beispiel an durch Populismus ersetzter Intelligenz ist die deutsche Telekom. Bei dieser sollen gerade in einem Gewaltakt drei der sieben Vorstandsposten durch Frauen besetzt werden. Das heißt nun nicht, dass Frauen im Prinzip nicht für Vorstandposten geeignet wären. Aber nach allem, was man von der deutschen Telekom hört, stand bei dieser Entscheidung zuerst fest, dass es lauter Frauen sein müssen. Statt dass man einfach den Besten sucht, ganz unabhängig vom Geschlecht.

Mit dieser Vorweg-Fixierung auf das Geschlecht reduziert man automatisch das Reservoir auf weniger als ein Viertel, in dem man nach den besten Kandidaten für den Vorstand sucht. Denn der Anteil der Frauen ist noch immer sehr überschaubar, welche die Mühen einer Managerkarriere bis zur zweiten Ebene hinauf auf sich nehmen, um dann vielleicht Vorstandschancen zu haben. Damit ist logischerweise das Risiko viermal größer, dass man nicht die optimale Lösung findet. Und selbst wenn eine der Frauen eigentlich der beste Kandidat gewesen wäre, wird ihr trotzdem unweigerlich ewig das Negativimage der Quotenfrau anhängen.

Sich dabei von irgendwelchen Frauenforschungsprofessorinnen Gutachten schreiben zu lassen, dass ein hoher Frauenanteil die Geschicke eines Unternehmens verbessert, ist nicht wirklich überzeugend. Ich habe jedenfalls genauso oft Frauen an solchen Aufgaben scheitern gesehen wie Männer. Zum Teil sehr dramatisch.

 Immerhin geht es bei der Deutschen Telekom um viel Geld von Aktionären, also überwiegend von Menschen, die damit für ihr Alter vorsorgen wollten. Machen da nicht ein paar Spitzenmanager populistische und eitle Spielchen auf Kosten dieser Aktionäre? Sie setzen dabei ja nicht eigenes Eigentum aufs Spiel. Und sie wissen genau, dass man mit solchen Spielchen am leichtesten persönlichen Applaus in den Medien bekommt.

Apropos Dummheit der Wirtschaft: Der Schwachsinn, der von so manchen Wirtschaftsführern zum Thema Gesamtschule und Migration verbreitet wird, zeigt ebenfalls, dass das Managerhirn oft nur sehr einseitig entwickelt ist.

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Fußnote 209: Der Hai als Spekulant drucken

Alfred Gusenbauer diversifiziert sich.

Bisher waren sie die Bösewichte schlechthin. In der von vielen Journalisten nachgeplapperten rot-grünen Propaganda sind „Finanzhaie“ und „Spekulanten“ noch die mildesten Ausdrücke für Risikokapitalisten. Jetzt ist freilich auch Alfred Gusenbauer, der langjährige SPÖ-Chef und kurzjährige Bundeskanzler, ein solcher. Er hat bekanntgegeben, dass er mit Freunden eine Gesellschaft gegründet hat, „um in das Geschäft mit Risikokapital einzusteigen“. Dabei will er auch Sanierungskandidaten aufkaufen – nicht gerade ein Job für Zartbesaitete, bei der man auch in Frontalkonfrontationen mit der Gewerkschaft kommt. Um nicht missverstanden zu werden: Ich halte das Stellen von Risikokapital für einen unverzichtbaren Mechanismus in einer Marktwirtschaft. Wenn niemand unter dem Risiko, auch sein ganzes Geld zu verlieren, in Dinge investiert, kann nichts Spannendes entstehen. Nur Risiko bringt unser aller Wohlstand voran. Hört man freilich die ständige rotgrüne Antikapitalismus-Hetze, dann wundert man sich, dass Menschen wie Gusenbauer eigentlich noch frei herumlaufen dürfen. Oder darf man mit dem richtigen Parteibuch in der Tasche auch ohne moralischen Makel spekulieren? Und noch eine Frage ist interessant: Was ist der wahre Gusenbauer? Der vor 2008 oder der von heute?

 

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Die Zukunft des Euro drucken

Als ich Mitte der 90er Jahre einen Halbtag an einem spannenden Seminar mit Milton Friedman teilnehmen durfte, schrumpfte der Mann in meinen Augen vom großen Mythos auf seine physische Größe zusammen. Die bekanntlich sehr gering war. Mir war klar: Der Nobelpreisträger wollte originell sein. Was immer am leichtesten geht, wenn man der großen Mehrheit der Ökonomen widerspricht.

Denn Friedman warnte die Europäer heftig vor der Einführung des Euro. Das klang nicht nur originell, sondern auch nach typischer Interessenpolitik einer Großmacht: Die USA bangten um die Rolle des Dollar als Weltreservewährung, die ihnen viele Dividenden bringt.

Seit dem Vorjahr baut sich mein Milton-Friedman-Mythos aber langsam wieder auf. Friedman hatte wohl nicht mit seiner gänzlichen Ablehnung des Euro recht, aber dennoch war seine Kritik richtig: So wie der Euro eingeführt wurde, war es ein schwerer Fehler!

Kurz darauf konnte ich in einem Hintergrund-Gespräch mit einem Euro-freundlichen Finanzminister eines großen (nicht deutschsprachigen) EU-Landes die Friedman-Thesen durchdiskutieren: Was ist, wenn Euro-Länder trotz der Maastricht-Kriterien undiszipliniert sind, wenn sie den Forderungen der Gewerkschaften ständig nachgeben, wenn sie große Defizite produzieren, wenn sie Gehälter und Preise schneller steigen lassen als andere Länder beziehungsweise schneller, als der Produktivitätszuwachs erlaubt? Ein solches Land kann ja im Euro-Raum die eigene Währung nicht abwerten. Damit fehlt die wichtigste Gegenmaßnahme, durch die früher die „Erfolge“ der Gewerkschaften regelmäßig wieder wertlos geworden sind.

Die Antwort jenes Finanzministers war richtig und logisch: „Den bestrafen die Märkte.“

Wenn Griechenland für Anleihen 23 Prozent Zinsen zahlen muss und Deutschland nur 1,6 Prozent, dann ist der Unterschied die Strafe der Märkte (auch wenn sich deren Höhe tagtäglich ändert).

Die Frage ist nur: Ist es richtig, dass auch die Europäische Zentralbank, die EU und die sich solidarisch erklärenden Euro-Staaten jetzt gemeinsam mit den Griechen diese Strafen zahlen? Sind wir da nicht genau in der Situation des in der Literatur oft beschriebenen Verschwenders, der immer Besserung schwört, wenn er den reichen Onkel anpumpt? Und der alle Schwüre vergisst, sobald er das Geld hat . . .

Erfolge und Misserfolge der Griechen 

Was haben die Strafen nun konkret in Griechenland bewirkt? Da stehen etliche Erfolge auch vielen Misserfolgen gegenüber.

Die Erfolge:

  • Die griechische Regierung hat in einem Jahr 5 Prozent des BIP eingespart. Das klingt harmlos, das hat aber fast noch nie ein Land außerhalb von Kriegszeiten geschafft.
  • Der Konsum der Griechen ist in einem Jahr um rund 15 Prozent zurückgegangen.
  • Die Importe sind sogar um mehr als 30 Prozent gesunken.

Unabhängig von der disziplinierenden Wirkung von Strafen kommt auch aus einer anderen Ecke ein Hoffnungsstrahl: Den Griechen dürfte im Sommer 2011 ein Tourismus-Boom bevorstehen: Die Buchungen sind trotz der Abschreckung durch Fähren- und Fluglotsenstreiks stark gestiegen. Dieser Boom ist Folge der noch viel größeren Skepsis der Touristen gegenüber Ägypten und Tunesien.

Positiv ist prinzipiell auch, dass die Miteuropäer diesmal schon Monate vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit Griechenlands Maßnahmen zu diskutieren begonnen haben. Sie tun sich freilich dennoch mit der Antwort schwer. Denn die übereilte und falsche Husch-Pfusch-Aktion des Mai 2010, als Griechenland 110 Milliarden Hilfe zugebilligt worden sind, erweist sich immer mehr als katastrophaler Fehler mit langfristigen Folgen. Und diese können nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Den Erfolgen stehen viele Negativa gegenüber:

  • Griechenland hat erst ein volles Jahr nach dem ersten Hilfspaket die Investmentbank fixiert, die das Land bei der versprochenen Privatisierung beraten soll. Das ist keinesfalls ein Zeichen von Ernsthaftigkeit.
  • Eine griechische Ministerin hat zugegeben, dass auch heute noch für tausende Leichen Gehälter oder Pensionen kassiert werden.
  • Die vielen Hinweise auf Korruption und Nachlässigkeiten bei der Steuereintreibung sind nicht geringer geworden.
  • Trotz der harten Maßnahmen sind die exorbitanten Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst Griechenlands seit der Einführung des Euro noch immer nicht ganz kompensiert worden (Im Vergleich zu deutschen Beamten haben die griechischen seit Einführung des Euro 30 Prozent mehr Gehaltserhöhungen bekommen).
  • Die aggressiven Streiks und Demonstrationen gegen die Sparmaßnahmen zeigen, dass ein guter Teil der Bevölkerung noch keineswegs den Ernst der Lage erkennt.

Neben diesen Enttäuschungen sollte man auch die gefährlichen und noch viel wichtigeren psychologischen Wirkungen einer neuen Griechenland-Hilfe auf andere Euro-Staaten nicht ignorieren. Diesen wird ein ganz falsches Signal gesendet: „Es gibt immer einen, der Euch herauspaukt.“ Das ist in einem Europa, welches das Prinzip Eigenverantwortung ohnedies weitgehend verlernt hat, sehr gefährlich.

Noch schlimmer aber ist, dass die EZB als Hüterin der Stabilität umgefallen ist. Sie hat mit Taschenspielertricks die eigenen Regeln und den eigenen Auftrag umgangen und steht nun mit einem Tresor voller wertloser griechischer Staatspapiere da. Auch wenn die genaue Summe geheimgehalten wird, ist klar, dass die EZB bald Bedarf an Kapitalerhöhungen haben wird. Die Zentralbank wurde als Mülldeponie missbraucht. Und sie ließ es sich gefallen.

Keine Euro-Krise, sondern eine Schuldenkrise

Rund um den Mai 2010 gab es fast keinen Politiker, der die Hilfsaktion für Griechenland nicht damit begründet hätte, dass man damit den Euro rette. Das war aber die Unwahrheit. Es gab und gibt keine Euro-Krise, sondern eine schwere Schuldenkrise vieler Staaten (in und außerhalb der EU). Diese Krise wäre auch ohne Euro schlagend geworden. Das Wort Euro-Krise haben nur die Spin-Doctoren der Politik zur Ablenkung von der politisch verursachten Schuldenkrise erfunden. Die Euro-Gegner hingegen wollen durch dieselbe Wortwahl etwas ganz anderes bewirken, nämlich gleich den Euro zu killen.

Viele Industrieländer bekommen heute aber in Wahrheit die Rechnung dafür serviert, weil sie verleitet von populistischen Politikern massiv über ihre Verhältnisse gelebt haben. Das trifft – mit nationalen Unterschieden – in den meisten Ländern sowohl die staatliche wie auch die private Verschuldung.

Diese Schuldenkrise muss zu dramatischen Folgen führen, deren Details freilich noch offen sind. Am wahrscheinlichsten ist eine signifikante Intensivierung der Inflation. Durch eine Inflation können viele europäische Staaten ihre Schulden am leichtesten in den Griff bekommen. Das gilt tendenziell auch für die derzeitigen Vorzugsschüler Deutschland, Niederlande und Österreich.

Die Einführung des Euro ist hingegen trotz der Schuldenkrise vieler Länder ein großer Erfolg: Sie hat vor allem den Industrie-orientierten Ländern eine starke Verbesserung der Handelsbilanz ermöglicht. Die Importländer können ihnen nicht mehr durch ständige Abwertungen den Markt rauben. Exporteure sparen ferner teure Transaktionskosten, etwa die Absicherung gegen Währungsschwankungen.

Aber dennoch ist klar: Rund um die Einführung des Euro sind katastrophale Fehler begangen worden, die heute seine Erfolge überschatten. Der zentrale politische Fehler war, dass die eigenen Regeln nicht ernst genommen worden sind. Man hat dadurch auch viele solcher Länder in den Euro-Raum aufgenommen, welche die Bedingungen nicht erfüllen.

Es hat zwangsläufig negative Beispielsfolgen, wenn Politiker die selbst gesetzten Regeln ignorieren. Wer einmal lax bei den Regeln ist, wird meistens nie mehr ernst genommen.

Die wichtigsten Regelbrüche:

-         Die laut propagierten Stabilitätskriterien wurden in Wahrheit ignoriert. Es wurden von Anfang an Staaten aufgenommen, welche die Maastricht-Kriterien nicht einmal annähernd erfüllten. Dennoch hat damals die EU-Kommission dem Rat Land für Land „empfohlen“, die Kriterien „für eingehalten zu erklären“. Obwohl sie eindeutig nicht erfüllt waren.

-         Man hat ebenfalls auf Konsequenzen verzichtet, als später die beiden Schwergewichte Deutschland und Frankreich gegen diese Kriterien verstießen. Was vielen anderen erst recht Mut zur Sünde machte.

-         Im Mai 2010 wurde die No-Bailout-Klausel brutal verletzt. Der Artikel 125 des EU-Vertrages verbietet es ja ausdrücklich, dass die EU oder Mitgliedsländer für die Schulden eines anderen Mitgliedslandes einstehen.

-         Man hat auch seither die eigene Glaubwürdigkeit weiter demoliert: Die Zeitungsarchive sind voll der Ankündigungen, dass Griechenland, Irland, Portugal keine Hilfe benötigen – bis es wenige Tage später immer ganz anders war.

-         Man hat Griechenland nach dem Mai 2010 viel zu lang scharfen Druck in Richtung auf echte Reformen erspart.

Dafür wurde an einer anderen EU-Regel festgehalten: nämlich an der Notwendigkeit einer nationalen Kofinanzierung, wenn ein Land EU-Förderungen in Anspruch nehmen will. Die Griechen haben aber kein eigenes Geld mehr für diese Kofinanzierung und dadurch für sie reservierte Milliarden aus dem EU-Budget verloren. Das ist zwar eine an sich sinnvolle Regel – sofern man akzeptiert, dass die EU eine Transferunion ist, in der Länder und Regionen vor allem im Süden des Kontinents seit Jahrzehnten von Zuschüssen anderer leben und dadurch der Selbstverantwortung total entwöhnt worden sind. Aber im Falle Griechenlands zeigt die Kofinanzierungsregel, dass sie jedenfalls nicht immer sinnvoll ist.

Wie auch immer die Causa Griechenland weitergeht: Es gibt große Gefahren für die Stabilität auch vieler anderer europäischer Staaten. Es gibt aber keine unmittelbare Gefahr eines Zerfalls des Euro. Die nach einem Zahlungsausfall Griechenlands erwarteten wilden Kursausschläge der Währung werden sich binnen kurzem wieder stabilisieren. Der Euro wird erst dann zerfallen, wenn die EU als Ganzes zerfällt. Was freilich – aus ganz anderen Gründen – nicht mehr so unwahrscheinlich ist wie vor zehn Jahren.

Viel größer ist aber jetzt schon die Gefahr, dass Staaten ihre riesigen Schuldenlasten nur noch durch Inflationierung loswerden können. Sie wollen das auch insgeheim. Denn es ist praktisch, wenn man edle Ziele wie Euro-Rettung und Solidarität vorschieben sowie den Handel und „Spekulanten“ als Schuldige geißeln kann, statt sich selbst zur Verantwortung für die eigene Schuldenwirtschaft bekennen zu müssen.

(Dieser Text erscheint in einer ausführlichen Version in „Der Hauptstadtbrief“ einem in Berlin erscheinenden Dienst für Top-Entscheidungsträger.)

 

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Ein Abschied, Habsburg und die Zukunft Österreichs drucken

Es ist wie ein endgültiger Abschied von einem großen Österreich. Der Tod Otto Habsburgs erinnert an ein Österreich der Geschichte und der Werte, auch wenn die Monarchie keineswegs romantisiert oder verklärt werden sollte. Aber um es banal zu sagen: Sich mit dem soeben friedlich entschlafenen Kaisersohn über Gott und die Welt – und vor allem Europa zu unterhalten, war allemal spannender, als einen Heinz Fischer oder gar einen Werner Faymann zu was auch immer zu hören. (Mit nachträglicher Ergänzung am Ende).

Ich habe es nie über die Lippen gebracht, ihn während unserer Begegnungen mit Kaiserliche Hoheit, Erzherzog oder gar Majestät anzusprechen, wie es so manche tun. Ich habe ihn auch nicht als einen der überragendsten politischen Denker eingestuft, für den ihn einige seiner Abstammung wegen gleichsam automatisch hielten. Unterwürfigkeit ist nicht die Sache eines liberalen Bürgers.

Gleichzeitig habe ich aber immer hohen Respekt für die Würde empfunden, die dieser Mann ausgestrahlt hat, für seinen unerschütterlichen Glauben an die Religion, an Anständigkeit, an die Sendung der mitteleuropäischen Völker.

Und noch mehr Hochachtung habe ich vor seiner Biographie. Dabei stehen weniger die Bilder des gelockten Otto an der Seite von Kaiser Karl in den Stunden der Agonie der Monarchie im Zentrum. Größere Bedeutung haben die für die Republik Österreich beschämenden Umstände der Vertreibung des Hauses Österreich aus ihrer Heimat. Aber vor allem habe ich tiefe Hochachtung vor jenem Mann, der nach Engelbert Dollfuß die mutigsten und ernsthaftesten Anstrengungen unternommen hat, um Österreich vor dem Zugriff der Nazis zu retten, und um einen spürbaren österreichischen Widerstand gegen die Hitler-Diktatur zu organisieren.

Und emotional wird alles noch übertroffen durch die Empörung über den beschämenden Umgang auch der zweiten Republik mit der Familie Habsburg. Die jahrzehntelange Aussperrung, der österreichische Pass „gültig für alle Länder der Welt außer Österreich“: Das sind zu allermindest Zeichen einer schweren Kollektivneurose, von der vor allem die heimische Sozialdemokratie gebeutelt wird – oder worden ist. Dahinter steht aber natürlich auch das schlechte Gewissen einer Diebsbande, die den Habsburgern nicht nur das Staats-, sondern auch das Privatvermögen abgenommen hatte. Und die ob ihrer Beute kein schlechtes Gewissen haben will.

Otto musste als Folge dieses Verhaltens der Republik jahrzehntelang von der Unterstützung aufrechter Freunde, etwa von jener des inzwischen ebenfalls hochbetagt verstorbenen Unternehmers Herbert Turnauer leben. Umso eindrucksvoller war die würdevolle und hassfreie Reaktion Ottos, wenn man ihn darauf ansprach.

Immer wieder befällt mich nach wie vor das Gefühl der Schande, wenn ich sehe, wie heute die Bundespräsidenten die Hofburg benutzen, wie sie voller Stillosigkeit bei ihren großen Banketten auf dem Familienservice der Habsburger servieren lassen, als wäre es das eigene.

Soll Österreich wieder zur Monarchie zurückkehren? Nun, es wäre naiv, darin eine Lösung für die großen Probleme des Landes zu sehen, an denen die Politik derzeit so grandios scheitert. Eine Monarchie in Zeiten wie diesen hätte sicher primär touristische Dimensionen.

Sie würde aber – wie man an den anderen „regierenden“ Herrscherhäusern sieht – darüber hinaus auch eine beruhigende und stabilisierende Wirkung ausüben. Sie würde vor allem signalisieren, dass dieses Land mit sich und seiner Geschichte endlich ins Reine gekommen ist. Dann würden Staatshistoriker nicht mehr auf die Idee kommen können, ein – ohnedies nie realisiertes – Haus der österreichischen Geschichte erst im Jahr 1918 beginnen zu lassen.

Eine Monarchie würde uns last not least auch das Gift so mancher Bundespräsidentschaftswahlkämpfe ersparen, wo vor allem die politischen Mordversuche der SPÖ an Kurt Waldheim Österreich jahrzehntelange Narben zugefügt haben. Wahlkämpfe sind dann besonders für Niedertracht anfällig, wenn es nur um Personen geht, und fast überhaupt nicht um Sachfragen und Gesetzgebungskompetenz.

Das heißt freilich nicht, dass ein Habsburger sonderlich klüger wäre als gewählte Politiker. Es hat auch ganz jammervolle Herrscher aus dieser Familie gegeben. Dennoch ist es unbestreitbar, dass die republikanische Staatsform Abnutzungserscheinungen zeigt, dass in den nächsten Jahrzehnten der Wert der geistigen und politischen Identität an der Spitze eines Staates noch stärker erkannt werden wird. Ganz unabhängig davon, ob mit dieser Spitze auch konkrete juristische Macht verbunden ist oder nicht.

Ein libertärer Ökonom hat es einmal recht zynisch (und sicher stark übertreibend) formuliert: Monarchen müssen nicht wie gewählte Politiker danach trachten, sich und ihre Anhänger binnen vier oder fünf Jahren zu bereichern, sondern sie haben generationenlang Zeit, Reichtum zu akkumulieren.

Ein Schritt Richtung Monarchie ist aber nur dann realistisch, wenn er von der großen Mehrheit der Bevölkerung getragen wird, und wenn er nicht von großen Gruppen als verhasst empfunden wird. Es gibt jedoch Gruppen in diesem Land, die Österreich lieber untergehen lassen, als selbst klüger zu werden oder eigene Fehler einzugestehen. Daher wird dieser Schritt wohl nie getan werden.

Nachträgliche Ergänzung: Eigentlich sollte man sich schon daran gewöhnt haben, aber es macht noch immer fassungslos: Die "Zeit im Bild" berichtete zwar rund zehn Minuten über Ottos Tod, brachte es dabei aber fertig, den Habsburg-Kannibalismus der SPÖ mit keinem Wort zu erwähnen. Dabei war das in den 60er Jahren eine der schwersten politischen Krisen in der Endphase der ersten großen Koalition, samt einem bedenklichen Frontalzusammenstoß zweier Höchstgerichte. Diese Art der Berichterstattung erinnert an die einstigen Bilder der Ehrentribüne bei den Aufmärschen der KPdSU in Moskau: Da wurden Parteibonzen einfach wegretuschiert, wenn sie in Ungnade gefallen waren. Die SPÖ-Bonzen im ORF radieren zentrale Episoden der Geschichte weg, wenn sie ihnen nicht mehr passen. Nur große Dialektiker können darin auch etwas Positives sehen: Die Partei geniert sich offensichtlich mittlerweile für das Motto vieler ihrer Maiaufmärsche "Unser Motto: Raus mit Otto!" Und Wahrheit oder Objektivität hatten ja auch im kommunistischen Moskau keinen Stellenwert im dortigen Pseudo-Journalismus gehabt.

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ORF und Rathaus: ein österreichisches Sittenbild drucken

Ein neues Quoten-Tief beim ORF und ein Arbeitslosigkeits-Hoch in Wien. Das hängt nur scheinbar nicht zusammen. Mit diesen zwei Fakten lässt sich jedoch ein sehr anschauliches österreichisches Sittenbild zeigen.

Beginnen wir mit Wien. Während fast ganz Österreich derzeit in einer von Deutschland aus überraschend stark strahlenden Konjunktursonne badet, während die Konjunkturforscher ihre Prognosen neuerlich nach oben revidieren mussten (was bei deren Prognose-Verlässlichkeit freilich an sich nicht viel heißt), während österreichweit die Arbeitslosigkeit stark abnimmt: Genau in dieser Zeit nimmt die Arbeitslosigkeit in Wien (und Kärnten) stark zu. In der Bundeshauptstadt tut sie das gleich um starke 6,9 Prozent.

Diese Zahl ist nun keineswegs ein zufälliger Ausreißer, sondern Fortsetzung eines anhaltenden Trends. Ist doch in Wien die Arbeitslosigkeit seit langem viel, viel höher als im Rest des Landes, also nicht nur während der Aufwärtsphase eines Konjunkturzyklus, wie jetzt von den SPÖ-Propagandisten ausgestreut wird.

Die hohe Arbeitslosigkeit in Wien ist mit absoluter Sicherheit Folge der tief verwurzelten wirtschaftsfeindlichen Gesinnung der Wiener Machthaber. Signifikant war etwa ein Ausspruch des aus dem Wiener Rathaus stammenden Bundeskanzler-Darstellers, als dieser einmal – ungewöhnlicherweise – auf Leistung und Leistungsträger zu sprechen kam: Die Berufe, die ihm dazu einfielen, waren nämlich fast durchwegs Tätigkeiten im öffentlichen Dienst. Das zeigt wieder einmal, dass die Sozialisten einfach nicht begreifen können, wo wirklich Wertschöpfung entsteht, durch die einzig und allein dann auch die Beamten und vieles andere mehr finanziert werden können.

Von der wirtschaftsfeindlichen Gesinnung dieser Stadt kann auch jeder ein Lied singen, der in Wien ein Unternehmen starten oder ein Haus bauen will. Wer nicht schmiert, wird schikaniert. In den meisten anderen Bundesländern – vor allem jenen im Westen mit Oberösterreich an der Spitze – geht es hingegen viel schneller und sauberer zu.

Szenenwechsel zum ORF. Dieser erreichte im Juni mit einem Marktanteil von nur noch 33,4 Prozent seinen absoluten Tiefpunkt. Die Führungs-Mannschaft des Alexander Wrabetz hat hingegen bei Amtsantritt einen Marktanteil von wenigstens noch 40 Prozent versprochen. Was Rot und Grün und offenbar auch Orange freilich nicht abhält, Wrabetz wiederzuwählen.

Die Österreicher müssen zwar alle nur für den ORF Zwangsgebühren zahlen, aber schon zwei von drei Landsleuten schauen im Schnitt anderen Sendern zu, also ausländischen oder den langsam doch wachsenden österreichischen Privatsendern.

Viele Zeitungen haben dem in ihren Berichten darüber den vom ORF ausgestreuten Beschwichtigungshinweis hinzugefügt, dass zumindest die „Zeit im Bild“ einen höheren Marktanteil erzielt habe als im Vorjahr. Dazu muss man freilich zweierlei wissen: Erstens trauen sich die Zeitungen nicht, sich allzu kritisch mit dem ORF anzulegen, weil sie sonst dort nicht zitiert werden oder auftreten dürfen. Und zweitens lässt sich dieser relative ZiB-Erfolg ganz einfach damit erklären, dass im Vorjahr die Fußballweltmeisterschaft viele Menschen von der ZiB weggelockt hatte. Da ist es eine zwangsläufige Automatik, dass dann ein Jahr später wieder einige zur Hauptnachrichtensendung zurückkehren. Die katastrophale und elegant übergangene Wahrheit ist aber, dass auch ohne WM die Zeit im Bild nur noch eine Minderheit der Österreicher als Zuseher findet. Obwohl dort eigentlich der Anspruch des ORF auf das Gebührenprivileg kulminieren sollte.

Was ist nun aber die Querverbindung zwischen diesen beiden überaus aufschlussreichen Zahlen? Dieser zeigte sich in der einzigen „Zeit im Bild“ der Vorwoche, die ich mir in altem Pflichtbewusstsein angetan habe (der Rest blieb mir durch eine Fülle anderer Aufgaben erspart).

In dieser Sendung wurde breit über die eingangs angesprochenen Juni-Zahlen des Arbeitsmarkts berichtet. Dabei zeigte sich ganz das journalistische Elend des Wrabetz-ORF. Da wurde nicht nur im Ton eines Regierungspropagandasenders formuliert. Da wurde auch kein Wort darüber verloren, dass das vor allem mit den noch viel steileren Zuwächsen in Deutschland, dem weitaus wichtigsten Wirtschaftspartner des Landes, zu tun hat. Und da wurde vor allem die Wiener Arbeitslosigkeits-Katastrophe nicht angesprochen.

Solche Manipulationen, einseitige Darstellungen und Unterdrückungen wichtiger Fakten werden in Einzelfällen von den Zusehern meist übersehen. In der ORF-üblichen Regelmäßigkeit und Häufung (die man praktisch täglich aufzeigen könnte) wird das aber durchaus auch von einfachen Staatsbürgern gespürt. Diese verlieren daher zunehmend das Interesse an einem desinformierenden Propagandasender. Sie wenden sich vom Fernsehen ab, und wenn sie doch noch Fernsehen, wenden sie sich vom ORF ab.

Mit anderen Worten: Nur damit die SPÖ nicht böse ist, verspielt man das Vertrauen der Kundschaft, die normalerweise die wichtigste Basis der Existenzberechtigung eines Mediums sein sollte. Zugegeben: Neben der Rücksicht auf die SPÖ ist es auch die linksradikale und Grün-Einstellung der Redakteurs-Mehrheit, die der Erosion des ORF Vorschub leistet (und die oft weit über den biederen Mainstream der Faymann-Häupl-SPÖ hinausgeht).

Dieser Tage zeigte noch ein weiteres starkes Indiz, dass für die um ihre Wiederwahl kämpfende ORF-Führung vor allem der starke Mann der SPÖ im Wiener Rathaus wichtig ist. Und nicht die unternehmerischen Interessen des größten Medienbetriebes Österreichs. Der ORF erwarb nämlich eine Option zur Übersiedlung auf ein neues Grundstück in St. Marx. Dort will ihn das Rathaus mit aller Gewalt hinbringen, um das dortige Stadtentwicklungsprojekt endlich mit Leben zu füllen. Was angesichts der erwähnten Feindschaft des Rathaus-Apparates gegen die Privatwirtschaft wie bei vielen anderen planwirtschaftlichen Vorhaben der SPÖ-Bürokratie nicht gelingt. Ziehen doch sogar immer mehr Europazentralen von Konzernen aus Wien ab.

Für den ORF tut es bei dieser Entscheidung absolut nichts zur Sache, dass St. Marx die weitaus teuerste Variante für seine bauliche Zukunft ist. Wenn das Geld wieder einmal aus ist, erhöht man halt wieder einmal die Gebühren oder greift wieder in die Budgetkassa. Das ist ja immer noch gelungen.

PS: Ach ja, fast hätte ich es übersehen: In Wien regieren neuerdings auch die GrünInnen mit. Und die haben nun durchaus etwas gegen die Arbeitslosigkeit getan, zumindest jene unter ihren Parteigängern: Sie schaffen den Posten eines „Fahrradbeauftragten“. Das wird eine „Führungsposition“, wie betont wird, was immer eine Umschreibung für einen besonders hohen Gehalt zu Lasten der Steuerzahler ist. Mit diesem Führer wird der Terror der Fahrradlobby in Wien mit Sicherheit freilich noch schlimmer: also der auf Gehsteigen dahinzischenden Radfahrer, der gegen Einbahnen fahrenden Radfahrer, der Ampeln und Vorrangzeichen missachtenden Radfahrer, der nächtens ohne Licht fahrenden Radfahrer und der kaum benutzten Fahrradständer, die der Wohnbevölkerung Parkplätze rauben.

PPS: Am Sonntagabend durfte man schon wieder intensiv über den Links-ORF staunen (was sollte man bei diesem Wetter auch sonst tun?). Die ZiB berichtet über die Sankt Pöltner Gemeinderatswahl, verschweigt dabei aber die Verluste der Grünen. Dabei haben diese rund ein Drittel ihrer Wähler verloren, was absolut wie relativ das weitaus schlechteste Ergebnis einer Partei war. Jetzt wissen halt auch die Sankt Pöltner, was sie von der sogenannten Information im ORF zu halten haben. Dass am gleichen Tag Heinz Fischer nur zwei linksgerichteten Journalisten in der Pressestunde gegenübersaß, ist dort ja geradezu schon Routine.

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Kleine Unappetitlichkeiten erhalten den Brechreiz drucken

"Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen." Dieser Qualtinger-Ausspruch kam mir in den Sinn, als ich dieser Tage folgende drei Meldungen las.

Meldung 1: In Bremen trat der 52jährige Umweltsenator Reinhard Loske (Bündnis 90/Die Grünen) zurück, um seinem Nachfolger, Parteifreund und Altersgenossen Dr. Joachim Lohse "die Amtsgeschäfte ordentlich zu übergeben".

Meldung 2: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) fährt seit ca. einem Jahr einen BMW 750Li als Dienstwagen.

Meldung 3: Der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele (Bündnis 90/Die Grünen) versucht seit vielen Wochen, den Tod des Deutschen B.E. aufzuklären, der bei einem US-Drohnenangriff in Pakistan im vergangenen Herbst ums Leben gekommen sein soll.

An keiner dieser Meldungen erkennt man auf den ersten Blick Ungewöhnliches oder gar Aufregendes. Aber wenn man genauer hinschaut …

Zum Beispiel Bremen. Wäre Herr Loske nur einen Tag früher zurückgetreten, wäre seine Senatoren-Rente um fast 1000 Euro pro Monat oder 45 Prozent(!) niedriger gewesen, also pro Jahr um ca. 10.000. Bei Erreichen der durchschnittlichen Lebenserwartung sind das immerhin 160.000 Euro weniger Belastung für den Bremer Steuerzahler. Zugegeben, noch kein Eckhaus, aber doch ein Vorgang mit Hautgout für die Erfinder des "Konsumverzichts". (Seinen Rücktritt hatte der geldgierige Umweltschützer übrigens schon vor mehr als einem Monat angekündigt.)

Was aber die schwallartige Entleerung des Mageninhalts in Gegenrichtung noch viel mehr befördert, ist die Tatsache, dass das hochverschuldete Bremen seinen Senatoren günstigere Pensionsregelungen zugesteht als anderswo, während der Senat lauthals nach finanzieller Hilfe des Bundes schreit. Da wiehern ja die Stadtmusikanten!

Zum Beispiel Berlin. Während die Stadt finanziell am Zahnfleisch geht und ebenfalls nach der Muttermilch des Bundes plärrt, lässt sich Herr Wowereit mit sage und schreibe 407 PS über Berlins holprige und verwahrloste Strassen schaukeln. Ohne die für Staatskarossen üblichen Extras wird dieser Luxus schon in den nackten Preislisten des Herstellers mit schlappen 100.000 Euro bewertet. Selbst die flotten Berliner Taxis bringen es im Schnitt nur auf 130 Pferdestärken, was den allermeisten Selbstzahlern völlig ausreicht.

Hier erzeugt vor allem das Brechreiz, was hinten dabei rauskommt: Nämlich nicht weniger als der doppelte CO2-Ausstoß der geltenden EU-Richtlinien! Das erinnert verdammt an die unselige DDR: Die Straßen (und die Taschen) voller Löcher, aber die linken Oberbonzen wacheln dem blöden Volk milde aus den Nobelkarossen zu.

Zum Beispiel Ströbele. Man muss wissen, dass es sich bei dem "Deutschen B.E." um niemand anderen handelt als um einen gesuchten islamistischen Radikalinski, einem Mitglied der sogenannten "Hamburger Reisegruppe", wie das Bundeskriminalamt die Mitglieder dieser Bewegung nennt, die ganz Deutschland im vorigen Herbst in Terrorangst versetzt hatte. Einem Wochenmagazin liegt nun eine fröhliche e-Mail-Korrespondenz vor: zwischen dem ehrenwerten Bundestagsabgeordneten und dem gleichfalls mit internationalem Haftbefehl behördlich verfolgten Emrah E., einem Bruder des angeblich Ermordeten.

Schon in Zeiten der Baader-Meinhof-Bande wurde Ströbele von Gerichten verurteilt, weil er am Aufbau der Informationsstrukturen dieser Gruppe als Anwalt fleißig mitgewirkt hatte. Der gleiche Ströbele bezeichnete natürlich auch die Hinrichtung Osama bin Ladins als rechtwidrig; der gleiche Ströbele fordert natürlich auch den sofortigen Rückzug aus Afghanistan. Und der gleiche Ströbele beantwortet Presseanfragen zu seiner Terroristen-Korrespondenz mit der Bemerkung: Er "habe jetzt keine Zeit dafür". Das riecht nicht mehr, das stinkt bereits. Welches Volk vertritt der Herr Bundestagsabgeordnete der Grünen nun wirklich? Das deutsche kann es gewiss nicht sein.

Drei scheinbar harmlose Meldungen. Doch wem hier nicht übel wird, der braucht wohl dringend einen Arzt!

Frank Walsleben ist ein deutsch-österreichischer Publizist in Berlin.

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Nein, es waren nicht die Hacker - aber was war es bei der SPÖ? drucken

Vielen Dank für die vielen besorgten Reaktionen. Nein, diesmal waren es nicht die Hacker, welche das Tagebuch lahmgelegt haben. Es waren vielmehr wirklich die Programmierarbeiten für die Neugestaltung der Homepage, die leider viel länger gedauert haben als geplant. Eigentlich hätten sie in den Morgenstunden beendet sein sollen. Bitte um Entschuldigung. Alle Abonnenten bekommen diesen Tag natürlich geschenkt. Aber apropos Hacker und deren diesmalige Opfer:

Sofort bei Bekanntwerden der Attacke hat meine ganze Sympathie den vom jüngsten Hacker-Angriff betroffenen Parteien gehört, vor allem der SPÖ als am meisten in Mitleidenschaft gezogenes Opfer der Verbrecher aus dem Dunkel. Und meine ganze Antipathie gehört (weiterhin) den Hackern, die hoffentlich jetzt endlich bald erwischt werden.

Jedoch hat die SPÖ sofort wieder jede Sympathie verspielt – zwar durch eine unglaubliche Reaktion ihres "Kommunikationschefs", eines Herrn Oliver Wagner. Der hat doch glatt Folgendes behauptet, was jedenfalls in mehreren Medien ähnlich zitiert wird: "Dass die Gruppe "Anonymous" gerade die SPÖ angegriffen hat, findet man bei den Sozialdemokraten seltsam, habe sich doch gerade diese Bewegung dem Kampf gegen das Großkapital verschrieben und da fühle man sich eigentlich nicht angesprochen."

Dieser Satz zeigt wieder, welch unglaubliche Präpotenz und Heuchelei in dieser Partei herrscht. Denn der Satz heißt ja nichts anderes als: Solange ihr das Großkapital angreift, geht das schon in Ordnung, aber unter Gesinnungsgenossen gehört es sich doch nicht. Und diese Partei darf bestimmend dieses Land regieren!

Ganz abgesehen von der Frage, was eigentlich dieses von der SPÖ zum Abschuss freigegebene Großkapital sein mag: die ÖBB als personalgrößte Aktiengesellschaft des Landes, die Bawag, Infineon, das Androsch-Imperium?

Fast muss man sagen, es ist ein Glück, dass jetzt die SPÖ das Opfer ist. Denn da wird sich endlich die parteipolitisch nicht gerade neutrale Wiener Staats- und Oberstaatsanwaltschaft vielleicht doch einmal zu schärferem Durchgreifen entschließen. Diese agiert ja sonst sehr selektiv. Man stelle sich nur den Unterschied in der Reaktion vor, wären bloß FPÖ oder ÖVP das Ziel der Internet-Piraten gewesen.

Im übrigen gibt es damit wieder eine kleine Hoffnung, dass der Mafia-Paragraph nun doch nicht abgeschafft wird, was (natürlich) die Linksparteien, aber seltsamerweise auch die drei Parteien der Rechten planen. Sie wollen mafiöse Bandenbildung wieder straffrei machen, wenn keine Bereicherung vorliegt.

Aber das mafiöse Verhalten der Hacker ist mindestens genauso schlimm wie jenes der klassischen Mafia. Sie bedrohen in ihrer postpubertären Spiel- und Aggressionslust die gesamte moderne Kommunikation. Sie richten gewaltigen finanziellen Schaden an, sie bedrohen Rechtsstaat und Demokratie. Da wäre es ja wohl eine mehr mehr als unsachliche Differenzierung, wenn die Hacker-Banden straffrei davonkommen sollten, nur weil sie sich halt (vorerst) nicht persönlich bereichern wollen – was aber mit dem von ihnen akkumulierten Knowhow so leicht ginge wie ein Terroranschlag nach Besuch eines Terrorcamps.

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SN-Kontroverse: die nächste Griechenland-Hilfe drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel: 

Ist die Hilfe Europas für Griechenland richtig?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Was kostet der Frieden?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Vor zwanzig Jahren tobte in Südosteuropa ein Bürgerkrieg. Unendlich grausam wie jeder Krieg. Mit Opfern, deren Namen keiner mehr nennt. Wie es dazu gekommen ist wenige Monate nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, die Eigendynamik der geschürten Nationalismen und der sich aufschaukelnden Grausamkeiten, die tief sitzende Menschenverachtung der Kriegstreiber - egal auf welcher Seite sie zu finden sind - hat jetzt der seinerzeitige Kriegsberichterstatter auf dem Balkan, Friederich Orter, in seinem hervorragenden Dokufilm „Waffenruhe" in der ORF-Reihe Menschen und Mächte nachgezeichnet. Ohne großartige Schuldzuweisungen an eine der nationalistischen Seiten. Der Film zeigt was Krieg ist: Für jede Frau, für jeden Mann, für jedes Kind; selbst viele, viele Jahre danach.

Mitursachen für diesen Krieg in Europa am Ende des 20. Jahrhunderts, der viele geistige Väter und Mütter auch in der EU hatte, waren das ökonomische Desaster und der mangelnde politische Wille zum Zusammenhalt in Ex-Jugoslawien. Große ökonomische Misswirtschaft erzeugt Korruption, nährt Privilegienritter und Ungerechtigkeiten, diese wiederum ist Nährboden für extrem ungleiche Gesellschaften mit wenigen Superreichen und vielen Darbenden. Das ist und war und wird es immer bleiben: Der Sumpf in dem Nationalisten, Faschisten, linke und rechte Diktatoren, Revolutionäre und Reaktionäre mit stumpfsinnigen Parolen Gehör bei den Massen finden. Und der Schlachtruf mit denen diese dann ins Gemetzel geschickt werden ist stets der gleiche: Seht her, Dein Nachbar, Deine Nachbarin hat mehr und lebt besser! Nehmt es ihnen weg! Griechenland brennt. In der Nacht auf Donnerstag gab es 150 Verletzte. Diesen Brand zu löschen ist JETZT Aufgabe Europas. Damit es kein Flächenbrand wird. Noch geht es hoffentlich mit Geld.


Die Pleite kommt – je später umso ärger

Andreas Unterberger

 Bei einer Pleite Griechenland gibt es einen Schock, der uns alle teuer kommt." Ein an sich richtiger Satz. An ihn glaubend lässt Europa zur weitere 120 Milliarden Euro springen - und mehr: Auch die freiwillige Beteiligung privater Gläubiger wird dadurch erkauft, dass diese für Teile ihrer Forderungen an Athen nun europäische Garantien bekommen.

Dieser erste Satz braucht freilich dringend auch noch den zweiten Teil, damit er zur ganzen Wahrheit wird: „Griechenland ist schon im Zustand der Pleite, sodaß der Schock jedenfalls eintreten muss - je später umso ärger." Das Land ist so überschuldet, dass es seine Schulden nie zahlen kann. Es sei denn, man stürzt den Euro in eine Inflation, die alle Schulden in ein Taschengeld verwandelt. Dem schon verlorenen Geld weiteres gutes Geld nachzuwerfen, löst normalerweise als Konkursverzögerung und Untreue (in diesem Fall zu Lasten der Steuerzahler) Strafhaft aus.

Politik und Notenbanken können nicht bestraft werden. Schließlich macht die Politik selbst die Strafgesetze. Warum aber tun sie es überhaupt? Weil sie der Stunde der Wahrheit so lange wie möglich zu fliehen versuchen. Sie hoffen, dass der dann unweigerlich noch viel schlimmere Crash nicht mehr ihnen angelastet wird. Noch mehr fürchten sie die Erkenntnis der Bürger, dass auch anderswo griechische Politik gemacht wird: steigende Staatsverschuldung, Verstecken von Staatsschulden, zu niedrige Zinsen, zu hohe Sozialausgaben, den Produktivitätszuwachs übersteigende Lohnerhöhungen, Überregulierung, zu späte Privatisierungen. Da diese Sünden fast allen Ländern und Parteien wie auch vielen „unabhängigen" Zentralbanken angelastet werden, hat niemand Interesse, dem Schrecken endlich ein Ende zu bereiten. Und Sparer oder Steuerzahler werden ja nicht gefragt.

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Fußnote 207: Das sind ja ganz neue steirische Bräuch drucken

Man soll die Politik nicht nur immer kritisieren, sondern auch loben, wenn sie einmal einen Schritt in die richtige Richtung geht. Wenn es auch nur ein kleiner ist.

Das gilt heute für die steirische Ankündigung, den Proporz abzuschaffen und Landtag wie Landesregierung zu verkleinern. Zumindest in diesem Punkt kann man die Steirer den anderen Ländern – aber vor allem der bei Einspar-Reformen in totalen Tiefschlaf verfallenen Bundesregierung – nur als Vorbild vorhalten. Immerhin werden dadurch künftig auch etliche Mandatare von Rot und Schwarz ihre Sitze verlieren. Der Protest der ums Überleben kämpfenden Kleinparteien ist logisch, aber irrelevant. Besonders lobenswert ist aber auch, dass die Grazer Regierung in den letzten Wochen den Protesten der üblichen Lobbies gegen ihr Sparpaket standgehalten hat. Anderswo fällt man ja schon beim ersten Protestlüfterl um. Aber offenbar muss Politikern – ob in Graz oder Athen – der Schuldensee schon bei den Nasenlöchern stehen, bis sie erst den Mut zu Vernünftigem finden.

PS: Dass die Steirer ihren Spar-Mut gleich durch (teure) schulpolitische Nivellierungs-Ideen konterkarieren, ist allerdings ein Beweis, dass die Summe des Unsinns in der Politik immer eine konstante bleibt.

PPS: In die Lobesliste der Vernunft gehört übrigens auch die Salzburgerin Burgstaller, die im Gegensatz zu den meisten ihrer Kollegen nicht glaubt, dass die Verteidigung aller föderalistischen Geldverschwendung der Haupt-Lebenszweck eines Landeshauptmannes ist. Die Hauptübeltäter diesbezüglich sitzen vielmehr im Wiener Rathaus, in St. Pölten und in Klagenfurt.

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Die Griechen kassieren, die Banken bekommen Garantien: von wem nur, von wem? drucken

Die Griechen haben dem Sparpaket zugestimmt. Das schmerzt sie, aber es wird das Land dennoch nicht sanieren. Es macht nur den Weg für weitere verschwendete Hilfsmilliarden frei. Die Griechenland-Hilfe belastet jedoch den europäischen Steuerzahler insgeheim noch mehr als offiziell bekannt.

Das Sparpaket wird dennoch die griechischen Gewerkschaften – die Hauptschuldigen an der griechischen Krise – noch aggressiver machen. Und die radikale Linke ist immer für jede Form der Gewalttätigkeit gut. Aber das ist jetzt nur noch eine Randfrage.

Viel seltsamer ist, dass in den letzten Tagen durch die europäische Politik ein Klima geschaffen worden ist, als ob der Rest Europas dankbar sein müsse, den Griechen durch einen weiteren dreistelligen Milliardenbetrag helfen zu dürfen. Irgend etwas scheint da verquer zu laufen.

Noch Seltsameres spielt sich um die freiwillige Beteiligung der westlichen Banken an der Hilfsaktion ab, die praktisch parallel finalisiert wird. Dabei  ist nun klar geworden, warum die Banken entgegen bisherigen Annahmen wohl wirklich freiwillig zustimmen werden: Denn ihnen werden nun längerfristige Garantien Dritter dafür geboten, dass sie die griechischen Anleihen am Fälligkeitstag nicht einkassieren. Im Falle einer Umschuldung oder eines Konkurses hätten die Banken hingegen einen guten Teil ihrer Forderungen an Griechenland abschreiben müssen.

Alles wunderbar? Nicht ganz. Denn das eigentliche Opfer ist wieder einmal nicht gefragt worden. Dieses Opfer ist niemand anderer als der europäische Steuerzahler, der über verschachtelte Zwischenkonstruktionen nun auch für die bisher privaten Forderungen an Griechenland haften soll. Er hat es nur noch nicht mitbekommen. Denn die nächste Etappe des Großbetrugs wird wieder einmal sehr geschickt getarnt.

Wenn das wirklich stimmt, was da aus den Geheimverhandlungen so durchsickert, dann wird einem wirklich übel. Für den Normaleuropäer ist es nämlich völlig wurscht, ob er am Ende auf dem Weg direkter Kredite seines Staates, oder über die Europäische Zentralbank, oder über den Währungsfonds, oder eben jetzt über die Haftungen für Forderungen der Banken zur Kassa gebeten wird. Man weiß auch wieder einmal, was man von großspurigen Ankündigungen von Faymann & Co halten darf, dass nämlich auch die privaten Gläubiger zur Kassa gebeten werden. Zur Kassa vielleicht schon – aber nur wenn ihnen der Steuerzahler auch dafür haftet. Der einzige, der ihm dabei hilft, ist der Sparer, dessen Sparguthaben entwertet werden.

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Vorwärts, rückwärts seitwärts: Schulpolitik 2011 drucken

Hurra, schon wieder gibt es eine „Einigung“ der beiden Koalitionsparteien in Sachen Durchfallen. Also jetzt soll es doch „nur" mit zwei Fünfern ein Aufsteigen geben oder vielleicht trotz allem in manchen Fällen auch mit drei. So genau wissen sie es wohl selber nicht mehr  . . .

Das Gezänk, wer sich jetzt bei dieser unklaren Klarheit wieder durchgesetzt hat, geht an den Ohren der Österreicher längst vorbei. Weniger vorbeigehen sollte aber die erstaunliche Unprofessionalität des Vorgehens.

Da wird behauptet, einzelne Module des Unterrichts seien nicht aufbauend, sodass man ruhig ein Modul erst drei Module später nachholen kann, während man schon die späteren absolviert hat. Was ziemlich eigenartig ist. Wie soll man sich das vorstellen? In Mathematik dürfen dann offenbar bei komplizierten Rechnungen bestimmte Fehler nicht gewertet werden, weil der arme Schüler ja das frühere Modul „Wie addiert man zwei Zahlen?“ noch nicht absolviert hat. Und in einer Sprache darf nicht bewertet werden, wenn ein Schüler das Passiv nicht kann, weil ihm da ja halt auch das entsprechende Modul fehlt?

Es wird immer heiterer, was sich die Herrschaften da ausdenken. Das gilt etwa auch für das Schwadronieren von gezieltem Förderunterricht, das die Medien auch alle brav nachschreiben. Dabei hat das Schulsystem jetzt schon kein Geld, um die seit Jahren gesetzlich limitierte Höchstanzahl von Schülern in einer Klasse endlich einzuhalten. Oder genauer gesagt: Es gäbe zwar das Geld, aber es wird von der Ministerin einseitig für die von ihr ideologisch erwünschten Gesamtschulexperimente ausgegeben, um deren Megaflop ein wenig abzumildern; und es wird für Lehrer ausgegeben, die statt zu unterrichten, in irgendwelchen unglaublich wichtigen Büros sitzen.

Jeder Logik entbehrt es auch, wenn nun längere Krankheiten oder Entwicklungskrisen eines Schülers als Gründe genannt werden, deretwegen man halt dann doch trotz zu vieler Fünfer aufsteigen kann. Gerade solchen Kindern täte ja ein Jahr des ruhigen Neustarts gut an Stelle von Doppelstress beim Nachholen fehlender Module parallel zum Aufsteigen in eine neue, noch anstrengendere Klasse. Das Wiederholen eines Schuljahres sollte ja niemals als Strafe gesehen werden, sondern die Chance, aus welchen Gründen immer Versäumtes nachzuholen.

Unklar bleibt auch, wie man die vielen parallelen Module stundenplantechnisch organisieren will. Oder was mit den Schülern passiert, die dann auch die letzte Chance, ein Modul nachzuholen versäumt haben. Müssen die dann mitten im Schuljahr absteigen – vielleicht gar um zwei Jahre? Oder ist das mit dem Modul-Nachholen nur ohnedies wieder der große Schmäh? So wie es ja die angebliche innere Differenzierung in den Gesamtschulen ist.

Soll man nun das Modulsystem ganz abschreiben? Das ist keineswegs gesagt. Eine sinnvolle Reform könnte etwa so aussehen: Erstens wird das Modulsystem jahrelang in unterschiedlichen Schulen erprobt; zweitens werden die Ergebnisse dann ehrlich vorgestellt und bewertet (also nicht durch das geheimpolitische Manipulationsinstitut bifie); und drittens sollte das Modulsystem in einem idealen Schulsystem auch dauerhaft parallel zu anderen Formen stattfinden können. Falls es – ohne gewaltige Zusatzkosten – wirklich besser ist, dann wird es sich von ganz alleine durchsetzen, dann wird also eine Schule nach der anderen in das Modell wechseln. Ganz freiwillig.

Aber kein Menschen vertraut mehr auf Schullösungen, die eine Frau Schmied und ein Herr Amon nach ein, zwei Stunden Beratungen im Wochenrhythmus aus dem Ärmel zaubern. Nur damit nicht drei Journalisten schreiben, die Regierung mache keine Reformen. Und damit nicht der unvermeidliche Androsch irgendetwas Stänkerisches murmeln kann. Und damit irgendwelche Politiker sich den Orden "Ich habe reformiert" umhängen können.

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Die Bürger organisieren sich: Gratiszeitung ohne Korruptionsgelder drucken

Die österreichischen Steuerzahler sind die einzig wirklich himmelschreiend diskriminierte Personengruppe in diesem Land. Um alle anderen Gruppen, wie Bezieher von arbeitsfreien Einkommen, Asylwerber oder Migranten sorgt sich eine wahre Fülle von staatlichen Stellen, geförderten Vereinen und subventionierten Organisationen. Für die Finanzierung all dieser Umverteilungsleistungen bis hin zur Übernahme der Risiken für die Rettungsschirme bankrotter EU-Mitgliedsstaaten wie Griechenland sorgt der österreichische Steuerzahler.

Wer aber sorgt sich um den österreichischen Steuerzahler? Wer hört auf ihn? Niemand, denn er war in der Vergangenheit viel zu leise. Er arbeitet und bezahlt pünktlich seine Steuern, er schweigt, aber er ärgert sich zusehends. Er ist verärgert über die Politik und deren Unfähigkeit zu tiefgreifenden strukturellen Reformen. Die Politik hat das fehlende Engagement des österreichischen Steuerzahlers auch längst erkannt und verinnerlicht. Sie betreibt lieber kostspielige Imagepflege durch Inserate in Gratis- Zeitungen, um sich eine vorteilhafte Berichterstattung zu erkaufen und greift dem Steuerzahler damit erneut tief in die Taschen.

Die beiden Gratis-Zeitungen bedanken sich für die staatliche (und stattliche) Finanzspritze aus unseren Steuergeldern mit gefälligen Berichten, vorteilhaften Bildern und – besonders wichtig – in Vorwahlzeiten mit der einen oder anderen Kampagne und Stimmungsmache. Das bringt vielleicht doch noch ein paar Prozentpunkte in die eine oder andere Richtung. Nebenher wird das Volk mit Berichten über Übeltäter aller Art auf einem Niveau unterhalten, demgegenüber das alte Rom mit seinen „Brot und Spielen“ ein Hort intellektueller Hochblüte war. Es ist erschreckend, dass man, beispielsweise in der Wiener U-Bahn, frühmorgens ungefähr zwei Drittel der Bürger bei der Lektüre dieser Blätter beobachten kann.

Eine naheliegende Frage drängt sich daher auf: Warum hält in der österreichischen Medien- und Zeitungsbranche niemand dagegen und bringt eine seriös informierende und unabhängige Gratis-Zeitung auf den Markt?

Eine beachtlich große Gruppe von Bürgern hat sich aber nun gefunden und versucht genau dies.

Wir haben die erste Ausgabe einer Gratis-Zeitung, das „Echo der himmelschreienden Diskriminierung österreichischer Steuerzahler“ produziert und verteilen es in diesen Tagen gratis an mehreren Plätzen in Wien, Kärnten, Oberösterreich und Niederösterreich.

In dieser Gratis-Zeitung schreiben österreichische Steuerzahler, die ihre Mitbürger über ihre Sichtweise informieren möchten. Ebenfalls gratis, aber ohne das Steuergeld ihrer Mitbürger finanziert. Keine Partei, kein Verein, keine Initiative oder andere Sponsoren stehen hinter uns. Wir haben für diese Zeitung unser eigenes Geld und unsere eigene Zeit investiert.

Es ist wichtig, dass die Stimme des österreichischen Steuerzahlers wieder gehört wird. Wir werden einen Beitrag dazu leisten.

Sie finden die erste Ausgabe auf unserer Webseite www.conwutatio.at.

Wenn Sie uns für eine nächste Ausgabe mit einem redaktionellen Beitrag unterstützen möchten, schreiben Sie uns an redaktion@conwutatio.at.

Wenn Sie uns mit einer Werbeeinschaltung unterstützen möchten, schreiben Sie uns an werbung@conwutatio.at. Wir ersuchen um Verständnis, dass wir entsprechend unserer Ausrichtung und Blattlinie keine Werbeeinschaltungen akzeptieren können, die direkt oder indirekt mit Steuergeld finanziert werden.

Helmut Graser, Jahrgang 1964, ist Unternehmensberater in Wien.

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Bern, das Recht und Greenpeace drucken

Es sind oft die kleinen Nachrichten, die große Zusammenhänge klarmachen. So etwa jenen, dass es in Europa noch Rechtsstaaten gibt, die sich gegen Rechtsbrecher zu wehren trauen. Denn viele der heutigen demokratischen Rechtsstaaten haben ein wachsendes fundamentales Problem mit sich selber. Oder zumindest ihre Organwalter.

Der Vorfall ist kurz geschildert: In der Schweizer Hauptstadt Bern wurden grüne Umweltaktivisten festgenommen, die seit längerem auf einem öffentlichen Platz ein Protest-Camp aufgeschlagen und bewohnt hatten; ihre Zelte wurden gleichzeitig entfernt. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, das wird aber anderswo keineswegs so gesehen, sondern sogar als heiliges Demonstrationsrecht verteidigt. Wie bei mehreren ähnlichen Vorfällen in Österreich. Dementsprechend werden etwa auch die Greenpeace-Täter nur selten rechtlich verfolgt, die sich auf der Jagd nach Publicity immer wieder an fremdem Eigentum vergreifen.

Diese Exzesse des Demonstrationsrechts stehen in seltsamem Gegensatz zu einer zunehmenden inhaltlichen Einengung des Rechts auf eine eigene Meinung. Diese wird sogar in den harmlosen Formen von Schrift und Wort durch Judikatur und Gesetzgeber zunehmend pönalisiert.

Heißt diese Kritik, dass man nun etwa nicht mehr demonstrieren dürfen sollte? Das ist damit keineswegs gesagt. Ganz gewiss soll es Menschen möglich sein, ihre Meinungen welcher Art auch immer zu äußern. In Essays, in Pamphleten oder eben durch Gebrüll und Märsche auf öffentlichen Plätzen. Man sollte in welcher Art immer seine Aggressionen verbalisieren können, auch wenn das manche kränkt.

Der große Unterschied ist nur: Ein Schriftstück stört lediglich durch seinen Inhalt. Eine Demonstration greift hingegen darüber hinaus massiv in die Freiheiten anderer Menschen ein; in deren Bewegungsfreiheit, in deren Eigentumsrechte oder in deren Erwerbsfreiheit (beispielsweise wissen Athener und Madrider Ladenbesitzer aktuell ein Lied davon zu singen). Demonstrationen kosten andere Menschen oft viel Zeit und sie haben auch oft richtig erpresserischen Charakter: Wir werden euch so lange blockieren, bis ihr nachgebt.

Daher muss – müsste – das Demonstrationsrecht deutlich enger geregelt werden als das Recht auf Meinungsfreiheit, für das es eigentlich überhaupt keine Regelung bräuchte.

Eine Gesellschaft, die hingegen Erpressungen in Form von aggressiven Demonstrationen erlaubt, ist langfristig verloren. Denn dann entscheidet nicht mehr die demokratische Mehrheit, sondern wieder wie einst in den Perioden vor dem Recht das Faustrecht.

Einige eindimensionale Verfassungsjuristen auch des österreichischen Höchstgerichts sehen jedoch nur das Recht der Demonstrationswilligen und verteidigen es bis ins Extrem. Sie tolerieren auch Demonstrationen, die nicht angemeldet und nicht zeitlich befristet sind, und die sich auch nicht an vereinbarte Plätze und Routen halten. Die Grundrechte der anderen Menschen werden von einer solchen Judikatur hingegen nicht geschützt.

Jetzt plant das Wiener Justizministerium sogar eine neue Konzession an die Demonstrationsmafia: Es will den Mafia-Paragraphen ändern. Mafiöse Bandenbildung zum Zweck krimineller Aktivitäten soll nur noch dann bestraft werden, wenn dahinter eine Bereicherungsabsicht steht. Geht es jedoch „nur“ um eine Erpressung des demokratischen Gesetzgebers oder eines legal agierenden Unternehmens, soll das plötzlich straffrei bleiben. Eine sehr verquere Welt, in der nur noch das Geld, aber nicht mehr das Recht geschützt wird. An diesem Verfall tragen neben der Politik so manche Juristen eine große Mitschuld.

Es geht um eine entscheidende Grundregel eines friedlichen Zusammenlebens in einem Rechtsstaat. Ganz gleichgültig, ob die Rechtsbrecher gegen Atomenergie, gegen Fleischesser, gegen das schlechte Wetter, gegen einen neuen Bahnhof, gegen einen Politiker, gegen den SC Rapid oder sonst etwas unterwegs sind. Oder manches Mal sogar für etwas.

Sollten wir der Meinung sein, die repräsentative Demokratie biete zu wenig Möglichkeiten, den Bürgerwillen durchzusetzen, dann sollten wir durchaus ernsthaft über Verbesserungen nachdenken. Dazu bieten sich insbesondere Modelle der direkten Demokratie an. Aber keinesfalls sollte man den Weg weitergehen, dass die Lautstärke einer aggressiven Minderheit an der demokratischen Mehrheit vorbei entscheidet, ob neues Recht geschaffen, ob altes gebrochen werden darf.

Die Schweiz weiß das noch.

 

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Europa beschädigt sich selbst – und nicht die Rating-Agenturen drucken

Der Europäische Rat am Wochenende ist ohne sonderliche Entscheidungen zu Ende gegangen. Die neuerliche Griechenland-Hilfe ist zwar wieder ein Stück näher gerückt, aber die konkrete Schmutzarbeit für diese Geldverbrennungsaktion müssen noch die Finanzminister erledigen – und das griechische Parlament. Dazu waren sich die Regierungschefs zu gut. Im Schatten des Gipfels ist die EU aber an einer scheinbar anderen Front in einen weiteren überflüssigen Krieg gezogen, den sie aber am Ende ebensowenig gewinnen kann wie den Kampf um eine schmerzfreie Sanierung Griechenlands.

Sie hat nämlich den Rating-Agenturen den Fehdehandschuh hingeworfen. Das ist fast ein rührendes Unterfangen, wären die Folgen nicht so katastrophal.

Zugeben muss man freilich, dass die von den europäischen Spin-Doctoren dazu verbreitete Story gut klingt: Die bösen amerikanischen Agenturen schaden bewusst Europa, indem sie europäische Schulden als zunehmend wacklig bewerten. Wären nicht diese Agenturen, bekämen die Griechen viel billiger Geld geliehen und Europa hätte keine Sorgen. Daher müsse jetzt an die Stelle der drei Amerikaner eine europäische Agentur treten.

Soweit die europäische Märchenstunde.

Das einzige, was wahr daran ist: Die Agenturen sind vor der Finanzkrise tatsächlich ziemlich falsch gelegen. Sie haben Schuldnern, die kurz darauf – der Insolvenz nahe – teuer gerettet werden mussten, zu gute Noten gegeben. Dafür wurden sie zu Recht viel gescholten. Sie waren auch lange in Sachen Griechenland &Co viel zu optimistisch, weil auch sie den Euro ein wenig für eine Wunderdroge hielten, die jedes Problem wegspült.

Angesichts dieser bösen Erfahrungen schauen sich die nervös gewordenen Agenturen nun umso genauer und kritischer alle Großschuldner an. Das hat vielen Schuldnern Probleme mit ihren Ratings verschafft.

Ein Rating ist nichts anderes als eine subjektive Schätzung von Experten, wie kreditwürdig jemand ist, also wie wahrscheinlich es ist, dass ein Gläubiger sein Geld samt allen Zinsen voll und pünktlich zurückbekommt. Da es dabei immer um die Zukunft geht, werden Irrtümer stets möglich sein. Man muss aber schon mehr als blind sein, um zu glauben, dass Europas und Griechenlands Probleme von den Agenturen verursacht und nicht selbstverschuldet sind.

Inzwischen schauen sich nämlich alle Geldverleiher auch selbst sehr genau und ständig die volkswirtschaftlichen Daten jedes einzelnen Landes an. Das Ergebnis dieser Kontrolle ist etwa im Falle Griechenlands eindeutig: Staatsverschuldung wie die Höhe der Defizite machen es total unwahrscheinlich, dass die Griechen ihre Schulden jemals voll begleichen können. Dass also jetzt nichts anderes als Konkursverschleppung passiert. Das wissen die Geldverleiher und Analysten von Banken oder Versicherungen selbst genauso wie die Agenturen.

Es ist nur ein weiterer selbstbeschädigender Akt der EU, wenn sie dennoch anstelle mutiger Gewissenserforschung und Ehrlichkeit jetzt den Spiegel attackiert, der halt ein sehr hässliches Bild von der Stabilität vieler Staaten zeigt. Das macht primär die EU unglaubwürdig, und nicht die Agenturen.

Denn es gibt keinen einzigen Beweis, dass die Agenturen aus bösem Willen oder gar mit krimineller Energie falsche Gutachten erstellt hätten. Sonst hätte man die Verantwortlichen längst anklagen können. Die Agenturen waren nur lange viel zu gutgläubig gewesen. Sie hatten Euro-Staaten irrtümlicherweise zu lange für unsinkbare Schiffe gehalten.

Die drei dominierenden Rating-Agenturen sind jedoch keineswegs amerikanische Agenten, wie nun oft behauptet wird. Das zeigt sich daran, dass eine von ihnen eigentlich britisch ist. Das zeigt sich besonders an der Tatsache, dass sie neuerdings auch eine Verschlechterung des US-amerikanischen Ratings ankündigen. Was in Washington logischerweise wenig Begeisterung auslöst, aber in der Sache genauso legitim ist wie die schlechten Noten für Athen.

Natürlich spricht nichts dagegen, dass an die Seite der großen Drei auch eine europäische Rating-Agentur tritt. Nur: Der Aufbau einer solchen Agentur braucht erstens viele Jahre, hilft also in der akuten Krise gar nichts. Und zweitens braucht jede Bewertungs-Agentur viererlei: Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen und viel Knowhow.

Ist schon das Knowhow schwierig zu erwerben, so ist es angesichts dieser Vorgeschichte für eine europäische Agentur fast unmöglich, Vertrauen zu bekommen. Die Vorgänge der letzten Tage lassen nur noch Narren eine solche Neuschöpfung für glaubwürdig halten.

Wer bitte soll sonst einer neuen Agentur Glauben schenken, die auf massiven Wunsch von Regierungen und EU-Behörden geschaffen wird? Wer soll einer Agentur glauben, die von den zu Bewertenden selbst initiiert worden ist? Was heißt es, wenn sich ein deutsches Bundesland sogar direkt an der Europa-Agentur beteiligen soll? Wer wird auf Grund solcher Ratschläge sein Geld leichtfertig investieren? Ja, noch viel stärker: Muss nicht jeder vor dem Strafrichter landen, der auf Grund solcher Ratschläge fremdes Geld verborgt?

Kleiner Einschub: Der Wunsch, dass sich die Kritisierten selbst die Zensuren schreiben oder dass sie diese zumindest beeinflussen können, ist weit verbreitet. Das ist bei Schülern wie bei Angeklagten der Fall. Das gibt es ebenso in der Kulturwelt. So hat das Wiener Staatsopernballett vor Jahren eine von mir geleitete Zeitung wegen schlechter Rezensionen sogar geklagt. Es ist damit natürlich fürchterlich eingegangen. Aber selbst wenn die Richter der Klage Recht gegeben hätten, werden Kritiken, die den Wünschen der Kritisierten entsprechen, seltsamerweise von den Lesern wenig geschätzt. Und die sind für eine Zeitung noch wichtiger als ein Richter. Zumindest waren sie das in der Vergangenheit. Neuerdings sind ja dort die Inserenten und „Kooperationspartner“ viel wichtiger, die sich mit genügend Bargeld sehr freundliche Berichte über ihre Veranstaltungen kaufen können. Oder über ihre Firmen. Oder ihre Partei.

Der primäre Adressat von Urteilen der Rating-Agenturen sind die Geldanleger. Sobald diese auch nur den kleinsten Verdacht hegen, dass ein Ratgeber vom Objekt der Beurteilung beeinflusst oder gar abhängig ist, werden professionelle Anleger keine Sekunde mehr auf dessen Einschätzungen hören.

Daran ändert das Wissen nichts, dass jede Agentur notgedrungen nur fehlerhaft arbeitet. Denn über die Zukunft kann eben nicht Exaktes gesagt werden. Aber solange die drei Agenturen von den Anlegern als unabhängig eingeschätzt werden, wird ihnen mehr Vertrauen entgegengebracht als einer europäischen. Daher kann sich Europa das Geld für eine eigene Agentur gleich ersparen.

Das Image der noch gar nicht geborenen Euro-Agentur ist nämlich schon vor ihrer Geburtsstunde extrem schlecht. Haben sich doch die EU-Europäer sogar zu massiven Drohungen gegen die etablierten Agenturen verstiegen. Den Agenturen wurde der Entzug der Lizenz in Aussicht gestellt, wenn sie sich nicht den EU-Spielregeln unterwerfen. Diese Drohungen waren ein weiterer katastrophaler Fehler der EU.

Diese Drohungen werden chinesische, indische und andere neureiche Asiaten, aber auch amerikanische Pensionsfonds sowie Schweizer Lebensversicherungen dreimal nachdenken lassen, bevor sie irgendwem in Europa wieder Geld leihen. Die Genannten haben zwar alle viel Geld zu investieren, sie sind deswegen aber nicht schwachsinnig. Selbst die europäischen Sparer werden um EU-Staatsanleihen einen immer weiteren Bogen machen, wenn es keine Gutachten unabhängiger Agenturen über diese Papiere mehr geben darf, sondern nur noch die aus dem europäischen Eigenbau.

Die Rating-Agenturen haben einfach recht mit ihrem Urteil über Griechenland. Sie haben auch recht mit ihrem Urteil über den Druck der EU-Regierungen, welche die Banken neuerdings zwingen wollen, „freiwillig“ die Kreditlinien für Griechenland über den vereinbarten Zeitpunkt hinaus zu verlängern. Die EU-Regierungen begreifen in ihrer Verzweiflung nicht, dass „freiwillig“ anderswo wirklich noch als „freiwillig“ verstanden wird. Und dass von Regierungen angeordnete Freiwilligkeit anderswo als Zwang verstanden wird. Nur weil Faymann, Fekter &Co jetzt dauern von Freiwilligkeit reden, wird dennoch niemand freiwillig Geld spenden.

Die Linie der Rating-Agenturen ist klar: Wenn geschuldetes Geld nicht zum vereinbarten Datum zurückgezahlt wird, ist das ein Zahlungsausfall. Denn kein Gläubiger verzichtet normalerweise freiwillig auf sein Recht – es sei denn, er ist unter Druck, oder er bekommt eine andersgeartete Gegenleistung. Aber die Banken wissen genau: In der nächsten großen Wirtschaftsturbulenz – einige Monate oder Jahre später – werden sie für das, was die Regierungen jetzt von ihnen wollen, von denselben Regierungen wieder Spekulanten genannt werden.

Natürlich ist klar, dass ein solcher Zahlungsausfall Griechenlands Folgewirkungen hat. Sehr unangenehme sogar. Alle Banken, die griechische Papiere in nennenswertem Umfang besitzen, werden schlagartig selbst an Kreditwürdigkeit verlieren, das gilt insbesondere für die Europäische Zentralbank. Aber auch alle anderen europäischen Staaten werden ab dann von internationalen Geldverleihern sehr kritisch beäugt werden; denn jetzt weiß der internationale Markt, dass ein Euro-Land sehr wohl eingehen kann. Kreditausfallsversicherungen werden schlagend, was auch für manche Versicherungen lebensgefährlich ist. Was weitere Dominosteine umfallen lassen wird.

Das alles passiert aber erst recht dann, wenn die EU die drei großen Agenturen aus Europa hinauswerfen sollte. Dann handelt sie genauso wie Diktatoren, die internationale Wahlbeobachter hinauswerfen, um nur ja keine Zeugen ihrer Wahlmanipulationen im Land zu haben.

Faktum ist: Europa verschlechtert durch seine schweren Fehler seine eigene Kreditwürdigkeit massiv. Das wird bei den nächsten Jahren wohl auch alle Regierungen hinwegfegen, die da mittun.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Nicht die Lehrer, sondern Richter, Beamte und Politiker am Pranger drucken

Eine neue Imas-Umfrage zeigt wieder einmal, wie sehr das Bild der Medien von der Wirklichkeit von dem abweicht, das die Österreicher sehen. Ein besonderes Opfer dieser Verzerrung sind die Schulen.

Vor allem die halbgebildeten Journalisten in Boulevard-Medien und ORF können sich seit Jahr und Tag nicht genug tun an regelmäßigen Attacken auf Lehrer, Schulen und Bildungssystem. Die Österreicher wissen es aber besser.

Das zeigt eine neue Imas-Umfrage, die an die Österreicher zusammen mit einer langen Themenliste folgende Frage gestellt hat: „Wenn Sie Vergleiche zwischen Österreich und den übrigen westeuropäischen Ländern ziehen: Was von dieser Liste ist Ihrem Gefühl nach bei uns besser als in den meisten anderen EU-Staaten?“

Da gibt es ein eindeutiges Ergebnis: Weitaus am schlechtesten wegkommt „Der Umgang des Staates mit den Steuergeldern“: Da glauben nur 7 Prozent, dass dieser Umgang bei uns besser als anderswo wäre, hingegen 23, dass er schlechter ist (Die Mehrheit entschied sich bei fast allen Fragen für ein Weder-Noch). Gleich an zweitschlechtester Stelle steht eine relativ ähnliche Frage: „Die Sauberkeit und Anständigkeit in Politik und öffentlichem Leben“ (Besser sagen 8 Prozent, schlechter 16).

Wenig Begeisterung löst auch „Das Verhalten der Beamten und Behörden gegenüber den Bürgern“ aus (Besser: 14, schlechter: 14). Besonders erstaunlich sind die schlechten Noten für die „Gerechtigkeit bei den Gerichten (Gleichheit vor dem Gesetz)“. Auch da sehen nur 16 Prozent Österreich als besser dastehend an und 13 als schlechter.

In diesem Vergleich hat überraschenderweise die vielgescholtene „Ausbildung an den Schulen“ ein viel besseres Image (Besser: 24, schlechter: 13). Spitzenreiter sind freilich die Ärzte – was aber zu erwarten war (Besser: 64, schlechter: 2) – und „Die Altersversorgung (Besser: 51, schlechter 6).

 

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Fischlers sinnloser Kampf drucken

Franz Fischler wird also nicht Chef der FAO, der UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung, sondern ein Brasilianer. Das spricht zwar nicht grundsätzlich gegen Fischler, aber sehr gegen die EU. Und für die Naivität aller jener, die ihn aufgestellt haben.

Denn es war mehr als naiv zu glauben, dass irgendein Kandidat aus der EU ausgerechnet den Bereich Landwirtschaft im globalen UNO-System übernehmen kann. Bilden die Europäer in der UNO ja nur eine kleine Minderheit. Die EU-Landwirtschaftspolitik mit ihren hohen, wettbewerbsverzerrenden Subventionen ist in der ganzen Welt, vor allem der Dritten verhasst. Noch mehr als bei den geduldigen europäischen Steuerzahlern.

Und Fischler steht nun einmal als Symbol sehr direkt für diese Landwirtschaftspolitik, hat er doch die letzte Reform zu verantworten gehabt. Diese ging zwar prinzipiell in die richtige Richtung, war aber angesichts der europäischen Machtverhältnisse viel zu zaghaft. Notgedrugen, denn insbesondere Frankreich würde eher aus der EU ausscheren, als eine Beschneidung seiner Bauern hinzunehmen.

Wenn das durchschnittliche Einkommen eines österreichischen Bauern zu zwei Drittel aus (überwiegend europäischen) Steuergeldern kommt, wenn die EU mehr als 42 Prozent für direkte und getarnte Agrarausgaben aufwendet, dann ist das Ergebnis klar: Vor allem die Bauern der Dritten Welt werden dadurch in Grund und Boden konkurriert. Müssten die EU-Agrarpreise hingegen ohne Subventionen auskommen, dann würde das den schmerzhaften Strukturwandel in Europa noch einmal beschleunigen.

Dann würden sich aber die armen Länder in Übersee – ohne teure Entwicklungshilfe! – landwirtschaftlich und sozial viel besser entwickeln können. Ihre Bauern wären auch ohne Großtechnik auf Grund der niedrigen Löhne und des meist günstigen Klimas konkurrenzfähig. Sie müssten nicht in so großer Zahl die Dörfer verlassen und könnten ihr eigenes Land ohne Importe aus Europa ernähren. Ja, sie könnten sogar exportieren.

Die europäische Agrarpolitik scheint sich aber trotz aller Geldknappheit jeder Änderung zu entziehen. Wer aber glaubt, dass die Nichteuropäer diesen Egoismus unserer Bauern auch noch durch ein Avancement für einen der prominentesten EU-Agrarier belohnen würden, der muss schon ziemlich ahnungslos durch die Welt gehen.

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Grüße in den Gefängnishof drucken

Es gibt Länder, die man als Hort der Freiheit rühmen kann: die Niederlande, die USA, Großbritannien. Fast überall anders haben Regierungen, Bürokratie und auch Justiz mit Hilfe einer Gesetzeslawine, aber auch einer sehr offensiven Rechtsprechung wieder viele jener Rechte ausgehöhlt, die sich die Bürger in der Aufklärung und in den bürgerlichen Revolutionen (etwa 1789, 1830, 1848, 1918) erkämpft hatten. Dazu gehört die Meinungsfreiheit als eines der zentralsten Grundrechte.

In Österreich ist sogar schon eine Mehrheit überzeugt, dass man seine Meinung nicht mehr offen aussprechen darf. Hierzulande werden Menschen von einem Strafrichter verurteilt, weil sie den Geschlechtsverkehr des Islam-Gründers Mohammed mit einer Neunjährigen als Kinderschändung bezeichnen. Bei uns planen die Justiz- und die Innenministerin einen neuen ungeheuerlichen Angriff auf die Meinungsfreiheit (mit dem sich das Tagebuch noch intensiv befassen wird).

Während all das in Österreich auf der Tagesordnung steht, ist in den Niederlanden Geert Wilders von der Anklage der Anstiftung zu Rassenhass und Diskriminierung von Muslimen freigesprochen worden. Das ist eine Nachricht aus der Welt der Freiheit in den Gefängnishof der Politischen Korrektheit.

Die holländischen Richter haben zu Recht erkannt: Eine Religion und deren Stifter darf man auch mit einem sehr aggressiven Vokabular kritisieren; damit sind noch keine konkreten lebenden Menschen persönlich beleidigt. Man darf in den Niederlanden überdies die Moslems auffordern, sich der Alternative zu stellen: Integration oder Auswandern, und zwar Integration aus eigenen Stücken und eigener Anstrengung, nicht als jene des Staates. Bei uns wird dieser Gedanke von untergriffigen Linken mit dem Holocaust gleichgesetzt.

Die Notwendigkeit, sich als Einwanderer voll zu integrieren, war bis vor wenigen Jahren weltweit selbstverständlich – bis die Linke in ihrem Gesellschaftshass, manche Christen in ihrer Naivität und etliche Industriebosse in ihrer einseitigen Orientierung auf billige Arbeitskräfte den roten Teppich für die islamische Offensive ausgerollt haben. In den Niederlanden und in Dänemark – also in zwei traditionell sehr weltoffenen Ländern – kehrt man nun von diesem schweren Fehler ab. In den Niederlanden ist inzwischen auch schon die Mehrheit der bürgerlichen Parteien von dem scharfen Anti-Islam-Kurs Wilders überzeugt – und ebenso drei Viertel der Bevölkerung. Österreich hingegen hat vorerst nur einen Integrations-Staatssekretär mit wenig Inhalt, und keine klare, geschweige denn eine erfolgversprechende Migranten-  oder Islam-Politik.

Manche werden nun fragen, ob ich nun auch der Meinung bin, dass man den Koran mit „Mein Kampf“ vergleichen darf, dass man Mohammed als Mörder bezeichnen darf, dass man den Islam eine faschistische Ideologie von Terroristen nennen darf. Auch wenn das nicht ganz mein Vokabular ist, ist meine Antwort ganz sicher: Ja. Dies schon deshalb, weil österreichische Gerichte noch viel ärgere Schmähungen von Jesus Christus für straffrei erklärt haben. Und weil die sogenannte Kulturpolitik solche Schmähungen sogar aus zwangsweise eingetriebenen Steuergeldern gefördert hat.

Außerdem gibt es auch ganz objektive Gründe, Mohammed viel kritischer zu sehen als Christus – gerade wenn man nicht gläubig ist. Denn es ist unbestreitbar, dass sich in der Biographie von Christus nicht die geringste anstößige Seite findet – vielleicht mit Ausnahme der Verführung zum Alkoholkonsum durch ein Weinwunder. Mohammed steht hingegen als blutbefleckter Kriegsführer und reueloser Liebhaber von Mädchen schon im Volksschulalter in den Geschichtsbüchern. Von den vielen Aufrufen des Korans zu Mord an und zu Diskriminierung von Nicht-Moslems gar nicht zu reden.

Da ist es moralisch jedenfalls legitim, auch sehr aggressive Vokabel zu verwenden, unabhängig davon, was ideologische oder ängstliche Politiker und Juristen sagen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich diese Religion in vielen europäischen Staaten rapide ausbreitet. Der Islam ist ja die einzige relevante Religion, die heute noch den Abfall vom „wahren“ Glauben auch mit staatlichen Mitteln, mancherorts sogar der Todesstrafe bekämpft. Und ausgerechnet diese Religion wollen Linke und Naive unter einen Glassturz stellen! Und sie wollen Menschen, die den Islam kritisieren, auch noch gleich wegen Verhetzung einsperren.

Aber selbst wenn diese Vorwürfe gegen den Islam alle erfunden und ohne Tatsachensubstrat wären, sollte klar sein: Die theoretisch auch bei uns noch immer geltende Meinungsfreiheit muss auch und insbesondere die Freiheit bedeuten, Unsinniges, Provozierendes, Ärgerliches oder Anstößiges zu sagen oder schreiben. Es wäre ja keine Freiheit mehr, wenn man nur noch über den Wetterbericht Dissidentes sagen dürfte. Gerade die Staaten, die das am freizügigsten erlauben, sind die weitaus ältesten und bis heute am stabilsten gefestigten Demokratien der Erde. Sie sind übrigens auch das oberste Wunschziel von Migranten – statt dass sie die Auswüchse diese Meinungsfreiheit fürchten, wie uns einige Ideologen einzureden versuchen.

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SN-Kontroverse: Weiter mit drei Fünfern drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Aufsteigen mit drei Nicht genügend?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schluss mit der Zeitvernichtung!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ist die Schule des 21. Jahrhunderts eine Strafanstalt oder eine moderne Institution, die ihre Aufgabe der Wissensvermittlung erfüllen kann? Diese Frage steht hinter der mit viel Emotion geführten Debatte um „Aufsteigen mit drei Nicht genügend". Die Abschaffung des sinnlosen und teuren Sitzenbleibens ist überfällig. Sitzenbleiben ist in erster Linie Lebenszeitvernichtung und bringt wenig. Eine Erhebung der Statistik Austria zeigt, dass nur 60 Prozent der Repetenten an der AHS-Oberstufe die wiederholte Klasse erfolgreich abschließen; an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen erreichen 65 bzw. 72 Prozent beim zweiten Mal das Klassenziel.

Sitzenbleiben ist außerdem stupide. Denn welchen Sinn bitte hat es, den gesamten Lehrplan eines Jahres noch einmal durchzumachen, wenn es darum geht, die Schwächen in bestimmten Bereichen auszumerzen? Auf diese keineswegs neuen Erkenntnisse reagiert nun endlich die Politik. Sitzenbleiben soll durch ein Modulsystem an den Oberstufen weitgehend ausgeschaltet werden. Dabei wird der Unterrichtsstoff  eines Schuljahres in jedem Fach in vier Module unterteilt. Wer in einem Modul negativ ist, muss dieses bis zum Ende des Folgesemesters mit einer Prüfung nachholen - dafür kann man mit bis zu drei Fünfern vorläufig aufsteigen. Zur Unterstützung bekommen Schüler mit negativen Modulen Förderunterricht im jeweiligen Fach - und einen „Lernbegleiter", der als Coach und Mentor fungieren soll.
 
Das Modulsystem wurde bereits an 27 Schulen erprobt. Die Erfahrungen sind durchaus positiv. Vor allem Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler werden durch das Modulsystem erhöht. Daher Schluss mit ideologischen Scheingefechten, Steinzeitpädagogik und Zeitvernichtungsprogrammen! 


Bitte nicht anstrengen

Andreas Unterberger

Fast jede Reform der letzten Jahrzehnte hat unsere Schulen verschlechtert. Können und Wissen der Absolventen haben abgenommen. Dasselbe gilt für das nun geplante Aufsteigen auch mit drei Nicht genügend oder gar den ähnlich gepolten Schwachsinn des „Österreich darf nicht sitzenbleiben", also die Phrasen des Hannes Androsch. Das Signal, das die Unterrichtsministerin, unterstützt von einem ÖVP-Abgeordneten, sendet, ist eindeutig: Ihr müsst euch künftig weniger anstrengen (samt heimlichem Zusatz: damit ihr uns nur endlich wieder wählt). Diese Botschaft ist so katastrophal, dass das an sich spannende modulare Schulsystem auf Dauer diffamiert ist.

Dabei wäre es durchaus diskutabel: Warum soll man eine ganze Klasse wiederholen, nur weil man in ein oder zwei oder drei Fächern hängt? Man könnte ja durchaus schon etliche Fächer ordentlich abschließen, während man noch immer - beispielsweise - bei der Mathematik-Stufe 3 hängt und sich an dieser neuerlich versuchen muss. Nur muss man auch wissen, dass dieses System einen zwingenden Preis hat: das Ende der Klassengemeinschaft. Man sitzt halt wie auf der Uni stündlich mit anderen Kollegen zusammen.

Absurd ist es hingegen, jemanden gleichzeitig in die Mathematik-Stufe 4 oder 5 zu setzen, der Mathematik 3 noch nicht versteht und das parallel nachholen soll. Aber genau diese Absurdität ist von Schmied & Co. geplant. Widerlich ist aber auch, dass schon wieder die totalitäre Machtgier von Politik und Bürokratie den Schulen strenge Regeln vorgeben will. Statt dass man diesen endlich volle Freiheit gibt - und nur die Ergebnisse etwa bei der Matura streng überprüft. Dann sehen Eltern ja, welche Schule, welches System besser ist. Aber Freiheit, Wettbewerb, Vielfalt sind unseren totalitären Schulpolitikern ja völlig fremd und verhasst.

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Microsoft und andere Sprach-Verbrecher drucken

In Österreich gibt es eine wachsende Zahl von Analphabeten, also von Menschen, die nicht den Sinn eines geschriebenen Textes begreifen können. Jedes vierte Kind am Ende der Gesamtschule Volksschule (die das Vermitteln von Lesen und Schreiben als wichtigste Aufgabe hat) kann das nicht; und bei den Erwachsenen ist es als Folge kaum besser. Das hat natürlich viele Ursachen, von der Migration über die reduzierte Zeit der Eltern für ihre Kinder bis zur progressiven Zertrümmerung des Leistungsprinzips in den Schulen. Man sollte aber auch an die Schuld der Politik durch ganz andere Maßnahmen erinnern.

Diese werden aufs erste oft gar nicht mit der Leseschwäche in Zusammenhang gebracht. Die eine Maßnahme war die unselige Rechtschreibreform. Diese wurde gegen den Widerstand großer Kreise der Bevölkerung weitgehend durchgesetzt: Der Staat hatte und hat ja die Schulen als Instrument, um den Untertanen völlig überflüssige Dinge wie jene Rechtschreibreform aufzuzwingen. Und die Schulen haben bei solchen Aktionen immer noch gut funktioniert (auch wenn die Zeit dort eigentlich für weit Wichtigeres genutzt werden sollte).

Diese Rechtschreibreform hatte einzig der Existenzrechtfertigung von einigen Dutzend Germanisten und Pädagogen gedient – und den Milliardenumsätzen von Wörterbuchverlagen.

Die Rechtschreibreform wurde von ihren Schöpfern auch heftig gelobt: Es gebe seither deutlich weniger Fehler in den Texten. Auch wenn ich es nicht nachprüfen kann, glaube ich das sogar. Denn wenn die Setzung von Beistrichen in wichtigen Bereichen – vor allem bei den sogenannten erweiterten Infinitivgruppen – ins Belieben des Schreibenden gerückt wird, dann ist es logisch, dass ein geschriebener Text gleicher Rechtschreibqualität nach der Reform deutlich weniger Fehler aufweist als vorher.

Was dabei aber völlig übersehen – oder als gleichgültig angesehen worden ist: Gerade diese Beistriche haben eine wichtige Hilfsfunktion für den Leser eines Textes. Mit Hilfe der Beistriche erkennt man viel leichter die Struktur des Satzes; man weiß dadurch, was zusammengehört und was nicht.

Die "Reform" hat also den Schreibern geholfen und den Lesern geschadet. Was die hohen Pädagogen natürlich nie zugeben. Sei blicken ja nur nach vorn und reiten weiter zur nächsten Zerstörungsattacke auf das Bildungssystem.

Eine weitere, noch viel wirksamere Attacke auf die Lesbarkeit von Texten ist das sogenannte Gendern. Denn wenn man in geschriebenen Texten ständig Formulierungen findet, die man nicht aussprechen kann, dann schadet das gewaltig dem Verständnis:

Das gilt für das schwachsinnige – und vom Duden weiter tapfer abgelehnte – Binnen-I, etwa in „PädagogInnen“. Dieses „I“ ist ja höchstens dadurch aussprechbar, dass man beim Lesen jedes Mal den Hintern aus dem Sessel hebt. Das gilt genauso für die der gewohnten Sprache völlig fremden Umschreibungen wie „Fußgehende“ statt „Fußgänger“. Und das gilt erst recht für die unendlich langen und mühsamen Schrägstrich-Konstruktionen wie „Landeshauptmannstellvertreter/Landeshauptmannstellvertreterin/Landeshauptfraustellvertreter/Landeshauptfraustellvertreterin“. Davon dass man solche Ungetüme bisweilen – und mit deutlich mehr Sachlogik – sowohl im Plural wie auch im Singular schreiben muss, wollen wir gar nicht reden.

Dieser Schwachsinn hat sich zum Glück bisher nur in Schulen und Universitäten sowie in Politik und Bürokratie durchgesetzt. Offenbar ist es nicht so wichtig, dass die Bürger Gesetze, Verordnungen, Schulbücher und Skripten auch gut verstehen. Hauptsache man hat den Menschen wieder einmal ein ideologisches Prinzip aufgezwungen. Und die Lehrer sowie Beamten in ihrer oft erstaunlichen Einfalt trotten brav hinterher.

Literaten und Medien verzichten hingegen fast geschlossen auf das Gendern des Feminismus-Terrors. Denn sie wollen ja gelesen und verstanden werden (zumindest die meisten). Aber langsam fließt es nun in den ORF ein – was dort allerdings im allgemeinen Qualitätsverfall kaum noch auffällt.

Für den neuesten Tiefpunkt zeichnet die Software-Firma Microsoft verantwortlich. Sie hat eine Gratis-Software entwickelt, die jeden verständlichen Text auf Knopfdruck in einen holprigen Gendertext verwandelt. Dass dieser Schwachsinn natürlich sofort von der Frauenministerin propagiert worden ist, war zu erwarten gewesen. Sie muss ja regelmäßig ihre Existenz gegenüber den feministischen Tugendwächterinnen rechtfertigen. Ihr Selbstlob, dass diese Software in Österreich als erstem Land der Welt eingeführt wird, sollte freilich einem/einer intelligenten MenschIn zu denken geben. Frau Heinisch-Hosek gibt es das natürlich nicht.

Aber es sind ja auch manche betrunkene Jugendliche durchaus stolz darauf, als Geisterfahrer unterwegs zu sein.

Mein kleiner Protest gegen diese Microsoft-Idiotie: Bei der nächsten Computer-Anschaffung werde ich auf Apple umsteigen. Dazu haben mir zwar auch schon viele Experten in meiner Umgebung aus Qualitätsgründen geraten. Ich bin aber aus Trägheit – weil einst eben auf einem Microsoft-PC eingeschult – bisher bei einem solchen geblieben. Die paar Stunden des Umgewöhnens ist es mir jetzt jedenfalls wert, meinen Zorn abzureagieren. Und um auf ein besseres System umzusteigen, das sich von ideologischem Terror fernhält. Hoffentlich.

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Der Bürger als Spekulant drucken

Die Politik debattiert neue Vermögens- und Bankensteuern. Gleichzeitig gibt Europa aber in Kürze weitere 120 Milliarden Euro allein für das kleine Griechenland aus – trotz des Wissens, dass viel von diesem Geld nie mehr zurückkommen wird. Dabei hat sich die Regierung schon jetzt kräftig, wenn auch versteckt,  bei den Steuerzahlern zu bedienen begonnen.

Wie das? Erstens spült die Inflation einen wachsenden Anteil der Einkommen in die Budgets. Über die stille Progression nimmt die Steuer ja einen immer größeren Anteil der Einkommen weg – auch wenn diese real eigentlich gleich bleiben.

Zweitens zahlen alle Bankkunden die neue Bankensteuer.

Drittens trifft die auch auf langfristige, also keineswegs spekulative Anlagen ausgedehnte Kursgewinnsteuer fast alle Anleger; dass sie damit einen schweren Umsatzeinbruch an der Wiener Börse ausgelöst hat, lässt die Regierung offensichtlich kalt.

Die schlimmste Abkassiertechnik sind aber, viertens, die niedrigen Zinsen. Die Erträge von Sparbüchern decken nicht einmal dann den Wertverlust, wenn man die Kapitalertragssteuer vergisst. Dasselbe trifft nun auch auf deutsche oder österreichische Anleihen zu. Allein für Käufer deutscher Staatspapiere beträgt der jährliche Wertverlust, also die Umverteilung in staatliche Kassen derzeit schon rund acht Milliarden Euro.

Dennoch kann sich die deutsche Regierung nicht über Mangel an Nachfrage beklagen. Denn viele Anleger sind bereit, einen Preis für die relative Sicherheit zu zahlen; unter dem Kopfpolster sind ja Wertverlust wie Risiko noch viel größer. Überdies sind etwa Versicherungen sogar verpflichtet, großteils in Staatsanleihen zu investieren.

Außerdem stehen die Banken durch die unsinnigen Basel-Regeln (keineswegs nur Basel III allein, wie viele meinen) unter Druck, primär in Anleihen zu investieren. Sie müssen laut Basel selbst für den Besitz griechischer Schrottanleihen viel weniger Eigenkapital als Sicherheit halten denn bei jedem normalen Kredit. Daher bevorzugen die Banken den Kauf von Anleihen und zeigen sich an normalen Krediten weniger interessiert.

Damit zahlt fünftens ein Teil der Bürger noch einmal für diese staatliche Ausgabenfreude, nämlich alle Kredit-Suchenden.

Viele Finanzminister können sich da ins Fäustchen lachen. Denn sie schaffen es, Sparer, Anleger wie Kreditnehmer die horrenden Staatsdefizite jetzt schon mitfinanzieren zu lassen, ohne dass diese es merken.

Flüchtlinge vor dieser finanziellen Repression werden hingegen als „Spekulanten“ beschimpft. Mit solchen Worten sind viele Politiker schnell bei der Hand – und noch mehr die von der Politik mit Informationen und Steuergeld gefütterten Medien.

Der nächste Diebszug des Staates auf unser Geld wird daher ganz gewiss durch eine wilde verbale Attacke auf „Spekulanten“ eingeleitet werden. Denn noch immer begreifen viel zu wenige Bürger, dass mit „Spekulant“ immer sie selbst gemeint sind.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Wie ernsthaft ist Spindeleggers Erwachen? drucken

Das hätte ich Michael Spindelegger so deutlich gar nicht zugetraut. Denn der neue Vormann der Volkspartei findet gleich in zwei politischen Kernfragen überraschend klare Worte, die eine signifikante Kursabkehr von der Linie seines Vorgängers bedeuten. Das gilt sowohl für die Griechenland-Krise wie auch für die Versuche der extremen Linken zwischen Grün und ORF, wieder einmal eine künstliche Nazi-Debatte zu lancieren.

Das wichtigere ist natürlich die Griechenland-Politik. Da hat Spindelegger den Griechen mitgeteilt, dass es nichts mehr zu verhandeln gibt, sondern dass Athen die Vorgaben zu erfüllen hat: „Man kann jetzt nicht durch einen neuen politischen Dialog sagen: Jetzt verhandeln wir vielleicht doch noch über Sonderkonditionen. Die Dinge liegen am Tisch.“ Abgesehen von grammatikalischen Feinheiten, dass die Dinge hoffentlich auf dem Tisch liegen und nicht „an“ diesem, unterscheidet sich dieser Satz doch stark vom Gerede Josef Prölls, dass die Griechenland-Hilfe alternativlos wäre.

Hingegen unterscheidet sich Spindelegger mit dem Versuch, Härte zu zeigen, nicht allzusehr von der allgemein verschärften Tonlage der Europäer, vor allem der Deutschen. Lediglich die Gewerkschaften und die EZB, in die Österreich Geistesriesen wie Ewald Nowotny oder Gertrude Tumpel-Gugerell entsandt hat, plädieren weiterhin ungebremst für weitere Griechenland-Milliarden. Was freilich logisch ist, hat die EZB doch im letzten Jahr fahrlässigerweise den Banken – vor allem den französischen – griechische Staatspapiere für mindestens 40 Milliarden abgekauft, die sie nun ohne neue Milliardenhilfe abwerten müsste. Und die Gewerkschaften glauben ja sowieso immer an den Weihnachtsmann, der am Schluss alles zahlt.

Freilich kennt niemand wirklich die genauen Konditionen, die von Griechenland verlangt werden, auf Komma und Beistrich. Daher sind Spindeleggers Drohungen eher nicht so ganz ernst zu nehmen, weil es letztlich immer im Ermessen Resteuropas bleibt, ob man die Konditionen für erfüllt erklären wird. Und man wird natürlich.

Viel gravierender an den nunmehrigen Spindelegger-Kommentaren zu Griechenland ist der Bezug zum Euro. Denn der Außenminister sagt erstmals, dass der Euro durch die Griechenland-Krise nicht in Gefahr ist. Und das ist nun wirklich ein gewaltiger Qualitätssprung: Wir erinnern uns noch alle, wie im Mai 2010 die 110 Milliarden, die über Nacht für Griechenland gespendet worden sind, zur dringend notwendigen und alternativlosen „Euro-Rettung“ mutiert sind.

Nun ist auch in der österreichischen Regierung – oder zumindest beim schwarzen Parteichef – das angekommen, was schon im Vorjahr völlig klar war: Der Euro wäre bei einem Konkurs Griechenlands mit anschließender Schulden-Restrukturierung nicht in Gefahr. Wohl würden die Kurse ein paar Tage lang in wildem Zickzack ausschlagen. Aber in Wahrheit wird sich der Umrechnungskurs bald wieder beruhigen. Und ein niedriger Euro wäre sowieso vorteilhaft.

Man sollte sich an diese überaus lobenswerte Erkenntnis Spindeleggers freilich auch dann erinnern, wenn in einigen Wochen wieder von „alternativloser Euro-Rettungsaktion“ die Rede sein wird.

„Wiener Initiative“: ein dummes Gerede

Das derzeit laut rauschende Gerede von einer neuen „Wiener Initiative“ sollte man hingegen rasch vergessen. Denn das, was private Finanzinstitute 2009 unter dieser Bezeichnung als Osteuropa-Hilfe gemacht haben, lässt sich mit der Causa Griechenland in keiner Weise vergleichen. Osteuropa hatte damals im Zuge der plötzlich ausgebrochenen globalen Hysterie Liquiditätsprobleme und brauchte akut frisches Geld beziehungsweise Gläubigerschutz. Und diesen bekam es durch eine Konsensaktion der Banken, die freiwillig ihre Kredite verlängerten..

Osteuropa war damals keineswegs insolvent. Ganz im Gegenteil: Die volkswirtschaftlichen Daten waren und sind besser als in Österreich – zumindest die der nördlichen Reformstaaten. Daher war es eine weise Investition, europäische Schuldner in einer kurzfristigen Krise nicht fallenzulassen. Und die damals großzügigen Banken verdienen im Osten wieder sehr gut.

In Griechenland ist die Lage hingegen viel schlechter als damals in Osteuropa. Es glaubt kein seriöser Mensch mehr an eine Erholungsfähigkeit des Landes. Griechenland ist finanziell nach manchen Statistiken sogar das am wenigsten kreditwürdige Land der Welt.

Daher ist es absurd zu erwarten, dass auch nur eine einzige Bank der Welt wirklich freiwillig den Griechen Geld spenden wird, wie das nun die Finanzminister vollmundig erwarten. Denn dieses Geld müssten sie ja den Sparern, den Kreditnehmern, den Bankaktionären stehlen. Was diese gar nicht gern sehen. Außerdem würden sich dadurch einige Banken selbst in Gefahr bringen. Beides wird kein Bankvorstand lange überleben.

Wird jedoch Druck auf die Banken ausgeübt (etwa: „Wenn ihr nicht freiwillig spendet, dann werden wir euch mit Kontrollen und Vorschriften in Grund und Boden schikanieren“), dann ist das nicht freiwillig, sondern nur eine spezielle Form eines griechischen Konkurses, mit allen Konsequenzen. Diese werden insbesondere die EZB und die nationalen Finanzminister treffen, deren Kreditwürdigkeit in der Folge ebenfalls bezweifelt würde.

Das ewige Loch Hitler

Noch einmal zurück zum Staunen über Spindelegger: Nachrichten vom schottischen Ungeheuer von Loch Ness sind bekanntlich geradezu spannend gegen die ewigen Nazidebatten der extremen Linken. Sie versucht regelmäßig, Österreich oder nicht genehmen österreichischen Politikern über das Ausland einen braunen Anstrich zu verleihen. Vor allem ORF und die Grünen spielen sich da ständig die Bälle zu. Und die SPÖ versucht munter mitzumachen.

In der Vergangenheit haben bisweilen auch einige schwarze Politiker das öde Spiel mitgemacht. Spindelegger wagt aber auch diesbezüglich erstaunlich klare Worte: Man solle „nicht versuchen, über internationale Medien Österreich wirklich in seinem Ansehen zu schaden.“ Die Linken werden es natürlich weiterhin tun, leben sie doch ganz in der Vergangenheit (siehe die Probleme, die die SPÖ heute noch mit den Habsburgern hat). Aber es tut gut, wenn zumindest der Vizekanzler der Republik da neuerdings klare Worte findet.

Jetzt bleibt nur das Rätseln: Erwacht die ÖVP unter Spindelegger wirklich noch einmal? Oder wird sie gleich wieder wegschlummern?

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Von Kroatien lernen heißt Sauberkeit in den Mediensumpf bringen drucken

Kroatien gilt nicht gerade als europäischer Rekordhalter in Sachen Korruptionsfreiheit und Transparenz. Aber zumindest in einem Punkt könnte und sollte sich Österreich dringend ein Vorbild an Kroatien nehmen, nämlich beim Medienrecht. Jedenfalls dann, wenn es nicht ganz zur Bananen- beziehungsweise Cevapcici-Republik werden will.

Denn in Kroatien wird nun per Gesetz vorgeschrieben, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: nämlich dass die Öffentlichkeit den Eigentümer jedes Mediums kennen muss. Damit sind in Kroatien künftig die physischen Personen zu identifizieren, welche die Eigentümerrolle spielen, nicht nur juristische Personen, hinter denen sich so mancherlei dunkles Geheimnis verbergen kann.

Und schon gar nicht wird es in Kroatien künftig möglich sein, dass sich Eigentümer total hinter einem Treuhänder verbergen können, etwa hinter einem Anwalt oder Wirtschaftstreuhänder, zu dessen Berufspflichten es gehört, seine Auftraggeber geheim zu halten.

Das alles ist in Österreich nicht so geregelt. Hier ist noch Wilder Westen – eigentlich Osten möglich. Würde nämlich auch Österreich auf dieses Niveau eines normalen Rechtsstaates aufsteigen, wäre es zum Beispiel nicht mehr möglich, dass das Gratisblatt „Heute“ bis heute seine wahren Eigentümer geheim halten kann. Dabei ist "Heute" ja – unabhängig von allen Qualitätsargumenten – in der Bundeshauptstadt schon die meist gelesene Zeitung (präziser: das am häufigsten zur Hand genommene bedruckte Stück Papier).

Ein solcher Zustand ist mit der großen Macht der Medien absolut unvereinbar. Immerhin werden diese ja von Staatsrechtlern zu Recht oft als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Immerhin sind diese weit weniger Kontrollen ausgesetzt als jede andere Staatsgewalt. Immerhin können Medien für Einzelpersonen wie auch die Gesellschaft katastrophale Wirkungen auslösen, die oft konsequenzlos bleiben.

Da sollte man doch wenigstens die wahren Machthaber dieser Medien kennen.

Dies wäre bei „Heute“ doppelt wichtig, da von dem Blatt starke Indizien in zwei sehr mächtige Richtungen gehen: Erstens zur erfolgreichsten Verlegerfamilie des Landes, und zweitens zum Bundeskanzler. Beide haben enge Vertraute in der Zeitung sitzen. Und wären sie wirklich die Eigentümer, wäre das sowohl demokratiepolitisch wie auch kartellrechtlich sehr bedenklich.

Eigentlich müssten Dichands wie Faymanns jedes Interesse haben, die wahren Eigentumsverhältnisse offenzulegen, damit sie endlich selbst aus dem Zwielicht geraten, dort unter der Tuchent in  bedenklicher Weise ein gemeinsames Projekt zu betreiben. Dieses Interesse hätten sie freilich nur dann, wären sie nicht die wahren Eigentümer.

Keine andere Partei würde sich übrigens querlegen, würden Herr Faymann oder sein Mann fürs Grobe endlich grünes Licht für diesbezügliche Sauberkeit und Transparenz geben.

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Alles was Sie über Geld wissen sollten … aber leider nie gefragt haben. drucken

Es sind nicht immer die 1.000-Seiten-Wälzer, deren Lektüre dem Leser Gewinn verspricht. Bisweilen sind es auch ausgesprochen schmale Bändchen, die es in sich haben. Der Gründer und Chef von Iowa Capital Management (ICM) und Betreiber von Radio Free Market, Michael J. McKay, hat mit dem Bändchen „Secrets About Money That Put You at Risk“  eine geballte Ladung von Grundsatzinformationen zu Fragen des Geldsystems auf gerade einmal 45 Seiten gepackt.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass ein großer Teil unserer Zeitgenossen von wirtschaftlichen Zusammenhängen im Allgemeinen und Fragen zu Wesen und Bedeutung des Geldes so gut wie keine Ahnung hat, unternimmt er es, die wesentlichsten Tatsachen darzustellen, die das heute weltweit herrschende Schuldgeldsystem bestimmen.

So erklärt er selbst dem in Fragen der Ökonomie absolut unbedarften Leser auf unmissverständliche Weise die Bedeutung von

  • Zahlkraftgesetzen (Legal Tender Laws)
  • Fiat Money
  • Inflation und
  • Teilreservehaltung durch die Geschäftsbanken (Fractional Reserve Banking)

Dies sind allesamt Phänomene, die – obgleich von größter Bedeutung für unser Wirtschafts- und Finanzsystem – in den Schulen nicht erklärt und in den Massenmedien entweder überhaupt nicht oder aber sinnentstellend verzerrt dargestellt werden. So wird z. B. Inflation stets als „allgemeiner Preisauftrieb“ verstanden und behandelt, als ob dieser quasi naturgesetzlich und unausweichlich eintreten müsse – ohne dabei jemals seine wahre Ursache – nämlich die von den Regierenden gewünschte und betriebene Ausweitung der Geldmenge – zu beleuchten.

Dass unser von Presse und elektronischen Medien notorisch  als „neoliberal“ oder gar „turbokapitalistisch“ denunziertes Wirtschaftssystem auf zwei zentralen Säulen der Planwirtschaft ruht, nämlich auf einem monopolisierten, staatlichen Geld mit Annahmezwang und einer politisch bestimmten Zinsbewirtschaftung – von einem „freien Markt“ also allein schon deshalb keine Rede sein kann – wird die meisten unserer Mitmenschen überraschen.

Dass das vom Staat verliehene und gedeckte Privileg zur Teilreservehaltung durch die Geschäftbanken vom Grundsatz her einem Diebstahl oder Betrug gleichkommt, dürfte für viele eine ebenso neue Einsicht darstellen. Dabei ist es klar, dass eine Sache zur selben Zeit eben nicht im Eigentum mehrerer Personen stehen kann. Genau dieser Fiktion aber entspricht das Teilreservesystem, das maßgeblich für die galoppierende Geldmengenausweitung (= Inflation) verantwortlich ist, mit der wir insbesondere seit Ausbruch der aktuellen Finanzkrise konfrontiert sind.

So hat der Dollar seit Gründung des US-Zentralbanksystems (FED) im Jahr 1913 rund 97 Prozent seines Wertes verloren; Die allseits als Hartwährung gerühmte Deutsche Mark wurde von ihrer Einführung anno 1948 bis zur ihrer Ablösung durch den Euro um 95 Prozent entwertet. Die verheerende Bedeutung dieser Entwicklung für Aufbau und Erhalt privaten Vermögens, sowie die Einstellung der Bürger zum Sparen und zum Schuldenmachen, liegt auf der Hand.

Die Wichtigkeit der Unterscheidung zwischen Wohlstand, Wert und Geldwert dürfte vielen Menschen unserer Zeit ebenso wenig klar sein. Auch auf diesen Punkt wird von McKay in erhellender Weise eingegangen.

Fazit: Das Büchlein bietet dem interessierten Laien eine hervorragende Zusammenfassung zu zentralen Fragen des Geldsystems. Überdies ist es eine gute Argumentationsgrundlage für Auseinandersetzungen mit überzeugten Etatisten, die meinen, alles was Recht ist, gehe vom Staat aus und allein er könne für den Wert unseres Geldes „garantieren“. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

http://www.amazon.com/Secrets-About-Money-That-Risk/dp/0982661509

http://www.radiofreemarket.com/

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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Dann doch lieber deutsch als schwul drucken

Warum sich viele Medien mit der FPÖ so schwer tun. Und warum ich mir so schwer mit ihr tue. Der Unterschied zwischen den wirklichen und den vermeintlichen Schattenseiten der vermutlich stärksten Partei Österreichs ist ein gewaltiger.

Die FPÖ liefert an diesem Wochenende wieder 'politisch korrekten' Kommentatoren jede Menge Stoff. Und fast alle gehen der FPÖ dabei in die immer gleiche Falle. Sie versuchen sie ständig braun anzustreichen, der ORF wirft mit Vokabeln wie „rechtsextrem“ nur so um sich. Der eine Anlass für Erregung war die Kärntner Volksbefragung, der andere das erneuerte Bekenntnis zur deutschen Kulturgemeinschaft. Beides sind künstliche und unberechtigte Erregungen. Die wahren Probleme mit der FPÖ sind ganz andere.

Die Kärntner Volksbefragung zu den Ortstafeln hatte zwar keine verfassungsrechtliche Basis – aber das macht sie ja noch zu keinem Verbrechen. Vor allem die Kritik der Grünen daran ist absurd, treten sie doch selbst immer wieder für direkte Demokratie ein (was auch eine der relativ wenigen lobenswerten Seiten der Grünen ist).

Zu Recht kann man grundsätzlich kritisieren, dass eine völkerrechtliche Verpflichtung nicht von der Zustimmung einer Bevölkerungsmehrheit abhängig sein darf. Nur: Jahrzehntelang haben Rot wie Schwarz diese Verpflichtung nicht umgesetzt (auch Blau und Orange in ihren Mitregierungszeiten nicht). Man hatte einfach jahrzehntelang Angst, dass das Kärntner Volk wieder ein paar Ortstafeln umschmeißt. Das war auch eine Art Volksbefragung – wenn auch eine der übelsten Art.

Die SPÖ hat überdies vor fünf Jahren eine schon fertig ausgehandelte Ortstafellösung fast völlig identischen Zuschnitts wie die nunmehr fixierte aus rein parteitaktischen Interessen torpediert (sie verweigerte einem von Wolfgang Schüssel, Jörg Haider und der Mehrheit der Slowenen ausgehandelten Kompromiss die notwendige Verfassungsmehrheit, weil sie ja sonst Schwarz-Orange nicht mehr in ein rechtes Eck stecken hätte können). Also fehlt auch der SPÖ jede Legitimation zur Kritik.

In Wahrheit ist es sicher gut, dass die Ortstafellösung nun auch eine demokratische Legitimation erhalten hat. Niemand kann künftig noch herumrennen und sagen, der böse Bund hätte den Kärntnern etwas aufs Auge gedrückt. Das haben auch die Klügeren unter den Kärntner Slowenen selbst voll eingesehen.

Zweiter Kritikpunkt an der FPÖ ist das wiederentdeckte Bekenntnis zur „deutschen Volks-, Sprach- und Kulturgemeinschaft“. Nun, solche Parolen sind auch nicht so ganz das Meine. Nicht einmal die Sprachgemeinschaft mit den deutschen Nachbarn ist ja wirklich eine hundertprozentige. So habe ich vor zwei Tagen einen Vortrag in Berlin gehalten und gespürt, dass ich bei jedem Wort eine kurze Nachdenkschleife mit der Frage einschiebe: „Verstehen die auch jedes Wort meines österreichischen Deutsch?“ In Sachen Architektur, Geschichte und Speisezettel fühlen sich die meisten Österreicher unbestreitbar im k. und k. Mitteleuropa stärker daheim als im Norden Deutschlands. Im Kino gefallen zumindest mir im Schnitt trotz mancher Enttäuschungen amerikanische Filme deutlich besser als deutsche (und nach den Besucherzahlen zu schließen auch den meisten anderen). Und „Volksgemeinschaft“ gehört schon gar nicht zu meinem Sprachgebrauch.

Dennoch habe ich wenig  Zweifel, dass in der Summe der vielen Anknüpfungs- und Berührungspunkte, die die kulturelle Identität der Österreicher ausmachen, jene Richtung Deutschland doch die häufigsten sind. Aber selbst wenn das nicht so wäre, regt mich das FPÖ-Bekenntnis nicht so wirklich auf – solange es nicht auch mit Anschlussgedanken verbunden ist. Wofür es seit Jahrzehnten keine Indizien gibt. Aber selbst bei diesem Gedanken sollte die SPÖ mit Vorwürfen sehr ruhig sein. Waren doch selbst nach 1945 viele SPÖ-Politiker noch Verfechter eines wirklichen Anschlusses und haben sich über den betonten Österreich-Patriotismus der ÖVP eher lustig gemacht.

Jedenfalls bot dieses Wochenende noch die Möglichkeit des Vergleichs mit einer zweiten Kulturgemeinschaft. Was ein ziemlich deutliches Ergebnis bringt: Ich fange mit einer deutschen Kulturgemeinschaft deutlich mehr an als mit der schwulen Kulturgemeinschaft, die Rot und Grün (und natürlich der ORF) wieder so schrill propagiert haben. Und für die sie vor allem in Wien viel Steuergeld verbraten.

Hinter diesen Scheinaufregungen bleiben die wahren Defizite der FPÖ verborgen. Diese Defizite sollten uns aber große Sorge bereiten. Denn in Sachen Wirtschafts- und Sozialpolitik stößt man bei der aufstrebenden Strache-Partei immer nur auf Zweierlei: entweder auf gähnende Leere, personell wie inhaltlich, oder auf klassischen Verschwendungssozialismus. Und das ist ja nun wirklich keine Alternative zur gegenwärtigen Politik. Denn beides gibt es bei der SPÖ in Reinkultur und bei der ÖVP in starken Ansätzen. Dabei geht es aber – im Gegensatz zu irgendwelchen imaginären Kulturgemeinschaften – um das weitaus wichtigste Betätigungsfeld der Politik. Vor allem in Zeiten wie diesen. Österreich wird da in den nächsten Jahren sehr schwierige und mühsame Entscheidungen brauchen.

Es ist natürlich klar, warum der rot-grüne Machtapparat diese FPÖ-Defizite nicht anspricht. Und dementsprechend tun dies auch nicht jene ORF-Menschen, welche die Innenpolitik kommentieren. (Deren Geistesgröße erkennt man übrigens auch daran, dass sie ihre Antworten von einem Zettel ablesen müssen, wenn sie sich von einem Kollegen ausgemachte Fragen stellen lassen). Denn dann nüsste man ja auch den ebenso gefährlichen SPÖ-Sozialismus kritisieren.

Weniger klar ist, warum auch andere, unabhängigere Medien die FPÖ immer nur volkstumspolitisch und nicht wirtschaftspolitisch untersuchen.

 

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Die Vergangenheit wartet auf ihre ganze Bewältigung drucken

Wäre das dem Angehörigen einer anderen Partei passiert, dann hätte Österreich seine große Aufregung. So aber blieb die Affäre weitgehend unter dem Teppich. Und kaum eine Zeitung nahm davon Notiz.

Aber in Wahrheit ist es aufregend und empörend, dass der Bruder des langjährigen SPÖ-Justizministers Christian Broda ein sowjetischer Spion gewesen ist, wie sein Sohn nun offen zugibt. Engelbert Broda war das aus voller Überzeugung und tiefer Aversion gegen den Westen. Gewiss ist es schon etliche Jahre her, aber wir „bewältigen“ mit großer Intensität ja auch noch viel länger zurückliegende Vergangenheiten.

Das bedeutet nun keineswegs einen Appell, nach Art der Linksmedien in die Sippenhaftung zurückzufallen. Das heißt aber sehr wohl, sich bewusst zu machen, wie sehr einer der gesellschaftspolitisch einflussreichsten Politiker der zweiten Republik, auch über den gemeinsamen Vater und andere enge Familienangehörige – in einer schwer kommunistischen Umwelt aufgewachsen ist.

Denn auch Christian Broda selbst ist vor seiner Ministerzeit deklarierterweise ein Kommunist gewesen. Was zusammen mit dem familiären Umfeld viele seiner politischen Aktionen in einem – sagen wir: interessanten Licht erscheinen lässt. Zu diesem gehört, dass er von einem gefängnislosen Strafrecht geträumt hat. Dass er personalpolitisch das Justizministerium und insbesondere die Staatsanwaltschaft auf einen bis heute nachweisbaren gesellschaftspolitischen Linkskurs gebracht hat. Dass von dieser Staatsanwaltschaft jahrzehntelang – bis heute – politisch relevante Causen fast immer nur bei Politikern rechts der Mitte verfolgt werden (wenn nicht gerade ein Bauernopfer wie Helmut Elsner unumgänglich geworden ist).

Denn zweifellos hat jeder Kommunist ein wenig Mitverantwortung am Tod der 80 Millionen Opfer des Kommunismus. So wie jeder Nazi und NSDAP-Wähler zumindest eine kleine Mitschuld an den nationalsozialistischen Verbrechen hat.

Ich würde mich jedenfalls viel wohler in diesem Land fühlen, wenn mir irgendwo eine ordentliche und reuevolle Aufarbeitung seines eigenen Lebens durch Christian Broda bekannt geworden wäre. Oder wenn die SPÖ selbst einmal auch ihre diesbezügliche Vergangenheit aufgearbeitet hätte – bei allen, großen Verdiensten, die SPÖ-Politiker wie Franz Olah oder Franz Kreuzer im Kampf gegen die kommunistische Bedrohung erworben hatten.

 

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SN-Kontroverse: Pleite gehen lassen? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Soll die EU Griechenland pleite gehen lassen?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Pleite zieht alle mit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Lass Griechenland doch pleite gehen." Immer lauter tönt der martialische Ruf angesichts der Schuldenkrise im Süden. Etliche sehen darin gar die „gerechte" Strafe für die jahrzehntelange Misswirtschaft der Hellenen. Das Denken der Rachsüchtigen ist allerdings ziemlich kurzsichtig und bedeutet eine massive Verdrängung der Realität.

Denn die Folgen einer Staatspleite sind schrecklich: Banken werden von Kunden gestürmt, die ihre Konten plündern. In den Geschäften kommt es zu Hamsterkäufen. Die Geschäftsregale bleiben leer, der Einzelhandel hat kein Geld mehr. Auf den Straßen versammelt sich das Volk und demonstriert gegen die Regierung. Die Proteste schlagen in Gewalt um, die Regierung wird gestürzt, es herrscht Anarchie. Der Schwarzmarkt verdrängt die Marktwirtschaft.

Die internationalen Konsequenzen einer Staatspleite sind nicht abschätzbar. Ein bankrotter Staat kann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Seine Anleihen werden abgewertet und Umschichtungen an den Finanzmärkten sind nötig. International kommt es zum Dominoeffekt. Andere Kernländer der EU, allen voran Spanien, Portugal, Irland und Italien könnten ebenfalls in die Staatspleite schlittern. Der Euro verlöre stark an Wert, auch in den stabilen Ländern der Europäischen Union würden die Zinsen steigen; eine tiefgreifenden Währungskrise unvermeidbar. Die Staaten müssten wieder Rettungspakete für die Banken und extreme Sparpakete mit harten sozialen Einschnitten verabschieden.

Im Vergleich zur globalen Wirtschaftskrise nach der Pleite der US-Bank Lehman wären die Folgen einer Staatspleite Griechenlands ein wirtschaftspolitischer Tsunami. Weitere finanzielle Hilfen für das krisengeschüttelte Griechenland sind daher unausweichlich, falls Europa sich selbst nicht destabilisieren will.


Konkursverschleppung

Andreas Unterberger

Die EU kann Griechenland gar nicht pleite gehen lassen. Denn das ist es schon längst. Jetzt geht's nur noch darum, endlich auch offen zuzugeben, dass Griechenland niemals all seine Schulden zahlen kann. Werden die Staaten Europas wie im Mai 2010 noch einmal Beihilfe zur Konkursverschleppung leisten? Im normalen Leben landet man damit vor dem Strafrichter.
Klar ist freilich auch: Das offene Eingeständnis der griechischen Pleite kommt heuer schon viel teurer als im vergangenen Jahr. Aber jedes weitere Jahr wird's noch teurer.

Inzwischen sind neben diversen Staatshaushalten schon etliche Nationalbanken, vor allem die Europäische Zentralbank bedroht, die nun den Großteil der griechischen Anleihen halten. Da ist es hochgradige Realitätsverweigerung, wenn sich die Finanzministerin brüstet, dass die Griechenland-Hilfe „keinen Cent" gekostet habe. In Wahrheit sind europaweit als Folge der Schuldenkrise schon unvorstellbare 1500 Milliarden Euro an Haftungen angelaufen. Und Europa ist gerade dabei, diesem teilweise schon verlorenen Geld weitere 120 Milliarden nachzuwerfen.

Nur Scharlatane können behaupten, es gäbe heute noch einen Ausweg aus der europaweiten Schuldenkrise, der nicht entweder die Sparer über eine Inflation oder die Steuerzahler über Steuererhöhungen heftig trifft. Die SPÖ macht dazu ja schon eifrig Vorschläge.

Für die Sozialisten in allen Parteien und vor allem die Gewerkschaften ist Griechenland die große ideologische Katastrophe. Denn dort zeigt sich, wohin gewerkschaftlich erkämpfte Lohnzuwächse und soziale Zuckerln führen, die mehr als den echten Produktivitätszuwachs ausmachen. Alle anderen aber, an der Spitze Angela Merkel, müssen sich fragen, warum sie den insolventen Griechen (und all ihren Gläubigern) die Mauer gemacht haben. Und jetzt offenbar weiter machen.

 

 

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Countdown auf tirolerisch: Zwei Berge, ein Bürgermeister, Null Vernunft drucken

Es gibt in Österreich keinen einzigen Berg, dessen Begehung und Besteigung untersagt wäre. Egal, wem er gehört. Privaten, Adeligen, Stiften, den Bundesforsten, dem Alpenverein. Niemand darf Bürger und Touristen von den Anhöhen fernhalten. In Tirol stürzt jedoch der Himmel ein, wenn zwei völlig unbedeutende Berge verkauft werden sollen.

Zumindest in der Phantasiewelt eines Bürgermeisters einer Kleingemeinde ist diese Verkaufsabsicht trotz der gesetzlich abgesicherten Freiheit der Berg-Nutzung für jedermann die absolute Katastrophe. Dieser Bürgermeister treibt wiederum seinen Landeshauptmann auf die Barrikaden, als gelte es, wie einst Andreas Hofer Bayern und Franzosen aus dem Heiligen Land zu vertreiben. Und der Landeshauptmann treibt wiederum den Wirtschaftsminister auf noch höhere Barrikaden. Ein Verkauf komme ja überhaupt nicht in Frage, donnert der Minister, der sich bekanntlich (ob seiner Schönheit) sogar zu Höherem berufen fühlt.

Was war geschehen? Der verkaufswillige Bösewicht ist die Bundesimmobilien-Gesellschaft BIG, an die (bis auf einige Schätze wie die Hofburg) alle Gebäude der Republik samt Grundstücken übertragen worden sind. Damit sollten nach der jahrzehntelangen, korruptionsfreudigen Misswirtschaft der diversen Bundesgebäudeverwaltungen die Häuser und Grundstücke so effizient verwaltet werden, wie das auch private Grundeigentümer schaffen.  Das ist jahrelang auch durchaus geglückt. Das hat dem Steuerzahler etlichen Gewinn gebracht. – und es gab keinerlei Hinweis auf Korruption. Ihrem Auftrag entsprechend wollte die BIG nun zwei Tiroler Berge verkaufen, mit denen sie absolut nichts anfangen konnte, die auch absolut nicht zu den sonstigen Tätigkeiten der Gesellschaft passen.

Das hat genügt, um eine Tiroler Komödie ausbrechen zu lassen. Anlass war aber nicht die sich logischerweise aufdrängende Frage: Wer mag überhaupt Geld für ein paar Berge ohne irgendwelche bekannte Schätze in die Hand nehmen? Nein, in Tirol ist vielmehr deshalb die Panik ausgebrochen, weil die Heimat ausverkauft werde. So als ob ein Amerikaner jene Berge abtragen würde, um sie in Disneyland wieder aufzustellen. Und niemand dachte daran, in einem Verkauf auch eine Chance zu sehen: Na, vielleicht kann man einen neuen Eigentümer dazu motivieren, beispielsweise durch Bau einer Hütte etwas in den Tourismus auf diesen Bergen zu investieren.

Dümmer geht’s nimmer. Oder doch? Denn ein Wirtschaftsminister, der als Eigentümervertreter dieser BIG sofort mit ins Horn des Montan-Populismus bläst, ist wahrscheinlich noch ärger als ein paar Tiroler Lokalpolitiker nach dem vierten Schnaps.

Wo bleibt da die Wirtschaftskompetenz der Volkspartei? Dabei geht es natürlich nicht nur um die erhofften Einnahmen für die Berge. Es geht darum, dass in dieser Regierung nicht einmal mehr ein Wirtschaftsminister an den Effizienzsteigerungen durch die diversen Ausgliederungen interessiert ist. Der Steuerzahler ist dieser Regierung absolut wurscht geworden. Und offensichtlich auch der einstigen – und letzten – Wirtschaftspartei ÖVP (zu der ja alle Akteure zählen). Denn was einem Tiroler Bürgermeister zugestanden worden ist, wird man nun auch Hunderten anderen lautstarken Interessenten zugestehen müssen.

Es hat ja auch schon vor den Bergen angefangen: nämlich als die Unterrichtsministerin Schmied von der Noch-Nie-Wirtschaftspartei SPÖ beschlossen hat, der BIG nicht mehr (oder zumindest erst zu Sankt Nimmerlein) die Mieten für die Schulen zu zahlen. Da ging es sogar um viel größere Beträge. Und auch da hat niemand die Stimme zugunsten des Steuerzahlers erhoben.

Ähnliches passierte, als der Bund die Grenzen für die Pflicht zur Ausschreibung von öffentlichen Aufträgen gewaltig in die Höhe schnellen ließ. Das sorgt natürlich dafür, dass nun wieder viel öfter, Freunde – nennen wir sie halt so – einzelner Politiker und Beamter zum Zug kommen. Und nicht jene Firma, die es am billigsten und besten macht.

Wir haben ja offenbar eh genug Geld, dass wir uns all das leisten können. Auch das Geld für Griechenland oder die Hypo Alpe-Adria ist ja eh alles nur verborgt und wird auf Heller und Pfennig zurückgezahlt . . .

 

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Die Rolle der russisch-orthodoxen Kirche im Modernisierungs- und Transformationsprozess des modernen Russland drucken

Die russisch-orthodoxe Kirche ist, anders als die römisch-katholische Kirche für den modernen (westeuropäischen) Nationalstaat, seit beinahe tausend Jahren einer der prägenden Faktoren im russischen Selbstverständnis, wenn nicht überhaupt der prägendste. Die wesentliche Frage, welchen Einfluss die russisch-orthodoxe Kirche auf den Modernisierungs- und Transformationsprozess des sogenannten „modernen Russland“ ausübe, kann nur im Lichte der kirchlichen Tradition richtig analysiert werden.

Wenn man diese Frage etwas anders formuliert, könnte man ganz einfach auch formulieren: welche politische Kraft hat die russisch-orthodoxe Kirche, und was unterscheidet ihre Stellung beispielsweise von der der römisch-katholischen Kirche in einem liberal-demokratischen Land wie Österreich? Die Beantwortung dieser Frage ist für unser Verständnis von Vorgängen in Russland wesentlich.

Die russisch-orthodoxe Kirche ist keine Randgruppe, sie steht im Zentrum des kulturellen Selbstfindungsprozesses der zerfallenden Sowjetunion und später der entstehenden Russischen Föderation. Zunächst muss man bemerken, dass nicht nur die russisch-orthodoxe Kirche als Religionsgemeinschaft in der Russischen Föderation eine Rolle spielt, durchaus wichtig und angebracht wäre es beispielsweise auch, den Islam in seiner Stellung und Bedeutung zu analysieren.

Wenn nun die Analyse der russisch-orthodoxen Kirche in ihrer Beziehung zum modernen russischen Staat unser Ziel ist, so soll dies in fünf Schritten geschehen. Zunächst werden wir zwei Punkte einer kurzen Klärung unterziehen. Zum einen müssen wir uns fragen, was die „Modernisierung“ aus der Sicht der Kirche bedeutet, was heißt Modernisierung für die Kirche und wie korrespondiert diese mit der Tradition?

Weiters müssen wir die byzantinische „symphonia“ untersuchen, schließlich baut die kirchliche Tradition ihre Beziehung zum Staat auch heute noch auf diesem Ideal auf. In einem dritten Schritt werden wir die Sozialdoktrin der russischen Kirche untersuchen, um in einem vierten Schritt die Wirkung der Kirche auf die russische Regierung analysieren zu können. Schließlich werden wir, fünftens, ein Fazit der Staat-Kirche-Beziehung ziehen, das die Rolle der russischen Kirche im modernen Russland darlegen soll.

Tradition vs. Modernisierung?

Wie korrespondiert in der orthodoxen Geschichte die Tradition mit der „Modernisierung“? Tradition bedeutet, im russisch-orthodoxen Selbstverständnis, die Rückbindung an Christus, die Rückbindung an die Kirchenväter, und in diesem Selbstverständnis ist auch die Essenz zu sehen, die eine Modernisierung verhindert. Diese starke Rückbindung der Kirche auf die „Heilige Überlieferung“ (die Tradition) verhindert freilich auch, dass die Kirche eine Art Flexibilität (ohne Wertung!) an den Tag legt, die beispielsweise die Westkirche im Laufe der Jahrhunderte zeigte. Die Westkirche hat einen „flexibleren“ Begriff von Tradition entwickelt, während die Orthodoxie ihren Hauptwert in der Bewahrung der Tradition sieht, nicht unbedingt in deren Weiterentwicklung.

Traditionelle Standpunkte finden auch ihren Niederschlag in der gegenwärtigen sowohl geistigen, als auch tagespolitischen Debatte. Aleksander Dugin ist ein Beispiel hierfür. Dugin kann mit Recht als „Esoteriker“ verstanden werden. Seine Einordnung in westlich-neuzeitliche Politschemata ist schwierig. Er könnte nach diesen Kriterien sowohl als „links“ als auch als „rechts“ bezeichnet werden. Im Übrigen ist Dugin nicht der erste Fall eines „mystischen“ Beraters in Kremlnähe in der Geschichte Russlands. Seine Beziehungen zur Orthodoxie sind differenziert zu sehen. Dugin ist ein derart facettenreiches Phänomen, dass seine Person hier nicht gebührend analysiert werden kann.

Er gehört einer Art „Bewegung“ an, die man als „Traditionalismus“ bezeichnet. Dieser Traditionalismus ist aber nicht beispielsweise eine innerkirchliche „Lagerzuordnung“, sondern Traditionalismus meint hier die „Integrale Tradition“ eines Baron Julius Evolas, eines René Guénons und anderer in ihrem Denken heterogener Personen. Ein weitere Besonderheit, welche auch die Person Dugins betrifft, ist, dass die Orthodoxie (gemeinsam mit vielen esoterisch-mystischen Strömungen, die unter den Begriff „Integrale Tradition“ subsumiert werden können) die Menschheitsgeschichte als eine „Involution“ sieht, die Menschheitsgeschichte bewegte sich vom göttlichen Ideal weg, es handelt sich also um einen Abstieg. Der lineare Geschichtslauf, von der Erschaffung der Welt bis zum „Jüngsten Gericht“, ermöglicht es der Kirche auch eine Eschatologie zu entwickeln, die an den „Zeichen der Zeit“ orientiert ist.

Die Problematik des „kanonischen Territoriums“

Die russisch-orthodoxe Kirche hält an einem kanonischen Territorium fest, das weit über die Grenzen der Russischen Föderation reicht. Die Ukraine beispielsweise zählt dazu. Der Zerfall der UdSSR hatte zwar zunächst zur Folge, dass die Religion nicht mehr am direkten Gängelband des Staates hing und sich frei entfalten konnte, er hatte aber auch zur Folge, dass die russisch-orthodoxe Kirche nun vor der Situation steht, historischen Boden insofern zu verlieren, als neue „eigenständige Länder“ entstehen. Diese Vorgänge sind für die Kirche so lange kein Problem, so lange nicht in innerkirchliche Angelegenheiten eingegriffen wird. In der Ukraine, wie bereits erwähnt, sind die Probleme allerdings bereits vorhanden und eine schnelle Lösung ist nicht zu erwarten.

Die byzantinische Symphonie   

Die Haltung der russischen Kirche zum Staat ist in ihrem Ideal nach wie vor von der Kaiseridee des byzantinischen Reichs geprägt. Wenn auch diese Idee in der Geschichte des russischen Staates an die Eigenheiten angepasst und modifiziert wurde, so bleibt dennoch dieses Leitbild führend. Das byzantinische Kaiserbild zeichnet die symphonia aus: die Kirche bleibt als eigenständige Institution bestehen, der Kaiser bildet das Oberhaupt der Gesellschaft, oder besser der Gemeinschaft, er ist aber nicht dem Papst gleichzusetzen, er hat keine unmittelbare theologische Gewalt.

Er ist nicht „Herr“ über die theologische Debatte. Diese symphonia, die man auch als „Symbiose“ bezeichnen könnte, zeichnet also bis heute das Weltbild der russisch-orthodoxen Kirche aus, wie es im Übrigen das Bild aller orthodoxen Kirchen vom Verhältnis zum Staat ausdrückt. Davon zeugt gerade die Sozialdoktrin der russischen Kirche:   

Die Sozialdoktrin der russisch-orthodoxen Kirche

Die Sozialdoktrin der russisch-orthodoxen Kirche kann als Schlüsseldokument der neueren Zeit betrachtet werden. Patriarch Kirill war auch bei der Sozialdoktrin der führende Kirchenmann. Obwohl ich selbst von der Etikettierung „konservativ“, „liberal“ oder „traditionalistisch“ nicht viel halte, wenn es um den kirchlichen Bereich geht, so kann man konstatieren, dass Kirill ein Mann der Mitte ist, allerdings ist Mitte hier nicht beliebig zu verstehen, sondern mehr in seiner Positionierung als kluger austarierender Taktiker.

Kirill hat, wie im übrigen der überwiegende Großteil der orthodoxen Hierarchen, ein sehr klares Wertefundament und die orthodoxe Ekklesiologie hat sich seit bald einem Jahrtausend, im Gegensatz zur Westkirche, nicht verändert. Musste sie auch nicht. Die Verzahnung zwischen russischem Staat und russischer Kirche war von 988 an, mit der „Taufe der Rus“ bis 1917 lebendig.

Erst durch die, von der orthodoxen Kirche als „Katastrophe“ bezeichnete, bolschewistische Revolution wurde diese Verzahnung gelöst. Allerdings geschah dies nicht in einem Prozess, der der westlichen Laizität oder der Säkularisierung entspräche, sondern in einem Akt der Gewalt, der von einer Seite, der Kirche, nie akzeptiert wurde. In dieser Zeit der Verfolgung bildeten sich nun mindestens drei Haltungen heraus, die das Verhältnis der Orthodoxie zum atheistischen Staat bestimmten.

Die eine war eine abwehrende, stramm antikommunistische Haltung, die zweite war jene der partiellen Zusammenarbeit und die dritte die des Kollaborateurs. Die Kirche hat als Ganzes dennoch die Zeit des Kommunismus als Joch empfunden. In der Zeit unmittelbar nach dem Zusammenbruch bildete sich nun eine Gesellschaft, die sich in Richtung des westlichen Pluralismus bewegte, bzw. es wurde der Anspruch erhoben, ein dem westlichen Modell des liberal-demokratischen Systems ähnliches System zu formen, mit all den Folgen, die eine solche Entwicklung für die Religion zeitigen sollte.

Nation

Zunächst ist es interessant festzuhalten, dass die russisch-orthodoxe Kirche in ihrer Sozialdoktrin den Begriff  der Nation „zerlegt“, und zwar in sowohl die ethnische Gemeinschaft, als auch die Bürger eines bestimmten Staates. Wenn die Kirche auch den „universalen Charakter“ der christlichen Botschaft betont, so betont sie umgekehrt, ganz dem orthodoxen Verständnis der „autokephalen Kirchen“ folgend, dass orthodoxe Christen ihre irdische Heimat nicht vergessen dürften.

Sie betont zudem, dass es eine „nationale christliche Kultur“ gäbe.  Ebenfalls führt die Kirche klar an, dass die Teilnahme an Befreiungskriegen erlaubt sei, eine Tatsache, die bei Kriegen wie dem „Tschetschenienkrieg“ aktuelle Bedeutung gewinnt. Überraschend für den westlichen Leser ist auch die Tatsache, dass dem „Patriotismus“ ein hoher Stellenwert in der Lehre der Kirche eingeräumt wird. Allerdings in Abgrenzung zu jenem Begriff von Nationalismus, den der Westen prägte. Wobei die Grenzen hier gefährlich eng werden können, wenn es in der Doktrin heißt: „(…) Dementsprechend bezieht sie keine Stellung, in interethnischen Konflikten, mit Ausnahme solcher Fälle, in denen seitens einer der beiden Parteien eindeutig Aggression betrieben bzw. Ungerechtigkeit geübt wird.“

Kirche und Staat

Die Doktrin streicht gleich am Anfang des Abschnittes über „Kirche und Staat“ heraus, dass der Staat den Zweck habe, die irdischen Angelegenheiten zu regeln. Die Kirche also zieht hier eine klare Trennlinie. Den idealen Staatsmann bezeichnet die Doktrin als „irdischen Statthalter“, dieser sei aus einem Entfremdungsprozess des Menschen von der Gehorsamspflicht Gottes entstanden.

Die israelitischen Stämme hätten die direkte Verbindung zu Gott gehabt und daher keinen „Statthalter“ benötigt. Die Kirche betont nun weiter, dass die Gläubigen dem Staat Gehorsam schulden, jedoch nur insofern, als der Staat nicht selbst „vergöttlicht“ wird, Gehorsam auch nur so weit, als der Staat den Glauben nicht bedroht. Der Staat wird auch nicht autonom von Gottes Gesetzen gesehen, daher hält die Doktrin eindeutig fest, dass einem Staat, der die Gläubigen zu einer Abkehr von Christus und der Kirche nötigt, der Gehorsam zu verweigern ist.

Wenn die Doktrin auch die Realität des säkularen Staates anerkennt, so bezeugt sie gleichzeitig die Möglichkeit der Übereinstimmung von Aufgaben und Tätigkeiten, die nicht nur irdischen Nutzen nach sich ziehen, sondern auch der Verwirklichung des Heilsauftrages der Kirche dienen. Das Dokument verurteilt im Übrigen auch die Französische Revolution. An mehreren Stellen wird die Autonomie der Kirche gegenüber dem Staat betont, dies geschieht einerseits aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts heraus, andererseits aber auch aus dem byzantinischen Verständnis der symphonia.

Besonders beachtenswert ist die Tatsache, dass die Doktrin die symphonia in der Praxis des byzantinischen Reiches als unvollendet betrachtet, während im alten Russland unter den Zaren eine größere Harmonie bestanden hätte. Wir sehen hier klar, dass Russland seine eschatologische Positionierung als „letztes freies Land“ nach dem Fall des byzantinischen Reiches aufgreift und zu neuer Höhe befördert. Russland als das „dritte Rom“.

Ein wichtiger Punkt ist auch, dass in der Doktrin klar mehrere Punkte angeführt werden, in welchen die Kirche mit dem Staat zusammenarbeiten kann und umgekehrt, in welchen nicht. Es seien hier nur einige, für vorliegende Analyse wesentliche Punkte, herausgegriffen:

Die Kirche sieht Felder der Zusammenarbeit in den Feldern:

  • der „Sorge um die Erhaltung der Sittlichkeit in der Gesellschaft“
  • „Geistig-spirituelle, kulturelle, sittliche sowie patriotische Bildung und Erziehung“
  • Die Mitwirkung an der Ausarbeitung  „einschlägiger Gesetze, Verordnungen“ etc.
  • Tätigkeit der weltlichen und geistigen (Massen-)Medien
  • Widerstand gegen die Tätigkeit „pseudoreligiöser Strukturen“

Die Doktrin zeigt also, dass die russisch-orthodoxe Kirche sich selbst, unter Beibehaltung des byzantinischen Idealbildes, als eigene Institution wahrnimmt, jedoch in engster Anbindung an das „Russische“. Um nun die Umsetzung der hier dargelegten Grundsätze im praktischen kirchlich-staatlichen Leben untersuchen zu können, soll die Person und die theologisch-politischen Aussagen des derzeitigen Patriarchen einer Untersuchung unterzogen werden:

Patriarch Kirill und die Kirche im Tagesgeschehen des modernen Russland

Biographie

Kirill wurde 1946 in St. Petersburg geboren. 1969 legte er die Mönchsgelübde ab. Er war mehrere Jahre Vertreter beim Weltkirchenrat in Genf. Im Anschluss daran leitete er zehn Jahre verschiedene geistliche Lehranstalten. 1976 wird Kirill zum Bischof geweiht, 1977 zum Erzbischof erhoben. Seit 1984 leitet er die Diözese von Smolensk und seit 1989 ist er Leiter des Außenamtes. 1991 Erhebung zum Metropoliten. Besonders hervorzuheben ist, dass Patriarch Kirill von 1994 an eine wöchentliche Fernsehreihe im Zentralen Russischen Fernsehen leitete.

Theologische Akzentsetzung

Kirill gilt gemeinhin als Zentralist. Er übt einen Ausgleich zwischen allzu traditionalistischen Positionen und allzu weitgehenden Verweltlichungen, die aber traditionell in der russischen Orthodoxie Minderheitenpositionen sind. Kirills theologische Akzentsetzungen sind bereits in der Sozialdoktrin festzumachen. Besonderen Wert legt Kirill auf das byzantinische „Symphonie-Modell“, er betrachtet es als „Ideal“ und zwar, nach seinen eigenen Worten, unabhängig davon, ob es in der Realität umgesetzt wurde, oder nicht.

Zugleich verurteilt Kirill besonders deutlich die „Reformen“ Peters I. um zu betonen, dass nun die Möglichkeiten grundsätzlich offen seien, das Modell der Symphonie wieder umzusetzen, bzw. sei es der russischen Kirche bereits gelungen, dieses Modell umzusetzen. Kirill sieht, ganz in der Tradition der russischen Kirche, die Orthodoxie nicht nur als „Glauben“, sondern auch als gesellschaftliche Zuordnung. Dies korreliert mit der Tatsache, dass, Umfragen zufolge, mindestens. 70 Prozent der Russen sich als „Orthodox“ bezeichnen. Darunter ist aber nicht unbedingt ein kirchliches Zeugnis mit eingeschlossen, sondern vielmehr eine fast „ethnische“ Zugehörigkeit.

Und Kirill nimmt dieses Zeugnis auf und ernst. In diesem Punkt unterschied sich die Orthodoxe Kirche stets von dem, in ihrem Strukturverständnis stets universalitischeren, römisch-katholischen Konzept der „Nation“, aber auch vom Nationsgedanken des 19. und 20. Jahrhunderts in Westeuropa. Die Orthodoxie ist die Basis, der einende Moment, der russischen Nation. Patriotismus ist daher nicht vom Bekenntnis zur Orthodoxie zu trennen, dies äußert sich auch in den Beziehungen zwischen Kirche und Staat und in den „Außenbeziehungen“ der russischen Kirche zu sognannten „slawischen Brüdervölkern“.

Die Beziehungen  Kirche-Staat

Der jetzige Ministerpräsident Putin sah und sieht die Kirche als „gläubiger Christ“, als „orthodoxer Russe“. Seine Gläubigkeit auf Authentizität zu überprüfen ist nicht unsere Sache, sein Bemühen in der Einigung zwischen russisch-orthodoxer Kirche und russisch-orthodoxer Kirche im Ausland zeugt allerdings von zumindest tiefem Verständnis für die patriotische Bedeutung der Kirche. So äußerte er, dass die Wiedervereinigung der beiden Kirchen die wichtigste Voraussetzung für die Einheit aller Russen sei, er selbst, gemeinsam mit dem Präsidenten Medwedew, nimmt im Übrigen an den Osterfeierlichkeiten der Kirche offiziell teil.

Medwedew versendet sogar Ostergrüße, die in ihrem Inhalt weit über allgemeine Feiertagsgrüße hinausgehen und klar die Bedeutung der russischen Kirche als „Grund der Nation“ herausstreichen. In diesem Sinne ist es auch für westliche Beobachter nicht unbedingt überraschend, dass die orthodoxe Kirche an der Jahreswende 2010/11 erwog, ihren Geistlichen wieder die politische Partizipation zu ermöglichen.

Außenbeziehungen der russischen Kirche mit besonderem Fokus auf die Ukraine

Eine besondere Note erfährt die russische Kirchenpolitik dadurch, dass sich ihr kanonisches Einzugsgebiet auf mehrere Staaten erstreckt. Einer dieser Staaten ist die Ukraine. Die Ukraine ist seit jeher Wiege der russisch-orthodoxen Kirche, die „Taufe der Rus“, die mit 988 datiert wird, fand in Kiew statt, Fürst Vladimir, der erste slawisch-orthodoxe Fürst, residierte in Kiew und lange Zeit war der Metropolit von Kiew und der ganzen Rus das Oberhaupt der Kirche.

Patriarch Kirill bezeichnet Kiew gar als „Jerusalem“ der russischen Kirche. Diese kirchenpolitisch klare Positionierung befördert aber auch die Interessen des russischen Staates. Während eines Ukrainebesuchs des jetzigen Patriarchen kam es zu Ausschreitungen und Prügeleien zwischen Anhängern des „slawischen Einheitsgedankens“ und ukrainischen Nationalisten. Die ukrainischen Nationalisten, sofern orthodox, plädieren für die Unabhängigkeit einer „ukrainisch-orthodoxen-Kirche“, während die Gegenseite auf der Zugehörigkeit zur russischen Orthodoxie beharrt.

Diese Auseinandersetzungen gehen sogar soweit, dass Kirill einen Besuch in der Westukraine absagen musste. Auch im Konflikt um die Krim ist der Patriarch zumindest indirekt aktiv, er besuchte 2009 die Krim und setzte damit kirchenpolitische Zeichen. Eine Änderung im politischen Klima, auch und gerade die Kirche betreffend, stellte die Wahl von Viktor Janukowitsch zum ukrainischen Präsidenten dar. Janukowitsch ist dezidiert Russland-freundlich und pflegt gute Beziehungen zum Moskauer Patriarchen. So betete der ukrainische Premier Asarow gemeinsam mit Kirill bei dessen Ukraine-Besuch 2010 um die Überwindung der Spaltung der Gesellschaft in der Ukraine.

Einen Höhepunkt erreichte die Parteinahme Kirills für Janukowitsch als Kirill Janukowitsch 2010 öffentlich als „tiefgläubigen“ Menschen bezeichnete und meinte, der Präsident stütze sich in seiner Politik auf die „orthodoxe Weltanschauung“. Bereits Anfang des Jahres 2010 setzten der Metropolit von Kiew und der Moskauer Patriarch gemeinsam ein Zeichen, indem sie am Amtseinführungstag von Janukowitsch, der auf den Festtag des Heiligen Alexius fiel, der gleichzeitig Metropolit von Moskau und ganz Russland und von Kiew und Wladimir war, eine Liturgie im Höhlenkloster von Kiew zelebrierten.

Dies zeigt, dass die russische Kirche keineswegs gewillt ist, ihren Anspruch auf die Ukraine als kanonisches Gebiet aufzugeben und zugleich gewillt ist, alle Russland-freundlichen Kräfte offen zu unterstützen. Eine solche Haltung kann als wesentlicher Anker auch der Außenpolitik des russischen Staates verstanden werden.

Kurzes Fazit

Eine Analyse des hier Dargelegten lässt uns zu einem klaren Urteil ob der Bedeutung der russischen Kirche im Modernisierungsprozess Russlands kommen. Versteht man die Modernisierung in erster Linie „geistig“, so kann man feststellen, dass die Orthodoxe Kirche eine Liberalisierung und Modernisierung im westlichen Sinne zu verhindern sucht – und dies auch in weiten Bereichen mit Erfolg.

Die „orthodoxe Weltanschauung“, verbunden mit den engen, in diesem Sinne im Westen unbekannten, Beziehungen zwischen der russischen Staatsführung zur Kirche, lassen die russisch-orthodoxe Kirche als wichtigstes kulturelles Fundament (der Eigenheit) Russlands erkennen. Auf dieser Basis haben russische Staatsmänner erfolgreich in der Vergangenheit und Gegenwart auf die „Unabhängigkeit“ Russlands vom west-europäischen Geistesleben gepocht. Die russische Kirche praktiziert seit einer mindestens 300jährigen Pause wieder erfolgreich das Konzept der Symphonie. In ihrer staatsstützenden und identitätsfestigenden Funktion für den russischen Patriotismus, die russische Außenpolitik und das russische Selbstverständnis ist der Einfluss der Kirche gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Johannes Auer ist Publizist. Seine Haupt Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind das Verhältnis von Religion und Staat. Besonders beschäftigt sich Auer mit dem Christentum, dem Islam und der religiösen und politischen Situation im Orient, unter Einbeziehung des geographischen Raumes der ehemaligen Sowjetunion. Auer forscht ebenso intensiv auf dem Feld  des „Traditionalismus“. Der vorliegende Text basiert auf einem Vortrag, den Johannes Auer auf einem Expertenworkshop Ende Mai in Wien hielt. 

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Götterdämmerung für Berlusconi: Die guten und die schlechten Nachrichten drucken

Alle Welt kommentiert das klare Ergebnis der italienischen Referenden als schwere Niederlage für Silvio Berlusconi. Ringsum wird aber vergessen, was das Referendum für Italien und Europa sonst noch bedeutet.

Die gute Nachricht ist sicher: Auch im Macho-Land Italien sind den Menschen endlich die unerquicklichen und dubiosen Affären ihres Ministerpräsidenten mit jungen Mädchen und sein sonstiger schlechter Umgang mit Recht und Ordnung zu viel. Im Sinne der Rechtsstaatlichkeit und Sauberkeit sind die Ohrfeigen für Berlusconi und sein damit wohl eingeleiteter baldiger Abstieg nur zu begrüßen. Dass es ein Abgang wird, ist ja kaum mehr zu bezweifeln. Denn es haben nun sogar schon Minister der eigenen Regierung an der Wahlurne deklariertermaßen gegen die vorgegebene Linie gestimmt.

Die gleichsam wertneutrale Nachricht: Wer auch immer derzeit in Europa regiert, muss mit einer kräftigen Abwendung der Wähler rechnen. Das zeigt sich nun auch in Italien. Und das ist in Demokratien auch etwas ganz Normales.

Dem stehen freilich auch viele schlechte Nachrichten gegenüber, die interessanterweise von den meisten Medien ignoriert werden:

Erstens hat Berlusconi dem seit Jahrzehnten bis über beide Ohren verschuldeten Italien eine früher unbekannte Periode der Stabilität gebracht, die gemeinsam mit ihm unaufhaltbar zu Ende geht. Italien war immerhin das einzige der PIIGS-Krisenländer, das in den letzten Jahren trotz Krise und Schuldenbergs keine Verschlechterung seines Kredit-Ratings hinnehmen musste. Die Neuverschuldung Italiens wurde durch eine beinharte – und logischerweise unpopuläre – Sparpolitik in relativ überschaubaren Grenzen gehalten (Wirtschaftswachstum hat Italien freilich so wie alle südeuropäischen Länder kein nennenswertes geschafft). Mit Sicherheit werden Geldverleiher nun Italien viel kritischer beurteilen.

Zweitens ist besorgniserregend, dass sich weit und breit keine alternative Regierungsbasis mit einiger Stabilität abzeichnet. Die Linke ist ein wirrer und zerstrittener Haufen, den nur die Gegnerschaft zu Berlusconi geeinigt hat. Und noch viel weniger gibt es eine neue charismatische Führungspersönlichkeit. Italien wird statt dessen wohl zur schlechten alten Zeit ständig wechselnder Koalitionen ohne jede politische Führungskraft zurückkehren.

Und drittens haben sich die Italiener bei den Referenden in zwei Punkten auf eine Politik festgelegt, die dem Land weiteren wirtschaftlichen Schaden zufügt: auf einen Atomausstieg und auf das Verbot der Privatisierung von öffentlichen Unternehmen wie der Wasserversorgung.

Natürlich ist es das Recht der Italiener, sich solche Gesetze zu geben. Aber ebenso natürlich ist klar, dass dadurch die Sanierung Italiens noch weiter ins Reich des Unmöglichen rückt.

Nur zur Erinnerung: Es gibt keine einzige seriöse Berechnung, die behaupten würde, der Verzicht auf Atomkraft nütze einer Volkswirtschaft. Und die Privatisierung von Wasserversorgung und Ähnlichem wird – gerade in diesen Tagen! – intensiv von den Griechen gefordert, damit diese Einrichtungen erstens effizienter werden und damit Griechenland zweitens durch den Verkaufspreis einen Beitrag zu seiner eigenen Sanierung leistet.

Und noch eine zweite Erinnerung: Italien hat mit 119 Prozent BIP-Anteil die zweithöchste Staatsverschuldung in der EU (nach Griechenland), steht also in entscheidender Hinsicht schlechter da als Portugal oder Irland, die schon in die europäische Notaufnahme eingeliefert werden mussten.

Alle jene, die jetzt über den Ausgang des Referendums jubeln, sollten sich fest anschnallen ob all dem, was demnächst auch die Italiener dem Kontinent an teuren Freuden bescheren werden. Die Rechnung müssen freilich auch alle anderen zahlen, die jetzt schon keineswegs jubeln. Hauptsache, man zahlt die Wasserrechnung nicht an eine Privatfirma und Berlusconi ist weg.

 

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Gleiches Recht für alle auf Bildung - statt: „Recht aller auf gleiche Bildung" drucken

Wer jemals in der Schule war, weiß es: Noch jede Schüler-Generation war mit dem Vorwurf konfrontiert, viel schwächer zu sein als Ihre Vorgänger. Also in der Schule nichts Neues? Keineswegs. Die Klagen von Arbeitgebern und Lehrherrn über ein unbefriedigendes Ausbildungsniveau der Absolventen vor allem städtischer Schulen sind ernst zu nehmen. Ernst nehmen sollte man aber auch die Ursachen-Analyse – und sie nicht in einem ideologischen Strudel untergehen lassen, wie es etwa das gegenwärtige Gesamtschul-Volksbegehren des sozialistischen Alt-Politikers Hannes Androsch versucht.

Um nur einige der wirklichen Ursachen von Problemen unseres Bildungssystems aufzuzählen:

  • Bildung und Leistung haben gesellschaftlich stark an Ansehen verloren. So hat zum Beispiel der öffentlich-rechtliche ORF in den letzten Jahren einen Großteil der bildungsrelevanten Inhalte entsorgt. Stattdessen machen viele Moderatoren unter dem Motto „Wann kommt endlich das Wochenende?“ Stimmung gegen Leistungsanstrengungen.
  • Die unverzichtbare Hauptverantwortung der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder gerät immer mehr in Vergessenheit. Das liegt zum einen an der großen Zahl zerfallender Familien, zum anderen an der zunehmenden Tendenz zur Berufstätigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig hat eine sozialtechnokratische Politik gezielt immer mehr Verantwortung auf außerfamiliäre Institutionen verschoben, allen voran auf die Schule.
  • Eben diese Schule wird aber durch die gebetsmühlenartig wiederholte Klage über eine vermeintliche „Überlastung der Kinder“, der man nur durch eine „Entrümpelung des Unterrichts“ begegnen könne, an den Pranger gestellt (die sonst so artig bemühte „Unschuldsvermutung“ hat hier offenbar keine Gültigkeit).
  • Dass diese „Entrümpelung des Lehrstoffes“ über den Weg einer Verkürzung der jährlichen und wöchentlichen Unterrichtszeiten angebahnt wurde, kann man wohl nur als den „Treppenwitz der österreichischen Pädagogik“ verstehen.
  • Von der (nach der „Entrümpelung“) verbleibenden Unterrichtszeit wurden durch eine Flut von bürokratischen Verordnungen und Erlässen, die der Schule aufgebürdet wurden, zusätzliche Energien auf außerschulische Aufgaben umgelenkt.
  • Lehrern und Schulen wurden viele Möglichkeiten der Reaktion auf jede Mitarbeit verweigernde oder sogar gewalttätige Schüler genommen.
  • Die nur noch älteren Semestern erinnerliche einstmalige Wertschätzung für den Lehrberuf (wie sie etwa im „gelobten“ PISA-Land Finnland selbstverständliche Praxis ist) wurde durch politische und mediale Stimmungsmache ins Gegenteil verkehrt. (Wie man sich unter solchen Umständen eine Selektion “nur der  Bestgeeigneten“ für den Lehrberuf vorstellt, bleibt ein wohl gehütetes Geheimnis der so genannten „Bildungs“-Ministerin und ihrer selbst ernannten „Experten“.)
  • Lehrer haben keinen den notwendigen Mindestanforderungen entsprechenden Arbeitsplatz (Schreibtisch, Computer) in den Schulen.
  • Die Lehrer sehen sich zunehmendem Druck seitens der Politik und der Schulverwaltung ausgesetzt, unzureichende Leistungen zu tolerieren.
  • Die gemeinsamen Lehrpläne für alle 6- bis 14-Jährigen überfordern die einen und unterfordern die anderen Schüler.
  • Im Vergleich zu privaten Arbeitgebern oder Schulleitern in anderen Ländern verfügen Direktoren über unzureichende rechtliche Möglichkeiten des Personalmanagements (wenn es etwa darum geht, sich von einem überforderten Lehrer zu trennen).
  • Viele Schulversuche wie Integrierte Gesamtschule oder Kooperative Mittelschule sind nachweislich gescheitert, werden aber aus ideologischen Motiven unter ständig neuer Bezeichnung wiederbelebt, um dieses Scheitern zu vertuschen.
  • Zu diesem Zweck werden die Ergebnisse der Bildungsforschung in Hinblick auf die Erfolge einzelner Schultypen entgegen allen Grundregeln der Freiheit und Offenheit von Wissenschaft in Metternichscher Manier geheim gehalten.

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Sie ergibt ein klares Handlungsprogramm, wo mit den notwendigen Verbesserungen des Bildungswesens anzusetzen ist. Eine unbefriedigende Situation verbessert sich nicht automatisch durch eine einfache Systemumstellung. Was allein helfen kann, ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. (Eine alarmierende Unfallstatistik im Straßenverkehr etwa lässt sich nicht durch eine Umstellung auf Linksfahrordnung schönen, sondern verlangt nach einer Verbesserung der Straßen, einer Anpassung der Verkehrsvorschriften an neue Gegebenheiten und eine intensivierte Verkehrserziehung der Beteiligten.)

Stattdessen aber setzen die zuständige Ministerin und ein von SPÖ-Gruppen getragenes Volksbegehren auf die Einführung einer verpflichtenden Gesamtschule für alle. Diese führt jedoch nur zu einer Vergrößerung des Problems. So ist es etwa Tatsache, dass jene europäischen Staaten und (deutschen) Bundesländer, in denen es keine Zwangsbeglückung zur Gesamtschule gibt, die weitaus geringste Jugendarbeitslosigkeit und den höchsten wirtschaftlichen Standard haben. (Dem gegenüber huldigen alle jene EU-Staaten, die nur mit Hilfe Hunderter Milliarden Euro vor dem Bankrott gerettet worden sind, dem Gesamtschulsystem.)

Wenn beschwichtigend gesagt wird, dass es ohnedies nur um eine leistungsdifferenzierende Gesamtschule ginge, dann stellt sich die Frage, ob der zusätzliche Milliardenaufwand zur Zerstörung der immer schon leistungsdifferenzierenden Hauptschule wirklich gerechtfertigt ist. (Als man sich in den 1970er-Jahren in Wien anschickte, die unansehnlich gewordenen, verfallenden Stadtbahnstationsgebäude Otto Wagners niederzureißen, haben weise Politiker gerade noch rechtzeitig der Spitzhacke Einhalt geboten und durch professionelle Revitalisierung der heutigen Generation Schmuckstücke hinterlassen, die an prominenter Stelle jeden Wien-Führer zieren.)

Nur auf den ersten Blick erstaunlich ist, dass auch einige Industrielle die Zwangs-Gesamtschule propagieren. Denn sie können auf Grund ihrer hohen Einkommen ihre Kinder in die teuersten Privatschulen schicken (wie dies der millionenschwere Großindustrielle Hannes Androsch ja in der eigenen Familie modellhaft vorgeführt hat). Daher haben sie keine Hemmungen, dem Mittelstand die Auswahl der für die eigenen Kinder jeweils begabungs- und interessensadäquaten Schulform vorzuenthalten. Hier geht es gleich zwei in der französischen Revolution erkämpften Grundrechten an den Kragen: der Freiheit der Wahl unter verschiedenen (für alle offen stehenden) Optionen einerseits und dem gleichen Recht aller (nicht nur der Wohlbetuchten) auf eine freie Wahl der jeweils als optimal empfundenen Lösung.

Falsch und untergriffig ist auch die Propaganda-Phrase von der verfrühten „Selektion“ der Zehnjährigen. In Wahrheit erfolgen die wichtigsten Weichenstellungen für den künftigen Bildungsweg sogar schon vor dem Schuleintritt. Und die primäre Entscheidung für eine Schulform bedeutet keineswegs ein notwendiges „Festhalten“ bis zum (bitteren?) Ende, denn In Wahrheit gibt es heute weit über das Schulpflichtalter hinaus jede Menge an Übertritts-Möglichkeiten. (So steht auch nach einer Lehre noch der Weg an die Universität offen, wenn jemandem dann diese in aller Regel exzellente Berufsaussichten eröffnende Ausbildung als unzureichend oder falsch erscheinen sollte.)

Um all diesen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, hat sich eine neue „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“ gebildet. Auf dieser arbeiten echte Bildungsexperten, Unternehmer, Eltern, Lehrer und Schüler zusammen, um unserem Bildungssystem bewährte aber verschüttete pädagogische Wege wieder neu zu öffnen, statt  in ihrem Denken festgefahrenen Uralt-Ideologen in ihre Sackgassen zu folgen.

Dabei geht es keineswegs um die Verteidigung des Ist-Zustandes, sondern um breit angelegte echte Reformen. Wer in einem geradezu totalitären Schulsystem allen das Gleiche aufzwingen will, schadet fast allen. Stattdessen sollte eine Vielzahl von staatlichen ebenso wie privaten Schulträgern eine Vielzahl von Schulmodellen realisieren können – und dabei finanziell in gleicher Weise behandelt werden! Die richtige Antwort auf die unterschiedlichen regionalen, sozialen, kulturellen, weltanschaulichen, familiären und sprachlichen Bedürfnisse kann nur eine Vielfalt von Schulangeboten sein. Die staatlichen Schulbehörden sollen sich auf eine objektive Qualitätssicherung beschränken, indem sie die Grundanforderungen für jede Schulform definieren und durch eine regelmäßige und für Schüler wie Schulen relevante Leistungskontrolle die Ergebnisse der Schulen überprüfen (in Hinblick auf die Erreichung allgemeiner Mindeststandards sowie auf die Umsetzung der jeweiligen Schul-Profile).

Wer sich ausführlicher über die Vorstellungen dieser Plattform informieren will oder wer sie unterstützen will, ist herzlich eingeladen, sich via Mail zu melden: team@bildungsplattform.or.at

Dr. Günter Schmid ist internationaler Bildungsexperte und Spezialist für Begabtenförderung sowie Vorsitzender der „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“.

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Ausgerechnet dort, wo die EU goldrichtig liegt, ist sie zu schüchtern drucken

Schade, dass ausgerechnet die besten, wichtigsten und klügsten Aussagen der EU-Kommission nur in Form zarter Empfehlungen daherkommen. Die EU ist ja bei anderen, viel problematischeren Themen durchaus mit voller Härte der rechtlichen Verbindlichkeit von Verordnungen, Richtlinien oder Gerichtserkenntnissen unterwegs. Das reicht vom Glühbirnenverbot über die Rechte der deutschen Medizinstudenten in Österreich bis zur Umsetzung von Basel 3. (Mit einer nachträglichen Ergänzung am Ende)

Die jüngsten Empfehlungen der EU an Österreich haben jedoch leider keine rechtliche Qualität. Sondern sie haben nur die Qualität der Vernunft. Sie werden daher von der Regierung so unbeachtet bleiben, wie sie auch von den meisten Medien weitgehend ignoriert worden sind. Was – im Interesse Österreichs! – sehr traurig ist. Dabei sind die Empfehlungen aus Brüssel ohnedies schon viel zu schwach gegenüber dem, was wirklich nottäte. Und möglich ist.

Die EU rät der Republik völlig zu Recht, die Budgetkonsolidierung zu verstärken. Die jährlichen Einsparungen sollten der Kommission zufolge in den nächsten zwei Jahren jeweils ein dreiviertel Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. In der österreichischen Budgetplanung ist jedoch nicht einmal ein halb so schnelles Tempo vorgesehen.

Brüssel sieht sogar das von der Wiener Regierung selbst gesetzte Ziel gefährdet, das Defizit von 4,6 Prozent des BIP (im Jahr 2010) auf 2,4 Prozent im Jahr 2014 zu reduzieren. Die Maßnahmen zur Reduktion des „übermäßigen Defizits“ Österreichs seien „zu unspezifisch“. 

Ins Allgemeinverständliche übersetzt heißt das: Die Regierung produziert nur heiße Luft und wird wahrscheinlich nicht einmal die eigenen ohnedies völlig unzureichenden Einsparvorhaben schaffen. Die groß propagierte Antisteuerhinterziehungs-Kampagne wird nach Überzeugung Brüssels ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg bringen. Was ähnliche Kampagnen ja auch in anderen Ländern nicht geschafft haben.

Gleichzeitig kritisiert die Kommission die hohe Abgabenquote in Österreich (das ist im wesentlichen der Anteil unserer Einkommen, den uns Steuern plus Pflichtversicherungen gleich wieder wegnehmen). Diese Abgabenquote zählt zu den höchsten in der ganzen EU, bestätigt die Kommission. Zugleich haben die sehr hohen Sozialversicherungsabgaben auch einen negativen Effekt auf die Beschäftigung im Niedriglohnbereich. Sie machen Arbeit unqualifizierter Arbeiter zu teuer.

Diese Erkenntnisse sind zwar an sich nicht neu. Aber dennoch wünsche ich mir, dass die sonst so freigiebige EU auch in diesem Zusammenhang einmal ein bisschen Geld in die Hand nimmt und diese Erkenntnisse und Empfehlungen landauf, landab plakatiert. Denn ganz offensichtlich denkt die österreichische Politik nicht daran, den als „Einladung“ umschriebenen Ratschlägen der EU nachzukommen. Die Regierung beschloss zuletzt sogar wieder lauter neue Ausgaben. Und Bundeskanzler wie Bundespräsident haben nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der europäischen Empfehlungen sogar ungeniert schon wieder nach weiteren Steuererhöhungen gerufen.

Natürlich sollen diese laut der ewig gleichen Rhetorik der Politik wie immer nur die „Reichen“ treffen. Und nie wird zugegeben, dass eine solche Unterscheidung nicht funktionieren kann. Erstens wachsen auch die Nicht-so-Reichen auf Grund der Inflation oder ihres beruflichen Aufstiegs immer rasch in jene Einkommensbereiche beziehungsweise „Vermögen“ hinein, die kurz davor noch als Reservat der „Reichen“ gegolten haben. Zweitens vertreibt man damit immer extrem rasch alle jene Menschen aus dem Land, die wirklich Geld haben. Und die anderen Arbeit geben könnten.

Steuererhöhungen leeren die Kassen und Börsen

Ein neues dramatisches Beispiel für die negativen Konsequenzen von Steuererhöhungen ist die seit heuer geltende Ausdehnung der Kursgewinnsteuer (man muss der Neuregelung zufolge nun Kursgewinne immer versteuern, früher war das nur während des ersten Jahres nach Aktienkauf notwendig). Diese Steuerausdehnung war zwar damals auch von einem vermeintlichen Wirtschaftsspezialisten wie dem Spitzenmanager Claus Raidl gefordert worden. In der wirklichen Welt hat diese Steuererhöhung aber eine Katastrophe für den Finanzplatz Wien ausgelöst.

Im vergangen Monat, also im Mai 2011, hat sich nämlich das Handelsvolumen an der Wiener Börse um 42 – in Worten: zweiundvierzig! – Prozent reduziert. Das lässt befürchten, dass die Steuererhöhung am Schluss ein Minus in der Staatskasse auslösen wird. Was ja wohl nicht ganz der Zweck der Übung war. Ganz besonders schnell haben sich ausgerechnet die österreichischen Anleger von ihrer Börse abgewendet. Sie trauen dieser Regierung alles Üble zu. Das alles demoliert nebstbei natürlich auch die langfristige Überlebenschance der Börse.

Der von der Politik total ignorierte Kollaps der Börse bedeutet logischerweise auch, dass künftig weniger Investitionskapital für österreichische Betriebe zur Verfügung steht. Und dass derzeit schon viel Geld über die Landesgrenzen hinausfließt. Wenns nicht anders gegangen ist, halt im Koffer.

Nicht mit Zahlen belegbar, aber in gewichtigen Einzelfällen nachweisbar ist auch eine weitere massiv negative Wirkung der Steuerpolitik der letzten zwei Jahre: Sowohl die Verschlechterung der Stiftungsbesteuerung wie das Gerede über weitere Steuerattacken auf Stiftungen und Banken vertreiben Kapital aus Österreich. Man sollte sich für die Zukunft auch bewusst sein: Selbst die großen Banken sind nicht dauerhaft gezwungen, in Österreich zu bleiben, sind sie doch längst schon internationale Akteure. Und Bratislava oder Prag sind wunderschöne Städte mit einer sich rasch verbessernden Infrastruktur.

Mit Sicherheit die gleiche negative Wirkung, wie sie schon die Kursgewinnsteuer hatte, würde auch eine Einführung der von allen österreichischen Politikern geforderten europaweiten Finanztransaktionssteuer haben. Derzeit scheitert diese ja zum Glück noch am Widerstand klügerer Regierungen wie etwa der britischen. Diese Finanztransaktionssteuer (die jede simple Geldüberweisung verteuert) würde nämlich massiv Investoren und Geldgeschäfte aus dem EU-Raum vertreiben. Und außerdem würden viele komplizierte Umgehungskonstruktionen zur Vermeidung der Steuer entstehen, die nur Steuerberatern etwas nützen.

Die goldenen Worte der EU-Kommission haben nur einen Fehler (abgesehen davon, dass sie sowieso von der Regierung ignoriert werden): Sie sind noch viel zu wenig ambitioniert. Denn es gibt in Wahrheit im gegenwärtigen Konjunkturboom keinerlei Grund, überhaupt ein Defizit zu machen. In Wahrheit sollte und müsste Österreich heuer oder spätestens im kommenden Jahr sein Defizit komplett abbauen. Die Schulden werden ja sowieso gewaltig bleiben. Ein solcher Defizitabbau würde halt eine Einsparungsanstrengung von 2 bis 3 Prozent des BIP bedeuten und nicht nur von 0,75 Prozent (EU-Empfehlung) oder 0,35 Prozent (das erwähnte Ziel der Regierung).

Ein solches Sparprogramm wäre gewiss nicht schmerzfrei oder gar populär. Nur ein physisch schon schwer angeschlagener Hannes Androsch kann behaupten, der Staat könne 20 bis 30 Milliarden einsparen, „ohne dass Leistungen gekürzt werden müssen“. Selbstverständlich müssen viele überflüssige oder luxuriöse Leistungen, Subventionen und Programme radikal gekürzt werden. Was immer laute Schmerzensschreie der derzeitigen Nutznießer auslösen wird. Aber andererseits sind die 2 bis 3 Prozent Einsparung nur die Hälfte der 5 Prozent Einsparung, die Griechenland in den letzten zwölf Monaten geschafft hat – obwohl das Land ringsum ob seiner viel zu geringen Einsparbereitschaft getadelt wird.

Es ist wohl so: Ein EU-Land, das zu Konjunkturzeiten nicht einmal einen Bruchteil der griechischen Anstrengungen auf sich zu nehmen bereit ist, wird selbst einmal ein Griechenland werden.

PS. Bestürzend ist auch der Vergleich mit Italien, einem weiteren notorischen Krisenkandidaten: Italien hat sich in seiner Budgetplanung fest vorgenommen, 2014 ein Nulldefizit zu haben. Österreich hingegen will in jenem Jahr noch immer ein Defizit von 2,4 Prozent produzieren. Und wenn eine neue Krise kommt, wird man dieses Ziel halt leider, leider auch nicht erreichen.

PPS. Nur zur technischen Information: Das oft zitierte BIP Österreichs wird heuer über 290 Milliarden Euro ausmachen.

(Nachträgliche Ergänzung: Wenige Tage danach fordert jetzt auch der Währungsfonds Österreich zu den gleichen Maßnahmen wie die EU auf: Schulden sollten "ehrgeiziger" abgebaut werden. Dabei solle sich Österreich vor allem auf Pensionen, Gesundheitsvorsorge und Subventionen konzentrieren, etwa durch eine schnellere Reform der Hacklerregelung. Bei den Subventionen wird insbesondere auf die ÖBB und die Wohnbauförderung verwiesen. Alles altbekannt - aber immer wichtig!)

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Fußnote 205: Datenschutz schützt Kriminelle drucken

Ich will die Leser nicht allzu sehr langweilen mit dem unendlichen Thema Zeitungsbestechung durch die Politik auf Steuerkosten. Daher die neueste Schnurre nur als Fußnote.

Die Regierung verzichtet, wie zu erwarten war, auch in einem neuen Gesetzesentwurf auf alle wirklich effizienten Maßnahmen zur Beschränkung dieser Bestechungsinserate, die etwa über das Wiener Rathaus, die ÖBB und etliche (zum Glück nicht alle) Minister finanziert werden. Ein besonders unappetitlicher Aspekt: Die Koalition will weiterhin nur Pauschalsummen der vergebenen Inserate veröffentlichen. Die Kosten jedes einzelnen dieser Inserate sollen hingegen keineswegs bekanntgegeben werden. Der Steuerzahler soll ja nicht zu genau erfahren, dass er dafür auch noch maßlos überhöhte Preise zahlt. Zur Begründung hat man nun ein köstliches Argument gefunden: den „Datenschutz“! Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Da greift man vor allem seit Werner Faymanns Wechsel in die Regierung ungenierter denn je in die öffentlichen Kassen, um parteipolitischen Nutzen zu erzielen, aber die Summe des entwendeten Betrages hat geheim zu bleiben. Empfehlung an alle Strafverteidiger: Auch sie können sich künftig mit der gleichen Logik im Falle von Diebstahl, Raub, Betrug oder Untreue ihres Klienten auf den Datenschutz berufen und zumindest die Geheimhaltung der Größe der jeweils erzielten Beute verlangen.

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Ohne uns: Europas Zukunft ohne Europäer drucken

Aus den jüngsten Worten des amerikanischen Verteidigungsministers Robert Gates spricht massive und keineswegs unbegründete Verachtung für Amerikas Verbündete in Europa. Er machte auch klar, was das für die Zukunft bedeuten dürfte.

Erstens: In der Nato ist Gates zufolge in den letzten Jahren der Anteil der USA an den Verteidigungsaufwendungen von 50 auf 75 Prozent gestiegen.

Zweitens: Die europäischen Verbündeten der USA haben zwar zwei Millionen Mann in Uniform, aber schaffen es nicht, den Einsatz von 45.000 Mann aufrechtzuerhalten.

Drittens: Den europäischen Ländern, die vor elf Wochen (unter dem Druck vieler Medien) den Kampf gegen Gaddafis Libyen aufgenommen hatten, geht peinlicherweise jetzt schon die Munition aus. Und manche Länder wie Norwegen ziehen offenbar aus diesem Grund schon wieder ab,  ohne dass Gaddafi besiegt wäre.

Das alles wird freilich angesichts des von den vielen linken „Intellektuellen“ und altrechten Recken geschürten Antiamerikanismus hierzulande ja kaum ernst genommen. Was ein grober Fehler ist. Denn Gates machte auch klar: Die Unterstützung Amerikas für europäische Anliegen wird angesichts des europäischen Desinteresses an der eigenen Verteidigung rasch abnehmen.

Dabei sind es die Europäer, die immer sofort nach den US-Streitkräften rufen, wenn sie sich bedrängt fühlen. Das war nicht nur gegen einen Hitler und dann gegen Stalin samt dessen Erben der Fall, sondern auch in Bosnien, im Kosovo, in Libyen. Und erst am Pfingstwochenenende hat einer der linken ORF-ZiB-Moderatoren den „Westen“ kritisiert, weil er nichts gegen Syriens blutbefleckten Diktator Assad tue. Obwohl gerade die SPÖ – ein Heinz Fischer an der Spitze! – mit Assad immer sehr gut war (schließlich ist dieser ein Feind Israels). Obwohl gerade die österreichische Linke zwischen ihren in manischen Schüben kommenden Kriegsforderungen immer ganz auf pazifistisch tut.

Angesichts des europäischen Verteidigungs-Askese wird das, was Washington schon im Falle Libyens halblaut gebrummt hat, künftig laut und deutlich kommen: Macht mal schön selber, liebe Europäer. Wir haben uns schon zu oft über euch und eure Unzuverlässigkeit geärgert.

Dann wird Europa eben völlig hilflos gegen Wahnsinnige vom Typ eines Milosevic oder Gaddafi sein. Oder glaubt noch jemand, dass Europas stärkstes Land jemals aus seiner Ohne-uns-Haltung erwachen wird? Dessen südöstlicher Nachbar praktiziert das „Ohne uns“ ja schon seit Jahrzehnten und ist sogar stolz darauf, die niedrigsten Verteidigungsausgaben Europas zu haben.

Aber Europa gibt sich ja sowieso schon auf allen Ebenen auf, von der Migration bis zur Demographie. Was auch die Zukunft Europas zu einer des „Ohne uns“ (Europäer) macht.

 

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Die Bilderberger bilden unsern Werner drucken

Super: Werner Faymann nimmt am Treffen der Bilderberg-Gruppe teil. Das werden zwar viele kritisieren. Ich finde es aber absolut gut und richtig. Wirklich.

Denn der Mann ist ja angesichts der Uneinigkeit der nichtlinken Parteien Bundeskanzler der Republik. Und er sitzt als einziger Österreicher im mächtigsten Gremium des Kontinents, dem Europäischen Rat, wo er aber noch kein einziges Mal einen relevanten Beitrag geleistet hat. Da ist es zweifellos überaus hilfreich, wenn er wenigstens ein bisschen seinen Horizont erweitert.

Denn Österreich hatte in seiner ganzen Geschichte noch nie einen geistig so engen und kleinkarierten Bundeskanzler wie Faymann. Die „Höhepunkte“ seines bisherigen Lebens, bevor er durch untergriffige Winkelzüge ins Kanzleramt kam: kein Studium, nur Versorgungsposten der Partei, Mieterververeinigung, Rathaus, Kronenzeitung: Das ist Gemeindebau-Mief aus der untersten Lade, der geistig kaum über die Wiener Stadtgrenze, geschweige denn die Republiksgrenzen hinauszublicken imstande ist.

Und dass die Treffen der Bilderberger „geheim“, also ohne Öffentlichkeit ablaufen, kann nur gut sein. Dann besteht wenigstens eine kleine Chance, dass Faymann während des ganzen Treffens nicht nur darüber nachdenkt, welche gespreizten Hohlsätze er nachher einem servilen ORF-Mikrophonhalter sagen soll. Dann hört er vielleicht ein paar gescheiten Leuten ein wenig zu. Dann kriegt er vielleicht ein bisschen besser mit, wie es so in der Welt zugeht.

Ein mindestens genauso wichtiger Nutzen eines solchen Gesprächstreffens: In nichtöffentlichen Veranstaltungen reden alle Referenten deutlich offener und ehrlicher und kritischer als sonst. Natürlich tun das nur jene, die nicht nur reden, sondern auch etwas zu sagen haben, was selbst hinter verschlossenen Türen keineswegs garantiert ist. Jedoch: Hinter all dem gleich eine Weltverschwörung zu wittern, zeugt aber eher von einer kräftigen Paranoia der Witterer als von einer Ahnung, wie Weltverschwörungen wirklich ablaufen. Nämlich sicher nicht bei Großtreffen mit veröffentlichter Teilnehmerliste.

PS: Ich weiß natürlich, dass die Bilderberger Gästeliste eher linkslastig ist. Aber das ist noch immer besser als bloß ewig Rudas, Kräuter und Ostermayer um sich zu haben.

PPS: Um gleich allen Unterstellungen entgegenzutreten: Nein, ich habe nie an einem Bilderberg-Treffen teilgenommen. Ich habe nur oft genug den Qualitäts-Unterschied zwischen vertraulichen und medienöffentlichen Begegnungen erlebt. Und ich habe oft genug die Absurdität von Verschwörungstheorien erlebt.

 

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Österreich und seine Sicherheit: Die Geschichte eines Abstiegs drucken

Ein bemerkenswertes Symposion in Graz zu den spannenden Tagen des Jahres 1991. Damals war unmittelbar an Österreichs Südgrenze unvermutet ein blutiger Krieg ausgebrochen. Dieser hat auch zu mehreren Grenzverletzungen durch jugoslawische Truppen geführt. Viele fürchteten damals, dass Österreich in die Kämpfe verwickelt werden könnte. Das Symposion brachte einige für die Gegenwart sehr lehrreiche Ergebnisse.

Das erste war die Erinnerung, wie dankbar die Bevölkerung für das Erscheinen des Bundesheers an der Grenze war. Was Kronenzeitung und SPÖ heute völlig vergessen haben.

Die zweite Erkenntnis erinnert an eines der peinlichsten Kapitel in der Geschichte der Steiermark: an den jahrelangen Kampf gegen die Abfangjäger des Bundesheers. In diesem Kampf hatte die steirische Landesregierung unter anderem jahrelang den Ausbau der Piste des Militärflughafens Zeltweg verhindert. Jedoch, kaum dass es in Slowenien losgegangen war, machten die Steirer „Kehrt Euch“ und erlaubten sofort den Pistenbau. Und sie bemühten sich, ihren lächerlichen Kampf gegen die Abfangjäger in Vergessenheit geraten zu lassen.

Der dritte, bisher nie diskutierte Aspekt war das Verhalten der rot-schwarzen Bundesregierung Vranitzky: Denn diese ließ Tage nach Ausbruch der Kämpfe einen vollausgebildeten Jahrgang an Präsenzdienern einfach abrüsten und sie füllte die steirischen und Kärntner Kasernen statt dessen mit lauter Frischlingen. Die Regierung hatte offenbar panische Angst, ein wirkliches Zeichen der Stärke und Verteidigungsbereitschaft zu setzen, das vom damaligen Jugoslawien als Aggression dargestellt hätte werden können.

Was für ein Kontrast zu früheren Krisen in der Nachbarschaft, als die Bedrohung nicht nur von der jugoslawischen Armee, sondern vom ganzen Warschauer Pakt mit der Roten Armee an der Spitze kam: 1956 wurde von der Regierung Raab das eigentlich noch kaum vorhandene Bundesheer in einem demonstrativen Akt direkt an die ungarische Grenze geschickt, um dort eine Potemkinsche Verteidigungsbereitschaft vorzutäuschen.

Und 1968 – wobei die Regierung Klaus damals den Sowjets gegenüber verbal schon viel zurückhaltender war – ließ man nächtens eindrucksvoll lange Panzerkolonnen in Richtung tschechoslowakischer Grenze dröhnen. Und zwang Präsenzdiener, vier Wochen über ihren Abrüstungstermin hinaus beim Heer zu bleiben. Was übrigens auch den Tagebuchautor damals getroffen und in ihm die starke Erinnerung zurückgelassen hat, dass sich Österreich damals noch ernst genommen hat. 1991 tat es das offensichtlich kaum mehr.

Und heute?

 

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SN-Kontroverse: ÖBB-Privatisierung drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Sollen die ÖBB privatisiert werden?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schlechte Geschäfte

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Staat ist kein Unternehmen und hat Aufgaben zu erledigen, die nicht profitabel sind. Klassische Beispiele sind solche, die mit einem Versorgungsauftrag verbunden sind. Das gilt für die Versorgung mit Wasser und Strom und natürlich auch für den öffentlichen Verkehr. Der soll eben nicht nur in Gegenden funktionieren, die z. B. wegen des hohen Passagieraufkommens - in Österreich die Weststrecke - gewinnbringend sind, sondern auch im ländlichen Raum. Wohin die Privatisierungswut führt, zeigt Großbritannien. In der Regierungszeit Margaret Thatchers wurde großzügig Staatseigentum verscherbelt. Das Ergebnis ist bekannt: Das Schienennetz ist seit der Privatisierung marod. Es kam zu schweren Unfällen. Die privatisierte Netzgesellschaft Railtrack ging 2001 pleite und musste erneut verstaatlicht werden. Die erforderliche Modernisierung des heruntergewirtschafteten Netzes kostet die britischen Steuerzahlenden 50 Milliarden Pfund.

Negativbeispiele für Privatisierungen gibt es hierzulande ebenfalls zur Genüge: Man denke an die Verschleuderung der Austria Tabak, die 3500 Arbeitsplätze und eine hohe Wertschöpfung gekostet hat, oder die dubiosen Vorgänge beim Verkauf der Bundeswohnungen. Nimmt man die letzten Teilprivatisierungen der OMV-Anteile sowie von Post und Telekom zusammen, so verlor der Staat seit 2006 durchschnittlich 336 Millionen Euro pro Jahr an anteiligen Gewinnen in diesen Unternehmen, die entweder ausgeschüttet oder reinvestiert wurden. Diesem Verlust steht eine Zinsersparnis durch Schuldenabbau von nicht einmal 100 Millionen Euro pro Jahr gegenüber. Der Nettoverlust über fünf Jahre: fast 1,2 Milliarden Euro. Die Zauberformel Privatisierung bedeutet häufig nur, dass die Allgemeinheit die Profite einiger weniger zahlen soll. Ein ziemlich schlechtes Geschäft!


Was alles besser würde

Andreas Unterberger

 

Sollen die ÖBB, neben dem Pensionssystem Österreichs weitaus größter Schuldenmacher, privatisiert werden? Diesen Entschluss wird uns angesichts der unverdrossenen Schuldenpolitik der Regierung künftig wohl der Währungsfonds abnehmen. So wie er es nun bei den Griechen tut. Vorher wird sich in Sachen ÖBB nichts tun, sind diese doch neben dem Wiener Rathaus die wichtigste rote Trutzburg. Eine Regierung Faymann agiert erst dann, wenn ihr das Wasser bis zum Hals steht. Wo es in Wahrheit angesichts jährlicher ÖBB-Gesamtkosten für den Steuerzahler von mehr als sechs Milliarden längst steht, die vor allem das wahnwitzige Pensionssystem und die „großzügigen" Baumethoden kosten.

Gewiss wäre eine Privatisierung von Schienen und Bahnhöfen schwierig. Jedenfalls möglich und nötig wäre aber ein Ende aller Personalprivilegien. Und leicht wie sinnvoll wären Privatisierung wie Wettbewerb bei Fracht, Personenverkehr und Busbetrieb.

Dann würde sich die skandalöse Diskriminierung des ersten privaten Zugsbetreibers aufhören (die ÖBB-Bahnhofsgebühren wurden überall dort gewaltig in die Höhe geschnalzt, wo dessen Züge künftig halten sollen). Dann würden sich die Millionen an Bestechungsgeldern aus ÖBB-Kassen für Inserate vor allem in SPÖ-hörigen Boulevardmedien aufhören. Dann hätten Zugreisende wieder deutlich mehr Chancen auf Sauberkeit, Service, Versorgung und erträgliche Temperaturen. Dann müssten auch ÖBBler so lang arbeiten wie wir, bevor sie in Pension gehen können. Dann gäbe es nicht mehr Hunderte arbeitsfrei gestellte Betriebsräte mit Topgehältern. Dann würden Buschauffeure der ÖBB nicht um Eckhäuser mehr verdienen als jene in der Privatwirtschaft. Dann würden die Mitarbeiter erkennen, dass nicht Partei und Gewerkschaft, sondern einzig ihre Arbeit ihre Jobs sichert.

Das wäre alles für Kunden wie Steuerzahler extrem gut. Freilich nicht für Betriebsräte und Parteifunktionäre.

 

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Sind sie nicht süß, unsere lieben linkischen Linken? drucken

Was hätten wir noch zu lachen, hätten wir unsere Grünen und anderen Linksradikalen nicht? An manchen Tagen geben sie uns ja fast im Stundentakt Anlass zur Heiterkeit.

Das tut etwa Peter Pilz, der sich vor kurzem noch mit seiner üblichen Empörungs-Inszenierung über die Dissertation von Johannes Hahn erregt hat, weil dort auf jeder vierten Seite ein nicht mit Fußnoten gekennzeichnetes Zitat zu finden sei. Und nun kommt ausgerechnet seine eigene Dissertation unter Beschuss – ausgerechnet durch den im Fall Hahn von Pilz selber mit den Untersuchungen beauftragten Plagiatsjäger Stefan Weber. Der hat nun – ohne Auftrag? – herausgefunden, dass Pilz eine eigene Arbeit plagiiert habe, die dieser einfach in seine Dissertation hineinkopiert habe. Ohne das durch Fußnoten und Anführungszeichen zuzugeben.

Warum sich auch eine Arbeit zweimal antun? Außerdem sind ja Grüne sowieso über jeden Verdacht erhaben, da sie ja einfach Gutmenschen sind.

Bei einem solchen tut es auch nichts zur Sache, dass diese andere recycelte Arbeit eigentlich auch noch einen zweiten Autor hatte, der dafür jedoch nicht mit Doktor-Ehren bedacht worden ist. Da tut ebensowenig zur Sache, dass Pilz für diese andere Arbeit auch noch Steuergeld als Förderung bekommen hat. Dieses Steuergeld hat ihm damals übrigens ein Minister namens Heinz Fischer zukommen lassen (was aus dem wohl geworden sein mag?). Damals wollte sich die SPÖ die Linksradikalen kaufen, um sie von einer eigenen Parteigründung abzuhalten. Das war bekanntlich eine der vielen linken Fehlinvestitionen. Unseres Steuergeldes.

Mindestens so herzig wie Pilz, der sich bald nur noch mit vollem Recht als Österreichs eifrigster Herr StrafanzeigenErstatterInSerie, aber nicht mehr als Herr Doktor bezeichnen darf, sind zwei deutsche Feministinnen: Melitta Walter, von Beruf „Fachbeauftragte für Geschlechtergerechte Pädagogik und Gewaltprävention“ in München (so etwas gibt’s wirklich, schließlich wollen die DeutschInnen auch so blöd sein wie die unsrigen), und die „Entwicklungspsychologin“ Insa Fooken aus Siegen. Sie haben sich mörderisch über die Firma Lego aufgeregt, weil es bei Europas beliebtestem Kinderspielzeug mehr männliche als weibliche Figuren gibt! Ganz im Ernst.

Aber dem noch nicht genug des sich selber Lächerlichmachens, fordern sie auch noch die Umstellung der weiblichen Lego-Figuren auf Kurzhaar-Modelle, weil nicht alle Frauen lange Haare hätten sowie eine Fünfzig:Fünfzig-Quote zwischen männlichen und weiblichen Figuren. Diese Forderung ist jedoch eigentlich ein Riesen-Skandal, weil damit ja keine Quote für Schwule, Schwulinnen, TransgenderInnen und Ähnliches vorgesehen wäre, die doch die Hauptzielgruppe zumindest der österreichischen GrünInnen ist. Ist das nicht sogar schwere Verhetzung, welche die Grünen normalerweise mit saftiger Haft bestrafen wollen?

Kurzer Abstecher in die ernsthafte Welt: Wir sollten genau beobachten, ob sich nicht Lego vielleicht gar dem Druck des Wahnsinns beugt. Dann müsste man wohl sofort die dänischen Bausteinproduzenten kräftig zu boykottieren beginnen. Derweil aber sollte man sie durchaus – weiterhin – kaufen, solange man (noch) Kinder zu beschenken hat.

Zurück in die wundersame Grünwelt: Die Schweiz hat bekanntlich einen (sehr langfristigen) Atomausstieg beschlossen. Jetzt wurde im eidgenössischen Nationalrat als eigentlich logische Konsequenz beschlossen, dass nach der Erfüllung dieses Herzensanliegen der Grünen wenigstens der dadurch notwendige Ausbau von Wind- und Wasserkraftprojekten viel rascher möglich sein soll. Ohne dass dabei weiterhin eine unendliche Kette von Einsprüchen möglich ist. Wer aber ist gegen eine solche Beschleunigung? Sie haben es erraten: Natürlich die Linksparteien. Denn auch Wind- und Wasserkraftwerke werden von Umweltinitiativen unterstützt.

Süß ist auch die Frau Brigitte Handlos, die vor kurzem (wohl nur ob ihrer politischen Einstellung und ganz sicher nicht wegen irgendwelcher journalistischer Fähigkeiten) im ORF zu Ressortleiter-Ehren aufgestiegen ist. Während die anderen Linksfrontler des ORF sich noch formal hinter Pseudoobjektivität tarnen (und hinter dieser bei internationalen Pressekonferenzen in Brüssel soeben wieder einmal den angereisten FPÖ-Obmann durch scheinheilige Fragen nach Adolf Hitler braun anzustreichen versucht haben), glaubt Frau Handlos solche Tarnung nicht mehr notwendig zu haben. Sie rief im Internet offen auf zu „Rot-Grün für Wien! Alles andere ist Schwachsinn“ oder: „Ja ich will: Rot-Grün für Wien!“ Sie unterzeichnete auch öffentlich Wahlaufrufe für Heinz Fischer.

Braucht es noch eine Erwähnung, dass Alexander Wrabetz nicht daran denkt, Frau Handlos zur Rechenschaft zu ziehen oder zumindest öffentlich zu tadeln? Der ORF hat es ja längst nicht mehr notwendig, sich auch nur den Anschein öffentlich-rechtlicher Überparteilichkeit und Unabhängigkeit zu geben. Dem kleinen Apparatschik Wrabetz ist bisher ja nicht einmal ein Satz der Antwort auf die vernichtende Kritik seines sozialdemokratischen Vorvorvorgängers Gerhard Zeiler an ihm eingefallen. Wichtig ist ihm nur eines: die Partei samt ihren grünen und orangen Wasserträgern.

Amüsant ist noch ein letztes: Im ORF (dort sogar noch diese Woche mit halbstündigen Radio-Sondersendungen) und im gesamten übrigen linksradikalen Lager sind in den letzten Wochen ein paar Tausend Demonstranten in der Madrider Innenstadt zu neuen Ikonen emporstilisiert und mindestens so verehrt worden wie die russischen Oktoberrevolutionäre oder die Wiener Audimaxisten. Das Madrider Motto war das übliche linke Phrasengedresche: Wir sind gegen alles und das gleich.

ORF&Co haben freilich Pech mit ihrer Demonstranten-Verehrung: Schon wenige Tage nach der im gleichen Lager kaum zur Kenntnis genommenen spanischen Wahl – und ihrem gewaltigen Rechtsruck – hat sich die Zahl der im Madrider Zentrum campierenden Demonstranten auf wenige Dutzend reduziert. Und am Wochenende wollen auch diese aufgeben. Schließlich lockt im warmen Spanien das lange Pfingstwochenende und das kühle Meer. Und die ORFler werden ihre Revolutionsgeilheit halt wieder anderswo befriedigen.

 

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Die tödliche Unsicherheit drucken

An den Turbulenzen auf den Finanzmärkten ist ein Aspekt besonders schlimm – und den Akteuren zuwenig bewusst: die absolute Ungewissheit der bevorstehenden politischen Entscheidungen. Dabei braucht jedes wirtschaftliche Handeln sichere Rahmenbedingungen dringender als alles andere.

Investitionen wie Kreditaufnahmen sind nur dann rational möglich, wenn das Verhalten von Staaten und Notenbanken vorhersehbar ist. Und das ist es in Europa keineswegs. Bekanntestes Beispiel für falsche Behauptungen von Notenbanken, Regierungen und EU-Instanzen sind die regelmäßigen Beteuerungen, dass Griechenland/Irland/Portugal/(und wieder)Griechenland keine Sonderhilfe benötigen. Was dann wenige Wochen später jeweils anders war. Wer soll da heute noch den fast bis auf den Buchstaben gleichlautenden Beteuerungen in Hinblick auf Spanien und Italien glauben?

Das führt Banken wie Versicherungen in ein unlösbares Dilemma. Sie stehen nämlich vor der Frage: Soll und darf man das Geld der Anleger, Sparer und Lebensversicherten nun in einem der genannten Länder anlegen oder nicht? Legen sie dort im Vertrauen auf die Aussagen der Politik und Notenbanken Geld an, aber eines jener Länder wird dann doch fallengelassen (oder gar mehrere), dann sind manche Finanzinstitute selber in Lebensgefahr. Zumindest werden sie in jedem Fall erneut als böse Spekulanten an den Pranger gestellt, die in Junk-Papiere investiert hätten.

Legen sie hingegen in den Wackelländern – zu denen Skeptiker übrigens auch schon Frankreich rechnen – nicht an, dann hat das zwei andere Folgen: Makroökonomisch könnten dadurch diese Länder erst recht ins Schleudern kommen, wenn sie kein Geld mehr bekommen. Überstehen die Krisenländer aber ihre Solvenzprobleme, dann haben sich die vorsichtigen Banken und Versicherungen selbst schwer und ohne Nutzen geschädigt. Sie verlieren dramatische Marktanteile, weil sie zum Unterschied von der Konkurrenz ihren Kunden nicht die hohen Zinserträge südeuropäischer Anleihen verschafft haben. Banken, die Anlegern wegen ihrer vorsichtigen Veranlagung niedrige Zinsen zahlen, Lebensversicherungen, die deswegen geringe Gewinnbeteiligungen erzielen, haben bald keine Kunden mehr.

Dabei ist derzeit sehr viel Geld zu veranlagen. Viele Fonds und insbesondere Versicherungen sind überdies rechtlich verpflichtet, einen Teil nur in Staatspapieren zu veranlagen. Deutschland aber legt gar nicht so viele Anleihen auf, wie es als derzeit relativ sicherster Platz Europas könnte. Was den Deutschen wieder sehr niedrige Zinssätze ermöglicht. Was wiederum manche Anleger zu spekulativen Papieren greifen lässt.

Das alles ist eine tödliche Spirale. Und sie würde nur gebrochen, könnte man den Aussagen von Finanzministern, Regierungs- und Notenbankchefs wieder vertrauen. Was man aber nur noch als Coniunctivus Irrealis sagen kann.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Die großen Tricks des kleinen Kanzlerdarstellers drucken

Werner Faymann hat eine neue Idee: Er kündigt jetzt schon an, gemeinsam mit der nächsten Nationalratswahl eine Volksbefragung über das Bundesheer abzuhalten. Durchsichtiger geht’s nimmer. Denn damit ist endgültig klar, dass die ganze Heeresdebatte ein von langer Hand vorbereiteter Wahlkampfgag ist und dass Faymann schon jetzt Tag und Nacht nur an die nächste Wahl denkt. Aber dennoch dürfte ihm der Gag gelingen. Das zeigt die knieweiche Reaktion der ÖVP.

Die Ankündigung Faymanns – natürlich schon wieder via Kronenzeitung – ist fast eine spiegelbildliche Wiederholung der Faymann-Tricks vor dem letzten Wahltag. Österreichs Budget leidet heute noch daran, dass Faymann in klarem Bruch der Koalitionsvereinbarungen drei Tage vor der Wahl Milliarden beim Fenster hinauszuwerfen beschlossen hat: für die Verlängerung der Hacklerpension, für die Abschaffung der Studiengebühren und so weiter.

Dass die ÖVP dann im letzten Augenblick selbst mit der SPÖ und mit sich ihren Spaß machenden Oppositionsparteien für einen Teil der Verschwendungen gestimmt hat, rechtfertigt Faymanns Infamie und Vertragsbruch in keiner Weise. Das zeigt in Wahrheit nur die Hilflosigkeit der Volkspartei gegenüber dem roten Intrigenkaiser. Besonders peinlich für die ÖVP war dann aber vor allem, dass sie mit diesem  Mann dann einige Wochen später wieder  eine neue Koalition einging – ohne dass sie auf der Rücknahme der Beschlüsse beharrt hätte.

Gewiss, das Kapitel des dafür verantwortlichen Josef Pröll ist inzwischen beendet. Aber auch Michael Spindelegger hat bisher noch nicht gezeigt, dass er den Tricks und Fouls des roten Kanzlerdarstellers besser gewachsen wäre als sein Vorgänger.

Gewiss ist die ÖVP prinzipiell von mehr Verantwortungsbewusstsein beseelt als die SPÖ, die einen einzigen Orientierungspunkt hat: die Macht mit allen Mitteln zu erobern beziehungsweise zu verteidigen. Das Land und seine Zukunft sind ihr hingegen völlig egal.

Das entschuldigt aber erstens noch nicht, dass die ÖVP weiterhin keine klaren Ansagen zustandebringt, wie es mit dem Bundesheer und der Sicherheit des Landes sowie mit  dem Zivildienst nun weitergehen soll. Dass in diesem Bereich Geldmittel für die Zukunft der österreichischen Sicherheit besser investiert wären als bei der griechisch-portugiesischen Geldvernichtung, steht zum Beispiel längst außer Zweifel.

Und zweitens sollte die einst große bürgerliche Partei das von Faymann angekündigte Foul mit Anlauf zum Anlass nehmen, selbst einige Gegenmaßnahmen zu setzen. Denn wenn Faymann bereit ist, mit einer Volksbefragung den Koalitionspakt zu brechen, dann legitimiert das im Gegenzug ähnliche Aktionen der Volkspartei. Dazu nur einige Beispiele für mehrheitsträchtige (und dringend notwendige) Volksbefragungen:

  • Verkauf der Bundesbahnen;
  • Einführung von Studiengebühren und Uni-Aufnahmsprüfungen;
  • (Wieder-)Einführung von Aufnahmsprüfungen für Gymnasien und andere Schulen;
  • Abschaffung der Hacklerregelung;
  • Wahlfreiheit bei der Pflichtversicherung;
  • spürbare Kürzung des Arbeiterkammer-Pflichtbeitrags (ähnlich wie schon die Wirtschaftskammer die Beiträge stark gekürzt hat);
  • gemeinsame Obsorge für die Kinder nach Scheidungen (die derzeit von Radikalfeministinnen verhindert wird);
  • ein neues ORF-Gesetz, das jeden politischen Einfluss auf den Zwangsgebührensender beendet und die Gebühreneinnahmen nach öffentlich-rechtlichen Kriterien der Ausgewogenheit und Seriosität durch eine unabhängige Kommission auf alle heimischen Sender verteilt.

Gewiss ist nicht immer klar, wie diese Befragungen ausgehen würden. Das ist es aber auch beim Wehrpflicht-Thema nicht. Aber dann sind jedenfalls die Wähler selber für die teuren Folgen ihres Abstimmungsverhaltens verantwortlich.

Aber sich einfach widerstandslos ständig von Faymann und seinen Tricks vorführen zu lassen, ohne dass mit dem Mann außer öligem Gewäsch irgendetwas Positives für Österreich zu beschließen wäre, das ist wahrscheinlich der wichtigste Grund, weshalb die Überlebenschancen der Volkspartei immer mehr schwinden. Einer ÖVP, die in der öffentlichen Ankündigung eines Koalitionsbruchs in zweieinhalb Jahren noch ein „positives Signal“ sieht, ist wirklich nicht mehr zu helfen. Die Partei ist schon so mürbe, dass sie sich sogar noch dafür bedankt, dass die SPÖ das Regierungsprogramm mit seinem flammenden Bekenntnis zur verfassungsmäßigen Wehrpflicht nicht schon jetzt bricht.

 

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Die Brandstifter als Feuerlöscher drucken

Hurra, das Pyramidenspiel ist um eine weitere Runde verlängert worden! Große Gewinne locken! Und dabei ist die neue Runde viel billiger als die erste (noch)! Jeder gewinnt! Zumindest jeder, der am Schluss keinen Schwarzen Peter im Blatt – Pardon, griechische Anleihen auf seinem Depot-Konto hat.

Der Milliarden-Geldfluss nach Griechenland hat in Wahrheit längst alle Pyramidenspiele übertroffen. Das sind jene Betrügereien, bei der jeder Mitspieler zehn Euro an einen früheren Spieler zahlen und selbst zehn weitere Spieler finden muss, die ebenfalls an einen früheren Mitspieler (einer Spielebene später) jeweils zehn Euro überweisen müssen, und von denen dann jeder ebenfalls zehn weitere Mitspieler finden muss. Immer unter dem Versprechen, irgendwann einmal selbst Gelder überwiesen zu bekommen.

Das geht so weiter, bis – ja, bis das Spiel kollabiert, weil niemand mehr bereit ist, sich auf einen solchen Schwachsinn einzulassen. An diesem Schwachsinn haben die allerersten in der Kette aber inzwischen sehr gut verdient. Die anderen sind jedoch die Blöden. Solche betrügerischen Spiele sind daher in fast allen Ländern zu Recht verboten.

Zu Recht verboten ist in der EU auch all das, was Europas Regierungen und Zentralbanken seit 13 Monaten tun: Sie werfen gutes Geld dem von schuldenmacherischen Regierungen schon verbrannten schlechten Geld nach. Und müssen nun immer weiter Geld nachwerfen. Nur damit das Spiel nicht platzt. Was es natürlich eines Tage sehr wohl tun wird.

Die EU und ihre Mitglieder haben rund ums Geld in den letzten eineinhalb Jahrzehnten mit großer Brutalität alle Regeln gebrochen, die sie davor selbst auf Verlangen vor allem deutscher Ökonomen und Wähler aufgestellt haben. Die Deutschen waren ja nur unter strengen Stabilitätsauflagen bereit, die D-Mark gegen den Euro herzugeben.

Dennoch hat die EU Länder in den Euro-Raum aufgenommen, die an keinem einzigen Tag die als eigentlich unabdingbare Kriterien festgelegten Aufnahmebedingungen („Maastricht-Kriterien“) erfüllt haben. Das hat übrigens auch für Österreich gegolten, mit Ausnahme des Jahres 2007. Seit dem letzten Jahr wird auch noch die eiserne No-Bailout-Regel gebrochen, die rechtsverbindlich festhält, dass weder die EU noch die Europäische Zentralbank noch andere Euro-Staaten einem leichtfertigen Schuldenstaat durch Kredite helfen dürfen. Selbstverständlich hat dann auch noch Griechenland seine Zusagen gebrochen, die es im Vorjahr abgegeben hat, um an die europäischen Gelder heranzukommen. Mit den schon im Vorjahr vereinbarten Privatisierungen wurde bisher keine Sekunde lang ernst gemacht. Jetzt wird halt wieder alles Mögliche versprochen, weil das Land wieder Geld braucht.

Wie wird das alles enden? Genau mit dem, was alle jene als völlig ausgeschlossen bezeichnen, die einst monatelang völlig ausgeschlossen haben, dass Griechenland, dass Irland, dass Portugal Hilfe der anderen EU-Länder benötigen – bis dann halt plötzlich doch die Hilfsmilliarden gerollt sind: Die Krise kann nur mit einer gewaschenen Inflation enden. Anders können die riesigen Mengen an Schulden gar nicht begleichen werden. Wenn hingegen das Geld nichts mehr wert ist, werden auch die Schulden nichts mehr wert sein. Dann sind alle Schuldner fein raus. Die Sparer, Anleger und Gläubiger halt ein bisschen weniger. Aber die kann man ja eh immer leicht als böse Kapitalisten denunzieren.

Diesen Kern der Dinge sollte man nie aus den Augen verlieren – auch wenn Politik und Notenbanker uns mit einem Strudel von komplizierten Erklärungen und finanztechnischen Konstruktionen Sand in unsere Sehorgane streuen wollen. In den letzten Tagen haben sie das mit zwei weiteren Konstruktionen getan, die an sich köstlich wären, wären sie nicht in Wahrheit so infam.

Erstens: Die Regierungen wollen nun private Schuldner zwingen, sich „freiwillig“ – echt: Sie reden von freiwillig! – an der nächsten Etappe der Griechenland-Hilfe zu beteiligen. Und zweitens: In bestehende Verträge über Staatskredite sollen nachträglich rückwirkende Klauseln eingebaut werden, etwa des Inhalts, dass die Rückzahlung der Kredite weit nach hinten verschoben wird. Wenn ein privater Schuldner solches versucht, verliert er jeden Prozess. Wenn es Staaten tun, dann lassen sie sich als Retter feiern. Und die von begnadeter Kurzsichtigkeit geschlagenen Aktienmärkte feiern mit.

Oder sind die Akteure auf den Aktienmärkten gar nicht so kurzsichtig? Eigentlich ist die dortige Reaktion ja nur logisch. Denn wenn jeder angesichts der sich nähernden Inflation sein Bargeld möglichst rasch loswerden und in Gold, Eigentumswohnungen oder eben Aktien eintauschen will, dann treibt das eben die Kurse auf den Aktienmärkten zwingend nach oben. So werden insbesondere schon wieder abenteuerliche Summen für Internet-Firmen bezahlt – so wie wenn der Dot.com-Crash des Jahres 2000 nie passiert wäre (also der vorletzte Finanzkollaps).

Warum wird Griechenland – dessen Bürger ohnedies nur Resteuropa wild beschimpfen – nicht seinem Schicksal überlassen? Da geben uns Regierungen und Notenbanken neben Solidaritäts-Gerede eine einhellige Antwort: Dann würden auch viele westeuropäischen Banken krachen. Sagen sie.

Diese Antwort ist nur absolut falsch. Wahr ist vielmehr: Erstens würden die meisten nicht krachen, weil sie längst vorgesorgt haben; zweitens wäre ein Crash oder ein Crash in der harmloseren Form einer Umschuldung noch billiger als die unendlich eskalierenden Griechenland/Portugal/Irland-Hilfen, auch wenn dann der Steuerzahler einige Kreditinstitute retten muss (was er freilich nur unter heftiger Beteiligung auch der Eigentümer dieser Banken und unter sofortigem Jobverlust für deren Manager tun sollte).

Regierungen und Notenbanken sind aber sehr erfolgreich mit dieser Schuldzuschiebung. Denn sie haben zwar eine schlechte Finanzpolitik, aber die weitaus besten PR-Apparate. Sie haben vor allem jedes Interesse, die Schuld auf andere zu schieben.

Denn in Wahrheit sind sie selber die Hauptursache der Finanzkrise:

Erstens verhalten sich viele andere Regierungen Europas fast ebenso verschwenderisch wie die griechische. Wenn auf jeden Österreicher rund 25.000 Euro an Staatsschulden entfallen und auf jeden Griechen 29.000, ist der Unterschied nur noch marginal . Daher fürchten sich die Regierungen davor, dass die Bürger bei einem Crash in Griechenland plötzlich erkennen könnten, welchen Rattenfängern sie selbst auf den Leim gegangen sind.

Zweitens sind längst die Notenbanken, insbesondere die EZB heute die größten Besitzer griechischer und anderer stinkender Staatspapiere, die sie bei einem Crash Athens sofort abschreiben müssten. Bei einer Entsorgung der Schulden auf dem Inflationsweg hingegen könnte man dann immer dem bösen Handel, den Benzinfirmen und irgendwelchen düsteren Spekulanten die Schuld an den rasch explodierenden Preisen geben.

Und drittens hätte eine Entwertung der griechischen Anleihen auch für die Anleihen aller anderen Länder sofort gewaltige Folgen: Deren Zinsen würden rapide in die Höhe schnallen. Denn damit wäre über Nacht die Fiktion beendet, dass Staatspapiere risikolos und sicher seien. Damit müsste auch die absurde Fiktion der diversen Basel-Abkommen ein Ende finden, dass eine Bank kein oder fast kein Eigenkapital als Sicherstellung bunkern muss, wenn sie einem Staat Geld borgt. Dann wüsste das nicht nur Andreas Treichl, sondern auch jeder andere Geldverleiher, bei dem ein Finanzminister anklopfen sollte.

Mit anderen Worten: Die tollen Feuerlöscher des Finanzbrandes sind selbst die ärgsten Brandstifter gewesen.

Ihnen steht aber eine über ökonomische Grundzusammenhänge total ahnungslose Öffentlichkeit gegenüber. Um nur ein aktuelles Beispiel dafür zu nennen: Ein Moderator der ORF-Zeit-im-Bild erklärte uns dieser Tage die Lage in Portgual, das mitten in seiner eigenen Schuldenkrise wählte, so: „Die Konservativen wollen sparen, aber dann gibt’s kein Geld.“ Na, wenn das so ist: Dann sparen wir nicht, dann geben wir das Geld halt – weiterhin –  wie Heu aus und haben immer genug davon. Warum fragen die nicht den ORF?

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Spanisch drucken

Spanisch war mal eine Grippe,
spanisch hieß auch ein Insekt –
freilich hat die Pharma-Sippe
längst, was besser hilft, entdeckt.

Hinderlich sind Reiter aber,
die als spanisch uns bekannt,
und geradezu makaber
waren Stiefel, so benannt!

Ziemlich spanisch vorgekommen
ist’s mir drum von Anfang an,
als die Nachricht ich vernommen –
wie man wohl verstehen kann:

Just gekrümmte Bio-Gurken
sollen schuld am Unheil sein!
Welchen abgefeimten Schurken
fiel denn sowas Krummes ein?

Will vielleicht mit Schmutz-Tiraden
wer der Bio-Industrie
und dem Bio-Handel schaden,
die rentabel sind wie nie?

Doch dann kommt’s mir, dass es Wahlen
kürzlich gab im Herkunftsland
und dem Durchfall, dem fatalen,
nicht der Zufall Pate stand.

Durchgefallen ist ja übel
Zapateros Spaßpartei –
und indes ich weiter grübel,
krieg’ auch Brechreiz ich dabei:

Trotz der hohen Subventionen
sind so viele arbeitslos –
umverteilen statt entlohnen,
darin ist Europa groß!

Und wer werkt in Gurkenbeeten?
Afrikaner ohne Zahl
gibt’s fürs Pflanzen, Pflücken, Jäten –
immigriert meist illegal!

Und dann wird’s noch samt den Keimen
durch den Kontinent gekarrt –
drauf kann wieder nur ich reimen,
dass uns Brüssel schamlos narrt!

Pannonicus

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Vorstand der Bildungsplattform drucken

Der von allen Teilnehmern an der konstituierenden Sitzung der Plattform einstimmig gewählte Vorstand setzt sich aus folgenden Personen zusammen:

 

Dr. Günter Schmid (Vorsitzender):

Internationaler Experte für Schulentwicklung und Begabungsförderung (zahlreiche Fachpublikationen), Mitglied des Leitungsteams des Internationalen Weiterbildungsinstituts „eVOCATIOn“ (Karlsruhe, Würzburg, Wien, Basel), Vorsitzender von deren österreichischen Sektion „Karl-Popper-Akademie“, Mitglied des Leitungsteams des Instituts TIBI der KPH Wien/Krems, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und Leiter eines Moduls im Rahmen des Master-Lehrgangs „Gifted Education“ an der Donau-Universität Krems, Leiter eines Schulentwicklungsprojekts des özbf (Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung);

Direktor i.R. des Wiedner Gymnasiums (1991 – 2009) und Gründungsdirektor i.R. der Sir-Karl-Popper-Schule (1998 – 2009),

Jg. 1944, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, vier schulpflichtige Enkelkinder (davon zwei in England).

g.schmid1@gmx.net

Severin Vetter:

Maturant; persönliche Erfahrungen mit Gesamtschulsystemen im Ausland und Initiator von www.schuelerbegehren.at: „Ziel des Schülerbegehrens soll es sein, in Österreich eine Diskussion in Gang zu bringen, die jenseits aller ideologischen Vorgaben endlich der Realität der Schule und den wahren Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler Rechnung trägt.“

Jg. 1993.

severin.vetter@gmx.at

Prof. DDDr. Bernhard F. Seyr:

Sachverständiger und Unternehmensberater, Fachbuchautor, Lehrtätigkeit u. a. an der Westungarischen Universität Ödenburg; Promotionen in Pädagogik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Habilitation in den Wirtschafts- und Organisationswissenschaften (Forschungsschwerpunkte: Personalentwicklung und Organisationsentwicklung);

Jg. 1976.

seyr@seyr.at

Dr. Susanne Schmid:

Fachärztin für Innere Medizin seit 1996, seit 7Jahren in der Elternarbeit tätig, Proponentin für einen neuen Elternverband der mittleren und höheren Schulen des Burgenlands;

Jg. 1964, verheiratet, drei schulpflichtige Söhne.

susanne.schmid@gmx.at

Dir. Mag. Isabella Zins:

AHS-Lehrerin für Deutsch und Latein (1985- 2006), Direktorin am BORG Mistelbach (seit 1. 1. 2007), Bundesobfrau der VCL seit 2008; Mitglied im Bundesvorstand der ÖPU; Mitautorin eines Schulbuchs für Latein; Stadträtin und Obfrau der Volkshochschule in Laa/Thaya;

Jg. 1964, verheiratet, drei Kinder (21, 19, 13).

isabella.zins@aon.at

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Bildungsplattform Leistung & Vielfalt drucken

Dieses Grundsatzpapier wurde von einer neuen „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“ als Gegengewicht zu vielen völlig falschen Akzenten der politischen Debatten veröffentlicht. 

Parteiunabhängige Experten aus dem Kreis der Wissenschaft, der Eltern, der Lehrer und Schüler wie auch der Wirtschaft haben sich zur „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“ zusammengeschlossen. Die Plattform kämpft für eine Verbesserung des österreichischen Bildungssystems und gegen ideologische oder von Interessenvertretungen manipulierte Versuche, dieses System weiter zu verschlechtern. Statt solcher politischer Eingriffe müssen die Begriffe Leistung und Vielfalt die Zukunft dominieren.

Präambel:

Die unbefriedigenden Ergebnisse des PISA-Tests stellen den Rahmenbedingungen, unter denen in Österreich Bildung vermittelt wird, ein schlechtes Zeugnis aus. PISA testet freilich nicht Strukturen oder, wie bisweilen behauptet, das Schulsystem, sondern punktuelle Leistungen. Vergleichbares testet der PIRLS-Test für die Grundschule: Dieser hat für die „Volksschule“, wo seit jeher das System der Gesamtschule realisiert wird, besonders niederschmetternde Ergebnisse gezeitigt. Die Annahme, dass man dieses System Gesamtschule nun auf acht Jahre ausdehnen sollte, um einen unbefriedigenden Output zu verbessern, ist daher unlogisch und laienhaft. Vielmehr muss bei jenen Parametern angesetzt werden, die in ihrer Summe für die Unterrichtsqualität und die Ergebnisse des Bildungssystems verantwortlich sind:

  • bei den Lehrern (Ausbildung, Fortbildung, Leistungshonorierung, Stellung in der Öffentlichkeit, …),
  • bei den äußeren Rahmenbedingungen (Klassengrößen, Ressourcen für Förderinstrumente, Ganztagseinrichtungen, Schulhäuser, Arbeitsplätze der Lehrer, rechtliche Überregulierung, politischer Einfluss, unterstützendes Personal, …)
  • und bei der Mitwirkung der Eltern an der Erziehung ihrer Kinder.

Falls die Politik dennoch Veränderungen an der gesamten Schulorganisation plant, müssen diese einer Volksabstimmung mit klaren, unmissverständlichen Fragestellungen unterworfen sein. Sie dürfen nicht auf der Grundlage eines bloßen Volksbegehrens vorgenommen werden. Für gesellschaftsrelevante Einschnitte so entscheidender Art ist dieses Instrument nicht geeignet. Hier bestehen große Gefahren der Desinformation. Durch unklare populistische Formulierungen und plakative Gemeinplätze werden die wahren Absichten verschleiert, um die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Die von manchen Kreisen geplante Einführung einer verpflichtenden gemeinsamen Schule für alle droht zu einer dramatischen Verschärfung der sozialen Kluft in der Gesellschaft zu führen. Es ist für die Bildungsplattform Leistung & Vielfalt ein unerträglicher Gedanke, dass in einem solchen Fall nur mehr sehr wohlhabenden Eltern über die Privatschulen eine Auswahl zwischen verschiedenen Bildungswegen offen stünde.

Zu einer Versachlichung der Diskussion ist es notwendig, der Öffentlichkeit Informationen zur Situation des österreichischen Bildungswesens nachzuliefern, die ihr durch einseitige Berichterstattung vorenthalten werden. Dazu müssen als erster Schritt alle im Auftrag des Unterrichtsministeriums erhobenen Daten etwa des bifie-Instituts ohne Manipulationen und unverzüglich veröffentlicht werden. Statt einer ideologisch motivierten und unsachlichen Stimmungsmache zu Gunsten der Gesamtschule benötigt die Bildungspolitik wissenschaftlich abgesicherte empirische Studien.

Grundsätze der „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“

  1. Die Prinzipien der Gerechtigkeit und Gleichheit verwirklichen sich in gleichem Maße in der Gleichbehandlung Gleicher wie in der Ungleichbehandlung Ungleicher. Auf das Bildungswesen angewendet, bedeutet dieses jedem Menschen zustehende Naturrecht nicht ein Recht aller auf gleiche Bildung, sondern das gleiche Recht aller auf die jeweils bestmögliche, personengerechte, begabungsadäquate Bildung.
  2. Freiheit als zentraler Grundwert unserer Gesellschaft muss auch die Entscheidungsfreiheit der Eltern inkludieren. Sie bedingt demzufolge eine Vielfalt von Schularten über alle zwölf bzw. dreizehn Schuljahre, also von der Grundschule bis zu den Schulen der Sekundarstufe II.
  3. Es muss daher auch Platz sein für Schulen, die auf spezifische pädagogische, religiöse oder philosophische Wege der Erziehung setzen (sofern diese auf dem Fundament der durch die europäische Aufklärung geschaffenen Wertestrukturen aufbauen); ebenso für solche, die neben einer Vermittlung von Allgemeinbildung schon frühzeitig spezifische Schwerpunkte setzen (etwa in Sprachen, in Naturwissenschaften, im Sport, im Handwerk) und dabei erhöhte Leistungsanforderungen stellen; und natürlich auch für solche, die – auch mit zusätzlichem Einsatz staatlicher Gelder – benachteiligten Kindern einen Weg bieten, auf dem diese Kinder bestmöglich gefördert werden.
  4. Da die besten Erfolge im Lernen von Sprachen bis zum siebenten Lebensjahr erzielt werden (was in ähnlicher Form auch für viele andere Bereiche gilt, etwa die Musik oder den Sport), sind – bei aller Wertschätzung und Verteidigung des Rechts auf Kindheit – auch vorschulische Angebote zu fördern.
  5. Die Vielfalt des schulischen Angebots muss sich auch in einer Vielfalt der Ausbildungsschienen für Lehrer widerspiegeln. „Unterschiedliche Bedürfnisse der Schüler erfordern eine zielgruppenspezifische Ausbildung der Lehrer“ (Internationale Münchner Erklärung zur Lehrerbildung, Mai 2011). So müssen Lehrer an Schulen, die zur Matura führen,  weiterhin an den Universitäten ausgebildet werden; der Bachelor-Grad allein kann als Anstellungserfordernis für diese jedenfalls nicht ausreichen.
  6. Der pädagogische Teil der Ausbildung (inklusive der Begabungsförderung auf allen Ebenen), der den Lehrern aller Schulformen gemeinsam ist, ist zu verstärken.
  7. Jeder einzelnen Schule muss es vorbehalten sein, über ihr eigenes pädagogisches Modell selbst zu entscheiden.
  8. Jede Schule, die bestimmten Mindestanforderungen entspricht (unter anderem: Bekenntnis zu Verfassung und Grundrechten, Qualifikation und Zahl der Lehrer, bauliche und sanitäre Standards, Qualitätskontrollen, institutionalisierte Feedback-Kultur) und die sich – neben einem breiten Raum für individuelle Spezialisierung für einen bestimmten Typus aus einem breiten Kanon von Möglichkeiten entschieden hat, wird prinzipiell finanziell gleich behandelt. Das gilt in gleicher Weise für öffentliche wie für private Schulen.
    Zusätzliche Mittel sollten allerdings vorgesehen werden
    • für die Förderung von benachteiligten Kindern (also insbesondere von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache oder Kindern mit Behinderungen),
    • für die Förderung technischer und naturwissenschaftlicher Ausbildungen,
    • für Ganztagsformen, deren Ausbau forciert werden sollte, ohne dass sie für alle verpflichtend gemacht werden,
    • für ein verstärktes Angebot an Schulpsychologen, Schul-Sozialarbeitern und Supervisionsmöglichkeiten für Lehrer
    • dafür, dass Schulen ihren Lehrern qualitativ wie quantitativ ausreichende Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.
  9. Sozial, kulturell oder sprachlich benachteiligte Kinder sollen durch gesonderte Kurse, Stipendien und Förderungen aller Art bestmöglich unterstützt werden. Dies darf aber nicht durch Aufnahme in den normalen Unterricht erfolgen, bevor die für die jeweilige Schule und Klasse notwendigen –  insbesondere sprachlichen – Fähigkeiten nachgewiesen sind. Die Eröffnung anstrengungsfreier Perspektiven wäre für solche Kinder besonders schädlich und würde die soziale Kluft nur vergrößern, indem sie deren vorhandene Talente und Fähigkeiten verkümmern ließe.
  10. Schulen müssen das Recht haben, den Zugang durch schulartenspezifische Aufnahmeverfahren (wie z.B. Potentialanalysen, Aufnahmegespräche, u.ä.) zu regeln (wie dies bei bestimmten Schwerpunktformen auch jetzt schon der Fall ist). So soll etwa die begabungsgerechte Zuordnung der Schüler zu den verschiedenen Schularten der Sekundarstufe I nicht mehr nur von den Zeugnisnoten der vierten Volksschulklasse abhängen, sondern auf der Basis eines Gutachtens erfolgen, welches von einer Kommission, bestehend aus einem Vertreter der Volksschule,  der Haupt- bzw. Mittelschule und des Gymnasiums gemeinsam erstellt wird. Grundlage für dieses Gutachten ist eine standardisierte Leistungserhebung (gemäß Punkt 18).
  11. Leistung, Disziplin und ein umfassender Bildungsbegriff sind unverzichtbare Werte einer guten Bildungspolitik. Eine künftige Leistungs- und Bildungs-Elite wird für die Erhaltung des österreichischen Wohlstandsniveaus in einem rapide wachsenden internationalen Wettbewerb entscheidend sein. Diese soll sich selbstverständlich aus allen Gesellschaftsschichten rekrutieren, abhängig allein von Begabung und Leistungsbereitschaft.
  12. Es darf keine Manipulationen unter dem Vorwand der Herstellung angeblicher „sozialer Gerechtigkeit“ geben, die zu einer Nivellierung nach unten führen. Begabte und leistungswillige Kinder dürfen auf ihrem Bildungsweg und in ihrer Entwicklung nicht durch Gleichmacherei behindert werden, sondern müssen optimal gefordert und gefördert werden. Die Erfahrung zeigt beispielsweise, dass viele Kinder bis zum 14. Lebensjahr durchaus einen breiten Einstieg in zwei oder mehr Fremdsprachen schaffen, während andere schon am Erlernen der deutschen Unterrichtssprache scheitern. Es wäre grob fahrlässig, besonders talentierte Kinder aus Rücksicht auf die langsameren zu bremsen, sowohl den talentierten Kindern gegenüber als auch gegenüber der Gesellschaft, da sich ein Verschlafen dieser Jahre nie mehr ganz aufholen lässt.
  13. Ein kontrollierter Wettbewerb zwischen einzelnen Schularten und Schulen wirkt sich positiv auf die allgemeine Schulqualität aus. Er sollte daher gefördert und an Hand klar definierter, objektivierter Indikatoren, die auch die Startvoraussetzungen jeder einzelnen Schule berücksichtigen, transparent gemacht werden. (Neben Absolventenbefragungen könnten hierfür z.B. die Qualitätsbereiche des deutschen bzw. österreichischen Schulpreises übernommen werden: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner, Schule als lernende Institution.)
  14. Ein wichtiger Maßstab für den Erfolg der Bildungspolitik wird es sein, wenn die Universitäten die Leistungsüberprüfung nach der 12. oder 13. Schulstufe, also die Ergebnisse der Reifeprüfung, wieder als entscheidendes Kriterium für die Zulassung zum Studium anerkennen. Ein österreichisches Maturazeugnis muss - unabhängig von der Muttersprache des Absolventen - eine sichere Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift garantieren.
  15. Die bürokratisch-juristische Überregulierung des Schulbetriebs muss zu Gunsten einer höheren pädagogischen Autonomie der einzelnen Schulen zurückgeschraubt werden. Zu diesem Zweck ist die Rolle von Direktoren in allen Bereichen ihrer Schule (z. B. auch durch einen Pool an Ressourcen, die autonom zur Verfügung stehen) ebenso zu stärken wie die von Lehrern in der Klasse. Umgekehrt muss es möglich sein, sich von pädagogisch, fachlich oder fachdidaktisch überforderten Lehrern zu trennen. Auch die – als Norm vorzusehende und beliebig oft wiederholbare – Weiterbestellung eines Schulleiters für jeweils fünf Jahre soll (in Anlehnung an die bestehende Regelung bei der Beantragung von Schulversuchen) durch einen von einer Zweidrittelmehrheit aller Erziehungsberechtigten, Lehrer und Schüler getragenen Antrag auf Nichtweiterverwendung verhindert werden können
  16. Die Mitwirkung und das Mitspracherecht der Eltern (etwa bei der Schulleiterbestellung) sind zu stärken. Durch die verpflichtende Abhaltung von Klassenelternabenden und eine festgeschriebene Wahl von Klassenelternvertretern bis zur 11. Schulstufe sollen Eltern eingebunden und zur aktiven Mitarbeit an der Erziehung und Bildung ihrer Kinder gewonnen werden.
  17. Als logische und notwendige Konsequenz einer echten Vielfalt und Freiheit der Schulen bedarf es einer verlässlichen Qualitätssicherung durch unabhängige externe Leistungsüberprüfungen in Bereichen, die sowohl für den einzelnen Schüler als auch für die jeweilige Schule relevant sind.
  18. Diese Überprüfungen sollen nach dem ersten Semester der 4. und 8. sowie am Ende der 12. Schulstufe erfolgen, nicht nur selektiv die so genannten „Hauptfächer“ erfassen und durch andere als die bis dahin mit dem Unterricht betrauten Lehrer durchgeführt werden. Sie bestehen aus zwei Teilen: einer allgemein definierten Mindestanforderung und einem schulspezifischen Teil, dessen Umfang vom jeweils gewählten Typus, Fächerkanon und Leistungsziel abhängt.
  19. Die relevanten Ergebnisse der Leistungsüberprüfungen jeder Schule (das betrifft jedenfalls nicht die Bildungsstandards in ihrer derzeitigen Konzeption, die nur alle drei Jahre erhoben werden und nur drei Fachbereiche erfassen!) sind zentral zu veröffentlichen. Die öffentlichen Berichte dürfen nicht die Form von Rankings annehmen, weil diese die Gefahr in sich bergen, dass Schulen um des Zulaufs willen auf nicht qualitätsrelevante Kriterien fokussieren und auf diese Weise Qualitätseinbußen in Kauf zu nehmen bereit sind. Sie müssen vielmehr ein umfassendes Bild der Schule wiedergeben, also mehrere Parameter und nicht nur die punktuellen Ergebnisse eines Jahres widerspiegeln. (Dabei kann es auch Sonder-Ergebnisse für Erfolge in der Betreuung Benachteiligter geben.)
  20. Die Leistung einer Schule ist an der Leistungsentwicklung ihrer Schüler ab dem Eintritt in die Schule zu erkennen und zu messen. Wenn eine Schule ohne erkennbaren Grund (wie einen hohen Migrantenanteil oder weil sie von anderen Schulen abgewiesene Schüler aufgenommen hat) signifikant schlecht abschneidet, sind am Schulstandort durch die Schulpartner geeignete Maßnahmen zu entwickeln und, von der Schulaufsicht begleitet, umzusetzen.

Anmerkung 1:

Die Plattform beteiligt sich nicht an genetischen Intelligenz-Debatten (Sarrazin). Die Startnachteile mancher Kinder durch kulturelle und Erziehungs-Faktoren sind jedenfalls viel zu groß, als dass man deren Behebung allein den Lehrern aufbürden dürfte - und schon gar nicht den anderen Kindern, die von ihren Eltern oft unter großem Einsatz und Opfern viel besser auf die Schule vorbereitet worden sind. Nur durch zum frühest möglichen Zeitpunkt einsetzende, begabungsadäquate - also vielfältige – Formen der Förderung können unterschiedliche Ausgangspositionen ausgeglichen werden.

Anmerkung 2:

Der besseren Verständlichkeit wegen sind alle personenbezogenen Formen nur in einem grammatikalischen Geschlecht formuliert worden. Sie beziehen sich aber – auch in Übereinstimmung mit dem Duden – natürlich immer auf beide biologischen Geschlechter.

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Ethische Atomspezialisten, schuldige Unschuldige, neoliberale Kulturmenschen drucken

Diese Welt ist voller seltsamer Merkwürdigkeiten – auch außerhalb Österreichs. Viele weltweite Beobachtungen aus den vergangenen Tagen haben den kleinen Beobachter immer wieder ins Staunen versetzt.

In Deutschland etwa hat eine Ethik-Kommission nun für die dortige Regierung die Entscheidung über die Zukunft der Atomkraftwerke getroffen. Und sie hat dabei ein präzises ethisches Urteil abgegeben: Bis 2022 sind AKW ethisch korrekt, nachher nicht mehr. Das hat eine bunte Mischung aus Bischöfen, Soziologieprofessoren, Geschichtslehrern, Altpolitikern usw. erkannt. Irgendwie bewundernswert.

Ob danach (oder auch schon am Weg dorthin) Deutschland seinen Wohlstand halten kann, wie es die Stromversorgung seiner Bürger und Arbeitsplätze regelt, welche Auswirkungen der deutsche Stromkollaps auf die Nachbarstaaten haben wird, wie hoch die in den letzten Jahren von Gerhard Schröders fünf auf drei Millionen abgesunkenen Arbeitslosenzahlen als Folge der Energieverknappung wieder steigen werden: Das sind alles offenbar unethische Fragen, die niemanden scheren. Und deshalb saßen auch nur wenige Energieexperten und Ökonomen in der Kommission.

Aber Angela Merkel glaubt, solcherart wieder die verloren gegangenen Wähler zurückholen zu können. Und sie übersieht, dass diese in dem wirren ethischen Gerede nur noch eines heraushören: Merkel hat neuerlich ihre Führungsschwäche unter Beweis gestellt.

Die Bundeskanzlerin übersieht aber auch, dass Deutschland hurtig dabei ist, seine plötzlich wirtschaftliche Erholung nach zwei Jahrzehnten depressiver Krise durch diese Schockreaktion auf die grünen Wahlerfolge schon wieder im Eiltempo zu verspielen.

In China hingegen hat man keine Ethik-Kommissionen – und prompt forciert das Land den Ausbau der Atomenergie. Es tut das nicht zuletzt im Kampf gegen die Umweltverschmutzung – und zwar gegen die echte, nicht gegen eine in den Computern der Global-Warming-Industrie errechnete. In China sind jedenfalls mehr als doppelt so viele Reaktoren in Bau, wie dort schon in Betrieb sind. Und China will sich nun auch die jetzt arbeitslos werdenden deutschen Atom-Ingenieure holen. Ist es sehr schwer zu erraten, ob es in ein paar Jahrzehnten Europa oder China besser gehen wird?

In Russland ist der einstige Unternehmer Michail Chodorkowski in zwei grotesken Prozessen zu langen Serienstrafen verurteilt worden, ohne dass unabhängige Rechtsexperten auch nur ein einziges Delikt des Mannes erkannt hätten. Außer dass er es gewagt hat, Machthaber Putin zu kritisieren; außer dass in Russland (und vielleicht auch schon bei uns?) jeder Unternehmer automatisch als Mafioso gilt; außer dass er ein Jude ist. Der sogenannte Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg (in den bekannte Rechtsstaaten wie Aserbaidschan, Serbien und Mazedonien genauso einen Richter entsenden wie Österreich oder Deutschland) hat die Urteile jedenfalls stehen gelassen.

Der Gerichtshof tat dies noch dazu mit einer sensationellen Begründung: Die Anwälte Chodorkowskis hätten zuwenig Beweise für dessen Unschuld vorgelegt. Als ich einst Jus studiert habe, da hatten noch Gerichte und Staatsanwälte vor einer Verurteilung die Schuld eines Angeklagten beweisen müssen. Beim Menschenrechtsgerichtshof ist es heutzutage offensichtlich umgekehrt; da muss ein Angeklagter seine Unschuld beweisen. Wirklich toll, wie sich die Menschenrechte weiterentwickelt haben. Bravo! Und Russlands Machtelite – also die Geheimdienste – haben jetzt endgültig freie Bahn, sich unter fadenscheinigsten Vorwänden weitere Firmen zu schnappen und die bisherigen Eigentümer einzulochen. Noch einmal ein doppeltes Bravo!

Polen hat heute überaus eindrucksvolle Wirtschaftsperspektiven. Es konnte sogar die Krisenjahre ohne ein Wachstumsminus überstehen. Das ist klare Folge einer mutigen neoliberalen Wirtschaftspolitik mit Deregulierungen, niedrigen Steuern und Privatisierungen (und – ausgerechnet jetzt – sogar der Einführung der Atomenergie).

Dafür setzen halt andere Länder mehr auf Kultur, wissen jetzt sofort einige Besserwisser. Und irren damit. In keinem Land werden derzeit so viele Kulturbauten errichtet wie in eben diesem Polen. Museen, Theater, Konzerthallen: Alles wird dort derzeit gebaut, heftiger denn je in Polens Geschichte. Wollen diese grauslichen Liberalen jetzt auch in Sachen Kultur den Hochsteuer-Sozialismus übertrumpfen, der in anderen Ländern reihenweise Kulturausgaben streicht? Das ginge doch wirklich zu weit.

Nochmals Deutschland: Was ich hier vor einigen Wochen als theoretische Konsequenz des feministischen Quoten-Unsinns bezeichnet habe, haben die deutschen Sozialdemokraten postwendend beschlossen: Alle Führungsgremien der SPD müssen künftig mindestens 15 Prozent Mitglieder mit Migrationshintergrund haben. (Und hierzulande jubelt natürlich das „Profil“ und empfiehlt Österreich Ähnliches). Und wie ist es mit meinen Quoten als Linkshänder, Brillenträger und Hundefürchter? Wo ist mein garantierter Platz?

In Schweden ist der König arg unter Beschuss gekommen und sogar mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert. Er soll sich in jüngeren Jahren des öfteren bei sogenannten Herrenabenden in (meist ausländischen) Nachtklubs amüsiert haben. Jetzt könnten auch Photos veröffentlicht werden. Das erstaunt vor allem aus einem Grund: Schweden war in den Sechziger und Siebziger Jahren weltweit als Mekka der freien Liebe und sexuellen Großzügigkeit bekannt. Hat das für alle, nur nicht den König gegolten? Oder haben sich die Moralvorstellungen oben im Norden wieder in eine ganz andere Richtung gewandelt?

Zum Abschluss noch einmal Deutschland: Dort lässt sich die SPD schon in einigen Bundesländern von der neokommunistischen „Linken“ die Mehrheit verschaffen. Dass diese Partei eine Nachfolgepartei der diktatorischen SED ist, stört die Sozialdemokraten ebensowenig wie die Tatsache, dass die Linke nun immer stärker antisemitisch wird und in alter Manier sogar zum Boykott israelischer Waren aufruft. Die Sozialdemokraten schweigen dazu. Sie schweigen aber nicht nur, sondern machen sich auch selbst ganz direkt die Hände schmutzig. In Nordrhein-Westfalen haben sie jetzt sogar eine Staatssekretärin mit türkischen Wurzeln berufen, die engste Kontakte zu prominenten türkischen Rechtsradikalen unterhalten hat, darunter auch zu den Grauen Wölfen, denen der Papstattentäter Agca angehört hat. Die Sozialdemokraten werden aber mit Sicherheit neuerlich den braunen Farbkübel herauszuholen, wenn wieder irgendwo eine rechtspopulistische Partei Wahlerfolge feiert – auch wenn diese nicht das geringste mit Antisemitismus oder Neonazismus am Hut hat. Das alte Motto gilt weiterhin: Wenn einer links ist, darf er alles. Der Rest wird verboten.

 

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Bürgerliche Trauer um die gedemütigten Sozialisten drucken

Wird es in Europa bald gar keine Sozialisten als Regierungschefs geben – bis auf ein kleines Dorf hinter den sieben Bergen namens Österreich? Darauf deutet nach dem Sonntag viel hin. Aber es ist in Wahrheit alles andere als ein Grund zur Freude für Nichtsozialisten.

In Portugal wurden am Sonntag die Sozialisten mit Donner und Krach abgewählt. Und in Slowenien erlitt die Linksregierung bei mehreren Referenden eine so schwere Niederlage, dass dort jetzt Neuwahlen unvermeidlich erscheinen.

Aber warum soll das für bürgerliche Menschen kein Grund der Freude sein? Die Antwort ist einfach: Die Sozialisten haben in beiden Ländern – wie auch schon anderswo – Niederlagen erlitten, weil sie endlich einige Schritte Richtung Vernunft gehen wollten. In Slowenien etwa ging die wichtigste, von den Gewerkschaften erzwungene Referendumsfrage um eine Hinaufsetzung des Pensionsalters. Diese wird von den Gewerkschaften – die das eigentliche Erzübel der europäischen Gesellschaft geworden sind – strikt abgelehnt. Ähnlich ist auch in Portugal die Linksregierung an der Ablehnung von Sparmaßnahmen gescheitert.

Dieses Nein zu rettenden Maßnahmen aber ist eine echte Katastrophe. Wenn die Menschen nicht einmal so relativ schmerzarme Maßnahmen wie eine Hinaufsetzung des Pensionsalters akzeptieren, dann steuert ganz Europa dem Abgrund zu. Wenn Mäßigung und Vernunft erst unter dem Kuratel des Internationalen Währungsfonds eine Chance bekommen, dann führen Europas Bürger auch die Demokratie ad absurdum.

Hauptschuldige Totengräber der Demokratie wie auch unserer Chance auf künftigen Wohlstand sind die Gewerkschaften – und all jene Journalisten, die den dumpfen Massenprotesten zwischen Athen und Madrid zujubeln, obwohl die ins absolute Nichts führen. Alle Politiker als Diebe zu beschimpfen ist zwar vielleicht eine gute Psychotherapie, aber keine politische Alternative. Zu allem nur Nein zu sagen und nur immer weiter Schulden machen wollen, ist es schon gar nicht.

Und dass die österreichische Gewerkschaft um keinen Deut besser ist, sondern genauso verantwortungslos wie die ausländischen Kollegen, hat deren Chef am Sonntag im Fernsehen wieder des Langen und Breiten darlegen können. Wenn der ÖGB-Chef an Steuererhöhungen denkt, gerät er in Exstase wie Nachbars Hund beim Anblick einer Stelze.

 

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Die türkisch-österreichische Unfreundschaft drucken

Ursula Plassnik wird nicht Generalsekretärin der OSZE. Denn die Türkei hat in einem mehr als unüblichen Akt ihr Veto dagegen eingelegt. Das ist in der Diplomatenwelt zwar das gute Recht der Türken. Plassnik wird es verschmerzen müssen (und sicher eine andere interessante Aufgabe finden). Österreich hingegen hat nicht nur das Recht, sondern seine Regierung hat auch die Pflicht, endlich in einer ganz anderen Sprache mit der Türkei umzugehen, als sie in den letzten Jahren nach Plassniks Abgang die Weichspüler der heimischen Außenpolitik praktiziert haben.

Dabei kommt einem etwa sofort der letzte Staatsbesuch des türkischen Präsidenten in Österreich in den Sinn, welcher von Heinz Fischer & Co überaus subaltern hofiert worden ist. Es wäre zumindest die Pflicht der Regierung gewesen, ihr Befremden über die religiös-chauvinistischen Auftritte des Präsidenten vor bestimmten türkischen Gruppen in Wien auszudrücken.

Es wäre ebenso schon seit Monaten Pflicht der Regierung, dem türkischen Botschafter mitzuteilen, dass er nach seinen beleidigenden öffentlichen Attacken auf Österreich in den nächsten 14 Tagen krankheitshalber auf sein Amt in Wien verzichten sollte; andernfalls werde er ganz offiziell hinausgeworfen. Es wäre auch längst schon Pflicht der österreichischen Regierung gewesen, gegen die nun erneut von der Türkei losfahrenden Gaza-Schiffe zu protestieren, die für Lebens- und Kriegsgefahr im Nahen Osten sorgen.

Es wäre noch viel mehr Pflicht der Regierung – und das in der Tat ganz unabhängig vom Ärger über die OSZE-Provokation –, endlich in Sachen Migration zu handeln. Und sich um die wirklich großen Problemfelder zu kümmern, die vor allem, wenn auch nicht nur mit türkischen Staatsbürgern zu tun haben.

Dabei geht es insbesondere um die Katastrophe, die sich unter dem schönfärberischen Titel „Familienzusammenführung“ alljährlich in tausendfacher Zahl abspielt: Da werden türkische Jugendliche, ohne einen Hauch von Sprach- oder brauchbarem Bildungshintergrund, in arrangierten oder gar erzwungenen Ehen nach Österreich importiert, wo sie in einer total isolierten Welt leben und sich vermehren, jedoch auch nach Jahrzehnten noch nicht die Sprache können.

Ob nun Herr Kurz oder Frau Mikl-Leitner oder das Salzamt zuständig ist, ist letztlich egal. Österreich müsste jedenfalls dringend einen Zuwanderungsstopp unter dem Titel der nachträglichen Familienzusammenführung für alle 3- bis 20-Jährigen verhängen. Das trifft einerseits die (armen) Opfer solcher arrangierten Ehen. Das trifft andererseits die (armen) Kinder von in Österreich lebenden Ausländern, die man jahrelang unter Bezug der satten Familienbeihilfe aus Österreich im Ausland billigst bei Großeltern oder Tanten aufwachsen lässt, und die erst schnell vor Abschluss der Schulpflicht nach Österreich geholt werden.

Das alles hätte schon längst ohne Rücksicht auf Plassnik oder eine Mitgliedschaft der Republik in einem UN-Gremium oder sonstige Diplomaten-Interessen geschehen müssen. Und vor allem ohne Rücksicht auf die ebenso üblichen wie irrelevanten Proteste von Amnesty oder Caritas, die ja sowieso längst schon alle Einwanderungstore geöffnet hätten.

PS: Zur OSZE fällt seit Jahren niemandem mehr etwas wirklich Sinnvolles ein, weshalb diese Organisation nach Ende des Ost-West-Konflikts überhaupt noch notwendig sein sollte. Sie hat so wie der Europarat die eigene Existenzberechtigung längst überlebt. Einzig die in jenen Organisationen tätigen Beamten und Diplomaten werden noch mit Zähnen und Klauen den Sinn des Vereins zu verteidigen suchen. Überzeugen kann das freilich nicht mehr.

 

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Der ORF-Kaiser ist nackt und verkommen drucken

Gerhard Zeiler hat explosiven Klartext über den ORF gesprochen. Der RTL-Spitzenmann hat in den Mund genommen, was hierzulande freilich jeder längst weiß: Nämlich dass es "wesentlichen Teilen der Politik nicht darum geht, wer das Unternehmen am besten führen kann, sondern wer willfährig parteipolitische Personalwünsche umsetzt". Deshalb verzichtet Zeiler auf die von ihm – wie er nun zugibt – seit einiger Zeit ins Auge gefasste Kandidatur als ORF-Generaldirektor. Deutlicher hätte man es nicht formulieren können, wie verkommen dieses Land unter einem Werner Faymann geworden ist.

Zwar weiß es jeder Fernseh-Zuschauer, jeder Radio-Hörer mit einigem kritischen Denkvermögen, aber es ist unglaublich wichtig, dass auch ein SPÖ-Mann solches einmal klar und vor allem in aller Öffentlichkeit ausspricht: "Man kann kein Unternehmen, das so große Herausforderungen zu bewältigen hat wie der ORF – kreative,  finanzielle und strukturelle –, erfolgreich führen, wenn Personalbesetzungen bis zur Abteilungsleiter-Ebene von politischer Seite beeinflusst werden und ständig parteipolitische Personalwünsche geäußert werden. Das geht schlicht und einfach nicht. Da leidet die Professionalität und da leidet die Kreativität."

Und noch deutlicher das Urteil über die charakterlosen Herren in allen ORF-Führungspositionen: "Es ist ein Problem, wenn eine ORF-Führung heute nicht Herr im eigenen Haus ist und glaubt, nur dann gewählt zu werden, wenn sie politische Postenbesetzungen akzeptiert. Das schadet dem Unternehmen nachhaltig."

Zeiler macht in Interviews unverwunden klar, dass sich seine Kritik primär gegen die SPÖ richtet. Dabei war der Mann einst Pressesprecher des SPÖ-Bundeskanzlers Fred Sinowatz!

Das Unfassbare ist, dass eine Partei, die weit weniger als 30 Prozent der Wähler hinter sich hat, im ORF wie in einer Parteiorganisation fuhrwerken kann. Wer ist daran schuld? Primär die Grünen, die den Roten bei jeder Sauerei die Mauer machen. Und sekundär die Orangen, die unfassbarerweise auch heute noch auf das Regime des Alexander Wrabetz setzen und sich gute Behandlung erkaufen wollen (die offenbar darin besteht, BZÖ-Skandale nicht zu erwähnen).

Historisch tragen aber auch Schwarz und Blau Mitschuld. Die FPÖ hat zumindest beim ersten Antreten des Herrn Wrabetz – wahrscheinlich auch wegen dessen familiärer Verquickungen tief ins blaue Milieu – für ihn gestimmt. Und die ÖVP hat zwar zu ihrer Ehre immer gegen ihn gestimmt, es aber bei den Koalitionsverhandlungen 2008 nicht einmal versucht, den ORF dem totalen (und totalitären) Zugriff der SPÖ zu entziehen. Medienpolitisch waren Josef Pröll die Raiffeisen-Interessen ganz offensichtlich ausreichend, die allen nutzen, nur nicht der ÖVP. Und bei Michael Spindelegger sieht man vorerst nicht einmal den Hauch einer kreativen Medienpolitik.

Wie eine solche Medienpolitik aussehen könnte? Primär würden zwei Initiativen genügen: Wenn die SPÖ eine Volksbefragung über die Wehrpflicht will, dann können ÖVP und FPÖ allemal noch eine über die Unabhängigkeit des ORF wollen und lancieren. Und zweitens müsste man natürlich der gigantischen Medienkorruption vor allem der SPÖ-Ministerien mit allen Mitteln des Straf- und Budgetrechts den Kampf ansagen. Ein Opfer dieses Kampfes wäre freilich auch der schwarze Inseratenverschleuderer Nikolaus Berlakovich. Was nicht wirklich schade wäre.

 

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Wie lange kann sich Österreich die Leistungsfeindlichkeit noch leisten? drucken

Manches Mal sind es nur kleine Notizen, die nachdenklich machen, wie etwa diese in einer Schweizer Zeitung: Die fünf Prozent ärmsten Schweizer sind noch immer besser gestellt als die fünf Prozent reichsten Inder – trotz des indischen Wirtschaftsbooms. Das wird für die ärmsten Österreicher angesichts des hier noch viel stärkeren Wohlfahrtssystems nicht viel anders sein.

Solche Meldungen veranlassen Ideologen dazu, nach einer globalen Umverteilung zu rufen. Dagegen würden sich aber 90 Prozent der Schweizer (wie der Österreicher) heftig wehren. Das macht überdies in Summe nur alle ärmer, wie die Geschichte zeigt. Viel wichtiger ist es nachzudenken: Was sind eigentlich die Wurzeln des mitteleuropäischen Wohlstands? Und wird er sich – mit oder ohne Vorsprung gegenüber anderen – halten lassen?

Mit Bodenschätzen, Kolonialismus oder ererbtem Reichtum lässt sich da gar nichts erklären. Die Schweiz ist eines der bodenschatzärmsten Länder der Welt; sie hatte noch weniger Kolonien als Österreich; und dieses war 1945 das ärmste Land Europas – ärmer als manche Länder, die sich heute in der Schublade „Dritte Welt“ finden.

Auch genetische Erklärungen helfen nicht weiter. Denn breite Studien aus den USA zeigen, dass die Asiaten (dort vor allem Vietnamesen und Chinesen) sowohl bei Intelligenztests wie auch an den Unis weit besser abschneiden als die Weißen.

Die einzige valide Erklärung für den sich nicht nur im Konsum, sondern auch bei Lebenserwartung und Kultur auswirkenden Wohlstand ist das europäische Wertesystem. Dessen Basis lautet: Freiheit und Leistung im Rahmen einer liberalen Rechtsordnung.

Freiheit und Leistungsbereitschaft wurzeln in Europas kollektiven Erfahrungen wie auch im Christentum, auch wenn sich manche Theologen schwer damit tun. Das Rechtssystem wiederum ist ein Erbe der alten Römer. Insofern ist die Basis der heute stabilsten, friedlichsten, gesündesten und wohlhabendsten Gesellschaften der Menschheitsgeschichte also schon auf eine Erbschaft zurückzuführen, jedoch auf eine immaterielle.

Die große Frage ist heute freilich: Sind wir uns noch immer dieses Fundaments bewusst? Ist den Europäern klar, dass Freiheit, Leistung und Rechtsstaat ständig verteidigt und neu erkämpft werden müssen? Ich fürchte: Nein.

Der Wert der Freiheit – von der Meinungs- bis zur Erwerbsfreiheit – war für die Europäer nach den beiden mörderischen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts offenkundig. Jedoch sind heute die allermeisten dahingestorben, die noch eine eigene Erfahrung mit diesen Systemen hatten. Eine der Folgen: Die Freiheit wird immer mehr durch Regeln und Gesetze, aber auch die einengende Herrschaft einer Politischen Korrektheit reduziert.

Noch rascher schwindet das Bewusstsein der Notwendigkeit von Leistung. Jahrzehntelange Gehirnwäsche hat uns suggeriert: Wir müssten nur die Partei X wählen, dann verdienen wir mehr, dann gehen wir immer früher in Pension, dann gibt es immer mehr gratis. Jahrzehntelang hat der öffentlich-rechtliche(!) Rundfunk nach derselben Masche Witzchen gemacht: „Furchtbar, heute ist Montag! Wann kommt endlich das Wochenende?“

Der Traum von der Leistungslosigkeit schlägt sich auch in harten Daten nieder: 1970 dauerte ein durchschnittliches Arbeitsleben 42 Jahre, heute nur noch 35 Jahre – trotz der um rund ein Jahrzehnt gestiegenen Lebenserwartung. 1970 betrug die Staatsverschuldung 12 Prozent des (damals noch dazu viel niedrigeren) Bruttoinlandsprodukts, heute liegt sie über 70 Prozent. Wobei die steil gestiegenen Pensionszusagen, für die nichts zurückgelegt worden ist, noch gar nicht einberechnet sind.

Nur ein immer kleiner werdender Teil der Bürger trägt noch die Leistungsanstrengungen. Der Rest ruht sich im morschen Wohlfahrtsstaat auf welken Lorbeeren einer verblichenen Vergangenheit aus. Das erinnert lebhaft an die Griechen, die seit mehr als 2000 Jahre nur von der Erinnerung an ihre große Vergangenheit leben. Mehr schlecht als recht.

Inder, Chinesen, Vietnamesen, Koreaner, Thais wollen hingegen das Match der Zukunft gewinnen, und zwar durch eine unglaubliche Leistungsorientierung. In ihren Schulen wird gebüffelt und gestrebert, dass sich die Balken biegen. Wettbewerb und beinharte Auslese regieren vom Kindergarten bis zum Berufsende. Arbeitszeitregelungen, Umweltschutz, Pensionssystem, Urlaubsansprüche, Gesundheitsversorgung: Überall stößt man in Asien auf eine total andere Welt.

Manche Leser werden jetzt denken: Will der Autor bei uns asiatische Verhältnisse haben? Natürlich will er das nicht. Es gibt aber keine angenehme Alternative zu einer starken Wiederbelebung des dahinsterbenden Leistungsprinzips. Wer glaubt, aus lauter Mitleid mit den wenig gewordenen Kindern (auch deren Zeugung gilt ja schon vielen als unzumutbare Mühe) und aus Angst vor den Wählern den Österreichern Anstrengungen und Wettbewerb ersparen zu können, der begeht in Wahrheit ein historisches Verbrechen. Nur über das Leistungsprinzip auf allen Feldern vom Beruf bis zum Sozialsystem können wir – zusammen mit Freiheit und Recht – unsere Zukunft sichern.

Die Geschichte ist erbarmungslos: Sie ist nämlich voll von untergegangenen, verarmten oder marginalisierten Kulturen.

(Dieser Text erscheint in ähnlicher Form auch in den ÖPU-Nachrichten der Österreichischen Professoren-Union.)

 

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Andreas Treichl und Basel III oder: Hans Sachs hat vergeblich gesungen drucken

Am 13. Mai 2011 ist Andreas Treichl der Kragen geplatzt. Und die Mehrheit der Menschen, sowohl in der Wirtschaft als auch insgesamt in der Öffentlichkeit, gab ihm recht, selbst wenn nicht jeder seine Wortwahl gutheißen mochte. Treichl selbst meinte, er habe es zumindest geschafft, die Diskussion über die im Gange befindliche, nach derzeitigem Stand nicht zielführende Änderung des Bankaufsichtsrechtes anzustoßen.

Nach wenigen Tagen ist es allerdings schon wieder ganz still um das Thema geworden. Gerade den Politikern – vom Gewerkschaftspräsidenten, der sich für einen Auftritt im Hörfunk wohl über „Basel III“ informiert, aber offenhörbar nicht wirklich verstanden hat, worum es geht, angefangen – bis zum Wirtschaftsminister, der das sehr wohl tut, aber das Problem eben auch lieber nicht angreifen will, ist es gelungen, die Diskussion abzuwürgen.

Zugegeben: Das Thema ist kein einfaches, und es betrifft – allerdings nur scheinbar – den sogenannten Mann von der Strasse nicht, sondern ja ohnehin „nur“ die bösen Banken. Hier wäre es schon eine erste Aufgabe der Politik, den Männern und Frauen auf der Strasse klarzumachen, dass sie alle Kunden von Banken sind und unter unsinnigen Behinderungen der Banken sehr wohl (mit-) zu leiden hätten.

Ja, womit könnte man Basel III allgemein verständlich vergleichen? Am ehesten mit einer Änderung der Verkehrsregeln: Eine Umsetzung von Basel III wäre so, als ob das Geschwindigkeitslimit im Ortsgebiet generell von 50 auf 30 km/h herabgesetzt, gleichzeitig aber die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen von 130 auf 180 km/h erhöht würde. Und überdies würde allen Autofahrern, die im Ortsgebiet langsamer als 25 km/h fahren oder, frustriert über diese unsinnigen Vorschriften, ihr Auto überhaupt stehen lassen, der Entzug des Führerscheines angedroht. Dazu käme, dass diese Regelungen nicht für alle Verkehrsteilnehmer gelten würden, sondern nur für die ortsansässigen: Autofahrer mit Kennzeichen aus dem Ausland müssten sich überhaupt an nichts von alledem halten. Und das alles sollte, was denn sonst, eine Erhöhung der Verkehrssicherheit mit sich bringen.

Beinahe hätte ich vergessen: Ein beliebtes Totschlagargument (auch der seriöseren) Diskutanten im Zusammenhang mit Basel (II und III) ist: Das wurde ja von Bankenexperten ausgearbeitet! Nur fast richtig: die Mitglieder des Basler Komitees (dem im Übrigen kein Österreicher angehört) sind keine Bank-, sondern Notenbank- Fachleute. Und das ist ein gewaltiger Unterschied, etwa so wie der zwischen Hans Sachs und Sixtus Beckmesser in Richard Wagners Meistersingern von Nürnberg. Letzterer weiß zwar sehr genau, wie es nicht sein soll, und er nimmt die Regeln (und sich selbst) sehr wichtig; bewiesen, dass er es auch, oder gar besser kann, hat er allerdings noch nie, und als er es dann doch versucht, gerät es zur peinlichen Lachnummer.

„Wahn, Wahn, überall Wahn“ singt Hans Sachs in seiner nächtlichen Werkstatt, und er hat recht. Der österreichische Hans Sachs vom Sitz der Ersten Bank am Graben 21 meinte es sinngemäß, und auch er hatte recht. Sachs mahnt später noch: Verachtet mir die Meister nicht! Und die Menschen hören dann doch auf ihn – in den Meistersingern. Im Österreich des Jahres 2011 ist man längst zur Tagesordnung übergegangen. Hans Sachs hat offenbar  – leider – vergeblich gesungen.

Harald Rassl, geboren 1943, lebt in Wien. Er war mehr als 35 Jahre in der Kreditwirtschaft tätig.

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SN-Kontroverse: Erbschaftssteuer einführen? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll zur Pflegefinanzierung eine Erbschaftssteuer eingeführt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Erbschaftssteuer gegen Pflegeleid

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Erben ist eine feine Angelegenheit. In Österreich besonders fein, weil dafür keine Steuer zu entrichten ist. Erben ist am feinsten für Betuchte. Denn die Erbchancen sind sozial ungleich verteilt. Fast zwei Drittel der Bevölkerung haben nichts zu erben. Wer hat, dem aber wird gegeben: Vermögende und Besserverdienende erben mehr und häufiger; Arbeiter erben am seltensten. Die Streuung der Erbschaftssummen ist enorm. Einer hohen Zahl von geringfügigen Erbschaften steht eine niedrige Zahl an sehr hohen Erbschaften gegenüber.

Die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer sollte daher aus vielerlei Gründen angegangen werden. Vor allem wäre sie ein Schritt, um mehr Verteilungsgerechtigkeit zu schaffen. Dies in einem Land, in dem die Besteuerung von Vermögen extrem niedrig, dafür aber die Abgaben und Steuern auf Arbeit hoch sind. Durch eine moderate und gestaffelte Erbschaftssteuer - es könnte eine Untergrenze für die Besteuerung eingeführt werden und der Steuersatz an die Größe der Erbschaft gebunden sein - können wichtige Aufgaben finanziert werden.

Auf der Hand liegt die Zweckbindung der Erbschaftssteuer zur Pflegefinanzierung. Deren Kosten werden sich laut OECD in den Industrieländern bis 2050 verdoppeln. Bis 2014 ist die Finanzierung der Pflege über den Pflegefonds zwar halbwegs gesichert; danach weiß aber niemand, wie es weitergeht. Das geltende Pflegesystem ist außerdem entwürdigend. Derzeit müsse ein Pflegebedürftiger zum Sozialfall werden, bevor er Unterstützung erhalte, wird der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau nicht müde zu kritisieren. Damit muss Schluss sein. Denn im Gegensatz zum Erben ist das Risiko ein Pflegefall zu werden in allen Bevölkerungsgruppen ziemlich gleich verteilt. Eine moderate Erbschaftssteuer könnte viel Pflegeleid mildern


Ein trickreicher Raubzug

Andreas Unterberger

 Es ist immer der gleiche Trick der Sozialdemokraten. Wenn ihnen in ihrer manischen Ausgabenwut wieder das Geld ausgeht, dann wird halt etwas Notwendiges als Begründung vorgeschoben: Gesundheit, Bildung oder Pflege. Verschwiegen wird bei diesen Raubzügen, dass dieser Staat den Bürgern ja jetzt schon 44 Prozent all ihrer Einkünfte abknöpft. Das ist weit mehr als im EU- oder Euroraum-Schnitt oder in Deutschland, wo die Abgabenquote zuletzt bei 40 bis 41 Prozent gelegen ist.

Gewiss: Pflege wird angesichts der Überalterung ein wachsendes Problem. Es gab aber keinen objektiven Grund außer billigem Populismus, dass der Angehörigenregress abgeschafft wurde - also die finanzielle Mithaftung der (oft schon heimlich mit den Sparbüchern bedienten) Kinder für die pflegebedürftigen Eltern. Es gab auch keinen objektiven Grund, dass diese Regierung jetzt über 90(!) ausgabenwirksame Projekte verkündet hat, aber kein einziges zur Einsparung. Obwohl in Zeiten der plötzlichen Hochkonjunktur ein Budgetüberschuss dringend am Platz wäre.

Und schon gar keinen Grund gibt es dafür, dass die Österreicher mit 58 Jahren um vier Jahre früher in Pension gehen als etwa die von der SPÖ immer als Vorbild gerühmten Schweden. Das kommt viel teurer als die Pflegekosten. Da die SPÖ aber weiter mit dem Arbeiterkammer-Schmäh bremst, dass die armen Österreicher (im besten und teuersten Gesundheitssystem!) halt zu krank und ausgelaugt wären, um noch arbeiten zu können, zeigt das erneut, wie recht Andreas Treichl mit seinen Adjektiven über die Politik hat.

Vermögens- und Erbschaftssteuern sind eine besonders dumme Idee. Bei aller ideologischen Verblendung sollte man nämlich wissen: Man trifft damit entweder die kleinen Häuslbauer und Lebensversicherungs-Sparer - oder gar niemanden. Denn die großen Vermögen sind schneller aus Österreich draußen, als das Gesetz gedruckt ist.

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Die erste Peinlichkeit der neuen Justizministerin drucken

Beatrix Karl weiß sich des Beifalls der meisten Medien sicher, wenn sie sagt: „Herr Grasser wird behandelt wie jeder andere Bürger.“ Sie hat nur doppeltes Pech mit dieser schnoddrigen Aussage, die übrigens fast wörtlich so klingt wie die Sager ihrer Vorgängerin: Erstens wäre es ein noch viel größerer Skandal, wenn wirklich jeder Österreicher so behandelt würde; und zweitens stimmt die Behauptung auch aus einem zweiten Grund nicht.

Wir wollen zumindest hoffen, dass nicht bei allen Staatsbürgern aus Rache, weil die Staatsanwaltschaft mit einem öffentlich breitgetretenen Verdacht erfolg- und beweislos geblieben ist, einfach ein alter, schon rechtskräftig abgeschlossener Steuerakt ausgekramt und gleich mit zehnfacher Hausdurchsuchung kriminalisiert wird. Nur um die eigene Blamage nicht zugeben zu müssen, wird nun sogar eine Finanzbeamtin kriminalisiert, nur weil sie eine Finanzcausa anders beurteilt als die Staatsanwälte mit ihrem bekannt großen Wirtschaftsverständnis. Zugleich zeigen die Ministerin und ihre Staatsanwälte totales Desinteresse an den seltsamen Honoraren des Herrn Vranitzky, an der Bawag-Mitwisserschaft des Herrn Verzetnitsch oder an den Unterlagen über die Parteifinanzierung der SPÖ.

Falsch ist die Karl-Behauptung auch, weil eine Hausdurchsuchung bei „jedem anderen Bürger“ ganz sicher nicht via Pressemitteilung an alle Medien kommuniziert wird. Mit solchen Untergriffen wird nur der Angstfeind von Rot-Grün „bedient“. Diese Pressemitteilung hat unter anderem dafür gesorgt, dass Grassers Kinder von zahllosen Fernsehteams stundenlang belagert  und eingeschlossen worden sind.

Eine noch relativ harmlose Begründung für diese skandalöse 'Informationspolitik' wäre der Hinweis, dass bestimmte Medien von derartig 'geilen' Aktionen sowieso oft genug erfahren haben - und zwar via Bestechung von Justiz- oder Exekutivbeamten. Aber was ist das für ein Ministerium, das statt solchem Amtsmissbrauch energisch nachzugehen, selbst gleich allen Medien diese rechtswidrige Information zukommen lässt!? Tut es das aus Hilflosigkeit, aus Blödheit oder aus gezielter Bösartigkeit?

Gewiss hat die Ministerin recht damit, sich im Gegensatz zu ihrer kontaktfreudigen Vorgängerin nicht direkt mit Grassers Anwalt zu treffen. Sie hat aber absolut unrecht, nicht von sich aus eine Untersuchungskommission gegen diese mit großer Wahrscheinlichkeit parteipolitisch motivierten Praktiken der Wiener Staats- und Oberstaatsanwaltschaft zu beauftragen. Oder auch diese neue Exzesse den Innsbrucker Gerichten anzuvertrauen, die schon nach jahrelangem Vertuschen mit den schweren Fehlern der gleichen Wiener Staatsanwälte in Sachen Kampusch befasst worden sind und diese nun erstmals ordentlich untersuchen.

Mit großer Sicherheit werden zwar die Staatsanwälte dafür in rund fünf Jahren vom Menschenrechtsgerichtshof gerügt werden. Das ändert aber nichts daran, dass auch die neue Ministerin ihre außer Rand und Band geratenen und gleichzeitig schwer überforderten Staatsanwälte nicht in den Griff bekommt, sondern - von ihrem Ministerium schlecht beraten - sogar voll verteidigt.

Beugt sich das Recht dem Boulevard?

Besonders kühn ist die offizielle Begründung der Staatsanwaltschafts-Sprecher für diese Pressemitteilung: Das sei halt jetzt die neue Linie der Justiz, mehr in der Öffentlichkeit zu agieren, nachdem man für die alte von den Medien getadelt worden sei. Da bleibt einem wirklich der Atem weg: Weil der Boulevard, diesmal vor allem der wöchentlich erscheinende, danach verlangt hat, auch noch ungehindert buchstäblich in die Unterhosen von Promi-Familien schauen zu wollen, gibt das Justizministerium knieschlotternd nach. Und seine Beamten verletzen solcherart die Grundrechte von Staatsbürgern – etwa den Schutz des Familienlebens oder die Rechte von drei jedenfalls schuldlosen Kindern oder die Unschuldsvermutung oder die Gleichbehandlungspflicht. Und das alles natürlich, ohne dafür die Gesetze zu ändern. Glauben doch die Justiz-Akteure offensichtlich, selbst über den Gesetzen zu stehen. Die Medien glauben das ohnedies schon lange.

PS.: Den Zynismus des Ministeriums noch überboten hat wohl der linke ORF-Politruk Armin Wolf. Der twittert zur Grasser-Aktion voller Hohn: „Hausdurchsuchungen in Wien, Kitzbühel, Kärnten. Die Frisur sitzt.“

PPS.: Und wer sich über die Anständigkeit eines der obersten Grasser-Jagd-Organe ein weiteres Bild machen will, der sollte sich auch die jüngste Mitteilung aus dem Hause „Falter“ auf der Zunge zergehen lassen: Darin wird zugegeben, dass der Falter jahrelang eine „Landessubvention“ der Steiermark bekommen hat. Solche Subventionen unterscheiden sich jedoch durch ihren willkürlichen Charakter gravierend und grundsätzlich von der gesetzlich streng normierten und objektiven Presseförderung. Aber politische Subventionen sind ja offenbar die beste Voraussetzung für unabhängige Korruptionsjäger. Ebenso wie es die Fülle von Inseraten der Gemeinde Wien ist.

 

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Alles schon einmal dagewesen - oder doch nicht drucken

Wie sich die Bilder gleichen: Vor zwei Jahren hat sich eine kriselnde große Koalition auf ein umfangreiches Paket geeinigt und neuen Optimismus verkündet. Ähnliches geschah nun auf dem Semmering. Beide Male aber war das von den Schöpfern bejubelte Paket in Wahrheit teuer und total verfehlt. Der einzige Unterschied: Damals lag die SPÖ total am Boden (nicht zuletzt, weil die heutigen Faymann-Jubelmedien wie ORF und die drei Boulevard-Zeitungen Alfred Gusenbauer heruntergemacht haben - mit oder ohne Auftrag); heute liegt dort die ÖVP. So weit so offenkundig. Aber warum ist das Paket total verfehlt?

Dass die herbeigeredete Aufbruchsstimmung des Jahres 2008 nur wenige Monate später in Neuwahlen geendet hat, ist bekannt. Viel zu wenig bewusst sind sich die Österreicher hingegen des wirklich historischen Fehlers von Gusenbauer und Molterer. Was schade ist – denn dieser Fehler wird derzeit offenbar eins zu eins von Faymann-Spindelegger wiederholt.

Der Fehler auf den Punkt gebracht: Im Frühjahr 2008 herrscht noch die Abendsonne einer Hochkonjunktur; im Frühjahr 2011 herrscht ein plötzliches strahlendes Zwischenhoch am Konjunkturhimmel . Das sind die idealen Zeitpunkte, zu denen Staaten sparen sollten, um ein wenig Fett für die unweigerlich bald wieder kommenden mageren Jahre anzusetzen. Aber beide Male tut die Regierung so, als ob von nun an Österreich zum Schlaraffenland würde.

Aus Blödheit? Aus Feigheit? Das mag Andreas Treichl entscheiden. Tatsache ist, dass dieses Verhalten sowohl jedem gesunden Menschenverstand wie auch jedem ökonomischen Lehrbuch widerspricht (außer dem 50bändigen Arbeiterkammer-Werk „Fröhliches Schuldenmachen bis zum bitteren Ende“).

2011 ist diese Leichtfertigkeit aber noch schlimmer als damals. Beim letzten Mal hatten die Staatsschulden dank der eisernen (und von den Wählern nicht bedankten) Sparpolitik Schüssels und Grassers einen Tiefpunkt erzielt. Heute sind sie am absoluten historischen Höhepunkt.

Und da geht diese Regierung her und verkündet 90 (ausgeschrieben: neunzig) Punkte, die allesamt den Staatshaushalt Geld kosten und keinen einzigen Spar-Punkt, keine einzige kurz-, mittel- oder langfristige Strukturvereinfachung. Dass das jemand als Erfolg darstellen kann, hätte bis vor kurzem meine Vorstellungskraft überstiegen.

Natürlich sei es jedem gegönnt, der solcherart aus der Staatskasse bedient wird. Was aber nichts daran ändert, dass der Kurs ein völlig falscher ist.

Dass Faymann unter Politik nur populistisches Verschleudern gepumpten Geldes versteht, ist ja seit seiner furchtbaren Milliardenvernichtung vom 24. September 2008 allgemein bekannt. Und daher nicht weiter überraschend. Dass der neue ÖVP-Chef etwas für Kinder und Kirche herausschlägt, liegt auf ähnlicher Linie. Auch wenn Kinder ja noch irgendwie als Zukunftsinvestition zu verstehen sind. Auch wenn Spindelegger erkennen lässt, dass die Partei wenigstens wieder erkannt hat, wo ihre traditionelle Klientel eigentlich daheim ist (war). Dass es ihr wenig hilft – und dem Land schon gar nicht –, wenn ständig die Bauern bedient werden wie unter Pröll.

Trotzdem ist es erschütternd, dass die neue Finanzministerin keinen Hauch eines Widerstandes gegen die Ausgabenwut der neualten Regierung gezeigt hat. Maria Fekter scheint einem grundlegenden Missverständnis über die Aufgaben eines Finanzministers zu unterliegen. Die Bürger wollen in diesem Job nicht jemanden haben, der sich bemüht, nach harten Zeiten Everybody‘s Darling zu werden. Fekter hätte statt dessen wie eine Löwin für ein einziges Ziel kämpfen müssen: Nulldefizit sofort!

Denn wenn auf jeden Österreicher Schulden von 24.000 Euro entfallen, ist der Abstand zu den 29.000 auf den Schultern jedes Griechen nicht mehr allzu groß. Und die 15.000 Euro, die jeder Portugiese schuldet, kaum dass er die Welt erblickt hat, sind dagegen geradezu harmlos.

Aber die historisch unbeleckte Faymann-Truppe glaubt ja möglicherweise wirklich, die plötzlich sehr guten Wachstumszahlen blieben dauerhaft. Und die rasch wachsende Inflation, die Blasen im Immobilien- und im Rohstoffmarkt seien mit den üblichen Beschimpfungen der Wirtschaft (des Lebensmittelhandels, der Molkereien, der Benzinfirmen) wieder wegzukriegen, ohne dass sich auch der Absturz des Herbstes 2008 wiederholen würde.

Die Regierung übersieht dabei vor allem eines: Der jetzige Aufschwung hat einen einzigen Vater – das ist der erstaunliche Boom in Deutschland, von dem die wirtschaftlich eng verflochtene Alpenrepublik prima profitiert. Aber wenn man das übersieht, dann bekommt man auch nicht mit, dass die Deutschen soeben selber ein baldiges Ende des Booms beschlossen haben. Denn der totale Ausstieg aus der Kernenergie wird das Land (und seine Satrapen) mit absoluter Sicherheit in eine noch viel tiefere Krise stürzen, als sie im Herbst 2008 ausgebrochen ist.

Österreich sieht die geringe Belastbarkeit der Ursache des Aufschwungs nicht. Österreich macht ganz im Gegenteil den Unsinn mit. Und gibt daher Unsummen für die Wunschträume des (in SPÖ-Manier heftig inserierenden und daher nirgendwo kritisierten) Nikolaus Berlakovich aus. Dieser will nämlich gleichzeitig Österreich von importiertem Atomstrom unabhängig machen und die angeblich so gefährlichen CO2-Emissionen drastisch zurückfahren.

Das ist ohne eine schwere Wirtschaftskrise aber absolut unmöglich. Dennoch lächelt Berlakovich weiter das Lächeln des Ahnungslosen. In dieser Regierung gibt es nämlich niemanden, der von Volkswirtschaft eine marginale Ahnung hätte. Und dass die Voest künftig nur noch außerhalb Europas investieren will, braucht Berlakovich ja schon gar nicht zu stören. Die Voest steht nämlich nicht im Burgenland.

Zur Lösung dieser Absurdität kann man es sich auch so einfach machen wie die „Presse“, die einfach eine Greenpeace(!)-Graphik auf die Seite 1 druckt. Diese Graphik zeigt einen dramatisch zurückgehenden Energieverbrauch für die nächsten Jahre. Womit  das Dilemma der Energieknappheit spielend gelöst ist, zumindest auf dem Papier. Womit auch tollkühn ignoriert wird, dass in der Ökonomie keine Korrelation so eng und so gut bewiesen ist wie jene zwischen Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch. Oder ist es ohnedies der Zweck der Übung, dass ganz Europa durch diese Maßnahmen in eine bittere Depression hineingetrieben werden soll?

 

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Fußnote 203: Im Zweifel für den Angeklagten drucken

Der deutsch-schweizer Wetter-Star Jörg Kachelmann ist vom Vergewaltigungsvorwurf freigesprochen worden. Im Zweifel.

Ob zu Recht oder Unrecht, kann ich im Gegensatz zu all den vielen klugen Menschen, die auch nicht beim Prozess dabei waren, nicht sagen. Aber interessant und lobenswert ist es jedenfalls, wenn ein deutsches Gericht diesen uralten Satz jedes Gerechtigkeitssystems ernsthaft praktiziert: Wenn die Schuld eines Angeklagten nicht zweifelsfrei erwiesen ist, dann ist er freizusprechen. Punkt. In Österreich wird bei Gerichten hingegen oft ein schlampiges Prinzip praktiziert: Wenn die Beweise nicht ausreichen, wird halt als fauler Kompromiss ein geringerer Strafrahmen benutzt. Noch weniger beachtet die Staatsanwaltschaft in letzter Zeit einen weiteren Rechtsgrundsatz: Karl-Heinz Grasser ist in ihren Augen einfach schuldig, auch wenn es weit und breit keinen Tatbeweis gibt. Und wenn man schon mit dem Vorwurf der Bestechung scheitert, wird halt ein altes Steuerverfahren aufgerollt und mit einer absurden Zahl von Hausdurchsuchungen begleitet – Freilich nur im Inland. Wenn man auch damit scheitert, dann werden halt ein paar Parkvergehen oder Fouls beim Fußballspielen dazu dienen, um Grasser zu schädigen. Irgendjemand muss ihn sehr fürchten.

 

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Europa ohne Strom drucken

Die japanische Atomkatastrophe verändert Europas Zukunft mindestens genauso, wie es die Finanzkatastrophen einiger südeuropäischer Länder tun. Viele Deutsche und Österreicher freuen sich, dass als Folge der japanischen Katastrophe der Atomkraft offenbar keine Zukunft mehr bevorsteht. Deutschland hat schon acht Kraftwerke abgestellt. Und auch die nüchternen Schweizer wollen keine neuen AKW mehr bauen. Freilich werden die vorhandenen dort noch ein paar Jahrzehnte bespielt und der Nicht-Neu-Bauen-Wollen-Beschluss kann jederzeit revidiert werden, wie es etwa schon die Schweden einmal getan haben.

Die Freude über die Anti-Atom-Stimmung ist durchaus nachvollziehbar, auch wenn in Japan bisher trotz Tausender medialer Schreckensberichte kein einziges Todesopfer als Folge atomarer Strahlung bekannt geworden ist. Aber ebenso muss man darauf hinweisen, dass der Schaden in Japan doch deutlich größer ist als anfangs angenommen/befürchtet/erhofft.

Nukleare Strahlung ist etwas langfristig Unheimliches, und daher fürchten sich viele Menschen nachvollziehbarerweise vor ihr viel mehr als vor sonstigen Bedrohungen. Allerdings ist es Tatsache, dass andere Bedrohungen deutlich mehr Todesopfer gefordert haben als alle atomaren Schreckensszenarien. Und sie tun es täglich weiter: vom Straßenverkehr bis zu den vermeidbaren Krankheiten. Dennoch werden diese Bedrohungen von vielen Menschen nonchalant ignoriert, wie sie täglich durch ihren Lebensstil beweisen. Ebenso ignorieren sie die großen Opferzahlen anderer Methoden der Stromerzeugung.

Aber in demokratischen Gesellschaften sind natürlich die Ängste der Bürger ein relevantes Faktum. Und zwar unabhängig davon, ob sie von bestimmten Feinden der europäischen Gesellschaftsform aus ideologischen Gründen geschürt werden oder ob die Ängste objektiv in dieser Dimension berechtigt sind. Im deutschen Sprachraum ist die Atomangst jedenfalls Tatsache, auch wenn man sich anderswo über die „deutsche Angst“ lustig macht, die bezeichnenderweise für Engländer und Amerikaner ein deutsches Fremdwort geworden ist.

Diese Angst muss zweifellos auch die EU berücksichtigen, etwa bei ihren neuen AKW-Stresstests. Sie hat nun beschlossen, dass bei den Tests auch die Folgen eines Flugzeugabsturzes einzukalkulieren sind. Skurril bleibt freilich, dass ein ebensolcher Flugzeugabsturz auf eine der vielen großen Staumauern von Wasserkraftwerken in keinem europäischen Stress-Test erfasst wird. Dabei hätte ein dadurch ausgelöster Staumauer-Bruch ebenfalls verheerende Folgen.

Unabhängig davon kann man den europäischen – und zuletzt insbesondere den deutschen – Verantwortlichen einen großen Vorwurf nicht ersparen: Niemand macht die Menschen auf die gewaltigen Kosten und Risiken der neuen Atom- und Energiepolitik aufmerksam. Eines dieser Risiken ist die seit der deutschen Reaktor-Stilllegung stark gestiegene Gefahr großflächiger und langdauernder Stromausfälle. Dieser Gefahr steht in schizophrenem Gegensatz zu den zuletzt so beliebten Träumen von stromgetriebenen Autos.

Die Stromknappheit wird wohl erst im Winter wirklich spürbar werden. Bei den Preisen tut sie das schon jetzt. Die Stromverteuerungen, die vor allem wegen der kostspieligen Förderung von Windkraftwerken, von Bioenergie- und Solaranlagen entstanden sind,  haben bereits in den vergangenen Jahren deutlich mehr ausgemacht als die durchschnittlichen Pensionserhöhungen (von jenen Pensionisten, die ohnedies keine Erhöhungen mehr bekommen, sei hier gar nicht geredet). Und sie werden im kommenden Jahr noch viel schlimmer sein, wenn sich die Reaktorschließungen europaweit auswirken werden. Strom wird ja überwiegend mit langfristigen Terminverträgen verkauft.

Noch viel drastischer als auf die Konsumenten wirken sich die Stromverteuerungen auf die Arbeitsplätze aus. So haben spanische Ökonomen einen engen Zusammenhang zwischen der in Spanien besonders intensiven und teuren Alternativ-Förderung und der dortigen Arbeitslosigkeit mit Europarekord-Dimensionen nachgewiesen.

Aber das ist noch harmlos gegen das, was Europas Wirtschaft künftig bevorsteht. So hat Voest-Chef Eder schon angekündigt, dass die Stahlindustrie nur noch außerhalb Europas investieren wird. Und Klaus Kleinfeld, der Chef des globalen Aluminium-Konzerns Alcoa, hat angesichts der Stilllegung der Hälfte der deutschen Atomkraftwerke erklärt, dass der Konzern keine neuen Produktionsstätten in Deutschland aufbauen werde. „Die Industrie wird nur dahin gehen, wo sie verlässliche Rahmenbedingungen vorfindet.“

Ohne Industrie aber verarmt Europa dramatisch. Darüber können keine grünen Träume hinwegtäuschen.

Natürlich kann sich Europa, können sich europäische Staaten für diesen Weg entscheiden, wenn ihn die Mehrheit so will. Aber eines kann man von den politischen Führungen schon verlangen: Sie sollten den Menschen auch mit völliger Klarheit die Konsequenzen klarmachen. Es gibt in der Wirtschaftspolitik genausowenig wie anderswo irgendeinen Vorteil zum Nulltarif (also etwa die Befreiung von der Sorge vor Atomunfällen oder gar von der mythischen Gefahr einer angeblich vom Menschen ausgelösten globalen Erwärmung). There is no free lunch, heißt es in der pointierenden englischen Sprache.

Vorbereiten müsste man in einer fairen Information die Menschen auch auf die sonstigen Folgen von langanhaltenden Stromausfällen, bei denen auch keine Generatoren mehr helfen. Solche langen Ausfälle sind etwa für Tausende Patienten in Intensivstationen lebensbedrohend oder für die noch größere Zahl jener, deren Leben von regelmäßigen Dialysen abhängt. Die Bevölkerung kann bei einem Ausfall des Stroms weder über Fernsehen und Radio noch über Telefon und Internet informiert werden.

In die Analyse der Folgen von Stromausfällen gehört genauso die Versorgung mit Trinkwasser, die ohne Pumpen und Aufbereitungsanlagen vielerorts nicht funktionieren kann. Kläranlagen sind so wie Verkehrsampeln von elektrischer Energieversorgung abhängig. In den stromlosen Kühlanlagen der Supermärkte würden die Lebensmittel verfaulen. Und auch die Gewächshäuser brauchen Strom für die Durchlüftung.

Gewiss: Der atomare Kollaps in Japan ist eine Katastrophe. Man ist aber deswegen noch kein bezahlter Atomlobbyist, wenn man sich noch mehr vor den Folgen eines Zusammenbruchs der europäischen Stromversorgung fürchtet. Denn wenn dieser einmal eintritt, können seine vielen Ursachen nicht mehr binnen weniger Wochen behoben werden. Und selbst die utopischsten Alternativ-Szenarien kalkulieren die flächendeckende Versorgung mit Windmühlen und Solarpaneelen in Jahrzehnten. Ganz abgesehen davon, dass diese in Wahrheit weder finanzierbar noch technisch möglich ist.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 202: Die Bio-Vergiftung und der Gesundheitsminister drucken

Selbst im ORF-Radio kann man bisweilen, wenn auch von den Verantwortlichen unbeabsichtigt, Enthüllendes erfahren.

Da berühmten sich im Mittagsjournal der Gesundheitsminister und seine Beamten des Langen und Breiten ihres raschen Einschreitens gegen möglicherweise tödlich infizierte Bio-Produkte aus Spanien. Natürlich ohne dass es kritische Fragen von ORF-Seite gäbe, ist doch der Gesundheitsminister bei der richtigen Partei. Und dann erfährt man wenige Minuten später bei einer Reportage über die Montagfrüh vom Ministerium kontrollierten Lebensmittelhändler, dass diese schon in der Vorwoche(!) von ihren Großhändlern präzise Warninformationen bekommen (und angeblich reagiert) haben. Auch in Deutschland wurden schon vorige Woche alle entsprechenden Geschäfte von der Obrigkeit kontrolliert. Da hat bei uns wieder einmal ein Ministerium voll geschlafen – und darf sich im ORF auch noch beloben.

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Androschs ratfreier Beirat drucken

Hannes Androsch hat eine Promi-Liste für sein Gesamtschul-Volksbegehren veröffentlicht. Und dabei zeigt sich Erstaunliches: All die interessanten Namen, die früheren Meldungen zufolge angeblich dabei mitmachen, fehlen.

Sein Beirat gleicht eher einer Ansammlung von Seitenblicke-Schauspielern der Preisklasse Günter Tolar und Lukas Resetarits sowie einiger roter Politiker im Ausgedinge wie etwa Rudolf Edlinger (ja, genau der, der als Rapid-Präsident wegen sportlichem Absacken und jahrelanger Tolerierung gewalttätiger Fan-Horden eigentlich dringend zurücktreten sollte). Außerhalb des unmittelbaren rot-grünen Biotops hat Androsch an bekannten Namen lediglich den Ex-Offizier Gerald Karner gefunden, der ganz zufällig auch als einziger seines Berufsstandes für das Darabos-Konzept eintritt. Da möchte man gerne Mäuschen sein, was ein solcher Beirat für tolle Ratschläge zu unserem Bildungssystem geben kann.

Einer der einst von Androsch als Unterstützer genannten Universitätsprofessoren zeigt sich hingegen (leider tut er das vorerst nur in einem privaten Gespräch) empört und zornig, dass er einst mit der Zusage, das Androsch-Begehren wäre gewiss kein Gesamtschul-Begehren, dazu bewogen worden ist, zu einer Veranstaltung des Altpolitikers zu kommen. Was dann medial sofort als Unterstützung für Androschs Begehren verkauft worden ist.

Lediglich die Industriellenvereinigung durchschaut das Androsch-Spiel nicht, mit einem Geschwurbel voller Phrasen und Forderungen nach noch mehr Geld für eines der teuersten Bildungssysteme der Welt das einzige Ziel zu tarnen: die Einführung der Gesamtschule. Die Vereinigung unterstützt das Gesamtschulbegehren massiv, sagt aber gleichzeitig, nicht für die verpflichtende Gesamtschule zu sein.

Dieses Chaos bei der Industriellenvereinigung hängt zweifellos auch mit einem Machtvakuum zusammen: Noch-Präsident Veit Sorger ist durch Vorwürfe rund um den Verkauf der Hypo Alpen-Adria angeschlagen; der starke Generalsekretär Markus Beyrer hat sich auf den gut dotierten Posten eines ÖIAG-Chefs zurückgezogen; und im Kampf um die Nachfolge Sorgers gibt sich vor allem der sehr weit links stehende Chef der Wiener Landesgruppe Georg Kapsch (einst sogar bei Heide Schmidts LIF!) sehr rührig.

PS: Die SPÖ bereitet insgeheim schon die nächste Generalattacke auf einen der letzten noch funktionierenden Teile des Bildungssystem vor. Der starke Mann Michael Häupl (der bekanntlich die Partei sogar binnen 14 Tagen von einer flammenden Befürwortung der Wehrpflicht zu einer fanatischen Gegnerschaft gebracht hat), hat in einem Interview mit dem linken Gratisblatt „Österreich“ nun auch schon dem Lateinunterricht den Kampf angesagt. Und zumindest in dem (freilich nicht gerade durch seine Seriosität bekannten) Blatt liest sich dann das als ein seltsames Tauschgeschäft:  „Latein im Gymnasium sieht er kritisch, Türkisch als Maturafach sei okay.“

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Fußnote 201: Die grünen Antikorruptionskämpfer drucken

Die Grünen bezeichnen das geplante Gesetz zur Erhöhung der Transparenz bei Regierungsinseraten als zahnlos. Womit sie an sich absolut recht haben.

Die Linksaußen-Partei führt auch zu Recht eine Reihe völlig unzureichender Punkte dieses Gesetzes an (die Lesern des Tagebuchs großteils schon lange bekannt sind). Das ist recht lobenswert. Allerdings machen sich die Grünen ziemlich unglaubwürdig, weil sie gleichzeitig in ihre neue dreiköpfige "Antikorruptions-Kommission" ausgerechnet einen Journalisten der Illustrierten „News“ aufnehmen. Dabei sieht dieses „News“ in vielen Nummern schon wie ein Inseratenblatt der Gemeinde Wien aus. Wenig glaubwürdig macht es auch, wie wenig Interesse die Grünen seit ihrer Wiener Machtbeteiligung an einer Änderung der Bestechungsinseraten-Praxis des Wiener Rathauses gezeigt haben.

 

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Häupls Lügen, die Bio-Lüge und andere Chuzpen drucken

Michael Häupl brachte es beim Wiener SPÖ-Parteitag fertig, einen anderen Politiker der Lüge zu zeihen und im selben Atemzug selbst eine faustdicke Lüge zu formulieren. Das war aber keineswegs das einzige Staunenswerte an diesem Wochenende. Auch der berüchtigte Josef Ostermayer kämpfte munter um den Titel eines Weltmeisters in Sachen Chuzpe, bei dem er aber zu seinem Leidwesen immer nur Kopf an Kopf mit den Grünen liegt. Der ORF wiederum betätigte sich in seiner Einfalt wieder einmal als eifrigster Wahlhelfer für H.C. Strache. Auch wenn seine amateurhafte Informationstruppe wahrscheinlich das Gegenteil bezweckt. Und: Interessante, wenn auch von den meisten bisher verschwiegene Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Bio und der lebensgefährlichen EHEC-Infektion.

Aber schön der Reihe nach:

Häupl warf dem FPÖ-Obmann wörtlich das Lügen vor. Was zweifellos ein berechtigter Vorwurf ist – so wie bei vielen Politikern (und Nicht-Politikern). Nur ist es eine staunenmachende Chuzpe, im gleichen Atemzug selbst mit vollem Bewusstsein zu lügen. Häupl behauptete nämlich, der Einsatz der Republik für die Hypo Alpen Adria habe 20 Milliarden Euro gekostet. So dumm oder promillisiert kann Häupl aber nicht sein, dass er den Unterschied zwischen Haftungen und Kosten nicht begreifen würde. Denn die wirklichen Kosten für den Steuerzahler sind eindeutig nur ein Bruchteil der behaupteten 20 Milliarden, auch wenn sie noch nicht bis zum letzten Komma feststehen. Sie sind jedenfalls auch viel, viel weniger als die alljährlichen(!) Kosten, welche die ÖBB unter den verschiedensten Titeln dem Steuerzahler verursachen.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich war immer der Meinung, die heimlich und heimtückisch eingegangenen Haftungen der diversen Landesregierungen (insbesondere, aber keineswegs nur der Kärntner) für Banken und andere Institutionen sind geradezu kriminell. Ich habe es immer auch für einen Fehler angesehen, dass die Bundesregierung die Kärntner aus ihrem Schlammassel herausgepaukt hat.

Aber das rechtfertigt noch immer nicht Häupls Lüge. Ganz abgesehen davon, dass meines Wissens Häupls Parteifreunde in führender Rolle an dieser Regierung beteiligt sind.

Möglicherweise hat Häupl aber nur deshalb Unwahrheiten erzählt, um seinen Parteifreund Ostermayer zu übertreffen. Der hat doch bei einem Schulbesuch in der Maroltingergasse (was auch immer Politiker in Schulen verloren haben mögen) den Schülern laut SPÖ-O-Ton glatt erzählt: „Die Freiheit der Medien ist Voraussetzung für eine freie Gesellschaft.“ Dabei ist Ostermayer nicht nur der Hauptverantwortliche für an die KP erinnernde parteipolitische Säuberungen in den Medien, sondern auch für die größte Bestechungsaktion, die in Österreich jemals durchgeführt worden ist, um Medien zu beeinflussen.

Freilich nutzt der Linkskurs der Medien sehr oft in unbeabsichtigter, aber direkter Konsequenz den Rechtsparteien. Diese Konsequenz hatte in den letzten 24 Stunden vor allem die flächendeckende Holzhammer-Erregung des ORF (und der restlichen linken Armada) ob der Abschiebung eines Schwarzafrikaners. Eine Abschiebung eines Asylwerbers sollte nach rechtsgültiger Abweisung  all seiner Versuche, Asyl oder Bleiberecht in Österreich zu bekommen, wohl das Selbstverständlichste in der Welt sein, wenn der Betreffende das Land nicht freiwillig verlässt. Nicht so für die Linksmedien. Diese verfolgen vielmehr ganz eindeutig wenn auch vielleicht aus lauter gutmenschlicher Naivität eine Linie, derzufolge Österreich letztlich alle Tore für eine ungezügelte Einwanderung öffnen sollte. Oder sie sind ganz bewusste, aber raffiniert getarnte Wahlhelfer die Rechtsparteien.

Keinen Ton vernahm man neben diesem aufgeregten Gegackere in den meisten unserer Medien hingegen zur Tatsache, dass die Türkei nun eine flächendeckende Internetzensur einführt. Selbst die Suche nach Texten über die Kurden wird dort unterbunden. Und das in einem Land, das nach vehement vorgetragenen Wunsch unserer Grünen, der deutschen Sozialdemokraten und etlicher anderer Gruppierungen zu einem Vollmitglied der EU werden soll. Und das in einem Land, das Mitglied der Menschenrechtskonvention ist, auf deren Grundlage uns der dazugehörige Gerichtshof in Strassburg nun sogar verbieten will, Flüchtlinge in das EU-Land Griechenland abzuschieben.

Keinen Ton konnte man in den meisten dieser Medien auch zu der zumindest von der seriösen "Frankfurter Allgemeinen" gemeldeten interessanten Tatsache vernehmen, dass zu den tödlich infizierten spanischen Salatgurken insbesondere auch Biogurken gehört haben. Was keineswegs ein Ausreißer ist. Es stellen ja etwa auch Bio-Eier für Menschen ein weit größeres Gesundheitsrisiko dar als jene aus den bösen Legebatterien. Das ist zwar logisch, wird aber ringsum verschwiegen. Denn die Silbe „Bio“ ist als Kerngebot der grünen Bibel heilig und darf daher niemals unehrenhaft ausgesprochen werden. In Österreich sind nun - lange nach der FAZ-Meldung! - von der Gesundheitsagentur mengenweise Biogurken zurückgerufen worden. Ich bin gespannt, wie diskret die vielen grünen Journalisten irgendwann doch diese Tatsache berichten werden (nachdem sie kühnerweise in Kommentaren die Masseninfektion sogar als Argument für "Bio" verwendet haben).

PS:Erwähnenswert ist übrigens neuerdings auch, dass am Samstagabend ein wichtiges Fußball-Spiel ohne Gewalttätigkeiten und Schiebungs-Hinweise stattgefunden hat.

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Die minimalistische Wahl drucken

Viel hat sich an den Unis bei diesen ÖH-Wahlen nicht verändert. Am interessantesten ist zweifellos das Comeback der Jungen Liberalen. Sie haben jeden Beigeschmack von Heide Schmidt abgestreift und versuchen wirklichen Liberalismus. Ihr Erfolg – natürlich auf niedrigem Niveau und nur dort, wo sie überhaupt angetreten sind – ist umso erstaunlicher, da die Julis nicht nur wie mehrere andere Listen für Zugangsbeschränkungen sind (die ja im Interesse aller Studenten sind), sondern auch für eine teilweise Gebührenpflicht. Die nun wirklich nicht dem üblichen politischen Populismus entspricht.

Viele andere Details des Wahlergebnisses entziehen sich hingegen einer politischen Bedeutung: Warum ist etwa die Grazer Medizin eine sozialistische Hochburg, die Wiener jedoch eine der AktionsGemeinschaft? Dasselbe gilt für die total unterschiedlichen Trends an den einzelnen Unis im Vergleich zur letzten Wahl. Da geht es ganz offensichtlich um einzelne Personen in der jeweiligen Uni oder Fakultät, die gut oder schlecht bewertet worden sind – was ja durchaus positiv ist.

Die seit einigen ÖH-Wahlen konstant anhaltende Stärke der sogenannten Fachschaftslisten ist ein Zeichen der lokalen Autonomiebestrebungen, den man auch als Wunsch nach Entpolitisierung verstehen kann. Viele Studenten glauben nämlich, damit ein spezifisches Signal gegen die großen politischen Lager und zugunsten einer Konzentration auf ihre Studienrichtung zu setzen. Sie übersehen dabei freilich, dass die Fachschaftslisten auf der bundesweiten Ebene regelmäßig als billige Mehrheitsbeschaffer für die linken Listen dienen, die dann ganz den Ton angeben. Das wird aber auch in Zukunft dazu führen, dass die AktionsGemeinschaft als weitaus größte Studentenliste auf den Oppositionsbänken sitzen muss. Was demokratisch ok ist - was freilich auf gesamtpolitischer Ebene mit umgekehrten Vorzeichen von der Linken wie ein Putsch skandalisiert worden ist.

Regional sehr unterschiedlich, aber doch auffällig sind die leichten Zugewinne der Sozialisten: Da diese jedoch meist auf Kosten der Grünen erzielt worden sind, darf man dem keine sonderliche Bedeutung geben. Haben doch Rot und Grün wie die siamesischen Zwillinge agiert, die niemand wirklich auseinanderhalten konnte.

Insgesamt bleibt der Eindruck: Die blamable Vorstellung der ÖH insbesondere während der Hörsaalbesetzungen hat die Studentenmassen eine minimale Spur stärker aktiviert und eine weitere minimale Spur stärker zu den Liberalen hin getrieben. Aber alles eben recht minimal.

Wie auch immer man das Ergebnis der Wahl bewertet: Wirkliches politisches Gewicht wird die ÖH auch in Zukunft nicht bekommen. Sie spielt nur insofern eine Rolle, als die SPÖ aus Angst um den Verlust studentischer Stimmen weiterhin jede sinnvolle Uni-Reform, also vor allem rasche Entscheidungen über Studienberechtigungen blockieren wird. Perverserweise dient dies zum Schaden der Studenten, die weiter unter üblen Bedingungen lernen müssen.

Manche ÖH-Funktionäre geben sich der Illusion hin, dass die verstärkte Berichterstattung der Medien über die Unis in den letzten Jahren ein Erfolg der ÖH gewesen ist. Das ist aber eine Selbsttäuschung: Denn die verstärkte Uni-Berichterstattung der Zeitungen ist Marekting, sonst nichts.

Die Zeitungen intensivieren nämlich seit einiger Zeit in ihrem verzweifelten Kampf um die im Eiltempo Richtung Internet entschlüpfenden Studenten die einschlägige Berichterstattung und jubeln daher allem zu, was Studenten machen. Sie würden auch jubeln, würden die Studenten täglich mit Anzug, Krawatte und Zylinder in Zweierreihen in die Unis einmarschieren.

Im Grunde sind Österreichs Studenten heute mehrheitlich politisch desinteressiert. Und nur wenige sind bereit, den Ärger über die ÖH auch durch einen Gang in die Wahlzelle auszudrücken. Denn die Wahlbeteiligung hat sich zwar minimal erholt. Aber bleibt im historischen Vergleich eben minimal.

 

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SN-Kontroverse: Vermummungsverbot drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll ein generelles Vermummungsverbot eingeführt werden?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Untaugliche Verbote

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Eine Grundfrage in demokratischen Gesellschaften ist, wie weit der Staat in die Freiheiten seiner Bürger eingreifen darf. Rechte und rigide Regierungen tendieren dazu, die Freiheiten stark einzuschränken. So hat die schwarz-blaue Regierung 2002 ein Vermummungsverbot bei Demonstrationen beschlossen. Nicht zuletzt weil es gegen diese Koalition, die durch den Wortbruch ihres späteren Kanzlers zustande kam, Massendemonstrationen gegeben hat.

Einwände gegen diesen massiven Eingriff in persönliche Rechte wurden kaltschnäuzig beiseite gewischt. Strittig ist, ob diese Einschränkung der persönlichen Freiheit ein brauchbares Mittel zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ist. Harmlose Demonstranten, die ihre Identität nicht offen preisgeben wollen (Wunsch nach Anonymität, Gefahr der Diskriminierung durch den Arbeitgeber, Angst vor gewalttätigen Übergriffen von politischen Gegnern nach der Teilnahme an Demonstrationen) machen sich nach diesem Gesetz entweder strafbar oder werden vom Vermummungsverbot indirekt davon abgehalten, ihre Meinung kundzutun. Vermummungsverbote in dieser rigiden Form gibt es daher aus gutem Grund nur in wenigen Ländern der Welt. Selbst die Sicherheitskräfte sind mit dem Verbot nicht glücklich, da die Umsetzung mehr Probleme bringt als sie löst.

Nun eine generelles Vermummungsverbot aus Anlass der Hooligan-Stürmerei im Hanappistadion zu verlangen ist der überschießend Reflex, der so viele heimische Debatten bestimmt. Satt Randalierereien vorzubeugen und Warnungen ernst zu nehmen, glauben so manche selbst ernannte Propheten der heilen Welt, dass durch Verbote solchen Vorkommnissen beizukommen ist. Das funktioniert so nicht. Es gilt daher das Köpfchen einzuschalten, statt mit sinn- und nutzlosen Verboten die Grundrechte zu untergraben.


Endlich handeln statt reden

Andreas Unterberger

Die Exzesse auf dem Rapid-Platz sollten zu konkreten Maßnahmen führen, statt wieder nur zu salbungsvoll-substanzloser Politikerempörung. Der erste Schritt wäre der Rücktritt aller Politiker als Sportvereins-Funktionäre. Haben doch bei Rapid ganz offensichtlich (vor allem, aber nicht nur sozialdemokratische) Politiker als Klubfunktionäre den mafiösen und gewalttätigen Umtrieben des Rapid-Anhangs die Mauer gemacht, obwohl diese Horde allwöchentlich Eisenbahnzüge oder die Wiener Innenstadt terrorisiert und mit antisemitischen Sprechchören „bereichert". Bei anderen Vereinen und in anderen Städten ist es übrigens kaum besser.

Zweitens sollte es Anlass sein, ein gesetzliches Vermummungsverbot zu beschließen. Dieses muss überall und für alle gelten - außer bei aktiver Sportausübung wie dem Skifahren, beim Motorradfahren und bei medizinischen Ausnahmegründen. Die Gesellschaft hat absolut das Recht dazu, die Bürger vor bedrohlichem Verhalten anderer zu schützen. Und Gesichtsverschleierung ist ein solches Verhalten. Zuletzt haben sowohl Frankreich wie Belgien ein Vermummungsverbot eingeführt - dort haben übrigens auch fast alle Linksabgeordneten zugestimmt. Bedrohlich sind genauso die eher rechten Fußball-Hooligans wie der „schwarzen Block" bei linksradikalen Demonstrationen, der regelmäßig gewalttätig wird. Und natürlich geht es auch um den islamischen Ganzkörperschleier. Dieser wird nicht nur von einer großen Mehrheit als Zeichen eines entwürdigenden Privateigentums mittelalterlich gesinnter Männer an Frauenkörpern empfunden. Er ist auch ein perfektes Tarngewand für Terroristen.

Kein Gegenargument ist, dass die Polizei bei Massenevents nicht jeden Vermummten erwischen kann. Schließlich wird ja auch Mord nicht deshalb erlaubt, nur weil man nicht alle Mörder findet.

 

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Grasser-Treibjagd als Jahrhundertprogramm drucken

Hausdurchsuchungen an zehn Wohnsitzen Karl-Heinz Grassers: Vielleicht findet die Staatsanwaltschaft ja endlich doch etwas.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie jedenfalls Liebesbriefe, Seidenhemden und andere Intimitäten finden. Wir werden diese ja bald in Falter, Profil, News, Format und ähnlichen Qualitätsmedien lesen können, wo schon bisher viele peinliche Enthüllungen über Grasser gestanden sind, die freilich alle eines nicht bedeutet haben: einen Schuldbeweis gegen den Ex-Finanzminister. Dennoch kann es keine Frage sein: Wenn Grasser vielleicht doch etwas Strafbares angestellt hat (außer für die falschen Parteien gearbeitet zu haben, zu populär gewesen zu sein und ein mehr als dummes Privatleben geführt zu haben),  ist er streng zur Rechenschaft zu ziehen.

Das erklärt freilich nicht, weshalb die Staatsanwaltschaft so unendlich lange für ihr Vorgehen braucht. Und schon gar nicht, warum sie so absolut desinteressiert ist an all den rauchenden Pistolen mit sozialdemokratischen Fingerabdrücken, die da in der Landschaft herumliegen:

  • Die schachtelweisen Bawag-Akten mit Parteifinanzierungs-Beweisen;
  • Franz Vranitzkys Honorare für nichts und wieder nichts;
  • Die wundersame Über-Nacht-Sanierung der SPÖ-Finanzen unter Alfred Gusenbauer;
  • Fritz Verzetnitsch, der ganz eindeutig in Sachen Bawag eine viel relevantere Rolle gespielt hat als so manche Statisten, die im Elsner-Prozess auf der Anklagebank gesessen sind;
  • Die seltsamen Klienten-Werbeaktionen im Umfeld des Abgeordneten Jarolim.

Um nur jene Dinge zu nennen, die mir spontan einfallen.

PS: Soeben wird bekannt, mit welcher Begründung die Staatanwaltschaft eine Anzeige wegen des grünen Plakats "Wer Österreich liebt, muss Scheiße sein" eingestellt hat: "Das bei der Staatsanwaltschaft Wien geführte Ermittlungsverfahren wurde .... abgebrochen, weil trotz intensiver Erhebungen nicht geklärt werden konnte, wer das inkriminierte Plakat angebracht hatte." Gehts noch eine Spur plumper?

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Staatsanwälte: Sind die Grazer noch übler als die in Wien? drucken

Die (Ober-)Staatsanwaltschaft in Graz setzt offenbar alles daran, die Wiener Kollegen als oberster Schwachpunkt der österreichischen Justiz zu entthronen. Jetzt hat man dort schon zum zweiten Mal einen Strafprozess gegen die FPÖ begonnen. Anlass ist das – zweifellos grenzintelligente – Minarett-Abschießspiel der steirischen Freiheitlichen.

Was die Staatsanwälte einfach nicht begreifen: In einem liberalen Rechtsstaat haben sie in der Politik absolut nichts verloren. Es sind ja primär Länder wie Ukraine und Belarus, wo die Staatsanwälte das schmutzige Geschäft der Politik gegen die Opposition betreiben. In Amerika oder auch Deutschland hält sich hingegen die Justiz aus der Parteipolitik völlig heraus. Dabei gibt es in all diesen Ländern genug Geschmacklosigkeiten a la Minarettspiel, wie etwa die antisemitischen Exzesse der deutschen Linkspartei.

Ganz zufällig wird auch die Grazer Oberstaatsanwaltschaft so wie die Wiener von einem Mann geleitet, der der SPÖ sehr, sehr nahe steht. Und noch pikanter ist der Zufall, dass es ausgerechnet dieser Grazer Staatsanwalt war, der seinen Wiener Kollegen bei ihrem üblen Pfusch in Sachen Kampusch-Zweittäter die Mauer gemacht hat.

Er hat ihnen einen mehr als bedenklichen Persilschein ausgestellt, obwohl die Wiener einen als Mittäter Verdächtigen nicht vor Gericht gebracht haben. Und wiederum in Graz hat es im Kampusch-Zusammenhang auch den Skandalprozess gegen den Bruder eines toten Polizisten gegeben, weil der nach dem Selbstmord seines Bruders Computer und Datenträger an sich genommen hat. Dieser Bruder wurde zeitweise sogar verhaftet!

Er war und ist nämlich überzeugt, dass sein Polizisten-Bruder nur deshalb Selbstmord begangen hat, weil er unter gewaltigen Druck gesetzt worden war, seinen jahrelang gehegten Verdacht in Richtung dieses Zweittäters zu vergessen. Da liegt nun die Vermutung mehr als nahe, dass manche Herren in der Justiz an den Aufzeichnungen dieses toten Bruders überaus interessiert sind. Anders ist ein Prozess samt Haft wegen einer solchen Lächerlichkeit überhaupt nicht vorstellbar.

Freilich bemühen sich auch die Wiener Staatsanwälte heftig, im Wettbewerb um die problematischste Justizbehörde Österreichs aufzuholen: Hier wurde einem Mitarbeiter der Meinl-Bank auch nach zwei Jahren nicht das Protokoll seiner Einvernahme durch einen Staatsanwalt ausgehändigt. Dabei hat sogar ein Gerichtsurteil die Staatsanwaltschaft schon dazu aufgefordert. Diese Vorgänge hat zumindest die erbitterte Bank inseriert – die Wiener Staatsanwaltschaft wusste dazu aber nur zu sagen: „Wir kommentieren das nicht.“

Vor diesen als Folge der neuen Strafprozessordnung gleichzeitig übermütig wie überfordert wirkenden Staatsanwälten muss man sich zunehmend fürchten. Und da ist es eine gefährliche Drohung, wenn sich nun die neue Justizministerin bei einem Gespräch mit Vertretern der Staatsanwälte offenbar bereit gezeigt hat, deren Forderung nach völliger Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit näherzutreten.

Sollen die Staatsanwälte wirklich jede Hemmung verlieren können, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen gibt? Wäre die Ministerin gut beraten, würde sie statt dessen intensiv nachdenken (lassen), wie man die neue Allmacht der Staatsanwälte wieder einbremst. Und außerdem müsste sie einige Oberstaatsanwälte darüber belehren, dass die Justiz nicht dazu da ist, parteipolitisch motivierte Jagden zu betreiben, während potenziellen Gewaltverbrechern kein Prozess gemacht wird.

PS: Zumindest peinlich für die Staatsanwaltschaft ist es auch, dass der Waffenlobbyist Mensdorff-Pouilly von Großbritannien eine Haftentschädigung von nicht weniger als 430.000 Euro bekommt, weil er eine(!) Woche zu Unrecht in britischer U-Haft gewesen ist. In Österreich hingegen verfolgt die Staatsanwaltschaft den Mann wegen des gleichen Vorwurfs (Verwicklung in Bestechungsvorgänge rund um einen britischen Rüstungskonzern) im üblichen Tempo weiterhin. Dabei besteht seit der Einstellung durch London keine Chance mehr, Mensdorff zu verurteilen.

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Willkommen, liebe Spanierinnen! drucken

Wie krank dieses Europa durch seine wohlfahrtsstaatliche Degeneration schon geworden ist, zeigt der gleichzeitige Blick auf Spanien und Griechenland einerseits, sowie Deutschland und Österreich andererseits. Genauer gesagt auf das, was zwischen diesen Ländern nicht stattfindet.

Es gibt nämlich keine Massenmigration von Süd nach Nord. Dabei sind in Spanien 45 Prozent der Jugendlichen arbeitslos. Dabei wandern nach Österreich alljährlich 105.000 Menschen auf der Flucht vor Armut und Arbeitslosigkeit in ihrer Heimat ein – aber es sind kaum Spanier, Portugiesen, Griechen oder Iren darunter.

Auf diese erstaunliche Diskrepanz machte mich nun eine Diskussion im Karl-Kummer-Institut aufmerksam. Diese Nichtmigration innerhalb der EU widerspricht den ständigen Beteuerungen, wie wichtig doch die Freiheit der Arbeitsmärkte in der EU als Ausgleichsmechanismus bei sozialen Disparitäten sei (vor der sich die Arbeiterkammer so fürchtet). Diese Nichtmigration widerspricht auch der historischen Tradition dieser Völker: Nord- wie Südamerika wären recht menschenleer, wenn nicht junge Spanier, Portugiesen, Iren und auch Griechen zu Millionen dorthin ausgewandert wären, als sie daheim keine gute Zukunft gesehen haben.

Die jungen Südeuropäer wandern jedoch heute nicht mehr. Sie demonstrieren zwar tagsüber lustvoll gegen ihre Arbeitslosigkeit und begeilen sich an den Berichten der Journalisten, die sich wieder an der Hoffnung auf eine turbulente Revolution mit vielen bunten Bildern und linker Wirr-Rhetorik begeilen. Aber am Abend gehen die jungen Damen und Herren zurück ins gemütliche Hotel Mama zu Paella und Rioja. Und die Journalisten sitzen sowieso jeden Abend in den noblen Lokalen.

Keiner jener jugendlichen Arbeitslosen aus Südeuropa denkt daran, wirklich etwas an der eigenen Lage zu ändern (am ehesten tun das noch die Iren). Denn das soziale Netz in allen westlichen EU-Staaten ist längst so dicht, dass es sich auch ohne Arbeit ganz offensichtlich sehr gut leben lässt. In mancherlei Hinsicht sogar besser.

Aber auch Länder wie Österreich denken nicht daran, die meist gut ausgebildeten Miteuropäer gezielt anzuwerben. Dabei haben diese formal meist eine sehr gute Ausbildung – auch wenn natürlich klar ist, dass diese auf Grund der in den Krisenländern obligaten Gesamtschulpflicht lange nicht so gut ist, wie sie klingt. Aber trotzdem sind die durchschnittlichen Schulabsolventen aus jenen Länder noch immer um Welten besser ausgebildet als etwa die jungen Türkinnen, die Österreich nach wie vor massenweise auf Grund der angeblich so humanen Familienzusammenführung hereinlässt, obwohl die meisten von ihnen hier nur als Gebärmaschinen ihrer Cousins möglichst hohe Familienbeihilfe lukrieren sollen.

Politisch korrekte Menschen werden in ihrer Schlichtheit die Aufforderung natürlich sofort empört zurückweisen, dass die jungen Meeresanrainer Europas so wie ihre Vorfahren initiativ werden sollen. Genauso, wie es etwa die Sozialdemokraten immer empört abgelehnt haben, dass Wasserwerke oder Flughäfen privatisiert werden. Das aber muss nun in Griechenland geschehen. Und mit Sicherheit werden die Airports genauso wie die Wasserleitungen in absehbarer Zeit besser funktionieren – und zwar zu deutlich geringeren Kosten.

Ich jedenfalls würde die jungen Iren und Portugiesen mit Freude hier willkommen heißen. Und die Spanierinnen sowieso.

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Von Spanien nach Bremen und zurück drucken

Zwei ganz klare Wahlergebnisse, zwei sehr ähnliche Ausgangspositionen – und zwei sehr unterschiedliche Reaktionen der Wähler darauf. Das kleinste deutsche Bundesland und das große iberische EU-Land haben am Wochenende auf linke Misswirtschaft zwei sehr unterschiedliche Antworten gegeben.

Warum hat die Linke in Spanien ein historisches Debakel erlitten? Und warum haben in Bremen die Linksparteien trotz Rückschlägen für die knallrote „Linke“ dazugewonnen?

Ein großer Teil der Antwort auf die zweite Frage liegt in dem zerschlissenen Bild der Berliner Regierungskoalition. Angela Merkel ist führungsschwach, fährt in der Atomfrage wie auch bei der Milliardenhilfe für Griechen und Portugiesen wie auch bei der Antwort auf die islamische Herausforderung im eigenen Land einen vor allem Unsicherheit ausstrahlenden Zickzack-Kurs. Die FDP hat sich nach linksliberal entwickelt, wo außer den Journalisten längst niemand mehr steht (und sie liegt in Bremen nun schon hinter den rechtsbürgerlichen „Bürgern in Wut“). Die CSU wiederum ist vor allem rauflustig (und in der Atomfrage innerlich schwer zerstritten). Daher bekommt die deutsche Regierung nun ständig Ohrfeigen, obwohl das Land zum ersten Mal seit 20 Jahren wirtschaftlich wieder als relativer Kraftprotz dasteht.

In Bremen selbst haben Rot und Grün zwar nichts herzuzeigen, sie müssen aber den Wählern nicht – so wie die spanischen Sozialisten – die Zeche für ihre Misswirtschaft vorlegen. Denn das Armenhaus Westdeutschlands ist in den allgemeindeutschen Wohlstand sicher eingebettet und wird von den bisher rechts regierten, also blühenden südlichen Bundesländern regelmäßig durchgefüttert. Dabei ist Bremen – vor allem dank Gesamtschule – in allen deutschen Bildungsstatistiken jammervolles Schlusslicht. Dabei kann sich dort seit längerem ein islamischer Verbrecherclan wie einst die Banden in Chicago austoben. Dabei bietet Bremen in Sachen Arbeitslosigkeit mit 12 Prozent ein besonders trauriges Bild.

Die Spanier waren ebenfalls seit Jahrzehnten das Durchfüttern gewöhnt. Sie haben sehr gut von den Milliarden-Geldern der EU gelebt. Und niemand in Brüssel hat so richtig mitgekriegt oder zugeben wollen, dass damit in Spanien genau das passiert, was die Entwicklungshilfe in der Dritten Welt anrichtet: Die Empfänger haben verlernt, dass sie nur durch eigene Anstrengung vorankommen können, sie sind immer mehr in sozialen Hospitalismus verfallen, der jede Verantwortung für das eigene Los auf Dritte schiebt. Das Land hat angesichts des europäischen Geldsegens wie wild unnötige Autobahnen gebaut und all seine einst schönen Küsten zubetoniert, es hat zugleich reihenweise rote und grüne Luftschlösser erbaut. Diese reichen von Europas höchster Alternativenergieförderung über viel zu hohe und geschützte Gehälter bis zu gesellschaftspolitischen Veränderungen zugunsten von Schwulen & Co, die immer mehr Spanier empören.

Ein besonders schmerzhaftes Produkt der falschen Wirtschaftspolitik ist die hohe Arbeitslosigkeit. Spanien ist ein besonders krasses Exempel dafür, dass die teuren Alternativenergien viele Industrien zum Zusperren zwingen, dass gewerkschaftliche „Erfolge“ zum Schutz der Arbeitnehmer nur die Arbeitslosigkeit erhöhen, dass bei solchen Rahmenbedingungen immer weniger Arbeitgeber neue Jobs anbieten. Das trifft natürlich vor allem die – überdies als Opfer der Gesamtschule schlecht ausgebildeten – Jungen mit einer unvorstellbar hohen Jugendarbeitslosigkeit von nunmehr schon 45 Prozent.

In Spanien ist aber seit dem Vorjahr Schluss mit lustig. Während die Bremer noch durchgefüttert werden, halten es Geldanleger für zunehmend riskant, Geld nach Spanien zu tragen. Die Zinssätze steigen, die Ratings fallen. Das hat die Regierung gezwungen, erste Sparmaßnahmen einzuleiten, auch wenn das Land noch nicht formell um – über die normalen EU-Subventionen hinausgehenden – Hilfen angesucht hat. Was aber allen politischen Beteuerungen zum Trotz mit Sicherheit heuer noch erfolgen wird.

Spaniens Sozialisten sind daher von den Wählern aus der Macht gejagt worden, diesmal bei regionalen Wahlen, demnächst wohl auch aus dem Parlament. Die Medien freilich befassen sich nicht mit dem Scheitern des realen spanischen Sozialismus, sie bejubeln statt dessen den Aktionismus Zehntausender junger Demonstranten, die in ihrer subjektiv verständlichen Verzweiflung gegen alles und jedes auf die Straße gegangen sind.

Die Begeisterung der Medien treibt die Demonstranten nun in immer schärferen Selbstzweck-Revolutionismus. Aber niemand sagt ihnen, dass ihre Aktionen zwar lustig, aber in keiner Weise eine Therapie für die spanischen Leiden sind. Denn schon hat die Regierung auf jede weitere Reform verzichtet. Schon überlegen sich Arbeitgeber wie Geldverleiher, ob es noch einen Sinn hat, in jenes Land auch nur einen einzigen weiteren Euro zu investieren. Geht der Demo-Spass noch ein paar Wochen weiter, dann haben zwar die Medien noch viele nette Reportagen zu schreiben – der spanische Tourismus wird hingegen viele leere Zimmer abzuschreiben haben.

 

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(Ehrliches) Lob für zwei selten gelobte Zeitungen drucken

Weil ich schon wieder allzuoft auf das Positive vergessen habe, seien heute zwei Zeitungen ehrlich gelobt, die ich noch nie in meinem Leben gelobt habe.

Die eine ist der „Kurier“: Er verzichtet künftig auf die „Kontaktanzeigen“, also die gedruckte Protstitutions-Zuhälterei. Von dieser werden künftig nur noch die Gossenzeitungen wie „Österreich“ oder die „Kronenzeitung“ leben. Dabei könnten gerade diese Blätter ohnedies blendend von den Steuergeldern leben, die ihnen vor allem von SPÖ-Ministern und dem Wiener Rathaus, aber auch dem schwarzen Berlakovich bei allen Öffnungen hineingeschoben werden. Der in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus kontinuierlicher Talfahrt gewesene „Kurier“ setzt damit trotz knapper Finanzen ein relativ mutiges Zeichen. Wir wollen nun zu glauben beginnen, dass der "Kurier" erstmals die Eigenbewerbung als „Familienzeitung“ auch wirklich ernst meint, und dass er wenigstens einen ersten Schritt in Richtung des oft beschworenen Fernziels Qualitätszeitung gehen will.

Ebenso vor den Vorhang gehört das Gratisblatt „Bezirkszeitung“. Sie hat es im Einklang mit der Mehrheit der Österreicher, aber im totalen Widerspruch zur "Life-Ball"-Exstase der meisten anderen Blätter gewagt, diesen heftig subventionierten Schwulen-Propaganda-Ball als „sehr entbehrlich“ zu bezeichnen. Was ja in der Tat das Mildeste ist, was man über diese Veranstaltung sagen kann. Wenn man es noch genauer nimmt, müsste man ihn ja so definieren: als (für manche) sehr einträgliche Orgie des schlechten Geschmacks zur Propagierung jenes Verhaltens, das die Ausbreitung von Aids fördert.

PS: Weil wir diese Woche positiv beginnen wollen, seien zwei weniger erfreuliche Funde in den Medien nur im PS erwähnt. Das eine ist die groteske Meldung mehrere Organe mit dem ORF an der Spitze, dass die ÖBB ins „Plus“ geraten wären. Was natürlich nur ein später Aprilscherz ist. Denn im Plus sind die ÖBB nur, wenn man auf die weit mehr als sechs Milliarden (=6000 Millionen) Euro vergisst, die wir Steuerzahler für sämtliche Gleis- und Bahnhofsbauten oder für die Armada an jugendlichen ÖBB-Pensionisten zahlen müssen. Genauso absurd und manipulativ ist auch die ebenfalls mehrfach aufgetauchte Meldung, dass ein weiterer Pröll eine „politische Spitzenposition“ erobert hätte: Diese Position besteht nämlich einzig in der Funktion des Ortsparteichefs von Radlbrunn. Wahrlich eine Spitzenposition! Offenbar sind die Medien nicht nur in voller Breite gleichgeschaltet – sondern sie haben den Schalter auch gleich den SPÖ-Spindoctoren in die Hände gelegt. Deren ewiges Motto: ÖBB hui, ÖVP (und FPÖ) pfui.

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Fußnote 200: Der Wiener Weg als Sackgasse drucken

Die Exekutive und die Politik der Bundeshauptstadt waren immer sehr stolz auf den Wiener Weg.Sie sollten sich aber in Wahrheit dafür längst in Grund und Boden schämen.

Wie sehr nämlich dieser sogenannte Wiener Weg in Wahrheit ein Sackgasse ist, hat sich bei den sonntägigen Ausschreitungen im Hanappi-Stadion wieder besonders deutlich gezeigt. Obwohl man schon Tage davor auf den Sportseiten lesen konnte, dass sich etwas anbahnt, waren Veranstalter und Exekutive nicht imstande, die Abhaltung eines Fußballspieles gegen die Rapid-Hooligans sicherzustellen. Was aber kein Wunder ist, wenn vom Fußballklub wie auch ORF-Kommentatoren dieser gewalttätige Horde immer als „zwölfter Mann“ Rapids hofiert wird. Und wenn diese bierbauchschweren und hirnarmen Typen von der Polizei trotz allwöchentlicher Attacken auf U-Bahn-Passagiere und Passanten immer mit Samthandschuhen angegriffen werden. Genau das ist der Wiener Weg: In Wien gehen Politik, Polizei und Staatsanwaltschaft aus ideologischen Motiven (bisweilen freilich auch aus Feigheit) mit Rechtsbrechern prinzipiell und gezielt sanft um (es sei denn, es sind politische Gegner). Das sind etwa Radfahrer, die mehrheitlich des Nachts ohne Licht, aber mit der schon tagsüber gepflegten Rücksichtslosigkeit fahren, ohne dass sie von der Polizei belästigt werden. Das sind abgewiesene Asylwerber, die man trotzdem nicht abschiebt. Das sind Drogensüchtige (samt dazugehörigen Dealern), die immer mehr Wiener U-Bahn-Stationen in Hochrisikozonen verwandeln durften. Das sind gewalttätige oder schwänzende Schüler, gegen die den Lehrern von der Politik alle Gegen- und Strafmittel genommen worden sind. Das sind Autofahrer, die immer öfter Rotlicht als Einladung zur Überquerung von Kreuzungen verstehen, wobei sie im Gegenzug beim Abbiegen auf das Einschalten des Blinklichts verzichten. Das sind Hundebesitzer, die die Leine nur elegant über die Schulter werfen, damit sie die Freiheit ihres Hundes nicht beeinträchtigen. Die Liste ließe sich lange fortsetzen – der Sukkus ist immer der selbe: Recht und Ordnung werden durch ständiges Zurückweichen und Wegschauen und Liebsein ersetzt. Das Ergebnis war vorhersehbar.

 

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Die Heimat der Intoleranz ist rot-grün gestreift drucken

Es sind täglich neue Beispiele, die zeigen, welche geballte Intoleranz, geistige Verengung und Einschränkung der Freiheit durch die Grünen und durch die wachsende Zahl an Sozialdemokraten droht, die von ihren einstigen Werten abgefallen sind. Die heutige Linke ist zur größten Bedrohung unserer demokratischen Grundfreiheiten geworden. Da sie aber einen so großen Teil der Medien kontrolliert, wird das so wenigen Mitbürgern bewusst.

Signifikant sind etwa die Umtriebe der linken Hochschülerschaft. Als neues Beispiel sei heute ein Flugblatt einer Institutsgruppe Geschichte zitiert. Sein Text: "Rechte raus aus der Uni! Seien es ewiggestrige Lehrende, seien es Burschenschafter, Neonazis und Klerikalfaschisten, die gerne bei ersteren studieren: für diese Kreaturen darf es weder Platz noch Akzeptanz an der Uni geben. Wir fordern kritische Lehre und endlich Taten statt Worte von der Universitätsleitung."

Wenn die anderen Geschichtsstudenten solche totalitären Anwandlungen ignorieren oder gar unterstützen, dann machen sie sich genauso schuldig wie alle jene, die „nur“ durch ihr Wahlverhalten anfangs der 30er Jahre den Nazis den Weg bereitet haben und mitschuldig geworden sind. Denn der Ruf der Linken nach Säuberungen auf einer ohnedies schon bedenklich schlagseitigen Universität gleicht ganz den Rufen der einstigen Nazis: Juden Raus, Pfaffen Raus.

Ähnlich Erschreckendes spielt sich derzeit auch besonders in Deutschland ab. Ein konkretes Opfer ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar – eine tolerante und vernünftige Sozialdemokratin. Sie ist gefeuert worden, weil sie es gewagt hat, das Konzept einer Ausstellung über Gewalt in Beziehungen als „ideologisch und einseitig“ zu bezeichnen. Männer werden nämlich darin generell als Täter, Frauen generell als Opfer dargestellt. Was beides keineswegs den Fakten entspricht – aber nach Ansicht des linken Meinungsterrors offenbar nicht mehr gesagt werden darf. Außerdem hat die Gleichstellungsbeauftragte auch die Nummer eines Väternotrufs auf ihre Webseite gestellt, also gleich ein zweites schweres Verbrechen begangen. Besonders bestürzend ist dabei eines: Auch die immer mehr nach links abdriftende FDP hat die Abwahl der mutigen Frau unterstützt.

Typisch für grünen Gesinnungsterror ist auch, dass in Stuttgart nach dem Machtwechsel bei der Landtagswahl-Wahl der Projektleiter für das von den Grünen gehasste Hauptbahnhofsprojekt aus dem Job gemobbt worden ist, wie Henryk Broder, Deutschlands mutigster Kolumnist, nun berichtet. Das besonders Pikante: Der bedrohte Ingenieur ist ein Ägypter, also Angehöriger einer von den Grünen eigentlich sonst immer als unangreifbar behandelten Gruppe. Broders treffende Konklusion: „Zwar gelten noch immer die allgemeinen Gesetze, das Nähere aber bestimmt der grüne Mob.“

Der von linken Immigranten kontrollierte deutsche „Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat“ wiederum hat eine Strafgesetzesänderung verlangt, damit Thilo Sarrazin strafrechtlich verfolgt werden kann. Sarrazins Bücher sollen die Gesellschaft künftig nicht mehr „belasten“.

Noch haben solche Vorstöße zwar keine Mehrheit im Berliner Bundestag. Aber alles deutet darauf hin, dass das nach der nächsten Wahl anders sein könnte – weil die derzeitige schwarz-gelbe Mehrheit ihren Wählern vielen Grund zum Ärger gibt. Wegen ihres Zickzacks in Sachen Atom, wegen der Zustimmung zur griechisch-portugiesischen Milliardenverbrennung (samt gleichzeitiger massiver Kritik daran), wegen des ständigen Streits vor allem zwischen CSU und FDP. Das Ergebnis ist freilich eine geistige Megakatastrophe, die all diese berechtigten Ärgernisse weit übertrifft, nämlich das Ende des wichtigsten Grundrechts unserer westlichen Gesellschaften, jenes auf Meinungsfreiheit.

Die österreichischen Grünen haben ihn mit vielen Solidaritätsaktionen heftig unterstützt – und bis heute kenne ich kein Wort grüner Kritik an Venezuelas Diktator Hugo Chavez. Dabei verwandelt der Mann gerade Venezuela durch massive Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in eine Diktatur. Dabei gibt es inzwischen zahllose Beweise, dass Chavez intensiv die blutige Guerilla im Nachbarland Kolumbien unterstützt. Dabei zeigt sich Chavez heute noch solidarisch mit Libyens blutigem Schlächter Gaddafi. Das alles stört unsere Grünen aber überhaupt nicht. Denn Chavez ist gegen die Amerikaner und die westlichen Demokratien, daher ist er im verqueren Weltbild der Linken ein Guter.

Dafür hat sie und einige Rote furchtbar ein Vers eines ÖVP-Abgeordneten gestört, der sich über Dominique Strauss-Kahn und seinen Sextrieb lustig gemacht hat. Das einzige, was man dem Verslein wirklich vorwerfen kann, ist seine Holprigkeit:
Obwohl er schon ein reiferer Mann,
zeigt Dominique Strauss, was er noch ka(h)nn.
Trotz ihrer Bedeutungslosigkeit wurden diese zwei Zeilen aber sofort auch vom ORF und anderen Linksmedien zum Skandal gemacht. Das hat wiederum den ängstlichen und offensichtlich überforderten ÖVP-Klubobmann - samt einigen seiner Parteifreunde - zu einer massiven Rüge für den Verseschmied veranlasst, statt die unerträgliche Heuchelei der Linken zu thematisieren.

Diese ist nämlich nach dem grandiosen Scheitern ihrer Wohlfahrtstaats-Illusionen nur noch als Meinungspolizei unterwegs. Ihr moralinsaurer Krampf macht die Politik auch endgültig zur humorfreien Zone. Der Skandal in den Reaktionen auf Strauss-Kahn war nicht dieser schlechte Scherz, sondern die unverschämte Art, mit der die Linke von einem wirklichen (wenn auch vorerst natürlich nur „mutmaßlichen“) Verbrechen eines deklarierten linken Spitzenpolitikers abzulenken und einen Nichtlinken Verseschmied zum meistkritisierten Schuldigen zu machen versucht. Über Strauss-Kahn und sein widerliches Verhalten haben sich die linken Erreger nämlich noch überhaupt nicht erregt. Statt dessen wird täglich eine neue Verschwörungslegende erfunden, derzufolge Strauss-Kahn doch unschuldig ist. Dabei geben sich Rot und Grün ständig als Anwälte der Frauen aus. Die werden sich aber freuen, wenn die europäische Sozialdemokratie auch den absurdesten Theorien nachjagt, nur um von der Vergewaltigung einer Frau durch einen linken Politiker abzulenken. Widerlich.

 

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Was alles plötzlich möglich ist, wenn die Politik Nachwuchs-Sorgen hat drucken

Die Ruhensbestimmungen sind eine der dümmsten Regelungen in diesem Lande. Sie sind ökonomisch falsch, sie sind sozialpolitisch schädlich, sie sind demographisch ein Aberwitz und sie sind zutiefst ungerecht. Jetzt endlich will die Koalition Hand an sie legen – aber in Wahrheit nur die eine Ungerechtigkeit durch eine andere, noch mehr provozierende ersetzen.

Ruhensbestimmungen bedeuten: Jeder, der vor dem Vollpensionsalter mehr als eine Geringfügigkeit von 374 Euro im Monat verdient, wird mit dem Wegfall der Pension bestraft.

Das ist gleich aus mehreren Gründen zutiefst ungerecht und falsch. Erstens, weil die gleiche Regelung nicht für Beamte gilt, die dazuverdienen dürfen, soviel sie wollen. Das ist zweitens auch deshalb ungerecht, weil die Regelung ob des ungleichen gesetzlichen Pensionsalters vor allem Männer trifft.

Das ist drittens angesichts der demographischen Katastrophe schwachsinnig: Die Regierung öffnet gerade mit der Rot-Weiß-Rot-Card neue Schleusen für auf dem Arbeitsmarkt benötigte Zuwanderer (samt dem Recht auf Familienzusammenführung mit ihren unabsehbaren sozialen Konsequenzen), während absolut arbeitsfähige Jahrgänge, die unsere Wirtschaft auf Grund ihrer Erfahrungen dringend benötigen würde, aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden.

Das schadet viertens auch dem Pensionssystem: Denn arbeitende Jungpensionisten würden auch wieder Beiträge einzahlen; außerdem könnte man ihnen durchaus eine leichte Kürzung ihrer Pension zumuten, etwa um zehn bis zwanzig Prozent des dazuverdienten Betrags. Oder eine Kürzung der Pension auf jene Höhe, den ihre in den Jahrzehnten davor eingezahlten Beiträge versicherungsmathematisch wert sind (die man ja berechnen kann, auch wenn der Staat das eingezahlte Geld längst verprasst hat). Es muss dabei der mittelweg gefunden werden, sodass sowohl die Motivation des potentiell Arbeitswilligen erhalten bleibt wie auch das Pensionssystem davon finanziell profitiert.

Parallel zu einer solchen Änderung des Pensionssystems wäre es sinnvoll, wenn auch die Kollektivverträge flexibler würden. Dabei müsste vor allem das absurde Anciennitätsprinzip (Biennien, Quinquennien, Dienstalterszulagen usw.) wegfallen, das einen Sechzigjährigen für Arbeitgeber massiv teurer macht als einen Dreißigjährigen an einem gleichen Arbeitsplatz. Obwohl es nur wenige Arbeitsplätze gibt, wo die Erfahrung und Verlässlichkeit des Älteren wirklich mehr wert ist als die Kraft und Dynamik des Jüngeren.

Nun will die Koalition diese Ruhensbestimmungen ändern. Aber jeder Hurra-Ruf bleibt einem sofort in neuer, noch gesteigerter Empörung stecken. Denn die Politik will diesen Skandal nur für sich selbst abstellen, genauer gesagt für die Bürgermeister. Der Grund: Es finden sich in immer mehr Gemeinden Österreichs keine halbwegs fähigen Persönlichkeiten mehr, die noch bereit sind, die schlecht bezahlte und oft viel Schimpf eintragende Rolle eines Gemeindeoberhaupts zu übernehmen.

Kaum haben das die Großparteien bemerkt, kaum entdecken sie, dass in der Altersklasse zwischen 55 und 65 viele fähige Männer und Frauen nur wegen der Ruhensbestimmungen auf die Übernahme solcher Aufgaben verzichten: Schon wird flugs das Gesetz geändert. Aber eben nur für Bürgermeister. Dass in Zehntausenden anderen Fällen genauso Handlungsbedarf bestünde, interessiert die Politik nicht. Dort geht es ja „nur“ um die steuerzahlende Wirtschaft. Und um den Lebenssinn vieler Menschen.

Die größte Reformbremse sind da natürlich wieder Gewerkschaft und Arbeiterkammer. Diese argumentieren immer noch mit der angeblichen Notwendigkeit, durch zwangsweise Abschiebung der Alten Arbeitsplätze für die Jungen zu schaffen. Dabei haben sie aber absurderweise gleichzeitig die Rot-Weiß-Rot-Card akzeptiert, die eine neue Immigrationswelle nach Österreich hereinholen wird. Weil eben in immer mehr Bereichen die qualifizierten Arbeitskräfte ausgehen (und weil die unqualifizierten für unqualifizierte Arbeiten zu teuer sind).

PS: Am schlauesten wäre es natürlich, wenn (auch) die Hacklerregelung abgeschafft würde. Denn dann würden plötzlich viel mehr Menschen wieder für den Arbeitsmarkt – also auch für Bürgermeister-Jobs – zur Verfügung stehen. Manche werden die Notwendigkeit, länger zu arbeiten, zwar nur mit unglücklichem Gesicht hinnehmen. Aber es haben ja nur neomarxistische Rattenfänger vorgegaukelt, dass Arbeit immer das reinste Vergnügen sein müsste.

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Fußnote 199: Wird die neue Volkspartei wieder zur alten? drucken

Das was der neue ÖVP-Obmann Michael Spindelegger da zu seinem Amtsantritt gesagt hat, hat in den letzten zwei Jahren bei den Schwarzen als Sakrileg gegolten. Die Innenpolitik wird wieder interessant.

So sagte Spindelegger: Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe Österreich viel Gutes getan. Schüssel habe gezeigt, was Politik gestalten kann, er habe etwas für Österreich weiter gebracht. Unter Josef Pröll und seinen Menschen konnte man hingegen über Schüssels Periode ja nur hören: „Dieses System ist abgewählt worden.“ Und Pröll gab sich deswegen einem tödlichen Kuschelkurs mit Faymann hin. Kritik an Faymann war so verklausuliert, dass der ORF sie sogar ins Gegenteil umdrehen konnte. Spindelegger wagte nun hingegen sogar zu sagen: „Der Faymann ist oft für nichts.“ Will da eine Partei doch noch dem sicheren Untergang entgehen? Oder waren das nur leere Worte fürs eigene Publikum?

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SN-Kontroverse: Brauchts eine Wirtschaftspartei? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht Österreich eine Wirtschaftspartei?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Cui bono?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreichs Wirtschaftstreibende sind bestens politisch verankert. Ihre Interessenvertretungen sind schlagkräftige Organisationen. Dies gilt für die Industriellenvereinigung ebenso wie für die Wirtschaftskammer, die mit Christoph Leitl über einen Spitzenmann verfügt, der auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen kann.

In den Parteien ist unternehmerische und wirtschaftliche Expertise in einem hohen Ausmaß vorhanden. Bei der SPÖ sind es u.a. Christoph Matznetter als Chef des Freien Wirtschaftsverbandes sowie Budgetsprecher Kai Jan Krainer. Die ÖVP ist z. B. mit Jakob Auer, dem Vorsitzenden des Budgetausschusses, dem Banker Peter Michael Ikrath sowie dem Generalsekretär des Raiffeisenverbandes, Ferry Maier, gut aufgestellt.

Bei den Grünen ist die Expertise von Ex-Parteichef Alexander van der Bellen und Budgetsprecher Werner Kogler selbst bei politischen Gegnern unbestritten. FPÖ und BZÖ verfügen ebenfalls über kundige Wirtschafts- und Finanzpolitiker. Beim jüngsten Ausfall eines heimischen Bankers, dessen Institut beim Steuerzahler mit einer Milliardensumme nach wie vor in der Kreide steht, mit seiner falschen, undifferenzierten und unzutreffenden Anmerkungen („Unsere Politiker sind zu blöd und zu feig und zu unverständig, weil sie von Wirtschaft keine Ahnung haben © Andreas Treichl") kann es sich daher nur um ein massives Wahrnehmungsdefizit oder ein bösartiges Störmanöver handeln.

Cui bono? Das gilt auch für die „Drohung" mit der Gründung einer eigenen Wirtschaftspartei. Bitte, gründet sie doch! - ist diesen vereinigten, verdrossenen, ewig jammernden Wirtschaftstreibenden zurufen. Wobei die Gefahr nicht auszuschließen ist, dass die Politiker dieser Partei „zu blöd und zu feige und zu unverständig" für das Begreifen gesellschaftlicher Zusammenhänge sind.


Das Dach brennt schon

Andreas Unterberger

 Nichts bräuchte Österreich dringender als Politiker, die der zunehmenden wirtschaftlichen Unvernunft entgegentreten. Die Schulden haben sich seit der Rückkehr der Sozialdemokraten in die Regierung um 30 Prozent erhöht. Die noch 2006 von vielen internationalen Medien gerühmte Stabilität des Landes ist durch den vor allem von einem Werner Faymann betriebenen (aber auch von der ÖVP nicht verhinderten) Verschwendungspopulismus im Expresstempo verspielt worden.


Das Land stürzt in allen Rankings steil ab. Und nächstes Jahr wackelt das Triple-A-Rating. Da ist Griechenland nicht mehr weit. Auch die Oppositionsparteien sind in Hinblick auf den Reformbedarf ahnungs- und mutlos (selbst das BZÖ in hohem Ausmaß). Der Stillstand reicht vom Pensionssystem über den Regulierungswahn, die kollabierenden Unis bis zum Bürokratiedschungel.

Auch sonst gibt es weit und breit keine Kraft, von der eine Renaissance der Vernunft ausgehen könnte. Die Wirtschaftskammer ist bis über beide Ellbogen mitschuldig am unfinanzierbaren Wohlfahrtsstaat, an der Überregulierung und der hohen Staatsquote. Aus selbstbeschädigender Rücksicht auf den Steinzeit-ÖGB, aber auch aus Christoph Leitls tiefster Überzeugung.

Und die Industriellenvereinigung? Die sagt zwar häufiger etwas Richtiges. Sie hat sich aber etwa 2009 mit der Forderung nach Verschrottungsprämien als Lobby-Organisation ohne jede Rücksicht auf Ordnungspolitik blamiert. Und jetzt zeigt sie sich als frei von jeder politischen Intelligenz, wenn sie „mit voller Überzeugung" das Gesamtschul-Volksbegehren der SPÖ bewirbt, aber gleichzeitig ausstreut, insgeheim eigentlich schon gegen die Gesamtschule zu sein.

Wer nicht einmal begreift, dass er sich damit zum Trittbrett der lern- und leistungsfeindlichen Nach-unten-Nivellierer macht, der kann auch nicht die wirtschaftliche Vernunft wiederbeleben oder bei Wahlen reüssieren.

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Die Verschwenderrepublik und ihre Filialen drucken

Würde so etwas in einer Aktiengesellschaft passieren, müssten alle Vorstandsmitglieder, oder zumindest der Vorsitzende und der Finanzvorstand zurücktreten. Es müssten auch reihenweise Chefs von Filialbetrieben den Hut nehmen. Wir reden aber nicht von einer AG, sondern von der Republik Österreich, ihren Ländern und Gemeinden. Daher wird natürlich niemand die Verantwortung übernehmen.

Anlass der Rücktrittsnotwendigkeit ist der neue Rechnungshofbericht über Österreichs Fiskalpolitik. Dieser Bericht macht eindringlich klar, dass Österreich viel stärker verschuldet ist, als es die offiziellen Statistiken zugeben. Und es sündigen keineswegs nur der Bund und die Länder. So waren bei Österreichs Gemeinden schon 2009 die Finanzschulden um rund 117 Prozent höher als der zugegebene öffentliche Schuldenstand! Aber das ist noch keineswegs alles: Dazu kommt noch eine riesige, freilich niemandem genau bekannte Menge an „Haftungen und Garantien der Gebietskörperschaften“.

Dieser öffentliche Schuldenstand ist jedoch das wichtigste der Maastricht-Kriterien. Dieser Schuldenstand wird auch ganz intensiv von den internationalen Geldverleihern angeschaut. Wenn sich dort einmal die Wahrheit über Österreichs Finanzen herumspricht, dann sollten wir uns alle gut anschnallen.

Und was ebenfalls nicht in den offiziellen Schulden-Angaben enthalten ist, ist die „Nachhaltigkeitslücke“. Der Rechnungshof meint mit diesem Wort die Folgen der rapiden Überalterung der österreichischen Gesellschaft. Wenn ein immer größerer Teil der Bevölkerung die vermeintlich wohlverdienten Früchte ihres Lebens genießen will, müsste der Staat dafür etwas zurückgelegt haben. Laut Rechnungshof hätte er eigentlich schon 2009 rund 13 Milliarden auf die Seite zu legen gehabt. Zurückgelegt wurde jedoch kein Cent.

Das einzige, was Bund, Länder und Gemeinden (womit also Rot, Schwarz und Blau/Orange voll in der Verantwortung sind, nur die Grünen waren kaum noch in einem Gelegenheitsverhältnis) statt dessen jedoch geschafft haben: Sie haben zwischen 2005 und 2010 allein den öffentlichen Schuldenstand um rund 30 Prozent auf 205 Milliarden erhöht. Das ist ein um mehr als 47 Milliarden Euro höherer Schuldenstand. Das ist aber eben nur der Maastricht-Schuldenstand, die geheimen Haftungen usw. sind da noch gar nicht erfasst.

Wenn jetzt wahrscheinlich wieder einmal die dümmliche Kräuter-Faymann-Rudas-Propagandawalze aufgelegt werden sollte: „Ja, das ist deshalb, weil wir die bösen gierigen Banken retten mussten“, dann sollte man ihnen diese freche Lüge sofort zurückschmeißen: Die Banken haben nicht einmal ein Zehntel der neuen Schulden bekommen und werden zum Unterschied von anderen Empfängern wohl alles zurückzahlen – sofern sie nicht dem Staat gehören. Nur bei jenen Banken, bei denen wiederum Politiker (Schmied bis Jörg Haider) ihr Unwesen getrieben haben, wird der Steuerzahler bluten müssen. Das ist aber immer noch eine Bagatelle gegen die alleine von der Politik verschuldeten Schulden.

Jedes Mal, wenn ein Politiker (es waren meistens, aber keineswegs nur Sozialdemokraten) gesagt hat: „Das muss sich doch der dritt-/fünft-/zehntreichste Staat doch noch leisten können“, sollte man ihm nachträglich ein Jahresgehalt pfänden.

Aber es gibt ja die Stabilitätsprogramme, werden die Politiker nun japsen. Ja freilich. Nur wurden deren Ziele nie erreicht, wie der Rechnungshof trocken feststellte. Gibt es doch Sanktionen gegen Sünder nur bei Einstimmigkeit zwischen Bund und Ländern – also logischerweise nie. Und außerdem sind auch die Ziele dieser Programme viel zu wenig ambitioniert. Zumindest wenn man einmal auch Schulden abbauen wollen und die Alterung der Bevölkerung zur Kenntnis nehmen würde.

Die Länder sind da besonders üble Geheimhalter. So sind laut Rechnungshof bei Fünfen nicht einmal die Personalstände ihrer Mitarbeiter bekannt. Es gibt – natürlich – auch keinerlei gemeinsame Grundlagen oder Methoden für Finanzplanungen oder -berichte. Und wo es ein Berichtspflicht gibt, wird die nicht eingehalten: Laut Rechnungshof sind nicht weniger als 560 staatliche Einrichtungen ihren Informationspflichten nicht nachgekommen.

Das Ergebnis: Finanzministerium und Statistik müssen vielfach auf Schätzungen zurückgreifen. Die dann leider, leider nicht stimmen.

Noch kleine Information am Rande: Österreich muss selbst bei Einhaltung der Finanzplanung in den nächsten Jahren rund 100 Milliarden Euro auf den sogenannten Märkten ausborgen (bei den bösen Sparern, Kapitalisten und anderen, die man dann gerne als „Spekulanten“ denunziert, wenn sie gelegentlich auch ihr Geld zurückwollen). Für seine neuen Defizite und für die Umschuldung auslaufender Anleihen.

Hand aufs Herz: Würden Sie dieser Republik Geld borgen? Von einem Gebrauchtwagenkauf wollen wir ja gar nicht reden ...

 

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Österreich und der Terror - blind, blöd und plump drucken

Sooft der internationale Terrorismus seine grauslichen Spuren auch durch Österreich zieht, wird die Alpenrepublik von Feigheit, Blindheit und Alzheimer befallen.

Das begann einst mit einem Innenminister, der einen Terrorboss auf dem Flughafen mit Handschlag verabschiedete. Das erreichte mit Bruno Kreisky einen Höhepunkt, der unter Druck des Terrors ein Lager für jüdische Flüchtlinge auf Zwischenstation zwischen der Sowjetunion und Israel schloss. Das erreichte eine weitere Etappe, als die Republik drei iranische Mörder trotz ihrer Tat heimlich ausreisen ließ.

Und das hat nun einen neuen grotesken Höhepunkt erreicht, seit aus Sofia bekannt wurde, dass 1995 der Österreich-Aufenthalt des Al-Kaida-Mannes al-Zawahiri, der schon damals wegen der Ermordung des ägyptischen Präsidenten Sadat international gesucht worden war, von unserer Polizei bewusst ignoriert worden ist. Besonders köstlich war die gleichzeitige Empfehlung an Bulgarien, wohin der Kerl weiterreiste, ihn doch dann lieber dort zu verhaften. Was die ebenso feigen Bulgaren ebenfalls nicht taten.

Die größte Köstlichkeit ist aber die offizielle Begründung des Innenministeriums für seine heutige Ahnungslosigkeit zu der Angelegenheit: Erstens seien die damals Verantwortlichen in Pension (wo sie offenbar nicht mehr abheben, wenn das Ministerium anruft). Und zweitens seien leider die Akten wegen Zeitablaufs vernichtet.

Würde ein Romanschreiber solche Ausreden erfinden, würde er ausgelacht. So etwas kann nur in der Herzmanovsky-Orlando-würdigen Realität des Innenministeriums behauptet oder genauer gesagt erlogen werden. Denn würden wirklich solche sicherheits- und staatspolitisch heiklen Akten, die natürlich auch nach Jahrzehnten wichtig sind, entsorgt, dann wäre das ja noch ein weiterer Skandal. Dieser träte würdig an die Seite der Blindheit gegenüber dem Terrorismus, die übersieht, dass jedes Nachgeben gegenüber Verbrechern diese nur zu weiteren Untaten ermuntert.

Österreichs linke Großjuristen erregen sich freilich nur über die Tötung des Massenmörders bin Laden durch die USA und nicht über die Beihilfe zum Terrorismus durch die Republik.

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Ein Banker bringt die Republik in Aufregung drucken

Andreas Treichl ist das Gegenteil eines Diplomaten. Deswegen kommt der Erste-Bank-Chef freilich mit seinen Äußerungen der Wahrheit oft ein deutliches Stück näher als sonstige Firmenchefs, Beamte oder gar Politiker. Auch wenn man ihm nicht in jedem Aspekt zustimmen kann.

Gewiss: Die Aussage, Politiker wären „zu blöd“, ist ein absolut mehrheitsfähiger Satz. Er hat sogar Chancen auf eine Zweidrittelmehrheit. Vor allem schon deshalb, weil auch die Aussage selber an den Zuhörer keine hohen intellektuellen Ansprüche stellt. Daher können ihr auch all jene zustimmen, die die konkrete Beschwer Treichls intellektuell gar nicht zu verstehen imstande sind.

Aber dennoch sollten sich auch die Banker an der Nase nehmen: Wo haben sie sich wirklich intensiv bemüht, das Wirtschaftsverständnis von einfachen Politikern und Bürgern zu verbessern? Damit sind deutlich mehr Anstrengungen als nur  ein paar Pressekonferenzen gemeint, bei denen die Bankenchefs mit ein paar ebenso insiderisch wie sie denkenden Wirtschaftsjournalisten  parlieren. Völlig unzureichend sind in einer pluralistischen Demokratie auch bloßes Naserümpfen über Politiker und Hinterzimmer-Interventionen bei diesen und ihren Beamten. Hier geht es immer um öffentliche und veröffentlichte Meinung. Nur die entscheidet, ob in Österreich noch ein Rest an wirtschaftlicher Vernunft gerettet werden kann.

Bei dieser Aufgabe helfen auch die üblichen Bosheiten und Intrigen nicht mehr weiter, die so manche Bank gerne über die andere ausstreut. Da bräuchte es eine geschlossene Argumentation.

Vor allem sollten sich alle großen Banken bewusst werden, dass es beim gegenwärtigen Bankenprügeln nicht nur um ein paar Sager zum Tag geht, sondern um eine politische Strategie. Die SPÖ baut nämlich für den nächsten Wahlkampf schon ein klares Feindbild und Aggressionsobjekt auf: Banken und Millionäre.

Instrumente dieser Kampagne werden die gebetmühlenartig wiederholten Forderungen nach noch höheren Banken- und Vermögenssteuern sein, mit denen der aus jeder Finanzierbarkeit rinnende Wohlfahrtsstaat zugunsten der eigenen Klientel noch eine Zeitlang am Leben gehalten werden soll. „Fresst die Reichen“ wird zweifellos der Wahlkampfschlager Nummer eins. Das wird der SPÖ umso leichter gelingen, als sie und ihr ÖGB in den letzten Jahren alle sozialdemokratisch gefärbten Banken kaputt gemacht und ans Ausland verjuxt haben. Der Bogen reicht von der einstigen Zentralsparkasse bis zur Bawag. Diese peinlichen Crashes roter Finanzpolitik machen aber nun die Attacke auf die Banken sehr leicht. Da braucht man auf niemanden mehr Rücksicht üben.

Die SPÖ folgt damit dem wirtschaftlichen Primitivpopulismus der Blauen. Sie will taktisch um jeden Preis einem neuerlichen Ausländer- und Political-Correctness-Wahlkampf aus dem Weg gehen, der nur die FPÖ noch weiter aufwerten würde. Freilich ist zumindest klugen Sozialdemokraten bewusst, dass die Grünen und damit die vielen grün agierenden Journalisten ihnen sowieso wieder das Anti-Strache-Thema aufzwingen werden.

Schwerer verständlich ist die Reaktion der Banken. Wenn sie schon als Schlachtopfer des nächsten Wahlkampfes auserkoren sind, dann sollten sie zumindest zu kommunizieren versuchen, weshalb es für Österreich sehr vorteilhaft ist, die Zentrale relativ großer Banken im Land zu haben. Nämlich vor allem für die Bewahrung hochqualitativer und damit Steuern und Wertschöpfung schaffender Arbeitsplätze. Das gleiche gilt auch für die Großindustrie, die ja ebenfalls durch politischen Populismus (in diesem Fall mit grünem Anstrich) zunehmend vertrieben wird. Und auch "nur" vermögende Leute, die mit ihren Millionen hier leben, sind besser als Menschen, die mit ihren Millionen anderswo leben. Bei allem nachvollziehbaren Neid.

Was den Steuerzahlern ebenfalls noch nie klargemacht worden ist: Die einzigen Banken, die uns Geld kosten, sind ähnlich wie in Deutschland von Politikern beeinflusste Institute. Ob diese Politiker-Banker nun Claudia Schmied oder Jörg Haider geheißen haben.

Noch einmal zurück zu Treichl: Natürlich hat er in dem konkret von ihm der Politik angekreideten Punkt recht. Es ist einfach absurd, wenn für eine Bank auf Grund der rechtlichen Eigenkapitalvorschriften Kredite an noch so wacklige Staaten (=Anleihen) viel weniger Kosten verursachen als solche an noch so stabile Unternehmen.

Nur irrt  Treichl bei der Analyse der Ursache: Da steckt weniger Blödheit der Politiker dahinter als raffinierter Egoismus. Denn wäre der Kauf von Staatspapieren nach korrekten Marktmechanismen zu bewerten – also als erkennbar riskant werdende Investition –, dann müssten die Staaten endlich ernstlich anfangen zu sparen. Ihre Kreditaufnahme wäre nämlich sonst bald unerschwinglich teuer. Die Wahrscheinlichkeit ist aber erfahrungsgemäß groß, dass Parteien, die plötzlich sehr sparsam agieren, beim nächsten Mal sofort abgewählt würden. Also ist das Ganze nur für die Staatsfinanzen blöd – und zwar auf Grund der Blödheit der Wähler, die sparsame Regierungen des öfteren bestrafen. Parteipolitisch ist dieses Verhalten hingegen durchaus klug. Denn Parteipolitik schaut immer nur bis zum nächsten Wahltag.

Treichl erweckt freilich einen falschen Eindruck, wenn er so spricht, als könnte die österreichische Politik alleine diese Verzerrung der Kreditbedingungen sanieren. Das beruht längst alles auf internationalen Abkommen, die Österreich alleine nicht ändern kann, selbst wenn es wollte.

Noch einen Fehler hat Treichl begangen, den er inzwischen aber ganz heftig bereut: Er hat sich im Winter 2008/09 unter heftiger Selbstkritik als erster Bankchef interessiert erklärt, die staatlichen Kredite zur Absicherung seiner Bank entgegenzunehmen. Heute weiß man, die Erste Bank hätte das nicht gebraucht. Sie wäre nie und nimmer in Gefahr geraten. Das einzige, was ihr freilich gedroht hätte, wäre eine zumindest teilweise feindliche Übernahme durch einen ausländischen Eigentümer gewesen.

Das hätte zwar die Einlagen und Arbeitsplätze nicht gefährdet. Das wäre aber für die österreichischen Steuereinnahmen, für den Wert des Standortes wie möglicherweise auch für das Management schlecht gewesen. Jedenfalls hat die Nationalbank heftigen Druck auf die Banken ausgeübt, das staatliche Geld zu nehmen. Und keine Bank will sich allzu leichtfertig und frontal mit der Nationalbank anlegen. Kann diese doch ein sehr schikanöses Aufsichtsregime führen.

Dennoch war für Raiffeisen und Erste Bank die Annahme des Geldes ein Fehler. Denn es war bei einigem politischen Gespür vorauszusehen gewesen, dass sie ab dann von der Politik ständig dafür geprügelt werden (ungeachtet der saftigen Zinsen für die Staatskassen). Diese Staatsgelder in Bankenkassen kommen ja bei den Menschen mit folgender Story an: Wir haben mit unserem Steuergeld konkursreife Banken und deren luxuriös bezahltes Management gerettet.

Diese lustvoll vor allem von der SPÖ gesponnene Botschaft ist in der Wirkung für jeden Betroffenen natürlich verheerend. Da kommt der SPÖ die gleichzeitige Verdoppelung der Aufsichtsratsbezüge bei der Erste Bank natürlich besonders gut zupass. Die war alles andere als klug – vor allem, wenn es keine ausreichende Informationsstrategie der Bank als Begleitmusik gibt (wobei ja die Argumente auf der Hand liegen: Die Aufsichtsratsbezüge wurden viele Jahre nicht erhöht, im internationalen Vergleich sind sie noch immer viel niedriger; gleichzeitig wurde die persönliche Haftung der Aufsichtsräte größer usw). Bleibt nur anzunehmen, dass die Bank von ihren versagenden PR-Beratern jetzt wenigstens das Agenturhonorar zurückfordert.

Manche Leser werden freilich meinen: Geschieht den Banken doch durchaus recht. Sie zahlen keine wahrnehmbaren Zinsen aufs Sparbuch; kein Spitzenmanager hat dort in der Finanzkrise den Job verloren; und die Banken spekulieren heftig. Während die ersten beiden Vorwürfe weitgehend berechtigt sind, ist der dritte falsch: Die österreichischen Banken arbeiten viel konservativer, also vorsichtiger als ihre internationalen Konkurrenten. Sie haben einen viel geringeren Anteil ihrer Bilanzsummen riskant veranlagt – auch wenn in schweren Krisen natürlich jeder Kredit umfallen kann.

Aber die Banken sind auch mit dieser Botschaft nicht imstande, an die Öffentlichkeit zu dringen. Und noch weniger können sie das mit der allergrößten Gefahr, die ihnen nun droht. Es wächst nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass nach Bank Austria und Bawag noch eine weitere Großbank Richtung Ausland wegschwimmt.

Bei der Erste Bank deutet schon viel auf eine Auswanderung hin. So zeigte sich Treichl schon mehrfach überzeugt, dass Österreichs Rating (und damit auch das aller österreichischen Unternehmen) im kommenden Jahr schlechter werden wird. Damit wird die Refinanzierung aber auch für seine Bank empfindlich teurer. Zweitens will die Bank die Schulden bei der Republik möglichst bald zurückzahlen, um ihre volle Freiheit zurückzugewinnen – auch wenn sie das vor Vorliegen des nächsten Banken-Stresstests noch nicht kommunizieren will.

Und drittens ist die Erste Bank längst eine mittel- und südosteuropäische Bank und keine österreichische mehr. Sie kann sich daher legitimerweise ihren Sitz dort wählen, wo die Rahmenbedingungen am besten sind. Dabei geht es etwa um Steuersätze, um das nationale Rating, um die Infrastruktur und deren Kosten, um die Qualität und Quantität der Mitarbeiter oder um die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten des Landes. Vieles davon ist in Prag oder Pressburg längst deutlich besser. Und last not least geht es um den Umgangston zwischen Politik und Wirtschaft, der über die Zukunft des Standortes Wien entscheiden wird.

All das sollte sich die SPÖ vor Augen halten, wenn sie ihre Dobermänner Ostermayer und Kräuter wieder von der Leine lässt.

PS: Ich scheue sonst vor Beiträgen über Institutionen zurück, denen ich mich verbunden fühle. Das ist  im Fall der Erste Bank seit meiner Kindheit der Fall. Aber dennoch kann ich im aktuellen Fall nicht an der Debatte vorbeigehen. Ich wollte mit diesem PS zumindest offenlegen, dass ich der Erste Bank nicht so wertfrei gegenüberstehe wie anderen Objekten meiner Kommentare.

 

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Nicht nur eine Vergewaltigung drucken

Eigenartig, wie viele Prominente in letzter Zeit über Sexaffären stolpern. Nach dem Wikileaks-Chef und dem bekanntesten deutschen Wetter-Journalisten hat es nun den von vielen Linken schon als kommenden französischen Präsidenten gesehenen Dominique Strauss-Kahn erwischt. Dabei ist eine zweite schwere Sünde des Franzosen in den letzten Monaten ganz untergegangen. (Mit einer späteren Ergänzung am Ende)

Der Noch-Chef des Internationalen Währungsfonds hat nun in den USA jedenfalls mit einem Verfahren zu rechnen, weil er ein Zimmermädchen zu vergewaltigen versucht und dabei auch verletzt haben soll. So etwas ist in Amerika alles andere als ein Kavaliersdelikt. Aber vielleicht kann sich Strauss-Kahn noch irgendwie durch einen Diplomatenpass retten. Man wird sehen.

Jetzt kann man über die Häufung solcher Fälle viel spekulieren, die ja in den letzten Monaten auch einige österreichische Politiker ins Schleudern gebracht haben. Ist das nur Zufall? Ist es ein neues Phänomen bei Männern auf dem Gipfel des Erfolgs, die glauben, sich ungestraft einfach alles nehmen zu können, wonach ihnen gelüstet? Ist es ein Zeichen eines neuen Selbstbewusstseins von Frauen, die sich einfach auch von mächtigen Männern nicht mehr alles gefallen lassen? Oder wird im Zeitalter des Feminismus der Vergewaltigungsvorwurf auch allzu leicht erhoben, um sich etwa wegen der Nichteinhaltung von Treue-Versprechen zu rächen (wofür freilich bei den Hotel-Aktivitäten von Strauss-Kahn gar nichts spricht, soweit man den Fall kennt)?

Da mögen vielleicht irgendwie alle Faktoren im Spiel sein. Ich wage es aber nicht, einen konkreten generalisierenden Schluss zu ziehen.

Was aber schon sehr deutlich auffällt, ist die Hemmungslosigkeit, mit der Strauss-Kahn in den letzten Wochen als IWF-Chef agiert hat. Er wollte ja ganz offensichtlich von der Funktion des weltweit obersten Hüters der Finanzen und Währungen aus direkt in den französischen Präsidentenpalast wechseln. Und er hat dazu zuletzt ungeniert sozialistische Rhetorik in seine Stellungnahmen einfließen lassen. Von Woche zu Woche wurden „Jobs, Jobs, Jobs“ wichtiger und die Sorge um die überschuldeten Staatsfinanzen geringer.

Das war ziemlich widerlich. Natürlich sind Jobs wichtig. Aber wenn sie plötzlich im Munde des obersten internationalen Währungshüters eine dominante Rolle spielen, dann wird dadurch aus taktischen Wahkampfgründen die alte linke Illusion wiederbelebt, man könne dauerhafte Arbeitsplätze mit Geld, mit finanzpolitischen Maßnahmen schaffen. Das ist im Grund das gleiche Gift wie Kreiskys simple Annäherung an die Wirtschaftspolitik: Lieber Schulden als Arbeitslose. Was ja am Schluss immer zu einem klaren Ergebnis geführt hat: Man hat Schulden UND Arbeitslose.

Strauss-Kahn sprach nie von den wahren Ursachen der Arbeitslosigkeit in Europa: zu hohe Löhne; zu viele gesetzliche Regulierungen und Verbote für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen könnten; ein auf Leistung vergessendes und von Gleichheitsideologen unterwandertes Bildungssystem; und ein Wohlfahrtssystem, das durch Grundeinkommen und andere Maßnahmen die Anstrengungen eines Jobs als überflüssig erscheinend lässt. Was wohl beweist, dass man Menschen in solchen Funktionen auf mindestens fünf Jahre nach Jobende jede politische Betätigung verbieten sollte.

(Spätere Ergänzung: Nicht, dass ich die Leser mit jedem einzelnen ORF-Skandal langweiligen möchte. Aber die Berichterstattung der Zeit im Bild über die Affäre Strauss-Kahn könnte ein weiteres Schulbeispiel für jedes Lehrbuch sein, mit welchen Methoden der ORF die Fakten biegt und beugt - ohne dass er direkt lügen würde. Denn in einem ausführlichen Beitrag über die Vergewaltigungsvorwürfe wurde rund zehn Mal erwähnt, dass Strauss-Kahn Chef des Währungsfonds ist, und zwei Mal, dass er beinahe Präsidentschaftskandidat geworden wäre. Aber nicht einmal andeutungsweise erfuhr man, dass er der Kandidat der französischen Sozialisten geworden wäre. Bei negativen Meldungen über einen Politiker wird im ORF nämlich die Parteizugehörigkeit immer nur dann gemeldet, wenn dieser einer Partei rechts der Mitte angehört.)

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Neuseeland, Polen und der ORF drucken

Die erstaunlichsten und aufschlussreichsten Meldungen findet man in den meisten Medien gar nicht oder nur sehr versteckt. Das betrifft genauso den Lieblingsjuristen des ORF wie auch die angeblich geschlossene Anti-Atom-Einstellung der Europäer wie auch die von jedem Volksschullehrer verbreitete Heiligkeit von spendengeilen Vereinen wie Greenpeace.

Die Beispiele im einzelnen:

Die Wahrheit über Greenpeace

In Europa muss man immer öfter den Kopf über Urteile etwa des EU-Gerichtshofs in Luxemburg schütteln. Umso erfreulicher ist es, wenn bei Höchstgerichten anderer Länder Richter noch mutig die Wahrheit sprechen. Das ist etwa dieser Tage in Neuseeland passiert.

Dort hat das Höchstgericht zu Recht erkannt, dass Greenpeace eine viel zu politisierte Organisation ist, um als karitativ anerkannt zu werden. Das Gericht sprach überdies von „möglicherweise illegalen Aktivitäten“ bei Greenpeace, die auch nicht durch den Kampf gegen „in den Augen von Greenpeace ablehnenswerte Aktivitäten“ gerechtfertigt werden könnten.

In Neuseeland herrscht also noch Gerechtigkeit. Dort kann man mit noch so gutmenschlich verkauften Zielen noch lange keinen Rechtsbruch als erlaubtes Mittel rechtfertigen. Und was herrscht bei uns?

Hier wird von jedem Boulevardmedium und noch mehr vom zwangsfinanzierten Staatsfernsehen ständig Gratiswerbung für Greenpeace&Co gemacht; hier wird ständig alten Frauen eingeredet, wie wertvoll ihre Spende zur Finanzierung solcher Greenpeace-Aktionen ist; hier hat ein Josef Pröll als Finanzminister Spenden an Greenpeace sogar steuerbefreit und mit Spenden an wirklich wohltätige Vereine gleichgestellt. Und das in Zeiten der größten Schuldenquote der österreichischen Geschichte.

410 zu 407 pro Atomkraft

Ganz Europa steht geschlossen gegen die Atomkraft. Ganz Europa? Das gar nicht so kleine Polen dort oben im Norden an der Ostsee jedenfalls nicht. Dort hat soeben das Parlament mit 410 zu 407 ein überaus atomkraftfreundliches Gesetz angenommen. Das heißt: Alle relevanten Parteien in Polen wollen, dass das Land ein (erstes) Atomkraftwerk bekommt, und dann gleich ein zweites.

Sie haben bei dieser Abstimmung sogar die Anforderungen an den Erbauer des Atomkraftwerks reduziert: Er muss im Gegensatz zur bisherigen Rechtslage nicht mehr schon am ersten Tag die Finanzierung für das gesamte Projekt auf den Tisch legen, auch die notwendigen Sicherstellungen in Hinblick auf die Abfallentsorgung wurden signifikant reduziert.

Dieser Beschluss erstaunt, wenn man insbesondere in den deutschsprachigen Medien wochenlang die Schreckensberichte aus Japan gelesen hat. Diese haben jedem Mitteleuropäer die Gewissheit verschafft, dass dort ein unglaubliches Massensterben stattgefunden hat. Wie sollten die Menschen es auch anders wissen, wenn ihnen verschwiegen wird, dass in Japan bisher kein einziger Verstrahlungs-Toter zu beklagen ist, und dass es in Mitteleuropa seit ein paar Millionen Jahren keinen Tsunami gegeben hat.

Was folgt daraus? Die ziemlich große Gewissheit, dass Polen mittelfristig sehr gute Chancen hat, wirtschaftlich viel besser dazustehen als die heute noch so selbstbewusst auftretenden Deutschen und Österreicher. Die Polen haben niedrigere Steuern, geringere Soziallasten und sie verschulden sich nicht zugunsten irrealer Sonnen+Windenergie-Träume.

Heinz Mayer und der ORF-Betriebsrat

Bei wem gibt der nicht zuletzt von Kommunisten geprägte ORF-Betriebsrat Gutachten in Auftrag? Bei dem regelmäßig vom ORF-Bildschirm lachenden und auch sonst in linken Kreisen nicht gerade unbeliebten Heinz Mayer. Ein interessantes Netzwerk.

Mayer behauptet in einem nun bekannt gewordenen (und wie finanzierten?) Gutachten für diesen Betriebsrat: Die Bindung der Subventionen, die der ORF aus unseren Steuergeldern erhält, an die Gebührenbefreiung für sozial schlechter Gestellte sei verfassungswidrig. Freilich ist der Verfassungsgerichtshof bisher erstaunlich oft nicht der Meinung des Herrn Professor gewesen.

Natürlich lässt sich nicht ausschließen, dass sich der Gerichtshof einmal auch einer Mayer-Meinung anschließt. Das wird aber hoffentlich dem ORF nichts helfen. Denn noch gibt es kein Verfassungsgesetz, das den Gesetzgeber zwingt, irgendjemandem – mit oder ohne Bindung – Subventionen zu geben. Und ebenso könnte der demokratisch gewählte Gesetzgeber auch das Gebührenprivileg des ORF überhaupt abschaffen. Offen bleibt da nur die Frage, wieweit der ORF die Politik erpressen beziehungsweise bestechen kann.

Entschädigungen für Homosexuelle

Die deutschen Grünen haben verlangt, dass Homosexuelle Entschädigungszahlungen bekommen, wenn sie zwischen 1945 und 1969 für homosexuelle Handlungen verurteilt worden sind. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Noch so kriminelle Schäden aus jener Zeit kann kein Mensch mehr einklagen, weder beim Staat noch bei einem individuellen Übeltäter. Die sind längst verjährt. Für jene Gruppe aber, die nach dem damaligen Gesetz völlig rechtmäßig verurteilt worden ist, soll es jetzt nach dem grünen Willen Geld von allen Steuerzahlern geben.

Und diese Grünen haben bekanntlich gute Aussichten, demnächst in Deutschland mit roter wie auch dort medialer Schützenhilfe an die Macht zu kommen.

Bin Laden, der strenge Moslem

Und zum Schluss etwas Nettes, an dem natürlich auch ich nicht vorbeigehen kann: In der kleinen Festung des getöteten Osama bin Laden hat sich mengenweise pornographisches Material gefunden. Ei der Potz: Ausgerechnet der mit gleich mehreren Frauen gesegnete strenge Moslem, in dessen Namen Frauen getötet werden, wenn sie sich nicht bis zur Nase verhüllen, zeigte intensives Interesse auch am restlichen Körper von Frauen. Und etlichem mehr. Natürlich weiß niemand, wer diese Videos konsumiert hat - vielleicht waren es ja nur seine Frauen und Diener. Tatsache bleibt aber, dass wegen solcher Videos  in islamistischen Kulturen Menschen schon zu Tode gesteinigt worden sind.

Dennoch wird ein paar naiven Christen noch immer der Islam ob seiner Strenggläubigkeit imponieren . . .

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Phobien aller Länder fürchtet euch! drucken

Wiener aufgepasst! Die rot-grüne Gehirnwäsche-Koalition hat ein neues Umerziehungsprogramm für euch vorbereitet, das jetzt mit Volldampf auf die Stadt losgelassen wird. Natürlich geschieht das um Euer Geld, ob Ihr wollt oder nicht. Euch wird jetzt jedenfalls die nächste verbrecherische Haltung ausgetrieben: nämlich die Transphobie.

Wie, Ihr wisst nicht, was das ist? Das wird spätestens Ende 2012 anders sein. Denn bis dahin wird der Kampf gegen eben diese Transphobie das „Schwerpunktthema der politischen Antidiskriminierungsarbeit“ sein. So verkündete es soeben die dafür zuständige (ehrlich, dafür gibt es in Wien eine eigene Zuständigkeit!!) Stadträtin Sandra Frauenberger. Und wo die Gemeinde umerzieht, da wächst bekanntlich kein Gras mehr. Selbst wenn Frau Frauenberger bis jetzt ein ziemlich unentdecktes Mauerblümchen-Dasein geführt hat.

Für die nächste Kampagne sollte sie sich übrigens auch etwas mit dem eigenen Namen einfallen lassen: Klingt der nicht furchtbar männlich und wäre da nicht zumindest ein hochgestelltes -in zu empfehlen? Oder ist sie etwa gar selbst ein solcher Trans, den/die/das ich laut Rathaus angeblich fürchte, aber künftig nicht mehr darf? Trans sind jedenfalls (ich habe inzwischen nachgeblättert) jene armen Menschen, die irgendwie zwischen den Geschlechtern stehen oder stehen wollen. Nach Ansicht von Rot-Grün sind sie offenbar unglaublich zahlreich und offenbar furchtbar verfolgt.

Die Transphobie wird – natürlich – gemeinsam mit der Homophobie bekämpft. Diese ist schon seit langem das zweitliebste Lieblingsobjekt der Umerziehungsprogramme der Linksparteien. Das liebste ist der Antifaschismus, der ja einer der raffiniertesten Methoden war, um aus Kommunisten und anderen Massenmördern plötzlich edle Wesen zu machen. Denn wer gegen die nationalsozialistischen Massenmörder ist (die man bewusst mit den diversen Faschismen der Zwischenkriegszeit in einen Topf wirft, nur um nicht sagen zu müssen, dass das eben auch -Sozialisten waren), der wird durch die einseitige Betonung des Antifaschismus selber zum guten Menschen, geradezu zum Gutmensch. Minus mal Minus ergibt Plus. Ebenso macht die Antihomophobie aus jedem Schwulen ein nachahmenswertes Vorbild.

Darf ich es gestehen? Ich habe, seit ich das neue Wort kennengelernt habe, schon eine weitere Phobie an mir entdeckt: die Transphobie-Phobie. Früher hat man diese Phobie übrigens nach der Wortprägung eines furchtbaren Patriarchen-Chauvis auch Kastrationsangst genannt. Aber wahrscheinlich wird Sigmund Freud von Frauin Frauenbergerin ja ohnedies bald auf den Index der verbotenen Phobisten gesetzt werden.

Übrigens bin ich froh, dass die Gute noch nicht meine wirklich Phobie entdeckt und zum Kampfesziel gemacht hat (daher sind alle Leser gebeten, Selbige geheimzuhalten): Ich bin nämlich kynophob. Vor allem wenn sie groß sind.

Liebe Gesinnungsschnüfflerinnen aus dem Rathaus: Falls ihr das Wort nicht kennt, eine kleine Hilfe – es ist griechisch. Auf Latein wäre das etwa Canoodium, (Transphobie hingegen ist eigentlich eine lateinisch-griechische Wortklitterung, gewissermaßen ein/e verbale/r/s 'Trans' – aber das ist auch schon egal).

Noch etwas zweites macht mich so richtig froh: Man sieht wieder, wie gut es uns geht, wenn wir uns noch solche Frauenbergerinnen leisten können.

Und am allerfrohesten bin ich aber, dass wir uns das alles in zwei, drei Jahren nicht mehr leisten werden können, wenn uns die Politik mit diesen und Tausenden anderen Eskapaden endgültig zum nächsten Griechenland gemacht hat. Wofür die Einführung bisher unbekannter griechischer Fremdworte ja eine passende Vorstufe ist.

PS: Schon ist der erste Schritt der Anti-Phobie-Aktion umgesetzt. In Wien wird sie zum Pflichtprogramm in der Lehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule. Dabei wäre ich ja schon froh gewesen, würden Volksschullehrer wieder halbwegs die Rechtschreibung beherrschen. Und jetzt müssen sie gleich so schwierige griechische Fremdwörter lernen . . .

 

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Fußnote 197: So eine Volkspartei hat's nicht leicht drucken

Die ÖVP hat in den letzten Tagen bewiesen, dass sie die Posten keineswegs nach sturem Bünde-, Bundesländer- und Geschlechterproporz vergibt, wie ihr vielfach von Medien vorgehalten worden ist. Das ist anerkennenswert. Die ÖVP hat damit aber auch bewiesen, dass eine Abgehen von einem dümmlich-formalistischen Proporz noch keineswegs eindrucksvolle Personal-Ergebnisse produziert. (Mit drei späteren Ergänzungen am Ende)

Das zeigt insbesondere der im Eiltempo erfolgte Aufstieg von Johanna Mikl-Leitner. Binnen weniger Tage wird sie nicht nur Innenministerin, sondern auch Chefin des ÖVP-intern nicht ganz unwichtigen ÖAAB. Aber niemand weiß, was sie in ihrem bisherigen Lebenslauf eigentlich dazu prädestiniert – außer große persönliche Loyalität zu Erwin Pröll. Ihr Avancement ist umso schwerer nachvollziehbar, als sie im Innenministerium in Sachen Trittsicherheit das absolute Kontrastprogramm zu Vorgängerin Maria Fekter darstellt. Oder hat da zwar nicht der Bundesländer-Proporz, aber das Geschlecht eine Rolle gespielt? Das wäre genauso blöd (wenn auch bei den Medien sehr modisch). Mit Reinhard Lopatka wäre jedenfalls eine Alternative bereitgestanden, die wohl interessanter gewesen wäre, obwohl (und nicht: weil) er als Steirer auch gut in ein etwas ausgeglicheneres Verhältnis der Länder gepasst hätte. Aber immerhin muss man Mikl zugute halten, dass sie in der neuen Funktion schon einen mutigen wie wichtigen Satz zustandegebracht hat: nämlich eine Absage an die noch von Vorvorgänger Neugebauer heftig verteidigte Hacklerregelung. Also ist sie vielleicht nur als Innenministerin überfordert, wo sie indirekt der Vorgängerin unmenschliches Verhalten vorwirft.

(Nachträgliche Ergänzung: Dass Schluss-Lob für Mikl-Leitner war verfrüht. Denn schon nach Stunden hat sie ihre Kritik an der Hacklerregelung widerrufen und sich peinlicherweise wieder zu dieser bekannt. Die Dame ist offenbar doch in keiner Materie sattelfest).

PS.: Auch die Wiener Marek-ÖVP ist weiterhin recht amüsant zu beobachten, weil sie noch immer glaubt, auf Grün-Kurs wieder punkten zu können. So lässt sie sich jetzt von der ideologisch sehr weit weg stehenden Sybille Hamann Ratschläge geben. Aber vielleicht irre ich mich und es steht die Wiener ÖVP ohnedies gar nicht weit weg von der forschen Feministin. Na dann, weiterhin viel Erfolg.

(Nachträgliche Ergänzung zum PS: Jetzt bin ich noch auf einen weiteren Ratgeber der Marek-ÖVP gestoßen, einen Schwulen-Aktivisten, der sich für die "Liberalisierung intergenerativer sexueller Beziehungen mit Personen unter 14" eingesetzt hat. Mit der tollen Einschränkung: nur dort wo sie "zwefelsfrei harmlos sind und auf gegenseitigen Konsens gegründet" seien. Der Mann ist wirklich eine weitere tolle Bereicherung auf dem Weg zur Selbstzerstörung einer Partei, die sich von einer konservativ-wirtschaftsliberal-christlichen Gruppierung zu einer Minderheitenschutzorganisation der von Journalisten so geliebten "urban-liberalen" Gruppen. Gute Reise.)

(Nachträgliche Ergänzung zur nachträglichen Ergänzung: Die Information, dass der "kinderfreundliche" Schwulenaktivist und Jurist von der Wiener ÖVP eingeladen wurde, war ein Irrtum, auch wenn er von zwei Quellen bestätigt worden ist. Ich bedaure!)

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Fußnote 196: Die Profis rund um Michael Sp. drucken

Michael Spindelegger beschäftigt in Sachen Öffentlichkeitsarbeit offensichtlich die gleichen tollen Amateure wie Josef Pröll.

Das Außenministerium – das bisher diesbezüglich angenehm keusch war – schaltet nämlich neuerdings in einem Wiener Bezirksblatt ganzseitige Inserate. Es ist schon traurig genug, dass da wieder einmal auch von der ÖVP Steuergeld verschwendet wird, so als ob man sich nicht positiv vom System Faymann abheben will. Überdies ist der Text der Einschaltung ganz offensichtlich nur an ländliche Gemeinderäte adressiert; er wirkt in einem Wiener Gratisblatt wie der Mähdrescher auf der Wiener Ringstraße. Er preist nämlich ein „Servicepaket“ sowie Brüssel-Reisen für Europa-Gemeinderäte an. Solches hat in ganz Wien per definitionem maximal 100 Adressaten. Mehr Gemeinderäte hat die Stadt ja nicht. Denen hätte man viel billiger persönliche Briefe schreiben und gleich ein paar Brüsseler Restaurant-Gutscheine dazu geben können. Ach ja, und es sind nicht Europa-Gemeinderäte, die da Michael Spindelegger anagitiert, sondern „Europa-GemeinderätInnen“. Solchen Genderschwachsinn kann man wirklich punktgenaue Zielgruppenansprache nennen, also die Dummheit, mit der man seine eigenen Wähler verärgert. Aber wenn man schon die Wähler mit Verbrennen von Steuergeld für schwachsinnige Inserate provoziert, und wenn man schon nicht imstande ist, sich anstelle minderbemittelter Studienabbrecher oder absolventen eines P-Billigstudiums mit ihrem Uni-Kauderwelsch Kommunikationsprofis zu holen, dann könnte sich die ÖVP wenigstens bei der Konkurrenz etwas abspecken. Denn gleich daneben steht ein SPÖ-Inserat (ob bezahlt oder unbezahlt ist in diesen Produkten meist nicht mehr unterscheidbar). Und dort ist ganz deutsch von „Akademikerquoten“ die Rede und nicht von irgendwelchen Rinnen. Ein paar Kündigungsbriefe an seine Amateurpartie wären für den neuen ÖVP-Chef zweifellos eine bessere Investition als noch einige solcher Inserate.

 

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Fußnote 195: Die Täter aus dem Gefängnis drucken

Dass die islamischen Aggressionen gegen die ägyptischen Christen zunehmen, ist hier schon mehrfach thematisiert worden. Neu ist aber die Kühnheit, mit der nun dafür schnell ein Sündenbock gefunden worden ist.

Da noch allzu viele Leser, Seher und Hörer in Erinnerung haben, wie die ägyptische Revolution als Ausbruch einer modernen demokratischen Zivilisation gefeiert worden ist – nur weil die Demonstranten Internet und Handies benutzten –, will man nicht so schnell zugeben, dass die Ergebnisse der Revolution einer Katastrophe zutreiben. Daher wird nun insbesondere vom ORF verbreitet, dass hinter der brutalen Abfackelung christlicher Kirchen, der Ermordung von zwölf Menschen – von den Hunderten Verletzten gar nicht zu reden – niemand anderer als das alte Mubarak-Regime stecken dürfte. Kleinigkeiten, wie der Gefängnisaufenthalt von dessen führenden Protagonisten, werden ebenso verschwiegen wie der quer durchs Land erblühende islamistische Radikalismus, der sich auch gegen Israel richtet. Dafür zeigt man uns geradezu rührend ein paar Dutzend Moslem- und Christen-Frauen, die gemeinsam für Frieden demonstrieren. Aber im Verdrängen antichristlicher Bluttaten sind unsere Medien, aber auch die österreichischen Politiker ja immer groß. Wer hat etwa beim Besuch des türkischen Präsidenten ein Wort von den dortigen Morden an Christen gehört?

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Fußnote 194: Die Statistik zeigt die Erfolge der Gesamtschule drucken

In Österreich werden die Erfolge der Gesamtschul-Versuche unverständlicherweise geheimgehalten. Dabei lassen sie sich durch internationale Statistiken längst beweisen.

Sind doch die Bankrott- oder Fast-Bankrott-Länder Europas allesamt Gesamtschulländer: Portugal, Irland, Griechenland, Spanien. Alle vier liegen noch in einer weiteren Statistik ganz an der Spitze: bei der Jugendarbeitslosigkeit (die auch in einem weiteren Vorbildland, nämlich Finnland, sehr hoch ist). Während die Schweiz, Österreich und Süddeutschland jämmerlich abfallen, sowohl in Sachen Jugendarbeitslosigkeit wie auch Bankrottgefahr wie auch Ausbreitung der Gesamtschule. Zum Glück gibt es in Österreich wie Deutschland genug Politiker, die an einer Ausmerzung dieser Defizite arbeiten.

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Grünparteien in Europa drucken

Stimmenanteil von Grünparteien bei den letzten Wahlen in Prozent
In Klammer Datum der Wahl

 

 

Staat Stimmanteil
Lettland

19,7 (2010)*

Luxemburg

11,7 (2009)

Deutschland

10,7 (2009)

Österreich

10,4 (2008)

Belgien

9,2 (2010)

Finnland

7,3 (2011)*

Schweden

7,3 (2010)

Niederlande

6,7 (2010)

Estland

3,8 (2011)

Frankreich

3,2 (2007)

* Grüne an der Regierung beteiligt (in Finnland noch aufgrund des Wahlergebnisses von 2007)

Quelle: Eurostat

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Familiendaten: Lebensgemeinschaften, Ehe & Kinder drucken

Alleinerzieher, Lebensgemeinschaften (unverheiratet), verheiratete und unverheiratete Paare mit Kindern unter 27, jeweils in Tausend

 

  1985 2010
Alleinerzieher

169

2005: 187

Lebensgemeinschaften gesamt

73

169

Ehepaare mit Kindern

915

753

Lebensgemeinschaften mit Kindern

25

139

Quelle: Statistik Austria

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Wie entwickeln sich die Schulden in Österreich? drucken

Schuldenstand und Defizit in Prozent des BIP
mit bzw. ohne ausgelagerte Schulden

 

  Schuldenstand neu Schuldenstand alt Defizit neu Defizit alt
2001

67,3

67,1

0,0

0,0

2002

66,7

66,5

0,7

0,7

2003

65,8

65,5

1,5

1,4

2004

65,2

64,8

4,5

4,4

2005

64,6

63,9

1,7

1,7

2006

62,8

62,1

1,6

1,5

2007

60,7

59,3

0,9

0,4

2008

63,8

62,5

0,9

0,5

2009

69,6

67,5

4,1

3,5

2010

72,3

68,9

4,6

3,6

Quelle: Statistik Austria

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Lebenserwartung der Österreicher drucken

Durchschnittliche Lebenserwartung und Anteil der über 60-jährigen

 

  Lebenserwartung Anteil der über 60-jährigen
1840

< 40

*

1930

54,5

12

1955

64,6

16,7

2009

77,6

24,2

2020

*

34,7

* Jeweils keine Daten vorhanden

Quelle: Denkwerkstatt St. Lambrecht

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Missbrauch beim Staat: Vertuscher und Gegner drucken

„Im Namen der Ordnung“ hat Horst Schreiber für die Universität Innsbruck
die oft schrecklichen Erinnerungen Tiroler Heimkinder aufgezeichnet und
im Studienverlag veröffentlicht (ISBN 978-3706549974). Das Land Tirol
hat das Projekt unterstützt und damit ein Zeichen gesetzt: es hat sich
„seinen“ Gewalt- und Missbrauchsfällen gestellt. Zuletzt hat sich
Landeshauptmann Platter in aller Form bei den Opfern entschuldigt, und
ihnen damit das vielleicht Wichtigste gegeben: Ein Gefühl ernst genommen
zu werden.

Auch der Wiener Bürgermeister Häupl und der Oberösterreichische
Landeshauptmann Pühringer haben sich bei den Opfern ihrer Vorgänger
entschuldigt. Sie haben Untersuchungskommissionen eingesetzt und teils
erhebliche Entschädigungszahlungen geleistet.

Lediglich der Bundesstaat selbst, die Republik Österreich, wehrt sich bis
heute mit aller Kraft dagegen, dass die Fälle aus dem Umfeld staatlicher
Einrichtungen ans Tageslicht kommen. Insbesondere aus den Internaten,
den Bundeskonvikten und Bundeserziehungsanstalten, sind schwere Fälle
von Gewalt und Missbrauch an Kindern dokumentiert. Zeitungsberichte
verweisen unter anderem immer wieder auf Vorfälle aus dem Bundeskonvikt
Lienz.

Besonders schlimme Gewalt- und Missbrauchsfälle gab es im
Bundeskonvikt Waidhofen/Ybbs, die jetzt im Buch „Internatsgeschichten“
dokumentiert sind (Freya Verlag, ISBN 978-3990250297). Eine Reihe
Betroffener haben unter anderem berichtet, wie sie in den 1970er Jahren
beim Direktor des Internats regelmäßig zur „Untersuchung“ ihrer
Genitalien antreten mussten. Im Juni 1975 gab es dann auch noch eine
Explosion in diesem Internat, bei der zwei Kinder schwer verletzt wurden
und bis heute an den Folgen leiden. Dem Direktor gelang es damals, den
Vorfall zu vertuschen.

Gegen solche Berichte und Dokumentationen geht die Republik Österreich
bisher mit heftiger Zurückweisung vor. Dem Autor der
„Internatsgeschichten“ hat die Finanzprokuratur als Anwalt der Republik
auch gleich ein Dokument mit dem Titel „E-Mail an Gegner.doc“
übermittelt. Ende Dezember 2010 hat das verantwortliche
Unterrichtsministerium schließlich doch eine formelle Untersuchung
eingeleitet, aber bis zuletzt keinen einzigen Zeugen oder Betroffenen
befragt.

Am 2. März 2011 hat die Finanzprokuratur dann das Verfahren mit
einem kurzen Brief an den Autor beendet. Darin hält sie gleich drei Mal
fest, dass „keine Anhaltspunkte für rechtswidriges oder schuldhaften
Verhalten von Bundesorganen gefunden wurden“. Auch an der vertuschten
Explosion im Internat konnten die Behörden kein Problem entdecken, denn
„Unterlagen liegen dazu nicht auf“. Abschließend urteilt die
Finanzprokuratur ganz amtlich: „Im übrigen sind die Ansprüche bereits
verjährt.“

Immer wieder fordert auch die kirchliche Opferschutzkommission von der
österreichischen Regierung, sich diesen Vorfällen zu stellen. Noch vor
einem Jahr meinte die damalige Justizministerin Bandion-Ortner dazu,
„man könne nicht für jedes und alles eine Kommission einrichten“. Dieser
Kommentar wurde dann auch noch im Parlament diskutiert. Zu Jahresbeginn
2011 hat es Gespräche zwischen Regierungsvertretern und den Fachleuten
der Opferschutzkommission gegeben. Seither ist Schweigen.

Wolfgang Hoffmann, Jahrgang 1959, ist Musiker, Unternehmer und Autor.
Siehe: http://www.woho.at

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Lasset uns staunen drucken

In dieser Welt – vor allem in diesem Land – passieren ständig Dinge, die einem den Mund vor Staunen offen lassen. Und die logischerweise in vielen Köpfen zu bösen Schlussfolgerungen führen. In den letzten Tagen musste man etwa staunen über die österreichischen Moslems, über die Beziehungen der SPÖ zur Korruption, oder über den Umgang der Schweiz und der Belgier mit Asylwerbern, von dem man in Österreich nicht lernen will.

Die Beispiele im einzelnen:

Die arbeitslosen Privatschuleltern

Das einzige islamische Privatgymnasium Europas steht laut der „Zeit“, dem deutschen Blatt für die Alt-68er, in – Wien. Dass diese Schule von der „Zeit“ des langen und breiten berühmt wird, braucht nicht extra betont zu werden. Überaus erstaunlich ist aber, was man über die Eltern dieser Schüler erfährt: Nicht weniger als die Hälfte ist arbeitslos - die Eltern haben aber dennoch laut „Zeit“ keine Probleme, sich die 120 Euro Schulgeld für eine korangemäße Erziehung zu leisten! Für dieses überaus erstaunliche Phänomen (zugegeben: Es ist lediglich für mich erstaunlich, die „Zeit“ stellt sich dazu keine Fragen, das wäre ja politisch unkorrekt) gibt es nur wenige denkmögliche Erklärungen. Jede davon ist aber überaus unerfreulich.

Erstens: Die Eltern sind gar nicht so arbeitslos, wie sie gegenüber den österreichischen Behörden tun. Zweitens: Die Sozialleistungen der (bekanntlich schwer verschuldeten) Republik sind so üppig, dass man sich von diesem Geld auch eine Privatschule leisten kann. Drittens: Es fließen geheimnisvolle „Spenden“ dafür, dass es in dieser Schule wirklich bis hin zum fünfmaligen Gebet ordentlich islamisch zugeht, weshalb die Eltern im Widerspruch zur Recherche der „Zeit“ keineswegs Schuldgeld zahlen. Von wem könnte dieses Geld kommen? Am ehesten wäre in diesem Fall auf den üppigen Subventionstopf der Gemeinde Wien zu tippen oder auf Saudi-Arabien. Osama bin Ladens Heimatland gibt ja überall Milliarden für radikal islamische Institutionen aus. Und gründet gerade in Kooperation mit dem Wiener Außenministerium eine dubiose interreligiöse Institution in Wien.

Die Politruks des Norbert D.

Dem Verteidigungsministerium von Norbert Darabos ist nun sogar von einem Gerichtsurteil rechtswidrige parteipolitische Schiebung bei Postenbesetzungen attestiert worden. Bei einer Beförderung war die Ausschreibung auf den „letztlich ernannten Beamten hingetrimmt“, so das Gericht. Dadurch wurde der „minder geeignete“ Kandidat an die Spitze einer wichtigen Abteilung gehievt. Die SPÖ entblödet sich aber trotz dieses vernichtenden Urteils nicht, nur wenige Tage danach diesen minder geeigneten Harald Schifferl auch noch zum Vorsitzenden der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter im Darabos-Ministerium zu machen.

Dennoch muss natürlich der Steuerzahler und nicht etwa die SPÖ einem unterlegenen Kandidaten nun einen satten Verdienstentgang zahlen. Plumper und unverschämter geht’s nimmer.

Die Ostermayer-Methoden und die Staatsanwaltschaft

Halt – es geht doch unverschämter. Denn der einzige Grund, warum dieser und andere Skandale im Heeresministerium nicht die Schlagzeilen füllen, heißt Josef Ostermayer. Er hat mit unglaublichen Methoden fast alle Medien auf SPÖ-Linie gebracht. Diese Methoden sind jetzt durch die Aussage eines ehemaligen ÖBB-Managers ziemlich brutal offengelegt worden.

Ostermayer hat einst als linke Hand des damaligen Verkehrsministers Werner Faymann direkt bei SPÖ-freundlich schreibenden Boulevardzeitungen wie der Kronenzeitung Inserate der aktienrechtlich eigentlich unabhängigen Bahn in Auftrag gegeben. „Die Bahn musste in ausgewählten Boulevard-Medien Inserate schalten, die das Ministerium bestellte.“ So der ÖBB-ler laut „Kurier“. „Das hat uns jedes Mal um die 30.000 Euro gekostet. Und die Kaltschnäuzigkeit war extrem. Man hat das einfach bestellt und uns dann die Rechnung geschickt.“

Gewiss muss man einschränken, dass der "Kurier" bisher nicht die Anonymität seiner Quelle gelüftet hat. Dennoch wäre in jedem anderen Land klar, dass sich nach solchen schweren wie konkreten Anschuldigungen die Staatsanwaltschaft von Amtswegen sehr genau jene Inseratenvergaben anschaut. Sie wäre in einem Rechtsstaat sogar verpflichtet, sich nun die Belege, die Aufträge, die Ausschreibungen, die Bemühungen eines ordentlichen Kaufmannes um den niedrigsten Preis und derlei mehr vorlegen zu lassen. In Österreich geschieht solches jedoch nicht. Da interessiert sich die Staatsanwaltschaft nur für Islam-Kritiker.

Genauso bleibt ja auch der Herr Jarolim ungeschoren, obwohl ihm ziemlich der gleiche Verdacht anhaftet wie dem Herrn Strasser. Hängt das so selektive Desinteresse der Strafverfolgungsbehörde an allen linken Korruptionisten vielleicht gar damit zusammen, dass die Leitung der Korruptionsstaatsanwaltschaft einem grünen Ex-Politiker anvertraut worden ist? Das könnte ja gewisse Beißhemmungen gegenüber der einzigen Partei erklären, die gerne mit den Grünen eine Koalition einginge.

„Zivilschutzanlagen sind zumutbar“

Der Direktor des Schweizer Bundesamts für Migration ist laut dem „Tages-Anzeiger“ empört: Denn die tunesischen Pseudo-Flüchtlinge, die auch die Schweiz überschwemmen, haben das angebotene Quartier abgelehnt. Eine Zivilschutzanlage sollte ihnen als Notunterkunft dienen. Praktisch alle dorthin zugeteilten „Flüchtlinge“ sind wieder weggegangen. Freilich nicht aus der Schweiz, sondern nur aus dem Quartier.

In der Schweiz können sie dennoch recht lange bleiben. Das humane europäische Asylrecht erlaubt keine zwangsweise Rückführung in jenes eigentlich nunmehr demokratisch gewordene Land; Begründung laut der Zeitung: Dort ginge es derzeit allzu chaotisch zu. Zugleich dauern Asylverfahren in der Schweiz auf Grund der vielfältigen, Österreich noch übertreffenden rechtlichen Möglichkeiten der angeblich politisch Verfolgten in der Regel jahrelang, wie die „Weltwoche“ gerade penibel aufgelistet hat. Derweil bleibt dem Chef des Migrationsamtes nur der Zorn über die anspruchsvollen Asylwerber: „Ich erwarte von Asylwerbern, dass sie solche Unterkünfte akzeptieren.“

Und in Österreich? Da wagt man nicht einmal, daran zu denken, dass man Asylwerbern so etwas Schlichtes wie eine Zivilschutzeinrichtung anbieten könnte. Da regen sich ja alle medialen Gutmenschen schon auf, wenn die „Flüchtlinge“ auf einem abgelegenen Berggasthof untergebracht werden sollen.

Auch Belgien wird konsequent

Österreichs neuer Integrationsstaatssekretär sollte sich nicht nur die Schweiz genauer anschauen. Überraschenderweise ist auch Belgien nach einem Rechsruck bei den Wahlen in Sachen Asylmissbrauch viel energischer geworden (obwohl es seit den Wahlen nun schon ein Jahr lang bloß eine provisorische Regierung gibt). Belgien hat nach Frankreich als zweites Land die Ganzkörperverschleierung verboten.

Es hat in den letzten Tagen außerdem von der EU die Aufhebung der Visa-Liberalisierung für Serbien verlangt. Der Grund: Seit dieser Liberalisierung beantragen viele Serben in der EU Asyl. Und deren Rückführung wird von Belgrad nicht gerade einfach gemacht. Entlarvend ist, dass am Tag nach dem Bekanntwerden der belgischen Drohung Serbien gleich 16 Polizisten wegen Dokumentenfälschung und Beihilfe zum Asylbetrug verhaftet hat.

Österreich hat nichts dergleichen beantragt.

Sebastian Kurz sollte sich langsam seinen wirklichen Aufgaben zuwenden, nachdem er nun langsam auch dem letzten Medium vermittelt hat, dass er eh kein Menschenfresser ist. Das gilt übrigens noch viel mehr für seine Ministerin, die ja die formal Zuständige für Asylanten ist. Die derzeit freilich vor allem eines tut: erstaunliche Unsicherheit auszustrahlen. Während sich die anfangs so attackierten Herrn Kurz und – insbesondere – Töchterle bisher ziemlich brillant präsentiert haben. Für Kurz wie Mikl-Leitner wird aber trotzdem bald die Stunde des Ernstes kommen, wo die Österreicher Taten und nicht nur Interviews von ihnen sehen wollen.

Die letzte Zigarette

Staunen und lernen könnten auch die österreichischen Gewerkschaften angesichts der Schließung der Tabakfabrik Hainburg. Denn die Begründung für diese Schließung, wie man sie zumindest in der „Presse“ lesen konnte, ist mehr als eindeutig.  „Hohe Lohnkosten, die Arbeitszeitregelung, andere Auflagen – da unterliegt Österreich gegenüber anderen Ländern.“ So formulieren es ein Sprecher der Firmeneigentümer, die künftig in Polen produzieren lassen. Dort spielen die restlichen Erklärungen offenbar keine Rolle, wie die Folgen der Krise, der wachsende Schmuggel (der natürlich eine Folge der ständig steigenden Tabaksteuern ist) und der Rückgang der Raucher.

Noch staunenswerter ist jedoch die Reaktion der Gewerkschaft. Die will von all dem nichts hören, sondern sieht die Schließung als Folge der Privatisierung. Offenbar hätte der ÖGB lieber wieder einmal den Steuerzahler gemolken, wie es bei fast allen staatlichen Unternehmen der Fall war, oder fast der Fall gewesen wäre, hätte man nicht rechtzeitig verkauft. Offenbar hat man im ÖGB auch vergessen, dass mit den Erlösen für die Austria Tabak nur die Schulden anderer von der Gewerkschaft geschädigten Staatsunternehmen beglichen worden sind.

 

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Was man von den Briten lernen könnte drucken

Ein solches Referendum hätte in Österreich mit Sicherheit den wahlrechtlichen Istzustand nicht bestätigt. Jedenfalls nicht mit so großer Mehrheit wie jene, mit der die Briten ihr Mehrheitswahlrecht verteidigt haben. Deswegen lassen ja unsere Politiker sicherheitshalber gleich gar nicht zu, dass das Volk über das Wahlrecht abstimmt.

Die Briten haben sich ganz klar für das Mehrheitswahlrecht ausgesprochen. Und sie haben gleichzeitig ein überzeugendes Beispiel für das Funktionieren der direkten Demokratie abgelegt. Das sollte auch in Österreich die diesbezügliche Diskussion wieder beleben. Freilich ist klar, dass die Wiener Koalition ein diesbezügliches Gesetz beziehungsweise Referendum nur noch viel schwerer durchbrächte, seit sie keine Zweidrittelmehrheit mehr hat.

Außerdem war ja die SPÖ nie ein sonderlicher Freund von Mehrheitssystemen. Und auch in der ÖVP haben dessen Freunde immer nur eine Minderheit gebildet. Diese sind seit dem Absturz der Volkspartei auf den dritten Platz bei etlichen Umfragen zweifellos noch viel zaghafter geworden. Aber auch in der aufstrebenden FPÖ ist niemand als Anhänger eines Mehrheitswahlrechts bekannt. Und die beiden Kleinparteien sind sowieso und naturgemäß dessen erbitterte Gegner. Sie würden ja dann aus dem Parlament fliegen (höchstens die Grünen könnten in westlichen Studenten- und Künstler-Bezirken innerhalb des Gürtels auf ein Mandat hoffen). Mit anderen Worten: Viele Wähler sind dafür - aber keine einzige Partei.

Die Briten sind jedoch ganz eindeutig für das Mehrheitswahlrecht. Denn sie wissen aus jahrelanger Erfahrung: Ein solches Wahlrecht führt in der Regel zum wichtigsten Ergebnis einer Wahl, nämlich zu einer handlungsfähigen Regierung – auch wenn gerade jetzt in London erstmals notgedrungen eine Koalitionsregierung amtiert. Gerade deren erstes Jahr hat den Wählern aber so viel an regierungsinternen Reibereien und Eifersüchteleien gezeigt, dass sie nun noch weniger Lust denn je auf ein Wahlrecht haben, das mit hoher Wahrscheinlichkeit ständig zu Koalitionen führen würde.

Die Briten gelten zwar als die Erfinder von Prinzipien wie Fairness oder Gerechtigkeit. Sie sehen es aber keineswegs als ungerecht an, dass sie auch noch ein weiteres Prinzip anwenden: The winner takes it all. Das ist durchaus gerecht, solange alle Parteien die gleichen Startchancen haben. Und ein solches Wahlrecht kann ja über Nacht die Parteienlandschaft sehr dramatisch verändern, wie wir knapp davor in Kanada gesehen haben. Dort wurden ja die traditionsreichen und lange machtverwöhnten (Links-)Liberalen wie auch die Quebec-Separatisten fast ausradiert.

Auch das britische Ergebnis ist für die dortigen Liberalen sehr bitter. Sie hatten ihre Regierungsteilnahme ja genutzt, um die Durchführung dieses Referendums zu erzwingen. Das Ergebnis ist umso bitterer, als die Partei bei den diversen regionalen Wahlgängen am gleichen Tag ebenfalls eine deftige Rechnung für ihre Regierungs-Tätigkeit bekommen hat, während die konservativen Koalitionspartner ungeschoren davongekommen sind.

Die Liberaldemokraten haben damit nicht nur den für die kleinere Partei einer Koalitionsregierung häufigen Rückschlag erlitten. Sie sind auch ein Beispiel für eine Partei, die in langen Oppositionsjahren zwar immer mehr unzufriedene Stimmen sammeln kann, diese aber ab dem Tag der Verantwortungsteilhabe rasch wieder verliert.

Das passierte ja gerade der deutschen FDP ebenso, wie es den österreichischen Freiheitlichen nach 2000 gegangen ist. In solchen Oppositions-Gruppierungen sammeln sich offensichtlich allzu heterogene Wählergruppen, die allesamt nur das Nein zu den machthabenden Parteien, aber kein taugliches Regierungsprogramm gemein haben.

Großbritannien zeigt in Hinblick auf die Mehrheitswahlrechts-Diskussion aber noch etwas: Die – auch von mir immer wieder geäußerte – Sorge, dass sich in einem solchen System jeder Wahlkreis-Abgeordnete nur noch um seinen Kirchturmshorizont kümmert, trifft dort nicht wirklich zu. Offenbar ist doch jedem Abgeordneten klar, dass er nur gemeinsam mit der eigenen Gesamtpartei und vor allem dem jeweiligen Spitzenmann siegen kann. Oder dass er untergehen wird, auch wenn er sich noch so populistisch von der eigenen Regierung oder Partei zu distanzieren versucht und auf rein lokale Interessenvertretung macht.

Die Briten zeigen es zumindest regelmäßig vor, wie ein Mehrheitswahlrecht funktionieren kann und soll: Sie wählen immer primär mit dem Blick auf die nationalen Fragen, und sekundär erst mit dem auf die lokalen Themen.

Die Briten haben ebenso vorgezeigt, dass direkte Demokratie auch dann funktioniert, wenn sie nicht so wie in der Schweiz alle 14 Tage trainiert wird. Das ist ja bei uns ein oft gehörtes Gegenargument gegen die direkte Demokratie – es übersieht aber, dass auch die Schweizer damit erst einmal anfangen mussten.

Jetzt müssen die Untertanen von Königin Elizabeth freilich noch etwas viel Schwierigeres zeigen: dass sie auch imstande sind, sich mit ihren scharfen Sparmaßnahmen wieder auf die wirtschaftliche Überholspur zu setzen.

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Fußnote 192: Die vor dem Volk zu schützenden Volksvertreter drucken

 Es ist gewiss nicht das größte Problem in dieser Republik, aber es ist mehr als bezeichnend für den Geist unserer Gesetzgebung.

Es besteht darin, dass die Computeranlage des Parlaments ständig e-Mails ganz gewöhnlicher Bürger als „Spams“ zurückweist. Das passiert nirgends so häufig wie im Parlament. Das ist natürlich eine herrliche Methode der Parlamentsbürokraten, um die Volksvertreter vor dem Volk zu schützen. Zumindest solange man das Volk nicht ganz abschafft, müssen sich viele Abgeordnete nur alle vier, neuerdings fünf Jahre den Wählern stellen. Was ihnen freilich dann angesichts so viel Ärgers über die schutzbedürftigen Abgeordneten umso größere Überraschungen bescheren wird.

 

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SN-Kontroverse: Nochmals Wrabetz? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat Wrabetz eine Wiederwahl als ORF-Chef verdient?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Durchschaubare Taktik

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Wahl von ORF-Generalintendanten - heute Direktoren genannt - war stets ein Politikum. Vergleichbar mit der Bestellung eines Staatsoperndirektors oder eines Präsidenten/einer Präsidentin der Salzburger Festspiele. Es reden viele „Freundeskreise" mit und vordergründig geht es stets um die „Sache" und eigentlich nie um den „Verdienst".

Wobei Vorsicht geboten ist, wenn „die Sache" mit dem Gebot der Unabhängigkeit verknüpft ist. Dieses wird gerne ins Treffen geführt, wenn massive (partei)politische Interessen im Spiel sind. So wird seit Tagen spekuliert, ob der frühere ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler gegen den derzeitigen Alexander Wrabetz ins Rennen geht. Wobei es nicht einer Pikanterie entbehrt, dass Ersterer von ÖVP-Kreisen gepuscht wird. Laut „Die Presse" - sicherlich kein Organ der Linken in diesem Land - habe es bereits einen Kontakt zwischen Zeiler und dem neuen ÖVP-Boss Michael Spindelegger in dieser Frage gegeben.

Als Modell für die Zeiler-Inthronisierung wird die bunte Koalition genannt, die Wrabetz zustande brachte, um die Wiederwahl seiner Vorgängerin Monika Lindner zu verhindern. Damals verband Stiftungsräte unterschiedlichster Couleur die Gegnerschaft zum Informationshaudegen Werner Mück. Nun werden SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas und der Leiter des SPÖ-Freundeskreises im Stiftungsrat, Niko Pelinka, als gemeinsamer Nenner der Wrabetz-Gegner genannt: Ihr Einfluss auf den ORF müsse unterbunden werden, so der Mobilisierungsruf aus der Volkspartei. Aber Zeiler, der einstigen Sekretär im Kabinett Franz Vranitzky, dürfe offen auf keinen Fall als ÖVP-Kandidat positioniert werden. Manche SPÖ-geführten Länder wie Salzburg seien für Zeiler.

Nun ja, wie soll frau es ausdrücken: Zu viele Wörter kennzeichnen die leicht durchschaubare Taktik.


Der Chef der linken Kampfmaschine

Andreas Unterberger

 Unter Alexander Wrabetz hat der ORF eine so katastrophale Entwicklung genommen, dass seine Wiederwahl völlig absurd wäre. Einzig parteipolitische und ideologische Interessen von Rot und Grün geben ihm diese Chance. Diese Parteien haben zusammen mit einem angeblich kirchlichen Linksaußen absurderweise die Mehrheit in den total politisierten ORF-Gremien, obwohl sie seit Jahrzehnten eine deutliche Minderheit sind.

Die Wrabetz-Katastrophe besteht weniger in den trotz hoher Gebühren und eines tiefen Griffs in unsere Steuerkasse leeren ORF-Kassen. Muss doch bei allen alten und teuren Medien wie dem Fernsehen heute der Gürtel enger geschnallt werden.

Die wirklichen Skandale am Wrabetz-ORF sind erstens die Armseligkeit der eigenen Unterhaltungsprogramme und zweitens die Kundenvertreibung durch die extreme Unprofessionalität und Unausgewogenheit der Information. Die noch verbliebenen Hörer und Seher können das täglich an vielen Beispielen verfolgen. Vorbei an den wahren Problemen und Meinungen der Österreicher ist der ORF zum boulevardesken Agitator für radikale Tieraktivisten, abgewiesene Asylbewerber und Schwule geworden, die eines der (sehr wenigen) Adoptivkinder haben wollen.

Die Dummheiten sind fast unendlich. Zwei Beispiele des jüngsten Fernsehabends: Da erfahren wir ohne jeden Hinweis auf die Fakten, dass die Grünen für Österreichs(!) „Atomausstieg" kämpfen. Da wird dem neuen Wissenschaftsminister jubelnd unterschoben, dass er plötzlich gegen Studiengebühren sei - nur weil er gesagt hat: Er wäre dagegen, WENN ihn die Gegenargumente überzeugen sollten.

ORF-Information wird heute bis auf wenige Ausnahmen von Menschen gemacht, die ihre Überforderung in Sachen Sprache und Bildung dadurch kompensieren, dass sie den ORF ohne jede Toleranz, ohne jeden Platz für andere Meinungen in eine linke Kampfmaschine verwandelt haben. Von Wrabetz wird das nicht nur nicht gebremst, sondern durch seine Personalpolitik direkt gefördert. Auf Wiiiiedersehen!

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Akademikerbund: Die überraschende Wende drucken

Vor einem Jahr ist der Wiener Akademikerbund unter Druck der damaligen ÖVP-Führung mit viel öffentlichem Aufsehen und medialem Beifall aus dem österreichischen Akademikerbund hinausgeworfen worden. Das Delikt der Wiener: Sie hatten das NS-Verbotsgesetz in Frage gestellt. Jetzt können die Wiener triumphieren: Der österreichische Akademikerbund hat sie wieder voll rehabilitiert. Von den Printmedien wurde das jedoch bisher nicht zur Kenntnis genommen.

In einer offiziellen Erklärung heißt es nun: „Der Österreichische Akademikerbund schließt sich nach neuerlicher Prüfung der Sach- und Rechtslage der Meinung des Wiener Akademikerbundes und des Schiedsgerichtes des Österreichischen Akademikerbundes an, wonach die Beschlüsse, mit welchen die Amtsenthebung des gesamten Vorstandes des Wiener Akademikerbundes und die Ausschlüsse von Sen.Rat. Prof. Josef Müller und Mag. Christian Zeitz betrieben wurden, statutenwidrig und sowohl mangels Zuständigkeit als auch inhaltlich rechtswidrig waren. Der diesbezügliche Beschluss des Präsidiums des Österreichischen Akademikerbundes vom 26.03.2010 ist daher nichtig.  Der Österreichische Akademikerbund bedauert, dass dem Wiener Akademikerbund und seinen Funktionären durch die Vorwürfe und unberechtigten Ausschlüsse ein beträchtlicher Schaden im öffentlichen Ansehen entstanden ist.“

Das ist eine hochinteressante Wendung – auch wenn der österreichische und der Wiener Bund weiterhin getrennte Wege gehen werden. Der österreichische sieht sich als „befreundete Organisation“ der ÖVP. Der nun ganz eigenständige Wiener Bund will sich hingegen in „Äquidistanz gegenüber allen demokratischen Kräften“ positionieren. Er definiert sich als „dem klassischen, konservativ fundamentierten Liberalismus und der Christlichen Kultursubstanz verpflichtet“.

Ein Kollateralschaden jenes Konflikts war übrigens auch der damalige (österreichische) Akademikerbund-Präsident Franz Fiedler. Dieser trat zurück, nachdem er sich an der Frontalattacke einiger Bundesländer und der ÖVP auf die Wiener nicht beteiligt hatte. Er wurde von dem vielfach als Scharfmacher am linken ÖVP-Rand eingeschätzten Andreas Schnider aus Graz abgelöst. Inzwischen allerdings hat sich Schnider aber – auch in anderen Fragen – auf einen versöhnlicheren Kurs der Mitte begeben. Sonst wäre ja auch dieses Versöhnungspapier nicht zustandegekommen.

Offen ist noch, wie es mit dem damals von Christine Marek über die Medien verkündeten Ausschluss der beiden Wiener Spitzenfunktionäre aus der ÖVP weitergeht. Denn bisher hat es – zumindest nach Angabe der Ausgeschlossenen – in einem Fall nicht einmal eine Zustellung des Ausschlusses und im anderen noch nicht das beantragte Schiedsgerichtsverfahren gegeben. Das Zögern zeigt wohl auch das Bauchweh der unter Mareks Führungsschwäche leidenden Wiener Partei, die sich 2010 von der damaligen Parteispitze wie auch einem SPÖ-nahen Gratisblatt unter Druck setzen hat lassen. Dieses Blatt hatte im Präsidentschaftswahlkampf ein mehr als ein halbes Jahr altes Schreiben des Wiener Akademikerbundes zum Thema Verbotsgesetz thematisiert, das ursprünglich an mehr als 60 Adressaten gegangen ist, ohne dass das eine Reaktion ausgelöst hatte.

Das Thema Verbotsgesetz hatte aber dann durch den diesbezüglichen Zickzack-Kurs der FPÖ im Präsidentschaftswahlkampf besonderen Stellenwert bekommen. Die Wiener ÖVP glaubte – ganz offensichtlich auch auf Verlangen der Bundespartei –, im darauffolgenden Wiener Wahlkampf durch den Akademikerbund in Probleme zu kommen und wählte deshalb besonders scharfe Tönen gegen diesen. Der Wiener Parteisekretär Walter sprach gar von „homophober, islamophober NS-Diktion“ im Wiener Akademikerbund, für die in der ÖVP kein Millimeter Platz sei.

Dass ihre gesamte Wahlkampfstrategie der Wiener ÖVP nicht gerade genutzt hat, ist bekannt. Mit solchen Äußerungen wie der zitierten sind ja beispielsweise auch Kritiker des Islam und Gegner der von Josef Pröll durchgedrückten Schwulenehe aus dem Kern der ÖVP-Wählerschaft noch stärker Richtung FPÖ abgedrängt worden. Ganz abgesehen davon war der Nationalsozialismus keineswegs islamophob. Die Nazis hatten vielmehr in den Moslem sogar Verbündete gesucht und oft auch gefunden. Aber solche historischen Details sind einem Parteisekretär ja nicht wirklich zumutbar.

Und was ist von der Sache selbst zu halten? Das Programm des Wiener Akademikerbundes ist ein durchaus interessante Sammlung von zum Teil sehr wertkonservativen Positionen. Zum Teil aber sind es auch völlig unhaltbare Positionen (die interessanterweise im Gegensatz zu den Meinungsfreiheits-Passagen von Marek&Co nicht kritisiert wurden). Das gilt insbesondere für die Forderung nach einem totalen Einwanderungsstopp. Diese Forderung ist absurd, nicht nur weil dann bald im Gegenzug die Frage auftauchen würde, ob eigentlich Österreicher noch irgendwo anders hin wandern dürfen. Ohne Einwanderung würde das Land auch wissenschaftlich und in vielen wirtschaftlichen Spitzenpositionen verarmen.

Das Thema kann bei einigem Nachdenken nur sein: Warum wandern nach Österreich vor allem die falschen ein? Warum schaut sich etwa niemand viel kritischer das größte Einfallstor für völlig unqualifizerte Anwärter auf lebenslange Sozialhilfe-Karrieren an, nämlich die Familienzusammenführung? Muss man nicht auch die Arbeitgeber an den gesellschaftlichen Kosten hereingeholter Arbeitskräfte beteiligen, die von den Schulen bis ins Sozialsystem reichen?

Das NS-Verbotsgesetz wird in dem Wiener Akademikerbund-Papier hingegen nur mit einem eher dürren Satz kritisiert: „Es verstößt eindeutig gegen das Recht freier Meinungsäußerung und bezieht sich zusätzlich nur auf bestimmte politische Positionen, was einer unzulässigen Gleichbehandlung entspricht.“ Damit ist offensichtlich gemeint, dass die anderen Totalitarismen der letzten Jahrzehnte, also der Kommunismus wie der islamische Fundamentalismus, nicht mit einem solchen Meinungsäußerungsverbot bekämpft werden.

Eine objektive Bewertung müsste aber natürlich auch prüfen, ob nicht eine Rückkehr des Nationalsozialismus vielleicht eine im Vergleich zu diesen beiden Ideologien größere und vor allem existenzbedrohende Gefahr für Österreich und die Österreicher darstellt. Eine solche Gefahr wäre zweifellos ein starkes Argument, das seit der Aufklärung für alle westlich-liberalen Gesellschaftsordnungen zentrale Grundrecht auf Meinungsfreiheit auszuhebeln.

Ich persönlich sehe eine solche Gefahr durch Neonazismus freilich nicht einmal ansatzweise. Allerdings sehen das andere anders. Freilich ist es auch Tatsache, dass insbesondere die politische Linke die Bedrohung durch Nationalsozialismus ganz bewusst viel drastischer malt, um sich dadurch eine moralisierende Argumentationsbasis für einen schablonenartigen „Kampf gegen Rechts“ zu verschaffen. Tatsache ist es ebenso, dass diese Moralisierung umso intensiver wurde, je mehr von den einstigen (oder noch immer) Nazis weggestorben sind, die damit heute nicht mehr als Wähler interessant sind.

Dennoch muss man es in einer Demokratie aushalten, dass die Mehrheit diese Gefahr – aus welchen Motiven immer – nach wie vor zu sehen meint. Das aber sollte es in einer demokratischen Gesellschaft oder Partei keinesfalls zum Delikt machen, eine sachliche Debatte über jenes Meinungsverbot zu führen. Denn jede Einschränkung der Meinungsfreiheit ist eine extrem problematische Sache, deren Berechtigung immer wieder penibelst geprüft werden muss. Solche Einschränkungen sind oft viel gefährlicher für eine freie Gesellschaft als die Übel, vor denen sie angeblich schützen.

Gegen die Verschärfung des Verbotsgesetzes zu seiner heutigen Form ist übrigens etwa auch Bruno Kreisky gewesen. Er warnte auf Grund seiner Lebenserfahrung davor, durch Verbote der rechtsextremen Szene „Märtyrer“ zu verschaffen.

Und jedenfalls gibt es von Amerika bis Großbritannien Staaten, die ohne solche Gesetze auskommen, und die dennoch – oder gerade deshalb? – als demokratisch und rechtsstaatlich viel entwickelter gelten als Österreich. Wobei nicht einmal das Argument stimmt, dass es dort in der Geschichte oder in der Gegenwart keine Nazi-Sympathien gegeben hätte. Insbesondere in den USA waren die Nazi-Sympathisanten bis zum Kriegseintritt sogar sehr stark und politisch relevant. Heute jedoch sind trotz – oder gerade wegen? – der viel liberaleren Haltung des US-Rechts alle dortigen Neonazi-Gruppen längst in die unbedeutende Lächerlichkeit abgesunken. Gegen sie sind in den USA heute sogar Hexenglauben und Satanskulte relevanter.

Aber vielleicht war dieses Nachdenken einer sich immer als liberal sehenden Organisation über Meinungsfreiheit gar nicht so entscheidend für die vorjährige ÖVP-Empörung? Vielleicht ärgerte es Pröll und Marek insgeheim mehr, dass jenes Positionspapier des Akademikerbundes die Faymann-Pröll-Regierung als Rückschritt gegen die „Ambitionen der Vorläuferregierungen“ bezeichnet hat? Von denen sind nämlich einige vom Gottseibeiuns Schüssel geführt worden . . .

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Zwischen Lampedusa und Schengen drucken

Europa ist, noch immer und trotz all seiner Krisen, sehr attraktiv für Zuwanderer. Auch relativ schlecht bezahlte Arbeitsplätze bringen hier mehr Geld, als der Großteil der Menschen außerhalb der Industriestaaten verdient. Jedes EU-Land – vor allem jedes im Westen und Norden – hat zugleich einen so hoch entwickelten Standard an sozialen Wohlfahrtsleistungen für alle, die sich nicht selbst anstrengen können oder auch wollen, dass man in anderen Kontinenten davon nur träumen kann. Und Europa hat drittens eine Offenheit und Freizügigkeit gegenüber Asylwerbern, die es nirgendwo anders gibt, und die es nie zuvor in der Geschichte gegeben hat.

Diese Kombination ist für Hunderte Millionen in der Dritten Welt absolut attraktiv. Sie sind daher an Wegen interessiert, ihr restliches Leben in diesem Europa verbringen zu können.  Wer das leugnet, ist ein Träumer und kennt die Dritte Welt nur aus dem Lesebuch oder von noblen Urlaubs-Klubs.

Unter diesen Hunderten Millionen befinden sich aber leider nur sehr wenige, die zu den von immer mehr EU-Staaten benötigten gut ausgebildeten Arbeitskräften zählen. Ob das nun Facharbeiter oder Techniker sind, ob Krankenschwestern oder Forscher. Wer für einen nachgefragten Beruf qualifiziert ist, hat zum Teil auch in der eigenen Heimat gute Chancen, und jedenfalls in den USA, dem für Leistungswillige ob ihrer niedrigen Steuern attraktivsten Land. Ganz abgesehen davon ist es eigentlich zutiefst unmoralisch, sich von den ärmeren Ländern der Dritten Welt jahrelang die künftigen qualifizierten Arbeitskräfte ausbilden zu lassen.

Was aber tun mit der eigentlichen Masse von Immigranten ohne Qualifikation, die Europa nicht braucht, die hier nur das Heer der Wohlfahrtsempfänger vermehren? Vornehmlich diese drängen aber durch immer wieder neu entdeckte Schlupflöcher in die EU. Dennoch fehlt es europaweit an Antworten, was mit diesen Immigranten zu tun sei.

Das jüngste – sehr große – Schlupfloch für sie ist das Mittelmeer. Seit etwa in Tunesien anarchische Zustände herrschen, wird das Meer täglich von neuen Menschenmassen auf wackeligen, aber teuer bezahlten Schlepperbooten durchquert. Zieldestinationen sind die EU-Mittelmeerinseln, vor allem Lampedusa und Malta.

Diese in ganz Europa unerwünschten Menschenmassen haben nun zu heftigen innereuropäischen Konflikten geführt. Diese toben insbesondere zwischen Italien, das sie möglichst rasch weiter haben will, und Frankreich, das von den meisten Tunesiern schon der Sprache wegen angestrebt wird. Die beiden starken und in der Selbstinszenierung sehr eigenwilligen Männer an der Spitze jener zwei Staaten scheinen sich nun nach Wochen des Streits aber auf einen Kompromiss geeinigt zu haben: Sie verlangen gemeinsam eine Änderung des Schengen-Vertrags; dieser stellt zwischen einem Gutteil der EU-Staaten sowie einigen anderen hochentwickelten Ländern den grenzkontrollfreien Reiseverkehr her. Sarkozy und Berlusconi wollen nun, dass die Mitgliedsstaaten wieder leichter Grenzkontrollen gegenüber einem anderen Schengen-Staat einführen können.

Dieser Kompromiss ist ein Erfolg Sarkozys. Italien hat sich dafür offensichtlich dessen Zustimmung für die Nominierung eines Italieners an der Spitze der Europäischen Zentralbank eingehandelt.

Die französisch-italienischen Schengenpläne sind freilich von der EU-Kommission gar nicht gerne gehört worden. Denn damit würden wieder Kompetenzen von Brüssel an die einzelnen Staaten zurückströmen. Die Kommission will statt dessen noch mehr Rechte für sich selber.

So will sie künftig das Recht, Asylwerber auf alle EU-Staaten aufzuteilen. Derzeit gilt ja das Prinzip, dass jener Staat, der als erster von einem Asylwerber betreten worden ist, auch sämtliche Asylverfahren durchführen muss. Dieses Prinzip hat früher Österreich benachteiligt, als es noch an der EU-Außengrenze lag. Heute nützt es Österreich hingegen, weil es von lauter EU-Staaten (sowie Schweiz und Liechtenstein) umgeben ist.

Die Kommission hat nur ein Pech: Die Mehrheit der Staaten und der europäischen Bürger sehnt sich immer weniger nach einem zentralistischen Dirigismus, sondern nach der oft – wenn auch meist nur theoretisch – beschworene Subsidiarität. Diese bedeutet das Prinzip, das eher die kleinere Einheit Dinge regeln soll, etwa der Staat und nicht die Kommission.

Wie auch immer dieser Streit ausgeht: Das Grundproblem ist damit keineswegs gelöst. In Wahrheit geht es um eine sehr unangenehme Notwendigkeit: Es geht darum zuzugeben, dass manche der hochentwickelten humanitären Standards des heutigen Europa nicht dauerhaft aufrechterhalten werden können.

Dazu zählt das unfinanzierbare Wohlfahrtssystem, das von immer mehr Leistungsunwilligen (und eben auch Armutsmigranten) missbraucht wird, ob es nun um den viel zu frühen Pensionseintritt oder um das sogenannte Grundeinkommen geht. Dazu zählt aber auch das überaus hochentwickelte Asylsystem.

Wenn aber ein solches System zu 80 und 90 Prozent von Menschen nachgefragt wird, für die es ursprünglich nicht gedacht gewesen ist, dann muss die Konstruktion geändert werden. Wobei wir gar nicht das Thema anschneiden wollen, dass auch jene, denen Asyl gewährt wird, oft von einer sehr großzügigen, einer „humanen“ Judikatur profitieren.

Aber reden wir nur von der großen Mehrheit der Abgewiesenen: Bei einem solchen Missverhältnis zwischen Asylgewährung und Ablehnung sind jahrelange Verfahren bis hin zu den Höchstgerichten eine gefährliche Fehlentwicklung. In Wahrheit wissen diese angeblichen Flüchtlinge ja auch selbst sehr genau, dass sie keinen echten Asylgrund haben – also Verfolgung aus politischen oder religiösen Gründen. Sie wollen nur einige Jahre lang die Chance nutzen, etwa durch Heirat, selbst durch Eingehen schwuler Partnerschaften (die als „Familien“ geschützt werden!) oder durch rechtzeitiges Untertauchen auf Dauer im – noch immer – goldenen Europa leben zu können.

Was den Handlungsbedarf besonders groß macht: Viele jener Menschen, deren Asylantrag abgewiesen wurde, werden danach dennoch nicht abgeschoben. Sei es, weil ihr Heimatland nicht eruiert werden kann, sei es weil ihnen in der Heimat die Todesstrafe droht (etwa weil sie in Europa als Drogendealer erwischt worden sind).

Dieses Problem ist nun durch eine neue Judikatur des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte noch dramatisch verschärft worden. Dieser EGMR ist zwar keine EU-Institution, sondern eine aller Europaratsländer; dort stimmen daher auch Richter aus Aserbebaidschan&Co gleichberechtigt mit, die natürlich jedes Interesse an einer weitgehenden Aufnahme von Auswanderern aus ihren unter Arbeitslosigkeit leidenden Ländern im Westen haben. Der EGMR hat daher jetzt prompt ein italienisches Gesetz als menschenrechtswidrig aufgehoben, das den Verbleib eines Ausländers in Italien trotz einer Ausreise-Anordnung als Strafdelikt behandelt. Damit ist auch der bisher letzte Damm gegen die Immigrantenflut kaputt gemacht worden.

Was aber tun? Europa hat in Wahrheit nur zwei Möglichkeiten: Entweder es kapituliert vor dem Ansturm von Zuwanderungswilligen und gibt sich freiwillig auf. Oder es ändert die internationale Flüchtlingskonvention und die allzu weitgehenden Rechte des EGMR. Beides sind aber Spielebenen außerhalb des EU-Rechtsrahmens, was ein Handeln doppelt schwer macht. Eine dritte Möglichkeit gibt es aber nicht. Das wissen sicher auch Sarkozy und Berlusconi, wagen es aber (noch?) nicht zu sagen, obwohl sie derzeit die sicher mutigsten und daher umstrittensten Politiker Europas sind.

Es wäre aber dringend Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen, bevor die „Wahren Europäer“ viel mehr an Europa kaputt machen können als das, was wirklich reformbedürftig ist.

 

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Osama bin Laden: Der gute Tod drucken

Kein Zweifel. Das ist eine rundum positive Nachricht: Die US-Armee hat in einer kühnen wie professionellen Aktion mit intensiver Vorarbeit des Geheimdienstes den Chef des Terror-Netzwerkes Al Kaida getötet. Und noch überraschender: Selbst drei Stunden nach Bekanntwerden des Todes hat noch keine grüne oder rote oder islamische Stimme Kritik daran geübt, dass der Mann in einem kurzen Feuergefecht gleich getötet worden ist, dass man ihn nicht sanfter behandelt und ordentlich auf seine verfassungsmäßigen Rechte aufmerksam gemacht hat. (Ergänzung einige Stunden später am Ende des Textes)

Die Todesmeldung bedeutet mehrerlei. Erstens, eine ziemliche Blamage für Pakistan. Denn Osama bin Laden ist nicht irgendwo in den unwegsamen Bergen im unregierbaren Stammesland gefunden worden, wie man lange geglaubt hatte. Sondern er lebte seit fünf Jahren in einem stolzen Anwesen mitten in dem islamischen, aber angeblich mit den USA verbündeten Land. Die amerikanischen Spezialkräfte waren daher wohl gut beraten, die Aktion ohne Pakistanis durchzuführen. Freilich wird immer möglich bleiben, dass entscheidende Tipps aus pakistanischen Geheimdienstkreisen gekommen sind, von denen wir aber nie erfahren werden.

Zweitens bedeutet die Aktion zweifellos ein starkes Warnsignal an islamistische Kreise. Gerade deren Kampfeswillen lebt stark vom Mythos. Und der geheimnisvolle, scheinbar nie greifbare Osama bin Laden mit seinen wirren Hassbotschaften gegen den Westen ist zweifellos ein zentrales Element dieses Mythos gewesen. Sein Tod fällt auch zusammen mit der Verhaftungen von islamistischen Bombenbastlern in Deutschland. Und er fällt überdies zusammen mit dem – mutmaßlichen – Tod eines Sohnes des libyschen Gewaltherrschers Gaddafi durch westliche Bomben.

Drittens ist aber nun besondere Wachsamkeit am Platz. Dabei wird insbesondere auch die Trennlinie zwischen friedlichen Moslems und Terrorsympathisanten schärfer zu ziehen sein. Diese Trennlinie ist ja auch in Österreich von vielen Seiten gerne verwischt worden:
- von der Islamischen Glaubensgemeinschaft, für die auch die radikalsten Kräfte immer erst dann böse waren, wenn sie schon von der Polizei gefunden worden waren;
- von naiven Christen, die meinen, ein Eingottglaube und die Erwähnung von Abraham und Maria mache eine Religion allein schon friedlich und zivilisiert, weshalb sie all die zu Gewalt gegen Nichtmoslems aufrufenden Koranstellen beharrlich verdrängen;
- von linken Kräften, für die jede Gruppierung automatisch gut ist, wenn sie antiamerikanisch und antiwestlich ist;
- aber auch von sehr weit rechts stehenden Kräften, unabhängig davon, dass manche von ihnen zugleich auch antisemitisch sind, die es nicht akzeptieren wollen, dass es auch wirklich völlig harmlose und konstruktive Moslems gibt, womit sie diese ja erst recht den Radikalen zutreiben;
- von all jenen naiven Menschen, die glauben, es genüge zur Integration moslemischer Zuwanderer, wenn diese halbwegs deutsch können – womit sie den viel problematischeren Fragen nach der Eliminierung radikaler Prediger und Religionslehrer sowie nach einer Durchsetzung der Gleichberechtigung islamischer Frauen bequem aus dem Weg gehen.

Viertens ist die offenbar fehlerfrei abgelaufene Aktion ganz sicher ein Triumph für Barack Obama. Der amerikanische Präsident hat es sogar geschafft, wirklich als erster die Nachricht zu verkünden, bevor noch irgendein mediales oder Internet-Gerücht die Runde gemacht hat. Auch wenn wahrscheinlich Armee und Geheimdienst unter einem anderen Präsidenten den gleichen Erfolg erzielt hätten, so wird nun niemand mehr Obama Schwäche im Kampf gegen die islamistische Bedrohung nachsagen können. Das wird ihm im Wahlkampf zweifellos helfen. Ist doch schon die Ähnlichkeit der Namen Obama und Osama in Amerika längst zum Kampfbegriff gegen den Präsidenten geworden.

Ergänzung: Es wären nicht die österreichischen Grünen, würden sie nicht mit einer mehr als seltsamen Erklärung die weltweite Freude konterkarieren. Ausgerechnet der noch als relativ vernünftigster Grüner gehandelte Alexander van der Bellen war der Verfasser dieser Erklärung. Er meinte nicht nur, dass es besser gewesen wäre, "Bin Laden lebend zu fassen und ihn vor den Internationalen Strafgerichtshof zu stellen". Er verlangte auch, dem internationalen Terrorismus den Nährboden zu entziehen. Und da sind wieder einmal wir mitschuld. Die wahren Ursachen verschweigt er.

Van der Bellen nennt einerseits die repressiven politischen Systeme in vielen arabischen Ländern als Nährboden des Terrorismus. Und andererseits im grünen O-Ton: "Aber auch die Defizite im Umgang mit der muslimischen Bevölkerung in westlichen Ländern selbst, insbesondere in Europa, sind zu nennen." Von radikalen Hasspredigern hingegen kein Wort, von den gewaltaffinen Texten des Koran natürlich auch nicht, von der erstaunlichen Tatsache, dass der ganze Islam noch keine einzige vollentwickelte rechtsstaatliche Demokratie zustandegebracht hat, ebensowenig . . .

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Weshalb die Rechnungen des kleinen Norbert plötzlich wieder stimmen werden drucken

Die Rechenkünste des Norbert Darabos sind längst nur noch kabarettreif. Gar nicht kabarettreif ist aber das, was mit der Umstellung auf eine angebliche Berufsarmee der österreichischen Landesverteidigung, dem Katastrophenschutz und der Terrorismusabwehr bevorsteht. Da droht eine veritable Katastrophe. Wobei es kein Trost ist, dass der jüngste Beweis für diese Aussage aus Deutschland kommt, dass also Österreich nicht alleine dasteht.

Die deutsche Regierung hat bereits ein paar Monate vor dem Herumgemurkse der großen Strategen Dichand, Häupl, Faymann und Darabos geglaubt, die Zukunft liege in einer Berufsamee. Seit Jänner macht schon der letzte Turnus von Wehrpflichtigen seinen Dienst beim „Bund“, wie die Deutschen die Wehrpflicht gerne nennen.

Und dann sollten nahtlos die Freiwilligen kommen. Doch sie kommen nicht. Das zeigen die ersten Reaktionen auf die Webekampagne des deutschen Verteidigungsministeriums. Dieses hat 498.000 junge Männer angeschrieben (interessanterweise hat man für die jungen Frauen nicht einmal das Porto investiert) und sie zum freiwilligen Wehrdienst eingeladen. Von diesen zeigten ganze 1800 Interesse. Nicht einmal ein halbes Prozent. Und Interesse heißt natürlich noch lange nicht, dass alle am Schluss bei der Bundeswehr landen. Von der körperlichen, geistigen und emotionalen Tauglichkeit gar nicht geredet.

Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin hat allerdings mit jährlich 15.000 Freiwilligen gerechnet – angesichts der Größe der Bundesrepublik, ihrer Rolle in der Nato und ihren Auslandseinsätzen ohnedies eine riskant niedrige Zahl. Jetzt werden es halt deutlich weniger. Was wieder bestätigt, dass auch Europas größtes Land beim Marsch in die Selbstaufgabe an der Spitze marschiert.

„Die ins Auge gefassten Einschnitte werden die Fähigkeiten Deutschlands, mit militärischen Mitteln zur nationalen und internationalen Sicherheitsvorsorge beizutragen, erheblich einschränken", heißt es in einem internen Papier des deutschen Verteidigungsministeriums. Dies könne auf mittlere Sicht auch nicht wieder rückgängig gemacht werden.  Offiziell macht man sich freilich Mut und glaubt, dass weitere Werbekampagnen die Zahl der Freiwilligen noch erhöhen werden.

Das alles kann nahtlos auf Österreich übertragen werden. Und es passt absurderweise perfekt in die Groteske der von Darabos schöngerechneten Verteidigungsausgaben. Der Minister hat ja in den letzten Tagen neuerlich die Kosten eines Berufsheers heruntergerechnet, weil halt das Geld knapp ist.

Er verhält sich damit wie ein schwacher Mathematikschüler, dem ständig jemand eine andere Lösung für seine Gleichung einsagt. Der daher ununterbrochen seinen Rechengang so zu manipulieren versucht, dass immer das gewünschte Ergebnis herauskommt.

Aber vielleicht hat Darabos sogar recht: Es wird sich ohnedies kaum jemand fürs Heer melden, bis auf ein paar soziale Outcasts. Und dann wird das Ganze sogar noch viel weniger kosten als berechnet.

Dass das Heer dann halt keine Aufgabe mehr erfüllen wird können, das werden wir alle auslöffeln müssen, wenn Darabos längst nicht mehr amtiert. Dass dann nicht einmal die Trinkwasserleitungen oder Bahnhöfe im Krisenfall gegen Terroranschläge geschützt werden können. Dass dann weder ein Deutscher noch ein Österreicher mehr da sein wird, um Bosnier und Serben davon abzuhalten, sich wieder gegenseitig die Schädeln einzuschlagen und Hunderttausende in dle Flucht Richtung Norden (=Österreich) zu treiben, sobald endlich die internationalen Truppen abgezogen sind. Dass dann niemand mehr da ist, um bei Katastrophenfällen Dämme abzudichten und Lawinen auszuschaufeln.

Aber das ist alles eh wurscht. Weil sich dieses Land, dieser Kontinent  ja schon selbst aufgegeben hat. Vorher hat man noch rasch ein paar lustige Jahre verlebt, auf Kosten der Zukunft in Sachen Sicherheit, Demographie, Schuldenwirtschaft.

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Welche Gewerkschaft hat wie viele Mitglieder? drucken

ÖGB-Mitglieder nach Gewerkschaften 2010

 

Gewerkschaft Mitglieder Veränderung zu 2009
GPA-djp

269.103

+ 1.301

GÖD

232.065

+ 615

PRO-GE

230.015

- 7.595

GdG-KMSfB

156.115

+ 163

Vida

152.460

- 2.589

GBH

117.623

- 1.694

GPF

53.730

- 1.280

Legende:

GPA-gjp: Privatangestellte, Druck, Journalismus, Papier
GÖD: öffentlicher Dienst
PRO-GE: Metall, Textil, Nahrung, Chemie
GdG-KMSfB: Gemeindebedienstet, Kunst, Medien, Sport, freie Berufe
Vida: Verkehr, Handel, Tourismus, soziale Berufe
GBH: Bau, Holz
GPF: Post-, Fernmeldebedienstete

Quelle: ÖGB

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Entwicklung der Gewerkschaftsmitglieder drucken

Mitglieder des ÖGB gesamt in Millionen

 

 

Jahr Mitglieder
1945

0,3

1950

1,29

1960

1,50

1970

1,52

1980

1,66

1990

1,65

2000

1,44

2007

1,25

2010

1,21

Quelle: ÖGB

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Herzlich unwillkommen: Herr Gül aus Ankara drucken

Der türkische Präsident Gül kommt nach Österreich. Er ist der Regierung und dem Bundespräsidenten willkommen wie jeder Staatsgast. Weniger willkommen sollten aber manche seiner Äußerungen sein, die er schon im Vorfeld gemacht hat.

Gül will bei seinem Besuch nämlich fremdenfeindliche Angriffe und islamophobe Tendenzen in Österreich aufgreifen. Da steht zu befürchten, dass ihm weder sein Gastgeber Heinz Fischer noch die Regierung das notwendige scharfe Kontra geben werden.

Würden sie ihre Aufgabe nämlich ernst nehmen, würden sie dem Gast umgehend lange Dokumentationen mit den österreichfeindlichen Delikten junger Türken in die Hand drücken, mit Polizeiberichten über deren Bandenbildung, mit Details zu den besonders beliebten frauenfeindlichen Übergriffe, mit Berichten über türkische Väter, die der Lehrerin ihrer Kinder nicht die Hand geben, die ihre Frauen nicht deutsch lernen lassen, oder die ihre Töchter nicht am Sportunterricht und an Exkursionen teilnehmen lassen.

Und wenn sich Herr Gül über Islamophobie in Österreich beklagt, dann sollte auch schon die nächste dicke Dokumentenmappe bereitliegen: nämlich über die Morde an Christen und Priestern in der Türkei, über den Terror gegen Menschen, die dort zum Christentum wechseln wollen, über die Zerstörungen von Kirchen, über die Bezahlung Zehntausender Imame durch den angeblich laizistischen türkischen Staat. Gül wird hingegen an Untaten von Österreichern absolut nichts Konkretes finden, außer der Ablehnung ortsbildfremder Moscheen in ruhigen Wohngegenden. Es sei denn, er will Hand in Hand mit der zeitweise außer Rand und Band geratenen Wiener Staatsanwaltschaft die Zusammenstellung von – korrekten – Zitaten aus dem Koran verbieten lassen, die Mohammed halt keine besonders vorbildliche Biographie attestieren, und die viele gefährliche Aufrufe zur Gewalt gegen Nichtmoslems auflisten.

Gül machte mit seinem Kampf gegen angebliche Islamophobie aber auch eindeutig klar, dass sich die angeblich laizistische Türkei als Vormacht des Islam so benimmt, wie es der Vatikan für die Katholiken tut. Der Vatikan gibt aber im Gegensatz zu Ankara wenigstens nie vor, laizistisch zu sein.

Ferner  will Herr Gül seinen Zorn darüber ausdrücken, falls Zuwanderer die türkische Sprache und Kultur aufgeben. Was sie ohnedies nur ganz selten tun. Auch da wäre es toll, von unseren Politikern klare Worte zu hören. Denn ganz offensichtlich verstehen viele der zugewanderten Türken unter türkischer Kultur vor allem die entwürdigende Behandlung von Frauen. Und noch viel offensichtlicher ist, dass das Insistieren auf einem Primat der türkischen Sprache jeden schulischen und beruflichen Erfolg der Zuwanderer auch noch in der dritten Generation verhindert.

Was den Türken selbst ja wurscht sein kann, leben sie doch viel häufiger als die Durchschnittsösterreicher von den Leistungen eines der freigiebigsten Sozialstaaten der Welt und nicht von eigenen Leistungen. Daher sind auch Sprache, Bildung und schulische Anstrengungen nicht sehr wichtig für sie.

Ein selbstbewusster Bundespräsident würde demgegenüber darauf verweisen, dass fast alle einst ausgewanderten Österreicher binnen ein oder zwei Jahrzehnten in die Sprache des Aufnahmelandes gewechselt sind und dass deren Nachfahren spätestens in der zweiten Generation kaum noch deutsch verstehen. Dennoch hat noch nie ein österreichischer Politiker auch nur daran gedacht, das Thema bei einem offiziellen Besuch in den USA, in Kanada oder in Australien anzuschneiden, geschweige denn jenen Ländern den Kulturwechsel der Altösterreicher als Delikt vorzuhalten. Er wäre ja auch bloß ausgelacht worden.

Vor allem aber: Eine selbstbewusste Republik hätte Herrn Gül nicht einmal empfangen. Hat doch die Türkei noch immer nicht ihren Botschafter abgezogen, der im Herbst in überaus rotziger Weise über Österreich hergefallen ist.

Aber Österreich wagt nichts von all dem dringend Notwendigen zu sagen oder tun. Offenbar ist es der türkischen Regierung gelungen, der Alpenrepublik schlechtes Gewissen einzureden, nur weil sich eine Ursula Plassnik einst getraut hat, den Mund gegen einen EU-Beitritt der Türkei aufzumachen, und weil Wolfgang Schüssel einmal eine Volksabstimmung zu diesem Thema angekündigt hat.

Eine Aufgabe für den neuen Staatssekretär

Solche Dokumentationen wären natürlich auch eine interessante Aufgabe für einen Integrationsstaatssekretär – zumindest, wenn er schon einige Monate im Amt wäre. Vorerst aber hat der junge Mann vor lauter, an sich überraschend gut gelungener Rundumverteidigung gegen die Scheinbeintritte linker Stänkerer-Partien darauf verzichtet, in irgendeinem Punkt Klartext zu reden. Er hat nur ein Ziel: sich keinesfalls eine Blöße geben.

Bei ihm darf man wenigstens noch hoffen, dass er es zumindest nach einiger Zeit begreift: Das von ihm ständig angesprochene Erlernen der deutschen Sprache allein stellt leider noch keineswegs eine Integration sicher. Es ist zwar eine notwendige, aber lange keine hinreichende Bedingung. Sondern es braucht auch auf vielen anderen Ebenen konsequente und harte Maßnahmen: gegen Ganzkörperverschleierung (wie sie in Belgien nun schon in einem zweiten EU-Land verboten worden sind), gegen arrangierte Ehen, gegen den Import halbwüchsiger Bräute, gegen Familienzusammenführungen nach dem sechsten Lebensjahr, gegen verfassungsfeindlichen Religionsunterricht, gegen die Lehre der Scharia in österreichischen Schulen, gegen Bandenbildungen und vieles andere mehr. Es braucht aber auch Hilfe, Unterstützung, Ansporn und vor allem Schutz für jene, die sich wirklich integrieren wollen, und zwar in Österreich und nicht nach den Vorschriften irgendeiner türkischen Politikers.

Kurz entdeckt hoffentlich bald, dass es der völlig falsche Weg ist, um Probleme herumzureden oder sie gar zu verschweigen. Nur weil die notwendigen Maßnahmen bei den Medien unpopulär sind.

 

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Fußnote 189: Amerika macht es klüger drucken

Amerika hat einen 72-Jährigen mit einem der schwierigsten Ministerämter betraut.

Dennoch wird in amerikanischen Zeitungen das Alter des neuen Verteidigungsminister Leon Panetta nicht zum Problem erhoben. Nicht einmal in Zeiten von zweieinhalb Kriegen. Der bisherige CIA-Chef – auch das übrigens ein mehr als tagesfüllendes Programm – wird vielmehr an Hand seiner Verdienste und Fehler an der Spitze des Geheimdienstes analysiert, nicht an Hand seines Geburtsdatums. Diese Ernennung ist ein Symbol, wie viel besser die Amerikaner aufgestellt sind, um mit den Herausforderungen einer rapide alternden Gesellschaft fertig zu werden. In Österreich hingegen werden Menschen dieses Alters primär als Fall für den Rollstuhl oder bestenfalls als Kostenfaktor für das Pensionssystem angesehen. Hier sehen Gewerkschaft und Sozialminister ja sogar schon Über-50-Jährige als vom bösen Kapitalismus viel zu ausgelaugt an, um noch neue Jobs übernehmen zu können.

PS: Noch in einem zweiten Punkt zeigt Panetta, dass Amerika besser aufgestellt ist: Er durfte nach seiner Zeit als Stabschef von Bill Clinton ein Institut an einer Universität leiten. Bei uns hingegen mauert das pragmatisierte universitäre Mittelmaß mit großer – ebenfalls gewerkschaftlicher – Energie alle Türen gegen Konkurrenten von außen zu. Selbst wenn diese den Studenten zehn Mal mehr vermitteln könnten als die dortigen Fußnoten-Weltmeister und Dienstrechts-Tüftler.

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Das (Giebel-)Kreuz mit Pröll und Raiffeisen drucken

Wie Josef Pröll jetzt im Zeichen des Giebelkreuzes  behandelt wird, hätte er sich nicht einmal verdient, wenn er ein wenig netterer Mensch wäre. Und angesichts seiner Krankheit hat er es sich schon gar nicht verdient.

Hat sich da doch einer der Raiffeisen-Gewaltigen vor die Medien gestellt und verkündet, dass Pröll von sich aus den Kontakt zu Raiffeisen gesucht hat. Pröll wird also vorneweg wie ein arbeitsloser Bittsteller dargestellt und nicht wie eine hocherwünschte Verstärkung des eigenen Teams.

Sicherheitshalber wurde auch noch hinzugefügt, dass Pröll „einige Türen“ offen stehen. Wobei man als Beispiele gleich Funktionen auf der dritten Macht-Ebene des großen Raiffeisen-Imperiums nennt, für die Pröll allenfalls in Frage kommt. Deutlicher und unprofessioneller – oder intriganter – kann man einem von außen kommenden Mann gar nicht signalisieren: Störe unsere Kreise nicht, Du bist hier unerwünscht.

Im normalen Spitzenmanagement müsste jetzt der Generaldirektor der mächtigen Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder, wegen dieser Äußerungen einen ordentlichen Rüffel von seinem noch viel mächtigeren Obmann Christian Konrad bekommen. Oder aber Konrad lässt da selbst irgendwelche Spiele spielen. Was nicht ganz auszuschließen ist, hat er doch sogar seine eigene Nachfolge vor Zeugen schon mindestens zwei Persönlichkeiten zugesagt, nämlich Pröll und Walter Rothensteiner. Beide sind zwar sicher geeignet – aber werden kann es halt nur einer . . .

Divide et impera hat man das einst genannt.

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Ein Prinzenpaar und viele Sehnsüchte drucken

In London heiraten zwei junge Menschen – und die halbe Welt gerät in Aufregung. Warum eigentlich?

Wichtig für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte oder auch nur der britischen Historie ist diese Hochzeit sicher nicht. Das ist viel eher der verzweifelte Kampf der noch immer recht neuen Regierung in London gegen die überbordenden Schulden des Landes. Das sind die gewaltigen Migrationsprobleme in England und Schottland. Das ist der von den Briten etwas leichtfertig zusammen mit Frankreich vom Zaun gebrochene Krieg gegen Gaddafis Libyen.

Dennoch wäre es dumm und arrogant, die Begeisterung über die Heirat am britischen Königshof ins Lächerliche zu ziehen. Als Minderheitenprogramm der sogenannten intellektuellen Kreise stehen bei derlei Gelegenheiten jedoch meist verächtliche Kommentare auf dem Kalender.

Diese Begeisterung zeigt aber stärker denn je die Sehnsucht einer großen Mehrheit nach einer heilen Welt, nach der Ordnung eines Familienleben und dem Glück eines strahlenden jungen Paares. Sie zeigt sicher auch eine Nostalgie der überwiegend älteren Prinzen-Schauer nach der eigenen Jugend, ebenso wie den Traum mancher junger Mädchen nach dem Märchenprinz, der vielleicht doch noch an der nächsten Ecke wartet. Sie zeigt aber auch die Bewunderung für eine Nation, die mit sich, mit ihrer Staatsform und ihrer Geschichte derzeit in totalem Einklang ist.

Man denke nur als Kontrast zu dieser heilen an die letzte Eheschließung eines amtierenden österreichischen Staatsoberhaupts. Die ist in so heimlicher Peinlichkeit durchgeführt worden, dass selbst der amtierende Außenminister die Nachricht erst aus dem Radio erfahren hat. Was ich selbst staunend miterlebte, da ich ihn gerade interviewte.

Lassen wir doch den Menschen ihre Sehnsüchte für ein paar (hoffentlich) schöne Stunden, die absolut niemandem weh tun. Und lassen wir ihnen doch auch den neidvollen wie bewundernden wie voyeuristischen Blick hinauf an die Spitze der vermeintlichen Glücks- und Machthierarchie.

Wobei dieser Blick ja immer mit der Ahnung verbunden ist, dass es dort ganz oben ganz genauso zugeht wie bei Frau Nachbarin. Trotz aller Abschirmung durch die Hofschranzen läuft dort ein sehr ähnliches Programm: Streit, Konflikte, Untreue, scheiternde Ehen, seltsam werdende Menschen, wie etwa der Vater des Bräutigams einer ist.

Dass die europäischen Königshäuser allesamt nichts mehr mit Macht zu tun haben, will man hingegen nicht wissen. Der Prunk transportiert nach wie vor den Eindruck von Macht, der in Wahrheit in krassem Gegensatz zur Realität steht. Ist doch der englische König seit langem nur noch der Vorleser von Botschaften, deren Text und Inhalt jemand ganz anderer bestimmt hat.

Ginge es freilich nach des Volkes Willen, so würde heute den Monarchen mehr Macht zukommen als noch ein paar Jahrzehnte früher. Denn das Image der demokratisch gewählten Politiker hat sich stark verdüstert. Ihr Bild ist vor allem durch die Medien stark ramponiert, während aus den Königshäusern fast nie etwas Politisches zu berichten ist. Das führt die Monarchien  am Tiefpunkt ihrer wahren Macht einem neuen Höhepunkt an Wertschätzung zu.

Die Untertanen einer Majestät glauben: Da ist noch irgendetwas, an das man sich anhalten kann. Sie wollen sich einfach der Sicherheit hingeben, dass man an diesem Halt auch wirklich Halt finden könnte. Bei einem nach einem meist schmutzigen Wahlkampf gekürten Bundespräsidenten ist das hingegen viel weniger der Fall.

Voll Amüsement erinnere ich mich, wie die 68er, die heute noch beispielsweise den prinzenbegeisterten ORF beherrschen, jahrelang allüberall die Königshäuser lächerlich gemacht haben. Wie in fast allen Monarchien von linken Kreisen Debatten über eine Abschaffung der Monarchie geführt wurden. Dabei ging es in den meisten Ländern im Vergleich zu Österreich noch gesittet zu, während hier der biblische Hass der Sozialdemokraten auf die Habsburger zu wilden Exzessen führte, wie etwa der Landesvertreibung des einstigen Kaiserhauses. Dieser Hass schlägt sich bis heute in so mancher grundrechtswidrigen Diskriminierung der Angehörigen dieses Hauses nieder. Die Diskriminierung ging so weit, dass Otto Habsburg nur dank eines wohlwollenden – und immer diskret gebliebenen – Mäzens sein Leben fristen konnte, während sich in den einstigen Palästen der Familie deren Hasser breitgemacht haben.

Eine solche Prinzenhochzeit bietet den Menschen aber noch etwas: einfach gute Nachrichten ganz ohne tiefere Hintergedanken. Und dafür gibt es einen riesigen Markt. Zahllose Umfragen zeigen, dass – ja nach Weltlage – rund die Hälfte der Menschen an Politik generell desinteressiert ist. Diese übrigens überdurchschnittlich oft weibliche Hälfte fühlt sich von Ö3-Nachrichten (oder dem ebenfalls mickrigen Pendant der Privatsender) fast schon überinformiert. Die Fernsehanstalten wie Magazine sind daher ganz begeistert, wenn sie ihrem Publikum einmal auch ohne Rosamunde Pilcher und ihre romantischen, alles andere als kitschscheuen Sagas ein Angebot aus der wirklichen Welt anbieten können.

Diese Sehnsucht nach der guten Nachricht wird von den traditionellen Medien sehr schlecht bedient. Dort findet sich nämlich fast immer nur das Böse, all das, was schlecht geht in der Welt: Krieg, Streit, Schulden, Verbrechen, demographische Katastrophen, politischer Hass, oder der aggressive Zynismus von Journalisten, mit dem etwa soeben ein Armin Wolf einen jungen Staatssekretär fertigzumachen versucht hat (und dabei übrigens wie schon oft gescheitert ist).

Nicht einmal das Hausmeister-Argument „Aber was, das alles kostet!“ ist in Hinblick auf Königshäuser und Prinzenhochzeiten ein valides. Für die Briten kommen die Kosten des royalen Aufwands als Tourismus-PR und Standort-Marketing vielfach wieder herein. Die Selbstvermarktung Großbritanniens durch das Königshaus ist weit effizienter als das, was die Gemeinde Wien auf der alleruntersten Ebene mit Life Ball und Donauinselfest um unser Steuergeld tut.

Resümee: Ich verstehe jeden voll, der sich bei der Hochzeit jener zwei jungen Engländer gelangweilt abwendet. Aber das gibt ihm in keiner Weise das Recht, sich über die Begeisterung und die Sehnsüchte anderer lustig zu machen.

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Die undemokratische Volksbefragung drucken

Karl Korinek gehört zweifellos zu den intelligentesten (und symapthischsten) Verfassungsrechtlern des Landes. Vielleicht machen gerade deshalb seine heutigen Aussagen zur geplanten Volksbefragung in Kärnten so stutzig.

Laut Ö1 behauptete der pensionierte Verfassungsgerichtshofspräsident heute: 

"Die [Volksbefragung] wird nicht viel bringen. Wenn sie eine Zustimmung bringt, braucht man sie nicht. Und wenn sie eine Ablehnung bringt, wird man auf der ganzen Welt sagen, das ist zum ersten Mal in einer Demokratie, dass man die Mehrheit über Minderheiten abstimmen lässt." Das, so Korinek, sei zutiefst undemokratisch.

Korinek erkennt natürlich nur zu gut, dass die Volksbefragung tatsächlich nicht der Erforschung des wahren Wählerwillens dient, sondern eine populistische Inszenierung eines geläuterten Landeshauptmannes darstellt. Insofern ist der Ärger des Verfassungsrechtlers, der der Materie nach jahrelanger Befassung wohl nicht ganz emotionslos gegenüberstehen dürfte, verständlich. Gänzlich unverständlich sind aber seine Begründungen. Dass die "Mehrheit über Minderheiten" abstimmt, ist nämlich nicht "zutiefst undemokratisch", sondern sogar zentrales Wesenselement der Demokratie. Demokratische Entscheidungen müssen mittelbar oder unmittelbar durch die Mehrheit der Wahlberechtigten legitimiert sein - manchmal mit einfachen, manchmal mit qualifizierten Mehrheiten. Bei jeder demokratischen Entscheidung verbleibt aber eine Minderheit, die sich mit ihren Vorstellungen nicht durchsetzen konnte. Diese Minderheiten können ideologische Lager, bestimmte Altersschichten, aber auch Volksgruppen sein.

Zwar räumen entwickelte Demokratien regelmäßig insbesondere ethnischen Minderheiten gewisse Vorrechte ein - aber das beruht zumindest mittelbar auch auf einer Zustimmung der Mehrheitsbevölkerung (und sei es nur durch die Legitimation einer Regierung, die dann Staatsverträge abschließt, völkerrechtlichen Verträgen beitritt oder entsprechende Gesetze beschließt). Man könnte auch umgekehrt fragen: Wer, wenn nicht die Mehrheit der Wahlberechtigten, sollte Minderheiten derartige Privilegien zugestehen können?

Korineks Kritik deutet aber auch noch auf ein anderes Spannungsverhältnis hin: In einem Rechtsstaat muss sich auch eine Minderheit darauf verlassen können, dass die ihr zugesagten Vorrechte auch tatsächlich umgesetzt werden. Umgekehrt wäre es aber demokratiepolitisch unerträglich, einer nachfolgenden Generation grundsätzlich zu verweigern, von Beschlüssen ihrer Elterngeneration (zum Beispiel bei der Einräumung von Minderheitsrechten) abzurücken.

Hätten die Mitglieder der Bundesregierung ein bisschen mehr politisches Gespür, hätten sie die Dörfler'sche Idee einer Volksbefragung sofort übernommen. Der parteipolitische Charakter wäre vom Tisch gewesen - und aus der Volksbefragung hätte eine beeindruckende Geste der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung werden können, dass sich nicht nur die politische Elite nach einer fairen Lösung des leidigen Konfliktes und einer Erfüllung der zugesagten Rechte sehnt.

Florian Unterberger ist Pressesprecher bei einem ausgegliederten Unternehmen.

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Ortstafelsieger, Ortstafelverlierer drucken

Jetzt ist es fast schon sicher, dass endlich der schon zwei Generationen währende Kärntner Ortstafelkonflikt beigelegt wird. Das ist zweifellos ein Grund zur Freude und Erleichterung. Wobei die Verlierer und Gewinner im Finale der unendlichen Groteske klar sind. Gewinner sind genau jene, die schuld sind, dass es so lange keine Einigung gegeben hat.

Zu den Gewinnern zählt einmal der Kärntner Landeshauptmann Dörfler. Er konnte sowohl den früher dominierenden Kärntner Heimatdienst (obwohl der einst als erster das Verdienst eines Wechsels von hart auf konziliant erworben hat) wie auch die diversen Profilierungsneurotiker in FPK und FPÖ an den Rand drängen und sich als versöhnlicher und ausgleichender Pater carinthiae profilieren. Niemand kümmert es da, dass er früher ganz etwas anderes gewesen ist.

Der zweite Gewinner ist Valentin Inzko. Der österreichisch-slowenische Diplomat hat sich mit einem altbewährten Trick zur Schlüsselfigur hochstilisiert. Er hat am längsten Nein gesagt und hat sich damit als wichtigster Kärntner Slowene positioniert. Dabei weiß niemand, was eigentlich der Unterschied zwischen jener Lösung ist, zu der Inzko Nein gesagt hat, und jener, die er nun freudestrahlend als Triumph präsentiert.

Und dritter Gewinner ist sicherlich Faymanns Staatssekretär Ostermayer. Er hat die langen Verhandlungen zum Ende getragen und damit zum ersten Mal in seiner Regierungsfunktion etwas für das Land (und nicht nur die Partei) eindeutig Positives vollbracht. Überrascht hat nur, dass er nicht im letzten Augenblick seinen Parteichef schnell als Staatsmann ins Spiel zu bringen versucht hat, wie es sich für einen braven Kofferträger und Exekutor wie Ostermayer eigentlich geziemen würde. Und Faymann würde das Image, auch einmal etwas anderes getan zu haben als nur Briefe an die Kronenzeitung zu schreiben, sehr gut brauchen.

Auf der Verliererseite findet sich hingegen die ÖVP. Sie ist zwar sowohl in Wien wie in Klagenfurt Koalitionspartner (jeweils anderer Parteien). Sie war aber nie sichtbar in die Verhandlungen involviert. Was einer professionellen Partei niemals passieren dürfte, auch wenn man diesen Fehler sicher noch als Produkt der Pröll-Ära bewerten muss, in der die bürgerliche Partei keinerlei strategisches Talent gezeigt hat. Wobei sowohl Außen-, wie Innen- wie Justizminister mehr sachliche Zuständigkeit als ein Staatssekretär für die Materie Kärnten gehabt hätten.

Noch unverständlicher ist, dass kein einziger Schwarzer oder Oranger den öffentlichen Hinweis zustandegebracht hat, dass die nunmehrige Lösung fast aufs Haar der 2006 ausgehandelten Schüssel-Haider-Karner-Lösung gleicht, in der es ebenfalls eine fertig ausgehandelte Liste von Orten mit zweisprachigen Ortstafeln gegeben hat. Damals waren es 158, jetzt sind es 164. Dass der Unterschied marginal ist, ist eigentlich nicht so schwer zu begreifen. Warum das noch einmal mehr als fünf Jahre des Streits wert gewesen sein soll, ist hingegen nicht mehr begreifbar. Ja, noch schlimmer: In ÖVP und BZÖ gibt es heute wahrscheinlich gar niemanden mehr, der überhaupt noch wüsste, wie weit man damals schon war.

Weitere Verlierer neben Schwarz und Orange sind die Grünen. Sie sind von der einstigen zentralen Rolle als Paten der Slowenen zu völlig unbedeutenden Randfiguren in Sachen Kärnten geschrumpft.

Ein weiterer Verlierer der nunmehrigen Einigung ist aber der von den Medien so geliebte Verfassungsrechtler Heinz Mayer: Hat er doch behauptet, dass durch das nunmehr als sehr wahrscheinlich bevorstehende Verfassungsgesetz die Judikatur des Verfassungsgerichtshofs ausgehebelt würde. Na so etwas! Dabei lehren ansonsten alle Rechtsgelehrten dieser Welt, dass das etwas ganz Normales ist. Dass sich die Judikatur dem Gesetzgeber unterzuordnen hat, und nicht der Gesetzgeber der Judikatur. Denn vor der Rechtsanwendung kommt immer noch die Rechtssetzung.

Herr Mayer wird freilich noch oft viel Unsinn behaupten können – die Medien werden weiterhin an seinen Lippen hängen. Der Grund ist klar. Erstens ist Mayer fesch. Und zweitens nimmt er aus der Hüfte sofort zu jedem Rechtsproblem dieser Welt Stellung, ohne jemals vorher einen Blick in Gesetzes- oder Lehrbücher zu riskieren. Und Journalisten lieben immer die raschen Antworten, mögen sie noch so oberflächlich sein. Außerdem ist Mayer schon deswegen beliebt, weil er die rechtswidrig an die Öffentlichkeit gekommenen Grasser-Tonbänder im Audimax verlesen hat lassen. Dass er freilich inzwischen völlig frei von jeder wissenschaftlichen Reputation ist, steht auf einem anderen Blatt.

Aber zurück  zu den Ortstafeln: Jeder normale Mensch muss sich freuen, dass die Causa nun beigesetzt erscheint (wobei bis zur Veröffentlichung im  Bundesgesetzblatt allerdings noch einige Hürden warten). Besonders wichtig ist, dass man da keinen juristischen Präzedenzfall gesetzt hat, aus dem Grüne und türkische Zuwanderer für die zwei Dutzend größten Städte Österreichs das Recht auf türkische Ortstafeln ableiten könnten.

Ich möchte aber fast wetten, dass man Herrn Mayer oder Herrn Funk oder Frau Glawischnig demnächst genau mit diesbezüglichen Vorschlägen hören wird. Bis dahin ist aber einmal tiefes und erleichtertes Durchatmen möglich.

 

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Lasst die Verbrecher laufen - wenn es der Menschheit nützt drucken

Vor allem Diplomaten und Juristen hielten es für einen großen Fortschritt der Menschheit, als der Internationale Strafgerichtshof eingeführt worden ist. Vor allem Journalisten jubelten, als Ägyptens früherer Diktator in Haft genommen worden ist. Abertausende Menschen müssen nun diesen Fortschritt, diesen Jubel mit Tod, Leid und Folter beklagen. Die moralinsaure Dummheit hat wieder einmal gesiegt und Schaden angerichtet.

Denn das Ergebnis ist klar und hätte mit einem Minimum an psychologischer Einfühlung auch leicht vorausgesagt werden können. Jeder Diktator und Gewaltherrscher der Welt weiß nämlich seither: Auch ihm droht ein Lebensende hinter Kerkermauern, wenn er freiwillig abtritt. Er hat in einer solchen Situation nichts mehr zu verlieren und kämpft daher buchstäblich bis zum letzten Mann.

Das sieht man nun von Libyen über Syrien bis zum Jemen. Keiner der Herrscher tritt dort mehr freiwillig ab. Sie sehen, die Mubarak offensichtlich gegebenen Versprechungen werden nicht eingehalten. Daher verlassen sie sich auf keine Vermittlungsbemühungen mehr. Mubarak hatte hingegen noch das Beispiel des tunesischen Machthabers vor Augen. Diesem war ja noch ein relativ sicheres Exil in Saudi-Arabien ermöglicht worden.

Die amtierenden Diktatoren sehen ja auch die Beispiele Burmas, Irans, Nordkoreas oder Chinas. Überall haben die Gewaltherrscher gerade dadurch, dass sie keinen Millimeter nachgegeben haben, sich und ihrer Familie nun schon zum Teil über Generationen ein Leben an der Macht und im Luxus sichern können. Dabei waren manche von ihnen zum Teil schon sehr bedroht. Und ihre Herrschaft war weit brutaler als die der tunesischen und ägyptischen Diktatoren.

Aber auch Herr Lukaschenko aus Belarus greift seit Mubaraks Verhaftung wieder in aller Brutalität durch. Er nimmt einen Terroranschlag (der wahrscheinlich von seinem eigenen Geheimdienst als provokativer Vorwand durchgeführt worden ist) zum Vorwand, um mit der Opposition brutalst aufzuräumen.

Aber soll man Diktatoren, deren Arme bis zum Ellbogen voller Blut sind, wirklich ungeschoren laufen lassen? Das klingt ungerecht. Richtig. Das hätte aber den großen humanitären Vorteil, dass viele dieser Diktatoren dann viel eher freiwillig zurücktreten würden. Was viele Opfer ersparen würde.

In diesem Sinn war und ist Südafrika ein positives Vorbild. Denn es hat auf alle Prozesse wegen der Verbrechen der Apartheid-Jahre verzichtet – die übrigens von beiden Seiten gesetzt worden sind. Es hat, statt mit einer Prozessflut zu beginnen, eine ethisch orientierte Wahrheitskommission eingesetzt, die viele Untaten auf allen Seiten historisch aufgearbeitet, aber keine Strafen verhängt hat.

Ein anderes positives Vorbild war übrigens der von der Geschichtsschreibung viel zu wenig geschätzte Boris Jelzin. Er hat als erster die sowjetische Tradition gebrochen, dass ein neuer Machthaber  mit seinen Vorgängern zu Gericht gegangen ist. Er hat zwar Michail Gorbatschow keineswegs geschätzt, ihm aber kein einziges Härchen gekrümmt.

Eine solche Wahrheitskommission wäre mit Sicherheit auch für die kroatisch-serbisch-bosnischen Kriege besser am Platz gewesen, statt einzelne Kriegsverbrechen zu bestrafen, wie es nun mit zum Teil drastischen Strafen passiert ist. Denn nun sieht jede Seite nur ihre eigenen Kriegshelden bestraft. Überall blüht daher ein neuer aggressiver Nationalismus auf. Und man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Volksgruppen zumindest in Bosnien und Kosovo wieder übereinander herfallen werden, sobald die ausländischen Truppen wieder abgezogen sind. Und ewig können die ja nicht dort bleiben.

Eine so strenge internationale Strafjustiz hätte nur dann einen Sinn, wenn die dort zu Gerichte sitzende Weltgemeinschaft auch bereit wäre, die Exekutive im Dienste einer solchen Justiz zu spielen. Wenn sie also Herrn Lukaschenko, die iranischen und etliche mittelasiatische Gewaltherrscher zu  besiegen und ins Gefängnis zu werfen vermag. Das gleiche müsste in Kuba, China und anderen Diktaturen geschehen.

So lange aber verständlicherweise niemand diese mörderische Rolle zu übernehmen bereit ist, so lange sollte man auch verzichten, großspurig Weltenrichter zu spielen. Da ist eine ehrliche „Friedliche Koexistenz“ noch immer sinnvoller und humaner, wie man sie gegenüber der zweiten großen Verbrecher-Diktatur des vergangenen Jahrhunderts, also der kommunistischen gepflegt hat.

Nur gegenüber schon zurückgetretenen Machthabern auf Gerechtigkeit zu machen, hat weder mit Recht noch mit Moral zu tun. Und schadet dem Freiheitskampf anderswo.

Das alles wird einmal als abschreckendes Beispiel in die Geschichte eingehen, wie man es nicht machen soll. Gut gemeint erweist sich wieder einmal als das Gegenteil von gut.

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Gelingt der Neustart der Regierungsparteien in Deutschland und Österreich? drucken

In Deutschland und Österreich sind die Parteivorsitzenden und Vizekanzler der jeweils kleineren Partei der Regierungskoalition aus je unterschiedlichen Motiven zurückgetreten: Guido Westerwelle wegen der katastrophalen Wahlergebnisse und Umfragewerte der FDP seit seinem Regierungseintritt, Josef Pröll aus gesundheitlichen Gründen, wobei auch die ÖVP gegenwärtig mit historisch schlechten Umfragewerten zu kämpfen hat.

Von dieser Schwäche profitieren aber weder in Deutschland noch in Österreich die Sozialdemokraten in der Wählergunst, sondern die Grünen bzw. die Freiheitlichen in Österreich.

In Deutschland schwächeln sowohl die Unionsparteien als auch die SPD auf Bundesebene, die FDP muss nach einer rapiden Talfahrt überhaupt um ihre Existenz als Parlamentspartei bangen, während die Grünen in einem Hoch sind. So sieht jedenfalls die Umfragesituation im April 2011 aus (erste Spalte Allensbach in FAZ am 20. April, zweite Spalte Forsa in Süddeutsche Zeitung am 7. April, dritte Spalte das Ergebnis bei der Bundestagswahl im September 2009):

CDU/CSU

32

30

33,8

SPD

28

23

23,0

Grüne

23

28

10,7

Linke

7

9

11,9

FDP

5

3

14,6

Sonstige

5

7

6,0

Schwarz-Gelb ist also weit entfernt von einer potentiellen Regierungsmehrheit. Dieser Trend zeigt sich auch in den drei Landtagswahlen vom März, bei denen die CDU erstmals seit über 50 Jahren den Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg verlor – ihm folgt allerdings nicht ein SPDler, sondern der erste grüne Landeschef Deutschlands. Die Grünen sind im Gefolge von Fukushima und Stuttgart 21 zur zweitstärksten Partei avanciert, während ihr künftiger Koalitionspartner SPD auf Platz 3 absank und die CDU den ersten Platz behauptete, aber keinen Koalitionspartner hat.

In Rheinland-Pfalz verlor der amtierende Ministerpräsident und frühere SPD-Bundesvorsitzende Beck massiv und kann sich nur mit einer rot-grünen Koalition an der Regierung halten. CDU-Herausforderin Julia Klöckner erzielte einen Achtungserfolg und gewann gegen den Trend Stimmen dazu.

In Sachsen-Anhalt gibt es, nachdem CDU- Ministerpräsident Böhmer nicht mehr kandidierte, einen neuen Landeschef – es ist der CDU-Mann Reiner Haseloff, der die Koalition mit einer schwachen SPD fortsetzt. Die postkommunistischen Linken sind – wie in allen „neuen“ deutschen Bundesländern – stark, während sie im deutschen Westen im März wiederum den Einzug in die Landtage versäumten.

Ein Trend war bei allen drei Landtagswahlen durchgängig – die Wahlbeteiligung ist durchwegs gestiegen.

Die drei Landtagswahlergebnisse (in der zweiten Spalte die Veränderungen zu den letzten Landtagswahlen):

Sachsen-Anhalt

CDU

32,5

-3,7)

Linke

23,7

(-0,4)

SPD

21,5

(+0,1)

FDP

3,8

(-2,8)

Grüne

7,1

(+3,6)

NPD

4,6

(+4,6)

Sonstige

6,8

(-1,3)

Wahlbeteiligung 51,2 (2006: 44,4)

Rheinland-Pfalz

SPD

35,7

-9,9

CDU

35,2

+2,4

FDP

4,2

-3,8

Grüne

15,4

+10,8

Linke

3,0

+0,4

Sonstige

6,5

+0,1

Wahlbeteiligung 61,8 (2006: 58,2)

Baden-Württemberg

CDU

39,0

-5,2

SPD

23,1

-2,1

Grüne

24,2

+12,5

FDP

5,3

-5,4

Linke

2,8

-0,3

Sonstige

5,6

+0,5

Wahlbeteiligung 66,2 (2006: 53,4)

Spannend wird es bei der Berliner Wahl am 18. September, bei der die Grünen hoffen, den SPD-Bürgermeister Wowereit zu entthronen.

Österreich: Stillstand auflösen und Anstand leben wie zeigen

In Österreich sind die beiden die Bundesregierung bildenden Parteien bisher nicht aus ihrem Dauertief herausgekommen.

Josef Pröll hat in seiner Abschiedserklärung die Ursache dieser Situation treffend beschrieben:

„Zwei große Fragen belasten aus meiner Sicht die Politik und die öffentliche Diskussion: Es sind die Fragen nach Anstand und Stillstand in der Politik unseres Landes. Ein Mangel an Anstand einzelner Politiker, auch aus der Österreichischen Volkspartei, hat das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik insgesamt massiv beschädigt. Das Verhalten dieser Politiker war und bleibt zutiefst beschämend. Keine Partei – und erst recht nicht die Österreichische Volkspartei – kann derartiges Verhalten in ihren Reihen tolerieren. Gleichzeitig stellt der zunehmende Stillstand in wesentlichen Zukunftsfragen unseres Landes den Glauben der Bevölkerung an die Lösungskompetenz und den Lösungswillen der Politik massiv infrage. Wir alle wissen, was eigentlich notwendig wäre: Abbau der Schulden, um uns zu entlasten für die Zukunft, Gesundheitsreform, langfristige Sicherung der Pensionen, die Frage der Bildungszukunft unserer Kinder und der Jugend und auch die Fragen des Zuzugs und der Integration. Und obwohl wir das alle wissen, verharren wesentliche Teile der Politik in bequemem Opportunismus und auch kurzfristigem Populismus.“

Es gilt also, den Stillstand aufzulösen und Anstand zu zeigen und zu leben, wenn SPÖ und ÖVP, die 1987 beim Start der damals tatsächlich „großen Koalition“ noch über 84,4 Prozent der Stimmen verfügten, jetzt wenigstens gemeinsam deutlich über die notwendige 50 Prozent Hürde kommen sollen. Ansonsten könnte das Umfrage-Szenario der letzten Monate, das die FPÖ als stärkste oder zweitstärkste Partei oder zumindest drei annähernd gleichstarke Parteien sieht, Realität werden.

Österreich steht aber mit dem Erstarken des populistischen Protests nicht allein, wie die letzte finnische Parlamentswahl zeigte, bei der die „wahren Finnen“ ihren Stimmenanteil auf 19 Prozent rund vervierfachten. In der Schweiz ist die SVP Blochers mit 28,9 Prozent überhaupt stärkste Kraft, in Norwegen kam die „Fortschrittspartei“ auf 22,9 Prozent, um nur einige Beispiele zu nennen.

Sympathieplus für Michael Spindelegger

Der neue VP-Spitzenmann Michael Spindelegger musste die VP am historischen Tiefststand übernehmen. Eine erste Gallup-Umfrage, die „Österreich“ knapp nach seiner Designierung veröffentlichte, brachte ihm aber das deutlichste Sympathieplus unter den amtierenden Bundespolitikern (in der rechten Spalte die Veränderung zur letzten Umfrage):

Heinz Fischer

45

 +6

Michael Spindelegger

30

+21

Reinhold Mitterlehner

18

 +3

Werner Faymann

6

+6

Rudolf Hundstorfer

2

+/-0

Alle anderen bisherigen Regierungspolitiker waren im Minus.

In der Kanzlerfrage sieht es folgendermaßen aus:

Datum

Institut/Medium

Faymann

Spindelegger bzw. bis 14.4.11 Pröll

Strache

Glawischnig

Sonstige

11.1.10

Gallup/Österreich

36

38

 

 

 

1.1.11

Gallup/Österreich

30

24

 

 

 

6.3.11

Gallup/Österreich

24

19

14

 

 

11.3.11

OGM/Kurier

19

18

14

 

29 andere

20.3.11

Gallup/Österreich

26

20

13

 

 

21.3.11

Karmasin/profil

19

10

10

5

 

23.3.11

Market/Standard

15

12

10

4

0 Bucher

10.4.11

Gallup/Österreich

27

17

14

10

 

14.4.11

ATV/News

19

15

17

8

3 Bucher

17.4.11

Gallup/Österreich

26

19

14

 

 

18.4.11

Karmasin/profil

22

13

12

6

 

 Bei den Parteipräferenzen ergibt sich folgendes Bild:

Datum

Institut/Medium

SPÖ

ÖVP

FPÖ

BZÖ

Grüne

6.3.11

Gallup/Österreich

27

25

24

4

14

11.3.11

OGM/Kurier

27

28

27

5

11

20.3.11

Gallup/Österreich

28

25

25

4

14

21.3.11

Karmasin/profil

27

26

26

5

13

23.3.11

Market/Standard

27

27

26

5

12

10.4.11

Gallup/Österreich

27

23

26

5

15

14.4.11

ATV/News

26

25

29

4

14

15.4.11

Market/Standard

28

22

25

6

14

15.4.11

IMAS/Krone

25-27

21-23

21-23

11-13

14-15

17.4.11

Gallup/Österreich

27

21

26

6

16

18.4.11

Karmasin/profil

27

23

26

6

15

Die Situation für die ÖVP war also spätestens ab Herbst 2010 immer prekärer geworden, wobei bewusst sein muss, dass sich die ÖVP als Juniorpartner in einer SPÖ-geführten Regierung immer sehr schwer getan hat. Startete sie 1987 noch unter Alois Mock mit 41,29 Prozent in die damals große Koalition, waren es unter Josef Riegler 1990 nur mehr 32,06 Prozent, unter Erhard Busek 1994 nur mehr 27,67 Prozent, unter Wolfgang Schüssel 1999 26,91 Prozent und unter Willi Molterer 2008 25,98 Prozent. Allein als Wolfgang Schüssel als Bundeskanzler die VP in die Wahlen 2002 führte, war das Ergebnis mit 42,30 Prozent deutlich besser. Bei der Wahlniederlage 2006 wurden immerhin noch 34,33 Prozent mit Wolfgang Schüssel erzielt. Diese Zahlen zeigen neben dem allgemeinen Erosionsprozess der traditionellen Parteien das besondere Dilemma der ÖVP auf. Sie zeigen aber zugleich, dass Verluste kein Naturgesetz sind.

(Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at). 

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Transparenz nach Rathaus-Art drucken

Ganz Österreich kritisiert den Regierungsentwurf zur „Transparenz-Pflicht“. Denn die Pflicht, lange nachher die Summen für die aus Steuer- oder Gebührengelder finanzierten Inserate zu veröffentlichen, ist viel zu wenig weitgehend. Doch nein, nicht ganz Österreich kritisiert das – eine große Stadt im Osten sieht das völlig anders. Sie will nicht einmal so viel Transparenz.

Die Gemeinde Wien meint in ihrer offiziellen Stellungnahme zu dem ohnedies nur zwergenartigen Vorhaben zur Beschränkung des größten Korruptionsskandals der Nachkriegsgeschichte, dieses sei schon viel zu weitgehend. Die Rathausgewaltigen wollen nicht, dass Unternehmen im Einflussbereich der öffentlichen Hand zur Transparenz verpflichtet sind.

Sie wollen mit anderen Worten , dass die Wiener Linien, Wien-Strom, die Wiener Holding, die Entsorgungsbetriebe und Dutzende andere Gemeindebetriebe auch weiterhin in geheimer Dunkelheit Abermillionen Steuer- und Gebührengeld hinauswerfen können. Da geht es um ein gewaltiges Imperium. Denn in der Stadt Wien herrscht in Sachen Verstaatlichung noch der real existierende Kommunismus, mehr als in jeder anderen Region westlich von Russland und Belarus seit 1989.

Das Rathaus will also, dass wir auch weiterhin nicht erfahren, wie viel es von unserem Geld für zwei korruptionäre Zwecke ausgibt: erstens dafür, dass vor Wahlkämpfen Stimmung für die roten Machthaber gemacht wird; und zweitens dafür, dass die kassierenden Medien, vor allem im Boulevard- und Gratis-Bereich, auch im redaktionellen Teil weiterhin freundlich und unkritisch über die Misswirtschaft im Wiener Rathaus hinwegsehen.

Süß ist die Begründung der Wiener Landesregierung. Sie glaubt, dass „die Preisgabe sensibler Informationen den Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen gefährden kann“. Offenbar wird die U-Bahn stecken bleiben, wenn man erfährt, wie viel Geld deren Benutzer an die Familien Dichand und Fellner zu zahlen haben. Oder um welche Betriebsgeheimnisse soll es da sonst gehen?

Apropos Landesregierung: Dunkel habe ich in Erinnerung, dass dort neuerdings auch die Grünen vertreten sein sollen. Und noch dunkler erinnere ich mich, dass die Grünen einst besonders heftig diese Korruptionsinserate bekrittelt haben. Aber überhaupt keine Erinnerung habe ich, dass die Grünen jetzt gegen diese Stellungnahme der Wiener Stadtregierung protestiert oder diese gar verhindert hätten. Das beweist, dass entweder meine Gedächtniszellen oder die Grünen in einem ziemlich üblen Zustand sind.

Es wird jedenfalls spannend, ob sich die ÖVP-Neu nun noch eine weitere Abschwächung des erwähnten Gesetzesentwurfs aufzwingen lässt.

PS.: Köstlich ein Photo aus einem dieser Wiener Inserate. Da sieht man den Wiener Bürgermeister mit gleich zwei Exemplaren von Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“ in der Hand. Oder war es doch nur ein Buch und ich sehe von allzu viel Alkohol doppelt? Wie auch immer: Laut dem Bildtext der rathauseigenen PR-Truppe, bekanntlich die größte und höchstbezahlte Truppe dieser Art in Österreich, werden in dem Buch „Varianten menschlichen Verhaltens aufgezeigt – etwa von Revoluzzer, Reformer und Vertreter der Wiener Ballhaus-Diplomatie“. Ganz offensichtlich haben aber weder Häupl noch seine Geisterschreiber Musil gelesen. Denn von solchen komischen -Innen-Geschöpfen kommt bei ihm kein einziges vor. Musil konnte nämlich noch deutsch. Und er hätte sich auch gegen eine Vereinnahmung durch eine Korruptionisten-Partie heftig gewehrt.

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Tagebuch, Sarrazin, Attac, Gesamtschule, Faymann - und das Wetter: Alles super drucken

Das Schöne an Ostern 2011 ist, dass es auch außerhalb des sensationellen Wetters der letzten Tage noch viele andere wirklich gute Nachrichten gibt.

Erstens: Die zweifellos unwichtigste – aber persönlich halt schon erfreuliche – gute Nachricht sind die trotz Urlaubszeit stark gestiegenen Zugriffe auf das Tagebuch. Diese sind zweifellos der ÖVP-Regierungsumbildung und den spannenden Diskussionen über diese zu verdanken.

Zweitens: Viel wichtiger freilich ist, dass die SPD darauf verzichtet hat, Thilo Sarrazin auszuschließen. Damit gibt die deutsche Traditionspartei erfreulicherweise zu, dass es doch noch erlaubt ist, einige schmerzhafte und für ideologische Betonköpfe unerfreuliche Wahrheiten auszusprechen. Gewiss werden manche enttäuscht sein, die auf die Gründung einer neuen bürgernahen Partei durch Sarrazin gehofft haben. Aber das war wohl ohnedies immer mehr ein Wunschtraum gewesen – Sarrazin ist nicht der Typ dafür.

Falsch wäre es jedenfalls, einen Rückzieher Sarrazins zu diagnostizieren. Denn er hat keine einzige seiner – nach wie vor äußerst lesenswerten – Aussagen und Erkenntnisse zurückgezogen oder bedauert. Seine Erklärung verlangt neuerlich bei aller freundlichen Verbindlichkeit im Ton gegenüber seiner alten Partei eine andere Bildungs- und Migrationspolitik und insbesondere „eigene Anstrengungen“ der Migranten. Damit ist klar, dass Sarrazins Erkenntnisse ein Teil der sozialdemokratischen Identität sein dürfen, wenn auch nicht ihr einziger, und wenn auch nur in Deutschland.

Drittens: Ein noch größeres Aufreger-Thema der gesamten linken Szene als Sarrazin waren vor genau zehn Jahren die gewalttätigen Attac-Demonstrationen beim G-8-Gipfel in Genua. Thematisiert wurde aber nicht die Attac-Gewalttätigkeit, sondern der Umstand, dass ein sich bedroht fühlender Polizist einen Demonstranten erschossen hat.

Die wirren Thesen von Attac wurde daraufhin bis in den linkskatholischen Rand hinein als neues Evangelium und Verkörperung des Gutmenschentums herumgereicht. Und zahllose Leitartikler erregten sich – nicht über gewalttätige Demonstranten, sondern – über die italienische Polizei (eh schon wissen, Berlusconi und so).

Nun, zehn Jahre später, ist ein in seiner expliziten Klarheit geradezu sensationelles Urteil der großen Kammer des Europäischen Gerichtshof ergangen: „Der Einsatz eines möglicherweise tödlichen Mittels wie der Schüsse war gerechtfertigt“, heißt es da. Der Polizist habe sich und seine Kollegen in Lebensgefahr gesehen. Der Einsatz von Gewalt gegen die Demonstrantengruppe sei „absolut notwendig“ gewesen. Alle Vorwürfe gegen Italien in diesem Zusammenhang seien unberechtigt gewesen.

Europa muss also vorerst doch nicht ganz wehrlos der Anarchie preisgegeben werden. Erschütternd ist jedoch, wie winzig die Medien über dieses Urteil berichtet haben – denn es ist schon vor genau einem Monat ergangen und bis heute hat sich keiner der feuilletonistischen und politschreiberischen Großpfaue dazu geäußert. Oder gar für sein einstiges Geschreibsel entschuldigt. Ein Vergleich dieses Schweigens mit den einstigen monatelangen wilden Attacken auf Italien und seine Polizei in fast allen Medien und bei den sogenannten Intellektuellen zeigt, dass wir in einer völlig verlogenen Welt leben. Was zugegebenermaßen doch kein so großer Grund zu östlicher Freude ist.

Viertens: In uneingeschränkt fröhliches Staunen kommt man, wenn man einen Gastkommentar einer Heidi Schrodt in der „Presse“ liest. Denn die pensionierte Direktorin (einer der schechtesten Schulen Wiens) war in der letzten Jahren als Wanderpredigerin für „gesamtschulische Ziele“ und „geschlechtssensiblen“(!) Unterricht durch alle linken Foren gereist.

Nun aber war sie auch in England und schreibt einen ganz begeisterten Bericht über die Qualität der Privatschulen und darüber, dass nun auch staatliche Schulen von privaten Trägern geführt werden sollen. Als höchsten Qualitätsausweis erwähnt sie aber, dass das so etwas wie ein „Gymnasium“ werden soll. Gratulation Frau Schrodt! Man sieht, Reisen bildet. Und hoffentlich droht Ihnen jetzt kein Parteiausschluss.

Fünftens und zum Schluss noch etwas Erfreuliches aus Österreich. Hier geht nämlich der Gewerkschaftsbund offensichtlich auf deutliche Distanz zu Werner Faymann. Wie das, ist doch Faymann ein geradezu sklavischer Befolger aller Wünsche des ÖGB? Dennoch liest man Schwarz auf Weiß, was ÖGB-Präsident Erich Foglar über den Eintritt in Regierungsaufgaben sagt: Es wäre gut, „dass man, wenn man Verantwortung übernimmt, eine abgeschlossene Berufsausbildung hätte“.

Herr Faymann hat bekanntlich keinerlei Berufsausbildung genossen, kein Studium abgeschlossen – oder solches auch nur versucht. Deutlicher kann man also nicht Kritik an ihm üben. Dabei hat Foglar gar nicht Faymann gemeint. Eigentlich wollte er den 24-jährigen Jus-Studenten Sebastian Kurz ohrfeigen. Bei der SPÖ hat man ja nämlich offenbar gemerkt, dass die Hass-Kampagne der ganzen linken Szene gegen das Alter von Kurz bei den jungen Menschen gar nicht gut ankommt. Da wollte man sich halt etwas Neues einfallen lassen. Und ist zu dumm, um zu entdecken, dass das Argument "Ohne Berufsausbildung soll man kein Politiker werden" noch viel mehr für einen Bundeskanzler gelten muss, wenn man es schon für einen kleinen Staatssekretär fordert.

 

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Ostern - wer hat denn da noch etwas zu feiern? drucken

Die Kirche feiert Ostern. Und alle feiern – was auch immer. Dabei haben weder die Gläubigen noch die Kirchengegner einen wirklichen Grund zum Feiern.

Kirchengegner haben ja eigentlich naturgemäß zu Ostern nichts zu feiern. Worüber sollten sie sich auch freuen? Interessant ist freilich, dass bei ihren Forderungen nach einem Ende aller angeblichen oder auch wirklichen Kirchenprivilegien eines fehlt: die Forderung nach einer Abschaffung oder zumindest Reduktion der vor allem aus der katholischen Kultur stammenden Feier-Tage. Diese werden vielmehr reihum als heiligstes Gut der Nation behandelt – auch wenn viele gar nicht mehr wissen, warum sie heilig sind. Und die Kirchengegner wissen sogar mit Bestimmtheit, dass da nichts heilig ist.

Daher wäre die Forderung „Weniger Feiertage!“ eigentlich ein erster Beweis, dass es den Kirchenfeinden um mehr geht als billigen Linkspopulismus oder plumpen Hass. Immerhin liegt ja Österreich unter den Industrieländern mit der Zahl der Feiertage sowieso ganz im Spitzenfeld, da könnte man doch ein paar Tage einsparen, wenn man eh nichts zu feiern hat. (Übrigens hält nicht einmal die Kirche selbst Oster- oder Pfingstmontag für feiertags-wert.) Aber dennoch spricht das Antikirchenvolksbegehren das Thema "Zu viele Feiertage" nicht an. Konsequent?

Genauso wenig Grund zum Feiern haben aber derzeit auch die gläubigen Christen selbst. Denn seit Kommunismus und Nationalsozialismus hat es nie so intensive und breite Christenverfolgungen gegeben wie in letzter Zeit.

Ein besonders aktuelles Beispiel ist Ägypten. Dort hat jetzt der islamische Mob so lange randaliert, bis es auch in der letzten ägyptischen Provinz keinen christlichen Gouverneur mehr gibt. Obwohl die Kopten die weitaus älteste Religion des heutigen Ägyptens sind. Gleichzeitig mehren sich seit dem Ende des Mubarak-Regimes die Attacken auf Christen und ihre Kirchen. Jedoch alle jene, die so laut nach einem Sturz Mubaraks gerufen haben – von unseren Medien bis zum amerikanischen Präsidenten –, sind absolut schweigsam zu diesen Vorgängen. Lediglich der österreichische Außenminister kann sich als einer von wenigen auf die Fahne schreiben, dazu nicht geschwiegen zu haben.

Noch aktueller ist Nigeria. Dort wurde jetzt zwar der christliche Staatspräsident wiedeergewählt. Aber aus Protest wurden im islamischen Norden (wo großteils schon die Scharia eingeführt worden ist!) binnen weniger Tage zahlreiche Kirchen und Häuser von Christen in Brand gesteckt. Es gab auch schon eine Reihe von Todesopfern.

In Pakistan wurde vor wenigen Wochen der Minister für religiöse Minderheiten, ein Christ, erschossen. Er war insbesondere gegen ein „Blasphemiegsetz“ eingetreten, dass oft als Vorwand für Gewaltakte gegen christliche Minderheiten missbraucht worden ist.

In Dutzenden Länder begibt sich jeder, der vom Islam zum Christentum wechselt, in absolute Lebensgefahr. Er muss meistens ein komplettes Doppelleben führen.

Nach Statistiken von Menschenrechtsorganisationen haben rund 100 Millionen gläubige Christen unter Verfolgung oder einer starken Einschränkung ihrer Religionsfreiheit zu leiden. Schon im heurigen Jahr wurden zumindest 21 Christen getötet (viele Morde werden ja in der Außenwelt gar nicht bekannt); 137 Kirchen oder Häuser von Christen wurden angegriffen. Die Liste der Verfolgerstaaten reicht von Nordkorea – wo die Dinge zweifellos am schlimmsten sind – über China bis zu den islamischen Staaten. Die Moslems sind für rund 90 Prozent der Christenverfolgungen verantwortlich. Besonders ergreifend ist etwa der Fall zweier junger deutscher Mädchen, die als Krankenschwestern im Jemen ihres Glaubens wegen kaltblütig ermordet worden sind.

Noch schlimmer geht es nur noch den Juden. In den Niederlanden haben sich die Aktionen der islamischen Zuwanderer gegen sie so gehäuft, dass dort in den jüdischen Gemeinden offen über eine Auswanderung aus dem Land diskutiert wird. Freilich: Die linken holländischen Richter konzentrieren sich lieber auf ihren Kampf gegen den Islamkritiker Geert Wilders. Auch aus der schwedischen Stadt Malmö ziehen immer mehr Juden fort. Dort trifft sich die antiisraelische Kampagne linker Politiker deckungsgleich mit dem Antisemitismus der Zuwanderer.

Da geht es in Wien noch geradezu gemütlich zu. Hier finden sich bisher nur eher zweitklassige Übergriffe. Wie sie etwa die Schlägertrupps eines mit dem Rathaus eng verbundenen Abtreibungs-Ambulatorium sind. Diese sind handgreiflich gegen (für das Ambulatorium sicher unangenehme, aber absolut friedliche) christliche Demonstranten vorgegangen. Von den Gewalttätern ist jetzt einer sogar wegen Körperverletzung und Diebstahls verurteilt worden.

Aber auch die Dummheiten der linken Politischen Korrektheit erregen Übelkeit. So wurden in einer öffentlichen Schule im amerikanischen Seattle „Ostereier“ in „Frühlingskugeln“ umbenannt. Und in New Jersey wurde aus dem Ostereier-Suchen ein „Frühlingsfest mit Hase“. Gewiss haben die Eier oder Hasen absolut nichts mit christlichen Inhalten zu tun – aber die panische Angst auch schon vor dem christlichen Wortteil „Oster-“ ist wohl nur noch als krankhaft zu diagnostizieren.

In Großbritannien hat ein Gericht geurteilt, dass Christen als Pflegeeltern untauglich seien, weil ihre Moral Homosexualität ablehnt. Ausdrücklich unterstreicht das Gericht das Recht der Behörden, von Eltern die Demonstration einer „positiven Einstellung“ gegenüber der Homosexualität zu verlangen. Was schon an das „Recht“ des alten Rom erinnert, wo jeder getötet wurde, der nicht den vergöttlichten Kaiserstatuen Opfer darbrachte. Gegen die fast totale Übernahme der anglikanischen Kirche durch Schwulen-Freunde hat aber nun auch eine spürbare Gegenbewegung eingesetzt: Alleine zu diesem Osterfest werden in England und Wales fast 5000 Neukatholiken getauft.

In Deutschland bereiten Organisationen der drei Linksparteien zusammen mit Schwulenverbänden seit Wochen Demonstrationen gegen den Papst bei seinem Deutschlandbesuch vor.

Noch viel provozierender war die Aktion des afroamerikanischen Künstlers Andres Serrano aus Brooklyn. Er präsentierte in Südfrankreich ein Kunstwerk „Piss Christ“, das aus einem Kunststoff-Kruzifix in einem Glas mit seinem eigenen Urin besteht (gar nicht vorstellbar, wie viel Blut geflossen wäre, wenn Ähnliches einem islamischen Symbol passiert wäre).

Unter Kirchenverfolgung ist aber zweifellos auch die Berichterstattung des ORF im letzten Jahr zu subsumieren: Während die Fälle von Kindesmissbrauch im Bereich christlicher Institutionen Dutzende Male breitest in allen Sendungen präsentiert wurden, wurden die – weit häufigeren – Fälle von Missbrauch in staatlichen Einrichtungen, von den Bundeserziehungsanstalten bis zu Jugendgefängnissen, fast total totgeschwiegen. Ebenso wurde in bewusster Manipulation in die Statistiken kirchlichen „Missbrauchs“ genauso sexuelle Handlungen wie auch Ohrfeigen aufgenommen. Diese haben ja bis vor wenigen Jahrzehnten (leider) in allen Lagern als ganz normales Erziehungsmittel gegolten.

Freilich herrscht auch in Teilen der Kirche eine mehr als erstaunliche Verwirrung der Geister, die ebenfalls jeden Anlass zu österlicher Freuden nimmt.

Da gibt es etwa den Präsidenten der „Katholischen Aktion“ Österreichs, einen Herrn Rembert Schleicher, der keine anderen Sorgen hat, als in seiner letzten Aussendung die dramatischen Vorgänge in Nordafrika und Japan auf die „Marktwirtschaft“ zurückzuführen. Jetzt ist diese also auch schon an Tsunamis, Erdbeben und moslemische Diktatoren mit Mitgliedschaft in der Sozialistischen Internationale schuld . . .

Da gibt es in Deutschland ein von katholischen und evangelischen Religionspädagogen herausgegebenes „Ökumenisches Gebete- und Liederbuch“, in dem man folgendes nettes Lied findet: „Es gibt nur einen Gott, ALLAH, den Herrn der Welt. . . .“ Dann folgen noch viele Allahu Akbars und Loblieder auf den Koran.

Da gibt es aber auch die Erzdiözese Wien und ihre umstrittene Schulamtsleiterin Christine Mann. Sie schwimmen offenbar auf derselben Welle. Sie haben einen Schülerkalender herausgegeben, in dem sich zwischen diverse christliche Zitate ungetrennt auch Mohammed-Aussagen mischen.

Ein Zeichen der Toleranz? Mag sein. Diese aber funktioniert nur, wenn man selber auf festem Boden stünde und wenn sie vor allem auf eine ähnliche Toleranz der Gegenseite träfe. Ich wage aber zu wetten, dass es auf der ganzen Welt keinen islamischen Kalender gibt, in dem umgekehrt Bibelstellen zu lesen wären. In dem Wiener Schülerkalender finden sich zwar die Adressen der linksradikalen Antirassismus-Rassismus-Organisation Zara, aber keine von konservativ-katholischen Pro-life-Gruppen. Das ist Kirche 2011. Man hasst sich lieber untereinander, statt sich den existenziellen Bedrohungen von außen zu stellen.

Das wird nur noch durch die Dummheit der linken Laizisten übertroffen. Diese bekämpfen lieber die völlig harmlos gewordenen Christen, als sich der gemeinsamen Bedrohung durch den Islam zu stellen, die in Wahrheit für Laizisten, Feministinnen und Schwule mindestens genauso bedrohlich ist wie für die Christen.

In einem existenzialistisch anmutenden Trotzdem: Frohe Ostern. Den Christen und den Nur-Feiertags-Gläubigen.

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Die positive Überraschung heißt Erwin, die negative Johanna drucken

Ich habe Erwin Pröll selten gelobt. Aber heute ist er mehr als lobenswert. Dafür hat sich seine Ex-Mitarbeiterin, die neue Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, gleich am ersten Amtstag in einer wichtigen Frage bedenklich unsicher gezeigt (und nicht ihr vielgescholtener junger Staatssekretär).

Erwin Pröll will jedenfalls neuerdings den Flughafen Wien privatisieren, an dem das Land Niederösterreich noch 20 Prozent hält. Dazu kann man nur dreimal Bravo rufen – und tut das angesichts all der Stümpereien der dortigen Manager in den letzten Jahren gleich noch ein viertes Mal. Natürlich weiß ich, dass Prölls Bekehrung auch damit zusammenhängt, dass er seit einigen Tagen einen personalpolitischen Disput mit seinem Syndikatspartner, der Gemeinde Wien, hat. Dennoch: Was auch immer der Auslöser, das Endergebnis ist richtig und gut.

Freilich ist Pröll noch durch einen Syndikatsvertrag an Wien gebunden, das ebenfalls 20 Prozent am Flughafen hält, und das mit einer gewerkschaftsnahen Mitarbeiterstiftung (die zehn Prozent hält) die entscheidenden Flughafen-Gremien zu dominieren versucht. Und bevor Wien das Wort Privatisierung auch nur ausspricht, beschließt sie noch eher ein Atomkraftwerk auf dem Kahlenberg. Klar ist aber auch: Jeder Syndikatsvertrag kann gekündigt werden. Und nach einem Verkauf des niederösterreichischen Pakets sind dann immerhin 70 Prozent der Flughafen-Aktien im freien Umlauf. Was die Chance zumindest eröffnet, dass dann die Rathaus-Politruks überstimmt werden und dass endlich auf dem Flughafen Professionalität und Sparsamkeit einkehrt.

Weniger Lob verdient die neue Innenministerin. Diese war zu keiner klaren Antwort auf die Frage imstande, ob Österreich nordafrikanische Migranten (oder im ORF-Neusprech: Flüchtlingen) aufnehmen soll. Frau Mikl-Leitner will da auf europäische Beschlüsse warten. Ihre Vorgängerin hätte da hingegen eine sehr klare Antwort gewusst. Hat sie diese - ein klares Nein - doch auch schon in den vergangenen Tagen mehrmals deutlich kommuniziert.

Und wenn Mikl-Leitner schon nicht die Aussagen ihrer Vorgängerin kennt, dann sollte sie sich bei Europol nach den Festnahmen islamistischer Terrorverdächtiger in Europa erkundigen. Denn deren Zahl hat sich allein in einem Jahr um 50 Prozent vergrößert. Dabei könnte Mikl auch erfahren, dass diese Islamisten schon rund zur Hälfte Anschläge in Europa vorbereitet haben, während für Islamisten Europa früher als Ziel noch zweitrangig war. Und wer Gaddafi kennt, der braucht gar keine Interpol, sondern weiß, dass der Libyer mit Sicherheit unter diese angeblichen Flüchtlinge einige Agenten mit Rache-Aufträgen einzuschleusen versucht.

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SN-Kontroverse: Auch neue SPÖ-Minister? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll auch die SPÖ ihr Regierungsteam umbilden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Hektischer Schwachsinn

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Eine kleine Nachdenkhilfe zum Auffüllen von Erinnerungslücken, die gerne überdeckt werden, wenn eine Regierungsumbildung vollzogen ist: Zu dieser war die ÖVP gezwungen, weil ihr Parteiobmann schwer erkrankt ist und eines ihrer führenden Mitglieder - Stichwort Ernst Strasser - in Skandale verwickelt ist. Strasser war die Nummer 1 in Brüssel für die Volkspartei und dort gehen die Uhren bei der Beurteilung von politischen Gaunereien doch etwas präziser als in Österreich. Das ist gut so, stört aber so manche Kreise in der Alpenrepublik, die es sich nur zu gerne richten.

Dass die ÖVP bei dieser für sie äußerst ungünstigen Konstellation gleich die Gelegenheit beim Schopf gepackt hat und politische Schwachstellen beseitigte - Stichwort Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner - ist ihr nicht zu verdenken. Der Austausch von Köpfen heißt aber noch lange nicht, dass es zu einer besseren Politik kommt. Schon die vor der Angelobung laut gewordene Kritik am Auswahlverfahren für das neue schwarze Team zeigt dies.

Der neue Vizekanzler Michael Spindelegger ist mit denselben Problemen konfrontiert wie sein Vorgänger. Die Bünde schnattern ihm ebenso ins Tagesgeschäft wie die Landesgranden, die zwar gern ihre Hände beim Finanzausgleich aufhalten, aber ihre politische Kleinmünzerei mit Maulen gegen den jeweiligen Bundeschef betreiben. Suderei ist bei einigen von ihnen die Kernkompetenz.

Was an dieser Konstellation ein Austausch der Köpf bei den Sozialdemokraten ändern soll, ist schleierhaft. Sie verfügt über ein einigermaßen eingespieltes Team. Und im Übrigen tut jede Partei gut daran vor der eigenen Türe zu kehren. Ohne Not das Spitzenpersonal auszutauschen, nur weil die ÖVP gerade dazu gezwungen wurde, wäre hektischer Schwachsinn und ein Beweis für politische Unerfahrenheit.


Was alles gut für Österreich wäre

Andreas Unterberger

Auch ohne Lungenembolie hat es die SPÖ mindestens so nötig wie die ÖVP, ihr Team zu verbessern. Das wäre im eigenen Interesse sinnvoll, aber noch mehr in jenem der Republik. Sie wird es aber natürlich nicht tun.

Gut für Österreich wäre der Rücktritt des Verteidigungsministers. Er ist verantwortlich für den Mobbing-Skandal gegen einen verfassungstreuen Offizier; er wendet sich selbst in der wichtigsten Frage des Ressorts - der Wehrpflicht - binnen weniger Wochen um 180 Grad; er ist schuld, dass unsere Abfangjäger schlechter ausgerüstet und teurer sind als beim ursprünglichen Vertrag.

Gut für Österreich wäre der Abgang der Unterrichtsministerin. Sie ist verantwortlich dafür, dass die Schulen finanziell und personell ausgehungert werden, weil sie alle Mittel zu ihrer ideologischen Gesamtschul-Fata-Morgana umleitet; all ihre Aktionen haben offensichtlich nur ein Ziel, nämlich das Leistungsniveau unserer Schulabsolventen noch weiter zu senken; sie ist schuld, dass die Detail-Daten zum Pisa-Test geheimgehalten werden.

Gut für Österreich wäre der Rücktritt von Doris Bures. Sie ist verantwortlich, dass es bei den ÖBB keine spürbaren Reformen gibt, und dass die bankrotte Bahn in den letzten Jahren Millionen an Inseraten ausgegeben hat, nur um Boulevardblätter SPÖ-freundlich zu stimmen.
Gut für Österreich wäre auch ein Sozialminister, der das reale und gesetzliche Pensionsantrittsalter halbwegs an die steil gestiegene Lebenserwartung anpasst.

Am besten für Österreich wäre natürlich ein anderer Bundeskanzler, der nicht mehr durch Einbetonierung in all diesen Materien die Zukunft Österreichs aufs Spiel setzt. Und der unter EU-Politik mehr versteht als gelegentliche Briefe an die Kronenzeitung.

Das alles wäre hundert Mal wichtiger als das Alter eines (ohnedies machtlosen) Staatssekretärs, das derzeit so aufgeregt debattiert wird.

 

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Bitte um Notbremsung drucken

In den letzten Tagen hat ganz Österreich intensiv über die Kandidaten für den Job des Finanzministers diskutiert. Viel wichtiger wäre aber eine Debatte über die Aufgaben der neuen Ministerin. Denn die gleichen einem Herkules-Job.

Sie sollte vor allem anderen täglich vom ersten bis zum letzten Zähneputzen folgende zwei Schlüsselsätze memorieren: Der eine stammt von Josef Pröll, dem einmal unvorsichtiger-, aber ehrlicherweise der Satz entschlüpft war, dass Österreich nur noch zwei Jahre von Griechenland entfernt sei. Der zweite stammt vom Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, der eine Abstufung des österreichischen Ratings prophezeit hatte, sollte nichts Gravierendes passieren. Und das könnte schon 2012 passieren, wenn es bis dahin keine signifikanten Reformen gibt. Im kommenden Jahr ist ein viel größeres Paket der österreichischen Staatsschuld als zuletzt auf den Märkten zu refinanzieren. Gleichzeitig wird bis dahin die Europäische Zentralbank wohl noch ein- oder zweimal die ganz normalen Zinssätze erhöhen.

Werden aber 2012 die Märkte deutlich höhere Zinsen von Österreich verlangen, dann kommt eine unheilvolle Spirale in Gang. Dann werden automatisch Defizit und Staatsschuld noch größer. Was wieder die Zinsen weiter zu erhöhen droht. Wie das dann weitergeht, hat man in den letzten 18 Monaten an den Ufern von Mittelmeer und Atlantik genau studieren können.

Was vielen gar nicht bewusst ist: Verschlechtert sich das Rating der Republik und erhöhen sich ihre Zinsen, dann müssen fast automatisch auch die gesamte Finanz- und Realwirtschaft des Landes höhere Zinsen zahlen, Gemeinden und Länder sowieso. Eine spürbare Kreditverteuerung wird daher auch sehr schnell den Konjunkturboom wieder abwürgen.

Selbst wenn die neue Ministerin die großen liberalen Ökonomen wie Friedman, Hayek oder Mises geringschätzen, sondern eher den von der Linken adoptierten Keynes respektieren sollte, muss sie eines erkennen: Das heurige Defizit von weit über drei, wahrscheinlich sogar vier Prozent ist angesichts der Hochkonjunktur absolut verantwortungslos. Denn sogar nach Keynes müsste es heuer einen Budgetüberschuss geben. Auch wenn die, die sich auf ihn berufen, dieses Wort wohl nicht einmal buchstabieren können.

Die neue Finanzministerin müsste daher ringsum die Notbremsen ziehen. Sie müsste enormen Druck auf die ÖBB ausüben. Sie müsste sich gegen Koralm- und Brenner-Tunnel stellen. Sie müsste – trotz aller Versprechungen von Josef Pröll – Nein zu den Wünschen der Unterrichtsministerin sagen (die ohnedies durch schrumpfende Schülerzahlen Spielraum gewinnt). Sie müsste viel ernsthafter die Konfrontation mit den ausgabenwütigen Bundesländern suchen als ihre roten, blauen und schwarzen Vorgänger. Sie müsste in den europäischen Gremien gegen die Hilfspakete für die bankrotten EU-Staaten auftreten.

Alles unrealistisch? Wahrscheinlich – aber dennoch absolut notwendig.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Wo unser Steuergeld wirklich versickert drucken

Der Bundespressedienst ist die absolute Verkörperung absolut unnötiger Bürokratie. Er sollte besser heute als morgen aufgelassen werden. Das ist die einzig mögliche Konklusion, die man nun auch aus dem neuen und vernichtenden Rechnungshofbericht ablesen kann.

Niemand weiß mehr, wozu es diesen Dienst braucht – aber er hat die Personalkosten binnen fünf Jahren um volle 44 Prozent steigern können! Allein im Jahr 2009 hat Werner Faymann über diesen Dienst 4,9 Millionen Euro für Inserate ausgegeben. Deren Wirkung sei aber nie evaluiert worden, merkt der Rechnungshof trocken an.

Eine Wirkung dieser Inserate hat es freilich sehr wohl gegeben. Sie bestand darin, dass kassierende Zeitungsherausgeber dem Bundeskanzler gegenüber positiv gestimmt wurden.

Dem ganzen Bundespressedienst fehlen „Wirkungsziele für die Aufgabenerfüllung“, schreibt der Rechnungshof. Gegen diesen Vorwurf muss man den Bundespressedienst sogar verteidigen. Denn die einzigen Aufgaben, die er noch hat, kann man ja nicht gut öffentlich bekanntgeben: Unterbringung von politischen Protektionskindern und Durchschleusung von Steuergeldern an zu bestechende Medien.

Schon vor Jahren gab mir der damalige, inzwischen längst in Pension gegangene Chef des Bundespressedienstes in einem privaten Gespräch zu, dass der Personalstand seiner Sektion sofort um ein Drittel gekürzt werden könnte. Aber auch beim Rest sind die Aufgaben völlig unklar. Die einstige Aufgabe, deretwegen der Dienst vor Jahrzehnten sehr wichtig war, ist ja längst verschwunden: nämlich über die Arbeit der Regierung zu informieren. Das war bis 1970 relevant, aber unter Bruno Kreisky haben alle Minister begonnen, sich eigene Pressesprecher zu halten – manche von ihnen haben sogar drei. Daher ruft seit Jahrzehnten kein recherchierender Journalist mehr beim Bundespressedienst an. Er würde von den dort tätigen Menschen auch absolut null Information erlangen.

Wolfgang Schüssel hat dann den einzig richtigen Schluss gezogen: Er hat den Bundespressedienst als Sektion einfach aufgelöst und nichts mehr nachbesetzt. Das kam dann den roten Kanzlern wie gerufen. Sie besetzten nicht nur den Sektionschef wieder, sondern versorgten auch jede Menge anderer gut bezahlter Nichtstuer. Trotzdem haben sie eine der wenigen Rest-Funktionen auch noch eingestellt, nämlich die Herstellung einer täglichen Auslandspresseschau, in der viele Berichte über Österreich zusammengefasst wurden. Aber ein Werner Faymann interessiert sich ja eh nicht für das Ausland.

Die Beamten des Bundespressedienstes haben laut Rechnungshof weder Arbeitszeitaufzeichnungen noch präzise Leistungsanforderungen. Sie haben, so darf man ergänzen, überhaupt nur noch ein einziges Arbeitsleid: Sie müssen halt ein paar Wochen lang die Köpfe einziehen, wenn wieder einmal der Rechnungshof vorbeikommt (und sie ausnahmsweise an ihren Schreibtischen sitzen sollten). Aber der Wirbel wird wohl auch diesmal nicht allzugroß. Schließlich werden die meisten Zeitungen über den neuen Bericht ohnedies nur sehr dezent berichten …

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An grünen Tagen macht der ORF auf total-schwul drucken

Noch nie hatten Rot-Grün in Österreich eine demokratische Mehrheit. Aber dennoch konnten sie den ORF zu einem linken Hetzsender verwandeln, wie wenn diese eine Zweidrittel-Mehrheit nach ungarischer Art hätten. Und von der gesetzlich theoretisch vorgeschriebenen Ausgewogenheit gibt es schon längst keine Spur mehr.

Das konnte man wieder einmal im „Report“ sehen, wo diesmal wieder die Grünen das totale Kommando hatten. Nach einer stinklangweiligen Reportage über die ÖVP-Regierungsumbildung, die hauptsächlich aus vorfahrenden Autos bestand, gab es einen langen schwulen Propagandafilm. Die Redaktion polemisierte massiv zugunsten der schwulen Forderung nach eigenen Kindern, ob durch Adoption oder künstliche Befruchtung. Dabei wurde neuerlich ein schon einmal im ORF aufgetretenes Pärchen interviewt. Dabei schaffte es der ORF in neun (!) Minuten, kein einziges Gegenargument zugunsten der als „absurd“ bezeichneten Rechtslage zu erwähnen. Dabei kamen dutzendweise Schwule und Grüne zu Wort, aber keine einzige Gegenstimme, welche die vielen gewichtigen Argumente gegen diese Forderung vorgebracht hätte: von den Rechten der Kinder auf einen Vater und eine Mutter bis zum Mangel an Adoptivkindern.

Das rief dem empörten Zuseher die erfreulichsten Worte in Erinnerung, die dieser Tage im ORF zu hören waren: als nämlich der mutige Salzburger ÖVP-Chef Haslauer der Regierungsmannschaft insbesondere den dringenden Handlungsbedarf in Sachen ORF ans Herz legte. Hoffentlich kam es dort auch an.

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Der ganz gewöhnliche Missbrauch der Macht – von Exekutive und Medien drucken

Die neuen Minister müssen in den nächsten Tagen fast Unmenschliches leisten: Sie müssen die bisherige Betätigung plötzlich und dennoch honorig beenden, unzählige „Exklusiv“-Interviews mit den ewig gleichen Fragen geben, sich persönliche Mitarbeiter suchen, den eigenen Schreibtisch  übersiedeln, und sich dann auch noch blitzschnell in ein neues, schwieriges Terrain einarbeiten. Da ist es illusorisch, sich gleich wesentliche Weichenstellungen zu erwarten. Parteistrategen sind da schon froh, wenn neue Minister und Staatssekretäre keinen allzu großen Unsinn verzapfen. Dennoch muss das Tagebuch der neuen Innen- wie der neuen Justizministerin wie der neuen Finanzministerin gleich eine ganz heikle Aufgabe vorlegen, die naturgemäß in den Zeitungskommentaren fehlt: Nämlich die Neuordnung der Beziehungen zwischen Medien und Bürgern sowie die Rolle der Exekutive dabei. Hier gibt es ganz unglaubliche Übergriffe. Wie ein bisher noch nie diskutierter Fall zeigt.

Die Reform des Medienrechts ist zwar eigentlich kein neues Thema. Schon die abtretende Claudia Bandion-Ortner hat vor fast zwei Jahren einige Neuregelungen versucht, um die Medien zu etwas zivilisierterem Verhalten zu bringen. Anlass war etwa der Fall Amstetten. Sie hat das Vorhaben nach erstem Widerstand des mächtigen Boulevards aber bald wieder schubladisiert.

Bandion-Ortner hat dafür in den letzten Tagen ihrer Amtszeit noch rasch das Gegenteil versucht, um die medialen Götter gnädig zu stimmen: Sie wollte eine Novelle, durch die politisch interessante Erhebungen der Staatsanwaltschaft ganz legal an die Öffentlichkeit getragen werden können. Was bisher nur ganz illegal geschehen ist. Ihr Vorhaben stand wider jede Kultur von Unschuldsvermutung und Amtsgeheimnis. Es wurde nur deshalb lanciert, weil die Medien noch mehr Material für ihre Vorverurteilungen wollen. Geholfen hat Bandion-Ortner aber dieser Kotau bekanntlich nicht mehr.

Der Fall, der hier in der Folge beschrieben wird, zeigt aber, dass eigentlich das Gegenteil notwendig ist: ein verstärkter Schutz der Bürger. Es geht um ein ganz unglaubliches Verhalten der Wiener Polizei beziehungsweise der Finanzsondereinheit KIAB. Diese wollten offenbar auf Kosten eines Bürgers für sich PR machen oder sich dem Privatsender ATV andienen. ATV hat seit einiger Zeit ein Reality-Format, das die Polizei bei ihren Einsätzen begleitet. Was wohl in jedem Fall die Frage nach dem Amtsgeheimnis aufwirft, welches die Exekutive aber offenbar nicht kümmert. Und den Korruptionsstaatsanwalt auch nicht (den kümmern ja die wirklich argen Sachen in diesem Land offenbar nie).

ATV zeigte in einer Folge seiner Reportagenserie eine unangekündigte und überfallsartig durchgeführte Überprüfung eines Wiener Gärtnereibetriebes. ATV machte im O-Ton ganz brutal klar, worum es geht: „Betrug, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung“. Gleich 17 Mann rückten deswegen aus und ATV filmte den Einsatz an der Seite des Einsatzleiters unbemerkt von einem Hochhaus. Dabei wurden die Namen des Betriebes und des Chefs zwar nicht genannt. Deren Identität war aber für jeden deutlich erkennbar, der je mit ihnen zu tun hatte, ob Kunde oder Lieferant.

Jeder der den Beitrag gesehen hat, musste auch zur empörten Überzeugung kommen, dass da ein Ausbeuter reihenweise illegale Ausländer beschäftigt und rechtswidrig schlecht bezahlt. Was ja in der Tat passieren soll.

Die gesendeten Aussagen von Angehörigen des „Überfallskommmandos“ waren dementsprechend: „Nachdem eine gestrige Datenbankabfrage ergeben hat, dass er im Monat 150 Euro Lohnsteuer zoit und so sich i jetzt 10-14 Arbeiter, kann irgendwas net ganz stimmen. Do fehlt a bissl a Geld in unserer Kassa.“ Oder: „Wird sich weisen der Stundenlohn, aber scheint sowie oftmals a bissl a Ausbeutung zu sein. Und Urlaubs- und Weihnachtsgeld werdns wahrscheinlich a no nie gseng habm.“

Als besonders belastendes Indiz nannten die Superkriminalisten die Oma, die von 6 in der Früh bis 6 am Abend aus dem Fenster schaut und alles genau beobachtet.

Das alles sah man in noch viel ausführlicherer Breite im Fernsehen. Was man freilich nicht mehr sah, war das Ende der zweistündigen Amtshandlung. Denn da teilte die Einsatzleiterin nach Prüfung aller Papiere mit, dass alles in Ordnung sei und dass sie selten einen so mustergültig geführten Betrieb gesehen habe. Alle waren bei der Sozialversicherung gemeldet, und alle Ausländer hatten Beschäftigungsbewilligungen. Und die Lohnsteuer? Die beträgt seit den letzten Steuerreformen bei niedrigen Einkommen Null. Bei Saisonarbeitern erst recht. Daher seien, so der Betriebsinhaber, nicht einmal 150 Euro Lohnsteuer zu zahlen gewesen.

Die angeblich als Spion eingesetzte Oma ist dement und über 90 Jahre alt. Und hat als einzigen Zeitvertreib den Blick aus dem Fenster.

All diese Fakten hätten die Story völlig in sich zusammenbrechen lassen (ganz unabhängig davon, dass auch bei weniger korrekten Betrieben eine solche öffentliche Pranger-Praxis grundrechtlich sehr bedenklich ist). Dennoch wurde der Beitrag vier Monate später ausgestrahlt. Ohne, dass der Betriebsinhaber davon wusste. Er wusste ja nicht einmal, dass gefilmt wurde. Er wurde also auch nicht um seine Stellungnahme gefragt. Es wurde vor allem nicht das im völligen Gegensatz zum Beitrag stehende Ergebnis der Amtshandlung vermeldet.

Eine problematische Seite der Angelegenheit ist das Vorgehen des Fernsehsenders, der ein gerichtliches Nachspiel hat. Der andere Teil ist aber das Verhalten der Exekutive. Diese versucht sich ganz offensichtlich auf Kosten von Staatsbürgern zu vermarkten. Ja, offensichtlich auch auf Kosten völlig unschuldiger Bürger.

Was nun wirklich ein himmelschreiender Skandal ist. Während selbst verurteilte Gewalttäter oft nur unter Nennung des Anfangsbuchstabens in den Medien dargestellt werden dürfen, werden unter intensiver Mitwirkung der Exekutive identifizierbare Privatpersonen und Unternehmer an den österreichweiten Pranger gestellt.

Zurück zur Politik: Der Fall ergibt ganz konkreten Handlungsbedarf für die neue Innen-, die neue Finanz- und die neue Justizministerin. Die ersten beiden müssen allen in die Ausstrahlung involvierten Beamten zumindest eine kräftige und öffentliche Kopfwäsche samt drohender Verwendung des Wortes „widrigenfalls“ verpassen. Die dritte Ministerin muss den gesetzlichen Schutz der Privatsphäre gegen mediale Neugier und eine Verschärfung des Begriffs „Amtsmissbrauch“ ganz oben auf ihre Agenda setzen. Im Interesse der Bürger und ohne Rücksicht auf mediale Proteste.

Oder muss man als gelernter Österreicher statt „muss“ „müsste“ sagen?

Das Beispiel zeigt jedenfalls, dass sich der Bürger nicht so sehr vor Daten- und Vorratsspeicherung (über die sich wie üblich die Journalistengewerkschaft und andere grün-rote Vorfeldorganisationen besonders erregen) fürchten sollte, sondern vor dem ganz gewöhnlichen, vor dem ganz speicherungsfreien Missbrauch der Macht von Medien und Exekutive. Über den sich weder Journalistengewerkschaft noch sonst jemand erregt. Denn er trifft ja nur die Bürger.

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Der Spin des Spindelegger drucken

Etliche Positiva, etliche Negativa, etliches Riskantes. Das bedeutet das neue Team des Michael Spindelegger. Das Match gewinnt der neue ÖVP-Chef damit aber so und so nicht. Das entscheidet sich auf einem ganz anderen Spielfeld: auf dem der Inhalte und Identität. Und dort hat Spindelegger nur dann Siegeschancen, wenn er erkennt, worum es geht: ums Überleben der Volkspartei.

Welche positiven, welche negativen,welche riskanten Vorzeichen bringt nun dieses Team auf den ersten Blick?

Positiva

  1. Lobenswert ist sicher das Abrücken von einer starren Frauenquote, obwohl sich ausgerechnet die ÖVP-Frauenchefin als einzige Chefin einer Teilorganisation während der schwierigen Verhandlungstage Spindeleggers mit öffentlich vorgetragenen Forderungen nach einer solchen Quote exponiert hat. Damit hat sie aber den Parteichef fast gezwungen, die Zahl der Frauen zu verändern, sonst wäre er lächerlich dagestanden.
  2. Der Bauernbund hat eindeutig an Stellenwert verloren. Das ist eine logische Folge der soziologischen Entwicklungen der letzten Jahre, birgt freilich das Risiko, dass Raiffeisen die überschuldete Volkspartei noch knapper behandeln wird.
  3. Wolfgang Waldner als neuer Staatssekretär im Außenamt wird dort wohl nicht nur seinen Parteichef entlasten, sondern der ÖVP auch das zurückbringen, was ihr unter Pröll völlig gefehlt hat: ein Gesicht für die Welt der Kultur, in der sich der Diplomat Waldner in den letzten Jahren mit dem erfolgreichen Aufbau des Museumsquartiers intensiv bewegt hat.
  4. Positiv ist sicher auch der Wechsel im Justizressort. Auch wenn Beatrix Karl im Wissenschaftsressort nicht wirklich geglänzt hat, wird sie in der Justiz mit relativ großer Wahrscheinlichkeit eines bessere Figur machen als Claudia Bandion-Ortner (mit gewisser Eitelkeit sei gesagt: Bei deren Bestellung war ich der einzige Journalist, der vehement gewarnt hat, während der Rest der Medien damals noch über die Seitenblicke-Ministerin gejubelt hat).
  5. Das geschlossene Familienstaatssekretariat wird niemand vermissen. Hat doch keine der beiden Amtsinhaberinnen der letzten Jahre dort relevante Spuren hinterlassen können. Die Kompetenz in Sachen Familie muss eine Partei anders zeigen als durch ein Amt – etwa bei der Pensionsregelung für Mütter.
  6. Interessant ist, dass Spindelegger keine Scheu hat, einen 62-Jährigen als Newcomer in die Regierung zu holen.

Negativ

  1. Negativ fiel in den vergangenen Tagen auf, dass bei Spindelegger zum Unterschied von Pröll ständig allzu viel, wenn auch nicht immer Konsistentes vom Stand der Verhandlungen durchgesickert ist. Was auch für Spindelegger peinliche Absagen bekanntgemacht hat. Gewiss kann man das auch als Zeichen werten, dass er sich breiter beraten hat als einst Pröll. Einen sehr professionellen Eindruck einer Partei mit Disziplin machte das aber nicht.
  2. Johanna Mikl-Leitner wird mit Sicherheit ein Schwachpunkt in Spindeleggers Team werden. Sie bringt zwar als Innenministerin die gleiche Härte wie Fekter mit. Was im Gegensatz zu den diversen Zeitungskommentaren dort absolut notwendig ist. Nur ist sie im Gegensatz zu Fekter keine Juristin – was ihr in dem unter gutmenschlicher Dauerattacke liegenden und jedenfalls heiklen Ressort sicher bald peinliche Fehler einbrocken wird. Denn auch eine hoffentlich starke Exekutive ist durch viele Vorschriften und Regeln gebunden, deren Verletzung der Ministerin auf den Kopf fallen wird. Und der Stil ihres Auftretens erinnert an volkstümelnde Gewerkschaftsfunktionäre, was wohl ebenfalls schlecht in dieses Ressort passt.
  3. Der neue Parteisekretär Hannes Rauch hat bisher als Parteimanager primär Misserfolge erzielt. Der Tiroler wäre nach der Bestellung eines Tiroler Wissenschaftsministers auch nicht einmal mit der Notwendigkeit zu erklären, dass der Westen stärker vertreten sein müsse.

Riskant

  1. Einen noch nicht einmal 25-Jährigen als Staatssekretär in ein neugeschaffenes Integrations-Staatssekretariat zu holen, ist überaus riskant. Das erste Risiko besteht natürlich im Alter von Sebastian Kurz, in dem man gerne zu riskanten Sprüchen und Aktionen neigt (Immerhin trägt er die Verantwortung für einen peinlichen Wahlkampf-Slogan „Schwarz macht geil“). Das zweite Risiko liegt in dem fast sicheren Machtkampf mit der neuen Ministerin, die ihrem ganzen machtbewussten Wesen nach Kurz keinen Millimeter Spielraum gewähren wird. Das dritte in dem Eindruck, dass die ÖVP mit einem solchen Staatssekretariat wieder einmal gegenüber dem Druck von Medien und anderen Linken umgefallen scheint – obwohl Kurz keineswegs ein Typ nach dem Wunsch der Caritas ist.
  2. Maria Fekter: Ihr traut man gewiss die wichtigste Eigenschaft eines guten Finanzministers zu, nämlich die Härte, forderungswütigen Lobbies und Politikern Nein sagen zu können. Sie ist auch die erfahrenste Politikerin der ganzen Regierung, dürfte auch etwas von Steuern und Betriebswirtschaft verstehen. Sie ist aber trotzdem keine Idealbesetzung (und wäre im Innenressort viel besser eingesetzt gewesen): Denn sie bringt – so wie ihr Vorgänger – kein finanzpolitisches und volkswirtschaftliches Wissen ins Amt mit. Das aber wäre die entscheidende Voraussetzung in diesen Zeiten. Ohne einen solchen Hintergrund wird Fekter so wie die gesamte österreichische Politik der letzten Jahre insbesondere auf EU-Ebene bedenklichen Entwicklungen nicht entgegentreten können. Pröll hat sie nicht einmal durchschaut.
  3. Karlheinz Töchterle ist neben Waldner der zweite Neue in Spindeleggers Team, der schon für eine andere Partei kandidiert hat. Während es bei Waldner eine kurzlebige Behinderten-Partei war, war Töchterle sogar zweimal ein grüner Kandidat. Das kann man natürlich als Zeichen der Breite und Öffnung sehen, das bringt aber etliche Risken. So hat sich Töchterle etwa provozierend lobend über die Innsbrucker Uni-Besetzer geäußert. Für den neuen Minister spricht wiederum, dass er sich im Gegensatz zu den Grünen für Studiengebühren ausgesprochen hat. Und vor allem: Dass er als Altphilologe auch wieder die ÖVP als Bildungspartei positionieren kann. Das große Fragezeichen ist: Wird Töchterle wieder wie eine Zeitlang Karl als ungesteuertes Geschoß fungieren und sich etwa für die Gesamtschule exponieren? Oder hat Spindelegger die letzten Tage besser genutzt als einst Pröll und hat dabei auch ein eingehendes sachliches Briefing mit dem Innsbrucker Rektor durchgeführt, damit der nicht seine Linie durchkreuzt?
  4. Das allergrößte Risiko für die ÖVP besteht aber in der ungelösten Positionierung der Partei. Wohl hat Spindelegger selbst einst den größten drohenden Unsinn unter Pröll und Karl verhindert, nämlich die Gesamtschule. Zum Thema Bundesheer ist er zwar verantwortlich, hat aber bisher nie eine klare Linie gezeigt. In vielen Einzelfragen wird naturgemäß erst die Zukunft zeigen, wo die ÖVP jetzt steht, die durch ständigen Kurswechsel ohnedies schon viel Boden verloren hat. Aber im allerwichtigsten Punkt scheint der nette Michael Spindelegger genauso falsch zu liegen wie der nette Josef Pröll: im Glauben, dass die ÖVP bei einem Kuschelkurs mit dem hemmungslosen Linkspopulisten Faymann Überlebenschancen hat. Einen solchen Kuschelkurs raten ihr zwar viele. Aber er wäre der sicherste Weg Richtung Zehn-Prozent-Partei.

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Fußnote 188: Jarolims Persilschein drucken

So schnell geht das bei den Sozialdemokraten. Hannes Jarolim legt einen Bericht zu den schweren Anschuldigungen gegen seine Person vor. Und sofort bekommt er von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer den Persilschein: "Für mich ist die Angelegenheit damit erledigt."

Der Inhalt des Berichts: Jarolim hat sich von einem Wirtschaftsprüfer bestätigen lassen, dass er kein Geld von einem Konkurrenten der von Jarolim als Abgeordneter heftig bekämpften Staatsdruckerei bekommen hat. Etwas peinlich ist nur, dass die SPÖ-Reinwäscher dabei gleich mehreres übersehen: Erstens sollte es doch nicht wahr sein dürfen, dass niemand außer einer (juristisch ahnungslosen) Parteifreundin Jarolims Verhalten zu bewerten hat. Zweitens hat sich Jarolim raffiniert von einem Vorwurf reingewaschen, der gar nicht erhoben worden ist: Es geht nicht darum, dass er schon Geld kassiert hat. Sondern es geht darum, dass ein mit ihm eng kooperierender Verein versucht hatte, in Zusammenhang mit parlamentarischen Aktivitäten des Abgeordneten Jarolim zahlende Klienten für den Anwalt Jarolim anzuwerben. Und drittens: Wenn die Tatsache, dass noch kein Geld geflossen ist, schon ausreicht, um einen Abgeordneten für unschuldig zu erklären und weiter im Parlament sitzen zu lassen, dann muss man auch Ernst Strasser sofort wieder in allen Ehren inthronisieren: Denn auch bei diesem ist in der Affäre um die als Lobbyisten getarnten Journalisten ganz eindeutig noch kein Geld geflossen. Oder gilt wieder einmal für Sozialdemokraten ein anderes Recht als für den Rest der Menschheit?

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Im Auslegen seid frisch und munter drucken

Es bleibt einem immer wieder der Mund ob der Frechheit offen, mit der oft Rechtsbrecher ihre Untat als gut und richtig verkaufen. Aktuellstes Beispiel ist Ernst Strasser, der den Verkauf von politischem Einfluss als kriminalistischen Aufdeckungsversuch darzustellen versucht. In den Dimensionen aber noch viel gravierender und skrupelloser ist das Vorgehen der Europäischen Zentralbank. Auch diese erfindet die skurrilsten Begründungen zur Rechtfertigung ihres offenkundigen Rechtsbruchs bei der Verschiebung von Milliarden an die europäischen Schuldenstaaten.

Die EZB kauft ja seit dem Vorjahr Anleihen der bankrotten EU-Staaten auf, um diese vor der formellen Zahlungsunfähigkeit zu retten. Das ist eindeutig verboten. Auch die Österreicherin im EZB-Direktorium, Gertrude Tumpel-Gugerell, gibt zu, dass sich die EZB nicht an Staatsfinanzierungen beteiligen darf. Die Sozialdemokratin verteidigt das Vorgehen der EZB aber dennoch und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen: Die Zentralbank, so sagt sie jetzt wieder in einem Interview, kaufe ja keine Neuemissionen von Anleihen jener Staaten, sondern nur von älteren Anleihen. In der Finanzsprache nennt man das den Sekundärmarkt. Und dort ist eine neue Anleihe halt sofort eine alte, wenn nur eine Sekunde lang jemand anderer sie besessen hat.

Tumpel – die ja am heimischen Herd einen der größten österreichischen Schulden-Liebhaber, nämlich den Chef der Arbeiterkammer, sitzen hat – wörtlich:  „Beim Kauf von Neuemissionen fließt Geld direkt in den öffentlichen Haushalt. Im Gegensatz dazu bedeutet ein Kauf am Sekundärmarkt, dass der Staat in der Vergangenheit bereits einen Käufer für seine Schuldtitel gefunden hatte. Es fließt also kein Geld von der Zentralbank an den öffentlichen Haushalt, sondern an andere Marktteilnehmer.“

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Denn diese Argumentation ist der Zwillingsbruder der Hehlerei. Man lässt einfach einen (gut bezahlten) Dritten tun, was man selber nicht darf. Der Dritte hat dabei jedoch Null Risiko, denn die EZB gibt ihm eine Abnahmegarantie für die von ihm gekauften Staatsanleihen. Dieser Dritte würde sonst höchstwahrscheinlich einen so riskanten Ankauf unterlassen. Das ist eine miese Umgehungskonstruktion. Kein Gericht der Welt würde es etwa einem Steuerbetrüger durchgehen lassen, wenn der ähnliche Tricks versucht. Denn für normale Bürger gilt immer die wirtschaftliche Betrachtungsweise, sie kommen mit einer sophistischen Argumentation nicht durch.

Diese erinnert auch heftig an Goethes Faust: „Im Auslegen seid frisch und munter! Legt ihr's nicht aus, so legt was unter.“

Dabei geht es keineswegs nur um juristische Erbsenzählerei, sondern um einen fundamentalen Rechtsbruch. Dieser reduziert das ohnedies schon angeschlagene Vertrauen in die Rechtstreue und Rechtssicherheit in Europa auf ein jämmerliches Minimum. Denn offenbar gibt es im Bananenkontinent Europa Institutionen, die über allem Recht stehen, die sich vor niemandem rechtfertigen müssen.

Dieser Zynismus unterscheidet Europa etwa stark von den USA. Dort muss die Regierung tatsächlich den Laden zusperren, wenn ihr der Kongress, also die Vertretung der Steuerzahler, die notwendigen Gelder verweigert. Dort steht also auch der Präsident nicht über dem Gesetz. Dort sind keine Umgehungsgeschäfte möglich.

In Europa hingegen sind Betrug und Rechtsbruch Teil eines sich hochmütig über alle Regeln hinwegsetzenden Systems geworden. Und kein Europäischer Gerichtshof, kein deutsches Bundesverfassungsgericht (das sonst noch am mutigsten ist) kann oder will offenbar dagegen etwas unternehmen.

Abgesehen davon, dass die Hoffnung der EZB, am Ende würden ohnedies alle Anleihen beglichen, mehr als trügerisch ist, sendet das jedenfalls auch ein katastrophales Beispiel an die Bürger aus, wie unnötig doch Rechtstreue ist. Moral ist nur noch eine Forderung an die Bürger, nie an die Mächtigen.

Zugleich ist der Anleihenkauf natürlich auch ökonomisch mehr als fragwürdig: Diese Hilfe für die Bankrott-Staaten wiegt weitere Schuldnerstaaten in trügerische Sicherheit, sich nicht anstrengen zu müssen. Es gibt ja ohnedies immer einen netten großen Bruder, der sie rettet. Nur hat der große Bruder selber halt keinen großen Bruder mehr.

Auch wenn es manche überraschen mag: Das Verbot einer Kreditvergabe der EZB an Staaten war wohldurchdacht. Es soll, genauer: es sollte die Staaten zu mehr Eigenverantwortung zwingen. Aber das halten Tumpel&Co halt für überflüssig. Weil dann ja die Staaten die Illusionswelt von Gewerkschaften und Arbeiterkammern nicht mehr finanzieren könnten.

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Fußnote 187: Die Finnen und Michael S. drucken

Hier Finnland, da Österreich: Deutlicher geht der Kontrast nicht mehr.

In Finnland fand ein Rechtsruck in historischem Ausmaß statt: Die einwanderungs- und EU-kritischen „Wahren Finnen“ feiern den größten Zugewinn, den dort je eine Partei erzielt hat, sie springen von 4 auf 19 Prozent und erzielen als überhaupt einzige unter acht Parteien Zugewinne. Und zugleich sind zum ersten Mal in der Geschichte die Konservativen stärkste Partei Finnlands (weil sie von allen anderen Parteien am wenigsten verloren haben). Die Finnen liegen damit voll im gesamteuropäischen Trend der letzten Jahre. Was aber reden sämtliche österreichischen Medien – zumindest soweit ich sie verfolgen konnte – gerade der neben Ministern vor allem Orientierung suchenden Volkspartei ein? Sie müsse nach links rücken. Das wird zwar nicht wörtlich so gesagt, sondern meist in die Phrasen „urbaner“, „gesellschaftspolitisch liberaler“, „moderner“, „weniger konservativ“ oder „weniger Law and Order“ gekleidet. Ob diese (bei Josef Pröll ja durchaus erfolgreichen) Ratgeber auch nur irgendeine Ahnung haben, wie der Trend in Europa läuft? Nach links sicher nicht. Der beste Ratschlag, den man da Michael Spindelegger derzeit geben kann: einfach keine Zeitungskommentare mehr lesen.

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Ein Besessener der Macht: Hans Dichand und die Nachkriegsgeschichte drucken

Hans Dichand zählt zusammen mit Gerd Bacher, Otto Schulmeister, Franz Kreuzer und Hugo Portisch zu den wichtigsten Persönlichkeiten der österreichischen Mediengeschichte. Sie haben das Nachkriegs-Österreich entscheidend geprägt. Misst man die Bedeutung eines Medienmannes an Hand des Bilanzerfolges (die Kronenzeitung wird heute auf 400 Millionen Euro geschätzt), der Marktanteile, aber auch der ausgelösten Emotionen, dann war Dichand sogar der allergrößte. Auch wenn in den letzten Jahren die Leserzahl seiner Kronenzeitung ein wenig schrumpfte, so liegt sie doch immer noch bei fast 40 Prozent, was einen Langzeit-Weltrekord darstellt. Und das ist vor allem deshalb imponierend, weil weltweit die Auflagen von Boulevard-Zeitungen steil sinken.

Wer Hans Dichand begegnete, war erstaunt über die bescheidene Freundlichkeit des Mannes, die im deutlichen Kontrast zur offenen Präpotenz anderer Verleger stand. Ich selbst bin mit ihm in meinem Jahrzehnt als „Presse“-Chefredakteur mehrfach zusammengetroffen: Hatte er doch bis wenige Jahre vor seinem Tod begehrlich auf die „Presse“ geblickt. Jedoch vergeblich. Es ist müßig, heute noch über ein „Was wäre wenn“ zu spekulieren. Sicher ist, dass Dichand aus der „Presse“ kein Boulevardblatt gemacht hätte. Ebenso sicher ist, dass er der Redaktion keine lange Leine gegönnt hätte – die eine Qualitätszeitung bei der gleichzeitigen Notwendigkeit einer starken Führung aber braucht.

Für Dichand war Zeitungsmachen immer auch Politikmachen. Er befand sich nicht im Vorhof der Macht, wie er es schein-demütig, fast kokett verkündete. Er war vielmehr ein Besessener der Macht, der es liebte, wenn die Akteure auf der Bühne der Macht an seinen Fäden hingen.

Dichand wusste um die entscheidende Macht des Eigentums an einer Zeitung. Nur als journalistischer Eigentümer kann man erfolgreich und ungehindert Zeitung machen. Das hat Dichand in seiner Chefredakteurszeit beim „Kurier“ (der ja langfristig nicht zuletzt auf Grund vieler Eigentümer-Wechsel und -Fehler der kontinuierlichste Verlierer auf dem Markt ist) Ende der 50er Jahre schmerzhaft lernen müssen. Folglich haben in den letzten 60 Jahren auch immer nur Journalisten als Eigentümer den Start einer neuen Tageszeitung geschafft, Managern fehlte hingegen Leidenschaft wie Gespür. Diese reüssierten nur bei jenen Blättern, die schon unmittelbar nach dem Krieg durch die Besatzungsmächte die ersten monopolartigen Lizenzen zum Gelddrucken, pardon: Zeitungsdrucken erhalten haben.

Neben Dichand gründeten nur die Moldens, Oscar Bronner, Wolfgang Fellner und die Eigentümer der Gratiszeitung „Heute“ mit einigem Erfolg Zeitungen. „Heute“ ist ein ganz spezieller Fall: Zeitungs-Eigentümer dürfen sich in Österreich ganz legal in einer anonymen Treuhandkonstruktion verstecken, was juristisch, demokratie- und medienpolitisch angesichts der Macht von Medien ein ziemlicher Skandal ist. Dennoch scheint sicher, dass es sich bei „Heute“ um ein Joint venture handelt, das aus dem Vermögen der Familie Dichand und aus Geldern finanziert wird, über welche die Wiener SPÖ in der Zeit Werner Faymanns als Baustadtrat verfügen konnte.

Dass Hans Dichand die Kronenzeitung nur mit Hilfe von unerlaubt verpfändetem Gewerkschaftsgeld gründen konnte, steht freilich auf einem anderen Blatt. Das brachte Franz Olah sogar ins Gefängnis – nicht jedoch Dichand selber. Dieser musste jedoch deswegen später einen mörderischen Kampf mit Justiz und ÖGB um die Kontrolle der Zeitung durchstehen, den er wohl nur mit Hilfe seines starken Zugs zur Macht überlebte.

Dichand war nie mehr als Hälfte-Eigentümer der Kronenzeitung. Es gelang ihm aber erstaunlicherweise immer, die fast alleinige Kontrolle auszuüben. Er konnte zuerst seinen Gründungspartner Kurt Falk in einem mörderischen Ringen aus der Zeitung drängen. Falk war eine schwierige Persönlichkeit, aber ein Marketing-Genie. Falk steigerte mit großen Gewinnspielen, bei denen es Autos und Häuser zu gewinnen gab, massiv die Auflage der Krone.

Später gelang es Dichand die Mitsprache der großen deutschen Verlagsgruppe WAZ, die nächster Hälfteeigentümer wurde, auf ein Minimum zu reduzieren. Was im Wirtschaftsleben sehr ungewöhnlich ist.

Grenzenloser Wille zur Macht

Dichands lange und erbitterte Kämpfe mit Falk und WAZ zeigten, wie grenzenlos sein Wille zu Macht und Erfolg war. Über seinen Zwist mit der WAZ sagte er damals selber: „Aus so etwas kann sich ein richtiger Krieg entwickeln. Wenn wir so weitermachen, kann das so enden wie in verschiedenen Shakespeare-Stücken, dass auf der Bühne nur noch Tote liegen.“

Sendungsbewusstsein war Dichand jedoch eher fremd – obwohl ihm viele seiner Kritiker immer wieder düstere politische Motive unterstellten. An der Politik interessierten ihn vor allem die Personen; er versuchte dort, wie ein mächtiger Filmproduzent über die Rollenbesetzungen zu entscheiden. Wirtschaft oder gesellschaftliche Probleme interessierten ihn hingegen kaum – es sei denn, sein eigenes Vermögen oder die Zeitung waren unmittelbar betroffen.

Das heißt freilich nicht, dass Dichand ideologisch ein Neutrum war. Kontinuierlich für das Blatt prägend waren (wohl nicht nur wegen der damit ansprechbaren Lesermassen) etwa seine Tierliebe und seine Abneigung gegen Atomkraftwerke. Dementsprechend ließ die Zeitung bei der Katastrophe von Tschernobyl gleich Millionen umkommen, obwohl die seriösen Zahlen von einigen Hundert Todesopfern und sogar die Atomgegner nur von einigen Tausend sprechen. Bei aller (gegenseitigen) Abneigung gegenüber den Grünen war er ein begeisterter Unterstützer grüner Kampagnen, er war, wenn man so will, ein konservativer Umweltschützer.

Wie jedes Boulevardblatt trommelte Dichands Krone einen intensiven Patriotismus, nicht nur auf den Sportseiten. Dichand war sich aber im Gegensatz zu anderen Wiener Zeitungen bei seinem Patriotismus bewusst, dass zu Österreich auch der bäuerlich geprägte Teil gehört, den er daher immer pflegte. Das hängt auch damit zusammen, dass sich einer seiner Söhne als Alternativbauer versuchte. Auch der Dichand oft bereitwillig zur Verfügung stehende Josef Pröll präsentierte als Landwirtschaftsminister gemeinsam mit der Krone ein „Bauernmanifest“.

Absolute Spitze war die Krone immer in der Kriminalberichterstattung; bei spektakulären Verbrechen hängte sie die Konkurrenz um Meilen ab. Dabei scherte sie sich freilich kaum um das Verbot von Vorverurteilungen oder um den Schutz der Privatsphäre unschuldiger Beteiligter oder Angehöriger.

Ein Redakteur der Kronenzeitung räumte einmal im Gespräch mit dem Autor ein, dass er fast jeden Politiker attackieren dürfe, nur nicht den jeweiligen Innenminister. Denn sonst wäre die Krone von ihrer erstklassigen Versorgung mit Informationen aus dem Polizeiapparat abgeschnitten worden. Im Jahr 2010 änderte sich dies allerdings: Maria Fekter wurde mehrfach vehement angegriffen. Offenbar hat sie es gewagt, die Bevorzugung der Krone durch Exklusivinformationen zu beenden.

Werte waren nicht sehr wichtig

In Dichands selbstverfassten Texten begegnete man immer wieder dem autobiographischen Rückblick auf seine eigenen Soldatenjahre und seine bitterarme Kindheit (die übrigens wohl die beste psychologische Erklärung für seine gewaltige Aufstiegs- und Macht-Energie war). Über die Details der vielen Zeitungskriege, Machtkämpfe und Intrigen rund um die Kronenzeitung äußerte er sich hingegen nur sporadisch und bruchstückweise. Sodass wohl die ganze Geschichte der Nachkriegs-Medien über den von Fritz Molden beschriebenen Teil hinaus nie bekannt werden dürfte. Da ja auch Kurt Falk nie wirklich ausgepackt hat; da weder Otto Schulmeister noch Kurt Falk Memoiren verfasst haben; da weder Gerd Bacher noch Hugo Portisch, weder Richard Nimmerrichter noch Friedrich Dragon dazu bereit zu sein scheinen.

Wenig wichtig waren Dichand konservative Werte wie Leistung, Kinder oder Familie – obwohl er selbst dreifacher Vater war. Einen großen Stellenwert hatten für ihn hingegen stets die Pin-up-Abbildungen attraktiver Frauen. Junge Schönheiten schätzte und förderte er aber auch bis ins hohe Alter ganz persönlich.

Von einem gewissen Zynismus geprägt war seine Haltung gegenüber der Kirche: Er schmückte sein Blatt zwar mit einer regelmäßigen Kolumne des Wiener Kardinals und verzichtete auf die bei vielen anderen Medien üblichen Attacken auf die Kirche. Das hinderte ihn aber nicht daran, sein Blatt täglich mit vielen umsatzfördernden Inseraten aus dem Prostitutionsmilieu zu füllen, was auch eine Förderung des von der Kirche immer vehement bekämpften Menschenhandels bedeutete.

Dennoch konnte die Familie Dichand bei seinem Requiem den Stephansdom wie ihr Privateigentum benutzen. Im Gegensatz zu sonstigen prominenten Gottesdiensten, wo sich Kameraleute wie bei einem Seitenblicke-Event frei bewegen und Menschen sogar beim Kommunionempfang filmen dürfen, wurde für Dichand der Großteil des Doms – obwohl alle Spitzen der Republik anwesend waren – von Sicherheitsleuten hermetisch abgesperrt, die für eine totale Abschirmung der Familie sorgten. Was dieser zu gönnen war – aber allen anderen Messbesuchern sonst nicht gegönnt wird.

Ganz wichtig war für Dichand – weniger für seine Zeitung – die Kunst. Er besitzt eine sagenumwobene und nie vollständig gezeigte Sammlung. Von dieser befindet sich ein großer Teil im Ausland und wird wohl aus steuerlichen und rechtlichen Gründen nie nach Österreich gebracht. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Jugendstilkunst – bei deren Erwerb er vom großen Experten und Sammlerkollegen Rudolf Leopold intensiv unterstützt worden ist.

Neben der Kronenzeitung gab es auch noch andere wichtige Kapitel in Dichands Leben, die aber alle letztlich im Schatten des Krone-Erfolgs blieben: Seine ersten journalistischen Jahre bei „Murtaler Zeitung“, „Kleine Zeitung“ und „Kurier“, wo er schon bald Chefredakteursaufgaben erfüllte; die Gründung der ersten Gratiszeitung „U-Express“; das erste bundesweit agierende Privatradio „Kronehit“; der ebenfalls erfolgreiche Internet-Auftritt der Krone; und last not least „Heute“. Am Erfolg dieser Gratiszeitung war Dichand ganz eindeutig interessiert: Er bekämpfte „Heute“ nicht als Konkurrenz – wie er es etwa bei der weit weniger erfolgreichen Fellner-Zeitung tat –, sondern förderte das Blatt in mehrfacher Form. Er tat dies etwa durch Übernahme der teuren Farbbeilage „Live“ von „Heute“ in die Krone. Seine bei „Heute“ als Geschäftsführer tätige und von ihm geschätzte Schwiegertochter hat in dieser Zeit der Kronenzeitung auch journalistisch zugearbeitet, wie der Autor selbst einmal als Augen- und Ohrenzeuge beobachten konnte.

Journalistisches Vakuum

Auf den ersten Blick überraschend ist, dass aus der Kronenzeitung keine neuen Spitzenjournalisten hervorgegangen sind. Friedrich Dragon konstatierte im „Extradienst“ sogar einen „Wettstreit des Anbiederns“ unter den Krone-Journalisten: „Einige Redakteure wissen ja nicht, was dem Herrn Dichand gerade gefällt. Daher übertreiben manche hemmungslos.“

Dieses journalistische Vakuum wirft neben der Teilung des Eigentums zwischen WAZ und Familie Dichand ein großes Fragezeichen über die Zukunft des Blattes. Die Zeitung war nur durch Persönlichkeiten jener Generation groß geworden, die Dichand in der Anfangszeit aus anderen Zeitungen geholt oder mitgebracht hat. Ansonsten lebte die Kronenzeitung vor allem von der exzellenten Hauszustellung und einer guten Marketingmaschine.

Das Heranziehen neuer journalistischer Talente war schon deshalb nicht Dichands Stärke, weil er dazu ja ein Stück seiner eigenen Macht abgeben hätte müssen.

Wer in der Krone schrieb, kannte seine engen Grenzen und war dann vom Chef beschützt und finanziell gut abgesichert. Wer sich aber des öfteren eigenständiges Denken erlaubte oder gar im Verdacht stand, mit einem Feind Dichands zu harmonieren – der war bald und brutal draußen. Das galt später auch für jene Journalisten, die neben Dichand für den Erfolg in den Jahrzehnten des Aufstiegs entscheidend waren: etwa für Richard Nimmerrichter, den begabten, populistisch-aggressiven Kolumnisten, für Michael Kuhn, den langjährigen Sportstar und späteren Chefredakteur, oder für Friedrich Dragon, den griffsicheren Titel- und Zeitungsmacher. Dragon war 42 Jahre Chefredakteur der Krone und galt bis zu seinem Hinauswurf im Jahr 2001 als Alter Ego Dichands. Nach Dragons Darstellung war ein banaler Streit um einen Krone-Aufmacher auslösend. Generell habe Dichand immer mehr selber machen und immer weniger delegieren wollen.

Scharfe Wende im Winter 2000

Dichand gelang es aber, auch als Einzelkämpfer – und obwohl selbst kein sonderlich begabter Schreiber – das Blatt auf Erfolgskurs zu halten. Jede Kolumne unter seinem Lieblingspseudonym „Cato“ wurde von der politischen Klasse weniger auf Grund der Qualität, aber aufgrund der Leserzahlen genau analysiert.

Entscheidend für eine Boulevard-Zeitung ist ein gutes Gefühl für des Volkes Stimmung. Daher zögerte der begeisterte Hobby-Segler nicht lange, über Nacht den Kurs um 180 Grad zu drehen, sobald er spürte, dass ihn dieses Gefühl einmal im Stich gelassen hatte.

Das tat er etwa im Februar 2000, als es Wolfgang Schüssel trotz einer Droh-Kampagne Dichands (und vieler anderer Medien) wagte, mit der FPÖ eine Koalition einzugehen. Von einem Tag auf den anderen wechselte Dichand vom Advokaten von Rot-Schwarz zum ersten Verteidiger von Schwarz-Blau. Er attackierte statt Schüssel plötzlich die rot-grünen Demonstranten und die Sanktionen der anderen EU-Staaten gegen Österreich. Dichand hatte gemerkt, dass er falsch gelegen war, dass Wähler und Leser Schwarz-Blau als legitim ansahen und eine neuerliche große Koalition ablehnten. Und er hatte keine Scheu, sofort Konsequenzen zu ziehen.

Ebenso tat er dies im letzten von ihm aktiv begleiteten Wahlkampf, dem um die Bundespräsidentschaft. Als der von ihm herbeigeschriebene Erwin Pröll mangels Unterstützung durch Raiffeisen und Bundes-ÖVP auf die Kandidatur verzichtete, erklärte sich Dichand offen für die freiheitliche Barbara Rosenkranz. Als diese sich jedoch in einen heftigen Wirbel hineinredete und als schwache Persönlichkeit erwies, wandte er sich ohne Hemmungen wieder von ihr ab. Und er demütigte Rosenkranz noch vernichtend, indem er ihr eine eidesstattliche Absage an den Nationalsozialismus abverlangte, obwohl ihm selbst jahrzehntelang die Verteidigung der Soldatengeneration – also seiner eigenen – ein großes Anliegen war. Obwohl ihm eine Krone-Serie über die Juden selbst einschlägige Vorwürfe eingebracht hatte.

Fast alle Freunde profitierten

Zu den von Dichand am heftigsten bekämpften und daraufhin prompt auch an den Wahlurnen erfolglosen Politikern zählten:
- Heide Schmidt: Ihr wurde zum Verhängnis, dass sie in Dichands Augen Mandate der damals von ihm unterstützten Haider-FPÖ „entwendet“ hatte;
- Erhard Busek: Der intellektuelle, jedoch sprunghafte Überflieger war gar nicht nach Dichands Geschmack. Wenn der Krone nichts anderes einfiel, dann wurde Busek schon deswegen attackiert, weil er im Siegesrausch nach der EU-Volksabstimmung mit der SPÖ die Internationale gesungen hatte.

Zu den von Dichand Bejubelten zählten:
- Jörg Haider: Dichand erkannte früh dessen große Begabung, unterstützte ihn aber während der letzten Jahre nicht mehr;
- Viktor Klima: dieser verlor trotz heftiger Krone-Hilfe die Wahl 1999 dramatisch;
- Erwin Pröll: Hier trafen sich zwei Machtmenschen auf gleicher Wellenlänge, denen es immer nur um den persönlichen Erfolg ging – was zu einem Bündnis zum gegenseitigen Nutzen reichte;
- Thomas Klestil: Dieser verstand es geschickt, Dichand bei seiner Eitelkeit zu packen;
- Wolfgang Schüssel: Dieser wurde nur im Wahlkampf 2002 und da eher schaumgebremst unterstützt, nachdem Schüssel dem Krone-Chef die Erlassung eines bundesweiten Tierschutzgesetzes versprochen hatte (was bis dahin Landeskompetenz gewesen ist);
- Michael Häupl: Neben – vermutlicher – persönlicher Wertschätzung für einen weiteren Machtmenschen hat Dichand an Häupl natürlich auch das üppige Marketing-Budget der Gemeinde interessiert;
- Karl-Heinz Grasser: Der erfolgreiche und charismatische Finanzminister mit den überaus dubiosen Freunden wurde von Dichand mit großer Leidenschaft verteidigt – umso heftiger, je mehr die Linksmedien Grasser angriffen;
- Kurt Waldheim: Mit diesem verband Dichand nicht nur eine Nachbarschaft im Sommerquartier am Attersee, sondern auch die Solidarität der Kriegsgeneration. Dichand verhalf Waldheim zum Wahltriumph, Waldheims politische Isolation konnte er aber nicht beenden;
- Hans-Peter Martin: Der streitsüchtige und mit aller Welt verfeindete Ex-Journalist hatte in Dichand seinen einzigen Freund – dieser verhalf Martin gleich zweimal zum triumphalen Einzug ins EU-Parlament;
- Werner Faymann: Diese Freundschaft hatte auch private Dimensionen und war sogar von einer Eheschließung zwischen Dichands innenpolitischem Hauptschreiber und einer Faymann-Sprecherin begleitet. Sie gipfelte in einem peinlichen Unterwerfungsbrief Faymanns, in dem er Dichand für den Fall künftiger EU-Vertragsänderungen öffentlich die von diesem verlangte Abhaltung einer Volksabstimmung versprach – was Faymann freilich schon kurz nach Dichands Tod bei der ersten einschlägigen Vertragsänderung wieder vergaß. Dichand half Faymann vor allem bei der Nationalratswahl 2008 – was den Krone-Chef aber nicht hinderte, einige Monate später die „beiden Prölls“ als Bundeskanzler und -präsident vorzuschlagen. Experten dürften mit der Vermutung recht haben, dass sich Dichand damals darüber geärgert hat, dass Faymann auch mit dem Konkurrenten Fellner befreundet war und ist und dessen Blatt mit vielen steuerfinanzierten Anzeigen am Leben hält (die freilich auch Dichand bekam). Dennoch hat sich Faymann einmal sogar öffentlich in einem Interview für die Unterstützung durch Dichand und die ORF-Redakteure „in den schweren Stunden des Wahlkampfs“ bedankt. Ganz offensichtlich Faymann zuliebe feuerte Dichand den Karikaturisten Szyszkowitz (der den täglichen „Superrudi“ zeichnete), weil dieser gleichzeitig anderswo Faymann-kritische Karikaturen veröffentlichte.
- Helmut Zilk: Der langjährige Wiener Bürgermeister wurde nicht nur in seiner Politikerzeit von Dichand unterstützt, sondern arbeitete später auch als „Krone“-Ombudsmann.

Bis auf Klima ist bei jedem seiner Favoriten nachweisbar, dass Dichand ihnen jeweils signifikante Mengen an Wählerstimmen brachte. Die Genannten fanden bei Kronenzeitungs-Lesern signifikant mehr Unterstützung als im allgemeinen Schnitt. So waren 70 Prozent der Wähler Martins laut einer GfK-Studie regelmäßige Krone-Leser- Aber auch 67 Prozent der FPÖ-Wähler gaben an, die Krone regelmäßig zu lesen, obwohl diese seit Jahren die Freiheitlichen nicht mehr direkt unterstützt.

Das kann man angesichts des Marktanteils der Kronenzeitung als demokratiegefährdend ansehen. Freilich kann sich etwa auch kein Vorarlberger Landeshauptmann gegen die „Vorarlberger Nachrichten“ halten. Noch problematischer wird es, wenn die Krone auf gleicher Wellenlänge mit dem (politisch kontrollierten) ORF, mit dem (von politisch in Auftrag gegebenen Inseraten abhängigen) „Österreich“ und mit der (von Dichand und der SPÖ geförderten) Gratiszeitung „Heute“ agiert. Gehen diese Massenmedien im Gleichschritt, drohen alle anderen Meinungen in einer Schweigespirale unterzugehen.

Freilich kann man an dieser Entwicklung Dichand am wenigsten Schuld geben. Meinungs- und Presse-Freiheit bedeuten ja, dass sich jeder Verleger frei entscheiden kann, wie er sein Blatt positioniert. Sie bedeuten hingegen nicht, dass Minister das Recht haben, mit Steuergeld Zeitungen zu bestechen, oder dass der Staatsrundfunk unter alleiniger Kontrolle der SPÖ steht und lediglich linksliberale und grüne Positionen transportiert.

In diesem Zusammenhang muss man auch auf zwei merkwürdige Faktoren hinweisen, die Österreich vom Ausland unterscheiden: auf das Fehlen visionärer bürgerlicher Verlegerpersönlichkeiten und auf die Absenz einer Medienpolitik der bürgerlichen Parteien.

Generalstabsmäßig geplante Kampagnen

Dichand hat sehr deutlich seine persönliche Meinung über einzelne Politiker ausgelebt. Diese wird aber noch überschattet von der langen Liste seiner nicht primär an einer Person oder Partei anknüpfenden Kampagnen. Diese legte er geradezu generalstabsmäßig an („Alle unsere Kampagnen sind groß“). In der Mannschaft konnten es sich da lediglich Ernst Trost und Georg Wailand leisten, bisweilen nicht mitzumachen – Gegentöne waren aber auch für diese beiden undenkbar. Erfolgreich war Dichand solcherart unter anderem mit dem Kampf

·        gegen die Verbauung der Sternwartegründe in Wien,

·        gegen den Leseturm im Wiener Museumsquartier,

·        gegen das Donaukraftwerk Hainburg,

·        gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf und noch emotionaler gegen tschechische und slowakische AKW,

·        gegen Gentechnik,

·        gegen die Wehrpflicht.

Erfolglos blieb er freilich in anderen Kämpfen:

·        gegen das Antifaschismus-Denkmal vor der Albertina,

·        gegen eine Sparbuchsteuer (KESt), die er nur zeitweise verzögern konnte,

·        gegen die Aufführung von Thomas Bernhards „Heldenplatz“ – Dichand verschaffte einem recht langweiligen Stück durch aggressive Skandalisierung sogar einen langanhaltenden Theatererfolg. Dichand warf Bernhard „unflätige Beleidigungen“ Österreichs vor. Zugleich gab es damals aber auch Hinweise, dass Bernhard bzw. Burgtheater-Direktor Peymann die Aggressionen der Krone als bewusstes Marketing-Instrument gezielt geschürt haben.

Letztlich konnte man nie ganz unterscheiden, ob Dichand die Kampagnen als bewusstes Stilmittel einer „Volkszeitung“ führte oder selbst wirklich voll dahinter stand. Zumindest beim Semmeringtunnel lässt sich ein zynisch-populistisches Doppelspiel nachweisen: In der Niederösterreich-Ausgabe war die Krone gegen den Tunnel, in der steirischen eindeutig dafür.

Wilder Kurswechsel in Sachen EU

Die verwirrendste Hochschaubahn in Dichands Leben war seine Haltung zur EG beziehungsweise EU. 1994 hat er sich in den Kampf für ein „Ja“ zum EU-Beitritt einspannen lassen. Dichands Haltung zur EU bzw. EG war vorher lange schwankend. Aber 1994 trat er in die geschlossene Pro-Beitritts-Front ein, die vom Bundespräsidenten bis zum Kardinal reichte, und er stellte sich erstmals gegen Jörg Haider. Dichand ließ sich damals sogar zu holzschnittartigen Formulierungen hinreißen wie: „Die Verbrüderung des Kontinents, das ist die Zukunft.“ Bei den Bemühungen, Dichand auf EU-Kurs zu bringen, hatte Maria Schaumayer eine ganz besonders wichtige Rolle gespielt. Seit den Sanktionen anderer EU-Länder gegen Österreich wurde er aber vehementer Gegner der EU. Dabei ließ er sich jedoch auch vom linken EU-Kritiker Hans-Peter Martin beeinflussen. Jahrelang erschienen fast täglich Anti-EU-Attacken. Der von Dichand meist selbst redigierte Leserbriefteil bekam eine tägliche Seite „Zum EU-Theater“.

Der alt gewordene Zeitungsmacher merkte freilich nicht, dass die ob vieler Fehlentwicklungen unbeliebt gewordene Union während der Wirtschaftskrise von den Österreichern wieder als Sicherheitsanker geschätzt wurde. Daher ist seine vielleicht größte Kampagne letztlich grandios gescheitert.

Das zeigt, dass auch einem sehr mächtigen Mann Grenzen gesetzt sind. Und dass auch der beste Kenner der rot-weiß-roten Volksseele diese nicht komplett zu durchschauen imstande ist.

Trotz aller Macht, trotz all des damit verbundenen Missbrauchs, trotz aller Irrtümer, trotz aller geschäftlichen Erfolge blieb Dichand immer vor allem eines und das fast bis zu seinem letzten Lebenstag in sehr aktiver Form: ein Journalist. Und zwar ein ganz großer.

(Dieser Beitrag deckt sich weitgehend mit meinem Aufsatz im soeben erschienenen „Österreichischen Jahrbuch für Politik“.) 

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Das lustige Ministerratespiel drucken

Jede Zeitung hat schon ihre fixe ÖVP-Ministerliste, nur halt nicht jede die gleiche. Wer freilich weiß, wie es bei solchen Entscheidungen zugeht, der weiß auch: Bevor nicht alles zu ist, ist eben gar nichts zu. Trotzdem lässt sich einiges schon mit Gewissheit sagen und bewerten.

Etwa diese sechs Punkte:

  1. Claudia Bandion-Ortner ist weg vom Fenster. Das ist gut und notwendig, war sie doch der größte Fehlgriff des Josef Pröll.
  2. Ebenfalls für Michael Spindelegger spricht, dass ausgerechnet Christoph Leitl, eine der problematischsten Figuren der politischen Szene, als erster gegen ihn stänkert – noch dazu mit ähnlichen Argumenten wie Erhard Busek, nämlich dass man zuerst quasi ein neues Parteiprogramm aus dem Ärmel schütten sollte, bevor man einen neuen Chef wählt. Dabei ist völlig klar: Das wäre absolut unmöglich. Die ÖVP als Volkspartei spricht immer so heterogene Schichten an, dass nur ein starker, die Linien vorgebender Parteiobmann sie zusammenhalten kann. Was Pröll eben nicht konnte. Sinnvoll wäre nur der umgekehrte Weg gewesen: Ein durch Basiswahl gefundener Parteiobmann wäre so stark gewesen, dass er sich sowohl personell wie auch inhaltlich auf längere Frist gegen Kämmerer und frustrierte Altpolitiker durchsetzen könnte.
  3. Der Stern des Reinhold Mitterlehner wird wohl nicht besonders hell strahlen, was ebenfalls gut ist, hat er sich doch in seiner ersten Ministerzeit zu subventionsfreudig und zu oberösterreichisch-mühlviertlerisch profiliert. Das heißt nun nicht, dass Mitterlehner nie mehr etwas werden sollte, aber er müsste in den nächsten Jahren viel stärker zeigen, dass er erstens ein Gesamt-Österreicher ist und zweitens ein mutiger Ordnungspolitiker. Das könnte er am besten dadurch beweisen, wenn er Seite an Seite mit dem neuen Finanzminister (welches Geschlecht der immer haben mag) für die wirtschaftliche Vernunft und nicht mehr für irgendwelche Brancheninteressen kämpft.
  4. Während sich die von den Mainstream-Medien ständig gegeißelten ÖVP-Bünde und Bundesländer bis auf Leitl zumindest nach außen zurückhalten, macht eine weitere Gruppierung den Mund weit auf: Die Frauen verlangen 50 Prozent. Obwohl nur eine von ihnen in der Regierung gute Figur gemacht hat, wird auf eine Quote beharrt. Wie wäre es, wenn auch jene Frauen, die als Hauptberuf Frauen sind, zuerst darauf schauen, ob ein Kandidat den Job vielleicht auch kann, bevor sie laut rufen: Frauen müssen es sein, selbst wenn es keine brauchbaren gibt.
  5. Mehr als problematisch wäre es, wenn Spindelegger Maria Fekter aus dem Innenministerium abzöge. Selbst wenn er dies in Form einer Beförderung ins wichtige und nun verwaiste Finanzministerium täte, weil er dort zu Recht eine starke Persönlichkeit sucht, wäre das ein Fehler. Denn Fekter ist im heiklen Innenministerium absolut unersetzlich. Das aus zwei Gründen: Erstens wird das von linken Medien ringsum schon als (in Wahrheit für Österreich wie die Volkspartei fatales) Signal bejubelt, dass jetzt wieder die Grenzen für Zuwanderer weit geöffnet werden (was manche aus rätselhaften Gründen als „liberal“ bezeichnen). Zweitens braucht es gerade im Innenministerium unbedingt einen Juristen an der Spitze, um nicht in den vielen rechtlichen Fallstricken hilflos hängenzubleiben. Keiner der derzeit genannten Fekter-Erben ist aber einer.
  6. Zu hoffen ist, dass Spindelegger mehr Zeit finden wird, sich mit seinen neuen Ministern zu beraten und ihnen einen klaren Auftrag mitzugeben, damit diese nicht wie bei Pröll als völlig ungesteuerte Geschoße durchs politische All herumeiern.

PS.: Während es in den letzten Wochen die Volkspartei halb zerrissen hat, hat es eine andere Gruppierung ganz zerrissen: nämlich Hans-Peter Martins Privatliste, die zweimal bei EU-Wahlen sensationell gut abgeschnitten hat. Dank der Kronenzeitung. Jetzt aber ist Hans Dichand tot, jetzt hat Martin zum zweiten Mal der letzte seiner Listengenossen verlassen. Was auch dem Dümmsten im Land klar machen muss: Das Hauptproblem heißt Martin, der vermeintliche Saubermann. Und wir alle lernen daraus: Erstens, es gibt keine stabilen politischen Strukturen mehr, weder bei der ÖVP noch bei anderen Parteien. Zweitens, Es muss nicht immer weiß drinnen sein, auch wenn draußen noch so knallig steht: Wäscht Wäsche weißer als weiß.

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Österreichs Rolle in der Welt drucken

Am Anfang war die Sicherheit. Die Sorge um die Sicherheit einer Menschengruppe gegen Angriffe von außen und gegen Übeltäter in den eigenen Reihen ist der älteste Grund, worum es überhaupt Staaten gibt. Sie ist auch heute noch das wichtigste Staatsziel. Eine Erhöhung dieser Sicherheit wird daher auch von Österreich mit einer ganzen Reihe von Instrumenten angestrebt – solchen mit Einsatz von Gewalt und solchen ohne. Eine Analyse der gewaltfreien Instrumente zeigt, dass sie den Einsatz polizeilich/militärischer Gewalt als Ultima ratio nicht überflüssig machen können.

(Das ist eine etwas längere, grundsätzliche Abhandlung.)

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass  die Gefahr von Kriegen in Europa stark geschrumpft ist. Gleichzeitig sind jedoch teilweise ganz neuartige Bedrohungen der Sicherheit aufgetaucht. Diese Bedrohungen machen auch neue Antworten notwendig. Diese neuen Antworten haben folgende Besonderheiten: Professionalisierung, Technisierung, Internationalisierung sowie Verschwimmen der traditionellen Abgrenzung zwischen Polizei und Militär auf nationaler Ebene und gleichzeitig zwischen den nationalen Armeen auf europäischer Ebene.

Neutralität und Wehrpflicht haben gleichzeitig viel an Bedeutung verloren oder zum Teil ganz eingebüßt. Nationale Sicherheitsstrukturen sind aber absolut unverzichtbar geblieben, schon allein deshalb, weil der europäische Integrationsprozess noch keineswegs irreversibel ist, weil das Gewaltmonopol weiterhin bei den Mitgliedsstaaten liegt.

Wozu gibt es Staaten?

Warum gibt es überhaupt Staaten, warum gibt es die Republik Österreich? Es ist immer wieder lehrreich, Analysen mit ganz schlichten, aber grundlegenden Fragen zu beginnen. Das ist vor allem dann notwendig, wenn sich ein Staat wie Österreich seit vielen Jahrzehnten nicht mehr mit der Frage nach der eigenen Existenzgrundlage auseinandergesetzt hat.

Auf diese Frage gibt es natürlich viele kreative Antworten[1]. Die Geschichte wie auch die staatsphilosophischen Theorien geben aber vor allem folgende Antwort: Es gibt Staaten dazu, dass sie erstens ihre  Bürger gegen Aggressionen von außen schützen, und dass sie zweitens zumindest ein Mindestmaß an Recht und Ordnung im Zusammenleben unter den Bürgern sicherstellen.

Natürlich gibt es noch eine Vielzahl anderer Staatsziele und -aufgaben, die aber von Staat zu Staat, von Epoche zu Epoche sehr unterschiedlich sind. Es gibt Beispiele funktionierender Staaten, die sich in keiner Weise um die Alters- oder Gesundheitsversorgung ihrer Bürger kümmern, die kein staatliches Bildungssystem oder gar Gender budgeting haben. Aber es gibt keine Staaten, die ihre wichtigste Aufgabe ignorieren: sich zumindest mit einigem Erfolg um Sicherheit und Ordnung zu bemühen. Denn sonst würden sie aufhören, Staaten zu sein.

„Failed States“ wie heute etwa Somalia oder auch Afghanistan mögen zwar einen Sitz bei der UNO und eine definierte Fläche auf Landkarten haben: Sie sind aber in Wahrheit nur noch Fiktionen des Völkerrechts; sie sind staatenlose Territorien, auf denen fremde Heere oder auch territoriumseigene Banden und War lords nach eigenem Gutdünken agieren oder Krieg führen.

Mögliche Sicherheitsinstrumente

Wie kann man nun Sicherheit nach außen wie auch die Ordnung nach innen herstellen beziehungsweise verteidigen?  In der Folge werden einige Instrumente dafür in ihrer Wirksamkeit untersucht. Dabei zeigt sich, dass es kein einziges Exempel eines dauerhaft funktionierenden Staates gibt, der auf den Einsatz von Instrumenten der Gewaltausübung prinzipiell verzichten konnte, also von militärischen beziehungsweise polizeilichen Mitteln. Wobei wir gar nicht versuchen wollen, eine genaue definitorische Grenze zwischen Polizei und Militär zu ziehen. Weil es die empirisch im weltweiten Vergleich gar nicht gibt[2].

Einige der wichtigsten gewaltfreien Instrumente zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung:

  1. Der Rechtsstaat: Recht zu sprechen ist in fast allen real existierenden Staaten eine zentrale Aufgabe der Machthaber gewesen, weil sonst Chaos und Faustrecht regieren. Das gilt sogar für Diktaturen, die alles andere als Rechtsstaaten sind. Die Verfassungsstaaten mit Gewaltentrennung haben diesen Auftrag einer eigenen, betont unabhängigen Staatsgewalt zugewiesen. Der 1989 eingetreten Zusammenbruch der realsozialistischen Vorstellungswelt und die Reformbemühungen der Jahre danach zeigen ganz deutlich: Das Funktionieren der „Rule of law“ hat sich als wichtigerer Faktor für das Funktionieren eines Staates erwiesen denn die konkreten Arten der Demokratie, des Wirtschafts- oder Sozialsystem. Obwohl sich die Reformdebatten in den ersten Jahren nach 1989 vor allem um diese drei Fragen gedreht haben[3], zeigte sich inzwischen, dass das saubere Funktionieren des Rechtsstaats eine viel entscheidendere Rolle spielt.
    Wenn Richter bestechlich sind, wenn man sich Verwaltungs-Bescheide kaufen kann, wenn es kein eindeutige Antworten gebendes Grundbuch gibt, wenn die Gesetzesstrukturen chaotisch sind, helfen die beste Marktwirtschaft und die beste Demokratie nichts. Umgekehrt gibt es sogar viele Beispiele, wo ein funktionierender Rechtsstaat am Ende auch fast zwangsläufig zu einer funktionierenden Demokratie und einer boomenden Wirtschaft geführt hat.
    In unserem Zusammenhang ist aber vor allem festzuhalten, dass jede Justiz an ihrem Ende doch die Gewaltausübungs-Instrumente des Staates braucht. Anders wären ihre Urteile, Bescheide und Erkenntnisse nicht durchsetzbar, sondern nur ein Stück Papier. Umgekehrt gibt es – wenn auch menschenunwürdige – Beispiele von Staaten, die nicht einmal ansatzweise als Rechtsstaaten anzusprechen sind, aber dennoch Staaten sind: Als krassestes Beispiel ist zweifellos heute Nordkorea zu bezeichnen. Aber auch totalitäre Willkür ist letztlich ein Ordnungsinstrument.
     
  2. Diplomatie: In Österreich wurde während des Kalten Krieges eine Zeitlang die Diplomatie als ein taugliches Substitut für einen Gewalteinsatz im Fall von Aggressionen von außen angesehen. So glaubten manche Politiker, dass der Bau eines großen Amtssitzes der Vereinten Nationen in Wien die Sicherheit des Landes signifikant erhöhen würde. Dies war aber in Wahrheit eine Selbsttäuschung, welche die Ohnmacht Österreichs im Fall einer Bedrohung verdeckte. Zwar sind äußere Angriffe auf Österreich im Kalten Krieg ausgeblieben. Das war aber durch externe Faktoren bedingt gewesen: Erstens blieb der Kalte Krieg zum Glück eben eben immer kalt. Zweitens stand Österreich de facto unter dem Schutz der Nato. Der Warschauer Pakt musste trotz seiner Hochrüstung immer damit rechnen, dass eine Verletzung der österreichischen Souveränität eine Gegenreaktion der Nato auslösen würde. Daher ist ein solcher Angriff auch in hochexplosiven Zeiten trotz diverser östlicher Planspiele, welche keinerlei Rücksichten auf die Souveränität Österreichs übten, ausgeblieben[4].
     
  3. Neutralität: Für diese gilt Ähnliches wie für die Diplomatie. Obwohl die Durchschnittsösterreicher der Neutralität bei Umfragen regelmäßig große Wirksamkeit zuschreiben, ist sie sicherheitsmäßig irrelevant: Denn seit  jeder unprovozierte Angriff auf jeden souveränen Staat verboten ist[5], bringt das zusätzliche Verbot eines Angriffs auf einen neutralen Staat keinen zusätzlichen Schutz für den Neutralen. Wenn sich ein Angreifer aus welchem Grund immer über das eine Verbot hinwegsetzt, wird ihn das andere auch nicht abhalten.
     
  4. Sozialstaat: Vor allem in Hinblick auf die innere Sicherheit – die sich nie scharf von der äußeren abgrenzen lässt – spricht vieles dafür, dass die Vermeidung sozialer Unzufriedenheit ein Beitrag zur Ruhe und Ordnung ist[6]. Freilich muss klar sein, dass das nur dann sinnvoll ist, wenn die soziale Stabilität mit nachhaltig aufrechterhaltbaren Strategien angestrebt wird. Wenn der soziale Friede hingegen durch eine Zunahme der Staatsverschuldung erreicht wird, dann schadet das langfristig der kurzfristig erkauften Stabilität umso mehr. Das Gleiche gilt auch dann, wenn kurzsichtige Politik versucht, die soziale Stabilität durch eine konfiskatorische Steuerpolitik auf Kosten der wirtschaftlichen Leistungsträger zu erkaufen, die dann aber ins Ausland ausweichen.
     
  5. Wirtschaftswachstum, Umweltschutz, sichere Altersversorgung, hohes Bildungsniveau: Für all diese im 21. Jahrhundert dominierenden Politikfelder gilt in Hinblick auf die fundamentale Aufgabe eines Staates dasselbe klare Prinzip wie beim Sozialstaat: Sie können ein wichtiger positiver Beitrag für die Sicherheit eines Staates sein – aber immer nur dann, wenn sie ohne Belastung der Zukunft finanziert werden. Führen sie hingegen zu einer Schuldenbelastung, dann wirken sie sich langfristig destabilisierend aus.
     
  6. Autarkie: Die wirtschaftliche Autarkie eines Staates galt lange als wichtiger Beitrag zu dessen Sicherheit. Dabei war einst insbesondere die Landwirtschaft als weitaus wichtigster Produktionszweig gemeint, später auch wichtige Rohstoffe und insbesondere die Energieversorgung. Heute hat sich die Sichtweise total geändert: Kein Staat der Welt bis auf Nordkorea versucht heute noch, autark zu leben. Die globalisierte Arbeitsteilung hat sich als die effizienteste Strategie der letzten Jahrzehnte erwiesen, den Wohlstand in vielen Ländern und damit auch die globale Sicherheit zu erhöhen. Und wenn in Österreich manche Politiker von „Energieautarkie“ reden, dann ist das lediglich Öko-Populismus, beziehungsweise ein geschickter Versuch der Solar- und Wind-Industrie, ihre Umsätze weiter zu steigern.
    Die gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten zwischen allen Völkern der Welt sind darüber hinaus heute an Stelle eines veralteten Autarkie-Denkens sogar ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit. Länder, die voneinander wirtschaftlich abhängig sind, sind seltener aggressiv. Daher sind auch Wirtschaftskriege relativ selten geworden, oder zumindest rasch vorbei. Das konnte man an den (unblutigen) Gaskriegen zwischen der Ukraine und Russland genauso ablesen wie an dem relativ raschen Ende des arabischen Ölboykotts in den 70er Jahren.[7]
     
  7. Integration: Der Zusammenschluss in der Europäischen Union gilt neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung vor allem als großes Friedenswerk. Das ist grundsätzlich durchaus richtig. Denn die enge wirtschaftliche Verflechtung macht den Gedanken an Aggressionen selbstbeschädigend. Dazu trägt auch die weitgehende Verrechtlichung vieler innereuropäischer Beziehungen bei. Freilich hat die EU gerade für jene Fragen, die historisch immer wieder bewaffnete Konflikte ausgelöst haben, kein wirklich effizientes Instrumentarium entwickelt. Ein solches gibt es weder für Grenzkonflikte noch für Minderheitenfragen[8]
    Vor allem aber sollte man sich von der Vorstellung lösen, das Zusammenwachsen in einer Union wäre ein irreversibler Prozess[9]. Gerade weil die EU keine Gewaltmittel in Händen hat, geschweige denn ein Gewaltmonopol, kann letztlich jeder Mitgliedsstaat, wenn auch meist unter großen wirtschaftlichen Kosten, die EU sprengen. Dies könnte insbesondere dann passieren, wenn die EU mehr als Last denn als Nutzen gesehen wird. Oder wenn sich Meinungsverschiedenheiten unter den Großen vertiefen sollten; sowohl Frankreich wie auch Großbritannien, zum Teil auch Deutschland verfolgen ja immer noch einen Kurs betont nationaler Interessen.
    Eine noch größere und zuletzt deutlich angewachsene Gefahr für die Zukunft der EU stellt die Möglichkeit eines Scheiterns des Euro dar. Die Manöver zur Rettung der Währung in der Griechenlandkrise im Mai 2010 waren so riskant und gefährlich, dass man seither intensiv um die Zukunft des augenfälligsten innereuropäischen Bindemittels, also der gemeinsamen Währung, bangen muss.

Bedrohungsfelder

Damit sind wir nahtlos bei der Frage gelandet, ob es derzeit überhaupt wahrnehmbare oder mögliche Bedrohungen der österreichischen Sicherheit gibt. Wird doch selbst von sehr hochrangigen österreichischen Politikern die Frage nach der Notwendigkeit von Landesverteidigungs-Ausgaben mit folgendem scheinbar abschließendem Satz abgetan: „Die Ungarn werden schon nicht einmarschieren.“ Politiker vieler Parteien sehen regelmäßig die Zukunftsberechtigung des Bundesheeres lediglich auf der Ebene von anspruchsvolleren Feuerwehreinsätzen und Katastrophenhilfe. Regionalpolitiker fügen dem noch den unentgeltlichen Einsatz von Präsenzdienern beim Pistenpräparieren hinzu.

In der Tat hat die Wahrscheinlichkeit großer Panzer- oder Infanterieschlachten in Mitteleuropa signifikant abgenommen. Dieser Raum hat seit 1945 bis auf die Balkankriege auch die wohl längste Friedensperiode der Geschichte konsumiert; militärische Auseinandersetzungen sind auf diesem Teil des Kontinents weitgehend außer Mode geraten. Deswegen ist es aber völlig unhistorisch anzunehmen, dass diese Mode ewig anhalten wird, dass konventionelle Kriege nie wieder stattfinden werden. Berühmtestes Beispiel, wie leicht man diesbezüglichem Wunschdenken erliegen kann, ist der britische Premier Chamberlain, der 1938 am Vorabend des zweiten Weltkriegs noch freudig verkündet hat: „Peace in our time.“[10]

Neben der auf Grund aller geschichtlichen Erfahrungen wahrscheinlichen Unausrottbarkeit von Kriegen in welcher Form immer gibt es auch eine ganze Reihe ganz konkreter Entwicklungen, die wieder zu neuen aggressiven Auseinandersetzungen auch in Europa führen können. Wiederum nur einige Schlaglichter auf künftige Bedrohungen:

  • In den letzten zehn Jahren ist die Gefahr gewachsen, dass die EU auf Grund vieler Fehlentwicklungen zerbricht[11]. Das wiederum kann leicht zu Feindseligkeiten zwischen einzelnen (Ex-)EU-Staaten führen.
  • Viele Signale zeigen uns, dass sich die überregulierten modernen Staaten im utopischen Streben, eine perfekte Gesellschaft zu bilden, total überheben und verzetteln („Overstretching“). Dass sie nicht mehr wichtige von nebensächlichen Aufgaben unterscheiden können. Dass ihre politischen Führungen in ihrer Handlungsfähigkeit, aber auch intellektuell immer schwächer werden. Dass sie dadurch zunehmend außerstande sind, sich den wirklich großen Herausforderungen zu stellen.
  • Man denke an den maßlos überbeanspruchten Sozialstaat, der in absehbarer Zeit drastisch beschränkt werden müsste, wenn er und damit das ganze Staatsgefüge nicht kollabieren sollen. Aber auch der Rückbau des Sozialstaats könnte trotz aller Notwendigkeit explosive Folgen haben. So konnte Frankreich im Oktober 2010 bei wilden Gewerkschaftsprotesten gegen an sich relativ harmlose Maßnahmen im Pensionssystem einige Tage lang die Raffinerien nur noch mit Zwangsverpflichtungen betreiben. Bei den zweifellos noch bevorstehenden weiteren wirtschaftlichen Krisen kann es auch anderswo in der EU zu solchen und noch viel härteren bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen kommen, die mit gewaltfreien Mitteln nicht mehr bewältigt werden können. Vom Libanon bis Somalia gibt es Staaten, die als Folge von Bürgerkriegen oft jahrzehntlange unter Gesetzlosigkeit, unter Anomie zu leiden haben.
  • Auch andere Bedrohungen können offensichtlich nicht mehr mit trraditionellen Mitteln gelöst werden. Etwa jene durch die Organisierte Kriminalität. Musterbeispiel ist Mexiko, wo Drogenbanden nicht nur untereinander Krieg führen, sondern auch die Staatsmacht direkt und unmittelbar herausfordern. Ohne Einsatz der Armee wäre dieser theoretisch rein kriminelle Konflikt noch viel heftiger eskaliert.
  • Jedenfalls auch sicherheitspolitisch hochriskant sind die Entwicklungen von Demographie und Migration. Alle Fakten sprechen dafür, dass sie in absehbarer Zeit nicht mehr bewältigbar sein werden. Auf der einen Seite wird es am Ende dieses Jahrhunderts nur noch weniger als 20 Prozent jener Österreicher (genauer natürlich: deren Nachfahren) geben, die es 1970 gegeben hat[12]. Gleichzeitig ist es keinem europäischen Land gelungen, jenen Teil der Zuwanderer, der aus islamischen Ländern kommt, mehrheitlich auf eine stabile Art und Weise zu integrieren. Es bilden sich vielmehr zunehmend Subgesellschaften, welche die Rechts- und Werteordnung der Gastländer in wichtigen Elementen nicht teilen, welche einen islamischen Gottesstaat wünschen. Das kann man etwa in Deutschland in einem noch stärker fortgeschrittenen Stadium sehen[13].
    Viele um die Besänftigung diesbezüglicher Ängste bemühte Analysen übersehen, dass die Rechtsordnung aller EU-Staaten spätestens seit den Weltkriegen auf zwei axiomatischen Grundlagen beruht: Erstens auf einer klaren Trennung von Religion und Staat; wobei der Staat im Konfliktfall immer die Oberhand hat, ja sogar ungestraft in innerkirchliche Strukturen eingreifen kann[14]. Zweitens auf der inneren Zustimmung der Bürger zur staatlichen Rechtsordnung, also auf deren Legitimität. Beide Grundlagen fehlen bei einem Großteil der zugewanderten Moslems, wie immer mehr Studien und Umfragen zeigen. Da die Moslems aber zum Unterschied von den Österreichern eine viel höhere Geburtenfreudigkeit haben, erscheint eine Konfrontation zwischen dem laizistischen Rechtsstaat und der künftigen moslemischen Bevölkerungsmehrheit vorprogrammiert. Da braucht es gar nicht die zusätzliche Gefahr, dass sich auch noch eine ausländische islamische Macht in einen solchen Konflikt einmischen könnte.
  • Last not least ist daran zu erinnern, dass selbst sehr kleine terroristische Gruppen mit den Mitteln der modernen Technik Schläge austeilen können, welche die Dimensionen von Kriegen erreichen. Der Anschlag auf die New Yorker Zwillingstürme war ein erster Hinweis, was da alles drohen kann. In zahlreichen islamischen Ländern, aber auch in Madrid oder London haben Selbstmordattentäter schon vorgezeigt, wie leicht ein aus religiösem Fanatismus sein eigenes Leben opfernder Mensch eine bestürzende Vielzahl von Opfern mit sich in den Tod reißen kann. Dabei sind die noch viel gefährlicheren chemischen, bakteriologischen oder atomaren Waffen terroristisch noch gar nicht eingesetzt worden. Man denke nur an die Möglichkeiten, die Trinkwasserversorgung ganzer Städte zu vergiften, oder mit Bakterien große Menschenmassen zu töten, oder mit schmutzigen Atombomben ganze Staaten zu erpressen.
  • All diese Beispiele zeigen, dass unsere Gesellschaften nur dann eine Überlebenschance haben, wenn sie sich dieser Gefahren überhaupt bewusst sind, sie also nicht verdrängen. Und wenn sie sich zweitens jeder einzelner dieser Gefahren stellen –  mit unbewaffneten oder wenn nötig auch bewaffneten Mitteln.

Konsequenzen für die Sicherheitspolitik

Für die militärisch-polizeiliche Strategie folgern aus dieser kurzen Analyse einige logische Konsequenzen:

a)    Traditionelle Kriegsführung ist unwahrscheinlicher geworden, aber kann dennoch nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Vorbereitung darauf muss ein Teil des Auftrags an jede Regierung bleiben.

b)    Die traditionellen Grenzen zwischen Polizei und Armee verschwimmen von der Bedrohungslage her immer mehr. Daher sollte man auch die organisatorischen Schnittstellen viel enger zusammenführen (nicht nur, aber auch aus Kostengründen) – auch wenn eine komplette Verschmelzung politisch kaum durchsetzbar ist.

c)     Viele dieser Aufgaben brauchen hochgradige – und teure – Spezialisierung, Technisierung und Knowhow. Das erfordert mehr finanzielle Mittel, reduziert aber die Bedeutung der Wehrpflicht. Diese ist freilich nicht ganz sinnlos geworden. Sie bringt eine demokratische Durchdringung der Sicherheitskräfte, und sie ist imstande, für bestimmte Notsituationen einen breiteren Grundstock an einsatzbereiten Menschen zu schaffen. Ähnlich wie es die amerikanische Nationalgarde tut.

d)   Angesichts der gravierenden und wachsenden Probleme etwa im Bereich der Pflege ist eine obligatorische Dienstpflicht für junge Männer und Frauen die sinnvollste Lösung. Dies würde sowohl soziale wie auch sicherheitsorientierte Einsätze im Dienst der Allgemeinheit besser absichern. Soweit internationale Verträge einer allgemeinen Dienstpflicht im Wege zu stehen, ist umgehend deren Änderung anzustreben. Schließlich stehen ja viele Länder vor ähnlichen Problemen.

e)    Einem Teil der Herausforderungen lässt sich wirksam nur in internationaler Kooperation begegnen. Daher wäre es für Österreich sinnvoll, die letzten ohnedies nur noch formalen Reste der Neutralität zu entsorgen. Deren Bedeutung ist längst nicht mehr erkennbar. So haben sowohl schwedische wie auch österreichische Uniformträger schon am Afghanistankrieg teilgenommen. Die Neutralität dient in Wahrheit nur noch dazu, dass Bedenkenträger bei jeder sicherheitspolitisch sinnvollen Aktion Sand ins Getriebe werfen können.
Interessanterweise zeigen Umfragen zur österreichischen Neutralität ein sehr widersprüchliches Bild: Auf der einen Seite tritt zwar regelmäßig eine massive Mehrheit für die Neutralität ein, kann sie aber in keiner Weise definieren. Auf der anderen Seite gibt es auch eine 75-prozentige Zustimmung zu einer gemeinsamen europäischen Armee, wobei in diesem Fall 42 Prozent sogar auf eine eigene österreichische Armee zu verzichten bereit sind. Was juristisch wie logisch ein eklatanter Widerspruch ist. Freilich: Dass eine Armee bisweilen auch Frieden schaffen, findet nicht mehr eine so klare Zustimmung[15]. Diese sehr widersprüchlichen Umfragen sind zweifellos Folge der Tatsache, dass seit Jahrzehnten kein nationaler Konsens über Sicherheitsfragen besteht. Es gibt in Österreich nicht einmal eine breite Debatte darüber, wie sie etwa die Schweiz regelmäßig führt.

f)      Internationale Kooperationsformen – ob nun auf Boden der Nato, der EU, der UNO – sind noch keineswegs vertrauenerweckend. Umso notwendiger und logischer ist es daher, dass sich Österreich – wie jeder andere Staat – vorerst auch weiterhin mit bloß nationalen Mitteln auf die Gefährdungen der eigenen Sicherheit einzustellen versucht.

(Dieser Beitrag ist für den wissenschaftlichen Sammelband „Strategie und Sicherheit 2011. Globale Herausforderungen – globale Antworten“ verfasst worden)



[1] Die von Thomas Hobbes Leviathan über religiöse Gottesstaats-Ideen bis zur marxistischen Klassenstaats-Theorie reichen.

[2] Staaten, die formal kein Militär haben, wie eine Zeitlang Costa Rica, haben dann eben eine gut gerüstete Polizei.

[3] So waren nach 1989 die Debatten von den Fragen „Schocktherapie oder langsamer Übergang?“, „rasche oder langsame Privatisierung?“ beziehungsweise „amerikanische oder europäische Verfassungsmodelle als Vorbild?“ geprägt gewesen.

[4] Besonders relevant war in den Überlegungen der sowjetischen Strategen mehrmals die Idee, über Österreich gegen den abtrünnigen kommunistischen Tito-Staat in Jugoslawien vorzugehen, dessen antisowjetischer Kurs Moskau den lange angestrebten Zugang zum Mittelmeer genommen hat.

[5] Ein solches Aggressionsverbot findet sich im Gewaltverbot der UNO-Charta, aber auch in vielen anderen internationalen Dokumenten des 20. Jahrhunderts.

[6] Eine Fülle von Revolutionen und Bürgerkriegen lässt sich auf Wirtschaftskrisen zurückführen, von der französischen Revolution bis zu den vielen geglückten wie missglückten Revolutionen nach dem Ersten Weltkrieg und den durch ihn ausgelösten sozialen Nöten.

[7] In früheren Geschichtsepochen waren Wirtschaftskriege erfolgreicher: So haben im Mittelalter die Briten mit einer Ausfuhrsperre Richtung Burgund die dortigen Städte zu einer Abkehr von einem Frankreich-freundlichen Kurs zwingen können. So war die britische Kontinentalsperre gegen Napoleon eine durchaus wirksame Waffe.

[8] So steht die Südtirolfrage, die in den 60er Jahren an der österreichischen Grenze sehr explosive Situationen herbeigeführt hatte, auch heute noch außerhalb jeder Kompetenz der EU. Das EU-Recht mit seinem Gleichbehandlungsprinzip könnte sogar den fein austarierten Lösungsmechanismus des sogenannten Südtirolpakets sprengen. Denn dieser Mechanismus beruht primär auf einem ethnischen Proporz zwischen den deutschen, italienischen und ladinischen Einwohnern Südtirols. Er bedeutet daher in formaler Hinsicht eine Diskriminierung anderer EU-Bürger.

[9] Der Autor ist dieser Frage mehrfach ausführlich nachgegangen, etwa in der Europäischen Rundschau 2005/3, Seite 73ff oder in den Conturen 3-4/09 Seite 12ff.

[10] Nach dem Münchner Abkommen, das Hitler in der Tschechoslowakei freie Hand gegeben hat.

[11] Siehe Fußnote 9.

[12] Genau in jenem Jahr hat in Österreich der steile und nie wieder rückgängig gemachte Abstieg der Geburtenrate begonnen, Ursachen waren die Antibabypille und ein völlig gewandeltes Wertebild vor allem in Hinblick auf die Rolle von Familien.

[13] Dementsprechend ist Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“ zum meistverkauften Buch der Dekade geworden (auch wenn es die Politik anfangs ignorieren oder verdammen wollte); es zeigt mit einer bedrückenden Fülle von präzisen Daten diese Entwicklung auf.

[14] Ein Musterbeispiel ist etwa Großbritannien, wo Bischöfe von Strafrichtern verurteilt worden sind, weil sie sich geweigert hatten, schwule Jugendbetreuer innerkirchlich anzustellen.

[15] Internationales Institut für liberale Politik Wien, Sozialwissenschaftliche Schriftenreihe, Heft 34: „Brauchen wir eine Europa-Armee?“ Seiten 50ff.

 

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Eine Pröll-Bilanz aus der Perspektive der Familie drucken

Ein Rückblick auf das politische Wirken des Vizekanzlers, Finanzministers und – last but not least – auch ÖVP-Bundesparteiobmanns Josef Pröll fällt aus Familienperspektive zumindest ‚durchwachsen‘ aus.

Verhieß das umfangreiche Regierungsprogramm schon wenig Gutes für Familien – Familienpolitik findet sich darin mehr oder weniger als „Anhängsel“ der Sozialpolitik, und viele Formulierungen verraten einen gewissen „Kompromisscharakter“, so wurde dieser problematische Ansatz in der praktischen Regierungsarbeit weitergeführt.

Der Schwerpunkt der Bemühungen gilt der sogenannten „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Dahinter verbargen sich aber einseitige Ansätze, Frauen möglichst früh nach Geburt eines Kindes zur Rückkehr in die Erwerbsarbeit zu veranlassen. Wahlfreiheit zwischen Eigen- und Fremdbetreuung, eine Ebenbürtigkeit von Familien- und Erwerbsarbeit oder ein fairer Familien-Leistungsausgleich waren KEINE Themen.

Der Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit, in einer Rede am 15.10.2009 mehrfach betont, fand keine praktische Entsprechung oder Umsetzung in der konkreten Politik.

Die Konsolidierung des Familienlastenausgleichsfonds wurde verabsäumt. Den Familien wurden im Zuge der Budgeteinsparungen 2010 doppelte Lasten auferlegt: zusätzlich Zu den Belastungen mehr oder weniger aller Staatsbürger wurden Familienleistungen in empfindlicher Weise gekürzt.

Die dringend notwendigen Reformen in Bereich des Steuer- und Sozialrechts unterblieben, die angesichts einer bedrohlichen demographischen Entwicklung eine Kinder- und Familienorientierung der Gesellschaft nachhaltig zum Ausdruck bringen hätten können.

In gesellschaftspolitischer Hinsicht wurde die Einführung eines „Eingetragene Partnerschafts-Gesetzes“ unter Missachtung der tatsächlichen Ergebnisse der „ÖVP-Perspektivengruppe“ betrieben (diesbezüglich war Pröll offenbar besonders schlecht beraten!). Eine rechtspolitisch äußerst bedenkliche Novelle zum „Bundes-Gleichbehandlungsgesetz“ wurde im vergangenen Herbst im Ministerrat ohne jeden Widerspruch gleichsam „durchgewinkt“. Erst mit Verspätung wurde hier – offenbar auf Druck engagierter Zeitgenossen – eine teilweise „Entschärfung“ vorgenommen.

Ein streckenweise tendenziöser Frauenbericht wurde im Vorjahr mehr oder weniger kommentarlos hingenommen – als Ausdruck einer Übernahme der „Gender-Ideologie“ durch eine vormals ‚staatstragende‘ Partei?

Letztlich überrascht nicht, dass es auch im Bereich Lebensschutz keine Bewegung in Richtung einer Realisierung der oft geforderten „Flankierenden Maßnahmen“ gegeben hat. Es mehrten sich sogar – vom bisherigen Parteiobmann unwidersprochen – die Stimmen derjenigen, die sich mit der „Fristenregelung“ ausdrücklich abgefunden zu haben scheinen.

Die Zukunft wird zeigen, ob der Nachfolger ausreichend Wertbewusstsein, Weitblick und Klarheit besitzt, die ÖVP – unter anderem – auch wieder als eine „Familienpartei“ zu positionieren.

Der Autor ist engagierter Katholik und Familienvater, bittet aber, aus beruflichen Gründen anonym bleiben zu können.

 

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SN-Kontroverse: Koalition am Ende? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die ÖVP jetzt die Koalition verlassen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Überwindet das Lagerdenken!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Nein. Was sollt das bringen? Jene, die diesen Wunsch haben, verkennen den Kern des Problems und hegen offenkundig klammheimlich die Sehnsucht nach einem „großen Führer", der alle Probleme für sie löst. Das aber gibt es nicht. Schon gar nicht in der Politik. Denn wie immer trägt nicht ein Mann oder eine Frau allein die Schuld am Scheitern. Ist es nicht so, dass die ÖVP ihr „Selbst-Bewusstsein" verloren hat? Viele wissen nicht mehr so genau, wofür sie kämpfen, was die Menschen beschäftigt. Was ihre Sehnsüchte und ihre Ängste sind, was ihnen Sorgen macht und Schmerzen bereitet. Die Zeiten haben sich eben geändert. Das verheerende und zerstörende Lagerdenken des 20. Jahrhunderts zwischen den radikalen Rechten und den radikal Linken klingt aber noch bei vielen nach. Zerrissenheit, das ist es, was die Österreichische Volkspartei und nicht nur diese Zentrumspartei kennzeichnet.

Das drückt sich darin aus, wie sie mit ihrem Spitzenpersonal umgeht. Der Daumen zeigt zu rasch nach oben oder nach unten. Die Oppositionsparteien sind ebenso nicht einheitlich strukturiert, aber es fällt weniger auf, weil sie nicht im Mittelpunkt des medialen Interesses stehen. Wenngleich auch sie Verantwortung für ein Land tragen und hierzulande diese oft nicht seriös ausüben. Aber es ist eben nicht so sichtbar. Einen Konsens in der immer komplexer werdenden Welt zu finden, ist nicht leicht.

Dazu kommt der Hang vieler Medien, Politiker/-innen als Freiwild zu betrachten und ihnen nicht einmal den geringsten privaten Spielraum zu lassen. Statt immer rascher das Personal zu wechseln, wäre es klüger, sich genau zu überlegen, was zu tun ist, um den Stillstand in der heimischen Politik zu überwinden.  


Diese Koalition ist am Ende

Andreas Unterberger

 Nicht nur Josef Pröll ist mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert (gewesen?). Das gilt auch für die ÖVP. Nur hat sie offensichtlich nicht so gute Ärzte. Vielmehr stehen an ihrem Krankenbett viele, die ihr noch mehr von dem raten, was sie krank gemacht hat: noch mehr linke Ideologie, noch mehr Anpassung an den Koalitionspartner, noch mehr Verrat an den wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Wählern. Der Herd dieser Krankheit trägt einen Namen: die Koalition mit einer Steinzeit-SPÖ.

Gewiss: Die Alternativen sind rar. Aber das ist noch kein Grund für so viel Schwäche gegenüber der SPÖ. Deretwegen laufen die Wähler der ÖVP scharenweise davon. Und sie tun das nur Richtung Blau und nicht Richtung Rot oder Grün, wie die mehrheitlich rot-grünen Medien insinuieren. Der wichtigste Schritt wäre nun, zu erkennen, wie sehr der Kurs dieser Regierung und deren „Kronen Zeitung"-Motto „Net streiten, sondern immer tun, was Faymann will, also meistens nix" dem Land schaden. Und einer staatstragenden Partei.

Ein Auszug aus dem Sündenregister des Stillstands, an dem die SPÖ hauptschuld ist, für den die ÖVP aber mithaftet: keine Regelung des Hochschulzugangs; keine Studiengebühren für die kaputten Unis, Abbau des Leistungsprinzips in den Schulen, der unfinanzierbar frühe Pensionsantritt, arge Defizite trotz Hochkonjunktur, die massive Korruption der Politik, die sich mit Steuergeld das Wohlwollen vieler Medien erkauft, die Zertrümmerung des Bundesheeres, die kritiklose Übernahme von Schulden europäischer Bankrotteure (und der 20-Mrd.-Haftung Kärntens), die Geldverschwendung durch den Föderalismus (dessen härtester Anwalt im Wiener Rathaus sitzt), die Mutation des ORF zu einem fast totalitär agierenden Parteisender.

 

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Ein paar Idealbesetzungen, die es nicht geben wird drucken

Jetzt beginnt in der ÖVP wieder einmal das lustige Köpferaten. In diesem könnte es durchaus einige kreative Varianten geben, die das realisieren würden, was Michael Spindelegger als „Neuaufstellung“ angekündigt hatte. Man darf gespannt sei, für wen er sich entscheidet – und ob er sich dabei auch für „gut“ oder nur für „neu“ oder für gar nichts entschließt.

Bei der Bestellung des neuen Parteiobmannes hat sich die ÖVP ja erwartungsgemäß für den raschen Weg entschieden, also für die Erbeinsetzung durch den Vorgänger Josef Pröll. Dessen Vorschlag ist von den Parteigranden (die ohnedies alle mehr an sich als an die Partei denken) ohne große Emotionen – weder positive noch negative – durchgenickt worden. Dieser traditionelle Weg der Bestellung (den ja fast alle Parteien so gehen), hat zweifellos das Entstehen von Konflikten vermieden – auch wenn ich nach wie vor überzeugt bin, dass eine direktdemokratische Wahl durch alle Parteimitglieder einen großen Beitrag zur Wiederbelebung einer siechenden Partei geleistet hätte. Wobei übrigens Spindelegger ja auch dabei gute Chancen gehabt hätte.

Jedenfalls spannend wird nun die Nominierung des Ministerteams. Diese obliegt formal dem neuen Chef ganz alleine. Aber auch Spindelegger weiß, dass die Geldquellen der Partei nicht im ÖAAB, sondern in Wirtschaft und Raiffeisen sprudeln – oder auch nicht.

Spindelegger hat sich jedenfalls selbst den Ball weit vorgelegt, indem er eine Neuaufstellung angekündigt hat. Falls die primär darin besteht, dass Frau Fekter oder Herr Mitterlehner das Ressort wechseln, wäre das eher enttäuschend. Dabei müsste man vor allem um das Innenministerium fürchten, das vor Fekter ja einige problematische Minister erlebt hatte. Es gibt also absolut keinen Grund, Fekter dort wegzuholen. Dazu ist dieses Ressort viel zu wichtig.

Wer aber soll nun Finanzminister werden? Spindelegger ist klug genug, das nicht selbst anzustreben. Er weiß aber hoffentlich auch, dass die Wirtschaftskompetenz der Volkspartei wieder sehr gestärkt würde, wenn der Parteiobmann dem Finanzminister volle Rückendeckung gibt. So wie es beim Duo Schüssel-Grasser mit großem Erfolg der Fall war. Ein sachkundiger Finanzminister, der ohne Rücksicht auf irgendwelche Gruppierungen Nein zu sagen vermag, und ein Parteiobmann, der ihm dabei hilft (da es schon der populistische Kanzler nicht tut): Das wäre das perfekte Doppelpass-Spiel.

Für diese Besetzung gibt es zwei gute Namen: einen perfekten und einen sehr guten. Perfekt wäre Stephan Koren, der ohne Angabe von nachvollziehbaren Gründen vor wenigen Tagen als Langzeit-Vorstandsmitglied der Bawag-PSK zurückgetreten ist. Geschah das eigentlich ganz zufällig jetzt oder hat Koren da schon jemand angerufen, der mehr wusste als wir alle? Das wäre jedenfalls mehr, als ich der ÖVP zutraue.

Koren kennt die Finanzwelt perfekt, er versteht viel von der Wirtschaft, er denkt trotz der Karriere außerhalb der Politik mit einem politischen Kopf, er hat den faszinierenden intelligenten Zynismus seines legendären Vaters geerbt, und er wirkt bei aller Härte in der Sache verbindlich. Er wäre aber dennoch eine große Überraschung, damit jedoch auch ein umso mutigeres Signal Spindeleggers. Denn Koren ist in den derzeitigen Machtstrukturen der ÖVP in keiner Weise mehr präsent. Mit dem Populismus eines Christoph Leitl fängt er nicht viel an. Außerdem gilt er als ein Freund von Wolfgang Schüssel.

Hinter Koren gäbe es noch einen zweiten zumindest guten Kandidaten: den Steirer Herbert Paierl. Auch er beherrscht sowohl das politische wie das wirtschaftliche Klavier. Auch er ist einer, bei dem sich alle Minister und Landeshauptleute mit der ständig aufgehaltenen Hand wohl schwerer tun würden als bei den beiden jüngsten Ministern. Freilich steht Paierl zugleich für so manche in der Steiermark grassierende ÖVP-Dummheit, wie etwa die leistungsfeindliche Gesamtschule. Auch seine Freundschaft mit dem Linksaußen Bernd Schilcher spricht nicht für ihn (der sich gerade wieder durch eine Demonstration an der Seite von Caritas-Küberl, Kommunisten und anderen gegen das mutige steirische Sparpaket populistisch betätigt hat).

Wahrscheinlicher als diese beiden wäre jedoch die drittbeste Lösung: nämlich ein weiterer Spitzenmanager, der ebenfalls – wieder ganz sicher ganz zufällig – vor wenigen Tagen aus einer wichtigen Vorstands-Funktion ausgeschieden ist. Und wieder gab es keine nachvollziehbaren Erläuterungen für diesen Rücktritt: Es ist Werner Wutscher, ein früherer Spitzenbeamter aus dem Landwirtschaftsministerium, der in den letzten Jahren an der Spitze von Rewe-Österreich gestanden war (also von Billa, Bipa&Co). Bei ihm macht die Herkunft aus dem subventionsgierigen Bauernbund skeptisch – was aber gleichzeitig wieder Wutschers Chancen gewaltig erhöht. Denn es wäre mehr als ungewöhnlich, wenn die ÖVP-Bauern nur noch durch den Landwirtschaftsminister in der Regierung vertreten wären.

Wutscher wäre hingegen sicher eine sehr spannende Lösung für das Parteigeneralsekretariat. Dort könnte er zeigen, dass er bei Billa viel Organisatorisches gelernt hat, und sich für künftige Aufgaben freispielen. Nachdem er – zum Unterschied von der amtierenden Ministerin – auch ein Jahr an einer ausländischen Universität verbracht hat, wäre er übrigens auch ein sehr spannender Wissenschaftsminister.

Wie die Fälle Molterer und Pröll gezeigt haben, ist es jedenfalls nicht gut, wenn der Parteiobmann auch das Finanzministerium übernimmt. Denn ein ÖVP-Chef kann nie so brutal Nein sagen, wie es ein Finanzminister im Interesse der Staatsfinanzen ständig sollte.

Die schwierigste Frage für die ÖVP wird aber sein, wie das Justizministerium besetzt wird. Zwar scheinen alle einig, dass da großer Handlungsbedarf gegeben ist. Aber das dortige Anforderungsprofil ähnelt einer Quadratur des Paragraphen-Zeichens: Durchsetzungsstark gegen die Staatsanwalts- und Richter-Kamarilla, die ja bei einer Erhöhung der Leistungsanforderungen immer sehr redegewandt agieren; aber auch gegen die Regierungsparteien, die keine effektiven Maßnahmen gegen die Korruption etwa im Inseraten-Bereich oder im Bereich Kammern und Gewerkschaften wünschen; geistig unabhängig, um jeden Eindruck einer parteipolitischen Instrumentalisierung der Justiz zu verhindern; und auf einem anständigen Wertefundament beheimatet, damit er der ideologischen Instrumentalisierung der Justiz durch die Linke energisch entgegentreten kann. Da fällt mir überhaupt nur ein Name ein: nämlich Franz Fiedler. Freilich ist der so unbequem und unberechenbar, dass das Leichtgewicht Claudia Bandion-Ortner doch noch Überlebenschancen hat.

Außerdem hat sie das in allen Konstellationen begünstigte Geschlecht. Während zum Teil ahnungslose Journalisten ständig vom Bünde- und Länder-Problem der ÖVP schreiben, ist der neuerdings viel starrere Geschlechterproporz ein viel größeres Problem. Denn bei den Frauen ist das Angebot noch viel dünner als bei den Männern, wie die schwachen Besetzungen Karl, Bandion-Ortner, Remler oder (einst) Marek zeigen, um nur die schwarze Seite zu nennen.

Hingegen habe ich es immer verstanden – auch wenn sich alle Kommentatoren mit Kritik daran die Finger wund geschrieben haben –, dass einst bei der Marek-Nachfolge der Blick nach Westen gerichtet worden ist. Wenn auch mit einem vorerst wenig überzeugenden Ergebnis einer Newcomerin auf einem absolut überflüssigen Posten. Der ja einst nur erfunden worden war, um Marek einen Namen zu geben.

Aber im Prinzip ist es eine durchaus demokratische Haltung, darauf zu schauen, dass sich alle Regionen irgendwie – ohne starren Proporz – in einer gemeinsamen Regierung wiederfinden. Es ist auch (für mich als Wiener) mehr als nachvollziehbar, dass man in Tirol, Vorarlberg und Salzburg geraunzt hat, als der Westen kein einziges Regierungsmitglied entsendet hat; das Burgenland, also das kleinste Bundesland, hingegen gleich drei (durchwegs untermittelprächtige). Ein krampfhafter 50:50-Proporz der Geschlechter ist hingegen bei der Bemühung um eine möglichst gute Ministerliste absurd und ein Bleigewicht, das der ÖVP keine einzige Stimme bringen wird. Die paar Kampffeministinnen dieses Landes sind ohnedies längst bei den Grünen gelandet.

Spindelegger sollte sich jedenfalls seines Startvorteils bewusst sein: Die allgemeine Erwartungshaltung an die ÖVP ist im Gegensatz zum einstigen Heiland Pröll sehr gering, sodass er gleich die besten verfügbaren Köpfe suchen könnte. Und die verächtliche Kritik der meisten Medien ist ihm ebenso gewiss, was auch immer die ÖVP tut. So könnte sie es gleich richtig zu machen versuchen.

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Am roten Beton gescheitert drucken

Vorhersehbares begab sich im österreichischen Rotfunk anlässlich des Rücktritts von ÖVP-Chef Josef Pröll. Sowohl in der Mittwoch-Diskussionsrunde im Ö1 als auch im ZIB-2-Interview, wo bewusst Erhard Busek eingeladen war, den wie immer etwas hilflosen Fragen von Frau Lorenz-Dittlbacher zu antworten, wie auch im folgenden „Runden Tisch“ kam der wahre politische Grund für den Ausstieg des Vizekanzlers und Finanzministers nicht zur Sprache.

Auch Frau Thurnher war natürlich nicht an der Wahrheit interessiert, als sie danach fragte, warum „Josef Pröll mit seinen Projekten gescheitert sei“ und sich gleich selber, an Karas gewendet, die Antwort gab: „Nur Nein sagen zu SPÖ-Vorschlägen“ sei zu wenig.

Schuld waren, da war man sich in allen ORF-Runden einig: einerseits die bündische Struktur der ÖVP sowie andererseits selbstverständlich die Landeshauptleute, die jeden Reformversuch im Ansatz sabotieren.

Da ist schon etwas Wahres dran, es ist aber bestenfalls die halbe Wahrheit, warum Josef Pröll enttäuscht das Handtuch geworfen hat: die wahren Blockierer in dem Land sind Werner Faymann und seine Beton-Truppe.

Beginnend mit Rudolf Hundstorfer, der sich nicht von der Hacklerregelung trennen kann oder will, über die Infrastrukturministerin Doris Bures, die eisern nicht nur am Koralmtunnel, sondern auch an den Privilegien ihrer roten Eisenbahner festhält, bis zum Bundeskanzler selber, der die Verwaltungs- und Staatsreform als „Unsinn und Illusion“ bezeichnet hatte, die überdies „tausende Arbeitsplätze kosten würde“, und somit die Arbeitslosigkeit vergrößern würde.

Die wahre Bremsertruppe in Österreich ist die SPÖ-Fraktion in der Regierung, die nur ein Ziel hat: wieder die nächsten Wahlen zu gewinnen, egal wie.

Josef Pröll hat das – spät aber doch – erkannt, und die Konsequenzen gezogen.

Herbert Kaspar ist Herausgeber der "Academia" und hat lange Erfahrungen im Bereich von Wirtschaft und Management. 

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Spindelegger - und jetzt? drucken

Michael Spindelegger also, wie erwartet. Niemand beneidet ihn um seine neue Aufgabe: die Partei wieder stärker zu führen, als das sein Vorgänger gemacht hat; der Mehrheit der Österreicher, die bürgerlich, wirtschaftsliberal und wertkonservativ denken, trotz des heftigen Gegenwinds der fast geschlossen links schreibenden oder links bezahlten Medien wieder eine Heimat zu geben; und gleichzeitig den vor allem vom Koalitionspartner verursachten Stillstand wenigstens etappenweise zu durchbrechen.

Spindelegger hat jedenfalls einen Vorteil so wie Pröll: Er ist ein netter, intelligenter, umgänglicher Mensch. Ob er auch die damit verbundenen Nachteile hat, muss man in den nächsten Wochen erst sehen: Kann er trotzdem zum Alpha-Tier werden, der mit Härte und Konsequenz seine Ziele verfolgt – im Interesse Österreichs und der Partei?

In seiner bisherigen Karriere war diese Härte noch nicht wirklich zu sehen. Jetzt hat Spindelegger ein paar Monate, ein paar Jahre Zeit. Er muss wissen: Kein Lager ist so volatil wie das bürgerliche, wo alle mit dem Raunzen schnell bei der Hand sind.

Wo aber auch die FPÖ eine frustrierte Wählergruppe nach der anderen einstreift: Die FPÖ ist heute die härteste Gegnerin der Gesamtschule; die FPÖ lehnt heute am schärfsten die Milliarden für die europäischen Schuldenstaaten ab; die FPÖ artikuliert am stärksten das Unwohlsein der Bürger mit der Immigration vor allem aus islamischen Staaten; die FPÖ hat jetzt auch die Verteidiger der Wehrpflicht hinter sich gesammelt, während Spindelegger in diesem Punkt selbst (oder im Auftrag Prölls?) seltsam weiche Positionen gezeigt hat; die FPÖ umwirbt neuerdings auch die Abtreibungsgegner.

Ist Spindelegger sich dieser Herausforderung bewusst? Die ÖVP hat unter dem Schlangenrat, immer noch moderner werden zu wollen, immer mehr ihrer Identität aufgegeben. Und wer Erhard Busek gehört hat, der weiß, dass diese falschen Ratschläge noch häufiger zu hören sein werden. Denn wenn man alle Positionen aufgibt, nur weil (jetzt) auch die FPÖ dort ist, dann sollte man die Partei gleich zusperren. Was vielleicht viele wollen. Was aber die beste Garantie für eine rot-grüne Dauermacht wäre. Denn noch immer ist klar: Ohne ÖVP wird dieses Land wirtschaftlich und gesellschaftlich endgültig gegen die Wand fahren. Was stimmt, auch wenn die Pröll-ÖVP da keine effiziente Bremse mehr war.

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Wo Abgeordnete noch das Volk vertreten drucken

Die USA sind für die Weltwirtschaft noch immer der entscheidende Schauplatz. Daher bringt der seit Wochen tobende – und nur scheinbar entschiedene – Kampf zwischen Präsident und Kongress um Budgeteinsparungen besondere Spannung.

Im Kongress konnten die Republikaner mit einigem Erfolg Barack Obama kontra geben. Obamas 14 Billionen Dollar Schulden und das jährliche Defizit von über zehn Prozent gaben den Republikanern viele Angriffsflächen. Sie zwangen ihn in den vergangenen Tagen schon weiter in die Knie, als das einst ein ebenfalls republikanisch geprägter Kongress bei Bill Clinton konnte. Damals wurde dem Präsidenten von den Republikanern so lange das Geld verweigert, bis Botschaften und andere Regierungseinrichtungen tagelang schließen mussten. Jetzt hat Obama schon vor einer solchen Blockade die größten Einsparungen in der Geschichte Amerikas akzeptiert. Und er wird weiter unter Druck bleiben.

Der Rückblick macht sicher, dass das nicht den Untergang der USA bedeutet. Der damalige Budgetkrieg hat dem Land vielmehr sehr geholfen: Die Regierung musste so hart sparen und so viele Big-Spender-Programme streichen, dass das Land erstmals wieder Jahre mit Budgetüberschuss erleben konnte. Zwar ging das in die Geschichtsbücher als Erfolg Bill Clintons ein. Aber in Wahrheit hat er damals nur unter der Peitsche des republikanischen Führers Newt Gingrich die Sparsamkeit entdeckt.

Die Vaterschaftssuche ist freilich irrelevant. Denn die Republikaner können sich gar nicht laut der Einsparungen berühmen. War es doch auch ein republikanischer Präsident namens George W., der dann das Land – insbesondere nur durch zwei teure Kriege – wieder in hohe Schulden geführt hat. Und zwar in katastrophal hohe, die freilich sein Nachfolger Barack Obama noch weit übertraf.

Die viel wichtigere Lehre ist aber: Regierungsapparate werden erst unter immensem Druck halbwegs sparsam. Daher ist der Druck des heutigen Kongresses jedenfalls positiv. Auch wenn natürlich viele Nutznießer protestieren und den Sparefrohs schlechtes Gewissen einjagen wollen.

An den USA sollten sich vor allem Europas Abgeordnete ein Vorbild nehmen. Denn hier ist es gerade umgekehrt: Da sind es sowohl im EU- wie im österreichischen Parlament meist die Abgeordneten, denen alle möglichen Forderungen einfallen, wo man noch eine Gruppe begünstigen, wo man noch mehr ausgeben kann. Hingegen sind es die Finanzminister, die gegenzuhalten versuchen. Dass ein europäisches Parlament einer Regierung den Budgetentwurf wegen zu hoher Ausgaben zurückgeschickt hätte, ist mir jedenfalls nicht in Erinnerung.

Dabei stand genau das an der Wurzel der modernen Demokratie: Die Steuer zahlenden Bürger erkämpften sich die Kontrolle über die Ausgaben ihres Geldes und die Höhe der Steuern. Inzwischen ist das Wissen um diese zentrale Wurzel der Demokratie aber verloren gegangen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Pröll: ein Abschied, die Moral und die Zukunft der Volkspartei drucken

Josef Pröll hat richtig entschieden. Er akzeptiert seine Krankheit. Er klammert nicht. Er hofft nicht, ob das eine oder das andere Amt vielleicht doch noch geht. Er tritt vielmehr von allen Ämtern zurück und verbindet das mit ungewohnt deutlichen Worten gegen Strasser & Co wie auch gegen  "Opportunismus" und "Populismus" des Koalitionspartners (für den er trotz seiner sonstigen Abschiedsmilde nicht einmal eine einzige positive Silbe findet). Die Namen der offensichtlich gemeinten nennt er aber nicht. Pröll hat erkannt: Es muss auch ein Leben nach der Politik geben. Er hinterlässt seinem Nachfolger ein schweres, fast nicht zu bewältigendes Erbe.

Dass eine Lungenembolie nicht nach wenigen Wochen überstanden ist, war schon länger im Tagebuch zu lesen gewesen. Gegen schwere Krankheiten ist auch die politikübliche Schönfärberei hilflos. Pröll ist nicht nur dem Tod knapp entronnen, sondern kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein oder zwei Jahre nicht mehr mit Volldampf arbeiten. Was ihm übrigens eine gute Erholungspause gibt, um dann wohl das Erbe von Raiffeisen-Chef Konrad anzutreten.

Der abgehende ÖVP-Chef ist jedenfalls auch dafür zu loben, dass er nicht wie angekündigt mit seiner Entscheidung auf die Woche nach Ostern gewartet hat, sondern jetzt schon einen klaren Schlussstrich gezogen hat.

Pröll hat bei seinem Abschied aber auch klare Worte gefunden, was die Politik derzeit so belastet: Zu wenig Anstand und zu viel Stillstand.

Das erste trifft primär seine Parteifreunde Strasser und Ranner, aber beispielsweise auch den (noch immer an seinem Sessel festklammernden) Sozialdemokraten Jarolim. Das zweite trifft primär Prölls Koalitionspartner Faymann, über den und dessen absolute Reformunwilligkeit er sich in privaten Gesprächen sehr bitter beklagt hat. Sekundär aber wohl auch die Landeshauptleute aller Couleur.

Kleiner Einschub am Rande: Der ORF-Chefredakteur, der sich zur Kommentierung des Pröll-Abschieds ins Studio gesetzt hat, reduziert diese klaren Pröll-Worte in der nun senderüblich gewordenen Infamie und Manipulation ganz einseitig auf die ÖVP-internen Fälle. Das Pröll-Wort vom Stillstand spricht der SPÖ-Apparatschik hingegen nicht an.

Eine objektive und emotionsfreie Bilanz des Josef Pröll muss ein durchaus gemischtes Bild ergeben: Er war persönlich eine der sympathischsten Erscheinungen in der Politik gewesen. Er war auch persönlich absolut integer (was in Zeiten eines Strasser und eines Faymann schon extra betont werden muss). Er konnte sogar oft eine Stimmung der Fröhlichkeit verbreiten. Er hat sich auch tapfer und klug in das ihm fremde Finanzressort hineingearbeitet.

Er ist aber politisch auch an der Kehrseite dieser Eigenschaften gescheitert: Ihm hat stets die notwendige Härte gefehlt. Diese hat ihm vor allem gegenüber dem ohne Rücksicht auf die Zukunft insbesondere gewerkschaftliche Besitzstände und andere Privilegien verteidigenden Koalitionspartner gemangelt, sodass es zu keinen langfristig relevanten Reformen gekommen ist, obwohl diese dringend nötig wären. Er hat die Verwandlung des ORF in einen Parteisender der SPÖ nicht stoppen können. Er hat den von Faymann eingeführten Brauch der Bestechungsmillionen vor allem für die Boulevard-Zeitungen nicht abstellen können. Er hat als Finanzminister nicht effizient genug die Interessen der Steuerzahler (und der künftigen Generationen) verteidigt. Er hat sich die marode Hypo Alpen-Adria anhängen lassen, statt die Kärntner in ihrer Verantwortung schmoren zu lassen. Er hat nie erkennbaren Widerstand in europäischen Gremien gegen die Schuldenhilfe für die bankrotten Staaten geleistet. Er hat sich in Sachen Reformen auch gegen die ÖVP-Landeshauptleute nicht durchsetzen können.

Auf Prölls Schattenseite stehen aber auch einige personelle Fehlgriffe (die nicht zuletzt auf die krampfhafte Frauenquote zurückzuführen sind). Und schließlich hat sich Pröll – selbst durchaus konservativ gestrickt – von Beratern allzu oft in zeitgeistige Progressivität hineinhetzen lassen. Mit der man zwar einen Tag lang positive Kommentare in den Zeitungen, aber keinen einzigen Wähler gewinnen kann.

Warum keine Urabstimmung über den Nachfolger?

Sein Nachfolger wird es in dieser Situation nicht leicht haben. Er wird mit aller Deutlichkeit dem Koalitionspartner signalisieren müssen: So geht vieles nicht weiter. Er wird eine große Wählerrückholaktion starten müssen: In Richtung der verprellten Konservativen, genauso wie in Richtung der ebenfalls schon über die Gründung einer neuen Partei diskutierenden Wirtschaftsliberalen. Das ist wohl die letzte Chance, wenn es die ÖVP noch verhindern will, dass die Freiheitlichen der dominierende Platzhirsch rechts der Mitte werden.

Die Liste der Nachfolger ist hier schon am Wochenende analysiert, und von vielen Lesern diskutiert worden. Die ÖVP wäre jedenfalls gut beraten, nicht schnell im 24-Stunden-Verfahren der Parteigranden jemanden aus dem Hut zu zaubern, sondern sich einmal wirklich demokratisch zu verhalten und einmal die Mitglieder entscheiden zu lassen. Vielleicht sogar in einer Urabstimmung: Das tut überhaupt nicht weh und würde zeigen, dass die Volkspartei noch lebt. Oder auch nicht. Und ein so bestellter Parteichef wäre viel stärker als ein in Hinterzimmern festgelegter. Das würde in maximal drei Wochen zu erledigen sein – was weniger ist als die Zeit, welche die ÖVP schon auf Pröll verzichten hat müssen.

Nachträgliches PS: Der Zustand der Koalition lässt sich daran ablesen, dass es fast zwei Stunden keine einzige Reaktion von SPÖ-Seite gab, während von der Grünen-Cheflin bis zum Kärntner Landeshauptmann auch durchaus schon parteifremde Politiker einige Worte dazu gefunden haben. Bei Peter Alexander war die SPÖ schneller . . .

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Hinter dem Schleier muss die Unfreiheit wohl grenzenlos sein drucken

Und schon haben die Gutmenschen wieder einen neuen Anlass, sich zu erregen. Frankreich hat das Tragen von allen Formen eines Ganzgesichts-Schleiers verboten. Das ist ein richtiger und notwendiger Schritt, gegen den aber nun von allen progressiven Seiten gefeuert wird – obwohl auch die französischen Sozialisten zur Rettung ihrer Wahlchancen dafür gestimmt haben.

Von manchen wird nun behauptet, dass dadurch die Religionsfreiheit eingeschränkt würde. Als ob jede Religion ihre Gesetze und Regeln in die Allgemeinheit transferieren könnte. Als ob man künftig auch gewissen Sekten Sex mit Kindern erlauben müsste, nur weil das halt deren „Religion“ ist.

Auch der von Frankreich gewählte Grund des Schleier-Verbots ist eigentlich schon überflüssig: Denn diese Schleier seien ein Zeichen der Unterdrückung von Frauen. Das Argument ist aber nicht wirklich stichhaltig. Denn es wird sicher auch einige Frauen geben, die den Schleier freiwillig tragen.

Nein, es geht ganz einfach darum, dass Gesellschaften das Recht haben, Regeln für das Verhalten in der Öffentlichkeit zu setzen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Europäische Frauen müssen sich ja im Iran oder in Saudiarabien auch an die dortigen Bekleidungsvorschriften halten, so mittelalterlich die auch sein mögen.

Das Recht, Regeln zu setzen, gilt beispielsweise auch genauso für das andere Extrem, etwa das Verbot, in der Öffentlichkeit nackt herumzulaufen. Was ja eine Zeitlang einige besonders progressive Linke als provozierendes Zeichen der Verachtung für die bürgerliche Gesellschaft getan haben.

Es hätte absolut nichts mehr mit Liberalität zu tun, würde man auf all diese Regeln verzichten, sondern es wäre nur noch als ein dekadenter Verfall einer sich selbst aufgebenden Gesellschaft zu werten. Gleichgültig ob es um Nacktheit oder Vermummung geht.

Wobei klar ist, dass beides natürlich seinen Platz hat. Das eine etwa in der Sauna. Die Vermummung ist beim Sport, beim Motorradfahren oder eventuell aus medizinischen Gründen legitim und sinnvoll. In der normalen Öffentlichkeit ist es aber das Recht der Mehrheitsgesellschaft, Vermummungen zu verbieten. Gleichgültig ob es nun um politische Demonstrationen geht (wo vermummte Teilnehmer immer jene sind, die dann auch gerne gewalttätig werden) oder um islamistische Demonstrationen (und nichts anderes sind die Schleier). Menschen, die sich hinter etwas verbergen, werden zu Recht als bedrohlich oder unheimlich angesehen. Wer mir nicht sein Gesicht zeigen will, führt Übles im Schild, sagt uns unsere Instinkt, auch wenn man es im Einzelfall sicher nicht nachweisen kann. Aber selbst in Israel ist die Verschleierung ja schon als perfekte Tarnung zur Vorbereitung eines Terroranschlags gebraucht worden.

Der französische Schritt ist absolut richtig. Woran auch die Tatsache nichts ändert, dass er wahrscheinlich mit nahenden Wahlen zu tun hat. Was soll aber a priori daran schlecht sein, auch auf den Willen der Bürger zu achten? Wäre es nach den Wahlen richtig, wenn es vor den Wahlen falsch sein sollte?

Eine spannende Frage ist, ob und wann auch andere europäische Länder folgen. In Österreich heißt es etwa in einer der üblichen billigen Ausflüchte: Es gäbe eh fast keine Frauen, die sich ganzkörperverschleiern würden. Aber gerade das würde es ja eigentlich leichter machen, ein solches Verbot einzuführen. Will man warten, bis man auf heftigen Widerstand stößt? Dann würde halt wegen des Widerstandes auf ein Schleierverbot verzichtet werden.

Oder wird das Schleierverbot gar vom Europäischen Menschenrechtsgerichtshof unterbunden? Das ist nicht auszuschließen. Schließlich haben die Europäer ja freiwillig einige mittelasiatische islamische Diktaturen zu Mithütern und Richtern der Menschenrechte gemacht. Ein solches Verbotsverbot wäre aber nur ein weiterer Grund, den gesamten Menschenrechtsgerichtshof in Frage zu stellen. Mischt sich doch diese Ansammlung von politischen Protektionskindern in Richterroben von Jahr zu Jahr mehr in die Geschicke der einzelnen Länder ein. Längst ist der Gerichtshof ja schon weit über die ursprünglichen Aufgaben hinausgegangen, die Menschen vor ungerechtfertigter Verhaftung, Folter oder ähnlichem zu schützen.

In Österreich gibt es im übrigen eine besonders absurde Fußnote zu dem Thema: Hier werden christliche Sekten vom Kulturministerium unter der sattsam bekannten Claudia Schmied strenger überwacht als der Islam. Der ist hierzulande tabu. In all seinen sektiererischen Ausformungen.

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Ein Funktionär, das Hirn und die Eitelkeit drucken

Die Katholischen Elternvereine unterstützen das Androsch-Volksbegehren. Diese seltsame Meldung macht unter lautem rot-grünen Triumphgeheul die Runde.

Seltsam ist sie schon deshalb, weil gerade in den katholischen Schulen jene Eltern dominieren, die mit ihren Kindern vor den gesamtschulischen Zuständen in den öffentlichen Lehranstalten geflüchtet sind. Jetzt sollen ausgerechnet diese Eltern für das Gesamtschul-Volksbegehren des Erfinders des österreichischen Schulden-Pyramidenspiels sein?

Seltsam ist aber auch, dass mehrere Eltern aus solchen Schulen von einer diesbezüglichen Willensbildung absolut nichts wissen – ja nicht einmal Elternvereins-Funktionäre katholischer Schulen tun das. Alles was sie wissen ist, dass das offensichtlich ein Alleingang eines Herrn Stefan Mandahus ist. Ich hatte schon einmal das Vergnügen, mit ihm öffentlich zu diskutieren. Dabei konnte man den Eindruck eines Mannes mit einem klaren Selbstbewusstsein und mit umso unklareren inhaltlichen Positionen gewinnen.

Ähnlich wirr muss er sich jetzt auch bei einem gemeinsamen Auftritt mit Hannes Androsch benommen haben. Er sprach dabei laut Kathpress dem Volksbegehren seine Unterstützung aus, auch wenn die katholischen Elternvereine „nicht mit jedem einzelnen Punkt einverstanden" sind. Motto: Ich bin zwar katholisch, aber nicht in jedem einzelnen Punkt, wie dem Glauben an Gott, an Christus und ein ewiges Leben. Aber ans Weihwasser glaube ich schon.

jeder, der die politischen Grundrechnungsarten besser als Mandahus beherrscht, weiß, dass bei einem Erfolg des Volksbegehrens von linker Politik wie linken Medien (also fast allen) nur noch eine einzige Botschaft transportiert werden wird: „Her mit der Gesamtschule“. Während die restliche Androsch-Lyrik sofort vergessen sein wird. Herr Mandahus distanziert sich zwar laut Kathpress irgendwie gewunden von der Gesamtschule – ist aber so naiv, sich neben einen Androsch zu setzen, der (oder dessen Hintermänner) genau diese erzwingen möchte. Naja.

Als man in katholischen Elternvereinen noch die Bibel kannte, hätten jetzt manche den Herrn Mandahus an den schönen Satz erinnert: „Eure Rede sei aber: Ja – ja; nein – nein.“

Hat den Herrn Mandahus nur die Eitelkeit getrieben? Hat er gewusst, wenn man den Linken den nützlichen Idioten spielt, dann kommt man gleich in die Medien, die einem kleinen Ingenieur sonst meist verschlossen bleiben? Oder steckt da ein noch übleres Motiv dahinter, wie manche von Mandahus verratenen Elternvertreter nun wissen wollen? Nämlich der bei der SPÖ ja handelsübliche Druck: Wenn ihr Steuergeld für eure Vereine und Schulen wollt, dann müsst ihr nach unserer Pfeife tanzen.

 

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Zu Tode alimentiert drucken

Jetzt gibt es also auch für Portugal europäisches Geld. 80 Milliarden oder so sollen es sein. Und wie auch bei anderen Schuldnerstaaten wird man wohl noch auf den einen oder anderen Grund kommen, weshalb es am Ende noch ein bisserl mehr sein darf. Überall knirschen die Staatsbürger der Zahlernationen mit den Zähnen, weil sie das alles nun zahlen müssen – und weil sie nur geringe Chancen haben, jemals ihr Geld wiederzusehen. Aber es wird ihnen nichts nutzen. Den amtierenden Regierungsparteien wird es freilich massiv schaden.

Viele kritisieren, dass der europäische Rettungsschirm für Portugal einen allzu bequemen Ausweg bietet, dem Staatskonkurs und der dann nötigen Umschuldung – also einer teilweisen Schuldenstreichung unter dem Diktat der Gläubiger – zu entkommen. Andere wieder meinen, dass Portugal nun beim Eintritt unter den Rettungsschirm ohnedies viel härtere Bedingungen diktiert bekommen wird, als sie das vom portugiesischen Parlament abgelehnte Sparpaket enthalten hat. Offen bleibt freilich, wie viel von diesen Bedingungen nur auf dem Papier stehen werden.

In Wahrheit ist es aber gar nicht die wichtigste Frage, ob nun der Rest Europas für Portugal via Rettungsschirm zahlt oder dadurch, dass bei einem Staatsbankrott die im Rest Europas beheimateten Gläubiger in Probleme geraten und Geld verlieren. Diese Gläubiger haben fast alle einen bekannten Namen: Lebensversicherungen, Pensionsfonds, Banken, Sparer. Manche meinen nun, das seien ja ohnedies alles „Spekulanten“, die ruhig bluten sollen. Was freilich eine kühne Behauptung ist, außer man bezeichnet schon die Erwartung als Spekulation, dass ein Schuldner seine Schulden auch zurückzahlen sollte.

Letztlich aber ist es klar, dass es immer die sparsameren Europäer treffen wird. Wobei der Konkurs aus zwei Gründen vorzuziehen wäre: Erstens weil in diesem Fall immer ein mehr oder weniger großer Teil der Gläubiger im Schuldnerland selber daheim ist; und zweitens, weil das derzeit nicht gegebene Risiko eines solchen Staatsbankrottes Anleger gegenüber leichtfertigen Staaten viel vorsichtiger machen würde. Deshalb sind im Gegensatz zu den Steuerzahlern alle Regierungen ja massive Gegner einer solchen Umschuldung. Denn wenn erstmals ein EU-Staat auch offiziell bankrott geht, würden sich andere Regierungen nur noch viel schwerer durch neue Anleihen verschulden können. Was Politiker jedoch nicht so sehr lieben. Denn ohne die Möglichkeit, sich scheinbar problemlos immer mehr zu finanzieren, fürchten sie, rasch an Popularität zu verlieren.

Sie fürchten das vielleicht gar nicht zu Unrecht. Haben sie doch in den meisten Ländern die Menschen immer mehr an die Einstellung gewöhnt: Brot und Spiele gibt es gratis und jedes Jahr mehr. Da werden die Menschen zweifellos protestieren, wenn ihnen eines Tages die Wahrheit zugemutet wird. Und je mehr von der Politik in den letzten Jahren und Jahrzehnten gelogen worden ist, umso mehr werden die Menschen protestieren.

Der Rettungsschirm hat daher durchaus auch für Regierungen wie jene in Deutschland und Österreich eine rettende Funktion, obwohl sie viele Milliarden auf den Tisch Europas legen müssen. Diese rettende Funktion gibt es freilich nur sehr befristet. Aber mit ihrer Hilfe können sie wenigstens für sich selbst die Stunde der Wahrheit noch ein wenig hinausschieben. Auch wenn diese dann umso brutaler sein wird. Jedoch trifft das dann wohl erst die nächste oder übernächste Regierung.

So erhoffen es zumindest die heutigen Regierungschefs. Worin ich mir freilich nicht so sicher wäre. Denn so manche Experten meinen, dass etwa Österreich auf Grund seiner gegenwärtigen Schuldenpolitik schon 2012 eine Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit hinnehmen wird müssen. Das bedeutet deutlich höhere Zinslasten nicht nur schon für diese Regierung, sondern auch für österreichische Unternehmen. Das bedeutet dann in der Folge das Ausbleiben von Investitionen und die Abwanderung von Betrieben.

Zu Recht werden all diese Aspekte nun europaweit heftig diskutiert. Was aber interessanterweise überhaupt nicht diskutiert wird, wäre eigentlich viel wichtiger, spannender und für die Zukunft lehrreicher. Das ist nämlich die Frage: Was hat die Krisenländer überhaupt in die Zahlungsunfähigkeit geführt, beziehungsweise an deren Rand?

Und da gibt es über alle geographischen und politischen Unterschiede hinweg eine Gemeinsamkeit unter allen PIIGS-Staaten, also Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien: Sie alle lassen sich seit Jahrzehnten von den restlichen EU-Ländern alimentieren. Sie alle haben viel mehr EU-Geld abgecasht, als es den Osteuropäern gelungen ist – obwohl die zum Großteil wirklich arm sind, ärmer jedenfalls als die PIIGS. Das Geld ist auf vielfältige Weise geflossen, vor allem über Kohäsions- und Strukturfonds.

Europa müsste endlich die zentrale Lektion erkennen, die viel wichtiger ist als alle Argumente rund um den Rettungsschirm: Man wollte helfen, hat in Wahrheit aber geschadet. Man hat den Menschen und Regierungen generationenlang vermittelt, dass sie jemand anderer alimentiert. Dadurch haben jene Nationen aber die zentrale Grundlage jeder Volkswirtschaft verlernt: nämlich das Bewusstsein der Eigenverantwortung.

Wenn man immer jemand anderen findet, der einem Geld zuschießt, dann wird man halt wie ein junger Mensch nie wirklich lebenstüchtig werden. Wozu sich anstrengen, wozu lernen, wozu sich in einem Beruf durchbeißen, wenn man eh immer die Oma anpumpen kann? Das führt dann sogar dazu, dass die liebe Oma aus Brüssel sogar Dinge finanziert, auf die selbsthaltungsfähige Nationen in der Regel verzichten. Etwa auf Autobahnen, die von kaum jemandem genutzt werden, wie jene auf der Iberischen Halbinsel.

Warum hat die EU das aber überhaupt getan? Aus mehreren Motiven: Erstens weil überzeugte Anhänger einer antiautoritären Erziehung die skizzierten Folgen gar nicht begreifen; zweitens weil Politiker fast genetisch zwingend Unsinn anstellen, wenn sie über Geld verfügen; drittens weil die Politik fälschlicherweise geglaubt hat, durch Geldspritzen den Wohlstandsabstand zwischen den „reichen“ und „armen“ Europäern ausgleichen zu können, während sie diesen in Wahrheit einzementiert; viertens, weil exportorientierte Länder wie Deutschland sich dadurch Abnehmer ihrer Industrieprodukte züchten  wollten; fünftens weil es den Nehmerländern immer wieder geglückt ist, den Geberländern schlechtes Gewissen wegen angeblicher Unsolidarität einzujagen.

Sechstens aber, weil die Nehmerländer die anderen Mitgliedsstaaten oft genug erpresst haben: damit sie in die EU kommen (es sind ja bis auf Italien lauter Spätberufene); damit sie in die Währungsunion kommen; damit sie weiter alimentiert werden. Die bei den Erpressungen verwendeten Drohungen hatten unterschiedliche Inhalte. Am Anfang hieß die Erpressung etwa Nato. Also: Wenn ihr uns nicht in die EU nehmt und alimentiert, dann treten wir aus der Nato aus. Diese direkte oder indirekte Drohung aus Athen, aus Madrid, aus Lissabon war für die Westeuropäer in den Jahrzehnten der Ost-West-Konfrontation sehr bedrohlich. Sie war aber auch glaubwürdig, weil dort nach den Jahren der Diktaturen sehr linke Regierungen amtierten.

Viele andere Drohungen nutzten etwa das Vetorecht jedes einzelnen EU-Mitgliedsstaates aus. So war etwa rund um die Osterweiterung zu hören: Wenn wir nicht mehr Geld bekommen, dann legen wir ein Veto gegen jedes neue Mitglied ein.

Aus all dem kann man zwei Lehren ziehen: Erstens, es lohnt sich nie, einer Erpressung nachzugeben. Zweitens: Je mehr ich ein Land alimentiere, umso weniger wird es selbsterhaltungsfähig. Das zeigt sich im übrigen auch in der Entwicklungshilfe – aber das ist eine andere Geschichte.

(Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.)

 

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Die Familie: totgeredet, aber wichtig wie eh und je drucken

Die „Statistik Österreich“ hat neue Ergebnisse aus dem Mikrozensus 2010 über Familien und Kinder veröffentlicht. Obwohl Presseaussendungen bedeutende Veränderungen suggerierten („Jede achte Mutter ist Alleinerzieherin“) blieb doch die Entwicklung der Familienstrukturen relativ konstant.

Auf Grund internationaler Vorgaben werden in der Statistik auch Paare ohne Kinder im Haushalt als „Familie“ gezählt, z.B. weil die Kinder schon ausgezogen sind. Das führt zu dem paradoxen Ergebnis, dass im vorigen Jahr 731.000 Ehepaare und 186.000 nichteheliche Lebensgemeinschaften ohne Kinder den rund 975.000 Ehepaaren und 147.000 Paaren mit Kindern gegenüberstehen, alle diese Formen aber als „Familie“ bezeichnet werden. In der medialen Umsetzung führt dies zur Meldung, dass die Zahl der Familien zurückgegangen sei, weil die Zahl der Paare mit Kindern gegenüber den Paaren ohne Kinder abgenommen hat. Tatsächlich ist aber insgesamt die Zahl der Familien gestiegen, nämlich von 2,052 Millionen im Jahre 1985 auf 2,334 Millionen im Jahre 2010.

Nicht mehr Alleinerzieherinnen

Aussagekräftig sind die Zahlen der Familien mit Kindern unter 15 Jahren im Haushalt. Hier ist die Zahl der Ehepaare in den letzten 25 Jahren von 700.000 auf 538.000 zurückgegangen, während die Lebensgemeinschaften von 21.000 auf 121.000 gestiegen sind. Obwohl die Alleinerziehenden ständig im Fokus von Medien und Politik stehen, ist deren Zahl aber nicht gestiegen. Waren im Jahr 1985 103.000 Mütter alleinerziehend, so sind es heute 105.000. Die Zahl der Kinder (aller Altersstufen) in solchen Familien ist sogar von 187.000 (Höchstwert 2005) auf 176.500 gesunken. Insgesamt gibt es 772.000 Familien mit Kindern unter 15 Jahren und 1,068 Millionen Familien mit im gemeinsamen Haushalt lebenden Kindern unter 27 Jahren in Österreich.

Bei Patchworkfamilien wird gerne übertrieben

Durch die heute häufigeren Scheidungen ist allerdings die Zahl jener Familien gestiegen, in denen ein Partner Kinder von früher in eine neue Beziehung mitbringt. Ist das Paar verheiratet, dann nennt man diese Familie „Stieffamilie“, bei nichtehelichen Paaren spricht man von „Patchworkfamilien“. 2010 wurden 48.000 Stieffamilien und 37.000 „Patchwork“-Lebensgemeinschaften, jeweils mit Kindern aller Altersstufen, gezählt. Um die zahlenmäßige Bedeutung dieser Gruppe hochzuspielen, schreibt beispielsweise das Familienministerium von „360.000 Personen“, die in solchen Familien leben.

Betrachtet man allerdings nur die Familien, die Kinder unter 15 Jahren haben, so kommt man auf 36.600 Stieffamilien und 27.600 nichteheliche Patchwork-Familien, also insgesamt 64.200 Familien gegenüber insgesamt 660.000 Paaren mit Kindern. Rund ein Drittel dieser Familien lebt in Wien und anderen Großstädten. Anfang April hat das Ministerium für diese Gruppe sogar einen eigenen Ratgeber herausgebracht, denn, so Staatssekretärin Remler, „diese Familien verdienen unsere volle Aufmerksamkeit und Unterstützung“.

Im Vergleich der Lebensformen muss man allerdings feststellen, dass nur 6% aller Ehepaare mit Kindern einen Stiefvater bzw. eine Stiefmutter haben. Bei Lebensgemeinschaften ist der Anteil der Lebensabschnittspartner, die nicht Vater oder Mutter der Kinder sind, höher, dort sind es 28% aller nichtehelichen Paare.

Ehepaare haben mehr Kinder

Während die durchschnittliche Zahl der Kinder bei Ehepaaren 1,78 beträgt, haben Lebensgemeinschaften durchschnittlich 1,52 und Alleinerzieherinnen 1,41 Kinder. Vor 25 Jahren hatten Ehepaare allerdings im Durchschnitt noch 1,93 Kinder.

Noch deutlicher zeigt sich das bei der Zahl der Mehrkinderfamilien. Bei den Ehepaaren gibt es rund 70.000 Familien mit drei und mehr Kindern (13% aller Ehepaare), bei den nichtehelichen Verbindungen sind das nur 7.400 Familien oder 6% aller Lebensgemeinschaften. Betrachtet man die Kinder aller Alterstufen (bis 27 Jahre), so beträgt der Anteil der Mehrkinderfamilien bei den Ehepaaren sogar 16%.

In Österreich leben 1,234 Millionen Kinder unter 15 Jahren, 902.000 davon bei Ehepaaren (73%), 174.000 in Lebensgemeinschaften (14%). Berücksichtigt man den jeweiligen Anteil an Stiefeltern bzw. Patchwork-Familien, so leben auch heute rund 77% der Kinder bei ihren leiblichen Eltern!

Mütter in Karenz

Rund 232.000 Kinder sind jünger als 3 Jahre. Deren Mütter sind zu 37% außerhäuslich nicht erwerbstätig, zu 31% in Karenz und arbeiten zu 19% in Teilzeit. Etwa 6% sind arbeitslos gemeldet, 4% sind selbständig tätig und etwa 3% sind in Vollzeit erwerbstätig. Bis zum Schuleintritt sind 31% der Mütter nicht erwerbstätig und 40% arbeiten in Teilzeit. Viele Familien entscheiden sich also bewusst und unter großen finanziellen Opfern für eine Betreuung ihrer Kinder in den eigenen vier Wänden. Das zeigt auch die Statistik des Kinderbetreuungsgeldes, denn mehr als zwei Drittel nehmen das ursprüngliche 30 bis 36- monatige Kinderbetreuungsgeld in Anspruch, auch wenn in den letzten Jahren finanziell attraktivere kürzere Formen eingeführt wurden.

Von 1,6 Millionen Frauen zwischen 18 und 45 Jahren haben derzeit 45% kein oder noch kein Kind. Je nach Altergruppe beträgt dieser Wert fast 90% bei den 18 bis 24jährigen Frauen und bis zu 17,4% bei den 40 bis 45- jährigen Frauen. Das Durchschnittsalter bei der Erstgeburt beträgt 25,4 Jahre. Im so genannten Generation- und Gender-Survey 2008/2009 wurde auch untersucht, welcher Kinderwunsch bei Frauen und Männern besteht. Kein Kind wünschen sich rund 10% der Frauen und etwa ebenso viele Männer. Der Wunsch der Frauen nach einem Kind liegt bei 16%, nach zwei Kindern bei 59% und bei drei und mehr Kindern bei 15%. Männer wünschen sich etwas stärker zwei Kinder (63%).

Wie ist die Lage?

Auch wenn die Zahlen nicht die von Medien und Politik oft herbeigewünschte Dramatik bestätigen, so sind doch Trends absehbar, die einer Gegensteuerung bedürfen. Tatsache ist vor allem, dass in Österreich zu wenige Kinder auf die Welt kommen. Der neue Demographiebericht der Europäischen Union sieht die Gesamtfruchtbarkeitsrate in Österreich bei 1,39. Das bedeutet, dass 100 Mütter 139 Kinder bekommen. Zum Erhalt der Bevölkerungszahl- und struktur wären aber mindestens 2,1 Kinder je Frau notwendig. Erstes Ziel der Familienpolitik sollte daher sein, den vorhandenen Kinderwunsch realisierbar zu machen. Dazu wäre es notwendig, jene Maßnahmen umzusetzen, die die Familien wünschen, und nicht bloß die Arbeitskräftewünsche der Wirtschaft zu sehen.

Ignoriert wird offenbar auch die zunehmende Zahl der Scheidungen. Auch wenn bei vielen Scheidungen keine Kinder betroffen sind – von jährlich rund 19.000 Scheidungen haben rund 7.500 keine Kinder und der Rest rund 11.000 Kinder unter 14 Jahren – bedeutet diese Entwicklung doch individuelles Leid und gesellschaftliche Probleme. Es wäre hier höchst an der Zeit, den Wert der Ehe herauszustreichen und nicht, wie jüngst die Frauenministerin, die Ehe durch geplante ungerechtfertigte Privilegierungen von nichtehelichen Lebensformen weiter zu schwächen.

Und schließlich soll die „traditionelle“ Form der Familie nicht ständig totgeredet werden. Mehr als 77% der Kinder leben mit beiden leiblichen Eltern zusammen, die Zahl der Alleinerzieherinnen ist in den letzten 25 Jahren nicht gestiegen und die von den Medien gehätschelte „Patchwork“-Familie bleibt, was sie ist: ein Notprogramm, das viel Unterstützung und Beratung benötigt.

Dr. Peter Pitzinger ist fünffacher Familienvater, Jurist im öffentlichen Dienst, ehrenamtlich Vizepräsident des Österreichischen Familienbundes und Kuratoriums-Mitglied des Österreichischen Institutes für Familienforschung.

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Wenn Regierungen vernünftiger sind als ihre Wähler drucken

Oft genug sind hier Regierungen getadelt worden, weil sie unvernünftig agieren. Aber es mehren sich die Beispiele, bei denen die Wähler oft noch viel unvernünftiger sind. Was die Unvernunft der Regierungen zumindest teilweise erklärt. Was aber die Zukunftsaussichten der Alten Welt besonders alt aussehen lässt.

Die jüngsten Beispiele waren zwei Referenden am vergangenen Wochenende sowie ein diesmal an sich vernünftiger Vorschlag  des österreichischen Sozialministers, der aber nur recht geringe Verwirklichungs-Chancen hat.

Slowenien: Die Laibacher Regierung – obwohl eigentlich Mitte-links – hat ein durchaus kluges Gesetz vorgeschlagen. Und damit furchtbar Schiffbruch erlitten: 80 Prozent der Slowenen lehnten ein Gesetz über die Schaffung von Mini-Jobs ab, das in etwa mit Österreichs geringfügiger Beschäftigung verglichen werden kann. Durch dieses Gesetz sollten Studenten, Arbeitslose oder Pensionisten ohne große Abschläge bis zu 14 Wochenstunden dazuverdienen dürfen.

Aber die Slowenen wollen das nicht. Sie wollen nur Jobs mit Vollkasko-Wohlfahrt und Kündigungsschutz im Lande haben. Und es schert sie nicht, dass immer weniger Landsleute solche Jobs finden, weil sie vielen – potentiellen – Arbeitgebern einfach zu teuer sind, und weil diese große Scheu haben, einen kündigungsgeschützten Arbeitsplatz zu vergeben.

Die slowenische Regierung wollte mit ihrem Reform-Projekt die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Sie wollte zugleich vor dem Hintergrund des griechisch-portugiesisch-irischen Dramas die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhöhen. Jedoch die Gewerkschaften wollen das nicht. Die Studentenvertreter sind dagegen, weil sie um ihre Vermittlungsprovisionen für Studentenjobs fürchten. Und die rechte Opposition wittert (ähnlich der portugiesischen Rechten) die Chance auf einen Machtwechsel.

Ein ähnliches Drama droht im gleichen Land demnächst bei einem Referendum über die Erhöhung des Pensionsalters von 63 auf 65. Die – sichere – Konsequenz eines wahrscheinlichen neuerlichen Neins: Sloweniens Regierung und Wirtschaft werden bald von den Ratingagenturen heruntergestuft werden. Sie alle werden deutlich höhere Zinsen für jeden Kredit zahlen müssen. Das wird zusammen mit den ohnedies schon europaweit steigenden Zinsen die Zahl der Arbeitsplätze noch weiter reduzieren. Die nächsten Konsequenzen sollten europäischen Staaten seit einem Jahr eigentlich schon gut bekannt sein.

Island: Die Isländer haben zum zweiten Mal in einem Referendum abgelehnt, dass Island seine Haftungsverpflichtungen für eine bankrott gegangene isländische Bank einhält. Der einzige Fortschritt: Sie haben es diesmal „nur“ noch mit einer Mehrheit von rund 58 Prozent getan. Die Folge: Nachdem damit die Vergleichsgespräche mit den Gläubigern über eine Umschuldung gescheitert sind, drohen Island nun erstens internationale Gerichtsverfahren, zweitens die Beschlagnahme allen isländischen Eigentums im Ausland, und drittens das Ende der Chancen, sich unter den Schutz des Euro flüchten zu können.

Österreich: Der sonst ja nicht gerade für seine Reformkraft berüchtigte Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat vorgeschlagen, dass allen Jugendlichen die Familienbeihilfe gestrichen wird, die nach Ende der Schulpflicht keine weitere Ausbildung beginnen. Das sind immerhin rund 10.000 pro Jahr. Auch der Koalitionspartner ist dafür.

Aber ich traue mich zu wetten, dass auch dieser an sich grundvernünftige Vorschlag bald auf Widerstand stoßen wird. Insbesondere von Seiten der Gewerkschaft, der linken Verfassungsrechtler,der Gutmenschen und der Feministinnen: Denn die einen werden bald entdecken, dass das ja als Sozialabbau denunziert werden kann und dass ja auch jugendliche Hilfsarbeiter Gewerkschaftsbeiträge zahlen. Die zweiten werden wie bei jeder Veränderung vor die Fernsehkameras drängen und irgendeine subtile Verfassungswidrigkeit verkünden. Die dritten anderen werden draufkommen, dass bei den jugendlichen Ausbildungs-Muffeln überdurchschnittlich viele Migrantenkinder aus der Dritten Welt zu finden sind. Und die vierten werden Widerstand leisten, weil unter diesen wieder besonders viele islamische Mädchen sind. Sie werden bei ihrem Widerstand ignorieren, dass solche strengere Konsequenzen die Mädchen eigentlich schützen, für die von den Familien-Kommandanten eine Ausbildung als völlig überflüssig angesehen wird, und die mit 15 Jahren statt dessen allzu oft einem Ehe-„Partner“ vermittelt werden, den sie gefälligst bedienen und mit vielen Kindern beglücken sollen.

Wäre der Vorschlag – über den ich übrigens schon vor mehr als einem Jahr einmal mit Hundstorfer in einer ATV-Diskussion debattiert habe – ernst gemeint, dann läge ja schon längst ein Gesetzesvorschlag vor. Dann würde gleichzeitig auch jenen Familien, die ihre Kinder nicht zu einem ordentlichen Schulbesuch anhalten, die Familienbeihilfe gestrichen (weil sie ja schon in diesem frühen Stadium den Kindern ihre Zukunft rauben). Dann würde Österreich auch den Familiennachzug zwischen dem 4. und dem 25. Lebensjahr verbieten, womit ein Gutteil der Problemfälle und lebenslangen Wohlfahrtsempfänger verhindert würde.

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Fußnote 186: Der ÖGB und die Kirche drucken

In Österreichs Medien herrschen seltsame Regeln. Das konnte man vorige Woche sehen, als die Mitgliederzahlen des Gewerkschaftsbundes bekanntgegeben wurden.

Denn diese haben den tiefsten Punkt des letzten halben Jahrhunderts erreicht. Die (offiziellen) Mitgliederzahlen des ÖGB sind von fast 1,7 Millionen in den 80er Jahren auf zuletzt 1,2 Millionen abgesackt. Dennoch wird in den Medien kaum über eine dramatische Krise des ÖGB geschrieben. Mit umso größerer Lust berichten die diesbezüglich so schweigsamen Medien jedoch alljährlich großflächig über die Austritte der Kirche, obwohl sich diese – auf viel größerer Höhe – im gleichen Prozentsatz bewegen. Einen objektiven Grund für diese unterschiedliche Behandlung gibt es nicht. Aber vielleicht steckt da wieder einmal eine subjektive Absicht dahinter? Etwa jene, noch viele weitere Nachfolgetäter zu einem Kirchenaustritt zu motivieren, während keine braver Linker jemanden zu einem Austritt aus der Gewerkschaft bewegen will?

 

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Wer bei Prölls Abschied nachfolgen dürfte drucken

Je heftiger parteioffiziell in Optimismus zum Gesundheitszustand Josef Prölls gemacht wird, umso größere Sorgen sollte man sich machen. Der Zustand des ÖVP-Obmanns dürfte viel schlimmer sein, als viele annehmen. Darauf weisen Ärzte hin, die Erfahrung mit Lungenembolie haben, dafür spricht auch Prölls totale Abschirmung. Daher wird hinter vorgehaltener Hand in ÖVP-Reihen längst schon recht heftig spekuliert, wer denn in seine Fußstapfen treten könnte.

Diese Überlegungen machen freilich rasch klar: So groß die – weit über zwei Korruptionsfälle hinausgehende – Krise in der ÖVP auch ist, so groß das Führungsdefizit wie auch die inhaltliche Beliebigkeit auch geworden sind, so wenig gibt es einen zwingenden Nachfolger für Pröll oder gar jemanden, der sich offensiv für dieses Amt interessieren würde.

Fast nostalgisch erinnert man sich an die Zeiten, da noch ein Busek beziehungsweise ein Pröll oder gar ein Gorbach oder Klaus am Sessel ihres Vorgängers gesägt haben. Heute scheint man nicht nur allerorten an einem solchen Sägen desinteressiert, es gibt auch niemanden mehr, dem alle relevanten Gruppen den schwierigsten politischen Job in diesem Lande - nämlich mit einem ahnungs- wie hemmungslosen Machtpopulisten wie Werner Faymann zu regieren -  wirklich zutrauen würden.

Aber gehen wir die Namen der Reihe nach durch:

Christoph Leitl: Er hält sich schon am längsten für auserwählt. Ihm wird aber am wenigsten zugetraut, es auch zu können. Leitl hat inhaltlich viel zu oft SPÖ-Positionen übernommen, er hat allzu oft der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer die Mauer gemacht, als dass er noch für ÖVP-Wähler glaubwürdig werden könnte. Dass er Konservative nicht ansprechen kann, überrascht nicht, aber er ist nicht einmal für Wirtschaftsliberale glaubwürdig. Denn er hat vom Sparen immer nur sehr allgemein – wenn auch lautstark – gesprochen. Sobald er konkreter wurde, entpuppte sich Leitl meist als Forderungs- und Förderungslizitierer. Überdies ist er trotz seiner großen rhetorischen Begabung mit seinem krampfhaften Kampflächeln auch körpersprachlich nicht wirklich verkaufbar.

Reinhold Mitterlehner: Der Wirtschaftsminister galt lange als Fleisch vom Fleisch Leitls. Was ihm naturgemäß schadete. In den letzten Monaten begann er sich jedoch ein wenig zu emanzipieren und wagte es, seinem Erfinder zu widersprechen. Er hat durch ein weniger an Populismus ganz eindeutig an Statur gewonnen. Als ÖVP-Chef wäre er aber dennoch problematisch, finden sich in seinem politischen Lebenslauf doch die Geldverschwendung durch Auto-Verschrottungsprämien und gleichzeitig die Kürzung von Familienbeihilfen. Mitterlehner hat auch geistig noch nicht den Schritt vom Oberösterreicher zum Österreicher geschafft. Das kann man an seinen geographisch sehr eintönigen und qualitativ suboptimalen Personalbesetzungen ablesen. Und er hat auch noch nie gezeigt, dass er bei Gegenwind mutig Positionen verteidigen und ein Schiff auf hoher See steuern kann.

Michael Spindelegger: Der Außenminister agiert vielen ein wenig zu aalglatt. Er wirkt vor allem wie sein Parteiobmann abschreckend großkoalitionär. Was Ursula Plassnik an konfrontativer Lust gezeigt hat, wird bei Spindelegger zu allseitiger Konsens-Schmiere. Das freut natürlich Beamte wie Koalitionspartner. Es ist zwar sicher richtig, dass die Menschen in Österreich keinen inneren Konflikt in der Außenpolitik wollen, aber deswegen hätten sie trotzdem gerne das Gefühl, dass der Außenminister auch wirklich Außenpolitik macht. Und das kann Spindelegger nicht wirklich vermitteln. Denn gegenüber dem Ausland wollen die Menschen jenseits aller Diplomatie auch bisweilen Kanten sehen. Und sie lieben schon gar nicht einen Außenminister, der ausgerechnet zusammen mit den radikal-islamischen Saudis und mit deren Geld – das ja immer an Bedingungen geknüpft ist! – ein Islam-Zentrum in Wien errichtet. Spindelegger hat es in den letzten Stunden im Gegensatz zur Innenministerin auch nicht gewagt, deutliche Kritik an Italien und der EU wegen der freizügigen Weiterschleusung von illegalen Immigranten aus Tunesien zu üben.

Auf der positiven Seite seines Kontos steht, dass Spindelegger (ähnlich wie Pröll) eine Aura gemütlicher Sympathie und Bonhomie ausstrahlt. Er hat außerhalb des Außenministeriums mehr Substanz gezeigt als in diesem. So gelang es ihm, die Gesamtschulbefürworter in die Schranken zu weisen, die fast schon Prölls Ohr gewonnen hatten. Er hat auch den ÖAAB – mit Ausnahme des linksaußen stehenden oberösterreichischen Flügels – von einem Lizitierverein zu einer relativ verantwortungsbewussten Gruppierung umgemodelt. Auch wenn man nicht sicher weiß, ob er wirklich ein Alpha-Typ ist, so hat Spindelegger alles in allem wohl die besten Chancen. Nicht zuletzt spricht das heikle ÖVP-interne Mächtespiel für ihn: Spindelegger wäre erstmals seit Alois Mock wieder ein Parteiobmann aus dem ÖAAB. Und noch dazu einer, vor dem sich die Wirtschaft nicht fürchten muss.

Maria Fekter: Sie ist der dritte Kandidat aus Oberösterreich – was ganz wertfrei gesagt sei. Sie würde der Volkspartei ein klares Law-and-Order-Profil geben, was etliche zu den Freiheitlichen abgeschwommene Wähler zurückholen würde, was aber natürlich die Mainstream-Medien nicht goutieren würden. Diese würden freilich ohnedies jeden ÖVP-Obmann hinunterschreiben, der sich auch um die ÖVP-Wähler kümmert. Sie hat unter den ÖVP-Kandidaten die längste Regierungspraxis. Sie hat sowohl Justiz-, wie auch Sicherheits-, wie auch Wirtschaftserfahrung. Sie ginge als Ritterin ohne Furcht und Tadel auch mutig in Konfrontationen. Aber sie hat dennoch schlechtere Imagewerte als ihre Konkurrenten. Forscht man nach den Ursachen, dann fällt neben dem Hinweis auf die feindliche Haltung der Medien immer wieder ein Stichwort: Ihre Stimme und Stimmlage seien allzu schrill, dialektgefärbt und unangenehm. Ob sich mit diesem Argument eine gewisse Frauenfeindlichkeit tarnt, wird sich wohl nie objektiv eruieren lassen.

Karlheinz Kopf: Der Klubobmann hat in den letzten zwei Jahren mangels klarer Führung durch den Parteiobmann sehr oft die Linien der Partei zu ziehen versucht. Er wurde dann aber mehrfach von Josef Pröll desavouiert. Er hat sich aber auch im eigenen Klub  Feinde gemacht – wo man aber wahrscheinlich Kopf schlägt und den Kompromisskurs Prölls gegenüber Faymann meint. In Sachen der eine Zeitlang von ihm verantworteten Medienpolitik gilt Kopf nicht gerade als erfolgreich. Was aber natürlich ebenfalls mit der beinharten, von Pröll nicht konterkarierten Machtpolitik Faymanns zusammenhängt. Kopf hat noch ein weiteres gravierendes Defizit: Der Vorarlberger wäre der erste ÖVP-Obmann ohne akademisches Studium seit dem niederösterreichischen Baumeister Julius Raab. Kopf wird daher in den doch recht bildungsbürgerlich orientierten Funktionärs-Reihen der ÖVP auch bisweilen verächtlich „der Handelsschüler“ genannt.

Wolfgang Schüssel: Wer sich unter ÖVP-Wählern umhört, bekommt immer noch diesen Namen am häufigsten zu hören. Es wäre aber eine Zeitverschwendung, hier die Eigenschaften Schüssels zu analysieren. Denn Schüssel würde das Amt sicher nie mehr übernehmen. Er weiß auch, dass der Raiffeisenflügel zumindest unter Christian Konrad gegen ihn mit der großen Artillerie feuern würde.

Ein Bundesländer-Kandidat: Das ist auszuschließen, bietet sich doch weit und breit keine Persönlichkeit an.

Ein Quereinsteiger: Das wäre absolut programmierter Selbstmord. Dazu ist das politische Geschäft viel zu brutal geworden, als dass da jemand Überlebens-Chancen hätte, der nicht schon jahrelang durchs Feuer gegangen ist.

Es wäre daher mehr als überraschend, wenn der Pröll-Nachfolger jemand anderer wäre als einer der hier genannten. Aber noch hat die Partei Schonfrist und kann hinter den Kulissen überlegen. Bis nach Ostern mag noch jeder hoffen, dass Pröll dann wieder voll zur Verfügung stehen wird – was nach Aussage medizinischer Experten überraschend schnell wäre. Bis zu diesem von Pröll selbst gesetzten Datum kann sich jeder ÖVP-Drahtzieher daher sowohl mit seinen Ambitionen, als auch mit seinen Sympathie-Bezeugungen und Intrigen zurückhalten.

Aber auch die schwachen Minister der ÖVP - von Karl über Bandion-Ortner bis Berlakovich - und die schwachen Landesparteichefs von Wien bis Kärnten können noch ein paar Wochen durchatmen. Denn vor Prölls voller Rückkehr oder seinem Abgang und der Wahl eines Nachfolgers wird ihnen sicher niemand den Abschied nahelegen.

Wird Prölls Absenz aber dann noch einmal kräftig verlängert oder macht er bei seinem Wiedererscheinen einen signifikant geschwächten Eindruck, dann wird die Nachfolgedebatte endgültig entbrennen. Und fast in jedem Fall wird debattiert werden, ob nicht ein Wechsel in zumindest ein bis zwei der heute von Pröll ausgeübten Positionen notwendig ist. Wobei festzuhalten ist, dass laut den befragten Medizinern eine Lungenembolie nichts mit Stress und Überarbeitung zu tun hat.

Falls man sich vorerst nur für einen Abgang Prölls aus dem Finanzministerium entscheidet, wäre der dortige Staatssekretär Reinhold Lopatka der logische Nachfolger; er hat sich mit mutigen Aussagen bestens etabliert, ist freilich ein sehr schwacher Redner. Aber auch Mitterlehner könnte nach dem attraktiveren Ministerium streben. Ob er die dort besonders nötige Härte aufbringt, ist jedoch fraglich.

Manche werden nun zurecht meinen, dass es ziemlich brutal ist, jetzt schon über Prölls Nachfolge nachzudenken. Aber Politik ist nun einmal ein ziemlich brutales Geschäft. Auf Jiddisch würde das heißen: Mit lauter Rachmones macht man keine Politik.

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Politik im Jauchebad: Die Geschäfte eines Tugendwächters drucken

„Es ist ja eh kein Geld geflossen.“ War das nun die Ausrede von Hannes Jarolim oder jene von Ernst Strasser? Der Österreicher  hat da derzeit sehr ähnliche, kaum noch unterscheidbare Klänge in den Ohren. Und nicht nur bei Strasser, sondern auch bei Jarolim ist über den einen aktuellen Fall hinaus, der derzeit die Medien beherrscht, auch das Verhalten in anderen Causen mehr als problematisch. Bei allen Unschuldsvermutungen ist nämlich die Verdachtslage einer Vermischung von beruflichen, daher am Ende immer einkommensorientierten Aktivitäten mit den politischen und rechtlichen Möglichkeiten eines gewählten und immunen Volksvertreters sehr dicht. Viel dichter als bei einem Karl-Heinz Grasser übrigens.

Es entbehrt jedenfalls nicht der Ironie der Geschichte, wenn jetzt bei der SPÖ einer der obersten Tugendwächter, nämlich der Abgeordnete und Rechtsanwalt Hannes Jarolim, durch eine neue Affäre ins Zwielicht gerät. Dabei ist es mehr als verwunderlich, dass ein viel besser dokumentiertes und mindestens ebenso problematisches Verhalten Jarolims bisher noch nie thematisiert worden ist: Er war nämlich jahrelang gleichzeitig Abgeordneter und Rechtsanwalt der bis zum Crash unter Staatskontrolle stehenden AUA, also einer Firma, die angesichts ihrer schlechten Geschäfte intensiv von politischer Rückendeckung abhängig war.

Aber die bürgerlichen Parteien dieses Landes haben sich offenbar im Parlament immer unter Gentlemen gewähnt und solche Fälle nie aufgegriffen, obwohl ihre jeweils attraktivsten Leute ständig gezielt mit Jauche begossen wurden. Ob das nun die von Jarolim besonders gern und heftig geschwungene Faschismuskeule ist oder das derzeitige Durchwühlen von Dissertationen und Diplomarbeiten bürgerlicher Politiker.

Zurück zu Jarolim: Seine Tätigkeit für die AUA hat ihm jedenfalls satte Honorare eingebracht. Solche erhalten zu haben, leugnet er ja in der aktuellen Causa Staatsdruckerei. Diese zeigt aber auch intensive Parallelen zu Hannes Androsch. Dessen Steuerberatungsfirma Consultatio ist während Androschs Finanzministerzeiten auf ein Vielfaches angewachsen.

Sich Steuer- oder Rechtsberater mit politischem Einfluss zu suchen, ist zwar ein logisches Verhalten und auch das Recht vieler Beratungssuchender. Dass ein Minister oder Abgeordneter da jedoch keinen dicken Trennungsstrich zieht, ist hingegen viel heikler. Und besonders heikel ist es, wenn der Klient eine staatseigene Firma wie die AUA ist. Bei der Wirtschaftskammer ist vor wenigen Wochen ein Funktionär zurückgetreten, weil er seiner eigenen Firma einen relativ winzigen Auftrag erteilt hat. Und bei der SPÖ?

Hannes Androsch wurde von Bruno Kreisky nicht zuletzt wegen dieser unsauberen Trennung aus der Regierung entfernt. Man darf gespannt sein, wie es mit Jarolim weitergeht. Denn auch die aktuell überall diskutierte Causa ist politisch mehr als pikant:

Der Abgeordnete Jarolim hat gegen die privatisierte Staatsdruckerei einen politischen Kampf geführt. Der Rechtsanwalt Jarolim hat Konkurrenten der Staatsdruckerei als Klienten anzuwerben versucht oder genauer gesagt: Ein mit ihm kooperierendes und ansonsten völlig unbekanntes Institut hat Jarolims diesbezügliche Dienste angeboten. Was letztlich wenig Unterschiede macht.

Beides sind zwar an sich absolut legale Vorgänge. Sie werden aber dann übelriechend, wenn ein und dieselbe Person da politisch wie anwaltlich aktiv ist. Jarolim dürfte wohl nur deshalb dem Strafrichter entgehen, weil sich ja die österreichischen Abgeordneten bei den Gesetzen zu den diversen Korruptions-Tatbeständen immer selbst von der Strafbarkeit befreit haben. Politisch haltbar dürfte der rote Linksaußen (der sich ja durch die Teilnahme an gewalttätigen linken Demonstrationen als besonders guter Gutmensch erwiesen hat) freilich dennoch nicht sein. Auch wenn es an sich absolut bedauerlich ist, dass da schon wieder ein Freiberufler weniger im Parlament ist und dass statt dessen wahrscheinlich eine weitere Arbeiterkammer-Kreatur einzieht. Deren ganzes Geschäftsmodell auf politischer Korruption beruht.

Natürlich versucht Jarolim selbst die Angelegenheit nicht nur als harmlos, sondern auch als Retourkutsche der ÖVP darzustellen. Was möglich ist – obwohl die von Jarolim bekämpfte Staatsdruckerei vor allem einem ehemaligen LIF-Politiker nahesteht. Daher ist es eher wahrscheinlich, dass primär die Staatsdruckerei die Causa nach außen gespielt hat – da man dort natürlich die engen Parallelen zum Strasser-Skandal gesehen hat. Der ÖVP in ihrem derzeitigen Torkel-Zustand traue ich eine solche Aktion vor allem gar nicht mehr zu.

Der Demokratie tut das alles jedenfalls gar nicht gut. Die Menschen verlieren täglich noch mehr Vertrauen. Und gleichzeitig hätte dieses Land bedrohliche Herausforderungen zu meistern. Es bräuchte eine starke Führung, die diese Probleme angeht, bevor diese in ein oder zwei Jahren portugiesische Ausmaße annimmt. Aber statt darum zu ringen, wühlt ein guter Teil der politischen und medialen Klasse wie ein Trüffelschwein im Dreck.

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Die Schweiz, der Koran und die Meinungsfreiheit drucken

„Tötet sie, wo immer ihr sie antrefft.“ Ein Artikel mit diesem (leider nicht ganz untypischen) Koranzitat als Überschrift ist vom Schweizer Presserat zum Anlass einer Verurteilung der renommierten Schweizer „Weltwoche“ genommen worden. Also wird auch in der Schweiz die Meinungsfreiheit schon so arg eingeschränkt wie in Österreich? Nein, ganz und gar nicht.

Denn die Verurteilung erfolgte nur in einem einzigen Punkt, und da möglicherweise zu Recht: Der Artikel war nämlich mit dem Photo einer – gut erkennbaren – demonstrierenden Muslim-Frau versehen, ohne dass diese ihre Zustimmung zu Abdruck der Abbildung gegeben hätte. Sie hatte im Zeitpunkt des Photos friedlich gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen demonstriert. Was man durchaus als ein unterschiedliches Thema ansehen kann. Daher gingen die Persönlichkeitsrechte der Abgebildeten der Medienfreiheit vor, meinten die Schweizer Presserats-Richter im zulässigen Rahmen ihres Ermessens.

Sehr wohl aber hat der Schweizer Presserat die Legitimität des Textes akzeptiert: In diesem hatte der Autor ganz klar geschrieben, dass „der muslimische Glaube mit Rechtsstaat und Demokratie nicht vereinbar“ sei und „konsequenterweise“ verboten werden müsste.

Damit ist in der Schweiz etwas möglich, was in Wien die Staatsanwaltschaft und zumindest eine erstinstanzliche Richterin für ein strafenswertes Delikt ansehen: nämlich ganz grundlegende Kritik am Islam sowie Zitierung jener vielen Koran-Stellen, die Legitimation von, ja auch Aufruf zur Gewalt gegen Nicht-Muslime bedeuten.

Noch gibt es also durchaus europäische Länder, wo Meinungsfreiheit herrscht. Was eigentlich ein Grund zur Freude wäre. Außer man hat ganz zufällig keinen Schweizer Pass in der Lade. Was wieder eine eher blöde Sache wäre.

 

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SN-Kontroverse: Zieglers Ausladung drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Wurde Jean Ziegler zurecht als Festspielredner ausgeladen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Bankrotterklärung

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Mut kann man nicht kaufen, Haltung auch nicht und der aufrechte Gang ist nicht jederfraus Sache. Dies zeigt sich rund um die Salzburger Festspiele, die sich so gerne als DAS große Weltfestival sehen und seit geraumer Zeit in diesem Sinne eifrigst an Sponsoren vermarktet werden. Verschwiegen wird von den Vermarkterinnen in diesem Kontext gerne, dass durch ein Bundesgesetz (Salzburger Festspielfondsgesetz 1950), die Öffentlichkeit die Ausfallshaftung hat. Hauptdarstellerinnen in diesem öffentlich-privatem Sponsordrama sind Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Wobei Burgstaller in diesem Fall die Hauptrolle zukommt. Ihr rascher Umfaller im Zusammenhang mit der Ein- und späteren Ausladung des Schweizer Soziologen Jean Ziegler als Eröffnungsredner bei den Festspielen ist besonders ungustiös.

Nicht weniger ungustiös ist auch die scheinheilige Argumentation der sich in anderen Fällen gern als so „weltoffen" gerierenden Festspielpräsidentin, die sich in der Debatte auf halbseidene formale Argumente zurückzieht und – eh klar, natürlich und überhaupt nicht – in concreto Einfluss auf die Ein- und Ausladungspolitik hatte. Dass aber die erste sozialdemokratische Landeshauptfrau Österreichs den Schweizer Menschenrechtsaktivisten, der seit vielen Jahrzehnten den Hunger in der Welt anprangert, der mit seinen Publikationen wie z. B. „Die Schweiz wäscht weißer" die Machenschaften der Kapitalindustrie aufgedeckt hat, der sich im Auftrag der UNO für Menschenrechte einsetzt, der unermüdlich gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen der Welt durch multinationale Konzerne auftritt, ohne nachvollziehbaren Grund als Eröffnungsredner ausgeladen hat, ist eine Bankrotterklärung nicht nur gegenüber der Idee der Festspiele.


Kein Platz für Gaddafi-Propagandisten

Andreas Unterberger

Die Einladung der Salzburger Landeshauptfrau an Jean Ziegler war von Anfang an fragwürdig gewesen. Ziegler ist so voller emotionalem Hass auf die gesamte westliche Welt, dass er auch für die (bekannt linken) Schweizer Sozialdemokraten längst untragbar geworden ist. Da ist es schon recht rätselhaft, warum so jemand überhaupt eingeladen wird. Wer bitte soll einen Mann als Autorität akzeptieren, der reihenweise Drittwelt-Diktatoren und Massenmörder wie Fidel Castro, Robert Mugabe oder Che Guevara beweihräuchert hat? Und der schon viele Prozesse wegen unwahrer Behauptungen über westliche Unternehmen verloren hat?

Die Ausladung war dann eine Notbremsung im letzten Augenblick. Sie wurde indirekt ausgelöst durch Muamar Gadafis brutales Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung. Deshalb hat man letztlich doch einen Gadafi-Propagandisten als untragbar erkannt.

Jean Ziegler war zwanzig Jahre Vizepräsident einer Stiftung, die der libysche Gewaltherrscher mit zehn Mill. Dollar in der Schweiz gegründet hatte. Diese verlieh jährlich einen Gadafi-„Menschenrechtspreis". Das ist ein mehr als zynisches Propagandainstrument eines Diktators, der sogar Passagier-Flugzeuge in der Luft sprengen lässt (an Lockerbie können sich zumindest die Briten noch gut erinnern). Noch 2008 lobte er Gadafi in einem Interview als „rational, zweckgerichtet, vernunftgeleitet". Kritik an Gadafi äußert er hingegen erst seit wenigen Tagen, da Gadafis Stern untergeht.

Salzburg ist mit Zieglers Ausladung einer argen Peinlichkeit entkommen. Zugleich ist es bezeichnend für den linksradikalen Standort der österreichischen Grünen, dass sie ihm nun ein Ersatz-Forum anbieten.

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Die Infamien einer machtgierigen Clique drucken

Geht’s noch niederträchtiger? Norbert Darabos hat im Stile von Stasi und anderen totalitären Geheimpolizei-Apparaten monatelang gegen Generalstabschef Entacher schnüffeln lassen – und nun ein 90seitiges Konvolut abgeschickt, dass "Verfehlungen" wie ein zu spätes Erscheinen beim Dienst auflistet.

Der Skandal Darabos wird durch solche Schriftstücke immer ärger. Denn er zeigt wieder einmal – aber wohl noch schlimmer denn je –, zu welchen infamen und totalitären Methoden die SPÖ beim Kampf um den Machterhalt fähig ist. Offenbar will der burgenländische Apparatschik im Verteidigungsministerium beweisen, dass die SPÖ trotz der Strasser-Affäre weiterhin der weitaus verkommenste Verein in dieser Republik ist.

Natürlich hat es nur ein einziges Motiv für die Entlassung Entachers gegeben: nämlich dessen Bekenntnis zur Wehrpflicht. Mit anderen Worten: Einem österreichischen Spitzenbeamten soll das Bekenntnis zu Gesetz und Verfassung zum Strick gemacht werden – und zu einer Haltung, die noch bis in den letzten Oktober von Darabos auf sämtlichen vom Steuerzahler finanzierten Propagandakanälen getrommelt worden ist. Erst Kronenzeitung und Michael Häupl haben aus oberflächlichem Populismus beziehungsweise aus der Verzweiflung eines Wahlkampfes eine Änderung angeordnet, die Werner Faymann dann gehorsam via Darabos umgesetzt hat.

Es mag nostalgische Verklärung sein, aber alle Menschen mit einigen Lebensjahren werden übereinstimmen: Ein solcher Umgang mit Beamten wäre unter Bruno Kreisky absolut unmöglich gewesen. Ähnliche Aktionen gab es damals nicht gegenüber parteifremden und schon gar nicht gegenüber nahestehenden Mitarbeitern. Dazu hatte der einstige Diplomat auch einen viel zu hohen Respekt für das Beamtentum.

Wenn die Vernichtung Entachers ohne baldige Konsequenzen durchgehen sollte, dann ist jedem österreichischen Beamten das Rückgrat gebrochen, dann sind die eigentlich auf Verfassung und nicht irgendeinen Politiker vereidigten Staatsdiener zu willenlosen und mit einem Meinungsverbot versehenen Speichelleckern des Regimes geworden.

Genauso schlimm ist es, wenn die Angelegenheit in einem jahrelangen Rechtsstreit versickert, bis Entacher ohnedies das Vollpensionsalter erreicht. Das scheint die SPÖ zwar vorzuhaben. Aber von der Gewerkschaft des Öffentlichen Dienstes bis zum Verfassungsgerichtshof bis zum Parlament sind jetzt alle gefordert, diese Schweinerei sofort zu bekämpfen. Und bis hin zu den Menschenrechtsschützern, die sonst so lautstark die Medien beherrschen.

Das alles wird aber auch zu einem wachsenden Problem für die ÖVP. Nur ihretwegen können die Sozialdemokraten ihre Umtriebe ungehindert fortsetzen. Gewiss, die ÖVP steht selbst geschwächt da, sie ist bis unters Dach voll mit Schulden, der Parteiobmann ist viel schwerer krank als zugegeben (was jeder wissen musste, der schon mit Lungenembolie-Patienten zu tun hatte). Aber eines ist sicher: Wenn die Partei dem allen weitere zweieinhalb Jahre die Mauer macht, dann braucht sie zur nächsten Wahl gar nicht mehr anzutreten.

Auch im Strafgesetz ist der Mittäter und Beihelfer genauso schuldig wie der Haupttäter.

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Fußnote 185: Ein Anti-Gesamtschul-Hörerlebnis drucken

Schon wieder ein Ausflug in die Kultur – aber noch viel mehr einer in unser Schulsystem.

Der Anlass: Die Schüler des Wiener Musikgymnasium spielten und sangen im Musikverein die „Bilder einer Ausstellung“ und die „Carmina Burana“. Nicht nur Eltern, sondern auch ganz Un-Verwandte waren tief beeindruckt – wozu neben zwei attraktiven Stücken und einer sehr ordentlichen Einstudierung natürlich auch die übergroße Orchester- und Chorbesetzung beigetragen hat. Aber das ist nicht das eigentliche Thema. Es geht vielmehr erstens um die schlichte Tatsache, dass dieses kaum jemals in die Medien kommende Gymnasium ein weiteres ganz wichtiges Element der Kulturstadt Wien ist (und daher zu Recht als Nachwuchsschmiede auch von den Philharmonikern gesponsert wird). Und zweitens drängt sich die Erkenntnis auf, dass solche Schulen natürlich nicht mehr möglich wären, wenn die rot-grüne Gesamtschule käme. Denn klarerweise kann ein Musikgymnasium nur wirklich dann zu Spitzenleistungen führen, wenn die Kinder acht Jahre lang ihre Schulbildung um die Musik herum gruppieren. Dasselbe trifft etwa auch auf Schulen zu, in denen bis zum 14. Lebensjahr schon mehrere Sprachen auf gutem Niveau gelehrt werden. Ein ideales Schulsystem sollte in noch viel stärkerer Vielfalt die Kinder möglichst früh in wichtige, jedoch unterschiedliche  Richtungen vertiefen (etwa Naturwissenschaften). Denn je früher eine Vertiefung beginnt, umso leichter ist es für die Kinder. Allein die Parteiideologen gehen genau in die gegenteilige Richtung. Statt dass man allen Kindern gleiche Chancen für möglichst viele unterschiedliche Wege gibt, wollen sie alle Kinder gleich machen. Und nennen das noch Fortschritt . . .

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Verbund an die Leine der Parteien drucken

Gabriele Payr statt Maximilian Eiselsberg: Wen kümmert es schon, wer im Verbund-Aufsichtsrat sitzt? Es sollte aber kümmern. Nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Steuerzahler.

Denn dieser Tausch ist mehr als signifikant. Frau Payr ist die Chefin der Wiener Stadtwerke, Herr Eiselsberg ist Rechtsanwalt. Und er galt bisher als der Vertreter der privaten Kleinaktionäre. Diese sind an dem großen österreichischen Stromkonzern durchaus in nennenswertem Umfang beteiligt, auch wenn der Bund laut Gesetz die Mehrheit halten muss und einige Landesgesellschaften den Privatanlegern Verbundaktien abgekauft haben.

Der Hinauswurf eines Kleinaktionärsvertreters ist natürlich kein Zufall, sondern ein Musterbeispiel großkoalitionärer Packelei. Er ist ein Gegengeschäft für die Zustimmung der Bundes-SPÖ zur Kapitalerhöhung der Verbundgesellschaft. Besonders bedrückend ist dabei nicht nur die Verabschiedung eines Privataktionärsvertreters. Das ist auch die Tatsache, dass da nicht nur eine brave Parteigenossin in den Aufsichtsrat kommt, sondern auch die Vertreterin einer jener wenigen Landesenergieversorger, die sich weiterhin zu hundert Prozent im öffentlichen Eigentum befinden. Und die dementsprechend unwirtschaftlich arbeiten.

Gewiss, ein Aufsichtsrat macht noch keinen Sommer. Aber gleichzeitig wurde auch bekannt, dass Herbert Kaufmann im gleichen Aufsichtsrat bleibt. Der Ex-Arbeiterkämmerer Kaufmann aber ist niemand anderer als der langjährige Vorstandsvorsitzende der Flughafen-Wien-Aktiengesellschaft und mitverantwortlich für das stümperhafte Versagen beim Bau eines Abfertigungs-Terminals.

Das sind sehr bedenkliche Signale – selbst wenn man dem Verbund ganz sicher ein bisher sehr erfolgreiches Wirtschaften und auch für die Zukunft eine exzellente Aufstellung attestieren muss.

Er profitiert ja gewaltig davon, dass er einer der größten Wasserkraftproduzenten Europas ist. Wasser ist zweifellos jene Quelle der Energieproduktion, die im Zeitalter der Global-Warming-Hysterie, der Atom-Hysterie und der enorm teuren Alternativ-Energien die besten Zukunftsaussichten hat.

Vielleicht werden ja jetzt sogar die regional enorm großen Widerstände gegen den Bau neuer Speicherkraftwerke überwunden. Haben doch ohne solche Speicher weder Solar- noch Windanlagen einen Sinn, weil sie den Strom nur selten dann liefern, wenn man ihn in größerer Menge braucht. Vorerst tischen grüne Vorfeldorganisation noch immer gegen jedes solche Kraftwerk irgendwelche obskuren Argumente auf. Wobei ihnen dieser Tage kein anderes Argument gegen ein Kraftwerk mehr eingefallen ist, als dass dadurch eine Höhle überflutet wird, in der unlängst Bären genächtigt haben dürften.

Offenbar glaubt die Regierung angesichts dieser strukturell guten Aussichten des Verbunds sich Maßnahmen leisten zu können, die das Vertrauen in den Standort Österreich nicht gerade erhöhen. Um es milde auszudrücken.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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SOS Justiz oder: Das Fundament zerbröselt drucken

Österreichs Justiz befindet sich in einem schlechten Zustand. Dieser Eindruck wächst in der Öffentlichkeit von Tag zu Tag mehr. In einigen Bereichen ist dieser Eindruck durchaus zu Recht entstanden – es fehlt aber an einem starken Minister, der da mit ruhiger Hand für Ordnung sorgt. In anderen Bereichen ist dieser Eindruck durchaus zu Unrecht entstanden – es fehlt aber an einem starken Minister, der da mit fester Stimme die Unabhängigkeit der Justiz gegen die Anmaßungen von Politik und Medien verteidigt.

Claudia Bandion-Ortner erweckt vielmehr den Eindruck einer schweren Überforderung. Sie ist primär deshalb noch im Amt, weil die ÖVP keinen Nachfolger findet. Die ÖVP-Spitze hat zumindest erkannt, dass man Minister nicht in den Seitenblicken suchen soll, und dass man sie auch nicht auf Zuruf eines mächtigen Raiffeisen-Mannes nominieren soll.

Tatsache ist freilich auch, dass Bandion-Ortner  kaum Unterstützung aus der eigenen Partei erhält, die ja selbst seit längerem jede juristische Kompetenz an der Garderobe abgegeben hat. Es gibt keinerlei Sachkompetenz im ÖVP-Klub (wo man sogar einen Nichtjuristen zum Verfassungssprecher machen musste!). Es gibt keinerlei Sachkompetenz im ÖVP-Generalsekretariat. Bandion-Ortner hat auch keinen Pressesprecher, der sich mit eigener juristischer Autorität in den öffentlichen Kampf werfen könnte.

Am Eindruck einer Überforderung der Ministerin ändert auch der Umstand nichts, dass sie mit zwei Gesetzesvorlagen derzeit in die richtige Richtung unterwegs ist, nämlich bei der Gemeinsamen Obsorge und bei der Einrichtung eines Lobbyistenregisters. Freilich ist sie in Sachen Lobbying und Parteifinanzierung durch die Macht von Fraktionen und Parteizentralen nur sehr beschränkt handlungsfähig. Was man ihr aber nicht wirklich vorwerfen kann.

Ihre Probleme liegen jedoch verblüffenderweise im Bereich ihrer eigenen Spezialisierung, nämlich im Strafrecht. Dort zerschellt sie vor allem an der ihr unterstehenden Staatsanwaltschaft. Diese ist in vielfacher Hinsicht überfordert; sie ist von unzerreißbaren SPÖ-Netzwerken geprägt; sie agiert mit einem großen Macht- und Selbstbewusstsein und dünkt sich sogar zeitweise über die Gesetze erhaben. Dem ist eine schwache Ministerin nicht gewachsen.

Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, das Ganze einfach als einen Fall Bandion-Ortner darzustellen. Österreich bräuchte vielmehr dringend eine neue Debatte über die fundamentale Notwendigkeit einer besseren Rechtskultur.

Diese müsste bei der Wiener juridischen Fakultät mit ihrem ständig heftig links ideologisierenden Dekan beginnen. Sie müsste jene Abgeordneten erfassen, die Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft schon fast täglich als Propagandainstrument einsetzen, nur weil man solcherart leichter in die Medien kommt als mit einer bloßen Pressekonferenz. Und sie müsste auch die Medien erfassen, die sich mit Begeisterung selbst zu Richtern aufspielen.

Die Medien begreifen nicht , dass die ihnen von Staats- und Rechtsanwälten oft illegalerweise zugespielten Aktenteile eben immer nur gezielt ausgesuchte Teile sind; sie erkennen nicht, dass die Informanten aus dem Halbdunkel in der Öffentlichkeit einen ganz bestimmten Eindruck erwecken, aber nur selten der Wahrheit eine Bahn brechen wollen; oder sie haben sogar selbst die gleichen unlauteren Intentionen; sie wehren sich mit Erfolg gegen eine funktionierende richterliche Kontrolle von medialem Machtmissbrauch; und sie glauben, mit ständigen verächtlichen Vorverurteilungen von Politikern die eigenen Leser- und Seherzahlen vor einem weiteren Absturz retten zu können.

Teil dieser jämmerlichen Rechtskultur sind auch zwei neue Gesetzesentwürfe zum Kampf gegen die politische Korruption. Diese werden signifikanterweise beide im direkten Zugriff der Parteisekretariate getextet und nicht etwa im Justizministerium. Der eine Entwurf soll mehr Transparenz rund um die Parteispenden herstellen – wobei es aber weiter frei möglich bleibt, an den Parteien nahestehende Vereine im Dunkeln zu spenden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Grünen etwa brauchen sicher keinerlei direkten Parteispenden für ihre Öffentlichkeits- und Nachwuchsarbeit, weil ihnen da Vereine wie Global 2000 und Greenpeace ohnedies perfekt die Mühe abnehmen.

Der zweite Entwurf soll die skandalösen Bestechungsgelder für Medien in Form von Inseraten und Druckkostenbeiträgen regeln. Diese sollen aber nicht etwa abgeschafft werden. Diese sollen auch nicht durch einen Deckel wenigstens limitiert werden (haben sie sich doch zuletzt jährlich verdoppelt!). Deren Vergabe wird auch keinerlei Objektivierung unterzogen. Hingegen weiß jeder Geschäftsführer eines Markenartikelerzeugers, dass er genau etablierte und längst branchenübliche Prozeduren in Hinblick auf eine (für den Werbenden, nicht die Medien!) optimale Inseratenvergabe einhalten muss, will er nicht seinen Posten verlieren und wegen Untreue angezeigt werden. Die „Reform“ sieht lediglich die Veröffentlichung der Inseratenausgaben vor – jedoch erst lange im Nachhinein, und nur dann, wenn ALLE öffentlich-rechtlichen Institutionen die diesbezüglichen Zahlen eingemeldet haben. Wer nimmt die Wette an, dass ganz zufällig – so ein Pech! – irgendeine der SPÖ nahestehende Landesregierung eines blöden Computerabsturzes wegen nicht rechtzeitig vor einem heiklen Wahltag melden wird können? Sodass halt eben leider, leider gar nichts veröffentlicht wird.

In einer solchen geradezu mafiösen Atmosphäre tut sich die Justiz als vielleicht wichtigste Staatsgewalt natürlich schwer, nicht hineingezogen zu werden. Was aber keine Rechtfertigung sein kann für all das, was da in letzter Zeit in unterschiedlichster Form schiefgeht. Um nur einige der aktuellsten und wichtigsten Fälle zu nennen:

  1. Der aktuellste: Am Wochenende drohte der SPÖ-Geschäftsführer Günther Kräuter der Justiz mit einem Untersuchungsausschuss, wenn sie es wagen sollte, das Verfahren gegen Karl-Heinz Grasser einzustellen. Dabei ist bisher kein Sachverhalt bekannt, auf den sich eine Anklage gegen Grasser selbst stützen könnte. Obwohl bestimmte Staatsanwälte, bestimmte Medien, die Grünen und auch der Dekan der juridischen Fakultät bei der Grasser-Jagd das Amtsgeheimnis immer wieder sehr einseitig verletzen. Es sei denn, Grassers ganz offensichtlich schlechte Auswahl von Freunden wäre neuerdings ein Straftatbestand. (Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Zum Unterschied von Grasser sind bei den Herrn Meischberger, Plech und Hochegger solche Sachverhalte sehr wohl bekannt.)
    In einem anderen Land mit einer hohen Justizkultur wäre man jedenfalls von sehr vielen Seiten dem Herrn Kräuter ob solcher Einschüchterungsversuche gegenüber der Justiz massiv über den Mund gefahren. Aber nicht in Österreich und schon gar nicht diese Ministerin.
     
  2. Seit Jahr und Tag dringen aus der Staatsanwaltschaft in der Causa Grasser, aber auch in vielen anderen Verfahren immer wieder sehr selektiv Aktenteile an die Öffentlichkeit. Das ist ein Bruch des Amtsgeheimnisses, also ein strafbares, von Amtswegen zu verfolgendes Delikt, das natürlich bei einer für das Strafrecht zuständigen Behörde doppelt schlimm ist. Und das durch den starken parteipolitischen Bias der Aktenveröffentlichung nicht harmloser wird.
    Was aber tut die Ministerin angesichts dieser unfassbaren Zustände? Sie hat jedenfalls keine hochnotpeinliche Untersuchungskommission mit den diesbezüglichen Nachforschungen beauftragt, obwohl diese Aktenveröffentlichungen ja fast an organisierte Kriminalität im Justizressort grenzen. Statt dessen will Bandion-Ortner nun im Gegenteil selektiv das Amtsgeheimnis aufheben. Und sie berät sich darüber ausgerechnet mit jenen Journalisten, die sich als Transporteur solcher hinausgespielter Akten ihren Lebensunterhalt verdienen. Mit Richtern und (sauberen) Staatsanwälten berät sie hingegen nicht. Das ist ungefähr so wie eine Konferenz eines Architekten mit Voyeuren, wie groß denn die Löcher sein sollen, durch die diese in eine Damengarderobe blicken können.
     
  3. Da sind im Fall Kampusch in der Staatsanwaltschaft Wien unfassbare Fehler passiert (ich glaube ja in meinem Optimismus noch immer nicht ganz an den großen und einflussreichen Kinderschänderring, der da dahinterstehen könnte, sondern an typische Schlamperei, die man halt krampfhaft und mit zweifelhaften Methoden vertuschen will). Dabei steht sogar der Verdacht im Raum, dass ein Kriminalbeamter sogar in seiner Verzweiflung Selbstmord begangen hat, weil er unter heftigem Druck über Nacht seiner oft geäußerten Überzeugung abgeschworen hat (oder abschworen musste), dass es mindestens einen Zweittäter gegeben hat.
    Um nur ein unglaubliches Detail eines hier schon öfter abgehandelten Falles anzuführen: Der angebliche Einzeltäter Priklopil hat angeblich Selbstmord begangen. Sein Leichnam wird für der Einäscherung aber nicht obduziert, obwohl das auch bei jedem ganz unverdächtigen Selbstmord ganz normale Routine ist. Die Ministerin hat aber erst reagiert, als sie über (von hochrangigen Richtern alarmierte) Parlamentarier dazu gezwungen worden ist. Davor hat sie es zugelassen, dass einander parteipolitisch nahestehende Staatsanwälte wechselseitig Persilscheine ausgestellt haben. Erst unter dem Druck des Parlaments ist die Angelegenheit bei einem unabhängigen Untersuchungsrichter gelandet. Obwohl das von der Strafprozessordnung eigentlich von Anfang an für solche Fälle vorgesehen wäre. In Großbritannien würde längst eine "Royal Commission" aus unabhängigen und weisen Persönlichkeiten den ganzen Fall untersuchen, bei dem es ja nicht nur um direkte Delikte, sondern auch um ein Verhalten geht, welches das Ansehen der Justiz beeinträchtigt. So etwas könnte in Österreich aber eine Ministerin auch ganz alleine installieren. Ganz ohne Royals.
     
  4. Nächste unglaubliche Verwicklung: Als der Akt dann beim Untersuchungsrichter gelandet war, traten die nunmehr doch in ein schiefes Licht geratenen Staatsanwälte den Gang in die Öffentlichkeit an. Sie publizierten nicht-öffentliche Aktenteile, im wesentlichen freilich nur den von einem gleichgesinnten Kollegen vor Jahr und Tag ausgestellten Persilschein. Dass einige besonders naive (oder parteipolitisch befreundete) Journalisten, etwa im ORF, daraus gleich einen Unschuldsbeweis für die Wiener Staatsanwälte gezimmert haben, zählt zu den skurrilen, aber eher irrelevanten Randerscheinungen der Causa. Davon lässt sich glücklicherweise in aller Regel – zum Zorn der Medien – ein unabhängiger Richter nicht wirklich beeindrucken. Interessanter ist aber, was die Ministerin angesichts eines solchen mutmaßlichen Bruchs des Amtsgeheimnisses und einer einseitigen Desinformation der Öffentlichkeit durch ihre eigenen Untergebenen tut? Wieder lautete die Antwort: ganz offensichtlich nichts.
     
  5. Der nächste Mega-Missstand: Die Staatsanwaltschaft wird durch eine Fülle von Wirtschaftsverfahren erdrückt. Wofür sie nichts kann. Sie ist aber ganz offensichtlich überfordert. Manche Prozesse lassen ein Jahrzehnt lang auf sich warten. Dafür startet die ideologisch hochaufgeladene Wiener Staatsanwaltschaft begeistert Verfahren zur Einschränkung der (eigentlich von der Menschenrechtskonvention garantierten) Meinungsfreiheit von Islamkritikern.
    Diese Krise hat zwei Hauptursachen: Die eine ist die neue Strafprozessordnung, welche den Staatsanwälten massiv Kompetenzen zugeschoben hat. Diesen sind die Staatsanwälte aber derzeit weder quantitativ noch qualitativ gewachsen. Kriminalpolizei und Untersuchungsrichter sind hingegen weitestgehend entmachtet worden. Aber dennoch gibt es keinerlei Debatte, wie weit man denn die Strafprozessordnung wieder ins Lot bringen muss.
    Die zweite Ursache liegt an den Universitäten. Dort haben linke Jus-Professoren zwar mit großem Aufwand skurrile Gender-Lehrveranstaltungen in den Lehrplan hineingepusht; aber das Wirtschaftswissen der Juristen hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Zwar hat die Wirtschafts-Universität inzwischen ein Studium „Wirtschaft und Recht“ geschaffen – aber bis deren Absolventen die Expertise-Defizite in der Staatsanwaltschaft wirklich füllen können, wird es noch dauern.
     
  6. Nach wie vor ist der Bawag-Prozess die unglaublichste und bis heute nicht einmal halb aufgerollte Justiz-Groteske der letzten Jahre: Dabei geht es weniger darum, dass das Urteil der nunmehrigen Justizministerin ziemlich zerzaust worden ist. Das ist mehr als unschön, passiert aber Richtern des öfteren.
    Viel ärger ist die Tatsache, dass sich die Staatsanwaltschaft nie darum gekümmert hat, was der mit einem blauen Auge davongekommene Investmentbanker Flöttl mit den 300 Millionen der Bawag wirklich getan hat. Diese will er ja angeblich bis auf den letzten Cent verspekuliert haben. Ein österreichischer Staatsanwalt lässt sich mit der lachhaften Erklärung abspeisen, dass sämtliche Unterlagen über einen so riesigen Betrag bei einem Computerabsturz verloren gegangen sind; und dass man keine Ahnung mehr hat, was mit dem Geld passiert ist. Das erinnert an den Buben, der keine Hausübung hat, weil sie leider, leider der Hund aufgefressen hat.
    Der Staatsanwaltschaft ist auch nie aufgefallen, dass sich bis auf Herrn Elsner niemand aus dem Dreieck Bawag-SPÖ-ÖGB ernsthaft für den Verbleib jenes Geldes interessiert hat. Die Staatsanwaltschaft ist auch nie den Kisten voller Hinweise auf Parteifinanzierungen zwischen Bawag und SPÖ nachgegangen, welche Elsner aus der Haft an die Öffentlichkeit spielen hat lassen. Der Staatsanwaltschaft ist auch nie aufgefallen, dass sich ungefähr gleichzeitig mit den geheimnisvollen Verlusten der Bawag die SPÖ von einer gewaltigen Schuldenlast befreien konnte. Wobei bis heute niemand weiß, wie die plötzliche Schuldenfreiheit mit rechten Dingen zugegangen sein soll (die seit 2008 schwer verschuldete ÖVP würde das gerne wissen). Und am unglaublichsten: Die Staatsanwaltschaft hat es bis heute unterlassen, die Rolle von Fritz Verzetnitsch als oberstem Eigentümer-Vertreter der Bawag in den Skandaljahren von einem unabhängigen Richter untersuchen zu lassen. Haben sich da manche Mächtige auf ein Bauernopfer in Person des keineswegs unschuldigen und noch dazu immer sehr präpotenten Herrn Elsner geeinigt, während die wahren Drahtzieher geschützt im Dunkel blieben?
     
  7. Es ist jedenfalls völlig unverständlich, dass die Staatsanwälte bis heute keine Öffnung der Bankkonten des Hern Flöttl, aber sehr wohl der Konten von Strasser und Grasser beantragt haben. Sie haben es ebensowenig bei den Beziehern von dicken Geldern rund um den Kauf der Eurofighter getan. Obwohl hier zumindest die nicht ganz unlogische Vermutung zu prüfen wäre, dass über horrend gut bezahlte Aufträge an eine parteinahe Agentur Geld Richtung BZÖ geflossen sein könnte. Gewiss ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sich auf einem Kontoauszug dann plump eine Überweisung mit dem Vermerk "wg. EADS" finden könnte. Jedoch würde es allen Beteiligten, also auch allen zu Unrecht Beschuldigten nur dienen, wenn allen Indizien ordentlich nachgegangen würde. So aber kann ein Peter Pilz noch jahrelang mit seinen wilden Spekulationen herumrennen. Und die nun von der Staatsanwaltschaft kolportierte Vermutung, dass ein Richter die Kontenöffnung wahrscheinlich abgelehnt hätte, hätte trotzdem erst in der Realität überprüft werden müssen, um alle Verdächtigungen auszuräumen.
     
  8. Das Wort vom Bauernopfer, auf das sich die österreichischen Staatsanwälte mit Vorliebe stürzen, um nur ja keine großen Tiere zu belästigen, kommt einem wie bei Bawag-Elsner aber auch beim Thema Hypo-Alpen-Adria in den Sinn. Das heißt nicht, dass man über die Taten des ehemaligen HAA-Chefs Kulterer einen Schleier des Vergessens breiten sollte. Ganz im Gegenteil.  Aber der Mega-Flop der Staatsanwälte beim ersten großen HAA-Prozess bestätigt einem in der Gewissheit, dass man bei der Strafverfolgungsbehörde keine Ahnung hat, was da wirklich gelaufen ist.
    Denn der Hauptskandal ist zweifellos, dass das Land Kärnten ohne gesetzliche Basis und öffentliche Kommunikation einfach fast 20 Milliarden Euro Haftung für die risikofreudige Bank übernommen hat (was wieder laut Josef Pröll der Grund gewesen sei, warum später der Bund – leichtfertigerweise – die Bank übernommen hat; wobei Pröll damals noch von Haftungen über "bloß" 6 Milliarden ausgegangen ist). In jedem Unternehmen hätte das dem Vorstand mit Sicherheit eine Anklage wegen Untreue und Krida eingebracht. Die Kärntner Landesregierung ist hingegen völlig unbehelligt geblieben. Was ein Skandal bleibt, auch wenn sich der damalige Chef jener Landesregierung im Vollrausch inzwischen gleichsam selbst gerichtet hat. Ist der Föderalismus wirklich ein Leo für jede Art von Verbrechen?

Wer, bitte, kann mir noch einreden, dass ich Vertrauen in die Justiz haben soll? Dabei hätte ich es so gerne. Denn unter einem betagten Kaiser wurde der überaus weise Spruch an den Rand der Ringstraße geschrieben: Iustitia fundamentum regnorum. Wenn dieses Fundament zerbricht, dann geht mehr kaputt als nur die Justiz.

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Der Geruch der Lobbyisten drucken

„Ein Lobbyist hat einen besonderen Geruch“: So formulierte es Ernst Strasser in den heimlich mitgeschnittenen Anbahnungsgesprächen mit einem vorgeblichen Auftraggeber. Da kann man bloß sagen: Hätten Lobbyisten nur einen solchen Geruch! Dann bräuchte man lediglich einen Schnüffelhund anzusetzen und schon wüsste man, dass da einer lobbyiert.

Oder meinte der Lobbyist und Ex-EU-Abgeordnete damit gar, dass er den Lobbyisten-Gestank durch das feine Parfum eines gewählten EU-Mandatars zu übertünchen imstande sei? Dann hat er sich getäuscht. Oder zu wenig des Parfums angebracht.

Freilich: Je länger man über Lobbyismus debattiert und nachdenkt, umso unklarer wird die Grenze zwischen Gestank und Wohlgeruch. Denn ist nicht jeder EU-Abgeordneter ein Lobbyist, der nicht die Interessen von 500 Millionen EU-Bürgern oder zumindest 8 Millionen Österreichern gemeinsam im Auge hat, sondern nur bestimmte Gruppeninteressen vertritt?

Niemand kann objektiv zwischen guten und schlechten Interessen entscheiden. Wer es tut, der irrt – oder ist selbst ein Lobbyist. Denn absolut jedes Einzelinteresse droht auf Kosten eines Dritten zu gehen. Wenn sich etwa ein Abgeordneter vor allem für die Interessen von Bauern einsetzt – was ja manche ganz offen tun –, dann hat das in aller Regel negative Folgen für alle anderen Bürger. Sie müssen höhere Preise für Agrarprodukte zahlen. Sie müssen neuerdings für den von der EU nicht zuletzt auf Drängen der Bauern-Lobbyisten gepushten Biosprit mehr zahlen. Und sie müssen vor allem für all die Subventionen höhere Steuern zahlen, von denen Europas Bauern heute in viel höherem Ausmaß leben als vom Erlös ihrer Produkte.

Genauso schädlich für die Allgemeinheit und insbesondere die Zukunft eines Landes sind Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter als Gesetzgeber. Sie sind beispielsweise hauptschuld, dass unsere Pensionssysteme binnen weniger Jahre in die Unfinanzierbarkeit hineintreiben. Denn diese Arbeitnehmervertreter haben es bisher meist mit Erfolg verhindert, dass das Pensionsantrittsalter erhöht wird, obwohl die Lebenserwartung alljährlich um drei Monate ansteigt.

Das kann man durch alle Berufsgruppen durchdeklinieren. Wären dann etwa am Ende nur noch der Objektivität verpflichtete Wissenschaftler gute Abgeordnete? Nun, auch da habe ich so meine Zweifel.

Tatsache ist, dass auch bei diesen seltsame Verhaltensweisen auffallen. Sobald sie sich etwa zu Budgetfragen äußern, sind sie zwar (zu Recht) für Sparsamkeit und Schuldenreduktion. Nur wollen sie dabei immer mit Konsequenz einen Bereich ausgenommen sehen: die Wissenschaft. Wer aber profitiert von höheren Ausgaben für diese? Es sind natürlich die Wissenschaftler. In Wahrheit könnte man auch bei Wissenschaftsausgaben reihenweise nachdenken, ob sie überall sinnvoll sind. Was aber politisierende Wissenschaftler nie ansprechen. So sind beispielsweise praktisch alle politologischen und publizistischen Forschungsarbeiten (halt ein Bereich, wo ich mich ganz gut auskenne) keinen einzigen Steuer-Euro wert.

Und kaum besser ist es, wenn man sich sehr spezifischen lokalen Interessen verpflichtet. So ist es durchaus problematisch, wenn etwa ein gesamt-österreichischer Minister auffallend oft jemanden aus seinem Heimatbundesland und besonders oft jemanden aus einem Nachbardorf für wichtige Funktionen nominiert.

Auf diesen Hinweis „Eigentlich sind fast alle Lobbyisten“ werden nun manche entgegnen: Aber böse sei es jedenfalls, wenn Geld fließt. Das ist aber ebenfalls bei näherem Hinsehen eine sehr fließende Abgrenzung. Dann sind natürlich nicht nur die 100.000 Euro, die Strasser als Honorar verlangt, böse. Dann muss es auch jeder Gehalt sein, der einem Politiker aus seinem Hauptberuf zufließt. Das gilt dann ganz besonders, wenn der Politiker bei einer Institution tätig ist, welche die Interessenvertretung geradezu als Hauptzweck hat, etwa eine Kammer oder Gewerkschaft. Die haben ihn natürlich vor allem deshalb auf ihrer Gehaltsliste, damit er ihre Interessen und nicht die der restlichen Wähler vertritt.

Aber selbst, wenn kein Geld fließt, gibt es oft geldeswertige Abhängigkeiten. Diese bestehen am häufigsten in der Notwendigkeit, auch beim nächsten Mal an eine wählbare Stelle platziert zu werden. Wer aber nicht ordentlich Gewerkschafts- oder Bauern-Interessen vertreten hat, der wird halt nicht mehr an wählbare Stelle platziert werden.

Das führt uns zum Schluss: Den wirklich 100prozentig sauberen, vollkommen unabhängigen, nur dem jeweiligen Gesamtwohl verpflichteten Abgeordneten gibt es so gut wie nicht. Es gibt nur unterschiedliche Grade der Abhängigkeit. Das sollte man sich und allen Mitbürgern klarmachen, bevor man unerfüllbare Illusionen wachruft. Denn solche Illusionen sind die beste Grundlage dafür, dass die Bürger eines Tages der Demokratie abschwören und sich einem starken Mann, einer starken Einheitspartei ausliefern. Die dann freilich nur noch ihre ganz eigenen Interessen verfolgen und schon gar nicht die irgendwelcher Bürger.

Zumindest ein hilfreicher Schritt zur Reduktion solcher Abhängigkeiten könnte es sein, wenn diese in aller Transparenz stattfinden. Wenn also jeder Gehalt, jede s Honorar, ja sogar jede Vereinsmitgliedschaft eines Politikers bis hinunter zum Bürgermeister aufgelistet werden müssen. Dann weiß der Wähler wenigstens ungefähr, welche Netzwerke er da mitwählt.

Freilich: Die privaten Netzwerke und Freundschaften wird man nie wirklich erfahren können. Denn deren Offenlegung wäre zweifellos absolut unzumutbar. Auch ein Politiker muss das Recht haben, sich zum Kartenspiel oder auch für nächtliche Vergnügungen mit wem auch immer zu treffen, ohne dass er das öffentlich kommunizieren muss. Aber keine Frage: Dabei wird zweifellos nicht immer nur über private Dinge gesprochen werden. Irgendwo bleibt immer ein Bereich, wo es auf den persönlichen Charakter ankommt. Wo man ungebührliche Dinge vermeiden sollte, auch wenn die Dinge noch nicht öffentlich zum Skandal geworden sind. Etwa wenn eine Ministerin einen satten sechsstelligen Auftrag an eine ihr privat sehr, sehr nahestehende Unternehmerin vergibt.

Und noch in einem zweiten Bereich ist eine solche Transparenz unmöglich: nämlich bei allen Berufen mit einem Berufsgeheimnis. Dazu zählen etwa die Rechtsanwälte, Steuerberater oder Ärzte. Diese dürfen nicht einmal den Namen ihres Mandanten oder Klienten öffentlich kommunizieren, geschweige denn die Geschäfte, die sie mit ihnen machen. Dabei waren aber solche Freiberufler geradezu die typischen Berufe von Abgeordneten in den ersten Jahrzehnten der Demokratie.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Jean Ziegler und die Wahrheit drucken

Und wieder hat die grün-linke Kulturschickeria samt ihren journalistischen Hofnarren eine Märtyrerstory erfunden. Und wie fast immer stimmt fast nichts daran. Was jenen Kreis nicht hindert, die Geschichte mit großer Begeisterung weiterzuerzählen. Hautdarsteller ist der linksradikale Schweizer Soziologe Jean Ziegler, der behauptet, von den Salzburger Festspielen auf Druck einer düsteren Verschwörung als schon eingeladener Referent wieder ausgeladen worden zu sein.

Der wortmächtige Ziegler hat die Chance erkannt, sich wieder einmal in den Vordergrund zu reden. Er porträtiert sich seit einigen Tagen als doppeltes Opfer: einerseits einer kapitalistischen, andererseits einer jüdischen Verschwörung. (Hatten wir das nicht schon einmal?)

Ziegler bezeichnet sich einerseits als unschuldiges Opfer von „UN-Watch“, einer Organisation des American Jewish Committee, die ihn in der Tat schon mehrfach für seine antidemokratischen Positionen kritisiert hat. Von einer jüdischen Gruppe kritisiert zu werden, macht ihn in vielen linken Kreisen automatisch zum Heiligen.

Der Schweizer verbreitet zugleich – wie bei ihm üblich, ohne irgendeinen Beweis vorzulegen, – die Behauptung, dass Sponsoren der Salzburger Festspiele wie der Lebensmittelkonzern Nestle seine Ausladung betrieben hätten. Ziegler hatte nämlich in den vergangenen Jahren in seinem blinden – längst auch für die Schweizer Sozialdemokraten nicht mehr tragbar gewesenen – Hass auf die Marktwirtschaft auch Nestle mehrfach heftig attackiert. Und Nestle ist seit Jahren ein Sponsor der Festspiele.

Es gibt aber absolut keine Beweise, dass die Sponsoren der Festspiele überhaupt davon gewusst haben, dass Ziegler für diese Rede auserkoren war. Die ersten Meldungen über Ziegler und Salzburg sind erst in Zusammenhang mit Zieglers Ausladung aufgetaucht. Auch die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, die für die Auswahl der Eröffnungsfestredner zuständig ist, und die Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler betonen, dass sie nie mit einem Sponsor über das  Redeprojekt Ziegler gesprochen haben. Und dass die Ausladung einzig eine Entscheidung Burgstallers gewesen ist, die darin von Rabl-Stadler unterstützt wird. Der Grund der Ausladung: Zieglers Nähe zu Muammar Gaddafi, die in Zeiten wie diesen irgendwie blöd ausschauen würde.

Ziegler dementiert jedoch heftig eine solche Nähe. Er sondert zur Unterstreichung dieses Dementis sogar heftige Kritik an Gaddafi ab, nennt diesen „völlig verrückt“ und unterstützt verbal die Aufständischen. Das genügt den üblichen Verdächtigen – also den politisch in aller Regel völlig ahnungslosen Kulturjournalisten und einigen Linksaußen-Autoren wie Elfriede Jelinek oder Peter Turrini – um flammende Solidarität für Ziegler zu äußern. Das Recherchieren von Fakten ist bei dieser Gruppe ja noch nie Mode gewesen. Ihnen ist die tatsachenfreie Erregung viel wichtiger, ist sie doch einfacher und zeitgeistiger.

Denn sonst hätten die Journalisten nur in ihr Archiv gehen müssen und dort etwa schon am 25. April 1989 die erste Meldung gefunden: „Der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi hat einen mit 250.000 Dollar (rund 3,2 Millionen Schilling) dotierten "Menschenrechtspreis" gestiftet. Das teilte der sozialdemokratische Schweizer Parlamentsabgeordnete und Genfer Soziologieprofessor Jean Ziegler am Sonntag mit.“ Und weiter: „Die Preisträger werden von einem Komitee bestimmt, dem außer Ziegler der Chef der namibischen Befreiungsbewegung SWAPO, Sam Nujoma, der französische Jurist Robert Charvin, der sudanesische Rechtsprofessor Nasser Cid und der Gründer des Weltbundes der Partnerstädte, Jean-Marie Bressand, angehören.“

Mit anderen Worten: Ziegler wurde damals einer der wichtigsten Propaganda-Träger des libyschen Diktators. Er hat sich dabei an der besonders zynischen Operation eines Gaddafi-„Menschenrechtspreises“ beteiligt. Ein solcher Preis eines terroristischen Staatschefs, der ganze Flugzeuge in die Luft jagt, muss einem in seiner Verlogenheit erst einfallen. Ziegler war dabei aber nicht nur als Mitglied des Komitees, das die Preisträger auswählt, aktiv, sondern sogar als dessen Sprecher. Da kann man mit extrem großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er das nicht nur für Gotteslohn, pardon Allahs Lohn gemacht hat. Die für diesen Preis reservierten zehn Millionen Dollar wurden – ausgerechnet – von einer Stiftung nach Schweizer Recht verwaltet.

Und noch 2009 ist Ziegler erklärtermaßen nur deshalb nicht als eingeladener Ehrengast zu den libyschen Revolutionsfeiern angereist, weil Gaddafi gerade zwei Schweizer Geschäftsleute als Geiseln genommen hatte – deren Freilassung Ziegler übrigens immer wieder, wenn auch zu Unrecht ankündigte. Ohne diesen Zwischenfall wäre er auch 2009 noch gerne nach Libyen geflogen.

Distanzierungen Zieglers von Gaddafi sind hingegen erst zu finden, seit dessen Sturz unmittelbar bevorzustehen scheint. Dennoch beten die diversen Feuilletons jetzt die neuentdeckte Aversion Zieglers gegen Gaddafi brav und kritiklos herunter.

Gabi Burgstaller ist daher ein ehrliches Kompliment für die Ausladung Zieglers zu zollen. Die Salzburger Landeschefin hat sich ja schon mehrfach als mutige Selbstdenkerin profilieren können. Was in der Politik eine eher seltene Erscheinung ist.

Freilich hätte sie auch schon vor der ersten Einladung an Ziegler mehr denken lassen können. Denn die Positionen des linksradikalen Hasspredigers sind seit langem bekannt – und werden etwa in Ö1 fast wöchentlich voller Andacht verbreitet. Es ist auch mehr als diskutabel, ob der Stargast der Wiener Audimax-Randalierer als Festspiel-Redner von irgendjemandem ernstgenommen worden wäre.

Wir lernen daraus wieder einmal so manches: Erstens, gewinnbringende Stiftungen nach Schweizer Recht sind nur einem Ziegler und einem Gaddafi, aber niemandem anderen erlaubt. Denn sonst wird die Stiftung von Ziegler verdammt.

Und zweitens: Immer dann, wenn der verlogene Zynismus am größten ist, sind die Grünen am nächsten. Denn sie machen mit diesem Herrn Ziegler eine Gegenveranstaltung zu den Festspielen in Salzburg.

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Guido Westerwelle - der Abschied kam recht schnelle drucken

Der – teilweise – Abschied Guido Westerwelles von der Führung der FDP löst keines der Probleme der deutschen Freidemokraten. Ihr noch viel größeres Problem als die Person des sich in der politischen Verantwortung als eher leichtgewichtig erweisenden Westerwelle ist nämlich die unbeantwortete Frage: Wofür steht die FDP eigentlich?

Im Grund geht es um den uralten Konflikt zwischen rechtsliberal und linksliberal, samt allen unklaren Schattierungen dazwischen. Die Partei ist im Inhaltlichen als Ganzes an die Wand gefahren. Daran sind der Chefpilot und seine strategischen Defizite sicher nicht unschuldig. Das löst aber das Dilemma keineswegs.

Die FDP hat ihren großen Erfolg bei den letzten Bundestagswahlen am Höhepunkt der Finanzkrise – fast 15 Prozent – einem klar wirtschaftsliberalen Kurs zu verdanken. In der Regierungspraxis hat sie aber weder die versprochenen Steuersenkungen verwirklichen noch sonstige liberale Reformen durchsetzen können.

Sie hat viele Wähler verärgert, weil sie mitten in der Krise trotz großer Finanzprobleme ausgerechnet und einzig für Hoteliers finanzielle Vorteile herausgeholt hat. Westerwelles FDP hat regelmäßig den gewaltigen Finanzpaketen für Europas Schuldnerstaaten zugestimmt, die gerade bei Wirtschaftsliberalen überaus verhasst sind. Westerwelle selbst gilt als hauptverantwortlich dafür, dass Deutschland bei der Libyen-Abstimmung im UN-Sicherheitsrat an der Seite Chinas und Russlands und nicht jener der USA, Frankreichs und Großbritanniens gestanden ist. Seine Partei ist – so wie die CDU – in Sachen Atomkraftwerke in den letzten Wochen einen wirren, unglaubwürdigen und offensichtlich populistischen Zickzack-Kurs gefahren.

Westerwelle war aber vor allem nicht imstande, seine Partei strategisch zu führen und relevante Wählerpotentiale zu erkennen. Er hat nicht die rasch wachsende Gruppe der Wutbürger an die FDP zu binden versucht, die über Überregulierung und Steuerlast empört sind. Er hat auch nicht die große Welle der Islam- und Türkenskepsis erkannt und genutzt, die sich in Deutschland breitgemacht hat, wie die Reaktionen auf Thilo Sarrazin gezeigt haben.

Er war zwar schon durch sein Wir-Koalieren-Einzig-Mit-Der-CDU eigentlich ein Exponent eines rechten FDP-Kurses, nahm aber mit der aus dem deutlich linken FDP-Eck kommenden Justizministerin einen eigentlich nur in eine Linkskoalition passenden Gegenakzent in seine Mannschaft, der ihm weitere Glaubwürdigkeit kostete. Auch war Westerwelle durch seine demonstrative Homosexualität persönlich eher ein Signal nach links. Dort aber tummeln sich mit zum Teil derzeit großem Erfolg schon drei andere Parteien. Was der FDP kaum Spielraum lässt. Daher kann die FDP derzeit nur noch mit Leihstimmen der CDU überleben, die aber auch nicht gerade viel zu verschenken hat.

Das Schicksal der Liberalen: Da sie per definitionem keine Kaderpartei, sondern eigentlich eine Partei der Ordnungspolitik sind, schafft es offenbar keine liberale Partei, sich dauerhaft zu etablieren. Ohne Organisation, ohne Kader keine Dauerhaftigkeit. Gleichzeitig leidet die FDP in Deutschland darunter, dass es auch in der CDU einen interessanten liberalen Flügel gibt.

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Abschiedssymphonie für Politiker - oder gar die ganze Demokratie? drucken

Jetzt geht es wirklich Schlag auf Schlag. Nun kündigt auch der spanische Ministerpräsident seinen Abgang an. Nach seinen Kollegen in Portugal und Irland fordert nun die Krise damit schon wieder das nächste Opfer. Aber die Krise reicht wohl nicht als Erklärung.

Denn in Wahrheit ist allerorten eine wachsende Unzufriedenheit mit der Politik insgesamt zu verspüren. Überall bekommen nun die Parteien die Rechnung dafür präsentiert, dass sie praktisch alle jahrelang das Blaue vom Himmel versprochen haben, dass sie ihre Versprechungen aber nie und nimmer auch verwirklichen konnten. Überall merken die Menschen, dass sie ständig angelogen und hineingelegt worden sind. Überall steigt der Unmut über die ständig wachsende Immigration. Das trifft nicht nur Sozialdemokraten – die zweifellos der Weltmeister im ständigen Versprechen des Schlaraffenlandes mit immer noch mehr leistungsfreier Wohlfahrt gewesen sind –, sondern auch Parteien der einst rechten Mitte wie etwa in Deutschland und Österreich. Auch wenn CDU- und ÖVP-Führung noch keineswegs abtreten müssen.

Interessant ist aber jedenfalls eines: Gerade jene Politiker, die von den linkslastigen Mainstream-Medien am schärfsten attackiert werden, haben noch immer relativ großes Vertrauen in der Bevölkerung. Das reicht von Ungarns Viktor Orban bis zu Italiens Silvio Berlusconi. Woraus man schließen kann, dass die Medien noch deutlich weniger Glaubwürdigkeit haben als die Politiker. Und das gerade führungsstarke Politikerfiguren im Zug der Zeit liegen. Wogegen nichts zu sagen ist, solange man sie auch frei wieder abwählen kann. Und solange sie sich nicht alle einst freien Medien kaufen.

PS: Wer an diesem Wochenende noch nicht gelacht hat, der sollte sich wieder einmal das steuerfinanzierte SPÖ-Propagandablatt „Österreich“ zu Gemüte führen. Dieses hatte eine Umfrage in Auftrag gegeben, die zum Unterschied von anderen Umfragen die FPÖ erst auf Platz 2 und nicht schon auf Platz 1 zeigt. Nun gut, mag sein. Aber skurril wird es, wenn das (immer dünner werdende) Blättchen das so verkauft: „ÖVP stürzt ab“. Während das Ergebnis der SPÖ total verharmlost wird. Dabei hat die SPÖ selbst laut dieser Umfrage gegenüber der letzten Wahl ein Minus von 2,3 Prozent und die ÖVP eines von 3,0. Jeder normale Mensch würde das als einen Abstieg Hand in Hand bezeichnen. Aber die inseratenbringende SPÖ wird in jenem Blatt ja nie abstürzen dürfen. Gleichzeitig werden die Grünen zu den „Großen Profiteuren“ – obwohl die Freiheitlichen 2,9 Prozent mehr dazugewinnen als die Grünen. Dies immer im Vergleich zur einzig seriösen Basis, der letzten Wahl. Der Trick des Fellner-Blattes: Es vergleicht einfach mit irgendeiner Umfrage. Kleiner Gratis-Tipp von mir für den nächsten Trick: Die Fellner-Schreiber sollten doch am besten mit den in den letzten Tagen von anderen Medien veröffentlichten Umfragen vergleichen. Hatten diese doch die FPÖ schon deutlich auf Platz 1 – da könnte man die hauseigene Umfrage doch glatt als „Absturz der FPÖ“ darstellen. Das bringt sicher wieder neue Inserate.

PPS: Wer sich das Lesen von „Österreich“ nicht antun will, hier die dortigen Zahlen: SPÖ 27, FPÖ 26, ÖVP 23, Grüne 16, BZÖ 4 Prozent.
PPPS: Eine gleichzeitige ATV-Umfrage durch den Meinungsforscher Peter Hajek zeigt: FPÖ 29, SPÖ 26, ÖVP 25, Grüne 14, BZÖ 4 Prozent.

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Zwischen Verursacherprinzip und Schnatterpolitik drucken

Ein interessanter Vorstoß: Der US-Bundesstaat Arizona will künftig schwer Übergewichtige, Raucher und alle anderen, die sich nachweislich nicht an ärztliche Ratschläge halten, mit finanziellen Bußen belegen. Nachahmenswert.

Logischerweise gilt das geplante Bußensystem nur für jene, die sich auf Kosten der staatlichen Gesundheitsbetreuung behandeln lassen. Was ja in Amerika keineswegs alle sind. Überdies haben die Gesetzgeber des Wüstenstaates alle jene ausgenommen, die für Kinder zu sorgen haben. Zwar wird Präsident Obama trotz der Schuldenlast über Land und Staat in seinem linken Populismus das Gesetz mit Veto belegen. Aber dennoch fällt mir keinerlei Grund ein, warum das nicht ein logisches und angesichts explodierender Gesundheitskosten geradezu zwingendes System sein sollte.

Es gilt ja etwa auch bei unseren Autoversicherungen: Unfallfreudige Risikofahrer zahlen höhere Prämien. Warum soll dann nicht auch bei Trittbrettfahrern des Gesundheitssystems das gleiche gelten?

Da fällt mir eine kleine Begebenheit ein, als ich mich bei meiner letzten Durchuntersuchung am Schalter angemeldet habe. Da in einem Wiener Gemeindespital kein sonderlicher Wert auf Diskretion gelegt wird, konnte ich jedes Wort der am Nachbarschalter betreuten Frau hören: „Frau X., Sie sind ja schon wieder da!“ – „Ja, mir geht’s nicht gut.“ – „Haben Sie die Tabletten genommen?“ – „Nein.“ – „Haben Sie abgenommen?“ – „Nein.“ – „Waren Sie beim Hausarzt?“ – Nein.“ Keines dieser Nein hatte einen Hauch von Schuld-, sondern strotzte vor Selbstbewusstsein. Der Unterton war klar: Ich bin doch nicht blöd, mich da zu quälen. Und ich ergänzte insgeheim: Zahlen tut’s ja eh die Allgemeinheit.

Ob nicht auf dieser Ebene viel mehr Handlungsbedarf bei unserem Gesundheitssystem besteht als bei den großen Reformplänen und Kompetenzstreitigkeiten, die da wieder einmal unter viel Gerede von der hohen Politik verhandelt werden? Aber in Wahrheit wäre es die allergrößte und wichtigste Reform, wenn sich am Ende die Menschen wieder deutlich stärker für ihr eigenes Leben und ihre eigene Gesundheit verantwortlich fühlen würden. Denn kaum spricht man diesen an sich total logischen Zusammenhang an, wird von sozialer Ungerechtigkeit und dergleichen geschnattert. Bloß: Schnattern und reden wird man nur noch so lange können, bis das System gegen die Wand gefahren ist.

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Sprichwörtliches Dilemma drucken

Des Volkes Stimme, wird gesagt,
sei Gottes Stimme immer,
doch grade das, Gott sei’s geklagt,
macht alles noch viel schlimmer.

Es stellt sich nämlich jedesmal
dieselbe Gretchenfrage –
und ist besondre Seelenqual
nach Wahlen dieser Tage:

Kann Stimmung Volkes Stimme sein
und Volkes Wille schließlich?
Läßt Gott das Volk denn so allein?
Fürwahr, das stimmt verdrießlich!

Das heißt ja, wer die Stimmung macht,
bestimmt die freien Wahlen,
er trimmt den Willen vorbedacht –
zur Not mit falschen Zahlen.

Und eines macht noch mehr verstimmt:
Was man bei Stimmungsmache
zum Zweck der Willenstrimmung nimmt,
tut oftmals nichts zur Sache!

So kommt’s, daß eine Woge fern
wen raufspült hierzulande
und daß manch andern Landsmanns Stern
verglüht im Wüstensande.

Doch fromm heißt’s nach dem Stimmenfang,
es hat das Volk gesprochen,
wenngleich in Wahrheit bloß gelang,
erneut es einzukochen.

Im Bann gemachter Meinung spricht
die Führung selbst, die feine –
erst recht ist’s Gottes Stimme nicht,
noch Freiheit, die ich meine!

Pannonicus

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Zurück ins Jahr 2006: Fortschritt nach SPÖ-Art drucken

Durchbruch in der Ortstafelfrage! Der Jubel und das Eigenlob der Unterhändler sind groß. Der Skeptiker weiß freilich: In dieser Frage hat es schon oft Jubel gegeben. Und der war bisher immer unberechtigt.

Festzuhalten ist erstens: Die nunmehrige Einigung ist für die Kärntner Slowenen deutlich schlechter als das, was der Verfassungsgerichtshof seit Jahren durchdrücken will. Der vereinbarte Prozentsatz von mindestens 17,5 Prozent Slowenenanteil in Ortschaften als Voraussetzung für die Aufstellung von Ortstafeln ist ja weit höher als die bloß 10 Prozent, die der Verfassungsgerichtshof als ausreichende Schwelle ansieht. Daher muss das Parlament das neue Ortstafelgesetz nun mit Zweidrittelmehrheit beschließen (wohl mit den Stimmen der FPÖ, die ja de facto die mitverhandelnde Kärntner Landeshauptmann-Partei ist). Ohne Verfassungsgesetz könnte nämlich wieder ein radikaler Slowene die Causa zum ixten Mal vor das Oberstgericht bringen. Andererseits sind diese 17,5 Prozent mehr als die 25 Prozent Slowenenanteil, die Bruno Kreisky einst in einem – bloß einfachen – Gesetz als Ortstafelvoraussetzung festgelegt hatte.

Festzuhalten ist zweitens: Nun kommt endlich doch das vom österreichischen Verfassungspapst Günther Winkler immer als rechtlich notwendig verlangte Verfassungsgesetz. Die linken Verfassungsrechtler der Wiener Universität hatten den Staatsvertrag hingegen immer als direkt umsetzbar dargestellt. Sie hatten es auch als unbedenklich hingestellt, dass sich der Gerichtshof in der Causa illegitimerweise selbst zum Gesetzgeber aufzuschwingen versucht hatte, während er ja in Wahrheit nur einzelnen Bestimmungen aufheben, aber eben keine neuen erlassen kann. Deshalb ist auch zu Recht nie jemand verurteilt worden, der die „Gesetze“ des Verfassungsgerichtshof gebrochen hat.

Festzuhalten ist drittens, dass die Verhandlungen mit fünf Jahren Verspätung wieder fast haargenau bei jener Zahl von Ortschaften gelandet sind, bei der Wolfgang Schüssel und Jörg Haider nach der Vermittlung des Grazer Historikers Stefan Karner einst gestanden sind. 2006 hatten sich die Drei mit fast allen involvierten Gruppen auf eine präzise Liste von 158 Ortschaften geeinigt.

Und jetzt? Jetzt werden es statt 158 laut dem SPÖ-Unterhändler Josef Ostermayer „150 bis 160 Ortschaften“ sein. Also möglicherweise sogar weniger! Das wird die SPÖ-Medien wie den ORF und die Boulevardzeitungen aber wohl nicht hindern, die Einigung als großen Erfolg der SPÖ zu verkünden. Und sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen auch verschweigen, dass damals Alfred Gusenbauer aus rein parteipolitischen Motiven ein solches Verfassungsgesetz verhindert hat.

Dennoch würde ich nicht allzu viel Geld verwetten, dass das in wenigen Monaten endlich auch wirklich so im Bundesgesetzblatt stehen wird. Viel Kleingedrucktes harrt nämlich vorher noch der Präzisierung. Schon die Tatsache, dass Ostermayer eine Von-Bis-Zahl genannt hat, ist ein Indiz, dass da noch viel Sprengstoff lauert. Und auf beiden Seiten gibt es bei etlichen Akteuren Motive, den Konflikt wieder anzuheizen – der in Wahrheit für die Menschen in Kärnten freilich nur mehr ein Konflikterle einiger Funktionäre ist.

Unterzünd-Material für eine weitere Konflikt-Etappe liegt auch jenseits von Ostermayers seltsam ungenauer Zahlenangabe immer noch genug herum: Immerhin müssen sich die Slowenen halt doch mit einer viel kleineren Zahl von Orten als erträumt abfinden, auf denen künftig ihre Sprache zu lesen sein wird. Das wird so manchen nicht passen. Insbesondere im Slowenen-Verein des Valentin Inzko wird man daher am Ende wohl wieder Nein sagen.

Und umgekehrt haben auch die Kärntner Freiheitlichen etliche Scharfmacher- Forderungen nicht durchgesetzt. So hatten sie verlangt, dass im Gegenzug die (heute nur noch winzige) deutsche Minderheit in Slowenien einen Minderheitenschutz bekommen müsse. So hatten sie eine echte Minderheitenzählung verlangt. Eine Festsetzung der Zahl der Slowenen bloß auf Grund der Sprachangaben bei der Volkszählung haben sie hingegen abgelehnt. Das alles kommt nun nicht.

Was man aber jedenfalls mit Interesse verfolgen sollte: Wie werden Bundespräsident und unsere linken Journalisten das Verhandlungsergebnis kommentieren? Immerhin haben sie ja in den letzten Jahren jeden, der die Linie des Verfassungsgerichtshofes – also die Zehn-Prozent-Voraussetzung – nicht als Evangelium betrachtet und nicht umgesetzt hat, als rechtsradikal, wenn nicht gar Verbrecher dargestellt.

Werden sie das jetzt auch in Hinblick auf alle jene Politiker machen, die sich jetzt für die 17,5-Prozent-Hürde aussprechen? Oder ist es ihnen nur um die übliche billige Polemik gegen alles gegangen, was mit Schwarz-Blau zusammenhängt? Weil sie es halt nicht aushalten, dass ausgerechnet jene Regierung, in der die SPÖ nicht saß, die erfolgreichste der letzten Jahrzehnte war.

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Was die neue Media-Analyse so wirklich alles bedeutet drucken

Das ist schon ein historischer Zeitpunkt: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist die Reichweite der Kronenzeitung unter 40 Prozent gesunken. Das macht für dieses Land wieder irgendwie Hoffnung.

Dies vor allem deshalb, weil der steilste Absturz der Kronenzeitung (von 40,4 auf 38,9 Prozent) nach einem schon jahrelang zu beobachtenden langsamen Gleitflug von einst stolzen 44 Prozent hinunter genau zu dem Zeitpunkt passiert, da die Zeitung von unberechenbar zu einer sehr berechenbaren SPÖ-Parteizeitung degeneriert ist.

An dieser – erfreulichen – Reaktion der Leser ändert natürlich auch die Tatsache nichts, dass vor allem „Heute“ (12,0), aber auch „Österreich“ (9,6) von den Auflagezahlen her erfolgreich unterwegs sind. Diese sind ja auch alles andere als SPÖ-feindlich, werden sie doch von SPÖ-Politikern aus Steuergeldern besonders kräftig angefüttert. Die Leserzahlen von Gratiszeitungen zeigen jedenfalls keinerlei innere Bindung an ein Blatt an. Genausowenig wie die "Auflage" eines Spar-, eines Hofer- oder eines Billa-Prospektes irgendeine Aussagekraft hat.

Was in anderen Ländern längst passiert ist, wird nun auch in Österreich verbucht: Der Anteil der Zeitungsleser geht spürbar zurück. Und es bedarf keiner großen Prophetengabe, dass der nun auf 73,7 Prozent gesunkene Anteil jener Menschen, die irgendeine Tageszeitung lesen, noch weiter stark abnehmen wird. Ich halte langfristig sogar eine Halbierung dieses Wertes für durchaus möglich.

Traurig ist aber jedenfalls, dass die beiden Wiener Qualitätszeitungen „Standard“ (5,3) und „Presse“ (3,8) meilenweit von ihren noch vor einem Jahrzehnt errungen Leseranteilen entfernt sind, der damals etwa bei der „Presse“ jahrelang deutlich über 5 Prozent gelegen ist. Rätseln kann man über das Warum. Haben doch international eigentlich gerade Qualitätszeitungen die stabilsten Leserzahlen, während der Boulevard stark und die Regionalblätter leicht verlieren.

Beim „Kurier“ (8,1) muss man über gar nichts mehr rätseln. Dieser ist in der Langfristperspektive der weitaus kontinuierlichste und größte Verlierer. Eine Zeitung, die allen alles sein will, ist am Schluss niemandem irgendetwas.

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SN-Kontroverse: Grüne Erfolge drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Ist den heimischen Grünen ein Erfolg wie in Deutschland zuzutrauen?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Grüne Regierung - warum nicht?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Klar. Österreich ist nicht Baden-Württemberg und die Voraussetzungen für einen grünen Wahlsieg nach schwäbischem Muster sind auch nicht immer so ideal, wie sie am vergangenen Sonntag waren. Aber warum sollten Österreichs Grünen nicht in der Lage sein, bei Wahlen an die 25-Prozent- Marke zu kommen?

Sie hätten das Potenzial dazu und die Zeit arbeitet für sie. Nicht nur die Folgewirkungen der Atomkatastrophe in Fukushima werden noch lange die politischen Debatten bestimmen. Vielmehr stellen sich die Fragen des Umgangs mit den Ressourcen dieser Erde in diesem Jahrhundert noch drängender, als dies bis jetzt der Fall war. Hier haben die Grünen wie keine andere Partei die Formulierungshoheit. Egal ob es um die Entwicklung und den Ausbau der erneuerbaren Energie, um ökologische Mobilitätskonzepte, um umweltschonende Urbanität oder überhaupt um alternative Lebenskonzepte geht.

Wobei die Grünen einen langen Weg in Richtung konsensfähiger Mittelpartei zurückgelegt haben. Die Zeiten, in denen die Basis mit dem Bauch den Kurs bestimmte, sind lange vorbei. In den Reihen der Grünen finden sich überaus kundige Politikerinnen und Politiker, die nicht nur das Handwerk der Opposition beherrschen. Seit vielen Jahren zeigen die Grünen in Salzburg, was sie können.

Das schwarz-grüne Bündnis in Oberösterreich hat sich bewährt und Rot-Grün in Wien macht gute Figur. Angst vor einer grünen Regierungsbeteiligung braucht niemand mehr zu haben. Die Grünen sind zu einer verlässlichen Kraft geworden. Ihnen kommt die Lähmung der einstigen Großparteien zugute und dass das schwarz-blaue Regierungsexperiment nicht wirklich erfolgreich war, hat sich auch herumgesprochen. Warum nicht auch grüne Ministerinnen und Minister hierzulande?


Österreich ist nicht Deutschland

Andreas Unterberger

Aus mehreren Gründen haben Österreichs Grüne nicht so bald Chancen auf einen Erdrutschsieg nach deutschem Muster: 1. Ihnen fehlt es an personeller Attraktivität, seit Alexander van der Bellen abgedrängt worden ist. 2. Ihnen wird wohl nicht so wie ihren deutschen Schwestern erneut das – in Deutschland offen bejubelte! – „Glück" zuteil, dass knapp vor einer Wahl ein Atomunfall passiert.


Dieser ermöglichte es den Grünen und den vielen ihnen nahen Journalisten zwischen Hamburg und Wien, mehr Panik als in allen anderen Ländern zu erzeugen. Bis in Österreich das nächste Mal gewählt wird, werden aber wieder die Finanzprobleme alles dominieren. Droht doch angesichts der Schuldenpolitik der Regierung und der neuerdings noch übleren der EU-Regierungschefs eine weitere schwere Finanzkrise. In Geld- und Wirtschaftsdingen traut aber niemand den Grünen Kompetenz zu.

3. In Österreich gibt es keine Atomkraftwerke, daher könnten die Grünen nicht einmal von einem neuerlichen Unfall profitieren. – Langfristig aber sind die Perspektiven für Grün und erst recht für Blau gut, jedenfalls besser als für Rot und Schwarz. Denn die Regierungsparteien wirken ausgelaugt, sie haben Identität und Gestaltungswillen verloren. Der linke SPÖ-Flügel verärgert die Arbeiter durch seine Pro-Immigrantenlinie, der rechte durch allzu dumpfen „Kronenzeitung"-Populismus.

Die ÖVP-Wähler sind für Leistungs-, Familien- und Heimatorientierung sowie Sparsamkeit der Politik, sehen aber eine Partei, die ständig genau das Gegenteil (mit)beschließt. Da müssen zwangsläufig jene dazugewinnen, die ein klareres Profil haben. Trotz der oft simplen Eindimensionalität von Blau wie Grün. 

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Die Spaltung der Gesellschaft drucken

Vor kurzem erschien auf Spiegel-Online ein Artikel einer französischen Journalistin mit dem Titel: „German Atom- Angst“ – Die spinnen, die Deutschen! Der Link: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,751683,00.html

Sieht man sich die weit über tausend Beiträge zu diesem Artikel an, bekommt man schnell ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Der friedfertige Österreicher, der den Zank gar nicht schätzt, was sogar zur aktuellen Regierung führte, die wahrlich nichts anderes zustande bringt, als nicht zu streiten, bzw. aufkeimende Debatten zu ersticken, verfällt dabei recht schnell in den Nachdenkstatus. Auch hier im Blog wurde das Thema Atomkraft kontrovers diskutiert, um es milde auszudrücken. Dementsprechend hoch waren wahrscheinlich die Zugriffsraten. Die Anzahl der Kommentare war überhaupt die höchste, die es in diesem Blog bisher gab.

Und dementsprechend lesen sich die Kommentare, welche  vom Versuch, Sachlichkeit in den Diskurs zu bringen, bis zur unflätigen Beschimpfung, ja man kann sogar sagen Hasstirade, alles boten, was das streitlustige Herz begehrt.

Nicht viel besser gestaltete sich die Diskussion über den meistgelesenen Eintrag im Tagebuch mit dem Titel „Rotzfrech, hasserfüllt und dumm“, der die Aussagen des türkischen Botschafters behandelte.

Angesichts der gewaltigen Menge an Energie, die bei diesen Austäuschen freigesetzt wurde, sollte man sich die Frage stellen, inwieweit unser Volk überhaupt noch fähig ist, die Herausforderungen unserer Zeit mit Mut, Weitsicht, Klugheit, Sachlichkeit und Erfolg zu meistern.

Diese Frage sollte man sich aber nur an einem gemütlichen, sonnigen Sonntagnachmittag mit viel Zeit, und mit der Möglichkeit, Alkohol zu trinken, stellen; denn die Antwort, zu der man kommen muss, ist schwer zu verdauen.

Unsachliche Diskussionen

Atomkraft

Wenn man sich das Ausmaß des Status Quo vor Augen führen will, muss man ihn mit einem optimalen Zustand vergleichen.

Beispiel Atomkraft: Es ist zweifelsohne eine gefährliche Technologie, der man erst einmal mit gesunder Skepsis gegenübersteht. Schließlich musste die Menschheit die Erfahrung machen, dass diese Art der Energiegewinnung in der Lage ist, große Flächen auf lange Zeit unbewohnbar zu machen.  Wenn sich dieses Gefühl, dieses Wissen in einem Menschen verstärkt, indem etwa medial vieles übertrieben wird, entspringt dem Kopf der meisten Bürger das Bild eines unbewohnbaren Österreich, vielleicht sogar eines unbewohnbaren Kontinents.  Das verängstigt, und mit Angst lässt sich hervorragend Politik machen, autoritär regieren und mit Medien Geld verdienen.

Dabei geben die nüchternen Zahlen nicht den geringsten Anlass dazu. Es sind zum Beispiel mehr Holzfäller beim Abholzen für Holzpellets gestorben, als es je empirisch nachweisbare Tote durch die Atomkraft gab. Auch Unfälle bei Staudämmen forderten ein Tausendfaches der Toten, welche auf tödliche Strahlung zurückzuführen sind. Betrachtet man die Ereignisse um Fukushima, so lassen sich zwar Millionen an Schlagzeilen ausmachen, die Japan schon vor dem nuklearen Exitus sahen, obwohl es bis heute keinen Strahlentoten von dort zu vermelden gibt, über die Tausenden an Toten durch das Erdbeben und den Tsunami findet man jedoch nur einen Bruchteil der Berichterstattung.

In einem sachlichen Umfeld hätte es all dies nie gegeben. In einem mit Verstand, Weitsicht und Sachlichkeit geführten Staat hätte man Japan Hilfe zugesagt, sie sofort geliefert, den Japanern in ihrer schwersten Stunde beigestanden und anschließend in Ruhe eine Debatte darüber geführt, wie man denn die Atomkraft noch sicherer gestalten könnte; beziehungsweise wie sich ein Ausstieg finanziell, ökologisch und energietechnisch auswirken würde. In einem freien Staat, in einer freien Marktwirtschaft, würde es diese Umstände vielleicht gar nicht geben, weil eventuell niemand die Kosten für Kernkraftwerke übernehmen würde, sie sich somit nicht rechnen, und daher gar nicht gebaut würden.

Doch was passiert in Europa? Die Politiker reagieren wie aufgeschreckte Hühner. Ohne Umsicht und ohne die Konsequenzen zu bedenken, fügen sie sich dem Medienaufschrei und beschließen den Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg, wie Andreas Tögel im Magazin „Eigentümlich Frei“ es richtig formulierte. Da werden sofort Kraftwerke vom Netz genommen, Gutachten von Grenzkraftwerken eingefordert und so weiter. Ernsthafte Abschätzungen, welche wirtschaftlichen Folgen diese Katastrophe nach sich zieht? Fehlanzeige! Sachliche Diskussionen zum Thema Erdbebengefahr in Europa und die Lehren aus Japan? Fehlanzeige!

Das spiegelt sich dann auch in der Diskussion wider. Vorbei ist es dann mit Argumenten, mit Sachlichkeit, mit Daten und Fakten und mit einer ehrlichen, nutzbringenden Diskussion. Emotionen haben dann Hochkonjunktur und wie das mit Emotionen so ist – sie spalten umso mehr, je stärker sie sind.

Islam

Beispiel Islam: Hier wird die Diskussion prima facie von einer Emotion und einem Dogma abgelöst. Anstatt den Islam objektiv zu beurteilen und die Integrationsbereitschaft von Muslimen zu betrachten, kommt die eine Seite der Medien sofort mit der Nationalsozialismuskeule. So wird schon überhaupt die Fragestellung und die Problematik, wen und wie viele wir in unser Land lassen, abgewürgt, bevor man noch Völkerrecht sagen kann. Denn eines muss jenen klar sein, die sofort den Faschismusfinger in die Höhe strecken: jeden, der es möchte, kann man nicht ins Land lassen, außer man möchte eine Völkerwanderung beispiellosen Ausmaßes von Süden nach Norden heraufbeschwören. Selektiert man aber bei den Zuwanderern, so muss man zwangsläufig klären, wen man ins Land lässt und warum.

Davon sind wir weit entfernt. Jedes neue Fremdenrecht wird als Produkt von Rechtsextremisten gebrandmarkt, umgekehrt jede Entscheidung in Richtung Zuwanderung als Übervölkerung dargestellt. Das Ergebnis könnte verheerender nicht sein. In so ziemlich allen Blogs, Foren und Kommentarseiten lässt sich kein einziger Beitrag über den Islam finden, in dem die Diskussion nicht in eine völlige Emotionalisierung ausartet. Die einen kreischen dann von den Nazis, von den Rechten, von den Menschenhassern, die anderen von Österreichfeinden, linken Terroristen, und sogar sachfremde Ausdrücke wie „Baumumarmer“ kommen dann ins Spiel.

Klimawandel

Beispiel Klimawandel: Den hat es zweifelsohne schon immer gegeben. Über den menschlichen Einfluss wird jedoch seit Jahrzehnten und vor allem in den letzten Jahren immer heftiger gestritten. Man kann über den Klimawandel sagen, was man will, man kann ihn auch erforschen, aber eines sollte eine Nation niemals tun, vor allem bei hochkomplexen und wissenschaftlichen Vorgängen: vorschnell urteilen. Doch genau das passiert tagtäglich. Von einer sachlichen Diskussion ist man hier schon alleine deshalb weit entfernt, weil ca. 99% der Diskutanten nicht den blassesten Schimmer von klimatischen Vorgängen haben. Wie denn auch, wenn selbst Experten konzedieren, dass sie vieles noch nicht wissen.

Man könnte jedoch auch hier als nicht-wissender, aber staatstragender Politiker Weitblick, Intelligenz und Entscheidungskraft beweisen, indem man realistisch aufzeichnet, welche wirtschaftlichen Folgen eine CO2-Reduktion hätte. Würden alle Staaten nachziehen? Wenn nicht, wie China und die USA jedes mal aufs Neue beweisen, was bringt dann eine punktuelle Reduktion? Wenn tatsächlich Naturkatastrophen zunähmen, wie wappnet man sich dagegen? Aber auch hier stößt man allerorts auf taube Ohren. Hingedroschen wird, das befriedigt und man kann sich profilieren.

Strafrecht

Ein großer Indikator für die Spaltung einer Nation ist die Strafgerichtsbarkeit. Nichts ist ein direkterer, unmittelbarerer Ausfluss des „Gesellschaftsvertrags“, der Grundnormen des Volkes, des „ordre public“, als das Strafrecht und dessen Rechtssprechung. Schon immer waren strafrechtliche Bestimmungen das Ergebnis des Volkswillens, denn was Recht und Unrecht ist, und was die gerechte Strafe dafür ist, das ist keine Frage von Fakten, von Aufklärung, von Wissenschaft oder anderer objektiver Maßstäbe. Was strafrechtlich rechtens ist, bestimmt der Glaube, die Kultur, die Emotion.

Besonders hier merkt man, dass es in Europa schon zu einer gewaltigen Spaltung der Völker gekommen ist. Man nehme nur Prozesse wie Bawag, Grasser, Hypo; man betrachte die Rechtssprechung bei Gewaltakten mit islamischem Hintergrund und die Reaktion darauf, oder die Selbstjustiz in Frankreich nach dem Platzen der Finanzblase 2008, als französische Arbeiter Manager als Geiseln hielten. Wenn man sich auf Österreich beschränkt, so kann man nur noch festhalten, dass es kein gemeinsames Rechtsgefühl mehr gibt.

Egal, wie in einem Prozess wie gegen Sabaditsch-Wolff das Urteil ausfällt, egal, wie das Urteil in einem allfälligen Prozess gegen Karl Heinz Grasser aussähe, egal, wie lange Helmut Elsner in Untersuchungshaft geblieben wäre, für die einen wäre es der Beweis, wie links die Justiz, der Staat, die Politik ist, für die anderen der Beweis dafür, wie rechts der Staat, die Justiz, und so weiter ist. In jedem Fall wird das Urteil als ungerecht empfunden. Dabei kann sich eine Gruppe sogar selbst widersprechen. Als man die Herausgabe der Bänder vom ORF gerichtlich durchsetzte, jammerte man über fehlende Medienfreiheit und beklagte den Einfluss rechter Politiker, bezweifelte also die Unabhängigkeit der Justiz; als der Beschluss aufgehoben wurde, weil eine Richterin als befangen galt, jubelte man über den Rechtsstaat!

Genau dieses Empfinden stellt ein gewaltiges Problem dar, denn es ist nichts anderes, als der absolute Vertrauensverlust in den Staat und seine Institutionen.

Dieser Vertrauensverlust ist im Übrigen auch sehr schön an den stetig sinkenden Wahlbeteiligungen abzusehen.

Ursachen der Spaltung

Als Hauptursache lässt sich mit Sicherheit die Politik ausmachen. Indem Themen politisiert werden, werden sie als erster Schritt einer wissenschaftlichen Betrachtung entzogen. Denn wo Politik, da Interessen, und wo Interessen, da vorgefertigte Meinungen, und wo vorgefertigte Meinungen, da keine Objektivität mehr. Als nächsten Schritt machte die Politik den Fehler, Wissenschaftler nicht nur im Privaten als Ratgeber heranzuziehen, sondern jene auch noch als Rechtfertigung für die eigene Politik zu missbrauchen.

Da werden Aussagen umgedreht, hinzugefügt, weggelassen, wie es eben zur Politik passt; nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Umgekehrt führt dies zu einer Politisierung der Wissenschaft. Plötzlich merken selbst eingefleischte um Objektivität Bemühte, dass sich mit den Ergebnissen der eigenen Forschung Geld machen lässt. Eine gefährliche Korrelation und fatale Entwicklung. So wird nicht nur die Wissenschaft zerstört, sondern auch das eigene Volk mit angeblich objektiver Wahrheit unterdrückt. Die Wissenschaft hat bewiesen, also seid ruhig.

Der nächste Umstand, warum die Politik die Hauptursache für die Spaltung der Nation ist, ist selbstverständlich monetärer Natur. Fast kein Thema würde derart emotional aufgeladen, wenn nicht das hart erarbeitete Geld der Steuerzahler für die Unsummen politischer Entscheidungen verwendet würde.

In einer freien Marktwirtschaft ist dies alles nicht möglich. Die Politik bekäme vom Volk gerade so viel Steuern, wie für das friktionsfreie Funktionieren von Justiz, Polizei, minimaler Verwaltung und Militär nötig ist. Das sind nicht mehr als ein paar Prozent Umsatzsteuer. Geld für eifrige Subventionen wäre nicht vorhanden, Geld für Wissenschaftler, die niemand braucht, stünde nicht zur Verfügung; und wenn dem Staat die Aktionsmöglichkeit in einem Bereich genommen wird, dann kann er das Thema schon allein wegen Sinnlosigkeit nicht an sich reißen.

Was jedoch auch in einem freien, marktwirtschaftlichen Staat möglich ist, ist der nächste Grund, warum wir immer mehr auf einen Bürgerkrieg zusteuern. Nämlich am Bürger vorbeizuregieren. Seit Jahrzehnten wählt die Mehrheit der Österreicher rechts der Mitte, doch was macht die Politik? Sie fällt ostentativ Beschlüsse, die keine Chance auf eine Mehrheit bei einer Volksabstimmung hätten. Es ist jedenfalls stark zu bezweifeln, dass die Österreicher dem Genderwahn, der Einladung an Zehntausende Türken, der Hilfe für Griechenland, dem Lissabonvertrag, oder dem Gleichbehandlungsgesetz zugestimmt hätten, um nur einige der zahlreichen Beispiele aufzuzählen.

Die Medien, allen voran der ORF, spielen dabei den advocatus diaboli. Sie transportieren seit Jahren Inhalte, die lediglich bei einer Minderheit der Österreicher Anklang finden. Auch dies wäre wiederum in einer freien Marktwirtschaft nicht möglich. In ihr würden nur Medien bestehen bleiben, die erwünschte Inhalte kommunizieren. Ohne Experte zu sein, schätze ich die Überlebenschancen sämtlicher Medien in Österreich als sehr gering ein, wenn sie nicht ständig Fördermittel und Subventionen in Form von Inseraten der Regierung oder regierungsnahen Institutionen bekämen. Alleine die Kronen Zeitung stellt hier wohl die Ausnahme dar.

Durch die Medien wird jedenfalls suggeriert, die Meinung einer Minderheit sei die Meinung der Mehrheit. Die Folge davon ist eine unmittelbare Beeinflussung unachtsamer Medienkonsumenten. Nicht wenige Österreicher bilden sich durch alltägliche Nachrichten und Meldungen ihre Meinung. So gewinnt die Meinung der Minderheit an Zulauf, auch wenn sie keine Mehrheit erreicht. Dieser wachsenden Minderheit steht eine Mehrheit gegenüber, die zunehmend Ohnmacht, Frustration und politische Leere spürt, weil ihre Anliegen nirgends berücksichtigt werden. Diese Emotionen erzeugen Wut. Je länger dieser Zustand andauert, und je mehr die Medien, die Politik und die Minderheit ihre Meinung durchsetzen, desto größer wird diese Wut. Das Ergebnis können wir tagtäglich in allen möglichen Foren, Blogs, et cetera betrachten. Die Folgen dessen reichen von einer zunehmenden Radikalisierung der Opposition, wie wir sie beim Islam beobachten, bis zu einem Bürgerkrieg in einem wirtschaftlichen Notstand.

Ob die Spaltung des Volkes jetzt nach dem Prinzip „divide et impera“ gewollt ist, ist schon irrelevant.

Quo vadis, Austria?

Der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, oder Neudeutsch der „point of no return“, ist erreicht. Vorerst bleibt der Zuwachs an Stimmen für die FPÖ die einzige Konsequenz. Die FPÖ hat aber weder die Macht, noch die personellen Mittel, um Österreich für die Zukunft zu rüsten und schon gar nicht, um Österreich zu einen.

Die Gräben sind so unüberwindbar geworden, weil alles Geschehene schon so drastische Auswirkungen hat. Man rede einmal mit einem Gemeindebaubewohner über die nette türkische Nachbarschaft und empfehle ihm, seine Lebensumstände hinzunehmen in der Hoffnung, diese Türken könnten sich integrieren. Sprechen Sie einmal mit einem Bürger aus der Mittelschicht und beschwören sie ihn, noch mehr Steuern zu zahlen, weil ansonsten der Staat in seinen Schulden versinkt. Führen Sie ein Gespräch mit einem Bürger, der die Politik der Europäischen Union nicht mehr erträgt und versuchen Sie, ihm noch mehr Zahlungen für bankrotte Nachbarstaaten und einen Verbleib in der EU schmackhaft zu machen.

Sie werden im mildesten Fall mit Kopfschütteln bedacht, im härtesten mit Beschimpfungen oder gar physischer Gewalt. Die Kluft zwischen Staat und Bürger ist ganz einfach zu groß geworden. Der einzige Ausweg wäre eine wahrhaft drastische Änderung der Umstände. Etwa ein Ausweisen von Nichtstaatsbürgern, der Austritt aus der EU oder die allein ausgabenseitige Sanierung des Budgets durch tiefgreifende Reformen in Verwaltung, Gesundheit und Sozialem.

Aber diese Wünsche bleiben ein feuchter Traum. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass es in Zukunft anders sein muss. Die Politik muss sich aus dem Leben der Bürger raushalten und gleichzeitig auf die Wünsche der Bürger hören. Nur so ist die Existenz eines Staates wirklich gewährleistet.

Was aber auch bleibt, ist die traurige Feststellung, dass der Frieden in unserem Land ernsthaft und dauerhaft gefährdet ist. Dabei wird unser Land so schwach, wie das Volk zerstritten und so stark, wie das Volk geeint sein. Die erste Aufgabe eines neuen, starken, mutigen Staatsmannes wird also sein müssen, die vielen Gräben zuzuschütten, die Kluft zu verkleinern und die Wunden zu heilen.

Philipp Starl ist Obmann der Rechtsliberalen Partei Österreichs und studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften.

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Sie lügen und betrügen auch bei der Schuldenstatistik drucken

„De facto kein Cent mehr an Schulden“; es gebe nur eine „Verschiebung der Zurechnung“: Mit dieser miesen Argumentation will Doris Bures darüber hinwegschwindeln, dass die Republik – und vor allem die von Bures und davor Werner Faymann zu verantwortenden ÖBB – schon wieder beim Lügen und Betrügen erwischt worden sind. Was nun EU-amtlich ist.

Die Politik arbeitet immer mit dem gleichen Schmäh: Wochenlang wurden alle einschlägigen Informationen zuerst mit dem Argument dementiert, dass noch gar nichts fix sei. Also dass noch gar nicht klar sei, ob die EU-Statistiker den Schuldenstand der Republik viel höher berechnen, als diese selber es getan hat. Dass also Österreich keineswegs mit den Betrügern aus Griechenland zu vergleichen sei.

Nun ist es doch passiert. Nun hat sich – Überraschung, Überraschung – doch herausgestellt, dass es am Schluss niemand anderer als der Steuerzahler ist, der die vor allem von der Gewerkschaft verschuldeten ÖBB-Schulden zu zahlen haben wird. Dabei waren wir doch so überzeugt, dass es der Weihnachtsmann sein wird.

Der Gesamt-Schuldenstand von Bund und Ländern am Jahresende wird nunmehr von der EU nicht mehr mit 68,9, sondern plötzlich mit 72,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angegeben. Und das Budget des Vorjahres hat nicht mehr 3,6, sondern 4,6 Prozent Defizit ergeben. Gleichzeitig weiß die ganze EU, nur nicht die österreichische Regierung, dass in den nächsten Jahren weitere Neuberechnungen noch weitere dramatische Verschlechterungen des Schuldenstandes ergeben werden. In den – weniger politisch beeinflussbaren – Daten der OECD finden sich diese schon längst. Dazu kommt noch die noch gar nicht einberechnete Kleinigkeit von zehn Milliarden Euro an Haftungen für die einst von einer Claudia Schmied geleitete Kommunalkredit.

Diese Zahlen müssten Österreich längst schon in den Schuldturm bringen, gäbe es nicht einige Länder, die es noch wilder getrieben haben. Womit nicht nur die schon am Finanztropf der deutschen und österreichischen Steuerzahler hängenden Länder gemeint sind. Bezeichnend ist etwa auch das sich selbst noch für stabil haltende Frankreich: Dort jubelt man sogar, weil das staatliche Defizit im Vorjahr „nur“ bei 7 Prozent gelegen ist. Da kann man sich offenbar schon rasch wieder einen neuen kleinen Krieg leisten.

In Österreich sind es die ÖBB, die nicht weniger als die Hälfte der neu „zugerechneten“ Schulden der Republik zu verantworten haben. Bei der Bahn werden Schulden gemacht, als würden alte Dampflokomotiven mit neuen Euro-Noten angeheizt werden. Dabei würden die vielen Redemanuskripte der diversen ÖBB-Manager reichen, in denen immer wieder Besserung versprochen worden ist.

Die neuen Zahlen sind alles andere als Kleinigkeiten und sollten eigentlich eine Schockwelle durchs Land schicken. Dennoch beharrt die Regierung auf dem Bau von Koralm- und Brennertunnel. Dennoch weigert sich die SPÖ, die Hacklerregelung abzuschaffen oder die Studiengebühren wiedereinzuführen. Dennoch leisten wir uns neun Landeshauptleute, die zum Teil Hof halten, als wäre hierzulande gerade der Goldrausch ausgebrochen. Die unsinnige Dinge wie überdimensionierte Straßen, wie die Luxusgehälter der Wiener Rathaus-Beamten, wie die Flut niederösterreichischer Sommerfestivals, wie überflüssige Spitäler finanzieren. Natürlich finanzieren sie das nicht selber, sondern sie tun es mit unserem Geld, aber ohne uns zu fragen.

 

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Ortstafeln und wirkliche Ungerechtigkeiten drucken

Der Verfassungsgerichtshof hat sich wieder einmal zu den Kärntner Ortstafeln geäußert. Und wieder einmal ist ganz Österreich empört über die jahrelange Nichtumsetzung der wiederholt geäußerten Wünsche des Oberstgerichts. Der Verfassungsgerichtshof hat sich auch wieder einmal zum Thema Grundsteuer geäußert. Und wieder einmal ist kein Mensch empört über die jahrelange Nichtumsetzung der wiederholt geäußerten Wünsche des Oberstgerichts. Dabei wäre juristisch, ökonomisch und vom Gleichheitsprinzip her die Empörung viel mehr im zweiten als im ersten Fall am Platz.

Denn bei den Ortstafeln ist gar nicht die ständig gescholtene Kärntner Landesverwaltung im Verzug, sondern in Wahrheit der Bundesgesetzgeber, damit primär die Koalition, die aber so tut, als ginge sie das gar nichts an. Das Parlament müsste eigentlich seit langem ein Durchführungsgesetz zum Artikel 7 des Staatsvertrags erlassen. Das weist Günther Winkler, der große alte Mann des österreichischen Verfassungsrechts, immer wieder mit Vehemenz nach. Während die jüngere ideologiegeprägte Verfassungsrechts-Generation, die derzeit vor allem die Wiener Fakultät besetzt hält, eher an ein anderes oberstes Verfassungsprinzip glaubt: Im Zweifel sind immer die Kärntner zu verurteilen.

Der Bundesgesetzgeber zögert seit Jahr und Tag, weil nie ein Konsens erzielbar war. Und überdies will man die heikle Materie mit Zweidrittelmehrheit gegen alle schnellfahrenden Provokateure und übereifrigen Richter absichern. Der VfGH hat ja die Bestrafung eines solchen Schnellfahrers in einem durch bloß einsprachige Tafeln gekennzeichneten Ortsgebiet als Verfassungsverletzung aufgegriffen, weil der Staatsvertrag dadurch verletzt worden sei. Das wird er freilich nicht so leicht einem Normalbürger klarmachen können, der noch an Gesetze und Gerichte glauben soll.

Und warum gibt es dieses Gesetz nicht? Meistens waren es die (diversen) Kärntner Freiheitlichen, die sich quergelegt hatten, und ohne deren Zustimmung keine Bundesregierung bisher das Gesetz einzubringen gewagt hat. Der Grund des Zögerns in Wien liegt natürlich in der Angst vor einem neuen Ortstafelsturm. Denn rein juristisch haben die Kärntner ja gar kein Vetorecht gegen ein solches Gesetz. Sie sind also nur politisch, nicht rechtlich schuld am Fehlen der letzten Ortstafeln.

Ein einziges Mal hat es jedoch auch schon einen Konsens zwischen der Kärntner und der Bundesregierung sowie den deutsch- wie den meisten slowenischkärntner Heimatverbänden gegeben. Jener Konsens war im Jahr 2006 nach Vorarbeiten einer Historikergruppe unter dem Grazer Karner zwischen Wolfgang Schüssel und Jörg Haider ausgehandelt gewesen. Damals war es wiederum die SPÖ Alfred Gusenbauers, der es in seiner Totalopposition nicht zulassen wollte, dass die beiden Erzsatane seines leicht manichäischen Weltbildes einen solchen politischen Erfolg verbuchen.

Die Faymann-SPÖ ist hingegen jetzt wieder zu fast jeder Lösung bereit, um selbst den Erfolg einzufahren. Jetzt aber haben wiederum die Kärntner Machthaber keinerlei politisches Interesse, Faymann zu einem Erfolg zu verhelfen. Und sie erfinden ständig neue Bedingungen. Wohl auch aus Rache dafür, weil der jetzige SPÖ-Chef besonders darauf bedacht ist, die FPÖ nach alter Vranitzky-Art auszugrenzen.

So widerlich dieses Parteien-Hickhack auch ist und so juristisch problematisch die Judikatur des VfGH auch ist, so klar ist das, was der Verfassungsgerichtshof in Sachen Grundsteuern will. Und was seit Jahrzehnten alle Bundesregierungen nicht wollen: Der VfGH steht mit großer Logik auf dem Standpunkt, dass es eine grobe Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes ist, wenn Vermögen in Form von Bargeld, Aktien oder Sachwerten anders behandelt wird als Vermögen in Form von Grundstücken. Grundstücke sind nämlich durch den sogenannten Einheitswert massiv begünstigt.

An dieser Ungleichbehandlung ist schon die Erbschaftssteuer zerschellt, die vom VfGH aufgehoben und die dann nie wieder eingeführt worden ist. Dies erstens deshalb, weil die ÖVP sich freut, dass die Steuer abgeschafft ist, und zweitens weil alle Parteien an dieser Bevorzugung von Grundstücken festhalten wollen. Sie wissen zwar, dass das ungerecht ist, sie wollen es sich aber weder mit den Bauern noch mit den vielen Häuslbauern dieses Landes verscherzen, die davon profitieren.

Sie halten daher an diesem Steuerprivileg für Immobilien fest, obwohl es ebenso überholt und ungerecht ist wie beispielsweise das sogenannte Jahressechstel, also die geringe Besteuerung des 13. und 14. Monatslohns von Arbeitnehmern. Während das letztgenannte Gruppenprivileg von den Gewerkschaften wie der Heilige Gral verteidigt wird, steht bei der Grundsteuer natürlich der Bauernbund in vorderster Abwehrfront. Aber es gibt ohnedies keine einzige Partei, welche sich gegen die genannten Ungerechtigkeiten in diesen beiden Fragen engagieren will.

Sie stecken vielmehr alle den Kopf in den Sand – oder glauben gar, dass der VfGH gefügiger wird, wenn der Steuerspezialist des Gerichtshofs in absehbarer Zeit altersbedingt abtreten dürfte.

Bei der Privilegierung der Grundsteuer ist ein Aspekt besonders pikant: Der VfGH hat nun ihretwegen auch die gesamte Stiftungseingangssteuer für verfassungswidrig erklärt. Das bedeutet: Wenn sich die Parteien auch diesmal nicht auf eine gerechte Besteuerung von Grundstücken einigen sollten, fällt diese Steuer ab 2012 weg, was angesichts des hochgepeitschten Hasses der SPÖ auf Stiftungen (sofern sie nicht der Partei selber gehören) besonders skurril wäre.

Dabei ist eine stärkere – also im Sinne des VfGH gerechtere – Besteuerung von Grundstücken auch ökonomisch und steuerpsychologisch die sinnvollste aller Steuern: Denn einer Grund-Besteuerung kann niemand ausweichen, indem er Vermögen ins Ausland verschiebt. Was ja bei allen anderen Anlageformen durchaus sinnvoll sein kann, wenn Österreich zu hoch besteuert. Überdies könnte man mit Grundsteuern auch sehr effektvoll ökologisch steuern: Alles, was Grünland ist, wird gering besteuert; alles, wo der Boden betoniert oder sonstwie versiegelt wird, wird hoch besteuert.

Das wäre eine perfekte Lösung, mit der man auch andere, schädlichere Steuern etwa auf Arbeitslohn reduzieren könnte. Das wäre es – würden nicht die Häuslbauer in jedem Bundesland die Wahl entscheiden.

 

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Verlustmeldungen eines turbulenten Tages drucken

An manchen Tagen gleicht die Republik einem Lost&Found-Schalter, bei dem ständig alle möglichen Verluste gemeldet werden. Wobei es aber keine Chance auf ein Wiederfinden  des Verlorenen gibt.

Da geht der ÖVP nun schon der zweite Europa-Abgeordnete binnen weniger Tage verloren. Und wieder steigt bedenklicher Geruch auf, weil ein Abgeordneter nicht scharf zwischen privaten Interessen und politischer Aufgabe getrennt hat. Das intensiviert noch mehr die schon seit einiger Zeit rumorende Frage, mit welcher Unprofessionalität diese Partei eigentlich derzeit geführt wird. Weiß man nicht, dass es zur obersten Pflicht eines Parteisekretariats gehört, sich die eigenen Kandidaten genau anzuschauen, sowohl bei der Bestellung wie auch nachher? Warum erfolgen die Rücktritte immer erst nach Tagen des Trommelfeuers von außen? Hängt das vielleicht damit zusammen, dass Josef Pröll nicht nur an der Parteispitze, im Klub und in der Akademie, sondern auch im Sekretariat zum Teil bis auf die dritte Ebene das Personal ausgewechselt und sich damit blutiges Anfängertum eingehandelt hat – mit der hochmütigen Begründung, dass das System Schüssel-Molterer halt abgewählt worden sei (obwohl Pröll deren Stimmanteile nicht einmal mehr annähernd erreichen kann)?

Da geht der AUA der neue Chef verloren – nicht einmal drei Tage, bevor dieser sein Amt antritt. Die Begründung ist so fadenscheinig, dass man daraus nur auf tiefe, wenn auch geheimgehaltene Konflikte schließen kann. Das zeigt freilich, dass auch die Privatwirtschaft nicht ganz vor jenen Peinlichkeiten gefeit ist, die man sonst dem öffentlich-rechtlichen Bereich und der Politik zuordnet.

Da geht der Politik der Sündenbock für den Absturz der Hypo Alpen-Adria verloren. Denn deren früherer Chef wurde vom Gericht freigesprochen. Dabei war das Verfahren gegen den Herrn Kulterer ohnedies skurril: Es wurden leichtfertige Kredite in der Höhe von zwei Millionen angeklagt – hingegen die Tatsache, dass das Land Kärnten noch viel leichtfertigere Haftungen in der Höhe von fast 20 Milliarden eingegangen ist, scheint niemanden zu stören. Dabei ist das zehntausendmal so viel. Aber wie im Fall Bawag geht es offenbar immer nur darum, einen Sündenbock für Verbrechen der Politik festzunageln. Und die Staatsanwälte sind froh, sich nicht mit der Politik anzulegen.

Und da geht den Medien und den Grünen (was ja meist dasselbe ist) plötzlich der angebliche Beweis für Bestechung rund um die Eurofighter-Beschaffung verloren, der von ihnen monatelang als Megaskandal betrommelt worden ist. Denn die Staatsanwaltschaft hat mangels Kausalität alle Verfahren eingestellt. Was freilich schon einen üblen Beigeschmack hinterlässt. Gewiss: Dass die Eurofighter-Firma mit großer Freigiebigkeit vor allem Richtung heeresnahen und FPÖ-nahen Partnern durchs Land gezogen ist, ist alles andere als ein Beweis, dass die Eurofighter-Anschaffung geschoben war. Aber dennoch ist man ziemlich erstaunt, wenn etwa ein Spitzenoffizier vom größten Auftragnehmer des Heeres für ein privates Projekt und aus angeblicher alter persönlicher Freundschaft Geld annehmen kann und das nicht strafbar ist. Ich weiß jedenfalls eines: Es gab zumindest früher sehr viele Spitzenbeamte, die nicht im Schlaf bereit gewesen wären, auf noch so vielen Umwegen Geld eines Lieferanten der Republik oder auch sonst einer Firma entgegenzunehmen. Freilich gab es immer auch andere. Und nach dieser Entscheidung der Staatsanwaltschaft Wien – die ja allem Anschein nach lieber Meinungsdelikte von Islamkritikern verfolgt – wird es halt noch viel mehr von diesen „anderen“ geben. Aber öffentlich wird debattiert, ob die Einladung zu einem Essen oder einem Konzertbesuch an sich schon ein Verbrechen darstellt . . .

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Der Club Berlakovich und die Apokalypse drucken

In der gegenwärtigen Atomaufregung gibt es trotz allem bisweilen Grund zu einem erheiterten Auflachen. Zumindest in Österreich.

Da sagt der Wirtschaftsminister (zu Recht und erstaunlich unpopulistisch), dass das Land sich in der Atompolitik nicht allzusehr „die Schuhe aufblasen“ solle. Dieser offenbar im Mühlviertel übliche Spruch bedeutet die realistische Erkenntnis, dass sich der allergrößte Teil der EU-Länder nicht gerade von Österreich seine Energiepolitik vorschreiben lassen wird. Das hindert freilich den Landwirtschaftsminister nicht, wenige Tage später zu einem großen Bündnis der europäischen Atomgegnerstaaten zu blasen.

Die Liste jener fünf Staaten, die er dabei hoffnungsvoll als künftige Waffenbrüder aufzählt, ist ja nun wirklich eindrucksvoll: Zwei davon sind Zypern und Malta, also völlig bedeutungslose, aber kräftig EU-Hilfe kassierende Mittelmeerinseln. Und die anderen drei sind: Griechenland, Irland und Portugal. Diese drei Länder haben wir doch in ganz anderem Zusammenhang zuletzt ständig gehört und gelesen? Ob das auch einem Berlakovich auffällt?

Diese Armada der Bankrotteure und Inselzwerge ist ungefähr so eindrucksvoll, wie wenn die Freiwilligen Feuerwehren aus Berlakovichs Burgenland jetzt der Nato den Krieg erklären würden. Aber wahrscheinlich bin ich ein bezahlter Atomlobbyist, wenn mich dieser „Club Berlakovich“ nicht ganz davon überzeugen kann, dass AKW-losigkeit wirtschaftlich für Europa eine sehr sinnvolle Strategie ist. Übrigens auch für Österreich nicht, konsumiert das Land doch mindestens sechs Prozent seines Stroms aus Atomkraftwerken. Der nun übrigens sehr knapp werden wird, weil auch Deutschland den Strom aus seinen plötzlich stillgelegten Kraftwerken durch Import von französischem Atomstrom ersetzen muss.

Einen atomkraftwerksfreien Staat eines anderen Typus hat der wackere Minister hingegen bei seiner Aufzählung vergessen: nämlich Dänemark. Das wäre ja auch ein aufschlussreiches Beispiel für ein entwickeltes Land ohne Nuklearenergie: Denn in Dänemark zahlen die Haushalte um ein volles Drittel mehr für die Kilowattstunde als die Österreicher. Obwohl diese jetzt schon laut Eurostat den sechsthöchsten Strompreis unter den 27 EU-Staaten haben.

Daher sollte man bei aller täglichen Panikmache aus den Medien, die etwa in der vom ORF und der Fellner-Zeitung (jedoch keinem einzigen Wissenschaftler) über Österreich gesichteten Atomwolke gegipfelt ist, doch auch ein bisschen davon reden, welche Alternativen für die anderen EU-Staaten ein konsequenter Anti-Atom-Kurs bedeutet. Entweder den raschen griechischen Weg in den Bankrott oder den arbeitsplatzvernichtenden Weg eines exorbitant hohen Strompreises.

Wobei die Dänen freilich durch andere wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen ihre Stabilität trotzdem absichern können. Nur bestehen diese in einem so kapitalistischen und rechten Kurs, dass er Grün&Co (also allen fünf österreichischen Parteien) wohl auch nicht so recht gefallen wird: In Dänemark können beispielsweise Arbeitgeber jederzeit und ohne Beschränkungen kündigen; Dänemark hat auch die höchsten Hürden gegen Zuwanderung aufgebaut. Das entlastet den dänischen Sozialstaat im Vergleich zu Deutschland oder Österreich massiv, da ja Zuwanderer in viel höherem Ausmaß die Wohlfahrtskassen belasten als Inländer.

Fast so skurril wie jener „Club Berlakovich“ ist aber auch das, was sich in den vergangenen Wochen in Österreich abgespielt hat: Da waren binnen kurzem sowohl Geigerzähler wie auch die (keineswegs ungefährlichen) Jodtabletten ausverkauft. Das war natürlich eine Folge der Rund-um-die Uhr-Panik der Medien.

Dieser Panik sind fast nirgendwo die relativierenden Fakten gegenübergestellt worden. Dazu hätte etwa die Tatsache gehört, dass nach dem Unfall im viel näher gelegenen Tschernobyl bis heute kein einziger gesundheitlicher Schadensfall in Österreich nachweisbar ist. Obwohl damals die Aufregung ebenso groß war, obwohl damals ein Gesundheitsminister wegen angeblicher Sorglosigkeit zurücktreten musste, obwohl damals ein (mir persönlich gut bekannter) SPÖ-Spitzenpolitiker seine Wohnung zwei Jahre lang nur noch in Socken betreten hat, um nur ja keinen verstrahlten Staub hineinzutragen, und seinen Milchbedarf nur mit kanadischem Trockenmilchpulver gedeckt hat.

Man hätte auch an andere Panikfälle erinnern können, die uns wochen- oder monatelang beschäftigt hatten, die heute aber wieder völlig vergessen sind: Etwa an die Vogelgrippen-Panik mit der höchsten Alarmstufe oder an die BSE-Krise. Während dieser hat ein Jahr lang fast niemand mehr Rindfleisch gekauft; während dieser sind in Deutschland sowie Österreich Zehntausende Rinder abgeschlachtet worden. Das alles wegen des vagen Verdachts, dass in Großbritannien einige Menschen an einer von Rindern übertragenen Krankheit verstorben sind.

Ich ließe mir ja all diese Paniken, Ängste und Vorsichtsmaßnahmen einreden, wenn die gleichen Menschen mit gleicher Intensität auf das Rauchen und Autofahren verzichten und ihr Übergewicht bekämpfen würden. Immerhin sterben daran alljährlich Millionen Menschen, also mehr als in den kühnsten Greenpeace-Phantasien an Atomunfällen sterben könnten. Aber diese Gefahren sind viel zu groß, viel zu offensichtlich und viel zu wenig unheimlich, als dass wir uns vor ihnen fürchten würden, und als die quoten- und auflagengeilen Medien für die tägliche Apokalypse nutzen könnten.

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30 Mal das japanische Erdbeben drucken

Die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels haben sich zwar schon seit Tagen und Wochen abgezeichnet. Sie sind aber dennoch bedrückend. Denn sie bedeuten, auf den Punkt gebracht: Wenn all die Haftungen schlagend werden, welche die noch stabilen Länder Europas nun eingehen, wenn auch von dem nunmehr bar aufzubringenden Geld nichts zurückfließt, was viele Experten prophezeien, dann wird das Österreich und Deutschland in eine ganz schwere Wirtschaftskrise stürzen. Gegen die dann ausbrechende Krise wird sich die letzte der Jahre 2008/09 geradezu harmlos ausnehmen.

Um nur die Zahlen für Österreich zu nennen: Das Land muss nicht weniger als 17,3 Milliarden an Haftungen für den sogenannten Euro-Stabilisierungsfonds übernehmen. Dazu kommen weitere 2,2 Milliarden Euro an Bargeld. Denn offenbar halten die Finanzmärkte nicht einmal mehr die gemeinsame Haftung selbst der stärksten europäischen Länder für glaubwürdig, sie wollen statt dessen lieber zunehmend Bares sehen. Die Geldgeber wissen nämlich, auch diese „stärksten“ Europäer sind alle selbst nur im Vergleich zu den meistverschuldeten Staaten stark. Unter objektiven Gesichtspunkten müssten auch sie als schwer krank gelten.

Insgesamt geht es um einen 700-Milliarden-Euro-Fonds. Zum Vergleich der Größenordnungen: Die Folgen des japanischen Erdbebens und Tsunamis für alle Versicherungen werden derzeit auf 20 bis 25 Milliarden geschätzt. Mit anderen Worten: Europa geht Risiken für rund 30 Mega-Katastrophen ein.

Skurrilerweise hat die EU zugleich beschlossen, dass die zur Finanzierung (zumindest) des Bargelds notwendigen neuen Schulden nicht auf die Schuldenquote der einzelnen Länder angerechnet werden. Das wird die Glaubwürdigkeit der diversen europäischen Statistiken wieder einmal ungemein erhöhen – so wie das ja schon die Betrügereien Griechenlands geschafft haben. Die Märkte – das sind alle jene, die den EU-Staaten weiteres Geld borgen sollen, – werden offenbar für eine Ansammlung von Dummköpfen gehalten. Was sie aber nicht sind.

Daher werden die Österreicher, die Deutschen und alle anderen künftig für die Finanzierung ihrer Staatsdefizite deutlich höhere Zinsen zahlen müssen. Denn sie liegen ja in Sachen Schuldenmacherei nur um wenige Jahre hinter den Griechen. Die Kosten dieser höheren Zinsen kommen jedenfalls noch zu den Kosten der Haftungen und Kreditaufnahmen hinzu.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen gehen alle internationalen Analysen davon aus, dass Griechen und Iren (und in Zukunft auch die Portugiesen und Spanier) niemals die Kredite zurückzahlen werden, die sie jetzt auf Grund der Haftung der Miteuropäer jetzt wieder aufnehmen können.

In den Stunden seit dem Gipfel werden wir mit einer Flut von Propaganda eingedeckt, dass es parallel zu diesen unpopulären Haftungen und Krediten ja auch positive Beschlüsse gäbe. So drohen den Defizitsündern künftig harte Strafen. So werde die Sozial-, Wirtschafts- und Haushaltspolitik viel enger abgestimmt werden.

Beides kostet den gelernten Europäer aber nur einen Lacher. Diese politische Abstimmung ist eine fromme Absichtserklärung ohne jede Konsequenz, wenn sie nicht stattfindet. So hat der österreichische Bundeskanzler typischerweise sofort die Forderung von Angela Merkel abgelehnt, dass das Pensionsalter (die Schuldenlasten durch das Pensionssystem wachsen ja am raschesten) automatisch angehoben werden muss, oder dass zu hohe Lohnsteigerungen (die für den Standort Europa schädlich sind) verboten werden. Mit dem Njet Werner Faymanns und einiger anderer ist bereits klar bewiesen, was von diesen Absichtserklärungen zu halten ist.

Noch unglaubwürdiger sind die angekündigten Strafen für Defizitsünder. Denn so wie bisher werden die Strafen erst fällig, wenn die Minister der Mitgliedsländer zugestimmt haben. Und diese Minister haben schon in der Vergangenheit immer gegen Strafen gestimmt. Eine Schulden-Krähe kratzt bekanntlich der anderen kein Auge aus. Sonst hätten ja schon fast alle EU-Länder längst Strafen zahlen müssen und in Zukunft müssten sie erst recht alle zahlen. Sind doch die Kriterien gleich streng geblieben, aber inzwischen noch viel realitätsferner geworden: drei Prozent maximale Neuverschuldung, 60 Prozent maximale Gesamtverschuldung.

Außerdem: Wenn es einem Land finanziell schlecht geht, dann erhöht eine Geldstrafe ja nur die Finanzprobleme dieses Staates. Sie ist daher nicht wirklich sehr logisch. Vor allem aber ist es unlogisch, wenn man durch Haftungen und Kredite diesem Schuldenland Geld zuschiebt, das man ihm gleichzeitig über solche Strafen wieder abzunehmen droht. Irgendwer muss da die Menschen für sehr dumm halten. Nein, nicht irgendwer, sondern die europäischen Regierungschefs sind es, die vor uns diese Luftburg aufgebaut haben. Die sie aber als eine funktionierende europäische Architektur bezeichnen.

Wie ernst es den Schuldenländern mit dem Sparen ist, sieht man nach dem Scheitern des portugiesischen Sparpakets etwa auch ganz aktuell an Spanien: Dort haben die Mitarbeiter der Flughäfen in den vergangenen Stunden mit Streik gedroht, und prompt haben sie von der Regierung eine Garantie bekommen, dass ihre Tarifverträge nicht angetastet werden, und dass es auch keine Entlassungen gibt, selbst wenn die Flughäfen aus Geldnot verkauft werden sollten. Was die spanische Politik offenbar nicht begreift: Erstens, wer sich einmal erpressen lässt, wird noch viel öfter erpresst. Zweitens, Spanien wird natürlich nun bei einem Verkauf der Flughäfen deutlich weniger Geld bekommen. Denn jeder Käufer zieht diese teuren Garantien vom Kaufpreis ab. Das ist nur ein kleines von vielen Beispielen, dass die politische Klasse Europas noch immer nichts verstanden hat.

Hätten die Regierungschefs die angekündigten Strafen für die Defizitsünder ernst genommen, dann hätten sie diese ja auch gleich der natürlichen Strafe überlassen können. Dann ist es auch absolut unverständlich, warum die Regierungschefs solche gewaltigen Risiken eingehen, nur um die Sünderländer vor der gleichsam automatischen Strafe bewahren. Denn die Marktwirtschaft hat ja längst klare Konsequenzen entwickelt, wenn jemand seine Schulden nicht mehr bezahlen kann: nämlich Konkurs, Ausgleich, Umschuldung.

Das sind gewiss auch für deren Gläubiger unangenehme  Konsequenzen. Sie sind aber tausend Mal klüger und besser als der nun in Europa angesagte Schrecken ohne Ende, der noch viel mehr Opfer fordern wird als eine solche Umschuldung.

Was würde denn bei einer so gefürchteten Umschuldung, einem „Haircut“ eines Landes nun wirklich passieren? Dem Euro würde trotz aller Schreckensmeldungen nichts passieren; das Land müsste sich mit den Gläubigern an einen Tisch setzen und einen genauen Plan einer Umschuldung aushandeln, der meist in Fristerstreckungen und einem teilweisen Forderungsverzicht besteht; das wiederum würde etliche Banken und Fonds in den Gläubigerländern treffen – aber die haben in den letzten Jahren ohnedies schon durch hohe Zinsen viel von dem verborgten Geld zurückbekommen; außerdem wäre selbst eine eventuelle neue Bankenhilfe weit billiger als der 700-Milliarden-Fonds; die Regierungen der Schuldnerländer bekämen eine sehr gute Argumentationsbasis gegenüber den Gewerkschaften, und könnten all die angeblich wohlerworbenen Rechte und Privilegien in Frage stellen, die unsere Zukunft bedrohen.

Das wichtigste an einem solchen Staatsbankrott (oder mehreren) wäre die Vorwirkung auf andere Staaten. Denn dann müssten alle sofort viel sparsamer agieren. Dann würde sich jeder Gläubiger seine Kreditnehmer viel genauer anschauen. Dann müssten Banken auch Kredite an Staaten als Risikopapiere behandeln und zum Unterschied von heute so wie jeden anderen Kredit mit Eigenkapital unterlegen. Dann würden auch die Menschen spüren, dass die Lage weiterhin, trotz Zwischenkonjunktur, eine ernste ist.

Aber die europäischen Regierungschefs haben diesen konsequenten Weg vermieden. Sie gleichen einem an Lungenkrebs Erkrankten, der weiter raucht – oder an die Heilung durch eine Diät glaubt, aber auf die (vielleicht) lebensrettende Operation oder Chemotherapie verzichtet. Sie sind damit kurzfristig Unangenehmem ausgewichen, haben aber langfristig ein umso größeres Risiko eingegangen.

Freilich: Noch ist der Beschluss der Regierungschefs rechtlich nicht Realität. Vorher muss es noch eine – scheinbar kleine – Änderung der EU-Verträge geben. Denn bisher ist ja ein Bailout, also die Übernahme der Schulden eines anderen EU-Landes, europarechtlich verboten. Das dürfte auch der deutsche Bundesgerichtshof in Karlsruhe vermutlich bald der Berliner Regierung klarmachen.

Diese Vertragsänderung muss daher noch durch die Parlamente. Sie braucht etwa in Österreich sogar eine Zweidrittelmehrheit. Daher darf man gespannt sein, ob diese Änderung in allen EU-Ländern wirklich zustandekommt. Welche Oppositionspartei wird in Österreich die Hand zum 30fachen Erdbeben reichen? Am ehesten stehen die Grünen im Verdachtsverhältnis. Aber auch sie werden sich die Zustimmung teuer abkaufen lassen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Ich mach mir so Sorgen um die SPD drucken

Hat man im deutschen Fernsehen nach den dramatischen Landtagswahlen nur die TV-Auftritte der SPD-Spitzen verfolgt, hätte man den Eindruck haben können, dass die traditionsreichen Sozialdemokraten zwei riesige Wahlerfolge feiern konnten. Bei Betrachtung der nackten Zahlen jedoch zeigt sich genau das Gegenteil. In Baden-Württemberg wurden sie von den Grünen auf Platz 3 verdrängt und müssen sich künftig mit der Rolle des Juniorpartners begnügen.

In Rheinland-Pfalz sackte die Partei von einer absoluten Mehrheit um 10 Prozent auf 35,7 herunter und muss sich nun von den Grünen sozusagen in letzter Minute retten lassen, die rein rechnerisch sehr wohl auch mit der CDU koalieren könnten. Da ist jetzt schon absehbar, dass die Grünen ihr Fell so teuer wie möglich verkaufen werden. Was dies für ein bereits mit 30 Milliarden Euro schwerst verschuldetes Bundesland bedeutet, konnte man am Beispiel der rot-grünen Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen studieren, wo kürzlich das oberste Gericht im Lande den Haushalt für verfassungswidrig erklärt hatte.

Man muss schon ins Jahr 1959 zurückgehen, um in diesem Bundesland ein noch schlechteres Wahlergebnis der SPD zu finden. Das Plus für die CDU von 2,4 Prozent hat den Abstand zur SPD von rund 13 auf 0,5 Prozent reduziert.

Wohl hat die CDU im Nachbarland Baden-Württemberg gleichfalls einen herben Verlust von 5 Prozent zu verkraften. Doch im Unterschied zu den 10 Minuspunkten von SPD-Beck erscheint dies nur noch halb so schlimm. Allerdings liegt hier die SPD nicht 0,5 Prozent hinter der CDU, sondern 16 Prozent. Selbst die triumphierenden Grünen trennen noch 15 Prozent von der stärksten Landtagsfraktion, der Union.

Da entblödet sich Nils Schmid nicht, mit strahlender Siegespose seinen Fans zuzujubeln: "Wir haben es geschafft". Und das, obwohl ihm gerade bescheinigt wurde, dass er seiner SPD das schlechteste Wahlergebnis eingebrockt hat, seit Baden-Württemberg besteht.

Sicher, der Verlust eines Ministerpräsidenten – noch dazu im Stammland der Union und nach 58 Jahren – ist für die CDU schmerzlich und überdeckt alles andere. Aber dies wurde von den Betroffenen wenigstens ohne Wenn und Aber vor laufender Kamera eingeräumt. Im Gegensatz zur SPD, die laut im Wald pfeift, als sei sie der große Gewinner des Wahlsonntags.

Ein schwer angeschlagener Ministerpräsident, der nicht mehr allein regieren kann und ein peinliches Minus von 10 Prozent verantworten muss, eine ehemalige Volkspartei, die vor Freude ausser Rand und Band gerät, wenn sie ihr bislang schlechtestes Ergebnis verkündet bekommt, eine SPD, die sich gerade im Osten hinter der Linken mit Platz 3 abfinden muss und nun auch im Westen von den Grünen überrundet wird, eine solche Partei könnte einem leid tun. Aber nicht, weil sie immer mehr ins Tief rutscht, sondern weil sie jeden Bezug zur Realität verloren hat.

Damit soll keineswegs das schlechte Abschneiden des bürgerlichen Lagers kleingeredet werden. Dieses bedarf wohl einer eingehenderen Analyse. Aber ist eine seriöse Analyse in einer Partei überhaupt möglich, die ihre ruinösen Niederlagen als grandiose Erfolge wahrnimmt? Was sich schon seit längerem abzeichnet: Im ehemaligen Ostteil Deutschlands macht die Linkspartei den Platz für die SPD immer enger. Im ehemaligen Westteil werden die Grünen zu einer immer ernsteren Gefahr. Am Ende könnte sich die SPD zwischen diesen Alternativen plötzlich als entbehrlich herausstellen. Das wäre dann folgerichtig ihr größter Jubeltag! Ich mach mir so Sorgen um die SPD.

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Angela - Home alone drucken

Wie kann die deutsche Regierung nach diesem vernichtenden Ergebnis bei zwei Landtags- und etlichen Kommunalwahlen noch weiterarbeiten? Wenn CDU/CSU und FDP trotz heftigen Gegenwinds das noch wollen, wird es sicher nicht helfen, die Schuld auf die regionalen Häuptlinge zu schieben oder gar sich zu freuen, dass „nur“ die Grünen“ – diese jedoch erdrutschartig –, nicht jedoch die SPD gewonnen haben. Das wird wohl nur dann gehen, wenn man sowohl bei der CDU wie bei der FPD plötzlich wieder klar erkennen kann, wofür diese Parteien stehen. Ja, dass sie überhaupt noch für etwas stehen. Dass die Regierung an der Spitze des größten europäischen Landes doch noch Führungskraft hat.

Und das hat die Regierung Angela Merkels bisher in keiner Weise geschafft. Gewiss können Deutschlands Schwarze und Gelbe klagen, dass binnen wenigen Wochen zwei GAUs passiert sind, die nicht wirklich beeinflussbar waren. Weder der japanische Atomunfall noch die (wenn auch unter kräftiger Mitwirkung linker Uni-Netzwerke erfolgte) Demontage des Ministers Guttenberg waren von den Parteiführungen ausgelöst worden. Aber schlecht reagiert haben sie in jedem Fall. Das trifft auch auf die Migrations-, Finanz- und Nahostkrise zu.

Merkel und ihr Partner Westerwelle erwecken in keinem Deutschen mehr den Eindruck, klar für einen Kurs zu stehen. Sie strahlen Unsicherheit aus, man merkt bei jeder Maßnahme, dass sie nur auf die Umfragen schielen und nicht von irgendwelchen klaren liberal oder konservativ geprägten Überzeugungen ausgehen. Das kann man Thema für Thema durchdeklinieren.

  1. Atomunfall: Die Regierung ließ sich von der Panikwelle mitreißen und signalisierte mit ihrem über Nacht verhängten Moratorium eigenhändig einer durch die Medien ohnedies schwer verunsicherten Bevölkerung, dass CDU und FDP mit ihrem vor wenigen Monaten erneuertem Bekenntnis zur Atomkraft einen Fehler begangen hätten. Sie gewannen dadurch jedoch keinen der Verängstigten zurück – dies umso weniger, als der FDP-Wirtschaftsminister in einer die letzte Glaubwürdigkeit zertrümmernden Rede das Moratorium als bloße Wahlkampftaktik geoutet hat. Was ohnedies die meisten vermutet hatten. Gleichzeitig hat die Regierung dem weniger verängstigten Teil Deutschlands aber auch keine Antwort gegeben, wie das Land seine Energiezukunft lösen wird, ohne den Standort zusätzlich massiv zu belasten. Denn acht Atomkraftwerke zusperren und dafür halt jede Menge französischen Atomstroms importieren, ist noch keine wirklich überzeugende Ansage.
  2. Guttenberg-Rücktritt: Das Video, das Merkels triumphierendes Lächeln zeigt, als sie auf ihrem Handy die Nachricht vom Rücktritt des plagiierenden, aber ungemein beliebten CSU-Ministers erhielt, war für viele schockierend. Hatte sie doch stets ihre Loyalität zu Guttenberg beschworen.
  3. Libyen-Krise: Es haben zwar viele verstanden, dass die Regierung keine deutschen Flugzeuge nach Libyen entsendet, aber dass sich die deutsche Diplomatie im Sicherheitsrat den Russen und Chinesen statt den Franzosen, Briten und Amerikanern anschloss, ließ in vielen Deutschen die Frage hochkommen: Wozu eine rechte Regierung wählen, wenn sie dann ohnedies eine linke, neutralistische Politik verfolgt?
  4. Noch viel vernichtender war der EU-Gipfel unmittelbar vor den deutschen Landtagswahlen. Merkel ist – wie zu erwarten war – mit dem groß angekündigten Versuch gescheitert, den schuldenlustigen Südeuropäern ein wirksames Korsett anzulegen. Sie hat aber dennoch zugestimmt, dass Deutschland mit der größten zusätzlichen Schuldenlast beschwert wird, die je eine Regierung zu verantworten hatte. Alle Deutschen, die nur einigermaßen Verständnis von finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenhängen haben, konnten und können darüber nur entsetzt sein. Der Eindruck ist umso verheerender, als vom EU-Gipfel knapp vor der Wahl doch noch ein „Erfolg“ Merkels gemeldet worden war: Deutschland muss seine Zahlungen in den europäischen „Stabilisierungs“-Fonds nicht zur Gänze im Wahljahr für den nächsten Bundestag, sondern kann sie auf Raten zahlen. Sodass sich schnell noch vor der Wahl eine Steuersenkung ausgeht. Mit anderen Worten: Merkel hat dort nicht für die Interessen Deutschlands, sondern in erkennbarer Weise für jene ihrer Parteitaktik gekämpft.
  5. Und auch beim letzten Punkt, weshalb Menschen normalerweise eher eine Partei rechts der Mitte als eine linke wählen, haben CDU und FDP versagt (lediglich die CSU hat die Hand noch ein wenig am Puls der Wähler): Nämlich bei der wachsenden Sorge vor Überfremdung und einer rapide zunehmenden islamischen Bevölkerung. Merkel hat die kluge und seriöse, aber auch schmerzhaft ehrliche Analyse des SPD-Dissidenten Thilo Sarrazin scharf verurteilt (ohne sie gelesen zu haben). Der CDU-Bundespräsident hat den Islam als Teil Deutschlands bezeichnet. Und die FDP-Justizministerin versucht in diesen Fragen überhaupt die SPD links zu überholen.

In allen fünf Punkten bleibt die Antwort offen: Warum soll man dann noch eine dieser beiden Parteien wählen? Da man keine Antwort mehr auf diese Fragen bekommt, geht man lieber gleich zu den Grünen, die wenigstens den Eindruck vermitteln, Überzeugungen zu haben. Was umso alternativloser war, da es zum Unterschied von anderen Ländern rechts von den deutschen Regierungsparteien keine brauchbaren Alternativen gibt.

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Die Geheimwissenschaftler drucken

In Diktaturen gibt es eine Geheimpolizei, in Österreich Geheimwissenschaftler. Deren bekanntester Vertreter ist das „Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens“. Dieses „bifie“ ist nicht nur vom Namen her ein Monster.

Es macht an unseren Schulen alle möglichen Studien und Untersuchungen – veröffentlicht diese aber nur selektiv und manipulativ. Es verweigert auch anderen Wissenschaftlern die Herausgabe von Daten – obwohl das ein eherner Grundsatz jeder seriösen Wissenschaft ist: Daten und Studien müssen in jeder Hinsicht nachprüfbar sein, so wie es etwa auch bei dubiosen Wahlausgängen eine Nachzählung der Stimmzettel gibt. Nicht so bei diesem bifie.

Und im Unterrichtsministerium bekennt man sich – wenn auch in privaten Gesprächen – ganz offen dazu: „Wir zahlen dafür, also bestimmen wir, was von den Ergebnissen veröffentlicht wird.“ Dass natürlich nicht das Unterrichtsministerium, sondern der Steuerzahler zahlt, wird dabei in zynischer Art unter den Teppich gekehrt.

Dabei geht es keineswegs nur um die Pisa-Studie (deren Ergebnisse ja nicht zuletzt wegen des Boykotts vieler Schüler und Lehrer nur sehr begrenzte Glaubwürdigkeit haben); aber auch da ist es ein wirklich absurder Skandal, wenn man viele Daten über Österreich nur auf dem Umweg über ausländische Computer erfährt.

Es geht aber beispielsweise auch um jene Studien, bei denen in Schulklassen die Qualität des Mathematik-Unterrichts gemessen wird. Aus diesem Schulklassen-Vergleich hat ja kürzlich das Tagebuch eine mehr als aufschlussreiche Graphik veröffentlicht. Diese besteht aus Daten, die eine Schule zur Bewertung des bei ihr durchgeführten Testes bekommen hat. Dabei wurden auch die durchschnittlichen Ergebnisse von Klassen aus anderen Schultypen gezeigt. Diese Ergebnisse machen katastrophal schlechte Ergebnisse der diversen Formen der Gesamtschule offenbar. Diese schneiden sogar schlechter ab als der zweite Klassenzug von Hauptschulen. Offensichtlich aus diesem Grund wurde nach einigen Tagen der elektronische Zugang zur Graphik gesperrt. Diese aber war zum Pech des bifie von einem Lehrer schon herunterkopiert.

Bei der Veröffentlichung haben wir aus nachvollziehbaren Gründen die Ergebnisse der getesteten Klasse aus der Graphik herausgenommen: Denn sonst könnte die Schule identifiziert und der Lehrer bestraft werden, weil er diese aufschlussreichen Daten weitergegeben hat.

Was aber macht das bifie, als es von Lesern wegen der Graphik angeschrieben worden ist? Es schreibt frech von einer „Hetze“ durch mich, die „skandalös“ sei und behauptet einfach: „Die Graphik ist falsch“.

Da gibt es doch einen einfachen Weg, liebes bifie: Veröffentlicht doch einfach die Eurer Meinung nach richtige Graphik. Was ja eben auch seit langem viele unabhängige Wissenschaftler zu allen bifie-Daten verlangen. Überdies zeigt mich doch beim Staatsanwalt wegen „Hetze“ an. Dann müsst ihr samt eurer wackeren Manipulationsauftrag-Geberin aus dem Unterrichtsministerium halt in einem Prozess unter Wahrheitspflicht als Zeugen aussagen . . .

Aber beendet endlich Eure an Metternich gemahnende Geheimtuerei. Inzwischen ist nämlich in Österreich die Demokratie ausgebrochen. Auch wenn das Claudia Schmied und das bifie noch nicht ganz mitgekriegt haben.

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Das Ende der Anmaßung drucken

Sollten Österreichs Regierung wie Medien doch lernfähig sein, dann könnten sie in diesen Tagen viel lernen: zum Beispiel, was sie von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich zu halten haben. Nämlich sehr wenig.

Diese Glaubensgemeinschaft hat sich bis zuletzt immer gebrüstet, 500.000 Menschen zu vertreten. Nun aber ist sie von der Regierung lobenswerter dazu gezwungen worden, dass sich jedes Mitglied dieser IGGiÖ registrieren lassen muss. Und siehe da, plötzlich sind es nur noch 100.000 – und das nur mit viel Mühe und Druck. Das reduziert die Glaubwürdigkeit dieser IGGiÖ, der insbesondere Rot und Grün, aber auch der schwarze Andreas Khol immer zu Füßen gelegen sind, auf genau ein Fünftel.

Was Kritiker immer gesagt haben, ist nun Schwarz auf Weiß bestätigt: Der Islam zerfällt in viele Glaubensrichtungen, die miteinander überhaupt nichts zu tun haben wollen. Alewiten, Schiiten, Sunniten oder Wahabbiten sind voneinander mindestens so weit entfernt wie Katholiken, Zeugen Jehovas, Russisch-Orthodoxe oder Anglikaner. Eine Republik, die alle Gruppen, die irgendwie den Namen Mohammed kennen, immer in dieselbe Schublade gesteckt hat, hat damit die Gewissensfreiheit der Betroffenen vergewaltigt. Und sie hat damit lange eine problematische Organisation mit nachweislichen Beziehungen zu Moslembrüdern und Hamas unnötig aufgewertet.

Daher wird die Zahl von 500.000 in Österreich lebenden Moslems schon stimmen. Auch wenn es 1964 nur rund 8000 gewesen sind. Diese 500.000 zerfallen aber eben in total unterschiedliche Schichten, die man auch im eigenen Interesse unterschiedlich behandeln sollte. Denn nur so besteht die Chance, die erfreulich weltoffenen und integrationswilligen Moslems von den dumpfen, im Mittelalter steckengebliebenen und damit gewaltanfälligen Scharfmachern zu separieren.

Mehr als seltsam ist, dass in der IGGiÖ auch von diesen 100.000 nur ein Bruchteil wahlberechtigt ist, nämlich nur jene, die mindestens 40 Euro Kultusumlage bezahlt haben. Das ist etwas ganz anderes als die Beitragspflicht anderer Glaubensgemeinschaften. Wenn etwa ein Katholik seinen Beitrag nicht bezahlt, kann er zwar von staatlichen Gerichten dazu gezwungen werden. Er behält aber alle Rechte etwa auch auf die Wahl eines Pfarrgemeinderates.

Freilich können manche dem Beispiel der islamischen Glaubensgemeinschaft auch etwas Interessantes abgewinnen. Nämlich jene, die sich nach dem das Zensuswahlrecht der Monarchie zurücksehnt: Damals durfte auch nur wählen, wer Steuern bezahlt. Manche Österreicher sind inzwischen überzeugt, dass dieser Verschwendungsstaat nur noch dann gerettet werden kann, wenn man wieder zu einem solchen System zurückkehrt, wo nur der anschaffen kann, wer auch für die Staatsausgaben zahlt.

Diese Umlagen-Pflicht hat natürlich noch eine merkwürdige Konsequenz: Sie führt mit Sicherheit dazu, dass in der IGGiÖ auch künftig fast nur Männer wahlberechtigt sein werden. Auch wenn die Glaubensgemeinschaft bisher wohlweislich keine Aufstellung der Wahlberechtigten nach Geschlechtern veröffentlicht hat.

 

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Wie man einen Krieg unnötig verlängert drucken

Die Kluft zwischen Gut gemeint und Gut geglückt ist wohl nirgends so groß wie bei Menschen- und Völkerrecht. Gerade dort glauben jedoch viele Gutmenschen, gut und richtig zu handeln. Sie ignorieren aber, dass sie allzu oft genau das Gegenteil erreichen. Die Causa Libyen bietet jedoch neue Beweise für diese ernüchternde Dialektik der Weltgeschichte.

Denn es ist gerade eine der gut gemeinten Regelungen dieses Völkerrechts, die es erschwert, dass Muamar Gaddafi freiwillig abtritt und seinem Land ein weiteres Blutvergießen erspart. Die vor einigen Jahren von Juristen, Diplomaten und Politikern als Menschheitsfortschritt gefeierte Einrichtung des Internationalen Strafgerichtshofs lässt Gaddafi nur noch eine einzige Alternative: Entweder zu siegen oder bis zum letzten zu kämpfen.

Die einst übliche dritte Möglichkeit gibt es für ihn nicht mehr – sich so wie frühere Diktatoren entmachtet, aber unbehelligt in eine gemütlich-diskrete Villa an der Riviera zurückzuziehen. Gäbe es noch diesen Ausweg, dann hätte ihn Gaddafi wohl schon gesucht. Weil es diesen Ausweg nicht mehr gibt, müssen nun noch viel mehr Menschen sterben.

Absurderweise wird aber nun offenbar hinter den Kulissen sehr wohl über eine Garantie für Gaddafi verhandelt, nicht vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt zu werden. Offenbar beginnt die Staatenwelt langsam zu erkennen, was sie da unter den Einflüsterungen wichtigmacherischer Völker- und Menschenrechtler angerichtet hat.

Der nunmehr versuchte Rückzieher im Fall Gaddafi wird natürlich anderswo genau beobachtet. Sollte er wirklich realisiert werden, werden viele Serben (und auch Kroaten) zu Recht sagen: da misst die Welt in provozierender Weise mit zweierlei Maß, sind doch viele Akteure der Balkankriege von diesem Gerichtshof verurteilt worden. Und Belgrad wird sogar bis heute die Annäherung an die EU verwehrt, weil der Srebrenica-General Mladic noch immer flüchtig ist.

Eine nüchterne Analyse müsste längst offen zugeben: Die Drohung durch diesen Strafgerichtshof wird nur dazu führen, dass in Zukunft viele Konflikte noch länger dauern und blutiger sein werden. Denn die Diktatoren und Kriegsherren haben ja nichts mehr zu gewinnen, wenn sie nicht bis zur letzten Patrone kämpfen (lassen).

Noch eine zweite Säule der Völkerrechtsordnung nach dem Weltkrieg erweist sich im Libyen-Konflikt – wieder einmal – als problematisch: Das ist der UNO-Sicherheitsrat. Er kann seit 1945 als einzige Institution der Welt Kriegshandlungen (die über Selbstverteidigung hinausgehen) rechtlich legitimieren. Solange im Sicherheitsrat aber Unrechts-Regierungen wie vor allem China ein Vetorecht haben und solange auch Russland rein machtpolitisch und nicht menschenrechtlich denkt, können beim Sicherheitsrat nur ganz faule Kompromisse herauskommen.

Das spüren zumindest jene Staaten als lähmend, die sich an Sicherheitsrats-Beschlüsse zu halten versuchen, wie es die derzeitige Anti-Gaddafi-Koalition offensichtlich tut. Diese Koalition kann gleichsam nur mit einer auf den Rücken gebundenen Hand agieren. Es kann ja zum Beispiel gar kein Zweifel bestehen, dass eine gezielte Tötung Gaddafis viele andere Menschenleben retten würde. Aber die ist eben durch den Sicherheitsrat nicht erlaubt worden, sonst hätten Moskau und Peking nicht zugestimmt.

Irgendwie heißt der Auftrag des Sicherheitsrats ja auch: Keine der beiden Kriegsparteien darf unterliegen. Was das perfekte Rezept für einen unendlich langen und blutigen Krieg ist.

PS: Noch einmal sei es gesagt: Diese Kritik ändert nichts daran, dass die westliche Einmischung in Libyen, dass die klare Parteinahme für die Opposition sehr kurzsichtig gewesen ist. Aber seit man schon eingegriffen hat, ist es besonders blöd, wenn dann nur mit halben Mitteln um halbe und unklare Ziele gekämpft wird.

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Die Täter sind bekannt - und auch noch stolz auf ihre Tat drucken

Sie haben zwar wohlweislich bis nach Mitternacht gewartet, bis sie den blamablen Beschluss veröffentlicht haben. Aber dennoch werden die Beschlüsse dieses EU-Gipfels nicht untergehen. Man sollte man sich die Namen der Täter gut merken. Denn es kommt nach diesen Beschlüssen mit absoluter Sicherheit der Tag, an dem ganz Europa im Schuldenstrudel ertrinken wird.

Man weiß nur das Datum noch nicht genau. Und man weiß nicht, ob an dem Tag, da ganz Europa zahlungsunfähig geworden sein wird, einfach wieder ein – diesmal freilich völlig ungedeckter – Papier-Schilling gedruckt wird; oder ob Anleihen und andere Schuldscheine halt für wertlos erklärt werden; und in welchem Ausmaß das Ganze von massenweisem Vermögens- und Arbeitsplatzverlust begleitet sein wird. Wodurch in aller Regel auch Demonstrationen, Unruhen und manchmal auch Kriege ausgelöst werden.

Die nächtens verkündeten EU-Beschlüsse heißen: 17 Euroländer stellen 700 Milliarden zur Verfügung, um Griechen, Iren, (höchstwahrscheinlich) Portugiesen und wohl noch ein paar andere Schuldenländer ein paar Monate vor dem Konkurs zu retten. Davon müssen – erstmals! – sogar 80 Milliarden in bar fließen. Der Rest sind „nur“ Garantien, von denen man so tut, als müsste man sie nicht ernst nehmen. Mit anderen Worten: Im Glauben, die Passagiere eines sinkenden Bootes dadurch zu retten, steigen Österreich, Deutsche und andere auch noch in das gleiche Boot.

Dabei sind sie ja selbst alles andere als sicher unterwegs. Sie haben sich die jüngste Konjunkturkrise viel Geld kosten lassen. Sie verletzen hinten und vorne alle selbst definierten Stabilitätsziele. Und sie haben alle paar Wochen neue – angeblich völlig unabdingbare – Gründe, um noch mehr Geld auszugeben.

Da lassen sie sich vom Boulevard in eine lachhafte Atompanik hineintreiben (die Fellner-Zeitung titelte jetzt sogar schon „Atomwolke über Österreich“), von der vor allem Windmühlbauer profitieren. Das wird etwa die deutschen Steuerzahler weitere Milliarden kosten, sollten wirklich acht Atomkraftwerke endgültig vom Netz genommen werden.

Wenige Tage später wird ein Krieg gegen Libyen begonnen, der Europa wirtschaftlich viel kostet, und die unmittelbar kriegführenden Länder noch viel mehr. Der Krieg wird begonnen, obwohl es kein klares Kriegsziel gibt, obwohl die libyschen Aufständischen (denen man helfen will) ein völlig chaotisches Häuflein sind, das offenbar nur mit Gewehren in die Luft ballern und „Allah akbar“ rufen kann. Diese Aufständischen stellen aber ganz offensichtlich keinerlei militärische Bedrohung für Muamar Gaddafi dar. Aber die naiven Europäer glauben, dass mit diesem Haufen in Libyen Rechtsstaat und Demokratie ausbrechen werden. Und bei uns wahrscheinlich Freibier für alle . . .

Der Name, den sich die Österreicher jedenfalls gut merken sollten, heißt natürlich Werner Faymann. Er trägt in österreichischer Perspektive die Hauptverantwortung für diese absurden Beschlüsse, auch wenn die seit vielen Monaten ohne geistige Führung dahintorkelnde ÖVP nicht aus der Mitschuld entlassen werden kann.

Faymann hat nicht einmal versucht, sich auch nur eine Sekunde dem Wahnsinn entgegenzustellen. Statt dessen hat er in den letzten Tagen wie ein Sancho Pansa zum Kampf gegen Atomkraftwerke gerufen. Ja, Faymann hat sich sogar gegen den verzweifelten Versuch Angela Merkels quergelegt, den Europäern zwingende Disziplin bei Lohn- und anderen teuren Forderungen aufzuerlegen. Das wäre aber die letzte Chance gewesen, den geschlossenen Gang des Kontinents zum Konkursrichter noch abzuwenden.

Faymann hat in einer einzigen Nacht - ähnlich wie an dem unrühmlichen 24. September 2008 - mehr als zwei Milliarden Bares beim Fenster hinausgeworfen. Von den noch viel größeren Haftungen gar nicht zu reden. Aber Faymann redet vom Atom.

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SN-Kontroverse: ÖVP und Sauberkeit drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat die ÖVP ein Problem mit der Sauberkeit?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schwarz-blaue Schmuddelkinder

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Korruptionsaffäre Ernst Strasser ist nur der vorläufige und jüngste Höhepunkt einer langen Reihe von Skandalen, die seit der Wende in Österreich gang und gäbe sind. Damals, als der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und nunmehrige Atomlobbyist mit Abgeordnetenmandat das schwarz-blaue Regierungsexperiment ins Leben rief, begann sich im öffentlichen Leben der Alpenrepublik Elitekorruption in großem Stil zu etablieren. Moralische und ethische Standards wurden über Bord geworfen.

Es zählte nur der schöne Schein. Ungeniert wurde unter dem Motto „Mehr privat, weniger Staat" in die öffentlichen Kassen gegriffen und der Staat zum Selbstbedienungsladen. Enrichez vouz! ist das Motto der dubiosen Ära Schüssel-Grasser-Haider.

Die Liste der Skandale ist lang: Homepage-Affäre, Skandal um den Verkauf der Bundeswohnungen, Eurofighter, Hypo-Alpe-Adria, Immofinanz und Meinl European Land, Steuerhinterziehung und Amtsmissbrauch sind nur ein paar Stichworte für das propagierte „neu regieren" unter Schwarz-Blau.

An diesem Erbe trägt die derzeitige Führung der Volkspartei schwer, wie sich an der blöd gelaufenen Krisenkommunikation im Fall des Ernst Strasser zeigt. Anfänglich wurde gemauert, dann der Korruptionsskandal zu einem „Zickenkrieg" zwischen Strasser und Othmar Karas verharmlost.

Gehandelt und den Rücktritt des EU-Parlamentariers verlangt hat Parteiobmann Josef Pröll erst, als auf YouTube die Videos den Ex-Innminister zeigten, wie er zur Bestechung einlud. Wobei sich der Parteichef die Frage gefallen lassen muss, warum er trotz Warnungen Strasser zum Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl gemacht und ihn als Delegationsleiter durchgedrückt hat. Es ist klar, dass die Volkspartei ein spezielles Sauberkeitsproblem mit schwarz-blauen Schmuddelkindern hat.


Unsauber, unsauberer, ÖVP, SPÖ

Andreas Unterberger

Das Verhalten Ernst Strassers ist übel und widerlich. Und die ÖVP-Spitze hat bewusst weggeschaut. Es ist gut, wenn es bald auch vom Strafrichter geprüft wird. Freilich hat noch niemand die Grenze zum Lobbyismus anderer Abgeordneter definiert.

Ist es moralisch besser, wenn andere gegen Geld die Interessen von Gewerkschaft, Raiffeisen, AUA, Arbeiter- oder Wirtschaftskammer in der Gesetzgebung durchdrücken? Das hat sich etwa in dem Betrug niedergeschlagen, dass vom Beitrag der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung heimlich ein fettes Stück zugunsten der Arbeiterkämmerer abgezweigt wird, ohne dass es auf der Gehaltsabrechnung steht.

Die Causa Grasser schaut anders aus: Nichts von dem, was derzeit bekannt ist, kann zu einer Verurteilung führen. Was man Grasser gut belegt vorwerfen kann, ist eine katastrophale Auswahl seiner (blauen) Freunde. Das aber beweist vorerst nur Dummheit und Menschen-Unkenntnis, nicht aber Unsauberkeit der ÖVP - der Grasser übrigens nie angehört hat. Wer nun nach einem „speziellen Problem" mit Sauberkeit fragt, der muss die SPÖ an die Spitze setzen. Keine andere Partei hat so viele verurteilte Regierungsmitglieder gestellt.

Die SPÖ hält eine Claudia Schmied, gegen die Vorerhebungen wegen des Milliardendebakels der Kommunalkredit laufen. Die SPÖ ist für den mutmaßlichen Amtsmissbrauch des Ministers Darabos verantwortlich, der Offiziere feuert, nur weil sie sich für die Verfassung (und die bisherige Meinung des Ministers) einsetzen. Die SPÖ ist für die seit Regierungseintritt Faymanns steil ansteigenden Summen hauptverantwortlich, mit denen die Boulevardzeitungen zu einer SPÖ-freundlichen Berichterstattung bewogen werden.

Wofür sich in jedem anderen EU-Land die Justiz interessieren würde. Das alles ist viel mehr als nur ein „spezielles Problem".

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Vorsicht Europa! - Rette sich wer kann drucken

Das ist ein mehr als ironischer Kommentar der Weltgeschichte zum EU-Gipfel. Während die europäischen Regierungschefs mit einem Federstrich eine weitere schwere Verschuldung Europas in Rekorddimensionen beschließen, tritt in Portugal die Regierung zurück. Denn sie hat im Parlament keine Mehrheit für das vorgeschlagene – und in Wahrheit noch immer unzureichende – Sparpaket gefunden. Was mit Sicherheit heißt: In Kürze wird sich auch Portugal unter den von den anderen Europäern aufgespannten Rettungsschirm flüchten.

Damit findet eine weitere unheilvolle Fortsetzung des im vergangenen Jahr eingeschlagenen unheilvollen Weges statt: Die – relativ – sparsamen Völker Europas müssen für die üppige Ausgabenfreudigkeit ihrer schuldenlüsternen Unions-Genossen an den Ufern des Mittelmeers und Atlantik so heftig und so lange blechen, bis auch sie konkursreif sind.

Man kann natürlich sagen: Aus dem Fehler der Milliardenhilfen für Griechen und Iren folgen zwangsläufig die Hilfen für die Portugiesen, und wohl bald auch der Spanier und möglicherweise auch der Italiener (deren Kreditwürdigkeit mit Sicherheit dann kollabieren wird, wenn die Linke den Sturz von Silvio Berlusconi geschafft hat).

Nur: Niemand kann erklären, worin der Zwang wirklich besteht. Wir hören nur ständig unrichtige Pseudo-Argumente.

Einmal heißt es: Würden die Schulden-Länder nicht „gerettet“, dann würde das dem Euro schaden. Ein reiner Schwachsinn. Denn das Schlimmste, was dem Euro passieren könnte, wäre ein Sinken seines Kurses gegenüber dem Dollar. Worüber sich Europas Exporteure aber nur freuen könnten. Dann wieder wird irgendwelchen düsteren Spekulanten die Schuld gegeben, deretwegen sich die Regierungen leider, leider so schwer verschulden müssen. Auch das ist absoluter Unsinn. Die Schulden sind wegen der hemmungslosen Ausgabenlust der Politik vor und erst recht in der Krise entstanden, weil sich kein Politiker traut, mit den Menschen Klartext zu reden. Das Geld, das weltweit den Banken geborgt worden ist (was ja auch recht fragwürdig war), ist hingegen großteils schon wieder zurückgeflossen. Lediglich staatsnahe Banken sind längerfristig ein Problem: in Deutschland die Landesbanken, in Österreich die Hypo Alpen-Adria oder die Kommunalkredit (mit den prominenten Hauptdarstellern Jörg Haider und Claudia Schmied).

Dann wieder heißt es: Ohne eine solche „Rettung“ der Big-Spender-Nationen wären die Banken in anderen Ländern gefährdet. Jedoch: Durch diese „Rettung“ werden die Banken geradezu verleitet, auch weiterhin schlechten Schuldnern Kredite zu geben. Damit wird eines der wichtigsten Grundprinzipien einer Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt, nämlich: Jeder muss seine eigenen Risiken tragen. Und für normale Spareinlagen haftet sowieso jeder Staat, wenn Banken wirklich kollabieren sollten.

Von den verlogenen moralistischen Argumenten, man müsse doch in einem gemeinsamen Europa solidarisch sein, wollen wir gar nicht reden. Denn die Schuldner-Staaten wurden nicht schuldlos wie Japan von einem Erdbeben und einem Tsunami heimgesucht (das jede Solidarität verdienen würde), sondern sie haben wie Raimunds Verschwender jahre-, jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt. Den Portugiesen sind die von der eigenen Regierung vorgeschlagenen Sparmaßnahmen zu tiefgreifend – und zwangsläufig müssen Österreicher und andere Europäer tief in die eigeneTasche greifen.  

Um nur eine anschauliche Zahl zu nennen: In Irland sind die Gehälter in den letzten zehn Jahren um 110 Prozent gestiegen, in Österreich im gleichen Zeitraum nur um 30 Prozent. Die irischen Arbeitnehmer beziehen heute noch im wesentlichen ihre Gehälter weiter – und die österreichischen haften mit gewaltigen Summen dafür.

Was aber tut der österreichische Bundeskanzler an diesem Tag? Er reist vorzeitig vor dem EU-Gipfel zum EU-Kommissionspräsident und macht Druck, dass – die europäischen Staaten auf die Kernkraft verzichten. Was sie niemals tun werden, sind doch die größten Staaten Europas zu 23 bis 70 Prozent von der Atomenergie abhängig. Wovon sie sich weder von einem Faymann noch von manipulativen Greenpeace-Hetzfilmen im ORF abhalten lassen.

Wen wundert es da eigentlich, dass Europa immer unpopulärer wird, dass quer durch den Kontinent eine Welle der Demokratiemüdigkeit rast, und dass die Menschen ihr Geld lieber heute als morgen in Gold und Eigentumswohnungen verwandeln? Es rettet sich halt jeder wie er kann.

 

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Der Anti-Lügen-Pakt drucken

Die Regierung scheint taktisch nicht gut beraten. Sonst hätte sie die überraschende Einigung mit den Bundesländer über die heikle Pflegefinanzierung und den Stabilitätspakt nicht ausgerechnet am Höhepunkt der Japan-Aufregung bekanntgegeben. Immerhin klingt das ja nach einem Erfolg einer nicht gerade Erfolg-reichen Regierung. Und den verkünden Politiker in der Regel dann, wenn sie das erreichen können, was ihnen am wichtigsten ist: Publicity.

Freilich müssen auch Bund und Ländern zugeben, dass es ihnen nur zur Hälfte gelungen ist, das Glas der Notwendigkeiten und Erwartungen zu füllen. Manche mäkeln auch, dass der Finanzausgleich um ein Jahr bis 2014 verlängert worden ist, also jener Pakt über die Verteilung des Steuergeldes auf Bund und Länder, auf dem viele Reformhoffnungen ruhen. Andererseits: 2013 sind Parlamentswahlen fällig. Und in deren Sog wäre auch eine stärkere Regierung nicht imstande, mit den Ländern Klartext zu reden. Also ist die Verschiebung gar nicht so blöd.

Ignorieren kann man auch die Klagen von Caritas & Co, dass das zusätzliche Geld für Pflege noch immer zuwenig sei. Denn ich habe noch nie gehört, dass man dort einmal sagt: Danke lieber Steuerzahler, das ist reichlich und genug.

Das Spannendste ist jedoch der Stabilitätspakt, der sich als ein Antilügenpakt erweist. Er soll die Bundesländer endlich zur Disziplin anhalten. Bei seiner Lektüre kommt der Staatsbürger freilich ordentlich ins Staunen. Denn darin werden – als große Errungenschaft! – Dinge untersagt, die man bisher nur für griechische Nationalbräuche gehalten hatte:

  • Ab nun dürfen Bundesländer Schulden nicht mehr in ausgegliederten Organisationen wie Wohnbaugesellschaften verstecken. Was sie skandalöser Weise bisher getan haben.
  • Außerdem müssen sie künftig die Übernahme von Haftungen per Gesetz beschließen. Was sie unfassbarer Weise bisher nicht getan haben. Dadurch wird man erstmals erfahren, ob es noch andere Länder gibt wie Kärnten, das für die Jörg-Haider-Privatbank vulgo Hypo-Alpen-Adria unfassbare 20 Milliarden an Haftungen eingegangen ist. Freilich: Verboten oder zumindest limitiert werden solche Haftungen auch künftig nicht. Der Steuerzahler muss offenbar schon froh sein, wenn er wenigstens erfährt, wofür er haftet.
  • Ein Limit gibt es hingegen für direkte Schulden der Länder. Das hat es freilich auch bisher gegeben. Aber die Big spender in den Landesregierungen und im Wiener Rathaus haben sich nie darum geschert, sondern immer mehr ausgegeben. Nun soll es zwar gewisse Strafen geben – können. Die machen nur maximal 15 Prozent des überzogenen Betrages aus. Und sie müssen vorher erst von einer paritätischen Kommission aus lauter Politikern beschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort jemals eine Mehrheit für eine Strafe stimmen wird, ist ungefähr so groß, wie es für mich ein Lottogewinn wäre. Ich habe allerdings  noch nie Lotto gespielt . . .

Vielleicht also hat sich die Politik mit ihrer Diskretion doch etwas Gutes getan.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Österreich belehrt und beschert die Welt drucken

Die Welt erzittert, sie wird zweifellos nach dieser strengen Ermahnung in sich gehen und tätige Reue üben. Davon gehen offenbar alle fünf Parlamentsparteien des Landes aus, seit sie in einer eigenen Parlamentssondersitzung und mit einem großspurigen Regierungsbeschluss der Welt klargemacht haben, dass Atomenergie des Teufels ist. Man kann sich lebhaft ausmalen, wie jetzt in allen Staatskanzleien die Minister mit hochrotem Kopf beieinander sitzen und ergriffen die verdammenden Worte der Viererbande Faymann, Berlakovich, Glawischnig und Strache studieren.

Bald werden in Wien Jubeltelegramme eintrudeln, die den weisen Österreichern ob ihrer klugen Ratschläge Dankeshymnen singen. Endlich, endlich wurde der Welt klargemacht, dass es völlig gleichgültig ist, wenn weit mehr als Zehntausend Menschen in einstürzenden Häusern und Flutwellen elendiglich verrecken, dass aber der hoffentlich und (angesichts der Panikmache) endlich bald zu vermeldende erste Strahlungstote ein historisches Verbrechen gegen die Menschheit verkörpert.

Würden ihnen nämlich die wirklichen japanischen Opfer irgendetwas bedeuten, dann hätten die weisen österreichischen Politiker ja zweifellos auch weitere Beschlüsse gefasst, die künftig das Auftreten von Erdbeben und Tsunamis verbieten.

Natürlich ist es reiner Zufall, dass die Boulevard-Politik dieses Landes nur noch in jenen geistigen Regionen unterwegs ist, in denen sich die Boulevard-Medien dieses Landes bewegen. Und diese haben ja seit zwei Wochen in ständig schriller werdenden Tönen – gleichgültig ob auf den ORF-Bildschirmen oder in gedruckter Form – den Österreichern die totale Atompanik eingejagt.

Da kann natürlich die Politik nicht zurücktreten, sondern macht nun ihrerseits noch heftiger Panik. Da ist natürlich unter 183 Abgeordneten kein einziger, der noch selbst nachzudenken vermag oder wagt. Denn dann hätte er wohl entdeckt, dass sämtliche 54 japanischen Atomkraftwerke Japans das schwerste Erdbeben der jüngeren Geschichte überstanden haben. Und dass nur die gewaltige Flutwelle eines Tsunami eine Serie schlimmer Pannen und Schäden angerichtet hat. Und dass in den Kraftwerken rund um Österreich die Zahl der Tsunamis nicht einmal in Schaltjahren sonderlich zunimmt.

Aber welcher Politiker will den Menschen schon etwas sagen, was sie beruhigen würde? Wer wagt schon Aussagen, die einem in den Fellner-Dichand-Wrabetz-Medien den Vorwurf einbringen würden, ein Atomlobbyist zu sein.

Es ist ja auch nicht so, dass Österreich keine größeren Sorgen hätte. In Wahrheit ist die Regierung durchaus froh, dass von den wirklichen Herausforderungen nicht geredet wird, sondern nur von Vorgängen, deretwegen heftig, aber folgenlos gegen das böse Ausland gehetzt werden kann. Die Opposition ihrerseits hetzt sowieso immer gerne – und ist wohl auch zu blöd, um den wirklichen Skandal dieser Tage zu erkennen.

Der besteht nämlich darin, dass sich die Regierung in dieser Woche verpflichten wird, nicht weniger als 2,2 Milliarden an neuen Schulden zugunsten eine noch größeren Rettungsschirmes für Griechenland, Portugal & Co aufzunehmen. Dabei geht es erstmals um echtes Bargeld, das Österreich abliefern muss.  Ein ansehnlicher Betrag. Nur zum Vergleich: Für all seine Universitäten gibt Österreich 3,3 Milliarden aus.

Diese 2,2 Milliarden sind aber noch lange nicht alles. Dazu kommt noch die überhaupt unvorstellbare Summe von 25 weiteren Milliarden an Haftungen der Republik für die europäischen Krisenländer. Haftungen sind zwar nach der von dieser Regierung erfundenen neuen Finanzmathematik irrelevant – aber es gibt böse Gläubiger, die das anders sehen und sehr wohl in der Stunde der Fälligkeit auf Zahlung bestehen. Die nehmen es dann sogar in Kauf, dass sie von Laura Rudas als gierig beschimpft werden, sobald sie eine Rückzahlung verlangen.

Rechnet man diese Beträge ehrlich um, dann hat die Bundesregierung durch ihre – völlig kritik- und nachdenkenlose – Zustimmung zu den diversen europäischen Rettungsschirmen binnen weniger als einem Jahr jeden Österreicher mit rund 3400 Euro belastet. Einschließlich der Babys, der Sozialhilfeempfänger und der Pflegefälle.

Die europäischen Schuldenmacher sind geradezu genial in ihrem betrügerischen Agieren: Sie haben einfach beschlossen, dass die Haftungen und Kredite, die Österreich nun selber aufnehmen muss, um dem Griechenklub zu helfen, nicht auf die Staatsschuld anzurechnen sind.

Das ist ein geniales Modell: Man verschuldet sich wie ein Stabsoffizier und dekretiert dann, dass niemand die Schulden Schulden nennen darf. Allen Kreditnehmer dieses Landes sei dieses einträgliche Beispiel empfohlen (wer dann vor dem Strafrichter landet, möge aber bitte nicht mich als Anstifter verraten).

Aber gibt’s da nicht wieder die bösen Gläubiger und die Ratingagenturen (deren Gutachten die Gebebereitschaft der Gläubiger stark beeinflusst), die bei den Spielen der EU-Finanzjongleure nicht mittun? Auch da haben sich die genialen Europäer etwas einfallen lassen: Sie erklären den Ratingagenturen den Krieg, wollen sie unter Kontrolle stellen und gar eine eigene EU-Ratingagentur gründen. Das ist zwar ungefähr so, wie wenn die Drogenmafia künftig selbst die Drogenpolizei stellen darf. Die grandiosen europäischen Finanzstrategen glauben aber offenbar wirklich, dass die Gläubiger bei der Vergabe von Krediten an EU-Länder künftig nicht mehr den großen internationalen Agenturen vertrauen werden, sondern einer EU-eigenen Ratingagentur.

Es ist alles nur noch Schimäre. Und keineswegs unterhaltend.

 

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Fußnote 183: Das gibt's nur in Israel drucken

Israel ist ein eindrucksvolles Vorbild geworden – sowohl für all seine näheren und ferneren Nachbarn wie auch für andere Kontinente.

Denn dass ein Staatspräsident wegen sexueller Belästigung beziehungsweise Vergewaltigung mehrerer Frauen zu sieben Jahren Haft verurteilt wird, ist mehr als erstaunlich. Und wohl noch nirgendwo dagewesen. Anderswo werden solche Angelegenheiten diskret unter den Teppich gekehrt – es sei denn nach einem Wechsel des politischen Windes suchen die neuen Machthaber nach Untaten, die sie dem vorigen Regime anhängen können. Davon kann aber im Fall von Moshe Katzav keine Rede sein. Hier hat allem Anschein nach der Rechtsstaat bewiesen, dass er völlig ohne Ansehen der Person funktioniert. Was ja eigentlich in allen Ländern durch die Augenbinde der Iustitia symbolisiert wird. Von dieser Rechtskultur können sich aber nicht nur die angeblich jetzt zu Demokratien mutierenden Araber ein gewaltiges Stück abschneiden, sondern auch Europäer und Amerikaner. Denn von François Mitterrand bis John F. Kennedy gab es da Staatspräsidenten, die vorsichtig ausgedrückt sexuell sehr bunt gemischt aktiv gewesen sind – es wäre aber mit Sicherheit für keine Frau ratsam gewesen zu behaupten, dass sie sich sexuell belästigt gefühlt habe. Im Gegenteil: Der Staatsapparat hat jeweils gewaltige Energien aufgewendet, die präsidentiellen Eskapaden geheimzuhalten. Und bei uns in Österreich fällt einem da der Lebensgefährte der früheren Justizministerin ein, gegen den die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren von sich aus eingestellt hat, obwohl sowohl ein unabhängiger Gutachter wie auch eine von Amtswegen aktiv gewordene Richterin ein eindeutig strafwürdiges Verfahren gesehen haben. Diese Ministerin ist trotz dieses Skandals völlig unbehelligt geblieben – und sitzt heute im höchsten europäischen Richterkollegium. Es lebe der kleine Unterschied zu Israel.

 

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Die Pröll-Debatte wird unvermeidlich drucken

Es ist gewiss nicht die feine Art, eine parteiinterne Revolution zu starten und an die Öffentlichkeit zu tragen, wenn der Parteiobmann mit Lungenembolie darniederliegt. Es ist auch nicht sonderlich intelligent, wenn der Raiffeisen-Mann Ferdinand Maier im VP-Klub die Revolution fast mit den gleichen Worten ausruft, mit denen er schon einmal gegen Molterer und Schüssel geblasen hatte. In der ÖVP hat sich aber viel zu viel Druck angesammelt, als dass dort noch irgendetwas steuerbar wäre. All die Fehler, Unzukömmlichkeiten und Sünden, die das Tagebuch seit Jahr und Tag auflistet, mussten einmal zur Explosion führen.

Und natürlich geht es nicht nur um Klubobmann Heinz Kopf, wenn immer mehr schwarze Abgeordnete die Faust in der Tasche ballen, wenn sie Führungsdefizite und eine „Elfenbeinpolitik“ anprangern. Sondern es geht auch um Josef Pröll und seinen Generalsekretär Kaltenegger.

Die Partei ist unter der gegenwärtigen Führung in vielerlei Hinsicht schlecht unterwegs. Wenn nun die lauteste Kritik ausgerechnet aus dem Raiffeisen-Eck kommt, welches ja einst Pröll gegen Molterer durchgeboxt hat, dann bedeutet das höchste Sturmwarnung.

Die medial auffälligsten Defizite sind zwei schwere Fehlgriffe in Personalfragen, die Pröll beide selbst zu verantworten hat. Der eine heißt Christine Marek, von der jeder außer Pröll von Anfang an wusste, dass mit ihr kein Blumentopf zu gewinnen ist. Der andere Ernst Strasser, der mit großer Wahrscheinlichkeit bald auf der Anklagebank sitzen dürfte, was noch sehr lustig sein wird (vor allem weil es die Staatsanwaltschaft wohl schaffen wird, den Prozess bis knapp vor die nächsten Wahlen zu schleppen). Marek wie Strasser sind jedenfalls beide von Pröll persönlich gegen massiven Widerstand innerhalb und außerhalb der Partei in ihre Führungsfunktionen gehievt worden.

Dass die Parteiführung auch sonst keinerlei Talent in Personalfragen hat, zeigt auch das gesamte Ministerteam, in dem als einzige Maria Fekter Gestaltungskraft zeigt; die meisten anderen von Mitterlehner bis Berlakovich sind so schwach, dass es nicht einmal einen der politischen Gegner die Mühe lohnt, sie zu attackieren. Und Claudia Bandion-Ortner steht überhaupt schon unter Artenschutz (vor allem, weil sie eine Staatsanwaltschaft nach der anderen rot besetzt).

Gewiss kann man jetzt räsonieren, dass es weit und breit keine politischen Talente mehr gibt, die auch in die Politik zu gehen bereit wären und dass auch Rot, Blau und Orange in den letzten Jahren alles andere als Strahlemänner oder -frauen in die Regierungen geschickt haben. Marek und Strasser sind aber eben nur Pröll passiert, und er kann absolut niemanden vorweisen, mit dem er von den beiden ablenken könnte.

Prölls zweiter schwerer Fehler ist seine politische Generallinie, sich mit seiner ganzen politischen Körpersprache von seinen parteiinternen Vorgängern zu distanzieren. Das zeigt, dass er nichts von politischer Psychologie versteht: Wenn die eigene Führung die bisherige Politik der Partei zum Fehler stempelt, dann lehrt das die Wähler nur eines: Das ist eine problematische Partei, die selbst zugeben muss, dass sie Fehler macht.

Das würde den Sozialdemokraten nie passieren: Die erheben als oberste strategische Linie die gesamte eigene Parteigeschichte ständig zur Ehre der Altäre. Die kämpfen heute noch um die Geschichtsschreibung sogar der Zwischenkriegszeit, in der sie mit Eleganz von ihren eigenen undemokratischen Bestrebungen ablenken; denn ein Kampf für die „Diktatur des Proletariats“ wenige Jahre nach der sowjetischen Revolution wäre ja eigentlich Anlass für reuige Selbstbeknirschung. Geradezu sensationell war auch, wie die SPÖ mit Hilfe von ORF und vielen Medien die schweren Fehler Kreiskys bei dessen Geburtstags-Zelebrationen mit großem Erfolg unter den Tisch gekehrt hat: sein Techtelmechtel mit dem Mörder Udo Proksch, die von ihm ausgelöste Spirale der Staatsverschuldung, Kreiskys antisemitischen Töne gegen Israel und Simon Wiesenthal, seine Unterwürfigkeit gegen Moskau, seine Vorliebe für Exnazis als Minister oder die Misswirtschaft in der verstaatlichten Industrie.

Die Pröll-ÖVP betont hingegen mit keinem Wort  die Erfolge etwa der Schüssel-Ära, in der – als einzige Epoche seit 1970! – die Zunahme der Staatsverschuldung gestoppt werden konnte; in der zumindest der Versuch einer Sanierung des Pensionssystems gemacht wurde, in der viele Betriebe mit Erfolg privatisiert wurden, in der die Unis dem direkten Zugriff der Politik entzogen wurden, an deren Ende Österreich von vielen internationalen Zeitungen als Musterland gelobt worden ist.

Die kalte Distanzierung von Schüssel nützt Pröll freilich genauso wenig wie der britischen Labour-Partei die Distanzierung von ihrem einstigen Strahlemann Tony Blair genutzt hat. Sie ist letztlich nur dumm – was man auch daran ablesen kann, dass die ersten offenen Attacken auf Pröll eben aus seinem eigenen, dem Raiffeisen-Eck gekommen sind und nicht von der verfemten Viererbande.

Der schlimmste Fehler des ÖVP-Obmannes aber ist seine inhaltliche Führungsschwäche. Gerade ein strukturell so heterogener Haufen wie eine bürgerliche Partei braucht in den Grundsatzfragen eine klare Orientierung durch den Leitwolf. Der aber hatte fast zwei Jahre gebraucht, um sich auch nur in der simplen Frage der Gesamtschule festzulegen.

Der Parteiobmann gibt zu vielen anderen Fragen überhaupt nichts vor. Ob das nun Kultur oder Außenpolitik ist, ob das nun Medien- oder Gesundheitsthemen, ob es Landesverteidigung, Familien- oder Justizpolitik, ob das nun Zeitgeschichte oder Ideologie sind: Pröll hat erkennbar keinen inhaltlichen Bezug zu all diesen Fragen (außer seinem Engagement für die Schwulenehe) – ganz im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern Busek, Schüssel und Molterer. Pröll hat aber bis auf die Außenpolitik auch nirgendwo Mitstreiter gefunden, die für die ÖVP zumindest ein Mindestmaß an geistiger Präsenz in diesen Themen aufrechterhalten könnten.

Und er ist auch selbst kein großer Finanzminister. Ein zu großes Defizit im laufenden Jahr, schädliche Steuererhöhungen, die überflüssige Rettung der Hypo Alpen-Adria – und vor allem der absurde Monstertunnel zwischen Graz und Klagenfurt, der mehr kostet, als all die kleinen Schikanen des jüngsten Sparpakets einbringen.

Unter den Funktionären wie auch bei den Wählern wird Pröll aber eines noch mehr angekreidet: dass er ständig völlig überflüssige Konzessionen an seinen Koalitionspartner Faymann macht. Statt einfach beim (richtigen) Nein zu bleiben, stimmt Pröll schließlich Steuerhöhungen und sinnlosen Schikanen für Anleger und Banken zu. Statt einfach Nein zu sagen, stimmt er der im Widerspruch zum Koalitionspakt stehenden Abhaltung einer Volksbefragung über die Wehrpflicht zu. Statt einfach Nein zu sagen, stimmt er einer Verlängerung der absurden Hacklerregelung zu.

Aber er hat sich nirgends eine Gegenleistung der SPÖ bei jenen Dingen einhandeln können, die für Österreich wichtig wären, von sinnvollen Zugangsregeln für die Unis über eine Entpolitisierung und Leistungsorientierung der Schulen, über eine Entpolitisierung der ÖBB bis zu einer Erhöhung des Pensionsalters und zu einer heftigen Redimensionierung des Staates.

Gewiss: Hätte Pröll die Kraft zum Nein und hätte er für diese und ähnliche Ziele gekämpft, hätten Zeitungen geschrieben, die Koalition streite. Aber dann hätten die liberalen, konservativen, christlichen, verantwortungsorientierten Wähler in diesem Land wenigstens noch gewusst, warum sie einst die ÖVP gewählt haben.

Pröll hat in den nächsten Wochen nach seiner Genesung eine letzte Chance, durch einen großangelegten Personalwechsel und durch eine Besinnung auf eine klar wertorientierte und liberalkonservative Reformpolitik Führungskraft zu zeigen. Freilich fehlt einem der Glaube, dass er wirklich noch die Kraft dazu aufbringen kann. Nicht nur seiner Krankheit wegen.

Aber vielleicht ist die ÖVP auch längst nicht mehr zu retten, wird sie doch durch Bleigewichte wie Christoph Leitl und Erwin Pröll (die sich beide auf Kosten von Republik und Partei als egoistische Oberzwerge in ihren Schrebergärten eingraben) ständig noch tiefer in den Untergang gezogen.

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Verwaltungsreform: Die Regierung hat es geschafft drucken

Die Regierung vereinfacht die Verwaltung – und schaltet dabei aber vor allem das Hirn aus. Sie hat zwar jetzt mit großem Stolz ein Paket von 44 Verwaltungsreform-Maßnahmen verkündet. Diese sind freilich bei näherem Hinsehen nicht den Eigenbeifall der Minister wert. Für dieses Urteil genügt es, sich die am lautesten bejubelte „Reform“ anzusehen.

Bei Eheschließungen soll es künftig nämlich eine pauschale Gebühr geben. Das ist freilich das Gegenteil von dem, was jeder sparsam wirtschaftende Unternehmer unter Kostenwahrheit versteht. Denn eine pauschale Gebühr für sehr unterschiedlich komplizierte Vorgänge ist ungefähr so, wie wenn jeder Supermarkt-Kunde bei der Kassa den gleichen pauschalen Betrag zahlen muss. Wer glaubt ernstlich, dass sich der Supermarkt durch Wegfall der Kassiererinnen trotzdem etwas erspart?

Zugleich ist der pauschale Ehetarif eine Quersubvention erstens von Inländern für Ausländer, die vor ein hiesiges Standesamt treten wollen; diese mussten nämlich bisher für jede vorgelegte ausländische Urkunde und Übersetzung etwas zahlen, weil deren Kontrolle ja auch mehr Arbeit macht. Und zweitens ist die Pauschalierung eine Subvention für alle jene Ehepaare, die sich extravagante Termine oder Orte außerhalb von Amtszeit und Amtsstuben für die Eheschließung aussuchen.

Das alles wird jetzt offenbar pauschaliert. Das ist wirklich eine „Reform“, die der Qualität dieser Regierung entspricht. Eine echte Verwaltungsvereinfachung würde natürlich auch bei der Eheschließung etwas anderes vereinfachen: Dass man die Trauungsgebühren oft noch in bar an einem Schalter einzahlen muss – so wie in Zeiten, da man den Lohn noch im Papiersäckchen bekommen hat. Oder dass man Unterlagen und Dokumente extra beantragen und vorlegen muss, die ohnedies im Computer einer anderen österreichischen Behörde vorhanden sind, auf die es jedoch keinen Zugriff gibt, weil irgendwelche Ideologie-geladenen Datenschützer gegen eine Vernetzung dieser Computer agitieren.

Die wirklichen Verwaltungsreformen wurden aber natürlich – natürlich? – auch diesmal nicht angegangen. Wie etwa die Abschaffung der Landesschulräte, der Landes-Sicherheitsbehörden, der Agrarbezirksbehörden, oder gar der Gesetzgebungsfunktion der Landtage. Dafür hat man in einem einzigen Jahr das Bankwesengesetz gezählte zehn Mal novelliert – bis sich kein Mensch mehr auskennt (aber trotzdem glauben manche, dass die Banken zu wenig reguliert seien).

Verwaltungsreform ist wie der Kampf gegen Übergewicht: Jeder weiß, dass er notwendig ist. Aber kaum einer nimmt ihn ernstlich auf. Beim Abnehmen muss man dabei „nur“ den inneren Schweinehund überwinden, bei einer echten Verwaltungsreform hingegen den Widerstand all jener, die sich für absolut unersetzlich halten. Und jedenfalls sind dafür nicht nur Ankündigungen und Pseudomaßnahmen notwendig, sondern Konsequenz und Willensstärke.

Aber immerhin: In der Vorwoche hat nach längerer Zeit wieder die regierungsoffizielle Arbeitsgruppe zur Verwaltungsreform getagt. Und sie nimmt‘s jetzt offensichtlich wirklich ernst: Denn schon im Mai will sie wieder tagen. Sofern es sich halt ausgeht.

 

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Antreten zur Generalwäsche drucken

Spät, aber doch hat die ÖVP-Führung erkannt, dass die Funktion eines Lobbyisten mit der eines Abgeordneten unvereinbar ist. Das ist freilich auch dann der Fall, wenn ein Lobbyist nicht so plump in eine Falle torkelt wie der EU-Gruppenchef der ÖVP, Ernst Strasser. Wir sollten aber darüber hinaus über Korruption in der Politik sehr grundsätzlich diskutieren. Denn wenn wir die Demokratie noch retten wollen, dann braucht es eine Generalwäsche, die wieder ein Stück mehr Sauberkeit herstellt.

Es ist ja schon diskutierenswert, weshalb ein Mann, der nicht nur einfacher Abgeordneter, sondern auch Delegationsleiter seiner Partei im EU-Parlament ist, überhaupt einen Nebenberuf braucht (der von den nun bekanntgewordenen Umsätzen her sogar der eigentliche Hauptberuf Strassers gewesen sein dürfte).

Jedoch: Bei einem generellen Berufsverbot für Abgeordnete (europäische wie nationale) entsteht sofort die Frage, wer dann überhaupt noch in die Politik geht. Niemand kann es nämlich wünschen, dass dann – neben ganz reichen Menschen – fast nur noch Beamte Politiker werden, weil diese als einzige Gruppe ein garantiertes Rückkehrrecht in ihren Beruf haben (oder sogar schon während der Mandatszeit pro forma als Teilzeit-Beamte weiterarbeiten und kassieren). Das würde die Weltfremdheit der Gesetzesbeschlüsse und die unerträgliche Überreglementierung des produktiven Teils der Menschheit durch eine präpotente Klasse an privilegierten Mandarinen nur noch mehr erhöhen.

Im Prinzip wäre eine proportionale Vertretung aller Interessen im Parlament ein durchaus spannendes Ideal. Nur gibt es leider kaum Mechanismen, diese herzustellen. Denn selbst die zuletzt vielzitierte Frauenquote brächte nicht mehr Gerechtigkeit, sondern in Wahrheit nur noch mehr Verzerrung zugunsten einer sehr spezifischen Minderheit unter den Frauen. Ist doch die politisch-feministische Aktivistinnenklasse alles andere als repräsentativ für ihr Geschlecht. Die primär für die eigenen Interessen (siehe Aufsichtsratsposten, siehe Förderungen für feministisch-politische Vereinchen usw.) kämpfenden Politikerinnen sind zum Beispiel viel öfter kinderlos, als es Frauen im Durchschnitt sind. Was aber die Perspektiven total ändert.

Aber auch jenseits der Geschlechterfrage sind die repräsentativen Parlamente keineswegs repräsentativ. In diesen sind nämlich neben den Beamten vor allem Kammermitarbeiter und -funktionäre massiv übervertreten. Es gibt weit mehr Bauernfunktionäre und Gewerkschafter in den diversen Parlamenten als normale Angestellte und kleine Unternehmer. Daher hat im Parlament auch nie eine Initiative eine Chance, bei der die Privilegien von Kammern und Gewerkschaften angegriffen würden. Etwa die Pflichtmitgliedschaften, etwa die skandalöse Geheimhaltung des Abzugs der mehr als saftigen Arbeiterkammer-Pflichtbeiträge von jedem Lohn (nur damit die Menschen glauben, die Leistungen der fürstlich bezahlten Arbeiterkämmerer wären gratis).

Milizparlament als Lösung?

Im Grund gibt es nur zwei Modelle, die diesen strukturellen Missstand der repräsentativen Systeme beheben oder zumindest mildern. Das eine ist die direkte Demokratie, mit der die Bürger die Macht wieder an sich reißen. Das andere wären nicht gewählte, sondern durch einen Zufallsgenerator bestellte Milizparlamente.

Das zweite Modell wäre zwar hoch repräsentativ – ist aber nirgendwo ausgeprobt worden. Wohl nicht grundlos.

Denn es öffnet viele unbeantwortete Fragen: Was ist, wenn ein solcherart durch Los bestellter Abgeordneter um keinen Preis die Aufgabe übernehmen will? Wie kann man sicherstellen, dass sich da nicht erst recht viele kleine Leute als korrumpierbar erweisen, wenn sie plötzlich die Macht eines Gesetzgebers haben? Wo findet dann die politische Diskussion im Vorfeld statt, die derzeit von vielen Vereinen und Organisationen geleistet wird? Wird dann etwa die Willensbildung noch mehr durch die extrem einseitigen Hetzkampagnen in Kronenzeitung und ORF beeinflusst werden?

Das heißt: Wenn wir uns nicht einem in der Regel erst recht raffgierigen Diktator samt seiner Entourage ausliefern wollen, wird es wohl niemals eine ganz korruptionsfreie Politik geben.

Dennoch ist der Kampf gegen die Korruption keineswegs sinnlos. Denn es gibt ja Länder mit einem sehr schlimmen Ausmaß an Korruption (etwa im Südosten Europas) und solche mit einem sehr geringen Ausmaß (etwa jene im Norden). Also muss schon der Unterschied das Engagement wert sein.

Österreich befindet sich aber sicher auf einem absteigenden Pfad. Das beweist nicht nur der Fall Ernst Strasser, das beweist nicht nur die skandalöse Verankerung der Sozialpartner in der Bundesverfassung, sondern auch die seit dem Wechsel Werner Faymanns in die Regierung unglaublich angewachsene Bestechung von Zeitungen aus Steuergeldern. Mit diesem Modell liegt Österreich ja weltweit in einem negativen Spitzenfeld. Und die Behebung dieser Korruptionsmühle durch eine gerade geplante Gesetzesnovelle ist ja nur ein Scherz, um nicht zu sagen, eine Einbetonierung dieser Korrumpierungsmethode.

Österreich sollte auch noch etwas weiteres ernsthaft diskutieren: nämlich die Berufsperspektiven von Abgeordneten nach der Mandatszeit. Denn da gibt es für Nicht-Beamte kaum andere interessante Möglichkeiten als die Tätigkeit eines Lobbyisten, wie sie nicht nur Strasser nach seiner Ministerzeit (und dann durch das Versagen der ÖVP-Führung auch während seiner Abgeordnetenzeit) ausgeübt hat, sondern etwa auch die ehemaligen sozialdemokratischen Regierungschefs Gusenbauer und Schröder. Die ziehen dann heftig hinter den Kulissen die Drähte.

Das Drängen der Ex-Politiker in die Berater/Lobbyisten-Karriere hängt freilich auch damit zusammen, dass sich zwei wichtige Bereiche, in denen sie eine große Bereicherung wären, durch formalistische, aber inhaltliche bedeutungslose Qualifikationshürden komplett abgemauert und in geschützte Werkstätten verwandelt haben: die Diplomatie und die Wissenschaft. Es gibt keinen Zweifel, dass die meisten Ex-Abgeordneten bessere Botschafter und bessere Professoren wären als das dort heute überwiegend dominierende graue Mittelmaß.

Um etwa im Bereich der Linken zu bleiben: Um wieviel mehr könnte ein Alfred Gusenbauer jungen Politologiestudenten beibringen als eine Eva Kreisky, deren einzige auffallende Leistung vor ein paar Jahrzehnten die Eheschließung mit dem Sohn eines damals amtierenden Bundeskanzlers gewesen ist!

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Italien oder: Was gibt's da zu feiern? drucken

Italien hat seinen 150. Geburtstag begangen. Das ist ein willkürliches, um nicht zu sagen seltsames Datum. Noch seltsamer aber ist, dass sich etliche italienische Politiker darüber erregen, dass die Südtiroler dabei nicht mitfeiern.

Ist man in Italien wirklich noch immer nicht imstande, die Fakten der Geschichte zu begreifen? Das stellt dem Land ein ziemlich schlechtes Zeugnis aus. Denn es kann ja niemand bestreiten, dass die Südtiroler nur als Kriegsbeute des ersten Weltkriegs und gegen ihren Willen zwangsweise Italien angeschlossen worden waren, obwohl damals kaum Italiener in Südtirol gelebt haben. Tatsache ist, dass Mussolini mit Hitler als zynischem Helfershelfer die Südtiroler schwer drangsaliert hat, und dass auch das christdemokratische Nachkriegsitalien nachher mit massenweisem Import von Süditalienern versucht hat, Südtirol ethnisch umzupolen. Dies geschah solange, bis sich die Südtiroler mit Bombenanschlägen zu wehren begonnen haben.

Umgekehrt muss man freilich den Italienern auch durchaus und ehrlich zugute halten, dass sie mit der deutsch-österreichischen Minderheit trotz allem weit humaner umgegangen sind als das etwa Tschechen, Polen und Russen getan haben. Und dass sie mit dem Südtirolpaket nach hartem Ringen schließlich einen sehr weitgehenden Minderheitenschutz akzeptiert und bis heute weitgehend eingehalten haben.

Dennoch ist allen Südtirolern bewusst, dass ihnen das auch von Österreich stets geforderte Selbstbestimmungsrecht bis heute verweigert wird. Das macht es daher zu einer Zumutung, diese auf Gewalt beruhende Einheit Italiens feiern zu sollen.

Ganz abgesehen davon ist auch der eigentliche Geburtstag köstlich. Denn der gefeierte Akt besteht darin, dass sich jemand vor 150 Jahren in Turin zum „König von Italien“ ausgerufen hat, einem Italien, dass dann erst Schritt für Schritt, Krieg für Krieg zusammenerobert werden musste. Mit anderen Worten: Eine Republik feiert die Ausrufung einer Monarchie.

Und ebenso auffallend ist, dass im Norden Italiens große Teile der Bevölkerung jedes Interesse an der Einheit dieses Landes verloren haben. Sie haben die Nase voll von korrupten Politikern, von einem als ewigem Almosenempfänger Geld verschlingenden Süditalien, von politisierenden Richtern und Staatsanwälten, von in Jahrzehnten angehäuften Schulden. Und wohl auch von einem sexbesessenen alten Mann als Premier – von dem sie aber zugleich wissen, dass seine Regierung immerhin mit dem Sparen und Eindämmung des alten Sumpfes wenigstens so erfolgreich war, dass Italien als einziger der PIIGS-Staaten in den letzten Jahren keine Verschlechterung seiner Ratings hinnehmen musste. Und dass die linke Alternative zu Berlusconi dem Land binnen kurzem eine schwere Finanzkrise bescheren würde. Und dass Berlusconi die ursprünglich geplanten Ausgaben zum 150. Geburtstag auf weniger als ein Zwanzigstel reduziert hat.

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SN-Kontroverse: Kernenergie unethisch? drucken

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Nutzung der Kernenergie ethisch vertretbar?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Millionenfacher Wahnsinn

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Nein, Nein und noch einmal Nein. Die Nutzung der Kernenergie ist nach allem, was in den Kernkraftwerken dieser Welt passierte - beginnenden bei Mayak, über Windscale, Three Mile Island, über Tschernobyl und Tokaimura bis zur Katastrophe in Fukushima - weder aus Vernunftgründen, noch wegen finanzieller oder ökonomischer Überlegungen und schon gar nicht aus ethischen Gründen vertretbar.

Atomkraftwerke sind nicht beherrschbar und von ihnen geht eine ständige Bedrohung für Millionen Menschen über unzählige Generationen aus.

Um einen GAU auszulösen, braucht es keine Tsunamis. Es genügen kleine Fehler, wie menschliches Versagen wie z. B. in Tschernobyl, wo ein Testlauf nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden konnte. Oder ein winziger Materialverschleiß, der nicht behoben werden kann. Atomenergie ist extrem teuer. Die Betreiber übernehmen nur einen Bruchteil der Kosten. Dem Staat - also den Bürgerinnen und Bürgern - bleiben die hohen Kosten für die Entwicklung und den Bau neuer sowie für das Abwracken alter Anlagen.

Nicht einkalkuliert sind Schäden aus Atomkraftwerken. Keine Versicherung der Welt übernimmt die Haftung, wenn etwas passiert. Die Energieversorger selbst können natürlich die Folgen eines Unfalls nicht finanzieren. Ungelöst ist die Frage, was mit dem Atommüll passieren soll. Wer ein Endlager baut, braucht Sicherheit für 250.000 Jahre oder 12.000 Generationen.

Weltweit gibt es daher kein einziges brauchbares Endlager, in den meisten Fällen wird der hoch radioaktive Müll irgendwo am Kraftwerksgelände „zwischengelagert". Diese sind bei weitem nicht sicher. Das deutsche Lager Asse etwa ist bereits nach 40 Jahren (also zwei Generationen) vom Einsturz bedroht. Atomkraftwerke zu bauen und betreiben ist millionenfacher Wahnsinn, der in die fernste Zukunft wirkt.


Was alles unethisch ist

Andreas Unterberger

Man kann mit guten Argumenten die Kernenergie verdammen. Besonders leicht kann man das in einem mit Wasserkraft gesegneten Land wie Österreich. Aber ethisch anständig wäre das nur, wenn man dann auch alles, was noch riskanter ist, ebenfalls für unvertretbar erklärt.

Zu verbieten wären dann: der Straßenverkehr, der allein in Österreich bisher weitaus mehr Todesopfer gefordert hat als die Atomkraft weltweit (einschließlich Tschernobyl) - wobei die CO2-Emissionen des Verkehrs noch gar nicht berücksichtigt sind; Hausbrand und Industrie, fordert doch Feinstaub Ärzten zufolge allein in Österreich jährlich 2500 Todesopfer; Rauchen, Alkohol und Medikamente sowieso; Staudämme, weil von diesen bei Erdbeben der Stärke 9 viele mit mörderischen Folgen geborsten wären; Windmühlen, die bei einem solchen Beben zu Tausenden umstürzen würden; Solaranlagen, weil viele in diesem Fall durch Kurzschlüsse Häuser in Brand stecken würden. Und so weiter.

Merkwürdig ist freilich: Technik und Wissenschaft, vor deren Produkten sich viele immer mehr fürchten, haben dazu geführt, dass wir im Schnitt doppelt so lang und viel gesünder leben als unsere Vorfahren ohne Technik.

Sind nicht eher die deutschen Grünen unethisch, die mit La-Ola-Wellen begeistert die japanische Katastrophe feiern? Oder jene Medien, die sich fast nur um die Atomangst, aber nicht um die vielen Opfer von Beben und Tsunami scheren? Oder unsere Atompanik-Parteien, die ignorieren, dass Österreich fast sieben Prozent des Stroms aus AKW bezieht? Oder jene Gruppen, die Strom- statt Benzinautos verlangen, aber jedes Kraftwerk und bekämpfen? Oder die Alternativ-Lobby, die verschweigt, dass ein rascher Atomausstieg eine Katastrophe für Lebensmittelversorgung, Natur und Arbeitsplätze wäre? Oder die EU, die nun erleichtert das libysche Drama ignorieren kann?

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No Leadership drucken

Selten hat sich Josef Pröll so für eine Personalbesetzung exponiert wie einst für den Transfer von Ernst Strasser an die Spitze der ÖVP-Europaparlamentsgruppe. Das fällt ihm nun schwer auf den Kopf.

Zum einen werfen ihm viele ÖVP-Wähler vor, dass er nach der EU-Wahl das massive Vorzugsstimmenvotum für Othmar Karas einfach ignoriert hat. Das lastet so mancher Pröll bis heute als zynische Missachtung des Wählerwillens an. Dabei kann man die Aversion des ÖVP-Obmanns gegen Karas ja noch irgendwie nachvollziehen, da sich dieser immer wieder als für den Parteichef unlenkbares Geschoß erweist und viel stärker europäisch als österreichisch denkt.

Was man manchmal loben kann: Wie etwa die Karas-Kritik an der „oberflächlichen“ neuen Sicherheitsdoktrin. Wie etwa sein mutiges Wort von der „Neutralitätslüge“. Wie etwa seine Kritik an der Bankensteuer und den unehrlichen Regierungsbehauptungen, dass diese nicht die Konsumenten träfe.

Vieles kann man an Karas aber auch oft gar nicht nachvollziehen: Etwa seine Unterstützung für Eurobonds, also die gemeinsame Haftung aller Euro-Länder auch für griechische und andere Wackel-Anleihen. Etwa seinen Kampf gegen eine Begrenzung des EU-Budgets. Etwa seinen Einsatz für eigene EU-Steuern. Etwa seine Befürwortung eines neuen Integrations-Staatssekretariats.

Noch viel schwerer nachzuvollziehen war und ist aber Prölls Einsatz für Ernst Strasser. Denn dieser ist zwar unter Pröll parteiloyal (was er unter Schüssel nicht war). Aber Strasser hatte und hat einen extrem problematischen Hauptberuf, den er auch bei der Rückkehr in die Politik nicht aufzugeben gewillt war. Wer als Berater für meist nicht bekanntgegebene große kommerzielle und politische Klienten arbeitet, sollte in keiner Weise als Gesetzgeber arbeiten dürfen. Denn die Grenze zum verbotenen Lobbyismus ist dann überhaupt nicht mehr erkennbar.

Die Nominierung Strassers war daher eine politische Zeitbombe. Die nun vorzeitig explodiert ist. Gewiss mag man es als Pech ansehen, wenn ein Abgeordneter von getarnten journalistischen Provokateuren angebohrt wird. Aber wer sich in seinem Beruf Geld anbieten lässt, um eine Gesetzesnovelle im Parlament einzubringen, und wer den gewünschten Text auch noch an Parteifreunde weiterreicht, statt sofort Behörden und Polizei zu verständigen, der ist nicht mehr tragbar. Und sollte sofort zurücktreten. Dies umso mehr, als der sonst so eloquente Strasser nicht einmal eine halbwegs glaubwürdige Begründung für sein Verhalten formulieren kann.

Damit steht natürlich auch wieder die Frage von verbotener Einflussnahme auf die Politik im Zentrum. Sind die Mittel, die auf vielfältigen Wegen aus Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund zum Nutzen der SPÖ fließen, nicht genauso unkorrekt? Sind es nicht genauso alle Hilfen etwa der Industriellenvereinigung zugunsten der ÖVP? Sind nicht die vielen Gewerkschafter, Interessenvertreter und Kammerfunktionäre im Parlament in der gleichen Rolle wie Lobbyist Strasser? Was ist mit den Mitteln, die offensichtlich die Kärntner Freiheitlichen über diverse Werbeagenturen lukriert haben? Was ist mit den zahlreichen Grünen, die nun in der Gemeinde Wien versorgt werden und deretwegen etwa im Krankenanstaltenverbund 55-jährige Familienväter einfach auf die Straße gesetzt werden? Was ist mit dem tiefen Griff der Regierungsparteien, vor allem der SPÖ, in die Steuerkasse, um sich Medien wohlgesonnen zu erhalten (und der auch durch eine nun beschlossene Scheinreform nicht gestoppt wird!)?

Dass ähnliche Probleme fast jedes andere Land der Welt plagen, mögen die einen als Trost, die anderen als doppelten Grund zur Depression ansehen. Am ehesten sauber scheinen da noch die Schweiz (wo die direkte Demokratie die Parteien weitgehend entmachtet) und Skandinavien (wo die Verfassungen eine viel höhere Transparenz jedes staatlichen Handelns erzwingen).

Für Josef Pröll kann das aber sicher kein Trost sein. Denn er hat es in jedem Fall höchstpersönlich zu verantworten, dass er einen in jedem Fall einschlägig besonders riskanten Mann an die Spitze der EU-Liste transferiert hat. „Culpa in eligendo“ würden das Juristen und Lateiner nennen. „No Leadership“ heißt das in der Sprache der Briten und Managementexperten.

 

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Das Kreuz darf bleiben drucken

Vor einigen Jahren wäre dieses Urteil als Selbstverständlichkeit nicht einmal einer Erwähnung wert gewesen. Inzwischen ist es angesichts eines immer aggressiver werdenden laizistischen Kampfes von Linksaußen gegen das Christentum schon geradezu ein Akt des Mutes.

Gleichzeitig löst die Aggression der Laizisten (und einiger seltsamer innerkirchlicher Kreise) gegen Kirchen und Christentum wieder einmal Kopfschütteln aus. Als ob im heutigen Österreich die Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit durch das Vorhandensein von Kirchen und Kreuzen bedroht wäre und nicht durch das Vordringen einer anderen Religion, die in mehr als 50 Ländern die Meinungs- und Religionsfreiheit in einer in Westeuropa seit Generationen unbekannten Intensität beschneidet.

In dem Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofs wurde jedenfalls der Antrag eines Niederösterreichers zurückgewiesen, der behauptet hatte, dass religiöse Feiern wie das Nikolofest gegen die Verfassung verstoßen. Da die Teilnahme an solchen Festen nicht verpflichtend ist, fehle der behauptete unmittelbare Eingriff in die Grundrechte, urteilte das Gericht.

Damit darf weiter jener Paragraph bestehen bleiben, der die Aufgaben eines Kindergartens auch darin sieht, einen „grundlegender Beitrag zu einer religiösen und ethischen Bildung“ zu leisten.

Ein weiterer Teil der Beschwerde hatte sich gegen das Aufhängen von Kreuzen in den Kindergärten gerichtet. Dieses ist in allen Gruppen vorgesehen, „in denen die Mehrzahl der Kindergartenkinder einem christlichen Religionsbekenntnis angehören“.  

Im Antrag hat der atheistische Vater vor allem die katholische Kirche angegriffen, wenngleich das Kreuz natürlich ein Symbol  für alle Christen ist.

Der VfGH urteilte, dass Kreuze im Kindergarten so eine geringe Eingriffsintensität haben, dass die Grenze zur Grundrechtserheblichkeit nicht überschritten wird. Kinder und Schüler würden nicht gezwungen, dem Kreuz gegenüber besondere Ehrerbietung auszuüben. Es gibt eben kein verfassungsmäßig gewährleistetes Recht, im öffentlichen Raum nicht auf andere Religionen zu treffen.

Besonders interessant ist auch, dass der VfGH im Erkenntnis das Kreuz als „Symbol der abendländischen Geistesgeschichte“ bezeichnet. Die Deutungshoheit über das Kreuz liege beim einzelnen Kind und dessen Eltern; sie werde nicht vom Staat vorgegeben.

Damit hat das höchste Gericht Österreichs im Grunde aber auch klipp und klar gesagt: Das Christentum ist ein Teil Europas, es ist Teil der europäischen Kultur, auch wenn sich heute viele Europäer als nicht (mehr) religiös ansehen.

Besonders erfreulich: Auch die Nicht-ÖVP-Bundesländer haben in Stellungnahmen an den VfGH das Kreuz verteidigt. Das ist überaus lobenswert, nachdem einige Wiener Gemeindekindergärten schon auf  Martins-, Nikolo- und Weihnachts-Feste verzichtet hatten. Aber offenbar ist das Rathaus durch den massiven Protest einiger Eltern wieder klüger geworden. Was auch wieder zeigt, dass Bürgerprotest durchaus seine Wirkungen hat. 

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Verlogene Diskussion um Wehrpflicht drucken

Tut man, wie manche in der aktuellen Diskussion, so, als sei mit der bestehenden Wehrpflichtarmee alles in Ordnung, und als sei das bloße Andenken einer rein professionellen Armee an sich unnötig, so ist das verlogen. Genauso verlogen ist es auch, so zu tun, als hätten wir überhaupt noch eine Wehrpflichtarmee im eigentlichen Sinn.

Ich persönlich hatte 17 Jahre lang als Grundwehrdiener und Milizionär das zweifelhafte Vergnügen mit der Wehrpflicht. Für die Szenen, denen ich beiwohnen mußte, ist „Auflösungserscheinungen" bestenfalls ein Hilfsbegriff. Betrunkene Milizionäre waren bei Übungen keine Seltenheit. Die Leute haben sich massenweise beim Einrücken „verlaufen" und sind Stunden bis Tage zu spät angetreten, ohne, dass das gröbere Folgen gehabt hätte. Ausrüstung wurde überhaupt gerne zu Hause vergessen, sodaß man z.B. am Morgen mit den Magazinstaschen in den Händen, die ganz Verwegenen mit Zigarette im Mund und Bierflasche aus der Feldjacke lugend, antrat.

Öffentlich Bedienstete spielten im Offiziersrang zwei Wochen im Jahr den strammen Max, es fehlte ihnen aber das organisatorische Grundkönnen des Berufsoffiziers, was bis zu von ihnen verursachten Personenschäden führte.

Potemkin feierte fröhliche Urständ – und all dies wurde stets vom Milizleutnant bis hinauf zum Landes-Militärkommandanten angestrengt übersehen. Nach oben und außen meldete man stets eine tolle Übung, bei der das Bataillon seine Einsatzfähigkeit unter Beweis gestellt habe.

Über meine persönliche Froschperspektive gehoben, verfestigt sich das Bild weiter. 1991 hat Österreich anläßlich der Slowenien-Krise es quasi amtlich bescheinigt bekommen, daß die Miliz zum 'Krenreiben' ist. Anstatt diese zu mobilisieren, hat man unausgebildete, gerade eben eingerückte Rekruten, zusammen mit Berufskaderleuten an der Grenze aufgestellt. Eine Teilmobilisierung quer zu den Organisationsstrukturen, die eine allgemeine Mobilmachung im Notfall extrem erschwert hätte. Was aber die militärischen Hoch-und-Vordenker nicht daran hindert, sich zu runden Jubiläen gegenseitig einen „Guat is gangen - nix is gschehn"–Orden für diese Volkssturmaktion umzuhängen.

Bezeichnend für die Wehrpflichtarmee ist auch, daß sich für eine Miliz-Unteroffiziers-Laufbahn praktisch nie jemand fand und diese Kader stets über eine Ausnahmebestimmung im Wehrgesetz zu zehn Monaten Wehrdienst zwangsverpflichtet werden mußten. Zu Zeiten der florierenden Wirtschaft und der großen Milizarmee der Raumverteidigung fanden sich auch zu wenige Maturanten für eine Einjährig-Freiwilligen-Laufbahn.

Ich mache so viel Aufhebens um die Miliz, weil ohne sie eine Wehrpflichtarmee sowieso sinnlos ist. Außer man möchte einen mehrjährigen Grundwehrdienst wie z.B. in Südkorea einführen. De facto wurde die Miliz aber unter Platter durch Aussetzen der Übungen abgeschafft, was man später durch die Verkürzung auf 6 Monate Wehrpflicht endgültig besiegelt hat. Das wenige, das heute – übrigens verfassungswidrig – als "Miliz" läuft, ist eine klassische Heeresreserve aus Freiwilligen, die in stehenden Einheiten die paar Funktionen ausfüllen, die es nur im Mobilmachungsfall gibt. Dazu kommt noch ein Pool aus zivilen Spezialisten, die dem Heer wertvoll erscheinen. Mit einer Milzarmee hat all dies herzlich wenig zu tun.

Ergo haben wir im militärorganisatorischen Sinn gar keine Wehrpflichtarmee mehr, sondern eine Kadertruppe, ergänzt durch ökonomisch redundante freiwillige Auslandseinsatz-Desperados und als Hilfsarbeiter kurzdienende Wehrpflichtige. In dieses Bild paßt auch, daß immer weniger dieser angeblich knappen Wehrpflichtigen einer militärischen Funktion im engeren Sinn zugeführt werden, sondern als Kellner, Chauffeure und Schreiber die faktische Berufsarmee bedienen.

Volkswirtschaftlich sind die vergeudeten Lebensmonate dieser jungen Männer extrem schädlich und verursachen mehr Kosten als ein Berufsheer, wie z.B. eine WIFO-Studie ergeben hat. Wehrpflichtige fallen als Steuerzahler aus, werden ineffizient und oft quer zu Neigungen und Begabungen eingesetzt, und versäumen Ausbildungs- und Berufserfahrungzeiten. Ebenso sind sie in der Übergangszeit vor dem Antritt der Wehrpflicht eine Belastung für den Arbeitsmarkt. Das Berufsheer ist ausschließlich für das Budget teurer, was bezeichnenderweise das einzige ist, was die Politik interessiert. Die Alternativkosten der Wehrpflicht zahlt schließlich der Bürger.

Österreichs Landesverteidigung würde politische Leadership mit dem Mut zu harten Entscheidungen brauchen, sowie eine Reform, die keinen Stein auf dem anderen läßt. Egal, ob man sich rein auf Freiwillige stützt, oder weiterhin auf die Wehrpflicht. So wie bisher kann es jedenfalls nicht weitergehen. Diese Analyse der SPÖ ist durchaus richtig, alleine die Umsetzung und das Ziel „Bundesheer light" sind ebenfalls grundfalsch.

Als Steuerzahler würde ich persönlich den größten Nutzen sehen in einer bestens ausgestatteten Profitruppe nach dem Muster der japanischen "Selbstverteidigungs-Streitkräfte", anstatt im tönernen Koloß Bundesheer, der von Haus aus in Sachen „Innerer Führung" stets ein Zwerg blieb. Alleine über die gesamtgesellschaftliche Monetarisierung der von den jungen Männern via Wehrdienst geleisteten Naturalsteuer ließe sich das locker finanzieren, auch wenn dann womöglich im Budget für die Alimentation der Mainstreammedien, Sozialpopulismus und dergleichen ein bißchen weniger Geld da wäre.

Thomas Fontanari

Der Verfasser lebt in Wien und betreibt dort ein Fundraisingbüro. Er legt Wert auf die Feststellung, daß er von seinen kritischen Betrachtungen die ABC-Abwehrkompanie Wien, die ABC-Abwehrschule und die Katastrophenhilfeeinheit „AFDRU" ausdrücklich ausnimmt.

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Die Inflation ist wieder da drucken

Es ist ein paar Dutzend anderer Panikwellen her (deren Liste vom Ende des Flugverkehrs durch die Aschenwolke, über die globale Erwärmungskatastrophe, über die furchtbare Diskriminierung der Frauen in Aufsichtsräten, bis zum jüngsten Sturm vieler Österreicher auf Jodtabletten reicht). Aber es ist trotzdem nur einige Monate her: Da haben uns zahlreiche Politiker vor einer tödlichen Deflationsgefahr gewarnt und diese zum Vorwand genommen, die Wirtschaft vieler Länder mit frischem Schulden-Geld zu überschwemmen. Jetzt ist genau das passiert, wovor die damals belächelten Skeptiker gewarnt haben.

Die Inflation steigt raketenartig an. Und zwar binnen weniger Wochen von zwei auf drei Prozent. Man kann keineswegs die ganze Schuld an der raschen Preissteigerung darauf schieben, dass der Erdölexport aus Libyen derzeit weitgehend unterbrochen ist. Oder dass allzu viele Anbauflächen jetzt der Energieproduktion statt dem Anbau von Lebensmitteln gewidmet worden sind. So problematisch das auch ist. Sondern die Hauptschuld liegt am heftigen Gelddrucken von Europa bis Amerika.

Die drei Prozent Inflation wären an sich noch keine Katastrophe, wenn nüchterne Politik von Regierungen und Notenbanken nun umgehend das macht, was im Grund schon seit Monaten fällig ist: Geld zu verknappen, Zinsen hinaufzusetzen, Defizite herunterzufahren. Wenn das nicht geschieht, steigt die Inflationsspirale weiter an.

Nüchterne Politik wüsste also zweifellos, was zu tun ist. Die Österreicher sollten freilich nicht unbedingt damit rechnen, dass sie das auch hierzulande weiß. Hat die heimische Politik doch im September 2008, als die Inflation zuletzt so hoch war wie jetzt, genau das Gegenteil, genau das Falsche gemacht. Sie hat versucht, die Menschen ob der Preissteigerungen durch eine Geldgießkanne zu beruhigen. Sie hat zusätzliche Schulden gemacht. An diesen Schulden und zusätzlichen Ausgaben (von der Hacklerregelung bis zur Abschaffung der Studiengebühren) würgt Österreich heute noch. Unabhängig davon, dass das Land dann in den folgenden eineinhalb Jahren wegen das Absinkens der Steuereinnahmen und (ebenfalls problematischen) Konjunkturmaßnahmen weitere Schulden angehäuft hat.

An den Fehlern des September 2008 trägt Werner Faymann mit seiner Kronenzeitungs-Politik die Hauptschuld. Aber auch Blau und Schwarz haben bei den Abstimmungen großteils mitgezogen. Zwar kann sich die ÖVP zugute halten, dass sie das sehr widerstrebend getan hat. So wie sie halt auch jetzt offensichtlich widerstrebend, aber letztlich immer doch jeden SPÖ-Blödsinn zumindest teilweise mitträgt. Von der Verlängerung der teuren Hacklerregelung, über die Ersetzung der Hauptschule durch die teure und leistungsverschlechternde Gesamtschule bis zur weiteren Verschlechterung der Aufsichtsräte in staatsnahen Betrieben durch einen Quotenzwang als jüngste Fehlleistung der Regierung.

Diese Erfahrungen machen den Österreicher ziemlich unruhig. Denn wie das Amen im Gebet wird in den nächsten Wochen zum Kampf gegen die Inflation geblasen werden. Gewerkschaft und Arbeiterkammer werden unter Beifall des Boulevards die Regierung und die Wirtschaft mit Forderungen zuschütten. Und am Schluss werden sie wohl wieder einen Teil erfüllt bekommen.

Denn Politik und Sozialpartner scheinen nicht zu begreifen, dass steigende Preise vor allem anderen eine zentrale Information transportieren: Die teurer werdenden Güter sind knapper geworden (oder stehen kurz vor einer solchen Verknappung); wenn man mit zusätzlichem Geld die Nachfrage nach diesen Gütern weiter erhöht, werden deren Preise nur noch mehr und rascher steigen – und die aller anderen Güter auch, die zuerst eigentlich nicht knapp gewesen waren. Und diese zusätzlichen Gelder werden überdies vor allem ins Ausland fließen, aus dem wir ja einen Großteil unserer Güter beziehen.

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Die nächste Völkerwanderung hat begonnen drucken

Österreich hat den Flüchtlingsmassen nach dem zweiten Weltkrieg hervorragend geholfen: den aus Osteuropa vergraulten Juden nach 1945 (obwohl Österreich damals das ärmste Land Europas war), den Ungarn 1956, den Tschechen 1968. Und auch den Bosniern während des dortigen Krieges. Wäre das nicht ein gutes Vorbild, wie man jetzt den Afrikanern und Nordafrikanern helfen könnte? Das meinen jetzt relativ viele Stimmen in den Medien (weniger in der Bevölkerung).

Oder soll man sich am Beispiel des Jahres 1980 orientieren, als die SPÖ über Nacht eine Visumpflicht für Polen eingeführt hat? Die waren ihr nämlich unsympathisch, weil sie eine unabhängige Gewerkschaft gegen die mit dem ÖGB bestens verbandelte polnische Gewerkschaft gebildet hatten. Was eine der vielen unerwähnten negativen Episoden in der heuer von vielen „Historikern“ so bejubelten Kreisky-Epoche gewesen war.

Nun: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Beide Analogien passen nicht zum Jahr 2011. Die Flüchtlinge jener Jahre, ob Ungarn oder Polen, flohen vor Verfolgung und Unterdrückung. Die durch den Kommunismus ebenfalls ausgelöste Armut hätten sie hingegen ohne Flucht in Kauf genommen. Was man schon daran ablesen kann, dass etwa die Ungarn-Flüchtlinge des Jahres 1956 erst in jenen dramatischen Stunden geflüchtet sind, da die kommunistischen Panzer ihre Freiheitsbewegung niedergerollt haben. In den Wochen vorher, als die Regierung Nagy den Eisernen Vorhang geöffnet hatte und man problemlos ausreisen hätte können, gab es fast keine Flüchtlinge aus Ungarn. Es herrschte ja auch Aufbruchsstimmung, so wie etwa jetzt in Tunesien.

Die bisher aus Afrika übers Mittelmeer gekommenen Menschen, das sind vorerst vor allem Tunesier, geben hingegen in zahlreichen Interviews selbst zu, dass sie in Europa nur eines suchen: Arbeit. Was kein Wunder ist: Sind doch in jenen Ländern mancherorts fast 50 Prozent der Jugendlichen arbeitslos, fehlen im Nahen Osten mehr als 50 Millionen Arbeitsplätze, sind die islamischen Länder der dort nach wie vor stattfindenden Bevölkerungsexplosion in keiner Weise gewachsen (interessante Ausnahme einer negativen Geburtenrate ist übrigens der Iran trotz seines Steinzeitislamismus). Es wäre freilich auch absurd, wenn sich etwa Tunesier nach dem Sturz eines Diktators als politisch Verfolgte ausgeben würden.

Hinter den islamischen Länder des Mittelmeers warten aber noch größere schwarzafrikanische Massen, die jede Chance nützen würden, nach Europa zu kommen. Um dort, wie auch immer, harte Euros zu verdienen.

Die Dinge in Afrika sind also nicht vergleichbar mit den europäischen Fluchtwellen der letzten zwei Menschengenerationen. Nur in einigen Städten Libyens gibt es einen Bürgerkrieg, wobei aber selbst nach der derzeit sehr großzügigen Interpretation der Flüchtlingskonvention Bürgerkriege keinen Asylgrund darstellen. Allerdings ist es frappierend, dass ausgerechnet Exponenten der alten kommunistischen Welt große Unterstützung für Herrn Gaddafi zeigen. Das kann man in der deutschen kommunistisch-grünen Zeitung „Junge Welt“ ebenso lesen wie im russischen Auslandssender „Russia Today“ hören: Die Bericht über Libyen und Luftangriffe seien Kriegspropaganda; Gaddafi werde zu Unrecht als „Monster und Diktator“ abgestempelt; stattdessen werden von den Neoaltkommunisten die westlichen Journalisten als Übeltäter entlarvt.

Aber das sagt letztlich nur etwas über die Kommunisten aus, die schon immer gelogen haben, nicht über die Realität in Afrika.

Fast humoristisch mutet auch die Tatsache an, dass es nun die versammelte Politschickeria ist, die im Falle Libyens eine ohne UN-Sicherheitsratsbeschluss rechtswidrige Flugverbotszone fordert, während man über George W. Bush und die neokonservative Doktrin Hasstiraden spuckte, deren Engagement im Irak ebenfalls mit einer Flugverbotszone begonnen hatte. Zur Erinnerung: es waren die Neokonservativen, die meinten, man könne die Demokratie im Nahen und Mittleren Osten quasi über Nacht einführen, denn das Volk dürste danach. Das wurde damals als Neoimperialismus gebrandmarkt.

Kehren wir zurück zum Thema Flüchtlinge/Migration. Es gibt in österreichischer Perspektive noch einen prinzipiellen Unterschied in der Bewertung zwischen dem Nahen Osten und den einst flüchtenden Tschechen und Ungarn und (Ex-Jugoslawen): Damals ist Österreich seinen unmittelbaren oder nur wenig entfernten Nachbarn beigesprungen. Heute geht es hingegen um Vorgänge auf einem anderen Kontinent.

Da ist es auch für Christen legitim, einen Unterschied zu machen. In der christlichen Botschaft findet sich der Auftrag, seinen Nächsten zu lieben. Vom Fernsten ist nicht die Rede. Denn wer seinen Fernsten genauso liebt wie den Nächsten, der liebt gar niemanden, weil dann alles relativ wird.

Wer jedoch sagt, dass sich Europa gegen diesen drohenden Zustrom von Millionen weiterer Moslems und Schwarzafrikanern abschotten soll, wird dennoch von selbsternannten Tugendwächtern sofort mit den bösen Schweizern („Das Boot ist voll“) und Amerikanern verglichen, die flüchtende Juden während der Nazizeit nur sehr selektiv aufgenommen haben. Das ist zwar ein absolut polemischer und unrichtiger Vergleich (man kann zumindest für die Schweiz recht gut verstehen, dass sie Angst hatte, Hitler einen Grund zu einem Angriff zu geben). Das hat aber psychologisch doch etliche Wirksamkeit.

Der viel richtigere historische Vergleich des sich am Mittelmeer anbahnenden Exodus ist jener mit der Völkerwanderung, die das Ende des römischen Reiches ausgelöst hat. Die Römer waren nach vielen stolzen Jahrhunderten der Macht reich, fett und selbstzufrieden geworden, während im Norden und Osten ein aggressiver Stamm nach dem anderen von den vollen Fleischtöpfen und dem attraktiven Lebensstandard Roms angezogen worden ist. Dieses hat zugleich seine militärische Stärke verkümmern lassen, hat zum Teil geglaubt, sich mit einzelnen jener Stämme gegen die anderen verbünden zu können. Rom ging darauf zwangasläufig unter, verarmte und spielte die nächsten 1600 Jahre – also bis heute – nur noch eine untergeordnete Rolle.

Das ist genau das Schicksal, das nun auch ganz Europa bevorsteht. Wahrscheinlich kann es heute nur noch hinausgezögert werden. Aber nicht einmal das wollen jene progressiven Masochisten, die über die „Festung Europa“ schimpfen und mit moralistischem Gehabe rufen: Macht die Grenzen auf. Sie tun das aus Naivität, sie tun das aber auch aus Hass auf den Westen, weil er doch ein Produkt der bösen Marktwirtschaft ist, weil er doch in hohem Maße ein Produkt des verhassten Christentums ist. Da diese Moralisten aber in keiner Weise die Mehrheit der Bürger hinter sich haben, versuchen sie diese und deren Widerstand gegen eine weitere Massenimmigration als faschistisch zu denunzieren und zum Schweigen zu zwingen.

Aber warum eigentlich soll jetzt plötzlich ein riesiger Migrationsstrom übers Mittelmeer kommen, warum scheint jedes Signal so gefährlich, dass es nun leichte Wege nach Europa gibt? Nun, der Drang übers Mittelmeer nach Norden ist nichts Neues. Er konnte nur bisher (teilweise) durch große, oft diskret ablaufende Abschottungsmanöver eingedämmt werden.

Brechen nun hingegen in einigen nordafrikanischen Ländern die staatlichen Strukturen dauerhaft zusammen, was eine recht große Wahrscheinlichkeit hat, oder kann sich doch wieder Gaddafi mit seinem inzwischen wiederbelebten Hass auf Europa durchsetzen, dann haben die Schlepperbanden (die sich oft als Gutmenschen tarnen) freie Hand. Europa war, so skurril es klingt, durch Abkommen vor allem Italiens mit Libyen und mit Tunesien halbwegs geschützt. Diese Abkommen hatten die Diktatoren veranlasst, ihrerseits die Südgrenzen für nordwärts strebende Schwarzafrikaner zu stoppen, die dann übers Meer nach Europa wollten.

Zurück zur Haltung der Europäer: Besonders skurril ist es, wenn die Immigrationslobby auch von einem Teil der Wirtschaft Unterstützung erhält. Diese hofft nämlich, durch die Immigration billige Arbeitskräfte zu erhalten. Sie erhält aber statt dessen vor allem schlecht ausgebildete Arbeitskräfte und in großer Zahl Menschen, die eigentlich gar nicht so gerne arbeiten, sondern lieber den europäischen Sozial- und Wohlfahrtsstaat konsumieren wollen.

Das zeigt sich etwa an den Türken in Österreich. Diese sind auf Verlangen der Wirtschaft einzig und allein als Arbeitskräfte geholt worden. Das hätte eigentlich bedeutet, dass man die Zuwanderung viel stärker von den Qualifikationen abhängig machen kann als bei den jetzt übers Mittelmeer drängenden Afrikanern. Was aber nicht geglückt ist: Bei den immigrierten Türken arbeitet nämlich nur ein signifikant kleinerer Teil: Sind von den 15- bis 64-jährigen männlichen Österreichern 79 Prozent erwerbstätig, sind es bei den Türken nur 71 Prozent. Und bei den Frauen betragen die gleichen Werte sogar 66 versus 40 Prozent.

Mit anderen Worten: Jeder, der davon spricht, dass wir diese Zuwanderer angesichts der eigenen Kinderfaulheit brauchen, lügt oder ist unfähig, sich die grundlegenden Fakten anzuschauen. Und bei den Nordafrikaner ist es zweifellos noch schlimmer als bei den Türken, wenn man sich die Zahlen aus Deutschland anschaut (aus Österreich habe ich keine so detaillierten gefunden): Dort leben 8 Prozent der Deutschen von der Sozialhilfe (Hartz IV), bei den in Deutschland lebenden Tunesiern sind es hingegen 28 Prozent, bei den Marokkanern 34, bei den Algeriern 38, bei den Irakern 65 und bei den Libanesen sogar 90 Prozent!

Ein Markt, in dem sich Zuwanderer und Kriminaltouristen hingegen in Österreich nachweislich sehr aktiv betätigen, ist die Kriminalität: Von den wegen eines Verbrechens (also nicht bloßer Verkehrsunfälle) ermittelten 32.000 Tatverdächtigen waren fast 15.000 Nichtösterreicher.

Gerade Österreich braucht sich nicht vorhalten zu lassen, unfreundlich gegenüber Asylwerbern zu sein. Sonst käme nicht eine so große Zahl von ihnen ausgerechnet in die Alpenrepublik, obwohl diese ja längst nur noch von EU-Partnern (und Schweiz/Liechtenstein) umgeben ist. Die 15.830 Asylwerber in Österreich des Jahres 2009 sind ungefähr gleich viel wie in deutlich exponierteren und meist größeren Staaten an den EU-Außengrenzen (zB Griechenland, Italien und Niederlande). Und sie sind sogar mehr als halb so viel wie im zehnmal so großen Deutschland. Was zweifellos ein Kompliment für die oft kritisierte Humanität der Alpenrepublik ist.

Irgendwann wird aber auch die Debatte ernster werden müssen, wie viel Zuwanderung (durch Asyl oder andere Wege) Österreich verträgt, wenn es seine eigene Stabilität sichern will: Denn von den 8,3 Millionen in Österreich lebenden Menschen sind heute schon 1,4 Millionen (17 Prozent) fremder Herkunft, haben also entweder einen anderen Pass oder sind zumindest selbst noch im Ausland geboren. Deren Kinder und Enkel sind da noch gar nicht miteingerechnet.

Ab wann kippt die gesellschaftliche Stabilität des Landes irreversibel, ab wann gibt es auch bei uns so wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland ganze Stadtteile, in denen sich nur noch bestimmte ethnische Gruppen ungefährdet bewegen können, ab wann gibt es gewalttätige Auseinandersetzungen mit oder zwischen solchen Gruppen? Man denke auch an ein anderes erschreckendes Beispiel: Der heute zu 90 Prozent albanisch bewohnte und regierte Kosovo war einst rein serbisch; er wurde durch ständige Zuwanderung und unterschiedliches Geburtenwachstum ethnisch einfach umgepolt. Alles spricht dafür, dass das auch in Europa so passieren wird.

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Europa zwischen allen Stühlen drucken

Die EU hat sich blamiert. Denn es hätte ganz sicher keinen eigenen europäischen Sondergipfel gebraucht, nur um mitzuteilen, dass Muammar Gaddafi nicht mehr der Ansprechpartner der EU ist. Das war er nämlich schon seit Wochen für kein einziges EU-Land mehr.

Die Staats- und Regierungschefs wollten am Wochenende mit solchen bedeutungslosen „Beschlüssen“ nur übertünchen, dass sich die EU nicht über eventuelle militärische Interventionen einigen kann. Und dass Europa auch sonst nach wie vor keine eigene Außenpolitik hat, sondern dass es 27 verschiedene Außenpolitiken gibt, die nur in banalen Selbstverständlichkeiten deckungsgleich sind. Gleichzeitig haben aber alle Bürger Europas noch die Sprüche im Ohr, dass es durch den Lissabonner Vertrag nun endlich zu einer solchen, lange vermissten Außenpolitik kommen werde.

Gewiss: Auch kein anderes Land der Welt hat in diesen Stunden eine klare Linie zu Libyen. Das hat ja nicht einmal das kleine EU-Land Österreich intern: Einmal spricht sich der Außenminister öffentlich für eine Intervention unter Beteiligung von 200 österreichischen Soldaten aus – wenn auch unter der eher unrealistischen Voraussetzung, dass UNO, Arabische Liga und Afrikanische Union dem zuvor zustimmen. Tags darauf lehnt hingegen der Bundeskanzler jede militärische Reaktion auf Libyen ab. Österreich also als ein Europa im Kleinen.

Die Briten und die Franzosen sind nämlich für die Verhängung einer Flugverbotszone; die Deutschen und die Mehrheit der kleineren Länder sind hingegen strikt dagegen.

In Wahrheit fehlt der EU in der Frage Libyen zweierlei: Erstens eine klare Führung, die ohne auf einen Konsens von 27 jeweils auf die eigene Heimat schielenden Politikern warten zu müssen, Entscheidungen treffen könnte. Zweitens eine andere auch nicht ganz unwichtige Kleinigkeit: Die EU-Spitzen würden gerne wissen, wie das Ringen im Libyen am Ende ausgeht. Dann könnte man sich jetzt schon richtig verhalten und sich an die Seite des Siegers stellen. Aber Prophezeiungen sind halt schwer, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.

Die man aber ärgerlicherweise nicht kennt. Immerhin prophezeit der CIA-Chef, dass Gaddafi den Bürgerkrieg gewinnen wird – während das Weiße Haus in Washington dem eigenen Geheimdienst widerspricht. Immerhin halten sich außerhalb der EU die meisten Länder – Russland, China, Araber und Afrikaner – auffallend bedeckt. Denn sie wissen das ja auch nicht.

Die europäischen Politiker haben sich – ohne Vorstellungen zu haben, wie es weitergehen soll – unter dem Druck ihrer Öffentlichkeit jedenfalls schon am weitesten vorgewagt. Was Europa im Falle eines Gaddafi-Sieges wohl teuer bezahlen wird müssen. Deswegen hätte die harte Linie der Briten und Franzosen eine gewisse Logik, jetzt um jeden Preis einen Verbleib Gaddafis zu verhindern. Wenn schon, denn schon.

Nur: Dazu müssten die beiden auch militärisch den Alleingang wagen, denn UNO und Co werden einer Intervention wohl nie zustimmen. Und auch nur so etwas harmlos klingendes wie eine Flugverbotszone ist ohne heftige Kampfaktionen nicht durchsetzbar.Das werden aber auch Briten und Franzosen nie wagen. Dazu sind sie wohl auch militärisch nicht in der Lage. 

Wenn nun die Aufständischen ohne ausländische Unterstützung unterliegen sollten, dann steht die EU mehrfach blamiert da. Ihre gemeinsame Außenpolitik ist als lächerlicher Papiertiger entlarvt. Sie hat ganz überflüssigerweise durch den Sondergipfel die weltweite Aufmerksamkeit auf sich und ihr Nichthandeln gezogen. Sie wird daher nicht einmal bei einem Sieg der Rebellion sonderliches Gewicht als Partner haben können.

Und wenn Gaddafi siegen sollte, dann werden erst recht alle Aggressionen Libyens auf Europa gerichtet sein. Dann wird er seinerseits Europa nicht mehr als Ansprechpartner ansehen. Dann wird er mit großer Lust Heerscharen von schwarzafrikanischen Migranten ins Land lassen, um sie dann auf Booten nach Norden zu senden, was die EU zusätzlich destabilisieren wird.

Man sollte Konfrontationen halt nur dann beginnen, wenn man auch halbwegs sicher sein kann, sie am Ende auch zu gewinnen.

 

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Mag. Kindergartentante drucken

Das Leben als Politikkonsument in diesem Land ist ernüchternd - die wirklich dringenden Probleme (Budgetdefizit, Bürokratie, Föderalismus, Gesundheit, ...) greift diese Regierung nicht einmal an, aber dafür schafft man zusätzliche Probleme in Bereichen, in denen es bisher keine gab.

Angeblich wurde heute beschlossen, allen Pädagogen - vom Kindergarten bis zur AHS - eine einheitliche Ausbildung zukommen zu lassen. Dahinter steckt zweifellos das Ansinnen der SPÖ, den Lehreraustausch zwischen Hauptschulen und Gymnasien zu erleichtern und damit einen weiteren Schritt in Richtung Einheitsschule zu machen. Aber hier lassen sich ja zumindest drei sinnvolle Aspekte erahnen:

  1. Es ist zweifellos richtig, den AHS-Lehrern eine bessere pädagogische Ausbildung zugute kommen zu lassen als bisher.
  2. Es ist auch sinnvoll, die AHS-Lehrer schon früher und intensiver mit der Praxis des Unterrichts vertraut zu machen. Im vierten Jahr des Studiums ist das aber immer noch viel zu spät.
  3. Vielleicht wird im Zuge der Reform auch die unsägliche Praxis abgestellt, dass Hauptschul- (und AHS-Unterstufen-)Lehrer ohne spezifische Fachausbildung sämtliche(!) Fächer unterrichten dürfen.

Schildbürgerstreich Kindergarten

Das wirklich Bedrohliche der Reform-Ankündigung steckt aber in der Ankündigung, dass künftig auch Kindergärtnerinnen einen Universitätsabschluss brauchen - und zwar sicherheitshalber gleich den Master und nicht nur den Bachelor.

a) Die Verlagerung der Ausbildung zur Kindergärtnerin (neudeutsch 'Kindergartenpädagogin') von einer Berufsbildenden Höheren Schule auf eine Universität/Fachhochschule bringt eine furchteinflößende Verkopfung mit sich. In Zukunft wird man bei jeder angepinkelten Hose gleich nach Freud rufen.

b) Der Wechsel der Ausbildung wird aber auch zu Selektionsprozessen führen. Gstandene, kinderliebende junge Frauen aus oft kinderreichen Familien werden sich von der jahrelangen universitären Ausbildung abschrecken lassen. Als Ersatz rücken vermutlich verstärkt die überzähligen Psychologie-Absolventen nach ...

c) Wer derzeit einen Kindergartenplatz sucht, kennt den dramatischen Mangel an Kindergärtnerinnen. Wer sein Kind nicht unmittelbar nach der Geburt schon wo angemeldet hat, sollte sich nicht mehr viele Hoffnungen machen. Ausgerechnet in dieser Phase vier Jahre lang(!) österreichweit auf alle Absolventen zu verzichten, kann man nur mehr als Schildbürgerstreich bezeichnen.

d) Mit der Steiermark hat das erste Bundesland schon den Abschied vom teuren Gratiskindergarten beschlossen. Sobald man universitär ausgebildete Kindergärtnerinnen entlohnen muss, werden wohl weitere Bundesländer folgen.

e) Ausgerechnet in einer Berufsgruppe, die überdurchschnittlich viele Kinder bekommt, den Eintritt ins Erwerbsleben um vier Jahre nach hinten zu verschieben, ist ein weiterer Beitrag zum demographischen Selbstmord dieses Landes.

f) Da es mit dem vierjährigen Bachelorstudium nicht getan ist, müssen die Kindergärtnerinnen von morgen in den anschließenden fünf Jahren auch noch berufsbegleitend den Master anschließen. Dass Kindergärtnerinnen (und auch Lehrer) in den ersten Jahren ihres Berufslebens (meist im Unterschied zu späteren Jahren) wirklich sehr viel Zeit in Vorbereitungen stecken, dürfte auch eine Überraschung sein.

Bei der Einbeziehung der Kindergärtnerinnen in die allgemeine Pädagogenausbildung fällt es einem sogar schwer, eine "hidden agenda" auszumachen. Aber vielleicht besteht sie wirklich nur darin, einige zusätzliche Professuren für die Visionäre zu schaffen, die derzeit mit der Arbeit in den zahlreichen Reformkommissionen nicht ausgelastet sind ...

Florian Unterberger ist Pressesprecher bei einem staatsnahen Unternehmen. Er ist mit einer Kindergärtnerin verheiratet und hat zwei Kinder (wovon eines den Kindergarten besucht).

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Der Kardinal und die Politik drucken

Wenn uns Christoph Schönborn die Welt erklärt, dann hört man so manches Seltsame zu Politik und Wirtschaft. Wodurch er seine sonstigen Worte in ein überflüssig schiefes Licht rückt.

So bejubelte er dieser Tage in einem Serieninterview mit mehreren Zeitungen völlig ungebremst die "positiven Entwicklungen" in Ägypten und Umgebung: "Wir erleben zur Zeit einen Aufbruch einer jungen Generation in den südlichen Mittelmeerstaaten." Ob das auch die dort seit 2000 Jahren wohnenden Christen so sehen? Ob es ihnen sehr gefällt, dass jetzt Kirchen brennen und Christen erschlagen werden? Ob sie sich schon sehr auf die künftige Verfassung freuen, die gerade von einer Kommission unter Führung eines Moslembruders ohne einen einzigen Christen vorbereitet wird? Ob all jene Kopten Wahnvorstellungen haben, wenn sie davon reden, dass es ihnen unter dem Diktator Mubarak viel besser gegangen ist, als es ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit nach der Revolution gehen wird? Ob er schon mit jenen irakischen Christen gesprochen hat, die Schönborn lobenswerterweise nun bei sich aufgenommen hat, die unter dem Diktator Saddam Hussein noch halbwegs geschützt waren, die jetzt aber mit gezielter Brutalität vom "Aufbruch der jungen Generation" im Irak vertrieben werden, weil merkwürdigerweise die junge islamische Generation gar nichts von Toleranz hält?

Sehr seltsam klingt es auch, wenn Schönborn Mut von der Politik einfordert ("Es fehlt mitunter an Mut im Bereich der Politik..."), wo er selbst doch ein ganz Großer im Schweigen ist, man denke nur an die Islamdebatte.

Der Wiener Kardinal erklärt uns auch, was die Republik in Schulden gestürzt hat und was beispielsweise die Kürzung von Familienförderungen ausgelöst hat: "Die Milliarden, die man für Misswirtschaft im Finanzbereich aufbringen muss, die fehlen." Warum gibt es in seiner Umgebung niemanden, der ihm sagt, dass nicht alles, was die Herrn Landau und Küberl so von sich geben, etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben muss? Warum weiß er nicht, dass die Republik zumindest bisher an der Bankenhilfe sogar gut verdient hat (auch wenn das in Sachen Hypo Alpen-Adria und Kommunalkredit nicht so bleiben dürfte)? Warum weiß er nicht, dass die Schulden im Wesentlichen ganz eindeutig auf ein populistisches Pensionssystem, auf das Riesenloch ÖBB und auf die Kosten des aufgeblähten Wohlfahrtsstaates sowie der ebenso aufgeblähten Bürokratie in Ländern, Bund und Gemeinden zurückgehen? Oder glaubt er an den billigen Schmäh, dass der steile Aufstieg der letzten sechs Jahrzehnte den Gewerkschaften zu verdanken, jede Rezession aber Folge der Marktwirtschaft sei?

Gewiss, ein Bischof muss nicht unbedingt etwas von Politik und Wirtschaft verstehen. Wenn er sich aber dazu äußert, sollte er sich doch vielleicht besser informieren und nicht jeden linken Unsinn nachplappern. Womit er bei seinen Gläubigen mehr an Reputation verliert, als er bei den einschlägigen Medien gewinnen kann. 

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Fußnote 181: Warum ist mir das nicht eingefallen? drucken

Einer meiner vielen Fehler ist: Ich bin bisweilen abgrundtief neidig. Neidig etwa auf brillante Texte anderer Journalisten, die ich selbst gerne so gut geschrieben hätte. Und doch nicht habe.

Daher hier zur Abreaktion meines Neids ein schlichter Link auf einen Text von Alexander Purger aus den "Sazburger Nachrichten". Man sollte ihn sich einfach zum guten Nachmittagskaffee gönnen, weil man sich ja schon sonst nichts gönnt. Und Purger ist noch dazu kalorienmäßig viel gesünder als das sonst zu diesem Zeitpunkt vielleicht übliche Stück Torte. Viel Spaß – auch wenn es nicht wirklich ein echter Spaß ist, worüber Purger hier schreibt.

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Die Lehren einer Katastrophe drucken

Es wird Tage dauern, bis die ganze Dimension der Erdbeben-Tsunami-Katastrophe in Japan und rund um den Pazifik klar sein wird. Aber zumindest einige Erkenntnisse kann und sollte man jetzt schon ziehen.

Die erste lautet: Die wirklichen Katastrophen sind fast nie jene, vor denen eine ganze Aufregungs-Industrie – mit den Medien an der Spitze – warnt. Gewiss hat man gewusst, dass Japan erdbebengefährdet ist; das Land hat ja auch gewaltige Investitionen in den Erdbebenschutz getätigt. Aber die Sintflut dieses Tsunami (war vielleicht auch die biblische ein solcher?) hat mit einer solchen Kraft zugeschlagen, dass sie die üblichen Ängste der Medien und Buchindustrie völlig lächerlich macht.

Diese Industrie lässt uns vor einer imaginären Globalen Erwärmung zittern, vor BSE und Schweinegrippe, vor Amalgam und Bombenanschlägen: Aber in all diesen Fällen ist in Wahrheit das Risiko so gering, dass die jeweils einige Wochen lang aufgeblasene Berichterstattung ganz andere Ursachen hat: Erstens die quotengetriebene Geilheit der Medien, immer noch wildere Gespenster in die Geisterbahn unseres Lebens zu transferieren, weil wir uns auf der bequemen Couch vor dem Fernseher halt so viel gerne fürchten; und zweitens die vielfältigen Interessen vorgeblicher Ghost Buster.

So verdienen solche Geisterjäger mit der Global-Warming-Panik unfassbar viel. Besonders raffiniert ist da neuerdings die Landwirtschaft (die man bei uns sinnigerweise gleich im selben Ressort betreut wie die Umwelt): Das zeigt etwa derzeit gerade das E-10-Benzin in Deutschland, das weder technisch noch ökologisch noch ökonomisch einen Sinn macht. Das offenbar Autos ruiniert. An dem aber die Landwirtschaft blendend verdient. Und das die Lebensmittelpreise steil in die Höhe treibt. Um das zu kompensieren, wird dann wahrscheinlich wieder ein Oberpopulist wie schon einmal Werner Faymann auf Verlangen des Boulevards neue Schulden machen und sie an seine Wähler ausschütten.

Viel weniger Aufmerksamkeit widmen wir, widmen die Medien, hingegen den großen Bedrohungen, an denen täglich Menschen massenweise sterben. Obwohl man dagegen viel eher etwas tun kann als gegen eine globale Erwärmung, die sich ja in der Erdgeschichte immer schon mit Eiszeiten abgewechselt hat.

Zu unseren wirklichen Gefahren zählen: Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, Drogen in jedweder Form – und unser lieber Straßenverkehr. Dazu zählen mittel- bis langfristig die Zuwanderung völlig fremder Kulturen, das Ausbleiben eigener Kinder und die wahnsinnige Schuldenpolitik unserer Regierungen.

Eine zweite Erkenntnis aus Japan&Co: Wer wirklich mutwillig das Bundesheer demontiert, der nimmt Österreich jede einsetzbare Masse an kräftigen jungen Männern, die bei solchen Katastrophen zur Verfügung stehen könnten. Und die können ja nicht nur in Form eines Tsunami passieren. Dass diese Gefahr aber eine sehr ernste ist, weiß man, seit man am Donnerstagabend den überaus seltsam herumredenden Außenminister im Fernsehen gesehen hat. Offenbar ist auch die ÖVP willens, mit der SPÖ den Weg in die Selbstkastration zu gehen.

Wer das Heer zerstört, hat auch keine Lektion aus den blutigen Unruhen gezogen, die nur wenige Kilometer von der Südspitze der EU entfernt ausgebrochen sind.

Drittens: Ich warte jetzt nur noch darauf, bis einige Kommentatoren die Frage nach der Schuld an Tsunami und Erdbeben erheben. Statt aus der Geschichte Demut angesichts der Gewalten der Natur zu lernen, glauben ja zumindest unsere Medien, alles wäre machbar. Und wenn doch was passiert, muss man halt einen Schuldigen ans Kreuz nageln.

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Fußnote 180: Die EU wird zur Fußnote der Geschichte drucken

Jetzt gibts den "Pakt für den Euro". Die Märkte erzittern beeindruckt und werden, sobald sie den Pakt durchgelesen haben, das Geld kübelweise zu den alten Niedrigzinsen nach Griechenland, Spanien, Portugal und Irland tragen.

Nach einem Nullpapier zu Libyen machen sich die  europäischen Regierungschefs mit diesem Pakt endgültig lächerlich. Denn er erreicht das Gegenteil von der beabsichtigten Stärkung der Glaubwürdigkeit der eigenen Währung. Europa ist nur noch bei Frauenquoten, Rauchverboten, Windmühlen, Abtreibungsförderung und Schwulenehen präsent. Hingegen hat der Gipfel alles, was die EU-Mitglieder wirklich zu Sparsamkeit und Verantwortungsbewusstsein zwingen würde, in Unverbindlichkeit verschwinden lassen. Da unterschreibt ein Herrn Faymann folgenden Satz: "Die Euro-Länder sollen das Pensionseintrittsalter an die demografische Entwicklung anpassen." Dabei hat seine Partei schon eine ganze Regierung daran scheitern lassen, weil sie nicht daran denkt, das zu tun. Da könnte ja die den Kern der SPÖ bildende Abcashgeneration und deren Zentralorgan, die Krone, unzufrieden sein. Daher wird Faymann mit Garantie alles verhindern, was dem von ihm selbst unterschriebenen "sollen" entsprechen würde. Ignoriert er doch auch alle Experten, die dasselbe sagen. Ähnliches gilt auch für die restlichen Punkte dieses Pakts. Nirgendwo haben sich die Euro-Länder über das Wünschen und Sollen hinaus zu irgendetwas wirklich Greifbarem verpflichtet. Angela Merkel, die mehr als ein zahnloses Gebrabbel wollte, ist an der Mehrheit der Big Spender gescheitert und wird daher bei den nächsten deutschen Regionalwahlen wohl die Zeche zahlen müssen. Denn die Deutschen spüren: Sie müssen also jetzt weiter in ein Fass ohne Boden hinein zahlen. Europa ist wirklich nur noch eine Fußnote wert (auch wenn ich mich in den nächsten Tagen noch einmal mit dem ganzen Scheitern in Sachen Libyen befassen möchte).

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Josef Pröll, Schon wieder Umfallkaiser drucken

Und neuerlich ist die ÖVP ein weiteres Stück umgefallen: Jetzt vergisst sie auch wieder auf die „Mittlere Reife“, die sie erst vor wenigen Wochen von allen 14-Jährigen verlangen wollte. Und wieder begründet Umfallkaiser Josef Pröll sein Verhalten damit, dass er auf den Koalitionspartner zugehen wollte. In den Annalen ist hingegen seit langem nichts verzeichnet, wo im Gegenzug die SPÖ auf die ÖVP, auf eine konservative, auf eine wirtschaftsliberale oder auf eine christliche Position zugegangen wäre

Die Vermutungen werden immer dichter, dass es Prölls emotionales Gleichgewicht und Konsensbedürfnis stört, wenn er im Konflikt mit der SPÖ liegt. Denn wenn die ÖVP-Wähler ständig noch näher auf die SPÖ zugehen wollten, dann hätten sie wohl gleich diese gewählt. Dieses ständige Zugehen mag vielleicht die Weltsicht von Prölls Paten Christian Konrad und seinen Medien sein, es ist aber ganz sicher nicht der Grund, warum bei der letzten Wahl (noch) 26 Prozent die ÖVP gewählt haben.  Oder warum einst jahrzehntelang deutlich über 40 Prozent hinter der großen konservativ-christlich-liberalen Sammelpartei gestanden sind.

Das neuerliche Nachgeben in Sachen Schule – nach der Sprengung der Hauptschule, obwohl diese erfolgreicher ist als alle Gesamtschulen, – ist dadurch doppelt bestürzend, dass die ÖVP gleichzeitig auch beim Thema Bundesheer die eigenen Positionen räumt, wo es nur noch der Klubobmann wagt, den SPÖ-Vorgaben zu widersprechen. Und dass sie nun auch beim Thema Frauenquote in die Knie geht.

Gewiss: Die nun zu einer freiwillig-unverbindlichen Übung degradierte Mittlere Reife war bisher eine eher unausgegorene Idee. Vor allem bestand die Gefahr, dass das dabei verlangte Niveau unter jenem liegen wird, das einst von 10-Jährigen vor der Aufnahme in eine AHS verlangt worden war. Dass die Leistung der Unterstufe auf drei Gegenstände reduziert wird, dass der Rest uninteressant wird, dass auch in diesen drei Gegenständen die Latte extrem tief gelegt wird.

Der Verdacht ist wohl begründet: Denn das Unterrichtsministerium und seine Helfershelfer – die ja diese Mittlere Reife definieren hätten müssen – sind seit vielen Jahren heftig bemüht, die Anspruchs- und Leistungsniveaus zu senken. Das hat nicht erst unter Claudia Schmied begonnen.

Aber trotz dieser Sorge klang das Konzept der obligatorischen Mittleren Reife noch irgendwie nach einer Leistungsmessung. Nun aber ist die Partei wieder dem Konzept der Frau Karl nähergerückt: Matura für alle.

Nur Sadisten kann es freuen, einer einst für Österreich so wichtigen Partei beim Selbstmord mit Anlauf zusehen zu müssen.

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Ein Hoch auf die steirischen Bräuch drucken

Es geht ja doch. Man muss nur wollen. Und es geht sogar in einer großen, rot geführten Koalition. Das zeigt uns die Steiermark mit ihrem neuen Budget.

Anlass der neuen steirischen Sparsamkeit ist natürlich, dass dem Land finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Was theoretisch auch in Kärnten, Wien und Niederösterreich der Fall ist, ohne dass dort steirische Bräuche einkehren. Bei den Burgenländern weiß man es allerdings nicht so genau, wie hoch ihnen das Wasser steht; da wird offenbar mit den Zahlen so getrickst, wie wenn Griechisch die landesübliche Sprache geworden wäre.

In den anderen Not-Bundesländern ist man jedenfalls nicht zu dem imstande, was die Steirer jetzt geschafft haben: Nämlich zu einem Budget, das wirklich die Bezeichnung Sanierungsbudget verdient. Und der Bund wird so etwas schon gar nicht schaffen. Denn dieser Bundeskanzler denkt ja schon beim Aufstehen einzig daran, ob er heute eher Demagoge oder Populist sein will. Und der Vizekanzler bangt den ganzen Tag über, wie er sich verhalten muss, dass dieser Bundeskanzler nur ja nicht böse wird auf ihn.

In der Steiermark jedenfalls haben die Herrn Voves und Schützenhöfer etwas geschafft, was ich ihnen von außen nicht zugetraut hätte. Sie kürzen das Landesbudget um deutlich mehr als zehn Prozent. Sie bauen 700 Landesjobs ab. Sie verordnen ihren Beamten eine Nulllohnrunde. Sie verlangen als einziges Bundesland für die Pflege alter Angehöriger einen finanziellen Regress der Familie (was nicht nur direkt Geld in die leeren Kassen bringt, sondern auch viele Familien nachdenken lässt, ob sie sich nicht doch selber um ihre alten Angehörigen kümmern sollten). Und sie haben Hand an eine Reihe angeblich irreversibler Wohlfahrtsprogramme gelegt.

Natürlich wird es die üblichen Proteste geben. Das müssen Politiker schon aushalten. Aber am Ende des Tages werden die steirischen Roten und Schwarzen mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Anerkennung als vorher finden, weil sie Führungskraft gezeigt haben.

Natürlich setzen die Steirer die unpopulären Maßnahmen nach der Wahl und nicht vorher. Nur: Das hätten zum Beispiel die Bundesregierung und das Land Wien spätestens seit dem letzten Oktober auch können. Vor beiden liegen ja nun mehrere Jahre ohne Wahltag. Das ist die ideale Zeit für Sanierungsreformen, bei denen halt kurzfristig irgendwelche Subventionsjunkies aufheulen, die aber langfristig (auch politisch) dicke Dividende bringen.

Daher Hut ab vor den Steirern und bitte vor den Vorhang. Die Steiermark wird ob dieses Staatshaushalts mit Sicherheit nicht untergehen. Sie hat vielmehr ihre Zukunftschancen deutlich verbessert.

 

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SN-Kontroverse: Wer ruiniert den Ruf der Regierung? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sind die Medien schuld am schlechten Ruf der Bundesregierung?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Maßstäbe stimmen nicht mehr

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

Sie sind Falotten, Minderleister, die geballte Ansammlung der Inkompetenz, sie haben keine „ordentlichen" Berufe, in der Privatwirtschaft würden sie sowieso jämmerlich scheitern, sie sind nicht fähig vernünftige Strategien zu entwickeln und sie umzusetzen, sie schließen faule Kompromisse, halten stets das Handerl auf, und wenn es um die eigene Haut geht, picken sie sich die Rosinen heraus.

 

So - wenn nicht gar schlimmer - ist der derzeitige Zustand der österreichischen Bundesregierung, wenn man den gesammelten Werken der heimischen Medienlandschaft uneingeschränkten Glauben schenken würde. Vor allem der Boulevard bläst kräftig in dieses Horn, weil der tägliche „Aufreger" über „die da oben" gut für die Quote/die Auflage ist und dies sich wiederum fein auf das Inseratengeschäft auswirkt.

Das „Niederschreiben" der Regierung ist zur Mode geworden. Statt differenzierter Kritik wird lieber Pauschalverdammnis geübt. Nur selten ist - wie kürzlich in Kollers Klartext am Beispiel von Gesundheitsminister Alois Stöger - nachzulesen, dass die Mediendemokratie ihren eigenen Gesetzen folgt und Politiker mitunter zu Unrecht niedergemacht werden.

Im täglichen Run um die griffigere Schlagzeile zählen oft nicht Argumenten und es ist zu wenig Zeit, um längerfristige Entwicklungen - und das sind nun einmal die Auswirkungen politischer Entscheidungen - zu beobachten und in der Folge fair zu bewerten. Umgekehrt versäumen es politisch Tätige oder ehemalige politisch Tätige in der Alpenrepublik klare Konsequenzen bei Verfehlungen zu ziehen.

Der Rücktritt eines Ministers wegen Plagiatsvorwürfen bei der Dissertation wie im Fall Karl Theodor zu Guttenberg kommt hierzulande nicht vor. Offenkundig stimmen die Maßstäbe in Österreichs öffentlichem Leben nicht mehr.


Die alte Selbsttäuschung

Andreas Unterberger

Es ist eine der häufigsten Selbsttäuschungs-Mechanismen von Politikern: Die Medien seien an ihren Problemen schuld. Gewiss berichten die Medien oft unsachlich, betreibt der Boulevard wilde Kampagnen, vermanschen manche Nachricht und Kommentar.

Nur: Die Medien sind längst selbst nicht mehr so glaubwürdig, dass sie eine verantwortungsbewusste Regierung destabilisieren könnten. Je nach Umfrage vertrauen ihnen nur noch 20 bis 25 Prozent der Österreicher. Diese Regierung hat überdies die Boulevard-Medien in einem Ausmaß bestochen, dass dort praktisch keine Kritik der Regierungsparteien mehr zu finden ist - vor allem nicht an der besonders heftig auf Staatskosten inserierenden SPÖ. Und über den ORF kann die SPÖ schon gar nicht klagen.

Also liegt ihr Ruf nur an den beiden Regierungsparteien selbst. Er liegt am schlichten personellen Angebot. Und er kulminiert in den vielen politischen Fehlern: Das Budget macht gewaltige Defizite, obwohl im derzeitigen Boom eigentlich Überschüsse erzielt werden müssten. Das Bundesheer wird auf Befehl der Kronenzeitung demoliert, ohne dass es eine Antwort auf das „Wie weiter?" gäbe.

Die Leistungsdefizite des Bildungssystems will die SPÖ mit der jedem Leistungs- und Bildungsanspruch widersprechenden Gesamtschule bekämpfen, die ÖVP mit einem wilden Zickzackkurs. Die höchsten Schulen des Landes dürfen zum Unterschied von allen anderen Schulen die Studentenzahlen nicht entsprechend ihren Kapazitäten limitieren, nur weil der SPÖ-Vorsitzende das nicht will.

Die Kosten des Pensionssystems jagen parallel zur Lebenserwartung in die Höhe, aber der Sozialminister will am gesetzlichen Pensionsalter nicht rühren. Der Umweltminister träumt von unrealistischer aber geldverschlingender Energieautarkie. Und so weiter. Sind an all dem wirklich die Medien schuld?

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Gemeinwohl und Wehrpflicht drucken

Der Verteidigungsminister hat am 17. November 2011 sieben Varianten zur Umgestaltung des Österreichischen Bundesheeres vorgestellt; eine Variante baut auf der Wehrpflicht auf, von der er sich jedoch schon vor der angesagten Diskussion distanziert, die anderen gehen in Richtung Berufs- und Freiwilligenheer. Hohe Bezahlung und Abenteurerlust sind meist der Anreiz sich für letzteres zu melden, was bei Österreichern aber nur bedingt greifen wird. Die Aufgabenableitungen, die zu den personellen Größenordnungen der Varianten führen, sind nicht nachvollziehbar: Ein eher trauriger, aber veränderbarer Istzustand (Variante 1) wird mit einer nicht sehr realistischen Vision (zB Variante 3, Mischform Berufsheer und Miliz) verglichen und als schlechter „benotet“; der Beitrag zum Europäischen Sicherheits- und Verteidigungssystem ist nicht quantifiziert.

Bevor aber eine Reform des österreichischen Wehrsystems „durchgezogen" werden kann, wäre es zunächst notwendig, zu erarbeiten, für welche Aufgaben Österreich überhaupt bewaffnete Streitkräfte unterhalten muss. Wie, und auf Grund welcher Rechtsregelungen und auf Grund welcher politischen Vertrauensbeziehungen, diese Aufgaben von Österreich, auch im Verbund mit anderen Staaten, wahrgenommen werden könnten oder sollten. Dies hätte ein neues Rechtsgebäude zufolge. Erst auf dieser Grundlage ist es möglich, das zukünftige organisatorische Haus Bundesheer zu konzipieren, womit sieben eher oberflächlich wirkende Varianten nicht erforderlich wären. Ein im März 2011 gefasster Ministerratsbeschluss wurde in beunruhigend kurzer Zeit ausgearbeitet. Er könnte ein erster Schritt in Richtung der erforderlichen Grundlagen sein. Was vorliegt, ist noch nicht konsistent.

Zum Grundsätzlichen:

Es ist zutreffend, dass die gesetzliche Regelung der Wehrpflicht sanierungsbedürftig ist. So wurde von politischer Seite durch Streichen der Truppenübungen der Miliz der Boden entzogen. Intern führt Ressourcenmangel zu Verwendungen von Grundwehrdienern v. A. als sogenannte Systemerhalter, die wohl nicht in den Intentionen des Gesetzgebers lagen.

Eine entscheidungssuchende Diskussion ist damit überfällig. Geht sie vom Gemeinwohl der Gesellschaft aus, in der Gemeingüter verfügbar gemacht werden, so sollte reziprok ein Gemeindienst seine Logik haben. Dies führt in Richtung Allgemeine Dienstpflicht und würde den verengten Rahmen der Wehrpflichtdebatte sprengen. Rechtlich muss die Wehrpflicht Anker für diesbezügliche weiterführende Absichten bleiben.

Für eine Allgemeine Dienstpflicht, mit einem realistischen Potential von etwa 30.000 Dienstpflichtigen pro Jahr, spricht der sich abzeichnende Arbeitsumfang; innerhalb dieser Allgemeine Dienstpflicht wäre der Wehrdienst freiwillig. Ernst zu nehmende Bedenken gegen eine generelle Wehrpflicht, wie die einer obsolet gewordenen Massenarmee, einer selektiven Wehrpflicht – eines Relikts des National- und Obrigkeitsstaates – oder einer Armee auf Arbeitssuche wären mit einer von den Aufgaben ableitbaren Allgemeinen Dienstpflicht hinfällig oder aber zumindest relativiert.

Freiwillige, nicht entlohnte ehrenamtliche Leistungen, erbracht von drei Millionen Österreichern mit einem geschätzten Gegenwert von € 16 Milliarden sind im internationalen Vergleich beachtlich. Diese dienen meist dem Gemeinwohl, auf jeden Fall aber der Gesellschaft. Allerdings ist die Tendenz fallend; Gründe dafür könnten sein: Eine allgemeine Neigung der Gesellschaft zur „Entsolidarisierung“, eine Einengung der subjektiven Lebenswelt, medial vermittelte, fast autistische, Wirklichkeitsbilder, aber auch Bildungs-, Berufs- und Freizeitstress.

Trotzdem findet man oft ehemalige Zivildiener freiwillig beim Roten Kreuz und gediente Wehrpflichtige bei der Freiwilligen Feuerwehr, die ansonsten gar nicht auf eine derartige Idee gekommen wären. Also ermöglichen die Dienstpflichten, Engpässe nicht nur durch direkt erbrachte Leistungen im Wehr- und Zivildienst zu kompensieren, sondern geben auch einen Anstoß, über diese Dienstpflichten hinaus freiwillige Leistungen zu erbringen.

Die Dienstpflichten wurden mit der Wehrpflicht und dem davon abgeleiteten Wehrersatzdienst in Form einer Zivildienstnovelle gesetzlich geregelt. Eine Abschaffung der Dienstpflichten würde einen Trend vom Gemeindienst zur Privatisierung zur Folge haben und damit auch viele Bereiche des Gemeinwohls treffen: Begonnen von der Sicherheit – die militärischen Aufgaben eingeschlossen – bis hin zum Sozialwesen. Indirekt würde sich der Wegfall der Dienstpflicht also auf weite Teile der Zivilgesellschaft (vom Arbeitersamariterbund über die Entwicklungshilfe bis zur Freiwilligen Feuerwehr usw) negativ auswirken.

Auch sollten in einer Gesellschaft mit zahlreichen Abhängigkeiten Aufgaben eher gemeinsam als sektoral bewältigt werden; je kleiner das Land, desto wichtiger ist das! Es wird darauf ankommen, den Grundgedanken der über die Jahre vernachlässigten umfassenden Landesverteidigung unter einer passenderen Bezeichnung, zB „Umfassende Sicherheitsvorsorge“, zum Leben zu erwecken, passt dies doch in die neue EU Sicherheitsarchitektur.

Auswirkungen auf die militärischen Aufgaben

Internationale Einsätze und Verteidigung, zB im europäischen Verbund, bedingen in jeder denkbaren Variante Professionalität. Schon heute sind aber die Internationalen Einsätze, zu denen keine Grundwehrdiener herangezogen werden, ohne eine auf dem Wehrdienst aufbauende Freiwilligkeit nicht erfüllbar. Ähnlich verhält es sich bei der Verteidigung im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU. Zunehmende Bedeutung ist den folgenden Aufgaben zuzuordnen: Dem Schutz (zb Sicherung der (über)lebensnotwendigen Infrastruktur) und der Hilfe. Zu nennen sind Katastrophen außergewöhnlichen Umfanges, die lokale Organisationen wie die Feuerwehr überfordern, und zusätzlich Stabsarbeit einschließlich einer Koordination internationaler Aktionen notwendig machen.

In Relation sowohl zum berechenbaren Bedarf, der personalintensiv ist, als auch zu vergleichbaren Ländern wie der Schweiz und Schweden, wird derartiges in Österreich wohl nur auf Basis einer Dienstpflicht hinreichend sichergestellt werden können; mit finanziellen Anreizen für Freiwillige wie in Frankreich ist kaum zu rechnen, zudem belegt eine große Meinungsumfrage aus 2002, dass auch diese Anreize nicht ausreichen werden, das Personalaufkommen sicherzustellen.

Unter den derzeitigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wächst also eine Freiwilligkeit nicht nur aus sich heraus, sondern auch aus Dienstpflichten. Könnte ein verpflichtendes Bürgerservice oder eine allgemeine Dienstpflicht mit geregelter freiwilliger Entscheidung zB für den Wehrdienst oder die Entwicklungshilfe Zukunft haben? Eine  Abschaffung der Dienstpflichten hingegen könnte dramatische Folgen nach sich ziehen. Wegen der bisher nicht abgeschätzten Folgen ist dies einer Prüfung wert.

Exkurs zu Vorgängen der letzten Monate:

Der Verteidigungsminister hat seine Grundrichtung innerhalb von vier Monaten von Wehrpflicht auf Berufs- bzw. Freiwilligenheer überraschend geändert. Er begründet das in kurzer Zeit produzierte „Ergebnis“ mit einer sorgfältigen vorlaufenden Planung unter Abstützung auf Erfahrungen anderer Länder; eine Enquete im Dezember 2010 kam u. a. zu folgendem Schluss: „Wehrmodelle sind daher nur mit Einschränkungen von einem Land auf andere übertragbar.“

Zu beachten ist auch, dass Länder nach der Umstellung von der Wehrpflicht auf ein Berufsheer bereits abgestürzt, sind (Belgien), vor dem Absturz stehen (Schweden, Deutschland?) oder aber bemüht sind, diesen mit einem überproportionalen Mitteleinsatz (Milliarden) hintanzuhalten (Frankreich); alle haben Schwierigkeiten. Die Schlussfolgerung sei erlaubt, dass auch die kontroversiell diskutierten zusätzlichen €500 Millionen im Verteidigungsbudget zur Umstellung auf ein Berufsheer aller Voraussicht nicht ausreichen werden. Der Mehrbedarf würde in kleinen Portionen nach einer allfälligen Grundsatzentscheidung angemeldet werden müssen; auch die anderen Bereiche des Gemeinwohls wären kostentreibend beeinträchtigt. Die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten könnten in die Milliarden gehen.

Der Generalstabschef hat seine Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass es geboten ist, das derzeitige System erst dann durch ein anderes zu ersetzen, wenn dieses andere System als "besser" – dem bisherigen überlegen bzw. vorzugswürdig – ausgewiesen werden kann, wobei dies auf sorgsame Analysen und Prognosen gestützt werden muss. Was bisher vorliegt, stimmt skeptisch, ein Überdenken ist notwendig. Zudem ist die verfassungsmäßig verankerte Wehrpflicht nicht nur Angelegenheit der Planung des Verteidigungsressorts, andere Dienste werden nämlich von der Wehrpflicht sachlogisch und gesetzlich untermauert abgeleitet. Eine einschneidende Revision legistischer Voraussetzungen wird im Falle der beabsichtigten Systemumstellung unabdingbar werden. Manche der in den Raum gestellten „Überlegungen“ könnten die Europäische Menschenrechtskonvention berühren.

Eine sachlich nachvollziehbare Position war für den Verteidigungsminister die offizielle Begründung, dem Generalstabschef das Vertrauen zu entziehen und ihn abzulösen. Das alleine wäre aber eher ein dürftiges Argument und wirft Fragen auf: Mangelt es an der inhaltlichen Übereinstimmung oder an der persönlichen Vertrauensbeziehung? Gibt es ein Küchenkabinett, und welche Rolle spielt es? Mancherorts werden letztere eher als Störfaktoren bei der effizienten Erledigung der Aufgaben angesehen. Die Primärverantwortung für eine funktionierende Arbeitsweise liegt beim Vorgesetzten, in dem Fall beim Minister, und ist für Erfolg oder Misserfolg oft entscheidend. 1978 bis 1983 wurde das Ressort – wie vorgesehen – durch den Verteidigungsminister im Wege der ihm unmittelbar Zu- und Nachgeordneten geführt. Das war erfolgreich: Die systematische Planungsarbeit hat zu nachvollziehbaren Entscheidungsgrundlagen geführt; zufriedenstellende Ergebnisse konnten erzielt werden. 2011 zeichnet sich das nicht ab.

Diese Erfahrungswerte stammen aus der Arbeit an mehreren Heeresreorganisationen und aus der Zusammenarbeit mit allen relevanten Ländern. Die gegenständlichen „Überlegungen“ – Zielgruppe Entscheidungsträger – werden durch ein Hintergrundpapier ergänzt, das auf Erfahrungswerte anderer Länder und die Auswirkungen auf Gemeinwohl und Gesellschaft näher eingeht.

Zusammenfassend ist festzuhalten: Die Zusammenhänge um die Dienstpflichten, also Wehr- und Zivildienst, sind komplexer, als öffentlich dargestellt wird.

So gilt es, das im Verfassungsrang stehende Neutralitätsgesetz mit zu bedenken. Dann sind aber die verbliebenen neutralen Länder in Europa, nämlich die Schweiz und Finnland für einen Vergleich die relevantesten. Irland ist ein Sonderfall, Schweden de facto bei der NATO, die Kleineren irrelevant.

Während die qualitativ hochstehenden Leistungen der Österreichischen Soldaten international gewürdigt werden, werden manche Vorgänge im Rahmen der Österreichischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Ausland als nicht nachvollziehbar angesehen.  

Auch wäre zB nach Stilllegen der Wehrpflicht eine von den Verursachern wahrscheinlich nicht beabsichtigte Dynamik in Richtung Privatisierung der im Rahmen des Gemeinwohls erbrachten Leistungen wohl unvermeidbar. Diese wären dann finanziell besser Gestellten vorbehalten, den anderen verbliebe eine Minimalversorgung; einer sozialen Dienstpflicht alleine als Ausgleich könnte die Legitimation fehlen.

In demokratischen Systemen werden Personen in Ämter berufen, die ihnen die Verantwortung für das Gemeinwohl auferlegen. In bestimmten Systemen (nämlich in Parteienstaaten) hat dies mit der Betrauung bestimmter "Gruppen" zu tun (Regierungsparteien). Viele politisch interessierte Staatbürger lehnen es wegen der erwähnten Komplexität ab, das „Volk“ zu befragen. Wird, aus welchen Gründen immer, trotzdem dafür entschieden, obliegt der Volksvertretung die Verantwortung, Desinformation, Polemik und das Verbreiten von Halbwahrheiten hintanzuhalten. Sie sind verpflichtet zu gewährleisten, dass die Wähler objektiv, auch hinsichtlich der gesamtgesellschaftlichen Folgewirkungen, informiert und damit  in die Lage gesetzt werden, in ihrem eigenen Interesse, und in dem der Gesellschaft, bestmöglich entscheiden zu können, was im gegenständlichen Vorgang um die Wehrpflicht schwer erkennbar ist. Damit droht das Risiko der kontraproduktiven Vereinfachung im Vorlauf zur Befragung und in Folge einer Fehlentscheidung. Die bei uns so oft als Vorbild zitierten Finnen hingegen haben das Planungs- und Entscheidungsprocedere im Griff.

Schlussfolgerungen:

Der Ministerratsbeschluss zu einer Sicherheitsstrategie vom März 2011 erkennt in seiner Analyse ein Zunehmen der Gefährdungen. Allfällig beabsichtigte drastische Reduktionen der Streitkräfte leiten sich daher nicht von der Analyse ab, sondern könnten Ergebnis politischer Kompromisse sein; homöopathische Konzepte – nämlich einer größeren Bedrohung mit einer höheren Verdünnung zu begegnen – haben sich aber in der Sicherheitspolitik bisher nicht bewährt. Inhaltlich hat daher der Analyse  eine nachvollziehbare Synthese zu folgen. Formell ist ein Ministerratsbeschluss als gesetzliche Legitimation für eine Systemumstellung nicht ausreichend.

Sowohl die derzeitige Handhabung der Wehrpflicht als auch die übrigen sechs Varianten lassen über ein paar Jahre ein Dahinschwinden der Österreichischen Streitkräfte erwarten: Das Belgische „Modell“.

Die grün angedachte UNBrigade beim Innenministerium, hat mit einer militärischen Neutralität nichts mehr zu tun und entspricht kaum den Vorstellungen einer Europäischen Sicherheits- und Vereidigungspolitik. Die NATO wird auf einen unterdotierten, unausgewogenen Streitkräftetorso verzichten.

Zielführend wäre es hingegen, der Analyse in der dann rechtlich verbindlichen „Sicherheitsstrategie“ die Synthese, die nachvollziehbare Ableitung von Aufgaben und dazu benötigten Mitteln folgen zu lassen. Dann ist noch immer ein politischer Kompromiss vorstellbar, er wäre aber transparent.

Selbst in dieser etwas verworrenen Situation ist erkennbar, dass für die Personalplanung ein pragmatischer Ansatz über eine Allgemeine Dienstpflicht, in dessen Rahmen ein attraktiv und ökonomisch gestalteter freiwilliger Wehrdienst ermöglicht wird, die Quadratur des „Variantenkreises“ ermöglichen könnte.

Ernest König, ehemaliger Kommandant der Landesverteidigungsakademie

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Wie buchstabiert man Privatisierung? drucken

Soll die ÖIAG künftig alle Staatsbeteiligungen der Republik halten? Über dieser Frage liegt sich die Koalition in den Haaren. Der gelernte Österreicher weiß: Da geht es letztlich nur um parteipolitische Machtfragen. Die ÖIAG ist zwar per Gesetz vom Eigentümervertreter, also dem Finanzminister, unabhängig, und der Aufsichtsrat erneuert sich aus sich selber heraus – hat aber eine klare Schlagseite zur Industriellenvereinigung. Der Verbund untersteht hingegen dem ÖVP-Wirtschaftsminister – dort gibt es noch wenigstens private Miteigentümer, die dem totalen Machtdurchgriff im Wege stehen. Die ÖBB und die Asfinag gehören überhaupt ungeschützt dem SPÖ-Verkehrsminister.

Angesichts dieser Machtinteressen droht nun eine ÖIAG-neu. Diese wird in schlechtem altem Proporz die Unternehmen wieder schön nach Parteifarben aufteilen. Die Parteien werden wieder die Posten vergeben. Und die Marketingbudgets werden jeweils ganz nach parteipolitischen Interessen missbraucht werden.

Ein besonders übles Beispiel einer Renaissance des politischen Missbrauchs von Staatsbetrieben ist die aktuelle Quotendebatte, also ein verordneter Anteil von Frauen in Aufsichtsräten. Da es schon ohne Quote schwierig genug ist, halbwegs qualifizierte Aufsichtsräte zu finden, will man der Privatwirtschaft vorerst keinen Quotenzwang antun (es sei denn, eine radikalfeministische EU-Kommissarin setzt sich diesbezüglich noch durch). Aber die in gesellschaftspolitischen Fragen besonders feige Politik will halt doch irgendwie irgendwas in Sachen Quote tun: Und beschließt daher eine solche für staatsnahe Betriebe.

Dort ist die Qualifikation offenbar wurscht. Dort kommt primär die Partei, sekundär künftig das Geschlecht, tertiär der Betriebsrat und bestenfalls quartär die Fähigkeit einer Person. Aber meistens nimmt diese letzte Stelle in der Hackordnung sowieso schon der Steuerzahler ein. Quasi als Quartalszahler.

Über das, was viel wichtiger ist als Quoten und Parteien, wird überhaupt nicht debattiert: nämlich über die Notwendigkeit von Privatisierungen. Zwar zeigen Wirtschaftsexperten wie Wifo-Chef Aiginger, IHS-Chef Felderer oder Claus Raidl beharrlich deren Notwendigkeit auf. Aber die Politik weiß nicht einmal, wie man Privatisierung buchstabiert.

Dabei wären sie in vielfacher Hinsicht (außer für die Macht von Politikern und Gewerkschaftern) eine Win-Win-Situation: In 90 Prozent der Fälle agieren privatisierte Unternehmen nachher erfolgreicher, machen mehr Gewinne und sichern die Arbeitsplätze besser. Gleichzeitig könnten Bund und Länder mit den Privatisierungserlösen ihre Schulden reduzieren und sich für die nächste Krise wappnen. Das täte insbesondere auch den Bundesländern gut, die dauernd über zu wenig Geld jammern, aber wie etwa die Gemeinde Wien statt zu privatisieren sogar Unternehmungen aufkaufen.

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Wozu gehen die alle auf die Universitäten? drucken

Es ist nur eine trockene Statistik. Aber sie sagt doch sehr viel über das österreichische Bildungssystem aus. Wir haben ein katastrophales Problem an den Universitäten; wir geben aber keineswegs zu wenig Geld für unser Bildungssystem aus; wir haben ein gewaltiges Problem mit Zuwandererkindern; die Männer dominieren noch immer bei den Doktoratsabschlüssen – und auch die Statistik Austria hält so wie die vom Unterrichtsministerium bezahlten Vereine die Daten über die „Erfolge“ der bisherigen Gesamtschulen geheim.

Im Detail die spannendsten Ergebnisse des neues Bildungsberichts der Statistik Austria („Bildung in Zahlen 2009/10“):

1.     Von den Studenten haben zehn(!) Jahre nach Studienbeginn erst 44 Prozent einen Studienabschluss. Alle anderen haben ein solchen in diesem Zeitraum noch immer nicht geschafft, haben meist längst abgebrochen. Während die aus anderen Quellen bekannten Erfahrungen mit jenen Studienrichtungen, die eine strenge Aufnahmsprüfung haben, dramatisch bessere Ergebnisse zeigen (sie werden freilich von der republikseigenen Statistik Austria nicht gezeigt): etwa bei den Medizinstudenten der letzten Jahre oder den Fachhochschulen.

2.     Österreich stellt für seine Volksschulen mehr Lehrer zur Verfügung als der europäische Schnitt: In Österreich kommen auf einen Lehrer 13 Schüler, im EU Schnitt hingegen 15. Also: An der Lehrerzahl kann es nicht liegen, wenn viele unserer Volksschüler nicht Lesen und Rechnen können.

3.     Auch insgesamt liegen die Bildungsausgaben im europäischen Schnitt: In Österreich sind es 5,4 Prozent des BIP und in der EU 5,3 Prozent: Die Forderungen der Unterrichtsministerin nach ständig mehr Geld haben also keine Berechtigung; und auch das Nachgeben des Finanzministers, für den (höchstwahrscheinlich völlig sinnlosen) Ersatz der Hauptschulen durch die Neue Mittelschule deutlich mehr Geld auszugeben, findet keine Legitimation.

4.     Österreich liegt bei einem Wert sogar absolut an der Spitze: 77 Prozent jener, die zwischen 14 und 18 eine Schule besuchen, tun das in berufsbildenden und berufsvorbereiteten Schulen. Der europäische Vergleichswert liegt bei 53 Prozent. Ideologen mögen das für schlecht halten. Ich erlaube mir, es für gut zu halten, denn das zeigt eine gesunde Praxisorientierung der Österreicher. Ihre Kinder haben zum guten Teil schon mit 18 eine Ausbildung für einen Beruf hinter sich. Und die österreichischen Facharbeiter und Techniker sind eine ganz entscheidende Stütze unseres Wohlstandes und unserer Zukunft. Wohl kann man nachdenken, ob da die Allgemeinbildung zu kurz kommt – aber die ist ja ohnedies nicht einmal mehr bei Uni-Absolventen anzutreffen.

5.     Zurück liegt Österreich dementsprechend bei den tertiären Abschlüssen, wo die Statistik vom Uni-Abschluss bis zum Meisterabschluss alles einrechnet. Hier liegt der EU-Schnitt bei 25, der österreichische bei 18 Prozent. Es gibt aber keinerlei Beweise, dass die Kindergärtnerinnen oder medizinisch-technischen Fachkräfte des Auslands deshalb besser wären, weil man sie dort durch einen formalen Uni-Abschluss geschleust hat.

6.     Eine weitere große Katastrophe des Bildungswesens ist die auf dem Kopf stehende Alterspyramide der Lehrer: Nicht weniger als 42 Prozent werden in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen. Es sei denn, Bund und Länder machen ihnen ein besonders großzügiges Angebot, weiterzuarbeiten (aber ach: Die Dienstrechtsverhandlungen wurden eingestellt; die zuständige Ministerin muss offenbar ganzjährig den Frauentag feiern).

7.     Auch die Statistik Austria, die dem politisch unerwünschten Migrantenthema gerne aus dem weg geht, kann nicht verheimlichen, dass es ein Riesengefälle zwischen den Kindern mit deutscher Umgangssprache und allen anderen gibt: Bei der ersten Gruppe haben nur 6 Prozent keine weitere Ausbildung nach der Schulpflicht, bei der zweiten sind es 15 Prozent (wovon ein Drittel nicht einmal den Hauptschulabschluss geschafft hat).

8.     Die Statistik sagt auch Interessantes über das Durchfallen aus. An der AHS-Oberstufe wurden die Abbrecher bis zum Schulende analysiert: Bei denen, die in einer AHS-Unterstufe waren, schaffen 15 Prozent den Weg von der 5. in die 8. Klasse nicht, bei denen mit Hauptschule und Gesamtschule sind es 26 Prozent, bei denen, die zumindest einmal eine Klasse wiederholen mussten, sind es hingegen 66 Prozent: Also mit anderen Worten: Zum Wiederholen einer Klasse werden in der Regel jene gezwungen, die auch wirklich schlechte Aussichten haben, bis zur Matura zu kommen. Durchfallen lassen ist also keineswegs ein Willkürakt, wie oft dargestellt wird, sondern trifft meistens die Richtigen.

9.     Hochinteressant sind die Unterschiede nach Geschlechtern: Bei männlichen Schülern machen 33 Prozent die Matura (Burschen dominieren dafür die Pflichtschulen und die Gruppe der Dropouts), bei weiblichen sind es 46 Prozent. Auch bei den Universitätsabschlüssen liegen die Frauen voran, während jedoch bei den 2284 Studenten, die im letzten Studienjahr den Doktor gemacht haben, die Männer mit 57 Prozent klar dominieren. Was immer wieder verschwiegen wird, wenn behauptet wird, Frauen würden diskriminiert, wenn es um Professorenstellen geht.

10.                      Das große Ärgernis an dieser umfangreichen Studie „Bildung in Zahlen“ ist aber, dass es keinerlei Zahlen über die Erfolge der diversen Formen der Gesamtschule gibt. Obwohl es diese etwa in Form der Kooperativen Mittelschule und anderer schon lange genug gibt, um sich statistisch niederschlagen zu können.
Aber niemand kann beweisen, dass es Absicht war, dass man darauf vergessen hat . . .

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Und noch die Graphik zum Bifie-Skandal drucken

Der Bericht im Tagebuch über das katastrophale Abschneiden der Gesamtschulen gegenüber den AHS, aber auch gegenüber den Hauptschulen erster und sogar zweiter Zug hat viel Aufsehen erregt. Insbesondere die Tatsache, dass versucht wird, diese Fakten geheimzuhalten. Hier jetzt auch die Graphik dazu und einige neue Unglaublichkeiten aus dem sozialistischen Schulwesen.

Hier die durch eine Panne bekanntgewordene Graphik:

Vergleich mit allen Schultypen

Zur Erläuterung: KMS ist die schon lange in Wien die Hauptschulen ersetzende Form der Gesamtschule namens Kooperative Mittelschule; NMS ist die seit einigen Jahren von der SPÖ als Modell einer verpflichtenden Gesamtschule und neuerdings von der ÖVP als Ersatz der Hauptschule verfochtene "Neue Mittelschule". HS heißt Hauptschule und LG Leistungsgruppe.

Die Unterschiede zwischen AHS sowie dem ersten Hauptschul-Zug sind das, was Statistiker als massiv signifikant bezeichnen. Und daher werden sie auch geheim gehalten.

Neues gibt es zum Burgenlandskandal, wo das Tagebuch aufgedeckt hat, wie der burgenländische SPÖ-Apparat eine Elternvertreterin erpresserisch unter Druck setzt, auf ihre Kritik an der Gesamtschule zu verzichten. Der burgenländische Landesschulratspräsident setzt der Erpressung noch eines drauf und kündigt über Medien an, zu überprüfen, wie "repräsentativ" die gewählte Landeselternvertreterin ist. Man merkt halt, wie nahe der burgenländische Machtapparat am real existierenden Stalinismus war und ist. (Die Korruptionsstaatsanwaltschaft schläft wie immer).

Von den Pädagogischen Hochschulen, die nach den Plänen der Unterrichtsministerin den künftigen Hauptanteil der Lehrerausbildung für alle Schulen übernehmen sollen, berichten betroffene Professoren, dass sie massiv unter Druck gesetzt werden, auch solchen Studenten positive Noten zu geben, deren Deutschkenntnisse sehr mangelhaft sind. Einerseits will man solcherart den durch Planungsfehler schon im heurigen Schuljahr eingetretenen Lehrermangel ausgleichen; andererseits sollen dadurch mehr Migranten in den Schuldienst geschleust werden. Wobei die Volksschule (wo also die Absolventen jener Pädagogischen Hochschulen unterrichten) jetzt schon das größte Problem im Bildungssektor darstellen. Sollte doch genau dort jene die bei Tests bei vielen Kindern vermisste Fähigkeit in Lesen und Rechnen vermittelt werden.

Noch ein Schmankerl aus dem Burgenland: Dort werden fertig ausgebildete Bewerber für einen Posten als AHS-Lehrer erpresst, sich bereit zu erklären, auch in einer NMS zu unterrichten. Die Folge: Es melden sich kaum noch angehende AHS-Lehrer im Burgenland an.

Den AHS werden im Burgenland fast alle Freigegenstände gestrichen. Im Gegensatz zum Gesetz, das eine Höchstgrenze von 25 Schülern vorsieht, sind dort in der AHS-Unterstufe 27 bis 30 Kinder die Regel. Man will ganz offensichtlich den Schultyp zu Tode schikanieren (im erbarmungslosen Kampf gegen die eigenen Bürger, so wie es auch der langjährige Freund der SPÖ in Libyen macht).

In anderen Bundesländern greift man wieder zu einem anderen Trick, um die in den NMS vorgesehenen AHS-Lehrer unterrichten zu lassen: Absolventen der Pädagogischen Akademie (die also nur für den Unterricht in Pflichtschulen ausgebildet sind) werden pro forma als AHS-Lehrer angemeldet, um dann als "AHS-Lehrer" in den Neuen Mittelschulen das dort vorgesehene Quantum an AHS-Lehrern aufzufüllen.

In Wien wird zwar über eine Million Euro zur Bewerbung der roten Schulpolitik und des Stadtrats Oxonitsch (jenes Mannes, der glaubt, die Nazis wären schon 1934 in Wien einmarschiert) ausgegeben. Aber in allen Schulen, auch den Pflichtschulen, werden gleichzeitig über Nacht sämtliche Gelder für Übungen und Freifächer gestrichen, weil man sich bei den Planungen am Schulbeginn nicht an die gesetzlichen Vorgaben gehalten hat.

Noch grotesker: In Wiener Pflichtschulen werden neuerdings stundenweise fremde Lehrer auf die Kinder losgelassen, nur damit man deren Kontingent an gratis abzuleistenden Suplierstunden besser ausnutzen kann.

Sie lügen und betrügen an allen Ecken und Enden. Und vor allem dort, wo unseren Kindern Wertvorstellungen vermittelt werden sollten …

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Der Fasching geht weiter drucken

Sooft man die täglichen Bemerkungen aus der Spitze von Politik oder Wissenschaft hört, stellt sich die immer gleiche Frage: Haben sie ein intellektuelles oder ein charakterliches Problem? Also: Sind sie primär feig oder dumm? Oder glauben sie an den ewigen Fasching?

Da wagt es Sozialminister Hundstorfer doch tatsächlich zu sagen: Eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters über 65 Jahre hinaus sei „der falsche Zugang“. Zwar erhöht ein europäischer Staat nach dem anderen das Pensionsalter, aber Hundstorfer weiß es halt besser. Und er begründet diese Behauptung, wie wenn er von einem anderen Stern käme, mit der Arbeitslosigkeit. Als ob nicht in vielen Fällen ganz gezielt die Arbeitslosigkeit als Vorstufe für einen frühen Pensionsantritt gewählt wird. Als ob nicht von den Lehrern angefangen längst schon in vielen qualifizierten Bereichen ein wachsender Mangel eingesetzt hätte. Als ob sich in den Arbeitslosenzahlen nicht in hohem Ausmaß Arbeitsunwillige oder Arbeitsunfähige verbergen. Als ob es heute noch in irgendeiner Weise verantwortungsvoll wäre, Politik auf Zuruf der Gewerkschaft zu machen. Als ob nicht Österreichs sogar um weitere fünf Jahre niedriges Frauenpensionsalter heute schon ein unternationales Unikum wäre (auch wenn darüber nie und in der unfassbaren Gehirnwäsche eines Weltfrauentages schon gar nicht geredet wird).

Ähnlich ist offenbar der neue Rektor der Universität Wien willens, Politik auf Zuruf der Hochschülerschaft zu machen. Wagt er es doch glatt zu sagen: „Wir haben nicht zu viele Studenten.“ Solchen Schwachsinn hat man zuletzt nur noch von der ÖH gehört. Statt sich dieser Frage zu stellen, fordert Heinz Engl gleich eine Vervierfachung der Budgetzuschüsse – ausgerechnet – für jeden Publizistik-Studenten von 2000 auf 7000 bis 8000 Euro. Die Universität Wien wird nun wohl endgültig abzuschreiben sein, glaubte man doch, dass schon mit seinem Vorgänger, der die Audimax-Besetzern in ihrem Rechtsbruch noch mit privaten Spenden bestärkt hat, der absolute Tiefpunkt erreicht war.

Aber auch die Lehrergewerkschaft an den berufsbildenden Schulen lässt die gleiche Frage aufkommen. Fordert sie doch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Was naturgemäß nur noch als Provokation empfunden werden kann. Woran auch die gegenläufigen Provokationen der zuständigen Ministerin nichts ändern. Woran auch der Umstand nichts ändert, dass Ministerium und Stadt- bzw. Landesschulräte die Lehrer ständig durch bürokratische Dummheiten und überflüssige Gutmenschaktionen mit zusätzlicher Arbeit eindecken.

Zusätzliche Arbeit für uns alle denkt sich auch gerade der EU-Energiekommissar Günther Oettinger aus: Er will, dass die Energieversorger den Strom nicht mehr einmal pro Jahr, sondern monatlich abrechnen. Wie auch immer das organisiert werden soll: Es schafft sinnlose Bürokratie. Aber wieder wird ein EU-Mensch behaupten, dass er etwas für die Konsumenten getan habe. Was auch immer die davon haben sollen, außer überflüssige Arbeit.

Wer glaubt, dass die Dummheit mit dem Faschingsende ein Ende findet, dürfte sich also gewaltig täuschen.

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Offener Brief an Bundeskanzler und Vizekanzler drucken

Unter dem Titel „Internet – Initiative Verwaltungsreform und Privilegienabbau jetzt“ hat die Bürgerinitiative „Verwaltungsreform Jetzt“ folgenden Offenen Brief an Werner Faymann und Josef Pröll geschickt:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Vizekanzler und Finanzminister!

Die Zeit drängt: Bis Ende April muss dem Parlament ein neuer Finanzrahmen bis 2015 übermittelt werden.

Wir ersuchen Sie dringend, dabei zu berücksichtigen, dass unser Land nur dann eine gute Zukunft haben kann, wenn jetzt die Weichen mit Realitätssinn, Mut zur Wahrheit und höchster Konsequenz hin zum dauerhaften Ende der Defizitpolitik gestellt werden – mit Budgetüberschüssen als Sicherheitsreserve. Jede Verzögerung verschlechtert unsere Situation einschneidend.

Die unheilvolle Schulden- und Zinsendynamik im öffentlichen Bereich nimmt der Zukunftsgestaltung jeden Spielraum. Wer Kredite nicht rückführt, erntet Jahr für Jahr steigende Zinsbelastungen. Derzeit gehen zum Beispiel schon etwa dreimal soviel an Budgetmitteln für Zinsen auf, als für die Hochschulen ausgegeben wird. Dabei haben wir im Moment noch den Vorteil historisch niedriger Zinssätze; es besteht kein Zweifel, dass die Zinsen wieder steigen werden.

Dazu kommt enormer Nachholbedarf aus Bildung und Ausbildung, Forschung, Pflege etc. Wie soll das alles finanziert werden? Neuerlich mit Schuldenzuwachs und Belastungen der Bevölkerung, wie zuletzt beim sogenannten Sparpaket?

In einer solchen Situation nicht zumindest unverzüglich alles zu tun, um endlich jedes, wirklich jedes Effizienzpotential und alle Privilegien im öffentlichen Bereich aufzuspüren und durch umfassende Strukturreformen (inklusive der zugehörigen gesetzlichen Regelungen) und Reorganisationsmaßnahmen große Budgetmittel freizubekommen, ist grob fahrlässig, man kann es nicht anders nennen.

Unsere Initiative www.verwaltungsreform-jetzt.at ersucht Sie dringend, Ihre von Parteiinteressen und Parteitaktik bestimmte Politik aufzugeben und stattdessen die einmalige Handlungschance zu nutzen, die in der wahlfreien Periode bis 2013 liegt. So, wie Sie es vor den letzten Landtagswahlen versprochen haben.

Über 5.000 äußerst besorgte Bürgerinnen und Bürger haben seit Jahresbeginn namentlich auf unserer Webseite zusammengefunden, um in dieser Situation zumindest die unverzügliche Einlösung des seit Jahren offenen Versprechens bezüglich Verwaltungsreform und Privilegienabbau zu fordern:

„Die Bundesregierung möge eine massive Erhöhung der Verwaltungseffizienz sowie den umfassenden Abbau von Privilegien mit höchster Priorität in einem 5-Jahres-Plan festlegen, bis April 2011 einen Gesetzesentwurf dieses Inhalts im Parlament einbringen, in der Folge einen Beschluss möglichst mit Verfassungsmehrheit erwirken und den daraus resultierenden detaillierten, quantifizierten Aktionsplan zügig abarbeiten.

Die daraus resultierende budgetwirksame, echte und dauerhafte Ersparnis soll mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr betragen und ab dem Jahr 2015 erreicht sein. In den Jahren bis dahin sollen stufig entsprechende Teilersparnisse realisiert werden, sowie für die Phase über 2015 hinaus weitergeplant und -gearbeitet werden.

Die Bundesregierung möge dafür die bereits ausgearbeiteten und beauftragten Analysen und Konzepte des von ihr selbst schon vor 2 Jahren eingerichteten Arbeitskreises „Konsolidierung“  (bestehend aus Vertretern von Rechnungshof, WIFO, IHS, Staatsschuldenausschuss, Zentrum für Verwaltungsforschung) verwenden, ebenso die Ergebnisse des Verfassungskonvents nutzen und ausbauen. Die bevorstehende Sitzung des Arbeitskreises Konsolidierung im März bietet die Möglichkeit, die nötigen Beschlüsse für die rasche Ausarbeitung der noch offenen Punkte festzumachen.

Hemmnisse aus der sogenannten „Realverfassung“ müssen gemeinsam mit den Ländern, Sozialpartnern, Selbstverwaltungskörpern und anderen überwunden werden. Daran darf Österreich nicht scheitern!“

Bitte erkennen Sie, dass bereits sehr vielen Menschen das ständige Erleben der von Ihnen – und auch von der Opposition – praktizierten „Gewohnheitspolitik“ im Innersten zuwider geworden ist. Viele in Österreich wollen den Filz nicht mehr, der das Land erstickt. Österreich will frei aufatmen und die Zukunft positiv bewältigen.

Grundvoraussetzung ist das Brechen mit der Schulden- und Belastungspolitik. Seien Sie entsprechend Ihrer Funktion in vorderster Reihe dabei. Österreichs Effizienzaktion kann ein Modell für andere Staaten werden.

Die Internet-Initiative www.verwaltungsreform-jetzt.at bittet Bürgerinnen und Bürger, sich massiv auf unserer Webseite einzutragen, damit Sie, sehr geehrte Herren, und Ihre Regierungsmitglieder noch mehr Rückenstärkung aus dem Volk für die Umsetzung dieses sehr schwierigen Unterfangens bekommen.

Unsere Initiative ist völlig überparteilich und dient allen Gruppen der Bevölkerung, hängen doch die Möglichkeiten der Sozialpolitik, Pensionen, Bildung, Ausbildung, Kunst- und Kulturförderung, Gesundheit, Pflege etc. letztlich von der Frage ab, wie wettbewerbsfähig Österreich bleibt.

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen

VERWALTUNGSREFORM – JETZT

Verantwortlicher:

Mag. Wolfgang Bauer

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Fußnote 178: Die RathauspropagandistInnen und die Nazis drucken

Der Schwachsinn, für den die Steuerzahler linke Propagandisten zahlen müssen, wird immer hanebüchener. Im Wiener Rathaus ist er aus Tradition besonders schlimm.

Da schreibt doch eine Edith Rudy, die als Mediensprecherin eines Stadtrats Christian Oxonitsch bezeichnet wird, zusammen mit einer Herta Staffa von der "Öffentlichkeitsarbeit der MAG ELF" eine Presseaussendung. Aus der kann man nicht nur ablesen, dass es für jeden Unsinn im Rathaus offenbar gleich zwei Urheber braucht. (Jeder Bezug auf das Geschlecht der Autorinnen und zu den seit Wochen von allen linken Medien geforderten Quoten wäre hier allzu billig). Man entdeckt auch, dass wir im Rathaus sogar den zahllosen Magistratsabteilungen eine eigene Öffentlichkeitsarbeit bezahlen müssen. Es geht an sich um eine Bejubelung jener Marketing-Geschenke diverser Firmen, welche die Gemeinde Wien an neugeborene Kinder verteilt. Aber die beiden Damen bemühen dazu sogar einen historischen Rückblick auf frühere Säuglingspakete. In dem kann man wörtlich lesen: "1934 wurde das kostenlose Säuglingswäschepaket von den Nationalsozialisten abgeschafft." Wieder was Neues gelernt, wie früh die Nazis schon in Wien regiert haben. (Hätten die zwei DummköpfInnen wenigsten plagiiert wie Herr zu Guttenberg, wäre es noch besser gewesen). Aber eigentlich ist der Satz nur eine Umformulierung der einzigen Botschaft des Geschichtsunterrichts, wie er von linken Geschichtslehrern in Wien rund um die Uhr verbreitet wird. Der da lautet: Alles Gute kommt von den Roten und alle anderen sind Nationalsozialisten. Mehr muss ein aufrechter Antifaschist nicht wissen. Hier auch gerne der O-Ton der ganzen Aussendung.

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Drei Volksverdummungs-Begehren drucken

Ein Instrument der halb-direkten Demokratie wird endgültig kaputt gemacht. Gleich dreimal zeigen Volksbegehren, dass dieser Weg, sich zu artikulieren, nur noch von rechtlich Ahnungslosen, radikalen Außenseitern und politischen Rattenfängern benutzt wird. Das gilt für das Anti-Euratom-Begehren genauso wie für die Anti-Kirchen oder Pro-Einheitsschul-Initiative.

Von Bürger- und Verantwortungssinn getragene Begehren sind hingegen ausgestorben. Wie es etwa einst jenes zur Reform von Rundfunk und Fernsehens gewesen ist, wo in den 60er Jahren ein totaler Zugriff der Parteien zu einer unerträglich miesen Programmqualität geführt hatte (diese war abgesehen von technischen Unterschieden ungefähr so schlecht, wie sie heute wieder ist).

Hauptschuld am Verfall des Instruments Volksbegehren sind die Parteien, die mit Ausnahme des Rundfunk-Begehrens alle anderen Initiativen entweder ignoriert oder als bloßes Instrument eigener parteipolitischer Agitation benutzt haben. Jörg Haider hat als Oppositions-Führer regelmäßig Volksbegehren zum Start von Zwischenwahlkämpfen gestartet. Die SPÖ macht das jetzt sogar als Regierungspartei durch das Androsch-Begehren. Solche Parteibegehren sind rechtlich eine Absurdität: Denn um einen Antrag im Parlament einzubringen – und mehr bedeutet ja ein Volksbegehren nicht – braucht es lediglich die Unterschrift von ein paar Abgeordneten. Parlamentsparteien können also ohne große Kosten für die Verwaltung rechtlich haargenau Dasselbe erreichen wie ein Volksbegehren.

Das Instrument Volksbegehren ist nur noch dann zu retten, wenn der Verfassungsgesetzgeber (also mindestens drei Parteien) endlich auch den zweiten Schritt setzen: Jedes Volksbegehren, das bestimmte rechtliche Qualifikationen erfüllt, müsste ab einer bestimmten Unterschriftenzahl zwingend einer bindenden Volksabstimmung unterzogen werden. Sonst ist das Instrument endgültig tot. Das zeigt auch der inhaltliche Blick auf jede einzelne der aktuellen Initiativen.

Raus aus Euratom

Dieses Begehren verlangt einen Austritt aus dem Euratom-Vertrag. Über diesen Vertrag reguliert und kontrolliert Europa die friedliche Nutzung der Kernenergie, insbesondere in Hinblick auf die Sicherheitsstandards und Forschung. Ohne diesen Vertrag könnte jedes Land tun und lassen, was es will. Aber nicht nur deshalb wäre ein Austritt aus Euratom auch für Österreich selbstbeschädigend. Denn dieser Vertrag ist längst so sehr mit der gesamten Union verschmolzen, dass ein Austritt aus Euratom zwingend einen Austritt aus der gesamten EU zur Folge hätte.

Offen ist nur, ob die Initiatoren das nicht begreifen, oder ob sie es wissen und bewusst verschweigen. Ein bewusstes Verschweigen wäre dann logisch, wenn der Austritt aus der EU ohnedies das wahre Ziel der Volksbegehrer ist. Ein solches Ziel müssen sie aber verschweigen, weil ein Austritt aus der EU – bei aller mehr als legitimen Kritik an bestimmten Entwicklungen – in Österreich noch nie eine Mehrheit hinter sich gehabt hat. Denn selbst emotional geprägte EU-Kritiker spüren irgendwie, dass das katastrophale Folgen für Arbeitsplätze, Ersparnisse und die dann notgedrungen wieder eigene Landeswährung hätte.

Beim Thema Atom kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Österreich hat ein Atomsperrgesetz, das den Bau von Atomkraftwerken verbietet. Es importiert aber schon seit Jahren regelmäßig Atomstrom aus dem Ausland, weil der heimische Energiebedarf gar nicht anders zu decken wäre. Daher ist der Anti-Atom-Aktionismus im Grund reine Demagogie.

Dazu kommt, dass der (bis auf Zeiten der schweren Rezession) stetig wachsende Strombedarf in Zukunft noch mehr nuklear erzeugte Energie brauchen wird. Denn das Gerede von Alternativenergien wird mit Sicherheit nicht den künftigen Bedarf decken können. Ist doch dessen Deckung ohnedies schon durch die politischen Unsicherheiten der Öl- und Gas-Versorgung bedroht. Ganz abgesehen davon, dass Solar- und Wind-Energie noch auf absehbare Zeit sehr teuer sein werden und gewaltige Zuschüsse von Stromkonsumenten und Steuerzahlern verschlingen.

Das müssten eigentlich auch die Grünen als Haupt-Unterstützer des Begehrens genau wissen. Aber die Grünen wollen offenbar auch in Zukunft immer dabei sein, wenn es Unsinn anzurichten gibt. Allerdings hat sich auch eine Reihe von Landtagen dem Euratom-Begehren angeschlossen – was zeigt, dass die Provinz-Populisten weder von den rechtlichen Rahmenbedingungen noch von der wirklichen Meinung der Bürger eine Ahnung haben. Denn nach allen bekannten Daten findet diese Initiative besonders wenig Unterstützung.

Das Androsch-Volksbegehren

Die von allen linken Medien am stärksten betrommelte Initiative ist jene von Hannes Androsch. Ihr Text ist freilich nur eine langatmige Ansammlung der folgenden drei Elemente, die hier schon ausführlich analysiert worden sind:

  • Viele Phrasen rund um das Thema Bildung. Denen kann kaum jemand widersprechen. Sie sagen aber inhaltlich nichts Relevantes aus und lassen jede Interpretation zu.
  • Zahllose Forderungen nach noch mehr Geld für die diversesten Zwecke. Das ist in Zeiten wie diesen ziemlich absurd. Außerdem liegen in Wahrheit die Bildungsausgaben in Österreich im internationalen Vergleich durchaus gut. Diese Forderungen passen freilich gut in den Lebenslauf von Androsch, begann doch genau in seiner Finanzministerzeit die Explosion der Staatsschuld.
  • Und last not least die Forderung nach einer „gemeinsamen Schule“ für alle bis zum 14. Lebensjahr. Das ist wie die Betreiber inzwischen offen zugeben, nur eine Umschreibung des unpopulär gewordenen Wortes "Gesamtschule" (aus ähnlichen Motiven wurden die diversen Gesamtschul-Modelle auch immer „Mittelschule“ getauft, womit die Agitatoren einen einst sehr angesehenen Begriff gestohlen hat).

Das Wesen des Androsch-Begehrens als reine SPÖ-Gesamtschulinitiative wird auch längst rundum durchschaut, weshalb Androsch auch keinerlei angesehene Unterstützer gefunden hat. Nur eine Organisation scheint das nicht zu durchschauen: die Industriellenvereinigung (IV). Sie unterstützt das Begehren mit der bemerkenswerten Begründung, dass im Text nicht das Wort Gesamtschule vorkomme.

Natürlich sind die Damen und Herrn am Schwarzenbergplatz nicht so blöd, wie man auf Grund solcher Aussagen glauben müsste. Aber sie haben die Crux aller Organisationen mit freiwilliger Mitgliedschaft: Die Industriellenvereinigung ist erpressbar. Einige SPÖ-geleitete Betriebe (sowie etwa ein Wiener Elektronikunternehmer, der ausgerechnet auf das Heide-Schmidt-LIF gesetzt hat) drohten dem IV-internen Vernehmen nach mit Austritt, falls Androsch nicht unterstützt würde. Die IV-Führung und die bürgerlich orientierten Firmen waren hingegen zu lendenlahm, um dieser Erpressung einen Gegendruck entgegenzusetzen. Etwa indem sie ihrerseits austreten, weil die IV Gesamtschul-Initiativen finanziert, während sie kein Geld für bürgerliche Initiativen hat.

Antikirchenvolksbegehren

In mehr als einem Dutzend Punkten glaubten die Initiatoren des Antikirchenvolksbegehrens, Privilegien der Kirche entdeckt zu haben. In Wahrheit kulminiert in ihrem Text ohne jedes Fachwissen der blanke Hass auf die Kirche. Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • So wollen sie etwa jeden Geldfluss vom Staat an die Kirche unterbinden – offenbar ohne zu wissen, dass diese Gelder nur eine teilweise Kompensation für das Kirchenvermögen sind, dass Adolf Hitler einst den Kirchen abgenommen hat.
  • So erregen sie sich über die kirchliche Kommission, die den Missbrauchsvorwürfen gegen kirchliche Organwalter nachgehen und verlangen eine Übergabe der Täter an die Justiz – offenbar ohne auch nur die grundlegenden Fakten zu kennen: dass fast alle Vorwürfe längst verjährt sind; dass alle Taten, die nicht verjährt sind, den staatlichen Behörden gemeldet werden; dass jedes Opfer darüber hinaus natürlich immer die Möglichkeit hat, sich an den Staatsanwalt zu wenden; dass die kirchliche Opferschutzkommission zum Vorbild wurde für ähnliche Kommissionen der einzelnen Bundesländer, in deren Heimen sich mindestens ebenso schlimme Dinge wie in den kirchlichen abgespielt haben (was freilich von den Kirchenfeinden im ORF ganz anders berichtet worden ist).
  • So wird fälschlicherweise behauptet, dass die steuerliche Spendenabsetzbarkeit „fast ausschließlich“ kirchlichen Einrichtungen zugute komme – ohne zu wissen, dass jede humanitäre Organisation diesen Anspruch hat, dass die Absetzbarkeit viel mehr nichtkirchlichen als kirchlichen Organisationen zugute kommt (außer man glaubt etwa, dass St.-Anna-Kinderspital haben wegen des „Sankt“ etwas mit der Kirche zu tun, oder das Rote Kreuz wegen des Wortes „Kreuz“).
  • So wird kritisiert, dass „fast 50% der Denkmalausgaben“ der Erhaltung kirchlicher Bauten dienen. Das ist in einem Touristenland wie Österreich eine besonders dumme Behauptung. Denn diese kirchlichen Bauten sind ein ganz wesentliches Element des kulturellen Erbes und der touristischen Attraktivität Österreichs. Sie sind genauso wenig ein Geschenk an die Kirche, wie etwa die Erhaltung der Hofburg eines an den Bundespräsidenten ist. Würde man viele der Kirchen verfallen lassen, wäre das auch für die Kirchenfeinde ein schwerer wirtschaftlicher Schaden. Und die Kirche kann ja in ihrem geschwächten Zustand schon längst nicht mehr alle ihre Bauten erhalten, und braucht sie auch vielerorts nicht mehr in der alten Menge und Größe. Überdies greift der Staat durch das Denkmalamt oft sehr schikanös in die Gestaltung kirchlicher Bauten ein.
  • So werden die staatlichen Zahlungen für die konfessionellen Privatschulen kritisiert. Wobei übersehen wird, dass den Staat jedes Kind in staatlichen Schulen viel teurer kommt. Genauso wie jeder Patient in öffentlichen Spitälern für die Allgemeinheit viel teurer ist als einer in einem religiösen Spital.
  • So wird behauptet, dass der ORF per „Vertrag“ verpflichtet sei, „vielfach vatikannahe Belangsendungen“ auszustrahlen. Was wohl endgültig beweist, dass die Volksbegehrer an Halluzinationen leiden. Denn weder gibt es einen solchen Vertrag noch kann man die fast tägliche Antikirchenhetze des ORF als „vatikannahe“ bezeichnen.

Vor allem aber: Der geistige, kulturelle, zivilisatorische Beitrag der Kirche zum gegenwärtigen Österreich und Europa ist – trotz aller Verfehlungen von Kirchenexponenten – hundert Mal bedeutender und positiver als der aller Freidenkervereine und erpresserischer Opferverbände zusammen.

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Sie lügen und betrügen - nur um zu verheimlichen, wie schlecht die Gesamtschule ist drucken

In Deutschland ist ein Minister zurückgetreten, weil er höchstwahrscheinlich bei seiner Dissertation gelogen und betrogen hat. In Österreich hingegen denkt eine Ministerin nicht daran zurückzutreten, obwohl in ihrem Bereich noch viel schlimmere Dinge passieren. Dabei geht es da um die Bildungszukunft unserer Kinder. Diese ist für viele Österreicher ein ganz zentrales Thema - während sie an dem erschummelten Titel eines deutschen Ministers nur marginal interessiert sind.

Aber gerade bei den Debatten um die Schulauskunft wird in Österreich manipuliert und geschwindelt, gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Und das Alles nur, weil einige linke Politiker in manischem Gleichheitswahn verhindern wollen, dass leistungswillige und bildungsorientierte Kinder in ihrer Schulbildung rascher vorankommen dürfen als die ihrer eigenen Wählerschaft.

Dazu als weiteren Beleg zwei neue Skandale der roten Schulpolitik. Diese Beispiele sind übrigens bisher noch nie veröffentlicht worden (wofür das Tagebuch halt auf Inserate der Unterrichtsministerin verzichten muss, was es aber angesichts der Unterstützung durch seine vielen Abonnenten gerne in Kauf nimmt).

Schmied-Institut unterdrückt Beweise gegen die Neue Mittelschule

Der erste Skandal beginnt damit, dass Schulen beim Bifie-Institut freiwillig die Mathematik-Fähigkeiten ihrer Schüler testen lassen können. Das Bifie ist jenes ominöse Bildungsforschungsinstitut, das von der Unterrichtsministerin mit viel Steuergeld subventioniert wird und das die umstrittenen Pisa-Tests durchführt. Vor allem aber ist das Bifie ein Institut, das seine Daten nur sehr selektiv veröffentlicht.

Eine österreichische Schule hat ihre Schüler der siebenten Schulstufe diesem angebotenen Test unterzogen. Es bekam auch via Internet ein genaues Testergebnis. Dieses war mehr als überraschend. Weniger wegen des Abschneidens der eigenen Klasse, sondern weil dort zusätzlich auch etwas zu lesen war, was das Bifie sonst streng geheimhält: nämlich ein ganz penibler Vergleich der Ergebnisse aller Schultypen in der gleichen Altersstufe.

Und der auf diesem Umweg bekanntgewordene Erfolg beziehungsweise Misserfolg der einzelnen Typen ist mehr als eindeutig und klar:

An der Spitze liegen die AHS, wo im Schnitt 53 bis 54 Prozent der vom Bifie gestellten Aufgaben gelöst wurden.

Relativ knapp dahinter die erste Leistungsgruppe der Hauptschulen, wo das bei fast 49 Prozent der Beispiele gelang.

Dann klafft ein großes Loch bis zur zweiten Hauptschul-Leistungsgruppe. Dort waren nur noch rund 33 Prozent richtig.

Und erst dann kommen die diversen Arten der Gesamtschule, wo bloß zwischen 25 und 29 Prozent der Aufgaben gelöst wurde.

Dahinter liegt dann lediglich noch die dritte Leistungsgruppe der Hauptschule mit 22 bis 23 Prozent.

Das ist ein für die Gesamtschulen absolut katastrophales Ergebnis, das für Statistiker massiv signifikant ist.

Dieses Ergebnis macht freilich auch die ÖVP-Politik ein wenig fragwürdig, die zwar lobenswerterweise die AHS retten will (was alleine auf Grund dieser nun bekannten Zahlen auch mehr als gerechtfertigt ist), die aber die gute und ebenfalls rettenswerte Hauptschule durch die nachweislich schlechtere „Neue Mittelschule“ ersetzen will. Die noch dazu viel mehr kostet.

Das Ergebnis ist so massiv signifikant, dass es psychologisch auch mehr als nachvollziehbar ist, warum die gesamtschulfanatische Unterrichtsministerin es mit allen Mitteln geheim halten will. Der damit bewiesene Unterschied der Ergebnisse zwischen den einzelnen Schultypen soll auf keinen Fall bekannt werden. Claudia Schmieds Helfershelfer im Bifie verwenden daher normalerweise die absurdesten Ausreden, weshalb sie die Pisa-Ergebnisse nicht heruntergebrochen auf die einzelnen Schultypen veröffentlichen. Aber irgendwann bricht die Wahrheit doch durch, und sei es nur durch eine offensichtliche Panne.

Dass es ein unbeabsichtigte Panne war, ist eindeutig. Denn zu diesem die gesamte SPÖ-Argumentation über den Haufen werfenden Ergebnis gibt es noch einen Folgeskandal: Wenige Wochen nach dem Test waren die Daten für die einzelnen Schulen plötzlich aus jenem Link verschwunden, den die getestete Schule zuerst vom Bifie bekommen hatte.

Pech der Manipulatoren: Die Lehrer hatten schon vorher eine Kopie der Bifie-Daten heruntergeladen, die dem Tagebuch vorliegt.

Da bleibt nur noch eine Frage offen: Wenn schon der Vergleich mit Guttenberg Frau Schmied oder zumindest die Leitung des Bifie nicht zum Rücktritt veranlasst, dann sollte es zumindest die noch viel engere Parallele zu Griechenland tun: Auch dort hat man jahrelang mit falschen Statistiken die Öffentlichkeit angelogen, bis dann das ganze System implodiert ist.

Freilich: Vorerst rennen noch immer rote und grüne Propagandisten herum (und skurrilerweise auch orange), die behaupten, dass die AHS und Hauptschulen bei Pisa nicht signifikant besser abschneiden würden als die Gesamtschule. Ohne irgendeinen Beweis in der Hand zu haben. Den es, wie wir nun wissen, auch gar nicht gibt.

Erpressung auf burgenländisch

Ein weiterer Skandal rund um die „Neue Mittelschule“ spielt sich im Burgenland ab. Dort gibt es eine sehr engagierte Vertreterin aller burgenländischen Eltern von der Volksschule bis zur AHS namens Dr. Susanne Schmid. Sie hat zum Unterschied von den Landeselternvertretern anderer Bundesländer weder einen Schreibtisch noch einen Kopierer oder eine sonstige Infrastruktur zur Verfügung – obwohl ihre Funktion sogar im Gesetz verankert ist.

Das könnte man aber noch als eine etwas kleinliche Form der Sparsamkeit eines kleinen Landes ad acta legen. Die dynamische Frau Schmid – wohlgemerkt ohne „ie“ – hat aber dennoch reihum Briefe geschrieben und um bessere Arbeitsinstrumente als lediglich ihr privates Handy ersucht. Schließlich bekam sie von einem Mitarbeiter des Landeshauptmannes eine unglaublich skandalöse Antwort. Diese ist nur noch als Erpressung und Amtsmissbrauch auf burgenländisch zu qualifizieren. Ich würde mich übrigens freuen, wenn mich der Herr Horvath für diese Qualifizierung klagen sollte. Wobei er wenigstens den Restanstand haben sollte, die Anwaltskosten nicht vom Steuerzahler tragen zu lassen.

Am besten gebe ich seinen Brief an die Elternvertreterin Schmid einfach im Wortlaut wieder, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, wie im Burgenland mit Bürgern umgesprungen wird:

„ . . . Seit unserem Gespräch am 12. Jänner 2011 haben wir selbstverständlich Überlegungen angestellt, wie wir eine hilfreiche Unterstützung dem Landesverband der Elternvereine zukommen lassen können. Das setzt jedoch voraus, dass es wirklich zu einer unmissverständlichen Zusammenarbeit zwischen Land, Landesschulrat, Schulvertretern und Elternvertretern kommen kann.

Mit Bedauern musste seitens des Landesschulrates festgestellt werden, dass diese Kooperation leider nicht in optimaler Weise gewährleistet ist. In Hinblick auf die strategische Ausrichtung der Schule (Umsetzung einer flächendeckenden Mittelschule im Burgenland) ist unsererseits nicht nachvollziehbar, welche Position dabei der Landesverband der Elternvereine einnimmt. Das Ministerium für Unterricht und Kunst - unter Einbezug vieler Experten, Pädagogen, Schulvertreter und Elternvertreter haben eindeutig die überwiegenden Vorteile einer Mittelschule dargestellt. Das Burgenland ist auch Musterbundesland bei der Umsetzung dieser neuen Schulausbildung. Der demokratische Dialog in unserem Land lässt natürlich eine sehr fachliche und sachliche Diskussion zu. Dieser wurde auch mit Sicherheit geführt bzw. wurden alle Vor- und Nachteile einer Mittelschule beleuchtet. Auf Grund dieser Diskussion hat sich dennoch herausgestellt, dass der neue Schultyp einer Mittelschule in die richtige Entwicklung geht.

Beim „Herzstück“ der Bildungsreform, der Umsetzung der Neuen Mittelschule, gibt es weitere wichtige Entwicklungen. Die nötigen Abstimmungen unter Eltern und Lehrern sind in jenen acht Hauptschulen, die seit dem Vorjahr auf der Warteliste stehen, durchwegs positiv ausgegangen. Konkret betrifft das die Hauptschulen: St. Michael, Stegersbach, Pinkafeld, Kohfidisch, Großpetersdorf, Rust, Neusiedl/See, Theresianum Eisenstadt. Dieses Ergebnis zeige, wie groß die Akzeptanz für dieses neue Schulmodell mittlerweile ist. Deswegen wäre es auch mittlerweile angebracht, dass sich auch die burgenländischen Vertreter des Landesverbandes der Elternvereine auf diese Entwicklungen einstellen. Zu meinem Bedauern ist dies beim Landesverband im Burgenland noch nicht erfolgt. Ich finde es daher weder passend noch die Meinung der Experten, Lehrer und Eltern vertretend, wenn der Landesverband in ihrer Person diese Entwicklung öffentlichkeitswirksam ablehnt.  
Bevor wir in eine gute Kooperation eintreten
, würde es mich freuen, wenn sie sich auch mit den genannten Anregungen auseinandersetzen. Ich glaube, dass nicht nur eine optimale Elternvertretung im Burgenland wichtig ist, sondern dass als Basis eine einheitliche Bildungsstrategie vorherrschen sollte.
Mit besten Grüßen
Harald Horvath“
(Unterstreichungen und Fettungen durch das Tagebuch)

Hier sei gar nicht auf den nur selten siegreichen Kampf mit der deutschen Sprache eingegangen, der im Vorzimmers des burgenländischen Landeshauptmanns tobt (und in dem auch der dort für Bildung(!) zuständige Mann heillos untergeht). Der viel größere Skandal ist das unglaubliche Verständnis von Demokratie, das bei SPÖ und im Burgenland herrscht. Die Botschaft dieses Briefes ist ja über jeden Zweifel erhaben und sonnenklar: Der gesetzliche Landesverband bekommt erst dann die übliche Infrastruktur, wenn er die Meinung der Partei vertritt, die ja bisher (zum Glück) keineswegs die Meinung des Gesetzgebers geworden ist. Bisher dachte ich, dass es so einen Druck nur in totalitären Systemen geben kann. So kann man sich täuschen.

In einer wirklichen Demokratie müsste es allein auf Grund der beiden hier aufgezeigten Skandale Rücktritte geben. Freilich, bei uns in Österreich . . .

PS:  Einen halben, aber dennoch erfreulichen Rücktritt gibt es wenigstens in der ÖVP. Dort wurde die nervlich wie intellektuell schwer überforderte Wissenschaftsministerin Karl ihrer Kompetenzen in Sachen Schule entbunden. Nur ein kleines Beispiel ihrer Überforderung: Sie wusste im Vorjahr bei einer Diskussion ihre Unterstützung für die Gesamtschule nur damit zu begründen, dass sie ja auch selbst in eine Hauptschule gegangen sei. Was zeigt, dass sie den Unterschied zwischen der wirklich differenzierenden Hauptschule (die noch dazu am Land exzellent ist) und der Realität der überhaupt nicht differenzierenden Gesamtschule in keiner Weise begriffen hat. Oder dass sie den Unwahrheiten der Claudia Schmied in allzu steirisch-naiver Art geglaubt hat. Noch erfreulicher ist, dass Karls Nachfolger als Schulsprecher jemand ist, der es sogar gewagt hat, sich für die Wiedereinführung der Aufnahmsprüfung einzusetzen.
Im Sinne einer Klärung der Positionen wäre es jetzt übrigens auch empfehlenswert, wenn die Herren Leitl, Schilcher und Salcher ganz offiziell um ein rotes oder grünes Parteibuch ansuchen (ein oranges wäre vielleicht nicht langlebig genug). Das würde der ÖVP wieder viele Wähler zuführen.

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Der Tag, an dem die Regierung zu regieren aufhörte drucken

Das ist wohl der bezeichnendste Tag im Leben dieser Bundesregierung. Ganz versteckt am Faschings-Wochenende, an dem die Menschen nicht sehr intensiv an die Politik denken, ist er plötzlich da. Gezielt sang- und klanglos.

Es ist nämlich der Tag gekommen, an dem die Bemühungen um ein neues Beamtendienstrecht  regierungsoffiziell beendet worden sind. Man tut nicht einmal mehr so, als ob man sich um eine Reform bemühen würde. Wir haben also nicht einmal mehr theoretisch die Chance auf einen frischen Wind, auf ein stärkere Berücksichtigung von Leistung im öffentlichen Dienst, auf eine Erleichterung der Möglichkeiten für Bund und Länder, sich so so wie private Arbeitgeber von faulen, unfähigen, korrupten oder subversiven Mitarbeitern zu trennen, auf eine Neuregelung, durch die man Beamte und Vertragsbedienstete, die man im Bereich A absolut nicht mehr braucht, ohne Probleme künftig in einem zumutbaren Bereich B einsetzen kann.

Diese Dienstrechtsreform wäre zum Unterschied von der zumindest von der SPÖ betriebenen endgültigen Zerstörung des Bildungssystems und des Bundesheeres wichtig und notwendig gewesen.

Das ist absolut deprimierend. Aber fast noch schlimmer ist: Keine einzige unserer Parteien – ob in Regierung oder Opposition – hat ein genaues Konzept, wie man diesen Mühlstein Öffentlicher Dienst auf die Dimensionen des 21. Jahrhunderts redimensioniert. Dabei wird in der Stunde Griechenland – also wenn es bei uns so weit ist – über Nacht ein solches Konzept dringend notwendig sein.

Österreich braucht gute und motivierte Beamte. Aber es braucht keine Mandarinenklasse, die sich über das gewöhnliche Volk erhaben dünkt, die überwiegend nur an sich denkt.

Mit wachsender Nostalgie muss man da an die schwarz-blauen Zeiten zurückdenken, als noch mit Zähigkeit und Energie wider alle Widerstände auch in den eigenen Reihen um Reformen gekämpft worden ist, von denen letztlich sehr viele dann doch umgesetzt worden sind – wenn auch noch immer viel zu wenige und manches nur mit faulen Kompromissen. Mit Reformen sind natürlich nicht Beschlüsse jener Art gemeint, die sich die jetzige Regierung als einziges an den Hut heften kann, nämlich Beschlüsse, durch die noch mehr des nicht vorhandenen Geldes ausgegeben wird.

Aber Schwarz-Blau/Orange war für die sogenannten Intellektuellen des Landes ja sowieso abgrundtief schlecht, was für diese die Medien beherrschenden Menschen schon dadurch endgültig bewiesen ist, dass Karl-Heinz Grasser 18.000 Euro zu wenig Steuern bezahlt hat. Das sind übrigens die gleichen "Intellektuellen" unter Führung eines Robert Menasse, die derzeit reihum Unterschriften für den Museumsdirektor Noever sammeln, den man doch nicht gleich feuern solle, nur weil er ein bisschen in die Kassa gegriffen hat. Dass bei Noever die Schadenssummen eine Null mehr als der von Grasser zurückgezahlte Betrag haben, tut doch nichts zur Sache. War Noever doch einer der tapfersten Vorkämpfer gegen Schwarz-Blau.

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Die Korruption geht munter weiter drucken

Die halbe Wahrheit ist schlimm genug: Die neuen Zahlen über die Bestechungsinserate der Politik sind aussagekräftig – und sagen doch noch lange nicht alles.

Im Schnitt haben die untersuchten österreichischen Tageszeitungen zuletzt schon zwölf Prozent ihres Anzeigenumsatzes mit öffentlichen Institutionen, staatsnahen Firmen und Parteien gemacht. Das hat der VÖZ, der Verband Österreichischer Zeitungen, nun interessanterweise selber veröffentlicht. Das ist schon an sich ein schlimmer Wert: Denn jeder, der sich nur halbwegs im Verlagsgeschäft auskennt, weiß, welche Abhängigkeiten bei einer solchen Dominanz einer einzigen Inserentengruppe entstehen.

Noch schlimmer ist, wenn man sich die einzelnen Zeitungen ansieht: Bei der Kronenzeitung ist dieser Wert 13, bei „Österreich“ sogar 19 Prozent und bei „Heute“ unfassbare 28 Prozent. Mit anderen Worten: Alle Österreicher und vor allem Wiener, die glauben, ihnen werde da etwas geschenkt, haben sich ihren U-Bahn-Begleiter über ihre Steuern, Fahrscheine, Stromgebühren usw. in einem hohen Ausmaß selbst finanziert.

Daher ist es auch kein Wunder, dass der plötzliche unfreiwillige Abgang des „Heute“-Chefredakteurs zu – natürlich nicht beweisbaren – Spekulationen über einen politischen Grund geführt haben. Waren doch in dem stark verbreiteten Blatt in den letzten Monaten einige dort ungewöhnliche Beiträge zu lesen gewesen. Dort wurde insbesondere der Selbstverteidigungsminister Darabos heftig attackiert. Es wurden auch einige Subventionsmissbrauchs-Skandale aus dem Dunstkreis des Wiener Rathauses enthüllt. Auch wenn offiziell ganz andere, nichtssagende Gründe für seinen Hinauswurf genannt werden, so wäre es doch zumindest naheliegend, dass Rathausgewaltige den (sich hinter einem Treuhänder versteckenden) Blatteigentümern signalisiert haben, dass bei einer solchen Berichterstattung der Inseratenstrom aufhören könnte. Jedenfalls war der Chefredakteur nach diesen Ansätzen einer unabhängigen Berichterstattung seinen Job los. Obwohl er ja früher durchaus brave SPÖ-Nähe gezeigt hat.

Aber zurück zu den vom VÖZ veröffentlichen Inseraten-Aufstellungen. Da keine Zeitung ihre wahren Umsätze verrät, wurden bei dieser Messung einfach die „Brutto-Werte“, also schlicht die Inseraten-Tarife multipliziert mit der Inseraten-Fläche verwendet. Jedoch wird in der ganzen Inseraten-Branche wie wild geschleudert. Wer nur 20 oder 30 Prozent Rabatt bekommt, hat schlecht verhandelt.

Lediglich eine Gruppe von Inserenten handelt so gut wie gar nicht: nämlich die öffentliche Hand. Sie tut dies vor allem dann nicht, wenn der Zweck des Inserats gar nicht primär die Werbung für ein Ministerium, einen ÖBB-Bahnhof oder einen Wiener Infrastrukturmonopolisten ist, sondern die Beeinflussung der – scheinbar unabhängigen – restlichen Berichterstattung der Zeitung. Daher wird von politischen Auftraggebern in der Regel mehr oder weniger der volle Tarif bezahlt.

Das heißt aber mit anderen Worten, dass der 12-prozentige Anteil der öffentlichen Hand sich nur auf die reine Inseratenfläche bezieht. In Hinblick auf die wahren Umsätze ist er naturgemäß viel größer. Denn die inserierenden Banken oder Handelsunternehmen feilschen natürlich mit großer Professionalität.

Aber auch das ist noch nicht die ganze Wahrheit: Denn die sogenannten Druckkostenbeiträge sind – aus welchen Gründen immer – vom Zeitungsverband in diese Aufstellung gar nicht aufgenommen worden. Und in diesem Bereich haben die öffentlichen Zahler mit Sicherheit einen noch viel höheren Anteil.

Dabei sind diese Druckkostenbeiträge vom journalistischen Ethos noch viel problematischer als Anzeigen (sofern diese als solche erkennbar sind): Denn da kauft sich ein Ministerium ganz direkt einen bestimmten Inhalt; dieser tritt dem Leser aber als scheinbar ganz unabhängige redaktionelle Berichterstattung gegenüber. Und nur wirkliche Profis finden dann auf einer einzigen Seite beispielsweise einer umfangreichen Forschungsbeilage (um nur einen Typus solcher "Kooperationen" zu nennen) den versteckten Hinweis, dass da ein Ministerium einen Druckkostenbeitrag gezahlt hat. Oder dass die Beilage in Zusammenarbeit mit diesem Ministerium entstanden ist.

In anderen Ländern weiter westlich wäre das alles längst als massive Untreue und Offizialdelikt vom Korruptionsstaatsanwalt aufgegriffen worden; und wegen der Verletzung des Mediengesetzes, das auch bei solchen „Kooperationen“ eine saubere und umfassende Kennzeichnung verlangt, vor dem Medienrichter.

Jetzt aber kommt ein Gesetz, das zur halbjährlichen Veröffentlichung der diesbezüglichen Ausgaben von Bundes- und Landes-Regierungen sowie von öffentlichen Betrieben zwingt. Klingt gut oder?

Leider nicht wirklich. Dieses Gesetz sieht nämlich weiterhin keine Begrenzung der politischen Werbeumsätze vor. Diese aber haben sich auf Bundesebene (samt ÖBB!) seit dem Eintritt von Werner Faymann in die Bundesregierung vervielfacht. Auch das „Spar“-Budget erzwingt keine Kürzung. Mit anderen Worten: Nachdem ja schon die bisherigen Inserate und Druckkostenbeilagen in aller Öffentlichkeit stattgefunden haben, wird man sich nur wenig genieren, wenn halt irgendwo auf einer Homepage dann auch der bezahlte Betrag steht. Da werden höchstens die Familie Fellner und die Familie Dichand genau schauen, dass der jeweils andere Clan nicht mehr bekommt als sie selber.

Das Gesetz sieht auch weiterhin keinen Zwang zur inhaltlichen Überprüfung der Notwendigkeit einer Information der Bürger durch die öffentliche Hand vor. Das könnten sehr leicht halbwegs unabhängige Gremien wie etwa der PR- oder Werberat machen. Wenn man schon annimmt, dass in bestimmten Fällen die Notwendigkeit einer Information durch die Politik gegeben sein könnte.

Auch sieht der Regierungsentwurf keine Ausschreibung der regierungsnahen Schaltungs- und Werbearbeit vor, die ansonsten bei jedem größeren öffentlichen Auftrag vorgeschrieben ist. Wenngleich man darauf hinweisen muss, dass die Regierung Faymann-Pröll skandalöserweise die Schwelle deutlich angehoben hat, ab der öffentliche Aufträge ausgeschrieben hat. Was die Steuerzahler teuer kommt, aber niemanden wirklich interessiert. Für jede Markenartikelfirma ist es jedenfalls eine selbstverständliche Routine, nur professionelle Schaltagenturen mit der Aufgabe zu betrauen, einen möglichst hohen Werbewert in der gewünschten Zielgruppe zu einem möglichst niedrigen Preis zu erzielen.

Aber nicht doch die Regierung. Trotz allem werden sich alle Beteiligten rühmen, wie hart sie gegen die eigene Korruption vorgingen. Diese aber wird in kaum veränderter Form munter weitergehen.

Erzählt man das Alles ausländischen Politikern oder Branchenexperten, dann schütteln sie den Kopf und höhnen: „Jetzt wissen wir, warum der Balkan schon in Wien beginnt.“

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Fußnote 176: Ein Plagiat zum Thema Plagiate drucken

Ein doppeltes Plagiat zum Thema Plagiate.

Alle reden derzeit über das Phänomen Plagiate. Jedoch musste ich entdecken: Alles was es zum Thema Plagiate zu sagen gibt, hat Egon Friedell in der „Kulturgeschichte der Neuzeit“ bereits gesagt. Daher sei sein diesbezüglicher Text hier frech plagiiert. Da ich mich nunmehr des Plagiats schuldig gemacht habe, verzichte ich bis auf weiteres auf die Führung des Titels Doktor.

Entschuldigen muss ich mich, dass der Leser dieses zum Abschreiben allzu ausführliche Zitat nur in Form eines Links lesen kann. Aber köstlicher kann man sich über die große Aufregung rund um das Thema Plagiate gar nicht lustig machen. Besteht doch auch die von aufgeregten Wissenschaftlern ständig behauptete immer raschere Vermehrung des menschlichen Wissens in einem immer leichter Werden des Kopierens in all seinen technischen Formen. Und je schärfer und aufgeregt die Wissenschaft sich über den - wohl allzu eitlen - Freiherrn zu Guttenberg errgegt, umso schärfer wird der Blick darauf, was denn akademische Schreibarbeiten eigentlich wirklich wert sind. Denn sooft ich eine Dissertation oder Diplomarbeit in Händen hatte, habe ich sie entweder nicht verstanden (etwa weil Naturwissenschaftler halt in einer nicht mehr allgemein verständlichen Fachsprache kommunizieren) oder sie waren oft langweilig, unoriginell und eine jede Festlegung meidende Aneinanderreihung von Zitaten. Noch nie habe ich sie jemandem mit den Worten weitergegeben "Lies das". Und ich habe sie auch noch nie mit solchen Worten in die Hände bekommen.

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Grob fahrlässiger Keynes-Missbrauch drucken

Österreich und viele andere Länder erfreuen sich fast einem Jahr einer Hochkonjunktur. Das gilt für jene Staaten nicht, die zu viele Schulden haben. Was auch die Boomstaaten zur Vorsicht mahnen sollte.

Für kräftigeres Sparen eintreten sollten aber auch alle (Neo-)Keynesianer, die in der jüngsten Krise besonders laut zusätzliche Staatsverschuldung verlangt haben. Dabei bleibe einmal ausgeklammert, ob dieses Rezept von John Maynard Keynes überhaupt richtig ist, was ja eine wachsende Gruppe von Ökonomen bezweifelt; deren Studien zeigen nämlich, dass „keynesianische“ Staatsverschuldung keine zusätzliche Ankurbelungskraft mehr ausübt; dass die Konjunktur von ganz anderen Faktoren abhängt; dass es also ein Fehler ist, wenn sich die Staaten in Krisenzeiten über die Wirkung der „automatischen Stabilisatoren“ hinaus verschulden (darunter versteht man das Entstehen von Defiziten durch krisenbedingt automatisch geringere Steuereinnahmen und höhere Arbeitslosengelder).

Aber selbst wenn Keynes recht hätte, fällt auf, dass seit einigen Monaten niemand mehr von seinen Rezepten redet. Die schuldensüchtige Politik beruft sich nämlich immer nur in Krisenzeiten auf ihn, ignoriert aber, dass Keynes für Boomzeiten Budget-Überschüsse verlangt, damit man dann in der Krise nach seinen Rezepten Defizite machen kann.

Die Gegenspieler von Keynes – von Friedman bis Hayek bis Mises – sehen Defizite noch viel kritischer als er. Das heißt aber: Welcher Theorie man auch immer glaubt, spätestens in den Budgets 2011 hätten Bund wie Länder wie Gemeinden Überschüsse planen müssen. Also echte Überschüsse und nicht nur das sogenannte Maastricht-Ziel eines „bloß“ dreiprozentigen Defizits.

Nur ein echter Abbau von Schulden hält das Vertrauen der Anleger in Staat und Anleihen aufrecht. Nur ein solcher Schuldenabbau garantiert, dass Österreich nicht in der nächsten Krise, wie etwa zuletzt Griechenland, im absolut dümmsten Zeitpunkt Steuern erhöhen und Ausgaben streichen muss. Die nächste große Krise kommt jedoch bestimmt.

Die Politik behauptet jedoch: Österreich leide noch unter den Folgen der Krise; und es genüge ja, wenn der Staatshaushalt über den Konjunkturzyklus ausgeglichen sei. Beide Argumente sind falsch, ja bewusste Lügen. Denn die Arbeitslosigkeit sinkt schon seit einem Jahr. Konsum und Exporte boomen in unerwarteter Heftigkeit. Und diese „Konjunkturzyklus“-Theorie hat noch nie funktioniert: Sie hat immer nur – wie etwa in den Boomjahren vor 2008 – dazu geführt, dass der Defizitabbau stets noch weiter hinausgeschoben wird.

Es gibt keine einzige Konjunkturprognose, die Österreich für die nächsten fünf Jahre ein höheres Wachstum als das von 2010 oder 2011 prophezeit. Dennoch hat Österreichs Politik auch für 2011 ein sattes Defizit geplant und klopft sich sogar auf die Schulter, nur weil es nicht noch höher ist. Dabei ist sie grob fahrlässig.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Guttenbergs Abtritt drucken

Letztlich ist der nunmehriger Rücktritt des deutschen Verteidigungsministers zu gleich überraschend wie unvermeidlich gewesen: Wieder muss ein Strahlemann der Politik gehen. Er war zu ehrgeizig, hat an der Universität massiv geschwindelt und ist jetzt im Nachhinein erwischt worden.

Der Rücktritt ist für ihn sicher eine Befreiung, wohl auch für die deutsche Regierung. Denn die Vorwürfe wären immer heftiger geworden. Von Tag zu Tag haben emsige Ameisen immer mehr Stellen zusammengetragen, die zeigen, dass Karl-Theodors zu Guttenbergs Dissertation eine unglaubliche Summe von Abschreibarbeiten ist.Was ihm wohl selber am Anfang gar nicht bewusst gewesen ist, denn - so muss man heute wohl überzeugt sein - der wackere Freiherr hat die Dissertation von Anfang bis Ende fremdarbeiten lassen. Und er hat sich dabei so schlampiger Helfer bemüht, die unzählige Passagen abgeschrieben haben, ohne eine Quelle zu nennen und ohne sich die Mühe zu machen, gestohlene Gedanken wenigstens durch eigene Formulierungen zu tarnen. Wäre das Ganze nicht ein Betrug mit ihm als Haupttäter, könnte Guttenberg wohl jetzt das Honorar zurückfordern, dass er seinen Helfern gezahlt hat.

Vom moralischen Standpunkt aus ist es zweifellos richtig, dass er zurücktritt. Für die schwarz-gelbe Regierung ist es jedoch - trotz der anhaltenden Unterstützung für Guttenberg durch die "Bild"-Zeitung - eine Katastrophe. Begann sie sich doch endlich von den Rückschlägen zu erholen, die sie erlitten hat, als Angela Merkel im vorigen Mai allzu leichtfertig den deutschen Steuerzahler für die griechische Schuldenwirtschaft und dann auch noch für jene anderer Länder in die Pflicht genommen hat. Dazu kommt, dass beim nächsten EU-Gipfel bald der nächste Image-Verlust für Merkel droht, weil die Deutschen (wie die Österreicher, denen das aber offenbar wurscht ist) noch mehr Geld für Rettungsschirme und ähnliche Dummheiten zahlen müssen.

Das ist in Wahrheit viel problematischer als die Frage, wieweit ein Minister auf der Uni oder in der Schule geschwindelt hat. Denn das haben schon Tausende in ähnlicher Weise getan. Man studiere nur die Anzeigen, mit denen "Hilfe" beim Erarbeiten einer Diplomarbeit angeboten wird.

Wenn CDU/CSU und FDP nicht ganz unprofessionell sind, dann werden sie jetzt mit großer Energie auch die Lebensläufe und Dissertationen von roten und grünen Politikern unter die Lupe nehmen. Denn die Recherche-Attacke auf Guttenberg kam von einem in der SPD aktiven Sozialdemokraten auf einem Lehrstuhl, sie war also alles andere als ein Zufall.

Das Ergebnis? Wir werden nur noch graue Mäuse in der Politik haben. Denn der perfekte Mensch, der noch nie gesündigt hat, der nie geschwindelt hat, der nie sein Kind geohrfeigt hat, der seiner Frau immer treu war, der noch nie einen Schwarzarbeiter oder eine solche Putzfrau beschäftigt hat, der aber gleichzeitig zu Führungsaufgaben imstande wäre: Ein solcher Mensch ist noch nicht geboren.

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Fußnote 175: Straches Fettnapf drucken

H.C.Strache spricht davon, dass bald auch in Österreich Zustände wie in Ägypten&Co herrschen könnten.

Damit hat der Oberfreiheitliche aber arg daneben gegriffen. Denn noch immer ist Österreich unbestreitbar eine Demokratie. Gewiss gibt es einige üble Fehlentwicklungen: wie etwa Gesetze, die die Meinungsfreiheit knebeln, oder mit Steuergeldern bestochene Medien oder eine Justiz mit sehr einseitigem Jagdeifer auf die rechte Opposition oder die widerliche geistige und sprachliche Einengung durch die Politischen Korrektheit. All das ist auch in diesem Tagebuch scharf angeprangert worden. Aber niemand kann bezweifeln, dass die Regierung dieses Landes von einer Mehrheit gewählt worden ist, und dass Strache – oder welche Partei immer – die Chance hat, einen demokratischen Machtwechsel herbeizuführen, ganz ohne Straßenschlachten und Blutbad. Daher sind solche Äußerungen geschmacklos und relativieren nur das grundsätzliche Böse einer Diktatur.

 

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Der kleine Unterschied drucken

Wenn ein Rechter Vegetarier ist, ißt er kein Fleisch.
Wenn ein Linker Vegetarier ist, organisiert er eine Demo gegen tierische Proteine.

Wenn ein Rechter schwul ist, lebt er ganz ruhig sein Leben.
Wenn ein Linker schwul ist, verlangt er von der Gesellschaft, dass sie ihn bevorzugt.

Wenn ein Rechter seinen Job verliert, überlegt er wie er aus seiner Situation kommen könnte.
Wenn ein Linker seinen Job verliert, klagt er wegen Diskriminierung, Mobbing, Stalking, Rassismus usw usf.

Wenn ein Rechter Fernseh-Diskussionen nicht mag, schaltet er das Gerät ab.
Wenn ein Linker Fernseh-Diskussionen nicht mag, will er die Idioten, die Blödsinn erzählen anklagen, oder er zeigt sie wegen Verhetzung an.

Wenn ein Rechter nicht-gläubig ist, geht er weder in die Kirche, noch in die Synagoge noch in die Moschee.
Wenn ein Linker nicht-gläubig ist, will er verbieten, dass in der Öffentlichkeit irgend welche Zeichen von Gott, dem Glauben oder der Religion sichtbar sind.

Wenn ein Rechter krank ist, geht er zum Arzt, kauft seine Medikamente und nimmt sie ein.
Wenn ein Linker krank ist, appelliert er an die nationale Solidarität.

Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, findet der Rechte, daß er die Ärmel hochkrempeln muß und mehr arbeiten sollte.
Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, schimpft der Linke über die bösen Arbeitgeber, die sich die Taschen vollstopfen, das Land ausbeuten und dass die Angestellten die Opfer sind.

Wenn ein Rechter diese Zeilen gelesen hat, leitet er sie weiter.
Wenn ein Linker diese Zeilen gelesen hat, leitet er sie auf keinen Fall weiter!!

(Kursiert im Internet, ursprünglicher Autor leider unbekannt)

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Wie hilft man Sozialhilfe-Empfängern wirklich? drucken

„Weltfremd“ sei es, so der oberösterreichische Sozialdemokrat Josef Ackerl, wenn der Rechnungshof „ausgabendämpfende Maßnahmen“ im Bereich Mindestsicherung und Sozialhilfe verlangt. Für seine Welt hat Ackerl zweifellos recht, wenn er diese Forderung für Welt-fremd erklärt. In anderen Welten ist man hingegen mit solchen Maßnahmen sehr erfolgreich.

In Ackerls Welt gibt es immer nur eines: ständig mehr Sozialausgaben, ständig mehr Schulden. Und viele Experten prophezeien ja auch schon, wenn auch noch hinter vorgehaltener Hand, dass am Ende des Jahres die Ausgaben für die neueingeführte Mindestsicherung alle Schätzungen weit übertroffen haben werden.

Von der Schweiz bis Amerika gibt es hingegen Beispiele, wie man die explodierenden Wohlfahrtskosten sehr wohl und auf eine sehr humane Weise wieder in den Griff bekommt. Dazu muss man freilich erst den Mut haben, ein paar Wahrheiten einzugestehen. Wider das in steinerne Hirne gemeißelte linke Weltbild.

So fällt es linken Sozialdemokraten wie Ackerl unsagbar schwer zuzugeben, dass allzu großzügige Sozialsysteme immer zu allzu intensivem Missbrauch verleiten. Gleichzeitig zeigt sich: Wenn man den Menschen allzu leicht den Aufenthalt in einer sozialem Hängematte ermöglicht,  dann verlernen sie es, sich außerhalb solcher „Sicherungssysteme“ zu bewegen. Wer jahrelang von Sozialhilfe lebt, der ist nachher weniger denn am Beginn imstande, in der Früh aufzustehen, um sich rechtzeitig an seinem Arbeitsplatz einzufinden. Er verlernt es, übernommene (und an sich durchaus zumutbare) Aufgaben auch zu erfüllen. Auch Tugenden wie Grüßen, Kundenfreundlichkeit und Höflichkeit gehen vielfach verloren, unabhängig davon, wie weit sie einst vorhanden waren. Das Schlimmste aber: Die Menschen verlieren den Respekt vor sich selbst.

Längst haben auch die Sozialtechnokraten solches entdeckt – und sich einen riesigen Markt entwickelt, in dem sie in staatlich bezahlten Kursen Sozialhilfeempfängern solche Tugenden wieder beizubringen versuchen. Ihre Erfolge halten sich aber in engen Grenzen (außer dass es halt wieder jede Menge Arbeitsplätze für Absolventen progressiver Studienrichtungen gibt).

Denn solche Tugenden erwirbt man sich nur in der realen Welt, weil manches halt nur unter Zwang und Druck gelernt wird. Dieses Wissen ist in vielen Familien verloren gegangen. Gleichzeitig hat man aber auch den Lehrern fast alle Möglichkeiten genommen, Kindern Disziplin zu vermitteln; und wer es dennoch versucht, bekommt oft Probleme mit seinen Vorgesetzten, mit ideologietrunkenen linken Direktoren, mit Stadt- und Landesschulräten sowie den diversen Schul-Inspektoren.

Die USA haben daher noch im vorigen Jahrhundert mit großem Erfolg beschlossen, dass niemand mehr (außer nachweislich körperlich Behinderte) länger als fünf Jahre von der Wohlfahrt leben darf. Der allergrößte Erfolg zeigt sich bei den Betroffenen selbst: Die alleinerziehenden schwarzen Mütter – eine der größten Gruppen unter den Wohlfahrtsempfängern – zeigen einen ungeahnten Zuwachs an Selbstbewusstsein, seit sie nun an Supermarktkassen oder sonstwo ihr eigenes Geld verdienen (müssen), statt lebenslang von Wohlfahrtsschecks leben zu können. Und fast keine klagte in der Manier unserer Linken über einen menschenunwürdigen Arbeitszwang.

Ähnliches hat vor rund zehn Jahren die Schweizer Stadt Winterthur eingeführt. Alle Sozialhilfeempfänger wurden zu einem Arbeitseinsatz verpflichtet; es sei denn, sie sind krank oder müssen nachweislich ihre Kinder betreuen. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll: Von 300 Antragstellern landeten am Ende nur 131 beim Sozialhilfebezug. Vom Rest fanden manche auf diesem Weg rasch wieder einen normalen Job; über Fünfzig der ursprüngliche Antragsteller kamen aber gar nicht zum Arbeitseinsatz und verzichteten solcherart auf die Unterstützung.

Und deren Verhalten hängt wohl in hohem Ausmaß mit einer anderem Folge des Arbeitseinsatzes zusammen. Er verhindert jedenfalls eine nicht ganz so seltene Form des Missbrauchs: die Verbindung von Sozialhilfe und ertragreicher Schwarzarbeit. Daher wurde auch in etlichen anderen Schweizer Städten ein ähnliches Modell eingeführt. Was übrigens auch die großen Vorteile des Föderalismus zeigt: Man kann sich immer anschauen, welches Muster funktioniert, und dieses dann nachmachen. Geht aber einmal eine Reform schief, dann ist nicht gleich das ganze Land auf eine schiefe Bahn geraten. Aber das ist heute ein anderes Thema.

Zurück zur Arbeitspflicht: Abgesehen davon, dass diese Modelle von der Linken gefürchtet werden wie die Meinungsfreiheit von Gaddafi, sollten Arbeitspflicht-Modelle auch in Österreich intensiv erprobt werden. Anstelle immer breiter und unkontrollierter die soziale Gießkanne einzusetzen. Das Arbeitspflicht-Modell ist angesichts schuldenschwerer Staatsbudgets sparsamer, es ist aber vor allem menschenwürdiger. Denn allen Bürgern wird gezeigt, dass sie von der Gesellschaft gebraucht werden, dass sie nicht Almosen-Empänger sein müssen, sondern einen bezahlten Beitrag für das Allgemeinwohl leisten können. Ob der nun im Rasenmähen, im Betreuen alter Menschen, im Waldsäubern oder im Renovieren der desolaten Wiener Spitäler besteht.

 

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Islamische Republik Österreich drucken

Das österreichische Jugendrotkreuz möchte „Freude mit Glückwunschkarten“ schenken und begreift nicht, dass es Vielen damit gar keine Freude macht. Aber das ist nur ein winziges Element in der rapiden und beängstigenden Islamisierung dieses Landes. Pardon: Diese ist nicht für alle beängstigend, jedenfalls weder für unsere Bischöfe noch unsere Regierung.

Zum Jugendrotkreuz: Es bietet neben Karten mit Hunden, Katzen und Blumen auch einen Ramadankalender an – irgendetwas mit einem christlichen Zusammenhang wird hingegen nicht offeriert. Dafür findet sich auf dem Ramadankalender ein Gemälde einer sehr europäisch anmutenden Stadt, wo auch viele Bauwerke an Kirchtürme erinnern – nur trägt kein einziger mehr ein Kreuz. Offenbar ist das Rote Kreuz seiner Zeit ein paar Jahrzehnte voraus. Was vorerst die Spendenfreudigkeit nicht wirklich erhöhen dürfte.

In mehreren katholischen Schulen sind die Kapellen bereits vor lauter Eilfertigkeit in einen religionsneutralen Andachtsraum umgewandelt worden. Und auf der Homepage einer einst katholischen AHS (in der Friesgasse) kann man sich in verbalen und optischen Signalen der Multikulturalität gar nicht genug tun. Und das bisschen, was dort noch auf deutsch steht, enthält bezeichnenderweise gleich einen schweren Fallfehler. Fremdsprachen sind halt schwer. Wundert es da jemanden, dass ausgerechnet die Friesgasse – trotz des sonstigen Ansturmes auf katholische und andere Privatschulen – unter Schülermangel leidet?

Eine besondere Fundgrube an akkumulierter, freilich von uns allen zwangsweise finanzierter, Infamie ist auch immer die „Anwaltschaft für Gleichbehandlung“ (die bekanntlich mit wirklichen Rechtsanwälten ungefähr so viel zu tun hat wie ein Linsengericht mit einem Strafgericht): Hat sie doch die „Diskriminierung von Musliminnen“ entdeckt. Was ja in der Tat ein Riesenproblem ist – Pardon: wäre. Denn diese Institution kümmert sich weniger um Handgreiflichkeiten in muslimischen Familien gegen Frauen, um zwangsverheiratete Mädchen, um Mädchen, die nicht auf Skikurse mitfahren dürfen und viele andere Missstände wie etwa das von muslimischen Vätern, Brüdern oder Imamen Frauen oft aufgezwungene Kopftuch. Nein, ganz im Gegenteil: Sie empört sich intensiv über Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiterinnen auffordern, das Kopftuch abzulegen. Die knallinke „Anwaltschaft“ behauptet sogar, dass das eine gesetzlich verbotene „Diskriminierung von Musliminnen“ wäre, die auch durch „wirtschaftliche Bedenken“, wie etwa das Ausbleiben von Kunden in Geschäften mit Kopftuchträgerinnen, nicht gerechtfertigt ist. Kümmert es die von Zwangssteuern lebenden Linksaußen-Feministinnen, wenn ein Laden deswegen schließen muss? Sicher nicht – aber auch von der schon weitgehend zur SPÖ-Vorfeldorganisation degenerierten Wirtschaftskammer habe zumindest ich kein Wort des Protestes gegen diese Hatz gehört (sie unterstützt lieber die Gesamtschulpropaganda der SPÖ, damit unsere Schulen endgültig kaputt werden). Und natürlich auch kein Wort von Werner Faymanns Vorzeige-Intellektuellin Laura Rudas, obwohl diese vor einem Jahr sogar ein allgemeines Verbot von Gesichtsschleiern verlangt hatte.

Spannend ist es schließlich auch, was auf der Webseite eines – natürlich vom Falter empfohlenen – Halal-Restaurants auf der Wiener Alserstraße zu lesen war. Dort wurde ein „Rechtsgutachten für muslimische Minderheiten“ präsentiert, das unter anderem folgende gute Ratschläge gibt: „Es ist daher nicht erlaubt, die Bibel zu kaufen, anzuschaffen oder zu verkaufen, und wer etwas von ihr bei sich zu Hause findet, der verbrenne es!“ Oder: „Was nun die Betrauung westlicher Gerichte betrifft, so sollte man versuchen, sofern dies möglich ist, ohne sie zu seinem Recht zu kommen – das ist die Pflicht. Wenn dies nicht möglich ist, dann soll man sich ihrer bedienen, und wenn man ungerecht abgeurteilt wird, das Urteil nicht akzeptieren.“ Oder über das Lernen von Sprachen: „Selbst Omar (r.a.) pflegte das Erlernen von Fremdsprachen ohne besonderen Zweck zu verbieten und bestraft es vielleicht sogar.“

Bleibt nur noch die Frage, wie viele parlamentarische Sondersitzungen die GrünInnen veranstaltet hätten, welchen Schaum der SPÖ-finanzierte Boulevard vor dem Mund hätte, wäre so etwas Ähnliches auf irgendeiner katholischen Internet-Seite zu finden.

Trotz allem (noch) einen schönen Sonntag.

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SN-Kontroverse: Islamische Demokratie? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der arabische Islam mit der Demokratie vereinbar?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Sehnsüchte sind unausrottbar

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, wonach die Frauen und Männer, die von Tunesien ausgehend die Jasmin-Revolution in den arabischen Ländern vorantreiben fehlgeleitete Anhänger der Moslembrüder oder fundamentalistischer Fanatiker sind. Aber Tatsache ist, dass die Revolution von der „Generation Facebook" ausgeht. Diese lässt sich nicht einmal, wie jetzt in Libyen zu sehen ist, von einem offenkundig psychopathischen Diktator, der das eigene Volk mit Kampfflugzeugen niedermetzeln lässt, von ihrem Drang nach Freiheit und der Sehnsucht nach einem besseren Leben abhalten.

 Dies allein sollte reichen, um Hochachtung vor den Menschen auf den Straßen von Tripolis, in Kairo, in Sanaa oder Marokko zu haben. Die Generation 2011 läutet das Ende des „arabischen Systems" ein. Es ist entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Hauptinstitution ist die Arabische Liga, die im Rahmen der Dekolonialisierung geschaffen wurde durch Revolutionäre der Befreiungsbewegungen, putschende Militärs, von Königen und Stammesfürsten. Sie beherrschten unter dem Schutz der alten Kolonialmächte die nach 1945 entstandenen neuen unabhängigen Staaten. Die 2011er wollen dieses „arabische System" nicht mehr länger ertragen. Es hat den meisten kein besseres Leben gebracht, sondern Unterdrückung, Armut, wenige Chancen auf Bildung und keine demokratischen Standards. Statt funktionierender Rechtssysteme gab es Elitekorruption auf höchstem Niveau. Alles zusammengenommen ein guter Nährboden für religiöse, nationalistische und andere Fundamentalisten. Wenn die diktatorischen Kleptokratien in der arabischen Welt keinen Nährboden mehr haben, werden auch hier Demokratien entstehen können. Es kann dauern, doch sie ist möglich. Weil die Sehnsüchte der Menschen sind unausrottbar.


Revolutionsgeiles Wunschdenken

Andreas Unterberger

Lebhafte Zweifel und ein wenig Trotz-Allem-Hoffen löst die gestellte Frage bei mir aus. Amüsant ist aber jedenfalls die plötzliche Revolutionsgeilheit der europäischen Linken. Hat sie doch jahrzehntelang die dortigen Diktaturen für voll vereinbar mit dem Sozialismus gehalten. Waren doch Tunesiens wie Ägyptens Staatspartei Teil der Sozialistischen Internationale. Hat sich doch Bruno Kreisky mit keinem anderen arabischen Potentaten neben Jassir Arafat so innig und händchenhaltend gezeigt wie mit dem libyschen Schlächter, Terrorist und Erpresser Muammar al-Gadafi. Haben doch noch vor ganz wenigen Wochen der ORF und andere Kreisky-Fans dessen nahostpolitische Weitsicht wieder einmal unkritisch bejubelt. Ähnlich blamiert haben sich in Sachen Libyen freilich auch Jörg Haider und seine blau-orangen Freunde.

Auffällig ist, dass mit Ägypten und Tunesien die mildesten arabischen Diktaturen als erste gefallen sind. Dient das nun anderen Diktatoren als Lehre, das man noch viel brutaler sein muss? Von China über Kuba, Iran, Burma, Simbabwe bis Libyen sind ja Herrscher mit einer solchen Strategie tatsächlich „erfolgreich". Gleichgültig, ob nun Kommunismus, Sozialismus oder Islamismus ihre Ideologie ist.

Viele europäische „Experten" sehen nach den Umstürzen eine rechtsstaatliche Demokratie ausbrechen. So wie sie das ja etwa auch nach dem Sturz des Schah getan haben. Wie wir heute wissen, wurde im Iran aber alles nur viel, viel schlimmer. Ganz grundlos ist jedenfalls auch die große Zukunftsangst der ägyptischen Christen nicht, ebenso sind die irakischen erst unter der Demokratie vertrieben worden. Und wenn in Kairo derzeit ein radikaler Prediger aus Katar am meisten bejubelt wird, der „bis zum Allerletzten" zur Tötung der Israelis aufruft, dann ist das vor allem eines: beklemmend. Es wird aber vom revolutionsgeilen europäischen Wunschdenken ignoriert. 

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Fußnote 174: Reisen sollte bilden drucken

Das Trio infernale Fischer, Karl, Leitl war in Singapur. Was sie dort wirklich lernen hätten können.

Singapur ist nicht nur eines der erfolgreichsten Länder der Welt, sondern hat auch eines der (unter anderem bei den Pisa-Tests) erfolgreichsten Schulsysteme. Dieses hätten sich die Drei sehr genau anschauen sollen, sind sie doch alle Anhänger der Gesamtschule. Singapur wird zwar formal als Beispiel eines Gesamtschul-Landes angeführt, weil es kein zweigliedriges Schulsystem (Gymnasium und Hauptschule bzw. Neue Mittelschule) hat. Es hat aber in Wahrheit kein zweigliedriges, sondern ein vielgliedriges Schulsystem, bei dem ein enormer Wettbewerb zwischen den einzelnen Schulen stattfindet, und ein noch größerer zwischen den Kindern beziehungsweise Eltern, in möglichst gute Schulen zu kommen. Dort setzt die berühmte "Selektion" noch viel früher ein. Die guten Schulen haben beinharte Aufnahmetests und setzen die aufgenommenen Kinder auch danach ständig großem Leistungsdruck aus. Während man bei uns die Aufnahmsprüfungen abgeschafft hat, während unsere Gesamtschulfanatiker alle Kinder acht Jahre lang in gleichwertige Schulen hinunternivellieren wollen, während nun bei uns das Durchfallen endgültig abgeschafft werden soll (also jede Anstrengung völlig überflüssig wird), während bei uns Schulstunden und Schulwochen ständig reduziert wurden, während die Gesamtschulfanatiker alle Nebengegenstände völlig irrelevant machen wollen, während bei uns Schulschwänzen und Nichtbringen von Hausübungen keine Konsequenzen mehr hat. Aber ich fürchte: Die drei sind lernunfähig, so wie sie ja auch unsere Kinder durch die Gesamtschule lernunfähig machen wollen. Herr Leitl ist ja überhaupt berühmt dafür, von seinen Reisen noch dümmer zurückzukommen. So hat die „Presse“ dieser Tage mit köstlicher Süffisanz daran erinnert, wie dieser Alt-68er Leitl bei einem Libyen-Besuch Herrn Gadhafi und sein System begeistert angestrudelt hat . . .

PS: Zur Erinnerung: Das Schulsystem Singapurs hat ein in jenem Stadtstaat arbeitender Österreicher in einem Gastkommentar auf diesem Tagebuch präzise und objektiv präsentiert.

 

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Es führt ein Tunnel nach nirgendwo drucken

Es ist ein Musterbeispiel, wie sich die Politik zunehmend um ihre Glaubwürdigkeit bringt. Früher sind bei Monsterprojekten der Dimension Brenner-Basistunnel oder Koralm-Tunnel die privaten Investoren meist bankrott gegangen. Bei den Tunnel-Projekten droht das der Politik – oder zumindest ihrer Glaubwürdigkeit.

In dieser Frage sind es ausgerechnet die Grünen, die man auf der Seite der Vernunft findet. Dafür ist ihnen Anerkennung zu zollen – obwohl sie für den Beginn des Brenner-Projekts sehr wohl kausal waren. Denn die seit längerem schwelenden Klagen der Gemeinden im Tiroler Wipptal über die – einst von Tirol mit Stolz beworbene! – Autobahn bekamen erst nach einem Wahlerfolg der Grünen in Tirol politisches Gewicht und die Forderung nach einem Bahntunnel zur Entlastung der Autobahn wurde bald von allen Parteien zum zentralen Programm verwandelt.

Plötzlich wurde der Brenner-Tunnel zur obersten Tiroler Fahnenfrage, wichtiger als Skisiege und Südtirols Selbstbestimmungsrecht zusammen. Ähnlich wurde der Koralm-Tunnel zwischen Graz und Klagenfurt zuerst – unter Jörg Haider – für die Kärntner und dann auch für die Steirer zum zentralen Anliegen, das beiden vorher gar nicht bewusst gewesen war.

Eine wirkliche wirtschaftliche Betrachtungsweise findet da wie dort bis heute nicht statt. Sonst hätte man ja auch private Investoren finden können, die die Tunnels finanzieren, und die dann über die Benützungsgebühren Risiko wie auch Gewinnchancen tragen. Da das EU-Recht es unmöglich macht, Frächter von der Straße auf die Schiene zu zwingen, muss der Brennertunnel eine gewaltige Fehlinvestition werden. Dies auch deshalb, weil Deutschland völlig desinteressiert ist, die Brennerbahn Richtung Norden (etwa durch einen anschließenden zweiten Monstertunnel unter der Innsbrucker Nordkette) auszubauen. Aber natürlich macht die Strecke nur in Hinblick auf Deutschland wirklich Sinn.

Ähnliches gilt für die andere Großbaustelle. Der Personen-Verkehr zwischen Graz und Klagenfurt wird derzeit mit einem gelegentlichen ÖBB-Bus voll abgedeckt, der die Strecke in zwei Stunden bewältigt (der Bahn-Umweg über Leoben dauert 2,30 Stunden). Güterverkehr von Graz in das industriell völlig unbedeutende Klagenfurt ist sowieso keiner zu erwarten. Nicht einmal die – auch wegen der dazwischen liegenden Orte industriell viel wichtigere – Verbindung Graz-Linz ist künftig den ÖBB einen direkten Personenzug wert. Die Kärntner Industriefurche (St. Veit bis Villach samt Anschluss nach Italien) ist sowieso durch die alte Südbahn gut erschlossen. Diese bräuchte nur dringend den von Erwin Pröll aus populistischen Gründen so lange verhinderten Semmering-Tunnel, um noch höhere Kapazitäten zu haben. Bis der mächtige Niederösterreicher zum Glück endlich umschwenkte, ist ausgerechnet das einzige unter den drei Tunnelprojekten, dessen ökonomischer Sinn völlig unbestritten ist, ein Jahrzehnt lang verhindert worden.

Bei allen übrigen Projekten hat die Politik, insbesondere die Landespolitik, seit Jahr und Tag ihre Hauptaufgabe darin gesehen, den Menschen ökonomisch völlig sinnlose Projekte zu versprechen. Obwohl hinten und vorne kein Geld dafür da war. Ähnlich setzen sich ja fast alle Landeshauptleute ständig für Nebenbahnen ein, auf denen nur gelegentlich menschenleere Geisterzüge fahren.

Und niemand, weder Bund noch Länder, hat sich getraut, mit den Menschen Klartext zu reden. Daher wurden seit Jahr und Tag Formalbeschlüsse für den Bau der Tunnels getroffen, ohne dass die Finanzierung geklärt wäre. Ganz abgesehen davon, dass kein Mensch glaubt, dass der Brennertunnel wirklich nur die – ohnedies gewaltigen – 9,7 Milliarden Euro kosten wird, die jetzt dafür veranschlagt werden. Schlauerweise wurde aber dennoch an mehreren Stellen mit Probebohrungen begonnen. Gleichsam um den Steuerzahler vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Irgendwie verständlich, dass sich die ÖBB neuerdings dagegen wehren, dass die Regierung Projekte beschließt, deren Finanzierung aber dann den ÖBB umgehängt wird. Viel weniger verständlich ist, dass sich die ÖBB nun zwar gegen den Brenner, aber für den Koralm-Tunnel positionieren. Das versteht man wohl erst, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass bei den tunnelbegeisterten Tirolern, denen im Norden wie jenen im Süden, die seit 90 Jahren mit den ÖBB innig verbundene Sozialdemokratie völlig bedeutungslos ist. In der Steiermark stellt die SPÖ hingegen seit einigen Jahren den Landeshauptmann und in Kärnten kann sie zumindest auf ein Comeback hoffen.

Die Haltung der ÖBB zu den einzelnen Projekten ist ungefähr so schizophren wie die Haltung der ÖVP. Diese ist in Tirol, der Steiermark und Kärnten für die großen Löcher, auf Bundesebene aber für Sparsamkeit – und dazwischen für das parteiübliche Kommunikations-Vakuum.

Wie geht es weiter? Meine Schätzung: Beide Tunnels werden in den nächsten Jahrzehnten unter dem kombinierten Druck der Bau- und der Regional-Lobby  zeitweise weiter vorangetrieben werden, unter dem Druck der Realitäten aber auch zeitweise wieder eingefroren werden. Und wenn sie dann irgendwann einmal doch fertig sein sollten, werden Zeitungen und Politik das Finanzdebakel bejammern. So als ob sie nie die Tunnels verlangt hätten. Und ganz besonders wird die Wirtschaftskammer darüber klagen, die jetzt besonders laut für die zwei Verschwendungsbauten agitiert.

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Die ÖVP hat ein Führungsproblem drucken

Die ÖVP hat ein Führungsproblem. Und zwar ein gewaltiges. Dabei geht es längst nicht nur um die Frage: Wer könnte es besser machen als Josef Pröll? Bietet sich doch hinten und vorne keine Alternative an, von der man sich eine Besserung erwarten könnte. In Wahrheit treibt das Parteischiff als Ganzes ungesteuert dahin. Das zeigt sich an der Unprofessionalität ihres gesamten Apparats wie auch an einer tiefgehenden Identitätskrise – Wer bin ich? Was will ich? Wofür steh ich?

Auf der Kommandobrücke ist genauso wie beim letzten Matrosen blutige Amateurhaftigkeit eingekehrt. Ein scheinbar kleines, aber überaus anschauliches Beispiel für die Unprofessionalität der Partei aus den letzten Tagen: Nach dem Tode des beliebtesten Künstlers des Landes am vergangenen Wochenende sind im Stundentakt die „tief betroffenen“ Aussendungen der Herrn Faymann, Häupl, Ostermayer, Mailath-Pokorny und der Frau Schmied hinausgegangen. Von ÖVP-Seite findet sich hingegen lediglich goldene Worte der Burgenländerin Silvia Fuhrmann, die auf Grund ihrer Unbekanntheit von kaum jemandem wahrgenommen worden ist.

Dabei wäre für Pröll & Co nichts leichter als eine solche Gelegenheit, um mit ein paar schönen Sätzen auch bei jenen vielen Österreichern zu punkten, die sich nicht für die hohe Politik interessieren. Niemand möge jetzt einwenden, dass halt am Wochenende (nach der Ferienwoche) alle ÖVP-Granden irgendwo auf Pisten oder Straßen unterwegs gewesen wären. Denn in professionell organisierten Parteien geben längst routinemäßig die diensthabenden Mitarbeiter im Parteisekretariat und im Ministerkabinett solche wenig heiklen Erklärungen heraus, ohne lang beim zitierten Politiker nachzufragen. So wie auch viele Ministerbriefe nie vom Minister selbst stammen. Es ist ja auch so gut wie sicher, dass ein guter Teil der über den Tod Peter Alexander ergriffenen Sozialdemokraten den Text „ihrer“ Beileids-Erklärung erst im nachhinein erfahren haben. Was aber nur zeigt: Die Sozialdemokratie mag zwar inhaltlich eine noch viel ärgere Identitätskrise haben als die ÖVP – ihr Apparat funktioniert aber noch immer exzellent.

Dabei stand in den letzten Jahrzehnten kein österreichischer Künstler so sehr für einen „konservativen“, betont österreichischen Kulturbegriff wie Peter Alexander, auch wenn er natürlich nie Parteipräferenzen geäußert hat. Dementsprechend haben sich die üblichen Altlinken dieser Tage im Fernsehen auch furchtbar über ihn erregt. Das, wofür der Entertainer gestanden ist – nämlich für den schlichten Anspruch der Menschen, sich gut unterhalten zu wollen –, war ja das genaue Gegenteil jener Kultur, für die etwa ein Mailath-Pokorny in Wien unser Steuergeld hinauswirft.

Bürgerliche Hilflosigkeit bei Dirty Campaigning

Der ÖVP hat aber auch von den brutaleren Methoden politischer Taktik absolut keine Ahnung, in denen Europas Sozialdemokraten nach wie vor perfekt sind. Dass bürgerliche Parteien wie die ÖVP auch in Sachen Schmutzkübel den linken Strategien recht hilflos gegenüberstehen, macht sie zwar wieder sympathisch, aber auch zum wehrlosen Opfer: Die Beispiele reichen von der Denunziation Kurt Waldheims durch Abgesandte der SPÖ beim Jüdischen Weltkongress über die erfundene Pflegerin in Wolfgang Schüssels Familie bis zu den seit Jahr und Tag von linken Staatsanwälten gezielt hinausgeleakten Halbfakten über Karl-Heinz Grasser. Dies geschieht mit großer Wahrscheinlichkeit vor allem deshalb, weil Grasser seit Haiders Tod und Schüssels Ausgedinge als einziger Politiker rechts der Mitte eine starke Wählerwirkung hat.

Was zwar nicht heißt, dass Grasser unschuldig wäre. Aber Tatsache ist jedenfalls, dass nach dem Tod Jörg Haiders bei keinem anderen heimischen Politiker seit Jahr und Tag mit so unglaublicher Aggressivität jede Kleinigkeit durchforscht wird. Kein Mensch würde sich für die Biographie oder das Privatleben der Herrn Mitterlehner oder Berlakovich interessieren. Sie sind politisch viel zu ungefährlich.

Ist aber ein Politiker, der rechts von der Mitte steht, erfolgreich, dann gerät er sofort in professionell konzertierter Aktion ins Fadenkreuz. Diese Aktionen sind auch international koordiniert. Jedes kleinste Detail seines Lebens, Studiums und Privatlebens wird durchsucht und sofort auch über parteitreue Staatsanwälte an die Linksmedien hinausgespielt. Ob der Mann nun Sarkozy oder Berlusconi, ob er Orban oder Guttenberg heißt.

Das bedeutet nun nicht, dass ich die Geschäftsmethoden oder den Sex-Tick von Berlusconi gutheißen würde. Ich beobachte nur, dass sich kein Mensch jemals für den Lebenslauf, das Studium oder das Privatleben - beispielsweise - eines Werner Faymann interessiert hätte. Sind dessen Studentenjahre weniger belastend als die eines von und zu Guttenberg? Und der Sturm der vereinigten Linken Europas wegen des ungarischen Mediengesetzes steht in seltsamen Kontrast zum völligen Desinteresse für den totalen parteipolitischen Durchgriff der Linken etwa im ORF oder für das gigantische Korruptionsmodell zur Bestechung der österreichischen Boulevard-Zeitungen. Was alles viel schlimmere Fakten sind als die wenigen Fehler, welche die EU-Kommission beim ungarischen Gesetz gefunden hat.

Wie sehr die SPÖ bis in die untersten Gliederungen auf Schmutzarbeit ausgerichtet ist, zeigt auch ein Brief der SPÖ-Bezirksorganisation St. Pölten, der mir ins Haus geflattert ist. Darin werden die "Lieben Genossen" von einem "STR Robert Laimer" unter dem Betreff "Gegnerbeobachtung" aufgefordert, nicht nur die Namen sämtlicher ÖVP-Funktionäre bis auf Gemeindeebene zu erheben, sondern auch deren Privatadressen, Mail- und Handy-Nummern. Diese privaten Daten braucht man aber wohl nur, wenn man politische Gegner einschüchtern, beschimpfen oder bedrohen will, oder wenn man gegen sie einen Überwachungsapparat einsetzen kann. Blumen zum Valentinstag will man ihnen ja wohl nicht schicken.

Inhaltliches und personelles Vakuum

Die Unprofessionalität der ÖVP zeigt sich aber nicht nur in der Hilflosigkeit gegenüber schmutzigen Kampagnen, sondern auch in den riesigen schwarzen Löchern im Inhaltlichen. An der Parteiakademie etwa findet nicht einmal mehr der Hauch einer Grundlagenarbeit statt, wie sie die SPÖ auf mehreren Ebenen betreibt. Es ist auch geradezu eine skurrile Vorstellung, dass irgendwer aus der gegenwärtigen ÖVP-Führung ein kluges Buch schreibt, wie es viele in der CDU zusammengebracht haben; gar nicht zu reden etwa von einem Thilo Sarrazin. Man trifft nur noch auf tiefe geistige Provinz.

Medienpolitik, Kultur, Landesverteidigung, Justiz, Bildung – in allen ideologisch relevanten Bereichen gibt es derzeit bei der ÖVP nur ein Vakuum und Orientierungslosigkeit. Oder die blanke Peinlichkeit, wie sie sich etwa in den Ministerinnen Karl und Bandion-Ortner zeigt. Die Chaos-Politik der beiden ist ja hier schon des öfteren behandelt worden. Sie macht aber trotzdem immer wieder sprachlos: Etwa wie Frau Karl in selbstbeschädigender Dummheit die von der Mehrheit der Österreicher und fast allen ÖVP-Wählern (in Zeiten der Massenimmigration mehr denn je) abgelehnte Gesamtschule durch die Hintertür doch wieder Schritt für Schritt einzuschleusen versucht. Was zwar der recht weltfremde Parteiobmann nicht merkt, aber sehr wohl die Wähler.

Nicht nur diese beiden Frauen sind Beweis für die schlechte Personalauswahl – oder die total ausgetrockneten Humanressourcen der ÖVP. Die ebenfalls von Pröll selbst zu verantwortende Zumutung, den Wiener Bürgerlichen allen Ernstes eine Christine Marek vorzusetzen, ist ja schon von den Wählern heftig bestraft worden. Bis auf Fekter, Lopatka und mit aktuellen Abstrichen Spindelegger löst die gesamte ÖVP-Mannschaft nur noch Kopfschütteln aus.

Ein weiteres signifikantes Detail dieser Situation: In der Spitze der ÖVP – vom Parteiobmann über den Klubobmann bis zum Generalsekretär – gibt es zum erstenmal seit ihrer Gründung keinen Juristen. Es findet sich auch kein Diplomat oder Ökonom, also jemanden, der sich in den noch immer staatspolitisch wichtigsten Disziplinen fundiert auskennen würde. Die einzigen Studien, die man in den dortigen Lebensläufen überhaupt findet, sind jene der Landwirtschaft. Was bei einem Bauernanteil von drei Prozent ein wenig überdimensioniert sein dürfte.

Die Programm-Groteske

Erstaunlich ist auch die Unprofessionalität bei den wenigen von der ÖVP-Spitze offensiv betriebenen Prozessen. Da  hat der Parteiobmann im Herbst 2009 eine großangelegte Erarbeitung eines neuen Parteiprogrammes angekündigt – die aktuellste Meldung auf der ÖVP-Homepage dazu stammt jedoch aus dem November 2009. Seither total tote Hose. Es finden sich auch sonst nirgendwo Meldungen dazu.

Aber es ist kein Wunder, dass da niemand mehr mittun will: Denn kaum glaubt man, dass die ÖVP für irgendetwas steht (etwa gegen Steuererhöhungen und für eine Absage an die Neutralität), steht sie kurz darauf schon wo ganz wo anders. Spätestens immer dann, wenn Pröll sich von seinem Freund im Bundeskanzleramt und den fast durchgängig weit links der Mitte stehenden Raiffeisen-Medien auf den Kurs „Nur nicht streiten und lieber SPÖ-Positionen übernehmen“ zwingen hat lassen.

Das Desinteresse der – verbliebenen – Parteimitglieder an einem neuen Programm hängt natürlich auch damit zusammen, dass Pröll selbst 2007 bis 2008 einen großen programmähnlichen Vorgang geleitet hat, der in der Basisarbeit ganz klare Ergebnisse für die Perspektiven der ÖVP gebracht hat, wie etwa die Absage an die Schwulenehe. Im groß verkündeten Schlusspapier hat Pröll dann daraus ohne weitere Rücksprache das Gegenteil, nämlich ein fast vollständiges Ja zur Schwulenehe gemacht. Offenbar war ihm der Beifall bei den überwiegend linken Journalisten wichtiger als jener bei den Wählern.

Ähnliches ist gerade jetzt bei anderen Themen in Gang, wo man der ÖVP beim Umfallen geradezu zuschauen kann: von den Frauenquoten bis eben zur Gesamtschule. Und in Sachen Islam und Türkei nimmt der ÖVP-Pensionistenchef Andreas Khol überhaupt jedem kritischen Ansatz anderer Schwarzer sämtliche Glaubwürdigkeit. Tritt er doch ständig als begeisterter Lobpreiser der türkischen Immigranten auf. Er fordert ein türkisches ORF-Programm und brandmarkt Thilo Sarrazin als Vertreter "widerlicher" Thesen (während die CDU längst begriffen hat, dass ihre anfängliche Sarrazin-Schelte einer ihrer schwersten Fehler war).

Kein Gespür für Taktik

Völlig absurd ist aber auch die ÖVP-Haltung in Sachen Landesverteidigung. Nachdem die Partei jahrelang erfolglos für eine Aufgabe der völlig überholten Neutralität eingetreten war, wirft sie nun der SPÖ Neutralitätsverrat vor, weil einige SPÖ-Politiker ein wenig offener (was eh noch lange nicht offen bedeutet) über die Neutralität nachgedacht haben. Glaubt da jemand wirklich, mit einem so unglaubwürdigen Zickzack punkten zu können?

Ähnlich die Haltung zur Wehrpflicht. Da  sprechen sich nun nach der Reihe ÖVP-Politiker dafür aus, eine Volksbefragung darüber zu veranstalten. Warum bitte? Nur weil die SPÖ auf Befehl der Kronenzeitung plötzlich im Gegensatz zu ihrer bisherigen Politik eine solche Befragung - zum Zwecke eines Zwischenwahlkampfs statt echter Reformen - machen will? Warum verpflichtet sich die ÖVP zu einer Befragung, wenn sie selbst nicht weiß, wofür sie eigentlich ist? Steht davon etwas im Regierungsprogramm?

Sie sagt aber auch nicht: Wenn schon Volksbefragungen über die Dinge, wo wir uns uneinig sind, dann bitte doch auch über einige andere Fragen, wo sich die Koalition schon viel länger uneinig ist: über Studiengebühren; über die Gesamtschule; über die Nichtaufnahme von Kindern in den Regelunterricht, die noch nicht ordentlich Deutsch können; über Aufnahmsprüfungen für Unis und AHS; über einen Stopp der Flut von Regierungs- und ÖBB- (usw) Inseraten; über die Hacklerregelung; über das Grundeinkommen; über die Luxusgehälter der Wiener Rathausbeamten (und einiger anderer); über eine wirksame verfassungsrechtliche Schuldenbremse (nach der Österreich in einem Konjunkturjahr wie 2011 eindeutig einen Überschuss erzielen müsste).

All das macht den katastrophalen Zustand der in den letzten Jahren schon halbierten bürgerlichen Partei besonders auffällig.

Gratisprofit für die FPÖ

Längst geht es nicht mehr um „Pröll oder wer sonst?“ sondern darum, dass die große liberalkonservative Partei Österreichs Selbstmord auf offener Bühne betreibt. Die Freiheitlichen müssen da nur noch das tun, womit schon Jörg Haider in seinem letzten Wahlkampf das eigentlich tote BZÖ noch einmal wiederbelebt hat: eine aufgegebene ÖVP-Position nach der anderen aufgreifen und übernehmen. Und schon strömen ihnen die Wähler in Massen zu.

Vielleicht sollte die ÖVP einmal einen Kurs bei der eigenen Parteiakademie belegen, damit sie nach der ersten Hälfte ihrer Wähler - die sie vor allem in Zeiten des Busek-Riegler-Linkskuses angebaut hat - nicht auch noch die zweite Häfte verliert. Die ÖVP-Akademie bietet nämlich gerade an: „Wir bringen Ihre Persönlichkeit auf den Punkt!“

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Vaclav Klaus und seine europäischen Wahrheiten drucken

Vaclav Klaus hat dieser Tage fundamentale Kritik an der EU geübt. Diese ist jedenfalls ernstzunehmen, ist der tschechische Präsident doch einer der ganz wenigen europäischen Spitzenpolitiker mit einer fundierten ökonomischen Bildung – und gleichzeitig mit dem Mut, seine Meinung ohne die sonst üblichen Rücksichten und diplomatischen Floskeln brutal und pointiert zu formulieren. Davon können wir alle nur profitieren, selbst wenn wir dem Mann auf dem Hradschin nicht in Allem zustimmen sollten.

Was hat er nun gesagt? Erstens hat er darauf verwiesen, dass es ein grober Fehler sei, die EU und Europa gleichzusetzen. Damit hat er zweifellos recht. Haben doch auch wir Österreicher bis 1995 sehr unter dieser Gleichsetzung gelitten, als wir eben noch nicht Teil der EG beziehungsweise EWG waren, wie die EU früher hieß.

Europa ist nicht nur größer, sondern auch viel älter als die EU. Und es wird auch wohl dann weiterbestehen, wenn die EU einmal als Folge von allzuvielen Fehlern ihrer Akteure zerbrechen sollte. Auch wenn wir uns das nicht wünschen, so ist es doch sicher gut, sich der potenziellen Endlichkeit der Union endlich wieder bewusst zu werden. Dieses Bewusstsein ist ja auch eine Warnung, allzu leichtfertig die EU zu missbrauchen.

Zweitens macht Klaus ein strengen Unterschied zwischen Integration und „Unifikation“. Er bekennt sich voll zur Integration, womit er die Liberalisierung des Lebens und der Wirtschaft sowie insbesondere die Beseitigung der Barrieren zwischen den einzelnen Ländern und ehemaligen Blöcken meint. Dieses Lob von Klaus wird wohl von fast allen Europäern geteilt. Die Integration hat uns alle wohlhabender, freier, mobiler gemacht.

Unter Unifikation versteht Klaus hingegen den Versuch, Europa künstlich in eine harmonisierte und zentralisierte Nation zu verwandeln. Diesen Versuch lehnt er ab; und prophezeit ihm ein Scheitern.

Der Tscheche hat damit den wunden Punkt Europas angesprochen: Wollen die Menschen das überhaupt? Hat das unausgesprochen von vielen europäischen Akteuren angestrebte Ziel, die EU zu Vereinigten Staaten von Europa weiterzuentwickeln, eine demokratische Legitimation? Man darf zweifeln. Schon die großen sprachlichen Unterschiede, aber auch die völlig unterschiedliche historische und kulturelle Identität machen eine Überwindung des nationalen Denkens und Handelns so gut wie unmöglich.

Man sehe sich nur an, mit welch großer Intensität die Österreicher nach wie vor das Handeln ihrer Bundesregierung und ihres Parlaments diskutieren, wie wenig emotionale Aufmerksamkeit hingegen das europäische Parlament oder die diversen EU-Ministerräte beziehungsweise Kommissions-Sitzungen hierzulande erregen.

Es gibt nicht einmal funktionierende gesamteuropäische Medien. Lediglich das Eliteblatt „Financial Times“ widmet Europa mehr Raum und Gewicht als nationalen Vorgängen. Das ist natürlich schade, aber doch ein Faktum, das ich selber bei meinen eigenen Vorträgen beobachten kann: bei österreichischen oder weltanschaulichen Themen ist der Saal meist recht gut besucht, Europa-Themen leeren ihn hingegen.

Diese Unifikation ist in Wahrheit ein reines Projekt der Brüsseler Eliten, aus welchem Land immer sie kommen mögen. Medien, Politiker, EU-Beamte, Lobbyisten denken europäisch, der Rest des Kontinents tut das nicht. Deshalb wird den Europäern auch regelmäßig mehr Subsidiarität versprochen – also dass die einzelnen Nationen wieder mehr Rechte und Macht bekommen. Geschehen tut aber leider oft das Gegenteil.

Freilich sollte man dafür nicht allzusehr die anonyme Institution EU geißeln. Denn im Rat, dem noch immer mächtigsten Gremium Europas, sitzen lauter nationale Minister oder Regierungschefs. Ohne ihre Beschlüsse könnte das Subsidiaritätsprinzip auch nie verletzt werden. Aber in Wahrheit tun die versammelten Minister das sehr gerne. Denn in einer Ratssitzung kann man unter lauter meist gleichgesinnten Kollegen viele Dinge durchbringen, mit denen man daheim im Ministerrat, am Finanzminister, im Parlament oder in der Öffentlichkeit scheitern würde. Und das Ergebnis kann man dann scheinheilig wieder der EU in die Schuhe schieben.

In den einzelnen Fachministerräten beschließen die versammelten Umwelt- oder Frauen- oder Landwirtschaftsminister in nichtöffentlichen Sitzungen Vieles, was nur im ganz spezifischen Interesse einer Lobby liegt. Die Gesamtsicht, für die etwa in Österreich die Einstimmigkeitspflicht im Ministerrat sorgt, geht dabei hingegen verloren. Das ist aber ein gravierender Fehler.

Problematisch wird Klaus freilich in einem weiteren Punkt, nämlich wenn er die „Soziale Marktwirtschaft“ weitgehend mit dem Kommunismus gleichsetzt. Da wird seine pointierte Vereinfachung allzu holzschnittartig und damit falsch. Da ja in der EU keineswegs die Wirkung der Marktmechanismen abgeschafft ist.

Und vor allem vergisst Klaus eines: Noch immer gibt es neben den schädlichen Unifizierern in der EU-Kommission auch viele erfolgreiche Kämpfer für den Markt, gegen Monopole und Kartelle. Ohne sie stünden wir, stünden vor allem die Konsumenten viel schlechter da.

Aber dennoch ist es sehr schade, dass die interessanteste Rede eines europäischen Politikers seit Jahren so wenig diskutiert wird.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Der richtige Platz der Sozialdemokraten drucken

Die Rückeroberung Hamburgs durch die deutschen Sozialdemokraten bestätigt zwar nur die Erwartungen. Sie fiel aber in ihren Dimensionen gewaltig aus. Und bringt eine Menge politischer Lehren:

Die Erholung der Sozialdemokraten von ihrem historischen Tief begann nämlich keineswegs zufällig dort, wo sie sich wieder auf einen wirtschaftsfreundlichen Kurs begeben hat, der gerade in der Hansestadt eine lange Tradition hat. Die Hamburger SPD ist wieder die alte Partei Helmut Schmidts, Wolfgang Clements oder Franz Münteferings. Das scheint von den Sozialdemokraten auch auf Bundesebene verstanden zu werden: Denn schon am Montag vormittag hat sich die SPD mit der Regierung in Sachen Hartz IV geeinigt – und den radikal utopistischen Forderungen der Grünen und Linken eine Absage erteilt.

Wenn die Sozialdemokraten eines Tages auch noch erkennen, wie wichtig ein Thilo Sarrazin für sie wäre, denn wären sie praktisch unbesiegbar.

Mindestens ebenso aufschlussreich ist das Ergebnis der Grünen. Sie haben sich – wie auch schon oft in Österreich – einige Monate als Umfragesieger fühlen können, in der Wahlzelle bleiben sie aber stets der alte Außenseiter. An ihrem Abschneiden ist besonders signifikant, dass ihre kleinen Zugewinne sogar geringer sind als jene der zuletzt schon von fast allen Kommentatoren totgesagten FDP.

Die CDU versucht sich damit zu trösten, dass ihre Umfragen in anderen Bundesländern in diesem Superwahljahr wieder zunehmend besser werden. Sie hat aber eine bittere Lektion lernen müssen: Wenn die CDU mit den Grünen koaliert und diese – etwa im Gegensatz zu Oberösterreich – tatsächlich den Kurs mitbestimmen können, dann wird es sinnlos, eine bürgerliche Partei zu wählen, dann kann man gleich die in Hamburg auch personell besser aufgestellten Sozialdemokraten wählen. Wenn die CDU für die Gesamtschule eintritt, dann verliert sie nicht nur eine diesbezügliche Volksabstimmung, sondern auch ihre Existenzberechtigung.

 

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Sozialdemokratische Heuchelei drucken

Eine der übelsten Verlogenheiten der europäischen Sozialdemokraten sind ihre Vorwürfe gegen die USA, weil sie die tunesischen und ägyptischen Diktatoren gestützt haben. Was den Amerikanern sofort den linken Vorwurf übler Geschäftemacherei eingebracht hat.

Sozialdemokraten wie der diesbezüglich besonders laute Hannes Swoboda verschweigen dabei aber geflissentlich, dass auch sie diese Regime gestützt haben, dass sie die Staatsparteien sogar in die Sozialistische Internationale aufgenommen haben. Sie verschweigen, dass die nun Gestürzten immerhin in einer sensiblen Region eine ganze Generation lang für Frieden gesorgt haben.Was mehr ist, als dort jemals der Fall war.

Und sie verschweigen vor allem die Peinlichkeit, dass ihr Parteifreund Alfred Gusenbauer auch heute noch den kasachischen Diktator gegen fette Geldsummen berät. Oder dass ihr Parteifreund Gerhard Schröder dem ebenfalls nicht gerade als Rechtsstaat einzustufenden Russland gegen ebenfalls fette Summen in seinen Ölinteressen hilft. All das hindert die Sozialdemokraten aber nicht, sich ohne irgendeinen Hauch von Reue weiterhin als Moralapostel aufzuspielen und beispielsweise aus den (absichtlich oder nicht absichtlich) vergessenen Fußnoten von Herrn Guttenberg eine moralische Staatsaffäre zu machen.

Ich bin durchaus realistisch und nüchtern der Meinung, dass man auch mit Russland und Kasachstan Geschäfte machen kann und vielleicht sogar muss, und dass man die dortigen Regimes von außen nicht stürzen kann. Aber ab einer gewissen Schwelle löst bei mir allzuviel Heuchelei nur noch Brechreiz aus.

Zum Glück gibt es Länder wie Estland, die an den von Russland in mehreren jedem Rechtsstaat spottenden Skandalprozessen verurteilten Ex-Unternehmer Chodorkowski mit einer, wenn auch privaten Sondermarke erinnern. Sonst müsste man bisweilen ganz an diesem Europa verzweifeln.

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Grüner Anschlag auf Bettler-Gesundheit drucken

Graz war zuletzt doppelt in den Schlagzeilen. Diese hatten freilich leichte innere Widersprüche, auch wenn beide Anlässe grün inspiriert waren.

Zuletzt erregten sich die Grünen (und Teile der Kirche) lautstark über das Bettelverbot durch den steirischen Landtag, das dort von Rot, Schwarz und Blau beschlossen worden war. Graz wird ja so wie andere österreichische Städte von Heerscharen ostslowakischer Roma heimgesucht, die mit oder ohne den Vorwand, irgendeine verschmuddelte Zeitung zu verkaufen, vor jedem Supermarkt in wegelagerischer Manier betteln. Gleichzeitig aber schlagen die Grünen lautstark Alarm über die Feinstaubbelastung in Graz. Jetzt verstehe ich nur eines nicht: Wie können es die Grünen verantworten, die armen Gäste aus der Slowakei dieser gewaltigen Gesundheitsgefährdung auszusetzen?

PS: Es ist übrigens rechtlich noch gar nicht ausgestanden, ob das Bettelverbot auch dann gilt, wenn ein Bettler pro forma so tut, als ob er Zeitungen verkauft. Denn Hans Dichand hat vor rund 15 Jahren eine Befreiung der Zeitungs-Kolporteure und -Verteiler von allen Regelungen wie Beschäftigungsbewilligungen durchgesetzt. Wie so oft haben ihm auch damals die Parteien auf Pfiff gehorcht. Diese im Grund skandalöse Regelung könnten nun gefinkelte Juristen durchaus zugunsten der bettelnden Roma einmahnen. Und solche Juristen haben die Grünen ja durchaus in stolzer Zahl. Warum übrigens keine einzige Zeitung diesen Zusammenhang anspricht, ist ziemlich klar: Profitieren sie doch alle von diesen Billigverteilern.

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Hoch Fischer! Hoch die FPÖ! Hoch die Österreicher und noch ein paar! drucken

Und wieder ist der Tag gekommen, wo sich die Leser (und vor allem der Autor) des Tagebuchs nicht ärgern müssen, sondern wirklich freuen sollten. Über die Weisheit der Österreicher, über den Mut einer Bank, über einen eindrucksvollen britischen Premier, über Heinz Fischer, über die Kinderfreunde, über die Grazer Uni und über den Parlamentsklub der FPÖ. Sie alle gehören vor den Vorhang!

Die Österreicher sind weise. Das merkt man am mageren Zuspruch des Androsch-Volksbegehren. Der Mann muss das offenbar selber spüren und hat es nun vorsorglich auf den Herbst verschoben (unter der peinlichen Ausrede, dass er jetzt erst daraufgekommen ist, dass im Frühjahr  Feiertage sind). Er muss aber ganz offensichtlich selbst den peinlich mageren Zuspruch zu seiner Initiative bemerkt haben: Er hat trotz eines unglaublichen Propagandasturms fast aller Medien, trotz fast täglicher Auftritte in ORF, „News“, „Falter“ und dem sonstigen SPÖ-Vorfeld auf seiner Homepage für seine Gesamtschul-Initiative (die verlogen so tut, als würde sie keine Gesamtschule fordern) ganze 3955 Unterschriften gesammelt. Dem steht die von keinem einzigen Medium - bis auf das Tagebuch - unterstützte Initiative www.verwaltungsreform-jetzt.at  gegenüber, die es auf 3285 Unterschriften gebracht hat. Aber auch das ganz junge Schülerbegehren hat schon immerhin 1453 Unterschriften. Da kann ich nur vor den Menschen in diesem Land den Hut ziehen, dass es noch ein erstaunliches (und hoffentlich noch wachsendes) Ausmaß an Bürgermut gibt. Und dass eine totalitäre Medienwalze gar nicht so viel bewegen kann.

Banken entdecken die Kunden. Die Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich-Wien öffnet ab März auch an Samstagen ihre Schalter. Natürlich unter Gemurre des Betriebsrats. Bleibt nur zu hoffen, dass das Experiment nicht nach drei Monaten schon wieder abgebrochen wird. Denn Kunden brauchen erfahrungsgemäß rund ein Jahr lang Zeit, um sich an neue Öffnungszeiten zu gewöhnen.

Ein Regierungschef redet Klartext. Der neue englische Premier traut sich, mit dem Filz an islamischen Abkassier-Vereinen aufzuräumen. „Manche Organisationen, die danach streben, sich als Portal für die moslemische Gemeinschaft zu präsentieren, werden mit öffentlichen Geldern zugeschüttet, während sie wenig dazu beitragen, Extremismus zu bekämpfen.“ Wann kandidiert David Cameron für das Wiener Ratshaus? Dann wüsste ich wenigstens, wen ich in Wien wählen kann.

Weitere Cameron-Zitate in Hinblick auf den europäischen Islam: „Europa soll sich schleunig dessen bewusst werden, was gerade in unseren eigenen Ländern passiert. Wir sollten uns absolut klar darüber sein, wo die Ursprünge dieser Terrorangriffe liegen. Und das ist die Existenz einer Ideologie, eies islamistischen Extremismus.“ Und: „Wir brauchen viel weniger von der passiven Toleranz der letzten Jahre und viel mehr aktiven und Muskel zeigenden Liberalismus.“ Und: „Wenn man sich die ganze Bandbreite anschaut, dann findet man Leute, die vielleicht Gewalt ablehnen, aber die mehrere Teile der extremistischen Weltsicht inklusive Feindschaft zur westlichen Demokratie und liberalen Werten akzeptieren.“ Und: „Beurteilen wir diese Organisationen genau: Glauben sie an die universellen Menschenrechte – also auch für Frauen und Anhänger anderer Religionen?“

Ähnlich klar ist auch das in den letzten Wochen formulierte „Der Mulitkulturalismus ist tot“ von Merkel und Sarkozy. Noch nie habe ich so klare Worte, aber ohne billige Polemik von einem österreichischen Politiker gehört.

Der FPÖ-Klub verweigert sich der feministischen Sprachverwirrung: Die Freiheitlichen unterschrieben im Parlament keine gegenderten Schriftstücke, also Texte, in denen das skurrile Binnen-I oder ebenso unsinnige Schrägstriche vorkommen. Da aber für manche Rundläufe (Schriftstücke über Tagesordnungen und ähnliches) auch die FPÖ-Unterschrift notwendig ist, müssen auch Schreiben von Rot und Grün zuerst entgendert werden. Köstlich und nachahmenswert.

Die Schweizer Freisinnigen folgen den Wählern: Zweifellos unter dem Eindruck des Wählerverhaltens hat nun auch die Schweizer FDP (eine klassische liberale Partei) einen Schwenk in Sachen Ausländerpolitik beschlossen und sich der SVP des lange angefeindeten Christoph Blocher angenähert: Die FDP will den Familiennachzug für Nicht-EU-Bürger erschweren. In der Tat ist ja diese so human klingende Institution das größte Einfallstor, durch das unqualifizierte Zuwanderer am Arbeitsmarkt vorbei in die europäische Wohlfahrtshängematte strömen.

Die Kinderfreunde denken menschlich: Im Gegensatz zu den harten Feministinnen ihrer Partei haben sich nun die SPÖ-Kinderfreunde dafür ausgesprochen, dass künftig die gemeinsame Obsorge für Kinder zur Regel wird, von der nur in begründeten Einzelfällen abzuweichen ist. Das ist vernünftig und human – und entlastet auch die Gerichte. Jetzt wird es spannend, wer sich da in der SPÖ durchsetzt: die lange schweigsam gewesenen Kinderfreunde oder die – ohnedies meist kinderlosen – Feministinnen?

Heinz Fischer verlässt die sozialdemokratische Denkwelt. Auch der Bundespräsident gehört einmal gelobt, wenn er Wichtiges und Richtiges ausspricht. Offenbar ist er mutiger geworden, seit er die Partei nicht mehr für eine Wiederwahl braucht. Er redet nicht nur zum Bundesheer Klartext – dass ein Berufsheer teurer kommen werde –, sondern verlässt zumindest in einem Interview den de facto obersten Grundsatz aller sozialdemokratischen Politik: Er sagte nämlich, "dass der Gedanke, dass wir als Staatsbürger Rechte, aber auch Pflichten haben, wichtig ist. Wenn man die Frage stellt, ob es nicht bequemer wäre ohne Wehrpflicht, könnte man auch fragen, ob es nicht auch bequemer wäre ohne Steuerpflicht und ohne andere Pflichten. Wenn wir alle Pflichten ablehnen und alle Rechte haben wollen, werden wir längerfristig nicht in der besten aller Welten leben." Fischer.

Die Aufnahmetests an der Grazer Medizin-Uni: Diese haben sich als voller Erfolg erwiesen. Seit ihrer Einführung haben sich die Drop-Out-Zahlen dramatisch reduziert und die Studienfortschritte beschleunigt. Damit sind auch alle Proteste ad absurdum geführt, ob sie nun von der (sowieso immer protestierenden) ÖH oder (ob der schlechten Ergebnisse von weiblichen Aufnahmewerberinnen empörten) Feministinnen gekommen ist. Denn diese Tests haben sich jedenfalls für die Studenten als ein Segen erwiesen. Sie verlieren viel weniger Lebenszeit, weil sie sich mit Jahren Verspätung als letztlich fürs Studium ungeeignet erweisen oder weil die Unis überlaufen sind. Ob das den doktrinären Aufnahmetests-Verweigerern in der SPÖ (aber auch FPÖ) endlich beizubringen sein wird? Oder wollen sie wie die Gralshüter der alten Lehre im einstigen Kreml untergehen?

Hans Niessl hat Grund stolz zu sein. Der Anlass diese Erwähnung ist schon ein paar Tage her – und kein ganz ehrliches Lob, sondern wird nur angeführt, damit man etwas zu schmunzeln hat. Denn das ist wohl nur im Burgenland möglich, dass ein Landeshauptmann eine Pressekonferenz mit dem Titel gibt: „Wir sind stolz, BurgenländerInnen zu sein.“ Ganz abgesehen von der Geschlechtsumwandlung Niessl, würde er wohl in jedem anderen Bundesland jedenfalls ob solch peinlichem Chauvinismus ausgelacht werden.

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Staatssportler, Privatkapellen und Sklavenkellner drucken

Es braucht keine Abschaffung der Wehrpflicht, keine Volksbefragung, um die ärgsten Skandale im Bundesheer abzuschaffen. Es würden einfache Weisungen von Norbert Darabos genügen – und den Mut des Burgenländers, das Aufheulen von Landeshauptleuten, Sportfunktionären, Offizieren und Unteroffizieren total zu ignorieren.

Denn 2100 von 24.000 Rekruten werden als Gratis-Kellner in Offiziers- und Unteroffiziers-Casinos verwendet. Was den Herren (und neuerdings auch einigen Damen) in Uniform den Aufenthalt in ihren exklusiven Aufenthaltsräumen viel angenehmer und billiger macht. Eine unglaublich große Zahl von Privatdienern, die sofort auf Null reduziert gehört.

Denn für persönliche Dienstleistungen ist die Wehrpflicht nicht mehr zu rechtfertigen – auch wenn solche Ordonnanz-Dienste in vielen Armeen eine lange Tradition bis tief in feudale Zeiten zurück haben. Übrigens nicht in jeder: als ich einmal in einer israelischen Kaserne war, saßen dort die Offiziere im gleichen Speisesaal wie die Mannschaft – dort natürlich auch sehr viel junge Frauschaft. Und alle mussten sich um ihr Essen anstellen. Ich will jetzt nicht lange analysieren müssen, ob die israelische oder die österreichische Armee effizienter ist.

Aber es geht nicht nur um die persönlichen Kellner der Herrn mit goldenen und silbernen Sternen am Kragen. Fraglich ist auch, weshalb allein im Vorjahr 307 Präsenzdiener als Militärmusiker gearbeitet haben (sowie eine Anzahl von Berufssoldaten). Gewiss: Militärmusik gehört etwa bei Staatsbesuchen zum Pflichtelement. Sie ist auch eine kulturell wertvolle Tradition. Aber es ist absolut nicht einzusehen, dass jeder Landeshauptmann auf Bundeskosten quasi eine private Militärmusik hat. Nur um seine provinzielle Repräsentation imposant gestalten zu können.

Aber nicht nur die Landeshauptleute werden via Bundesheer subventioniert. Das gilt auch für den Spitzensport. Denn zahlreiche österreichische Sportler sind beim Bundesheer fest angestellt, aber fast das ganze Jahr über als Profis bei Training oder Wettkämpfen unterwegs. Das Staatssportlertum war schon im Kommunismus eine der übelsten Erscheinungen. Und angesichts der Gesundheitsschäden bei vielen Spitzensportlern gibt es schon längst kein Argument mehr, diesen irgendwie zu fördern – was Darabos dennoch nicht nur über die Anstellung beim Bundesheer, sondern auch in sehr direkter Form über zahllose Förderungen macht. So wie all seine Vorgänger als Sportminister.

Diese Sportförderungen sind zumindest moralisch nicht mehr zu rechtfertigen. Nicht nur dann nicht, wenn man einen Oppositionspolitiker wegen deren Verwendung vor Gericht bringen will.

 

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Fußnote 172: Nicht-Doktor Karl-Theodor drucken

Der deutsche Verteidigungsminister führt also seinen Doktortitel nicht mehr. Vorläufig wie er sagt.

Damit lässt er die Angriffe gegen seine Person ins Leere laufen. Damit bliebt aber die eigentlich weit über Guttenberg hinausreichende zentrale Frage offen, ob diese Dissertation nicht angenommen worden wäre, wenn er alle Fußnoten gesetzt hätte. Meinen Erfahrungen nach hätte das am Ergebnis absolut nichts geändert. Denn vor allem geisteswissenschaftliche oder juristische Dissertationen sind in aller Regel eine Ansammlung von gewaltigen Massen fremder Texte, die nun durch einen Fleischwolf eines Autors gedreht worden sind, der sich unter vielen kursierenden Meinungen halt für eine bestimmte entscheidet. Viele Dissertationen, die ich durchgeblättert habe, sind überhaupt völlig frei von einer eigenen Interpretation. Sie sind langweilig, unergiebig und unoriginell. Und wichtig ist nur die große Quanität an Fußnoten. Die Guttenberg aber ohnedies hatte. Dabei möchte ich aber gleich meinen Respekt vor anderen, etwa naturwissenschaftlichen Arbeiten betonen. Davon verstehe ich nur wenig, aber sie erwecken den Eindruck einer ganz anderen Arbeits-Intensität.

PS.: Ich habe keine einzige Fußnote gesetzt und man kann mir dennoch den Doktortitel nicht aberkennen. Denn Juristen haben das zu meiner Zeit nicht müssen. Daher habe ich mich auch immer geniert, wenn Amerikaner die beiden Buchstaben Dr auf meiner Visitenkarte für eine sonderliche Qualifikation gehalten haben. Daher bin ich auch ganz der Meinung, dass Titel nur sehr wenig über den Wert und das Können eines Menschen aussagen.

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Die Revolution steht rechts, die Bewahrer links drucken

Wer sind die Roten, die Schwarzen, die Blauen? Was denken die Wähler der einzelnen Parteien? Eine neue Imas-Studie zeigt ein überaus markantes und noch mehr überraschendes Bild von den Unterschieden zwischen den Wählergruppen. Wer hätte etwa gedacht, dass man ausgerechnet bei Grün und Blau überdurchschnittlich viele unpolitische Freizeitmenschen findet, oder dass sich Rote und Grüne am konservativsten positionieren?

Am wenigsten Überraschung bieten die ÖVP-Wähler. Ihnen sind Familie und Heimat deutlich wichtiger als allen anderen. Auch sorgen sie sich signifikant mehr um ihr Leben im Alter als die Wähler anderer Parteien.

Hingegen überrascht es doch, dass die ÖVP-Wähler bei der Aussage „Ich fühle mich mehr und mehr als Europäer“ mit 30 Prozent Zustimmung deutlich hinter den Grünen (49) liegen. Obwohl die Grünen bei der Volksabstimmung 1994 noch vehement gegen den Beitritt gekämpft haben. Rot- und Blau-Wähler decken sich mit nur 16 bzw. 17 Prozent europäisch Fühlender hingegen vollkommen in ihrer antieuropäischen Sicht.

Am frappantesten sind die vielen Ähnlichkeiten zwischen den Blauen und den Grünen, die ja eigentlich an sehr unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums daheim sind. Etwa ist ihnen beiden „wichtig, dass Freizeit und Unterhaltung nicht zu kurz kommen“: Bei der FPÖ sind das 68 Prozent, bei den Grünen 60. Die SPÖ mit 47 und die ÖVP mit 54 Prozent haben hingegen eine relativ sauertöpfische Anhängerschaft.

Blau und Grün sind aber auch sehr unpolitisch: „Ich verfolge Politik nur recht beiläufig und interessiere mich nicht für Details“ wird bei Blau von 44 Prozent und bei Grün von 40 Prozent gesagt, bei Rot nur von 36 und bei Schwarz nur von 33 Prozent.

Bei einer anderen Aussage sind sich hingegen Rote und Grüne einig und zeigen klaren Strukturkonservativismus: „Mich stört viel an unserem politischen System, ich möchte Vieles verändern“ meinen nur 31 Prozent der roten und 32 der grünen Wähler. Bei den schwarzen sind es hingegen 37 und bei den blauen gar 52 Prozent. Mit anderen Worten: Das revolutionäre Potenzial steht heute rechts, nicht links.

Verändert man die Fragestellung ein wenig, dann scheint sich das Bild ein wenig zu ändern, zumindest bei den Grünen. Imas hat nämlich auch folgenden Satz abgefragt: „Im Grunde bin ich mehr für Stabilität als für Veränderungen.“ Da zeigen zwar die Rot-Wähler neuerlich mit 57 Prozent den größten Strukturkonservativismus, die Grünen mit 38 Prozent jedoch den kleinsten, während Schwarz und Blau im Mittelfeld liegen.

Woraus man schließen kann: Rote sind gegen jede Änderung, die einstigen Proletarier sind längst zu bewahrenden Kleinbürgern geworden. Während die Grüne zwar schon Änderungen, aber keine des politischen Systems wollen. Das zeigt zweifellos einen gewissen inneren Widerspruch bei den Grünen – unterstützen Grünpolitiker doch regelmäßig die allerradikalsten linksrevolutionären Gruppen –, der ebenso auffällt wie die totale Wandlung der grünen Wähler in Sachen Europa. Diese Inkonsistenz hängt wohl auch mit der zuvor wiedergegebenen Tendenz der grünen Wähler zusammen, sich nicht allzusehr für politische Details zu interessieren.

Bei den Blauen hat man das ja eh nie angenommen.

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Fußnote 171: Preisregelung kommt uns teuer, vor allem nachmittags drucken

Es ist eine wunderschöne Lektion darüber, was passiert, wenn ahnungslose Politiker in den Markt eingreifen.

Viele Politiker, fast alle Medien, viele Stammtische und jedenfalls alle Autofahrerklubs haben sich im Laufe der Zeit über Benzinpreise erregt und nach staatlichem Eingreifen geschrien. Wenn man dezent darauf hinwies, dass die Spannen in Österreich im Schnitt niedriger sind als im Ausland, war man sofort als Speichellecker eines Ölmultis entlarvt. Und wenn man daran erinnerte, dass Preisregelungen am Ende immer den Konsumenten am meisten geschadet haben (weshalb sie ja in den letzten 60 Jahren weitgehend aufgehoben wurden), war man ein neoliberaler Steinzeitkapitalist. Das hat alles unseren nach Popularität lechzenden Wirtschaftsminister (der bekanntlich aus der Planwirtschaftskammer WKO kommt) nicht gehindert, eine Preisregelung in der Form zu verordnen, dass Benzin nur noch einmal im Tag, nämlich zur Mittagsstunde teurer werden darf.  Jetzt aber hat der ÖAMTC selber eine Studie veröffentlicht, was die Folge war und ist: An den Tankstellen wird um 12 Uhr das Benzin signifikant teurer. Und dann schaut man erst, ob der Wettbewerb dazu zwingt, die Preise zu senken. Daher wird in Ballungsräumen – also dort, wo es viel Wettbewerb gibt, – seit der Preisregelung Benzin zu Mittag um durchschnittlich 6 Cent teurer, und dann in vielen Stufen wieder verbilligt. Sofern der Wettbewerb dazu zwingt. Am Land sind es hingegen nur 3 Cent. Mit anderen Worten: Nur wegen der Preisregelung wird der Preis gleichsam sicherheitshalber um viel mehr hinaufgeschnalzt als notwendig. Eine Erkenntnis, die in alle Lehrbücher der Ökonomie einfließen und künftigen Wirtschaftsministern als Pflichtlektüre dienen sollte.

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Dienstanweisungen für einen politischen Unterteufel drucken

Die Giftküche der Politik verfügt über bewährte Rezepte. Durchstößt ein Gegner die Schallmauer der Mittelmäßigkeit, werden sofort Blutegel angesetzt, die sich an seiner Kindheit, an seinem Sexleben, an Ehe und Freundeskreis – oder gegebenenfalls an seiner akademischen Laufbahn festsaugen. Selbstverständlich werden auch psychologische Profile angefertigt und Undercover-Beobachter auf die Fährte gesetzt.

Wenn das nicht reicht, schleust man Maulwürfe in die Umgebung des Zielobjekts, zieht Doppelagenten heran (wie z.B. im Fall Uwe Barschel) oder besticht willfährige Zeugen. Ein ganzes Arsenal an Schnüffelei, Hinterhältigkeit, Betrug, Bestechung, Intrige, Verleumdung steht zur Verfügung und wird auch eingesetzt.

Mit Vorliebe werden Studenten, Aspiranten, ins Trudeln geratene Journalisten und ähnliche Figuren für solche Drecksarbeit verwandt. Je nach Kaliber des Opfers scheut man sich aber auch nicht davor, Künstler, Schriftsteller, mitunter auch willfährige Wissenschaftler, vor den Intrigantenkarren zu spannen. Dabei wird größtes Augenmerk darauf gelegt, dass die Drahtzieher hinter den Kulissen niemals ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden.

Am besten bewährt sich das Zusammenspiel mit "investigativem Journalismus", der sich nicht dem Bericht, sondern der Aufdeckung widmet, oder – um Medienpapst Emil Dovifat zu zitieren – sich nicht als "Buchhalter der Wahrheit", sondern als "Abenteurer der Feder" versteht.

Klingt, was Sie bis hierher gelesen haben, dick aufgetragen, dem ferngesteuerten Hirn eines Verschwörungstheoretikers entsprungen? Dann lesen Sie bitte nach, was in den Medien über die Doktorarbeit des Karl-Theodor Freiherrn von und zu Guttenberg, des amtierenden Verteidigungsministers Deutschlands, zu lesen ist. Zur Stunde zählt Google-news bereits mehr als 830 Medienartikel über angebliche oder tatsächliche Plagiate in dessen Dissertation "Verfassung und Verfassungsvertrag: konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU", die ihm im Jahre 2007 zum Abschluss seines Studiums "summa cum laude" und zum Doktortitel verholfen hat.

Aufgedeckt hat diese Textpassagen der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano. Er hat sie der "Süddeutschen Zeitung" gesteckt. Es soll sich um drei Textpassagen handeln, die ohne richtige Kenntlichmachung als Zitat von Zeitungsartikeln abgeschrieben worden seien.

Ob dies nun stimmt oder nicht, fallen mir dennoch einige Umstände auf, die den akademischen Aufklärungseifer des Herrn Professors in einem seltsamen Licht erscheinen lassen.

Doch vorneweg: Sollten sich in dem Werk Guttenbergs, das 475 Seiten mit rund 1.200 Fußnoten umfasst, tatsächlich Plagiate befinden, ist das sicher für den Herrn Minister recht peinlich. Dennoch finde ich, dass er die faire Chance verdient hat, sich zu rechtfertigen. Mir sind einige Fälle bekannt, in denen z.B. sozialistische Minister in Österreich (so hieß die SPÖ damals noch) seitenweise fremdes Schriftgut als eigenes ausgaben. Ich selbst habe durch Zufall ein Plagiat eines Theaterwissenschaftlers entdeckt, das mehr als peinlich war.

Doch nun zu den Auffälligkeiten:

Woher kommt plötzlich das "wissenschaftliche Interesse" des Herrn Fischer-Lescano?

Warum erwähnt niemand, dass er dem linken Spektrum zuzurechnen ist?

Warum ist nirgends zu lesen, dass dieser Herr "Vertrauensdozent" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung ist?

Warum verständigt der Herr Professor nicht zuerst seine akademischen Kollegen der Uni Bayreuth bzw. den Doktorvater Guttenbergs?

Warum wendet er sich sofort an die Öffentlichkeit, bevor weder der Betroffene selbst noch die Bayreuther Kollegen eine Chance hatten, die Behauptungen schwarz auf weiß zu sehen, geschweige denn zu prüfen?

Inzwischen kursieren Gerüchte, der beliebteste und weltgewandteste Politiker Deutschlands werde seinen Doktortitel verlieren, vielleicht sogar seinen Ministerposten. Möglicherweise ist an den Vorwürfen ja etwas dran. Dann wäre es zwar ein Sieg der Hexenküchen, aber ein Qualitätsverlust für die deutsche Politik.

Während ich den Beitrag schrieb, ist die Zahl der Meldungen auf 935 angeschwollen. Wenn da nur keiner vom anderen abgeschrieben hat!

(Frank Walsleben ist ein deutsch-österreichischer Publizist in Berlin.)

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Hie Mohammed, da Christus - Hie Richter, da das gemeine Volk drucken

Verhöhnungen, Beschimpfungen, Verächtlichmachung christlicher Symbole oder von Jesus Christus selbst sind in den letzten Jahrzehnten von der österreichischen Justiz konsequenzenlos abgetan worden. Total anders behandelt sie einen kritischen Umgang mit dem Gründer des Islams. Hier wird selbst die Erwähnung von Fakten bestraft. Dieser Skandal reiht sich nahtlos in eine ganze Reihe aktueller Skandale der österreichische Justiz. Diese Skandale zeigen nach der Staatsanwaltschaft nun auch die Richterschaft in einer tiefen moralischen Krise.

Denn fast noch skandalöser als das jüngste Urteil gegen kritische Analysen von Mohammed ist eine Aussage des Präsidenten der Richtervereinigung namens Werner Zinkl. Denn dieser oberste Richter definierte in einem Gespräch mit der APA in einer anmaßenden Weise die Grenzen der Meinungsfreiheit: „Sie sind in jedem Fall dort, wo die Unparteilichkeit und das Ansehen der Justiz gefährdet ist.“

Aus diesem Satz spricht eine unglaubliche Überheblichkeit. Während die Richter die Meinungsfreiheit extrem weit gespannt haben, wenn Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens attackiert werden, stellen sie sich selber unter einen Glassturz als unangreifbare Obermenschen. Denn wenn man die „Justiz“ sakrosankt stellt, schützt das ausschließlich Richter und Staatsanwälte persönlich. Denn nur sie können mit Kritik gemeint sein und natürlich nicht der rein abstrakte Begriff „Justiz“.

Die Unparteilichkeit der Justiz kann in Wahrheit nur durch parteiliches Verhalten eines Richters selbst beeinträchtigt werden. Und niemals durch einen noch so scharfen Kritiker.

Im konkreten Fall hat sich der oberste Richtervertreter gegen die Kritik einer weiter nicht bekannten Linzer Strafrechtsprofessorin an dem sich unendlich hinziehenden Wiener Neustädter Tierschützerprozess gewandt. Diese Kritik teile ich überhaupt nicht – aber sie muss um Himmels Willen in einem ordentlichen Rechtsstaat möglich sein, ohne dass man von der Richterschaft verfolgt wird.

Die Kritik der Professorin ist offensichtlich Teil der linken Generaloffensive gegen diesen Prozess, in der alle Waffen (sympathisierende Medien, Politiker, Professoren) aufgeboten werden, um diese Gruppe freizukämpfen, die unter dem Verdacht organisierter krimineller Aktionen gegen Pelzgeschäfte steht. Ich habe sogar schon zweimal die Wiener Neustädter Richterin gegen Vorwürfe und gegen die ideologisch aufgeladene Kampagne der Verteidiger der Aktivisten verteidigt.

Nur werde ich – und das muss jeder anständige Liberale tun – immer das Recht auf Kritik an Richtern verteidigen. Dass die Linken sich umgekehrt noch nie für die Meinungsfreiheit eines Nichtlinken eingesetzt haben, darf beim Kampf für Meinungsfreiheit und für das Recht auf Urteilsschelte trotzdem nicht beirren.

Natürlich habe ich daher auch keine Kritik von linker Seite an der unfassbaren Verurteilung der Islam-Expertin Elisabeth Sabaditsch-Wolff gehört. Sie ist zu einer – wenn auch eher geringen – Geldstrafe wegen Herabwürdigung religiöser Lehren verurteilt worden. Ihr wurde zum Vorwurf gemacht, dass sie Mohammed, dem Gründer des Islams, einen „relativ großen Frauenverschleiß“ unterstellt und durchklingen habe lassen, Mohammed habe „gern mit Kindern ein bisschen was“ gehabt.

Für die Richterin Bettina Neubauer wurde Mohammed damit „der sachlich völlig ungerechtfertigte Vorwurf der Pädophilie“ gemacht. Was religiöse Lehren herabwürdige.

Ich gebe ja zu, nicht so allwissend wie Frau Neubauer zu sein und habe mich daher in Brockhaus und Wikipedia über Mohammeds Frauenbeziehungen kundig gemacht. Und fand nicht weniger als zehn Frauen Mohammeds mit Namen aufgezählt, sowie den Zusatz: „Nach anderen Angaben seien es 12 oder 14 gewesen“. Damit bin ich in meinem kleinbürgerlichen Spießerdenken wieder einmal ordentlich blamiert. Das ist  noch keineswegs ein relativ großer Frauenverschleiß. Frau Neubauer weiß da sicher besser Bescheid als ich.

Und auch das, was Wikipedia zu einer dieser Frauen schreibt, kommt bei einem Dummkopf wie mir offensichtlich ganz anders an als bei Frau Neubauer: „Nach al-Buchari und Muslim war sie sechs (oder sieben), als Mohammed sie heiratete, und neun, als er die Ehe mit ihr vollzog. Diese Angabe ist umstritten.“ Mit neun ist man also keineswegs mehr ein Kind. Wer dieser Meinung ist und sie ausdrückt, erhebt daher einen völlig ungerechtfertigten Vorwurf der Pädophilie. Oder darf man ein historisches Faktum trotz zweier konkreter historischer Quellen nicht ansprechen, nur weil (nicht genannte) Andere es für umstritten erklären?

Gewiss: Mein noch immer nicht ausgerotteter Glaube an Anständigkeit und Menschenverstand impft mir die Überzeugung ein, dass ein solches Urteil in den kommenden Instanzen nicht halten kann. Freilich weiß ich auch, dass die große Weisheit unserer Politiker und Diplomaten die Richterbänke des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte mit einer ganzen Reihe von Juristen aus islamischen Ländern gefüllt hat. Deren Qualifikationen ich nicht näher diskutieren will.

Völlig schleierhaft scheint es aber auch, weshalb die Staatsanwaltschaft überhaupt so etwas verfolgt hat. Das wird erst dann klarer, wenn man weiß, dass sowohl die Wiener Staatsanwaltschaft wie auch die Oberstaatsanwaltschaft von knallroten Juristen geleitet werden, und dass die Äußerungen von Sabaditsch-Wolff bei einem FPÖ-Seminar gefallen sind. Zu welchem Schluss muss man da kommen, wenn man eins und eins zusammenzählt?

Diese Anklage wird noch unverständlicher, wenn man weiß, wie die Staatsanwaltschaft in Arbeit untergeht, wie viele Jahre manche Verfahren bis zur Anklage brauchen.

Noch einige andere Indizien sprechen dafür, dass in der Staatsanwaltschaft eine heftige politische Schlagseite bestehen dürfte: So werden ständig aus Akten der Staatsanwaltschaft sehr gezielte Aktenteile in die Öffentlichkeit gespielt – entweder über die Grünen oder den Falter, was freilich keinen großen Unterschied macht, – die immer nur politische Gegner der SPÖ in ein schiefes Licht rücken. So ist keine einzige Aktivität der Staatsanwaltschaft bekannt, die ernsthaft dem Amtsmissbrauch nachginge, durch den allein diese Aktenteile (übrigens nie der ganze Akt, aus dem vielleicht ein viel ausgewogeneres Bild entstehen könnte) in die Öffentlichkeit gelangt sein konnten. So hat dieselbe Wiener Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen den Lebensgefährten der früheren SPÖ-Justizministerin Berger wegen Verdachts der Dokumenten(ver)fälschung, eingestellt, obwohl er von einer unabhängigen Richterin samt unabhängigem Gutachten erhoben worden ist. So gibt es keine einzige Aktivität der Staatsanwaltschaft zur Untersuchung der korrupten Praktiken von Regierung über ÖBB bis zur Gemeinde Wien, die alljährlich rund 95 Millionen Euro aufwenden, um Medien für sich wohlwollend zu stimmen.

Hingegen wird mit großer Öffentlichkeit und Intensität jener Subventionsmillion nachgegangen, die im Fußballbund offenbar nicht dem Bestimmungszweck gemäß verwendet worden ist. Was zwar sicher ebenfalls genau zu prüfen ist, aber angesichts der unterschiedlichen Größenordnungen schon den Verdacht wachruft, dass man halt lieber dann groß vorgeht, wenn man nicht-linken Politikern etwas anhängen kann, als dem ganz offensichtlichen und sich noch dazu alljährlich wiederholenden Missbrauch von Steuergeldern durch vor allem rote Politiker nachzugehen.

PS: Eine unerträgliche Präpotenz mancher Richter kann man derzeit auch in Frankreich beobachten. Dort streiken die Richter, weil es Präsident Sarkozy gewagt hat, sie heftig zu kritisieren. Anlass war der Mord an einer jungen Frau, den ein mehrfach Vorbestrafter begangen haben soll. Er war vor einem Jahr aufgrund einer Entscheidung eines Gerichts in Nantes auf Bewährung freigelassen worden. Sarkozy hatte daraufhin von "Funktionsstörungen" der Justiz gesprochen und Strafen angedroht. Mehr haben er und Frankreich nicht gebraucht: Die Richter protestierten in zahlreichen Versammlungen und streikten tagelang. Von Frankreich bis Österreich gilt offenbar: Früher durfte man die Monarchen nicht kritisieren, heute ist das bei Richtern verboten.

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Fußnote 170: Claudia Schmied und das Rechnen drucken

Die Unterrichtsministerin hat wunderschön gezeigt, weshalb in ihrer Politik ein so tolles Chaos herrscht (und gleichzeitig auch, welche Rechenkünstler, die außer dem Binnen-I nicht viel im Kopf haben, einst die ominöse Kommunalkredit geführt haben). Mit nachträglichem PS.

Claudia Schmied hat der "Wiener Zeitung" in einem Interview erklärt, dass eine Klasse an einer Gesamtschule (die sie "Neue Mittelschule" nennen lässt) 19.300 Euro pro Jahr mehr kostet. Wie auch immer sie auf diese recht niedrige Zahl gekommen sein mag. Immerhin stehen ja in diesen Gesamtschulklassen doppelt so viel Lehrer wie an anderen Schulen. Aber noch viel besser ist das, was folgt. Denn man liest: "Für die 1130 neuen NMS-Klassen ab September ,bräuchte ich ein Zusatzbudget von 3,2 Millionen Euro‘, sagte die Ministerin." Na dann! Den Bettel werden wir uns doch noch leisten können! Jetzt ist freilich auch klar, weshalb die fanatische Frau alle Österreicher acht Jahre auf die intellektuelle Sparflamme einer Gesamtschule reduzieren will. Denn dann wird niemandem mehr klar, welche Rechenfähigkeiten die stets kampflächelnde Frau im Kopf hat. Für jene Leser, die schon in der Gesamtschule waren, daher die Information: Diese Rechnung ergibt 21,8 Millionen Euro, also fast sieben Mal so viel.

Von der Pressesprecherin der Ministerin bekam ich inzwischen folgenden Aufklärungsversuch mit wieder komplett anderen Zahlen:
"leider hat sich in den Zahlen im Artikel der Wiener Zeitung vom 15. Februar 2011 ein Fehler eingeschlichen (die Zitate wurden vor Veröffentlichung nicht mehr gegengecheckt). Die 117 neuen NMS-Standorte werden mit 300 neuen NMS-Klassen beginnen. Pro Klasse sind zusätzliche Ressourcen in Höhe von 20.634 Euro zu veranschlagen. Das macht für 4 Monate im Jahr 2011 rd. 2,1 Mio Euro. Weitere 1,1 Mio betreffen Indexanpassungen bei den bestehenden NMS-Standorten."

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Gescheitert! drucken

„Scheitert der EURO, scheitert Europa!“, versicherte  die Bundeskanzlerin Merkel ihren Zuhörern auf dem World Economic Forum Ende Jänner 2011 in Davos. Viele schüttelten die Köpfe. Wie das? Ist Europa so schwach, dass seine Existenz von einer Kunstwährung abhängt, die von einer Krise in die andere taumelt?

Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien, Belgien, immer schwieriger und kostspieliger wird es, die hochdefizitären oder verschuldeten Staaten über Wasser zu halten. Einige der zugeworfenen Rettungsringe erwiesen sich als Bleigewichte, die den notwendigen Wachstumsschub verhindern.  Jetzt versucht Merkel den Ertrinkenden  mit einem „Pakt für Wettbewerbsfähigkeit“ zu helfen, der noch im März beschlossen werden soll. Doch den halten ihre Kollegen im Europäischen Ministerrat sowie die meisten Abgeordneten im Europäischen Parlament glattweg für Unsinn: Löhne runter, ihre Indexierung verbieten; Staatsausgeben einbremsen, Beamte entlassen; Pensionen kappen, Pensionsalter hinaufsetzen; Gesundheitsvorsorge einschränken und verteuern, Familienbeihilfen vermindern; das alles lässt sich politisch nicht durchstehen.

Ertrinkende, die dem Diktat einer „Wirtschaftsregierung“ nicht folgen, dann mit Strafzahlungen auch noch unterzutauchen, ist für viele keine gute Idee. Deshalb war das einzige, was der angedachte  „Pakt“ hervorbrachte,  Ablehnung und Haß auf die deutsche Domina und ihr Gefolge. Auf dem internationalen Parkett nehmen die Vertreter selbst kleiner Staaten die kabarettanregenden Auftritte von Frau Merkel, Herrn Schäuble  und Herrn Westerwelle nicht mehr ernst.

Man versteht, dass sie vor den zahlreichen Landtagswahlen ihre gegen die neuerlichen Belastungen aufmuckende Bevölkerung sedieren müssen, und geht zur Tagesordnung über. Wie beim ersten „Stabilitätspakt“ der Herren Kohl und Waigel wird man ihren Vorschlägen in einigen Punkten vielleicht zustimmen und sie dem geduldigen Papier anvertrauen. Die Durchsetzung erwartet niemand. Wer will schon bei dem unter Hochdruck stehenden Dampfkessel der Währungsunion die Notventile verstopfen?

Also werden diese geöffnet. Von Stabilitätsfloskeln gut getarnt, wird hinter den Kulissen inzwischen die Maschinerie für die grenzenlose Geldschöpfung oder das „quantity easing“ nach amerikanischem Vorbild auf Touren gebracht. Man ist jetzt drauf und dran EZB, ESM und EFSF in Bad Banks  zu verwandeln, welche gegen Zahlungsversprechen bankrotter Staaten diesen Kredite gewähren, ihre Schatzscheine  aufkaufen und durch Umschuldungen die Rückzahlung von Staatsschulden auf den Sanktnimmerleinstag verschieben.

Und weil die Bad Banks und „Stabilitätsfonds“ keine Sicherheit bieten, sollen jetzt auch noch die Triple A-Staaten wie Deutschland, Holland oder Österreich für die von ESM und EFSF aufgenommenen Anleihen in noch größerem Ausmaß bürgen. Inzwischen sind auch für sie die Finanzmarktzinsen für kurzfristige Kredite in den letzten Wochen um fast 50% gestiegen, während ihre Bonität abzunehmen beginnt. „Bürgen soll man würgen“, heißt es im Sprichwort, und das geschieht jetzt. Durch die riesigen „vagabundierenden Geldmengen“ ist bereits eine Art „Währungskrieg“ ausgebrochen. Und auch die Inflation wirft ihre Schatten voraus; die exorbitanten Erhöhungen der Preise für Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel beginnen durchzuschlagen.

In dieser Situation kommt ein Buch gerade zurecht, das sich wohltuend von dem Flickwerk abhebt, mit dem kopflos gewordene Politiker das Scheitern von EU und EURO hinauszögern wollen, um ihre eigene Haut zu retten, „koste es was es wolle“.

Der Autor des Buches ist Vaclav Klaus, derzeit amtierender Staatspräsident von Tschechien, Professor für Nationalökonomie und vielfacher Ehrendoktor. Als ehemaliger Mitarbeiter in der tschechoslowakischen Nationalbank und als  Finanzminister nach der Wende von 1989 ist er in Währungsfragen bestens ausgewiesen. Durch seinen Sachverstand ist er eine Rarität unter Politikern. In seinem neuesten Buch mit dem Titel „Europa“ (Context-Verlag, Augsburg 2011) findet sich eine Fülle von Aussagen sowohl zu den Fehlentwicklungen in der EU wie zur Europäischen Währungsunion und den verzweifelten EURO-Rettungsversuchen, die einfach unwiderlegbar sind. Hier wenigstens ein paar Kostproben:

Für Vaclav Klaus ist die Europäische Währungsunion schon „seit langem gescheitert“ (FAZ, 27. April 2010). Als wirtschaftlich begründetes Projekt hat sie „versagt“ (S. 128 u. ö.), sie hielt nicht, was sie versprach. Statt Wachstumsbeschleunigung trat Halbierung der Wachstumsraten ein. Die Kosten der Schaffung und Erhaltung der Währungsunion überstiegen die Erträge. Politisch gegen alle Einwendungen von ökonomisch-fachlicher Seite durchgesetzt, führte die Währungsunion nicht zum Zusammenwachsen, sondern zum Auseinanderdriften der Länder. Die starken Länder wurden geschwächt, in den schwachen Ländern entstanden ungesunde Blasen, die nun platzen und zu erhöhter Arbeitslosigkeit führen.

Jetzt wird das politisch, nicht wirtschaftlich motivierte Währungsprojekt auf unverantwortliche Weise fortgesetzt „zu einem ungeheuer hohen Preis, den die Bürger der Länder der Eurozone  bezahlen werden“ (S. 131), sei es in Form von weiterer Einbuße an Wirtschaftswachstum gegenüber dem Rest der Welt, sei es im „Anstieg des Volumens an Finanztransfers, die den Ländern mit den größten wirtschaftlichen und finanziellen Problemen geleistet werden müssen“. Und dieser Preis wird „weiter steigen“ (S. 132). „Der EURO wurde zu einer Gefahr für Europa!“

Auch als ganze ist die Europäische Union gescheitert. Die mit der Ode an die Freude und Freiheit vielbesungene „Verbrüderung“ ist nicht eingetreten. Sie läßt sich auch „nicht künstlich organisieren“ (S. 31). Heute sind durch die EU „nicht nur Freiheit und Demokratie bedroht, sondern auch unsere Prosperität“. Demokratie ist in Brüssel „nicht realisierbar“ (S. 16): „Die Hauptfigur der EU ist nicht der Bürger sondern der Beamte“ (im Original fettgedruckt!). Er lebt „von mehr Planung, Regulierung, Kontrollierung und Koordinierung“ (S. 25) und schädigt damit die wirtschaftliche und kulturelle Entfaltung der einzelnen Länder. Demokratie funktioniert „nur auf der Ebene der Nationalstaaten“ (S. 33).

Werden die Nationalstaaten durch die Bewegung zu einem „ever-closer Europe“ geschwächt, verschwindet die Demokratie. Die „sogennannte Vertiefung“ ist „nicht nur unnötig, sondern auch politisch gefährlich und ökonomisch bremsend“ (S. 24). „Europa war in der Vergangenheit nie eine politische Entität (und ohne Zweifel muss es auch keine werden)“ (S. 31). Mit „Vertiefung“ und „Vereinheitlichung“ oder „Unifikation“ bringen wir in Europa ja keinen „Sonnenstaat“ hervor, sondern weit eher die „Brave New World von Huxley, eine Welt von Zamjatin, Orwell und Denkern dieses Typs“ (S. 31). „Der Vertrag von Lissabon steht im Widerspruch zum Grundsatz der Souveränität des tschechischen Staates“ (S. 42) und „des tschechischen Volkes“ (S. 43).

„Das heutige System des Entscheidens in der Europäischen Union ist etwas anderes als das von der Geschichte geprüfte und in der Vergangenheit erprobte System der klassischen Demokratie“ (S. 51). Im Europäischen Parlament gibt es keine parlamentarische Opposition. „Wir haben (Anm.: im kommunistischen System) die bittere Erfahrung gemacht, dass dort, wo es keine Opposition gibt, die Freiheit verkommt“ (S. 51). Aber auch „eine eventuelle Stärkung des Europäischen Parlaments“ wäre „keine Lösung für den demokratischen Defekt“, er gehört zu „den unkorrigierbaren Geburtsfehlern“ der Europäischen Union. (S.64). Es gibt kein europäisches Volk oder einen „europäischen Demos“.

„Die Auflösung der Staatsgrenzen und die Umwandlung vom `Europa der Staaten´ zum `Europa der Regionen´, beruht auf  der Fehlideologie des Multikulturalismus. Der Versuch der politischen Eliten, „die EU weiter und tiefer zu integrieren, (führt nur) zu einer weiteren Vergrößerung des demokratischen Defizits und zu einer weiteren Entfernung vom Bürger“ (S. 66). In Wahrheit schadet die EU der Europaidee (S. 64: Vaclav Klaus verweist hier auf so prominente Kritiker wie den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, den Abgeordneten Peter Gauweiler, den Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, die Einbringer von Verfassungsbeschwerden beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe und auf den Dichter und Essayisten Magnus Enzensberger). Die EU „geht über die Köpfe der Bürger hinweg“ (S. 65), wie das die Abstimmungen über die europäische Verfassung oder zur Einführung des EURO gezeigt haben. Deshalb wurde ja in vielen Staaten tunlichst vermieden, das Volk zu befragen. 

Das Resumé, das Vaclav Klaus zieht, ist so eindeutig und logisch fundiert, dass ihm jeder einigermaßen mitdenkende Bürger zustimmen muss: Die noch immer von einem Großteil der politischen „Elite“ betriebene Entwicklung der Europäischen Union hin zu einem Bundesstaat und einer Währungs- und Transferunion ist gescheitert!

Sie war eine „idée fausse“. Das nicht einzugestehen, wird noch „enorme Kosten verursachen“. Je früher wir aus der Erkenntnis des Scheiterns die Konsequenz ziehen, desto größer ist die Chance, dass wir in Europa Freiheit, staatliche Souveränität,  Demokratie, Wohlfahrt und kulturelle Identität in der Vielfalt ihrer Ausdrucksformen bewahren können. „L´Europe, c´est la diversité“, es schöpft seine Kraft aus der Vielfalt seiner Völker und Staaten, nicht aus Gleichmacherei, Vereinheitlichung und Uniformierung. Wir brauchen, so Klaus, keine europäische oder „global governance“, sondern die intergovernmentale Kooperation und Koordination von souveränen Staaten „auf gleicher Augenhöhe“.

Das Buch sollte zur Pflichtlektüre unserer Politiker werden, Womöglich noch bevor tunesische oder ägyptische Verhältnisse bei uns eintreten.

Friedrich Romig

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Dreimal Zwangs-ismus: Marx, Hitler und Gender drucken

In kommunistischen Universitäten mussten alle Studenten Vorlesungen voller Phrasengeschwülste über Marxismus-Leninismus absolvieren. In der Nazi-Zeit musste jede Dissertation irgendein Zitat aus wirren nationalsozialistischen Schriften enthalten. Und im Österreich des 21. Jahrhunderts müssen alle Studenten eine Zeitschrift voll abstrusem Genderismus beziehen (und bezahlen).

Der Unsinn in dem Blatt namens „Unique“ ist so hanebüchen, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung wohl nicht notwendig ist. Es genügt wohl, ihn an ein, zwei oder drei Stellen anzulesen, auch wenn man kein regelmäßiger Leser des Produkts ist. Was viel ernster ist: Die Hochschülerschaft, die das herausgibt und die dafür Mitgliedsbeiträge kassiert, ist ein Zwangsverein (so wie die Wirtschaftskammer, die auch gerade Zwangsbeiträge für aufgeblasene Transgender-Initiativen ausgibt). Aber selbst die schwarz-blaue Regierung hat nicht gewagt, an diesem Zwang zu rühren.

Diese Mitgliedschaftszwänge lassen sich jedoch viel schlechter begründen als der neuerdings allgemein als unzumutbar hingestellte Zwang für junge Männer, eine Zeit ihres Lebens für allgemein nützliche und notwendige Zwecke wie Landesverteidigung, Katastrophenschutz oder humanitären Dienst opfern zu müssen.

Würde in diesem Land irgendwer noch liberal denken, dann würde derzeit jedenfalls die ÖH-Mitgliedschaft als erstes zur Debatte stehen. Diese Hochschülerschaft kassiert zwar ohne mit der Wimper zu zucken ihre Zwangsbeiträge von den Studenten, plustert sich aber mächtig dagegen auf, dass die selben Studenten etwas für die Finanzierung (und Verbesserung) ihres Studiums zu zahlen haben. Obwohl man zumindest vermuten darf, dass Studenten eher wegen des Studiums auf die Unis gehen als wegen der Ehre des Zwangs, gleichzeitig der ÖH beitreten zu müssen.

Ein anschauliches Beispiel, wie der reichste unter all diesen zwangsfinanzierten Vereinen mit den Geldern umgeht, liefert die Arbeiterkammer. Diese kassiert ja von jedem ausbezahlten Lohn stillschweigend 0,5 Prozent (und ein paar naive Menschen zahlen noch einmal so viel für die freiwillige Gewerkschaftsmitgliedschaft); die AK hat aber immer verhindert, dass die Zahlenden davon überhaupt informiert werden – vielmehr werden diese von ihrem Gehaltszettel in den Glauben versetzt, so viel für die Sozialversicherung zahlen zu müssen.

Und wofür gibt diese AK all das Geld aus? Gehen wir zum Beispiel in die schöne Grenzstadt Braunau. Dort musste der SPÖ-Bürgermeister nach etlichen merkwürdigen Vorgängen abdanken. Zum Glück aber ist die AK so sozial und gibt dem Mann umgehend einen Job. Sein Alter: 63 Jahre. Freilich dürften nicht alle 63-Jährigen dieses Privileg genießen: Sie müssen nämlich zwischen Arbeitsamt und Frühpension irgendwie ihr Drauskommen finden.

Aber zum Glück nimmt der Ex-Bürgermeister ohnedies keinem anderen AK-Genossen die Arbeit weg: Denn er hat sich umgehend zu einem ausgedehnten Dauer-Krankenstand entschlossen. Gute Besserung – spätestens in zwei Jahren.

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Nicht Ägypten, sondern der Sudan macht die Welt besser drucken

Es mag ungewöhnlich klingen, am Tag nach dem Rücktritt von Hosni Mubarak über den Sudan zu schreiben. Aber im Nachbarland Ägyptens passiert etwas, was wohl noch fundamentalere Bedeutung haben könnte als der Abgang des Diktators im mächtigsten Land der arabischen Welt. Auch wenn nach Mubarak nun weitere Diktatoren bangen müssen. Auch wenn in vielen islamischen Ländern nun Chaos und ein Machtzuwachs der Fundamentalisten drohen.

Denn zum ersten Mal seit langen Zeiten geht nun im Sudan die Teilung eines afrikanischen beziehungsweise islamischen Landes über die Bühne. Und das ist in jeder Hinsicht eine gute Nachricht, an deren Zustandekommen pikanterweise auch Mubarak ein wenig mitgewirkt hat. Steter internationaler Druck hat einen unendlichen Bürgerkrieg mit Millionen Toten beendet. Die Sezession beendet nun überdies die Vorherrschaft einer islamischen Diktatur über einen bedeutenden christlichen Landesteil.

Und das könnte – und sollte – nun in der Tat zum Vorbild für viele andere Länder werden. Vielleicht kann es dort dann auch ohne Millionen Tote passieren? Von Jugoslawien bis zur Tschechoslowakei zeigt sich, dass nach der Zustimmung aller Beteiligten zur Trennung die Dinge einen viel friedlicheren Verlauf nehmen können. Vor allem Tschechen und Slowaken sind heute wieder die besten Freunde – vor allem schon deshalb, weil sie sich ohne Blutvergießen getrennt haben. Auch der Nordirland-Konflikt wurde erst entschärft, als London den Nordiren die Selbstbestimmung garantierte (wobei es dort ja für eine Sezession – noch – keine Mehrheit gibt).

Würde der Sudan Schule machen, dann würde das Wort Selbstbestimmungsrecht von der hohlen Phrase zu einer neuen Realität werden, die einen fundamentalen Fortschritt der Menschheit bedeuten könnte. Ein  wirkliches globales Selbstbestimmungsrecht ist – zusammen mit einem international ausgebauten Minderheitenschutz –  für eine gute Weltordnung mindestens so wichtig wie die Herrschaft von Recht und Demokratie.

Und alle würden profitieren davon. Warum sollte es etwa den Spaniern schlechter gehen, wenn sie die Basken in die Unabhängigkeit entlassen? Wären die Italiener ärmer oder weniger angesehen, würden sie den Südtirolern die Freiheit geben?

Was für ein Fortschritt wäre es für die Türkei, wenn sie die aufsässigen und unterentwickelten Kurden los wäre! Wie viel Blutvergießen würden sich Nigeria oder die Elfenbeinküste ersparen, wenn die Länder (wahrscheinlich nach religiösen Linien) getrennt würden! Was kostet es China, die Tibetaner und Uiguren ständig zu unterdrücken! Welch Vorbild wäre Indien, würde es den Kaschmiri die Selbstbestimmung erlauben! Wie viel weniger Leid gäbe es in Burma, würde es den rebellischen Stämmen im Osten die Sezession erlauben!

Letztlich ist es lediglich uraltes nationalistisches Machtdenken, dass all das verhindert. Dabei gibt es weltweit viele Beispiele von Singapur bis Botswana und Luxemburg, dass gerade kleine oder bevölkerungsarme Länder oft extrem erfolgreich sind. Das häufig gebrauchte Gegenargument „Kleinstaaterei“ hat keinerlei Gewicht für sich. Nur Dinosaurier mögen Größe für einen Wert an sich halten.

Ich weiß natürlich auch, dass der Traum von der globalen Selbstbestimmung auch weiterhin nicht sehr realistisch ist. Aber der Sudan, die zähneknirschende Zustimmung Khartums zur Sezession des Südens ist ein erster wichtiger Spalt im globalen Beton der Fremdherrschaft.

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1789, 1848, 1917, 2011 drucken

Die spontanen, von niemandem gelenkten und wohl auch nicht lenkbaren Aktionen und Reaktionen emotionalisierter Massen im ägyptischen Drama sind ein historisches Exempel und extrem spannend. Nichts ist in der Geschichte aufregender als die Paarung "Macht und Masse". Vorerst scheint dabei nur eines sicher, nämlich was die wirre nächtliche Rede von Hosni Mubarak für die ägyptischen Massen bedeutet. (Mit aktuellem PS)

Sie war das absolut falsche Mittel, um die Lage in irgendeiner Weise zu beruhigen. Mubarak lügt allzu offensichtlich, wenn er neben pathetischem Selbstmitleid und düsteren Anschuldigungen gegen das Ausland plötzliche Krokodilstränen des Mitleids und der Solidarität für die Demonstranten zu zeigen versucht, die seine Anhänger gerade noch brutal niederzukämpfen versucht haben.

Vor allem aber signalisiert sein Zickzack-Kurs Unsicherheit. Was erst recht wieder die Volksmassen zu neuen Eskalationsstufen anstacheln wird, die schon erste Ermattungserscheinungen gezeigt haben. Er wirkt wie ein angeschossenes Wild, dessen Blutspur die Jagdgesellschaft so richtig scharf macht.

Kein Mensch kann rational erklären, weshalb den ganzen Tag über von ägyptischen Offiziellen angedeutet wurde, Mubarak werde zurücktreten, wenn er dann lediglich bürokratisch von Kommissionen und der Änderung einzelner Verfassungsartikel spricht. Wenn er vage von irgendwelchen Kompetenzverschiebungen zugunsten des Vizepräsidenten spricht. Selbst wenn sich dieser Machttransfer an den Vize als inhaltlich substantiell erweisen sollte, erfüllt er weder die Forderungen der Straße noch ist er ein Zeichen der Stärke, das die Demonstranten noch einschüchtern und entmutigen könnte. Dazu ist auch Omar Suleiman viel zu unbeliebt.

Mubarak hat endgültig seine kleine Chance verspielt, die Demonstranten ins Leere laufen zu lassen, indem er sie zu ignorieren versucht. Statt dessen biedert er sich an – und ignoriert doch zugleich die zentrale Forderung der Massen nach seinem Rücktritt. Sein Verhalten wird daher in Lehrbücher der Macht eingehen im Kapitel „Wie mache ich am Ende meiner Karriere alles falsch.“

Freilich: Die Fassungslosigkeit ob Mubaraks Verhalten wird gepaart von der anhaltenden Sorge, weil sich die protestierenden Massen im Grund nur auf Eines einigen können: auf das „Weg mit Mubarak.“ Eine ermutigende Antwort, wie es in Ägypten weitergeht, haben sie hingegen auch in den vergangenen Wochen nicht zustandegebracht. Sie haben keine Führungspersönlichkeiten und klaren Zukunftskonzepte. Außer den islamistischen Organisationen gibt es keine Strukturen, die das Machtvakuum füllen können.

Also bleibt es bei dem hier schon am ägyptischen Anfang geäußerten Argwohn, dass diese Revolution so wie viele große Umstürze der Weltgeschichte, etwa 1789, 1848, 1917, zwar noch etliche Etappen und dramatische Wendungen haben wird. Dass in den vergangenen Wochen die Hoffnung aber in keiner Weise gewachsen ist, dass der Aufruhr zu einem guten Ende führen wird. Dass in Ägypten ein halbwegs demokratischer Rechtsstaat entsteht, vor dem sich weder die christliche Minderheit (die in Ägypten länger daheim ist als die Moslems!) noch die Israelis fürchten müssen. Im Gegenteil: Die Israelis sind schon Hals über Kopf abgereist und die Kirchen brennen. Was die revolutionsgeilen Journalisten natürlich kaum zur Kenntnis nehmen.

Die Wellen des arabischen Tsunamis erreichen bereits die Küsten Europas: Schon sind wieder die Flüchtlingsboote mit schwarzafrikanischen Migranten massenweise über das Mittelmeer unterwegs, die in den letzten Jahren durch diverse transmediterrane Arrangements etwa des - zufällig ebenfalls gleichzeitig vor dem Abschuss stehenden - Silvio Berlusconi gestoppt worden waren. Ja gewiss, das waren Abkommen mit autoritären und diktatorischen Machthabern. Mit dem, was nachkommt, werden aber wohl für Europa gar keine Abkommen mehr möglich sein. Weder gute noch üble.

PS: Nachtrag am Freitagabend: Der nun doch erklärte Rücktritt Mubaraks bestätigt nur das in der vergangenen Nacht skizzierte Szenario. Nur sehr naive Menschen können jetzt meinen, dass die Unruhe zu Ende wäre und dass in Ägypten neue Stabilität einkehren wird.

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SN-Kontroverse: Frauenquoten? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll es auch in der Wirtschaft verpflichtende Frauenquoten geben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Dohnals Enkelinnen geschuldet

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

So manche Errungenschaften brauchen eine Weile, bis sie sich über Berg und Tal in der Alpenrepublik als vernünftig und effizient herumsprechen. Doch mitunter gibt es Anlass zur Freude, selbst für die Enkelinnen der einst so heftig diffamierten und zur heutigen Ikone des Feminismus gewordenen ersten österreichischen Frauenministerin Johanna Dohnal, die vor einem Jahr gestorben ist.

Die Sozialdemokratin sorgte seinerzeit für gehörigen Wirbel, als sie eine verpflichtende Frauenquote bei der parteiinternen Vergabe der Mandate verlangte und wurde oft wegen ihres mit ungewöhnlichen sowie überraschenden Mitteln geführten Kampfs für die Würde und Autonomie der Frauen verspottet. Bei einem legendären Parteitag in Linz musste sie deswegen herbe Streichungen hinnehmen.

Dohnal gab nie auf, kämpfte hart für ihre Anliegen. Mit vielen Gleichgesinnten, intelligent, mit Witz und Schmäh, mit Hausverstand und wenn es sein musste mit Drohungen bis hin zum Veto im Ministerrat. Sie schmiedete Allianzen über alle Parteigrenzen hinweg. Jetzt kämpfen die Frauen wieder einmal - oder noch immer - um Gerechtigkeit. Wie stets geht es darum, Lasten und Pflichten fair zu verteilen, damit jeder einen gerechten Anteil am Kuchen bekommen kann.

Der „Kuchen" heißt diesmal die Besetzung der Führungsgremien in der Wirtschaft. Die deutsche Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat nun eine gesetzliche Quotenregelung in den Führungsgremien deutscher Unternehmen angekündigt. Freiwillige Appelle und Selbstverpflichtungsregelungen haben nämlich bis dato nichts genützt. Aufsichtsräte, die die Quote nicht erfüllen, sollen kein Sitzungsgeld erhalten. Zudem könnten deren Beschlüsse zwar gelten, aber die Wahl des Gremiums für ungültig erklärt werden. Also her mit der Quote - aber rasch!


Quoten für Mütter und Migranten

Andreas Unterberger

Schmäh oder Flop: Als das hat sich die Frauenquote bisher in der Realität erwiesen. In den Niederlanden muss man das Nichteinhalten der Quote bloß vermerken. In Norwegen - dessen Ölreichtum fast jeden Unsinn erlaubt - hat der Quotenzwang für alle Aufsichtsräte börsenotierter Firmen Schaden angerichtet: Dort ist die Zahl der an der Börse notierten Aktiengesellschaften seit Quotenstart von 554 auf 362 gesunken; viele Firmen nannten offen die Quote als Fluchtgrund. Dennoch fanden sich auch beim Rest kaum Kandidatinnen: Gleich 70 Frauen besetzen rund 300 Aufsichtsratsposten. Und Kennzahlen zeigen ein Zurückbleiben des Kurses norwegischer Quotenfirmen.

Die Liste der Kritikpunkte an Quotenzwängen ist lang: Sollen wirklich die tüchtigen Frauen in Spitzenjobs ins Zwielicht einer Quotenfrau gerückt werden? Was ist eigentlich mit der Frauenquote auf Baustellen oder in Bergwerken? Oder geht's nur um (scheinbare)
Rosinenjobs? Hat sich die Politik der EU-Kommission verbessert, seit dort mehr als 50 Prozent Frauen sind? Sind die Quotenfrauen Bures, Bandion-Ortner, Schmied, Karl oder Marek eine Erfolgsstory? Warum keine Männerquoten bei Gleichbehandlungsstellen oder Volksschullehrern?

Sind unsere Schulen durch die fast totale Verweiblichung besser geworden? Warum boomen eigentlich die männerdominierten Freiheitlichen bei allen Wahlen und nicht die quotenfixierten Grünen? Und warum nur eine Frauenquote und nicht eine spezifische für Mütter (die sind ja oft wirklich benachteiligt)? Warum nicht für Migranten? Für Behinderte? Für sexuell anders Orientierte?

Im Gegensatz zu Politik und Bürokratie haben es die Unternehmen bisher ganz gut geschafft, sich die jeweils besten Mitarbeiter auszusuchen. Auch im Interesse von Jobs und Steuereinnahmen sollte man sie nicht durch immer noch mehr Zwänge lähmen.

 

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Soll der Staat Nattern an seinem Busen nähren? drucken

Wer sich tatkräftig für Toleranz und gegen Extremismus einsetzt, verdient moralische und notfalls auch finanzielle Unterstützung. Und selbstverständlich gelten diese Werte auch für denjenigen selbst.

Sollte man jedenfalls annehmen. Habe ich auch stets angenommen, bis mir heute zwei Anträge aufgefallen sind, die von der SPD, den Grünen und der Linkspartei im deutschen Bundestag eingebracht worden sind.

Darin heißt es: "Viele Initiativen und Vereine, die sich gegen Rechtsextremismus und für Demokratie engagieren, erhalten und erhielten finanzielle Förderung... Ohne die Förderung des Bundes wären die meisten dieser Projekte nicht durchführbar." Stimmt, denn der Bund ist da nicht kleinlich und lässt sich (besser: die deutschen Steuerzahler) das etliche Millionen Euro pro Jahr an Steuergeldern kosten.

Doch der dicke Hund kommt erst: Es sei "paradox und widersinnig, gerade von diesen Initiativen eine über die allgemeinen Richtlinien bei der Zuwendung von Bundesmitteln hinausgehende explizite Sondererklärung zur Verfassungstreue zu verlangen". Wie bitte? Erst beim zweiten Lesen wird klar: Wer sich "gegen Rechtsextremismus" angeblich oder tatsächlich engagiert, muss seine Verfassungstreue auch dann nicht belegen, wenn er Staatsgelder beansprucht?

Die von der versammelten Linken inkriminierte Erklärung, die der deutsche Staat verlangt, lautet im Original: "Hiermit bestätigen wir, dass wir uns zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland bekennen und eine den Zielen des Grundgesetzes förderliche Arbeit gewährleisten. Als Träger der geförderten Maßnahmen haben wir zudem im Rahmen unserer Möglichkeiten und auf eigene Verantwortung dafür Sorge zu tragen, dass die als Partner ausgewählten Organisationen, Referenten etc. sich ebenfalls den Zielen des Grundgesetzes verpflichten. Uns ist bewusst, dass keinesfalls der Anschein erweckt werden darf, dass einer Unterstützung extremistischer Strukturen durch die Gewährung materieller oder immaterieller Leistungen Vorschub geleistet wird."

Auf gut Deutsch: Wer Steuergelder bekommen will, sollte gesetzestreu und verfassungskonform sein. Eine absolut verständliche, ja selbstverständliche Fördervoraussetzung – sollte man meinen. SPD und Grüne machen daraus einen "Generalverdacht" und fordern, "die geplante Bestätigungserklärung als Zuwendungsvoraussetzung aus den Richtlinien ... zu streichen und die Vergabe der Zuwendungen ... nicht an eine Unterzeichnung einer solchen Erklärung zu knüpfen."

Doch der Staat will nun mal kein Geld für Extremisten locker machen, die sich in die entsprechenden Initiativen eingeschlichen und diese unterwandert haben. Ein bloßes Hirngespinst realitätsferner Bürokraten? Mitnichten! Inzwischen sind mehrere Wölfe im Schafspelz bekannt, die sich unter dem Deckmantel der Extremismusbekämpfung ein hübsches Häppchen Steuergeld unter den Nagel gerissen haben, die den eigentlichen Sinn dieser Initiativen in ihr Gegenteil pervertieren. Es handelt sich in allen Fällen um Problemfälle aus dem Bereich "islamistischer Extremismus".

Zum Beispiel um Milli Görüs (MG), eine islamische Gemeinschaft, die behauptet, "dass die westliche Gesellschaftsordnung, die Demokratie, die Menschenrechte, die Freiheits- und Gleichheitsrechte nichts wert sind", schreibt der deutsche Verfassungsschutz. In ihrem Manifest steht weiter, dass die "gerechte Ordnung" die "nichtige Ordnung" im Westen überwinden soll. Der deutsche Verfassungsschutz nimmt MG deswegen seit Jahren unter die Lupe.

Die SPD-Politikerin und ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin Gesine Schwan sieht in der Treueerklärung hingegen ein Mittel, mit dem ein "Vorabverdacht und eine Schnüffelmentalität" gegen demokratisch engagierte Projekte und ihre Mitstreiter initiiert werde. Und die Linkspartei ringt sich sogar eine akrobatische Wortschöpfung ab, indem sie von einer "Verdachtskultur" spricht, was immer das sein mag. ("Die so von Seiten des Ministeriums initiierte Verdachtskultur führt zu einer großen Verunsicherung der Projekte und schwächt die Arbeit gegen den Rechtsextremismus vor Ort...")

Nun bin ich sowieso der Meinung, dass diejenigen, die sich nur gegen "Rechtsextremismus" engagieren, zumeist auf einem Auge blind sind. Zumal die rechtsextremistische Gewalt laut Polizeistatistik seit Jahren sinkt, während linksextremistische Gewalttaten drastisch zunehmen. Aber dass die Dreistigkeit auf der Linken nun schon so weit geht, den Nachweis der Verfassungstreue als Gesinnungsschnüffelei zu bezeichnen, schlägt doch dem Fass den Boden aus.

(Frank Walsleben ist ein deutsch-österreichischer Publizist in Berlin.)

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Die Kultur steckt bis zum Hals im Fördersumpf drucken

Warum fördert der österreichische Steuerzahler die Filmindustrie? Niemand weiß es. Denn bei fast keiner fördernden Stelle gibt es irgendwelche nachvollziehbare Förderrichtlinien. Dennoch sind die Förderungen allein von 2006 auf 2008 um 25 Prozent auf stolze 58 Millionen gestiegen. Der wahre Grund der Förderungen ist jedoch ziemlich klar.

Der liegt darin, dass die Filmindustrie zusammen mit den Kulturjournalisten eine besonders starke Lobby bildet, der niemand entgegenzutreten wagt. Überdies trifft es sich gut, dass die meisten österreichischen Filme auch ideologisch richtig positioniert sind. Ob die geförderten Filme dann am Ende auch ein Publikum finden, oder ob sie in irgendeiner Weise für Österreich – etwa als Tourismusland – Werbung machen, ist ganz offensichtlich völlig uninteressant.

Der neueste Rechnungshofbericht enthält jedenfalls viele Schmankerln zur Illustration des Steuerzahler-Frustes. Da fördern etwa in der Stadt Wien gleich mehrere Stellen die Filmwirtschaft – koordiniert wird da aber nichts. In der Steiermark sind es sogar fünf Institutionen. 65 Prozent der Filme werden mehrfach gefördert. Mancherorts entscheiden Menschen über die Fördervergabe, die dann am Film praktischerweise gleich mitverdienen. Der ORF fördert Filme, ohne aber bei – eventuell – erfolgreichen Produktionen an Einspielergebnissen des Filmes beteiligt zu sein. Die Einhaltung der an sich oft komplizierten Förderungsbedingungen wird oft nicht kontrolliert. Im Burgenland und der Steiermark werden absurderweise sogar bereits fertiggestellte Produkte gefördert.

Das alles erreicht jedenfalls ein Ziel sehr klar: Ich werde meine nächste Steuerüberweisung wieder mit ganz besonderer Freude abfertigen.

PS: Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin natürlich auch nicht für eine Förderung von Internetblogs , obwohl etwa dieses Tagebuch weit mehr Besucher hat als die meisten geförderten österreichischen Filme . . .

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Parlamentarier ohne Macht drucken

Eine neue deutsche Studie bringt spannende Ergebnisse – die wohl für Österreich genauso zutreffen. Und welche erneut die Frage aufwerfen: Ist die repräsentative Demokratie am Ende?

Die deutschen Parlamentarier fühlen sich nach einer von zwei Wissenschaftlern durchgeführten Umfrage erstaunlich bedeutungs- und einflusslos. Sie sehen heute nur noch in den Bürgern selber die wirklichen Motoren gesellschaftlicher Veränderungen. Die Autoren (von der Stiftung Change Centre und von der Heine-Universität in Düsseldorf) fassen die Ergebnisse so zusammen: Die Abgeordneten sehen ihre Rolle heute primär reaktiv, nicht mehr offensiv und aktiv. „Sie verstecken sich fast vor den Bürgern.“ Je nach Thema sehen sich zwischen 65 und 88 Prozent der deutschen Abgeordneten aus Bund, Land und Gemeinden als weitgehend machtlos, was gesellschaftliche Veränderungen betrifft.

Dieses von der Studie erhobene Ohnmachtsgefühl der Politiker korrespondiert seltsamerweise mit einem frustrierten Ohnmachtsgefühl der Bürger, dessen Wachsen man mit freiem Auge tagtäglich sehen kann. Meine Vermutung: Die Ohnmachtsgefühle der Bürger spiegelt primär jene der von ihnen eigentlich meist aus einer sehr konkreten Erwartungshaltung heraus gewählten Politiker wider, die sie ja täglich via Medien erleben.

Zugleich eröffnet dieses nur noch reaktive Handeln der Politik aber den Bürgern neue Chancen. Auf der linken Seite versuchen das seit einiger Zeit auch mit etlichem Erfolg die sogenannten Nichtregierungsorganisationen (NGO). Diese haben aber freilich keinerlei demokratische Legitimation und meist auch keine Massenunterstützung. Die NGO-Manie ist in Wahrheit nur eine geschickte neue Strategie der linken Machtmonopolisierung, seit die Bedeutung der Arbeiterklasse und Gewerkschaften stark abgenommen haben. Dass ausgerechnet der bürgerliche Finanzminister Josef Pröll jetzt Spenden an Greenpeace & Co steuerlich absetzbar machen will – jene für Lebensschutz-Organisationen aber nicht –, ist in Zeiten einer Schuldenkrise ein besonderes Rätsel am Rande, aber heute nicht das Thema.

Dieser NGO-Strategie haben bürgerliche Menschen bisher beklemmend wenig entgegenzusetzen gehabt. Sie merken nur, dass ihre demokratische Stimmabgabe alle vier oder fünf Jahre rasch an Bedeutung verloren hat, beschränken sich aber sonst meist auf das frustrierte Schimpfen. Da bürgerliche Menschen im Schnitt viel stärker beruflich oder familiär engagiert sind als linke, bringen sie es oft nicht zustande, sich in gleicher Form zu organisieren. Ihre alten Plattformen – von der Kirche über das traditionelle Vereinswesen bis zum ÖAMTC – haben zugleich signifikant an Bedeutung verloren.

Führt die offensichtliche Ohnmacht der Abgeordneten auch zum Ende der ganzen Demokratie? Das ist nicht auszuschließen. Aus dem Ohnmachts-Phänomen könnte jedoch auch ein neuer Impetus in Richtung auf eine echte direkte Demokratie entstehen. Dann wäre diese Krise der repräsentativen Demokratie eine sehr positive Sache.

Direkte Demokratie heißt, dass die Bürger selber bestimmen, ob und worüber sie abstimmen. Dass also eine Abstimmung stattfinden muss, wenn eine Gruppe genügend Unterschriften gesammelt hat.

Hingegen sind Volksbefragungen als beliebig von oben gesteuerte Vor- und Zwischenwahlkämpfe, wie sie etwa SPÖ neuerdings in ihrem Instrumentarium hat, natürlich keine direkte Demokratie: Siehe die skurrilen fünf Wiener Fragen vor der letzten Gemeinderatswahl; siehe den nunmehrigen Versuch, aus heiterem Himmel eine Volksbefragung zur Wehrpflicht zu veranstalten (offenbar will die SPÖ in einem wahlfreien Jahr dadurch parteipolitisches Tempo behalten und von viel drängenderen Fragen ablenken); siehe das geschickt getarnte Parteivolksbegehren des Hannes Androsch.

Solche Aktionen einer Scheindemokratie beschleunigen nur das Ende der repräsentativen Demokratie.

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Die Fakten sprechen gegen Darabos drucken

Bundesminister Darabos hat sein Wunschmodell für ein neues Heer vorgestellt. Er beruft sich durchaus zu Recht auf das Unbehagen über das Heer, und er trägt nur begrenzt Schuld daran. Dass er daraus jedoch falsche Schlüsse zieht, dieser Verantwortung kann er sich nicht entziehen.

Eine der wesentlichen Ursachen für das Unbehagen ALLER, denen die Landesverteidigung und das Bundesheer ein Anliegen sind, liegt in der wahltaktischen Verkürzung des Grundwehrdienstes auf sechs Monate und der Aussetzung der Milizübungen. Diese Maßnahme der Regierung Schüssel erfolgte im klaren Widerspruch zum Parteienkonsens der Reformkommission unter Helmut Zilk. Damit haben Schüssel und sein Verteidigungsminister Platter den Wehrdienst dem Unsinn deutlich näher gebracht. Denn statt mehr Soldaten für die Truppe verdoppelte sich schlagartig die Zahl der Systemerhalter, das sind die Köche, Fahrer, Mechaniker, Wachen usw., die mangels Vertragsbediensteter durch Rekruten gestellt werden müssen. Eine spannende Ausbildung reduzierte sich auf wenige Rekruten, und die mussten einen sinnlosen Streifendienst im Burgenland leisten. 

Es kam dazu, dass dort, wo Ausbildung auch für Rekruten Sinn machte, wie z.B bei den Rettungssanitätern, diese Ausbildung gegen Ende des Präsenzdienstes auch schon zu Ende war (weshalb die Rettungsorganisationen einen 6-Monate-Dienst ablehnten).

Interessant und sinnvoll blieben für die Rekruten einzig die realen Katastropheneinsätze und ihre Vorbereitung.

Dazu kam der Tod der Milizorganisation. Ihr Einsatz, der regelmäßig geübt ein großes Reservepotential darstellt, war mit der Aussetzung der Wiederholungsübungen durch Schüssel/Platter schlagartig vorbei. Es gab sie nicht mehr. Übrig blieb eine professionelle Kadermiliz, jedoch ohne Soldaten. Gleichzeitig regen sich die „Besserwisser“ darüber auf, dass das Bundesheer zu viele „Häuptlinge“ und zu wenige „Indianer“ hat.

Unter diesen Umständen ist der Ruf – auch von Seiten der der Landesverteidigung gegenüber wohlgesonnenen Bürger – nach einer Beendigung dieser Zeit nachvollziehbar, die für die Sicherheit des Landes als ziemlich nutzlos erfahren wird. Dieser Zustand ist ebenso für die Berufssoldaten schwer erträglich geworden, auch weil ihnen die Schuld zugeschoben wird. Nur tauchen jetzt offensichtlich die falschen Rückschlüsse in großer Zahl auf.

Zu den Präferenzen

Ein für jeden Pisa-Tauglichen nachvollziehbarer Fehlschluss ist die Präsentation von Modellen, bevor die politische Hauptfrage der parlamentarisch abgesicherten Sicherheitsdoktrin (sprich Zielvorgabe) beschlossen ist. Man fährt zwar schneller los, weiß aber nicht wohin.

Dann werden sieben Modelle vorgestellt, eines sofort als Wunschmodell bezeichnet und als Diskussionseinladung alle Offiziere mit personellen Konsequenzen bedroht, die eine abweichende Meinung haben. Das ist weder logisch noch sozial noch demokratisch.

Auch die Zahlen der Modelle ist durch nichts nachvollziehbar. Schon gar nicht die Aussagen von „gleicher Leistung bei gleichen Kosten“, wenn auf die Mitwirkung von jährlich rund 26.000 jungen Österreichern einfach verzichtet wird.

Dass alle Berufsheere Probleme bei der Rekrutierung haben, ist eine Tatsache. Je kleiner das Land, umso größer die Probleme, das weiß man allzu gut aus Schweden trotz des doppelt so hohen Finanzeinsatzes (1,3 Prozent des BIP gegenüber Österreich mit 0,7).

Dem Trend folgen?

Apropos Trend: In einem Interview gibt der Abgeordnete Bartenstein, immerhin ehemals Bundesminister, als Begründungen für die Abschaffung der Wehrpflicht an, dass man sich dem internationalen „Trend nicht entziehen“ könne. Das ist bezeichnend für den Fluch unserer Politik: sich nicht von Sachzwängen sondern von Strömungen leiten zu lassen. Deswegen, weil alle in eine Richtung schwimmen, muss man noch lange nicht wie die Lemminge nachschwimmen.  Schon gar nicht, wenn alle Schwimmer längst erkannt haben, und hinter vorgehaltener Hand auch zugeben, dass es in die falsche Richtung geht. Gilt das übrigens auch für den Trend, dass die meisten EU-Länder auch NATO-Mitglied sind und ALLE neuen EU-Länder dies als erstes wünschen?

Dass Bartenstein nebenbei die schlechten Erfahrungen seiner Söhne als Begründung heranzieht, richtet sich von selbst: Gerade in die Zeit seiner Ministerschaft fällt die unsägliche Verkürzung der Dauer des Grundwehrdienstes und damit die Erhöhung der äußerst unattraktiven Systemerhalterdienste, in die seine Söhne nun verstrickt sind.

Von wegen Trend

Das PISA-Wunderland FINNLAND sieht in der Wehrpflicht den integralen Bestandteil seines staatlichen Selbstverständnisses und denkt nicht daran, davon abzugehen.

Die SCHWEIZ hält Wehrpflicht und Milizsystem zur Umsetzung ihrer Sicherheitspolitik für unverzichtbar.

BELGIEN bezeichnet den Verlust des Kontaktes zur Bevölkerung als Hauptgrund für die Nachwuchsprobleme.

Das gilt auch für Ungarn, die Slowakei und Slowenien. Verstärkt wird dies aus der Sicht dieser Länder noch durch die ständige Reduktion der Finanzmittel, die sich zusätzlich negativ auf die Nachwuchsgewinnung auswirkt (und die auch bei uns niemals ausgeschlossen werden kann).

Fragliche Kostenneutralität

Dass das von Darabos favorisierte Modell auf den Cent genau so viel kostet wie das bisherige, ist wohl ein außergewöhnlicher Zufall. Die Frage sei aber erlaubt, welchen wirtschaftlichen Kriterien gefolgt wird, wenn man ein Heer mit 50.600 Mann gegen eines mit 33.800 tauscht, das gleich viel kostet? Das hat auch Vizekanzler Pröll klar zum Ausdruck gebracht, wenn er meint, man bekomme für das gleiche Geld eine schlechtere Armee.

Ob die für den „Worst case“ bereit gehaltenen zusätzlichen 23.000 „beorderten Milizsoldaten“, die keiner Wiederholungsübungspflicht unterliegen, den hohen Anforderungen der so gepriesenen Professionalisierung des Bundesheeres entsprechen, darf bezweifelt werden. Schamvoll verschwiegen wird auch, dass alle derzeit noch aktiven, im neuen Bundesheer aber nicht mehr benötigten Berufssoldaten – laut Darabos immerhin 11.000 Mann – natürlich ihr volles Gehalt bis zur Erreichung des Pensionsalters erhalten, ohne dafür eine Leistung für das Allgemeinwohl zu erbringen. Dass gerade mit diesen Offizieren und Unteroffizieren die für eine Berufsarmee so dringend benötigte Kompetenz verloren geht, sei auch nicht verschwiegen.

Auch stellt sich die Frage, was mit der beschlossenen Reduzierung des Wehrbudgets bis 2014 geschieht? Derzeit, und in den kommenden Jahren, stehen die 2,18 Mrd. gar nicht mehr zur Verfügung. Es gibt die angekündigten „gleichen Kosten“ nur auf dem Papier.

Die Zahlen von Darabos beziehen sich ausschließlich auf das Bundesheer. Nirgends sind die Zahlen ausgeworfen, welche die flankierenden Maßnahmen zwingend erforderlich machen (Ersatz der Systemerhalter im Bundesheer oder der Zivildiener durch andere Personen).

Wehrpflicht wird "nur" ausgesetzt

Wenn behauptet wird, dass die Wehrpflicht ja nur ausgesetzt werden, dann handelt es sich nur um einen reinen Etikettenschwindel, um möglicherweise der Änderung der Verfassung zu entgehen. Der Minister meint hierzu, dass sie ja jederzeit wiederaufgenommen werden könne. Da stellt sich sofort die Frage, wer denn dann die wieder eingezogenen Wehrpflichtigen wo ausbilden soll; wo sind die für diesen Fall bereitgehaltenen Waffen, das erforderliche Gerät etc., wenn jetzt schon alles leichtfertig verscherbelt wird?

Nebstbei: Kann man in Österreich Teile der Verfassung einfach aussetzen? Könnte das dann auch kurzfristig mit der Meinungsfreiheit (etwa für Generäle) gehen? Oder die Bundesländer? Sie würden erst dann wieder eingeführt, wenn man sie braucht …

Die Bundesverfassung sieht übrgens die Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger bindend vor (im Gegensatz zu Deutschland, wo es eine Kann-Bestimmung ist). Also nichts mit dem Etikettenschwindel.

Wehrpflicht oder Wehrdienst?

Offensichtlich kennt der Herr Minister den gravierenden Unterschied nicht.

Im Art. 9a (3) des Bundes-Verfassungsgesetzes heißt es „Jeder männliche österreichische Staatsbürger ist wehrpflichtig“. Gemäß § 11 (1) Wehrgesetz besteht die Wehrpflicht aus (1) der Stellungspflicht, (2) der Pflicht zur Leistung des Präsenzdienstes, (3) den Pflichten des Milizstandes und (4) den Melde- und Bewilligungspflichten.

Wenn nun die Wehrpflicht ausgesetzt wird, heißt das nicht mehr und nicht weniger, als, dass damit auch die Stellungspflicht, die Pflichten des Milizstandes und die Melde- und Bewilligungspflicht ausgesetzt werden. Das bedeutet in Bezug auf die Stellungspflicht, dass keine Musterungen mehr durchgeführt werden. Das ist zunächst ein schwerer Schaden für die Volksgesundheit, werden doch bei der Stellung oftmals bislang unbekannte Krankheiten aufgezeigt, die dadurch rechtzeitig behandelt werden können.

Für das Darabos’sche Modell heißt es vielmehr, dass keinerlei Daten mehr über die zukünftigen Generationen junger Männer aufliegen. Wer bitte soll dann im Anlassfall zum Wehrdienst eingezogen werden? Das haben schon Maria Theresia und Josef II. erkannt, als sie die Konskription eingeführt haben.

Nur von Freunden umgeben

Österreich sei nur von Freunden umgeben: So argumentiert nur jemand, der noch immer nicht begriffen hat, dass wir in einem gemeinsamen Europa leben. Und dass sich dieses einer gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik verschrieben hat. Für uns als Europäer ist mit Landesverteidigung daher nicht unser schönes kleines Land allein gemeint, sondern Europa. Und dieses ist wahrlich nicht nur von Freunden umgeben. Wenn dem so wäre, stellte sich die Frage, warum dann Hunderttausende (Friedens-) Soldaten von UNO, NATO und EU am Balkan, im Nahen Osten, in Asien und in Afrika stehen – und einige von dort nur mehr im Sarg in die Heimat zurück kommen? Und warum das NATO-Land Griechenland plötzlich einen „Eisernen Vorhang“ gegenüber dem NATO-Land Türkei errichtet?

Überall auf der Welt (auch innerhalb der EU) nehmen leider die gewaltsamen Auseinandersetzungen in erschreckendem Ausmaß zu. Und überall erschallt sofort der Ruf nach Soldaten, damit diese „vor Ort“ den Frieden bewahren und/oder gegebenenfalls robust (mit Waffengewalt) wieder herstellen. Diese dürfen dann, meist ohne klaren Auftrag, und zunächst auch nicht im erforderlichen Umfang, und ohne entsprechende Ausrüstung in den Einsatz gehen. Überall stoßen die an den Einsätzen beteiligten Länder/Armeen auf Grund sinkender Freiwilligkeit an ihre personellen Grenzen. Es wird daher in Zukunft weit mehr Soldaten bedürfen, um auf der Welt einen halbwegs friedlichen Zustand zu erhalten.

Bedrohungslage kann sich jederzeit ändern

Im gleichen Atemzug überrascht der Minister mit der Feststellung, die Wehrpflicht werde ja „nur“ ausgesetzt, da sich die Bedrohungslage jederzeit ändern kann. Einen größeren Widerspruch gibt es nicht. Der Herr Minister kann sich also auf einmal vorstellen, dass morgen alles anders ist. Vergessen sind auf einmal die „lieben“ Nachbarn. Unter diesem nicht gerade optimistischen Ansatz wird ein bestehendes (wenn auch mit großen Mängeln versehenes) System gegen eines getauscht, von dem keiner weiß, wie und ob es jemals funktionieren wird. Da waren die Indianer schon klüger, als sie meinten „Wechsle niemals die Pferde in der Mitte des Flusses“.

Jede neue Bedrohung verlangt aber nach zusätzlichen Mitteln zu deren Abwehr. Es ist für jedermann nachvollziehbar, dass bei Gefahr einer neuen Grippe durch das Gesundheitsministerium Hunderttausende Impfungen um teures Geld gekauft werden (um sie dann, wenn die Gefahr gebannt und das Ablaufdatum gekommen ist, zu vernichten). Niemand wird dabei fordern, dass die für die Beschaffung benötigten finanziellen Mittel durch Einsparungen in anderen Bereichen der Gesundenvorsorge aufgebracht werden. Genau so muss der Bevölkerung nahe gebracht werden, dass bei neuen militärischen Bedrohungen auch neue Waffen und Schutzausrüstungen beschafft werden müssen.

Katastropheneinsatz

Natürlich betont der Verteidigungsminister bei jeder Gelegenheit, dass der Katastropheneinsatz ganz wichtig ist (er teilt dies mit „90 Prozent der Bevölkerung“). Verständlich, schließlich hat unsere Bevölkerung seit 1991 Gott sei Dank keine andere Gefahr in Österreich erlebt. Es darf daher in Erinnerung gebracht werden, dass die Hauptaufgabe von Streitkräften allemal noch im militärischen Einsatz zum Schutz des Landes und dessen Bevölkerung besteht, wie dies Bartenstein in seinem bereits zitierten Interview richtig zum Ausdruck bringt.

Natürlich darf nicht übersehen werden, dass die Naturkatastrophen in beängstigender Intensität und Unberechenbarkeit zunehmen. Und die Hilfe für in Not geratene Menschen, für Kranke und Behinderte, für Kinder und alte Menschen fordert eine immer umfassendere und personalintensivere Betreuung. Dazu kommt, dass auch die Unfälle aller Art an Zahl und Umfang zunehmen. Das ist aber ein Argument für einen verpflichtenden Sozialdienst. Das Heer kann hier nur unterstützend einwirken und wird es auch stets tun.

Aber Österreich und Europa brauchen innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen genügend Soldaten (und zivile Helfer), ansonsten machen wir uns mitschuldig am Leid der Katastrophenopfer und an Konflikten mit Vertreibungen und Völkermorden.

Identität des Soldaten

Einmal mehr muss klargestellt werden, dass sich die Identität des Soldaten von seinem militärischen Auftrag und nicht von seiner Rolle als Katastrophenhelfer ableitet. Daher hat die Bevölkerung uns auch als Soldaten wahrzunehmen. Der Katastrophenschutz ist eine „Friedensdividende“ einer Armee, und nicht mehr.

In diesem Zusammenhang darf auch in Erinnerung gebracht werden, dass die österreichischen Soldaten bei ALLEN Auslandseinsätzen in ihrer dienstfreien Zeit Hilfe für die unschuldig in Not geratene Bevölkerung leisten. Das reicht von der (militär-)medizinischen Versorgung bis zum Wiederaufbau von Schulen. Aber alles im Schutze der Waffen der im Dienst befindlichen Kameraden.

An dieser Stelle muss auch der unfassbaren (und unwidersprochenen) Entgleisung der grünen Abgeordneten zum Nationalrat Windbüchler-Souschill in der Sendung „Im Zentrum“ vom 16. Jänner entgegen getreten werden. Diese Frau, die immerhin auf die Bundesverfassung vereidigt ist, erklärt in aller Öffentlichkeit, dass sie froh sei, dass die Wehrpflicht aufgehoben wird, und damit „endlich Schluss mit der Ausbildung zum Töten“ sei. Niemals wurde im Bundesheer zum Töten ausgebildet. Die Ausbildung hat Schutz und Hilfe zum Inhalt. Der Waffengebrauch erfolgt ausschließlich im Zuge der Notwehr oder Nothilfe und unterliegt dabei den Bestimmungen des (Kriegs-)Völkerrechts.

Oft wird behauptet: Es gäbner zu viele Kommanden, zu wenig Truppe. Auch diesem Vorwurf muss einmal entgegen getreten werden. Österreich hat Brigade- und Bataillonskommanden für internationale Einsätze eingemeldet. Die Truppe wird dabei jeweils von den einzelnen Mitgliedsstaaten (UNO, NATO, EU) gestellt. Die Erfahrungen aller truppenstellenden Armeen haben gezeigt, dass das Personal nach einem harten Einsatz mehrere Jahre Zeit zur Regenerierung benötigt. Man darf nicht vergessen, dass Kampf-, wie auch Katastropheneinsätze die beteiligten Soldaten (und Sozialhelfer) an ihre psychischen und physischen Grenzen führen. Es ist daher unverantwortlich diese Personen öfter als etwa alle fünf Jahre in einen Auslandseinsatz zu schicken – Freiwilligkeit hin oder her. Dabei sind auch die Auswirkungen auf die Familien zu beachten. Es bedarf daher u. a. mehrerer funktionstüchtiger Kommanden, um den Einsatz über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten zu können. 

Kein Mangel an Professionalität

Immer wieder wird als Argument für die Berufsarmee angeführt, dass die Komplexität der Waffensysteme einen so hohen Grad an Ausbildung voraussetzt, dass sie nur mehr von Berufssoldaten bedient werden können. Für ein System wie z.B. die Luftabwehr gilt dies, aber nicht für eine Fliegerabwehrwaffe, die kann jeder Taliban (und bald jedes Schulkind) mit PC-Erfahrung bedienen.

Technik hilft, wie auch das Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr zeigt: Man möge sich einmal die Komplexität der Ausrüstung jeder kleinen Dorffeuerwehr ansehen. Und wer wagt es, den Männern und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren ihre „Professionalität“ abzusprechen? Erreicht wird dies durch eine intensive Ausbildung und ständige Wiederholungsübungen. Dazu kommt, dass es den Gemeinden einfach Wert ist, sie optimal auszurüsten. Auch hier sind Wege für das Bundesheer zu öffnen: Alle Länder stellen Katastrophen-Einsatzgeräte dem Bundesheer zur Verfügung, wie dies Niederösterreich und Wien schon tun.

Die gleichen Argumente wie für die Freiwillige Feuerwehr gelten für die Miliz. Ohne deren Professionalität wäre kein einziger Auslandseinsatz möglich gewesen. Gerade weil die Milizsoldaten auch ihre zivile Kompetenz in den Dienst der Sache einbringen.

Letztlich war es Bruno Kreisky, der die große Bedeutung der Miliz erkannte und in der Verfassung verankern – „in Stein meißeln“ – ließ. Ob auch dieser Stein zu Butter wird?

Freiwilligen-Miliz ist Söldner-Miliz

Und eines muss  allen Österreichern klar sein: Ohne Wehrpflicht gibt es keine ernstzunehmende Miliz. Die Miliz war bisher ein Pflichtteil des Heeres und jeder, der dazu einberufen wurde, konnte auf diese Pflicht verweisen und dies seinem Arbeitgeber stichhaltig begründen. Das wirkte sich auch arbeitsplatzsichernd aus. Wer in der Miliz Führungsaufgaben übernahm, tat dies aus Berufung und nicht, weil er damit Geld verdiente. Das ist der Stoff, aus dem eine ernstzunehmende Miliz entsteht.

Eine Freiwilligen-Miliz ist eine Söldner-Miliz. Geld allein wird in erster Linie weniger Qualifizierte anlocken. Aus welchem politischen Umfeld diese dann kommen ist ein eigenes Kapitel. Möglicherweise verfügen sie über genügend Paint-Ball-Erfahrung, aber die Gefahr der Versammlung einer hohen Zahl von Linksextremisten wird dabei nicht allzu hoch sein. Sicher werden aber die Hochqualifizierten nun von ihren Arbeitgebern als Hobbyisten bewertet werden, und nicht nur in wirtschaftlich schwierigen Zeiten um ihre beruflichen Chancen fürchten müssen. Wenn die Hochqualifizierten aber nicht kommen, dann kommt auch ihre hohe Kompetenz nicht, und diese ist nicht mit Geld aufzuwiegen.

Es gilt aber auch eine Lanze für die Rekruten zu brechen: Wer locker jährlich auf rund 26.000 junge Österreicher verzichtet, verzichtet auch locker auf ihre Kompetenz und ihr Engagement. So hätte etwa keine einzige Not- oder Behelfsbrücke ohne Grundwehrdiener je gebaut werden können. Selbst der höchste General war zuvor einmal Rekrut und nur über diesen Weg ist höher qualifiziertes Personal zu gewinnen. Dass wir sie heute im öden Systemerhalterdienst und auf nächtlichen Streifzügen im Burgenland vergeuden, ist die Todsünde an dieser Jugend.

Schutz der kritischen Infrastruktur

Der Krieg ist ein Chamäleon, statt in Panzern in Breitkeilen findet er heute asymmetrisch in Terrordrohungen und mittels Terrorangriffen statt. Das Innenministerium hat in Österreich rund 1.200 Objekte als schutzwürdig definiert. Für deren Sicherung stehen im Bedrohungsfall keine Exekutivkräfte zur Verfügung, die hätten dann sowieso alle Hände voll zu tun. Mit einem Berufsheer stünden zwar einige Spezialisten, aber keine relevante Anzahl an militärischen Assistenzen zur Verfügung. Der ursprüngliche Assistenzeinsatz an der ungarischen Grenze von 1991 bis 2007 hat eindrucksvoll bewiesen, dass ein Heer mit Rekruten sowohl rasch als auch auf Dauer und mit ausreichender Stärke solch einen Einsatz bestehen kann. Ein Berufsheer könnte dies weder mit gleicher Leistung und schon gar nicht mit gleichen Kosten.

Um den Bedarf an derartigen Sicherungskräften für gefährdete Objekte darzustellen, sei ein Beispiel aus der Schweiz herangezogen: Vor wenigen Tagen hat eine Objektschutzübung am Flughafen Zürich-Kloten stattgefunden. Dabei kamen 5.000 Soldaten zum Einsatz. Bei der abschließenden Übungsbesprechung wurde der tatsächliche Bedarf auf Grund der Ausdehnung des zu schützenden Objektes mit 10.000 Mann angegeben.

Die politischen Konsequenzen

Für welches Modell immer sich Politiker und/oder Volk letztlich entscheiden, es wird auf das Eintreffen der politischen Konsequenzen ankommen. Bislang sind bei allen Heeresreformen die angekündigten politischen Konsequenzen nur „auf halben Wegen und zu halber Tat“, wie schon Grillparzer den Fluch des edlen Hauses Österreich beschrieb, gezogen worden. Es kamen zu wenig Geld, Personal, Gesetze usw. Woher soll jetzt der Glaube kommen, dass ohne die Söhne des Volkes und bei nur wenigen Freiwilligen, die als Wählerpotential irrelevant sind, die politischen Ansagen zuhauf eintreffen werden? Oder geht es nur um das Abschieben einer Sicherheitsverantwortung an einige unentwegte Freiwillige?

Kompensiert wurde das Ausbleiben der politischen Konsequenzen stets durch die schier unglaubliche Improvisationskunst der Soldaten aller Dienstgrade, ob des Berufs- oder Milizstandes. Und der Rekruten. Nur so war es möglich, dass seit 1956 bisher jeder Auftrag an das Bundesheer im In- und im Ausland erfolgreich durchgeführt werden konnte. Das sind mehr als 50 Jahre erprobtes Mischsystem mit Rekruten – auch unter wechselnden Bedrohungen!

Da jetzt schon von allen Seiten gegen die erforderlichen „flankierenden“ Maßnahmen zu Felde gezogen wird (Stichwort Gehälter dürfen nicht über denen der Polizei liegen), dann kann man sich ausrechnen, wie das „Match“ ausgeht.

Sozialdienst und Österreichjahr

Immer wieder, zuletzt von Wirtschaftskammerpräsident Leitl, wird ein verpflichtender Sozialdienst als Ersatz für den ausgesetzten Wehr- und Zivildienst gefordert. Vergessen(?) wird dabei, dass dies der Europäischen Menschenrechtskonvention widerspricht. Diese verbietet Zwangsverpflichtungen. Ausgenommen sind ausschließlich der Wehrdienst und gegebenenfalls dessen Ersatzdienst (in unserem Fall der Zivildienst). Das bedeutet, dass es ohne Wehrdienst keinen verpflichtenden Sozialdienst geben kann und darf.

Das gilt auch für den Vorschlag der  Jungen ÖVP, die den Grundwehr- und Zivildienst durch einen „Österreichdienst“ aller jungen Männer ersetzen will. Dabei sollen die beiden Dienste einander gleichgestellt werden. Bei aller Wertschätzung für beide Dienste muss nochmals auf die Gesetzeslage hingewiesen werden, die eindeutig den einen Dienst als Norm, und den anderen als Ausnahme sieht. Es muss aber auch in Erinnerung gebracht werden, dass jetzt schon jeder taugliche junge Mann in Österreich die freie Wahl hat. Eine einfache Erklärung genügt, um den Zivildienst ableisten zu können. So gesehen haben wir bereits jetzt ein Freiwilligenheer.

Voll unterstreichen kann man hingegen die Forderung der Jungen ÖVP, die  Untauglichkeitskriterien abzuschaffen. Es kann wohl von jedem, der arbeitsfähig ist, auch dieser „Bürgerdienst“ abverlangt werden.

Resumee

Fasst man die vielen positiven Vorschläge, die in den letzten Tagen vorgebracht, und auf die hier schon eingegangen wurde, zusammen – und geht man von der verfassungsrechtlich geforderten Gleichstellung aus – so kann man eigentlich nur zu einem Schluss kommen:

Als Lösung bieten sich eine allgemeine Dienstpflicht für alle Männer und Frauen an. Ob  „Österreich-Jahr“  oder „Bürgerdienst“: Es müssten alle Bereiche in gleicher Weise und Wertigkeit umfasst sein: Militärdienst, Feuerwehr, Rettungswesen, Sozialdienst, um nur einige aufzuzählen.

Dies müsste Hand in Hand mit einer (Wieder-) Einführung von Wiederholungsübungen für alle Betroffenen gehen. Damit wäre eine „Wehrgerechtigkeit“ gegeben. Kein Jugendlicher hätte dadurch einen Nachteil. Im Hinblick auf das steigende Pensionsalter und die Lebenserwartung ist das Jahr auch seitens des Arbeitsmarktes verkraftbar.

Im Gegenteil, dieser erhält dadurch ein wenig „ältere“ und „erfahrenere“ Mitarbeiter. Für Krisen aller Art stünden unverzüglich Kräfte in ausreichendem Umfang zur Verfügung. Eine interessante und fordernde Ausbildung wird dann auch zur Motivation für eine freiwillige Verlängerung oder eine Funktion in der Reserve und für einen Auslandseinsatz (wieder in der gesamten Bandbreite) dienen. Somit ist auch der Nachwuchs für Militär, Feuerwehr, Rettung, Sozialdienst etc. gesichert. Jeder Staatsbürger leistet damit neben der Steuerpflicht auch eine Dienstpflicht für die Gesellschaft und damit seinen Beitrag für den Frieden im Land und auf der Welt.

Ja zur Veränderung

Österreich verfügt derzeit über ein jahrzehntelang erprobtes System für ein kleines Land, das keinem militärischen Bündnis angehört: Eine gesunde Mischung aus Berufs-, Zeit- und Milizsoldaten, basierend auf einer allgemeinen Wehrpflicht. Im Frieden klein und überschaubar, kann es jederzeit bei Gefahr rasch hochgefahren und dauerhaft eingesetzt werden. Eine Berufsarmee wäre für ein kleines neutrales Land im Frieden zu groß, im Ernstfall zu klein und beide Male teuer. Bestenfalls in einem Bündnis wäre ein Berufsheer für ein kleines Land sinnvoll.

Es wäre ein Gebot der Stunde, die Todsünde an der Jugend in Uniform einzugestehen und sie vom unattraktiven Systemerhalter-System und von den nächtlichen Streifzügen im Burgenland zu befreien. Es wäre jedoch ein echter Fehlschluss, sie von einem Gelöbnis auf Österreich und dem Dienst an Österreich zu befreien.

Wenn Österreich all das Geld, das alleine die Umstellung von einem bekannten, aber verbesserungswürdigen System auf ein unbekanntes kostet, in die Verbesserung des bestehenden investieren würde, hätten wir – bei der hohen Qualität unsere Soldaten – ein wirklich herzeigbares Heer. Aber offensichtlich ist das das Letzte, was gewisse Politiker wollen.

Nachsatz

 „Was du tust, tue es klug und bedenke das Ende!“ (König Salomo, vor rund 3000 Jahren)

Prof. Urrisk-Obertynski hat 40 Jahre als Berufsoffizier gedient und neben vielen anderen Aufgaben mit rund 35 ausländischen Armeen Ausbildungskooperationen verhandelt. Er ist ein gesuchter Vortragender über Sicherheitspolitik sowie Wehrethik und hat 18 Bücher über österreichische Militärgeschichte geschrieben.

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Oberschummler Darabos drucken

Dem Darabos-Modell für die Demolierung des Bundesheeres sind schon eine Reihe fundamentaler Fehler nachgewiesen worden, die alle dazu dienen sollten, die teure Umstellung auf ein Berufsheer schönzurechnen. Die allergrößte Manipulation blieb aber bisher unentdeckt.

Diese bezieht sich nämlich auf die Liegenschaftsverkäufe zur Finanzierung seiner "Reform".. Dabei hat Darabos so absurde Verkaufszahlen eingesetzt, dass das Wort Schönrechnen dafür schon ein gewaltiger Euphemismus ist, nur um keine Vokabel aus dem Strafrecht zu verwenden.

Der beste Vergleich sind jene Erlöse, die in den letzten Jahren für den Verkauf von Heeresliegenschaften erzielt worden sind. Denn Darabos ist ja nicht der erste Minister, der durch Grundstücksverkäufe das Heeresbudget retten wollte.

Für 98 Liegenschaften wurden bisher 140 Millionen Euro erzielt: Das sind im Schnitt 1,43 Millionen.

Für die Darabos-Variante 1 (Beibehaltung der Wehrpflicht) würden 7 Liegenschaften zum Verkauf kommen, für die sind 39 Millionen Euro angesetzt. Das sind im Schnitt schon 5,57 Millionen.

Für die von Darabos gepushte Lieblings-Variante 3 (Abschaffung der Wehrpflicht) sollen hingegen 29 Liegenschaften verkauft werden. Als Erlös wurden plötzlich 328 Millionen eingesetzt. Das sind im Schnitt 11,31 Millionen.

Das ist eine Verachtfachung. Das nennt man die wunderbare Grundstückspreis-Vermehrung. Von solchen Tricks können auch die Herrn Meischberger & Co noch jede Menge lernen. Es fehlt natürlich jede Begründung, weshalb plötzlich eine durchschnittliche Kaserne so viel mehr wert sein sollte (die fehlt freilich auch schon deshalb, um vor den Landeshauptleuten und Bürgermeistern noch möglichst lange geheim zu halten, was da eigentlich verkauft werden soll).

Aber niemand kann uns einreden, dass das Bundesheer zuerst die aller wertlosesten Grundstücke verkauft hat, um sich die wirklichen Gustostückerln für die Stunde des Generalangriffs gegen das Wehrpflichtigen-Heer aufzuheben.

Selbst wenn Darabos mit dem Verkauf der großräumigen Maria-Theresien-Kaserne unmittelbar hinter Schönbrunn und Gloriette spekuliert haben sollte, wäre auch dort nur dann der große Gewinn zu erzielen, wenn das Wiener Rathaus die Umwidmung des Geländes in der Villen- und Garten-Umgebung in teure Hochhäuser erlauben sollte. Der Rathaus-Partie ist zwar fast alles zuzutrauen, aber das dann hoffentlich doch nicht.

Damit ist Darabos wirklich als das entlarvt, für was man ihn schon seit der Eurofighter-Blamage halten musste: als elender Schummler, der auf Befehl der Partei wirklich zu allem bereit ist.

Im Vergleich zu dieser bisher unbemerkt gebliebenen Schummelei ist die mancherorts auflodernde Aufregung über die Einstellung des Militärkommanden in allen Bundesländern geradezu lächerlich. Denn diese Kommanden einzusparen, wäre in Wahrheit bei jeder Heeresreform sinnvoll. 

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Wirtschaftsregierung? Nein danke drucken

Europa ist reich. Es ist zumindest reich an Ideen, wie die Europäische Union weiterentwickelt werden soll. Die allermeisten Ideen sind jedoch im Lauf der Monate, Jahre, Jahrzehnte wieder in den Schubladen verschwunden. Dasselbe wird zwangsläufig mit dem gerade modischen Projekt einer „europäischen Wirtschaftsregierung“ passieren.

Dieses Projekt konnte überhaupt nur deshalb so an Prominenz gewinnen, weil die Politik beim EU-Gipfel irgendetwas nach Substanz Klingendes diskutieren wollte. Und weil sich der französische Staatspräsident in absehbarer Zeit den Wählern stellen muss. Aber auch weil die EU davon ablenken wollte, dass Europa in Sachen Ägypten keinen klaren Kurs gezeigt hat. Dafür ist sie ja heftig kritisiert worden.

In Wahrheit aber kann man in Sachen Ägypten der EU ihre relativ zurückhaltenden Stellungnahmen gar nicht vorwerfen. Denn Ägypten ist ein unabhängiger und trotz Armut selbstbewusster Staat. Auch die USA haben keine klare Linie zu Ägypten gefunden. Überdies ist es gefährlich, Partei zu ergreifen, wenn man den Ausgang eines Konflikts nicht vorhersagen kann. Ganz abgesehen davon ist es ziemlich fraglich, welcher Ausgang des ägyptischen Bürgerkriegs eigentlich im Interesse Europas wäre. Es kann sich nicht wünschen, dass dort antiwestliche Islamisten die Macht übernehmen, noch aber kann die EU in irgendeiner Weise die Seite eines von der Mehrheit seines Volkes offensichtlich abgelehnten Diktators ergreifen.

Zurück zum Projekt Wirtschaftsregierung. Wer die europäischen Verträge kennt, wer auch nur halbwegs eine Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen hat, der weiß, dass die Idee nie abheben wird können. Was auch besser ist.

Denn laut den EU-Verträgen hat die Union gar keine Kompetenzen, das zu machen, was sich die Verfechter einer EU-Wirtschaftsregierung so als neue Gemeinsamkeiten ausgedacht haben: eine zwingende Schuldenbremse, eine Harmonisierung von Steuern, Lohn- und Sozialpolitik oder eine Angleichung des Pensionsantrittsalters. Das könnte nur freiwillig oder über eine massive Änderung der Verträge passieren – die jedoch absolut aussichtslos ist. Das haben schon die Begleitumstände der letzten Vertragsänderungen gezeigt. Der Widerstand gegen den Transfer weiterer Kompetenzen nach Brüssel ist in vielen Ländern so groß, dass keinerlei Aussicht auf Annahme einer solchen Änderung besteht. Ganz abgesehen davon, dass der Kampf darum die Union mindestens fünf Jahre lang lähmen würde.

Eine Wirtschaftsregierung würde den innereuropäischen Wettbewerb ausschalten, dafür Europa als Ganzes im internationalen Wettbewerb noch weiter zurückfallen lassen. Denn in der Realpolitik würden sich in dieser Wirtschaftsregierung meist jene durchsetzen, welche die Steuern und Sozialleistungen hochtreiben wollen, die Hochleister jedoch bremsen. Das konnte man schon am geradezu unglaublichen Vorschlag einiger EU-Beamter ablesen, welche die deutschen Exporterfolge einbremsen wollen.

Aber ist eine solche Wirtschaftsregierung nicht absolut unverzichtbar, um den Euro zu retten? Nein, ganz sicher nicht. Europa hat und hatte nämlich gar keine Eurokrise – sondern eine Verschuldenskrise, eine Bankrottgefahr einiger Mitgliedsländer. Es redet ja auch niemand von einer Dollarkrise, wenn Kalifornien, also der weitaus wichtigste amerikanische Bundesstaat, sowie einige kleinere US-Staaten von Zahlungsunfähigkeit bedroht sind. In Europa sind hingegen bisher nur einige kleinere Staaten ins Schleudern geraten; und Deutschland, also Europas Kalifornien, steht zumindest im Vergleich blendend da.

Der Euro ist nach wie vor eine der sichersten Währungen der Welt. Freilich hat ihm eines schwer geschadet: Das war nicht die Krise in Griechenland oder Irland, sondern die falsche Reaktion darauf. Man hat 2010 darauf verzichtet, in diesen Ländern das im Falle von Überschuldung übliche Szenario einzuleiten, nämlich eine Umschuldung. Bei einer solchen verlieren die Gläubiger 20, 30 oder 40 Prozent oder müssen zumindest viel länger auf die Rückzahlung warten. Eine Umschuldung ist etwa mit den Schulden Polens aus kommunistischer Zeit passiert – und hat die Grundlage für den nachfolgenden steilen Aufstieg des großen slawischen Landes gelegt.

Inzwischen ist in der Finanzwelt die Überzeugung stark gewachsen, dass nur eine neuerdings gerne „Haircut“ genannte Umschuldung die Lösung sein kann. Und weder eine Wirtschaftsregierung bringt eine Lösung noch die vielen gefährlichen Konstruktionen, die in den letzten Monaten diskutiert worden sind, wie etwa die Aufnahme gemeinsamer Eurobonds durch die Euro-Länder. Denn dabei würden wieder die disziplinierten Länder zugunsten der Sünder draufzahlen – solange bis am Schluss alle marod sind. Dasselbe würde die Ausweitung des „Rettungsschirmes“ bedeuten, den die Länder im Vorjahr für die Krisenintervention geschaffen haben. Und der schon damals ein Fehler war.

Eine Wirtschaftsregierung kann nur dann funktionieren, wenn eine zentrale Stelle das Recht zum Eingriff in die nationalen Gesetze und Budgets hat. Also wenn die teilnehmenden Länder auf den Status von Provinzen degradiert werden. Gibt es dieses Recht nicht, dann sollte man endlich wieder das gelten lassen, was die Marktwirtschaft, aber auch die Rechtsordnungen sämtlicher Industrieländer seit langem lehren: Wer insolvent ist, der soll in Insolvenz gehen (die heißt halt bei Ländern „Umschuldung“). Alles andere würde jede finanzielle Disziplin ad absurdum führen.

Gewiss ist eine Insolvenz für die handelnden Politiker unangenehm, weil sie in der Regel ihren Posten verlieren – wie es halt auch dem Management insolventer Firmen passiert. Diese Insolvenzgefahr würde sie daher zwingen, schon vorbeugend ordentlich zu wirtschaften.

Es würde übrigens auch Österreich gut anstehen, dieses Prinzip wieder anzuwenden. Die extrem teure Rettung der Hypo Alpe-Adria ist ja nur deshalb erfolgt, weil sich die Republik nicht getraut hat, Kärnten in Konkurs gehen zu lassen, das leichtfertig Haftungen in der gigantischen Höhe von fast 20 Milliarden für diese Bank eingegangen ist.

Eine Wirtschaftsregierung ist letztlich so zahnlos und überflüssig wie der Stabilitätspakt, der von Anfang an von fast keinem Land eingehalten worden ist. Dafür hat man 2010 die wichtigste Regel bei der Einführung des Euro skandalös gebrochen, nämlich das „No Bail-out“. Trotz ausdrücklichem vertraglichem Verbot haben Mitgliedsländer, Kommission und EZB den Sünderländern Geld zugeschoben, also ein Bail-out vorgenommen.

Auch aus diesem Grund sollte man nicht lange über europäische Wirtschaftsregierungen diskutieren, deren Beschlüsse ja noch weniger Verbindlichkeit hätten als das Bail-out-Verbot. Sondern jedes Land muss selber wissen, dass leichtsinnige und verschwenderische Politik immer schmerzliche Folgen hat.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Der Untergang der islamischen Welt drucken

Hamed Abdel-Samad, Autor des  Buchs „Der Untergang der islamischen Welt“ hat durch die Massenproteste gegen den ägyptischen Präsidenten Mubarak Bekanntheit erlangt. Sowohl Hörfunk als auch Fernsehen brachten seine Kommentare zu den Ereignissen in Kairo.

Bisher war er wohl nur einem Kreis bekannt, der sich mit dem interkulturellen-religiösen Dialog auseinandersetzt. Wie dem auch sei, sein Beitrag zum Verständnis des Islam und zum Verhalten der Muslime ist sehr hoch einzuschätzen. Ganz im Unterschied zu den üblichen Denkmustern schöpft er aus der Aufklärung. Verbunden mit der Kenntnis der arabischen Welt hat seine Islamkritik eine besondere Überzeugungskraft.

Sein intellektuelles Islambild ist demnach nicht von Tabus, sondern vom kritischen Hinterfragen geprägt. Dieses Buch könnte demnach eine „Leitfibel“ für alle jene sein, die sich mit den Fragen Kopftuch, Minarett- und Moscheebau auseinandersetzen.

Nur wer die dahinterstehenden Ideen kennt, kann entscheiden, ob  Kopftucht, Minarett- und Moscheebau innerhalb der Religionsfreiheit zu tolerieren, oder als politische Aussagen zu untersagen sind.

„Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert“ sagt der Autor. Dieser Denkansatz ist der Ausgangspunkt einer schonungslosen Kritik am Gedankengebäude und Handeln der gläubigen Muslime.

Außergewöhnlich klar erwähnt er das „Feindbild Westen“. In ägyptischen Schulbüchern besteht der Westen bis zum heutigen Tag aus Kreuzfahrern, die die muslimische Welt bedrohen. Den Westen trifft das Verschulden für jegliche Misere in islamischen Ländern. Ein klares Feindbild eint – bei sich selbst sucht man die Fehler niemals!

Dieses Feindbild erleichtert, den Islam als unveränderbare göttliche Offenbarung zu verstehen und jegliche Kritik am Islam als unstatthaft zu betrachten. Auf Kritik reagieren Muslime daher beleidigt oder gar mit Gewalt.

Der Islam stellt die wahre Religion dar, alle anderen Religionen sind Verfälschungen. Der Islam ist die Lösung! Es gibt keine anderen Lebensmodelle. Kritik ist eine Sucht, eine europäische Krankheit! An diesem Konzept scheitern auch alle Islamreformer. Ein Euroislam ist schlichtweg denk-unmöglich.

Die Einteilung der Menschen in Gläubige und Ungläubige und der Auftrag, die islamische Welt (= Haus des Friedens) auf die restliche Welt (Haus des Vertrags oder Haus des Kriegs) auszudehnen, macht den Islam zu einer Einheit in seinem Auftreten gegenüber Nicht-Muslimen.

Friede im islamischen Sinn bedeutet nur den Zustand der Welt nach ihrer vollen Islamisierung. „Aus einer Mischung von Omnipotenz-Phantasien und dem Gefühl permanenter Erniedrigung entsteht eine gefährliche Paranoia …“.

Der Islam wurde als eine Anweisung für alle Fragen des Lebens gegründet. Er ist Religion und Politik zugleich  Eine Trennung von Religion und Staat – also eine demokratische Staatsordnung – widerspricht dem Islam.

Folgerichtig ist der Islam auch nicht die Religion des Friedens, und ebenso wenig hilft das Konzept der Abrahamitischen Religionen für einen fruchtbringenden Dialog. Vielmehr wird klar, dass der Islam als unveränderbare göttliche Offenbarung keinem Dialog zugänglich ist.

Begreiflicherweise können Menschen an einer göttlichen Wahrheit nichts ändern. Das gilt auch für parlamentarische Beschlüsse. Homosexualität ist und bleibt untersagt, auch wenn sich im Parlament eine Mehrheit dafür ausspricht. Der Gleichheitsgrundsatz ist schlechthin unislamisch!

Demokratie und westlicher Individualismus sind unattraktiv. Die strengen und  kompromisslosen Bestimmungen im Koran und den dazugehörigen Hadithen sind eine willkommene Entsprechung zu den patriarchalisch geprägten Stammesstrukturen mit Gruppenidentität. Die tiefe Verwurzelung der religiösen Praxis in der Bevölkerung zwingt die politischen Führer zu einem Pakt mit den religiösen Autoritäten.  Das galt auch schon für Napoleon, als er in Ägypten regierte.

Diese „Leitfibel“ zeigt auch, dass es nur einen Islam gibt. Als ein Islam tritt er auch in der OIC (Organisation der Islamischen Konferenz), dem internationalen Sprachrohr von 57 muslimischen Ländern, auf.

Sie zeigt auch, dass für die Verbreitung des Islam Gewalt (Dschihad) legitimiert  ist. Sehr zum Unterschied von der Bibel. An Hand der Bibel kann Krieg nicht legitimiert werden. Die Kreuzzüge mussten daher vom Papst als „von Gott gewollt“ definiert werden.

Alles in allem sieht der Autor Hamed Abdel-Samad den Islam als rückwärtsgewandt und nicht reformierbar, er wird als „politische und gesellschaftliche Idee untergehen“.

Dieser Vorstellung könnte man zustimmen, wenn das westliche Lebensmodell dem Islam mit Entschlossenheit entgegenträte. Das ist aber nicht zu beobachten. Es scheint vielmehr, dass der Westen im Tausch für Erdöl alle seine gesellschaftspolitischen Errungenschaften aufs Spiel setzt und alle dem Islam entspringenden Gewalttaten gegen Nicht-Muslime anonymen Terroristen zuschiebt. Auch der Begriff Islamisten trübt den Blick auf den Inhalt des Koran.

Keinesfalls bedeutet ein Niedergang des Islam einen Sieg des westlichen Lebensmodells. Das Diktat der „Political Correctness“ verhindert ein entschlossenes Eintreten für die westlichen Errungenschaften. Ein Großteil der Gesellschaft hat sich in ein neues Biedermeier geflüchtet, wer die Mittel hat, wird Teil der Spaßgesellschaft.

Weder EU noch die Regierungen der Mitgliedsländer treten entschlossen für die Bewahrung der westlichen Werte ein. Von einem Aufschrei gegen die täglichen Christenverfolgungen in muslimischen Ländern ist keine Rede.

So ist diese „Leitfibel“ auch eine Ermahnung für uns alle!

Dr. Harald Fiegl hat elfjährige Berufserfahrung in der Türkei verteilt über ca. 30 Jahre. Er ist damit Zeitzeuge für die Entwicklung der Türkei von einem säkularen zu einem religiösen Staat und Kenner islamischer Machtstrukturen. 1960-61 Handelslehrer an der Österreichischen Schule, 1963 - 67 Mitarbeiter der Außenhandelsstelle Istanbul, 1985- 92 Leiter der Außenhandelsstelle Istanbul. Seither wiederholte Reisen in die Türkei und andere islamische Länder.

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Die Abtreibungsklinik, ein Zuhälter und die 13-Jährigen drucken

Es sind oft kleine Nachrichten und scheinbare Einzelfälle, die ganze Ideologien zum Einsturz bringen können. Das dürfte jetzt in Sachen Abtreibung eine im Internet kursierende Videodokumentation zum Thema Abtreibung sein.

Auf dem zuerst in YouTube und dann auf katholischen Homepages kursierenden Video sah man ein Pärchen, das bei der amerikanischen Abtreibungsorganisation Planned Parenthood vorsprach, und dessen Gespräch heimlich mitgefilmt worden ist. Das Pärchen gab vor, als Zuhälter 13- bis 14-jährige Prostituierte zu betreuen. Sofort wurden ihnen jede Hilfe in Sachen Kontrazeptiva und Abtreibungen angeboten. Die Mädchen sollten über ihr Alter lügen und bräuchten auch keine Personalausweise. Auf die Frage, wann die Mädchen danach wieder „arbeiten“ könnten, wurde eine Frist von 14 Tagen angegeben.

Das Video hat einen Entrüstungssturm ausgelöst, obwohl die Beraterin entlassen wurde, nachdem ein Staatsanwalt zu recherchieren begonnen hat. Nach Angaben von Abtreibungsgegnern wird „Planned Parenthood“ mit 360 Millionen Dollar aus amerikanischen Steuermitteln finanziert.

Diese Gelder werden nun gewaltig wackeln. Und die amerikanischen Meinungsumfragen, die schon seit einiger Zeit erstmals seit Jahrzehnten wieder eine Mehrheit für ein Abtreibungsverbot zeigen, werden sich wohl noch weiter drehen.

Da diese Debatte mit Sicherheit auch nach Österreich herüberkommen wird, wird es recht spannend, wie sich ÖVP und Kirche verhalten werden, die in den 70er Jahren noch vehement gegen die Fristenlösung und das unbefristete Recht der Abtreibung behinderter Kinder gekämpft hatten. Beide sind jedoch inzwischen dem Thema in einem kilometerweiten Bogen ausgewichen. Oder werden sie insgeheim mit einer Stellungnahme warten, bis in ein paar Jahrzehnten eine moslemische Mehrheit das Thema lösen wird?

 

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Darabos: Es wird immer peinlicher drucken

Man kann sich eigentlich alle Argumente sparen, die gegen die Darabos-Heeresreform sprechen. Hat er sie doch selbst zusammenstellen und veröffentlichen lassen – wie etwa auch die Tatsache, dass eine Berufsarmee doppelt so teuer ist.

Das ging aus der amtlichen Homepage des Bundesheers hervor, die vor einigen Tagen blitzschnell gelöscht worden ist. So wie vielleicht aus den Parlamentsprotokollen bald auch der peinliche Lapsus eliminiert werden wird, dass Darabos dort am Freitag das Königreich Schweden in eine „Republik“ verwandelt hat. Ungefähr so verlässlich und wissensreich über die Entwicklungen im Ausland ist auch all das, was Darabos sonst zum Besten gibt.

Zu seinem Pech hat ein böser Mensch sämtliche relevanten Seiten der Heeres-Homepage herunterkopiert und ins Netz gestellt. Ich wünsche viel Freude bei der Lektüre – und frage mich nur: Werden jetzt auch all die Spitzenoffiziere und Kommandanten, die darin für die Wehrpflicht plädieren, ihres Amtes enthoben? Und findet Darabos noch genügend Speichellecker, die so biegsam und charakterlos sind, heute das absolute Gegenteil von dem zu sagen, was sie gestern verkündet haben?

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Die Bürger wehren sich – endlich drucken

Von der Schuldenpolitik bis zur Schulpolitik: Dieses Land kommt immer mehr auf die schiefe Bahn. Und es wird von ahnungslosen oder böswilligen Politikern und Altpolitikern wie Hannes Androsch immer tiefer hinuntergestoßen. Das ist hier schon oft genug getadelt worden. Heute darf ich als Kontrast einmal zwei lobenswerte wie mutige Initiativen vor den Vorhang holen.

Ich möchte auch gleichzeitig die Leser des Blogs zur Unterstützung einladen, sofern sie ähnlicher Meinung sind. Immer mehr Bürger zeigen nämlich solcherart, dass sie beginnen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dass sie die getarnten Parteiaktionen wie ein Androsch-Volksbegehren durchschauen und verachten. Das alles ist gut so, und längst fällig.

Um mit dem Schulthema zu beginnen: Die Notwendigkeit solcher Initiativen ist gerade in den letzten Tagen nicht nur durch Androsch, sondern auch durch das skurrile Papier der Sozialpartner zur Bildungspolitik bewiesen worden. Und noch mehr durch die jämmerliche Vorstellung eines Wirtschaftskammerchefs Leitl, der in dieser Frage wie in vielen anderen der SPÖ die Räuberleiter macht. Er hat ja ganz im Sinn der SPÖ ein gemeinsames „Bildungs“-Papier mit der Gewerkschaft und den beiden furchtbaren Bildungsministerinnen produziert, in dem weder von Studiengebühren noch von einer Zugangsbeschränkung die Rede ist, dafür aber von einer „gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen“.

Es bleibt rätselhaft, warum auch nur ein einziger Wirtschaftstreibender, der endlich wieder gut ausgebildete Mitarbeiter braucht, der auch für seine eigenen Kinder eine gute Schule haben will, einen Mann als seinen Interessenvertreter wählen soll, der Österreichs Schulsystem noch mehr kaputt machen will. Der vor lauter Krampflächeln längst jeden Bezug zur Realität verloren hat – oder diese im ständigen Anbiedern ausgerechnet an die Gewerkschaft wiederzufinden sucht. Zum Glück wagt wenigstens noch die Industriellenvereinigung da gegenzusteuern. Zum Glück tut dies neuerdings auch der voestalpine-Chef Wolfgang Eder, der dieser Tage in einem brillanten Auftritt vehement gegen die Schulnivellierung nach Leitl-Androsch-Art Stellung bezogen hat.

Aber ein noch größeres Glück ist, dass sich jetzt die Jugendlichen selbst zu organisieren beginnen. Sie erkennen, dass auf die Parteien oder gar Verbände mit ihren miesen Tauschgeschäften längst kein Verlass mehr ist. Dass auch keine Oppositionspartei eine glaubwürdige Alternative darstellt. Weder in Sachen Schuldenabbau – da fällt auch Blau-Orange-Grün ständig nur ein, wo man noch mehr ausgeben soll, – noch in Sachen Schule, wo selbst die FPÖ außerstande war, eine rasche und klare Antwort auf die teure wie leistungsfeindliche Parteiaktion Androschs zu geben.

Da freut es ganz besonders, dass sich die Betroffenen selbst zu organisieren beginnen. In einem Fall sind das die Bürger und Steuerzahler, im anderen die Schüler (die Lehrer trauen sich ja kaum mehr öffentlich aufzutreten).

Eine Gruppe junger Österreicher tut das mit einem schülerbegehren.at, das insbesondere der von Androsch, Leitl und Rot-Grün gewünschten Gesamtschule voller Begeisterung den Kampf ansagt. Die Jugendlichen haben binnen weniger Tage viel rascher Zulauf bekommen, als das von allen Linksmedien und dem ORF an der Spitze so vehement unterstützte Altersbegehren des von jeder Schulahnung freien Steuerhinterziehers Hannes Androsch nach einer ähnlichen Zeitspanne hatte.

Besucht man ihre Webseite, dann zeigt sich dort nicht nur hohe Web-Professionalität, sondern auch viel Wissen rund um alle Schulprobleme. Empfehlenswert ist etwa ein brillanter Artikel über das von vielen Gesamtschulfanatikern zitierte Beispiel Finnland und die wahren Ursachen, warum jenes Land bei den Pisa-Tests so gut abschneidet. Einer der Initiatoren begründet auch mit eigenen Erfahrungen, warum er gegen die Gesamtschule ist. Er hat eine solche selbst fünf Jahre lang in Spanien als absolutes Negativbeispiel erlebt.

Meine Empfehlung: Anschauen und bei Zustimmung den jungen Leuten bei ihrem Notruf gegen die Funktionärsklasse helfen (sie nehmen auch gerne die Hilfe von Älteren an).

Die gleiche Empfehlung gilt für eine Bürgergruppe, die elektronisch den mindestens ebenso wichtigen Kampf um eine Verwaltungsreform aufgenommen hat. Auch ihre Initiative www.verwaltungsreform-jetzt.at ist mehr als unterstützenswert: www-verwaltungsreform-jetzt.at ist überdies eine Initiative, die geradezu unmittelbar den Debatten auf diesem Blog entsprungen ist (und wohl auch ein wenig den Tagebucheinträgen).

Die Initiatoren wollen einen verbindlichen Fünfjahresplan zum Abbau von Defizit und Schulden. Sie rufen nach Privilegienabbau, Einsparungen und Verwaltungsreform. Sie fordern, dass die Politik endlich das Notwendige beschließt und umsetzt. Und nichts wäre dringender als das.

Manche mögen blasiert über diese Initiativen und Aufrufe lächeln. Aber es kann kein Zweifel sein, dass sich auch in Österreich zunehmend tiefer Hass gegen die von Politik und Verbänden gesteuerte Politik aufbaut – insbesondere da auch die meisten Medien in die falsche Richtung zerren. Da hilft es auch längst nicht mehr, wenn sich die SPÖ jetzt bei einem Androsch (der in vielerlei Hinsicht moralisch viel bedenklicher ist als ein Karl-Heinz Grasser) ein von der Partei scheinunabhängiges Volksbegehren bestellt hat. Die Zeit für Tarnen und Täuschen ist abgelaufen.

Noch ist alles gewiss im Anfangsstadium. aber vielleicht haben die beiden hier genannten Initiativen das Potential, die Politik eines Landes so zu beeinflussen, wie es – bei anderen Rahmenbedingungen – etwa die amerikanischen Tea Parties geschafft haben. Diese sind ja auch nur von einer einzelnen Studentin gestartet worden. Und sie sind von Medien und Mächtigen lange belächelt oder heruntergemacht worden. Aber sie sind längst zur treibenden Kraft der amerikanischen Politik geworden und zwingen die Regierung nun zu kräftigen Einsparungen. Und kümmern sich nicht mehr um die Schmutzkampagnen vieler Medien.

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So viele kluge und anständige Menschen! (Ohne Ironie) drucken

Manche Leser vermissen hier bisweilen das Positive. Bitte schön: Hier und heute finden Sie es, und noch dazu im Übermaß. Besonders erfreulich ist, wie viel Kluges, Mutiges und Gutes passiert ist – gleichgültig, ob hier nun primär persönliches Verdienst oder eher glückliche Fügung zu loben ist. Weniger erfreulich ist, dass das Lob meist den Nachbarn Österreich gelten muss, weniger der Republik selber.

Zur österreichischen Regierung selbst habe ich beim besten Willen nur sehr, sehr wenig Positives gefunden. Ehrlich: Ich habe intensiv gesucht. Ich fürchte aber, nicht einmal die vielen hier aufgezählten ausländischen Exempel werden von unserer Regierung als Vorbild genutzt werden, sodass wir endlich auch sie loben könnten. Dazu müsste ja beispielsweise ein Werner Faymann einmal mehr lesen als nur Kronenzeitung und Österreich, um überhaupt zu wissen, was in der Welt so los ist.

Aber nun zum schönen Strauß erfreulicher Dinge aus den letzten Tagen. Und beginnen wir zumindest mit Österreich.

Offiziersnachwuchs: Die Studentenvertreter der Militärakademie haben sich öffentlich dazu bekannt, nur in einem Bundesheer dienen zu wollen, in dem „Meinungsfreiheit ein integraler Bestandteil ist“. Denn: „Blinder Gehorsam war gestern.“ Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit – ist es aber keineswegs, seit Norbert Darabos freie Meinungsäußerung mit einem Hinauswurf beantwortet. Es ist aber in jedem Fall gut, solches insbesondere von künftigen Offizieren zu hören. Denn wir wollen es nie mehr wieder erleben, dass sich Offiziere durch einen Eid zu völliger moralischer Blindheit verpflichtet fühlen. Wie etwa fast alle höheren Uniformträger in der deutschen Wehrmacht bis zum Juli 1944. Oder die kommunistischen Streitkräfte mit der Erfüllung des Befehls, auf alle „Republikflüchtlinge“ zu schießen.

Südtirol: Die Turbulenzen Silvio Berlusconis haben den geschickt agierenden Südtirolern ein historisches Fenster geöffnet. Das hoffentlich auch nicht mehr geschlossen werden kann (in Italien weiß man freilich nie). Die Südtiroler haben sich im Gegenzug für die parlamentarische Unterstützung des bekanntesten Verehrers junger Mädchen eine für sie historische Zusage geholt: In der Provinz sollen sämtliche Abbilder und Reliefs aus dem Faschismus von öffentlichen Gebäuden entfernt werden. Diese Aufschriften sind für die Südtiroler wirklich provozierend oder gar demütigend und denunzieren sie beispielsweise als kulturloses Volk. Dennoch sind sie bisher von allen Parteien Italiens, insbesondere von den lange regierenden christlichen und sozialistischen, verteidigt worden. Weniger Lorbeeren als die geschickte Südtiroler Führung hat sich die seit ihrem Abfall von Berlusconi rundum gelobte Fini-Partei geholt. Denn sie will diese Denkmal-Demokratisierung noch verhindern.

Sozialversicherung: Die Sozialversicherung baut zehn Prozent ihrer Mitarbeiter ab, das sind immerhin 600 Posten – doch Hoppla: Das ist nicht die österreichische Sozialversicherung, sondern die der Slowakei (die österreichische hätte ja auch viel mehr Mitarbeiter als 6000). Es ist nur wenige Kilometer von Wien entfernt, aber es klingt doch wie von einem anderen Planeten, was der Chef der Anstalt dazu sagt: „Wir senken die Mitarbeiterzahl nicht, weil das im Budget steht oder weil es uns jemand befahl oder weil die Krise herrscht. Es ist richtig und man muss es der guten Funktion der Institution halber machen." Bei uns würde man für solche Aussagen psychiatriert oder jedenfalls auf Verlangen der Sozialpartner gefeuert. Wo käme man dann da hin!

Schweiz: Die Schweiz hat sich gegen die Errichtung von Umweltzonen im Straßenverkehr entschieden. Das ist das Ergebnis von 3700 Stellungnahmen zu einem Gesetzesentwurf. Die Kritiker haben sich mit dem Argument durchgesetzt, dass zwischen dem Aufwand und der beschränkten Wirksamkeit solcher Umweltzonen ein krasses Missverhältnis bestünde. Bei uns hingegen würde die Regierung, wenn sie sich wie schon oft von den Grünen in solche Dummheiten hineinhetzen lässt, solche Stellungnahmen nicht einmal lesen. Es ist aber auch zu fürchten, dass sich nur wenige Österreicher überhaupt die Mühe einer ohnedies als sinnlos eingeschätzten Stellungnahme machen würden.

Nochmals Schweiz: Ein Schweizer Chefredakteur ist in zwei Instanzen von Strafrichtern zu 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit auf Bewährung verurteilt worden. Der Grund: Er hat einen ursprünglich aus Österreich stammenden SVP-Nationalrat auf einer Bildmontage neben Adolf Hitler abgebildet. Darunter stand: „Österreicher: wir haben schon genug gelitten.“ Es ist ziemlich erfreulich, dass sich zumindest in der Schweiz Richter noch trauen, „Halt!“ zu rufen, wenn Medien hemmungslos Jauche über die immerhin demokratisch gewählten Volksvertreter gießen. Und einen Österreicher freut das in diesem Fall natürlich speziell. Apropos: Zum Glück war das kein ungarischer Richter. Da würde die EU gleich den Himmel wegen Einschränkung der Meinungsfreiheit einstürzen sehen.

Von Tschechien bis Spanien beschließen immer mehr Länder eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters. In Tschechien wird es nun alljährlich um zwei Monate hinaufgesetzt. In Spanien gelang es der Regierung, für eine Erhöhung von 65 auf 67 sogar die Zustimmung der Gewerkschaft zu bekommen (wohl weil sie eine sozialistische Regierung ist, bei der Gewerkschaften meist über Nacht total handzahm werden). Dabei könnte man gerade in Spanien die jedem SPÖ-Propagandisten geläufige Argumentation einsetzen, die da lautet: „Wir können das Pensionsantrittsalter leider nicht erhöhen, weil dadurch ja die Arbeitslosigkeit noch größer würde. Außerdem würde das den Vertrauensschutz verletzen, auf den sich die Österreicher doch lebenslang verlassen müssen.“ Dabei hat Spanien die weitaus höchste Arbeitslosigkeit Europas, wo der Spruch weit mehr Legitimität hätte als in Österreich. Und doch geht dort, was bei unseren Steinzeitsozialisten unmöglich ist.

Italien: In Turin hat vor ein paar Tagen die Belegschaft im Fiat-Stammwerk trotz heftiger Agitation der linken Gewerkschaften einem neuen Arbeitsvertrag zugestimmt. Dieser ermöglicht künftig eine weit größere Flexibilität in Sachen Arbeitszeit und Überstunden. eben je nach Auftragslage. Die Turiner Arbeiter haben nämlich begriffen, dass sonst der ganze Arbeitsplatz bald weg wäre. Die österreichischen Arbeiter begreifen das übrigens auch, aber da verhindert die Gewerkschaft, dass man in den Betrieben überhaupt fragt.

Baden-Württemberg: Neuerdings spricht sich eine klare Mehrheit der Einwohner Baden-Württembergs für das lange umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 aus. Bahn und Politik haben in einem mühsamen Lernprozess das nachgeholt, was sie ursprünglich vernachlässigt hatten: nämlich den Bürgern zu erklären, wozu dieses Projekt überhaupt gut ist. Die nüchternen Schwaben haben sich daraufhin von der grünen Totalopposition abgewandt und gezeigt, dass sie letztlich durchaus rational entscheiden können. Was zeigt, wie wichtig ein ernsthafter Dialog mit den Bürgern ist – und eine Regierung, die eine klare Linie hat. (Heimhörerfrage: An welches Land mag ich da nur als Gegenbeispiel gedacht haben?)

Deutschland: CDU/CSU wollen künftig primär junge Südeuropäer zum Arbeiten nach Deutschland holen. Was ja an sich völlig logisch ist, da etwa in Spanien unvorstellbare 40 Prozent der Jungen arbeitslos sind. Und da gleichzeitig gewaltige Geldsummen aus Deutschland in die südeuropäischen Länder für die Finanzierung von Krise und Arbeitslosigkeit fließen. Das ist aber auch deshalb logisch, weil ein junger Südeuropäer zehnmal leichter zu integrieren ist als ein Türke oder Schwarzafrikaner. Und weil er nach einem Verlust des Jobs auch gerne in seine Heimat zurückkehrt und sich nicht mit allen Mitteln an die hohen deutschen Sozialleistungen klammert, wie es naturgemäß ein Türke oder Afrikaner tut. (Man vergleiche den CDU/CSU-Plan mit der skurrilen Rot-Weiß-Rot-Card zum Import auch ungelernter Menschen von außerhalb der EU.)

Nochmals Deutschland: Eine GfK-Umfrage zeigt, dass die Deutschen durch die Krise weiser geworden sind. Werte wie „Leistung“ oder „Wettbewerb“ haben massiv an Bedeutung gewonnen und nun immerhin für 63 beziehungsweise 49 Prozent der Deutschen einen wichtigen Stellenwert. Dort gibt es freilich noch etliche Medien und Parteien, die das auch zu sagen wagen. Bei uns glaubt hingegen sogar die ÖVP nur noch an die Fördergießkanne und nicht an die heilsame Kraft des Wettbewerbs. Das zeigen ihre bürokratischen Micky-Maus-Aktionen wie der bei der jüngsten ÖVP-Klausur angekündigte „Kreativscheck“ über 5000 Euro oder der „Technologiescheck“ über 1000 Euro. Glaubt die Partei ernsthaft, dass solche Dummheiten irgendetwas in diesem Land bewirken – außer noch mehr Bürokratie und noch mehr Defizit?

Ein drittes Mal Deutschland: Die Berliner Regierung will die Grenzen für den ohne Pensionskürzung erlaubten Zuverdienst von Pensionisten vor dem 65. Geburtstag deutlich anheben (nachher darf man ja in Deutschland wie Österreich absurderweise ohnedies wieder so viel verdienen, wie man will und kann). Der Konjunktur sei Dank, dass nun zunehmend der Wert älterer Arbeitskräfte erkannt wird. Bei uns würde freilich der ÖGB wohl weiterhin zur Verteidigung dieses euphemistisch „Ruhensbestimmung“ genannten Arbeitsverbots für arbeitsfähige Menschen auf die Barrikaden gehen. Er hält das nämlich wie viele andere Unsinnigkeiten für eine unverzichtbare soziale Errungenschaft.

Steiermark: Die Steirer verlangen bei der Mindestsicherung etwas, was Bund und Länder in einem feierlichen Vertrag eigentlich abzuschaffen gelobt haben: Nämlich den Regress gegen Angehörige. Das heißt, zumindest in der Steiermark besteht weiterhin die Pflicht der Nachkommen, für ihre verarmten Eltern einzuspringen. Und sie können diese nicht wie in den anderen Bundesländern einfach von der Allgemeinheit durchfüttern lassen. Schließlich sind ja auch Eltern verpflichet, für ihre Kinder Unterhalt zu zahlen, und Ehepartner füreinander. Daher ist die steirische Regelung vernünftig und anständig. Offenbar steht nur den Steirern das Wasser so weit bis zum Hals, dass dort diese Eigenschaften wieder Platz greifen dürfen. Dabei sind in Kärnten, Niederösterreich und Wien die Schulden noch schlimmer.

Eine in Österreich lebende Ägypterin, von einem "Verein für ägyptische Familien", zitiert in erfrischender Ehrlichkeit die Denkweise vieler ihrer hier lebenden Landsleute: „Ich lebe hier, in einem reichen Land, also stehen mir alle Sozialleistungen zu, brauche ich nicht zu arbeiten.“ So wird sie zumindest von der „Presse“ zitiert. Und dann weiter: „Klar ist, dass das Leben hier für einen Migranten schwer ist, aber manche Menschen wollen es sich einfach machen.“ Zum Glück für alle Politisch Korrekten verlangt einen weiteren Satz später eine offensichtlich eingeborene Renate Schnee von einem „Bassena-Stadtteilzentrum“ gleich wieder „mehr Förderung“. Womit das linke Weltbild rasch wieder in Ordnung war.

Finanzministerium und ÖBB: Zu guter Letzt doch noch eine kleine positive Nachricht aus den Regierungsbüros. Das Finanzministerium hat nach einem Monat einen neuen Erlass zurückgenommen, der im Supermarkt jeden Käufer von drei oder mehr Kisten Bier gezwungen hat, Name und Adresse anzugeben. Der Grund des Erlasses: Kein Wirt soll sich auf diese Weise steuerschonend Nachschub besorgen können. Die Wiederabschaffung solcher bürokratischen Blüten freut den Bürger. Freilich würde er gerne jene Hirne kennenlernen, die solches überhaupt ausbrüten. Die Finanz bildet damit übrigens eine totale Parallele zu den ÖBB, die jetzt ihre schikanöse Ticketpolitik ebenfalls nach wenigen Wochen wieder zurücknehmen mussten. Beides kann man nun als positive Nachricht aus den hiesigen Machtzentren verkaufen. Wenn man sich anstrengt.

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Ein unzeitgemäßer Politiker drucken

Wenn in Zeiten wie diesen die Frage Wehrpflicht zu 180-Grad-Wendungen bei beiden Koalitionsparteien führt, dann ist das der seltene Moment, wo ein Politiker zu ZiB-Ehren gelangt, der sonst in Nachrichten gar nicht mehr vorkommt: Martin Bartenstein – der wieder einmal bei dem bleibt, was er (und bis vor kurzem die ÖVP) als richtig erkannt hat (nämlich bei der Abkehr vor der Wehrpflicht).

Wäre es nicht Martin Bartenstein, so könnte man beinahe unterstellen, dass es sich hier um ein geplantes Zurückmelden handelt – denn es fällt just mit dem Erscheinen der Martin Bartenstein-Biographie von Andreas Unterberger zusammen. Doch solche PR-Aktionen liegen Bartenstein fern. Es verwundert viel mehr, dass er nicht nur seine Zustimmung zu diesem Resumée seines bisherigen politischen Lebens gegeben hat, sondern sich sogar tiefgehenden Interviews mit dem Autor gestellt hat.

Wäre Bartenstein nicht selbst so still und würde man sich öfters die Zeit gönnen, über verschiedene Politikertypen – und vor allem darüber, wie gut sie unserem Land tun – nachzudenken, hätte es vielleicht gar nicht des Buches bedurft, sich bewusst zu werden, dass es wenige vom Schlag des früheren Umwelt-, Familien-, Wirtschafts- und Arbeitsministers gibt. „Grenzgänger zweier Welten“ heißt es im Untertitel über dieses Mitglied der so genannten „Viererbande“ (neben Wolfgang Schüssel, Wilhelm Molterer und Ursula Plassnik), mit der die Pröll-ÖVP zum eigenen Schaden nichts anfangen kann und will. Und tatsächlich balancierte Bartenstein auf vielen schmalen Graten, die Gegensätzliches gerade noch verbinden – und den Grenzgänger auf beiden Seiten mit Absturz bedrohen.

Der heute knapp 57jährige brauchte die Politik nicht, um zu einem der erfolgreichsten Unternehmer des Landes zu werden – das war er schon, bevor er zu Regierungsämtern kam. Und das ist gar kein österreichisches Schicksal; das wäre – siehe Hannes Androsch – der umgekehrte Fall. Wenigstens einmal hatte Österreich mit ihm einen Wirtschaftsminister, der nicht über die beamten-ähnliche Karriereleiter in einer Interessensvertretung zu Ministerämtern kam, sondern der die Probleme von Unternehmen aus eigener Anschauung kannte und deshalb auch genau wusste, wie wichtig es wäre, dass die Politik realistische und richtige Rahmenbedingungen schafft. Kein Wunder, dass Bartenstein seine besten – und für ihn selbst befriedigendsten – Momente auf EU-Ebene hatte. (Nicht weil ihm Österreich wie dem Möchte-Gern-Großen Hubert Gorbach zu klein wäre, sondern weil europäisches Denken heute unsere einzige Chance ist – so oft ungenutzt von den heutigen Koalitionären, deren Denken über den Rand einer kleinformatigen Zeitung kaum hinausreicht.)

Bartenstein war immer ein sehr stiller Politiker. Trocken. Keiner, der jemals für eine Pointe eine Freundschaft riskierte. Umso aufschlussreicher sind die Einblicke, die die Biographie gibt. Da wird nicht nur der ruhige Taktierer und Verbindungsmann, der die schwarz-blaue Koalition möglich machte, gezeigt, da werden nachgerade schneidend scharfe Beurteilungen des nachfolgenden politischen Personals abgegeben - bis hin zur Charakteristik Werner Faymanns als der „Karikatur eines Kanzlers“.

Seine abgrundtiefe Abneigung gegen jede Anbiederung an den Boulevard, seine Verurteilung jeglichen Populismus: Das alles hat er gelebt – unbedankt. Vielleicht sollte uns das nachdenklich machen, dass es ohne diese zweifelhaften Ingredienzien in der österreichischen Politik offensichtlich nicht mehr geht.

Auch die Begegnung mit dem Privatmann Bartenstein, die erstmals möglich ist (zu Amtszeiten hat der Familienmensch diese Facette völlig von der Öffentlichkeit abgeschirmt), zeigt einen bemerkenswerten Menschen. Die Schwierigkeit, durch den menschenfressenden Politikerjob die Familie nicht zu verlieren, die Nöte und Ängste von Eltern eines krebskranken Kindes – all das lässt die Loyalität, die Bartenstein auch in der Politik immer lebte, in einem ganz anderen Licht erscheinen. (Genauso typisch ist, dass sein jahrelanges Engagement für die Kinderkrebshilfe nur von Autor Unterberger angesprochen wird, nicht von ihm selbst.)

Es sind spannende Jahre, auf die das Buch einen Insiderblick frei gibt. Es ist ein unzeitgemäßer Politiker, den man besser kennen lernt. Zum Schluss macht sich Bedauern breit – dass solche Politiker unzeitgemäß sind.

Andreas Unterberger: Martin Bartenstein. Grenzgänger zweier Welten. Edition Steinbauer.  22,50 Euro.

Das Buch kann - auf Wunsch mit einer persönlichen Widmung - beim Autor erworben worden. Partner erhalten den zugesagten üblichen 25prozentigen Rabatt (minus eventueller Versandspesen).

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Die knallroten Fäden in Androschs Phrasensumpf drucken

Das, was Hannes Androsch nun als Text seines „Volks“-Begehrens präsentiert hat, ist noch schlimmer als erwartet. Es ist ein reines Partei-Begehren geworden, oder genauer gesagt: eines für den ganz linken Schmied-Flügel. Darin findet sich nicht einmal eine Andeutung der mutigen und klugen Ansätze, die einige SPÖ-Landeshauptleute vorgeschlagen haben.

Das wird natürlich die von unseren Zwangsbeiträgen und korruptionär verschobenen Steuergeldern lebenden SPÖ-Medien nicht hindern, wie verrückt die Trommel dafür zu schlagen. Wie immer, wenn die Partei pfeift, marschiert das Zentralorgan ORF an der Spitze. Der ORF hat ja schon, bevor die Malaise schriftlich vorgelegen ist, für Androsch mehr Propaganda gemacht als jemals bisher für ein anderes Volksbegehren während dessen gesamter Laufzeit. Öffentlich-rechtlich ist halt wie im Ostblock immer das, was der Partei nutzt. Genauso laut werden aber zweifellos auch alle Freimaurer-Freunde Androsch Beifall klatschen.

Aber gehen wir in die Details seines Papiers. Der dickste Rote Faden, der es von Anfang bis Ende durchzieht, ist die Forderung nach unglaublich viel mehr Geld für zahllose Dinge. Damit will man offenbar in bekannter sozialistischer Manier viele Gruppen bestechen, dem Papier zuzustimmen. Dabei würde eine Erfüllung all seiner Forderungen Österreich noch teurer kommen als das gesamte ÖBB-Defizit. Daher würde auch eine rein rot-grüne Regierung nicht einmal einen Bruchteil davon verwirklichen können. Denn dann würde längst niemand mehr Österreich Geld borgen.

Was Androsch natürlich verschweigt: Im internationalen Vergleich gibt Österreich ja durchaus respektable Summen für das Bildungssystem aus. Interessant und mutig wäre es etwa aufzuzeigen, wo das Geld sinnlos und verschwenderisch ausgegeben wird (etwa im Wiener Schulsystem, wo nur die Hälfte der Lehrer auch wirklich in Klassen steht). Daher kommen solche Hinweise natürlich bei Androsch nicht vor.

Die Forderung nach noch mehr Geld ist aber auch für jenen Ex-Finanzminister mehr als kühn, unter dem einst – nach den stabilen 50er und 60er Jahren – die Spirale der ständig steigenden Staatsverschuldung mit voller Kraft eingesetzt hatte. Diese nimmt heute Österreich jeden finanziellen Bewegungsspielraum. Noch kühner ist es, dass ausgerechnet ein Mann nach mehr Steuermilliarden ruft, der massenweise Arbeitsplätze und damit Steuereinnahmen nach China exportiert hat, und der höchstpersönlich als Steuerhinterzieher verurteilt worden ist. Der Kern des Androsch-Konzepts: Der blöde Mittelstand soll noch mehr zugunsten der linken Träume bluten – sowie alle jene, die so blöd sind, der Republik auch künftig langfristigen Kredit einzuräumen.

Der zweite Rote Faden ist eine inhaltsarme Phrasendrescherei, die jedes Parteiprogramm und auch die meisten Wahlkampagnen übertrifft. Da wimmelt es nur so von schwammigen Formulierungen wie: „Wir fordern ein modernes, unbürokratisches und weitgehend autonomes Schulsystem“ (was heißt „weitgehend“?), „ohne parteipolitische Einflussnahme“ (in Wahrheit will Androsch die Macht seiner Parteifreundin Schmied gewaltig aufwerten, der er sogar die Kindergärten unterstellen will!), „Wir fordern ein sozial faires, inklusives Bildungssystem“, „Jedes Kind in Österreich hat Anspruch auf alle gebotenen Chancen“, „Wir fordern die Aufwertung des Lehrerberufs“ (dass sich ein „Bildungs“-Volksbegehren nicht an den Duden hält, fällt in dem Phrasensumpf kaum noch auf), „Wir fordern ein weltoffenes Bildungssystem“ und immer wieder  „faire Bildungs- und Berufschancen“.

Der dritte Rote Faden ist die absolute Leistungsfeindlichkeit des Androsch-Konzepts. Begabtenförderung kennt es nicht. Es will vor allem das Durchfallen verbieten. Dass Lernen auch mit Anstrengung zu tun hat, wird in der linken Traumwelt natürlich absolut verschwiegen. Lernen kommt höchstens mit einer weiteren Leer-Phrase vor, als „kreatives Lernen“ vor.

In Parteipropagandisten-Lyrik wird statt Leistung postuliert: „Die Schule muss eine faszinierende Welt werden“. Theaterspielen, Sport, soziale Fertigkeit, Freizeit, soziale Inklusion sind die Lieblingsvokabel der Konzeptschreiber. Sie erheben an vielen Stellen die Forderung, dass sozial Benachteiligte, „Kinder mit besonderen Bedürfnissen“ (also offensichtlich auch geistig Behinderte, aber das ist in der Androsch-Schule auch schon wurscht), und Migranten „bis zum Hochschulabschluss dieselben Bildungs- und Berufschancen haben wie alle“.

Das heißt natürlich, dass man nie irgendwelche Konsequenzen daraus ziehen darf, ob ein Schüler, ein Student auch etwas kann, etwas leistet. Weder mit 10, noch mit 14, noch mit 18, noch mit 27 Jahren. Sonst hätten sie ja nicht mehr alle dieselben Berufschancen. Denn bei jeder noch so milden Auslese würden ja die sozial Benachteiligten automatisch wieder ins Hintertreffen geraten. Daher müssen zwangsläufig alle Selektionen unterbleiben. Was sich ja auch an weiteren Androsch-Phrasen zeigt wie: „Es darf kein Kind zurückgelassen werden.“

Völlig inhaltsleer ist auch der Satz: „Die Schnittstelle zwischen Kindergarten und Volksschule muss optimiert werden.“ Kein Wort findet sich jedoch davon, dass ein Kind wenigstens Deutsch können muss, bevor es in die Schule gehen darf.

Dementsprechend fehlt auch jeder Hinweis auf Zugangstests und Ähnliches für die Hochschulen. Von Studiengebühren ist natürlich schon gar keine Rede.

Der vierte Rote Faden ist die Forderung nach umfassender Verstaatlichung der Kinder. Für die Eltern und Familien gibt es bei Androsch natürlich überhaupt keine Rolle (schließlich hat er zwei, also in Wahrheit gar keine); statt dessen will er das Land mit „Krabbelstuben“ überziehen; auch will er die Ganztagsschule zur Regelschule machen (also für alle verpflichtend).

Das Papier scheut auch nicht vor offener Lüge zurück: „In anderen Pisa-Ländern kennt man Nachhilfe so gut wie nicht.“ Vielleicht setzen sich die Autoren einmal in ein Flugzeug ins aufstrebende Asien, um (neben den von Androsch exportierten Arbeitsplätzen) zu sehen, wie in den dortigen – extrem erfolgreichen – Pisa-Ländern die Eltern noch so teure Zusatz-Lernangebote wahrnehmen, damit ihre Kinder in die besten Schulen kommen.

Natürlich wird auch die Gesamtschule gefordert. Aber auch dies geschieht mit einem unwahren und (noch dazu grammatikalisch wie vieles an dem „Bildungs“-Papier total verunglückten) Satz. Nämlich „dass man erst mit 14 oder 15 Jahren die eigentlichen beruflichen Begabungen und Interessen eines jungen Menschen erkennen kann“. Auch das, was Androsch vermutlich gemeint hat, also dass man bei 14-Jährigen „berufliche Begabungen“ erkennt, ist schlicht gelogen. Viele Begabungen erkennt man viel früher, viele andere deutlich später. Gerade Jugendliche wechseln oft auch alljährlich ihre Interessen. Und sie sind vor allem mit 14/15 in einem extrem schwierigen Entwicklungsalter. „Berufliche“ Begabungen erkennt man leider überhaupt erst am Arbeitsplatz.

Wahr ist also, dass jedes Jahr vor dem 14. Lebensjahr, in dem man Kinder dem SPÖ-Konzept zufolge nicht ihren Begabungen entsprechend schulisch fordert, sondern in Einheitsschulen verkümmern lässt, ein verlorenes, ein gestohlenes Jahr ist. Und ebenso wäre es ein Verbrechen, wenn man Kindern nicht auch nach der von der Linken so hochstilisierten Entscheidung mit 14 die Möglichkeit gibt, die Ausbildungsrichtung zu ändern.

Androsch hat trotz der Macht seiner Netzwerke und Parteiverbindungen erstaunlich wenig qualifizierte Unterstützer für seine Initiative gefunden. Diesbezüglich aufgefallen sind lediglich die Herren Taschner und Liessmann. Werden Sie ihre guten Namen weiter für so ein Machwerk hergeben? Nur um sich in den Strahlen der Mächtigen zu sonnen?

Eine Realisierung des Konzepts würde die Staatskassen ruinieren und einen gewaltigen Run auf die Privatschulen auslösen. Dorthin werden viele jener Eltern vor der Schulnivellierung flüchten, die ihren Kindern noch eine ambitionierte und disziplinierte Ausbildung verschaffen wollen. Während die Superreichen (wie Androsch selbst!!!) ihre Kinder längst in Privatschulen haben, wird diese „Reform“ vor allem den Mittelstand treffen, der bisher noch staatliche AHS benutzen konnte. Im Grunde geht es nämlich um nichts anderes als einen Klassenkampf gegen den den linken Apparatschiks so verhassten Mittelstand.

Wird die ÖVP diesmal klug genug sein, zu erkennen, dass ihr jeder Millimeter Konzession an Androsch und den roten Zwischenwahlkampf noch weitere Wähler kosten wird? Strache waits for them.

PS: Einen positiven Punkt des Konzepts habe ich schließlich doch gefunden: die Forderung nach mehr Personalautonomie für die Schulen. Freilich auch das ohne nähere Definition. Aber immerhin geht wenigstens ein Punkt in die richtige Richtung.

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Was macht einen Finanzminister gut? drucken

Das Vertrauen in den Staat, die Bereitschaft, ihm Geld zu borgen, ist neuerdings nicht mehr selbstverständlich. Dieses Vertrauen hängt von vielen (im Gegensatz zu Griechenland anderswo hoffentlich) harten Zahlen wie Schulden, Defizit, Wachstum, Arbeitslosigkeit, Handelsbilanz ab. Es spielen aber auch in hohem Ausmaß weiche, psychologische Faktoren mit.

Unter diesen ist das Vertrauen in den Finanzminister der wichtigste. Geht er mit dem Geld der Steuerzahler und der Gläubiger so sorgfältig und korrekt wie möglich um? Deses Vertrauen gewinnt ein Minister primär dadurch, dass er den ununterbrochenen Forderungen diverser Gruppen ständig und klar Nein sagt. In der österreichischen Nachkriegsgeschichte hat eine ganze Reihe von Ministern dieses Vertrauen erworben: Kamitz, Klaus, Koren, Lacina und Grasser. Auf der Negativseite finden sich insbesondere die Herren Androsch und Staribacher. Der Rest hat zumindest deutliche Schattenseiten in der Bilanz.

Eines Finanzministers Glaubwürdigkeit kann auch noch im Nachhinein zerstört werden. Wie das bei Grasser und Androsch der Fall ist. Beide haben Steuern hinterzogen, Grasser hat das noch durch eine Selbstanzeige auszuradieren versucht; Androsch wurde sogar vom Strafrichter verurteilt. Viele Bürger sagen sich heute: Warum soll ich besonders penibel sein, wenn sogar Finanzminister aufs Steuerzahlen „vergessen“?

Und wie sieht es mit dem gegenwärtigen Minister aus? Fast niemand traut Josef Pröll auch nur die geringste Unkorrektheit zu. Überdies betreibt er keinerlei gewerbliche Tätigkeit. Ganz anders sieht es freilich mit dem zweiten Teil der Glaubwürdigkeit aus: Pröll erweckt in keiner Weise den Eindruck, so wie jene genannten Vorgänger im Interesse von Steuer- und Anleihezahlern hart und konsequent Nein sagen zu können. Ihm war immer der koalitionäre Friede mit der nicht gerade von Sparsamkeit geplagten Faymann-SPÖ wichtiger. Aber auch gegenüber wichtigen parteiinternen Gruppen hat Pröll allzu schnell nachgegeben. Ob das nun die Bauern oder die Bundesländer sind.

Jetzt begeht er einen weiteren Fehler: Er räumt einer weiteren Gruppe das Privileg ein, dass Spenden an sie steuerbegünstigt sind. Nämlich den Umweltschutzorganisationen. Das findet sogar die sonst recht ausgabenfreudige SPÖ für überflüssig. Davon hat die ÖVP nicht einmal einen parteipolitischen Nutzen. Und das fördert zum Gutteil Vereine, die mit zum Teil problematischen Methoden gegen die österreichische Wirtschaft kämpfen, von der dieser Finanzminister lebt.

Niemand versteht das Warum, auch wenn es im Budget nur einen kleinen Posten bedeutet. Ist der nette Mensch Pröll einfach nicht imstande, dauerhaft Nein zu sagen, wenn jemand ständig fordert und raunzt? Dann ist er zwar sicher ein perfekter Ehemann, aber er wird nie ein guter Finanzminister sein können.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Wir werden dem Diktator Mubarak noch nachweinen drucken

Die Chancen des ägyptischen Präsidenten, politisch noch irgendwie zu überleben oder zumindest ehrenvoll abzutreten, sind geringer als die auf einen Lotteriegewinn. Noch kleiner sind aber die der Ägypter, ihrer Nachbarn und der Europäer, dass sie sich nach dem Ende der Umbruchsperiode zumindest mehrheitlich als Gewinner fühlen werden.

Das bevorstehende Ende Mubaraks merkte ich vor 14 Tagen – also noch vor den ersten Demonstrationen – bei einem längeren Gespräch mit einem höherrangigen ägyptischen Diplomaten. Dieser sprach zu meiner Überraschung schon damals von der Ära Mubarak nur noch in der Vergangenheit und schloss schon damals aus, dass Hosni Mubarak von seinem Sohn beerbt werden könnte.

So wie in einer Demokratie eine noch so erfolgreiche Partei irgendwann abgewählt wird, ist es auch bei Diktatoren: Jede politische Uhr läuft einmal ab. Auch wenn Mubarak „nur“ ein autoritärer Diktator war, der lediglich das Machtmonopol verteidigt hat, nicht jedoch wie ein totalitäres Regime auch das Denken, das Privatleben, das Wirtschaftsleben seiner Untertanen komplett zu kontrollieren versuchte.

Die drei Jahrzehnte Mubaraks sind Geschichte. Sie sind aber keineswegs nur negative Geschichte. Denn sie haben für die Ägypter auch eine lange Periode des Friedens bedeutet. Das war nach den davorliegenden ständigen Nahostkriegen ein gewaltiger Wechsel – ein Wechsel freilich, dessen sich der Großteil der heutigen Ägypter auf Grund ihres Alters heute gar nicht mehr bewusst ist. Diese Generation fühlt sich daher dem Diktator gegenüber logischerweise zu keinerlei Dank verpflichtet. Ganz im Gegenteil: Sie macht ihm – neben vielem anderem – das gute Verhältnis zu Israel und den USA zum Vorwurf.

Dennoch war es eine große Leistung Mubaraks, sich weder vom arabischen Nationalismus noch vom islamischen Fanatismus in einen weiteren Krieg gegen Israel schicken zu lassen. Obwohl es für bedrängte Herrscher immer eine bewährte Strategie ist, sich bei inneren Schwierigkeiten gegen einen äußeren Feind zu wenden.

Vieles andere steht aber auf der Negativliste Mubaraks. Letztlich stürzt er über eine Revolte gegen Armut und Arbeitslosigkeit. Wirtschaftlich hat das Land überhaupt nur dank der immensen Geldflüsse aus den USA überleben können. Kairo war nach Israel der zweitgrößte Empfänger amerikanischer Hilfe. Dennoch machten sich immer stärker die negativen sozialen Faktoren bemerkbar:

  • Ein explosives Bevölkerungswachstum, das alle fünf Jahre die Zahl der Ägypter um rund zehn Prozent vermehrt, also um die Größe der österreichischen Bevölkerung;
  • die endemische Korruption;
  • der Rohstoffmangel (der Ägypten zum Unterschied von einigen anderen islamischen Ländern nicht einmal eine mit Petrodollars gekaufte Prosperität ermöglicht);
  • und eine Religion, die ganz offensichtlich der schlimmste Entwicklungs- und Wachstumshemmer in allen Ländern ist, wo sie die Mehrheit hat (selbst bei den im Öl schwimmenden Golfstaaten ist es ja zweifelhaft, ob diese bei Versiegen des Ölstroms auch nur ein Jahr lang ohne Krise überleben können).

Alle vier Faktoren wird es aber auch nach Mubarak geben. So wie es sie in ganz ähnlicher Weise auch in Tunesien nach dem Abgang des dortigen Diktators gibt. Wer glaubt, dass der Sturz eines Potentaten daran etwas ändert, der täuscht sich.

Denn am Ende einer Revolution werden zusätzlich die Kosten des Umsturzes als weitere Last dazukommen: die Zerstörungen der Revolutionszeit; das Ausbleiben der Touristen; das Zögern der Investoren; die offene Frage, ob die USA weiterhin alljährlich so tief in die Geldtasche greifen werden (auf republikanischer Seite gibt es ja viel Kritik an der Auslandshilfe); und die vermutliche Vertreibung eines Großteils auch der mittleren Führungsschicht, welche erst nach einer längeren Übergangsfrist durch eine neue ersetzt werden wird.

Natürlich gibt es in Ägyptens Städten eine Mittelschicht. Diese träumt nun von einer rechtsstaatlichen Demokratie nach europäischem Muster. Eine solche würden wir den Ägyptern auch heftig wünschen. Doch fehlen dem Land und insbesondere den islamischen Zivilisationen ein von den armen und überwiegend ländlichen Massen mitgetragener kultureller Wurzelgrund und eine ökonomische Basis. Nur darauf aber kann sich in aller Regel eine stabile Demokratie entwickeln. Demokratie kann man einer Kultur nur schwer aufpfropfen, wenn sie noch nicht reif dafür ist.

Daher sind drei andere Szenarien für die Zukunft Ägyptens viel wahrscheinlicher.

  1. Die erste Variante: Nach Wochen und Monaten der Turbulenzen, nach ein oder zwei schwachen Übergangsregierungen, wohl auch nach einem chaotischen Wahlgang wird sich ein neuer Diktator an die Spitze setzen, etwa ein starker Mann aus der Armee. Und zumindest anfangs wird er sogar Zustimmung finden, weil sich die Ägypter dann schon längst wieder nach Ruhe und Ordnung sehnen werden, weil sie gemerkt haben werden, dass eine Revolution die Töpfe des Landes nicht gefüllt, sondern noch leerer gemacht hat. Sollte sich der neue starke Mann auch weiterhin an den Friedensvertrag mit Israel halten, sollte er etwas von Wirtschaft verstehen und weniger korrupt sein als die Vorgänger, würde das der Region wieder auf etliche Zeit Stabilität schenken.
     
  2. Die zweite Variante ist wahrscheinlicher: nämlich, dass sich bei Wahlen unter den ungebildeten Massen islamistische Parteien durchsetzen werden. Dabei sollte man weniger an den Iran als Modell denken, sondern an die Schreckensherrschaft der Hamas im Gaza-Streifen, die ja zunehmend totalitäre Züge annimmt. Man sollte nicht vergessen: Die Hamas ist ursprünglich durchaus demokratisch an die Macht gekommen, weil sie weniger korrupt schien als alle anderen Alternativen. Eine solche islamistische Herrschaft würde zweifellos gegenüber Israel und dem Westen viel aggressiver werden; sie würde die vom bisherigen Regime noch tolerierte koptische Minderheit zu Menschen zweiter Klasse degradieren; sie würde die Wirtschaft des Landes noch mehr lähmen; und sie würde auch wohl keine weiteren Wahlen zulassen, bei denen sie wieder abgewählt werden könnte – zumindest keine freien.
     
  3. Es gibt aber eine noch schlimmere dritte Variante: Dass keine politische, religiöse oder militärische Kraft die Kontrolle über Ägypten in die Hände bekommt, dass vielmehr jahrzehntelang bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, dass jede Ordnung zusammenbricht, dass immer wieder ausländische Armeen intervenieren, wenn auch erfolglos. Beispiele für diesen Weg sind etwa Afghanistan oder Somalia.

Europa sollte sich jedenfalls gut anschnallen angesichts dessen, was da auf den Kontinent zuzukommen droht. Dabei haben wir noch gar nicht davon gesprochen, dass Symptome der tunesisch-ägyptischen Krankheit noch in einem Dutzend weiterer arabischer Staaten zu beobachten sind.

PS: Nichts ist so dramatisch, dass es nicht auch Grund zum Lachen gäbe. Den gibt das Verhalten der europäischen Sozialdemokraten: Sie sind seit einigen Tagen die lautesten, wenn es darum geht, die USA als Hauptschuldige an den ägyptischen Zuständen zu beschimpfen, und darum, einen rascheren Umsturz in Ägypten zu verlangen. Dabei verdrängen sie voller Chuzpe die peinliche Tatsache, dass die Staatspartei des Diktators Mubarak bis heute Vollmitglied in der Sozialistischen Internationale ist. Auch jene aus Tunesien war das – bis man sie nach dem Umsturz blitzschnell hinausgeworfen hat. Diese sozialistische Komplizenschaft gegenüber der Mubarak-Diktatur kontrastiert mit der lautstarken Denunziation Ungarns als „auf dem Weg zur Diktatur“ befindlich. Aber sich für irgendetwas noch zu schämen ist ja schon lange keine politische Kategorie mehr.

PPS: Die Sozialistische Internationale hat übrigens auch keinerlei Probleme damit, dass ihr Präsident Giorgos Papandreou heißt, der im Nebenberuf griechischer Ministerpräsident ist. Und uns allen als solcher sehr teuer ist.

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Warum das Ende der Wehrpflicht falsch wäre drucken

Norbert Darabos hat in den letzten Monaten so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Inhaltlich, strategisch, taktisch. Schon aus diesem Grund brächte nicht einmal der konsensversessene Josef Pröll in seiner Partei eine Bundesheer-Reform durch, die auch nur annähernd an Darabos erinnern würde. Aber man sollte sich doch auch jenseits aller Parteipolitik mit dem Thema Berufsheer befassen, und mit den gewichtigen Argumenten für eine Wehrpflicht.

Die Berufsheer-Idee ist nicht deshalb falsch, weil sie von Darabos kommt. Oder weil sie durch sein Vorgehen schwer beschädigt worden ist. Vielmehr lassen diese Pläne wie auch viele Diskussionsbeiträge durchaus seriöser Persönlichkeiten grundlegende Probleme außer Acht.

Das zentrale Argument der Heeresabschaffer lautet: Österreich drohe seit einiger Zeit ohnedies kein Krieg. Deshalb könne man bis auf ein paar Einheiten für internationale friedensherstellende Operationen auf alle militärischen Vorbereitungen verzichten (und müsse nur einen Ersatz für die wegfallenden Zivildiener suchen). Das ist viel zu kurz gedacht. Aus vielerlei Gründen.

  1. Niemand weiß, ob sich nicht doch eines Tages im mitteleuropäischen Raum wieder eine Kriegsgefahr entwickelt. Der Verlauf der Geschichte hat sich seit Jahrhunderten als unberechenbar erwiesen. Wer „Peace in our time“ verkündet, hat aus der Weltgeschichte nichts gelernt. Und wenn das auf Zuruf der Kronenzeitung geschieht, die seit Jahren insbesondere gegen die tschechischen und slowakischen Nachbarn schürt, ist das besonders absurd.
    Daher sollte man sich immer bewusst sein, dass sich auch in Zukunft wieder neue Konflikte bilden können und werden. Auch wenn diese natürlich ganz andere, nur schwer vorhersehbare Auslöser haben. Jedoch: Wird das Bundesheer auf Grund der momentan tatsächlich sehr stabil scheinenden regionalen Lage auf das diskutierte Minimum zurückgefahren, dann kann es nicht mehr hochgefahren werden. Jedenfalls geht das nicht einmal annähernd so schnell, wie sich eine neue Konfliktgefahr entwickeln kann.
    Für die Wiederherstellung einer vollen Landesverteidigung würde es nach Expertenansicht mindestens drei bis fünf Jahre dauern. Wenn ganze Truppengattungen zugesperrt werden, noch länger. Es fehlen ja nicht nur die Köpfe, sondern auch das spezifische Knowhow in diesen Köpfen.
    Überdies würde jede Regierung zögern, mitten in einem neuen Konflikt die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu verkünden. Denn das könnte als ein besonders riskantes und provozierendes Signal interpretiert werden, das einen potentiellen Unruhestifter erst recht zu beschleunigtem Losschlagen veranlasst, bevor sich eine solche Wiedereinführung der Wehrpflicht auswirkt. Das löst sehr riskante Erinnerungen an die Mobilisierungs-Spirale vor den Weltkriegen aus.
  2. Schon in den letzten Jahren gab es immer wieder Aufgaben, die nur mit einem Heer in Wehrpflicht-Dimension bewältigt werden können. Man denke etwa an den Grenzschutz-„Assistenzeinsatz“. Dieser war angeordnet worden, weil die Exekutive außerstande war, den illegalen Immigrantenstrom ohne Heereshilfe zu bewältigen. Dass dieser Einsatz inzwischen längst obsolet ist, aber trotzdem aus parteipolitischem Opportunismus weitergeführt wird, ändert nichts an der Beweiskraft dieses Beispiels.
  3. Andere Bedrohungen, die jederzeit aktuell werden können, sind noch viel ernsthafter und brauchen noch viel mehr Mann. Da geht es weniger um klassische Landesverteidigung, sondern um militärische Aufgaben im Inneren der Republik, insbesondere um den Schutz gegen Terrorismus.  Das Innenministerium hat eine Liste von rund 1000 Objekten erstellt, die im Fall terroristischer Umtriebe unter Schutz zu stellen sind. Dabei geht es nicht nur um Regierungsgebäude, sondern auch um die wichtigsten Bahnhöfe und Flughäfen, und insbesondere um Pipelines, die großen Stromleitungen und die Wasserleitungen der großen Städte, die gegenüber chemischen, biologischen oder schmutzig-nuklearen Vergiftungen besonders exponiert sind. Experten wissen, dass schon jetzt nur noch ein Teil dieser Anlagen effektiv zu schützen ist, künftig aber wird gar nichts mehr schützbar sein. Obwohl terroristische Bedrohungen zwischen Moskau, London und Madrid fast schon europäischer Alltag geworden sind. Obwohl schmutzige (also keine besondere Technik erfordernde) Atombomben zum Alptraum vieler Sicherheitsexperten geworden sind. Obwohl die gegenwärtige rapide Destabilisierung der gesamten islamischen Welt zu besonderer Vorsicht mahnen sollte.
  4. Eine der Allgemeinheit viel mehr bewusste Aufgabe des Bundesheeres ist der Katastrophenschutz.  Dazu braucht es einen funktionierenden Apparat mit vielen Spezialisten und eingeübter Logistik. Selbst wenn man überoptimistisch davon ausgeht, dass sich im Ernstfall genug Freiwillige für Katastropheneinsätze melden werden, übersieht man das hohe Ausmaß an dabei notwendiger Professionalität. Dabei geht es nicht nur um Lawinen, Waldbrände, Chemieunfälle oder Hochwasser, sondern etwa auch um den Fall einer atomaren Katastrophe in der Nachbarschaft. Nur ein Wehrpflichtigen-Heer hätte beispielsweise eine nennenswerte Anzahl von Milizärzten auf Abruf bereit.
  5. Nur ein Bundesheer mit einer Luftwaffe kann das Land gegen Terrorflieger schützen, sonst könnten in Österreich, aber auch im angrenzenden Mitteleuropa keine Großveranstaltungen wie das Weltwirtschaftsforum stattfinden (bei dem sich erst dieser Tage die Herren Faymann und Spindelegger als Advokaten der mittelasiatischen Diktaturen versucht haben).
  6. Worüber niemand spricht, woran vielleicht auch niemand denkt, weil Tabu-Themen hierzulande sowieso verdrängt werden: Was tut Österreich bei revolutionsähnlichen Umtrieben der Hunderttausenden jungen Migranten, die oder deren Eltern in den letzten Jahren ins Land gekommen sind, wenn diese eines Tages von halbgebildeten Imamen zu einem Aktionismus nach tunesisch-ägyptischer Art aufgepeitscht werden? Wie reagiert da die Republik, sobald es kein Bundesheer mehr gibt?
  7. Worüber ebenfalls ungern gesprochen wird: Auch in sonstigen Krisenfällen ist für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Inneren der künftige Bedarf an einer Armee möglich. Man denke nur an das Risiko großflächiger Plünderungen im Gefolge von Großdemonstrationen oder nach einem mehrtägigen Zusammenbruch der Versorgung.
  8. Tatsache ist auch, dass bisher alle Pläne gescheitert sind, die davon ausgehen, dass sich genug Freiwillige für wichtige Aufgaben melden.
    a.      In den 70er Jahren war bei der umstrittenen Kreisky-Reform eine professionelle 15.000-Mann-Bereitschaftstruppe beschlossen worden. Diese 15.000 haben sich aber nur maximal zur Hälfte eingefunden. Der Rest musste wieder mit Wehrpflichtigen angefüllt werden, um den Anschein einer Bereitschaftstruppe aufrechtzuerhalten. Bis diese dann unter Platter ganz verschwunden ist.
    b.     Es haben sich auch für die Miliz nie genügend Freiwillige gefunden, die als Gruppenkommandanten die untere Führungsebene bilden könnten. An freiwilligen Milizübungen haben sich nur fünf Prozent der geplanten Zahl beteiligt
    c.      Auch die jetzigen Auslandseinsätze sind – im Gegensatz zu großspurigen früheren Ankündigungen – nur zur Hälfte mit Berufssoldaten bestreitbar. Der Rest kommt aus der Miliz.
    d.     Zählt man jene Österreicher zusammen, die sich derzeit freiwillig dem Bundesheer für eine berufliche Soldatenkarriere auf irgendeiner Hierarchieebene zur Verfügung stellen, dann sind das jährlich weniger als 1000. Das ist nicht einmal die Hälfte der Darabos-Wunschziffer.
  9. In Deutschland, wo man den Schritt zum Berufsheer bereits gesetzt hat, hat man erst dieser Tage zugeben müssen, dass das 1,2 Milliarden Euro mehr kostet als geschätzt. Damit wird eine Maßnahme, die eigentlich aus Gründen der Budgeteinsparung beschlossen worden ist, zumindest vorerst zum gegenteiligen Effekt führen. In vielen Ländern haben sich bei weitem nicht die geplanten Menschenmengen für den Soldatenberuf gemeldet. Das wird sich auf Grund der Demographie auch nicht bessern. Mäßige Bezahlung, niedriges Sozialprestige führen außerdem überall zu einer negativen sozialen Auslese, wie wir sie etwa in der britischen Berufsarmee schon lange kennen.
  10.  Aber selbst wenn alles an dem Darabos-Modell so wie vorgesehen funktionieren sollte, selbst wenn sich wirklich – trotz der vom Minister aus taktischen Motiven deutlich reduzierten Soldzahlungen – alljährlich 2000 Freiwillige als Milizsoldaten finden sollten, hat das Modell eine katastrophale und bisher kaum diskutierte Lücke: Es würde 20 bis 30 Jahre dauern, bis aus diesen freiwillig einrückenden Soldaten dann die vorgesehene Miliz gebildet ist, um die versprochene Mobilmachungsstärke von 55.000 Mann zu erreichen (die wir derzeit haben). Denn von den jetzigen Wehrpflichtigen steht ja bei Abschaffung der Pflicht über Nacht kein einziger mehr zur Verfügung. Und die Miliz würde dem Darabos-Plan zufolge nur aus jenen Männern und Frauen gebildet, die freiwillig sechs Monate bis sechs Jahre gedient haben, und die dann 15 bis 30 Jahre zu Übungen und Einsätzen bereitstehen müssten. Und natürlich kann auch keiner der 1,8 Millionen Wehrpflichtigen mehr einberufen werden, die jetzt noch für den allerernstesten Ernstfall theoretisch zur Verfügung stehen.

Das heißt: Wir haben in der Tat einen Verteidigungsminister, der auf Jahrzehnte die Erfüllung der Aufgaben des Heeres zu unterbrechen beabsichtigt.

Übrigens, bei all diesen Überlegungen ist noch keine Zeile die Rede von Auslandseinsätzen oder der vielbeschworenen europäischen Solidarität gewesen. Obwohl derzeit rund um Europa alle Pfeiler der Stabilität zusammenzubrechen drohen. Bei all diesen Überlegungen ist auch noch keine Zeile die Rede vom dann natürlich ebenfalls wegbrechenden Zivildienst gewesen. Obwohl das Rote Kreuz katastrophale Konsequenzen befürchtet.

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Eine gefährliche Entwicklung drucken

Binnen einer Woche kam es in zwei Nationen der arabischen Welt zu starken Protesten gegen die jeweilige Regierung. In Tunesien führte dies zur Flucht des Präsidenten Ben Ali. In Ägypten ist es zwar noch nicht so weit, doch es gibt zwischen den beiden Länden viele Parallelen. Beispielsweise erinnerte Hosni Mubaraks jüngste Rede frappant an die Ansprache Ben Alis.

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Staaten ist, dass sie autokratische Präsidenten haben beziehungsweise hatten. Vor allem aber galten diese Nationen als „Freunde“ des Westens. Sie wurden mit dem Argument geduldet, alleine die Islamisten in Schach halten zu können. Nach den Desastern in Afghanistan und im Irak konnten es sich die USA nicht mehr leisten, solchen Ländern Vorschriften zu machen. Sie versuchten mit zwei Kriegen demokratische Regime zu installieren, lösten damit aber nur Bürgerkriege aus, die zuvor latent vorhanden gewesen waren und unter der Oberfläche brodelten. Dieser gewaltsame Zwang zur Demokratie darf daher als gescheitert angesehen werden.

Der Nahe Osten und die Maghrebstaaten haben sowohl für die USA als auch für Europa eine große Bedeutung. Nicht nur fließt das meiste Erdöl aus dieser Region, was für sich schon eine starke Aufmerksamkeit auf sich zöge, es berührt auch die USA auf Grund Israels, das für Washington eine geopolitisch wichtige Position innehat, und Europa, weil es an die betroffene Region unmittelbar angrenzt.

Es ist also kein Wunder, dass der Westen diese diktatorischen Regime duldete.

Diese politische Pattsituation, die ungelöste Probleme ignorierte, ist jetzt beendet. Die Völker der Maghrebstaaten haben offensichtlich genug von ihren Herrschern. Entscheidend dabei ist, dass dieser Freiheitsdrang nichts damit zu tun hat, dass die Moslems plötzlich zu Bewunderern der westlichen Lebensart wurden, so wie es die westliche Presse gerne hätte. Auch ist die Aufklärung dort nicht angekommen, wie manche annehmen. Der Grund für diese Entwicklung ist ganz einfach die Armut in diesen Staaten. Die Arbeitslosenzahlen in Tunesien, vor allem bei Akademikern, die am meisten Druck gegenüber dem Regime ausübten, liegen bei weit über 20 Prozent, die Inflation galoppiert mit über fünf Prozent dahin.

Auch andere Staaten in dieser Region haben mit einer wirtschaftsschwachen Struktur zu kämpfen:

„In Algerien beschäftigt der öffentliche Sektor 60 Prozent der Arbeitskräfte, in Jordanien sind es 50 Prozent, in Tunesien und Ägypten über 30 Prozent. Zu diesen Angaben wäre hinzuzufügen, dass in den arabischen Erdölmonarchien der Staat schätzungsweise über 90 Prozent der eigenen Bürger im Arbeitsalter beschäftigt; dagegen kommt ein Heer von 12 Mio. Fremdarbeitern in diesen Ländern zu 77 Prozent im Privatsektor unter.“, schreibt etwa die NZZ:

http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/das_arabische_no-future-syndrom_1.9155944.html

Stets werden zu Zeiten der Armut staatstheoretische Schwächen offenbar. Je diktatorischer ein Staat geführt wird, desto mehr wird er auch für die politische und wirtschaftliche Situation verantwortlich gemacht. Die Ereignisse, die uns gerade in allen Medien vor Augen geführt werden, sind folglich direkte Konsequenz dieser Umstände.

Weil aber auch die meisten anderen Staaten in der Levante, im Nahen Osten und im Maghreb mit diesen Problemen zu kämpfen haben, steht zu befürchten, dass sich so etwas wie ein Flächenbrand ausbreitet. Die Geschehnisse in Ägypten sind zum Teil schon der Vorbildwirkung Tunesiens zu verdanken.

Die Folgen wären unabsehbar. Aber zahlreiche Probleme sind schon zu erkennen. Wenn Ägypten in Zukunft von einer islamistischen Gruppierung regiert wird, verlöre Israel mit einem Schlag einen wichtigen Verbündeten. Selbst ein Bündnis des Iran mit den Maghrebstaaten scheint dann nicht mehr ausgeschlossen. Dies wäre die ultimative Katastrophe. Israel könnte sich gegen eine solche Übermacht schlicht nicht mehr verteidigen, ein Gemetzel würde stattfinden.

Würde Israel fallen, bekämen die Islamisten noch mehr Aufwind, sie hätten dann ihren Völkern einen Sieg gegen die „Zionisten“ geschenkt. Solcherart aufgestachelt würde sich der Blick der Moslems schnell nach Europa richten. Die Türkei möchte ja schon eine islamische Union; und auch wenn es wahrscheinlich ist, dass Erdogan dies als wahltaktische Maßnahme ventilierte, so zeigt es doch, dass die Türken nicht davor zurückschrecken, neben dem Pulverfaß zu zündeln.

Gleichzeitig sähe sich Europa natürlich einem enormen Flüchtlingsstrom ausgesetzt. Eine EU, die schon jetzt weit überfordert ist, Flüchtlinge abzuhandeln, würde ganz einfach mit Moslems überschwemmt. Diese Moslems würden aber nur darauf warten, dass sich die islamischen Staaten verbünden, um Europa zu erobern.

Ein weiterer Punkt, der Berücksichtigung finden muss, ist der Ölpreis, der schon jetzt an der Hundert-Dollar-Marke kratzt. Islamistische Regierungen könnten schnell der Versuchung erliegen, das Öl als Waffe gegen den Westen einzusetzen.

So weit, so schlecht. Betrachtet man die Situation nüchtern, so scheint es unwahrscheinlich, dass sich derart schnell konzertiert islamistische Regierungen bilden. Die dramatischen Konsequenzen, die oben beschrieben wurden, kann man somit relativieren. Doch dieses worst-case-Szenario ist möglich und zu seiner Auslösung benötigt nur einen Umstand: einen Angriff auf Israel.

Die Flüchtlingsströme und höhere Ölpreise sind uns indes auch so schon gewiss.

Philipp Starl ist Obmann der Rechtsliberalen Partei Österreichs und studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften.

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Strukturreformen für das Heer drucken

Auf die geographische sowie die derzeitige politische und militärische Situation angemessen zu reagieren würde grundlegende Maßnahmen erfordern: Aufgabe der Neutralität, Aufwertung des Bundesheeres und Sicherstellen seiner Einsatzfähigkeit. Oder als Alternative der Beitritt zu einem Bündnis, und nach Bildung einer gemeinsamen europäischen Berufsarmee die gänzliche Abschaffung.

Mit dem Lissabon-Vertrag verpflichtete sich Österreich, „einem anderen Mitgliedsstaat, der Opfer eines bewaffneten Angriffs auf sein Territorium wurde, mit aller in ihrer Macht stehenden Hilfe und Unterstützung im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen (Art.51 - kollektive Selbstverteidigung) beizustehen“. Weiters verpflichtet sich Österreich zum schrittweisen Ausbau seiner militärischen Fähigkeiten. Eine Klausel ermöglicht zwar den Neutralen, sich im Einzelfall der Beistandspflicht zu entziehen, die Unterschrift unter dem Lissabon-Vertrag bildet jedoch mit der Übernahme der Beistandsverpflichtungen ganz offensichtlich das Ende der Neutralität.

Die Neutralität existiert in Wahrheit nicht mehr, alle Versuche, sie mit dem Lissabon-Vertrag in Einklang zu bringen, dienen nur der Verhinderung einer sonst politisch notwendigen Volksabstimmung über die Neutralität. Wenn Österreich mit Streitkräften im Kosovo eine Politik durchzusetzen hilft, die eine der beiden Konfliktparteien in ihrem Recht auf Unverletzlichkeit des Staatsgebietes beschneidet, kann dies wohl nicht mehr als Neutralität angesprochen werden (ohne hier den Anspruch des kosovarischen Volkes auf Selbstbestimmung in Frage zu stellen).

Die Abschaffung der Streitkräfte ist angesichts der Verpflichtung zu ihrem schrittweisen Ausbau natürlich außerhalb jeder Diskussion. Die Notwendigkeit der Luftraumüberwachung durch Österreichische Luftstreitkräfte ergibt sich gerade aus der Fiktion Neutralität.

Derzeit besteht für Österreich keinerlei Bedrohung, die eine militärische Selbstbehauptung notwendig machen würde. Angesichts der erkennbaren Instabilität der EU und der Unberechenbarkeit des Russischen Großmachtstrebens besteht aber die Möglichkeit, innerhalb eines Zeitrahmens von 5-10 Jahren wieder einer akuten Bedrohung der Souveränität entgegentreten zu müssen. Es gibt also keinen Grund, Streitkräfte einsatzbereit präsent zu halten, wohl aber die Notwendigkeit, innerhalb einiger Jahre die militärische Kapazität bis zur Verteidigung der Souveränität hochfahren und jederzeit friedenserhaltende Einsätze im Ausland bestreiten zu können.

Nachdem militärische Krisen im Regelfall mit politischen und ökonomischen einhergehen, ist kaum von einer massiven Aufstockung des Verteidigungsbudgets während einer Krise auszugehen. Das benötigte schwere Gerät ist also bereits im Frieden bereitzulegen, was angesichts der drastischen Verlangsamung der Rüstungsspirale und der damit verbundenen Verlängerung der Nutzungsdauer des Gerätes nicht wirklich problematisch erscheint.

Aus dem Zeitrahmen für eine mögliche militärische Bedrohung ergibt sich die Notwendigkeit, einerseits ein Instrument zur rechtzeitigen Vorwarnung in Form eines Nachrichtendienstes, andererseits die militärische Kompetenz des Kaderpersonals aufrecht zu erhalten, weil der Zeitrahmen für den Aufbau eines ausgebildeten Kaders die mögliche Vorwarnzeit deutlich überschreitet.

Kein verantwortungsbewusster Kommandant sieht es als realistisch an, Wehrpflichtige in sechsmonatiger Wehrdienstzeit unter den von der Politik vorgegebenen und der Gesellschaft maximal tolerierten Rahmenbedingungen zu einsatzbereiten Soldaten für einen Verteidigungsfall heranbilden zu können. Real immer kürzer werdende Wehr- und Ausbildungszeiten kontrastieren zu immer komplexer werdenden Waffensystemen und Einsatzbedingungen am Gefechtsfeld. Das Bundesheer hat keinen einsatzbereiten Soldaten mehr. Damit verliert der Wehrdienst innerhalb von Streitkräften jeden Sinn. Dem Wehrpflichtigen sechs Monate eines sinnentleerten Dienstes aufzuzwingen, um den Zivildienst aufrecht erhalten zu können, stellt Betrug am wehrdienstleistenden Bürger dar.

Assistenzleistungen bei Katastrophen könnten durch einen unbewaffneten technischen Hilfsdienst – möglicherweise in Form eines verpflichtenden Dienstes aller Staatsbürger – unter Einbeziehung des bisherigen Zivildienstes besser bewältigt werden. Für friedenserhaltende Auslandseinsätze wären robuste (Militär-) Polizeikräfte nach dem Vorbild der Carabinieri weit besser geeigneter als Soldaten mit einer flüchtigen Ausbildung.

Aus der Verpflichtung zum schrittweisen Ausbau, der Beurteilung der Bedrohung und der Unmöglichkeit, die Verteidigung mit einer Wehrpflichtigenarmee im derzeitigen Zustand zu bewerkstelligen, ist abzuleiten, dass der Grundwehrdienst auzusetzen und ein Berufsheer zu bilden ist. Zur Gänze abgeschafft kann die Wehrpflicht erst allenfalls nach Aufgabe der Neutralität werden, weil eine eventuelle Verteidigung der Souveränität mit einem kleinen Berufsheer kaum, im Rahmen eines Bündnisses aber sehr wohl darstellbar ist.

Zielsetzung der Bildung dieses Heeres muss die Sicherstellung des raschen Heeresausbaues in Krisenzeiten mit Wehrpflichtigen, unter entsprechendem äußeren Druck hoffentlich unter den richtigen Rahmenedingungen, die Abdeckung der Auslandseinsätze und die Bildung eines Kerns eines möglichen Beitrages zu einer Europäischen Verteidigung nach Aufgabe der Neutralität sein. Damit ist die Größenordnung dieses Heeres bestimmbar. Aus den oben angeführten Gründen sind im Verteidigungsfall jedenfalls Europäische Berufsstreitkräfte besser geeignet als nationale Wehrpflichtigenarmeen.

Daher wäre grundsätzlich letztendlich die Aufgabe der Neutralität, der Eintritt in ein Europäisches Verteidigungsbündnis, die Abschaffung der Wehrpflicht, und die Bildung eines Berufsheeres die vernünftigste Variante. Unter der Bedingung der Beibehaltung der Neutralität ist die Wehrpflicht lediglich auszusetzen, um im Bedarfs- und Bedrohungsfall aus dem Berufsheer rasch (5-7 Jahre) ein ausreichend großes Wehrpflichtigenheer entwickeln zu können.

Die Autoren dieses Beitrags sind zwei aus - derzeit überaus verständlichen Gründen - ungenannt bleibende Offiziere des Bundesheeres.

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Fußnote 167: Moralisch schuldig drucken

Karl-Heinz Grasser ist noch immer ein Straßenfeger.

So auch beim sonntägigen „Im Zentrum“, wo er wieder einmal in verblüffender Weise brillieren konnte. Freilich saßen ihm lauter jammervolle schwache Gegner gegenüber. Von diesem Urteil ist nur der souveräne Staatsanwalts-Präsident auszunehmen, der aber naturgemäß zum konkreten Fall nichts sagen durfte (sucht die Republik nicht dringend einen Justizminister?). Ansonsten aber gab es ringsum Peinlichkeit: Diese verkörperte etwa der PR-Geschäftemacher Rosam (der bekanntlich eine offene Rechnung mit schwarz-blau offen hat, seit Wolfgang Schüssel Rosams Eigenpropagandaschmäh, er wäre Berater des schwarz-blauen Bundeskanzlers, öffentlich dementiert hat): Er hatte zwar kein einziges – neues oder altes – Faktum vorzubringen, erklärte aber a priori das „System Grasser“ für moralisch schuldig. Das war natürlich auch die wie immer Hilflosigkeit ausstrahlende Ingrid Thurnher, die offenbar glaubt, sie würde zu einer guten Diskussionsmoderatorin, wenn sie den seit Jahren praktizierten Schlusssatz einer brillanten deutschen Kollegin übernimmt und wenn sie ansonsten Grasser bei jedem Satz zu unterbrechen versucht (was sie immer nur bei dem einen jeden Sonntagabend als Bösewicht besetzten nicht-linken Diskussionsteilnehmer tut). Und da war zu schlechter Letzt der ständig SPÖ-Propaganda verbreitende Publizistik-Professor, der vor Hunderttausenden Zusehern sogar de facto offen zum Amtsmissbrauch anstiftete.

Zum Glück wird man in Österreich noch von unabhängigen Gerichten und nicht von solchen ORF-geschnitzten Tribunalen verurteilt. Dabei hätte es jede Menge sehr unangenehme Fragen an Grasser gegeben, von denen Thurnher zwar ein paar versuchte, aber mangels rechtlicher Kenntnisse keine wirklich drüberbrachte.

(Nachträgliche Ergänzung. Nun in Zahlen der Beleg für die Gassenfeger-Eigenschaft Grassers: Bei ihm haben 660.000 zugesehen, die Woche davor waren es 473.000!)

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Warum Österreich nicht gelobt werden darf drucken

Noch nie hat ein ehemaliges amerikanisches Regierungsmitglied so begeistert und so positiv über Österreich gesprochen. Und noch nie wurde eine so hochrangige Rede eines wichtigen Amerikaners über Österreich von praktisch allen österreichischen Medien so geschlossen boykottiert. Vom ORF auf- und abwärts. Der Grund: Das Lob galt hauptsächlich der schwarz-blauen Regierung Schüssel.

Solches Lob darf aber prinzipiell nicht sein. Hat man doch jetzt überdies mit der Selbstanzeige Karl-Heinz Grassers, 18.000 Euro Steuern hinterzogen zu haben, endlich den endgültigen und daher tagelang zu trommelnden Beweis, dass Schwarz-Blau sieben Jahre der absoluten Schande waren. (Wer kann da noch von der Kleinigkeit der 95 Millionen an Korruptionsgeldern aus Steuermitteln reden, die seit dem Amtsantritt von Werner Faymann zur Beeinflussung von Medien ausgegeben werden? Alljährlich. Und zwar vorsätzlich, nicht etwa nur fahrlässig). Außerdem hat es Eizenstat (ehemaliger US-Botschafter bei der EU und Staatssekretär im Finanzministerium) gewagt, ausgerechnet während der wochenlangen Kreisky-Weihespiele über jemand anderen zu reden.

Wer der englischen Sprache halbwegs mächtig ist und sich unabhängig von den erstaunlich geschlossen manche Dinge totschweigenden Medien ein Bild machen will, sollte sich den Text der Rede des langjährigen US-Staatssekretärs Stuart Eizenstat vom 19. Jänner direkt gönnen. Er sagt darin nämlich unter anderem über Österreich wörtlich, „dass in den letzten Jahren kein anderes Land seine moralische Verantwortung so weitgehend und so schnell anerkannt hat, indem es konkrete Schritte in Hinblick auf seine Rolle während des zweiten Weltkriegs gesetzt hat.“

Eizenstat sprach über die mittlerweile zehn Jahre alten Regelungen über die Restitution und Kompensation für Opfer des Nationalsozialismus. Österreich sei dadurch „wenn auch verspätet, ein leuchtendes Beispiel und weltweit führend bei der Suche nach Gerechtigkeit für Opfer der Shoah und anderer Nazi-Opfer geworden“.

Warum diese sensationelle Rede fast überall totgeschwiegen wird? Der Grund ist ziemlich klar: Rot wie Grün klammern sich verzweifelt an die Fiktion, dass sie ein Bollwerk gegen Nationalsozialismus und Faschismus wären. Sie haben ja nach dem Kollaps aller sozialistischen Gesellschaftsmodelle nichts anderes mehr, womit sie zumindest sich selbst noch eine moralische Überlegenheit vorspiegeln können. Dazu haben sie ja – zusammen mit ihren medialen Helfershelfern – bei den Kreiskys-Weihespielen dessen grauslichen Antisemitismus („Wenn die Juden ein Volk sind, dann ein mieses“) und dessen Hang zu Altnazis als Minister elegant durch ein retuschiertes Bild zu ersetzen verstanden. Außerdem geben sie zahllose Steuergelder für propagandistische Vorfeldorganisationen aus, die sich als antifaschistisch oder als „Dokumentationszentren“ tarnen.

Sogar die gewalttätige Vandalen-Horde, die mit rot-grüner Unterstützung alljährlich mindestens einmal der Polizei Gewaltszenen liefert, wie auch in den vergangenen Stunden, rechtfertigt ihre Aggressivität mit irgendwelchen „antifaschistischen“ Parolen. Obwohl sie selbst ein absolutes Musterbeispiel für Faschismus ist.

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Schreibtischtäter drucken

Europas Menschenrechtsgericht,
das dort in Straßburg Sprüche spricht,
beliefert mich seit Jahren
mit Stoff zu Kommentaren.

Verblüfft’s ja stets, wes Geistes Kind
die ehrenwerten Richter sind,
die sorgsam beim Entscheiden
die Bodenhaftung meiden!

Zu Föten heißt’s aus höchster Sicht:
Die Menschenrechte gelten nicht -
für Sondermüll kann’s eben
nur Öko-Normen geben.

Doch Haftentschädigung - welch Clou! -
steht Sexualverbrechern zu
für Sicherungsverwahrung,
so kürzlich die Erfahrung.

Und Geld kriegt auch ein Asylant,
den Belgien zurückgesandt
nach Hellas sintemalen -
und beide müssen zahlen.

Naja, das nächste Hilfspaket,
das sich schon fast von selbst versteht,
wird sicher dafür reichen,
die Buße zu begleichen.

Denn nicht allein Transfer-Verein
für Schulden soll Europa sein,
nein auch für Immigranten
samt fernsten Anverwandten.

Zudem verdutzt uns hie und da
in Lëtzebuerg der EuGH,
wo ähnlich die Kollegen
ihr Richterdasein pflegen!

Ob Straßburg, Brüssel, Luxemburg -
ein anonymer Dramaturg,
so scheint es, zieht die Fäden,
bestimmt das Tun und Reden.

Und alle werken Hand in Hand -
nur ist es für das Abendland
im Dienst der fremden Werte
nicht selten das Verkehrte...

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Wie viel Dummheit und Bösartigkeit hält das Land aus? drucken

Und was ist alles sonst noch diese Woche an Dummheiten oder Bösartigkeiten passiert oder bekannt geworden? Bedrückend viel – wenn auch mit sehr unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, die von einer ganzen Reihe Medien über die ÖH, den Verwaltungsgerichtshof und die Gemeinde Wien bis zu den Ministern Berlakovich, Schmied, Heinisch-Hosek und Bandion-Ortner reichen.

Medien: In diversen Medien konnte man versteckt die Korrektur einer im Grund ungeheuerlichen Falschmeldung lesen: Elisabeth Sabaditsch-Wolff habe in ihrem Prozess nicht gesagt „Der Euro-Islam ist einfach nur Scheiße“, sondern der Euroislam sei „Wunschdenken“. Da kann man nur sagen: Es lebe der kleine Unterschied. Während die erste Variante erstmals zumindest gewisses Verständnis dafür wecken hätte können, weshalb die Staatsanwaltschaft mit voller Artillerie gegen die Islamwissenschaftlerin ausrückt, ist der nun offenbar richtig zitierte Satz die reinste Wahrheit.

Der Blogger ist ziemlich verzweifelt: Man kann ja nicht zu jedem Prozess, zu jeder Pressekonferenz gehen, um an ein halbwegs korrektes Tatsachensubstrat heranzukommen. Und wenn offenbar eine Agentur einen grenzintelligenten Schwerhörigen zu dem Prozess entsendet, dessen Bericht dann an vielen Orten zu lesen ist, vervielfacht sich der Schaden. Es hat ja offensichtlich nicht einmal der mit Tausenden Menschen besetzte ORF selbst den Prozess verfolgen können, sonst hätte nicht auch er die Richtigstellung bringen müssen.

ÖH und Grüne: Die von Zwangsbeiträgen lebende grünrote Hochschülerschaft verbreitete unter den Studenten einen Aufruf zu einer (regelmäßig gewalttätig werdenden) Demonstration von linksextremistischen Gruppen gegen einen Ball schlagender Verbindungen. Dieser Aufruf gipfelte in dem wörtlichen Satz: „Gegen Österreich und seine Fans!“ Trotz solcher Ungeheuerlichkeiten bleiben die Studenten weiter verpflichtet, Zwangsbeiträge an jene Vereinigung zu zahlen (woran sie freilich auch selbst mitschuld sind, weil sie nicht zur ÖH-Wahl gehen und damit den allerradikalsten Elementen den Weg freigeben).

Braucht es noch eine extra Erwähnung, dass sich die Grünen und der übliche SPÖ-Linksaußen Jarolim wieder einmal massiv hinter jene Chaoten-Demonstration gestellt haben. Sie kritisieren lautstark die Polizei, weil diese der Demonstration nicht den gewünschten Demonstrationsplatz vor dem Ballsaal erlaubt hat. Aber noch immer gibt es Menschen, die diese Grünen für eine anständige Partei halten und die Jarolim mit dem Wort "Recht" in Verbindung bringen.

Demokratie in Österreich: Eine Studie der Universität Zürich und des Wissenschaftszentrums Berlin hat die Demokratiequalität von 30 Ländern geprüft: Österreich landete dabei am absolut blamablen 20. Platz. Die Forscher führten das schlechte Abschneiden Österreichs insbesondere auf „eine unterdurchschnittliche Erfüllung des Prinzips Freiheit“ und die „vergleichsweise wenig ausgebaute Presselandschaft“ zurück. Zwar gab es im untersuchten Zeitraum 1995-2005 eine leichte Besserung – aber ganz sicher, so darf man hinzufügen, seither keine mehr: Man denke nur an Verhetzungsparagraphen und Ähnliches.

Der SPÖ-Abgeordnete Leichtfried: Besonders pikant ist, dass in der gerade erwähnten Untersuchung Ungarn besser als Österreich abschneidet. Ausgerechnet über Ungarn hat jedoch vor wenigen Tagen der offensichtlich von jedem Anstand verlassene SPÖ-Europaabgeordnete Leichtfried behauptet, dass es auf dem Weg in die Diktatur wäre. Er glaubte dies aus dem neuen ungarischen Mediengesetz ableiten zu können, obwohl das Gesetz von der sehr fairen EU-Kommission nur in drei recht marginalen (aber berechtigt erscheinenden) Punkten kritisiert worden ist. So wie ja auch schon Österreich wegen Dutzender Gesetze von der Kommission kritisiert und ermahnt worden ist. Solche Abgeordnete wie der Herr Leichtfried sind der beste Beitrag, dass sich bald wieder neue Feindschaften zwischen Nachbarstaaten entwickeln. Aber auch daran werden natürlich wieder die falschen schuld sein.

Der ÖVP-Minister Berlakovich: Er träumt wieder einmal von der Energieautarkie Österreichs. Und glaubt damit, billiges Lob vom grünen Eck  holen zu können. Jeder, der von Energie und Wirtschaft auch nur eine leichte Ahnung hat, greift sich freilich an den Kopf. Mit Hilfe solcher Autarkieträume würden sich zwar Windmühl-, Biogas- und Solarpanel-Erzeuger eine goldene Nase verdienen. Dennoch hätte Österreich keine Chance, wirklich autark zu werden, selbst wenn jeder noch freie Hügel dieses Landes mit Windenergieanlagen zubetoniert würde. Gleichzeitig würden die Konsumenten ob der damit verbundenen Strom- und Treibstoffrechnungen verarmen und es würde eine weiterer guter Teil der industriellen Arbeitsplätze aus Österreich vertrieben werden.

Die SPÖ-Ministerinnen Schmied und Heinisch-Hosek: Sie wollen nun den Quadratmeteranspruch jedes Lehrers festschreiben. Was nach einer Humanisierung klingt, ist in Wahrheit eine unglaubliche Frechheit: Jeder Lehrer soll nämlich Anspruch auf ganze zwei Quadratmeter bekommen. Nur zum Vergleich: Privatfirmen werden seit Jahren genau geprüft, ob jeder Mitarbeiter mindestens acht Quadratmeter hat. Und ich habe selbst erlebt, dass einer dieser wie der Großinquisitor in die Redaktion gekommene Überwacher solcher Vorschriften meinen Mitarbeitern überdies auch noch vorschreiben wollte, wo im Raum sie ihre Schreibtische aufzustellen haben. Worauf ihn diese jedoch brüllend hinausgeworfen haben. Das hat mich zugegebenermaßen sehr erheitert und stolz auf meine Mitarbeiter gemacht. Der sich mit Hilfe solcher Minister ständig noch mehr aufplusternde Staat macht ja auch sonst viele Vorschriften, die nur für die steuerzahlende Privatwirtschaft, nicht jedoch für ihn selber gelten. Was die Loyalität der Staatsbürger ihm gegenüber ungemein erhöht.

Aber noch einmal zurück zur Antilehrer-Ministerin Schmied und ihrer frechen Begründung für diese zwei Quadratmeter-Regel. Obwohl sie ständig davon redet, dass die Lehrer künftig ganztägig in den Schulen sein sollen, findet sie diese zwei Quadratmeter total in Ordnung: Man dürfe nicht vergessen, dass den Lehrern nicht nur das Konferenzzimmer zur Verfügung stehe – an Schulen gebe es viele Räume. In der Tat, das habe ich ganz vergessen. Bitte um Entschuldigung. Die meisten Schulen haben ja auch Klos (oft sogar schon mit einer neumodischen Wasserspülung) und Stiegenhäuser, bisweilen sogar Gehsteige vor der Schule. Also: Lehrer, gehabt euch nicht so.

Nochmals Schmied: Die sich immer mehr in radikale Gefilde versteigende Ministerin hat einen Gesetzesentwurf des Innenministeriums, demzufolge die Anforderungen an Zuwanderer, Deutsch zu lernen, etwas verschärft werden, mit folgender Argumentation abgelehnt: "Zu starker Zwang und Sanktionen sind jedem Lernen abträglich." Wie ja offenbar die von Schmied wahrgenommene Realität beweist: Die türkischen Zuwanderer - etwa die mit 15 nach Österreich "vermittelten" Ehefrauen - haben früher bekanntlich mit großem Erfolg Deutsch gelernt, da bisher jeder Zwang, jede Sanktion gefehlt hat. Oder was? Langsam wird es Zeit, die Ministerin, die sich mit einer solchen Einstellung an der Bildung unserer Kinder vergreifen darf, selbst einmal einem Intelligenztest auszusetzen. Blöder gehts nämlich wirklich nicht.

Gemeinde Wien: 250.000 Euro bekommt der „Verein Kulturzentrum Spittelberg“. Alljährlich. Und was hat die grünnahe Basisorganisation laut einem undementierten Bericht der Gratiszeitung „heute“ damit gemacht, außer halt zu existieren und 40.000 Euro bei Spekulationen zu verlieren? Sie hat anatolische „Langhalslaute“ und eine Sadomaso-Initiative gefördert. Also: Steuerzahler seid froh, dass mit Eurem Geld einmal etwas Gescheites passiert und es nicht für solche Unsinnigkeiten wie Familienförderung, Bildung oder Schuldenrückzahlung verwendet wird. Und lernen könnt ihr auch etwas: Wenn sich die grüne Basis verspekuliert, dann ist das nicht ein Skandal, sondern Kultur nach Wiener Art.

Jungtürkische Banden: Im Herbst haben vor einer Diskothek in St. Johann vier junge Türken einen Mann so schwer verprügelt und dann von einer drei Meter hohen Mauer geworfen, dass er tagelang in Lebensgefahr schwebte und lebenslang blind und behindert bleiben wird. Die Staatsanwaltschaft nahm die Wochen später ausgeforschten Täter nicht einmal in Untersuchungshaft: Schließlich sei das Opfer noch am Leben . . .

Diese Informationen entnehme ich aus der Salzburger „Kronenzeitung“, die ja exzellente Kontakte zur lokalen Polizei hat. Diese hat der Zeitung auch zugeflüstert: „Der Druck der Politik, nur ja keine unangenehmen Vorfälle ans Tageslicht zu bringen, ist enorm“. Dementsprechend war in den offiziellen Polizeiberichten nur von „einheimischen“ Tätern die Rede. Ach ja, die vier wohnen doch tatsächlich in Bischofshofen. Und überdies: Wer im Land Salzburg in eine Discothek geht, ist sicher selber schuld.

Verwaltungsgerichtshof: Zwar wurde dem VwGH schon vor drei Jahren die Kompetenz in Asylfragen entzogen (was damals die üblichen Gutmenschen und Medien fürchterlich erregt hat), aber bis heute hat er nicht einmal noch die bis dahin angefallenen Asyl-Causen erledigt! Das erregt die Innenministerin zu Recht.

Was das in jedem Einzelfall bedeutet, ist ziemlich klar: Wenn dann endlich eine Entscheidung da ist, dass der Asylwerber beim besten Willen keinen Asylgrund hat, starten ORF, Teile der SPÖ und der Grünen samt der sonstigen Asyl-Industrie die nächste Kampagne, nämlich dass man ihn trotzdem da lassen solle. Grund: Er ist ja nun schon so viele Jahre da. Dass der Präsident des Verwaltungsgerichtshofs knallrot ist, hängt mit all dem natürlich überhaupt nicht zusammen. Bei Gerichten gilt ja erst recht die Unschuldsvermutung.

Unsere liebe Justizministerin: Frau Bandion-Ortner reagiert patzig, weil sich Karl-Heinz Grasser über die Länge der Untersuchungen gegen ihn erregt. Es gebe keine Verdächtigen ersten und zweiter Klasse, erklärt die Ministerin. Da ist ihr voll zuzustimmen.

Nicht zuzustimmen ist ihr freilich, dass es ihr ganz offensichtlich gleichgültig ist, wie lange Verdächtige erster UND zweiter Klasse auf eine Anklage-Entscheidung warten müssen. Die Staatsanwaltschaft braucht in großen Wirtschafts-Causen unfassbare zehn Jahre, bis es zur ersten Verhandlung kommt. Auf diese folgen dann meist noch viele weitere Jahre, bis irgendein Urteil rechtskräftig ist, oder bis sich kein einziger Zeuge mehr erinnern kann. Der Vergleich mit der nach einem halben Jahr erfolgten Verurteilung des US-Betrügers Madoff macht einen sicher, dass diese Langsamkeit absolut nicht notwendig wäre. Wenn etwa der Ruttenstorfer-Prozess nicht jetzt auch noch überflüssigerweise in die zweite Instanz gezogen würde, wenn skandalöse Prozesse wie gegen Sabaditsch-Wolff von vornherein unterblieben, hätte man die Staatsanwaltschaft schon wieder entlastet und sie könnte den wirklich wichtigen Causen mehr Zeit widmen (Noch mehr geschähe dies, wenn die völlig missglückte Strafrechtsreform der Ära Böhmdorfer einfach rückgängig gemacht würde).

Und überhaupt nicht recht hat Bandion-Ortner mit ihrer Reaktion auf den zweiten Teil der Grasser-Beschwerde: Der Exminister hat sich zu Recht beklagt, dass ganz offensichtlich Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft seit Wochen scheibchenweise irgendwelche Medien mit Details der Grasser-Untersuchung versorgen. In grober Verletzung der Amtsverschwiegenheit. So wie sie das schon in vielen anderen Fällen getan haben. Diese Aktionen haben ganz offensichtlich immer denselben Zweck: Den Ex-Minister in ein schiefes Licht zu rücken, obwohl nach wie vor keine strafrechtlich relevante Handlung Grassers bekannt ist.

Schnippisch (kein Wunder, dass die Ministerin von ihrer Pressebetreuerin verlassen worden ist) teilte sie als einzige Reaktion auf die Beschwerde mit, wenn jemand diesbezüglich Anzeige erstatte, würde sie die eh an die Korruptionsstaatsanwaltschaft weiterleiten. Der Rest ist ihr offensichtlich total wurscht. Hat die gute Frau noch nie etwas davon gehört, dass sie eigentlich eine Aufsichtspflicht über die ihr unterstehende Staatsanwaltschaft hat? Dass diese Pflicht gilt, auch wenn niemand eine formelle Anzeige erstattet. Dass sie im Interesse des Ansehens des Rechtsstaates von sich aus alles unternehmen müsste, um die Täter ausfindig zu machen. Dass ihre Wurstigkeit dem ohnedies angeschlagenen Ansehen der Justiz noch weiter schadet.

Aber offenbar dauert die Suche der ÖVP nach einem Nachfolger für die Fehlbesetzung noch immer an. Und jetzt wird sie aus taktischen Gründen erst recht nicht abgelöst, weil das ja sonst von der zugegebenermaßen noch viel ärgeren Causa Darabos ablenken würde.

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SN-Kontroverse: SPÖ-Wehrpflichtdebatte drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die SPÖ in der Wehrpflichtdebatte auf dem richtigen Kurs?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

 

Gut, dass diskutiert wird

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit dem Fall der Berliner Mauer, dem Ende des Kalten Kriegs und dem Beitritt zur EU befindet sich Österreich in einer vollkommen anderen sicherheitspolitischen Situation als nach 1945. Die Bedrohungsszenarien und die Anforderungen bei der Bewältigung der militärischen Kernkompetenzen sind anders. Niemand würde heute glauben, dass Russland in Österreich durchmarschiert, um mit der NATO einen Krieg zu führen. Diese Annahme war in den 1960er-Jahren realistisch und hat folglich zur Entwicklung des Raumverteidigungskonzepts, der Spannocci-Doktrin geführt.

Jetzt ist es die allgemeine Wehrpflicht, die der Überprüfung durch die Realität nicht mehr standhält. Denn wie rechtfertigt es ein Staat, dass er jährlich Abertausende junge Männer zu einem mehrmonatigen Zwangsdienst verpflichtet, der weitgehend sinnentleert ist? Österreich ist von befreundeten Staaten umgeben, die keine kriegerischen Absichten hegen. Die Verteidigung des Vaterlandes als Grund für die Aufrechterhaltung der Wehrpflicht fällt somit weg. Und gerade im Kriegsfall wäre die heutige Form der Ausbildung völlig ungeeignet. Kriegsgerät und Kriegsführung setzen hoch spezialisiertes Expertentum voraus. Aus den Knarren in der Hand des Infanteristen sind längst technisch hochkomplexe Waffensysteme geworden, die nur von geschulten Profis bedient werden können.

Auch das Argument, dass mit der Aufhebung der Wehrpflicht das Sozial- und Gesundheitssystem mit einem Schlag billige Arbeitskräfte verliert, zieht nicht. Es gibt zahllose Möglichkeiten, um jungen Leuten den freiwilligen Sozialdienst schmackhaft zu machen. Und da es Aufgabe der Politik ist, auf geänderte Situationen neue Antworten zu finden, ist es gut, dass nun eine Debatte über die Aussetzung des militärischen Zwangsdienstes entfacht wurde. 


Welche Debatte? Welcher Kurs?

Andreas Unterberger

Heute tue ich mir schwer mit der gestellten Frage. Denn ich kann weder eine Debatte erkennen noch einen Kurs der SPÖ (oder einen der ÖVP).

Geht es um den Kurs der „Kronen Zeitung", den Michael Häupl in der eitlen Hoffnung, solcherart seine Schlappe bei den Wien-Wahlen abzuwenden, im letzten Moment apportiert hat? Geht es um den Kurs des Verteidigungsministers, der alle paar Monate das Gegenteil als „in Stein gemeißelt" erklärt? Geht es um die hohlen, aber neuerdings heftig trainierten Töne des SPÖ-Bundeskanzlers? Geht es um den Kurs des SPÖ-Wehrsprechers, des SPÖ-Verfassungssprechers, des SPÖ-Bundespräsidenten, die alle für die Wehrpflicht sind?

Ich kann aber auch keine Debatte erkennen. Soll diese im brutalen Hinauswurf des obersten Offiziers bestehen, nur weil der eine solche zu führen versucht hat? Soll das vom Minister auf den Tisch des - in mehrfacher Hinsicht sprachlosen - Koalitionspartners geknallte Papierchen eine Debatte darstellen? Sollen es die darin enthaltenen Zahlen sein, die entgegen den ursprünglichen Expertenberechnungen auf seine Anordnung so lang manipuliert wurden, bis dann doch irgendwie eine Berufsarmee als finanzierbar dargestellt werden konnte? Sollen das die Lügen sein, dass es in Schweden, Belgien oder Deutschland positive Erfahrungswerte mit einer Berufsarmee gäbe? Soll die Debatte im Fehlen jeder Analyse bestehen, auf welche neuen Aufgaben und Gefahren Österreich und Europa sich eigentlich vorbereiten müssten? Oder in der panischen Angst vor jeder Neutralitätsdebatte? Oder im totalen Ignorieren der ernsthaften Sorgen, dass sich die künftige Armee überwiegend aus Rechtsradikalen, aus Arbeitslosen sowie aus Zuwanderern ohne emotionale Bindung an Österreich rekrutieren dürfte?

Eine ernsthafte Debatte wird es erst geben, wenn die SPÖ einen ernsthaften Minister präsentiert. Also einen anderen.

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Die Justiz in allen Gassen drucken

Karl-Heinz Grasser ist nun erstmals wirklich angepatzt. Wolfgang Ruttenstorfer ist hingegen entpatzt. Und auch die sich sonst so sehr im angeblichen oder wirklichen Schmutz Anderer suhlenden Fellner-Brüder sollten sich eine gute Putzerei suchen.

Grasser hat während seiner Ministerzeit die Versteuerung von Aktiengewinnen vergessen. Wohl ist er mittels Selbstanzeige und der sofortigen Bezahlung der Steuer jedem Strafverfahren entgangen. Auf Ahnungslosigkeit oder Vergessen kann sich ein Finanzminister aber nicht ernsthaft berufen. Auch wenn sich der "vergessene" Betrug angesichts der jahrelangen Anschuldigungen einer ganzen Anti-Grasser-Industrie gegen ihn eher wie Peanuts ausnimmt.

Der Beinahe-ÖVP-Obmann ist damit wohl politisch für den Rest seines Lebens verbrannt. Oder doch nicht? Immerhin gibt es einen anderen ehemaligen Finanzminister, der sich in Steuersachen viel schwerer schuldig gemacht hat. Der deshalb zum Unterschied von Grasser auch vorbestraft ist. Dieser Ex-Finanzminister wird nun jedoch von der SPÖ und von den durch die SPÖ aus unseren Steuern und Abgaben bestochenen Zeitungen und Fernsehanstalten als Retter des Bildungssystems herumgereicht. Trotz erwiesener Ahnungslosigkeit in diesen Fragen. Freilich: Ein Linker steht bekanntlich moralisch immer auf einem viel höheren Grund als ein rechter Politiker.

Erfreulich und berechtigt ist hingegen der Freispruch eines anderen Expolitikers der SPÖ, des OMV-Chefs Ruttenstorfer (auch wenn es recht seltsam ist, dass von den Medien der genannten Kategorie in Zusammenhang mit dem Prozess nie auf die SPÖ-Vergangenheit Ruttenstorfers hingewiesen wurde).

Der Freispruch – sofern er auch in der Instanz hält – befreit jedenfalls sämtliche Vorstände von Aktiengesellschaften aus einer sonst tödlichen Doppelmühle: Auf der einen Seite legen alle Aktionäre großen Wert darauf, dass auch die Topmanager ihr Geld in Aktien der Gesellschaft anlegen und ihr Gehalt zum Teil in Aktien bekommen. Die Aktionäre wollen dadurch erreichen, dass die Manager immer auch an sie denken. Was leider nicht ganz selbstverständlich ist. Auf der anderen Seite aber geraten die Vorstände stets in den Verdacht der Insiderei, sobald sie diese Optionen realisieren, sobald sie die Aktien erwerben: Denn es gibt wohl keine einzige Stunde in der Amtszeit eines Vorstandes, es sei denn er ist völlig inaktiv, in der dieser nicht Insiderwissen hätte, in der dieser nicht mehr wüsste als alle anderen Aktionäre. Was ihn aber im Zeitpunkt eines Aktienkaufs sofort zum Verbrecher zu machen droht.

Im Fall des OMV-Chef hat man eine gute Lösung gefunden: Da Ruttenstorfer die erworbenen Aktien erst nach Jahren verkaufen darf, kann niemand ernsthaft an eine Bereicherung durch den momentanen Wissensvorsprung glauben. Vielleicht sollte endlich auch der Gesetzgeber das klarstellen. Damit die Chefs der großen Firmen wieder mehr ans Geschäft als an die Angst vor dem Staatsanwalt denken.

Noch einmal Justiz: Erstaunlich, dass sich diese traut, bei den mächtigen Medienbrüdern Fellner Hausdurchsuchungen zu machen. Anlass ist ein sehr dubioses Immobiliengeschäft. Freilich wird es noch sehr spannend, ob die Justiz am Ende auch wirklich gute Karten gegen die Fellners in der Hand hat. Denn sonst wird deren Geschrei „Justiz-Skandal“ ohrenbetäubend werden. Noch spannender wäre es allerdings, wenn die Korruptionsstaatsanwaltschaft endlich auch den Zusammenhang zwischen den aus Steuermitteln fließenden Inseraten und der parteipolitischen Schlagseite der Fellner-Zeitung untersuchen würde. Da liegt nämlich wirklich ein Skandal begraben.

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Ende für Darabos – oder die Koalition? drucken

Norbert Darabos hat in dieser Republik nur noch eine einzige Aufgabe: seinen Rücktritt zu erklären. Nicht weil er einen Generalstabschef abgesetzt hat, der einer anderen Meinung war. Sondern weil er dies ohne Rücksprache mit dem verfassungsrechtlichen Oberbefehlshaber des Bundesheeres getan hat, weil er fast ständig die Unwahrheit spricht, weil er in der zentralsten Frage seines Ressorts jede Glaubwürdigkeit verloren hat, weil er sich binnen weniger Monate diametral widerspricht, weil er keine einzige Sekunde den Eindruck erweckt, dass ihm entgegen seinem Verfassungsauftrag die Sicherheit des Landes am Herzen läge.

Tritt Darabos aber nicht zurück, wird auch der knieweichen Führung der ÖVP eine intensive Diskussion nicht erspart bleiben, was sie noch in dieser Regierung verloren hat. Denn eine Kanzlerpartei, die nur noch ausführendes Organ einer Boulevardzeitung ist, die aus purem Populismus gleichzeitig Schulen, Universitäten, Staatsfinanzen und Landesverteidigung ruinieren will, eine solche Partei kann für eine bürgerliche Partei als Partner nicht akzeptabel sein. Denn der Regierungsstil der Faymann-SPÖ ist für das regierte Land viel gefährlicher und mieser als etwa die skurrilen Bettgeschichten eines Silvio Berlusconi, die viele Medien so erregen.

Und Josef Pröll wird keinem seiner Wähler noch erklären können, warum H.C. Strache so viel schlimmer sein soll als ein Werner Faymann. In Sachen Populismus hat jedenfalls der rote Parteichef die Nase vor dem blauen. Denn es war ja zweifelsfrei niemand anderer als Faymann, der dem verfassungsrechtlich eigentlich weisungsfreien Verteidigungsminister den „Wunsch“ des Wiener SPÖ-Chefs mitgeteilt hat, sich entgegen allen früheren Eiden plötzlich für die Abschaffung der Wehrpflicht auszusprechen.

Der erst mit Verspätung klar gewordene Überdrüber-Skandal ist, dass Darabos vor dem Hinauswurf des Generalstabschefs den Oberbefehlshaber des Bundesheeres nicht einmal konsultiert hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Dieser verkommenen SPÖ ist ein Befehl der Kronenzeitung wichtiger als das von den Bürgern gewählte Staatsoberhaupt. Das ist ungeheuerlich (wobei an diesem Urteil die Tatsache nichts ändert, dass der Tagebuchautor Fischer nicht gewählt hat).

Darabos hat diesen Oberbefehlshaber auch nicht einbezogen, als er plötzlich die Abschaffung der Wehrpflicht angekündigt hat. Er hat auch keinerlei Konsultationen mit dem Koalitionspartner der SPÖ, geschweige denn den Oppositionsparteien geführt. Die Entscheidung, welche die Grundfesten unserer Verfassung ändert, fiel mit einer Beiläufigkeit wie die Anschaffung neuer Brillen für den Burgenländer.

An diesem Skandal ändert auch die Lüge nichts, dass sein Rapport beim Bundespräsidenten wenige Stunden nach Enthebung des Oberbefehlshabers ein „schon länger vereinbartes routinemäßiges Gespräch“ gewesen sei. Fischer ist zugute zu halten, dass er dieses Spiel nicht mitmachte. Er lobte vielmehr demonstrativ den gefeuerten Edmund Entacher und bezweifelte in aller Öffentlichkeit ziemlich deutlich die Rechtmäßigkeit der Entlassung (an der nach der Meinung des Tagebuchautors juristisch jedoch nicht zu rütteln sein dürfte).

Verlogen ist auch die Behauptung, dass in Schweden oder einem anderen Land die Umstellung auf ein Berufsheer klaglos funktioniert hätte. Verlogen ist ferner die Behauptung, dass der mit der Wehrpflicht verbundene Zivildienst keinen Schaden erleiden wird (auch wenn die SPÖ-hörigen Caritas-Bosse solches behaupten). Verlogen ist es auch, die Besorgnisse zu ignorieren, dass bei einem Berufsheer nur noch unerquickliche Außenseiter, Arbeitslose, bindungslose Zuwanderer und Rechtsradikale die Waffen des Landes in die Hand bekommen. Und verlogen ist es schließlich auch, nun so zu tun, als ob Entacher zuerst dem Darabos-Vorhaben zugestimmt hätte und dann rätselhafterweise umgefallen wäre.

Was sich ganz einfach beweisen ließe: Entacher müsste nur die volle Garantie bekommen, dass ihm keine dienstrechtlichen Konsequenzen drohen, wenn er in der Öffentlichkeit oder zumindest im Landesverteidigungsausschuss oder im Parlament die Causa darlegen dürfte. Aber allein die Tatsache, dass ihm Darabos einen offenbar totalen Maulkorb umgehängt hat, zeigt ja, wo die Wahrheit zu finden ist.

Wie lange soll diese grausliche Gruppierung das Land noch regieren? Steht Österreich bald am Rande tunesischer Verhältnisse, wo die politische Klasse schlussendlich von den Massen davongejagt wird?

Die ÖVP-Spitze hat – in Wahrheit zu ihrem Leidwesen – den Schlüssel in der Hand. Selbst wenn sie keine Neuwahlen riskieren will (was angesichts der Umfragen nachvollziehbar ist), muss sie nun im eigenen Überlebens-Interesse ihren kompromisslerischen Kurs umgehend aufgeben. Sollte sie auch nur einen Schritt auf die Darabos-Vorstellungen zugehen, dann ist sie endgültig verloren. Die Frage ist nur, ob das der konsenssüchtige Josef Pröll endlich begreift. Hat er doch bisher am Schluss dem hemmungslosen Machtspiel Faymanns immer nachgegeben.

 

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Die Wiege der Direkten Demokratie - Die Gemeinde drucken

Meiner Erfahrung (lebend in der Schweiz) und meiner Meinung nach wird ein Staatswesen am besten von unten her verändert. Die Bürger können noch viele Jahrzehnte hoffen, dass eine geeignete politische Partei Mehrheiten bei Nationalratswahlen gewinnen wird, um stärkere und damit leichter herbeizuführende direktdemokratische Elemente in der Bundesverfassung zu verankern. Das Warten würde vermutlich enttäuscht werden.

Deshalb müssen die Bürger beginnen, das Zepter in den kleinsten Organisationseinheiten des Staates selbst in die Hand zu nehmen. Wie eben in der Schweiz, wo die Wiege der direkten Demokratie in den Gemeinden angesiedelt ist.

Direkte Demokratie auf Gemeindeebene mag vielen Österreichern auf den ersten Blick als nicht staatsentscheidend erscheinen. Doch erlebe ich immer wieder, wie unzufrieden Gemeindebürger in Österreich mit gemeindeeigenen Entscheidungen sind. Kaum jemand macht sich die Mühe, von direktdemokratischen Elementen in den Gemeinden Gebrauch zu machen. Gerade in kleinen und mittelgroßen Gemeinden wäre es relativ leicht, diese Instrumente zu benutzen, um den politischen Entscheidungsträgern immer wieder mit Nadelstichen auf den richtigen Weg zu verhelfen.

Und wenn eine Gemeinde einmal konsequent von diesen Instrumenten Gebrauch macht, dann könnte dadurch eine Art „Flächenbrand“ der direkten Demokratie auf Ebene der Gemeinden entstehen. Stellen Sie sich vor, in einer Ihrer Nachbargemeinden würden regelmäßig Volksabstimmungen/Volksbefragungen durchgeführt: Was glauben Sie würde passieren? Die Bürger der umliegenden Gemeinden würden durch diese Vorbildwirkung bald dasselbe tun wollen. Sie würden neidisch auf in die Nachbargemeinde hinüberschielen. Denn Unzufriedenheit über mangelnde Bürgerbeteiligung gibt es zu Hauf.

Man könnte in einem weiteren Schritt sogar daran denken, Bürgerlisten zur Gemeinderatswahl aufzustellen, deren einziger Zweck und einziger Programmpunkt es wäre, alle Gemeindeentscheidungen konsequent einer Volksabstimmung/Volksbefragung (je nach Gemeindeordnung) zuzuführen.

Was glauben Sie würde passieren, wenn zahlreiche Gemeinden über Jahre von diesen Instrumenten Gebrauch machen würden? Richtig! Diese regelmäßige Bürgerbeteiligung hätte über die Zeit einen massiven demokratiepädagogischen Effekt auf die Wahlbürger. Und die gleichen Wahl- und Gemeindebürger sind es doch, die auch Wahlberechtigte sind bei Landtags- und bei Nationalratswahlen. An einem gewissen Punkt könnten die politischen Verantwortlichen der oberen Verwaltungseinheiten (Länder, Bund) nicht mehr umhin, über mehr und erleichterte direktdemokratische Bürgerbeteiligung nachzudenken und solche Elemente auch einzuführen. Das klingt zwar visionär, aber jeder Anfang muss an der Basis gemacht werden. Also in den kleinen Organisationseinheiten des Staates, nämlich den Gemeinden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht einige Gemeinden unter den tausenden in Österreich gibt, in welchen engagierte Bürger dieses Zepter erfolgreich in die Hand nehmen könnten. Vergessen wir dabei die etablierten politischen Parteien (egal welche). Diese sind nur ein Hemmschuh der direkten Demokratie. Die Bürger müssen sich unabhängig von Parteien und ideologischen Gräben mit einzelnen Sachfragen auseinandersetzen lernen. Über Parteigrenzen hinweg. Das wäre Freiheit, wie ich sie mir vorstelle und wie ich sie hier in der Schweiz erlebe.

Nach mehreren Gesprächen mit einem sehr hilfreichen und kompetenten Beamten einer mir nahestehenden österreichischen Gemeinde habe ich mir kurz die Mühe gemacht zu recherchieren, was denn an direkter Demokratie in österreichischen Gemeinden möglich ist. Er hat mich auf die wesentlichen Paragraphen verschiedener Gemeindeordnungen hingestoßen, merkte aber an, dass viele Gemeindebürger nicht einmal wüssten, was denn ihre Rechte seien. Geschweige denn, dass sie davon Gebrauch machen würden. Und dies ist äußerst schade. Es ist eine Verschwendung politischer Gestaltungsmöglichkeiten.

Ausgerechnet das Burgenland ist ein Vorreiter der direkten Demokratie in den Gemeinden. Zumindest den Möglichkeiten nach.

§ 54 der Burgenländischen Gemeindeordnung ermöglicht den Gemeindebürgern nicht nur eine unverbindliche Volksbefragung, sondern eine Volksabstimmung zu erzwingen. 25 % der zum Gemeinderat Wahlberechtigten können sich zusammentun, um eine Volksabstimmung zu erzwingen. Und visionär gedacht: Sollte es eine parteiunabhängige Wahlliste schaffen, mehr als 50 % der Gemeinderatsmandate zu erlangen, könnte diese (wie oben angemerkt) als einziges Wahlziel die Volksabstimmung zu jedem Sachthema für die gesamte Legislaturperiode anordnen. Denn der Gemeinderat kann mit Mehrheit einen Beschluss für Volksabstimmungen fassen. Eine Seitenbemerkung für alle, denen das zu viel an Aufwand erscheint: In der Schweiz wird in den einzelnen Gemeinden jedes Wochenende zu eigentlich fast jedem Sachthema abgestimmt. Ohne Mühe gibt es keine Belohnung. Von Nichts kommt Nichts.

AUSZUG aus der Burgenländischen Gemeindeordnung:

§ 54 Volksabstimmung

(1) Das Recht der Volksabstimmung ist das Recht der Gemeindemitglieder zu entscheiden, ob ein Beschluss des Gemeinderats in den Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereichs der Gemeinde Geltung erlangen soll. § 26 Abs. 1 und 2 bleibt unberührt.

(2) Eine Volksabstimmung ist durchzuführen, wenn sie

1. anlässlich der Beschlussfassung vom Gemeinderat oder

2. schriftlich vom Bürgermeister oder

3. schriftlich von 25 % der zum Gemeinderat Wahlberechtigten verlangt wird. Die Volksabstimmung ist mit Verordnung des Gemeinderats anzuordnen.

(3) Haben an der Volksabstimmung mindestens 40 % der zum Gemeinderat Wahlberechtigten teilgenommen und lautet mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen auf „Nein", wird der der Volksabstimmung unterzogene Beschluss des Gemeinderats nicht wirksam.

Die oberösterreichische Gemeindeordnung enthält leider nur die Möglichkeit einer Volksbefragung. § 38 der Oberösterreichischen Gemeindeordnung ermöglicht es, wenn 25 % der wahlberechtigten Gemeindemitglieder es verlangen, eine Volksbefragung zu einem bestimmten Thema abzuhalten. Auch der Gemeinderat kann beschließen, die Behandlung einer bestimmten in seinen Aufgabenbereich (§ 43) fallenden Angelegenheit vom Vorliegen des Ergebnisses einer Volksbefragung in der Gemeinde abhängig zu machen.

Obwohl das Gemeindevolk in Oberösterreich nur Volksbefragungen erzwingen kann, so kann in oberösterreichischen Gemeinden zumindest der Gemeinderat mit Mehrheit beschließen, Entscheidungen von einer Volksbefragung abhängig zu machen.

Hier wären wir wieder bei dem Thema Bürgerlisten. Wenn Bürgerlisten (die Bürger sind wir alle!) mit dem einzigen Wahlziel der größtmöglichen Ausschöpfung der direktdemokratischen Elemente 50 % oder mehr der Gemeinderatssitze erlangen würden, so könnten diese Bürgerlisten auch in Oberösterreich für die gesamte Legislaturperiode Entscheidungen der Gemeinden von Volksbefragungen abhängig machen. Und von einer Sache bin ich überzeugt. Eine Bürgerliste, die alle wichtigen Entscheidungen dem unzufriedenen Wahlvolk über die gesamte Legislaturperiode vorlegen würde, würde vermutlich wieder gewählt werden.

Revolutionen beginnen unten, nicht oben. Erkundigen Sie sich in Ihrem Bundesland und lesen Sie die relevanten Bestimmungen der Gemeindeordnungen. Wenn ein paar Gemeinden konsequent all diese Mittel ausschöpfen würden, so wäre der Vorbildeffekt nicht zu überschätzen.

Capricorn ist Pseudonym eines aus Österreich stammenden Wirtschaftsexperten, der nach Stationen in New York, London und Frankfurt heute in der Zürcher Bankenbranche tätig ist.

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Darf er das? Dürfen die das? drucken

Dürfen Beamte den eigenen Minister kritisieren? Darf der Verteidigungsminister den Generalstabschef wegen offen kommunizierter Meinungsverschiedenheiten seiner Funktion entheben? Seit Norbert Darabos ohne irgendwelche Argumente nicht nur über seinen eigenen, vor wenigen Monaten noch in Stein gemeißelten Standpunkt, sondern auch über die Bedenken praktisch aller Offiziere drübergefahren ist, steht neben dem unglückseligen Burgenländer, dem genauso armseligen Bundesheer auch das Beamten-Dienstrecht im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die Debatte zeigt, wie sehr diese billige Willfährigkeit des Ministers gegenüber der Kronenzeitung und dem Wiener Bürgermeister die Offiziere, aber auch eine ganze Reihe von SPÖ-Abgeordneten empört. Die Kontroverse um die Abschaffung der Wehrpflicht ist doch einzig deshalb ausgebrochen, weil Michael Häupl im Wahlkampf das Wasser bis zum Hals gestanden ist und er geglaubt hat, mit einer Demutsgeste gegenüber der wehrdienstfeindlichen Kronenzeitung noch die absolute Mehrheit retten zu können. Womit er freilich die Bedeutung des im langsamen Abstieg befindlichen Blattes überschätzt und er den rückgratlosen Darabos in extreme Peinlichkeit gebracht hatte.

Der Widerstand ehrt in jedem Fall die Offiziere und Unteroffiziere. Sie haben immerhin einen Eid darauf abgelegt, zusammen mit ihren Soldaten die Republik auch unter Einsatz des eigenen Lebens zu verteidigen. Das passt so gar nicht mit dem billigen parteipolitischen Opportunismus der SPÖ-Führung zusammen.

Der Widerstand ehrt aber auch die – wenigen – mutigen SPÖ-Abgeordneten. Immerhin zeigt sich, dass auch in dieser Partei einige sitzen, denen Grundsätze wichtiger sind als populistischer Opportunismus. Warum sie dann nicht schon längst einem Werner Faymann die Treue aufgekündigt haben, bleibt freilich offen. Weiß doch schon seit Jahr und Tag jeder bis auf Josef Pröll, dass der Mann mit der Visitenkarte „Bundeskanzler“ seine Großmutter und als Zugabe auch noch Österreich zu verkaufen bereit wäre, nur um sich an der Macht halten zu können. Und dass er natürlich auch parteiabhängige Schwächlinge wie einen Darabos zu Ähnlichem zwingen kann.

Norbert Darabos hat freilich dennoch juristisch und politisch das Recht, einen Generalstabschef abzuberufen, der mit ihm nicht einer Meinung ist. Denn ohne den in der Verfassung festgehaltenen Primat der Politik kann kein Land funktionieren.

Gleichzeitig weiß Darabos, dass er mit einem Disziplinarverfahren gegen den abberufenen General Entacher keine Chance hätte. Es kann kein Disziplinarverfahren gegenüber Staatsbürgern geben, die ihre verfassungsmäßigen Rechte in Anspruch nehmen. Und dazu zählt nun mal die Meinungsfreiheit.

Der Minister kann Soldaten lediglich den Befehl beziehungsweise die Weisung geben, in dienstlicher Funktion keine öffentlichen Aussagen zu machen und in privater Funktion kein dienstliches Wissen preiszugeben. Aber mit den Argumenten des gesunden Menschenverstandes darf sich zweifellos auch künftig ein General genauso wie ein Gefreiter zu Wort melden. Ein Soldat kann also jedenfalls den Rücktritt auch des eigenen Ministers verlangen. Schwerer tut er sich hingegen, wenn er taktisch-strategische Analysen, die notgedrungen auf seinem Dienstwissen aufbauen, in die Rücktrittsforderung einbaut.

Ein Minister kann sich gegenüber anders denkenden Beamten nur auf eine Weise rächen: bei Beförderungen beziehungsweise Funktionseinteilungen. Wer Charakter und Gewissen hat, der wird das aushalten. Vor allem ein Generalstabschef tut sich da leicht, der nichts mehr werden kann und an dessen Bezügen sich durch die Abberufung nichts ändern kann.

Wäre es anders, wären wir wieder in die Zeit der Monarchie zurückgesunken: Damals durften Offiziere nicht einmal vom Wahlrecht Gebrauch machen. Weder aktiv noch passiv. Sie hatten willenlose Instrumente des Kaisers zu sein. Will uns jetzt ausgerechnet die Sozialdemokratie wieder in jene Zeiten zurückführen? Das wäre nun doch ein Treppenwitz der Geschichte, ist der jetzigen SPÖ-Führung aber durchaus zuzutrauen. Hat doch beispielsweise auch der Bundeskanzler den mit der Erstellung unabhängiger Rechtsgutachten beauftragten Chef des Verfassungsdienstes brutal gefeuert, der im Gegensatz zu Entacher öffentliche Kritik geäußert hat – während Vorvorgänger Schüssel übrigens noch alle roten Sektionschefs verlängert hat.

Dass weisungsunterworfene Beamte volle Meinungsfreiheit haben, zeigt sich auch daran, dass es in der Republik schon Hunderte Beamte als Abgeordnete gegeben hat – auch Abgeordnete einer anderen Partei als jener des Ministers.

Das einzige, woran Beamte gebunden sind, sind Weisungen, Amtsgeheimnisse  und Gesetze. Aber von einem Gesetz über das Ende der Wehrpflicht sind die krausen und völlig unkonkreten Vorstellungen des Herrn Darabos noch Kilometer entfernt. Es gibt nicht einmal Regierungsbeschlüsse dazu. Und die ÖVP scheint langsam zu erkennen, dass sie bei einer auch nur annähernden Zustimmung zu den Darabos-Plänen weitere Mandate an die Strache-FPÖ verlieren würde. So wie schon bei jedem bisherigen Nachgeben vom Grundeinkommen bis zur Schwulenehe bis zur Verlängerung der Hacklerregelung bis zur Verschiebung des Budgets nach die Wiener Wahlen.

Die Berufssoldaten waren bisher eine schwarze Festung. Die würden wohl geschlossen zu den Blauen wechseln, während die SPÖ mit ihrer anti-Wehrdienst-Linie höchstens bei den 16- bis 18-jährigen Burschen punkten kann.

Wenn sich nicht wieder die schlechten Ratgeber und der konfliktscheue Charakter des ÖVP-Obmanns durchsetzen, die ihm in den letzten zwei Jahren immer wieder zu selbstbeschädigendem Nachgeben geraten haben, dann bleibt Darabos der Blamierte. Und die Herrn Edmund Entacher, Peter Wittmann und Heinz Fischer werden über Nacht zu lobenswerten Charakteren.

Sie haben wenigstens eine Linie, zu der sie stehen. Was übrigens nichts daran ändert, dass eine ernsthafte Debatte über Bedrohungsbilder und die besten Abwehrstrategien mit offenem Ergebnis geführt werden sollte. An deren Ende alles stehen könnte: von einer allgemeinen Dienstpflicht für Burschen und Mädchen bis zu einer hochprofessionellen Berufsarmee. Aber eben nach einer ernsthaften Debatte und nicht nach dem Modell Krone-Häupl-Darabos.

PS: Massiv drängen sich übrigens die Ähnlichkeiten zwischen dem Vorgehen von Norbert Darabos und jenem von Ernst Strasser im Jahr 2000 auf. Innenminister Strasser hat damals einige offen Widerstand leistende SPÖ-Polizeikommandanten ihrer Funktionen enthoben. Der Widerstand äußerte sich etwa auch in der Teilnahme an aggressiven Antiregierungs-Demonstrationen. Man kann nun gespannt sein, wie sehr sich linke Journalisten zwischen Falter, Profil und Standard ihrer damaligen Kommentare erinnern werden, als sie wegen der Strasser-Maßnahmen noch Jahre nachher den Ausbruch des Faschismus an die Wand gemalt haben.

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Diktatur ahoi! drucken

In einem früheren Gastkommentar wies ich auf die Möglichkeit hin, dass unsere Demokratie schon viele Elemente eines faschistischen Staates aufweist und wich bei unserem politischen System mit dem Hinweis aus, dass dieses Thema den Rahmen sprengen würde.Nun möchte ich versuchen, mich diesem Thema zu widmen und dies in eine etwas komprimierte Form zu packen.

Wiederum muss man sich die Definitionen vor Augen führen. Eine Diktatur ist eine Regierungsform, ihr Gegensatz ist die Demokratie. Im Gegensatz zur Demokratie setzt in einer Diktatur nicht das Volk das Recht. Dabei tritt dieser Umstand in den verschiedensten Ausführungen zu Tage. Er kann in Form eines Diktators auftreten, also eines Einzelnen, der das Recht setzt, oder in Form einer Oligarchie, wenn also mehrere das Recht setzen, oder in einer Ein-Parteien-Diktatur, also einer Diktatur, in der zwar das Volk den Gesetzgeber wählt, aber nur eine Partei vorherrscht, die alle anderen Mitbewerber mit Gewalt daran hindert, an einer Wahl teilzunehmen. Beispielhaft sei hier Russland genannt, das dieses System der Ein-Parteien-Diktatur unter Putin seit Jahren praktiziert.

Hitler wiederum spiegelt das typische Bild eines Diktators wider. Er war „der Führer“, bestimmte also in seinem „Reich“ über alles und jeden, also auch über die Gesetze.

Als Beispiel für eine Oligarchie kann man den Ständestaat Österreichs ab 1934 bezeichnen. Die Regierung Dollfuß installierte mithilfe des kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes eine Gesetzgebung, die ganz auf die Regierung zugeschnitten war. Die Regierung konnte auch mit einer außerordentlichen Gesetzgebung verfassungs- und gesetzesändernde Verordnungen beschließen.

Wenn man sich diese drei Beispiele vor Augen führt und ihre Kernelemente analysiert, so kommt man zu folgenden Gemeinsamkeiten:

  1. Eine Diktatur kann auch dann gegeben sein, wenn das Volk in die Gesetzgebung eingebunden ist. In einer Ein-Parteien-Diktatur wählt sogar das Volk den Gesetzgeber, in einer Oligarchie ist ein Teil des Volkes eingebunden, zumindest war es bei Dollfuß’ Verfassung so. Diktatoren versuchen ebenso, das Volk einzubinden, man blicke nur nach Kuba oder Venezuela.
  2. Kernelemente sind die Herrschaft über Medien und Gesetzgebung in der Hand von Wenigen. Verwaltung und Gerichtsbarkeit müssen aber nicht betroffen sein.
  3. Das Volk hat keine Wahl. Wen auch immer es wählt, an der Zusammensetzung der Machthaber ändert sich wenig.
  4. Entscheidend ist, dass das Volk an den realen Umständen nicht viel ändern kann, wenn es nicht gerade eine Revolution gibt.

Zurück zur aktuellen Situation in Österreich. Prima facie kann man hier in Österreich auf keinen Fall von einer Diktatur sprechen. Das Volk hat die freie Wahl zwischen im Moment fünf Parteien (SPÖ, ÖVP, FPÖ, BZÖ, Grüne). Neue Parteien können sich sehr leicht konstituieren. Weiters gibt es kein Gesetz, das die Medien unter den Einfluss von einer oder mehrerer Parteien stellen würde. Wir haben ein System von sogenannten „Checks and balances“, die Staatsgewalten sind de iure getrennt. Der Nationalrat, der Gesetzgeber, wird direkt gewählt, die Regierung ist diesem verantwortlich und die Gerichtsbarkeit ist in allen Instanzen strikt von der Verwaltung getrennt, Richter sind absolut weisungsfrei und können nicht abgesetzt werden.

Es ist wirklich kein Wunder, dass man einfach nur belächelt bis ausgelacht wird, wenn man auch nur anklingen lässt, unser System könne eine Diktatur sein. Zum Teil ist dies auch berechtigt, muss man sich eingestehen.

Es gibt jedoch ein schönes Schlagwort, das alles in einem etwas anderen Blickwinkel erscheinen lässt. Das Schlagwort lautet Realverfassung.

Gemeint sind damit Abläufe in einem Staat, wie sie sich nicht nach der Verfassung, sondern nach deren realen Begebenheiten gestalten.

Plötzlich wirkt da der Status Quo in Österreich gar nicht mehr so demokratisch:

Die ÖVP ist seit 1987 ununterbrochen in der Regierung, die SPÖ war es davor 17 Jahre lang. Seit Bestehen der „Zweiten Republik“ gab es gerade einmal drei Parteien, die eine politische Relevanz hatten. Neugründungen und Abspaltungen überlebten bis auf die Ausnahme die Grünen nicht sehr lange. Das LIF ging unter, das BZÖ wird bei der nächsten Wahl Geschichte sein, die Kommunisten fristen ein Dasein als Kleinstpartei und das seit jeher.

Die einzelnen Parteien sind keine Parteien, wie sich die Verfassung das vorstellt, sie sind Machtstrukturen. Die ÖVP hat Raiffeisen, Bauernbund, Wirtschaftskammer, ÖAAB, usw. hinter sich, die SPÖ Arbeiterkammer, ÖGB, viele NGOs wie die Caritas, den ORF, usw.

Der Nationalrat besteht nicht aus 183 Mitgliedern, sondern aus fünf, nämlich den Parteiobmännern. Die einzelnen Abgeordneten wissen zum größten Teil nicht einmal, worüber sie abstimmen, es wird ihnen ganz einfach gesagt, eher befohlen.

Die Parteiobmänner sind nicht nur jene, die über den Nationalrat – sie schlagen auch die Nationalratspräsidenten vor, die dann auch gewählt werden, auch wenn es sich um strittige Personen wie Martin Graf handelt – bestimmen, sie stellen auch die Regierung. Traditionell ist der Parteiobmann der mandatsstärksten Partei der Kanzler (die Ausnahme stellte die Regierung Schüssel im Jahr 2000 dar), der Koalitionspartner stellt den Vizekanzler. Die zwei Parteien handeln dann untereinander die einzelnen Regierungsmitglieder aus, wobei hier wiederum die Obmänner das Sagen haben.

Somit sieht es in Österreich schon einmal so aus, dass Exekutive und Legislative in der Hand von vier Männern und einer Frau sind.

Die Judikative wiederum wird davon beeinflusst, dass der Justizminister, der abermals zumeist seinem Obmann gehorcht, der Staatsanwaltschaft vorsteht und dieser Weisungen erteilen kann. De iure werden zwar immer weniger Weisungen erteilt, aber de facto reicht ja ein informeller Telefonanruf mit einem subtilen Hinweis auf bestimmte Karrierechancen bei bestimmten Entscheidungen.

Sieht man sich die Meinungsbildung in Österreich an, so ist ebenfalls erkennbar, dass die Medien zu einem großen Teil gleichgeschaltet sind. Natürlich gibt es kein Gesetz dazu. Real verteilen die Obmänner aber mithilfe von zahlreichen Inseraten in allen Zeitungen die Gelder an die Medien. Auch hier gilt, wer zahlt, der schafft an. Der ORF wird sowieso ungeniert für Propaganda missbraucht, er gehört dem Staat ja auch offiziell.

Die Machtstrukturen sorgen dafür, dass auch neue Parteien keine Chance haben, sich zu bewähren. Die einzig erfolgreiche Parteineugründung in 65 Jahren sind die Grünen.

Gleichzeitig spielt die Wahlbeteiligung und die Zahl der so genannten Weißwähler gar keine Rolle. Ob nun 99% der Österreicher wählen, oder 34%, die Parteien bekommen gleich viel Mandate, gleich viel Macht, gleich viel Geld. So kann es theoretisch passieren, dass eine Partei mit gerade einmal 400.000 Stimmen (also 5% der Gesamtbevölkerung und 7% der Wahlberechtigten) die Geschicke des Landes lenkt!

Somit haben wir schon drei Elemente einer Diktatur erfüllt: Das Volk kann an den realen Umständen nichts ändern, die Medien und die Gesetzgebung sind in der Hand von wenigen und das Volk ist zwar eingebunden, hat aber überhaupt keine reale Möglichkeit, die Gesetzgebung zu beeinflussen, denn auch direktdemokratische Elemente sind in Österreich nur rudimentär vorhanden. Die Volksabstimmung ist nur bei gesamtändernden Verfassungsgesetzen notwendig (wobei sich die Regierung hier einen großen Spielraum gibt, denn die Verträge von Nizza und Lissabon stellen ihrer Meinung nach keine solche dar), andere direktdemokratischen Elemente ziehen keinen Zwang nach sich.

Zahlreiche Änderungen sind notwendig, um diese Misstände zu beseitigen. Da wäre zuerst das Wahlrecht, das dem Wähler lediglich die Wahl zwischen fünf Personen lässt. Zu überlegen wäre ein Parteiverbot. Wer sagt, dass Parteien zu einer Demokratie gehören? Dass Parteien zu Demokratien gehören, ist lediglich ein realpolitischer Umstand.

Viel wichtiger wäre es, Mandatare direkt wählen zu können und diese dann wirklich dem Bürger gegenüber zu verpflichten.

Folgendes Modell wäre eine brauchbare Alternative:

Alle Abgeordneten werden direkt gewählt, und zwar in 183 Wahlkreisen. In jedem Wahlkreis kann sich jeder beliebige Bürger ab einem gewissen Alter zur Wahl stellen. Der Kandidat mit den meisten Stimmen zieht in den Nationalrat. Das Wahlverhalten dieses Abgeordneten wird jedoch genauestens aufgezeichnet und leicht zugänglich veröffentlicht.

Weiters sollte dieser Abgeordnete einem Gemeinderat verantwortlich sein. Das bedeutet in concreto, dass die Bürger eines Wahlkreises mit einem direktdemokratischen Votum nicht nur den Abgeordneten absetzen können, sondern seine letzte Stimme bei einem Gesetz ungültig machen können. So wäre nicht nur gewährleistet, dass der Abgeordnete wahrhaft ein Mann des Volkes ist, sondern auch, dass er den Interessen seines Volkes nicht zuwiderhandeln kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Weiters muss in jedem Wahlkreis die Option „kein Kandidat“ wählbar sein. Hat diese Option die meisten Stimmen, so bleibt der „Platz im Nationalrat“ leer. Bleiben mehr Sitze leer, als die stärkste Partei hat (falls man Parteien haben will), bzw. mehr als ein Drittel, also 62 Sitze, leer, soll eo ipso eine Neuwahl stattfinden.

Der nächste Schritt muss sein, die Regierung vom Einfluss weniger zu trennen. Regierungsmitglieder sollen vom Nationalrat gewählt werden, und zwar mit Zweidrittelmehrheit.

Gestärkt werden muss selbstverständlich auch die direkte Demokratie. Ab einer Unterschrift von etwa 200.000 Staatsbürgern soll bei einem Gesetz eine Volksabstimmung verpflichtend sein, eine Verfassungsänderung muss ebenso mit dem Volk abgestimmt werden, egal um welche Änderung der Verfassung es sich handelt. Volksbegehren müssen automatisch zu einer Regierungsvorlage gemäß dem Volksbegehren führen, über die dann per Volksabstimmung abgestimmt wird. Dabei soll das Volk auch die Verfassung ändern dürfen, egal um welche Bestimmung es sich handelt.

Zu guter Letzt muss die Staatsanwaltschaft völlig weisungsfrei handeln können. Geeignet wäre eine eigenständige Struktur, ähnlich der Gerichtsstruktur, mit einem obersten Organ.

Diese Änderungen würden nicht nur garantieren, dass am Volk nicht mehr vorbeiregiert wird, sondern auch dafür sorgen, dass sich die Bürger zwangsläufig wieder mehr mit dem Staat und der Demokratie auseinandersetzen.

Philipp Starl ist Obmann der Rechtsliberalen Partei Österreichs und studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften. 

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Fußnote 164: Kreiskyismus drucken

Es passiert also doch noch etwas anderes in der Welt als Geburtstage längst Verstorbener.

Oh Wunder, man kann wieder Zeitungen aufmachen, ohne sich durch unzählige Seiten voller Weihrauch für den einstigen Bundeskanzler Bruno Kreisky durchkämpfen zu müssen. Noch nie haben die Medien eines Landes so geschlossen so flächendeckend über einen bloßen Jahrestag berichtet, also über eine absolute Nicht-Neuigkeit, die man schon seit Jahrzehnten, im Grunde seit einem Jahrhundert wusste. Oder wurde da gar der Kreiskyismus als neue Leitideologie ausgerufen? Abgesehen von der lemmingartigen Selbstbeschädigung der Medien, die ob ihrer ideologischen Ekstase ihre wichtigsten Aufgaben vernachlässigen, kann man aus dieser Nostalgie auch auf eine gewisse Verzweiflung schließen: Was soll man schon aus einem Land, an dessen Spitze Heinz Fischer, Werner Faymann und Josef Pröll stehen, auch Interessantes berichten? Kreisky hat wenigstens jeden Tag etwas Spannendes gesagt – auch wenn er sich  tags darauf total selbst widersprochen hat, auch wenn er wirtschaftlich Österreich in die Schuldenspirale geführt hat, auch wenn er so arg Antisemitisches von sich gegeben hat, dass ihn heute der Staatsanwalt wegen Verhetzung anklagen müsste (zumindest, wenn gleiches Recht für Alle gälte).

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Wer schützt die Menschen vor den Menschenrechtsschützern? drucken

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat das Tor für nach Europa strömende Asylanten – also in den meisten Fällen: arbeitssuchende Einwanderer – weit geöffnet. Und niemand weiß, wie es wieder zu schließen ist. Das ist der Kern des Urteils, dass Resteuropa keinen illegal weiterwandernden Asylwerber zurück nach Griechenland abschieben darf, weil dort die Asylverfahren nicht nach dem im Rest der EU üblichen Standard ablaufen.

Das kann den Griechen angesichts des Massenansturms auch gar nicht wirklich vorgeworfen werden. Sind sie doch das Haupteinfallstor in die EU geworden, nachdem Spanien und Italien die Überfuhr einwanderungswilliger Schwarzafrikaner durch – sehr teure – Abkommen mit den Ländern auf der anderen Seite des Meeres abgebremst hatten. Das ärgert freilich dennoch sehr, da die Griechen gerade von den Resteuropäern um viel Geld vor dem Staatsbankrott gerettet worden sind und weiter gerettet werden müssen. Aber das nur am Rande.

Mit diesem Straßburger Urteil ist ein weiterer Schritt gesetzt, die nach dem Krieg entwickelte Humanisierung des internationalen Rechts in sein Gegenteil zu verkehren. Denn sowohl das Asylrecht wie der Menschenrechtsgerichtshof haben keine Bremse gegen Missbrauch eingebaut. Was dazu führt, dass der Missbrauch ständig stärker wird.

Das humanitäre Nachkriegssystem ist ganz stark unter dem Eindruck der NS-Verbrechen entstanden, nachdem zuvor Hitler nur wegen seines Angriffskrieges, aber nie wegen seiner Vernichtungskampagne gegen politische Gegner, Juden und andere Gruppen bekämpft worden war. Nachdem Staaten wie die USA sogar ihre Häfen vor den Flüchtenden verschlossen hatten.

Fast jeder human gesinnte Europäer hat daher die Entwicklung der Menschenrechte in den Nachkriegsjahren begrüßt. Inzwischen ist diese Zustimmung jedoch rapide gekippt. Denn heute hat sich die praktische Bedeutung der Menschenrechte total gewandelt. Heute sind zahllose einzelne Rechte wie das Recht auf Asyl oder auf Familie zu einem immer breiteren Anspruch auf Einwanderung nach Europa mutiert. Dieser Anspruch gewinnt für die Einwohner der armen Länder Afrikas und der islamischen Welt zunehmend an Interesse – insbesondere seit sich herumgesprochen hat, dass die sozialistischen Wohlfahrtssysteme in Europa ein sorgen- wie anstrengungsfreies Leben garantieren.

Was also tun, um den wahren Kern der Menschenrechte zu retten, und um die Intentionen der Menschen Europas wieder halbwegs mit dem Handeln der Staaten in Gleichklang zu bringen?

Der erste Schritt wäre jedenfalls einmal der Mut, das Problem beim Namen zu nennen. Also zu erkennen: Auch Flüchtlingskonvention und Menschenrechtsgerichtshof sind nicht tabu, müssen ständig hinterfragt und bei Exzessen wieder redimensioniert werden. Keine der jetzt so intensiv missbrauchten Regelungen war bei Beschluss der Konventionen auch nur annähernd so intendiert gewesen, wie sie heute praktiziert werden. Da hat der eitle, vielleicht auch gutmenschliche Selbstverwirklichungstrieb vieler Juristen ein schlechtes Stück beigetragen.

Aber auch die Zusammensetzung der europäischen Gerichtshöfe sollte sehr intensiv angeschaut werden. Warum hat Österreich sowohl nach Straßburg wie nach Luxemburg extrem weit links stehende Richterinnen entsandt, die beide Null Vorerfahrung im Richterberuf hatten? Daran ist in dem einen Fall die schwarz-blaue und im anderen die schwarz-rote Regierung schuld.

Noch schlimmer aber ist, dass beim Straßburger Menschenrechtsgericht eine Reihe von Richtern aus exkommunistischen Staaten urteilen, die keinerlei rechtsstaatliche Tradition haben, und die sich auch oft nicht um eine solche bemühen. Diese „Richter“ sind überdies in vielen Fällen politische Protektionskinder ohne jede persönliche Qualifikation.

Glaubt jemand ernstlich, dass Richter aus Armenien oder Georgien, aus Serbien oder Moldawien, aus der Ukraine, aus Montenegro oder Aserbaidschan ein Garant für den Schutz der Menschenrechte bei uns sein können? Ans Lächerliche grenzt auch, dass dort San Marino und Andorra jeweils genauso einen Richter haben wie Deutschland oder Frankreich.

Solche Richter haben natürlich nicht nur Interesse, sondern oft auch Freude daran, Staaten wie Deutschland oder Österreich wegen irgendwelcher Lappalien vorführen zu können, schon um zu bemänteln, dass viele von ihnen zumindest noch Halbdiktaturen sind, und jedenfalls ganz sicher keine Rechtsstaaten auf dem Niveau Westeuropas. Viele dieser Länder haben sogar ein direktes Interesse, dass die Immigrationstore nach Westeuropa immer weiter geöffnet werden.

Aber in diesem Westeuropa traut sich kein einziger Politiker, auch nur eine ernsthafte Debatte über diese Degeneration des Menschenrechtsschutzes zu führen. Man würde ja sofort als Feind der Menschenrechte denunziert.

PS.: Dass auch Österreichs einst recht mutige Innenministerin – unter Druck ihres Parteiobmannes? – resigniert hat, sieht man an der Zusammensetzung eines von ihr ins Leben gerufenen Expertenrates für Integrationsfragen: Da wimmelt es von linksliberalen bis linken Namen  wie Ruth Wodak, Heinz Fassmann, Rainer Münz oder Kenan Güngör. Was diese Gruppe alles empfehlen wird, weiß ich jetzt schon. Es läuft – ganz unabhängig vom Asylthema – auf eines hinaus: das Tor noch weiter aufmachen, und nur ja keine harten Forderungen an die schon im Land befindlichen Zuwanderer zu stellen.

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Rettet die Schule?! drucken

Die Schule muss gerettet werden, vor allem vor dem Gymnasium. Alle müssen gleich behandelt werden, nur dann können wir bei PISA gewinnen. Dafür ist der Bundesregierung und den von ihr finanzierten Medien jedes Mittel recht. Dafür wird die Wahrheit gebogen, bis es kracht.

Beispiel 1: Fellners Kostenloszeitung veröffentlicht eine Gallup-Umfrage, bei der abgefragt wurde, welche Ausbildungsform die beste sei. Ergebnis laut Fellnerei: „Mehrheit ist aber für die Gesamtschule.“ Die Wahrheit: 39 Prozent der Befragten sind für die gemeinsame Schule der 10- bis  14-Jährigen. 58 Prozent der Befragten sind jedoch entweder für die Trennung in Hauptschule und Gymnasium oder die Trennung in Gymnasium und Neue Mittelschule. Offensichtlich ist die tatsächliche Mehrheit der Eltern trotz permanenter Regierungspropaganda immer noch bei Trost.

Beispiel 2: "News" verkündet, dass bei der Zentralmatura die Schüler besser abschneiden. Das einschlägige bifie (Berufsförderungsinstitut) – verantwortlich für den Pisa-Test in Österreich – erhebt, dass 73 Prozent der Lehrer angeben, dass die Leistung der Schüler bei der Zentralmatura besser oder wesentlich besser gewesen sei als bei den Schularbeiten.

Warum das so ist, will das bifie im nächsten Jahr genauer untersuchen. Die Arbeit kann es sich sparen, die Antwort ist simpel: Die Zentralmatura ist so leicht, dass selbst Schüler, die in durchschnittlichen Gymnasien zur Matura antreten, bei der Abschlussprüfung weniger Probleme haben als bei den Schularbeiten unterm Jahr. Die Universität wird es Ministerin Schmied danken.

Jetzt muss nur noch Hannes Androsch die Schule retten, und alles wird gut. Von welchem Geist der selbsternannte Spiritus rector der neuen Schulbewegung getragen ist, hat er auf Ö1 im Journal zu Gast offenbart. Kritikern, die ihm vorhalten, an der Formulierung des Begehrenstextes nicht mitarbeiten zu können, ließ er via öffentlich-rechtlichen Rundfunk wissen, dass zu viele Köche den Brei verderben und an einem Theaterstück ja auch nicht viele Autoren schreiben würden.

Ganz anders sieht es Androsch, wenn es um die Kosten geht. Da wären dann schon ganz viele Köche willkommen, weil er, Androsch, bereits erhebliche private Mittel in Bildungseinrichtungen gestiftet habe und nicht daran denke, weitere Mittel aus der Privatschatulle zur Rettung der Schule bereit zu stellen.

Es wäre nicht Österreich, wenn nicht umgehend Abhilfe nahen würde: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der unsägliche Präsident der Wirtschaftskammer Österreich in den prall gefüllten Topf der Zwangsbeiträge greifen wird, um das Ansinnen Androschs zu unterstützen. Und andere, entweder mit Steuergeldern oder Zwangsbeiträgen ausgestattete Institutionen werden folgen.

Dann kann die Schule endlich so richtig gerettet werden. Nur werden die Abgänger der geretteten Schule nicht Faymann oder Pröll wählen, sondern in der Mehrzahl Strache.

Wagner ist Berater mit Schwerpunkten Medien und Marketing

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Die Demokratie reparieren - aber wie? drucken

Österreich leidet an wachsender Unzufriedenheit mit der Demokratie. Das führt zu einer erfreulichen Intensivierung der Debatte über Verbesserungen der demokratischen Mechanismen und zu vielen Vorschlägen in Richtung Mehrheitswahlrecht. Wirklich durchdacht ist da aber vieles noch nicht.

Zuvor ein kleiner Rückblick: Als ich mich in den neunziger Jahren erstmals in Kommentaren für das Mehrheitswahlrecht aussprach, wurde mir von Spitzenvertretern der großen Koalition entgegengehalten, dass es dann im Parlament keine roten Abgeordneten aus Tirol und keine schwarzen aus Wien geben würde.

Dieses Argument ist in keiner Weise überzeugend. Bedeutet es doch eine Bestätigung der Inbesitznahme des Staates durch die Parteien. Wenn der Souverän, der Wähler, etwa in Tirol keinen Sozialdemokraten wählt, dann ist das sein gutes Recht, und ein Anspruch der SPÖ auf einen Abgeordneten aus Tirol ist ein völlig grundloser. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung, dass die Wähler irgendwann immer für einen Wechsel stimmen – zumindest dort, wo es um wichtige Gremien wie das Parlament geht.

Heute sprechen sich sowohl der rote wie der schwarze Parteichef viel positiver über das Mehrheitswahlrecht aus. Sie tun das freilich viel zu spät. Denn die Chance der beiden inzwischen halbierten Großparteien, die für eine solche gravierende Änderung notwendige Zweidrittelmehrheit zu erringen, ist wohl unwiederbringlich dahin. Sie müssen in ihrem derzeitigen Zustand ja froh sein, wenn sie zusammen die 50-Prozent-Grenze schaffen.

Was die beiden Parteien viel zu spät begriffen haben: Demokratie bedeutet vor allem anderen die Möglichkeit der Bürger, in Abständen Regierungen abzuwählen. Wenn aber die rot-schwarze Koalition gleichsam das ewige Regierungssystem Österreichs zu sein scheint, werden die Wähler die beiden Parteien als Einheit ansehen und bei Unzufriedenheit nicht zwischen Rot und Schwarz wechseln wie etwa in Amerika zwischen Republikanern und Demokraten. Sie werden vielmehr zur stärksten Alternative wechseln, also in Österreich zur FPÖ. Was viele tun – und zwar nicht wegen toller FPÖ-Programme, sondern weil das die einzige Möglichkeit ist, der Regierung zu sagen: „Wir haben genug von Euch!“

Mit der rechtzeitigen Einführung des Mehrheitswahlrechtes hätten Rot und Schwarz wohl das fast ewige Monopol gehabt, sich an der Macht abzuwechseln. Mit ihrem Nein zum Mehrheitswahlrecht hingegen haben sie sich selbst beschädigt.

Aber unabhängig von diesem historischen Exkurs: Welche Konsequenzen hätte ein Mehrheitswahlrecht?

1.     Es erhöht die Chance auf regierungsfähige Mehrheiten. Die Regierungsfähigkeit ist dann am größten, wenn nur eine einzige Partei regiert. Diese Partei hat dann einige Jahre die Chance, die Republik zu gestalten, ohne dass es die Lähmungen, faulen Kompromisse und Blockaden gäbe, die für eine Koalition umso prägender sind, je ähnlicher die Stärke der Regierungsparteien ist. Gegen einen Machtmissbrauch schützen dabei die Verfassung, die Unabhängigkeit der Gerichte, die Angst der Regierenden vor dem nächsten Wahltag und zunehmend die Einengung der nationalen Souveränität durch die Institutionen der EU und den Menschenrechtsgerichtshof.

2.     Ein Mehrheitswahlrecht erhöht die Chance auf eine größere Effizienz der Regierung. Das ist sein allergrößter Vorteil. Denn an nichts leiden die demokratischen Systeme mehr als an Phasen der Lähmung.

3.     In den meisten Varianten eines Mehrheitswahlrechts, wie insbesondere dem von Einerwahlkreisen, kann es aber auch zu einer Personalisierung des Parlaments kommen. Jeder Abgeordnete muss sich dann viel stärker für seinen Wahlkreis positionieren und wird dadurch primär zu dessen Lobbyisten. Dieser Aspekt ist in den letzten Tagen insbesondere von der Gruppe um den Ex-Minister Heinrich Neisser als sehr positiv herausgehoben worden. Die Idee einer Personalisierung erfreut sich auch darüber hinaus großer Popularität. Wird sie doch als Entmachtung der unpopulär gewordenen Parteien verstanden.

Was die meisten dabei jedoch übersehen: Zwischen dem letztgenannten Ziel und den ersten beiden gibt es gewaltige Differenzen. Denn je stärker sich die Abgeordneten als Lobbyisten ihres Wahlkreises, also als Vertreter von Partikularinteressen sehen und dementsprechend handeln, umso geringer wird die Regierungsfähigkeit und Effizienz der Staatsführung.

Der amerikanische Kongress bietet zahllose Beispiele für diese Fehlentwicklung. Da müssen die Präsidenten bei jedem wichtigeren Gesetz, bei jedem Budget mit einzelnen Abgeordneten feilschen. Diese bemühen sich dann, mit erpresserischen Methoden für ihren Wahlkreis das Beste herauszuholen. Da wird dann in völlig falschen Zusammenhängen der Bau eines großen Bauwerkes herausgepresst, die Schließung einer Rüstungsfabrik verhindert, Subventionen für ein großes Autowerk erzwungen, Sozialprogramme für in bestimmten Wahlkreisen wichtige Minderheiten herausgeholt und so weiter.

Der Blick auf das Staatsganze, die Umsetzung einer verantwortungsbewussten und gerechten Ordnungspolitik wird dadurch hingegen massiv erschwert. Diese Regionalisierung durch Wahlkreis-Kaiser ist ja auch nicht das, was die Wähler bei der Wahl eines Parlamentes im Auge haben: Sie wollen primär darüber bestimmen, wer künftig Regierungschef, also der Mächtigste im Lande wird.

Gewiss sind auch im jetzigen österreichischen System solche Erpressungen häufig. Sie erfolgen durch Bundesländer, durch Gewerkschaften und Kammern, durch lautstarke Aktivisten etwa mit feministischem oder schwulem Anstrich. Dabei sind die wirklichen Nutznießer der Erpressung sehr häufig nur die jeweiligen Funktionsträger und ihre unmittelbare Umgebung.

Weder das eine noch das andere ist gut für Land und Menschen.

In der Summe überwiegen dennoch die Vorteile des Mehrheitswahlrechtes. Aber eben deshalb, weil es die Chance auf effizientes Regieren erhöht. Was sich auch an der österreichischen Zeitgeschichte zeigen lässt. Die weitaus wichtigsten und erfolgreichsten Bundeskanzler waren jene, die mit absoluter Mehrheit oder zumindest ohne große Koalition agieren konnten: Figl, Klaus, Kreisky, Schüssel. Gewiss hat auch von ihnen jeder am Ende nach einem Misserfolg gehen müssen. Aber alle Vier haben zumindest sehr effiziente Perioden lang regieren und gestalten können.

Reformen hingegen, die nur das Persönlichkeitselement stärken, aber nicht die Chancen auf größere Effizienz des Regierens, werden Österreich nicht weiterbringen. Sie bedeuten entweder die skizzierte Gefahr einer Lizitations-Eskalation durch Lokalkaiser – oder sie sind ohnedies völlig bedeutungslos. Man denke nur, dass etwa ein Josef Cap einst mit Hilfe persönlicher Vorzugsstimmen unter großem Aufsehen ins Parlament gekommen ist, dann jedoch kein einziges Mal gegen seine Partei gestimmt hat. Man denke an Niederösterreich, wo die ÖVP ein scheinbar starkes Persönlichkeitselement praktiziert (wer mehr Vorzugsstimmen hat, kommt in den Landtag) – und doch ist fast keine Landespartei so autoritär geführt wie die niederösterreichische ÖVP.

Mir erscheint ein ganz anderer Reformmechanismus viel wichtiger und sinnvoller: nämlich die direkte Demokratie. Nur diese kann die Blockaden überwinden und das Staatsganze über Einzelinteressen stellen. Was übrigens die Grünen am deutlichsten sehen. Wofür sie zu loben sind, auch wenn sie dabei vielleicht dem Irrtum unterliegen, dass die breite Unterstützung für ihre Thesen in den meisten Medien auch von der Bevölkerungsmehrheit geteilt würde.

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Wie unmoralisch ist es, die Steuer zu hinterziehen? drucken

Muss man moralisch ein schlechtes Gewissen haben, wenn man Steuern hinterzieht? Das fragte mich dieser Tage ein Steuerzahler und Gewissensträger. Aufs erste gibt man da die Antwort, die wohl auch sämtliche Religionen lehren: Ja, es ist eine klare ethische Pflicht: Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist. Bei längerem Nachdenken bekam ich freilich ob dieser Antwort Zweifel, um nicht zu sagen Gewissensbisse.

Denn die meisten Religionen sagen ja auch, dass es ein Widerstandsrecht gegen ein Unrechtsregime gibt. Und sogar der Tyrannenmord wird von der Ethik bis zur Literatur vielfach positiv gesehen.

Nun kann man Österreich sicher nicht als Tyrannei oder Diktatur bezeichnen. Denn trotz aller wachsenden Einschränkungen der Grundrechte – etwa der Meinungsfreiheit oder des Eigentumsrechts – gibt es noch immer die Möglichkeit, an Wahltagen ein Votum abzugeben. Und wer nicht hingeht – was ja im internationalen Trend immer mehr tun – der delegiert sein Recht eben freiwillig an die anderen. So winzig dieses Recht gegenüber der großen Masse auch ist, aber es besteht.

Das kann jedoch nicht heißen, dass man im Übrigen alles einfach hinnehmen muss, was die Staatsmacht tut. Etwa, wenn sie sich zu einer gewaltigen Diebstahl- und Verschwendungsmaschinerie entwickelt hat, die sich immer mehr als Selbstzweck im Dienste von Parteien und Beamten, jedoch immer weniger als Dienstleister gegenüber den Bürgern versteht.

Kann man da einem Bürger wirklich raten, auch dann jede Abgabe skrupulös zu entrichten, wenn er nicht die geringste Sorge haben muss, erwischt zu werden? Einfach nur, um sich ethisch richtig zu verhalten, um als religiöser Mensch ein göttliches Gebot einzuhalten, um sich als nichtreligiöser Mensch in den Spiegel schauen zu können?

Die Zweifel wachsen jedenfalls rapide. Und für viele Österreicher sind es gar nicht die oft nur schwer nachvollziehbaren großen Beträge, die sie zweifeln lassen, sondern die ganz konkreten kleinen Exempel. Dieses Tagebuch hat ja schon Hunderte davon aufgezählt.

Und wieder bin ich über schwer verständliche Beispiele gestolpert, wie mit der Staatsmacht umgegangen wird. Etwa beim Studium jener Vereine, bei denen die Republik Zivildiener arbeiten lässt. Deren Liste reicht von WWF  bis zu Zara. Das ist eigentlich ungeheuerlich: Beides sind private Vereine, die einen guten Teil ihrer Arbeit mit Kritik an der gleichen Republik verbringen, die junge Menschen zwingt, für sie zu arbeiten. Und der Zivildienst ist unbestreitbar Zwangsarbeit, ebenso wie Steuern Zwangsbeiträge sind.

Zara ist jene Organisation, die regelmäßig Meldungen veröffentlicht, wie rassistisch dieses Land sei. Zara wird aber auch von der Gemeinde Wien finanziell unterstützt – ganz offensichtlich im Glauben, dass die Menschen wieder brav rot oder grün wählen werden, wenn man sie nur ordentlich als Rassisten beschimpft. (Gegen die Österreicher als Ganzes darf man ja auf Grund unseres merkwürdigen Verhetzungsparagrafen hetzen, gegen einzelne noch so problematische Religionen hingegen nicht).

Die Verschwendung auf dem Umweg über die Subventionen ist ein fast unendliches Kapitel. Ein Leser machte mich heute etwa auf eine von den „RosaLila Pantherinnen, Schwul-lesbische ARGE Steiermark“ betriebene Webseite aufmerksam, wo man lesen kann: „Diese Webseite wird unterstützt vom Bundeskanzleramt Österreich“.

Dass auf dieser Webseite neben Werbung für „gayboy“ und Ähnliches auch über das Partnerschaftsgesetz informiert wird, macht die Sache um keinen Deut besser. Denn erstens ist das Kanzleramt für dieses Gesetz gar nicht ressortzuständig und zweitens gibt es beim Kanzleramt ja auch sonst kein Geld für irgendwelche Vereine, die über irgendein Gesetz informieren und dagegen polemisieren wollen. Ganz abgesehen davon, dass der entgegen aller Propaganda (wie auch das weitgehend ungenutzt bleibende Partnerschaftsgesetz zeigt) sehr kleine Teil schwuler Österreicher die bestverdienende Gruppe im Lande ist.

Es geht also in Wahrheit auch hier nur um die Förderung aus rein parteipolitischen Motiven; nämlich um den Wettkampf zwischen Rot und Grün um schwule Stimmen. All diese unzähligen Vereinsförderungen müssten eigentlich den im internationalen Vergleich ohnedies schon gewaltigen Parteiförderungen zugerechnet werden. Und geraten damit in die Nähe von organisiertem Bandendiebstahl.

Die Opposition ärgert sich auch über den großen gemeinsamen Neujahrsempfang von Bundes- und Vizekanzler. So etwas kann man aber noch durchaus für legitim halten - trotz aller Hohlheit der dabei verlesenen Reden. Aber natürlich kann eine Regierung auch Veranstaltungen mit gesellschaftlichem Rahmen durchführen.

Ein wirklicher Skandal ist aber, dass der SPÖ-Bundeskanzler schon wenige Tage danach auf Staatskosten einen Riesenempfang zum 100. Geburtstag von Bruno Kreisky gibt. Bisher hat noch kein einziger Geburtstag eines einstigen Bundeskanzlers die Republik veranlasst,  in die Tasche zu greifen. Geschweige dann so tief. Das zeigt wieder einmal, wie hemmungslos Werner Faymann beim Griff in die Staatskasse zur Bedienung seines Parteiclans ist. Das fällt gerade in Zeiten auf, da in Tunesien ein ganzer Clan wegen gar nicht so unähnlicher Selbstbedienungsmentalität aus dem Amt gejagt wird.

Die Gesetze zwingen uns auch, ORF-Gebühren für einen empfangsbereiten Fernsehapparat zu zahlen – und finanziert damit ein mittlerweile geradezu totalitäres SPÖ-Propaganda-Instrument, wie dieser Tage wieder einmal ein Beispiel gezeigt hat: Der ORF ließ da in einer Diskussion um das parteipolitisch heiß umstrittene Thema Wehrpflicht einen Ex-Präsenzdiener auftreten und verschwieg, dass der Mann ein SPÖ-Funktionär ist. Was der ORF auch genau gewusst hat. Und als der für die Sendung Verantwortliche nachher darauf angesprochen wurde, zeigte er nicht einen Deka Schuldbewusstsein.

Braucht ein Bürger aber einmal Unterstützung durch den Moloch Parteienstaat, dann gibt es Tausend Hindernisse. Eines der am häufigsten verwendeten ist der Datenschutz. Da hat jetzt ein Beamter der Gemeinde Wien einem Autobesitzer die Auskunft verweigert, wo dessen gestohlenes Auto steht – während die gleiche Gemeinde dem Mann schon 20 Anzeigen für Parkvergehen an jenen Orten zugestellt hat, wo der Dieb ein paar Wochen vorher geparkt hatte. Aber die Gemeinde weigert sich, einen aktuellen Parkplatz mitzuteilen, obwohl ihre Organe ja jedes Kennzeichen erst elektronisch abfragen müssen, bevor sie ein Strafmandat ausstellen. Was das Auffinden des Autos leicht machen würde.

Man versuche einmal, diesen Mann von den „moralischen Pflichten eines Staatsbürgers“ gegenüber dem Staat aufzuklären.

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Bundeskanzler H.C. drucken

Es ist fast rührend, wie sich Rot und Schwarz neuerdings wieder aneinanderklammern, wie Werner Faymann mit Hilfe von heftigem Videotraining den Staatsmann zu mimen versucht, wie der knieweiche Kompromiss in Sachen Uni-Zugang oder die Karikatur einer Verteidigungsdiskussion als notwendige Reformen verkauft werden. Die neuesten Meinungsumfragen zeigen freilich, dass sich die beiden Parteien damit erst recht in den Untergang treiben.

Die SPÖ hat ganz offensichtlich wie alle anderen Sozialdemokraten Europas mit ihrem zentralen Konzept keine Chance mehr auf einen Wiederaufstieg: Wem nur einfällt, die Gymnasien zu zertrümmern und ansonsten ständig neue Schulden zu machen, um Wählergruppen zu bestechen, um alles Unangenehme auf die Zukunft zu übertragen, der kann nicht reüssieren. Zumindest nicht in Zeiten, wo ganz Europa vor dem Verlust der Kreditwürdigkeit bangt, wo alle wissen, dass gute Schulen das Match um die Zukunft entscheiden. Eine solche Partei wird nur noch von den absoluten Unterschichten gewählt.

Auch die ÖVP hat in fast allen politischen Bereichen bis auf die Finanzen ihre inhaltliche Kompetenz verloren. Und in sämtlichen Bereichen gilt: Kuscheln mit einem reformunfähigen Partner und immer noch weiteres Nachgeben gegenüber sozialistischen Ideen (Grundeinkommen, Neue Mittelschule, Steuererhöhungen, Hacklerregelung-Verlängerung, Gleichbehandlungsgesetz usw.) sind genau das Gegenteil jenes Kurses, den bürgerliche Wähler von einer bürgerlichen Partei verlangen.

Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die SPÖ in allen Fällen ursprünglich noch viel Schlimmeres verlangt hat. Denn es wäre in jedem Fall besser gewesen, gar kein Gesetz zu machen als lauter halbsozialistische. Für Österreich und für das Überleben der Volkspartei. Dies ist vor allem deshalb schmerzhaft, weil die ÖVP im Gegenzug keine einzige sinnvolle Reform durchgebracht hat.

Daher sind Schwarz und Rot heute bei der jüngsten IMAS-Umfrage exakt halb so groß wie in ihren besten Zeiten: Die SPÖ mit 26 und die ÖVP mit 25 Prozent. Daher boomt die Opposition. Dies tun vor allem die Freiheitlichen, die nun ebenfalls schon 25 Prozent haben. Und wenn man davon ausgeht, dass auch in Zukunft die FPÖ am Wahltag immer besser abschneidet als bei den Umfragen (wo die Menschen nicht immer ehrlich antworten, was besonders eine öffentlich ständig so heruntergemachte Partei wie die FPÖ trifft), dann kann H.C.Strache mit guter Wahrscheinlichkeit demnächst den Anspruch auf den Bundeskanzler-Sessel erheben. Ganz unabhängig davon, ob er diesem wirklich besser gewachsen ist als seine Vorgänger; ob er erstens durchdachte Ideen und zweitens die nötige Gestaltungskraft hat.

Die Grünen liegen mit 13 Prozent in der üblichen Umfragegunst (womit die Linke, die praktisch alle Medien beherrscht, nur noch 39 Prozent hat!). Erstaunlich ist das BZÖ, das sich bei stolzen 8 Prozent hält.

Noch erstaunlicher sind die soziologischen Detaildaten: Die SPÖ ist die absolute Unterschichtpartei: Sie hat ihre besten Prozentsätze bei den ungelernten Arbeitern, bei jenen, die nie über einen Hauptschulabschluss hinausgedrungen sind, und bei der ältesten Altersgruppe. Die FPÖ punktet vor allem bei den Facharbeitern: Dort hat sie 35 Prozent, während die SPÖ in ihrem einstigen Kernbereich nur noch 29 hat. Damit ist eindeutig die SPÖ die Partei des absteigenden Subproletariats und nicht, wie von vielen Linksmedien behauptet, die FPÖ.

Die FPÖ punktet vor allem bei einer Gruppe: Bei den Unter-30-Jährigen. Dort hat sie unvorstellbare 42 Prozent (einen höheren Prozentsatz hat keine Partei bei irgendeiner anderen Untergruppe außer die ÖVP bei den Bauern). Bei den Jungen geht es hingegen der ÖVP mit 12 Prozent besonders schlecht, aber auch die SPÖ hat dort nur 20 von hundert. Die jungen Österreicher sind eben die ersten Opfer von jungtürkischen Macho-Banden in allen Bereichen zwischen Schule und Diskothek. Die Jungen erleben das fast täglich oder hören es zumindest von anderen, auch wenn Politik und Medien das verzweifelt herunterzuspielen versuchen.

Interessant sind auch die Geschlechter-Unterschiede: Die FPÖ hat ein massives Männer-Übergewicht und die Grünen eines bei den Frauen (während sich Männer und Frauen bei den anderen drei Parteien gleich verhalten). Dennoch schlägt die Männerpartei FPÖ auch bei den Frauen die Grünen mit 20 zu 15. Was zeigt, dass der von allen anderen Parteien praktizierte Feminismus am Ende der politischen Bilanz nichts bringt.

Schwarz und mit deutlichem Abstand dahinter Grün sind die klassischen Oberschichtparteien: Sie werden vor allem dann gewählt, wenn mindestens eines der folgenden Merkmale zutrifft: Matura, Uni, Selbständigkeit, leitende Funktionen.

Dem - auch von mir - schon totgesagten BZÖ verhelfen Bauern, Leitende Angestellte und Facharbeiter zum Überleben, zumindest bei der Umfrage (bei Wahlen war das ja seit Haiders Tod immer ganz anders). In der Gruppe "Selbständige/Freie Berufe" hat das BZÖ hingegen Null Anhänger. Was bei einer Gruppe doch erstaunlich ist, die behauptet wirtschaftsliberal zu sein.

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SN-Kontroverse: War Kreisky der Beste? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

War Bruno Kreisky tatsächlich der beste Bundeskanzler der zweiten Republik?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Bis jetzt unerreicht

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

"Was ich gern hätte, wäre, wenn einmal die Periode, in der ich die politischen Verhältnisse in Österreich beeinflussen konnte, als eine Periode der Einleitung großer Reformen betrachtet würde, die ihre gesellschaftlichen Spuren hinterlassen und eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse gebracht haben. Nichts wäre grauslicher als der Gedanke, nur administriert zu haben." Nun, der Wunsch Bruno Kreiskys ist in Erfüllung gegangen.

In seiner Zeit als Kanzler wurde Österreich modern. Kreisky war ein Jahrhundertpolitiker, der den politischen Gestaltungsauftrag bis zur Neige und mit großer Leidenschaft ausgeschöpft hat. In seiner Zeit als Regierungschef kam es zu einer Erneuerung des Familien- und Strafrechts, zu einer Bildungsoffensive, die Universitäten wurden demokratisiert, Studiengebühren abgeschafft, ein Wissenschaftsministerium geschaffen, der Sozialstaat ausgebaut, die 40-Stunden-Woche beschlossen, Kunst und Kultur bekamen einen neuen Stellenwert und die Gleichberechtigung der Frauen wurde gesetzlich verankert.

International wurde Österreich zur Drehscheibe neutraler Vermittlungspolitik vor allem im Zusammenhang mit Kreiskys Engagement in der Nahostfrage. Und in Zeiten der Finanzkrise ist sein viel kritisierter Spruch, wonach ihm ein paar Milliarden (Schilling!) Schulden weniger schlaflose Nächte bereiteten als ein paar hunderttausend Arbeitslose, wieder sehr gut nachvollziehbar. Klar, Kreisky unterliefen etliche Fehler und Irrtümer, wie z.B. in der Auseinandersetzung mit Simon Wiesenthal und dem Streit um die Nutzung der Atomenergie. Aber nehmt alles in allem: Als Bundeskanzler konnte ihm weder einer seiner Vorgänger noch einer seiner Nachfolger bis jetzt das Wasser reichen.


Viel Schatten, einiges Licht

Andreas Unterberger

Bruno Kreisky war in vieler Hinsicht ein hervorragender Bundeskanzler, in etlicher anderer ein ganz schlechter. Er war der weitaus beste Kommunikator in diesem Job; er war international der bekannteste Chef am Ballhausplatz; er hat dort am längsten gedient; er war bei Wahlen der erfolgreichste; er war zusammen mit Wolfgang Schüssel der kulturell gebildetste.

Manche schreiben es ihm auch auf die Plusseite, dass er das deutschnationale Lager wieder salonfähig gemacht hat - wenngleich es unverzeihlich bleiben muss, dass er mehr schwer belastete Ex-Nazis zu Ministern berufen hat als irgendein anderer Kanzler. Er hat, wenn auch spät, die schwere moralische Last durch den später wegen Steuerhinterziehung verurteilten Hannes Androsch erkannt. Und das wieder von anderen gerühmte neue Strafrecht war - bis auf die Abtreibung - schon vor Kreisky fertig gewesen.

Kreisky war begeisterter Außenpolitiker. Er hat jedoch nichts erreicht. Er konnte in keinem einzigen Konflikt vermitteln; er konnte für Österreich keinerlei Nutzen erreichen. Sowohl Staatsvertrag wie auch EU-Beitritt sind anderen Kanzlern und Ministern zu verdanken. Kreisky ist vor allem ein viel zu unkritisches Verhältnis zu Diktatoren anzukreiden; er ließ den kommunistischen Staaten ein Übermaß an Krediten zukommen.

Am schlimmsten ist aber Kreiskys Bilanz bei Finanzen und Wirtschaft: Unter ihm begann der Abstieg der Verstaatlichten Industrie; unter ihm und Androsch wurde eine Schuldenspirale in Gang gesetzt, von der sich Österreich nie mehr erholte: 1970 betrugen die Staatsschulden nur 12 BIP-Prozent; nach 13 Jahren Kreisky waren es 44! Das war der steilste Anstieg der Geschichte.

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Fußnote 163: Die billige Straßenbahn drucken

Der Verfassungsgerichtshof hat die ungleichen Altersgrenzen für Frauen und Männer bei Verkehrs-Fahrkarten aufgehoben. Was sehr spannende Folgen haben wird.

Denn von der Gemeinde Wien bis zu den ÖBB und damit zum Kern der SPÖ besteht nun dringender Handlungsbedarf. In früheren Jahren haben sich Rot und Schwarz noch mit einer skandalösen Methode vor der Herstellung der Gleichheit gedrückt, als das Höchstgericht auch die ungleichen Altersgrenzen beim Pensionierungsalter als verfassungswidrig bezeichnet hatte. Damals setzten die Feministinnen einfach eine verfassungsrechtliche Ausnahmebestimmung durch. Diese wurde aber seither zu einer der gravierenden Ursachen für die Finanzierungslücke des Pensionssystems. Das niedrigere Pensionsantrittsalter wird auch für immer mehr Frauen in interessanten Berufen zum Ärgernis, weil sie oft gegen ihren Willen mit 60 in die Pension gedrängt werden. Man wird auch im Interesse des Rechtsstaats sehr genau aufpassen müssen, ob sich dieser Skandal einer Verfassungsmanipulation wiederholt. Wenn aber nicht, wird’s erst recht heikel: Dürfen dann die Männer schon mit 60 billiger fahren? Das würde die notleidenden Verkehrsträger in noch mehr Geldnöte stürzen. Oder dürfen alle erst mit 65 billiger fahren? Dann muss die für den Verkehr hauptverantwortliche SPÖ einen Eckstein dessen zurücknehmen, was sie immer als große und irreversible soziale Errungenschaft gepriesen hat.

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Schmerzhafte Budgetüberraschungen drucken

Will man Wirtschaftspolitik wirklich seriös bewerten, dann braucht man eine längerfristige Sicht und eine intensivere Recherche als die bloße Meldung vom Tag. Dies gilt ganz besonders für den Staatshaushalt.

Vor einem Jahr wurde uns noch ringsum versprochen, dass es keine Steuererhöhungen geben werde. Im Frühjahr ist man dann auf Verlangen der SPÖ plötzlich auf die Formel 60 zu 40 gewechselt: Nur noch 60 Prozent der Defizitreduktion sollen durch Einsparungen und 40 Prozent durch Mehreinnahmen erfolgen.

Aber noch niemand ist sich der wahren Realität des im Herbst beschlossenen Budgets wirklich bewusst. Eine interne Studie der Industriellenvereinigung zeigt nun, dass bei den Ausgaben überhaupt nur 11 Prozent eingespart werden. Der Sanierungsbeitrag durch Mehreinnahmen beträgt hingegen 89 Prozent. Dazu gehören Steuererhöhungen, die stille Progression sowie die Auflösung von Rücklagen und Rückstellungen.

Gewiss: Die eine oder andere Sparmaßnahme mag erst ab 2012 voll budgetwirksam werden. Aber prinzipiell wird sich an dem beklemmenden Missverhältnis zwischen Sparen und Schröpfen durch die jüngsten Maßnahmen nicht mehr viel ändern.

Im Gegenteil. Während Verwaltungsreform oder Eindämmung des Sozialmissbrauches gar nicht mehr oder höchstens als routiniertes Lippenbekenntnis angepeilt werden, verlangt die SPÖ schon weitere Steuererhöhungen. Wie immer wird das mit der Phrase von mehr „sozialer Gerechtigkeit“ begründet – obwohl Österreich einen der europaweit höchsten Steuer- wie auch Grenzsteuersätze hat.

Noch bedrückender für unser aller Zukunft ist die Entwicklung der Ausgabenseite: Während Österreich von dem in der gegenwärtigen (Zwischen-)Konjunktur eigentlich unabdingbaren Budgetüberschuss meilenweit entfernt ist, plant die Koalition schon wieder neue drastische Ausgabenerhöhungen. Wer nach der Finanzierung frägt, bekommt vom Finanzminister den lapidaren Hinweis auf künftige Mehreinnahmen als Folge des (erhofften) Wachstums. Dieses noch gar nicht sichere Zusatzgeld will man jetzt schon munter ausgeben, ohne es wenigstens zum Teil für die Schuldenreduktion zu reservieren.

Beispiel 1: Der neuerdings Konsens darstellende Ausbau der „Neuen Mittelschule“, also der bisherigen Hauptschule, kostet zusätzlich mindestens 130 Millionen (ÖVP-Angaben) oder gar 200 bis 300 Millionen (SPÖ-Unterrichtsministerium). Dabei gehören unsere Bildungsausgaben jetzt schon zu den weltweit höchsten.

Beispiel 2: Der von der SPÖ verlangte Abbau der Wehrpflicht kostet mit Garantie weitere hunderte Millionen Euro. Denn die bisher durch Zivildiener in Sozialorganisationen und durch Soldaten bei Friedenssicherung und Katastrophenschutz erfüllten Aufgaben müssen ja künftig von marktmäßig bezahlten Kräften erledigt werden. Was allen Milchmädchenrechnungen zum Trotz teurer sein muss.

Da kann man nur noch einen alten Spruch abwandeln: Alle Wege führen nach Griechenland.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 162: Wo kein Geld, da eine Bank drucken

Kommen Österreichs Banken wieder ins Gerede?

Die international nach wie vor sehr mächtige Ratingagentur Standard & Poor’s hat einen Vergleich von über hundert großen internationalen Banken erstellt. Und sie hat herausgefunden, dass die heimischen Großinstitute zu den am schlechtesten mit Eigenkapital ausgestatteten Instituten zählen. Und überdies noch ein großes Klumpenrisiko in Mittelosteuropa tragen. Das ist besorgniserregend. Das wird wieder den internationalen Druck erhöhen. Das muss der Regierung und der Nationalbank mit ihren riesigen Beamtenapparaten auch längst bekannt sein. Und was tut unsere wackere Regierung? Sie holt sich über eine neue Bankensteuer weiteres Geld von diesen Banken (und verzichtet aufs Sparen). Zumindest die SPÖ und ihre Vorfeldorganisationen wie die Arbeiterkammer wollen verhindern, dass das auf die Kunden abgewälzt wird. Irgendwann wird das Alles als grob fahrlässig, wenn nicht vorsätzlich gebrandmarkt werden. Aber dann sind die Täter schon wieder längst über alle Berge.

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Die schlechtesten Früchte sind es nicht, woran die Wespen nagen drucken

Heute kam eine Mitteilung aus dem deutschen Bundestag, die man eigentlich nicht weiter kommentieren muss. In der Sitzung des Rechtsausschusses legte die Opposition zwei Anträge vor. Der Antrag der Linksfraktion (17/2023) zielt auf die vollwertige Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare ab. Die heute praktizierte "eingetragene Lebenspartnerschaft" reiche nicht aus, um Diskriminierungen zu verhindern. Man müsse die "Ehe für alle" öffnen.

Dabei lässt es das Bundesverfassungsgericht an Deutlichkeit nicht fehlen: Der sachliche Schutzbereich für Ehe und Familie – Art. 6 Abs. 1 des Grundgesetzes – ist nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts die "auf Dauer angelegte, in der rechtlich vorgesehenen Form geschlossene, grundsätzlich unauflösliche Lebensgemeinschaft von Mann und Frau."

Dessen ungeachtet betonten die Sozialdemokraten nochmals im Ausschuss, eingetragene Lebensgemeinschaften seien unterstützenwert. An die Adresse von CDU/CSU und FDP erging die Aufforderung, sie in allen Bereichen mit der Ehe gleichzustellen und bestehende Benachteiligungen abzuschaffen. Auch im Steuerrecht stehe eine endgültige Gleichstellung noch aus, merkten die Sozialdemokraten an. In ihrem Antrag (17/2113) hatte die SPD darauf hingewiesen, eingetragene Lebenspartnerschaften seien entgegen den Ankündigungen in Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP insbesondere beim Ehegattensplitting immer noch gegenüber  heterosexuellen Ehegatten benachteiligt.

Die politische Linke strebt schon seit langem offenkundig die Aushöhlung des grundgesetzlichen "besonderen Schutzes von Ehe und Familie" an – unter dem Deckmantel der Anti–Diskriminierung. Was immer gleichgeschlechtliche Partnerschaften sein mögen, eines sind sie mit Sicherheit nicht: Im biologischen Sinne fruchtbar. Diese Diskriminierung ist ebenso sicher nicht von bösen Heteros gemacht worden.

Was ich nicht verstehe: Warum reißen sich Menschen, die das Hetero–Modell Ehe eigentlich ablehnen, darum, unter genau die gleiche Haube zu kommen? Dass jede steuerliche Förderung eine Diskriminierung derjenigen sei, die nicht in ihren Genuss kommen, ist hanebüchen und absurd.

Beide Anträge wurden übrigens von der christlich–liberalen Mehrheit abgelehnt.

Frank Walsleben, Berlin

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Die unpädagogischen Umwege um das Prinzip Selektion drucken

Es ist halt ein Kompromiss, wie er so typisch ist für diese Koalition. Und wieder einmal kann sich die Opposition freuen, ohne auch nur einen einzigen besseren Vorschlag präsentiert zu haben.

Die SPÖ hat ihr aberwitziges Dogma durchgesetzt, dass es auch künftig bis auf die wenigen schon derzeit geltenden Ausnahmen keine quantitativen Limitierungen für Hochschulstudien geben darf. Damit bleibt die durch viele formale Kriterien entwertete Matura die einzige Zugangshürde.

Dabei wird mit dem skurrilen Argument gearbeitet, dass alles andere eine soziale Diskriminierung bildungsferner Schichten wäre. Dieses Argument wird zwar auch von vielen Journalisten nachgebetet, es führt aber in eine Sackgasse: Irgendwann gibt es im Leben immer eine Selektion. Auch wenn dieses Wort von Berufslinken bewusst mit dem Unterton verwendet wird, als ob jede Selektion eine Ähnlichkeit mit der tödlichen Selektion in NS-Vernichtungslagern hätte.

Selektion ist nicht nur unvermeidlich, sondern auch gut und legitim. Zumindest solange nicht alle bildungsfernen Österreicher Bundeskanzler werden können (derzeit kann das ja nur einer), oder Universitätsprofessor, oder Nobelpreisträger. Je länger man aber jungen Menschen die Illusion einer selektionsfreien und damit anstrengungsfreien Karriere gibt, umso härter wird sie dann die Realität des Lebens treffen, umso mehr Lebenszeit stiehlt man ihnen.

Die beiden wackeren Bildungsministerinnen haben einen anderen Weg versucht: Sie reduzieren statt einer ehrlich deklarierten Selektion die Prüfungswiederholungen am Studieneingang. Künftig sollen die in dieser Phase angesetzten Prüfungen nur einmal (bei Zustimmung der jeweiligen Uni zweimal) wiederholt werden dürfen.

Außerdem soll man sich lange vor Semesterbeginn für ein Studium anmelden müssen. Was offenbar viele Deutsche fernhalten soll. Mit diesen beiden kleinen Hürden hat sich wiederum die ÖVP ein wenig durchgesetzt.

Der Kompromiss ist zweifellos besser als der Istzustand, in dem manche Studienrichtungen zu einer unauffälligen Warte- und Wärmestube für die Absolventen der oft zum Billigsttarif absolvierbaren AHS geworden sind. Damit sind aber diese Studienrichtungen zu Massenbetrieben und in zwingender Folge völlig kaputt gemacht worden. Tatkräftig haben an diesem Ergebnis aber auch viele linke Professoren mitgewirkt, die alle Studenten positiv benotet haben, damit nur ja niemand sozial diskriminiert werde. Daher sind heute beispielsweise Publizistik-, Politologie- oder Geschichts-Abschlüsse völlig wertlos geworden.

Diese Regierung hat zwar schon üblere Kompromisse geliefert – siehe Budgetdefizit, Steuererhöhungen und Vermeidung aller Einsparungen –, aber gut ist dieser Kompromiss deswegen noch keineswegs. Er ist viel zu bürokratisch strukturiert, gibt den Unis nicht die notwendige Freiheit und schafft andererseits keine wirklich sinnvolle Steuerung der knappen Ressourcen. Das Thema Studienzugang wird daher mit Sicherheit auf der Tagesordnung bleiben.

Solange die Politik sich nicht Entscheidendes zu sagen traut, wird der chaotische Massenbetrieb weitergehen. Wie aber sollte eine solche Aussage der Politik aussehen? Sie müsste etwa aus folgenden Elementen bestehen:

  • Es kann nur die Studentenzahl X das Studium Y am Standort Z beginnen.
  • Diese Zahl wird unter Rücksicht auf die erwarteten Entwicklungen des Arbeitsmarkts mit einem Sicherheitsaufschlag für Studienabbrecher (die bei Einführung eines solchen System freilich mit Sicherheit viel seltener werden) und unerwartete Entwicklungen festgelegt.
  • Die einzelnen Unis, Fakultäten und Studienrichtungen haben das Recht, sich am Beginn die besten Studenten auszusuchen.
  • Diese Suche kann – muss aber nicht – auch andere Faktoren als eine Aufnahmsprüfung bewerten: die Maturazeugnisse (samt Berücksichtigung der Qualität der Schule), vorher erworbene Zusatzqualifikationen und soziale bzw. bürgergesellschaftliche Engagements.
  • Die Aufnahme-Entscheidungen der Unis sollten im Idealfall schon vor Semesterbeginn getroffen werden, um den jungen Menschen keine Lebensjahre zu stehlen, sie müssen aber spätestens nach einem Semester feststehen.
  • Jede Studienrichtung bekommt Steuergeld in Relation zu den Anfängerzahlen und der Art des Studiums.
  • Dieses Geld wird in weiteren Budgetjahren auf Grund externer Evaluationen der Studienabsolventen vermehrt beziehungsweise gekürzt. Dabei wird künftig zusätzlich auch der berufliche Erfolg beziehungsweise Misserfolg drei Jahre nach Studienende berücksichtigt. Auf Grund dieser Nach-Studien-Erfolge werden auch die Zahlen der finanzierten Studienplätze erhöht oder vermindert.
  • Unabhängig davon wird die Forschungsleistung jeder einzelnen Fakultät bewertet und honoriert.

Sollte eine Reform in diese Richtung nicht möglich sein, wird in spätestens 20 Jahren ein sehr unsoziales Ergebnis eintreten: Junge Österreicher werden nur noch im Ausland oder an privaten Unis ein gutes Studium absolvieren können.

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Kein Spiegel der Wahrheit drucken

Wenn die deutsche Nachrichtenillustrierte „Der Spiegel“ eine reißerische Titelgeschichte über Israel ankündigt, dann kann man sich offenbar inhaltlich entweder auf aufgeblasenen Nonsens oder auf antiisraelische Propaganda gefasst machen. Die „Spiegel-Storys“ sind stets einzig dazu geeignet, Israel-feindliche Stimmung zu verbreiten und ihr Nahrung zu geben.

In der Nummer 3/2011 titelt der Spiegel „Davids Rächer“. Im Hintergrund prangt der blaue David-Stern; und die Überschrift „Israels geheime Killer-Kommandos“  zeigt schon die Tendenz. Es ist allerdings wesentlich lohnender, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob es sich  bei den sogenannten „Kommandoaktionen“ Israels um eine legitime Form der Selbstverteidigung oder um Staatsterrorismus handelt,  als sich mit der Spiegel-Kaffeesud-Leserei zu beschäftigen.

Offenbar hat der  Redakteur zu viel James Bond gesehen und will nun Spionagegeschichten schreiben. So beschäftigt den Spiegel die wichtige Frage der Legitimität, des „Warum“ wenig, lieber zählt man eine angebliche Tat des Mossad nach der anderen auf, um am Ende in reiner Spekulation und Effekthascherei unterzugehen. Die Tendenz des Beitrags wird ohnehin in wenigen Zeilen klar.

So schreibt der Spiegel beispielsweise: „Er (Anm. Jizchak Schamir) zögerte nicht, Dutzende Juden umzubringen (…)“, oder: „In den 63 Jahren seiner Existenz hat Israel bei der Tötung seiner Gegner eine hohe Kunstfertigkeit erworben (…)“. Der Artikel ist voll von Anmerkungen, die in eine einzige Richtung gehen: Der Staat Israel soll als „Mörderstaat“ denunziert werden. Vor allem ist der Artikel eine Ansammlung von „hätte“, „könnte“, „möglicherweise“, also oben bereits erwähnter unseriöser Kaffeesud-Leserei.

Gerade weil der Spiegel aber hier geschickt in eine Richtung schreibt, die am Ende dem „Antiisraelismus“ (wenn nicht Antisemitismus) dienlich ist, ist es aus polit-philosophischer Sicht wesentlich herauszustellen, warum es sich bei gezielten Tötungen um legitime Formen der Selbstverteidigung und nicht um Staatsterrorismus handeln kann. Die Gründe hierfür sind im Prinzip leicht zu verstehen, wenn man gewillt ist, Israel zu verstehen. Ist  man es nicht, dann macht man sich entweder gar nicht die Mühe, die spezifische Ausnahmesituation des israelischen Staates zu verstehen, oder aber man steht ohnehin auf einer zweifelhaften Seite.

Gehen wir nun einmal davon aus, dass Israel derartige Aktionen durchführen lässt. Ist beispielsweise die gezielte Tötung eines Hamas-Führers als legitim zu betrachten? Bevor wir diese Frage beantworten, sollten wir uns aber erneut und gründlich mit der sicherheitspolitischen Ausgangslage Israels befassen.

Die Erfahrung des Holocaust, des planmäßigen Mordes an 6 Millionen Juden, ist eine Erfahrung, die Israel bis heute prägt. Israel ist umgeben von Feinden. Der radikale Islamismus bildet hier „lediglich“ den aktuell gefährlichsten Feind. Juden im Nahen Osten sind seit jeher der Verfolgung ausgesetzt. Ein Nebeneinander (oder gar miteinander) in Frieden ist, so wünschenswert es auch wäre, derzeit nicht möglich.

Ein Ende des Staates Israel würde die totale Auslöschung der Juden zumindest im Nahen Osten bedeuten. Israel ist nicht in einem klassischen zwischenstaatlichen Konflikt gefangen, sondern es kämpft um sein Überleben, in einem Meer von Feinden. Diese spezifische Ausnahmesituation macht es Israel daher unmöglich, ausschließlich auf die „klassischen“ Methoden der Landesverteidigung zu bauen. Allein aus dieser Perspektive werden Aktionen wie die gezielte Tötung von Scheich Jassin legitimiert. Aber auch noch eine zweite Dimension rechtfertigt ein solches Vorgehen. Durch gezielte Tötungen werden klassische Begleiterscheinungen der Kriegsführung (sogenannte Kollateralschäden) in großem Ausmaße verhindert.

Zudem fragen die Spiegel-Journalisten und Konsorten niemals nach dem tatsächlichen Grund für ein solches Vorgehen: so ist es eine grausame Tatsache, dass die Terroristen der PLO oder anderer „Freiheitsorganisationen“ den Schutz weiter Teile der arabischen Welt genossen und Juden rund um den Globus bestialisch ermordeten. Man denke etwa an das Attentat von München, oder an den Anschlag auf die israelische Botschaft in Buenos Aires. Diese Spur von Terror-Paten zieht sich bis heute durch die Unterstützerstaaten der Terroristen.

Wie soll ein Staat, der derart außergewöhnlichen Bedrohungen ausgesetzt ist, sich anders zur Wehr setzen als mit gezielten Kommandoaktionen? Soll ein jüdischer Staat es tolerieren, dass seine Bürger hingemetzelt werden, nach all den Leiden, die das jüdische Volk in der Vergangenheit erdulden musste? Soll sich dieser Staat damit abfinden, dass nicht einmal seine Existenz von den eigenen Anrainerstaaten anerkannt wird?

Israels legitimes Recht auf Selbstverteidigung soll durch tendenziöse Berichterstattung offenbar weiter in Misskredit gebracht werden. Anscheinend geht die perfide Strategie der Antisemiten, der Antizionisten langsam auf: je länger der Holocaust entfernt ist, desto mehr bauen sie auf das Vergessen und auf eine schleichende schrittweise De-Legitimation des jüdischen Staates. Umso wichtiger ist es daher, dass wir das Vergessen nicht zulassen und nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart in jenem Licht darstellen, in welches sie gehört. Israels Existenz kompromisslos zu verteidigen ist daher Gebot der Stunde. Claude Lanzmann meinte einmal: „Die Shoah war nicht nur ein Massaker an Unschuldigen, sie war auch ein Massaker an wehrlosen Menschen.“ Heute sind die Juden keine wehrlosen Menschen mehr und das ist gut so!

Johannes Auer, Jahrgang 1982, ist Publizist. In seiner Arbeit beschäftigt er sich hauptsächlich mit der politischen und religiösen Situation im Nahen und Mittleren Osten und mit der Geschichte des Judentums.

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Pannen, Pech und Peinlichkeiten allüberall drucken

Pannen können jedem passieren – und sind doch meist überaus verräterisch. Ob sie nun zuletzt etwa der Europäischen Union, der Volkspartei oder der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung oder Alfred Gusenbauer passiert sind.

Europa: Die spektakulärste Panne der letzten Tage war zweifellos der Kalender der EU-Kommission, der mit 3,2 Millionen Exemplaren an europäischen Schulen verteilt worden ist. Der Kalender soll den Europagedanken fördern. Wobei freilich das Gegenteil erreicht worden ist. Denn in dem Kalender sind die Feiertage aller möglichen Religionen verzeichnet – nur die christlichen nicht.

Anfangs dachte ich, peinliche Fehler sind schon jedem passiert, das kann ja nicht Absicht gewesen sein. Aber die seltsame Reaktion der europäischen Kommission lässt mich meine eigene Reaktion als zu milde erkennen. Denn der Kalender wurde bis heute weder eingestampft noch zurückgezogen. Auch die Österreicher Hundstorfer und Hahn, die da im Vorwort zu finden sind, haben das nicht verlangt.

Man stelle sich vor, was passiert wäre, wäre ein ähnlicher Affront gegenüber einer anderen Religion passiert. Etwa durch den Abdruck einer Karikatur. Dann wäre es zu viel dramatischeren Reaktionen gekommen. In Österreich und Deutschland wären die Schuldigen unter dem hier besonders schlimmen Diktat der Political correctness vielleicht sogar vor dem Strafrichter gelandet. Aber Europas Christen ärgern sich nur und machen keine gewalttätigen Demonstrationen wie andere, angeblich friedfertige Religionen.

Die EU-Kommission hat bisher lediglich einen gewundenen Brief an die europäische Bischofskonferenz zustandegebracht. Aber weder ist der zuständige Kommissar zurückgetreten noch sind die ob Unfähigkeit oder Subversivität schuldigen Beamten gefeuert worden. Auch das sonst bei linken Themen so wortgewaltige Parlament schweigt desinteressiert.

ÖVP: Die ÖVP hat vor einigen Tagen ein neues Bildungskonzept präsentiert. Das wurde aber offenbar so rasch aus dem Ärmel geschüttelt, dass es nicht einmal der eigene Pressedienst verstanden hat. Wie eine Aussendung unter „ÖVPStandpunkt“ klarmacht. Nachdem darin von der zur Neuen Mittelschule mutierten Hauptschule und von der Rettung der Gymnasien die Rede war, heißt es wörtlich: „Am Ende beider (sic) Schulformen soll eine neue Mittlere Reife mehr Durchlässigkeit zwischen den Schulformen ermöglichen.“

Also jetzt wissen wir endlich, was am Ende des geretteten Gymnasiums steht: die Mittlere Reife. Was diese eigentlich ist, wird auch nach dieser seltsamen Passage noch weiter verschwurbelt: Sie sei keine „Momentaufnahme in Form einer Prüfung“, sondern eine „Standortbestimmung als Empfehlung für den weiteren Bildungsweg“. Jetzt ist wohl endgültig alles klar oder?

Aber vermutlich haben die schwarzen Parteijournalisten Frau Karl um Auskunft gefragt, die bekanntlich schon jeden Standpunkt in totaler Unklarheit vertreten hat.

Industriellenvereinigung: Auch deren Bildungssprecher hat schon mehrfach seinen Standpunkt geändert. Denn nun schreibt er namens der Vereinigung: „Dass die Gymnasien jedenfalls erhalten bleiben sollen, ist positiv.“ Das ist in der Tat positiv, das gilt auch für diese Haltung der Industriellenvereinigung. Nur bleibt die Frage offen: Welche bösen Doppelgänger haben mehr als ein Jahr lang namens der Vereinigung und ihres Bildungssprechers das genaue Gegenteil verkündet? Was naturgemäß ja auch die SPÖ mehrfach genussvoll zitiert hat.

Oder stimmt gar das Gerücht, dass sich die Vereinigung, die einst der letzte Hort von Leistungsorientierung und Ordoliberalismus in diesem Land gewesen war, einfach ein Jahr lang von einer Villacher SPÖ-Gemeinderätin umdrehen hat lassen? Nur weil sich SPÖ-nahe Betriebe am Schwarzenbergplatz eingekauft haben?

Wirtschaftskammer: Diese wackere Institution lädt gerade zu einem „Forum Tunesien“. Und sie preist dieses Land als „ein verlässlicher Partner Europas in Nordafrika“ an. Irgendwie hat die Leitl-Truppe damit ja recht: Tunesien ist so verlässlich, dass es jetzt sogar von seinem Staatsoberhaupt fluchtartig verlassen worden ist.

Tunesien ist aber auch sonst eine Peinlichkeit der österreichischen Außenhandelspolitik, wie ein interessanter Internet-Fund dokumerntiert: Hat Österreich doch vor einem Jahr mit dem Land ein weiteres „Soft Loan“-Abkommen unterzeichnet. Das heißt auf Deutsch: Österreich hat der Diktatur neuerlich einen Kredit eingeräumt, der einen mindestens 35 prozentigen Schenkungsanteil hat. Wir habens ja. Und außerdem werden uns gleich ein paar Gutmenschen erklären, dass damit ein paar Tausend Menschen vor dem Verhungern gerettet worden sind.

Freilich müssen sich auch wegen der 65 restlichen Prozent weder das alte Regime noch die künftigen Machthaber Sorgen machen: Denn Österreich  hat gleich von vornherein auf Einklagbarkeit des Kredits verzichtet. Man will ja einem Diktator gegenüber nicht unfreundlich erscheinen.

Das Ganze erinnert übrigens sehr an die von der Partei viel bejubelten Exporterfolge der Kreisky- und Sinowatz-Jahre Richtung Osteuropa. In dieser Zeit hat die total parteipolitisch geführte und daher zunehmend marode verstaatlichte Industrie heftig nach Osteuropa exportiert – aber alles war durch später fast zur Gänze uneinbringliche Kredite Österreichs an die jeweiligen Oststaaten finanziert.

Apropos Kommunisten: Die deutsche „Linke“, die neuerdings in ehrlichen Momenten offen zugibt, die Wiedereinführung des massenmörderischen Kommunismus anzustreben, hat einen Parteichef (er ist eigentlich einer von gleich zweien) namens Klaus Ernst. Der Gute hat sich schon jetzt einen Lebensstil zugelegt, wie ihn einst im Osten nur die Nomenklatura-Funktionäre hatten: Er hat ein luxuriöses Feriendomizil und fährt einen Porsche.

Aber eigentlich gehört der Herr Ernst gar nicht in unsere Pannen-Aufzählung. Denn sein Lebensstil ist keine Panne, sondern durchaus beabsichtigt: „Es macht mir Spaß, Porsche zu fahren“; und ein „Entbehrungssozialismus“ sei mit ihm nicht zu machen. Zumindest nicht ein solcher für Parteifunktionäre, darf man auf Grund der historischen Erfahrungen ergänzen.

Alfred Gusenbauer: Auch ihm ist eigentlich eine durchaus beabsichtigte Panne passiert: Der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler dient nämlich künftig ganz freiwillig dem kasachischen Staatschef Nursultan Nasarbajew als Berater. Es ist nur unklar, worin ihn Gusenbauer eigentlich beraten wird. Etwa, wie man die in Kasachstan grassierende Korruption und die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen noch besser organisiert?

Was gleich noch ein paar Fragen aufwirft: Erinnert sich Gusenbauer noch an seinen pathetischen Moralismus beim Antritt der schwarzblauen Regierung, als er sich zum obersten Vorkämpfer des Guten und Anständigen machte? Erinnert er sich vielleicht auch noch der üblen Methoden, mit denen Nasarbajew seines Ex-Schwiegersohns und Ex-Botschafters zu Wien habhaft werden wollte? Sind die guten Rotweine wirklich schon so teuer geworden, dass Gusenbauer buchstäblich jeden noch so schmutzigen Klienten nehmen muss? Oder hält er es für schuldmildernd, dass noch weitere Linkspolitiker wie Schröder, Prodi und Kwasniewski den Kasachen beraten?

PS: Was hätten eigentlich die Linksaußen-Medien von „Falter“ bis ORF aufgeführt, wenn sich ein blauer oder schwarzer Politiker einem solchen Diktator an den Hals geworfen hätte? Eine Spitzenmeldung in der Zeit im Bild und ein Trauerrand im "Profil" wären das Mindeste gewesen. Bei Gusenbauer aber schweigt der ORF natürlich betreten. Und alle Linksmedien hetzen gegen ein ungarisches Gesetz, das sie bisher nicht gelesen haben.

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Fußnote 161: Der Weihnachtsmann Erwin drucken

Wenn eine einzige Mini-Meldung zum Paradigma all unserer Probleme wird.

Acht niederösterreichischen Ski-Gebieten geht es wirtschaftlich schlecht. Und prompt verhandelt das Land Niederösterreich über einen Ankauf. Natürlich gibt es solche Beispiele österreichweit hundert-, ja tausendfach. Aber jedes einzelne zeigt dasselbe: Solange sich Politiker - und insbesondere die Landeshauptleute - als Weihnachtsmänner gerieren, die jeden pleitegefährdeten Arbeitsplatz auffangen wollen, jeden Skilift, jede Nebenbahn, jedes Sommertheater, solange wird die Schuldenlast unweigerlich immer größer werden, die auf jedem einzelnen Österreicher lastet. Und wenn dann das Pyramidenspiel einmal kollabiert, werden halt wieder einmal irgendwelche düsteren, nie genannten Spekulanten schuld gewesen sein. Aber nie die Politiker. Die haben nämlich nur eines gelernt: Anderen die Schuld zuschieben. Sonst aber haben sie rein gar nichts begriffen, und die Wirtschaft erst recht nicht.
PS: Niederösterreich zählt mit Kärnten und Wien zu den meistverschuldeten Bundesländern.

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Das Heer wieder mal als Wahlkampfschlager drucken

Die Abschaffung der Wehrpflicht soll also das nächste Wahlkampfthema werden. Nachdem sich Hannes Androschs Bildungsvolksbegehren ohne Inhalt schon zunehmend als Rohrkrepierer zu erweisen beginnt, wird nun Norbert Darabos an die Front geschickt.

Er hat sich ja schon einmal als Architekt eines Wahlkampfschlagers profiliert: nämlich im Kampf gegen die Abfangjäger. Für die damaligen Wahlen war das Abfangjäger-Thema – mit Hilfe der üblichen Verbündeten in den Medien von Dichand bis Fellner – ja auch durchaus geeignet. Für die Interessen Österreichs weniger.

Auch unter Darabos wurden nach langwierigen Neuverhandlungen Abfangjäger angeschafft. Aber halt ein paar weniger als ursprünglich geplant, dafür zu einem deutlich höheren Stückpreis und technisch deutlich schwächer ausgestattet. Auf dem gleichen Intelligenz-Niveau scheint nun die Wehrdienstdebatte abzulaufen.

Niemand soll sich wundern, wenn die SPÖ und ihre geschlossene (und von uns finanzierte) Medienarmada nun schon das zweite Wahlkampfthema vorbereiten: Denn außer populistisch wahlkämpfen kann ein Werner Faymann in Wahrheit absolut nichts. Was daher auch ein volles Auslaufen der Legislaturperiode eher unwahrscheinlich macht. Es sei denn, die Pröll-ÖVP nickt weiterhin alles kritiklos ab.

Natürlich ist der Präsenzdienst mehr als fragwürdig. Das Bundesheer hat es ja noch unter keinem Minister verstanden, den Wehrdienst zu einer sinnvollen Periode für die Mehrheit der Betroffenen zu machen. Geldmangel und schlecht motivierte, großteils unkündbare, daher besonders desinteressierte beziehungsweise unfähige Offiziere und Unteroffiziere haben viele junge Österreicher in Kritiker des Heeres und damit auch der Heimat verwandelt.

Auch international geht der Trend zweifellos zu Berufsarmeen. Mit hochprofessionellen Soldaten, die sich jedem befohlenen Einsatz ohne Rücksicht auf Berichte von Boulevardzeitungen zu stellen haben.

Denn die Zeit der Infanterieschlachten mit Zehn-, ja Hunderttausenden Kämpfenden ist endgültig vorbei. Das heißt freilich nicht, dass die Gefahren für die Sicherheit Österreichs eliminiert wären. Sie haben nur andere Formen angenommen. Dazu gehören beispielsweise Terrorismus, organisierte Kriminalität und das Überschwappen von Konflikten im weiteren Umfeld.

Weder ist der Balkan dauerhaft befriedet noch der Raum der ehemaligen Sowjetunion. Dazu kommen die immer explosiver werdenden Gefahren aus dem Nahen Osten. Die Reichweite der iranischen Raketen wird immer größer, um nur einen Aspekt zu nennen. Schon unabhängig davon ist der Islamismus eine wachsende Bedrohung.

Gleichzeitig haben fast alle Völker dieser Konfliktzonen Zehntausende Landsleute in Österreich, die jeweils voller Emotion und Aggressionsbereitschaft zu Parteigängern ihrer alten Heimat werden könnten. Wer alleine diesen Aspekt in einem Gefahrenszenario ignoriert, der lügt Land und Leute an.

Noch seitenweise könnte man zukünftige Sicherheitsbedrohungen aufzählen. Keine davon ist derzeit überragend groß, aber keine kann ganz ausgeschlossen werden. Und fast jede ist größer als etwa die Gefahren der angeblichen globalen Erwärmung, die uns schon Milliarden gekostet haben.

Landesverteidigung heißt daher, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Gleichzeitig sollte man sich auch bewusst machen, dass die Grenzen der Einsatznotwendigkeiten von Polizei und Armee immer mehr verschwimmen und sich überlappen.

Aber all das setzt erstens eine klare Sicherheitsanalyse voraus. Die im Verteidigungsministerium nicht vorgenommen worden ist. Aber auch im Außenministerium nicht. Was die ganze gegenwärtige Diskussion schon zu einer scheinheilig getarnten Vorbereitung auf den nächsten, eigentlich weit entfernten Wahlkampf macht.

Und zweitens sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein Berufsheer deutlich mehr kostet als eine Armee mit Wehrpflichtigen. Zumindest wenn es auch nur halbwegs seinen Aufgaben gewachsen sein soll. Die von der SPÖ als Beispiel genannten Schweden geben jedenfalls absolut und relativ weit mehr für ihre Verteidigung aus.

Daher hat auch Darabos selbst die Wehrpflicht noch vor einem Jahr als in Stein gemeißelt bezeichnet. Und nun, so die Sprachregelung, sei er durch Beobachtung anderer Länder plötzlich zu einer anderen Meinung gekommen. Komisch nur, dass diese Meinung genau jener entspricht, zu der Michael Häupl in der Endphase eines schlecht laufenden Wahlkampfes gekommen ist, und dass dieser wieder genau die Meinung der auflagenstärksten Zeitung übernommen hat.

Warum lügt man uns nur immer so widerlich an?

Dazu kommt der Zivildienst, der bisher mit heeresflüchtigen Wehrpflichtigen zu einer Stütze des Sozialsystems geworden ist. Der soll nun durch halb so viele Freiwillige ersetzt werden. Was eben nur halb so viel ist wie derzeit. Und niemand weiß, ob zu dem vom Sozialminister festgesetzten Lohn wenigstens diese Hälfte wirklich zustandekommt. Gewiss: Die SPÖ-Agenten Landau und Küberl machen Propaganda für den SPÖ-Standpunkt. Aber die ehrlichen Chefs humanitärer Organisationen, wie jene des Roten Kreuzes, sehen das anders.

Bevor einem so viel Unehrlichkeit ganz den Magen verdirbt, noch der eigene Vorschlag: Ein Jahr der Dienstpflicht für Männer und Frauen (die feministischen Probleme, welche die üblichen Juristen machen, sind überwindbar), aus dem man sich durch eine freiwillige Meldung für ein Soldaten-Dasein samt Bereitschaft zu Auslandseinsätzen herausoptieren kann. Ebenso wie durch die Verpflichtung, die nächsten 20 Jahre als eine Art Nationalgarde für Katastropheneinsätze, freiwillige Feuerwehr und Ähnliches auf Abruf zur Verfügung zu stehen.

Und wenn dann die Hochschülerschaft ein bisschen dagegen demonstriert hat, kann man aus dem Jahr noch immer 6 bis 9 Monate machen.

PS: Das Interessanteste an dem Darabos-Plan ist, dass sich nicht nur der oberste Heeresoffizier, ein Parteifreund, gegen die Abschaffung der Wehpflicht zu stellen wagt, sondern auch der Bundespräsident, ein weiterer Parteifreund. Zumindest vorerst. Sollte Heinz Fischer aber wirklich dauerhaft bei seiner Meinung bleiben – was mich ehrlich gesagt überraschen würde –, dann müsste man das aber auch wirklich als mutig wie ungewöhnlich anerkennen. Und ihm für vielerlei Kritik Abbitte leisten. Aber warten wirs einmal ab.

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Der invalide Gewalttäter drucken

Der Ärger über unser Sozialsystem hat sich in den vergangenen Tagen an einem ganz konkreten Beispiel dramatisch entzündet. Und vielleicht öffnet dieses „Einzelbeispiel“ all jenen die Augen, die mit den großen Zahlen nichts anfangen können oder wollen.

Der 25-jährige Serbe, der in Vorarlberg ein Kleinkind zu Tode malträtiert hat, ist nämlich ein österreichischer Frühpensionist (was die meisten politisch korrekten Medien schön übergangen oder nur am Rande erwähnt haben). Das ist absolut unfassbar. Denn nichts deutet daraufhin, dass das wirklich nur ein Einzelfall wäre. Nur haben halt die vielen anderen Einzelfälle nicht auch ein Kind umgebracht.

Das wird in Summe dieser Einzelfälle auch sehr bald diese Republik zu Tode malträtieren. Welche Leiden auch immer der Täter gehabt haben soll (das steht natürlich alles unter strengem Datenschutz, was immer der Fall ist, wenn Organe dieser Republik Skandalöses tun): Er konnte tagelang mit dem Auto herumfahren und war kräftig genug, zwei Kinder monatelang zu quälen. Warum kann da einem 25-Jährigen nicht zugemutet werden, auch entgeltlich zu arbeiten, wenn auch unter Berücksichtigung seiner angeblichen oder wirklichen Leiden?

Ich warte auf die sofortigen Vorschläge des verantwortlichen Sozialministers zu Gesetzesnovellen. Die nicht kommen werden.

Mir ist jetzt schon übel, wenn sich Gewerkschaft und SPÖ wieder dagegen aussprechen werden, dass an den Invaliditätspensionen – oder an den viel zu frühen sonstigen Pensionen – Dramatisches geändert wird, weil das ja „sozial ungerecht“ wäre. Sozial ungerecht ist aber nur eines: Von allen anderen hart arbeitenden Menschen zu verlangen, hunderttausende Arbeitsfähige durchzufüttern.

Was übrigens etwa auch die viele Firmen, wie insbesondere die Banken betrifft: Die zahlen tausenden ehemaligen Mitarbeitern, die sie knapp nach dem 50er nicht mehr gebraucht haben, fette Pensionen. Sie müssen aber dann im Krisenfall die Hilfe der Republik anrufen, weil sie einen zu dünnen Eigenkapitalpolster haben.

Und auch wenn diese Anmerkung an einem üblen Gewalttäter angeknüpft ist, richtet sich die Kritik nicht gegen die Nutznießer, sondern die Gesetzgeber, die diese Geldverschwendung verantworten müssen. Und die sich dabei noch als „sozial“ besonders gut vorgekommen sind. Verantwortlich sind aber auch Beamte und Ärzte, die diese Gesetze noch zusätzlich akzentuiert "sozial" umsetzen. Weil man solcherart ja viel weniger Scherereien hat.

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Es gibt doch noch vernünftige Entwicklungen in diesem Land drucken

Bisweilen setzen sich in diesem Land doch noch Vernunft, Freiheit und Anstand durch. Das gibt endlich wieder einmal Anlass zur Freude.

Diesen bietet der erfreuliche Meinungsschwenk der Volkspartei, die im Parlament zumindest in wichtigen Teilen vom Entwurf eines „Antidiskriminierungs“-Gesetzes Abstand genommen hat, der schon knapp vor der Gesetzeswerdung gestanden war. Dadurch wären Wohnungsvermieter, Diskotheken-Eigentümer, Arbeitgeber und viele andere plötzlich unter eine peinliche Beweispflicht geraten: Sie hätten nämlich nachweisen müssen, dass sie ein schwules Pärchen nicht wegen seiner offen gezeigten Veranlagung als Gäste abgelehnt haben. Oder eine moslemische Frau wegen ihrer Religion nicht als Mitarbeiterin genommen haben (Schwarzafrikaner darf man hingegen auch weiterhin nicht ablehnen, außer man hat einen guten Grund).

Dagegen haben sich etwa auch das Tagebuch und das Hayek-Institut vehement ausgesprochen. Ich freue mich aber jetzt weniger ob eines Erfolgs, zu dem auch das Tagebuch wieder einmal ein kleines Scherflein beitragen konnte, sondern weil sich jetzt doch in der ÖVP wieder etwas öfter ein klares Bekenntnis zur Freiheit und ein Nein zu den totalitären Dummheiten der Political Correctness durchsetzt. Und weil sie sich im Interesse der Mehrheit der Bürger und gegen die Hetze des ORF und einiger einschlägiger rot-grüner Vereine traut, Nein zu einer unsinnigen und überflüssigen Einschränkung der Freiheit zu sagen.

Diese wäre nämlich auch schon deshalb überflüssig und provozierend, weil es in Österreich jede Menge Einrichtungen gibt, die nur für Schwule oder nur für Moslems oder nur für Frauen konzipiert sind. Was deren gutes Recht ist und bleiben soll. Es wäre ja auch den Schwulen nicht wirklich gedient, wenn eine antischwule Stänkerer-Gruppe das durchsetzbare Recht auf Zutritt zu „sexuell anders orientierten“ Lokalen bekommt. Solche Gruppen gibt es nämlich insbesondere unter moslemischen Migranten immer öfter.

Jeder soll sich in einer freien Gesellschaft organisieren können, wie er will. Am Rande sei vermerkt, dass dieser Gesetzesentwurf wieder einmal von der unglückseligen Leitl-Wirtschaftskammer im Namen der vielen ahnungslosen Zwangsmitglieder verhandelt worden war. Jetzt aber haben sich eben zum Glück in der ÖVP doch die Vernünftigen durchgesetzt, die mehr von Liberalität verstehen als der schwarze Sozialdemokrat Leitl.

Daher: Hut ab – selbst wenn das nur aus der wachsenden Angst vor der stärker werdenden FPÖ passiert sein sollte, der die ÖVP ja in letzter Zeit erlaubt hat, eine konservative Position nach der anderen zu erobern.

PS: Apropos ORF-Hetze. Ein Leser macht mich auf einen Skandal im ORF-Report dieser Woche aufmerksam. Das ist freilich eine Sendung, die ich im Interesse meines Seelenfriedens und meines Zeitbudgets seit etlicher Zeit überhaupt nicht mehr schaue. Daher verlasse ich mich hier ausnahmsweise ganz auf die Information des (bekannten) Lesers: In einem der vielen derzeit ORF-weit dominierenden Lobhudelei-Beiträgen zu Bruno Kreiskys 100er wurde einer der Kreisky-Anbeter gefragt, was denn der einstige Kanzler (wohl aus dem Agnostiker-Himmel) seinem heutigen Nachfolger Faymann raten würde. Worauf der Befragte gar nicht übel antwortete: „Gestalten, gestalten, gestalten.“ Was der ORF-Redakteur mit dem unglaublichen Schlusssatz beendete: „Jetzt muss Faymann nur mehr seinen schwarzen Vizekanzler davon überzeugen.“ Als ob bis auf die allerengsten Partei-Apparatschiks in Löwelstraße und ORF nicht ganz Österreich wüsste, dass Faymann zweifellos jener Kanzler ist, der sich mehr als jeder seiner Vorgänger noch um jede Gestaltung (bis auf das Abfassen von unwahren Briefen an die Kronenzeitung) gedrückt hat. Der von der Verwaltungs- über die Pensions- bis zur Gesundheits- und Universitätsreform alles für das Land Notwendige verhindert hat oder zumindest desinteressiert liegenlässt.

Freilich ist die ÖVP selber schuld an der ORF-Hetze. Hat sie doch dem Wrabetz-Verein 160 Millionen aus den leeren Budgetkassen zugeschoben, statt ihn dem notwendigen Konkurs zutreiben zu lassen. Jetzt hat sie zum (budgetären) Schaden halt auch noch den (bei dieser gleichgeschalteten Redaktion erwartbar gewesenen) Spott.

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Die vielen kleinen Ärgernisse drucken

Es sind oft die kleinen Dinge, welche die Bürger empören. Aber sie summieren sich im Lauf der Zeit zu großem Ärger. Zu größerem Ärger, als ihn die wirklich großen Sünden auslösen.

Ein Ärgernis ist etwa die Kurzparkzone im 20. Bezirk. Denn von dieser gibt es eine geheimgehaltene Ausnahme, obwohl öffentlich immer von einer flächendeckenden Zone die Rede ist: Ganz im Nordwesten des Bezirks findet sich ein verstecktes Eck, in dem die Zone nicht gilt. So weit so scheinbar unbedeutend – nur führt von diesem Eck ein Fußgängersteg in den 19. Bezirk. Und genau gegenüber, in der Muthgasse, befindet sich ein großes Amtsgebäude der Stadt Wien, zu dem viele Beamte mit dem Auto anreisen, das dann ganztägig geparkt wird. Ein eigenartiger Zufall …

Oder der Wirtschaftsminister: Er hat einen neuen Chef der Burghauptmannschaft bestellt, also jenes wichtigen Amtes, das von der Hofburg bis zum Belvedere 74 historisch besonders wertvolle Gebäude der Republik verwaltet (also solche, die nicht der BIG zur kommerziellen Nutzung übertragen worden sind). Zum neuen Chef der Burghauptmannschaft wurde aber nicht der bestbewertete Kandidat genommen, sondern ein anderer. Was schon merkwürdig genug ist. Und ganz zufällig kommt der neue Mann so wie Minister Mitterlehner aus Oberösterreich. Ein doppelt merkwürdiger Zufall. Noch merkwürdiger aber ist, dass dieser neue Burghauptmann angekündigt hat, er würde künftig primär von Oberösterreich aus amtieren. Obwohl sein Amt in jenem Bundesland nur vier – noch dazu recht unbedeutende – Objekte hat. Das ist Provinzialismus zum Quadrat.

Oder die Wissenschaftsministerin: Sie will nun Studienberatung für angehende Studenten obligatorisch machen. Was schon reichlich naiv klingt. Denn Maturanten, die sich nicht selbst ein Bild von dem Studienangebot zu verschaffen versuchen, sollten eigentlich einen Bogen um alle Universitäten machen. Noch viel naiver ist aber, dass diese Studienberatung primär durch die Hochschülerschaft erfolgen soll. Als ob der wirre Haufen namens ÖH, der sehr stark von brotlosen Politologen und Publizisten mit dem großen Binnen-I geprägt wird, imstande wäre, auch nur einem einzigen jungen Menschen hilfreich zur Seite zu stehen. Als ob bei der ÖH auch nur irgendwer eine Ahnung von den Bedürfnissen und Anforderungen des Arbeitsmarktes hätte. Wenn man den jungen Menschen wirklich helfen und die Realitäten des künftigen Berufslebens vermitteln will, sollte man ihnen Personalchefs als Gesprächspartner vorsetzen – oder ehemalige Manager, die sich schon in etlichen Vereinen organisiert haben, um der Gesellschaft auch nach dem Rückzug ihr Können und Wissen anzubieten. Aber was erwartet man sich von einer Ministerin, die ja selbst bis zum Wechsel in die Politik nie aus der eigenen Uni hinausgekommen ist und die weder im Ausland noch in der Privatwirtschaft Karriere machen konnte? Aber manche bezeichnen halt schon den Aufstieg in den akademischen Mittelbau als Karriere.

Oder der Nationalrat: Fast schon in jeder Sitzung stören irgendwelche Studentengruppen von der Galerie aus – oder halten Abgeordnete dümmliche Sprüche in die Höhe. Weil halt die Medien immer geil nach Action-Bildern sind, werden sie bedient. Der Würde des Gesetzgebers und dem Respekt vor ihm dient das aber nicht. In anderen Ländern werden Störer auf den Galeriebänken zumindest mit einer saftigen Geldstrafe belegt. Abgeordnete, die Transparente halten, bekommen anderswo meist Ordnungsrufe oder werden mancherorts sogar ausgeschlossen. In Parlamenten zumindest, die halt noch auf ihr eigenes Ansehen und damit jenes der Demokratie Wert legen.

Oder die Datenschützer: Das jüngste Beispiel über deren fast schon kriminelles Treiben kommt aus Stockholm. Dort hat eine private Überwachungskamera den Täter des vorweihnachtlichen Terroranschlags filmisch festgehalten. Die Konsequenz? Die Kamera muss entfernt werden, weil sie nicht ordnungsgemäß genehmigt war. Blöder geht es wohl nimmer. Auch wenn es immerhin trostreich ist, dass die Politik anderer Länder zumindest genauso blöd ist wie die heimische.

Oder die Kultur: Da erfährt man vom Rechnungshof, dass das Volkstheater entgegen den ständigen Unwahrheiten des Direktors (die schlichte Kulturjournalisten immer gerne nachschreiben) eine Auslastung von bloß 60 Prozent hat. Während die anderen beiden großen Häuser (Burg und Josefstadt) fast zu 90 Prozent und die Staatsoper gar fast zu 100 Prozent ausgebucht sind. Das nie sehr volle Volkstheater hat sich unter dem jetzigen Direktor rapide geleert und leert sich ständig weiter. Der Direktor hat ja schon durch die Montage des roten Sterns der Kommunisten auf dem Theater gezeigt (also von dem Symbol, das dem Hakenkreuz der ebenso verbrecherischen Nazis entspricht), welch Ungeistes Kind er ist. Solche Typen sind natürlich für die in Bund und Stadt zuständige SPÖ absolut unantastbar. Daher wird der Herr Schottenberg weiterhin alljährlich zehn Millionen an Subventionen aus Steuergeld bekommen und 59(!) Vereine - über deren politische Orientierung man nicht lange rätseln sollte - mit billigen Karten versorgen, damit nicht die armen Schauspieler zahlreicher sind als die wenigen Zuschauer auf den Plätzen. Wie lange werden wir es uns eigentlich angesichts der erdrückenden Schuldenlast noch leisten können, gänzlich auf die Möglichkeit zu verzichten, ein erfolgloses Theater zuzusperren?

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PR-Babies drucken

Sir Elton und sein Prinzgemahl
sind stolze Väter endlich -
wie’s klappte, klingt zwar surreal,
doch bald wird’s selbstverständlich:

Man ordert ein Designer-Ei,
statt blind was zu riskieren,
danach trägt kurz man selbst was bei
und läßt es einmontieren.

Bei Rent-an-uterus wird dann
das Finish vorgenommen,
und liefern tut’s der Weihnachtsmann -
samt Amme, einer frommen.

Die Tele-Zeugung wird zudem
den Plattenabsatz heben,
die Spesen decken und bequem
noch Reingewinn ergeben!

Auch Carla, heißt es, soll zurzeit
an neuen Liedchen werken,
weshalb bei der Gelegenheit
Gerüchte sich verstärken:

Sie plant ein Kind - ein eignes zwar,
doch wie wir weiters hören,
wenn’s geht, von ihrem Nic sogar,
und diesen wird’s nicht stören.

Denn nächstes Frühjahr ungefähr
sind Präsidentschaftswahlen,
und Meinungs-Gurus tun sich schwer
mit Sarkos schlechten Zahlen.

Da könnt’ man einen runden Bauch
im Wahlkampf gut verwenden
und nebenbei in Echtzeit auch
ein Ultraschallbild senden.

Im Endspurt gibt’s das Stillen noch -
und selbst wenn nichts zu sehen,
es würde sich die Stimmung doch
zu Nickis Gunsten drehen!

Wenn also wir den Sachverhalt
ganz sachlich überlegen,
erweisen Kinder dergestalt
sich manches Mal als Segen...

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Fußnote 160: Faymann reist, das kann nur lehrreich sein drucken

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er etwas lernen. Wenn er lernen kann.

Werner Faymann hat sich – selten genug – wieder einmal ins Ausland gewagt. Das ist durchaus lobenswert. Die "Krone" kann er sich ja nachschicken lassen. Und Dolmetscher für Sprachenunkundige gibt es ja zweifellos überall, auch in dem fast bankrotten Portugal. Entscheidend ist, ob diese Dolmetscher ihm auch wirklich langsam und deutlich genug übersetzt haben, was mit einem Land passiert, welches die sozialistische Schuldenpolitik konsequent umgesetzt hat: Portugal muss gerade die öffentlichen Gehälter um fünf Prozent kürzen, die Pensionen einfrieren, die Mehrwertsteuer von 21 auf 23 Prozent erhöhen und zahllose Sozialleistungen kürzen. Faymann hingegen steht einer Regierung vor, die auch in der Krise zahlreiche weitere Sozialausgaben beschlossen hat, und die schon wieder über neue Ausgaben für den roten Liebling Neue Mittelschule und für die Einführung von Berufsheer und -sozialdienst diskutiert. Wer jetzt sagt, Österreich stünde doch viel besser da als Portugal, sollte sich die Staatsverschuldung anschauen. Die lag 2009 (im letzten fertig abgerechneten Jahr) in Portugal bei 76 Prozent und in Österreich bei 67 Prozent des Inlandseinkommens. Ein solcher Unterschied ist mit der Politik der Regierung Faymann rasch übertroffen.

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Der Anfang eines neuen Bürgerkriegs? drucken

Anlässlich des Anschlags auf die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords und da das Tagebuch sowieso recht selten rein außenpolitische Angelegenheiten behandelt, möchte ich auf die politische Entwicklung in den USA eingehen. Dies war eine abscheuliche Tat eines Einzeltäters, die absolut zu verurteilen ist! Doch war dies nur der Anfang?

Im Jahre 1848 wurde in Österreich und Jahrzehnte davor schon in Frankreich und in den heutigen USA eine Entwicklung in Gang gesetzt, die heute bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. Der Bürger fing an, sich von der Staatsgewalt zu emanzipieren, sich ihrer zu entledigen, sich zu befreien.

Der Anfang dieser Entwicklung liegt schon Hunderte Jahre zurück, als der Buchdruck und damit die massenhafte Verbreitung von Information erfunden wurde. Dieser latente Prozess manifestierte sich erstmals in der Landflucht in die Neue Welt ab Anfang des 16. Jahrhunderts, als zahlreiche Europäer ihr Glück und ihre Freiheit im weiten Westen suchten. Die Briten versuchten zwar noch, in dieser Neuen Welt eine Herrschaft zu etablieren, stießen dabei aber auf eine Sorte Mensch, die sich die Freiheit mit viel Wagemut, viel Risiko und nicht zuletzt viel Blut erkauft hatte. Diese Menschen waren dementsprechend bereit, ihre Freiheit zu verteidigen.

Es setzte eine Wechselwirkung ein: Die Franzosen, angestachelt von der Aufklärung und der Unabhängigkeitserklärung, halfen den Amerikanern; diese wiederum setzten ein Exempel, was in der Erklärung der Menschenrechte 1789 in Frankreich mündete und die Französische Revolution auslöste.

All diesen Konflikten ist gemein, dass sie extrem blutig vonstatten gingen. In Österreich kam diese Welle der Befreiung 1848 an, hatte die Märzrevolution und die Bauernbefreiung zur Folge. Konnte Franz Joseph die entstandene Bewegung noch mit scheinheiligen Zugeständnissen unterdrücken, fand sie 1867 mit dem Staatsgrundgesetz, dem Ausgleich mit Ungarn und schon zuvor 1866 mit dem Ende des Deutschen Bundes endgültig ihren Niederschlag. Franz Joseph und überhaupt der Adel konnten sich nur schwer mit dieser neuen Weltordnung abfinden.

Schließlich versuchte der Kaiser noch, sich mit ihr zu arrangieren, scheiterte aber mit der Loslösung Böhmens, Galiziens und weiterer Kronländer, die jeweils Anfang des 20. Jahrhunderts eigene Parlamente konstituierten und somit ebenfalls dem Befreiungsdrang zum Durchbruch verhalfen. Der verzweifelte Versuch des Kaisers, diese Entwicklung zu stoppen, endete in dem Blutbad, das heute der Erste Weltkrieg genannt wird.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass davor in einem Zeitraum von nur ca. 130 Jahren mehrfach extrem blutige Schlachten stattgefunden hatten, die alle das Ziel hatten, das Volk von seinen Herrschern zu befreien.

Die Verträge von Versailles und St. Germain waren keine Verträge. Es waren Diktate und beide respektierten weder den Willen des deutschen, noch den Willen des österreichischen Volkes. Gleichzeitig begann ein Amerika, das sich inzwischen vom Land der Befreiten zu einem Land der Befreier entwickelt hatte, mit den Briten, Franzosen und Italienern eine Neue Weltordnung zu schaffen. Zumindest versuchten sie es. Dabei begingen die Politiker den Fehler, sich anzumaßen zu wissen, was die einzelnen Völker wollten. Sie teilten Europa auf, bestraften die Kriegsmächte Österreich und Deutschland (auch um die eigene Macht auszubauen) und ließen den Ruf des österreichischen und deutschen Volkes nach Freiheit ungehört.

Sowohl in Österreich als auch in Deutschland installierten sich Regierungen, die vom Volk nicht gewollt waren. Sie installierten Verfassungen, die anfällig für Missbrauch waren. Im Grunde begingen sie die gleichen Fehler, wie sie auch die Amerikaner und Franzosen gemacht hatten.

Man kann keinesfalls sagen, dass die von Kelsen konzipierte österreichische Verfassung eine konsequente Fortführung des Gedankens des Staatgrundgesetzes von 1867 war, was bereits daran zu erkennen ist, dass 1929 auf Grund eines neuerlichen Aufstands, nämlich des Justizpalastbrandes 1927, eine Änderung der jungen Verfassung vonnöten war.

Sie war, so wie Kelsen selbst, rein rechtspositivistisch orientiert und stellte lediglich darauf ab, einen Rechtsstaat zu installieren. Dies war zweifelsohne ein großer Fortschritt, niemand wird bestreiten, dass der Rechtsstaat den Bürgern Rechtssicherheit verschuf und somit Wirtschaftswachstum. Der stärkere Grund für dieses Wirtschaftswachstum waren jedoch die Grundrechte des Staatgrundgesetzes 1867.

Durch sie war der Bürger frei. Da Kelsen sie wenigstens übernahm, fanden die Grundrechte im gesamten Aufbau des Staates ihren Niederschlag. Als Rechtspositivist vertrat er allerdings die Auffassung, dass ein Staat lediglich eine Grundnorm egal welchen Inhalts braucht und dass daraus die Verfassung und die Gesetze abzuleiten seien.

Das Manko der Rechtspositivisten ist allerdings, dass sie keine Wertung vertreten, die Grundnorm ist ihnen egal. Die Konsequenz daraus war und ist, dass die Verfassung dem Freiheitsgedanken und damit verbunden dem direktdemokratischen Gedanken keine Rechnung trägt. Sie lässt Spielraum für die Machthaber. Die Inkonsequenz der Verfassungen zeigt sich sehr schön daran, dass Hitler und Dollfuß sie ohne Mühe aushebeln konnten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begingen die Machthaber wiederum dieselben Fehler. Sie haben jedoch begriffen, dass die Wirtschaft das Vehikel zum Erfolg war. Hatten die Amerikaner Deutschland und Österreich nach dem Ersten Weltkrieg noch ausbluten lassen, so versuchten sie nun, deren Wirtschaft zu stärken. Der wichtigste Faktor war aber ein anderer. Die Völker hatten schlicht genug. Ihre Kraft war am Ende. Die Weltkriege kosteten ihren Söhnen das Leben, der Kampf für die Freiheit hatte einen zu großen Blutzoll gefordert.

Noch heute sind die Europäer kriegsmüde, haben Angst davor. Aber die neueren Generationen haben nichts von den Weltkriegen mitbekommen. Sie können das Leid gar nicht erfassen. Mit anderen Worten, jetzt beginnt der Krieg um die Freiheit von neuem.

Der Kommentator Capricorn stellte kürzlich einen sehr interessanten Artikel aus der FAZ in den Blog:

http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~ECCB7355A75C64907A01B727DCFB31666~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Natürlich ist der Liberalismus passiv, er hat keine Werte, an die sich die Menschen anlehnen können. Aber Steuern, Armut, staatliche Gewalt, das sind unmittelbar spürbare Fakten, die dem Bürger auf dramatische Art und Weise vor Augen führen, was Unfreiheit kostet.

Um den Kreis in die Vereinigten Staaten zu schließen: Der Anschlag auf Gabrielle Giffords war die Einzeltat eines Psychopathen. Die Regierungen dieser Erde dürfen sich aber nicht wundern, dass sich das politische Klima derart radikalisiert. Die westlichen Staaten glauben, die Menschen seien friedlicher geworden, leichter beherrschbar. Doch die neu entstandene Armut in den USA, der Konflikt mit Migranten, das alles sind Dinge, die auch uns Europäern bevorstehen. Noch dampft die deutsche Lok und ernährt die anderen Völker.

Aber bald wird es diese Blase, diese Wirtschaft, in den Abgrund reißen. Eine Armut ungeahnten Ausmaßes wird hereinbrechen. Das Attentat war erst der Anfang. Die Bürger werden sich sowohl in Europa als auch in den USA wieder gegen ihre Machthaber wenden und sie werden es mit ungeahnter Gewalt tun. Dabei darf man aber eines nicht vergessen:

Es waren die Staaten, die die Bürger mit dramatisch hohen Steuern auspressten, es waren die Staaten, die die Bürger mittels gewollter Inflation enteigneten, es waren die Staaten, die den Bürgern ihre Selbstbestimmung verweigerten und an ihnen vorbeiregierten. Die Machthaber der Staaten tragen die Schuld an all den Katastrophen, die auf uns zukommen und sie dürfen sich nicht wundern, wenn das Volk erneut blutige Rache nimmt.

Philipp Starl ist Obmann der Rechtsliberalen Partei Österreichs und studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften.

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Spieglein an der Wand: Ich schau Dich nicht mehr an drucken

Irgendwie ist das Ausland ziemlich böse. Kann man sich doch dort nicht die hierzulande in Massenblättern übliche freundliche Berichterstattung für Werner Faymann einfach kaufen. Oder eine solche – noch einfacher – anordnen (lassen), worauf in dieser Woche beispielsweise ein handzahmes Interview des sonst so bösen Armin Wolf mit dem SPÖ-Vorsitzenden schließen ließ. Aber in solchen Lagen hat ein echter Faymann immer einen Ausweg.

Er hat einfach die Auslandspresseschau, die der Bundespressedienst seit vielen Jahrzehnten erstellt hatte, über Nacht einstellen lassen.Die bisher weltweit jeder über Internet anschauen oder über Mail beziehen konnte.

Bin ich nicht schön genug, dann zerschlage ich halt den Spiegel. Ähnliches tun ja auch Diktatoren, in deren Ländern nur noch die regimetreuen Zeitungen verbreitet werden dürfen.

Daher ist es auch recht bezeichnend: Meinem Überblick nach hat keine einzige österreichische Zeitung darüber berichtet.

Lakonischer, als es der Bundespressedienst, die zuständige Sektion des Bundeskanzleramtes, den Beziehern der Auslandspresseschau mitgeteilt hat, geht es kaum mehr: „Auf Grund von Umstrukturierungen im Bundespressedienst wird die Auslandspresseschau mit Ende des Jahres in der vorliegenden Form eingestellt.“ Wie fast zu erwarten war, „liegt“ dieser Pressespiegel seither auch in keiner anderen Form „vor“.

Faymann hat ganz offensichtlich keine Lust mehr, die zunehmend höhnischer werdenden Kommentare von Auslandsjournalisten zu lesen oder gar verbreiten zu lassen. Auch wenn „Süddeutsche“, „Zeit“ und leider sogar die „Zürcher Zeitung“ (in ihrem politischen Teil) parteifromme Korrespondenten in Wien haben, hat sich Faymanns internationales Medienecho zunehmend verschlechtert. Von den Jubelartikeln, mit denen 2006 die Wirtschaftspolitik Schüssels und Grassers begleitet worden ist (übrigens auch von jenen Zeitungen, die 2000 noch den Ausbruch des Faschismus prophezeit haben), oder von den intensiven außenpolitischen Reflexionen über Österreich unter Bruno Kreisky kann die heutige Regierung überhaupt nur noch träumen.

Vor Jahren hat mir einmal ein Sektionschef, der diesen „Dienst“ leitete, gesagt: Man könne aus dem Stand ein Drittel der Mitarbeiter abbauen und es würde überhaupt niemand merken. Der Mann hat dabei die Relevanz der anderen zwei Drittel einschließlich seiner eigenen Person noch maßlos übertrieben. Mir taten die dort tätigen Beamten ja oft geradezu leid: Außer Heurigen-Besuchen und dem Ausstellen von Akkreditierungen für Korrespondenten habe ich nie ein Aktivitätssignal dieser Sektion entdecken können. Da muss man ja eine existenzielle Sinnkrise bekommen.

Wolfgang Schüssel hat in seiner Zeit daher prompt die Sektion aufgelöst (für die paar Tätigkeiten wie eben eine Auslandspresseschau braucht es ja wirklich keine eigene Sektion). Sie wurde jedoch von Alfred Gusenbauer sofort wieder eröffnet. Und ein überaus parteinaher Journalist wurde als Sektionsleiter installiert, der seither sogar hie und da im Büro vorbeischaut.

Bilanz: Jetzt haben (und zahlen) wir also wieder eine volle Sektion – aber diese leistet nicht einmal mehr die einstigen Restbestände an Arbeit. Denn auch die Besuche von Auslandsjournalisten in der Republik sind sehr, sehr selten geworden. Was sollen sie auch hier in der tiefsten Gemeindebauprovinz, in der alkoholschwere Altpolitiker noch als politische Schwergewichte firmieren können?

Aber Faymann wird sich weiter mit allem Selbstbewusstsein kleiner Männer vor die Mikrophone stellen und behaupten: Man kann doch nicht Zehntausende Staatsbedienstete abbauen.

Was freilich gerade in noch viel, viel größerem Ausmaß andere Regierungen von Kuba bis Großbritannien können.

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Rettet China die Europäer? drucken

Anleger sehen Wirtschaft gerne als rein rationales Handeln fernab der Politik. Und kommen doch ständig und rundum mit deren Ansprüchen in Kontakt oder Konflikt. Dies gilt für den nationalen wie europäischen Gesetzgeber genauso wie für die große Weltpolitik.

Das gilt insbesondere für die neue Rolle Chinas in Europa, die sich in den letzten Wochen dramatisch gewandelt hat. Das Land, das bisher nur für Billigproduktionen von Massenwaren und als Absatzmarkt für Qualitätsprodukte gesehen wurde, entwickelt sich zum zentralen Spieler in der Schuldenkrise einiger europäischer Länder, die ja auch die anderen Euro-Staaten bedroht.

Griechenland wie Portugal und mit besonderem Erfolg Spanien haben den asiatischen Riesen um Hilfe angefleht. Sitzen doch die Chinesen auf fast drei Billionen(!) Devisenreserven, die das Land in den letzten Jahren netto verdient hat. China will mit diesem Geld derzeit mehrere Aufgaben bewältigen: Einerseits muss es die Dominanz von Dollar-Noten in seinen Tresoren reduzieren, weil es dadurch allzusehr vom amerikanischen Schuldner abhängig ist; andererseits muss es aber auch darauf  achten, dass weder Dollar noch Euro noch Yen rapide an Wert verlieren. Denn dann wäre ja Chinas Staatsschatz besonders arg getroffen.

Das sollte China verantwortungsbewusst handeln lassen. Freilich täuscht sich jeder, der glaubt, dass die Chinesen so blöd wären, blindlings Ramsch-Anleihen der PIGS-Staaten zu kaufen. Das tun sie nur, wenn sie Zug um Zug auch substanzielle Beteiligungen in der Realwirtschaft kaufen können. Das aber ist keineswegs unproblematisch. Vor wenigen Jahren noch hat sich Europa vehement gegen Einkaufspläne chinesischer (und russischer) Staatsfonds gewandt. Man wollte nicht, dass privatisierte Schlüsselbranchen dadurch wieder verstaatlicht werden – und schon gar nicht durch einen Staat, der noch immer eine nationalistisch geprägte Funktionärsdiktatur ohne unabhängige Justiz ist.

Inzwischen ist den Europäern aber weitgehend der Stolz vergangen. Das wird sich auch politisch zeigen: Die Waffenembargos gegen China werden in Vergessenheit geraten, der Dalai Lama wird kaum noch Termine bei europäischen Ministern bekommen, die Freiheit Taiwans oder die Menschenrechte der Tibetaner, Uiguren und Dissidenten werden nicht mehr thematisiert werden. Alles läuft wie bei Dürrenmatts Besuch der alten Dame.

Schuldner, die jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben, müssen es am Schluss halt sehr, sehr billig geben.

Eines bleibt dabei ziemlich ärgerlich: Aus Spanien, dem derzeit trotz jahrzehntelanger Milliardenhilfe der EU größten Sorgenkind, schwärmen weiterhin Bauunternehmen und Banken aus, um sich mit dicker Brieftasche anderswo einzukaufen – freundlich oder auch feindlich. Warum öffnen die ihre Brieftasche eigentlich nicht im eigenen Land?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

 

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Fußnote 159: Die Operetten-Armee drucken

Der SPÖ-„Mehrheits“-Beschluss zur Abschaffung der Wehrpflicht ist vage und lässt mehr Fragen offen, als er beantwortet. Das einzige, was eindeutig ist, ist die Reaktion der Caritas.

Deren Präsident hat nämlich sofort in einer Erklärung – wie wenn er mit in den Parteigremien gesessen wäre – den SPÖ-Vorschlag begrüßt, obwohl dieser die Zahl der Zivildiener (das sollen künftig Ableistende eines sozialen Jahres sein) halbiert. Während sich das Rote Kreuz zu Recht mehr als skeptisch zeigt, beweist sich die Caritas – natürlich nur deren führende Politruks – neuerlich als Vorfeldorganisation der SPÖ. Noch köstlicher sind aber einige SPÖ-Landeshauptleute. Für sie ist überhaupt das Unwichtigste am Bundesheer das Wichtigste: Die Beibehaltung der Landes-Militärkommanden und der jeweiligen Militärmusik. Überdies dürfe es keine Schließung von Kasernen in den jeweils eigenen Bundesländern geben. Wir werden also noch viel lachen können. Aber das Militär hat man hierzulande ja immer schon am besten zu Operetten verwursten können. Nähme man das alles ernst, dann müsste man nämlich überhaupt verzweifeln.

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Fußnote 158: Der Mitgliederschwund drucken

Kirche, Gewerkschaft, ORF, Parteien: Vier Ecksteine des Nachkriegs-Österreich leiden unter massivem Mitgliederverlust.

Über die Ursachen kann man jeweils ganze Bücher schreiben – oder genauer gesagt: spekulieren. Will man sie auf einen Nenner bringen, dann sind wohl alle Vier in unterschiedlicher Form sich selbst, ihrem Auftrag und ihrer Funktion untreu geworden. Sie haben nicht dort erneuert, wo es notwendig gewesen wäre, sondern in unheilvollem Modernismus dort, wo ein Bewahren notwendig gewesen wäre. Das Schlimme aber ist, dass es keine Nachfolge-Strukturen gibt, die das Fundament dieser moribunden Gesellschaft ersatzweise zumindest noch eine Zeitlang abstützen könnten. Das Skurrile in diesen Stunden ist hingegen, wie sehr und wie breit sich insbesondere der ORF über Kirchenaustritte erregt, die eigenen Verluste und die der anderen Stützen der Gesellschaft aber total ignoriert.

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Alltagsgeschichten aus einem verkommenden Land drucken

Wie das Leben halt in diesem Land so spielt: Anmerkungen zur Objektivität des ORF, zur Verlässlichkeit der Kirche, zu Autobahnen nach Nirgendwo und zur Ahnungslosigkeit hoher Richterinnen.

Wie das Leben so spielt I: Kaum habe ich im Tagebuch die Frage aufgeworfen, ob nicht die Zustände im österreichischen Medienwesen noch schlimmer sind als im ungarischen, hat mir schon das Ö1-Journal den nächsten Beweis für meine Skepsis geliefert.

Denn die Art und Weise, wie zuerst die VP-Ministerin Karl zum Schulthema niedergemacht wurde, und wie aber dann die SP-Ministerin Schmied untertänig behandelt wurde, das hatte schon was von Reichsrundfunk. Korrekterweise muss man freilich festhalten, dass es auch ein Armutszeugnis für die ÖVP ist, wenn wirklich die von Woche zu Woche schwächer werdende Frau Karl die schwarze Wortführerin in Sachen Schule ist. Was aber noch lange keine Rechtfertigung für die Devotheit des ORF gegenüber der Phrasendrescherin Schmied ist, die dann sogar die ÖVP gegen die Einseitigkeit des ORF in Schutz nehmen muss. Und schon gar nicht dafür, wie sehr der ORF das Volksbegehren des meist nicht sehr luziden Hannes Androsch schon lange mehr betrommelt als jedes andere bisherige Begehren, bevor auch nur eine einzige Zeile bekannt wäre, was denn der Steuerhinterzieher a.D eigentlich will – außer in seiner seit Jahrzehnten bekannten Art, auf unser aller Kosten immer noch mehr Schulden zu wollen.

PS.: Der Propagandapostille „Österreich“ kann man entnehmen, dass Androsch deshalb für die Gesamtschule sei, weil sein nicht ganz ehelicher Sohn gerade ins Gymnasium geht. Na dann. Aber bei der Gesamtverfassung des Hannes A. kann halt schon einiges an Logik durcheinanderkommen. Und bei "Österreich" erwartet die eh niemand.

Wie das Leben so spielt II: Jahrelang haben zahlreiche kirchliche Gruppierungen und Bischöfe laut protestiert, weil ein Oberstgericht die Geburt eines behinderten Kindes als „Schaden“ bezeichnet hat. Nun legt die Justizministerin eine diesbezügliche Gesetzesänderung vor (die aus dem Schadensfall einen Sozialfall macht) – und wird daraufhin von SPÖ & Co in der Luft zerfetzt. Was aber tut die Kirche? Sie schweigt, obwohl Bandion-Ortner ein Hauptanliegen der Kirche aufgegriffen hat, obwohl die Kirche sonst ständig alles zu Sozialfällen macht, zumindest wenn Rot und Grün das auch so sehen.

Was wieder einmal klarmacht, dass die Kirche alles andere als ein verlässlicher Bündnispartner ist, zumindest nicht für bürgerliche Politiker. Korrekterweise muss man freilich sagen, dass der Vorschlag der Justizministerin nicht wirklich nach langem Nachdenken aussieht, und dass etwa die – unpolemische, aber substanzielle – Kritik des österreichischen Zivilrechtspapstes Helmut Koziol an dem Entwurf viel für sich hat. Was aber das plötzliche Schweigen der Kirche zu einem ihrer Zentralthemen noch nicht erklärt.

Wie das Leben so spielt III: Zuerst wird die für die Oberösterreicher ziemlich wichtige und seit Jahrzehnten geplante Linzer Westspangen-Autobahn aus Einsparungsgründen zu einer normalen Straße reduziert. Dann protestiert die oberösterreichische Politik – und schon hat die Verkehrsministerin wieder das nötige Geld. Woher, verrät sie uns freilich nicht, denn von Einsparungen bei anderen Projekten sagt sie nichts, wahrscheinlich schon deshalb nicht, weil dann ja wieder wer protestierten könnte. Etwa die Tunnelbau-Industrie.

Also wird das Projekt halt wieder auf Schulden gehen. Woran auch die seltsame Teileinsparung nichts ändern kann, dass man den Anschluss an diese Autobahn im Norden nicht baut. Das finde ich ziemlich super: Jetzt wird eine Autobahn gebaut, aber halt nach Nirgendwo. Wiener kennen das schon: Hier führt die Brigittenauer Brücke in Wien schon seit Jahrzehnten nirgendwohin. Und ist dafür immer fast verkehrsfrei.

Wie das Leben so spielt IV: Da hält der Bundespräsident wieder einmal die Ernennung einer neuen Gerichtspräsidentin zurück, ohne uns irgendeinen Grund zu nennen (Hat da am Ende eine Parteisektion Interesse an dem Posten angemeldet?). Aber die Richterin amtiert schon ungeniert in der neuen Funktion – und wirkt an Urteilen mit, die nun vermutlich ziemlich nichtig sind. Denn sie hat sich darauf verlassen, dass sie auf Grund des diesbezüglichen Anrufs der Justizministerin schon in Amt und Würden ist. Woher soll eine arme kleine (Quoten?-) Gerichtspräsidentin auch wissen, dass man erst dann gesetzlich Richter ist, wenn man mit Brief und Siegel installiert ist? Und solche Menschen sprechen ungeniert Recht über andere Bürger.

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Liebe EU, mach doch bitte Ungarn den Prozess! drucken

Irgendwie erinnert man sich elf Jahre zurückversetzt. Auch damals haben unter Anstiftung der europäischen Sozialdemokraten und unter tumber Mitwirkung der bürgerlichen Parteien alle anderen EU-Länder eine beispiellose Hetze gegen ein Mitgliedsland ausgelöst. Was damals Österreich war, ist heute Ungarn.

Dieser Vergleich heißt nun nicht, dass alles, was heute Ungarn vorgeworfen wird, substanzlos und an den Haaren herbeigezogen ist. Jedoch wird in jedem einzelnen Punkt der Vorwürfe maßlos übertrieben.

Dadurch wird aber ein Verdacht täglich größer: nämlich dass das eigentliche Delikt der Ungarn darin besteht, dass sie mit mehr als zwei Drittel der Stimmen eine Partei der Rechten an die Macht gebracht haben, und dass die nennenswerteste Opposition überdies eine noch weiter rechts stehende Gruppierung ist, während die Ungarn die Sozialisten mit Schimpf und Schande davongejagt haben, nachdem diese das Land wirtschaftlich ungebremst gegen die Wand gefahren haben.

Aber Europas oberstes Gebot lautet: Wähle keine Sozialisten ab, wenn es dir wohlergehen solle auf Erden. Genauso wenig hätten sich vor elf Jahren Blau-Schwarz in Österreich erdreisten sollen, eine Regierung zu bilden. Europa hat links regiert zu werden – selbst wenn die Wähler noch so sehr für rechte Parteien stimmen. Dementsprechend haben auch diesmal die konservativen, liberalen und christdemokratischen Parteien lauthals wie ungeprüft die sozialistischen Denunziationen nachgebetet. Und wieder einmal tun dies die Luxemburger Christdemokraten an vorderster Stelle.

Dabei kann man jede Wette eingehen: Keiner der Ungarn-Basher hat das neue ungarische Mediengesetz bisher auch nur gelesen, das ja den Stein des Anstoßes bildet. Bis vor kurzem lag es nämlich nur auf Ungarisch vor und erst seit kurzem in einer fast 200 Seiten langen Teilübersetzung auch auf Englisch. Das Tempo und die Geschlossenheit der internationalen Reaktionen auf ein vorerst unbekanntes Gesetz müssen daher mehr als stutzig machen.

Im Hauptpunkt der Kritik geht es darum, dass dieses neue Mediengesetz den Medien eine ausgewogene Berichterstattung vorschreibt. Die ungarische Regierung behauptet nun, dass es keinerlei Sanktionen für eine nicht ausgewogene Berichterstattung gibt. Die Opposition, die sich – mangels Erfolgen bei den Wahlen – derzeit vor allem über die Medien und das Ausland artikuliert, behauptet das Gegenteil.

Vorerst gibt es also für Nicht-Ungarischsprechende absolut keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt des Vorwurfes zu überprüfen. Wobei auch festzuhalten ist, dass bisher niemand in Ungarn wegen unausgewogener Berichterstattung belangt worden ist, obwohl das Land sehr viele linke wie kritische Medien hat; die ersten anhängig gemachten Fälle beziehen sich vielmehr nur auf das, was man bei uns einst Jugendschutz genannt hatte.

Andererseits sollte freilich unmissverständlich klar sein: Sollte unausgewogene Berichterstattung in Ungarn tatsächlich bestraft werden, dann wäre das absolut nicht zu akzeptieren, dann müsste der europäischen Menschenrechtsgerichtshof (der übrigens nichts mit der EU zu tun hat!) jedes derartige Urteil zurückweisen. Aber eben erst dann, wenn solches wirklich passiert, und nicht schon wenn es die internationalen Sozialisten behaupten!

Merkwürdig ist aber auch, dass sich die EU-Kommission überhaupt für das ungarische Mediengesetz für zuständig fühlt. Wo steht davon eigentlich etwas im EU-Vertrag? Und wenn die EU wirklich für Medienfreiheit zuständig wäre (was man durchaus begrüßen könnte), warum hat sie nichts unternommen, als sich europäische Justizminister – außerhalb der EU-Gesetzgebung – darauf geeinigt hatten, Meinungsdelikte mit zwei Jahren Haft zu bestrafen? Das ist wohl ein mindestens so schlimmer Eingriff in die Meinungsfreiheit, als es eine Pflicht zur Ausgewogenheit wäre. So sehr auch die mit der Meinungsfreiheit im Widerspruch steht. Denn selbstverständlich muss jede Zeitung ganz frei ihre eigene Sicht der Dinge berichten können, ohne dass Regierungen das nachprüfen dürfen.

Der zweite Kritikpunkt des Auslands in Sachen ungarisches Mediengesetz ist, dass die Medienbehörde komplett von der Regierungspartei nominiert wird. Nun: Wenn die Wähler diese Partei mit mehr als zwei Dritteln legitimiert haben, ist das durchaus rechtens. Wäre es anders, dann müssten beispielsweise fast sämtliche Postenbesetzungen der österreichischen Regierung komplett EU-widrig sein.

Eine einseitige Besetzung von angeblich objektiven Organen durch die Regierung trifft hierzulande nämlich nicht nur auf die Medienbehörden zu, sondern auf noch viel wichtigere Gremien: insbesondere auf den österreichischen Verfassungsgerichtshof. Der wird nämlich von oben bis unten rot-schwarz besetzt. Von der Opposition oder unabhängigen Juristen keine Spur. Ebenso hat die Wiener Regierung vor kurzem eine stramme Parteisoldatin als österreichischen Richter ins oberste EU-Gericht entsandt, die absolut keine richterliche Erfahrung hat. Was also ebenfalls viel skandalöser und wichtiger ist als die Besetzung der ungarischen Medienbehörde. Dabei haben die beiden österreichischen Regierungsparteien zusammen weniger Stimmenanteile erhalten als die ungarische Regierungspartei (und würden bei künftigen Wahlen kaum mehr die Hälfte der Stimmen bekommen).

Man darf also durchaus gespannt sein, wie es in Sachen EU vs. Ungarn weitergeht. Denn alles, was nun den Ungarn angehängt wird, kann auch anderen Ländern wie Österreich angehängt werden, obwohl die SPÖ ganz besonders laut gegen Budapest hetzt.

Vor allem aber ist es in einigen anderen Punkten um Österreichs Medienlandschaft noch viel schlimmer bestellt als um die ungarische: Wird doch hier der ORF-Generaldirektor wie die Leitung eines SPÖ-Sekretariats vergeben. Und vor allem: In keinem europäischen Land ist es erlaubt oder überhaupt denkbar, dass die Regierung – insbesondere die Kanzlerpartei – hemmungslos in den Steuertopf oder auch in die Kassa der Bundesbahn greift, um parteipolitisch freundliche Zeitungen zu belohnen. Das ist in Wahrheit Korruption in Reinkultur.

Also, liebe EU, nur zu: Mache doch den Ungarn einen Prozess – dann aber auch allen anderen, die genauso schuldig sind! Und zücke ja nicht zurück, wenn du draufkommst, dass dich wieder einmal linksintrigante Hysterie und rechte Dummheit auf gefährliches Glatteis geführt haben.

Spannend sind gewiss auch die anderen Vorwürfe gegen Ungarn. Etwa die neuen Steuergesetze, die bewusst so gestaltet sind, dass sie vor allem ausländische Firmen treffen. Solcher Protektionismus verstößt ganz sicher gegen den europäischen Geist und die Binnenmarkt-Prinzipien. Nur: Wie will die Union das verfolgen, wenn sie bisher beim noch viel ärgeren französischen Protektionismus geradezu demonstrativ weggeschaut hat? Quod licet Iovi?

Am wenigsten wird aber im Ausland vom jedenfalls schlimmsten Sündenfall der Ungarn geredet: Um die katastrophalen Budgetlöcher ein wenig zu stopfen, greift die Regierung einfach auf die private Pensionsvorsorge. Das ist nun wirklich eine schwere Verletzung des Grundrechts auf Eigentum. Das Schweigen der anderen Länder bedeutet Übles: Offenbar wird dort schon in etlichen Finanzministerien über ähnliches nachgedacht.

Was uns allen nahelegen sollte, unsere Ersparnisse ins Ausland zu tragen. Singapur soll noch ein recht solides Finanzsystem haben . . .

 

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Die Sonne macht reich - manche zumindest drucken

Das ist leider eine unerfreuliche Premiere im Tagebuch: Der unter diesem Titel erschienene Beitrag muss leider komplett zurückgezogen werden. Der Grund: Ich bin einem Kommafehler des eigentlich renommiertesten Wirtschafts-Datendienstes der Welt aufgesessen: Die getadelten Bezüge sind (zum Glück) nur ein Prozent der im ursprünglichen Bericht genannten. Ich bedaure - auch wenn der Fehler nicht in meinem Bereich gelegen ist. Aber da das Tagebuch immer um Korrektheit bemüht ist, habe ich sofort bei Bekanntwerden des Fehlers reagiert.

PS: Nachträgliche Ergänzung (da das manche Kommentatoren urgiert haben): Der Datendienst heißt Bloomberg.

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Reformstau im Stimmungstief drucken

Kurzausblick auf das politische Jahr 2011:

  • Die wahlfreien Jahre 2011 und 2012 für die Auflösung des Reformstaus nützen
  • Koalition im Stimmungstief
  • Sieben deutsche Landtagswahlen

Die Jahre 2011 und 2012 sind in Österreich weitgehend frei von Wahlgängen – die nächste größere Wahl ist die Grazer Gemeinderatswahl im Jänner 2013, dann folgen Landtagswahlen in Niederösterreich und Tirol und im Herbst 2013 die Nationalratswahl.

SPÖ und ÖVP wären gut beraten, dieses Zeitfenster zu nützen, um den Reformstau etwa bei Bildung, Gesundheit und vor allem Staats- und Verwaltungsreform aufzulösen. (Die Initiative Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform wird für eine Wahlrechtsreform am 17. Jänner 2011 einen konkreten neuen Impuls geben).

Die verfassungsrechtlich äußerst fragwürdige Budgetverschiebung bzw. der Aufschub der Reformen beim Budget haben den Koalitionsparteien massiv geschadet. Leadership und Mut werden generell gefordert. Übereinstimmende Meinung der Wirtschaftsforscher und Polit-Analysten: Die großen Strukturreformen fehlen, sind aber für die Zukunftsfähigkeit notwendig.

Die Auflösung des Reformstaus müsste daher eigentlich im Interesse von SPÖ und ÖVP liegen, denn das Ansehen der Bundesregierung ist genauso wie die Zustimmungsraten zu den Koalitionsparteien auf einem historischen Tiefststand und liegt sogar unter dem desaströsen Ergebnis der Nationalratswahlen 2008, bei dem die SPÖ erstmals unter die 30-Prozent-Marke sank. Wenn es weiter so abwärts geht, werden SPÖ und ÖVP, die 1983 noch auf knapp 91 Prozent der gültigen Stimmen kamen und 1987 noch eine tatsächlich „große“ Koalition bilden konnten, zusammen sogar unter 50 Prozent fallen, wodurch Koalitionsbildungen noch unübersichtlicher werden.

Umfragen zur Nationalratswahl: Vergleich

Datum

Institut/Medium

SPÖ

ÖVP

FPÖ

BZÖ

GRÜNE

NRW2008

Endergebnis

29,26

25,98

17,54

10,70

10,43

11.1.10

Gallup/Österreich

31

33

20

3

12

16.11.10

OGM/Kurier

29

26

27

5

11

22.11.10

Karmasin/profil

29

26

24

5

13

19.12.10

IMAS/Krone

27

25

22

10

11

1.1.11

Gallup/Österreich

27

25

25

4

14

 

Umfragen über Wunschkanzler

Datum

Institut/Medium

Faymann

Pröll

11.1.10

Gallup/Österreich

36

38

1.1.11

Gallup/Österreich

30

24

 Der „Vertrauensindex“ von Gallup für die Mitglieder der Bundesregierung ist im Jahr 2010 von einem Saldo von plus 179 auf minus 131, den historischen Tiefststand, abgesunken. Im positiven Bereich befinden sich nur noch Reinhold Mitterlehner (8), Rudolf Hundstorfer (3) und Michael Spindelegger (2), während die Koalitionsspitzen Werner Faymann (-12) und Josef Pröll (-18) so wie alle anderen Regierungsmitglieder im Minus sind und im Jahr 2010 37 bzw. 48 Prozentpunkte verloren haben.

Deutschland: Überlebensfragen für die FDP

Auch in Deutschland zeigen die beiden Volksparteien CDU/CSU und SPD eine von der Wählerzustimmung her mäßige Performance. Bei der FDP geht es aber bei den anstehenden Landtagswahlen aufgrund der 5%-Sperrklausel um das parlamentarische Überleben. Bundesweit ist sie vom Sensationsergebnis von 14,6 Prozent bei den Bundestagswahlen 2009 auf kaum 5 Prozent laut letzten Umfragen abgerutscht, während sich die Grünen im Höhenflug befinden und die SPD in Baden-Württemberg, aber auch in Berlin überflügeln könnten.

In Baden-Württemberg muss die CDU nach einer Zwischenerholung nach der „Stuttgart 21“-Schlichtung durch Heiner Geißler trotzdem davor zittern, erstmals in der Landesgeschichte den Ministerpräsidenten zu verlieren. Ähnliches könnte auch bei den anstehenden Wahlen in Hamburg – hier kündigten die Grünen die schwarz-grüne Koalition auf, nachdem im Sommer 2010 schon der populäre CDU-Bürgermeister Ole von Beust abgetreten war – passieren. 2010 verlor die CDU schon den Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen.

Auch in Sachsen-Anhalt ist für die CDU der Ministerpräsident in Gefahr – der 74-jährige Wolfgang Böhmer tritt aus Altersgründen nicht mehr an und die Linkspartei liegt mit der CDU in Umfragen gleichauf. In Mecklenburg-Vorpommern wiederum sehen die Umfragen die CDU vor der SPD des amtierenden Ministerpräsidenten Erwin Sellering. Bremen ist eine klare Sache für die SPD, während in Rheinland-Pfalz der jungen CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner die Sensation gelingen könnte, in einer schwarz-grünen Koalition den Langzeit-Ministerpräsidenten und früheren SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Beck vom Thron zu stoßen.

Bundesweit der laut einer im SPIEGEL vom 3. Jänner 2011 veröffentlichten Umfrage unpopulärste Politiker ist mit 22 Prozent Zustimmung auf die Frage „soll künftig eine wichtige Rolle spielen“ FDP-Chef, Vizekanzler und Außenminister Guido Westerwelle, während an der Spitze vier Unionspolitiker stehen: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (79 % Zustimmung), Bundespräsident Christian Wulff (66), Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (62) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (61), mit der SPD-Fraktionschef Frank Walter Steinmeier gleichauf liegt. SPD-Chef Sigmar Gabriel (36) liegt abgeschlagen im Mittelfeld.

Die deutschen Wahltermine

20. Februar: Hamburg
20. März: Sachsen-Anhalt
27. März: Baden-Württemberg
                 Rheinland-Pfalz
22. Mai: Bremen
4. September: Mecklenburg-Vorpommern
18. September: Berlin

Deutsche Umfragedaten

Bund (Verglichen mit dem Ergebnis der Bundestagswahl 2009) Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, Süddeutsche Zeitung:

CDU/CSU 34 33,8
SPD 28 23,0
Grüne 19 10,7
Linke   9 11,9
FDP   5 14,6
Sonstige   5   6,0
     

Hamburg (Verglichen mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2007) Infratest dimap/Focus:

CDU 22 42,6
SPD 43 34,1
Grüne 19   9,6
Linke   7   6,4
FDP   4   4,8

Sachsen-Anhalt (Verglichen mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2006) Infratest dimap/ Focus:

CDU 30 36,2
Linke 30 24,1
SPD 21 21,4
FDP   5   6,7
Grüne   9   3,6

Baden-Württemberg (Verglichen mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2006) Infratest dimap/ Focus:

CDU 41 44,2
SPD 19 25,2
Grüne 29 11,7
FDP   4 10,7
Linke   4   3,1

Rheinland-Pfalz (Verglichen mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2006) tns-emnid/ Focus:

SPD 39 45,6
CDU 37 32,8
FDP   4   8,0
Grüne 11   4,6
Linke   4   2,5

Bremen (Verglichen mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2007) emnid/ Focus:

SPD 35 36,7
CDU 25 25,6
Grüne 17 16,5
Linke 11   8,4
FDP   5   6,0

Mecklenburg-Vorpommern (Verglichen mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2006) Infratest dimap/ Focus:

SPD 25 30,2
CDU 32 28,8
Linke 22 16,8
FDP 10   9,6
NPD  -   7,3
Grüne   5   3,4

Berlin (Verglichen mit dem Ergebnis der Wahl des Abgeordnetenhauses 2006) Forsa/ Focus:

SPD 27 30,8
CDU 19 21,3
Linke 15 13,4
Grüne 25 13,1
FDP   4   7,6

(Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at).

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SN-Kontroverse: Aufnahmsprüfungen? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Sollen Aufnahmsprüfungen für das Gymnasium eingeführt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Vorschlag aus der Mottenkiste

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Das neue Jahr beginnt so, wie das alte geendet hat: mit Streit um das Bildungssystem. Es ist ineffizient, teuer und sozial unfair. In höhere Schulen und an die Universität kommt fast nur, wer auch aus „gutem Hause" stammt: Der familiäre Hintergrund und ein Migrationshintergrund fallen für Kinder und Jugendliche in Österreich viel stärker ins Gewicht als in anderen Ländern. Sozial am fairsten beim Zugang zur Bildung sind Island, Finnland und Dänemark. Hinter Österreich, das beim gerechten Zugang zur Bildung unter 31 OECD-Staaten lediglich auf Platz 24 liegt, befinden sich nur noch Länder wie die Slowakei oder die Türkei.

 Verantwortlich dafür ist der Zwang zur frühen Festlegung des Bildungswegs. In Österreich muss die erste Schulwahlentscheidung für das Kind mit zehn Jahren gefällt werden. Diese ist wesentlich vom familiären Hintergrund geprägt. Die Schulleistung der Kinder fällt weniger ins Gewicht als der Bildungshorizont der Eltern  und ihre finanziellen Möglichkeiten.
 
Mit dem Retrovorschlag, Aufnahmsprüfungen in Gymnasien einzuführen, würde die Bildungsungerechtigkeit noch verstärkt. Jede Bestrebung nach einer modernen Bildungspolitik würde zunichtegemacht. Statt früher Selektion sollte das Bildungssystem bessere Integration und Förderung von Talenten durch Einführung der differenzierten Gesamtschule bieten. Kein Witz, sondern bezeichnend ist, dass der Vorstoß von Fritz Neugebauer kommt, der als Chef der Beamtengewerkschaft etliche Bildungsreformen verhinderte und  jetzt gegen ein Gesetz Verfassungsklage einbringen will, das er selbst mitbeschlossen hat. So weit, so schlecht. Aber  Leute mit Ideen aus der Mottenkiste des frühen 20. Jahrhunderts sollten nicht über die Zukunft der Kinder im 21. Jahrhundert bestimmen. 


Leistungsdruck ist sozial

Andreas Unterberger

Die Abschaffung der Aufnahmsprüfungen war einer der vielen populistischen Fehler, die das Niveau unserer Schulen nachhaltig gesenkt haben. Ihre Wiedereinführung ist genauso sinnvoll wie eine anspruchsvolle (Teil-)Zentralmatura, wie universitäre Zugangsregeln, wie regelmäßig extern überprüfte und notenrelevante Leistungsstandards.

Die ständige Reduktion der Anforderungen und die Umwandlung vieler (zum Glück nicht aller) Schulen in Kuschelstuben hat jungen Menschen vorgetäuscht, automatischen Anspruch auf Schul-„Erfolge" zu haben. Ohne Anstrengungen und objektiv von Dritten überprüfte Leistungen. Beim Berufseintritt waren dann manche überrascht - und die Arbeitgeber enttäuscht -, dass freigiebig verteilte Zeugnisse und Diplome nicht viel wert waren. Auch international nicht: Siehe Uni-Rankings, PISA- und TIMSS-Tests.

Solange Lehrer ausschließlich selbst den Erfolg ihrer Bemühung benoten, sind sie versucht, zu gut zu bewerten. Auch viele Schulbehörden und Direktoren üben Druck aus, gut zu benoten. Der Abbau von Leistungshürden ist vor allem für bildungsfern aufgewachsene Kinder unsozial, weil sie dann auch in der Schule nicht gezwungen werden, das zu lernen, was die Eltern versäumt haben. Als krasse Folge gehen etwa in der Wiener Brigittenau (ein Bezirk mit hohem Migrantenanteil) fast alle Volksschüler mit lauter Einsern ab. Obwohl viele weder Lesen noch Rechnen beherrschen.

Sobald jedoch am Ende jeder Schule wie in vielen Ländern ein extern bewerteter Test steht, müssen sich Lehrer wie Schüler angesichts einer von ihnen selbst nicht zu beeinflussenden Hürde gemeinsam anstrengen.  Mit einer objektiven Aufnahmsprüfung würde auch die Polemik ad absurdum geführt, dass Zehnjährige sozial „selektiert" würden. 

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Der Stammtisch – die österreichische Realverfassung? drucken

„Für einen Rechtsstaat ist es gefährlich, wenn die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen nur durch Kontrolle erzwungen wird.“ An diesen Ausspruch von Wolfgang Schäuble muss ich denken, wenn ich mir die Diskussion der letzten Tage um Fritz Neugebauer anschaue.

Derzeit können im Beamtenpensionsrecht und im ASVG-Pensionssystem Personen mit sehr langen Versicherungszeiten mit 62 Jahren mit relativ geringen Abschlägen in Pension gehen („Korridorpension“) bzw. mit sehr langen Beitragzeiten die abschlagsfreie „Hacklerregelung“ nutzen.

Über die Sinnhaftigkeit dieser Regelungen kann man zweifellos geteilter Meinung sein. Eingeführt wurden sie in einer Nationalratssitzung wenige Tage vor einer Nationalratswahl. Die damaligen Beschlüsse belasten das Budget jährlich mit Milliardenbeträgen. Nur ein Schelm würde dabei an Stimmenkauf denken, zumal das Wahlergebnis das Gegenteil bewiesen hat.

Die jetzigen Gesetzesänderungen sind nicht verfassungswidrig. Massive verfassungsrechtliche Bedenken bestehen aber aufgrund des Fehlens jeglicher Übergangsbestimmungen. Wer am 31. Dezember 1953 geboren ist, kann in den Genuss der günstigen Bestimmungen kommen. Wer einen Tag später geboren ist, benötigt für die „Hacklerregelung“, die nicht mehr abschlagsfrei ist, zwei Beitrags- und zwei Lebensjahre mehr, und bei der „Korridorpension“ muss er dreimal so hohe Abschläge in Kauf nehmen.

Diese pensionsrechtlichen Änderungen waren im Begutachtungsentwurf nicht enthalten. Hat sich die Regierung vor der Diskussion gefürchtet? Ist sich die Regierung dessen bewusst, dass diese Regelung rechtlich auf tönernen Beinen steht?

Jetzt Fritz Neugebauer zu kritisieren, weil er diese Bestimmungen vom VfGH überprüfen lassen will, ist wohl Zeichen schlechten Gewissens. Entweder ist diese gesetzliche Regelung wasserdicht. Dann muss sich ja niemand fürchten. Oder sie ist verfassungswidrig. Dann sollten diejenigen auf der politischen Bühne, die nun Fritz Neugebauer kritisieren, vor Scham im Boden versinken. Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass manche den Stammtisch über die Verfassung stellen.

(Dr. Eckehard Quin ist AHS-Lehrer für Chemie und Geschichte sowie Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft)

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Josef Konsenspröll und die Schule drucken

Der ÖVP ist auf den ersten Blick zu ihrem nach langen Geburtswehen entstanden Bildungskonzept einmal zu gratulieren – oder genauer den davon (hoffentlich) profitierenden Schülern und Eltern. Vier sehr kritische Fragen können ihr aber nicht erspart werden, die den Wert der Gratulation wieder stark vermindern.

Zu loben ist einmal, dass die ÖVP dem Schwachsinn einer Einheitsschule nicht nachgegeben hat, auch wenn das flächendeckende rot-grüne Bombardement samt deren „intellektuellen“ Vorfeld-Partisanen wie „Österreich“, Androsch&Freimaurerfriends sowie ORF schon manche Schwarze zeitweise eingeschüchtert hat. Vom BZÖ, das ebenfalls den Gesamtschul-Schwachsinn trompetet, das aber ohnedies immer mehr zu einer Heide-Schmidt-Reproduktion wird, wollen wir wegen seiner Bedeutungslosigkeit gar nicht reden.

Zu loben ist, dass die Beherrschung der deutschen Sprache zur Vorbedingung für den normalen Schulunterricht wird. Ebenso positiv ist, dass sich künftig die Direktoren die Lehrer selbst aussuchen sollen (Was ist mit dem Kündigen?).

Auch die Idee, dass man nur noch "modular" jene Fächer nachholen soll, in denen man negativ abschneidet, ist im Prinzip gut - die organisatiorische Durchführung wird aber noch sehr spannend und schwierig. Denn mit Schulklassen lässt sich das nicht mehr gut verbinden. Eine richtige Idee ist auch, die Pflichten der Eltern stärker zu betonen - nur traut sich die ÖVP noch nicht wirklich, das auch mit Konsequenzen zu verbinden, etwa einer Reduktion der Familienbeihilfe bei Schulschwänzen oder Aufgabenverweigerung.

Auch das Projekt einer „mittleren Reife“ für alle 14-Jährigen ist im Prinzip gut – selbst wenn es auf den ersten Blick gegenüber der bisher schlicht „Hauptschulabschluss“ genannten Qualifikation nicht wirklich etwas Neues zu bedeuten scheint. Dennoch könnte die mittlere Reife ein Element werden, das alle Schulen wieder ein Stück stärker ergebnis- und leistungsorientiert macht (auch den Gymnasien täte so etwas allemal gut).

Es kommt dabei nur ganz auf das Wie der Durchführung an. So wie ja jetzt schon das Wie der von Claudia Schmied gerade vorbereiteten Zentralmatura und Bildungsstandards die meisten Hoffnungen wieder zerstört, die man an diese Instrumente geknüpft hat. Denn wenn diese mittlere Reife nur bestätigen sollte, dass man halt acht Jahre mehr oder weniger eifrig zur Schule gegangen ist, dann ist sie das Papier nicht wert und das Wort „Reife“ schon gar nicht.

Jedoch kann man gleichzeitig der ÖVP vier kritische Fragen nicht ersparen:

  1. Wie will sie glaubhaft Sparsamkeit verkörpern, wenn man schon wieder 130 Millionen Euro (jährlich!) für ein stark nach Zeitgeist klingendes Projekt auszugeben gewillt ist? Immerhin bringt es diese Regierung – und damit an führender Stelle dieser Finanzminister – selbst in der gegenwärtigen (Zwischen-)Konjunktur nicht zustande, auch nur in die Nähe eines ausgeglichenen Budgets zu kommen.
    Gleichzeitig haben ja bisher alle Analysen gezeigt, dass die ländlichen Hauptschulen nach wie vor exzellent sind. Das heißt, dort wäre ja gar kein dringender Handlungsbedarf gegeben. Und bei Pisa gibt es nur einen einzigen Ort mit wirklich katastrophalen Ergebnissen, nämlich Wien (trotz einer Fülle von Neuen Mittelschulen und ähnlichem). Statt dass dort die Frau Brandsteidl und ihre Genossinnen hinausgeschmissen werden, was eine ziemlich billige Investition wäre, geben wir wieder (in altem Geld) fast zwei Milliarden mehr aus. Obwohl Österreichs Bildungsausgaben in allen Vergleichsstatistiken jetzt schon im absoluten Spitzenfeld liegen.
  2. Aber gehen wir einmal davon aus, dass Geld offenbar wieder grenzenlos vorhanden ist. Und nehmen wir überdies einmal an, dass die teure Methode „Neue Mittelschule“ – die primär darin besteht, deutlich mehr Lehrer in die Klassen zu stellen – wirklich pädagogisch etwas bringt. Dann stellt sich die zentrale Frage: Warum bekommen nicht auch die Gymnasien eine so heftige Vermehrung der Lehrkräfte? Ist der ÖVP die Qualität der Ausbildung unserer künftigen Elite wurscht, also jener relativ wenigen Menschen, die einmal als Wissenschaftler, Manager, Freiberufler, Forscher, Ingenieure usw. den Wohlstand für die wachsende Gruppe von Wohlfahrtsabhängigen erwirtschaften sollen? Verbirgt sich hinter dem Modell nicht doch ein gewaltiger Schritt hin zu mehr Gleichmacherei? Will man die Fleißigeren, Begabteren, stärker Bildungsorientierten bewusst bremsen? Gleichsam als Strafe dafür, weil sie überdurchschnittlich oft aus sozial arrivierten Familien kommen (die ja in der großen Mehrzahl deshalb arriviert sind, weil sie und damit im Schnitt auch ihre Kinder stärker bildungsorientiert und fleißiger sind)? Ist auch die ÖVP letztlich doch vom Virus der totalen Gleichmacherei befallen, der früher Kommunismus, jetzt aber „Soziale Gerechtigkeit“ heißt, die aber mit Gerechtigkeit absolut nichts zu tun hat, sondern nur mit Gleichmacherei?
  3. Warum kämpft die ÖVP nicht gleichzeitig für die vielen Qualitäts- und leistungsorientierten Schulversuchs-Ideen, wie sie etwa einst Bernhard Görgs Karl-Popper-Schule gewesen ist, die sensationelle Ergebnisse erzielt? Was bedeutet der gleiche Fächerkanon zwischen Mittelschule und Gymnasien? Wird den Gymnasien die zweite Fremdsprache (etwa Latein in den anspruchsvollsten Schulen) verboten, weil viele Mittelschüler ja schon mit Hochdeutsch Probleme haben?
  4. Und last not least: Warum will nicht einmal die ÖVP in den Gymnasien wieder die Aufnahmsprüfung einführen, damit endlich die Volksschulen (das wahre Problemfeld!) unter Leistungsdruck kommen? Und damit nur die wirklich Leistungsbereiten in die AHS kommen?

Letztlich ist das wieder eine typische Josef-Pröll-Entscheidung, wie bei der Schwulenehe, wie beim Budget: Gute Absichten werden aus lauter Konsens-Sucht wieder weitestgehend zunichte gemacht. Und nützen wird das Pröll erst recht nichts. Die Linken werden das ÖVP-Bildungspapier als Teilsieg verbuchen und sofort weiter um den Endsieg kämpfen. Auch wenn dieser eine totale Niederlage für Österreichs künftige Schüler bedeuten wird. So wie sie beim Budget trotz der Pröllschen Nachgiebigkeit schon wieder neue Steuererhöhungen verlangen, so wie sie bei der Schwulenehe nicht aufgeben, bis auch die letzten Mini-Differenzierungen weggefallen sind.

Was Pröll einfach nicht begreift: Die Menschen respektieren nur Politiker, die auch in Konfliktzeiten zu ihren Überzeugungen und denen ihrer Wähler stehen. Er begreift auch nicht, dass die überwiegend linksgestrickten Medien die ÖVP erst dann loben werden, wenn sie das grünrote Programm wirklich ganz übernommen hat. Also wenn es die ÖVP nicht mehr gibt.

 

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Wo bitte geht's zum Kommunismus? drucken

  • Was ist paradox? Wenn eine Zeitung namens "Junge Welt" ihren sechzigsten Geburtstag feiert – was auch schon wieder drei Jahre zurückliegt.
  •  Was ist dreist? Wenn sich die Partei "Die Linke", die aus der diktatorischen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands der DDR hervorging, auf ihre "demokratischen Traditionen" beruft (Präambel des neuen Programmentwurfs).
  • Was ist skandalös? Wenn sich die Bundesvorsitzende der Linkspartei in einem Interview mit der "Jungen Welt" über Wege zum Kommunismus laute Gedanken macht.

Man stelle sich vor, 1946 hätte die NSDAP beschlossen, sich in "Partei des demokratischen Nationalismus" umzubenennen und bei den Wahlen für den deutschen Bundestag zu kandidieren. Und der "Völkische Beobachter" dürfte heute noch erscheinen.

Auch zwanzig Jahre nach dem jämmerlichen Untergang des sklerotischen Arbeiter– und Bauernparadieses geistern noch die Ewig–Gestrigen durch die politische Landschaft auf der Linken. Und jedes Jahr veranstaltet die "Junge Welt", eine DDR–Gründung, welche auch die Wende überlebt hat, ein Nostalgie–Treffen dieser Altroten, leider ergänzt durch fanatisierte Neurote. Auf dem Plakat, das für die "Internationale Rosa–Luxemburg–Konferenz" wirbt, prangt folgender Text: "Lernen, wie wir kämpfen müssen. Generalstreik! Learning by doing". Der Dummheit scheint es an Nachwuchs nicht zu mangeln.

Der gigantische Vernichtungsapparat, den die Vorgänger der Linkspartei vierzig Jahre lang auf deutschem Boden errichtet hatten, wurde flugs verdrängt und frech haben sich ihre Erben in die demokratischen Strukturen eingeschmeichelt. Die Wölfe haben Kreide gefressen und sich Schafspelze übergeworfen. Offenbar mangelt es auch nicht an dummen Geißlein oder Kälbern, die ihre Schlächter selber wählen.

Das Glück dieser "Wunderkinder" besteht darin, dass das verhasste System, in das sie die friedliche Revolution verbannt hat, so liberal, so tolerant und so strikt rechtsstaatlich ist, dass sie als Partei wirken und sich frei entfalten dürfen. Ein Parteiverbot dürfte nur das Bundesverfassungsgericht verhängen. Aber dem genügt es nicht, wenn eine Partei die obersten Prinzipien einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht anerkennt. Die freiheitlich demokratische Grundordnung muss erst durch ein verfassungswidriges Verhalten konkret gefährdet sein, um ein Verbot aussprechen zu können. Mit anderen Worten: Die Linke muss den demokratischen Rechtsstaat frühestens dann fürchten, wenn bereits das Dach brennt. "Eine bloße verfassungsfeindliche Haltung reicht nicht aus". (BVerfGE 5, 85, 2.).

Seit der staatliche Rückhalt der SED in Gestalt der "Deutschen Demokratischen Republik" weggefallen ist, wandelten sich die Galionsfiguren der ehemaligen Staatspartei zu Meistern der Camouflage, der Täuschung und Tarnung. Das Wort "Kommunismus" fiel der Schafs–Sprachregelung zum Opfer. An seine Stelle trat der weitaus harmlosere Begriff des "demokratischen Sozialismus", der beinahe klingt wie "Sozialdemokratie". Doch ein Blick in das "Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Philosophie", in dritter Auflage 1987 in der DDR erschienen, könnte auch die blauäugigsten Zeitgenossen aufklären, was gelernte Linke darunter verstehen.

"Die sozialistische Demokratie", so heißt es da auf Seite 105, sei eine "Staatsform der Diktatur des Proletariats". Klingt irgendwie bekannt, nicht? Die Demokratie – ohne den sozialistischen Zusatz – hingegen kommt weniger gut davon. Sie sei eine "organisierte, systematische Gewaltanwendung gegenüber Menschen" und nicht weniger als die "Diktatur der Bourgeosie gegenüber dem Proletariat".

So wenig man einen Pudding an die Wand nageln kann, so schwierig ist es, einem dialektisch geschulten "Postkommunisten" seine wahren Ziele zu entlocken. Die Schafspelztarnung ist beinahe hermetisch. Umso sensationeller ist das, was da nun in der "Jungen Welt" erschienen ist. Niemand geringerer als die Bundesvorsitzende der Linkspartei, die schon mit 23 Jahren der SED beigetreten ist, hat hier Auszüge aus ihrer bevorstehenden Rede vor der "Internationalen Rosa–Luxemburg–Konferenz" unter dem Titel "Wege zum Kommunismus" vorveröffentlicht.

Gesine Lötzsch, Bundestagsabgeordnete in einem frei gewählten Parlament, gibt da ganz offen und ungeschminkt als Programmziel der Linkspartei die Einführung des Kommunismus aus. Mehr noch! Indem sie Rosa Luxemburg zitiert, verrät sie auch den Weg zu diesem Ziel: "So soll die Machteroberung nicht eine einmalige, sondern eine fortschreitende sein, indem wir uns hineinpressen in den bürgerlichen Staat, bis wir alle Positionen besitzen und sie mit Zähnen und Nägeln verteidigen." Das ist die Strategie – und sie wird nachvollziehbar anhand der jüngsten Geschichte.

Der deutsche Bundestag duldet also, vielmehr muss es dulden, dass sich in seinen Reihen Gruppen aufhalten, welche die Grundordnung der Bundesrepublik nicht nur fundamental in Frage stellen, sondern sie aktiv überwinden und an ihren Platz den Kommunismus etablieren wollen. Und die SPD ist sich nicht zu schade, mit jenen Kräften aus reinem Machtstreben zu koalieren.

  • Was ist zynisch? Wenn Gesine Lötzsch noch einmal Luxemburg zitiert. Für Luxemburg sei der "wahre Odem des Sozialismus" die Einheit von "rücksichtslosester revolutionärer Tatkraft und weitherzigster Menschlichkeit" gewesen. Inge Viett, in die DDR geflüchtete RAF-Terroristin, wird am Samstag mit Frau Lötzsch am Podium sitzen und vielleicht erklären, was in ihren Kreisen als "weitherzigste Menschlichkeit" verstanden wird...

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Kreisky: Der Schein und das Sein drucken

Im vergangenen August wäre Josef Klaus hundert Jahre alt geworden. Kaum jemand hat davon Kenntnis genommen. Bruno Kreisky würde am 22. Jänner hundert Jahre alt. Und schon jetzt erbeben die Medien wie auch die Spielplanmacher diverser Bühnen vor Aufregung ob dieses Datums, schon sind die Buchauslagen voll von Kreisky-Büchern und bereitet der ORF eine intensive Heiligenverehrung vor.

Nichts zeigt deutlicher, wer heute die Kultur- und Medienlandschaft kontrolliert, wer in den Buchverlagen diktiert. Nichts zeigt aber auch deutlicher, dass die SPÖ die nun anhebenden Kreisky-Festspiele angesichts ihrer totalen Sinnleere und Faymannisierung wie ein Stück Brot braucht, um noch irgendeine Identität zu haben. Und die braucht jede Partei als inneren Zusammenhalt.

Ebenso keine Frage ist freilich auch, dass die Pröll-ÖVP jeden Sinn für historische Dimensionen verloren hat, sonst hätte sie nicht selbst auf Klaus vergessen. Sie hat ja im Vorjahr beispielsweise auch den zehnjährigen Jahrestag des Amtsantritts des letzten ÖVP-Bundeskanzlers ignoriert. Wer die Geschichtsschreibung kontrolliert, der bestimmt auch, was in der Geschichte wichtig war. Die Fakten sind da viel weniger wichtig. Und wer die Geschichtsschreibung vernachlässigt, der zählt auch zu den Verlierern der Geschichte. Wer aber die Geschichte gewonnen hat, der hat auch für die Gegenwart eine viel schlechtere Ausgangsposition.

Um nur beim ORF zu bleiben: Während Klaus das Rundfunkvolksbegehren ernst nahm und den ORF unter Gerd Bacher in eine vorher ungeahnte Freiheit entließ, verkürzte Nachfolger Kreisky sehr rasch wieder die Zügel des Rundfunks auf ein parteigenehmes Maß. Dass dennoch Bacher dann später noch einmal an die ORF-Spitze kam, hing nicht mit einem Erwachen sozialistischer Liberalität zusammen, sondern mit dem Machtkampf Kreiskys gegen seinen Finanzminister Androsch, dessen Parteigänger im ORF-Kuratorium gegen die Parteilinie stimmten.

Kreisky wie Androsch sind aber gemeinsam für die wohl schwerste Last verantwortlich, die sie der Republik aufgeladen haben: Übernahmen sie die Republik 1970 mit einer traumhaft niedrigen Schuldenquote von 12 Prozent, so betrug diese 1983 bei Kreisky Abtritt 44 Prozent! In absoluten Zahlen war das sogar eine Versechsfachung der Schulden in 13 Jahren. Eine stolze Leistung.

Gewiss wuchs die Staatsschuld auch nach Kreisky weiterhin an. Unter rot-blauen ebenso wie unter rot-schwarzen Regierungen. Erst Wolfgang Schüssel konnte deren Wachstum brechen. Das gelang ihm 1995 durch vorzeitige Neuwahlen (die seiner Partei freilich ziemlich schadeten), die er aus Widerstand gegen einen Budgetentwurf des SPÖ-Finanzministers Staribacher provozierte, und nach 2000 durch eine konsequente und auch in der eigenen Partei unpopuläre Sparpolitik.

Unpopuläre Sparmaßnahmen kamen Kreisky erst ganz am Ende seiner Amtszeit und mit einem neuen Finanzminister in den Sinn. Sonst war seine Finanz- und Wirtschaftspolitik von populistischen Geldverteilungsmaßnahmen nur so geprägt. Diese reichten von Heiratsprämien bis zum Gratisschulbuch. Die Republik verschuldete sich auch deshalb, um Osteuropa (am Ende uneinbringliche) Kredite zu geben, mit denen die kommunistischen Länder wiederum Produkte der marode gewordenen Verstaatlichten Industrie kaufen konnten. Dass er dazwischen auch bisweilen vom Sparen redete und den Beamten Taxifahrten statt Dienstautos verordnete, waren substanz- und wirkungslose Scheinaktionen fürs Schaufenster.

Man kann Kreisky freilich zugutehalten, dass er auf Grund seiner Biographie alles tun wollte, um eine Wiederholung der Arbeitslosigkeit der Dreißiger Jahre samt ihren katastrophalen Folgen (die freilich nur zum Teil mit der Arbeitslosigkeit zusammenhingen) zu verhindern. Er hat nur eines nicht begriffen – und der junge Androsch als Sunny Boy erst recht nicht, der als Aufsteiger die Wünsche jeder wichtigen Parteigruppe erfüllen wollte: Die Schulden der Siebziger Jahre wurden die Hauptursache der Stagnation und Arbeitslosigkeit der Achtziger Jahre; und sie lasten mit den auch nicht ganz geringen Neuverschuldungen der Zeit bis 1995 heute wie ein riesiger Felsbrocken auf den Österreichern.

Kreisky hat sich aber solcherart viel Popularität erkauft. Zugleich kam ihm zugute, dass die SPÖ im Zuge der 68er Bewegung ganz im linken Zeitgeist lag – was Kreisky nicht hinderte, mit seinem teilweise sehr konservativen Auftreten und Lebensstil tief in bürgerliche Schichten hinein Anziehung auszuüben. Er konnte das unbesorgt tun, weil damals der SPÖ die Bedrohung durch eine linke Konkurrenz fehlte, wie sie dann die Grünen wurden, die später viele der linksradikalen Strömungen der 68er auffingen.

Kreisky war auch imstande, Niederlagen wegzustecken, wie etwa das erfolgreichste Volksbegehren der Geschichte, nämlich gegen das Konferenzzentrum an der Donau, das er neben die schon von seinem Vorgänger initiierte UNO-City bauen ließ. Das Konferenzzentrum ist zwar bis heute kein sehr attraktiver Veranstaltungsort – aber dennoch hat Kreiskys Hartnäckigkeit in dieser wie in anderen Fragen auch seinen Gegnern imponiert. Er ließ sich auch durch scharfen Gegenwind nicht von seinem Kurs und seinen Ideen abbringen. Was ihn sehr von vielen anderen Politikern unterschied, die Österreich seither hatte.

Eine noch größere Niederlage war die Volksabstimmung zum Atomkraftwerk Zwentendorf, für das er bis zuletzt gekämpft hatte. Aber gerade seine – dann nicht eingehaltene – Ankündigung eines Rücktritts bei einem Nein zu Zwentendorf hat diese Niederlage erst recht ausgelöst: Denn viele Kreisky-Gegner, die eigentlich nichts gegen Zwentendorf hatten, entschlossen sich daraufhin zu einem Nein bei der Abstimmung. Dennoch war diese Abstimmung für Kreisky hilfreich: Er blieb, und die Abstimmung hat viel von der kritischen Stimmung gegen seine Regierung verdampfen lassen.

Von vielen Kreisky-Biographen wird aus seiner Ära besonders das neue Strafgesetzbuch als Beweis seiner Liberalität angeführt. Darin werden tatsächlich viele alte Zöpfe abgeschnitten. Freilich war dieses Strafgesetzbuch schon von den ÖVP-Justizministern fertig ausgearbeitet, jedoch aus Rücksicht auf die Widerstände der Bischofskonferenz nicht umgesetzt worden. Kreiskys Mehrheit drückte es dann samt der Freigabe der Abtreibung durch, was bis heute eine tiefe Kluft zwischen die SPÖ und die Gläubigen treibt.

Sehr gezielt wurde in den siebziger Jahren personalpolitisch umgefärbt. Dabei waren der SPÖ – was für ihre strategische Intelligenz spricht – die Universitäten wichtiger als die Beamten. Und bei den Unis, vor allem der Wiener Hauptuniversität, konzentrierte sie sich wieder ganz auf die ideologisch relevanten Fächer wie Zeitgeschichte, Verfassungsrecht, Publizistik oder Politikwissenschaft, wo ein totaler Paradigmenwechsel erzwungen wurde.

Am wichtigsten für Kreiskys Erfolg waren aber seine guten Kontakte zu bürgerlichen Journalisten (die es damals noch in relevanter Zahl gab). Er vermittelte ihnen das Gefühl der Wertschätzung. Er war selbst für junge Redaktionsaspiranten am Telefon zu langen Gesprächen erreichbar – was vorher wie nachher völlig undenkbar war, was es auch im Ausland nirgendwo gab oder gibt.

Am liebsten verbreitete sich Kreisky bei Telefonaten, bei Hintergrundrunden, aber auch bei SPÖ-Parteitagen über die Weltpolitik. Da konnte er stundenlang und mit viel Wissen monologisieren. Was vielen Österreichern sehr imponierte. War es doch bis dahin völlig unüblich, dass ein österreichischer Regierungschef zu Dingen Stellung nahm, die mit dem Land selber überhaupt nichts zu tun hatten.

Kreisky war dadurch auch international bald sehr bekannt. Zusammen mit Willy Brandt und Olof Palme hat er dabei – als einer der letzten in der Geschichte – noch an ein sozialistisches Gesellschaftsmodell geglaubt, über das die drei viel publizierten.

Vor allem aber ging Kreisky in Konfrontation mit den USA und noch mehr mit Israel. Für deutschsprachige Politiker war damals jedoch noch jede Kritik an Israel absolutes Tabu. Auf Grund seiner jüdischen Abstammung konnte ihm das aber nur schwer als Antisemitismus ausgelegt werden – obwohl er eindeutig antisemitische Äußerungen machte.

Kreisky hat sich und Österreich dadurch viele Feinde gemacht – aber auch zweifellos viel persönliche Bewunderung errungen. Er hat engste Kontakte mit arabischen Machthabern gepflegt, er hat sich händehaltend mit Libyens Diktator Gadhafi gezeigt, er hat immer wieder den Standpunkt der Palästinenser verteidigt, trotz des von diesen damals praktizierten Terrorismus.

Aber eines hat Kreisky dabei nicht geschafft, obwohl viele seiner Hagiographen das jetzt verbreiten: Er war nie ein Vermittler. Er wurde von Israel und den USA nie als solcher akzeptiert, galt er doch als viel zu araberfreundlich.

Während die SPÖ noch 1955 rund um die Staatsvertragsverhandlungen proamerikanischer als die ÖVP gewesen ist, hat sich auch das unter Kreisky völlig gewandelt. Er setzte ganz auf die parallel in Deutschland von Brandt betriebene Entspannungspolitik und Annäherung an den Ostblock – wobei er freilich einen Kurs fortsetzte, der zum Teil schon unter Klaus und dessen Außenminister Waldheim begonnen hatte, wenn auch damals mit klarer Beschränkung auf einen bilateralen Akzent.

In der Summe hat Kreiskys Außenpolitik den Österreichern sicher viel Befriedigung verschafft, weil sie erstmals wirklich einen Politiker mit Weltgeltung hatten. Einen konkreten Nutzen für die Republik oder ihre Einwohner konnte er aber damit nicht wirklich schaffen. Denn die Sicherheit Österreichs war auch weiterhin durch die konkludenten Garantien der Nato gewährleistet. Und auch wirtschaftlich brachten die Ostkontakte keinen Gewinn. Gleichzeitig hat er zum Schaden für die österreichische Wirtschaft auf die Totgeburt der Efta statt auf die EWG, die Vorläuferin der EU, gesetzt, die seiner Partei damals noch zutiefst suspekt gewesen ist.

Jedenfalls war Kreisky aber eine starke Persönlichkeit mit großer Bildung in Geschichte wie Literatur. Die in den letzten Jahren von der SPÖ zunehmend aufgebaute Heiligsprechung Kreiskys hat aber nur für die Partei, nicht für das Land eine über das für jeden langjährigen Regierungschef angebrachte Ausmaß Berechtigung.

Dennoch zeigen die jahrelangen Bemühungen um die Kreisky-Verehrung offensichtliche Wirkung. Sonst würde nicht sogar ein H.C. Strache wiederholt versuchen, sich irgendwie als Erbe Kreiskys zu profilieren. Was irgendwie schon recht seltsam ist.

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Die Bürgerinitiative www.verwaltungsreform-jetzt.at drucken

Wir sind Bürger in mittelreifem Alter, parteifrei. Wir möchten wie Sie alle nicht zusehen müssen, wie eine in den letzten Jahren leider ins Kraut geschossene Politikerklasse - die zwar die Gehälter kassiert, aber ihre damit verbundenen Aufgaben unzureichend erfüllt - kraft ihrer Ämter Position um Position dieses Landes und seiner Bevölkerung verspielt. Der Schaden ist schon jetzt gewaltig.

Unsere Reaktion darauf: Wir und unsere Familien wollen weiter hier leben, wir geben nicht auf, sondern wir zeigen unseren verantwortlichen Politikern deutlich, dass sie so wie derzeit betrieben nicht durchkommen werden – Populismus und Massenmedien hin oder her! Die verantwortlich denkenden und das System finanzierenden Leute sind auch noch da – und wählen! Manche Politiker werden uns später dankbar sein, dass sie aufgerüttelt wurden, zu ihrem eigenen Wohl. Sie sollen einen Motivationsschub bekommen, der sie aus dem gedanklichen Trott&Filz reißt!

Für diesen Zweck haben wir vor einigen Tagen die Webseite
www.verwaltungsreform-jetzt.at
 aus der Taufe gehoben.

Dort besteht die Möglichkeit, sich für eine rasche, umfassende Verwaltungsreform und massiven Privilegienabbau namentlich auszusprechen. Gefordertes Sparergebnis: 5 Mrd. Euro p.a., stufig ansteigend zu erreichen im Jahr 2015, Aktionsplan zu beschließen bis Mai 2011.

Die Reform soll alle aus Steuergeld, Gebühren und Beiträgen der Bürger finanzierten Bereiche betreffen.

Unser Staat ist in der Situation eines Unternehmens, das sich aufgrund hoher Zinsbelastungen schwer tut. Ein solches Unternehmen hat nur dann langfristig Chancen, wenn es alle nur möglichen Effizienzreserven hebt und keine Pfründe mehr zulässt. Daran wird die Unternehmensführung gemessen. Daran sind auch unsere Politiker zu messen.

Die zentrale Forderung der Bürgerinitiative „verwaltungsreform-jetzt“ lautet somit (Zitat aus der Webseite): 

„Wir fordern von den verantwortlichen Politikern, dass sie endlich

  • eine massive Erhöhung der Verwaltungseffizienz sowie den
  • umfassenden Abbau von Privilegien
     
  • ab sofort in einem 5-Jahres-Plan festlegen,
  • bis Mai 2011 als Verfassungsgesetz im Parlament beschließen,
  • den detaillierten, quantifizierten Aktionsplan zügig abarbeiten.
     
  • Sie sollen dabei die bereits ausgearbeiteten Konzepte von WIFO, IHS und Rechnungshof verwenden, ebenso die Ergebnisse des Verfassungskonvents.
  • innerhalb eines Zeitraums von 5 Jahren soviel echte und dauerhafte Ersparnis fixieren, dass damit in der Folge laufend die Hälfte der Zinsen für die Staats- und staatsnahen Schulden gedeckt werden kann.
  • Diese Ersparnis von mindestens 5 Milliarden Euro pro Jahr soll somit ab dem Jahr 2015 erreicht sein, in den Jahren bis dahin sollen stufig entsprechende Teile realisiert werden.
  • Dafür ist es notwendig, dass sich Kanzler und Vizekanzler mit voller Kraft an die Spitze der Sparbewegung setzen, die Länder und Sozialpartner vorbehaltlos mitziehen und auch Oppositionsparteien mitmachen.
  • Die Pläne und Berechnungen sollen der Prüfung und Approbierung  durch Rechnungshof, WIFO und IHS unterworfen und in der Folge von diesen Institutionen begleitend kontrolliert werden.“

Die Bürgerinitiative fordert in ernsthafter Weise Erreichbares, übertreibt nicht nach Art der Unternehmensberater („man muss das Dreifache verlangen, damit etwas herauskommt“) und bindet das Parlament und mindestens Teile der Opposition ein. Das ist wichtig, glauben wir, geht doch der Aktionszeitraum über die nächste Nationalratswahl hinaus – also Verfassungsbestimmungen wie eine Schuldenbremse.

Näheres siehe www.verwaltungsreform-jetzt.at

Wenn sich viele Bürger und Bürgerinnen auf der Webseite eintragen, wird auf die Politiker zugegangen.

Bitte mitmachen und weiterempfehlen!

(Wolfgang Bauer hat lange in der Volksbank AG Karriere gemacht, verantwortete dort u.a. die Organisations- und Effizienzentwicklung und verließ die Bank 2005 aus Protest gegen die "Höhenflüge" des damaligen Vorstandvorsitzenden Franz Pinkl.)

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Volksabstimmung im Parlament drucken

Schon lange nicht mehr haben so viele Menschen in Österreich von einer Systemreform gesprochen. Täglich fordern weitere namhafte Persönlichkeiten Reformen betreffend Bildung, Gesundheit, Verwaltung, Wahlrecht und Föderalismus. Doch die Katze scheint sich in den Schwanz zu beißen. Das System ist reformresistent. Es gibt ja in Österreich leider immer weniger Menschen mit Macht oder Einfluss, die nicht irgendwie auch vom gegenwärtigen System profitieren.

Wir wählen alle fünf Jahre eine Partei – und nennen das Demokratie. „Tatsächlich ist Österreich heute ein Parteien- und Verbändestaat“, steht hingegen sogar auf Seite 1 einer Ausgabe des Bundesverfassungsgesetzes (Klecatsky-Morscher, 1993), als Fußnote zu Artikel 1, der eigentlich so lautet: „Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus."

Wenn wir wählen, wählen wir Parteien. Diese nennen das „repräsentative“ Demokratie und verwenden es als Argument gegen eine „direkte Demokratie“, die diesen Namen auch verdiente. Und gegen ein Wahlrecht, das dem Wählerwillen wirklich gerecht würde, indem es ihn möglichst differenziert abbildet – und möglichst viele Wahlmöglichkeiten schafft.

Unser Parteienwahlrecht sei eben „gerecht“, heißt es dann. Denn Politiker sind in Österreich keine Stellvertreter ihrer Wähler, sondern Parteienvertreter! Also muss es für die Parteien gerecht sein…

Und das soll so bleiben – zumindest in diesem Punkt sind sich alle Parteien einig. Und auch darin, dass die Mittel aus der Parteienfinanzierung nicht gekürzt, sondern möglichst ständig erhöht zu werden haben – obwohl Österreich bereits jetzt Weltmeister in Sachen Parteienfinanzierung aus Steuergeldern ist.

Hinzu kommt ein Medienoligopol und Expertenkartell – ein geschlossenes System, das nach außen beinahe hermetisch abgeriegelt ist. Wie soll sich da jemals etwas ändern – ohne dass es vorher eine Katastrophe gibt?

Freiwillig werden die Parteien und ihre Nutznießer nicht auf Macht und Geld verzichten. Also muss von den Bürgern gezielt Druck ausgeübt werden. Bisher haben vor allem Protestparteien (und die Partei der Nichtwähler!) von der Unzufriedenheit der Bürger profitiert – doch diese konnten oder wollten nichts ändern.

Nun gibt es immer mehr Bürgerinitiativen und Volksbegehren. Erstere können zumindest lokal einiges – wenn auch nicht sehr viel – bewirken. Die Volksbegehren hingegen bewirkten bisher so gut wie gar nichts! Sie sind nur ein Ventil für den Volkszorn – und kommen den Parteien daher eigentlich eher gelegen. „Sollen sie nur begehren…“ Der Parteienstaat Österreich bräuchte aber dringend ein echtes demokratisches Regulativ. Einerseits sollten wohl alle Politiker einzeln und persönlich gewählt werden, nicht nur als Anhängsel einer Partei. Hier müssten sich vielleicht auch die Mitglieder und Funktionäre einmal in ihren eigenen Parteien emanzipieren!

Andererseits aber könnte man Volksabstimmungen gleichsam ins Parlament tragen. Ein ganz neues Modell demokratischer Partizipation. Eine Kooperation von Volk und Politik – von direkter und parlamentarischer Demokratie – könnte das Verhältnis zwischen Politik und Volk vielleicht revolutionieren. Derzeit ist direkte Demokratie in Österreich ein Werkzeug der Parteien; die Bürger können von sich aus nur wenig erreichen. Daher sollten Volksbegehren endlich "wirksam" gemacht werden. Und zwar umso wirksamer, je mehr Bürger sie unterstützt haben.

Am besten geschieht dies, indem – bei einer dann zwingenden Abstimmung über das betreffende Thema im Parlament! – auch die Proponenten des Volksbegehrens mitstimmen könnten. Sie sollten dabei umso mehr Mandate bekommen, je mehr Bürger das jeweilige Anliegen unterstützt haben – und zwar zusätzlich zu den 183 gewählten Abgeordneten! Wenn also etwa ein Mandat, wie bei der letzten Nationalratswahl, ungefähr 27.000 Stimmen gekostet hat, dann bedeuteten zum Beispiel 270 000 Unterschriften zehn zusätzliche Mandate für die Betreiber des Begehrens. Eine faire Formel, die es weder zu leicht, noch zu schwer macht, ein Anliegen umzusetzen. Man könnte dann noch darüber diskutieren, ob die Abstimmungen geheim sein sollten.

„Man müsste, man könnte, man sollte…“ – aber wie? Es ist eben leider schwierig. Doch der Souverän ist nicht machtlos. Wir haben das Geld, die Wählerstimmen, die Kreativität und die Fähigkeiten, endlich etwas zu ändern. All die vielen „Volksbegehrer“ könnten sich wenigstens einmal verbünden und zuallererst gemeinsam ein Riesenvolksbegehren (vielleicht mit zwei Millionen Unterschriften?) starten. Mit dem Ziel, den Instrumenten der direkten Demokratie überhaupt einmal die gebührende Wirkung zu verschaffen…

Also ein Volksbegehren für eine wirksame direkte Demokratie in Österreich! Stichwort: Volksbegehren über 600 000 Unterschriften sollen zu einer verbindlichen Volksabstimmung führen. Oder aber eben zu „Überhangmandaten“ (siehe oben) für die jeweiligen Proponenten bei einer zwingenden Abstimmung im Parlament über den Inhalt des Begehrens.

Und wenn alles nichts nützt? Dann hieße es, Geld und Unterschriften zu sammeln für die Kandidatur einer echten Reformpartei, die sich all der unerledigten Fragen annimmt. Für einen Bürgerkonvent, der Reformideen entwickelt, die wirklich auf die Interessen des Volkes eingehen. Und vielleicht auch für ein neues, unabhängiges Medium – als Forum dieses Prozesses.

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Aber schuld werden die Spekulanten sein drucken

Der Bundespräsident hat zum Jahresbeginn noch behauptet, Österreich habe die Finanzkrise gut übertaucht. Nun, dass Heinz Fischer von Wirtschaft nichts versteht – und dass diese ihn auch nicht interessiert –, ist bekannt. Aber das, was potentielle Geldverleiher über Österreich und seine Finanzen denken, sollte doch auch Fischer, Faymann & Co zu denken geben.

Denn die Republik hat knapp nach Jahresbeginn eine für kommenden Dienstag geplante Bundesanleihe heimlich, still und leise abgesagt. Grund wurde keiner genannt. Allzu große Nachfrage, derentwegen sich die Republik nicht entscheiden hätte können, bei welchem der vielen Möchtegern-Kreditoren sie das Geld borgt, dürfte es aber wohl nicht gewesen sein.

Was feststeht, ist, dass österreichische Anleihen derzeit rapide an Wert verlieren. Konnte man im September noch eine (alte) Anleihe auf dem sogenannten Sekundärmarkt um einen so hohen Preis verkaufen, dass der Käufer eine Verzinsung von 2,63 Prozent erhielt, so müssen Verkäufer die Papiere heute schon deutlich billiger abgeben: Käufer kaufen österreichische Anleihen nur noch, wenn der gesenkte Preis eine Rendite von 3,37 Prozent ergibt.

Das heißt natürlich auch, dass die Republik bei Begebung von neuen Anleihen künftig deutlich höhere Zinsen anbieten muss. Zumindest, wenn sie auch Käufer finden will. Und das in einem Land, das jetzt schon an die neun Milliarden für die Zinsen (damit ist noch kein Cent rückbezahlt!) der alten Schulden zahlen muss.

Der rasch gestiegene Zinssatz für österreichische Papiere – der die Republik so überhaupt nicht zu interessieren scheint – zeigt, dass niemand den Jubeltönen der Regierungsparteien über die seit September erfolgte Budgeterstellung Glauben schenkt. Nichts wurde saniert, die Hacklerregelung wurde ad infinitum verlängert, im Gesundheitssystem gibt weiter jeder gegen jeden Geld aus, die Bundesländer verbrennen weiter Steuergeld bei Feuerwerken, Donauinselfesten und Kreisverkehr-Eröffnungen.

Ja, ganz im Gegenteil: Die Wünsche diverser Lobbies – die sich alle ihre Politiker halten – nach neuen Ausgaben ist unendlich lang. Ständig werden neue verarmte Massen entdeckt, die unbedingt noch mehr Unterstützung und Umverteilung brauchen; ständig wird nach extrem teuren (Gesamtschul- und anderen) Bildungsreformen gerufen; ständig rufen Bundesländer und Gemeinden nach weiterem Geld; ständig ist die Republik bereit, weitere von Zahlungsunfähigkeit bedrohte Euro-Länder zu retten.

Gewiss, Österreich hat sein Triple-A behalten. Aber immer deutlicher muss man dieser Aussage ein „noch“ und ein „vorerst“ hinzusetzen. Denn eigentlich müsste Österreich auf Grund der derzeit überraschend aufgeblühten (Zwischen-?)Konjunktur für 2010 mit Budgetüberschüssen operieren, um sich für die nächste Krise wappnen zu können. Aber wer solches in die Diskussion wirft, sollte davor bangen, nicht zwangspsychiatriert zu werden.

Und wenn dann die Zinsen noch weiter steigen – was sie mit absoluter Gewissheit tun werden –, dann wird die Politik wieder einig sein: Schuld sind nicht die Schulden, sondern die bösen Spekulanten. Also jene Geldverleiher, die Österreich als zunehmend unsicheren Schuldner ansehen. So wie an Griechenlands Pleite nicht die Schuldenwirtschaft, sondern die Spekulanten schuld waren. Nachzulesen in zahllosen Politikeraussagen und Zeitungskommentaren von regierungsfinanzierten Medien.

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Grenzzäune oder was sonst? drucken

Amerika versucht seit Jahren, sich mit Grenzsperren gegen den illegalen Zustrom weiterer Millionen Südamerikaner zu schützen. Dasselbe tut Spanien rund um seine zwei nordafrikanischen Enklaven. Nun beginnt Griechenland dasselbe in Hinblick auf seine 200 Kilometer Grenze mit der Türkei.

Aber schon schreien die üblichen Vereine und Medien: „Pfui! Menschenrechtswidrig!“ Das Warum bleiben sie bei ihren Vorwürfen wie immer schuldig. Denn Griechenland hat keine andere Wahl. Findet doch der Großteil der illegalen Grenzübertritte in die ganze EU derzeit über die griechisch-türkische Grenze statt. Nachdem Italien mit einem vielleicht anrüchigen, sicher teuren und ganz sicher effektiven Pakt Libyen dazu gebracht hat, den Strom von Booten illegaler Migranten über das Mittelmeer zu stoppen, ist nun Griechenland das offene Tor nach Europa.

Statt dass man der ohnedies durch Schulden und Zinsenlast gebeutelten griechischen Regierung beisteht, dieses Problem durch das derzeit einzig bekannte Mittel zu reduzieren – eben einen Grenzzaun –, wird es ringsum getadelt. Manches Mal wird einem richtig übel angesichts der Gutmenschen, die immer zu Lasten Dritter gut sind. Die aber noch nie Lösungen für schwierige Probleme angeboten haben.

Gewiss sind Grenzzäune nicht immer effektiv. Das müssen nicht nur die USA, sondern auch Israel in Hinblick auf den Gazastreifen zugeben. Da kann man an manchen Abschnitten einen Zaun aufschneiden, dort kann man drüberklettern, und an anderen Orten werden wieder komplizierte Tunnelsysteme unter den Zäunen gegraben. Aber dennoch haben in allen bekannten Fällen die Grenzbefestigungen den Strom unerwünschter Grenzübertritte signifikant reduzieren können.

Welche Strategien wären sonst möglich? Einerseits könnte man die Grenzen prinzipiell öffnen, wie es die Grünen und ein Teil der Roten wollen. Die Konsequenz wäre klar: Dann ginge nach kurzer Zeit der Zustrom nach Europa in die Dutzenden, wenn nicht Hunderten Millionen. Denn vor allem die Wohlfahrtsleistungen, aber auch die Lohndifferenz machen für eine große Zahl der Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika Europa trotz des Trennungsschmerzes von der alten Heimat zu einem Traumziel.

Eine zweite Möglichkeit wäre, den Lebensstandard in Europa so weit zu senken, dass es nicht mehr attraktiv wäre, nach Europa zuzuwandern; dafür könnte ohnedies die Schuldenpolitik der europäischen Regierungen mittelfristig sorgen. Und die dritte Möglichkeit wäre, jeden illegal im Land befindlichen Ausländer sofort vor die Alternative zu stellen: Ausreise oder dauernde Internierung. Das würde aber erst recht die Gutmenschen auf den Plan rufen, die ja praktisch all unsere Medien und Universitäten beherrschen.

Wer an weitere Möglichkeiten glaubt, macht sich einer naiven Verdrängung der Realitäten schuldig. Freilich ist genau das das zentrale Regierungsprinzip in der EU wie auch in den meisten europäischen Staaten.

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Das verschwiegene Ende der grünen Tabus drucken

Es gibt Nachrichten, die werden von den meisten linkshomogenisierten Medien in der Regel nicht transportiert. Und sind doch besonders spannend, weil sie herkömmliche Denkstrukturen auf den Kopf stellen. Was zuletzt vor allem die grünen Denkstrukturen trifft.

Alle hier aufgezählten Lehr-Beispiele stammen aus Deutschland. Sie sind aber für andere mitteleuropäische Länder genauso lehrreich, weil sich alle Probleme hier mit Sicherheit ähnlich abspielen.

Grüner Strom braucht böse Leitungen

Erstes Beispiel: Wie schön klingt doch die Zukunft, in welcher der ganze Strom von Sonne und Wind kommt. Die grünen Lobbyisten der von diesem Traum profitierenden Industrie haben schon fast die gesamte Politik überzeugt, dass das die Zukunft ist. Jetzt stellt sich jedoch heraus, dass der geplante große Ausbau die deutschen Stromnetze zum totalen Zusammenbruch bringen würde.

Denn wenn in einer Region zur Mittagsstunde kräftig die Sonne scheint, würde diese bei einem weiteren Ausbau der Solaranergie zwar endlich den erhofften Strom erzeugen. Aber gleichzeitig muss dafür ein riesiges neues Netz von Hochspannungsnetzen gebaut werden muss, um diesen Strom auch zu den Verbrauchern zu transportieren. Dasselbe trifft zu, wenn an der Nordsee kräftiger Wind die Turbinen ins Brummen bringt. Dann braucht es wieder andere große neue Leitungen. Denn die meisten Verbraucher wohnen blöderweise weit weg von der Nordsee.

Welche Partei aber wehrt sich am meisten gegen den Bau von Stromleitungen? Die Antwort auf dieses Rätsel ist zugegebenermaßen ziemlich leicht. Es sind natürlich die Grünen. Umso schwerer ist die Frage, wo der Strom in dieser grünen Zukunft herkommen soll, wenn im Winternebel wochenlang weder Sonne noch Wind zu spüren sind. Oder wollen die Grünen alle Alpentäler mit riesigen Speicherkraftwerken vollbetonieren?

Wassersparen schadet der Umwelt

Zweites Beispiel: In Deutschland ist der Wasserverbrauch in zwanzig Jahren um fast  zwanzig Prozent zurückgegangen. Die Industrie wird unter dem Druck von Umweltauflagen sparsamer, ähnliches bewirkt die ständige grüne Gehirnwäsche bei den Verbrauchern (sparsame - aber teure - Waschmaschinen, Spartasten am Klo, Dusche statt Badewanne, Regenwasserzisternen im Garten). Und vor allem die EU übt heftigen Druck aus, noch mehr zu sparen - etwa beim Duschen!

Was soll an all dem schlecht sein? Nun, Wassersparen ist jedenfalls nördlich von Spanien absolut überflüssig. Dort gibt es mehr Wasser denn je. Wie an allem ist auch an dem Wassersegen sicher die Klimaerwärmung irgendwie schuld - weil die ja an allem schuld ist, von einer Dürre bis zum Regen, selbst wenn sie noch gar nicht stattgefunden hat.

Der Rückgang im Wasserverbrauch führt jedoch zu zunehmenden Schäden im Kanalsystem: Fett und Essensreste pappen fest, immer öfter stinkt es aus den Kanälen. Auch in den Frischwasserleitungen fließt das Wasser so langsam, dass es ungenießbar werden könnte. Womit wieder einmal nicht nur die Dummheit der Grünen, sondern auch jene der EU erwiesen wäre, die ganz Europa Maßnahmen aufdrängen will, auch wenn sie nur für Spanien und Portugal einen Sinn haben.

Nicht einmal die Grünen glauben an die Erneuerbaren

Noch überraschender ist eine weitere weitgehend ignorierte Nachricht aus Deutschland: Dort sagen 70 Prozent, dass sie nicht glauben, dass der Energiebedarf in absehbarer Zeit durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Auch bei den Grünen sind 57 Prozent dieser Ansicht. Und sogar fast 80 Prozent können mit der Kernkraft leben (solange sie nicht in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gebaut wird). Dabei glaubt die ganze Politik auch in Deutschland, dass es total unpopulär ist, wenn sie einmal das Wort Atom ohne verächtlichen Ton in den Mund nimmt.

Datenschutz ist wichtiger als ein Menschenleben

Letztes, besonders tragisches Beispiel: Der Selbstmord eines 18-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen im letzten Februar wäre ebenfalls imstande, ein weiteres grünes Tabu zu erschüttern. Und wird wohl deshalb weitgehend ignoriert.

Der junge Mann hatte eine heftige Dosis an Tabletten geschluckt und gleichzeitig via Internet Abschied von der Welt genommen. Dieses Abschieds-Posting wird – theoretisch – rechtzeitig gelesen. Jedoch verweigert die Deutsche Telekom der Polizei die sofortige Information über den Wohnort des Absenders. Es fehle die nötige Rechtsgrundlage, wird mit deutscher Sturheit erklärt. Daher kommt der Notarzt erst viele Stunden zu spät.

Die Rechtsgrundlagen fehlen tatsächlich. Denn das grün-linke Dogma „Datenschutz“ war weit wirksamer als die Vernunft. Wie es bei allen grünen Dogmen der Fall ist.

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Heinz Fischer: ganz unappetitlich drucken

Heinz Fischer sorgt sich über „unappetitliche Provisionsgeschichten“. Da hat er völlig recht, auch wenn er die Namen Meischberger, Plech und Pöchhacker nicht in den Mund nimmt. Aber seine neujährliche Erregung – die vom ORF in Lukaschenko-Manier auf beiden Kanälen durchgeschaltet wird – ist ebenso unappetitlich.

Denn Fischer verliert kein Wort über die unappetitlichen Bestechungsinserate vor allem in den drei Boulevard-Zeitungen, die seit Einzug von Werner Faymann in die Bundesregierung zur ständigen Praxis vor allem roter Minister geworden ist. Er hat nie ein Fragezeichen zu der seltsamen Schnelligkeit verloren, mit denen die SPÖ binnen eines Jahres ihre gesamten Schulden aus der Klima-Zeit entsorgt hat. Er hat nie ein Wort über die Schachteln voller Belege verloren, die einen massiven Finanzierungsstrom aus der einstigen Bawag in die SPÖ zeigen. Er hat nie ein Wort über Staatsanwälte verloren, die geheime Aktenteile gezielt an Medien spielen. Und er hat nie etwas zu einer Abgeordneten gesagt, die das Verbot der Veröffentlichung von Abhörprotokollen durch deren Aufnahme in parlamentarische Anfragen in frecher Art aushebelt.

Das alles ist höchst unappetitlich. Und wer sich als höchste moralische Autorität ausgeben will, wird selbst höchst unappetitlich, wenn er zu all dem schweigt. Unappetitlich ist aber auch, wenn Fischer in einem Land nach noch mehr Umverteilung ruft, das ohnedies schon den wenigen Leistungsträgern mehr Geld abnimmt als fast jede andere Regierung der Welt.

Übrigens: Dem Bundespräsidenten, der sich in den letzten Tagen den Untertanen gemeinsam mit einem Potentaten eines islamischen Landes gezeigt hat, wäre es gut angestanden, den Christen in aller Welt zu dem neuerlichen blutigen Anschlag auf Kirchgänger Beileid zu wünschen, der mit der Serie ähnlicher Anschläge davor eine glatte Kriegserklärung geworden ist.

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Das fängt ja wirklich gut an drucken

Beginnen wir das neue Jahr doch mit einigem Erfreulichen:

Da setzt sich neuerdings in der Volkspartei die Erkenntnis durch, dass die von Bruno Kreisky abgeschafften Aufnahmsprüfungen vor der Aufnahme in eine AHS  wieder eingeführt werden sollen. Nur so können nämlich die Volksschulen als schulische Schwachzone Nummer eins wieder zu besseren Ergebnissen motiviert werden. Haben doch viele Volksschulen gerade in Wiener Problembezirken in typischer Gesamtschul-Denkweise geglaubt, den Kindern zu helfen, wenn man jeden Viertklassler mit lauter Einsern auf die Reise in die weitere (Un-)Bildung schickt.

Da traut sich die Schweiz seit Jahresbeginn, das Eherecht für Ausländer zu verschärfen: Es darf nur noch heiraten, wer im Land ein legales Bleiberecht hat. Nur so kann man nämlich den Kampf gegen die Seuche der Scheinehen gewinnen, die in großer Zahl lediglich zum Zweck des Erwerbs einer Staatsbürgerschaft oder eines Aufenthaltsrechts geschlossen werden: Allein in Zürich war jede siebente Ehe eine Scheinehe! Diese Regelung gibt es auch schon in vier anderen europäischen Ländern. In Österreich wäre – trotz der erwartbaren Querschüsse von Heinz Mayer, Falter, Standard und ORF – eine ähnliche Debatte dringend notwendig.

Da zeigt sich die rot-schwarze Regierung der Steiermark überraschend mutig: Sie will auch künftig Eltern und Kinder von Sozialhilfebeziehern zu deren Unterstützung mit heranziehen. Eine Pflicht, die österreichweit unter Druck der Bundesregierung gerade abgeschafft werden soll. Natürlich ist die verzweifelte Finanzlage der Steirer die Ursache der Maßnahme. Aber sie geht dennoch in die richtige Richtung: Es dürfen nicht alle sozialen Lasten auf den scheinbar anonymen Staat abgeschoben werden, sondern es gibt auch dauerhafte menschliche Pflichten unter Angehörigen, etwa von Kindern gegenüber den betagten Eltern.

Da hat in Belgien ein Gericht einen Skandal in der Staatsanwaltschaft beendet, der die Dimension einer mittleren Christenverfolgung annehmen hätte können: Die Staatsanwälte hatten die Zeugenaussagen von bewusst die Vertraulichkeit einer kirchlichen Institution suchenden Missbrauchsopfern beschlagnahmt. Hätten diese die Justiz einschalten wollen, hätten sie das ja jederzeit tun können. Ein Bruch des Beichtgeheimnisses und ähnlicher vertraulicher Gespräche würde jedoch einen heftigen Kulturkampf ausbrechen lassen.

Da muss man neuerdings sogar Christine Marek loben: Sie hat zugegeben, dass ihre Festlegung auf eine Koalition mit der Häupl-SPÖ ein schwerer Fehler gewesen ist. Mareks Landesparteisekretär wagte sogar zu sagen, dass Schwarz und Blau einander näherstünden als anderen Parteien. Das sind ganz neue Wiener Schwarz-Töne. Sollte Marek jetzt noch draufkommen, dass die Vernachlässigung der gläubigen Wähler oder die Brüskierung des Wiener Akademikerbundes ebenfalls bürgerliche Wählergruppen verärgert haben, dann könnte sie sogar das Überleben der Wiener Schwarzen schaffen.

 

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Bitte um neue Kleider für den Kaiser Europa drucken

Seit sich sogar Österreichs einst begeistertster Europäer sehr kritisch über die Entwicklung der EU äußert, können die Alarmsignale vom Zustand der EU nicht mehr ignoriert werden. Dasselbe gilt für Aussagen des weltgrößten Anleihe-Investors, der nun schon öffentlich vor einem Zusammenbruch der Währungsunion und des Euro warnt. Was die Finanzwelt bisher eher nur den Kommentatoren überlassen hatte.

Jene, die sich über den traurigen Zustand der Union freuen, unterliegen freilich einem katastrophalen Irrtum. Österreich wird deutlich schlechter dastehen, müsste es wieder zu einer nationalen Insel-Währung wie dem Schilling zurückkehren. Dieser wäre allen Spekulationen hilflos ausgeliefert; dafür genügt schon der kleinste Anlass, wie es etwa ein Budget ohne irgendwelche strukturelle Spar- oder gar Sanierungsmaßnahme einer ist. Dennoch ist ein Zerfall der Währung eine zunehmend wahrscheinlicher werdende Perspektive. Deutschland und Griechenland passen nicht unter denselben Währungshut.

Noch schlimmer wäre der Zusammenbruch des Binnenmarktes: Hunderttausende exportorientierte Arbeitsplätze würden in Österreich relativ rasch verlorengehen. Denn wer würde noch in einem kleinen Land investieren, das keinen großen und gesicherten Absatzmarkt mehr hat?

Die Träume von einer guten alten Zeit vor EU und Euro sind eine romantische Verklärung der Vergangenheit. Vor allem übersehen solche Träumer, dass sich die Welt seither weitergedreht hat. Osteuropa ist einen steinigen, aber tapferen Weg nach oben gegangen, lediglich Ungarn und der Balkan sind dabei ins Straucheln gekommen. Und noch wichtiger: China, Indien, Brasilien, Vietnam, Thailand, Indonesien und etliche andere sind enorm wettbewerbsfähig geworden und überholen Europa heute links und rechts.

Zur Jahrtausendwende hatte Europa noch von den sogenannten Lissabon-Zielen zu träumen versucht, welche die Union zur wettbewerbsfähigsten Region der Welt machen sollten. Heute kämpft Europa mit den USA um die Rote Laterne. Und niemand redet noch von jenen Lissabon-Zielen.

Die Ursachen sind bekannt: Unzählige Milliarden wurden jahrzehntelang verschwendet, um die Südeuropäer wie Sozialhilfe-Empfänger ohne Gegenleistung durchzufüttern. Man hat versäumt, diesen Ländern klarzumachen, dass sie – so wie die Osteuropäer – nur mit Leistung und Disziplin eine Chance haben. Aber auch in Mitteleuropa ist bis auf wenige Ausnahmen das Wohlfahrtssystem mit Grundeinkommen und anderen Verirrungen noch weiter ausgebaut worden, statt dass man sich der asiatischen Konkurrenz gestellt und auf die Folgen der demographischen Katastrophe vorbereitet hätte.

Selbst Deutschland steht nur im Vergleich zu den anderen Europäern derzeit glänzend da – und vor dem Hintergrund einer 20-jährigen Krise nach der wirtschaftlich völlig falsch angegangenen Wiedervereinigung. Aber auch auf Deutschland sollte man langfristig nicht allzuviel setzen: Denn es hat sich mit vielen Millionen Zuwanderern aus der Türkei und arabischen Ländern einem mittelgroßen Drittwelt-Staat in die Bundesrepublik geholt, dessen Einwohner sich auf dem weltweit höchsten Niveau von den gleichzeitig rasch aussterbenden Deutschen bequem durchfüttern lassen.

Fast ebenso gefährlich ist die mittelfristige Perspektive: In Deutschland wollen die drei Linksparteien (die bei den Umfragen nach etlichen Patzern der Koalition derzeit eine große Mehrheit haben, also wahrscheinlich Schwarz-Gelb ablösen werden) die schuldenfinanzierten Wohlfahrtsleistungen noch deutlich erhöhen.

Mit anderen Worten: Auch in jenem Land, das durch den neuerdings boomenden Export derzeit am stärksten dazustehen scheint, ist innerlich vieles vermorscht.

Ganz arg steht es um die Fast-Pleite-Staaten. Pimco, der weltgrößte Anleihen-Investor, hält daher ein Ausscheiden von Griechenland, Irland und Portugal aus der Währungsunion für notwendig. Diesen Ländern könne es nicht gelingen, sich innerhalb eines festen Wechselkursmechanismus zu erholen.

Andere Experten meinen wieder, dass solche Krisenländer nur dann überleben können, wenn sie ihre Löhne um ein Viertel reduzieren: Jedoch bringt nicht einmal ein Diktator einen solchen Gewaltakt durch, geschweige denn demokratisch gewählte Parlamente. Mit anderen Worten: Diese Länder werden erst nach einer jahrelangen katastrophalen Krise genesen können. Erst dann werden ihre Bürger einsehen, dass sie kollektiv über die Verhältnisse gelebt haben, und dass ausgabenfreudige Politiker und forderungsfreudige Gewerkschafter die Hauptschuldigen an dieser Katastrophe gewesen sind.

Jedoch laufen auch jetzt noch – natürlich universitäre, also weit weg jeder Realität lebende – Ökonomen herum, die meinen, Deutschland müsse einfach drastisch mehr Schulden machen und die Löhne erhöhen, dann würden sich die Ungleichgewichte im Euroland ausbügeln. Das stimmt schon – nur übersehen sie, dass dann auch Deutschland auf das Niveau der Mittelmeerländer absinken wird. Aber das war immer schon das Ziel sozialistischer Vor-„Denker“: Hauptsache, es geht niemandem besser, da ist es uns viel lieber, es geht allen schlechter, solange das nur gleichmäßig der Fall ist. Das ist so, wie wenn man mit einem Blinden dadurch solidarisch sein will,  dass man sich selbst die Augen aussticht.

Überraschend wie ernüchternd ist auch das kritische Urteil Wolfgang Schüssels über die EU. War er doch lange einer der flammendsten Europäer. Er sprach nun in einem Interview mit dem „Trend“ eine andere böse Fehlentwicklung der Union an: „Die EU regiert zu zentralistisch in die einzelnen Länder hinein.“

Schüssel ist zu Recht empört, dass sich die Kommission mit Tempo 30 in den Städten befasst, mit Rauchverboten und Glühbirnenverboten oder „Natura-2000“-Regeln, also irreversiblen Naturschutz-Großzonen. „Ich meine, man sollte viele Dinge auf der nationalen Ebene belassen oder sogar zurückgeben.“ Manche europäische Länder haben, so Schüssel, derzeit keine Führung, nehmen sich stark zurück und agieren oft nur innenpolitisch.

Komischerweise fällt einem bei diesen Worten vor allem Österreich ein – obwohl Schüssel sich doch seit seinem Rückzug auf parlamentarische Hinterbänke jeder öffentlichen Kritik an der heimischen Regierung penibelst enthält. Und sich nur mit dem Ausland befasst. Scheinbar.

Man kann Schüssel nun zu Recht vorhalten, dass er mit seiner Kritik an den Fehlentwicklungen in der EU spät kommt, und dass manche falschen Weichenstellungen auch schon in seinen Amtszeiten begonnen haben. Aber immerhin ist er immer noch der erste in den beiden Regierungsparteien, der sich traut, die Dinge beim Namen zu nennen. Der es wagt, die Kleiderlosigkeit des Kaisers Europa auszusprechen.

Unsere gegenwärtige Regierungsspitze hat diese Kleiderlosigkeit hingegen noch gar nicht gemerkt, geschweige denn auszusprechen gewagt.

Freilich kann die Erkenntnis seiner Kleiderlosigkeit nicht bedeuten, dass man den Kaiser  tötet, sondern man sollte ihm endlich wieder passende Kleider verpassen. Das würde insbesondere bedeuten, die EU wieder auf ihren Kern zurückzuführen, nämlich erstens auf einen funktionierenden Binnenmarkt. Und zweitens die gemeinsame Währung entweder auf weniger Länder zu reduzieren oder noch besser: jeden Schuldner seinem verdienten Schicksal zu überlassen, wenn er nicht mehr kreditwürdig ist.

 

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Armer Westerwelle! drucken

Jeder muß mal Urlaub machen,
und für Guido war’s schon Zeit,
gab’s zuletzt ja nichts zu lachen,
nur Polemik, Zank und Streit.

Also ging er auf die Reise
nach Ägypten an den Strand
und da steckt auf seine Weise
er das Köpfchen in den Sand.

Dem Bedürfnis angemessen
bleibt er gleich zwei Wochen lang -
aber wird er unterdessen
keinem abgehn, fragt man bang.

Durchaus nicht, denn in der einen
Hinsicht ist er konsequent,
hat er mit dabei ja seinen -
wie auch immer man es nennt.

Manche sind indes verdrossen:
Gleichsam wider die Natur
finden es Geschlechtsgenossen,
daß er nach Ägypten fuhr.

Und was stört sie an dem Lande?
Nein, nicht das System gottlob,
sondern sehr zur eignen Schande
sind die Leute homophob!

Nun, wie generell auf Erden
kommt’s auch dort drauf an allein,
nicht flagrant erwischt zu werden -
oder gut vernetzt zu sein.

Doch für Guido ist’s wohl schlimmer,
daß ihm fast, als wär’s bestellt,
aus den eignen Reihen immer
jemand in den Rücken fällt!

 

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Die Ideenwelt der Frau Prammer drucken

Natürlich kann man mit Fug und Recht fragen: Wer ist schon Barbara Prammer? Natürlich kann man mit Fug und Recht prophezeien: Die Debatte um den jüngsten Vorschlag der Parlamentspräsidentin wird schlagartig mit Ende der politischen Weihnachtspause zu Ende sein.

Dennoch ist es immer wieder bezeichnend, wie Angehörige der politischen Kaste denken. Dieses Denken zeigt jedenfalls Prammers Vorschlag sehr deutlich, die Möglichkeit vorgezogener Neuwahlen abzuschaffen: „Denn zu viele Wahltermine behindern die politische Arbeit“ wagt sie zu sagen.

Das Signal ist unüberhörbar und leicht zu interpretieren: Am liebsten würden viele Politiker das behindernde Volk überhaupt abschaffen – natürlich nur als (mit)bestimmendes Element der Demokratie, nicht als steuerzahlende Basis der politischen Klasse.

Beispiele gefällig? Da wurde die Legislaturperiode einfach um ein Jahr verlängert; da wurden die zarten Möglichkeiten eines Persönlichkeitswahlrechts reduziert; da wird den Briefwählern nicht einmal mehr die Namensliste der Kandidaten zugeschickt; da wird immer wieder verlangt, die Geschworenengerichtsbarkeit abzuschaffen; da wird jeder Vorstoß für bindende direktdemokratische Abstimmungen unterbunden.

Das Volk stört ja nur.

Dabei sind es die Parteien selbst, die penibel dafür gesorgt haben, dass die Wahltage in einzelnen Bundesländern nicht zusammenfallen und schon gar nicht mit jenen im Bund – selbst wenn es nur um ein paar Wochen Unterschied geht. Dabei sind die gegenwärtigen Regierungsparteien jämmerlich daran gescheitert, die historisch einmalige Chance zu nutzen, dass in den nächsten drei Jahren ohnedies keine Wahlen anstehen. Nicht einmal angesichts dieser volksfreien Perspektive bringen sie gegen den Widerstand einzelner Lobbies eine einzige Strukturreform zusammen; stattdessen erhöhen sie in dem Land mit der vierthöchsten Steuerquote die Steuern noch weiter.

Und selbst wenn Prammer mit ihrer frechen Bemerkung recht hätte, dass Wahlen nur stören, dann müsste es trotzdem Lösungen geben, falls eine Regierung scheitert und auch keine Alternativkoalition zustande kommt. Soll dann jahrelang regiert werden können beziehungsweise müssen, ohne dass es eine Mehrheit oder ein Budget gibt?

Oder versteckt sich hinter Prammers Vorstoß gar der heimliche Wunsch der Linken, dass die Verfassung dahingehend geändert wird, dass künftig nur noch Rot und Grün regieren dürfen? Und dass die Schwarzen – so wie in den vergangenen beiden Jahren – verpflichtet würden, die von den bösen Wählern seit einem Vierteljahrhundert nie mit Mehrheit versehene Linke an der Macht zu halten? Sei es per Verfassung, sei es per Raiffeisen-Macht, sei es per Druck der bestochenen Boulevard-Medien . . .

PS: Grüne und BZÖ haben den Prammer-Vorschlag bereits unterstützt. Aus jeweils leicht durchschaubaren Gründen: Müssen sich doch beide nach den Wahlergebnissen der letzten Jahre vor den Wählern noch mehr fürchten als die SPÖ.

 

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Fußnote 157: Chodorkowski - aber was tun? drucken

Alle Welt empört sich über den politischen Schauprozess gegen Michail Chodorkowski, aber niemand tut etwas. Dabei wäre die Reaktion ganz logisch.

Natürlich wäre es selbstmörderisch, gegen eine Atommacht wie Russland, das noch dazu im UN-Sicherheitsrat ein Vetorecht hat, Drohungen auszustoßen oder gar Sanktionen zu verhängen. Jedoch müsste jeder Geldanleger, jeder Aktienbesitzer, jeder Richter klare Konsequenzen ziehen, ohne dass es großer neuer Gesetze bedürfte: Sie müssten nur erkennen und durchsetzen, dass Firmen oder Investmentfonds, die Gelder in Russland anlegen, grob fahrlässig handeln. Was deren Manager in arge Haftungen brächte. Was ja auch ziemlich logisch ist, wenn in Russland Eigentümer unter extrem fadenscheinigen Vorwänden und nur weil sie eine eigene Meinung haben, enteignet und auf viele Jahre ins Gefängnis geworfen werden. Das kann ganz offensichtlich jeder westlichen Investition in Russland passieren, das mit einem Rechtsstaat keine Ähnlichkeit mehr hat (die es unter Jelzin wenigstens in Ansätzen gegeben hatte). Es genügt, dass einer der Freunde Putins oder gar er selber sich daran bereichern will. Auch heimische Banken und Baufirmen laufen in Russland dasselbe Risiko, was deren Aktionäre auch ganz klar artikulieren sollten. Zumindest aus Eigeninteresse. Aber wieder einmal sieht niemand hin. So wie niemand hingesehen hat, als Banker Anlegergelder in Griechenland, Irland und in andere Staatsanleihen investiert haben.

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Der Diebstahl am Mittelstand drucken

Der Stehsatz „Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher“ wurde in der letzten Zeit so überstrapaziert, dass man ihn beinahe nicht mehr hören kann. Doch muss man wertfrei anerkennen, dass dieser Satz die Situation richtig beschreibt.  Allerdings betrifft er vor allem den arbeitenden und den Staat finanzierenden Mittelstand.

Denn vor allem der Mittelstand kann sich heute immer weniger leisten. Ein wesentlicher Grund dafür wird aber entweder aus Unwissenheit oder aus Vorsatz von Österreichs politischen Akteuren verschwiegen: Die kalte Progression. Diese betrifft nämlich das einzig relevante Nettoeinkommen. Dieser schleichende und heimliche Diebstahl des Staates an den Einkommen der Menschen ist für den größten Kaufkraftverlust des Mittelstandes seit Bestehen der 2. Republik hauptverantwortlich.

Historische Entwicklung

Beginnen wir mit der österreichischen Steuerreform von 1989. Mit jener Reform begann der Höchststeuersatz von 42 Prozent bei ca. 700.000 Schilling Jahresbruttoeinkommen zu greifen. 700.000 Schilling Jahresbrutto sind ziemlich genau 51,000 Euro. Siehe:
http://www.wifo.ac.at/bibliothek/archiv/MOBE/1988Heft11_610_622.pdf
auf Seiten 612 und 613 (bzw. Seite 3 und 4 des pdf).

Mit Ausnahme der Steuerreform 2009, in deren Folge die Progressionsgrenzen etwas angehoben wurden (beispielsweise greift der Spitzensteuersatz seit 2009 erst bei 60.000 Euro), gab es seit 1989 kaum eine Anpassung, um der Teuerung Rechnung zu tragen. Mehr noch, der Spitzensteuersatz wurde dazwischen von der Politik sogar von 42 auf 50 Prozent angehoben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensteuer_(%C3%96sterreich)

65.000 Euro sind 2010 gemessen an der Kaufkraft nur soviel wert wie etwa 40.000 Euro in 1989. Trotzdem fällt man mit 65.000 Euro heute bereits mit Teilen des Einkommens in die höchste Progressionsstufe. So nimmt der Staat still und heimlich der arbeitenden Mittelschicht Kaufkraft (Nettoeinkommen) weg. Und niemand beschwert sich. Ein unglaublicher Skandal.

Berechnung

Der Verbraucherpreisindex notierte Anfang 1989 bei 104,4 Indexpunkten. Im November 2010 notierte dieser Index bei 167,4 Indexpunkten VPI:
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/preise/verbraucherpreisindex_vpi_hvpi/zeitreihen_und_verkettungen/022809.html
)

Obwohl der Verbraucherpreisindex nur einen bestimmten Warenkorb misst und zB Immobilienpreise (für den österreichischen Häuslbauer sehr wesentlich!) nicht einfließen, so gibt er uns doch einen gewissen Anhaltspunkt für die Teuerung seit 1989. Ich bin mir aber bewusst, dass das subjektive Teuerungsempfinden der letzten 20 Jahre auch durch die Euro-Umstellung bei den meisten Lesern in Anbetracht von Kosten für Restaurantbesuche, langlebige Wirtschaftsgüter und Immobilien ähnlich wie bei mir wesentlich stärker ist. Beispielhaft war ein Haus für 5 Millionen Schilling Anfang der 90er Jahre (je nach Lage) eine Spitzenimmobilie. Für diese 363,000 Euro gibt’s heute nicht einmal ein qualitativ gutes schlüsselfertiges Fertigteilhaus, gar nicht zu reden von den Kosten für das Bauland.

Vor allem im Baukostenbereich sind die Preise wesentlich stärker gestiegen, als der Verbraucherpreisindex vermuten lässt. Im Jänner 1990 (leider gibt es keine Daten aus 1989) betrug der Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau (Baumeisterarbeiten) 96,3. Im November 2010 betrug dieser 201,1. Das heißt, dass die Baukosten seit Anfang 1990 um 108.8 Prozent gestiegen sind.

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/preise/baukostenindex/024778.html

Man kann also mit Fug und Recht empört sein, dass der Gesetzgeber die Steuerprogressionsstufen nicht zumindest um 60 Prozent angehoben hat (auf Basis Verbraucherpreisindex). Man könnte aber auch zu Recht argumentieren, dass ein Durchschnittswert zwischen VPI und Baukostenindex als Anpassung der Progressionsstufen verlangt werden sollte. Immerhin ist die Bauindustrie ein wesentlicher Bestandteil des Bruttosozialproduktes. Ein Durchschnittswert würde dann einen selbstgestrickten Inflationsindex bilden, dessen Anstieg seit 1989 ungefähr 84 Prozent betragen würde.

Bleiben wir aber beim Verbraucherpreisindex. Dieser ist seit Wirksamkeit der Steuerreform 1989 um 60,34 Prozent gestiegen. Die Progressionsstufen – vereinfacht gemessen an der höchsten Progressionsstufe – wurden aber mit der Steuerreform 2009 um gerade einmal 17,64 Prozent nach oben angepasst. Basierend auf Verbraucherpreisen fehlen also nach wie vor 42,7 Prozent an Teuerungsabgeltung in den Progressionsstufen, die der Staat den Steuerzahlern schuldig bleibt.

Würde man den „selbstgestrickten“ VPI / Baukosten Index von vorhin anwenden, müsste der Staat sogar eine Anpassung der Progressionsstufen um ca. 66 Prozent vornehmen.  Der Staat hat also vereinfacht gesagt die Steuerbelastung der Bürger seit 1989 nur durch die kalte Progression um mehr als die Hälfte erhöht, ganz zu schweigen vom Anheben des Spitzensteuersatzes auf 50 Prozent von damals geltenden 42 Prozent. Damit sind die Politiker und die staatliche Verwaltung für den massivsten Kaufkraftverlust des Mittelstandes seit Bestehen der 2. Republik verantwortlich.

Aber nicht nur das allgemeine Preisniveau ist gestiegen, sondern auch die Bruttolöhne sind dementsprechend gestiegen. Denn die Gewerkschaften, Sozialpartner und andere Klassenkämpfer rühmen sich jedes Jahr, wenn zumindest die Teuerung in den Gehaltsverhandlungen abgegolten wurde. Das ist ja nur fair und richtig. Was diese Herren Kämmerer und Gewerkschafter allerdings nie öffentlich anprangern, ist der massive Kaufkraftverlust durch diese kalte Progression. Dort wäre „Klassenkampf“ aber am ehesten angebracht und äußerst wichtig für den Wirtschaftsstandort. Sie tun es aber nicht. Vielleicht weil sie mit bestimmten Parteien im Parlament zu eng verbunden sind und diesen schleichenden Diebstahl absegnen?

Ein Großteil der Statistiken in Bezug auf Einkommensunterschiede bezieht sich leider meist auf das Bruttoeinkommen und nicht auf das kaufkraftangepasste Nettoeinkommen. Dieses ist es aber, was für den Bürger zählt.  700.000 Schilling bzw. 825.000 Schilling Jahresbrutto war auch gefühlsmässig im Jahr 1989 ein stattliches Gehalt. 51.000 bzw. 60.000 Euro Jahresbrutto sind aber heute wesentlich weniger wert, da das Preisniveau seit 1989 (wie oben gezeigt) merklich gestiegen ist.

Ein Bezieher eines 60.000-Eur-Einkommens ist bei weitem nicht mit Spitzenverdienern des Jahres 1989 vergleichbar. Gemessen am Verbraucherpreisindex dürfte der Spitzensteuersatz heute erst ab ca. 83.400 Euro zu greifen beginnen. Mischt man noch die meiner Ansicht nach wesentlichen Baukosten bei, dürfte dieser Spitzensteuersatz erst ab ca. 93.000 Euro zu greifen beginnen. Entsprechend diesem Prozentsatz müssten auch die unteren Progressionsstufen von der Basis des Jahres 1989 um ca. 60 Prozent (VPI) oder eben ca. 84 Prozent (inklusive Baukosten) angehoben werden.

Genau diese kalte Progression ist dafür verantwortlich, dass immer mehr mittelständische Erwerbstätige in die höchste Progressionsstufe rutschen. Nicht weil sie immer mehr verdienen oder immer reicher werden, sondern weil ihre Gehälter ungefähr mit der Teuerung ansteigen. Real (kaufkraftangepasst) verdienen sie damit aber immer weniger netto.

Dem arbeitenden Mittelstand bleibt dadurch leider immer weniger kaufkraftangepasster Nettolohn übrig. Eine Ungeheuerlichkeit. Leider scheinen dies die Bürger einfach so hinzunehmen. Sie spazieren fröhlich blökend wie die Lämmer zur Schlachtbank.

Vergleich mit anderen Ländern

Der folgende Link der OECD zeigt in einer einzigen Tabelle sehr gut die Systemunterschiede. Mehrere Länder passen die Progressionsstufen automatisch entsprechend der Teuerung (Inflation) an. Länder wie Dänemark, Schweden, USA gehören dazu. Ein Vorbild in dieser Sache ist auch wieder einmal die Schweiz. Österreich und Deutschland stechen in dieser Vergleichstabelle eindeutig als die Negativbeispiele heraus.

http://www.oecd.org/document/4/0,3746,de_34968570_34968795_42615620_1_1_1_1,00.html

In der Schweiz wurden die Steuerprogressionsstufen bis 2009 automatisch an die Teuerung angepasst, sofern diese kumulativ 7 Prozent seit der letzten Anpassung erreicht hatte. Seit 2009 werden die Progressionsstufen automatisch jedes Jahr angepasst. Das heißt auch, wenn die Teuerung in einem Jahr nur 1 Proznt betrug, wird automatisch angepasst. Sowohl das Bundesgesetz über die direkte Bundessteuer als auch fast alle Einkommenssteuergesetze der Kantone sehen den Ausgleich der Folgen der kalten Progression bereits heute vor.

http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/progression_kalte_ausgleich_jaehrlich_1.3317421.html

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2008/12/05/Schweiz/Rascherer-Ausgleich-der-kalten-Progression

Schlussbemerkungen

Zusammenfassend kann man sagen, dass die kalte Progression dem Staat Steuereinnahmen beschert, die er nicht verdient hat. Wenn ein Staat die Progressionsstufen nicht an die Teuerung anpasst und trotzdem Budgetprobleme hat, dann muss etwas gewaltig faul sein. Der arbeitende Mittelstand verdient brutto (nominell) durch die Teuerung zwar mehr, netto (kaufkraftangepasst) verdient er aber immer weniger. Schuld sind nicht die bösen Unternehmer, auch nicht die bösen Kapitalisten oder Spekulanten, ja nicht einmal die EU. Es sind das Versagen der Systeme im eigenen Land und das Versagen der politische Kaste, die diesen Kaufkraftverlust verursachen. Aber die österreichischen Politiker haben sich ja mit Wichtigerem zu beschäftigen. Zum Beispiel damit, die Zwangskammermitgliedschaft in den Verfassungsrang zu erheben. Eine unglaubliche Situation und wahrlich nur einer Operettenrepublik würdig.

Es sind Unsummen, die der österreichische Steuerzahler in den letzten 20 Jahren dem Staat mittels kalter Progression zusätzlich überwiesen hat, um unnötige Staatsausgaben, aufgeblähte Bürokratenapparate, sozialromantische Transferleistungen und eine überdimensional große wie unnötige Politikerkaste zu finanzieren.

Dieses Thema ist höchst relevant für den kleinen Mann. Ein Beispiel: Arbeitende in Nachbarländern, in welchen die kalte Progression entschärft wird, können über ihre Lebensarbeitszeit wesentlich mehr kaufkraftadjustiertes Vermögen ansparen als ein Österreicher. Dies kann zum Beispiel dazu führen, dass sich Ausländer wesentlich leichter tun, ein Haus in Österreich als Sitz für ihren Lebensabend zu kaufen. Denn die Haus- und Baupreise steigen, aber der österreichische Staat passt die Progressionsstufen nicht an diese Teuerung an. Daher wird es für den Österreicher immer schwieriger, sich ein Haus zu leisten, da sein kaufkraftangepasstes Nettoeinkommen mit den Preissteigerungen nicht mithalten kann.

Dies ist nicht unwahrscheinlich, gilt Österreich doch beispielsweise immer mehr als ideales Land für Rentner, aber immer weniger als Land der leistungsbereiten arbeitenden Bevölkerung. Ich höre diese Punkte in sehr vielen Diskussionen mit Altersgenossen. Viele überlegen, ein Haus in den Alpen, unter anderem in Österreich, zu kaufen. Zuerst als Ferienwohnsitz, später als Alterswohnsitz. Ihr Arbeitsleben möchten sie aber lieber in mittelstands- und wirtschaftsfreundlicheren Steuersystemen verbringen.

Deshalb ist es ein Verrat und ein Diebstahl an der inländischen arbeitenden Bevölkerung, die Steuerprogression nicht an die Teuerung anzupassen.

Die kalte Progression ist einer der vielen Gründe neben Altersvorsorge, Qualität der Staatsverwaltung und Wirtschaftsfreundlichkeit, weshalb ich seit vielen Jahren mit meiner Familie in der Schweiz wohne und arbeite. So wie es aussieht, ändert sich in Österreich leider nichts zum Guten. Deshalb werden wir hier wohl noch einige Zeit bleiben. Viele junge Leute folgen diesem Beispiel. Junge fleißige Menschen können in der Schweiz wirklich noch Vermögen aufbauen. Österreich ist ein wunderschönes Land, das leider von einer nepotistischen politischen Kaste verwaltet wird und infolge ideologischer Grabenkämpfe zwischen Links und Rechts zu wirklicher Problemlösung nicht mehr fähig scheint.

Weitere Links

http://www.sueddeutsche.de/politik/kalte-progression-die-heimliche-steuererhoehung-1.275974

http://www.vimentis.ch/content/docs/steuerprogression.pdf

http://www.vimentis.ch/d/lexikon/233/Kalte+Steuerprogression.html

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,549672,00.html

Capricorn ist Pseudonym eines aus Österreich stammenden Wirtschaftsexperten, der nach Stationen in New York, London und Frankfurt heute in der Zürcher Bankenbranche tätig ist. 

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Außen Grün, innen Altrot drucken

Eines muss man den Grünen zugutehalten: Fad wird einem mit ihnen nie. Dafür sorgen selbst in den ruhigen Nachweihnachtstagen ihre diversen Wortspenden.

Eine stammte etwa vom Bildungssprecher Walser: Schlug der doch tatsächlich als Reaktion auf die Pisa-Studie vor, dass die Schulen alljährlich die Lesekenntnisse der Schüler überprüfen sollten. Da fragt man sich nun wirklich: Was haben die Schulen denn bisher so getan? Jahrelang nicht mitgekriegt, dass da des Lesens Unkundige sitzen?

Lustig wird die Sache vor allem dadurch, wenn man sich den Hauptberuf (Nebenberuf?) des Herrn Abgeordneten Walser in Erinnerung ruft. Er ist nämlich selbst gut bezahlter Schuldirektor im schönen Vorarlberg.

Wie mag es in von Grünen geleiteten Schulen zugehen, wenn ein grüner Schuldirektor mit solchen Ideen daherkommt? Aber vielleicht tue ich Walser unrecht: Vielleicht bedeutet sogar dieser lächerliche Vorschlag für so manche grüne Ohren ein Zuviel der Repression. Denn wie kommen die armen Kinder dazu, dass sie der Lehrer einmal im Jahr fragt, ob sich freundlicherweise einer der Damen und Herrn Schüler (natürlich mit dem riesigen grünen Binnen-I) im letzten Jahr die Mühe angetan habe, irgendeinen Text zu lesen? Das ist ja fast schon so autoritär wie jene komischen Lehrer, die noch gerne verlangen möchten, dass Schüler bisweilen die Schule besuchen. Was ja dank grüner und anderer progressiver Pädagogen und Politiker zum Glück nur noch Theorie in vielen Schulen ist.

Noch gefährlichen zeigen sich die Grünen durch den jüngsten Vorschlag ihrer Parteichefin Eva Glawischnig (die der schwarze Pensionistenhäuptling Andreas Khol in einer altersbedingten Sehschwäche einmal für „wunderschön“ erklärt hatte). Sie will nicht weniger, als „dass man allen zusichert, Ihr habt eine Pension, egal wie Eure Erwerbsläufe waren.“

Mit anderen Worten: Niemand soll mehr unter Druck gesetzt werden, auch vor dem Pensionsalter brav und vor allem legal zu arbeiten, damit er im Alter eine halbwegs ordentliche Pension bekommt. Das passt nahtlos zu den grünen Schulvorstellungen. Sie sind immer von der krausen Vorstellungswelt der einstigen 68er Generation geprägt: Nirgendwo soll Leistung verlangt werden; niemand soll selbst für sein Leben oder seine Befindlichkeit im Alter verantwortlich sein; dafür erfindet man ständig noch weitere neue Ansprüche an den Staat (oder die Bundesländer, wie es die Wiener Grünen gerade tun).

Dass Glawischnig wirklich eine lupenreine Kommunistin ist, beweist sie mit einem weiteren Satz: „Das Zocken am Aktienmarkt“ habe sich der Finanzmarktkrise wegen erledigt. Daher weg mit der Zukunftsvorsorge, daher Gratis-Pension für alle!

Kleinigkeiten, wie etwa diese Pensionen finanziert werden, lässt die grüne Parteichefin natürlich unter den Tisch fallen. Noch ein paar Milliarden mehr Schulden sollten uns grüne Träume doch wohl wert sein, ist das zentrale Wirtschaftskonzept der Partei.

Ebenso ignoriert Glawischnig die Frage,wer die Wirtschaft denn finanzieren soll, wenn niemand mehr Aktien kauft, pardon: zockt. Wahrscheinlich soll das dann alles über einen Fünfjahresplan geregelt werden. Mit bekanntem Erfolg.

So sehr man sich über die Blödheit und Lernunfähigkeit der heimischen Grünen fast ständig ärgern muss, so sehr musste man in den vergangenen Stunden über die deutschen Grünen jubeln: Sie haben eine Abgeordnete als Beobachterin zum russischen Schauprozess gegen Michail Chodorkowski entsandt, die penibel und nüchtern über alle Ungeheuerlichkeiten in jenem Prozess berichtet. Das ist wirklich ein voller Einsatz für das zentrale Grundrechte der Meinungsfreiheit – während bei vielen anderen Politikern die Kritik an der Verurteilung eher den Eindruck einer Pflichtübung hatte.

Allein: Auch die deutschen Grünen verspielen postwendend den Lorbeer. Rufen sie doch zeitgleich schon wieder zu einer Einschüchterungs-Demonstration gegen einen Auftritt Thilo Sarrazins auf. Was ihnen zwar nichts nutzen wird, denn die Zahl der Menschen, die Sarrazin zujubeln und die vor allem sein Buch kaufen und lesen, wird ständig größer (obwohl dieses sich mit seiner Fülle von Daten streckenweise eher wie ein wissenschaftliches Werk liest).

Dennoch sind diese regelmäßigen Demonstrationen mehr als demaskierend für die Grünen: Sie zeigen, dass die Grünen weiterhin totalitär sind, dass sie fremde Meinungen nur dann zulassen wollen, wenn diese ihnen ins Konzept passen. Weshalb man auch den Verdacht nicht los wird, dass sie Chodorkowski nur deshalb verteidigen, weil sie gar nicht mitgekriegt haben, dass er ein klassisch liberaler Marktwirtschaftler ist.

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Ärgern oder wundern? drucken

Manchmal bleibt einem nur noch die Alternative: Ärgern oder wundern? Das gilt für das Verhalten des AUA-Bodenpersonals genauso wie für die Art, wie ÖBB, Finanzminister und die diversen Kammern mit ihren Zwangsmitgliedern und Kunden umgehen.

Und jedes Mal geht es um – scheinbar oder wirklich – monopolartige Zustände.

AUA

Nehmen wir die AUA: Dort bereitet das Bodenpersonal – das sind zu 40 Prozent Techniker – einen Streik vor, weil es für viele von ihnen im nächsten keine jährliche Gehaltserhöhung geben soll (über die fünf Prozent hinaus, die dort alle zwei Jahre sowieso üblich sind). Die AUA-Techniker haben noch nicht mitgekriegt, dass europaweit solche Nulllohnrunden die Regel geworden sind, wenn ein Unternehmen Defizite schreibt. Und sie haben noch etwas nicht mitbekommen: Die AUA-Mutter Lufthansa kann mit einem Federstrich die gesamte Technik und Wartung aus Wien nach Deutschland abziehen. Wo in vielen Bereichen die Löhne schon unter den österreichischen liegen.

Und dabei hat man in den letzten Monaten glauben können, dass die AUA-Betriebsräte aus dem von ihnen (und der Politik) verursachten Crash der Fluglinie klüger geworden seien. Das war aber offenbar nur ein sehr kurzfristiger Lernerfolg.

ÖBB

Die ÖBB sparen. Das ist an sich lobenswert. Sie sparen aber nicht bei den hunderten Inseraten, die nur den Zweck haben, Zeitungen SPÖ-freundlich zu stimmen. Sie sparen vielmehr an der eigenen Existenzgrundlage. Sie erschweren den Ticketverkauf und verweisen die Passagiere auf Automaten, die so kompliziert sind, dass Normalsterbliche daran scheitern müssen, welche nicht die weltfremde Sprache der Eisenbahn verstehen (die Online-Bestellung eines Flugtickets ist zehnmal einfacher).

Die ÖBB machen aber auch den Transport deutlich teurer. Das ist die erste Maßnahme, mit der Ober-Bahner Christian Kern, der nun auch den Frachtbereich übernommen hat, außer mit dem Hinauswurf der letzten Nichtsozialisten Profil zeigt. Das scheint angesichts des Bahndefizits auch durchaus logisch. Unlogisch wird es dann, wenn man dadurch deutlich teurer wird als die Konkurrenz. Denn auch die Bahn hat Konkurrenz: nämlich die auf den Straßen fahrenden Lkw-Frächter.

Selbst die Bahn hat daher die Preiserhöhung sofort mit der Prophezeiung verbinden müssen, dass der Anteil der Lkw am Transport größer, jener der Bahn (noch) kleiner wird. Ehrlich, aber ernüchternd.

Hat dazu übrigens jemand ein Wort unseres Umweltministers gehört? Leider nein. Denn der hat sich lieber in Cancun bei einer der vielen unnötigen Umweltkonferenzen herumgetrieben (und auf Flughäfen gelernt, dass burgenländische Minister halt doch nicht so wichtig sind, wie sie glauben). Obwohl zum Unterschied von der krausen Global-Warming-Theorie die Umweltschädlichkeit des Lkw außer Streit steht.

Arbeiterkammer

Die Höchstbeitragsgrundlage zur Sozialversicherung wird zum Jahreswechsel wieder einmal um 90 Euro angehoben, auf künftig 4200 Euro. Was vordergründig für unser Gesundheits- und Pensionssystem notwendig erscheint. Was jedenfalls bei vielen Arbeitnehmern wieder einmal das Einkommen schmälert.

Hat dazu jemand ein Wort von der Arbeiterkammer gehört, die sich sonst sogar darüber aufregt, dass Damenfrisuren teurer sind als die eines Mannes? Man wird dazu jedoch sicher nichts hören: Denn die Arbeiterkammer profitiert mit 0,5 Prozent von jeder Anhebung dieser Höchstbeitragsgrundlage.

Nur hat es die AK immer verhindern können, dass das die Zahlenden auch erfahren. Denn die Abzüge für die AK-Beiträge dürfen auf keinen Gehaltszettel geschrieben werden, sondern sie laufen verschämt unter „Sozialversicherung“. Was der Arbeiterkammer weiterhin ermöglicht, heftig parteipolitische Vorfeldpropaganda für die SPÖ zu betreiben.

Wirtschaftskammer

Normal müsste man glauben, eine Wirtschaftskammer würde Tag und Nacht für weniger Steuern kämpfen. Weit gefehlt, zumindest in Österreich. Denn Christoph Leitl, der stets lächelnde Chef dieser Kammer, verlangt europaweit geltende Mindeststeuersätze. Damit ja kein Land die Steuern unter diese Grenze senken darf. Damit es nur ja keinen Steuerwettbewerb mehr zwischen den Ländern gibt. Damit die Länder nur ja nicht unter Druck kommen, sparsamer sein zu müssen.

Wär ja noch schöner, wenn ein Wirtschaftskämmerer für Wettbewerb wäre.

Finanzminister

Dass die Bankensteuer ein Unsinn ist, ist hier schon des öfteren dargestellt worden. Die Steuer belastet natürlich primär die Kunden und sie verhindert, dass die Banken ihre mageren Eigenkapitalbestände auffetten, um jeder möglichen Krise besser gewachsen zu sein. Und sie wird sich in einigen Jahren - sofern nicht abgeschafft - als entscheidender Schritt bei der Vertreibung von Banken aus Österreich erwiesen haben.

Eigenartig ist aber nun auch die Art, wie die Last der Bankensteuer auf die einzelnen Institute aufgeteilt wird. Denn da deutet vieles darauf hin, dass der Finanzminister ganz gezielt ein raffiniertes Raiffeisen-Schonungsgesetz ausformuliert hat, während etwa die Sparkassen und die Erste Bank voll drankommen. Die aber sind bürgerlich und Raiffeisen ist bäuerlich. Könnte das etwa gar damit zusammenhängen, dass Raiffeisen und der Bauernbund das wichtigste politische Netzwerk von Josef Pröll darstellen? Oder hängt das damit zusammen, dass der Erste-Bank-Chef Andreas Treichl anfangs seltsam positiv über die Bankensteuer geredet hat? Worauf sich jeder denken musste: Na, der hats ja.

Bundespräsident

Heinz Fischer ist auch in seiner zweiten Amtsperiode genau das, was er in der ersten war: Pressesprecher der SPÖ. Er verlangt höhere Steuern, als ob Österreich nicht zu den vier Ländern mit der höchsten Steuerquote zählen würde, die zunehmend mehr Leistungsträger ins Ausland vertreibt. Er beklagt sich über mangelnde Verteilungsgerechtigkeit und soziale Verantwortung, als ob Österreich nicht bei fast allen Sozialleistungen und Umverteilungs-Statistiken in der absoluten Weltspitze läge. Wirklicher Druck in Richtung auf echte Verwaltungsreformen, Abbau unnützer Gesetze, Herstellung klarer Verantwortlichkeiten, Eliminierung von Doppelkompetenzen: All das zählt hingegen nicht zu Fischers Wortschatz.

Als ob dieses Land nicht schon mit einem Faymann genug zu leiden hätte.

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Opera buffa drucken

Die „Götterdämmerung“ fiel aus,
von der sie wieder schrieben,
und Silvio ist Herr im Haus
Italia geblieben.

Allein schon „Götter“ war verkehrt -
der zählt doch zu den Faunen!
Was nebenbei den Neid erklärt
von Ochsen und Kapaunen.

Erst recht sind Wagner-Opern nix:
Nur leichte Musen passen
zum Gran Maestro aller Tricks
und Freund diskreter Kassen!

Im Dramma buffo ist er Star
- auch hinter den Kulissen -
und alle würden ihn fürwahr
im nachhinein vermissen:

Die eignen Leute sowieso,
denn wer wird übermorgen
gewissenhaft und quid pro quo
für ihre Pfründen sorgen?

Und ohne ihn als Feindbild wär’
- nach alten Landessitten -
die Opposition noch mehr,
ja hoffnungslos zerstritten!

Das Publikum indessen liebt
Skandal- und Bettgeschichten -
was hätte sonst, wenn’s die nicht gibt,
die Presse zu berichten?

Für jeden ist er irgendwie
ein Glück, der Cavaliere -
und so verblaßt wie nach Regie
selbst die Finanz-Misere...

Pannonicus

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ORF: Im Seichten ertrinken drucken

Der große Denkfehler des ORF-Fernsehens: Seine Bosse glauben, in seichten Gewässern endlich wieder Boden unter den Füßen zu finden. Und gehen dort doch erst recht unter. Weil sich der ORF ununterscheidbar gemacht hat und öffentlich-rechtliches Fernsehen praktisch nur noch auf deutschen Kanälen zu sehen ist. Umso lobenswerter ist, dass es mit Ö1 neuerdings wenigstens für Radiohörer eine leichte Schmerzmilderung gibt.

Dass der ORF im normalen Film-Programm schon oft hinter ATV herhinkt, ist seit Jahren bekannt. Aber in seiner abgrundtiefen Verblendung hat er auch seine einstigen Flaggschiffe wie die Diskussionen und ZiB-Sendungen demoliert. Die ununterbrochen und ständig an Zusehern verlieren. Längst bietet Servus TV bessere Diskussionen als der ORF.

Die Diskussionen sind katastrophal geleitet - was man umso deutlicher merkt, je öfter man die souveräne Professionalität deutscher Moderatorinnen beobachten kann. Und das eingeladene Diskussions-Personal ist so einseitig und aus einem so engen Reservoir ausgewählt, dass es Österreichs intellektuelles Potential noch viel schlechter ausschauen lässt, als dieses ohnedies ist.

Zwei Beispiele aus unzählig vielen während der letzten Tage: Da fand am Abend ein EU-Gipfel statt, der sich zum ersten Mal seit Jahren wieder auf eine – schwer zu durchschauende – Vertragsänderung einigte. Und was ist die Spitzenmeldung der Zeit im Bild am nächsten Morgen? Ein Zugsunglück mit zwei Toten. Während Autounfälle mit zwei Toten in der Regel selbst von Boulevardzeitungen nur am Wochenende vermerkt werden, ist das für den öffentlich-rechtlichen Sender trotz wichtiger Alternativen die Spitzenmeldung.

Ein anderes Beispiel: Da wird von einem Pärchen die neuerdings nächtens fahrende Wiener U-Bahn mit einem Stundenhotel verwechselt. Das wird von Passagieren gefilmt – und ist der Zeit im Bild einen ausführlichen Beitrag wert.

Fast bei jeder Sendung stellt man sich den alten Bacher vor, wie er daraufhin zum Telefon greift und die Sendungsmacher auf die Höhe eines Fußballrasens hinunterrasiert. Aber der alte Bacher ist in Pension und im ORF regiert eine Funktionärs- und Bubi-Partie von Gnaden einer Rudas und eines Pelinka (genauer: von den jeweils Allerjüngsten aus diesen Familien von altem Parteiadel).

Der Denkfehler (falls noch irgendwer bei all dem überhaupt sich irgendetwas denken sollte): Boulevard bringt nur scheinbar hohe Quoten. Ein Gebührenfernsehen müsste immer auf Qualität setzen, wenn es überleben will. Wenn im ORF nur noch Boulevard stattfindet, dann macht er sich selbst überflüssig. Dann kommen die Menschen auch dann nicht mehr zum ORF zurück, wenn sie nach den Phasen televisionärer Verblödung wieder einmal Sehnsucht haben, Tiefgründigeres zur Lage des Euro und der Staatsfinanzen, zu den Problemen der Migration und der Demographie, zur amerikanischen, russischen, chinesischen oder nahöstlichen Politik zu hören und sehen. Denn niemand erwartet mehr, vom ORF diesbezüglich bedient zu werden.

Auch das als angebliche Qualitätsalternative dargestellte TW1 des ORF ist nur Spielfläche zum offensichtlich bezahlten Abspielen touristischer Werbefilme ohne jeden journalistischen Anspruch und zur Übertragung drittklassiger Sportveranstaltungen. Dies wird nur bisweilen unterbrochen von Diskussionen unter Leitung eines schwer neurotisch wirkenden „News“-Redakteurs (wobei ja auch schon die Kooperation mit "News" eine bewusste Demonstration der Qualitätsfreiheit ist).

Langfristig werden daher auch die Landeshauptleute, die am Weitergehen ihrer täglich 20 Minuten Hofberichterstattung zur besten Sendezeit interessiert sind, nicht verhindern können, dass der ORF-Qualitätsverfall in einen Gebührenstopp mündet.

So wenig das Fernsehen auch nur eine Sekunde einen Lichtblick gibt, so kann man aber in Hinblick auf das Radio Ö1 Positives vermelden: Der Sender stellt die unsägliche Sendung „Welt Ahoi“ ein, mit der die gegenwärtige dauerpubertäre Kabarettisten-Generation ihren endgültigen Offenbarungseid in Sachen Nichtkönnen, Primitivität und Peinlichkeit abgelegt hat. Nachdem man davor etwas voreilig den Guglhupf gekillt hatte, ist es allemal noch besser, vorerst auf neue „Erfindungen“ zu verzichten, statt wieder einen neuen Krampf in die Welt zu setzen.

In Ö1 durfte jetzt sogar ein echter katholischer Bischof morgendliche Gedanken äußern, das Kulturjournal um 17 Uhr macht normale Kultur und nicht Neomarxismus und sogar im Journal-Panorama gibt es wenigstens hie und da Beiträge zu hören, die nicht die Revolutionen irgendwelcher südamerikanischer Basisbewegungen bejubeln. Daher kann man den Sender neuerdings sogar nach Ende der Nachrichten eingeschaltet lassen. Wenn nicht gerade das Radiokolleg ertönt, wo noch immer Hetzsendungen alten kommunistischen Zuschnitts auf dem Programm stehen.

 

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Wir haben ganz schön viel ganz schön gut gemacht. Wirklich drucken

Es gehört insbesondere rund um Weihnachten zum Stehsatz jedes Journalisten bis hin zum letzten Provinzschreiber, wortgewaltig die Zustände in der weiten Welt, insbesondere soziale Kälte und Kriegstreiberei zu beklagen. Meist wird dann noch gewohnheitsmäßig auf die Amerikaner und die Marktwirtschaft hingehaut. Wie wäre es heuer zur Abwechslung einmal mit der Wahrheit?

Die sieht nämlich ganz anders aus als die routinemäßig abgerufenen Schreckensbilder. Trotz aller Probleme und Fehlentwicklungen vor allem rund um die tatsächlich explosiven Gefahren Staatsverschuldung, Islamisierung, Altersmüdigkeit der europäischen Demokratien und Massenmigration sieht es in der Welt in vielen anderen wichtigen Dimensionen eigentlich gar nicht so übel aus.

Entgegen allen vor allem auch bei christlichen Predigern beliebten Schwarzmalereien können die heute schon fast sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten in einem höheren Ausmaß gut ernährt werden denn je zuvor. Entgegen allen Schwarzmalereien ist die Lebenserwartung dank der Medizin und verbesserten Hygiene weltweit heute so hoch wie vor wenigen Jahrzehnten nur bei uns in den Industrieländern. Auch ist ein größerer Prozentsatz der Menschheit denn je des Lesens und Schreibens kundig.

Noch überraschender ist die Tatsache, dass in den Jahren 2008 und 2009 weniger Menschen in und an Kriegen gestorben sind als in den hundert Jahren davor. 2008 war übrigens das letzte Jahr von George W. Bush, und 2009 das erste von Barack Obama – also sind auch alle Schwarzweißmalereien in Hinblick auf einzelne Politiker hinfällig. Der Erfolg in Sachen Frieden hat tiefere Wurzeln.

Auch die Weltwirtschaft und die Ökonomie von einem guten halben Dutzend EU-Länder stehen so gut da, wie es noch vor einem Jahr kein einziger Experte zu prophezeien gewagt hatte. Was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass die Umsätze mit den Weihnachtsgeschenken heuer ein klares Signal eines Krisenendes ausstrahlen.

Warum können wir nicht auch einmal sagen: Eigentlich hat die Menschheit ein paar Dinge ganz gut hingekriegt? Und warum sagen religiöse Menschen nicht: Eigentlich hat uns Gott eine wunderschöne Periode der Geschichte geschenkt?

Natürlich kann man alles auch ein wenig konkreter analysieren: So ist sicher das Ende des Kommunismus eine Hauptursache dafür, dass seither Kriege und Kriegsgefahren weniger und harmloser geworden sind. Kein Drittwelt-Potentat kann mehr Ost gegen West ausspielen. In etlichen regionalen Konflikten und Rivalitäten hat es sogar die Außenwelt geschafft, friedensstiftend einzugreifen (was auch Menschen wie der Tagebuchautor zugeben müssen, die da anfangs sehr skeptisch waren).

Dies kann man vom Sudan bis zur Elfenbeinküste mit zumindest teilweisen Erfolgen beobachten. Indien und Pakistan, Indien und China, China und Taiwan geraten einander nicht mehr ständig in die Haare: Seit diese Länder großteils Atombomben haben, weiß jede Seite, dass man sich verantwortungsbewusster benehmen muss als früher. Selbst in Afghanistan haben es die Radikalmoslems entgegen allen beängstigenden Prophezeiungen nicht einmal annähernd geschafft, vom Terrorismus und dem Legen von Hinterhalten zu einer echten Kriegsführung zu wechseln. In Südafrika haben große Staatsmänner nach einem blutigen Krieg mit eindrucksvollem Erfolg auf Versöhnung statt Rache gesetzt.

In Europa wissen nur noch Menschen mit einer längeren Lebenserfahrung (wie sie der Tagebuchschreiber notgedrungen hat), dass einst jahrzehntelang die Sorge vor einem großen Krieg das alles andere überschattende Thema gewesen ist. Heute ist Friede in Europa eine nicht einmal mehr erwähnte Selbstverständlichkeit. Und es sind die damals aus Sorge um den Frieden entstandenen Großkonstrukte, wie es eine Europäische Sicherheitskonferenz (oder Organisation) war, der reinste Anachronismus.

Auch die immer wieder getrommelte weltweite Knappheit von Rohstoffen, von Erdöl und Gas ist nicht wirklich eingetreten – im Gegenteil: Die bekannten Vorräte reichen dank neuer Funde und Technologien viel länger denn je zuvor.

Natürlich kann man von Belarus bis Nordkorea, von Zimbabwe bis Venezuela etliche Sorgenkinder ausmachen. Und auch die Hoffnung auf eine Einkehr der Vernunft in Iran und Nordkorea scheint maßlos verfrüht. Aber auch dort ist sie nicht ganz tot und hat in den letzten Tagen zarte Lebenszeichen ausgesandt.

Was sind da wirklich die Ursachen neben der friedensstiftenden Wirkung der eigentlich so üblen Atomwaffen? Erstens funktionieren die Ansätze einer Weltpolizei durch UNO, Nato, EU oder Afrikanische Union an etlichen Orten. Zweitens versuchen auch üble Diktatoren heute, sich ein besseres Image zu erwerben. Drittens hat fast überall die Marktwirtschaft die Menschen wohlhabender und damit weniger anfällig für Kriegstreiber gemacht. Und viertens hat die Globalisierung den Menschen zunehmend gezeigt, dass auf der anderen Seite der jeweiligen Grenzen ebenfalls ganz normale Menschen leben.

Gewiss entspricht es in keiner Weise einem verbreiteten, vermeintlich 'christlichen' Verhaltenskodex zu sagen: „Freunde, wir haben ganz schön viel ganz schön gut gemacht.“ Und es entspricht auch nicht dem allgemeinen menschlichen Temperament, sich den künftigen Bedrohungen und Gefahren aktiv zuzuwenden, wenn wir uns doch so sehr ans Jammern über die immer gleichen alten Probleme gewöhnt haben. Sodass wir gar nicht merken, dass viele dieser alten Probleme weitgehend gelöst sind.

Freilich sind auch die neuen Herausforderungen bitterernst zu nehmen. Freilich kann sich Hunger durchaus wieder ausbreiten, wenn wir uns von der modernen Agrar-Wissenschaft samt Gen- und Hormontechnik abwenden sollten. Freilich vergessen die Menschen zunehmend den Wert der Demokratie. Freilich ist die Politikerkaste immer weniger Resultat einer positiven Auslese. Freilich droht die sozialtechnokratische Regelwut den Rechtsstaat gegen die Wand zu fahren. Freilich wissen wir nicht, wie wir es noch verhindern, dass Österreich am Ende dieses Jahrhunderts eine islamische Mehrheit hat (statt das auch nur zu versuchen, will der Staat Warner vor dieser Gefahr einsperren).

Gewiss, das Alles und noch vieles andere verdient es, aufgezeigt und bekämpft zu werden. Aber wir werden nur dann die Energien für diese Kämpfe haben, wenn wir uns selbst bewusst machen, dass wir auch viele Erfolge erzielt haben. Und christliche Menschen können da auch noch ihr Gottvertrauen beisteuern.

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Wählerstimmen „wirken“ nicht drucken

Unsere Demokratie ist leider weder direkt, noch wirklich repräsentativ. Die Bürger, sofern sie überhaupt noch wählen, haben zusehends das Gefühl, mit ihren Wählerstimmen nichts mehr zu bewirken. Einmal alle fünf Jahre wählt man eine Partei – dann gibt es eine große Koalition und nichts bewegt sich.

Proteststimmen bringen auch nicht viel. Und Weißwählen leider auch (noch) nicht. Es wäre ja an sich durchaus möglich, für den Anteil an „Stimmenthaltungen“ die Sitze im Parlament leer zu lassen und auch die Gelder aus der Parteienfinanzierung entsprechend einzubehalten. Theoretisch . . .

Wir müssten einfach wieder mehr Wahlmöglichkeiten schaffen, um den Wählerwillen besser abbilden zu können. Das hieße vor allem, Personen statt Parteien zu wählen. Warum werden nicht alle Abgeordneten einzeln und direkt gewählt? Wenn schon nicht über ein Mehrheitswahlrecht mit Einer-Wahlkreisen (etwa wie in Frankreich, mit Stichwahl) – dann doch wenigstens durch eine Aufwertung der Vorzugsstimmen: Die Parteien stellen die Listen auf, die Wähler jedoch sollen bestimmen, wer dann auch wirklich ein Mandat bekommt!

Man könnte einfach österreichweit alle Vorzugsstimmen zusammenzählen und die Mandate dann entsprechend vergeben. So könnte der Proporz sogar gewahrt bleiben, damit für niemanden eine Welt zusammen bricht.

Wie sollen denn vier oder fünf Parteien die ganze Vielfalt des Landes repräsentieren? Zumal sich im jetzigen System ja immer weniger „repräsentative“ Menschen finden, die bereit sind, überhaupt in die Politik zu gehen. Im Grunde bräuchte man nicht einmal Wahlkreise. Es genügte vollends, wenn alle Kandidaten mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Programm zur Wahl stünden. Jeder Bürger könnte sich dann jene Person suchen, von der er sich am besten vertreten fühlt. Jetzt hingegen sind Politiker ja in erster Linie Parteienvertreter.

Unsere Demokratie sollte aber auch „direkter“ werden. Volksbegehren müssten eigentlich ein Regulativ für die repräsentative Demokratie sein. Doch sie bewirken nichts, verpuffen meist völlig wirkungslos. Daher sollte jedes Volksbegehren, das mindestens von einem Zehntel der Wahlberechtigten unterzeichnet wird, zwingend zu einer verbindlichen Volksabstimmung führen! Zusätzlich wäre auch noch an Volksbefragungen über e-voting per Internet zu denken.

Überspitzt könnte man sagen: Österreich ist eine Parteienoligarchie mit Medienoligopol und Expertenkartell. Wie soll man so ein System reformieren?

Die Minderheit schlechthin wäre das Individuum. Es hat keine Lobby. Es gibt aber viele Bürgerinitiativen, in denen sich eigenständige Bürger verbunden haben, um für ihre – oft sehr unterschiedlichen – Ziele zu kämpfen. Ein Ziel hätten all diese Initiativen jedoch sicher gemeinsam: besser gehört zu werden!

Sie könnten sich also verbünden und selbst ein Volksbegehren starten - mit dem Ziel, dass eben in Zukunft jedes Volksbegehren mit mehr als 600 000 Unterschriften einer Volksabstimmung unterzogen werden müsste. Und wenn – wie es leider zu erwarten ist – dieses Volksbegehren wieder in den Parlamentsarchiven verschwindet, dann wäre wohl die Zeit gekommen, eine eigene Reformpartei zu gründen. Mit dem vorrangigen Ziel, unsere Demokratie endlich wirklich zu erneuern.

Also etwa eine „direkte Demokratie“ zu etablieren, die diesen Namen auch verdient; ein besseres Wahlrecht zu beschließen; die Parteienfinanzierung durch Deckelung nach oben und Personalisierung zu reformieren. Das hieße, dass die einzeln gewählten Abgeordneten auch die Höhe und Art der Verwendung der Mittel persönlich zu verantworten hätten.

Weitere Themen wären wohl Föderalismus und Finanzausgleich – wobei jede Gebietskörperschaft jene Mittel auch selbst einheben sollte, die sie wieder auszugeben gedenkt. Der Finanzausgleich sollte überhaupt eher eine Art Rückversicherung für Härte- und Ausnahmefälle sein, weniger eine Hängematte.

Um den Vorbehalten gegenüber der direkten Demokratie entgegen zu wirken, könnte es auch eine Veto-Instanz geben (in Liechtenstein zum Beispiel der Fürst) – also ein Gremium von verschiedenen aktiven oder ehemaligen Spitzenrepräsentanten aus Staat und Gesellschaft. (Etwa Bundespräsident plus die Präsidenten von Nationalrat und Verfassungsgerichtshof.)

Man könnte aber auch in die Verfassung schreiben, dass über bestimmte Dinge gar nicht abgestimmt werden darf, etwa explizit über die Todesstrafe. Wenn jemand in Österreich wirklich die Todesstrafe oder ähnliches einführen wollte, so würde dies wahrscheinlich ohnedies nicht auf demokratischem Wege geschehen. Also eher durch eine Diktatur als über eine Volksabstimmung.

Die Verfassung könnte auch vorschreiben, dass es zu bestimmten Themen nur Volksbefragungen, aber keine verbindlichen Volksabstimmungen geben darf. Die Beschlüsse aus Volksabstimmungen könnten auch ein „Ablaufdatum“ haben, an dem sie vom Gesetzgeber bestätigt werden müssen – oder außer Kraft treten.

Braucht man in Österreich wirklich eine Partei, um etwas bewirken zu können? Oder wäre es vielleicht möglich, einen Bürger-Reformkonvent zu bilden, wie unlängst in Island? Dort konnte sich jeder zur Wahl stellen, der noch kein politisches Amt bekleidet und eine bestimmte Zahl an Unterstützungsunterschriften gesammelt hatte. Einem solchen Konvent könnten natürlich Experten und ehemalige Politiker als Berater zur Seite stehen. Am Ende gäbe es dann eine Volksabstimmung: Über einen vollständigen Verfassungsreform-Entwurf – oder aber etwa auch einzeln über die fünf bis zehn wichtigsten Punkte daraus. (Siehe oben!)

Oder man muss eben doch eine Partei gründen: Ganz oben auf der Liste stünden dann eben jene Kandidaten, die selbst die meisten Unterstützungserklärungen gesammelt haben, um die Kandidatur einer Reformpartei zu ermöglichen… 

Christoph Bösch, M.A. ist Publizist in Wien und Gründer der Initiative "Mehr Wahlrecht".

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Wider die Hetzpolitik drucken

Der Obmann einer österreichischen Oppositionspartei hat also Israel besucht. An sich wäre das keine Fußnote wert, handelte es sich nicht um den Obmann der FPÖ, deren Positionen sowohl historisch, als auch tagespolitisch als populistisch und nicht selten auch als antisemitisch bezeichnet werden müssen und es auch tatsächlich sind.

Lange habe ich überlegt, ob es notwendig ist, diesen Besuch zu thematisieren und ich schwankte zwischen Ja und Nein hin und her. Ich denke aber, dass es durchaus notwendig ist, klar herauszuarbeiten, was Israels Politik von jener der FPÖ unterscheidet. Zudem bin ich der Ansicht, dass man auch hierzulande leider zu oft der Versuchung erliegt, aus den falschen Motiven einer Partei zuzustimmen, die zu nichts anderem im Stande ist, als zu hetzen.

Der gewichtigste Grund ist aber, dass die FPÖ sich durch diesen Besuch offenbar als neuer Freund Israels gerieren will. Das ist nicht nur historisch falsch, sondern auch eine offensichtliche taktische Wendung.

Bei diesem Besuch, dem offenbar auch mehrere andere sogenannte „Rechtspolitiker“ beigewohnt haben und bei dem eine sogenannte „Jerusalemer Erklärung“ verabschiedet wurde, geht es nämlich naturgemäß keineswegs um die Absage an den historisch gewachsenen Antisemitismus der FPÖ. Jeder, der das glaubt, ist ein Opfer der Propaganda dieser Westentaschenaußenpolitiker.

Daher lohnt es sich auch gar nicht, großartig inhaltlich auf den Besuch von Österreichs FPÖ-Chef und seinen „aufrechten Kameraden“ einzugehen. Strache richtet sich ohnehin von selbst. Sondern es geht darum, uns selbst immer wieder daran zu erinnern, dass wir als Israel-Freunde ein besonderes Sensorium für jeglichen Extremismus behalten müssen.

Beim Thema FPÖ und Antisemitismus genügt es zunächst, auf die jüngste Zeit hinzuweisen, beispielsweise mit ihren Hetzreden gegen „Exiljuden“. Spätestens als Strache von seinen Gemeinsamkeiten mit dem „Burschenschafter“ Theodor Herzl schwadronierte, gab er sich restlos der Lächerlichkeit preis. So ganz nebenbei bemerkt: dass offenbar die Dummheit nicht ausstirbt, konnte ich erst kürzlich in London beobachten, als Touristen sich mit Hitlergruß in „Madame Tussauds“ neben der Hitlerfigur ablichten ließen. 

Da aber offenbar, nicht nur in rechtsextremen Kreisen, der Eindruck entsteht, dass Israels Kampf gegen den radikalen Islam, der die Existenz Israels rückgängig zu machen versucht, etwas mit der Islamhetze der europäischen Rechtsextremen bzw. der Populisten gemein habe, sehe ich mich gezwungen, einmal mehr den klaren Unterschied zwischen Israels gerechtem Kampf um seine Existenz und um Sicherheit auf der einen Seite und jener Hetze auf der anderen herauszustreichen, die Europas Rechtsextreme betreiben.

Auch der größte Israel-Freund darf keineswegs auf die Propaganda und Hetze der Rechtspopulisten hereinfallen, mag es auch noch so verlockend sein, sich in einer Welt voller Feinde die falschen Freunde zu wählen. Falsche Freunde sind die schlimmsten Feinde, diese alte Weisheit bewahrheitet sich stets aufs Neue.

Israels Recht auf Selbstverteidigung und die dazugehörigen Sicherheitsabwägungen, Strategieplanungen und auch militärischen Maßnahmen haben nichts, aber auch gar nichts mit einer generellen Verurteilung der Palästinenser als Bösewichte, des einzelnen Muslims als minderwertigem Menschen, oder aber auch nur das geringste mit Imperialismus zu tun.

Benjamin Netanyahu etwa verurteilte erst kürzlich eindeutig den Aufruf einiger Rabbiner, keine Wohnungen mehr an Araber zu verkaufen oder zu vermieten, mit den Worten: „Wie würden wir uns fühlen, wenn jemand sagen würde, man solle Juden keine Wohnungen verkaufen? Wir würden protestieren, und wir protestieren, wenn man dies in den Nachbarländern sagt. Derlei Dinge dürfen weder über Juden noch über Araber gesagt werden. Sie können nicht in einem demokratischen Staat gesagt werden, und ganz gewiss nicht in einem jüdischen und demokratischen Staat, der die Moralität des jüdischen Erbes und der Bibel respektiert. Daher weist der Staat Israel diese Bemerkungen ohne Umschweife zurück.“

Die Propaganda der europäischen „Rechtsaußendelegation“, mit der freilich leider in weiten Teilen Europas Wahlen gewonnen werden, zielt in eine rassistische Richtung. Man will auf dem Rücken eines Sündenbocks die Macht erlangen, bzw. Stimmenmaximierung betreiben. Gestern war es der Jude, in den 90er Jahren waren es die Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien, heute ist es der Muslim. Diese Politik des Schaffens von Sündenböcken mag in unseren Landen tragischerweise immer noch fruchten, die Politik Israels war und ist jedoch eine andere, mal abgesehen von dem einen oder anderen weitgehend unbedeutenden Rabauken, der aber vom offiziellen Israel zurückgepfiffen wird.

Nach welchen Prinzipien sollte sich also eine Politik in und für Israel ausrichten? In Anlehnung an Ariel Scharon geht es bei vernünftiger und zielführender (israelischer) Verteidigungspolitik darum, die Sicherheit des jüdischen Staates zu maximieren und dauerhaft die Existenz des legitimen jüdischen Staates zu gewährleisten. Es geht nicht um „Araberdreschen“ oder gar darum, sämtliche Muslime in einen Topf zu werfen.

Bei der notwendigen Islamismuskritik hingegen müssen Tendenzen innerhalb der großen Familie des Islam aufgezeigt werden, die zu Totalitarismus, Extremismus und Antisemitismus neigen. Es müssen jene Segmente gestärkt werden, die eben gerade nicht dafür stehen.

Pauschalurteile helfen uns nicht nur in diesem Fall nicht weiter. Man sollte z. B. die türkische Regierung fragen, wie es möglich ist, dass im 21. Jahrhundert ein Nobelpreisträger (V. S. Naipaul) in einem NATO-Mitgliedsstaat derart angegriffen wird, dass er seine Teilnahme am europäischen Schriftstellerkongress in der Weltkulturhauptstadt Istanbul absagen musste (Anm. Naipauls „Vergehen“ war es, dass er den Islam kritisierte). Wie ist es möglich, dass dies in einem Land passiert, das offiziell eine laizistische Verfassung hat? Und: Welche Konsequenzen sollte das westliche(!) Bündnis NATO aus solchen und anderen Signalen, die von der islamistischen AKP ausgehen, ziehen?   

Israel ist seit seiner Gründung von Vernichtung bedroht, sei es durch weltliche Terroristen, oder auch, in den vergangen Jahrzehnten vermehrt, durch den radikalen Islam. Israel musste und muss daher auf eine starke Landesverteidigung bauen, es musste auch den Sperrwall errichten, um sich selbst zu schützen und es musste und muss Härte zeigen, wenn Härte gefragt war und ist. Immer aber geht es eben um den Faktor „Sicherheit für Israel, Sicherheit für die Juden“ und nicht um platte Hetze alla FPÖ.

Das wichtigste aber ist, das Existenzrecht Israels zu verteidigen und zwar ohne dabei Feindbilder über die Massen zu kultivieren. Feinde sind natürlich zu benennen, wo Gefahr droht, haben wir unsere Stimme zu erheben, wo unmittelbare physische Gefahr für die Existenz des legitimen jüdischen Staates besteht, dort hat Israel alles Recht, sich durch vielfältige Methoden zu Wehr zu setzen und wir haben die Pflicht an der Seite Israels zu stehen. Wir haben auch den klaren Auftrag Leid, Hass und Blutvergießen nach Kräften zu verhindern und so werden wir als unerschütterliche Freunde Israels unsere Stimme dort erheben, wo der Versuch gestartet wird, Israel für taktische Spielchen zu vereinnahmen, und wo jeglicher Rassismus und Chauvinismus ihre hässliche Fratze zeigen.   

Johannes Auer, 1982, ist Publizist. In seiner Arbeit beschäftigt er sich hauptsächlich mit der der politischen und religiösen Situation im Nahen und Mittleren Osten, mit der Geschichte des Judentums und der Europäischen Einigung.

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Justizskandale am Laufband drucken

Die Republik wurde in den Gerichtssaal verlegt. Eine Reihe strafrechtlicher Vorgänge hat Österreich ganz in seinen Bann gezogen. Und leider werden nicht die richtigen Erkenntnisse daraus gezogen. Denn wir sind mit einer ganzen Reihe von Skandalen konfrontiert – aber großteils anderen, als viele Medien behaupten.

Es ist ziemlich absurd und zeugt von absoluter juristischer Ahnungslosigkeit, wegen der teilweisen Aufhebung der Bawag-Urteile einen Rücktritt der Justizministerin zu fordern, wie es Opposition und Medien seit Tagen tun. Das ist normaler Teil des Richterberufes, dass Urteile abgeändert werden. Ein Justizskandal wäre das Gegenteil: nämlich wenn irgendwelche Oberstrichter aus Angst vor der Justizministerin deren Urteile aus früherer Richterzeit nicht anzutasten wagen. Und das haben sie bei Gott nicht getan.

Das heißt nun nicht, dass Claudia Bandion-Ortner eine gute Ministerin, Juristin oder Richterin wäre. Im Gegenteil. Ich habe ihre Bestellung schon von Anfang an als schweren Fehler kritisiert. Sie hatte bestenfalls einen Seitenblicke- und Quotenfrau-Bonus. Alles andere spricht gegen sie und zeigt, wie schlecht die ÖVP justizpolitisch derzeit aufgestellt ist. Sie hätte schon wegen ihrer Rolle im Bawag-Prozess niemals Ministerin werden dürfen. Dadurch wurde der größte Wirtschaftsprozess der Republik mit enormen politischen Implikationen nachträglich in ein parteipolitisches Licht gerückt. Ein noch größerer Fehler war, dass der Staatsanwalt des gleichen Bawag-Prozesses dann ihr Kabinettschef wurde. Das wirft ein seltsames Licht auf die Rollentrennung zwischen den beiden in jenem Monsterprozess.

Nur: Das alles war schon am ersten Tag der Ministerschaft gültig. Und da haben sich viele Medien noch von ein bisschen Glamour, Lächeln und Brillen blenden lassen. Die heutige OGH-Entscheidung hat dem absolut nichts hinzugefügt.

Umso mehr müssten eigentlich Bundes- und Vizekanzler, die für Bandion-Ortners Ernennung zuständig sind, nun massiv zu ihrer Verteidigung ausrücken. Aber die beiden sind ja in Wahrheit über jeden Tag froh, da sie einmal nicht selber unter Beschuss stehen.

Vieles an dem OGH-Urteil selbst betritt rechtliches Neuland, was noch vielen Juristen zu diskutieren geben wird. (Wie wohltuend und hochstehend, dass das ORF-Mittagsjournal statt dem unsäglichen Phrasendrescher Heinz Mayer nun endlich einmal einen wirklichen Fachjuristen zu Wort kommen hat lassen!)

Helmut Elsner ist mit vollem Recht zur Höchststrafe verurteilt worden. Woran auch die berechtigte Kritik an der überlangen Untersuchungshaft nichts ändert. Woran auch das merkwürdige Desinteresse der Staatsanwaltschaft am Verbleib der von Wolfgang Flöttl spurlos verjuxten Millionen nichts ändert.

Es scheint auch richtig, dass die Verurteilung der Randfiguren aus Elsners Imperium aufgehoben worden ist. Deren Schuld war immer recht marginal und zweifelhaft; sie sind wohl eher im Sinne einer Kollektivhaftung für die Taten ihres meist sehr alleingängerischen und diktatorischen Chefs verknackt worden.

Wie geht es jetzt weiter? Jetzt wird sich erstens die Staatsanwaltschaft entscheiden müssen, ob sie diese Randfiguren noch einmal anklagt. Wovon ihr dringend abzuraten ist. Sie wird sich zweitens auch entscheiden müssen, ob sie den netten Herrn Flöttl endlich wegen seiner Haupttaten, nämlich der – möglichen – Entwendung des angeblich spurlos investierten Kapitals anklagt. Was dringend notwendig wäre.

Vor allem aber sollte sie sich den eigentlichen politischen Skandalen rund um den Prozess zuwenden – die in der von linken und ahnungslosen Journalisten geprägten öffentlichen Debatte total untergehen:

Erstens muss es dabei um das Stichwort Parteifinanzierung gehen. Die während des Prozesses aufgetauchten interessanten Unterlagen, die massive Geldströme von Bawag zu SPÖ-Adressen belegen, haben die Staatsanwaltschaft nie interessiert. Sie ließ sich so wie bei Flöttls blöden Ausreden (alle Unterlagen seien bei einem Computerabsturz verloren gegangen) von dem merkwürdigen Umstand blenden, dass die Unterlagen genau dann enden, wo auch die Verjährung geendet hätte. Es gibt bis heute keine Spur von investigativen Bemühungen der Staatsanwaltschaft, die Fortsetzung jener Praktiken zu erforschen.

Und noch mehr auf der Hand läge es, endlich Fritz Verzetnitsch einem ordentlichen Prozess zuzuführen (der ihm unter der früheren Justizministerin aus bis heute nicht geklärten Gründen verweigert worden ist). War es doch er, der von allen Aktionen Elsners am meisten gewusst hat. Hat doch er in all jenen Jahren den Haupteigentümer vertreten.

Und in der öffentlichen Debatte sollten sich zumindest die um Wahrheit bemühten Menschen um eine weitere Klarstellung bemühen: Da ist nicht eine Bank deshalb ins Schleudern gekommen, weil sich jemand geirrt, weil man Risken falsch eingeschätzt hat. Sondern hier hat jemand seine Verfügungsmacht über fremdes Geld grob missbraucht, um seine schlechte Geschäftsführung zu camouflieren. Daher sind alle Vergleiche mit der Finanzkrise reinste Polemik. Nicht jede Bank, die in Geldnöten war, hat einen Elsner oder Madoff.

Die Bawag ist aber nicht das einzige Thema, mit dem die Justiz vorweihnachtliche Wellen schlägt. Dazu tragen auch die merkwürdigen Geschäfte des Ivo Sanader bei, über die wir in den nächsten Monaten hoffentlich noch viel erfahren werden.

Besonders dringend aufzuarbeiten ist auch der Justizskandal um die grüne Abgeordnete Gabriela Moser. Sie hat erstens das Veröffentlichungsverbot für Abhöraktionen durch Missbrauch ihrer Immunität frech gebrochen. Und sie hat zweitens den unglaublichen Versuch gemacht, Druck auf die Justiz auszuüben, und von der Justizministerin die Verhängung der U-Haft gegen einen politischen Gegner verlangt (ohne dass es den geringsten Hinweis gegeben hätte, dass sich die Ministerin bisher in dieses Verfahren eingemischt hätte).

Solche Skandale passieren eigentlich nur in Belarus oder Iran. Aber bei uns schweigt eine grün-blinde Medienlandschaft komplett dazu. Statt dessen will sie Karl-Heinz Grasser an den Galgen bringen – obwohl die veröffentlichten Protokolle den SPÖ-Manager Horst Pöchhacker, der nach wie vor höchste Funktionen bekleidet, viel mehr belasten als Grasser.

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Haufenweise wirklich gute Nachrichten drucken

Freuen wir uns. Irgendwann und nicht immer, oft verspätet, aber dann doch setzen sich Vernunft und gesunder Menschenverstand durch. Irgendwann gibt es trotz aller Pannen auch eindeutige Erfolge. Große und kleine. Und es stört auch sicher nicht, wenn das ausgerechnet zu Weihnachten passiert.

Dabei geht es heute um ganz unterschiedliche Themen: um den Fall Kampusch-Adamovich, um die auch für Österreich relevanten Erkenntnisse aus dem Krisenfall Portugal, um den ORF, um die Reaktion der EU auf protektionistische Ideen aus Italien, aber auch um wirtschaftliche Erfolge für Österreich.

Fall Kampusch: Da ist nun Ludwig Adamovich in zweiter Instanz und damit rechtskräftig nach einer Privatanklage der Mutter von Natascha Kampusch freigesprochen worden. Er hatte einst gesagt, für Kampusch wäre ihre Gefangenschaft womöglich „allemal besser“ gewesen als all das, „was sie vorher erlebt hat“. 

Mit dem Freispruch ist ein recht seltsames Urteil vom vorigen Heiligen Abend gekübelt, in dem eine Richterin Adamovich verurteilt hatte, die sich nach allen Regeln des „Gehört sich“ eigentlich als befangen entschlagen hätte müssen. Ist die Richterin doch die Tochter des früheren Chefs der Staatsanwaltschaft Wien, und diese ist  von Adamovich und anderen honorigen Persönlichkeiten wegen ihrer Untätigkeit im Fall Kampusch schwer kritisiert worden.

Freilich hat sich Adamovichs Anwalt nicht getraut, die Erstinstanz-Richterin deswegen direkt zu attackieren, sondern er hat sich auf die – für Adamovich ja ebenfalls wirklich zutreffende, wenn auch etewas riskante – Verteidigungslinie zurückgezogen, dass sich der ehemalige Verfassungsgerichtshofpräsident nicht konkret genug ausgedrückt habe. Das haben aber nun auch die Instanzrichter so gesehen.

Im Hintergrund spielt aber auch die sich seit einigen Monaten nicht zuletzt dank des neuerdings überraschend mutigen Adamovichs verbreitende Vermutung mit, dass Kampusch nicht die ganze Wahrheit über ihre Gefangenschaft und über eventuelle Mittäter sagt. Was sie freilich bisher auch nicht musste, weil es ihr die Wiener Staatsanwälte merkwürdigerweise immer erspart haben, als Zeugin und damit unter Wahrheitspflicht auszusagen.

Die Dinge sind mit dem Adamovich-Freispruch wieder einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gegangen, nämlich näher zur Wahrheit. Das freut.

Portugal und Österreich: So unerfreulich die Lage Portugals ist, so erfreulich ist der Konsens zu diesem Land nicht nur zwischen der EU-Kommission und dem Währungsfonds, sondern auch der Europäischen Zentralbank. Sie sind nicht nur in der Diagnose einig, sondern auch über die Rezepte zu einer Sanierung des schwer verschuldeten Landes, das derzeit allerorten ständig an Kreditwürdigkeit verliert. Und das mit Sicherheit bald von den Miteuropäern aus dem Schuldturm freigekauft werden muss.

Bei den diagnostizierten Ursachen der portugiesischen Krise stehen die hohen Schulden an erster Stelle, dahinter folgt der Mangel an Investitionslust. Und bei den von den internationalen Institutionen empfohlenen Therapien steht eine Reform des Arbeitsmarktes im Zentrum: Die Unternehmen sollen leichter kündigen können, die Arbeitszeit soll bei Bedarf ausgedehnt werden, und das Lohnniveau soll gesenkt werden.

Kein Wort mehr von dem dummen Gewäsch mancher linker Ökonomen, egoistischer Gewerkschafter und frommer Wunschdenker, dass „Gier“ und Derivate, Unternehmer und Banken schuld seien, und dass man merkwürdigerweise zuerst noch viel mehr Schulden machen müsse, bevor vielleicht etwas besser werde. Und vor allem, dass die Gewerkschaften keinerlei Mitschuld am Zustand eines Landes hätten.

Was hat das mit Österreich zu tun? Immerhin sitzen in der EZB zwei Österreicher an führender Stelle: Sowohl Gertrude Tumpel-Gugerell wie auch Ewald Nowotny stammen aus dem Herzen der Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung. Dort aber werden in Österreich noch weitgehend die zuvor als „Gewäsch“ abqualifizierten Thesen verzapft. Die Tatsache, dass Tumpel und Nowotny der EZB-Analyse nunmehr widerspruchlos zustimmen, lässt zumindest hoffen, dass deren neue Weisheit irgendwann auch die heimische SPÖ-Politik erreichen wird.

EU-Kommission: Nach einer allzu langen Schweigepause wagt es nun die EU-Kommission, „ernste Bedenken“ gegen die italienischen Pläne  zu äußern, deutschen und österreichischen Zügen einen Stopp an sämtlichen Zwischenstationen zu verbieten. Ein solches Verbot wäre nämlich ein ganz klassischer Verstoß gegen die Regeln des Binnenmarktes, der ja den zeitweise zugunsten modischer Themen vernachlässigten Kern der Integration gebildet hat.

Gleichzeitig lässt sich die EU-Kommission nicht in eine populistische Kampagne gegen das neue ungarische Medienrecht hineinhetzen. Dieses ist zwar menschenrechtlich bedenklich und verstößt gegen demokratische Grundregeln. Aber es ist durchaus zweifelhaft, ob das ungarische Medienrecht überhaupt in die Kompetenz der EU fällt.

Schon im Falle Österreich 2000 hatte es die Kommission abgelehnt, sich in internationale Kampagnen gegen ein Mitgliedsland einspannen zu lassen. Diese werden bekanntlich von der vereinigten europäischen Linken jeweils gegen Länder mit Rechtsregierungen gefahren. Damals war es Österreich, heute sind es Ungarn, Italien und die Schweiz, wo die Linksparteien jeweils total abgewirtschaftet hatten. Als nächstes drohen auch die Niederlande und Dänemark ins Visier zu kommen. Auch wenn es überall viel zu kritisieren gibt: Die Kommission tut gut daran, sich von der Rolle als Oberlehrer aller Mitgliedsländer zu distanzieren.

OMV: Die OMV hat durch Zukäufe einen entscheidenden Schritt Richtung Türkei getan und ist nun im dortigen Ölmarkt endgültig ein wichtiger Spieler. Es tut gut – und ist dringend notwendig –, wenn immer wieder auch österreichische Konzerne im internationalen Spiel der multinationalen Konzerne erfolgreich mithalten können. Die OMV wird aber zweifellos auch der Türkei guttun – ohne dass diese deswegen gleich ein EU-Vollmitglied werden muss.

Triple A: Ebenso gut tut, dass die internationalen Rating-Agenturen Österreich auch weiterhin ein Triple-A geben. Damit kann sich die Republik weiterhin relativ(!) günstig refinanzieren. Das hilft aber auch allen anderen österreichischen Kreditnehmern.

Heathrow: Der Londoner Flughafen hat es tagelang nicht geschafft, der – für die Inseln unüblichen – Schneefälle Herr zu werden. Man war einfach schlecht vorbereitet. Das ist zwar extrem peinlich. Aber nun verzichtet der Vorstandschef des größten Flughafens Europas auf seine Jahresprämie. Er zeigt damit, dass mancherorts ein Wort noch wirklich ernst genommen wird: Verantwortung. Man stelle sich Ähnliches vor, würde es auch für den ORF oder das österreichische Schulsystem gelten.

 

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In der Jauchengrube und an deren Rand drucken

Es stinkt gewaltig. Die nun veröffentlichten Überwachungsprotokolle der Telefonate von Walter Meischberger zeigen eine ganze Reihe von politischen und wirtschaftlichen Akteuren dieses Landes, besonders aus dem Umkreis der (früheren) FPÖ, tief in der Jauchegrube. Daneben gehen aber auch Rot und Grün alles andere als geruchsfrei aus diesen Veröffentlichungen heraus.

Die Kenntnis der Gesprächsprotokolle der Herren Meischberger, Grasser und Plech darf als bekannt vorausgesetzt werden. Auszüge daraus finden sich jedenfalls in einer grünen Anfrage auch auf der Parlaments-Homepage. Hier sei statt dessen eine analytische Bewertung der handelnden Personen unternommen.

Walter Meischberger: Er hat sich mit jenen Telefonaten wohl endgültig um Kopf und Kragen geredet. Ein Lobbyist, der sechsstellige Summen kassiert, sich aber in Hinblick auf das „Wofür eigentlich? “, „supernackt“ zeigt, der spricht sich selbst schuldig. Wenn das nicht Korruption ist, dann sind wahrscheinlich auch die Regierungsinserate in bestimmten Boulevard-Zeitungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden. Überdies hat sich Meischberger endgültig auch höchstpersönlich der wirtschaftlichen und rechtlichen Ahnungslosigkeit wie auch der abgrundtiefen Dummheit überführt. Das wirft wieder ein mehr als düsteres Licht auf all jene, die ihn politisch oder auch privat gefördert haben, von Jörg Haider bis Karl-Heinz Grasser. Und natürlich auf alle jene, die mit ihm Geschäfte welcher Art immer gemacht haben.

Ernst Karl Plech: Er hat fast immer dann die Hände im Spiel gehabt, wenn FPÖ-Minister – insbesondere aus dem Justiz- und Finanzressort – völlig überflüssige und teure Übersiedlungen von Ämtern in neue Gebäude angeordnet haben. Diese Übersiedlungen haben schon vor zehn Jahren heftig nach Korruption gerochen.

Horst Pöchhacker: Er ist zweifellos der durch die Protokolle am drittmeisten Belastete, auch wenn er nun auf Tauchstation zu gehen versucht, und auch wenn viele SPÖ-nahe Medien seinen Namen nicht erwähnen. Denn Meischberger müsste ja nicht krampfhaft darüber nachdenken, wofür er eigentlich von der Baugesellschaft Porr Geld bekommen hat, hätte es da nicht dubiose Zahlungen der Porr mit unsauberen Zusammenhängen geben. Pöchhacker ist deshalb besonders pikant, weil er als einziger noch in sehr hohen Würden für die Republik steht. Denn nach der 25 Jahre dauernden Leitung der ziemlich roten Baufirma Porr leitet er nun den Aufsichtsrat der knallroten ÖBB – und hat dort im Aufsichtsrat Äußerungen in Hinblick auf Schmiergelder gemacht, die ebenfalls so skandalös sind wie die Meischberger-Telefonate. Die aber in den SPÖ-nahen und ÖBB-finanzierten Medien im Gegensatz zu den Meischberger-Äußerungen total hinuntergespielt werden.

Gabriele Moser: Die grüne Abgeordnete – durch ihre Verkehrskompetenz eigentlich eine der wenigen sachseriösen Grünen – hat durch die Veröffentlichung des Abhörprotokolls einen schamlosen Missbrauch der Abgeordneten-Privilegien begangen. Denn wenn das Parlament mit gutem Grund die Veröffentlichung von Abhörprotokollen gesetzlich verboten hat, ist es eigentlich unfassbar, dass ein Abgeordneter desselben Parlaments seine Immunität ganz gezielt benutzt, um solche Protokolle dann sehr wohl zu veröffentlichen. Nach dem provozierenden OGH-Urteil, das sogar einen Journalisten, der einer Straftat verdächtig ist, die Unterdrückung von Beweismaterial erlaubt, zeigt damit eine zweite Bevölkerungsgruppe dem Rest der Menschheit voll Hohn, dass sie viel gleicher als alle anderen ist. Niemand solle sagen, dass das Delikt der Frau Moser notwendig war, um die unfassbaren Dialoge Meischbergers vor die Justiz zu bringen: Denn dort waren sie längst. Und nur dort gehören sie hin. Es ist auch nicht Aufgabe des Parlaments mitzubestimmen, ob jemand in U-Haft kommt oder nicht. Noch gilt in Österreich die verfassungsrechtliche Gewaltentrennung.

Karl-Heinz Grasser: Für den Ex-Minister gilt nach diesen Dialogen der Satz „Es stinkt“ ganz besonders. Das für viele seiner Feinde – und derer hat er sich mit seiner überheblichen Art wie auch mit seinen politischen Erfolgen viele gemacht – besonders Ärgerliche dabei ist jedoch: Nach allem, was bekannt ist, ist Grasser auch diesmal offenbar noch nicht selbst so tief in die Jauche gefallen, dass eine Anklage oder Verurteilung wahrscheinlich wäre. Er ist ihr nur so nahe gekommen, dass er den Gestank wohl nie mehr loswerden wird.

Claudia Bandion-Ortner: Eine guter Justizminister müsste jetzt ganz anders agieren. Aber die amtierende Ministerin hängt selbst schwer angeschlagen in den Seilen – und zwar weil sie vom ersten Tag an aus vielen Gründen eine peinliche Fehlbesetzung war, nicht aber weil ihr Elsner-Urteil teilweise revidiert wird; letzteres ist ein ganz normaler Vorgang, auch wenn nun reihum juristisch ahnungslose Journalisten (die sie anfange bejubelt haben) aus dem Elsner-Prozess einen gegen Bandion-Ortner zu machen versuchen. Ein starker Justizminister würde jetzt jedenfalls zum Kampf gegen diese parlamentarischen Tricks zur Umgehung der rechtlich zwingenden Vertraulichkeit antreten – und sei es durch den Vorschlag einer Gesetzesnovelle –, er würde auch energische Maßnahmen gegen das ständige Hinausdringen vertraulicher Akteninhalte aus der Staatsanwaltschaft setzen. Und er würde die dortigen Missstände nicht jeweils so lange ignorieren, bis ein früherer Gerichtspräsident das Parlament auf die zahllosen dortigen Missstände aufmerksam macht.

ORF: Der hat sich zwar nicht schuldig gemacht, aber es ist geradezu unfassbar, wie dort praktisch täglich derselbe grünlastige Kampfjurist interviewt wird. Offenbar hat im ganzen ORF niemand so viel juristisches Grundwissen, um zu begreifen, dass ein (noch dazu mittelmäßiger, wenn auch fescher) Verfassungsjurist mit dem Strafrecht ungefähr so viel zu tun hat wie ein Schickeria-Zahnarzt mit dem Herzinfarkt.

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Die Pensionen (und die Staatsfinanzen) sind sicher! drucken

Dieser Text stützt sich auf einige Zitate und Fakten, die ich während der Lektüre einiger gut aufbereiteter Unterlagen zum Thema Pensionen und Staatsfinanzen während der letzten Jahre gesammelt habe.

Es handelt sich vor allem um zwei Quellen: um einen ausführlichen Spezialreport des englischen „Economist“ und eine Studie der Bank for International Settlement (BIS, Bank for International Settlements = Zentralbank der Zentralbanken). Dieser muss man zugute halten, dass sie lange vor der jetzigen Schuldenkrise sachlich gewarnt hat und jetzt vor der kommenden Pensionskrise warnt. Dieses Thema wird in österreichischen Medien und in der Politik leider viel zu ideologisch und nicht sachlich behandelt. Daher resultiert aus der hiesigen Diskussion auch kaum Erkenntnisgewinn.

Beim Thema Pensionen ist es hilfreich, sich den historischen Kontext zu vergegenwärtigen. Die erste Form der Rente der westlichen Neuzeit hat Otto von Bismarck im Jahre 1889 eingeführt.  Das ist gerade einmal 121 Jahre her. Diese Rente war für Arbeiter über 70 gedacht. Das Pensionsantrittsalter war damals also höher als heute. Viel bedeutender allerdings wird diese Zahl, wenn man sich die damals durchschnittliche Lebenserwartung von 45 Jahren vor Augen führt. Mit einem Wort: Es war nur den wirklich Alten der Gesellschaft vergönnt, die letzten Lebensjahre durch finanzielle Zuwendungen der Allgemeinheit verbringen zu dürfen.

1908 erhielt auch das Vereinte Königreich ein Rentensystem, das für arme Männer ab 70 gedacht war. Die damals durchschnittliche Lebenswartung war kaum höher als 50 Jahre. Als die USA 1935 das „Social Security System“ einführten, wurde das Pensionsantrittsalter mit 65 festgelegt. Dieses war damit drei Jahre höher als die damals durchschnittliche Lebenserwartung.

Seitdem ist viel oder (je nach Sichtweise) nichts geschehen. Die Pensionsantrittsalter sind gleich geblieben (manchmal sogar gesenkt worden), aber die Lebenserwartung ist unaufhörlich gestiegen. Mit gravierenden Folgen, die man gar nicht überbetonen kann. Der Amerikaner erlebt heute noch 16 Jahre nach dem durchschnittlichen Pensionsantrittsalter. In einigen europäischen Ländern ist diese Zahl mit 25 Jahren noch viel höher. Die Pensionskosten betrugen 1935 in den USA gerade einmal 0,2 Prozent des Bruttosozialproduktes. Für europäische Staaten dürften die Kosten in jener Zeit ähnlich gewesen sein.

Heute liegen diese Kosten im OECD-Durchschnitt hingegen bei 7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. In manchen Ländern auch schon höher. Bis 2050 wird sich dieser Prozentsatz (wenn nichts getan wird) in vielen Länder verdoppeln oder sogar verdreifachen.

Die Alterung der Gesellschaft und deren Folgen für das Pensionssystem werden noch durch zwei andere Faktoren massiv in dieselbe Richtung verstärkt:

1) In den meisten wohlhabenden Gesellschaften haben Frauen immer weniger Kinder, um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken.

2) Die zahlenmäßig riesige „Baby-Boomer“ Generation hat begonnen, in Rente zu gehen. 1950 gab es 7 Menschen in der Altersgruppe zwischen 20-64 auf einen über 65jährigen innerhalb der OECD Ländergruppe. Dieser Anteil der Älteren ist bis heute auf 4:1 gestiegen und wird bis 2050 auf 2:1 steigen. Die Uhr tickt unaufhörlich. Und zwar viel schneller, als Politiker und Gewerkschafter auch nur in ihren Träumen zu denken wagen.

Wenn sich nichts ändert und wenn man dem Internationalen Währungsfond glauben darf, macht der Barwert der Defizite in Staatshaushalten verursacht durch alterungsbedingte Ausgaben des Staates ein Vielfaches (je nach Land das 10 bis 50fache) der durch die jetzige Schulden- und Finanzkrise verursachten Defizite in Staatshaushalten aus.  http://www.economist.com/node/13888045 (Graphik in der Mitte des Artikels).

Weiters möchte ich auf folgenden Link hinweisen: Die Grafiken einer Studie der BIS –
http://www.bis.org/publ/work300.pdf
– zeigen den prognostizierten Verlauf der Staatsschuldenquoten im Verhältnis zur Wirtschaftskraft, wenn nichts geschieht (rot), kleine stufenweise Anpassungen (grün) und kleine graduelle Anpassungen, wenn altersbedingte Staatsausgaben ab heute nicht mehr steigen.

Was also nicht immer weitergehen kann, wird irgendwann aufhören zu funktionieren. Auch im schönen Österreich.

In der politischen Diskussion in Österreich wird leider nur zementiert. Anstatt die Probleme zu erkennen, werden Bevölkerungsschichten gegeneinander aufgehetzt. Alte gegen Junge, Gutverdiener gegen Kleinverdiener, Arme gegen Reiche. Wenn man sich die oben gezeigten Zahlen vergegenwärtigt, dann wird schnell klar, dass durch weitere Steuererhöhungen und Sozialabgaben dieses Problem nicht einmal im Ansatz gelöst werden kann. Vor dem Versuch der Enteignung der Wohlhabenden kann ich nur warnen. Diese würden schleunigst das Land verlassen und den Umstellungsprozess für die verbleibende Mittelklasse und die kleinen Leute finanziell noch viel schmerzhafter machen.

Wenn man die Sache ganz nüchtern betrachtet, wird das Problem durch eine der wunderbarsten Sachen der Welt verursacht. Wir werden immer gesünder, immer älter. Aber genau hier muss die Lösung ansetzen.  Anstatt dass wir uns freuen würden, im Alter auch gebraucht zu werden, fiebert man hierzulande das ganze Arbeitsleben lang dem Vorruhestand zu. 

An zwei Punkten wird kaum ein Weg vorbeiführen:

  1. Das Umlagesystem als Hauptversorgungsquelle für das Alter hat ausgedient. Die private Vorsorge in der einen oder anderen Art wird (mit den dazugehörigen Marktrisiken) zunehmen müssen.
  2.  Wir werden bis kurz vor der „wirklichen“ Invalidität (das heißt: für keine Tätigkeit mehr einsatzfähig) oder bis kurz vor dem Tod in irgendeiner Form der Gesellschaft zumindest mit Teilzeitarbeitsleistung zur Verfügung stehen müssen.

Dies muss allerdings positiv gesehen werden. Ein Arbeiter muss nicht bis 75 in der Fabrik arbeiten. Aber vielleicht hilft er neben der Mindestrente und neben den Einkünften aus der Privatvorsorge als Einweiser auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums 15 Stunden die Woche aus. Ein anderer hilft 10 Stunden die Woche den öffentlichen Park sauber zu halten. Eine rüstige, kinderliebe und an Kinder gewohnte Rentnerin kann zwei Vormittage die Woche eine Spielgruppe bestehend aus drei bis vier 2- bis 3-jährigen Kindern betreuen und damit ihre Pension aufbessern. Ideen und Möglichkeiten gäbe es viele. Der Arbeitsmarkt wird uns bald zeigen, dass der demographische Mangel viele Arbeitsstellen unbesetzt lassen wird.

Wir alle müssen einfach flexibler im Geist werden und Freude an Beschäftigung haben. Ein grundlegender Mentalitätswandel ist also nötig. Entweder wir schaffen es selbst, oder die nächste Krise wird uns diesen mit aller Gewalt aufzwingen.

Link: Leitartikel Spezialreport Economist zum Thema Pensionen http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPJDDTQV

Weitere Links aus dem Report:

http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPJDDTQV

http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPJPPSTG

http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPRRRDGT

http://www.economist.com/node/13887853

http://www.economist.com/node/13888045

 

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Das Budget: ein allseitiger Offenbarungseid drucken

An diesem Budget gibt es zweifellos viel zu kritisieren. Es fehlen mutige Reform- und Sanierungsprogramme; Hacklerregelung, Studiengebührenbefreiung und sinnlose Doppelgleisigkeiten im Gesundheitssystem bleiben bestehen; statt Investitionen in Forschung kommt die leistungsfeindliche Mindestsicherung; das Budget ist auch verfassungswidrig spät eingebracht worden. Das gilt es alles ernsthaft zu thematisieren. Der dumme Aktionismus der Grünen ist aber das Gegenteil einer ernsthaften Debatte.

Marathonreden mögen gut fürs Buch der Rekorde sein. Antragsfluten, um Sitzungen unendlich zu verlängern, gehören ins italienische, nicht ins österreichische Parlament. Und die Behauptung, dass angeblich wegen der Kürzungen im Entwicklungshilfebudget 3000 Kinder sterben, ist überhaupt letztklassig. Und falsch, weil ja zunehmend klar wird, dass die Entwicklungshilfe selbst die Entwicklung der zurückgebliebenen Länder verhindert.

In einer Demokratie ist es die Rolle der Opposition zu zeigen, was schlecht läuft und wie sie es besser machen würden, damit sie beim nächsten Mal an die Macht kommen kann. Mit ihrem Aktionismus überzeugen die Grünen mit Gewissheit niemandem und entfernen sich nur noch weiter von dem Ziel einer Machtübernahme (was sie freilich ohnedies schon mit ihrer Wasserträger-Rolle im Wiener Rathaus tun).

Zugleich versuchen sich ausgerechnet die Freiheitlichen in den letzten Monaten zunehmend staatstragend zu zeigen. Freilich fehlt auch ihnen jede Persönlichkeit, die zeigen würde, dass sie von Wirtschaft und Finanzen mehr versteht als die Machthaber. Und das wäre nun wirklich nicht so schwer.

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Seltsames von Ortner, Faymann und Niessl drucken

Was sonst noch diese Woche passierte: Seltsames von Claudia Bandion-Ortner, Werner Faymann und Hans Niessl, Weises von einem erfahrenen Lehrer und Enthüllendes über Felix Mitterer.

Der von mir an sich durchaus geschätzte Autor Felix Mitterer ist nach 15 Jahren in Irland wieder nach Österreich übersiedelt. Aber er entblödet sich nicht, als Grund „Regen und Nässe“ in Irland zu nennen, was auch brav von all den blauäugigen Kulturjournalistinnen nachgebetet wird. Dass Mitterer Regen und Nässe nach 15 Jahren ausgerechnet genau zu dem Zeitpunkt entdeckt, seit es Irland rapide schlechter geht und seit dort alle Menschen in vielfältigsten Formen den Gürtel enger schnallen müssen, wurde natürlich nirgendwo erwähnt. Von ihm schon gar nicht. Ebenso die Tatsache, dass man in den letzten Jahren in Irland steuerlich sehr milde behandelt worden ist, während progressive Schriftsteller hierzulande öffentlich immer für noch mehr Staatsausgaben eintreten. Daher bleibt es unseren Gedanken überlassen, was wir von Mitterer und vom hiesigen Kulturjournalismus halten.

„Es steht keineswegs die Kompetenzfrage im Fordergrund“, so der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl mit einem leibhaftigen „F“ in einem Brief an alle Gemeinden. Fielleicht hätte man den Vauxpas als lässlichen Vehler übersehen können, wäre nicht das Thema von Niessls Brief ausgerechnet Pisa und die burgenländischen Schulen. Fielleicht.

Den weisesten Spruch zu Pisa hörte ich dieser Tage von einem erfahrenen Lehrer: „Dürften die Lehrer so unterrichten wie noch vor 20 Jahren, dann wäre Pisa mit Sicherheit viel erfolgreicher abgelaufen.“ Er begründete das mit vielen Beispielen, wie politische und pädagogische Reformen die Schulen immer leichter, immer leistungsfreier, immer kaputter gemacht haben. Der Pisa-Test hingegen erfordert zwei Stunden ununterbrochene Konzentration. Würde das ein Lehrer bei einem Test von 15-Jährigen verlangen, bekäme er sofort disziplinäre Schwierigkeiten.

Sehr verwunderlich agiert wieder einmal die Justizministerin. Kaum ist es der grün-radikalen Lobby der in Wiener Neustadt vor Gericht stehenden Tierfanatiker gelungen, wieder einen extrem einseitigen Bericht im ORF zu platzieren, reagierte Claudia Bandion-Ortner. Sie forderte umgehend einen Bericht der Staatsanwaltschaft zu diesem Verfahren. Was mitten in einem laufenden Prozess gelinde gesagt mehr als ungewöhnlich ist.

Und schließlich hat Werner Faymann für die Gesamtschule geworben. Was sein gutes Recht ist. Dass er das in einer Schule und einer Klasse getan hat, ist aber nicht mehr sein gutes Recht. Und schon gar nicht, dass er sich dazu Journalisten mitnimmt. Denn zu Recht werden Schulen seit jeher von solchen Politikerbesuchen freigehalten. Das gilt aber offenbar unter dieser roten Ministerin und im roten Wien nicht mehr. Freilich schadete das im konkreten Fall den Schülern nicht. Denn Faymann hat ausgerechnet die Kandlgasse besucht, die seit vielen Jahren den Ruf als schlechteste AHS Wiens hatte und die daher als einzige AHS bereit war, sich in eine Gesamtschule zu verwandeln, um die eigene Weiterexistenz zu retten. Und, oh Wunder, alle den Journalisten vorgeführten Lehrer waren begeisterte Gesamtschulanhänger, weil sie nicht mehr „selektieren“ müssen. Was bekanntlich sehr angenehm für die Schüler ist, die dann nur noch „Rudolph, das Rentier“ auszuschneiden hatten. Damit man gleich erfährt, was in Gesamtschulen auf Kindergarten-Niveau alles gelehrt wird, und damit ein Faymann-Besuch niveaumäßig nicht abfällt.

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Eine Black Box zu Weihnachten drucken

Es ist im Grund atemberaubend, welchen Gummiparagraphen die EU-Regierungschefs da knapp vor Weihnachten beschlossen haben. Huschpfusch wird da die erste Änderung des Lissabon-Vertrags durchgezogen, ohne dass irgendjemand klar sagen könnte, was diese zwei Sätze bedeuten, was in der Black Box dieser Vertragsänderung wirklich drinnensteckt.

Sie kann nämlich Alles oder Nichts enthalten – und auch alles, was zwischen Alles und Nichts liegt liegt. Uns will man vorerst irgendwie einreden, dass die Vertragsänderungen zwar im Grund überhaupt nichts bedeuten, aber dennoch ein Allheilmittel zur Behebung der europäischen Finanzkrisen seien.

Reichlich widersprüchlich? Nicht doch für die wie immer lammfrommen EU-Berichterstatter.

Würde man Klartext reden, bestünde freilich Gefahr, dass nicht alle 27 Parlamente zustimmen. Dass Irland etwa eine Volksabstimmung durchführen müsste (was freilich in einem bankrotten Land, das zusammen mit anderen diese Vertragsänderung überhaupt erst ausgelöst hat, doch reichlich skurril wäre). Und dass die Kronenzeitung ihren Lieblingsbriefpartner im Bundeskanzleramt an sein Versprechen erinnern könnte, eine Volksabstimmung über eine solche Vertragsänderung durchzuführen. Freilich: Wer schon die Verfassung eiskalt gebrochen hat, wird doch wohl imstande sein, ein Wahlkampfversprechen ohne sonderliche Gewissensbisse zu brechen. Aber zu Faymanns Glück (und zum Schaden für deren Auflage) ist die Krone jetzt ohnedies schon fast total auf Parteilinie eingeschwenkt.

Wer uns einreden will, dass die Vertragsänderung notwendig ist, damit man künftig auch die Gläubiger eines überschuldeten Landes an den Sanierungskosten beteiligt, der lügt. Selbstverständlich wäre das, also ein teilweiser Forderungsverzicht der Gläubiger, immer schon möglich gewesen –  im Fall Griechenland genauso wie im Fall Irland.

Wer uns einreden will, dass die Vertragsänderung notwendig ist, damit die EU-Länder einander Geld borgen oder füreinander haften dürfen, der hat Recht: Er gibt damit aber gleichzeitig zu, dass die Aktionen Griechenland und Irland sowie die Schaffung eines Rettungsschirmes ein glatter Vertragsbruch waren.

Wer uns einreden will, dass durch die Vertragsänderung eine europäische Wirtschaftsregierung geschaffen wird, sollte das ehrlich und viel deutlicher sagen. Denn das wäre eine Katastrophe, auch wenn sich nun sogar auch Deutschland dafür ausspricht. Denn eine solche Wirtschaftsregierung hat mit Sicherheit nur einen Effekt: Sie wird Europas Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Asien und anderen Regionen noch weiter reduzieren. Dabei hat gerade die jüngste Prognose des Wifo klar gesagt: Europas Wachstum wird in den nächsten Jahren mit 1,5 Prozent das weltweit niedrigste sein, während die Weltwirtschaft im Schnitt mit über 4 Prozent wächst. Die Sozialdemokraten und Gewerkschaften haben dennoch immer schon eine EU-Wirtschaftsregierung verlangt, mit der sie in den 27 Ländern eine Anhebung von Steuern und Sozialleistungen auf das jeweils höchste Niveau durchsetzen wollen. So als ob sie von China und den USA bestochen wären.

Wer uns einreden will, dass durch diese Vertragsänderung nun den Sünderländer harte und konkrete Bedingungen gestellt werden können, der lügt: Denn solche Bedingungen hätten Geldgeber schon immer verlangen können. Es gibt jedoch auch nach der Vertragsänderung keine effektiven Instrumente, falls sich die Sünder nicht an die Bedingungen halten, oder halt nur ein bisschen. Letztlich müssten solche Instrumente ähnlich wie bei österreichischen Gemeinden oder bei einem normalen Konkurs aussehen, die bankrotten Staaten müssten einen Zwangsverwalter mit Gesetzgebungskompetenz an die Kassa gesetzt bekommen.

Wer uns einreden will, mit dieser Vertragsänderung sei die Idee von Euro-Anleihen vom Tisch, der lügt. Die sind weiterhin möglich und bleiben eine reale Gefahr. Genauso wie weitere teure und riskante Schutzschirme für die Sünderländer.

Wer uns einreden will, als Folge der Vertragsänderung werden sich Parlamente, Regierungen, Subventionsjäger und nicht zuletzt die hetzerischen Gewerkschaften vieler Länder zu fürchten beginnen und rechtzeitig Maß halten, der sollte sich besser als Kabarettist verdingen.

Man darf angesichts all dieser Ambiguitäten wirklich gespannt sein, ob 27 nationale Parlamente eine solche Black Box mit unbekanntem Inhalt ankaufen werden.

Für alle, die in der Leere des EU-Textes zwischen den dürren Zeilen Genaueres entdecken können als ich, hier der ganze Wortlaut, mit dem der Lissabon-Vertrag ergänzt wird: "Die Mitgliedstaaten, die der Eurozone angehören, können einen Stabilitätsmechanismus aktivieren, um im Notfall die Stabilität der Eurozone als Ganzes zu sichern. Die Garantie für die erforderliche Finanzunterstützung wird strikten Bedingungen unterworfen".

Aha.

PS.: Herr Faymann, der bei EU-Gipfeln bisher immer nur jene Meinung zu haben versuchte, die sich dann durchsetzte, muss sich nun erstmals in einer wichtigen Frage entscheiden: Die anderen Nettozahlerländer wollen die EU-Ausgaben einfrieren, die europäischen Sozialdemokraten sind – wie immer – gegen jeden solchen Zwang zur Sparsamkeit. Was werden Androsch und Tumpel dem Kronenzeitungsleser am Ballhausplatz jetzt raten, der wahrscheinlich nicht einmal weiß, was Nettozahler bedeutet?

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Wenn der Exekutor dreimal klingelt drucken

Linke „Intellektuelle“ können zwar nicht definieren, was „neoliberal“ ist, aber sie können dieses Wort rund um die Uhr voll Verachtung aussprechen. Und wenn sie es doch irgendwie beschreiben müssen, dann zählen sie einfach die Beschlüsse der schwarz-blauen Ära auf. Für junge Leser: Das war jene ferne Zeit, als in Österreich noch regiert wurde.

Jetzt können sich jene Antineoliberalen endlich wieder über neue Munition freuen: Sie können ihren Katalog angeblich neoliberaler Sünden deutlich erweitern.

Denn die spanische Regierung hat nun eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen, gegen welche sich die von Rot und Grün in Österreich so hasserfüllt bekämpften Maßnahmen unter Wolfgang Schüssel wie ein kuscheliges Wohlfahrts-Programm ausnehmen.

Freilich haben die Antineoliberalen ein Problem: In Spanien regiert eine stramm sozialistische Regierung. Dennoch können nur Optimisten glauben, dass das jene „Intellektuellen“ endlich zur Vernunft bringen wird und zur Einsicht, dass das, was sie als neoliberal denunzieren, in Wahrheit nur zwingende Folgen der Grundrechnungsarten sind. Die skandalöser Weise auch für Sozialisten gelten.

Auf die Unbelehrbarkeit der Linken deuten Veranstaltungen in Renner- und Kreisky-Institut hin, die noch immer „neokeynesianisch“ von noch mehr Schulden und noch mehr Wohlfahrtsausgaben träumen. Darauf deutet auch die brüsk negative Reaktion Werner Faymanns auf die überraschend mutigen Vorstöße einiger SPÖ-Politiker in Sachen Studiengebühren hin. Und darauf deutet letztlich auch die spanische Politik hin: Sozialisten sind immer erst dann zu Sparsamkeit bereit, wenn der Exekutor schon sein Auto verlassen hat und am Haustor der jeweiligen Regierung klingelt. Und wenn auf dieser Straße Unmengen Jugendliche herumlungern, weil wie in Spanien unvorstellbare 40 Prozent der jungen Menschen arbeitslos sind.

Man sollte sich jedenfalls im Detail auf der Zunge zergehen lassen, was eine sozialistische Regierung so alles für die Spanier beschlossen hat (und diese Beschlüsse mit Österreich vergleichen):

Die Beamtengehälter werden um fünf Prozent gesenkt (eher akzeptiert Israel einen Palästinenserstaat als der ÖGB solche Gehaltskürzungen);

alle Pensionen werden eingefroren (in Österreich passiert das nur jenen, die brav und viel ins Pensionssystem einbezahlt haben);

die Umsatzsteuer wird von 16 auf 18 Prozent angehoben (hierzulande wird jede Veränderung der Umsatzsteuer als extremistischer Ausbund sozialer Kälte verurteilt, obwohl sie neben der Grundsteuer die einzige Steuer ist, die man ohne schwere Nebenwirkungen erhöhen könnte);

das Pensionsantrittsalter wird von 65 auf 67 erhöht (als die ÖVP in der Ära Gusenbauer eine – automatische – Anpassung des Pensionsalters an die Lebenserwartung um wenige Monate verlangte, revoltierte die SPÖ und putschte unter Faymanns Regie gegen Gusenbauer);

die Durchrechnungszeiträume für die Pensionserhöhung werden erhöht (in Österreich gab es monatelange Gewerkschaftsproteste, als Schwarz-Blau dasselbe taten);

die Kapitalertragssteuer wird von 18 auf 21 Prozent erhöht (sie beträgt in Österreich schon 25 Prozent);

die Abfertigungen werden reduziert (das hat in Österreich noch niemand auch nur zu denken gewagt);

Beamte müssen in die allgemeine Sozialversicherung wechseln (fast die einzige Maßnahmen, die Schüssel der Beamtengewerkschaft problemlos aufzwingen konnte);

und Lotterien und Flughäfen werden teilprivatisiert (wieder so eine verbrecherische Grasser-Idee).

Werden Österreichs Sozialdemokraten jemals so ehrlich sein zuzugeben, dass Schüssels Maßnahmen Österreich zwar nicht saniert haben, es aber doch bis heute deutlich besser dastehen lassen als Spanien&Co, auf das Europas Linke vor kurzem noch so stolz waren?

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Zwischenlandung auf dem Flughafen drucken

Das war längst notwendig, ist aber aber alles andere als eine endgültige Lösung. Dass am Flughafen der alte Arbeiterkammer-Apparatschik Kaufmann gefeuert wird, war längst fällig.

Die Unfähigkeit der Flughafen-Führung hat sich ja nicht nur beim völlig aus dem Ruder gelaufenen Großbau-Projekt Skylink gezeigt; sie hat auch durch überhöhte Tarife die AUA und zugleich die volkswirtschaftlich einträgliche und auch für den Tourismus enorm wichtige Rolle Wiens als Drehkreuz gefährdet; sie war aber bis heute vor allem ein bequemes Instrument in den Händen der Landesfürsten aus Wien und Niederösterreich, die sich dort immer wieder bedient haben.

Dass aber nun der Aufsichtsratsvorsitzende Herbst die operative Führung übernimmt, kann und darf nur eine Übergangslösung sein. Und ein Jahr ist dafür viel zu lang. Denn ein Rechtsanwalt ist kaum besser geeignet als ein Arbeiterkämmerer, ein so schwieriges Unternehmen zu führen.

Ab sofort muss daher mit Volldampf ein neuer Chef gesucht werden, der ganz seltene Tugenden in sich kombiniert: Organisationstalent, die Fähigkeit ein verfahrenes Bauprojekt noch halbwegs zu retten, Härte gegenüber der Belegschaft und vor allem gegenüber allen Begehrlichkeiten diverser Eigentümer. Das wird schwer genug.

Ansonsten könnten Wien und Niederösterreich dem Flughafen nur noch ein Gutes tun: Sich endlich und rasch von den Flughafen-Aktien zu trennen, damit dort endlich Professionalität einkehren kann. Wie etwa bei der AUA.

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Euro-Anleihen: Trau Schau Wem? drucken

David gegen Goliath. Luxemburg gegen Deutschland. Der Kleinste gegen den Größten der EU – da hat normal der Kleine immer viele Sympathien auf seiner Seite. Vor allem, wenn er so verbissen kämpft wie Luxemburgs Premier Juncker für die Einführung von Euro-Bonds. Also für Anleihen, für die alle EU-Staaten haften.

Diese Anleihen würden den am heftigsten verschuldeten Ländern Europas helfen, gegen niedrigere Zinsen als zuletzt an neues Geld heranzukommen. Die relativ disziplinierten Länder würden freilich deutlich mehr zahlen müssen als heute. Wirklich disziplinierte Länder gibt es in der EU zwar ohnedies keine – denn die wären so solide wie die Schweiz oder hätten überhaupt keine Schulden. Was ja angesichts der niedrigen Kinderquote aller europäischen Länder durchaus zwingend wäre. Und nicht so blauäugig, wie es klingen mag.

Aber zurück zu den „relativ disziplinierten“ Europäern wie den Deutschen, den Niederländern und Österreichern. Die zeigen kein Interesse an diesen Euro-Bonds und der Haftung für die Schulden aller anderen, auch wenn Herr Juncker es ihnen mit viel Seelenmassage zu verkaufen versucht.

Sie haben damit im Prinzip recht. Denn die Euro-Bonds würden als Signal aufgefasst, dass sich Deutschland & Co überhoben haben und langfristig nicht mehr stabil sind. Umgekehrt würden die ausgabenfreudigen Südeuropäer glauben, dass sie weiterhin über ihre Verhältnisse leben können; dass sie nicht bankrottgehen, auch wenn ihre Regierungen ständig den oft unverschämten Forderungen der Gewerkschaften oder den utopischen Vorstellungen der Sozial- und Interessenpolitiker nachgeben.

Doch halt: In Wahrheit unterscheiden sich die Euro-Bonds kaum von dem 750 Milliarden teuren Rettungsschirm, den alle Europäer im vergangenen Mai gemeinsam aufgespannt haben. Dieser hat Griechenland und Irland vor dem Bankrott gerettet. Er wird wohl auch noch für den nächsten auf der Liste reichen, also Portugal. Für Spanien freilich kaum mehr, und ganz sicher nicht für die übernächsten Pleitekandidaten Italien, Belgien, Ungarn und auch Frankreich, die allesamt Probleme haben, ihre Schulden und Defizite in den Griff zu bekommen. Daher wird ja auch schon von einer Verdoppelung des Schirms geredet.

Bringt das aber nicht haargenau die gleichen Gefahren, die man in Berlin und Den Haag als Folge der Euro-Bonds fürchtet (in Wien denkt man da ja nicht so viel nach)? In der Tat, der Unterschied ist klein. Dementsprechend ziehen die Zinsen neuerdings ja auch schon für Musterschüler Deutschland kräftig an.

Der schwere Fehler vom vergangenen Mai rächt sich nun fürchterlich. Und lässt sich auch kaum noch rückgängig machen. Denn wie erklärt man es Rom oder Madrid – sobald es auch dort soweit ist –, dass es Geld für die griechischen Obersünder gegeben hat, dass aber nichts mehr da ist, wenn die relativ harmloseren Sünder die Hand aufhalten?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.  

 

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Die Geschlecht, die Politik und die Demokratie drucken

Eine SPÖ-Politikerin türkischer Abstammung beschert uns mit der neuesten Sprachpeinlichkeit. Wobei nur offen ist, ob ihr Geschlecht, ihre Parteizugehörigkeit, ihre türkische Herkunft oder die Wiener Kuschelschulen, wo alles außer Lernen und Disziplin auf der Tagesordnung stehen, die Ursache sind.

Frau Gemeinderat Nurten Yilmaz dekretiert nämlich in einer Aussendung: „Menschen brauchen Wien als starke Partnerin.“ Ist da etwa der Fluss „die Wien“ gemeint? Wohl eher nicht. Die Stadt Wien hat jedoch bekanntlich (bekanntlich?) als einziges mögliches Geschlecht das sächliche. Nach der alten deutschen Sprache. Zugegeben, schon wieder ein erzkonservatives Argument.

Letztlich bleibt es gleichgültig, welche der vier genannten Gründe die Weiblich-Erklärung der Stadt Wien hat. Peinlich ist jede der vier Möglichkeiten. Ebenso wie der sonstige Inhalt der Yilmaz-Aussendung, in der sie heftig und mit einem drohend-verächtlichen Unterton gegen die letzten „zuwanderungsfreien Inseln in dieser Stadt“ polemisiert.

Fast gleichzeitig mit dieser Aussendung flattert ganz zufällig und ohne vordergründigen Zusammenhang eine neue – zutiefst erschreckende – Umfrage auf unseren Tisch: Peter Hajek hat erhoben, dass 60 Prozent der Österreicher die Art und Weise, wie die Demokratie in Österreich funktioniert, negativ bewerten.

Das ist aber historisch gesehen genau der Stoff, aus dem immer wieder neue Hitlers und Stalins mit allen katastrophalen Folgen entstehen konnten. Das hat zwar zweifellos primär mit der Politik der Bundesregierung zu tun, aber keineswegs ausschließlich. Denn solche Schwachköpfinnen wie die Frau Yilmaz tragen mit der Summe ihrer provokativen Blödheit ein ordentliches Stück zur Demokratiemüdigkeit bei.

 

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Hotel „Moon Palace“ drucken

Sie tagten also wieder mal,
die Klima-Legionen,
die schon seit Jahren sonder Zahl
für uns die Umwelt schonen.

Man wohnte schlicht im „Mondpalast“
und dies, wie zu vermuten,
weil’s zur Eröffnungsrede paßt
von Ban Ki Moon, dem guten.

Mit Eifer wurde debattiert,
um klüger draus zu werden -
natürlich vollklimatisiert,
man lebt ja noch auf Erden.

Zwar ging’s im Saal zuweilen rund,
und mancher war verdrossen,
doch hat man dann zu später Stund’
ein klares Ziel beschlossen:

Man wird das Klima radikal
dran hindern, sich zu wandeln,
und dafür bis zum nächsten Mal
den Rahmen ausverhandeln.

Des weitern kommt laut Protokoll
ein Fonds, und das läßt hoffen:
Wer diesen finanzieren soll,
bleibt vorerst nämlich offen.

So konnte man nach vieler Plag’
am Ende was erreichen -
selbst Greenpeace sprach am letzten Tag
von positiven Zeichen.

Denn eines ist jetzt sonnenklar
und sichert Existenzen:
In Ewigkeit erneuerbar
sind Umwelt-Konferenzen!

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Warum Berlusconis Sieg gut ist drucken

Wenn man ausländische Medien verfolgt, dann kann man überhaupt nicht begreifen, warum Silvio Berlusconi nicht nur bei Wahlen, sondern auch bei Misstrauensabstimmungen alle Leichenreden putzmunter überlebt hat, ohne dass in Italien eine kollektive Geisteskrankheit ausgebrochen wäre. So triumphierte er auch am Dienstag zu Recht und wider alle medialen Hoffnungen. Denn diese Medien verschweigen die zwei Hauptgründe seiner Erfolge.

Dabei stimmt im Wesentlichen alles, was gegen Berlusconi vorgebracht wird. Und es mag auch stimmen, dass er sich einige Oppositionsabgeordnete gekauft hat, damit er in beiden Kammern des italienischen Parlaments wieder einmal überleben konnte, wenn auch in der zweiten Kammer nur mit drei Stimmen Vorsprung. Freilich könnten auch einige für ihn gestimmt haben, die spüren, dass sie auf der Liste seines neuen Opponenten Fini rasche Neuwahlen nicht überleben werden.

Es stimmt sicher auch, dass Berlusconi trotz seiner 74 Jahre vor allem deshalb so sehr an seinem Amt klammert, weil er sonst noch mehr Prozesse wegen unsauberer Geschäfte in seiner Vergangenheit am Hals hätte. Berlusconi ist auch alles andere als ein Anhänger der innerparteilichen Demokratie. Und seine diversen privaten Affären sind zwar privat, aber dennoch vor allem unappetitlich.

Es wäre nun falsch zu sagen, dass den Italienern das gleichgültig ist. Auch wenn sie ein viel unverkrampfteres persönliches Verhältnis zur Korruption haben, ärgern sie sich über die Korruption an der Staatsspitze.

Mehr Verständnis haben sie schon für Berlusconis Attacken auf die Justiz. Denn diese ist in Italien noch viel mehr politisiert als etwa in Österreich. Manche der Verfahren gegen Berlusconi scheinen mehr von parteipolitischem Eifer vorangetrieben als von objektiven Bestrebungen um Gerechtigkeit. Manche, wenn auch nicht alle.

Mehr Verständnis als ausländische Medien haben die Italiener zweifellos auch für Berlusconis lockere bis geschmacklose Scherzleins. Gerade die unpolitische Hälfte des Landes empfindet tiefe Sympathie dafür, dass da einer relativ normal kommuniziert und nicht in der ganzen juristisch-eitlen Gespreiztheit der sonstigen Führungsschicht Italiens, die bei jedem Auftritt Cicero zum rhetorischen Analphabeten stempeln will. Und schon gar nicht in der Verkrampftheit der politischen oder frömmelnden Korrektheit.

Entscheidend für Berlusconis Dauererfolg sind jedoch zwei ganz andere Faktoren. Der eine sind die Oppositionsparteien. Sie verkörpern weiterhin das alte Italien der in Dutzende Einzelmeinungen zerstrittenen politischen Klasse. Die oppositionellen Linksparteien haben zum Teil so radikale Ideen, dass mit ihnen ein verantwortungsbewusstes Regieren nicht möglich ist, wie sich in den Phasen zwischen Berlusconis Regierungszeiten immer wieder gezeigt hat. Sie haben weder klare Führungspersönlichkeiten noch ein gemeinsames, geschweige denn überzeugendes Programm.

Und der zweite Grund liegt darin, dass Berlusconi sehr wohl einen vernünftigen wirtschaftspolitischen Kurs gefahren ist. Auch wenn das viele Medien verschweigen, die jeweils nur über die aufgeregten Gewerkschaftsproteste dagegen geschrieben haben.

Berlusconi hat den überbordenden italienischen Wohlfahrtsstaat ein wenig beschneiden können, sodass das Budgetdefizit in den letzten Jahren sehr kontrolliert blieb. Während der letzten vier Jahre einschließlich des Krisenjahres 2009 betrug es: 3,4; 1,5; 2,7; und 5,3 Prozent – im Vergleich zu den anderen Krisenländern ist das durchaus harmlos. Und bisher sind keine statistischen Manipulationen nach griechischer Art bekannt geworden.

Wohl ist die Staatsverschuldung mit 116 Prozent (Ende 2009, am Tiefpunkt der Krise) exorbitant; sie betrug aber Ende 1999 (also am Gipfel einer Hochkonjunktur!)  auch schon 114 Prozent. Die Verbrechen an der italienischen Wirtschaft und Zukunft sind also schon lange vorher begangen worden.

Es ist traurig, aber wahr: Berlusconi ist eine zutiefst unsympathische Figur. Ohne ihn und seine cäsarischen Attitüden, aber auch ohne seine mutige Gestaltungskraft stünde jedoch das Land noch viel schlechter da. Und das sollte man auch im Ausland begreifen und nicht nur blind hetzen. Denn Linkschaoten und gutmenschliche Romantiker haben in Italien bis heute keinerlei Alternative geboten.

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Vorweihnachtliche Bildungswunder drucken

Positiv Denken hilft. Plötzlich wird uns gezeigt, dass der Föderalstaat vielleicht doch nicht so schlecht ist, wie wir gedacht haben. Aus den Bundesländern kann man nämlich neuerdings durchaus Erfreuliches hören. Dort nutzt man offenbar die wahlfreie Periode wirklich, um alte Schwachsinnigkeiten zu entsorgen. Jetzt wäre es schön, wenngleich utopisch, könnte auch in der Bundesregierung das Denken einsetzen.

Gleich alle vier SPÖ-Landeshauptleute haben in den letzten Tagen das Parteitabu gebrochen: Studiengebühren seien durchaus denkbar, heißt es plötzlich; sie sollten nur durch Stipendien sozial abgefedert werden (was nie bestritten war). Dass alle drei in den Wahlkämpfen des ablaufenden Jahres ziemlich genau das Gegenteil gesagt haben, war wahrscheinlich nur ein Alptraum.

Heute freuen wir uns einfach, dass Fortschritt in die richtige Richtung (nicht nur um seiner selbst willen) doch immer noch möglich ist. Freilich fällt es schwer, die letzten zehn Jahre ganz zu vergessen, in denen die SPÖ eine aberwitzige Kampagne gegen die – noch dazu im ganzen Land mit Ausnahme der Studenten durchaus populären – Studiengebühren geführt hat. Denn der Schaden an den hohen Schulen dieses Landes ist gewaltig, der inzwischen durch deren Degradierung zur unentgeltlichen Wärmestube eingetreten ist.

Freuen können wir uns aber auch, dass zur gleichen Zeit bei der ÖVP-Steiermark die Vernunft ausgebrochen ist. Denn die schwarzen Steirer haben in den letzten Jahren wie Geisterfahren für die unpopuläre, teure und elitenfeindliche Gesamtschule gekämpft. Nun verkündet der schwarze Obersteirer Schützenhöfer einen deutlichen Richtungswechsel und nimmt Abschied vom Gesamtschul-Fimmel. Offenbar hat er die Pisa-Studie gebraucht, um zu erkennen, dass man nicht deshalb die Gymnasien verbieten muss, weil Eltern, Volksschule und sonstige Schulen nicht imstande gewesen sind, 15-Jährigen das sinnerfassende Lesen beizubringen.

Das alles stimmt richtig vorweihnachtlich fröhlich. Jetzt warten wir nur noch auf Erwin Pröll, dass er ebenfalls zur Vernunft findet und verkündet, dass er sich in Sachen Lehrerkompetenz geirrt hat: Denn das durch die Personalpolitik eines verparteipolitisierten Unterrichtsministeriums verursachte Problem wird nicht durch die die Übertragung der Oberhoheit über die Lehrer an die verparteipolitisierten Bundesländer gelöst. Pröll sollte vielmehr das sagen, was immer mehr Menschen in diesem Land sagen: Gebt den Schulen, den Direktoren und Eltern die Kompetenzen, um die sich Bund und Länder streiten. Sie sind am nächsten an der Schulfront und an den Kindern. Und am weitesten von der Parteipolitik. Der Bund hingegen soll den Schulen nur noch – ambitionierte – Ziele vorgeben, was die Kinder zu lernen haben, und deren Erreichung in regelmäßigen Abständen messen und belohnen.

Erwin P., Österreich wartet auf Sie! Nehmen Sie sich an Ihren Kollegen ein Beispiel und widerlegen Sie das Vorurteil, dass Sie ein cholerischer und altgewordener Dickschädel sind, der keinen Argumenten zuhört! Fassen Sie es als Kompliment auf, dass man Ihnen das noch zutraut. Denn die Bundesregierung selbst hat ja längst das Denken eingestellt. Der traut man gar nichts mehr zu . . .

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Ein Brief aus der Schweiz drucken

Nachdem ich als gelernter Österreicher, der seit elf Jahren im Ausland wohnt (davon fünf Jahre in der Schweiz), die letzten Wochen wieder die Gelegenheit hatte, die Dummheit der politischen Kaste und die „Sklerosis“ des politischen Systems in meinem Heimatland online erlesen zu dürfen, muss ich mich mit einem grundsätzlichen Systemvergleich zu Wort melden.

Ich werde versuchen, diesen so kurz wie möglich zu halten, aber einige wichtige Punkte klar herausstellen. Eine Fortsetzung dieses Vergleiches wird folgen.

Gesamtschule

In der politischen Diskussion in Österreich wedelt der Schwanz mit dem Hund. Doch die angesprochenen Punkte sind meiner Ansicht nach alle eine Themenverfehlung. Die schwarze Reichshälfte predigt Föderalismus und Landeshoheit, die linke Reichshälfte möchte alles nivellieren, möglichst wenig Wettbewerb zulassen und alles zentralistisch steuern.

Bildungserfolg hängt weder von Gesamtschule noch von Personalhoheit der Landeshauptleute ab. Das Argument, dass alle erfolgreichen Pisa-Länder eine Gesamtschule hätten, geht ins Leere. Denn in der Gruppe der erfolgreichsten Länder befindet sich die Schweiz. Und die Schweiz hat ein außerordentlich differenziertes Schulsystem ab dem 12. Lebensjahr (in manchen Kantonen ab dem 10. Lebensjahr) und dem 16. Lebensjahr. Weiters herrscht in diesem System (vor allem um den Zürichsee) ein fast brutaler Verdrängungswettbewerb um die Plätze in den weiterführenden Schulstufen. Schon nach der Volksschule wird differenziert (nach dem 12. bzw. 10. Lebensjahr) In der Sekundarstufe I (ab dem 15. bzw. 16. Lebensjahr) wird noch einmal differenziert.

Links:

http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1261562

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_informatik/smt/dil/ib/laendervergleich/schweiz/schweiz

Unterschiedliche Modelle

Der Unterricht auf der Sekundarstufe I erfolgt leistungsdifferenziert nach unterschiedlichen Modellen. Je nach Kanton wird flächendeckend ein Modell geführt oder der Kanton überlässt den Gemeinden die Wahl zwischen verschiedenen Modellen (Modellvielfalt): http://www.educa.ch/dyn/43963.asp

Trotzdem besteht eine gewisse Durchlässigkeit des Systems mittels Aufnahmeprüfungen. Das heißt, man kann nach wie vor das Ruder herumreißen, wenn man später mittels Aufnahmeprüfung in einen „höherwertigen“ Ausbildungsweg eintreten möchte.

Man kann aus den vorhergegangenen Informationen also eindeutig ersehen, dass das Schweizer System nichts mit einer Gesamtschule zu tun hat, sondern es sich um Modellvielfalt, also Wettbewerb handelt.

Das Schweizer System hat aber auch nichts mit dem von der Österreichischen Volkspartei geforderten System gemein. Die Schulautonomie und die Personalhoheit der Schulen (vor allem in der Personalselektion) erlaubt es dezentralen Schuleinheiten und verschiedenen Schultypen, miteinander in Wettbewerb zu treten. Parteipolitische Einmischung, wie man es in Österreich von stümperhaft agierenden Politikern gewohnt ist, würde vom Stimm- und Steuerbürger auf das vehementeste zurückgewiesen werden.

Der folgende Link beschreibt die Thematik in kurzen Worten:

http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/106855/

Der nächste Link enthält (für Interessierte) wesentlich mehr Information:

http://edudoc.ch/record/4196/files/Materialien%201%20PHTG.pdf

Die Schweizer dürften einiges richtig machen. Immerhin ist die ETH Zürich eine Hochschule von Weltrang, die immer unter den Top 20 der Welt auftaucht, in welche Rangliste man auch schauen mag. Sie kann sich mit Größen wie Harvard, Yale und Stanford ohne Probleme messen.

Die Wettbewerbsthematik bringt mich zum nächsten Punkt, nämlich den Lehrergehältern. Anhand des folgenden NZZ-Artikels kann man ersehen, dass Lehrergehälter regional unterschiedlich hoch sind.

http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/geldpraemie_fuer_lehrer_1.8633823.html

Was aber noch viel wichtiger ist, ist die absolute Höhe der Lehrerlöhne. Da staunt der gelernte Österreicher nicht schlecht, wenn man sich die des Kantons Zürich vor Augen führt.

Link: Lehrergehälter im Kanton Zürich (pdfs können heruntergeladen werden).

http://www.vsa.zh.ch/content/internet/bi/vsa/de/personelles/Bedingungen/Grundlohn.html

Ja, Sie haben richtig gelesen. Zwischen 68,000 (Einstiegsgehälter) und 167,000 Franken (erfahrene Lehrer und Schulleiter) Jahresgehalt.

Kürzlich ist einer meiner Kunden aus Deutschland mitsamt Familie und seinen drei Kindern auch in den Kanton Zürich übersiedelt. Er erzählte mir von den Erfahrungen mit den Zürcher Lehrern und er war schlichtweg begeistert. „Wie engagiert die sind, wie sich die Zeit nehmen für die Kinder.“ Warum wohl?

Für 1,700 Euro Bruttogehalt und 4 Monate bezahlten Urlaub wird man wohl im Regelfall (ich möchte Generalisierungen vermeiden) nicht die motiviertesten Studenten für das Lehramtsstudium im glückseligen Österreich begeistern können.

Wenn ich Ihnen jetzt noch die Einkommenssteuertabelle für Ausländer (ist aber ähnlich der Einkommenssteuertabelle für  Schweizer Staatsbürger) des Kantons Zürich zu lesen gebe, kommen Ihnen beim Lesen wahrscheinlich die Tränen. Die Tabelle beginnt ab Seite 6 des folgenden Links: http://www.steueramt.zh.ch/html/steuerfuesse/tarif_a_QSt11.pdf

Sie lesen richtig! 9.000 Franken Monatsgehalt bei zwei unterhaltspflichtigen Kindern wird mit etwas mehr als 7 Prozent besteuert. Dazu kommen noch etwa 6,1 Prozent Sozialabgaben. Das war’s. Die höchste Progressionsstufe im Kanton Zürich erreicht man übrigens erst mit 100.000 Franken Monatsgehalt! Dann sind ca. 31 Prozent Einkommenssteuer fällig.

Dabei ist der Kanton Zürich weit weg davon, ein Niedrigsteuerkanton innerhalb der Schweiz zu sein. Die Spitzenverdiener subventionieren die Kleinverdiener mit der Folge, dass die niedrigen Gehälter möglichst wenig mit Steuern belastet werden. Zusätzlich erfordert dies allerdings auch eine maßhaltende und von der Bevölkerung kontrollierbare öffentliche Verwaltung und Politik. Aber in Österreich gelten 9,000 Franken pro Monat ja schon als unverschämt und man kann sich fröhlich als Feind der transferleistungsempfangenden Klasse fühlen.

Dies würde mich zum nächsten Thema bringen, nämlich der kalten Progression in Österreich und dem damit verbundenen politischen Diebstahl an der Kaufkraft der Mittelklasse über die letzten 23 Jahre. Dieses Thema werde ich ausführlich in einem meiner nächsten Kommentare behandeln, denn es wird in den österreichischen Medien viel zu wenig beachtet, obwohl es wahrscheinlich das wichtigste Thema in Bezug auf Kaufkraft überhaupt ist.

Capricorn ist Pseudonym eines aus Österreich stammenden Wirtschaftsexperten, der nach Stationen in New York, London und Frankfurt heute in der Zürcher Bankenbranche tätig ist.

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Neuerlich verraten und verkauft: Diesmal an Brüssel drucken

Am Donnerstag und Freitag, den 16. und 17. Dezember 2010, wird Werner Faymann seine Unterschrift unter die Beschlüsse des Ministerrats der EU setzen, durch welche Österreich als souveräner Staat zu existieren aufhört. In Zukunft wird Österreich regiert von Brüssel. Die vierzeilige, harmlos formulierte Agenda enthält alles Dynamit dieser Welt, mit dem man Staaten auslöschen kann.

  1. Getroffen wird die Entscheidung über einen permanenten Bailout-Mechanismus für Pleitestaaten, die massiv auf Pump gelebt haben und denen heute niemand mehr Kredit geben will. Was ist alles ist Gegenstand der Beschlüsse:
  2. Die Aufhebung des Stabilitätspakts, der Bedingung für die Einführung des Euro war. Jetzt ist er nur noch Makulatur. Die angebliche Verschärfung der Strafen für Defizitsünder erschöpft sich in Placebos (z.B. Stimmrechtsentzug oder die Drohung mit erhobenem Finger der Kommission) zur Beruhigung der aufgebrachten Bevölkerung. „Blaue Briefe“ und Strafandrohungen wurden bereits in der Vergangenheit ignoriert und das wird auch in Zukunft so sein.
  3. Niemand braucht sich mehr an die Stabilitätskriterien zu halten: die Defizitgrenze von 3 Prozent des BIP und die Grenze von 60 Prozent des BIP für den maximalen Schuldenstand eines Staates. Sie wurden ja zum Teil schon bei der Aufnahme einzelner Länder in die Europäische Währungsunion (EWU) zum Schaden des EURO nicht beachtet. „Kreative Buchführung“ und getürkte Bilanzen wurden geduldet. Jetzt wird bei Überschreitungen eben „gerettet“ und „geholfen“.
  4. Der Stabilitätspakt verbot ausdrücklich das Bailout von Schuldnerstaaten durch die anderen Mitglieder der EU. Die im Verfassungsrang stehende Bailout-Klausel wurde in einer Nacht- und Nebelaktion zwischen dem 7. und 9. Mai 2010 vom Tisch gewischt. Jetzt soll diese verfassungswidrige Aktion nachträglich mit einer „kleinen“ Änderung des Lissabon-Vertrags („a limited treaty amendment“) legalisiert und zu einer ständigen Einrichtung ausgestaltet werden. Durch die geplante „kleine“ Vertragsänderung wird in Wahrheit die EU in eine Haftungs- und Transfergemeinschaft mit riesigen Umverteilungswirkungen umgewandelt. Praktisch wird ein Finanzausgleich eingeführt, wie wir ihn innerhalb eines Bundesstaates kennen. Genau das, so wurde den Bürgern versichert, sollte nie geschehen, jetzt wird das Versprechen gebrochen. Niemals hätte der Bürger auf Schilling oder DM verzichtet, wäre er von der geheimen, aber von Fachleuten immer schon vermuteten Absicht der Schöpfer der EWU informiert worden, einen zwischenstaatlichen Finanzausgleich einzuführen. Jetzt soll „Versailles ohne Krieg“ für alle Ewigkeit gelten.
  5. Mit diesem Finanzausgleich ist zugleich die Übertragung der Fiskalpolitik auf die EU verbunden. Die EU-Kommission erhält das Recht, bei der Aufstellung von Budgets entscheidend mitzusprechen und Budgetansätze über die Köpfe der nationalen Parlamente hinweg vorgeben zu können.
  6. Die Budgetvorgaben können tiefgreifenden Einfluss auf die Höhe und Art der Besteuerung ausüben. Zu erwarten steht, dass die EU unter dem Titel der „Steuerharmonisierung“ die Höhe vor allem der Mehrwertsteuern vorschreibt. Die Enteignung von Sparvermögen (Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern) und die Entleerung von Pensionskassen gehören zum Programm. 
  7. Die EZB wird mehr und mehr in eine „Bad Bank“ umgewandelt, die Schrottanleihen von Pleitestaaten aufkauft und dafür die Geldmenge extrem ausweitet. Die Folge ist Schwächung des EURO und Auslösen der Inflationsspirale. Das katastrophale Vertrauen in die beiden großen Weichwährungen EURO und US $ drückt sich jetzt bereits in den exorbitanten Goldpreisen aus. Und auch in jeder Benzinrechnung spiegelt sich der Tribut für die verfehlte EURO-Währungspolitik, für die der Bürger zu bezahlen hat. 

 

Mit „der kleinen Vertragsänderung“, die Faymann am Freitag unterschreiben wird, wird er Österreich verkaufen und die Bürger verraten. Er, der hoch und heilig in der Kronenzeitung im Juni 2008 versprochen hatte, über jede Veränderung des Lissabon-Vertrags das Volk abstimmen zu lassen, hat uns betrogen. Jetzt verweigert er uns zusammen mit seinem Komplizen Josef Pröll die demokratische Mitentscheidung über unser eigenes Schicksal!

Univ.-Dozent Dr. Friedrich Romig lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen.

Hier der Text der Agenda des Europäischen Rates für 16./17. Dezember:

"The European Council will:

− decide on the outline of a permanent crisis mechanism to be established by MemberStates to safeguard the financial stability of the euro area as a whole and on a limited treaty amendment required to create such a mechanism“.

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Rot-Weiß-Rot-Card: Macht auf die Türen! drucken

Österreich führt die Rot-Weiß-Rot-Card ein. Damit, so wird uns versprochen, sollen künftig ausländische Spitzenkräfte und Mangelberufe leichter ins Land kommen können. Der Effekt wird aber ein ganz anderer sein. Auch wenn die Wirtschaft jubelt.

Keinen Zweifel kann es geben, dass es wichtig und richtig ist, besonders qualifizierte Forscher, Spezialisten, Manager ohne große bürokratische Hindernisse ins Land holen zu können. Diese werden aber auch in Zukunft nur in sehr geringer Zahl nach Österreich kommen. Denn im Wettlauf um die besten Köpfe (die auch Österreich dringen bräuchte) werden die allermeisten ganz andere Länder vorziehen. Und das dortige Nationalprodukt erhöhen.

Aus zwei Gründen: Erstens können die meisten Spezialisten aus den Auswanderungsländern nicht deutsch und gehen daher viel lieber in englischsprachige Nationen. Schließlich ist Englisch auch die Sprache der Forschung. Zweitens -und noch wichtiger: Fast alle Länder, die diese Köpfe ins Land holen wollen, haben niedrigere Steuersätze als Österreich. Warum sollen die Genies aus Indien oder China lieber bei uns deutlich mehr von ihrem Einkommen abliefern als in den USA, Kanada, Australien oder der Schweiz? Was kümmern sie die teuren Exzesse des hiesigen Wohlfahrtsstaates, von der Hacklerpensionen bis zu den verpflichtenden Kammerbeiträgen,  von der Grundsicherung bis zum Föderalismus? Daher werden nicht nur Wissenschaftler, sondern auch für gesuchte Fachkräfte wie Schweißer eher einen Bogen um Österreich machen.

Es ist also eine naive Illusion zu glauben, dass massenweise kluge Köpfe aus anderen Ländern die Zukunft der Österreicher retten werden, die bequemerweise auf die Produktion von Kindern verzichtet haben. Dafür werden sich an der verschämt „sonstige Schlüsselkräfte“ getauften dritten Einwanderungspforte die Massen stauen. Dort darf dann praktisch jeder ohne weitere Voraussetzungen hereingeholt werden, wenn ein Arbeitsplatzangebot vorliegt, wenn der Mindestverdienst nicht unterschritten wird und wenn ein dubioses „Ersatzkraftverfahren“ durchgeführt wird.

Auf diesem Weg können dann Hausmeister, Dienstmädchen, Putzfrauen und wer sonst noch nach Österreichs vollen Sozialtöpfen giert, ins Land kommen. Die nur kaum die Zukunft des Landes sichern werden. So wie einst die Fabrik- und Bauarbeiter, deren Söhne heute von den Schulen bis zur Arbeitslosigkeit das größte soziale Problem im Land darstellen.

Gewiss gibt es in diesen Berufen bisweilen einen Mangel an Arbeitswilligen – der freilich kein Wunder ist, wenn man sich die Höhe der Grundsicherung anschaut, die man neuerdings in Österreich kassieren kann. Warum denn arbeiten, wenn es so auch geht?

Und was dann wirklich absolut unverständlich ist: Auch die Putzfrauen und all die anderen, die durch diese dritte Pforte kommen, haben vom ersten Tag an das Recht auf Familiennachzug. Womit die nächste Welle an Grundsicherungsbeziehern schon vorbereit ist. Statt dass man sie beispielsweise die ersten fünf Jahre nur ohne Familie arbeiten lässt und erst dann über die ganze Familie entscheidet.

Mit anderen Worten: Österreich hat aus der Immigrationsdebatte der letzten Zeit absolut nichts gelernt. Die Wirtschaft glaubt wieder einmal ein günstiges Arbeitskräftereservoir angezapft zu haben. Die Linksparteien glauben wieder einmal, dass da ihre Wählermassen der Zukunft hereinkommen. Und wir wissen, dass wir die Zeche zahlen.

 

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Fußnote 152: Die Universität und die Mörder drucken

 Österreichs Universitäten sind wirklich ein Ort, wo man Humanität und Anständigkeit lernen kann. Das hat nun auch die Universität Graz gezeigt.

Denn sie benennt künftig den Hörsaal A der sogenannten Vorklinik nach dem langjährigen Parteichef der steirischen Kommunisten. Eine unglaubliche Geschmacklosigkeit, die auch durch die Tatsache nicht gemildert wird, dass der solcherart geehrte Kommunist Willi Gaisch einst gegen die Nationalsozialisten Widerstand geleistet hatte. Das kann man ja nicht ernsthaft als Rechtfertigung für die Dummheit oder Charakterlosigkeit eines Menschen nehmen, der sich noch Jahrzehnte danach bis zu seinem Tod zu einer Ideologie bekannte, vor der Millionen nach Österreich geflüchtet sind und die für 80 Millionen Morde verantwortlich ist. Darunter auch etliche Tausende an Österreichern. Und das alles nur, weil die Uniführung diese Umbenennung im Vorjahr den Hörsaalbesetzern zugesagt hat. Als ob man verpflichtet wäre, einen Deal mit Erpressern einzuhalten. Irgendwie bekommt man das Gefühl, dass unsere Universitäten eigentlich noch viel zu viel Geld bekommen.

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Sie regulieren uns zu Tod - als ob es keine Krise gäbe drucken

Schon wieder bastelt die Koalition an einer neuen Beschneidung der Freiheit der Bürger. Und schon wieder bringt ein neues Gesetz Lasten für die Wirtschaft und zusätzliche Verwaltungsausgaben – kaum dass der berühmte Ökonom Werner Faymann Verwaltungsreformen als „Unsinn und Illusion“ dargestellt hat. Eine öffentlich zugängliche Podiumsdiskussion des Hayek-Instituts wird sich am Montag mit dem neuesten Anschlag auf unsere Freiheit befassen, nämlich dem neuen Gleichbehandlungsgesetz.

Die Veranstaltung beginnt um 15,30 Uhr im Hayek-Saal in der Wiener Grünangergasse 1 und trägt den Titel „Gleichbehandlungsgesetz: Unzumutbarer Eingriff in die Freiheit der Bürger oder angemessener Schutz?“

Diese Gesetzesnovelle wird trotz vieler problematischer Bestimmungen wahrscheinlich vom Parlament angenommen werden, weil sie schon von der Geheimregierung der Sozialpartner abgesegnet worden ist. Und gegen die Sozialpartner hat noch kein Parlament zu entscheiden gewagt.

Daher werden wohl auch die kritischen Stimmen der Begutachtungsphase ungehört bleiben. Diese stammen interessanterweise vor allem aus dem Wiener Rathaus und dem Finanzministerium, einer eher ungewöhnlichen Paarung. Während sich viele andere Länder, Institutionen und Ministerien offensichtlich keine große Mühe gemacht haben, das 14-seitige Gesetzesmonster auch nur ordentlich durchzulesen.

Skurril ist hingegen die Stellungnahme der WKO. Sie führt auf sieben Seiten mehr Gründe als jeder andere Begutachter gegen das Gesetz und seine „unzumutbaren Belastungen“ an – um es dann am Schluss plötzlich als „gerade noch“ vertretbar zu bezeichnen. Angesichts der vielen Kosten, der bürokratischen Auflagen und der die Freiheit nicht nur der Unternehmen einschränkenden Regelungswut ist das eine erstaunliche Haltung. Jedoch unter einem Christoph Leitl sollten die heimischen Unternehmen absolut nichts an wirtschaftsfeindlichen Aktionen der WKO überraschen.

Die größte Frechheit sind die Erläuterungen zu dem Gesetz: „Dem Bund erwachsen unmittelbar keine Kosten, da Arbeitsverhältnisse zum Bund vom Geltungsbereich des Gleichbehandlungsgesetzes ausgenommen sind.“ Die blöde Wirtschaft soll nur blechen und unter der Bürokratie stöhnen, der Staat selbst braucht sich um all die angeblich so furchtbaren Ungleichbehandlungen nicht zu scheren.

Diese Frechheit wird aber noch durch die Dummheit der gleichen Erläuterungen übertroffen: Da wird einfach dialektisch das Gegenteil von dem behauptet, was wahr ist. Dieses Gesetz komme „dem Wirtschaftsraum unmittelbar zugute“, es führe zu einer „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“ und einem „höheren Beschäftigungsniveau“.

Man fasst es nicht: Wenn man Unternehmen noch und noch Bürokratie und Kosten aufladet, wenn man ihnen die Vertragsfreiheit einschränkt, sich die besten Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt auszusuchen, oder sich jene Mieter und Kunden auszusuchen, mit denen man am besten zu harmonieren glaubt, dann nützt das den Unternehmen!

Alleine diese Absurdität sollte für jeden Abgeordneten mit Hirn und Charakter Grund genug sein, gegen das Gesetz zu stimmen. Ein weiterer Grund wäre der Blick nach Deutschland: Dort hat man gerade fixiert, wie man die Unternehmen durch Bürokratieabbau um vier Milliarden weniger belastet. Hingegen bei uns in Österreich . . .

Die einzige Hoffnung, dass das Gesetz wenigstens nicht gleich Wirklichkeit wird, bietet das ja in der ÖVP nicht ganz unwichtige Finanzministerium. Dieses empfiehlt zu warten, bis eine EU-Richtlinie zum gleichen Bereich, die in Brüssel debattiert wird, fixiert ist. Denn diesmal ist Brüssel (noch) nicht schuld. Unsere regulierungswütigen Sozialtechnokraten schlagen schon vorher im Alleingang zu.

Die Sozialtechnokraten aus Sozialministerium (welches das für Durchschnittsleser unleserliche Konvolut ausgearbeitet hat) und Gewerkschaft werden wohl nicht mehr nachgeben, nur weil das Finanzministerium es sagt, wenn sie schon die Kammer über den Tisch gezogen haben.

Die wichtigsten Regelungen der geplanten Novelle:

Unternehmen müssen künftig ab einer bestimmten Größe alljährlich einen detaillierten Einkommensbericht für den Betriebsrat erstellen, der bis zu den kleinsten Untergruppen – die nur drei Kopf groß sein müssen! – die durchschnittlichen oder(!) Medianeinkommen von Männern und Frauen aufsplittert. Das kostet jedes Unternehmen nach den Schätzungen des Sozialressorts 264 Euro im Jahr. Abgesehen davon, dass das in der Realität angesichts eines sehr komplizierten Gesetzes wohl weit mehr sein wird: Wo bleibt da das Verwaltungsabbau-Gerede des Herrn Leitl, das er in jedem Interview bis zum Erbrechen wiederholt? Gewiss: Mit einem Faymann ist eine Verwaltungsreform nicht machbar. Aber was zwingt Leitl und die ÖVP, einer weiteren bürokratischen Last zuzustimmen?

Immerhin hat ja jetzt schon jeder Betriebsrat Einblick in die Gehaltslisten. Und das ständige Gerede von Frauendiskriminierung bei der Gehaltshöhe hat sich noch nie konkret beweisen lassen. Die statistischen Gehaltsunterschiede sind nämlich nicht Folge von Diskriminierung, sondern des früheren Pensionsantritts der Frauen – verdient man doch zum Schluss der Karriere am meisten –, ihrer einseitigen Berufswahl, der viel geringeren Bereitschaft zu Überstunden und den oft krankhaft wirkenden Ehrgeiz- und Leistungs-Genen der Männer. Frauen haben einfach mehr und andere Prioritäten im Leben, was sich naturgemäß im Durchschnittsverdienst niederschlägt.

Statt dass man den Feministinnen mutig mit der Wahrheit entgegentritt, belasten unsere Wirtschafts-Politiker lieber die Unternehmen mit einer neuen Last.

Daneben entstehen aber auch in der staatlichen Bürokratie spürbare Neukosten. Auch diese werden von den Legisten viel zu gering geschätzt. Oder überhaupt ignoriert: So muss jedes Bundesland eine unabhängige Gleichbehandlungsstelle schaffen oder benennen. So warnt das Justizministerium, dass die ohnedies schon überlasteten Gerichte durch das Gesetzeswerk zusätzliche Bürden auferlegt bekommen.

Teuer wird es auch, wenn man in jedem Stellenangebot nun auch das Gehalt angeben muss, weil Frauen es sonst angeblich billiger geben. Dabei ist völlig unklar, wieweit da auch eventuelle variable Leistungs- und Überstundenzulagen genannt werden müssen. Daran werden nur die Inseratenabteilungen der Zeitungen verdienen.

Fast selbstverständlich ist da schon, dass auch alle möglichen Strafen deutlich hinaufgesetzt werden. So wird – wie die WKO bemängelt – ein Blondinenwitz mit 1000 Euro Mindeststrafe verfolgt.

Aber es geht längst nicht mehr nur um den feministischen Furor einiger Funktionärinnen, der da teuer befriedigt wird. Auch alle möglichen Formen von angeblicher oder wirklicher Diskriminierung etwa aus Gründen des Alters, der Religion, der Weltanschauung oder – natürlich – der sexuellen Orientierung werden künftig streng verfolgt.

Und zwar nicht im öffentlichen, sondern vor allem im privaten Bereich: etwa bei der Vermietung von Wohnungen oder beim Restaurantbesuch.  Das wird einen unglaublichen Rattenschwanz von Prozessen nach sich ziehen: Schwule Vereine, die gegen den Papst hetzen, werden klagen, wenn ihnen eine kirchliche Stelle nicht die gewünschte Wohnung vermietet. Ein Wohnungsvermieter wird einen kahlköpfigen Russen, der kilometerweit nach Mafia riecht, nicht abweisen können, auch wenn die anderen Hausparteien sich darob empören. Ein Schwulenlokal wird einen Trupp junger Türken nicht mehr abweisen können, die dort wahrscheinlich Stunk machen werden.

Was das Ganze noch schlimmer macht: Es gibt eine weitgehende Umkehr der Beweislast! Also der Vermieter, der Restaurant-Geschäftsführer muss beweisen, dass er aus ganz anderen Gründen die Wohnung anderwärtig vergeben, jemanden nicht ins Lokal lässt. Das wird natürlich zu jeder Art von Lügen und Schmähs führen: Wohnungen werden prinzipiell schon beim Anruf nur noch via Warteliste angeschaut werden können, weil sie eigentlich schon vergeben sind. In Lokalen werden prinzipiell alle Tische schon vergeben sein und es wird wie in Amerika heißen: „Please wait to be seated“.

Eine exzellente Stellungnahme zum Werk Rudolf Hundstorfers kommt überraschenderweise aus dem Rathaus. Dort ärgert man sich über sehr vieles, zu Recht auch darüber, dass der Bund den Ländern schon wieder Kosten verursacht, ohne die Länder zu fragen. Die Rathausjuristen haben noch eine weitere besondere Feinheit des Gesetzesentwurfs entdeckt: Es sind nämlich auch Personen geschützt, die in einem Naheverhältnis – was auch immer das sein mag – zu einer Person mit einem geschützten Merkmal (also schwul usw.) stehen. „Diesbezüglich erscheint es fraglich, ob es sachlich gerechtfertigt ist, dass für eine Diskriminierung beispielsweise 30mal Schadenersatz zu zahlen ist.“

Weniger exzellent ist die Stellungnahme des Rechtsanwaltskammertages: Dieser stößt sich einzig an der Tatsache, dass in dem ansonsten penibel doppelgeschlechtlich durchformulierten – und dementsprechend schwer verständlichen – Gesetzestext zweimal nur das Wort „Anwältin“ steht.

Und auch die niederösterreichische Landesregierung hat einen Superjuristen eingesetzt, der lediglich tadelnswert fand, dass das Gesetz von der Möglichkeit einer „Verwarnung“ spricht, die im Gegensatz zu „Ermahnungen“ dem Verwaltungsrecht bisher fremd gewesen sind.

Wenn das nur die größten Probleme an diesem Machwerk wären . . .

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SN-Kontroverse: Bildungsvolksbegehren? drucken

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht Österreich ein Bildungsvolksbegehren?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wenn nötig sogar eine Abstimmung

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Über die Ergebnisse des Programms zur internationalen Schülerbewertung (PISA-Test) der OECD kursiert bereits eine sarkastische Anmerkung. Falls die Leseschwäche der jungen Österreicher weiter sinke, so hätte dies wenigsten eine gute Seite: Die Aufregung über die Bildungsschwäche der Jugendlichen in der Alpenrepublik würde sich legen, denn die Österreicher könnten die Ergebnisse der PISA-Studie bald ohnedies nicht mehr lesen. Hmmm.

Die Studie hat einmal mehr gezeigt, dass Österreichs Bildungssystem am Ende ist und einer grundlegenden Reform bedarf. Österreich ist auf Platz 31 (!) von 34 OECD-Ländern abgestürzt. Wenn 28 Prozent der 15- und 16-jährigen Österreicher nicht sinnerfassend lesen können (unter den Burschen sind es sogar 35 Prozent), müssen alle Alarmglocken schrillen.
Bei der Mathematik und den Naturwissenschaften sieht es etwas besser aus, aber auch hier liegt Österreich bestenfalls im internationalen Mittelfeld.

Die Ursachen liegen auf der Hand: In Österreichs Schulen wird zu viel administriert, die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung ist mangelhaft, die Gewerkschaften (rote und schwarze!) blockieren seit Jahrzehnten vernünftige Reformen, das Bildungssystem selektiert, statt Talente zu fördern, soziale Ungleichheiten werden nicht ausgeglichen, Integration wird nicht gelebt usf.

Die Rezepte gegen den Bildungsnotstand sind bekannt. Bildungsministerin Claudia Schmied hat sie in einem Zehn-Punkte-Programm zusammengefasst. Es ist zu hoffen, dass sie nicht wieder am Widerstand der organisierten Blockierer scheitert. Nicht zuletzt deshalb ist das angekündigte Bildungsvolksbegehren nötig. Und falls dieses schubladisiert wird, ist sogar eine Volksabstimmung über die Bildungsreform einzuleiten. Denn Bildung ist DER Schüssel für die Zukunft des Landes.


Fragen wir die Österreicher doch!

Andreas Unterberger

Um Österreichs Bildungssystem ist es schlecht bestellt. Von den Volksschulen bis zu den Universitäten. Ein Gesamtschul-Volksbegehren eines Altpolitikers, der als Steuerhinterzieher überführt ist, der als Erster die Staatsschulden explodieren hat lassen, und der nun der versagenden Parteifreundin im Unterrichtsministerium helfen will, schadet da jedoch nur noch mehr.

Auch wenn er dank einiger nahestehender Medien ein paar Hunderttausend Unterschriften bekommen sollte. Aber jene Millionen Österreicher, die keine gleichmacherische, sondern eine gute Schule für jeden nach seinen Fähigkeiten wollen, würden überfahren. Mehr Klarheit brächte eine direkte und bindende Volksbefragung zu folgenden Themen:

  • Soll das achtjährige Gymnasium weiterbestehen?
  • Soll jede Schule Aufnahmeprüfungen durchführen können?
  • Sollen Eltern und Lehrer statt parteipolitisch besetzter Ministerien und Landesregierungen einen neuen Schuldirektor auswählen?
  • Sollen Direktoren Lehrer aussuchen, gute belohnen und schlechten kündigen dürfen?
  • Sollen Kinder erst dann in den Regelunterricht kommen, wenn sie Deutsch können?
  • Sollen Unis Aufnahmetests durchführen können?
  • Sollen Unis Gebühren verlangen können?
  • Sollen Leistung und Disziplin wieder zu zentralen Prinzipien unserer Schulen werden?
  • Soll es für alle Schüler regelmäßige externe Leistungstests geben?
  • Sollen die Testergebnisse schulweise zusammengefasst als Hilfe für die Eltern veröffentlicht werden?
  • Soll es pädagogische Eignungstests für angehende Lehrer geben?
  • Kann die Familienbeihilfe gekürzt werden, wenn Kinder wiederholt schwänzen?
  • Sollen jene Eltern, die eine gute Erziehung für ihre Kinder wollen, diese wie in den meisten Gesamtschulländern auf Privatschulen schicken müssen?

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Die neue grüne Zielgruppe: Vergewaltiger drucken

Da steht die Welt wohl nimmer lang: Ausgerechnet die Grünen exponieren sich intensivst für einen Mann, der unter dem Verdacht einer Vergewaltigung steht. Dabei erwecken sie ja sonst eher den Eindruck, jeden Mann einmal prinzipiell als Verbrecher wegsperren zu wollen, sofern er nicht schwul ist.

Woher dieses plötzliche Umdenken? Warum verlangt ein Peter Pilz sogar politisches Asyl für Julian Assange, den Chef der umstrittenen Geheimnis-Verrats-Homepage Wikileaks?

Der Grund ist klar: Assange hat den USA einen schwereren Schaden zugefügt, als dies irgendeinem anderen der Gegner Amerikas in den letzten Jahren gelungen ist. Und der Hass der Grünen der diversesten Geschlechter auf alles, was mit Amerika zu tun hat, ist offensichtlich noch größer als jener auf das Männergeschlecht.

Erstaunlich aber wahr.

Oder geht es Pilz nur noch darum, irgendwie in die Zeitungen zu kommen? Und sei es mit seiner skurrilen Asyl-Forderung – die allerdings irgendwie zur zweiten grünen Grundlinie neben dem Männerhass passt, die sich auf „Asyl für alle!“ verkürzen lässt.

Wie böse ist nun Wikileaks? Kein Zweifel besteht jedenfalls, dass wir alle mit großer Neugier jede halbwegs interessante Depesche lesen. Und die sind ja schon deshalb doppelt interessant, weil sie eben geheim sind.

Dennoch sollten wir so ehrlich sein zuzugeben, dass durch die Veröffentlichung schwerer Schaden entsteht. Für uns alle. Und dass sie daher besser unterblieben wäre.

Denn es ist eine Beihilfe zum Terrorismus, wenn man eine Liste mit besonders sensiblen Zielen (beispielsweise chemische Anlagen) wie ein Menü zur Zielauswahl ins Internet stellt. Wikileaks schadet jeder Bemühung um Frieden, wenn sich künftig niemand mehr bei Kontakten mit Vertretern eines anderen Landes offen und ehrlich zu reden traut. Wikileaks blamiert jene Weltmacht bis auf die Knochen, die im letzten halben Jahrhundert am ehesten die Rolle eines Weltpolizisten erfüllt hat, während die Europäer meist nur vom Zuschauerraum aus gute Ezzes gegeben haben. Was natürlich nicht heißt, dass die Amerikaner dabei nicht fürchterliche Fehler begangen haben. Aber nur wer nichts tut, begeht keine Fehler. Ohne die Amerikaner würde die Welt zweifellos viel übler aussehen. Ohne sie würde beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit auch heute noch am Balkan ein Bürgerkrieg köcheln.

Es kann aber ganz gewiss nicht jede Veröffentlichung strafbar sein, die einen Staat, einen Politiker stört. Es müssen schon ganz konkrete Gesetze verletzt werden. Darüber sollten in aller Ruhe Gerichte – keinesfalls US-amerikanische – entscheiden können.

Freilich wird Assange (vorerst) nicht wegen Wikileaks-Veröffentlichungen, sondern wegen Vergewaltigung gesucht. Diese ist zweifellos an sich ein schweres Verbrechen – auch wenn einen die ständige Vorverurteilung jedes beschuldigten Mannes durch Grün und meist auch Rot zutiefst empören muss.

Die Begleitumstände der von Schweden erhobenen Vorwürfe sind freilich äußerst bedenklich. Dort haben die Feministinnen nämlich durchgesetzt, dass ungeschützter Sex eine Vergewaltigung darstellt. Selbst wenn das Zusammensein einverständlich erfolgt. Und auch wenn das „Opfer“ nachher noch eine Party für den „Vergewaltiger“ organisiert und sich in Tweets seiner Eroberung berühmt. Wie in diesem Fall.

Da kommt es einem schon sehr merkwürdig vor, wenn dann plötzlich Wochen nachher ein Vergewaltigungsvorwurf entsteht. Wobei es sowohl Hinweise auf Männerhass des Opfers, einer bekennenden Feministin, als Motiv gibt wie auch auf Rache, weil Assange bald wieder ein Bäumchen weiter war. Und klarerweise gibt es jede Menge Spekulationen, dass das Ganze eine Falle der CIA war. In einer Hinsicht ist Assange aber jedenfalls schuld: Wer sich mit Feministinnen einlässt, sollte sich über gar nichts wundern . . .

Man kann jedenfalls sehr froh sein, dass es nun die britische Justiz ist, die diese Vorwürfe aus Schweden zu prüfen hat. Immerhin verkörpert sie die älteste kontinuierliche Grundrechtstradition auf diesem Erdball.

Und man darf jedenfalls herzlich lachen, wenn ausgerechnet die Grünen einen potentiellen Vergewaltiger gegen feministische Vorwürfe in Schutz nehmen.

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Wäre nicht eine Zinsanhebung fällig? drucken

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins wieder einmal auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent belassen. Sie ließ sogar durchsickern, dass bis Ende 2011 nicht an der Zinsschraube gedreht wird.

Das hat erstaunlicherweise keine Diskussionen ausgelöst. Obwohl schon die lange Frist der Prophezeiung seltsam ist. Hatten doch viele finanzpolitische Prophezeiungen in den letzten zwölf Monaten nur eine Halbwertszeit von wenigen Tagen.

Darüber hinaus sollten zumindest Finanzexperten auch heftig über die Höhe – besser: die Tiefe – der heutigen Zinsen diskutieren. Außer sie glauben keiner der Prognosen. Denn derzeit werden die Wachstumsprognosen für den Euroraum ständig erhöht, zuletzt auf 1,5 bis 1,7 Prozent für die nächsten beiden Jahre. Ähnlich positive Nachrichten kommen nun sogar aus den USA. Ebenso nehmen die Inflationsraten langsam zu; sie werden für die nächsten beiden Jahre auf 1,5 bis 1,6 Prozent geschätzt. Überdies legen die Börsekurse kontinuierlich, wenn auch bisweilen mit heftigen volatilen Zacken zu. Die Situation ist also eine ganz andere denn im Winter 2008/09, als alle Kurven steil nach unten stürzten. Als die EZB die Zinssätze auf das niedrigste Niveau ihrer Geschichte senkte.

Eine Normalisierung der Zinssätze sollte auch deshalb ernsthafter diskutiert werden, weil die Rohstoffpreise und insbesondere jener des Golds signalisieren, dass schon sehr viel Geld nach Landeplätzen sucht.

Der Diskussionsbedarf besteht vor allem in Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Denn diese drei Länder haben deutlich bessere Wachstums-, aber auch höhere Inflationserwartungen als das restliche Euroland. In Deutschland ermutigt die Regierung die Gewerkschaft sogar zu höheren Lohnforderungen; was noch nie da war, geschweige denn bei einer schwarz-gelben Regierung. Und in Österreich boomt der Arbeitsmarkt (zumindest wenn man die versteckte Arbeitslosigkeit in Form des besonders niedrigen Pensionsantrittsalters und der langen Studiendauer außer Acht lässt).

Stünden diese drei Länder wieder alleine, dann würden ihre Notenbanken den Zinsen heute mit Sicherheit das eine oder andere Viertelprozent hinzufügen. Denn falls die Finanzverantwortlichen etwas aus der Krise gelernt haben, dann sollte es zweifellos das Wissen sein, dass die zu spät erfolgte Zinsanhebung nach der Dot.com-Krise 2001/02 die Mutter der jüngsten Weltwirtschaftskrise war. Zu viel im Markt herumschwappendes Geld führt zu Blasen, die dann platzen und die ganze Wirtschaft vergiften. Auch wenn der Verbraucherpreisindex vorher nur eine geringe Inflation gezeigt hat.

Doch die Drei leben in Gemeinschaft mit Fußmaroden, mit schrumpfenden Wirtschaften, mit Ländern, die nur dank hunderter Hilfsmilliarden der Zahlungsunfähigkeit entgehen. Für diese wäre jede Zinserhöhung fatal.

Da scheint guter Rat teuer. Zumindest solange die Erfolgsländer an der gemeinsamen Währung mit Griechenland, Portugal & Co festhalten.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

 

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Raus aus dem Euro. Und das sofort! drucken

Laut der englischen Onlineplattform „The Telegraph“gibt Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger und einstiger Chefvolkswirt der Weltbank, dem Euro kaum eine Überlebenschance, seine Zukunft sei „düster“ (bleak). Er reiht sich damit in den Chor praktisch aller namhaften Nationalökonomen ein, die seit einigen Monaten und in letzter Zeit immer lauter die Beendigung des unheiligen Experiments einer Europäischen Währungsunion fordern.

Sie alle sehen zusammen mit Stiglitz in den Sparprogrammen, die den PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien) und selbst Ländern wie Österreich aufgezwungen worden sind, eine verordnete Depression, die das europäische BIP mindert und in keinem Land zu einer Vermeidung von Defiziten oder von zusätzlichen Schulden führt. Verschärft werden die Folgen der Europa überrollenden Sparwellen noch durch die Forderung nach Insolvenzverfahren für ganze Staaten und Beteiligung der Gläubiger an den für die Sanierung erforderlichen „hair cuts“.

Die dadurch bewirkte Abschreckung der Investoren treibt die Zinsen in für PIIGS unbezahlbare Höhen und beschleunigt den Niedergang. Politische Unruhen und Streiks tun ein Übriges, um das mit dem Euro errichtete Kartenhaus zum Einsturz zu bringen. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann und wie es einstürzt.

Gäbe es in Österreich eine verantwortungsvolle Regierung und Opposition sowie einen verantwortungsvollen Nationalbank-Gouverneur, sie würden sich eher heute als morgen für einen geordneten Rückzug aus der Europäischen Währungsunion aussprechen und vorbereiten. Die Mantras, die heruntergebetet werden, um diesen Rückzug aufzuschieben oder zu verhindern, ziehen nicht mehr: Weder gefährdet die Umstellung auf die eigene Währung den Export, noch erlöschen damit die Forderungen unserer Banken gegenüber anderen EU-Ländern, geschweige denn entstehen beim Import Nachteile.

Was wir gewinnen ist ein Stück Souveränität über die Währungs-, Kredit- und Wirtschaftspolitik, durch welche wir der Gefahr vorbeugen können, in eine europäische Transfer- und Haftungsgemeinschaft einbezogen zu werden, welche unsere Wirtschaftskraft schmälert und absaugt. Hans Werner Sinn, Deutschlands führender Wirtschaftsforscher, warnte Ende November Deutschland – und diese Warnung gilt genauso für Österreich – vor weiterem „Blutverlust“ und vor weiteren gigantischen Kapitalabflüssen, die bereits in den letzten Jahren das Land außerordentlich geschwächt haben. Im Langfristvergleich weist Deutschland seit Einführung des Euro schlechtere Daten (Wachstumsrate, Reallöhne, Aktienindex) als Schweden, Dänemark oder gar die Schweiz aus.

Christian Ortner formuliert es in der „Presse“ höchst drastisch: Ländern, die über ihre Verhältnisse gelebt haben, sein eigenes Geld nachzuwerfen, heißt sich zum Narren Europas zu machen. “Auf dem Boden der Europäischen Union droht die größte Enteignungskampagne seit der kommunistischen Machtergreifung im Osten 1945“. 

Eine verantwortungsvolle Regierung entzieht sich ihr. Und das sofort! Die Entscheidung mit Ponzi-Rettungsschirmen vor sich herzuschieben ist verantwortunglos. Der dann sichere Crash bringt Chaos und wird Blut kosten. Echtes!

Univ.-Dozent Dr. Friedrich Romig lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen.

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Fußnote 151: Niki allein in Paris drucken

Gerade habe ich über eine Unterrichtsministerin geschrieben, die sich über alle für das gemeine Volk geltenden Gesetze erhaben dünkt, da fällt auch der Umweltminister wegen desselben Verhaltens auf.

Er hatte beim Flug zur 999. Klimakonferenz in Cancun den Anschlussflug versäumt. Ursache war schlechtes Wetter. Wem ist solches noch nie passiert? Ärgerlich, aber unvermeidbar. Aber der sich Niki nennende Berlakovich hält jede Stunde seines Auchdabeiseins in Cancun für so wichtig, dass er wirklich geglaubt hat, die österreichische Botschaft in Paris könne für ihn die Anschlussmaschine aufhalten. Was vielleicht im Burgenland – wo die Partei Berlakovichs ja auch Wahlkarten zu manipulieren pflegt – und noch in ein paar anderen Entwicklungsländern vorstellbar ist, im modernen Flugverkehr, wo jeder „Slot“ Goldes wert ist, aber völlig undenkbar ist. Dennoch hat Berlakovich von unterwegs die Botschaft in Paris alarmiert und verlangt, dass ihn die Diplomaten abholen und zum zuvor aufgehaltenen Anschlussflug geleiten. Jedoch am Flughafen fand sich kein Diplomat, um den wackeren Umweltretter zu retten. Aber das ist noch lange nicht alles: Berlakovich entblödet sich nicht, das alles empört mehreren Zeitungen zu erzählen, die ihn etwa mit den Worten zitierten: „Mir graut davor, was einem Normalbürger auf Reisen passieren kann, wenn unsere Diplomaten schon Ministern so wenig helfen. Das muss Konsequenzen haben.“ Und er ließ im gleichen Atemzug auch die in Paris tätige Agrardiplomatin nach Wien einberufen. Noch irgendwelche Fragen? Höchstens die eine an Josef Pröll: Wie lange will sich seine Partei noch diesen Minister leisten? Und die andere an Michael Spindelegger: Wann teilt er einmal seinen Ministerkollegen mit, dass unsere Botschaften keine Reisebüros sind, – oder sagt uns, dass er diese teuren Reisebüros umgehend schließt?

 

 

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Fußnote 150: Was ist der Unterschied zu Nordkorea? drucken

Und da soll noch jemand Respekt vor dieser Republik haben. Denn in Österreich werden Privatpersonen heftigst bestraft, wenn sie genau dasselbe tun, was Politiker – noch dazu mit anderer Leute Steuergeldern – tun.

In beiden Fällen geht es um Geschäfte mit Nordkorea. Ein Wiener Geschäftsmann ist mit neun Monaten bedingt bestraft worden, weil er den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il beliefert hat beziehungsweise beliefern wollte: mit acht Mercedes der S-Klasse und zwei Luxusjachten. Überdies wurde dem Kaufmann der Kaufpreis von 3,3 Millionen Euro abgenommen. Gleichzeitig hat jedoch dieselbe Republik – in Verantwortung einer linksradikalen Unterrichtsministerin – mit Steuergeldern eine Propagandaausstellung des gleichen Regimes in Wien gefördert. Warum sollen dem Regime eigentlich die Autos mehr nützen als eine große Propagandshow im Westen? Warum landen nicht auch die Ministerin und der zuständige Museumsdirektor vor dem Strafrichter? Wundert sich da noch jemand, dass unter den Menschen täglich der Hass auf eine privilegierte Bonzen-Klasse weiter steigt, die genau das tut, was sie den normalen Menschen verbietet? Worin unterscheidet sich da Österreich eigentlich noch von Nordkorea, wo sich der Diktator teuersten Luxus gönnt, während die Menschen katastrophal darben?

 

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Leistung, Disziplin und Autonomie gehören auf den Lehrplan drucken

In Sachen Lesen Platz 31 unter 34 Teilnehmern: Die Pisa-Studie bringt für Österreich deprimierende Ergebnisse – zumindest, wenn man diese Studie als eine Art Skirennen ansieht. Bei den Naturwissenschaften Platz 30 und bei Mathematik Platz 24.

Wäre das einem schwarz-blauen Unterrichtsminister passiert, dann hätten wir jedenfalls morgen eine Parlamentssondersitzung mit aggressiven Rücktrittsdrohungen. Alleine die seltsame Claudia Schmied, die im Dienste der Partei schon eine große Bank Richtung Abgrund manövrieren hat dürfen, bleibt ohne Genierer weiter im Amt. Und darf sogar mit Hilfe eines Hannes Androsch – dessen Reputation bei den Linken offenbar auch unter strafgerichtlichen Urteilen nicht gelitten hat – ihre Gesamtschulpropaganda fortsetzen, die dieses Land noch weiter in den schulischen Abgrund führen würde.

Gesamtschule heißt freilich nichts anderes, als dass alle Österreicher acht (oder neun?) Jahre lang  auf das Niveau städtischer Hauptschulen heruntergezwungen würden, die bei allen diesen Tests die schlechtesten Ergebnisse bringen. Denn wäre das Gerede von der „differenzierten“ Gesamtschule ernst gemeint, dann wäre es ja keine Gesamtschule, sondern die Kinder würden nach Eintritt durch das gleiche Schultor täglich auf völlig verschiedene Kurse und Fortbildungsniveaus aufgeteilt.

Das Gerede von der differenzierten Gesamtschule ist daher nur ein Propagandaschmäh, um besorgten Eltern Sand ins Auge zu streuen. Die Grünen in ihren Fanatismus sind wenigstens so ehrlich zuzugeben, dass sie gegen Differenzierung sind und auch gegen die Möglichkeit, dass Menschen vor der Gesamtschule in Privatschulen flüchten dürfen. Bei Stalin hat es so etwas ja auch nicht gegeben.

Nun soll man Pisa nicht überbewerten. Insbesondere die Boykottaktionen von Schülern und Lehrer gegen den Test haben vieles zusätzlich verfälscht. Aber auch viele andere Tests zeigen ähnlich magere Ergebnisse. Und vor allem weiß jeder Arbeitgeber, dass Hauptschüler oft nicht die einfachste Subtraktion beherrschen, dass Maturanten und Akademiker nicht zur Abfassung eines halbwegs fehlerfreien und verständlichen Textes imstande sind.

Wäre die Gesamtschule auch nur ein winziger Teil der notwendigen Antwort, abgesehen vom alten Streben der Linken (die immer ein paar bürgerliche Idioten finden) alles aufs niedrigste Niveau gleichzuschalten, müssten ja bei den Tests für die Zehnjährigen die österreichischen Ergebnisse Spitze sein. Denn die Volksschule ist ja als Gesamtschule organisiert.

An den Missständen sind vor allem die scheinprogressiven Reformen schuld, die von schwarzen wie roten Ministern den Schulen aufgezwungen worden sind. Und die total lebensfremden Pädagogen. Von denen uns der ORF sofort ein ganz besonders dummes Exemplar aufgetischt hat. Die in zwei Minuten die Pisa-Ergebnisse als unbedeutend hinstellen und gleichzeitig daraus die zwingende – wenn auch mit keiner Silbe begründete – Notwendigkeit ableiten konnte,  jetzt endlich die Gesamtschule einzuführen. Dass die Dame auch ständig nur noch von „Schülerinnen“ in unseren Schulen gesprochen hat, passt perfekt ins Bild.

Die richtigen Therapien müssten also aus folgendem Katalog zusammengestellt werden:
 Jeder Direktor und sonstige Schulfunktionär, der Druck auf Lehrer ausübt, bessere Noten zu geben, wird sofort suspendiert;
alle vier Jahre müssen sich alle Schulen bundeseinheitlichen Leistungstests in allen wichtigen Fächern stellen;
die Testergebnisse werden einheitlich veröffentlicht;
jede Schule kann sich frei zusätzliche Schwerpunkt-Profile geben;
jeder Direktor hat volle Arbeitgeber-Rechte (von der Aufnahme bis zur Kündigung) gegenüber Lehrern und anderen Schulmitarbeitern;
neben Staat, Ländern und Gemeinden erhalten alle privaten Schulträger die gleichen finanziellen Mittel pro Schüler und werden auch sonst in keiner Weise benachteiligt (zeigen doch Studien, dass Privatschulen die Pisa-Ergebnisse deutlich verbessern);
die Lehrer erhalten wieder das Recht renitente Schüler zu bestrafen;
Eltern, deren Kinder wiederholt schulschwänzen, werden durch Reduktion der Familienbeihilfe bestraft;
ein neuer Direktor wird von Eltern und Lehrern gewählt und kann von diesen auch mit Zweidrittelmehrheit abgewählt werden;
Kinder, die nicht gut deutsch können, werden solange zurückgereiht, bis sie es können, aber auch mit Speziallehrern intensiv gefördert;
Schulen, die mit einem hohen Ausländeranteil ihr Test-Ranking verbessern können, bekommen Prämien;
Religionslehrer von demokratiefeindlichen Religionen werden intensiv kontrolliert;
in AHS darf man nur mit Aufnahmsprüfungen wechseln (egal in welcher Klasse);
es gibt keine Einsprüche mehr gegen Zeugnisse;
Eltern entscheiden über alle ideologische Fragen, etwa ob in der Schule der Feminismus-Terror ausgeübt werden darf;
Eliteschulen werden besonders gefördert, die sich auch ihre Schüler selber aussuchen dürfen;
jede Schule, die bei den Vergleichstests besonders gut abschneidet, bekommt eine Prämie.

Wetten, von all diesen Dingen wird niemand reden? Wir werden vielmehr in den nächsten Tagen wieder eine schwachsinnige Gesamtschul-Diskussion aus allen linken Kanälen bekommen.

Wenn wirklich nur Pisa das Problem wäre, dann braucht der (hoffentlich bald antretende) nächste Unterrichtsminister für den nächsten Pisa-Test nur eines zu tun: Allen teilnehmenden Schulen zwei freie Tage versprechen, wenn sich Österreichs Ergebnis signifikant verbessert. Wetten, das hilft!

Vorerst kann man sich freuen, dass sich der ÖVP-Obmann zumindest in diesem Punkt bisher vehement dem Wahnsinn entgegenstellt. Jedoch ist Vorsicht am Platz: Er hat nicht nur eine Gesamtschulbefürworterin zur Wissenschaftsministerin gemacht (eine kinderlose Frau aus dem akademischen Mittelbau, die bisher ungefähr so viel mit Schulen zu tun hat wie die logischerweise ebenfalls kinderlose Unterrichtsministerin mit einer peinlichen Bankkarriere); und einen noch radikaleren ebenfalls steirischen Gesamtschul-Fanatiker zum Leiter einer diesbezüglichen Parteikommission. Und er hat statt der – katastrophalen – Zuständigkeit der Unterrichtsministerin die ebenso katastrophale Zuständigkeit der Landeshauptmänner für die Lehrer vorgeschlagen. Statt einer echten Schulautonomie. Und auch er hat noch kein Paket zur echten Leistungssteigerung auf den Tisch gelegt.

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Die kleine Chuzpe einer langen Geheimdepesche drucken

Es war einmal ein kleiner österreichischer Chefredakteur, in dessen Büro eine ganz hochrangige amerikanische Botschaftsdelegation einmarschierte. Sie war durchaus höflich und freundlich – tat aber genau das, worüber sie später bittere Beschwerde-Depeschen verfasste (die jetzt an die Öffentlichkeit gelangten), wenn Österreich dasselbe macht: Es ging bei diesem Besuch nämlich um diplomatisches Engagement für handfeste Wirtschaftsinteressen.

Der Anlass war der Versuch, Österreich zum Kauf von amerikanischen F-16-Flugzeugen zu veranlassen. Dabei kann man den Amerikanern durchaus zubilligen, dass ihre Flugzeuge weit billiger als die Eurofighter gewesen wären. Allerdings waren sie gebrauchte und generalüberholte Maschinen, hatten daher eine deutlich kürzere Lebenserwartung als die Eurofighter.

Dass die amerikanischen Maschinen auch technisch nicht so viel konnten wie die europäische Konkurrenz, ist inzwischen freilich irrelevant. Hat doch der unheilvolle Norbert Darabos bei der teuren Neuverhandlung des Kaufvertrages sich hinten und vorne über den Tisch ziehen lassen – und daraufhin viel schlechtere Flugzeuge bekommen, die am besten mit dem Adjektiv „kastriert“ zu qualifizieren sind.

Daher ist es aber jedenfalls eine Chuzpe, wenn sich die Amerikaner in der vor wenigen Stunden über Wikileaks veröffentlichten Depesche aus dem August 2009 über diesen Aspekt der Wiener Politik beklagen. Lateiner würden sagen: Quod licet Iovi . . .

Dennoch ist das Dokument überaus aufschlussreich und ein präzises Porträt der gegenwärtigen politischen Akteure in Wien. Es deckt sich weitestgehend mit dem, was die (recht wenigen) unabhängigen Journalisten über Faymann&Co geschrieben haben. Aber als Bericht einer großen Botschaft, die auch mit nicht ganz offiziellen Informationsmethoden arbeitet, bekommt das Urteil doch zusätzliches  Gewicht. Daher nun die wichtigsten Passagen in (eigener) Übersetzung:

„Aus vielen Gründen hat die gegenwärtige österreichische Regierung seit ihrer Bildung im Dezember 2008 die Außenpolitik weitestgehend ignoriert. Einige der Gründe – Wirtschaftskrise, Budgetkürzungen, Desinteresse der Minister – sind für die neue Regierung spezifisch. Andere Gründe haben hingegen viel tiefere Wurzeln – das Fehlen langfristiger Ziele und ein populärer Isolationismus.“

„Weder Kanzler Faymann (SPÖ) noch Außenminister Spindelegger (ÖVP) hatten eine signifikante außenpolitische Erfahrung. Seither ist auch klar geworden, dass Faymann kein persönliches Interesse für internationale Angelegenheiten hat – wir hörten dies von xxxxxx (Anmerkung: Während das Dokument sonst viele Informanten mit Namen nennt, gibt es offenbar eine besonders schützenswerte Quelle in der heimischen Politikszene, deren Name entweder von Wikileaks oder von den Autoren dieser – scheinbar – internen Depesche geheimgehalten wird) und von höheren Mitarbeitern in der Präsidentschaftskanzlei und im Außenministerium. Bei Außenminister Spindelegger, dem weithin gute Absichten zugebilligt werden, gilt als unsicher, in welche Richtung er das Ministerium führen möchte.“

„Der dritte potenzielle außenpolitische Mitspieler auf Ministerebene, Verteidigungsminister Darabos, gilt ebenfalls als uninteressiert in Fragen der Außenpolitik und internationalen Sicherheit; er zeigt sich offen feindlich zur Entsendung österreichischer Truppen in gefährliche Missionen (wie etwa nach Afghanistan). Wenn andere Ministerien, beispielsweise das Innen- und das Justizressort, um Unterstützung für internationale Programme gebeten worden sind (wie polizeiliches und richterliches Training in Afghanistan), haben diese die Idee sofort abgelehnt, und zwar wegen Budgetknappheit, der Zunahme von innerösterreichischen Aufgaben und der damit verbundenen Gefahr.“

„Wenn man das Führungsproblem zusammenfasst, dann hat die politische Führung wegen der Wirtschaftskrise wenig Zeit gehabt, sich der Außenpolitik zu widmen, außer diese hat direkte innenpolitische Bedeutung (wie die Aufrechterhaltung des österreichischen Banns gegen genveränderte Landwirtschaft oder EU-Fragen wie die vorgeschlagene gemeinsame Asylpolitik).“

„Die Österreicher möchten aber auch dann in Sachen Außenpolitik ambivalent bleiben, wenn die genannten Probleme gelöst sind. Seit dem Ende des Kalten Krieges 1990/91 und seit dem EU-Beitritt 1995 habe Österreich laut Politologen wie Erich Froeschl vom SPÖ-Renner-Institut kein zentrales außenpolitisches Ziel mehr. Die Bevölkerung spürt keine Bedrohungen von außen, und der internationale Status ist sicher. In Auseinandersetzung mit politischen Initiativen aus Brüssel, die den Eindruck erwecken, lokale Interessen zu verletzen (wie beim Gen-Verbot) und der verspürten kulturellen Bedrohung und Kriminalitäts-Steigerung durch die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern und der Türkei, sei Österreich seit 1995 isolationistischer geworden. Diese Analyse wird durch den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien bestätigt. Österreichs größte und einflussreichste Zeitung, die Kronenzeitung (mit einer täglichen Leserschaft zwischen einem Drittel und der Hälfte der Bevölkerung), vertritt regelmäßig und polemisch isolationistische, Anti-EU- und antiamerikanische Positionen. Sie hat sich jedoch zu Präsident Obama gemäßigt und positiv gezeigt.“

„Die Entwicklung des Neutralitäts-Verständnisses der Österreicher hat die isolationistischen Gefühle verstärkt. Die Neutralität war dem Land 1955 als Bedingung für die Wiedererlangung der Souveränität auferlegt worden; in den 60er Jahren begann man, sie als Tugend zu sehen, die Österreich ermöglichte, Dinge zu tun, die Mitglieder der Nato oder des Warschauer Paktes nicht konnten. Dazu gehört ein netter Vorteil als Gastgeber vieler internationaler Organisationen oder eine Vermittlungsrolle in Nahost. Am Ende des Kalten Krieges versuchten die Konservativen, einen Nato-Beitritt zu betreiben, aber sie konnten nicht die Anhänglichkeit der Öffentlichkeit an die „immerwährende Neutralität“ überwinden. Und seither ist jede Infragestellung der Neutralität beinahe ein Tabu. Dennoch hat sich deren Konzept weiterentwickelt, und sie wird nun von Gegnern jedes auswärtigen Engagements benutzt. Sobald die Neutralität angerufen wird, ist jede weitere Debatte fast unmöglich.“

Vieles andere in der Depesche berührt zum Teil schon überholte Fragen; dort findet sich dann im Gegensatz zur generellen Kritik aber auch manches Lob für Österreichs Kooperation bei kleineren diplomatischen Initiativen.

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Privatisierungen: Das vergessene Zauberrezept drucken

Man wird sich dessen erst bewusst, wenn man darauf hingewiesen wird: Seit Monaten kommt die AUA in den Medien kaum noch vor – ganz im Gegensatz zu früheren Jahren.

Dabei gäbe es viel Interessantes zu melden: Jeden Monat steigt dort die Zahl der Passagiere um zweistellige Prozentgrößen. Das AUA-Personal schrumpft trotzdem gerade von 8000 auf 5000. Das gesamte mittlere und höhere Personal muss sich nun neu um seine künftigen Aufgaben bewerben. Die AUA hat einen spürbaren Preisnachlass des Wiener Flughafens erkämpft. Alle AUA-Piloten und Flugbegleiter müssen bei gleichem Gehalt mehr fliegen. Der Swiss-Chef gibt Interviews, in denen er eine Abwanderung von Luftverkehr von Zürich nach Wien befürchtet („Zürich verkommt zum Provinzflughafen“). Die AUA steht unmittelbar an der Schwelle zu schwarzen Zahlen.

Kurz gesagt: Bei der AUA findet eine positive Revolution statt, die das schon totgesagte Unternehmen überlebensfähig macht.

Was für Kriege waren das doch früher rund um die AUA! Ganz Österreich stand regelmäßig im Bann der dortigen Arbeitskonflikte. Jede kleinste Einschränkung der Belegschafts-Privilegien ließ die Betriebsräte zur öffentlichen Mobilmachung blasen. Der Chef der Wirtschaftskammer verteidigte aus Angst, die AUA könnte streiken, die Privilegien der Piloten. Die Politiker hatten einst die AUA sogar gezwungen, die marode „Lauda Air“ zu schlucken – und sich daran zu verschlucken.

Der Unterschied zwischen vorher und nachher liegt in einem kurzen Satz: Die AUA wurde privatisiert.

Die Privatisierung nahm den Politikern den Einfluss auf das Unternehmen. Sie nahm den Betriebsräten das vorher durchaus zutreffende Gefühl, im Kampf mit der Geschäftsführung immer am längeren Hebel zu sitzen. Früher brauchten sie sich ja nur an die Öffentlichkeit zu wenden und schon entstand Druck, dem der AUA-Vorstand am Ende immer nachzugeben hatte, weil die politischen Eigentümervertreter einen Wirbel in der Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser fürchten. Daher hat die Politik (aller Parteien) überdies die für Experten längst unvermeidliche Privatisierung viel zu lange hinausgezögert, was die Steuerzahler um die ganze AUA und zusätzlich eine halbe Milliarde Euro gebracht hat. Jetzt hingegen wissen die Betriebsräte, dass politische Interventionen bei den neuen Eigentümern kontraproduktiv sind. Seither sind sie lammfromm und konstruktiv.

Ähnliche Erfolgsgeschichten wie die der AUA lassen sich über fast alle privatisierten Unternehmen schreiben. Etwa über die Voest, wo früher von SPÖ-Parteisekretariaten direkt Posten vergeben worden sind. Diese sind heute ein politikfreies Vorzeige-Unternehmen geworden, nachdem sie in den 80er Jahren mit ihren Verlusten noch eine schwere Staatskrise ausgelöst hatten. Auch hier wieder gab es bis zur Privatisierung – und erst recht rund um diese – unglaublich viel schädliche wie sinnlose Aufregung, Panik und Interventionen.

Fast jedes Mal gelingt es den Profiteuren der Verstaatlichung, also Politikern und Betriebsräten, den Menschen einzureden, eine Privatisierung wäre schädlich. Denn die große Mehrheit der Journalisten in diesem Land steht weit links und ist daher begeisterter Transporteur solcher Botschaften.

Daher finden auch die längst fälligen weiteren Privatisierungen nicht statt. Die wären etwa dringend fällig:

-         Beim Wiener Flughafen, bei dem gerade wieder hunderte Millionen wegen der Unfähigkeit des parteipolitisch besetzten Vorstandes verschwendet werden, in dem die Bundesländer Wien und Niederösterreich ihre Pfründe heftig verteidigen;

-         Bei allen Energieversorgungsunternehmen, die eine unglaublich große Selbstbedienungskasse für alle Landesfürsten darstellen, bei denen zahllose politische Günstlinge versorgt werden, bei denen maßlos überhöhte Gehälter gezahlt werden, wo bis heute mit großem Erfolg echter Wettbewerb verhindert wird, obwohl dieser für die Konsumenten, aber auch für die Wirtschaft (und damit die Arbeitsplätze) überaus hilfreich wäre;

-         Bei den Banken, wo es staatsnahe Unternehmen wie die Hypo Alpe-Adria und nicht die privaten Institute waren, die in der Krise den großen Schaden verursacht haben. Das zeigt sich noch deutlicher in Deutschland, wo die großen Katastrophen bei den diversen Landesbanken passiert sind, während die private Deutsche Bank zwar von allen Linken ständig als Inbegriff des bösen Kapitalismus gegeißelt wird, aber die Krise ohne Staatshilfe überstanden hat.

-         Bei den ÖBB, dem mehrfachen österreichweiten Rekordhalter: an verschwendeten Steuermilliarden, an schlechtem Service und an Parteipolitisierung eines Unternehmens;

-         Bei der Post, wo zwar eine Teilprivatisierung schon erste Erfolge gebracht hat, wo aber der in Kürze geltende europaweite Wettbewerb bis hin zum einfachen Brief noch für viel Erschütterung sorgen wird, wo noch immer Ministerinnen glauben, ganze Postämter am Leben halten zu müssen, auf denen nur wenige Hundert Euro pro Tag umgesetzt (keineswegs verdient) werden;

-         Beim Bus, wo die diversen staatlichen Kollektivverträge für die Chauffeure viel teurer sind als die privaten Firmen – was ebenfalls das Defizit in der Staatskasse erhöht;

-         Bei der Telekom Austria, die trotz ihrer großen strukturellen Startvorteile bis heute im Wettbewerb nicht so flexibel agiert wie die Privaten.

-         Und last but not least beim Privilegienstadel ORF. Dieser verschafft zahllosen linken Altachtundsechzigern an der Leine von Rot und Grün eine bequeme Wärmestube.  Er lässt sich auch durch rapide zurückgehende Seher- und Hörerzahlen auf dem Kurs des Terrors der Political Correctness gegen alle Andersdenkenden nicht irritieren.

Privatisierungen bringen immer eine Fülle von Vorteilen:

1.     Privatisierte Betriebe sind im internationalen Schnitt jedenfalls um 10 bis 15 Prozent billiger – selbst wenn man den Gewinn einberechnet, den private Unternehmer natürlich immer erzielen wollen. Denn in privatisierten Unternehmen wird bei jedem einzelnen Ablauf viel stärker auf die Kosten geschaut. Dort hat man auch den Mut, sich von unfähigen Mitarbeitern zu trennen. Dort  gibt es am Erfolg interessierte Unternehmer und keine Politiker, die sich beispielsweise vor notwendigen Kündigungen fürchten, weil ja alle Gekündigten auch Wähler sind.

2.     Privatisierte Betriebe sind auch umweltfreundlicher: Die größte Umweltverschmutzung in Europa gab es immer rund um die osteuropäischen Staatsbetriebe. Typischerweise ist die große ungarische Umweltkatastrophe in einem sehr schmutzig scheinprivatisierten Aluminiumwerk passiert: Anstelle des Staates übernahmen Angehörige der sozialistischen Nomenklatura das Eigentum und die konnten auf Grund ihrer Staatsnähe mit Erfolg alle Umweltauflagen abwenden.

3.     Sie sind dann noch viel effizienter, wenn es auf dem jeweiligen Markt einen funktionierenden Wettbewerb gibt (wie etwa bei der Mobiltelephonie).

4.     In privatisierten Betrieben hat die Parteipolitik intern nichts mehr mitzureden, die immer nur Schaden angerichtet hat. Privatisierte Betriebe werden in der Tagespolitik auch nicht mehr als Spielbälle verwendet, was extern den staatlichen oft sehr schadet.

5.     In privatisierten Betrieben tragen in der Regel die Eigentümer den Schaden, wenn es zu einer Pleite kommt, nicht der Steuerzahler (mit der großen wie problematischen Ausnahme des Finanzbereichs und jener Firmen, die – leider – unter den Druck der Medien Staatshilfe bekommen haben).

6.     Und: Gerade in der gegenwärtigen Schuldenkrise würden zumindest teilweise Privatisierungen enorm helfen: Sie könnten, so schätzt das Wifo, der Republik Österreich zwischen 8 und 25 Milliarden Euro bringen. Das wären zwar „nur“ Einmaleffekte – aber wenn man damit Schulden zurückzahlt, wäre das Budget alljährlich um mindestens 300 Millionen dauerhaft entlastet.

Das alles heißt nun nicht, dass Privatisierungen immer problemlos abliefen. Wenn man nicht über die Börse privatisiert, sondern auf anderen Wegen, wird es wohl immer Diskussionen über den Preis geben.

Auch sorgen einige aktuelle Fälle mutmaßlicher Bestechungen und Durchstechereien für Debatten. Aber diese Delikte hängen ja fast immer damit zusammen, dass bis zum Abschluss der Privatisierung noch die Politik mitzureden hat. Sie sind also in Wahrheit nur ein Beweis dafür, dass man möglichst rasch privatisieren muss, damit es keine Möglichkeiten mehr für Verbrechen zum Schaden der Allgemeinheit gibt.

Manche werden sich auch sorgen, dass nach einer Privatisierung des ORF österreichische und Qualitätsinhalte in Fernsehen und Radio zu kurz kämen. Abgesehen von der Frage, wo man die im ORF noch sieht und hört, könnten solche Inhalte  künftig sogar viel gezielter und besser forciert werden: Indem eine unabhängige Medienbehörde die Gebühren an alle jene in Österreich aktiven Sender verteilt, die nachprüfbar Qualität, Ausgewogenheit, Seriosität und österreichische Inhalte bringen – und sei es zumindest zu einem Teil der Sendezeit.

Schwieriger sind Privatisierungen dort, wo aus technischen Gründen Konkurrenz nicht leicht hergestellt werden kann. Dabei geht es etwa um die berühmten letzten Meilen von Strom-, Telefon- oder Gasleitungen zu den Konsumenten, dabei geht es um Eisenbahnschienen. Es wäre ja wenig sinnvoll, einen zweiten Tunnel durch den Semmering zu bohren (gar nicht zu reden davon, dass schon der erste von kurzsichtigen Politikern so sehr behindert worden ist).

Hier war zweifellos die Einrichtung von Regulatoren eine gute wie notwendige Idee. Diese setzen nach objektiven Kriterien die Tarife für die Durchleitung und Benutzung fest. Insbesondere der Energieregulator Boltz war dabei als Verbündeter von Konsumenten und Wirtschaft so erfolgreich, dass ihn die staatlichen Monopolisten nun wieder zu entmachten versuchen.

Auch sonst ist der Partisanenkampf einiger Ewiggestriger gegen die Privatisierung dort sehr erfolgreich, wo es technische Monopole gibt. Hier ist man daher auf halbem Weg steckengeblieben. Denn eine zwingende Voraussetzung des Funktionierens der Marktwirtschaft wurde ignoriert, die da lautet: Ein Monopolist, der die Eisenbahnschienen besitzt, der die Strom- und Gasleitungen zu den Haushalten kontrolliert, sollte keinerlei Verbindung zu den Betreibern der Züge, den Erzeugern von Strom oder den Verteilern von Gas haben. Nur dann steht er im Interesse der Kunden – die ihn ja bezahlen! – allen Lieferanten gleichmäßig gegenüber. Solange aber beispielsweise die ÖBB nicht nur Eigentümer von Bahnhöfen und Schienen sind, sondern auch der größte Betreiber von Zügen, werden sich alle Privaten sehr schwer tun, die künftig mit bequemeren und/oder billigeren Zügen den ÖBB Konkurrenz machen  wollen. Denn die schwer subventionierten Bundesbahnen werden immer Wege finden, Quersubventionen vom Infrastruktur-Bereich zum eigenen rollenden Betrieb fließen zu lassen, um die Konkurrenz niederzumachen.

So kann der Wettbewerb nicht funktionieren. Das wissen natürlich alle.  Dennoch haben sich bisher die Eigeninteressen von Gewerkschaften, Betriebsräten und Parteipolitik immer gegen die Vernunft durchgesetzt. So fehlt im jetzigen Regierungsprogramm im Gegensatz zu früheren bezeichnenderweise jeder Hinweis auf weitere Privatisierungen.

Daher wird eine sinnvolle Reform bei Bahn, Post und Energie wohl erst dann stattfinden, wenn es einen ähnlichen Crash wie bei der AUA gibt. Und nachher werden alle Verantwortlichen ganz unschuldig tun und fragen: Wieso hat uns niemand gesagt, dass die Marktwirtschaft so viel besser funktioniert, und dass wir völlig überflüssigerweise so viel Geld verschleudert haben, das uns nun bitter fehlt?

(Dieser Text erscheint gleichzeitig in der Zeitschrift „Academia“. Probeexemplare bitte unter academia@oecv.at zu bestellen)

 

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Wie man Herrn Hundstorfer künftig einzuladen hat drucken

Der Sozialminister kürzt Ehepaaren die Pensionen und reduziert den Zugang zum Pflegegeld. Er schmeißt aber gleichzeitig das Geld für ärgerliche Broschüren hinaus. Die man nur sofort ins Altpapier werfen kann. Würde man sie nämlich ernst nehmen, dann würde ihr Inhalt eine wohl noch schlimmere Einengung der Rede- und Ausdrucksfreiheit bedeuten, als sie unter totalitären Regimen der Fall war.

Herr Hundstorfer mag es ja als sozial empfinden, linksradikale Feministinnen („Sozialwissenschaftlerinnen“) mit fetten Aufträgen zu bedienen. Schließlich ist dieser Output unserer heftig subventionierten Universitäten auf dem Arbeitsmarkt nicht nachgefragt. In Zeiten heftiger Einschnitte in das Pflege- und Pensionssystem sind solche Aufträge aber dennoch eine skandalöse Provokation, wenn jemand für eine an George Orwell erinnernde Ansammlung von Sprech- und Schreibverboten hoch subventioniert wird.

Das neueste Produkt aus der linken Subventionsproduktion heißt „Leitfaden für diskriminierungsfreie Sprache, Handlungen, Bilddarstellungen“. Der teuer gestaltete Leitfaden für das neueste Diktat der politischen Korrektheit ist nicht weniger als 94 Seiten lang. Er ist komplett vom Hundstorfer-Ministerium finanziert worden. Und er kommt fast gleichzeitig mit einem ähnlichen Mist aus dem Hause der Unterrichtsministerin heraus, mit dem sich das Tagebuch vor kurzem befasst hatte.

Zunehmend wächst damit aber auch der ÖVP die Mitverantwortung als Koalitionspartnerin zu, wenn sie weiterhin mit dieser SPÖ regiert (oder besser: zu regieren versucht). Da macht uns der Finanzminister – zu Recht – in dramatischen Worten klar, wie schlecht es um die Staatsfinanzen steht, und wie sehr gespart werden muss. Und dann werfen die SPÖ-Minister das Geld für solche Indoktrinierungsbroschüren heraus. Was zunehmend zeigt: Die ÖVP sollte dieses Bündnis schon aus Selbsterhaltungstrieb heraus dringend überdenken.

Zu den unglaublichen Details, welche Formulierungen man alle gemäß der Broschüre des Sozialministers  künftig nicht mehr sagen und schreiben (und denken?) darf: „muslimische Attentäter“, „Familientragödie“, „Muslime werden ausgewiesen wegen Terrorverdacht“, „Ost-Mädchen“, „Fußballerfrauen“, „Sekte“, „Schwulenehe“, „Gewalt in der Familie“, „Ausländer haben eine andere Kultur“, „schwarze Drogendealer“, „an einer Behinderung leiden“, „Überalterung“, „an den Rollstuhl gefesselt“ und und und.

Die Begründung für all diese Verbote läuft immer auf dieselbe linke Denke hinaus: Wenn man ein Problem nicht mehr beim Namen nennen darf, dann ist es auch nicht mehr vorhanden. So versuchen ja auch kleine Kinder mit der Realität umzugehen.

Daher sollen Zeitungen auch keine Photos von muslimischen Frauen mit Kopftüchern bringen. Daher soll man nicht mehr „Einladungen an den Gatten beziehungsweise die Gattin ergehen“ lassen, weil dadurch „gleichgeschlechtliche Lebenszusammenhänge in vielen Lebenslagen ignoriert werden“. (Dass das Wort "Gatte" überhaupt nur noch im Hausmeister-Sprachgebrauch üblich ist, wollen wir nicht weiter thematisieren, sonst bekomme ich ja noch eine Strafverfahren wegen Verhetzung gegen Hausmeister).

Daher also: Wer Herrn Hundstorfer einladen will, darf künftig nur noch folgende Formulierung verwenden: „Rudolf Hundstorfer mit Gattin beziehungsweise Freundin beziehungsweise schwulem Lebensgefährten beziehungsweise sonstiger Begleitperson welcher Orientierung immer“. Sonst beleidigen Sie ihn. Und er gibt gleich noch eine weitere Broschüre um unser Geld in Auftrag, um die extremistische Gehirnwäsche zu intensivieren.

 

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Politischer Hörsturz drucken

Politik ist unter anderem dadurch erkennbar, dass sie den wirklich relevanten Problemen hinterher keucht. Viele Vorboten von gesellschaftlichen Entwicklungen werden entweder gar nicht erkannt, zu spät erkannt, oder zwar erkannt, aber nicht zur Kenntnis genommen. Beispiele dafür, dass Frühsignale für manches, was uns heute plagt, im Grunde vorhanden waren, liefern die Titel von IMAS-Reports aus vergangenen Jahren mit klaren Bezügen auf die Zukunft.

In allen Berichten wurden die Probleme, mit denen sich Parteien, Sozialpolitiker, aber auch Kirche gegenwärtig herumschlagen, auf der Basis empirischer Untersuchungen klar beschrieben. Es ist bezeichnend für den Umgang mit der Demoskopie, dass erst mit zeitlicher Verzögerung über Dinge diskutiert wird, die man bereits viel früher hätte anpacken oder politisch "erlernen" können. Zum Beispiel das Altern der Gesellschaft in den verschiedensten Ausformungen oder die diversen Begleitentwicklungen der Zuwanderung.

 Reaktion auf den sozialen Wandel muss rasch erfolgen

Die verspätete Diskussion über zentrale Zukunftsprobleme hat nachteilige Folgen für diese und kommende Generationen. Fazit: Es geht in der Politik nicht mehr allein darum, gesellschaftsadäquate Maßnahmen zu treffen; die Reaktion auf den sozialen Wandel muss auch rasch erfolgen.

Die heutige Politikergeneration wird dieser Erfordernis nur sehr unvollkommen gerecht. Ihr eigentlicher Makel besteht nicht in fehlender Moral, die ihr üblicherweise vorgeworfen wird, sondern in einer merkwürdigen Schwerfälligkeit und einem mangelnden Verständnis für Entwicklungen – allerdings auch in der Unlust, von den ausgetretenen Trampelpfaden des Denkens abzuweichen. Probleme, auf die man keine Antwort weiß, werden von den Parteizentralen allzu gern ausgegrenzt oder gar tabuisiert, bis sie (siehe demografische Wende oder Zuwanderung) umso härter auf den Alltag zurückschlagen.

Man tut also gut daran, die vielzitierte Politikverdrossenheit nicht so sehr unter dem Aspekt eines vermeintlich moralischen Versagens der Mandatare, als vielmehr unter dem ihrer Sprach- und Orientierungslosigkeit zu betrachten.

Heilsuche in der direkten Demokratie

An der inneren Entfremdung zwischen Wählern und Gewählten sowie der geringen Überzeugung der Bevölkerung vom politischen Durchblick der Regierenden gibt es keinen Zweifel. Die Parteizentralen spüren das und sprechen von der Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation, ohne recht zu wissen, welche Botschaften sie eigentlich vermitteln möchten.

Als weiteres Rezept gegen die Politikverdrossenheit gilt neuerdings die verstärkte Einbindung der Wähler in politische Entscheidungsprozesse mithilfe von Volksbefragungen. Der Schlüsselbegriff heißt "direkte Demokratie". Die Hoffnung, daraus politischen Profit zu ziehen, ist groß. Manchmal ist sie (man denke an die Wiener Abstimmungen über den Einsatz von Hausbesorgern oder verpflichtende Hundeführerscheine) sogar größer als die Furcht vor Lächerlichkeit.

Der Wert von Volksbefragungen und -entscheiden ist dann gegeben, wenn sich komplexe Vorgänge von überdies fundamentaler Bedeutung auf Grundpositionen und einfachste Formeln reduzieren lassen. Das ist selten genug der Fall. Abgesehen von der Schwierigkeit, verzweigte Probleme in eine einzige simple Frage zu pressen, besteht ein weiterer sehr entscheidender Nachteil dieser Art von Plebisziten in der zumeist unbefriedigend geringen Wahlbeteiligung und, damit einhergehend, in einer groben Verzerrung der Ergebnisse zugunsten engagierter Minderheiten.

Im Übrigen stellt sich die Frage, wie viele Volksbefragungen unter dem Gesichtspunkt ihrer hohen Kosten, aber auch der Unbequemlichkeiten für den Wähler überhaupt durchgeführt werden können. Die Beteiligung ist schließlich mit erheblichen Mühen verbunden.

Die demoskopische Alternative

Derartige Nachteile und Schwächen sind bei statistisch-repräsentativen Umfragen nicht gegeben. Sauber durchgeführte Erhebungen sind in der Lage, sowohl komplizierte Sachverhalte zu klären als auch die Motivhintergründe von politischen Einstellungen erkennbar zu machen. Repräsentativbefragungen stellen somit weiterhin die mit Abstand beste Methode der Massendiagnose dar, wenngleich sie rund hundert Jahre nach ihrer Entdeckung durch den Engländer Sir Arthur Bowley im politischen Bereich immer noch auf Vorbehalte stoßen.

Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass der vielfältige Nutzen der Demoskopie für die Wirtschaft längst außer Zweifel ist. Kein größeres Unternehmen würde es heutzutage noch wagen, ein Produkt auf den Markt zu bringen, ohne sich zuvor eine gesicherte Kenntnis von Bedarf, Verbraucherwünschen, Preisvorstellungen, Einkaufsquellen, der bestmöglichen werblichen Ansprache und der optimalen Kommunikationsträger verschafft zu haben.

Anders ist das bei Politikern und Parteien. Sie steuern, in der Hoffnung, es werde schon nicht blitzen, oft recht unbekümmert Gewitterwolken entgegen, obwohl sie ein gut funktionierender demoskopischer Wetterdienst vor Absturzgefahren bewahren könnte. Als Richtschnur dient den Parteizentralen ganz allgemein eher die veröffentlichte als die öffentliche Meinung. Und das ist ein Fehler.

Die klassischen Vorbehalte gegen Umfragen

Im Gegensatz zu ihrer unbestrittenen Orientierungsfunktion in der Wirtschaft wird die Demoskopie in der Politik freilich oft als ein gefährliches Einflussinstrument wahrgenommen. Die klassischen Vorwürfe lauten:

  • Umfrageergebnisse verführen Politiker zu einem opportunistischen, „populistischen“ Handeln, also zu dem, was Theodor Eschenburg als „Gefälligkeitsdemokratie“ bezeichnete.
  • Die Veröffentlichungen von Parteipräferenzen erzeugen Mitläufereffekte, die sich (als „bandwaggon-Effekt“) zugunsten der überlegenen und (als „underdog-Effekt“) zugunsten der unterlegenen Partei auswirken können.
  • Die Meinungsbefunde bewirken „Mobilisierungseffekte“, indem sie in einer Kopf-an-Kopf-Situation die Anhänger der vermeintlich schwächeren Partei an die Wahlurne treiben.
  • Durch Umfrageergebnisse entstehen vor Wahlen „Fatalismus-Effekte“, wonach Personen, die glauben, die eigene Partei habe ohnehin keine Chance, der Wahl fern bleiben.

Keines der genannten Vorurteile hält einer empirischen Überprüfung stand. Aber selbst dann, wenn Menschen tatsächlich Schlüsse aus der Veröffentlichung von Umfragedaten ziehen sollten, stellt sich immer noch die Frage, warum sich die Wähler in einer Demokratie nicht eine Meinung bilden sollten in voller Kenntnis dessen, wie andere denken.

Kritik am Umgang mit Politumfragen

Was aus unserer Sicht weit mehr Gewicht hat als die beschriebenen Phantomgefahren, ist die Art und Weise, wie demoskopische Befunde von der Politik genutzt werden. Hier besteht ein Hauptübel darin, dass die Umfrageforschung zu viel zur vordergründigen Ermittlung von Parteipräferenzen oder Positionsbestimmungen der Politiker in der öffentlichen Meinung herangezogen wird und zu wenig zur Entdeckung sozialer oder wirtschaftlicher Lebenswelten, sowie der politischen Denkmuster der Bevölkerung. Zur Nutzfunktion der Demoskopie gehört auch die Ermittlung von Wissenslücken oder Fehlvorstellungen der Wähler, die nicht selten politisch sinnvollen Lösungen im Wege stehen.

Es geht also keineswegs nur um die Frage: "Was möchte das Volk?", sondern darum, wie weit sich ein Politiker auf der Basis seines besseren Sachwissens von der öffentlichen Meinung entfernen darf, ohne in Kauf nehmen zu müssen, abgewählt zu werden.

Die Rolle der Demoskopie

Demoskopie ist ihrem Wesen nach kein Denkautomat, bei dem man oben das Geld hinein wirft und unten die fertige Lösung herauszieht. Sie hat nicht den Ehrgeiz, den Politikern das Privileg kreativer Überlegungen zu entreißen, oder sie von ihrer historischen Verantwortung zu entbinden – sie versteht sich als Orientierungsinstrument für das Erkennen gesellschaftlicher Zusammenhänge, zugleich aber auch als eine Art Telefon, mit der sich die breite Bevölkerung in Form von Umfragebefunden den politischen Entscheidern erkennbar machen kann.

Das Nachdenken über die Umfrageforschung führt letztlich zu der noch ungelösten, allerdings auch undiskutierten Frage, wie sie sich in das moderne Staatsdenken einordnen lässt. Der Züricher Sozialpsychologe Gerhard Schmidtchen schrieb einmal, allein die Existenz der Demoskopie decke eine staatstheoretische Schwäche auf.

Andreas Kirschhofer-Bozenhardt ist der langjährige Leiter des renommierten Meinungsforschungsinstituts Imas.

 

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Die Klima-Touristen drucken

Wollen Sie gerne regelmäßig schöne Orte in Luxushotels besuchen, ohne dafür irgendetwas zu zahlen? Wie gefallen Ihnen beispielsweise Bali, Rio de Janeiro, Genf, New Delhi, Marrakesch, Kopenhagen, Kyoto, Cancun und Buenos Aires? Sie müssen sich dabei nicht für eines der Ziele entscheiden, sondern Sie können diese im Lauf der Zeit alle besuchen. Und Sie müssen auch nicht vor Antritt der Reise einen Lottogewinn erzielen, sondern nur drei leicht erfüllbaren Bedingungen genügen.

Erstens dürfen Sie natürlich keine Bedenken hinsichtlich der Umweltbelastung durch Fernreisen haben. Und schon gar nicht dürfen Sie die Geschichten von der globalen Erwärmung ernst nehmen, deren angeblich schädliche Folgen behaupteterweise etwa durch Treibhausgas-Emissionen der Flugzeuge verstärkt werden.

Zweitens müssen Sie sich als Experte bezeichnen. Wofür Sie Experte sind, ist eigentlich egal. Es sollte nur irgendwie gut, also grün klingen.

Und drittens müssen Sie beschwören, dass Sie immer Ihren Glauben an die globale Erwärmung bekennen werden, dass Sie jeden unabhängigen und andersgläubigen Wissenschaftler denunzieren und von Forschungsgeldern fernhalten wollen, und dass Sie alle diesem Glauben widersprechende Indizien ignorieren werden. Ob Sie es wirklich glauben, ist hingegen egal.

Sie haben zwischen den einzelnen Bedingungen einen gewissen Widerspruch erkannt? Gehaben Sie sich doch nicht so! Politisch korrekte Wissenschaft muss schon ein paar unbedeutende Opfer bringen und mit Widersprüchen zu leben lernen. Denken Sie einfach an die schönen Reiseziele des Umwelttourismus. Und daran, dass Sie künftig ständig von den politisch korrekten Fernsehstationen dieser Welt interviewt werden, was Ihren Stellenwert bei den Nachbarn erhöht.

Am gegenwärtigen Umweltgipfel in Cancun nehmen zwar deutlich weniger Menschen als beim letzten in Kopenhagen teil; denn einige Wissenschaftler haben nach Aufdecken vieler Betrügereien rund um die Erwärmungs-Theorie so etwas wie Gewissen gezeigt, und einige Regierungen scheinen zum Unterschied von Österreich sogar das Sparen ernst zu nehmen. Dennoch sind immer noch 10.000 Erwärmungs-Anhänger auf Kosten der diversen Steuerzahler nach Cancun gereist. Was rund 40.000 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre entweichen lässt.

Worüber man sich freilich durchaus freuen kann: Denn CO2 ist ja sehr hilfreich für das Wachstum von Pflanzen, Obst und Gemüse.

Neben CO2 wird in Cancun auch viel heiße Luft produziert. Aber auch die ist im Vergleich zu früheren Gipfeln deutlich weniger geworden. Denn weltweit häufen sich die Signale, dass die Klimahysterie im Abflauen ist. Weltweit? Na ja, in einem kleinen Retro-Land im Herzen Europas noch nicht gerade. Aber lassen wir das.

Beispielsweise in den USA wird die Chicago Climate Exchange zugesperrt. Denn der Handel mit CO2-Emissionsrechten ist total kollabiert. Was man von Anfang an vermuten musste, ist in zahllosen Ländern passiert: Diese Bürokraten-Idee des Emissionshandels zur Regulierung der angeblich schädlichen Treibhausgase hat sich als gigantische Betrugsquelle erwiesen. Wie es ja immer der Fall ist, wenn Planwirtschaft praktiziert wird.

Der österreichische Energieexperte Dieter Friedl (er ist nicht in Cancun) hat nachgewiesen, dass fünf deutsche Stromversorger durch die Einpreisung von kostenlos erhaltenen CO2-Zertifikaten in den Strompreis 39 Milliarden Euro zusätzlich verdient haben. Friedl: „Es wird betrogen, was das Zeug hält.“

In China hatte man besonders viele gute Ideen beim Betrügen: Theoretisch darf es nur Geld für solche Projekte geben, die ohne Emissionsgutschriften nicht lebensfähig wären. Was haben die schlauen Chinesen daraufhin gemacht? Sie haben einfach die Einspeistarife für Windkraftstrom gesenkt, sodass die Anlagen nur noch mit Emissionsgutschriften rentabel sind und Förderungsanspruch haben. Ebenfalls in China wird die Produktion von Kühlmitteln, die das angeblich klimaschädliche Treibhausgas HFC-23 emittieren, überhaupt nur deshalb ausgeweitet, um für die Vernichtung dieses Gases Gutschriften zu kassieren.

Dieser Flop der Emissionsrechte-Idee reiht sich in die lange Liste der Kopfschwangerschaften von Experten zum Thema Energie ein, die aber leider nie zu einer Geburt von etwas Brauchbaren geführt haben: Im Bereich Photovoltaik beispielsweise gibt es zwar gigantische Förderungen zur Freude einer neuen Industriebranche, aber nur sehr wenig Forschung zur Verbesserung der Effizienz oder Reduktion der Kosten.

Ebenfalls nach wie vor ergebnislos ist die seit Jahrzehnten als Wundermittel angekündigte Kernfusion oder die sogenannte Wasserstoff-Technologie. Auch das Stromauto hat eine sehr problematische Zukunft, obwohl in seine Entwicklung Milliarden gepulvert werden. Die benötigten Batterien sind nach wie vor riesig, schwer und wenig effizient; zugleich ist auch die Frage ungelöst, woher die benötigten Strommengen überhaupt kommen sollen.

Aber zum Glück für die Menschheit reichen die heute bekannten Gas- und Ölreserven für einen weit längeren Zeitraum, als jemals in früheren Jahrzehnten prophezeit worden war. Gewiss: Sie liegen in weiterer Entfernung und größeren Tiefen als einst, was teurer und riskanter ist.

Gleichwohl fällt auf, dass im Golf von Mexiko von der viel diskutierten Megakatastrophe des heurigen Jahres mit ihren Unmengen ausgetretenen Öls entgegen den ursprünglichen Prophezeiungen jahrzehntelanger Folgen kaum noch Spuren zu finden sind.  Daher wird von den die Panik, aber niemals die positiven Meldungen liebenden Zeitungen und NGOs auch nicht mehr darüber berichtet.

 

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Rate mal, was das Rating ist drucken

 Bisher waren es nur einige Warner wie das Tagebuch. Jetzt ist es erstmals auch einer der ganz Wichtigen der österreichischen Wirtschaft, der es ebenfalls offen ausspricht. Was uns zum Anschnallen aller verfügbaren Sicherheitsgurte veranlassen sollte.

Das Triple-A-Rating der heimischen Wirtschaft wackelt, wenn die Regierung auch in den nächsten Monaten nichts zustandebringt: Der das in einem Kurier-Interview sagt, heißt immerhin Andreas Treichl und ist Chef der Erste Bank.  

Man wird ihm zwar nicht zustimmen, wenn er von noch höheren Steuern als Therapie spricht, hat doch Österreich jetzt schon die vierthöchste Abgabenquote in Europa. Noch mehr Steuern können nicht gut sein für den Investitionsstandort Österreich. Stattdessen gibt es ja viel klügere Maßnahmen auf der Einsparungsseite, die auch langfristig das Pensions- und Gesundheitssystem sanieren würden.

Aber selbst wenn es höhere Steuern sind, wären diese noch immer besser, als wenn uns Faymann/Pröll in den Abgrund einer reduzierten Kreditwürdigkeit lenken würden. Denn die dann zu bezahlenden Zinsen werden für uns alle zur gewaltigen Last.

Pröll hat im Gegensatz zu seinem Koalitionspartner im letzten Jahr verbal oft den Eindruck erweckt, er wüsste um die Gefahren für das Land. Aber offenbar ist er ein viel zu sehr konsensorientierter Mensch, als dass er sich gegen den mit allen Wiener Vorstadtschmähs gewaschenen Machtmenschen Faymann durchsetzen könnte. Und Faymann selbst hat leider absolut keine Ahnung von Wirtschaftspolitik (oder er verwechselt diese mit der Vergabe von Bestechungsinseraten und der Besetzung aller wichtigen Positionen mit seinen Gefolgsleuten meist minderer Qualität).

Es ist vielmehr zu befürchten, dass Faymann nicht einmal begreift, was das Triple-A-Rating bedeutet. Nicht nur weil das ein englischer Ausdruck ist. Daher wird auch der Mut Treichls wahrscheinlich bei jenem Mann, den dieses Land als Bundeskanzler hat, wirkungslos bleiben. Er wird auch am Egoismus der Bundesländer scheitern. Und er wird aus dem netten Josef Pröll auch keinen Kämpfer machen. Nur: Weder in den beiden Regierungsparteien noch in der Opposition gibt es Menschen, die einem als Alternative viel Hoffnung machen.

Jetzt wird zwar Treichl wohl viel gescholten werden, weil er es wagte zu sagen, dass der Kaiser bald ohne Kleider dastehen wird. Aber nutzen wird es nichts. Und die Ratingagenturen werden viel gescholten werden, wenn sie unser (aller!) Rating hinuntersetzen und damit die Zinsen für unsere Staatsschuld hinauf. Die Schelte wird sie aber einen feuchten Dreck scheren. Denn jeder Geldgeber vertraut ihnen tausend Mal mehr als der heimischen Regierungspropaganda.

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SN-Kontroverse: Direkte Demokratie? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel: 

Braucht Österreich mehr direkte Demokratie?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Der Phantasie keine Grenzen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich verfügt über gute Instrumente der direkten Demokratie. Wobei die politische Ordnung vernünftigerweise eine abgestufte Vorgangsweise vorsieht. Volksabstimmung, Volksbegehren und Volksbefragung haben unterschiedliche Voraussetzungen und Hürden. Das ist gut so. Denn inhaltlich gibt es für die Instrumente der direkten Demokratie fast keinerlei Beschränkungen.

Es könnte etwa die Todesstrafe wieder eingeführt, der Abfangjägerkauf rückabgewickelt, die Fristenlösung abgeschafft, die Höhe der Minarette und Kirchtürme oder eine bestimmte Kleiderordnung im öffentlichen Raum vorgeschrieben, die Neutralität entsorgt oder Studiengebühren wieder eingeführt werden usf. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Möglich macht dies das Instrument der Volksabstimmung.

Eine Volksabstimmung MUSS sogar durchgeführt werden, wenn ein politisches Vorhaben zu einer Gesamtänderung des Bundesverfassung führt. So geschehen bei der Volksabstimmung über den Beitritt zur EU. Wenn die Österreicherinnen und Österreich aus der EU austreten wollen, könnten sie dies nach den Regeln des viel geschmähten Lissabon-Vertrags wiederum mittels Volksabstimmung tun. Die Volksabstimmung bindet jedenfalls den Gesetzgeber. Das war bei der Abstimmung über die Inbetriebnahme des fertig gebauten Kernkraftwerks Zwentendorf der Fall.

Volksbegehren können so erfolgreich sein (Stichwort Rundfunk-Volksbegehren), dass sich der Nationalrat de facto nicht darüber hinweg setzen kann. Das gilt auch für Volksbefragungen (Volksbefragung in Oberösterreich zum Bau des Musiktheaters).

Sie können aber auch floppen (Volksbegehren Pro Motorrad). Und wie in einer Demokratie üblich geht es stets darum, Mehrheiten zu organisieren. Mit guten oder - je nach Standpunkt - schlechten Argumenten. 


 Die Politikerklasse braucht Hilfe

Andreas Unterberger

Die „Salzburger Nachrichten" haben einen verdienstvollen Kampf um die Erneuerung der Republik aufgenommen. Die geistige Erstarrung aller (!) Parteien ist zu weit vorangeschritten, als dass diese noch selbst die Kraft zu sinnvollen Reformen hätten. Die wohl zum letzten Mal wiederbelebte große Koalition treibt durch ihre Feigheit die Staatsverschuldung in die Höhe, das Gesundheits- und Pensionssystem in die Konkursreife - und die Jugend in eine No-Future-Depression.

Rot und Grün sind noch immer tief dem Marxismus und der Gewerkschafts-Ideologie verhaftet, die noch jedes Land ruiniert haben, und die lediglich durch einige modische Verirrungen aufgemotzt worden sind wie Leistungsfeindlichkeit, Genderismus und Migrantismus. Die ÖVP ist bloß noch Interessenvertretung ihrer schrumpfenden Stammwähler-Klientel aus Bauern, Kleingewerbetreibenden, Regionalkaisern und Beamten.

Und die FPÖ sammelt mit einem ökonomischen Verständnis, das Rot-Grün links überholt, alle Unzufriedenen ein, hat aber null Gestaltungskraft. Der Rest ist Schweigen.
In dieser Lage müssen die Bürger, statt sich abzuwenden, die Zukunft des Landes - also ihre eigene - in die Hände nehmen. Und das geht nur über eine direkte Demokratie nach Schweizer oder neuerdings Hamburger Muster.

Nur die Bürger denken jenseits aller Gruppenegoismen langfristig, da sie selbst die Folgen jeder Fehlentscheidung zu tragen haben. Politiker hingegen denken nur an die nächste Wahl. Wichtigmacher à la Hannes Androsch denken nur an die eigene Medienpräsenz. Die Profiteure des Istzustandes in Tausenden hochsubventionierten Vereinen, Kammern, Boulevardmedien und leider auch Teilen der Wissenschaft denken nur an die eigene Kassa. Und an die Megakastrophe starker Männer oder einer Revolution wollen wir lieber gar nicht denken.

 

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Der Hilfeschrei ins Ausland drucken

Der Gratiszeitung „Heute“ war am Montag, 29. 11., eine interessante Schlagzeile zu entnehmen: „Hilfeschrei der Retter, EU soll Pröll einbremsen.“

Konkret geht es darum, dass eine Reihe von besorgten Hilfsorganisationen einen Brief an EU-Ratspräsident Van Rompuy wegen der Kürzung der Entwicklungshilfe geschrieben hat. „Österreich dürfe nicht zum Negativ-Beispiel der EU werden, schrieben Caritas-Präsident Küberl, Rot-Kreuz-Auslandshilfe-Präsident Max Santner und Hilfswerk-Geschäftsführerin Heidi Burkhart an EU-Ratspräsident Van Rompuy“. Soweit „Heute“. 

Dieser ganz schlechte Stil hat in Österreich Tradition. Schon 1986 versuchte die SPÖ, über das Ausland die Wahl Kurt Waldheims zu verhindern. Im Jahr 2000 waren es dann die deutlichen „Hilferufe und Signale“ aus Österreich, die die ungeheuerlichen „Sanktionen“ von 14 EU-Staaten gegen das 15. Mitglied auslösten.

2002 gab es einen ähnlichen Versuch. Als Wissenschaftsministerin Gehrer damals mit einem neuen Universitätsgesetz ernst machte, gab es eine konzertierte E-Mail Aktion österreichischer, politisch meist links-grün angesiedelter Professoren an ausländische Universitäten, mit der Bitte, vom Ausland her gegen die Beschneidung der Professorenrechte zu intervenieren. Eine Aktion allerdings, die zum Unterschied der beiden vorangegangenen kaum auf Widerhall gestoßen ist, wie auch zu erwarten ist, dass die gegenwärtige Aktion ungehört versanden wird.

Aber bedenklich stimmt so ein Stil doch. Eine derartige Aktion wäre etwa in Deutschland, Frankreich oder England undenkbar, denn dort gilt noch immer das ungeschriebene Gesetz: „right or wrong, my country!“.

Herbert Kaspar ist Herausgeber der "Academia" und hat lange Erfahrungen im Bereich von Wirtschaft und Management.

 

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Diktatoren, Diplomaten, Profiteure drucken

OSZE-Gipfel in Kasachstan: Bevor der werte Leser sofort vor Langeweile gähnt, sollte er sich bewusst machen, dass dort ein historischer Beschluss auf der Tagesordnung steht. Der den Gipfel zum wichtigsten in der Geschichte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit machen sollte.

Allerdings ist das nur eine fiktive Tagesordnung. Denn der leider nur vom Tagebuchschreiber erwünschte Tagesordnungspunkt lautet: Die OSZE löst sich auf. Und empfiehlt gleichzeitig die Auflösung von Europarat, Zentraleuropäischer Initiative und noch einem Dutzend andere internationaler Organisationen, die allesamt ihren Lebenszweck längst überlebt hatten. Wenn sie je einen hatten.

Bei der OSZE – früher KSZE – mag man ja darüber streiten, wieweit die in deren (unverbindlichen) Dokumenten festgehaltenen Versprechungen humanitärer Art zum Zusammenbruch des Ostblocks und damit zum Ende der großen Kriegsgefahr im Herzen Europas geführt haben. Das glauben nämlich einige der bei dieser Organisation aktiven Diplomaten. Das mag historisch auch in der Tat eine kleine Rolle gespielt haben, was zumindest retrospektiv eine Lebensberechtigung der KSZE bestätigen würde.

Freilich waren beim Kollaps des Kommunismus ganz andere Aspekte tausendmal wichtiger: Der wichtigste war zweifellos das innere Scheitern eines planwirtschaftlichen Systems, das vier Jahrzehnte nach der totalen und totalitären Machtergreifung dem marktwirtschaftlichen Westen in jeder Hinsicht unterlegen war. Er war – trotz oder wegen? – 80 Millionen Morden, Folterungen und hunderter Konzentrationslager nicht imstande, auch nur die grundlegenden Bedürfnisse seiner Bürger zu erfüllen. Was diese trotz totaler Einschränkung der Meinungs- und Reisefreiheit nicht mehr hinzunehmen gewillt waren.

Dazu kam dann das historische Glück des schweren Irrtums von Michail Gorbatschow, der ja wirklich geglaubt hatte, dass sich der Sozialismus in einem freien und demokratischen Land halten kann. Sonst hätte wohl auch er nie die Demokratisierung erlaubt. Ohne Gorbatschows Irrtum hätte dieses große Scheitern des Kommunismus auch sehr leicht in einem gewaltigen Weltkrieg enden können.

Zurück zur OSZE: Dass die Organisation nun ausgerechnet in Kasachstan zu einem Gipfeltreffen zusammenkommt, ist mehr als signifikant. Nur noch Nachfolgediktaturen des Kommunismus sind an der OSZE interessiert, weil sie sich durch den Gipfel und viel PR-Geld einen Propagandaerfolg erkaufen wollen. Gerade in Österreich muss das makaber anmuten, haben wir in den letzten Jahren doch das widerliche Schauspiel verfolgen können, wie Kasachstans Diktator mit einigen anrüchigen, aber gut bezahlten Helfern Jagd auf einen Ex-Schwiegersohn des Diktators gemacht hat und macht, der in Österreich früher Botschafter gewesen war, sich dann aber vom Machthaber emanzipiert hatte (und zweifellos auch selbst kein Guter ist).

Früher hat die KSZE wenigstens noch einigen Druck auf solche Regime ausgeübt, sich doch ein bisschen besser zu benehmen. Heute ist die Nachfolgeorganisation OSZE nur noch eine Propagandabühne für solche Typen. Also weg damit – auch wenn die OSZE ihre Büros in Wien hat. Diese Wochen wären auch der ideale Zeitpunkt, da doch die Republik wie alle Welt heftig sparen muss. Und man doch beim Sparen dort anfangen soll, wo es am leichtesten geht und absolut kein Schaden eintreten kann.

Doch halt! Der Vertreter Österreichs bei dieser Konferenz – es ist ganz zufällig Heinz Fischer mit seiner traditionellen Vorliebe für linksgewickelte Diktatoren – hat eine neue Aufgabe für die OSZE entdeckt: Sie solle sich künftig des Klimawandels annehmen. Damit wäre die Klimawandel-Panikmache endlich nicht nur gut für die subventionierten Erzeuger von Windmühlen und Solaranlagen, sondern auch für Diktatoren und Diplomaten. Genial.

 

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Pyramidenspiel drucken

 „Wer hat noch nicht, wer will noch mal“ -
man drängt darauf dramatisch,
und dran ist diesmal Portugal,
denn nur wer nimmt, ist sozial
und wahrhaft demokratisch.

„Wer will noch mal, wer hat noch nicht“ -
in diesen bangen Tagen
gilt unbedingte Nehme-Pflicht
für jeden klammen Euro-Wicht,
und mag er noch so zagen.

Mit „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“
gehn folglich Selbstbemüher
am Ende ganz von selbst bankrott -
Europa ist ja, sapperlot,
kein Christen-Klub wie früher!

Drum kann auch weiter ungestört
man aus dem Vollen schöpfen
und schöpft, wie’s eben sich gehört
nach dem Rezept, auf das man schwört,
getrost aus fremden Töpfen.

Man setzt sie fort, die Wunderkur
zur Wahrung einer Währung,
denn Kernstück dieser Leitkultur
ist Glaube an die Quadratur
der freien Wertvermehrung.

Wer mithilft bei dem Ausverkauf,
den preist man als Gerechten,
doch regt sich einer drüber auf,
so nimmt die Feme ihren Lauf
und wirft ihn zu den Schlechten!

Nur leider wird der Kleine Mann
erst dann das Spiel durchschauen,
wenn um Papier mit Nullen dran
er praktisch nix mehr kaufen kann -
mißbraucht war sein Vertrauen.

Und während ihn die Wut verzehrt,
weil seine Träume enden,
sind manche andre wohlgenährt
am Ziel, denn alles was von Wert,
ist nun in ihren Händen!

(Nach der Beglückung Irlands muß nun auch Portugal seinem Glück zustimmen. Und wer kommt dann dran?)

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Vorsicht, Ansteckungsgefahr! drucken

Das Spannendste an der Irland-Krise findet nicht in Dublin statt, sondern in Berlin. Dass die Iren eine Regierung empört hinwegfegen, die ein Desaster ausgelöst hat, gehört hingegen zu den Normalitäten einer Demokratie. Auch wenn Irland nur wenige Fehler gemacht hat.

Der eine war das ungebremste Wachstum der Banken – zum Teil Folge zu niedriger EZB-Zinsen; der viel größere die Staatshaftung für alle maroden Banken. Dadurch verlor Irland seine Kreditwürdigkeit – auch wenn irgendwann einmal so manche faulen Kredite seiner Banken wieder „fleißig“ werden dürften.

Damit wurde der Erfolg des irischen Modells weitgehend vernichtet. Die Iren hatten durch niedrige Steuern viele Investoren ins Land holen können und trotzdem eine geringe Staatsverschuldung. Ähnlich versuchen übrigens auch viele der neuen EU-Mitglieder im Osten Europas zu agieren. Das ist da wie dort vernünftig. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass es in jedem System immer wieder Krisen geben wird. Irland hat sein Rekorddefizit von über 30 Prozent (die freilich erschreckend genug sind) nur ein einziges Mal in der Bilanz; die Disziplinlosigkeit der Griechen und Portugiesen erzeugt hingegen ständig strukturelle Defizite.

Das alles löst in Berlin logischerweise Panik aus. Denn nach Griechenland und Irland wird Portugal eine zig-Milliarden-Spritze brauchen. Auch das wäre noch erträglich. Sollten sich aber überdies die Gewitterwolken über Italien und Spanien mit ihren wackeligen Regierungen entladen, dann wird die Situation explosiv. Für Deutschland, die Niederlande – und das in seine Nabelbeschau versunkene Österreich.

Vor allem in Italien droht eine längere Krise: Silvio Berlusconi hatte zwar die früher üblichen Defizite durch seine – von einer feindlichen Medienlandschaft nie gewürdigte – Reformpolitik drücken können; er hat sich aber durch skandalöse private Eskapaden seinen politischen Gegnern selbst ans Messer geliefert – ohne dass diese aber bessere ökonomische Rezepte oder einen politischen Konsens hätten.

An den absoluten GAU wollen wir gar nicht denken, dass danach die hässlichen Finanz-Zahlen Belgiens (das ethnisch gespaltene Land hat seit sechs Monaten keine Regierung), Ungarns und Frankreichs(!) auch deren Kreditwürdigkeit demolieren.

In dieser Stunde beginnt nun die deutsche Regierung immer stärker an ein Prinzip zu denken, das sie schon im Frühjahr hätte realisieren sollen: Wenn ein Staat zahlungsunfähig ist, dann sollte das ein Problem seiner Gläubiger sein. Und nicht jener Staaten, die viel sparsamer gewirtschaftet haben. Berlin hat im Frühjahr jedoch unter großem Druck vor allem aus Paris dem 750 Milliarden schweren Hilfspaket für die griechischen Bankrotteure zugestimmt.

Seither hat sich für die noch relativ gesunden Länder die Gefahr signifikant erhöht, ebenfalls die griechisch-irische Krankheit zu bekommen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

 

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Pröll beteiligt uns am Ponzi-Schema der EU drucken

Nun ist es amtlich. Josef Pröll hat uns am Ponzi-Schema der EU beteiligt. Ponzi hieß der Großbetrüger, der Schulden und Zinsen mit immer höheren Schulden bezahlte und so eine Spirale in Gang setzte, die zusammenbrach, als ihm niemand mehr Geld leihen wollte. Die treuherzigen Gläubiger sahen durch die Finger. Jetzt sind es wir.

Die EU hat das Ponzi-Schema für sich entdeckt und raffiniert zum größten Betrugssystem ausgebaut, dass die Welt je sah. Juncker und seine Freunde stellen Ponzi und Madoff gleich 1000-mal in den Schatten. Und so funktioniert es:

Pleitestaat wie Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien garantieren zusammen mit Deutschland, Österreich den Niederlanden und Luxemburg die Garantien(!) des Europäischen Finanzstabilisierungsfonds (EFSF) gegenüber Banken, die Staatsanleihen der garantierenden Pleitestaaten kaufen, diese bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als Sicherheit für „frisches Geld“ hinterlegen, mit denen sie wieder Staatsanleihen von Pleitestaaten kaufen, die vom ESFS garantiert werden, der sich auf die Garantie der Pleitestaaten und der übrigen EWU-Mitglieder stützt.

Verstanden? Und das geht ewig so weiter. Gerade noch sprach man von 850 Milliarden Euro, jetzt schon vom doppelten Betrag. Weitere Aufstockungen sind nicht ausgeschlossen. Wenn die Pleitestaaten ihre Schulden und Anleihezinsen nicht zahlen können, müssen Österreich, Deutschland, Niederlande, Luxemburg als Bürgen einspringen, und wenn auch die pleite sind, bleiben die Schrottpapiere in den Tresoren der EZB hängen.

Doch das macht nichts, die EZB wird ihre Gelddruckmaschinen auf noch höhere Touren bringen: Axel Weber, heute noch Bundesbankpräsident mit Nachfolgeambitionen für Claude Trichet, den EZB-Chef, verspricht bereits Fiat-Money ohne Grenzen. Wer kann wird flüchten.

Die bleiben, verarmen. Ihnen frisst die Inflation ihre Löhne, Ersparnisse, und Pensionsansprüche auf. Das Gesundheitssystem gerät aus den Fugen, die Altenbetreuung verschlechtert. Die Steuern werden erhöht, Vermögen belastet, Besitz enteignet, der Mittelstand kommt unter die Räder. Sparbudgets kürzen die Familienbeihilfen, Studenten werden zur Kassa gebeten. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, besonders unter Jugendlichen. No-Future wird zum traurigen Schicksal. Kriminalität und Drogenkonsum verzeichnen zusammen mit der Kreditausweitung noch hohe Wachstumsraten.

Pröll hat ein Budget vorgelegt, das, so seine Worte, „Österreich aus der Schuldenfalle herausführt“. Am Tag davor hat er in Brüssel die Schuldenfalle zuschnappen lassen, die Österreich auf Jahrzehnte in den Schuldturm einsperren wird.

Univ.-Dozent Dr. Friedrich Romig lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen.

 

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Der trickreiche Wunderrahmen des Finanzministers drucken

Das ganze Jahr 2010 über hat sich die Regierung berühmt und hat uns beruhigt: Da es schon seit dem letzten Winter einen fix beschlossenen Finanzrahmen gibt, war in Beton gegossen, dass die einzelnen Minister im kommenden Jahr nicht mehr ausgeben können, als schon am Jahresbeginn geplant. Wenn’s nur wahr wäre!

Denn die Regierung gibt nun gut eine Milliarde mehr aus, als sie in diesem angeblich fixen Finanzrahmen festgehalten hatte. Und, welch Wunder, der Finanzrahmen musste dennoch nicht geändert werden. Das alles erfuhr man aus der Budgetrede des Finanzministers. Dieser Wunderrahmen gleicht offenbar einem Kleidungsstück, das immer passt, egal ob man Gewicht zugelegt oder verloren hat. So etwas sollte sich unsere glorreiche Regierung unbedingt patentieren lassen.

Der Trick dahinter: Der Rahmen hat einen doppelten Boden. Für die rapide explodierten Pensionsausgaben gilt er nämlich gar nicht, wie wir jetzt so en passant erfahren. Daher konnte der Sozialminister bei der Erstellung des Budgets unbesorgt die Hände untätig im Schoß liegen lassen – statt gerade dort, wo es am dringendsten wäre, endlich handeln zu müssen, nämlich bei den (Hackler- und Invaliditäts- und Witwen/Witwer-)Pensionen.

Die Lehre daraus ist klar. Zumindest die Sozialminister dürfen sich also weiterhin binnen einiger Monate krass verschätzen – sowohl in Hinblick auf die Menge wie auch die Höhe der Pensionsanträge! – und es gibt dennoch keinen Handlungsbedarf.

Daneben gibt die Regierung aber auch noch mehr als 300 Millionen Euro fürs Kantenabschleifen im letzten Moment aus – auch das löst keine Einsparungsnotwendigkeiten an anderer Stelle aus. Und dennoch passt auch hier der Rahmen.

Und schließlich hat auch die Zusage nicht gehalten, dass die (ohnedies nach wie vor zu groß gebliebene) Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu 60 Prozent durch Einsparungen gedeckt werden soll (was ohnedies um 40 Prozent zu wenig sind). Am Ende sind es jetzt doch nur 54 Prozent. Und der Rest kommt durch Steuererhöhungen herein.

Rahmen, Rahmen an der Wand, wer kennt die Tricks in diesem Land?

Ob die Regierung wirklich glaubt, dass sie und Österreich mit solchen Mätzchen straflos durchkommen? Oder gibt es vielleicht gar einen Zusammenhang zwischen dieser missglückten Budgeterstellung und der Tatsache, dass sowohl der Verbund-Konzern als auch die großen Banken sowie die Wiener Städtische mit ihren Plänen gescheitert sind, sich über die Börsen frisches Geld zu holen? Obwohl doch die Wirtschaft boomt und obwohl doch an den europäischen Märkten viel Kapital nach Anlagemöglichkeiten sucht. Ist das vielleicht gar schon ein Vorzeichen, dass Österreich bald nicht mehr als erste Adresse für Geldanleger gelten wird? Um es harmlos zu formulieren. 

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Die wirkliche Sensation aus der Schweiz drucken

Die Schweizer Ausschaffungsinitiative wirbelt enormen medialen Staub auf, besonders außerhalb der Schweiz. Wesentlich wichtiger und zumindest aus österreichischer Sicht auch überraschender ist jedoch, dass die Steuergerechtigkeitsinitative der Schweizer Sozialdemokraten mit Bomben und Granaten durchgefallen ist.

Zum ersten: Warum ist das Ergebnis der Ausschaffungsinitiative eigentlich relativ egal? Auch der Gegenvorschlag wäre sehr weit gegangen. Auch er hätte eine automatische Ausweisung vorgesehen, hätte dies allerdings am Strafrahmen festgemacht und nicht an einem Katalog von Delikten. Da in der legistischen Umsetzung der Ausschaffungsinitative Bagatelldelikte wohl ausgenommen werden, sollte der Unterschied am Ende relativ marginal sein. In der Schweiz herrscht also weitgehender Konsens über (fast) alle politischen Parteien hinweg, dass mit kriminellen Ausländern sehr restriktiv umzugehen ist.

Zum zweiten: Die Steuergerechtigkeitsinitiative hat mit klassischen Neidreflexen gespielt und hat versucht, eine "Eat-the-rich"-Stimmung zu erzeugen. Die Forderungen klingen für einen Österreicher geradezu unglaublich: Auf Einkommen über 250.000 Schweizer Franken soll ein Grenzsteuersatz von zumindest 33,5% gelten (22% für Gemeinden und Kantone, zuzüglich zu den bereits bestehenden 11,5% auf Bundesebene).

Der Hintergrund dazu: Die Schweiz hat ein tatsächlich föderales Regime entwickelt (im Gegensatz zu Österreich, wo sich der Föderalismus auf das Ausgeben beschränkt). Das heißt, dass Gemeinden und Kantone ihre Steuersysteme individuell ausgestalten können. Dieses System ist die Basis für einen sehr gesunden Steuerwettbewerb, der einerseits dazu führt, dass in einigen Kantonen und Gemeinden sogar degressive Steuersysteme gelten, andererseits Gemeinden und Kantone in den Ausgaben sehr diszipliniert vorgehen. Beides ist der Linken naturgemäß ein Dorn im Auge, daher die Initiative, einen Mindeststeuersatz einzuführen.

Dieser Vorschlag ist nun mit Bomben und Granaten abgelehnt worden. In der gesamten Schweiz lehnten mehr als 58% den Vorschlag ab, auch fast alle Kantone haben sich dagegen gestellt. Beides mit einer Beteiligung von über 50%. Die Schweizer (und die wenigsten wären von den Steueränderungen tatsächlich persönlich betroffen gewesen!) haben sich damit gegen Zentralismus, gegen höhere Steuern und gegen eine Gefährdung des Wirtschaftstandortes gestellt, der in den letzten Jahren enorm vom attraktiven Steuersystem profitiert hat.

Die Schweiz hat eine beinahe vernachlässigbare Arbeitslosigkeit, erwirtschaftet Budgetüberschüsse und der Schweizer Franken hat in den letzten Monaten ein Rekordniveau gegenüber dem Euro erreicht. Auch aus der Finanzkrise – man sollte meinen, dass die Schweiz hier besonders betroffen sein sollte – hat man sich sehr schnell erholt. Der Großteil der Schweizer hat verstanden, dass es hier keine Notwendigkeit für Änderungen gibt, ja dass die vorgeschlagenen Änderungen sogar gefährlich für die zukünftige Entwicklung der Schweizer Wirtschaft gewesen wären.

Wie würde eine derartige Diskussion in Österreich ausgehen? Schwer zu sagen. Wenn man der veröffentlichten Meinung traut, würde der Grenzsteuersatz für Reiche wohl jenseits der 70% liegen. Aber wie so oft könnte die veröffentlichte Meinung diametral der Meinung der Mehrheit widersprechen. Inwieweit würden die Österreicher verstehen, dass die Gestaltung des Steuersystems absolut essentiell ist, um als Arbeitsort für Leistungsträger attraktiv zu bleiben? Oder braucht es jahrelange Erfahrung im verantwortungsvollen Umgang mit direkter Demokratie, um solche grundvernünftigen Entscheidungen zu treffen?

Sicher ist nur, dass sich in Österreich derzeit keine Partei für die Leistungsträger einsetzt, während in der Schweiz die Mehrheit der Bevölkerung hinter diesen Leistungsträgern steht.

Mag. Stephan Unterberger ist ein österreichischer Ökonom und arbeitet in Zürich für ein multinationales Unternehmen.

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Rettet die Kinder: Claudia Schmied reitet wieder drucken

Österreich steht in den nächsten Tagen ein besonders katastrophales Ergebnis der internationalen Pisa-Vergleichstests über die Lese- und Rechen-Fähigkeiten der Jugendlichen ins Haus. Und was tut da die seit Ende 2006 zuständige Unterrichtsministerin? Claudia Schmied überzeugt uns nicht nur, dass alle anderen schuld sind außer ihr. Sie hat in der vergangenen Woche auch schon kräftig gegengesteuert – freilich mit dem überflüssigsten wie dümmsten Erlass ihrer ganzen Dienstzeit.

Während also eine Diskussion dringend nötig wäre, wie wir wieder mehr Leistung und Disziplin in all unsere Schulen bringen, wie wir den Lehrern wieder mehr Rechte geben, wie wir den Direktoren mehr Rechte bei der Lehreraus- und abwahl geben, wie wir die immer zahlreicher werdenden Zuwanderer aus Südosten zum Lesen und zum Schreiben der deutschen Sprache veranlassen können, in dieser Stunde wagt es Schmied, die Schulen mit einem seitenweisen Gewäsch über den „Geschlechtergerechten Sprachgebrauch in Texten“ zu belästigen.

Das kann man nicht einmal mehr damit rechtfertigen, dass Frau Schmied halt von Natur aus nur Frauen im Sinn hat. Das ist einfach ein Skandal. Und in vieler Hinsicht überdies noch inhaltlich falsch beziehungsweise duden-widrig.

Aber wahrscheinlich liegt genau darin ein Hauptproblem unserer Schulen: Statt dass dort unsere Kinder auf die Herausforderungen der „Hochleistungsgesellschaft“ (© Alfred Gusenbauer - Ehre wem Ehre gebührt) vorbereitet werden, werden sie von dieser knalllinken Unterrichtsministerin mit immer mehr ideologischem Müll zugeschüttet. Wie etwa dem Global-Warming-Propagandafilm Al Gores, der mehr faktische Fehler enthält als Walt Disney Produkte, oder wie das Klassenkampf-Pamphlet „Let‘s make money“. In beide Unsinns-Filme wurden auf Schmieds Anordnung die Schüler geschickt.

Die von ihr so forcierte „Geschlechtergerechte Sprache“ verschwendet nicht nur wertvolle Unterrichtszeit, sondern sie macht naturgemäß jeden Text viel schlechter lesbar. So wie es ja einst auch schon der Wegfall vieler Beistriche durch die ähnlich schwachsinnige Rechtschreibreform bewirkt hat (die Elisabeth Gehrer zu verantworten hatte).  Lesen hat nämlich primär den Zweck, einen Sinn zu erfassen. Und wenn kein Beistrich mehr Orientierung über Satzstrukturen wie etwa eine Infinitivgruppe gibt, dann liest man halt mit mehr Problemen. Denselben Effekt haben Texte, die gespickt sind mit lauter der/die, –er/innen, Lernende, „Schüler und Schülerinnen“ oder MitgliederInnen (auch die letzteren wurden schon gesichtet).

Genau die schlechten Lesefähigkeiten stehen aber im Zentrum des Pisa-Debakels, und daher trägt die Genderei kräftig Mitschuld daran (auch wenn die Pisa-Ergebnisse natürlich noch viele andere Ursachen haben, über die wir uns in den nächsten Tagen unterhalten sollten).

Seit nicht mehr eindeutig klar ist – wie es das bis zum Beginn der feministischen Sprachzerstörung vor rund 20 Jahren noch war –, ob mit „Schülern“ alle oder nur die Hälfte der „Lernenden“ gemeint ist, seit nun gar einige Radikallinke (und ein paar besonders dumme Bürgerliche) von „Schülerinnen“ reden, obwohl sie eigentlich alle Schüler meinen, seit das grammatikalische Geschlecht mit dem biologischen verwechselt wird (also ob "das Genie" eine Sache wäre) , kommt es „immer wieder zu unstimmigen Aussagen und logischen Widersprüchen“. Wie das Schmied-Papier selbst  zugibt. Freilich will die Ministerin in ihrer eigenen Logik diese Widersprüche mit noch mehr Sprachzerstörung bekämpfen. Was irgendwie dem alten sozialistischen Rezept gleicht, eine Schuldenkrise mit noch mehr Schulden zu bekämpfen.

Aber zurück zur Schmied-Groteske und einigen Kostenproben aus dem, was diese Frau allen Ernstes unseren Kindern eintrichtern lassen will.

So sollen Lehrer künftig kranke Kinder in folgender Form wegschicken: „Geh zur Schulärztin oder zum Schularzt!“

Lehrer sollte man nach Schmieds Wünschen zu „Lehrenden“ machen.

Ein weiteres Schmankerl: „Ein Schulteam besteht aus 12 SchülerInnen und einer BegleitlererIn.“ Anmerkung: Das „h“ habe nicht ich gestohlen, aber vor lauter feministischer Artistik kann das hohe (oder hoe?) Ministerium halt nicht auf jede Kleinigkeit Rücksicht nehmen.

Oder „LehrerInnen für den pflegerischen Fachunterricht“. Wenn schon Genderwahn, dann bitte konsequent, dann müsste es ja auch „pflegerInisch“ heißen.

An anderer Stelle empfiehlt die Unglücksministerin, weil sie dann irgendwie doch spürt, dass der ganze Schrägstrich- und Binnen-I-Krampf „problematisch“ ist, Menschen einfach als Institution anzusprechen. Also: „Rektorat statt Rektor/in“. Das ist aber nicht nur juristisch ein heilloser Schwachsinn, denn der Organträger ist etwas ganz anderes als das Organ, die Institution. Das ist auch entwürdigend, wenn der Mensch nicht mehr vorkommen darf.

Absurd ist auch, dass Schmied für die Sekundarstufe I (also Hauptschulen und Unterstufen) und die Sekundarstufe II unterschiedliche Geschlechtergerechtigkeitsregeln vorschreibt. Die einen sollen keine Sparschreibungen verwenden, bei den anderen sollen sie hingegen thematisiert werden. Und in anderen Fächern ist dann überhaupt alles erlaubt; dort können „die in der Öffentlichkeit üblichen Formen der geschlechtergerechten Schreibweise verwendet werden“.

Statt Lesen soll den Kindern und Kinderinnen damit Chaos pur beigebracht, ihnen die Sprache bis zum Brechreiz verleidet werden. Nur weil man noch immer nicht bereit ist zuzugeben, dass die "Geschlechtergerechte Sprache" der größte Flop seit Esperanto ist.

Wenn man das alles so liest, dann kann man eigentlich nur zu einem einzigen Schluss kommen: Jede andere Organisationsform, auch die einer Verländerung der Schule, wäre besser für unsere Kinder, als eine, in der diese Frau weiter ihren Unfug treiben darf. Selbst wenn es die Länder nicht, wie sie behaupten, billiger machen sollten.

Freilich werde ich im nächsten Augenblick schon wieder skeptisch: Der dümmliche Neusprech wird nämlich von sprachunkundigen Bürokraten auch schon in so manchen anderen Bundesländern verbreitet.

PS.: siehe dazu auch einen hochinteressanten und gleichzeitig erscheinenden Gastkommentar über das Schulsystem eines Landes, das sowohl bei Pisa wie auch beim Wirtschaftswachstum Österreich weit übertrifft.

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Das größte Loch der Weltgeschichte drucken

Derzeit wird in aller Welt heftig gelesen: Was steht sonst noch in den Wikileaks-Veröffentlichungen von Hunderttausenden Seiten amerikanischer Geheimdepeschen? Was hat wer über wen gesagt? Und was kann man alles aus diesen Veröffentlichungen schließen? Aber schon nach den ersten Stunden kann man viele spannende Schlussfolgerungen ziehen, denn Wikileaks verändert die gesamten internationalen Beziehungen grundlegend.

Was auch immer jetzt an Verurteilungen der – großteils noch unbekannten – Verräter zu hören ist, so steht doch fest: Alle Welt verachtet Verräter, aber man liebt den Verrat. Vor allem, wenn sein Inhalt hinten und vorne so heftig menschelt.

Das Loch im amerikanischen Außenministerium ist die größte Blamage der US-Politik seit Jahrzehnten. Wer kann jemals noch Vertrauen ins Funktionieren des noch immer mächtigsten Landes der Erde haben, wenn dieses nicht einmal imstande ist, die eigenen Geheimdokumente auch wirklich geheim zu halten?

Wie soll – so die noch viel heiklere Frage – die Sicherheit von Atom- und anderen Massenvernichtungswaffen gewährleistet werden, wenn nicht einmal der technisch am weitesten fortgeschritten Staat die Geheimhaltung von Staatspapieren schafft, sondern deren Veröffentlichung in Großhandelsdimensionen hinnehmen muss?

Doppelt peinlich wäre es, wenn die Veröffentlichungen wirklich das Werk eines einzigen radikalen Schwulenaktivisten gewesen sind, der lediglich den Rang eines Obergefreiten in den amerikanischen Streitkräfiten hat, und der jetzt auf Jahrzehnte hinter Gitter wandern dürfte. Darauf deuten jedenfalls die Informationen aus den USA hin. Was ist das für ein Land, das sich von einem einzigen Obergefreiten lahmlegen lässt? Irgendwie erinnert das an einen Gefreiten, der einen Weltkrieg ausgelöst hatte. Lehre: Passt auf die Gefreiten auf!

Wikileaks ist auch eine Katastrophe für Verlage: Wer soll noch jemals die Memoiren eines Politikers kaufen, wenn er viel ungeschminktere Wahrheiten via Internet lesen kann, bevor ein Politiker Jahrzehnte danach auspackt, was er auspacken will? Was nie die ganze Wahrheit ist. Denn auch bei Memoiren wird meist diplomatisch schöngefärbt und Peinliches übergangen.

Jeder Kontakt zwischen Diplomaten, zwischen Politikern und Diplomaten wird künftig noch viel weniger substanziell ablaufen als bisher. Denn jeder Teilnehmer wird immer daran denken müssen, dass eine offene und ehrliche Formulierung bald irgendwo veröffentlicht werden könnte. Es wird daher vieles rein floskelhaft bleiben müssen, wo dringend zur Sache geredet werden sollte.

Zugleich erinnern die Dokumente intensiv an einen lockeren Spruch des einstigen Außenministers Willibald Pahr. Dieser hatte die Bedeutung diplomatischer Berichte österreichischer Botschafter – deren oberster Adressat er immerhin war – massiv hinuntergespielt: „Wenn ich täglich die Neue Zürcher Zeitung lese, bin ich rascher und besser informiert.“ Wobei damals die NZZ etwa in Wien noch viel bessere Korrespondenten hatte.

Denn zu 95 Prozent sind die Inhalte, soweit man sie bis jetzt überblicken kann, eine Bestätigung oder Wiederholung von Bewertungen, die man auch in guten Wochen- oder Tageszeitungen (oder Internet-Blogs) lesen kann. Der ganze teure Apparat kocht also nur mit Wasser. Was der Tagebuch-Autor vor Jahren mit dem Satz: „Die Diplomatie ist nur das teuerste Reisebüro der Welt“ auf den Punkt zu bringen versucht hatte.

Jeder Politikexperte weiß auch, dass in amerikanischen Botschaften die Trennlinie zwischen „reinen“ Diplomaten und Geheimdienstagenten eine sehr fließende ist (und dass diese Trennlinie beispielsweise bei Russen überhaupt nicht existiert). In Journalistenkreisen kursieren etwa seit Jahrzehnten regelmäßig Hinweise, welcher US-Diplomat der jeweilige CIA-Chef für Österreich ist. Aber auch bei den österreichischen Diplomaten gibt es da durchaus einschlägige Tarnungen. So berichten natürlich alle Militärattachés primär ans Heeresnachrichtenamt (übrigens die einzige Stelle in Österreich, die jenseits aller journalistischer James-Bond-Phantasien wirklich gute Analysen zu  den wichtigsten Krisenregionen hat).

Trotzdem ist es schon ziemlich peinlich, um nicht zu sagen lächerlich, wenn offenbar auch „echte“ Diplomaten angehalten werden, Vielfliegernummern ausländischer Kollegen auszuspähen.

Und dort, wo die größte Diplomatie der Welt sich über Schmähungen hinaus auf Prophezeiungen eingelassen hat, haut sie kräftig daneben: etwa bei der letzten Papstwahl.

Es ist fast erstaunlich, dass bisher keine wirklich großen Schweinereien bekanntgeworden sind. Denn verächtliche Bezeichnungen über die Politiker anderer Länder kann man bestenfalls in die Kategorie kleiner Schweinereien einordnen. Werden doch die meisten dieser Einschätzungen auch noch von den meisten anderen Menschen geteilt.

Wer soll etwa widersprechen, wenn Russlands Putin als „Alpha-Rüde“ bezeichnet wird, Frankreichs Sarkozy als „empfindlich und autoritär“, Afghanistans Karzai als „schwache Persönlichkeit“, der türkische Machthaber Erdogan als Mensch mit islamistischen Tendenzen oder Deutschlands Merkel als „selten kreativ“?

Trotzdem wird man in den nächsten Wochen und Monaten bangen müssen, ob nicht die gesamthafte Veröffentlichung von Dokumenten manche Sympathisanten und Helfer der Amerikaner – gleichgültig, ob sie gegen Geld oder aus Sympathie für die freie Welt gehandelt haben – ins Gefängnis oder an den Galgen bringen wird.

Soweit man das Konvolut bisher überblickt, sind ansonsten zwei inhaltliche Informationen sehr ernst zu nehmen:

A. Das gilt vor allem für die Kriegsgefahr rund um den heftig an Atombomben bastelnden Iran. Dieser ist den Berichten zufolge von Nordkorea mit Raketen beliefert worden, die auch bis Wien reichen könnten. Gleichzeitig erfährt man, dass eine ganze Reihe arabischer Staatschefs ebenfalls einen Krieg mit Iran für unvermeidlich halten und sogar wünschen. (Dasselbe gilt natürlich für das primär bedrohte Israel; die aktuellen Anschläge auf iranische Atomwissenschaftler sprechen dazu schon Bände.) Da kommt in den nächsten Jahren Dramatisches auf uns zu.

B. Überraschend ist, wie kritisch auch die USA die gegenwärtigen Machthaber der Türkei sehen. Bisher musste man ja glauben, dass die USA die Türkei nach wie vor hochschätzen. Wenn aber in jenem Land neoosmanische Tendenzen – also große Lust an einer Erweiterung der Macht- und Einflusssphäre mit welchen Mitteln immer – geortet werden, könnten nun auch die Europäer den Mut haben, die türkische Beitrittsgespräche endgültig zu beenden.

Und jetzt schon kann man praktisch für alle Weltkonflikte sagen: Die Menge an Vertrauen in den zwischenstaatlichen Beziehungen ist rundum deutlich geringer geworden. Obwohl Vertrauen der wichtigste Dünger ist, durch den die Hoffnungen auf eine friedliche Welt blühen können. Das sollte man bei aller voyeuristischen Lust am Blick hinter die Kulissen der Weltpolitik – wer hätte die nicht! – im Bewusstsein behalten.

PS: Sind die Herrn Faymann und Pröll den amerikanischen Diplomaten wirklich nicht einmal eine Fußnote wert gewesen?

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Heute die Schweiz, in fünf Jahren die EU drucken

Gleich zwei bemerkenswerte Ereignisse an einem einzigen Sonntag: Das Schweizer Ausschaffungsreferendum und das Ende von Schwarz-Grün in Hamburg.

Beide Male zeigt sich, wie sehr die vor allem in den Medien herrschenden Klassen mit ihrer Haltung regelmäßig danebenliegen: Schwarz-Grün ist nach Rot-Grün ihre liebste Farbkombination – nur passt das so schlecht zusammen wie Feuer und Wasser.

Während sich die Grünen in Wien wie ein Schoßhündchen des roten Bürgermeisters verhalten, sprengen die Grünen in Hamburg bei der erstbesten Gelegenheit ohne echten Anlass die Koalition mit den dortigen Schwarzen. Das einzige Motiv sind die derzeit guten Umfragewerte der deutschen Grünen (der wiederum eine Folge des Richtungsstreits bei den Sozialdemokraten ist).

Die Implosion von Schwarz-Grün in Hamburg erinnert auch an einen schweren strategischen Fehler Wolfgang Schüssels hierzulande: Er hat 2002 ernsthaft den Eindruck erweckt, eigentlich am liebsten mit den Grünen koalieren zu wollen, was nur leider an deren aggressiver Basis in Wien gescheitert sei. Schüssel hat dadurch die Grünen in manchen bürgerlichen Kreisen salonfähig gemacht, trotz der Gewaltspuren in etlichen grünen Politiker-Lebensläufen, trotz der völlig realitätsfremden Vorstellungen von Sozial- und Wirtschaftspolitik, trotz der geradezu totalitären Haltungen in den Bereichen zwischen Meinungsfreiheit und Genderismus.

Aber in den Medien haben dennoch fast alle nach Schwarz-Grün gerufen. Ähnlich daneben lagen die Medien mit ihrer Haltung zur Schweizer Ausschaffungsinitiative.

Vor dem Referendum versuchten sie den Schweizern einzureden, dass im Falle eines Jas zur automatischen Abschiebung krimineller Nichtschweizer die EU mit Feuer und Schwert dreinfahren werde. Dabei hat die erstens derzeit ganz andere Sorgen, nämlich mit immer mehr nicht vorhandenem Geld immer mehr Löcher stopfen zu müssen. Und zweitens ist es völlig legitim, wenn die Schweizer straffällige Ausländer sofort abschieben. Wetten, dass das in wenigen Jahren auch in etlichen EU-Ländern in Hinblick auf Nicht-EU-Ausländer die Regel sein wird?

Woher nur der Masochismus so vieler Medien kommt, sich immer weiter von ihren Sehern, Hörern und Lesern zu entfernen?

PS.: Diese Frage löste am Wochenende beispielsweise auch ein deutsches öffentlich-rechtliches Programm aus, das sich darüber lustig zu machen versuchte, dass manchen Besuchern eines Weihnachtsmarktes ein (verkleideter) Taliban unheimlich war. Und dass Polizisten Mistkübel auf versteckte Bomben durchsuchten. Ha, ha, wie lächerlich.

 

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Wenn Außenministerien über Toleranz diskutieren lassen drucken

Vom 8. bis 12. November hatte ich die Ehre, an der vom U. S. State Department veranstalteten Young Leaders Dialogue with America Conference teilzunehmen. Diese grundsätzlich hervorragende Konferenz dient Nachwuchswissenschaftlern und Experten zur Diskussion brennender Zeitthemen in einem transatlantischen Rahmen.

Die drei Arbeitsgruppen „Tolerance & Diversity“, „Climate Change & Environmental Issues“ und „New Challenges in Transatlantic Security“ berieten auf Einladung des amerikanischen Außenministeriums in diesen Tagen über die bevorstehenden Aufgaben für die westliche Welt. Ich selbst war der dritten Arbeitsgruppe zugeteilt.

An einem der Tage wurden ich und einige Kollegen beim Mittagessen aufgehalten und kamen zu einem unserer Panels zu spät, der Kellner in jenem libanesischen Restaurant, in welchem wir unser Essen einnahmen, hatte eine eigene Definition von Geschwindigkeit und ließ uns auf die Rechnung warten. Diese Verspätung hatte zur Folge, dass wir kurzfristig in ein Panel der Arbeitsgruppe „Tolerance & Diversity“ ausweichen mussten, welches den vielsagenden Titel „Interfaith Dialogue“ trug.

Naturgemäß drehte sich die Diskussion nicht um einen echten Dialog zwischen den drei monotheistischen Religionen oder um das Klären von kritischen Fragen, sondern darum, den Islam in den Himmel zu loben, die (wie immer pauschal) „friedliebenden Einwohner“ des Iran zu verteidigen und natürlich die Welt als große rosa Blase darzustellen, in der sich alle lieb haben müssen und nur positiv gesprochen und gehandelt werden darf. Diese Atmosphäre war derart unerträglich, dass ich mich genötigt sah, das Wort zu ergreifen.

Ich erlaubte mir die Frage, wie denn der sogenannten „Dialog“, der hier von einer kleinen „Elite“ geführt wurde, und der uns offenbar suggerieren solle, dass das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen ungetrübt sei und die Probleme nur durch einige Fanatiker entstünden, zu den Menschen und vor allem den staatlichen Eliten im Mittleren Osten gebracht werden könne? Wie solle man mit der Tatsache umgehen, dass Abermillionen Muslime und vor allem deren staatliche Repräsentanten die Auslöschung Israels fordern? Wie soll ein solcher Dialog die Sicherheitsprobleme der lebenden Juden oder auch der Christen im Mittleren Osten lösen, wenn man nicht die Probleme ansprechen darf?

Die Antwort eines der Teilnehmer des Podiums war typisch. Er antwortete nur zwei Dinge: zum ersten gäbe es auch Millionen von Muslimen, die Israel nicht auslöschen wollten (das beruhigt uns natürlich ungemein), und außerdem habe er einmal eine Familie im Iran besucht und diese gefragt, ob sie Israel auslöschen wollten, diese habe natürlich entrüstet mit „Nein“ geantwortet.

Dieser „Experte“ scheint zum einen eine etwas eigenartige Definition von empirischer Forschung zu haben und er scheint nicht zu begreifen, dass es völlig unerheblich ist, was Familie X im Iran will, wenn die Staatsführung und der gesamte Sicherheitsapparat die Auslöschung des jüdischen Staates fordern.

Damit war die „Diskussion“, pardon der „Dialog“, noch nicht beendet: Eine junge „Expertin“ aus einem osteuropäischen Land meldete sich zu Wort und belehrte mich in salbungsvollen Worten, dass sie viel näher am Nahen Osten lebe und alles nicht so schlimm sei mit dem Islamismus.

Bevor sie allerdings in endgültiges Wehklagen abgleiten konnte, fragte ich scharf nach, dass, wenn alles so wunderbar sei, ich mich fragen würde, warum die Realität in der islamischen Welt dieser heilen Welt widersprechen würde. Also warum Steinigungen, verprügelte Frauen, hingerichtete Homosexuelle, verprügelte und hingerichtete Juden wie auch Christen und besonders aktuell Angehörige der Bahai, zwangsverheiratete Kinder etc., nun einmal zur traurigen Realität in der islamischen Welt zählten? Und dass es sich hierbei kaum um Randerscheinungen handelt. Da wurde ich vom Moderator der Diskussion sinngemäß mit den Worten „Sorry I didn‘t want to interrupt you, but are there any other questions?“ schroff unterbrochen.

Nachdem keine anderen Fragen kamen, konnte sich der Großteil des Plenums nicht enthalten, in schallendes Gelächter auszubrechen und der Moderator bemühte sich, den Dialog als beendet zu erklären.

Dabei gäbe es viel zu diskutieren, wie beispielsweise  ein neues Buch von Gil Yaron zeigt, aber auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung bringt einen Beitrag über die Bahai, dessen Titel „Fast wie Freiwild“ die tragische Realität dieser quietistischen Religion schildert. Aber auch die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ schildert religiöse Auseinandersetzungen. Dabei geht es um die in Ägypten unter Verfolgungen leidenden Kopten. Unter der Schlagzeile: „Ägypten: ein Toter bei Christenprotesten“ wird lediglich eine Facette der Verfolgung dieser uralten Kirche geschildert.

Diese Verfolgungen sind traurige Realität und kein „Toleranter“ schert sich darum, wahrscheinlich will man den allmächtigen ägyptischen Islamismus nicht allzu sehr verärgern, schließlich will man in Ägypten weiterhin ungehindert schnorcheln.

Wer einen echten, auf der Wahrheit und der Realität basierenden Dialog verhindert, wer die drängenden Fragen ignoriert, der spielt tatsächlich den Hasspredigern auf allen Seiten in die Hände, seien es islamistische Imame oder die Hetzer der sogenannten „Rechtsextremen“ hierzulande. Ein echter Dialog würde es erfordern, dass die Verfolgungen sämtlicher „Minderheiten“, seien es Christen, Sufis, Bahai, Homosexuelle, Buddhisten, etc., offen und ehrlich angesprochen werden dürfen. Aber auch die Unterdrückung der Frau muss verstärkt zum Thema gemacht werden. Unter gesetzlicher Erlaubnis verprügelte Frauen zählen zum Alltag in diesen Ländern – und die Emanzen hierzulande schauen zum Großteil weg.

Die Lehren, die ich aus diesen und anderen Dialogen ziehe, sind ernüchternd. Man will über den Frieden diskutieren, aber nicht über das Hindernis zum Frieden: den Islamismus.

Dabei verstehen die Toleranten folgendes nicht: die Kritik am Islamismus ist mit Antisemitismus nicht vergleichbar und das aus folgenden Gründen: der Islamismus ist ein System, kein Volk, keine „Rasse“ etc. Jeder Mensch kann im Idealfall frei wählen, welchem System er sich anschließt und welchem nicht. Hingegen kann er sich nicht aussuchen, ob er Jude, Deutscher, Italiener, Russe, Franzose oder Inder ist, denn die Zugehörigkeit zu einem Staat oder „Staatsvolk“  ist nicht automatisch die Zugehörigkeit zu einem weltanschaulichen System.

Vergessen wird weiter gerne, dass der einzelne Muslim als Mensch ja auch Opfer des Islamismus wird, denken wir nur an die Sufis. Was aber heute mehr denn je Not tut, ist eine offene Diskussion über den real existierenden und herrschenden Islamismus im Nahen als auch im Mittleren Osten, aber auch über eben diesen Islamismus, der mitten in der westlichen Welt unter dem Schutzmantel der Religionsfreiheit seine Propaganda verbreitet.

Die zweite Lehre betrifft Israel. Niemals darf es soweit kommen, dass der legitime jüdische Staat für einen vermeintlichen Frieden geopfert wird. „Wehret den Anfängen“ muss unsere Handlungsmaxime sein und dies erfordert uneingeschränkte Solidarität mit Israel.

Johannes Auer, 1982, ist Publizist. In seiner Arbeit beschäftigt er sich hauptsächlich mit der politischen und religiösen Situation im Nahen und Mittleren Osten, mit der Geschichte des Judentums und der Europäischen Einigung. 

 

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Da sind sie endlich: Die guten und (überwiegend) heiteren Nachrichten drucken

In kalten Wintertagen will man nicht immer nur von bösen Menschen hören oder lesen. Heute haben sich die Leser wirklich einmal etwas Erfreuliches oder zumindest Heiteres verdient. Man gönnt sich ja sonst nichts. Der Leser Wunsch ist mir wie fast immer Befehl.

Uneingeschränktes Lob verdient die Koalition dafür, dass sie  endgültig auf die Verschärfung des Verhetzungsparagraphen verzichtet hat. Vom großen Entwurf des Antiterrorismusgesetzes blieb nur eine – notwendige und richtige – Innovation: Nämlich die Strafbarkeit der Teilnahme an Terrorcamps. Da hat im Parlament die Vernunft über einige zum Totalitarismus neigende Juristen aus dem Justizministerium gesiegt. Die klugen Abgeordneten bitte vor den Vorhang!

Zugleich wünschen wir jenen Gesetzesbastlern hinter dem Vorhang des Justizministeriums – der Ministerin selbst traut man ja eh nicht zu, selbst für irgendetwas verantwortlich zu sein –, dass sie nun rasch ins Bezirksgericht Oberwart-Ost versetzt werden. Und diesem Land wünschen wir, dass auch der bestehende Verhetzungsparagraph abgeschafft wird, der schon bisher provozierend genug war. Damit es in Österreich nie wieder zu einem so skandalösen Verfahren wie der Causa Sabaditsch-Wolf kommen kann, die wegen Islam-Kritik nach wie vor mit drei Jahren Haft bedroht wird. Damit hier wieder die Grund- und Bürgerrechte einschließlich der Meinungsfreiheit voll gelten. Damit die Justiz und die dort als Beschäftigungstherapie tätigen Psycho-"Experten" sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben zuwenden können, etwa die Menschen vor Freigängern zu schützen, die nichts anderes im Kopf haben, als jemanden umzubringen.

Für jene Leser, die ob der Wermutstropfen in dieser guten Nachricht noch nicht in weihnachtliche Fröhlichkeit ausgebrochen sind, könnten wir vielleicht über die Bestattung Wien und deren neue Büros berichten: Die Chefs des Nach-wie-vor-Monopols verkünden voll Stolz die Nutzung einer neuen Sparmöglichkeit: Künftig wird kostenlos geheizt – nämlich ausgerechnet mit der Abwärme des Krematoriums.

Solchene Sachen kann es wirklich nur in Wien, der Stadt am Zentralfriedhof, geben. Das traut sich kein Kabarettist zu erfinden. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass sich möglichst viele Wiener (nach ihrem Tod) verbrennen lassen, damit es den Bestattern auch so richtig wohlig warm wird.

Den Scherzbolden von der Bestattung macht allerdings mein liebster Burgenländer heftig Konkurrenz. Nikolaus Berlakovich erheitert uns gerade wieder einmal ordentlich, indem er in zahlreichen Inseraten – die freilich ich und acht Millionen andere Sponsoren bezahlen dürfen – nicht weniger als „die völlige Energieautarkie Österreichs“ verkündet.

Was der gute Nikolaus freilich vergisst: Die hatten wir ja schon einmal weitgehend erreicht. Nämlich 1945, bevor der erste vielbejubelte Kohlenzug in Wien eintraf, war Österreich auch schon völlig energieautark. Also zurück in diese schöne Vergangenheit!

Was kümmert es den wackeren Burgenländer, dass die OMV mit Unterstützung anderer Minister an der strategischen Gas-Pipeline Nabucco aus Mittelasien bastelt, die ja Gas nach Österreich bringen soll, obwohl dieses nach Ausbruch der Autarkie dann gar nicht mehr gebraucht wird. Was kümmert es ihn, dass das wasserreiche Österreich vom großen Stromexporteur der 60er Jahre zum Importeur geworden ist, weil Grün&Kronenzeitung praktisch jedes Wasserkraftwerk verhindert haben. Was kümmert es ihn, dass gerade weltweit an der Entwicklung von Stromautos gebastelt wird, die naturgemäß noch viel mehr Strom brauchen werden als jetzt schon aus Österreichs Steckdosen fließt. Was kümmert es ihn, dass die – von uns allen sauteuer geförderten – Windmühlen und Solaranlagen den Strom leider immer dann liefern, wenn ihn kaum jemand braucht. Was kümmert es ihn, dass kein Tourist nach Österreich kommen wird, wenn einmal das letzte alpine Hausdach und die letzte Wiese Österreichs durch solche Anlagen entstellt worden sind.

Heiter ist auch, dass Niki B. damit nicht einmal jenen Effekt erzielt, den die SPÖ mit den steuerfinanzierten Inseraten ihrer Minister erreicht: „Kronenzeitung“ wie „News“ zählen nämlich trotz der Berlakovich-Inserate weiter zu den festesten Stützen des Systems Faymann.

Wer über Niki II nicht lachen kann, der wird leider auch über Niki I nicht mehr lachen können. Denn der wird uns nach dem - vier Jahre zu spät erfolgten - Abgang des Herrn Oberhauser wohl nicht mehr so oft mit seinen Dummheiten amüsieren dürfen wie in den letzten Jahren.

Heiter ist auch noch eine andere Burgenland-Geschichte: Da hat der Landesrechnungshof eine 5000-Euro-Förderung für die Ortsfeuerwehr Heiligenbrunn  geprüft. Grund der Förderung: Behebung eines Schadens an einem Einsatzfahrzeug. Und das obwohl, so der Rechnungshof, „eine finanzielle Leistung der FFW Heiligenbrunn zur Schadensbehebung von dieser nicht zugesagt wurde“. Denn den Schaden hat der Schadensverursacher längst gedeckt. Ein Sohn eines SPÖ-Politikers hatte unter nicht genau definierten burgenländischen Begleitumständen das Fahrzeug demoliert. Und jetzt soll der Arme halt für den von ihm verschuldeten Schaden entschädigt werden. Der Papa hats schon gerichtet. Der böse Landesrechnungshof meint nun, das Land soll das Geld zurückfordern. Die Landesregierung schweigt aber. Man wird doch nicht so sein.

Dafür werden in Tirol wiederum Bürgermeister vom Land dafür subventioniert, dass sie Demonstrationen veranstalten. Auch nicht unlustig.

In Wien präsentieren sich die Grünen mittlerweile als Rekordumfaller: Vor der Wahl haben sie noch feierlich mit den anderen Oppositionsparteien einen Notariatsakt unterschrieben, dass sie in der ersten Sitzung nach der Wahl gemeinsam das SPÖ-freundliche Wahlrecht ändern werden. Nicht schwer zu erraten, wer da nicht mitgestimmt hat, als die anderen beiden Oppositionsparteien einen genau jenem Notariatsakt entsprechenden Antrag vorgelegt haben.

Aber wir sollten doch nicht so pingeling sein, irgendeine Politiker-Unterschrift ernstzunehmen. Dafür können wir uns immerhin so richtig freuen, wie sich Frau Vassilakou seit Wochen so richtig freut. Sie strahlt über ihre neue Würde so heftig, als ob sie mit dem ganzen griechischen Defizit in der Tasche durchgebrannt wäre.

Wer ob all dieser österreichischen Gschichteln nicht schmunzeln kann, der wird wenigstens verzweifelt auflachen können – beziehungsweise müssen, wenn er alle Nachrichten von Flughafen und ÖBB liest. Und wenn er täglich von neuem erfährt, wie dort die Parteipolitik gepaart mit Unfähigkeit fuhrwerkt und gigantische Schäden anrichtet.  Das können selbst die mit dicken ÖBB-Inseraten bestochenen Medien nicht mehr ganz verheimlichen. Auch wenn sie sich heftig bemühen, den Herrn Kern als Bahn-Sanierer darzustellen, obwohl er in Wahrheit nichts anderes tut, als erstens die letzten Nichtsozialisten hinauszuwerfen, zweitens wie jeder ÖBB-Generaldirektor seit Jahrzehnten auf den „natürlichen Abgang“ zu warten und drittens vor allem wieder neues Steuergeld zu verlangen . . .

PS.: Aber jetzt hätte ich noch einen Brüller der Woche: Ein Herr Faymann hat ein Ende einer Debatte verordnet, die er noch gar nicht geführt hat. Da schweige ich aber jetzt wirklich ergriffen. Wenn ein solcher stadtbekannter Bildungsexperte das sagt, dann wiegt das natürlich mehr als bei einer Ministerin, die vorher eine Bank gegen die Wand gesteuert hat . . .

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Freche Dummheit demonstriert gegen unverfrorene Dummheit drucken

Was für ein Wochenende der Peinlichkeit war das nur wieder! Sowohl die Regierung wie auch jene, die gegen sie demonstriert haben, zeigen, dass sie absolut nichts begriffen haben.

Die linken Demonstranten und ein paar Helfer von anderswo haben europaweit bewiesen, dass sie erstens keine wirklichen Massen bewegen, und dass sie zweitens nur zu demonstrieren und protestieren, aber nicht zum Aufzeigen von Alternativen imstande sind.

Nur ringsum „Geld her!“ zu rufen, hat längst jede Glaubwürdigkeit verloren. Auch wenn in vielen Details die Kritik am Sparpaket richtig ist, so sollten sich die Demonstranten doch wie die meisten anderen bewusst werden: Auch auf Österreich werden in den nächsten Jahren noch viel unerquicklichere Dinge zukommen, welche die jetzigen Maßnahmen als unbedeutende Randnoten erscheinen lassen. Und dann wird es beinhart und schmerzhaft ehrlich um die wenigen echten Prioritäten gehen müssen, auf die Österreich nicht ganz verzichten wird müssen.

Und nun zur Kanten abschleifenden Regierung. Da wagt es ein Herr Faymann tatsächlich davon zu reden, dass 120.000 Menschen von der Entfernung irgendwelcher Kanten „profitieren“ würden. Mit solchem blöden Herumgeschwafel nimmt man naturgemäß den Österreichern jede Motivation, das Sparen zu begreifen. Wenn sich Politiker immer nur als Weihnachtsmänner präsentieren wollen, dann sind sie einfach in Zeiten wie diesen am falschen Platz.

Der Finanzminister wiederum hat sich in die Kategorie der Taschenspieler eingeordnet. Er finanziert die Kantenabschleifungen wieder einmal durch die berühmten „Umschichtungen“. Was schlicht eine Lüge ist: Vielmehr wird nur anderswo ein Loch aufgerissen. Konkreter: Das allergrößte Loch in diesem Land, nämlich jenes bei der Finanzierung der Pensionen, wird noch mehr vergrößert.

Pröll zahlt einfach weniger Geld von den Familien- in die Pensionskassen. Und tut so, als ob das eine Lösung wäre. Der Familienfonds hat bisher zum Teil die Leistungen der Pensionskassa für Familien, etwa die Anrechnung von Kindererziehungszeiten, kompensiert. Ohnedies versicherungsmathematisch nie auch nur annähernd ausreichend. Dieser Anteil wird nun reduziert und schon gibt es mehr Geld für die Familien.

Was Pröll verschweigt: Die Pensionsversicherung kann heute schon die Pensionen nur noch zu drei Vierteln aus den Beiträgen und Kompensationen finanzieren. Der Rest kommt aus – dem Budget.  So etwas als Umschichtung zu bezeichnen ist ziemlich mies.

Das alles aber wird übertroffen durch die Unverfrorenheit des Sozialministers. Er teilt uns eiskalt mit, dass die Hacklerregelung überhaupt nie auslaufen wird, also keineswegs im Jahre 2013, wie man wenigstens bis zu diesem Wochenende hoffen hat können. Denn bis dahin war sie vom Faymannschen Wählerbestechungspaket des Jahres 2008 verlängert worden.  

Und das Ganze nennt sich Sparpaket. Diese Regierung ist nichts anderes als ein Pleitier, der am Vorabend vor der Konkursanmeldung sich noch einmal im Casino und Bordell vergnügt. Und überdies auch noch großzügig andere Pleitiers griechischer und irischer Nationalität zu retten verspricht. Was ihm sogar manche glauben, weil der wahre Zustand seiner Finanzen erst nach dem Gang zum Handelsgericht bekannt sein wird.

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Bail out Irlands per Telefon! drucken

Sollte Josef Pröll in einer Telefonkonferenz dem Bail out Irlands zustimmen, begeht er Verfassungsbruch. Am Telefon lassen sich hochkomplizierte Wirtschaftspläne nicht prüfen. Ohne Prüfung zu handeln ist fahrlässig. Man verlässt sich nicht auf Fremde, wenn´s ums eigene Geld geht.

Der Lissabon-Vertrag steht im Verfassungsrang. Er verbietet das Bail out eines Mitgliedsstaates durch die EU. Die EZB darf weder direkt noch indirekt Staatsschulden oder Staatsdefizite finanzieren, der Ankauf von Staatsanleihen ist ihr untersagt, die Belehnung von Staatspapieren falliter Staaten verboten. Keine Bank kauft noch solche Papiere.

Die EFSF (European Financial Stability Facility),als Haftungs- und Kreditnehmer, schließt im Juni 2013 ihre Pforten. Der IWF wird nach drei Jahren seine Forderungen auf die EU abwälzen, denn er kann statutenmäßig ja auch keine Dauerfinanzierung von Staatsschulden vornehmen. Irland wird bis 2013 seine Schulden nicht selbst finanzieren können, also werden die Garantien fällig und Österreich muss zahlen oder neue Garantien abgeben.

Um das zu vermeiden wird wohl die EZB im Falle Irlands der „Lender of last Resort“, die Staatspapiere bleiben bei ihr hängen, sie muss dafür frisches Geld (Fiat Money) in den Geldumlauf pumpen. Das schwächt den EURO und uns Österreicher.

Außerdem: Kein Mitgliedsstaat ist verpflichtet, für Schulden eines anderen Mitgliedes direkt oder indirekt zu haften. Jeder weiß, dass Staatsschulden nie zurückgezahlt werden, sondern stetig steigen. Wer für Pleitiers bürgt, ist irre, hieß es im „Tagebuch“. Österreich hat genug zu tun, um seine eigenen Defizite zu finanzieren.

Professor Sinn vom Münchner Ifo hat ganz recht, wenn er die heimischen Banken auffordert, das Geld nicht ins Ausland zu transferieren, sondern in inländische Häuslbauer und den Mittelstand zu investieren. Jeder Transfer von Kapital ins Ausland schwächt die inländische Wirtschaft. Unsere Großbanken haben ja inzwischen horrende Beträge im Ausland verloren, sie sind inzwischen klüger und vorsichtiger geworden.

Sabotieren Sie also nicht die österreichische Wirtschaft noch weiter, Herr Pröll! Lehnen Sie den Bail out-Plan für Irland als vollkommen unrealistisch ab und überlassen Sie es den Irländern (wie auch den Portugiesen, Spaniern, Italienern und Franzosen) mit ihren Problemen selber fertig zu werden, auch wenn sie dazu aus der EWU ausscheiden müssen. Sie ist ohnehin nicht zu halten. Der Fall Griechenland sollte Ihnen das gezeigt haben. Auch Griechenland wird Österreich nicht bis 2013 aus der Haftung entlassen. Wiederholen Sie also nicht denselben Fehler!

Apropos Griechenland: Das Pleiteland Griechenland wird genauso wie Portugal, Spanien und Italien jetzt für Irland garantieren (mit 2.82 Prozent), Irland für Griechenland und die anderen Pleitekandidaten (1.59 Prozent EFSF-Quote). Wenn ein Pleitier für den anderen bürgt, nennt man das Wechselreiterei, also Betrug. Darauf läuft das von Herrn Juncker und Konsorten ausgeklügte Finanzzierungssystem hinaus. Eine feine Sache, bei der Herr Pröll wohl mitzumachen gedenkt.

Univ.-Dozent Dr. Friedrich Romig lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen. Er war Mitglied der Europakommission der Österreichischen Bischofskonferenz.

 

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Unis: Wir zahlen für Pferde und Japaner, nicht für unsere Zukunft drucken

Unsere Unis haben zu wenig Geld. Dieser Satz wird nicht nur von studentischen Demonstranten, sondern auch von links bis rechts als eherner Stehsatz verwendet. bloß nennt jede Seite andere Gründe und Therapien. Ob der Satz aber überhaupt so generell stimmt, wird nie hinterfragt.

Ich mache mich seit einiger Zeit in Gesprächsrunden mit der Frage wichtig, ob jemand erraten kann, welche Universität pro Student beziehungsweise Absolvent am meisten Geld bekommt. Zugegeben, auf diese Statistik bin ich nicht selber gekommen, sondern ein ehemaliger Rektor – der zum Schutz seines Lebens natürlich nicht genannt sein will – hat mich darauf aufmerksam gemacht.

Unter fast Hundert Befragten hat jedenfalls nur ein einziger richtig geantwortet. Denn die richtige Antwort lautet: die veterinärmedizinische Universität. Dort kostet uns jeder Absolvent 287.000 Euro, an den für Österreichs wirtschaftliche Zukunft ungefähr zehnmal so wichtigen Technischen Universitäten ist es nicht einmal halb so viel (Graz: 104.000, Wien 96.000 Euro).

Da fragt man sich schon: Nach welchen Regeln verteilen die diversen Wissenschaftsminister eigentlich das Geld auf die Unis? Gibt es da irgendeine Rangordnung nach nationalen und rationalen Bedürfnissen? Oder geht es nur darum, wer die beste Lobby hat? Worin besteht die große Zukunftsbedeutung der Tierärzte? Warum bekommen etwa die humanmedizinischen Universitäten deutlich weniger, nämlich zwischen 211.000 (Graz wie Innsbruck) und 250.000 Euro (Wien, worin sich wohl im Vergleich zu der mehr als ebenbürtigen Innsbrucker Medizin schon eine Subvention an die Gemeinde Wien versteckt)?

Dieser Republik sind die Menschen weniger wert als die Tiere. Ein trauriges Land.

Das mag damit zusammenhängen, dass in Österreich die Grünen und die Kronenzeitung die meinungsbildenden Kräfte sind, das hier entlaufene Hunde oder entflogene Kanarienvögel echte Dramen auslösen, während sie in anderen Kontinenten verspeist werden. Vielleicht ist es auch noch immer der Einfluss des Bauernbundes mit seinem Interesse an milchfreudigen Kühen. Ein wirklicher Kenner der heimischen Forschungsszene meint hingegen: „Das ist vor allem eine Subvention an die Reiterlobby in allen Parteien, gehen doch Frauen und Töchter jedes zweiten Politikers und Firmenchefs reiten.“

Was auch immer die Ursache ist: Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Damen und Herren Reiter mögen die Kosten für die Heilung ihres Tieres künftig gefälligst selber tragen. Ebenso die Hundehalter und die hochsubventionierten Rinderbauern.

Ähnliches kommt einem in den Sinn, wenn man sich die zweitteuerste Universität anschaut, nämlich die für Musik und darstellende Kunst, wo jeder Absolvent 215.000 Euro kostet, während die schlechtest finanzierte Uni, nämlich die Wirtschaftsuniversität, nur 42.000 bekommt (aber sich trotzdem heimlich, still und leise ein paar Millionen zur Seite legen konnte).

Gewiss sind die Musik und damit auch die dazugehörige Uni für Wien sehr wichtig und sollen es auch bleiben. Das gilt aber auch für Salzburg – wo ein Mozarteum-Absolvent jedoch nur 140.000 Euro kostet. Nicht nur dieser Unterschied ist dringend erklärungsbedürftig. An keiner anderen Universität ist auch der Ausländeranteil so hoch, vor allem der an Söhnen und Töchtern wohlbetuchter Ostasiaten. Diese stellen in manchen Musik-Fächern 90 Prozent. Warum bitte müssen die nicht einen annähernd kostendeckenden Beitrag zahlen, wenn sie in der Welthauptstadt der Musik studieren wollen? So wie sie es ja auch in Harvard für das weltbeste Wirtschaftsstudium tun müssen. Was hat das Studiengebühren verteufelnde Sozialgewäsch von Rot/Grün mit der Tatsache zu tun, dass Österreichs Steuerzahler hier Wohlstandskinder aus Japan und Korea teuerst subventionieren?

Vielleicht sollte man all das ernsthafter diskutieren statt ständig nur zu jammern. Immerhin liegt Österreich mit seinen Ausgaben für Unis&Co („Tertiärbereich“) laut einer weiteren Statistik des Wissenschaftsministeriums an vierter Stelle unter den EU-Ländern. Immerhin liegen diese Ausgaben auch in BIP-Prozenten sowohl über dem Schnitt der EU wie jenem der OECD.

Hier wird also auf recht hohem Niveau gejammert. Und von schwachen Ministern verschwendet.

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Pensionisten werden lernfähig drucken

Im Tagebuch sind die Pensionistenverbände oft als hemmungslos egoistisch gegeißelt worden, weil sie ständig auf Kosten der Jugend verantwortungslose Forderungen stellen, die langfristig nur in einer Zahlungsunfähigkeit der Republik enden können. Und die überdies eine durch keinerlei Leistungsgerechtigkeit legitimierte Umverteilung zu jenen Pensionisten forcieren, die fast nie Beiträge einbezahlt haben. Nun muss man das Urteil revidieren. Zumindest im ersten Punkt, und zumindest für einen der Verbände.

Denn beim schwarzen Seniorenbund scheint in letzter Zeit wieder Vernunft eingekehrt zu sein, zumindest in wichtigen Teilbereichen. Offenbar hat man dort erkannt, dass hemmungslose Leistungslizitation nicht unbedingt das ist, was – gerade auch ältere Menschen – unter bürgerlich verstehen.

Der Bund hat sich in den letzten Tagen immerhin in drei wichtigen Punkten überraschend mutig und deutlicher denn je neupositioniert:

Erstens verlangt er laut ein rasches Ende des Frauenprivilegs, schon mit 60 Jahren in Vollpension gehen zu können. Dabei übergeht man freilich elegant, dass dieses Privileg 1991 auch mit der Stimme des heutigen Seniorenbund-Obmannes Andreas Khol per Verfassungssondergesetz eingeführt worden ist, weil es ja eigentlich der Gleichheitsregel der Bundesverfassung massiv widerspricht.

Zweitens ist der Seniorenbund nun auch deutlich gegen die Hacklerregelung, die ja durchaus arbeitsfähige Menschen in eine gut dotierte Frühpension lockt. Nicht zuletzt infolge solcher Frühpensionsmöglichkeiten hat sich seit 1970 die durchschnittliche Pensionsbezugszeit der Männer von 14 auf 22 Jahre erhöht (bei Frauen ist sie noch länger), während sich das durchschnittliche Arbeitsleben von 42 auf 35 Jahre reduziert hat.

Und drittens wenden sich die schwarzen Pensionisten gegen die roten Pläne, das Institut der Altersteilzeit noch mehr zu erleichtern, die ja ebenfalls eine versteckte Frühpension ist. Und die vor allem im öffentlichen Bereich konsumiert wird.

Würde solche Vernunft endlich auch bei den roten Pensionisten-Politruks einkehren, dann könnte man ja viel mehr Verständnis für die Wünsche der Pensionisten haben. So lange dort ein Karl Blecha mit seinem autoritären Auftreten agiert, ist freilich jede Hoffnung vergebens. Obwohl Blecha letztlich den Pensionisten sehr schadet.

Wären alle Pensionistenverbände vernünftiger, würde nämlich ihr Verlangen nach einer Inflationssicherung der Pensionen (die umso wichtiger ist, je intensiver Europa und Österreich durch Schulden und Gelddrucken eine heftige Inflation vorbereiten) auf viel mehr Verständnis treffen; Pensionisten stehen einer Inflation ja besonders hilflos gegenüber. Ebenso wäre der Seniorenkampf gegen die Streichung des Alleinverdienerfreibetrags auch bei jenen Ehepaaren, die mehrere Kinder großgezogen haben – und wo die Frauen daher nicht lange genug arbeiten konnten –, dann viel verständlicher.

Aber es ist nicht nur der rote Pensionistenverband, der sich mit einer an die 70er Jahre gemahnenden Lizitationsmentalität der bei der Konkurrenz langsam einkehrenden Vernunft in den Weg stellt. Auch der eigene Parteiobmann der ÖVP hat sich ja ausweglos und anscheinend völlig unkritisch an einen Werner Faymann gebunden, obwohl dieser immer stärker und beinahe krankhaft totale Realitätsverweigerung betreibt.

Bei allem Lob: In einem Punkt fehlt bei den schwarzen Pensionisten auch weiterhin jedes Gefühl für Gerechtigkeit: Sie haben kein Problem damit, dass im letzten Jahrzehnt – also auch während der schwarz-blauen Zeit – unter den Pensionisten immer jene benachteiligt wurden, die ihre Pensionen zum weitaus höchsten Prozentsatz selbst durch Beiträge finanziert haben.

Statt dessen fallen auch die schwarzen Pensionistenvertreter nach wie vor auf den alten Sozialschmäh hinein, mit dem die Bevorzugung von Kleinpensionisten und Ausgleichszulagenbeziehern verteidigt wird. Aber in Wahrheit sind Kleinpensionen in hohem Ausmaß Zweit- und Drittpensionen, also keineswegs Bezüge besonders armer Menschen. Und Ausgleichszulagen wiederum werden besonders häufig von jenen kassiert, die ihr zum Teil stolzes Lebenseinkommen an der Sozialversicherung vorbei finanziert haben, etwa durch Pfusch. Warum die alljährlich privilegiert behandelt werden, hat mir noch kein Pensionistenpolitiker erklären können.

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Die ÖH übt das Schreiben – auf Kosten der Studenten drucken

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Die Hochschülerschaft geniert sich nicht, die Zwangsbeiträge aller Studenten für teure Inserate in linken Zeitungen auszugeben. Die Studierenden (wie sie sich im linken Neusprech nennen) können sich‘s ja offensichtlich leisten, will uns die ÖH damit wohl signalisieren.

Damit erreicht zugleich auch die Belohnung politisch wohlwollender Zeitungen durch die grün-rote ÖH eine neue Qualität. So wie in Wien die nun rot-grüne Stadtverwaltung ebenfalls nicht mit den Korruptionsinseraten aufzuhören gedenkt.

Auch der Inhalt der Inserate ist eine Fundgrube: Da wird etwa in krauser Logik mit großen Lettern geknallt: „Die Regierung ist verdammt feig“. Der Grund: Sie habe ein „Sparbudget“ vorlegt. Ach hätte sie doch nur!

Statt eines Sparbudgets wünscht sich die ÖH ein „sozial gerechtes Zukunftsbudget, das diesen Namen auch verdient“. Ab wie vielen Milliarden zusätzlicher Schulden es diesen Namen verdient, wird uns allerdings nicht mitgeteilt. Ebensowenig, wie sehr sich die angeblich von der ÖH vertreten Studenten freuen, in Zukunft neben den von der Regierung verursachten Schulden auch noch jene dieses Zukunftsbudgets einmal zurückzahlen zu müssen.

Natürlich wird in dem ÖH-Aufsatz doppelgeschlechtlich formuliert. Zu tadeln ist allerdings, dass die ÖH-Kernzielgruppe der Transgender-Massen diesmal sträflich missachtet werden (die ja durch besonders skurrile Schreibweisen politisch korrekt zu ehren sind). Noch mehr fällt der durchgängig holprige Stil auf – ungefähr auf dem Niveau eines der in allen Zeitungsredaktionen Österreichs zu Recht geringgeschätzten Publizistik-Absolventen. Da kann man über Sätze staunen wie: „Sie trifft möglicherweise auch Sie persönlich.“ Aha. Oder: Da „wird ideenlos an Einzelmaßnahmen herumgedoktert . . .“ Tut den Einzelmaßnahmen hoffentlich nicht weh.

Oder: „Als ob die Auseinandersetzungen mit politischen GegnerInnen nicht Reibeflächen genug bieten würden, dominieren wider jegliche Expertise Machtgelüste von Provinzkaisern den politischen Diskurs.“ Was les ich da in diesem Quatschsatz? Die „Provinzkaiser“ werden nicht gegendert!

Verliert deswegen ein_e Student_In den/die Job_In in der/die ÖH? Oder ist die Frau Burgstaller unbemerkt zum Mann mutiert? Oder sind vielleicht gar nicht die Landeshauptleute gemeint und gibts dort wirklich Kaiser? Und ist „Provinz“ nicht eigentlich recht despektierlich (was eigentlich den ständig krampfhaft Unkorrektheiten suchenden ÖH-Funktionärinnen besonders auffallen hätte müssen, die ja fast alle hörbar aus jener kommen)? Und warum werden die GegnerInnen – worunter wir uns wohl die FPÖ vorzustellen haben – sehr wohl gegendert?

Die Einschaltungen in den einzelnen Blättern unterscheiden sich im übrigen durch einen subtilen kleinen Unterschied. Während die Standard-Leser als „LeserIn einer Qualitätszeitung“ angesprochen werden, wird den „Österreich“-Lesern jeder Bezug zu Qualität vorenthalten. Ihnen wird an gleicher Stelle nur schnippisch gesagt: „Sie kennen das sicher alles.“ Aus einer Nichtqualitätszeitung? Na klar, aus Fellner-Kommentaren weiß man vermutlich längst alles, was die ÖH will; ist der Blattmacher ja qualitativ noch nie über seine Anfänge als Schülerzeitungsmacher hinausgekommen.

Sein Blatt wird übrigens von den Jung-Goethes und Goethinnen der ÖH interessanterweise ohne Anführungszeichen geschrieben. Also: „Lieber Leserin, lieber Leser von Österreich“. Was freilich Anlass zu weiteren Rätseln gibt. Was meint dann der Satz: „In Österreich herrscht „die Blockade“.“? Wird am Ende das Fellnersche Edelprodukt von der bösen Regierung blockiert, der ja wirklich alles zuzutrauen ist? Und warum steht ausgerechnet „die Blockade“ in Anführungszeichen? Ist es gar nicht so gemeint? Oder sind jetzt die Feigen plötzlich zu Blockierern geworden?

Wer freilich glauben sollte, dass die – von einer kleinen Minderheit gewählte – ÖH-Führung auch nur einen einzigen Alternativvorschlag macht, wo eventuell sonst gespart werden könnte, der irrt. Hacklerregelung, ÖBB, Zeitungsinserate (ich meine jene der diversen Minister) oder Doppelkompetenzen in Schule, Pflege und Gesundheitssystem: Nichts davon kommt der ÖH auch nur andeutungsweise über die Lippen.

Daher sollte das Inserat auch besser so beginnen: „Die ÖH ist noch feiger als die Regierung. Und das ist verdammt schwer.“ Und als Fußnote würde sich eignen: „Wer mit dieser ÖH gemeinsam agitiert, schadet seinem eigenen Anliegen. Und ist ein verdammt nützlicher Idiot.“

 

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Fußnote 149: Wien gibt aus, aber zahlen müssen alle drucken

Rot-Grün in Wien kommt schon im ersten Jahr teuer, und zwar alle Österreicher.

Das erfuhr man am Rand der Landeshauptleutekonferenz so quasi im Vorbeigehen. Während nach außen lautstark der Streit tobte, ob nun der Bund oder die Länder die Lehrer anstellen, musste der Wiener Bürgermeister in einer viel wichtigeren Frage zugeben, dass Wien im kommenden Jahr die nach den Maastricht-Kriterien einzuhaltende Defizit-Quote überschreiten wird. Wien plant nach der Steiermark das größte Defizit aller Bundesländer. Kann der Bund die Ausgabenfreude von Häupl, Voves & Co bremsen (denen als positive Gegenbeispiele immerhin Oberösterreich und Vorarlberg gegenüberstehen)? In keiner Weise. Österreich kann hingegen von der EU wegen Verletzung der Maastricht-Kriterien bestraft werden. Was zwar vorerst eher Theorie ist. Umso brutaler ist die Strafe der Märkte für Staaten, die ihre Ziele nicht einhalten: Diese müssen höhere Zinsen zahlen, wenn sie sich Geld ausborgen wollen. Die der gesamtösterreichische Steuerzahler zu blechen hat. Auch wenn er absolut nichts für die giftige Wiener Mischung kann: Wo die Grünen die zum Teil Korruption darstellenden rote Verschwendung nicht einbremsen wollen; und wo die Roten den Grünen Geldverschwendung für Radfahrer & Co genehmigen. Für die Märkte gibt es bei der Einschätzung der Kreditwürdigkeit nämlich nur ein Österreich. Und das zu Recht, seit der Bund Kärnten aus der Hypo-Alpen-Adria-Pleite gerettet hat. Da wird er gegebenfalls auch die Steiermark oder Wien retten müssen.

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Wie weit ist der Dritte Weltkrieg entfernt? drucken

Weit weg von uns, im Fernen Osten, dräut ein Krieg, der wie bei einem Asteroideneinschlag auch auf dem Gegenpol – im Nahen Osten – eine heftige Reaktion auslösen könnte. Der Ausfall einer ganzen Atomanlage im Iran könnte schon so einen Hinweis bieten. Die Toten der letzten Stunden auf einer südkoreanischen Insel, die von Nordkorea her mit Granaten beschossen wurde, sind ein Fanal, möglicherweise der Auftakt zu einem Dritten Weltkrieg. 

Ein Dritter Weltkrieg wird nicht lange dauern, aber zu heftigen Schlachten mit modernstem Kriegsgerät führen. Und die Kampfhandlungen werden den gesamten Planeten Erde umspannen.

17. August 2010. Die größten gemeinsamen Marinemanöver Südkoreas mit den USA sind voll angelaufen, 30.000 US-Truppen und 58.000 Südkoreaner beteiligt. Im Japanischen und im Gelben Meer. Vorsichtig hat die gesamte 7. US-Flotte im Pazifik rund umher Stellung bezogen – von Okinawa bis hinter Taiwan und hinunter nach Australien. Die Aussagen mehrerer höchstrangiger Überläufer aus Nordkorea liegen auf dem Tisch, dass nämlich das Regime in Pjöngjang nicht deshalb so aggressiv vorgeht und unter anderem südkoreanische Schiffe versenkt, um ein paar Barrel Öl und Getreide zu erpressen, sondern dass man dort alles auf eine einzige Karte setzt, nämlich Südkorea zum geeigneten Zeitpunkt per Überraschungsangriff zu überrennen.

Das war die Politik Kim Il Sungs seit 1945 und das wurde von seinem Sohn Kim Jong-il fortgesetzt. Der hat erst vor zwei Jahren einen Schlaganfall überstanden. Das könnte ihn zu einem großen Risiko verleiten, bevor er ohnehin ade zum Leben sagen muss.

Ganz dicht war er ja nie. Nicht, als er als Geheimdienstchef einen südkoreanischen Jumbo per eingeschmuggelter Kofferbombe auf dem Flug von Singapur nach Seoul hoch über dem Meer sprengen ließ – unter den hunderten Passagieren etliche Diplomaten und Geheimdienstler Südkoreas. Und nicht, wenn er nächtens auf einem Jeep durch die Hauptstadt raste und auf Straßenlampen ballerte. Und viele solcher Geschichten mehr.

Im Oktober 2010 hat er seinen jugendlichen Sohn Kim Yong-un zum Chef der zentralen Militärkommission erhoben und damit offiziell zu seinem Nachfolger ernannt. Niemand weiß, wie der Sohn tickt. Hat er den Mut zu Reformen, oder lässt er sich von seinem Vater in ein militärisches Abenteuer hineinziehen?

Das Warten auf den Tag X enerviert den Westen seit dem 15. Jänner 1975, als auf einem ganz anderen Schlachtfeld in der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus – tausende Kilometer weiter im Süden – 1600 nordvietnamesische Panzer unter Bruch des im Februar 1973 unterzeichneten Friedensvertrages von Paris aus heiterem Himmel über den 18. Breitengrad preschten und Südvietnam im Sturmlauf bis Saigon hin binnen dreier Wochen eroberten.

Vietnam als Exempel

Die Armee Südvietnams war damals gut gerüstet gewesen und trainiert. Aber die Machtzentrale in Washington D.C. war durch den Rücktritt von Richard Nixon im Zuge der Watergate-Affäre geschwächt und das US-Parlament nicht mehr bereit, nach zehn Jahren Krieg in den Dschungeln Südostasiens auch nur das Leben eines einzigen weiteren Amerikaners für ein westlich orientiertes Südvietnam zu opfern. Den Flugzeugträgern wurde per Eilbeschluss verboten, in die Kampfhandlungen einzugreifen – die russischen T-72 Panzer wären für die amerikanischen Laser-bomben ein leichteres Ziel gewesen als die im Dschungel versteckten Vietkong. Das hatte den Effekt, dass die Südvietnamesen ihre teuren Waffen hinschmissen und sich den Truppen Ge-neral Giaps massenweise ergaben.

Ein tolles Lehrstück auch für den Lunatiker in Nordkorea. Jetzt, 2010, ist er am Ziel seiner Wünsche. Mit nachweislich 10 Atombomben in der Rückhand kann er einen Überfall auf Seoul wagen.

Alle sind sehr besorgt, was nun kommen mag, die Südkoreaner an erster Stelle. Ein voller Krieg auf ihrem Territorium würde sie sehr schwer treffen. Die Amerikaner, die noch mit 8000 Mann nahe dem 38. Breitengrad stehen und wohl die ersten Ziele für die schwere Artillerie von 11.000 an der Grenze stationierten nordkoreanischen Haubitzen wären. Japan, das mit der Möglichkeit rechnen muss, dass in seinem Perimeter abermals Atombomben zum Einsatz kommen. China, das in den letzten drei Jahren still und leise 300.000 Mann in seiner Nordprovinz zusammengezogen hat, ohne deutlich zu sagen, ob sie eine Warnung an die Adresse Kim Jong-ils sein sollen oder gar eine stillschweigende Rückenstärkung für ein nordkoreanisches Abenteuer. Zuletzt das ebenfalls betroffene Russland, dem es nicht egal sein kann, ob es in unmittelbarer Nähe seines Pazifikhafens Wladiwostok zu nuklearen Kampfhandlungen kommt.

Und es ist eben dieses Russland, das in diesen Tagen eines asiatischen Nervenspiels begann, den iranischen Atomreaktor Busher mit Brennstäben zu laden. Weit weg von Korea, aber nicht ohne Zusammenhang. Denn der fanatische islamische Fundamentalist Machmud Ahmadinejad vertritt voller Überzeugung die Meinung, dass Israel zerstört werden muss, und dass diese Tage nun vor der Tür stünden.

Vor der entscheidenden Eskalation in Iran

Er sagt das wahrscheinlich nicht von ungefähr. Denn der Iran ist seit langem mit Nordkorea verbündet und die Vermutung steht im Raum, dass die Steinzeitkommunisten vom anderen Ende der Welt nicht nur Baupläne für eine Atombombe geliefert haben, sondern auch ein, zwei Stück echter, einsatzbereiter Hardware.

Israelische Jets haben am 6. September 2007 einen von Nordkoreanern errichteten Plutonium-Reaktor in Syrien eingeäschert, was andeutet, dass der Iran – so wie die Amerikaner 1945 – lieber doppelt moppeln möchte, und neben einer Uran-Bombe auch noch den Besitz einer Plu-toniumbombe anstrebt. Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass die Israelis vor ihrem Angriff einen Computervirus ins syrische Netz entsandten, der das syrische Radarsystem „erblinden“ ließ, ohne dass seine Operateure das merkten. Die israelischen Jets sind über die syrische Wüste hinweggeflogen, als ob sie Schmetterlinge gewesen wären.

Während viele gutmeinende, friedensbewegte Menschen im Westen noch überlegen wollen, ob der Iran überhaupt an nuklearen Waffen arbeitet, kündigt Teheran die weitere Errichtung von Uran-Zentrifugen an. Die deutliche Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran durch die Vereinten Nationen und einzelne Großmächte scheint also das erwartete Ergebnis zu bringen – nämlich keines.

Diese Faktenlage hat Israel von Anfang an in seinem Kalkül gehabt und sich vorbereitet. „Wir werden einen nuklearen Iran nicht dulden“, hieß die Losung in allen politischen Parteien. Israel schärfte sein Schwert – unter Präsident Bush mit offener amerikanischer Hilfe, unter Barack Obama nur mit verdeckter oder ohne sie. Eine lückendichte Raketenabwehr gegen ballistische Geschoße wurde installiert, die Amerikaner lieferten dafür das hochsensible Radarsystem, installierten es in der Negev-Wüste und bemannen es – gegen das Versprechen, den Iran nicht vorzeitig anzugreifen. Aber was heißt vorzeitig? Unbestätigten Berichten zufolge war Weihnachten 2009 der Terminor.

Sobald sich eine ballistische Rakete mit einem Sprengkopf an der Spitze zwei Meter über den Staub der iranischen Wüsten erhebt, wissen das die Computer in der Negev-Wüste und schießen das Projektil ab. Vorzeitig heißt für die Israelis: Warten mit einem Angriff auf die iranischen Atomeinrichtungen bis wirklich klar ist, dass die Sanktionen nicht greifen.

Aber auch seine eigenen Abwehrraketen hat Israel weiterentwickelt. Das „Arrows“-System ist mittlerweile sogar bei den Amerikanern heiß begehrt. Im Herstellen von Mittelstreckenraketen, Cruise-Missiles und Kampfdrohnen sind die Techniker in Tel Aviv nunmehr Weltmeister. Elektronik und Software sind zu israelischen Exportschlagern geworden. Technologien, die sich auch in den Bildscannern österreichischer Druckereien und Werbeagenturen finden oder in den neuartigen Biotechlabors in Wien. 

In Israel gehören militärische Übungen in großem Stil seit dem Amtsantritt von Irans Ahmadinejad zur Routine. Fast wöchentlich fliegt eine Rotte von Kampfjets mit Tankflugzeugen von Tel Aviv bis Gibraltar und retour, dann wieder üben jeweils 100 Bomber Angriffsmanöver auf Kreta. Der Zivilschutz errichtet Zeltlager von Haifa bis Eilath mit allem, was dazugehört, Großküchen, Operationssälen und Lagern für Gasmasken.

Die Kommentatoren halten das für bloße Abschreckung und für ein Druckmittel zum Durchsetzen von Sanktionen. Die Sanktionen sind nun da, die Wirkung aber lässt auf sich warten. Ahmadinejad hingegen hat keinen Zweifel daran gelassen, dass Tel Aviv komplett zerstört werden wird, falls Israel die iranischen Atomanlagen angreift.

Wie kann er so etwas sagen? Mit konventionellen Bomben gelingt das sicher nicht. Wenn er nicht nur prahlt, dann bedeuten seine Worte, dass er bereits im Besitz einer einsatzfähigen Atombombe ist. Die hat der Iran wohl aus Nordkorea beschafft, oder aus Pakistan, oder aus den unmittelbar nach der Wende zeitweise unbewachten Depots der zerfallenden Sowjetunion. „Israel muss vorsichtig sein“, sagte er in einem Interview mit dem „Spiegel“ vor vier Jahren, „Eine Bombe genügt, um den kompletten Staat Israel auszulöschen. Der Iran ist aber auch mit 10 Atombomben nicht zu vernichten.“ Was die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton 2009, kaum im Amt, veranlasst hat, von einer totalen Zerstörung des Iran zu sprechen. Als Senatorin hatte sie in ihrem Wahlkreis New York auch eine Million Staatsbürger jüdischen Glaubens zu vertreten.

Israel nimmt diese Sprüche nicht auf die leichte Schulter. „Ahmadinejad ist ein neuer Hitler“, heißt es in Jerusalem. „Und Hitler hat alles durchgeführt, was er je angekündigt hatte.“

Es war ein jüdisches Psychiaterteam in New York, das 1942 für Präsident Roosevelt auf 1200 Seiten festhielt, wie der Maniker in Berlin tickte. Sie haben ein Meisterwerk abgeliefert, das von den alliierten Strategen leider kaum beachtet wurde (wie der „Spiegel“ berichtete). Denn in der Philosophie der damaligen Zeit war nicht Hitler der Gegner, sondern Deutschland. Jede einzelne psychologische Prognose der New Yorker Forschungsgruppe Hitler hatte sich bewahrheitet.

Die Nachfahren dieses Teams im heutigen Tel Aviv haben sich ebenso wissenschaftlich genau ein Bild vom persischen Führer Ahmadinejad gemacht. Ihr Verdikt: „Er ist ein neuer Hitler“. Einer, der noch dazu daran glaubt, dass ein Krieg die Wiederkehr des Zwölften Imam herbeiführen wird. Das hat er sogar vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen der Welt mitgeteilt. Nicht auszuschließen, dass er, Ahmadinejad, sich selber für den Mahdi hält, für die Inkarnation des Propheten, für den Messias der neuen islamischen Zeit.

Es braut sich etwas zusammen im Heiligen Land. Gerade an jenem 17. August 2010, als die amerikanisch-südkoreanischen Marinemanöver ihren ersten Höhepunkt erreichten, flog Bibi Netanyahu für zwei Tage nach Athen, um mit Andreas Papandreou zu konferieren. Er bot vermutlich die Unterstützung mit modernen Waffen gegen die Türken an. Im Gegenzug wird weiterhin das Üben von Angriffsflügen im griechischen Luftraum Thema gewesen sein, etc.

Die Schlinge um den Iran zieht sich zu. Mit einem Militärschlag Israels ist ab diesen Herbst bis spätestens 2012 zu rechnen, wenn nach Aussage aller westlichen Geheimdienste definitiv eine iranische Atombombe im Eigenbau einsatzbereit sein könnte. Allerdings hat erst jüngst - am 3. November 2010 - Generalmajor Jadlin, Oberkommandierender des israelischen Militärgeheimdienstes erklärt, dass der Iran inzwischen genug Uran für eine Atombombe zentrifugiert hat und nun beginnt, eine zweite Bombe zu produzieren. Mit anderen Worten, ab sofort ist ein israelischer Militärschlag möglich, wahrscheinlich, wenn nicht zwingend notwendig.  

Die israelische Militäraktion beginnt mit einer Finte. Zuerst ein Scheinangriff mit schwachen Kräften auf Atomanlagen, um den Hauptschlag gegen Ahmadinejad, den konservativen Mullah-Rat und die Pasdaran zu überdecken. Iranischsprechende Mossad-Teams jagen getarnt als „Volksmuhadjedihns“ die islamistische Führung in den Straßen von Teheran.

Die Juden aus Persien haben schon einmal ihre Heimat verloren und wollen nicht auch noch Israel untergehen sehen. Ihr Einsatz ist hundertprozentig. Sie agieren als Kamikaze in der alten Heimat. Sie wissen Ahmadinejad zu deuten. Erst wenn das erledigt ist, kommt ein voller Angriff mit Cruise Missiles gegen Raketenstützpunkte und die russischen Abwehrraketen. Schließlich mit 100 Flugzeugen ein Abwurf nuklearer „Bunkerbrecher“ gegen die Teststollen für Atom-bomben und Feinangriffe auf die Netzpunkte der Nuklearanlagen.

Kein radioaktiver Fall-out im Freien. Aber shock and awe für den Iran, den Islam und die ganze Welt. Und das zu einer Zeit, in der es im Fernen Osten ebenfalls nach Krieg riecht. Bei einem Regimewechsel in Teheran würde es für Kim Jong-il in Pjöngjang ziemlich eng werden, wenn sich seine unter der Tuchent entwickelten nuklearen Verbindungen mit Persien offenbarten.

Es lässt sich nicht voraussagen, was zuerst kommt, ein Angriff Nordkoreas auf Südkorea oder ein Angriff Israels auf den Iran. Da beide Schauplätze ineinander wirken, spricht viel dafür, dass es ziemlich zur gleichen Zeit ablaufen wird. Ein Krieg an beiden Enden der Erde mit nuklearen Komponenten! Wieso vergangenen August ausgerechnet Fidel Castro im fernen Havanna auf die Idee kam, seine Rekonvaleszenz mit einer Rede vor dem kubanischen Parlament über die Gefahr eines Atomkriegs im Nahen Osten zu beweisen – das muss einem erst jemand erklären. Aber vielleicht hat ihm da sein Busenfreund Hugo Chavez Einiges von seinen iranischen Zuträgern am Krankenbett geflüstert. 

Auswirkungen bis Lateinamerika

Da könnte sich in Fidels Weltecke noch ein kleiner Zusatzkonflikt im Rahmen eines Dritten Weltkrieges anhängen, der aber auch irgendwie ins Bild gehört. Denn der Venezolaner Chavez hat sich in seinem Größenwahn mit Kolumbien angelegt, das von den USA in den Bush-Jahren zur stärksten Militärmacht Lateinamerikas ausgebaut wurde. Dieser Armee gelang in einer genialen, kühnen Aktion die Befreiung der früheren Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt nach 6-jähriger Gefangenschaft aus den Fängen der Linksguerilla FARC und die Tötung mehrerer der langjährigen kommunistischen Führer.

Anschließend hat sich die FARC nach Venezuela hinübergerettet, wo sie neuerdings von Hugo Chavez wieder hochgepäppelt wird. Ob das dem venezolanischen Führer gut bekommen wird, sollte sich noch zeigen. Er droht Kolumbien mit Krieg und hat sich zu dem Zweck mit dem Perser Ahmadinejad angefreundet und ihm offen nukleare Kooperation angedient. Wie bei einem Repetiergewehr wird der Rückschlag auch ihn treffen, wenn Ahmadinejad den Zorn Israels zu spüren bekommt. 

Am Ground Zero in Manhattan gab es wütende Proteste der Amerikaner gegen die Errichtung einer Moschee in der Nähe des neuen amerikanischen Mahnmals und weiterhin anhaltenden Widerstand. 76 Prozent sind gegen ein islamisches Zentrum an diesem für US-Bürger heiligen Ort. Barack Obama war dafür.

Der Charme, einen schwarzen Präsidenten zu haben, ist für eine Mehrheit der Amerikaner vorüber. Der Chef der Vereinigten Staaten steht vor einem harten Test. Die Al-Qaida will ihm den Truppenabzug bis Mitte 2011 aus dem Irak vermasseln. Aber gehen die vielen teuflischen Anschläge überhaupt auf das Konto von Osama bin Laden? Der Verdacht steht im Raum, dass einige der übelsten Attentate im neuen Irak vom Iranischen Geheimdienst organisiert worden waren, manche sogar gegen die Schiiten, nur um einen Bürgerkrieg anzuzünden.

Ende Sommer kamen Meldungen, nach denen Emissäre von Osamas Terrororganisation im Iran beobachtet wurden. Nicht auszuschließen, dass da eine Kooperation entriert wird, oder möglicherweise schon längere Zeit funktioniert. Die Indizien, dass seinerzeit Saddam Hussein mit Vertretern Osama bin Ladens gemeinsame Sache gemacht hatte, sind ebenfalls noch nicht widerlegt. Das Böse geht gerne mit dem Bösen. Wir wissen das seit dem Hitler-Stalin-Pakt.

Die guten Nachrichten

Während sich solcherart die Rauchschwaden der planetaren Nebelwerfer einfach nicht verziehen wollen, gab es an besagtem 17. August 2010 auch eine gute Nachricht: Das Parlament des Libanon erlaubte ab sofort palästinensischen Flüchtlingen die unlimitierte Aufnahme regulärer Arbeit im Land der Zedern. Vorher war den Flüchtlingen von 1948 und 1967 nur niedere Arbeit gestattet. Ein Funken der Vernunft und Glimmer der Hoffnung in einem bereits an mehreren Lunten rauchenden Pulverfass.

Und noch eine weitere gute Nachricht vom 2. September: US-Präsident Barack Obama, „Der Gesegnete“, hatte zu einem neuen Auftakt israelisch-palästinensischer Friedensgespräche ins Weiße Haus eingeladen. Auch König Abdullah von Jordanien und Präsident Hosni Mubarrak von Ägypen – beides Länder, die bereits einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen haben – haben an den Gesprächen teilgenommen.

Der amerikanische Sondergesandte George Mitchell strahlte bei der Ankündigung durch Außenministerin Hillary Clinton über das ganze Gesicht. Was ein Indiz für Fortschritte hinter geschlossenen Türen sein könnte. Alle Seiten stehen wegen der bevorstehenden Militäraktion Israels gegen den Iran unter Druck. Berichte, dass Saudiarabien kürzlich den Israelis unter der Hand freien Luftraum für Kampfjets, Bomber und Cruise Missiles über seinem Territorium zugesagt hätte, könnten Teil einer Desinformationskampagne sein. Wenn allerdings etwas daran sein sollte, dann brennt bereits der Hut. Denn eine derart hochsensible Meldung aus einem arabischen Lande dürfte nur kurz vor einer bevorstehenden Aktion an die Medien rausgelassen werden.

Es wäre daher klug, eine mögliche Friedenslösung für Palästina noch davor zu vereinbaren. Niemand weiß, wie der Nahe Osten danach aussehen wird. Israel muss sich bewusst sein, dass nach einer nuklearen „Enthauptung“ des Iran sein eigenes Atomarsenal zur Debatte stehen wird. Das Schweigen darüber geht dann nicht mehr. Der Abtausch wird heißen: nukleare Abrüstung gegen eine wasserdichte Sicherheitsgarantie durch die USA, Europa, Nato und UNO. Garantien welche natürlich genauso für die palästinensischen Gebiete Westbank, Ostjerusalem und Gaza gelten müssen.

Die dritte gute Nachricht kam am 21. August: China gab bekannt, dass es sich mit Nordkorea auf die Wiederaufnahme der 6er-Gespräche geeinigt habe mit dem definitiven Ziel einer Abrüstung auf dem nuklearen Sektor. China ist auch das Land, das am ehesten Einfluss auf Nordkorea nehmen kann.

1950 haben die Truppen von Mao Tse Tung Nordkorea vor dem Gegenangriff Marshall MacArthurs gerettet, der dann im Ernst mit einer Wasserstoffbombe die gelbe Millionenarmee vernichten wollte, falls sie ihr Aufmarschterritorium in der Mandschurei verlassen hätte. Was wiederum Präsident Harry Truman veranlasste, den verdienten und populären 6-Sterne-General seines Postens zu entheben. Das war notabene jener Präsident, der im August 1945 den Abwurf zweier Atombomben auf Japan befohlen hatte.

Wenn nun China heuer die Nordkoreaner dazu gebracht hat, wieder zu verhandeln, dann könnte es sein, dass Kim Jong-il begriffen hat, dass ein Angriff seiner Armee auf Südkorea endgültig keine Erfolgsaussicht hätte.

Wie zufällig verkündete am selben Tag Südkoreas Präsident Lee Myung-bak einen Plan zur friedlichen Wiedervereinigung mit Nordkorea und Beseitigung aller Atomwaffen auf der Koreanischen Halbinsel. Der Plan sieht keine Abschaffung des kommunistischen Systems vor, sondern eine langsame Angleichung an die so erfolgreiche chinesische Transformation. Lee erklärte sich bereit, eine allfällige Wiedervereinigung über eine Sondersteuer im Süden zu finanzieren.

Und weil gerade des 100sten Jahrestags der Besetzung Koreas durch Japan gedacht wurde, forderten die Nordkoreaner eine Entschädigung für das Leid, das den Menschen Koreas durch die Japaner zugefügt wurde. Eine Forderung, die der Süden gerne gemeinsam vertreten wird. Soeben haben sich die 20 größten Wirtschaftsmächte der Erde in Südkoreas Hauptstadt Seoul getroffen. Ein weiterer Anstoß für den Norden, seine Angriffsfantasien zu hinterfragen und das Angebot einer großen Friedenslösung anzunehmen.

Hoffnung also im letzten Moment im fernen Osten. Freilich gilt zu beachten, dass dieses Stop-and-go eine bewährte Taktik der Nordkoreaner seit nun schon 20 Jahren ist. Wir Österreicher denken dabei an unseren Präsidenten Kurt Waldheim, den langjährigen UN-Generalsekretär, der uns 1990 bei einem Besuch in der Präsidentschaftskanzlei seine Einschätzung darlegte, dass nur China das Problem Korea lösen könne, und das auch tun werde, weil ein Krieg dort China keinen Nutzen bringe. Gelängen erfolgreiche 6er-Verhandlungen (Süd- und Nordkorea, Russland, China, USA, Japan) und ihre Umsetzung, dann wäre das ein harter Schlag für Ahmadinejad. Als letzter Verbündeter stünde ihm dann nur mehr der Venezolaner Hugo Chavez zur Verfügung.

P.S.: Ende August gab es in Meschched ein Handgranatenattentat auf Achmadinejad. Ende September überraschten die Meldungen, dass der Supervirus StuxNet die Computersysteme des iranischen Atomprogramms lahmzulegen beginne. Und das drei Tage, nachdem der Iran alle möglichen Trägerraketen und Kampfdrohnen getestet und der Welt stolz präsentiert hatte.

Vor einem Jahr war bekannt geworden, dass Israel vor einer großangelegten Militäraktion gegen das Atomprogramm des Iran, das viele gefährliche Risiken beinhaltet, versuchen werde, das Regime in Teheran mit unkonventionellen Mitteln aus dem Sattel zu werfen.

Dieser Prozess scheint begonnen zu haben und hat den Diktator Ahmadinejad zum Ziel. Das Risiko dabei: genau der Versuch, das iranische Regime zu destabilisieren, könnte Israels Städte ins Visier iranischer Raketen bringen. Die Frage dann lautet, ob sie einen nuklearen Sprengkörper tragen werden. Die Antwort darauf scheint sich der Mossad bereits gegeben zu haben.

Paul Fischer hat 21 Jahre im Journalismus gearbeitet; er startet nun eine zweite Karriere als Reiseleiter. Demnächst aber nicht im Nahen Osten.

 

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Liberalismus, ein Erklärungsversuch drucken

Immer wieder ist die Rede vom Liberalismus, von liberal. Allzu oft wird der Begriff für die eigene Ideologie missbraucht, wie zum Beispiel damals bei der Gründung des Liberalen Forums. Diese Partei vertrat keineswegs Ideen des Liberalismus, im Gegenteil, sie legte sich dessen Deckmantel um, um sozialistische Gleichschaltungspolitik zu betreiben. Liberal war damals nur der Name und die Politik für gewisse Gruppen.

Leider nicht minder häufig kommt es vor, dass liberale Prinzipien uminterpretiert werden, um sozialistische Gleichschaltungspolitik zu forcieren. Deshalb sei an dieser Stelle versucht, dem Liberalismus eine Stimme zu verschaffen.

Beginnen wir mit einem einfachen, aber berühmten Beispiel. Es waren einmal zwei Männer auf einer Insel. Diese Insel hatte zwei Kokosnussbäume. So kam es, dass die Männer sich die Bäume aufteilten, einer für jeden. Bald kam es aber zum Streit, weil der eine Baum mehr Kokosnüsse abwarf. Die beiden handelten einen Vertrag aus, die Kokosnüsse würden aufgeteilt. Als aber einer der beiden begann, beim Nachbarn zu stehlen, wurde den beiden klar, dass sie jemanden brauchten, der dafür sorgt, dass dieser Vertrag eingehalten wurde. Der Staat kommt ins Spiel.

Staatstheoretisch lässt sich keine Rechtsordnung aufrechterhalten, die nicht von der Mehrheit der Bürger zumindest geduldet wird. Defizite in der Staatsstruktur führen zwangsläufig zum Erlöschen dieses Staates in dieser Form. Es mag zwar Jahrzehnte geben, in denen das Volk ein nicht geduldetes Staatssystem erträgt, spätestens aber in einem wirtschaftlichen Notstand bricht dieser Staat zusammen. Dies erlebte man 1848, 1914-1920 und schließlich auch 1933. Auch das Imperium Romanum sackte schließlich zusammen, als es mit Panem et circenses vorbei war.

Aus diesen Erkenntnissen lässt sich ableiten, dass jeder Staat letztendlich einen Gesellschaftsvertrag nach Rousseau braucht. Denn herrscht in der Bevölkerung keine Einigkeit über die Aufgaben des Staates, so zerbricht dieser wie oben demonstriert.

Eine weitere direkte Konsequenz aus diesen Erkenntnissen ist, dass ein Staat so viele direktdemokratische Elemente aufweisen muss wie nötig, und dass ein staatliches System der Subsidiarität Vorschub leisten sollte.

Denn je kleiner eine staatliche Einheit ist, desto eher reflektiert sie den Volkswillen. Dies ist wiederum eine logische Konsequenz aus der Tatsache, dass physisch nahe beieinander lebende Menschen die gleichen Probleme haben. Ein Vorarlberger weiß nicht um die Probleme eines Wieners und umgekehrt.

 Nun haben wir schon drei Elemente herausgearbeitet, auf die ein Staat notwendigerweise aufgebaut sein muss, um langfristig existieren zu können:

  1. Ein Gesellschaftsvertrag, der den Volkswillen in jedem Fall widerspiegelt.
  2. So viele direktdemokratische Elemente wie möglich, um zu garantieren, dass dieser Volkswille erhalten bleibt.
  3. Das Prinzip der Subsidiarität, um den Widerspiegelungseffekt des Volkswillens zu maximieren.

Fraglich ist, wie denn nun dieser Gesellschaftsvertrag aufgebaut sein soll. Welche Aufgaben lässt man dem Staat zuteil werden? Diese Frage kann das Volk nur selbst beantworten. Betrachtet man aber den Grund, warum Staaten entstanden sind, so lässt sich doch eruieren, dass ein Volk in jedem Fall drei Aufgaben von einem Staat erwartet: Schutz der körperlichen Unversehrtheit, Schutz des Eigentums und Schutz persönlicher Rechte wie Namensrecht, Recht am Bild, usw.

Daher ergeben sich für einen Staat vier Aufgabenbereiche: Militär, Polizei, Justiz und die damit verbundene Verwaltung.

Jetzt haben wir den Staat in seiner reinsten Form, im Sinne des Minarchismus.Der Liberalismus jedoch fordert nicht diesen Staat. Dieser minarchische Staat ist nur die Voraussetzung eines liberalen Staates.

In einem liberalen Staat sind die Bürger nämlich auch frei zu entscheiden, unfrei zu sein. Die einzige Voraussetzung ist eben, dass es wirklich dem Willen des Volkes entspricht. Um diesen Zustand zu erreichen, müssen aber jegliche Freiheitsbeschränkungen aufgehoben werden. Nur so ist gewährleistet, dass bei diesen politischen Fragen der Wille der Bürger durchdringt.

Weitere Voraussetzung ist die Reinstallation aller Freiheiten gegenüber dem Staat. So muss vollständige Meinungsfreiheit herrschen, vollständiger Datenschutz, vollkommener Schutz der Privatsphäre vor dem Staat, vollkommene Medienfreiheit, persönliche Freiheit (also keine Rechtsnormen außer dem Strafrecht für das Verhalten der Bürger) und absolute Steuerfreiheit, bis natürlich auf die Steuern, die für Justiz, Militär, Polizei und Verwaltung nötig sind, was nicht mehr als etwa 10 Milliarden Euro sein dürften.

Warum sollte man diesen Zustand, diesen Staat aber wollen? In mehreren Diskussionen wird dem Liberalismus vorgeworfen, Werte zu zerstören, dem Nihilismus zu seiner Vollendung zu verhelfen und überhaupt keine Existenzgrundlage zu bieten, was zur Anarchie führe. Dem geht die Fehlannahme voraus, dass der christliche Staat der Neuzeit, oder die islamischen Staaten der Jetztzeit für ein Wertegerüst und so für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgten/sorgen. Nietzsche prophezeite auf Grund der Aufklärung den Nihilismus und ist meiner Meinung nach damit gescheitert.

Für die Auflösung der Wertegemeinschaft, der Familie, für das Wertevakuum überhaupt, ist nicht die Aufklärung verantwortlich. Nicht die Säkularisierung und die Loslösung von der Kirche haben unseren materialistischen inhaltsleeren Hedonismus heraufbeschwört. Sondern die sozialistischen Wohlfahrtsstaaten können sich diese Entwicklung auf die Fahne heften, insbesondere aber die 68-er Bewegung, die die Werte Liebe, Familie, Disziplin, Fleiß und alles andere, was nach konservativer Kanonisierung roch, ins faschistische Eck drängte. Niemand anderer als die Linke höhlte die Grundpfeiler unseres Staates aus und ließ die Menschen mit nichts weiter zurück als mit inhaltsleeren Konsum- Sozialismus- Gleichschaltungs- und Gutmenschideologien.

Der Wohlfahrtsstaat impfte den Menschen ein, dass nur Geld glücklich mache, die Linke impfte den Menschen ein, dass man nur glücklich sein könne, wenn es keine Nazis mehr gibt und man sich für die Schwulen, Ausländer und sonstige „Schwache“ der Gesellschaft einsetzt und wenn man „gesund“ isst, nicht raucht und gegen den Klimawandel kämpft. Solcherart stilisierten sich diese Themen zu den Lebensmittelpunkten der Bevölkerung und lassen diese mit nichts weiter als Leere zurück.

In einem liberalen Staat jedoch gibt es keinen Staat mehr, jedenfalls nicht mehr im Privatleben. Es gibt auch keine Politik und keine Medien mehr, die einem ein gewisses Verhalten vorschreiben. Auch wäre der Wohlfahrtsstaat verschwunden, sodass es für den Bürger nur noch die Familie, die Freunde und den Bekanntenkreis gäbe, die sie stützen, mit Werten versorgen und ihnen ein Vorbild sind. Allein schon deshalb, weil man sich finanziell nur noch auf die Familie und engen Freunde verlassen kann, besinnt man sich auf diese. Und dass sich die Bevölkerung à la longue auf die traditionellen Werte besinnen wird, kann man schon daraus ablesen, dass diese Werte seit jeher Gültigkeit besitzen.

Zumindest gab es in der Monarchie keine staatliche Bevormundung und genau zu dieser Zeit entwickelten sich diese Werte.

Es gäbe auch keine Feministinnen mehr, die den Frauen einreden, sie seien nur mit einer Karriere glücklich, obwohl jeder normale Mensch von Herzen weiß, dass einen nur das Glück der Liebe und der Familie, also auch der Kinder, erfüllt. Auf diese Weise würden auch wieder mehr Kinder gezeugt, vor allem wenn man die unselige Fristenlösung abschafft.

Ein liberaler Staat würde uns also zu den Wurzeln zurückbringen, aus denen wir entstammen, ohne den Bürgern den Wohlstand zu nehmen, den sie sich mühevoll in Jahrzehnten erarbeiteten.

Philipp Starl ist Obmann der Rechtsliberalen Partei Österreich und studierte an der Wiener Juridischen Fakultät Rechtswissenschaften.

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Aussetzer drucken

Auszusetzen gibt es vieles -
ob man’s aber sagen kann,
ist nicht Frage bloß des Stiles,
nein, auf Macht kommt’s meistens an.

Wenn drum einer unbefangen
wo was aussetzt, heißt das nicht,
daß es stets auch den Belangen
und dem Wohl des Volks entspricht.

Doch was andres stört nicht minder:
Heut’ sogar noch ausgesetzt
werden Alte oder Kinder,
weil als Bürde eingeschätzt.

Auszusetzen pflegt hinwieder
ganz von selbst so allerhand -
ob Motoren oder Glieder,
Herzen, Nieren und Verstand.

Letzeres ist wohl geschehen,
wenn man wie gerade jetzt,
ohne Folgen zu verstehen,
über Schluß mit Wehrpflicht schwätzt.

Diese auszusetzen nämlich
hieße ja zu schlechter Letzt,
daß gewissenlos und dämlich
man das Vaterland versetzt!

Denn wer wird sich schon bewerben
als Rekrut in dieser Zeit,
und für welches Ziel zu sterben
ist der allenfalls bereit?

Mamelucken aber greifen
später selber nach der Macht -
und verachten all die Pfeifen,
die es vorher nicht bedacht!

Pannonicus

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Die kleine Wählertäuschung des großen Mailath-Pokorny drucken

Vor der Wahl las man das noch ganz anders. Aber der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hatte ja vor der Wahl die plötzlich migrationsskeptische Propagandalinie der Wiener SPÖ nicht stören dürfen, also die zeitweilige Simulation eines Richtungswechsels der Partei in die politische Mitte, der von Zuwanderern kurzfristig die Einhaltung einer freilich total diffusen "Hausordnung“ verlangt hatte. Jetzt hat der Mann endlich wieder freie Bahn für seine linken Ideen.

Denn – der wohl nur körperlich große – Mailath will nun plötzlich eine Art Migrantenquote bei der Kulturförderung einführen. Hat schon in den letzten Jahren die Durchsetzung der Frauenquote in manchen Gremien zu einem gewaltigen Qualitätsverlust und einem gefährlichen Sinken des Niveaus geführt – wofür die Wiener Stadtregierung, aber auch die Bundesregierung besonders gute Beispiele bieten, was aber Justiz und Universitäten mit ihrer geradezu militanten Förderung von Quotenfrauen ebenso tun –, so wird jetzt dasselbe offenbar auch zu Gunsten der Zuwanderer eingeführt, um die „Repräsentation von Migranten in politischen Leitungsfunktionen“ des Wiener Kulturbetriebes zu erhöhen.

Mailath tut das aber, ohne dass das irgendeinem Wähler ein paar Wochen vorher im Wahlkampf auch nur mit einem Wörtchen gesagt worden wäre.

Es wird jedenfalls künftig von jedem, der von ihm – in Wahrheit natürlich aus unseren Steuergeldern – Fördergelder erbittet, neben all den sonstigen Demütigungen und dem Papierkram, die ein Subventionswerber schon bisher auf sich nehmen musste, nun auch noch ein Migrantenförderungs-Nachweis verlangt. Die Kulturinstitution muss darlegen, wie sie künftig einen verstärkten Akzent auf die Förderung von Migranten legen wird. Damit hat sich Rot-Grün einen neuen Trick konstruiert, wie man die Steuergelder aller Österreicher künftig nur noch politisch genehmen Vorfeldorganisationen zufließen lässt. Nach dem Antifaschismus und Feminismus nun eben auch noch der Migrantismus.

Wer also Geld will, sollte sich wohl am besten „Antifaschistisches türkisch-proletarisches Lesbentheater“ nennen. Dann ist man gleich mehrfach förderungswürdig. Dann werden logischerweise die Förderungen nur so explodieren. Qualität und Besucherzahlen sind hingegen völlig wurscht.

In Wahrheit gibt es im österreichischen Kulturleben längst hervorragende Chancen für Zuwanderer. Nur waren die bisher auf Leistung aufgebaut und nicht auf parteipolitische Schiebung und Protektion oder auf bürokratische „Nachweise“ von Migrantenförderung. Man denke nur an die große Zahl von Nichtösterreichern auf den Bühnen der Opernhäuser und in den heimischen Orchestern sowie an den Kunstuniversitäten, aber auch an die vielen Deutschen oder Schweizer in den Sprechtheatern (Österreicher etwa in der Leitung des Burgtheaters sind schon seit sehr langem ganz seltene Ausnahmen). Das alles geschah ganz ohne einen Mailath-Pokorny und seinen neuen krampfhaften Migrantismus.

Damit ist wohl auch die letzte Hürde für arme Migranten beiseite geräumt, nämlich dass man bisher noch halbwegs hochdeutsch artikulieren können musste, wenn man auf Sprechtheatern auftritt. Als nächsten Schritt muss dann im rot-grünen Wien bald jede Organisation und Firma einen „Ausländer-Förderungs-Beauftragten“ anstellen . . .

Wählerbetrug ist das Mildeste, wie man das nennen kann.

 

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Und jetzt noch den Papst auf die Anklagebank drucken

Als nächstes setzt die außer Rand und Band geratene Wiener Staatsanwaltschaft wohl auch den Papst auf die Anklagebank. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man jene Fragen, die da am Dienstag eine österreichische Staatsbürgerin hochnotpeinlich vor einem Strafgericht beantworten musste, mit dem vergleicht, was der Papst in dem zur gleichen Stunde in Rom präsentierten und weltweit Aufsehen erregenden Interviewbuch sagt.

Aber wahrscheinlich warten die Staatsanwälte dort noch, bis das von Steuergeld-finanzierten Inseraten unzähliger SPÖ-Politiker lebende „News“ die übliche Anzeige erstattet. So wie eben gegen nun angeklagte Elisabeth Sabaditsch-Wolff. Der Prozess wurde vertagt.

Sabaditsch musste sich vor Gericht jedenfalls gegen den Vorwurf rechtfertigen, warum sie den Islam selbst als das Problem bezeichnet – und nicht wie es offenbar die politisch überkorrekte Richterin meint, bloß ein paar wenige isolierte Islamisten. Diese von grenzenloser Ahnungslosigkeit zeugende Frage fiel zeitlich fast auf die Stunde mit der Präsentation des neuen Papstbuches zusammen, in dem Benedikt XVI zu sagen wagt: „Es wurde deutlich, dass der Islam im öffentlichen Dialog zwei Fragen klären muss, nämlich die Fragen seines Verhältnisses zur Gewalt und zur Vernunft.“

Also „der Islam“, nicht nur ein paar Radikalinskis. Denn schon Tausende Male ist absolut zu Recht der Vorwurf an den ganzen Islam gerichtet worden, dass im Koran eine ganze Reihe von Rechtfertigungen von Gewalt gegen Nichtmuslime zu finden ist, und dass die Mehrzahl der Islam-Gelehrten eine Vernunft-orientierte Interpretation des Koran-Wortlauts ablehnt.

Aber zum Glück werden wohl „News“ und die roten Chefs der Wiener Staatsanwaltschaft die Welt in Kürze davor bewahren, dass der Papst solches noch jemals wieder ungestraft sagen darf. Zumindest sollten sie sein neues Buch bald beschlagnahmen lassen, da dieses sonst zusammen mit Thilo Sarrazin zum weitaus meistgekauften des Jahres werden wird, allen anderslaufenden Bemühungen der linken Medien zum Trotz.

Apropos Staatsanwalt. Der Ankläger Hans-Peter Kronawetter musste in der Verhandlung zugeben, dass er den Tonband-Mitschnitt vom inkriminierten Referat Sabaditsch-Wolffs nur „auszugsweise angehört“ hat. Es ist eigentlich nicht zu fassen: Da bedroht ein hochbezahlter Exponent der Justiz jemanden mit drei Jahren Haft und macht sich nicht die Mühe, das angeblich belastende Tonband auch nur einmal ganz anzuhören.

Für jene, die es inzwischen schon wieder vergessen haben: Dass ist derselbe Herr Kronawetter, der verfassungswidrig gegen einen (natürlich nicht-linken) Abgeordneten strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen hat, ohne sich um dessen parlamentarische Immunität zu kümmern. Und natürlich, ohne deren Aufhebung zu beantragen.

Die diesmal ganz leichte Heimhörerfrage: Was würde in einem unabhängigen Privatunternehmen passieren, wenn ein Mitarbeiter dauernd solche Schnitzer begeht? Aber in der Wiener Staatsanwaltschaft passiert ihm gar nichts, weil er ja seine Aktionen immer nur im Kampf gegen die politische Rechte setzt. Und das setzt ja den Rechtsstaat bekanntlich neuerdings außer Kraft.

PS: Am gleichen Tag gibt es noch eine Dritte erschütternde Nachricht zu lesen: Eine pakistanische Christin ist nur mit Mühe der Todesstrafe entkommen, zu der sie schon verurteilt war, und jetzt durch einen "Gnadenakt" des Präsidenten freigelassen worden, weil sie zu moslemischen Frauen, die sie unbedingt bekehren wollten, gesagt hat: "Jesus lebt, aber Mohammed ist tot." Wegen so etwas wird man von einem Gericht in einem islamischen Land auf Grund des Islam zum Tod verurteilt. Und in Wien muss man sich auf Grund einer anzeige von "News" rechtfertigen, weil man den Islam als Ganzes kritisiert.

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Fußnote 148: Die Tore sind weit offen drucken

 Die Zogajs sind zurückgekehrt. Womit alles klar ist.

Unter großem Kraftaufwand hat die Innenministerin den Missbrauch des Asylrechts durch die Familie Zogaj ausgebügelt. Und die Folgen der unendlich langen Prozeduren infolge zahlloser Anträge und Eingaben der von wem auch immer bezahlten Zogaj-Anwälte sowie infolge der massiven Überforderung des Verwaltungsgerichtshofes. Jetzt aber durfte ein Großteil der Familie auf ganz normalem Weg einwandern. Und jetzt weiß man auch, was man von Rot-Weiß-Rot-Card und all den Beteuerungen der Politik zu halten hat: Dass nämlich abgesehen vom Weg des Asyls künftig nur noch jene nach Österreich einwandern dürfen, die sich durch ganz besondere Qualifikationen und einen besonderen Bedarf auszeichnen. Nichts davon trifft im Fall Zogaj zu. Nicht einmal in ihrem Heimatort sieht die große Mehrheit auf Grund der Erfahrungen der Vergangenheit eine Bereicherung durch die Familie, wie sogar der „Kurier“ zugeben musste. Obwohl uns bestimmte Medien – der ORF, „News“ und „Österreich“ an der Spitze – seit Jahr und Tag eine Zogaj-Begeisterung der Frankenburger suggerieren wollten.

 

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Der Unsinn der Irlandhilfe drucken

Was bewirkt die europäische Hilfe für Irland? Wenig Gutes, viel Übles. Wer aber ist schuld daran, dass es so weit gekommen ist?

Was die Haftung der EU-Länder für Irland bewirkt, ist klar: Irland bekommt nun leichter Geld – also nicht nur zu unerschwinglich hohen Zinsen –, um die Hilfe für seine maroden Banken zu finanzieren. Im Gegenzug werden aber Deutschland, Österreich, die Niederlande und die Skandinavier – derzeit noch die Lokomotiven des europäischen Hilfszugs – zunehmend höhere Zinsen zahlen müssen.

Denn kein Geldgeber, kein Anleihezeichner wird übersehen, dass Deutschland & Co immer mehr Schulden und Haftungen auf sich laden. Schon seit einigen Monaten muss ja sogar Spitzenreiter Deutschland bei der Kreditaufnahme höhere Zinsen zahlen als solide Industriekonzerne. Das hat es in der Geschichte noch nie gegeben. Da hatte insbesondere Deutschland seit 1950 als unsinkbares Schiff gegolten.

Warum steht Irland so schlecht da? Eigentlich steht es lange nicht so schlecht da wie Griechenland. Es hatte bis vor zwei Jahren sogar nur eine halb so hohe Staatsverschuldung wie etwa Österreich und eine blühende Wirtschaft mit schönen Wachstumsraten. Und es wird auch nach der Übernahme der Bankschulden eine Schuldenquote haben, die jener Belgiens oder Italiens gleicht, also von Staaten die durchaus noch Kredite bekommen. Die Iren haben nur das Problem, dass bei ihnen die Schuldenexplosion mit einem Schlag passiert ist, während die Schulden der anderen über Jahre akkumuliert worden sind.

Was schlimm genug ist. Aber Irland hat im Vergleich zu fast allen anderen EU-Ländern einen strukturellen Vorteil: Es hat kein strukturelles Defizit, sondern es wird nach Übernahme der Bankschulden wieder relativ akzeptabel budgetieren. Es hat den Sozialstaat lange nicht so aufgebläht wie Griechenland, Italien oder Belgien. Es ist daher im Grunde viel sinnvoller, Irland zu helfen, als es bei den in den Tag hineinlebenden Griechen war.

Irland hat freilich zwei schwere Fehler gemacht: Es hat wie alle Länder zugeschaut, wie die Banken des Landes durch zu riskante Geschäfte eine in keiner Weise erträgliche Größe erreicht haben. Und es hat zweitens dann die Haftung für die krachenden Banken übernommen, als diese die Finanzkrise nicht überstehen konnten. Statt die Gläubiger der Banken bluten zu lassen – darunter auch viele Banken auf dem Kontinent.

Was wäre passiert, hätte Irland die Bankenschulden nicht übernommen? Nun, dann wären viele andere Banken ebenfalls in Schwierigkeiten gekommen. Das ist aber allemal weniger riskant, als wenn nun Schritt für Schritt alle europäischen Staaten finanziell destabilisiert werden.

Die Haftungsübernahme durch die anderen Europäer ist aber auch für die Iren deprimierend. Denn sie sind nun wie die Griechen in Sachen Geld auf einen halbkolonialen Status degradiert, in dem sie nur noch auf Befehl von außen handeln dürfen. Sie werden wohl von den anderen gezwungen werden, die niedrigen Steuern für Unternehmen zu erhöhen, die aber der Grundstein für den irischen Aufschwung in den letzten beiden Jahrzehnten waren. Die daher – im Gegensatz zur hiesigen Neidgenossenschaft, wie sie gerade wieder einmal der ÖGB-Präsident in der Pressestunde so ungeschminkt verkörpert hat, – auch beim Iren von der Straße sehr beliebt sind.

Wo aber sind die Fehler passiert, dass es soweit kommen konnte? Nun sie lassen sich alle darauf zurückführen, dass die europäischen Politiker trotz intensiver Warnungen immer wieder populistisch den Weg des geringsten Widerstandes gegangen sind, dass der Euro – bei aller wirtschaftlichen Bedeutung – primär ein politisches Projekt gewesen ist.

1.     Die seit Jahrzehnten laufenden teuren Transferleistungen an Länder wie Griechenland, Portugal, Spanien oder Irland (unter für die Bürger unverständlichen Tarnnamen wie „Kohäsion“) haben sich als fatal erwiesen. Diese Länder haben dadurch jede Selbstverantwortung verlernt. Gratisgeld von außen bringt ein Land nämlich nie in die Höhe – das sieht man ja auch bei der Entwicklungshilfe. Nur wer selber weiß, dass sich jetzt jeder Spaß aufhört, der lernt Verantwortungsbewusstsein und Selbstbeschränkung.

2.     Bei der Einführung  des Euro sind keine effizienten Sanktionen für Defizitsünder beschlossen worden. Jetzt im Nachhinein gibt es keine Chance auf einen Konsens über wirksame und vor allem automatische Straf-Maßnahmen ohne jedes Mehrheitserfordernis unter den Mitgliedsländern. Wie es etwa ein Ausschluss aus dem Euro gewesen wäre. Oder die automatische Kürzung aller staatlichen Ausgaben – Beamte, Pensionen, Subventionen – schon bei Überschreiten einer der drei Maastricht-Grenzen für Defizit, Schulden und Inflation.

3.     Stattdessen hat man Länder in den Euro genommen, die von Anfang an diese Grenzen verletzt haben.

4.     Immer klarer wird, dass weltweit die Rettung aller großen Banken (bis auf Lehman) ein schwerer Fehler war. Wenn man einmal das Prinzip aufgibt, wer pleite ist, muss in Insolvenz gehen, dann nimmt man jedes Risikobewusstsein aus dem Wirtschaftsleben. Und fördert so eine Eskalation des Risikos. Wenn sich Gläubiger nicht mehr anschauen müssen, wem sie Geld borgen, dann kann die strengste (und teuerste) Bankaufsicht nichts mehr helfen.

5.     Ein noch größerer Fehler war dann im Frühjahr die Rettung Griechenlands. Wenn man jenem Land hilft, das sogar nachgewiesenermaßen bei der Schuldenaufnahme kriminell gehandelt hat (durch Fälschung der Statistiken), dann kann man bei keinem anderen Land mehr Nein sagen.

6.     Die Iren jetzt zu zwingen, neben den notwendigen Sparmaßnahmen auch die Unternehmenssteuern zu erhöhen – wie es auch Österreich verlangt –, öffnet in den anderen EU-Ländern neue Türen für neue Begehrlichkeiten. Die Nutznießer der staatlichen Ausgaben und insbesondere die Gewerkschaften sowie ein Teil der europäischen Sozialdemokraten glauben ja immer noch, dass Sparen, dass eine Beschneidung des üppigen Wohlfahrtsstaates überflüssig ist und dass alle Probleme durch immer höhere Steuern gelöst werden können. Was aber in Wahrheit nur die Konkurrenzfähigkeit Europas verschlechtert, was schlecht für Investitionen, Arbeitsplätze und die Steuereinnahmen der Zukunft sind. Und was vor allem und einzig der asiatischen Konkurrenz hilft.

Dass man mit der Irland-Hilfe auch noch die EU-Verträge brutal bricht, die verbieten, einem verschuldeten Mitgliedsland zu helfen, – das ist seit Griechenland ja schon geradezu europäischer Brauch. Und macht es illusorisch, auf bessere Regeln zu hoffen. Die dann eh wieder gebrochen werden.

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Die Hintertüren der EU drucken

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die linken Gesellschaftsveränderer tarnen können. Wer würde hinter folgendem Satz in einer nun zur Abstimmung anstehenden Entschließung des Europaparlaments auch etwas Besonderes vermuten? Die Entschließung „betont die Notwendigkeit der gegenseitigen Anerkennung offizieller Dokumente der nationalen Verwaltungen“.

Das klingt herrlich harmlos, was da ein italienischer Exkommunist vorgelegt hat. Und es hat gute Chancen auf eine Mehrheit. Es bedeutet aber, dass – bei einer Realisierung – ganz Europa die volle Schwulenehe anerkennen müsste. Also auch jene Länder wie Österreich, die geglaubt haben, mit einer „Eingetragenen Partnerschaft“ ein Zwischending geschaffen zu haben, das etwas ganz anderes als eine Ehe sei (wie zumindest die ÖVP-Spitze ihren Wählern einreden wollte). Und es betrifft natürlich auch jene Länder, die davon gar nichts halten.

Das Spiel läuft dann so: Mann heiratet Mann etwa in Spanien, das unter seiner sozialistischen Regierung neben vielen Schulden auch die volle Schwulenehe eingeführt hat. Und das muss dann postwendend auch in Österreich voll anerkannt werden.

Damit würde sich die EU durch die Hintertür auch eine weitere Kompetenz aneignen, die sie laut den EU-Verträgen eigentlich nicht hat. Denn dann wäre es ziemlich gleichgültig, was jedes Land in Sachen Personenstand regelt. Man geht mit seinen Wünschen halt immer in jenes Land, das diesen am weitesten entgegenkommt. Und diese Wünsche müssen dann überall erfüllt werden.

Dass dahinter auch wieder einmal die schon europaweit sattsam bekannte Viviane Reding aus Luxemburg steckt, die nun ihre Strategien übers Parlament spielt, ist eine zusätzliche Pointe. Dass sie eigentlich theoretisch eine Christdemokratin ist, eine weitere. Obwohl an ihrer Politik weder Christliches noch Demokratisches zu sehen ist.

Noch teurer als die schwulen Wünsche der Frau Reding ist eine weitere Passage der gleichen Entschließung:  Sie fordert „weitere Anstrengungen zur Beseitigung von Hemmnissen für Bürger bei der Ausübung ihres Rechts auf Freizügigkeit, insbesondere im Hinblick auf ihre Ansprüche auf Sozialleistungen  und ihr Wahlrecht bei Gemeindewahlen.“

Damit würden die Versuche der österreichischen Regierung sofort wieder unterlaufen, dem drohenden Ausgleichszulagen-Shopping einen Riegel vorzuschieben. Das besteht darin, dass Osteuropäer mit einer niedrigen Pension diese durch Übersiedlung nach Österreich auf die fette Ausgleichszulage aufbessern. Also vervielfachen.

Und dann müssen wir wieder viel Steuergeld für Kampagnen ausgeben, die das Image der EU verbessern sollen . . .

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Und jetzt auch noch Paul Lendvai? drucken

Nach den vielen ORF-Affären der vergangenen Jahre ist nun auch noch Paul Landvai, der prominente Ungarn-Experte des ORF in ein schiefes Licht gekommen. In ungarischen Medien werden belastende Dokumente aus ungarischen Geheimdienst-Archiven veröffentlicht, die auf eine überraschend gute Kooperation Lendvais mit den kommunistischen Behörden Ungarns hindeuten.

Diese Berichte erregen unter den in Österreich lebenden Ungarn derzeit großes Aufsehen.

Der in den 50er Jahren aus Ungarn emigrierte Lendvai  hatte mehrfach selbst zugegeben, dass er in seiner Jugend an den ungarischen Sozialismus geglaubt hat. Nach seiner Emigration und als erfolgreicher Journalist für mehrere Print- und elektronische Medien hat er hingegen öffentlich keine Sympathien dieser Art mehr geäußert. Lendvai moderiert heute noch im ORF Sendungen – weit über alle Altersgrenzen hinaus, die der ORF normalerweise seinen eigenen Redaktionsmitgliedern setzt.

Während er die nunmehrigen Vorwürfe als „lächerlich“ bezeichnet, deuten die Dokumente doch auf ein sehr kooperatives Verhältnis Lendvais zu den ungarischen Kommunisten hin, das seinem Auftreten in Österreich deutlich widerspricht. Im Gegensatz zum Fall Zilk gibt es jedoch keinerlei Hinweise auf Geldflüsse oder eine formalisierte Agententätigkeit.

Vermutlich hat Lendvai etwas ganz anderes zu seiner kooperativen Haltung verleitet: Er hatte sich als Osteuropa-Spezialist einen Namen zu machen versucht und musste immer fürchten, dass ihm in Osteuropa die Dreh- und Reise-Genehmigungen entzogen werden. So hat etwa auch der Tagebuch-Autor rund zwei Jahrzehnte kein Einreisevisum in die Tschechoslowakei erhalten.

Besonders unerquicklich an den nunmehrigen Veröffentlichungen über Lendvai ist ein Bericht, dass dieser die ungarischen Behörden über ein Treffen ungarischer Oppositioneller mit westlichen Intellektuellen detailliert informiert habe, und zwar unter Einschluss der Teilnehmernamen. Lendvai habe auch – unter ausdrücklicher Bitte um Diskretion – ungarische Diplomaten mehrere Male über bevorstehende Berichte im ORF informiert.

Lendvai war eine Zeitlang von der Regierung Gusenbauer als parteipolitisch „Neutraler“ in den ORF-Stiftungsrat entsandt worden, das weitaus wichtigste ORF-Gremium. In jüngster Zeit hat sich Lendvai – der sich normalerweise mit politischen Meinungen sehr bedeckt hält – äußerst kritisch über die gegenwärtige konservative Regierung Ungarns ausgelassen. Vermutlich stehen die Veröffentlichungen von Dokumenten aus ungarischen Geheimdienst-Archiven nun damit in Zusammenhang.

Welches Gewicht man auch immer diesen Vorwürfen zumessen mag: Sie stellen eine weitere Belastung für die ohnedies in einer schweren Krise steckende ORF-Führung dar.

 

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Von der CDU kann man neuerdings was lernen drucken

Vielleicht kommt in der ÖVP bisweilen jemand dazu, ausländische Zeitungen zu lesen. Dann hätte bei den Berichten über den CDU-Parteitag zumindest dieser Jemand vielleicht nachzudenken begonnen.

Denn die CDU hat nach ihrem tiefen Absturz bei den Meinungsumfragen eine massive Rückkehr zu ihrem traditionellen liberalkonservativen Kurs vorgenommen. Und das noch dazu in großer Einmütigkeit.

Sie geht – ohne den Namen zu nennen – in vielen Punkten auf die von Thilo Sarrazin aufgezeigten Gefahren durch den Islam ein. Sie sagt Integrationsverweigerern und Parallelgesellschaften den Kampf an. Sie will die moslemischen Verbände mehr in die Pflicht nehmen. Sie bekennt sich auch wieder viel stärker zu wirtschaftlicher Verantwortung statt zu Sozialutopismus. Sie bekennt sich zur Familie. Sie bekennt sich zur christlich-jüdischen Leitkultur. Sie will konsequenter gegen Schulschwänzer vorgehen. Sie geht wieder viel deutlicher auf einen marktwirtschaftlichen Kurs. Und sie stellt sich geschlossen und energisch gegen die grünpopulistischen Proteste zur Verhinderung des Bahnbeschleunigungs-Projektes Stuttgart 21.

Gewiss, Parteitagsbeschlüsse sind noch lange keine politische Wirklichkeit. Aber immerhin sind sie eine Neuorientierung, eine Rückbesinnung.

Und die täte auch der ÖVP dringend not. Etwa in Hinblick auf die Behauptung des Wirtschaftsministers, dass die Familienförderung „gescheitert“ sei. Obwohl die Familienförderung ja vor allem anderen eine sogar vom Verfassungsgerichtshof verlangte Frage der Gerechtigkeit ist. Und obwohl das eigentliche Scheitern darin liegt, dass die Familienförderung für in Österreich geborene Frauen – insbesondere Akademikerinnen – noch immer einen sozialen Absturz bei Geburt eines Kindes bedeutet, für Frauen aus Anatolien hingegen eine gewaltige Verbesserung. Was zu recht kontraproduktiven Ergebnissen führt.

Die ÖVP hat auf Bundesebene bis auf die parteiintern gerne im Regen stehen gelassene Innenministerin in Hinblick auf die Sicherheitspolitik keinen einzigen Politiker, der für konservative Werte stünde.

Der Landwirtschaftsminister nimmt sich wie ein radikaler Grüner aus. Der Wirtschaftsminister und sein Mastermind Leitl agieren wie das PR-Büro der gewerkschaftlich dominierten Sozialpartnerschaft (dem Wirtschaftsminister fällt überdies zur Verteidigung seiner neuen Staatssekretärin ausgerechnet der peinliche Satz ein: „Jeder verdient eine Chance“ – was ja nun wirklich auf acht Millionen Österreicher zutrifft). Die Justizministerin hat nicht einmal noch begriffen, dass ihr von ihren Beamten dauern linksliberale Gesetzentwürfe unterjubelt werden (und im ÖVP-Klub gibt es neimanden, der sie kritisch zu begleiten imstande wäre). Fast alle ÖVP-Funktionäre tun nun so, als ob Frau Marek wegen eines angeblichen Rechtskurses in Wien verloren hätte (Und ignorieren die Fragen: Wer hat denn außerhalb von Standard&Co den angeblichen Rechtskurs Mareks überhaupt registriert? Und wo waren denn die tollen Umfragen Mareks, als sie nach dieser merkwürdigen Theorie angeblich noch „liberal“ gewesen war?).

Und der Parteiobmann hat sich durch seine persönliche Identifikation mit der Schwulenehe (die nur ein bisschen anders heißt) und seiner bedingungslosen Bindung an eine Faymann-SPÖ besonders unglücklich positioniert.

Irgendwie glaubt man fast, dass die alle von einem H.C.Strache bestochen worden sind, damit der demnächst Nummer Eins werden kann. Denn es sind nicht die Wähler nach rechts gegangen, sondern die ÖVP deutlich nach links. So wie eben auch die CDU bis vor wenigen Tagen. Aber die war wenigstens zur geistigen Umkehr imstande.

 

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Dollar oder Euro? Ja, warum nicht? drucken

Mit der in der Überschrift angesprochenen Pointe hat Erich Streissler am Donnerstag einen spannenden Abend im dicht gefüllten Piaristenkeller eröffnet. Die Partner des Tagebuchs und eine Studentengruppe diskutierten mit ihm und Tagebuch-Schreiber Unterberger die Zukunft des Euro und der österreichischen Wirtschaft.

Der prominente Ökonom zeigte dabei seine große Sympathie für den Euro als Leitwährung. Denn eigentlich spreche vieles gegen den Dollar in dieser Funktion. Dennoch würden weltweit immer noch 65 Prozent der Geldgeschäfte in Dollar abgewickelt und nur 25 Prozent in Euro. Der einzige Grund hierfür sei die durch Gewohnheit begründete Trägheit des Marktes, rationale Gründe gebe es nicht.

Der Dollar sei in Wahrheit schon die Währung der Chinesen. Diese halten zwei Billionen Dollar als Währungsreserven. Würden die Chinesen aufhören, den Amerikanern solcherart Geld zu leihen, wären die USA innerhalb von drei Monaten bankrott. Die Chinesen hatten vor kurzem ihre Währung, den Yuan, aufgewertet, was ihnen in Streisslers Analyse Wirtschaftswachstum gekostet hat. Eine weitere große Aufwertung sei daher nicht zu erwarten.

Der amerikanische Notenbankpräsident Bernanke sei ein Experte für die Wirtschaft der Dreißiger Jahre. Er wolle so wie damals eine hohe Inflation schaffen, um die Wirtschaft anzukurbeln und die amerikanischen Schulden abzubauen. Bernanke drucke deshalb immer mehr Geld. Dennoch gelänge es den Amerikanern nicht, eine Inflation auszulösen.

Dem Euro prophezeite Streissler eine rosige Zukunft. Hauptgrund sei, dass die Europäische Zentralbank gesetzlich einer einzigen Aufgabe verpflichtet sei, nämlich den Geldwert des Euro – der in Wahrheit eine Fortsetzung der D-Mark sei – stabil zu halten. Die amerikanische Notenbank Fed habe hingegen auch andere wirtschaftspolitische Aufgaben, etwa die Konjunkturpolitik.  

Unterberger hielt dem entgegen, dass auch die EZB in der Griechenlandkrise die Ausrichtung auf die Stabilität verlassen habe und gesetzwidrig mit der Unterstützung einzelner Mitgliedsstaaten begonnen habe. Selbst der EU-Ratspräsident van Rompuys sehe  Eurozone schon „in einer Überlebenskrise“.

Streissler konterte mit dem Hinweis, dass es sich dabei lediglich um einzelne Länder handle und dies nicht gleich einem Scheitern des Euro gleichkäme. Van Rompuy benutze zwar gerne, wie alle Politiker, dramatische Phrasen, wahr seien sie deshalb noch lange nicht.

Streissler ließ sich auch durch Unterbergers Hinweis auf den explodierenden Goldpreis und auf die steil steigenden Immobilienpreise nicht überzeugen, dass die Europäer das Vertrauen in den Euro verlieren. Der Goldpreis schwanke öfter stark. Es würde vermehrt spekuliert, da die Leute gar nicht mehr wüssten, wohin mit dem Geld, das sie auf Grund der niedrigen Zinsen bekämen. Seiner Meinung nach lägen die Inflationsraten (in Österreich zuletzt offiziell bei 2,0 Prozent) in Wahrheit bei Null, da die offiziellen Inflationsraten immer um ein bis zwei Prozent zu hoch gemessen werden, wie Wissenschaftler nachgewiesen hätten. Es könne daher keine Rede von einer hohen Inflation sein, das Geld würde gehortet und gar nicht in den Wirtschaftskreislauf kommen.

Zur Zukunft der bedrängten EU-Länder Griechenland, Irland und Portugal prophezeite Streissler einen „Haircut“. Banken, die Anleihen dieser Länder halten, werden eben diverse Summen abschreiben müssen. Das sei es dann aber auch schon gewesen. An einen dadurch drohenden Dominoeffekt glaubt er hingegen nicht.

Auf den österreichischen Finanzminister Josef Pröll angesprochen, meinte Streissler, dieser habe es schwer, da er ja einen Kanzler habe, der schon so oft umgefallen sei, sodass ein weiteres Umfallen eigentlich gar nicht mehr möglich wäre. Pröll habe zwar zu allen Vorschlägen Streisslers Ja gesagt, nur ob Pröll sie umsetze, sei eine andere Frage.

Streisslers Fazit: Wir haben einen sehr schwachen Finanzminister, aber Gott sei dank in einer recht schwachen Krise.

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Fußnote 147: Der Schönwetterminister drucken

Außenminister Spindelegger ist der Meinung, der türkische Botschafter in Österreich kann ruhig weiterarbeiten.

Schließlich, so der Minister, habe der Botschafter bei seinem – bis auf die Grünen das ganze Land provozierenden – Interview ja nur seine Privatmeinung gesagt. Das habe ihm ja auch der türkische Außenminister bestätigt. Na Bravo: Also Österreich stört es nicht, wenn Botschafter gar nicht die Meinung des von ihnen vertretenen Landes vertreten, sondern irgendeine andere. Und sich nicht einmal dafür entschuldigen. Wozu bitte braucht man sie dann eigentlich? Und, hochverehrter Herr Außenminister: So nett es zweifellos ist, gleich mehrere Termine bei der amerikanischen Außenministerin zu haben (an die manche Vorgänger nicht herangekommen sind), so sehr sehen die Steuerzahler den Existenzgrund des diplomatischen Apparates doch auch in etwas unangenehmeren, aber notwendigen Schritten. Schönwetterminister alleine brauchen wir nicht.

 

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SN-Kontroverse: Rücktritt der ORF-Führung? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die ORF-Führung zurücktreten?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

 

Nachtigall, ich hör dir trapsen!

 

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Politik hat ihn fest im (Würge-)Griff. Österreichs öffentlich-rechtlicher Rundfunk kämpft seit vielen Jahren vergeblich um seine Unabhängigkeit. Es gab zahllose Initiativen, um ihn aus der Geiselhaft der Parteien zu befreien. Nun geht es in der Anstalt wieder einmal drunter und drüber.

Nach der Abwahl von Informationsdirektor Elmar Oberhauser ist unter der übrigen Führungsriege ein Hauen und Stechen im Gange, das seinesgleichen sucht. Jeder misstraut jedem. Höhepunkt ist die „Bespitzelung" von ORF-Direktoren im Auftrag des  ORF-Kommunikationschefs. So weit, so schlecht.

Prompt wird nun nach einem Rücktritt der gesamten ORF-Führungsriege gerufen.  Naturgemäß am vehementesten von der Gruppierung rund um Finanzchef Richard Grasl, der von der ÖVP Niederösterreich auf den Direktorenposten gehievt wurde und sich jetzt die besten Chancen für die Nachfolge von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ausrechnet.
Nachtigall, ich hör' dir trapsen -  zumal eine Neuwahl nichts an den derzeitigen Verhältnissen im ORF ändern würde. Lediglich die Farbenlehre an der Spitze des Unternehmens wäre anders. Der strukturelle Missstand im ORF bliebe gleich.

Das erst vor einem Jahr beschlossene ORF-Gesetz hat den  öffentlich-rechtlichen Mehrwert des ORF nicht gestärkt. Der Programmauftrag ist unpräzise und unzeitgemäß. Um die EU-Kommission zufriedenzustellen, wurden lediglich „besondere Aufträge" für Spartenprogramme und das Onlineangebot ergänzt. Außerdem bleiben im neuen ORF-Gesetz die Gremien unangetastet.

Der Stiftungsrat ist das was er immer war. Ein Bazar der ungenierten Freunderlwirtschaft. Nicht der Rücktritt der Führungsriege, sondern die Änderung der Strukturen bringt daher mehr Unabhängigkeit für den ORF und seine Mitarbeiter und hoffentlich bessere Programme. 


 

Radikallösung oder Konkurs

 

Andreas Unterberger

Längst ist der Wrabetz-ORF so kaputt, dass nichts zu retten ist.Da ordnet etwa die SPÖ-Handlangerin Laura Rudas ungeniert an, wer Chefredakteur wird. Da zeigt der Grüne Pius Strobl als übermächtig-präpotenter ORF-Sprecher, zu welchen Stasi-Methoden Grüne greifen, wenn sie einmal einen Teil der Macht erobert haben.

Da hat die gesamte ORF-Information eine so schwere linke Schlagseite, dass man oft eine televisionäre Wiederauferstehung der alten Volksstimme vor sich zu haben glaubt. Da wird so intensiv an den Sehern vorbei Programm gemacht, dass diese im Eilschritt vom ORF weggehen, wie die steil fallenden Quoten beweisen.

Da werden aus dem Budget auf Kosten von Mehrkinderfamilien, Universitäten oder des freien Zugangs zum Recht dem an pragmatisierte Mitarbeiter fette Gehälter zahlenden ORF 160 Millionen zugeschoben.

Da wird in fast jedem Bundesland (besonders jenen im Osten) auf unsere Kosten pures PR-Fernsehen für den örtlichen Landeshauptmann gemacht. Da agiert die Belegschaft so, als ob der ORF ihnen gehörte.

Freilich: Ein bloßer Austausch von Alexander Wrabetz durch einen anderen Partei-Apparatschik nutzt gar nichts. Denn die Abhängigkeit von den Parteien - derzeit von einer allen Wahlergebnissen widersprechenden absoluten Rot-Grün-Mehrheit - kann nur den gleichen Mist produzieren. Sinnvoll sind nur noch radikale Lösungen: Eine wäre die proportionale Publikumswahl aller Stiftungsräte (ohne Beteiligung der Politik). Eine andere wäre die Privatisierung. Eine dritte wäre die Aufteilung der Hörer- und Seher-Gebühren unter allen österreichischen Sendern durch eine wirklich unabhängige Institution je nach Qualität und Ausgewogenheit.

Gelingt nichts davon, bliebe nur noch der Konkurs. Der ja oft der beste Neuanfang ist.

 

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Der ORF braucht ein neues Gesetz drucken

Die demokratiepolitisch im höchsten Maße besorgniserregenden Vorgänge im ORF, insbesondere im Zusammenhang mit der Abwahl des Informationsdirektors Elmar Oberhauser und die das Unternehmen schädigenden und wohl auch lähmenden parteipolitischen Dauerdiskussionen verlangen nach einem Neubeginn im ORF. Eigentlich müsste es jetzt eine breite SOS-ORF bzw. Rettet-den-ORF-Bewegung der Zivilgesellschaft geben.

Nachdem die letzte ORF-Novelle nicht das Fundament für einen auch künftig starken, qualitätvollen, unabhängigen und unverwechselbaren öffentlich-rechtlichen ORF gebracht hat, ist rasch ein neues Gesetz notwendig (nach dem gegenwärtig gültigen Gesetz kann ja nicht einmal die Neuwahl der Geschäftsführung ohne Gesetzesänderung durchgeführt werden).

Die dauernden personellen Umfärbungs- und parteipolitischen Einmischungsversuche sind ein Krebsübel, die die Kontinuität einer gesunden Zukunftsentwicklung des ORF gefährden. Um dem wirksam den Riegel vorzuschieben, habe ich bereits im Frühjahr 2009 angesichts der damaligen Debatte einen Diskussionsvorschlag vorgelegt, dessen zentraler Punkt in diesem Zusammenhang lautet:

Die Politik verzichtet nach der Erstnominierung des Aufsichtsgremiums für die unabhängige Medienbehörde und eines schlagkräftigen und sachkundigen ORF-Aufsichtsrates dauerhaft auf personelle Einflussnahme. Nachdem mit Zweidrittelmehrheit acht bis zehn ausgewiesene Medienfachleute jeweils für Medienbehörde und ORF bestellt werden, wird durch Verfassungsgesetz abgesichert, dass sich dieses Aufsichtsratsgremium künftig selbst ergänzt und erneuert. Im ORF ist dieser Aufsichtsrat das entscheidende Kontrollgremium – ungeachtet dessen, ob Stiftungs- und/oder Publikumsrat in welcher Zusammensetzung auch immer weiter bestehen.

Über diesen Schwerpunkt hinaus wurden 10 weitere Diskussionsvorschläge skizziert:

1. Die ORF-Gebühr wird in eine allgemeine Rundfunkgebühr umgewandelt, die auf die Haushalte abzielt und nicht auf den ORF-Empfang, vor allem auch nicht allein auf ein TV-Gerät, da ja viele Videoinhalte mittlerweile über PCs und Smartphones empfangen werden. Dies ist eine logische Folge der immer wieder beschworenen Medienkonvergenz. Von dieser allgemeinen Gebühr erhält der ORF – sofern er seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllt – den Hauptanteil, mit dem wesentlich kleineren Rest wird Public Value bei Privatanbietern gefördert – qualitätvolle Information, Kultur und Unterhaltung mit österreichischer Wertschöpfung.

2. Der vielzitierte „Public Value“ und die Gebührenlegitimation bzw. die Förderung öffentlich-rechtlichen „Contents“ sind auch einem Monitoring durch eine weisungsunabhängige Medienbehörde bzw. Kommission zu unterziehen. Es ist eine Gesamtbetrachtung der Medienförderung – also inklusive Printmedien und eventuell Online-Medien – in Richtung Qualität und Pluralität anzustreben.

3. Es ist dem ORF natürlich auch eine Entwicklungsmöglichkeit im Internet einzuräumen, da es zunehmend – im Gegensatz zum klassischen Fernsehen – von der Jugend genützt wird, wobei es insbesondere um genuin öffentlich-rechtliche Inhalte geht.

4. Der Staat gilt die Gebührenbefreiungen ab und stellt die in den Budgets versickernden Teile der eingehobenen Gebühren der Public-Value-Förderung zur Verfügung. Unter Public-Value-Förderung sollten auch Präsentationsmöglichkeiten für zivilgesellschaftliche Initiativen und für zu Wahlen kandidierenden Personen im Sinne einer demokratiepolitischen Chancengerechtigkeit und Vielfalt fallen.

5. Weitgehender Verzicht auf TV-Werbung – entweder vollständig auf ORF 2 oder zumindest nach 20 Uhr.

6. Garantie der Erhaltung der ORF-Landesstudios als Ausdruck der geistig-kulturellen Vielfalt und des lebendigen Föderalismus Österreichs, wobei diese verstärkt Teile des Gesamtprogramms je nach Profil produzieren – eventuell in Kooperation mit regionalen Medienhäusern.

7. ORF-Programmreform im Sinne der Schärfung des öffentlich-rechtlichen Profils (z. B. anspruchsvolle Sendungen zwischen 19.00 und 22.00 Uhr, verstärkt österreichische Produktionen – auch mit Partnern, Frühstücksfernsehen, Nachrichten -, Kultur-, Doku-Kanäle etc).

8. Aus für die Mitbestimmung des Betriebsrates bei Wahl der ORF-Geschäftsführung.

9. Überlegungen, ob ORF 1 und/oder Ö3 öffentlich-rechtlich repositioniert oder unter dem ORF-Dach (teil-)privatisiert werden – eventuell in einem Holdingmodell, nachdem beide Programme klar kommerziell ausgerichtet sind – Kooperationen mit bestehenden Privatanbietern und Medienhäusern.

10. Flachere Hierarchien und neue Kollektivverträge im ORF: Je weniger der ORF von Werbung abhängig ist, umso mehr und besser kann er seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen und Qualität mit Quote verbinden. Vor allem angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung und Boulevardisierung ist eine wirkungsvolle Förderung des Public Value aller Mediengattungen eine demokratie- und kulturpolitische Notwendigkeit.

Siehe auch diverse Kommentare April 2009 (www.dreischritt.at – News – Archiv) bzw. Kapitel „Medien sind für die Demokratie systemrelevant“ in Hösele: „Was ist faul im Staate Österreich? Eine Reformagenda“, S. 176 ff.

(Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at).

 

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Der Pilz als Faschist drucken

Was dem Jupiter erlaubt ist, das ist bei allen anderen allemal ein schweres Verbrechen. Was ein Peter Pilz fordert, grenzt bei allen anderen an Verhetzung oder vielleicht gar Wiederbetätigung – zumindest in der Stehsatz-Diktion der Grünen und anderen sich selbst für politisch korrekt haltender und ständig empörter Menschen.

Dabei hat Pilz mit einer dieser Tage groß erhobenen Forderung (über die der ORF wieder einmal eilfertig und unkritisch berichtet hat, der sich sonst einen feuchten Dreck um das Tun einfacher Abgeordneter kümmert) durchaus recht. Er forderte nämlich „die Ausweisung sämtlicher in Österreich tätiger Kadyrow-Agenten, seiner Meinung nach rund 500“.

Da kann man im Prinzip nur dafür sein. Jedoch: Pilz tut damit genau das, was Grüne und Linke bei anderen zum Megaverbrechen stempeln. Denn „Agenten“ des tschetschenischen Oberbanditen laufen leider nicht mit einem sie als solche entlarvenden Schild um den Hals herum. Sie melden sich auch nicht vor Aufnahme ihrer Agententätigkeit ordnungsgemäß bei der Gewerbebehörde oder dem Verfassungsschutz an. Und die diesbezüglichen Behauptungen tschetschenischer Oppositioneller werden leider kaum mit Beweisen unterlegt.

Man könnte die „rund 500“ daher nur pauschal und auf Grund vager Indizien oder Denunziationen identifizieren und ausweisen.

Genau das hat aber etwa auch der französische Präsident Sarkozy gemacht, als er einige Tausend Roma (wie Pilz & Co sie nennen) beziehungsweise Zigeuner (wie sich viele von ihnen selber nennen) einfach abschieben hat lassen, weil sie sich monatelang ohne Wohnsitz und legales Einkommen in Frankreich aufgehalten haben. Da ertönte in linken Medien wochenlang der empörte Ruf, dass das faschistische oder noch schlimmere Methoden seien.

Nach der Pilz-Methode könnte und sollte auch die Innenministerin sofort ein summarisches Verfahren gegen alle Nigerianer anwenden, weil sich unter ihnen mit einem sehr hohen Prozentsatz statt armer Politisch Verfolgter künftige Drogendealer befinden. Maria Fekter würde dabei sogar höchstwahrscheinlich einen höheren Anteil an Kriminellen erwischen als Pilz unter seinen „rund 500“ Agenten.

Eine ziemlich verlogene Geschichte. Grün eben.

Aber vielleicht kann sich unsere Gesellschaft wirklich nur noch durch solche Methoden gegen eine Überschwemmung durch unerwünschte und gefährliche Elemente wehren. Was nüchtern zu diskutieren ist, auch wenn die üblichen Juristen dann sehr intensiv den Kopf schütteln werden, dass man doch niemanden so pauschal hinauswerfen dürfe, solange er nicht von minestens drei Augenzeugen bei einer konkreten Tat überführt worden ist. Sie werden das natürlich nicht kritisieren, wenn der Vorschlag von Pilz kommt, sondern nur, wenn er von Fekter oder anderen stammt. 

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Der neue Faschismus drucken

Anlässlich des Terrorismuspräventionsgesetzes, das zwar auf die lange Bank geschoben worden ist, aber noch immer als Regierungsvorlage existiert, sollte man sich Gedanken darüber machen, inwieweit die Freiheit in unserem Staate tatsächlich eingeschränkt ist.
Allzu schnell ist von Faschismus die Rede, besonders von der linken Reichshälfte, doch lässt sich dieser Pauschalvorwurf mit harten Fakten unterlegen? Will man diese Frage beantworten, muss man sich ansehen, wie denn Faschismus definiert ist, wodurch er sich auszeichnet.
Der Begriff wurde von Mussolinis Bewegung Fasci di combattimento geprägt, die 1919 gegründet wurde und leitet sich etymologisch von dem lateinischen Wort fasces, für Rutenbündel, ab. Die fasces waren das Machtsymbol der römischen Kaiser, Konsuln und Könige und waren mit einem Beil bestückt. Mussolini wählte den Namen für seine Gruppierung wohl mit Bedacht, denn die römischen Herrscher zeichneten sich durchwegs durch einen rigiden und harten Regierungsstil aus.
Von Mussolini wurde dieser Begriff und dieser Stil jedoch auf die Spitze getrieben und so zeichnen den Faschismus in seiner Prägung folgende Elemente aus: Diktatur, Repression, Ausschalten politischer Gegner und eine staatstragende Ideologie.
Beginnt man mit den diktatorischen Elementen, so muss man in Österreich nicht lange suchen. Eine Diktatur zeichnet sich durch eine nicht vom Volk gewählte Legislative aus, ihr Gegenteil ist die Demokratie. Doch was sind die Grenzen zwischen Demokratie und Diktatur? Ist ein vom Volk gewählter Führer mit alleiniger Gesetzgebungskompetenz schon demokratisch? Ist umgekehrt nicht schon eine begrenzte Anzahl von Parteien eine Diktatur, besser gesagt, eine Aristokratie? Diese Frage zu erörtern würde den Rahmen dieses Beitrags bei Weitem sprengen, weshalb man sich klareren Fakten zuwenden sollte.
Von der Europäischen Union geht inzwischen ein sehr großer Teil der Gesetzgebung aus, ob nun direkt durch Verordnungen oder indirekt durch Richtlinien. Die Schätzungen belaufen sich hierbei von 30% der neuen Gesetze bis zu 80%. Zählt man die Gesetze hinzu, die auf Gespräche der Regierung mit europäischen Nationen im Rahmen der Treffen der Europäischen Union zurückgehen, kommt man mit Sicherheit auf über die Hälfte der neuen Gesetze.
Nun ist die Europäische Union allerdings alles andere als eine Demokratie. Nicht nur, dass das Parlament von Völkern gewählt wird, deren Interesse an diesen Wahlen sich regelmäßig durch sehr niedrige Wahlbeteiligungen auszeichnet, das Europäische Parlament hat bei Verordnungen auch nur ein Änderungs- bzw. ein Einspruchsrecht. Eine Verordnung initiieren kann ausschließlich die Europäische Kommission, die überhaupt keinen Berührungspunkt mit demokratischen Elementen aufweist. Denn sie wird von Regierungen zusammengesetzt, welche wiederum auf keine demokratische Wahl zurückgehen, denn in Österreich zum Beispiel wird die Regierung vom Präsidenten auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernannt. Realpolitisch haben österreichische Regierungsmitglieder niemals zu befürchten, sich einer Wahl stellen zu müssen.
Die EU-Gesetzgebung weist daher nur sehr schwache demokratische Elemente auf, was wiederum bedeutet, dass über die Hälfte unserer neuen Gesetze von einer demokratisch nicht legitimierten Institution stammen.
Noch schlimmer wird es, wenn man sich den Europarat ansieht. Der Europarat hat aktuell 47 Staaten als Mitglieder. 1949 gegründet, ist er heute eine Institution, die weder öffentlich noch demokratisch noch verantwortlich agiert. Beschlüsse, die im Europarat gefällt werden sind aber trotzdem für alle Regierungen bindend und mit alle ist wirklich alle gemeint. Denn auch Regierungen, die erst in der Zukunft gewählt werden, müssen sich de facto an die Beschlüsse des Europarats halten. Dies wurde bei der Klimagesetzgebung deutlich, als einige europäische Staaten sich nicht an die Vorgaben des Europarats halten wollten, von den Briten aber in die Schranken gewiesen wurden.
Der zweite und den Faschismus wirklich auszeichnende Punkt ist die Repression. Die Bürger werden zu einem Benehmen angehalten, zu einer Einstellung, die die staatstragende Ideologie widerspiegeln soll. So soll nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt werden, sondern es sollen auch unliebsame politische Strömungen im Keim erstickt werden. Dies wird einerseits durch Propaganda bis hin zur Indoktrination erreicht, andererseits durch eine rigide Gesetzgebung, die abweichendes Verhalten bestraft.
Auch hier braucht man in Österreich nur einen Blick in Tageszeitungen und in die zahlreichen ZIBs des ORF werfen. Die staatstragende Ideologie ist klar vorgegeben und umrissen: übertriebene Toleranz gegenüber Ausländern, Gleichschaltung von Mann und Frau, bis hin zur Gleichschaltung der gesamten Bevölkerung, Bekämpfung des Klimawandels und Erziehung der Bürger durch den Staat.
Die übertriebene Toleranz gegenüber Ausländern tritt in den mannigfaltigsten Formen zu Tage. Die Rechtssprechung sieht einem Türken den versuchten, brutalen Mord an seiner Frau nach, weil er aus einem Kulturkreis stammt, in dem Gewalt öfter an der Tagesordnung ist. Kleine Kinder werden in der Einwanderungsfrage vor die Kamera gezerrt, um den Staat politisch zu erpressen, muslimische Grundwehrdiener werden mit Arbeit und Disziplin verschont, weil sie ihre Vorgesetzten mit Mord bedrohen, usw. usf.
Repressiv tätig wird hier nicht nur der Staat direkt, indem zum Beispiel Polizeibeamte bei zu hartem Durchgreifen gegenüber Ausländern mit harter Strafe zu rechnen haben, sondern auch indirekt durch Medien, die qua Zeitungsinserate bestochen werden und der ORF durch direkte politische Einflussnahme. Es werden Kriminalitätsstatistiken gar nicht erwähnt oder gar beschönigt. Und wagt es doch einmal jemand, dies aufzuzählen, hetzt die linke Reichshälfte munter gegen diese Person oder Partei drauflos.
Die Gleichschaltung der gesamten Bevölkerung, insbesondere der Frauen mit Männern findet über Quoten und das sogenannte Gleichbehandlungsgesetz statt. Niemand darf mehr auf Grund von bestimmten Eigenschaften von einer Arbeitsstelle abgehalten werden, niemand darf mehr von Diskotheken ferngehalten werden, weil er eine andere Hautfarbe oder eine Behinderung hat.

Die Frauenquoten hingegen gelten schon in allen öffentlichen Institutionen, die EU-Kommission arbeitet aber eifrig an einer Quotenregelung für private Betriebe. Gleichzeitig soll eine Vergewaltigung der Sprache die vermeintliche Diskriminierung der Frau beenden.
Das (noch!) in der Warteschleife sitzende Terrorismuspräventionsgesetz geht hier schon den nächsten Schritt, in dem ein Paragraph eingefügt wurde, der die Verächtlichmachung bestimmter Volksgruppen (insbesondere Frauen!) mit bis zu 2 Jahren Freiheitsstrafe ahndet.
Und die Politik schläft nicht. Schon arbeitet sie an der vollkommenen Gleichschaltung der Bevölkerung durch ein staatliches Gesamtschulsystem. Die Kinder sollen also schon von der Wiege an mit der politischen Ideologie vertraut gemacht und damit geimpft werden. Der nächste logische Schritt wäre ein Verbot von Privatschulen, das ein ÖVP-Landespolitiker auch tatsächlich lancierte.
 Die Freiheit als letzter Widerstand wird von allen Seiten abgetragen. Es wird uns verboten Glühbirnen zu verkaufen, Skihelme müssen getragen werden, wenn wir minderjährig sind, in diesem Alter dürfen wir auch in keine Solarien mehr. Wir dürfen unter Androhung von 20 Jahren Haft unsere Meinung zu bestimmten Themen nicht mehr sagen, dürfen in Restaurants und öffentlichen Gebäuden nicht mehr rauchen, dürfen für eine zu besetzende Arbeitsstelle nicht mehr nur ein Geschlecht suchen (man fragt sich, wie das bei Bordellen aussieht) und die EU ist im Begriff, Herstellern zu verbieten, stromfressende Geräte herzustellen, bzw. wassersparende Duschköpfe und Waschmaschinen aufzuzwingen und bestraft Autohersteller, wenn sie PKW herstellen, die eine gewisse Abgasnorm nicht erfüllen.
Diese Ideologie wird nicht nur durch die von der Politik gekauften Medien und die Gesetze repressiv durchgesetzt, sondern auch durch eine Staatsanwaltschaft, die weisungsgebunden ist und der auch noch 2008 das gesamte Vorverfahren übertragen wurde.
Somit ergibt sich das Bild einer staatstragenden Ideologie, die durch zahlreiche direkte und indirekte Mittel durchgesetzt wird.
Bleibt die Ausschaltung politischer Gegner. Wir sind in Österreich noch nicht so weit, dass politisch unliebsame Menschen der Reihe nach getötet oder verschleppt werden. Doch auch hier befindet sich die österreichische Regierung auf einem gefährlichen Weg. Es werden schon politische Gegner von der Staatsanwaltschaft verhört, die Immunität wird gelockert und Vorwürfe zahlreicher Bespitzelungen stehen im Raum. Die Regierung hat zumindest mit einer Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes dafür gesorgt, dass die Polizei auch ohne richterlichen Beschluss Lauschangriffe starten darf.
Die Betrachtung der Fakten lässt nur eine Conclusio zu: Wir leben in einem der Verfassung nach demokratischen, freien Staat. Zahlreiche kleine und eine große Änderung haben aber bewirkt, dass unser System viele faschistische Elemente aufweist. Das Beunruhigende ist, dass die Entwicklung dahingeht, diese Tendenzen zu verstärken. Man muss bedauerlicherweise zu dem Schluss kommen, dass wir stärker denn je unsere Freiheit bedroht sehen und man ist versucht, den Begriff einer “sanften Diktatur“ einzuführen. Zu einem wirklich faschistischen Staat ist es nicht mehr weit und es drängt sich das Gefühl auf, dass die Machthaber zu Krisenzeiten auch noch den letzten Schritt vollziehen werden.

Philipp Starl ist Obmann der Rechtsliberalen Partei Österreich und studierte an der Wiener Juridischen Fakultät Rechtswissenschaften.

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Sparen sollen die anderen, die Regierung tut das Gegenteil drucken

Es war für die Medien die unbedeutendste Meldung dieser Woche und wurde daher meist ignoriert. Sie zeigt aber in Wahrheit deutlicher als alles andere, wie wenig diese Regierung von Wirtschaft versteht, wie sehr sie – Hand in Hand mit seltsam willkürlichen Sparmaßnahmen – das Geld in hohem Bogen beim Fenster hinauswirft. Und wie nahe sie der Korruption steht.

Neben den vielen schon hier aufgezählten Verschwendungsaktionen geht es heute um „Höhere Schwellen bei Vergaben“.

Bitte trotzdem weiterlesen, es klingt nur fad, ist aber durchaus aufregend. Es ist ein Paradebeispiel, wie nahe Werner Faymann und seine Regierung und die Bundesländer und die Wirtschaftskammer an der Korruption gebaut sind.

Es geht dabei um die Einkäufe und Aufträge der öffentlichen Hand. Mit gutem Grund – und mit für den Steuerzahler erfreulichen Ergebnissen – hat die Regierung Schüssel jeden Einkauf über 40.000 Euro aus öffentlichen Kassen an ein Vergabeverfahren gebunden. Gleichzeitig wurden alle Bundesstellen verpflichtet, die Einkäufe über eine gemeinsame Beschaffungsgesellschaft zu poolen.

Das hat satte Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich gebracht. Denn wie jeder Mitarbeiter von Billa oder Spar weiß, kann man durch gepoolten Großeinkauf viel, viel billiger einkaufen, als wenn jede Filiale einzeln beim Großhandel vorsprechen müsste. Darüber hinaus ist es manchen Lieferanten – etwa jenen von Repräsentationsautos – auch aus Prestigegründen viel wert, wenn Regierungsmitglieder mit ihren Produkten photographiert werden. Und stellen diese daher extrem günstig zur Verfügung.

Der Steuerzahler ersparte sich noch aus einem weiteren Grund viel Geld: Denn es gibt seit der professionellen Zusammenfassung und der strengen Ausschreibungspflicht für staatliche Einkäufe keinen Grund mehr für Lieferanten, sich den Einkaufsabteilungen der diversen Bundesstellen besonders erkenntlich zu zeigen. Was ja früher viele arme Beamte – natürlich ganz zu Unrecht – in Korruptionsverdacht gebracht hatte. Und was natürlich immer den Preis erhöht hat.

Allein: Im Mai 2009, am Höhepunkt der Krise, hat die Regierung verordnet, dass öffentliche Aufträge erst ab 100.000 Euro ausgeschrieben werden müssen, Bauaufträge gar ab einer Million. Das mag damals kurzfristig auch Sinn gehabt haben, denn dadurch konnten einige Aufträge rascher in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden.

Das österreichische Vergaberecht hat nämlich einen Nachteil: Es verhindert zwar sehr effizient Durchstechereien, es ist aber zu einem kasuistischen und nur für Spezialisten durchschaubaren Moloch mit 350 Paragraphen angewachsen. Es ist mit bisweilen langwierigen Verfahren und Anfechtungsmöglichkeiten verbunden. So kann wirklich das Fehlen der dritten Kopie eines Schriftstücks in einem Angebotsakt dazu führen, dass ein Anbieter komplett aus dem Rennen um einen Auftrag geworfen wird. Was dem Steuerzahler nichts nutzt, im Gegenteil:  Dadurch wird oft der billigste ausgebootet.

Das ist nur gut für Rechtsanwälte, aber mühsam für die Abwicklung. Es wäre daher durchaus sinnvoll, wenn man die bürokratisch-juristischen Mühseligkeiten des Vergabrechts zu straffen beginnt. Das würde auch deutliche Personal-Einsparungen in Bundesvergabeamt und sonstigen Körperschaften ermöglichen.

Aber zurück zur unsinnigen Erleichterung der Vergabe von Staatsaufträgen. Diese hat nur kurzfristig und nur am Höhepunkt der Krise einen Sinn. Hingegen in Zeiten, wo hinten und vorne gespart wird, wo die Regierung alle Einkaufsbudgets drastisch zurückfährt, ist das absolut sinnlos. Das gesamte Auftragsvolumen wird ja nicht größer, sondern kleiner. Und wenn Aufträge wirklich rascher vergeben werden sollten, wird es in der zweiten Jahreshälfte umso weniger Geld für weitere Aufträge geben.

Auch sonst überwiegen längst die Nachteile zu Kosten des Steuerzahlers, wie vor allem die breit gestreuten Korruptionsmöglichkeiten und die viel höheren Preise, wenn jeder wieder einzeln einkauft.

Das hat aber Bundeskanzler Faymann nicht gehindert, diese Woche die Erhöhung der Schwellenwerte, ab denen etwas ausgeschrieben werden muss, auch noch für das ganze Jahr 2011 zu verlängern. Das bringt kein zusätzliches Geld in die Wirtschaft, sondern bereichert nur jene, die gute Beziehungen zum auftraggebenden Politiker haben. Und seiner Partei.

Faymann muss jetzt noch die Zustimmung der Bundesländer einholen, bevor diese Verlängerung in Kraft tritt. Wetten, dass man auch dort die politischen Vorteile der – in jeder Hinsicht – freien Hand erkennt und keinen Einspruch erhebt?

Genauso sicher ist die Wette, dass auch die Wirtschaftskammer keinen Einspruch erheben wird. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass deren Chef in Sonntagsreden immer von der Bedeutung des Wettbewerbs lächelt. Und von der Notwendigkeit, endlich mit dem Sparen zu beginnen. Aber wenn es wirklich darum gehen sollte, jene Firmen zu vertreten, die durch Leistung und Preis (und nicht durch Beziehungen) am besten sind, vergisst Herr Leitl am Montag sofort das, was er am Sonntag gelächelt hat.

Und auch die Bundesregierung vergisst sofort ihre treuherzigen Beschwörungen, dass doch alle sparen müssten, wenn es darum geht, dass sie selbst ganz leicht wo sparen könnte. Da spart es sich doch allemal besser bei den kinderreichen Familien. Oder den Universitäten. Oder den Linzer Autofahrern.

 

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Der grüne Schein und das grausliche Sein drucken

Die Grünen sind zweifellos jene Partei, die in der Summe die weitaus höchste Unterstützung unter Österreichs Journalisten genießt. Während sich die SPÖ diese Unterstützung erst mühsam mit unserem Steuergeld und dem direkten Einfluss im ORF erzwingen muss, geht das bei den Grünen von ganz allein.

Daher werden Dinge, die bei anders gesinnten Menschen zum demokratiegefährdenden Skandal werden, bei den Grünen medial huldvoll heruntergespielt. Dies trifft etwa auf Pius Strobl zu, den grünen Mastermind und Chefintriganten im ORF. Dieser hat es bei den Turbulenzen der Vorwoche tatsächlich gewagt, eine Spionin mit Tonband private Hintergrundgespräche mitschneiden zu lassen, die Angehörige der ORF-Führung in der Vorwoche mit Journalisten geführt haben.

Die Aufregung darob ist erstaunlich klein. Und der Generaldirektor ignoriert sie überhaupt gänzlich. Ist doch Strobl der höchstrangige (deklarierte) Grüne im linken ORF-Imperium. Und die SPÖ braucht im ORF-Kuratorium jedenfalls auch die Grünen, um über die anderen Parteien, die ja „nur“ bei den demokratischen Wahlen regelmäßig die Mehrheit erringen, drüberfahren zu können.

Eine ganz andere, aber ebenso bezeichnende grüne Geschichte kann man jetzt etwa in Hamburg beobachten. Und sie gibt einen klaren Vorgeschmack auf das, was Wien unter der künftigen Regierungsteilhabe der Grünen erwartet. In Hamburg werden nämlich mit offizieller Unterstützung der auch dort mitregierenden Grünen am Stadtrand 162 alte Buchen für eine große Sozialbau-Wohnanlage gefällt. Was den Nachbarn absolut nicht gefällt. Und den Grünen gefällt wieder nicht, dass das den Nachbarn nicht gefällt. Die FAZ zitiert dazu eine grüne Politikerin Hamburgs: „Man baut hier 66 Wohnungen, und das Abendland geht unter.“

Die für Grünpolitiker offenbar so lächerliche Ablehnung des Projekts durch eine Bürgerinitiative erhielt im betreffenden Bezirk Hamburgs immerhin 85 Prozent Zustimmung. Was die Grünen dennoch ignorieren wollen. Ebenso wie zuletzt die deutliche Ablehnung des Ideologieprojekts Gesamtschule durch die Hamburger.

Umso heftiger sind sie anderswo in Deutschland, wo sie also nicht an der Macht sind, gegen ökologisch viel sinnvollere Projekte: Etwa gegen „Stuttgart 21“, also gegen die Tieferlegung und Beschleunigung der umweltfreundlichen und von den Grünen – theoretisch – immer geliebten Eisenbahn, obwohl durch diese Tieferlegung im Zentrum Stuttgarts große begrünbare und in anderen Formen nutzbare Flächen entstehen. Oder gegen ein neues Speicherkraftwerk, das absolut notwendig ist, um den immer zur völlig falschen Zeit erzeugten (und noch dazu sauteuren) Strom aus den grünen Solar- oder Windkraftwerken so lange speichern zu können, bis ihn die Konsumenten auch benötigen.

Aus beidem kann man eine zentrale Lektion für naive Bürgerliche ableiten, die bisweilen gerne auf die Grünen hereinfallen: Die Grünen sind nach wie vor eine linksextreme Gruppe, die sich nur in der Oppositionsrolle als umweltbewusst, Bürgerinitiativen-freundlich und liberal-grundrechtsorientiert tarnt. Aber kaum haben sie irgendwo ein Zipfelchen der Macht, dann missbrauchen sie diese weit brutaler und zynischer, als klassische Sozialdemokraten oder Konservative das meist tun.

Fast fühlt man sich an die brutale Differenz zwischen der Rhetorik beziehungsweise den vielleicht(!) wirklich edel gemeinten Zielen der Oktoberrevolution und der dann folgenden Realität erinnert. Oder auch an die Französische Revolution, die mit der wunderschönen obersten Forderung nach „Freiheit“ angetreten ist. Beide Male brachte das nach Erringung der Macht nur den Henkern die Freiheit zum Massenmord.

Nun soll nicht angedeutet werden, dass die Grünen ebenfalls zu Massenmördern werden, wenn sie nur einmal die ganze Macht haben. Aber allein der Fanatismus, mit dem sie allerorten die (Meinungs-)Freiheit für - immer blitzschnell zu Faschisten gestempelte - Andersdenkende bekämpfen, macht ebenso angst und bange wie der grüne Zynismus.

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Jeder gegen jeden: Ein Staat oder viele Staaten? drucken

Eines der großen Probleme dieser Republik besteht darin, dass viele staatliche Behörden ihren Lebenszweck vor allem darin sehen, gegen andere Behörden zu arbeiten. Wir aber müssen sie alle finanzieren.

Ein besonders schlimmes Beispiel ist der Gesundheitssektor. Da arbeiten die Sozialversicherungen vehement daran, den vor allem von Ländern und Gemeinden finanzierten Spitälern Kosten zuzuschieben, und die Spitalsbetreiber arbeiten daran, Kosten zu den von der Sozialversicherung finanzierten Strukturen nach außen zu verlagern. Das ist weder Konkurrenz im Sinne der Marktwirtschaft noch eine planwirtschaftliche Regelung (die ja noch immer erstaunlich viele für eine funktionsfähige Alternative halten). Das ist nur unsinnige Verbrennung jener Gelder, die uns der Gesetzgeber abnimmt.

Ein anderes Beispiel sind die vielen aus Steuergeldern bezahlten Frauenbeauftragten etwa an den Universitäten, die Tag und Nacht nachdenken, wie sie zusätzlich Sand ins Getriebe unserer ohnedies knapp vor dem Totalschaden stehenden Hohen Schulen werfen können. Nicht besonders erwähnt werden muss wohl, dass auch die Unis  natürlich ebenfalls von Steuergeldern leben. So sind die Frauenbeauftragten etwa dafür verantwortlich, dass dringend notwendige Ausschreibungen von Professuren wiederholt werden müssen, weil sich keine Frau beworben hat. Was Kosten verursacht, was den Lehr- und Forschungsbetrieb oft auf ein Jahr lähmen kann.

Ein ganz aktuelles Beispiel ist die neue Würde eines „Bachelor“: Mit gewaltigem Kraftaufwand wurden die meisten Studienrichtungen auf Grund der recht realitätsfernen Vorgaben des europäischen Bologna-Prozesses gezwungen, diesen Titel samt eigenem Ausbildungsweg einzuführen. Damit werden Studien, die früher in acht oder zehn Semestern zu absolvieren waren, nun schon dreigeteilt und damit deutlich länger. Zuerst hat man – fast überall – das Magisterium vom Doktoratsstudium getrennt. Und nun wird diesen beiden Studien noch ein sechs- bis acht-semestriges Bakkalaureats-Studium vorgeschaltet. Ebenfalls schon fast überall

Das widerspricht zum einen dem demographisch, steuerpolitisch und fürs Pensionssystem wichtigen Ziel des gleichen Staates, die jungen Menschen ein wenig früher ins Wirtschaftsleben einzugliedern. Das widerspricht zum zweiten der Logik der soeben beschlossenen Verkürzung der Zeitspanne, in der man Familienbeihilfe beziehen kann.

Und das widerspricht drittens dem Beamtendienstrecht. Denn die Bachelor werden vom Staat nicht als A-Beamte anerkannt beziehungsweise bezahlt. Die Beamtenministerin Heinisch-Hosek weigert sich aus Geldmangel auch bei den gerade laufenden Verhandlungen über ein neues Beamtendienstrecht, die Bachelor als Akademiker zu behandeln. Eine andere Abteilung der gleichen Republik, nämlich das Wissenschaftsministerium, kämpft hingegen vehement dafür, dass die Bachelor als Vollakademiker angesehen werden. Aber dieser Staat war eben nicht imstande, sich mit allen Konsequenzen festzulegen, ob er nun dieses Studium will oder nicht. Was den Opfern nur noch als Schikane oder totale Unfähigkeit erscheinen muss.

In diesem Land kämpft die Linke gegen die Rechte der Republik und die Rechte gegen die Linke – ausnahmsweise ist das nicht ideologisch gemeint –, beide tun das aber frischfröhlich auf Kosten des gleichen zwangsverpflichteten Geldgebers.

Allein die hier aufgezählten Unsinnigkeiten sind damit ein gutes Argument für ein Mehrheitswahlrecht, bei dem man zumindest auf einen einheitlichen Willen des Gesetzgebers hoffen kann, der sich nicht ständig selber widerspricht. Und dabei haben wir hier nur Beispiele aufgezählt, die weder mit den teuren Kosten der im gleichen Staatsgebilde gegeneinander agierenden Ideologien noch jenen des eitelkeitsgetriebenen Kampfes Bund versus Länder zu tun haben.

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Positives und Heiteres drucken

Wo bleibt das Positive? Die von vielen Lesern verlangte Suche nach selbigem war wieder einmal überaus erfolgreich. Das gilt vor allem dann, wenn man auch die (unfreiwillig) komischen Dinge ins Positive einbezieht, aus fröhlicher Dankbarkeit, dass sie einen zumindest laut auflachen lassen.

Aber beginnen wir mit dem echt Erfreulichen:

Da hat ein kritischer Beitrag im Tagebuch einige Wochen später tatsächlich den Plan für eine Gesetzesnovelle ausgelöst. Diese würde bei einer Annahme durch das Parlament das aufgezeigte Problem tatsächlich lösen. Es geht um die Möglichkeit, dass EU-Bürger in der Pension ungehindert nach Österreich übersiedeln und dort vollen Anspruch auf Ausgleichszulage haben. Da in manchen osteuropäischen Ländern Pensionen vielfach nur ein Zehntel unserer üppigen Ausgleichszulage (=Mindestpension) ausmachen, ist das natürlich eine großzügige Einladung zum Sozialtourismus. Selbst dem normalerweise sehr ausgabenfreudigen Sozialministerium kamen da nun Bedenken. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht am Ende wieder die juristischen Bedenkenträger („Darf man EU-Ausländer diskriminieren?“) die Oberhand behalten.

Lobenswert ist auch der Pensionistenbund, der es wagt, sich für ein rascheres Hinaufsetzen des Frauenpensionsalters einzusetzen.

Positiv klingt noch etwas in all dem Ärger über die vielen Steuer- und Gebührenerhöhungen. Nämlich die Wissenschaftsministerin will 50 außeruniversitären Forschungsinstitutionen die Subvention streichen. Dieses Lob heißt nun nicht, dass die universitäre Forschung hierzulande so toll unterwegs wäre, oder dass es nicht noch viel ärgere Subventions-Sümpfe gäbe. Aber immerhin, ein wichtriger Anfang ist gemacht. Viele der nun beschnittenen Institutionen leben nämlich nur noch von der eigenen Vergangenheit vulgo den einstigen Beziehungen zu längst abgetretenen Politikern. Das trifft vor allem bei den nicht-naturwissenschaftlichen Institutionen zu, die – wenn sie es überhaupt jemals taten – schon lange keinen positiven Beitrag zur Gesellschaft geleistet haben (außer ein paar Politologen, Philosophen, Soziologen einen Job verschafft zu haben). Ob das nun die Kreisky-Erfindung des Österreichischen Instituts für Internationale Politik ist, ob das die Busek-Gratz-Erfindung des Instituts für die Wissenschaft vom Menschen ist; ob das die Busek-Erfindung des „Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften“ ist; ob das die diversen Kreisky-Gedenkvereine sind (um die nun ausgerechnet ein H.C.Strache Krokodilstränen vergießt!). Freilich: Diesen Mut hat nur das Wissenschaftsministerium. Subventions-Institute, die am Tropf der Gemeinde Wien oder anderer Ministerien hängen, können munter weiter unser Geld verprassen.

Erfreuliches hört man auch aus anderen Weltgegenden. Da mussten die spanischen Sozialisten ein geplantes neues Kampfgesetz gegen die Kirche wieder zurückziehen, weil ihre Partner von diversen Regionalparteien nicht mehr mitziehen wollen. Die Sozialisten wollten im katholischen Spanien alle Kreuze aus öffentlichen Institutionen (einschließlich der Spitäler) eliminieren; sie wollten bei Staatsbegräbnissen religiöse Zeremonien verbieten; sie wollten Funktionsträger, die an einer katholischen Zeremonie teilnehmen, zwingen, im gleichen Maße auch andere Religionen wie etwa den Islam zu beehren. Und vieles andere mehr. Auch das zeigt, dass Widerstand gegen die islamophile und christophobe radikale Linke durchaus erfolgreich sein kann.

Weil auch Lachen – selbst verzweifeltes – zu den guten Dingen im Leben zählt, darf ich auch dazu ein wenig in der Fundkiste kramen.

Da kündigt der neue Chef des staatlichen türkischen Religionsamtes mit seinen rund 70.000 Mitarbeitern – also des Amtes eines Staates, der vorgibt, laizistisch zu sein! – an, dass er künftig für „Muslime in der ganzen Welt“ zuständig sein werde. Das heißt natürlich auch für Österreich. Da kündigen sich wirklich lustige Fortsetzungen der Interviews des türkischen Botschafters zu Wien an, in denen den Österreichern beigebracht wird, wo Allah wohnt.

Da suchte die ÖVP einen Nachfolger für die Absteigerin des Jahres Christine Marek, und zwar wochenlang in aller Öffentlichkeit. Statt dass die beste Frau oder der beste Mann gesucht würden, wurde zuerst festgelegt, welches Geschlecht, dann welcher Bund, und dann welches Bundesland zum Zug kommen werden. Womit erstens die nunmehr gefundene Nachfolgerin automatisch im Geruch einer schlichten Quotenlösung steht. Womit zweitens von vornherein mit Sicherheit verhindert wird, dass der Beste zum Zug kommt. Ein schönes Kapitel aus dem heiteren Lehrbuch: Wie vermurkse ich jede noch so unbedeutende Personalentscheidung.

Da kann man über die brillant inszenierte Heuchelei der diversen Bankgeneraldirektoren herzlich lachen, die nun so tun, als ob die Kosten von Basel III und Finanzsteuer von irgendeinem Goldesel getragen würden. Und nicht von den Konsumenten, den Sparern, den Kontobesitzern und Kreditnehmern, wie das der Raiffeisen-Boss Rothensteiner zu Recht als einzig möglichen logischen Schluss angekündigt hat. Noch heiterer ist freilich, dass Werner Faymann – wohl weil er sich selbst vor den Grundrechnungsarten fürchtet – ausgerechnet Laura Rudas zur Beschimpfung der Banken ausgesandt hat. Am heitersten ist aber, dass ihr dann ausgerechnet der Arbeiterkammer-Tumpel – einer der Hauptverantwortlichen an der Bawag-Krise! – beispringt und den Bankern erklärt, was sie zu tun hätten.

Nur noch ein Lachen der Verzweiflung ist es auch, wenn sogar in Zeiten wie diesen, wo zum Teil bei wesentlichen Aufgaben des Staates das Geld drastisch gekürzt wird, die Beamtenministerin ein kostenaufwendiges Ideologieprojekt umsetzen will. Es geht um den sogenannten „Papa-Monat“, also um zusätzliche vier freie Wochen für Väter nach der Geburt. Noch skurriler: Wieder einmal soll eine Sozialregelung nur für die Beamten gelten. Die ja ohnedies jede einzelne soziale Wohltat viel intensiver konsumieren als die Menschen in der echten Wirtschaft.

Etwas älter, aber trotzdem ein Juwel ist auch das Zitat von Erwin Pröll, der einen Plan Frank Stronachs (welcher schon wieder einmal ein Stadion bauen will) auf folgende Weise unterstützen will: „Wir sind bereit für eine Haftung, nur darf sie nicht schlagend werden.“ Was es in Niederösterreich nicht alles gibt: Haftungen, die nicht schlagend werden können! Wenn das so ist, dann hafte natürlich auch ich gerne für Stronachs neueste Idee.

Den lautesten Lacher hat sich aber wieder einmal eine Aktion unserer deutschen Nachbarn verdient: Dort findet doch tatsächlich eine Tagung unter dem absurden Motto „Klimaschutz braucht Geschlechtergerechtigkeit“ statt. Irgendwie ist es unfair, wenn die abgrundtief dumme politische Korrektheit alle Satiriker und Kabarettisten (und dem feministischen Neusprech gemäß wohlgemerkt auch alle Satirikerinnen und Kabarettistinnen) arbeitslos macht. Wenn also jetzt das gute weibliche CO2 gegen das böse männliche CO2 antritt, dann ist das Realsatire in Reinkultur. Was den ernsten Nachsatz verdient: Auch in Deutschland wäre ein flächendeckender Subventions-Stopp sehr hilfreich für eine intellektuelle Regeneration. 

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Wirtschaftszentren? Klagenfurt, nicht Linz! drucken

 Keine Frage: Auch im Verkehrsbereich muss Österreich dringend sparen. Die bisher erträumte Wunschliste an neuen Projekten ist nie und nimmer realisierbar. Dennoch ist das, was die Verkehrsministerin und der ÖBB-Chef da nun präsentiert haben, an der Grenze des Absurden.

Denn die beiden Genossen wollen uns einreden, dass es ein wichtiges, notwendiges und zukunftsweisendes Projekt ist, die Städte Graz und Klagenfurt durch eine komplett neue Eisenbahn zu verbinden – einschließlich eines 33, in Worten: dreiunddreißig Kilometer langen Tunnels. Dass aber die Nordostumfahrung Wiens und die Westumfahrung von Linz nicht wichtig seien. Obwohl diese Straßenprojekte dringend notwendig und viel billiger sind.

Die verkehrspolitische Absurdität des Koralm-Tunnels wird auch dadurch unterstrichen, dass die ÖBB gleichzeitig die letzte direkte Zugsverbindung zwischen Graz und Linz streichen. Dabei sind diese beiden Städte größenmäßig Nummer zwei und Nummer drei in Österreich.

Und niemand kann auch nur eine Sekunde zweifeln dass Linz weit wichtiger ist als Klagenfurt. Hier die große Industriestadt, dort die große Universitäts-Stadt. Dennoch sind offenbar die beiden Städte nicht einmal für einen einzigen Zug auf einer längst vorhandenen Strecke(!) verkehrsbringend genug. Von den Verlängerungsmöglichkeiten nach Marburg, Zagreb und Belgrad im Süden sowie Prag und Berlin im Norden gar nicht zu reden, einer fast kerzengeraden kontinentalen Nord-Süd-Verbindung.

Aber Linz und Graz seien eben keine Wirtschaftszentren, erklärt uns der köstliche neue ÖBB-Chef; Graz und das kleine Beamtenzentrum Klagenfurt hingegen schon. Sollte man nicht endlich Intelligenztests für Vorstände einführen?

Graz und Klagenfurt bringen mit Sicherheit nicht einmal ein Viertel des direkten Verkehrs wie Linz und Graz zusammen. Alles, was westlich Klagenfurts liegt – Villach ff. – ist aber längst durch die alte Südbahn aufgeschlossen und östlich von Graz gibt’s nur noch Waldheimat. Daher ist das einzige Argument für den Bahnbau sehr knieweich, dass sich an der beschaulich-menschenleeren Graz-Klagenfurter Koralm-Route vielleicht einmal Industrie niederlassen wird.

Aber in Wahrheit geht es ja gar nicht um Argumente, sondern um ganz anderes: Um Subventionen der Tunnelbau-Industrie und um pure Parteipolitik. Denn in der Steiermark hat die SPÖ die Mehrheit (so wie bei den ersten Koralm-Entscheidungen ausschlaggebend war, dass in Kärnten Blau regiert), in Oberösterreich hingegen die ÖVP. Und die wird nun bestraft. Auf Kosten der Oberösterreicher.

Dass die Bundes-ÖVP diese ganz offensichtlich rein parteipolitisch gedeckte Verkehrspolitik mitträgt, bleibt eines der großen Rätsel dieser Wochen. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass der schwarze Oberösterreicher Mitterlehner im Wirtschaftsministerium zwar ein brutal provinzlerische Personalpolitik betreibt (Egal wie unqualifiziert, Hauptsache: unbedingt Oberösterreicher und wenn geht schwarz); dass er aber wirtschaftspolitisch ein Leichtgewicht ist.

Selbst eine angebliche Autonomie jedes Ministers in einer Koalitionsregierung kann da kein Argument sein. Blockiert doch die SPÖ mit großem Erfolg die dringend notwendigen Studiengebühren und Aufnahmsprüfungen der Unis, obwohl diese zum „schwarzen“ Wissenschaftsministerium zählen.

Fast folgerichtig ist auch der Brennertunnel im schwarzen Tirol auf der langen Bank gelandet. Denn er wurde an de facto unerfüllbare Bedingungen Richtung EU geknüpft. Freilich ist das abgesehen vom stinkenden parteipolitischen Aspekt verkehrspolitisch durchaus sinnvoll.

Die Verkehrspläne sind aber auch sonst eine Ansammlung an Absurditäten: Laut dem ÖBB-Chef stehen 720 Kilometer Nebenbahnen „auf dem Prüfstand“. Er vergisst nur zu erwähnen, dass sie dort schon seit Jahrzehnten stehen und eine enorme Standprämie verschlingen, ohne dass jemals Entscheidungen gegen den Widerstand von Bürgermeistern und Landeshauptleuten gefallen wären. Es wäre längst höchste Zeit gewesen zu handeln, statt zu prüfen. So wie die privatisierte AUA nun Provinzwünsche zu ignorieren beginnt.

Statt einer Einstellung jener 720 Kilometer wird mit der Koralmbahn nun eine neue Nebenbahn gebaut, die noch dazu die teuerste aller Zeiten ist. Dennoch wird sie nach Fertigstellung – und nachdem die Bauindustrie sich erkenntlich gezeigt hat – sehr bald ebenfalls auf dem Prüfstand als zu schließende Nebenbahn stehen.

Aber dann wird niemand mehr von der Verantwortung einer Frau Bures, eines Herrn Kern, eines Herrn Voves oder eines Herrn Dörflers reden. Wir werden jedoch noch immer die Rechnung zahlen. Und in Linz und Wien wird der Verkehr kollabieren.

 

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Haben die Wiener das wirklich verdient? drucken

Männer, Autofahrer, Fußgänger, Steuerzahler sowie bildungs-, und leistungswillige Menschen sollten sich künftig besser außerhalb Wiens ansiedeln. Für alle anderen bricht das absolute Paradies aus – besonders für Liebhaber inhaltsarmer Phrasen, für Baulöwen, Radfahrer, Radikalfeministinnen und Stadtbilddemolierer.

Das ist der dominierende Eindruck, den der rot-grüne Koalitionspakt auslöst. Beim näheren Hinschauen wird das Bild freilich widersprüchlich. Denn zum einen wirken viele der Phrasen wie aus dem Zettelkasten von zu Management-Beratern aufgestiegenen Alt-68ern. Also purer Klang und Null Ernsthaftigkeit. Zum anderen kann die Praxis der nächsten fünf Jahre aber wirklich die Zukunft Wiens ruinieren, sollte dieses Programm tatsächlich ernst gemeint sein.

Um Wien ist es ja heute schon sehr schlecht bestellt. Denn bei allem äußeren Talmi einer auf Hochglanz hergerichteten Kaiserstadt hat Wien schon jetzt die weitaus höchste Arbeitslosigkeit Österreichs, eine aggressiv unternehmerfeindliche und zunehmend korrupte Bürokratie, seit der Übernahme durch die kontaktfreudige Frau Brauner keinen einzigen Politiker mit Finanzverstand, eine auf absolute Verhässlichung ausgerichtete Baupolitik und einen nur noch an den subjektiv schönen Dingen eines Phäakenlebens interessierten Bürgermeister.

Die Eckpfeiler eines rotgrünen Programms

Antizyklische Investitionen in Krisenjahren“: Das heißt auf Deutsch: massive weitere Verschuldung ohne Rücksicht auf Euro-Kriterien oder jene Zukunft, in der diese Schulden fällig werden. Bekanntlich sind Linke immer extrem kreativ, selbst bei schönem Wachstum „Krisenjahre“ zu behaupten, weil ja immer irgendein Bereich als kritisch dargestellt werden kann.

Mindestsicherung für alle Wiener Kinder von monatlich 200 Euro. Liebe schwer arbeitende Eltern, bitte nicht zu früh freuen: Ihr dürft das nur zahlen, zugute kommt das natürlich im wirklichen Leben nur Unterschicht-Kindern, also vor allem jenen aus der Türkei und dem Balkan.

Mit jedem Zuwanderer wird künftig ein „Wiener Vertrag“ abgeschlossen: Zur „feierlichen Eingliederung in die Stadt“. Wetten, dass da keine einzige konkrete und - wie es sich bei einem Vertrag eigentlich gehören würde - einklagbare Pflicht bei den wirklich schmerzhaften wie notwendigen Punkten drinnen stehen wird? Außer höchstens jener, lebenslang Rot oder Grün zu unterstützen. Die Pro-Ausländerpolitik des rot-grünen Rathauses ist schon daran abzulesen, dass es kein Inserat für Zeitungen „mit fremdenfeindlichen Ideen“ geben wird. Womit also jede Zeitung, die von Schwarz, Blau oder Orange vorgeschlagene Ideen zur Lösung des Migrationsproblems unterstützt, ausgehungert werden soll. Was natürlich nicht auf die Kronenzeitung zutrifft – die aber seit dem Tod Hans Dichands ohnedies schon total auf SPÖ-Kurs gegangen ist.

„Kampf gegen sexistische Werbung“. Wahrscheinlich wird jetzt wieder mit dem Zentimeter-Maß gemessen, wie viel Prozent eines abgebildeten Körpers nackt und wie viel bedeckt sind. Hinter dieser Lächerlichkeit einer neuen Metternichschen Sittenpolizei verbirgt sich – zusammen mit dem Kampf gegen „fremdenfeindliche“ Ideen eine neue Eskalation der totalitären Einschränkung von Meinungsfreiheit durch die Linke.

„Sozialer Aufstieg für alle“. Damit ist nicht etwa gemeint, dass es uns künftig allen durch eigene Leistung, Wissen und Anstrengungen noch besser gehen soll – oder zumindest so gut wie 2007 – sondern der Aufstieg wird von der Obrigkeit einfach versprochen. Als ob diese dafür sorgen könnte, dass künftig alle mehr als das Median- (oder Durchschnitts-)Einkommen verdienen. Oder dass alle zu Bankvorständen oder Stadträten werden.

Alle AHS-Standorte werden eine „neue Mittelschule“. Auf Deutsch: verpflichtende Gesamtschule. Das ist einmal deshalb interessant, weil damit Rot-Grün genau das tun, was man der ÖVP vorwirft: nämlich ein bundeslandspezifisches Schulsystem aufbauen zu wollen. Das ist freilich für alle bildungswilligen und an ihren Kindern interessierten Eltern eine Katastrophe und ein weiterer Grund, in den Speckgürtel rund um Wien zu übersiedeln. Das eröffnet aber zumindest eine gute Investitions-Chance in dieser Stadt – nämlich für die Gründer von Privatschulen.

Kriminalität ist nach wie vor „Aufgabe der Bundespolizei“. Da schau her: Kümmert man sich bei den AHS-Schulen keineswegs um die Bundeskompetenz, so ist dort, wo die Wiener wirklich Probleme haben (nicht zuletzt auf Grund der Folgen der Wiener Ausländerpolitik) plötzlich der Bund zuständig. Und Wien ist nur für die „Soziale Sicherheit“ zuständig – wobei aber offensichtlich ebenfalls nicht die hohe Arbeitslosigkeit auf Grund der Wirtschaftsfeindlichkeit des Rathauses gemeint ist.

Der motorisierte Individualverkehr soll um rund ein Drittel reduziert werden. Das heißt für alle Autofahrer, sich ganz fest anzuschnallen. Falls dieses Ziel halbwegs ernst gemeint ist, bedeutet es eine Fülle von durch Radwege ersetzten Parkplätzen, von Fahrverboten, von Tempo-30-Zonen, von künstlich herbeigeführten Staus sowie einen Verzicht auf jeden weiteren Straßenbau (etwa durch eine Nordostumfahrung Wiens). Und was den Antiauto-Ideologen sonst noch alles einfallen wird.

Der Anteil der Radfahrer soll sich verdoppeln. Fußgänger sollten künftig lieber nur noch mit Sturzhelm und Ganzkörperschutz aus ihren Haustoren treten. Denn es ist gar nicht anders möglich, als dass sie neben den Autofahrer die Hauptopfer sein werden, wenn die aggressivsten Radfahrer Europas noch mehr Rechte bekommen.

„Geschlechtergerechtigkeit“ soll umgesetzt werden. Ganz offensichtlich ist das Gegenteil gemeint, da ja längst Frauen flächendeckend bevorzugt werden: In rot-grüner Perspektive sollen jedoch leistungswillige Männer noch mehr durch ideologiewillige Frauen verdrängt werden; die zahllosen Förderungen für (linke) Frauenvereine werden noch ausgebaut; und natürlich denken die rot-grünen Rathausmänner dabei nicht an die Abschaffung der Frauenprivilegien eines niedrigen Pensionsalters oder der Freiheit von Dienstpflichten, sondern an das Gegenteil.

„Förderung von Frauen als Unternehmerinnen“. Abgesehen davon, dass das einer von vielen gleichheitswidrigen Vorschlägen ist - männliche Unternehmer werden offensichtlich nicht gefördert, sondern nur geschröpft -, werden Frauen offenbar in jeder Hinsicht gefördert. Nur nicht dort, wo sie es wirklich schwer haben, nämlich in der Rolle als Mutter. Obwohl Mutter zu werden so ziemlich das einzige ist, was nach wie vor wirklich fast alle jungen Frauen wollen. Und was die Zukunft dieses Landes dringend bräuchte.

„Ein großes Photovoltaik-Kraftwerk“, ein „Biomasse-Heizwerk“, ein „Solarkraftwerk“. Das sind bekanntlich die teuersten Formen der Energiegewinnung, aber für die Linke ungefähr das, was für Katholiken die Peterskirche zu Rom ist. Die Stromkonsumenten werden wie einst beim Peterspfenning die Zeche zu bezahlen haben.

„Innere Stadterweiterung“, „Äußere Stadterweiterung“, „Erneuerung historischer Stadtgebiete“: Die gefährlichste Drohung hinter diesem Wunschkonzert für (spendenfreudige) Baukonzerne ist die geplante Attacke auf die historischen Stadtgebiete. Jedes alte Haus wird nun wohl einen hässlichen dreistöckigen Aufbau bekommen, so wie schon Hunderte andere in den letzten Jahren.

„Life Sciences“ sollen gefördert werden. Dabei wäre die beste und billigste Förderung für die Zukunftswissenschaften, wenn Rot und Grün nicht jedes Wort, jede Forschung, wo „Gen“, Hormon“ oder Atom“ vorkommen, so wie Michael Häupl ein Glas Mineralwasser fürchten würden.

„Mikrokredite“ für Kleinstunternehmen. Damit verraten Rot und Grün endgültig, wo sie künftig Wien einordnen, nämlich in der Dritten Welt. Denn Mikrokredite sind ein dort übliches – und nur unter sehr spezifischen Rahmenbedingungen funktionierendes – Instrument, etwa für arme Frauen, die sich mit einer Nähmaschine ihr Geld verdienen wollen.

Mehr „Schulsozialarbeiter“; mehr „Creative Industries“; mehr „Knowhow-Transfer“; „Aspern als Work-Life-Balance-City inklusive Technologie-Hub“; „IKT-Schwerpunkt mit Medienkonvergenz“ und und und: Längst ist der Rezensent der Phrasen überdrüssig. Und fragt sich nur noch, wie teuer uns all diese Phrasen kommen werden, wer da wohl davon jeweils profitieren wird. Oder ob das eh nicht ernst gemeint ist, sondern nur für die Beschlüsse in den Parteigremien und sonst für die Rundablage.

Dem steht keine Opposition gegenüber

Nichts findet sich natürlich über die bisher von den Grünen so kritisierte Megakorruption mit Wiener Inseratenlawinen in den Boulevard-Zeitungen, über eine Beschleunigung der Behördenwege, über einen Abbau der Beamtenprivilegien, über einen Kampf gegen die Wiener Korruption, über die Sanierung der Misswirtschaft in den Wiener Spitälern, über einen Beamtenabbau und über all das andere, was wirklich notwendig wäre für Wien.

Nur noch Fußnoten angesichts dieser programmatischen Irrwege bleiben da auch andere merkwürdige Tatsachen: Etwa dass der im Wahlkampf so groß herausgestellte Alexander Van der Bellen nun doch im Bund bleibt (was an den ÖVP-Skandal Karas-Strasser bei der EU-Wahl erinnert); oder die zur Schädigung der Opposition beschlossene maßgeschneiderte Änderung der Stadtratszahl.

Freilich wird die Opposition dieser verstörenden Wien-Perspektive wenig entgegenzusetzen haben: H.C.Strache zieht sich wie Van der Bellen ebenfalls wieder in den Bund zurück und überlässt einer unerfahrenen Mannschaft den Platz. Und die ÖVP tritt mit der schwächsten Führung seit 1945 an. Aber Christine Marek klammert sich trotz der vernichtenden Absage der Wähler an ihren Job als Klubobfrau, obwohl sie im ÖVP-Klub jetzt nur mit einer knappen Mehrheit gewählt wurde. Was bedeutet, dass die Stadtschwarzen nun Jahre der Intrigen vor sich haben, bis sie vielleicht doch eine Alternative zu Marek zusammenbringen.

Haben die Wiener das alles wirklich verdient?

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Gott, Staat, Gottesstaat: Eine Antwort auf Romig drucken

 Friedrich Romig hat hier am 7. November einen brillanten und geistreichen Essay veröffentlicht, mit dem er die Idee eines christlich begründeten Gottesstaates zu restaurieren versucht. Er positioniert diesen als einzig denkbare Alternative zu den zerstörerischen Folgewirkungen eines positivistischen Beliebigkeits-Staates, der Maß und Mitte verloren hätte, weil er nicht dem Heiligen verpflichtet sei. Romig wähnt sich in der Ablehnung eines wert-losen liberalen Rechtsstaates und einer ziel-losen Demokratie eines Sinnes mit dem Islam, der den Absolutheitsanspruch einer göttlichen diesseitigen Ordnung völlig zu Recht für sich in Anspruch nehmen würde. Er löste eine breite und lebhafte Diskussion aus, welche die große Sehnsucht der Christen und Konservativen nach einem wirksamen politischen Instrumentarium zur Durchsetzung ihrer lange unterdrückten Ansichten und verächtlich gemachten Anliegen zum Ausdruck bringt. Doch ist der Gottesstaat der geeignete Rahmen für die Anwendung des christlichen Gestaltungsauftrages? Christian Zeitz, ein konservativer evangelikaler Katholik klassisch-liberaler Prägung, kommt in der folgenden Analyse zu ganz gegenteiligen Ergebnissen.

Noch vor wenigen Jahren schien es manchen, als hätte die Religion als Quelle gesellschaftlicher Realität abgedankt. Inzwischen stehen Religionen und ihre Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen weltweit im Zentrum tagespolitischer Auseinandersetzungen, medialer Berichte und grundsatzphilosophischer Reflexionen. Die Folgen der Masseneinwanderung von Anhängern des Islam nach Europa und in die USA haben jedenfalls die Annahmen des Historischen Materialismus gründlich überwunden, nach denen nur ökonomische Faktoren wirklich gesellschaftlich wirkmächtig sind.

Aber die Vertreter des Islam wollen mehr als die bloße Inanspruchnahme der Religionsfreiheit. Der Islam soll zum Referenzsystem einer Rückbesinnung auf eine verbindliche göttliche Ordnung des Gemeinwesens werden. Vom Anspruch einer "radikalen Reform" der westlichen Gesellschaften spricht etwa Islam-Popstar Tariq Ramadan. Die Krise der Demokratie und Kultur des Westens scheinen dafür das ideale Unterfutter zu bilden. Und so wird der Anspruch des Islam zum Anlass für die Unterscheidung der Geister:

Einige der jahrelang in der Defensive gewesenen Christen fühlen sich ermutigt, eine gottesstaatliche Neuordnung der erodierten säkularen Spaßgesellschaft auch im Namen des Christentums einzufordern. Andere befürworten eine Reformulierung der spezifisch rechtsstaatlich-liberalen Konzeption, die unmittelbarer Ausfluss der christlichen Religion sei. Doz. Dr. Friedrich Romig verlangt den Gottesstaat und bezieht sich dabei auf das Lehramt der Katholischen Kirche.

Im Folgenden wird dieser These energisch entgegen getreten und die Restauration der christlich grundgelegten Gewaltenteilung als selbstbewusste Antithese zum Islam gefordert.

Christentum und Islam im Vergleichstest

1. Friedrich Romig tappt in die Falle all derer, die uns ein – angeblich dem allgemeinen Konsens entsprechendes – Prinzip der "Trennung von Religion und Gesellschaft" oder "Religion und Staat" unterjubeln wollen. Ein solches Prinzip ist nirgendwo abgeleitet oder dogmatisiert und ist gleichermaßen aus christlicher wie aus liberaler Sicht geradezu absurd.

Die liberale Demokratie ist ein Funktionsmechanismus, der aus sich heraus keine Wegweisung betreffend die inhaltliche Ausgestaltung von Entscheidungen und Problemlösungen enthält. Das bloß formale Regelwerk von Demokratie und Rechtsstaat bedarf der inhaltlichen Bestimmung durch Wertvorstellungen, Anliegen, Ziele.

Diese aktualisieren sich durch das Handeln von Menschen, das zwar einerseits durch Bedürfnisse und Interessen, aber andererseits ganz besonders durch Identitäten und Meinungen sowie Standpunkte bestimmt wird. Identitäten, Meinungen und Standpunkte speisen sich ihrerseits entweder aus "immanenten" Weltanschauungen – oder eben aus Religionen. Wo das Werturteil herkommt und wie es sich begründet, ist nicht Gegenstand des (demokratischen) Diskurses und geht die Entscheidungsträger des Staates ganz und gar nichts an, sofern durch die potentielle Durchsetzung eines konkreten Werturteiles das Regelwerk des rechtsstaatlichen beziehungsweise demokratischen Funktionsmechanismus nicht selbst außer Kraft gesetzt wird.

Wer die Religion (durch "Trennung" von irgendetwas) aus dem gesellschaftlichen Entscheidungsfindungs- und Gestaltungsvorgang draußen halten will, kann und muß dies ebenso für Sozialismus, Konservativismus und alle anderen Weltanschauungen verlangen, was erkennbarerweise zu absurden Ergebnissen führt. Die Trennung von Religion und Staat/Gesellschaft ist also nichts als eine versteckte Kampfansage an die Wertbegründung des Gemeinwesens, die Forderung muß mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden.

Was getrennt werden soll und in unserer Ordnung tatsächlich getrennt ist, sind "Kirche und Staat". Mandats- und Entscheidungsträger des Staates dürfen nicht gleichzeitig Amtsträger der Kirche oder einer Kultusgemeinde sein. Dies ist ein Anwendungsfall des Prinzips der Gewaltenteilung, das unmittelbar Ausdruck des katholischen Gesellschaftsverständnisses ist ("Gebt dem Kaiser, ...").

2. Die Trennung von Kirche und Staat ist die gesellschaftstheoretische Entsprechung des katholischen Verständnisses der Trennung von Gott und Natur. Letzteres hat die Naturwissenschaft möglich gemacht, ersteres die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Die christliche Religion ist nicht etwa deswegen mit dem liberalen Rechtsstaat kompatibel, weil sie durch die "Aufklärung" geläutert wurde, sondern weil der liberale Rechtsstaat ein Produkt der christlichen Religion ist.

"Aufklärung" hat es fast überall gegeben, zu manchen Zeiten sogar im Islam. Aber sie hat ausnahmslos nirgendwo zu Marktwirtschaft, Rechtsstaat und Demokratie geführt, außer unter dem Einfluß des Christentums. Daß dies keineswegs immer so war und zugegebener Maßen auch heute keineswegs perfekt verwirklicht ist, mag nichts heißen.  Es sagt über die tatsächliche Beheimatung dieser Erfolgsprodukte im Christentum ebensowenig aus wie die Tatsache, daß verschiedene Formen der Polygamie und der Zwangsehe in weiten Teilen Europas im 18., ja bis ins 19. Jahrhundert trotz des oder gegen den erklärten Willen der Kirche existierten.

All das sind Fragen der kulturellen Prägung der Gesellschaft durch die Religion, die Doz. Romig zwar nominell anspricht, aber nicht adäquat beleuchtet. Die Prägung der Gesellschaft durch die Religion erfolgt nicht über politische Mechanismen, sondern über den Sickerprozeß der spontanen Ordnung individueller Handlungen, deren Träger (oft auch unbewußt) von religiösen Motiven bestimmt sind, und die auf diese Weise jeweils Spuren von religiösem Gedankengut in die Sphäre der gesellschaftlichen Realität transportieren.

 3. Daß es eine Trennung des Staates/der Gesellschaft von der Religion/der Kirche gibt und geben kann, setzt voraus, daß die zu trennenden Entitäten überhaupt als unterschiedliche Seinsbereiche wahrgenommen werden. Dies wiederum setzt voraus, daß sie auch tatsächlich und wirklich unterschiedliche Seinsbereiche sind. Das ist im Islam regelmäßig und aus konstitutiven Gründen nicht der Fall.

Die Trennung von Kirche und Staat kann es im Islam deswegen nicht geben, weil es keine Kirche gibt. Dies ist nicht etwa deswegen der Fall, weil es im Islam keine Autoritäten und keine Hierarchien geben würde (ganz im Gegenteil), sondern weil diese Teil eines unauflösbaren Systems religiös-weltlicher Macht sind. Aus demselben Grund gibt es nach islamischer Auffassung de facto auch keinen Staat (wie in vielen Quellentexten, aber auch z.B. bei Al Qaradawi nachzulesen ist). Der Begriff des Gottesstaates ist daher aus islamischer Sicht bestenfalls eine Zwischenlösung auf dem Weg zur Umma und eigentlich eine westliche Verbämung, dessen, was wir in islamischen Gesellschaftsgebilden automatisch und immer vorfinden.

4. Aus genau gegenteiligen Gründen kann es auch aus der Sicht des Christentums keinen Gottesstaat geben. Denn Christus hat keinen Staat, sondern eine Kirche gegründet. Dieser Gründungsakt fällt aus allem heraus, was vorher an gesellschaftlichen Systemen bzw. staatlichen Einrichtungen und deren religiöser Legitimation bekannt war. Das Christentum hat damit einen radikalen Bruch der Geschichte eingeleitet, dem allein dasjenige zu verdanken ist, das wir heute Freiheit nennen.

Diese Freiheit beinhaltet nicht nur die Möglichkeit, sich gegen den Staat (oder besser: gegen seine Exponenten) zu wenden, sondern auch gegen die Religion. Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß wir in dieser Hinsicht stets die Kosten der Zivilisation zahlen müssen, die wir dem Christentum zu verdanken haben und dessen Früchte wir so gedankenlos konsumieren.

Das Problem ist nicht, daß jede Zivilisation ihre Kosten hat, sondern daß wir es – aufgrund politischer und anderer Deformationserscheinungen – noch nicht ausreichend gelernt haben, mit diesen Kosten adäquat umzugehen. Immerhin aber leiden wir am Mangel an "Kostenwahrheit" und "Kostenzurechnung", was eine grundsätzliche Voraussetzung der "Internalisierung" dieser Kosten wäre. Während der (christlich begründete) Westen an der Explosion der Zivilisationskosten leidet, und diese für den großen Teil der Welt trägt, ist der Islam prinzipiell nicht bereit, sich an den Kosten der Zivilisation zu beteiligen. Umso dreister aber bedient er sich der Früchte der Zivilisation: seit seinem Anbeginn durch Beutezug und Kapitalverbrauch (dies ist die Wirtschaftsethik des Islam).

5. Die Kosten der Zivilisation sind nicht zu eliminieren, indem wir den Zivilisationsfortschritt revidieren, den wir dem Christentum zu verdanken haben. Die "eine Ordnung" ist nicht mehr dadurch zu bekommen, daß wir die Orndnungsprinzipien unterschiedlicher Seinsbereiche (Kirche, Staat, Gesellschaft, Wirtschaft) ineinander überführen. Dies soll natürlich nicht heißen, daß religiöse Imperative nicht als Referenzsysteme der anderen Seinsbereiche eingefordert werden sollen.

Aber eine solche Bemühung darf die Autonomie der Sachgebiete nicht aufzulösen versuchen. Daß die "Einheit von Glaube und Vernunft" ein christliches Ideal ist, heißt nicht, daß beides ident ist. Der Absolutheitsanspruch der Katholischen Kirche bezieht sich auf den Gottesbegriff, die Offenbarung und das Erlösungsversprechen.

Dieser Absolutheitsanspruch lebe hoch und möge von der Kirche mit aller Entschiedenheit verteidigt werden! Aber er bezieht sich nicht auf die Wirkungsweise des menschlichen Verdauungstraktes, die Berechnung der Stömungsgeschwindigkeit der Luft entlang der Tragflächen eines Flugzeuges oder auf die Gesetze eines Konjunkturverlaufes im Gefolge des Staatsversagens in der monetären Sphäre. Deshalb gibt es den "Gottesstaat" oder die "Gotteswirtschaft" aus katholischer Sicht nicht.

6. Alle Versuche, die Ordnung der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit unter das Primat des Sakralen zu stellen, müssen im Kosmos der Moderne in politischen Totalitarismus führen. Und wenngleich die "Moderne" natürlich jede Menge "Abgleitflächen" enthält und daher aus christlicher Sicht keineswegs die ultima ratio oder das "Ende der Geschichte" darstellt, ist ein Zurück ins "Goldene Zeitalter" keineswegs die richtige Antwort auf die vielen Verzweiflungen der Gegenwart.

Kein Ganzheitsdenker hat uns je gezeigt, wie ein "Gottesstaat" unter den Bedingungen einer "ausgedehnten Gesellschaft" bzw. den Spezifika des "verstreuten Wissens" (Hayek) in unserer globalisierten Welt tatsächlich funktionieren soll. Und noch viel weniger hat uns irgend einer derjenigen Denker, die uns – von Platon bis Leo Strauss – mit den Verheißungen einer geheiligten Ordnung beeindrucken, jemals auch nur eine Andeutung hinterlassen, die zeigt, mit welchen politischen Instrumenten und auf welchen Wegen wir von der Autobahn einer Gesellschaft freier Menschen auf den Fußweg heiliger Beschaulichkeit zurückgelangen sollen.

 7. Der Islam hat diesen Trampelpfad nie verlassen. In den meisten islamischen Gemeinwesen ist dieser "Weg zur Knechtschaft" zunehmend ein unmittelbarer Weg in die Hölle. Gemeinwesen unter dem Einfluß des Islam tendieren stets dazu, immer totalitärer, immer menschenfeindlicher, immer fortschrittsrigider und immer ungerechter zu werden.

Es ist unsere Aufgabe, die Einwurzelung dieses Keims der Unfreiheit mit allen rechtmäßigen Mitteln zu verhindern. Keineswegs dürfen wir das Prinzip des Rechtsstaates bekämpfen, indem wir uns mit jenen in den Zug setzen, die ihn immer schon zerstören wollten.

Das, was Christen am gegenwärtigen Gemeinwesen auszusetzen haben, ist in der Tat sehr viel: Der Syndikalismus der EU begünstigt die Mächtigen und Starken, anstatt den Kreativen die Chance zu geben, den Schwachen zu helfen; die Regeln des gerechten Verhaltens sind weitgehend außer Kraft gesetzt worden und das Ideal eines "government under the law" ist denkbar weit entfernt; das Parteiensystem hat sich von Sonderinteressen in Dienst nehmen lassen und hat mit einer Demokratie nichts mehr zu tun; die Tyrannei einer "neuen Moral im Dienste alter Instinkte" (political correctness) trägt dazu bei, die christlichen Tugenden auszuhöhlen, ja sogar als "unethisch" zu bekämpfen; und die Transmission der Kultur aufgrund der Umsetzung des totalitären Phantasmas der multikulturellen Gesellschaft zehrt die christliche Basis unserer Zivilisation auf und enteignet ihre Erben.

All diese Kritikpunkte sind mehr als erheblich. Sie beziehen sich aber nicht auf den Rechtsstaat und auf die Prinzipien des klassischen Liberalismus, die zu rekonstruieren und zu reetablieren Christen allen Grund haben. Demgegenüber kann der Islam mit den Grundlagen unserer Kultur prinzipiell nichts anfangen und muß den Staat, der dieser Kultur entspricht, grundsätzlich ablehnen. Die kategoriale Unfähigkeit des Islam, den – österreichischen, deutschen, etc. – Staat zu akzeptieren, ist nicht die Lösung des Problems, sondern ein Teil des Problems.

 Christentum und Islam haben nichts gemein – das gilt besonders auch in staatstheoretischer Hinsicht. Wir dürfen uns nicht dazu verleiten lassen, im Islam einen Verbündeten zu sehen, selbst dann, wenn diese Verlockung so brillant und eloquent vorgetragen wird, wie dies Doz. Romig tut. Denn der Gottesstaat ist nicht die Lösung des Dilemmas der Moderne.

 Christen haben eine eigene Utopie, die sie mit Vertretern des Islam nicht zu teilen brauchen. Sie besteht darin, den "Gottesstaat" dauerhaft zu verhindern, um dem Reich Gottes in den Handlungen der Menschen, die Jesus lieben, Raum zu geben.

Ceterum Censeo: Die Mitte der Nacht ist auch der Beginn des Morgens.

Christian Zeitz ist Betriebswirt, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Politische Ökonomie und Vorstandsmitglied des Wiener Akademikerbundes.

 

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Wie man Politikern seine Meinung sagt drucken

Mein Angebot, ein Webinterface zur Kommunikation mit den Nationalratsabgeordneten einzurichten, ist typisch austriakisch aufgenommen worden. Daher wird jetzt in der ersten Phase eine österreichische Tradition fortgeführt und ein Provisorium errichtet.

Wenn Sie also unseren Nationalratsabgeordneten etwas mitteilen wollen, dann senden Sie mir doch bitte in der ersten Phase eine E-Mail mit dem Text.

Meine Lobbying-Agentur Medtrix® wird Ihre Nachricht dann personalisiert, mit Ihrem Namen und Ihrer E-Mail versehen, an jeden Abgeordneten verteilen.

E-Mail dazu: office@medtrix.at 

Wenn Sie sich an den Unkosten beteiligen wollen, erbitte ich eine Überweisung auf mein Konto (20€ im Jahr -"fair use" vorausgesetzt).

Bank: Bank Austria
Kontonummer: 50210010284
Bankleitzahl: 12000
IBAN: AT15 1200 0502 1001 0284
BIC: BKAUATWW

Verwendungszweck: Aufwandsentschädigung E-Mail

Bei einsprechender Resonanz wird dann Phase 2 eingeleitet: die Stufenweise Programmierung eines Webinterfaces. Für Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung:

Telefon 0660 MEDIZIN (0660 6334946)

 

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Oberhauser, das Unschuldslamm drucken

Es ist absurd, aber wahr: Die Abberufung Elmar Oberhausers als ORF-Informationsdirektor ist berechtigt und nachvollziehbar. Das ist aber schon wirklich das Einzige, was Alexander Wrabetz in den letzten Jahren richtig gemacht hat.

Warum halte ich die Oberhauser-Abberufung für legitim? Einfach deshalb, weil es in keinem Großbetrieb angehen kann, dass ein Vorstandsmitglied in (wenn auch angeblich nur betriebsinternen) Massenmails eine Entscheidung des Vorstandsvorsitzenden massiv kritisiert. Die Entscheidung mag noch so falsch sein, der Schaden fürs Unternehmen wird jedenfalls noch viel größer, wenn ein wichtiger Mitarbeiter seine Kritik de facto öffentlich publiziert. Das Schweigen nach außen zu internen Disputen wird ja auch durch fürstliche Gagen erkauft.

Das erinnert aber auch an einen ganz parallelen Fall vor vier Jahren: Damals hat Armin Wolf die damalige ORF-Führung massiv attackiert. Er tat das nicht nur in einem internen Massenmail, sondern sogar in einem öffentlichen Vortrag. Daher wäre damals in genau der gleichen Weise eine sofortige Suspendierung und Kündigung beziehungsweise Entlassung am Platz gewesen. Die damalige Generaldirektorin Monika Lindner war jedoch zu feige dazu; sie glaubte in ihrer Naivität, noch einmal ihre Funktion retten zu können. Werch Illtum, muss man da mit Ernst Jandl ausrufen. Ihre Untätigkeit gegenüber der groben Illoyalität Wolfs kam im Gegenteil als deutliches Schwächesignal an.

Freilich muss man Lindner eines zugutehalten: Hätte Sie Wolf gefeuert, wäre der Aufschrei der linken Mafia extrem laut gewesen. Vom Standard, über die Journalistengewerkschaft (eine sonst völlig unbedeutende rot-grüne Vorfeldorganisation) bis zum Falter hätten sich die üblichen Verdächtigen laut empört. Sie hätten wieder einmal den endgültigen Beweis für den Ausbruch des Faschismus geortet.

Es braucht wohl nicht extra betont zu werden, dass diesmal aus dieser Ecke nicht einmal der Hauch einer Empörung zu bemerken ist. Jetzt feuern ja Rot und Grün und nicht die schwarze Lindner.

Zurück zu Oberhauser: So sehr er mit seinen Vorwürfen an Wrabetz in der Sache recht hat, so sehr ist er aber selbst hauptverantwortlich für die totale Langweile, die gesetzwidrige, fast totalitäre linke Einseitigkeit und die oft nur noch polemische Agitation in der Fernseh-Information der letzten Jahre. Er hat sich meist ja auch gar nicht ums Programm (bis auf den Sport) gekümmert, er hat so wie die gesamte übrige Führung den Informationssendungen keinerlei journalistischen Ethos oder geistige Führung geben können.

Bezeichnend ist auch, wen Oberhauser, wie er bei seinem Abtritt bekanntgegeben hat, anstelle des Herrn Dittlbacher am liebsten als Chefredakteur gesehen hätte: ausgerechnet Herbert Lackner! Also einen ehemaligen Mann der Arbeiterzeitung und jetzigen Profil-Chefredakteur, der das Wochenmagazin auf bravem Linkskurs und zunehmend langweilig steuert. Dem einzig zugute zu halten ist, dass er vor der Wiener Wahl nicht die Veröffentlichung der krakenartigen Verstrickungen der Wiener SPÖ in zahlreichen Firmen verhindert hat.

Oberhauser hat uns zu seinem Abschied auch noch darüber informiert, dass er tatsächlich mit einer Laura Rudas über ganz konkrete Namen für die Chefredaktion verhandelt hat (Oberhauser skizziert selbst den beschämenden Ton des Gesprächs: „Andere von mir genannte Alternativen lehne sie kategorisch ab.“ Was ziemlich erstaunt, ist doch Rudas in keiner Weise Mitglied des Stiftungsrates). Also hinten und vorne kein Anlass, sich als unschuldiges Opfer der Linken zu präsentieren. Oberhauser ist bis zuletzt absolut kein Gegengewicht zum alles dominierenden SPÖ-Einfluss gewesen, er hat brav mitgespielt – er hat nur einen ganz persönlichen Machtkampf mit Wrabetz ausgefochten. Und verloren.

Beschämt stehen auch die Grünen da: Obwohl Armin Wolf – der von Oberhauser dann nach Lackner vorgeschlagen worden war – in seinen ideologischen Äußerungen am ehesten dem linken Rand der Grünen nahesteht, haben die Grünen als einzige andere Partei wie ein braver Zinnsoldat mit der SPÖ gestimmt. Aber Grün und Rot unterscheidet eh schon lange nichts mehr (was man gerade auch in Wien sehen kann, wo die Grünen jubeln, obwohl sie nur einen einzigen Stadtrat bekommen, und obwohl die SPÖ parallel zu den Regierungsverhandlungen im Alleingang das nächste Budget präsentiert hat).

Die allerjämmerlichste Figur macht aber zweifellos Wrabetz: Durch den Rundumschlag Oberhausers mit seinen vielen pikanten Details steht nun außer Zweifel, dass Wrabetz auf direkten Pfiff des Duos Ostermayer-Rudas gehandelt hat. Dass im ORF in generalstabsmäßigem Umfang die totale Kontrollübernahme durch die SPÖ stattgefunden hat. Eine Partei, hinter der nicht einmal mehr jeder vierte Österreicher steht.

 

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SN-Kontroverse: Rot-Grün ein Modell? drucken

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist Rot-Grün auch ein Modell für den Bund?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Rot-Grün als Hoffnungsschimmer

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Mut kann man nicht kaufen und zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Unter diesem Motto ist das erste rot-grüne Bündnis in Österreich zu sehen, das nun in Wien geschlossen wird. Wobei die Regierungsbeteiligung der Grünen nicht nur der Wiener Politik neuen Schwung verleihen dürfte, sondern auch ein brauchbares Modell für den Bund abgeben könnte. Denn zwischen Sozialdemokraten und Grünen gibt es viele Schnittstellen, die durch die Praxis der Zusammenarbeit sicher ausgebaut werden.

Sie reichen von den großen gesellschaftspolitischen Fragen - Stichwort Vorrang für Bildung und forcierte Integrationspolitik - bis zu handfesten Fragen der Verteilungspolitik, wo sich Rot und Grün näher sind als SPÖ und ÖVP. Dennoch brauchen sich Wirtschaftstreibende nicht vor der neuen Farbenlehre in Wien zu fürchten. Die Akzente verschieben sich zwar etwas in Richtung Klein- und Mittelbetriebe sowie Creative Industries, aber die ökonomischen Grundlagen werden nicht auf den Kopf gestellt. Wie pragmatisch Grüne in Wirtschaftsfragen sein können, beweisen sie in München oder Paris. Von der Umsetzung grüner Ideen gehen Unternehmensmodelle und Jobinitiativen aus, wie es sogar Arnold Schwarzenegger in Kalifornien erkannt hat. Ein Mann, der alles andere als ein „links-grüner Spinner" ist.

Rot-Grün in Wien könnte zudem auf Bundesebene neuen politischen Schwung bringen. Falls das rot-grüne Bündnis in der Bundeshauptstadt klug verwirklicht wird, könnte es das Beispiel für innovative Politik abgeben und in der Folge die große Koalition ablösen. Diese hat ihre Reformkraft verbraucht. SPÖ und ÖVP verzetteln sich in alltäglichen ideologischen Kleinkriegen, und die Folge ist ein erschreckender Politikstillstand - lediglich übertroffen vom politischen Pleiteprojekt Schwarz-Blau. Rot-Grün nach Wien auch im Bund ist daher ein neuer Hoffungsschimmer. 


 

Mehr Bedrohung als Modell

Andreas Unterberger

Rot wie Grün streben nichts inbrünstiger an als ein Wahlergebnis, das ihnen endlich eine Koalition auf Bundesebene möglich macht. Das hat ihnen die Weisheit der Wähler aber noch nie erlaubt - zum Glück für Österreich. Einige Gründe, warum das ein Glück ist:
Rot-Grün würde die wirtschaftliche Lage Österreichs durch ein weiteres Aufblähen des Wohlfahrtsstaats endgültig ruinieren; wenngleich Rot-Schwarz da schon viel Vorarbeit geleistet hat.

Rot-Grün würde bei der Zuwanderung ein „Macht die Türen noch viel weiter auf" bedeuten. Sowie einen Verzicht auf ernsthaften Druck, sich sprachlich und kulturell anzupassen. Als aktuellstes Indiz nehme man die provokanten Aussagen des türkischen Botschafters, der neben vielen anderen Frechheiten wegen der angeblichen Türkenfeindlichkeit der Einwohner den internationalen Organisationen einen Abzug aus Österreich empfohlen hat: Der Grüne Van der Bellen pries dessen Aussagen aber mit großer Begeisterung.

Rot-Grün würde die viel teurere Gesamtschule einführen, also den Zwang, Kinder acht Jahre lang in Schulen zu schicken, die in immer mehr Städten von türkischen Jugendlichen dominiert werden; dieser Zwang wird primär die Mittelschicht treffen, die sich keine Privatschulen leisten kann (zum Unterschied von Industriellen, die sich daher locker für das Ende der achtjährigen Gymnasien aussprechen).

Rot-Grün würde eine drastische Verteuerung der Benzin- und Stromrechnung zugunsten Solar- und Windenergie-Industriellen bedeuten. Es würde die Meinungsfreiheit in Österreich durch eine politisch korrekte Ausweitung der sogenannten Verhetzungsparagraphen noch mehr einengen. Wer dann jemanden beispielsweise wegen seines Alters oder Geschlechts „verächtlich macht", kann zwei Jahre eingesperrt werden.

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Die Pessimismus-Konjunktur drucken

Der deutsche Arbeitsmarkt boomt so heftig, dass man glauben könnte, das Wirtschaftswunder der 50er Jahre ist zurück. Analysiert man die Ursachen näher, dann stößt der Österreicher auf viele lehrreiche Aspekte und Ähnlichkeiten, aber auch auf manche Warnsignale.

In Deutschland boomt nicht nur der Arbeitsmarkt, sondern auch die Konjunktur. Deren Motor ist erstens der Export, speziell jener nach China&Co (während Südeuropa und die USA noch keineswegs Anlass zu Freude geben). Zweitens boomt aber auch der inländische Konsum. Dafür gibt es einen klaren Grund: Niedrige Zinsen und hohe Inflationsängste.

Dass niedrige Zinsen die Menschen zum Konsum verführen, entspricht dem Lehrbuch. Viel stärker – und gefährlicher sind aber die Ängste, dass die heftige Geldproduktion in aller Welt und die verführerische Perspektive für die Staaten, sich via Inflation zu entschulden, den Geldwert schrumpfen lassen. Da kauft man doch lieber wieder einmal ein neues Auto, da renoviert man noch einmal Haus und Wohnung, da gönnt man sich auch sonst noch etwas, bevor man das Geld stapelt, bis es keinen Wert mehr hat. Das treibt kurzfristig Konjunktur wie Arbeitsmarkt an. Das ist freilich eine Pessimismus-Konjunktur, keine von Optimismus getriebene.

Das erklärt aber nur zum Teil, warum in Deutschland, wo unter Kohl mehr als vier und unter Schröder sogar mehr als fünf Millionen arbeitslos waren, heute nur noch drei Millionen ohne Job dastehen.

Die wichtigsten Gründe dafür sind der flache Anstieg der deutschen Löhne und die hohe technische Produktivität jedes deutschen Arbeitnehmers (trotz deren statistischen Rückgang in der Krise). Die Bundesrepublik liegt bei beiden Dimensionen europaweit an der Spitze, stellt auch Österreich weit in den Schatten. Deutsche Arbeitnehmer haben zwar seit langem kein echtes Reallohn-Plus gesehen – weswegen auch die „Linke“ zu Arbeitskämpfen hetzen will. Trotzdem war die Lohnflaute nicht unsozial, sondern sehr sozial. Weil die erhöhte Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zwei Millionen Menschen aus der Arbeitslosigkeit geführt hat. Die „Erfolge“ griechischer und anderer Gewerkschaften haben hingegen nationale Verarmung geschaffen.

Zusätzlich haben flexible Arbeitszeiten und Kurzarbeit viele deutsche Jobs über die Krise gerettet. Die Arbeitgeber haben in den Jahren davor gelernt, dass gute Facharbeiter und Techniker im Boom oft nicht mit Gold – und jedenfalls nicht in Anatolien – zu finden sind.

In den letzten Monaten hat sich aber auch der Anteil der fix und laut Gesetz unkündbar angestellten Deutschen immer stärker zugunsten der Zeit- und Leiharbeiter reduziert. Die Arbeitgeber scheuen weiterhin vor der Anstellung unkündbarer Mitarbeiter zurück, greifen aber gerne auf flexibel einsetzbare Arbeitskräfte. Solcherart entstand ein exzellentes Ventil zur Umgehung unsozialer Sozialgesetze. Und damit die wirksamste Waffe gegen die Arbeitslosigkeit.

 

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Rotzfrech, hasserfüllt und dumm drucken

Hat Österreich deutlich genug auf den Eklat des türkischen Botschafters reagiert? Ein unfreundliches Gespräch da und dort, ein paar Politikerstatements für die Medienbühne: Kann das wirklich alles gewesen sein, was auf das provozierende Interview des Herrn Kadri Ecved Tezcan  in der „Presse“ folgt?

Gewiss wäre es falsch, an einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu denken, wie er in den ersten Stunden nach Erscheinen des Interviews schon da und dort gefordert worden ist. Die Tausenden konsularischen Probleme zwischen diesen Ländern brauchen auch in Zukunft direkte Beziehungen.

Aber es ist zumindest sehr zu hoffen, dass Außenminister Spindelegger seinem türkischen Kollegen bei seinem Telefonat am Mittwoch nicht nur sein Missfallen ausgedrückt hat, sondern auch eine klare Botschaft etwa folgenden Inhalts: Falls der Botschafter nicht binnen 14 Tagen unter welchem Vorwand immer Österreich verlässt, wird er offiziell dazu aufgefordert werden. Oder zumindest wird offiziell mitgeteilt, dass der Botschafter außer Portieren in seiner weiteren Amtszeit keinen Vertreter der Republik zu Gesicht bekommen wird.

So würde zumindest eine Republik reagieren, die etwas auf sich hält.  

Ein Fehler wäre es hingegen, wenn Österreich eine Blockade der türkischen EU-Verhandlungen androhte, wie auch schon von manchen angedroht. Denn dann bräuchte die Türkei den Botschafter nur abzuziehen und könnte sofort einen moralischen Anspruch auf ein Ja Österreichs zu einem türkischen Beitritt erheben.

Das schlimmste am Interview des Botschafters ist sein Tonfall: Er tritt mit einer Überheblichkeit auf wie die Hochkommissare der vier Besatzungsmächte in den Jahren zwischen 1945 und 1955. Er macht damit klar, mit welch imperialer Bevormundung Österreich (wie auch andere Länder) zu rechnen hat, wenn die Türkei eines Tages der EU beitritt – wo sie noch dazu mit einem Schlag das größte Mitgliedsland wäre. 

Er machte mit seinem Tonfall auch klar, wie sich die Lautstärke der gesamten türkischen Politik gegenüber Österreich entwickeln würde, wenn die österreichische Politik es zulassen sollte, dass auf dem Weg der „Familienzusammenführung“ weiterhin alljährlich neue Zuwanderer aus der Türkei ins Land kommen würden. Wenn die Familienförderung nicht kräftig umstrukturiert  wird – die für eine ostanatolische Frau das Gebären von Kindern in Österreich zum weit besseren Geschäft als jede Tätigkeit in ihrer alten Heimat macht; wenn es nicht kräftige finanzielle Abzüge gibt, falls Mädchen nicht an Turnunterricht, Schwimm- und Skikursen teilnehmen; wenn Schulen geschwänzt werden; wenn Kinder trotz jahrelangen Aufenthalts in Österreich nicht ordentlich Deutsch können; wenn die einschlägigen Angebote nicht genutzt werden. Also wenn nicht endlich das oft behauptete „Fordern und Fördern“ auch Realität wird.

Aber befassen wir uns nicht nur mit dem ebenso verräterischen wie undiplomatischen Tonfall, sondern auch mit den Inhalten des Botschafter-Interviews.

Da bleibt einem geradezu der Mund offen, wenn ausgerechnet ein Vertreter der Türkei Österreich erklären will, was „liberal“ sei. Immerhin ist die Türkei ein Land, das nach wie vor alle nichtislamischen Religionen schwer behindert, und zwar mit Regeln und Schikanen, gegen die das Schweizer Minarettverbot eine absolut vernachlässigbare Einschränkung ist. Die Türkei ist ein Land, wo brutal bestraft wird, wer an den türkischen Völkermord an den Armeniern auch nur erinnert. Wo gewählte Politiker im Gefängnis landen. Wo alleine die Forderung nach Autonomie für die Kurden in den Kerker führt, von dem – schon in der UN-Charta stehenden – Selbstbestimmungsrecht gar nicht zu reden. Und dieses Land ist so frech uns zu sagen, was „liberal“ ist.

Noch grotesker ist, wenn ein Ausländer der ÖVP und der CDU vorhält, dass Maria Fekter und Angela Merkel in der falschen Partei seien. Das würde weder ein deutscher noch ein österreichischer Diplomat in Hinblick auf die Türkei sagen; das würde nicht einmal ein – an viel weniger Regeln gebundener – Politiker aus diesen Ländern auch nur denken. Ganz abgesehen davon, dass Merkel wie Fekter zu den besten und wichtigsten Identifikationsfiguren ihrer Parteien zählen.

Als einzige Entschuldigung kann sich der Botschafter in diesem Punkt zugutehalten, dass er ähnlichen Unsinn auch in den linken Medien Österreichs und Deutschlands lesen kann, die ständig scheinheilig an den konservativen Parteien Kritik ähnlicher Natur üben. Die diesen Parteien ständig sagen: Erst wenn ihr werdet wie Grün und Rot, dann werden wir euch eure Existenz verzeihen.

Geradezu bizarr wird es, wenn der Botschafter noch „nie davon gehört“ haben will, dass hier in Mitteleuropa junge Macho-Türken Mitschüler terrorisieren.

Eine brutale Provokation ist es, wenn er UNO, OSZE und OPEC auffordert, Österreich zu verlassen, weil hier 30 Prozent „eine extrem rechte Partei“ wählen. Diese Frechheit geht sogar noch über das Kesseltreiben hinaus, das Europas Sozialisten 2000 gegen die Bildung der schwarz-blauen Regierung inszeniert haben. Was auch immer ein Land wie die Türkei als „extrem“ zu definieren versucht, ist irrelevant. Und einfach dumm ist es zu glauben, solche Drohungen würden die Österreicher türkenfreundlicher machen. Da ist einem Vertreter des türkischen Regimes einfach der blanke Hass auf sein Gastland durchgegangen.

Frei von Logik ist es auch, wenn der Mann behauptet, dass sich andere Zuwanderer viel besser als die Türken integrieren, weil sie als Christen zum Unterschied von den Türken willkommen seien. Mir war jedenfalls völlig unbekannt, dass beispielsweise die rund 30.000 Chinesen in Österreich in nennenswertem Umfang Christen wären oder dass sie wegen einer falschen Religion diskriminiert würden.

Den Gipfelpunkt an Absurdität erreicht der Mann aber, wenn er uns vorwirft, eine „christliche Gesellschaft“ sein zu wollen (was ja längst nur noch ein Minderheitenprogramm ist), ein paar Absätze später aber selbst ungeniert den Satz formuliert: „Unsere Philosophie im Islam lautet anders.“

Also: Wir sollen uns für das (wenige) Christliche in Europa genieren, die – angeblich laizistische – Türkei identifiziert sich hingegen wie selbstverständlich mit dem Islam.

Der Mann ist also nicht nur rotzfrech, sondern auch dumm.

Dumm ist es auch zu behaupten, es würde der Integration dienen, wenn die türkische Sprache vom Kindergarten bis zur Matura gelehrt wird. Das ist absolut falsch, auch wenn diese Behauptung hierzulande in ähnlicher Weise von den Gläubigen der Political correctness gelehrt wird.

Man schaue nur auf die Hunderttausenden Österreicher, die in den Armutsjahren der 50er Jahre nach Nordamerika und in andere Weltgegenden emigriert sind. Sie haben sich alle ganz ohne österreichische oder deutsche Schule perfekt integriert (und nebenbei fast durch die Bank einen tollen beruflichen Aufstieg geschafft). Und kein Österreicher brüllt wie der türkische Ministerpräsident „Assimilation ist ein Verbrechen“, weil diese Emigranten heute die Sprache ihrer Jugend nur noch holprig, fehlerhaft, vokabelarm und akzentreich sprechen. Oder weil in der zweiten und dritten Generation meist überhaupt keine Deutschkenntnisse oder kulturelle Bindungen an die Heimat der Eltern mehr anzutreffen sind.

Ja, das ist eben das Los von Auswanderern. Und wenn ein türkischer Botschafter das so frech ins Gegenteil umzukehren versucht, dann überzeugt er nur noch mehr Österreicher, dass die Türken eben zum Unterschied von vielen anderen europäischen und asiatischen Auswanderern ungeeignet sind, hier als Gäste aufgenommen zu werden. Und dass sie tatsächlich nur auf den Zeitpunkt warten, wo sie die Mehrheit bilden werden, zuerst in Wien (wo Rot-Grün symbolisch schon die Gebetsteppiche aufrollt) und einige Jahre später dann in ganz Österreich. Diesen Eindruck bestätigt auch der Jubel, der laut türkischen Internet-Portalen in der schon eine Viertelmillion starken Türken-Gemeinde in Österreich ob des Botschafter-Interviews ausgebrochen ist.

Umso unfassbarer ist es, dass die Republik gleichzeitig österreichischen Intellektuellen den Strafprozess macht, weil sie mit deutlichen Worten aufzuzeigen versuchen, was der Islam bedeutet. Während es in keinem islamischen Land auch nur ein sanftes Wort der offiziellen Distanzierung gibt, wenn gegen Christen und Christentum gehetzt wird. Wie weit machen wir uns noch selbst kaputt?

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Der ORF, Medienstrategen und keine Strategie drucken

In vielen internationalen Analysen war dieser Tage zu lesen, dass die amerikanischen Republikaner ihren Wahlsieg nicht zuletzt dem betont konservativen – und sehr erfolgreichen – Fernsehsender Fox zu verdanken haben. Wie wichtig die Medien sind, das haben in Österreich die Masterminds von Werner Faymann schon lange erkannt. Josef Pröll und seine medienpolitischen Berater (falls es die geben sollte) hingegen nicht.

Wie brutal vor allem die SPÖ Steuergelder missbraucht, um Printmedien zu bestechen, ist hier schon oft beschrieben worden. Dennoch ist es weiterhin unverständlich, wie untätig und hilflos sowohl Finanzminister wie auch Korruptionsstaatsanwaltschaft wie auch Rechnungshof gegenüber diesem offensichtlichen Missbrauch von Steuergeldern sind. Offenbar will es sich dort keiner mit dem Boulevard anlegen.

Demokratiepolitisch bedenklich wird das aber, seit es der SPÖ gelingt, den ORF als Vorfeldorganisation einzusetzen. Wie man buchstäblich jeden Tag im Programm hören und sehen kann.

Sogar das vor langen Jahren noch hochzurühmende Ö1 ist zu einer rein rot-grünen Belangveranstaltung mit wachsender kommunistischer Beteiligung geworden. Auszunehmen sind nur noch die Musik, die meistens handwerklich sehr ordentlichen Berichte professioneller Journalisten in den Journalen und etliche naturwissenschaftliche Beiträge. Ansonsten reicht die Machtübernahme der Marxisten von den unsäglich dummen wie gefärbten Kommentaren praktisch aller Journal-Moderatoren über die Auswahl der Nachrichten bis zu den Magazin- und Panorama-Beiträgen.

Der ORF versucht nicht einmal bei internationalen Themen – die also die Macht von Rot und Grün eigentlich gar nicht beeinträchtigen – auch nur einen Millimeter von seiner linken Schlagseite abzugehen.

Da wurden etwa in der vergangenen Woche in allen von mir gesehenen Berichten und Diskussionen über die US-Wahlen mit ein oder zwei Ausnahmen praktisch nur heftige Sympathisanten der vernichtend geschlagenen Demokraten befragt oder geladen. Da wurde ein SPÖ-Politiker sogar als „US-Wirtschaftsexperte“ getarnt. Da scheute der – ja auch selbst bei ungehindert wuchernden betriebsinternen Familienbanden nicht gerade keusche – ORF keineswegs davor zurück, Schwiegermutter und Schwiegersohn in die gleiche Diskussions-Sendung einzuladen (wobei dem Schwiegersohn wenigstens noch zugute zu halten ist, dass er zu den wenigen selbstdenkenden Linken gehört).

Ganz genauso war schon vor Jahren etwa auch Sarkozys Wahltriumph praktisch nur von Parteigängern der Linken analysiert worden.

Josef Pröll hat den demokratiegefährdenden Skandal im Prinzip auch durchaus richtig erkannt: Und er wagt es nun endlich, auch offen von „Führungschaos“ im ORF (womit ganz offensichtlich nicht nur der linke Familienzwist Wrabetz-Oberhauser-Dittlbacher-Wolf gemeint ist), von „Krise“ und von einer „tragischen Schlagseite“ des ORF zu reden.

Nur was tut Pröll, was tut seine Partei dagegen? Nichts. Denn die ÖVP hat keine Medienpolitik.

Was sollte sie aber auch angesichts der linken Mehrheiten in den ORF-Gremien tun, werden manche fragen. Nun, man könnte ja ein wenig vom strategischen Machtdenken der SPÖ lernen, man könnte sich ja ein wenig bemühen, diese Mehrheitsverhältnisse zu ändern. Man könnte den Mut haben, sich außerhalb der SPÖ Verbündete zu suchen. Wechselt doch auch die SPÖ sofort hemmungslos zu grün, wenn es sich nur einmal ausgeht.

Während mittlerweile die gesamte ORF-Information wie einst Stalins Truppen im linken Gleichschritt marschiert, während dort die letzten Bürgerlichen bestenfalls noch als Marketenderinnen fungieren (und sich maximal mit den Spesenabrechnungen der Korrespondenten beschäftigen) dürfen, hat sich die ÖVP mit dem vielleicht betriebswirtschaftlich, aber sicher in keiner Weise informationspolitisch relevanten Kaufmännischen Direktor abspeisen lassen. Und sie schenkt dem ORF für seine Misswirtschaft noch einmal 160 Millionen Euro aus Steuergeldern. Dahinter steckt wieder einmal Onkel Pröll, der schon einmal mit Monika Lindner einen katastrophalen Kurs durchgesetzt hatte.

Ein strategisch denkender Finanzminister hätte auch angesichts der ständigen Forderungen der Kirche (etwa bezüglich der Absetzbarkeit von Kirchenbeiträgen) dieser die Bedingung entgegengestellt, dass die Kirchen einmal jemand anderen als einen radikalen Linksaußen in den Stiftungsrat entsenden. Stehen doch die Gläubigen deutlich rechts der Mitte. Das wäre zwar unfein, aber noch lange nicht so unfein wie die ständige ungenierte Unterstützung des Kirchenvertreters für die SPÖ.

Die ÖVP hätte aber auch nach der ja nur hauchdünn ausgegangenen Steiermark-Wahl um den steirischen Sitz im ORF-Stiftungsrat kämpfen können. Motto: Wenn ihr, obwohl kaum stärker als wir, sowohl den Landeshauptmann wie auch den Landtagspräsidenten (wie auch den ORF-Landesdirektor) besetzen wollt, dann bekommen wir wenigstens das Vorschlagsrecht für den steirischen Vertreter im ORF-Stiftungsrat. Man hätte sogar die rechtliche Möglichkeit gehabt, zusammen mit der FPÖ in der Landesregierung gegen den Willen der SPÖ einen Bürgerlichen in jenes entscheidende Machtgremium zu entsenden. Wozu die FPÖ nach verlässlichen Informationen bereit gewesen wäre. Das hätte die linke Mehrheit im ORF an den Rand des Kippens gebracht.

Aber die steirische ÖVP hat weder das eine noch das andere getan. Sie agiert weiterhin so lahm wie seit langem. Und die Bundes-ÖVP hat ganz offensichtlich nicht einmal daran gedacht, wie wichtig der steirische ORF-Sitz eigentlich wäre.

Bei Schiller hieß so etwas „Ein bürgerliches Trauerspiel“.

PS: Dafür lässt sich die Bundes-ÖVP von der Steiermark einen allerorten nur Kopfschütteln auslösenden Ex-Theologen und Gesamtschulfanatiker schicken, der den renommierten Franz Fiedler an der Spitze des gesamtösterreichischen Akademikerbundes ablösen durfte. Offenbar als Strafe, weil der zugelassen hat, dass im Akademikerbund offen, auch jenseits der intellektuellen Enge der Political correctness diskutiert wird.

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Schlagende und Verschlagene drucken

Ich habe es nie verstanden, dass es Menschen gibt, die sich mit scharfen Waffen beim Fechten Kopf oder Oberkörper blutig schlagen lassen. Oder die Spass daran haben, dies bei anderen zu tun. Daher hat mich die Nachricht, dass fast der halbe FPÖ-Klub in Wien einer Burschenschaft angehört, doch ziemlich verstört.

Beim zweiten Nachdenken finde ich an dieser – von etlichen Medien wie ein Kriminalbericht transportierten – Nachricht noch viel mehr verstörend. Aber in ganz anderer Richtung.

Denn erstens ist nicht jeder Burschenschafter ein schlagender, was bei Verbreitung jener Meldungen elegant verwischt worden ist.

Zweitens sind alle jene (Ex-)Burschenschafter, denen ich bisher in meinem Leben begegnet bin, durch die Bank friedliche, aggressionsarme und wohlerzogene Menschen gewesen, ob nun mit oder ohne Schmiss (wenn man einmal den bisweilen heute noch zu verbalen und sonstigen Exzessen neigenden Ex-Schlagenden Michael Häupl außer Betracht lässt). Haben da vielleicht gar jene seltsamen Fechtrituale bei manchen dazu beigetragen, der Rauflust junger Burschen auf Dauer den gefährlichen Dampf abzulassen?

Drittens aber ist es eigentlich ziemlich auffällig, von wem diese Aufstellung an die Öffentlichkeit transportiert worden ist: nämlich vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Denn dieses wiederum wird via Gemeinde Wien mit Steuergeldern gefüttert, kann also insofern durchaus als sehr SPÖ-nahe bezeichnet werden (trotz zweier betagter „Schwarzer“, die dort seit urdenklichen Zeiten der Form halber in einem Gremium sitzen dürfen). Das heißt mit anderen Worten: Steuergelder werden ausgegeben, damit ein Privatverein Unterlagen gegen politische Gegner der Wiener Machthaber sammelt und nun veröffentlicht. So als ob es sehr gewichtig wäre, was jemand vor sechs Jahren in einer Bezirkszeitung über die Zunahme der Türken in Wien gesagt hat.

Diese geheimdienstartige Vorgangsweise erscheint mir nun demokratiepolitisch viel gefährlicher als idiotische Fechtrituale junger Burschen.

Immerhin war es einmal ein SPÖ-Innenminister gewesen, der sich recht großspurig ins Fernsehen gesetzt und vor der ganzen Nation darüber erregt hat, dass die Staatspolizei Materialien gegen unbescholtene Bürger sammelt. Welche jener Innenminister, es war Franz Olah, daraufhin verbrennen ließ. Wir wollen nun nicht annehmen, dass Olah dann ausgerechnet aus diesem Grund aus der SPÖ ausgeschlossen und wegen eines recht undurchsichtigen Sachverhalts zu Strafhaft verurteilt worden ist.

Halten wir lediglich fest: Das DÖW macht ziemlich genau das, was damals als Skandal aufgedeckt und angeblich eingestellt worden ist. Und zwar weiterhin mit Steuergeldern finanziert, die aus roten Händen  fließen.

Was das demokratiepolitische Bild aber noch viel mehr verzerrt: Weit und breit sammelt oder publiziert niemand und schon gar nicht mit Steuergeld bezahlt die Sünden von Rot und Grün. Ob diese Sünden nun in jungen oder nicht mehr so jungen Jahren begangen worden sind. Obwohl nur das ein wirklich umfassendes Bild über die seltsamen Biographien und Vorgeschichten unserer politischen Akteure ergeben würde.

Wer aller hat einmal an gewalttätigen Studenten-, Opernball oder sonstigen Demonstrationen teilgenommen? Wer hat sich etwa gar strafbar gemacht? Wer hat mit Hassaufrufen politische Gegner denunziert? Wer gehört geheimen Logen an, in denen – bei aller Geltung der Unschuldsvermutung – in bedenklicher Weise gemauschelt wird? Wie schaut es mit nepotistischen Ehe- und Verwandtschaftsbeziehungen unter führenden Genossen aus? Wer hat ohne jede einschlägige Ausbildung der Partei wegen einen gut bezahlten Job in einer großen Bank bekommen?

Und was derlei Fragen noch mehr wären. Deren Beantwortung wäre jedenfalls in einer rechtsstaatlichen Demokratie mindestens genauso wichtig wie die Frage, wer welcher Studentenverbindung angehört hat. In einer rechtsstaatlichen Demokratie eben, und nicht in einem halbtotalitären Denunziantenstaat.

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Crash-Pilot für die Zukunft Österreichs drucken

Die Ideenwelt von Gewerkschaftsbund und Arbeiterkammer macht einem für die Zukunft Österreichs angst und bang. Hört doch die SPÖ unter einem Werner Faymann mehr denn je und fast ausschließlich auf diese beiden Arbeitnehmervertretungen. Und das auch wenn dort noch so absurde Forderungen gewälzt werden, die jeden Arbeitgeber künftig zu einem weiten Umweg um Österreich veranlassen müssen.

Alfred Gusenbauer hatte es noch gewußt: Mit dieser Gewerkschaft kann Österreich nicht mehr zukunftsfähig bleiben. Deswegen hat er insbesondere nach dem Bawag-Skandal (samt der bisher nie aufgeklärten Verantwortung der Herrn Hundstorfer und Verzetnitsch als oberste Eigentümer der Bawag!) den ÖGB aus der Partei hinauszudrängen versucht. Was ihm freilich nicht gut bekommen ist. Am Schluss war bekanntlich er draußen.

Ein Faymann hat hingegen nie versucht, den ÖGB zu mäßigen. Ganz im Gegenteil. Er lässt mangels eigener Kapazitäten sogar mit besonderer Vorliebe den Arbeiterkammer-Funktionär Werner Muhm für sich denken. Der übrigens in Sachen Bawag ebenfalls keineswegs unbelastet dasteht.

Daher muss man es viel ernster nehmen als in anderen Ländern, wo die Gewerkschaften meist nur noch Folklore bedeuten, was einer der mächtigsten ÖGB-Männer, nämlich der Privatangestellten-Boss Wolfgang Katzian, neuerdings fordert. Sobald Rot-Grün eines Tages doch einmal eine bundesweite Mehrheit zusammenbringt, besteht die große Gefahr, dass Katzians Vorstellungen gesetzliche Realität werden.

Zu diesen Vorstellungen gehört nicht nur die ständige Forderung nach noch mehr und höheren Steuern, sondern auch die seltsame Formel "40 - 40 - 40". Die er wie ein lebenslang auf der Linie 40 zwischen dem Wiener Schottentor und Gersthof pendelnder Schaffner repetiert. Das beweist zwar, dass sich Herr Katzian eine Zahl aus dem zweistelligen Zahlenraum merken kann. Wenn auch offenbar nur eine einzige.

Das beweist aber auch völlig Ahnungslosigkeit von wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen. Katzian meint damit nämlich: 40 Stunden Arbeit (in der Woche), 40 Wochen Arbeit (im Jahr) und 40 Jahre Arbeit (im Leben). Wüsste er er um die öknomischen Zusammenhänge, müsste er aber noch zwei weitere 40er anhängen: Denn wenn seine drei Mal 40 Wirklichkeit werden, gibt es nur noch eine Alternativen: Entweder wir nehmen als Endziel 40 Prozent Arbeitslosigkeit in Kauf oder ein Sinken des Reallohns auf 40 Prozent des heutigen Niveaus.

Schauen wir uns Katzians Forderungen im Detail an. Am harmlosesten klingen die 40 Stunden wöchentlich. Freilich sind auch die keineswegs problemlos: Denn die schikanöse Art, wie das Arbeitsinspektorat auch bei gut qualifizierten (und ebenso bezahlten) Arbeitsplätzen die Einhaltung der Arbeitszeit kontrolliert, zwingt schon jetzt viele Arbeitnehmer zu illegalen Konstruktionen. Nämlich alle jene, die Karriere machen wollen, die gut verdienen, die gerade an einem schwierigen Projekt arbeiten: Sie checken bei der Stechuhr aus und arbeiten dennoch weiter; und sie dunkeln sogar Außenfenster ab, weil manche Bürogebäude tatsächlich schon von den beamteten Spionen des knallroten Arbeitsinspektorats von außen beobachtet werden.

Das alles ist Folge einer Gesetzgebung, die jeden Arbeitnehmer für einen armen, zu schützenden Fließbandarbeiter hält. Und die nicht begreift, dass es vor allem jene fleißigen und ehrgeizigen Vielarbeiter sind, die Österreich im internationalen Wettbewerb noch eine kleine Restchance offen halten. Wenn man sie nicht total demotiviert. Diese Restchance wird aber zu jenem Zeitpunkt entscheidend sein, wenn in Österreich alle Fließbänder schon längst abmontiert sein werden.

Noch absurder ist die Forderung nach einem Arbeitsleben von nur 40 Jahren. Denn schon die gegenwärtige Hacklerregelung mit ihrem Pensionsanspruch nach 45 Jahren macht angesichts der rapide steigenden Lebenserwartung das Pensionssystem konkursreif. Dieses kann ja nur noch durch einen jährlich steil ansteigenden Beitrag aus dem Budget vor dem Kollaps bewahrt werden – was nichts anderes als Schulden zu Lasten der kaum noch vorhandenen Kinder und von anderthalb Millionen wenig produktiven Zuwanderern bedeutet. Derzeit kostet das den Steuerzahler nicht weniger als neun Milliarden Euro. Jährlich. Und die diesbezüglichen Kostenschätzungen müssen in halbjährlichen Abständen nach oben verändert werden.

Endgültig am Rande von Wahnvorstellungen bewegt sich Katzian im Bereich der 40 Jahreswochen Arbeit. Das heißt zwöf Wochen Urlaub sowie "Bildung und Gesundheit", wie er es nennt. Offenbar soll der bei ÖBB&Co herrschende Irrwitz zum Gesetz werden, dass jeder Mitarbeiter seinen jährlichen Krankenstand wie ein automatisches Pflichtpensum zu absolvieren hat. Und die Weiterbildung findet zwar in vielen Betrieben bei jenen Ehrgeizigen ohnedies längst statt, bei denen sie einen Sinn hat; sobald sie aber zum gewerkschaftlichen Anspruch wird, wird sie zur Perversion. Dann sitzt man halt die "Weiterbildung" ab und wartet in Wahrheit nur auf das Buffet nachher.

Trotz all seiner gemeingefährlichen Vorstellungen wird Katzian von niemandem aus SPÖ oder ÖGB unter Sachwalterschaft gestellt. Offenbar teilt man sie ja.

Nehmen wir einmal an, Katzian würde nicht mit der Zukunft der österreichischen Finanzen, sondern „nur“ mit denen einer Firma so umspringen, die das zweifelhafte Glück hat, ihn zu beschäftigen. Dann könnte nicht der allerlinkeste Arbeitsrichter seine fristlose Entlassung blockieren, und auch der allerlinkeste Strafrichter nicht eine Verurteilung wegen Untreue.

Aber mit Österreichs Zukunft darf man so umgehen. Straflos.

 

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Fußnote 146: Ein Hoch dem Kardinal drucken

Manches Mal muss man den auch hier vielgescholtenen Christoph Schönborn doch wieder richtig liebhaben und schätzen.

Der Kardinal wagte es am Freitagabend immerhin, neben der nachvollziehbaren Forderung eines Bischofs nach Beibehaltung der gesamten Familienförderung und der Verteidigung der Entwicklungshilfe (Naja), ganz mutig für die Einführung von Studiengebühren einzutreten und gegen den Koralmtunnel zu protestieren. Da kann man jetzt sogar hoffen, dass er beim nächsten Mal auch den Mut haben wird, die skurrile Hacklerregelung zu kritisieren oder den Missbrauch von Steuergeldern zur Bestechung willfähriger Zeitungen. Oder das größte Verbrechen an der kommenden Generation in Form von nicht mehr bewältigbaren Schulden. Oder die teuren föderalistischen Spielchen. Kurzfristig muss man aber hoffen, dass Schönborn beim Heimfahren vom Termin mit der Regierung von seinem Caritas-Direktor Landau nicht allzusehr gescholten worden ist. Der ja bekanntlich der beste Öffentlichkeitsarbeiter der SPÖ (und vom Wiener Rathaus in vielerlei Hinsicht abhängig) ist.

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Sieben Milchmädchenrechnungen drucken

Jetzt haben wir es den Reichen aber gezeigt! Endlich werden ihre horrenden Gewinne durch Anleihen- und Aktienspekulationen bestraft.

So ungefähr wird derzeit in den Köpfen vieler Politiker gedacht. Aktienbesitzer sind für sie (und etliche Medien) so ziemlich das Letzte. Und wenn es ums Schröpfen geht, die Ersten. Zugunsten der Milliarden für jugendfrische Hacklerpensionisten und verschwenderische Landeshauptleute.

Die Politik unterliegt freilich einer ganzen Reihe von Irrtümern.

Erstens waren Österreichs Aktien- und Anleihekäufer nicht Schuld an der Finanzkrise; das waren primär Notenbanken und Regierungen, vor allem jene der USA, die mit billigem Geld das Wohlwollen der Wähler erkaufen wollten.

Zweitens gibt es natürlich längst Steuern auf Dividenden und Zinsen, was aber gerne verschwiegen wird. Lediglich über einen längeren Zeitraum erzielte Kursgewinne waren steuerfrei.

Drittens haben frühere Regierungen noch gewusst, dass eine Veranlagung von Geldern in Aktien der Wiener Börse gesamtwirtschaftlich gut und nützlich ist, weil sich dadurch österreichische Firmen Eigenkapital beschaffen können – statt von Bank- oder gar Steuergeldern abhängig zu sein. Jetzt wird hingegen Schuldenmachen doppelt begünstigt (können Schuldner doch Kreditzinsen absetzen).

Viertens ist die Besteuerung von Kursgewinnen höchstwahrscheinlich verfassungswidrig, solange nicht auch der Gewinn durch die Wertsteigerung eines Grundstückes oder eines Kunstwerkes genauso besteuert wird.

Fünftens sind Investitionen in Aktien sozialer als etwa die in Gold, weil sie Arbeitsplätze schaffen.

Sechstens irrt die Regierung bei den erwarteten Einnahmenzuwächsen: Denn ab 2011 wird nach einem letzten Börsen-Strohfeuer die Zahl der privaten Investoren an der Wiener Börse zweifellos rapide abnehmen. Diese werden lieber und noch mehr als zuletzt Gold und Eigentumswohnungen kaufen. Was volkswirtschaftlich absolut unsinnig ist – und was zur Bildung neuer Blasen führt, aus denen künftige Crashes entstehen können (die der Propaganda-Apparat der Regierung dann wiederum dem Markt und nicht der eigenen Dummheit in die Schuhe schieben wird).

Und siebtens wird allen Leistungsträgern eine weitere Möglichkeit einer legalen Alters- und Familienvorsorge genommen. Und das noch dazu gleichzeitig mit Pensionserhöhungen, die nun schon das fünfte Jahr hintereinander Leistungsträger diskriminieren und bestrafen. Denn jene, die sich durch jahrzehntelange hohe Einzahlungen ins ASVG-System einen zumindest leicht gehobenen Alters-Wohlstand sichern wollten, werden heuer erneut betrogen: durch Einfrieren ihrer Pensionen. Irgendwann werden die Opfer einer so leistungsfeindlichen Regierung aber auch ihrerseits ihre Leistungen einschränken, zumindest die versteuerten. Worauf dann das ganze Wohlfahrtssystem kollabieren wird.

Denkt da noch irgendjemand?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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SN-Kontroverse: Obamas Strafe drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Wurde Barack Obama zurecht von den Wählern abgestraft?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ohne Gedächtnis und Geduld

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Dankbarkeit ist keine politische Kategorie. Dieser Satz ist allgemein gültig. Obwohl er zentrale Wahlversprechen eingelöst hat, musste US-Präsident Barack Obama bei den  Midterm-Elections eine Niederlage einstecken. Sie ist schlimm, aber nicht katastrophal. Der Sieg der Republikaner und der extremkonservativen Basisbewegung „Tea Party" war vorhersehbar. Die Republikaner haben nun zwar im Repräsentantenhaus die Mehrheit; doch die Wähler haben ihnen den totalen Erfolg verwehrt: Im Senat haben sie nicht genügend Sitze gewonnen, um auch dort das Ruder zu übernehmen. Bis zur Präsidentenwahl in zwei Jahren wird der Kongress weder in demokratischer noch in republikanischer Hand sein.
 
Ausschlaggebend für den Umschwung ist die schwierige Wirtschaftslage. Fast vier von zehn US-Bürgern sind der Meinung, ihnen gehe es finanziell schlechter als vor zwei Jahren, als Obama sein Amt antrat. Jeder zehnte Amerikaner ist arbeitslos, das Land hoch verschuldet. Wobei es den Demokraten wenig genützt hat, dass sie den schlechten Zustand der Wirtschaft von den Republikanern geerbt habe und Reparaturmaßnahme setzten mussten. So war es eine der schwierigsten Aufgabe für die Administration Obama, die Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Weder das milliardenschwere Gesetz zur Ankurbelung der Wirtschaft, das eine schwere Depression verhinderte, noch die strengeren Kontrollen der Finanzmärkte, die Obama mühsam durchbrachte, wurden belohnt. Selbst die gelungene Gesundheitsreform, ein Meilenstein in der US-Politik, hat dem Präsidenten nicht genützt. Die Republikaner verunglimpften sie als „sozialistisch", was in den USA einem Schimpfwort gleichkommt. Womit die US-Herbstwahlen eine weitere allgemein gültig Wahrheit zeigen: Wähler haben kein Gedächtnis und wenig Geduld. 


Obama = Bush2

Andreas Unterberger

George W. Bush und seine Partei wurde vor zwei Jahren von den Wählern abgestraft. Die Gründe: Bush hatte Amerika in nicht zu gewinnende Kriege verwickelt, das rechtlich fragwürdige Gefangenenlager Guantanamo erlaubt und wie verrückt Schulden gemacht. Barack Obama hat in all diesen Fragen den Kurs seines Vorgängers fortgesetzt oder gar verschärft: Es gibt Guantanamo entgegen allen Versprechen noch immer; in Afghanistan stehen mehr GIs denn je in einem Kampf gegen einen unsichtbaren Feind; und in der Wirtschaft boomen einzig die Hersteller von Gelddruckmaschinen angesichts der aberwitzig noch mehr intensivierten Dollar-Produktion. Wer da meint, Obamas Demokraten wurden von den Wählern zu Unrecht bestraft, muss auf beiden Augen blind sein. Noch lächerlicher ist das Argument, die Anti-Obama-Stimmung sei rassistisch - hat er doch vor zwei Jahren dieselbe Hautfarbe gehabt.

Obamas größter Fehler war, die Abwahl Bushs als Freibrief für linke Politik zu sehen, die er von der (teuren) Gesundheitsreform über die (noch teurere) Klimapolitik bis zu einer (in Zeiten der Arbeitslosigkeit doppelt unpopuläre) Immigrationsliberalisierung mit Vehemenz voranzutreiben versuchte. Gegen den Willen der Mehrheit der Amerikaner. Diese sind zu Recht verstört über Obamas hemmungslosen Hang zu exzessivem Schuldenmachen und inflationärer Geldproduktion - welche ja in ihrem Land schon einmal eine giftige Immobilienblase ausgelöst hat, deren Platzen 2008 die ganze Welt schwer erschüttert hat. Obama hat all die Dummheiten, die Bush populistisch begonnen hat, ohne den leisesten Versuch einer Korrektur geradezu quadriert. Das muss zu noch viel gefährlicheren Blasen und zu einer massiven Geldentwertung führen - auch wenn die Konsumentenpreise dank asiatischer Billigprodukte derzeit niedrig sind.

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Wir sagen der Politik unsere Meinung drucken

Ein neues Internet-Programm soll den Bürgern die Möglichkeit geben, ihre Meinung direkt den Politikern mitzuteilen.

Im Rahmen eines großen Zusammentreffens von Partnern des Unterberger-Tagebuchs wurde von vielen Teilnehmern richtig festgestellt, dass der Blog von Dr. Unterberger "Wirkung zeigt". Es wurde dann aber auch die Notwendigkeit diskutiert, die Meinung der Bevölkerung (also zum Beispiel von uns Blog-Teilnehmern) den Entscheidungsträgern persönlich bekannt zu machen, damit sie ihre Entscheidungen nicht vollkommen losgelöst von der Wirklichkeit treffen müssen. :-)

Daher habe ich folgende Idee geboren:

Ich installiere auf einer Webseite ein Programm, dass es jedem Partner des Tagebuchs ermöglicht, personalisierte E-Mails beispielsweise an bestimmte Nationalratsabgeordnete zu senden und diesen die persönliche Meinung mitzuteilen. Je nach Thema soll man den Empfängerkeis der E-Mails einschränken können nach Partei, Wahlbezirk oder Geschlecht des Mandatars. Bei Erfolg kann man das Projekt dann ausweiten auf Bundesrat, Bürgermeister, Syndikatsfunktionäre etc…

Das erspart den Blog-Teilnehmern die aufwendige Bearbeitung von beispielsweise 183 individuellen E-Mails (Name, E-Mailadresse und Anrede) und verringert so die Hemmschwelle einer Meinungsäußerung, da nur noch der Text der Botschaft eingegeben werden muss. Als Absender scheinen Sie auf, so wie bei einer normalen E-Mail auch.

Das Programmieren kostet natürlich. Daher muss ich vorher die Bereitschaft ausloten, für diese Idee Geld springen zu lassen.

Ich bitte daher um Feedback, ob Sie bereit wären, mit einer Spende von 20 Euro pro Jahr diese Projekt zu unterstützen und es auch zu benutzen.

Um Antwort wird gebeten! Herzlichen Dank!

Dr. Dieter Zakel MA ist Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Facharzt für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin, Schmerzmedizin, Tauch- und Überdruckmedizin, Arzt für Allgemeinmedizin, Leitender Notarzt, Notarzt, Klinischer Prüfarzt und Militärarzt. Dr. Zakel ist auch telefonisch erreichbar: Tollfree unter: 0800 MEDIZIN oder sonst unter +43 (699) 1010 1070.

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Neue Wählergruppen entdeckt drucken

 Da sage noch einer, diese Regierung wäre nicht zu wegweisenden Reformen fähig. Und ich will auch nie wieder hören, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nur noch zum Krenreiben gut sei.

Denn, höre und staune: Strafgefangene dürfen künftig wählen. Auf Verlangen jenes Gerichts. Die entsprechende Gesetzesnovelle hat nun das Innenministerium vorgeschlagen. Damit können wir uns wohl schon auf Wahlkämpfe in Gefängnissen freuen, mit Gratis-Kugelschreibern und bei kreativen Agenturen (jene der Frau Marek vielleicht?) auch mit einer Sonderration Rauschgift. Natürlich jeweils in eleganten Säckchen mit der jeweiligen Parteifarbe.

Werner Faymann – jener kleine Mann, der ständig allen alles verspricht – wird den Strafgefangenen aus „sozialer Gerechtigkeit“ wahrscheinlich eine Halbierung der Strafe versprechen („Es gibt Reiche, die ja auch nicht sitzen müssen.“). H.C.Strache wird mit Nachdruck eine Sonderbehandlung für alle österreichischen Gefangenen verlangen, und zwar mit Anrecht auf wöchentliche Paintball-Spiele. Die ÖVP wiederum wird sich dafür einsetzen, dass die Strafjustiz in die Hände der Bundesländer gelegt wird. Die Grünen werden gegen die Feinmetallbelastung in den Gefängnissen protestieren, die leider entstehen, wenn man mit Metallfeilen Gitterstäbe durchzusägen versucht.

Das alles haben wir dem Strassburger Menschenrechtsgerichtshof in seiner menschenfreundlichen Weisheit zu verdanken. Dieser Gerichtshof, der einst zum Schutz der Meinungs- und Religionsfreiheit oder gegen Folter und Willkür geschaffen worden ist, zeigt, dass selbst die edelste Intention am Ende in der Perversion enden kann. Er zeigt, dass jede Übertreibung dialektisch zum Gegenteil des ursprünglich Beabsichtigten führt. So wie Essensmangel den Hungertod und zu viel Essen den Herzinfarkt auslöst. Das, was eine gutmeinende Köchin anrichten kann, können auch gutmeinende Juristen.

Der Gerichtshof will das aber ohnedies durchaus differenziert sehen, werden nun manche einwenden. In der Tat: Wenn zwischen dem Verlust des Wahlrechts und den Umständen des Falles eine ausreichende Verbindung bestehe, sei ein solcher Verlust durchaus möglich, schwadroniert Strassburg. Auf deutsch: Ein burgenländischer Bürgermeister, der Wahlkarten fälscht, kann vom Wahlrecht ausgeschlossen werden, ein harmloser Raub-, Ehren- oder Sexualmörder hingegen nicht. Daher werden wir jetzt auch noch ein eigenes Amt mit ein paar Dienstposten sowie entsprechende Rekursmöglichkeiten brauchen, um über Zu- und Aberkennung des Wahlrechts gemäß der feinen Semantik des Gerichts zu entscheiden.

Gespannt bin ich jedenfalls auf das Wahlergebnis im Sprengel „Strafvollzugsanstalt Stein“.

PS.: Die immer seltsamer (und langsamer) werdenden Urteile aus Strassburg erinnern daran, dass dorthin immer mehr seltsame „Richter“ (also: gute Freunde der richtigen Leute) aus den Nachfolgediktaturen der einstigen Sowjetunion entsandt werden, die jetzt den Mittel- und Westeuropäern beibringen dürfen, was Recht ist. Irgendwie verstehe ich die Amerikaner, die nicht daran denken, sich einem solchen Gericht zu unterwerfen.

Aber auch in unseren unmittelbaren Nachbarstaaten im Osten gibt es ein seltsames Verständnis vom Richterberuf. In Slowenien wird gerade ein Höchstrichter ernannt, der unter den Kommunisten Todesurteile gefällt hat, der ein einflussreicher Parteisekretär gewesen ist, und der sich nach Aussagen eines Zeugen für eine Belohnung eines Soldaten ausgesprochen hat, der an der Grenze einen Flüchtling  genau in die Stirn geschossen hatte.

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Wikipedia: Die Meinungsmanipulatoren drucken

Das angeblich durch gleichberechtigte pluralistische Beiträge von Millionen Usern entstandene Internet-Lexikon Wikipedia wird in Wahrheit von einer sehr linken Gruppe kontrolliert. Dies zeigt sich immer mehr in allen ideologisch relevanten Bereichen.

Ich habe selbst zweimal versucht, Fehler beziehungsweise massiv ideologisch gefärbte Formulierungen in Wikipedia zu korrigieren: Die Eintragungen wurden sofort wieder rückkorrigiert. Mir war die Sache dann keine weiteren Bemühungen mehr wert. Ich habe nur für mich selbst beschlossen, mich wieder mehr des Brockhaus-Lexikons zu bedienen, da mein Vertrauen in Wikipedia weitgehend geschwunden ist.

Jetzt aber gibt es massive Beweise, dass einer der privilegierten Wikipedia-Administratoren alle Beiträge in seinem Bereich einseitig manipuliert hat. Und zwar geht es dabei wieder einmal um die These, es gäbe eine globale Erwärmung, die schlecht für die Erde und vom Menschen verursacht sei. Einer aus dem Wikipedia-Olymp hat beispielsweise die Biographie jedes Wissenschafters massiv umgeschrieben, der sich kritisch mit der Global-Warming-These auseinandersetzt. Er konnte sein Unwesen jahrelang treiben, bis er jetzt aufgeflogen ist.

Inzwischen hat Wikipedia aber eine unglaubliche globale Macht erreicht, trotz der vielen Fehler, die dort nicht nur Manipulatoren, sondern auch Scherzbolde einfügen konnten. Es gibt tatsächlich schon Urteile österreichischer Strafrichterinnen, in denen Wikipedia als relevante Beweisquelle verwendet wird. Was ein bezeichnendes Urteil über die Qualität der heimischen Justiz darstellt. Warum eigentlich nächstens nicht auch einen Kommentar aus „Heute“ oder „Österreich“ als Beweis zitieren?

Verdächtig oft findet man in Wikipedia bei „liberal“ die pejorativ gemeinte Vorsilbe „neo-“ und vor „konservativ“ das ebenfalls abwertend gemeinte „erz-“ oder „rechts-“. Die überaus erfolgreiche amerikanische „Tea Party“ wird natürlich sofort als „rechtspopulistisch“ abgestempelt, und ihr wird in den ersten vier Zeilen der Definition gleich zweimal attestiert, dass sie sich gegen „Rettungs“-Unternehmungen der Regierung stelle; ihr grundlegender Kampf gegen Schulden und hemmungslosen Druck von Dollar-Noten wird hingegen nicht erwähnt. Die Texte über die schwarz-blaue Wende klingen überhaupt so, als wären sie in der Falter-Redaktion entstanden.

Womit sich wieder einmal ein altes wissenschaftliches, aber auch journalistisches Prinzip bestätigt, das vielerorten außer Mode gekommen ist: Jede Recherche sollte auch mindestens einen Gegencheck haben. Dieses Prinzip beruht auf dem Wissen: Jede Quelle kann irren, und wenn es monopolartige Quellen gibt, ist zusätzlich die Versuchung zu Manipulationen besonders groß. Es ist ja allzu faszinierend, sich die von aller Welt zitierte Wirklichkeit gemäß dem eigenen Wunschdenken zurechtbasteln zu können.

 

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Blaues Hoch in Österreich, Grünes Hoch in Deutschland drucken

„Der große Gewinner von Loipersdorf dürfte, ist zu befürchten, wieder einmal HC Strache heißen.“ Dieser Schlusssatz des Leitartikels des Wiener Redaktionsleiters der Kleinen Zeitung am 29. Oktober drückt die Befürchtung der überwiegenden Mehrheit der politischen Kommentatoren aus. Über die Inhalte des Loipersdorfer Paketes der Bundesregierung wird auch bei Anerkennung kurzfristig wirkender Einzelmaßnahmen ebenfalls ziemlich einhellig so geurteilt, wie es IHS- und Staatsschulden-Ausschuss Chef Bernhard Felderer in einem Satz zusammenfasste: „Die großen Reformen, auf die wir seit Jahren warten, stehen weiterhin an.“

Tatsächlich befindet sich die HC Strache-FP seit der Wiener Wahl im Hoch, während SP und VP sogar schlechter liegen als bei der Nationalratswahl 2008. Die Ergebnisse von OGM, Gallup, IMAS und Karmasin der letzten Wochen sind ziemlich ähnlich:

Datum

Institut/Medium

SPÖ

ÖVP

FPÖ

BZÖ

GRÜNE

25.10.10

Karmasin/profil

30

28

24

4

12

28.10.10

IMAS/Krone

29

25

25

7-8

11

30.10.10

Market/Standard

26

25

25

6

13

30.10.10

OGM/Kurier

28

26

26

6

12

31.10.10

Gallup/Österreich

29

25

24

5

12

Die Kanzlerfrage

Datum

Institut/Medium

Faymann

Pröll

Strache

25.10.10

Karmasin/profil

22

21

8

30.10.10

Market/Standard

21

19

 

30.10.10

OGM/Kurier

22

19

16

31.10.10

Gallup/Österreich

32

28

14

Bemerkenswert ist die Aussage von Sophie Karmasin: „Die FPÖ-Wähler wollen Strache nicht als Kanzler oder Bürgermeister, sie sehen in ihm eine kritische und provokante Stimme, die die Regiernden maßregelt.“ Das sollte eigentlich ein Ansporn für die beiden Koalitionsparteien sein.

Deutschland: Grüne im Hoch, in Berlin stärkste Partei

Auch in Deutschland sind die Parteien der Regierungskoalition im Bund im Tief (in Klammer die Veränderung zur Bundestagswahl 2009), während hier die Grünen Hauptprofiteure sind:

CDU/CSU 30,5 (-3,3)
SPD 28,0 (+5,0)
Grüne 20,5 (+9,8)
Linke 9,5 (-2,6)
FDP 5,5 (-9,1)
Sonstige 6,0  

Nicht nur in Baden-Württemberg, sondern insbesondere auch in Berlin, wo 2011 ebenfalls Wahlen anstehen, sind die Grünen laut im FOCUS veröffentlichter Umfrage im Hoch (Veränderung gegenüber der letzten Berliner Wahl).

Berlin        +/-
Grüne 30 +16,9
SPD 26    -4,8
CDU 16    -5,3
Linke 15   +1,6
FDP   3     -4,6

Ebenfalls im Frühjahr 2011 – genauso wie in Baden-Württemberg am 27. März – wird in Rheinland-Pfalz gewählt, wo der SPD Ministerpräsident Kurt Beck Amtsinhaber ist. Die letzte Infratest-Umfrage ergab folgendes Ergebnis (Veränderung zur Landtagswahl 2006):

Rheinland-Pfalz         +/-
CDU 34    +1,2
SPD 36     -9,4
Grüne 16  +11,4
FDP   4     -4,0
Linke   5       n.k.

Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Bundeskanzlerin Angela Merkel – sie vor allem, wenn die CDU den Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg erstmals verlieren sollte – müssen sich warm anziehen.

(Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at).

 

 

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Amerika feiert seine Party ohne Obama drucken

Fast amüsant, mit welcher Betroffenheit die Außenwelt auf den Wahlerfolg der amerikanischen Republikaner und das Debakel der US-Demokraten reagiert. Den Medien ist es gelungen, diese in so negativem Licht darzustellen, dass in Europa überhaupt niemand begreifen kann, warum jemand republikanisch wählt.

Man erinnere sich nur: Was waren die Hauptvorwürfe gegen den vor zwei Jahren abgewählten George W. Bush? Das rechtlich umstrittene Gefangenenlager Guantanamo, zwei Kriege, die nicht zu gewinnen sind, und ein exorbitantes Budgetdefizit. Das waren durchaus gute Gründe, Bush abzuwählen.

Das sind aber auch gute Gründe, gegen seinen Nachfolger Obama zu stimmen. Denn Guantanamo ist noch immer ein rechtlich bedenkliches Gefangenenlager, obwohl Obama dessen Sperre binnen eines Jahres versprochen hat. Im Irak gibt es weiterhin grässliche Anschläge – die aber unsere Medien nicht sonderlich berühren, obwohl zuletzt  50 Christen von Moslems abgeschlachtet worden sind (völlig unvorstellbar, es wäre umgekehrt). In Afghanistan sind die Amerikaner tiefer denn je in eine vielleicht edle, aber jedenfalls aussichtsarme Kriegsführung involviert. Und das Budgetdefizit ist noch viel exorbitanter als unter Bush, es läuft völlig aus dem Ruder, sodass US-Dollar-Noten bald nur noch zum Tapezieren von Wänden gut sind.

Frappierend ist nur: In praktisch allen europäischen Medien wurden diese Dinge Bush zum Vorwurf gemacht, Obama werden sie aber nicht vorgehalten, obwohl sich vieles verschlimmert hat. Hängt das einfach damit zusammen, dass Obama der viel bessere Rhetoriker ist? Oder damit, dass er ein sehr linker Rhetoriker ist? Oder damit, dass in Europa so viele gute Menschen leben, für die ein Schwarzer automatisch gut und unkritisierbar ist?

Die europäischen Medien haben sich noch in etwas getäuscht: Sie haben prophezeit – genauer gesagt: gehofft –, dass die weitgehende Übernahme der Republikaner durch die basisrevolutionäre Tea-Party-Bewegung den Republikanern schaden würde. Die Tea Party sei zu radikal. In Wahrheit stimmt das Gegenteil: Nur durch diese teilweise feindliche Übernahme der Republikaner sind diese den wenig anziehenden Geruch der Bush-Ära losgeworden. Nur so konnten sie gewinnen, weil die Amerikaner verzweifelt nach neuen Antworten suchen.

Wer Amerika kennt, weiß, dass dort seit Ronald Reagan, dem erfolgreichsten Präsidenten der letzten Jahrzehnte, der Wind von rechts weht. Und Obamas Politik hat diesen Wind noch verstärkt, hatte er doch geglaubt, die Absage der Amerikaner an Bush würde auch eine linke Politik autorisieren. Mit unvorstellbaren Summen rettete die US-Regierung marode Autofabriken – halt bis zur nächsten Krise. Das gleiche galt für große Hypothekeninstitute. Und die dennoch ausbrechende depressive Stimmung wird nun mit ununterbrochenem Drucken neuer Dollars bekämpft. Freilich erfolglos.

Die Amerikaner haben vor allem deshalb die Regierung abgewählt. Der Durchschnittsbürger leidet unter der Krise, weiß zugleich um die Entwertung seiner Ersparnisse, und sieht unvorstellbare Summen zu den Großen fließen. Der wichtigste Ruf der Tea Party lautete daher: Small Government! Also sparen, nicht durch großzügige Rettungsaktionen die Zukunft zubetonieren, und nicht zuletzt: Weg mit der Gesundheitsreform, die weitere große Kosten verursacht.

Die Krankenversicherung für alle wollen die Alten nicht, weil die ohnedies zu hundert Prozent versichert sind und daher um die künftige finanzielle Basis ihrer eigenen Versicherung bangen. Und die gesunden Jungen wollen sie erst recht nicht, weil sie sich die Versicherungsbeiträge gerne erspart hätten.

 

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Fußnote 145: Zynische rote Chuzpe drucken

Sie haben rein gar nichts verstanden. Das zeigt das Verhalten – vor allem – der SPÖ-Minister eine Woche nach der Blamage von Loipersdorf.

Während die Regierung mit ihren Maßnahmen den Wirtschaftsstandort Österreich schädigt und Mehrkinderfamilien straft, denken rote Minister weiterhin nicht daran zu sparen. Und zeigen das in frecher Ungeniertheit noch in aller Öffentlichkeit. Anders wäre es nicht denkbar, dass die Minister Stöger und Bures eine Woche nach Loipersdorf  in einer einzigen Nummer der Fellner-Zeitung drei Inseraten-Seiten zahlen. Die einerseits den Zweck haben, die Minister in Schönpose zu präsentieren, und andererseits das Blatt weiter extrem SPÖ-freundlich zu halten (dass in der Werbung der SPÖ-Minister auch noch der gerne vom ORF als unabhängig präsentierte Politologe Filzmaier in die Kamera blickt, ist da nur noch eine zusätzliche Pointe am Rande). Das ist aber noch nicht alles. Dazu kommen noch zwei Seiten ÖBB-Inserate, also ausgerechnet vom größten Defizit-Unternehmen Österreichs (in dessen Aufsichtsrat freilich ganz offen über die Notwendigkeit korrupter Methoden gesprochen wird). Wer ob all dieser zynischen Chuzpe keinen Blutstau vor Zorn bekommt, liegt wahrscheinlich schon selbst in der Intensivstation.

 

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Die Talfahrt der Wohlfahrt drucken

Die meisten Bürger wissen: Die Republik wird nur zu retten sein, wenn sie kräftig Hand an den Wohlfahrtsstaat legt. Nur ist sich dessen noch immer keine Partei bewusst – oder traut es sich nicht laut zu sagen. Weil ja überall blauäugige Gutmenschen unterwegs sind.

Besonders explosiv wird dieser Wohlfahrtsstaat, wo er auch die direkte Einladung zur Sozialmigration nach Österreich darstellt. Wie im Tagebuch schon an mehreren Beispielen dargestellt worden ist.

Heute sei daher ein weiteres Exempel untersucht, obwohl diese lukrative Methode, das rot-weiß-rote Wohlfahrts-Schlaraffenland zu plündern, zum Glück bisher noch gar nicht wirklich in großer Zahl ausgenutzt worden ist. Aber warten wir nur, es wird schon werden.

Es geht dabei um die Kombination aus Niederlassungsfreiheit und dem hiesigen Ausgleichszulagensystem. In der EU kann sich jeder EU-Bürger niederlassen, wo er will. Dies gilt insbesondere auch für Pensionisten. So weit so harmlos.

Gefährlich wird die Sache nur in Verbindung mit dem zweiten Schritt: Laut europäischem Recht hat jeder Bürger nach der Niederlassung auch Anspruch auf sozialrechtliche Gleichbehandlung. Und zwar mit den Bürgern jenes Landes, wo er sein anderes europäisches Recht wahrnimmt, also sich niederzulassen, wo er will. Das bedeutet im österreichischen Pensionssystem einen Anspruch auf Ausgleichszulagen, also auf eine Zusatzzahlung zu seiner Pension, damit der zugewanderte Pensionist zumindest 788 Euro pro Monat bekommt – wenn er für Kinder oder Ehepartner zu sorgen hat, natürlich noch mehr.

Was die naiven EU-Gesetzgeber (und insbesondere die besonders spendierfreudigen EU-Abgeordneten) dabei rund um die EU-Erweiterungen der letzten Jahre ignoriert haben: In manchen der neuen Ländern ist das Rentensystem so gering dotiert, dass viele Menschen eine Pension von weniger als 100 Euro bekommen. Kann man es da den Menschen verübeln, wenn es sie bald in großer Zahl an die vollen Töpfe Österreichs ziehen wird, wo die Ausgleichszulage nach der bevorstehenden Pensionserhöhung wohl über der 800-Euro-Grenze liegen wird?

Bisher haben die Bezieher solcher ausländischen Teilpensionen nicht einmal den (ohnedies unzureichenden) Anteil von 5,1 Prozent für die Krankenversicherung zahlen, obwohl sie in Österreich – natürlich, wir haben´s ja – vollen Krankenversicherungsschutz haben. Das wird nun endlich geändert. Das viel gravierendere Pensionsproblem wird hingegen weiterhin nicht angetastet.

Alle österreichischen Parteien haben sich bisher immer für die armen Ausgleichszulagenbezieher engagiert, aber nie für jene, die ihre Pension mit Beiträgen zumindest weitgehend selbst erwirtschaftet haben. Und diese populistisch-soziale Ungerechtigkeit kommt eben auch allen EU-Pensionisten in Österreich zugute.

Angesichts dieser politisch-gutmenschlichen Dummheiten sollte man sich die nächste Frage gar nicht mehr stellen: Wer kann denn überhaupt kontrollieren, ob diese bulgarischen oder rumänischen Rentner überhaupt in Österreich leben (und dadurch wenigstens einen Teil des hier kassierten Geldes auch in Österreich ausgeben)? Im Grunde genügen ja ein Bankkonto und eine Meldeadresse bei einem wohlwollenden Freund, der einen von eventuellen, ohnedies so gut wie nie stattfindenden Kontrollen informiert. Es hat ja jeder Pensionist das Recht, gerade auf Mallorca oder sonstwo zu urlauben, wenn eines Tages doch ein Kontrollor vorbeikommen sollte.

Und warum greift niemand dieses Problem auf, das nur deshalb noch keine riesigen Größenordnungen angenommen hat, weil zum Unterschied vom Asylbereich noch keine kriminellen bis gutmenschlichen Schlepper die Ausnutzung dieser Regelungen organisieren?

Es wird aber auch deshalb nicht aufgegriffen, weil das Problem nur durch Eingriffe in bisher als tabu behandelte Bereiche lösbar ist. Weil dieser Missbrauch nur eingebremst werden kann, wenn man den Wohlfahrtsstaat kräftig redimensioniert, und wenn man die vielen gutgemeinten, aber total weltfremden Beschlüsse der EU neu aufrollt. Aber auch, weil man ja gleich von Grünen, ORF und Caritas der Verhetzung (darauf steht zwei Jahre Haft) oder zumindest der neoliberalen sozialen Kälte beschuldigt wird, wenn man diesen Missbrauch aufzeigt.

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Der Verfassungsbruch der Unterrichtsministerin drucken

Es gibt in Österreich wohl keinen Bereich, wo die verfassungsrechtliche Pflicht, alle Bürger gleich zu behandeln, so unverfroren und in breiter Front gebrochen wird, wie rund um das Stichwort Gesamtschule. Aus rein ideologischen Gründen. Dagegen verblasst der Verfassungsbruch wegen der verspäteten Einbringung des Budgets fast zu einem Kavaliersdelikt. Denn das verspätete Datum der Budgetrede alleine schadet im Gegensatz zur Schule niemandem.

Dass neben der Verfassung rund um die Schule auch noch normale Gesetze gebrochen werden, kümmert die zuständige Ministerin Claudia Schmied natürlich noch viel weniger. Dafür schikanieren die Juristen ihrer exzessiven Schulbürokratie Lehrer umso intensiver, wenn es einer noch immer wagen sollte, einem Schüler einen Fünfer zu geben. Dort ist der Rechtsstaat also noch intakt.

Zurück zum Bruch des Gleichheitssatzes: Im Gesetz ist eine Klassenschülerhöchstzahl von 25 vorgeschrieben. Diese wird aber nur in rund der Hälfte aller Klassen eingehalten. Nun werden viele meinen, wenn es nicht das nötige Geld gibt, hilft die schönste gesetzliche Grundlage nichts.

Nur: Es gibt sehr wohl genügend Geld und Lehrer, um bestimmte, viel kleinere Klassen mit zwei und oft drei Lehrern auszustatten. Wie das? Das sind die Schulversuche zur Propagierung der Gesamtschule. Diese werden viel besser mit Geld und Personal ausgestattet als die anderen Schulen. Denn man will ja in ein paar Jahren „beweisen“ können, wie überlegen die Gesamtschule ist. Was freilich bisher nicht einmal die teilnehmenden Lehrer, Schüler und Eltern einhellig bestätigen.

Diese bewusste ungleiche Ausstattung unserer Schulen ist daher ein schlichter Verfassungsbruch, und kann daher nicht einmal mit den Budgetnöten und dem alten Juristenspruch "Ultra posse nemo tenetur" (frei übersetzt: "Wenn kein Geld da ist, hat der Kaiser sein Recht verloren."). Der Republik muss jedes Kind gleich wertvoll sein. Vor allem, wenn es über die Verfassung hinaus ein Gesetz genau definiert, was eigentlich der Mindestanspruch für jeden Schüler in diesem Land ist. Nämlich zum Beispiel in Klassen mit maximal 25 Mitschülern zu sitzen.

Die Republik kann ja auch nicht je nach ideologischer Vorliebe den einen mehr und den anderen weniger Familienbeihilfe zahlen. Sie kann, wenn das Geld zu knapp wird, die Behilife nur allen kürzen. Das kommunistische Prinzip, dass die einen gleicher wären als die anderen (etwa jene, die in politisch korrekte Gesamtschulen gehen), ist ja noch nicht Teil der Verfassung. auch wenn Rot und Grün heftig daran arbeiten.

Die Angelegenheit bleibt auch dann rechts- und verfassungswidrig, wenn die schwarze Wissenschaftsministerin den Rechtsbruch ebenfalls gutheißt. Der Tagebuchautor konnte die Frau Karl dieser Tage bei einer Schuldiskussion belauschen. Und war  schockiert: Die eine Hälfte ihrer Worte waren absolut sinnentleerte Hohlformeln, die andere Hälfte transportierte klassisch sozialdemokratisches Denken, das sich auch durch zwei brillante bürgerliche Bildungsexperten und den erfrischen klugen Bundesschulsprecher in keiner Weise beirren ließ.

Gewiss, die Dame hat sich kleine Verdienste erworben, als sie sich im Gegensatz zu ihrem Vorgänger wenigstens gegen den Rechtsbruch einer Hörsaalbesetzung zu stellen wagte (der meines Wissens keinen einzigen Sozialdemokraten störte). Dennoch ist es mehr als grob fahrlässig, dass die ÖVP auch die Schulpolitik an Frau Karl delegiert hat. Statt an jemanden, der sich erstens mit dem Thema wirklich befasst hat, und der zweitens auch noch eine letzte Ahnung hat, wo die ÖVP-Wähler stehen. Bevor sich diese ganz verlaufen.

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Mut und Hirn kann man nicht kaufen drucken

Sie haben gepatzt, geschludert, unsensibel agiert und gleichzeitig fast alle sinnvollen Einsparungsmaßnahmen auf der Straße liegen gelassen. Dieses Urteil lässt sich eine Woche nach den Budgetbeschlüssen der Regierungsmitglieder fällen – auch wenn jetzt noch immer täglich weitere Details bekannt werden. Die nur dazu führen, dass sie nun nach der Reihe in Einzelpunkten in die Knie gehen, was natürlich nur noch weitere Begehrlichkeiten weckt.

Bei aller Kritik muss ja eines klar sein: Das alleroberste Gebot für die Regierung hat ein drastischer Abbau des Defizits zu sein, denn sonst droht der Republik eine absolute Katastrophe. Daher sind auch alle jene nicht ernst zu nehmen, die nur jammern, aber nicht genau sagen, wo statt dessen gespart werden sollte, wie die Wirtschaftskammer. Oder die gar nach noch mehr Steuern rufen, wie Gewerk- oder Hochschülerschaft.

Die Katastrophe eines Rückgangs der österreichischen Kreditwürdigkeit ist wahrscheinlich ohnedies nicht aufzuhalten. Denn abgesehen vom trotz Sparpakets ohnedies einprogrammierten weiteren Anwachsen der offiziellen Staatsschuld wird die EU demnächst die seit den 90er Jahren durch Tricks ausgelagerten Schulden von ÖBB und Asfinag nun wohl doch dieser Staatsschuld zurechnen. Was diese vor den Augen der ganzen Welt schlagartig um 8 Prozent erhöhen dürfte.

Dabei scheut die EU ohnedies vor der Anrechnung auch aller Verpflichtungen, also Schulden, unseres üppigen Pensionssystems zurück – zum Glück für die Budgettrickser aller Länder. Die Kreditgeber tun das hingegen immer weniger, weil Schulden ja Schulden sind, egal welches Mascherl sie haben, egal wie gut sie versteckt sind. Daher muss Österreich jetzt schon höhere Zinsen als Deutschland zahlen. Und dieses muss wiederum schon höhere Zinsen als die Begeber seriöser Industrieanleihen bezahlen. Was es alles noch nie gegeben hat.

Wo man wirklich sparen hätte können

Damit wir hier ehrlicher sind, seien einige Punkte ausgelassener Sparmöglichkeiten aufgezählt (viele andere sind schon in den letzten Tagen und Wochen hier aufgezählt worden):

  1. Die Länder könnten auf ihre für Bürger wie Budget teure Gesetzgebungskompetenz ebenso wie auf den Bundesrat komplett verzichten – und dafür die gesamte Kompetenz über die Lehrer bekommen (mit einem präzisen Kopfgeld pro Kind, das nicht in eine Privatschule geht). Dadurch könnten die Landesfürsten ihr Gesicht voll bewahren, was für politische Lösungen immer wichtig ist.
  2. Besonders absurd und reif für den Mistkübel ist das bürokratieaufwendige Projekt „Gender budgeting“. In Nachplappern einer grotesken Modetorheit muss bei jedem einzelnen Budgetposten neuerdings erklärt werden, wie sich dieser Posten jeweils auf Männer und Frauen auswirkt. Was letztlich zu völlig abwegigen Fragen führen wird wie:
    - Wieviel Prozent der ÖBB- oder der Autobahnnutzung entfällt auf Frauen und wieviel auf Männer?
    - Dient die Landesverteidigung mehr den Männern, weil sie die Mehrzahl der Soldaten stellen, oder mehr den Frauen, weil sie die Mehrzahl der geschützten Gesamtbevölkerung stellen und überdies keine Präsenzdienstpflicht haben?
    - Sind Panzer oder Granatwerfer frauenfreundlicher?
    Am Rande sei vermerkt, dass der Gender-Budgeting-Schwachsinn das einzige(!) Ziel ist, dass nicht nur für den Bund, sondern auch für die Länder und Gemeinden gilt. Allein mit dem, was sich da einsparen ließe, könnte man alle Mehrkinderfamilien von den Kürzungen ausnehmen. Was auch viel frauenfreundlicher wäre als das blöde Gender budgeting.
  3. Das gilt natürlich auch für die Inflation an überflüssigen Gleichbehandlungsstellen, Frauenbeauftragten und wie die Konstruktionen und Kommissionen sonst noch heißen mögen, die nicht nur viel Geld für ihr Personal an kampfbereiten Feministinnen verschlingen, sondern auch massive indirekte Kosten verursachen. So kann beispielsweise ein Universitätsposten nicht vergeben werden, wenn sich dort keine Frau bewirbt und eine dieser Beauftragtinnen Einspruch erhebt.
  4. Schon mehrfach sind hier die Mega-Verschwendungsprojekte zur Befriedigung einiger Lokalpolitiker und der Bauwirtschaft im Bereich der ÖBB aufgezählt worden: Das reicht vom Koralm- und Brenner-Tunnel bis zum (neuerlichen) Totalneubau fast aller größeren Bahnhöfe des Landes, deretwegen aber kein einziger Mensch zusätzlich Bahn fahren wird.
  5. Ebenfalls aus lauter Angst vor den Landeshauptleuten hat die Regierung auf die Schließung Dutzender Bezirksgerichte und Polizeiwachstuben verzichtet.
  6. Auch im Gesundheitssystem ist keine einzige der möglichen Einsparungsreformen bekannt.
  7. Weder Länder noch Gemeinden noch ausgegliederte Gesellschaften wurden gezwungen, künftig ihre Einkäufe über die Bundesbeschaffungsgesellschaft zu poolen, obwohl das gewaltige Einsparungen brächte. Alleine bei den Spitälern wären das mehrere hundert Millionen (angefangen vom gerade aktuellen Reinigungsdienst des AKH, den das Wiener Rathaus wie alles in Wien im teuren Alleingang  vergeben hat). Aber bekanntlich sind Einkäufe der öffentlichen Hand der beste Weg der Partei- wie auch privaten Finanzierung . . .
  8. Die Regierung schenkt ungezwungen den Landeshauptleuten Anteile an den neuen Steuern – sie hat aber bisher keine einzige Sparmaßnahme der Länder erreicht. Dort wird also weiterhin fürstliche Hofhaltung herrschen. Was man etwa in diesen Stunden daran ablesen kann, wie in Wien ein teures rot-grünes Neuprojekt nach dem anderen bekanntgegeben wird. Wo also überhaupt nicht gespart wird, nur um einige sozialistische Weltveränderungsprojekte auf kosten der Zukunft durchziehen zu können.
  9. Nirgendwo hat man bisher auch etwas davon gelesen, dass die unter Faymann vervierfachten Summen für Bestechungs-Inserate in den Zeitungen – oder gar die diesbezüglichen Ausgaben der Länder – reduziert werden würden. Dafür kürzt man die legale und völlig korruptionsfreie Presseförderung um drei Millionen, was abgrundtief dumm ist – auch wenn ich bekanntlich als einer von ganz wenigen Journalisten Österreichs nicht davon profitiere.
  10. Und natürlich gehört in diese Liste der Versäumnisse schließlich auch die sofortige Abschaffung der Hacklerregelung – notfalls mit Verfassungsgesetz. Ebenso wie andere Maßnahmen zur Hinaufsetzung des realen Pensionsantrittsalters. Dabei könnte man im Gegenzug den Pensionisten eine Garantie geben, dass ihre Pensionen künftig auch wirklich wertgesichert bleiben – zumindest in dem Ausmaß, in dem die Pensionen versicherungsmathematisch durch Einzahlungen gedeckt sind.
    Das wäre für die ältere Generation zweifellos wichtiger als die Möglichkeit, allzu früh aus dem Berufsleben vertrieben zu werden. Heftige Maßnahmen gegen die Frühpensionen wären umso dringender, als der Bundeszuschuss zu den Pensionen 2011 voraussichtlich um 500 Millionen (und 2014 um 2000 Millionen) höher ausfallen dürfte, als „Experten“ noch im Frühjahr berechnet hatten! Da spielt nicht zuletzt der üble Trick der Gemeinde Wien mit, mit dem zahlreiche Wiener Beamtinnen durch Wechsel ins ASVG-System umgehend die Möglichkeit einer Hacklerpension erhalten haben.

Wo falsch gespart wird

Absolut schädlich sind dafür viele der nun bekannten Einsparungs-Details:

  1. So wird die Halbierung des sogenannten Gerichtsjahres die Ausbildung der österreichischen Juristen verschlechtern – und bei den Gerichten wohl zu noch langsameren Prozessen führen.
  2. So wird es eine massive Abwanderung österreichischer Flugreisender nach Zürich, Pressburg, Marburg und in andere Nachbarstädte geben. Was bei der privatisierten AUA weitere Jobs kosten wird. Und eine neue AUA-Krise, falls auch Transitreisende diese Steuer zahlen müssen.
  3. So wird der Asylgerichtshof um ein Viertel verkleinert. Offenbar weiß eine  hellseherische Regierung, dass es nie wieder neue „Flüchtlings“-Wellen geben wird, die dann neuerlich zu jahrelangen Verfahrens-Verzögerungen führen würden. Dabei bringen ohnedies Konjunkturerholung, seltsame Gerichtsurteile und politische Feigheit schon jetzt ein neues Anwachsen der „Asyl“-Zuwanderer.
  4. So wird der für die Schaffung von Eigenkapital wichtige heimische Kapitalmarkt schwer beschädigt.
  5. So werden die Banken veranlasst, nach vorzeitiger Zurückzahlung der Staatshilfe möglichst rasch möglichst viel Geschäft – oder gar die eigenen Unternehmens-Zentralen – in ein billigeres Ausland zu verlagern.
  6. So will sich die Regierung zwar die Familienbeihilfe zwischen dem 25. und dem 27. Geburtstag ersparen: Die Unterhaltspflicht (in den meisten Fällen) der Väter wird aber nicht parallel gekürzt. Was zeigt, dass die Regierung den Spruch: In dieser Zeit kann man ja locker fertigstudieren, selbst nicht ernst nimmt. Denn sie unternimmt ja auch nichts, um die effektive Studiendauer zu verkürzen (weil sich die SPÖ vor den linksradikalen Dummmädchen der Hochschülerschaft und deren Demonstranten fürchtet).

Andere Länder haben sehr wohl regierende Regierungen

Apropos Ausland: Dort finden sich etliche Regierungen, die nicht nur bei den Sparmaßnahmen großen Mut zeigen.

  • Beispiel Frankreich: Dort ist der kleine wie mutige Präsident auch vor einer extrem aggressiven (und vom ORF in widerlicher Art bejubelten) Streik- und Protestwelle nicht in die Knie gegangen, bis diese nun von selbst verebbt ist. Während in Österreich die Regierung der Gewerkschaft zuliebe eilfertig das umweltschädliche Pauschale für die „Pendlerinnen und Pendlerinnen“ (O-Ton des ÖGB-Chefs bei seinem täglichen Kampf mit der deutschen Sprache) erhöht hat.
  • Beispiel Großbritannien: In einem kraftvollen Akt werden 500.000 Beamtenposten abgebaut (und gleichzeitig wagt es die neue Regierung, auch noch an vielen Fronten der Political correctness den Kampf anzusagen: So sollen fette Menschen wieder als „fett“ bezeichnet werden dürfen und nicht beschönigend „adipös“/“obsese“, um nur ein winziges, aber bezeichnendes Beispiel zu nennen).  
  • Beispiel Osteuropa: In zahlreichen Ländern werden Pensionen und Beamtenbezüge trotz heftiger Proteste massiv gekürzt oder zumindest eingefroren.
  • Beispiel Griechenland: Die dortige Regierung hat sich bisher in keiner Weise durch die wilden Gewerkschaftsproteste bei ihren drastischen Sparmaßnahmen irritieren lassen.
  • Beispiel Dänemark: Es schränkt wie mehrere andere Länder die Zuwanderung per Familienzusammenführung ein, die besonders bei türkischen und arabischen Frauen eine reine Zuwanderung in die Segnungen des Wohlfahrtsstaates bedeutet, ohne dass diese Frauen jemals arbeiten würden.
  • Beispiel Deutschland: Weder die Regierung in Berlin noch die in Stuttgart noch die Deutsche Bahn haben sich durch die aggressiven Proteste von dem für die Bahnbeschleunigung (auf der auch für Österreich wichtigen Strecke Paris-Budapest) unverzichtbaren Projekt „Stuttgart 21“ abbringen lassen. Die Politik hat sich vielmehr in einer für österreichische Ohren verblüffenden Art noch lautstark und mutig hinter das Projekt gestellt.

Eine traurige Bilanz

Die Bilanz ist deprimierend:
Wir haben die Regierung, die wir verdient haben.
Wir haben den feigsten Regierungschef Europas, der alles verludert, was Österreich unter Schüssel noch zum international anerkannten Vorbild gemacht hat.
Die ÖVP hat sich alternativlos auf einen solchen Partner eingelassen (Die Hauptschuldigen daran heißen Leitl, zweimal Pröll und einmal Konrad); sie hat zugleich ihre Familien-, Europa- und Wirtschaftskompetenz verspielt, lediglich die Bauernkompetenz bewahrt.
Und weit und breit gibt es kein Substitut.

Was zur philosophischen Erkenntnis führt: Mut kann man halt nicht kaufen, genauso wenig wie politische Intelligenz.

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Gut geschmiert drucken

 Es ist nicht wirklich die feine Art, wenn jemand im ÖBB-Aufsichtsrat ein Tonband mitlaufen lässt und dessen Inhalt dann hinausspielt. Aber seit in den Aufsichtsräten Belegschaftsvertreter drinnen sitzen, könnte man ja in der österreichischen und deutschen Großindustrie diese Gremien auch gleich öffentlich tagen lassen.

Jenes Tonband zeigt jedenfalls verräterische Hinweise auf bewusst kriminelles Handeln. Es ging 2008 ganz offensichtlich darum, auf dem tarnenden Umweg über einen „Beratervertrag“ mit einem ungarischen Lobbyisten den Kauf der ungarischen Bahn-Cargo durch Bestechung zu ermöglichen. Vor allem die Äußerungen des Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker machen klar, dass der Zweck der sieben Millionen Euro Beraterhonorar ganz eindeutig war.

Wer mag durch Hinausspielen des Tonbands Pöchhacker ans Leiberl gewollt haben? Nun, aus dem Gewerkschafts-Eck ist schon einmal eine Affäre inszeniert und Pöchhacker attackiert worden, weil er einen Fahrschein als Spesenausgabe verrechnet hat (offenbar wäre eine Taxirechnung passender gewesen). Konkrete Beweise gibt es aber keine für eine neuerliche Wiederholung solcher Umgangsformen zwischen Parteifreunden.

Es ist aber wohl kein Zufall, dass nun knapp nach den Wiener Wahlen – und lange vor weiteren Urnengängen – plötzlich allerorten heftigst rote Schmutzwäsche gewaschen wird. So ist etwa gleichzeitig die mutmaßliche Millionenkorruption im ebenfalls knallroten AKH aufgedeckt worden, die ebenfalls schon etliche Zeit zurückliegt. So werden gerade neue Details über die Beziehungen von Alfred Gusenbauer zu den einst auch mit Karl Heinz Grasser engst kooperierenden Lobbyisten-Brüdern Hochegger in die Öffentlichkeit gespielt.

Bis zu den nächsten Wahlen ist da eh alles längst vergessen, dürften sich da derzeit manche denken. Und jetzt kann man sich missliebiger Genossen problemlos entledigen (ohne dass die Entlediger unbedingt sauberer sein müssten). Möglich ist natürlich auch, dass politische Gegner Pöchhackers die Sache aufgedeckt haben, um sich für den brutal parteipolitischen und defizitmachenden Kurs der ÖBB zu rächen. Was nur zu diesem Zeitpunkt parteipolitisch eine wenig effiziente Rache wäre.

Zur Veranschaulichung nur einige von Pöchhackers vermeintlich vertraulichen Sprüchen: „Wir können aber auch nicht protokollieren, dass wir Schweinereien erlauben . . . Wir können natürlich so naiv sein, dass wir kein Geschäft mehr machen . . . Die Frage nach der Leistung eines Lobbyisten ist naiv . . . Also, das ist jetzt eine Grundsatzfrage, wenn wir das in Zukunft alles ganz ernst nehmen, dann ist es gescheiter, man verabschiedet sich.“ Und so weiter.

Nun, Pöchhacker hat in der Sache und ökonomisch absolut Recht. Strafrechtlich hat er absolut Unrecht. Denn es wird seit einigen Jahren streng bestraft, auf welchem Umweg immer ausländische Entscheidungsträger zu bestechen. Auch wenn sich in vielen östlichen und südlichen Ländern Politiker immer nur bei der richtigen Schmierung zu Entscheidungen durchringen. Wofür man etwa auch einst bei einem Aufsehen erregenden Kauf einer südosteuropäischen Telekom-Firma durch Österreicher deutliche Indizien beobachten konnte.

Pikanterweise hatten in den Jahren davor heimische Firmen Bestechungsgelder für ausländische Entscheidungsträger noch von der Steuer absetzen können. Das hat sich nun ins Gegenteil gewandelt. Die Gebräuche in manchen – vor allem ärmeren – Ländern taten dies jedoch keineswegs.

Ein unlösbares Dilemma, da ein so exportabhängiges Land wie Österreich halt nicht nur in der Schweiz und Skandinavien Geschäfte machen kann? Liegt die Lösung etwa darin, wieder so ehrlich zu sein, und zuzugeben, dass man unehrlich ist? Das bereitet gewiss Bauchweh – ist aber realistischer als der Glaube, die Politiker in den fraglichen Ländern würden sich charakterlich eines Tages doch ändern.

Wirklich helfen würden nur rasche Privatisierung und Deregulierung: Denn zumindest danach haben Politiker einfach viel weniger Möglichkeiten, ihre Hände erpresserisch aufzuhalten. Noch strengere Strafen helfen hingegen nichts – denn man wird ja nur sehr selten erwischt. Da geht man schon manches Risiko ein, im Interesse von Unternehmen und Arbeitsplätzen.

Erwischt wird man höchstens, wenn man nicht alle Mitwissenden bedient. Wenn man neuerdings nicht mehr jeden Gewerkschaftswunsch erfüllt. Oder wenn man in Aufsichtsratssitzungen so offen redet wie Pöchhacker. Aber der kommt ja aus der Bauwirtschaft, wo man besonders wenig Erfahrung mit allzu viel Transparenz bei Auftragsvergaben hat.

Oder ist das alles nur Folge des oft sehr merkwürdigen Verständnisses roter Manager von wirtschaftlichen Zusammenhängen? Dieses Verständnis konnte man ja unlängst in einem der zahllosen ÖBB-Inserate aus Vorwahlzeiten ablesen (mit denen mutmaßlich Zeitungen so bestochen werden sollten wie ungarische Politiker - wobei wie immer in diesem Zusammenhäng natürlich die Unschuldsvermutung gilt): „Aus einem Euro, der für eine moderne Bahn ausgegeben wird, werden zwei Euro Wohlstand. Das ist kein Wunder, sondern ein Gesetz der Wirtschaft."

Also, wenn die Genossen mit ihren „Gesetzen" wirklich recht hätten, dann sollte die Republik doch noch ein paar hundert Milliarden mehr Schulden machen. Und dann sollte man ÖBB-Bahnhöfe nicht nur alle 21, sondern alle 5 Jahre neu bauen. Das Perpetuum mobile ist endlich erfunden. Und niemand gibt den ÖBB den Nobelpreis dafür - sondern setzt wahrscheinlich einige Manager hinter Gitter.

Ist diese Welt nicht ungerecht? 

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Fußnote 144: Wo das Sparen leicht wäre drucken

Sparen wäre nicht schwer. Dazu müsste die Regierung nur Rechnungshofberichte lesen. Und dazu hätte sie so wie alle anderen Länder im Frühjahr mit den Detailarbeiten beginnen müssen (ohne Rücksicht auf Herrn Häupl). Und nicht erst huschpfusch Ende Oktober.

Ein kleines, aber signifikantes Beispiel: Im jüngsten Rechnungshofbericht erfährt man, dass Wien 96 „Polizeiinspektionen“ hat (einst Wachzimmer oder Kommissariate). Die Stadt München hat hingegen nur 25; sie hat zwar rund 20 Prozent weniger Einwohner, aber eine doppelt so große Fläche wie Wien. Da von den 96 Wiener Inspektionen mehr als zwei Drittel sanierungsbedürftig sind (auch wegen des großzügigen Behindertengleichstellungsgesetzes), wird der Wiener Spaß in den nächsten Jahren besonders teuer. Noch teurer kommt der in diesen vielen Inspektionen notwendige hohe Anteil an „dienstführenden“ Vorgesetzten. Diese verdienen nicht nur mehr, sondern fehlen auch im Streifendienst: In München sind Polizisten nämlich zu 69 Prozent im Außendienst – also dort, wo die Bürger sie haben wollen – in Wien hingegen nur zu 43 Prozent. Es wäre also mehr Sicherheit und Einsparung möglich – wenn man sich nur über Bezirksvorsteher und Bürgermeister hinwegsetzen könnte, die in ihrem dumpfen Provinzialismus (den es auch in einer Millionenstadt geben kann) jedes Wachzimmer wie einen Goldschatz verteidigen. Auch wenn man dort am helllichten Tag minutenlang läuten kann, ohne dass irgendwer reagiert.

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Der Sieg der Gutmenschen drucken

Der österreichische Verfassungsgerichtshof, zuletzt wieder durch drei stramme Linke auf Linie gebracht, gibt Griechenland einen Intelligenztest auf: Wie schaffe ich es, möglichst viele der unerwünschten illegalen Immigranten aus Asien dauerhaft nach Österreich weiterzureichen?

Die Antwort ist einfach. Sie bräuchte gar nicht die ganz Schlitzohrigkeit der Griechen (mit der diese etwa durch ein paar statistische Fälschungen den Euro an den Rand des Kollapses gebracht haben).

Erstens muss Athen alle unerwünschten Zuwanderer sofort aus den Lagern freilassen (in denen diese festgehalten werden, weil ja in Griechenland offensichtlich eine ganz andere Europäische Menschenrechtskonvention als in Österreich gilt); zweitens muss Athen durch ein bisschen Mundpropaganda dafür sorgen, dass unter den illegalen Einwanderern Österreich als jenes Land bekannt wird, wo ihnen am meisten geholfen wird, sobald sie das Zauberwort „Asyl“ aussprechen; und drittens muss sich Athen taub stellen, wenn Österreich die Einwanderungswilligen dann wieder nach Griechenland zurückschieben will, das eigentlich für deren Asylansuchen zuständig wäre.

Vor allem werden die Griechen gar nicht verstehen – weder wollen noch können –, was der Wiener VfGH mit dem Verlangen einer „fallbezogenen individuellen Zusicherung“ künftiger Betreuung meint, das nach seiner neuen Rechtsansicht von Griechenland offenbar als Dank für die Rückschiebung in jedem einzelnen Fall formell auszustellen wäre. Im Gegenteil: Athen jubelt innerlich und wird einen Teufel unterschreiben. Denn endlich eröffnet  sich für die Griechen ein Weg, die unangenehme Rechtslage zu umgehen, dass Asylverfahren dort abzuwickeln sind, wo die Antragsteller erstmals europäischen Boden betreten haben. Und dass ist zum Leidwesen der Hellenen in vielen Fällen eben Griechenland, nachdem die Italiener durch ein teures Arrangement mit Libyen den Weg Hunderttausender Schwarzafrikaner übers Meer gestoppt haben.

Dass da wieder einmal Richter und nicht etwa die Parlamentarier neues Recht schaffen, wollen wir nur am Rande erwähnen. Obwohl in meinen Ausgaben der Bundesverfassung kein Wort davon steht. aber die ist wohl längst durch das gutmenschenrecht überholt worden.

Freilich muss man zugeben: Unsere Volksvertretung ist immer weniger imstande, die wirklich notwendigen Gesetze zu erlassen. So ist die Koalition daran gescheitert, das seit langem fällige, aber für Linke offenbar unmenschliche Gesetz zu beschließen, dass sich Asylbegehrende wenigstens fünf Tage lang zur Prüfung ihres Antrags in einem Lager aufhalten müssen. Obwohl man das der Bevölkerung noch vor kurzem versprochen hatte. Aber jetzt sind halt die Wiener Wahlen vorbei und die SPÖ kann wieder frisch und munter ihren Kurs fortsetzen, die Türen für Zuwanderer möglichst weit zu öffnen.

Aber zurück zum VfGH-Urteil: Wieder hat es die Zuwanderungsindustrie verstanden, durch Hochspielen eines Einzelfalls, in dem wie immer nur Frauen und Kinder im Blickpunkt stehen, ein riesiges Loch in das österreichische Fremdenrecht zu reißen. Dass die meisten „Asyl“-Zuwanderer eigentlich alleinstehende Männer sind, wird von der geschickten PR-Strategie dabei raffiniert ausgeblendet. Ideologisch geprägte (oder nur blauäugige?) Richter fallen darauf herein. Und die Medien sowieso, von denen es kein einziges meines Überblicks bisher gewagt hat, den VfGH in dieser Frage zu tadeln.

Nun, was soll aber wirklich an einem solchen Einzelfall so problematisch sein? Sind das nicht tatsächlich harte Schicksale?

In der Tat, das sind sie. Jeder, der aus der Armut islamischer und/oder postkommunistischer Länder nach Europa auswandern will, und wieder zurückgeschickt wird, erleidet ein hartes Schicksal. Nur: Wenn Europa, wenn Österreich (und dazu gehören auch die feinen Damen und Herren im Hermelin) nicht die Kraft zu dieser Härte hat, dann ist die Konsequenz unabwendbar. Dann spricht sich das sofort herum, und weitere Millionen Zuwanderer versuchen genau durch diese Lücke zu strömen. Wer daran zweifelt, hat keine Ahnung, wie es in der Welt wirklich zugeht. Dann hat Österreich sein souveränes Recht endgültig aufgegeben zu bestimmen, wer auf seinem Territorium lebt. Durch den Handstreich einiger Richter.

Die Wette ist leicht zu gewinnen: Österreich wird binnen kurzem nicht nur ein paar harmlose Frauen mit Kindern behalten müssen, wie uns Gericht und Medien suggerieren, sondern die angeblich nur ein paar Hundert  betroffenen Fälle werden sich rasch vervielfachen. Wobei die Herkunft der meisten Migranten aus den islamistisch und kriminell verseuchten Regionen Mittelasiens, die Probleme noch viel explosiver machen wird. Denn dort haben die Menschen seit Ewigkeiten nur Gewalt, Diktatoren und eine mittelalterliche Religion kennengelernt.

Das alles dank des Handstreichs einiger Richter. Aber auch dank einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Rechtskultur, die nicht begreift, dass jener Schutz, der bei den Flüchtlingen vor nationalsozialistischem oder kommunistischem Terror mehr als berechtigt war – beziehungsweise gewesen wäre –, und der auch nie missbraucht worden ist, heute unter total geänderten Rahmenbedingungen nicht mehr aufrecht erhaltbar ist, sondern in eine Katastrophe führt.

Wer wirklich ehrlich ist, müsste eine komplette Überarbeitung der Flüchtlingskonvention angehen. Aber vorher müssen die Dinge noch viel schlimmer werden, bevor die Politik den Mut dazu hat.

Auf österreichischer Ebene trägt die Hauptschuld an dieser Entwicklung natürlich die SPÖ, nicht nur, weil sie immer noch die größte, und wie die Budgettage gezeigt haben, mächtigste Partei im Lande ist. Sie hat darüber hinaus sowohl die ohnedies knappen fünf Tage Aufenthaltspflicht im Asyllager verhindert, wie auch den VfGH mit sehr ideologischen Richtern (samt dem neuen Präsidenten) besetzt. Was juristisch Culpa in eligendo heißt.

Und die ÖVP hat wieder einmal nichtsahnend zugeschaut. Die Volkspartei hat leider bis auf die zunehmend isolierte Innenministerin keinen einzigen Juristen mit Format  in Klub oder Regierung, um zu erkennen, welch massive gesellschaftszerstörende Kraft linke Juristen ausüben. Die Justizministerin mit ihrem Gesetzesentwurf einer totalen Einschränkung der Meinungs- und Redefreiheit wollen wir lieber gar nicht erwähnen.

Die ÖVP hat darüber hinaus erst vor wenigen Tagen davor die eigene Innenministerin gezwungen, durch neue Verfahrensschritte die Abschiebung abgewiesener Asylwerber deutlich zu verlängern. Und nun das Budget für das Bundesasylamt deutlich zu kürzen.

Was mit großer Wahrscheinlichkeit wieder für eine zusätzliche Verlängerung der Asylverfahren sorgen wird. Wer etwa wird all die Fälle bearbeiten, die nun der VfGH dem Land eingebrockt hat? Wir werden daher rasch wieder in jene Zeiten zurückfallen, als der ebenfalls stramm links geführte Verwaltungsgerichtshof Asylakten viele Jahre liegengelassen hat. Und der dann noch über seine diesbezügliche Entmachtung zu jammern gewagt hatte. Die zweifellos eine der letzten mutigen Taten der Politik gewesen ist.

 

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SN-Kontroverse: Kürzung der Familienbeihilfe drucken

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist es gerecht, Studenten ab 24 die Familienbeihilfe zu streichen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ungerecht und zukunftsgefährdend

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Streichung der Familienbeihilfe ab dem 24. Geburtstag ist weder sinnvoll noch gerecht. Die Sparmaßnahme der Regierung geht auf Kosten der Zukunftsfähigkeit des Landes. Zusätzlich trifft sie überproportional Jugendliche, die nicht aus einem vermögenden Elternhaus kommen. Der große Teil der Studierenden (60 Prozent) muss bereits jetzt nebenbei arbeiten, um sich den Besuch der Universität überhaupt leisten zu könne. Sie sind auf die Transferleistungen dringend angewiesen. Der nun geplante Einschnitt trifft sie empfindlich. Den Studierenden werden allein durch die Herabsetzung des Bezugsalters für die Familienbeihilfe auf 24 Jahre insgesamt 130 Millionen Euro gestrichen. 43.000 Studierende verlieren rund 2.690 Euro im Jahr; weitere 106.000 fallen um die Auszahlung der 13. Familienbeihilfe um.

Bei keiner anderen Bevölkerungsgruppe sind die Sparmaßnahmen der Regierung derart drastisch. Dies ist deshalb bedenklich, weil Österreich ohnedies ein massives Bildungs- und Jugendproblem hat. Zum einen ist die Akademikerquote nach wie vor sehr gering. Mit einem Hochschulabsolventenanteil von 20 Prozent je Jahrgang liegt Österreich weit hinter dem OECD-Mittel von 36 Prozent. Die unterdurchschnittlichen und wenig dynamischen Studienanfängerzahlen (37 Prozent eines Jahrgangs gegenüber 54 Prozent im OECD-Mittel) lassen auch für die Zukunft kaum eine Steigerung erwarten.

Da Österreich über keine nennenswerten Rohstoffe verfügt, ist die Qualifikation der Bevölkerung DAS wichtigste Kriterium für die Entwicklung des Landes in jeder Hinsicht. Mit ihrer Maßnahme verschärft die Regierung nicht nur die schwierige Lage der Studierenden, die mit den katastrophalen Zuständen der Universitäten genug zu kämpfen haben. Sie bringt auch den Standort Österreich in Gefahr.


Ein Ansporn, rascher zu studieren

Andreas Unterberger

Die Studenten sind jene Gruppe, die ihre Anliegen am lautesten vortragen. Deswegen müssen sie aber noch lange nicht recht haben. Was etwa schon im Vorjahr bei den teuren Uni-Besetzungen der Fall war. Das gilt auch für ihre Proteste gegen die geplante Limitierung der Familienbeihilfe mit dem 24. Lebensjahr (plus Präsenzdienst). Denn diese Maßnahme ist ja nur ein fast logischer Ersatz für die notwendigen und weltweit üblichen Studiengebühren, die aber von den Studentenvertretern und der SPÖ verhindert werden. Obwohl Gebühren im Gegensatz zur starren Altersgrenze mit einkommens- und leistungsabhängigen Stipendien kombinierbar wären.

Dieses Limit ist ein Ansporn, das Studium rasch zu absolvieren. Es ist freilich auch ein absurder Widerspruch zu den neuen Studieneingangsphasen. Denn wer an diesen scheitert, verliert oft mehrere Semester - während Numerus clausus oder Aufnahmsprüfung sofort Klarheit geben würden. Freilich gibt es noch viel klügere, leider nicht genutzte Einsparungsmethoden als die 24er-Grenze. Klüger wäre ein massiver Abbau des Föderalismus, der aber am Egoismus der Landesfürsten, vor allem in Wien und Sankt Pölten, scheitert. Klüger wäre ein sofortiges Ende der Hacklerregelung. Klüger wäre eine Gesundheitsreform, die durch Wettbewerb und Selbstbehalt die Kosten senkt. Klüger wären Deregulierung und Privatisierung. Klüger wäre auch ein Verzicht auf Koralm- und Brenner-Tunnel.

Zugleich ist der Regierung aber auch noch viel Dümmeres als die Altersgrenze in der Familienbeihilfe eingefallen: Dies gilt etwa für die sonstigen Kürzungen zu Lasten aller Familien, insbesondere der kinderreichen. Besonders dumm ist auch die Vertreibung von wichtigem Investitionskapital (durch Stiftungs-, Aktien-, Banken-Steuern), das Österreich künftig dringend brauchen würde. 

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Herbst über Wien: Wie rasch aus Grün Rot werden kann drucken

Eigentlich brauchen sich Wiens Grüne bei der SPÖ-Zentrale nur noch den Inhalt des Koalitionsabkommens abholen. Die sogenannten Koalitionsverhandlungen sind nur noch Verschwendung von Licht- und Heizungskosten. Eigenständige Inhalte, die der SPÖ wehtäten, werden von den Grünen abgesehen von ein bisschen Theaterdonner nicht mehr kommen. Das zeigen schon die letzten Tage.

Denn bis heute gibt es keine einzige konkrete Bedingung, mit welcher die Grünen den schwer korrupten und schuldenmachenden Kurs des Wiener Rathauses zu ändern verlangen würden, obwohl man zumindest in diesem Punkt vor der Wahl ein bisschen grünes Engagement erwartet hätte. Die Gier nach der Macht ist aber offensichtlich größer. Offen bleibt nur, was die Grünen unter Macht verstehen: Genügt ihnen wirklich das gut besoldete Sitzen an zwei Schreibtischen?

Dass wir in den nächsten Tagen mit einer weiteren Fülle an feministischen-schwulen-leistungsfeindlichen Geldverschwendungen konfrontiert werden, sollte niemand als grüne Handschrift missverstehen. Denn dazu waren die Roten auch schon ganz alleine imstande gewesen.

Besonders erstaunt aber, dass die Grünen auch ihren Kampf gegen die offensichtlichen Wahlmanipulationen in Wien völlig eingestellt haben. Sie haben nun sogar das amtliche Endergebnis ohne Einspruch hingenommen. Obwohl es gerade die Grünen waren, welche – zum Teil an Hand eigener Familienangehöriger – öffentlich die konkretesten Beweise dafür aufgezählt hatten, wie sehr insbesondere in den großen Wiener Pflege-Einrichtungen mit Wahlkarten manipuliert worden ist.

Und jetzt? Absolutes Schweigen im grünen Wald. Der sich herbstlich tiefrot gefärbt hat, weil da offensichtlich eh kein Unterschied besteht.

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Kabarett vom feinsten: Ministerauftritte im ORF drucken

Dass im ORF derzeit alles völlig desolat ist, zeigt fast jede einzelne Sendung. Offenbar wird dort so heftig gestritten wie intrigiert und es wird von der Parteizentrale so heftig hineinregiert, dass kein Mensch mehr dazukommt, sich zumindest auf Interviews halbwegs vorzubereiten.
Auf ein besonderes Gustostückerl hat mich ein Partner hingewiesen, nämlich auf die ZiB2 vom 25. Oktober. Die Peinlichkeit beginnt schon damit, dass man für eine minimal kurze Zeit gleich zwei Minister ins Studio gelassen hat. Da läuft wieder der herrlichste Proporz – statt dass man sich getraut hätte, einen einzigen Minister in die Mangel zu nehmen.
Freilich hätte das diese Moderatorin auch bei einem halben Minister nicht geschafft. Lou Lorenz-Dittlbacher ist lieb und nett, kann ein paar Fragen vorlesen, ist aber in keiner Materie so verankert, dass sie den billigsten Schmähs eines Politikers auch nur irgendwie gewachsen wäre. Da ihr im Familienbetrieb ORF das sicher niemand vorhalten wird, seien hier einige besonders köstliche Passagen zitiert, die für den Befragten wie die Interviewerin gleichermaßen demaskierend sind:
Wirtschaftsminister Mitterlehner: Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jetzt im Bereich einer Verwaltungsreform die große, in diesem nächsten Budget spürende Einsparung zu erzielen ist……. Ich weiß nicht, wo das Geld liegen soll.
LLD: In Stukturreformen.
M: Welche Strukturreformen meinen Sie?
LLD: ZB bei den Spitälern.
M: Welche Spitäler wollen Sie zusperren?
LLD: Ich will überhaupt keine Spitäler zusperren.
M: …. Ich wüsste gerne, wie das funktioniert.

LLD: egal welche Zeitungen Sie lesen….jeder sagt, es fehlen die grundsätzlichen Strukturreformen.
M: Ja sollen wir den Ländern jetzt das Geld wegnehmen in einer Nacht und Nebel-Aktion?
LLD: Sie sollen gar nix machen…
Der Partner des Tagebuchs kommentierte das ironisch mit „naturbelassene Interviewtechnik“. Und Herr Mitterlehner gab uns wieder einmal einen entwaffnenden Einblick, wie wir regiert werden.
Wenn schon die Zeit im Bild zum Kabarett wird, dann sollte man sich nicht wundern, dass die Kabarettisten Angst vor der Konkurrenz haben.

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Freiheit, Liberal, Liberalismus drucken

Liberales Denken ist unter den Österreichern weiter verbreitet, als Intellektuelle und vor allem Politiker annehmen. Das gilt zumindest, wenn man darunter nicht etwas Dogmatisches versteht, was aber eigentlich automatisch schon Illiberalität bedeutet.

Dazu einige zentrale Thesen:

1.    Als Beweis sei eine von Erich Reiter in Auftrag gegebene IMAS-Studie zitiert. Den Befragten wurde folgende Frage bestellt: „Zu welchen Gruppen würden Sie sich selbst zählen?“ Dabei wurden mehr als zwei Dutzend ideologische Gruppen vorgegeben. „Leute mit starker Linksorientierung“ landeten am letzten Platz, knapp davor kamen „Linksliberale“ auf vier Prozent, „Rechtsliberale“ auf fünf Prozent. Es scheint also recht mager bestellt zu sein um den Liberalismus, fast genauso schlecht wie um die Linken.
Jedoch: Schaut man aufs andere Ende der Skala, zum absoluten Spitzenwert jenseits des Mittelfelds von (jeweils selbstdeklarierten) Konservativen, Bürgerlichen, Angehörigen der Arbeiterklasse, Heimatverbundenen oder Ordnungsliebenden, kommen an zweiter Stelle mit 47 Prozent die „Weltoffenen“ und an der Spitze mit 63 Prozent die „Menschen, denen Freiheit und Unabhängigkeit viel bedeuten.“
Und das sind nun wirklich urliberale Positionen. Ein klareres Bekenntnis zu liberalem Denken kann es eigentlich nicht geben. Aber zugleich auch keine klarere Absage an Liberalismus.

2.    Liberalem Denken, liberalen Einstellungen muss a priori jeder -ismus, daher auch ein „Liberalismus“ wesenfremd sein. Politiker, die wie weiland eine Heide Schmidt aus einem Obersatz, aus einem Grundaxiom heraus die Antworten auf alle wichtigen politischen Fragen herunterzudeklinieren versuchen, sind Dogmatiker und nicht liberal.

3.    In Österreich wurde aber in der Politik der Liberalismus immer genauso verstanden und praktiziert. Im Grund haben seit Josef II. viele Möchtegern-Liberale in Wahrheit einen wohlfahrtsstaatlichen Sozialdemokratismus vertreten. Der aber die Freiheit, Unabhängigkeit und Weltoffenheit der Menschen stets eingeschränkt hat.

4.    Da liberales Denken nicht dogmatisch sein kann, kann auch kein liberaler Autor wie etwa ein Friedrich August Hayek eine Bibel sein, in der man nur nachzuschlagen braucht, um die Antworten auf alle heutigen Fragen zu finden. Auch wenn er in meinen Augen ziemlich der klügste Denker des 20. Jahrhunderts gewesen ist. (Freilich ist die Gefahr ohnedies nicht sehr groß, dass ein Angehöriger der österreichischen politischen oder journalistischen Szene bei Hayek nachzuschlagen beginnt.)

5.    In einer klugen liberalen Politik sollte es vielmehr immer nur um die recht pragmatische Suche nach den bestmöglichen Antworten gehen, wobei folgende Aspekte besonders wichtig sind:

  • Die Empirie, die Erfahrung, was politisch insbesondere die Suche nach Best-practice-Beispielen bedeutet,
  • Grundlegendes Verständnis, wie die Marktmechanismen wirken (die nämlich immer wirken, auch wenn man sie wie in einer Planwirtschaftzu fesseln versucht),
  • Das Poppersche Falsifizierungs-Modell, also die Bereitschaft, jede Erkenntnis, jede These nur als vorläufige zu behandeln, und immer die Möglichkeit einer Falsifizierung offen zu halten.
  • Eine saubere Güterabwägung, die alle relevanten Aspekte prüft, weil ja in sehr vielen konkreten Situationen mehrere Freiheiten miteinander konkurrieren (etwa die Freiheit vor Verbrechen versus die Freiheit vor Überwachungskameras),
  • Das Reflektieren über das Wesen des Menschen, das einem von utopischen Versuchen abhalten muss, einen neuen Menschen zu schaffen, und
  • Der bescheiden klingende, aber fundamentale liberale Grundsatz, dass es im Zweifel immer besser ist, keine Regelungen zu treffen, wenn man nicht sicher ist, dass erstens eine Regelung welchen gesellschaftlichen Bereichs auch immer, nicht langfristig in anderen Zusammenhängen Schaden anrichten kann, und dass zweitens die Einschränkung menschlicher Freiheiten durch die Größe der abzuwendenden Gefahren wirklich gerechtfertigt ist.

6.    In diesem Sinn kann man als Liberaler durchaus argumentieren, dass die allgemeine Abgabe von Fingerabdrücken zur Abwehr einiger Krimineller und Terroristen gerechtfertigt ist. Nicht mehr akzeptabel ist es hingegen, wenn Meinungsdelikte wie das Verächtlichmachen anderer Weltanschauungen mit zwei Jahren Haft bestraft werden soll, wie es die österreichische Regierung und die europäischen Justizminister planen. Hier haben die abzuwehrende Gefahr und das eingesetzte Instrumentarium völlig die Proportionen verloren.
Dieses Vorhaben ist ein echter Lackmustest dafür gewesen, wer in diesem Land halbwegs liberal denkt und wer nicht. In der sogenannten politischen Elite waren das erschreckend wenige. Alle jene, die sich zwar furchtbar über Fingerabdruckdaten erregen – obwohl diese niemandem einen echten Nachteil zufügen –, jedoch keinen Ton gegen die Haftandrohung für Meinungsdelikte von sich geben, sind Linke, die sich als liberal bezeichnen, weil das heute halt viel besser klingt. Oder gar getarnte Helfershelfer von Terroristen. Oder zumindest dumme Trittbrettfahrer des Zeitgeistes.

7.    In einer politologischen Analyse lässt sich zeigen, dass es in jeder Partei dieses Landes gewisse liberale Elemente gibt. Politikgestaltend und prägend waren diese aber in den letzten hundert Jahren fast nie, mit Ausnahmen der Perioden Raab-Kamitz und Schüssel-Grasser-Riess-Bartenstein in wirtschaftspolitischer Hinsicht. Was unabhängig davon stimmt, ob Grasser sich nun in irgendeinem Zusammenhang vielleicht doch strafrechtlich schuldig gemacht hat oder nicht. Die ersten Kreisky-Jahre waren zumindest in einigen gesellschaftspolitischen Fragen liberal. Was festzuhalten ist, selbst wenn man in Sachen Abtreibung eher den kritischen Standpunkt der Konservativen und Christen teilen sollte.

8.    Auch in Deutschland war es seit den Neoliberalen um Ludwig Erhard und den Sozialliberalen um Schiller-Schmidt sehr ähnlich. Dort wurden in den letzten Jahren alle großen liberalen Persönlichkeiten an den Rand gespült, obwohl ihnen Umfragen plötzlich ein Wählerpotential von rund 20 Prozent für eine ordnungsliberal-konservative Politik einräumen. Und obwohl es dort eine Reihe spannender Exponenten gibt: Kirchhoff, Merz, Clement oder Gauck.

9.    FDP wie BZÖ haben hingegen dieses Potenzial in hohem Ausmaß verspielt. Sie missverstehen liberales Denken als Interessenvertretung. Für Hoteliers, für die Produzenten von Solaranlagen und andere Gruppen.

10.Die genannten Namen aus der historischen und gegenwärtigen Politik in Deutschland und Österreich zeigen natürlich auch die große Spannweite liberalen Denkens.

11.Fast einziges Modell eines verwirklichten liberalen Staats- und Wirtschaftsdenkens ist die Schweiz, die neben Wirtschaftsliberalismus auch eine Verknüpfung von Weltoffenheit mit der überzeugten Bewahrung nationaler und regionaler Identität verkörpert.

12.Für Österreich ist aktuell keine große Renaissance liberalen Denkens zu erwarten. Dazu ist schon das Wort Liberalismus durch die unheilvolle Tätigkeit von Heide Schmidt viel zu verbrannt und beschädigt. Dazu ist in den Parteien der Staatsinterventionismus viel zu sehr verankert.

13.Dazu gibt es auch viel zu wenige Medien mit liberaler Orientierung. Man denke beispielsweise an die Berichte mehrerer Zeitungen in den letzten Wochen, in denen ausgerechnet jene Minister als fleißig bezeichnet wurden, welche die meisten Gesetzesentwürfe eingebracht haben. Man denke nur an die eigentlich unglaubliche Tatsache, dass sich die österreichischen Regierungsparteien noch vor der ernsthaften Diskussion einer einzigen Sparmaßnahme in einem einzigen Punkt einig waren: Dass 40 Prozent der Budgetlücke über Steuererhöhungen und nicht über Einsparungen geschlossen werden sollen. Man denke nur daran, welch massive Unterstützung jede Lobby in der veröffentlichten Meinung erhält, die um neue Staatsausgaben für ein angeblich wichtiges soziales oder ökologisches Anliegen kämpft.

14.Ähnliches spielt sich auch weltweit ab: Man denke, wie leicht sich die Propaganda der Staaten und Parteien weltweit ausbreiten konnte, dass die Wirtschaftskrise der letzten beiden Jahre Schuld der Marktwirtschaft wäre. Obwohl eindeutig die wichtigsten Ursachen der Krise die Staatsverschuldung, die Politik des billigen Geldes, die von Politikern beschlossenen Rettungsaktionen für bankrotte Unternehmen auf Steuerzahlerkosten, und die skurrilen amerikanischen Gesetze waren, dass jeder Amerikaner ein Eigenheim haben müsse. Das waren alles staatliche Entscheidungen und Fehler. Ohne all diese staatlichen Fehler gäbe es natürlich weiterhin Konjunkturwellen und schlimme Bankrotte. Aber keinesfalls die verheerende Krise der letzten Jahre, die ja nur für sehr naive Analysten vorüber ist, deren zweiter Teil mit großer Wahrscheinlichkeit noch aussteht.

15.Die Bürger haben hingegen weltweit in hohem Ausmaß erkannt, dass jetzt nur noch liberale Rezepte helfen. Das scheinen zumindest die Wahlresultate von den Niederlanden bis zu den Tschechen und Slowaken zu zeigen. Aber da liberales Denken eben ein Widerspruch zur Bildung straff organisierter Parteien und zu jedem -ismus sind, werden sich letztlich wohl die staatsinterventionistischen Parteien und Bürokratien noch einmal durchsetzen.

16.Für die nächsten Jahrzehnte hat liberales Denken nur in Verbindung mit den Konservativen eine realistische Perspektive. Erstens weil es ohne Verbündete nicht geht. Zweitens weil die großen Bedrohungen der Freiheit seit einigen Jahrzehnten von links kommen: durch die illiberalen und teuren Illusionen des linken Wohlfahrtsstaats und Keynesianismus und nun durch die Einschränkung der Meinungsfreiheit im Zuge der Political correctness. Daher muss sich liberales Denken heute nach rechts verschieben. So wie es im 19. Jahrhundert angesichts von Feudalismus und überbordendem Einfluss der Kirche links gestanden ist und stehen musste.

(Dieser Text ist eine komplette Überarbeitung eines Referats vor dem Internationalen Institut für Liberale Politik).

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Was gibt’s da zu feiern? drucken

Es ist eine Frage, um die wir uns alle gerne drücken: Was ist es eigentlich, was Österreich  im Innersten zusammenhält? Auch der Nationalfeiertag gibt keine sehr befriedigende Antwort darauf. Trotzdem tut es gut, darüber an diesem Tag ein wenig ehrlicher als sonst nachzudenken.

Schon der historische Anlass des Nationalfeiertages ist nämlich längst hohl und nichtig: Das am 26. Oktober 1955 beschlossene Neutralitätsgesetz ist zu einem Stück Papier geschrumpft, das längst jeder Bedeutung beraubt worden ist. Zu Recht übrigens, da Neutralität in einem so intensiv zusammengewachsenen Europa jede Bedeutung verloren hat. Sie war lediglich in einem durch einen Eisernen Vorhang zweigeteilten Kontinent für ein kleines Land eine notwendige Überlebensstrategie.

Auch das, was an diesem Tag am meisten ins Auge springt, ist alles andere als aufregend: Das Bundesheer ist – in Relation zur Bevölkerungsgröße und zur Wirtschaftsstärke – die weitaus am schlechtesten dotierte Armee Europas. Es ist trotz aller Angelobungen und Waffenschauen ein recht erbärmlicher Haufen. Da braucht es gar nicht die dramatischen Sparmaßnahmen der aktuellen Budgetkrise. Da wäre schon das Desinteresse des zuständigen Ministers am Heer signifikant genug, der zehn Mal mehr Lust an seiner Zweitkompetenz Sport zeigt – obwohl auch dort die Erfolge Österreichs nicht gerade überwältigend sind, obwohl dort mehr Schiebungen und Doping zu beobachten sind als sonst etwas.

Natürlich sind auch die jüngsten Budgetbeschlüsse mehr deprimierend als patriotisch elektrisierend. Dabei machen vor allem die damit verbundenen konkreten Signale betrübt: Die Republik zeigt insbesondere Mehrkinderfamilien künftig die kalte Schulter; sie wird von einem veritablen und vor allem immens teuren Machtkampf zwischen Bund und Ländern erschüttert; sie hat sich mit langfristig verheerenden Folgen als wortbrüchig erwiesen, indem sie nun die Stiftungskonstruktion, mit der in den letzten Jahren viel Geld aus dem Ausland angelockt worden ist, zu einer Steuerfalle verwandelt hat; sie bestraft ausgerechnet jene Pensionisten, die den relativ größten Anteil ihrer Pension mit Beiträgen gedeckt haben, seit fünf Jahren durch ein Einfrieren ihrer Bezüge, was ein weiteres verheerendes Signal bedeutet, dass Leistung in Österreich unerwünscht ist; sie war mit keiner einzigen Geste imstande, den Leistungsträgern, den unternehmerischen Menschen und den Kapitalbesitzern (von denen die Zukunft des Landes abhängig ist, auch wenn man sie nicht gerade mag) zu signalisieren, dass sie hierzulande willkommen sind.

Also auch da findet man nicht viel Grund zum Feiern. Und noch weniger patriotisch stimmt die Tatsache, dass in kaum einem anderen Land außer Deutschland die Machtübernahme durch eine islamische Mehrheit noch in diesem Jahrhundert schon so sicher ist wie in Österreich. Während etwa Dänemark gerade energische Maßnahmen gegen die Massenzuwanderung auf dem Weg der sogenannten Familienzusammenführung und gegen jene Familien, die ihren Kindern nicht die Landessprache beibringen, beschließt, machen die österreichischen Medien und Möchtegern-Gutmenschen ständig Stimmung für noch mehr Zuwanderung – und haben gerade die Innenministerin gezwungen, die Möglichkeiten des sogenannten Bleiberechts noch stärker auszubauen.

Das alles steht natürlich in Zusammenhang mit der Tatsache, dass seit 1970 das praktizierte Bekenntnis der Österreicher zur eigenen Zukunft – also die Aufzucht einer ausreichenden Anzahl von eigenen Kindern – beendet worden ist. Stattdessen gibt sich das Land der Fata Morgana des Wohlfahrtsstaates hin, der angeblich auf Dauer unseren Wohlstand sichern würde. Diese Idee hat sich aber längst als Schimäre erwiesen, die nur noch durch immer mehr Schulden aufrechterhalten werden kann. Gleichzeitig wandern gerade die tüchtigsten Österreicher ins Ausland ab, wo sie mehr verdienen können und weniger Steuern zahlen müssen.

Bleibt nur die eine Frage offen: Warum fühlt sich trotz allem der Rest noch immer sehr wohl in Österreich? Viele glauben, dass das mit der schönen Landschaft zusammenhängt und mit den künstlerischen Leistungen früherer Epochen. Das sind sicher Dinge, derer man sich angesichts der sonstigen Trübsal zu Recht erfreut. Man kann auch auf die vielen fleißigen Menschen stolz sein, die trotz der Behinderung durch das politische und bürokratische System als Unternehmer oder Forscher, Arbeiter oder Freiberufler unglaublichen Fleiß und große Kreativität zeigen. Als aktuelles Beispiel könnte man jene Firmen und Arbeiter vor den Vorhang holen, die soeben bei der Rettung der Minenarbeiter in Chile gezeigt haben, dass in den Menschen dieses Landes noch immer viele Fähigkeiten stecken.

Ansonsten aber sollte man sich in aller Bescheidenheit zugeben: Das, was die meisten von uns innerlich an Österreich bindet, findet sich spiegelbildlich auch in fast allen anderen Ländern. Nämlich das große Bedürfnis jedes Menschen nach Heimat. Das bedeutet eine innere Bindung an die von Kindheit an gewohnten Sprachmelodien und Gebräuche, an die räumliche und kulturelle Umgebung, eine Vertrautheit mit einer noch so turbulenten politischen Geschichte. Das bedeutet Erinnerung, Familie, Freunde.

Mit anderen Worten: Bei aller Schönheit des kaiserlichen Wiens, der schneebedeckten Berge, der Seen des Salzkammerguts, der östlichen Ebenen, bei aller Bedeutung der Wiener musikalischen Klassik oder der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gibt es nichts, was Berechtigung zu einem Überlegenheitsgefühl gäbe. Aber der Österreicher hat das selbe Recht wie alle anderen, diese seine Heimat zu schätzen, sich mit ihr, ihrer Geschichte und ihren Menschen zu identifizieren, und dafür zu kämpfen, dass sie sich besser gegen eine eroberungswillige fremde Religion und Kultur, aber auch gegen die Regulierungswut fremder Herrscher in Brüssel wehrt. So wie das alle jene Kulturen der Geschichte getan haben, die nicht untergehen wollten.

Aber eine naturgesetzliche Garantie, dass dieses Land nicht untergeht, dass es gar das letzte auf dem Erdball sein werde (wie ein alter Habsburger-Spruch gemeint hat), die gibt es ganz gewiss nicht. Geschichte kann auch sehr erbarmungslos sein.

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Zeit für eine Party drucken

Die freiheitsliebenden Amerikaner haben den britischen Kolonialherren 1773 den Kampf angesagt. Sie haben sie insbesondere dadurch getan, dass sie den Briten gehörende Ladungen Tee ins Meer geschmissen haben. In Österreich ist es mittlerweile höchste Zeit für eine Koralm-Hackler-Party geworden, um nur zwei Dinge zu nennen, die dringend entsorgt gehören, die diese Regierung aber nicht zu entsorgen imstande ist.

Denn während das angebliche „Spar“-Paket dieser Koalition den schwachsinnigen Koralm-Tunnel mit einer Garantie versehen haben, während die mindestens ebenso schwachsinnige Hacklerpension gerettet worden ist, während die Bauern offenbar unantastbar sind, während die Gewerkschaft sogar eine Erhöhung des umweltschädlichen Pendlerpauschales durchdrucken konnten, werden rundum Steuern erhöht. Und es wird insbesondere den Familien und Sparern Geld weggenommen.

Obwohl Kinder erziehungswilliger Eltern (also nicht jene bloß abkassierwilliger Zuwanderer aus Ostanatolien)  die wichtigste Investition in die Zukunft sind – viel wichtiger als etwa die ständig verlangten Milliarden für die Forschungs- und Universitäts-Lobby. Damit ist natürlich nicht die Beendigung der Familienbeihilfe für Über-24-Jährige gemeint (das ärgert nur die Vertretung der nichtstudierenden Studenten namens ÖH), sondern die Kürzung der Unterstützung auch für alle anderen Kinder. Aber auch für die Vertreibung von Sparern und Banken aus Österreich tut diese Regierung viel.

 Dieses Land gibt seine Zukunft auf, wenn es stillschweigend das hinnimmt, was die Koalition da zusammengeschludert hat. Es ist weniger interessant, ob da die ÖVP oder die SPÖ mehr nachgegeben hat – auch wenn klar ist, dass rein parteitaktisch die ÖVP die Verliererin ist, und dass Pensionisten, die Eisenbahner, die Über-50-Jährigen und die Gewerkschaft die Sieger sind, und damit die SPÖ als deren Lobby. Viel wichtiger ist, was gut für Österreich wäre. Und da war nicht viel Gutes dabei.

In Amerika hat in den letzten zwei Jahren eine mächtige Basisbewegung vor allem junger Menschen, die sich in Anklang an das Jahr 1773 „Tea Party“ nennen, einen machtvollen Protest gegen die Schuldenpolitik und einen begeisterten Kampf für „Small government“ unternommen. Sie haben zuerst die schwach und knieweich gewordene republikanische Partei von außen völlig umgekrempelt. Und sie dürften nun in den nächsten Tagen auch die wichtigen Midterm-Wahlen gewinnen und damit auch den Kongress erobern. Die Amerikaner wollen nicht ständig noch mehr Steuern, noch mehr Staat, noch mehr Schulden.

Und dabei ist die teure amerikanische Gesundheitsreform, die ein zentraler Anlass der Proteste ist, noch der Inbegriff an Sinnhaftigkeit im Vergleich zu den Milliarden, die Österreich für ÖBB, Tunnels, das teuerste Pensionssystem der Welt, den unsinnigsten Föderalismus Europas, und eines der freigiebigsten Wohlfahrtssysteme verschwendet.

Da ist es – gerade zum Nationalfeiertag – Zeit, all jenen Mut zu machen, die zu so etwas wie einer Koralm-Hackler-Party rufen. Als Zeichen des Protestes gegen die Misswirtschaft dieser Regierung.

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Die Chattering class und die Wiener ÖVP drucken

Das Wiener ÖVP-Debakel, das nun sogar mit der demütigenden Verbannung auf den Oppositionsbänken endet, wird zwar von der Bundespartei weitgehend ignoriert. Aber es ist Faktum und hat  zwei Namen. Der eine heißt Christine Marek, wie hier schon dargelegt worden ist. Der zweite Name lautet: Vernachlässigung wichtiger Wählergruppen.

Diese Vernachlässigung begann schon, als Johannes Hahn die Partei führte. Während die Volkspartei unter Hahn wie Marek der Chattering class nachjagte, also der sich selbst für den Nabel der Welt haltenden Klasse von Journalisten, Politikberatern, Kulturmenschen, Berufsfeministinnen und aus Mangel an Welttauglichkeit in den Universitäten steckengebliebenen Theoretikern, zeigte sie den bürgerlichen Wählern zunehmend die kalte Schulter – zu denen in anderen Städten längst auch schon die gut ausgebildeten und die Wirtschaft tragenden Facharbeiter zählen.

Diese wurden genauso ignoriert wie die folgenden oft sogar verhöhnten Wählergruppen: Dazu zählen die vielen Wiener Eltern, die sich vor der Einführung der  Gesamtschule fürchten. Ebenso wie jene mindestens genauso große Zahl, die sich vor der rapiden Zunahme der islamischen Bevölkerung fürchten. Oder jene, ein rapides Schwinden der kulturellen Identität beklagen. Ebenso wie die Anhänger einer liberalen Ordnungspolitik (was ungefähr das Gegenteil ist von Kammer-Lobbyismus). Und last not least die christlich konservativen Wähler.

Was sich auch an Hand der Vorzugsstimmen in einem kleinen, aber anschaulichen Exempel zeigen lässt. Marek bekam nur 3533 persönliche Vorzugsstimmen, was weit weniger ist als bei allen anderen Spitzenkandidaten – einschließlich der grünen Vassilakou. Obwohl die Grünen an sich noch weniger Stimmen erzielten als die Schwarzen, obwohl bei den Grünen für den weit hinten platzierten Alexander van der Bellen ein konkurrierender Vorzugsstimmenwahlkampf lief, was es bei der ÖVP diesmal nicht im entferntesten gab.

Marek liegt damit fast in der gleichen Dimension wie bei den letzten Wahlen die christlich-konservative Kandidatin Gudrun Kugler. Diese hat weit hinten auf der ÖVP-Liste stehend 2413 Stimmen erzielt. Sie hatte dennoch – wie das ganze konservative Lager – im Marek-Wahlkampf nicht einmal eine Chance auf den allerletzten Listenplatz bekommen.

Zum Vergleich: Der medial groß hinausposaunte Schwimmer Jukic kam auf weniger als dreihundert Stimmen. Ein Spezialwahlkampf, der nur zum Baden gehen gut war.

Aber all das wird ganz offensichtlich auch nach der Wahl von der ÖVP ignoriert. Der – längst fällige – Hinauswurf des Parteisekretärs Walther, der schon unter Johannes Hahn für eingeschlafene Füße gesorgt hatte, kann ja wohl nicht alles gewesen sein, was den Wiener Bürgern ihre Volkspartei zurückbringt.

Man hat zwar den Eindruck, dass Josef Pröll Trotz seines recht spezifischen bäuerlichen Hintergrunds bisweilen sehr wohl spürt, dass seine Partei falsch positioniert ist. Aber er hat ganz offensichtlich viel zu wenig Zeit, um sich gegen den Rest des Parteiapparates durchzusetzen, gegen die Chattering class eben.

PS.: Ich suche noch immer nach zumindest einem ÖVP-Wähler, der wegen des angeblichen (freilich nur von jenen Journalisten aus der anfangs angesprochenen halbgebildeten plappernden Klasse bemerkten) Law-and-order-Wahlkampf der Christine Marek zu einer der Linksparteien übergelaufen ist, wie mit unverdrossener Hartnäckigkeit nun auch schon in der ÖVP selbst geglaubt wird. Ich kenne statt dessen nur ÖVP-Wähler, die nach rechts gewechselt sind, oder solche, die lauthals schwören: Wenn die so weitertun als verlängerter Fortsatz der SPÖ und unter Aufgabe aller bürgerlichen Werte, dann wähle auch ich beim nächsten Mal den Strache.

PPS.: Wird die Wiener ÖVP auch weiterhin nur schaumgebremste Opposition machen, weil in der Wiener Wirtschaftskammer ein paar Funktionäre um den Zuschuss der Gemeinde zur Weihnachtsbeleuchtung in irgendeiner Einkaufsstraße bangen? Und weil irgendein schwarzer Bezirksvorsteher um das notwendige Ja der Rathaus-Kamarilla zu einer neuen Verkehrsampel kämpft? Wenn Ja, dann sollte sich die Partei die Kosten für die nächste Kandidatur gleich ganz ersparen.

PPPS.: Ob die Grünen mehr sind als die 24. Bezirksorganisation der Wiener SPÖ wird man schon in Kürze sehen: Werden sie rechtzeitig die Wahlen wegen des gerade von den Grünen aufgedeckten Betrugs anfechten, wie sie angekündigt haben? Oder sind sie inzwischen schon so gekauft wie die die Wiener Boulevard-Medien? Wenn Ja, dann sollte sich die Partei die Kosten für die nächste Kandidatur gleich ganz ersparen.

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WWW: Wir wursteln weiter drucken

Und deswegen musste die Verfassung gebrochen werden, deswegen hat die Koalition zehn Monate gebrütet! Was das sogenannte Sanierungspaket der Regierung wert ist, ist am besten der Reaktion des ÖGB zu entnehmen: Er ist „nicht unzufrieden“. Damit sind die österreichischen Gewerkschaften die einzigen Europas, die mit einem in allen anderen Ländern längst schon beschlossenen Sparpaket glücklich sein können.

Denn in der Tat: Die Regierung hat länger gekreißt, als das sonst unter Menschen üblich ist, aber keine einzige echte strukturelle Reform zur Redimensionierung des explodierenden Wohlfahrtsstaat, zur Zurückstutzung der föderalistischen Geldverschwendungen zusammengebracht, sondern nur ein bunt zusammengewürfeltes Abkassierpaket.

Über dieses könnte man ja im Detail reden, wenn es irgendeinen Grund gegeben hätte, dass Bund, Länder und Gemeinden statt wirklich zu sparen ihre Einnahmen noch einmal erhöhen. Aber Österreich ist das Land mit der vierthöchsten Abgabenquote. Da muss man die Zukunft des Landes schon sehr hassen, wenn man so unbesorgt wie diese Regierung einen dicken Strauß neuer Belastungen verschnürt. Denn zumindest ein Teil davon wird dem Standort Österreich eindeutig schaden.

Aber selbst darüber hätte man reden können, wenn bei den Ausgaben auch nur eine einzige Sinnlosigkeit gestrichen worden wäre.

Die Regierung hat sogar dem aberwitzigen Koralm-Tunnel eine Finanzierungsgarantie gegeben. Sie hat auch die sogenannte Hacklerregelung bis auf kleine kosmetische Veränderungen völlig unberührt gelassen, ebenso die Invaliditätspension. Sie hat sich auch nicht an die Studiengebühren gewagt – und gibt dafür den Unis ungefähr die Hälfte dessen dazu, was die Gebühren bringen würden. Und sie ist schon vor dem Wochenende in Sachen Verwaltungsreform und Ausgabendisziplin der Länder an der geldverschwendenden Betonfront Michael Häupl/Erwin Pröll gescheitert.

Also hat sich wirklich all das Gerede, dass wir jetzt mehr als zwei Jahren keine Wahlen haben, und dass wir in dieser Frist unter dem Druck der Krisenbewältigung jetzt wirklich spürbare Struktur- und Verwaltungsreformen sehen würden, als Schall und Rauch entpuppt. Wie befürchtet. Aber recht gehabt zu haben, ist da wirklich kein Trost.

Angesichts all dessen kann der Gewerkschaftsbund, der ja noch nie zukunftsorientiert gedacht hat, tatsächlich durchaus zufrieden sein. Warum allerdings die ÖVP in dieser Regierung sitzt, kann niemand mehr beantworten.

Hinter dieser akkumulierten Katastrophe kann man natürlich auch zu der Ansicht kommen, dass winzige Details positiv sind: etwa die Kürzung der Auszahlung der Familienbeihilfe vom 27. auf das 24. Lebensjahr, die Langzeitstudenten treffen wird. Was also im Grund ein Versuch ist, die fehlenden Studiengebühren teilweise wieder zu kompensieren. Man kann es auch positiv finden, dass die Studieneingangsphase von zwei auf ein Semester verkürzt worden ist. Was aber allen jenen, die sie nicht überstehen, und auch der Volkswirtschaft noch immer wertvolle Lebenszeit stiehlt – nur weil man sich nicht auf eintägige Aufnahmetests oder eine Aufwertung der in den letzten Jahren zum Billigtarif verschleuderten Maturazeugnisse einigen konnte, was letztlich genauso gerecht oder ungerecht wäre wie jede Eingangsphasen-Prüfung, was dafür aber rasch klare Verhältnisse schafft.

Positiv klingt auch, dass es Geld für mehr Ganztagsschulen geben soll – nur wird das angesichts der Methoden dieser Unterrichtsministerin mit Sicherheit gutteils so umgelenkt werden, dass es primär den von ihr geliebten Gesamtschulen zugutekommen wird, die ja unbedingt als Erfolg dargestellt werden sollen.

Positiv könnte man auch noch einstufen, dass der Brennertunnel offenbar noch keine Baugarantie bekommen hat – freilich ist der noch um ein paar Prozentpunkte weniger sinnlos ist als das Koralm-Loch (aber es sitzen ja in dieser Regierung keine Minister aus Tirol).  Man kann sich auch freuen, dass die arbeitsplatzvernichtende Gruppenbesteuerung und die Vermögenssteuer nicht wieder eingeführt worden sind. Aber wenn das alles schon Grund zur Freude sein soll, dann freuen wir uns halt auch, dass Folter, Pranger und Todesstrafe noch nicht wieder eingeführt werden.

Bei fast allen anderen Details – und dabei können wir ja ohnedies nur von dem reden, was jetzt schon bekanntgegeben worden ist – überwiegen aber die Negativa. So werden sowohl Benzin-, wie auch Tabak-, wie auch Flugticket-Steuern (die man umwelt- und gesundheitspolitisch alle an sich durchaus begrüßen kann) zu einer massiven Abwanderung von Umsätzen ins Ausland führen. Die Aktiengewinnsteuer wird natürlich langfristig dem Börseplatz Wien schaden. Noch mehr wird der Bankenplatz Wien leiden, der mit seinen internationalen Geschäften Zehntausende Arbeitsplätze bindet (man denke nur an die bekannten Überlegungen der Bank-Austria-Mutter, das Ostgeschäft von Wien nach Mailand zu verlagern).

Statt dessen hat man aus populistischer Angst auf die einzige wirtschaftlich halbwegs sinnvolle Möglichkeit verzichtet, wo man noch Steuern erhöhen hätte können, nämlich auf eine Erhöhung der Einheitswerte. Aber weder Bauern noch Häuslbauer wagt man zu treffen, obwohl vor allem die Verhüttelung der österreichischen Täler längst ein Riesenproblem geworden ist.

Aber noch einmal: Entscheidend ist, dass auf der Ausgabenseite fast nichts Relevantes geschieht. So kann die Frauenministerin sogar jubeln, dass die teuren Exzesse an diversen (fast immer parteipolitisch kontrollierten) Frauenprojekten weitergehen, von denen 95 Prozent der Frauen natürlich nichts haben, sondern nur die Projekt-Mitarbeiterinnen. Ebenso können wieder einmal auch die Bauern zufrieden sein. Und auch die Pensionisten und Beamten werden im Gegensatz fast zum ganzen Rest Europas noch mehr vom nicht vorhandenen Steuergeld bekommen.

Das Urteil ist klar: Wir wursteln weiter. Und wir werden es noch viel schwerer haben, wenn uns dann in wenigen Jahren nichts anderes mehr als wirklich schmerzhafte Maßnahmen möglich sind, wie sie jetzt etwa die Griechen so erschüttern.

Dieses Land muss aber offenbar erst in die Katastrophe schlittern, bevor die Vernunft wieder eine Chance bekommt.

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Der Intrigenkrieg zweier Politkommissare drucken

Im Grund ist es ja ziemlich gleichgültig, wer neuer Fernseh-Chefredakteur im ORF-Fernsehen ist, ob der nun Fritz Dittlbacher heißt oder Armin Wolf. Und ob nun Alexander Wrabetz oder Elmar Oberhauser die Informations-Direktion leitet. Dennoch sind die ob dieser  Fragen entbrannten ORF-Machtkämpfe überaus lehrreich.

Dittlbacher wie Wolf stehen, wenn auch mit signifikanten Unterschieden, so weit links der politischen Mitte, dass man sich in keinem Fall Hoffnungen auf eine objektivere Berichterstattung machen konnte  – und schon gar nicht auf ein Austarieren der katastrophalen Linkslastigkeit fast der ganzen ORF-Informations-Mannschaft. Die nicht nur aus rechtlichen, sondern auch betriebswirtschaftlichen Gründen angesichts des dramatischen Seherschwindens freilich dringend am Platz wäre. Leben wir doch in einem Land, in dem sich die Menschen selbst im Schnitt als leicht rechts der Mitte deklarieren.

Dennoch zeigt das Ergebnis, also die Bestellung Dittlbachers, den totalen, um nicht zu sagen totalitären Durchgriff der SPÖ bei sämtlichen ORF-Bestellungen. Wolf steht zwar noch weiter links als die SPÖ und deren Fußvolk, die ja in Wahrheit alle nirgends mehr stehen, sondern nur noch auf die Macht stehen. Aber er ist wenigstens parteiunabhängig. Immerhin befragt Wolf bisweilen auch SPÖ-Politiker mit ein wenig Aggressivität – wenngleich immer mit Argumenten, die von noch weiter links kommen, also aus dem Attac- und Grün-Eck. Untergriffe durch Wolf gibt es nur gegen rechte Politiker.

Aus dem wirtschaftliberalen oder wertkonservativen Eck sind im ORF ja schon seit Menschengedenken keine Fragen gestellt worden. Das passiert höchstens in jedem zehnten Club 2, wenn die Politkommissare Oberhauser, Amon & Co einmal nicht genug darauf aufgepasst haben, dass dort die Linken unter sich bleiben können. Weil sie ja sonst argumentativ sofort untergehen würden.

Interessant ist jedenfalls die Beurlaubung des eigentlich für den Chefredakteur zuständigen, aber bei der Entscheidung übergangenen Intendanten Oberhauser gegen die Dittlbacher-Nominierung. Seine erste öffentliche Äußerung: Er habe zwar an Rücktritt gedacht, aber diesen dann doch bleiben lassen, wie Oberhauser im selben Atemzug mitteilt. Das nennt man Mut und Konsequenz.

Überraschende Konsequenz hat dann einen Tag später Wrabetz gezeigt und Oberhauser suspendiert. Man kann freilich wie immer bei Wrabetz sicher sein, dass das weniger persönlicher Mut war, sondern eine klare Anordnung aus der SPÖ.

Interessanter ist freilich die Frage nach dem Motiv für Oberhausers Rücktritts-Androhung samt sofortigem Verzicht auf den Rücktritt. Waren da gar die Privilegien und Remunerationen eines ORF-Direktors überzeugender als Oberhausers neuentdecktes Gewissen? Arbeitsrechtlich ist er ja zweifellos in einer weit besseren Position, wenn er nicht von sich aus aufgibt.

Vieles deutet aber auch auf ein raffiniertes Spiel hin. Oberhauser könnte nun vor der nächsten Wahl wieder ein paar orange-blauen Stiftungsräten einreden, er würde ihnen ja eigentlich nahestehen, er habe das nur nie öffentlich zeigen dürfen. Oder vielleicht sogar auch den schwarzen, von denen er offenbar hofft, dass sie in den letzten vier Jahren keinen Fernsehapparat besessen haben. Die grünen ORF-Räte hat er mit seinem Engagement für Wolf hingegen schon in der Tasche.

Für einen Kampf Oberhausers um die ganze Macht spricht die Tatsache, dass sich seltsamerweise ein Gerd Bacher für Oberhauser stark macht; dass die angeblich ÖVP-nahe Raiffeisengruppe gerade die bürgerliche Alternative Helmut Brandstätter als Kurier-Chefredakteur verbrennt (wo der Fernsehprofi, der aber keinen einzigen Tag Tageszeitungserfahrung hat, ja nur scheitern kann). Für die Alternative Oberhauser spricht auch die Tatsache, dass SPÖ-intern die ORF-Drahtzieher Rudas-Pelinka-Wrabetz außerhalb des Faymann-Büros meist nur noch Kopfschütteln auslösen.

Jedenfalls scheinen SPÖ und die Faymann-Partie die Gefahr durch Oberhausers Taktieren erkannt zu haben. Weshalb sie ihn nun kaltzustellen versuchen, damit er nicht das gleiche heimtückische Spiel spielen kann wie einst Wrabetz, der bis knapp vor der Generaldirektoren-Wahl der damaligen Generalin Lindner unverbrüchliche Treue geschworen hat.

Gegen Oberhauser spricht nur ein ganz unbedeutendes Detail: nämlich dass die Fernsehinformation in den letzten vier Jahren so einseitig grünlinks, qualitätsarm und oberflächlich geworden ist, wie noch nie in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Was ja auch eine dramatische Seher-Flucht ausgelöst hat. Aber das hat Intriganten noch nie interessiert.

Für Macchiavellisten wird der ORF-Kampf jedenfalls spannend. Für Seher und Hörer wird es hingegen eine einzige Qual.

PS.: ein wichtiger Hinweis für die linken Politkommissare von einer ganz anderen ORF-Front, wo dringender Handlungsbedarf besteht: Die Londoner Korrespondentin wagte es, noch dazu in klaren Worten, die Politik der britischen Gewerkschaften als destruktiv darzustellen. Also unbedingt bei erstbester Gelegenheit: Rübe ab! Die gute Frau hätte sich ja an der ORF-Berichterstattung über die französischen Streiks ein Vorbild nehmen können, wo in jedem Satz die große Sympathie anständiger linker Menschen für die Streikenden zu hören ist – im Radio übrigens noch viel mehr als im Fernsehen.

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Rot und Grün: Ein schwarzer Tag für Wien drucken

Rot und Grün werden also die nächste Wiener Regierung bilden. Das ist legal, weil die beiden eine demokratische Mehrheit bilden. Das ist aber eine Katastrophe für Wien, ein gefundenes Fressen für die Freiheitlichen und die ultimative Demütigung für den Kurs von Josef Pröll, der auf die absolut falschen Einflüsterer gesetzt hat.

Michael Häupl hat definitiv beschlossen, den einzigen Wahlsieger der letzten Wiener Wahl auszuschließen. Das war wenig überraschend, lebt die SPÖ doch davon, die FPÖ zum unberührbaren Feindbild zu stilisieren. Dass er sich aber gleich für die Grünen entscheidet (gewiss: noch nichts ist fix, und die Verhandlungen samt grünem Basis-Chaos werden uns noch viel Spaß machen), das überrascht zumindest die Medien und die ÖVP.

Dabei ist die künftige Wiener Koalition ziemlich logisch: Rot und Grün sind Äpfel vom gleichen Stamm. Die Unterschiede sind gering: Die Grünen haben halt ein ziemlich problematisches Verhältnis zu Gewalt und Rechtsstaat; die Roten ein noch problematischeres Verhältnis zu Sparsamkeit und Sauberkeit. Es musste immer klar sein: Sie werden überall dort zusammengehen, wo es sich rechnerisch ausgeht. Und daher war es auch ein schwerer Fehler Wolfgang Schüssels, 2002 ernsthaft mit den Grünen samt ihren verrückten Forderungen Koalitionsgespräche zu führen, was diese ja hoffähig gemacht hat.

Rot-Grün verheißt für Wien nichts Gutes, außer extremer Geldverschwendung für Schwulen/Migranten/Feministen/Radfahrer/Mindesteinkommenbezieher- und noch ein paar andere Lobbies. Und eine weitere dramatische Einschränkung der geistigen Freiheit in dieser Stadt. Familien, Autofahrer, Unternehmer, Sparer, Leistungswillige, selbständige Denker sollten sich jedenfalls warm anziehen.

Das bedeutet freilich auch einen nahezu sicheren Triumph für die Freiheitlichen beim nächsten Mal, sollten diese nicht noch ganz schwere Fehler begehen. Oder es den Linken gelingen, die FPÖ zu verbieten, was dort ja ganz schon viele am liebsten täten.

Aber nun zum traurigsten Kapitel dieser Groteske: der ÖVP. Eine ärgere Demütigung für die schwarzen Mastdarmakrobaten als die nunmehrige Entscheidung der Wiener SPÖ kann es wohl nicht geben. Hat doch der ganze ÖVP-Wahlkampf auf Anordnung der Bundesparteispitze vor allem darin bestanden, der SPÖ nicht wehzutun; hat man doch auf Weisung der Bundespartei die unbetamteste und harmloseste Kandidatin aufgestellt, die sich in den ÖVP-Ablagen gefunden hat; hat man doch ohne Grund sofort jede andere Koalitionsalternative als eine unter roter Führung definitiv ausgeschlossen; hat man doch keine einzige harte Forderung an die Rathausmehrheit gestellt, sondern nur gewinselt, mitregieren zu dürfen – bis hin zum plakatierten Schön-Porträt Häupls auf ÖVP-Kosten.

All das hat zu einer vernichtenden Niederlage am Wahltag geführt. All das hat man sehenden Auges in Kauf genommen, nur um mitregieren zu dürfen.

Die Drahtzieher hinter diesem selbstvernichtenden ÖVP-Kurs sind namentlich bekannt: Erwin Pröll, Christian Konrad und Christoph Leitl. Sie alle wollen lieber ihre kleinen und großen, sauberen und schmutzigen Geschäfte mit der SPÖ machen (Leitl steht überdies selbst gesellschaftspolitisch weit links) und opfern dafür die eigene Partei. Und das Land.

Josef Pröll hat sich von diesen finanzstarken Intrigen beeindrucken lassen und seine Wähler verraten, die mehrheitlich für ein Bündnis mit der FPÖ deutlich mehr Verständnis haben als für eine demütigende Anbiederung an die SPÖ.

Pröll hat wohl überdies geglaubt, wenn er Wien opfert (und dafür nebstbei noch die Verfassung bricht), dass er dann dafür von Faymann wie versprochen Reformen und Budgetsanierung bekommt. Aber auch dieser Glaube zerschellt fast gleichzeitig mit der Wiener Rot-Grün-Entscheidung am Beton der roten Schuldenfraktion.

Es ist eine dramatische Bilanz für einen Parteiobmann, der geglaubt hatte, es richtig zu machen, wenn er sich in möglichst vielen Punkten und Personen von der Politik eines Wolfgang Schüssels distanziert. Der 2008 zwar sicher recht hatte damit, dass mit dem Rechts-Sozialismus der Strache-FPÖ keine Regierung zu bilden ist, der aber damals aus politischer Naivität noch dazu zu überflüssigen Billigstkonditionen in eine Regierung mit Links-Sozialisten gegangen ist. Nicht zuletzt unter dem Druck der genannten Drahtzieher.

 

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Schulden machen ist nicht schwer drucken

Jetzt also wird es ernst. Die Regierung spart. Man weiß zwar noch immer nicht genau wie. Aber schon wird allerorten heftig protestiert: „Überall kann gespart werden, aber doch nicht in unserem Bereich.“ Und manche, wie etwa die Universitäten, wollen sogar viel mehr Geld, obwohl sie große Summen für unglaubliche Sinnlosigkeiten ausgeben. Freiwillig wie gezwungenermaßen.

In Wahrheit begreift noch immer niemand den Ernst der Situation.

Jene, die lieber Steuern erhöhen, als zu sparen, übersehen, dass Österreich heute in Europa mit über 43 Prozent (Anteil am Bruttoinlandseinkommen) schon die vierthöchste Abgabenquote hat, was aus jeder Steuererhöhung eine Selbstbeschädigung macht. Sie übersehen überdies, dass zwei jener drei Länder, die eine noch höhere Abgabenquote haben, diese gerade drastisch zurückführen. Schweden senkt sie von 2009 auf 2010 um 1,7 Prozentpunkte, und Dänemark gar um 2,3. Österreich hingegen nur um 0,6 Punkte. Die Dänen haben sogar die Spitzeneinkommensteuer reduziert. Lediglich in Belgien ist die Entwicklung noch übler – aber Belgien hat seit Juni keine Regierung und ist durch den Sprachenstreit tief gespalten, ja handlungsunfähig.

Die Anhänger von Steuererhöhungen ignorieren auch, dass die Steuerlast einer der wichtigsten Faktoren im Wettbewerb um Investitionen ist, die ja als einzige Arbeitsplätze sowie Gewinne und damit künftige Steuereinnahmen schaffen.

Vor allem aber ist sich kaum jemand bewusst, wie rapide die Staatsverschuldung gewachsen ist: Zwischen 2007 und 2010 ist sie von 59 auf 70 Prozent des Bruttoinlandseinkommens gestiegen. Und sie wird im kommenden Jahr noch weiter kräftig steigen, selbst wenn die bisher nur aus vagen Ankündigungen bestehende Defizitreduktions-Strategie greifen sollte.

Österreich ist aber verpflichtet, seine Staatsschuld auf 60 Prozent zurückzufahren: Die widrigenfalls drohenden Strafzahlungen mögen vielleicht  nur Theorie sein, aber die Strafe durch die Märkte wird sehr real und brutal werden: Wenn die Staatsschuld weiter steigt, wird Österreich in absehbarer Zeit genauso mit würgenden Zinsaufschlägen konfrontiert sein wie derzeit Griechenland. Wir würden es uns ja auch im Privatleben teuer bezahlen lassen, wenn wir einem notorischen Schuldenmacher weiteres Geld borgen.

Wie schmerzhaft der Schuldenabbau sein wird, zeigt eine kaum bekannte Studie des IHS. Angenommen das nominelle Wachstum beträgt im Schnitt 2 Prozent und der Staat macht ab sofort kein Defizit mehr, dann würde die Schuldenquote dennoch erst 2026 den vorgeschriebenen Wert erreichen. Macht der Staat – was im Vergleich zur Vergangenheit noch immer eine Leistung wäre – ein Defizit von 1 Prozent, dann würde es gar erst 2064 so weit sein! Ist das Defizit noch größer, dann erreichen wir das Ziel überhaupt nie.

 Dann gäbe es nur noch Pest oder Cholera: also Griechenland oder Entschuldung via Mega-Inflation.

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Fußnote 143: Das rasche Ende des Neo-Audimaxismus drucken

Ruckzuck und schon war das Audimax wieder geräumt.

Mit einem Jahr Verspätung hat Universitätsrektor Georg Winckler das getan, was er schon vor einem Jahr tun hätte müssen, hätte er immer seine Pflichten ernst genommen. Hätte er schon im Vorjahr sofort das Audimax von illegalen Besetzern und Sachbeschädigern räumen lassen, hätte er der – wie behauptet – unerträgliche Not leidenden Universität Millionen erspart. Statt dessen hat die Uni-Führung den Hörsaalbesetzern im Vorjahr erst so richtig geholfen, sich dort wohnlich einzurichten. Samt Küche und persönlicher Geldspende des Rektors, und ohne dass auch nur einer der Übeltäter auf Schadenersatz geklagt worden wäre. Abgesehen von der nie auszuschließenden Möglichkeit, dass sogar Uni-Professoren klüger werden können, dürfte der wirklich wesentliche Unterschied zum Vorjahr in der Person des Wissenschaftsministers liegen. Johannes Hahn hat damals mehrfache Unterwerfungs-Signale in Richtung der Rechtsbrecher ausgesandt, während Beatrix Karl trotz ihrer eher zarten Erscheinung deutlich mehr Rückgrat zeigt. Dazu kam 2009 die üble und aufhetzende Rolle vieler Zeitungen, vor allem der gratis verteilten, die geglaubt haben, rechtsbrechende Studenten wären die große Zukunftshoffnung der Medien.

 

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Die letzten Chancen sind verspielt drucken

Ein guter Rat für die Leser dieses Blogs: Tun Sie das, was seit einigen Monaten immer mehr Menschen tun. Bringen Sie Ihr Geld in Sicherheit. Die letzten Tage haben nämlich deutlich gezeigt, dass alle Versprechungen der Politik, jetzt endlich wieder an die Stabilität von Geld und Staatshaushalten zu denken, Schall und Rauch sind.

Und zwar hat sich das in einem signifikanten Zusammenfall binnen weniger Stunden sowohl auf österreichischer wie auch europäischer Ebene abgespielt: In Europa sind die Vorschläge der Kommission abgeschmettert worden, dass Defizit- und Schuldensünder künftig automatisch bestraft würden. Statt dessen wird es für solche Strafen auch in Zukunft eine Zweidrittelmehrheit geben müssen. Es wird also de facto wohl weiterhin nie Strafen oder Konsequenzen für undisziplinierte Länder geben. Hat sich doch nicht einmal für die betrügerischen Griechen eine strafende Mehrheit gefunden.

Also werden die vor allem am Mittelmeer und auf Inseln angesiedelten Defizitsünder weiterhin recht ungestraft (miss)wirtschaften können. Die Deutschen haben ja im Mai den unverzeihlichen Fehler gemacht, den Griechen mit verantwortungslosen Maßnahmen zu helfen, ohne dass Zug um Zug die verlangten konsequenten Strafen wenigstens für die Zukunft beschlossen worden wären. Damals hat man die Gefahr einer sofortigen Panik gefürchtet, der man damals mit langfristig jedoch für die Währung noch viel verderblicheren Folgen entgegengetreten  ist. 

Und jetzt ist Berlin wieder einmal vor Paris in die Knie gegangen. Wahrscheinlich muss es ja noch immer für die Untaten der Nazis büßen.

Praktisch gleichzeitig sind hierzulande Bundes- und Vizekanzler vor den Bundesländern in die Knie gegangen: Denn auch künftig wird es keinen echten Zwang für die österreichischen Bundesländer geben, sich an Verschuldens- oder Defizitgrenzen zu halten. Wenn Erwin Pröll und Michael Häupl (samt sieben anderen) etwas nicht wollen, haben weder die Vernunft noch Werner Faymann oder Josef Pröll eine Chance. Wobei man bei Faymann ohnedies nie wusste, ob er auch nur irgendein politisches Ziel hat, außer in der „Krone“ gut vorzukommen.

Beschämend ist nur, dass die Bundesregierung gleich bei der ersten Sitzung nachgegeben hat, während der viel unwichtigeren Frage, wer nun die Lehrer anstellt, noch weitere Termine gewidmet werden.

Daher werden die Bundesländer weiterhin das Geld mit vollen Händen beim Fenster hinauswerfen dürfen. Für Brot und ständige Spiele, zur Bestechung von Zeitungen und für überflüssige Kreisverkehre, für zu hohe Landesbeamtengehälter und für Subventionen an eine unüberschaubare Menge von Vereinen, die vor allem den Interessen der Parteien nahestehenden Vereinsfunktionäre dienen.

Realpolitisch war zwar von Anfang an klar, wie dieses beiden Kämpfe ausgehen. Der Glaubwürdigkeit des Euro und der EU-Staaten als Schuldner wird das aber alles andere als guttun. Daher wird sich ein Trend der letzten Krisenmonate wohl umgehend weiter verstärken: Gut geführte Industriekonzerne können sich auf den Finanzmärkten billiger finanzieren als die Staaten. Mit anderen Worten: Selbst die deutschen Steuerzahler müssen schon heute den Gläubigern höhere Zinsen für die Anleihen zahlen als solche Unternehmen. Und alle anderen Europäer noch viel mehr.  Weil man der Wirtschaft halt viel mehr vertraut, seit die Politik mit der Währung so leichtfertig umgeht. Freilich wird auch die europäische Wirtschaft einen Kollaps der Staaten nicht überstehen.

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Die Ministerin von der traurigen Gestalt drucken

 Wann ist es eigentlich so weit, dass Ministerinnen zurücktreten müssen? Claudia Bandion-Ortner wäre mehr als reif dafür. Die Tatsache, dass nun sogar die Generalprokuratur – also die Parallelinstitution zur Staatsanwaltschaft auf Ebene des Oberstgerichts – die Neuaustragung fast des gesamten Elsner-Prozesses fordert, ist da nur das letzte Nichtgenügend im Zeugnis für die Justizministerin.

Immerhin haben ja die mehr agrarisch als juristisch gebildeten ÖVP-Granden Frau Bandion-Ortner gerade wegen jenes publicityträchtigen Monsterprozesses zur Ministerin gemacht (dass es ihre Seitenblicke-Auftritte und ihre Brillensammlung waren, wollen wir ja doch nicht annehmen). Und nun wird gerade ihr Urteil in diesem Prozess in der Luft zerrissen. Auch wenn man korrekterweise sagen muss, dass der OGH selbst noch nicht geurteilt, aber immerhin schon eine exzeptionelle lange Verhandlung anberaumt hat. Also stehen Bandion noch ein paar Wochen Überlebensfrist zu, bis das vorliegt.

Es ist jedenfalls ungeheuerlich, was alles in diesem Prozess schiefgelaufen ist, wofür Bandion-Ortner als öffentlichkeitsorientierte Richterin, aber auch die Staatsanwaltschaft die Verantwortung tragen. Was auch mehr oder weniger alle Juristen rund um das Wiener Landesgericht – und selbst dessen inzwischen leider verstorbene Präsidentin – kritisiert haben.

Die Liste der Bawag-Justizskandale:

1.     Die Tatsache, dass die Richterin Wolfgang Flöttl die Behauptung abgenommen hat, er wüsste wegen eines Computerabsturzes leider nicht, was mit Hunderten namens der Bawag angelegten Millionen geschehen sei, ist geradezu kabarettreif. Allerdings hat in diesem Punkt auch die Generalprokuratur das Urteil der ersten Instanz unterstützt. Extrem seltsam.

2.     Bandion-Ortner ist auch nie der Tatsache nachgegangen, dass die Hinweise auf illegale Parteifinanzierung buchstäblich handgreiflich waren (nämlich im Keller von Flöttl).

3.     Für kaum jemanden nachvollziehbar war die überlange Untersuchungshaft für Elsner, selbst wenn eine strenge Strafe für Elsner auch nach allen Rechtszügen zu erwarten ist.

4.     Völlig unverständlich ist, dass die Staatsanwaltschaft nicht den ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch auf die Anklagebank gesetzt hat, der über den Aufsichtsrat hinweg zusammen mit Elsner die wichtigsten Bawag-Entscheidungen getragen hat.

5.     Umgekehrt ist die Bestrafung von relativ machtlosen Personen aus dem Bawag-Bereich ebenso merkwürdig.

Kann man nach einem solchen juristischen Mega-Pfusch noch Justizministerin bleiben? Wenn sich die ÖVP wirklich dazu entschließen sollte, dann ist das nicht nur ein weiteres Signal der Führungsschwäche und des Verlustes der einst bei den Schwarzen vorhandenen juristischen Kompetenz (von Graff bis Schüssel). Dann wird man auch ein weiteres Indiz haben, dass hinter dem Verlauf des Bawag-Prozesses und der Bestellung der Ministerin offenbar wirklich eine üble Mauschelei steckt. Deren Inhalt: Die einflussreiche (und bankenschwere) Großkoalitions-Lobby in der ÖVP habe diesem in Wien kursierenden Vorwurf zufolge geglaubt, sich die SPÖ verpflichten zu können, indem die ganze Schuld an der Bawag auf den Ungustl Elsner geschoben wird und sonst keine blöden Fragen gestellt werden. Die SPÖ hat ja bis heute nicht klargelegt, wie sie binnen kurzem den riesigen Schuldenberg abgebaut hat, den Viktor Klima zurückgelassen hat. Aber dass Dankbarkeit keine politische Kategorie ist – und bei der SPÖ schon gar nicht – wird in der ÖVP erst langsam begriffen.

Was spricht sonst noch gegen Bandion? Zur Erinnerung:

-         Sie ging nicht effizient gegen die extrem bedenkliche Vorgangsweise der Staatsanwaltschaft in Sachen Zweittäter im Falle Kampusch vor.

-         Sie brachte einen skandalösen Gesetzesentwurf („Antiterrorismus-Gesetz“) ein, der im Gegensatz zur Überschrift eine gravierende Einschränkung der Meinungsfreiheit für Gegner terroristischer Gruppen gebracht hätte.

-         Sie fährt in Sachen Neugestaltung der Korruptions-Staatsanwaltschaft einen wirren Zickzack-Kurs.

-         Sie hat außer Kinderpornographie noch keine einzige justizpolitische Vision erkennen lassen.

-         Sie hat es zumindest indirekt zu verantworten, wenn in Gerichten und Staatsanwaltschaft die aus blanker Ahnungslosigkeit begangenen Fehler zunehmen (Einvernahme von Journalisten auf deutschen Wunsch, obwohl der Vorwurf in Österreich gar nicht strafbar ist; vom Staatsanwalt vergessene Anzeigen gegen einen Minister; mehrere Urteile stehen vor der Aufhebung, weil Verwandte sowohl auf Seite  der Staatsanwaltschaft wie auch auf der Richterbank aktiv sind, usw.).

-         Sie schafft es nicht, den ständigen Bruch von Amtsgeheimnissen aus dem Bereich der Staatsanwaltschaft zu unterbinden.

-         Sie greift im Familienrecht zwar zu Recht die Frage der gemeinsamen Obsorge auf, übersieht aber die viel wichtigere Frage der beharrlichen Verweigerung eines Besuchsrechts.

Das alles ist in der Summe für die SPÖ (wegen der Bawag) genauso peinlich wie für die ÖVP, die Bandion-Ortner nominiert hat. Freilich sollte auch die FPÖ ein schlechtes Justiz-Gewissen haben: Den ihr einstiger Justizminister Böhmdorfer ist für die neue Strafprozessordnung verantwortlich, welche die schwer überforderte Staatsanwaltschaft so übermächtig gemacht hat. 

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Josef Prölls trauriges Erwachen drucken

Josef Pröll war 2008 fast der einzige, der geglaubt hat, mit einem Werner Faymann könne man einen Staat machen. Alles deutet mittlerweile darauf hin, dass er – und Österreich – in den nächsten Wochen  ziemlich ausweglos vor den Trümmern dieser Illusion stehen wird. Und zwar wegen des Scheiterns eines echten Sparbudgets.

Das Zustandebringen eines solchen Budgets wird derzeit von Tag zu Tag unwahrscheinlicher, obwohl Pröll naiver Weise geglaubt hatte, wenn er bis nach die Wiener Wahlen wartet, dass dann die SPÖ die Notwendigkeiten einsehen wird. Damit hat er sich lediglich selbst den Vorwurf eines Verfassungsbruchs eingehandelt.

Denn die letzten Stunden machen zunehmend deutlich, dass mit einem Faymann eine Sanierung des schwer verschuldeten Staatsschiffs prinzipiell unmöglich ist. Er versteht wie einst schon im Wiener Rathaus unter Politik nur populistische Demagogie auf Vorstadtniveau, auch wenn er manchmal charmant aufzutreten versucht. Auf diesen Schmäh ist der treuherzig-biedere Bauernsohn Pröll voll hereingefallen.

Die Faymann- Aussagen der letzten Stunden machen es jedenfalls deutlich, dass der sogenannte Bundeskanzler nicht nur in Wahlkämpfen völlig verantwortungslos ist. Wagt er es doch in dieser Situation Österreichs in aller Öffentlichkeit zu sagen: Bei den Jungen dürfe genauso wenig gespart werden wie bei den Alten.

Das heißt letztlich: Nirgendwo darf gespart werden. Denn selbst wenn man zwischen der Jugend und dem Alter noch von einer (ohnedies immer kürzer werdenden) Phase eines mittelalterlichen Erwerbslebens ausgeht, darf ja laut SPÖ dort erst recht nicht gespart werden: Schickt die Arbeiterkammer doch gerade allen Haushalten – natürlich auf deren Kosten – eine Broschüre in die Briefkästen, mit der knalligen Überschrift „Wir (gemeint sind die Arbeitnehmer) haben schon gezahlt“.

Was ja eine glatte Lüge ist: Die Einkommen und Konsumausgaben der Arbeitnehmer sind in der Krise als einzige nicht gesunken; die Einkommen jener Menschen, die im Lebensabend von ihrem Ersparten leben wollten, hingegen sehr. Dasselbe geschah mit den großen wie kleinen Unternehmereinkommen. Und die Schulden, die es jetzt mit absoluter Dringlichkeit abzubauen gilt, wurden nicht zuletzt zur Sicherung der Arbeitsplätze gemacht. Daher hat Österreich heute auch die niedrigste Arbeitslosenquote – aber als fast einziges Land noch keine einzige Sparmaßnahme unter Dach und Fach.

Daher kann auch gar kein Zweifel bestehen, dass Österreich kräftig und dringend sparen muss, will es nicht Griechenland werden. Und die Strafe durch die Märkte kann sogar viel früher als befürchtet erfolgen, wenn es kein Budget mit einer kräftigen Defizitreduktion gibt.

Aber gleichzeitig wird von Stunde zu Stunde klarer: Die SPÖ ist nicht sparwillig. Viele Teile der ÖVP übrigens auch nicht – aber diesen Widerstand kann Pröll wahrscheinlich überwinden. Den der SPÖ wohl nicht mehr.

Das bringt ihn in eine ziemlich aussichtslose Situation. An der Pröll aber selber schuld ist. Denn er hat ja 2008 ernsthaft geglaubt, mit einem unseriösen Typen wie einem Faymann eine tragfähige Koalition eingehen zu können. Gewiss haben ihn auch etliche Onkeln und Leitls in diese Richtung gedrängt. Aber letztlich war natürlich Pröll selbst der Mann, der blauäugig das entscheidende Ja zu einem Faymann gesagt hat.

Hätte er Alternativen gehabt? Ja, natürlich. Denn eben dieser Faymann hatte wenige Wochen vor Abschluss der neuen Koalition die alte mit einem Milliarden-Verschwendungs-Paket (nebst einer populistischen Kehrtwende in der österreichischen EU-Politik) brutal gebrochen. Eine seriöse und strategisch denkende ÖVP-Führung hätte daher nie und nimmer eine Koalition mit einem Faymann eingehen dürfen, ohne dass dieser einer Rücknahme der verheerenden Beschlüsse des 24. September 2008 zustimmt.

Das wäre nicht nur zur Gesichtswahrung nötig gewesen, sondern auch aus staats- (und finanz-)politischer Verantwortung. Wie man schon damals sehen konnte, und wie heute jeder Wirtschaftsforscher weiß.

Aber wäre Österreich dadurch nicht unregierbar geworden? Warum hätte das so sein sollen? Der Koalitionsbruch der SPÖ ist – wenn er nicht wieder zurückgenommen wird – ein logisches Kooperationsangebot an jene Parteien, die ihr damals beim Ausräumen der Staatskassen geholfen haben (wenngleich festzuhalten ist, dass die schwer desorientierte ÖVP nach Wochen des Widerstandes im letzten Augenblick selbst einem Teil der Maßnahmen zugestimmt hat). Es kann ja wohl nicht sein, dass Faymann die FPÖ als wichtigsten Helfershelfer beim Griff in die Kasse akzeptiert, aber dann nicht bereit ist, mit dieser auch die Verantwortung für die Konsequenzen zu teilen.

Jedoch: Pröll war damals nicht zu diesem logischen und zwingenden Schritt bereit. Ob er – trotz lebhafter Proteste der damals noch vorhandenen Parteibasis – wirklich so naiv war, einem schon einmal wortbrüchigen Faymann zu glauben, werden wir wohl nie wirklich erfahren. Oder ob ihn der Glanz der scheinbar halben Macht gelockt hat. Oder ob er wirklich geglaubt hat, die am Schluss weltweit geradezu bejubelte Schüssel-Politik sei total falsch gewesen, wie seine Umgebung streut. Oder ob er dem Druck der auf ihre Pfründe gierigen Landeshauptleute und Leitls nicht gewachsen gewesen ist.

Am Ergebnis ändert das nichts. Und an der Ausweglosigkeit der Lage Prölls auch nicht. Ein Mädel vom Land, das einmal auf halbseidene Schmähs vom  Wiener Gürtel hereingefallen ist, hat ja meist auch keine zweite Chance.

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Neuer Triumph der Immigrations-Lobby drucken

Die Anwesenheitspflicht für Asylwerber kommt nicht. Zumindest nicht wie geplant und versprochen am 1. Jänner, da die diesbezügliche Regelung auch diese Woche von der Tagesordnung des Ministerrates abgesetzt worden ist.

Der Grund der Verzögerung ist ein Gutachten des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt, also genau jener Institution, der von Werner Faymann heuer in einer brutalen Säuberungsaktion ein knalllinker Chef verpasst worden ist. Womit die politisch korrekt schwächelnde Koalition es offensichtlich als rechtens ansieht, dass man von Asylwerbern nicht einmal eine Woche lang das verlangen darf, was man von Präsenzdienern sehr wohl verlangt, nämlich ein Gelände nicht zu verlassen (was ja noch lange kein Festhalten in einer Zelle ist).

Und an die Möglichkeit, diese angebliche verfassungsrechtliche Unsicherheit mit Hilfe einer Oppositionspartei durch ein Verfassungsgesetz abzusichern, denkt man in der Koalition nicht einmal. Wieder einmal eine wirklich eindrucksvolle Vorstellung einer starken Regierung, die ihre einzige starke Ministerin ununterbrochen desavouiert.

Das verschafft wieder Tausenden die Möglichkeit, sich illegal in Österreich aufzuhalten. Denn Asylanträge laufen ja häufig in folgender Reihenfolge: Jemand arbeitet oder dealt illegal; er wird zufällig oder wegen eines Delikts doch einmal von der Polizei aufgegriffen; er  schreit darauf sofort "Asyl"; worauf ein aufwendiger Asylprüfungsakt beginnt; der muss aber bald unerledigt abgebrochen werden, weil der Jemand längst wieder untergetaucht ist. Bis er zufällig irgendwann wieder aufgegriffen wird oder auch nicht.

Genau das hätte ja die Aufenthaltspflicht verhindern sollen: Die eklatantesten Fälle von Asylmissbrauch hätten binnen einer Woche erledigt werden können. Nun aber, Faymanns parteipolitischem Verfassungsdienst sei Dank, kann das alte Spiel ungehindert weitergehen. Und die ÖVP glaubt in ihrer Grenzintelligenz, deshalb so stark an die FPÖ zu verlieren, weil sie zu hart mit Möchtegern-Asylanten ist. Fortsetzung folgt mit Sicherheit.

Nachtrag: Die Fortsetzung ist schneller erfolgt, als man sich vorstellen konnte: Die Montag früh erfolgte Aufhebung des Abschiebungsbescheids für die Zwillings-Familie aus Steyr, aber vor allem die nachträgliche Verantwortungsverschiebung zwischen Magistrat Steyr, der oberösterreichischen Sicherheitsverschiebung und dem Innenministerium wird nun dazu führen, das kaum noch eine Behörde den Mut haben wird, Abschiebungen anzuordnen, wenn Kinder involviert sind. Welcher Beamte wird das noch anzugreifen wagen, wenn er nachher von oben desavouiert wird? Was kurzfristig einen Sieg der Immigrationslobby, eine schwere Blamage für Fekter ohne irgendeinen Nutzen für den linken ÖVP-Flügel bedeutet, der die Partei dem Untergang nähertreibt. Langfristig ist damit eine Grundlage für weitere Erfolge der FPÖ gelegt. Und für die Zeugung vieler neuer Asylwerberkinder.

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Mehr privat macht alle Schulen besser drucken

Es ist bezeichnend, dass diese Meldung von fast keiner österreichischen Zeitung übernommen worden ist. Obwohl sie in den Nachrichtenagenturen zu finden war. Sie lautet: Je mehr Privatschulen es in einem Land gibt, umso besser sind im internationalen Vergleich die Bildungsleistungen.

Das ist in der Tat verblüffend. Denn viele ideologische Propagandisten haben immer wieder einen ganz anderen Faktor als Verbesserung des Bildungssystems in den Vordergrund zu spielen versucht, nämlich die Gesamtschule. Beim Beweis für diese Behauptung sind sie aber regelmäßig gescheitert. Denn keine einzige Studie weist eine signifikante Korrelation zwischen Gesamtschule und besseren Schulergebnissen nach. Was auch die Autoren der Pisa-Studie ausdrücklich zugeben mussten.

In Deutschland hat die Gesamtschule in allen Vergleichen bisher sogar immer katastrophale Niederlagen erlitten. Der Nachbar ist aber gleichzeitig der ideale Boden, um den Erfolg dieses Projekts zu analysieren, gibt es doch dort innerhalb ein und desselben Staates, also bei ansonsten weitestgehend gleichen Rahmenbedingungen Bundesländer mit und ohne Gesamtschulen.

Und im vielzitierten Finnland, das trotz Gesamtschule bei den Tests sehr gut abschneidet, sind nach Aussage der dortigen Verantwortlichen weniger die Gesamtschulen für gute Bildungsergebnisse verantwortlich, sondern ganz andere Faktoren: erstens, dass dort offiziell noch „Disziplin“ als wichtigstes Prinzip hochgehalten wird; zweitens, dass sich dort die Schulen die Lehrer selbst aussuchen können; und drittens, dass das Land auf Grund seiner Sprache und seines Klimas relativ wenige Immigranten hat (was Finnland nicht nur in Sachen Gesamtschule, sondern auch beim heutigen Thema Privatschulanteil zum Ausreißer aus der Regel macht): In Finnland leben nur 100.000 Ausländer, das sind nicht einmal zwei Prozent der Bevölkerung. Und diese Ausländer sind vor allem Europäer aus der Nachbarschaft. Die guten Schulergebnisse in Finnland sind also sogar ein indirekter Beleg der Sarrazin-These, dass ein Land durch Zuwanderer aus islamischen Kulturen immer dümmer wird.

Aber zurück zur neuen Studie, die im „Economic Journal“ veröffentlicht worden ist: Sie wurde vom deutschen Bildungsökonomen Ludger Wößmann und vom amerikanischen Bildungswissenschaftler Martin West erstellt. Die beiden haben dafür die Pisa-Ergebnisse von 220.000 Fünfzehnjährigen untersucht.

Und ihre Erkenntnisse sind beeindruckend:

-         Je höher der Privatschulanteil eines Landes, umso höher die nationalen Bildungsleistungen (zehn Prozent mehr Privatschulen schaffen bei Mathematik im Schnitt sechs Monate Vorsprung, bei Naturwissenschaften und beim Lesen drei Monate);

-         Je höher der Privatschulanteil, umso geringer sind die Pro-Kopf-Kosten des Bildungssystems;

-         Mehr Privatschulen erhöhen auch den Konkurrenzdruck auf die staatlichen Schulen, die dadurch überraschenderweise auch selbst besser werden.

In Österreich beträgt der Privatschulanteil acht Prozent, in Belgien, Irland oder den Niederlanden liegt er über 60 Prozent. Wo aber sind die Unternehmer-Typen, die neue Schulen gründen, nachdem es kaum noch Orden gibt, die das tun könnten? Es wäre eine wichtige unternehmerische Leistung: Im Interesse der Kinder und des Landes.

Die Überlegenheit der Privatschulen ist auch den Eltern bekannt, die haben dafür gar keine Studien gebraucht. Denn selbst heuer, nach einem total überdimensionierten Trommelfeuer des ORF wegen Übergriffen in katholischen Bildungseinrichtungen (und weitgehendem Verschweigen der Übergriffe in anderen Institutionen) in den 60er Jahren hat der Zustrom zu den katholischen Schulen weiter zugenommen. Und das ganz gewiss nicht, weil die Österreicher die Religiosität wiederentdeckt hätten.

 

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Schon wieder umgefallen: Die ÖVP und das Asyl drucken

 

Die ÖVP entwickelt sich immer mehr zur Umfallerpartei. Kaum hat die Innenministerin mit guten Argumenten ihr Verhalten verteidigt, wird sie – offensichtlich von ihrem Parteichef – gezwungen, einen Rückzieher zu machen. Der Rückzieher bedeutet aber vor allem eines: Asylverfahren werden noch um einige Verfahrensstufen bereichert und dadurch noch länger. Denkt in der einem aufgeregten Hühnerstall gleichenden ÖVP überhaupt noch irgendwer an die Konsequenzen?

Man darf derzeit freilich die Denkfähigkeit der ÖVP grundsätzlich bezweifeln. Will sie doch tatsächlich den massiven Rechtsruck der Wählerschaft mit einem Linksruck beantworten.

Das mag man als eigenes Problem der ÖVP abtun, die ja derzeit bei Meinungsumfragen schon hinter der FPÖ liegt (die überdies bei Umfragen immer schlechter abschneidet als bei der geheimen Wahl). Kein parteieigenes Problem ist es aber, wenn Asylverfahren künftig noch länger dauern.

Denn alle Abschiebungen von Familien werden künftig auch nach einer ablehnenden Entscheidung von Verwaltungs- oder Asylgerichtshof noch einmal im Innenministerium geprüft, bevor sie durchgeführt werden dürfen. Überdies wird dabei auch der Menschenrechtsbeirat „vorgelagert“ beigezogen. Und das wird in jedem einzelnen Fall zweifellos zusätzliche Monate dauern. Obwohl sich – verbal – alle Parteien einig zeigen, dass vor allem anderen die Länge der Verfahren dringend verkürzt werden solle.

Eine Generalamnestie für all jene, die es mit Hilfe der Antiabschiebungs-Industrie, zahlloser Anträge und Verfahrensverschleppungen geschafft haben, einige Jahre im Land zu bleiben, lehnt Fekter zwar noch ab. Sie räumt zum Jubel von Grün, Caritas & Co aber schon ein, dass dies Thema in einem von ihr initiierten „breiten“ Asyl-Dialog werden könnte. Der ja an sich schon eine gefährliche Drohung ist, weil dabei sowohl die Stimme der Vernunft wie auch der Bevölkerungsmehrheit mit Sicherheit gegen den breiten Chor der Antiabschiebungs-Industrie untergehen werden.

Überdies soll eine Koordinierungs- und Ombudsstelle für Beschwerden im Zusammenhang mit Familienrückführungen geschaffen werden. Was wohl nur weitere Verzögerungen bedeuten kann.

Welch weltfremde Naivität steckt hinter all dem! Noch und noch mehr Instanzen und Verfahrensschleifen werden nur noch und noch mehr Problemfälle schaffen, bei denen dann argumentiert wird, wenn jemand schon so lange da ist, solle er doch gleich bleiben dürfen. Und die ÖVP wird von den Medien und der Antiabschiebungs-Industrie erst dann Lob bekommen, wenn wirklich jeder einwandern kann, der es will (oder zumindest ein Kind mitbringt beziehungsweise zeugt). Freilich wird sie dann wahrscheinlich kein Parlamentsmandat mehr erringen.

Besorgt macht aber auch noch ein zweites: Wie will eine so schwache und ständig umfallende ÖVP imstande sein, nach den vielen gefährlichen Vorleistungen an den Koalitionspartner wenigstens noch ein paar sinnvolle Reformen durchzubringen? Die ja zweifellos auch einen Gegenwind auslösen werden.

 

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Die Gesetzesknackerbande drucken

Die Zähigkeit ist erstaunlich: Kaum hat die Republik mit großen Mühen ein Loch geschlossen, durch das Menschen gegen den Willen Österreichs einwandern können, bohrt eine Gesetzesknackerbande schon wieder an neuen Stellen Löcher. Und wieder geht es darum, in breiter Front Einwanderungswilligen den Weg nach Österreich zu öffnen – auch wenn immer wieder so getan wird, als ob es nur um Einzelfälle oder um irgendeinen spezifischen Aspekt einer einzigen Amtshandlung ginge.

Diesmal tut die dies die Antiabschiebungs-Industrie mit dem unschuldig und treuherzig klingenden Argument, man könne doch Kinder nicht außer Landes schaffen. Nur ist völlig klar: Wenn das nicht mehr möglich ist, dann kann bald niemand mehr abgeschoben werden, dann muss es Einwanderungswilligen nur schnell genug gelingen, Kinder zu haben.

Denn dann ist die illegal legale Zuwanderung wieder weit offen, weil ja auch gilt: Kinder dürfen nicht von ihren Familien getrennt werden. Was sofort schlagend wird, wenn schnell ein Familienangehöriger, meist die Mutter, in psychiatrische Behandlung gebracht wird, die angeblich einer Abschiebung im Wege steht.

Wobei natürlich kein Zweifel bestehen kann, dass eine Abschiebung nach Jahren des Kämpfens ums Hierbleiben tatsächlich belastend ist. Und dass weder im Kosovo noch in Armenien Milch und Honig fließen. Aber schuld an der Länge des Asylverfahrens sind praktisch immer die Funktionäre der Antianschiebungs-Industrie, die ihren Schützlingen mit ständig neuen Anträgen immer wieder Zeit verschafft und Hoffnungen gemacht haben. Und schon gar nicht kann gelten, dass Österreichs Tore für jeden Einwanderungswilligen aus armen Ländern offen stehen können. Dann das wären zumindest ein paar Hundert Millionen.  

Dann gibt es da noch das Argument, dass Österreich zu wenige Kinder hat (deswegen versucht die Gesetzesknackerbande ihre Vorstöße ja auch  immer mit Fällen, in die Kinder involviert sind). Nur: Wenn man in den hochgespielten Fällen mit sympathisch und problemarm wirkenden medialen Abschiebe-Opfern das Bleiberecht zugesteht, obwohl keine Asylgründe vorliegen, dann muss man es aus Gerechtigkeitserwägungen allen geben. Also auch vielen Menschen, die de facto direkt in den Sozialstaat Österreich immigrieren wollen und keinerlei Bereicherung für den hiesigen Arbeitsmarkt bilden.

Der psychologische Druck, der da immer wieder von ORF, einem Teil des Boulevards und der Antiabschiebungs-Lobby aufgebaut wird, ist gewaltig. Daher kann das Land froh sein, dass es in Maria Fekter eine mutige, intelligente wie standfeste Innenministerin hat. Was ja für kaum sonst ein Mitglied der Bundesregierung gilt. Auch wenn die anderen in vielen Medien mehr Sympathiepunkte bekommen.

Beim jüngsten Beispiel einer 14-jährigen unter- und wieder auftauchenden Armenierin fällt noch eine ganze Menge auf:

  1. Es ist fast immer die SPÖ-nahe Volkshilfe, welche an vorderster Front der Antiabschiebungs-Industrie agiert (Dahinter die üblichen Verdächtigen: Caritas, Diakonie, Amnesty International, aber neuerdings auch SOS-Kinderdorf, wo man sich früher politisch neutral verhalten hat).
  2. Erstaunlicherweise hat SPÖ-Klubobmann Cap diesmal nicht die Innenministerin attackiert, sondern zu Recht den von einem Parteifreund geleiteten(!) Verwaltungsgerichtshof, der das Verfahren drei Jahre verschlampen hat lassen. Die SPÖ scheint nun doch zu begreifen, dass ihre Wähler nur zum geringsten Teil dort stehen, wo Grüne, ORF und die Antiabschiebungs-Maschinerie stehen, nachdem die roten Krokodilstränen ob der Abschiebung zweier Zwillinge (samt Familie) bei den Wiener Wahlen ganz offensichtlich keine Wählerherzen bewegt haben.
  3. Wobei man hinzufügen muss, dass ausgerechnet dieser Verwaltungsgerichtshof im Vorjahr mit großem Trommelwirbel noch dagegen protestiert hat, dass ihm die Kompetenz für das Asylrecht genommen worden ist. Obwohl gerade seine Langsamkeit schuld daran war und in noch immer vielen Fällen ist, dass sich Asylfälle so beklemmend lange hinziehen. Daher muss man auch im Nachhinein die Entscheidung, diesen VwGH beim Asylrecht zu entmachten, als richtig unterstreichen.
  4. Es sind immer einnehmend aussehende Mädchen, die bei den vor allem mit Hilfe des ORF hochgespielten Fällen im Zentrum stehen. Das deutet auf eine ganz besonders geschickte Inszenierung der Antiabschiebungs-Industrie, weil ein Mädchen fast immer sympathischer wirkt als beispielsweise ein pubertierender 14-jähriger Jüngling.
  5. Bis heute ist es ein Geheimnis, wer die vielen Anwälte zahlt, die da hauptberuflich die Asyl- und Bleibe-Verfahren unendlich in die Länge ziehen, sodass aus rechtlich eindeutigen Fällen immer wieder unendlich lange Affären werden.
  6. Und schließlich muss man sich noch über einen Schuldirektor wundern, der sich täglich im Fernsehen empört, dass Polizisten in Vollziehung der Gesetze eine Schülerin abholen wollte: Was die Frage aufwirft, ob Österreichs Lehrer eigentlich dem Rechtsstaat oder seinen Gegnern verpflichtet sind.

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SN-Kontroverse: Schüssels FPÖ-Zähmung drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der FPÖ-Zähmungsversuch Wolfgang Schüssels gescheitert?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Elitenkorruption und Unfähigkeit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit Sonntag ist diese Frage mit einem mehrfachen Ja zu beantworten. Der Erdrutschsieg der FPÖ bei der Wiener Wahl zeigt, dass die Rechtsaußenpartei unter Heinz Christian Strache genau so stark ist wie einst unter seinem politischen Ziehvater Jörg Haider. Ihr Potenzial auf Bundesebene dürfte ebenso wie 1999 an die 30 Prozent herankommen.

Damals glaubte ein gewisser Wolfgang Schüssel die FPÖ durch die Beteiligung an seinem Wendeprojekt „zähmen" zu können. Schüssel stilisierte sich frei nach Saint-Exupéry zum kleinen Prinzen, dem der „Fuchs" FPÖ sozusagen aus der Hand frisst und sich zivilisiert benimmt. Ein ziemlich großes Märchen, das ziemlich schlecht ausgegangen ist. Denn statt die Freiheitlichen in ihre Schranken zu weisen, ist die schwarz-blaue Koalition das Pleiteprojekt der österreichischen Zeitgeschichte. Schwarz-Blau steht für Elitenkorruption, politische Unfähigkeit in Fortsetzungen, Zerstören von demokratischen Strukturen und einer Herabsetzung der politischen Moral, die ihresgleichen sucht.

Beispiele gefällig? - Da gab es einen gewissen Finanzminister KHG, der sich schamlos von Interessensgruppen finanzieren ließ, einen Justizminister, der es für „überlegenswert" fand, Oppositionelle einzusperren, es wurde privatisiert auf Teufel komm raus, Staatsvermögen unter dem wahren Wert (Stichwort  Austria Tabak Werke) verscherbelt und die Freunderl wurden eifrig finanziell bedient (Stichwort Verkauf der Bundeswohnungen). Der Rechtsstaat (Stichwort Ortstafelerkenntnis) wurde mit Füßen getreten. Das alles wusste und deckte Schüssel und schwieg dazu im Interesse seines Machterhalts. Statt die FPÖ zu zähmen bleibt ihm das historische Verdienst eine Rechtsaußenpartei mit schlampigem Verhältnis zum Nationalsozialismus hoffähig gemacht zu haben. 


Gescheitert sind die Nachfolger

Andreas Unterberger

Die Fragestellung klingt, als ob die FPÖ eine gefährliche Bestie wäre, die den braven Bürgern an die Gurgel will. Als ob andere Parteien keine Probleme mit demokratischen Mindeststandards hätten. Als ob es nicht etwa auch bei der Wiener SPÖ aggressiv verhetzende Wahlkampf-Comics oder eine Homepage mit Videos gegeben hätte, auf der politische Gegner in den Tod gehetzt werden. Als ob Grüne nie Nähe zu gewalttätigen Demonstrationen gehabt hätten.

Mir ist nicht bekannt, dass Wolfgang Schüssel jemals eine Zähmung der FPÖ angekündigt hätte. Was er aber getan hat, war die FPÖ als eine normale Partei zu behandeln. Was segensreich für die Demokratie war. Nur dadurch konnte sich zeigen, dass die FPÖ in keiner Weise den Faschismus bringt, dass sie aber eine sehr geringe Regierungsfähigkeit hat und dass ihr politisches Personal quantitativ wie qualitativ noch viel magerer ist als das der anderen Parteien (soweit das überhaupt möglich ist). Ohne Schüssel wäre Haider mit großer Wahrscheinlichkeit bei der nächsten Wahl überhaupt zur Nummer eins geworden. Ohne ihn hätte freilich auch die SPÖ die absolute Garantie auf eine Regierungsteilnahme bekommen - bis die FPÖ eine absolute Mehrheit hat.

Gescheitert sind hingegen SPÖ und Schüssels Nachfolger in der Volkspartei, die wieder in die Ausgrenzungspolitik der 90er Jahre zurückgefallen sind. Das bringt die FPÖ heute wieder in eine extrem aussichtsreiche Perspektive für die nächste Nationalratswahl. Daran wird auch der Kampfsender ORF nichts ändern können, der etwa nach der Wiener Wahl gleich sieben Linke und keinen einzigen Sympathisanten von ÖVP oder FPÖ über das Ergebnis diskutieren lässt. Daran wird auch der Umstand nichts ändern, dass H.C. Strache lange nicht so intellektuell und brillant ist wie Jörg Haider - dafür aber auch viel weniger sprunghaft und exzessiv. 

 

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Liebe Kultusgemeinde, vielen Dank drucken

Zum Glück gibt es in Wien noch einige Juden, die sich des Wertes ihrer Religion bewusst sind. Die dann indirekt ein wenig auch die Verteidigung des Christentums mit übernehmen.

Die Israelitische Kultusgemeinde hat jedenfalls Strafanzeige gegen eine islamistische Website erstellt, in der Davidstern und Kreuz als „Teufelssymbole“ denunziert wurden. Das besonders Pikante daran: Die Website gehört einem islamischen Aktivisten, der nachweisbar mit dem wiedergewählten SPÖ-Gemeinderat Al-Rawi in Beziehung steht.

Das Traurige daran: Die österreichische Kirche hat nichts Derartiges unternommen. Die Diözese Wien hatte sich hingegen im Wahlkampf sehr bemüht, zumindest indirekt die SPÖ zu unterstützen. Und uns ansonsten zu erklären, welch wertvolle Bereicherung der Islam doch darstelle.

Das Lob für die Kultusgemeinde ändert natürlich nichts daran, dass der Tagebuchautor überaus skeptisch gegenüber jeder Einschränkung der Meinungsfreiheit etwa durch den Gummiparagraphen der „Verhetzung“ ist. Nur: So lange es solche Paragraphen gibt, wäre es ja absurd, wenn sie einseitig zur privilegierten Kulturkampf-Waffe von Islamisten und Linksparteien degenerieren würden.

Die SPÖ kann erst dann anfangen, in Sachen Integration glaubwürdig zu werden, wenn sie den immer wieder durch Islamisten-Kontakte auffallenden Al-Rawi vor die Tür setzt, und wenn sie nicht die islamischen Wählerinnen ausgerechnet durch eine Kopftuchträgerin azusprechen versuchen sollte (wie es auch die ÖVP getan hat). Ist sie aus taktischen Interessen dazu nicht bereit, sollte sie uns nicht mit der Behauptung langweilen, sie hätte die Botschaft der Wähler auch nur irgendwie verstanden.

PS.: Auffällig an der Information der Kultusgemeinde über die Strafanzeige ist, dass immer dann, wenn es um wirkliche Interessen der Wiener Juden und nicht um simple Agitation im Interesse von Rot und Grün geht, plötzlich der Name des sonst so worteifrigen Präsidenten Muzicant fehlt.

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Die Geschichtsfälscher auf frischer Tat drucken

Der große österreichische Philosoph Rudolf Burger hat vor einigen Jahren eine brillante Schrift verfasst, in der er nachgewiesen hat, dass es nie darum geht, was historisch wirklich vorgefallen ist, sondern immer nur darum, wer die Geschichtsschreibung kontrolliert und in seinem Sinne lenkt. An diese Schrift hat man sich in den letzten Tagen vehement erinnert gefühlt.

Noch selten ist ein an sich ganz eindeutiges Wahlergebnis so brutal und zynisch uminterpretiert worden wie die Niederlage der Wiener Volkspartei. Denn neben den Sozialdemokraten behauptet nun eine ganze Reihe von Journalisten – allesamt der Partei viele Kilometer fernstehend –, Christine Marek habe die Wahl deshalb so dramatisch verloren, weil sie sich im Wahlkampffinale nicht „liberal“ genug gezeigt hätte. Aber auch der frühere schwarze Stadthäuptling Bernhard Görg bastelt seltsamerweise eifrig an dieser Dolchstoßlegende mit.

Gegen diese skurrile These spricht so ziemlich alles, was an Beweisen gefunden werden kann. Außer dem Wunschdenken und den Manipulationsversuchen jener Menschen, welche die Volkspartei in eine zweite Grünpartei verwandelt sehen wollen.

Die wichtigsten Indizien:

  • Wo sollen denn die potentiellen ÖVP-Wähler hin gewandert sein, die angeblich von einer konservativeren Parteilinie massenweise abgeschreckt worden sind? Zu den roten und grünen Wahlverlierern? Zur Gruppe der Nichtwähler – die diesmal ebenfalls kleiner geworden ist? Vor lauter Empörung in Luft aufgelöst?
  • Gibt es ein einziges Meinungsforschungsergebnis, das diese krude These beweisen könnte?
  • Warum soll die – völlig gesetzeskonforme – Ausweisung einer Kosovo-Familie mit zwei Kindern plötzlich einen Sturm der Entrüstung bei den Medien auslösen, nachdem das die Medien nicht einmal mit ihrer jahrelangen Kampagne gegen die Abschiebung der Familie Zogaj geschafft haben?
  • Wo ist denn die Meinungsumfrage veröffentlicht worden, die Frau Marek vor ihrem angeblichen Rechtsruck einen guten Wahlausgang prophezeit hätte?
  • Warum soll es in Wien nicht genauso wie in jeder anderen Großstadt der Welt ein enorm großes Potential an konservativen Wählern geben, das durch zahllose Aktionen abgeschreckt worden ist? Und zwar im einzelnen:
    - durch die Dummheit des VP-Wahlkampfs (von der „geilen“ Jugendkampagne bis zum abstrusen Häupl-Plakat);
    - durch die brutale Marek-Absage an Meinungsfreiheit (Ausschluss des Akademikerbundes);
    - durch die völlig unnötige Anbiederung  an die Häupl-Partei (statt als bisherige Nummer zwei im Gemeinderat von der ersten Stunde an für einen Machtwechsel in Wien anzutreten);
    - durch die jämmerliche Charakterlosigkeit der Marek-Inthronisation an der Landesparteispitze (die sich die Wiener VP von Josef Pröll einfach oktroyieren hat lassen, obwohl sie sich schon auf einen anderen Kandidaten geeinigt hatte);
    - durch die lange Ungewissheit, ob die Wiener ÖVP wirklich gegen die von den bürgerlichen Wienern zutiefst abgelehnte Gesamtschule ist (die Marek-Aussagen dazu blieben bis zuletzt recht zweideutig);
    - durch die überflüssige Absage an die FPÖ (die sich zuletzt um einen etwas gemäßigteren Wahlkampfstil bemüht hatte, mit der die ÖVP in anderen Bundesländern durchaus  koalitionswillig ist und mit der als Koalitionspartner die Bundes-ÖVP den größten Wahlsieg ihrer Geschichte eingefahren hatte);
    - durch den für Konservative besonders verstörenden leichtfertigen Umgang des Bundesparteiobmanns mit der Verfassung (zusammen mit dem SPÖ-Chef in Sachen Budget);
    - durch das für Wirtschaftsliberale besonders verstörende schwarze Umfallen in Sachen Steuererhöhung (im Gegensatz zu monatelangen Versprechungen hat Josef Pröll im Frühjahr der SPÖ plötzlich zugesagt, dass 40 Prozent des Defizitabbaus durch Steuererhöhungen erfolgen wird – und das in einem Land mit einer der höchsten Steuerquoten der Welt, während anderswo konsequent und effizient eingespart wird, samt der Hinschlachtung Heiligster Kühe);
    - durch die Verschleuderung von zusätzlichen 160 Steuermillionen an den rot-grünen Kampfsender ORF;
    - durch die Einführung von Schwulenehe und Mindestsicherung;
    - durch die Tatenlosigkeit der gesamten ÖVP angesichts der strafrechtlich mehr als bedenklichen Bestechung von Boulevardmedien durch die SPÖ mit Steuermillionen.

Tut alles nichts. Die Fekter ist schuld. Und nicht all die Fehler von Marek und Pröll.

PS: Überraschend viele bürgerliche Wähler haben sich auch an die eiskalte Reaktion der Bundes-VP erinnert, als diese ihre EU-Stimme für Otmar Karas ignoriert hatte.

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Eine blau-schwarz-grüne Agenda drucken

Sind Blau, Schwarz und Grün noch politikfähig oder durch Wahltriumph beziehungsweise Wahldebakel gleichermaßen gelähmt? Im ersten Fall gäbe es in Wien nun eine überraschend große gemeinsame Agenda – die rasch umzusetzen wäre, bevor eine der Parteien im roten Koalitionsbett auf Jahre hinaus jedes eigenen Willens beraubt wäre.

Die drei sind nämlich in vielen Punkten inhaltlich gleicher Meinung, weit über die geplante Neuordnung der Gemeinderatswahlordnung hinaus, auf die sie sich schon vor der Wahl festgelegt haben, um sie nun in gemeinsamer Aktion umzusetzen.

Vor allem müsste es dabei um ein Landesgesetz gehen, das die Vergabe von Inseraten und ähnlichen Geldflüssen an Medien unter welchem Titel immer einem ganz strengen Procedere unterwirft. Dieses Gesetz müsste auch für alle Betriebe und Unternehmungen gelten, an denen die Gemeinde mehrheitlich beteiligt ist.

Falls alle drei Partei-Zentralen wirklich zu gelähmt sein sollten, um selber nachzudenken, hier die notwendigen Eckpunkte eines solchen Gesetzes:

-         Jeder direkte wie indirekte Geldfluss an Medien muss über eine Schaltagentur laufen, die durch Ausschreibung nach dem Bundesvergabegesetz zu finden ist.

-         Jede Informationskampagne müsste inhaltlich durch eine unabhängige und nicht abberufbare Kommission (etwa aus pensionierten Richtern, Meinungsforschern, Kommunikationsprofis, Rechnungshofmitarbeitern) darauf geprüft werden, ob die Kampagne inhaltlich eine Information im allgemeinen Interesse ist oder ob textlich beziehungsweise graphisch ein parteipolitisches Interesse überwiegt.

-         Diese Kommission hat auch zu prüfen, ob die vorgeschlagene Zielgruppe sinnvoll ausgewählt ist.

-         Als nächsten Schritt erhält die Schaltagentur den Auftrag, die Kampagne gemäß dem vorgegebenen Budget und allen Rabatt-Möglichkeiten so zu schalten, dass die gewählte Zielgruppe möglichst kostengünstig bedient wird.

-         Die Aufstellung von Selbstbedienungs-Ständern für Zeitungen muss allen Medien in gleicher Weise möglich sein. Und sie darf nur dann erfolgen, wenn an einem Standort mindestens drei Medien nebeneinander angeboten werden.

Durch all diese Maßnahmen könnte ein wesentlicher Baustein des Wiener Korruptionssystems zerstört werden, das insbesondere die Boulevardzeitungen so gut bedient, dass sie de facto Teil der SPÖ-Wahlpropaganda geworden sind. Nur so kann zumindest fürs nächste Mal ein fairer Wahlgang gesichert werden.

Auch in weiteren wichtigen Feldern könnten die Drei nun Mumm zeigen:

Etwa durch ein Landesgesetz, das die Bezügereform des Bundes auch auf die Wiener Landesbediensteten anwendbar macht und so Hunderte Millionen einspart.

Etwa durch den Beschluss einer Untersuchungskommission, die prüft, ob wirklich Mitarbeiter der Gemeinde für Patienten, die nicht mehr zu einer Willensäußerung imstande waren, an deren Familienangehörigen beziehungsweise Sachwaltern vorbei Wahlkarten bestellt und eventuell auch ausgefüllt haben. Samt Weitergabe des erhobenen Sachverhalts an die Staatsanwaltschaft.

Etwa durch ein Landesgesetz, das künftig solches Verhalten jedenfalls unabhängig vom Strafgesetz mit schweren dienstrechtlichen Konsequenzen bedroht.

Aber nirgendwo merkt man, dass in den drei Parteien über derlei nachgedacht wird. Sie wollen alle drei ganz offensichtlich nur möglichst rasch ins rote Faulbett schlüpfen. Und da will man doch den so leicht grantigen Herrn Bürgermeister nicht verärgern. Daher wird es wahrscheinlich nicht einmal zur vereinbarten Wahlrechtsreform kommen. Alles ziemlich grauslich.

PS.: Der ORF lieferte seinen täglichen Manipulationsskandal: Er brachte es Montagabend zustande, die Wiener ÖVP mindestens dreimal mit dem Wort „Wahlbetrug“ in Zusammenhang zu bringen. Obwohl nichts am Verhalten der Partei rechtswidrig war. Sie hat lediglich in einem Inserat daran erinnert, dass man auch noch am Montag seine Wahlkarte aufgeben könne. Was absolut legal ist. Denn lediglich das Ausfüllen des in der Wahlkarte liegenden Stimmzettels soll nach dem Wortlaut des Gesetzes bis Wahlschluss erfolgen. Über die Absendung des Kuverts ist absolut nirgendwo etwas zu finden. Zuzugeben ist freilich, dass dem ORF seine Frontalattacke leicht gemacht worden ist: Hat doch die Wiener Unglücksschwarze Marek wieder einmal extrem ungeschickt auf die diesbezüglichen Vorwürfe reagiert.

PPS.: Kein Wort war im ORF hingegen über die massiven Vorwürfe gegen die SPÖ in Hinblick auf einen echten Wahlbetrug in Wiener Altersheimen zu hören – obwohl die sogar von einem grünen Abgeordneten konkret untermauert worden sind, und nicht nur von den schwarzen und blauen Aussätzigen.

 

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Fußnote 141: Die Summe der Bezirke drucken

Ein kleiner, aber bezeichnender  Nachtrag: Die Summe der Ergebnisse in den Bezirken.

Daraus lässt sich in Ziffern ablesen, dass Häupl seiner Partei 2,7 Prozent bei der Gemeinderatswahl mehr gebracht hat, als die SPÖ in der Summe der Bezirksergebnisse eingefahren hat. Auch die FPÖ schneidet in den Bezirken um 1,8 Prozent schlechter ab als auf Gemeindeebene, was in ähnlicher Weise einen eindeutigen Strache-Effekt zeigt.

Die ÖVP hingegen ist auf Bezirsebene um 1,6 Prozent besser als bei der Gemeinderatswahl, und die Grünen sind es sogar um 1,8 Prozent. Offensichtlich haben die beiden Parteien in den Bezirken attraktivere Kandidaten als in der Gemeinde (wobei man bei den Grünen noch 0,2 Prozent für einige dissidente Grün-Listen in den Bezirken dazurechnen müsste).

  SPÖ ÖVP FPÖ Grüne Sonstige
Bezirks-Stimmen 261.634 93.281 158.693 88.120 27.845
Bezirks-Prozente 41,56 14,82 25,21 14,00 4,42
Veränderung -6,12  -4,03 +11,36  -1,73  

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Was das Wiener Ergebnis bedeutet drucken

Am Beginn und Ende der Ära Häupl stehen die schlechtesten SP-Wahlergebnisse – Häupl-Nachfolge-Diskussion eröffnet – Alarmierender historischer Tiefststand der ÖVP – Strache fast auf Haider-Niveau – Grüne Stagnation – BZÖ hat keine Zukunft.

Das vorläufige Ergebnis der Wiener Gemeinderatswahl brachte für die SPÖ das zweitschlechteste und für die Volkspartei das absolut schlechteste Ergebnis seit 1945. Die Budgetgeheimnistuerei der Bundesregierung hat SPÖ und ÖVP nichts gebracht – nach im Angesicht der Wiener Erdrutsche eigentlich moderaten Verlusten in der Steiermark jetzt massive Niederlagen.

Entscheidend wird nun auch eine seriöse und glaubwürdige Auseinandersetzung mit Migrationsfragen sein, wenn SPÖ und ÖVP vor allem in den Ballungsräumen nicht noch weiter drastisch verlieren wollen.

Das vorläufige Endergebnis (ohne Wahlkarten) in Prozenten und Mandaten (in Klammern die Veränderung zu 2005):

 

Prozent

Mandate

SPÖ

44,3 (-4,8)

49 (-6)

ÖVP

13,3 (-5,5)

12 (-6)

FPÖ

27,0 (+12,2)

28 (+15)

Grüne

12,2 (-2,4)

10 (-4)

BZÖ

1,4 (+0,2)

-

KPÖ

1,1 (-0,4)

-

LIF

0,7

-

 Auch die Briefwahlkarten werden – außer einer optischen Verbesserung für ÖVP und Grüne – nichts mehr daran ändern, dass die SPÖ zum zweiten Mal seit 1945 ihre absolute Mehrheit in Wien verloren hat. (Das ändert nichts am ceterum censeo der seit Monaten geforderten Änderung der Briefwahl, sodass am Wahlabend das endgültige Wahlergebnis feststeht.) Das passierte der SPÖ erstmals mit Michael Häupl bei seiner ersten Gemeinderatswahl 1996, als sie auf 39,2 Prozent absank. Der Beginn und das Ende der Ära Häupl sind also von verlorenen absoluten Mehrheiten gekennzeichnet.

Im Juli habe ich folgende Prognose abgegeben:

„Die SPÖ wird knapp über 40 Prozent landen, die FPÖ wird auf über 20 Prozent kommen, die VP wird sich mit 18-20 Prozent behaupten, die Grünen werden zwischen 12 und 14 Prozent einfahren. Die Hauptfrage ist: Wird die SPÖ – so wie zuletzt 1996-2001 – wieder mit der ÖVP koalieren oder wird sie sich die Grünen als Partner suchen. Die SPÖ verfügte seit 1945 – eben mit Ausnahme der Jahre 1996-2001 – stets über die absolute Mandatsmehrheit.

Dass die SPÖ in Wien bei den Gemeinderatswahlen auch diesmal über 40 Prozent kommen könnte, hat sie ausschließlich Michael Häupl zu verdanken. Dennoch wird es so starke Verluste geben, dass auf absehbare Zeit Häupl das Bürgermeister-Amt zurücklegen wird. Es gibt aber keinen logischen Nachfolger – immer wieder werden die Namen Rudolf Hundstorfer oder Michael Ludwig (Wiener Vizebürgermeister) kolportiert. Renate Brauner dürfte out sein.“

Das Ende der Ära Häupl ist eingeläutet, in absehbarer Zeit ist ein Nachfolger zu präsentieren. Es zeigte sich, dass auch ein millionenteurer Wahlkampf unter Einsatz aller SP-nahen Stadtgesellschaften und Institutionen und mit Initiativen von der Volksbefragung im Februar bis zur Ankündigung des Wehrpflicht-Aus wenige Tage vor der Wahl den Verlust der „Absoluten“ nicht verhindern konnten.

Wesentlich zu positiv eingeschätzt wurde in meiner Prognose die ÖVP – es war allerdings in den letzten Wochen absehbar, dass es zu Verlusten kommen wird – beginnend mit verunglückten Wahlplakaten. 13 Prozent signalisieren allerdings einen alarmierenden historischen Tiefststand für die ÖVP, die unter Erhard Busek noch 34 Prozent erreichte. Mit 13 Prozent ist die Wiener VP sogar hinter die Kärntner VP gefallen.

H.C. Strache erreichte fast Haiders Traumergebnis von 1996 – damals 27,9 Prozent.

Die Grünen stagnieren bundesweit seit Jahren und haben in Wien durch hausgemachte Querelen verloren.

Dem BZÖ ist es – so wie bei allen Landtagswahlen seit der Nationalratswahl 2008 (Ausnahme Kärnten, wo mittlerweile allerdings die Landesführung wieder mit der FPÖ nach dem CDU/CSU-Modell kooperiert) – wieder nicht gelungen, in den Landtag einzuziehen. Das Bündnis Zukunft Österreich wird wohl in Österreich über die Nationalratswahl 2013 hinaus in Österreich keine Zukunft haben. Das BZÖ wird das LIF-Schicksal ereilen. 

Es wird interessant sein, die einzelnen Wiener Bezirksergebnisse genauer anzusehen. Auch die der Bezirksratswahlen, wobei sich deutliche Unterschiede zu den Gemeinderatswahlergebnissen zeigen. Während die SPÖ bei den Gemeinderatswahlen trotz schwerer Verluste überall stärkste Partei wurde, konnten z.B. die ÖVP im ersten Bezirk mit Ursula Stenzel und die Grünen im Bezirk Neubau mit Thomas Blimlinger den Bezirksvorsteher retten.

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Der Marek- und der Häupl-Effekt drucken

Der negative Marek-Effekt: Die Bezirke liefen für die ÖVP deutlich besser, weil sie sich von Marek distanziert haben – Der Vergleich mit den Bezirksergebnissen zeigt: Häupl verhinderte schlimmeres Debakel – Die SPÖ wird bei den Koalitionsverhandlungen vieles hergeben: nur nicht die absolute Herrschaft über Personal und Geld – Schwarz und Grün halten an ihrem verfehlten Koalitionskurs fest.

Der Hochmut, die Korruption und die linksradikalen Experimente der Rathaus-SPÖ haben einen schweren Dämpfer bekommen. Jetzt aber hängt alles davon ab, was die anderen drei Parteien aus diesem Dämpfer machen. Doch nach den Erklärungen der Wahlnacht wollen sie gar nichts draus machen.

Vor allem Schwarz und Grün blieben auf ihrem Vorwahlkurs. Und sie denken nicht an intensive Gewissenserforschung, ob sie wirklich – so wie die Volkspartei schon vor mehr als einem Jahrzehnt mit sehr negativen Erfahrungen – als bequeme Mehrheitsbeschaffer der SPÖ zur Verfügung stehen sollen. Wofür sie beim nächsten Mal einen noch viel heftigeren Dämpfer erhalten werden, als sie ihn am Sonntag einstecken mussten. Die SPÖ wird ja zweifellos den Umstand geschickt zu nutzen versuchen, dass sich sowohl ÖVP wie auch die Grünen in demütiger Untertänigkeit als Mehrheitsbeschaffer herandrängeln. Woran auch die Gewissheit nicht ändern dürfte, dass Häupl nicht mehr sehr lange zur Verfügung stehen wird.

ÖVP und Grünen sollte vor allem eines zu denken geben: die gravierenden Unterschiede zwischen den Gemeinderats- und Bezirksergebnissen. Insbesondere bei der Volkspartei klafft eine tiefe Kluft zwischen den katastrophalen Landes- und den halbwegs erträglichen Bezirksergebnissen. Das ist ein negativer Marek-Effekt. In jeder professionell geführten Partei sind daraus umgehend Konsequenzen zu ziehen. Wenn er das nicht begreift, dann kann Josef Pröll nicht rechnen. Was bei einem Finanzminister ziemlich bedenklich wäre. Vorerst hält er aber an Marek innig fest. Zumindest nach außen.

Denn die SPÖ lag erstmals bei der Gemeinderatswahl in allen Bezirken voran. Die ÖVP konnte hingegen ihren Stand von fünf Bezirksvorstehern verteidigen: Sie verlor vorerst, also bis zum Vorliegen der Wahlkarten den vierten Bezirk – trotz einer überaus engagierten und tüchtigen Vorsteherin. Sie gewann aber den achten von den Grünen zurück. Gewiss half ihr in der Josefstadt, dass sich die Grünen dort selbst zerfleischt haben. Im Gegensatz zum siebenten Bezirk, wo die Grünen hinter einem überaus bürgerlich auftretenden Bezirksvorsteher reüssierten, hat im achten eine linksradikale Grüntruppe gegen den eigenen Vorsteher geputscht. Worauf beide verloren haben.

Aber vor allem hat man als Josefstädter gemerkt, dass dort die Schwarzen für eine neue herzerfrischende Spitzenkandidatin erstmals wieder gelaufen sind. Interessanterweise haben sie dabei in der Schlussphase ihrer Kampagne intensiv damit geworben, dass man ja im Bezirk anders wählen könne als in der Gemeinde.

Das Warum dieser Josefstädter Argumentation ist eine weitere schwierige Denksportaufgabe für die Bundesparteileitung. Und wenn sie zu deren Lösung nicht imstande ist, könnte man ja im Büro des Bundesparteiobmanns nachfragen, warum der Bezirk so heftig auf Distanz zu Marek gegangen ist. Denn die erfolgreich wahlkämpfende ÖVP-Spitzenfrau war bisher im Kabinett von Josef Pröll tätig. Wenn ihm auch seine Mitarbeiterin nicht beim Nachdenken über Mareks weiteres Schicksal weiterhilft, dann ist Pröll wirklich nicht zu helfen.

Tatsache ist jedenfalls, dass bei den Gemeinderatswahlergebnissen die ÖVP in keinem einzigen Wiener Bezirk mehr voran liegt. Und da verkündet Marek ungeniert: Weitermachen! Obwohl einzig ein bedingungsloser und sofortiger Rücktritt am Platze wäre. Bei einem Politiker mit Charakter, der nicht jede Menge Kontaktkleber auf seinem Sessel aufgebracht hat.

Ebenso wichtig scheint an dieser Wahl das Signal, dass der SPÖ auch der massive Machtmissbrauch nichts geholfen hat. Die riesigen Beträge zur Bestechung von Boulevard- und Wochen-Medien waren ebenso wirkungslos geblieben wie der parteipolitische Mitteleinsatz durch die diversen Gemeindebetriebe von Wienstrom bis zu den Entsorgungsbetrieben. Doch halt: Dieser Eindruck täuscht. Denn es gibt einige starke Indizien, dass ohne diese Gehirnwäsche die Niederlage der SPÖ noch viel drastischer ausgefallen wäre.

Dafür sprechen die Umfragen des vergangenen Winters. Dafür spricht vor allem die Tatsache, dass die SPÖ bei den Wahlen der Bezirksvertretungen viel schlechter abschnitt als bei der Gemeinderatswahl.

Die SPÖ weiß: Das einzige, was sie in Wahrheit noch zusammenhält, ist die Macht und das damit verbundene Geld. Ansonsten haben der linke Flügel von Feministinnen, Schwulen und ein paar Altmarxisten auf der einen Seite und die traditionell leistungsbewussten und strukturkonservativen Arbeiter auf der anderen sowie die gut rot organisierten Islam-Wähler auf der dritten absolut nichts miteinander gemein. Zwischen diesen grün- beziehungsweise blauanfälligen Flügeln steht der zahlenmäßig große administrative Apparat der Machtausübung, der schon längst jede inhaltliche Orientierung aufgegeben hat. Daher kann es für die SPÖ jetzt in Wahrheit nur eine Priorität geben: Sie wird einem Koalitionspartner vieles geben – solange sie nur die Kontrolle über Personal und die freie Zugriffsmöglichkeit in alle Kassen behält.

Die Freiheitlichen können voll triumphieren. Der Tagebuchautor ist in den letzten Tagen in etlichen Diskussionen ausgelacht worden, als er den Blauen ein Ergebnis näher beim 30er und den Schwarzen näher beim 10er prophezeit hatte. Wieder einmal sind die Meinungsforscher weit daneben gelegen. Der Erfolg hat vor allem einen Vater, der eigentlich schon vor dem Wahltag klar war: Eine blaue Stimme war die einzige Möglichkeit des Protestes gegen die rote de-facto-Diktatur in Wien.

Umso skurriler die Uminterpretation linker und scheinbürgerlicher Journalisten, die der vom politischen Tod bedrohten ÖVP nach einem so massiven Wahlerfolg der FPÖ und einer so schweren Niederlage der Linksparteien allen Ernstes einreden wollen, sie hätte nur deshalb so dramatisch verloren, weil sie in den letzten Wahltagen nicht links genug war. Weil sie angeblich plötzlich wieder – etwa durch die Abschiebung von Asylwerbern – für Recht und Ordnung eingetreten ist. Das ist wirklich linke Dialektik der allerdümmsten Schublade. So niedrig kann auch der Intelligenzquotient der ÖVP nicht sein, dass dort jemand auf diese abstruse und von jeder Logik freie Behauptung einsteigen würden. Oder doch?

PS.: Zum Abschluss noch eine Leichenrede: Das BZÖ sollte sich ihres politischen Endes bewusst werden und nichts schönzureden versuchen. So spannend ein ordnungsliberal-wertkonservatives Unterfangen auch wäre – mit den gewaltigen politischen Altlasten dieser Partei kann der Neustart nicht gelingen. Das Wertkonservative wird zunehmend von den Freiheitlichen attrahiert und das Ordnungsliberale bleibt in Österreich auch weiterhin ein Waisenkind, das höchstens der Finanzminister hie und da bei der Hand nimmt. Beim BZÖ hat jedenfalls fast keiner verstanden, was liberale Ordnungspolitik bedeutet. Die BZÖ-Überreste sollten daher im eigenen Interesse möglichst rasch Unterschlupf bei Schwarz oder Blau suchen.

PPS.: Von vielen offenbar längst als Selbstverständlichkeit hingenommene Ungeheuerlichkeit ist der Umstand, dass der ORF am Sonntagabend das Wahlergebnis von sieben Menschen links der Mitte diskutieren ließ: Grüne, Rote und vom Rathaus gekaufte Chamäleons. Weder Schwarz noch der blaue Wahlsieger waren irgendwie präsent. Dementsprechend realitätsfremd, skurril und von Wunschdenken geprägt waren die Wortmeldungen.

 

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„Rechte“ fallen nicht vom Himmel drucken

Ständig werden neue „Rechte auf…“ postuliert und gefordert. Doch Rechte sind Freiräume, die sich nicht so leicht vermehren lassen. Wir müssen sie einander mehr oder weniger freiwillig zugestehen – und zwar wenn möglich, ohne jeden Freiraum  sofort auszunützen.

Inflation bedeutet Entwertung – auch bei den Rechten. Und gerade wenn das Geld knapp wird, neigen Regierende gerne dazu, statt finanziellen Staatsleistungen, einfach Rechte zu verschenken – obwohl sie diese eigentlich genauso wenig „haben“, wie das Geld.

Also lieber weniger, dafür sinnvolle und möglichst wirksame Rechte! Aber welche Rechte „haben“ wir denn wirklich – und woher kommen sie? Religiöse Menschen können noch glauben, Gott gebe ihnen bestimmte Rechte – aber die anderen? Oft wird hier dann „Naturrecht“ zitiert. Aber das bedeutet letztlich auch nicht viel mehr als ein freies Spiel der Kräfte. Es ließe sich natürlich sagen, die Stimme Gottes oder auch der Natur, sei eben das individuelle Gewissen oder Gerechtigkeitsempfinden. Doch das ist eine Glaubensfrage. Schließlich kommt dann noch die Kultur ins Spiel: Ethos, Mitgefühl und die Bereitschaft zur Kooperation. 

 Im Grunde jedoch gibt es nur ein faktisches Recht: das Recht des Stärkeren. Und wenn sich viele gegen die Stärksten verbünden, sind dann eben diese die Stärkeren – etwa in Form einer Partei. Das klingt zwar nicht schön, ist aber leider schwer zu leugnen – die Geschichte zeugt davon.

 Sobald wir aber von Rechten reden, brauchen wir auch Gesetze und einen Gesetzgeber  – also Wahlen. Doch wir wählen nicht persönliche Stellvertreter, die dann in unserem Namen Gesetze beschließen – sondern letztlich Parteienvertreter, die dann fünf Jahre lang mehr oder weniger tun, was sie beziehungsweise die eigene Partei wollen. Entsprechend schlecht ist leider auch das Image der Politiker. Dennoch sind sie es, die unsere Gesetze beschließen. Wie aber sollen die Gesetze (also letztlich auch „das Recht“) besser sein als jene, die diese beschließen?

Die Mutter aller Rechte wäre das Wahlrecht. Zuerst bräuchten wir also ein besseres Wahlrecht. Erst dann werden wir auch bessere Gesetze, aber auch einen besser funktionierenden Rechtsstaat bekommen. Stattdessen reden wir dauernd von Rechten auf dies und jenes – obwohl wir nicht einmal ein ordentliches Wahlrecht haben, das den Wählerwillen adäquat abbildet, möglichst viele Wahlmöglichkeiten schafft – vor allem aber zulässt, dass wir jeden einzelnen unserer politischen Stellvertreter direkt und persönlich wählen, um der Parteienallmacht einmal eine Grenze zu setzen.

 Doch davon wollen die Parteien leider überhaupt nichts wissen: Denn wenn sie von unseren Rechten reden, meinen sie ja letztlich doch vor allem ihre eigene Macht. Fazit:
1) Persönlichkeitswahlrecht zur Direktwahl persönlicher Stellvertreter.
2) Dadurch bessere Politiker, weniger Parteieneinfluss, bessere Gesetze.
3) Und dadurch dann auch eine bessere Rechtssituation – also „Rechte“ die mehr sind als theoretische Konstruktionen aus Wunschdenken.

PS: Die „Inflation der Rechte“ führt letztlich fast notwendig auch zu einer „Inflation der Rechten“ – der viel beschworene „Rechtsruck“ ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die Political Correctness und den Wildwuchs der „Rechte auf…“, die diese nach sich zieht!

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Die Abrechnung für die Schwarzen drucken

 Die größte Sensation dieses Wahltages ist die Tatsache, dass die ÖVP mehr Prozentpunkte als die SPÖ verloren hat. In Bezug auf die eigene Wählerschaft beim ohnedies mageren letzten Ergebnis hat sie sogar ein volles Drittel verloren, während die Sozialdemokraten nur rund ein Zehntel ihrer Wählerschaft verloren haben.

Da grenzt die Ankündigung von Christine Marek, fünf weitere Jahre bleiben zu wollen, schon an mehr als eine gefährliche Drohung. Denn die Lage der ÖVP ist so ernst, dass die Entwicklung bis an den Rand der Selbstauslöschung gehen kann.

Die einst große bürgerliche Partei hatte in Wien bis zu den Zeiten Erhard Buseks immer über 30 Prozent der Stimmen erzielt und krebst jetzt bei 13 Prozent herum. Die von Busek ausgelösten innerparteilichen Konflikte, seine Stimmungsmache gegen die meisten Nachfolger und der gleichzeitige Aufstieg der Freiheitlichen haben die Partei substanziell geschwächt. Und jetzt ist erstmals eine Busek-Kandidatin angetreten. Mit desaströsem Ergebnis.

Dieser Sinkflug der Stadtschwarzen hat unter Christine Marek einen historischen Tiefpunkt erreicht – er kann freilich noch ungehemmt weitergehen. Die ÖVP sollte sich bewusst sein, dass es von Italien bis Spanien christdemokratische Parteien in der Luft zerrissen hat, weil sie sich im linkskatholischen Zeitgeist zu klerikalen Sozialdemokratien verwandelt hatten. Und dass sie von weit erfolgreicheren Parteien aus einem einst als un berührbahr rechts abgestempelten Milieu beerbt worden sind.

Auch in Deutschland droht der CDU mittelfristig durchaus ein ähnliches Schicksal. Auch wenn sich die Partei rund um die Positionen eines Thilo Sarrazin noch nicht gebildet hat. Lediglich die bayrische CSU erkennt dort zunehmend, dass man sich doch ein wenig dessen besinnen sollte, wo die eigenen Wähler stehen.

Natürlich kann sich auch die Bundes-ÖVP da nicht mehr abbeuteln. Ist sie doch etwa mit der Schwulenehe und der Mindestsicherung einen Weg gegangen, der zwar bei manchen Medien, aber nicht bei den konservativen Wählern gut ankommt. Vor allem aber hat die Bundes-ÖVP seit Jahr und Tag in keiner einzigen Frage Kampfbereitschaft und Wissen um die eigene Identität gezeigt.

Auch die Auswahl von Christine Marek als Spitzenkandidatin hat einzig und allein Josef Pröll zu verantworten. Hatte sich doch die Wiener Partei in der Person von Harald Himmer schon auf einen interessanten und dynamischen Kandidaten geeinigt, der sowohl Wirtschaftskompetenz wie auch Angriffslust gegen den roten Machtmissbrauch in sich vereinigt hätte. Aber die Bundespartei glaubte, es besser zu wissen (und wurde von Busek&Co schlecht beraten). Sie trägt daher Mitschuld, dass der im Vorjahr so positive schwarze Trend abrupt abgerissen ist.

Die Fehler der Christine Marek seither gehen auf keine Kuhhaut. Der schwerste: Sie gierte sofort nach einer Koalition mit der SPÖ und schloss eine Anti-SPÖ-Koalition aus. Sie brüskierte durch ihre Kampagne gegen den Wiener Akademikerbund die Liberalkonservativen. Sie hat kein einziges attraktives Gesicht für ihr Team gefunden, sondern die von Johannes Hahn angeheuerte Versagertruppe in allen Funktionen belassen. Sie hat kein einziges emotionales Thema besetzen können. Sie hat nicht einmal eine einzige harte Bedingung an die Rathaus-Roten gestellt – außer die nach einer Reform des Wahlrechts, das zwar mehr als diskutabel ist, das aber alle Wähler kalt lässt. Der Wahlkampf mit dem grotesken Häupl-Plakat war dann nur noch der Gipfelpunkt auf dem i.

Ein nettes Äußeres und Wesen sind halt ein wenig zu wenig für den Ernst der Politik.

PS.: All das ist der ÖVP hier schon seit Monaten ins Stammbuch geschrieben worden, also keineswegs eine Weisheit nach dem Motto: „Nachher sind alle gescheiter.

 

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Bonzendämmerung drucken

Genau wird man es erst in einer Woche wissen, wenn alle Wahlkarten ausgezählt sind. Aber schon jetzt sprechen die ersten Umfragen dafür, dass die SPÖ ihre absolute Mehrheit in Wien verloren hat.

Und der große und einzige Wahlsieger sind die Freiheitlichen, die nach diesen Umfragen auf 23 bis 26 Prozent kommen werden (statt 15). Während die SPÖ sich irgendwo zwischen 42 und 46 Prozent bewegt (statt 49).

Sowohl Schwarz wie Grün müssen ein Minus hinnehmen: Die ÖVP liegt bei 14 bis 16 Prozent (zuletzt 19), und die Grünen liegen bei 11 bis 13 (zuletzt 15).

Das BZÖ hat mit 1-3 Prozent so gut wie keine Chancen mehr auf einen Einzug.

Das Ergebnis ist die erwartete – und notwendige – schwere Niederlage für die SPÖ. Aber auch eine feste Ohrfeige für Schwarz und Grün, die beide mit einem katastrophalen Wahlkampf, schwachen Kandidatinnen und vor allem einer wählervertreibenden Koalitionsaussage zugunsten der SPÖ gegen die Interessen ihrer Wähler gehandelt haben.

Wenn sich die SPÖ aber bei den Wahlkarten noch verbessern sollte, dann hat es wirklich den schweren Betrug bei den Karten der Altersheime gegeben. Denn bei allen sonstigen Wahlen hat die SPÖ bei den Wahlkarten immer viel schlechter abgeschnitten als in der Wahlzelle.

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Das Tagebuch begeht den ersten Geburtstag drucken

Auf den Tag genau vor einem Jahr musste ich meinen Arbeitsplatz  in der Wiener Zeitung räumen. Und gleichzeitig startete das Tagebuch im Internet. Das ist doppelter Anlass, eine amüsierte wie dankbare Bilanz zu ziehen.

Das Datum meiner Abberufung war zweifellos kein Zufall: Ganz offensichtlich hatte die Partei die Weisung ausgegeben, dass ein Jahr vor der Wiener Wahl die Wiener Zeitung auf SPÖ-Linie gebracht werden müsse. Auch wenn niemand wagte, mir auch nur einen einzigen Grund meiner Ablöse zu nennen (für welche das republikseigene Blatt mir immerhin sieben Monate weiter meinen Bezug ohne Gegenleistung zahlen musste), kann kein Zweifel bestehen, dass das der Grund war.

Die in der Redaktion seither geltenden Vorgaben bestanden insbesondere darin, dass ab meinem Abgang kein Skandal aus dem Rathaus-Bereich mehr aufgedeckt oder veröffentlicht werden durfte. Der dadurch ausgelöste steile Sinkflug der Auflage der Zeitung stört zwar viele journalistisch orientierte Menschen in der verbliebenen Mannschaft, aber ganz offensichtlich niemanden bei den politischen Auftraggebern: Die Zeitung hat seither schon mehr an verkaufter Auflage verloren, als der Zuwachs in den davorliegenden viereinhalb Jahren unter meiner Führung betragen hatte. Ich hatte diesen Wert um acht Prozent steigern können.

Große Freude macht mir hingegen die seither eingetretene Entwicklung des Tagebuchs. Vor allem die treue Unterstützung der zahlenden Partner hat das Überleben dieser neuartigen Konstruktion eines Internet-Blogs unter vollprofessionellen Rahmenbedingungen ermöglicht. Dazu ein herzliches wie demütiges Dankeschön.

Der gleiche Dank gilt einem guten Dutzend – überwiegend unbezahlter – Helfer im Hintergrund, die mich administrativ unterstützen, die meine Texte auf Fehler lesen, die die ganze Maschinerie programmieren und technisch in Gang halten.

Das Echo zeigt die große Nachfrage an liberalkonservativen Stimmen in Österreich – vor allem an Stimmen, die total unabhängig von Parteien, Subventionen und Inserenten sind. Da mir diese Unabhängigkeit absolut entscheidend ist, habe ich vorerst auch das Print-Projekt nicht vorangetrieben, das mir anfangs durch den Kopf gegangen war. Denn offene Taschen für dieses – bei aller  Sparsamkeit millionenschwere – Unterfangen hätte es nur dort gegeben, wo auch ausgesprochen oder unausgesprochen inhaltliche Auflagen damit verbunden gewesen wären. Die ich aber noch nie in meinem Leben akzeptiert habe.

Umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt weit mehr gelesen werde als in den Jahren davor. Was sich auch statistisch gut untermauern lässt. In diesem ersten Jahr gab es:
263.000 Besucher,
1,1 Millionen Besuche,
3,1 Millionen Seitenaufrufe,
80.000 Kommentare,
670 Beiträge,
92 Links, die aufs Tagebuch verweisen (Das ist übrigens der einzige Wert, mit dem ich eher unzufrieden bin. Das sei auch als bescheidene Bitte angemerkt).

Besonders erfreulich ist, dass im Schnitt jeder Besucher pro Besuch 5,23 Minuten lang die Beiträge und Kommentare gelesen hat (wobei die Zahl in Wahrheit viel größer ist, denn es gibt eine relativ große Zahl von Besuchen, die nur wenige Sekunden gedauert haben – wo man also nur nachgeschaut hat, ob es etwas Neues gibt).

Verblüffend ist, dass die Besuche laut der Google-Statistik aus nicht weniger als 138 Ländern gekommen sind: 85.000 etwa aus Deutschland, 12.000 aus der Schweiz, und jeweils 5000 aus den USA und Großbritannien. Was wohl ein Zeichen für den Informationsbedarf vieler Auslandsösterreicher ist.

Unter jenen, die den Blog via Twitter verfolgen (wo ich also die Namen der Mitleser kenne) befinden sich neben vielen anderen bekannten Namen auch Vertreter aller relevanten politischen Kabinette. Wo offensichtlich Interesse an Feindbeobachtung besteht.

All diese Daten sollen nun nicht der Eitelkeit dienen, sondern die eigene Unsicherheit und jene mancher Partner widerlegen, dass nur Gedrucktes etwas Dauerhaftes wäre. Jedoch habe ich in diesem Jahr gelernt: Ein Tagebucheintrag bleibt auch am nächsten Tag prominent platziert (und sogar für Nichtzahlende zehn Tage lang); eine Zeitung landet – leider – in dieser Zeit schon oft beim Altpapier.

Daher kann ich den Freunden und Feinden des Tagebuchs versichern: Es geht weiter. Mit gleichem Schwung. Und vielen Ideen, deren Umsetzung bisher primär an meinem Zeitbudget gescheitert ist.

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Was aber sonst wählen? drucken

In den letzten Tagen habe ich mich mit einigen Gründen befasst, warum bei der Wiener Wahl ein starkes Votum gegen die SPÖ im Interesse von Demokratie, Rechtsstaat und Wien extrem wichtig wäre. Viel schwieriger ist aber die Entscheidung, was man statt der SPÖ wählen soll. Noch nie ist mir diese Entscheidung so schwer gefallen.

Freilich: Noch selten war diese Entscheidung zugleich so notwendig. Denn klar ist nur eines: Eine Wahlenthaltung hilft vor allem der Rathaus-SPÖ bei der Perpetuierung ihrer Macht. Wer nicht hingeht oder ungültig wählt, der erleichtert es den eingeschworenen roten Wählerblöcken, auch mit deutlich weniger Stimmen die gleiche Anzahl an Mandaten zu erringen.

Denn alleine die Stimmen aller jener, die durch die Rathaus-SPÖ privilegierte Gehälter beziehen, sind gewaltig: Sie sitzen in der aufgeblähten Bürokratie Wiens (größer als jene der ganzen EU!), in den noch komplett politisch kontrollierten Gemeindebetrieben und Spitälern, von den roten Ministerien und Eisenbahnern gar nicht zu reden. Zusammen mit den fast geschlossen rot getrimmten Ex-Türken und den noch überwiegend SPÖ wählenden Pensionisten ist das ein kaum bezwingbarer Block, der für den Rest der Bevölkerung nur schwer bezwingbar ist.

Dazu kommen die Tausenden Stimmen, die in Gemeinde-Pflegeheimen und Spitälern im Namen von Patienten abgegeben werden, obwohl diese gar nicht mehr zu einer eigenständigen Willensäußerung imstande sind. Das ist zwar glatter Wahlbetrug, wenn nicht sogar Amtsmissbrauch durch das dortige straff organisierte Pflegepersonal. Das ist aber bisher ungeahndet geblieben.

Hoffnung diesbezüglich macht der Umstand, dass die Korruptionsstaatsanwaltschaft nun in einer burgenländischen (VP-)Gemeinde dem Verdacht auf Wahlkartenbetrug intensiv und mit Erfolg nachgegangen ist. Es wäre ein Riesenskandal, wenn die Staatsanwälte dem massiven Verdacht auf viel größer dimensionierte Wahlfälschungen in Wiener Einrichtungen nicht nachgingen.

Denn es kann kein Zweifel sein: Wenn ein Patient seit langem absolut kommunikationsunfähig ist, wenn er also niemandem mehr seine Wahlentscheidung mitteilen kann, dann ist es kriminell, wenn auch dann noch eine Stimme für ihn abgeben wird. Schon die Beantragung von Wahlkarten durch den Pflegeapparat hinter dem Rücken der Angehörigen ist zumindest als Vorbereitungshandlung zu einem Wahlbetrug zu werten. Ein grüner Gemeinderat hat einen solchen nun bei seiner eigenen Großmutter beobachten können. Und man kann nur hoffen, dass die versammelten Wahlzeugen der Opposition hier jeden einzelnen Vorgang genau protokollieren und anzeigen werden, damit endlich auch in Wien saubere Wahlen stattfinden.

Was aber selber tun?

Nun: Stärker denn je muss man sich als Wähler an diesem Sonntag damit abfinden, dass man immer nur das subjektiv und relativ geringere Übel aussuchen kann. Dass man es aber auch tun muss, um verantwortungsbewusst zu entscheiden. Denn alle Übel, die bei den anderen Parteien zu finden sind, sind um Potenzen geringer als die bei einer Fortsetzung des Ist-Zustandes.

Hier ein paar Stichworte zu den Alternativen, ganz bewusst in alphabetischer Reihenfolge – weil ich selbst für mich wohl noch bis unmittelbar zur Wahl die Größe der diversen Übel messen werde, um meine Entscheidung zu treffen:

Blau: Eine Stimme für die FPÖ bedeutet zweifellos die schärfste Kampfansage an das Rathaussystem. Die Freiheitlichen haben auch geschickt eine ganze Reihe wertkonservativer Positionen besetzt, welche von der ÖVP fahrlässig vernachlässigt worden sind. Zugleich aber erwecken die Blauen am wenigsten von allen Parteien den Eindruck, von Wirtschaft oder der Verwaltung einer Stadt etwas zu verstehen.

Grün: Das bringt die sicherste Verlängerung der gegenwärtigen Situation. Zeigen sich die Grünen doch schon vor der Wahl in peinlicher Weise geil, endlich im roten Koalitionsbett zu landen. Die Grünen werden zwar etliche Pfähle gegen die Korruption des Wiener Systems einzuschlagen versuchen. Sie bedeuten aber in vielerlei Hinsicht noch eine Verschärfung der geistigen Verengung der Stadt durch Political Correctness, Feminismus, Schwulismus, Gesamtschulismus, Radfahrismus und Subventionismus zugunsten linker Vereine aller Art.

Orange: Ein sympathischer und kompetenter Spitzenkandidat steht ohne irgendein Team recht alleine auf verlorenem Feld. Er hat sich in Sachen Gesamtschule im linken Lager positioniert, versteht aber von Wirtschaft mehr als die schwarze Spitzenkandidatin. Seine Wähler müssen jedoch fürchten, dass ihre Stimme verloren geht, weil die Orangen bei fast keiner Umfrage in die Nähe der Mandatsfähigkeit kommen: Umgekehrt: Wenn es gelingen soll, die absolute Mehrheit zu brechen, dann braucht es nach etlichen Berechnungen orange Mandate, denn ein bis zwei Prozent bekommt das BZÖ sicher, die nur durch zusätzliche Leihstimmen politisch relevant werden können.

Schwarz: Die Wiener ÖVP hat sich durch ihre völlig überflüssige Koalitionsansage für die SPÖ selbst schwer beschädigt. Die ÖVP würde allerdings den roten Monolith in eine etwas vernünftigere Richtung zerren als ein grüner Partner. Der Wahlkampf und die anfängliche inhaltliche Positionierung der Wien-Schwarzen werden wohl in Politiklehrbücher als negative Beispiele in das Kapital „How not to do“ eingehen. Im direkten Kontakt mit den Wählern hat die Spitzenkandidatin langsam erkannt, dass diese ganz woanders stehen als ein paar zeitgeistige Szene-Journalisten, von denen sie davor ihre politische Weisheit bezogen hatte.

PS: KPÖ und LIF brauchen wohl keiner sonderlichen Erörterung unterzogen werden.

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Fußnote 140: Burgenländerwitze drucken

Da bleibt einem der Mund offen: Das Burgenland ist offensichtlich wirklich so, wie es andere geringschätzen.

Ein burgenländischer Bürgermeister wird beim Manipulieren von Wahlkarten erwischt, muss ein volles Geständnis ablegen – und geht am nächsten Tag ins Amt, wie wenn nichts gewesen wäre. Ob er zurücktritt, will er von der Reaktion der Bürger seiner Minigemeinde abhängig machen. Der Mann ist wohl zu tief ins Weinfass gefallen. Schon heute müsste ihn erstens seine Partei, die ÖVP, ausschließen und zweitens die Gemeindeaufsicht des Landes suspendieren. Drittens müsste es demnächst eine exemplarische – generalpräventive – Strafe geben. Denn mit den Abläufen von Demokratie und Rechtsstaat darf nicht einmal im Burgenland gespielt werden – auch wenn die Bundesregierung in Sachen Budget ein ganz übles Vorbild abgibt. Was nicht dadurch besser wird, dass es dafür keine Strafsanktionen gibt und Bundespräsident wie Nationalrat untätig bleiben, die als einzige die Verfassung verteidigen können.

Nachtrag: Inzwischen  hat sich der Herr Bürgermeister zu der Erkenntnis durchgerungen, dass es sicher einen Rücktritt geben werde. Aber zurückgetreten ist er damit immer noch nicht . . .

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Dritte Etappe: Nochmals 15 Punkte für Wien und gegen die SPÖ drucken

Um die Leser nicht ganz zu erschöpfen: Jetzt ist Schluss. Das sind zum dritten und letzten Mal 15 Punkte, warum die Wiener SPÖ am Wahltag abgestraft werden müsste. Inzwischen ließen sich jedoch allein aus den diversen Postings mindestens weitere 15 Punkte herausdestillieren.

  1. Einer der schlimmsten Aspekte der Wiener SPÖ ist das Fehlen jeder demokratischen Toleranz. Da ist die Präpotenz ihrer Abgeordneten im Gemeinderat/Landtag noch das Harmloseste (immerhin haben sie ja dort – noch? – die absolute Mehrheit). Viel demaskierender sind die aggressiven Störaktionen von roten und grünen Jugendlichen gegen Veranstaltungen anderer Parteien, derzeit vor allem der Freiheitlichen. Da wird ganz offensichtlich im auftrag von Parteien nicht nur mit Lautstärke eine angemeldete Versammlung zu torpedieren versucht. Da werden Teilnehmer beschimpft. Da fliegen immer wieder auch Wurfgeschoße auf die Redner. Und ausgerechnet die Parteien dieser gelebten Intoleranz erregen sich mit Hilfe der mit vielen Anzeigen versorgten Medien über einen (zweifellos geschmacklosen) Comic der FPÖ, in der ein gezeichneter Strache einen Buben zum Steinschleuder-Schießen gegen die türkischen Belagerer Wiens animiert. Aber die Tat ist allemal schlimmer als das Wort.
  2. Dass Wien alles andere als eine kinderfreundliche Stadt ist, zeigt sich nicht nur an der besonders niedrigen Geburtenrate. Das erlebt auch jeder, der in dieser Stadt einen Kinderwagen zwischen parkenden Autos und rasenden Radlern vorbeischieben will. Von den Problemen, einen guten Kindergartenplatz zu finden, gar nicht zu reden. Aber wer braucht schon Kinder? Türkische Zuwanderer sind viel praktischer: Sie wählen ja mit viel größerer Wahrscheinlichkeit rot als alle anderen Gruppen.
  3. Zur Weißglut bringt jeden nachdenkenden Bürger auch das von der Wiener Stadtverwaltung bei den alten Römern abgeschaute Prinzip „Brot und Spiele.“ Um die Menschen von den wirklichen Problemen abzulenken und sie den Mächtigen gnädig zu stimmen, werden die Wiener mit immer mehr durch Steuergeld – oder in Wahrheit: durch Schulden – finanzierten Festen und Veranstaltungen beglückt. Der Rathausplatz – wichtigster, aber längst nicht einziger Schauplatz – ist rund ums Jahr ein einziger Eventplatz geworden und dazwischen entweder für das Auf- oder Abbauen von Hütten und Tribünen gesperrt.  
  4. Die Wiener haben nach Berechnungen des Rechnungshofs 400 Millionen Euro zuviel an Gebühren für Wasser, Kanal und Abfall bezahlt, wenn es nach den Kosten dieser Dienstleistungen ginge. Das sind rund 500 Euro pro Haushalt. Davon, dass mit Sicherheit Private all das noch viel billiger anbieten können, wollen wir gar nicht reden.
  5. Wien liegt beim Standort-Ranking des Management-Clubs Austria an 8. Stelle unter neun Bundesländern (nur noch vor dem Burgenland). So dauern etwa Betriebsgenehmigungen in Wien 90 Tage, in Oberösterreich 35 Tage.
  6. Wie im tiefsten Kommunismus ist die SPÖ Wien als Partei Eigentümerin von rund zwei Dutzend Firmen. Um nur einige zu nennen: Sozialbau, Echo-Medienhaus, Freecard Medienservice, Vormagazin, Pro Event, Kultur: Plakat, Progress, VWZ Verlag, Gewista. Und die Firmen machen am liebsten mit einem Partner ihre Geschäfte: mit dem Rathaus und seinen diversen Töchtern. Auf Steuerzahlers Kosten.
  7. Man kann der Wiener SPÖ sicher nicht an allem die Schuld geben, was sich im Bund abspielt – obwohl sie in der größeren Regierungspartei die weitaus mächtigste Landesgruppe ist, obwohl in Wien ein Werner Faymann bis 2006 alles gelernt hat, was er heute zeigt. Aber sehr wohl trägt die Wiener SPÖ direkte Schuld daran, dass Österreich als einziges EU-Land noch keinerlei Beschlüsse über Einsparungen getroffen hat, obwohl diese schon im kommenden Jahr wirksam werden müssen, will Österreich nicht den griechischen Weg gehen. Die Wiener SPÖ hat nämlich ihre Exponenten in der Bundesregierung darauf festgelegt, dass es vor den Wahlen keinerlei unangenehme Beschlüsse geben darf. Deswegen muss jetzt die Regierung durch verspätete Vorlage eines Budgets die Verfassung brechen. Deswegen können alle Spargesetze nur noch im Husch-Pfusch-Verfahren umgesetzt werden. Um das zu vermeiden, hätte es genügt, wenn die Wiener Wahlen vorverlegt worden wären. Aber die SPÖ wollte ja auch den letzten Tag ihrer absoluten Mehrheit auskosten.
  8. Hatte sich Wien in seinen guten Tagen noch einer „Rathausmilliarde“ berühmt (wenn auch nur in Schilling), so steigt jetzt der Schuldenberg ständig: 2008 war er 1,46 Milliarden Euro, 2009 schon 1,87. Dazu kommen noch mehr weit mehr als zwei Milliarden Schulden von Wiener Wohnen. Und am Ende des heurigen Jahres werden die als Schulden zu verbuchenden Beträge noch viel größer geworden sein. Aber noch viel schlimmer ist, dass in Wien im Gegensatz zum Bund nicht einmal theoretisch von einer Sparnotwendigkeit die Rede ist.
  9. Auch wer nicht für die volle Strafbarkeit der Abtreibung ist, muss es als zutiefst geschmacklos und als ein Zeichen jeglichen Wertverlustes und Anstandes empfinden, dass die Wiener Stadtverwaltung einer Abtreibungsklinik auf Steuerkosten ein großes Jubiläumsfest ausrichtet.
  10. Erst am 5. Juni 2010 hat die Stadt Wien die Polizei ermächtigt, Drogenkonsumenten vom Karlsplatz wirksam wegzuweisen. Jahrzehntelang war man taub. Erst vor den Wahlen hat man auf die vielen Klagen reagiert.
  11. Die Schulen wie die geförderten Kulturinstitutionen werden immer wieder propagandistisch missbraucht. Das in jeder Hinsicht tiefste Beispiel stammt aus dem Wiener Stadtschulrat: Dieser hat mit ganz offensichtlich parteipolitischer Intention die Schulen aufgefordert, die Schüler Lippenstift aufzulegen und ein Plakat mit dem Slogan „Kiss Ausgrenzung Goodbye“ küssen zu lassen.
  12. Die politisch korrekte und daher in Wahrheit schon unfinanzierbare Bürokratie des Rathauses geht so weit, dass nun – mit allen damit verbundenem Aufwand – eine eigene Verordnung erlassen wird, mit der die neue Hundeführerscheinverordnung schon wieder geändert wird: Darin finden sich nur Sätze wie : „In § 5 Abs. 1 wird nach dem Wort „Hundehalter“ die Wortfolge „oder der Hundehalterin“ eingefügt. Und mit solchem Schwachsinn beschäftigt sich die Wiener Landesregierung!
  13. Eine Fundgrube an Geldverschwendungen ist das fast wöchentlich erscheinende Amtsblatt der Stadt Wien. Einige Mini-Auszüge aus der unendlich langen Subventionsliste:
    82.000€  Verein Orient Express Beratungs-, Bildung- und Kulturinitiative für Frauen;
    635.000€ Verein Station Wien (kümmert sich laut Internet um die Anliegen von Immigrantinnen);
    2,722.000€ Interface Wien GmbH Interface Wien (fördert laut Selbstdarstellung die gesamtgesellschaftliche Integration von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund);
    47.000€ LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung von Migrantinnen;
    20.000€ Beratungsgruppe.at – Verein für Informationsvermittlung;
    59.000€ Vereinigung für Frauenintegration Amerlinghaus;
    21.000€ Verein Schwarze Frauen Community für Selbsthilfe;
    361.000€ Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen;
    40.000€ WUK – Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser;
    127.000€ Verein Miteinander Lernen – Birlikte Österreich renelim;
    112.000 Verein Peregrina – Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Immigrantinnen;
    64.000 Verein Piramidops (Anmerkung: Beim Googeln stellt sich das als ein „Frauentreff“ heraus);
    190.000€ Tierzeitung „Hund, Katz & Co“.
    Die Zahlen sind alle abgerundet, und Fortsetzungen dieses hier ganz zufällig aus einer einzigen Nummer herausgegriffenen Subventions-Schockers sind allwöchentlich im Wiener Amtsblatt zu finden.
  14. Allein in Wien gibt es neun Frauennotrufe – die allesamt subventioniert werden. Die Aussage einer mutigen Mitarbeiterin, dass bei einem der meistsubventionierten Notruf-Büros die Zahl der Anrufe wild nach oben manipuliert worden sind, wurde schubladisiert.
  15. Nur noch peinlich und Zeichen einer von Panik erfüllten Politik ist es, wenn der Wiener Bürgermeister fünf Tage vor einer Wahl plötzlich eine Volksabstimmung über die Abschaffung der Wehrpflicht verlangt. Denn nur wenige Tage vorher hat der parteieigene Verteidigungsminister noch das Festhalten an der Wehrpflicht als unverrückbar erklärt. Das ist aber jedenfalls eine Frage, die lange – etwa von der Kostenseite her – analysiert werden muss. Überdies ist es einfach skurril, wenn man das als Wahlkampfgag ohne jeden Zusammenhang mit der Neutralität zu diskutieren versucht. Beim nächsten Mal reden irgendwelche Wahlkampf-Strategen einem Politiker wahrscheinlich ein, nackt über die Ringstraße zu laufen, nur um noch irgendwie eine Schlagzeile zu bekommen.

 

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Ist immer so gewesen ... drucken

Man hört’s und fragt sich, Kim-Jong-Wer?
Doch selbst in seinem Lande
hat niemand ihn gekannt bisher,
und das ist keine Schande.

Denn was von wem zu wissen sei,
beschließt in jedem Falle
zunächst einmal die Staatspartei,
und dann erst wissen’s alle.

Den Opa und den Papa schon
hat eifrig man gepriesen
und jetzt besingt man auch den Sohn,
der würdig sich erwiesen.

Der ist tatsächlich genial:
Selbst ohne hart zu lernen,
war gleich er nämlich General,
zudem noch mit vier Sternen!

Ein Regiment für Sohnemann
und golddurchwirkte Tressen,
kaum daß er aufrecht gehen kann -
das klingt bekannt indessen.

Und Gründen einer Dynastie
ist zeitlos als Bestreben,
dergleichen hat’s ja irgendwie
allüberall gegeben.

An Staatsform oder gar Doktrin
kann’s folglich nirgends liegen -
die biegt man locker her und hin,
zur Not mit Bürgerkriegen.

Nur wie mag dieses Phänomen
sich sonst erklären lassen?
Wahrscheinlich gibt’s dafür ein Gen,
und das muß eben passen!

Pannonicus

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Das neue Donauinselfest: Der Verzicht auf Wehrpflicht drucken

 

Wird künftig jeder Wahltag die Steuerzahler Milliarden kosten? Das ist ganz offensichtlich die neue Strategie der SPÖ: In der letzten Woche vor einer wichtigen Wahl will man nun auch diesmal verheerende Meinungsumfragen durch eine – scheinbar – populäre Forderung ohne Rücksicht auf die Kosten umdrehen. Dadurch wurde im September 2008 das Pensionssystem (Verlängerung der Hacklerregelung) wie auch die Universitäten (Abschaffung der Studiengebühren) nachhaltig geschädigt. Und jetzt droht dassselbe der Landesverteidigung.

Nichts anderes ist nun die Entdeckung des politisch und auch sonst in den Seilen hängenden Michael Häupl fünf Tage vor der Wiener Wahl, dass man doch die Wehrpflicht abschaffen solle. Mit dem unausgesprochenen Zusatz „Bitte, bitte lieber Jungwähler, wählt doch mich und nicht den Strache, wie alle Umfragen sagen.“ Wenn schon nicht das schwer subventionierte Donauinselfest die Jugend noch rot überzeugen kann, dann soll es doch zumindest die Befreiung vom Präsenzdienst tun.

Bei ein paar Tausend junger Burschen, die naturgemäß nicht mit allzu großer Begeisterung dem Präsenzdienst entgegenblicken, könnte das durchaus einen Umschwung herbeiführen. Offen ist hingegen, ob das mit umgekehrter Wirkung auch ebenso vielen Erwachsenen die Augen öffnet, um zu erkennen, auf was für einen hemmungs- und verantwortungslosen Populismus die SPÖ reduziert worden ist.

Noch spannender aber wird die Frage, ob dieser Häupl-Auszucker endlich auch der Pröll-ÖVP die Augen öffnet, um zu erkennen, an was für einen Koalitionspartner sie sich da gebunden hat. Nachdem schon nicht der 24. September 2008 mit seinen Milliardenschäden für diese Erkenntnis ausgereicht hat.

Kann irgendjemand in der ÖVP noch ernsthaft sagen, der Populismus der FPÖ wäre größer als jener der SPÖ? Will sich Pröll weiterhin ständig und wehrlos von einem solchen Koalitionspartner vorführen lassen? Will er weiterhin der SPÖ die Möglichkeit geben, mit Zig Steuermillionen (und Versorgungsposten für Redakteurstöchter) Boulevard-Zeitungen zu bestechen, damit diese jeweils knapp vor der Wahl ihre scheinbare Äquidistanz zugunsten einer hemmungslosen Pro-SPÖ-Agitation aufgeben? Die nächsten Wochen mit den noch viel wichtigeren Debatten über das Mega-Sparpaket werden es zeigen.

Natürlich ist die Frage der Wehrpflicht ständig ernsthaft zu analysieren, und zwar ohne Tabus. Immerhin geht es um einen gewaltigen Eingriff in die Freiheit junger Staatsbürger. Einen viel größeren, als ihn die Aufenthaltspflicht für Asylwerber in einem Lagergelände darstellt (die ja etwas von Österreich wollen), welche die SPÖ aber maximal fünf Tage für zumutbar hält.

Aber eine Wehrpflicht-Debatte kann nicht durch einen Hüftschuss fünf Tage vor der Wahl erfolgen. Und schon gar nicht durch einen Politiker, dem die Landesverteidigung in seinem ganzen bisherigen Leben aber so etwas von egal war. Nicht, wenn da schon wieder Politik auf Zuruf der Kronenzeitung gemacht wird. Und schon gar nicht, wenn der aus der gleichen Partei kommende Verteidigungsminister noch zwei Wochen vorher das genaue Gegenteil dekretiert hat.

Zum Glück kann man der SPÖ zugutehalten, dass dort eine Reihe von Politikern eher schaumgebremst und nachdenklich auf Häupl reagiert hat. Immerhin war ja für die SPÖ die Wehrpflicht bisher absolut unverzichtbar; dies aus der historischen Erfahrung heraus, dass im Februar 1934 ein Berufsheer an der Seite der autoritären Regierung Dollfuss gegen den aufständischen sozialdemokratischen Schutzbund gekämpft hat. Daher glaubte man, eine Armee aus Wehrpflichtigen wäre ein Schutzwall gegen eine Wiederholung einer solchen Situation. Wie wahrscheinlich immer die sein mag.

Umso abstoßender ist im Vergleich zu diesen abwägenden Reaktionen der parteipolitische Kotau des Wiener Caritas-Chefs Landau, der Häupl sofort eilfertig zur Seite gesprungen ist. Was immerhin aufschlussreich für die Positionierung des Herrn Landau ist. Hatte man Landau und Küberl doch bisher in der Summe ihrer Aussagen eher der KPÖ als der SPÖ nahe gesehen. Irgendwann wird wohl auch der Wiener Kardinal nachdenken müssen, mit welchen Menschen er sich umgibt. Zumindest wenn er nicht eine neue tiefe Kluft in der Kirche aufreißen will.

Was aber spricht in der Sache für und gegen die Wehrpflicht? Nun, das 34er Jahr sollte da wohl kein rationales Argument mehr sein. Auch der Grenzeinsatz im Burgenland kann das nicht sein. Der ist in Wahrheit längst obsolet, obwohl er noch im Frühjahr für die SPÖ im burgenländischen Wahlkampf die entscheidende Fahnenfrage gewesen ist. Dass sich jetzt viele Burgenländer ob dieser total gewechselten Richtung des SPÖ-Populismus gepflanzt vorkommen müssen, ist eine andere Frage. Das konnte man jenen, die hören wollen, schon vorher sagen.

Viel wichtiger ist hingegen das Kostenargument: Zumindest das bisherige ohnedies sehr geringe Niveau an Landesverteidigungs-Kapazitäten durch ein Berufsheer aufrechtzuerhalten, dürfte wohl viel teurer werden. Denn angesichts zunehmend dünner werdender Jahrgänge wird der Wettlauf um gesunde junge Männer immer größer und daher teurer werden. Wenn man nicht nur denjenigen Migrantenkindern eine Waffe in die Hand drücken will, die nicht einmal den Hauptschulabschluss geschafft haben.

Noch klarer ist, dass eine Abschaffung der Wehrpflicht eine klare Verletzung der verfassungs- und völkerrechtlichen Neutralitätspflicht wäre. Da kann dann keine Rede mehr davon sein, dass Österreich seine Unabhängigkeit mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln verteidigt. Nun, gewiss kann man – und soll auch – die Neutralität zur Diskussion stellen. Nur ist es absolut schäbig, wenn man diese Seite der Medaille um eines Wahlkampfgags willen verschweigt.

Und selbstverständlich muss zugleich klar sein, dass ein Mitmachen Österreichs bei einer gesamteuropäischen oder atlantischen Verteidigungsstruktur und ein Profitieren von der dadurch großräumig erhofften Sicherheit nicht zum Nulltarif zu haben sind. All das muss man sicher gemeinsam mit der Wehrpflicht diskutieren. Seriös und sachlich, nicht huschpfusch.

Das dritte Argument für die Beibehaltung der Wehrpflicht ist hingegen in diesen Stunden weggefallen. Mit dem Jubel des Herrn Landau für Häupl werden sich die vielen von Gratis-Zivildienern profitierenden Organisationen nicht mehr gegen die Abschaffung des Zivildienstes sträuben können. Es geht ja auch so, vermittelt Landau.

Und wenn die Gesellschaft künftigen Bedarf an Pflege decken muss, wird sie sich neuer sachorientierter Strukturen bedienen. Und nicht mehr einer Organisation unter dem Kommando radikaler Politpriester. Die ja auch der Kirche schon einmal schwer geschadet haben.

 

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Wahlsieger und andere drucken

 

Steiermark-Wahl: Nicht- und Ungültigwähler erstmals die mit Abstand stärkste Gruppe – Wien-Wahl: Häupl dürfte Absolute verfehlen – Deutsche Umfrage.

Das endgültige Ergebnis der steirischen Landtagswahlen inklusive Wahlkarten brachte am Abend des 4. Oktober im Vergleich zum Ergebnis am Wahlabend (26. September) kaum Veränderungen. Die VP konnte ihren Abstand zur SP weiter verringern, bei den Mandaten änderte sich nichts (Auf die Reformbedürftigkeit des Briefwahlrechts wurde in diesen Analysen bereits mehrfach hingewiesen).

Fest steht, dass erstmals seit 1945 bei steirischen Landtagswahlen die Nicht- und Ungültigwähler die stärkste politische Gruppe wurden und dass der Erfolg der FPÖ mit 10,66 % der gültigen Stimmen dadurch – gemessen an ihrem bisherigen Spitzenergebnis von 17,15 % bei den Landtagswahlen 1995 – auch weiter relativiert wird.

 

2010

2005

Zahl der Wahlberechtigten

966.900

929.795

Nicht- bzw. Ungültigwähler

303.376

231.716

SPÖ

253.878

290.859

ÖVP

246.755

269.905

 Der Vergleich von SPÖ und ÖVP bei den Landtagswahlen 2009 und 2010 in den Bundesländern mit einem SP-Landeshauptmann zeigt, dass in der Steiermark die Differenz von SP und VP am geringsten ist – das gilt auch insgesamt für alle 9 Bundesländer – eine beachtliche Leistung von Hermann Schützenhöfer.

 

Steiermark

Burgenland

Salzburg

SPÖ

-3,4(38,3)

-3,9 (48,3)

-6,0 (39,4)

ÖVP

-1,5(37,2)

-1,8 (34,6)

-1,4 (36,5)

Differenz

1,1

13,7

2,9

 Die Christen erreichten 4762 Stimmen, die wohl bei Nichtkandidatur am ehesten der VP zugefallen wäre, womit der Abstand zur SPÖ nahezu egalisiert worden wäre.

Trotz der gegenüber 2005 um 37.105 höheren Wahlberechtigtenzahl (vor allem durch die Senkung des Wahlalters auf 16) erhielten VP und SP auch absolut weniger Stimmen, die VP die wenigsten Stimmen seit 1945, die SPÖ hatte nur 2000 und bei den ersten Wahlen 1945 und 1949 weniger Stimmen. All das wirft ein dramatisches Licht auf die gesunkene Wahlbeteiligung.

Insgesamt machten 51.397 – das sind 5,32 % der Wahlberechtigten – von ihrem Briefwahlrecht Gebrauch. Sowohl ÖVP als auch Grüne profitierten überproportional davon – die VP war mit 19.191 Briefwählern vor der SP mit 18.444 auf Platz eins, die Grünen rangierten hier mit 4.569 vor der FPÖ mit 4.362. Dies führte dazu, dass die SP gegenüber dem Wahlabend um 0,17 % auf 38,26 % zurückfiel, während die VP um 0,05 % auf 37,19 % zulegte. Gar um 0,3 % mehr, nämlich 5,55 % erhielten die Grünen, die FPÖ büßte 0,17 % auf 10,66 Prozent ein. Auf die KPÖ entfielen unverändert 4,41 Prozent, das BZÖ kam auf 2,98 Prozent, die Christen wählten 0,72 Prozent, auf die nur in der Obersteiermark kandidierende Liste PUMA entfielen 0,25 Prozent. Die Mandatsverteilung im Landtag (in Klammer die von 2005) 23(25) SP, 22(24) VP, 6(0) FP, 3(3) Grüne und 2(4) KP blieb genauso unverändert wie die in der Landesregierung, in der die SPÖ ihre bisherige absolute Mehrheit verlor und in der es nun 4 SP, 4 VP und 1 FP steht.

Wien-Wahl: Die letzten Umfragen

Die letzten veröffentlichten Umfragen zu den Wiener Landtagswahlen lassen darauf schließen, dass Michael Häupl und die SPÖ die absolute Mandatsmehrheit verfehlen werden. Diese Situation ist seit 1945 bisher nur einziges Mal eingetreten – nämlich ebenfalls unter Häupl 1996. Die FPÖ wird deutlich zulegen, aber nicht ihr Rekordergebnis von 1996 mit 27,9 Prozent erreichen.

Datum

Institut/Medium

SPÖ

ÖVP

FPÖ

GRÜNE

BZÖ

KPÖ

2.10.10

IMAS/Krone

47-49

15-17

19-21

12-14

1-2

-

3.10.10

Gallup/Österreich

46

17

21

12

2

-

GRW 2005

Endergebnis

49,09

18,77

14,83

14,63

1,15

1,47

NRW 2008

Endergebnis

34,79

16,72

20,43

15,96

4,74

1,08

Jüngste deutsche Umfrage

Laut dem Allensbacher Institut für Demoskopie sah es in einer in der FAZ im letzten Septemberdrittel veröffentlichten Umfrage folgendermaßen aus (in Klammer die Veränderung zur Bundestagswahl vom Herbst 2009) – insgesamt konnte sich die CDU/CSU/FDP-Koalition leicht erholen, Rot/Grün hat aber eine deutliche Mehrheit, wobei die Zuwächse für die Grünen besonders stark sind (Für die Landtagswahlen in Baden-Württemberg im März 2011 ist ein Machtverlust der seit Landesgründung ununterbrochen den Ministerpräsidenten stellenden CDU vor allem durch die große Anti-Bewegung gegen das große Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 denkbar geworden):

CDU/CSU             32,5       (-1,3)
SPD                       29,5       (+6,5)
Grüne                  18,5       (+7,8)
Linke                     8,0          (-3,9)
FDP                       6,5          (-8,1)

 

(Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at)

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Warum Wien der SPÖ ein starkes Nein senden sollte: die nächsten 15 Gründe drucken

Würde ich nicht fürchten, meine Leser zu langweilen, fielen mir (und vielen Partnern) jetzt die ganze Woche täglich 15 neue Gründe ein, warum es wichtig ist, der Wiener SPÖ ein ganz starkes Nein-Signal zu geben. Und sie auch nicht etwa durch Grün- oder Weiß-Wählen indirekt neuerlich zu stärken oder gar noch weiter nach links zu treiben. 

  1. Die SPÖ hat für den Wahlkampf den netten Großvater-Typen Michael Häupl aus der Versenkung geholt, aus der er jahrelang dem Treiben zugeschaut hat. Das ist freilich eine ziemliche Wählertäuschung. Regiert und unser Geld verschleudert hat hingegen seit langem eine Truppe von Aggresivfeministinnen und Linksradikalen a la Oxonitsch, während Häupl sich schon längst auf die gemütlicheren Seiten des Lebens reduziert hat.
  2. Die Tradition der SPÖ, dass sie Wien – wenn auch teuer und rein parteibuchorientiert – halbwegs zu administrieren imstande war, ist mit dem Abgang des Finanzstadtrats Rieder (der noch die Tradition eines Hans Mayr fortgesetzt hat) und seiner Ablösung durch die ahnungslose Frau Brauner zu Grabe getragen worden.
  3. Die Wiener SPÖ hat bis wenige Wochen vor der Wahl, als sie plötzlich einen sehr vordergründigen rhetorischen Schwenk machte,  in all den vielen Konflikten, die sich in einer Millionenstadt ergeben, immer die Partei von radikalen, das Zusammenleben belastenden Minderheiten ergriffen. Sie ging aus diesem Grund weder effizient gegen Vandalismus noch das Drogenproblem vor, weder gegen den Terror meist ethnisch geprägter Jugendbanden noch gegen die Verwandlung vieler Wiener Parks in exterritoriale Gebiete. Während die Bürgermeister etwa amerikanischer Millionenstädte mit einer Zero-Tolerance-Politik auch bei scheinbaren Kleinigkeiten erfolgreich für Ordnung im Kleinen und Großen sorgten, beschönigt die Wiener SPÖ all diese Probleme und glaubt, sie mit Sprüchen statt Handeln lösen zu können.
  4. Bei der „Vertreibung“ der Drogenszene hat man dieser ein tolles neues Quartier angeboten: in unmittelbarer Nähe des künftigen Hauptbahnhofes – offenbar damit alle ankommenden Gäste gleich den richtigen Eindruck von Wien bekommen.
  5. Eine besondere Minderheit in Wien erhielt zum Ärger von Fußgängern und Autofahrern besondere Privilegien: die Radfahrer. Deren Privilegien reichen von den gefährlichen Radwegen auf Gehsteigen über Straßen, auf denen die Autospuren der Radfahrer wegen groteskerweise auf die halbe Breite reduziert worden sind, bis zum Fehlen jeglicher Sanktionen gegen die vielen Radfahrer, die nächtens ohne Licht fahren und die jede Rücksicht auf Fußgänger vermissen lassen. Sehr ärgerlich ist auch der Verlust vieler Parkplätze durch nie genutzte Metallbügel für Fahrräder.
  6. Wahrscheinlich schon deshalb, weil die Idee von einer Oppositionspartei kommt, hat Wien bis heute auf die Einführung einer Stadtwache verzichtet, die wie in vielen anderen Städten als gut geschulte Assistenz der Polizei die vielen kleineren Ordnungswidrigkeiten verfolgen könnte, die sehr oft die Vorstufe zu größeren Delikten bilden. Statt dessen hat Wien nun an die zehn verschiedene Trüppchen, von denen etliche erst schnell, schnell vor der Wahl gegründet worden sind, und die meist nur wenige Tage eingeschult worden sind. Ich habe jedenfalls noch keinen einzigen Wiener getroffen, der die diversen für Parkvergehen, für Kurzparkzonen, für Hundekot, für die „Wiener Linien“, für Zwischenfälle in den Gemeindebauten zuständigen Aufpasser auseinanderhalten könnte. Vor allem, weil die neuen Uniformträger oft selbst alles andere als vertrauenswürdig aussehen.
  7. Besonders widerlich war die vor wenigen Monaten durchgeführte Volksabstimmung, welche schon durch die manipulativen Fragestellungen ein wichtiges Instrument der Demokratie lächerlich gemacht und zum reinen Propaganda-Instrument abgewertet hat. Wobei beispielsweise in grober Wählertäuschung so getan worden ist, als ob beispielsweise ein Gesetz nötig wäre, um einen Hausmeister anzustellen.
  8. Die Stadt Wien verschwendet trotz Schulden und vieler ungelöster Aufgaben unglaublich viel Geld zur Förderung von parteinahen oder ideologisch nahen Vereinen. Dazu zählt etwa der Verein Zara, dessen Hauptaufgabe darin besteht, regelmäßig Pressekonferenzen zu geben, bei denen die Österreicher des Rassismus beschuldigt werden, oder das Dokumentationsarchiv des Widerstandes, das sich nicht um den Widerstand kümmert (weil da ja Sozialdemokraten nicht sehr aktiv waren), sondern nur darum, die heutigen Konkurrenten der SPÖ als Neofaschisten und ähnliches zu denunzieren. Keine Förderung gibt es in Wien – im Gegensatz zu anderen Ländern – hingegen beispielsweise für den Kinderschutzverein „Möwe“.
  9. Mitten im Wahlkampf hat die Gemeinde auch beschlossen, diverse Schwulen-„Projekte“ mit Steuergeld zu fördern – obwohl diese nach allen bekannten Statistiken die bestverdiene Schicht der Gesellschaft sind.
  10. Zur Verantwortung sollte die Wiener SPÖ auch für den Skandal um den Wiener Flughafen gezogen werden, wo Wien zwei von drei Vorständen nominiert hat. Wobei vor allem die Unfähigkeit zu professioneller Planung eines Großprojekts Hunderte Millionen an Zusatzkosten ausgelöst hat (Bereicherungen sind hingegen derzeit keine nachweisbar).
  11. Die ärgste, wenn auch schon einige Zeit zurückliegende wirtschaftliche Fehlleistungen war das Verspielen von Zentralsparkasse/Länderbank/Creditanstalt/Bank Austria an das Ausland – das noch dazu ein ganz schlechtes Geschäft gewesen ist.
  12. Wien hat bis heute nicht bei Gehaltshöhe und Pension seiner Beamten die Spar-Beschlüsse des Bundes nachvollzogen – was dazu führt, dass da um Hunderte Millionen Euro zu viel ausgegeben wird. Und der Wiener Bürgermeister rechtfertigt das mit der frechen Bemerkung gegenüber den Steuerzahlern, dass es niemanden etwas anginge, was Wien mit seinem Geld mache.
  13. Besonders ärgerlich ist die Politik der SPÖ für die Autofahrer, die außerhalb des Gürtels wohnen oder arbeiten. Ihre Chance auf Parkplätze reduziert sich durch die Zehntausenden Autos mit polnischen, tschechischen, niederösterreichischen, burgenländischen, ungarischen Kennzeichen gegen Null, die alle die Kostenpflicht innerhalb des Gürtels meiden und die den ganzen Tag oder oft auch wochenlang ihre Autos gratis auf Straßen außerhalb des Gürtels abstellen. Wobei vor allem alle Gebiete rund um öffentliche Verkehrsmittel betroffen sind.
  14. Wien hat in der Frage des Ausländerzuzugs eine katastrophale Politik verfolgt: Die SPÖ setzt ganz offensichtlich darauf, dass neben den gemeindeeigenen Bediensteten die Ausländer die verlässlichsten SPÖ-Wähler sind. Wien hat sehr lange auf administrativer Ebene von der Schnelligkeit der Einbürgerung angefangen alle Register gezogen, um den Zuzug zu fördern – statt angesichts der Zahlenverhältnisse und der aggressiven Situation in vielen Schulen den Zuzug von Menschen zu bremsen, die nach allen statistischen Zahlen nur zu einem sehr geringen Prozentsatz den Arbeitsmarkt beglücken.
  15. Die SPÖ spielt bis heute die gravierenden Probleme mit der Zuwanderung total herunter: Der Bürgermeister behauptet in aktuellen Interviews sogar, dass in Wien lediglich 500 bis 600 Personen „ein gewisses Problem“ darstellen. Und selbst für diese fällt ihm keine andere Strategie ein als „unsere Initiativen in den Wiener Parks“. Verdrängung ist ein Hilfswort für diese fahrlässige Reaktion. Die Wiener Stadtverwaltung hat beispielsweise noch keine einzige Initiative gegen radikale Religionslehrer in den Wiener Gemeindeschulen ergriffen. Ihre Standesbeamten sind auch noch nie aktiv geworden, wenn der Verdacht entsteht, dass eine Zwangsverheiratung stattfinden soll.

 

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Warum die SPÖ schlecht für Wien ist: die ersten 15 Gründe drucken

Wien wählt am Sonntag. Wozu? Die Antwort wird umso klarer, je intensiver man sich mit den Zuständen in der Stadt befasst: Es geht um ein möglichst deutliches Signal gegen die Wiener Monopolpartei, und zwar aus einer ganzen Vielzahl von Gründen.

Hier sind einmal die ersten fünfzehn davon aufgezählt, der Rest folgt im Lauf der Woche:

  1. Der wichtigste Grund ist einer der der demokratischen Hygiene: Seit 1945 regiert die SPÖ diese Stadt de facto im Alleingang. Das gab es in keiner anderen europäischen Metropole: Von Berlin bis London, von Paris bis Rom, von Madrid bis Frankfurt, München oder Hamburg: Überall haben die Bürger seit dem Krieg mindestens einmal einen Machtwechsel herbeigeführt. Schon deshalb, weil es demokratisch normal und notwendig ist.
  2. Selbst wenn die Wiener SPÖ am Beginn ihrer Machtausübung der integerste und lauterste Verein der Welt gewesen sein sollte: Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert total, und eine über Generationen hin ausgeübte totale Macht bedeutet  eine massive Bestätigung dieses hundertfach bewiesenen politischen Naturgesetzes.
  3. Die schlimmste Form der Korruption in Wien ist die Hemmungslosigkeit, mit der die SPÖ ununterbrochen in öffentliche (also durch Steuern und Gebühren gefüllte) Kassen greift, um sich mit einer Lawine von Inseraten, Sonderprojekten, Kooperationen (und wie die Tarnkonstruktionen der Geldverschiebung sonst noch heißen mögen) das Wohlwollen fast aller Medien zu erkaufen. Allein jene Beträge zur Bestechung der Zeitungen durch Steuergeld-Ausgeber im Machtbereich der Wiener SPÖ, welche die Opposition bisher in mühsamer Recherche auflisten konnte, ergeben täglich(!) sechsstellige Euro-Beträge.
  4. Dazu kommen noch üppig honorierte Umsätze für SPÖ-eigene Firmen, für zwei der Partei mehr als nahe stehende Verlagshäuser und für Sportvereine, an deren Spitze sich Wiener SPÖ-Politiker sonnen dürfen. Das wird halt einmal über das Rathaus, einmal über Wienstrom, einmal über die Wiener Linien oder eine der anderen SPÖ-kontrollierten Firmen fakturiert.
  5. Die Wiener SPÖ hat einen (wiederkandidierenden) Abgeordneten in ihren Reihen, der mit Gewaltvideos, die bis hin zum Selbstmordaufruf gegen Oppositionspolitiker gehen, auf seinem Internet-Blog mindestens in jenem Ausmaß der Verhetzung schuld ist, wie es die SPÖ unter großem Begleitgetöse vieler Medien anderen Politikern vorwirft, während in den Anzeigen-subventionierten Medien über diesen Abgeordneten nicht geschrieben wird.
  6. Die Wiener SPÖ hat einen (wiederkandidierenden) islamischen Abgeordneten in ihren Reihen, der im massiven Verdacht der Kooperation mit terrornahen Islamisten steht. Unter anderem auf dem Weg der Spendensammlung in Österreich für gewalttätige Gruppen.
  7. Eine Stimme gegen die Wiener SPÖ ist auch ein Protest gegen die massive parteipolitische Instrumentalisierung des ORF. Jüngstes unter hunderten Beispielen: Gleich zwei Tage hintereinander erregt sich die Zeit im Bild – ganz zufällig eine Woche vor der Wahl – über die monatealte Banalität, dass die Wiener ÖVP-Spitzenkandidatin in ihrer Eigenschaft als Staatssekretärin einen Text eines linken Wissenschaftlers in einem von ihr zu verantwortenden Bericht nicht abgedruckt hat. Zugleich verschweigt der ORF natürlich, dass im Dunstkreis der Wiener SPÖ-Diktatur noch nie ein SPÖ-ferner Wissenschaftler auch nur die kleinste Chance gehabt hätte, einen Text abzuliefern. Der gleiche ORF hat auch noch nie nur ein Wort der Kritik an den Säuberungen durch SPÖ-Politiker fallen gelassen: Hier sei etwa die skandalöse Ersetzung des Leiters des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt – eines Dienstes, der eigentlich objektive Rechtsgutachten erstellen sollte! – durch einen braven Parteigänger angeführt. (Beispiele aus dem Rathaus gibt es zum Thema Säuberungen allerdings nicht, weil da seit Ewigkeiten keine Nicht-Parteigänger zu Funktionen gekommen sind, aus denen man sie noch säubern könnte).
  8. Eine Stimme gegen die Wiener SPÖ ist auch eine des Protestes gegen die unerträglich gewordene Bürokratie in der Stadt. Diese ist, um nur zwei Beispiele zu nennen, auch eineinhalb Jahre nach Antragstellung nicht einmal imstande, eine Genehmigung zur Fällung eines die gesamte Nachbarschaft verdunkelnden Baumes zu geben; diese beharrt auf der Notwendigkeit von „Gehsteig-Überfahrgenehmigungen“ wenn man auf sein Grundstück einfahren will, selbst wenn es gar keine Gehsteige gibt. Beides sind nicht nur Vorschriften, bei denen Beamte offenbar erst auf Beilegung einer Banknote reagieren, beides sind auch schildbürgerartige Regelungen, die außerhalb Wiens völlig unbekannt sind. Wo man also auch ohne Genehmigung eigene Bäume fällen und ins eigene Grundstück einfahren darf.
  9. Wien ist auch die unternehmerfeindlichste Stadt Österreichs: Das äußert sich in zahllosen schikanösen wie zeitraubenden Vorschriften, Kontrollen und Behördenauflagen, die Unternehmer zunehmend dazu veranlassen, einen weiten Bogen um die Stadt zu machen. In Wien dauert wegen dieser wirtschaftsfeindlichen Bürokratie der Start einer neuen Firma viel länger als anderswo.
  10. Diese  Unternehmerfeindlichkeit hat dazu geführt, dass Wien das Bundesland mit der weitaus höchsten Arbeitslosigkeit in Österreich ist. (Groteskerweise sprechen ORF und andere SPÖ-Medien aber nur von dem – an sich richtigen, aber relativ belanglosen – Randaspekt, dass in der Krise die Arbeitslosigkeit in Wien nicht mehr so zugenommen hat wie anderswo: Was einzig damit zusammenhängt, dass es in Wien viel mehr Beamte und ähnliche Arbeitnehmer gibt, deren Jobs natürlich nicht von der Krise bedroht sind, während die gewerblichen und industriellen Arbeitsplätze schon lange vorher vertrieben worden sind.)
  11. Noch im Wahlkampf hat die Gemeinde – übrigens in trautem rot-grünen Einklang – eine neue Schikane für die Wirtschaft beschlossen: Öffentliche Aufträge gibt es nur für solche Firmen, die „frauenfördernde Maßnahmen“ setzen. Was auch immer das sein soll (muss jetzt eine Baufirma mehr Frauen auf die Gerüste hetzen?), es wird jedenfalls die Unternehmen wieder einmal Geld kosten. Es bestätigt, dass in Wien nicht der Preis und die Qualität entscheiden, um einen Auftrag zu bekommen, sondern dubiose ideologische Kriterien und Korruption. Das ergibt einen weiteren Grund für Firmen, der Stadt möglichst fern zu bleiben.
  12. Wien hat eine deutlich über dem Schnitt der anderen Länder liegende Verschuldung, trotzdem aber in den Wahlkampf-Wochen mit Geld um sich geworfen, als ob man dieses selber drucken könnte. Das wird in den kommenden Monaten nach der Wahl zu einem bitteren Erwachen führen.
  13. Ein besonders dicker Minuspunkt ist die Brutalität, mit der die jetzige Verwaltung Wiens das Stadtbild ständig hässlicher macht. Während gerade der Westbahnhof – immerhin eines der relativ schöneren Beispiele der Nachkriegsarchitektur – optisch demoliert wird, hat in der Ära Häupl vor allem eine ungeheure Zerstörung der Gründerzeit-Architektur stattgefunden: Hunderte prachtvolle Häuser aus jener lange Zeit stadtbildprägenden Epoche sind durch zwei-, ja auch dreistöckige Aufbauten in einem völlig anderen Stil zur Karikatur verkommen. Die Zeiten, als noch ein Jörg Mauthe – und selbst ein Helmut Zilk – mit gewissem Erfolg und jedenfalls löwenhaft für die Ästhetik dieser Stadt gekämpft haben, sind unter Häupl ins Gegenteil umgekippt.
  14. Eine Karikatur an Stadtplanung ist der neue Hauptbahnhof: Er wird so gebaut, dass er nicht mit der U-Bahn erreicht werden kann – obwohl gleichzeitig in der Nähe eine neue U-Bahn gebaut wird, bei deren Planung aber die Einbindung neuer Sozialbauten (und der dort erhofften Wähler) wichtiger ist als die des Bahnhofs.
  15. Jahrelang hat Wien die Sicherheitsbedürfnisse seiner Bürger ignoriert – und entdeckt nun plötzlich vor der Wahl, dass die U-Bahnstationen, speziell jene am Karlsplatz zu den beliebtesten Drogenzentren Mitteleuropas geworden sind. Was dazu geführt hat, dass Tausende Wiener nicht mehr jene Station benutzen. Jetzt wird plötzlich mit Verordnungen und skurrilen Sondertruppen in gelben,   blauen, grünen, roten Westen so getan, als ob man das ernst nähme, was die Wiener plagt. Wobei nur die Frage offen bleibt, ob diese Pappkameraden gleich am 11. Oktober abrüsten werden oder erst am 31.

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43 zu 10: Der archimedische Sarrazin-Punkt drucken

Eine einzige Graphik genügt, um die schrecklichen wie wahren Erkenntnisse durch Thilo Sarrazin auf den Punkt zu bringen. Wenn auch leider nur für Deutschland, weil für Österreich die vergleichbaren Daten nicht öffentlich sind. Zufällig?

Die Graphik zeigt, in welch hohem Ausmaß Muslime in Deutschland statt von eigener Arbeit ihren Lebensunterhalt von der Wohlfahrt, von der Sozialhilfe respektive Grundsicherung beziehen (die dort Hartz IV heißt). Die Mischung aus exzedierendem Wohlfahrtsstaat und explodierender Einwanderung und Geburtenfreude von Menschen, die ganz offensichtlich unterdurchschnittlich arbeitswillig oder arbeitsfähig (oder betrügerisch schwarzarbeitend?) sind, birgt gewaltigen Sprengstoff.

Die Graphik macht aber auch klar, warum die politische Klasse so allergisch auf Sarrazin reagiert. Denn sie zeigt den archimedischen Punkt, der die derzeit herrschende Ideologie aushebeln wird, und zwar aller Parteien, wenn auch festzuhalten ist, dass man bei den beiden sonst gerne streitenden Koalitionsparteien FDP und CSU noch am ehesten Exponenten findet, die bereit sind, die Fakten zu akzeptieren.

Wie lange wird die zu 90 Prozent arbeitende Bevölkerung es hinnehmen, wenn andere Schichten in so hohem Ausmaß von den Früchten fremder Arbeit leben?

Besonders blamabel ist, dass Bundeskanzlerin Merkel mit einer persönlichen Vendetta auf Sarrazin reagiert hat und gleichzeitig zugeben muss, das Buch bis heute nicht gelesen zu haben. Blamabel ist diese Graphik aber auch für allen anderen, die sich daran festklammern, dass Sarrazin unter hunderten Quellen irgendwo auch einen politisch angreifbaren Autor zitiert hat. Oder dass Sarrazin – durchaus legitimerweise – der Frage nachgeht, ob dieses Missverhältnis mehr durch religiös-kuturelle Faktoren oder eher genetisch bedingt sein mag.

Immerhin sprechen fast alle führenden Genforscher davon, dass Intelligenz zu einem relativ hohen Ausmaß genetisch bedingt sei (Zugegeben, der weltberühmte Wissenschaftler Werner Faymann ist anderer Ansicht, der ja erklärt hat, alle Menschen kommen gleich intelligent zur Welt). Aber auch der Islam kann bei der Ursachenforschung alles andere als ausgeklammert werden. War er doch in den letzten Jahrhunderten nirgendwo imstande, eine auf Arbeit und Wissenschaft beruhende Wohlstandsgesellschaft aufzubauen. Dies gelang ihm nur – naturgemäß befristet – mancherorts mit Hilfe von Ölquellen.

Letztlich ist es im Ergebnis aber fast gleichgültig, ob das so signifikant unterschiedliche Ergebnis der Moslems in Hinblick auf Leistung oder Bildungsanstrengungen nun primär genetisch oder ethnisch-kulturell oder religiös determiniert ist.

Blamabel ist aber auch, dass man für Österreich nirgendwo an eine Statistik herankommt, die sich derselben Frage stellt. Wollen unsere Statistiker nicht oder dürfen sie nicht?

Umso erfreulicher ist, dass die Wahrheit nicht auf die Dauer aufzuhalten ist. Denn das Sarrazin-Buch wird am Ende dieses Jahres das meistgekaufte und (höchstens nach der Bibel) auch meistgelesene Buch im ganzen deutschen Sprachraum sein. Da mögen linke Medien und Politiker noch so sehr dagegen hetzen.

PS.: Brillant übrigens wie sich Sarrazin gegen einige Unterstellungen eines Zeitgeistes der FAZ zu wehren versteht.

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SN-Kontroverse: Für Bündnis SPÖ-FPÖ? drucken

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll sich Franz Voves auf ein Bündnis mit der FPÖ einlassen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Frage der Prinzipien

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ihr Obmann ist Mitglied der Veteranenorganisation der Waffen-SS. Südtirol ist für den steirischen FPÖ-Chef Gerhard Kurzmann nicht Teil Italiens und Slowenien eine „Scheindemokratie" wegen der fehlende Entschuldigung für Verbrechen der Tito-Partisanen. Es war „nicht wirklich alles schlecht", meint der designierte FPÖ-Landtagsabgeordnete Gunter Hadwiger zum Nationalsozialismus. Seine Bewertung der NS-Zeit ist laut eigenen Angaben „neutral". Im Wahlkampf wurde das Internetspiel „Moschee Baba" kreiert, bei dem es darum geht, Minarette abzuschießen. Mobilisiert wird regelmäßig gegen „die Ausländer" und „die Sozialschmarotzer". So weit das Sittenbild einer Partei, die bei der Landtagswahl ihre Stimmen mit rund elf Prozent verdoppelt hat.
Mithilfe dieser Partei könnte sich Franz Voves wieder zum Landeshauptmann küren lassen. Zumindest hat sich der Sozialdemokrat bis dato diese Option offengehalten. Mag sein, dass dies in erster Linie eine taktische Ansage ist, um sich bei den Koalitionsverhandlungen der ÖVP nicht auszuliefern. Dennoch ist die rot-blaue Option in der Steiermark mehr als problematisch. Voves muss sich die Frage nach seiner Grundsatztreue stellen.
Es ist nicht egal, welches Verhältnis zum Nationalsozialismus ein künftiger Partner hat und ob er gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen mobilisiert. Wie sollte auf dieser Basis ein Arbeitsübereinkommen zustande kommen, ohne dass die Sozialdemokratie ihre Prinzipien verrät?
Zudem steht die rot-blaue Option auf wackeligen Beinen. Voves würde mit nur einem Mandat Überhang wieder zum Landeshauptmann gewählt. Jede kontroversielle Abstimmung würde zur Zitterpartie. Sowohl prinzipielle Gründe als auch jene des politischen Alltags sprechen daher gegen ein rot-blaues Bündnis in der Steiermark.


Wer ein Nazi ist . . .

Andreas Unterberger

Ich bin nicht der Berater des Herrn Voves. Aber selbstverständlich kann er mit der FPÖ ein Bündnis eingehen. Das könnte sogar gut sein für eine politische Entkrampfung in diesem Land.
Denn der von der SPÖ regelmäßig inszenierte antifaschistische Hexensabbat zählt - neben den Behauptungen, die Einwanderung wäre kein Problem und die Pensionen wären sicher -, zu den größten Heucheleien Österreichs. Hat doch die SPÖ jedes Mal, wenn Bedarf ist, ihre Berührungsängste sofort vergessen.
So war die FPÖ 1970 und 1983 willkommener Mehrheitsbeschaffer für SPÖ-geführte Regierungen. So hat Bruno Kreisky eine (rein sozialdemokratische!) Regierung präsentiert, die mehr Ex-Nazis in ihren Reihen hatte als jede andere seit 1945. So ist die jetzige katastrophale und nun auch rechtsbrechende ORF-Führung in gemeinsamer Aktion von Rot und Blau (und Grün) an die Macht gekommen, was den ORF bis zur Steirer-Wahl freilich nicht gehindert hat, gegen die Freiheitlichen zu hetzen. Und so hat der Wiener Bürgermeister, der sich als plötzlich allein dastehender FPÖ-Ausgrenzer in seinen Wahlnöten über das (ungustiöse) Minarett-Versenk-Spiel der steirischen Blauen alteriert, in seinem Team einen Abgeordneten, der auf seiner Homepage (noch viel ungustiösere) Rappervideos gezeigt hat, in denen ein freiheitlicher Politiker in den Tod getrieben wird. Und so steht den strafrechtlich extrem bedenklichen Aktionen der Freunde des Karl-Heinz Grasser der rechtlich noch viel bedenklichere Griff der Wiener SPÖ in öffentliche Kassen gegenüber, der Millionen über freundlichen Medien ausschüttet.
Und von Sparsamkeit in Zeiten der Krise (oder in sonstigen Zeiten) verstehen Rot und Blau gleich wenig. Also: Warum sollen die beiden nicht koalieren? Dem Koalitionspakt könnte man ja als Motto voranstellen: „Wer ein Nazi ist, bestimmt immer noch die SPÖ."

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Das schlechte Personal und die große Herausforderung drucken

Noch sollte man nicht alle Hoffnungen für dieses Land fahren lassen. Diese erfreuliche Perspektive eröffnet zumindest ein neues Buch. Es jammert nicht nur, sondern zeigt ganz konkrete Maßnahmen auf, wie Österreich wieder besser funktionieren könnte.

Diese Möglichkeiten zeigte Herwig Hösele, der aus der Steiermark stammende Politikberater, als Herausgeber schon bei der Präsentation (Herwig Hösele: „Was ist faul im Staate Österreich?“ Molden-Verlag). Auch wenn er durch den zungenbrecherischen Versuch, politisch korrekt das Binnen-I zu verwenden und auszusprechen, seine Glaubwürdigkeit stark reduzierte. Dennoch ist fast jeder seiner Vorschläge ernst zu nehmen – nicht nur, weil ihm weise alte Männer wie Gerd Bacher oder Heinrich Neisser sekundierten. Hier eine kleine, aber besonders relevant scheinende Auswahl an Reformnotwendigkeiten:

-         Mehrheitswahlrecht zur Erhöhung der Chance auf handlungsfähige Mehrheiten;

-         Einführung eines Supersonntages nach amerikanischem Muster, an den alle Wahlen zusammengelegt werden, um die lange Lähmung der Politik durch Wahlkämpfe zu reduzieren;

-         Mehr direkte Demokratie;

-         Volksbegehren auch via Internet;

-         Sanktionierung einer Schubladisierung von Volksbegehren;

-         Stärkung des öffentlich-rechtlichen Auftrags des ORF;

-         Ersetzung des teuren Bund-Länder-Wirrwarrs durch einen echten neuen Föderalismus;

-         Gesetzgebung weg von den Ländern, weil von dieser ohnedies nichts übrig geblieben ist;

-         Mitwirkung der Länder an den Zielvorgaben des Bundes;

-         Verfassungsrechtliche Defizit- und Schuldenbremse;

-         Zusammenlegung von Ausgaben und Aufgaben in eine Hand;

-         Abbau der Verschwendung im Sozial- und Gesundheitsbereich, wo am meisten Geld versickert;

-         Abschied von der Lebenslüge Neutralität und Ersetzung durch eine europäische Sicherheitspolitik;

-         Ein Konklave von Bundes- und Vizekanzler sowie der Landeshauptleute aus Wien und Niederösterreich über eine solche neue Verfassung, wobei die vier tagen müssten, bis sie sich auf einen großen Wurf geeinigt haben, der dann einer Volksabstimmung zu unterziehen ist.

Freilich macht gerade der letzte Punkt bange, eben der Blick auf jene Menschen, die all das in die Wege leiten müssten. Denn wie Bacher anmerkte: „Wir haben das schlechteste politische Personal seit langem. Und der Souverän, das Volk, lässt sich alles gefallen.“ Als besonders schlimmes Beispiel nannte Bacher die schlechte Vertretung Österreichs in der EU-Kommission, wo von den Namen Schüssel bis Gusenbauer, von Molterer bis Plassnik viele offenbar zu gut gewesen seien.

Den leichtfertigen Umgang mit der Verfassung zeigte Neisser etwa an den ständigen anlassbetonten Debatten auf: So sei etwa die – sekundäre – Frage der Art der Bundespräsidentenwahl wenige Tage nach der letzten Wahl wieder völlig eingeschlafen. Ähnliches sehe man beim Thema Grundrechte: „Das Land verweigert sich der Diskussion über Meinungsfreiheit und journalistische Freiheit.“

Wie wird es also weitergehen? Wird Höseles Veränderungs-Dynamik obsiegen? Oder der realistische Pessimismus von Bacher und Neisser? Der Tagebuchautor wäre gern ein Optimist, findet es aber wahrscheinlich, dass diese beiden recht behalten werden. Zumindest kurzfristig.

Denn irgendwann wird unweigerlich der große Crash kommen, etwa durch einen wirtschaftlichen Kollaps, wo plötzlich Vieles möglich wird, was jetzt noch unmöglich erscheint. Was dann freilich viel schmerzhafter sein wird, als wenn man Hösele schon jetzt folgte.

 

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Kommission impossible drucken

Da hat wohl jemand eine Realsatire auf die österreichische Liebe zu den Kommissionen verfasst: Die einst mit viel Trommelwirbel gegründete 30köpfige Pensionskommission verschiebt ihre dringend erwarteten Empfehlungen einfach um ein Jahr. Heuer sagt sie einmal gar nichts. Deutlicher kann man gar nicht demonstrieren, wie überflüssig ein Gremium ist.

Dabei muss die Politik unmittelbar nach dem 10. Oktober schwierigste Entscheidungen treffen: Erhöht man die Pensionen? Und wann bereitet man endlich der unsäglichen Hacklerpension ein Ende?

Noch nie hätte die Regierung wahrscheinlich klare Empfehlungen dringender gebraucht als in dieser Lage. Aber die Kommission empfiehlt eben gar nichts. Nur nichts verantworten, nur an nichts schuld sein.

Dabei ist inzwischen sogar in der Sozialdemokratie zumindest jene Handvoll, die der Grundrechnungsarten fähig ist, zur Überzeugung gekommen, dass im Pensionssystem dringender Handlungsbedarf gegeben ist.

Fast könnte einem die Politik ob des Versagens leid tun, hätte sie nicht selbst diese Kommission eingesetzt (so wie hunderte andere). Die Demokratie kann aber in Wahrheit nur so funktionieren, dass die gewählten Volksvertreter und die für das Staatsganze Verantwortlichen Entscheidungen treffen und nicht sogenannte Experten, die in Wahrheit fast durchwegs simple Vertreter sehr spezifischer Interessen sind. Daher kann man sich weder von den seit Jahren auf allen Ebenen – außer jener der eigenen Machtabsicherung – versagenden Sozialpartnern und schon gar nicht von den diversen Pensionistenvereinigungen volkswirtschaftlich vernünftige Entscheidungen erwarten. Sie sind Lobbyisten und keine Minister.

Neben der Unfähigkeit solcher Experten spielt bei der Selbstkastration der Pensionskommission natürlich auch die Wiener Wahl eine große Rolle. Es darf nirgendwo etwas gesagt werden, was die Wahlchancen Michael Häupls noch weiter verschlechtern könnte. Obwohl jedermann weiß, dass nach dem 10. Oktober Heulen und Zähneknirschen ausbrechen wird.

Wenigstens, so kann man den Experten fast zugute halten, haben sie sich nicht zu der Lüge aufraffen können – oder zwingen lassen, dass bei den Pensionen ohnedies alles zum Besten bestellt wäre. Als überflüssig entpuppt hat sich die Kommission aber in jedem Fall. Bitte abschaffen.

Im Hintergrund war aber auch noch ein weiterer Effekt relevant: Die absurde Zersplitterung der Ministerkompetenzen. Für die Beamtenpensionen ist das Finanzministerium zuständig, für die normalen hingegen das Sozialministerium. Was natürlich sofort die üblichen Rangeleien ausgelöst hat.

Alles was ein Unsinn ist, kommt selten alleine.

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Das Problem des Michael Spindelegger drucken

Michael Spindelegger hat ein großes Problem: Gerade zu dem Zeitpunkt, da sich der österreichische Außenminister bei seiner USA-Reise mit Größen der internationalen Politik sonnt, wird ihm daheim der Teppich jeglicher Glaubwürdigkeit unter den Füßen weggezogen.

Denn nichts ist peinlicher für die Außenpolitik, als wenn auch die Inhalte vertraulichster Gespräche mit ausländischen Staaten eins zu eins in der Zeitung stehen. Dies geschah nun in Hinblick auf die amerikanischen Wünsche, mehr Daten aus der österreichischen Kartei zu bekommen, in der die eines Verbrechens verdächtigen Menschen aufgenommen worden sind. Prompt landeten alle Verhandlungsdetails in der Zeitung, samt den taktischen Zusagen der Amerikaner, den Österreichern trotz ihres Nachgebens „harte“ Verhandlungsführung zu bescheinigen.

Für Journalisten ist das eine schöne Recherche-Trophäe, für die Außenpolitik eines kleinen Landes, das ohnedies nur Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit in die eigene Wagschale werfen kann, ist das jedoch ein Desaster. Und zwar ganz gleichgültig, ob die undichte Stelle beim Koalitionspartner oder einem querschießenden Diplomaten in Spindeleggers Ressort liegt. Man darf erstens gespannt sein, ob der sanfte Minister nun einmal auch Kanten zeigt. zweitens, ob die österreichischen Diplomaten endlich lernen, dass man nicht jedes taktische Detail gleich in einem Aktenvermerk schriftlich festhalten muss.Und drittens, ob künftig noch irgend ein anderer Staat sich auf österreichische Vertraulichkeit verlassen wird.

Inhaltlich ist die verstärkte Kooperation bei der Verbrechensbekämpfung ja keiner Aufregung wert, sondern sicher etwas Positives. Eine bessere Regelung bräuchte nur die bisweilen denkbare Situation, dass jemandem auf Grund von DNA-Spuren oder Fingerabdrücken die Einreise in die USA verweigert wird, obwohl in Österreich  geklärt ist, dass er unschuldig ist. Daher müsste schon jetzt in einem Vertrag geklärt werden, wer das Opfer ohne lange Prozesse zu entschädigen hat.

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Datenschutz ist Verbrecherhilfe drucken

 Der Eindruck verfestigt sich zusehends: Die scheinbar so menschenfreundlich auftretenden Datenschützer sind in Wahrheit die effizienteste Verbrecher-Hilfstruppe, die es gibt. Und die Zweifel, ob sie das vielleicht nur unabsichtlich tun, sind klein.

Sie zählen jedoch zu den Liebkindern der linken Political Correctness und werden daher vom ORF kräftig unterstützt. Jüngstes Beispiel für ihr einschlägiges Wirken: Die österreichischen Datenschützer kämpfen dagegen, dass die Polizei gestohlene Autos mit Hilfe der Überwachungskameras auf den Autobahnen abfangen darf.

Man könne doch nicht Millionen beobachten, um einige Diebe zu erwischen, lautet das Argument. Wenn diese Logik stimmen sollte, dann müsste man überhaupt alle Polizisten von den Straßen abziehen. Denn auch sie beobachten Millionen Menschen, um ein paar Übeltäter zu finden oder abzuschrecken.

Dasselbe gilt für alle möglichen anderen Kontrollen: Ob das die Krankenkassen-Kontrolleure sind, die gemeldeten Krankenstände überprüfen, ob das die Steuerprüfer sind oder die amtlichen Sucher nach Schwarzarbeit. Alle treffen zum Glück primär auf rechtskonform Agierende. Trotzdem sind Kontrollen notwendig und richtig. Schon zur Abschreckung.

Dümmer geht’s nimmer als dieser Hilfe für Autodiebe. Und dass es angeblich im Ausland irgendwelche Richter gibt, welche diese Argumentation teilen, ändert schon gar nichts am Ausmaß der Dummheit.

Eines ist jedenfalls sicher: Der Großteil der kontrollierten Autofahrer hat null Bedenken gegen die Überprüfung, wenn dadurch die Chance zumindest minimal steigt, dass auch ihr Auto gefunden wird, bevor es ein Unbefugter außer Landes bringt.

Genauso eine Beihilfe zum Betrug ist der Kampf von Datenschützern (und Ärzten) gegen die Identitäts-Kontrolle von Patienten (durch einen elektronischen Fingerabdruck), die mittels E-Card eine Behandlung in Anspruch nehmen. Obwohl jedermann um den Missbrauch der Karte weiß, die ein Sesam-öffne-Dich in unser hochentwickeltes, aber schwer defizitäres Gesundheitssystem ist. Wobei schon die Einführung einer bloßen Ausweispflicht in Spitälern die Zahl der Ambulanz-Gäste mancherorts um bis zu 40 Prozent reduziert hat.

Darüber hinaus dürfen auch viele medizinische Daten nicht auf der E-Card festgehalten werden. Das hat zweifellos schon dazu geführt, dass Menschen gestorben oder falsch behandelt worden sind. Aber zugegeben: Ein paar Kollateralschäden muss uns die Political Correctness schon wert sein.

Enge Verbündete haben die Datenschützer neben den Ärzten auch in vielen Beamten gefunden, die nun ein neues Zauberwort zur Tarnung von Faulheit, Indolenz und Korruption gefunden haben. Mit „Geht leider nicht, Sie wissen ja: Datenschutz!“ kann man ganz freundlich jede unangenehme Anfrage abschmettern. Und unangenehm ist vielen Staatsdienern ja jede Frage, die über „Was gibt es heute in der Kantine?“ hinausgeht.

Dafür fällt umso seltsamer das Desinteresse der sonst so lautstark auftretenden Datenschützer an dem Projekt „Google Street View“ auf, bei dem alle Straßen und Häuser mit einer Kamera abgefilmt werden. Das mag bei historischen Gebäuden ja noch einen Sinn haben, das ist aber in Hinblick auf Einfamilienhäuser und Geschäftslokale nichts anderes eine Speisekarte zur Planung von Einbruchsdiebstählen.

Einbrecher müssen das Objekt der Begierde nicht mehr mühevoll ausspähen, sondern können gemütlich in Patschen vor einem Bildschirm gustieren, wo es was zu holen geben könnte und wo man am leichtesten hineinkommt.

Steckt da gar Klassenkampf dahinter, der die „Reichen“ zum Abstieren freigeben will?

Der Gipfel der Groteske: Passanten, die bei Street View ungewollte ins Bild geraten sind, können sich nachträglich(!) hinausreklamieren. Inzwischen hat der gegnerische Scheidungsanwalt aber in der Regel längst eine entsprechende Kopie in Händen. Häuser oder Geschäfte können sich hingegen überhaupt nicht hinausreklamieren.

Dennoch hat das Google-Projekt nach einigem Hin und her genauso grünes Licht bekommen wie nun ein Nachfolgeprojekt von Nokia, das noch viel, viel detailliertere Bilder zeigen soll. Diese Projekte werden von einer Armada von Anwälten ermöglicht, während die Aufstellung von Überwachungskameras in Stiegenhäusern oft nicht genehmigt wird, selbst wenn alle Mieter dafür sein sollten.

Auch bei den Verteilern von Werbung gibt es seltsame Differenzierungen. Obwohl die im verschlossenen Briefkasten liegende Werbebroschüren nicht wirklich störend sind, gibt es hier genaue rechtliche Regelungen, wie man sich dagegen "schützen" kann. Völlig hilflos ist man jedoch gegen die illegalen Zettelverteiler, die einen Prospekt für irgendeinen Essens-Zustelldienst in die Tür klemmen. Mit Hilfe dieser Prospekte kann sehr genau kontrolliert werden, ob da etwa jemand auf Urlaub ist. Was wieder eine sehr hilfreiche Information für Einbrecher ist. Aber gegen diese illegalen Zettelverteiler könne man leider nichts machen, wird rundum beteuert. Gegen die haben ja die Datenschützer nichts. Sondern nur gegen korrekt werbende Firmen.

Wer schützt uns nur vor den Datenschützern?

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Das demokratistische Paradoxon drucken

Bei Wahlen – so die Empirie -
scheint ziemlich festzustehen,
daß nachher alle irgendwie
was Positives sehen:

Wer erstmals antritt sowieso,
da muß man nichts kaschieren,
und auch der Letzte ist noch froh,
wenn andre mehr verlieren.

Der Erste hat den meisten Grund
zum auf die Pauke Hauen
und läßt sich selbst bei Wählerschwund
die Stimmung nicht versauen.

Desgleichen mindert’s nicht die Lust,
wenn bloß Prozente steigen,
weil Wähler insgesamt aus Frust
zur Wahlenthaltung neigen.

Doch wenn trotz Politik-Verdruß
mehr Volk zur Urne findet,
ergötzt ein eignes Stimmen-Plus,
obwohl der Anteil schwindet.

Wer freilich ganz und gar verliert,
kann dieses nicht vertuschen -
er freut sich aber ungeniert,
daß andre auch nur pfuschen!

Pannonicus

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Dem Rechtsstaat ins Gesicht gespuckt drucken

Es ist wohl die frechste Herausforderung des Rechtsstaats, die in dieser Republik je von einer so gewichtigen Institution gesetzt worden ist: Der ORF ist rechtskräftig zur Herausgabe von Videobändern verurteilt worden, weigert sich aber, dem Richterspruch des Oberlandesgerichts nachzukommen.

Anfangs hatte sich der ORF-Generalintendant noch dem Beschluss beugen wollen. Inzwischen hat ihn aber die Angst befallen, dass die Inhalte jener Bänder für den Staatsfunk extrem peinlich sind.

Daher verweigert er nun plötzlich die Herausgabe der Bänder und beruft sich „im Sinne eines Moratoriums“ auf eine Wortmeldung des Staatssekretärs Ostermayer, also eines zweitklassigen Politikers. Der Burgenländer ist natürlich in keiner Weise für die Justiz zuständig – er ist eigentlich für gar nichts zuständig außer für all die schmutzigen Geschäfte, bei denen sich Werner Faymann nicht selbst die Finger beflecken will. Und Moratorien gibt es in der Justiz sowieso nicht.

Dieser Herr Ostermayer hat vage eine Änderung des Medienrechts vorgeschlagen, ohne bisher auch nur einen ausformulierten Satz eines neuen Paragraphen vorlegen zu können. Dieser Paragraph würde ja wahrscheinlich lauten müssen: Alle linken Journalisten und Medien dürfen alles und stehen über dem Recht, alle anderen sind wegen prinzipieller Verhetzung einzusperren oder zumindest zu kündigen.

Die Justizministerin hat sich – wie es in einer Koalition gehört – einmal prinzipiell gesprächsbereit gezeigt. Freilich weiß niemand, ob und was dabei herauskommen wird. Aber eines ganz sicher nicht: dass ein rechtskräftiger Beschluss von Richtern dadurch nachträglich außer Kraft gesetzt wird. Dazu bräuchte es schon eines verfassungsrechtlichen Sondergesetzes.

Würde die Logik des Herrn Wrabetz stimmen, dann könnte sich jedermann künftig einer Verurteilung oder der Zahlung seiner Steuern entziehen, indem er von einem Moratorium schwafelt. Man bräuchte höchstens irgendeinen Politiker, der eine Gesetzesänderung fordert. In Hinblick auf die ORF-Gebühr haben das ja auch schon mehrere getan: Daher wäre es fast zwingend, „im Sinne eines Moratoriums“ keine Beiträge mehr zu zahlen.

Aber geht es da nicht um das gesetzlich geschützte Redaktionsgeheimnis? Dieses Schutzes hat sich der ORF jedoch selbst begeben, indem einer seiner führenden Redakteure Strafanzeige gegen den FPÖ-Obmann erstattet hat. Bei dem Streit um die Videobänder geht es bekanntlich um jene ORF-Sendung, bei der die ORF-Redaktion zwei extrem auffällige und alkoholfreudige Skinheads zu einer Strache-Versammlung gekarrt hat, um den Politiker in das übliche schlechte Licht zu richten. Wobei der große medienpolitische Skandal natürlich der Wechsel des ORF von der Rolle eines Beobachters in die eines zwei Rechtsradikalen helfenden oder gar anstiftenden Akteurs ist.

Der rechtsstaatliche Skandal ist sogar ein doppelter. Erstens: Man zeigt jemanden an und hält dann die nötigen Beweismittel unter Verschluss. Und zweitens ignoriert man – als de facto staatseigenes Unternehmen! – Gerichtsbeschlüsse.

Das Verhalten des Alexander Wrabetz ist absolut ungeheuerlich. Woran die erstaunliche Unterstützung durch seine ideologischen oder taktischen Sympathisanten von Rot, Grün und Orange absolut nichts ändert. In den USA würde Wrabetz sofort auf längere Zeit wegen – besonders provozierender – Missachtung des Gerichts hinter Gittern landen. Und in Österreich?

Warten wir noch ein paar Tage ab. Noch nie war der Rechtsstaat so gefordert wie jetzt. Und die Justizministerin wäre nur in einem einzigen Fall rücktrittsreif (im Gegensatz zu den Forderungen von Grün und – erstaunlicherweise – auch Orange): Wenn sie jetzt den in Hunderten ähnlichen, aber viel weniger prominenten Fällen schon beschrittenen Gang des Rechts in irgendeiner Weise hemmen würde.

 

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Steirische Nachdenkübungen drucken

Die steirische Politik täte gut, während der nächsten Tage in aller Ruhe die Wahlkarten-Ergebnisse abzuwarten. Gewiss, Ruhe ist in der heute üblichen politisch-journalistischen Hektik nicht sonderlich an der Tagesordnung. Aber das weite Auseinanderklaffen zwischen Wahltag und Bekanntwerden der Briefwahlergebnisse zwingt dennoch dazu.

Denn diese Wahlkarten könnten noch viel an den Konsequenzen ändern: Ein wackliges SPÖ-Mandat weniger und schon herrscht Gleichstand zwischen den beiden Mittelgroßparteien. Ein Linksmandat (SPÖ, KPÖ und Grüne) weniger und schon wäre das Patt zwischen der politischen Rechten und der Linken beendet. Ein paar Zehntelprozent weniger bei den Kommunisten und schon wären sie ganz draußen – ein paar Zehntel mehr und schon hätten sie ein drittes Mandat.

Daher sollte man sich derzeit auf jene Aussagen konzentrieren, die jetzt schon fix sind:

1.     Das Experiment BZÖ hat wenig Zukunft vor sich. In jedem Bundesland ein anderer politischer Kurs, keine strahlkräftige Persönlichkeiten, Verwechslung von ordoliberaler Politik mit Branchenlobbyismus: Das alles muss letztlich schiefgehen. Eine moderne liberalkonservative Bewegung zeigt sich da nicht.

2.     Der Jubel der SPÖ ist ziemlich peinlich. Auch wenn sie den Landeshauptmann wahrscheinlich verteidigt hat, ist sie doch die größte Wahlverliererin.

3.     Noch peinlicher ist es aber, wie für die meisten in der SPÖ plötzlich die Freiheitlichen wieder salonfähig werden. Die antifaschistische Moralismus-Heuchelei lässt sich offenbar auf Knopfdruck abdrehen, sobald man die Blauen brauchen kann. Was die SPÖ nicht hindert, die Blauen später sofort wieder in Gutmenschenart zu Reinkarnationen Adolf Hitlers zu degradieren, wenn man sie nicht braucht. Oder wenn man der ÖVP die schwarz-blaue Variante vermiesen will.

4.     Spannend wird, ob sich die ÖVP – die nach dem vorläufigen Stand keine Mehrheit mit den steirischen Blauen hat – von dieser Drohung eines Rot-Blau unter Druck setzen lässt. Oder ob sie – wie gestern im Tagebuch skizziert – auf Konsequenzen darauf beharrt, dass der steirische Landtag nach dem bisherigen Stand genau in eine rechte und eine linke Hälfte zerfällt. Und nicht mehr wie in der letzten Periode eine massive linke Mehrheit hat.

5. Besonders heiter wäre es, wenn am Schluss der ÖVP genau die Stimmen der kleinen Christen-Partei zur Pole-Position fehlen würden: Vielleicht sollte sich die Partei doch einmal mit den Exponenten der Kleinpartei zusammensetzen. So wie man vor Jahrzehnten den Nationalen bewusste Angebote gemacht hat (von Bartenstein bis Ermacora).

6. Genauso unverständlich ist, dass nicht ÖVP wie FPÖ längst intensiv um das BZÖ buhlen. Denn deren Stimmprozente fehlen der rechten Landeshälfte noch viel mehr als die Promille der Christen. Aber die großen Strategien fehlen sowohl den heutigen Schwarzen wie auch den Blauen.

7. An den vielen Analysen und Wählerstrom-Berechnungen (die ja regelmäßig bei unterschiedlichen Instituten zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen) ist nur ein einziger Aspekt vom Datenmaterial her wirklich solide und zugleich spannend: Frauen wählen überdurchschnittlich oft links, Männer stärker rechts.

Über die strategischen Konsequenzen aus diesem Umstand kann man nun heftig streiten. Wird eine rechte Partei, wie es bei der ÖVP teilweise der Fall ist, zunehmend feministisch, dann verliert sie wahrscheinlich rascher Männer an die FPÖ, als sie Frauen von den Grünen gewinnen kann. Andererseits könnte man dieses Links-Rechts-Gefälle auch in Relation zum politischen Interesse und zum Konsum von politischen und wirtschaftlichen Inhalten in den Medien setzen: Überspitzt ausgedrückt hieße das: Die Linke reüssiert nur noch bei den politisch eher desinteressierten Frauen.

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Fußnote 137: Der Unterschied zwischen Kosovo und Österreich drucken

Der Präsident des Kosovo tritt zurück, weil er die Verfassung nicht eingehalten hat.

Dabei scheint sein Delikt von außen gesehen relativ marginal gewesen zu sein: Er hat bei Antritt des Präsidentenamtes den Vorsitz in seiner Partei ruhend gestellt und nicht ganz zurückgelegt. Über die Relevanz dieses Unterschieds berieten die Gerichte zwei Jahre, bis sie sich nun zu einer strengen Auslegung entschlossen haben. So weit, so wenig aufregend. Aufregend wird erst der Vergleich mit Österreich. Da plant die Regierung den von der Verfassung vorgeschriebenen Termin für eine Budgetvorlage nicht einzuhalten, tritt aber nicht zurück, und auch Bundespräsident oder Parlamentsmehrheit tun nichts, um dem Grundgesetz wieder zu seiner Gültigkeit zu verhelfen. Der Vergleich macht uns sicher: Der Kosovo ist heute ein Rechtsstaat, und Österreich ist heute – ?

 

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Die grüne Ichpartei drucken

 „Wir müssen nichts und wollen alles!“ So schreibt eine Martina Wurzer in einer Wahlkampfzeitung der Wiener Grünen. Offener hätte man es gar nicht sagen können, wofür die Grünen stehen: für eiskalten Egoismus und sonst nichts.

Dieser Egoismus der grünen Kern-Identität tarnt sich nur mit einem verbal-moralistischen Mäntelchen, das man aber bisweilen in der Garderobe vergisst. Wie es etwa bei der Dame passiert ist, die immerhin an fünfter Stelle des Stadtvorschlags der Grünen steht.

Die grüne Strategie ist durchaus raffiniert: Sie wirft in einer Flucht nach vorne ihren politischen Gegnern genau diesen hemmungslosen Egoismus vor, den die Grünen selber praktizieren. Diese Gegner werden mit gebetsmühlenartig heruntergeratterten Schlagworten ständig in die Schlechtmensch-Ecke gerückt: Dazu zählen etwa die Phrasen vom „eiskalten Neoliberalismus“ (weil man dagegen ist, dass die nächsten Generationen unter der heute für ökosoziale Luxusausgaben angehäuften Schuldenlast ersticken) oder von der „menschenverachtenden Haltung“ (die man angeblich hat, wenn man die Sorge zu äußern wagt, dass die massenhafte Immigration das Niveau unserer Schulen senkt und den Sozialstaat kaputt macht).

In Wahrheit aber geht es der Egoistenpartie um nichts weniger als die ganze Macht. Da ist kein Hauch von liberaler Toleranz zu spüren. Wer nur ein wenig von der vorgeschriebenen Meinung abweicht, wird mit „Verhetzungs“-Klagen überhäuft. Und wenn man an einen der immer häufiger werdenden grünen Richter gerät, kann das neuerdings sogar zu Verurteilungen führen.

Aber auch das ist vielen Grünen noch nicht genug: So basteln manche von ihnen an Eingriffen in die Lebensqualität der Menschen, die lebhaft an den rumänischen Diktator Ceausescu erinnern. Dieser hatte einst verboten, dass in Rumänien jemand im Winter seine Wohnung auf 15 Grad oder mehr erwärmt. Gleichzeitig ließ sich Ceausescu aber selbst einen Palast bauen, der größer und prunkvoller konzipiert wurde, als es die Residenzen der einstigen österreichischen und deutschen Kaiser zusammen waren. Und selbstverständlich galten für die Ceausescu und andere rumänische Politruks keinerlei Wärmebeschränkungen.

Dieser Politiker kommt einem bei einem Bericht des (seit dem Hinauswurf des Herausgebers wieder ganz auf Linkskurs eingeschwenkten) „Spiegel“ in den Sinn, der sich begeistert über ein neues Konzept aus der grünen Ecke zeigt: Jedem Einzelnen sollen künftig nur noch 2000 Watt Strom zustehen. Wohlgemerkt nicht nur für Licht, Fernsehen und Computer, sondern auch für Kochen und Heizen, Staubsaugen und Verkehr. Dies ungeachtet der Tatsache, dass alleine neue Staubsauger bereits 2000 Watt verbrauchen. Und ebenso ungeachtet der Tatsache, dass leicht widersprüchlich gerade ein anderer grüner Gehirnwäscheversuch läuft, derzufolge sich jeder anständige Mensch künftig nur noch ein Elektroauto zulegen dürfe.

Tatsache ist jedenfalls, dass schon heute (also ohne Elektroautos) auf jeden einzelnen eine Strom-Leistung von 6000 Watt entfallen.

Aber ist es nicht unfair anzudeuten, dass die grünen Politiker von einer solchen Regel für sich selbst eine Ausnahme machen werden?

Nun, der Vorwurf mag vielleicht unfair klingen, aber er ist extrem realistisch. Denn nicht nur unter Ceausescu, sondern auch in jeder anderen Diktatur, hat die herrschende Klasse für sich selbst ganz andere Spielregeln entwickelt als für die breite Masse.

Dazu gehört auch der von den Grünen extrem betriebene Feminismus. Dieser setzt sich freilich nur in Form billiger Sprechblasen bei Interviews für belastete Mehrkinder-Mütter oder Unterschichtfrauen ein. Was Feministinnen hingegen wirklich am Herzen liegt, worauf sie derzeit ihre ganze Energie konzentrieren, sind eigenen Interessen, also die Interessen einiger Oberschichtfrauen, wie etwa gut honorierte Sitze im Aufsichtsrat. Was sie natürlich durch gesetzlichen Zwang für vorhandene Firmen erreichen wollen, und nicht etwa dadurch, dass sie selbst Aktiengesellschaften gründen und mit so vielen Frauen besetzen, wie sie wollen. Und selbstverständlich ist mehr als 90 Prozent der Frauen die ganze Aufsichtsrats-Diskussion völlig gleichgültig.

Ganz typisch ist auch das Beispiel des erfolgreichsten grünen Wanderpredigers, das Amerikaners Al Gore. Er hat mit einem manipulativen und von sachlichen Fehlern strotzenden Film viel Geld verdient und seine Zuseher dabei psychisch unter Druck gesetzt, nur ja an die globale Erwärmung zu glauben und sich daher drastisch mit jedem Energiekonsum einzuschränken. Tatsache ist aber, dass Al Gore selber in seinem Haus gleichzeitig zehn Mal so viel Strom wie ein amerikanischer Durchschnittshaushalts verbraucht. Der bekanntlich wieder weit über dem globalen Durchschnitt liegt.

Wer noch der lateinischen Sprache mächtig ist, kennt dieses sich in der Geschichte ständig wiederholende Verhaltensmuster schon aus dem alten Spruch: „Quod licet Iovi, non licet Bovi.“ Für die Rindviecher gelten halt andere Regeln als für die obersten Götter.

Überraschend ist nur, dass manche grüne Anfängerinnen neuerdings so naiv sind, die Wahrheit auch auszusprechen: „Wir müssen nichts und dürfen alles.“

 

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Fußnote 136: Du zahlen, wir schreiben drucken

Wie der Wahlkampf und die Unabhängigkeit der Medien wirklich so laufen.

Ein Spitzenfunktionär einer Wiener Kleinpartei wollte mit den Medien in Kontakt kommen und Interviews anbieten. Bei manchen hat er damit auch Erfolg gehabt. Bei einer  Zeitung mit angeblich hoher Auflage bekam er hingegen eiskalt zu hören: „Wenn ihr nicht für mindestens 200.000 Euro bei uns inseriert, berichten wir überhaupt nicht über euch.“ Mit welchem moralischen Recht haben eigentlich solche Medien noch verfassungsrechtliche Privilegien wie etwa das Redaktionsgeheimnis?

 

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Steirische Lehren drucken

Das war eine ziemlich weise Aktion der steirischen Wähler. Ein schwerer Dämpfer für den überheblichen Franz Voves, ein klares Signal an die ÖVP, dass man mit einem strahlungsfreien Spitzenkandidaten nichts gewinnen kann, aber auch für die Freiheitlichen trotz ihres heftigen Zugewinns keine volle Rückkehr zu früheren Triumphen.

Auf viele entscheidende Parameter werden wir noch bis nach Auszählung der Wahlkarten warten müssen. Insbesondere auf das Zieleinlaufphoto: Behält die SPÖ die Nasenspitze vorne?

Strategisch aber noch wichtiger wird die Frage: Wagt es die ÖVP erstmals in einem der vier großen Bundesländer, mit den Freiheitlichen die Mehrheit zu suchen und den Landeshauptmann zu stellen?

Das würde zwar das – ohnedies katastrophale – Koalitionsklima in Wien noch mehr verschlechtern, das wäre aber ein wichtiger strategischer Schachzug für die Schwarzen, um sich wieder eine Alternative zur Faymann-SPÖ aufzubauen: Längst kann ja niemand mehr sagen, ob Faymann oder ob Strache weniger regierungsfähig ist, weniger bereit zu nicht-populistischen, aber unbedingt notwendigen Maßnahmen.

Josef Pröll wird irgendwann auch gezwungen sein, intensiver nachzudenken, ob er aus dem selbstgebastelten Gefängnis noch einmal ausbrechen will, in die er sich durch die de facto alternativlose Bindung an Faymann begeben hat. Während Faymann immer hoffen kann, dass ihm die Wähler doch noch einmal die rot-grüne Karte schenken, mit der dann die totale linke Gehirnwäsche samt Megaverschuldung einsetzen kann. Oder ob der SPÖ zeigt, dass die ÖVP auch anders kann, wenn die SPÖ weiterhin total auf Big Spender and Small Saver macht.

Da wäre die Steiermark nun ein perfektes Signal. Und die schäumenden Kommentare in Profil, Standard, ORF und etlichen anderen Medien kann man wegen Irrelevanz spielend überblättern. Die sind von den Lesern fast noch weiter weg als die Regierungsparteien von den Wählern.

Pröll sollte aber auch intensiv über die Personalauswahl der diversen schwarzen Spitzenkandidaten nachdenken. Nach der Wiener Wahl wird diese Aufgabe endgültig unverzichtbar werden.

Wahrscheinlicher ist freilich, dass die ÖVP – sollte sie nach den Wahlkarten Nummer zwei bleiben – weiterhin in der großen Koalition bleibt. Das ist umso wahrscheinlicher, wenn Schützenhöfer in Graz an der Spitze bleibt. Dann hat die Partei freilich nur noch eine Rest-Chance, aus der Schlappe der Roten Gewinn zu ziehen: Indem sie bei den bundespolitischen Entscheidungen der SPÖ die entscheidenden Konzessionen abringt: also etwa den steirischen ORF-Kurator mit einem eigenen Mann besetzt. Ebenso müsste sie mit einer Entscheidung in Graz so lange zuwarten, bis sich zeigt, ob die SPÖ wenigstens nach den Wiener Wahlen bewegungsfähig geworden sein wird. Wie schwarze Politiker immer wieder als Begründung für die absolute Sanierungspause nennen.

Am bedenklichsten ist allerdings, dass die KPÖ auch ohne ihren einstigen Sympathieträger in der Steiermark gut abschneidet. Immerhin bekennt sich diese Partei viel intensiver zu einem der beiden großen und Millionen Menschen brutal vernichtenden Totalitarismen des 20. Jahrhunderts, als es selbst die historisch etwas zurückgebliebene steirische FPÖ tut.

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Die unerträgliche Gier der Politik drucken

Sie sind unverbesserliche Wiederholungstäter. Und niemand legt ihnen das Handwerk. Denn kaum haben sich die Prognosen der Wirtschaftsforscher ein wenig gebessert, bricht schon wieder ihre Gier aus. Der Speichel tritt ihnen aus dem Mund, weil sie wieder die Möglichkeit sehen, mit vollen Händen in die  Kassen zu greifen.

Die einen wollen ihre studentischen Zielgruppen bedienen (damit die weiterhin alles, was sie wollen, so gratis, wie sie wollen, studieren können), die anderen jene in der profitträchtigen Umweltindustrie.

Wohlgemerkt: Wir reden von einer Situation, in der sich das Rekorddefizit um ein paar Zehntelpunkte verringern könnte, keineswegs von einer Situation eines ausgeglichenen Haushalts oder gar von Überschüssen. Überdies stehen diese optimistischen Prognosen eines konjunkturellen Zwischenhochs auf mehr als wackeligen Beinen.

Was besonders frustrierend ist: Gleichzeitig mit der Wiederbelebung ihrer Spendierlust wollen die meisten dieser Abkassierer die Steuern weiterhin massiv erhöhen. Während in Wahrheit ein Abbau dringend am Platze wäre.

Federführend bei den Steuererhöhungsplänen sind natürlich die Sozialdemokraten. Wie in allen Ländern nur mit einem kleinen Unterschied: Während bei uns der höchste Einkommensteuersatz jetzt schon bei 50 Prozent liegt, wollen die deutschen Sozialdemokraten ihn auf 49 Prozent erhöhen, und die regierenden spanischen Sozialisten auf 45 bis 47 Prozent. Es lebe der kleine Unterschied!

 In Österreich will man aber auch auf die schon vorhandenen (und bereits beim Erwerb versteuerten) Vermögen zugreifen. Alleine die Gerüchte solcher Pläne haben einige große Stiftungen schon veranlasst, Gelder ins Ausland zu verschieben. Dazu zählen, wie mir ein schockierter Kulturmanager erzählt, auch solche Stiftungen, die von den Sängerknaben bis zum Theater in der Josefstadt schon viele Millionen für kulturelle Zwecke in Wien gespendet haben. Aber solche Gelder sind ja offenbar unerwünscht – denn dafür muss man ja keiner Partei dankbar sein.

Während die Nation über Fußfesseln für Helmut Elsner debattiert, sollte sie eher Handschellen für die politische Klasse und ihre zielgruppenorientierte Abkassiermentalität anschaffen.

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Das ist halt der steirische Rauch drucken

Der steirische Landtagswahlkampf zeigt enorme Langeweile und Themenarmut. Viel Rauch, wenig Feuer. Das ist wohl ein weiteres Indiz, dass die Länder recht unwichtig geworden sind. Wichtige Entscheidungen fallen in den Gemeinden, im Bund und in Europa. Dennoch ist die Wahl des kommenden Sonntags alles andere als unwichtig – das gilt aber primär in bundespolitischer Hinsicht.

So ist die Steiermark enorm wichtig für die Mehrheit im ORF. Wenn es die ÖVP nicht schafft, wieder steirische Nummer eins zu werden, wenn also der steirische Stiftungsrat rot bleibt, dann gibt es wenig Aussichten auf eine Beendigung der rot-grün-rotroten Volksfront, die derzeit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in ein gleichgeschaltetes Agitationsforum wie einst im Ostblock verwandelt.

Eine Wiederwahl von Franz Voves wäre auch ein weiteres Signal, dass sich hemmungsloser und rüpelhafter Populismus auszahlt. Voves vertritt so wie die Landeshauptleute in Wien, Niederösterreich und Kärnten ein ebenso verantwortungsloses wie aggressives Niveau, das nicht nur regelmäßig Übelkeit auslöst, sondern auch – was noch viel schlimmer ist – leichtfertig mit den Finanzen umgeht.

Wichtig wäre auch ein Signal gegen die demagogische Voves-Forderung nach einem allgemeinen Mindesteinkommen von 1300 Euro. Ein Landeshauptmann ist zwar gar nicht zuständig für solche Fragen, aber eine politische Bestätigung des Eishockeyspielers würde selbst die kleinste Hoffnung zunichte machen, dass in der SPÖ wieder mehr ökonomische Vernunft einkehrt.

Was gerade in Zeiten wie diesen besonders schlimm ist. Denn selbst ökonomische ABC-Schützen wissen, dass als Folge eines so hohen Mindesteinkommens Zehntausende Menschen ihren Job verlieren, dass noch mehr Unternehmen Richtung Osteuropa oder Ostasien abwandern werden.

Freilich gleichen die Aussichten der ÖVP bestenfalls einer Zitterpartie. Obwohl Schwarz derzeit eigentlich im Trend liegt, sind ihre Perspektiven nur durchwachsen. Hauptgrund: Die Volkspartei hat in der grünen Mark einen biederen Funktionärstyp an der Spitze, dem die nötige Strahlkraft fehlt. Dabei hätten die steirischen Schwarzen durchaus einige attraktive Alternativen bei der Hand, die sie aber nicht zum Zug kommen haben lassen. Wobei insbesondere der Grazer Bürgermeister Nagl eines der – ganz wenigen – Talente ist, die noch irgendwo im Schrebergarten der österreichischen Politik nachwachsen.

Die Knappheit an Talenten zeigt sich auch an der eher jammervollen Aufstellung aller steirischen Oppositionsparteien, die trotz der bevorstehenden Belastungswelle keinen wirklichen Erdrutsch auszulösen imstande sind.

 

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Europas teuerste Züge drucken

Die Züge der Bahn kommen – im Prinzip – täglich zur selben Zeit an. Mit noch größerer Regelmäßigkeit treten ständig neue ÖBB-Generaldirektoren wie jetzt Christian Kern an und versprechen jedes Mal, die Staatsbahn in ein „modernes effizientes Mobilitätsunternehmen“ zu verwandeln. Und noch regelmäßiger scheitern sie.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema ÖBB gewidmet.)

 Kern kündigte die Abstellung von „Absurditäten“ an – und wenige Tage darauf erschienen wie eh und je in den letzten drei Jahren inhaltsleere ÖBB-Inserate, die nur den Zweck haben, die Zeitungen gnädig zu stimmen. Für wen auch immer.

Gewiss: Mit Verzicht auf jene Inserate wären die ÖBB noch nicht saniert, aber es wäre ein Anfang mit kräftiger Symbolwirkung.

Und eine kräftige Sanierung brauchen die ÖBB alle Male: Österreich müsste auf etliche Jahre keine Debatte über das Pensionssystem führen, würden die ÖBB so wie andere Bahnen aktiv wirtschaften. Bei uns fließen jedoch alljährlich drei bis vier Milliarden Steuergeld an den Monopolbetrieb. Und dieser Betrag verdoppelt sich noch durch die Kredite, welche die Bahn mit Garantie der Republik aufnimmt.

Noch ein paar andere anschauliche Zahlen: Auf 42.000 Mitarbeiter kommen 72.000 ÖBB-Pensionisten, die vom Staat zu bezahlen sind (daneben fahren übrigens noch 123.000 Angehörige ebenfalls gratis Bahn). Dieses Missverhältnis zwischen Aktiven und Pensionisten ist wieder Folge der Tatsache, dass die Eisenbahner weiterhin mit skandalösen 52 Jahren in Pension gehen. Keiner Arbeit gehen auch mehr als hundert(!) Betriebsräte nach – die trotz der Freistellung im Expresstempo Karriere machen. Manche von ihnen sind freigestellt sogar Bahnhofsvorstand einer Landeshauptstadt geworden. Schwer kassierend, aber nicht arbeitend.

Das alles hat sich nicht geändert, wer auch immer Generaldirektor war, wer immer der zuständige Minister war, von welcher Partei immer der gekommen war (insgesamt waren es schon vier verschiedene Parteien).

Ein Bahnexperte diagnostiziert deprimiert: „Die Spitze kann nichts bewegen, denn die mittlere Ebene mauert. Insbesondere tut das die Gewerkschaft, damit auch die Partei. Das gilt aber auch für Landeshauptleute und Bürgermeister. Die ÖBB sind daher das ineffizienteste Unternehmen Österreichs.“

Anstelle parteipolitischer Polemik bräuchte es harte Maßnahmen: einen absoluten Aufnahmestopp, die Ausgliederung aller unwirtschaftlichen Nebenbahnen (die dann privatwirtschaftlich viel billiger betrieben werden können), strenge Kontrolle der exzessiven Krankenstände und Kuren sowie ein rigoroses Limit für Beförderungen: Fast alle ÖBB-Mitarbeiter erfreuen sich bei ohnedies in jedem Vergleich hohen Gehältern verwendungsmäßig einer Übereinstufung. So verdienen dem Verkehrsministerium zugeteilte ÖBBler um 50 Prozent mehr als echte Beamte gleicher Ebene.

Auf die Kilometerleistung gerechnet sind die ÖBB die weitaus teuerste Bahn Europas. Das kann sich dieses Land nicht mehr leisten.

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Steirische Landtagswahl: Spannend bis zum 4. Oktober? drucken

Die steirischen Landtagswahlen bleiben bis zum Wahlabend am 26. September, möglicherweise sogar bis zur Auszählung der letzten Wahlkartenstimmen am 4. Oktober spannend. Alle Meinungsforschungsinstitute prognostizieren ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Umfragen der letzten Woche brachten folgende Ergebnisse:

Vor allem folgende drei Fragen sind offen:

  1. Wer wird die Nummer 1 in der Steiermark?
  2. Wie stark werden die Freiheitlichen? Gibt es einen Winter-Effekt – wie bei den Grazer GRW 2008, die mit einer ziemlichen Enttäuschung endeten – oder einen Sarrazin-Effekt, also viele heimliche Unterstützer, die sich nicht deklarieren?
  3. Schafft es die KPÖ wieder in den Landtag?

Es ist möglich bis wahrscheinlich, dass mindestens eine der drei aufgezeigten offenen Fragen am Wahlabend noch nicht beantwortet ist. Die Erfahrungen sowohl bei den Nationalratswahlen 2008 als auch bei den burgenländischen Landtagswahlen sprechen dafür. Bei beiden wanderten zwischen Wahlabend und Gesamtstimmen-Auszählung noch Mandate – im Burgenland kamen die Grünen überhaupt erst durch die Briefwahlstimmen in den Landtag.

Abgesehen davon, dass das gegenwärtige Briefwahlsystem dem Missbrauch für taktisches Wählen – Stimmabgabe auch nach Bekanntgabe des vorläufigen Wahlergebnisses – Tür und Tor öffnet, wird durch achttägiges Warten auf mögliche zusätzliche bzw. eingeschränkte Koalitionsoptionen wertvolle Zeit vertan.

Der Autor hat bereits mehrfach vorgeschlagen, dass nur Briefwahlstimmen ausgewertet werden, die bis Wahlschluss eingehen.

Bei den Nationalratswahlen 2008 waren von den 4,990.952 gültigen Stimmen in ganz Österreich 461.408 Wahlkartenstimmen, in der Steiermark 67.735 von 767.019.

Geklärt scheint, dass die Grünen zwar in den Landtag, aber nicht in die Landesregierung kommen, wofür rund 10 Prozent der Stimmen notwendig wären.

Laut Umfragen hat das BZÖ keine Mandatschancen, obwohl Gerald Grosz versucht, auf den Winter-Effekt zu setzen und im FPÖ-Wählerteich zu fischen. „Die Christen“ werden eine marginale Größe bleiben.

Seit 1945 Wechsel der LH-Parteien in Burgenland, Kärnten, Salzburg und Steiermark

Sollte Franz Voves mit der SPÖ die 2005 in der Steiermark erstmals gewonnene Mandatsmehrheit tatsächlich wieder verlieren, widerspricht das der bisherigen Statistik der österreichischen Landtagwahlen seit 1945.

Seit 1945 hat es vor der Steiermark bei mehr als 100 Landtagswahlen nur in drei Bundesländern einen Wechsel der Landeshauptmann-Partei gegeben – 1964 im Burgenland, 1989 in Kärnten und 2004 in Salzburg – und bisher hat es die Partei, die den Landeshauptmann verlor, noch nie geschafft, den Landeshauptmann zurückzugewinnen.

Im Burgenland sank die ÖVP von 47,3 Prozent 1964 auf 34,6 Prozent 2010 ab, in Kärnten fiel die SPÖ seit 1989 von 46 Prozent auf 28,7 Prozent.

Etwas anders stellt sich die Situation in dem 2004 von Gabi Burgstaller und ihrer SPÖ eroberten Salzburg dar. Sie verlor 2009 6 Prozent und liegt mit 39,4 Prozent nur mehr knapp vor der ÖVP mit 36,4 Prozent, die selbst 1,4 Prozent verlor. Der Vorsprung von 7,5 Prozent 2004 ist auf 2,9 Prozent, also um 4,6 Prozent geschrumpft.

Voves–Schützenhöfer Kopf an Kopf

In der Steiermark hatte die Voves-SPÖ 2005 mit 41 ,7Prozent nur einen Vorsprung von 3 Prozent auf die Klasnic-ÖVP von 38,6 Prozent. Eine Extrapolation des Salzburger Trends würde also wiederum eine Mehrheit für die Schützenhöfer-ÖVP ergeben. Überdies haben die Ergebnisse der steirischen Gemeinderatswahlen vom März 2010 nicht nur massive SP-Verluste, sondern auch VP-Gewinne erbracht. Der Abstand ÖVP zu SPÖ war bei steirischen Gemeinderatswahlen noch nie so groß wie 2010.

Dennoch muss ein gewisser „natürlicher“ Amtsinhaber-Bonus in Rechnung gestellt werden, den es für alle Landeshauptleute in Österreich – in der Steiermark freilich schwächer ausgeprägt als anderswo, aber doch – gibt. Auch der Bundestrend ist unwägbar. Sollte die Volkspartei die Pole-Position schaffen, wäre das ein österreichweit beeindruckender Erfolg für Hermann Schützenhöfer und sein Team.

Die SPÖ war übrigens bei steirischen Landtagswahlen neben 2005 auch schon 1953 stimmenstärkste Partei – damals allerdings nur hauchdünn, aber die Wahlarithmetik sicherte der ÖVP ein Mandat mehr. 1995 kam es bei knappem VP-Stimmenvorsprung zu Mandatsgleichstand.

Alle Umfragen zu den steirischen Landtagswahlen prophezeien ein mehr oder minder offenes Rennen.

Jüngste deutsche Umfragen und Entwicklungen

Die letzte Umfrage der deutschen Forschungsgruppe Wahlen vom 11. September brachte folgendes Ergebnis (in Klammern die Veränderung zur Bundestagswahl 2009) und zeigt weiteren Aufwind für die Grünen:

CDU/CSU 32% (-1,8)
SPD 31% (+8,0)
Grüne 17% (+12,3)
Linke 10% (-1,9)
FDP 5% (-9,6)

Vor dem Hintergrund dieser Umfrage-Ergebnisse und der Sarrazin- und Steinbach-Debatten wird gegenwärtig viel über eventuelle Chancen neuer Parteien spekuliert.

(Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at)

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Die SPÖ und ihre Linksanwälte drucken

Ganz seltsame Dinge spielen sich da im Graubereich zwischen der SPÖ und einigen Rechtsanwälten ab. Die aber gleichzeitig auch die schwere innere Krise der Sozialdemokraten beweisen. Der Vertrag des der SPÖ mehr als nahe stehenden Gabriel Lansky mit den der SPÖ sehr, sehr nahe stehenden Bundesbahnen übersteigt aber darüber hinaus alles bisher vorstellbar Gewesene.

Provozierend ist schon die Höhe der Umsätze: 4,5 Millionen Euro im Vorhinein als Einnahmen garantiert zu bekommen, wäre wohl für fast jeden anderen Rechtsanwalt Österreichs schon so schön wie das Zusammenfallen von Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag.

Noch viel provozierender, weil einzigartiger ist die Laufzeit: Der (unter einem ÖBB-Minister Werner Faymann geschlossene!) Vertrag ÖBB-Lansky geht über nicht weniger als zehn Jahre, wie man jetzt erfährt. Ganz offensichtlich sollen die Umsätze für Herrn Lansky auch dann gesichert bleiben, wenn einmal ein neuer Generaldirektor oder Minister bei den ÖBB endlich für Einkehr der wirtschaftlichen Vernunft und anderer dort völlig fremder Werte sorgt.

Ich habe mich umgehört: Verträge mit zehnjähriger Bindung sind in der Anwaltschaft völlig unbekannt. Kein Klient mit der seit den Neandertalern üblichen Minimalintelligenz bindet sich blind an einen Anwalt, ohne sich die Möglichkeit eines Wechsels offenzuhalten.

So lange Bindungsfristen werden in der gesamten Wirtschaft überhaupt nur dann abgeschlossen, wenn es um teure Investitionen geht, die sich ohne gesicherte Aufträge nicht rentieren würden. Beispiel: Eine neue Druckmaschine für eine Tageszeitung wird von einer Druckerei nur dann angeschafft, wenn sich eine Zeitung auf viele Jahre zu Druckaufträgen verpflichtet (solchee Riesenanlagen sind sehr teuer, unter anderem weil sie mehr Elektronik als ein ganzer Jumbo-Jet in ihren Eingeweiden haben). Die teuren, der ÖBB wegen getätigten Mega-Investitionen des Herrn Lansky sind der Öffentlichkeit jedoch noch nicht bekanntgeworden. Neue Computer und Handies können es wohl nicht wirklich sein.

Amüsant ist übrigens auch der Fall eines zweiten, sehr, sehr SPÖ-nahen Rechtsanwalts: Karl Newole tritt im ersten Bezirk plötzlich mit intensivem Trommelwirbel gegen Ursula Stenzel an. Er wird dabei jedoch als „unabhängiger“ oder gar bürgerlicher Kandidat verkauft. Eine Reihe von sich darob begeistert gebender Zeitungen weiß offenbar nicht (oder verschweigt bewusst), dass dieser Herr Newole einst der engste Mitarbeiter eines Innenministers Karl Blecha war, dass er die EU-Kommission mit Eingaben gegen den ganz zufällig auch von der SPÖ heftig bekämpften Eurofighter-Vertrag bombardiert hatte (die später in Brüssel kopfschüttelnd in der Rundablage entsorgt worden sind), dass er gegen Wolfgang Schüssel und einige seiner Minister Strafanzeigen erstattet hat (Endziel detto: Rundablage). Lauter Aktionen, die in den Augen mancher ahnungsloser Journalisten aber offenbar die Parteiferne und Bürgerlichkeit eines Kandidaten bestätigen.

Beides zeigt freilich noch etwas: Die Krise der SPÖ. Sie traut sich ganz offensichtlich nicht mehr zu, die umtriebige Innenstadtchefin Ursula Stenzel unter eigenem Namen und mit offenem Visier zu bekämpfen. Und sie rechnet offenbar schon selbst damit, bald von den Futtertrögen der Macht vertrieben zu werden. Denn sonst käme sie nicht auf die - übrigens neuerdings auch im Machtbereich des Wiener Rathauses zu beobachtende - Idee, die eigenen Günstlinge extrem langfristig abzusichern.

 

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Fußnote 135: Einmal hin, einmal her: immer neue ÖBB-Skandale drucken

Die ÖBB bauen in Bregenz nach 21 Jahren schon wieder einen neuen Bahnhof. Aber das ist noch der kleinere Teil des Skandals.

Freilich ist auch der groß genug. Kann es doch nicht wirklich mit rechten Dingen zugehen, wenn der Bahnhof wieder dorthin(!) rückt, wo er vor 21 Jahren stand, und wenn die ÖBB fast alle Bahnhöfe gleichzeitig neu bauen (statt ihr Service zu verbessern). Versteht der Aufsichtsratspräsident, der ganz zufällig aus der Bauwirtschaft kommt, nur von Bauaufträgen etwas? Der noch größere Skandal ist aber, dass dabei in bester Bregenzer Lage auch 13.000 Quadratmeter verkauft werden (an eine Gruppe um die Rhomberg Bau GmbH), der Verkaufspreis aber einfach geheim gehalten wird. Beim Buwog-Verkauf hat man wenigstens noch erfahren, um wie viel Geld dort öffentliches Eigentum verkauft worden ist. Aber bei den ÖBB ...

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Fußnote 134: Die Vereins-Kassiere drucken

Ohne den Rechnungshofpräsidenten würden wir noch immer glauben, dass die Transparenzdatenbank in der vorgeschlagenen Form etwas Sinnvolles bedeutet.

Denn erst Josef Moser hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass Vereine bisher nicht von diesem – erhofften – Instrument gegen Abkassierer erfasst sind. Was ziemlich absurd ist. Denn gerade Vereine sind die Drehscheibe, über die ideologische Stimmungsmacher und parteipolitische Vorfeldorganisationen von den Steuerzahlern finanziert werden. Die ÖVP hat nun ziemlichen Erklärungsbedarf bei ihren Wählern, die sich fragen, wer eine so löchrige Sozialmissbrauchskontrolle noch ernstnehmen soll. Und warum die ÖVP für dieses Löcherwerk der Einführung der teuren Mindestsicherung zugestimmt hat, die sie nun selbst knapp nach Einführung wieder redimensionieren will. Das wird ihr angesichts ihres ausgabenwütigen und kontrollscheuen Koalitionspartners genauso wenig gelingen wie offensichtlich die Einführung einer wirklich funktionierenden Transparenzdatenbank.

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Die Sozialdemokraten verlieren ihren Vatikan drucken

 Die schwedischen Parlamentswahlen bestätigen zwei klare europäische Trends der Wähler (freilich nicht der Medien): Erstens gewinnen in Europa in den letzten Jahren immer liberalkonservative oder islamkritische Parteien - in Schweden gewannen sogar beide. Und zweitens ist die Sozialdemokratie in der schwersten Krise seit 1945.

Die wenigen wirklich linken Wähler – hauptsächlich aus der politisch korrekten Medien-, Intellektuellen- und Kunstszene – wählen zunehmend Grün und andere linksradikale Gruppen. Die klassische Arbeiterschaft wendet sich hingegen von einer Sozialdemokratie ab, die nicht mehr die Interessen der arbeitenden Menschen, sondern die Ideen radikaler Gesellschaftsveränderer und blauäugiger Immigrationsbefürworter vertritt.

Gleichzeitig trägt die Sozialdemokratie fast überall das Kainsmal, Vorkämpferin hemmungsloser Schuldenmacherei zu sein (wobei es freilich auch lobenswerte Gegenbeispiele gibt, wie den einstigen Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin). Die lohnabhängigen Werktätigen erkennen Schuldenmacherei aber längst als viel schlimmere Bedrohung und sehen die von den Sozialdemokraten generationenlang bekämpften Unternehmer oft nicht mehr als Feinde.

Und wo wenden sich die enttäuschten Wähler hin? Entweder zu wirtschaftsliberal-konservativen Gruppierungen oder zu islam- und immigrationsfeindlichen Parteien. Das erstgenannte Ziel wird von Mittel- bis Oberschicht angesteuert, das zweitgenannte von Mittel- bis Unterschicht.

Dort wo diesen beiden Erfolgsgruppen die Kooperation in irgendeiner zumindest losen Form gelingt, hat die Linke zumindest bis auf weiteres überhaupt keine Chance. Wie etwa in Italien, wo die Linke trotz aller Berlusconi-Eskapaden hoffnungslos darniederliegt. Oder in Dänemark. Oder – wahrscheinlich – in den Niederlanden (wo allerdings die dezimierten Christdemokraten in ihrer Panik noch immer nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen). Oder - möglicherweise - jetzt in Schweden, wo ja die bürgerliche Mehrheit sehr knapp ist.

Wer die Geschichte der Sozialdemokratie kennt, der weiß, dass Schweden jahrzehntelang für sie das war, was für Katholiken der Vatikan ist. Und ausgerechnet dort schrumpft sie von Wahl zu Wahl im Eiltempo. In Österreich schrumpft sie zwar genauso, aber dort fällt es nicht so auf, weil erstens viele Medien im Gefolge der SPÖ-Spin-Doctoren die Niederlagen hinunterspielen, und weil zweitens die ÖVP bei den letzten beiden Wahlen noch viel schwerere Enttäuschungen erlitten hat.

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Die Freiheit und ihre Feinde oder: Die Macht der Eliten drucken

Wenn es ein oberstes gemeinsames Grundmotiv im Denken aller Exponenten der Österreichischen Schule gibt, dann ist es ein hoher, fast demütiger Respekt für die Freiheit jedes Einzelnen. Ohne Freiheit kann kein funktionierendes Wirtschaftssystem entstehen, so haben sie nachgewiesen. Ohne Freiheit kann auch – was mindestens ebenso wichtig ist – kein menschenwürdiges Gesellschaftssystem funktionieren, wie etwa Friedrich August Hayek in „Verfassung der Freiheit“ sehr überzeugend gezeigt hat.

Während sich manche andere Autoren der Österreichischen Schule primär mit theoretischen Fragen befassen, hat Hayek schon vor mehr als 50 Jahren geradezu hellseherisch die Vorzüge des Schweizer Systems der direkten Demokratie herausgearbeitet. Inzwischen hat die Schweiz nämlich besser als jeder andere europäische Staat die Wirtschaftskrise überlebt. Das hängt zweifellos damit zusammen, dass die Schweiz sowohl der direkten Demokratie wie auch einem den Ideen der „Austrians“ relativ nahen liberalen Wirtschaftssystem treu geblieben ist. Während man in den Nachkriegsjahren, in denen Hayek schrieb, die Schweiz noch als glücklichen Sonderfall abtun konnte, ist sie heute ein Beweis der Praktikabilität der „Österreichischen“ Ideen (mit denen die österreichische Politik selber bekanntlich recht wenig zu tun hat).

Inzwischen zeigt sich aber noch etwas viel deutlicher: Dass die Freiheits-Ideen der Österreichischen Schule in Kontrast zu einem konträren Leitmotiv fast der gesamten Geschichte stehen. Denn die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte ist in hohem Ausmaß vom ständigen Kampf von Eliten um mehr Macht auf Kosten jedes Einzelnen geprägt. An dieser Konstante ändert es nichts, ob diese Eliten nun in der jeweiligen Epoche durch Stand, Klassenzugehörigkeit, Beruf oder Ideologie definiert werden.

Dieses Muster machtgieriger Eliten findet sich sowohl bei den chinesischen Mandarinen wie auch bei der europäischen Aristokratie, sowohl bei den iranischen Imamen wie auch den kommunistischen Apparatschiks. Stets hat eine Schicht um die Macht gerungen und sie meistens auch errungen. Wobei man ihren Exponenten durchaus zubilligen muss: Sie hatten in der Anfangsphase meist sehr humanitäre Motive. Sie wollten ja nur das Beste für die ungebildeten Menschen gäbe es Ordnung anstelle von Chaos.

So ist der europäische Adel im frühen Mittelalter oft durch das explizite oder implizite Versprechen an die Macht gekommen, den Bauern Law and Order zu verschaffen; im Gegenzug bekämen sie das Recht zur Herrschaft über die Bauern. Recht und Ordnung waren nach den dunklen Jahren der Gesetzlosigkeit der Völkerwanderung besonders attraktive Angebote. Aber in Wahrheit zahlten die Bauern für ein oft nicht eingehaltenes Versprechen mit Jahrhunderten der Leibeigenschaft, in denen sie und ihre Arbeitsleistung durch Zehent und Fron, durch Münzprivilegien (samt dem damit verbundenen Betrug) und Unfreiheit ausgebeutet wurden.

Zugleich war das Ordnungs-Versprechen eine bedeutungslose Finte: Denn in jenen Regionen, wo die Bauern ihre Freiheit bewahren oder sehr früh zurückerobern konnten, wie etwa in Tirol und der Schweiz, herrschte alles andere als Unrecht, Chaos und Unordnung. Kultureller Gleichklang sorgte dort sogar für besonders vorbildliche Gemeinwesen. Ebenso blühten von Flandern bis Oberitalien jene Städte besonders stark auf und gewannen einen anderswo damals unbekannten Wohlstand, in denen sich das durch Handel und Gewerbe aktive Bürgertum feudalen Souveränitätsansprüchen weitgehend entziehen konnte.

Zwar muss man ehrlicherweise darauf hinweisen, dass dieser Zugewinn an Freiheit und Selbstbewusstsein, an Wohlstand und Mitsprache für Bauern und Bürger keineswegs automatisch auch das Los des Gesindes, der Mägde und Knechte verbessert hat. Jedoch gibt es keine Indizien, dass es dieser in der sozialen Hackordnung ärmsten Gruppe in Regionen mit einer starken Feudalherrschaft besser gegangen wäre. Sie gewann erst durch Aufklärung und liberale Revolutionen ihren Freiheitsanspruch. Dieser Anspruch konnte letztlich erst durch die Unabhängigkeit der Justiz und den technischen wie wirtschaftlichen Fortschritt des 19. und 20. Jahrhunderts auch für die Masse Wirklichkeit werden.

Ihre Freiheit errangen diese lange im Schatten stehenden Schichten übrigens nicht durch die Gewerkschaften. Denn auch diese stellen nach idealistischen Anfängen nur eine moderne Form elitären Machtanspruchs dar. Langfristig gibt es keinen Beweis, dass in Ländern mit starken Gewerkschaften ein größerer Anteil von Menschen einen guten Arbeitsplatz hätte als in anderen. Im Gegenteil: Wenn die Gewerkschaften erfolgreich sind, verschafft das zwar einem Teil der Arbeitenden attraktive Bedingungen, vergrößert aber die Zahl der Arbeitslosen und prekären Situationen für die Nicht-Besitzer eines Arbeitsplatzes, und führt volkswirtschaftlich zu Schulden und Inflation.

Das Scheitern der Versprechungen jedes elitären Machtanspruchs lässt sich in ähnlicher Weise in der ganzen Menschheitsgeschichte durchdeklinieren. Und sei er anfangs noch so gut gemeint gewesen. Ab dem Zeitpunkt der Machterringung wächst immer sofort die Versuchung zu zynischem Missbrauch der Macht. Ohne Mitsprache der ganzen Bevölkerung und ohne selbstverantwortete Freiheit jedes Einzelnen kann kein Gesellschaftsmodell funktionieren.

Besonders gefährlich ist das Scheitern derzeit im Fall der an Atombomben bastelnden iranischen Imame. Bei ihnen ist der einst wohl durchaus wohlgemeinte Anspruch, einen funktionierenden Gottesstaat mit breiter Unterstützung der Menschen errichten zu können, längst zu einem Folter- und Unterdrückungssystem degeneriert.

Besonders spektakulär war das Scheitern einer sich als Avantgarde der Bauern und Arbeiter ausgebenden Elite im Falle des Kommunismus. Der Glaube war geradezu absurd, mit einem von Bürokraten ausgearbeiteten Fünfjahresplan zu funktionierenden Ergebnissen einer ganzen Volkswirtschaft zu kommen. Und natürlich waren die Ergebnisse einer solchen Planwirtschaft für die Menschen viel unattraktiver, als es die Resultate einer freien Wirtschaft sind. In einer solchen entscheiden ja die Menschen selbst über ihre materiellen wie immateriellen Prioritäten. Sie können ihre Entscheidungen auf all ihrem individuellen Wissen und auf Aber-Millionen Erfahrungen aufbauen.

Kaum ist aber der Kommunismus in einer gigantischen Implosion untergegangen, so sind die Eliten schon wieder mit neuen Tricks und Strategien zum Kampf um die Macht angetreten. Während die freie Welt in der Polarisierung gegen den Kommunismus noch stolz auf ihre Freiheit war, wird seither von vielen elitären Machtkämpfern ununterbrochen, wenn auch ohne Beweise, behauptet, dass der Kapitalismus genauso gescheitert sei wie der Kommunismus. Wobei sie unter „Kapitalismus“ die Freiheit und die Marktwirtschaft verstehen, der Ludwig Erhard und seine Mitdenker – die Gründer des Neoliberalismus – einst das Adjektiv „sozial“ verliehen haben. Worunter Erhard&Co damals nicht eine Einschränkung der Marktfreiheit verstanden haben, sondern eine nähere Beschreibung der Ergebnisse des freien Wirkens der Marktkräfte.

Zu dieser heute um ihre Macht kämpfenden Elite zählen heute alle Parteien, die „Sozialisten in allen Parteien“, wie Hayek sie einst pointiert genannt hat. Fast überall wird heute diffus von einem Dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus geschwärmt, der nur in einem Punkt klar ist: in der wichtigen Rolle, die Eliten auf diesem Weg haben.

Es gibt in Europa keine ernsthafte Bewegung, die etwa wie Amerikas populäre Tea Parties für weniger Staatsmacht, für Small government kämpfen würde. Das Ausmaß der Regulierung und die Einschränkung der Bürger haben seit Hayeks Zeiten im Gegenteil ungeahnte Ausmaße angenommen. Das kann man an der kilometerlangen Länge der Gesetze und Verordnungen genauso ablesen wie an der tendenziell ständig steigenden Abgabenquote (dem Anteil der öffentlichen Hand an allem, was die Menschen erarbeiten), die in Österreich weit über 40 Prozent liegt, und an der Staatsquote (dem Anteil des Staates an allen Ausgaben), der dank sonstiger Staatseinkünfte und Schulden sogar mehr als 50 Prozent beträgt. All diese Werte sind in den westlichen Industrieländern fast jedes Jahr gestiegen.

Die Abgabenquote liegt heute weit über jedem Prozentsatz, den jemals eine Obrigkeit ihren Untertanen abgeknöpft hat. Man erinnere sich nur an die diversen historischen Konflikte um die Ablieferung eines Zehents, also von bloßen zehn Prozent. Man erinnere sich daran, dass noch vor hundert Jahren der Prozentsatz der höchsten Einkommensteuer überall nur eine einstellige Zahl betragen hat.

Trotz dieser unglaublichen Einkassier-Gier der neuen „demokratischen“ Herrscher machen sie höhere Schulden, als jemals von Staaten gemacht worden sind. Trotz dieser Gier erwecken die Propagandisten der herrschenden Elite den Eindruck, dass Hunger und Elend drohten, wenn nicht der Staatsanteil ständig noch weiter ausgedehnt wird. Und sie attackieren mit Effizienz den Kapitalismus, also Freiheit und Marktwirtschaft.

Diese Propaganda gelingt vor allem deshalb so gut, weil die Journalisten trotz mancher Scheinkritik selbst Teil der elitären Machtstruktur geworden sind, ohne aber elitär qualifiziert zu sein – was ja auch die Politiker nicht sind. Wenn in Österreich ein Berufsstand so heftig von den Staatsbudgets profitiert wie die Journalisten (über alljährlich hunderte Millionen an Inseraten, Kooperationen, Förderungen von Bund, Ländern und politisch kontrollierten Unternehmungen), dann hat er jedes Interesse daran, dass all diese verteilenden (bestechenden) Institutionen selbst gut wattiert bleiben.

Heute ist die repräsentative Demokratie ein Eckstein der elitären Strukturen geworden. Sie wird vor allem mit dem Argument gegen alle Ideen von mehr direkter Demokratie verteidigt, dass es ohne die Herrschaft einer repräsentativen Elite zu „falschen“ Entscheidungen kommen würde. Was ist aber richtig und falsch? Darüber entscheidet in dieser Argumentationskette natürlich wieder die Elite selbst. Diese bildet soziologisch einen politisch-medial-juristisch-bürokratisch-professoralen Komplex (während beispielsweise das einst wichtige Militär heute ebenso bedeutungslos geworden ist wie Aristokratie oder Bischöfe). Dieser Komplex wird trotz aller in Details ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten von einem grundlegenden Konsens getragen: Dass eben dem Volk keine zusätzlichen Kompetenzen übertragen werden dürfen.

Der aktuelle Anspruch der Eliten auf ständig noch mehr Macht lässt sich an vielen Beispielen nachweisen. Er beginnt mit dem zunehmend lauter werdenden Wunsch nach Abschaffung der – einst hart erkämpften – Geschwornen- und Schöffen-Judikatur.

Er zeigt sich im geldverschlingenden Gesundheitssystem. Wohl wird dieses rhetorisch mit den Interessen des Patienten gerechtfertigt. In Wahrheit aber geht es dort um eliten-interne Machtspiele von Ärzten, Bürgermeistern, Landeshauptleuten, um Führungsposten in den Pflicht-Versicherungen für Gewerkschafter und Kammer-Funktionäre. Die sich trotz ihrer Vielzahl vor jedem Wettbewerb fürchten und ihre Monopolbereiche heftig verteidigen.

Der Machtanspruch der Eliten setzt sich fort im Schulsystem. Er hat dort eine klare ideologische Tendenz: verpflichtende Einheitsschule, Reformen um ihrer selbst willen a la Rechtschreibreform, Ablehnung von familiärem Home Schooling, keine Mitbestimmungsrechte der Eltern bei der Direktorenbestellung, immer stärkere juristische Regulierung des Erziehungsprozesses und weitgehende Entmachtung der Lehrer und Direktoren zugunsten bürokratischer und juristischer Machtansprüche. Die dadurch (und einige andere Faktoren) verursachte Verschlechterung der Bildungsergebnisse wird nun sogar zynisch als Argument verwendet, die schulische Vielfalt, die Eltern- und Lehrerrechte noch mehr zu reduzieren.

Die gleiche Elitendiktatur zeigt sich auch rund um die rapide Zuwanderung der letzten Jahrzehnte. Die in einer utopischen Welt lebenden Juristen und Politiker haben ein Zuwanderungsmodell durchgesetzt, das jedem in einem fremden Land Beschäftigten im Gegensatz zu allen früheren Epochen das Recht gibt, seine ganze Familie mitziehen zu lassen. Die Zahl der arabischen und türkischen Immigranten  vermehrt sich zusätzlich durch eine weitere Zuwanderung aus der alten Heimat via arrangierter Eheschließungen. Die Konsequenzen dieser forcierten Zuwanderung müssen die Eliten in ihren Nobelghettos freilich am allerwenigsten selbst tragen. Übt dann ein mutiger Dissident aus der Elite wie Thilo Sarrazin fundierte, wenn auch pointierte Kritik, wird er sofort als Rassist denunziert und nach totalitärer Methode sogar um seinen Arbeitsplatz gebracht. In den deutschsprachigen Ländern wird man überdies durch willkürlich vergebenen Stempel wie etwa: „Rassist“ auch noch mitschuldig am Holocaust.

Kein Wunder, dass bei Umfragen schon über 50 Prozent der Österreicher sagen, dass sie in einem Land leben, in dem man nicht mehr frei seine Meinung sagen kann. Weil es der herrschende Elitenkonsens verbietet. Mit der Meinungsfreiheit ist eines der zentralsten Menschenrechte atomisiert worden. Dies ist ein erschütterndes Ergebnis nach einem Vierteljahrtausend der Aufklärung und der demokratisch-liberalen Verfassungen. Die Political Correctness hat nicht zu mehr Rücksichtnahme auf wirklich Benachteiligte geführt, sondern sie ist zu einem universalen Maulkorb der Eliten gegen jede aufmüpfige Meinung geworden.

Nun werden manche die ehrlich gemeinte Sorge äußern, dass mehr direkte Demokratie ja auch zu einer Diktatur der 51 Prozent über Minderheiten führen könnte. Jedoch gibt es kein einziges Land, indem das wirklich der Fall wäre. In der Schweiz etwa ist heute mit der direkten Demokratie und dem eine delikate Machtbalance herstellenden Föderalismus nach Epochen des Konflikts die Toleranz gegenüber den traditionellen sprachlichen und religiösen Minderheiten stärker und besser fundiert als in jedem anderen Land der Erde. Es sind ganz im Gegenteil oft repräsentativ gewählte oder gar autokratische Herrscher, die mit Schüren von Emotionen gegen Minderheiten ihren eigenen Machterhalt sichern.

Die repräsentative Demokratie hat noch ein weiteres Defizit. Sie ist meist mit dem Verhältniswahlrecht verbunden. Dieses produziert in den meisten Fälle Koalitionsregierungen, weil nur selten eine Partei eine ausreichende Mehrheit erzielt. Koalitionsregierungen aber sind die teuerste inner-elitäre Allianz: Denn die dabei notwendigen Kompromisse werden meist mit Steuergeld beziehungsweise Schulden erkauft.

Jede Partei versucht in einer Koalition, ihre eigenen Anhänger-Gruppen zu bedienen. Das läuft etwa so: Hier sinnlose Milliarden für die Bundesbahn; dort sinnlose Milliarden für die Bauern. Da werden sinnlose Monster-Tunnels in den Berg gebaut, weil irgendwann einmal ein Mini-Grüppchen gerade die Regierung erpressen konnte; dort bekommen schwarze Länder so viel Geld, weil auch die roten und blau-orangen Länder so viel kassieren und umgekehrt.

„Gibst Du mir, so geb ich Dir“ ist wohl die übelste Form, mit den Staatsfinanzen umzugehen. Daran ändert es auch nichts, dass die Profiteure dieses System propagandistisch als Konsensdemokratie rühmen.

Wir sollten uns aber im Klaren sein: Noch ist in den Menschen der meisten westlichen Länder das Bewusstsein nicht entscheidend gereift, dass das Gaukelbild einer totalen Wohlfahrt und soziale Rundum-Absicherung nicht funktionieren kann. Sie glauben noch mehrheitlich an die Schimäre der durch eine Obrigkeit hergestellten Sicherheit. Sie begreifen nicht, dass ohne eine entscheidende Rolle der Eigenverantwortung das Leben nicht funktionieren kann. Sie wollen nicht akzeptieren, dass der Staat nur in wirklichen Notfällen eine Antwort auf die Probleme unseres Lebens sein kann.

Das wissen die Schweizer, das weiß ein guter Teil der Amerikaner, und das haben die Osteuropäer in bitteren Lektionen gelernt. Uns stehen die noch bevor.

(Dieser Text wurde für den am 1. und 2. Oktober von "GoAhead " im Palais Niederösterreich veranstalteten „Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ und eine dazu erscheinende Publikation verfasst. Der kostenpflichtige Kongress umfasst eine lange Liste prominenter Redner vom US-Abgeordneten Ron Paul über den Vermögensforscher Thomas Druyen bis zum deutschen Abgeordneten Frank Schäffler.)

 

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Von Reichen und Armen. Und Statistiken drucken

 In Tschechien und der Slowakei geht es den Menschen am besten. Dort gibt es am wenigsten Arme. Zu diesem Urteil muss man zumindest kommen, wenn man den von diversen linken Organisationen ständig zitierten Armutsstatistiken Glauben schenken würde.

Alle paar Wochen hetzen jedenfalls linke Medien (also der ORF an der Spitze) gegen die angebliche neoliberale und unsoziale Kälte in Österreich. Das Argument: Nicht weniger als erschreckende 12 Prozent seien armutsgefährdet. Dabei wird in bekannt linker Großzügigkeit  bei der Berichterstattung meist noch auf den Wortteil „gefährdet“ verwiesen. Und dann sind die zwölf Prozent „arm“. Obwohl sie über Auto, Wohnung, Fernseher, Computer und durchaus ausreichend Kleidung und Essen verfügen.

Das Gerede von ständig wachsender Armut ist für die Ideologen des linken Mainstreams aber ein guter Mechanismus, um bei den Bürgern schlechtes Gewissen auszulösen. Die Berichte werden dann regelmäßig zum Anlass genommen, um den Ruf nach Steuererhöhungen zu begründen. Natürlich nur  bei den „Reichen“. Wobei freilich viele Österreicher inzwischen erschreckt draufgekommen sind, dass sie möglicherweise selbst die Reichtumsgrenze überschritten haben.

Wenn man etwa eine ordentliche Eigentumswohnung, ein neues Auto, ein Wochenendhäuschen, etwas Schmuck und ein bisschen an Rücklagen fürs Alter hat, dann hat man höchstwahrscheinlich bereits die Vermögensgrenze von einer Million überschritten, bei der für etliche SPÖ-Politiker der zu konfiszierende Reichtum beginnt. Selbst die SPÖ hat nicht weniger als 70.000 von ihren Steuerplänen betroffene Österreicher (wozu noch deren Familien kommen) gezählt.

Wahrscheinlich sind es jetzt schon viel mehr als 70.000 – und mit Sicherheit wird die in Kürze erwartete Inflation die Zahl der Vermögenssteuerzahler noch weiter erhöhen. Ganz automatisch, ohne dass man weitere Gesetzesänderungen braucht. Diese Reichen hätten, so wird nun ohne jeden Beweis behauptet, ihren Reichtum allesamt durch Spekulation erworben. Was ja jedenfalls böse ist (unabhängig davon, was überhaupt Spekulation sein soll), während die Selbstbedienung der Wiener SPÖ durch Korruption – also den Griff in öffentliche Kassen – ja offenbar lobenswert ist.

Aber in Wahrheit sind diese Armutsgefährdungs-Angaben extrem unseriös und manipulativ. Erstens wird dabei nie angegeben, wie viel Prozent davon (Sozial-)Migranten sind. Denen die österreichische Armutsgefährdung tausendmal lieber ist als das, was sie daheim zurückgelassen haben.

Und zweitens: Schaut man die internationalen Statistiken an, dann sind ausgerechnet Tschechien und die Slowakei die Länder mit der geringsten Armutsgefährdungsquote.

Wer kann da diese dramatischen Angaben, mit denen etwa eine sogenannte Armutskonferenz ständig operiert, noch ernstnehmen? Weiß doch jeder Österreicher über die Lebensverhältnisse in den Reformländern – trotz des dortigen schönen Wirtschaftswachstums – Bescheid. Auch hier gilt (noch immer) mit Sicherheit: Lieber in Österreich armutsgefährdet als ein durchschnittliches Einkommen in jenen Ländern.

Aber selbst wenn man diese Diskrepanz außer Acht lässt, stößt man auf ein merkwürdiges Phänomen: Dass ausgerechnet in Ländern mit Flat tax die Armutsgefährdung geringer ist als in Österreich mit seiner gewaltigen Progression bei der Steuer (Zur Erinnerung: Flat tax bedeutet, dass von jedem Einkommen nach Abrechnung eines Freibetrags der gleiche Prozentsatz zu versteuern ist und nicht wie bei uns ein mit der Höhe des Einkommens steigender Prozentsatz).

Wären also die Armutsstatistiken ernst zu nehmen, dann müssten SPÖ&Co lieber heute als morgen für die Flat tax auf die Barrikaden steigen, statt gebetsmühlenartig zu behaupten, eine solche Flat tax würde die Unterschiede von Reich und Arm vergrößern.

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SN-Kontroverse: Arbeiten müssen? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen Bezieher der Mindestsicherung zu Arbeit verpflichtet werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Keule des Populismus

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hat seinerzeit Wahlkampfzeiten als Zeiten des fokussierten Unsinns bezeichnet. Einen solchen liefert die Wiener ÖVP-Spitzenkandidatin Familienstaatssekretärin Christine Marek mit ihrem Vorstoß für einen „Arbeitsdienst" für die Bezieher der bedarfsorientierten Mindestsicherung. Laut Marek sollen diese, wenn sie nach sechs Monaten keine Job gefunden haben, zum „Straßenkehren" oder „Rasenmähen" verpflichtet werden. Die Staatsekretärin will dies als „Keule gegen sozialen Missbrauch" verstanden wissen.

Die Mindestsicherung wurde im Juli vom Nationalrat auch mit den Stimmen der ÖVP beschlossen und ist erst seit 1. September vorerst nur in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Salzburg in Kraft. Sie soll die unterschiedlich geregelte Sozialhilfe ersetzten. Die Mindestsicherung, die derzeit bei 744 Euro liegt, für Paare 1116 Euro, ist eine der wesentlichen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung.
 
Der Vorstoß der Familienstaatssekretärin geht  ins Leere. Denn Marek übersieht geflissentlich, dass schon  jetzt Bezieher der Mindestsicherung, wenn sie arbeitsfähig sind, auch zur Aufnahme einer Arbeit bereit sein müssen.  Wird im Zuge einer Arbeitsvermittlung eine zumutbare Arbeit nicht angenommen, kann die bedarfsorientierte Mindestsicherung gestrichen werden. Lediglich Personen mit Betreuungspflichten für Kinder bis zu drei Jahren bzw. schwere Pflegefälle in der näheren Familie, Bezieher im Pensionsalter und Arbeitsunfähige sind von dieser Verpflichtung ausgenommen. Bei allen anderen Fällen kommt es zur Streichung bzw. Kürzung der Leistung, wenn es der Bezieher verweigert, eine Arbeit anzunehmen.
 
Die einzige Keule die Staatssekretärin Marek daher mit ihrem Arbeitsdienstdienstgefasel geschwungen hat, ist jene des billigen Populismus. 


Arbeiten statt fordern

Andreas Unterberger

"Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." Dieser provozierende Satz ist vielen unbekannt - und steht doch schon im weitaus meistgelesenen Buch der Menschheitsgeschichte, im Neuen Testament. Etliche Theologen ignorieren ihn oder interpretieren ihn um, wie etwa auch das ebenso „kapitalistische" Gleichnis von den Talenten.

Zu spät, aber doch entdeckt hingegen die ÖVP den wirtschaftlich wie moralisch bedenklichen Irrweg, der mit der Einführung der Grundsicherung beschritten wird. Die (unter anderem christdemokratische) Partei ignoriert nun zu Recht die Linkskatholiken, die das Gebot der Nächstenliebe umgewandelt haben zu: „Fordere ständig vom Staat noch mehr Geld für angeblich soziale Zwecke zu Lasten der nächsten Generation, auch wenn diese darunter zusammenbrechen wird, dann kannst du dich als einen guten Menschen ausgeben."

Es wird zwar behauptet, die Mindestsicherung wäre nur eine Vereinheitlichung der Sozialhilfe, dennoch wird zugegeben, dass sie mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag mehr kostet. Dass von den Beziehern im Prinzip jetzt schon Arbeitswilligkeit verlangt wird, ist sehr oft nur sanktionlose Theorie. Die „Ich-bin-doch-nicht-so-blöd-zu-arbeiten"-Österreicher, aber auch überdurchschnittlich viele Zuwanderer haben ein neues Signal bekommen, dass man es sich hierzulande auf Kosten der anderen bequem machen kann. Man denke an ein formal zwei verschiedene Adressen angebendes Pärchen, das in Summe nun mehr Geld bekommt als ein hart arbeitender Alleinverdiener. Man denke an die populäre Kombination Pfuschen plus Mindestsicherung. Man denke an die vielen eher unangenehmen Jobs, für die sich niemand findet.

Ein echter Zwang, nach mindestens sechs Monaten der Joblosigkeit wieder zu arbeiten, würde aber auch vielen verzagten Menschen helfen, sich wieder an die Kultur der Arbeitswelt zu gewöhnen.

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Die Europäische Heuchlerunion drucken

 Das Wort von der „Brüsseler Diktatur“ war lange Zeit nur eine übertriebene Formulierung der EU-Skeptiker. In der letzten Zeit gewinnt es aber zunehmend an beklemmender Substanz.

So notwendig, gut und hilfreich die EU als Wirtschaftsgemeinschaft auch war und ist – sie hat jedem Österreich weit mehr Wohlstandsmehrung als den berühmten Ederer-Tausender gebracht – so sehr ist ihre Ausdehnung auf andere Bereiche wie Justiz oder Universitäten eine gefährliche Fehlentwicklung. Gerade auch Freunde des europäischen Gedankens sollten rechtzeitig die Gefahr sehen, dass die Union daran eines Tages zerbrechen könnte.

Typisch für diesen europäischen Neokolonialismus sind etwa die Ausreißer von Viviane Reding, die aber keine Einzelfälle sind, sondern signifikant für das Denken vieler in Brüssel und Strassburg. Denn ihre Attacke gegen Frankreich, in dem sie die Roma-Ausweisung als „Schande“ bezeichnet und mit den Nazis verglichen hat, ist keineswegs der einzige der herrischen Dame aus Luxemburg. So hat sie vor wenigen Tagen auch mit einer zweiten Aussage geglänzt: „Wir wollen keine Völker, die sich der gleichgeschlechtlichen Ehe widersetzen. Falls dies nicht verstanden wird, müssen wir eben eine härtere Gangart einlegen.“ Und im gleichen Atemzug kündigt sie an, auch alle sonstigen Partnerschaften der Ehe gleichzustellen.

Diese Drohungen gegen die Völker Europas haben bisher erstaunlicherweise nur auf etlichen (deutschen) Internet-Seiten einen Sturm ausgelöst. Die klassischen Medien haben das hingegen bisher ignoriert. Offenbar halten sie das erstens für inhaltlich richtig und zweitens für einen passablen Ton einer Kommissarin gegenüber den Mitgliedsländern.

Besonders erstaunlich ist aber, dass die Frau Reding eine Christdemokratin ist. Was freilich nur zeigt, dass sich die Christdemokraten in etlichen Ländern im gleichen Tempo nach links begeben haben, wie ihnen die Wähler zu rechtsliberalen und rechtspopulistischen Parteien davonlaufen. Gerade in Luxemburgs Benelux-Landschaft gibt es genug einschlägige Beispiele. (Freilich auch in Wien: hat doch mittlerweile die unglückliche ÖVP-Spitzenkandidatin Marek soeben bei einer Diskussion mehr Steuergeld für den im Tagebuch vor kurzem kritisierten „Queere Kleinprojektetopf“ zugunsten schwuler Initiativen verlangt!).

Aber kehren wir zurück zur EU-Roma-Problematik. Will uns die EU-Kommission wirklich einreden, dass wir in eine Union gelockt wurden, die jedem Europäer das Recht gibt, in jedem Staat Europas irgendwo auf jedem beliebigen Grund sein Quartier aufzuschlagen und von irgendwelchen jedenfalls nicht versteuerten Einkünften zu leben? Glaubt man wirklich, damit den Europagedanken zu fördern?

Die dabei offenkundig gewordene Heuchelei der Political Correctness ist manchmal unfassbar. Denn bei aller Aversion gegen vieles am politischen Stil des französischen Präsidenten hat er  mit der polemischen Aufforderung an Luxemburg (dessen Regierung ja sofort die „Schande“-Kommissarin unterstützt hat) durchaus recht, doch selbst die Roma-Campers in das Großherzogtum zu holen. Immerhin wird dort das höchste Durchschnittseinkommen der EU verdient. Und dennoch gibt es dort kein einziges Roma-Lager – weil sie von der Luxemburger Polizei viel rascher vertrieben werden als von den bisweilen laxen Behörden Frankreichs oder Italiens.

Interessant ist, dass der erste, der sich öffentlich an die Seite der Franzosen gestellt hat, Italiens Silvio Berlusconi gewesen ist (die einst engsten Alliierten Frankreichs, die Deutschen, taten das zwar auch, aber viel zurückhaltender). Der Mann weiß, wie man sich oft hemmungslos Freunde macht, um dann auch nationale Anliegen durchsetzen zu können. Siehe etwa auch das dicke Lob von Tony Blair für Berlusconi in seinem neuen Buch („Der redet nicht nur, der handelt auch und hält seine Versprechungen“). Siehe Berlusconis Erfolg, Libyen zur Rücknahme der illegalen Einwanderer aus Schwarzafrika zu bewegen (wenn auch um viel Geld für den erpresserischen Diktator, was aber noch immer weniger ist, als die Hunderttausenden „Asylwerber“ aus Afrika kosten).

Österreich hat sich – natürlich – an die Seite der Political Correctness gestellt, deren 27. Gebot ja lautet: Roma sind immer unschuldige Opfer. Was hätte sich nur die Außenpolitik des Landes bei den Franzosen alles an Dankbarkeit zugunsten Österreichischer Interessen einkaufen können, wenn Außenminister oder gar Bundeskanzler oder der gerade mit Belanglosigkeiten durch Brüssel gereiste Bundespräsident  den bedrängten Franzosen zu Hilfe gekommen wären!

Wobei wir die Frage gar nicht stellen wollen, was Österreich täte, wenn sich in seinen Orten Tausende Menschen aus anderen EU-Ländern einfach irgendwo illegal niederlassen. Und wenn dann halt die Alpenrepublik von den heuchlerischen Kritikern an den Pranger gestellt wird.

Und dann wird sich Österreich nicht einmal wie die Franzosen aufplustern können und sagen: So darf man mit einem großen Staat nicht umgehen. Mit einem kleinen bitte auch nicht, wenn Europa keine Diktatur sein will. Und wenn kleine Staaten wie Österreich eine geschickte Außenpolitik hätten.

Freilich: Hinter all dem steht die gern verdrängte Tatsache, dass durch die erfolgten und die vermutlich bevorstehenden EU-Erweiterungen Millionen Roma plötzlich EU-Bürger geworden sind. Das sind Menschen, die insbesondere in Rumänien, der Slowakei und Serbien unter oft drittweltartigen Bedingungen leben. Deren Integration in die Gesellschaft nie geglückt ist, weder unter den Kommunisten noch unter der Demokratie, weder unter linken noch unter konservativen Regierungen.

Was viele Ursachen hat, die sowohl bei den Roma wie auch bei der übrigen Bevölkerung liegen.

Daher sollte man dreierlei sicher nicht tun: Erstens, Rumänien und Co mit dem Problem ihrer Roma wieder wie in den letzten Jahren allein zu lassen; zweitens nach Political-Correctness-Art ständig mit blöden „Rassismus“- oder „Verhetzungs“-Sprüchen so zu provozieren, dass das noch mehr Spannungen schafft und gleichzeitig jeden Druck von den Roma nimmt, sich nicht immer nur ständig als Opfer zu porträtieren, sondern auch selbst tatkräftig an einer Änderung ihrer Lebensumstände mitzuwirken; drittens sollte man überall nach den vielen kleinen Beispielen suchen, wie die Roma-Integration noch am relativ erfolgreichsten erfolgen kann. Auch hier kann zweifellos nur eines gelten: nicht nur fördern, sondern auch fordern.

Blöde Sprüche schaden aber jedenfalls immer und allen: sowohl die „Schande“- und „Rassismus“-Sprüche linker Heuchler wie auch das „Zurück nach Indien“ rechter Scharfmacher.

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Die Wiener Wahl naht: Was tut man nur? drucken

 Es ist ein interessanter Vorschlag eines Partners. Er hat eine Antwort auf die verzweifelte Frage viele Wiener Bürger konzipiert, die da lautet: Was tue ich nur am Wahltag? Der Vorschlag ist zwar formal nicht ganz legal, aber völlig ungefährlich und sicher.

Viele Bürgerliche Wiens stehen ja derzeit vor der Tatsache, dass ihnen derzeit auch die geringsten Übel – für die sich die Bürger seit jeher bei einer Wahl zu entscheiden haben – alles andere als gering erscheinen. Sie wollen primär nur eines: Der Arroganz, dem Machtmissbrauch, der Schuldenwirtschaft, der Wirtschafts- (und damit Arbeitsplatz-)Feindlichkeit, dem mit Steuergeldern finanzierten (feministischen, migrantistischen, schwulistischen und sonstwie politisch korrekten) Meinungsterror, sowie der Korruption der Wiener SPÖ und ihres seit Jahrzehnten als Parteieigentums geführten Rathauses einen kräftigen Denkzettel verpassen.

Daher wissen viele Bürgerliche derzeit nur eines mit Sicherheit: Eine Stimme für die SPÖ kommt ebenso wenig in Frage wie Nichtwählen oder eine ungültige Stimme. Denn all diese Varianten sind in gleicher Weise eine Garantie, dass die Demokratie in Wien auch weiterhin zugunsten einer roten Einparteiendiktatur unterdrückt wird.

Alle anderen Varianten erscheinen weniger schlimm, wenn auch alles andere als begeisternd: Grüne und ÖVP haben sich in absurder Speichelleckerei schon vor(!) dem Wahltag an diese SPÖ angebiedert. Sie lizitieren sich gegenseitig nach unten, wer es billiger gibt. Keine von beiden Parteien hat bisher auch nur eine einzige relevante, konkrete und harte Bedingung gestellt, die den roten Machtmissbrauch substanziell beenden würde. Derzeit signalisieren beide nur eines: nämlich, dass sie Herrn Häupl nicht verärgern wollen.

Dazu kommt bei den Grünen, dass sich Meinungsterror, Wirtschafts- und Arbeitsplatzfeindlichkeit sogar noch verschlimmern würden.

Die FPÖ wiederum hat personell und ideologisch ebenfalls sehr wenig Wirtschafts- und Verwaltungskompetenz und reduziert schon von der intellektuellen Tonalität her die von ihr angesprochenen Wiener auf Gemeindebaubewohner und Würstelstand-Dauergäste.

Bleibt das BZÖ, das bundesweit bisher nicht über die Skurrilität einer Chaostruppe hinausgewachsen ist, das nicht einmal eine vage Ahnung hat, was modernes liberalkonservatives Denken bedeutet. Das aber in Wien noch den relativ akzeptabelsten Spitzenkandidaten nominiert hat. Gegen das BZÖ spricht aber die große Wahrscheinlichkeit, dass es für kein Mandat reichen wird, dass also eine orange Stimme verloren ist.

Daher – so der Vorschlag eines Partners – könnte man ja die Lücke des Wahlrechts via Briefwahl ausnutzen: Man wartet mit seiner Entscheidung, bis das vorläufige Ergebnis vorliegt.

Also bis man weiß, ob beispielsweise eine Stimme für das BZÖ relevant wäre. Und bis man aus den Erklärungen am Wahlabend erfährt, ob die Wiener ÖVP ihre Anbiederung an die SPÖ spätestens zu diesem Zeitpunkt revidiert hat. Und bis man beurteilen kann, was eine Stimmabgabe für die FPÖ wirklich bedeutet (falls einen nicht die skandalösen linken Gewaltaktionen gegen FPÖ-Versammlungen nicht doch schon vorher zu einer FPÖ-Stimme bewogen haben sollten).

Jetzt ist natürlich ausdrücklich festzuhalten, dass das Gesetz auch für Briefwähler eine Stimmabgabe bis 17 Uhr vorschreibt. Aber dennoch darf auch das Faktum nicht verschwiegen werden, dass das eine Lex imperfecta ist, ein Gesetz ohne jede Konsequenzen. Wahlkarten, die erst am Montagmorgen angekreuzt und abgesandt werden, sind genauso gültig.

Eine spannende Debatte: Ich blicke diesmal mit besonderem Interesse den Kommentaren der geschätzten Poster entgegen.

PS.: Die vielen getarnten Propagandamails aus dem riesigen War-Room der Wiener SPÖ in der noblen Babenbergerstraße, die hier neuerdings wieder regelmäßig, wenn auch mit 24 Stunden Verspätung eintreffen, gelten jetzt schon als verlesen. Schade nur, dass diese „spontane“ Linkserregung nach dem Wahltag immer prompt einschläft. Sie wäre ja durchaus kreislaufbelebend und erheiternd.

PPS.: Bezeichnend ist übrigens auch, dass der Nickname eines einst in abstoßender Form antisemitischen Posters nun von einem regelmäßig sehr, sehr SPÖ-nahen Kommentator verwendet wird. Da fragt man sich unwillkürlich, wem eigentlich vor Asylantenheimen explodierende Bomben nutzen. Berühren sich da wieder einmal die Extreme? Oder will man da jemandem die Schuld zuschieben?

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Der Markt, die Makler, das Ministerium drucken

Immobilienmakler dürfen künftig nur noch zwei statt drei Monatsmieten verrechnen. Das hat der Wirtschaftsminister soeben dekretiert.

Und das lässt ordentlich staunen. Gewiss: Der Beifall von den Rängen, von Parteien und vielen Medien ist groß, aber das beweist angesichts des dort herrschenden ökonomischen Bildungsniveaus einmal weniger als gar nichts. Es überrascht schon gewaltig, wenn ein angeblich der Marktwirtschaft verbundener Minister glaubt, mit Preisregelungen arbeiten zu müssen. Es überrascht noch mehr, wie milde die Unternehmervertretung Wirtschaftskammer auf diese neue Preisregelung reagiert.

Hätte die Maßnahme eine innere Logik, dann bitte her mit Preisregelungen für Milch, Brot, Benzin und was sonst noch lebenswichtig erscheint – oder populär. Verständnis hätte ich ja noch, wenn auf schlecht österreichisch diese Preisregelung als Gegenzug für Konzessionen der Arbeiterkammer auf anderen – vielleicht wichtiger erscheinenden – Gebieten zugestanden worden wäre. Aber für einen solchen in der Politik nicht unüblichen Deal gibt es keinerlei Indizien.

Wischen wir also alle Erkenntnisse der Wirtschaftsforschung zum Tisch, dass Preisregelungen langfristig noch nie etwas billiger gemacht haben. Was wird passieren? Entweder die Unternehmer setzen auf andere Weise ihre Preisvorstellungen durch (z.B.: sie lassen sich Spesen zahlen; sie lassen sich vom Vermieter zahlen). Oder sie reduzieren ihre Leistungen (Massentermine statt Einzelbesichtigungen von Wohnungen). Oder ihre Dienstleistung verschwindet vom Markt (dann müssen Wohnungssuchende halt direkt Rundrufe bei Hausverwaltungen machen). Oder die Makler wechseln vom teuren Zeitungsinserat auf die leider noch nicht ganz ausgegorenen Internet-Plattformen (was ein ironischer Kontrapunkt zum Jubel vieler Zeitungen über die Preisregelung wäre).

Denken Sie nur an die globalen Erfahrungen mit Regulierungen des Preises von Brot, einem der allerwichtigsten Lebensgüter. In vielen Ländern trat im Lauf der Zeit Brotmangel ein, oder es entstand ein Schwarzmarkt. Umgekehrt ist in Österreich eine Explosion der Zahl von unterschiedlichsten Brotsorten und Qualitäten entstanden, seit es keine Preisregelung mehr gibt. Kein Mensch will mehr zurück zu jener Zeit, als eine Semmel 45 Groschen gekostet hat und als eine Preiserhöhung um 5 Groschen nationales Krisenthema gewesen ist.

Aber sind nicht in Österreich die Maklerkosten im internationalen Vergleich zu hoch? Sollte das wirklich der Fall sein, dann könnte man ganz einfach das Funktionieren des Marktes verbessern. Durch mehr Wettbewerb und Transparenz; durch die Pflicht, bei jedem Inserat (ob in Zeitung oder Internet) die Maklerkosten dazuzuschreiben; durch ständige Rankings der qualitativen Leistungen von Maklern; durch eine Serviceseite des Ministeriums, auf der Kunden ihre Erfahrungen mit einzelnen Maklerbüros darstellen.

Man braucht die Marktwirtschaft nicht neu erfinden. Man muss sie nur wirken lassen.

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Die LesBiSchwulen-Subventionen drucken

 Eines muss man der SPÖ lassen: Sie ist kreativ. Sie findet immer neue Wege der schuldenfinanzierten Wählerbestechung – und hat keinen Genierer, dabei auch die bestverdienenden Gruppen der Bevölkerung zu bedienen.

Es ist aber eigentlich ein unfassbarer Skandal. Dennoch brüstet sich die Wiener SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger sogar damit: Sie gibt für den „Queerer Kleinprojektetopf“ 20.000 Euro aus und kündigt an, dass es im kommenden Jahr dafür wieder Steuergeld geben wird.

Hinter diesem komischen Titel verbergen sich Subventionen für Projekte aus der „LesBiSchwulen-Szene“, wie das in der linken Kunstsprache heißt. Es geht also um Förderung für homosexuelle Aktionen, wie etwa ein „Aufklärungsprojekt für Jugendliche“. Man kann sich lebhaft vorstellen, mit welcher ideologischen Gehirnwäsche da die Jugendlichen auf Steuerzahlerkosten „aufgeklärt“ werden.

Was das besonders Provokante ist: Nach allen bekannten Untersuchungen sind Schwule die bestverdienende Gruppe der Bevölkerung. Was übrigens kein Wunder ist, haben sie doch eher selten für Kinder zu sorgen (die dann die Schulden für die Schulden der Frau Frauenberger zu zahlen haben) und sind sie doch besonders häufig in der gut verdienenden und hochsubventionierten Kulturszene beheimatet (übrigens auch in Jugendabteilungen bestimmter Medien, um auf eine besondere Pikanterie hinzuweisen).

Bruno Kreisky hat einst wenigstens noch verbal zum Sparen angehalten: „Da ein Tausender, dort ein Tausender.“ Das stimmt zwar nicht mit der unter ihm eingetretenen Schuldenexplosion überein, war aber immerhin noch ein Zeichen schlechtes Gewissens. Bei der Wiener SPÖ heißt es hingegen: Für jeden eine Viertelmillion (in altem Geld), wo auch immer die Chance gesehen wird, Wählergruppen zugunsten der SPÖ einzunehmen.Und man iststolz darauf.

Man denke nur an die provozierenden Rathaus-Veranstaltungen zur Bejubelung von profitablen Abtreibungskliniken oder an das Geld für den Life Ball, eine Veranstaltung zur Förderung der Promiskuität, oder an das Geld für das Dokumentationsarchiv des Widerstandes, das primär dadurch in Erscheinng tritt, dass es die Gegner der SPÖ denunziert (das hingegen total schweigsam geblieben ist zu den unfassbaren Enthüllungen über die einstige staatspolizeiliche Spionage gegen Simon Wiesenthal unter einem Minister Blecha).

Gleichzeitig gibt es in dieser Stadt jetzt schon zu wenig Geld für Kinderkrisen-Zentren, für ausreichende Kindergärten, für eine bessere Bezahlung von Pflegepersonal. Und so weiter.

Wenig Trost ist es, dass es nach dem 11. Oktober auch für viele andere essentielle Aufgaben dieser Stadt kein Geld geben mehr wird.

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Warum haben die Deutschen so kluge Sozialdemokraten? drucken

Peer Steinbrück hat grundlegende Wahrheiten zur großen Wirtschaftskrise der letzten zwei Jahre ausgesprochen - die aber in manche Köpfe nicht hineinwollen. Weil die Köpfe zu klein sind. Oder weil sie vollgestopft mit ideologischer Propaganda sind. Aber vielleicht hilft es beim Lernen, wenn die Wahrheiten von einem Sozialdemokraten ausgesprochen werden. Im konkreten Fall vom früheren SPD-Finanzminister, der in einem "Spiegel"-Interview Tacheless geredet hat. Was daher wert ist, in Erinnerung behalten zu werden.

So fragten ihn die Redakteure in der typischen Journalisten-Art eines leider wieder ganz nach links abgleitenden Magazins, ob er auch der Meinung sei, dass die Euro-Krise von Spekulanten und deren "Casino-Spielen" verschuldet worden sei. Steinbrück hingegen: "Auf die Spekulanten zu schimpfen, bringt zwar immer öffentlichen Beifall, aber in diesem Fall ist es viel zu vordergründig. Die Griechenland-Krise haben die Regierungen zu verantworten."

Die erstaunten Journalisten: "Sie meinen, in diesem Fall waren die Politiker die Zocker?" Steinbrück: "So ist es. Die einen, weil sie sich zu hoch verschuldet und dabei auch noch geschummelt haben. Die anderen, weil sie bei den Tricksereien zu lange weggesehen haben. In die letzte Bemerkung schließe ich mich übrigens ausdrücklich ein."

Der Leser stellt sich da unwillkürlich neben Steinbrücks Sachkenntnis und Ehrlichkeit den Herrn Faymann vor. Und kommt auf den Gedanken, wer nun für die Krise zahlen muss, haben doch Faymann und seine kongenialen Parteisekretäre immer verkündet, die Schuldigen sollen zahlen. Und jetzt geben sogar die klügeren Sozialdemokraten zu, dass die Regierungen selbst die Schuldigen seien.

Aber zurück zu Steinbrück. Er praktizierrt auch in Sachen Pensionen nüchterne Ehrlichkeit. Und wagt es daher, das Abrücken seiner SPD vom Pensionsalter 67 als problematisch zu bezeichnen. "Es passt nicht zusammen, dass die Deutschen immer später ins Berufsleben einsteigen, immer früher in Rente gehen und gleichzeitig immer länger leben. Man muss kein Mathematiker sein, um zu sehen, dass sich die Politik nicht auf Dauer über die Gesetze der Arithmetik hinwegsetzen kann."

Und dabei  wurden in Österreich ganze Generationen nach der Devise indoktriniert, dass die Gesetze der Mathematik dann nicht gelten, wenn wir nur immer schön Gewerkschaftsbeiträge zahlen und SPÖ wählen. Und jetzt soll plötzlich die Mathematik gelten, die ohnedies niemand in der Schule gemocht hat?

Steinbrück warnt die SPD vor einem Fehler, "den sie schon häufiger gemacht hat: den der strukturellen Verspätung. Wenn die SPD nämlich dereinst in der Regierung sitzen sollte, muss sie ihren Wählern bruchartig erklären, dass die Versprechen aus Oppositionstagen leider nicht umgesetzt werden können." So habe Gerhard Schröder nach seinem Regierungsantritt den demographischen Rentenfaktor der Kohl-Regierung abgeschafft. "Wenig später musste er ihn unter anderem Namen wieder einführen. Das war eine traumatische Erfahrung."

Aber immerhin hat Schröder, so muss man ihn verteidigen, letztlich doch zu rechnen begonnen. Diese Gefahr besteht hingegen bei der SPÖ nicht.

Während die Deutschen Sozialdemokraten wie Steinbrück oder Clement oder Sarrazin oder Dohnanyi oder Schmidt haben, haben wir  Faymann, Rudas und Kräuter. Was noch viel schlimmer ist als der Vergleich der ÖBB, der Fußballnationalmannschaft oder der heimischen Medienlandschaft mit dem jeweiligen Gegenüber in Deutschland.

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Für Geld auch noch arbeiten müssen? drucken

Die ÖVP hat recht mit ihrem Vorstoß für eine Arbeitspflicht für Grundeinkommensempfänger. Und die prompte Reaktion der SPÖ reduziert diese immer mehr auf die Zielgruppe der (in hohem Ausmaß zugewanderten) Empfänger von Sozialtransfers, welche häufig mit jenen Pflanzen und Tieren verglichen werden, die komplett auf Kosten anderer ein angenehmes Leben führen. Nur: Glaubwürdig ist die ÖVP nicht mit diesem Vorstoß.

Denn erstens hat die Volkspartei erst vor wenigen Monaten dem Grundeinkommen zugestimmt, ohne für dessen Bezug eine so klare Konsequenz zu verlangen, wie sie jetzt gefordert wird. Und zweitens wird der Vorstoß ausgerechnet von der im Wahlkampf verzweifelt schlecht liegenden Wiener Spitzenkandidatin gemacht, die nun offensichtlich Fünf vor Zwölf krampfhaft bei den bürgerlichen Wählern Profil zu gewinnen versucht, nachdem sie sich als Häupl-Plakatiererin ziemlich lächerlich gemacht hat.

Noch lachhafter ist jedoch der Hinweis der SPÖ (und natürlich der Grünen, welche ja stets die Sozialdemokraten als noch hemmungslosere Soziallizitierer zu übertreffen versuchen), dass es diese Arbeitspflicht ohnedies schon gäbe. Wäre dem wirklich so – und nicht nur auf einem geduldigen Stück Papier –, dann würden nicht allen Experten übereinstimmen, dass die Umwandlung von Sozialhilfe in Grundeinkommen einen dreistelligen Millionenbetrag teurer wird.

Ernster ist hingegen die Frage zu nehmen, ob durch eine solche Arbeitspflicht nicht jene Firmen samt den dazugehörigen Arbeitsplätzen leiden würden, die derzeit solche Arbeiten wie Parkpflege und Straßenreinigung vornehmen. Freilich: Die Lage der meisten Kommunen ist schon so schlecht, dass viele von ihnen in jedem Fall in diesem Bereich Kürzungen vornehmen werden. Dennoch sollte intensiv über Modelle nachgedacht werden, bei denen die Arbeitspflicht über jene bisher beauftragten Firmen organisiert wird, ohne dass diese Mitarbeiter abbauen dürften.

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Die Lehren aus Sarrazin drucken

Europas Politiker kommen immer mehr ins Stottern. Sie sind von Panik erfasst, dass die von Thilo Sarrazin ausgelöste Lawine sie allesamt in den Graben ihrer Verdrängungen und Heucheleien stürzen wird. Womit ihnen aber recht geschähe, weil sie gegen ihn polemisieren, statt ernsthaft über konkrete und wirksame Konsequenzen aus den von Sarrazin aufgezeigten Entwicklungen zu ziehen.

Denn langsam wird der Politik klar, dass die Menschen durch Sarrazin – dessen Buch ja jetzt erst langsam überall gelesen wird – zunehmend begreifen, welche Katastrophe die Zuwanderungspolitik ausgelöst hat. Der wichtigste: In Deutschland entsteht im Expresstempo eine neue Unterschicht, die weder arbeiten will, noch angesichts ihrer fehlenden Qualifikationen überhaupt passende Arbeitsplätze vorfindet. Trotz des derzeitigen Booms.

Wenn in Berlin schon vier von zehn Kindern in Familien aufwachsen, die von Sozialhilfe leben, dann läuft etwas abgrundtief falsch. Dann sollte Deutschland – und natürlich auch Österreich, wo sich eine ähnliche Entwicklung zeigt – ernsthafter über das Modell der einst als unsozial gegeißelten Reformen in den USA nachdenken. Dort wurde nach fünf Jahren jedem Bezieher seine Sozialhilfe gestrichen. Und siehe da: Es brach keine Not aus, sondern die Menschen begannen sich wieder nach Arbeitsplätzen umzusehen und wurden dann auch bald stolze Bezieher eines eigenen Einkommens.

Amerika hat damit und mit einer konsequenten Anti-Kriminalitätspolitik seine schier unlösbaren sozialen Probleme der 70er und 80er Jahre gelöst. In Amerika traf diese Wende vor allem Schwarze; in Mitteleuropa sind es vor allem die türkischen Zuwanderer, die mit derselben Konsequenz behandelt werden müssten.

Die Linke muss sich dazu freilich von ihrem schädlichen wie unfinanzierbaren Wohlfahrtsfetischismus wie auch ihrer skrupulösen Immigrantenliebe lösen. Aber auch konservative Kreise müssen lernen und zugeben, dass großzügige finanzielle Förderung für Kinder und Familien am Ende des Tages nur ständig mehr Immigranten ins Land holt.

Jede Familienförderung muss zumindest ganz streng davon abhängig gemacht werden, ob Kinder die Schule besuchen, ob sie ihre Aufgaben machen, ob sie bei Bedarf auch schon den vorschulischen Sprachunterricht besuchen.

Familienzusammenführungen dürften nur vor dem 5. Geburtstag oder nach dem 25. Geburtstag stattfinden. Das würde Zwangsehen und den Kulturwechsel im sensibelsten Alter verhindern.

In den Schulen muss nicht nur jeder Islamismus verbreitende Religionslehrer sofort entfernt werden. Es muss dort auch intensiv Werbung für die Grundwerte unserer Demokratie gemacht werden: für Freiheit (insbesondere allumfassende Meinungs- und Religionsfreiheit), für die Trennung von Kirche und Staat (was durchaus Respekt für Religion in ihrem Bereich erlaubt), für die Gleichberechtigung der Frau (was keineswegs die krankhafte Gender-Propaganda einschließt), gegen Zwangsehen und Ehen unter Cousins, für Leistung und Disziplin, aber auch für die kulturellen Traditionen des Landes, in denen die Moslems nun leben wollen und dürfen.

All das müsste wieder Kernelement unserer Schulen werden. Auch wenn die „progressiven“ Reformen  der letzten Jahrzehnte diese Werte aus den Schulen vertrieben haben. Und völlig unabdingbar ist, dass es den Zuwanderern zuliebe oder aus ideologischer Verblendung keine Senkung der Leistungsschwellen geben darf. Das heißt etwa, dass künftig wieder Maturanten und Abiturienten (unter anderem auch) einen weitestgehend fehlerfreien Deutschaufsatz zu schreiben imstande sein müssen.

Zwangsehen müssten streng bestraft werden. Ehepartner sind vor Eheschließung beziehungsweise vor der Einreise diesbezüglich eingehend zu befragen. In Schulen müsste es Uniformen und ein Kopftuchverbot geben. In der Öffentlichkeit ein Verbot, sein Gesicht zu verstecken. Gleichzeitig müssten sich politische Parteien konsequent von allen islamischen Radikalinskis trennen. Die Behörden müssten jeden radikalen Prediger sofort suspendieren und ausweisen.

Zugleich aber müsste es für integrations- und lernwillige Türken großzügige Angebote insbesondere an zusätzlicher und weiterführender Bildung geben.

Wer sagt da, dass es keine Rezepte zum Umgang mit der Migration gibt? Bloßes Wegschauen, wie bei Schwarz beliebt, oder gar Beschönigen, wie von Rot und Grün mit Begeisterung praktiziert, helfen genausowenig wie die nackte Aggression von Seiten der Freiheitlichen. Und am allerwenigsten würde es helfen, wenn man auf den türkischen Premier hört, der gestänkert hat: „Assimilation ist ein Verbrechen.“ Nein, Herr Erdogan, ein Verbrechen ist es, die ausgewanderten eigenen Bürger als fünfte Kolonne zu behandeln, die in Parallelgesellschaften leben sollen.

 

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Zwei Drittel sehen Österreich schon halb totalitär drucken

 

Noch nie in den letzten Jahrzehnten hatte eine Meinungsumfrage ein so beklemmendes Ergebnis gebracht: Sie sagt im Grund nämlich nichts anderes, als dass zwei Drittel der Österreicher ihr Land schon als ein halb totalitäres System sehen, in dem man nicht mehr ohne Scheu seine politische Meinung äußern kann. Drei Jahre davor war erst ein Drittel dieser Ansicht.

Das ist das Ergebnis einer bisher nicht veröffentlichten Meinungsumfrage des renommierten Linzer Imas-Instituts, die auch bei den Instituts-Angehörigen Bestürzung auslöst. Im Detail lautete die Frage: „Wie ist Ihr Eindruck: Kann man in Österreich eigentlich ganz ohne Scheu darüber reden, wie man über politische, geschichtliche oder kulturelle Dinge denkt, oder ist es besser, sich mit seiner Meinung zurückzuhalten, weil man sonst mit Nachteilen rechnen muss?“

Diese Frageformulierung trifft genau einen wesentlichen Kern dessen, was ein totalitäres System ausmacht: Zum Unterschied von bloß autoritär-undemokratischen Systemen, die sich auf die Machtausübung konzentrieren, wollen totalitäre Staaten auch die Meinungen der Untertanen kontrollieren. Wobei sie natürlich nicht die Gedanken kontrollieren können, aber sehr wohl die Meinungsäußerungen zu wichtigen politischen Fragen.

Auf diese zuvor zitierte Frage antworten jedenfalls nicht weniger als 65 Prozent der Österreicher, entweder mit: „besser, sich zurückzuhalten“ (25 Prozent) oder mit: „kommt darauf an, hängt vom Problem ab“ (40 Prozent). Während lediglich 31 Prozent noch sagen, man „kann ohne Scheu reden“.

Ein ziemlich erschütterndes Ergebnis, das bei allen freiheitsorientierten Menschen die Alarmsignale schrillen lassen muss. Diese Umfrage müsste eigentlich eine zwingende Konsequenz haben: Neben den Verfassungsreformen mit dem Ziel einer Verwaltungsvereinfachung braucht Österreich genauso dringend einen zweiten Verfassungskonvent mit der zentralen Aufgabe, die Meinungsfreiheit in diesem Land wieder herzustellen.

Denn wenn nun manche Juristen und Politiker zu argumentieren beginnen sollten, dass in Österreich durchaus Meinungsfreiheit herrsche, sprechen die mehr als signifikanten Zahlen der Umfrage eine ganz andere Sprache. Viel entscheidender, ob eines der allerwichtigsten Grundrechte auf dem Papier von irgendwelchen Menschenrechtskatalogen steht, ist die Wirklichkeit. Also ob die Menschen auch davon überzeugt sind, dass es Meinungsfreiheit gibt. Schließlich haben ja auch totalitäre Diktatoren immer wieder papierene Verfassungen präsentiert, denen zufolge alle Grundrechte gesichert schienen.

Wenn hingegen Politik und Jurisprudenz tatenlos bleiben sollten, dann ist dies der wohl stärkste Beweis, dass hier tatsächlich eine herrschende Klasse sich sehr bewusst ist, die Meinungsfreiheit der Bürger eingeschränkt zu haben. Denn wenn zwei Drittel keine volle Meinungsfreiheit mehr sehen, dann gibt es diese Freiheit nicht mehr.

Nun werden manche sagen: Dieses Umfrageergebnis sei ja nur ein Beweis, dass die Österreicher seit jeher Duckmäuser sein; in Wahrheit wären sie ja ohnedies frei. Andere schlichte Denker werden halt sagen: Die Umfrage beweise nur, dass die Österreicher unverbesserliche Nazis geblieben wären, denen man zu Recht das Maul stopfe. Gegen beide Interpretationen spricht  aber massiv der Trend: Denn die Werte verschlechtern sich von Umfrage zu Umfrage dramatisch!

Im Oktober 2007 haben nämlich noch 47 Prozent gemeint, man könne in Österreich ohne Scheu reden (im Februar 2010 waren es dann nur noch 37). Und nur 34 Prozent haben sich für „zurückhalten“ oder „kommt drauf an“ entschieden. Was nur rund halb so viel wie in diesem Sommer waren – wenn auch in Wahrheit auch schon damals viel zu viele. (Im Februar 2010 waren es dann schon 51 Prozent).

Über die Ursachen dieses bestürzenden und sich beschleunigenden Trends sagt die Umfrage natürlich nichts. Sie hängen aber zweifellos mit den Verbotsgesetz-Debatten in diesem Frühjahr ebenso zusammen wie mit den ständigen Versuchen des Justizministeriums, den ohnedies jetzt schon bedenklichen Verhetzungsparagraphen, der reine Meinungsdelikte mit Haft bestraft, noch weiter zu verschärfen. Ebenso spielt da die vor allem von Rot und Grün ständig intensiver vorangetragene Political Correctness eine unschöne Rolle oder die Groteske der Wiener ÖVP, welche die Spitze des Wiener Akademikerbund wegen unerwünschter Meinungsäußerungen einfach ausschloss.

Mit etlicher Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dass das Kesseltreiben gegen Thilo Sarrazin – obgleich das ein deutscher Fall ist – die Angst der Österreicher, ihre Meinung frei zu äußern, noch weiter verschlimmert hat. Jedenfalls ist auch da kein österreichischer Politiker dadurch aufgefallen, dass er sich für die Meinungsfreiheit eingesetzt hätte.

Da bleibt nur noch eine vage Hoffnung: Wann kommt ein neuer Schiller mit einem Da capo der einst schon für erfüllt geglaubten Forderung: „Geben Sie Gedankenfreiheit!“?

Derweil tut es zumindest gut, ein altes Lied hervorzukramen und vor sich hinzusummen, das schon seit Walther von der Vogelweide und in immer neuen Variationen immer das Gleiche gesagt hat:
„Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!“

 

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Die politischen Trends im September drucken

Kopf-an-Kopf in der Steiermark - Unwahrscheinliche SP-Absolute in Wien - Deutsche Bundesregierung weiter im Tief - leichte Erholung für Merkel.

Gut zwei Wochen vor der steirischen Landtagswahl und rund einen Monat vor der Wiener Gemeinderatswahl haben sich die in der Public-opinion-Kurzanalyse vom August aufgezeigten Trends verfestigt: In der Steiermark gehen alle veröffentlichten Umfragen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit ungewissem Ausgang aus, in Wien hat die Häupl-SP als Wahlziel das Halten der absoluten Mandatsmehrheit, was bei 47 Prozent der Stimmen möglich ist, als Wahlziel deklariert.

In der Steiermark könnte der Wahlausgang am 26. September so knapp werden, dass erst die letzte ausgezählte Briefwahlstimme am 4. Oktober über die Nummer-1-Position, aber auch darüber entscheidet, ob die FPÖ einen Regierungssitz erhält und die KPÖ wieder in den Landtag einzieht.

In der letzten Woche sind von Gallup in Österreich und Market in der Steiermark Umfragen veröffentlicht worden, die einmal die VP und einmal die SP mit je 2 Prozent in Front sahen. Bei Market besonders bemerkenswert war, dass die in der „Kleinen Zeitung“ am 3. September publizierte Umfrage der wenige Tage davor im „Standard“ vorgestellten Untersuchung desselben Instituts in der „Nummer 1-Position“ diametral widersprach. Dort lag die VP noch um 2 Prozent vorne. Das Institut sprach von einer peinlichen „Verwechslung“ der Zahlen, weil auch bei der „Standard“-Umfrage eigentlich die SP voran sein sollte. So sieht die Gegenüberstellung Market – Gallup aus:

Partei    Market   Gallup
SPÖ       38 %      36 %
ÖVP       36 %      38 %
FPÖ         8 %      10 %
Grüne       7 %        7 %
KPÖ         5 %        4 %
BZÖ         3 %        3 %

Um in der Steiermark in den Landtag zu kommen, ist ein Grundmandat notwendig. Am ehesten Chancen haben KPÖ und BZÖ darauf im Wahlkreis Graz und Umgebung, wo je über 10.000 bzw. über 5 Prozent der Stimmen dafür notwendig sind. Bei der letzten Grazer Gemeinderatswahl 2008 erhielt die KPÖ in Graz noch 12.611 Stimmen und das BZÖ 4857. Bei den Gemeinderatswahlen im März 2010 kamen KPÖ und BZÖ im Bezirk Graz-Umgebung auf kümmerliche 114 bzw. 520 Stimmen.

Wie wirkt Anti-Muezzin-Kampagne der FPÖ?

Eine offene Frage sowohl in Wien als auch in der Steiermark ist, ob die Anti-Muezzin-Kampagne der FPÖ kontraproduktiv oder stimmenmaximierend ist. Es kann auch sein, dass – wie bei manchen Wahlgängen in den letzten Jahren – das Sich-Deklarieren als FP-Wähler, weil es als politisch nicht korrekt gilt, in den Umfragen so stark unterrepräsentiert ist, dass auch die „Gewichtungen“ der Meinungsforschungsinstitute dieses Faktum nicht richtig erfassen. Andererseits haben extreme Positionierungen von Barbara Rosenkranz und Susanne Winter bei den Bundespräsidentenwahlen und den Grazer Gemeinderatswahlen der FPÖ geschadet.

In Wien wird die FPÖ jedenfalls wieder klare zweitstärkste Kraft werden, die Grünen könnten aufgrund ihrer internen Querelen weit abgeschlagen werden. Die VP mit Spitzenkandidatin Christine Marek, die die absolute Mehrheit der SPÖ weghaben und mitregieren will, tut sich im Scheinduell „Häupl gegen Strache“ naturgemäß schwer.

Deutschland: Regierungskoalition kommt nur auf 37 Prozent

In Deutschland haben sich die Parteien der Regierungskoalition im August leicht erholt – genauer die CDU/CSU um einen Prozentpunkt – kommen aber laut am 3. September veröffentlichter Infratest-dimap-Umfrage zusammen nur auf 37 Prozent (gegenüber 48,4 Prozent bei der Bundestagswahl 2009). Aus dem Gleichstand von CDU/CSU und SPD vor einem Monat ist wieder ein leichter Vorsprung für die Partei der Kanzlerin geworden, für die auch die Werte der „Zufriedenheit mit ihrer Arbeit“ um 7 Prozent auf 48 Prozent gestiegen sind, während 51 Prozent unzufrieden sind.

Nachfolgend die Parteienstärke laut Umfrage (in Klammer die Veränderung gegenüber der Bundestagswahl 2009):

CDU/CSU              32 %       (-1,8)
SPD                       30 %       (+7,0)
Grüne                     11 %       (+6,3)
Linke                      10 %        (-1,9)
FDP                         5 %        (-9,6)

 

Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at

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Tausche einen Voves gegen einen Häupl drucken

 Was führt diese Koalition eigentlich im Schilde? Zuerst war es nur eine dunkle Vermutung, die man als zu bösartig immer gleich beiseitegeschoben hat. Inzwischen aber werden die vertraulichen Informationen aus den Reihen der beiden Parteien immer dichter: Die Herrn W. Faymann und J. Pröll versuchen tatsächlich mit allen Mitteln, das Wahlergebnis der beiden nächsten Landtagswahl in die von ihnen gewünschte Richtung zu treiben.

Das zugrundeliegende Szenario geht weit über den Verfassungsbruch durch Nichtvorlage eines Budgets hinaus, weil ein unvermeidliches Sparbudget ganz offensichtlich Rot und Schwarz in ihren Landeswahlkämpfen gestört hätte.

Das Projekt der beiden Bundesparteispitzen ist aber ein noch viel Konkreteres: Sie wünschen sich gemeinsam, dass erstens in der Steiermark Franz Voves ausscheidet; und dass zweitens in Wien Michael Häupl die absolute Mehrheit behält. Sie können es nur niemals offen und gemeinsam zugeben.

Voves hat durch ständige Stänkereien zuerst gegen Gusenbauer, dann gegen Faymann die Rolle des schlimmsten Quertreibers gegen die SPÖ-Spitze übernommen. Sollte er bestätigt werden, dann dürfte er diesen Kurs noch mehr fortsetzen. Dann wird vor allem das Sparpaket auf noch viel härteren Widerstand auch in den eigenen Reihen stoßen.

Das Problem an dem Projekt ist nur: Voves tut sich trotz des Gegenwindes aus der Bundespolitik an den steirischen Wirthaustischen viel besser als Hermann Schützenhöfer, der Funktionärstyp. Voves weiß, dass nach Alkohol riechende Anti-Wien-Rülpser so wie in Krainer-Zeiten in der südlichen Mark immer noch auf Wohlgefallen stoßen. Er sieht, dass auch ein Erwin Pröll mit hemmungslosem Landespopulismus seit langem sehr gut fährt.

Ein weiteres Problem ist die Schwäche der steirischen Freiheitlichen. Deren Stimmen dürften aber wohl notwendig werden, um in Graz wieder einen schwarzen Landeshauptmann zu installieren. Drei Bürgermeister haben jetzt die FPÖ verlassen, das Minarett-Abschließen nimmt der Partei jede Chance bei gebildeteren Schichten – und gleichzeitig wirbt Voves eleganter um die Blauen, als es die heutige steirische ÖVP vermag.

Mindestens genauso kompliziert ist der Masterplan in Wien zu verwirklichen. Das Motiv ist klar: Wenn Häupl kraftvoll wiedergewählt wird, hat Faymann in der wichtigsten Landesgruppe den Rücken frei. Dann und nur dann könne die Regierung weiterbestehen.

Wird Häupl jedoch abgewählt, dann drohen Querschüsse, die noch viel ernster zu nehmen sind als jene aus der Steiermark. Für die SPÖ ist die Wiener Rathaus-Kasse ja die entscheidende strategische Geldquelle. Mit deren Mitteln können nicht nur Zeitungen bestochen oder überhaupt am Leben erhalten werden. Von dort werden auch unzählige De-facto-Vorfeldorganisationen vom DÖW bis zu ZARA finanziert, die immer bereitstehen, um Bürgerliche als Faschisten zu denunzieren.

Für Josef Pröll ist das Weiterfunktionieren der Regierung wichtiger als ein Erfolg seiner Partei in Wien. Oder gar eine Machtablöse eines im Laufe der Jahrzehnte fett und korrupt gewordenen roten Monopols. Deswegen hat er im letzten Moment eine sehr schwache Spitzenkandidatin an die Spitze gehievt, obwohl sich die Wiener Schwarzen schon auf einen anderen Kandidaten geeinigt hatten.

Aus dem gleichen Grund ist die bisher einzige beim Wähler angekommene Devise der schwarzen Wiener Kandidatin auch prompt diejenige, dass Frau Marek auf jeden Falls Häupl wiederwählen wird. Das ist zwar mit Gewissheit nicht das, was die bürgerlichen Wähler als primäres Wahlziel wünschen. Das festigt aber die Regierungskoalition.

So glaubt Pröll ganz offensichtlich.  Und nimmt dafür sogar in Kauf, dass die Freiheitlichen – die österreichweit ja eine ziemliche Schwächeperiode durchlaufen – in Wien wohl ein unerwartet gutes Ergebnis bei ehemaligen Schwarz-Wählern einfahren werden.

Dass mit einem Faymann höchstwahrscheinlich nie etwas anderes als eine populistische Schulden- und Steuererhöhungspolitik machbar sein wird, dass also Prölls Strategie wohl scheitern wird. ist hier schon des öfteren erörtert worden.

Heute geht es um die noch viel beklemmendere Erkenntnis, dass Rot und Schwarz wirklich glauben, sich mit allen manipulativen Mitteln das Land aufteilen zu können: Wien hat der SPÖ zu gehören; Niederösterreich und etliche andere Länder hingegen der ÖVP.

Selbst der ORF spielt da mit: Man zähle nur die positiv inszenierten Fernsehauftritte Häupls im Verhältnis zu denen eines Voves in bundesweiten Sendungen. Diese Zahl geht weit über das Verhältnis der in Wien gegenüber der Steiermark etwas größeren Zahl an Wahlberechtigten hinaus. Es war kein Zufall, dass ein Journalist aus dem engsten Rathaus-Dunstkreis in den letzten Jahren die Verantwortung für die Fernseh-Informationssendungen bekommen hatte, und nun mit einem Karriere-Avancement sogar belohnt worden ist.

Bleiben nur noch zwei Fragen: Lassen sich die Wähler alles gefallen, indem sie sich so manipulieren lassen? Begreifen sie nicht, dass Nicht- oder Weißwähler (die Sieger aller Wahlgänge) die besten Unterstützer dieses Proporzsystems sind?

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Bücherverbrenner, Dummköpfe und Heuchler drucken

Die Aufregung um einen Pastor, der zum Jahrestag des 11. September einen Koran verbrennen wollte, ist verständlich. Oder doch nicht?

Verständlich ist jedenfalls einmal der Zorn deshalb, weil das Verbrennen von Büchern immer ein Akt der Barbarei ist. Dies nicht nur deshalb, weil schon mehrfach totalitäre Ideologien solche Akte gesetzt haben – wie etwa die Nazis, wie etwa Tausende Moslems mit den „Satanischen Versen“ und anderen Büchern“. Und weil auch der katholische Index verbotener Bücher ein schwerer Fehler war.

In die gleiche Kategorie gehört aber natürlich auch die Vernichtung der bürgerlichen Existenz des Thilo Sarrazin, der wegen eines Buches seinen Job verliert, aus seiner Partei und nun sogar seinem Golfklub ausgeschlossen werden soll. Das liefert zwar keine so schönen Fernsehbilder wie die Verbrennung eines Exemplars, ist aber in der Wirkung für den Autor wahrscheinlich noch schlimmer.

Mit Aussagen eines Buches setzt man sich intellektuell auseinander. Man kann es natürlich auch ignorieren (was wir ja mit den meisten Büchern schon aus Zeitgründen tun). Man kann es kritisieren, man kann bei Sachbüchern auch versuchen, es zu widerlegen.

Bei Sarrazin fällt letzteres übrigens sehr schwer, stimmen doch seine Aussagen in allen wesentlichen Punkten. Das haben nun wieder zwei renommierte deutsche Psychologen in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ausführlich und ausdrücklich bestätigt. Intelligenz hat auch eine genetische Dimension. Wer gegen ein Buch mit wirklichen oder symbolischen Verbrennungsakten anagitiert, setzt sich jedenfalls selber schwer ins Unrecht. Weil er statt zu Argumenten zu Gewalt greift.

Apropos Gewalt: Gerade deshalb ist der Koran sogar als Lektüre empfehlenswert, weil darin doch alle Illusionen naiver Gutmenschen widerlegt werden, dass der Islam eine großartige Friedensreligion wäre. Im Gegenteil: Keine große Weltreligion ist so sehr eine Kriegs- und Gewalt-Ideologie wie die Lehre Mohammeds, wie sich an vielen Koran-Stellen zeigt.

Die amerikanische Politik fürchtet sich aus einem weiteren verständlichen Grund sehr vor einer Koran-Verbrennung, weil dadurch die Risken für die westlichen Truppen in Afghanistan und Irak noch mehr erhöht werden, weil dadurch der Propaganda der Taliban bei der großteils nicht durch Bildung oder ein ausgefeiltes Verständnis für Meinungsfreiheit geplagten afghanischen Landbevölkerung eine neue Waffe geliefert wird. (Die wahlkampfbedingte Groteske, dass die USA gerade den Abzug aus dem Irak gefeiert haben, obwohl weitere 50.000 Mann dort bleiben, wollen wir ja gar nicht erwähnen.)

Dennoch ist den Amerikanern hoch anzurechnen, dass sie ganz klar gemacht haben, dass für sie jedenfalls das Gut der Meinungsfreiheit höher steht als all diese Argumente, selbst wenn man seine Meinung durch eine Bücherverbrennung kundtut. In Österreich würde ich ja eher auf eine gegenteilige Reaktion tippen.

Aus all den zuvor genannten Gründen kann und soll man gegen die Ideen einer Koran-Verbrennung sein. Gleichzeitig wird einem aber auch übel, wenn man die vielen heuchlerischen Kommentare in den linksliberalen Mainstream-Medien zu diesem Thema liest. Die wegen eines belämmerten Führers einer Minisekte gleich das ganze Christentum und die USA dazu verurteilen oder gar auf eine Stufe mit den Taliban stellen.

Denn keiner dieser Kommentatoren hat sich im letzten Jahr über die Christenverfolgungen in allen islamischen Ländern – einschließlich der Türkei! – geäußert, die im letzten Jahr Hunderte Todesopfer gefordert haben. Wenn wir den moralischen Konsens aufgeben, dass jedes einzelne Menschenleben mehr wiegt als ein Buch, dann fehlt mir endgültig der gemeinsame Boden mit diesem linken Mainstream.

Ja noch schlimmer: Viele dieser Medien haben es im Jahr 2007 sogar verteidigt, als in der deutschen ARD eine Bibel verbrannt worden ist. Diese Verbrennung sei nämlich eine „Kunst“-Aktion gewesen.

Die Kunst – auch wenn niemand objektiv definieren kann, was eigentlich Kunst wäre und was nicht –, die Freiheit einer solchen Kunst ist ihnen also wichtiger als die Freiheit der Religion, der Meinung und des Menschenlebens. Irgendwie eine Kunst, sich mit einem solchen Weltbild morgens noch in den Spiegel schauen zu können.

Dass uns die politische Klasse zwingt, mit unseren Steuergeldern auch noch solche Kunstaktionen zu unterstützen, ist da gleichsam der Punkt auf dem i.

 

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SN-Kontroverse: Lauter Landeslehrer? drucken

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen alle Lehrer den Ländern unterstellt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schule nicht den Landesfürsten

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreichs Schulwesen ist wenig effizient und an Bürokratie kaum zu überbieten. Die Schulverwaltung ist ein willkürliches Kompetenzgefüge. Das Ministerium ist die oberste Aufsichtsbehörde, ist aber auch für die neun Landesschulräte zuständig. Dazu gibt es Bezirksschulräte. Die Länder haben noch Schulabteilungen in den Ämtern der Landesregierungen und Schulreferenten im Bezirk. Für die Schulgebäude sind Bund wie Länder und Gemeinden zuständig. Welche Behörde welche Entscheidung für wen trifft ist eine Wissenschaft. Der Kompetenzdschungel ist sehr teuer. Regelmäßig kritisiert der Rechnungshof das System der Landeslehrerverwaltung, das über den Finanzausgleich erfolgt, und empfiehlt die gesamte Schulverwaltung durch den Bund.

Das derzeitige System lädt zu politischem Missbrauch ein. In kaum einem anderen Bereich tobt sich der parteipolitische Machtwahn mehr aus als bei der Bestellung von Lehrern und Schulleitern. Vor allem die Landeshauptleute greifen gern auf Postenschacherei zur Schaffung politischer Abhängigkeiten zurück. Dieses politische Deformationsystem zur Perfektion gebracht hat das schwarze Niederösterreich. Ausgerechnet von dort ertönt nun der Ruf nach Ausweitung des Deformationsmodells am lautesten. Selbst aus den Reihen der ÖVP wird das Vorhaben mit Kopfschütteln kommentiert. Bernd Schilcher, Leiter zahlreichen Schulexpertenkommissionen der ÖVP, sieht darin einen „Rückschritt ins 18. Jahrhundert". Die derzeitige Schulmisere werde nur noch verstärkt.

Österreich braucht ein Schulwesen das dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Das bedeutet mehr Schulautonomie und gleiche Qualitätsstanders für alle durch bundeseinheitliche Richtlinien. Denn Schule ist nicht zur Befriedung der Machtgelüste von Landesfürsten da.


Alle Macht nach unten

Andreas Unterberger

 

Mein Gott, was streiten sie jetzt wieder um Macht und Einfluss! Offenbar nur, um in der Debatte, ob Lehrer nun alle dem Bund oder alle den Bundesländern unterstellt werden, die zwei entscheidenden Fragen zu vermeiden.

 

Erstens: Was ist besser für unsere Kinder, was ist menschlicher, was führt zu besseren Bildungsergebnissen? Zweitens: Welche Variante ist billiger? Immerhin haben ja erst die Schuldenkatastrophe und die Tatsache, dass Österreich mehr Geld pro Kind ausgibt als andere Länder, die Debatte überhaupt auf die Tagesordnung gebracht.

Zur zweiten Frage sollte man von Frau Schmied ebenso wie von Herrn Pröll einmal die Vorlage genauer Modelle und Berechnungen verlangen. Sicher ist ja nur: Sparsamer als die Gegenwart, in der die Länder bestimmen und der Bund zahlt, sind beide Varianten.
Zur ersten Frage: Ein Schritt Richtung Länder zeigt in die richtige Richtung. Eine wirklich menschennahe Schule mit guten Bildungsergebnissen müsste aber noch zwei Schritte weiter „hinunter" gehen und alle entscheidenden Kompetenzen zu den Schulen verlagern. Warum gibt man nicht (so wie schon bei den Unis) den Direktoren die Kompetenz zur Lehreranstellung und Kündigung? Warum bekommen von Eltern und Lehrern gewählte Direktoren nicht die quasi unternehmerische Verantwortung, für welche Spezialisierung, welchen Typus (aus einer Vielzahl bundesweit möglicher Schulformen) sie in ihrer Region eine Nachfrage erwarten? Und warum wird dann nicht jede Schule streng nach der Zahl der Schüler und nach dem gemessenen Ausbildungserfolg finanziert?

Was etwa ausschließen würde, dass bestimmte, der Ministerin ideologisch sympathische „Schulversuche", also derzeit die Gesamtschule, skandalöserweise viel mehr Geld pro Kopf bekommen.

 

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Steuergeld für die Bauern - warum eigentlich? drucken

Verdienen die Bauern zu viel oder zu wenig? Regelmäßig taucht das Thema auf – am liebsten in Wahlzeiten und wenn größere Verteilungskämpfe wie in diesem Herbst bevorstehen. In eine besonders tiefe Schublade hat nun ein Buchautor gegriffen, der schon einmal vor Gericht wegen Fälschung von Informationen eingegangen ist. Dennoch ist die Agrarförderung diskutabel, mehr als diskutabel.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema „Agrarförderung“ gewidmet.)

Denn warum wird überhaupt landwirtschaftliche Produktion in Österreich, in der ganzen EU so heftig gefördert, dass für den Großteil der Bauern die Hauptquelle der Einkünfte in Förderungen besteht? Industrie und Gewerbe werden ja auch nicht gefördert, höchstens in Ausnahmesituationen.

Manche tun so, als ob Bauern aus sozialen Gründen zu fördern sind. Ein absurder Gedanke. Denn es wäre weit billiger, wenn die Bauern einfach das neue Grundeinkommen bekommen, aber nicht über den teuren Umweg ihrer Produktion gefördert würden. Es wäre auch ein absoluter Unsinn, die Landwirtschaft deshalb zu fördern, damit der Strukturwandel abgebremst wird, damit Kleinbauern überleben können. Warum sollte man das tun? Hätten wir in den letzten 150 Jahren den Strukturwandel verhindert, dann hätten wir heute noch 80 Prozent Bauern. Dann gäbe es noch zigtausende Greißler und Schuster, die alle von Förderungen lebten. Das kann kein Staat, keine EU finanzieren, das würde unseren Lebensstandard atomisieren.

Daher sind auch alle Neidargumentationen falsch, die lustvoll die Förderungen für Großbauern oder für Prominente auflisten. Kleinheit soll und darf künftig kein Förderungsgrund mehr sein. Sonst müsste man ja auch den ÖBB, dem weitaus meistgeförderten Betrieb Österreichs, alle Gelder streichen und nur ein paar kleine Privatbahnen subventionieren.

Ökonomisch wäre es viel sinnvoller, wenn wir viel weniger, dafür große, schlagkräftige und unternehmerisch geführte Betriebe hätten.

Was wirklich förderwürdig ist, hängt nicht mit der Größe zusammen. Legitim sind etwa etliche umweltbezogenen Fördermotive: etwa der Verzicht auf besonders wasserverschmutzenden Dünger oder der gesunde Mischwald anstelle von Monokulturen. Logischerweise dient es der Umwelt nicht, wenn das nur bei Kleinen gefördert würde.

Dasselbe gilt für die touristischen Fördermotive: Die Landschaft ist attraktiver, wenn auch entlegene Bauernhöfe bewohnt sind, wenn in den alpinen Regionen weiterhin Wiesen und Felder kultiviert werden und nicht alles dem sich ohnedies ständig ausbreitenden Wald geopfert wird.

Alles andere an der Agrarförderung ist unsinnig, belastet nur schwer die europäischen Budgets, verhindert Strukturwandel und schädigt die Dritte Welt, die gegen die künstlich verbilligten europäischen Lebensmittel nicht konkurrenzfähig ist.

Ob sich diese Erkenntnis gegen Europas – vor allem Frankreichs – mächtige Bauernverbände jemals durchsetzen wird? Neidargumente unseriöser Autoren helfen da aber sicher nicht weiter.

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Der Skandalfall Wiesenthal drucken

Dass Simon Wiesenthal von Israel für seine Jagd auf Nazi-Verbrecher Geld bekommen hat, kann niemanden erregen, der ihn jemals beobachtet oder mit ihm längere Gespräche geführt hat. Denn nur vom - fast - allseitigen Schulterklopfen hätte dieser ja wohl seine Arbeit nicht finanzieren können. Überraschend am neuen Wiesenthal-Buch ist etwas Anderes.

An den israelischen Zahlungen ist nämlich höchstens auffällig, wie wenig das war: 300 Dollar pro Monat können ja nicht wirklich ausgereicht haben.

Dennoch stürzen sich der ORF und viele Medien mit voller Wucht auf diese Aspekt. Und nur auf diesen. So als wollten sie den alten Widersacher der SPÖ noch posthum wegen Steuerhinterziehung vor Gericht stellen. Die im übrigen längst verjährt wäre.

Der eigentliche Skandal wird aber völlig unter den Tisch gekehrt: Der besteht darin, dass die gesamte Bundesregierung und insbesondere die Staatspolizei unter Bruno Kreisky den Nazi-Jäger ausspioniert haben. Womit sich alle Beteiligten immerhin des Verbrechens des Amtsmissbrauchs schuldig gemacht haben. Da aber einige Täter vom Bundespräsidenten bis zum Chef des SPÖ-Seniorenverbands noch recht wichtige Ämter bekleiden, da gerade ein neuer Anlauf begonnen hat, Kreisky - obwohl er der eigentlich Verantwortliche für die Wiesenthal-Hatz war - zur endgültigen Ehre der Altäre zu erheben, muss dieser Aspekt absolut totgeschwiegen werden.

Wenn ein Pfarrer in den 60er Jahren jemanden geohrfeigt hat, wird das hämisch formulierte Spitzenmeldung der Zeit im bild. Wenn die Regierung Kreisky unter den schweren Verdacht des Amtsmissbrauchs und wahrscheinlich auch der Erpressung gerät, verschweigt das der ORF. Der Grund ist offensichtlich: Wiesenthal hat sich der einzig noch verbotenen Form des Hochverrats schuldig gemacht, indem er aufgedeckt hat, dass ausgerechnet eine SPÖ-Alleinregierung mehr schwer belastete (Ex-)Nazis in ihren Reihen hat als jede andere vor ihr (und nach ihr). Und dass ausgerechnet der Mehrheitsbeschaffer der SPÖ, nämlich der Freiheitliche Friedrich Peter ein hochrangiger SS-Offizier gewesen ist.

Wiesenthal hat das oberste Gesetz des Antifaschismus nicht begriffen: Wer ein Nazi ist, darf einzig die SPÖ bestimmen. Und nicht irgendwelche blöden historischen Fakten. Schon gar nicht darf man fragen, ob der ganze Anti-Nazi-Zauber von Waldheim bis Strache im Vergleich zu Kreiskys "Team", das die Österreicher gefälligst arbeiten lassen sollen, nicht reinste und widerliche Heuchelei ist.

Und warum schweigt die Kultusgemeinde? Zur Beantwortung dieser Frage möge man sich die engen Beziehungen ihres Präsidenten zur Rathaus-SPÖ ansehen.

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Fußnote 132: Werners Offenbarungseid drucken

Erfrischender ehrlich konnte Werner Faymann bei seinem Fernsehauftritt gar nicht sein: 

Denn keine Wortfolge verwendete er öfter als "Wir wollen nicht sparen . . ." Zugleich verkündete er dem staunenden Volk mehrfach, dass die SPÖ nicht weniger als acht Steuern erhöhen oder einführen will. Dazu wagte er es, mit großem Stolz das Ergebnis der Verwaltungsreformen von fast zwei Faymann-Jahren hinauszuposaunen: Irgendwelche Garagen wurden zusammengelegt. Deutlicher hätte er es gar nicht sagen können, was die SPÖ ist: eine Partei, die immer nur Steuern erhöhen und nie sparen will. Auch in Zeiten wie diesen. Danke, jetzt ists uns klar.

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Es ist doch noch möglich: der ORF kann noch röter werden drucken

Die Einparteiendiktatur im ORF wird immer brutaler. Das zeigen die jüngsten Personalentscheidungen, die schon gefallenen und die mit Sicherheit noch bevorstehenden.

Und man kann wetten: Bei der bevorstehenden Kür eines neuen Hörfunkdirektors wird mit Sicherheit jener Mann auch die (direkte oder indirekte) Hilfe des Kirchenvertreters im Stiftungsrat bekommen, der hauptverantwortlich für die Antikirchen-Kampagne des Fernsehens während der letzten Monate gewesen ist. Aber bei der knieweichen Kirchenführung in Österreich  wundert ohnedies schon lange nichts mehr.

Begonnen hat es damit, dass der Hörfunkdirektor Willi Mitsche schon fast eineinhalb Jahre krank war und nun endgültig aufgeben muss. Was für den netten Kärntner tragisch ist. Aber halt: Ganz aufgeben muss Mitsche nicht. Er bekommt einen Vertrag mit einem Gehalt in der Höhe eines Landesdirektors! Ohne dass damit irgendeine nennenswerte Aufgabe verbunden wäre. Ja, Mitsche soll nicht einmal eine Anwesenheitspflicht haben. In der politischen Zoologie nennt man das einen Weißen Elefanten.

Na, ist das nicht sozial? Für Mitsche schon, für die vielen anderen ORF-Mitarbeiter, die vorzeitig in Pension gedrängt werden, obwohl sie noch voll arbeitsfähig sind, kann sich das Unternehmen solche sozialen Gesten freilich nicht leisten.

Nun ist Mitsche nicht wirklich abgegangen: Der Kärntner hatte – schon auf Grund seines als BZÖ-nahe geltenden Hintergrunds – auch in seiner gesunden Zeit nicht viel zu reden. Während seiner Krankheit sind die Werbeeinnahmen des Hörfunks sogar gestiegen. Was auch die Überflüssigkeit des Postens zeigt. Dennoch wird er nachbesetzt.

Einer Nachbesetzung stünde nach allen Gesetzen der Logik auch die Tatsache entgegen, dass laut ORF-Gesetz bei der nächsten Direktion ohnedies zwei Posten eingespart werden müssen. Da wäre es ja geradezu zwingend, gleich mit dem von Mitsche anzufangen.

Aber für die Bestellung eines zukunftsträchtigen Genossen muss allemal noch Geld in den leeren Kassen sein, wie wir am kommenden Donnerstag erfahren werden. Insbesondere wenn der Nachfolger Karl Amon sich in extremem Ausmaß für die SPÖ verdient gemacht hat. Zuerst schon als Informationsverantwortlicher im Landesstudio Wien, das er in eine reine Außenstelle der Wiener SPÖ verwandelt hat, und dann als mächtiger Fernseh-Chefredakteur, der Zeit im Bild & Co zu reinen SPÖ-Belangsendungen (mit grünen Einsprengseln) gemacht hat, in der Schwarz, Blau und Orange nur mit kritischem Unterton, Rot und Grün hingegen fast immer nur positiv vorkommen. In der vor allem die Bewertung, das Agenda setting, von einer rein linken Perspektive geprägt ist. Von der einseitigen Zusammensetzung zahlreicher Diskussionsrunden wollen wir gar nicht reden . . .

Noch viel wichtiger ist aber, dass ein anderer Karrierist aus der Wiener SPÖ schon mehrfach geplant hat, den obersten ORF-Chef Alexander Wrabetz durch Amon zu ersetzen: nämlich Werner Faymann. Der hat das Projekt dann zwar abgebrochen, weil zu mühsam, es aber im Grunde wohl nur aufgeschoben.

Da bietet sich nun die perfekte Chance, Amon auf eine noch höhere Ebene zu heben, wo er dann umso leichter den Sprung auf den höchsten ORF-Sessel machen kann. Wrabetz selbst, der ja seit Amtsantritt Tag und Nacht um seine Wiederwahl zittert, hat ohnedies keine Alternative, als jeden Wunsch der Partei zu erfüllen, und er hat daher Amon nominiert. Vielleicht hofft Wrabetz in seiner naiven Art auch, solcherart einen gefährlichen Rivalen auf ein Abstellgeleise zu bringen.

Die Herrschaften agieren mittlerweile schon völlig ungeniert. Was sich daran zeigt, dass sie bereits in der abgelaufenen Woche eine weitere ORF-Schlüsselstelle ganz im Sinn der SPÖ besetzt haben: Stefan Ströbitzer, seit vielen Jahren treuer Adlatus Amons und als dessen Stellvertreter Mitschuldiger am Linksdrall und am schweren Seherverlust der ZiB wurde zum Hörfunk-Chefredakteur bestellt. Dabei hatte sich dort bei einer Abstimmung die Redaktion – Wunder über Wunder –  für einen bürgerlichen Kandidaten ausgesprochen, der noch dazu direkt aus den Hörfunkjournalen kommt. Und nicht wie Ströbitzer seine Hörfunkerfahrung ausgerechnet bei Ö3 gemacht hat. Was für die Nachrichtensendungen (das einzige, was in Ö1 gehört wird) eine deprimierende Perspektive ist.

Wetten, dass natürlich auch im Fernsehen die Nachbesetzung der beiden nun freiwerdenden Posten im Fernsehen zu stramm linken Ergebnissen führen wird? Das System kann durchaus noch etliche Jahre funktionieren, hat doch die geniale Medienpolitik der ÖVP vor kurzem dem ORF 160 Millionen zugeschoben. Offenbar nur damit die SPÖ dort ungeniert ihre Spielchen spielen kann.

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Die Rückkehr von Proporz und Misswirtschaft drucken

Fast kann man es nicht glauben, wie ungeniert Proporz und parteipolitischer Machtanspruch in Österreich um sich greifen. Jetzt soll der heimische Energieregulator E-Control eine Doppelführung bekommen. Nach strengem Parteiproporz. So wie wir ihn seit Jahr und Tag beim Wiener Flughafen gesehen und unter anderem mit dem Untergang der leidtragenden AUA teuer bezahlt haben.

Und leider ebenso natürlich ist offenbar, dass der neue Mann aus dem Dunstkreis der Wiener SPÖ kommen wird. Und dass er künftig die Interessen der Landesenergieversorger in der E-Control wahrnehmen wird.

Das ist so, wie wenn man einen Mafiaboss zum Chef der Staatsanwaltschaft macht. Denn diese Landesenergieversorger sind genau jener Bereich, der von der E-Control zu kontrollieren ist. Sie sind mehrfach zu einer Senkung der exorbitanten Stromtarife gezwungen worden. Mit denen sich die Landeshauptleute trotzdem immer noch ein sattes Körberlgeld für ihre Landes- und Parteibudgets verdienen konnten.

Die Länder sollen überdies, so ein undementiert gebliebener Bericht des „Standard“, viel mehr Rechte gegen Festlegungen der Preise durch die E-Control bekommen. Was sie aber wohl nicht mehr brauchen werden, da sie ja künftig ohnedies schon von der Spitze her die E-Control Politik mitbestimmen können.

Hui, werden da die Zeitungen kritisch berichten – würden nicht blitzschnell einige Inserate von Wienstrom und EVN geschaltet, was bekanntlich heilsam gegen jede Kritik ist.

Die Schaffung der E-Control war zweifellos eine der besten und wichtigsten Reformen der letzten zehn Jahre. Endlich stand da eine Institution mit Biss auf der Seite der Konsumenten und nicht auf jener der Strombosse oder der Politik. Endlich hat jemand den Wettbewerb zu fördern versucht.

Eigentlich müssten die Österreicher dem bisherigen Chef Walter Boltz dicke Dankessträuße flechten. Aber der Dank des Hauses Österreich war schon immer eine Schimäre, und seit die Genossen – mit ein paar schwarzen Schleppenträgern wie dem völlig versagenden Energie- und Wirtschaftsminister Mitterlehner an der Seite – das Sagen haben, ist aus dieser Schimäre blanker Machtzynismus geworden

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Das Ende der Aufklärung drucken

Die Abberufung von Thilo Sarrazin von seinem Posten in der Bundesbank hat viel mit dem Ansehen Deutschlands in der Welt zu tun. Aber nicht so, wie es nun etliche deutsche Politiker glauben machen.

Diese Abberufung ist keine Zierde Deutschlands (auch wenn das morgen sicher wieder viele Leitartikler so schreiben werden), sondern eine Schande. Sie ist in Wahrheit der endgültige Abschied Deutschlands von der Aufklärung und der liberalen Demokratie. Und man kann sicher sein, wenn im größten Land Europas solche Katastrophen passieren, dass in vielen kleineren ähnliche folgen werden. Die Freiheiten, für die unsere Vorväter so erbittert gekämpft haben, gehen wieder verloren. Anstelle absolutistischer Monarchen ist es nun eine absolutistische Diktatur der Political Correctness.

Denn selbst wenn sich der Noch-SPD-Politiker und Noch-Bundesbank-Vorstand in irgendeinem Detail geirrt haben sollte, dürfte das kein Grund sein, ihn des Amtes zu entheben. Denn zur Meinungsfreiheit gehört an allererster Stelle die Meinung der Andersdenkenden, deren Freiheit auch "hanebüchene" Dinge zu sagen, ohne deswegen mit massiven rechtlichen Konsequenzen, wie es eben auch ein Jobverlust ist, bestraft zu werden. Unter diesem Schutz agiert ja seit Jahrzehnten die Kulturszene, deren Exponenten fast ständig hanebüchene Äußerungen von sich geben, die oft kommunistischen Massenmord gerechtfertigt haben.

Umso weniger sind naturgemäß rechtliche Konsequenzen zulässig, wenn jemand - zugegeben unbequeme - Fakten und Wahrheiten korrekt auf den Punkt bringt, wie Thilo Sarrazin.

Diese Abberufung auf Zuruf von Politikern zeigt aber auch, wie wenig unabhängig die deutsche Bundesbank ist. Deren Glaubwürdigkeit ist ja schon im Frühjahr verloren gegangen, als sie auf Wunsch der Politik mit dem Drucken von Geldscheinen begonnen hat, um die griechische Verschwendungswirtschaft zu retten.

Diese Abberufung bedeutet wohl auch die endgültige Abwendung der Bürger von ihrer politischen Elite. Einen solchen Bruch an Vertrauen hat Deutschland wohl seit Jahrzehnten nicht erlebt, wie er jetzt entsteht.

Denn ginge es nur darum, dass Sarrazin vielleicht irgendwo irgendetwas überspitzt formuliert hat - wie etwa den ungeschickten, aber auch gleich bedauerten Sager vom Judengen -, dann wäre es ja für die anderen Parteien ein leichtes, sich umso energischer allen anderen von Sarrazin aufgezeigten Missständen rund um Immigration, Familienzusammenführung, Missbrauch des Wohlfahrtsstaates, sinkendes Bildungsniveau der türkischen Immigranten, Zunahme terroristischer Zellen, Zwangsheiraten, entrechtete Frauen, Verlust der eigenen Identität zuzuwenden. Sie tun es aber nicht, sondern wollen weiter eines der größten Probleme der europäischen Gesellschaft verdrängen.

Was nur noch wenige Jahre möglich sein wird. Wenn überhaupt noch Maßnahmen gegen die Folgen der Massenmigration möglich sind.

Inzwischen werden sich aber jedenfalls Parteilandschaften neu bilden, werden Parteien von der Oberfläche verschwunden sein, die heute noch moralheuchelnd auftreten. Und es werden sich neue Parteien gebildet haben, welche die Sorgen der Bürger ernster nehmen. Es wird nur zu hoffen sein, dass sich diese neuen Gruppierungen ernster Anliegen seriöser annehmen als mit Computerspielen, bei denen man - wie die streirische FPÖ es tut - Minarette abschießt. Und dass es andere Gruppierungen sein werden als solche, die unterschwellig gleich auch eine nachträgliche Rechtfertigung des Nationalsozialismus versuchen.

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Deutschland hui, Amerika pfui drucken

Noch vor einem Jahr haben viele prophezeit, dass die USA als erste aus der Krise kommen werden, Deutschland hingegen war von Katastrophenprognosen begleitet. Heute liegen die Amerikaner erschöpfter denn je darnieder, während in Deutschland ein neues Wirtschaftswunder explodiert. Ein totaler Rollentausch.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema „Die Unterschiede zwischen Amerika und Deutschland“ gewidmet.)

„Unglaublich, aber wunderschön“ kommentiert Andreas Scheuerle, Volkswirt der DekaBank, die deutsche Entwicklung. Prognosen sprechen von einem Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent. Der Geschäftsklimaindex steigt und steigt. Im Jahresschnitt 2010 dürfte es so wenig Arbeitslosigkeit wie zuletzt 1992 geben.

Die Amerikaner hingegen leben in einer anderen Welt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 9,5 Prozent, unter Einschluss jener, welche die Jobsuche schon aufgegeben haben, jedoch schon bei geschätzten 17 Prozent. Vor Suppenküchen haben sich die Schlangen verdoppelt. Der Wert vieler Häuser ist halbiert. Es gibt Gemeinden, die wieder erlauben, was sie früher streng verboten haben, nämlich dass Menschen im Auto wohnen. Andere Regionen stellen den Busverkehr ein. Vier Bundesstaaten sind überhaupt pleite. Eine deutliche Mehrheit der US-Bürger erwartet heute bei einer Umfrage, dass es ihren Kindern schlechter geht als ihnen. Und der Gipfel der Demütigung: Indische Call-Center-Betreiber verlegen Tausende Arbeitsplätze in die USA, weil dort das Lohnniveau rasch sinkt, in Indien aber allein 2010 um zehn Prozent steigt.

Was ist da los? Österreichern wird die damals von vielen belachte Prophezeiung des großen Ökonomen Erich Streisslers einfallen, der lange vor der Krise prophezeit hatte, dass den Amerikanern 40 dürre Jahre bevorstehen. Sein Argument: In den USA macht nicht nur die Regierung Schulden – was den Europäern bekannt vorkommen muss –, sondern das tun auch die privaten Haushalte. Diese sind hingegen in Deutschland und auch Österreicher große Sparmeister.

Während das US-Budget in den 90er Jahren noch Überschüsse aufwies, setzte unter George W. Bush und erst recht Barack Obama eine Schuldenpolitik sondergleichen ein. Regierung und Notenbank pumpen auch heute noch ununterbrochen neue Dollar in den Markt, während Deutschland schon strikte Sparmaßnahmen beschlossen hat. Während die USA 60 Milliarden für die Rettung von General Motors ausgegeben haben, hat Deutschland letztlich die Opel-Hilfe verweigert. Die USA beschließen ausgerechnet in der Krise eine teure Ausdehnung des teuersten Gesundheitssystems der Welt. Deutschland hingegen hat das gesetzliche Rentenbeginnalter auf 67 hinaufgesetzt.

Vor allem aber: In den USA ist es so gut wie sicher, dass es bald Steuererhöhungen geben wird (natürlich mit dem üblichen Verkaufstrick „Mehr soziale Gerechtigkeit“). In Deutschland diskutiert die Regierung über eine Senkung oder zumindest Vereinfachung der Einkommensteuer.

Preisfrage: Wo werden Investoren eher neue Jobs schaffen?

PS: Was nach Redaktionsschluss der Kolumne noch passiert ist: Obama  kündigt plötzlich Steuererleichterungen für Kapitalinvestoren an. Was so gar nicht in die gesamte linke Politik seiner ersten Jahre passt. Was aber immerhin erste Lernfähigkeit andeutet. Und der Österreicher fragt sich: Wer traut einem Werner Faymann diese Lernfähigkeit zu?

 

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Die Kälte und die Gehirnwäsche drucken

Diese Woche mit Rekordkälten für die letzten Augusttage ist vielen Anlass, übers Wetter zu reden. Übers Klima sollte man wegen einer Woche hingegen sicher nicht reden. Außer diese Woche ist signifikant für den Trend eines ganzes Jahrzehnts.

Und das ist sie. Denn in Mitteleuropa hat sich in diesem zu Ende gehenden Jahrzehnt die durchschnittliche Temperatur um rund 0,7 Grad reduziert. Auch anderswo waren es alles andere als heiße Jahre.

Diese 0,7 Grad sind zufällig genau der Wert, um den die Temperaturen im ganzen letzten Jahrhundert gestiegen sind. Und worauf sich die vielen Computerprognosen stützen, die für das neue Jahrhundert zwei oder vier oder sechs Grad Erwärmung angekündigt haben. Was inzwischen eine Armada von Klimapropheten, Filmproduzenten und Alternativenergieerzeugern reich gemacht.

Das besonders Ärgerliche ist nur: Von den Schulbüchern angefangen bis zu den diversen Untergangsprophezeiungen der UNO oder gar den Fiction-Filmen eines Al Gore wird die Entwicklung der letzten zehn Jahre einfach ignoriert. All ihre Graphiken hören im Jahr 2000 (nach einem in der Tat ziemlich warmen Jahrzehnt) auf - und die Kurven werden einfach geradlinig weiter gegen Himmel gezeichnet.

Was nicht ins Konzept passt, wird ignoriert. Das ist das, was man Manipulation und Gehirnwäsche nennt.

Aber was solls: Eine politische Garnitur, welche die wahre Katastrophe des 21. Jahrhunderts - Ersetzung vieler europäischer Völker durch islamische und afrikanische Zuwanderer - verdrängt und verschweigt, wird doch nicht plötzlich bei der fiktiven Klima-Katastrophe die Liebe zur Wahrheit entdecken. Bietet doch die Klimapanik einen perfekten Vorwand, um die zweite reale Katastrophe - die Zerstörung der westlichen Währungen durch heftige Schuldenmacherei - als notwendig zu tarnen.

(Ein Fehler - Prozent statt Grad - wurde nach Hinweisen von Lesern korrigiert. Danke)

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Kari der Mutige drucken

Was der tschechische Außenminister Kritisches zur FPÖ gesagt hat, haben wir des langen und breiten aus unseren Medien erfahren. Sehr wenig aber hören wir von dem viel Interessanteren, was er an seinem eigenen Arbeitsplatz tut. Wovon man nämlich in Österreich wirklich etwas lernen könnte.

Karl Schwarzenberg baut 250 Mitarbeiter des 2000 Köpfe starken Außenministeriums einfach ab. Das sind mehr als zwölf Prozent. Er schließt sechs Botschaften und Generalkonsulate. Und er kündigt an, das werden nicht die letzten sein. Das sagte er den in Prag versammelten Botschaftern so direkt ins Gesicht. Und nicht etwa über die Medien.

Wann hat es in Österreich zuletzt einen Politiker mit so viel Courage und Konsequenz gegeben? Jeder österreichische Minister könnte und sollte sich von dem Mann ein dickes Stück abschneiden. Denn bei uns warten noch viel mehr solcher Herkules-Aufgaben auf führungsstarke Minister. Die wir aber leider nicht haben (lediglich die Innenministerin und zum Teil der Sozialminister haben das Zeug dazu).

Hut ab - auch wenn man Schwarzenberg in seinen langen Wiener Jahren eher als nuschelnden Frauenhelden oder Graf Bobby eingeschätzt haben mag. Denn das Schönste ist: Schwarzenberg ist heute der beliebteste Politiker seines ihm erst relativ spät zugänglich gewordenen Heimatlandes.

Die Unsrigen fürchten sich hingegen viel zu viel vor dem, was die Zeitungen schreiben, oder was böse Personalvertreter androhen. Daher werden aber die Tschechen mit Sicherheit einen besseren wirtschaftlichen Weg vor sich haben als die Österreicher.

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Ein Rücktritt als bescheidener Anfang drucken

Christian Faul tritt zurück. Offenbar hat die Panik der steirischen SPÖ vor einer möglichen Wahlniederlage bei den Landtagswahlen plötzlich für einen Anfall von Sauberkeit gesorgt. Aber: Ist das wirklich Sauberkeit, was sich da abspielt? Ich zweifle.

Denn ein Schubser für einen Journalisten und ein halböffentliches A...-Wort für einen politischen Gegner sind der einzige aktuelle Anlass. Und diese beiden Fakten sind eigentlich kein ausreichender Grund, einen gewählten Mandatar zum Rücktritt zu zwingen. Das wären hingegen sehr wohl die vielen Jahrzehnte gewesen, in denen Faul für einen Schuldirektorenjob kassiert, aber nicht gearbeitet hat. Die aber haben in der SPÖ offenbar niemanden gestört.

In Wahrheit geht es hier nur um ein billiges Bauernopfer, um im Wahlkampf ein wenig Führungsstärke und Anständigkeit zu simulieren.

Aber wenn schon vor Wahlen plötzlich die Anständigkeit ausbricht, dann gäbe es anderswo moralisch noch viel zwingendere Gründe beschämt zurückzutreten. Das gilt vor allem für die gesamte Führungsgarnitur im Wiener Rathaus. Denn noch nie seit dem Kollaps der kommunistischen Staaten hat es in Europa ein so korruptes System gegeben, in dem Hunderte Millionen Steuergelder ungeniert für parteipolitische Zwecke missbraucht werden.

Diese Millionen werden für Kilometer an Inseratenflächen und schwachsinnige Kooperationen Rathaus-Medien ausgegeben, also für die Bestechung aller im Wiener Raum relevanten und zugleich willfährigen Medien (also leider fast aller), wie hier schon mehrfach dargestellt worden ist. Und sie werden ausgegeben für ein ungeheuerliches Geflecht an parteieignenen und parteinahen Unternehmen, die mit der Gemeinde (=Steuergeld) und untereinander ununterbrochen fette Geschäfte machen. Die Gewista, Verlage wie Echo und Bohmann, die Sozialbau, Agenturen und viele andere.

Das alles hat in überraschender Klarheit das "Profil" diese Woche offengelegt. Trotz der strammen Linksorientierung der Redaktion und trotz der Rauthausnähe des als Verleger agierenden Raiffeisenimperiums dominiert dort offensichtlich noch der journalistisch-unabhängige Antrieb, der es als zutiefst unmoralisch erkennt, was die Wiener SPÖ da so tut.

Also bitte: Freie Bahn der neuen Sauberkeit. Bitte um zahlreiche Rücktritte. Bitte um ein sofortiges Verbot, dass öffentlich-rechtliche Auftraggeber auch nur einen Euro als Auftrag an ein Unternehmen vergeben dürfen, das einer Partei gehört.

Die SPÖ kann beruhigt sein: Die Wahlen wird sie so und so gewinnen. Dafür sorgt nun auch die größte Wiener Oppositionspartei, die sich nicht entblödet, den SPÖ-Spitzenkandidaten groß und sympathisch zu plakatieren. Was zweifellos als GAD in die Geschichte der österreichischen Wahlkämpfe eingehen wird, als Größte Annehmbare Dummheit. Aber vielleicht ist ja auch die Wiener ÖVP schon gekauft - oder doch nur naturblöd?

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Sarrazin: Der Wahrheit eine Bahn drucken

Nur nicht konkret auf seine Analysen eingehen. Nur nicht sachlich reagieren, sondern stets mit den üblichen Totschlagargumenten  „ausländerfeindlich“, „rassistisch“, „rechtsradikal“, „so kann man das doch nicht sagen“, der verallgemeinert doch“. Das Pech der politischen Parteien Deutschlands – erstaunlicherweise einschließlich der CDU, die früher noch ein besseres Gefühl dafür hatte, was die Menschen denken – ihr Pech ist nur: Die Mehrzahl der Menschen vertraut eher Thilo Sarrazin als ihnen. Denn die Menschen sehen tagtäglich, dass er recht hat und die phrasendreschenden Beschwichtiger nicht.

Das zweite Pech ist: Sarrazin konnte jedenfalls bisher kein einziger konkreter Fehler nachgewiesen werden – auch wenn sich irgendwann in jedem Buch eine falsches Detail finden wird. Und das dritte Pech ist ein österreichisches: Die katastrophalen Probleme mit der massiven Zuwanderung vor allem aus islamischen und zum Teil afrikanischen Ländern treffen genauso auf Österreich zu. Mit ein paar Jahren Verspätung, mit ein paar unbedeutenden Nuancierungen.

Zwei kritische Fragen kann man freilich auch an den ehemaligen Berliner Finanzsenator (=Stadtrat) und jetzigen Vorstand der Deutschen Bundesbank richten: Ist es nicht besser für einen hochdotierten Währungshüter, sich jeder politischen Äußerung und Analyse zu enthalten – selbst wenn er tausend Male recht hat? Sollten sich nicht heikle Berufe wie Notenbanker, Diplomaten und Richter im Interesse der unverzichtbaren Glaubwürdigkeit der von ihnen geleiteten Institutionen trotz der verfassungsrechtlichen Meinungsfreiheit jede Andeutung einer Meinung verkneifen – selbst wenn es einem verständlicherweise schwer fällt?

Sarrazin ist aber nie einer gewesen, der sich verschweigt. Wenn er ein Problem sieht, packt er es an. So war er als einziger Berliner Finanzsenator seit dem Krieg imstande, zwei Jahre hintereinander ein ausgeglichenes Budget – in einer an sich schwer zerrütteten Stadt – zu verabschieden.

Der zweite Vorhalt an den Noch-SPD-Mann Sarrazin ist leichter zu entkräften. Er lautet: Wo bleibt die Lösung des Problems? Warum nennt Sarrazin keine Therapien, mit denen man die Probleme lösen kann? Nun, der Vorwurf stimmt zwar. Aber das kann ja nicht heißen, dass Verdrängen, Verschweigen, Ignorieren die beste Antwort wäre. Damit bewahren Gutmenschen zwar vielleicht ihre innere Ruhe, die äußere Ruhe im Land lässt sich so aber nicht mehr herstellen.

Denn wenn man nicht einmal die Probleme beim Namen nennt, hat man noch viel weniger Chancen, zumindest Ansätze für eine Therapie zu finden. Und wenn die SPD nun wirklich Sarrazin ausschließt, dann verliert sie nicht nur ein Mitglied, sondern auch viel Glaubwürdigkeit bei den Arbeitern, die in den vielen Problembezirken Deutschlands den Bedrohungen durch die Masseneinwanderung viel stärker ausgesetzt sind als die Oberschicht in ihren noblen Gegenden.

Die von Sarrazin auf den Punkt gebrachten Probleme sind in Wahrheit bekannt, wobei sich natürlich jede Aussage nur auf den Durchschnitt, nicht generalisierend auf alle Angehörige einer Gruppe beziehen kann. Die von Sarrazin und anderen aufgezeigten Probleme können auch von noch so vielen angeblichen Sozialforschern nicht aus der Welt geredet und verharmlost werden.

Eine kleine stichwortartige Liste der Katastrophensignale:
Deutschlands (wie Österreichs) Ur-Bevölkerung wird mangels Kinderproduktion binnen weniger Generationen auf zehn bis zwanzig Prozent geschrumpft sein und einer massiven islamischen Mehrheit gegenüberstehen;
islamische und afrikanische Zuwanderer haben im Vergleich zu Migranten aus europäischen, süd- und ostasiatischen Regionen katastrophale Schulergebnisse;
ihre jungen Männer neigen zur Bandenbildung;
in Berlin haben nach den Statistiken der Strafjustiz 80 Prozent der Intensivtäter einen Migrationshintergrund – vor allem einen islamischen;
34 Prozent der Migranten aus dem Nahen Osten leben von öffentlichen Sozialleistungen, die im Vergleich zu ihrer Heimat das Schlaraffenland bedeuten, bei den eingeborenen Deutschen nur acht;
nur drei Prozent der jungen Türken heiraten eine Deutsche, sie heiraten fast nur Türkinnen;
rund 60 Prozent der Ehen in Deutschland lebender türkischer Staatsbürger  werden mit einem Partner aus der Türkei geschlossen;
von diesen sind wieder zehn Prozent Analphabeten;  
es gibt eine signifikant hohe – und gesundheitspolitisch bedenkliche – Anzahl von Ehen unter Cousins;
in Bremen wird in jeder vierten Migrantenfamilie die Frau verprügelt;
im Islam finden sich im Koran weit mehr Rechtfertigungen für Gewalt als bei jeder anderen Religion;
in Deutschland wie in Österreich agieren zahlreiche radikale Prediger und Religionslehrer, die in den Schulen Mord rechtfertigen (womit sie natürlich auch zu neuen Gewalttaten motivieren);
in keinem der rund 50 islamischen Ländern hat sich auch nur annähernd eine rechtsstaatliche Demokratie mit einem hohem Bildungs- und Einkommensniveau wie in Europa oder Nordamerika entwickeln können;
in vielerlei Hinsicht ist es gerade der Islam, der eine solche Entwicklung verhindert;
auch die meisten „liberalen“ Moslems in Europa ringen sich nur sehr halbherzige Verurteilungen von Terrorakten ab;
und kaum einer akzeptiert unter dem Titel „Religionsfreiheit“ auch die Freiheit, sich wieder vom Islam abwenden zu dürfen.

Freilich stimmen längst nicht alle Stimmen in den Chor der politisch korrekten, aber sachlich unkorrekten Sarrazin-Geißler ein. So bestätigt der gegen wirkliche rechtsradikale Thesen immer sehr empfindliche jüdische Intellektuelle Ralph Giordano, dass Sarrazin „die Wahrheit sagt“. Ähnliche Verteidigung hat dieser von  Hans-Olaf Henkel bekommen, dem prominenten deutschen Industrie-Lobbyisten. Auch die aus der Türkei stammende Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek ist ganz ähnlicher Ansicht.

Die große Mehrheit der Parteipolitiker und Journalisten jedoch nicht. Freilich: Ob das ihren Wähler- und Leserzahlen helfen wird?

In jedem Fall wird Sarrazins gerade erscheinendes Buch „Deutschland schafft sich ab“ eines der wichtigsten sein, dass in diesem Herbst erscheint; genauso relevant wie der hier schon besprochene Titel mit ähnlicher Thematik „Das Ende der Geduld“ der (ebenfalls) Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig, die sich knapp vor dem Erscheinen unter eher rätselhaften Begleitumständen das Leben genommen hat. Und an dritte Stelle ist ein weiterer Beststeller dieses Herbstes zu setzen: Udo Ulfkotte "Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold – Armut für alle im lustigen Migrantenstadl".

Ach ja, und dann war da noch die merkwürdige Äußerung mit dem Juden-Gen. Die steht zwar nicht in Sarrazins Buch, die hat er aber in einem Interview gemacht. Und sie ist sicher eine unkorrekte Generalisierung. Gleich glaubten manche ja auch, dass sich Sarrazin nun des Antisemitismus schuldig gemacht hat. Inzwischen aber sind etliche jüdische Publikationen bekannt geworden, die voll Stolz die faszinierenden Ergebnisse der Genforschung gerade in Hinblick auf die Juden veröffentlichen. Diese zeigt, dass es über 3000 Jahre einen relativ homogenen Zusammenhalt der Juden gegeben hat.

Freilich leben wir in einer Zeit, wo noch kaum jemand all das verarbeitet hat, was uns die moderne Genforschung über unsere Vergangenheit sagt oder sagen könnte, wenn man sich da ein bisschen hineinliest und nicht gleich die üblichen Reflexe hat. Da erfahren wir etwa, dass wir alle von einer Frau abstammen, die vor rund 200.000 Jahren in Ostafrika gelebt hat; dass unser Urvater hingegen viel später gelebt hat (Männer können ja ihre Gene viel leichter vervielfachen); dass die Neandertaler doch mit uns verwandt sind; oder dass zehn Prozent der heutigen Mongolen vom gleichen Mann abstammen, der zu Zeiten Dschingis Khans gelebt hat (also höchstwahrscheinlich er selber gewesen ist).

In diesen 200.000 Jahren sind Völker entstanden und untergegangen; sie haben sich vermischt oder nicht; sie sind von ihren Politikern getäuscht worden oder nicht. Und sehr oft haben sie die Propheten der eigenen Katastrophen verfolgt.

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Väterstriptease drucken

Je mehr um die gemeinsame Obsorge diskutiert wird, umso mehr getrauen sich Väter mit Fällen an die Öffentlichkeit, die das ohnehin verkorkste Familienrecht noch mehr in Zweifel ziehen.

Ungewöhnliche Post bekam ein unterhaltspflichtiger Vater unlängst vom Bezirksgericht Graz-West; über sein Gemeindeamt. Dieses solle mittels vierseitigem Formular - das an die Ablegung eines Offenbarungseides erinnert - feststellen, ob er etwa in ärmlichen Verhältnissen lebe, was die Ehegattin und die Kinder verdienen oder wie hoch seine Schulden wären. Daten, die für eine Unterhaltsberechnung nicht benötigt werden. Zudem wäre zuerst der Vater, der in der Öffentlichkeit steht, zu befragen gewesen, bevor man ihn gegenüber Dritten derart desavouiert.

Ähnliches passierte einem Angestellten in Wien. Das Jugendamt umging seine Befragung und wollte allerlei vertrauliche Daten wissen. Allerdings erwischte es dabei ausgerechnet den Datenschutzbeauftragten eines Unternehmens, der ein Ombudsmannverfahren vor der Datenschutzkommission anregte. Das Jugendamt war dagegen, seine Formulare zu ändern, die Datenschutzkommission schloss sich der Argumentation des Vaters an, ging einen Schritt weiter und erreichte, dass auch davon Abstand zu nehmen ist, die Gehaltszettel einzufordern, enthielten diese zu viele sensible Daten.

Das Bundesministerium für Justiz benutzt seit Jahren ein Standardformular, das derart überschießende Anfragen verhindern soll, und weist in einem Schreiben darauf hin, dass Justizangehörige in Schulungen auf „die damit verbundene Problematik besonders hinzuweisen“ sind; was aber in Graz noch nicht angekommen sein dürfte.

Dass Betroffene kaum den Rechtsweg gegen ein derartiges Vorgehen beschreiten, verwundert nicht, sind die Absender meist Jugendämter und Gerichte, die ihnen den Zugang zu ihren Kindern weiter erschweren könnten. Während man vom Unterhaltspflichtigen völlige Transparenz fordert, bleiben ihm Auskünfte zu den eigenen Kindern oft verwehrt. Die Informationspflichten, die den Obsorgeberechtigten treffen, werden nämlich nicht exekutiert und bleiben, wie die Rechtsprechung vielfach in nur einem Satz entschieden hat, „sanktionslos“.

Es ist also problemlos möglich, den getrennt lebenden Elternteil über Schul- oder Berufsabschluss, Gesundheitszustand bis hin zum Begräbnis des eigenen Kindes im Unklaren zu lassen. Letzteres ging im Fall „Luca“ durch die Presse.

Bemerkenswert die Argumentation zur Befürwortung der „automatischen“ gemeinsamen Obsorge zum Abbau solcher Spannungen zwischen den Eltern durch die Familienrichter, vertreten durch Mag. Doris Täubl-Weinreich, in der Enquete am 24.6. im Parlament. Ein vorher im Grazer Männercafe gegenüber der Leibnitzer Familienrichterin Mag. Christiane Stindl-Teufl vorgebrachter Diskussionsbeitrag zur höheren Erwerbspflicht der Väter und die dadurch deutlich reduzierte Möglichkeit zur Väterkarenz, deren Fehlen nach der Trennung oft vorgeworfen wird, fand so die Öffentlichkeit.

Sieht man sich an, dass es sich eigentlich nur um eine Handvoll Väter handelt, die da versuchen, gegen die Gegner der gemeinsamen Obsorge anzutreten, die mit Staubsaugen oder der Anzahl an gebügelten Hemden argumentieren, die notwendig wären, die eigenen Kinder zu sehen, ist es nicht verwunderlich, dass man so weit vorgedrungen ist.

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Die Krankheiten der Justiz drucken

 Richter und Staatsanwälte drängen auf mehr Unabhängigkeit. Sie wollen künftig nur noch einem eigenen Generalstaatsanwalt, beziehungsweise einem eigenen „Rat der Gerichtsbarkeit“ unterstehen. Das klingt aufs erste vernünftig. Erst auf den zweiten Blick werden aber gewaltige Pferdefüße sichtbar.

Vieles spricht aber jedenfalls für ein verstärktes Nachdenken über die Unabhängigkeit und die Qualität der Justiz:

Seit in der Ära Broda nachweislich politische Interventionen jahrelang die Strafverfolgung eines Mörders behindert haben, ist das Thema in Diskussion. Seit eine verunglückte Strafprozessreform die Staatanwälte fast allmächtig gemacht und Kriminalpolizei und Untersuchungsrichter entmachtet hat, ist die Diskussion noch viel wichtiger.

Noch wichtiger wurde die Kontrolle der Staatsanwaltschaft, seit das problematische Institut der Diversion eingeführt worden ist, mit der Staatsanwälte richterähnliche Befugnisse übernehmen und auf diesem völlig unkontrollierbaren Weg die Mehrzahl der Strafverfahren abhandeln/abwürgen können.

Dieses Misstrauen gegenüber der Staatsanwaltschaft hat sich dramatisch gesteigert, seit die Strafverfolgung des Lebensgefährten der damals amtierenden Justizministerin Maria Berger unter fadenscheinigen Vorwänden – und unter merkwürdigem Desinteresse der Mehrheit der Medien – plötzlich gestoppt worden ist (obwohl eine Richterin eindeutig ein Delikt gesehen hatte).

Eine weitere Eskalation war der Fall Kampusch, als die Staatsanwaltschaft geradezu skandalöses Desinteresse an dem durch Dutzende Indizien bewiesenen Zweittäter wie auch an der Frage gezeigt hat, ob Wolfgang Priklopil ermordet worden ist. Kein Mensch, der die Zusammenhänge kennt, kann auch erklären, warum ausgerechnet der wichtigste Eigentümervertreter der Bawag, nämlich der damalige ÖGB-Präsident Verzetnitsch, nicht auf der Anklagebank gelandet ist, obwohl er offensichtlich von den wichtigsten Vorgängen gewusst haben muss.

Völlig unfassbar ist auch das Desinteresse der sogenannten Korruptionsstaatsanwaltschaft an den Hunderten Millionen Euro Steuergeld, die Bund, Länder und deren Betriebe – an der Spitze das Wiener Rathaus-Imperium – zur Beeinflussung von Zeitungen und parteipolitischer Werbung ausgeben, eigentlich eine klassische Untreue.

Und ihren jüngsten Gipfel hat die Erregung rund um die Strafverfolger in den letzten Wochen erreicht, als die Medien ein einziges Sommerthema hatten: die angebliche oder wirkliche Laxheit der Staatsanwälte bei Vorgängen vor allem im blau-orangen Milieu, wobei es freilich noch keinerlei Indiz für eine politische Intervention gibt, und wobei hier natürlich wieder die alte linke Jagdpartie mit im Spiel war, die – siehe etwa den „Falter“ – am liebsten gleich die ganze verhasste schwarz-blaue Regierung auf die Anklagebank setzen würde.

In die Justizdebatte gehört aber auch das populistische Verhalten mancher Richter, die sich offensichtlich von Zurufen der Medien in ihrem Verhalten beeinflussen lassen. Anders ist die überlange U-Haft für Helmut Elsner nicht erklärbar, auch nicht das scharfe Urteil gegen Polizisten bei den Schüssen nach dem Kremser Merkur-Überfall. Aber auch das skandalöse Verhalten einer Wiener Richterin wirft ein schiefes Licht auf die Justiz, die sich (in einem Prozess im Umfeld der Kampusch-Causa) nicht für befangen erklärt hat, obwohl ihr eigener Vater als Staatsanwalt in dieser Causa als verfolgungsunwilliger Verfolger indirekt eine wichtige Rolle gespielt habe.

Was kann man wirklich tun?

Das schreit nach Diskussion und nach Verbesserung. Wobei die in den letzten Tagen beschlossenen personellen Maßnahmen ja zweifellos nur ein Randproblem betroffen haben.

Freilich sollten wir uns klar sein, dass auch in der Justiz nur Menschen handeln, weshalb sich niemand eine ideale Justiz erwarten sollte. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten, die einer intensiven Debatte wert wären:

-         Mehr Transparenz von Weisungen innerhalb der Staatsanwaltschaft;

-         Eine Wiederaufwertung von U-Richter und Polizei, sodass es einem Staatsanwalt nicht mehr möglich sein wird, quasi im Alleingang die Untersuchung eines Vorfalles einzustellen;

-         Eine verpflichtende Wiedereinführung von ökonomischen Lehrfächern ins Jusstudium, damit die Staatsanwälte und Richter diesbezüglich besser gerüstet sind.

Gehört dazu auch die Einführung eines  Generalstaatsanwalts samt Kappung des Weisungsrechts des Justizministeriums gegenüber den Staatsanwälten, damit die Staatsanwälte nicht mehr einem (Partei-)Politiker unterstehen? Viele, die das fordern, übersehen aber die entscheidende Frage: Und wer bestellt diesen obersten aller Staatsanwälte?

Die vorliegenden Vorschläge nennen das Parlament. Das ist aber nun gewiss kein unparteipolitisches Gremium. Im Gegenteil. Damit würde es entweder Wahlkapitulationen des zu bestellenden Generalstaatsanwalts gegenüber den Parteien geben, oder die Nominierung eines Generalstaatsanwalts würde im Koalitionspakt genauso im Proporz jeweils einer Koalitionspartei zugewiesen werden wie Minister- oder EU-Posten. Der Unterschied zur Gegenwart wäre also sehr gering.

Das amerikanische Modell einer Volkswahl von Strafverfolgern würde wiederum nach Sheriff-Art deren Populismus stark erhöhen.

Sollte es aber durch irgendeinen Zaubermechanismus gelingen, die Justiz wirklich aus jedem politischen Zusammenhang herauszulösen, dann droht eine ganz andere Gefahr: Es fiele die letzte Kontrolle für jene Richter weg, die ihre Leistung und ihr zeitliches Engagement schon jetzt auf ein Minimum heruntergeschraubt haben. Man schaue nur, wie viel Prozent der österreichischen Richter an Nachmittagen noch im Gericht anzufinden sind – und dabei haben sie alle im Gegensatz zu den ebenfalls in ähnlichem Verdacht stehenden Lehrern durchaus ordentliche Arbeitsplätze. Man schaue nur, wie milde oft Richter sind, wenn sie disziplinär über ihre eigenen Kollegen zu urteilen haben.

Gewiss: In diesem Themenkomplex Arbeitsdisziplin schaut es auch im Istzustand alles andere als zufriedenstellend aus. Wird die Justiz aber noch unabhängiger, dann wird das alles mit Sicherheit noch viel schlimmer. Obwohl immer mehr komplizierte Verfahren auf die Richter zukommen. Obwohl die Gesetzgebung immer neue Regeln erfindet, die zu judizieren sind.

Denn nur der Gesamtzusammenhang einer Regierung führt zum Zwang, sparsam zu sein. Gehört sich die Justiz jedoch selber, wird es wie bei den Landeslehrern: Der eine schafft an und der andere zahlt (und kann nicht einmal die Verwendung des Geldes prüfen).

 

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Ein Abgeordneter aus der Steiermark drucken

Zuerst war meine erste Reaktion, als ich von dem Zwischenfall im Parlament erfuhr: Mein Gott, Journalisten sollen doch nicht so wehleidig sein. Wenn sie einmal jemand stößt, ist es eine Staatsaffäre, sonst gehen sie mit der Ehre anderer eher großzügig um, und auch echte Gewalttaten erregen sie nur dann wirklich, wenn sie an einer der politisch korrekt geschützten Personengruppen geübt werden. Aber dann blätterte ich ein wenig mehr in den Unterlagen über den hemdsärmeligen Abgeordneten Christian Faul. Und da tat sich ein abgrundtiefer Sumpf vor mir auf, der ziemlich schockiert - vor allem, weil er niemanden aufregt.

Christian Faul stößt im Parlament Photographen herum, weil er sich von ihnen belauert fühlt. Er spricht den wohl tiefsten Dialekt aller Abgeordneten. Und ist jederzeit für verbale Entgleisungen gut, die viele Ohrenzeugen auf handfeste Alkoholisierung schließen lassen. "In mein Leben sauf i aus an Tetra Pak ka Achtel", findet sich da etwa in der Zitatesammlung.

Aber, so dachte ich, das ist halt steirisch. Und möglicherweise sozialdemokratisch noch dazu. Ein Parlament ist halt auch nichts Besseres als eine bunt geschüttelte Ansammlung von Durchschnittsbürgern.

Doch alles andere als durchschnittlich und steirischer Brauch ist der Privilegiensumpf rund um den Herrn Faul. Der Mann ist nämlich seit 29 Jahren Direktor der Realschule Weiz (so heißt dort die Hauptschule). Nur: Er arbeitet nicht als solcher. Weder unterrichtet er seither, noch kümmert er sich um irgendwelche administrativen Aufgaben. Die Schule leitet ein ganz anderer, extra zu bezahlender Lehrer.

Aber eigentlich müsste Herr Faul zu 75 Prozent dort arbeiten! Denn in dieser Höhe bezieht er neben seinem Abgeordneten- noch einen Beamtenbezug. Auf die Frage der "Kleinen Zeitung", was er eigentlich für das Geld mache, nannte er im Vorjahr "Kunst- und Kulturprojekte". Außerdem unterstütze er die Unterrichtsministerin bei der Einführung der Gesamtschule. Und "immer wieder" komme er auch in der Schule vorbei.

In Wahrheit tut der Herr Faul also so, als ob die politische Arbeit eines Abgeordneten etwas mit seiner Beamtentätigkeit zu tun habe. Und macht ansonsten seinem Namen alle Ehre.

Freilich: Die zuständige steirische Landesrätin - ganz zufällig eine Parteifreundin - findet das alles total in Ordnung. Da muss man nur noch bitter auflachen, wenn der oberste Chef dieser Partei gerade treuherzig und mit ganz ernsthafter Miene verkündet, dass Korruption kein Kavaliersdelikt sei und strengst bestraft werden müsse. Womit er freilich nur die Parteispenden für die ÖVP meinte ...

Aber irgendwie sollten wir im Interesse der Weizer Kinder nicht geizen, sondern froh sein, dass ein Mensch mit solchen Umgangsformen und Gossendialekt von ihnen ferngehalten wird. Und die Frage, wieso so jemand Schuldirektor werden konnte, wird uns sowieso niemand beantworten können.

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Wahlen, Kämpfer und eine Lähmung drucken

Das politische Establishment der beiden Regierungsparteien auf Bundesebene wirkt wie gelähmt. Alles blickt wie das Kaninchen auf die Schlange auf die Landtagswahlen am 26. September in der Steiermark und am 10. Oktober in Wien. Um hier allfällige Erfolge nicht zu gefährden beziehungsweise nicht für Misserfolge haftbar gemacht zu werden, wurde auch die laut Bundesverfassung für spätestens 22. Oktober vorgeschriebene Budget-Einbringung auf Dezember verschoben.

Wie stellt sich die politische Großwetterlage Österreichs  nun dar? Eigentlich für alle Parteien ein Sommer des Missvergnügens. Die ÖVP, welche mit Josef Pröll in den Umfragen sowohl was die Parteipräferenz als auch was die fiktive Kanzler-Direktwahl betrifft, im Frühjahr 2009 nach der Molterer-Wahlniederlage von Herbst 2008 die Faymann-SPÖ überholt hat, liegt nun wieder mehr oder minder Kopf an Kopf mit der SPÖ. Dies wird insbesondere der klassenkämpferischen neuen Strategie von Werner Faymann gutgeschrieben. Aauch die Budgetverschiebung scheint eher Pröll als Finanzminister als Faymann als Bundeskanzler zu schaden. Andererseits konnte Faymann die SP-Verlustliste bei Regionalwahlen auch im Frühjahr 2010 nicht stoppen – deutliche Verluste der SPÖ bei den steirischen Gemeinderatswahlen von 5,6 Prozent und sogar bei den burgenländischen Landtagswahlen von 3,9 Prozent, obwohl SP-Landeshauptmann Hans Niessl vermeintlich ideale Bedingungen (Stichwort Eberau) vorfand und eine absolute Mehrheit prognostiziert war.

Die FPÖ hatte ebenfalls keine sehr gute Performance – die Nominierung von Barbara Rosenkranz für die Bundespräsidentenwahl war eindeutig ein Fehler, der Zuwachs im Burgenland erschien auf den ersten Blick mit 3,23 Prozent auf 8,98 Prozent mickrig. Viele Kommentatoren haben allerdings übersehen, dass im Burgenland eine vom ehemaligen FP-Obmann inspirierte Bürgerliste 4 Prozent und ein Mandat errang – wenn diese nicht kandidiert hätte, wäre wohl ein größerer Teil ihrer Stimmen der FP zugefallen.

Die Grünen wiederum mussten zittern, ob sie überhaupt in den burgenländischen Landtag wiedereinziehen und schrieben ein Minus von 1,16 Prozent. Sie kommen auch bei den bundesweiten Umfragen nicht vom Fleck – möglicherweise haben sie mit rund 10 Prozent auf Bundesebene und 15 bis 20 Prozent auf Bundes- bzw. Landeshauptstadtebene ihr tatsächliches Potential ausgeschöpft.

Das BZÖ wiederum wird sich daran gewöhnen müssen, dass es zu einer marginalen Größe verkommt und der versuchte „Relaunch“ als rechtsliberale Kraft nach Haiders-Tod nicht gelingt. Für die Wahlen in der Steiermark und Wien sind Misserfolge vorprogrammiert.

Die entscheidenden Fragen für die beiden Landtagswahlen im Herbst sind daher:

  • Wer hat bei dem Kopf-an-Kopf-Rennen in der Steiermark die Nase vorn?
  • Wieviel verliert Michael Häupl in Wien und mit wem wird die SPÖ koalieren?

Selten wie ein Totzwölfer: Ein Landeshauptmannwechsel

Sollte Franz Voves mit der SPÖ die 2005 in der Steiermark erstmals gewonnene Mandatsmehrheit tatsächlich wieder verlieren, widerspricht das der bisherigen Statistik der österreichischen Landtagwahlen seit 1945.

Seit 1945 hat es vor der Steiermark bei mehr als 100 Landtagswahlen nur in drei Bundesländern einen Wechsel der Landeshauptmann-Partei gegeben – 1964 im Burgenland, 1989 in Kärnten und 2004 in Salzburg – und bisher hat es die Partei, die den Landeshauptmann verlor, noch nie geschafft, den Landeshauptmann zurückzugewinnen.

Im Burgenland sank die ÖVP von 47,3 Prozent 1964 auf 34,6 Prozent 2010 ab, in Kärnten fiel die SPÖ seit 1989 von 46 Prozent auf 28,7 Prozent.

Etwas anders stellt sich die Situation in dem 2004 von Gabi Burgstaller und ihrer SPÖ eroberten Salzburg dar. Sie verlor 2009 6 Prozent und liegt mit 39,4 Prozent nur mehr knapp vor der ÖVP mit 36,4 Prozent, die selbst 1,4 Prozent verlor. Der Vorsprung von 7,5 Prozent 2004 ist auf 2,9 Prozent, also um 4,6 Prozent geschrumpft.

Voves – Schützenhöfer Kopf an Kopf

In der Steiermark hatte die Voves-SPÖ 2005 mit 41,7Prozent nur einen Vorsprung von 3 Prozent auf die Klasnic-ÖVP von 38,6 Prozent. Eine Extrapolation des Salzburger Trends würde also wiederum eine Mehrheit für die Schützenhöfer-ÖVP ergeben. Überdies haben die Ergebnisse der steirischen Gemeinderatswahlen vom März 2010 nicht nur massive SP-Verluste, sondern auch VP-Gewinne erbracht. Der Abstand ÖVP zu SPÖ war bei steirischen Gemeinderatswahlen noch nie so groß wie 2010.

Dennoch muss ein gewisser „natürlicher“ Amtsinhaber-Bonus in Rechnung gestellt werden, den es für alle Landeshauptleute in Österreich – in der Steiermark freilich schwächer ausgeprägt als anderswo, aber doch – gibt. Auch der Bundestrend ist unwägbar. Sollte die Volkspartei die Pole-Position schaffen, wäre das ein österreichweit beeindruckender Erfolg für Hermann Schützenhöfer und sein Team.

Die SPÖ war übrigens bei steirischen Landtagswahlen neben 2005 auch schon 1953 stimmenstärkste Partei – damals allerdings nur hauchdünn, aber die Wahlarithmetik sicherte der ÖVP ein Mandat mehr. 1995 kam es bei knappem VP-Stimmenvorsprung zu Mandatsgleichstand.

Alle Umfragen zu den steirischen Landtagswahlen prophezeien ein mehr oder minder offenes Rennen.

Wie schneiden FPÖ, Grüne, KPÖ und Co ab?

Einige weitere Unbekannte machen den Wahlausgang und die Findung möglicher parlamentarischer Mehrheiten neben der wichtigen Frage, wer die Nummer 1 wird, besonders spannend:

Gegenwärtig steht es 5:4 für die SPÖ in der Landesregierung, im Landtag 25 SPÖ, 24 ÖVP, 4 KPÖ und 3 Grüne. Die FPÖ, die von 1991 bis 2005 in der Landesregierung vertreten war, versäumte den Wiedereinzug in den Landtag knapp.

Am Landtags-Comeback der FPÖ ist nicht zu zweifeln, offen ist die Frage, ob sie stark genug ist, um auch wieder einen Regierungssitz zu erreichen – dazu sind wohl mehr als 10 Prozent der Stimmen notwendig. Wenn ja, käme es in der Regierung wohl zu einer 4:4:1-Konstellation und die FPÖ wäre das „Zünglein an der Waage“. Die FPÖ erreichte ihr bestes Landtagswahlergebnis 1995 mit 17,15 Prozent und ihr bestes steirisches Nationalratswahlergebnis mit 29,2 Prozent 1999. Wenn die FPÖ den Einzug in die Regierung nicht schafft, hat die stärkste Partei automatisch die Regierungsmehrheit, weil die Grünen bei ihrer gegenwärtigen bundes- und landesweiten Performance (u.a. ungewollter Spitzenkandidaten-Wechsel) wohl kaum realistische Chancen auf einen Regierungssitz haben. 

Die KPÖ wiederum muss um ihren Wiedereinzug in den Landtag bangen, da sich der „gute Mensch von Graz“, Ernest Kaltenegger, aus der Politik zurückzieht. Schon der Tausch seines Grazer Stadtratsmandates mit der Landtagsstube war ein strategischer Fehler, weil er sich dadurch seiner „politischen Bühne“ beraubte. In Graz erzielte er bei den Gemeinderatswahlen 2003 noch 20,75 Prozent, 2008 fiel die KPÖ in der Landeshauptstadt auf 11,18 Prozent zurück. Unklar ist, wohin die KP-Stimmen des Jahres 2005 fließen werden.

Ein Einzug des BZÖ in den Landtag gilt als äußerst unwahrscheinlich, obwohl Gerald Grosz medial hyperaktiv ist. Das letzte Mal kam das BZÖ mit Michael Schmid auf 1,72 Prozent. Um in den Landtag einziehen zu können, ist ein Grundmandat in einem der vier steirischen Wahlkreise notwendig, wobei das BZÖ in Graz und Umgebung am relativ stärksten ist. Auch dort sind aber wohl über 5 Prozent der Stimmen notwendig, bei den Grazer Gemeinderatswahlen kam das BZÖ mit Spitzenkandidat Grosz auf 4,3 Prozent. Ob der Haider-Mythos zwei Jahre nach seinem Tod in der Steiermark stärker wirkt, als vor einem Jahr in Oberösterreich, obwohl dort die Haider-Schwester Ursula Haubner kandidierte, ist mehr als fraglich. Dort erzielte das BZÖ 3,7 Prozent.

Wenn es ein knappes Wahlergebnis wird – etwa, ob die FP Regierungsstärke erhält –, dann könnten also durch die BZÖ-Kandidatur die entscheidenden Stimmen fehlen. Noch geringere Chancen werden der „Christlichen Partei Österreichs“ von Rudolf Gehring eingeräumt, der bei der Bundespräsidentenwahl kandidierte. Aber auch Kleinvieh macht Stimmenmist.

Andererseits sind die Hirschmann-Wähler von 2005 – etwas mehr als 2 Prozent – auch auf dem Markt.

Für Spannung ist jedenfalls gesorgt.

Wieviel verliert Michael Häupl?

In Wien geht es eigentlich nur um die Hauptfrage: Wieviel verliert Michael Häupl und mit wem wird die SPÖ koalieren?

Offizielles Wahlziel der Häupl-SPÖ ist das Halten der absoluten Mandatsmehrheit. Gegenwärtig verfügt die SPÖ mit 49,09 Prozent der Stimmen über 55 – also 55 Prozent – der Mandate. Durch das die stärkste Partei begünstigende Wahlrecht ist auch mit 46 Prozent der Stimmen eine absolute Mandatsmehrheit möglich. So erhielt die SPÖ 2001 mit 46,91 Prozent der Stimmen 52 Mandate.

Die publizierten Umfragen lassen das als möglich erscheinen, public opinion erscheint eher ein Szenario des Jahres 1996 realistisch, als die SPÖ unter Michael Häupl auf unter 40 Prozent absank –  genau auf 39,2 Prozent. Die FPÖ wurde mit 27,9 Prozent zweitstärkste Partei, die ÖVP kam auf nur 15,3 Prozent, die Grünen auf 7,9 Prozent und das LIF damals auf 8 Prozent – mittlerweile sind die meisten LIF-Stimmen bei den Grünen gelandet.

Die public opinion-Prognose ist: Die SPÖ wird knapp über 40 Prozent landen, die FPÖ wird auf über 20 Prozent kommen, die VP wird sich mit 18-20 Prozent behaupten, die Grünen werden zwischen 12 und 14 Prozent einfahren. Die Hauptfrage ist: Wird die SPÖ – so wie zuletzt 1996-2001 – wieder mit der ÖVP koalieren oder wird sie sich die Grünen als Partner suchen. Die SPÖ verfügte seit 1945 – eben mit Ausnahme der Jahre 1996-2001 – stets über die absolute Mandatsmehrheit.

Dass die SPÖ in Wien bei den Gemeinderatswahlen auch diesmal über 40 Prozent kommen könnte, hat sie ausschließlich Michael Häupl zu verdanken. Dennoch wird es so starke Verluste geben, dass auf absehbare Zeit Häupl das Bürgermeister-Amt zurücklegen wird. Es gibt aber keinen logischen Nachfolger – immer wieder werden die Namen Rudolf Hundstorfer oder Michael Ludwig (Wiener Vizebürgermeister) kolportiert. Renate Brauner dürfte out sein.

Umfrage- und Wahlergebnisse aus der Steiermark und Wien sowie auf Bundesebene

Professor Herwig Hösele war Präsident des Bundesrates (ÖVP) und ist als Geschäftsführer der "Dreischritt GmbH" und der "public opinion GmbH" publizistisch tätig. Er erstellt vor allem politische und strategische Analysen.

Mehr unter www.dreischritt.at 

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Die Existenzsicherung drucken

 Lange Jahre war gut lachen,
denn mit Klima-Panikmachen
hatten viele sich saniert,
überall und ungeniert.

Ober-Menetekelmalern,
unterstützt von Steuerzahlern,
brachte dieses obendrein
nobel den Nobelpreis ein.

Ja, auf Monster-Konferenzen
durften selbst die Kleinen glänzen,
Kofferträger sonder Zahl,
stets im Dienste der Moral.

Aber Wintermonde machten,
daß sie plötzlich nimmer lachten,
weil mit jedem Wasserrohr
die Erwärmungslehre fror.

Und was doppelt sie erschreckte,
war, daß Schwindel man entdeckte
bei den Daten und dem Schluß,
den daraus man ziehen muß!

Nun, die Welt hat unterdessen
den Fauxpas zum Glück vergessen,
ist sie doch so abgelenkt,
daß sie bloß an andres denkt.

Dann die heißen Sommertage
besserten erst recht die Lage,
weil man dran, daß Rußland brennt,
Klimawandel klar erkennt.

Simultan die Indus-Fluten
brachten noch viel mehr des Guten,
merkt ja hier wohl selbst ein Kind,
daß auch sie Beweise sind.

Und in heimgesuchten Ländern
braucht man folglich nichts zu ändern,
haben schuld ja allgemein
Klimafrevler ganz allein!

Nebenher sind dank der Sünden
abgesichert alle Pfründen -
galt bereits in Babylon,
und man lebt bis heut’ davon...

Pannonicus

 

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Der Bankrott der Forschungsförderung drucken

Wenn das kein Fortschritt ist: Jetzt hat Alpbach nun auch einen „Gender-Cocktail“ gehabt. In Österreich war man halt immer schon kreativ, um Gründe zum Alkoholkonsum zu finden, das gilt für Alpbach erst recht. Aber keineswegs eine Alkohol-Laune ist, was Infrastrukturministerin Doris Bures dabei verkündet hat. Denn sie hat offener denn je klargemacht, wie sinnlos und absurd die österreichische Forschungsförderung ist, für die nicht zuletzt sie zuständig ist.

Jeder der glaubt, Forschungsförderung werde nach rationalen Kriterien vergeben, der irrt. Denn die der Frau Bures unterstehende Forschungsförderungsgesellschaft FFG fördert „Basisprogramme“ nur noch dann, wenn – wie es in der gestelzten Bürokratensprache heißt – der Gegenstand der Projekte und ihre Folgewirkung, die Zusammensetzung des Foschungsteams und die Arbeitsbedingungen Gender-Kriterien entspricht.

Also auf Deutsch: Wenn es zumindest einen starken Frauenanteil unter den Forschern gibt, wenn in der Projektbeschreibung zehnmal die Worte „Gender“, „Frauen“ oder „Feminismus“ vorkommen, und wenn bei der Forschungsarbeit keine Überstunden (=frauenfeindliche Arbeitsbedingungen) gemacht werden dürfen, dann gibt es dickes Steuergeld als Förderung. Wenn nicht, dann eben nicht.

Damit wird Österreich ganz gewiss im internationalen Wettbewerb wieder gewaltig vorankommen. Glaubt zumindest Bures.

Es ist nicht mehr wichtig, ob ein Forschungsprojekt spannende Ergebnisse verspricht, sondern ob genug Frauen daran beteiligt sind. Was ja besonders bei technischen und naturwissenschaftlichen Forschungen ganz leicht sein wird, weil Frauen offenbar im Übermaß diese schwierigen, aber im wirtschaftlichen Wettbewerb entscheidenden Studienrichtungen eingeschlagen haben.  Oder hat da Frau Bures etwa eine Statistik falsch gelesen?

Frauen in jeder Menge gibt es nämlich in Wahrheit nur für politologische, psychologische, pädagogische Forschungsanträge. Die daher auch beste Chancen auf Annahme haben, sowenig wir sie auch brauchen. Für pädagogische Gender-Anträge gilt das freilich nur dann, wenn überdies schon im Antrag garantiert wird, dass das Forschungsprojekt endgültig die Überlegenheit von Gesamtschulen beweisen wird.

Diese Gender-Absurditäten sind aber nicht die ersten bekanntgewordenen Deformationen der milliardenschweren staatlichen Forschungsförderungen.

Schon länger waren ja auch andere politisch-manipulative Verzerrungen bei der Förderung von Forschungsprojekten bekannt: So etwa wird alles heftig gefördert, was die globale Erwärmungs-Theorie bestätigt; wer diese hingegen skeptisch hinterfragen will, der hat keine Chance auf Staatsgelder.

Ebenso umsatzträchtig ist es bei Anträgen an die diversen Förderungsfonds, wenn man Faschismus-Forschung ankündigt oder sich die Ausländerfeindlichkeit vorknöpft. Der absolute Hit müsste daher wohl sein: „Die globale Erwärmung wird als Ergebnis einer frauenfeindlichen, faschistischen und xenophoben Verschwörung entlarvt.“ (Copyright Unterberger, also Finger weg – ich will ja auch einmal ans dicke Geld).

Das besonders Ärgerliche: Diese Art von Forschungsförderung wird bei den in Kürze bevorstehenden dramatischen Budgetkürzungen fast als einziger Bereich ungekürzt bleiben. Denn die politisch herrschende Klasse redet uns ja ein, ihre Forschungsförderung sei besonders zukunftsträchtig.

Besonders heftig wird diese Behauptung vom Wirtschaftsforschungsinstitut verbreitet. Könnte das vielleicht gar damit zusammenhängen, dass Forschungs-Institute besonders heftig von Forschungs-Förderung profitieren?

Schon mehrfach habe ich auf das Beispiel der Schweiz hingewiesen. Dort gibt es überhaupt keine Forschungsförderung nach österreichischer Art. Sondern nur extrem gut finanzierte Universitäten, die dann aber wirklich frei von solchen politischen Dummheiten und Opportunismen entscheiden können. Dennoch oder gerade deshalb steht die Schweiz bei den Ergebnissen der Forschung weltweit an erster Stelle.

Forschung ist ja kein Selbstzweck – auch wenn das eine Zahnarztassistentin wie Bures vielleicht nicht begreift. Es geht um wirklich neues Wissen für die Menschheit. Es geht zugleich um Impulse fürs Wirtschaftswachstum, um künftige Arbeitsplätze und die Aufrechterhaltung des Wohlstandes. Dafür sind möglichst viele Patente, naturwissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie technische Erfindungen entscheidend.

Aber nicht das Geschlecht des Forschers.

 

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Schmerzliche Fragen ans liebe Vaterland drucken

Viele Nachrichten dieses Tage machen den Tagebuchautor sehr nachdenklich. Und lassen frustrierende Fragen aufkommen. Auch wenn sie ganz unterschiedliche Bereiche betreffen.

Eine davon ist ein schlichter Strompreisvergleich: In Österreich zahlt die Industrie 10,37 Cent für die Kilowattstunde. In Frankreich, Schweden oder Finnland liegt der Preis hingegen jeweils unter 7 Cent. Was sagt diese Statistik einem Investor, der über die Ansiedlung einer neuen energieintensiven Produktion nachdenkt? Und was sagt sie der ÖVP, die offenbar wild entschlossen scheint, mit dem üblichen „Öko“-Schmäh die Energiepreise noch einmal kräftig anzuheben?

Parlamentspräsidentin Barbara Prammer hat eine kluge wie revolutionäre Idee. Was ebenso erfreulich wie überraschend ist. Sie stellt eine Abschaffung der Bezirkshauptmannschaften als einen spannenden Beitrag zur Verwaltungseinsparung zur Diskussion. Warum wird Prammer samt diesem Vorschlag postwendend von ihrem eigenen Parteichef und Bundeskanzler kalt abgespritzt? Ist der Mann wirklich nur zu feigem Herumgeschwafel imstande?

Noch eine zweite SPÖ-Frau hat einen mutigen und richtigen Vorschlag gemacht. Unterrichtsministerin Claudia Schmied will von den Ländern die zuviel kassierten Lehrergehälter zurückfordern. Was ihr sofort von der Regierungsspitze abgedreht wird; das werde erst an Sankt Nimmerlein, bei den nächsten Finanzausgleichsverhandlungen, angesprochen werden. Dürfen wir das so werten, dass offener Betrug legitimierte Geschäftsgrundlage der österreichischen Realverfassung ist – zu der ja als wichtiger Eckstein die Abrechnungen zwischen Bund und Ländern gehören? Und dass gegen Betrug auf staatlicher Ebene nur dann etwas unternommen wird, wenn auch der Betrüger zustimmt?

Auch die Frauenministerin hat im Sommer eine Idee geboren. Sie will Überstunden abschaffen oder beschränken. Denn deretwegen machten die Männer im Haushalt kein Halbe-Halbe (jene Überstunden erklären übrigens auch in hohem Ausmaß und ganz unaufgeregt die ständig von ORF&Standard getrommelten Statistiken über angeblich ungleiche Bezahlung angeblich gleicher Arbeitsleistung). Wo bleibt eigentlich der Protest der Gewerkschaften, die sonst immer lauthals dagegen agitieren, wenn Arbeitnehmer durch Überstundenkürzungen weniger verdienen? Wo bleiben jene Stimmen, die der ministeriellen Fanatikerin endlich beibringen, dass auch im Geld-Nach-Hause-Bringen eine sehr relevante Hälfte dieses sozialdemokratischen Halbe-Halbe-Dogmas bestehen kann? Und wo ist die Freiheitsbewegung, die uns endlich von jenen totalitären Politikern befreit, die immer mehr unser privates Leben reglementieren und kontrollieren wollen?

Eine Reihe linker Medien vom ORF bis „Österreich“ vergießt Tränen, weil die Regierung der „Lebenspartnerin“ von Johanna Dohnal keine Witwenpension von der saftigen Ministerpension der verstorbenen Ex-Ministerin zugesteht. Zum Glück für den Steuerzahler hat die „Witwe“ nämlich nicht die nötige Wartefrist erreicht, die ihr einen Rechtsanspruch auf diesen Bezug geben würde. Und zum gleichen Glück ist diesmal die ÖVP standfest geblieben. Was aber dennoch viele Fragen aufwirft: Konnte die gute Frau nicht selbst Pensionsansprüche erwerben? Hat sie etwa, statt zu arbeiten und sich eigene Pensionszeiten zu erwerben, auf rätselhafte Weise entstandene gemeinsame Kinder gehütet? Oder will sie künftig gar zwei Pensionen kassieren? Hat schon ein einziger Politiker erklären können, weshalb Witwenpensionen, für die ja nie ein Groschen Beitrag bezahlt wird, auch alle jene bekommen, die kein einziges Lebensjahr an möglicher Arbeitszeit auf Grund der Kindererziehung verloren haben? Und warum ist dieser schon seit jeher in keiner Weise gerechtfertigte Anspruch von der Regierung neuerdings – nach der entsprechenden Wartefrist – auch auf alle schwulen Witwen/Witwer ausgedehnt worden, die eher selten Kinder bekommen?

Der Europarat rügt Frankreich wegen der Abschiebung rumänischer Roma. Denn alle EU-Bürger hätten das Recht, sich eine Zeitlang auf französischem Gebiet aufzuhalten. Meint dieser seltsame Europarat ernstlich, dass in Europa das Recht bestehe, sich niederzulassen und illegale Siedlungen zu errichten, wo auch immer man will, etwa im Wienerwald oder im Stadtpark? Ist es nicht mehr so, dass ich auch bei legalem Aufenthalt in einem anderen Land zusätzlich jemand finden muss, der mir ein Hotelbett vermietet oder das Campieren auf seinem Grund erlaubt? Warum sind solche Gutmenschen wie jene aus dem Europarat immer nur auf Kosten anderer gut? Warum bieten sie nicht selbst jedem, der das will, Wohnrecht in ihren eigenen Privatgärten an? Und was sagen eigentlich die dorthin entsandten nicht-linken Abgeordneten aus Österreich zu den ständigen Unsinnigkeiten des Europarates? Kassieren die nur? Oder bekommen sie mangels Präsenz gar nicht mit, was sich dort abspielt?

Die Gemeinde Wien will im Baumgartner Geriatriezentrum die Kapelle – in der für die alten Insassen immerhin noch täglich eine Messe gelesen wird – schließen und daraus ein multikulturelles und multireligiöses Mehrzweckzentrum machen. Da bleibt für die künftige Verwendung wohl nur noch eine Frage offen: Mit oder ohne Muezzin? Die zweite Frage können wir uns eher ersparen, nämlich ob Wien noch einen katholischen Bischof hat, der mutig für seine mit dem Rücken zur Wand stehende Religion kämpft.

In Kinderheimen der Gemeinde Wien sind in Relation zur Größe der Stadt mehr Fälle von Kindesmissbrauch bekanntgeworden, als sich bei der gesamtösterreichischen(!) Missbrauchskommission der katholischen Kirche gemeldet haben. Und das noch dazu, ohne dass in Wien ständig getrommelt worden wäre, sich doch unbedingt zu melden, wie es im Falle der katholischen Kommission alle Medien getan haben. Wie berichtet der ORF darüber? Täusche ich mich total oder wurde den gemeindeeigenen Missbrauchsfällen nicht einmal ein Bruchteil jener Sendezeit gewidmet, mit der die kirchlichen Fälle dramatisch aufbereitet worden sind? Und warum nur klang der Tonfall des ORF bei der ersten Wortmeldung des Wiener Bürgermeisters zu diesem Thema so sehr wie die Hofberichterstattung von Zeitungen des 18. Jahrhunderts? Neuerlich können wir uns hingegen die Frage sparen, ob angesichts der einseitigen kulturkämpferischen Hasskampagne insbesondere des ORF noch irgendwer für die österreichische Kirche kämpft.

Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage im Floridsdorfer Mord- und Entführungsfall im Tschetschenenmilieu fertig. Darin findet sich auch der Hinweis, dass der tschetschenische Präsident Kadyrow die Drähte gezogen haben soll. Das macht die nächsten Wochen spannend: Lässt Österreich nun den ohnedies sattsam bekannten Herrn Kadyrow international zur Fahndung und Verhaftung ausschreiben – so wie es andere im Fall des blutrünstigen Sudan-Präsidenten getan haben? Traut irgendjemand der österreichischen Politik und Diplomatie diesen Mut und diese Konsequenz im Dienste des Rechtsstaats zu?

 

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Die Chance auf den großen Schul-Deal drucken

Die Debatte ist ja nicht gerade neu. Trotzdem sollte man sie ernst nehmen: Sollen die Schulen bis hin zur Matura ganz zur Bundes- oder ganz zur Landessache werden? Die Debatte ist aber nicht nur alt, sondern auch gut und könnte in diesem Land vieles zum Besseren wenden.

Denn eines scheint nun Konsens geworden zu sein: So wie es bisher gelaufen ist, darf es nicht mehr weitergehen. Dabei ist es fast schon egal, ob sich letztlich das zentralistische Unterrichtsministerium durchsetzt oder die föderalistischen Bundesländer. Denn fast jeder klare Sieg einer der beiden Seiten ist besser als der schmierige Kompromiss des Ist-Zustandes, in dem die Länder bestimmen und der Bund zahlt.

Freilich sollte man es weder dem Unterrichtsministerium noch den Ländern allzu einfach machen: Jede Seite müsste – zumindest wenn es um eine seriöse Debatte ginge – nun ganz genau vorrechnen, welche Variante die billigere wäre. Denn müsste die Regierungsführung – zumindest wenn wir eine solche hätten – dann nur noch zwei Einsparungsziffern vergleichen. Und schon könnte die Entscheidung klar sein. Ob einem eine Claudia Schmied oder ein Erwin Pröll sympathischer sind, sollte dabei völlig außer Acht bleiben – zumindest wenn es rational zuginge.

Und was ist, wenn beide Varianten ungefähr gleich viele Einsparungen für den einzigen vorhandenen Steuertopf einbrächten (schließlich zahlen ja auch wir Steuerzahler ja „nur“ in einen einzigen Topf ein)? Dann ist tendenziell die Länderkompetenz vorzuziehen.

Denn je näher eine Kompetenz beim Bürger ist, umso besser, umso flexibler, umso menschennäher wird sie realisiert. Ein Lehrer wird nicht besser, wenn er in einer Großstruktur arbeitet, meist gilt sogar das Gegenteil. Außerdem würde eine solche Länderkompetenz (natürlich im Rahmen einheitlich vom Bund vorgegebener Kompetenzen!) einen gesunden Wettbewerb schaffen: In welchen Ländern werden die vorgegebenen Bildungsziele besser erreicht? Wo werden die Zuwandererkinder besser gefördert? Wo entsteht eine leistungskräftigere Elite?

Dieser Wettbewerb müsste in aller Transparenz dann auch sehr rasch auf die Schulebene hinunter fortgesetzt werden. Auch wenn das die Gewerkschaft nicht gerne sieht. Denn nur dort wird wirklich Erziehungsleistung geleistet. Dort müssten dann vor allem die Direktoren Kompetenzen bekommen, etwa auch jene, unfähige Lehrer rasch wieder in passendere Berufe zu verabschieden. Dort sollten dann auch die Eltern als die eigentlichen Auftraggeber mehr Rechte bekommen.

Dass eine Verländerung einen gesunden Wettbewerb auslöst, sieht man ja etwa in Deutschland, wo sogar Universitäten Landessache sind. Und wo alle Länder mit Gesamtschulen bei Vergleichstests wie Pisa viel schlechter abschneiden als die leistungsorientierten Länder.

Zum gesunden Wettbewerb gehören auch unbedingt die Privatschulen als das unverzichtbare Salz in der Suppe. Dort sollen bei annähernd gleichen Rahmenbedingungen religiöse und private Träger den Landes-Schulen zeigen können, wie man es besser macht. Und umgekehrt.

Können die Länder aber überhaupt billiger sein als der Bund? Nun, wenn sie, wie bei den Verwaltungsbeamten der Gemeinde Wien, weit über dem Bundesniveau liegende Luxusgehälter zahlen, wird das gewiss nicht funktionieren. Aber genau diese Fragen müssten präzise und verbindlich geklärt werden, bevor man über eine Verländerung der Schulen entscheidet.

Ist das nicht alles recht utopisch? Warum soll der Bund auf Schulkompetenzen verzichten?

Auf den ersten Blick ist diese Skepsis durchaus logisch. Auf der anderen Seite gibt es aber auch ganz klare Bereiche, wo die Länder Aufgaben abtreten könnten und sollten.

So ist die Aufrechterhaltung einer eigenen Landesgesetzgebung mit dem ganzen daranhängenden Apparat durch nichts mehr zu rechtfertigen – außer durch das Interesse der Parteien, Hunderte Funktionäre als Landtagsabgeordnete auf Kosten der Allgemeinheit zu finanzieren. In Wien sieht man es seit vielen Jahren am besten: Der Gemeinderat ist wichtig, hingegen sind die Entscheidungen der selben hundert Menschen, wenn sie plötzlich zum Landtag mutieren, ebenso selten wie irrelevant.

Auch im Spitalsbereich ist wohl nur noch eine bundesweite Organisation sinnvoll – oder aber ein pluralistische Struktur, die von unter Wettbewerb stehenden Krankenkassen und Versicherungen (samt Zuschüssen für Sozialfälle) getragen wird. Wobei letzteres zwar die beste Variante wäre, der SPÖ aber sicher nicht abgerungen werden kann.

Aber schon eine bundesweite Vereinheitlichung des Spitalswesens brächte Vorteile. Denn während bei Schulen Größe kein Qualitätsvorteil ist, ist das bei Krankenhäusern sehr wohl der Fall. Viele Ärzte bestätigen, dass eine ganze Reihe der heimischen Provinzspitäler ein echtes Gesundheitsrisiko darstellt. Etwa wenn dort bestimmte Operationen nur fünf Mal im Jahr durchgeführt werden.

Die Aufrechterhaltung vieler Spitäler erfolgt nur aus Prestigegründen, weil es für Bürgermeister und Landeshauptleute einen Machtfaktor bedeutet, an (Partei-)Freunde Ordinariate zu vergeben, weil bei regionalen Wahlkämpfen sofort die Kirchturmspolitiker die Oberhand behalten, die auf „unser“ Spital pochen. Bei Unfällen und Notfällen ist nicht die Nähe des anzufahrenden Spitals lebensentscheidend, sondern die Qualität des Notarztes an unmittelbarer Ort und Stelle. Ob dann die Fahrt oder der Flug ins Spital über 20 oder 80 Kilometer geht, ist für die Heilungschancen hingegen irrelevant.

Zeichnet sich da ein großes Design ab, das Österreich endlich voranbringen würde? Die Indizien mehren sich und die Sachlogik spricht eine klare Sprache.

Dennoch deuten die zwei allerwichtigsten Indizien in eine andere Richtung: Zum ersten haben die Krise und ihre langwierigen Folgen noch lange nicht in allen Köpfen den nötigen Bewusstseinswandel ausgelöst. Zum zweiten wäre es mehr als überraschend, wenn ausgerechnet diese Regierung, die bisher außer einem Verfassungsbruch, einer Explosion der Korruption (via Bestechungsinserate), der Verschwendung von Milliarden für eine pleitegegangene Regionalbank und einer absurden Grundsicherung nichts zustandegebracht hat, plötzlich zu solch historischen Kraftanstrengungen imstande wäre.

Aber warten wirs ab. Existenzialisten würden sagen: Trotz allem hoffen.

 

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Fußnote 131: Zuwanderung auf ORF-Art drucken

Wie immer hat der ORF H.C. Strache von der völlig verkehrten Seite in die Mangel zu nehmen versucht.

Dem FPÖ-Chef wurde bei den ORF-Sommergesprächen wieder einmal mit politisch korrekter Phrasendrescherei zugunsten der unkonktrollierten Zuwanderung eine billige Bühne für seine mehrheitsfähige Argumentation geboten. Zur Abwechslung hätte man ihn hingegen ernstlich in die Mangel nehmen sollen, wie er sich denn das mit der Budgetsanierung samt gleichzeitigen Steuersenkungen so im Detail vorstellt. Und wie er konkret einsparen will. Und was er in Wien konkret anders machen will. Statt dessen bekam man eine sympathische polnisch-tirolerische Unternehmerin vorgesetzt, deren wirtschaftliche Aussagen durchaus ernst zu nehmen waren. Die aber ganz gewiss kein repräsentatives Beispiel dafür ist, was Österreich bei der Zuwanderung aus islamischen und afrikanischen Ländern an "Bereicherung" vorgesetzt bekommt. Zuwanderer aus Mitteleuropa sind hingegen mit viel, viel größerer Wahrscheinlichkeit wirklich das, was Österreich braucht. Aber selbst unter den türkischen Zuwanderern kann man mit einem erfolgreichen Gastronomen oder Modedesigner nicht die Qualität des Durchschnitts beweisen. Denn würde die Logik dieses so aufwendig inszenierten ORF-Beweises stimmen, dann müssten wir alle sofort unser ganzes Geld ins Casino tragen. Weil ja auch dort einige sehr erfolgreich sind. Freilich nur einige sehr wenige . . .

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Prölls Schweigen ist nicht Gold drucken

Die Groteske um die ZiB 2-„Nachricht“ über die Besteuerungspläne bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld – die das Finanzministerium mit eidesstattlichen Erklärungen aller in Frage kommenden Beamten beantwortet, dass sie nicht die zitierten anonymen Informanten seien -, ist genau das, was man als Finanzminister erntet, wenn man aus Feigheit vor dem Wähler vor der Wahrheit kneift.

Das verspätete Budget ist ein bewusster Verfassungsbruch, daran kommen Josef Pröll und Werner Faymann seit der Aussage von VP-Klubobmann Karl-Heinz Kopf nicht mehr vorbei, dass man eben im Nachhinein die Verfassung in der Frage der Budgettermine ändern sollte. Was nicht notwendig wäre, gäbe es den von den Koalitionären immer herbei geredeten Spielraum. Und dieser aus Rücksicht auf die Landtagswahl-Termine in Kauf genommene Rechtsbruch wird sich noch als Pferdefuß erweisen. Besonders für die ÖVP.

Der SPÖ ist es gelungen, mit klassenkämpferischem Holzhammer ihr Bild als Rächerin der arbeitenden Mehrheit gegen die gierigen Reichen zu konturieren. Da sich niemand reich fühlt, glaubt jeder gerne, dass die „anderen“ schon die Zeche für ein Wohlfahrtsstaats-Leben auf Schulden zahlen werden. Geradezu bewundernswert ist auch die Volte, mit der die Wahrheit über die alljährlichen Milliarden-Zuschüsse für das Betriebsrats- und Pensionisten-Paradies ÖBB ausgehebelt wurde. Seit Jahr und Tag arbeitet sich der schwarze Finanzstaatssekretär Reinhard Lopatka durch die schier unglaublichen Zahlen und versucht, mit einem Staccato an atemberaubenden Berechnungen Stimmung für eine Reform zu erzeugen. Doch all das ist verlorne Liebesmüh, kaum setzt der neue Bahn-Chef Christian Kern sein „mühsames Durchforsten“ der Beraterhonorare dagegen. Die sind, so empörend sie auch sein mögen, erstens schon dem Rechnungshof aufgefallen und zweitens ein Klax gemessen an dem tatsächlichen Einsparungspotential, wenn man jemals die Alleinherrschaft der Eisenbahner-Gewerkschafter zu brechen wagt. Aber es passt ins Bild: Auch da geht es nur um ein paar gierige Reiche wie der notorische Peter Hochegger und dass es den Parteifreund Gabriel Lansky auch trifft, nimmt man in Kauf.

Dagegen steht das obstinate Schweigen des Finanzministers und seiner Partei, wie sie denn die nötigen Milliarden aufzubringen gedenken. Das provoziert nachgerade das „Durchsickern“ der grauslichsten Maßnahmen. Und je näher die Wahlen kommen, umso häufiger werden „anonyme Informanten“ mit den „Plänen“ des Finanzministers in den Schlagzeilen landen.

Da helfen keine eidesstattlichen Gegendarstellungen mehr. Die Ansage steht, dass „einnahmenseitig“ Milliarden aufgebracht werden müssen. Daher weiß jeder, dass an der Steuer-Daumenschraube gedreht wird. Und langsam setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass die „ausgabenseitige“ Budget-Sanierung eine Einschränkung von Leistungen sein wird. Das Herumschaufeln von Kompetenzen für die Landeslehrer wird’s nicht bringen. Das trifft zwar niemanden (außer ein paar Macht-Politiker), aber es bringt fiskalisch genau nichts.

Manche Sprichwörter gelten eben nicht in allen Lebenslagen. „Hättest du geschwiegen, wärst du ein Weiser geblieben“, glaubt man seit den alten Römern. Josef Pröll hätte besser nicht geschwiegen. So ist ihm schon das taktische Spiel  gegen seinen Koalitions-Partner misslungen. Und der Wähler wird es ihm auch nicht honorieren. Weil Pröll nicht darauf bestanden hat, im Sommer für Klarheit bei den notwendigen Maßnahmen zu sorgen, vermutet man nur das Schrecklichste hinter seinem Schweigen. Die endlich doch noch anberaumte Sondersitzung des Nationalrats wird das noch verstärken.

Das alles ist selbst verschuldet. Und könnte daher mitleidlos übergangen werden. Was aber uns alle trifft, ist die vertane Zeit. Auch wenn angesichts der Qualität der Regierungs-Protagonisten der wirklich große Wurf einer Budgetsanierung nicht zu erwarten war, hätte in diesem Sommer wenigstens um ein Minimum an notwendigen und vernünftigen Maßnahmen gerungen werden müssen. Was uns jetzt erwartet, ist ein Budget, mit dem zwar wehgetan, vor allem aber weitergewurstelt wird.

Der in Zahlen gegossene Schritt nach Griechenland.

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Die Knechtschaft der Politischen Korrektheit und der Rechtsstaat drucken

Die Generalattacke der Politischen Korrektheit auf Rechtsstaat und menschliche Grundfreiheiten steht im Mittelpunkt eines Beitrags für einen Band "Das Ringen um die Freiheit", der im Herbst erscheinen wird. Das Werk, an dem ich mitwirken durfte,  ist ganz einem der wichtigsten Bücher des letzten Jahrhunderts gewidmet, der vor genau 50 Jahren erschienenen "Verfassung der Freiheit" des österreichischen Nobelpreisträgers Friedrich A. von Hayek.

(Vorsicht, dieser Text ist etwas länger und grundsätzlicher. Ein Teil der hier abgedruckten Gedanken ist auch in der letzten Nummer der "Academia" abgedruckt worden).

Es war eine der vielen Erkenntnisse Hayeks, die sich erst in den Jahrzehnten nachher wirklich überall bestätigen sollte. Dieser Erkenntnis fügt die Geschichte heute ein neues Kapitel hinzu – eine Ergänzung, die Hayeks Analyse aber im Grund nur zusätzlich bestätigt.

Der spätere Nobelpreisträger hatte vor 50 Jahren in der „Verfassung der Freiheit“ herausgearbeitet, dass die marxistische Forderung nach Verstaatlichung der Produktionsmittel, die ein Jahrhundert lang die sogenannten Intellektuellen fasziniert, die aber nirgendwo funktioniert hatte, einer neuen Bedrohung der individuellen Freiheit Platz macht: dem Konzept des Wohlfahrtsstaates.

In Hayeks – und meiner – österreichischen Heimat hat man freilich erst in den 80er Jahren mit der Privatisierung verstaatlichter Betriebe begonnen. Und in unserer gemeinsamen Geburtsstadt Wien hält eine sozialistische Stadtregierung sogar heute noch an ihrem hundertprozentigen Eigentum an allen kommunalen Betrieben fest. Was freilich weder Österreich noch Wien gehindert haben, schon sehr früh auch die nächste von Hayek diagnostizierte Bedrohung der Freiheit zu realisieren, den Wohlfahrtsstaat.

Die Sozialisten in fast allen Parteien, wie er sie nannte, hielten das in fast allen Ländern für den richtigen Weg. Sie ließen sich dabei nicht durch die Explosion der Staatsschulden irritieren, die zur Finanzierung der ununterbrochen steigenden Wohlfahrtsansprüche notwendig wurde (in Österreich etwa stieg die Staatsschuld binnen 40 Jahren von 12 auf rund 70 Prozent des BIP – was europaweit sogar noch als relativ stabil gilt!). Sie ließen sich auch nicht durch die parallele demographische Lücke irritieren, die zusammen mit dem Steigen der Lebenserwartung unweigerlich zu einem Kollaps der meisten Altersversorgungssysteme führen wird.

Erst die große Finanzkrise nach 2008 begann ein Umdenken auszulösen. Dieses Umdenken wurde aber erst 2010 ernsthaft, als immer mehr Staaten Probleme mit der Finanzierung der Staatsschulden bekamen, weil ihnen die Investoren zu misstrauen begannen.

Diese Krise des Wohlfahrtsstaates führt nun zwangsweise zu weiteren Einschränkungen der Freiheit. Alle Versuche, die ohnedies schon an Enteignung grenzenden Steuern und Abgaben zu reduzieren, sind chancenlos geworden. Stattdessen setzte in Europa und in den USA eine Enteignungswelle gegenüber privatem Vermögen ein, wurden Banken verstaatlicht (statt sie in Konkurs gehen zu lassen), wurden mit einer Welle neuer Regulierungen viele Investoren nach Ostasien vertrieben.

Das alles aus einem einzigen Grund: Die Staaten müssen die Rechnungen für die längst konsumierte Wohlfahrt früherer Jahre bezahlen. Gleichzeitig müssen sie die einst so gerühmten Wohlfahrtsleistungen dramatisch zusammenkürzen, vielerorts sogar die Pensionen kürzen (entweder direkt oder durch einen jahrelangen Verzicht auf Inflationsanpassungen).

Keine Frage: Heute würde Hayek genauso ein Ende der sozialdemokratischen Wohlfahrtsillusion konstatieren, wie er vor einem halben Jahrhundert das Ende des sozialistischen Verstaatlichungsaxioms gesehen hatte.

Er würde aber nicht nur die Schrammen und Wunden zählen, die beide Verirrungen an der allgemeinen Freiheit und dem allgemeinen Wohlstand (also dem Gegenteil der Wohlfahrt) verursacht haben. Er würde mit Sicherheit auch eine neue, wieder ganz anders geartete, aber ebenso gefährliche Bedrohung  der Freiheit und des Rechtsstaates konstatieren: nämlich die sich ausbreitende Diktatur der Politischen Korrektheit.

Diese Politische Korrektheit benützt so wie die schon von Hayek angeführten Einschränkungen der Freiheit die Instrumente des Rechtsstaats, der ja vom Rechtspositivismus zu einem beliebig einsetzbaren Instrument degeneriert worden ist. Diese Diktatur zerstört dabei die eigentlichen Grundlagen des Rechtsstaats (auf Englisch viel prägnanter: Rule of Law), die Naturrechtler ganz ähnlich wie Hayek mit seinem Verlangen nach einer Herrschaft des Rechtes über den Gesetzgeber definiert haben.

Die Politische Korrektheit nimmt nicht mehr wie die von Hayek beobachteten Bedrohungen den Umweg über Veränderungen der Produktions- oder Verteilungsbedingungen, um die Freiheit einzuschränken. Die Political Correctness, auf Amerikanisch kurz P.C., richtet sich vielmehr direkt gegen die Freiheit jedes einzelnen, gegen Meinungsfreiheit genauso wie gegen Vertrags- und Eigentumsfreiheit.

Sie engt zunehmend enger ein, was man sagen, was man denken darf. Und trifft auch immer öfter die Politik selber. Ein deutscher Bundespräsident ist zurückgetreten, weil er öffentlich über den Zusammenhang von militärischen Einsätzen und wirtschaftlichen Bedrohungen wie etwa die weltweit zunehmende Piraterie nachgedacht hat (und weil er dann den Ansturm der politisch korrekten Kritiker nicht ausgehalten hat). Ein deutscher Bundestagspräsident musste zurücktreten, weil er bei einer Gedenkrede einige Anführungszeichen bei Zitaten nicht ausdrücklich ausgesprochen hat. Ein französischer Innenminister ist von einem Strafrichter zu einer Geldstrafe verurteilt worden, nur weil er über Algerier folgenden Satz gesagt hat: „Solange es einer ist, geht es. Probleme gibt es, wenn es viele sind.“

Die Politische Korrektheit frisst ihre Väter.

Hayek würde sie zweifellos als neue „Knechtschaft“ bezeichnen. Auch wenn sie raffinierter Weise vorgibt, selbst Ungerechtigkeiten zu beseitigen. So wie es ja auch die alten Knechtschaftsmethoden Sozialismus/Kommunismus im Kampf gegen das angebliche Unrecht des Privateigentums getan haben. So wie es der Sozialdemokratismus im Kampf gegen die angeblich ständig wachsende Armut tut (obwohl gerade in den am wenigsten wohlfahrtsstaatlichen Staaten vor allem Asiens die Armut am raschesten schwindet).

Anders als der Marxismus gewinnt die P.C. auch die Unterstützung vieler christlicher Kirchen – obwohl diese eigentlich in der Tradition der größten Freiheitsbewegung der Geschichte stehen. Christus hat der Welt das Konzept der Freiheit, der individuellen Verantwortung und Würde, der persönlichen (und niemals staatlichen!) Barmherzigkeit und Nächstenliebe gebracht. Was viele Kirchen heute erstaunlicherweise vergessen.

Begonnen hatte die P.C. im Bereich von Usancen, von rechtlich unverbindlichen Vorstellungen über das, was sich gehört und was nicht. Sie konzentrierte sich anfangs auf die Sprache. Sie glaubte durch die Änderung irgendwelcher Bezeichnungen Probleme zu lösen.

So hatte man plötzlich „Roma“ statt „Zigeuner“ zu sagen, obwohl die Roma bloß eine von vielen Untergruppen der Zigeuner sind und viele Zigeuner den Begriff „Roma“ ablehnen. Aus behinderten Menschen wurden solche mit besonderen Bedürfnissen. Statt „schwererziehbar“ waren Kinder „verhaltenskreativ“. Was sie natürlich nicht einfacher machte.

Die USA wiederum haben aus „Negern“ („Negro“ war im Gegensatz zu „Nigger“ lange ein völlig wertfrei Vokabel) die „Schwarzen“ gemacht; einige Jahre später wurden diese wieder umgetauft, diesmal zu „Afroamerikanern“. Und besonders Korrekte vermeiden nun auch schon diesen Begriff – weil schon wieder jemand behauptet hat, dass auch diese Bezeichnung diskriminiere. Manche Zeitungen schreiben daher nur noch, dass ein Täter aus einem bestimmten Gegend oder Straße kommt. Was zumindest jene informiert, die wissen, wie jener Stadtteil ethnisch geprägt ist. Und in der deutschen Sprache behaupten nun schon manche, dass Worte wie „schwarzfahren“ oder „Schwarzarbeit“ rassistisch wären. Und sie tun das immer in einem Tonfall, als ob man sich mit der Verwendung solcher Worte zum Mittäter des Holocaust machen würde.

Eine besonders unheilvolle Rolle bei der Einschränkung der Freiheit in Europa spielt der Europarat. Diese durch die EU völlig überflüssig gewordene Institution versucht sich nun als oberste Zensurbehörde und P.C.-Wächter eine Lebensberechtigung zu verschaffen. Im Europarat wird beispielsweise allen Ernstes die Verwendung des Begriffs "Mutter" bekämpft. Der Grund: Dieses Wort sei ein sexistisches Stereotyp und verhindere die Gender-Gleichheit. In der Schweiz hat prompt ein amtlicher „Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren“ – er ist 192 Seiten dick! – angeordnet, dass die Worte „Vater“ und „Mutter“ durch das Wort „das Elter“ zu ersetzen sei.

Womit wir bei einer besonders bösartigen Form der P.C. gelandet sind, der Gender-Ideologie. Diese behauptet, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern rein erziehungsbedingt und nicht genetisch verursacht seien. Der Größe des Unsinns entsprechend ist die Zahl der Kampagnen und Aktionen sehr groß, welche die Gesellschaft diesbezüglich umerziehen sollen. Was jedenfalls den vielen sonst arbeitslosen Politologinnen, Soziologinnen, Psychologinnen, Germanistinnen, Pädagoginnen einen Arbeitsplatz auf Kosten der Steuerzahler verschafft. Was in etlichen Universitäten ganze neue Studienrichtungen entstehen lässt. Was viele normale Studenten zwingt, auch Kurse über irgendwelche Gender-Themen zu belegen, um ihren Abschluss zu erreichen. So wie man einst im Osten Marxismus-Leninismus absolviert haben musste.

An einigen Universitäten mussten Rektorswahlen und Berufungs-Ausschreibungen wiederholt werden, nur weil sich keine Frau beworben hat.  Das ist nicht nur zeitraubend, sondern schadet auch der Qualität der Unis, die primär rasche Entscheidungen und qualifiziertes Personal bräuchten.

Eine Hauptkampffront der Gender-Offensive ist die „Quote“. Die Genderianerinnen verlangen garantierte Frauen-Quoten in Parlamenten, in akademischen Lehrkörpern, in Führungspositionen. Obwohl es gerade bei solchen Schlüsselfunktionen immer nur um die Suche nach dem Besten gehen sollte. Obwohl in vielen Bereichen – etwa bei allem, was mit Technik zu tun hat – die Zahl der qualifizierten Frauen noch immer sehr gering ist, die sich für solche Funktionen interessieren.

Statistiken zeigen aber auch ein beharrlich großes Desinteresse von Frauen an allem, was mit Politik zu tun hat. Daher finden Quoten-Parteien oft nicht genügend Kandidatinnen, um alle Quoten-Plätze zu füllen. Umgekehrt garantiert eine Quote praktisch jeder Frau eine Top-Karriere, die einen Spitzenposten wirklich haben will – unabhängig von ihrer Qualifikation.

Frauen stellen zwar in den meisten Ländern die Mehrheit der Universitäts-Absolventinnen. Aber sie konzentrieren sich dabei ganz auf die vom Arbeitsmarkt kaum nachgefragten geistes- und sozialwissenschaftlichen Ausbildungen. Akademikerinnen strömen überdies vor allem in jene Berufe, die sich aus bekannten Gründen gut mit einer Familie vereinbaren lassen: Lehrer  und Richter.

Die Zahl jener Frauen ist hingegen extrem gering, die den mit viel Stress, Zusatzausbildungen (wie MBA) und Überstunden verbundenen Aufstiegskampf Richtung Aufsichtsrats- und Vorstands-Funktionen auf sich nehmen. Dennoch wird von der P.C. eine Aufsichtsrats-Quote verlangt, was die wenigen dafür in Frage kommenden Frauen enorm bevorzugen würde. Das erinnert stark an die kommunistischen Regime, die für Leitungsfunktionen in Wirtschaft und Verwaltung eine Quote für Bauern- und Arbeiterkinder verordnet haben. Was der Qualität des Personals bekanntlich nicht sehr zuträglich war.

Besonders erfolgreich ist die Gender-P.C. mit der ständig wiederholten Behauptung, Frauen würden für gleiche und gleichviel Arbeit viel schlechter bezahlt: Hier werden die vielen Gegenargumente von den überwiegend politisch korrekten Medien einfach unterdrückt (Wie etwa: Im Zeitalter extrem knapper Kalkulationen wäre jeder Unternehmer zum Bankrott verurteilt, der freiwillig um zweistellige Prozentsätze mehr bezahlt, als er für gleichwertige Arbeit einer Frau zahlen müsste).

Bereits gesetzlich vorgeschrieben ist in einigen Ländern die Sprachzerstörung durch die Genderisierung. Seither sind neue Gesetze – die ohnedies nie ein Ausbund an Verständlichkeit waren – noch viel mühsamer zu lesen. Denn jede Bezeichnung muss nun mit beiden grammatikalischen Geschlechtern erfolgen. Früher war immer klar, dass mit „Die Schweizer“ und „Die Österreicher“ genauso wie mit „die Deutschen“ Männer wie Frauen gemeint waren. Heute meint das noch immer eine starke Mehrheit, eine Minderheit aber nicht mehr.

Es gibt zahllose Beweise, dass im Deutschen das grammatikalische Geschlecht oder die Endung -er nichts mit der Biologie zu tun hat. Siehe „das Mädchen“ oder „das Opfer“ oder „der Mensch“ oder „die Person“ oder „der Gast“ oder „die Geisel“ oder „das Talent“ oder „der Star“ oder „die Führungskraft“. Überall entspricht das sprachliche Geschlecht nicht oder nicht ausschließlich dem biologischen Geschlecht der gemeinten Menschen.

Absolut unleserlich sind sprachlich die Binnen-I-Kreationen wie „Landeshauptmann/frau-StellvertreterInnen“. Dass das alles dem Duden und anderen Regelwerken widerspricht, stört die politisch korrekten Sprachmanipulatoren dennoch nicht. Ebensowenig wie der massive Verlust der wichtigsten Funktion jeder Sprache, nämlich Verständlichkeit. Die wird natürlich auch dadurch nicht hergestellt, dass man alles ausschreibt: Dann müsste in Gesetzen stehen „Landeshauptmannstellvertreter, Landeshauptfraustellvertreterin, Landeshauptmannstellvertreterin, Landeshauptfraustellvertreter“ – gar nicht zu reden davon, dass das alles manchmal im Singular und Plural stehen müsste.

Es geht bei der Gender-Sprache um Wichtigmacherei, um Machtspiele, um Ideologie, um verklemmte Sozialtechnologie, um Einschränkung der Freiheit. So wurden in Österreich tatsächlich Arbeitgeber bestraft, wenn sie einen „Schlosser“ suchen und nicht auch ausdrücklich eine „Schlosserin“. Oder eine „Kosmetikerin“ und nicht einen „Kosmetiker“.

Ständig werden von der P.C.  überhaupt neue Ausdrücke erfunden und ihre Verwendung angeordnet: Statt Studenten darf man an vielen Universitäten nur noch „Studierende“ sagen. Statt Marathonläufer gibt es bei korrekten Reportern nur noch „Marathonlaufende“. Im österreichischen Parlament wurde tatsächlich sogar schon einmal von „Abgeordnete und innen“ geredet. Und das nicht in ironischer Absicht.

Es geht aber längst nicht mehr nur um das Frauen-Thema und die Hilfslosigkeit vieler Männer vor allem in Politik und Wissenschaft, damit sachlich umzugehen. Die P.C. greift auch schon direkt die Meinungsfreiheit an. Und sie benützt dazu nun auch die härteste Waffe jede Obrigkeit, also das Strafrecht.

In Österreich soll künftig mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden, der jemand anderen wegen seiner Weltanschauung oder seines Geschlechts oder seines Alters oder seiner sexuellen Orientierung „verächtlich macht“. Damit kann jede pointierte Kritik an Kommunisten oder Islamisten oder auch Nationalsozialisten vor dem Strafrichter enden. Schon wird ernsthaft debattiert, ob Blondinenwitze künftig zu Strafanzeigen führen werden.

Der Autor hält nun zweifellos viele Witze für geschmacklos. Diese aber mit dem Strafrichter zu bekämpfen, ist eine signifikante Annäherung an totalitäre Systeme, die ja ebenfalls unerwünschte Formulierungen oder Witze mit Haftstrafen verpönt haben.

Unsere Gesellschaften verlieren rapide das Gefühl für den Wert der Meinungsfreiheit. Das hat mit dem Verbot der Auschwitz-Lüge begonnen – also damit, dass Dummköpfe und Ewiggestrige, die den großstrukturierten nationalsozialistischen Massenmord an Juden und anderen Gruppen leugnen, nicht mehr verbal und mit Beweisen, sondern kurzerhand mit Haftstrafen bekämpft wurden. Was dazu geführt hat, dass solche Behauptungen für pubertierende Jugendliche und Exzentriker durch den Reiz des Verbotenen interessanter wurden, als sie es sonst wären.

Längst geht die Einschränkung der Meinungsfreiheit aber über die an sich verständliche, wenn auch wohl überschießende Reaktion auf die NS-Verbrechen hinaus. So gibt es Europarats-Resolutionen, die „Homophobie“ zu pönalisieren, also jede kritische Haltung gegenüber Homosexualität. In Großbritannien ist sogar schon ein Bischof bestraft werden, weil er sich geweigert hat, einen Homosexuellen in der Jugendarbeit(!) zu beschäftigen.

Wenig Wunder, dass viele Aktivisten nun auch schon Islamophobie unter Strafe stellen wollen. Ihre „Korrektheit“ hindert sie übrigens nicht an inniger Liebe zu terroristischen Organisationen.

Ein besonders schlimmes Beispiel ist die unter dem Vorwand der P.C. in allen Schulen Wiens von der sozialistischen Schulverwaltung angeordnete Aktion „Kiss Ausgrenzung Goodbye“. Dabei wurde jeder Schüler aufgefordert, Lippenstift aufzulegen, um Plakate mit diesem Slogan zu küssen! Diese Plakate werden dann wenige Wochen vor der  Wiener Wahl in einer Ausstellung gezeigt. Diese stalinistisch anmutende Aktion hat einen klaren Zweck: Bei den Kindern (in Österreich kann man schon mit 16 wählen!) Stimmung gegen die rechtspopulistischen Herausforderer der regierenden Sozialisten zu machen, deren Politik gegenüber Zuwanderern regelmäßig als eine der „Ausgrenzung“ denunziert wird. Das erinnert an die in den chinesischen Schulen der Kulturrevolution angeordneten öffentlichen Beschimpfungen und Demütigungen für politische Gegner.

Ebenso krass ist ein Beispiel aus Hamburg: Da haben linke Politiker einen Skandal entfacht, weil in einem Buch für Schüler keines der dargestellten Kinder eine dunkle Hautfarbe hat und weil überdies von einem „Schulleiter“ die Rede ist und nicht von einer „SchulleiterIn“. In Marburg wiederum wurde von Studenten eine Vorlesungsring gesprengt, weil dort eine Professorin auftrat, die bei einer von Homosexuellenverbänden kritisierten Veranstaltung aufgetreten war (obwohl die Professorin bei dem Vorlesungsring nicht über Homosexualität sprechen wollte, sondern über Schiller und Nietzsche).

Die Vertragsfreiheit – so wie die Meinungsfreiheit ein Eckpunkt der einst hart erkämpften bürgerlichen Rechte – wird nicht nur bei Bischöfen und Universitäten zunehmend eingeschränkt. In etlichen Ländern ist es schon verboten, bei der Entscheidung über neue Wohnungsmieter oder Angestellte sexuelle Vorlieben, Geschlecht, ethnische Herkunft und ähnliche Faktoren zu berücksichtigen. Und auch wer neue Mitarbeiter rein leistungsorientiert aufnimmt, muss dann im Notfall selbst beweisen, dass er nicht doch einen der genannten Faktoren beachtet hat.

Besonders heftig ist die angeblich freie Wissenschaft von der Einschränkung der Meinungsfreiheit erschüttert worden. Das gilt nicht nur für die vor allem an den Universitäten verbreitete Genderisierung, für die dominant gewordene Bedeutung des Geschlechts bei Berufungen und für Boykottaktionen durch Schwulen-Organisationen. Das gilt auch immer mehr für die Chance, von wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht zu werden.

Durch massiven Druck soll verhindert werden, dass Wissenschaftler irgendwo publizieren können, welche die herrschende These von der durch den Menschen verursachten globalen Erwärmung bezweifeln oder widerlegen. Das beklagen seit Jahren Hunderte boykottierte Wissenschaftler. Das ist seit 2009 durch das Bekanntwerden zahlloser E-Mails von Erwärmungs-Fanatikern einer englischen Universität bewiesen: Ein internationales Intrigennetzes setzt die Redaktionen wichtiger wissenschaftlicher Zeitschriften unter Druck, um die Veröffentlichung unerwünschter Studien zu verhindern.

Das hängt mit großen wirtschaftlichen Interessen zusammen. Seit sich die Staaten mit dem Klimathema befassen, fließt viel Geld: Es gibt dicke Forschungsbudgets, die derzeit gezielt nur den Erwärmungs-Alarmisten zur Verfügung stehen. Es gibt zahllose Förderungen für die diversen Alternativenergie-Produzenten. Es gibt auch großes Interesse der Atomindustrie an der Global-Warming-These. Logischerweise wissen junge Wissenschaftler sehr genau, mit welchen Meinungen man derzeit Karriere macht und mit welchen nicht. Und haben daher meistens solche Meinungen.

All das behindert massiv die Freiheit von Wissenschaft und Forschung, die immer nur in Freiheit und Vielfalt Erfolge haben können.

Ähnlich können sich auch Kritiker anderer Dogmen meist nur noch im Internet artikulieren, weil die meisten Medien Scheu vor Themen haben, die von der P.C. auf den Index gesetzt worden sind. Das betrifft etwa Kritik an einem zwangsweise verordneten Gesamtschulsystemen; das betrifft Kritik an Zuwanderung und Minarettbau; das betrifft Kritik an der Stehsatz-These vieler Leitartikler, dass die Armen ständig ärmer würden; das betrifft Kritik an der Behauptung, eine ständige Steigerung der Akademikerzahl führe automatisch zu mehr allgemeinem Wohlstand; das betrifft Kritik an der ständig getrommelten Behauptung, das Vorhandensein einer Elite wäre schlecht für die Gesellschaft und die weniger Erfolgreichen; das betrifft Kritik an der Vorteilhaftigkeit einer steigenden Sozialquote; das betrifft Kritik an der Behauptung, der Manchester-Liberalismus habe eine Verarmung ausgelöst.

Dieses Unterdrücken kritischer Sichtweisen in öffentlichen Debatten führt zu der von Elisabeth Noelle-Neumann brillant skizzierten Schweigespirale: Menschen fürchten sich, ihre eigene Meinung zu artikulieren, wenn sie glauben, mit dieser alleine zu stehen – auch wenn die Mehrheit ihrer Mitbürger in Wahrheit genauso denkt, aber sich ebenfalls fürchtet, das auszusprechen.

Die Freiheit der Menschen ist in den letzten Jahrzehnten noch durch ein weiteres Phänomen stark eingeschränkt worden, das die negativen Auswirkungen der P.C. noch verstärkt: Das ist der unheilvolle Hang der Staaten auf dem europäischen Kontinent, alles überzuregulieren. Immer stärker versuchen Politiker, jeden Aspekt des Lebens durch Gesetze und Verordnungen zu regeln.

Die Staaten haben Zehntausende Seiten an Gesetzestexten beschlossen, die zu kennen sie von den Bürgern verlangen, die vor allem ihnen selbst ständig mehr Rechte gegenüber den Bürgern geben. Und deren selektive Anwendung auch subalternen Beamten und Polizisten die Möglichkeit gibt, persönliche Willkür auszuüben.

Staaten regeln den Gebrauch von Sicherheitsgurten, auch wenn deren Nichtverwendung nur dem Einzelnen selber schadet. Sie kontrollieren die Erziehung unehelicher Kinder, auch wenn es keinerlei Hinweise auf Probleme gibt. Sie verbieten Menschen, einen Baum auf dem eigenen Grundstück zu fällen. Sie regeln, wer ein Gewerbe ausüben darf.  Sie bestimmen im gesamten geförderten Kultur- und öffentlich-rechtlichen Medienbereich, was wir kulturell sehen und hören – ganz unabhängig von unserem Interesse, also der Nachfrage.

Fast genauso lang ist die Liste politisch korrekter Überregulierung, die noch auf der Agenda irgendeines Grüppchens steht: Jungsozialisten fordern, dass nur noch füllige Schaufensterpuppen verwendet werden dürfen. Tierschützer wollen verbieten, dass Pferde auf Asphaltstraßen Fuhrwerke ziehen.

Diese Regelungswut ist keineswegs nur bei linken Parteien zu finden. Auch der obrigkeitsgläubige Teil der Konservativen ist mit gleichem Eifer dabei. Er will im Grund alles Unerfreuliche verbieten.

Die Beispiele ließen sich lange fortsetzen, wie die elementarsten Freiheitsrechte, welche man schon dauerhaft für gesichert gehalten hat, durch Überregulierung und das P.C.-Diktat unterminiert werden. Der dadurch ausgelöste Schaden wird täglich größer – so wie bei den schon von Hayek beklagten Einschränkungen der Freiheit. Wirtschaftlich wie in Hinblick auf die menschliche Würde.

Großen Schaden hatte einst auch die eingangs angesprochene marxistische Verstaatlichung der Produktionsmittel ausgelöst: Diese löste Armut aus (obwohl genau das Gegenteil versprochen worden war) und führte überdies in vielen Fällen zur Schaffung totalitärer Terrorsysteme. Großen Schaden hat auch der Wohlfahrtsstaat angerichtet: weil er zwangsläufig leistungshemmend ist und weil langfristig die Schuldenfinanzierung der Wohlfahrt nicht funktionieren kann.

Der Wohlfahrtsstaat kann auch zum Untergang ganzer Staaten führen, wie es etwa das von den römischen Kaisern ausgebaute Wohlfahrtssystem des einstigen Weltreichs zeigt, das verkürzt unter „Brot und Spiele“ bekannt ist: Es führte zuerst zur Verarmung und letztlich zur moralischen Vermorschung sowie zum inneren Zusammenbruch eines der größten Weltreiche. Was in der Folge jahrhundertelange Turbulenzen rund ums Mittelmeer ausgelöst hat.

Ebenso groß wie bei diesen historischen Einschränkungen der Freiheit durch Verstaatlichung und Wohlfahrtsstaat droht der Schaden zu werden, den nun die Political Correctness anrichtet – auch wenn wieder viele  gutmeinende Menschen applaudieren.

Ein Ende der Meinungsfreiheit bedeutet zwangsläufig das Ende von Rechtsstaat und Demokratie. Ein Ende der Meinungsfreiheit führt aber  auch zu einer wissenschaftlichen Verengung und damit zu ökonomischer Verarmung. Wenn Staaten bestimmte Fragen für endgültig gelöst erklären, kann nicht mehr in völliger Freiheit, in kritischer Unabhängigkeit und in Pluralität nach der Wahrheit gesucht werden. Die ja dem Menschen nie gänzlich und endgültig bekannt ist.

So haben in den letzten Jahren die Staaten und die Vereinten Nationen die These von der menschengemachten Erwärmung als endgültig bewiesen erklärt. Sie handeln damit beim Thema Klima genauso, wie es Kirche und Staaten einst in blamabler Weise bei astronomischen und physikalischen Fragen (Ist die Erde eine Scheibe oder eine Kugel? Um wen drehen sich die Planeten?) getan haben. Ähnlich ist 1931 auch gegen Albert Einstein ein Buch veröffentlicht worden: „Hundert Autoren gegen Einstein“ – und doch behielt keiner der Hundert recht.

Wenn die Freiheit als Fundament von Wissenschaft und Rechtsstaat, von Demokratie und Wohlstand bedroht ist, ist die politisch korrekte Zertrümmerung der Sprachfreiheit fast noch das kleinere Problem. Nur findet diese viel öffentlicher statt und wird den Menschen viel stärker bewusst als die anderen Schäden durch die Politische Korrektheit.

Es geht bei der Sorge um jenes Fundament nicht mehr um ein „Wehret den Anfängen“, sondern in Wahrheit um ein Umdenken in letzter Minute. Da tröstet Hayek: Trotz all der Unsinnigkeiten, die auch er in seiner Zeit erleben musste, blieb er Optimist und ähnlich wie sein Landsmann Karl Popper überzeugt, dass die Menschen aus jedem Fehler lernen können. Können.

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Die Löhne als Krisentreiber: Angstsparen statt Konsum drucken

Es ist eines der beliebtesten Argumente wider alle Appelle zum Maßhalten: Erhöht man die Löhne, dann wird mehr konsumiert. 

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie der These "Konjunkturankurbelung durch Konsum" gewidmet.)

Die These klingt durchaus logisch, nicht nur weil sie von so vielen Politikern ständig wiederholt wird. Wer wenig in der Kasse hat, gibt weniger aus. Und umgekehrt.

Steigender Inlandskonsum ist auch ein wichtiger Faktor der Konjunktur. Diese wird im Wesentlichen entweder von Staatsausgaben oder von Investitionen oder vom Export angetrieben. Oder eben vom Konsum. Daher hat der Finanzminister im krisengeschüttelten 2009 mehrfach an die Konsumenten den ungewöhnlichen Appell gerichtet, doch bitte, bitte mehr zu konsumieren.

Immerhin waren 2009 Löhne und Pensionen in Österreich so stark gestiegen wie in fast keinem anderen Land. Während anderswo die Krise Zurückhaltung auslöste, waren die österreichischen Gewerkschaften und Pensionistenverbände mit ihren Forderungen sehr erfolgreich. Standen ihnen doch bei den diversen Erhöhungsverhandlungen für das Jahr 2009 im Herbst 2008 eine eher schwache Wirtschaftsvertretung und eine auf Wahlen fixierte Regierung gegenüber.

Dennoch ist der Glaube an eine Konjunkturbelebung durch Konsum eine gefährliche Milchmädchenrechnung. Gerade in Österreich und gerade in Krisenzeiten. Das hat drei Gründe:

Erstens geht in Österreich jeder zusätzliche Konsum-Euro zu weit mehr als der Hälfte in importierte Produkte oder in Auslandsreisen. Daher kurbelt ein erhöhter Konsum nur mit einer sehr geringen Hebelwirkung die heimische Wirtschaft an, und mit einer viel größeren die in anderen Ländern.

Zweitens wirken sich die Erhöhungen von Pensionen und Beamtengehältern langfristig negativ auf Konjunktur und Arbeitsplätze aus, nämlich dann, wenn sie mit Schulden finanziert sind. Denn spätestens seit dem Fall Griechenland und den brutalen Sparmaßnahmen von Spanien, Irland oder Italien müssen auch die fanatischsten Keynesianer begreifen, dass Schulden eines Tages zurückzuzahlen sind. Und zwar meist zu besonders ungünstigen Zeitpunkten. Denn in Boomzeiten bekommen auch schlechte Schuldner weiterhin die Kredite nachgeworfen.

Und drittens zeigen immer mehr Studien, dass die Konsumausgaben der Menschen viel weniger von ihrem persönlichen Kassastand abhängig sind, als man gedacht hat. Viel wichtiger sind ihre Stimmungen und Erwartungen über die künftige Entwicklung. Und da zeigt sich, dass die Menschen ausgabenfreudiger werden, wenn sie sich sicher fühlen, wenn ihnen keine Steuererhöhungen drohen, wenn der Staat sparsam wirtschaftet.

Wenn die Menschen hingegen nicht an eine solche Zukunft glauben, dann tun sie allen Appellen eines Ministers zum Trotz mit allen Kräften vor allem eines: Sie sparen. Dieses Angstsparen findet in Zeiten zusätzlicher Inflationsängste weniger auf Sparbüchern als auf dem Gold-, dem Immobilien, dem Franken-Markt statt. Der Republik bleiben die Schulden für diese vermeintliche Konjunkturankurbelung. Und den Arbeitgebern Lohnkosten, die sie weiter Richtung Asien verjagen.

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Aus Schaden wird man dumm drucken

Der Wiener Wahlkampf kommt in die schmutzigen Gänge. Die FPÖ wirft uns wieder ihre Reim-Knüppel vor die Füße. Blut und Boden in Operetten-Harmlosigkeit gepackt und ein HC Strache dazu blauäugig lächelnd. Der programmierte Aufschrei über die Nazi-Diktion ist erfolgt. Von nun an geht’s bergab. Kein Wunder: Die geballte Inkompetenz der versammelten Wiener Opposition reicht nicht, Michael Häupl die absolute Mehrheit streitig zu machen. Und das angekündigte „Bürgermeister-Duell“ Straches wird nicht statt finden, denn die FPÖ hat nicht einmal noch 20 Prozent der Wähler hinter sich scharen können – also her mit dem emotionellsten aller Themen, den Ausländern. Aus Schaden wird man dumm.

Nicht dass die Diskussion des Themas in Zwischenwahl-Zeiten intelligenter wäre.

Da werden Begriffe und Schicksale verwechselt. Der „Fall Arigona“ hat dem wichtigen Thema Asyl kaum mehr behebbaren Schaden zugefügt – zu lange wurde da mit über 100 Asylanträgen, Eingaben und Rekursen für Menschen gekämpft, die alles andere waren als Asylanten. Ärger konnte den wirklich Verfolgten, die bei uns Zuflucht suchen, nicht geschadet werden.

Da gaukelt man den Bürgern vor, dass nach jahrzehntelangem Laissez-faire in der Zuwanderungspolitik jetzt nur mehr die Hochgebildeten und Bestausgebildeten hereingeholt werden – als ob die in ein kleines Hochsteuerland drängten. Dass die Brainpower des Auslands nicht Schlange steht, um in die Mitte Europas einzuwandern, das haben die Deutschen schon unter Gerhard Schröder feststellen müssen.

Und da hat man über Jahre nur zwei Antworten auf die steigende Zahl von Migranten und das wachsende Unbehagen mit den Schattenseiten des Phänomens. Grünlinks setzt auf Multikulti-Gutmenschentum, das in Holland bereits gescheitert ist. Dort hat diese Geisteshaltung erst zu religiösem Extremismus, dann zu extremem politischen Abwehr-Nationalismus geführt und eine zerrissene Gesellschaft zurück gelassen.

Am anderen Ende des Spektrums sind Strache und seine Mannen, deren Horizont gerade einmal bis zu ihren eigenen Schlagworten reicht, die vorgaukeln, dass man die kriminellen Ausländer nur einsperren und abschieben müsse und dann wären ohnehin alle weg.

Dazwischen stehen die ÖVP und die SPÖ, die je nach Bedarf ein bisschen menscheln, dann wieder ein bisschen auf Law-and-Order setzen. In die Gemeindebauten schickt man Sheriffs, die den Clash der Kulturen (oder Un-Kulturen) niedrig halten sollen. Dann verständigt man sich mit Müh und Not auf die unterste Anforderung – nämlich Deutschkenntnisse - als Grundvoraussetzung für eine Integration. Brennende Probleme – wie die islamistischen Hassprediger in manchen Moscheen – übersieht man lieber.

Das alles schafft nur eines: ein großes Unbehagen, das sich oft pauschal gegen „die Ausländer“ richtet, statt gegen die Politiker, die einmal mehr nicht imstande sind, Probleme zu lösen.

Was bei uns fehlt, ist eine Stimme der realistischen Vernunft.

In Deutschland ist in diesem Sommer eine Stimme der Vernunft verstummt. Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig ist unter tragischen und immer noch rätselhaften Umständen aus dem Leben geschieden. Nun ist – quasi als „Vermächtnis“ - ihr nachgelassenes Buch über Jugendkriminalität („Das Ende der Geduld“) in die deutsche Sommerruhe geplatzt. Vieles von dem, was sie sagte, noch mehr von dem, was sie bewirkt hat, sollte auch uns beschäftigen.

Kirsten Heisig war 20 Jahre lang Jugendrichterin in Berlin-Neukölln – in einem Bezirk, in dem der Migrantenanteil 15 Prozent (drei Viertel Türken, ein Viertel staatenlose Palästinenser) ausmacht, wo es in den Hauptschulen fast 100 Prozent Migrantenkinder gibt, wo die Arbeitslosigkeit allgemein bei 23 Prozent, unter der migrantischen Bevölkerung aber bei 60 Prozent liegt. 214 der 550 Berliner Intensivtäter (das sind Personen, die innerhalb eines Jahres mindestens zehn erhebliche Delikte begangen haben) leben in Neukölln.

Das alles ist nicht von heute auf morgen passiert. Aber auch in Deutschland hat die Politik dieser Entwicklung so lange unbeteiligt zugeschaut, bis es zu spät war.

Kirsten Heisig hatte das Ergebnis täglich vor sich in ihrem Gerichtssaal. Und wollte etwas ändern. Schnell hatten die Medien deshalb auch einen Namen für sie: „Richterin Gnadenlos“. Denn das Erste, was sie durchsetzte (und was wegen großen Erfolges in ganz Berlin übernommen wurde), war die Ausschaltung bürokratischer Verzögerungen in der Gerichtsroutine: In Eigeninitiative koordinierte sie sich mit Polizei und Staatsanwaltschaft so, dass zwischen einer Straftat und dem Gerichtsverfahren nur mehr drei Wochen vergehen. Die Erinnerung an die Tat ist wichtig, das Gefühl, dass es einen Zusammenhang zwischen dem begangenen Unrecht und dem Urteil gibt, ist wesentlich.

Doch Frau Heisig ging viel weiter: In ihren Urteilen wies sie die jugendliche Klientel an, zur Schule zu gehen. Und sie kümmerte sich darum, dass ihrem Spruch Folge geleistet wurde. Sie arbeitete mit den Lehrern zusammen, verhängte Beugearreste bei Schulschwänzern und überrumpelte so viele Unwillige. Erstens hatten die von der Politik zur Hilflosigkeit verdammten Lehrer wieder irgendeine Möglichkeit sich durchzusetzen. Und zweitens wurden jugendliche Delinquenten  nolens volens in der Schule gehalten, was vielfach auf den Weg zurück in die Gesellschaft half.

Kirsten Heisig wollte aber nicht warten, bis einer schon ein Urteil ausgefasst hatte. Sie entdeckte die gesetzliche Möglichkeit, den Schulbesuch mit bis zu 2500 € Geldbuße und bis zu sechs Wochen Erzwingungshaft für die Eltern durchzusetzen. Und sie tat es – gnadenlos. Aber mit einem Ziel. Sie ging auf die Eltern – in ihrer Freizeit! – in Migrantenvereinigungen, in Moscheen zu und erklärte sich: „Es geht um das Fortkommen ihrer Kinder, damit diese nächste Generation als Lehrer, Erzieher, Polizeibeamte etc. beschäftigt werden kann“. Es ging Heisig um die Zukunft ihrer Stadt – auch weil sie zwei Töchter hatte. So wie unsere Kinder und ihre Zukunft davon abhängen, dass wir heute dafür sorgen, dass auch die jungen Österreicher mit Migrationshintergrund es in dieser und für diese Gesellschaft zu etwas bringen.

Denn wenn wir realistisch sind, dann wissen wir: Diese Menschen bleiben hier. Und ob sie an der Zukunft dieser Stadt positiv mitwirken oder ihr zu einem Klotz am Bein werden, hängt auch davon ab, ob wir heute nicht nur Rechte garantieren, sondern auch Pflichten durchsetzen. Darüber müsste man reden, dafür müsste man handeln. Nicht idiotische Reime plakatieren und sich darüber alterieren.

Aber Wahlkampfzeiten sind schlechte Zeiten für den Gebrauch von Intelligenz. Und in manchen Fragen herrscht bei uns eben Dauerwahlkampf.

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Vorschläge gegen Medienkorruption drucken

Österreich wird vom wahrscheinlich größten Korruptionsskandal seiner Geschichte geplagt. Das ist hier  schon mehrfach aufgezeigt worden. Das hindert aber Politik und Medien nicht, die Bestechung auf Kosten der Steuerzahler ungeniert fortzusetzen. Da auch dem Rechnungshof nichts einfällt, wie man den Sumpf wirkungsvoll trockenlegen kann (vielleicht will auch er sich nicht ernsthaft mit den Medien anlegen), seien hier einige konkrete Vorschläge gemacht.

Die traditionelle Korruption besteht in der Annahme eines Vorteils durch Beamte oder Politiker, und zwar in Hinblick auf ihr Amt. Korruption ist aber auch in umgekehrter Form möglich: Nämlich als Missbrauch von staatlichen Mitteln, um sich selbst oder der eigenen Partei zu nutzen. Das ist also das, was im normalen Wirtschaftsleben als Untreue bezeichnet und bestraft wird.

Ohne irgend etwas an den klassischen Korruptionsformen schmälern oder gar beschönigen zu wollen, scheint diese Form noch schlimmer. Denn dabei wird den Steuerzahlern durch missbräuchliche Verwendung öffentlicher Mittel sogar ein direkter Vermögensschaden zugefügt. Und diese Form der Korruption findet zum Teil in aller Öffentlichkeit statt, ohne dass jemand einschritte. Weil der geschädigte Steuerzahler kein Einspruchsrecht hat.

Da diese Korruption an der Schnittstelle zwischen Politik und Medien passiert, berichten die Medien nur ungern darüber. Weil sie die Nutznießer, die Bestochenen sind. Und wenn sie das Thema einmal thematisieren, dann immer mit dem Unterton der Eifersucht anderer Zeitungen, warum "Österreich", "Heute" oder die "Krone" so viel Inserate, Kooperationen, Beilagen, gesponserte Seiten (die dem Leser als redaktionelle Inhalte entgegentreten) von Gemeinde Wien und all ihren Töchtern, von Bundesbahn und Asfinag, von allen SPÖ- und etlichen ÖVP-Ministerien bekommen, man selber aber so wenig. Warum also etwa die SPÖ-Ministerien in einer Ausgabe der "Krone" 20 Seiten lang inserieren. Heiter und demaskierend sind auch die entsprechenden Vorwurfsduelle zwischen "Krone" und "Österreich". Auffallend war aber auch, dass sogar viele so genannte Qualitätsmedien am Wochenende vor den burgenländischen Wahlen in großer Aufmachung nach Korruption riechende Lobesartikel auf das kleine Bundesland veröffentlicht haben.

Ein scheinbares Randthema sei dazwischengeschoben: Die Republik hat in den letzten Jahren den Einkauf einer Vielzahl von Produkten in eine gemeinsame Einkaufsgesellschaft zusammengelegt. Was  von der Hotelbuchung bis hin zum Bleistiftkauf deutlich günstigere Konditionen und überdies größere Transparenz verschafft. Was also das Defizit ein wenig verringert. In einigen Bereichen wird jedoch nicht gemeinsam eingekauft - von vielen Spitälern, Ländern und Gemeinden, die lieber alleine einkaufen. Was die Dinge für sie und damit den Steuerzahler teurer macht. Der Vorwand ist meistens, dass man lokal einkaufen will. Das widerspricht dem Prinzip der sparsamen Verwendung von Steuermitteln. Das schafft große Intransparenz, an wen letztlich die Aufträge gehen, also wie nahe der Auftragnehmer den Regierenden steht. Das ermöglicht Korruption der jeweils zuständigen Einkaufs-Verantwortlichen. Und das widerspricht auch dem Prinzip eines gemeinsamen Binnenmarktes.

Es gibt aber auch Dienstleistungen, wo die Bundesministerien selbst keine gemeinsame Ausschreibung durchführen. Das trifft beispielsweise die so genannten Media- oder Schaltagenturen. Eine solche Agentur stellt die Schnittstelle zwischen dem werbenden Auftraggeber und den Medien her. Sie platziert die Inserate und Spots möglichst kostengünstig, zielgruppenadäquat und breitenwirksam. Das ist eine hochspezialisierte Dienstleistung, welche selbst die größten Markenartikel-Konzerne in Anspruch nehmen.

Könnte die Nicht-Ausschreibung dieser Leistung durch die Regierung vielleicht damit zusammenhängen, dass einzelne Ministerien sehr gerne zu viel bezahlen? Könnte es sein, dass die gleichen Schaltagenturen dann anderen Kunden Sonderrabatte gewähren? Etwa solchen, die dann einige Monate oder Jahre später einen Wahlkampf führen müssen? Oder weiß jemand einen anderen Grund, warum der Einkauf der Dienstleistungen von  Schaltagenturen nicht gemeinsam ausgeschrieben wird? Die Vermutung ist jedenfalls stark, dass hier vorsichtig ausgedrückt, ein gewaltiges Einsparungs- und Transparenz-Potential zu finden ist.

Noch viel dramatischer ist aber eine andere Tatsache im Schnittfeld zwischen Politik und Medien: In den letzten zwei Jahren ist die Zahl der geschalteten Inserate in ganz bestimmten Zeitungen auf Bundesebene und - schon viel früher - auf Wiener Ebene nachgerade explodiert. Diese Inserate haben nur noch in zweiter Linie den Zweck, Propaganda für einen bestimmten Politiker, eine bestimmte Partei zu machen. Was schon bedenklich genug ist. In erster Linie geht es aber ganz eindeutig darum, bestimmte Medien gefügig zu machen, sie in ihrer Berichterstattung zu bestechen. Was erstaunlich oft  zum Erfolg führt. Der Grund ist klar: Medien sind käuflich. Mindestens zwei Zeitungen hätten ohne diese Inserate längst den Konkurs anmelden müssen. Angesichts einer gewaltigen weltweiten Medienkrise – ausgelöst durch die Konjunkturflaute und den Leser- wie Inserentenschwund Richtung Internet – ging es in den letzten beiden Jahren praktisch allen Medien sehr schlecht, auch wenn sie es dementieren. Was man auch an vielen internationalen Zahlen ablesen kann.

Die Konsequenzen sind jedoch unterschiedlich: Im Ausland wurden Zeitungen zugesperrt, in Österreich bestochen. Die einst unter Kreisky geschaffene und dann unter Schüssel erneuerte offizielle Presseförderung stagniert hingegen auf einem unbedeutend gewordenen Niveau. Obwohl sie einst gleich hoch mit der Parteienförderung gewesen ist, macht sie heute höchstens noch ein Zehntel jener neuen unsauberen Pressebestechung aus. Obwohl – oder weil??? – die Kreisky-Schüssel-Presseförderung auf Grund ihrer genauen und detaillierten Regelungen keinerlei Handhabe für Willkür oder eine politische Beeinflussung bietet.

Allein die Werbung der Bundesregierung hat sich 2009 auf mehr als 29 Millionen vervierfacht, davon ging der größte Teil an die drei Boulevardzeitungen. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was darüber hinaus ÖBB, Asfinag, Gemeinde Wien, deren zahlreichen Tochterbetriebe, aber auch die meisten anderen Bundesländer - wenn auch in etwas kleinerer Dimension - für eindeutig parteipolitisch motivierte Werbung ausgeben. Ich habe bei zwei Zeitungen, deren Chefredakteur ich war, erlebt, dass die Anzeigenleiter zu mir gekommen sind und geklagt haben, sie bekommen keine Werbung von Gemeinde Wien-Betrieben, weil wir so kritisch schreiben.

Geradezu grotesk zahnlos sind die so genannten Richtlinien, mit denen die Regierung seit heuer vorgibt, – als Antwort auf eine sieben(!) Jahre alte Forderung des Rechnungshofs – diesen Missbrauch einzudämmen. Die Zahnlosigkeit dieser Richtlinien ist geradezu ein Beweis dafür, dass diese Korruption weitergehen soll.

Besonders grotesk ist, dass der Politik und ihren ausführenden Organen oft schon gar keine Inhalte mehr einfallen, wie sie den durch Bestechung entstandenen Inseratenplatz füllen können. Die ÖBB-Werbetexter bewerben in ihrer Verzweiflung schon ein Einkaufszentrum am künftigen Wiener Hauptbahnhof, das frühestens in fünf Jahren in Betrieb sein wird. Absurder geht’s nicht mehr. Oder glaubt jemand, Billa oder Spar oder Kika würden eine in fünf Jahren zu eröffnende Verkaufsfläche bewerben?

Richtlinien gegen Korruption und für die Beschränkung der Regierung auf saubere Information (die möglich sein muss) wären erst ernstzunehmen, gälte folgendes:

  1. Jede Regierungswerbung muss über eine gemeinsam ausgeschriebene Mediaagentur vergeben werden.
  2. Diese Schaltagenturen erhalten jeweils veröffentlichte Vorgaben über die zu bedienende Zielgruppe (z.B.: Alle, Jugendliche, Senioren, Unternehmer, Arbeitslose), die dann durch die Agentur möglichst effizient und billig zu informieren ist.
  3. Zehn Prozent des Werbewertes wird als Förderung der Vielfalt darüber hinaus aliquot auf jene Tages- und Wochenmedien aufgeteilt, die wegen ihrer zu kleinen Auflage von den Schaltagenturen nicht berücksichtigt werden.
  4. Diese Schaltagenturen müssen auch von allen Bundesländern und Gemeinden benutzt werden.
  5. Die Regelungen gelten auch für alle Kammern mit Pflichtmitgliedschaften sowie für alle zu hundert Prozent im öffentlichen Eigentum befindlichen Wirtschaftsunternehmen (kleinere Beteiligungen können, müssen aber nicht erfasst werden, weil da Minderheitseigentümer ohnedies rechtliche Instrumente bei Untreue-Verdacht gegen die Geschäftsführung haben).
  6. Diese Regelung umfasst nicht nur klassische Inserate, sondern jede Form von Gegengeschäften, Kooperationen, Verlagsbeilagen -  und wie die Tarnbezeichnungen für Mediensubventionen bzw. Parteiwerbung auf Steuerkosten sonst noch heißen mögen.
  7. Die Inhalte solcher Inserate müssen zuvor vom Rechnungshof oder einer unabhängigen Kommission (wie Presserat oder PR-Rat) daraufhin geprüft werden, dass es ausschließlich um für die Bürger relevante Sachinformationen geht, die auch keinerlei Assoziation zu einer parallelen Kampagne einer Partei erwecken. Sie dürfen nur der sachlichen und relevanten Information über Gesetze, Verordnungen oder Sachthemen (wie etwa Impfungen) dienen, aber nicht der Agitation über politische Anliegen, die noch auf keinem Parlamentsbeschluss aufbauen können, wie etwa Pro oder Kontra Gesamtschule oder die Darstellung der Staatsverschuldung.

Unsaubere Formen der Parteifinanzierung oder Politikerbestechung gibt es leider in fast allen Ländern. Wobei Österreich nach meinen jahrzehntelangen Beobachtungen als außenpolitischer Redakteur hier nicht überproportionale Probleme hat. Hingegen ist die österreichische Form der Bestechung scheinbar unabhängiger Medien durch Politiker mit Steuermitteln absolut einmalig unter den westlichen Demokratien. Und sie ist doppelt problematisch, weil hier die vierte Gewalt selbst als Kontrollor ausfällt. Solange  nur jedes Medium irgendwie bedient wird.

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Goethe für Politiker drucken

Haben Sie geglaubt, Goethe sei ein Langweiler für Bildungsbürger? Weit gefehlt. Er war ein Prophet. Irgendwie muss der alte Herr Geheimrat nämlich die Diskussion um die notwendige Budgetsanierung in Österreich vorhergesehen haben, als er sein berühmtes „Hexeneinmaleins“ schrieb: „Du musst versteh’n, aus Eins mach Zehn, die Zwei lass gehen, die Drei mach gleich, dann bist Du reich“. Nach diesem Prinzip funktioniert die Diskussion der Reichensteuer, von der uns die Linke glauben machen will, dass sie alle unsere Probleme löst. Auch wenn sie nur an dumpfe Neidgefühle appelliert.

Ökonomen und Statistiker haben es bis zum Überdruss wiederholt: Mit dem Reichenschröpfen werden wir nicht weit kommen. Dazu gibt’s zu wenig Reiche. Und wenn Andreas Schieder, der auch im Sommerloch an seinem Arbeitsplatz zurückgebliebene Finanzstaatssekretär, jetzt auch noch die bösen feudalen Gutsbesitzer entdeckt, über deren Subventions-Abspecken er den Agrarsektor sanieren will, ist das nur der nächste Beweis, dass Ideologie mit dem kleinen Einmaleins auf Kriegsfuß steht.

Aber es entspricht halt so wunderbar dem weit verbreiteten Reflex, auf den die SPÖ-Gerechtigkeitskampagne setzt: Die Reichen sollen brennen. Und reich, das ist jeder der mehr hat als ich. Die Unsitte, den Stammtisch ins Fernsehen zu verlegen, liefert dann ordnungsgemäß den Beweis dafür. Denn ganz wie auf dem Boulevard, auf den man sonst so gern herabblickt, wird da der „Durchschnitts-Österreicher“ als Zeuge für die breite Zustimmung zum Generalangriff auf die Reichen ins linke Bild gerückt.

Eine IMAS-Umfrage hat gerade erst wieder bestätigt, wie verwirrt das Meinungsspektrum in diesen Fragen ist. Demnach sagen 66 Prozent, dass die Reichen viel mehr Steuern zahlen sollten. Aber ebenso viele Menschen geben zu Protokoll, dass wer viel leistet, auch viel verdienen soll. Dahinter steht natürlich der Generalverdacht – von SP-Politik und linken Medien geschürt -, dass „Reiche“ nichts leisten, sondern auf ererbten, erschlichenen, erspekulierten und/oder ergaunerten Geldbergen sitzen, die sie auch noch allesamt an der Steuer vorbeischleusen. Und so sehr es das auch gibt – die allzu lebendigen Beweise liefert uns seit Jahr und Tag ein Affären-Katalog von Elsner bis Hypo Alpe Adria -, es hat nichts mit einer notwendigen Budgetsanierung zu tun. Das alles sind Fälle für die Justiz – und die arbeitet, wie sich seit der Kulterer-Verhaftung plötzlich alle einmütig eingestehen.

Die kriminellen Fälle sind aber nicht die Mehrheit jener, die über Vermögen verfügen. Viele arbeiten hart, leisten viel, bleiben in der Legalität und nützen nur den vom Gesetz ermöglichten Rahmen, in Steuerfragen Kreativität von Experten walten zu lassen.

Bei manchen sehen das ja sogar die ideologischen Reichenjäger mit Bewunderung – bei einem Hannes Androsch etwa. Der übrigens seine eigene Partei warnt, ihre Sommerfestspiele mit dem Stegreifstück der Reichensteuer zu bestreiten. Er wisse, dass viele der Vermögenden bereits ihre Häuser verkaufen und ihren Wohnsitz aus Österreich wegverlegen. Doch diese Warnung vor einer außer Rand und Band geratenen Diskussion will plötzlich keiner hören, der sich sonst so gerne auf die Androsch-Expertise beruft.

Für die selbst verordnete Lähmung der ÖVP im Vorwahlsommer ist das Thema freilich auch bequem. Man kann einen sofortigen Diskussions-Stopp verlangen, ohne selbst etwas Konstruktives zum Thema Budgetsanierung beitragen zu müssen. Und die Opposition? Die ist nicht einmal imstande, für ein bisschen vorauseilende Budgetwahrheit zu sorgen. Vor lauter Erregung über Haider-Konten fehlte wohl die Energie der angekündigten Sondersitzungs-Marathons zur Erhellung des Notwendigen.

Sind die Politiker anderer Länder wirklich so viel dümmer als unsere, dass die nicht wissen wie Budgetsanierung à la Österreich geht? Von Pensionsalter-Hinaufsetzen über Mehrwertsteuererhöhungen bis zu Null-Lohnrunden und Kontrollen des sozialen Missbrauchs gibt es andernorts keine Tabus mehr, um zu retten, was zu retten ist. Schließlich befindet sich der Teil der Welt, zu dem wir uns zählen, nach der Immobilien- und der Finanzkrise ja mitten in der Staatsschuldenkrise. Und nur bei uns kommen Politiker ihren Wählern damit, diese angeblich mit der Robin-Hood-Methode lösen zu können.

Wer’s glaubt, wird zwar nicht selig, hat aber die Politiker, die er verdient.

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Meinung machen statt zu berichten drucken

Die Wahl des Bundespräsidenten ist mittlerweile dem öffentlichen Bewußtsein entrückt. Noch nicht behandelt wurde die Rolle der Medien im Wahlkampf. Um einen zumindest fragmentarischen Eindruck davon zu gewinnen, hat das IMAS-Institut Nachschau gehalten, wie die vier bundesweit verbreiteten Tageszeitungen Krone, Kurier, Presse und Standard das politische Geschehen publizistisch behandelt haben.

Die redaktionelle Ernte vermittelt zunächst den Eindruck eines Widerspruchs zwischen öffentlicher Neugier an der Wahl und deren publizistischem Reflex. In den Augen der breiten Bevölkerung handelte es sich beim Wettkampf um die Hofburg, wie eine IMAS-Umfrage belegt, um ein als ziemlich marginal empfundenes Ereignis, dem es überdies an Spannung fehlte.

Im Gegensatz zu diesem offenkundigen Mangel an öffentlicher Aufmerksamkeit entfachten ORF und Zeitungen ein mediales Feuerwerk, das sich in den vier überregionalen Gazetten in der respektablen Gesamtzahl von 412 redaktionellen Beiträgen niederschlug. 121 dieser Berichte und Kommentare standen im Kurier, 116 im Standard, 111 in der Presse, lediglich 64 in der Kronenzeitung, die sich somit am wenigsten mit der Präsidentenwahl beschäftigte.

Die Hälfte aller in den vier Blättern erschienen Berichte und Kommentare zur Bundespräsidentenwahl war im weitesten Sinne neutral und ausgewogen. Die andere Hälfte enthielt politische Sympathiebezeigungen bzw. Bewertungen von Kandidaten. Sofern solche vorgenommen wurden, fielen sie zu 26 Prozent gegen Barbara Rosenkranz, nur bei zwei Prozent zugunsten der FPÖ-Kandidatin aus. Die Pro und Kontras waren im einzelnen allerdings sehr unterschiedlich.

Bezeichnend ist, dass der mit dem Amtsbonus ausgestattete SPÖ-Vertreter Heinz Fischer weder besonders gelobt noch getadelt wurde. Applaus erhielt er am relativ häufigsten von Standard und Kurier, Kritik an ihm kam am ehesten von der Krone.

Standard und Kurier waren zugleich jene beiden Medien, die einen Großteil ihrer publizistischen Wahlkampfbegleitung dafür verwendeten, gegen Barbara Rosenkranz zu polemisieren: Der Standard nutzte 42 Prozent seiner Berichte oder Kommentare im Vorfeld der Bundespräsidentenwahl zu negativen Aussagen über die FPÖ-Kandidatin, der Kurier 36 Prozent. In der Presse erschienen 18 Prozent Anti-Rosenkranz-Berichte, in der Krone waren es gar nur sechs.

Äußerst geringe Aufmerksamkeit fand der für die Christenpartei kandidierende Rudolf Gehring. Falls überhaupt, wurde ihm von den vier überregionalen Zeitungen eine eher abschätzige als freundliche Bewertung zuteil.

 

Am deutlichsten erkennbar wurden die unterschiedlichen Positionen der beobachteten Printmedien sicher am Volumen ihrer wertneutralen Beiträge: In der Presse erwiesen sich 70 Prozent der Veröffentlichungen zur Bundespräsidentenwahl als indifferent und neutral, in der Kronenzeitung 57 Prozent, im Kurier 43 Prozent, im Standard lediglich 34 Prozent.

Ein sehr großer Unterschied wurde zwischen der Krone und den anderen Blättern hinsichtlich der Zahl der Leserbriefe registriert. Während nämlich die Krone im Beobachtungszeitraum insgesamt 67 Zuschriften ihrer Leser mit Bezug auf die Hofburgwahl abdruckte, waren es bei der Presse 17, beim Kurier und Standard jeweils nur 16.

Die Kandidatenbewertung in den übrigen österreichischen Medien dürfte sich in der Generaltendenz nicht allzu sehr von den überregionalen Zeitungen unterschieden haben.

In einer Zusammenschau lässt sich feststellen, dass die Mehrheit der Medien im Präsidentschafts-Wahlkampf politisch Stellung bezogen hat. Damit bestätigt sich eine auf die deutsche Szene gemünzte Aussage der Allensbacher Demoskopin Prof. Renate Köcher auch für Österreich: "Journalismus will wirken, beeinflussen."

Im Gegensatz zum Aufgabenverständnis der britischen Zeitungsbranche wird hierzulande, ebenso wie in Deutschland, nicht die Meinungsvielfalt innerhalb eines Organs angestrebt. Das Ideal ist vielmehr ein engagierter Meinungsjournalismus mit dem Ziel, der Leserschaft eine von der Redaktion als richtig erachtete Denkweise anzuerziehen. Es geht den einheimischen Journalisten letztlich um die Wächterrolle in der Demokratie und um die Kritik an subjektiv empfundenen Mißständen, nicht so sehr um die Ausgewogenheit der Standpunkte.

Auch ein weiteres von Köcher aufgezeigtes Unterscheidungsmerkmal lässt sich übertragen, dass sich nämlich der österreichische Journalist (im Gegensatz zum englischen) gern in der Rolle des Intellektuellen erlebt, der eine gesellschaftlich notwendige, geistig-kreative Leistung vollbringt, neue Ideen vermittelt und gewissermaßen „Politik mit anderen Mitteln“ betreibt. Er fühlt sich als Advokat einer politischen Richtung, (die nach Lage der Dinge in Österreich eine empirisch belegte Präferenz für eine links-grüne Denkungsart aufweist).

Die Verfechter von politischen Erziehungsprozessen der Medien sind übrigens nicht zimperlich. Der Kommunikationsforscher Thomas Bauer forderte beispielsweise im Kurier vom 4.4. ohne Scheu ein manipulatives Verhalten, indem er mit Bezug auf die vom ORF getürkte Reportage „Am Schauplatz“ wörtlich erklärte: “Medien wie der ORF, aber auch andere, sollten viel bewusster regelwidrig arbeiten“.

Dennoch ist engagierter Meinungsjournalismus nicht automatisch zu verurteilen, denn er bietet auch Vorteile. Laut Renate Köcher bestehen diese darin, dass „Standpunkte pointierter herausgearbeitet, Kontroversen lebendiger ausgetragen, oft auch wünschenswerte gesellschaftliche Entwicklungen rascher vorantreiben als anderswo.“

Allerdings – (und das ist der österreichische Pferdefuß) – setzen die Vorzüge eines engagierten Meinungsjournalismus voraus, dass es eine breite Vielfalt des Medienangebots gibt und dass die Bevölkerung die Auswahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Informationsvermittlern und Standpunkten hat.

Es stellt sich also die Frage, ob die wünschenswerte und demokratiepolitisch notwendige Vielfalt beim österreichischen Angebot von 17 Tageszeitungen, einigen Magazinen und dem ORF in ausreichendem Maß gegeben ist. Es fällt schwer, das mit Ja zu beantworten.

Die Tücken eines Meinungskonformismus lauern freilich nicht nur in einem zu schmalen Angebot von Medien, sondern ergeben sich auch aus der Praxis des journalistischen Alltags. Der französische Medienexperte Pierre Bourdieu stellte dazu in einem Essay über das Fernsehen fest: „Die Journalisten, die im übrigen viele Gemeinsamkeiten aufweisen, ... lesen einander, sehen einander, begegnen sich bei Debatten, bei denen man immer auf dieselben Gesichter trifft. All das führt zu einer Geschlossenheit des Milieus und – scheuen wir uns nicht, es auszusprechen – zu einer Zensur, die ebenso wirksam ist wie die einer zentralen Bürokratie, eines förmlichen politischen Eingriffs, ja wirksamer noch, weil unauffälliger.“

Wer aus beruflichen Gründen gezwungen ist, täglich mehrere Tageszeitungen zu verfolgen, kann sich des Eindrucks eines Verlusts an Meinungsvielfalt nicht entziehen, insbesondere bei Lifestylethemen nach dem Verständnis der Political Correctness. Die Inhaber der Medienmacht fühlen sich dabei als Erzieher der Nation und Hüter einer Moral, die auf selbst formulierten Grundsätzen beruht. Es stört sie nicht, dass die Konstrukte ihrer eigenen politischen Vorstellungen und Wünsche häufig in flagrantem Gegensatz zur Mehrheitsmeinung der Bevölkerung stehen. Aus der Perspektive links-grüner Journalisten sind die Leser/Hörer/Seher unbotmäßige Kinder, die nicht lernen wollen, was ihnen die Erzieher beibringen möchten.

Wie hat sich eigentlich die mediale Einseitigkeit in vielen Themenbereichen bisher auf die Parteineigungen ausgewirkt? Die Antwort darauf lässt sich aus den gemessenen Parteipräferenzen der jüngsten Vergangenheit ablesen. Fazit: Die SPÖ schrumpfte auf ca. 27-28 Prozent und die GRÜNEN bleiben eine Minipartei, die bestenfalls zwölf Prozent der Wähler an sich zieht. Da helfen keine publizistischen Unterstützungsaktionen und keine multikulturellen Schwärmereien von Gleichheitsutopisten.

Die Bevölkerung schweigt ansonsten zähneknirschend zu den für sie oft dissonanten Gegenwartsbetrachtungen der Medien und sucht allenfalls Zuflucht zu Leserbriefen. Was sollte sie auch sonst tun? In jedem Fall bewahren sich die Leser ihr eigenes Urteil über eine soziale Wirklichkeit, die in vielen Belangen so ganz anders aussieht, als es der Zeitgeistjournalismus wahrhaben möchte.

 

Andreas Kirschhofer-Bozenhardt ist der langjährige Leiter des renommierten Meinungsforschungsinstituts Imas.

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Einig lasst in Brüderchören … drucken

„Einig lasst in Brüderchören Vaterland dir Treue schwören.“ Die von einem Partner des Tagebuchs ergangene Aufforderung, über diese Zeile der Bundeshymne nachzudenken, ist so ungewöhnlich wie schwierig. Klingt doch fast jedes Wort hoffnungslos altmodisch.

Das beginnt mit der gleich doppelten Verletzung des Diktats der Political Correctness, die ja unsere Sprache im Zuge eines staatlich verordneten Gender Mainstreaming auf den Kopf zu stellen versucht. „Brüder“, „Vater“: Damit, so behaupten die linksfeministischen Sprach- und Gesellschaftsmanipulatoren, würde ja das halbe Land ignoriert. Was natürlich lächerlich ist – nicht nur deshalb, weil die Autorin der Bundeshymne eine Frau gewesen ist. Die das sicher nicht im Sinne hatte. Sondern auch weil bis vor wenigen Jahren für alle ganz klar gewesen ist, dass das grammatikalische Geschlecht nichts mit dem biologischen zu tun hat. So wie noch immer für den Duden. Was aber die Intelligenz der Sozialtechnokraten an unseren Universitäten und Schulen übersteigt.

Dieser Anschlag auf die Sprache ändert nämlich nichts daran, dass auch weiterhin „das“ Mädchen keine Sache ist, sondern weiblich, „der“ Mensch weiblich wie männlich, „das Opfer“ eines Mordes entweder männlich oder weiblich, aber sicher nicht sächlich. Und so weiter. Daher gibt es eben ein Vaterland (selbst wenn es nur das der Mutter ist) und eine Muttersprache (selbst wenn es nur die des Vaters ist).

Nächstes Problem mit der Hymnenzeile: der Treueschwur. Es gibt durchaus Situationen, in denen man keineswegs dem Vaterland treu sein muss. Etwa eben dann, wenn sprachbehinderte Funktionäre des Vaterlandes, wie soeben beschrieben, die Muttersprache zu vergewaltigen suchen. Allgemeiner formuliert: Wenn das Vaterland sich in die Rede- und Meinungsfreiheit oder andere über dem Vaterland stehende Menschenrechte einzumischen versucht.

Spätestens seit den großen Totalitarismen wissen wir, dass Treueschwüre ohne Wenn und Aber nicht mit dem Gewissen vereinbar sind. Ob nun dieses Gewissen von christlichen Grundlagen genährt wird oder vom Naturrecht oder einem atheistischen Humanismus. Die mystische Idealisierung des Staates, dem man unbedingte Treue zu halten hat, durch die Hegelsche Philosophie führt direkt zu Marx, Stalin und Hitler.

Christen wissen hingegen, dass wir Menschenwerk – also auch den Staat – nie kritiklos verabsolutieren dürfen. Auch wenn uns der Staat mit Gewalt zu etwas zwingen kann, hat das nichts mit der inneren Bindung durch die altgermanische Institution des Eides zu tun. Der aufgeklärte Staatsbürger – und der Christ sogar doppelt – entgeht nie der moralischen Pflicht, die Legitimität eines Staates zu hinterfragen.

Das heißt aber nicht, dass sich jeder selbst seine Privatgesetze machen kann. Menschliche Gemeinschaft braucht immer ein gemeinsames und von allen akzeptiertes Regelwerk. Sonst endet sie in Anomie. Das, was jedenfalls Aufgabe des Staates ist, reicht von der Festlegung der Straßenseite, auf der man tunlichst sein Fahrzeug bewegen sollte, bis hin zum Recht des Staates, für die Erledigung der nur durch ihn erledigbaren Aufgaben Steuern einzuheben.

Und das reicht auch bis zur Pflicht des Einzelnen, zur Sicherung der Gemeinschaft sein Leben und seine Gesundheit zu riskieren. Als Soldat, als Polizist, als Feuerwehrmann. Der Schutz gegen Angriffe von außen, gegen die Ausbreitung von gefährlichem Chaos in benachbarten Regionen, gegen Verbrecher und Naturkatastrophen im Inneren gehört sogar zur fundamentalsten Aufgabe eines Staates, auch wenn gerade davon heute nur noch sehr ungern geredet wird.

Eine kernweich gewordene Gesellschaft glaubt nämlich, alles Böse ließe sich durch gutes Zureden oder durch immer mehr schuldenfinanzierte Sozialprogramme wieder beseitigen. Ob nun die Sicherheit nach außen nur durch ein österreichisches Heer oder auch durch gemeinschaftliches Agieren aller Europäer gewährleistet werden soll, ist da schon wieder sekundär. Das gemeinschaftliche Agieren ist zweifellos wirkungsvoller – wird aber nur funktionieren, wenn Lasten und Risiken gleichmäßig verteilt sind. Dem aber widerspricht die von Österreich einst formal "aus freien Stücken", aber de facto etwas unfreiwillig ausgerufene Neutralität.

Woraus kann aber nun überhaupt die Legitimität eines Staates abgeleitet werden, wenn angeordnete Treueschwüre nicht mehr funktionieren? Die wichtigste Basis dafür ist die ständige freie Zustimmung der Bürger zu diesem Staat – woraus wieder zwingend das Selbstbestimmungsrecht und auch Sezessionsrecht folgt. Oder glaubt jemand, ein Südtiroler wird beim italienischen Heer im Ernstfall mit der gleichen inneren Begeisterung kämpfen wie – möglicherweise – ein Piemontese?

Zur Legitimität gehört spätestens seit 1848 aber auch der Respekt des Staates gegenüber den fundamentalen individuellen Grundrechten. Und dazu gehört ebenso, dass der Staat schlicht und einfach funktioniert. Was zwar trivial klingt, aber alles andere als selbstverständlich ist. Leben wir doch in einer Welt, in der es immer mehr „Failed states“ gibt. Staaten, in denen die innere Ordnung zusammenbricht, in denen die Staatsfinanzen kollabiert sind, in deren Straßen das Faustrecht herrscht.

Österreich ist vom Status eines Failed state gewiss weit entfernt. Aber ebenso gewiss ist, dass das Land in den letzten Jahrzehnten an innerer Kohäsion verloren hat. Dessen sollte man sich sehr genau bewusst sein - aus Liebe zu seiner Heimat, nicht wegen formaler Treueschwüre.

Österreich ist heute ein Staat mit einer rasch wachsenden Staatsverschuldung, mit wachsender Korruption, mit rapid abnehmender intellektueller Qualität des regierenden Personals, mit einem wegen weitgehender Abschaffung des Leistungsprinzips ins Mittelmaß abrutschenden Bildungssystem, mit einer von niemandem mehr ernst genommenen Landesverteidigung, mit einer katastrophalen Überproduktion an überflüssigen Gesetzen,  mit einer unfinanzierbar gewordenen Verwaltung auf zahllosen Ebenen und mit Exzessen an Sozialmissbrauch.

Aus Liebe zu seiner Heimat statt wegen formaler Treueschwüre: Damit sind wir beim wichtigsten Punkt angekommen. Dieser diffuse aber ungemein starke Begriff Liebe ist in einer skeptisch und bindungsscheu gewordenen Welt viel wichtiger als Brüderchöre  und Treueschwüre.

Diese Liebe lässt sich aber nicht anordnen. Sie entsteht in jeder Generation neu. Jene Umgebung, jene Menschen, jene Kultur, jene Sprache, die uns vor allem in unseren ersten Lebensjahren umgeben, haben eine gewaltige emotionale Bindungswirkung. Man denke nur an die Sehnsucht nach der österreichischen Heimat, die auch noch im hohen Alter bei den 1938 vertriebenen Landsleuten zu finden ist – trotz all der Gemeinheiten, die viele von ihnen rund um ihre Vertreibung erleben mussten.

Nun erleben wir aber seit ein, zwei Jahrzehnten ein ganz neues Phänomen: Mitten in Österreich wachsen Hunderttausende Menschen auf, denen dieses Land nicht primär eine geliebte Heimat ist. Sie leben primär in einer anderen Sprache und in einer anderen Kultur, die noch dazu meist von einer totalitären Religion geprägt ist. Von Prinz Eugen bis zu den Türkenbelagerungen, vom Schweinsbraten bis zur Volksmusik ist ihnen die österreichische Kultur fremd, ja zum Teil verhasst.

Diese wachsende Spaltung der Gesellschaft ist explosiv und gefährlich – woran auch kein formaler Treueeid (etwa beim Bundesheer) etwas ändern kann. Wenn sich dieses vielgeliebte Österreich noch selbst ernst nimmt, müsste das zu zwei Konsequenzen führen: erstens zu einem radikalen Bremsen der anhaltenden Zuwanderung. Diese erfolgt heute kaum mehr in den Arbeitsmarkt oder über Asylgewährung, sondern primär über die sogenannte Familienzusammenführung ins Schlaraffenland des Wohlfahrtsstaates.

Genauso wichtig ist ein deutlich verstärkter Druck auf die schon im Lande befindlichen Zuwanderer, sich hier wirklich zu integrieren. Das bedeutet finanzielle Konsequenzen, wenn hier geborene Kinder mit fünf Jahren noch kaum ein Wort Deutsch können. Das bedeutet umgekehrt das Angebot von Karrierechancen für besonders Bildungswillige (Stipendien, Freiplätze in Eliteschulen usw.). Das bedeutet scharfe Kontrollen von Predigern und (staatlich bezahlten) Religionslehrern, ob sie gegen unseren freiheitlichen Rechtsstaat Stimmung machen. Das bedeutet scharfe Konsequenzen, wenn jemand junge Menschen zum Besuch von Terrorcamps verleitet. Das bedeutet aber auch Respekt, Hilfe und offene Zuwendung für alle, die bereit sind, sich in die österreichische Gesellschaft zu integrieren.

Was durchaus damit vereinbar ist, dass man auch weiter seinen islamischen Glauben lebt. Aber eben als Glauben und nicht als totalitäre Staats- und Rechtsdoktrin. Dennoch steht offiziell auf dem staatlichen österreichischen Lehrplan für den Islamunterricht: Islamisches Zivil- und strafrecht, also die Sharia.

Wird all das gelingen? Die Zweifel sind groß. Haben doch allzu viele Österreicher schon die eigene Zukunft aufgegeben, zumindest deren wichtigstes Element, nämlich die Aufzucht von Kindern. Aus Bequemlichkeit, weil in den 60 reichsten und sichersten Jahren unserer Geschichte die kollektive Erinnerung an die Lehre aus den schlechten Zeiten verloren gegangen ist. Und weil die Menschen auf die Lüge des Wohlfahrtsstaates hineingefallen sind, dass das Vaterland alles für sie tun könne und werde, und dass sie selbst nichts mehr für das Vaterland zu tun brauchen.

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Das Ende des Medienzeitalters drucken

Pressefreiheit war im Jahr 1848 die wichtigste Forderung der Demonstranten auf Wiens und Europas Straßen.Was ist heute daraus geworden? Eine ernüchternde Bilanz.

(Diese Studie wurde in ähnlicher Form auch für die Österreichische Akademie der Wissenschaften erstellt. Vorwarnung: Sie ist deutlich länger als sonstige Beiträge, steht hier aber trotzdem ungekürzt zur Verfügung).

Die Freiheit der gedruckten Medien (andere gab es damals ja noch nicht) von staatlichen Eingriffen, Zwängen und Repressionen war das zentrale Anliegen der liberalen Revolution. Das zeigen die Flugblätter aus jenen Tagen.

Dahinter stand die Überzeugung: Sind erst einmal die Medien frei und können sie ungehindert die Mächtigen kontrollieren und kritisieren, dann folgen alle anderen Grundrechte automatisch. Aber nur dann. Das wurde letztlich auch von der Geschichte bestätigt. Angst vor den Medien und ihrer Freiheit prägt hingegen alle Diktaturen, ob sie nun andere Grundrechte wie Religions- oder Reisefreiheit gewähren oder nicht.

Das Medienrecht: Zuviel und Zuwenig

Heute stellt sich die Frage, was wurde seither aus der Pressfreiheit bzw. der Medien- und Meinungsfreiheit? Dabei kommt man zu sehr widersprüchlichen Ergebnissen: - es gibt neue Bedrohungen und bedenkliche Einschränkungen der Meinungsfreiheit; - es gibt zugleich Exzesse, die vielleicht sogar von einem Missbrauch sprechen lassen.

Freiheits-Exzesse:

Die Medien selbst scheinen heute rechtlich in einem Ausmaß frei, dass auch hochrangige Juristen engere Grenzen dieser Freiheit zu diskutieren begonnen haben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat im Gegensatz zur Ansicht österreichischer Richter alle Personen des politischen Lebens samt ihrem Privatleben gegen publizistische und voyeuristische Vernichtungsfeldzüge praktisch vogelfrei gestellt. Sie müssen sich praktisch jede Attacke und Verhöhnung wehrlos gefallen lassen.

Der medienrechtliche Persönlichkeitsschutz ist innerösterreichisch auch unabhängig von diesem EGMR einem ständigen Abbau ausgesetzt. Strafen für Mediendelikte sind so niedrig, dass sie (samt den sonstigen Verfahrenskosten) zwar kleine Medien hart treffen, dass sie den großen – und meist besonders hemmungslosen – Boulevardmedien hingegen gleichgültig sein können. Lediglich im ununterbrochen fortgesetzten Wiederholungsfall hat das Medienrechte für große Medien spezialpräventive Wirkungen.

Freiheits-Defizite:

Es gibt aber auch umgekehrt Bereiche, wo die Medien von der Rechtsordnung unbegründet gequält werden.

  1. Das gilt in Österreich besonders für das inhaltlich wie vor allem formal schikanöse Gegendarstellungsrecht.
  2. Das gilt für die Tatsache, dass selbst beim besten Willen oft nicht erkennbar ist, wo die Grenze von Erlaubt und Verboten bei der Identifizierbarkeit von Privatpersonen durch Foto und Namensnennung liegt (was dann oft von Verbrechern zur Finanzierung ihrer Verteidigungskosten auf Kosten der Medien genutzt wird).
  3. Das gilt auch für das Urheberrecht, das unter Druck der sogenannten Urheber so gestaltet worden ist, dass Medien heute nur noch mit täglichen Verletzungen des Urheberrechts produziert werden können. Man denke nur an das Bild von einer Kunstausstellung: Die Galerie ist zwar am Abdruck interessiert, aber sowohl der Künstler wie auch der Photograph können im Nachhinein schikanöse Forderungen stellen, obwohl die Berichterstattung eigentlich im Interesse aller Akteure ist.
  4. Unbefriedigend ist auch die faktische Benachteiligung der Printmedien im Medienrecht: Bei Zeitungen und Zeitschriften bleibt das Produkt dauerhaft physisch vorhanden; bei ihnen kann man inkriminierbare Fehler auch noch mit Verspätung nachlesen. Online-, Radio- und Fernsehbeiträge sind hingegen de facto oft ein sehr vergängliches Ziel für rechtliche Schritte ihrer Opfer. Im  Problemfall werden problematische Inhalte oft blitzschnell vom Netz genommen.
  5. Im Internet tut man sich (abgesehen von den Online-Auftritten der großen Printprodukte) oft schwer, einen Verantwortlichen festzunageln, gegen den man mit Erfolgsaussicht Forderungen erheben kann. Sofern Mediendelikte in der Flut von www-Seiten nicht ohnedies untergehen. Viele nur für Österreich produzierende Internet-Produkte sind in exotischen Ländern „daheim“.

Es gibt also viel Diskussionsbedarf für Reformen im Medienrecht. Die größeren Bedrohungen für die wichtige Aufgabe der Medien als Eckpfeiler jeder Demokratie, als unabhängige Kontrolle und – wenn man so will – als vierte Gewalt im Staat liegen aber ganz wo anders.

Datenschutz

Zwei zentrale Probleme bei der Erfüllung dieser Aufgabe heißen Datenschutz und Amtsgeheimnis: Immer öfter entdecken Beamte und Politiker, dass sie sich perfekt hinter der Berufung auf Amtsgeheimnis oder Datenschutz verstecken können. Und damit auch die eventuellen Spuren von Faulheit, Dummheit, parteipolitischer und sonstiger Protektion oder gar krimineller Korruption. Zwar werden Datenschutz und Amtsgeheimnis immer wieder gezielt durchbrochen. Aber dies geschieht eben gezielt und illegal, wobei die Spuren der Täter gekonnt verwischt werden: Aus Akten werden nur jene Teile hinausgespielt, welche die ganze Angelegenheit in dem vom jeweiligen Informanten/Denuzianten erwünschten Licht erscheinen lassen.

Es gibt bei dieser gezielt selektiven Informationsweitergabe durch Whistleblower meist keine Möglichkeiten für korrekt recherchierende Medien, den gesamten Zusammenhang aufzudecken. Was insbesondere in Zeiten wichtig wäre, wo die Arbeit der Staatsanwaltschaft heftig kritisiert wird.

Dieser Mechanismus macht viele Journalisten überdies abhängig von Spin-doctoren, PR-Agenten und Desinformanten, die beide nicht informieren, sondern nur die öffentliche Meinung durch Unwahrheiten oder einseitige Informationsweitergabe zu manipulieren versuchen. Geht ein Journalist den Spin-doctoren hingegen aus dem Weg, dann bekommt er oft gar keine Informationen. Was ihm beruflich schaden könnte.

In dieser Malaise gäbe es eine klare Lösung. Alle Manipulationen hätten ein Ende, wenn wie in Skandinavien jeder staatliche Akt  jedem Bürger prinzipiell zugänglich ist. Dies geht dort richtigerweise auch bis hin zu fremden Steuerbescheiden. Ebenso plant die neue britische Regierung, jeden einzelnen Geldfluss aus Steuerkassen samt Empfängern im Internet zu veröffentlichen. Eine solche totale Transparenz  wäre auch der beste Schutz gegen Korruption und unberechtigte Denunziation durch Falsch- oder Teilinformationen. Das hätte nämlich sehr positive Vorwirkungen: Amtsträger wären automatisch nicht nur vorsichtiger, sondern auch zurückhaltender, also anständiger bei Protektion, Korruption oder Faulheit.

Am Rande der Pleite

Viel schwieriger ist es, eine Strategie gegen eine weitere große Bedrohung zu finden: Die besteht nämlich in den existenziellen wirtschaftlichen Nöten vieler Medien. Der größere Teil der weltweiten Tageszeitungen schrieb in den letzten zwei Jahren rote Zahlen. In den USA sind allein 2009 über 50 Zeitungen eingestellt worden. In Deutschland haben in einem Jahr 4000 Journalisten ihren Arbeitsplatz verloren. In England mussten schon zwei prominente Zeitungen an russische Oligarchen verkauft werden. Die Zeitungen verlieren zentrale Quellen ihrer Finanzierung.

Eine Ursache dafür sind natürlich die Wirtschaftskrisen. So wie schon 2001/2002 schaltete auch ab Herbst 2008 naturgemäß fast niemand Stelleninserate; braucht doch kaum eine Firma in der Krise zusätzliche Mitarbeiter. Die Umsätze aus Personalinseraten sind in der Folge um 50 bis 70 Prozent zurückgegangen. Aber auch die Marketing-Inserate (etwa des Handels) werden gerne als rasch umsetzbare Einsparung brutal zurückgefahren. Selbst wenn das betriebswirtschaftlich absolut falsch ist, weil es den Umsatz des Handels weiter reduziert.

Zum anderen leiden alle Zeitungen – vor allem die einst so gewinnträchtigen Regionalblätter – massiv unter dem Internet. Und diese Verluste sind permanent. Da ist keine Erholung denkbar. Noch viel schmerzhafter sind aber die langfristigen Verluste bei den  Anzeigenumsätzen. Diese bilden  jedoch den größeren Teil des Zeitungsumsatzes: Wohnungs-, Auto- und Stellenmarkt wandern im Eiltempo ins Internet. Dort kann ein Inserent ja auch viel billiger viel mehr über die zu verkaufenden Güter und die zu besetzenden Jobs kommunizieren. Man denke nur an Grundrisse und Fotos von Wohnungen.

Die Gefahren des Internets

In diesem Zusammenhang stößt man des öfteren auf eine beschwichtigende Interpretation: Der Journalismus wechsle ja nur seine technische Plattform – also vom teuren und umweltbelastenden Papier zu Glasfaserkabel und flimmernden Bildschirmen. Das koste zwar mehr Strom, sei aber sonst ok.

Das Internet hat jedoch einen gravierenden Nachteil: Dort will leider nach wie vor kaum jemand für die Nutzung zahlen. Es gilt die Devise „Content is free“ – auch bei den Internet-Auftritten der professionellen Zeitungen: Kaum verlangt ein Medium einen Beitrag für die Konsumation seiner Texte, sinkt die Quote gegen Null. Denn irgendwelche Informationen im Schnellimbissverfahren kriegt man ja immer. Und viele Menschen halten das für ausreichend. Der Autor dieses Beitrags könnte jetzt zwar auf das Gegenbeispiel seines eigenen Internet-Blogs verweisen (andreas-unterberger.at). Dort haben sich binnen eines halben Jahres fast 500 der insgesamt 220.000 User (Unique Clients) gefunden, die jährlich mindestens 120 Euro für das Weiterbestehen des Blogs zahlen. Dieser ist damit tatsächlich ökonomisch gesichert – aber eben nur als Ein-Mann-Unternehmen.

Das kann nicht als Beispiel für Hunderte andere Blogger dienen, die sogar ihre EDV-Kosten selber finanzieren müssen. Die eben nicht die Bekanntheit eines 14 Jahre amtierenden Chefredakteurs zweier österreichischer Qualitätszeitungen haben. Journalismus – ob für Papier oder Netz – ist aber eine kostspielige Sache. Soll ein Journalist unabhängig recherchieren – noch dazu gegen die Widerstände von Desinformanten, PR-Agenturen, Datenschutz und Amtsgeheimnis – und nicht bloß PR-Texte transportieren, braucht das Zeit und sehr gute Qualifikation.

Zum Leidwesen der Verlage verlangen solche Journalisten aber einen Lohn für ihre Tätigkeit. Heute weiß jedoch in Wahrheit kein Verlag mehr, wie diese Lohnkosten in zehn oder zwanzig Jahren finanziert werden können. Da würde auch die notwendige und diskutierte Mäßigung des vor allem für ältere Journalisten viel zu teuren Journalisten-Kollektivvertrags kaum etwas ändern.

Das Internet ist aber noch in einer anderen Hinsicht sehr gefährlich. Es ist eine ununterbrochene Quelle von bewussten Falschmeldungen, von als Information getarnter Werbung, von anonymisiert daherkommender Propaganda, von Scherzen pubertierender Jünglinge. Die immer wieder vorkommenden Missbräuche von Wikipedia sind Legion. Der Glaube mancher Publizistik-Professoren, dass die Millionen unterschiedlicher Beiträge im Netz die Demokratisierung der Wahrheitssuche bedeuten, hat sich wegen dieser vielen Missbräuche längst als Fiktion erwiesen.

Qualitäts-Journalismus

Journalismus ist eine grundrechtlich geschützte Tätigkeit. Aus gutem Grund haben Nachtlokal-Besitzer keinen spezifischen Schutz. Dass der Grundrechtsschutz (Meinungsfreiheit, Redaktionsgeheimnis) auch reinen Unterhaltungsmedien zugute kommt, ist nicht unproblematisch. Jedoch lässt sich Unterhaltung nie scharf von Information trennen. (Was ist etwa die Nachricht, dass Paris Hilton in Südafrika Drogen konsumiert haben soll?)

Qualitäts-Journalismus bedeutet jedenfalls mühsame Knochenarbeit und Auswahl unter den Millionen Ereignissen, die jede Minute passieren. Das kann nur gelingen mit viel Wissen und Erfahrung, mit Vergleich und Bewertung. Er besteht in persönlicher Verantwortung einer Redaktion, der ein Konsument – oft nach langer Suche – sein Vertrauen schenkt, dass er dort täglich das für ihn Wichtigste zusammengestellt findet; dass dort nicht allzu viele Fehler passieren; dass er auch das an Interessantem findet, wonach er eigentlich gar nicht direkt gesucht hat; und dass das alles auf einem intellektuellen Mindestniveau analysiert und kommentiert wird.

Natürlich passieren auch seriösen Journalisten Fehler; aber solange eine Redaktion frei arbeiten kann, sorgt die Kontrolle im Team dafür, dass sich die Fehler eines Journalisten meist nicht zum systematischen Fehler entwickeln. Den es im Internet schon gibt. Im Internet kursieren Unwahrheiten mit einem Tempo, dass keine Quellenkontrolle mehr möglich ist. Im Internet gibt es niemanden mehr, der dem Kunden als Vertragspartner eines (Zeitungs-)Kaufvertrags zumindest symbolisch für größtmögliche Bemühung um Wahrheit haften könnte. Letztlich ist dort alles anonym, alles manipulierbar. Information ist wie bei einem Gratisblatt nur noch billigst hergestelltes Beiwerk. Oder gar Propaganda.

Vertrauen verspielt

Freilich haben auch die klassischen Medien, Zeitungen, Radio, Fernsehen, einschließlich vieler Qualitätsprodukte trotz ihrer ethisch und demokratiepolitisch wichtigen Aufgabe leichtfertig Vertrauen verspielt:

  1. Sie haben sich in ihrer wachsenden Geldnot oder auch Gier von Inserenten kaufen lassen, die zunehmend auch den publizistischen Inhalt beeinflussen.
  2. Sie trennen immer weniger erkennbar zwischen bezahlter Werbung und PR und Inhalten, welche die Redaktion in eigener Freiheit und Verantwortung erstellt.
  3. Sie haben im Kampf um die Leser selbst ständig das Niveau gesenkt, ohne zu erkennen, dass das lauter Pyrrhus-Erfolge sind, welche die Leser langfristig noch mehr vertreiben. Sie haben statt auf Information und Analyse auf Unterhaltung, Voyeurismus und billigen Gaumenkitzel gesetzt. Sie haben sich damit aber letztlich selbst langfristig überflüssig gemacht. Denn irgendwann wird jeder oberflächliche Gaumenkitzel schal.
  4. Korrekte Recherchen werden in Anbetracht der Personalnot auf der einen Seite und perfekter PR-Agenturen und Spin-doctoren auf der anderen immer seltener.
  5. Viele Medien haben sich auch in ein immer engeres Netz von Political correctness binden lassen, was ihnen immer mehr Glaubwürdigkeit genommen hat. Demgegenüber hat die geistige Anarchie des Internets offenbar eine befreiende Kraft.

Die öffentlich-rechtlichen Lösungen

Was also tun? Wenn sogar eine der weltweit besten Tageszeitungen, die New York Times, angesichts einer halben Milliarde Schulden im eigenen Blatt über öffentlich-rechtliche Rettungskonstellationen zu diskutieren begonnen hat, dann ist dieser Ruf aus dem Mutterland des Kapitalismus sensationell. Er ist aber ein absolut legitimer Gedanke: Denn Qualitätsmedien sind so wie Schulen und Universitäten, wie funktionierende Telekomverbindungen, wie eine saubere Verwaltung und gute Gerichte ein ganz entscheidender Standortfaktor. Was nur viel zu wenigen Menschen bewusst ist.

Die Qualität der Entscheidungen von mittleren und höheren Beamten, Managern, Unternehmern und Wissenschaftlern ist  signifikant besser, wenn diese Menschen täglich gut und umfassend über alles Relevante aus den unterschiedlichsten Bereichen informiert sind. Und dazu braucht man nun einmal die Redaktionen von Qualitätsmedien. Für den Kommunismus war das Fehlen freier Qualitätsinformationen zweifellos ein entscheidender Umstand, warum die kommunistischen Staaten in allen Feldern trotz gewaltiger Anstrengungen immer weiter zurückgefallen sind, in Wissenschaft und Wirtschaft, in Verwaltung und Forschung.

Es ist daher ordnungspolitisch absolut zu rechtfertigen, wenn neben Bildung, Forschung, Infrastruktur, Sicherheit und Justiz auch gute und unabhängige Medien als Standortfaktor staatlich unterstützt werden. Die oft üblen Folgen der Abhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von der Politik zeigen aber, wie schwierig dieser Gedanke umzusetzen ist. Lediglich bei der britischen BBC scheint eine perfekte Konstruktion gefunden worden zu sein, die alle notwendigen Faktoren, also Qualität, Unabhängigkeit und Pluralismus sicherstellt.

Gut hat zumindest bisher die große Tradition privater Philanthropie in den USA funktioniert, also von unternehmerischer Verantwortung, von Spenden und Stiftungen, die neben dem Dschungel der seichten Unterhaltung Qualitätsprodukte wie CNN oder die diversen Public Radios hervorgebracht haben. In Deutschland und Italien gab oder gibt es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zumindest Pluralismus; und zwar dadurch, dass das eine Programm links und das andere rechts geprägt ist. In Österreich sind im öffentlich-rechtlichen Radio hingegen alle Spuren von Pluralismus verschwunden.

Ein anderes, interessantes Beispiel zur Lösung der Problematik hat die ansonsten sehr bedenkliche Medienpolitik von Nicolas Sarkozy gebracht: Dort finanziert der Staat jedem 18-Jährigen ein Jahr lang ein Zeitungsabo nach Wahl. Gleichzeitig übernimmt der französische Staat einen Teil der Vertriebskosten für alle(!) Zeitungen. Gewiss will Sarkozy damit auch seinen Freunden helfen, aber die Idee scheint dennoch gut, weil sie keinen direkten inhaltlichen Einfluss nehmen kann und es weiter Wettbewerb gibt.

Die Rückkehr der politischen Macht

Frankreich ist aber gleichzeitig ebenso wie Italien und Russland ein Exempel für die allerschlimmsten Konsequenzen der Medienkrise: In all diesen Ländern ist der starke Mann nur durch massive Unterstützung großer Medienketten an die Macht gekommen beziehungsweise dort geblieben. Dominierende Medien gehören entweder seiner Familie oder seinen engsten Freunden, oder deren Eigentümer sind durch andere Verflechtungen und Begünstigungen (in Russland auch als Folge von Morden und gefährlichen Bedrohungen) total von der Politik abhängig.

Zweifellos tragen die wirtschaftlichen Nöte der Medien dazu bei, dass so viele Verleger so empfänglich für politische „Hilfen“ geworden sind, dass man sie heute im vollen Wortsinn als korrupt bezeichnen kann. Das hat zu einer getarnten Renaissance der lange gestorbenen Parteizeitungen geführt. Damit ist das goldene Zeitalter zu Ende, in dem sich Verlage und auch Redaktionen gerne in den Strahlen der eigenen Macht gesonnt haben, während die Politik vor ihnen gezittert hat. Wie es nur noch in England der Fall ist, wo die oft extrem untergriffigen Wahlkampagnen der Boulevardpresse als wahlentscheidend gelten. Dort hat die Politik noch – noch! - nicht die Kontrolle über die Medien zurückerobert.

Was sich in Österreich auf dem Printsektor abspielt, gleicht hingegen schon zunehmend den Beispielen Italien und Frankreich. Was vor allem von der Gemeinde Wien, aber auch Bundesländern wie Niederösterreich und Kärnten praktiziert wird, ist seit Werner Faymanns Wechsel in die Bundespolitik nun auch auf der Bundesebene üblich geworden, und zwar bei beiden Regierungsparteien: Mit Unmengen von Steuermitteln werden über Anzeigen bestimmte Zeitungen vorsichtig ausgedrückt freundlich gestimmt. Sowohl „Heute“ wie „Österreich“ hätten ohne die Inseratenteppiche von Ministerien, Rathaus, gemeindeeigenen Betrieben und ÖBB große Existenzprobleme.

Aber auch alle anderen – gefügigen – Medien werden bedacht. Zugleich sind an einigen Zeitungen geheim gebliebene Eigentümer über Treuhandlösungen beteiligt, was legal ist, aber im politisch sensiblen Medienbereich einen unglaublichen Skandal bedeutet. Umgekehrt geraten Chefredakteure unter Druck, denen die Anzeigenverkäufer vorwurfsvoll vorrechnen, wie viel Umsatz sie von gemeindenahen Unternehmen bekommen würden, wenn die Redaktion freundlicher über die Wiener Rathaus-Politik schriebe. Man findet beispielsweise im Kurier fast nichts und in der Krone schon gar nichts Kritisches über die Wiener SPÖ. Dafür viele schöne Rathaus-Inserate. Umgekehrt findet sich auf den mutierten Niederösterreich-Seiten dieser Zeitungen nichts Kritisches über Erwin Pröll und die Niederösterreich-ÖVP.

Bedrohte Medien, bedrohte Demokratie

Das ist insgesamt eine Situation, in der man sich nicht nur über die Medien, sondern auch über die Demokratie fundamentale Sorgen machen muss. Denn diese kann ohne freie und gute Qualitätsmedien nicht funktionieren. Dennoch macht in Österreich keine einzige Partei und keine Gruppierung die Medienfreiheit so wie die Revolution von 1848 kämpferisch zum eigenen Anliegen. Es ist zwar voll nachvollziehbar, wenn viele Menschen und Parteien Schadenfreude über die missliche Lage der oft so unsympathischen, charakterlosen und präpotenten Medien empfinden. Die Konsequenzen aus deren Krise treffen aber auch die Schadenfrohen.

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SN-Kontroverse: Die Faymann-Bilanz drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist Werner Faymann ein guter Bundeskanzler?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden. 

Billiges österreichisches Gesudere

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist ein überschaubares Land mit der unausrottbaren Sehnsucht nach der einstigen k&k monarchischen Bedeutung. Man kann dazu auch  Größenwahn sagen und dieser tobt sich heutzutage im politischen Kontext gerne an den jeweiligen Führungsfiguren des Landes aus. Die Maßstäbe für deren Beurteilung sind zwar nicht mehr die k&k Verflossenen, aber ebenso grotesk, weil der Rückgriff auf die „Überväter" der Zweiten Republik häufig auch nicht am Platz ist. So wird jeder SPÖ-Vorsitzende seit Jahrzehnten am „Übervater" Bruno Kreisky gemessen. Leopold Figl und  Julius Raab sind die Projektionsfolien zur Beurteilung von ÖVP-Obleuten. Ausgeblendet wird  gerne, dass die jeweils Handelnden früher auch enorme Schwierigkeiten hatten, ihre Ziele umzusetzen und höchst umstritten waren. Vor allem in Koalitionskonstellationen. 

Dazu kommt, dass die heimische Journaille gerne auf den „großen" Bruder Deutschland schielt und dessen politisches System bei der Beurteilung österreichischer PolitikerInnen anwendet. Speziell bei Regierungschefs. Bei deren Bewertung wird gerne ausgeblendet, dass der österreichische Bundeskanzler KEINE Richtlinienkompetenz hat - anders wie deutsche Regierungschefinnen - und daher keinem einzigen seiner Ministerinnen und Minister etwas anschaffen kann. Österreichs Kanzler sind primus inter pares. Im Ministerrat gilt das Einstimmigkeitsprinzip. 

Wer Werner Faymann als Bundeskanzler beurteilen oder gar jetzt schon  abschreiben will,  schreibt gleichzeitig alle anderen Mitglieder der SPÖ-ÖVP-Koalition nieder. Ohne im einzelnen seine bzw. ihre Leistungen zu beurteilen. Dies noch dazu Mitten in der Legislaturperiode!

Das ist flacher Populismusjournalismus, gestützt auf hastige Meinungsumfragen oder billiges österreichisches Gesudere.  


Von Anfang an verspielt

Andreas Unterberger

Werner Faymann hat schon zu Amtsantritt die Chance verspielt, ein respektabler Bundeskanzler zu werden, als er sich der Kronenzeitung angedienert und EU-Volksabstimmungen versprochen hat. Selbst wenn solche EU-Referenden klug wären, muss seriöse Politik einen so gravierenden Kurswechsel zuerst in Parlament, Regierung und Öffentlichkeit diskutieren. Und nicht per Brief an Hans Dichand mitteilen. 

Genauso peinlich blieb Faymanns restliche Vorstellung. International ist er außer bei der SPD mangels Sprachkenntnissen, mangels Ahnung von Außenpolitik irrelevant.

Ansonsten hat er nur parteiintern gepunktet. Die SPÖ hat er im Griff – weil niemand mehr gegen den Parteichef intrigiert, wie es Faymann selbst gegen Alfred Gusenbauer getan hat. Parteiintern dürfte ihm auch nützen, dass er die konsequentesten Säuberungen im Kanzleramt seit 1945 durchgezogen hat. Siehe etwa die brutale Umfärbung des eigentlich zu juristischer Unabhängigkeit verpflichteten Verfassungsdienstes.

Gut für die Partei, schlecht für Österreich sind auch die Zig-Millionen Euro, die seit Faymann alljährlich zusätzlich an Inseraten auf Steuerzahlerkosten vor allem an Boulevardzeitungen gehen. Dort fällt seither kein kritisches Wort mehr über Faymann; umgekehrt konnten dadurch erfolglose Billigblätter die Krise überleben. Diese an Korruption grenzenden Subventionsinserate übertreffen die gesetzliche und nach objektiven Regeln vergebene Presseförderung um ein Vielfaches.

Am ärgsten ist Faymanns völlige Reformunwilligkeit. Österreich hat als einziges EU-Land trotz Krise keinen einzigen konkreten Sparbeschluss gefällt. Bis nach den Wiener Wahlen im Oktober verweigert Faymann als Wahlhilfe für Michael Häupl auch nur jede ernsthafte Diskussion darüber. Nachher werden dann naturgemäß nur noch Husch-Pfusch-Reformen möglich sein. Wenn überhaupt …

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Claudia Schmied ist reif für den Rücktritt drucken

 Claudia Schmied sollte an Rücktritt nicht nur denken, sondern zurücktreten. Sie würde sich und uns dadurch viel ersparen. Denn die Bilanz ihrer Ministerjahre ist alles andere als strahlend, und die Bredouille, in die sie sich in der Lehrerfrage hineinmanövriert hat, zeigt eigentlich nur ein weiteres Mal, dass sie das grundlegende Politik-Handwerk nicht beherrscht.

Am Beginn ihrer Regierungstätigkeit stand ein Coup, mit dem sie sich lange das Image einer starken Frau sichern konnte. Mit ihrer Entscheidung, Dominique Meyer zum Staatsoperndirektor zu machen, sorgte sie für die große Blamage von Alfred Gusenbauer, der den Posten seinem Freund Neil Shicoff versprochen hatte. Hinter dieser viel beklatschten Aktion verschwand dann ihre schwache Sacharbeit ebenso wie ihre skurrilen Schwächen. Das reicht von den 1440 Euro aus dem Repräsentationsbudget ihres Hauses, die sie in ihr Airbrush Make up investierte, über die sündteure moderne „Design“-Meublage, die in eines der schönsten Ministerbüros passt wie die Faust aufs Auge. Das sind natürlich Kleinigkeiten, aber sie sind nicht wenig bezeichnend.

Die Kulturszene schockte Schmied mit Fragebögen an die Museen, durch die sie in Erfahrung bringen ließ, was man denn dort jeweils ausstellt. Nicht gerade ein Kompetenz-Nachweis. Das war dann die Grundlage für ihr Museumskonzept.

In der Schulpolitik heftet sie sich den ideologischen Sieg an die Brust, dass sie die Gesamtschule in Form der „Neuen Mittelschule“ populär gemacht hätte. Und versucht so die Wahrheit umzuschminken, dass sie an einem Total-Flop nur mit dem Verteilen von Unsummen von Steuergeld gerade noch einmal vorbeigeschrammt ist. Wer bei ihrer Neuen Mittelschule mitmachte, bekam fürstliche Lehrerausstattung – und natürlich griffen die Landeshauptleute begeistert zu und nannten einfach jede ihrer Hauptschulen fortan Neue Mittelschule. Erfolg kann man auch kaufen.

Als Schmied 2008 zwei Stunden Mehrarbeit von den Lehrern wollte – weil sich ihr Budget sonst angeblich nicht ausgegangen wäre –, versuchte sie, links zu überholen und ging sofort an die Öffentlichkeit, statt zuerst an den Verhandlungstisch. Und holte sich eine streikbegleitete Abfuhr von der Lehrergewerkschaft. Hinter der düpierten Claudia Schmied stand bald niemand mehr, nicht einmal die eigenen Genossen in der Regierung. Faymann ließ sie im Regen stehen. Die Mehrarbeitspläne verpufften, das Budget ging sich trotzdem aus, ja zeigte sogar einen Überschuss. Der Glaube an eine Ministerin, die mit offenen Karten spielt, zerschellte, wo er denn überhaupt noch vorhanden war.

Der Beton, gegen den sie in diesem Sommer selbstverschuldet rennt, ist aber von noch ganz anderer Qualität. Denn diesmal hat sie es sich mit Erwin Pröll angelegt – und dem wirft man nicht ungestraft den Plan hin, ihm Geld und Macht zu nehmen. Der will dann nämlich das absolute Gegenteil – nämlich das ganze Geld und die ganze Macht über die Lehrerposten – und hat sich mit diesem seinem Wunsch schon vorher rechtzeitig bei Kanzler und Vizekanzler vorstellig gemacht. Und die haben ihm das offensichtlich auch zugesagt– ohne die eigentlich zuständige Ministerin überhaupt beizuziehen, ja nicht einmal informiert wurde Schmied.

Wenn das kein Nachweis ihres Stellenwerts ist, was braucht es dann noch? Wer öffentlich so kalt gestellt wird, sollte schon aus Selbstachtung gehen.

Mit der Mitarbeiter-Versorgung hat Schmied ohnehin schon begonnen. Ihr Pressesprecher Nikolaus Pelinka wurde in den ORF-Stiftungsrat entsandt und musste einen lukrativen Job in einer eigens geschaffenen Abteilung bei den ÖBB bekommen.

Wie die eigene berufliche Zukunft für die Ministerin aussehen könnte, ist unklar. Vor ihrem Aufstieg zu Ministerehren war sie im Vorstand der Kommunalkredit Austria, die im November 2008 notverstaatlicht werden musste – da gibt’s wohl kein Zurück mehr. Dafür erschließt sich ja einem Ex-Politiker heutzutage ein reiches Feld an Beratertätigkeiten, die nette Sümmchen abwerfen. Vielleicht kann ihr da Alfred Gusenbauer ein bisschen Nachhilfe geben. Er weiß ja, wie es geht und lässt sich seinen guten Rat von Hypo-Alpe-Adria und sogar vom Skandal-Lobbyisten Peter Hochegger vergolden.

 

 

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Der Nutzen der Gruppenbesteuerung drucken

Sie ist eine der vielen Kampffronten, die da rund um die drohende Steuererhöhungswelle toben: die Gruppenbesteuerung.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier" die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema "Sinn und Unsinn der Gruppenbesteuerung". gewidmet.)

Dabei geht es um die Möglichkeit für Unternehmen, die ihre Zentrale in Österreich haben, Verluste in anderen Ländern gegen die in Österreich erzielten Gewinne aufzurechnen. Der Streit darüber findet in tiefen ideologischen Schützengräben statt. Da tut es gut, sich die nüchternen Fakten anzusehen.

Das erste Faktum ist, dass die Abschaffung der Gruppenbesteuerung wenig bringt. Die Schätzungen liegen zwischen 40 und 150 Millionen Euro. Denn in Hinblick auf andere EU-Länder muss sie ohnedies weiter in Kraft bleiben. Daher zahlt sich ein großer Streit nicht aus.

Zweites Faktum ist, dass die Gruppenbesteuerung relativ schwierig zu kontrollieren ist. Bilanzen beispielsweise aus der Ukraine sind ein eher dehnbarer Begriff. Das spräche für eine Abschaffung. Auf der anderen Seite zeigen die geringen Erträge, dass da wohl kein großangelegter Betrug stattfindet.

Drittens sollte man bei jeder Änderung einer Steuerregel nicht nur auf die direkten, sondern auch die indirekten Wirkungen schauen. Denn ab einem bestimmten Punkt reduzieren Steuererhöhungen die Einnahmen des Fiskus, statt sie wie erhofft zu erhöhen. Ist logisch: Wer würde bei 100 Prozent Einkommensteuer noch arbeiten?

Das Problem ist nur: Es lässt sich nicht exakt prognostizieren, wo dieser Punkt bei jeder einzelnen Steuer liegt.

Bei der Gruppenbesteuerung dürfte er relativ bald erreicht sein. Denn dieses Steuerprivileg hat ja ein einziges Motiv, das aber wichtig für die Zukunft des Landes ist: Es soll Konzerne veranlassen, ihre Zentrale in Österreich anzusiedeln. Oder zu behalten. Dass die Produktionsstätten immer weiter Richtung Osten und Süden wandern, ist ohnedies unvermeidlich.

Bei den Konzernzentralen könnte Österreich aber mit Erfolg mitspielen. Jeder Konzern bleibt jedoch nur dann in Österreich, wenn es sich auf Dauer finanziell auszahlt. Jeder Vorstand würde von seinen Aktionären gefeuert, wenn er nur aus Sympathie hier etwas ansiedelt, was anderswo viel billiger wäre. Daher ist die Gruppenbesteuerung ein gezielter Anreiz, um diese Zentralen in Österreich zu halten.

Natürlich weiß niemand genau, ab welcher Steuerlast eine solche Zentrale abwandert. Aber man stelle sich nur die Katastrophe vor, falls die UniCredit ihre Osteuropazentrale aus Wien wegverlegen sollte.

Eine Konzernzentrale bringt nicht nur direkt Geld durch die dort üblichen hohen Gehälter. Sie schafft auch rundherum viele hochqualifizierte Arbeitsplätze: Bei Wirtschaftsprüfern, Beratern, Rechtsanwälten, Notaren, Werbeagenturen, Spitzenhotels, Restaurants, PR-Agenturen und auch in den meist in der Nähe der Zentrale angesiedelten Forschungslabors. Nur solche Arbeitsplätze haben für Österreich Zukunft. Will man die leichtfertig gefährden, nur weil man zu feig zum Sparen ist?

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Master-Wahnsinnsplan drucken

Der Wahnsinn hat hierzulande wirklich Methode. Da kündigt die Wissenschaftsministerin einen Stopp des Fachhochschulausbaus an. Es ist kein Geld dafür vorhanden. So ist es in ganz Austro-Gallien. In einem kleinen gallischen Hauptstadtdorf, wo immer alles anders ist, ist es aber noch viel ärger. Denn in Wien ist ja kein Wahnsinn auf Steuergeld zu teuer.

6,4 Millionen Steuer-Euro genehmigte die SP-Mehrheit im Gemeinderat der Wiener Holding, um in St. Marx eine „Medienakademie“ einzurichten. Da werden dann noch mehr Publizisten in Master-Lehrgängen ausgebildet. Und sie werden richtig ausgebildet. Richtig im Sinn der splendablen Stadtregierung, die offensichtlich auf die Wirksamkeit ihrer täglichen Steuergeld-Investionen in Jubelinserate in bunten und weniger bunten Krawallblättern nicht mehr traut. Da müssen schon eigene Journalisten her, die gelernt haben, was sie zu schreiben haben.

Für unser Geld ist Herrn Häupl & Co nichts zu teuer. Auch nicht die Ausbildung von Parteijournalisten mit Master-Titel.

Es ist besonders schade, dass damit die Fachhochschulen in Verruf kommen.

Ausgerechnet diese Einrichtungen, die sich wohltuend von den alteingesessenen Universitäten unterscheiden: Schon allein deshalb, weil es ein Auswahlverfahren unter den Studenten für die limitierten Studienplätze gibt. Und die Studierenden einen finanziellen Beitrag zu ihrer Ausbildung leisten müssen.  Das ist nicht nur international normal, sondern auch bei uns wünschenswert:

  • im Sinne des Steuerzahlers, weil ja an den Gratis-Universitäten durch die obsessive Sturheit der Gerechtigskeits-Versprecher in der SPÖ eine ständige Umverteilung von Unten nach Oben stattfindet – schließlich studieren dort die Kinder der Wohlbetuchten - so lang sie wollen – gratis auf Kosten auch der kleinsten Steuerzahler;
  • und vor allem im Sinne der Studenten selbst, denn es ist nicht nur unangenehm, sondern auch für die Ausbildung schlecht, wenn man sich mit Hunderten und manchmal sogar Tausenden in die Vorlesungen, geschweige denn in Übungen und Seminare quetschen muss. Zugangsbeschränkungen mit einem Wettbewerb um die Studienplätze würden das entschärfen und die Qualität der Betreuung heben.

Außerdem bieten die Fachhochschulen ihre Lehrgänge auch berufsbegleitend an, was in einer Gesellschaft, die angeblich auf lebenslanges Lernen Wert legt, ein besonderer Vorteil ist. Und ihr Studienangebot ist in den meisten Fällen am Bedarf des Landes orientiert.

Hier wird also all das gemacht, was in der Universitätslandschaft schlichtweg abgelehnt wird. Bei Studiengebühr und Studienplatzbewirtschaftung kann man – solange diese Koalition am Werk ist – ohnehin nur resignieren. Aber nicht einmal über die Mehrgleisigkeiten im Angebot, die teuer und für das Niveau kontraproduktiv sind, darf nachgedacht werden.

Die Studien sind Legion, dass es zu viele parallel geführte Studien in unserem kleinen Land gibt. Jede Uni will alles anbieten, um  eine „Volluniversität“ zu sein. Dabei ist nicht einzusehen, warum nicht eine Universität die Lehrerausbildung übernimmt, eine andere dafür die Ausbildung der in die Forschung strebenden Jungwissenschafter. Warum muss Betriebswirtschaft allein in Wien an drei Unis angeboten werden? Es ist auch nicht zu erreichen, dass sich die Medizinuniversitäten Wien, Graz und Innsbruck auf unterschiedliche Schwerpunkte konzentrieren und bei diesen dann Weltniveau erreichen. Die Studenten könnten ja einmal ein innerösterreichisches Gastsemester einlegen, um davon zu profitieren, für die medizinische Forschung und die Versorgung bei schweren Krankheiten wäre das ebenfalls von Vorteil. Aber das darf man schon nicht mehr verlangen.

Es bleibt bei der Devise: Überall alles – dafür nicht in exzellenter Qualität. Ein österreichisches Schicksal.

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Marek wirds wohl nicht sein drucken

Ich habe zu 95 Prozent meines Lebens ÖVP gewählt, manchmal begeistert, manchmal missmutig, oft als geringstes Übel. Bei der Wiener Gemeinderatswahl werde ich das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht mehr schaffen.

Soweit die Antwort auf die Anfrage eines Partners.

Dafür gibt es viele Gründe, die nicht alle Christine Marek heißen. Denn schon unter Johannes Hahn war es im Grund unfassbar, wie nichtexistent die große Wiener Oppositionspartei ist - ja, liebe Leser, die ÖVP ist derzeit in Wien noch immer Nummer zwei, auch wenn man es nicht merkt -, welch schwache Persönlichkeiten sie in ihrem Spitzenteam hat, und wie dümmlich die Partei ständig glaubt, ausgerechnet bei den Grünen Wähler zu finden.

Die Grünen sind nämlich auch in Wien eine zahlenmäßig schwache Partie, sie und ihre Gedanken sind nur in den Kunst-, Beisl-, Feministinnen-, Studenten- und Journalistenszenen präsent, unter den meisten anderen Wienern aber nicht. Ach ja, auch viele Kinder von ÖVP-Politikern haben eine Zeitlang in postpubertärer Proteststimmung grün gewählt.

Der Hauptgrund, warum sich die Wiener ÖVP als unwählbar präsentiert, ist aber doch Christine Marek. Die ja auch personell voll mit dem schwachbrüstigen Wiener Team aus Hahn-Zeiten weitermacht.

Sie biedert sich in unfassbarer Weise (genauso wie die Grünen) an die Wiener SPÖ an, obwohl das korrupte Rathaus-Regime geradezu nach einem Machtwechsel schreit. Obwohl nirgendwo sonst eine Partei die (dank Finanzausgleich reichlichen) Mittel einer Stadt oder eines Landes so sehr im eigenen parteipolitischen und ideologischen Interesse missbraucht.

Und was verkündet da Marek als Wahlziel? Nicht etwa einen Machtwechsel im Rathaus, nicht etwa einen nichtsozialistischen Bürgermeister,sondern den Wunsch, dass sie "keine Pipifax-Ressorts" will. Na toll.

Sie stellt nicht einmal ein paar Bedingungen, die wenigstens einen Hauch einer Wende bringen würden. Sie verlangt nicht als Conditio sine qua non, dass der parteipolitische Missbrauch von hunderten Millionen Steuergeldern für Propaganda, für SPÖ-nahe Vereine, Künstler und Verlage, für Bestechungsinserate eingestellt wird. Sie verlangt keinen Stopp des Missbrauchs öffentlicher Gelder für Sportvereine und Parteifeste. Sie verlangt keinen Personalabbau und kein Ende der Beamtenprivilegien.

Frau Marek hat auch nicht ihren gepolsterten Sitz als Staatssekretärin aufgegeben, um der Stadt zu signalisieren, hier bricht jemand auf, um die Stadt endlich wieder bürgerlich zu machen. Sie lässt sich lieber in den nächsten Wochen täglich für die katastrophalen Kürzungen in ihrem Familienbereich prügeln, als dass sie auf die Staatssekretärs-Bezüge verzichten würde.

Sie wirkt damit auch bei der skandalösen Häupl-Hilfe durch die Bundesregierung mit, die ja im Widerspruch zur Verfassung alle Budgetbeschlüsse erst nach dem Wahltag fällen will.

Frau Marek hat bis heute auch keine Silbe zur mörderischen Attacke der SPÖ auf die Gymnasien und die letzten Reste an Schulqualität über die Lippen gebracht. Obwohl das gerade für die bürgerlichen Wähler ein zentrales Thema ist.

Genauso geht sie angstvoll dem Ausländerthema aus dem Weg, das die Bürger als einziges vielleicht noch mehr bewegt als die Schule. Ein netter 21-jähriger Kroate auf der Kandidatenliste ist da noch keine Antwort. Vor allem sind solche Quereinsteiger erst recht keine Motivation für die paar noch verbliebenen schwarzen Funktionäre, sich für Marek die Sohlen heißzulaufen.

Sie versucht sich nun ausgerechnet mit ein paar Wirtschaftsphrasen bemerkbar zu machen. Die aus dem Munde einer langjährigen Betriebsrätin nicht wirklich überzeugend klingen. Dabei bringt sie aber auch kein Wort von einer Privatisierung der Gemeindebetriebe zustande.

Zugleich ist Christine Marek eine an sich nette Person, wenn auch ziemlich menschenscheu. Nur ein Politiker mit Visionen, mit Zielen, mit politischem Denken, mit einem Zug aufs Tor - auf irgendein Tor - ist sie mit Gewissheit nicht.

Die große Frage ist jetzt nur: Was sonst am Wahltag tun? Das einzige, was nicht in Frage kommt, ist daheim bleiben - wäre das doch die beste Wahlhilfe für das System Häupl.

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Die Saat des Zorns drucken

Heinz Fischer ist also zornig. Und bei der Eröffnung der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik auf Schloss Ambras platzte ihm der Redekragen über die, „die nie und nimmer genug kriegen können und deren egoistische Raffgier keine Grenzen kennt“. Ach ja, es war ja der gute Vorsatz für die zweite Amtsperiode, dass er sich öfter zu aktuellen Themen äußern wollte!

Liest man den Wortlaut der Rede, wie ihn die Hofburg veröffentlicht hat, dann ist der Jubel von SPÖ und linken Zeitungen über die Fischer-Empörung wegen der Haider-Konten doch ein bisschen kurz gegriffen. Denn der HBP nannte als erste Quelle seines Zorns „unsittliche“ Provisionen – da könnte ihm doch glatt das 60.000-Euro-Honorar hineingerutscht sein, das Alfred Gusenbauer im (unsanften) Abgang aus dem Kanzleramt bei der Hypo Alpe Adria eingestreift hat. Und zu den Haiderkonten gibt Fischer sogar zu, dass auch er „vor einem für die Bevölkerung und auch für Fachleute undurchschaubarem Gemisch aus Fakten, Behauptungen, Intrigen, Vermutungen und Dementis, die einander in atemloser Schnelligkeit abwechseln“ steht. Eigentlich eine unvermutet genaue Beschreibung der seit Tagen wogenden Skandal-Aufregung.

Bedenklich stimmt aber die Fischer-Folgerung, dass es „unfair“ wäre, die gesamte Aufklärungsarbeit der Justiz zu überlassen. Nun denn: Dann machen wir doch endlich mit höchstem Segen Schluss mit der Gewaltentrennung! Demontieren wir die Justiz vollständig – und über das Maß hinaus, in dem sich einige ihrer Vertreter durch öffentliche Äußerungen selbst demontiert haben.

Seien wir „fair“ und schalten wir endlich die Polit- und die Medien-(Lynch)-Justiz ein!

Soll doch endlich ein Untersuchungsausschuss für Aufklärung sorgen, das war denn auch der obligate Refrain aus Rot (Günther Kräuter) und Grün (der notorische Peter Pilz) auf den präsidentiellen Zorn. Aus Schaden wird eben keiner klug, wenn das Parteiinteresse im Vordergrund steht. Als ob die U-Ausschüsse der letzten Jahre nicht Beweis genug gewesen wären, wie sie den Rechtsstaat im Namen der Profilierungsneurosen mancher Abgeordneten demontieren, wie sie die schwierige Aufklärungsarbeit der Gerichte extrem behindern und wie sie vollkommen ergebnislos zu Ende gehen. Außer Spesen und sehr viel Flurschaden nichts gewesen. Ja und natürlich: Sehr viel Stoff für die Medien, die dann in ihren Berichten endlich keine Unschuldsvermutungen mehr aussprechen müssen.

Wäre schon gut, so eine Quelle der Aufgeregtheit im Herbst sprudeln zu lassen. Natürlich wegen der anstehenden Landtagswahlen, aber noch viel mehr wegen der bevorstehenden „einnahmenseitigen Budgetsanierung“.

Nach allem, was wir da aufgedeckt bekommen – hunderte von Millionen von Schwarz-, Schmier- und Beratungszahlungen, die sich eine vermögende Kaste hin-, her- und zuschiebt -, gibt es nur einen Schluss: Ohne Reichen-Steuer wird es nicht gehen. Und die muss am besten knapp an der Enteignung liegen.

Denn in dem Sittenbild, das gerade gezeichnet wird, kommt eines nicht vor: Dass diejenigen, die ihren Reichtum dem Anzapfen ihrer guten Verbindungen zu den „Hütern“ der Staatskasse und den staatsnahen Betrieben verdanken, ja eine überschaubare Gruppe sind, über deren Methoden die Justiz zu urteilen haben wird. Dass viele Menschen immer noch hart arbeiten, um sich ein (mehr oder weniger großes) Vermögen zu schaffen, und es dann auch ordnungsgemäß versteuern (wenn man unsere Abgabenquote aufs Jahr umlegt, dann haben ja bekanntlich alle, die Steuer zahlen, bis 28. Juli nur für den Staatssäckel gearbeitet!): Das darf da nicht vorkommen.

Der Boden ist bereitet für den Volkszorn gegen jeden ÖVP-Politiker, der sich dem Faymann-Begriff von Gerechtigkeit entgegenstellen möchte. Wer Leistung nicht bestrafen will, wird von „Alles Schmarotzer!“-Rufen niedergeschrieen werden. Sich auf den Wahrheitsgehalt nicht mehr überprüfbaren „Enthüllungen“ entgegenzustellen, das ist ja auch nicht möglich. Um Wahrheit geht es wohl auch nicht: Es geht um Stimmungsmache.

Im Nachwahl-Herbst werden wir ernten, was jetzt an Aufregung gesät wird.

 

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Die Frau Präsident lässt sprechen drucken

Auch ein trainierter Zeitungsmensch muss sich nach einigen zeitungslosen Tagen denken, dass es offenbar gar nichts mehr gibt, womit die sommerlichen Blätter derzeit halbwegs interessant zu füllen sind. Und weshalb es sich noch lohnen würde, eine Zeitung zu erstehen. Dann stößt man im "Standard" plötzlich auf einen Gastkommentar, der einem den Blutdruck unsommerlich in die Höhe treibt.

Er stammt nämlich von Gerhard Marschall, gekennzeichnet als "ehemals Innenpolitikjournalist" und als "Pressesprecher der Präsidentin des Nationalrates Barbara Prammer (SPÖ)". Inhaltlich ist der Text eine einzige wüste Suada gegen Justizministerin Claudia Bandion-Ortner.

Diese Ministerin ist gerade in diesem Tagebuch schon oft genug gescholten worden. Das darf natürlich auch sonst jeder - nur nicht die Stimme eines zur Neutralität verpflichteteten Staatsorgans. Zumindest, wenn dieses Staatsorgan einen Rest an Anstand hätte. Trotzdem wird nicht einmal mehr das verlogene Keuschheitssätzlein hinzugefügt, dass der ehemals Journalist seine eigene Meinung und nicht die seiner Präsidentin schreibt.

Womit eine neue Eskalation im Sittenverfall dieser Republik erreicht worden ist. Denn die früheren Nationalratspräsidenten haben sich in dieser Eigenschaft immer streng neutral verhalten. Was auch alle ihre Pressesprecher bisher getan haben.

Diese Regel hält insbesondere auch Bruno Aigner, der Sprecher des Bundespräsidenten, immer ein. Obwohl ganz Wien weiß, dass Aigner eine sehr explizite (und zwar sehr linke) ideologische Meinung hat. Diese bringt der ergraute Alt-Achtundsechziger aber nur dadurch zum Ausdruck, dass er prinzipiell keine Krawatte anlegt, nicht einmal bei den offiziellsten Staatsterminen. Sonst aber schweigt er in einer mit seiner politischen Haltung kontrastierenden Noblesse (auch wenn es ihn sicher wie einst des öfteren in den Fingern juckt).

Solche Noblesse ist für Frau Prammer und ihre Umgebung ein Fremdwort. Während sich ihre eigene Partei ununterbrochen über seltsame Internet-Einkäufe von Mitarbeitern des dritten Nationalratspräsidenten echauffiert und ihn selbst am liebsten mit einem Sondergesetz absetzen möchte.

Der Text selbst ist das übliche wirr-linke Gemisch und Gewäsch von absurden Andeutungen und scheinheiligen Moralisierungen. Motto: Schwarz-Bau war der Sittenvefall und mit Rot ist endlich wieder die Anständigkeit eingekehrt. Der Kern der krausen Argumentation: Frau Bandion hätte nicht zu einem Beachvolleyball-Turnier nach Kärnten fahren dürfen, weil dort vielleicht auch Leute sind, die vielleicht mit den von Jörg Haider vielleicht in Liechtenstein gebunkerten Millionen zu tun gehabt haben könnten.

Offenbar fährt die Frau Prammer die nächsten Jahre keinesfalls mehr nach Kärnten. Niemand weiß ja, wer einem dort auf der Straße entgegenkommen und vielleicht ein paar der angeblichen Millionen zustecken könnte. Oder etwa gar der Geist der Jörg Haider.

 

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Privilegien und Enteignungen statt Freiheit drucken

Sie können es einfach nicht lassen. Während im Parlament die massive Attacke auf die Meinungsfreiheit durch Haftandrohungen für jedes Verächtlichmachen bestimmter privilegierter Gruppen noch anhängig ist, bereitet die Frauenministerin schon den nächsten Anschlag auf die Freiheit der Bürger vor.

Sie hat mit offensichtlicher Zustimmung des von allen liberalen Geistern verlassenen Koalitionspartners ein „Gleichbehandlungsgesetz“ eingebracht, das eine ganze Fülle von Einschränkungen im normalen Rechtsverkehr bringt. Und zwar neuerlich nur zugunsten der neuen Privilegienklasse und -kaste dieser Republik. Niemand darf mehr auf Grund seiner Religion, Weltanschauung, sexuellen Orientierung (= Codewort für Schwule) oder seines Alters im Alltagsleben diskriminiert werden. Alle anderen Diskriminierungen sind damit offenbar erlaubt.

Das klingt auch abgesehen von der seltsamen Unterscheidung zwischen den geschützten und nicht geschützten Gruppen höchstens drei Sekunden lang harmlos – bis man dann auf die Ungeheuerlichkeit des Vorschlags kommt. Damit geraten Hauseigentümer unter massiven Rechtfertigungsdruck, wenn sie unter fünf Bewerbern für eine freie Wohnung nicht die Türkenfamilie mit Kopftuch oder das demonstrativ schwule Paar nehmen.

Das kann unter Umständen eine De-facto-Enteignung bedeuten. Denn aus Gründen, die eine Gabriele Heinisch-Hosek nicht begreift, aber auch die einstige Wirtschaftspartei ÖVP nicht, ziehen – in Österreich genauso wie in anderen Ländern des Westens – sehr rasch andere Mieter aus, wenn einmal zwei türkische (oder afrikanische) Familien eingezogen sind. Dann bekommt man auch kaum noch zahlungsbereite andere Mieter ins Haus, wie man etwa rund um den Wiener Gürtel sehen kann. Auch die von der Frauenministerin so geschützten schwulen Paare werden dort erst recht nicht hinziehen (schon aus Selbstschutz). Und dann ist das schönste und bestrenovierte Haus plötzlich nichts mehr wert.

Noch widerlicher ist der selektive Charakter des Gesetzesvorschlags. Ein Kellner, der ein schwules Paar nicht ordentlich bedient, macht sich strafbar, wie uns die Ministerin ausdrücklich angekündigt hat. Eine Familie mit zwei oder drei kleinen Kindern kann hingegen sehr wohl diskriminiert, schlecht behandelt oder gar weggewiesen werden. Weil sie ja nicht "sexuell orientiert" ist. Die Diskriminierung von Familien passiert jedoch viel häufiger als die Diskriminierung von zwei dinierenden Männern, wenn sie nicht gerade in einem seriösen Lokal intensiv zu schmusen anfangen. Weswegen man künftig wohl auch nur noch heterosexuelle Schmusepaare tadeln oder hinauswerfen darf.

Diese Familiendiskriminierung wird alle Mütter sehr freuen, vor allem wenn sie ausgerechnet von einer Frauenministerin vorgeschlagen wird. Sie wird alle wertkonservativen und christlichen Wähler sehr freuen, wenn das von der einst christlichen, konservativen und familienfreundlichen Volkspartei mitgetragen wird. Samt Familienminister und seiner freundlich lächelnden Staatssekretärin, die gerade die Familienförderungen kürzt.

Wenn man das alles nicht nur noch als Symptome einer kranken Gesellschaft einstufen will, dann kann man es bestenfalls als irregeleiteten Regulierungswahn einordnen. Als ob man jedes unerwünschte Verhalten per Gesetz verbieten könnte. Auch ich bin schon in Lokalen schlecht behandelt worden – etwa weil das Personal eine Hochzeitsgesellschaft bediente und nicht normale Gäste. Aber ein normaler Mensch geht dann halt und sucht sich ein anderes Lokal. Freilich: Ein normaler Mensch wird das auch künftig tun. Weil er ja nicht geschützt ist und deswegen gleich die Polizei rufen kann.

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Wenn die ÖBB von der AUA lernen könnte drucken

 Wer hat noch nicht unter dem schlechten Service der ÖBB gelitten? Welcher Steuerzahler ärgert sich nicht grün und blau über die skandalösen Privilegien und Gehälter der Eisenbahner? Wer findet es verständlich, dass in der ÖBB an Stelle des Vorstands de facto Betriebsräte und Gewerkschaft regieren und jede sinnvolle Reform verhindern? Ist man da hilflos? Nein! Denn die Antwort heißt neuerdings: AUA.

Die Fluglinie, die Österreich im Namen trägt, musste im Vorjahr nach Jahren der Verluste und angesichts mörderischer Ausblicke komplett privatisiert und an die Lufthansa (samt einem letzten kräftigen Cash-Beitrag des Steuerzahlers zu den Schulden) verschenkt werden.

Und siehe da: Die AUA ist nach vielen Indikatoren wieder in deutlichem Steigflug. Sie hätte im zweiten Quartal ohne die Ausfälle wegen der isländischen Vulkanasche-Wolke schon wieder schwarze Zahlen geschrieben.

Wie das? Die wichtigste Ursache ist zweifellos: Die Betriebsräte sind seit dem Eigentümerwechsel plötzlich klein mit Fingerhut und machen keinerlei Wirbel mehr. Das sind dieselben Betriebsräte, die einst regelmäßig dem Vorstand diktiert haben, was er tun darf. Die sich für solche Mitteilungen sogar ins Fernsehen gesetzt haben (wo die linksgestrickten ORF-Menschen wegen ihrer Sympathien für eine öffentlich-rechtliche Betriebsrats-Diktatur die AUA-Betriebsräte nie kritisch befragt haben).

Es sind dieselben Betriebsräte, die früher ständig zur Regierung gelaufen sind, um dadurch jede Sparmaßnahme des Vorstands zu verhindern. Es sind dieselben Betriebsräte, denen es damals gelungen ist, durch Einschaltung von Gewerkschaft und Wirtschaftskammerpräsident(!) den Vorstand öffentlich zu demütigen und ihre Gehaltsprivilegien zu verteidigen.

Ziemlich erstaunlich: Seit dem Eigentümerwechsel steht kaum noch etwas von innerbetrieblichen Kämpfen in der Zeitung. Kein Betriebsrat läuft mehr zur Regierung oder wagt es, Dinge in die Öffentlichkeit zu tragen. Und die Belegschaft trägt plötzlich Maßnahmen mit, die früher undenkbar gewesen sind – die aber damals vielleicht noch eine österreichische Rettung der AUA ermöglicht hätten.

Um nur ein paar Daten zu nennen, was sich jetzt bei der Fluglinie abspielt: Das Personal schrumpft von 8000 auf 5000. Sämtliche mittleren und höheren Führungspositionen wurden konzernintern neu ausgeschrieben. 45 Prozent der Führungskräfte auf allen Ebenen haben ihren Job verloren. Und keine Regierung, kein Sozialpartner macht mehr einen Mucks.

Natürlich hat die Einbindung der AUA in die Lufthansa auch auf anderen Ebenen Nutzen gebracht. Der Zugang zu Lufthansa-Konditionen beim Einkauf wie auch Ticketverkauf brachte der Fluggesellschaft mehr Geschäft und zugleich deutliche Einsparungen.

Beides sind Dinge, die auch für die ÖBB Logik hätten und dort wohl noch viel mehr Einsparungen brächten. Natürlich ist klar, dass die wirtschaftliche Vernunft in Form einer Bahn-Privatisierung keine Chance hat, solange eine Faymann-SPÖ mit an der Regierung ist (unter Gusenbauer wäre das in Krisenzeiten wie jetzt hingegen durchaus diskutiert worden). Aber irgendwann wird sich der österreichische Steuerzahler die alljährliche milliardenschwere Finanzierung einer Gewerkschaft, die sich eine Bahn hält, nicht mehr leisten wollen und können.

Es ist völlig logisch, dass vom Lok- und Waggon-Einkauf über die Technik und das Marketing (liebe ÖBB-Mitarbeiter: solche Fremdwörter einfach nachschauen, ich kann nicht für euch jedes einzelne übersetzen) bis zur gemeinsamen Tarif-Politik eine komplette Fusion mehrerer europäischer Bahnen die einzige sinnvolle Zukunft ist. So wie ja die ÖBB schon den Frachtbetrieb der ungarischen Bahn gekauft hat. Jeder Bahnfahrer, der das versucht hat, weiß, wie kompliziert allein die Berechnung des günstigsten Tarifs ist, wenn er durch drei verschiedene Länder fährt.

Noch einmal zurück zur AUA. Natürlich hat der gegenwärtige Aufwind auch andere Ursachen als die Redimensionierung der Gewerkschaft. Die Fluglinie konzentriert sich nicht mehr auf die rasch schrumpfende Gruppe der Geschäftsreisenden, die sich noch teure Business-Tickets leisten, womit man nur relativ kleine Flugzeuge gefüllt hat. Die AUA hat 20 kleine Flugzeuge verkauft, ist mit den Preisen hinuntergegangen – und transportiert dafür in größeren Maschinen allein auf der Strecke Wien-Berlin viermal so viele Menschen wie vorher. Im Juni ist sie auch im Interkontinentalverkehr zum erstenmal in ihrer Geschichte ohne Verluste geflogen.

Warum nur kann es in manche Köpfe nicht hinein, dass moderne Unternehmen nur noch dann überlebensfähig sind, wenn sie privatisiert sind und wenn sie alle Vorteile einer internationalen Kooperation nutzen können? Das sind übrigens nicht nur rote Köpfe, die auf diese Fakten mit geistigen Blockaden reagieren, sondern bisweilen auch schwarze. Denn beim Skandalflughafen Schwechat oder bei den Energieversorgungsbetrieben glauben ja auch viele Schwarze an das Eigentum schrebergartengroßer Bundesländer.

Und auch Orange, Blau und Grün sind alles andere als mutige Privatisierer. Fürchten sich doch alle vor Kampagnen bestimmter Medien auf einem Intelligenzniveau von der Sorte: „Unser Wasser wird verkauft“.

Aber je später die Wichtigkeit des Umdenkens erkannt wird, umso größer ist die Gefahr, dass wieder bundesdeutsche Sanierer alles übernehmen, um die Ostmärker endlich auf Vordermann zu bringen.

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Millionen Unschuldsvermutungen drucken

Wie oft hat man über die Volten des Jörg Haider gelacht oder sich gewundert, geärgert, gestaunt: „Ich bin weg – ich bin schon wieder da“. Kaum hatte er sich von der einen Seite der politischen Bühne mit großem Aplomb verabschiedet, da trat er aus einem anderen Eck schon wieder auf.

 Jetzt gibt es die ominösen 45 Millionen und die haidern nur so vor sich hin: Sie sind da, und schon wieder weg. Irgendwer hat von 45 Millionen so viel verspekuliert, dass nur mehr fünf da sind.

 Und noch viel schlimmer: Da tauchen sie im „profil“ in Liechtenstein auf, sind also da, doch kaum wird bei den Liechtensteiner Staatsanwälten nachgefragt, sind sie schon wieder weg. Die haben nämlich keine Haider-Konten gefunden. Dazwischen, danach und auch weiterhin wird gerätselt, gemutmaßt und gerüchtelt. Eines wurde in jedem Fall nicht gemacht – das, was ein sich und die Leser ernst nehmender Journalismus zu Anfang dieser Geschichten-Lawine hätte tun müssen: Nach dem Berufsprinzip „check and re-check“ wäre es notwendig gewesen, alles so lange zu prüfen, bis nicht mehr vor und nach jeder Zeile hätte stehen müssen: „Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung“. Bis nicht mehr bei jeder Nennung des skandalumwitterten Tagebuchs eines Walter Meischberger das Wörtchen „mutmaßlich“ eingefügt hätte werden müssen – wobei, möchte man den ORF fragen, was bitte ist eigentlich ein „mutmaßliches Tagebuch“, von dem die „Journalberichte“ erzählen? (Kostprobe: „Am Abend les ich dann meine Protokolle durch und geh bald schlafen“ Aber mittlerweile rät ja der Autor dieser tief schürfenden Prosa selbst den Journalisten, seine Aufzeichnungen nicht allzu ernst zu nehmen.) Und war uns dieser Herr Meischberger, der jetzt medial zum verlässlichsten aller Zeugen mutiert ist, nicht bis vor kurzem als suspekter Korruptionist bekannt?

 Das Prinzip „Irgendwas wird schon dran sein“ dominiert. Und auch wenn sich irgendwann Schwarzgeldmillionen bestätigen sollten: Die mediale Vorgangsweise dieser Tage ist selbst- und demokratieschädigend. Eine Branche dankt ab.

 Nur um es klar zu stellen: Jörg Haider war ein mehr als schillernder Politiker. Sein Umgang mit Diktatoren der arabischen Welt war – milde gesagt – in vieler Hinsicht unverständlich. Auch wenn damals, als Haider Saddam Hussein besucht hat, immer wieder hämisch gespöttelt wurde, mit welchem von Saddams zehn Doubles der Kärntner Provinzkaiser eigentlich gesprochen haben könnte. Politisch war Haider nur allzu oft kritisierenswert – auch wenn die Dämonisierung seiner Person, die nicht nur in Österreich, sondern sogar in den USA oder Australien betrieben wurde, übertrieben und kontraproduktiv war. Irgendwie hat es nichts mehr gegeben, was man ihm nicht zugetraut hätte. Und Haider hat da gerne mitgespielt. Einen Teil seines Erfolges verdankte er der wütenden Verbissenheit seiner Gegner.

 Kein Wunder, dass man ihm auch jetzt noch, knappe zwei Jahre nach seinem Tod, alles zutraut. Vor allem, wenn man endlich berichten kann, dass ein „Denkmal bröckelt“. Da heißt es dann „das muss ja nicht völlig aus der Luft gegriffen sein“ (ORF-Mittagsjournal vom 3. August). In der „Presse“ heißt es als Reaktion auf das Dementi der Liechtensteiner Staatsanwaltschaft: „ Allein die Tatsache, dass es für möglich gehalten werden kann, sagt alles.“

 Jeder ehemalige Haider-Intimus, der sagt, „Ich weiß von nichts“, ist den Medien einer, „der von nichts wissen will“. Und es werden neue „Zeugen“ gebracht, die natürlich aus „Furcht um die physische und berufliche Existenz“ anonym bleiben wollen, wenn sie in „Österreich“ ausführlich auspacken. Liechtenstein dementiert? Na, dann werden die Konten halt in der Schweiz liegen.

 Ja, die Existenz riesiger Schwarzgeldkonten im Umfeld Haiders ist möglich – der Korruptionssumpf um die Hypo Alpe Adria, die eigenartigen Kontakte zu Diktatoren und Potentaten, die blau-orangen BUWOG-Verstrickungen und vieles andere ist nicht geklärt. Und genau das ist der Knackpunkt: Noch gibt es keinerlei Beweise. Dass die Staatsanwaltschaft durch Aussagen, es gäbe „einen Zeugen“ und man habe jetzt das (mutmaßliche!) „Tagebuch“, bei diesem Spiel der Gerüchte mitmacht, ist unglaublich. Diese Behörde ist dazu da, aufzuklären, zu arbeiten und Licht in die dunkle Angelegenheit zu bringen. Das ist ihre Aufgabe – nicht das Nähren medialer Aufgeregtheit.

 Dass eine gesamte Medienszene sich an Spekulationen, Gerüchten und anonymen Zeugen abarbeitet, statt mit doppelter Sorgfalt zu recherchieren und zu verifizieren, bevor sie veröffentlicht, ist bestürzend. Es ist aber relativ ungefährlich: Ein Toter kann nicht klagen. Da bietet dann das folkloristisch-mythologische, das doppelte oder doppelbödige Leben des Jörg Haider viel Stoff, um die Geschichte „weiter zu drehen“. Und spätestens dann, wenn der letzte anonyme Zeuge ausgepresst ist, kann eine bunte Boulevardzeitung exklusiv berichten, dass Jörg Haider eigentlich hatte die Wahrheit über die Schwarzgeld-Millionen enthüllen wollen. Und dass ihn dunkle Mächte deshalb unter Alkohol und in ein manipuliertes Auto gesetzt hätten. Wir werden es noch lesen.

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Die Schweizer Trauben sind manchen zu sauer drucken

Es ist geradezu rührend: Ein SPÖ-Journalist triumphiert, dass Österreich die Schweiz in punkto Wettbewerbsfähigkeit und Kaufkraft überholt hat. Womit offenbar endlich das Gerede widerlegt sein soll, dass derzeit fast alle Leute die Schweiz als Vorbild hinstellen.

Soche Aufsätze führen sich zwar im Grund selbst ad absurdum. Aber da mich ein Partner dazu aufgefordert hat, doch einige Anmerkungen dazu: Natürlich haben die massive Schuldenmacherei der Regierung, die Zinssenkungen und die überhöhte Lohnrunde des Vorjahres derzeit eine erhöhte Kaufkraft unter die Menschen gebracht (die sie freilich eher zum Sparen, für Gold- und Immobilienkäufe oder für Auslandsreisen als zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft nutzen).

Nur sollte man sich eher schämen, wenn man eine schuldenfinanzierte Geldaufblähung als Erhöhung der Kaufkraft berühmt. Denn je mehr Geld 2009 und 2010 unter die Menschen gebracht worden ist, umso bitterer wird die Rückzahlung. Und der damit verbundene Kaufkraftverlust.

Die Schweiz hat hingegen auch das Krisenjahr mit einem Budgetüberschuss durchgehalten. Und dennoch hat sie derzeit nur 3,7 Prozent Arbeitslose, also viel weniger als Österreich oder die anderen EU-Staaten.

Irgendwie kommen mir die Lobhudler mit ihren Lobgesängen auf die derzeitige Kaufkraft in Österreich wie Defraudanten vor, die am Abend vor der Konkursanmeldung noch einmal im Nachtlokal den tollen Mann spielen.

Dasselbe trifft auf die Wettbewerbsfähigkeit zu. Weil fast alle Welt derzeit in den Schweizer Franken drängt, und weil dessen Kurs dadurch beharrlich steigt, schafft das gewisse Probleme für den Schweizer Export. Nur: Solange die Schweiz so niedrige Arbeitslosenzahlen hat, sollte sich kein Österreicher über die Schweiz den Mund zerreißen. Außer er versucht verzweifelt, Propaganda für den fahrlässigen Finanzkurs der Faymann-Republik zu machen.

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Bier, Sex und die SPÖ drucken

Endlich hat die Wiener SPÖ wieder ihre Existenzberechtigung entdeckt. Sie ruft zum Kampf gegen sexistische Werbung. Man fragt sich nur, warum sie diese ausgerechnet bei Brauereien so problematisch findet.

Die SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger lässt neuerdings Protest-Musterbriefe verteilen, in der die Erregung der Brief-Abschreiberinnen gegen Hirter Bier ausgedrückt werden soll, weil auf einem Plakat drei attraktive Frauen ihren Oberkörper nur mit einer Hand verdecken und Bier trinken.

Die Kärntner Brauerei darf sich für die Gratis-Werbung bedanken. Die Frauen über die konkludente Unterstellung, dass sie ohne Schummelzettel nicht imstande wären, selbst Briefe zu formulieren (wenn sie wirklich spontan über jenes Plakat erzürnt sein sollten).

Und der Rest der Menschheit darf sich fragen, ob es nicht die Vorurteile über Frauen mehr befördert, wenn aus Steuermitteln bezahlte Politikerinnen solcherart demonstrieren, wofür sie ihre Zeit verwenden.

Und die Frau Frauenberger selbst sollte uns einmal erklären, warum sie nackte Haut nur bei Bierwerbung so schlimm findet. Und warum sie dieselbe beispielsweise beim Life-Ball nicht inkriminiert. Nur weil da für Bier und dort konkludent für Homosexualität und Promiskuität geworben wird? Oder weil das eine aus Wiener Steuermitteln unterstützt wird, das andere hingegen aus dem Budget einer Bierfirma?

Wenn die Gute aber glaubt, damit den SPÖ-Wahlkampf zu unterstützen, dann dürfte sie doppelt irren: erstens in Hinblick auf die Zahl der Biertrinker jedes Geschlechts, und zweitens in Hinblick auf die Intelligenz der Wiener Frauen außerhalb des Rathauses.

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Silvios Glück und nicht das Ende drucken

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi wirft Gianfranco Fini, seinen gefährlichsten Rivalen, hinaus. Das ist das Ende einer sich lange anbahnenden Beziehungskrise in der bürgerlichen Mehrheitpartei. Es stellt vielleicht auch die Sanierung des Landes in Frage.Es zeigt aber auch die Stärke Berlusconis.

Das bezeichnendste an den Reaktionen ist - zumindest vorerst - das völlige Ausbleiben von Neuwahlforderungen durch die italienische Linke. Es wäre ja eigentlich das Normalste, dass bei einem Zerfall der Regierungspartei die Opposition nach Newahlen ruft. Besonders dann, wenn mit Fini zahlreiche andere Abgeordnete gehen. Besonders dann, wenn man den Berichten der meisten ausländischen Medien glaubt, dass Berlusconi im ständigen Abstieg ist.

Das ist er aber in Wahrheit nicht, denn die Berichterstattung deckt sich nicht mit der Stimmung in der Bevölkerung. Deswegen hat nicht nur die Linke recht unsicher auf Berlusconis Gewaltakt reagiert, sondern auch Fini. Er hat zumindest in den letzten Tagen geradezu um die Gnade des Ministerpräsidenten gewinselt, nachdem er ihn zuerst scharf attackiert hatte.

Denn die Italiener wissen: Nur mit Berlusconi und seinem in den letzten Tagen durchgezogenen scharfen Sparpaket können dem seit Jahrzehnten schwer verschuldeten Land griechische Verhältnisse erspart bleiben. Schon in den letzten Jahren hat es Berlusconi geschafft, den Zuwachs der Staatsschulden mit Erfolg einzubremsen. Während die einstigen christdemokratischen Linksregierungen Schulden angehäuft haben.

Fast könnte man glauben, dass es Berlusconi darauf angelegt hat, in Neuwahlen zu gehen. Die Linke ist total zerstritten (auch wenn die österreichischen Medien darüber nie berichten, sondern immer nur Berlusconi hinunterschreiben). Sie ist ein wirrer Haufen von Kommunisten, christlichen Gutmenschen und klassischen Sozialdemokraten ohne ein klares Programm, außer dem, gegen Berlusconi zu sein.

Und auch Fini hat als unsicherer Kantonist wenig Chancen. Er hätte nur als Thronfolger Berlusconis mit dessen Segen Chancen gehabt. Aber nicht als Unruhestifter, der vorzeitig gegen den Altmeister revoltiert. Gianfranco Fini hat sich politisch so oft und so weit bewegt, dass es ihm schwerfallen wird, sich nun auch als Anti-Berlusconi zu profilieren. Hat er doch die einstige neofaschistische Partei zuerst mit Berlusonis Gruppe fusioniert und sich dann innerhalb dieser an den ganz linken Rand bewegt, sodass Fini schon fast alle politischen Richtungen verfolgt hat. Was die Glaubwürdigkeit mehr zerstört als die Strizzi-haften Züge Berlusconis.

Ganz interessant ist der Vergleich der italienischen Krise mit Deutschland. Da wie dort ist es das Hauptproblem einer nach einem großen Wahlerfolg an die Macht gekommenen bürgerlichen Regierung, dass sie im Grunde eine Dreierkoalition darstellt. In Deutschland sind sich sofort CSU und FDP in die Haare geraten. In Italien taten das die Fini-Gruppe innerhalb der Mehrheitspartei und der Koalitionspartner Lega Nord. Also da wie dort: Der Hauptkampf war zwischen der Nummer Zwei und der Nummer Drei.

Der große Unterschied: Während Angela Merkel alle Streitigkeiten ohne klare Führung auszusitzen versucht, schlägt Berlusconi mit südlichem Temperament hinein und stellt sich an die Seite der Lega Nord. Was klug ist: Ist doch die separatistische und immigrationsfeindliche Lega im Norden sehr erfolgreich unterwegs; sie konnte zuletzt die Rückschläge für die Berlusconi-Partei "Volk der Freiheit" voll kompensieren.

Jedenfalls steht - im Gegensatz zu den meisten Medienberichten - Berlusconi heute besser da als Merkel, die mit den schlechtesten CDU-Umfragewerten seit Menschengedenken fertig werden muss.

Anerkennung für das taktische Geschick Berlusconis und seinen Sanierungskurs heißt freilich noch nicht, dass man die strafrechtlichen Vorwürfe gegen ihn und einige seiner Freunde ignorieren darf. Nur muss man die in Relationen sehen: Erstens, das Showmaster-Talent Berlusconis ist in Zeiten, wo die halbe Gesellschaft völlig unpolitisch ist, ganz unverzichtbar.

Und zweitens: Die Italiener sind nach der Massenkorruption und dem Dauerstreit der christdemokratisch-sozialistischen Periode weit Schlimmeres gewöhnt. Manche der Vorwürfe klingen auch eher skurril.

Wie etwa  der jüngste einer Geheimloge innerhalb der Berlusconi-Partei: Denn bis heute ist nicht ganz klar, wo jetzt das Verbrechen liegt. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich da eine Gruppe von Politikern halt zu vertraulichen Gesprächen getroffen und nachgedacht hat, was in Italien alles geändert werden muss. Das aber tun alle Politiker dieser Welt (bis auf die ganz unfähigen). Und es ist gut so. Reformen müssen immer zuerst in Ruhe und ohne Medien besprochen werden. Das tun ja auch die echten Freimaurer in Österreich, wo sie neben der Arbeiterkammer die mehr oder weniger (zuletzt eher weniger) intellektuelle Vorhut der Sozialdemokratie bilden. Aber offenbar ist alles gut und erlaubt, wenn es die Linken tun; wenn sich rechte Politiker geheim treffen, wird es zum Hochverrat.

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SN-Kontroverse: Grasser - was blieb? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Was blieb von Karl-Heinz Grasser?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Frage nach den rechten Dingen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Es gab einmal einen Finanzminister, der auf der Wiener Kärntnerstraße, Höhe Himmelpfortgasse, dem Sitz seines Ministeriums, eine große digitale Uhr montieren ließ. Sie zählte für die Bürgerinnen und Bürger an, wann des Ministers polit-propagandistischer Verkaufshit „Nulldefizit" erreicht werden sollte.

In Österreich schrieb man Jahr II der schwarz-blauen Wende und des Ministers Propagandahit hatte es in sich: Erhöhung der Steuern, Gebühren, Abgaben und Mauten. Es wurde auch das Familiensilber der Zweiten Republik verkauft oder teilprivatisiert meist unter dem wahren Wert, wie zum Beispiel die Österreichischen Tabakwerke.

Es kam zum Verkauf von Gold- und Devisenreserven im Zuge der Euroeinführung durch die Österreichische Nationalbank: in den Jahren 2001 - 2003 zahlte die Nationalbank jeweils über 950 Millionen Euro an den Bund, doppelt so viel wie im langjährigen Schnitt.

Später, als der Verkaufshit des Ministers sich in der Realität als Flop erwiesen hatte, mussten noch die Bundeswohnungen (Buwog) verkauft werden. Dabei kam es zu Provisionszahlungen und zwei gute Bekannte des Ministers erstatteten Selbstanzeige, weil sie 9,6 Millionen Euro Honorar, das sie vom Sieger des BUWOG-Verkaufs Immofinanz erhielten, über eine Briefkastenfirma an der Finanz vorbeigeschmuggelt hatten.

Das alles wollte der Minister nicht bemerkt und schon gar nicht gewusst haben und somit bleibt von der „Ära" KHG (Eigenwerbung) im Wesentlichen, dass die Justiz damit beschäftigt ist, der Frage nach zu gehen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Und aus der ÖVP-Zentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse sind Seufzer der Erleichterung zu vernehmen, weil der Plan, den Minister zum Parteichef zu machen, von einigen als renitent bekannten Tiroler Parteifreunden in letzter Sekunde verhindert wurde.


Die Erfolge bleiben

Andreas Unterberger

Gegen Karl-Heinz Grasser häufen sich belastende Indizien. Manche davon klingen sehr ernsthaft und sind genau zu prüfen, was die Staatsanwaltschaft auch tut. Eher dumm ist es, wenn politische Gegner Grassers den Strafverfolgern nun Vorschriften machen wollen, was diese zu tun haben.

Was bisher öffentlich bekannt ist, bringt nüchtern betrachtet einige Herren schwerst in Bedrängnis, die sich in der engsten Umgebung Grassers bewegt haben. Für eine Anklage oder Verurteilung Grassers reicht das aber nicht aus - es sei denn, in seinen Konten (deren Öffnung er mehrfach angeboten hat) fänden sich Geldflüsse zu ihm.

Was zur Vorsicht bei der Beurteilung der Vorwürfe mahnt, ist die Tatsache, dass gegen ihn schon seit Jahr und Tag aggressive Kampagnen lanciert werden, von denen etliche an Lächerlichkeit nicht zu überbieten waren. Etwa weil er einmal ein Gratis-Upgrade in die erste Klasse eines AUA-Flugzeuges genossen hat; oder weil er nach dem Tsunami seinen Urlaub nicht unterbrochen hat.

Gasser erregt seit jeher Emotionen. Positive wie negative. Beide hängen zweifellos mit seinen Erfolgen zusammen, die Faktum bleiben, selbst wenn die nunmehrigen Vorwürfe Substanz bekämen. Grasser hat (was freilich nur mit Hilfe Wolfgang Schüssels möglich war) als einziger Finanzminister der letzten 40 Jahre nicht nur das jährliche Defizit, sondern auch die Staatsverschuldung signifikant senken können. Er hat eine mit weit über 60 Milliarden Schilling schwer verschuldete Verstaatlichte übernommen, die er durch Privatisierungen in die schwarzen Zahlen gebracht hat. Woran auch eventuelle private Bereicherungen im Millionenbereich nichts ändern, so streng die auch zu bestrafen wären.

Vor allem hatte Grasser kommunikatives Charisma und als einziger Politiker die Gabe, bei den Leserinnen der Regenbogenpresse gut anzukommen. Was ihm naturgemäß prinzipiellen Hass aller linken Parteien und Journalisten einbrachte.

 

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Fußnote 130: Das Pech mit dem Glücksspiel drucken

Es ist aufschlussreich wie lehrreich: bwin wechselt an die Londoner Börse.

Die Fusion der zwei Glücksspielkonzerne bwin und PartyGaming lässt einen europäischen Gamble-Giganten entstehen. Und er bringt der Wiener Börse nach dem Ende der AUA-Aktien einen weiteren gravierenden Verlust. Der umso erstaunlicher ist, als bwin in der neuen Gesellschaft mit 51,6 Prozent den Mehrheitsanteil stellt. Warum nur gehen die dann unter dem Namen des britischen Partners nach London? Hängt das vielleicht - trotz der dominierenden Rolle von Hannes Androsch in dem Konzern - damit zusammen, dass man sich am Finanzplatz London bessere Bedingungen erwartet? Dass man sich einfach die besten steuerlichen Bedingungen sucht? Während Androschs Parteifreunde in Wien fast täglich neue Steuerideen erfinden, die noch mehr Firmen vertreiben werden? Mit Garantie bedeutet das jedenfalls den Verlust höchstqualifizierter Arbeitsplätze hierzulande. Was ein Jammer ist, auch wenn der Tagebuchschreiber überhaupt keine Beziehung zum Glücksspiel hat (außer beim Tarockieren, das allen Strategie-Plänen zum Trotz durchaus auch mit Glück zu tun hat). Derselbe Androsch kontrolliert übrigens eine weitere Firma, die erst vor Monaten viele Arbeitsplätze Richtung China "exportiert" hat . . .

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Man steckt ein, man steckt ein drucken

Wie hatten Medien doch die Neidgenossenschaft angeblasen, als es noch für alle Politiker die fetten Politikerpensionen gegeben hat! Irgendwie waren fast alle der Meinung, dass die nicht wirklich gerechtfertigt waren. Und doch ist in mir in den letzten Stunden so etwas wie Nostalgie nach diesen alten Zeiten entstanden.

Denn damals gingen Politiker zwar hochhonoriert in Pension. Ein paar Jahre Minister oder Abgeordneter und der Rest des Lebens war gesichert. Dafür herrschte jedoch ein - großteils ungeschriebener - Ehrenkodex, was Politiker nach ihrer aktiven Zeit auf keinen Fall machen dürfen. Etwa als hochbezahlter Lobbyist politische Kontakte im Interesse bestimmter Firmen nutzen. Oder Berater-Honorare einstecken für Null Beratung.

Der Verdacht liegt da allzu nahe, dass auf diesem Weg politische Entscheidungen unsauber beeinflusst werden, dass sich da ein Kanal für verdeckte Parteispenden etabliert hat, oder dass auf diesem Wege Honorare für frühere wohlwollende politische Entscheidungen fließen.

Etliche Altpolitiker kassieren zwar auch heute noch lebenslang die fetten Pensionen, weil sie von der Umstellung auf ASVG nicht mehr betroffen waren. Aber von einem solchen Ehrenkodex wissen sie schon lange nichts mehr.

Da hat etwa der Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky eine Million Schilling (über 70.000 Euro) für die telephonische Beratung des Millionenjongleurs Flöttl kassiert. Und einziger zugegebener Inhalt der Beratung war die Einführung des Euro. Wollte Flöttl etwa gar wissen, wieviel Schilling ein Euro wert sein wird, weil er sich keine Zeitung mit dieser Information leisten konnte? Ist ihm doch leider, leider der Computer mit allen Abrechnungen und Informationen abgestürzt, was er eigentlich mit Hunderten Bawag-Millionen getan hat.

Das Vranitzky-Honorar hat genausowenig einen Staatsanwalt interessiert wie die relativ undurchsichtigen  Beratungsgeschäfte des Ex-Innenministers Ernst Strasser, die dieser auch als EU-Abgeordneter weiterführt. Offenbar ist all das irgendwie legal, es ist aber dennoch massiv dubios.

Und man kann wetten, dass auch die seit wenigen Stunden bekannte und extrem eigenartige Tatsache ignoriert werden wird, dass ein weiterer Ex-Bundeskanzler, nämlich Alfred Gusenbauer, ein Jahr nach seinem Abtritt ausgerechnet von der Hypo Alpe Adria 60.000 Euro Honorar bezogen hat. Dabei ist diese HAA unter Milliarden-Kosten für den Steuerzahler aufgefangen und dann verstaatlicht worden. Manche erstaunt es lediglich, dass Gusenbauer um 10.000 Euro billiger ist als einst Vranitzky.

Der einzige Altpolitiker, der wohl sicher wegen seiner schon fast unüberschaubaren politischen Beratungstätigkeiten mit einem Strafverfahren rechnen muss, ist der Freiheitliche Ex-Abgeordnete Meischberger. Er scheint es freilich tatsächlich noch viel ärger getrieben zu haben als die diversen Ex-Kanzler. Soeben ist bekannt geworden, dass er auch mit der nicht gerade SPÖ-fernen Baugesellschaft Porr in Zusammenhang mit ungarischen Aufträgen gute Geschäfte gemacht hat.

Es wird schon stimmen, dass insbesondere bei Auslandsgeschäften ohne Schmiergeld nichts geht. Und das wird halt oft als Beratungshonorar getarnt. Nur: Warum muss das immer ausgerechnet über Ex-Politiker fließen?

Gewiss, es wäre absurd, von Ex-Politikern zu verlangen, sich nach ihrer Tätigkeit in Salzsäure aufzulösen. wie es manche Kommentatoren erwarten. Wir brauchen charakterfeste, seriöse, gebildete, mutige und entscheidungsfreudige Politiker. Je schlechter wir sie während des Jobs - aber auch nachher - behandeln, umso schlechter wird die Personalauslese.

Gleichzeitig wäre es aber dringend am Platz, nach jeder politischen Funktion eine etwa fünfjährige Auskühlperiode anzuhängen, in der ein Politiker notfalls noch weiter bezahlt wird (sofern er nicht pensionsreif ist), in der er aber keinerlei verfängliche Geschäfte betreiben darf.

Es würde auch die Qualität unserer Universitäten dramatisch verbessern, wenn Politiker in dieser Auskühlperiode nach amerikanischem Muster Vorlesungen und Seminare an den Unis abhalten sowie Diplomarbeiten betreuen dürften und müssten. Um wie viel würde sich da die Qualität etwa der Wiener Politologie-Vorlesungen verbessern, aber auch die vieler anderer Disziplinen.

Wie toll wäre es, wenn die Expolitiker durch die Schulen zögen, um sich den jungen Menschen zu stellen, um ihnen Staat und Demokratie näher zu bringen. Sie gäben im übrigen auch weit bessere Diplomaten ab als die meisten der jetzigen Botschafter (die etwa ein anreisendes Regierungsmitglied tatsächlich ein ganzes Abendessen lang anjeiern, weil sie doch endlich einen neuen Flachbildfernseher fürs Schlafzimmer haben wollen).

Aber überall hat die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst einen Eisernen Vorhang heruntergelassen, dass nur ja niemand von außen an die Futtertröge in Universitäten oder Außenministerium herankommt.

Und der Gesetzgeber schaut dem tatenlos zu, und er erlaubt zugleich Altpolitikern jede halbseidene Tätigkeit. Was eine weitere heftige Zunahme der Demokratiemüdigkeit auslösen wird.

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Die Krise der FDP oder: Den Liberalismus aktualisieren drucken

Sie ist länger an der Regierung als jede andere Partei in Deutschland; sie stellte mehr Außenminister als jede andere Partei und zweimal den Bundespräsidenten; sie ist derzeit mit 5 Bundesministern und 8 Staatssekretären auf Bundesebene sowie 18 Ministern auf Landesebene vertreten und sitzt in acht Bundesländern im Landtag.

Bei den Wahlen im September 2009 erzielte sie mit fast 15 Prozent ihr historisch bestes Wahlergebnis. Über 6,3 Millionen Deutsche gaben ihr die entscheidende Zweitstimme. Vor den Grünen und vor der Linkspartei wurde sie drittstärkste Kraft im Bundestag. Eine stolze Bilanz für eine Kleinpartei.

Knapp zehn Monate später liegt sie heute in der Demoskopie bei 4 Prozent, nur noch eine Million würde sie wählen. Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl, müsste sie um ihren Wiedereinzug ins Parlament bangen.

Das ist nicht neu für die Freie Demokratische Partei. Seit ihrer Gründung 1948 geriet sie immer wieder in tiefe und tiefste Krisen. Dies liegt zum einen in der Tatsache begründet, dass die FDP in sich zwei Flügel vereinigt, einen ordoliberalen, der stärker zur Union tendiert, und einen sozialliberalen, der sich zuweilen SPD-Positionen annähert.

Zum anderen Teil ergeben sich laufend Schwierigkeiten für die FDP auch durch ihre Regierungsbeteiligung in wechselnden Koalitionen. Bei jedem Partnerwechsel kommt es regelmäßig zu inneren Zerreißproben und enormen Umschichtungen in der Mitglieder- und Wählerschaft. Beim Eintritt der FDP in die sozialliberale Koalition 1969 soll es einen Wechsel von mindestens 60 Prozent der Mitglieder gegeben haben. Erich Mende, einer der führenden FDP–Politiker trat mit einigen Parteifreunden zur CDU über. Ähnliches passierte beim Koalitionswechsel 1982 zur Union – prominente Mitglieder des linken Flügels – wie der Generalsekretär Günter Verheugen – traten zur SPD über.

Schließlich sind die Probleme, von denen die FDP begleitet wird, im Grundsatzprofil der Partei und im daraus resultierenden Langzeit–Image zu suchen. Sie gilt als die "Partei der Besserverdienenden", als "Klientelpartei für Zahnärzte" ('Zahnärzte' als Symbol für wirtschaftlich Saturierte), als Partei eines kalten Neoliberalismus, der die Sorgen der Unterschicht fremd sind.

Anders als alle anderen Parteien hat die FDP nur einen geringen Stammwähleranteil und muss sich ihre Stimmen bei jeder Wahl von neuem erobern. Nicht selten greift sie dabei zu sogenannten "Zweitstimmen-Kampagnen", fordert also die Wähler zum Stimmen-Splitting auf. Dies wird vom jeweils betroffenen Seniorpartner als "Leihstimmen"-Taktik nicht gerade gern gesehen. Im Dreiparteiensystem der alten Bundesrepublik entschieden jedoch gerade diese "Leihstimmen" darüber, zu welcher Seite sich das Zünglein an der Waage jeweils neigte.

Mit dem Auftauchen der Grünen Mitte der Achtzigerjahre, spätestens aber seit dem Fünfparteienparlament im Bundestag, hat die FDP ihre Alleinstellung als Kanzlermacher verloren. Bisher undenkbare Koalitionen und Kombinationen sowohl auf der Rechten wie auf der Linken gehören auf Länderebene inzwischen zum politischen Alltag – von der Ampel bis zu Jamaika, von großer Koalition bis Rot-Rot, ist alles vertreten.

Aufgrund ihrer Mitgliederstruktur, ihrer liberalen Positionen und der wechselnden Koalitionen ist die FDP wie keine andere Partei gezwungen, ihre inhaltliche und strategische Ausrichtung stets von neuem zu justieren. Vor jeder Wahl wird sie vor die Gretchenfrage gestellt, welchem Lager sie zuneigt; bei Grünen oder Linken würde nie jemand auf diese Idee kommen.

Dennoch ist der Fortbestand dieser traditionsreichen Partei ein demokratisches Desiderat, denn nirgendwo sonst fände der politische Liberalismus eine wirkliche Heimstatt. Der Untergang der Freidemokraten kann in niemandes Interesse liegen, am allerwenigsten der Christdemokraten, die einen potenziellen Koalitionspartner und damit die Mehrheitsoption verlören. Doch auch der SPD müsste am Erhalt der Freiheitlichen liegen, will sie sich nicht einseitig von der Ultralinken abhängig machen.

Davon abgesehen würde mit einem Verschwinden der FDP aus dem Bundestag auch eine intellektuelle Verarmung einhergehen. Hat diese Partei doch immer wieder große liberale Persönlichkeiten hervorgebracht, wie Theodor Heuss, Ralf Dahrendorf oder Otto Graf Lambsdorff, um nur wenige zu nennen. 54 Prozent der FDP–Mitglieder haben ein Hochschulstudium abgeschlossen; in der deutschen Parteienlandschaft ein konkurrenzloses Reservoir an Begabungen.

Schließlich würden liberale Grundwerte wie die größtmögliche Freiheit des Individuums, Eigenverantwortung und Eigenvorsorge, Zurückdrängen der Staatsallmacht und Deregulierung insbesondere im Wirtschaftsleben heimatlos werden.

Guido Westerwelle, der – von der Gunst der Stunde getragen – die FDP zu ihrem bisher größten Wahlerfolg führte, befindet sich derzeit sowohl nach außen als auch parteiintern im freien Sturzflug. Seine Tragik besteht darin, dass er als Oppositionsführer den Mund zu voll genommen hat, doch angesichts der harten Regierungsarbeit die Hoffnungen nicht erfüllen konnte. Durch die Finanz– und Eurokrise sind nicht nur größere Steuersenkungen schwieriger geworden, sondern die Stimmung in der Bevölkerung hat sich wiederum mehr in Richtung soziale Sicherheit gedreht. Finanziell und psychologisch arbeitet die Zeit im Moment gegen die FDP.

Doch das ist, wie gesagt, nicht neu. Die neuerdings positive konjunkturelle Entwicklung könnte, wenn sie denn anhält, den Fall der FDP zunächst stoppen. Allein für den Wiederaufstieg zur "dritten Kraft" wird das nicht reichen. Der energische Generalsekretär Christian Lindner (31) hat dies erkannt und eine Grundsatzdebatte angefacht. Bis zum Bundesparteitag 2012 wollen sich die Liberalen ein neues Grundsatzprogramm geben. Nach den Worten Lindners erhält die FDP viel mehr "Zustimmung, wenn sie mit einer positiven politischen Erzählung verbunden wird, die das Lebensgefühl der Menschen trifft und ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht. Eine solche Tonalität wollen wir für unsere Partei, um den politisch-konzeptionellen Führungsanspruch der FDP mit Empathie zu untermauern! Das ist kein Beleg für gegenwärtige Schwäche, sondern Ausdruck des festen Willens, sich neuen gesellschaftlichen Realitäten stellen und immer mehr Menschen für sich begeistern zu wollen. Wir wollen den Liberalismus aktualisieren."

(Frank Walsleben ist ein deutsch-österreichischer Publizist in Berlin.)

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Die Freiheit beginnt heute (und endet bald wieder) drucken

Bis zum heutigen Tag hat uns der Staat mit all seiner Macht - die bis zum Einsatz der Polizei reichen kann - jeden Cent abgenommen, den wir bisher verdient haben. Erst ab heute gehört das von uns verdiente Geld auch wirklich uns. Früher hat man das Raub genannt (auch dann, wenn die Räuber vorgaben, es für einen guten Zweck zu tun).

Daher dürfen die Österreicher heute - so wie es schon in anderen Ländern üblich ist - heute den Tax Freedom Day "feiern". Als Symbol, dass wir endlich frei sind.

Gewiss kann man jetzt lange streiten, ob die Berechnung des Tax Freedom Day wirklich korrekt auf den heutigen Tag fällt. Ist er später? Ist er früher? Muss man nicht die neu gemachten Schulden ebenfalls berücksichtigen?

Das ist aber letztlich eine unbedeutende Frage angesichts der Tatsache, dass wir im kommenden Jahr diesen Tag zweifellos noch viel später begehen dürfen. Nach welcher Methode immer der Tag berechnet wird. Denn nach den Wiener Wahlen kommt eine gewaltige Steuererhöhungs- und Abgabenlawine auf uns zu, die alles Bisherige noch in den Schatten stellen wird.

Und nur sehr Naive glauben der Regierungspropaganda, dass es nur die "Reichen" treffen wird. In Wahrheit werden wir alle unter den Folgen einer Bankensteuer leiden müssen (die von den zahllosen diskutierten Steuererhöhungsplänen am sichersten ist), um nur eine zu nennen. Und nur doppelt Naive lachen die Regierungspropagandisten nicht aus, wenn sie davon reden, dass lediglich "die an der Krise Schuldigen" zahlen werden.

Oder will die Regierung etwa gar den Vereinigten Staaten einen Steuerbescheid zusenden? Oder der Lehman-Bank? Oder der US-Notenbank Fed? Oder den ebenfalls bis über beide Ohren verschuldeten europäischen Regierungen? Wenn sie das nicht kann, möge sie uns bitte mit dem Geschwätz verschonen.

Aber tut die Regierung nicht viel Gutes mit dem Geld? Nun, niemand sagt, dass die Minister das Geld für ihre privaten Zwecke stehlen. Aber sie setzen es in allen Gebieten, wo sie angeblich oder wirklich Gutes tun, viel ineffizienter ein, als wenn wir selbst damit unsere Schulen, Alters- oder Gesundheitsverorgung organisieren würden. Denn wenn das Geld den Umweg über den Staat nimmt, dann ist damit jedenfalls einmal eine gewaltige Bürokratie zu finanzieren.

Überdies geben Politiker und Beamte Geld nie nach Effizienz aus, sondern nach öffentlichen Stimmungslagen, nach parteipolitischen Interessen, nach dem Wahlkalender. Daher ist es durchaus legitim und tunlich zu sagen: Heute beginnt die Freiheit der Steuerzahler. Und hört am 31. Dezember auch schon wieder auf.

 

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Wovon Spindelegger spricht, und wovon nicht drucken

Michael Spindelegger will bis 2030 weitere 100.000 qualifizierte Zuwanderer nach Österreich holen. Das schockiert FPÖ und BZÖ. Aber in Wahrheit ist die Zahl überhaupt nicht schockierend, sondern etwas ganz anderes sollte heiß debattiert werden. Was aber niemand tut. Weil es zu heikel oder zu kompliziert ist.

Die vom Außenminister – oder ÖAAB-Chef? – gewünschten 100.000 Zuwanderer entsprechen dem Trend der letzten Jahre. Wenn Österreichs Wirtschaft in dieser Zeit halbwegs blühen sollte – was aber die Schuldenpolitik der Regierung wacker zu verhindern sucht – dann wäre der Bedarf sogar viel größer. Wenn hingegen eine langdauernde Stagnation anbrechen sollte, gibt es vielleicht nicht einmal für diese 100.000 die Arbeitsplätze.

Daher ist jede Zahl eine reine Milchmädchenrechnung –  in Hinblick auf die verfügbaren Arbeitsplätze und den langen Zeitraum. Genauso Milchmädchenrechnung sind alle Argumente mit Hinweisen auf die Bevölkerungsentwicklung. Arbeitsplätze entstehen durch die Wirtschaft, nicht durch eine Statistik.

Mutig ist an dem Spindelegger-Vorschlag der Hinweis, dass man sich die Regionen aussuchen wolle oder solle, woher die Zuwanderer kommen. Worunter sich zwar alles oder nichts verbergen kann. Aber einmal angenommen, diese Formulierung des Ministers ist mehr als eine Floskel, dann kann das nur eines bedeuten:

Ein Nein zur Zuwanderung aus islamischen und afrikanischen Regionen, und ein Ja zu allen Einwohnern Europas, Süd-, Südost- und Ostasien. Denn bei diesen ist das Bildungsniveau höher, ist die Anpassungsbereitschaft an Rechtsstaat und Demokratie größer, ist die Leistungsbereitschaft höher. Bei ihnen ist vor allem die Integrationsbereitschaft größer – zumindest wenn sie nicht binnen kurzem in zu konzentrierter Ladung ins Land kommen. Das zeigen alle Analysen des weltweiten Verhaltens von Migranten.

Freilich: Es wird spannend, wenn Spindelegger wirklich wagen sollte, diese Differenzierung gegen die Diktatur der Political Correctness einzuführen. Denn da werden bald mit Sicherheit die üblichen linken Verfassungsrechtler aufstehen (die offenbar derzeit auf Urlaub sein müssen) und „Rassismus!“ rufen. Man dürfe doch nicht die Hautfarbe anschauen.

Genauso spannend wird es sein, ob Österreich überhaupt die nötigen qualifizierten Zuwanderungswilligen findet. Denn auch andere Länder haben ein demographisches Defizit und suchen danach. Und die allerbesten Migrationswilligen wandern lieber in die USA oder nach Großbritannien als in einen Kleinstaat mit all seinen Engen. Mit oder ohne Rot-Weiß-Rot-Card.

Die wirklichen Probleme mit Demographie und Migration hat Spindelegger aber elegant umschifft. Die da sind, um nur die wichtigsten zu nennen:

Familienzusammenführung. Die größten Immigrantenzahlen stellen schon lange nicht Gastarbeiter oder Asylwerber dar, sondern die ohne große Prozeduren ins Land gelassenen Familienangehörigen. Die allzu oft halb analphabetische anatolische Bräute sind, die einem halbgebildeten hiesigen Alt- oder Jungpascha zugeführt werden; oder wirkliche und angebliche Kinder, deren Verwandtschaft natürlich nur auf Grund eines kaum verständlichen Dokumentenzettels und nicht via DNA-Test festgestellt wird (weil ein solcher Test wieder einmal unsere linken Verfassungsjuristen stören könnte).

Saisonniers. Alle Erfahrung sollte eigentlich zur Entwicklung und Forcierung von Saisonnier-Modellen führen, bei dem Menschen auf zwei oder drei Jahre kommen und viel verdienen können, bei dem sie aber zumindest in dieser Zeit nicht ihre Familie nachholen können (auch wenn da wieder die üblichen Verfassungsjuristen . . .). Ein verbessertes Saisonnier-Modell sollte man sogar mit  saftigen Heimkehrprämien/Existenzgründungszuschüssen als Dank für den Beitrag zu unserem Wirtschaftswachstum verbinden.

Wenn ihre Arbeitgeber sie dann weiter beschäftigen wollen, müssten die Arbeitgeber die dafür nötige (streng limitierte) Genehmigung ersteigern. Wenn die Arbeitskräfte ihnen das wert sind. Damit würde auch verhindert, dass die Arbeitgeber den Vorteil von billigen Zuwanderern lukrieren, die Kosten aber der Allgemeinheit aufhalsen.

Zuwanderung in den Sozialstaat. Alle vorhandenen Zahlen zeigen, dass die Immigration der letzten Jahre primär in den Sozialstaat und nicht mehr in den Arbeitsmarkt stattgefunden hat (höchstens in den Schwarzmarkt). Der Anteil der werktätigen Türken, die einer sozialversicherungsrechtlichen Arbeit nachgehen, ist jedenfalls weit geringer als bei den Österreichern. Und alle Untersuchungen über Arbeitslosigkeit und Armut zeigen einen massiv überproportionalen Ausländeranteil.

Pensionsalter. Auch wenn es einen ÖAAB-Chef schmerzen sollte: Eine viel weniger folgenreiche Antwort auf das Überalterungsproblem als Zuwanderung wäre jedenfalls eine rasche und deutliche Erhöhung des Pensionsantrittsalters. Das ist ja auch den Menschen anderswo zumutbar. Das führt vor allem zu keinen Kultur- und Familienzusammenführungs-Problemen.

Integration. Selbst wenn Spindeleggers 100.000 kommen, ändert das nicht das Problem mit den schon vorhandenen und ihren Anteil rapide vergrößernden Moslems in Österreich. Die in diesem Sommer nun schon die meisten öffentlichen Schwimmbäder Wiens übernommen haben, um nur einen aktuellen und augenscheinlichen Aspekt zu nennen. Wo bleiben da die energischen Maßnahmen gegen alle radikalen Prediger oder Religionslehrer? Wo bleiben da die finanziellen Strafen für die Eltern, wenn deren Kinder trotz aller Angebote nicht ordentlich Deutsch lernen? Wo bleiben da die Strafen für alle jene Rabeneltern, die ihre Töchter massiv diskriminieren, sie zwangsverheiraten, nicht am Sport teilnehmen lassen oder ihnen höhere Schulbildung verwehren?

Wieviel wir auch immer wirklich an Zuwanderern brauchen: Zuerst müssen wir das riesige Problem mit den schon vorhandenen angehen, das uns die Industrie (die nur an billigen Arbeitskräften interessiert waren) und Rot-Grün (die auf neue Wählermassen hofften) eingebrockt haben.

Herr Minister Spindelegger: Der Anfang haben Sie vielleicht gemacht, aber jetzt kommen eigentlich erst die wirklichen Herausforderungen. Selbst wenn man für diese eine Verfassungsänderung brauchen sollte, sind sie wichtiger als Ihre 100.000 Mann. Auch für Demographie und Arbeitsmarkt.

 

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Ex oriente lux drucken

Für Österreich beginnt der Osten, aus dem immer die Sonne und neuerdings immer öfter die Erleuchtung kommt, schon in der Slowakei. In Pressburg/Bratislava zeigt man jedenfalls mehr Mut und rationales Denken als 40 Kilometer weiter im Westen.

Die slowakische Regierung empfiehlt dem Parlament, 800 Millionen für einen europäischen Kredit an Griechenland abzulehnen. Damit ist die Slowakei das erste Euro-Land, das bei den hektischen Milliarden-Verschleuderungsbeschlüssen des heurigen Frühjahrs auszusteigen wagt. Schon für diesen Mut - trotz heftiger Seelenmassage und Drohungen anderer Länder - gebührt den Slowaken Applaus.

Gewiss ist die Lücke nicht so groß, dass sie nicht von den anderen Euro-Partner geschlossen werden könnte. Und gewiss ist auch, dass die Slowakei als noch immer ärmstes Land der Eurozone (obwohl ihr Westen rund um die Hauptstadt schon voll gleichgezogen hat) ein Nein zum Griechenland-Kredit am leichtesten begründen kann.

Aber ebenso gewiss ist, dass auch für Österreicher zumindest eine intensive Debatte über das ganze Projekt am Platz gewesen wäre; aber ein eigenständiges Nachdenken über Außen-, Finanz- oder Europapolitik findet hier ja schon lange nicht mehr statt. Und Faktum ist auch, dass die Mehrzahl der Experten überzeugt ist, dass Griechenland am Ende des Tages seine Schulden keinesfalls zurückzahlen kann. Dass es daher eigentlich grob fahrlässig ist, dem schlechten Geld weiteres gutes Geld Richtung Griechenland nachzuwerfen.

Mindestens genauso nachahmenswert wie dieses Nein zum Geldverbrennen war die Einführung der Flattax durch die Slowaken: Seit sechs Jahren sind dort alle wichtigen Steuern (Einkommen, Körperschaft, Umsatz) einheitlich auf 19 Prozent festgesetzt worden, dafür wurden alle Ausnahmen abgeschafft. Das war nicht nur eine gewaltige Verwaltungsvereinfachung, sondern brachte dem slowakischen Staatshaushalt ein dickes Plus. Aber bei uns in Bagdad diskutierte die SPÖ gerade, ob man den Steuerhöchstsatz von 50 auf 55 oder 60 Prozent erhöhen soll ...

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Die Niki-Ökonomie drucken

Bis Jahresende werden Hunderte neuer "Green Jobs" entstehen. Darüber freut sich der Umweltminister Niki (wie er sich offiziell nennen lässt) Berlakovich. Wenn das keine Leistung ist! Freilich: Würde der gute Burgenländer ein bisschen Kopfrechnen beherrschen, wäre er viel leiser.

Und er würde sich Sprüche wie "Der Turbo für Wachstum ist grün" rasch verbeißen. Denn um diese "Hunderten" grünen Arbeitsplätze - worunter man Windmühlenwarte und Solarpanel-Schlosser verstehen kann - zu "schaffen", werden 760 Millionen Euro ausgegeben! Also rund eine Million Euro pro Arbeitsplatz.

Damit übertrifft der ÖVP-Minister ja auch Bruno Kreisky noch weit, der versucht hat, mit rund einer Million Schilling einen Job zu schaffen. Eine Million Euro ist aber trotz aller Inflation noch immer viel mehr wert als eine Schilling-Million zu Kreiskys Zeiten.

Und was Berlakovich weiter verschweigt: Diese 760 Millionen Euro kosten anderswo (oder in der Zukunft) Arbeitsplätze. Und zwar höchstwahrscheinlich mehr, als neu geschaffen werden.

In Spanien, das einst Umweltmusterstaat werden wollte und heute auch deshalb fast bankrott ist, hat man berechnet, dass jeder dieser grünen Jobs mehr als doppelt so viele andere vernichtet. Das sind Arbeitsplätze, die infolge zu hoher Energierechnungen oder zu hoher Steuern verschwinden. Diese Abgaben werden in einem Ringelspiel nur deshalb eingehoben, damit sich dann ein Politiker der grünen Jobs berühmen kann, die er damit geschaffen hat - abzüglich gewaltiger Reibungsverluste durch die dazwischengeschaltete staatliche Verwaltung.

Und bitte nicht sagen: Die grünen Berlakovich-Jobs kosten eh nichts, sie werden ja durch Kredite finanziert. Denn dann kosten sie noch viel mehr Arbeitsplätze, halt wenige Jahre später. Die Zeiten sind nämlich längst vorbei, wo sich verantwortungslose Politiker denken konnten: die Rechnungen müssen ja erst die Nachnachfolger und unsere Kinder zahlen.

Das ist halt Niki-Ökonomie nach burgenländischer Art. Und spanischer, und kreiskyscher.

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Die oberen Zehntausend und wir drucken

Eigentlich sollte man glauben, dass solche Äußerungen sommerliche Dreitagesfliegen sind, die rasch wieder eingehen. Aber bei dieser Regierung sollte man nicht so sicher sein, ob nicht am Schluss all ihre grauslichen Steuererhöhungspläne Wirklichkeit werden. Wie etwa die jüngsten SPÖ-Phantasien von einer Reichensteuer.

Im parteipolitischen Sandkastenspiel sind solche Vorschläge ja eh ok: Niemand fühlt sich den obersten Zehntausend zugehörig, von denen der SPÖ-Sekretär Günther Kräuter despektierlich redet. Daher kann man mit solchen Ideen in Zeiten der Nachrichtenflaute leicht und billig Stimmung machen. Und den Koalitionspartner zum bösen Lakaien der obersten Zehntausend stempeln, wenn der nicht gleich begeistert zustimmt.

Überdies sind die SPÖ-Vorschläge so verwirrend und widersprüchlich, dass man dahinter außer der Produktion von Sommer-Schlagzeilen kein wirkliches Konzept vermuten kann. So will Kräuter alle Steuersätze für die Besserverdiener durch einen Solidarzuschlag um fünf Prozent erhöhen; andere Sozialdemokraten wiederum sprechen "nur" von einer Erhöhung des Spitzeneinkommensteuersatzes (derzeit 50 Prozent und bei Arbeitnehmern 43 Prozent) bei einem Jahreseinkommen von 300.000 Euro auf 55 Prozent; die oberösterreichischen Sozialdemokraten wiederum wollen gleich gar auf 60 Prozent erhöhen; dann heißt es wieder bei Kräuter, dass man den obersten 10.000 künftig alljährlich 1,7 Milliarden Euro abknöpfen werde.

Das scheint auch auf einer Linie mit den deutschen Sozialdemokraten zu liegen, die - freilich in der realpolitisch ungefährlichen Oppositionsrolle - ebenfalls den Spitzensteuersatz erhöhen wollen. Freilich tun sie das in ganz anderen Regionen: Sie wollen den Steuersatz auf bloße 49 Prozent erhöhen, sie bleiben damit also noch immer unter dem schon jetzt geltenden österreichischen Prozentsatz!

Niemand sollte sich angesichts solcher Ideen wundern, wenn die österreichische Wirtschaft derzeit wieder deutlich hinter der sich erstaunlich schnell erholenden deutschen hinterherhinkt (unter Schwarz-Orange haben die deutschen noch neidvoll nach Österreich geblickt!). Und wenn für gutverdienende Leistungsträger Österreich immer weniger attraktiv wird. Solches Politikergerede hat ja immer schon prophylaktisch einschüchternde Wirkung - selbst wenn dann nichts davon verwirklicht würde.

Noch eine zweite Selbsttäuschung wäre gefährlich: nämlich sich zurückzulehnen und zu sagen: Das trifft ja eh nicht mich. Das aber ist ein Irrtum. Aus mehreren Gründen.

Erstens und vor allem: Alle Erfahrung zeigt uns, dass Einkommensteuersätze, die bei ihrer Einführung weit entfernt schienen, binnen weniger Jahre auch jene treffen, die sich ursprünglich über die Schröpfung der Reichen freuten. In Zeiten einer sich mutmaßlich beschleunigenden Inflation geschieht dieser Prozess mit zusätzlichem Tempo. Daher werden auch die derzeit so utopischen 300.000 Euro bald gar nicht mehr so utopisch sein.

Man bedenke nur, dass man in Österreich schon ab einem Jahreseinkommen von 10.000 Euro plötzlich mehr als 38 Prozent Einkommensteuer zahlt. Und ab 25.000 Euro mehr als 43 Prozent. Dazu kommt noch die saftige Sozialversicherung (scheinbar "nur" 18 Prozent, in Wahrheit bei Unselbständigen fast 40 Prozent). Auch diese Einkommenshöhen waren einst nur die einer kleinen Minderheit.

Zweitens: Gerade die Spitzenverdiener (Künstler, Sportler, Topmanager) werden sich in vielen Fällen gegen eine zusätzliche Gier des Fiskus zu wehren wissen. Sie werden oft übersideln oder sonstwie versuchen, im Ausland zu versteuern; oder sie werden viel zusätzliche Mühe in die Entwicklung von Umgehungskonstruktionen investieren. Oder sie werden einfach Aufträge ablehnen: "Das zahlt sich wegen der Steuer nicht aus für mich". Ein Argument, das man ja jetzt schon oft genug hört. Alles führt dazu, dass in Summe weniger in der Staatskasse landet als vorher. Von Kräuters Milchmädcheneinnahmenrechnung gar nicht zu reden.

Und drittens: Gerade die Spitzenverdiener sind auch die Investoren und Big spender, die jedes Land so dringend braucht. Brutal gefragt: Sollen nur noch Russen die Juweliere, Luxushotels und Nobelrestaurants am Leben halten? Sollen in Österreich nie Vermögen entstehen dürfen, die dann wie in Amerika regelmäßig in großen wohltätigen Stiftungen münden?

Durchaus verständlich, dass man die Reichen nicht mag. Aber dumm (Kräuter eben), wenn man sie aus simplem Neid zu vertreiben beginnt.

Genauso dumm ist aber auch, dass die Regierung im koalitionären Konsens jetzt die allerwichtigste Investorengruppe der Nation mit ihrem Sparpaket doppelt treffen will: nämlich die Familien mit Kindern. Diese werden nicht nur durch die allgemeinen Steuererhöhungen und sonstigen Belastungen getroffen, sondern doppelt durch eine drastische Kürzung der Familienleistungen.

Die kultur- und leistungsorientierte Erziehung von Kindern ist aber überhaupt die wichtigste Zukunftsinvestition. Auch wenn das derzeit weder Industriellenvereinigung noch Wirtschaftskammer begreifen. Aber die Leistungsträger der Zukunft sind für unser künftiges Wirtschaftswachstum  zweifellos noch viel wichtiger als etwa die Forschungsaufgaben, für welche die Wirtschaft so heftig kämpft. Davon, dass Forschung in Österreich auch Geldverschwendung für Politologenschwampf und Ähnliches bedeutet, wollen wir ja gar nicht reden.

Statt dass man die Familiengelder zielorientiert macht, werden sie brutal mit dem Rasenmäher gekürzt werden. Zielorientiert hieße etwa, dass die Gelder bei Kindergarten- oder Schulschwänzen, bei (trotz Kursangeboten) schlechten Deutschkenntnissen von schon seit Jahren im Lande befindlichen Kindern, bei Übergewicht oder bei Fernhalten der Mädchen von Sport und einer (von den Lehrern empfohlenen) höheren Erziehung kräftig gekürzt werden.

Übrigens: Die einzigen Gutverdiener, die nicht ausweichen können, hat Silvio Berlusconi nun in Italien im Visier: Er kürzt allen 955 Abgeordneten das Gehalt um zehn Prozent. Das ist sicher zehnmal schlauer als Steuerpolitik a la Kräuter. Wie überhaupt Berlusconi derzeit in Sachen Sanierung extrem effizient, fast vorbildlich agiert (weshalb man ihm fast seine sonstigen Gaunereien vergessen könnte).

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Und jetzt noch der Stresstest für die Politik drucken

Seit Tagen haben wir alle vor ihm gezittert; jetzt haben wir ihn. Und sollten ihn nicht zu ernst nehmen. Denn der Banken-Stresstest sagt nicht viel. Vor allem fehlt der Stresstest für unsere Politik.

Aber auch der Bankenstresstest sagt nicht, was passiert, wenn ein oder zwei oder noch mehr Staaten oder gar der ganze Euro-Raum zahlungsunfähig werden, weil diesen Ländern niemand mehr Geld borgt. Er sagt uns auch nichts, was mit unseren Ersparnissen, unserer Altersvorsorge passiert, wenn sich die Staaten, bevor sie bankrott gehen, in eine Megainflation flüchten. Was ja viel wahrscheinlicher ist als die Zahlungsunfähigkeit.

Zwar könnte die EZB eine Megainflation verhindern - nur sollte man nach der inflationstreibenden Megahilfe für Griechenland nicht allzufest auf die EZB bauen. Auch dort entscheiden Menschen, die sich unter Druck setzen lassen. Auch dort fließen nationale Interessen ein.

Jeder Stresstest ist nur eine Annahme bestimmter negativer Ereignisse. Und dabei wurden leider besonders sichere negative Ereignisse überhaupt nicht berücksichtigt: nämlich den Griff der Staaten in die Banktresore. Dabei rinnt den österreichischen Regierungsmitgliedern schon der Speichel beim Mund heraus, so gierig sind sie auf das Bankengeld.

Wenn dann noch das Basel-III-Abkommen dazukommt, das höhere Eigenkapitalrücklagen verlangt, dann bleibt fast keine Bank ohne zusätzlichen Kapitalzuschuss lebensfähig. Wie nun auch die österreichische Nationalbank zugegeben hat. Was die staatliche Gier aber besonders verwerflich macht.

Die österreichischen Banken können sich jedenfalls freuen, zum Unterschied von etlichen spanischen, griechischen und deutschen Instituten ordentlich durch den Test gekommen zu sein. Gegen die genannten Gefahren sind aber auch sie hilflos.

Da ist es dann besonders widerlich, wenn man gerade einen Aufsatz von Josef Cap lesen kann, der sich wörtlich zu schreiben traut: "In die Pflicht genommen (Anmerkung a.u.: also geschröpft) müssen in erster Linie all jene werden, die die Mitverursacher der Krise waren und bis heute keinen oder nur einen geringen Beitrag leisten, wie etwa Spekulanten, Banken und Stiftungen."

Der Herr Cap ist aber zu keinem einzigen Argument imstande, wodurch etwa die jetzt untersuchten österreichischen Banken oder welche Stiftungen die jüngste Krise verursacht haben. Da gab es einige Ursachen in den USA und die allergrößte Ursache bei den Schuldenmachern in den Regierungen und deren Klubobleuten. Auch in der österreichischen. Da hilft es nichts, wenn die Caps jetzt ganz laut "Haltet den Dieb!" rufen und mit spitzen Fingern auf die Banken zeigen. Statt auf sich selbst. Und damit die Bankwelt endgültig ruinieren.

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Fußnote 129: Die lange Leitung der ÖVP drucken

Josef Pröll hat der Gesamtschule ein klare Absage erteilt. Gut, aber sehr spät.

Kein Zweifel, dass die klare Festlegung des ÖVP-Obmanns auf ein Nein zur Gesamtschule und ein (freilich noch nicht präzisiertes) Ja zur Lösung der vielen tatsächlichen Schulprobleme lobenswert ist. Dennoch bleibt die Frage: warum hat er dafür so lange gebraucht? Hat er wirklich erst des klaren Votums aus Hamburg gebraucht, damit auch Josef Pröll erkennt, was bürgerliche Wähler wollen? Warum nur ist die ÖVP in allen gesellschaftspolitischen Fragen in den letzten Jahren so wenig trittfest (siehe auch ihr selbstbeschädigendes Ja zur Schwulenehe)? Warum können Möchtgern-Zeitgeister aus der Steiermark und ein Möchtegern-Sozialdemokrat aus der Wirtschaftskammer beim Schulthema monatelang den Ton angaben, warum kann ein hochrangiger schwarzer Schulfunktionär verkünden, dass die Gesamtschule logischerweise auch ein Aus für die Privatschulen bedeutet, ohne dass die ÖVP da am nächsten Tag energisch Klartext spricht? Es ist ja verständlich, dass ein Finanzminister/Vizekanzler/Parteiobmann wenig Zeit hat, und der zwischen allen möglichen Gesetzesentwürfen, der Wirtschafts- und Medienpolitik herumschwimmende Klubobmann auch nicht. Aber wenigstens ein Generalsekretär sollte neben Wadlbeißereien schon die Zeit finden, endlich herauszufinden, was bürgerliche, konservative und christlich orientierte Wähler wollen.

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SN-Kontroverse: Klimawandel drucken

 

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Wird der Klimawandel dramatisiert und so falscher Handlungszwang erzeugt?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Es kann nicht genug getan werden

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Manche Dinge zu leugnen. ist Unsinn. Das war seinerzeit bei den Gefahren, die von Atomkraftwerke ausgehen, der Fall, an die viele nicht glauben wollten. Erst nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl haben sie umgedacht.

Ebenso verhält es sich heutzutage mit dem Klimawandel. Er bedeutet, dass die durchschnittlichen Temperaturen auf der Erde in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen werden. Die Erwärmung wird durch den Treibhauseffekt verursacht, der -  ähnlich einem Treibhaus - die Hitze der Sonne festhält. An sich wäre das ein natürlicher Prozess, von der enormen Menge an Treibhausgasen abgesehen, die aufgrund menschlicher Aktivitäten zustande kommen.

Die Folgen betreffen uns alle und sind spürbar: extremere Temperaturen und Dürren, stärkere und häufigere Stürme sowie - daraus resultierend - ein steigender Meeresspiegel, abschmelzende Gletscher und Polkappen. Hierzulande sind viele der  Meinung, dass Österreich vom Klimawandel nicht oder nicht so stark betroffen ist. Sie irren fundamental. Gerade im Alpenraum sind die Folgen gewaltig. Durch die erhöhten Temperaturen (eineinhalb Grad höher als im langjährigen Durchschnitt) wird z.B. Skifahren in den nächsten Jahrzehnten zur Ausnahme werden. Gletscher werden noch in diesem Jahrhundert weitgehend verschwinden, die Landwirtschaft im Osten wird unter Trockenheit leiden, Extremwetterereignisse wie Hitzewellen oder Überschwemmungen dürften zunehmen, und es werden vermehrt Flüchtlinge zu uns kommen.  

Anders gesagt: Der Klimawandel wird nicht dramatisiert, sondern er ist  Faktum. Alle erdenklichen Maßnahmen dagegen müssen ergriffen und notfalls entwickelt werden. Und die Frage nach einem „falschen" Handlungszwang ist ebenso müßig wie jene, ob in Kernreaktoren Kühlsysteme eingebaut werden sollen. 

 


Erwärmung wäre ein Segen

Andreas Unterberger

Nach langer Kälte und Nässe ist es heiß. Prompt taucht wieder das Gespenst Klimawandel auf. Dass gleichzeitig Südamerika den kältesten Winter seit Menschengedenken erlebt, wird von den Gespenster-Erfindern hingegen ignoriert.

Tatsache ist, dass in den letzten zehn Jahren wider alle UNO-Prognosen die weltweiten Temperaturen im Schnitt gesunken sind. Tatsache ist, dass die Erde schon viel wärmer und viel kälter war. Was weder Menschen noch CO2 verursacht haben. Tatsache ist, dass die Meeresspiegel in den letzten 10.000 Jahren (erdgeschichtlich ein Augenzwinkern) um über 100 Meter gestiegen sind, im letzten Jahrhundert aber nicht.

Tatsache ist, dass die Theorie der globalen Erwärmung nur auf Computermodelle, nicht auf Experimente gestützt ist. Tatsache ist, dass an der Panikmache sehr viele extrem gut verdienen: Windrad-, Biomasse- und Solarpanel-Produzenten genauso wie Wissenschafter, die an den dick dotierten Erwärmungsstudien teilnehmen dürfen (wenn sie die erwünschte Meinung vertreten). Und die Politik hat einen Vorwand, Steuern zu erhöhen.

Tatsache ist, dass die seriöse Wissenschaft zugibt, noch keineswegs den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität, minimalen Änderungen der Erddrehung, Wolkenbildung und Klima zu begreifen.

Tatsache ist - sollte es wirklich aus welchen Gründen immer eine Erwärmung geben -, dass diese für die Ernährung der Welt sehr hilfreich wäre. In Kanada, Skandinavien und Russland gibt es die größten Landmassen der Erde. Die aber wegen des kalten Klimas nicht genutzt werden können.

Tatsache ist schließlich, dass mehr CO2 global die Fruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum erhöht. Sollten die Menschen also wirklich das Klima beeinflussen können, wäre angesichts einer Milliarde Hungernder sogar eher eine leichte Erwärmung besser. Zum Glück können sie es jedoch nicht.

 

 

 

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Die gute und leider nicht selbstverständliche Nachricht: Völker dürfen unabhängig werden. drucken

Ein überraschend klares Gutachten des Internationalen Gerichtshofs. Die Unabhängigkeit des Kosovo verletze nicht das Völkerrecht. Nur selten hört man von Völkerrechtlern so klare Worte. Was bedeutet dieses Erkenntnis nun für andere Länder?

Es klingt zwar nach einer Banalität zu sagen, dass Unabhängigkeitserklärungen nicht verboten seien. Viele proserbische Regierungen haben jedoch diesen Eindruck erweckt. Daher ist der IGH-Spruch so wichtig.

Dabei ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein Eckstein der UNO-Charta. Dieses ist aber auch von einigen österreichischen Völkerrechtlern so interpretiert worden, als ob es mit der Entkolonialisierung konsumiert und überflüssig geworden sei. Als ob dieses Selbstbestimmungsrecht auf Europa keine Anwendung fände.

Es wäre jedoch ein Rückfall in absolutistisches Gottesgnadentum, wenn Grenzänderungen und das demokratische Entstehen neuer Staaten wirklich unzulässig wären. Gläubige Menschen glauben an Gott als höchste Instanz, aber nur dumme Strukturkonservative an die staatliche Souveränität als höchstes Rechtsgut auf Erden.

Auch die zeithistorische Bilanz zeigt, dass die Entstehung neuer Staaten in Europa Konflikte reduziert hat. Dass dadurch ganzen Völkern ihre Würde zurückgegeben wurde. Dass dadurch lange Kriege beendet wurden.

Tschechen und Slowaken leben nach einer schwierigen Trennung heute friedlich und in enger Freundschaft miteinander. Die baltischen Völker sind zu Musterschülern der neugewonnen Souveränität geworden; und auch die Russen erkennen, dass das gewaltsame Unterdrücken der Balten viel mehr Mühe gemacht hat, als es die eigene Größe vergrößert hätte. Die Österreicher haben das schon nach 1918 gelernt. Und der Nordirland-Konflikt hat seine Explosivität und seinen Blutzoll verloren, als London zugestanden hatte, dass einer Sezession von Ulster nichts im Wege stehe, wenn eine Mehrheit das wolle.

Freilich gibt es noch viele große Staaten auch in Europa, die alleine den Gedanken an Sezession weiterhin als Schwerverbrechen behandeln. Selbst das Wort "Autonomie" wird mancherort von Strafrichtern verfolgt.

Um nur einige jener Beispiele zu nennen, wo Selbstbestimmung und Unabhängigkeit Konflikte lösen und die Welt friedlicher machen würden:

Das gilt etwa für die 15 Millionen Kurden, die vor allem in der Türkei leben (aber auch im Irak, im Iran und Syrien), wo wegen der Unterdrückung der kurdischen Autonomiewünsche seit Jahrzehnten ein blutiger Bürgerkrieg tobt.

Das gilt für die Tibetaner, deren Kultur und Identität von den Chinesen brutal unterdrückt wird.

Das gilt für die Basken - und eventuell auch Katalanen - in Spanien, die nur mit massiver Repression von der Selbständigkeit abgehalten werden.

Das gilt für Chinas Uiguren genauso wie die Tschetschenen in Russland oder die Ungarn in der Südslowakei. Und auch Italien würde nur an Sympathien gewinnen, könnten eines Tages die Südtiroler frei entscheiden, ob sie noch bei Italien bleiben oder einen anderen Weg gehen wollen.

Wie aber wird ein eigentlich ganz selbstverständliches Menschenrecht Teil der internationalen Friedensordnung? Es kann ja nicht sein, dass es wie im Kosovo immer zuerst einen richtigen Krieg geben muss.

Da hätten das internationale Völkerrecht und die UNO einmal wirklich die Chance, für den Frieden etwas Wichtiges zu tun: Indem sie einen friedlichen, rechtlich sauberen Mechanismus entwerfen, wie ein Volk, eine Region die Unabhängigkeit erlangt; oder den Anschluss an einen dritten Staat.

Da müsste es nicht nur Referenden geben, sondern auch die Notwendigkeit qualifizierter Quoren. Da bräuchte es international überwachte Abstimmungen. Da bräuchte es wahrscheinlich sogar zwei Abstimmungen in bestimmten Abständen, damit nicht momentane Missstimmung einen folgenreichen und teuren Schritt auslöst.

Denn teuer ist die Unabhängigkeit kleiner Einheiten allemal: Sie müssen eine eigene Verwaltung, Gesetzgebung und Justiz aufbauen. Sie brauchen eigene Botschaften ebenso wie eine eigene Polizei und wohl auch ein Heer. Das kostet - und ist daher eine natürliche Bremse gegen leichtfertige Unabhängigkeitserklärungen.

Deren Möglichkeit würde aber auch die Staaten disziplinieren: Wenn eine Minderheit das Recht auf Sezession hat, dann wird jene Zentralregierung um diese Minderheit werben, wird sie möglich gut behandeln. Was ja auch schon ein Riesenerfolg wäre.

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Die Linke und die Justiz: Wasser und Feuer drucken

Marxisten und Sozialisten haben sich mit der unabhängigen Justiz immer schon schwer getan. Wie schwer, zeigt das jüngste Beispiel aus Deutschland.

Bodo Ramelow ist Fraktionschef der "Linkspartei" im Thüringer Landtag. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat soeben seine Klage gegen die Beobachtung durch den Bundesverfassungsschutz zurückgewiesen. Es gebe Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen der Linkspartei, urteilten die Richter. Es sei daher rechtmäßig und angemessen, dass auch er als Spitzenrepräsentant dieser Partei offen beobachtet werde.

Wütend kündigte Ramelow daraufhin Verfassungsklage gegen das Urteil an. Sollte er auch dort scheitern, wolle er nach Straßburg gehen.

Das ist sein gutes Recht. Weder recht noch gut ist allerdings die Gerichtsschelte und die überzogene Kritik an einem rechtsstaatlich einwandfrei zustandegekommenen höchstrichterlichen Urteil.

In alter marxistischer Manier reagiert Dietmar Bartsch von der Linken. Ein Mann, der mit 21 Jahren bereits der SED beigetreten war, für die ja die Justiz nur eine Handlangerin der herrschenden Klasse ist. Er habe sich nicht vorstellen können, dass ein Gericht zulasse, den "Geheimdienst zum willfährigen Arm parteipolitischer Interessen" zu machen.

Dabei hat der Verfassungsschutz lediglich Material gesammelt, das für jeden zugänglich ist: Artikel in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet sowie Pressemitteilungen. Fürchtet sich die Linke so vor ihren eigenen Aussagen?

Wie ein Rohrspatz schimpfte der Kläger selbst: Ramelow nannte "die Art der Beurteilung eine krasse Fehleinschätzung" und sprach vom "Kalten Krieg in den Köpfen dieser Herren". "Ich kann und werde dieses Urteil nicht akzeptieren", sagte Ramelow. Dem Höchstgericht unterstellt er sogar Verfassungsbruch: "Diese politische Entscheidung über mich als Fraktionsvorsitzenden der größten Oppositionspartei im Thüringer Landtag, einem gesetzgebenden Organ, setzt die Verfassung außer Kraft." Das Urteil habe "dem Schnüffelstaat Tür und Tor geöffnet", sagte Ramelow.

Was Herr Ramelow geflissentlich verschweigt: Hier hat ein unabhängiges rechtsstaatliches Verfahren stattgefunden, während die DDR, in der Teile seiner Partei tonangebend waren, als Ganzes ein Schnüffelstaat war, dem der Bürger wehrlos ausgesetzt war.

Es wäre besser, die Linke würde sich die Augenbinde der Justitia vors eigene Maul binden.

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Das Ende der Politikerklasse drucken

Die neueste Umfrage des Imas-Instituts bestätigt das, was das Tagebuch - und viele Kommentatoren des Tagebuchs - in den letzten Tagen sehr deutlich diskutiert haben: Die Österreicher sind reif für ein großes Stück direkter Demokratie. Und die Umfrage zeigt das deutlicher, als man bisher annehmen konnte.

Denn nur noch 14 Prozent halten es "grundsätzlich für besser, wenn die wichtigsten Sachfragen im Parlament, also von den Politikern entschieden werden". Das ist wohl der bisher massivste Vertrauensentzug, den die gegenwärtige Verfassungswirklichkeit und die politische Klasse bisher hinnehmen mussten.

Unter diesen 14 Prozent wird sich überdies zweifellos der Großteil unserer Politiker und der von ihnen abhängigen Apparate befinden. Das sind aber genau jene, die darüber entscheiden, ob es in Österreich direkte Demokratie überhaupt geben darf. Sie sind es freilich nur so lange, als sich die Bürger das gefallen lassen, dass sie von entscheidungsunfähigen und opportunistischen Menschen regiert werden.

Für mehr direkte Demokratie (in der Frageformulierung: "wenn Bürger durch Volksabstimmungen möglichst selbst mitentscheiden") sind hingegen 73 Prozent: 38 Prozent tun dies voll und 35 Prozent zumindest mit der Formulierung "Kommt drauf an".

Und worauf es ankommt, wurde dann mit einer langen Liste von Themen abgefragt. Dabei steht ein Thema ganz an der Spitze: "Bei Entscheidung über Zuwanderung". Hier wollen 52 Prozent aller Österreicher mitbestimmen. Auch bei jenen, die eigentlich dem Parlament die Entscheidungen vorbehalten wollen, ist in dieser Frage fast jeder dritte für ein solches Referendum. Nun, wer nicht die veröffentliche Meinung politisch korrekter Journalisten, sondern auch die öffentliche Meinung der Staatsbürger kennt, der wird das wohl schon lange geahnt haben.

Rot, Grün und Teile von Schwarz ignorieren dieses Thema jedoch. Und wundern sich, dass die Freiheitlichen, die dieses Thema weitgehend als einzige aufgreifen, seit Jahr und Tag erfolgreich sind - trotz der vielen peinlichen Hoppalas und handwerklichen Schnitzer, die ihnen passieren (besonders in letzter Zeit), und trotz der heftigen Denunziation durch die  anderen Parteien und Medien.

An zweiter Stelle der erwünschten Volksabstimmungsthemen liegt mit 46 Prozent der "Bau von Kraftwerken" und an dritter mit 42 Prozent das Pensionsthema und die EU-Rechte. Ist es ein Zufall, dass dieser Prozentsatz für ein EU-Referendum ziemlich genau mit jenem Anteil identisch ist, den die Kronenzeitung am Lesermarkt hat.

Deutlich dahinter folgte eine lange Liste an sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und Schulthemen, bei denen die Menschen mitsprechen wollen.

 

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Hat der Krieg schon begonnen? drucken

Das Tagebuch muss sich entschuldigen: Es ist einer Ente aufgesessen: Die ARD hat den in der Folge angesprochenen Beitrag sehr wohl gesendet, wenn auch in der vergangenen Nacht zum ungewöhnlichen Zeitpunkt von 0,15 Uhr. Daher ist mir im Fernsehprogramm der Beitrag beim Gegencheck der falschen Information eines deutschen Informationsdienstes nicht aufgefallen. Sorry. Trotzdem lasse ich den Beitrag in der Folge komplett unverändert. Erstens aus Fairness, weil man auch zu seinen Fehler stehen sollte (auch wenn mir das natürlich hämische Kommentare einbringt); und zweitens, weil alles andere sehr wohl stimmt. Und bedenklich bleibt.

Die Diktatur der Politischen Korrektheit ist nicht auf Österreich beschränkt. Diese gibt es genauso im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Da hat die ARD einen spannenden Beitrag angekündigt über die Zustände in von Ausländern beherrschten deutschen Schulen - sie setzt ihn aber im letzten Augenblick ab.

Denn der Beitrag hätte sich nach der ARD-eigenen Ankündigung sehr kritisch mit den Zuständen in von Ausländern kontrollierten Schulen in Berlin befasst. Daher wurde er kommentarlos abgedreht. Fast so, als ob es der ORF wäre - wo freilich nicht einmal die offizielle Ankündigung die Zensurinstanzen überstanden hätte.

Der Wortlaut dieser Anküdigung eines nie gesendeten Programms:

"Manchmal werden sie verhöhnt, manchmal sogar geschlagen. Mit ihnen wird in der Klasse kaum geredet, sie ziehen sich zurück, sagen kaum noch ihre Meinung – kurz, sie sind nicht integriert in der Schule. Die Rede ist nicht von Migranten-Kindern an einer deutschen Schule, sondern von deutschen Schülern an einer Hauptschule in Essen.

“Sie werden nicht jeden Tag mit dem Messer bedroht, … aber die Kinder mit Migrationshintergrund haben hier eindeutig das Sagen”, so die Direktorin der Schule. “Red nicht mit der, das ist bloß eine deutsche Schlampe”, so hören es auch die Lehrerinnen. “Wenn Ramadan ist, ist Ausnahmezustand. Beim letzten Mal ging es soweit, dass sie uns ins Essen gespuckt haben”, berichtet die Hauswirtschaftslehrerin. “Man sagt immer, dass die Ausländer diskriminiert werden, aber hier läuft es andersrum.” Ein libanesischer Arabisch-Lehrer schildert, dass die deutsche Lebensart von seinen Schülerinnen und Schülern ganz offen abgelehnt würde, diese Einstellung sei fast schick.

Die deutschen Kinder reagieren mit Aggression oder Überanpassung. Auf dem Schulhof verdrücken sie sich in die Ecken. Sebastian, ein stämmiger 16-Jähriger, fühlt sich gemobbt von den muslimischen Mitschülern, ist häufig in Prügeleien verwickelt. Julia aber ist mit dem streng gläubigen Saleh aus Palästina befreundet. Die Schülerin bezeichnet sich inzwischen selbst als Muslima, d.h. für sie: keine Partys, kein Alkohol, kein Sex.

Die Lehrer versuchen, auf die Situation mit Klarheit und dem Bestehen auf deutschen Regeln und Gesetzen zu reagieren, aber auch mit muttersprachlichem Unterricht und Verständnis für die Libanesen.

Die Autorinnen Güner Balci und Nicola Graef zeigen das Verstehen und Nichtverstehen in einer Schulklasse, die inzwischen nicht nur für das Ruhrgebiet typisch geworden ist."

Klar, dass so etwas nicht gesendet werden darf. So wie etwa immer mehr Medien bei Gewalttätern mit migrantischen Wurzeln nicht einmal mehr die Vornamen nennen.

Diese Groteske ereignet sich einen Tag, nachdem ein Kommentator des Tagebuchs hier eine aufrüttelnde amerikanische Studie vorgestellt hat, welche die Vertreibung aller Moslems aus westlichen Ländern nicht verlangt, sondern schon als sicher prophezeit. Und zwar für recht bald. Ich glaube zwar nicht, dass diese Prophezeiung Realität wird. Ich sehe viel eher die Europäer angesichts des demographischen Selbstmords verschwinden.

Jedenfalls passt das alles ganz heftig zu einer - wörtlich! - "Kriegs"-Erklärung des französischen Staastspräsidenten gegen Jugendbanden, die wieder einmal französische Städte terrorisieren. Diesmal sind vor allem Rennes und Grenoble getroffen. Sarkozy macht das mit überdeutlichen Formulierungen, die hierzulande  die Grünen nach lebenslangen Haftstrafen für Sarkozy wegen Verhetzung rufen hätten lassen. Dem hätten die meisten Journalisten lauthals zugestimmt - stehen diese doch laut dem soeben veröffentlichten neuen Journalisten-Report in Österreich zu 63 Prozent links der Mitte (wobei das keineswegs heißt, der Rest stünde rechts davon). Denn laut Sarkozy verdeutlichen die Unruhen "die Probleme, die das Verhalten von manchen fahrenden Gesellen und Roma verursacht". Was bei uns natürlich sofort Debatten über diese Äußerungen und nicht mehr über die Probleme selbst ausgelöst hätte.

 

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Die Regierung tut nichts - Gott sei dank oder doch: Leider? drucken

Auch im Hochsommer tagt unsere brave Regierung. Und beschließt - nichts. Was ihr heftige Oppositionsohrfeigen einbringt. Zu Recht?

Wohl nicht so ganz. Denn erstens ist es im Zweifel immer gut, wenn eine Regierung nichts beschließt. Zweitens sind dadurch zwei eher problematische Beschlüsse - leider nur vorerst - hängengeblieben: Bei einem dieser Beschlüsse sollte es um die Parteiakademien gehen, beim anderen um eine Kapitalerhöhung für die Verbundgesellschaft.

Beim Verbund wäre es viel logischer, wenn die Republik private Anleger zum Zuge kommen ließe, als dass weitere 500 Millionen Euro Schulden aufgenommen werden, um das Kapital der Stromgesellschaft zu erhöhen. Dieser Plan der ÖVP bleibt problematisch, auch wenn das Blockade-Motiv der SPÖ ein wirklicher Skandal ist: Denn die SPÖ will offenbar nur zustimmen, wenn sie für ihre Bundesbahn auch gleichzeitig Geld bekommt. Was jedenfalls das allerschlechteste Geschäft für die Steuerzahler wäre.

Bei den Parteiakademien geht es wieder einmal um die "Verhetzung", die Universalwaffe der Diktatur der Political Correctness: Wenn auf einer Parteiakademie Verhetzung stattfindet, soll ihr das Geld gestrichen werden. Das ist ein weiterer Anschlag auf die Meinungsfreiheit in diesem Land. Die Regierungsparteien suchen damit nach einem weiteren Instrument, wie sie die größte Oppositionspartei, die FPÖ, knebeln können. Und sei es, indem man ihr das Geld streicht, weil dort jemand widerliche inhaltliche Aussagen macht.

Freilich vergessen die beiden Regierungsparteien, dass auch jede von ihnen eines Tages auf der Oppositionsbank landen kann. Da werden dann halt der ÖVP als Demokratiefeind Gelder gestrichen, weil ihre Akademie Dollfuss als erstes Opfer der Nazis rühmt; oder der SPÖ wegen Wiederbetätigung, weil sie Karl Renner trotz seines Anschlussjubels oder Julius Tandler trotz seiner Euthanasiebefürwortung lobpreist.

Wer einmal mit der Bestrafung von Meinungsdelikten anfängt, der sollte nie vergessen, dass er selbst sehr leicht zum Opfer werden kann.

Dass also diese beiden Beschlüsse vorerst auf der Strecke geblieben sind, ist alles andere als bedauerlich. Sehr wohl bedauerlich ist, was die Regierung sonst nicht beschlossen hat: nämlich eine Liste mit Einsparungen. Aber Einsparungen haben ja offenbar viel mehr Zeit als die Knebelung der Opposition.

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Böse Ungarn, gute Österreicher drucken

Die internationalen Organisationen gehen recht unsanft mit Ungarn um: Die Reformen in dem Land seien ungenügend, die Regierung müsse noch viel tiefer schneiden. Sonst gibt es kein Geld mehr. Ja, ja die Ungarn. Da stehen wir Österreicher doch viel besser da.

Tun wir das wirklich? Oder haben wir nur das Glück, dass aus einem rational nicht mehr ganz erklärlichen Grund halt noch jemand bereit ist, der Republik Österreich und ihren Bundesländern Geld zu borgen? Oder hängt das einfach damit zusammen, dass die oft dummen Märkte glauben, ein Land mit eigener Währung sei gefährdeter als ein Land mit dem Euro - denn im Euro-Raum kann in der Stunde der Not ein Lahmer den anderen tragen, während Blinde angeleitet von Taubstummen ihnen den Weg weisen. Nichts anderes ist es ja, wenn Portugal und die Slowakei Griechenland "retten" sollen.

Aber schauen wir uns die entscheidenden Daten an: Da steht Ungarn keineswegs signifikant schlechter da als Österreich. Die Staatsschulden der Ungarn dürften am Ende des heurigen Jahres bei 79 Prozent des ungarischen BIP liegen; die Schulden der Österreicher über 70 Prozent. Kein wirklich beruhigender Unterschied.

Und beim Jahresdefizit stehen die Ungarn überhaupt besser da: Sie dürften im heurigen Jahr nach Schützung der EU-Kommission 4,1 Prozent Defizit machen, während die Österreicher mit 4,7 Prozent ins Ziel gehen dürften.

Aber vielleicht wissen die internationalen Rating-Agenturen, EU-Institutionen und Währungsfonds über Österreich etwas, was wir alle nicht wissen. Etwa dass Werner Faymann nach den Wiener Wahlen - deretwegen Schwarz und Rot ein dreiviertel Jahr das Regieren eingestellt haben - einer kräftigen Erhöhung des Pensionsantrittsalters, Selbstbehalten bei der Krankenversicherung, einer Privatisierung von ORF und ÖBB sowie dem Ende der Zeitungsbestechung auf Steuerkosten zugestimmt hat. Und Josef Pröll einem scharfen Abbau des Föderalismus, der Wirtschafts- und Umweltsubventionen.

Ja, wenn man so gute Geheimdienste hat, die all das wissen, dann kann man Österreich unbesorgt Geld geben und Ungarn die Kredite sperren. Und was ist, wenn nicht?

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Die Logik des EU-Parlaments drucken

Das Europaparlament wird immer eigenartiger. Jetzt will es die von den Regierungen endlich vereinbarte Finanzaufsicht ablehnen. Mit mehr als seltsamen Argumenten.

Erstens geht den regulierungswütigen Abgeordneten die Aufsicht nicht weit genug – ein seltsamer Grund, um das Projekt überhaupt zu torpedieren. Hat man lieber gar nichts, bevor man nicht alles bekommt?

Und zweitens wollen sie, dass die Aufsicht das Recht bekommen soll, die Staaten zu zwingen, mit viel Steuergeld neuerlich Banken zu „retten“. Während immer mehr Menschen erkennen, dass die Rettungsmanie im vergangenen Jahr langfristig schlimmes Unheil angerichtet hat, während die EU-Kommission Österreich (zu Recht) vorwirft, dass die Rettung der Hypo Alpen Adria ein Fehler war – in diesem Zeitpunkt rufen die populistischen EU-Abgeordneten nach einer verpflichtenden Bankenrettung für die Zukunft. Was bisher oft nur aus Blöd- oder Feigheit geschehen ist, soll also künftig zur Pflicht werden.

Solche Volksvertreter haben wir wirklich gebraucht, die unsere Steuergelder und die unserer Enkeln verjubeln, nur weil sie zu feig sind, Banken, die sich verspekuliert haben, in den verdienten Konkurs zu schicken (und höchstens über Maßnahmen gegen den befürchteten Dominoeffekt nachzudenken).

 

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Ein Triumph nicht nur für die Hamburger drucken

Es ist ein gewaltiger Triumph. Mit einer satten Mehrheit – 276.000 gegen 218.000 Stimmen – haben die Hamburger die von praktisch allen Parteien gewünschte Einführung einer Pflicht-Gesamtschule bis zum 12. Lebensjahr abgelehnt. Und damit auch die vom schwarz-grünen Senat geplante Zerstörung des achtjährigen Gymnasiums.

Es ist ein Triumph der direkten Demokratie. Es ist ein Triumph der Freiheitsliebe gegen staatlichen Zwang. Es ist ein Triumph für die sich zunehmend selbst um ihre eigenen Anliegen kümmernden Bürger über eine politische Klasse, die jeden Kontakt zu den Menschen verloren hat. Es ist ein Triumph für den Kampf um eine – zumindest halbwegs – hochwertige Ausbildung der Menschen, die als künftige Leistungsträger die Steuern und das Wirtschaftswachstum zur Finanzierung des explodierenden Wohlfahrtsstaates auf ihren Schultern haben werden. Es ist ein Triumph der Leistungsorientierung über die realitätsfremden Egalitätsschwärmer. Es ist ein Triumph für alle jene, die dafür kämpfen, dass wenigstens Maturanten/Abiturienten halbwegs rechtschreiben, Fremdsprachen und rechnen können sowie einige Elemente einer Allgemeinbildung haben sollen.

Es ist zugleich eine schwere Niederlage für die sogenannten pädagogischen Reformer, die seit Jahr und Tag an den Schulen herumdoktern, und diese dabei immer weiter verschlechtert haben. Es ist eine Niederlage für den linken Zeitgeist und die vielen in seinem Sog schwimmenden Politiker und Journalisten. Von denen es in Österreich noch mehr gibt als in Deutschland.

Die werden den Deutschen wie den Österreichern sicher in den nächsten Tagen (so wie nach dem Schweizer Minarett-Referendum) wieder einreden, dass die Bürger geirrt haben, dass man künftig halt noch besser aufklären (= indoktrinieren) müsse. Sie werden es intensiv versuchen – so wie sie es gerade mit der unglaublichen Aids-Berichterstattung mancher Blätter in einer anderen Frage des linken Zeitgeistes versucht haben. Und werden sich nachher wieder wundern, warum ihnen die blöden Leser, Seher, Hörer und Wähler im Eilschritt davonlaufen.

Dieser Hamburger Paukenschlag soll und muss auch in Österreich allen die Ohren dröhnen lassen. Denn bei uns soll nicht nur wie bis Sonntag in Hamburg geplant gewesen eine sechsjährige, sondern gleich eine achtjährige Gesamtschule eingeführt werden. Wenn es nach dem Willen von Rot, Grün und einigen von allen guten Geistern verlassenen und jeder politischen Führung baren Schwarzen geht. Bei diesen sind es etwa die Steirer und deren Frau Karl, der in der falschen Partei befindliche Herr Leitl sowie vielen Anzeichen nach die katastrophale Frau Marek zu Wien, die alle so wie die Hamburger CDU gegen die eigenen Wähler zu agieren versuchen.

Marek wird jedenfalls ÖVP-intern als heftige Gesamtschulanhängerin gehandelt. Von ihr findet sich zumindest kein einziges Wort gegen die Gesamtschule. Bis auf ein paar halblustige Sprüche aus dem Setzkasten einer Werbeagentur, über die Baukosten einer Feuerwache und die Hausmeister hat die Gute ja bisher noch überhaupt nichts Wesentliches von sich gegeben (außer dass sie halt so viel gerne mitregieren würde).

Mit dem – verbindlichen! – Hamburger Referendum ist auch eine der infamsten Strategien von Claudia Schmied & Co in sich zusammengebrochen. Sie taten nämlich so, als ob der Widerstand gegen die Gesamtschule lediglich von der Lehrer-Gewerkschaft ausginge, die nur egoistisch um Gehalt oder Arbeitsbedingungen kämpft.

Nein, liebe Gleichmacher in allen Lagern: Es sind die Bürger, die Eltern, der um seine Kinder bangende Mittelstand und die um die Ausbildung ihrer künftigen Mitarbeiter bangenden Arbeitgeber. Zumindest jene, die nicht so wie die Spitzen unsere Industriellen verlogenerweise für die Gesamtschule eintreten, während sie die eigenen Kinder reihenweise in teure Privatschulen schickten. Und es sind alle jene, die wissen, was in der Schule vor sich geht.

Hamburg sollte aber auch ein aufrüttelndes Signal für all diese Gruppen in Österreich sein. Der Kampf gegen die Gesamtschule darf nicht mehr einer der Lehrergewerkschaft sein. Er muss primär zu einem der Bürger, Eltern und Schüler werden, die sich bisher in typisch österreichischer Untertanenmentalität auf die ÖVP verlassen haben, dass sie diesen sozialistischen Unsinn schon verhindern wird. Aber auf die ÖVP ist leider kein Verlass mehr. Und eine Gewerkschaft kann gar nicht glaubwürdig sein.

Es ist Zeit für eine Bildungs-Bürgerinitiative „SOS Schule“ oder „SOS Bildung“. 

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Schweizer müsste man sein drucken

Alle Nachbarregionen wollen laut einer Weltwoche-Umfrage der Schweiz beitreten. Das hat etliche Medien massiv erregt. Es gibt aber keinen Grund für die Aufregung.

Denn die Sehnsucht nach der Schweiz ist mehr als verständlich. Und zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen man wegen solcher Gedanken als Hochverräter vor Gericht gekommen ist (auch wenn das manche angeblich „fortschrittlichen“ Menschen wieder gerne so hätten).

Wichtigstes Motiv der Schweiz-Sehnsucht ist die vernünftige Finanzpolitik der Eidgenossen, die von Sparsamkeit, niedrigen Steuern und gesundem Menschenverstand geprägt wird. Die sogar in Krisenzeiten ohne Defizite auskommt. Gleich dahinter kommt die direkte Demokratie, die von den österreichischen oder deutschen Politikern so verabscheut wird.

Dabei ist gerade die direkte Demokratie die Hauptursache für die finanzpolitische Vernunft in der Schweiz. Sie ist der Beweis, dass die Summe der Bürger viel vernünftiger ist als die Summe der repräsentativ gewählten Politiker, die ständig populistisch-opportunistisch statt populär-mutig agieren. Sie wäre daher auch ein gutes Mittel, um die Österreicher, Deutschen, Italiener ihre Schweiz-Träume vergessen zu lassen.

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Der ORF-Horizont: Life Ball und Arigona drucken

Kommt der ORF überhaupt noch irgendwo und irgendwann seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nach?

Seit Tagen hat der ehemalige Qualitätssender im Grund nur noch zwei Themen: den jeweiligen Aufenthaltsort der Kosovarin Arigona Zogaj und den Schwulen-Propaganda-Ball im Wiener Rathaus. Der übrigens auch dadurch kein öffentlich-rechtlich relevantes Ereignis wird, dass ein kleiner Teil seiner (für viele, nur nicht die Wiener Steuerzahler) gewinnträchtigen Umsätze der Bekämpfung von Aids gewidmet wird.

Sonst müsste der ORF auch genauso intensiv, also mit mehr als 100 Mann, über die Rotary-Klubs berichten, denen immerhin (mit deutlich höherem Spendenvolumen!) die de-facto-Ausrottung der Kinderlähmung geglückt ist. Oder über die noch immer viel gefährlichere Malaria (die des problematischen DDT-Verbots wegen alljährlich vier Millionen Menschenleben fordert – aber dies ja nur in der Dritten Welt und nicht auch in der betuchten Schwulen- und Drogenszene des Westens).

Freilich: Von den Zwangsgebühren abgesehen ist es eh egal, was der ORF tut, findet man doch allabendlich in den Gastgärten weit mehr Menschen als beim Begaffen nackter Lifeballleiber. Immerhin hat inzwischen auch Josef Pröll begriffen, dass er dort absolut nichts verloren hat. Auch wenn ihm ein Fernsehauftritt entgeht.

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Die Kunst des Künstlerhauses drucken

Seit vielen Jahren ist das Künstlerhaus eingerüstet. Damit ist der Karlsplatz, einer der wichtigsten Plätze Wiens, seit Jahren verunstaltet. Der Grund ist ein ziemlich überraschender.

Viele trösten sich: Das Gerüst sei doch etwas Vorübergehendes. Sie kämen aber bei der Erkenntnis ins Staunen, dass hinter den Gerüst-Planen seit Jahren fast nie Bauarbeiten stattfinden. Eingeweihte wissen, dass dem Künstlerhaus längst das Geld ausgegangen ist. Und dass es sich durch die recht teure Vermietung der großdimensionierten Werbeflächen auf den Gerüsten vor dem Künstlerhaus das nötige Geld zusammensparen will. Damit lassen sich alljährlich Hunderttausende Euro verdienen.

Das ist zweifellos eine originelle Methode. Gegen diese hätte aber längst eine funktionierende Stadtverwaltung einschreiten müssen. Denn wenn das Schule macht, sind Wiens Straßen bald von fußballfeldgroßen Gerüstplakaten eingezäunt.

Trotzdem ist der Plakat-Schmäh noch immer harmloser als die Neubauten beziehungsweise Dachaufbauten an der Friedrichstraßen-Seite des Platzes neben der Sezession. Dort hat ein kulturloses Rathaus erlaubt, dass zwischen Ringstraßenarchitektur und Jugendstilviertel modernistische Hässlichkeit hingebaut werden darf. Teils protzig, teils hässlich.

Zurück zum Künstlerhaus: Offenbar ist das Warten auf das Plakatgeschäft aber nicht einträglich genug. Sonst hätte sich ein Herr Beppo Mauhart (ganz zufällig von derselben Parteifarbe wie das monokolore Rathaus) namens einer „Wirtschaftsinitiative neues Künstlerhaus“ nicht mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit gewagt, die einen nur noch sprachlos machen. Er will den Platz zwischen Künstlerhaus und Musikverein durch einen Neubau okkupieren; und auf der anderen Seite des Künstlerhauses gleich noch einen Neubau hinstellen.

Dass Mauhart vorgibt, diese Neubauten mit Museumsflächen befüllen zu wollen, kann man als Schmäh abtun. Denn erstens gibt es keinen echten Bedarf an neuen Museen (und schon gar kein Geld); und zweitens sind zum angeblichen Museumsbau einmal erbaute Flächen blitzschnell in Büros oder Luxuswohnungen umgewandelt. Je nachdem, was mehr Geld bringt (im ersten Bezirk werden derzeit – im Zuge der Flucht aus dem Euro – schon 9000 Euro pro Quadratmeter bezahlt). Und bei diesem Wiener Rathaus kann man wetten, dass auch eine solche Zweckentfremdung auf keine großen Hindernisse stoßen wird.

Ich habe Helmut Zilk mehrmals seine Tätigkeit für einen kommunistischen Geheimdienst vorgehalten. Aber dennoch lassen die vielen mörderischen Attacken auf die Schönheit des historischen Wiens heftige Nostalgie nach Zilk entstehen. Denn er hätte als Bürgermeister mit Garantie aufgebrüllt, wenn jemand in seiner Zeit eine solche Attacke auf die Wiener Ringstraßenarchitektur auch nur vorgeschlagen hätte. Aber bei uns, im Häupl-Wien, ist alles möglich (überdies werden unter Häupl kommunistischen Massenmördern sogar Denkmäler errichtet, was also dem jetzigen Regime auch auf diesem Feld keinerlei Pluspunkte gegenüber Zilk einbringt).

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Die ungehorsame Justiz drucken

Richter und Staatsanwälte gehorchen weder den Medien noch den Grünen. Wenn das kein Skandal ist?

Da geben Medien und Parteien dem Gericht schon alles vor und dann siegt trotzdem Karl-Heinz Grasser in einem Ehrenbeleidigungsprozess. Da wird den Staatsanwälten täglich von engagierten Rechtsanwälten via Zeitungen erklärt, welche Hausdurchsuchungen, Kontenöffnungen und Verhaftungen die Strafverfolger vorzunehmen haben – und dann tun die etwas anders. Da wird fast wöchentlich groß von Strafanzeigen eines Herrn Pilz berichtet – und dann entsteht nie ein Strafprozess daraus.

Was kann man daraus lernen? Erstens, es ist gut, dass die Judikatur noch immer in Händen unabhängiger Richter und nicht von Medien oder gar Politikern liegt. Zweitens, Politiker machen Strafanzeigen nur für die Galerie, was aber seltsamerweise kaum ein Journalist begreift. Und drittens begreifen auch manche Rechtsanwälte erstaunlicherweise nicht, wie sehr sie ihren Klienten schaden, wenn sie über die Öffentlichkeit Druck auf die Justiz ausüben wollen. Denn die hat in ihrem psychologischen Ehrenkodex an oberster Stelle die Verteidigung ihrer Unabhängigkeit. Zu Recht. Auch wenn es manchmal bei Richtern zu einem demonstrativen „Erst recht nicht“ führt. Aber das ist bitter notwendig.

PS: Nichts von dem hier Gesagten heißt, dass die Vorwürfe gegen Grasser nicht ordentlich aufgeklärt werden müssen. Aber Freundschaft zu einem Gauner macht aus einem Menschen noch nicht automatisch selbst einen Gauner. Vielleicht ist er nur ein schlechter Menschenkenner.

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Fußnote 127: Wie das Heer spart drucken

Jeder weiß, das Bundesheer hat viel zu viel Mann - und neuerdings auch Frauen. Der Staat viel zu wenig Geld.

Und was tut der Darabos-Verein? Er nimmt wieder 350 neue Heeresbedienstete auf, versucht aber gleichzeitig, andere Bedienstete an andere Ministerien weiterzuschieben. Absurder geht's nimmer, wenn einem hinten und vorne das Geld ausgeht. Gleichzeitig sponsert die einstige Nachwuchshoffnung der SPÖ (ganz normale) Sportsendungen im Fernsehen. Für all das ist offenbar Geld da. Vom unsinnigen Heereseinsatz im Burgenland gar nicht zu reden. Aber gleichzeitig wird die Panzertruppe auf ein Viertel reduziert.

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Die Lüge hat System drucken

Man wundert sich, warum sich die Politik wundert. Über Wählerfrust und Demokratieapathie in ganz Europa. Denn Wortbruch und Wählertäuschung haben überall Methode, ja fast kriminelle Energie. Wie einige kommentarlos zusammengestellte Beispiele - diesmal aus Deutschland - zeigen.

2010 Nordrhein–Westfalen

Hannelore Kraft, SPD: "Nordrhein–Westfalen kann man nicht mit Tolerierung regieren." (11. März 2010 im Düsseldorfer Landtag)

Am 15. Juli wird ihre Wahl nur durch die Enthaltung (=Tolerierung) der Linkspartei möglich.

2008 Hessen

Andrea Ypsilanti: "Es bleibt definitiv dabei: Mit der Linkspartei wird es keine Zusammenarbeit geben – weder so noch so."(Bild–Zeitung, 17. Jänner 2008)

"Ich werde dieses Versprechen vielleicht nicht halten können. Das ist so." (ARD Tagesthemen, 4. März 2008)

1999/2001 Berlin

"Die Spitzenkandidaten der Berliner SPD, Walter Momper, und der Grünen, Renate Künast, lehnten das Angebot der PDS umgehend ab. Für die SPD gebe es keine Duldung durch die PDS, sagte Momper." (Berliner Zeitung, 31. Mai 1999)

Am 16. Juni 2001 lässt sich Klaus Wowereit mit Hilfe der PDS an die Spitze eines rot–grünen Minderheitensenats wählen. Inzwischen koaliert er sogar mit der Linken.

1998 Mecklenburg–Vorpommern

In der "Dresdner Erklärung" schreibt die SPD: "Die PDS ist ein politischer Konkurrent und Gegner der SPD. Die PDS ist eine Partei der folgenlosen politischen Versprechen und Hort ehemaliger Staatsfunktionäre. Eine Zusammenarbeit mit ihr kommt für uns nicht in Frage.

Nach der Wahl lässt sich Harald Ringstorff am 3. November 1998 von einer rot–roten Koalition zum Ministerpräsidenten wählen.

1994 Sachsen–Anhalt

Reinhard Höppner, SPD: "Die SPD will nach der Landtagswahl am 26. Juni 1994 in Sachsen–Anhalt lieber eine Große Koalition in Kauf nehmen, als mit der PDS zusammenzuarbeiten". (Tagesspiegel, 16. Juni 1994)

Nach der Wahl bildet Reinhard Höppner ein rot–grünes Minderheitenkabinett und lässt sich am 21. Juli 1994 mit Hilfe von PDS-Stimmen zum Ministerpräsidenten wählen.

PS: Diese Liste ließe sich mit andersartigen Beispielen aus Österreich nahtlos fortsetzen. Wobei - in allen Ländern - die größte Lüge zweifellos die Wohlfahrtsstaats-Lüge ist, also die Behauptung, all die Dinge, die uns die Parteien versprechen oder (auf Schulden) zu schenken vorgeben, ließen sich nachhaltig finanzieren. Und würden nicht in den großen Crash führen.

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Ortstafeln und 100 Jahre Geschichte drucken

In Kärnten haben wieder drei weitere Orte zweisprachige Ortstafeln bekommen. Das hat in der sommerlichen Nachrichtenflaute die Medien heftig erregt. Die gesamte historische wie juristische Dimension des Problems und die nicht nur einseitig zu beantwortende Schuldfrage fielen hingegen fast überall unter den Tisch. Wie üblich.

Man muss schon sehr blau- und einäugig sein um zu glauben, dass die Ortstafel-Frage durch die gegenwärtige Groteske einer Lösung nähergekommen wäre. Denn es darf ja nicht wahr sein, dass Ortstafeln nur deshalb aufgestellt werden, weil ein Provokateur zu schnell durch ein Ortsgebiet fährt und der Verfassungsgerichtshof den Schnellfahrer seiner Strafe entbindet (offenbar weil dieser die einsprachigen Tafeln nicht verstehen kann - was ja logischerweise dann auch allen Ausländern erlauben würde, mit 100 durch Ortsgebiete zun fahren). Und weil dann ein Landeshauptmann über Nacht nur deshalb Tafeln aufstellt, weil er sich vor der Haftung fürchtet, wenn ein weiterer Provokateur, der die geschwindigkeitsbegrenzende Wirkung von einsprachigen Ortstafeln nicht zu verstehen vorgibt, einen Unfall verursachen sollte. Diese Groteske ist einfach eine Schande. Für Kärnten genauso wie für Österreich und den Gerichshof, der sich auf diese lächerliche Weise einspannen hat lassen.

Historisch muss man die Geschichte der letzten hundert Jahre in ihrer Gesamtheit sehen: Da bekommt man dann gewisses Verständnis für die Kärntner, die ja außerhalb - vor allem von den Medien - gerne als chauvinistische Halbidioten dargestellt werden. Denn immerhin hat es nach beiden Weltkriegen massive, auch mit militärischer Gewalt vorgebrachte Gebietsansprüche aus Slowenien (samt dem dahinter stehenden SHS-Staat beziehungsweise Jugoslawien) auf Südkärntner Gebiet gegeben. Da ist schon nachvollziehbar, dass es lange vehementen Widerstand in Kärnten gegen den kleinsten Versuch gegeben hat, irgendein Indiz zu setzen, das zur Untermauerung slowenischer Ansprüche herangezogen werden könnte.

Auf der anderen Seite ist die brutale Verfolgung der Kärntner Slowenen in der Nazi-Zeit ebenso Faktum wie der Umstand, dass es heute völlig absurd wäre, noch an slowenische Ansprüche auf Grenzänderungen zu glauben. Schon deshalb, weil die Zahl der Slowenisch sprechenden Menschen stetig abgenommen hat.

Auch juristisch wird in den Medien vieles nicht korrekt widergegeben: Denn - wie Günther Winkler, Österreichs wohl bedeutendster Staatsrechtler der letzten 50 Jahre nachgewiesen hat, - der Staatsvertrag und der Minderheitenschutz-Artikel 7 brauchen zur endgültigen und zweifelsfreien Umsetzung ein Verfassungsgesetz. Dieses muss definieren, ab welchem Prozentsatz ein Gebiet gemischtsprachig ist, und die Feststellungsmethode klären, ob jemand ein Slowene ist oder nicht. Schnellfahrerei kann dem Gesetzgeber diese Aufgabe nicht abnehmen.

Die Schuldfrage

Wer ist nun schuld, dass diese Frage auch 55 Jahre nach dem Staatsvertrag in peinlicher Weise ungelöst ist?

1. Die Kärntner Parteien: Nicht nur die FPÖ und ihre diversen Ableger haben immer wieder die Ortstafelfrage aus parteipolitischen Motiven zur nationalistischen Stimmungsmache benutzt, auch die sozialdemokratischen Bürgermeister in den fraglichen Ortschaften waren immer vehement gegen die Ortstafeln. Und ebenso war die Kärntner ÖVP meist auf der gleichen Linie unterwegs.

2. Radikale Slowenenvertreter: Sie haben mit Schnellfahrereien zwar den Verfassungsgerichtshof aktivieren können, aber damit auch gleichzeitig neue antislowenische Emotionen befeuert. Sie haben vor allem immer etwas abgelehnt, was etwa für die Südtiroler der zentrale Eckstein ihres Minderheitenschutzes ist: nämlich eine klare Volksgruppenzählung. Mangels einer solchen wird der Anteil der Slowenen an Hand der bei Volkszählungen angegebenen Sprachkenntnisse geschätzt. Das ist eine sehr problematische Vorgangsweise. Eine Minderheit muss schon bereit sein, sich zählen zu lassen. Sonst sind den wildesten Behauptungen Tür und Tor geöffnet. Wer sich nicht zählen lässt, setzt sich selber in ein schiefes Licht.

3. Der Verfassungsgerichtshof: Er hätte der Politik nicht die klare Pflicht zur Erlassung eines Durchführungsgesetzes abnehmen und sich auf windige Strafmandate einlassen dürfen. Er hat damit den Respekt vor der Verfassung weiter geschmälert.

4. Der Bundespräsident: Wenn sich der VfGH aber in die Sache eingemischt hat, dann hätte der Präsident die Pflicht zur Exekution des Erkenntnisses gehabt.

5. Alle Regierungen seit 1955, die sich nicht ausreichend der Aufgabe angenommen haben. Sie taten dies nicht einmal dann, wenn sie die Zweidrittelmehrheit hatten, welche die beste Basis für eine ausreichende Lösung ist.

6. Die SPÖ der Gusenbauer-Zeit hat wohl überhaupt das ärgste Versäumnis zu verantworten: Zum ersten Mal in der Geschichte hat es 2006 einen Konsens zwischen der Kärntner und der Bundesregierung gegeben. Nach intensiven Vorarbeiten des Historikers Stefan Karner war ein genauer Katalog jener Ortschaften erarbeitet worden, die Ortstafeln erhalten sollten. Auch der (früher sehr scharfmacherische) Kärntner Heimatdienst war für diese Lösung und zwei von drei Kärntner Slowenenverbänden. Nur ein einziger Slowenen-Verband war dagegen: Ausgerechnet jener, der die Schnellfahrerei inszeniert hat. Inzwischen hat das - durchaus konsensorientierte - Laibach diesem Verband das Geld entzogen, worauf die ganze Führung zurücktreten musste, was deren Stellenwert nachträglich neuerlich klar macht. Dennoch hat die Gusenbauer-SPÖ damals im letzten Augenblick dem ausgehandelten Kompromiss unter Berufung auf diesen Verband die notwendige parlamentarische Unterstützung verweigert. Der wahre Grund war natürlich: Die SPÖ wollte nicht den Bösewichten Schüssel und Haider den Erfolg lassen, die Ortstafel-Frage gelöst zu haben. Worauf ja die ganze Antifaschismus-Propaganda der SPÖ in sich zusammengefallen wäre.

Dort stehen wir nun. Jeder weiß, über VfGH und Schnellfahrer gibt es keine wirkliche Lösung. In Wahrheit bleibt nur ein Weg offen: Zurück zum Schüssel-Haider-Pakt. Ob ausgerechnet ein Werner Faymann den Mut dazu haben wird?

Vorerst tut er das Einzige, was er in allen Fragen tut: Er sucht verzweifelt nach der längst möglichen Bank, auf die er das Ganze schieben könnte. Und Heinz Fischer wird halt noch ein paar Sonntagsreden halten, aber nie zugeben, dass er selber 2006 deutlich und energisch handeln hätte müssen.

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Von Wien bis Havanna: Lauter gute Nachrichten drucken

Das tut bei diesen Temperaturen gut: Reihum stößt man derzeit auf gute Nachrichten. Ob sie nun von der Israelitischen Kultusgemeinde, vom Nationalbank-Präsident Nowotny, aus Paris, von der EU-Kommission, vom Tagebuch oder von der kubanischen Diktatur stammen. Solche Nachrichten machen süchtig: Bitte mehr davon (auch wenn die eine oder andere einen kleinen Wermutstropfen hat).

Da kann man sich über die Freilassung Dutzender politischer Gefangener aus kubanischen Kerkern einfach nur freuen. Der Respekt gebührt freilich weiterhin den tapferen Menschen, die da im Kampf für mehr Freiheit auf viele Jahre ihre eigene Freiheit verloren haben, aber auch ein wenig Spanien und dem Papst, die sich hinter den Kulissen Verdienste erworben haben. Das Regime selber wird freilich noch viel mehr Schritte machen müssen, bis es sich solchen Respekt verdient hat. Das gilt noch viel mehr für die naiven Propagandisten der Castro-Diktatur im Ausland (im Zuge der sommerlichen Hochstimmung verschweigen wir heute, in welcher Wiener Burg prominente Kuba-Propagandisten zu finden sind).

Genauso erfreulich hat die EU-Kommission agiert. Sie will den Arbeitsmarkt ganz gezielt - aber gleichzeitig auch: nur - für zwei Gruppen von Nicht-EU-Bürgern öffnen: für Spitzenkräfte wie Manager und Forscher auf der einen Seite. Und für Saisonniers auf der anderen.

Mit diesem Bekenntnis zu zeitlich befristeten Saisonniers ohne das Recht auf Familiennachzug erteilt die EU auch naiven Kräften in Kirchen und Gewerkschaften eine klare Absage. Denn diese haben sich etwa in Österreich seit vielen Jahren gegen Saisonniers gesträubt - und damit in Wahrheit immer gleich den Zuzug ganzer Clans wegen eines einzigen unqualifizierten Arbeitsplatzes ausgelöst. Obwohl es oft nur um die Tätigkeit als Tellerwäscher geht. Die aber für viele Ausländer durchaus attraktiv ist: Viele von ihnen können sich als Saisonniers damit in sechs Monaten mehr ersparen als daheim in drei Jahren. Also: Warum nicht?

Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny wiederum hat sich dicke Lorbeeren verdient, weil er der bisher höchstrangige Österreicher ist, der sich für eine Erhöhung auch des gesetzlichen Pensionsantrittsalters ausgesprochen hat. Was ja zweifellos richtig und - nach dem noch dringenderen Schließen von Hackler- und Invaliditäts-Schlupflöchern -  angesichts der ständig steigenden Lebenserwartung auch notwendig ist. Der Sozialdemokrat Nowotny war bisher der Meister von inhaltlosen und weichgespülten Aussagen gewesen; weshalb man ihm nun doppelte Anerkennung für seinen Mut zollen sollte. Der auch dann zu loben ist, selbst wenn er damit zusammenhängen sollte, dass Nowotny sicher nie mehr zu Wahlen antreten muss. Die Zeit ist jedenfalls reif für klare Worte.

In Paris wiederum hat sich die erste Parlamentskammer wider alle Political Correctness getraut, in großer Einhelligkeit jede Form von Gesichts-Vermummung, darunter auch die gesichtsbedeckenden Schleier mancher Muslim-Frauen, zu verbieten. Besonders positiv: Jene Männer, die ihre - oft drei Meter hinter ihnen herlaufenden - Frauen zu solchen Verschleierungen anhalten, werden noch viel strenger bestraft. In Österreich hingegen wird seit Jahren über so etwas vage nachgedacht, aber dann haben die Regierung und das linksliberal durchsetzte Justizministerium wieder viel zuviel Angst. Und bestrafen lieber Islam-Kritiker.

Überraschend mutig ist auch die Israelitische Kultusgemeinde, die es wagt, den Rücktritt des islamischen SPÖ-Gemeinderats Al-Rawi zu fordern, der ja seine politische Funktion seit langem in skandalöser Weise immer untrennbar mit der eines Agitators der islamischen Glaubensgemeinschaft vermanscht. Bis hin zur finanziellen Unterstützung für terroristische Organisationen. Man darf gespannt sein, wie die SPÖ reagiert. Ob sie im Wahlkampf ein Signal gegen die radikalen Teile unter den Moslems zu setzen wagt und auf den Mann verzichtet. Oder ob sie nur dann gegen Antisemitismus ist, wenn sie damit parteipolitische Konkurrenten attackieren kann.

Auffällig ist freilich, dass die mutige Aussendung von der Kultusgemeinde stammt - und nicht wie üblich von deren Präsidenten Ariel Muzicant. Dieser ist ja immer am ganz linken Rand der Politik unterwegs (gewesen?) und hat auch alle Multikulti-Inszenierungen mitgemacht, die unter dem mehr oder weniger ausgesprochenen Motto standen, alle Religionen seien lieb und friedlich. Und es gibt offensichtlich keine Religion, in der von vielen Stimmen ständig zum Heiligen Krieg, zur Vernichtung des Judenstaates und zur Solidarität mit Terroristen aufgerufen wird.

Ach ja: Ein klein bisschen Freude macht dem Tagbuchautor auch die Tatsache, dass die Umstellung dieses Blogs auf ein komplett neues Programm halbwegs über die Bühne gegangen ist - auch wenn es genug Probleme mit dem ß und den Umlauten gegeben hat und gibt. Der persönliche Dank des Tagebuchschreibers jedenfalls gilt dem in den letzten Tagen fast rund um die Uhr werkenden EDV-Team. Es war für einen kleinen Blog ein gewaltiges Unterfangen, ein fast komplett neues Programm zu entwickeln.

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Medien, Ethos und Kampagnen drucken

Rund um den Tod Hans Dichands ist kein Medium in seinem Nachruf um die Empörung darüber herumgekommen, dass Dichand und seine Kronenzeitung bisweilen heftige politische Kampagnen gefahren sind. Der Vorwurf war berechtigt. Die zweite Hälfte der Wahrheit wird aber von allen Medien verschwiegen.

Die Kampagnen Dichands sind allzu bekannt: Für Bäume im Sternwartepark, gegen ein Wasserkraftwerk in Hainburg. Für Barbara Rosenkranz, Michael Häupl und Werner Faymann, gegen Erhard Busek, Heide Schmidt und Ursula Plassnik. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Jedes Mal hat die Krone mehr als klar Position bezogen – und fast jedes Mal hat sich fast immer die gesamte Politik nach Dichand ausgerichtet (wenn auch nicht immer ganz so sklavisch unterwürfig wie Werner Faymann). Wobei Dichand zumindest in zwei Schüsselfragen ohne Probleme seine Position auch um 180 Grad gedreht hat: Für die EU war er 1994 so vehement, wie er in den letzten Jahren gegen sie war. Und gegen die schwarz-blaue Koalition ist er bis in den Februar 2000 ebenso aggressiv aufgetreten, wie er sie dann wenige Tage später gegen ihre Feinde in EU und SPÖ verteidigt hat (offenbar unter dem Druck seiner Leser, die sich als noch mächtiger denn Dichand erwiesen hatten).

Das Kapitel Dichand ist aber mittlerweile durch eine stärkere Kraft abgeschlossen. Nicht abgeschlossen ist jedoch die Heuchelei aller übrigen Medien, die sich so sehr über Dichands Kampagnen erregt haben. Denn praktisch alle anderen Medien fahren mit der gleichen Intensität wie Dichand – nur mit anderen Themen genauso heftige Kampagnen. Das ist in einer (noch) freien Medienwelt ihr gutes Recht – nur muss man sich schon ziemliche Doppelbödigkeit vorwerfen lassen, wenn man bei Konkurrenten mit großer moralischer Entrüstung das verurteilt, was man selber tut.

Da gibt es etwa die massive Agitation sehr vieler Zeitungen für die Gesamtschule. Dabei wird mit Fakten ebenso manipulativ umgegangen, wie man es Dichand vorhielt.

So wurde etwa in keinem Blatt ordentlich über die vor wenigen Tagen veröffentlichte und in Wahrheit sensationelle Studie berichtet, in der das Schulsystem all jener deutschen Bundesländer katastrophal abschnitt, welche die Gesamtschule eingeführt haben. Während die anderen deutschen Bundesländer mit ähnlich dem österreichischen System differenzierten Schulen an der Spitze der Erfolgspyramide stehen. Ich habe gesucht – und alle haben geschwiegen oder die Studie maximal im letzten Absatz von Berichten mit ganz anderem Aufhänger erwähnt. Während jede Äußerung eines unbekannten Provinzprofessors für die Gesamtschule regelmäßig Raum findet.

Genauso manipulativ ist die immer wiederkehrende Behauptung vieler Medien, die Pisa-Studie würde die Überlegenheit des Gesamtschulsystems beweisen. Was sogar die Studienautoren selbst ausdrücklich verneint haben.

Ähnlich kampagnenartig wurde und wird im Fall Arigona Zogaj berichtet, wo Fellner, Standard, Kurier, Falter und ORF an aggressiver Einseitigkeit die Krone voll eingeholt haben. Wo man als Leser das Gefühl bekommt, hier geht es längst nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um Machtspiele. Wer ist mächtiger: Die Krone oder wir alle – zumindest zusammen?

Und die Einseitigkeit der Berichte über die angebliche, angeblich schädliche und angeblich vom Menschen verursachte globale Erwärmung in den genannten (und vielen anderen) Medien verdient längst die „Krone“ der Einseitigkeit.

Das fast Amüsante an all dem ist freilich, dass sich diese Medien damit selbst ins eigene Fleisch schneiden. Denn die Krone hätte mit Sicherheit nicht einen so großen Auflagenerfolg, wenn ihr nicht in so vielen Streitfeldern das breite Feld der Mehrheitsmeinung überlassen worden wäre, während sich die Masse der Anderen regelmäßig auf eine linksliberal-grüne Meinungsposition zurückgezogen hat.

Die natürlich auch als Minderheitsmeinung legitim ist und richtig sein kann. Die aber moralisierend nur schwer erträglich ist.

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Was China wirklich will und alle ignorieren drucken

Europa blickt seit Jahrzehnten auf den Mittleren Osten, auf die Atomgefahr Irans; der Islamismus und der israelisch-palästinensische Konflikt nehmen fast die ganze Aufmerksamkeit der Medien in Anspruch. Sofern sie halt überhaupt noch irgendwelche über Wulkaprodersdorf hinausgehende Perspektiven haben.

Hingegen wird fast nirgendwo das wahrscheinlich für das neue Jahrhundert bestimmende Match zweier Großmächte thematisiert. Es handelt sich um jenes zwischen China und den USA. Was macht China so gefährlich? Kann China überhaupt noch eingehegt werden? Die Fakten: China hat 1.35 Milliarden Einwohner; trotz der „Ein-Kind-Politik“  wächst die Bevölkerung jährlich um Millionen. China ist eine Nuklearmacht mit einer 2,2 Millionen Mann starken Volksbefreiungsarmee, die ständig modernisiert wird. Die Wachstumsraten lagen selbst im Jahr der Krise bei acht Prozent, derzeit sind es wieder zehn. China gibt bald mehr für seine Verteidigung aus als alle Staaten der EU zusammen. China will weg von seiner Rolle als Werkbank der Welt. Es investiert daher große Summen in das für den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt notwendige Knowhow. Freilich, auch China hat gewaltige Probleme. Seine Minderheitenpolitik und die  brutale Verweigerung sozialer Mindeststandards könnten sich in Unruhen entladen. Diesen dürfte die Volksbefreiungsarmee aber gewachsen sein. Ein weiteres Megaproblem ist die Umweltverschmutzung in gigantischem Ausmaß. Diese belastet China auch finanziell, Ressourcen wurden nachhaltig zerstört. Dies alles dürfte aber Chinas Aufstieg nicht  stoppen. Viele (vor allem europäische) Analysten glauben an Chinas Gerede von einer „Harmonischen Weltordnung“. Aus diesem von Peking oft propagierten Begriff ziehen sie den Schluss, dass China durch seine enge wirtschaftliche Vernetzung mit dem Westen in eine kooperative Weltordnung einzubinden sei und dass daher schwere Konflikte mit dem Westen vermieden werden könnten. Die europäischen Außenpolitiker sehen zwar, dass der chinesischen Führung die "Einheit“ und „Unversehrtheit“ viel wert ist, sie messen diesen Kategorien aber kaum Bedeutung zu. Den Europäern sind „Nationalismus“, „Nationalstolz“ oder auch „Ideologie“ als Kategorien, welche die Handlungsweise eines Staates beeinflussen, fremd geworden. Die Kraft und Bedeutung dieser Ideen zu ignorieren ist aber ein großer Fehler. Dieser Fehler entsteht aus dem Glauben der Europäer, dass in einer Welt, in der nur noch Handelsmächte existieren, keine Kriege mehr geführt werden. Handelsnationen seien friedliche Nationen. Doch diese Denkweise ist naiv. Chinas Nationalstolz, seine Verknüpfung von wirtschaftlicher und stetig steigender militärischer Macht, sein Wunsch nach dem Status einer Weltmacht, die den pazifischen Raum beherrscht, seine Politik gegenüber Taiwan, Chinas Streben, die Niederlagen der Vergangenheit wieder gut zu machen, das aktive Bestreben nach wirtschaftlicher Führung (und nicht nur Werkbank zu sein): All dies ist traditionelle Machtpolitik. Da kann China mit Taiwan wirtschaftlich noch so verbunden sein: Sobald China zulässt, dass Taiwan zum Vorhof der USA wird, glaubt es an Glaubwürdigkeit als Führungsmacht des asiatischen Raumes zu verlieren. China weiß, was Europa nicht mehr weiß: Macht setzt sich zusammen aus wirtschaftlicher Unabhängigkeit und militärischer Stärke. Und China ist im Gegensatz zu Europa bereit, beide Sektoren weiter voranzutreiben. Wer könnte sich einem militärisch starken, ja übermächtigen, China auf Dauer wirtschaftlich widersetzen? Will Europa nicht restlos in der globalen Bedeutungslosigkeit versinken,  sollte es die Welt so sehen wie sie ist, sonst läuft Europa Gefahr in einigen Jahrzehnten  die „Werkbank der Welt“ zu werden. Oder bestenfalls der Hotelportier für asiatische Touristen.

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Fußnote 126: Die ÖVP schießt sich ins eigene Bein drucken

Da waren wieder einmal politische Voll-Amateure am Werk. Die Wiener ÖVP hat den Schauspieler Gerhard Tötschinger auf eine aussichtsreiche Kandidatenstelle für die herbstlichen Gemeinderatswahlen gesetzt. Sie hat dabei aber ganz offensichtlich nicht die Konsequenzen durchdacht: Denn Tötschinger muss als Gemeinderat aus dem ORF-Stiftungsrat ausscheiden - und die Nachbesetzung kann dann niemand anderer als der Bundeskanzler vornehmen. Und zwar im Alleingang, er muss sich dann nicht mehr um das Ergebnis der Publikumsratswahl kümmern. Bei dieser hatte ja die SPÖ zum ersten Mal eine Niederlage erlitten, was dann auch Tötschinger in den Publikums- und Stiftungsrat gebracht hat. Damit kann dann die SPÖ die linke Mehrheit im entscheidenden ORF-Gremium wieder ausbauen. Dank der abgrundtiefen Dummheit der Marek-Truppe (und einem abgrundtief schlechten Gesetz aus schwarz-blauen Zeiten).

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Gibt es Österreich noch? drucken

Gewiss, so möchte man die Frage der Überschrift beantworten, es gibt sie noch die Republik mit all ihren (nicht gerade schlanken) Institutionen. Warum die Frage?

Sie kommt aus dem Vergleich mit dem großen Nachbarn: Deutschland hat dem rapiden Anwachsen des Migrantenanteils im Land bewusst das Konzept der deutschen Leitkultur entgegengesetzt. Österreich sperrt hingegen sein Volkskundemuseum zu. "Kulturministerin" Schmied vermanscht dieses - freilich auch schon unter früheren Ministern schlecht behandelte - Haus mit dem Völkerkundemuseum.

Mit anderen Worten: Die kulturellen Traditionen dieses Landes werden auf eine Ebene mit indianischen, afrikanischen und asiatischen Stämmen gestellt. Dafür können in anderen Häusern des Imperiums Schmied weiter ungebremst nordkoreanische Propaganda-Ausstellungen stattfinden.

Noch ein anderes Beispiel aus der Museumswelt: In Berlin wurde in den letzten Jahren ein eindrucksvolles "Deutsches Historisches Museum" geschaffen. Dieses stellt sich der gesamten Geschichte der deutschen Lande über alle Zeitepochen. In Österreich hingegen ist das unter Schüssel forcierte Konzept eines Hauses der österreichischen Geschichte endgültig in der Schublade verschwunden. Und selbst dieses Konzept hätte die Geschichte Österreichs erst im Jahr 1918 beginnen lassen wollen, obwohl Österreich eigentlich schon längst seinen tausendsten Geburtstag gefeiert hat.

Gewiss, das Verschwinden des Volkskundemuseums hängt wie vieles mit Geldmangel zusammen; das Nichtzustandekommen eines Hauses der Geschichte hängt wohl auch damit zusammen, dass sich niemand einen Werner Faymann als Redner bei der Eröffnung eines solchen Hauses vorstellen kann (kann man sich doch nicht einmal vorstellen, dass der Mann jemals freiwillig ein Museum besucht hat). Beides hängt aber vor allem damit zusammen, dass dieses Land seine Geschichte vergessen hat.

Ganz in diese geistige Implosion der Republik gehört auch der Umstand, dass das Bundeskanzleramt die Gedenkmesse für den 1934 beim Nazi-Putschversuch ermordeten Bundeskanzler Dollfuss einfach absagt. Offenbar ärgert es den Herrn Faymann, als er erfahren musste, dass ein "Schwarzer" das erste politische Opfer der Nazis war und nicht die Erfinder des Antifaschismus (denen die Erfindung freilich erst lange nach 1945 geglückt ist, da deren Führer ja noch lange für den Anschluss eingetreten sind).

Ganz typisch ein weiteres Beispiel aus der Welt der Kultur: Ein Amerikaner und keiner der vielen die Feuilletonseiten vollschwätzenden einheimischen Kulturwissenschaftler hat in den letzten Jahrzehnten die weitaus besten und wichtigsten Bücher über österreichische Identität geschrieben. William Johnston: "Österreichische Kultur- und Geistesgeschichte", und jetzt ganz neu: "Der Österreichische Mensch".

Die sogenannte intellektuelle Szene Österreichs ist an dem Land nur dann interessiert, wenn man es zum tausendsten Male als angeblichen Inbegriff des Nationalsozialismus diffamieren kann. Ansonsten schweigt sie. Weil sie in Wahrheit gar nichts von Österreich weiß, weil sie mehr Szene als intellektuell ist.

Das macht die Frage mehr als legitim, ob es dieses Österreich überhaupt noch lange geben wird. Ohne kulturelle Identität gibt es langfristig auch keine staatliche Identität. Ein Land, ein Volk, das keine Vergangenheit mehr hat, hat auch keine Zukunft.

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HAA: Zumindest die EU und das Tagebuch sind sich einig drucken

Heute erlaubt sich das Tagebuch ein wenig Eitelkeit. Denn die EU-Kommission ist nun haargenau zu dem gleichen Schluss wie das Tagebuch gekommen: nämlich in Hinblick auf die Kärntner Hypo Alpen Adria. Nur liegen da sieben wertvolle Monate dazwischen.

Wie das meist ganz gut informierte "Format" nun aus Brüssel berichtet, wirft die EU-Kommission dem Finanzministerium und der Finanzmarktaufsicht vor, die Perspektiven der HAA unrealistisch positiv eingeschätzt zu haben. Österreich hätte statt der Rettung auf Steuerzahlerkosten eine Liquidation des Instituts in geordneten Bahnen in Erwägung ziehen müssen.

Bei der "geretteten" HAA sind nach Ansicht Brüssel mehr als zwei Drittel der Kredite ausfallgefährdet. Die Qualität der Vermögenswerte verschlechtere sich immer noch weiter, sagt die EU.

Jetzt steht Österreich ziemlich belämmert da: Denn es droht die nachträgliche Rückabwicklung der Bank. Mit anderen Worten: Die HAA könnte trotz der vielen inzwischen dort schon ausgegebenen Steuergelder doch noch liquidiert werden.

Was heute natürlich viel teurer wäre, als wenn man es Ende 2009 in geordneter Form getan hätte. Eine solche geordnete Liquidation ist im übrigen mancherorts längst schon Alltag: Etwa in den USA hat sie in den letzten Jahren bei mehr als hundert Banken stattgefunden.

Die Bundesregierung hat jedoch 2009 davor gebangt, dass mit der von Jörg Haider & Co ins Elend geführten Bank auch das Land Kärnten pleite gehen würde. Das mit insgesamt 18 Milliarden für die HAA  haftet. Jedoch: Eine solche Pleite eines Bundeslands ist gewiss nicht lustig, aber noch immer viel besser als eine Gefährdung der Republiksfinanzen selber.

Die Kreditwürdigkeit des Bundes selbst könnte ohnedies am Ende des Jahres 2010 noch kräftig ins Wanken kommen, wenn die Regierung nicht imstande sein sollte, ein wirklich für alle Gläubiger glaubhaftes Sparpaket vorzulegen. Österreich wird dann ohnedies schon das letzte Land der EU sein, dass Sparbeschlüsse vorlegt. Dennoch treten im ORF schon die ersten "Experten" auf, die mit krausen Argumentationen die Sparnotwendigkeiten anzweifeln. Motto: Die anderen mögen sparen, du glückliches Österreich prasse.

Im Falle eines Konkurses in Kärnten hätte die Republik sicher etliche Kosten etwa für das Spitalspersonal übernehmen müssen. Aber keineswegs alle 18 Milliarden. Denn es steht nirgends, dass der Bund für die Budgets der Bundesländer haftet. Ein solcher Konkurs hätte dann aber vor allem alle Landesfürsten zwischen Wien und St. Pölten künftig von ihrer Verschwendungspolitik abgebracht. Was sehr heilsam gewesen wäre. Und Österreich viel ersparen würde.

Jetzt zur Tagebuch-Eitelkeit: Wer am 30. November und am 14. Dezember 2009 das Tagebuch gelesen hat, der hätte hier schon damals eine zur jetzigen EU-Position fast deckungsgleiche Argumentation lesen können. Damals wurde für die HAA eine Insolvenz als "bewährtes und klares Institut", ein "geordnetes Zusperren der Bank" empfohlen. Anstelle der von den meisten Printmedien bejubelten "Rettung".

Hinter dieser Empfehlung steckt weder Geheimwissen noch nobelpreisverdächtige Klugheit. Sie war lediglich die Anwendung der Grundrechnungsarten und die Nichtverwendung einer parteipolitischen Feigheits-Brille. Beides ist aber offenbar eine Überforderung der heimischen Parteien. Und zwar aller.

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SN-Kontroverse: Ein Rauch-Referendum? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll das Volk - wie in Bayern - über ein Rauchverbot abstimmen?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wenn die Volksköpfe rauchen


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Tabakrauchen beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Ebenso alt sind Debatten um Rauchverbote. Als sich um 1600 das Tabakrauchen auszubreiten begann, reagierten einige Despoten mit drakonischen Körperstrafen. Im Herzogtum Lüneburg stand auf Rauchen bis 1692 sogar die Todesstrafe. 1848 hingegen stiegen die bürgerlichen Revolutionäre in Berlin auf die Barrikaden, um unter anderem das Rauchverbot im Tiergarten zu Fall zu bringen.

Heute sind es die Bayern, die ihren Kopf was das Rauchen anlangt flächendeckend in allen deutschen Bundesländern - wo es die unterschiedlichsten Regelungen gibt - mittels Volksentscheid durchsetzen wollen, und wie üblich schwappt die Debatte auf Österreich mit einer gewissen Zeitverzögerung über. Obwohl hierzulande von der seinerzeitigen Gesundheitsministerin und Ärztin Andrea Kdolsky (ÖVP) ein flexibler Gesetzeskompromiss zwischen den Interessen von Nichtrauchern und Raucherinnen sowie deren diversen Lobbys ausgehandelt wurde. Die Wirtinnen und Wirte, hatten eine praktikable Anstandsfrist, um ihre Lokalitäten umzubauen.

Dass Nichtraucherschutz nötig ist, bestreiten selbst fanatische Anhänger/innen des Glimmstängels nicht. So hat sich in öffentlichen Räumen ohne großes Protestgeschrei das Rauchverbot durchgesetzt. Dass in den Zügen der ÖBB nicht mehr geraucht werden darf, ist für alle - Reisegäste und Zugpersonal - eine große Erleichterung. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte sich daher in der Alpenrepublik der Kdolsky-Kompromiss durchsetzen.

Das ist gut so, denn Kompromisse sind besser als Dauerstreit um Objekte der Begierde. Wie die Geschichte lehrt, sind diese nicht durch drakonische Strafen zu lösen und auch nicht durch Volksbegehren, die relativ leicht - siehe oben - durch gegenläufige Begehren auszuhebeln sind.



Die Bürger wissen es besser


Andreas Unterberger
Das klare Ja der Bayern zum Rauchverbot sollte auch in Österreich zu denken geben. Die Nachbarn haben sich für das entschieden, was die große Zahl der Ärzte und Studien empfiehlt: für ein Rauchverbot. Das zeigt: Bürger sind offensichtlich mehr als Politiker zu mutigen Entscheidungen imstande. Sie sind bei Sach-Voten nicht blöd, egoistisch oder verantwortungslos, wie immer wieder behauptet wird.

Ähnlich entscheiden ja auch die Schweizer im Mutterland der direkten Demokratie bei fast allen Abstimmungen viel verantwortungsbewusster als die indirekten Demokratien. Anderswo verwechseln Entscheidungsträger die veröffentlichte Meinung mit der öffentlichen; erkennen unter dem Einfluss vieler Lobbies den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr; weichen feige unter dem Einfluss kleiner Gruppen vor notwendigen Maßnahmen zurück, wie etwa bei der Hacklerregelung. In der Schweiz stimmt die Bevölkerung fast immer gegen neue Ausgaben und für eine sparsame Verwaltung (was das Land wirtschaftlich strahlend dastehen lässt); sie stimmt auch immer für eine starke Landesverteidigung (was dem Land seit zwei Jahrhunderten Kriege erspart hat).

Mit anderen Worten: die direkte Demokratie erweist sich der indirekten als weit überlegen. Daher sollte auch Österreich mutige Schritte in diese Richtung gehen. Beim Rauchen lässt ein einziger Aspekt zögern: Die österreichischen Bestimmungen sind so chaotisch, dass die Republik, also der Steuerzahler, bei einem Wechsel auf den bayrischen Weg zahllose Klagen von Wirten am Hals hätte, die zu Recht Aufwandersatz für den teuren Umbau ihrer Lokale verlangen. Freilich: Für diese (Fehl-)Investitionen sind einzig Politiker verantwortlich, die unter dem Druck divergierender Lobbies unpraktikable Lösungen beschlossen haben.

Die Stimmbürger können es besser.

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Fischer wie er feigt und lebt drucken

Es war zu erwarten gewesen: Heinz Fischer hat in seiner Wiederantritts-Rede eine Mischung aus unverbindlichen Allerweltsweisheiten und Werbung für diverse SPÖ-Standpunkte präsentiert. Das einzige, was wirklich wichtig, aktuell und unmittelbarer Teil seiner Aufgabe wäre, hat er hingegen nicht angesprochen. Dazu müsste man freilich Mut und Charakter haben.

Fischer hat nämlich mit keinem Wort den Verfassungsbruch  erwähnt, den Bundes- und Vizekanzler in einem offiziellen Brief schon jetzt für kommenden Herbst in Hinblick auf die Einbringung des Budgets angekündigt haben.

Dabei wäre die Verteidigung der Verfassung in viel größerem Ausmaß die Aufgabe des Bundespräsidenten als Werbung für die SPÖ-Gesamtschule oder die Verteufelung des CO2. Dabei wäre er neben dem Nationalrat der einzige, der die Regierung für einen solchen Verfassungsbruch auch zur Rechenschaft ziehen könnte. Dabei hatte er in Wahlkampfinterviews noch ausdrücklich betont, dass die Regierung beim Budget die Verfassung einzuhalten habe (obwohl zwei Staatsssekretäre schon damals etwas anderes angekündigt hatten).

Dabei ist der Schutz der Verfassung gegen die Allmachtsallüren der Parlamentsmehrheit überhaupt der einzige Grund, weshalb der Bundespräsident in Österreich eine Legitimation per Volkswahl erhält.

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Fußnote 125: Ich weiß, ich weiß, was du nicht weißt drucken

Eine reichlich skurrile Parlamentssitzung. Da verweigert die zuständige Staatssekretärin Christine Marek den Abgeordneten jede Antwort, wo und wie sie den Familien im kommenden Jahr genau 235 Millionen Euro wegnehmen will. Und dann lobt (sich) ihr eigener Parteichef einige Stunden später in der gleichen Sitzung, dass die Eckdaten über den Budgetrahmen schon im vergangenen Frühjahr und somit so früh wie noch nie vorgelegt worden seien. Es ist also offensichtlich längst etwas beschlossen, nur wir dürfen nicht genau erfahren, was es ist. Dieser Budgetprozess 2011 wird wohl als GAU, als größtmöglicher Unsinn, in die Geschichte der politischen Kommunikation eingehen.

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Fußnote 124: Die blöden Deutschen drucken

Die Berliner Regierung beschließt heute das Budget 2011, Österreich die Mindestsicherung.

Was zeigt, dass die Deutschen ganz schön blöd sind. Die großen Wirtschaftsweisen Faymann und Pröll haben uns ja gelehrt, dass man ein Budget erst in den allerletzten Tagen des Jahres beschließen darf, egal was die ebenfalls blöde Verfassung sagt. Und dass man vorher noch das allerletzte Geld hinauswerfen soll. Nach der Faymann-Pröll-Lehre ist es ohne langweiligen Vorlauf viel leichter, alle Sparmaßnahmen umzusetzen, alle Strukturreformen, alle Verfassungsänderungen, alle Beschneidungen des Pflegegeldes, alle Nullrunden für Pensionisten und Beamte, alle Subventionskürzungen (samt den daraus folgenden Mitarbeiter-Kündigungen) oder was sonst noch auf uns zukommt. Vermutlich sind unserer Regierung die aufregenden Griechen ohnedies als Vorbild viel lieber als die faden Deutschen. Die auch so blöd sind, ihre unpopulären Sparbudgets gerade dann zu beschließen, wenn das Land mit beiden Augen nach Südafrika und mit dem dritten in den Urlaub schaut, wenn sich also niemand so richtig aufregen wird. Unsere warten hingegen richtigerweise auf die unmittelbare Weihnachtszeit, wo alle Studenten und Gewerkschafter im Land sind, um zu demonstrieren. Wo die Menschen schlechte Nachrichten besonders lieben.

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Die deutschen Quotenfrauen drucken

Reiches Deutschland. Es hat gleich siebzehn Justizminister, einen für den Bund und sechzehn für jedes Bundesland. Und die treffen einander regelmäßig bei der Justizministerkonferenz, um die skurrilsten Dinge zu beschließen, weil sie offenbar keine echten Probleme haben. So wieder einmal vor einigen Tagen. Hamburgs Justizsenator Till Steffen von der Grün–Alternativen Liste hatte turnusgemäß den Vorsitz und freute sich,  verkünden zu können, dass man die Frauenquote in den Führungsetagen der großen Unternehmen gesetzlich vorschreiben wolle. Die Freiwilligkeit habe auf diesem Gebiet nichts gebracht. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt . . . Steffen hatte diesen Vorstoß gemeinsam mit der bayrischen Justizministerin Beate Merk (CSU) entwickelt. Die Minister beschlossen, dass der Frauenanteil in Führungsetagen stufenweise von zehn über 15 und 20 Prozent bis auf 40 Prozent erhöht werden soll. Nach der jüngsten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung seien derzeit weniger als zwei Prozent der Vorstände in den 100 größten deutschen Unternehmen weiblich. Wie sich solche Eingriffe des Staates mit freier Marktwirtschaft vertragen? Gar nicht. Das Grundgesetz garantiert nämlich das Privateigentum einschließlich des unternehmensbestimmten Eigentums und seiner ökonomischen Nutzbarkeit. Es gewährt eigentlich Berufs- und damit auch Gewerbe- und Unternehmerfreiheit. Und was meinen die Betroffenen? Die Überlegungen der Justizminister von Bund und Ländern gingen in die falsche Richtung, sagte Ostermann vom Verband Junger Unternehmer der Nachrichtenagentur dpa. Bei der Stellenbesetzung sollte allein die Qualifikation entscheiden, nicht das Geschlecht. Den Bundesvorsitz des Verbandes führt – eine Frau. Marie-Christine Ostermann ist geschäftsführende Gesellschafterin eines Lebensmittelgroßhandels. Sie will nicht auf die peinliche Rolle einer Quotenfrau heruntergestuft werden, die ihre Funktion nicht ihren Fähigkeiten und Leistungen, sondern lediglich ihrem Geschlecht zu verdanken haben. Wie so manche Politikerinnen, in Deutschland wie in Österreich.

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Und jetzt noch schnell in die Kassa gegriffen drucken

Die Verbundgesellschaft investiert in neue Wasserkraftwerke. Das ist gut und verständlich. Denn der Bau von Wasserkraftwerken ist so ungefähr die klügste Investition, die man sich vorstellen kann. Zumindest wenn dabei auch Rücksicht auf die Schönheit der Alpentäler genommen wird, was aber im Vergleich zur Verschandelung Europas durch Tausende Windkraftwerke sehr leicht möglich ist.

Der Verbund braucht dafür frisches Geld. Auch das ist verständlich.

Da die Republik die Hälfte der Gesellschaft besitzt, zahlt sie auch die Hälfte, rund 500 Millionen Euro. Und das ist nicht mehr verständlich. Denn die Republik hat das Geld nicht und nimmt es daher als Kredit gegen Zinsen auf. Warum bitte? Warum verschuldet man die Republik weiter? Warum ändert man nicht die Gesetze, die einen weiteren Aktienverkauf aus Bundesbesitz verhindern, damit sich der Verbund solcherart finanzieren kann?

Viele Österreicher würden mit Liebe ihr Geld in Verbundaktien investieren. Man müsste nur verhindern, dass sich statt der Republik die finanziell ja trotz ihrer Schulden besonders fahrlässigen Bundesländer oder ausländische Staatsbeteiligungen einkaufen.

Noch unverständlicher ist, dass der Finanzminister das Geld aus jenem Topf nimmt, der als Sicherheit für die befürchteten Folgen der Finanzkrise großzügig mit 100 Milliarden Schuldeneuro beschlossen worden ist. Warum bitte? Welche Bank muss da gerettet werden? Warum lässt man diese Lizenz zum Schuldenmachen nicht ungenutzt, wenn man glücklicherweise nur einen kleinen Teil dieser Summe für die Bankenrettung gebraucht hat?

Damit ist wieder einmal bewiesen: wo auch immer die Politik einen Weg zum Geld findet, geht sie ihn. Jener Topf ist ja schon für zahllose Sinnlosigkeiten wie etwa die Verschrottungsprämie ausgenutzt werden. Die Politik liebt das Schuldenmachen, wenn sie nur die Schuld jemand anderem zuschieben kann. Wie etwa den Banken.

Im Herbst aber werden sie uns erklären, dass sie tiefer denn je in unsere Taschen greifen müssen, weil der Staat in einem lebensbedrohlichen Ausmaß verschuldet ist. Leider, leider.

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Die schwule Mitleidsmasche und der objektive ORF drucken

In Wien fand eine Schwulen-Demonstration statt. Das einzige, was man dort zu sehen bekam, wenn man dem ja immer extrem schwulenfreundlichen ORF traut, waren deftige Sadomaso-Typen. Das hinderte aber die Zeit-im-Bild nicht, im gleichen Beitrag weinerlich die traurige Diskriminierung der Schwulen zu beklagen, weil sie keine Kinder adoptieren dürfen.

Das, was ich mir bei der Vorstellung von kinderadoptierenden Sadomasos in Leder und Ketten (und sonst gar nichts) gedacht habe, ist leider nicht druckreif. Aber gedacht habe ich es mir doch. Kaum freundlicher waren meine Gedanken fünf Minuten später, als der Gebührensender einen Bericht über den Blumeneinkauf(!) für den Schwulenball in Michael Häupls Rathaus gebracht hat. Dieser Blumenbericht war ja wirklich eine zwingende Notwendigkeit einer objektiven Berichterstattung. Zumindest für den ORF.

Dieser Beitrag krönte ein Wochenende, da Brigitte Ederer im Journal zu Gast war, da zur Pressestunde Barbara Prammer auf dem Programm stand, da schon in der Samstag-ZiB ein TV-Auftritt von Claudia Schmied am Sonntag angekündigt wurde, und da die ZiB des langen und breiten und mit großer Empathie über einen unsinnigen Brief von Eva Glawischnig an die OMV berichtete (den die Ölgesellschaft zu Recht nicht einmal beantwortet).

Um nur die wichtigsten „Höhepunkte“ eines rund um die Uhr knalllinken Programms zu nennen, das erneut einen außer Rand und Band geratenen öffentlichen-rechtlichen Rundfunk zeigt. Jetzt haben sie die 160 Millionen in der Tasche, jetzt sind sie völlig hemmunglos geworden. Jetzt brauchen sie auf nichts mehr Rücksicht zu nehmen.

Nur noch die Berichte über die – großartige und an Spannung kaum zu überbietende – Fußball-WM haben noch etwas mit objektiver Berichterstattung zu tun. Aber selbst da wird es peinlichst, wenn der ORF nach den Spielen einen Bericht über eine deutsche Fan-Gruppe ausgerechnet aus Pamhagen bringt mit der viermaligen Wiederholung des Lallens zweier betrunkener deutscher Frauen. Offenbar wollte man österreichweit zeigen, welch unfähige Leute im burgenländischen Landesstudio herumsitzen. Vor allem aber wird so der Vergleich mit den deutschen Sendern geradezu erzwungen, die zeigen, wie man das Rundherum eines Fußballspieles locker, witzig und kreativ gestalten kann. Zum Totlachen etwa: „Don’t cry for me, Maradona“.

Auf dem Fußballfeld kann Österreich derzeit nicht einmal in den wüstesten Wunschträumen mit den derzeit grandios aufspielenden Deutschen mithalten. Aber früher konnten wir sie oft noch durch unsere Kreativität und unseren Witz schlagen. Aber dieser heutige ORF ist den Anstalten aus dem Nachbarland geistig noch viel mehr unterlegen, als es unsere Fußballer jemals gewesen sind. In einer geschützten Werkstätte für Alt-68er ist halt Kreativität und Lockerheit nicht wirklich zu erwarten.

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Ein Mega-Gau für diese Republik drucken

Es ist ein zynischer Verfassungsbruch. Es ist eine Verhöhnung der Demokratie. Und es ist vor allem volkswirtschaftlich ein absoluter Wahnsinn: Die Regierungsspitzen haben dennoch nun hochoffiziell angekündigt, dass sie das Budget, das ab 1. Jänner gelten soll, erst am 9. Dezember einbringen werden, obwohl die Verfassung dies eigentlich schon für Oktober vorschreibt.

Und das alles nur aus einem einzigen Grund: Die SPÖ will die - ohnedies nicht sehr guten - Wahlchancen von Michael Häupl nicht noch weiter gefährden. Man will daher keinesfalls schon zum Wiener Wahltag die unweigerlich bevorstehende Explosion an Katastrophenmeldungen aller nur denkbaren Lobbies dieser Republik auslösen. Denn das Wiener Rathaus ist für die SPÖ die zentrale Selbstbedienungskassa, mit deren Hilfe man alle Medien besticht, aus der man die ideologisch willfährigen "unabhängigen" Vorfeldorganisationen wie DÖW oder ZARA bezahlt.

Natürlich will die Bundes-ÖVP auch nicht die Chancen von Christine Marek trüben. Aber die sind ohnedies schon so schlecht, dass ihnen gar nichts mehr schaden kann, nicht einmal die drohende Kürzung der Familienbeihilfe, für die Marek in selbstbeschädigender Naivität (oder nur um bis Herbst den Staatssekretärsgehalt zu beziehen?) zumindest bis zum Wahltag die Verantwortung tragen will.

Auch der Bundespräsident steht wieder einmal mit langer Nase da. Hat er doch in seinem Wahlkampf noch beteuert, er werde dafür sorgen, dass die Regierung das Budget rechtzeitig einbringt - obwohl die rot-schwarzen Finanzstaatsseekretäre schon im letzten Winter genau das angekündigt hatten, was jetzt Bundes- und Vizekanzler schriftlich bestätigen. Und die Parlamentspräsidentin steht wie immer peinlich da. Statt den Verfassungsbruch anzuklagen, bettelt sie nun, dass das Budget vielleicht ein oder zwei Wochen früher eingebracht wird. Was die Regierung als "Konzession" wahrscheinlich ohnedies schon eingeplant hat.

Ebenso hinterhältig ist der Zeitplan der beiden Großkoalitionäre: Monatelang hat man den von den Staatssekretären schon zugegebenen Verfassungsbruch wieder dementiert, und jetzt kündigt man ihn genau am Tag des Schulschlusses an. Damit die Aufregung bald an den diversen Urlaubsstränden verplätschert.

Nur haben die Möchtegern-Taktiker eines vergessen: Dann wenn die nicht nur für die Verfassung, sondern auch die Menschen notwendigerweise schmerzhaften Maßnahmen verkündet werden, sind sie alle wieder da. Was der Regierung einen ganz heißen Winter  bescheren wird. Und das nicht, weil sich die Global-Warming-These vielleicht doch einmal bestätigt. Sondern weil die jahrelang belogenen Menschen aus allen Wolken fallen werden.

Aber Rot und Schwarz denken sich: Was schert es, haben wir doch nach der Wiener Wahl eine lange Periode ohne irgendwelche Wahlen vor uns. Da werden sie sich schon wieder beruhigen.

Manche Leser werden fragen, ob es denn keine Konsequenzen für einen solchen Verfassungsbruch gibt. Ja die gibt es natürlich - falls die Parlamentsmehrheit eine Ministeranklage beschließt. Vorsichtig ausgedrückt, ein eher unwahrscheinlicher Fall.

Und dann wundern sich manche über den rasch wachsenden Demokratiefrust der jungen Menschen. Der lässt sich auch ganz sicher nicht dadurch reduzieren, dass man in den Schulen einen Politologie-Unterricht einführt (zur Arbeitsbeschaffung für die Absolventen einer der sinnlosesten Studienrichtungen).

Noch katastrophaler ist aber der ökonomische Pfusch, der da gebaut wird. Denn man hätte so wie viele andere europäische Länder schon im vergangenen Winter konkrete Sparbeschlüsse vorbereiten und inzwischen realisieren müssen. Österreich hingegen hat das Sparen ein volles Jahr verschoben, hat sich damit alle Möglichkeiten genommen, durch Strukturänderungen die sinnvolleren und weniger schmerzhaften Sanierungswege zu gehen. Denn Strukturänderungen brauchen einen viel intensiveren gesetzlichen Vorlauf als ein schlichte Kürzung.

Investitionen, Ausgaben für Universitäten oder Landesverteidigung, Beamtengehälter, Pensionen, Beihilfen kann man mit einem Gesetz leicht einfrieren oder kürzen.

Will man hingegen das extrem teure Hacklerpensionssystem abschaffen, dann braucht das einen langen Vorlauf, weil ja unser lieber Verfassungsgerichtshof in seinem Wolkenkuckucksheim meint, die lieben Österreicher hätten ein unabdingbares Anrecht darauf, schon viele, viele Jahre im vorhinein den Tag zu wissen, an dem sie endlich in Pension gehen können. Einen noch schwierigeren Vorlauf bräuchte eine Gesundheitsreform, die das teure Neben- und Gegeneinander von Sozialversicherungen und Bundesländern, die unnütze Vielzahl an gesetzlichen Krankenkassen, das gleichzeitige Fehlen eines kostendämpfenden Wettbewerbs, den Missbrauch durch Versicherte ohne Selbstbehalt beendet. Noch zeitaufwendiger wäre es, wenn man endlich die Föderalismusreform anginge, etwa im Schulbereich die Parallelität zwischen Bund und Ländern beendete. Und wenn man Hunderte Bundesgesetze beseitigte, die den Bundesländern und Gemeinden viel Arbeit und Kosten aufbürden.

Kein Mensch kann auch nur eine dieser Maßnahmen in ein paar Tagen mit all den notwendigen Verhandlungen, organisatorischen Änderungen, Neustrukturierungen realisieren. Wenn nicht ein Megapfusch entstehen soll. Man hat jetzt schon ein halbes Jahr verschlafen. Und tut das nun weitere fünf Monate.

Die Herren Faymann und Pröll haben uns klargemacht: Sie denken nicht an Strukturreformen, das ist viel zu mühsam.

Es gibt daher nur noch zwei Möglichkeiten: Die erste bestünde darin, die dringenden Sparnotwendigkeiten überhaupt zu ignorieren; was man vor allem bei Faymann befürchten muss, seit er vom absurden Koralmtunnel bis zum burgeländischen Militäreinsatz an einer offenen Grenze jeweils vor Wahlen Geldverschwendungen einzuzementieren versucht hat. Aber auch die ÖVP hat mit Lobbying für den nur wenig sinnvolleren Brennertunnel oder gegen Spitalsschließungen den Spielraum für vernünftige Maßnahmen drastisch reduziert.

Die zweite Möglichkeit: Die Koalition wird dann im Dezember kürzen, streichen - und kräftig Steuern erhöhen. Sie trifft lieber die Menschen mit voller Härte, statt auch an einigen Machtpositionen von Parteifunktionären in Ländern, Sozialversicherungen und Beamtenschaft zu kratzen. Und Häupl ist ihnen offensichtlich sowieso wichtiger als die ganze Republik und deren Einwohner.

Denen kann man jetzt nur noch eines wünschen: Frohe Weihnachten!

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Der ORF-Skandal wird immer ärger drucken

Das waren zwei besonders provozierende Beispiele, wie der ORF seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag immer brutaler und völlig ungestraft mit Füßen tritt. Wie er auch ganz wichtige Themen verboulevardisiert. Wie er allen Linksaußen der Nation eine exklusive Öffentlichkeit verschafft, während der Rest der Gesellschaft nur noch zahlen darf.

Das erste Beispiel war die sogenannte Arigona-Demonstration. Der Staatsfunk hat schon im vorhinein tagelang für eine Kundgebung zugunsten der abgewiesenen Asylwerberin getrommelt, während andere nicht-linke Demonstrationen von ihm total totgeschwiegen werden und absolut Null Gratiswerbung bekommen. Am Donnerstag war dann das armselige Trüppchen von 500 Teilnehmern, die von der Polizei am Beginn gezählt wurden, (oder von immer noch recht unbedeutenden 7000 Demonstranten, wie der ORF selbst behauptete), in allen drei Zeit-im-Bild-Sendungen zentrales Hauptthema.

Ist es der zentrale Informationsauftrag des ORF, jede Aktion im grünen und sonstigen linksradikalen Umfeld massiv zu bewerben und bejubeln? Und den Rest zu verschweigen oder hämisch herunterzumachen?

Das zweite Beispiel einer massiven Verletzung des gesetzlichen Auftrags war ein sogenanntes Bürgerforum, das mit maximal einminütigen Redezeiten und einem manipulativ zusammengesetzten Auditorium die Finanzkrise diskutieren sollte. Ein solcher Versuch musste schon am Sendungsformat peinlich scheitern. Nimmt sich doch der ORF nach jedem Fussballspiel mehr Zeit für eine seriösere Analyse, als ihm die Schuldenkrise wert ist.

Noch schlimmer aber war, wie dabei in fast allen Moderationstexten gegen Sparpakete polemisiert wurde, statt deren Unvermeidlichkeit anzusprechen oder gar die Frage zu thematisieren, warum Österreich als letztes Land Europas erst im Winter seine Sparpläne enthüllen wird. Wie einen ganzen Abend lang irgendwelchen düsteren, aber nie genannten "Spekulanten" und "unberechenbaren" Finanzmärkten die Schuld an der Krise zugeschoben wurde. Also den Bösewichten, die sich erfrechen, Staaten mit (alljährlichen!) Verschuldungsquoten über zehn Prozent kein Geld mehr geben zu wollen. Was eigentlich auch für die Linksradikalen vom Küniglberg durchaus berechenbar sein sollte.

Von der Verschuldung der Staaten - die österreichische wurde gerade um ein 160-Millionen-Euro-Geschenk für den ORF verschlimmert - redet der angeblich öffentlich-rechtliche Staatsrundfunk hingegen nur sehr ungern. Und wenn, dann wird sie auf die Banken zurückgeführt. Obwohl diese nur einen Promilleanteil der Staatsschuld bekommen haben.

Mit solchen Propagandaveranstaltungen, so wagt der ORF zu behaupten, würde er öffentlich-rechtlich agieren. Was ihm das Recht gäbe, von uns zwangsweise finanziert zu werden. Das macht sprachlos. Aber wozu aufregen? Wir sehen und hören es ja jeden Tag (wenn wir noch ORF hören). Und wir wählen noch immer mehrheitlich Parteien, die bereit sind, zugunsten dieses ORF zusätzliche Staatsschulden zu machen.

Das ist im Radio nicht viel besser. Die beste Pointe zum gegenwärtigen Zustand eines ideologisch zur Spielwiese betagter Alt-68er verkommenen ORF lieferte gerade ein Partner des Blogs: "Der scheidende Chef von Ö1, Afred Treiber, sorgt sich angeblich um sein Erbe. Für Radio-Fans wohl eine der besten Nachrichten seit langem . . ."

Herr Treiber polemisiert nämlich trotz des auf seinem Sender sonst rund um die Uhr dominierenden FeministInnen-Gequatsches dagegen, dass ihm eine im Vergleich zu seinem männlichen Wunschkandidaten um einen Millimeter weniger linke Frau nachfolgen soll.

Terror und Mobbing im Hörfunk sind aber noch Gold gegen das skandalöse Kesseltreiben, das im Fernsehen gegen eine andere Frau in Gang ist, die für die Führung einer Hauptabteilung vorgeschlagen worden ist. Die radikal linke Volksfront rund um einen seit Jahr und Tag durch seine manipulativen Verhörtaktiken berüchtigten "Star"-Moderator nimmt dort für sich offensichtlich in Anspruch, dass sie über die Besetzung von allen Positionen bestimmt.

Warum auch nicht, steht doch schon in der Verfassung, dass der ORF Privateigentum der Alt-68er ist. Und die Feministinnenpartie von der sogenannten Frauenministerin angefangen wird halt nur aktiv, wenn es um eine dumme und linke Frau geht, die auf einen Quotenplatz geschoben werden muss.

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Nachlese einer Wahl voller Überraschungen drucken

Die deutsche Bundespräsidentenwahl war von so vielen taktischen Finessen begleitet, dass noch eine kleine Nachlese zulässig ist. Diese zeigt die Tricks, Strategien und Untergriffe im politischen Spiel.

Wenn es eine Kandidatur gegeben hat, die aus parteitaktischem Kalkül heraus entstanden ist, dann war dies die Nominierung von Joachim Gauck durch Rot–Grün. Mit Gauck gelang es dem Oppositionsbündnis, sowohl in die bürgerliche Mitte als auch in die Linkspartei kleine Keile zu treiben. Die einen empfanden den konservativen Pastor und strammen Antikommunisten Gauck als einen der ihren, die anderen gerieten in die Zwickmühle, den verhassten Stasi–Aufklärer zu wählen oder der bürgerlichen Regierung den Rücken freizuhalten.

Dies war jedoch nur eine der dialektischen Taktiken, die man in den linken Kaderschmieden lernen kann. Hier eine kleine Blüten-Nachlese zur Bundesversammlung:


  • "Gauck bringt ein Leben mit in seine Kandidatur, Wulff dagegen bringt eine politische Laufbahn mit". Sigmar Gabriel, SPD–Vorsitzender am 4. Juni 2010. Gabriel selbst ist seit seinem 17. Lebensjahr politisch tätig, seit seinem 18. Lebensjahr Mitglied der SPD, und verbrachte – außer einem Jahr als Berufsschullehrer – sein Leben so gut wie ausschließlich in der Politik. Wer mit dem Finger auf andere zeigt, auf den zeigen vier zurück!



  • Horst Köhler war der erste Bundespräsident in Deutschland, der davor kein innenpolitisches Amt bekleidete und nicht aus dem Parteienumfeld kam. Dazu meinte Cem Özdemir (Europaabgeordneter der Grünen) im Interview am Wahltag, dass man "gerade nach den Erfahrungen mit dem Rücktritt von Horst Köhler" keinen Kandidaten mehr aufstellen wollte, der wieder aus dem üblichen Parteienklüngel stamme.



  • Frank–Walter Steinmeier, Fraktionsvorsitzender, und Sigmar Gabriel, Parteivorsitzender der SPD, kritisierten tagelang, dass Union und FDP ihre Mitglieder in der Bundesversammlung dem Fraktionszwang unterwerfen würden. Am Wahltag stellte sich in allen drei Wahlgängen heraus, dass sich ausschließlich die Delegierten von SPD, Grünen und Linkspartei eisern der Parteidisziplin unterworfen hatten.



  • Gregor Gysi von der "Linken" hat sich zwei Tage vor der Wahl in einem ZDF–Interview gleich zweimal "geirrt". Zum einen prognostizierte er im Brustton der Überzeugung, es werde keinen zweiten Wahlgang mehr geben. Zum anderen versicherte dem Journalisten, der nach der Haltung im dritten Wahlgang gefragt hatte: "Das würden wir dann entscheiden, wenn es dazu käme. Aber eines kann ich Ihnen jetzt schon versichern: Wir werden uns verhalten. Doch die Linke, die in sich zerrissen und tief gespalten ist, hat sich nach dem zweiten Wahlgang gerade nicht verhalten, sondern die Abstimmung "freigegeben".

  • In der Berichterstattung etwa des ORF hat man die Präsidentenwahl im Nachhinein zur Abstimmung über die deutsche Regierung umfunktioniert. Eine solche Abstimmung war sie natürlich in ihren ersten beiden Wahlgängen in signifikantem Umfang. Extrem manipulativ ist es aber trotzdem, wenn in den ORF-Analysen plötzlich der vorher so laut propagierte Aspekt der attraktiven Persönlichkeit Gaucks weggelassen worden ist, der eben ein klassischer Konservativer ist. Also: Rot-Grün haben der Regierung nur mit einem nicht-linken Kandidaten einige Stunden wehtun können.

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Sammlung Leopold: Schenkt jetzt Schmied alles her? drucken

Der Tod von Rudolf Leopold sollte alle Alarmglocken läuten lassen: Denn nun könnten sich jene Kreise um die Kulturministerin Claudia Schmied und einige ihrer radikalen - und heftig vom "Standard" unterstützten - Kunstbeamten durchsetzen, die seit einigen Jahren auf eine extensive Restitution der wichtigsten österreichischen Kunstsammlung des letzten Jahrhunderts drängen.

Der geniale wie fanatische Leopold hatte nach dem Weltkrieg mit großem Sachverstand Bilder bei Auktionen und aus Privatbesitz erworben. Die intensiven Forderungen, die Bilder an frühere Eigentümer zurückzugeben, hängen nicht mit irgendwelchen Rechtswidrigkeiten Leopolds zusammen - ihm konnte jedenfalls keine einzige nachgewiesen werden; denn geschicktes Taktieren bei Versteigerungen und günstiges Einkaufen sind noch keine Rechtswidrigkeit.Wer in Dorotheum & Co kauft jedenfalls rechtskonform, was auch immer die Vorgeschichte war.

Die Forderungen hängen vielmehr mit den gigantischen Preissprüngen zusammen, die Schiele&Co seit den späten 40er Jahren erzielt haben. Das hat - nochvollziehbares - Interesse an Bildern geweckt, die man früher nicht beachtet hat. Das Absurde ist: Diese Preissprünge hängen sehr stark mit Leopolds intensiver Schiele-Arbeit zusammen. Ohne ihn wäre der österreichische Maler wohl nie zu jenem Künstler geworden, dessen Werke zeitweise bei Versteigerungen weltweit die höchsten Preise erzielt hat.

Die Forderungen bauen auf ein schon in den 90er Jahren beschlossenes österreichisches Gesetz auf, das für Opfer des Nationalsozialismus und deren Familien einen neuerlichen Rückgabe-Anspruch auf Kunstobjekte geschaffen hat, obwohl diese Familien die Werke schon einmal zurückbekommen hatten. Die Bilder waren aber nach dem Krieg rasch wieder verkauft worden - aus Desinteresse, aus Geldbedarf oder in Zusammenhang mit dem grundsätzlichen Verbot, Kunstgüter aus Österreich hinauszuschaffen (ein in den armen Jahren nach dem ersten Weltkrieg mit gutem Grund erlassenes Gesetz, das Österreich vor einem Ausverkauf bewahrt hatte).

Dieser Anspruch auf neuerliche Restitution ist zum Beispiel in Deutschland nie in der gleichen oder einer ähnlich weitgehenden Form eingeräumt worden.

In Österreich besteht er hingegen gegenüber allen staatlichen Sammlungen. Die Leopold-Stiftung ist an sich keine solche staatliche Sammlung. Durch den Tod Leopolds bekommt aber das Unterrichtsministerium in der Stiftung ein viel stärkeres Gewicht. Seit der Übernahme dieses Ministeriums durch Claudia Schmied haben einige ideologisch besonders exponierte Beamte auch schon Druck auf Leopold ausgeübt, die von den ehemaligen Besitzerfamilien geforderten Bilder herzugeben. Das Ministerium drohte sogar mehrfach die Streichung der Subvention an das Leopold-Museum im Wiener Museumsquartier an. Obwohl dieses Museum einer der attraktivsten Anziehungspunkte für Touristen ist.

Nun steht stark zu befürchten, dass diese Sammlung endgültig demoliert wird. Weil sich die Machtverhältnisse in der Stiftung verschieben und weil die starke Persönlichkeit Leopols fehlt. Claudia Schmied und ihre Beamten sind ideologisch verbohrt - dies wohl auch deshalb, weil Leopold ein typisch bürgerlicher Kunstsammler war, der es noch gewagt hat, sich dem linken Zugriff auf die Kultur zu widersetzen. Während es auf ÖVP-Seite ja praktisch keine Kulturpolitik mehr gibt.

Die Herausgabe-Debatte hat nichts zu tun mit der sogenannten Sammlung Leopold 2, die in den Nachrufen auf Leopold des öfteren angesprochen worden ist. In dieser Sammlung 2 befinden sich alle jene Werke, die Leopold in den letzten Jahren wieder liebevoll, aber in oft völlig chaotischer Weise in seinem - an sich total bescheidenen und längst renovierungsbedürftigen - Privathaus in Wien angesammelt hat. Er tat dies nach Gründung der Stiftung gleichsam in seinem zweiten Sammlleben.

Die erste Sammlung hatte Leopold (eigentlich ein Arzt ohne besonderes Vermögen) nur deshalb an die halbstaatliche Stiftung abtreten müssen, weil ihn die Steuerschuld - vor allem die Vermögenssteuer -  erdrückt hatte. Erst seit dem Wegfall jener Steuer konnten so eindrucksvolle Sammlungen wie Leopold 2 ohne Zugriff des Staates wieder ungefährdet entstehen.

Ist es eigentlich ein Zufall, dass die SPÖ gerade jetzt wieder heftig auf eine Rückkehr zur Vermögenssteuer drängt? Oder passt das alles sehr gut zusammen: Nur kein Privateigentum entstehen lassen, alles unter pseudomoralischer Argumentation im unproduktiven Wohlfahrtsstaat verschwenden, und gleichzeitig ständig die Rolle des Staates gegenüber den Bürgern stärken?

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Sieg im dritten Anlauf: Wetterleuchten für Merkel drucken

Das war alles andere als ein Stärkezeichen der maroden Berliner Koalition. Wenn gleich 44 der schwarz-gelben Wahlmänner im ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl nicht für den gemeinsamen Kandidaten Christian Wulff gestimmt haben, dann zeigt das eine tiefe innere Krise der bürgerlichen Koalition. Und auch der zweite Wahlgang brachte zwar ein deutlich besseres, aber noch lange kein ausreichendes Ergebnis. Umso überraschender, dass Wulff dann im dritten Wahlgang, als nur noch die relative Mehrheit nötig gewesen wäre, plötzlich die absolute erzielte.

(Dieser Beitrag ist wegen der notwendigen Aktualisierung zweimal geändert worden, was normalerweise im Tagebuch nicht üblich ist. Ich bitte um Verständnis).

Dieser Wahltag brachte am Ende also doch noch eine Art Happy end für die Berliner Koalition. Vorher hatte Kanzlerin Merkel jedoch eine massive Demütigung einstecken müssen. Eine Demütigung, die durchaus als Wetterleuchten am Horizont der Regierung interpretiert werden kann.

Das schlechte Ergebnis für Wulff in den ersten beiden Wahlgängen liegt gewiss sehr stark an Joachim Gauck, mit dessen Nominierung Rot-Grün ein Geniestreich gelungen ist. Gauck wirkt sympathisch, parteiungebunden - und bürgerlich. Ihm schadete es offenbar auch nicht, dass im Fall seiner Wahl beide Spitzenämter der Bundesrepublik von ostdeutschen Protestanten besetzt worden wären.

Noch mehr als die Attraktivität Gaucks wirkte sich aber zweifellos die innere Entfremdung zwischen den Koalitionsparteien aus, die mit einem überraschenden Tempo eingesetzt hat. Die überraschend viele Abgeordnete dazu veranlasst hat, dem Koalitionskandidaten, also Merkels Kandidaten, eine heftige Ohrfeige zu versetzen. Daher bleibt trotz des Happy ends die Diagnose: In der Koalition kriselt es.

Die Ursachen dieser Koalitionskrise liegen in der Führungsschwäche Angela Merkels; sie liegen in den oft geradezu krampfhaften Anti-FDP-Profilierungsversuchen der bayrischen CSU; sie liegen in der Schwere der Wirtschaftskrise, der in jedem Fall nur mit unpopulären Maßnahmen beizukommen ist; und sie liegen insbesondere im Versagen der FDP, sich als Regierungspartei zu positionieren.

Die FDP hat nur im Gesundheitsminister Philipp Rösler einen wirklich überzeugenden Exponenten in die Regierung entsenden können. Dem Rest fehlt noch stark die Professionalität, die FDP ist noch viel zu stark in der großen Beliebigkeit der Oppositionsrolle verhaftet, und sie hat sich mit der Strategie blamiert, ausgerechnet in Zeiten der Krise für Steuersenkungen zu kämpfen.

Bedeutet dieses Wetterleuchten nur ein kurzfristiges und langfristig unbedeutendes Frust- und Dampfablassen? Oder erleben wir schon den Anfang vom Ende der bürgerlichen Hoffnungen in Deutschland?

Jedenfalls ein Kompliment muss man Joachim Gauck machen: Er hat bis zuletzt der naheliegenden Versuchung widerstanden, sich der Linkspartei - einer in vieler Hinsicht verfassungsfeindlichen Gruppierung - anzubiedern, um sich die Chance auf eine Mehrheit zu suchen. Ein Mann mit Charakter, wie die Demokratie viele bräuchte.

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Fußnote 122: Wer glaubt noch an die Pension? drucken

Die Österreicher sind um etliches schlauer als ihre Politiker. Was die Aussichten freilich nicht rosiger macht.

Nur noch 56 Prozent der noch nicht in Pension befindlichen Österreicher glauben, dass es bei ihrem Pensionsantritt eine staatliche Pension in der heutigen Form geben wird. Drei von zehn Österreichern rechnen hingegen schon mit einer deutlichen Erhöhung des Pensionsalters, starken Kürzungen der Pensionen und der Notwendigkeit, mehr privat vorzusorgen. Das ergibt eine neue Imas-Umfrage. Das kann man positiv als signifikanten Erkenntnisgewinn interpretieren. Das kann man aber auch umgekehrt sehen: Noch immer glaubt eine klare absolute Mehrheit wider alle Grundrechnungsarten den grob fahrlässigen Versicherungen der Politik, glaubt also an das Gleichbleiben der staatlichen Pension. Die jedoch nur dann in etwa gleich bleiben können, wenn eine gefährlicher neuer Virus die Menschen über 60 reihenweise dahinrafft.

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Fußnote 121: Kanadier müsste man sein drucken

Kanada ist ein schönes Land. Das weiß fast jeder. Es ist aber auch ein politisch interessantes Land.

Und das sollte man sich oft näher anschauen. So wagen es die Kanadier, sich des öfteren frontal gegen einen sehr großen Nachbarn zu stellen. Sie haben beim Gipfel in Toronto kontinuierlich alle Unsinnigkeiten wie Steuererhöhungen abgelehnt (obwohl normalerweise Gastgeber immer verleitet sind, für die Erzielung eines Konsenses alles zu opfern). Sie haben beim Gipfel auch die im Vorjahr weltweit noch topmodisch gewesene Klimahysterie abgedreht. Und sie betreiben seit Jahren eine absolut rationale Einwanderungspolitik: Nach Kanada übersiedeln darf nur, wer entweder reich ist oder überdurchschnittlich gebildet oder überdurchschnittlich intelligent. Jeder Vergleich mit der österreichischen Immigrationspolitik erübrigt sich da sowieso.

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Großer Jubel: Konsens über zwei schlechte Gesetze drucken

Wetten, dass uns die Regierungsparteien noch ein paar Mal einen Durchbruch in Sachen Mindestsicherung und Transparenzdatenbank verkünden werden. Schließlich müssen die Jubelmedien ja mit guten Schlagzeilen gefüttert werden. Viel ärgerlicher ist aber: Beide Gesetze sind schlecht. Daher ist es auch ziemlich redundant, wenn sich die Regierung da feiert.

Die Mindestsicherung ist schlecht, weil sie mit Sicherheit weit mehr kosten wird als das bisherige Sozialhilfe-System. Denn künftig wird in der Optik der Hilfesuchenden aus einem Bittgesuch ein Rechtsanspruch - und erst der Staat muss beweisen, dass der Anspruch doch nicht besteht. Damit wird dem in unserem Sozialsystem ohnedies weit verbreiteten Missbrauch Tür und Tor noch weiter geöffnet. Und findige NGOs stehen schon bereit, aus angeblich humanitären Gründen die Lücken im System auszutesten, und sofort "Skandal" und "Soziale Kälte" zu skandieren, wenn eine Behörde es wagen sollte, effizient gegen Missbrauch einzuschreiten.

Die Transparenzdatenbank in der vorgesehenen Form ist schlecht, weil sie viel Bürokratie auslöst, weil ihre Erstellung jahrelang dauern wird und weil nicht klar ist, was man eigentlich dann mit den gewonnenen Daten tun wird. Vor allem aber ist sie eine schlechte Lösung, weil sie mit zahllosen Geheimhaltungs-Kautelen belastet wird, sodass ungefähr des Gegenteil von Transparenz entstehen wird.

Wie man es richtig macht, zeigen gerade die Briten: Sie veröffentlichen künftig sämtliche Zahlungen aus staatlichen Kassen im Internet (sofern es nicht auch dort irgendwelchen Bedenkenträgern gelingen sollte querzuschießen). Das schafft - ähnlich dem schon lange gut funktionierenden skandinavischen System - Transparenz. Ja, auch für die Nachbarn.

Es scheint für viele Österreicher hingegen besonders entscheidend zu sein, dass die Transparenz nur im Geheimen besteht. Das heißt mit anderen Worten, dass es offenbar Privatsache ist, ob und wie man den Staat betrügt.

Denkt man nur eine Minute ruhig und ohne die üblichen Reflexe nach, dann wird es eindeutig klar: Wer vom Staat und all seinen Agenturen Geld will, der greift uns allen in die Tasche. Und da haben wir alle in Wahrheit einen ganz eindeutigen moralischen Anspruch, davon zu erfahren. Eine solche echte Transparenz würde überdies viel effektiver Sozial- und Förderungs-Missbrauch eindämmen als eine neue komplette Bürokratie. Sie wäre daher auch die weitaus effizienteste Sparmaßnahme.

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Meinungsfreiheit in Gefahr drucken

In Österreich droht die schärfste Einschränkung der Meinungsfreiheit seit Jahrzehnten. Der Gesetzesentwurf ist schon durch den Ministerrat gegangen; jetzt hängt es nur noch am Nationalrat, ob der Entwurf nun endgültig in Geltung tritt. Mit diesem Thema befasst sich heute Abend eine hochrangig (und mit mir) besetzte Podiumsdiskussion. Eintritt frei.

Vorweg die Daten der Diskussion: Montag,  28. Juni, 18:00 Uhr im Palais Daun-Kinsky, Freyung 4, 1010 Wien.
Es diskutieren:
Dr. Dieter Böhmdorfer, Rechtsanwalt, Justizminister a.D.
Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol, Präsident des Nationalrats i.R.
Hon.-Prof. Dr. Gottfried Korn, Medienanwalt, Mitherausgeber der Zeitschrift „Medien & Recht“
Dr. Johann Rzeszut, Präsident des Obersten Gerichtshofes a.D.
Rosemarie Schwaiger, Redakteurin „Die Presse“
Dr. Andreas Unterberger, Internet-Blogger „andreas-unterberger.at“
Moderation: Dr. Barbara Kolm, Generalsekretärin F.A.v. Hayek Institut.

Dem Hayek-Institut sei Dank, dass diese Veranstaltung zustandekommt. In diesem Land hat schon fast jede Fliegenart und jeder südamerikanische Stamm ein aktive Lobby. Nur die Freiheit nicht, für die unsere Vorfahren 1848 auf die Barrikaden gestiegen sind. Und die in den letzten Jahrzehnten das zentrale Fundament unseres gesamten Rechtsstaates und auch des wirtschaftlichen Wohlstandes gewesen ist. Aber offenbar ist uns diese Friheit schon zu selbstverständlich geworden, als dass sich noch jemand dafür engagieren würde.



Laut Regierungsvorlage soll der §283 des Strafgesetzbuches in folgender Weise neugefasst werden:

Verhetzung


§ 283. (1) Wer öffentlich auf eine Weise, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden, oder wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar zu Gewalt oder zu einer sonstigen feindseligen Handlung gegen eine Kirche oder Religionsgesellschaft oder eine andere nach den Kriterien der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der Staatsangehörigkeit, der Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung definierte Gruppe von Personen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe auffordert oder aufreizt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen.

(2) Ebenso ist zu bestrafen, wer öffentlich gegen eine der im Abs. 1 bezeichneten Gruppen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe hetzt oder eine solche Gruppe in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft oder verächtlich zu machen sucht.

Das erscheint aus folgenden Gründen bedenklich:



  1. Mit diesem Paragraphen kann künftig versucht werden, jede pointierte Kritik als Beschimpfung, Verächtlichmachung oder Verhetzung zu  interpretieren und vor den Strafrichter zu bringen.

  2. Damit werden Meinungsdelikte, die rund um das Medien- und Ehrenbeleidigungsrecht bisher nur zu Geldstrafen geführt haben, mit zwei Jahren Haft bedroht.

  3. Auch sehr viele parlamentarische Reden (einmal abgesehen von der Immunität), Leitartikel und sonstige öffentliche Debatten drohen nun, als Verletzung dieses Paragraphen inkriminiert zu werden.

  4. Damit werden Geschmacklosigkeiten, schlechtes Benehmen, wilde Polemiken und Meinungen auf die Ebene von Verbrechen gehoben.

  5. An der Strafbarkeit ändert sich auch nichts, wenn die inkriminierten Meinungsäußerungen voll den Tatsachen entsprechen.

  6. Für die Strafbarkeit des „Hetzens“ gilt auch nicht die im restlichen Paragraphen erwähnte Einschränkung, dass eine Beschimpfung „in einer die Menschenwürde verletzenden Weise“ erfolgt.

  7. Aber auch diese Verletzung der Menschenwürde geschieht nach dem Standardkommentar zum StGB (Wiener Kommentar) schon dann, wenn jemand als wertloser Teil der Gesamtbevölkerung dargestellt wird. Was etwa bei polemischen Debatten über das Pensionssystem, Börsehändler, kapitalistische Ausbeuter, Manager oder Banken, Tierschützer und andere Gruppen sehr leicht der Fall sein kann.

  8. Diese mit Terrorismusbekämpfung in nicht erkenntlichem Zusammenhang stehende  Einschränkung der Meinungsfreiheit wird unter der irreführenden Überschrift „Terrorismusprävention“ verfügt.

  9. Sie schützt im Gegenteil terroristische Gruppen gegen Kritik und wird kaum gegen Hassprediger eingesetzt werden können. Für den Schutz gegen diese würde zweifellos der Absatz (1) ausreichen.

  10. Auch jede andere in Kritik stehende Gruppe – ob Neonazis, ob Kommunisten, ob Islamisten – wird zumindest versuchen, sich mit dem Verhetzungsparagraphen zu wehren, vertreten sie doch zweifellos eine „Weltanschauung“.

  11. Dieser neue §283 kann zumindest theoretisch sogar wie ein Ermächtigungsgesetz – ähnlich zum Verhalten der Justiz in autoritären Staaten wie Venezuela oder  Iran – zum Mundtotmachen von politischen Oppositionellen benutzt werden. Dazu bedarf es nur einer leichten Verschiebung der Interpretation von „verächtlich machen“ durch die Justiz.

  12. Selbst wenn sich die österreichische Judikatur – wie zu hoffen ist – einer sehr extensiven Interpretation dieses Paragraphen verschließen sollte, so ist es doch fast sicher, dass damit eine Fülle von Strafanzeigen und staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen ausgelöst wird. Was zumindest Unsicherheit auslösen wird und die ohnedies durch ein enormes Arbeitsaufkommen überlastete  Staatsanwaltschaft weiter belasten wird.

  13. Diese Einschränkung der Meinungsfreiheit wird – aus schlechtem Gewissen? – in der Regierungsvorlage so versteckt, so dass man nur durch Vergleich mit dem bisherigen Strafgesetzbuch ihre ganze Tragweite erkennt. Bisher waren dort im Wesentlichen nur Religionsgemeinschaften und „Rassen“, „Völker“ und „Volksstämme“  – was auch immer diese Begriffe genau bedeuten – geschützt. Überdies galt bisher der Schutz nur einer ganzen Gruppe, jetzt soll er auch auf jeden einzelnen ausgedehnt werden.

  14. Dieses schlechte Gewissen zeigt sich auch darin, dass in der – rechtlich irrelevanten – Zusammenfassung der Gesetzesvorlage durch die Parlamentskorrespondenz jeder Verweis ausgerechnet auf die Verschärfung der „Verhetzung“ fehlt.

  15. In besonders schlimmer Weise lässt sich das Gummi-Vokabel „Weltanschauung“ beliebig in alle Richtungen interpretieren.

  16. Verhaltensweisen, die bisher im gesellschaftlichen Konsens als Geschmacklosigkeit oder schlechtes Benehmen einzuordnen waren, werden nun plötzlich unter eine strenge zweijährige Strafdrohung gestellt werden. Selbst Blondinenwitze (siehe Schutz des „Geschlechts“) oder polemische Darstellungen des Pensionssystems (siehe Schutz des „Alters“) können ganz leicht als „verächtlich machen“ interpretiert werden.

  17. Aus all diesen Gründen liegt überdies auch eine massive Kollision mit den Bestimmungen der Verfassung und der Menschenrechtskonvention zur Meinungsfreiheit vor.

  18. In den erläuternden Bemerkungen wird der Eindruck erweckt, es bestünde eine internationale Pflicht zur Erlassung eines solchen Paragraphen. In Wahrheit gibt es aber nur eine Empfehlung einer – überaus umstrittenen – unabhängigen Kommission des Europarats ohne jede Bindungswirkung und einen Rahmenbeschluss der EU-Justizminister, der  im Gegensatz zum vorliegenden Entwurf ausdrücklich die Meinungsfreiheit unberührt lassen will. Der überdies nicht Kritik an jemandem seiner Weltanschauung wegen umfasst.

  19. Das Recht wird damit zur politisch-ideologischen Waffe, dessen erstes Opfer übrigens mit Sicherheit – würde das Gesetz schon gelten – ein Landtagsabgeordneter einer Regierungspartei wäre, der ein Hassvideo eines Rappers auf seine Homepage gestellt hat. Natürlich wären aber auch solche Rapper selbst strafbar.

  20. Wenn Angehörige des Justizministeriums ausstreuen, die meisten dieser Besorgnisse wären unberechtigt, denn mit „verächtlich machen“ wären Taten, nicht Worte gemeint, dann sollte dies unbedingt so klargestellt werden, dass es auch wirklich um Taten geht. Am einfachsten und klarsten dadurch, dass die ganze Ziffer (2) des §283 gestrichen wird.

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Fußnote 119: Unfähigkeit schützt vorm Siegen nicht drucken

Was muss man eigentlich noch tun, um abgewählt zu werden?

Die burgenländische SPÖ fährt die Bank Burgenland mit großer Unfähigkeit gegen die Wand. Und wird nicht abgewählt. Der SPÖ-Gewerkschaftsbund ruiniert die Bawag mit großer Unfähigkeit und kriminellen Begleitumständen. Und die SPÖ gewinnt die nächsten Wahlen. Und der Kärntner ÖVP-Häuptling Josef Martinz ist unter mehr als seltsamen Begleitumständen einer der Haupttäter auf österreichischer Seite beim Total-Crash der Hypo Alpen Adria. Und wird mit 90 Prozent wiedergerwählt. Irgendwie tue ich mir derzeit schwer, an die Selbstreinigungskraft der Demokratie zu glauben.

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Der Aufsichtsrat, dein Freund und Helfer drucken

Die SPÖ macht die Verfassungsrichterin und brave Parteisoldatin Claudia Kahr zur Aufsichtsrats-Vorsitzenden der Asfinag. Und das nur wenige Stunden, nachdem Kahr in diesen Aufsichtsrat überhaupt erst eingerückt ist. Das ist formalrechtlich in Ordnung, sollte aber dennoch alle Alarmglocken läuten lassen.

Die erste Sorge gilt der Asfinag: Wird nun auch die Autobahngesellschaft endgültig parteipolitisch kaputt gemacht, wie es der SPÖ schon bei der ÖBB und Rot und Schwarz beim Wiener Flughafen geglückt ist? Kehren wir bei den verbliebenen Staatsbetrieben total in die furchtbaren Jahre der Verstaatlichten Industrie zurück? Wo jeder Portier ein Parteibuch haben musste, wo die Partei jahrelang ihre schützende Hand darüber gehalten hat, bis die Verstaatlichte mit einem Totalcrash an die Wand gedonnert ist.

Frau Kahr könnte diese Besorgnis rasch zerstreuen: Sie könnte dem Vorstand Inserate und sonstige Kooperationen mit Medien verbieten, um nicht in den Verdacht zu geraten, parteipolitische Bestechungsaktionen zu erlauben. Wenn es wirklich einen objektiven Grund geben sollte, die Autobahnen inseratmäßig zu bewerben (es fällt freilich schwer, sich einen solchen vorzustellen), dann sollten diese Inserate in totaler Transparenz durch professionelle Schaltagenturen nach rein ökonomischen Kriterien geschalten werden. Eine solche Reform wird freilich nicht gerade das Motiv gewesen sein, warum Kahr von der Partei in diesen Posten gehievt worden ist.

Die Asfinag war diesbezüglich im Vergleich zu ÖBB und sämtlichen Unternehmen im Machtbereich der Gemeinde Wien noch relativ zurückhaltend. Dennoch ist die Gesellschaft alles andere als politisch unabhängig. Sonst hätte sie nicht jedem österreichischen Bürgermeister nachgegeben, der nach einer aufwendigen Lärmschutzwand entlang der Autobahn verlangt hat, und nicht jeder Hauptschulklasse, die für einen teuren Kröten-Tunnel unter der Autobahn gekämpft hat.

Rein rechtlich geht die Bestellung Kahrs aber in Ordnung. Hat ja beispielsweise auch der frühere VfGH-Präsident Korinek nicht alle Aufsichtsrats-Mandate zurückgelegt – etwa jene im Kulturbereich.

Dennoch ist das alles andere als sauber. Denn selbst wenn sich Frau Kahr bei jeder Causa, bei der die Asfinag eine Rolle spielt – was gerade bei einer Autobahngesellschaft in einer Vielzahl von Fällen denkbar ist –, jeder Mitwirkung im Gerichtshof enthält, leidet dennoch das Ansehen der Objektivität des VfGH darunter, das gerade für das oberste Verfassungsschutzorgan so wichtig ist. Wenn es um eine Kollegin geht, schaut man sich halt die Akten mit einer ganz anderen inneren Einstellung an als sonst, ob man will oder nicht. Gerade wenn einem der Rechtsstaat wichtig ist, sollte gerade der VfGH daher auch außerhalb des Bereichs verbotener Handlungen einen breiten Gürtel der freiwilligen Sauberkeit beachten.

Wir sollten aber auch für die gesamte Wirtschaft – die staatliche wie die private – die Rolle von Aufsichtsräten dringend überprüfen. Wir müssten dringend wegkommen vom Bild des Aufsichtsrats als Helfer, um nicht zu sagen Komplicen des Vorstands. Die Aufsichtsräte sollten zu wirklichen Aufsehern werden. Das können wir nur dadurch erreichen, dass kein Aufsichtsrat von Entscheidungen des Vorstands  persönliche Vor- oder Nachteile haben darf. So ist es geradezu absurd, wenn ein Rechtsanwalt, der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft ist, dann auch vom Vorstand derselben Gesellschaft honorarträchtige Aufträge bekommt.

Ein solcher Aufsichtsrat wird im Grund seines Herzens primär an seine eigene Interessen denken, bevor er an die der Eigentümer und der Firma denkt. Dasselbe gilt für jeden anderen Geschäftspartner der Gesellschaft: Der wird als Aufsichtsrat immer die Sicht darauf im Auge haben, dass seine eigene Firma weiterhin gute Aufträge bekommt. Selbst wenn eigentlich ein Konkurrenzlieferant viel günstiger wäre. Smarte Vorstände werden umgekehrt nie so blöd sein, persönliche Interessen eines Aufsichtsrats leichtfertig zu gefährden.

Selbstverständlich sind auch verschränkte Aufsichtsratsmandate ein Unding: Der Vorstand der Firma A "beaufsichtigt" die Firma B, und der Vorstand von B "beaufsichtigt" A.

Ausnahmen von dieser Regel kann es nur dann geben, wenn der Aufsichtsrat (oder seine Firma) selbst ein relevanter Aktionär der Firma ist. Denn dann hat er natürlich sehr wohl die langfristigen Interessen der Eigentümer im Auge, die ja vom Aufsichtsrat zu vertreten sind.

Eine solche Neuregelung widerspricht massiv dem Old-Boys-Klub-Denken rund um die Industriellenvereinigung. Sie würde auch Aufsichtsratssitzungen konfliktträchtiger machen, als man es bisher gewohnt ist. Aber sie ist der einzige Weg, zu einer sauberen Marktwirtschaft zu kommen, in die Menschen ihre Ersparnisse ohne allzu große Sorgen investieren können.

Eine solche Neuregelung würde auch ganz stark dazu führen, dass Aufsichtsrat zum Hauptberuf wird. Ein Hauptberuf, den man zweifellos in mehreren Firmen gleichzeitig ausüben kann – solange sie nicht in Konkurrenz zueinander stehen.

Ein solches Konkurrenzverbot müsste sicherlich auch zwei oder drei Jahre nach dem Rücktritt gelten. Es hätte auch den Skandal Gusenbauer verhindert: Ist doch der Altbundeskanzler vor wenigen Tagen nahtlos vom Aufsichtsrat der Alpine in den der Strabag gewechselt. Und niemand kann mir erzählen, dass er über Nacht jedes Wissen um die Alpine und ihre Geschäfte aus seinem Kopf eliminieren kann.

Es ist schon klar, dass die Bauwirtschaft die Nähe der Politik sucht. Aber das Gesetz und die weltweite Übung sieht im Aufsichtsrat eben die Rolle eines Aufsehers und nicht die eines Lobbyisten.

Keine Frage ist auch, dass ein wirklich sauberer Aufsichtsrat auch keine Betriebsräte in seinen Reihen haben dürfte. Denn auch die haben naturgemäß ganz andere Interessen im Auge – und durch die Arbeitsverfassung auch zahllose Möglichkeiten, sie zu betreiben –, als die eines Aufsichtsorgans. Diese deutsch-österreichische Fehlentwicklung der Mitbestimmung der Betriebsräte ist längst ad absurdum geführt. So haben etwa die Arbeitnehmer-Vertreter in der ÖIAG dort immer nur parteipolitisch agiert, sie haben immer sämtliche Verschwiegenheitspflichten ignoriert.

Wohin ein vom Betriebsrat gesteuertes Unternehmen geht, kann man ja am besten am Gewerkschaftsunternehmen ÖBB sehen. Die ist primär zum Selbstbedienungsladen geworden mit unzähligen dienstfreigestellten Betriebsräten, die aber gleichzeitig Gehälter beziehen, als wären sie die Chefs des Salzburger Hauptbahnhofs.

Ich weiß schon, dass eine solche Reform wohl noch lange nicht kommen wird. Rechtsstaat und Marktwirtschaft sind keine gewichtigen Argumente, vor allem wenn auf der anderen Seite Gewerkschaft, Partei und die industrielle Führungsklasse steht. Die alle Interesse am Status quo haben.

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Fußnote 118: Her mit der vollen Gleichheit! drucken

Schlafen die Grünen? Macht endlich wirklich Schluss mit der Ungleichheit!

Diese Fußnote verdanken wir der Anregung eines Partners. Er fordert die Grünen (und meint damit wohl auch große Teile der SPÖ, aber auch einige Gleichheits- und Sozialrhetoriker in den anderen Parteien) auf, bei ihrer Gleichheitsideologie und ihrem Kampf gegen die schlimmen sozialen Ungleichheiten in diesem Land nun endlich wirklich konsequent zu werden. Daher sind eine verpflichtende staatliche Partnervermittlung, eine Intelligenzquotienten-Steuer für alle Höherbegabten sowie eine hundertprozentige Sparbuch- und Dividendensteuer dringend notwendig. Denn nur so kann endlich Gleichheit und soziale Gerechtigkeit wirklich hergestellt werden. Wer sich erkühnt, überdurchschnittlich intelligent zu sein, soll wenigstens zahlen. Dasselbe gilt für die Vermögensbesitzer. Und wer überdurchschnittlich attraktiv ist, darf dadurch keine ungerechten Vorteile auf dem Heiratsmarkt haben . . .

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SN-Kontroverse: Ende der Neutralität? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die notwendige Heeresreform zur Abschaffung der Neutralität genützt werden?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Besser eine Profi-Armee und neutral


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

In Österreich gibt es  „heilige Kühe". Sie laufen als „grundsätzliche Junktims" durch die res publica. Eine derartige Verknüpfung ist die Frage nach der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht mit jener der Neutralität.

Die Sicherheitspolitik der EU oder der UNO - bei beiden Organisationen ist Österreich bekanntlich Mitglied - hat keine grundsätzlichen Auswirkungen auf die Frage der Wehrpflicht. In der EU gibt es sowohl Staaten in denen Wehrpflicht besteht (z.B. Deutschland) und andere, die Berufsheere haben (z.B. Großbritannien). Der Status der bewaffneten Neutralität zwingt Österreich weder zur allgemeinen Wehrpflicht noch zum Berufsheer. Zur Aufgabe der Neutralität - die besagt, dass Österreich sich nicht an Kriegen beteiligt und sich keinem Militärbündnis anschließt - kann Österreich niemand zwingen.

Handlungsbedarf besteht aber, weil sich das System der allgemeinen Wehrpflicht selbst überholt hat. Jährlich werden rund 43.000 junge Männer in ein System gepresst, das nicht mehr zeitgemäß ist. Rund 30.000 von ihnen, die sich nicht zum Zivildienst entschließen, hausen in verfallenden Kasernen und absolvieren lebensgefährliche Übungen. Das ist menschenunwürdig. Das Heer ist außerdem wenig effizient, weil moderne Waffensysteme geschulte Profis benötigen, um bedient werden zu können.  Etwa 13.000 Stellungspflichtige, die sich jährlich für den Zivildienst entschließen,  sind gegenüber den Grundwehrdienern benachteiligt. Sie müssen länger dienen und Caritas, Rotes Kreuz, Kinderheime usw. sind auf ihre Mitarbeit dringend angewiesen. Fallen die Zivis aus, herrscht soziales Chaos im Land. Ihre Dienste müssten dann auf dem „freien Markt" zugekauft werden. Das ist teuer, und nur deshalb hält das neutrale Österreich an der teuren allgemeinen Wehrpflicht fest.



Ohne Nutzen und Funktion


Andreas Unterberger

Ich weiß nicht, ob eine neue Heeresreform notwendig ist. Ginge es nach der Zahl der Reformbeschlüsse in den letzten 55 Jahren, dann müsste unser Bundesheer ja das beste Heer der Welt sein . . .

Ganz unabhängig davon hat die Neutralität – so beliebt sie auch ist – keinerlei Funktion und Nutzen. Österreich hatte im Kalten Krieg vor allem deshalb in Frieden und steigendem Wohlstand überleben können, weil es de facto unter dem Schutz der Nato gestanden ist. Trotzdem wären seine flacheren Landesteile im Falle eines großen Krieges sofort Schlachtfeld geworden – wie das ebenfalls neutrale Belgien in beiden Weltkriegen –, es gab auch konkrete Eventual-Pläne zum Einsatz von Atomwaffen in Österreich.

Heute ist unsere Sicherheit nicht unmittelbar bedroht. Sehr wohl aber durch Konflikte, die eine Massenflucht nach Österreich auslösen können, wie auf dem Balkan; durch Konfrontationen, die einen Weltenbrand auslösen können, wie in Nahost; durch Kriege, welche im Fall einer Niederlage einen Vorstoß der terroristischen Aggressionen islamistischer Fanatiker bis ins Herz Mitteleuropas auslösen könnten, wie in Afghanistan; durch die gewaltige Zunahme der Piraterie auf den Weltmeeren, die nicht nur Kreuzfahrer, sondern auch viele österreichische Arbeitsplätze bedrohen; daneben gibt es noch eine Unzahl von potenziellen Konflikten, die „nur“ zu humanitären Katastrophen führen können, wenn nicht eine Streitmacht für Ordnung sorgt, wie im Tschad.

Und all diesen Gefahren ist eines gemeinsam: Die zivilisierten Länder können sie nur gemeinsam entschärfen oder gar nicht. Wenn aber die Zahl der Schwarzfahrer immer mehr steigt, die sich an den unangenehmen Aufgaben zur Eindämmung dieser Konflikte nicht beteiligen wollen, dann werden auch die anderen bald sagen: Wir sind doch nicht blöd; wir kümmern uns auch nur noch um uns selbst.

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Obama: Das wirkliche Versagen drucken

Wer heute österreichische wie internationale Medien studiert, kommt aus dem Staunen nicht heraus: Das Waterloo der amerikanischen Afghanistanpolitik wird vollkommen milde präsentiert, gleichsam als Soap opera der amerikanischen Streitkräfte. Stanley McChrystal wird halt als Befehlshaber abgelöst. Und ein anderer General folgt. Offenbar ist Barack Obama weiterhin tabu, zumindest außenpolitisch. Und damit insbesondere auch seine skurrile Art, Krieg zu führen.

Dabei sind Obamas afghanische Dummheiten viel eklatanter als sein angebliches Versagen etwa bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, wo sich die amerikanischen Medien auf ihn einzuschießen beginnen. Denn dort habe ich in all den kritischen Berichten keinen einzigen gefunden, der ein konkretes Versagen des Präsidenten irgendwie schlüssig beweisen hätte können. Dort können ihn ernsthaft nur jene kritisieren, die dem amerikanischen Machthaber die Eigenschaft der Allmacht zuschreiben, jedes Problem lösen zu können, wenn er nur will (was Amerikaner oft und gerne tun).

Umso deutlicher liegen im Afghanistankrieg die Fehler Obamas auf der Hand. Er will in diesem Konflikt gleichzeitig zwei total widersprüchliche Stimmungen der amerikanischen Bevölkerung bedienen: Die eine ist eine pazifistische Kriegsmüdigkeit, die andere ist die verbreitete Sorge, dass sich Afghanistan wieder zu einer Schutzzone und Basis für terroristische Fanatiker entwickeln könnte.

Obama hat nämlich einerseits den Krieg durch die Entsendung von mehr Soldaten intensiviert - aber andererseits gleichzeitig den Juli 2011 als Beginn des Abzugs angekündigt. Egal ob der Krieg bis dahin gewonnen ist. Was er mit absoluter Sicherheit nicht sein wird, und mit einer solch widersprüchlichen Strategie schon gar nicht. Die USA sind ja auch 1944 nicht in der Normandie gelandet, um gleichzeitig anzukündigen, wann ihre Boys wieder daheim sind.

In Afghanistan ist die Obama-Strategie besonders schädlich: Denn dort geht es primär gar nicht um den Sieg in allen Schlachten, sondern darum, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Wenn aber die Afghanen spüren, dass in absehbarer Zeit die Taliban wieder freie Bahn haben werden, haben sie Null Motivation, sich gegen diese Horde mittelalterlicher Wahnsinniger zu stellen. Auch wenn diese der Mehrheit nicht wirklich geheuer sind. Aber Menschen richten sich nun einmal nach der Macht.

Gewiss: Das, was McChrystal über den Präsidenten und die gesamte politische Spitze der Nation geäußert hat, durfte sich Obama einfach nicht gefallen lassen. Egal wie viel davon im Wissen gesagt worden war, dass es am Ende in einem nicht gerade für seine Qualität bekannten Magazin abgedruckt würde.

Aber dennoch hat ganz sicher Obama selber die größten Dummheiten in Sachen Afghanistan zu verantworten. Und die sollte man offen diskutieren. Denn die waren ja auch das Thema der spitzen Bemerkungen des Generals über ihn.

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Fußnote 116: Anschluss an die Schweiz drucken

Gibt es einen Ausweg aus dem politisch korrekten Schuldenunsinn?

Es war zwar nur ein einziger Schweizer SVP-Abgeordneter, der das zur Diskussion gestellt hat. Aber dennoch hat die Idee einen faszinierenden Kern: Warum sollen sich nicht jene benachbarten Regionen der Schweiz anschließen können, deren Bevölkerung das mit einer klaren Mehrheit beschließt? Das wäre - so unrealistisch das ist - immerhin eine Hoffnungsperspektive für viele Österreicher, die der ans Kriminelle grenzenden Verschuldungspolitik und gleichzeitig rasch wachsenden Einschränkung der Meinungsfreiheit im Zeichen der Political Correctness überdrüssig sind. Aber vor allem sollten sich die Schweizer sorgen, dass nicht aus Österreich etwa auch die Schuldenbundesländer Kärnten, Wien und Niederösterreich oder die professionellen Subventionsempfänger aus dem Burgenland einen Anschluss-Antrag stellen. Das würde so gar nicht in die Eidgenossenschaft passen.

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Unsere Minister sind klüger als Nobelpreisträger. Wirklich! drucken

Die Regierung will, dass die Österreicher in den nächsten fünf Monaten nur vom Wetter und vom Urlaub reden. Und dass sie dann über Nacht (und nachdem die Wiener schön brav Michael Häupl gewählt haben) das größte Sparpaket der Nachkriegsgeschichte schlucken. Das gelingt ihr aber selber nicht - denn Politiker sind keine schweigenden Trappisten, sondern reden gerne und viel.

Daher reden die Koalitionsparteien jetzt seit ein paar Tagen auch über die Beamtengehälter. Besser gesagt: Sie sind sofort darüber in Streit geraten. Wie könnte es auch anders sein. Dabei haben diesmal beide Parteien recht. Und es ist erstaunlich klug und mutig, was sie sagen.

Die SPÖ-Minister Heinisch-Hosek und Darabos haben absolut recht damit, dass nun auch über eine Nullohnrunde bei den Beamten geredet werden müsse. Angesichts der internationalen Entwicklungen mit zum Teil drastischen Gehaltskürzungen bei ausländischen Staatsdienern ist das für diese Inhaber der sichersten Arbeitsplätze Österreichs durchaus legitim und (noch?) relativ schmerzarm.

Noch viel unproblematischer sollte auch die zweite Forderung der SPÖ-Minister sein, nämlich die nach einem Ende des besonderen Versetzungsschutzes für Beamte. Es gibt nicht den geringsten Grund, warum einem Beamten etwas nicht zumutbar sein soll, was in der Privatwirtschaft Alltag ist - nämlich auch gegen seinen Willen versetzt zu werden.

Das kann man alles unterschreiben - gleichzeitig aber auch die Position der ÖVP: Wenn es für Beamte eine Nulllohnrunde gibt, dann muss das auch für die ÖBB gelten. Das Sistieren der heurigen Lohnerhöhungen ist in Wahrheit aber auch bei allen anderen notwendig und am Platz, die von Staatsgeldern oder von Staatsmonopolen leben, und zwar insbesondere auch bei den Landesverwaltungen wie Tochterunternehmungen der Bundesländer. Etwa bei den Energieversorgern.

Nicht einmal eine Zeile Druckerschwärze sollte man hingegen für Dummheiten wie etwa jene des neuen Siemens-Österreich-Chefs verwenden, der öffentlich gegen das Sparen polemisiert. Er tut das natürlich als braver Parteisoldat so wie die deutschen Sozialdemokraten, aber noch viel mehr als Chef einer Firma, die in hohem Ausmaß von - oft sehr problematischen - Staatsaufträgen lebt. Das kann man daher als netten Versuch abhaken.

Für Österreich - wie auch die anderen dem Mittelmeer fernen EU-Länder - muss heute etwas ganz anderes absolute Priorität haben: Nur ja nicht in griechische oder spanische Verhältnisse zu schlittern.

Daher kann man auch Paul Krugman trotz seiner Nobelpreis-Würden ignorieren, der von den Europäern gerade heftiges Schuldenmachen verlangt. Er tut dies natürlich ganz im Interesse der USA, die - kurzfristig -  heftig davon profitieren würden, wenn sich die Europäer noch mehr verschulden.

Dieser Herr Krugman ist bekanntlich genau jener "Experte", der vor einem Jahr Österreich und Irland zusammen mit Island die Staatspleite prophezeit hat. Von Griechenland und Spanien hat der gute Mann damals hingegen nichts gesagt. Aber sobald man Nobelpreisträger ist, kann man ja jeden Unsinn verzapfen und wird weiter brav mit eben diesem weltweit zitiert . . .

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Athen erwacht, Wien schläft weiter drucken

Wenn man den österreichischen Gewerkschaftern so zuhört, dann fragt man sich immer mehr, auf welchem Planeten sie eigentlich leben. Sie verlangen ungeniert trotz aller Krisen immer weitere soziale Begünstigungen, wie etwa weniger Arbeit fürs gleiche Geld. Während in anderen Ländern sogar sozialistische Regierungen erkannt haben, dass es um eine dramatische Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit gehen muss.

Das hat etwa in Griechenland zur Folge, dass dort jetzt die gesetzlich festgelegten Abfertigungen bei Kündigungen halbiert werden. Gleichzeitig werden auch diverse Kündigungsverbote eingeschränkt.

Denn endlich haben auch die Griechen – wenn auch erst unter dem massiven Druck der Finanzkrise und deren Folgen – erkannt, dass es der Sozialstaat Arbeitgebern zu teuer gemacht hat, Mitarbeiter zu beschäftigen. Man muss die gesamten Lohnkosten einschließlich aller Nebenleistungen für die Firmen senken –­ zumindest dann, wenn man will, dass sie neue Mitarbeiter anstellen. Und das steht für die Griechen heute notgedrungen an der Spitze ihrer Agenda.

Gleichzeitig senken die Griechen den gesetzlichen Mindestlohn auf 592 Euro – von bisher 740 Euro. Signifikante Koinzidenz: Dieser bisherige Mindestlohn ist zufällig fast auf den Euro genau so viel wie jener Betrag, den auf Grund der abgrundtiefen Weisheit der Parlamentsmehrheit bald jeder in Österreich lebende Mensch auch ohne Arbeit bekommen wird. Aber wir haben es ja. Im österreichischen Staatsschatz türmen sich ja die Milliarden an Reserven, die wir in fetten Jahren angehäuft haben.

Zugegeben: Auch in Griechenland sind die Gewerkschaften vehement gegen all diese Maßnahmen. Aber ihre sture Haltung findet dort ebenso wie in Spanien oder Frankreich erstaunlich wenig Unterstützung in der deprimierten und verzweifelten Bevölkerung. Die Menschen glauben nicht mehr an die Rezepte der Gewerkschaften, die in Wahrheit nur noch um ihre eigene Bedeutung kämpfen.

Vor allem nehmen nicht einmal mehr sozialistische Regierungen Rücksicht auf die Gewerkschaft – weil sie wissen, dass sie Tags darauf von niemandem mehr Geld geborgt bekämen und sie nicht einmal mehr den Lohn der Beamten zahlen könnten. Was Griechenland sehr von Österreich unterscheidet, wo die Regierungspolitik nach wie vor heftig unter dem Diktat der Gewerkschaft steht und deren Außenstelle namens Wirtschaftskammer.

Sind Parteien wirklich erst dann lernfähig, wenn der Staatsbankrott droht, und nicht schon vorher, wenn das simple Maßhalten genügt hätte, und man noch nicht zu wirklich blutigen Schnitten greifen müsste wie drastischen Pensions- oder Gehaltskürzungen?

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Das beste Weltuntergangssystem der Welt drucken

Die ORF-Diskussion „Im Zentrum“ war ein Musterbeispiel der österreichischen Problemlösungsphilosophie. Von Seniorenvertretern bis zur Jungen Industrie sind sich alle einig, wir haben das beste Pensionssystem der Welt. Irgendwann in einem unauffälligen Nebensatz erwähnt Pensionsexperte Bernd Marin, dass Zahlungsversprechen (also Pensionsansprüche) im Schnitt nur zu zwei Drittel durch laufende Beiträge gedeckt sind. In juvenilem Übermut fordert die Junge Industrie einen Kahlschlag des Systems, Karl Blecha kontert blitzartig: „des wer ma verhindern“.

Und jetzt in Zeitlupe: Um Verarmung im fortgeschrittenen Alter durch geringere Leistungsfähigkeit vorzubeugen, kennt der moderne Wohlfahrtsstaat eine Pensionsvorsorge. In den USA wurde sie beispielweise 1935 eingeführt bei einem Pensionsantrittsalter von 65 und einer Lebenserwartung von 62 Jahren. Pensionisten von heute werden von Erwerbstätigen von heute finanziert und die wiederum leben eines Tages von den Beiträgen der Erwerbstätigen von morgen.

Klingt genial. Nur leider geht die Rechnung nicht ganz auf und so muss der österreichische Steuerzahler derzeit 4,3 Milliarden € pro Jahr zuschießen. Das ist mehr als zweimal so viel, wie wir jährlich in die Universitäten investieren. Und dieser Zuschuss hat sich seit 2006 fast verdoppelt. Man braucht kein mathematisches Genie sein, um zu begreifen, dass das Ganze in die falsche Richtung läuft. Schon heute reichen die Beiträge bei weitem nicht, um die derzeitigen Pensionsansprüche zu decken. Dabei kommen jetzt noch auf einen Pensionisten vier Erwerbstätige, 2050 werden es nur noch zwei sein. Aber Herr Blecha wird Einschnitte in dieses beste aller möglichen Systeme zu verhindern wissen.

Ein junger Mensch, der dieser Tage seinen 25. Geburtstag feiert, wird 2050 das gesetzliche Pensionsantrittsalter erreichen (wenn es bei der heute festgesetzten Grenze von 65 Jahren bleibt). Er wird mit Anfang 30 heiraten und 1,4 Kinder haben. Er wird in seinem Leben 9.6 Autos kaufen und 25 Handys und 63 Mal auf Urlaub fahren. Er wird noch 40 Jahre arbeiten und Monat für Monat brav seinen solidarischen Beitrag zu einer ausgewogenen Altersvorsorge leisten. 2050 will er sich zur Ruhe setzen und hofft auf eine adäquate Pension.

Dummerweise wird dann das ihm heute gegebene Zahlungsversprechen die Steuereinnahmen zwölfmal übertreffen. Infolge dieser massiven Verschuldung wird dem Staat nichts anderes übrig bleiben, als seine Währung abzuwerten und diese Inflation wird die privaten Ersparnisse dieses heute jungen und (noch) hoffnungsfrohen Menschen auffressen. Gleichzeitig wird unser Wirtschaftssystem völlig in sich zusammenbrechen. In der gesamten Menschheitsgeschichte hat noch keine Zivilisation einen solchen Schock überlebt.

Mit dieser Horrorvision muss sich natürlich nicht nur der gemütliche Alpenrepublikaner auseinandersetzen. Alle Industrienationen haben ein ähnliches Pensionssystem und mit ähnlichen demographischen Trends zu kämpfen. Die wesentlichen Parameter dieses Umlagesystems sind Geburtenrate, Pensionsantrittsdatum und Lebenserwartung. Wie viele Erwerbstätige erhalten mich wie lange? In den frühen 1960ern hatte der Durchschnittsösterreicher 2.8 Kinder und eine Lebenserwartung von 69 Jahren, heute hat er nur noch halb so viele Kinder und wird 11 Jahre älter.

Die oft propagierte Idee, den postmodernen Reproduktionsausfall durch Immigration auszugleichen, wird uns nicht weiter bringen. Erstens dürfte die dafür notwendige Massenzuwanderung vorsichtig ausgedrückt nicht ganz reibungslos ablaufen, zweitens zeigen alle Statistiken, dass die Zuwanderer sofort alle Vorteile des Sozialstaats noch gezielter nutzen als die Eingeborenen und Null Absicht zeigen, quasi als Arbeitskulis diesen kinderlosen Eingeborenen jahrzehntelang eine schöne Pensionszeit zu erwirtschaften. Drittens werden uns die potenziellen Zuwanderer ausgehen, denn auch in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Geburtenrate stark rückläufig und wird sich nach Schätzungen der OECD 2050 auf dem die Bevölkerungszahl stabilisierenden Ersatzniveau von 2,1 Kindern pro Frau einpendeln.

Der Klub der reichen Nationen bastelt schon emsig an allen möglichen Fronten an der Lösung unseres gemeinsamen Wohlstandsproblemchens. Die Deutschen gehen künftig erst mit 67 in Pension, wobei es nicht leicht sein dürfte, ältere Arbeitnehmer trotz aller Erfahrung in Beschäftigung zu halten. Denn nach den meisten Tarifverträgen sind sie viel teurer als die Jungen. Ein marktorientierteres Entlohnungssystem – demzufolge die Lohnkurve etwa ab 50 wieder absinkt, könnte da wahre Wunder bewirken.

Die Franzosen wiederum subventionieren Familien mit großzügigen Direktzahlungen, was bei denen, Gott weiß warum, besser funktioniert als bei uns. Das Problem ist nur genau wie in Schweden, das noch das flächendeckende Kinderbetreuungsprogramm hat, dass sich all diese generösen öffentlichen Wohltaten schmerzhaft im Budget niederschlagen. Diese Länder geben etwa 2,5-mal so viel für Kinder aus wie wir für Forschung (bekanntlich auch eine Investition in unsere Kinder).

Ich persönlich favorisiere den angelsächsischen Approach. Ein flexibleres Arbeitsrecht erleichtert den britischen Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der Babypause, 40 Prozent der Briten sind mit über 60 noch erwerbstätig, in Österreich sind es gerade mal 7 Prozent. Und so manches Beispiel aus den USA zeigt, dass Kinderbetreuung privat organisiert auch recht gut funktionieren kann.

Nur diese Ansätze haben einen groben Schönheitsfehler. Sie kosten nämlich kein Geld, sondern politischen Mut, und der ist unter den Akteuren ungefähr ebenso häufig zu finden wie ein ausgeglichenes Budget in einer westlichen Industrienation.

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Morgendämmerung für Ortstafeln drucken

Valentin Inzko ist fast einstimmig zum Chef des Rates der Kärntner Slowenen bestellt geworden. Was soll denn diese Meldung im Tagebuch verloren haben, das eigentlich immer bemüht ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren? Ganz schön viel.

Denn damit ist die letzte Kärntner Gruppierung, die 2006 einer fix und fertig ausverhandelten Lösung der leidigen Ortstafelfrage im Weg gestanden ist, auf den Weg der Versöhnung und einer lösungsorientierten Kompromisssuche eingeschwenkt.  Inzko ist ein hochrangiger österreichischer Diplomat (und als solcher gerade eine Art internationaler Diktator über Bosnien) mit einem ebenso großen österreichischen Herz wie einer großen Liebe zu seinen slowenischen Vorfahren.  Unter ihm wird es sicher keine provozierenden Schnellfahrten durch Gemeinden mit nur einsprachigen Ortstafeln geben. Mit solchen Fahrten hatte ja Inzkos Vorgänger Vouk eine oberstgerichtliche Lösung der Ortstafelfrage erzwingen wollen.

Die Ablehnung des 2006er Pakets durch den Rat der Kärntner Slowenen hatte damals der Bundes-SPÖ unter Alfred Gusenbauer den ersehnten Vorwand geliefert, auch selber Nein zu sagen. Obwohl jene Ortstafel-Vereinbarung von der Bundesregierung wie auch der Klagenfurter Landesregierung wie auch von allen übrigen Slowenenverbänden und dem national orientierten Kärntner Heimatdienst im Konsens ausgehandelt worden war.

Das Motiv der SPÖ war natürlich nicht das Nein des kleinen Vouk-Vereines - zu dem inzwischen auch die Laibacher Regierung auf deutliche Distanz gegangen ist. Der Grund für das SPÖ-Nein war einzig und allein der Widerwille, eine unter der Ägide von Wolfgang Schüssel und Jörg Haider ausgearbeitete Lösung zu ermöglichen. Das wäre ja der letzte Beweis gewesen, dass die ständige Faschismus-Propaganda der SPÖ gegen Schwarz-Blau beziehungsweise Schwarz-Orange lächerlich war und ist. Und diese Propaganda hat ja immer besonders intensiv die Ortstafelfrage als beweis benutzt.

Der Rücktritt Vouks und seines Partners im bankrott gegangenen Slowenen-Rat, Karel Smolle, öffnet nun die Tür für eine neue Lösung. Jedoch: Inzwischen ist Haider umgekommen - und in Kärnten ist eine neue, extrem unberechenbare Mannschaft und Partei am Ruder. Die eher desinteressiert an einer Beilegung der Ortstafel-Diskussion scheint.

Wahrscheinlich kann man die ex-orangen Kärntner Hellblauen nur dadurch zu einem Ja bewegen, indem man bis auf Punkt und Beistrich zum Schüssel-Haider-Pakt zurückkehrt. Da wäre es der Gruppierung kaum möglich, Nein zu sagen. Umgekehrt wird die SPÖ hingegen alles tun, um doch zwei Beistriche an der damaligen Regelung zu ändern. Nur damit sie sagen kann, sie hätte eine Verbesserung des damaligen Pakets erreicht, um nicht allzu blamiert dazustehen.

Mit anderen Worten: Es geht schon wieder auf vielen Seiten um Prestige und Eitelkeit und nicht um eine Lösung des Uraltkonflikts.

Dieser kann übrigens nur durch ein Bundesgesetz bereinigt werden - und nicht durch einen bloßen VfGH-Entscheid. Denn der Verfassungsgerichtshof ist nicht dazu berufen, die Durchführungsbestimmungen eines Staatsvertrags zu erlassen, sondern einzig der Bundesgesetzgeber - auch wenn noch so oft das Gegenteil behauptet wird.

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Skandal Europarat: Abschaffen! drucken

Er ist ein Relikt aus den unmittelbaren Nachkriegstagen. Heute aber ist er zu einem Terrorinstrument für die Diktatur der Political Correctness geworden, wo einige Linksradikale eine absurde Resolution nach der anderen durchbringen. Der größte Skandal aber ist: Bei den Abstimmungen im Europarat ist meist nur eine winzige Minderheit anwesend.

Die anderen haben sich zwar nominieren lassen und kassieren für die Anreise ihre Diäten. Bis zur Abstimmung aber sind sie längst wieder weg. Weil es eh nicht auffällt, weil sich eh kein Journalist um dieses Gremium kümmert.

Der Europarat und seine parlamentarische Versammlung sind nicht zu verwechseln mit dem EU-Parlament, auch wenn sie im gleichen Gebäude in Strassburg tagen. Er ist auch etwas anderes als die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), bei der ebenfalls schon längst die Kurve ihrer Existenzberechtigung steil nach unten gegangen ist. Er hat viel mehr Mitglieder als die EU, wird aber kaum von jemandem wahrgenommen. Obwohl sein Apparat viel kostet. Seit dem Beschluss der Europäischen Menschenrechtskonvention unmittelbar nach dem Krieg hat er aber nichts Positives mehr zustandegebracht. Er gehört daher längst abgeschafft - was umso notwendiger wäre, als praktisch all seinen Mitgliedern finanziell das Wasser bis zum Hals steht.

Freilich ist es lediglich der mutige tschechische Präsident Vaclav Klaus, der es wagt, die Abschaffung einiger im Laufe der Jahre überflüssig gewordener internationaler Vereine zu verlangen. Aber gegen die Phalanx der reisenden Abgeordneten, sowie der Diplomaten und internationalen Beamten mit hohen Salären und Steuerbegünstigungen hat die Stimme der Vernunft keine Chance. Auch der österreichische Außenminister ist eher bereit, die Entwicklungshilfe zu kürzen, als ähnlich wie Klaus einen mutigen Vorschlag zu machen.

In den nächsten Tagen steht im Europarat wieder ein besonders absurder Text zur Abstimmung an. Eine radikale Schweizer Sozialistin hat ihn entworfen. Er richtet sich gegen das angebliche verzerrte Frauenbild der Medien: Frauen würden in diesen nur als Sexobjekt, als minderwertig oder als Mutter dargestellt.

Dass die Schweizer Sozialisten mit solchen Politikern nie auch nur in die Nähe einer Mehrheit gekommen sind, ist leicht nachvollziehbar. Schon schwerer verständlich ist, in welche Kategorie die Dame selbst mediale Berichte über Angela Merkel, Hillary Clinton oder die EU-Außenministerin Catherine Ashton (oder auch die Schweizer Außenministerin, die aus ihrer eigenen Partei kommt) einordnet. Noch absurder ist, dass die Dame mit dieser Darstellung die unbestritten ungustiöse Pornographie mit Berichten über Mütter auf eine Ebene stellt (wo auch immer sie außerhalb des Muttertags solche Berichte gefunden haben mag). Welcher Hass gegen die traditionelle Familie muss da drinnenstecken!

Eine Steigerung der Absurdität stellt die Tatsache dar, dass der Europarat mit einem solchen Text massiv gegen die einst von ihm selbst in der Menschenrechtkonvention verankerte Meinungs- und Pressefreiheit verstößt. Der absolute Gipfelpunkt ist aber noch nicht erreicht: Die Sozialistin will wirklich die Verwendung des Wortes "Mutter" verbieten. Und hat gute Chancen, dafür eine Mehrheit zu finden.

Wer das für einen üblen Scherz hält, der soll den Schweizer Leitfaden für die politisch korrekte Sprache mit 192 Seiten anschauen. Dort wird tatsächlich schon "Mutter" und "Vater" als angeblich diskriminierend verpönt und die Verwendung von "Elter 1 und 2" für den amtlichen Gebrauch vorgeschrieben.

Die Schweiz hat zum Glück das Instrument des Referendums, also wird dort dieser Unsinn einer von linken Politikerinnen geleiteten Behörde wohl bald im Kuriositätenkasten der Geschichte verschwinden. Im Europarat hat er hingegen gute Chancen durchzugehen. Was zur Folge haben wird, dass in absehbarer Zeit eine ahnungslose Justizministerin einen Gesetzesvorschlag ins Parlament einbringen wird, der sich auf den Europarat beruft (obwohl dessen Resolutionen eigentlich nicht verpflichtend sind). So wie dieselbe Ministerin heuer ebenfalls unter Berufung auf solche skurrilen internationalen Beschlüsse dem Nationalrat ein Gesetz zur Abstimmung vorlegt, dass das Verächtlichmachen von Kommunisten, Nationalsozialisten oder Islamisten (und vielen anderen Gruppen) mit zwei Jahren Haft bestrafen will.

Wie kann das bitte eine Mehrheit finden, wo doch europaweit die Parteien rechts der Mitte eine klare Mehrheit gegen den rotgrünen Untugendterror bilden? Ganz einfach: Diese interessieren sich viel zu wenig für solche Themen. Und wundern sich nachher, welche Folgen ihr Desinteresse hat.

Ein gutes Beispiel war vor wenigen Wochen eine ähnlich linke Resolution zum Thema Schwule. Diese forderte alle möglichen Rechte bis hin zum Adoptionsrecht eines schwulen Partners für das Kind des anderen und strenge Bestrafung für diskriminierende Äußerungen über Schwule.

Bei der Abstimmung über diesen Text waren aber nur sage und schreibe 70 der 636 Europarats-Abgeordneten anwesend, und 50 haben dafürgestimmt.

Und die Österreicher? Da hat von sechsen nur einer überhaupt mitgestimmt, nämlich der ÖVP-Mann Franz Kühnel, der Fritz Neugebauer vertrat (und der zu seiner Ehre gegen die Resolution gestimmt hat). Es fehlten beide Sozialisten, sowie der blaue Martin Graf, der schwarze Karl Donabauer und der hellblaue Peter Mitterer (FPK).

Was die Drei und ihre Parteien aber nicht hindert, sich daheim als wackere Vorkämpfer der Familien auszugeben.

Man darf gespannt sein, welche Ausreden die Herren haben werden, wenn das Elter eingeführt wird. Und sie wieder einmal geschwänzt haben.

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SPÖ verstärkt Medienpräsenz drucken

Die SPÖ hat in den letzten 30 Tagen ganz klar die Spitzenposition in der österreichweiten Berichterstattung erreicht. Das zeigt das Barometer von mediainsight, das vom Tagebuch exklusiv ausgewertet wird.

In diesem Zeitraum ist die Partei als solche 8503 Mal von irgendeinem Medium genannt worden, der ÖVP ist das hingegen nur 7311 Mal geglückt. Freiheitliche und Grüne haben jeweils ungefähr halb so viel Nennungen; das BZÖ hat es hingegen nur 1247 Mal geschafft, in die Medien zu kommen. Auch bei den Spitzenkandidaten liegt Werner Faymann vor Josef Pröll. Hier beträgt der Abstand aber nur wenige Dutzend Nennungen; beide haben fast 1800 Nennungen geschafft.

Der Vorsprung der SPÖ hängt zweifellos mit ihrem Parteitag zusammen, aber auch damit, dass bestimmte vom Rathaus aus Steuergeldern stark finanzierte Medien angefangen haben - wohl in Hinblick auf die Wiener Wahl - die SPÖ zu forcieren. Das kann man auch an den Nennungen von Michael Häupl ablesen. Der Bürgermeister liegt bei dieser bundesweiten Studie schon an vierter Stelle mir 764 Nennungen, er musste damit nur Maria Fekter den Vortritt lassen, die an dritter Stelle hinter den beiden Spitzenmännern liegt.

Interessant ist die Analyse der besonders wirkungsstarken Fernsehanstalten. Denn da fällt ein massiver Überhang zugunsten der Grünen bei ATV auf, einem Sender, der ja lange der Bawag gehört hatte. Bei W24, einem nur im Wiener Kabel zu empfangenden Sender, der aus Wiener Steuermitteln finanziert wird, gibt es eine ganz klare Spitzenstellung für Faymann vor Häupl. Dessen Herausforderer Strache kam nicht einmal auf ein Fünftel der Nennungen von Häupl.

Mediainsight wertet als einziger Mediendienst rund um die Uhr nicht nur die Tageszeitungen, sondern auch die wichtigsten Onlinedienste, Fernsehsender und Radiostationen aus. Es ergibt damit ein besseres Bild der Medienpräsenz als andere Messinstrumente.

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Hausmeister-Dämmerung drucken

Die Wiener ÖVP erwacht aus der Agonie und wagt es, sich gegen ein neues Hausbesorgergesetz zu stellen. Sie tut dies zu Recht und sie tut dies recht spät.

Wie im Tagebuch schon vor Monaten mehrfach zu lesen war, ist das von der SPÖ im Auftrag der Gewerkschaft gewünschte Hausbesorgergesetz mehr als überflüssig. Auch ohne dieses Gesetz können in jedem Haus Hausbesorger angestellt werden - nur viel billiger. Und noch mehr Geld können sich Mieter wie Wohnungseigentümer ersparen, wenn sie den Reinigungsdienst an eine externe Firma vergeben. Eine Hilfe gegen Wohnungseinbrüche sind Hausmeister leider nicht; da hilft schon eher eine Alarmanlage.

Der Wiener SPÖ geht es nur darum, bei der Anstellung von Hausmeistern in Gemeindebauten - die ja künftig auch als Blockwarte fungieren sollen - wieder einen gesetzlichen Vorwand zu haben, um sie auf Kosten der Mieter viel teurer bezahlen zu "müssen".

Es ist erfreulich, wenn sich die Wiener und damit wohl auch die Bundes-ÖVP nun zu einem klaren Nein aufrafft. Und es bleibt zu hoffen, dass sich daran nichts durch ein koalitionäres Tauschgeschäft ändern wird.

Rätselhaft ist nur, warum die Partei nicht schon rund um die Propaganda-Volksabstimmung der SPÖ zu dieser Aussage imstande war. Während das Tagebuch zu einer Enthaltung bei dieser Abstimmung geraten hatte, hatte die Junge ÖVP zumindest bei einer Frage heftig dafür Propaganda gemacht. Da hätte eine professionelle Partei dann schon auch zu allen anderen Fragen Stellung nehmen müssen.

Oder erklärt sich das Rätsel dadurch, dass der ÖVP auch für den Bereich Wohnen die sofort abrufbare Expertise verloren gegangen ist? So wie bei Kultur und Medien, bei Justiz und Landesverteidigung.

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SN-Kontroverse: soll Arigona bleiben? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll Arigona in Österreich bleiben dürfen?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Den Menschenrechten geschuldet


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Von einem neuen Kastensystem  in Österreich hat der Generalsekretär von Amnesty International, Heinz Patzelt,  Ende Mai  bei der Präsentation des Reports 2010 gesprochen. Darin wird Kritik an der rechtlichen Situation von Asylbewerbern in Österreich und der Praxis von „Ethnic Profiling" geübt.  Von „Ethnic Profiling" spricht man, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft ins Visier von Ermittlungen kommen, ohne dass ein konkreter Tatverdacht vorliegt.

Der Fall Arigona Zogaj,  der seit Jahren die Öffentlichkeit bewegt, ist ein klassischer Fall von „Ethnic Profiling". Eine junge Frau, deren einziger Verstoß gegen das österreichische System darstellt, dass sie von ihren Eltern als Kind aus dem krisengeschüttelten Kosovo nach Österreich gebracht wurde, steht für das Schicksal vieler Menschen in Österreich. Sie haben hier seit Jahren ihren Lebensmittelpunkt, wurden hier sozialisiert und fühlen sich hier mehr zu Hause als in den Ländern, aus denen ihre Eltern einst zureisten.

Nun hat der Verfassungsgerichtshof in einem Erkenntnis festgehalten, dass die Abschiebung der gesamten Familie Zogaj - also auch der mittlerweile 18-jährigen Arigona - nach mehr als hundert  Negativentscheidungen gerechtfertigt ist.

Das Erkenntnis des Höchstgericht gibt einen Rahmen für ähnlich gelagerte Fälle in Österreich. Das ist gut so. Gleichzeitig kollidiert der Spruch des Höchstgerichts aber mit  Artikel 8 der Menschenrechtskonvention (MRK), wonach jeder Mensch ein Recht auf Achtung seines Privat- und Familienlebens, seiner Wohnung und Korrespondenz hat. Die MRK steht in Österreich im Verfassungsrang.

Die Schlussfolgerung aus der Kollision der Werte: Kein Mensch ist illegal. Arigona Zogaj soll in Österreich bleiben dürfen.
Das ist den Menschenrechten in diesem Land geschuldet.



Sieg der Menschlichkeit


Andreas Unterberger

Keine Frage: Arigona Zogaj muss ausreisen.  Schon die 112 Bescheide, die in Sachen ihrer Familie ergangen sind, hatten diese Frage längst beantwortet. Denn alle haben dasselbe gesagt: Es gibt keinen Asylgrund oder sonstigen Rechtsgrund, dass die Familie im Land bleiben darf. Das hat nun der Verfassungsgerichtshof ein letztes Mal bestätigt.

Bedenklich ist nur eines: Dass es überhaupt möglich ist, so viele Anträge in der gleichen Causa zu stellen. Damit wurde der österreichische Rechtsstaat zu Gespött gemacht. Weil – zum Teil aus unseren Steuermitteln finanzierte – Rechtsbeistände immer neue Anträge stellen konnten. Weil die Rechtsordnung nicht schon viel früher klar gesagt hat: Nichts geht mehr.

Aber wäre es nicht menschlich, die Zogajs auch ohne Rechtstitel hier zu lassen? Das Gegenteil ist wahr: Es wäre unmenschlich, wenn in Österreich die einen etwas durchsetzen können, die anderen aber nicht. Wenn es nur eine lautstarke Lobby aus linken Künstlerkreisen oder naiven Kirchenkreisen braucht, um rechtswidrig etwas zu erreichen, worauf die anderen ohne eine solche Lobby keine Chance haben. Ohne Rechtsstaat ist keine Menschlichkeit möglich, dann herrschen Willkür, Lobbyismus, Selbstmorddrohungen und das Faustrecht.

Erlaubte man allen die Einwanderung, die lang genug Bescheide ignorieren und bei Bedarf untertauchen, dann ist  klar: Österreich wird sehr bald von Hunderttausenden Arigonas überschwemmt werden, die alle dieselbe Taktik anwenden. Gibt es doch Hunderte Millionen Menschen auf der Welt, die jede noch so kleine Lücke nützen würden, um ins gelobte Europa (oder in die USA) einwandern zu können. Trotz der Tatsache, dass sich zumindest die erste Generation der Einwanderer an der sozialen und ökonomischen Leiter unten anstellen muss. Aber im Wohlfahrtsstaat Österreich ist das Unten im weltweiten Vergleich sehr weit oben.

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Der Tod des Patriarchen und welches Erbe drucken

Der mächtigste Zeitungsmann Österreichs ist gestorben. Auch wenn man des öfteren nicht seiner Meinung war, so muss sein Lebenswerk doch tief beeindrucken und nötigt großen Respekt ab. Zugleich ist klar: Jetzt bleibt wohl in Österreichs Zeitungsmarkt kein Stein auf dem anderen, zumindest auf dem Boulevard.

Dichand hatte sich schon auf seinen Stationen "Kleine Zeitung" und "Kurier" als erfolgreicher Zeitungsmacher bewährt. Er hat dann vor allem mit der Kronenzeitung eine sensationelle Leistung geschafft, nämlich gleichsam aus dem Null die erfolgreichste Zeitung der Welt zu machen - wenn man Auflage und Größe des Landes in Relation setzt. Er wurde dadurch auch ein reicher Mann, der insbesondere viel Kunst sammelte, auch wenn im Vorjahr sogar der Mediaprint-Verlag ein Minus schrieb. Auf Grund eines geschickten Vertrags mit der deutschen Verlagsgruppe WAZ, dem 50-Prozent-Partner Dichands, verdiente er aber dennoch auch 2009 hervorragend.

All die Kriege aufzuzählen, die Dichand in seinem Leben geführt hatte, würde Bücher füllen. Etwa jener mit dem Gewerkschaftsbund, der eine Zeitlang versuchte, ihm die Zeitung abzunehmen, weil Franz Olah die Gründung der Zeitung mit Gewerkschaftsgeld unterstützt hatte. Oder mit seinem Gründungspartner Kurt Falk, der letztlich ausscheiden musste und später mit "Täglich Alles" scheiterte. Oder in den letzten Jahren mit der WAZ, die nach Falk zum 50-Prozent-Partner wurde.

Dieser Zwist hat auch die letzten Lebensjahre Dichands schwer überschattet. Er musste sich trotz schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung jahrelang bis zuletzt ins Büro schleppen, weil es keine Einigung mit der WAZ über die Nachfolge gegeben hat. Aber solange Hans Dichand selbst der entscheidende Geschäftsführer und Herausgeber war, hatte er allein das Ruder in der Hand.

Zahllos waren auch seine publizistischen Kampagnen, die überraschend oft mit einem Misserfolg endeten: Etwa gegen die Ratifizierung des Lissabon-Vertrages oder gegen die schwarz-blaue Machtübernahme im Jänner 2000. Völlig abhängig gemacht hatte er sich hingegen den jetzigen SPÖ-Chef Werner Faymann, der ihm demutsvolle Unterwerfungsbriefe schickte.

Nach Dichands Tod wird nun wohl der gesamte Zeitungsmarkt neu geordnet werden. Eine wahrscheinliche Lösung könnte etwa so aussehen: Die österreich-müde WAZ scheidet aus; die Familie Dichands verkauft die "Krone" an Raiffeisen und konzentriert sich ganz auf das - höchstwahrscheinlich mit treuhändisch transferierten Gelder Dichands und der SPÖ finanzierte - Gratisblatt "Heute". Und Raiffeisen verkauft den extem maroden "Kurier" an die Styria-Gruppe, deren Chef schon seit langem mit einem Bouelavard-Standbein in Wien spekuliert. Die SPÖ wird sich daraufhin noch näher den ohnedies schon längst mit Faymann liierten "Österreich"-Verleger Fellner ans Herz holen.

Es könnte aber nach hektischen Verhandlungsmonaten auch durchaus zum Tod eines der beiden Gratisblätter kommen. Denn nach der Wiener Wahl und dem großen Sparpaket wird das Geld aus dem Rathaus und vielen anderen SPÖ-Bereichen wie den ÖBB wohl viel weniger werden, das derzeit zur Bestechung der Zeitungen ausgegeben wird. Mancherorts wird auch mit der Möglichkeit eines Wechsels von Fellner zur Krone spekuliert, die damit ganz auf SPÖ-Linie landen würde.

Tatsache ist jedenfalls, dass alle Akteure seit Jahren auf den Tod Dichands gewartet haben, weil damit sowohl der wichtigste Akteur wie auch die Totalblockade in der Mediaprint wegfällt.

Die geordnete Regelung des Erbes ist halt das, was vielen großen Männern besonders schwer fällt.

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ORF: Bis auf einen können alle glücklich sein drucken

Das neue rot-schwarz-blaue ORF-Gesetz (ja, erstaunlicherweise auch Blau!) dient vielen Herren. Nur auf einen wurde dabei vergessen: auf den Bürger als Seher, Hörer und Steuerzahler. Aber schließlich kann man sich nicht um alle Kleinigkeiten kümmern.

Die Zeitungen werden bedient, weil der ORF weiterhin auf Bundesländerebene nur sehr wenig Werbung bringen darf (was angeblich den Bundesländer- und Boulevard-Blättern ihre Inserate sichert). Die Filmemacher werden bedient, indem der ORF mehr für heimische Filmproduzenten ausgeben muss (die zwar bei internationalen Festivals, aber nur selten an der Kinokasse erfolgreich sind). Die Frauenlobby wird bedient, indem im ORF eine Frauenquote eingeführt wird. Die Freunde moderner E-Musik werden bedient, indem das ORF-Orchester weiter finanziert wird. Die angeblich und wirklich Armen in diesem Land werden durch Fortsetzung der Gebührenbefreiung bedient (auch wenn nie nachgeprüft werden kann, ob davon nicht auch sehr wohlhabende Angehörige profitieren).

Und insbesondere werden die ORF-Mitarbeiter bedient, deren üppige Gehälter, deren nach wie vor großzügige Personalstrukturen durch eine 160-Millionen Spritze aus der Steuerkasse weitgehend abgesichert bleiben. Von dieser zentralen Tatsache kann auch der derzeit lautstark und mit den üblichen "spontanen" Protestbriefen inszenierte Wirbel nicht abhalten, der sich dagegen richtet, dass ein kleiner Teil des Online-Angebots eingeschränkt werden muss. Es wäre ja taktisch total unklug, wenn die ORF-Mannschaft nun laut jubeln würde.

Bei so viel Rundum-Service soll man nicht kleinlich sein und meinen, dass die Interessen der Konsumenten auf der Strecke bleiben. Dass sich da schnell noch wer an der Budgetkasse bedient, bevor wir nach den Wiener Wahlen mit dem größten Sparpaket der Nachkriegszeit konfrontiert werden.

Wir solten uns offenbar auch nicht ärgern, dass durch die Quote - wie durch jede Quote - die Personalauswahl für ORF-Spitzenfunktionen natürlich verschlechtert wird: Wenn bei der Besetzung einer neuen Spitzenfunktion ein Mann der Beste ist, muss nun trotzdem eine Frau genommen werden, wenn es die Quote verlangt. Das führt in jedem Unternehmen der Welt zwangsläufig zu einer qualitativen Verschlechterung (die zugegebenermaßen im ORF kaum noch möglich ist). Nicht weil Frauen schlechter sind, sondern weil die Halbierung der Menschenzahl, die für ein bestimmte Stelle in Frage kommen, auch eine Halbierung der Wahrscheinlichkeit zur Folge hat, den wirklich Besten auszuwählen.

Wir sollen uns wohl auch nicht ärgern, dass die steinzeitliche Fax-Wahl bleibt, mit der die Bürger ein winziges Stück an Mitsprache bei den ORF-Gremien haben. Die ist teuer, unpraktisch, manipulationsgefährdet und schon so steinzeitlich, dass sie zusammen mit dem Konklave bei der Papstwahl in ein Museum altertümlicher Wahlsysteme gehört.

Wir sollen uns weiters auch darüber nicht ärgern, dass die zentrale Frage wieder einmal überhaupt nicht geklärt worden ist, was eigentlich der öffentlich-rechtliche Auftrag genau bedeutet, für den wir dem ORF viel Gebühren- und Steuergeld zahlen müssen, sobald wir einen Fernsehapparat besitzen. Die grüne Parteiakademie Ö1, der Verzicht auf Werbung in den Bundesländern und der wieder einmal versprochene Ausbau von TW1 können ja wohl nicht alles sein.

Und wir sollen uns schließlich auch nicht über den größten ORF-Skandal ärgern, also darüber, dass der ORF auch in Zukunft jeden Hauch von Objektivität, Ausgewogenheit und Pluralismus vermissen lassen wird. Denn nichts zwingt den Sender dazu, sich wenigstens künftig in irgendeiner Weise um diese Ziele zu kümmern. Der stramm wie das Wiener Rathaus durchpolitisierte ORF kann weiter links-grünes Fernsehen und Radio machen. Der ORF kann all die Umfragen ignorieren, die ihm darob Unobjektivität bescheinigen und er kann es weiterhin eiskalt ignorieren, dass ihm  deshalb die Kunden im Eilschritt davonlaufen (was seine Einnahmen aus der Werbung drastisch reduziert). Und die Kunden täten das übrigens noch rascher, wenn die privaten Informationsangebote etwas besser wären; So wie sie das in fast allen Nachbarländern sind, wo die Politik den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht so massiv bevorzugt.

Um die sehervertreibende Linkslage des ORF nur mit einem einzigen aktuellen Beispiel zu illustrieren: Während sogar die meisten Zeitungen relativ nüchtern über den Fall Arigona Zogaj berichtet haben, hat der ORF die Tatsache, dass die junge Frau nach 112 mehr oder weniger gleich lautenden Bescheiden nun offenbar wirklich das Land verlassen muss, tagelang zum Spitzenthema gemacht. Quer durchs Programm. Und das natürlich stets mit der senderüblichen Pro-Zogaj-Tendenz, welche die große Mehrheit seiner Kunden zutiefst provoziert.

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Opel, Merkel und die FDP drucken

Noch vor kurzem sollte der deutsche Steuerzahler mit Milliarden Opel retten. Nur die FDP legte sich quer. Das Ergebnis dieser Weigerung könnte vielen eine Lehre sein: Denn auf einmal braucht General Motors gar keine Beihilfen der deutschen Steuerzahler.

Der amerikanische Konzern verzichtet plötzlich darauf, an Stelle der sich geizig zeigenden Bundesregierung in Berlin halt die betroffenen deutschen Bundesländer anzuschnorren. Und er muss trotzdem keinen Opel-Standort zusperren.

Das sollte man sich auch in vielen anderen Fällen zum Beispiel nehmen: Nicht jeder der jammert, ist deshalb schon todkrank. Und es wäre oft die beste Kur, wenn Firmen wissen, dass sie kein Steuerzahler retten wird, dass sie sich vielmehr selber aus dem Sumpf ziehen müssen. Übrigens: Zu Firmen gehören bekanntlich auch immer die Arbeitnehmer und nicht zuletzt die Betriebsräte.

Damit hat die FDP, die sonst schon viel Unsinn angerichtet hat, erstmals ihre Existenz als Regierungspartei gerechtfertigt. Wenn sie auch gegenüber eigenen Lobby-Gruppen wie den Hoteliers konsequenter gewesen wäre, könnte man dieses Lob noch viel ehrlicher aussprechen. Aber im Vergleich zu Angela Merkel, die seit einiger Zeit nur noch zaudert, Entscheidungen aufschiebt oder sich - ausgerechnet - von Frankreich unter Druck setzen lässt (und nachgibt), könnte sich die FDP solcherart auch in Zukunft positiv abheben.

Diese Lehren aus der Causa Opel heißen aber auch nicht, dass ohnedies jedes Unternehmen ohne Hilfe überleben kann, wenn es sich nur genug anstrengt. Aber nichts ist normaler als das Sterben von Firmen. Damit auf deren Trümmern neue, zukunftskräftigere Betriebe entstehen können.

Gewiss ist das für die Belegschaft und auch Unternehmerfamilien schmerzhaft. Aber es ist viel weniger ungerecht als das, was fast alle Parteien in den letzten Jahren zum Credo erhoben haben: auf Kosten der lebensfähigen Firmen und vor allem auf Kosten der nächsten Generation Schulden zu machen, um schwachbrüstige Unternehmen über eine kurze Frist noch künstlich am Leben zu erhalten. Bis sie dann doch krachen gehen. Und nur die Schulden für unsere Kinder bleiben.

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Fragen an SPÖ, FPÖ, Siemens und die ÖBB drucken

An manchen Tagen produziert die österreichische Politik zumindest eines: spannende Fragen. Und erstaunliche Antworten.

1. Warum werden in der Regierung plötzlich wieder jede Menge Gesetze beschlossen? Ist das nur der übliche Husch-Pfusch vor Sommerpause und Weihnachtsferien? Die vermutlich richtige Antwort: die Regierung war wochenlang gelähmt, weil Werner Faymann seinen Parteitagsdelegierten doch vorbellen musste, was für ein scharfer Hund er sei und wie links er den Koalitionspartner anknurren kann.

2. Warum werden ausgerechnet bei Siemens immer SPÖ-Exponenten Chefs, wo doch die Reihen der Partei sonst nicht gerade mit Managern übersät sind? Und warum wird nun trotz der bisherigen Firmentradition erstmals sogar ein total Siemens-Fremder geholt? Die Antwort ist klar: Der weitaus wichtigste Kunde ist hierzulande die Gewerkschaft, die von den Steuerzahlern so viel Geld bekommt, dass sie sich neben der höchstbezahlten Belegschaft des Landes auch noch eine Bahn leisten kann und dafür Lokomotiven braucht. Und da will man doch nicht das Risiko eingehen, dass diese ÖBB am Ende gar das kauft, was in den Augen der Fachleute das Beste wäre, also wahrscheinlich nicht bei Siemens landet.

3.Welche Partei soll man in Österreich wählen, wenn sich wirklich alle fünf ununterbrochen - jetzt war gerade die FPÖ am lautesten - für die landschaftsverschandelnden, teuren, unwirtschaftlichen und unverlässlichen Windkraftwerke einspannen lassen? Die Antwort:??? Genausowenig wüsste ich die Antwort, wenn die Frage gelautet hätte, warum die Parteien das tun, wächst doch überall, wo man das - offenbar nur in meinen Augen - schönste Land der Erde mit den Windrädern zu verschandeln beginnt, massiver Widerstand.

4. Warum reagieren viele Medien so erstaunlich sanft auf das Zogaj-Erkenntnis? Die Antwort: Das hängt offensichtlich damit zusammen, dass die SPÖ und deren Bundespräsident das Interesse an dem Thema verloren haben, nachdem sie zuvor unfassbare 110 Bescheide lang die konsistente Antwort des Rechtsstaats ignoriert und einen Verbleib Zogajs im Lande gefordert hatten.

5. Und warum hat die SPÖ ihre Meinung geändert? Das hängt natürlich wieder mit der bevorstehenden Wiener Wahl zusammen, vor der dem linken Parteiflügel der Mund gestopft werden muss, nachdem ihm die Parteiführung auf dem Parteitag noch ganz nach demselben geredet hat.

6. Die folgende Frage bitte nicht zu stellen: Was sagt das über die österreichischen Medien aus?

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Die Briten bitte vor den Vorhang drucken

Auch wenn sich in Good Old England im Laufe der Zeit manches zum Schlechteren verändert haben mag: Ein erfreulicher Restbestand an typisch britischer Fairness ist jedenfalls noch immer in signifikantem Umfang vorhanden.

Das zeigt die offizielle Entschuldigung der britischen Regierung Cameron für ein vor 38 Jahren angerichtetes Blutbad an nordirischen Katholiken. Dieser Entschuldigung ging eine ebenso eingehende wie unabhängige und objektive Untersuchung voraus, die an Quantität und Qualität so ziemlich alles übertrifft, was etwa in der Republik Österreich auch bei den kompliziertesten Strafprozessen an Zeugeneinvernahmen stattfindet.

Die britische Entschuldigung ist auch alles andere als ein taktischer Trick. Wie es etwa der plötzliche Antifaschismus der SPÖ war, die ab 1986 die NS-Vergangenheit massiv zu instrumentalisieren begonnen hat. Zuerst um Kurt Waldheim mit miesen Untergriffen zu bekämpfen. Und dann um die FPÖ zu bekämpfen, als diese unter einem neuen Parteiobmann das Interesse an der Koalition mit der SPÖ verloren hat.

Die britische Regierung hat hingegen weder taktische Vorteile noch einen Popularitätsgewinn durch diese Entschuldigung zu erhoffen. Daher: Hut ab vor der britischen Fairness. Dass Art und Stil der britischen Nordirland-Untersuchung nicht einmal im entferntesten eine Ähnlichkeit (bis auf den Namen) mit dem haben, was hierzulande unter dem Stichwort Untersuchungsausschuss stattzufinden pflegt, braucht wohl gar nicht mehr betont zu werden.

Das gilt übrigens auch für eine ganze Reihe von britischen Historikern, die in den letzten Jahren sehr seriös begonnen haben, in Hinblick auf den ersten Weltkrieg die Frage zu stellen, ob Großbritannien nicht einen großen Fehler begangen hat, an der Seite Russlands und Frankreichs in den Krieg zu treten. Von französischen Historikern sind mir solche um Fairness ringenden Texte unbekannt (für die war natürlich immer die Rückeroberung von Elsass und Lothringen ein viel klareres Kriegsziel).

Diese britische Fairness hat sich übrigens schon beim ersten wichtigen Schritt zur Entspannung des Nordirland-Konflikts gezeigt: John Major (ein zu Unrecht wenig beachteter Premier) hatte den nordirischen Katholiken zugesagt, dass London ein Referendum für eine Abspaltung Nordirlands respektieren würde. Seither braucht sich die katholische Energie primär nur aufs Kindermachen und nicht mehr aufs Menschentöten zu konzentrieren.

Wie viel friedlicher könnte Spanien leben, könnte auch Belgien leben, wenn dort das gleiche Prinzip gelten würde. Für die Basken, für die Katalanen, für die Flamen. Die Trennung der Tschecho-Slowakei hat ja gezeigt, dass  aus einer solchen Trennung - wenn sie geordnet und friedlich abläuft - nachher bald die beste Freundschaft entstehen kann.

Längst ist doch klar, dass es sich in kleinen Ländern mindestens genauso gut leben lässt wie in den großen, die noch immer an den Wert der Größe glauben. Freilich: Während die beiden britischen Premiers mit besonderen Verdiensten für die Lösung der Nordirland/Ulster-Problematik zu den Konservativen gehören, sind die spanischen Konservativen besonders radikale Nationalisten und würden am liebsten jeden lebenslang wegsperren, der den Gedanken an das Selbstbestimmungsrecht auch nur ausspricht.

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Zogaj und die Menschlichkeit drucken

Das hätte ich dem Verfassungsgerichtshof eigentlich gar nicht mehr zugetraut. Er hat im Fall der Familie Zogaj mutig Recht gesprochen und dem Gesinnungsterror der vielen links-korrekten Medien, der Kirche und von zahllosen anderen rot-grünen Vorfeldorganisationen standgehalten.

Jetzt darf man gespannt sein, ob das Erkenntnis auch vom Innenministerium umgesetzt wird, oder ob es noch einmal einen Unterschlupf für die Zogajs gibt, oder ob noch einmal irgendwer eine rechtliche Schleife  ermöglicht, damit die Familie doch noch in Österreich bleiben kann. Weil man sich vor den Medien fürchtet.

Maria Fekter - die ja von ihrer Parteiführung und vom Koalitionspartner sowieso zuletzt des öfteren im Regen gelassen wurde - muss jetzt zeigen, dass sie dem erwartbaren Sturm der Kritik standhalten kann. Und sie das Recht nun auch umsetzt.

Der Verfassungsgerichtshof hat auch für viele andere Fälle einen klaren Eckpfeiler gesetzt: Man kann sich in Österreich nicht einen Rechtsanspruch erschleichen, indem man rechtswidrig handelt. Auch wenn sich ein Teil der Familie Zogaj hier zweifellos schon integriert hat - zumindest in der Familie eines oberösterreichischen Pfarrers und in der SPÖ-Volkshilfe - hätte sie eigentlich schon 2004 Österreich verlassen müssen.

Der Schlüsselsatz der Verfassungshüter lautet, "dass ein allein durch beharrliche Missachtung der fremden- und aufenthaltsrechtlichen Vorschriften erwirkter Aufenthalt keinen Rechtsanspruch aus dem Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention (Recht auf Privat- und Familienleben) bewirken kann".

Dieser Spruch und seine Umsetzung sind nicht unmenschlich, sondern im Gegenteil das einzige gerechte Verhalten. Denn sonst würde jeder in Österreich, der sich an Gesetze hält und sich nicht wie ein trotziger Vierjähriger durch Schreien und Kreischen über alle Regeln hinwegzusetzen versucht, ungerecht, also unmenschlich behandelt. Wenn A Steuern zahlen muss und B nicht, ist das unmenschlich gegen A.

Das sollte auch die lautstarke Lobby der Zogajs einmal akzeptieren.

Natürlich bleibt den Zogajs die Möglichkeit, eine Arbeits- und damit auch Aufenthaltsgenehmigung für Österreich zu beantragen. Aber nur vom Kosovo aus. Dessen Behandlung darf man aber mit Spannung verfolgen. Denn ständig wird behauptet, wir holen nur noch extrem gut qualifizierte Arbeitskräfte ins Land. Wofür die Zogajs bisher nicht bekannt sind. Außerdem entstünde auf diese Weise wieder Anspruch auf Familienzusammenführung, also auch für jene Familienangehörige, die hierzulande schon Rechtsverletzungen begangen haben.

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Lieber Arbeiter, liebe Arbeiterin, drucken

Die SPÖ feiert heute ihren Parteitag. Was magst Du da über jene Partei denken, die Du lange mit großer Selbstverständlichkeit gewählt hast?

Da wird Dir wohl vieles durch den Kopf gehen. Du fragst Dich immer öfter, ob nicht jene Kollegen und Freunde richtig gehandelt haben, die sich von der Partei schon abgewendet haben. Wahrscheinlich wirst Du Dir schon eine ganze Reihe dieser Fragen gestellt haben:


  1. Ist meine Partei nicht in den letzten Jahren eine komplett andere geworden? Ist nicht aus der Arbeiterpartei eine Partei der studierten und weltfremden Theoretiker aus der sogenannten 68er-Bewegung geworden, die mich eigentlich verachten? Bedrohen die mit ihren Ideen nicht all das, was ich mir durch fleißiges Arbeiten geschaffen habe (übrigens mit Unterstützung der alten Partei und der durch ihre Mitarbeiter erfolgreichen Unternehmen)? Wollen die nicht eine ganz andere Welt schaffen als die von mir gewünschte, die sie sogar als „kleinbürgerlich“ beschimpfen?

  2. Ich war immer fleißig – und jetzt verlangt meine Partei eine Grundsicherung für alle, die nicht arbeiten. Dabei kann man ja nie genau herausfinden, ob Menschen nicht arbeiten wollen oder nicht können oder ob sie daneben schwarzarbeiten (und damit auch gleich Deinen Arbeitsplatz gefährden). Ist man da nicht blöd, wenn man selbst fleißig arbeitet und damit solche Dinge finanziert? Und weiter die selbe Partei wählt?

  3. Warum reden so viele aus der Partei dagegen, dass es wirkliche Transparenz für all die Gelder gibt, die irgendjemand vom Staat bekommt? Sollte das nicht total selbstverständlich sein?

  4. Ich war immer für die Gleichberechtigung der Frauen. Aber was hat das mit den Radikalfeministinnen zu tun, die jetzt die Partei beherrschen? Die verbohrt wie irgendeine Sekte den Menschen einreden wollen, dass es keine Unterschiede zwischen Mann und Frau gäbe. Die für sich und ihre Oberschichtgruppe gesicherte Posten in Aufsichtsräten und Ähnlichem erkämpfen, während ich immer durch Fleiß, Leistung und Anständigkeit um den Aufstieg gekämpft habe. Diese Frauen haben hingegen noch nie eine Quote für die Arbeit am Hochofen oder auf der Baustelle verlangt.

  5. Ich habe vor allem für den Aufstieg meiner Kinder gekämpft. Und jetzt wird deren Schulbildung, die doch den Aufstieg bringen sollte, wieder total wertlos, weil die Partei – wie immer Hand in Hand mit den radikalen Grünen – meine Kinder zwingen will, die Klasse mit den Ausländern zu teilen, die oft weder deutsch lesen noch schreiben können. Ist das nicht Verrat an dem immer versprochenen Aufstieg?

  6. Die Partei kämpft für das Gratisstudium, das im Ausland längst abgeschafft ist. Weiß sie nicht, wer das bezahlt? Nicht irgendwelche Reichen (die ihr Geld ja total versteckt haben), sondern ich und meine Kinder, die einen ehrlichen Lehrberuf erlernen.

  7. Ich habe mir ein kleines Häuschen oder eine schöne Wohnung geschaffen. Jetzt wird dort ringsum eingebrochen, jetzt wird meiner Frau im Zug die Geldbörse gestohlen, jetzt trauen sich meine Eltern oft nicht mehr auf die Straße. Warum nur ist meine Partei immer gegen eine viel strengere  Behandlung der Asylanten gewesen, von denen überdurchschnittlich viele kriminellen Aktivitäten nachgehen?

  8. Warum hat die Partei nichts unternommen, dass es etwa in immer mehr Parkanlagen Wiens zum Problem wird, wenn meine Kinder spielen wollen, ohne von bestimmten Ausländergruppen belästigt zu werden?

  9. Viele meiner Kollegen haben den Arbeitsplatz verloren oder müssen um diesen bangen, weil immer mehr Produktionen ins Ausland verlegt werden. Warum kämpft da meine Partei nicht für den Abbau von Vorschriften, Steuern und Abgaben, damit es auch künftig in Österreich noch Fabriksarbeitsplätze gibt?

  10. Wo kämpft meine Partei gegen die Ausbreitung der Drogensucht, die meine Kinder anstecken könnte? Statt dessen werden Spritzen gratis verteilt und dürfen sich Asylwerber jahrelang frei bewegen, von denen halt recht viele mit Drogen handeln?

  11. Was tut meine Partei, damit die medizinische Betreuung und das Pensionssystem auch in Zukunft funktionieren? Damit auch mein Spargroschen etwas wert bleibt? Und warum gefährdet sie all das, indem sie immer für noch mehr Schulden eintritt?

  12. Meine Partei war immer eine der Arbeiter. Sie war aber auch immer stolz, dass an Ihrer Spitze einer steht, der sich durch Fleiß ein Studium erkämpft hat, damit er uns besser führen kann. Warum steht jetzt erstmals einer an der Spitze, der das nicht getan hat, der dafür als Marionette jenes Zeitungsherausgebers auftritt, vor dem mich meine Partei jahrzehntelang gewarnt hat?


Fragen über Fragen. Und keine einzige wird auf dem Parteitag jener Partei gestellt oder gar beantwortet werden, die die Arbeiter so lange gewählt haben. Irgendwie gibt das zu denken. Dir und mir.

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SN-Kontroverse: Sozialstaat abspecken? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

„Deutschland spart am Sozialstaat – ein Vorbild für Österreich?“


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Das Glas halbvoll oder halbleer


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Manche Dinge ändern sich nie. So etwa Hader und Zank um die Frage, ob ein Glas halbvoll oder halbleer ist. Oder anders gefragt im Jargon der Finanzwelt: Wer muss sparen - wem wird genommen? Eher selten hört man/frau die Frage nach der Klugheit von Reformen. Dies würde nämlich voraussetzen, dass Dimensionen und Verhältnismäßigkeiten berücksichtigt werden.
Hier könnten sich die „Ösis" einiges vom „deutschen Michl" abschauen. Die Nachbarn haben in den rund zwanzig Jahren seit der Wiedervereinigung enorme Lasten im Interesse des europäischen Friedenswerks geschultert. Man denke an den Solidarbeitrag und an Hartz IV. Als Polen beim Kopenhagener Gipfel (2002) in die EU aufgenommen wurde, griff der damalige Kanzler Gerhard Schröder noch einmal tief in die Tasche.  Deutschland ist gleichzeitig in einem hohen Maß reformbereit, um die soziale Balance halten zu können.

Die Administration Angela Merkel II tut dies ebenfalls. Finanzminister Schäuble kündigte ein Sparprogramm UND den Alleingang bei der Einführung der Finanztransaktionssteuer an. In Österreich hingegen hört man wieder häufiger den Klassiker „Gesudere", wenn es um Zukunftsvorsorge geht. Kernstück des Sparens ist der Dauerbrenner Verwaltungsreform. Wir leisten uns in neun Bundesländern eine sündteure Hochbürokratie. Seit der verfassungsrechtlichen Verankerung der Landesverwaltungsgerichte sind  die Bürokratenbonzen in den Ländern obsolet. Entbehrlich ist die Länderkammer. Ein vergleichender Blick nach Bayern zeigt wie aufgeblasen die föderalen Strukturen in Österreich sind. Bayern ist mit 70.000 Quadratkilometern flächenmäßig kleiner als Österreich, dafür leben um 4,3 Millionen Menschen mehr im Freistaat. Allein dieser Faktenvergleich zeigt, wie versteinert und gleichzeitig teuer Österreich verwaltet wird.



Es geht gar nicht anders


Andreas Unterberger

Österreich gibt rund 29 Prozent seines Inlandsprodukts für soziale Zwecke aus. Das ist weit mehr als für alle anderen Staatsausgaben zusammen, also für: Beamte, Justiz, Schulen, Universitäten, Forschung, Polizei, Landesverteidigung (diese etwa erhält nur 0,7 Prozent), Landwirtschaft, Umwelt, Straßen, Kanäle, Wasserversorgung, Bahn. Der weitaus größte Brocken dabei sind die Zinsen  für Kredite (von Rückzahlung gar nicht zu reden), die wir schon früher für – den Sozialstaat aufgenommen haben.

Mit anderen Worten: 290 von 1000 Euro, die jeder Arbeitnehmer, Unternehmer, Bauer, Freiberufler, Beamter  verdient, werden ihm de facto nur deshalb weggenommen, um es zu angeblich Armen (oder Faulen?) umzuverteilen. Jetzt werden es mit der Grundsicherung noch mehr.

Wer vorgibt, die überlebensnotwendigen Einsparungen  zur Vermeidung eines Staatsbankrotts ohne Sozialabbau vornehmen zu können, spricht die Unwahrheit.

Tatsache ist, dass nicht nur Deutschland, sondern auch die links regierten Länder Griechenland, Spanien und Portugal tiefe Schnitte am Sozialstaat vornehmen mussten. Eben weil es nicht anders geht. Auch dort wettern überall Gewerkschafter und Demagogen, dass man doch besser bei den ominösen Schuldigen an der Krise sparen soll. Sie sagen nur nicht, wie das gehen soll.

Bei China, Vietnam & Co, die europäische Produzenten vom Weltmarkt verdrängen? Bei Kreisky, dessen Rettung inzwischen längst wieder verlorener Arbeitsplätze die Schulden in die Höhe getrieben hat? Bei Banken, die zur Rettung unserer Sparschillinge gerade gerettet werden mussten? Bei den Abgeordneten, die im September 2008 dafür gestimmt haben, dass das Pensionsantrittsalter weiterhin um vier Jahre niedriger ist als etwa in Schweden? Bei den Sparern (den „Reichen“), die ihr Geld jetzt schon im Expresstempo in Gold, Eigentumswohnungen und Schweizerfranken umschichten? Bei den Eigenheimbesitzern?

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Die bösen Wähler drucken

Wieder einmal sind die Wähler die Bösen, weil sie falsch gewählt haben. Wieder tritt eine traditionsreiche christdemokratische Partei den Weg in den Untergang an, weil sie verbraucht ist und die Zeichen der Zeit nicht erkennt. Und wieder kann in einem weiteren Land eine sozialdemokratische Partei ihren Erosionsprozess nicht aufhalten, weil sie verbraucht ist und die Zeichen der Zeit nicht erkennt (trotz massiver medialer Sympathien).

Natürlich hat keiner dieser Sätze über die niederländische Parlamentswahl irgendwelche Ähnlichkeiten mit Österreich . . .

Tatsache ist, dass zwei dominante Themen erdrutschartige Veränderungen in den Niederlanden ausgelöst haben, immerhin ein Land, das mehr als doppelt so viele Einwohner hat wie Österreich: Die Bedrohung durch die islamische Zuwanderung und die Erkenntnis, dass nur wirtschaftliberale Konzepte die gewaltige Krise lösen können.

Der rechtsliberale Wahlsieger Mark Rutte vereinigt beide Aspekte: Er ist ein scharfer Gegner der Immigration und setzt auf deutliches Sparen und auf Liberalisierung. Er ist nach seinen großen Zugewinnen nicht nur Nummer eins, sondern wird mit Sicherheit auch der nächste Regierungschef im Land der Kanäle und Tulpen.

Den allergrößten Zugewinn hat aber  neuerlich der scharfe Antiislamist Geert Wilders erzielt. Er ist jetzt schon Nummer drei. Man kann ihm zu Recht vorhalten, dass er kein Team hat, dass er nur ein einziges Thema besetzt, und dass er bei diesem Thema, also seiner Kritik am Islam überspitzt formuliert. Er übertreibt dabei verbal so stark, wie die in den Medien und den gedemütigten Parteien regierende Political Correctness untertreibt.

Aber er hat es jedenfalls verstanden, das große europäische Unbehagen über das Hereinströmen von Zig-Millionen Muslims zu artikulieren. Diese sind in großen Teilen keineswegs so anpassungswillig und leistungsorientiert und sie haben keineswegs eine von undemokratischen totalitären Ansprüchen freie Religion, wie das der bisher vorherrschende Linksliberalismus und Christonaivismus angenommen hatten.

Der Islam ist qualitativ etwas ganz anderes, als es die diversen christlichen, jüdischen, buddhistischen oder agnostischen Weltanschauungen heute sind, die alle die Trennung von Staat und Kirche akzeptieren. Viele Menschen erkennen die Gefahr  und handeln zumindest in der Anonymität der Wahlzelle entsprechend. Wilders artikuliert diese Ängste - wohl auch deshalb in übertriebener Laustärke, um nicht mehr totgeschwiegen werden zu können - und hat damit die Niederlande wie auch Europa verändert.

Sehr ernst nehmen sollten insbesondere die Christdemokraten das ihnen von den Wählern ausgestellte Zeugnis. Gewiss: Nach acht Jahren Regierungsführung sind viele Parteien verbraucht. Gewiss: Der von den Christdemokraten unterstützte Afghanistankrieg ist ob seiner Aussichtslosigkeit ein schwerer Ballast geworden. Dennoch sollte die größte Verliererpartei den internationalen Gleichklang ananlysieren: Die alten christdemokratischen Gruppierungen schwinden in vielen Ländern noch rascher als die sozialdemokratischen dahin.

Von Italien bis Spanien haben sie sich praktisch aufgelöst - aber nicht im Soge eines Linksrucks der Wähler, wie viele Medien es uns weismachen wollen. Sondern es haben sich zum Teil ganz neue Parteien auf der Rechten gebildet. Zum Teil nationalistisch (wie in Spanien), zum Teil populistisch (wie in Italien), zum Teil durchaus offen für konservativkatholische Positionen (die in der heutigen Christdemokratie weitgehend verpönt sind), aber dennoch weniger klerikal als ihre Vorgänger.

Diese Parteien sagen aber auch mutiger die richtigen Dinge zu Sozialstaat und Wirtschaft, als es die stark sozialdemokratisch infiltrierte Christdemokratie  in der Regel tut. Sie wagen es vor allem, die Millionenimmigration aus der Dritten Welt zu kritisieren, auch wenn das von Sozialdemokraten und Linkskatholiken als faschistisch denunziert wird. Sie kämpfen auch für mehr Meinungsfreiheit, wie etwa die mancherorts erfolgreichen, aber vorerst noch kleinen Bewegungen für Internet-Freiheit. Sie sind gegen Big Government, das in allen Industriestaaten wie eine Krake immer mehr umschlingt.

Dieser gesellschaftliche Grundtrend kommt übrigens auch bei den Erfolgen der amerikanischen Republikaner deutlich zum Vorschein. Denn diese haben ja beim letzten Mal nur wegen des vermurksten Irak-Krieges und gegen einen charismatischen Gegner verloren, sind aber sonst viel besser im Gleichklang mit der nationalen Stimmung.

Keine Frage ist aber auch, dass dieser Trend mit einer allgemeinen Politikverdrossenheit Hand in Hand geht: Das zeigen die überraschenden Erfolge von Kabarettisten bei einzelnen Wahlgängen der letzten Zeit. Das war früher völlig undenkbar, ist aber auch ein Produkt der Tatsache, dass selbst öffentlich-rechtlich finanzierte Fernsehsender mit Primitivität und geistiger Einengung Programm machen.

Wen erinnert das an Österreich? Ein Land, wo übrigens die ÖVP soeben unter der Überschrift Gesamtschule so ungefähr die letzte Bastion räumt, die sie noch an einem Beitritt zur SPÖ gehindert hat?

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Sargnägel für Einsparungsideen drucken

Immerhin: Wir haben jetzt schon ganze zwei Menschen im Ministerrat sitzen, die zumindest bisweilen für das eintreten, was vernünftig und notwendig ist, auch wenn es unpopulär ist. Nach Maria Fekter hat sich nun Andreas Schieder eine solche rühmende Erwähnung verdient. Dass beide sofort von provinzieller Engstirnigkeit und dumpfem Populismus der eigenen Partei zum Verstummen gebracht worden sind - diese Kleinigkeit wollen wir beiseite lassen. Man kann ja nicht zu viel verlangen.

Bei der Innenministerin war es der mutige wie notwendige Einsatz für ein Asylanten-Aufnahmezentrum - das immerhin auch schon im Regierungsprogramm angekündigt gewesen ist. Beim Finanz-Staatssekretär wiederum waren es die mutigen wie richtigen Worte, "dass man kleine Spitäler schließen muss".

Freilich: Ganz auf gleiche Ebene mit Fekter kann man Schieder nicht stellen. Während sie wenigstens mutig bei ihrer Meinung blieb und letztlich nur der politischen Gewalt wich, zog Schieder die bekannte Politikernotbremse; er fühlt sich - trotz der völlig eindeutigen Formulierung - in alter schlechter Politikermanier missverstanden, sagte er inzwischen. Es gehe ihm nicht um Schließungen, sondern um Kooperationen. Aha.

Die Faymann-SPÖ machte nämlich gleich Sargnägel mit Köpfen für diese Idee. Der Parteitag am Wochenende wird mit einem umgehend angekündigten Beschluss die Stillegung von Standorten ausschließen. Womit wieder einmal einem klugen Gedanken ein Begräbnis erster Klasse bereitet worden war.

Der Sarg ist - wie so oft - in den Bundesländern gezimmert worden. Nach dem Burgenländer Hans Niessl will jetzt auch der Steirer Franz Voves vor Landtagswahlen jeden Gedanken an Einsparungen und Reformen töten. Er gab jedem einzelnen Standort eine Bestandsgarantie, und sei es noch so sinnlos. Dabei hatte man bisher Voves noch für ein Stück realistischer und verantwortungsbewusster eingeschätzt als seinen burgenländischen Betonkollegen, der ja überhaupt nur das Wort Njet kennen dürfte.

Sollte diese Standortgarantie auch nach den steirischen Landtagswahlen eingehalten werden, bedeutet das erstens: Als Kollateralschaden der steirischen Wahl wird auch kein einziges anderes Bundesland bereit sein, Spitäler zu schließen - haben doch auch schon die Sozialdemokraten in Salzburg und Burgenland vehement gegen den Mut ihres Parteifreundes Schieder protestiert. Und zweitens: Wenn nicht einmal solche für die Gesundheit der Österreicher unproblematischen Reformen möglich sind, werden natürlich auch die etwas schmerzhafteren Eingriffe unterbleiben.

Freilich ist auch aus der ÖVP oder anderen Parteien niemand mutig an die Seite Schieders - solange dieser Mut zum Mut hatte - getreten. Auch dort regiert ja der Kirchturmshorizont.

Dabei sagt jeder Gesundheitsexperte, dass diese Kleinspitäler nicht nur teuer, sondern auch schlecht für die Gesundheit der Österreicher sind. Eigentlich müssten an ihren Türen die gleichen Warnhinweise wie auf Zigarettenpackungen stehen. Denn es ist längst intensiv bewiesen: Wenn ein Arzt oder ein Spitalsteam bestimmte Eingriffe oder Therapien nur ganz selten vornehmen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit von Kunstfehlern rapide an. Die bekanntlich sehr ungesund sind.

Viel wichtiger ist, dass es ein möglichst enges Netz von Ärzten mit - künftig auch halbwegs anständig honorierten - Kassenverträgen gibt. Dass Ärztegesellschaften ohne den vom Gesundheitsminister gewünschten Bürokratismus möglich sind. Dass bei einem Unfall schon an Ort und Stelle durch gute Rettungsärzte die richtigen Maßnahmen getroffen werden.

Ob dann anschließend der Transport ins Spital 20 oder 60 Kilometer lang ist, ist nach Aussagen mehrerer befragter Unfallmediziner völlig egal. Überdies wird ja der Großteil der Spitalsbehandlungen keineswegs überraschend notwendig, sondern erst nach einem längeren Vorlauf. Überdies werden in Österreich weit öfter als in anderen Ländern reine Pflegefälle in hochtechnisierte Akutspitäler eingeliefert.

Das Gesundheitsrisiko infolge einer falschen Spitalsstruktur geht primär auf die Eitelkeit von Bürgermeistern und Primaren zurück, die sich mit einem eigenen Spital halt viel wichtiger fühlen, und sei es noch so klein und schlecht. Und die dann meistens das Arbeitsplatzargument vorschieben. Als ob es angesichts der Schulden von Bund, Ländern, Krankenversicherungen und Gemeinden sinnvoll wäre, einsparbare Arbeitsplätze nur um ihrer selbst willen aufrechtzuerhalten.

Durch diese verfehlte Spitalsstruktur entstehen alljährlich Kosten von 2,9 Milliarden Euro, wie soeben eine Expertengruppe ausgerechnet hat. Gewiss: Solche Berechnungen auf den genauen Euro stimmen nie (diesen Eindruck erwecken nur die Gutachten-Produzenten, damit sie ihr Honorar rechtfertigen). Aber auch wenn die Einsparungen nur halb so groß wären, wäre das schon toll.

Wieviele Milliarden immer da auf dem Spiel stehen: Das hat uns die Engstirnigkeit von Landeshauptleuten, Ärzten und Bürgermeistern offenbar wert zu sein. Zumindest solange noch jemand diesem Staat Geld borgt.

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Kleines Tauwetter in der ÖVP drucken

Es ist immer schwer, mit einem Übervater konfrontiert zu sein. Vor allem wenn man nicht dessen Lieblingssohn war. Dementsprechend hat Josef Pröll fast zwei Jahre lang Wolfgang Schüssel auf der Eselsbank verkümmern lassen, statt sein Wissen, seine Talente, seine europaweite Reputation zu nutzen. Oder ihn auch nur in seinen Ansprachen zu erwähnen.

So kindisch wie menschlich wie politisch falsch - auch wenn es viele andere Politiker ebenfalls tun. Siehe den Umgang der SPÖ mit Gusenbauer oder Klima. Siehe die einstigen Klagen Erhard Buseks, der sich von Schüssel den Auftrag zu weiteren wichtigeren Ämtern erhofft hatte. Es ist dennoch falsch gewesen: Denn das politische Personal mit halbwegs brauchbaren Qualitäten ist in der ÖVP längst so dünn gesät wie in allen anderen Parteien, vor allem auf Bundesebene. Zunehmend musste man im letzten Jahr schon einen Erwin Pröll für den schwarzen Politiker mit der höchsten Professionalität halten.

Der 65. Geburtstag Schüssels hat nun offenbar das Eis gebrochen. Josef Pröll fand erstaunlich warme Worte für seinen Vorvorgänger als Parteiobmann - ohne legitimerweise die Schwierigkeiten im Umgang mit diesem zu verschweigen. Schüssel war ja gegenüber seinem Team unglaublich hart und unbarmherzig fordernd - aber gleichzeitig von einer in der Politik unüblichen Loyalität.

Die schlechten Zeiten einer keineswegs überstandenen Finanzkrise, die explodierenden Defizitzahlen, der eskalierende kalte Krieg in der Lächelkoalition und der verbreitete Reformunwille haben auch in Josef Pröll die Erkenntnis wachsen lassen, dass Mut in der Politik unverzichtbar ist, und dass Schüssel im Jahr 2000 "unverzichtbar" richtig gehandelt hat. Daran ändert der Umstand nichts, dass aus Prölls Umgebung lange verbreitet worden ist, dass Schüssels Politik abgewählt worden sei. Es wurde nur nie klar, welche Politik nach Ansicht der jetzigen ÖVP-Führung hineingewählt worden ist.

Dass das Pröll wohl nicht ganz leicht gefallen ist, zeigte schon der Umstand, dass die Einladungen zum Geburtstagsempfang für Schüssel recht knapp hinausgegangen sind. Offenbar ist das nicht gerade durch Professionalität geplagte ÖVP-Generalsekretariat erst durch die private Geheim-Einladung der Viererbanden-Mitglieder Plassnik, Molterer und Bartenstein für die 150 engsten Freunde Schüssels darauf aufmerksam gemacht worden, dass der wichtigste Politiker Österreichs seit Jahrzehnten Geburtstag hat. (Dass beide Schüssel-Feste in einer Orangerie in Schönbrunn stattfanden, ist eine kleine Pikanterie am Rande; Pröll tat das allerdings in der Orangerie des Schlosses, und die Viererbande in jener des Tiergartens: Wo dann ein erstaunter Orang Utan durch die Glasscheibe Schüssel beim Cello-Spielen zuschaute.)

Dass der amtierende Bundeskanzler nicht den Minimal-Anstand hat, zum runden Geburtstag seines Vorvorgängers auch nur ein Wort zu verlieren, überrascht ja wirklich niemanden. Er unterscheidet sich damit vom Bundespräsidenten, der zum Pröll-Empfang kam, wenn auch mit gezielter Verspätung genau zum letzten Satz der Dankesrede Schüssels. Aber immerhin. In der Präsidentschaftskanzlei hat man eben noch deutlich bessere Umgangsformen als in der geistigen Tiefebene zwischen Gemeindebau und Kanzleramt.

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Fußnote 113: Die Frechheiten zum Tag drucken

Die Gehirnwäsche aus dem Wiener Rathaus nimmt immer unerträglichere Ausmaße an.

Und dabei sind die Wiener Wahlen erst im Oktober. Jetzt müssen sich sogar die Entsorgungsbetriebe Simmering in die Propaganda-Lawine einschalten, die längst schon an Amtsmissbrauch grenzt. Sie veranstalten - natürlich auf Gebührenzahlers Kosten - ein Gratis-Fest mit mehr oder weniger bekannten Pop-Künstlern. Wetten, dass auch dort massiv vermittelt wird, wie toll die Wiener SPÖ ist? Das ist ja offenbar der Hauptzweck von Entsorgungsbetrieben. Diese EBS haben sogar die Frechheit, die Bewerbung des Festes als "Amtliche Mitteilung" an die Haushalte zu senden. Dieser Missbrauch wird aber noch durch eine Propagandaschrift des Rathauses selbst übertroffen ("wien.at"). Diese beschert uns - natürlich auf Steuerzahlers Kosten - nicht nur zahllose Fotos von SPÖ-Politikern. Sie hat auch die unglaubliche Frechheit, den Wiener Hauptbahnhof - sicher die Fehlplanung des Jahrzehnts - damit zu bewerben, dass die U-Bahn "die Fahrgäste zuverlässig an den Bahnsteig" bringen wird. Offenbar sind die Bahnsteige 330 Meter breit - so weit müssen nämlich die Bahnfahrer ihre Koffer bis zur U-Bahn schleppen. Im besten Fall. Anständige Menschen würden bei so viel Unverschämtheit rot werden. Das geht aber leider nicht . . .

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Vorarlberg und die Abtreibung drucken

Im Vorarlberger Landtag schaffen Schwarz und Blau in ungewöhnlicher Eintracht etwas, was auf Bundesebene noch nie geglückt ist: Sie trauen sich, eine Enquete durchzuführen, bei der über konstruktive Maßnahmen nachgedacht wird, wie die Zahl der Abtreibungen reduziert werden kann.

Dabei geht es zum Gutteil um Ideen, die einst schon Bruno Kreisky versprochen hat, wie etwa eine bessere und von den Interessen der abtreibenden Ärzten unabhängige Beratung der abtreibungswilligen Frauen. Das Ideebündel reicht ansonsten von der Erstellung besserer Statistiken bis hin zu einem besseren Sexualkunde-Unterricht, in dem auch über Lebensschutz gesprochen werden darf.

Das Absurde ist: Seit Jahrzehnten werden von Experten solche Maßnahmen angesprochen. Und bisher hat mir noch niemand erklären können, was daran schlecht wäre. Sie werden nur aus zeitgeistiger Feigheit beiseitegeschoben. Denn man fürchtet das Totschlagargument, dass da wieder die Frauen ins Gefängnis geworfen werden sollen. Obwohl sich nirgendwo ein Vorschlag findet, der auch nur annähernd in die Richtung des Strafrechts geht.

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Fußnote 112: Der Schul-Stalinismus drucken

Das ist Stalinismus pur: Jetzt will ein ÖVP-Funktionär nach den Gymnasien auch die Privatschulen verbieten.

Es ist aber nur die logische Konsequenz: Immer mehr Schwarze wollen so wie Rot und Grün alle Kinder in die Gesamtschule zwingen, und zwar in der Hoffnung, dass die Kinder mit Bildungshintergrund das schaffen, was städtische Hauptschullehrer nicht schaffen, nämlich die Zuwandererkinder sozialisieren. (Sehr oft passiert freilich das Gegenteil, und der Bildungshintergrund passt sich dem dominierenden Zuwandererhintergrund an.) Klarerweise würde dann jede Menge Eltern trotz der Kosten in Privatschulen flüchten, weil sie ihren Kindern Bildung verschaffen wollen und sie nicht als Ersatzlehrer für Bildungsdesinteressierte ansehen. Daher verlangt nun der schwarze oberösterreichische Landesschulratspräsident, dass Privatschulen "abgeschafft" werden. Wenn da der Parteiobmann nicht bald ein Machtwort spricht, verliert die ÖVP wieder ein paar hunderttausend Wähler Richtung FPÖ. Aber Nein, er spricht kein Machtwort, sondern lässt ausgerechnet von der Frau Karl ein Bildungskonzept erstellen.

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Der Konkurs privatisiert die Bahn drucken

In mancherlei Hinsicht täte es Österreich gut, bald wie Griechenland dazustehen. Muss man ein schlechtes Gewissen ob dieses Gedankens haben? Jedenfalls lernen wir von Griechenland, dass bisher unmögliche, aber logische, richtige und notwendige Dinge plötzlich sogar unter sozialistischen Regierungen möglich werden, wenn ein Land de facto in Konkurs ist, was aber jedenfalls auch viele schlimme und unerwünschte Konsequenzen wie die Kürzung von Pensionen hat.

So sollen nun in Griechenland Flughäfen, Wasserwerke oder die Bahn zu 49 Prozent verkauft werden. Damit erhofft sich die Regierung, etliche Milliarden ins Budget hereinzuholen und chronische Defizitbringer hinauszubringen.

Es wäre ganz sicher positiv, könnte solches auch in Österreich passieren. Wieviel Gaunereien wären dann zumindest viel schwieriger! Deren Bogen reicht von den ÖBB-Inseraten zur Bestechung der Zeitungen bis zur Unfähigkeit des Wiener Flughafens, ein Bauprojekt durchzuziehen. All diese Unternehmen sind noch immer parteipolitische Selbstbedienungsläden.

Freilich müsste eine solche Teilprivatisierung auch von klaren Spielregeln begleitet sein: Insbesondere von einem Stopp für jede Form von Subventionen und von einem Ende der ungeheuerlichen ÖBB-Konstruktion, bei der die Bahn, de facto die Gewerkschaft, in eigener Autonomie und Interessenoptimierung die Menschen in Pension schickt, die dann ein Dritter zu zahlen hat, nämlich der Steuerzahler über einen weit außerhalb der ÖBB-Bilanz stehenden Budgetposten.

Zu den notwendigen Begleitumständen gehört aber auch, dass nicht nur 49 Prozent privatisiert werden, wie es die Griechen nun vorhaben. Denn die Blöden sind schon ziemlich ausgestorben, die ihr Geld in ein Unternehmen stecken, wo dann weiterhin die Mehrheit parteipolitisch/gewerkschaftlich herumfuhrwerken kann.

Das haben die Geldanleger spätestens bei der AUA gemerkt, wo die privaten Aktionäre keine Chance hatten, betriebswirtschaftliche Vernunft und Sparsamkeit ins Unternehmen zu bringen. Betriebsrat, Gewerkschaft und nicht zuletzt der Wirtschaftsfeind Christoph Leitl haben dort unfinanzierbare Privilegien der Mitarbeiter durchgesetzt. Erst als der Staat draußen war, war der Einfluss der Sozialpartner plötzlich Null, waren die Betriebsräte über Nacht klein mit Fingerhut - aber das Unternehmen erstmals wieder mit Zukunftschancen ausgestattet.

Daher müssen auch die Griechen erstaunt feststellen, dass der Andrang der Käufer auf griechische Beteiligungen vorerst sehr ausgeblieben ist. Da müssen die Investoren erst überzeugt werden, dass künftig in Griechenland keine griechischen Verhältnisse mehr regieren, dass nicht auch weiterhin der Staat an den Unternehmen beteiligt ist.

Nein. Ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich über solche Zusammenhänge nachdenke. Denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass wir im Laufe des nächsten Jahrzehnts ohnedies bald so weit sein werden, solche und noch viele andere derzeit scheinbar unmögliche Dinge machen zu müssen. Die heute noch viel schmerzärmer realisiert werden könnten als zu jenem künftigen Zeitpunkt.

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Sehr geehrter Herr Kardinal! drucken

Warum machen Sie die Erzdiözese Wien seit einiger Zeit zu einer Vorfeldorganisation der SPÖ? Warum geben Sie immer mehr Erklärungen ab, die nur noch so gedeutet werden können? Warum haben Sie jetzt zusammen mit Ihrem Caritasdirektor eine Erklärung veröffentlicht, in der Sie komplett den Standpunkt der SPÖ zu den Fragen Mindestsicherung und Transparenz übernehmen?

Gewiss, ein Standpunkt ist nicht deshalb falsch oder inakteptabel, weil er jener der SPÖ ist. Gewiss, auch ich weiß, dass Ihr Caritasdirektor über große und sympathisch wirkende Beredsamkeit verfügt. Gewiss, auch ich kann nachvollziehen, dass Sie es begierig aufgreifen, wenn Ihnen in der Einsamkeit Ihres schwierigen Amtes jemand einredet, dass Sie in einer Phase des Sturmes - durch die Verbrechen einiger Priester und Ihren ungeschickten Umgang damit - nun mit solchen Erklärungen wieder Grund unter den Füßen bekommen könnten.

Glauben Sie aber, dass es wirklich sinnvoll ist, dabei Positionen zu beziehen, die inhaltlich total einseitig sind, die auch von einem Großteil der der Kirche noch treu gebliebenen Gläubigen nicht geteilt werden?

Ich weiß zwar, dass Sie sich bei jeder inhaltlichen Diskussion zu wirtschaftlichen Fragen bald und gerne auf den Standpunkt zurückziehen, dass Sie ja kein Wirtschaftsexperte seien. Da Sie sich aber von einigen Ihrer Mitarbeiter dennoch immer wieder zu wirtschaftlichen Stellungnahmen treiben lassen, und da ich zu der Minderheit an Österreichern gehöre, die doch ganz gerne in ihren Bischöfen eine moralische Autorität sehen würde, möchte ich Ihnen diese Fragen nicht ersparen.

Glauben Sie wirklich, dass 29 Prozent der in Österreich lebenden Menschen so arm sind, dass das in diesem Ausmaß von den Bezügen aller Arbeitnehmer und Unternehmer weggenommene Geld (technisch formuliert: die sogenannte "Sozialquote" als Anteil am BIP) noch immer zuwenig ist, um die Armut zu bekämpfen?

Glauben Sie also wirklich, dass da noch zusätzlich Geld ausgegeben werden muss?

Wissen Sie, dass dieser Prozentsatz höher ist als in fast jedem anderen Land der Welt?

Können Sie sich nicht vorstellen, dass so starke Anreize via Umverteilung viele Menschen dazu veranlassen, sich in eine soziale Hängematte zu legen, statt selbst im Schweiße ihres Angesichts (wo auch immer ich diese Formulierung gefunden haben mag) ihren Lebensunterhalt zu verdienen?

Ist Ihnen bewusst, dass die Zuwanderer nach Österreich in viel größerem Umfang als die Österreicher diese sozialen Sicherungssysteme nutzen - was kritische Menschen auch ausnutzen nennen - und zu einem viel geringeren Prozentsatz arbeiten (vielleicht könnten Sie sich dabei auch dessen bewusst werden, was es bedeutet, dass durch die Zuwanderung am Ende dieses Jahrzehnts die katholische Kirche nicht mehr die größte Religionsgemeinschaft in Österreich sein wird)?

Und selbst wenn Sie all diese Fragen anders sehen sollten als ich und der Großteil Ihrer Gläubigen: Halten Sie es wirklich für moralisch verantwortbar, nicht mit der gleichen Lautstärke und Intensität, mit der Sie sich für diese sogenannte Grundsicherung einsetzen, auch gegen die Schulden- und Verschwendungspolitik der politisch Verantwortlichen (aller Parteien) eintreten?

Warum sollen Menschen, die etwa im Bereich der Kirche arbeiten, weniger Geld verdienen als ein Pärchen, das an zwei verschiedenen Adressen gemeldet künftig sehr leicht doppelte Grundsicherung ohne jede Arbeitsanstrengung bekommen kann?

Sind nicht die trotz des Reichtums der letzten Jahrzehnte explodierenden Schulden, die wir unseren - wenigen - Kindern hinterlassen, das wahre Verbrechen unserer Generation, das man bei keiner Äußerung zu sozialen und wirtschaftlichen Themen verschweigen dürfte?

Wo sind Ihre flammenden Predigten gegen ein Pensionssystem, mit dem sich die Angehörigen Ihrer und meiner Generation derzeit im Schnitt mehr als zwei Jahre früher Richtung Mallorca verabschieden können, als unsere Väter das konnten - obwohl unsere Generation viel gesünder und damit arbeitsfähiger ist, obwohl sie um viele Jahre länger lebt, obwohl sie um viele Jahre später mit dem Arbeiten begonnen hat, obwohl sie viel mehr Schulden als alle Vorgängergenerationen angehäuft hat, obwohl sie ab 1970 in einen Kinderzeugungsstreik getreten ist?

Warum äußern Sie sich zwar - lobenswerterweise - gelegentlich zu diesem Streik, aber nicht zu den anderen Delikten gerade unserer Generation?

Ich warte mit großer Spannung auf das seit langem fehlende Hirtenwort zum Thema Verantwortung rund um diese Themen. Diese kann man zwar beim jetzigen Papst des öfteren lesen, bei den meisten der österreichischen Bischöfe nicht.

Mit Respekt und unheiligem Zorn
Andreas Unterberger

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Die Realität der Gesamtschule: die ersten Erfahrungsberichte drucken

Herr Faymann plakatiert "Gerechtigkeit" - gleichzeitig wird von seiner Unterrichtsministerin das größte Experiment an staatlich verordneter Ungerechtigkeit durchgeführt, das je in Österreich stattgefunden hat.

Und das alles nur, um das linke Modell einer Gesamtschule als Ergebnis der derzeit laufenden Versuchsphase als Erfolg darstellen zu können. Gesamtschulkinder sind dieser Republik fast doppelt so viel wert wie andere. Offenbar hält die Regierung die Bürger für Vollidioten, denen man mit einer total manipulativen Versuchsanordnung etwas beweisen kann.

Zumindest die ÖVP ordnet sich aber tatsächlich freiwillig in diese Kategorie ein, redet sie doch dauernd davon, dass sie auf das Ergebnis dieser "Versuche" wartet, um eine Entscheidung über die Gesamtschule zu treffen. Immerhin hat ihr eigener Minister - der nach Brüssel entflohene Johannes Hahn - diesen "Versuchen" zugestimmt. Die ungefähr so viel Aussagekraft haben wie einst Wahlen in der DDR. Die man auch schon lange vor dem Wahltag weiß.

In Zahlen: In den versuchsweise stattfindenden Gesamtschulen stehen jede Woche pro Klasse 48 Stunden Lehrerarbeitszeit zur Verfügung, in normalen Schulen sind es hingegen nur 36. Trotzdem sind die Klassen in den Gesamtversuchsschulen viel kleiner als in anderen. Genaue Zahlen über Klassengrößen werden vom Ministerium wohlweislich nicht veröffentlicht.

Mit dieser Bevorzugung will man am Ende offenbar beweisen können, dass die Gesamtschulen besser sind. Obwohl mit einem so guten quantitativen Lehrer-Schüler-Verhältnis jede traditionelle Hauptschule und Gesamtschule höchstwahrscheinlich noch viel bessere Ergebnisse erzielt hätte, nur gibt man denen nicht so viele Lehrer. Denn jeder weiß, nirgendwo in dieser Republik ist auf Jahre hinaus das Geld vorhanden, um für mehr als zehn Prozent der Schulen ein so gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis finanzieren zu können. Deswegen hatten sich auch fast alle Bundesländer bemüht, möglichst alle ihre Hauptschulen zu Versuchs-Gesamtschulen zu verwandeln, um möglichst viele Lehrer für ihre Kinder zu bekommen. Was vom Ministerium sofort als Erfolg hinausposaunt worden ist. Was die meisten Länder bei einer gerechten und objektiven Versuchsanordnung ganz sicher nicht getan hätten.

Dieser Skandal in Sachen Ungleichheit wird durch eine Fülle von Erfahrungsberichten von Lehrern konkretisiert. „Ein Lehrer steht bei der Tafel und führt den Unterricht, die anderen beiden sorgen für Ruhe und helfen den Schülern, die sich nicht auskennen.“ Alle anderen Kinder Österreichs haben in aller Regel immer nur einen Lehrer vor sich und können von solchen Zuständen nur träumen. In den Testschulen gilt hingegen: „Wenn ein Lehrer krank ist, hat es auch mit zwei Lehrern sehr gut funktioniert.“

Dennoch ist das von pädagogischen Theoretikern erstellte Konzept, das begabte Schüler mit solchen aus total bildungsfernen Schichten zusammenbringen will, offenbar ziemlich unzulänglich: „Die nahezu ausschließlich offenen Lernformen überfordern und unterfordern viele Schüler gleichermaßen.“ Oder: „Es gibt große Probleme innerhalb der jeweiligen Klasse, da die einzelnen Kinder sowohl in ihren Vorkenntnissen als auch in ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit dermaßen unterschiedlich sind, dass ein gemeinsamer Regelunterricht auf Niveau der AHS-Unterstufe schlichtweg unmöglich ist.“

Noch stärker ein weiterer Satz aus einem Lehrerbericht: „Es gibt auch ausgezeichnete Schüler – die sind sehr rar und total unterfordert.“

Ein anderer Erfahrungsbericht: „Von ‚Individualisierung‘ kann kaum die Rede sein, weil ein geplantes Programm durchgezogen wird, das zwar so aussieht, als nähme es Rücksicht auf Defizite oder Begabungen, in Wirklichkeit aber findet diese Rücksichtnahme nicht statt.“

Vieles erinnert auch an die kommunistischen Fünfjahrespläne, die auf dem Papier immer in allen Betrieben überfüllt wurden - obwohl die Realität ganz anders aussieht: „Von oben wurde gesagt, wir sollen schauen, dass mindestens zwei Drittel die Neue Mittelschule schaffen.“ Einem anderen Bericht zufolge hat einer der Koordinatoren der Neuen Mittelschule verlangt, „für jeden Schüler, dessen Eltern eine Umstufung auf Hauptschul-Lehrplan beantragt hatten, eine schriftliche Rechtfertigung vorzulegen. Einige Kollegen nahmen ihre entsprechende Empfehlung nach einer Frühwarnung zurück.“

So objektiv wird halt in der sozialistischen Schule Leistung beurteilt. Die Österreichische Professorenunion hat übrigens eine Unzahl solcher Berichte gesammelt. Wetten, dass in den euphorischen Abschlussgutachten nichts davon zu lesen sein wird?

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Feminismussteuer wird eingeführt drucken

Man könnte das Tagebuch alleine mit dem täglichen Unsinn der Innenpolitik füllen. Nun ist es klar: Künftig müssen 2800 Betriebe mit mindestens 150 Mitarbeitern regelmäßig genaue Berichte über das Lohnniveau schreiben. Mit Zustimmung der Wirtschaftskammer! War das nicht die gleiche Kammer, war das nicht die gleiche Koalition, die der Wirtschaft großspurig eine Entlastung von den bürokratischen Lasten versprochen haben?

Oder glaubt die Politik etwa, dass sich solche Berichte von alleine schrieben? Dass die Beschäftigung von qualifizierten Mitarbeitern mit solchen Berichten die Produktivität und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft erhöhen?

Das Unglaublichste ist die Zustimmung von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung zu dem Unsinn. Der einzige Grund, warum nun all diese Betriebe eine weitere bürokratische Last am Hals haben, ist die Existenz eines Frauenministeriums, das irgendwie seine Existenzberechtigung nachweisen muss. Es tut dies in letzter Zeit vor allem dadurch, dass es ständig behauptet, Frauen würden für die gleiche Arbeit um zig-Prozent unterschiedlich entlohnt (wobei sich die Höhe der behaupteteten Unterschiede alle paar Wochen ändert).

Was ganz sicher nicht stimmt. Was aber nun mit tausenden Stunden Sklavenarbeit der Unternehmer untersucht werden muss, in denen nun genau zusammengestellt wird, was wirklich gleiche Arbeit ist, was Vollbeschäftigung heißt (etwa mit oder ohne Überstunden, mit bezahlten wie nicht bezahlten!), wie sich der Lohn im Verhältnis zur Betriebszugehörigkeit verhält und so weiter.

Nach etlichen Jahren wird sich herausgestellt haben, dass es höchstens einen sehr kleinen einstelligen Prozentsatz an wirklichen Unterschieden gibt, der sich durch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei jüngeren Frauen erklären lässt (die ja für jeden Betrieb als Kostenfaktor ebenfalls bei seriöser Berechnung einzukalkulieren ist). Inzwischen aber wird der Zirkus der zeitgeistigen Hysterie längst um ein paar Häuser  weitergezogen sein und sich nicht mehr um die Widerlegung seiner Behauptungen von vorgestern kümmern. Was die Betriebe aber auch dann nicht von der Pflicht zum weiteren Schreiben dieser Berichte befreien wird.

Diese Erkenntnis hätte man auch ohne neue zusätzliche Lasten für die Betriebe haben können: Etwa indem durch Zufallsgenerator 100 Betriebe ausgewählt werden, in denen dann auf Kosten des Frauenministeriums drei Jahre lang all das genau untersucht wird, was nun mit Riesenaufwand 2800 Betriebe belastet.

Es ist wirklich erstaunlich, auf welche Dinge sich die zerstrittene Koalition plötzlich einigen kann. Es ist wirklich erstaunlich, dass  die WKO gegenüber den freiberuflichen Ärzten hart bleibt (deren Forderung einer 20 prozentigen Honorarerhöhung für vier Jahre viel geringerer Inflation allerdings reichlich unverschämt ist), dass die WKO gerade zusammen mit der Gewerkschaft einen seltsamen Konsens gegen das Sparen (und für die Einsetzung der gerade durch den Ankauf von griechischen Ramschpapieren negativ aufgefallenen EZB als künftig entscheidende Ratingagentur) erzielt hat, gegenüber den Berufsfeministinnen aber total in die Knie geht. Es ist wirklich erstaunlich, dass die ÖVP in dieser Regierung immer nur verbal das Richtige sagt, bei konkreten Gesetzesbeschlüssen aber jedes Mal Richtung SPÖ umfällt, ohne dass in den letzten Monaten irgendwo feststellbar gewesen wäre, dass sich die ÖVP konkret durchsetzt. Es ist auch wirklich erstaunlich, dass die Neueinführung dieser Feminismussteuer nur von zwei SPÖ-Ministern präsentiert wird, sich der ÖVP-Wirtschaftsminister aber still verhält. Schlechtes Gewissen oder nur Feigheit?

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Fußnote 109: Es gibt immer eine Hintertür drucken

Die Regierung ist handlungsunfähig - worauf die Wirtschaftsuni im Alleingang Studienzugangsbeschränkungen einführt.

Die WU stellt der Studieneingangsphase  mit ihren rund 14 Prüfungen nun eine zusätzliche Eingangs-Eingangs-Phase voraus, in der vier Prüfungen absolviert werden müssen, um dann in die schon seit längerem geschaffene Studieneingangsphase wechseln zu können. Das ist kreativ - bleibt aber trotzdem eine Notlösung (und wird neuerliche Intrigen der Hauptuni auslösen, die ja statt selber besser zu werden, lieber ständig den Konkurrenten zu behindern trachtet). Aber vielleicht begreift die ideologisch verbohrte und intellektuell unterversorgte Hochschülerschaft (und deren ausführende Parteien Rot und Grün) dadurch doch einmal, wie viel gerechter und studentenfreundlicher es wäre, die Studenten schon vor Studienbeginn durch einen Test auszusieben, damit diese keine Zeit verlieren und danach eine gute Chance haben, auch das ganze Studium absolvieren zu können. Jetzt stößt ja der Großteil erst nach dem ersten Jahr an die dicke Wand der Killerprüfungen.

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Israel: Das Urteil steht schon vor dem Prozess fest drucken

Zwischen Israel und Gaza herrscht Kriegszustand: Die einen beschießen seit Jahr und Tag israelische Siedlungen, die anderen blockieren dafür den gesamten Gazastreifen und lassen nur ausgewählte Hilfslieferungen durch. Wenn sich Menschen, die sich für gut halten, und blauäugige linke Hilfsorganisationen Seite an Seite mit islamistischen Radikalen da einmischen, dann riskieren sie das, wovor sie gewarnt wurden und was im Krieg leider immer passiert: Mord und Blutvergießen.

Denn hätte Israel die Schiffe unkontrolliert durchgelassen, dann wäre damit das Ende der Blockade erreicht und die Raketen- und Bombenbastler in Gaza bekämen jede Form von Nachschub. Das ist eigentlich intellektuell nicht allzu schwer zu begreifen und müsste auch bekannten Nahost-Experten wie Werner Faymann einsichtig sein. Dieser hat jedoch sofort Israel attackiert, ohne den Sachverhalt zu kennen. So wie viele andere. Das gilt auch für die Erregungen der internationalen Diplomatie, die auf jede Erhebung des Sachverhalts verzichtet hat, bevor sie Israel den Prozess gemacht hat.

Die Lage in Gaza ist für die Menschen hart - dennoch gibt es keine Berichte, dass Israel die Gaza-Bewohner verhungern lässt, sodass die Schiffe eine lebensrettende Bedeutung hätten. Ohne verlässliche Einstellung der Attacken der radikalislamistischen Hamas aus dem Gaza-Streifen wäre es umgekehrt selbstmörderisch, würde Israel dem Druck nachgeben.

Vielleicht könnten jene Kulturmenschen, die sich bei jeden Festwochen und anderen steuer-teuren Anlässen so intensiv über sieben Jahrzehnte zurückliegende Verbrechen an Juden erregen, auch zehn Prozent der Sympathie den heutigen Juden zugute kommen lassen? Denn in Hinblick auf Verbrechen der vorletzten Generation ist es immer ziemlich leicht, moralische Solidarität zu üben. Zu heutigen Überfällen auf Israel ist man hingegen in jener Kulturszene seit Jahr und Tag sehr schweigsam.

Das ändert freilich nichts daran, dass genau zu prüfen ist, ob die Gewaltanwendung bei der Erstürmung der Schiffe durch die israelische Armee in Ordnung, oder ob sie überschießend war. Die Filme von Attacken mit Eisenstangen auf die Israelis sind freilich zumindest ein Indiz zu deren Gunsten. Das sind keine Filme von frommen Gutmenschen mit rein humanitären Absichten. Und Politiker der deutschen Linken - also der unbekehrbaren Anhänger einer totalitären Diktatur - an Bord der Schiffe sollten auch einem gefeierten schwedischen Krimiautor als Reisebegleiter suspekt sein.

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Der Rücktritt eines Dünnhäutigen drucken

Hat Horst Köhler eine zu dünne Haut? Ist ihm Unrecht widerfahren? Hatte er selbst in einem Interview einen Fehler begangen? Oder steckt da etwas ganz anderes dahinter als die Debatte über seine Äußerung zum Einsatz deutscher Soldaten im Ausland? Jedenfalls ist der plötzliche Rücktritt des deutschen Bundespräsidenten extrem brisant - und ungefähr das Letzte, was die Bundesrepublik in diesen Stunden braucht, da die Finanzkrise Deutschland auch eine schwere politische Krise beschert hat.

Jedenfalls klingt Köhlers Begründung eigenartig: Er vermisse den notwendigen Respekt vor dem höchsten Staatsamt. Nun: Die Zeiten der Monarchie sind vorbei, und selbstverständlich muss es möglich sein, auch einen Bundespräsidenten scharf zu kritisieren.

Die SPD hatte Köhler zuvor heftig attackiert. Dieser hatte in einem Interview gesagt, ein Land mit einer so starken Außenhandelsorientierung wie Deutschland müsse wissen, "dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen."

Das war von den Linksparteien sofort mit dem Afghanistaneinsatz in Verbindung gebracht worden - obwohl gerade dort niemand ernsthafte wirtschaftliche Interessen hat. Der Köhler-Satz bestätigte aber perfekt das marxistische Weltbild, wonach Kriege nur aus ökonomischen Interessen angezettelt werden.

Eine These, die sicher bei vielen Kriegen nicht stimmt. Die aber sicher nicht prinzipiell falsch sein muss. Wenn ein Land durch fremde Mächte vom Welthandel abgeschnitten wird, sodass Hunger und Not drohen, dann muss es irgendwo einen Punkt geben, wo ein Recht zu Gegenmaßnahmen entsteht. Zumindest muss darüber diskutiert werden.

Wie auch immer. Der Rücktritt ist für Angela Merkel eine Katastrophe, nachdem die Nordrhein-Westfalen-Landtagswahlen ihre Machtposition in der Bundesversammlung empfindlich geschwächt haben, die ja den deutschen Bundespräsidenten zu wählen hat.

Gleichzeitig fällt aber auch auf, dass der Köhler-Rücktritt nur wenige Tage nach dem Rücktritt des hessischen Ministerpräsidenten Koch erfolgt ist.

Köhler wie Koch nennen ganz andere Gründe. Dennoch erscheint es dem Tagebuchautor durchaus logisch, wären beide Rücktritte im seltsamen Verhalten Merkels in der Finanzkrise begründet. Da hat die Bundeskanzlerin ja massivem Druck aus Frankreich, den USA und etlichen Schuldnerstaaten  nachgegeben, dass - vereinfacht ausgedrückt - die Europäische Zentralbank und der deutsche Steuerzahler zur Rettung der verschuldeten EU-Staaten ausrücken müssen.

Das war - zumindest nach Ansicht vieler - ein glatter Rechtsbruch. Das wird vor allem Deutschlands wirtschaftliche Zukunft (und die Österreichs übrigens auch) massiv belasten. Das ist daher in Deutschland und insbesondere in weiten Kreisen der CDU/CSU total unpopulär.

Das ist seit wenigen Stunden noch unpopulärer, seit die Deutsche Bundesbank vehement gegen den Ankauf griechischer Staatsanleihen durch die EZB protestiert hat. Auf diesem Weg bekommen vor allem die französischen Banken (Griechenlands Hauptgläubiger) elegant ihre riskanten Griechenland-Papiere los. Während die deutschen Banken dem Finanzminister garantiert hatten, keine griechischen Anleihen zu verkaufen. Damit steht Deutschland nun doppelt als belämmert und über den Tisch gezogen da.

Irgendwie würde das alles viel besser den aufsehenerregenden Doppelrücktritt erklären als der Ärger über Kritik der Opposition.

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Die gute Nachricht kommt aus Pakistan drucken

Die gute Nachricht ist ziemlich notwendig, nachdem in den vergangenen Tagen wieder einmal - ungefähr zum fünften Mal in diesem Jahr - alle Medien in unglaublicher Breite den immer gleichen statistischen Irrtum getrommelt haben. Nämlich dass Frauen für gleiche Arbeitsleistung weniger Geld bekämen. Die wahren Zusammenhänge sind hier schon des öfteren breit analysiert worden - und werden von den meisten auch angeblich bürgerlichen Medien wie auch von dem auf Steuerzahlers Kosten aufwendig erstellten Frauenbericht konsequent verschwiegen. Die gute Nachricht aber ist eine junge Pakistanin.

Zuerst aber noch ein zusätzliches Argument, auf das mich einer unserer Poster aufmerksam gemacht hat, das die hier schon mehrfach aufgezählten gegen die immer gleiche Behauptung von der Frauendiskriminierung ergänzt: Auch das niedrigere Pensionsalter der Frauen - das es dank Johanna Dohnal nur noch in Österreich gibt - senkt deren durchschnittliches Einkommen. Denn in vielen Berufen steigt das Einkommen mit dem Alter. Was übrigens ziemlich problematisch ist, aber von der Gewerkschaft heftig verteidigt wird. Jedenfalls verzerrt das die Einkommensstatistik zugunsten der länger arbeitenden Männer, wobei naturgemäß vor allem jene Männer auf jede Form der Frühpension verzichten, die in Leitungsfunktionen höhere Einkommen haben. Und so weiterhin die Männer-Frauen-Statistik beeinflussen.

Aber all die Beweise gegen die angebliche Frauendiskriminierung bleiben ungehört, weil die Medien und die Politik nur die Gehirnwäsche der politisch korrekten Meinung berichten. Ebenso wie bei der Gesamtschule oder der CO2-Panik. Die Medien in ihrer Einfalt bemerken freilich nicht, wie sehr sie dadurch an Vertrauen bei ihren Lesern/Sehern/Hörern verloren haben.

Daher endgültig zu der guten Nachricht, die sich fernab der Medien abspielt: Sabatina James kommt aus Pakistan und hieß früher ganz anders. Heute aber setzt sich die attraktive 27-Jährige - die auch als Model arbeitet - vehement für die Rechte der muslimischen Frauen ein. Denn sie ist vor neun Jahren in Linz gegen den Protest ihrer Familie Christin geworden. Sie bietet seither mit einem eigenen Verein muslimischen Frauen, die zwangsverheiratet werden, die Opfer von Gewalt werden, die von ihren Familien unterdrückt oder an einer Ausbildung oder einer Berufsausübung behindert werden, Hilfe und Unterstützung an. Sie vermittelt jungen, aus der Unterdrückung fliehenden Musliminnen Pflegefamilien und Geldspenden. Sie hat übrigens auch ein Buch geschrieben: "Sterben sollst du für dein Glück".

Ihre Hilfe für diese jungen Frauen ist weit glaubhafter als durch geborene Deutsche oder Österreicherinnen. Von offiziellen Stellen freilich bekommt sie keine Unterstützung. Die finanzieren lieber einen manipulativen Frauenbericht und arbeiten lieber mit der sogenannten "Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich" zusammen, obwohl diese engste Beziehungen zum Steinzeitstaat Saudiarabien und zu islamistischen Terroristen  pflegt.

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Von Eisenstadt bis Reykjavik drucken

Mein stärkstes Erlebnis an diesem burgenländischen Wahlabend: Eine Runde von mehr als 20 - überwiegend  jungen - Menschen wird ungehalten, als ich vorschlage, die Zeit im Bild aufzudrehen. Sie haben das Wahlergebnis längst elektronisch gekannt, eine Zeitlang mit Genugtuung kommentiert und haben absolut Null Erwartung, dass ihnen der ORF noch etwas Neues bieten könne. In der Tat: Die Kommentare der dann doch aufgedrehten ZiB waren flach, brav auf SPÖ-Linie und nichtssagend.

Das Wahlergebnis selbst ist in Hinblick auf SPÖ und ÖVP recht genau wie erwartet - wie auch immer am Ende die Mandatsverteilung sein wird. Überraschend ist hingegen die Ohrfeige für Grün. Hier scheint eine Bewegung längst ihren Zenit überschritten zu haben - und wird durch die redsame und  unoriginelle Bundesvorsitzende noch weiter nach unten gezogen.

Ebenso überrascht, dass sich rechts der Mitte mit unerwartet gutem Ergebnis eine neue, wenn auch regionale Partei etablieren konnte. Das zeigt immerhin eine winzige Ähnlichkeit zu dem vor ein paar Stunden kommentierten tschechischen Wahlergebnis: Es ist die Zeit für neue Gruppierungen rechts der Mitte gekommen - auch wenn die geplante Kandidatur von gleich vier liberalen Gruppierungen bei der Wiener Gemeinderatswahl vielleicht doch ein wenig viel ist.

Diese Interpretation wird auch noch durch ein anderes, recht exotisches Wahlergebnis bestätigt: In Islands Hauptstadt hat an diesem Wochenende ein aus dem Nichts antretender Kabarettist die Wahlen gewonnen, von dem man im Wahlkampf nie wusste, welche seiner Aussagen ernst und welche Spaß waren.

Solche Ergebnisse sind zwar keine wirklich vernünftige und beruhigende Zukunftsperspektive (zumindest wenn isländische Kabarettisten im Niveau den österreichischen entsprechen sollten). Aber sie zeigen den Frust der Menschen mit der Politik. Das kann zu einer explosiven Gefahr werden. Denn die Parteien sind ja allesamt nicht mehr imstande, ihre großspurigen Versprechungen der letzten Jahrzehnte einhalten zu können.

Da konnte selbst im Burgenland mit seiner  traditionell besonders immobilen Wählerschaft die SPÖ ihre Position nur mit etlichen Schrammen verteidigen, freilich ohne dass die Burgenländer eine besondere neue Liebe entdeckt hätten.

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Die klugen Tschechen drucken

Die Frage ist unfair, ich kann sie mir aber doch nicht verbeißen: Sind Tschechen klüger als Burgenländer? Sie haben jedenfalls allen Umfragen zum Trotz massiv gegen links gewählt, sie haben dabei noch dazu zwei erfrischende neue Parteien ins Spiel gebracht. Und sie haben vor allem die Kommunisten nach hinten geschubst, mit denen die Sozialdemokraten regieren wollten. Eindrucksvoll. Und hierzulande könnten manche davon lernen.

Die Tschechen haben mutig und tapfer eine Regierung gewählt, deren drei Parteien schon vor der Wahl ganz klar einen Sparsamkeitskurs angekündigt haben, während die Sozialdemokraten in gewohnter Manier mit Versprechungen durchs Land gezogen sind. Und sie haben keine Medien, die - ganz, ganz zufällig und natürlich ganz ohne Zusammenhang mit Regierungsinseraten - am Wahltag ausgerechnet das Burgenland zum nationalen Vorbild erhoben haben.

Noch spannender ist die Neuformierung des rechten Lagers. Dort wurde die größte Partei, die ODS, zwar wegen etlicher Affären abgestraft, aber umgehend haben sich mehr als brauchbare Alternativen gebildet. Gleichzeitig sind die Christdemokraten in der Versenkung verschwunden - wohl aus der Erkenntnis auch der gläubigen Wähler, dass man aus päpstlichen Enzykliken keine Politik in Zeiten der Krise ableiten könne.

Dafür hat sich eine Partei der - glaubwürdigen! - Sauberkeit gebildet und einen schönen Erfolg erzielt. Der größte Erfolg ist aber die liberalkonservative Partei des Karl Schwarzenberg. Da hat eine Partei eines bekennenden Aristokraten, eines 73-Jährigen gerade bei der Jugend Erfolg! Schwarzenberg wirkt mit seiner leicht verschrobenen Art und seinem schwer verständlichen Nuscheln glaubwürdig und sauber, obwohl seine linksnationalistischen Gegner den geborenen Prager mit Schweizer Pass und österreichischer Biographie als Ausländer zu denunzieren versucht haben. Gleichzeitig hat er sich ideologisch genau dort positioniert, wo die Mehrheit der Jungen hinwill.

Gibt es in der ÖVP noch irgendjemanden, der politische Trends zu analysieren versteht? Der könnte heute unglaublich viel lernen: Dass Glaubwürdigkeit entscheidend ist (wie will man die eigentlich in einer Koalition mit Werner Faymann behalten?), dass der krampfhafte Jugendtrend ein Trend von vorgestern ist (die Jugend will Vorbilder und seien sie noch so alt und nicht durch die Präsentation von Fuhrmann- oder Rudas-Typen für dumm verkauft werden), und dass last not least liberalkonservative Positionen mehr als mehrheitsfähig sind (und nicht Abziehbilder linker Phrasen wie Gesamtschule, Frauenquoten, Schwulenehe oder Mindesteinkommen).

Aber es ist offenbar auch kein Grund zur Verzweiflung, wenn die ÖVP wie zu befürchten ist, nicht lernfähig ist. Zumindest bei den nördlichen Nachbarn versteht man unter Demokratie noch Veränderung. Dort können neue Parteien entstehen.

Dass die Tschechen ein ganz schön kluges Völkchen sind, sieht man übrigens auch an der Tatsache, dass sie als einzige Nation Europas einen Präsidenten haben, der von Wirtschaft wirklich etwas versteht. Und das auch noch mutig bis provozierend offen ausspricht.

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Burgenland - Schmähbrüder aus dem Osten drucken

Das Burgenland wählt. Vieles deutet darauf hin, dass es dort auch künftig einen SPÖ-Landeshauptmann geben wird. Was angesichts der wenig überzeugenden Alternativen in den anderen Parteien kein Wunder ist. Was aber insofern ein ganz schlimmes Signal wäre, als daraus nur eine einzige Botschaft ablesbar wäre: Populismus zahlt sich aus. Je hemmungsloser, desto besser.

Das hat einst ja schon Jörg Haider in Kärnten in schlimmer Art und Weise vorgezeigt. Das findet auch in hohem Ausmaß in Wien und St. Pölten statt. Aber in dieser ungenierten Art und Weise hat das ansonsten bisher nur Werner Faymann bei der letzten Nationalratswahl praktiziert, als er sich mit Milliarden-teuren Griffen in die Staatskassa den Platz eins gesichert hat.

Genauso agiert der Burgenländer Hans Niessl jetzt. Und ein Wahlerfolg Niessls würde daher in allen Politikern die Gewissheit stärken: Je veranwortungsloser du handelst, je enger dein Kirchturmhorizont ist, je mehr du Geld verschwendest, um die Wähler bei Laune zu halten, umso mehr werden sie es dir danken. Zumindest bei der nächsten Wahl.

Die Beispiele sind bekannt: Eines davon ist das egoistische wie teure Beharren auf dem Grenzeinsatz des Bundesheeres an einer Grenze, bei der auf Grund des Schengen-Vertrags jeder normale Grenzübergang völlig kontrollfrei passiert werden kann. Grund des Heereseinsatzes war jedoch die Kontrolle illegaler Grenzübertreter - die aber nun nicht mehr über die grüne Grenze kommen, höchstens als verirrte Wanderer. Dementsprechend greifen die Soldaten in einem jährlich 22 Millionen Euro kostenden Einsatz (wobei die Gehälter der Berufssoldaten noch gar nicht eingerechnet sind) im Jahr nur neun Menschen an der Grenze auf, also nicht einmal jeden Monat einen.

Dieser Realwitz aus dem Burgenland wird neuerdings mit dem allgemeinen Sicherheitsgefühl der Bevölkerung begründet. Nun: In der Tat würde sich jeder Österreicher sicherer fühlen, wenn vor seinem Haus junge Burschen in Uniform patrouillieren, auch wenn sie weder eine Ahnung von Kriminalitätsbekämpfung noch die dafür nötigen Kompetenzen haben. Vor allem aber ist das Burgenland nach allen Vergleichsstatistiken ohnedies mit normalen Polizisten überversorgt und - zu seinem Glück - mit Kriminalität unterversorgt.

Ähnlich mit Erfolg egoistisch hat sich das Burgenland bei der Schaffung eines Erstaufnahmezentrums für Asylwerber gezeigt. Dieses wurde durch einen politischen Großeinsatz mit Hilfe der Bundes-SPÖ verhindert.

Was besonders provozierend ist, als das Burgenland gleichzeitig beim Handaufhalten an der Spitze liegt. Das hat schon unter Kreisky begonnen. Damals erkämpften sich die Burgenländer eine Autobahn, die damals wie heute - im Fertigausbau - den Österreichrekord in Sachen "Wenigst befahrene Autobahn" hält.

Das Handaufhalten hat durch die EU dann den Höhepunkt erreicht. Die Förderungen schossen nur so ins Land. Das Bewusstsein, dass das jemand anderer zahlt oder dass man dadurch moralisch zu Gegenleistungen verpflichtet wäre (siehe Erstaufnahmezentrum) wuchs hingegen nicht. Vielmehr werden die burgenländischen Forderungen mit immer mehr wachsender Präpotenz vorgetragen. Der burgenländische Landeshauptmann steht sogar an der Spitze jener, die spürbare Verwaltungsreformen mit Eingriffen in den Föderalismus bekämpfen.

Dagegen nimmt sich der neueste Burgenländerwitz dieses Wahlkampfs geradezu bescheiden aus: Hans Niessl redet seinen Landsleuten ein, dass sie ihn direkt zum Landeshauptmann wählen können, wenn sie seinen Namen auf den Zettel schreiben. Was ja angeblich nicht ganz dem Wahlrecht entspricht . . .

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Fußnote 107: Verschon unser Haus . . . drucken

Nachrichten aus 24 Stunden - alle laufen unter der Überschrift "Bei uns nicht".

Das Wort Sparen löst nun allüberall den gleichen Floriani-Reflex aus. Jede Gruppe in diesem Land, die nur einen geraden Satz für eine Presseaussendung formulieren kann, schreit: "Mag sein, aber nicht bei uns". Im Gegenteil, die Kreativität, für welch guten und notwendigen Dinge noch mehr Geld ausgegeben werden muss, kennt keine Grenzen. An manchen Tagen gehts im Stundentakt: Da fordert das BZÖ die Einführungen regelmäßiger Gesundheitsuntersuchungen für alle Jugendlichen. "Bei der Jugend und Gesundheit darf nicht gespart werden." Da fordern die SPÖ-Pensionisten die Einführung eines Pflegefonds. "Bei der Pflege darf nicht gespart werden." Da fordern alle österreichischen Städte mehr Geld. Denn bei . . .

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SN-Kontroverse: Gesamtschule drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist eine gemeinsame Schule der 10- bis 14jährigen sinnvoll?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Gemeinsam ist es besser


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Manche Dinge sind schwer ausrottbar. Dies gilt besonders für Vorurteile, die sich im politischen Diskurs hartnäckig über viele Generationen halten. Ein solches existiert in der Alpenrepublik im Zusammenhang mit der Gesamtschule. Gegen sie wird seit Jahrzehnten mit längst widerlegten Argumenten polemisiert.

So wird behauptet, die Gesamtschule bringe den bildungspolitischen Einheitsbrei. Das ist grober Unfug, denn das Konzept der Gesamtschule sieht sehr wohl eine Differenzierung vor. Diese wird allerdings in die Schule verlegt und besteht nicht zwischen den einzelnen Schulformen.  Ziel der Gesamtschule ist es, mehr Fairness und Chancengerechtigkeit im Bereich der Bildung herzustellen. Kinder egal welcher Herkunft werden bis zum 14. Lebensjahr in einer gemeinsamen Schule unterrichtet. Die frühzeitige soziale und generationenübergreifenden Spaltung der Gesellschaft soll so gemildert werden. Die Schwachen lernen von den Starken und umgekehrt. Dazu kommt, dass Entscheidungen über den Lebensweg – und dies sind nun einmal in einem essentiell Ausmaß bildungspolitische Weichenstellungen – für Kinder im Alter von zehn Jahren schwer zu treffen sind. Vier Jahre später hingegen zeichnen sich die besonderen Fähigkeiten deutlicher ab und die Entscheidung welcher Schultyp passender ist, fällt leichter. Dazu kommt, dass es für Zehnjährige schmerzlich ist aus ihrem Freundeskreis, der vielfach aus dem schulischen Umfeld besteht, heraus gerissen zu werden. Mit Vierzehn fällt der Beginn eines neuen Lebensabschnitts leichter.

Das alles spricht für die Einführung der Gesamtschule auch in Österreich. Es ist gut, dass Wissenschaftsministerin Beatrix Karl die Zeichen der Zeit erkannt hat und gegen bildungspolitische Steinzeitpolitiker in den eigenen Reihen antritt. Chapeau!

Die Vergewaltigung der Eltern


Andreas Unterberger

Zu keinem Thema wird so viel gelogen wie zur Gesamtschule, mit der den Eltern das Recht auf freie Schulwahl genommen werden soll.

Tatsache ist, dass die Mehrheit der Eltern, Schüler und Lehrer dagegen ist. Tatsache ist, dass die Gesamtschule Milliarden kostet, die man schon für einige (viel sinnvollere) Ganztagsschulen nicht hat.  Tatsache ist, dass die Gesamtschulversuche keine Aussagekraft haben können: wird doch in diese – in skandalöser Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes – pro Kopf viel mehr Geld gesteckt als in normale AHS oder Hauptschulen, gibt es doch dort viel kleinere Klassen und trotzdem viel mehr Lehrer. Tatsache ist, dass die Gesamtschule vor allem von kinderlosen Politikern (Karl, Schmied) oder reichen Unternehmern (von der Industriellenvereinigung bis Alfred Gusenbauer) gefordert wird, die ihre eigenen Kinder in sauteure internationale Schulen schicken. Tatsache ist, dass eine Gesamtschulpflicht wie in den USA den städtischen Mittelstand zwingen würde, seinen Kindern ebenfalls Privatschulen zu zahlen, um Klassen mit 40 bis 90 Prozent Migrationshintergrund (und zwar meist mit Drittwelt-Charakter) zu fliehen. Tatsache ist, dass derzeit die Mehrheit der Maturanten aus Hauptschulen (meist den guten ländlichen) kommt. Tatsache ist, dass laut Pisa-Bericht keine Überlegenheit der Gesamtschule ableitbar ist. Tatsache ist, dass im einzigen Staat, in dem die Schulsysteme vergleichbar sind, weil es bei sonst gleichen Bedingungen Länder mit und Länder ohne Gesamtschule gibt, dass also in Deutschland die Gesamtschulen in jeder Hinsicht deutlich schlechter abschneiden.

Tatsache ist aber auch, dass unser Schulsystem schlechter geworden ist. Aber nicht weil es (noch) differenziert ist, sondern weil Disziplin, Leistung, negative Noten, Aufnahmsprüfungen von den gleichen Pädagogen zurückgedrängt worden sind, die jetzt die Gesamtschule propagieren.

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Langsam wird es kriminell drucken

Ein Land nach dem anderen beschließt nun massive Spar- und Sanierungsprogramme. Von Italien über Spanien bis Großbritannien zeigen die empörten Reaktionen von Gewerkschaft&Co, dass die Maßnahmen ernstzunehmende sind. Nur aus Österreich hört man nichts. Keine Maßnahmen und daher auch keine Reaktionen.

Da fährt vor allem der Bundeskanzler - wie immer wacker unterstützt vom Bundespräsidenten - einen skurrilen Wahlkampf für mehr Gerechtigkeit. Und er spricht keine Sekunde von Sparen.

Die "Gerechtigkeits"-Kampagne greift wieder einmal auf den Neusprech eines Orwellschen Wahrheitsministeriums zurück: Unter Gerechtigkeit wird nämlich immer weitere Umverteilung, immer weitergehender Diebstahl des Staates an den von den Menschen erarbeiteten Einkommen verstanden. Unterstützt wird das von einer ständigen Propaganda über angeblich ununterbrochen wachsende Armut in Österreich.

Ein richtiges Verständnis von Gerechtigkeit würde hingegen deutlich und kritisch hinterfragen, ob auch nur ein einziger vernünftiger Mensch glauben kann, dass wirklich 29 Prozent der Österreicher arm sind; dieser Prozentsatz wird nämlich schon jetzt von all unseren erarbeiteten Leistungen zu sozialen Zwecken umverteilt. In Wahrheit ist ja jetzt schon diese Umverteilungsquote in keiner Weise mehr begründbar sowie in keiner Weise mehr gerecht und nur dazu da, um die breiten Massen zu bestechen. So wie es die römischen Kaiser mit Brot und Spielen versucht haben. Bis dann halt ihr Reich bankrott war.

Es wäre nichts dringender, als - neben dem Verzicht auf sinnlose Tunnels und Wirtschaftsförderungen - auch und gerade diese Wohlfahrtsausgaben massiv zurückzufahren. Nicht nur weil sie einen gigantischen Strom von Immigration in das Schlaraffenland des österreichischen Sozialstaates ausgelöst haben, der noch viele neue Probleme nach sich ziehen wird (Schule, Ghettobildung, soziale Segregation der Gesellschaft . . .). Vor allem aber ist der Wohlfahrtsstaat schlicht unfinanzierbar geworden. Immer weniger Investoren wollen in Österreich ihr Geld investieren, wollen hier Arbeitsplätze schaffen.

Während europaweit derzeit im Tagestakt Pensionen und Gehälter gekappt werden, wird in Österreich im Jahr 2010 eine Grundsicherung für alle beschlossen, wird von immer mehr Politikern das (ebenfalls Milliarden teure) "Gymnasium für alle" gefordert, wird eine an allen Grenzübergängen offene Grenze vom Militär in einer virtuellen, aber teuren Aktion verteidigt, werden nun auch schwule Partner berechtigt, Witwerpensionen zu beziehen. Um nur einige willkürlich herausgegriffene Beispiele zu nennen. Ob und von wem und wie viel hingegen eventuell auch gespart wird, wird frühestens im kommenden Winter klar sein.

Ich wage zu wetten: Bis dahin wird sich der Zinssatz, den Österreich für seine Staatsanleihen zu zahlen hat, überdurchschnittlich erhöhen. Denn immer mehr Anleger schauen sich derzeit zunehmend kritisch an, wem sie ihr Erspartes anvertrauen, ob ein Land glaubwürdig ist. Und sie ziehen ihre Schlüsse daraus. Das heißt, sie werden höhere Zinsen verlangen. Auch wenn sie dafür dann als "Spekulanten" beschimpft werden. Was aber chinesische Staatsfonds in der Regel nicht sehr kümmert - dem künftig zweifellos größten Käufer europäischer Verschuldungspapiere.

Inzwischen ist auch das letzte - ohnedies unrichtige - Argument weggefallen, das von SPÖ-Seite gegen die Sparnotwendigkeiten angeführt wird. Mitten in einer Krise wäre Sparen der falsche Weg. Denn inzwischen haben sich die Wirtschaftsprognosen deutlich verbessert. Was übrigens angesichts der zu Höchstleistungen angekurbelten Gelddruckmaschinen in Europa und Amerika kein Wunder ist: Auch wenn der größte Teil der Dollar und Euros heute in chinesischen, vietnamesischen, taiwanesischen, südkoreanischen oder malaysischen Konten gelandet ist, auch wenn vom Rest viel Geld angstgespart wird, auch wenn vom Rest der Großteil in Immobilien- und Börsen-Blasen gelandet ist, so hat doch ein kleiner Prozentsatz auch wirklich die eigentlich angestrebte Wirtschaft erreicht. Die wächst nun wieder ein wenig.

Daher dürfte kein Tag mehr verloren gehen, bis ein schon heuer wirksames Sparpaket auf den Tisch kommt. Will die Regierung wirklich damit bis in den Winter warten, nur damit die Wahlchancen der Herrn Voves und Häupl nicht gefährdet werden, dann wäre das nur noch als kriminell zu bezeichnen. Noch krimineller wäre es allerdings, würde der düstere Verdacht stimmen, dass diese Regierung auch dann kein wirklich kraftvolles Sparpaket zu beschließen imstande ist. Oder willens.

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Fußnote 106: Endlich ein Stoppsignal drucken

Eigentlich hatte man es der ÖVP nicht mehr zugetraut. Aber mit dem Rückzug aus dem ÖBB-Aufsichtsrat setzt sie doch ein überraschendes Signal.

Ein Signal gegen die Misswirtschaft. Ein Signal dagegen, dass die schwer überschuldeten ÖBB-Kassen wie das Marketingbudget der Löwelstraße behandelt werden, um Zeitungen im Sinn der Partei zu bestechen (was natürlich auch allen Ministerien verboten werden müsste). Ein Signal gegen katastrophale Planungsfehler wie den gleichzeitigen Umbau der zwei wichtigsten Bahnhöfe Wiens. Ein Signal gegen die katastrophal schlechte Kundenorientierung. Ein Signal gegen massiv überhöhte Gehälter und ein nach wie vor skandalös niedriges Pensionsalter. Ein Signal dagegen, dass die Gewerkschaft und ihr großmauliger Eisenbahner-Boss mehr denn je am Führerstand der Bahn stehen.  Ein längst überfälliges Signal gegen den Zustand der ÖBB. Jetzt freilich muss man warten: Wie lange wird es dauern, bis die Volkspartei wegen irgendeiner Personalkonzession oder unter dem Druck der geschäftemachenden Mauschler von Raiffeisen bis WKO wieder einmal umfällt?

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Die gute Nachricht aus Tirol drucken

Es gibt nichts Schlechtes, was nicht auch sein Gutes hätte: Die Finanzkrise der Republik führt dazu, dass das Wahnsinnsprojekt Brennertunnel nun wohl doch nicht gebaut wird. Die Anzeichen werden jedenfalls immer dichter.

Damit ist die Krise wenigstens in dieser Hinsicht gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen - auch wenn alle formalen Beschlüsse eines Brennerverzichts wohl bis zum Herbst ausbleiben werden, weil ja bis zu den steirischen und Wiener Wahlen verheimlicht werden soll, dass Sparen nicht nur ein Wort ist, sondern auch ganz konkreten Verzicht bedeutet. Aber da ja in Tirol keine Wahlen stattfinden, kann die Regierung jetzt schon durchsickern lassen, dass es nichts wird mit dem Tunnel.

Der Tunnel ist in Wahrheit freilich schon seit längerem an den italienischen Sparmaßnahmen gescheitert, die zumindest derzeit viel ernsthafter aussehen als das, was man in Wien bisher kommuniziert hat. Und noch mehr ist er daran gescheitert, dass sich alle Prophezeiungen, wie sehr der Tunnel nachgefragt wird, bei näherem Nachprüfen als Wunschdenken herausgestellt haben. So lange man niemanden zwingen kann, auf der Bahn statt der Straße Güter zu transportieren, wird sich die Nachfrage sehr in Grenzen halten. Daran wird auch ein mehr als einstündiger Zeitgewinn nichts ändern.

Dazu kommt, dass die europäischen Bahnen noch immer sehr nationale Königreiche sind. Wir haben zwar eine gemeinsame Währung, die Bahnen haben aber so gut wie keine Gemeinsamkeiten.

Alle alptraumartigen Szenarien über einen Unfall in einem mehr als 55 Kilometer langen Tunnel sind dabei ohnedies beiseitegestellt worden.

Genauso absurd wie der Brennertunnel ist auch der Koralmtunnel zwischen Graz und Klagenfurt, für den noch viel weniger Verkehr zu erwarten ist als für den Brennertunnel. Der Koralm-Tunnel ist doppelt sinnlos, solange der für die Südstrecke viel wichtigere Tunnel unter dem Semmering noch nicht in Angriff genommen worden ist. Da aber die Steiermark heuer wählt, wird nun auch auf steirischer Seite eifrig gebohrt.

Ob angesichts der finanziellen Nöte der Republik und insbesondere der ÖBB (die selbst dann katastrophal wären, wenn beide nicht ständig mit Inseraten zur Zeitungsbestechung Steuergeld verschleudern würden) dort auch in einem Jahr - oder gar in zwei - noch gebohrt werden wird? Das wagt der Tagebuchautor freilich heftig zu bezweifeln.

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Einer der ganz Großen drucken

Silvius Magnago war für mich nicht nur jener Politiker, mit dem ich immer die längsten Gespräche hatte, kam man doch unter zweieinhalb Stunden bei ihm nie weg, so ausführlich erklärte er immer seine Politik. Er war aber auch jemand, der mehr als viele der Geehrten den Friedensnobelpreis verdient hätte. Das sollte halt nicht sein. Aber die Leistung bleibt.

Über jenen Preis muss man ohnedies nicht mehr viel Worte verlieren. Mit der Würdigung für einen US-Präsidenten im ersten Dienstjahr, der außer ein paar brillanten Reden noch nichts für den Frieden Relevantes zustandegebracht hat, für einen ehemaligen US-Vizepräsidenten, der mit Panikmache, mit Filmen und Büchern voller Unwahrheiten blendende Geschäfte macht, oder für nordvietnamesische Diktatoren, vor denen Hunderttausende auf lebensgefährliche Weise geflohen sind, hat sich der Preis längst total diskreditiert.

Die Nichtverleihung des Preises ändert aber nichts an der Größe des Lebenswerks Magnagos. Der große, hagere, nervenleidende Beinamputierte ist nun mit 96 Jahren gestorben. Den Erfolg seiner Politik hat er in den Jahren seiner Pension miterleben können.

Er hat es verstanden, ein großes Unrecht nationalistischer Sieger-Willkür - nämlich die Abtrennung Südtirols gegen den Willen praktisch der gesamten Bevölkerung - in einen friedlichen Ausgleich zu verwandeln, der aus Südtirol heute ein stabiles, ein reiches Land gemacht hat, in dem die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler immer mehr, die künstlich in den Norden transferierten Italiener wieder langsam weniger werden.

Magnago hat mit der Südtirol-Lösung einen blutigen und hasserfüllten Konflikt im Herzen Europas entschärfen können, der mit Dutzenden Bombenanschlägen und etlichen Todesopfern - durch "deutsche" Bomben wie durch "italienische" Folter - für Österreich jahrzehntelang eines der dominantesten außenpolitischen Probleme gewesen ist. Niemand kann sich heute vorstellen, dass das Wiener Parlament in den ersten Monaten nach dem Krieg seine erste Energie dafür verwendet hat, das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol zu fordern. Noch vor dem Kampf um den Staatsvertrag.

Das ist eine Forderung, auf die weder Österreich noch Magnago bis heute jemals verzichtet haben. Das Geniale an der von ihm - und hervorragenden österreichischen wie italienischen Diplomaten und Politikern (Moro, Steiner, Tschofen, Riz, aber auch Kreisky und Waldheim) - entworfenen Lösung: Man lässt die für Italien nicht akzeptable Sezessions-Forderung zwar aufrecht, handelt aber ein für die Südtiroler so vorteilhaftes Regelungspaket aus, dass diese auf die Forderung langsam vergessen. Österreichs EU-Beitritt und der Schengen-Vertrag haben dann die Brenner-Grenze endgültig unbedeutend gemacht.

Das ist ein für Puristen schmerzhafter Kompromiss gewesen. Aber er funktioniert und hat heute ein Ausmaß an Selbstverständlichkeit erlangt, dass ihn nur noch Außenseiter  zu bekämpfen wagen. Das Selbstbestimmungsrecht bleibt seither ein theoretischer Anspruch, er ruht gleichsam in einer Glasvitrine: er ist dort sichtbar, aber er wird nie herausgenommen. Dennoch war auch der Kampf der Südtiroler Bombenleger - der von Bruno Kreisky über Fritz Molden bis Gerd Bacher hierzulande eine klare, wenn auch heimliche Unterstützung erfahren hatte - nicht umsonst. Höchstwahrscheinlich haben erst sie die italienische Kompromissbereitschaft herbeigebombt.

Der Kern der von Magnago entwickelten Lösung war eine hochentwickelte Autonomie, zusammen mit den Prinzipien Doppelsprachigkeit und ethnischer Proporz. Jeder Staats- und Landesbeamte in Südtirol muss beide Sprachen beherrschen. Öffentliche Posten und Sozialwohnungen werden nach dem jeweiligen Anteil der Sprachgruppen aufgeteilt.

Das widerspricht zwar ein wenig dem EU-Prinzip der Freizügigkeit. Das hat aber die bedrohliche Politik der italienischen Christdemokraten aus den 50er und 60er Jahren beenden können: Sie haben mit der fast exklusiven Vergabe von Jobs und Wohnungen an nach Norden geholte Süditaliener das erreichen wollen, was manche mit dem verpönten Vokabel Umvolkung bezeichnen. Hätte Rom diese Politik noch ein oder zwei Jahrzehnte fotsetzen können, dann wäre aus einem am Beginn des Jahrhunderts fast rein deutschsprachigen Gebiet ein mehrheitlich italienisches Territorium geworden. So wie es ja schon die Städte Bozen und Meran sind.

Dass Magnago es daneben geschafft hat, die Südtiroler in einer bis heute funktionierenden Sammelpartei zusammenzufassen, war zwar fast ebenso schwierig, verblasst aber hinter der Gesamtleistung des immer so kränklich wirkenden Mannes.

Uns hat ein ganz Großer verlassen.

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Fußnote 105: Christoph Inderfalschenpartei drucken

Das nächste Karriereziel Christoph Leitls ist schon  fix, nachdem es mit dem ÖVP-Obmann nichts geworden ist.

Werner Faymann sollte zittern. Denn klarer kann man seine Bewerbung um den Vorsitz der SPÖ gar nicht mehr abgeben, als der Wirtschaftskammerpräsident es seit Monaten tut. Von der Gesamtschule bis zum Ruf nach allen möglichen wirtschaftsbelastenden Steuern ist Leitl als neuer SPÖ-Chef fast nicht mehr zu übergehen. Lächeln kann Leitl mindestens so heftig wie Viktor Klima und Werner Faymann. Und die österreichischen Arbeitgeber und Unternehmer sind für ihn ohnedies schon seit langem die falsche Umgebung. Eine solche Geschlechtsumwandlung ist durchaus modisch. Und wird sicher auch von der Krankenkasse bezahlt.

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Chuzpe oder Orwell drucken

Warum fallen einem oft nur noch solche starken Worte wie Chuzpe, Verlogenheit und Dummheit ein, wenn man die öffentlichen Diskussionen verfolgt? Da ich immer noch irgendwie an das Gute in den öffentlichen Akteuren glauben will, wäre ich dankbar für freundlichere Erklärungen zu den folgenden vier öffentlichen Enuntiationen zu brennenden Themen wie Gesamtschule oder Schuldenkrise.

Erstens: Der selbsternannte Schulexperte einer Boulevardzeitung, Andreas Salcher, tritt im ORF auf und polemisiert wild für die Gesamtschule. Was nicht weiter ungewöhnlich ist. Der Mund blieb einem aber offen angesichts der zwei Hauptargumente Salchers. Das eine ist die Prophezeiung: Wenn nicht sofort die Gesamtschule eingeführt werde, dann werden die Eltern mit ihren Kindern in Massen in Privatschulen flüchten.

Wahr ist natürlich das Gegenteil. Noch gibt es eine Reihe anspruchsvoller und leistungsorientierter staatlicher Gymnasien, in die der Mittelstand seine Kinder schicken kann, ohne teures Schulgeld zu bezahlen. Müssen diese Gymnasien hingegen zu „Gymnasien für alle“ werden, wie die Forderung der Linken in allen Parteien derzeit lautet, dann wird sich naturgemäß auch in diesen Schulen das Niveau so nach unten verändern, dass alle verantwortungsbewussten Eltern in die Privatschulen flüchten werden (wenn sie es sich irgendwie leisten können). So wie etwa in den Gesamtschulländern USA und Großbritannien. Sehr sozial.

Manches Mal hört man da übrigens das Gegenargument: Natürlich solle die Gesamtschule leistungsorientiert sein. Nimmt man das ernst, dann hieße Gesamtschule, dass die Kinder zwar beim gleichen Tor hineingehen, dann aber den ganzen Tag bis auf den Sport in völlig verschiedenen Klassen sitzen. Was extrem teuer wird, und was die linken Gleichheitsfanatiker natürlich nicht wollen. Sie wollen ja alle Menschen gleich machen. Da kann es dann natürlich nicht schlechtere Klassen geben, in denen dann halt wieder konzentriert die Kinder aus bildungs- und sprachfernen Schichten so sitzen wie jetzt in den städtischen Hautschulen.

Eine solche leistungsdifferenzierende Gesamtschule würde ja die Wiedereinführung der Aufnahmsprüfung ins Gymnasium zur Potenz bedeuten. Diese ist einst ja von den gleichen Gleichheitsfanatikern, die jetzt für die Gesamtschule kämpfen, mit dem Argument abgelehnt worden ist, sie würde benachteiligten Kindern den Aufstieg verbauen. Dort müsste es dann auch Klassen mit Disziplin und strengen Benotungen (samt Konsequenzen) geben. All das ist ja von den progressiven Schulreformern der letzten Jahrzehnte zum Schaden der Schulen weitestgehend abgeschafft worden. Nur sehr naive Menschen werden glauben, dass die Linken die Gesamtschule wieder einführen wollen, um ausgerechnet diese Methoden einer konservativen Schule wieder einzuführen.

Genauso logikfrei ist das zweite Argument Salchers, das die Popper-Schule als Argument für die Gesamtschule verwendet. Jene Elite-Schule ist nämlich geradezu ein Parade-Exempel für ein differenziertes Schulsystem. Mit Aufnahmstests und allem diskriminierenden Drum und Dran. Der übrigens (siehe seine Waldzell-Veranstaltungen) auch sehr in die jeder Vernunft ferne Esoterik verliebte Salcher muss wohl bei George Orwell gelernt haben: Bezeichne jedes Ding als das Gegenteil, dann bricht jede Logik und Ordnung zusammen, dann haben die Mächtigen freie Bahn für jede Manipulation.

Zweitens: Alles andere als manipulationsfrei war dieser Tage auch ein PR-Bericht in der „Zeit im Bild“ für die Wiedereinführung des von Schwarz-Blau angeblich abgeschafften Hausmeisters.  Dabei wurde wieder einmal in Orwellscher Manier die Tatsache verschwiegen, dass natürlich auch nach der Abschaffung der Hausmeister-Privilegien durch Schwarz-Blau zu Tausenden Hausmeister neu angestellt wurden, die in Mietshäusern leben und sich um diese kümmern, nur zu billigeren Konditionen gegenüber früher. Dabei wurde vom ORF überdies wieder einmal verschwiegen, dass ein Hausmeister – auf welcher Gesetzesgrundlage immer – die Mieter deutlich teurer kommt als die Wartung des Hauses durch eine externe Firma. Dieser Bericht war nur ein weiterer Beweis dafür, dass der heraufziehende Wiener Wahlkampf zumindest in den gleichgeschalteten beziehungsweise bestochenen Medien der grauslichste und manipulativste werden wird, den wir je erlebt haben.

Drittens: Der linke Historiker Oliver Rathkolb hat in einem Zeitungsinterview endlich die politisch korrekte Erklärung für die Ursachen der katastrophalen Finanzkrise geliefert. Die Ursache liege darin, dass Griechenland, Portugal und Spanien bis in die 70er Jahre rechte Diktaturen gewesen seien, so Rathkolb. Schuld ist also nicht die seither praktizierte Verschwendungspolitik, nicht die durch aggressive Gewerkschaften erkämpften und allein in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent über dem deutschen Niveau liegenden Gehaltserhöhungen, nicht die Korruption, nicht die ringsum befürchtete Unfähigkeit sozialistischer Regierungen, die ewig versprochenen Reformen auch durchzuführen. Nein, Franco & Co sind die Täter. Offenbar haben die Linken erkannt, dass der Spekulantenschmäh nicht so richtig zieht, jetzt konstruiert man einen anderen Sündenbock für das Scheitern der eigenen Keynes-Wohlfahrt-Schulden-Politik (die freilich auch von fast allen anderen Parteien teilweise praktiziert wurde).

Viertens: Der deutsche Linkspolitiker Gregor Gysi zitiert im deutschen Bundestag ausgerechnet Werner Faymann als Kronzeugen für seine Auffassungen zur Finanzkrise. Gysi ist bekanntlich ein hochrangiger Exponent des DDR-Systems gewesen (so wurde er von dem Regime zu internationalen Anwaltskongressen entsandt), also der – bisher – letzten Diktatur auf deutschem Boden. Dieser totalitäre Gefängnisstaat hat sich nicht nur durch massenweisen Terror, Mord und Sadismus ausgezeichnet, sondern auch durch ein katastrophal versagendes Wirtschaftssystem. Trotzdem ist Gysis Partei auch heute nicht bereit, sich von dem dortigen Regime zu distanzieren, sodass die Linkspartei gerade um die Chance umgefallen ist, sich in Nordrhein-Westfalen an der Regierung beteiligen zu dürfen (was den dortigen Sozialdemokraten und/oder Grünen ein gutes Zeugnis ausstellt)

Mit anderen Worten: Die Apologeten der DDR sehen die Weltwirtschaft genauso wie jene Menschen, die dem österreichischen Bundeskanzler die Ideen eingeben. Das ist nun keine Chuzpe mehr. Das ist nur noch beängstigend.

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Niemand will nach Griechenland drucken

Da staunen die Griechen. Und jammern. Dabei war es vorhersehbar wie das Amen im Gebet: Jetzt bricht auch noch der Tourismus ein, also eine der wichtigsten Einnahmequellen der Nation.

Was haben die wackeren Hellenen eigentlich anderes erwartet? Täglich Bilder von wilden Demonstrationen und täglich böse Verbalattacken auf das europäische Ausland, weil dieses sich nicht eilfertig und devot genug beim Transport von Milliarden nach Griechenland erwiesen hat: Haben die Griechen da wirklich angenommen, dass das viele Nordeuropäer zur Anreise motivieren wird?

Dabei ist das Land ohnedies schon seit Jahren alles andere als eine Billig-Destination. Die ständig über dem europäischen Schnitt liegenden Lohnerhöhungen haben alle Preise steil nach oben getrieben. Binnen zehn Jahren haben sich die Griechen ja fast 30 Prozent mehr gegönnt, waren die griechischen Gewerkschafter um so viel "erfolgreicher" als die deutschen.

Und jetzt sind die Touristen so frech und wollen diese Erfolge nicht bezahlen. Und wenn sie, beziehungsweise ihre Staaten, beschimpft werden, schon gar nicht. Da nutzt es auch wenig, wenn heuer plötzlich die Preise für Griechenlandurlaube erstmals wieder ein wenig zu sinken beginnen. Da nutzt es auch wenig, dass Griechenland überwiegend sehr schön ist und die Menschen abgesehen von ihren nationalistischen Marotten und wirtschaftlichen Traumvorstellungen sehr nett.

Es geht im Grund immer um dieselbe Tatsache: Wer an die sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Lüge glaubt, dass man sich durch Kampfmaßnahmen ein größeres Stück vom Wohlstand erringen kann, als man durch mehr Leistung, Kreativität, Technologie geschaffen hat, der fällt langfristig immer auf die Nase.

Freilich sind die Griechen da nicht alleine. Bis auf ein paar Oststaaten ist überall der gleiche Fehler begangen worden. Auch in Deutschland. Dort versucht wenigstens die Bundeskanzlerin nun ihr Land auf drastische Sparmaßnahmen einzustimmen. "Deutschland hat Jahrzehnte über seine Verhältnisse gelebt", hat sie den Teilnehmern des Kirchentages in München zugerufen. Das zeugt nach der fast irreversiblen Dummheit der Griechenlandhilfe immerhin von Lernfähigkeit und später Ehrlichkeit. Wann bekommen wir in Österreich einmal einen ehrlichen und lernfähigen Regierungschef? Wahrscheinlich noch später als die Griechen . . .

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SN-Kontroverse: Vermögenssteuer drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

"Sollen Vermögen stärker besteuert werden?"


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Empörende Steuerungerechtigkeit


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist ein Paradies. Allerdings nur für wenige, während für die Massen das Paradies in immer weitere Ferne rückt. So sind derzeit 1,3 Millionen Menschen im wohlhabenden Alpenstaat von Armut betroffen. Ihnen stehen jene zehn Prozent Reiche gegenüber, die 70 (!) Prozent des Vermögens besitzen.

Dieses vermehrt sich von selbst. Denn die Vermögenden des Landes leben in einem unvergleichlichen Steuerparadies. Seit 1993 gibt es in Österreich praktisch keine Vermögensbesteuerung mehr. Österreich ist damit weltweit unter den Schlusslichtern bei der Besteuerung der Vermögen. Während jene, die ihr Geld mit Arbeit verdienen, eine immer höhere Steuerlast zu tragen habe, genießen Österreichs Reiche ihre Steuerprivilegien. Sie parken ihre Milliarden steuerfrei in Stiftungen, wo sich mittlerweile 60 Milliarden Euro angesammelt haben. Gerne flüchten Vermögende mit ihrem Geld auch ins Ausland. Laut Schätzungen liegen derzeit rund 14 Milliarden Euro aus Österreich auf Schweizer Banken; zwölf Milliarden davon unversteuert. Dazu kommt, dass Gewinne aus Aktienverkäufen steuerfrei sind, wenn die Aktie ein Jahr lang gehalten wurde. Ein besonderes Steuerzuckerl gibt es für Großkonzerne: die Gruppenbesteuerung. Ein Konzern mit Mutter in Österreich kann Verluste, die er irgendwo gemacht hat, sofort mit Gewinnen in Österreich gegenrechnen. So zahlt er hierzulande weniger oder gar keine Steuern.

„Einfache“ Bürgerinnen und Bürger müssen sich angesichts dieser Steuerprivilegien für Reiche verarscht fühlen. Sie zahlen für ihr Erspartes auf ihren Sparbücher 25 Prozent Kapitalertragssteuer. Steuerschlupflöcher gibt es keine. Es ist hoch an der Zeit für die Einführung einer Vermögenssteuer, damit die empörende Steuerungerechtigkeit wenigstens ein wenig gemildert wird.



Ihre Gier ist grenzenlos


Andreas Unterberger

Steuern auf Vermögen, Vermögenszuwachs, Finanztransaktionen, Energie oder Banken: Die Regierung und ihre Agenten decken uns mit einem Trommelfeuer an Steuererhöhungsplänen ein, sie wollen den Menschen den einzig funktionierenden Ausweg aus der gigantischen Staatsverschuldung aus dem Kopf prügeln. Nämlich drastisches Sparen auf allen Ebenen, wie es seit 1970 nur Schüssel-Grasser geglückt ist (sie verringerten die Staatsschuldenquote von 68 auf 60 Prozent).

Sparen und Privatisierungen werden auch von fast allen führenden Ökonomen des Landes dringend empfohlen. Noch nie in der Geschichte hat uns der Staat so viel weggenommen, weil ständig irgendwelche Liebkinder der Parteien bedient werden. Und trotzdem ist das vor allem der SPÖ noch immer nicht genug. Die Gier kennt keine Grenzen mehr.

Die Bürger werden freilich in dem Glauben gewiegt, dass die Steuerpläne eh nur ein paar wenige Reiche treffen. Was eine Lüge ist, wie etwa die Vermögenssteuer zeigt: Diese wird nur beim Mittelstand Geld finden, weil die ganz Reichen schneller bei der Tür draußen sind, als die Abgeordneten im Parlament abgestimmt haben.

Die Steuer wird jene Ersparnisse treffen, die es heute in fast jeder Familie für Alter, Notfälle und die Kinder gibt. Sie trifft Autos wie Schmuck. Sie muss genauso Grundstücke und Häuser erfassen, und zwar nicht nur mit einem illusorischen Einheitswert; das hat das Verfassungsgericht schon vor Jahren geklärt.

Dennoch glauben manche, dass sie ungeschoren bleiben, weil sie sich nicht als wohlhabend sehen. Sie werden spätestens dann erwischt, wenn die Inflation auch den Wert ihrer Wochenendhütte um die eine oder andere Null erhöht haben wird. Und nur naive Menschen können glauben, dass die gigantische Geldaufblähung der letzten zwei Jahre, mit dem Höhepunkt in der Griechenlandhilfe, nicht am Ende in eine Geldentwertung münden wird.

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Die Intelligenz der Frau Karl drucken

Sollte man nicht endlich einen Intelligenztest für Politiker einführen? Genügt es derzeit wirklich, in die richtige Länder-, Geschlechter-, Bünde-Quote zu fallen, um Minister zu werden? Der Fall Beatrix Karl macht die Antworten auf diese Fragen klar: zweimal Ja. Die „Wissenschafts“-Ministerin fordert aus heiterem Himmel ein „Gymnasium für alle“. Mit der gleichen Logik fordere ich nun „einen Magistertitel für alle“. Genauso legitim wäre auch: „Alle 8,3 Millionen Österreicher sollen Minister werden!“

Dass ihre plötzliche Forderung nach einem „Gymnasium für alle“, nach einer „einheitlichen Schule für alle 10- bis 14-Jährigen“ nichts anderes als die Gesamtschule, zeigt der sofortige Jubel der SPÖ. Offenbar hält Karl die Österreicher für so blöd, dass diese den Trick nicht merken. Aber die Menschen sind klüger als Minister. Sie wissen: Gesamtschule bleibt Gesamtschule, auch wenn künftig über allen Schultoren das Wort „Gymnasium“ steht.

Ebenso klar ist, dass Karl damit ihrer Partei einen schweren Schaden zufügt. Die einheitliche Schule für alle ist total unpopulär (außer bei universitären Pädagogen, zeitgeistigen Journalisten und linken Gesellschaftszerstörern). Außerdem ist sie in jedem bisher vorliegenden Modell extrem teuer. Eltern in Österreichs Städten wollen einfach nicht, dass ihre Kinder und Enkel in Schulen gehen müssen, wo ihnen Klassen drohen, die zu 50 bis 95 Prozent aus Kindern bestehen, die einen kulturellen Hintergrund mit Drittwelt-Niveau haben, die so große Probleme schon mit der deutschen Sprache haben, dass es chancenlos ist, dass sie mit 13 schon zwei Fremdsprachen auf dem Lehrplan haben könnten.

Das unausgesprochene Motiv der Frau Karl ist klar: Sie glaubt, damit die Zustimmung der SPÖ für die Einführung von Zugangsbeschränkungen an den Universitäten zu erlangen (für die sie eigentlich zuständig ist). Selbst wenn das auf diesem Weg gelingen sollte, macht das ihren Fehler nicht geringer. Man kann doch nicht einfach die universitäre Dummheit der SPÖ dadurch ausgleichen, dass man selber noch eine viel größere schulische Dummheit begeht. Man kann doch nicht einfach unsere Kinder opfern, nur weil die SPÖ Angst hat, ein paar studentische Wähler an die Grünen zu verlieren. Das ist zwar für die Wirtschaftsuniversität tragisch – aber letztlich irrelevant, solange dort Professoren unterrichten, die öffentlich allen Ernstes erklären, dass die Hauptursache der griechischen Krise die zu niedrigen Gehälter der deutschen Arbeiter sind.

Besonders dumm ist der Vorstoß der Frau Karl auch insofern, als gerade vom ÖAAB und dem parteinahen Management-Club einige sehr spannende – und durchaus divergente – Konzepte für eine bessere Bildung präsentiert worden sind. Deren Diskussion wäre zukunftsweisend, aber nicht ein neuerliches schwarzes Umfallen in Richtung SPÖ.

Vor wenigen Tagen konnte man überraschenderweise sogar im ORF eine finnische Erziehungs-Beauftragte hören, welche ausdrücklich sagte, dass die gute Qualität der dortigen Schulen nicht Folge eines Gesamtschulmodells sei, sondern vor allem mit einem bei uns ganz unmodisch gewordenen Zauberwort zu erklären sei: „Disziplin“. (Ob die Redakteurin, die dieses Interview auf den Bildschirm gebracht hat, das überlebt?) Überdies haben die Finnen einen viel geringeren Anteil an Drittwelt-Ausländern. Überdies kann sich in Finnland eine Schule viel leichter von unfähigen Lehrern trennen als bei uns (was auch der Management-Club fordert). Das sind die entscheidenden Unterschiede.

Nachbar Deutschland zeigt es noch viel deutlicher: All jene Bundesländer, die die verpflichtende Gesamtschule haben, liegen in allen Rankings weit hinter jenen, die das achtjährige Gymnasium haben.

Frau Karl ignoriert das alles, sondern rühmt, dass bei der Gesamtschule die Eltern dann erst Schul-Entscheidungen treffen müssten, wenn die Kinder 14 sind. Warum eigentlich ausgerechnet im schwierigsten Entwicklungsalter von Jugendlichen, wo sie oft von der Pubertät nur so durchgebeutelt werden, was aber zum Glück vorübergeht? Warum verschweigt Karl, dass auch jetzt schon die Hälfte der Maturanten bis 14 in Hauptschulen gegangen ist – aber eben in die guten leistungsorientierten auf dem Land und nicht in die städtischen? Warum begreift sie nicht, dass das Leben eben immer aus Entscheidungen besteht, die nur populistische Politiker vorgeben, aus dem Weg räumen zu können?

Warum verschweigt sie, dass mit der gleichen Berechtigung auch die „Matura für alle“ gefordert werden kann? Warum verschweigt sie, dass damit eine weitere Motivation zum Leistungsanreiz in den Schulen verloren geht, wenn ohnedies bis 14 nicht differenziert werden darf? Warum kämpft die Frau Assistenzprofessor, statt solche Vorschläge zu machen, nicht gegen das Schmied-Ministerium, Landesschulräte und vor allem Schuldirektoren, die ständig das Niveau senken, die die Hausübungen zum unverbindlichen Freizeitspaß degradieren, die negativen Noten de facto abschaffen wollen? Warum kämpft sie nicht gegen die Gewerkschaft, die unfähige, unwillige, bösartige Lehrer verteidigt, statt sie als Schaden für die Kinder und die anderen Lehrer möglichst rasch aus der Schule entfernen zu lassen?

Warum verschweigt sie, dass der Bildungsweg weniger von den Schultyp-Entscheidungen der Eltern abhängt als von deren Engagement für die Ausbildung der Kinder? Von der Zuwendung, die Kinder erfahren; davon, ob es daheim Bücher gibt, ob diese auch gelesen werden, welche Fernsehprogramme (wenn überhaupt) eingeschaltet werden, welche Sprache am familiären Tisch gesprochen wird, welche Themen da im Zentrum stehen, welche Anregungen – von Museen bis zu Freunden –  den Kindern mitgegeben werden, wie die Eltern selbst zu Leistung, Bildung und Wissen stehen.

Das sind die wirklichen Fragen, an denen sich die Zukunft der Kinder entscheidet, lange vor dem 14., auch vor dem 10., ja zum Teil sogar schon lange vor dem 6. Geburtstag. Und ganz sicher ist nicht das Einkommen der Eltern der kausale Faktor (nur wird dieses halt logischerweise in Familien mit Leistungsorientierung meistens viel höher sein als in jenen, die die Kinder vom Fernsehapparat aufziehen lassen).

Ganz beiseite lassen wir dabei den auch sehr spannenden Aspekt, dass ein guter Facharbeiter wahrscheinlich künftig viel mehr verdienen wird als die Massen an Publizisten, Germanisten, Historikern, Politologen und Kunststudenten, die Karls Universitäten heute produzieren.

Es ist irgendwie erschütternd: Elisabeth Gehrer hat gewiss Fehler gemacht; aber die sollten jedoch keinesfalls ein Grund sein, dass es seither mit den Politikern kontinuierlich ständig steil bergab geht, welche die ÖVP ins Wissenschaftsministerium entsendet.

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Wenn Anwälte die Justiz behindern drucken

Geht's dem Dr. Zanger schon so schlecht, dass er nun praktisch die ganze FPÖ wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation auf die Anklagebank bringen will, weil er zu wenig mit echten Causen zu tun hat? Oder ist diese Anzeige ein weiterer PR-Gag eines Rechtsanwalts, der im Lauf der Jahre schon viel medienträchtigen Aktionismus ähnlicher Art mit relativ geringem juristischen Erfolg versucht hat?

Trifft die zweitgenannte Hypothese zu, dann hat sich der übereifrige Anzeiger freilich wenig intelligent selbst ins Knie geschossen. Denn er hat auch einen prominenten Redakteur des ORF mit angezeigt - und zwar mit einem besonders läppischen Vorwurf: Jener Redakteur habe einst Jugendphotos mit H.C.Strache ausgepixelt, damit man die anderen Teilnehmer bei den einstigen Kampfspielen nicht erkennt. Wer auch immer das getan hat, hat die nach dem Medienrecht empfehlenswerte Vorsicht walten lassen, um Klagen Dritter abzuwenden, also sicher nichts Böses.

Dieser Vorwurf gegen einen Journalisten ist aber nicht nur juristisch besonders dümmlich (und lässt auf die Qualität des übrigen Konvoluts schließen), damit nimmt sich Zanger auch den wichtigsten Verbündeten, wenn es darum gehen sollte, sich öffentlichkeitswirksame Lorbeeren als wackerer Vorkämpfer gegen einen dräuenden Rechtsextremismus zu holen. So blind der ORF sonst bei ähnlichen Aktionen mitmacht, so klar ist doch, dass er bei solchen Stänkereien gegen einen eigenen Redakteur nicht mitmachen wird. Selbst die Redakteursvertretung - die normalerweise fast so weit links steht wie der Herr Dr. Zanger - hat sich nun sofort hinter den Redakteur gestellt.

Prompt hagelt es Gegenklagen gegen Zanger. Prompt stellt sich - natürlich - der Kurier an die Seite Zangers.

Im Grunde sollte es längst eine finanziell wirklich spürbare Mutwillensstrafe geben, wenn Politiker, Möchtegern-Politiker und politische Adabeis mit solchen Daueranzeigen die Justiz fast lahmlegen. Besonders gern tut das auch der grüne Peter Pilz - von ihm haben sich auf Anhieb 17 verschiedene Strafanzeigen allein bei der Staatsanwaltschaft Wien gefunden! -, aber auch die FPÖ ist da munter unterwegs.

Gleichzeitig kommt die Justiz mit den wirklich wichtigen Dingen nicht voran. Immer mehr echt kriminelle Delikte werden eingestellt; die großen Finanzprozesse dauern Jahre, sodass Forderungen oft schon verjährt sind. Wie kommt eigentlich der Bürger dazu, dass eine der wichtigsten Staatsfunktionen nicht zuletzt wegen Pilz, Zanger & Co (und aus einigen anderen Gründen) nicht mehr richtig funktioniert?

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Das Verbrechen Wohlfühlschule drucken

Die Schulpolitik in diesem Land hat schon dort, wo sie offiziell gemacht wird, ein offensichtliches Ziel: Weg mit Leistung, Kampf der Begabung und los von allem, was in unserer Gesellschaft (noch) für Erfolg wichtig ist. Nämlich all diese in Verruf geratenen Sekundärtugenden wie Wille zum Lernen, Selbstdisziplin, angemessenes Benehmen, Anerkennen der Beurteilung der eigenen Leistung und der Konsequenzen daraus.

All jene ideologischen Apostel, die aus der Schule ein gesellschaftspolitisches Instrument machen wollen, verschwenden die vielen unterschiedlichen Begabungen der Kinder und damit die Zukunft der Einzelnen, aber auch unseres Landes. Trotzdem wird alles dazu getan, die Schule auf eine Aufbewahrungsanstalt für den Nachwuchs während der elterlichen Arbeitszeit zu reduzieren, deren Sinn eigentlich niemand mehr in Bildung oder Ausbildung sieht.

In der Volksschule setzt man auf die „Wohlfühlschule“. Da gibt’s die Kuschelecke, wenn ein Kind nicht mitmachen will. Da wird das spielerische Element zelebriert. Da wird auf Leistungsbeurteilung verzichtet. Alles ganz offiziell.

Und dann gibt es auch „Inoffizielles“ – nicht Festgeschriebenes. Lernziele, die man steckt – die aber so katastrophal sind, dass der Skandal vorprogrammiert wäre, würde eine solche Anweisung schwarz auf weiß in der Öffentlichkeit landen. Zum Beispiel wird für die Wiener Volksschulen vorgegeben, dass die Viertklassler, die sie verlassen, 400 (!) Worte lesen können müssen. AHS-Direktoren, die noch an ihre Schulform glauben (und die soll es ja auch noch geben), sind verzweifelt. Wie soll man mit solchen Standards Zehnjährige auf einem angemessenen Niveau unterrichten?

Jetzt gibt es den nächsten ungeschriebenen Anschlag auf die Zukunft der Wiener Schulkinder: Die Lehrer der Pflichtschulen wurden angewiesen, dass sie Hausaufgaben, die nicht gebracht werden, nicht mehr als negativ beurteilen dürfen.

Das mag sich lesen wie eine Kleinigkeit. Vielleicht könnte man ja auch wohlmeinend sagen, dass man halt die Schüler anders motivieren soll als durch eine schlechte Note. (Lassen wir einmal beiseite, dass negative Beurteilungen ohnehin folgenlos bleiben sollen, wenn sich Claudia Schmied durchsetzt.)

Nun leben wir aber in einem Land, wo Lehrherren keine Lehrlinge mehr nehmen wollen, weil sie bei den 15-jährigen Schulabgängern weder ausreichende Fähigkeiten in den Kulturtechniken Schreiben, Lesen, Rechnen vorfinden noch jenen Willen zum Lernen, den es braucht, wenn jemand etwas erreichen will. Wir leben auch in einer Zeit, wo sich Hunderte für die Polizei-Karriere bewerben, aber schon am einfachsten Rechtschreibtest scheitern. Die Zahl der funktionalen Analphabeten, die unser Pflichtschulsystem alljährlich verlassen, wird nicht erhoben. Aus gutem Grund.

Wenn jemand jahrelang eine Leistung bezahlt bekommt, die zu erbringen er aber nur vortäuscht, könnte man ihn auf Schadenersatz klagen. Niemand würde es ohne Gegenwehr hinnehmen, wenn ein Elektriker kassiert, der eine Menge Plastikrohre in die Wände einzieht, sie aber nicht verkabelt. Bei der Schule wehrt sich aber niemand. Eine „Gewährleistung“ gibt es nicht.

Es wäre an der Zeit und im Sinne der Kinder, wenn endlich einmal jemand eine Schule klagt, wenn sie junge Menschen ins Leben entlässt, die trotz erfüllter Schulpflicht des Schreibens und Lesens nicht mächtig sind. Milliarden fließen in den Bildungsbereich, es wird ideologisch herumgedoktert, es werden Sonntagsreden buchstabiert und Luftschlösser gebaut.

Und dann stimmt viel zu oft der elementarste Output des Schulsystems nicht.

Es stimmt schon: Viele tragen dazu bei – von der hohen Politik bis zu den Träumern. Aber: Wir lassen die Kinder allein, wenn wir nicht endlich die Bildungseinrichtungen zur Verantwortung ziehen. Das Versagen mancher Schulen ist ganz konkret. Doch es wird hingenommen. Damit müssen wir aufhören. Dann werden sich auch die ungeschriebenen Wahnsinns-Anweisungen aus dem Hause Brandsteidl & Co. aufhören. Und dann wird Bildung wirklich Zukunft bedeuten.

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Europa neu bauen - aber wie? drucken

Ist Europa am Ende? Als ich vor ein paar Monaten eine Studie verfasst habe, die in vielen Punkten eine Fehlkonstruktion der EU aufgezeigt hat, ist man noch mancherorts über mich hergefallen. Seit Griechenland sind hingegen auch viel begeisterte Europäer extrem skeptisch geworden. Fast niemand glaubt mehr an das Gelingen Europas.

Was mich mit Schmerz erfüllt. Bin ich doch überzeugt, dass ein gut konstruiertes, starkes Europa uns allen nutzen würde. Wir sollten nur daran gehen, Europa komplett neu zu konstruieren. Es kann einfach nicht sein, weil die deutsche Bundeskanzlerin unter dem allseitigen Druck in die Knie geht, dass dann die größten Absurditäten passieren können.

Natürlich haben die Propagandisten recht, die sagen, ohne das 750-Milliarden-Schulden-Paket würden die nächsten Wochen sehr schlimm. Nur sagen sie eines nicht: Mit diesem Paket wird es noch viel schlimmer werden, wenn auch nicht in den nächsten Wochen, sondern innerhalb weniger Jahre.

Wie müsste das neue Europa aussehen? Nun, eine solche Frage in einem einzigen Internet-Blog abzuhandeln, wäre vermessen. Aber einige Eckpunkte sind klar zu skizzieren:

1. Gleiches Recht für alle. Es kann nicht sein, dass die Deutschen am meisten zahlen und pro Kopf am wenigsten Stimmrechte in Rat und Parlament haben. Es kann nicht sein, dass EU-Beamte weniger Steuern zahlen und mehr verdienen als sonstwo ein Spitzenbeamter.

2. Gleiche Pflichten für alle. Es kann nicht sein, dass sich die einen vor unangenehmen Aufgaben drücken, wie etwa die Österreicher durch die Neutralität.

3. Eine absolut wirksame Schuldenbremse für steuerfinanzierte Haushalte auf allen Ebenen. Regierungen, die sich verschulden, werden abgesetzt; ihre Mitglieder müssen aus jedem politischen Amt ausscheiden. Und wenn die Nachfolger wieder dasselbe tun, übernimmt ein EU-Kommissar die Verwaltung.

4. Wer anschafft, muss auch zahlen. Das gilt für die Gewerkschaftsbonzen in der Sozialversicherung genauso wie für Länderfürsten oder griechische Regierungen. Umgekehrt heißt das aber auch: Die EU muss die regionalen Autonomien respektieren.

5. Europa beschränkt sich auf die Sicherung eines absolut freien Binnenmarktes, auf Außenpolitik und Verteidigung. Das heißt aber auch Übergabe des französischen und britischen UNO-Sicherheitsratssitzes an eine gemeinsame EU-Außenpolitik.

6. Die Degeneration der EU zu einer Political-Correctness-Agentur wird rückgängig gemacht. All diese Fragen werden subsidiär entschieden, ebenso wie die Wohlfahrtsausgaben.

7. Zuwanderung und Asyl  gibt es nur, wenn eine Kommission mit Vertretern aller Länder zustimmt.

8. Es gibt keine Kohäsions-, Struktur- und sonstige Subventionen, die einem Staat länger als fünf Jahre gewährt werden.

9. Die Landwirtschaft muss nach einer Übergangsphase von fünf Jahren subventionsfrei auskommen, ebenso wie die restliche Wirtschaft.

10. Keine Bank oder Körperschaft darf mit Steuermitteln von anderen gerettet werden. Steuermittel gibt es nur, um die Folgen eines Dominoeffekts teilweise - nicht gänzlich! - abzumildern.

Total utopische Vorstellungen? Natürlich. Aber noch viel utopischer ist die Illusion, dass die jetzige Konstruktion in irgendeiner Weise zukunftsfähig sein kann.

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Die vielen Doktoren unserer Unis drucken

Beatrix Karl will das Dienstrecht an den Universitäten ändern. Der Plan klingt plausibel – macht aber gleich aus mehreren Gründen großes Bauchweh.

Die Wissenschaftsministerin will die Dreistufigkeit abbauen, also vor allem die Unterschiede zwischen den diversen Gattungen von Professoren und wohl auch den Lektoren. Daraus spricht zweifellos auch eigene Lebenserfahrung, war sie doch in ihrem früheren Leben als außerordentliche Professorin „nur“ Angehörige des Mittelbaus. Was das Projekt leicht anrüchig macht, weshalb es aber noch nicht vom Tisch gewischt werden müsste. Sehr gespannt muss man aber schon sein, wie die Ministerin die derzeit extrem schlecht bezahlten (meist nebenberuflichen) Lektoren da einbauen will.

Was viel mehr stört: Das Dienstrecht der Universitäten ist jetzt schon so kompliziert, weil fast jeder Minister daran herumdoktert. Nur ganz wenige Spezialisten haben noch einen Durchblick über all die vielen Dienstrechts-Schichten, die da übereinander lagern. Da man in Österreich ja niemanden schlechter stellen darf, sind auch Ansprüche aus irgendwelchen Dienstrechten uralt zu bezahlen.

Noch mehr aber stört etwas ganz anderes. Warum überhaupt zerbricht sich schon wieder eine Ministerin da den Kopf? Das bedeutet ja in Wahrheit, dass man die Autonomie der ausgegliederten Universitäten Schritt für Schritt wieder zurücknimmt. In einer wirklichen freien Universitäts-Landschaft sollte doch ein freier Wettbewerb zwischen den einzelnen Modellen herrschen: Die einen versuchen‘s basisdemokratisch, die anderen hierarchisch, die einen mit flachen Management-Strukturen, die anderen mit sehr genau festgeschriebenen Verantwortungen, die einen mit teuren Stars, die anderen ohne. Das würde dann rasch zeigen, was gut funktioniert und was nicht.

Aber in diesem Land glaubt halt immer eine Obrigkeit, alles besser zu wissen. Und die nächste Obrigkeit weiß es dann schon wieder besser.

Die Rücknahme der Autonomie hat schon unter Johannes Hahn begonnen. Er hat sich etwa mit dem – jetzt so peinlich zerflatternden – Hochschuldialog unter dem Druck von ein paar extremistischen Audimaxisten wieder ganz zentralistisch in die Unis einzumischen versucht. Noch schlimmer ist die Linie der SPÖ, die den Unis (bis auf ein paar Ausnahmen) nicht einmal erlauben will, sich selbst ihre Studenten nach qualitativen Kriterien auszusuchen.

Freilich sind auch Rektoren & Co nicht viel kreativer unterwegs. Sie haben nicht viel mehr gemeinsame Vorstellungen, als dass es noch mehr Steuerzahler-Geld geben müsse. Allerdings können Sie sich dabei auf eine im Vorjahr von dieser Koalition und einem nun nach Brüssel entsorgten Minister veranlasste Parlamentsresolution berufen, die den Unis gewaltige Mittelzuwächse verspricht.

Es spricht freilich nicht für die intellektuelle Qualität von Wissenschaftlern, wenn sie auch nur eine Sekunde lang glauben, dass eine solche Resolution mehr als das Papier wert ist, auf dem sie steht. Gäbe es gute Ökonomen an Österreichs Unis, dann könnten die sogar beweisen, dass solche Versprechungen nicht einhaltbar sind – schon gar nicht in Zeiten wie diesen.  Und gäbe es gute Historiker, Politologen oder Juristen, dann könnten diese lange Listen von parlamentarischen Versprechungen zusammenstellen, die allesamt nie die Wirklichkeit beeinflussen konnten. Wer weiß etwa noch, dass Regierung und Parlament einst großspurig CO2-Reduktionen versprochen haben, die noch weit über den Kyoto-Zielen lagen, die Österreich jetzt auch nicht einhalten kann, obwohl sie mittlerweile EU-verbindlich sind. Oder enorme Entwicklungshilfe-Leistungen.

Ein anderes Versäumnis ist der Regierung aber sehr wohl anzulasten. Sie hätte schon bei der Ausgliederung ganz klar die Kriterien nennen müssen, wofür jede einzelne Uni Geld bekommt und wie die Einhaltung jedes einzelnen Kriteriums gemessen wird: Bei diesen Kriterien müsste es um die Qualität der Forschung und Lehre gehen, da müsste es um die Qualität der Absolventen gehen (die man etwa an Hand ihrer beruflichen Positionen messen kann), da müsste es um eine Mischung aus universitärer Breite mit einzelnen Spitzen gehen.

Das wäre gewiss schwierig, aber wichtig und spannend (und müsste auch immer wieder nachgeschärft werden).

Der Istzustand ist aber jedenfalls eine totale Katastrophe. Die Politik gibt lügnerische Versprechungen ab, die Unis fordern immer nur, statt etwas zu leisten. Die Ergebnisse und das Niveau unserer Universitäten sind dementsprechend deprimierend.

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Israel ist Europa drucken

Wer in den letzten Jahren auch nur einen positiven Satz in Hinblick auf Israel formuliert hat, stößt meist auf blankes Unverständnis. Nicht nur links und rechts, sondern auch in der politischen Mitte. Und selbst die linksgestrickte Wiener Kultusgemeinde engagiert sich überhaupt nicht für Israel.

Zumindest bekommt man immer wieder zu hören: Kritik an Israel müsse doch erlaubt sein. Ja, natürlich; jede Kritik muss erlaubt sein und ist auch gut. Was derzeit aber auf Israel einprasselt, hat vielleicht mit legitimer Kritik begonnen, wächst sich aber mittlerweile zu einer Bedrohung aus, die am Ende nicht nur Israel untergehen lassen könnte, sondern auch den Westen selbst fundamental bedroht. Der Westen, das sind in erster Linie auch wir Europäer, wenngleich man das mangels einer Europäischen Außen-, Sicherheits- oder Verteidigungspolitik manchmal zu vergessen scheint. Die Rolle der EU in Nahost, dem gefährlichsten Krisenherd der Welt, ist jedenfalls kaum eine Fußnote wert.

Die derzeitige Politik Europas im Nahen Osten kann mit Appeasement umschrieben werden. Die Drecksarbeit, nämlich notfalls auch militärisch vorzugehen, überlässt man seit eh und je den geschmähten Amerikanern. Vor diesem Hintergrund ist die „Obama-Mania“ in Europa übrigens noch weniger nachzuvollziehen, hat doch der amerikanische Präsident die Truppen in Afghanistan massiv aufgestockt und den Verteidigungsetat der USA weiter erhöht. Obama weiß nämlich: Mit einer Appeasement-Politik, wie sie die europäischen Pazifisten betreiben, geht man unter. So chancenlos auch das Afghanistan-Engagement in seiner jetzigen Form sein dürfte.

In der europäischen Rhetorik hingegen werden die Islamisten der Hamas zu „Widerstandskämpfern“, anstatt sie als das zu benennen, was sie sind, nämlich Terroristen. Es wird vergessen, dass auch unsere Sicherheit durch Islamisten vom Schlage der Hamas bedroht wird. Wer sich fragt, warum das Überleben Israels im europäischen Interesse ist, warum Israel oft Härte zeigen muss, der sollte sich fragen, was die Alternative dazu ist.

Israel ist die einzige Demokratie im gesamten Nahen Osten, die diesen Namen verdient. Rund um Israel finden wir entweder autoritär regierte Länder wie etwa Syrien (das einen gefährlichen Flirt mit dem Iran praktiziert) oder Ägypten. Auf der anderen Seite stehen islamistische Regime wie Saudi-Arabien und die Islamische Republik Iran. In Syrien konnte Assad Vater eine islamistische Revolte nur durch den massiven Einsatz militärischer Gewalt abwehren. In Ägypten sieht sich Mubarak dem Druck der radikalen Muslim-Bruderschaft ausgesetzt. Es ist gar nicht auszudenken, was geschähe, fiele auch Ägypten in die Hände dieser Islamisten.

Es ist irgendwie erstaunlich, wie klein inzwischen die Minderheit geworden ist, die bei Gesprächen über Israel auch diese Zusammenhänge mit berücksichtigt. Natürlich müsste aber auch die historische Verantwortung für das Schicksal der europäischen Juden zu einer Unterstützung Israels führen.

Aber primär liegt Israels Überleben im vitalen Eigeninteresse der europäischen Staaten. Denn nicht nur dem Judenstaat, sondern auch den Israelis droht die Vernichtung, wenn es nach den Islamisten geht. Wie sie auch immer klar genug sagen. Und niemand soll sich Illusionen machen, dass dieser Islamismus nach einer Vernichtung Israels die Europäer verschonen wird. Hat sich doch bei einem Untergang Israels gezeigt, dass eine moderne westliche Demokratie besiegbar ist. Dann werden sich aller Hass, aber auch alle Begehrlichkeit und der ganze  islamische Expansionsdrang auf die Länder nördlich des Mittelmeers ausdehnen. Wie schon in den Jahrhunderten des Mittelalters.

Wenn die Demokratien nicht am selben Strang ziehen und auch so etwas wie  Wehrhaftigkeit zurückgewinnen, dann geraten sie in Gefahr, durch andere Modelle abgelöst zu werden.

All das sollte man sich legitimerweise in Erinnerung rufen, bevor man – zu Recht – die vielen Fehler Israels zu kritisieren beginnt.

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Priester und andere Täter drucken

In Deutschland hatte ein rund 40-jähriger Mann vor Jahrzehnten Geschlechtsverkehr mit einer 15-Jährigen. Das ist ungefähr so relevant wie das berühmte umfallende Fahrrad in China. Trotzdem wird dieses Faktum nun international berichtet. Überschrift: "Missbrauch". Denn der Mann war und ist katholischer Priester.

Die Meldungen enthalten kein einziges Faktum, warum das eigentlich ein Missbrauch gewesen sein soll. Kein Wort davon, dass das Mädchen die Begegnung abgelehnt hätte, oder dass sie unter Druck gesetzt worden wäre, oder dass Geschlechtsverkehr mit einer 15-Jährigen damals in Deutschland strafbar gewesen wäre (was den deutschen Gerichten sehr viel Arbeit verschafft hätte). Nein. Offenbar genügt schon die Qualifikation eines Mannes als "Priester", dass eine solche Handlung ohne nachzudenken zu einer weiteren Missbrauchs-Meldung  führt. Und dass der heute 62-jährige Mann pensioniert wird.

Wer noch nicht die Absicht gemerkt hat, wird durch den Fall des deutschen Bischofs zunehmend verstimmt, der vorige Woche zurückgetreten ist/wurde, weil er nicht nur (mehr oder weniger erwiesenermaßen) Ohrfeigen ausgeteilt hatte, sondern auch mit einem Buben sexuellen Missbrauch getrieben haben soll. Allein: Das angebliche Opfer dementiert vehement.

Die Kirche reagiert derzeit in jedem dieser Fälle panisch - nachdem etliche ihrer Exponenten jahrelang die christlichen Prinzipien der Verzeihung, der Unschuldsvermutung und der Chance auf einen Neuanfang für jeden Sünder, aber auch das opportunistische Prinzip "Hauptsache, es gibt kein öffentliches Aufsehen" allzu weit getrieben und dadurch Wiederholungsdelikte ermöglicht haben. Nunmehr hat sie sich unter öffentlichem Druck ins gegenteilige Extrem treiben lassen. Jeder ihrer Priester wird offenbar sofort amtsenthoben, wenn irgendwer das Wort "Missbrauch" ausspricht. Und der nervenschwache Wiener Kardinal macht sogar die ganze Kirche zu Mittätern, so als ob diese in ihren Geboten irgendwo die Zeile stehen hätte: "Du sollst heftig Missbrauch treiben."

Das alles ist eine recht effiziente Methode, die Kirche noch rascher ihres Personals zu entblößen als alle bisher in der Geschichte angewandten Methoden. Und sollten jetzt auch noch Kirchenbeiträge zur finanziellen Bedeckung von Ansprüchen der Opferverbände über die Erfüllung aller gesetzlichen Ansprüche an den Dienstgeber überführter Übeltäter hinaus verwendet werden (wie schon von Rot und Grün gefordert worden ist), dann wird die Kirche auch noch ihre Kundschaft, pardon: Beitragszahler verlieren.

Die kirchlichen Oberhirten haben sich aus drei Gründen selbst mit ins Unheil geritten: Erstens sind sie völlig ungeeignet, mit öffentlichen Aufregungen umzugehen; sie haben auch keine guten Berater gefunden. Zweitens gehen sie von einer in Wahrheit absurden Illusion über ihr eigenes Personal aus: nämlich dass Priester nicht genauso sündig sind wie alle anderen. Drittens sind sie nicht willens, sich beziehungsweise die Kirche zu verteidigen, wenn der Staat nicht nur Straftäter bestraft - was er bei kirchlichen Tätern genauso tun darf und soll und muss wie bei den viel zahlreicheren familiären Onkeln und Stiefvätern als Tätern -, sondern wenn darüber hinaus die Kirche total einseitig an den Pranger gestellt wird.

Oder gab es etwa im Wiener Rathaus reihenweise Rücktritte, als dort offensichtlich in einem gemeinde-nahen Erziehungsheim der Missbrauch sogar auf eine kommerziell-mafiöse Ebene gehoben worden ist und der Skandal durch recht läppisches Vorgehen der gemeindeeigenen Kontrollen wieder schubladisiert werden konnte?

Das gibt Anlass, auch einmal den hierorts des öfteren getadelten ORF zu loben. Dort hat es ein mutiger Redakteur gewagt, den Skandal aus dem Dunkel der Rathaus-Wohlfahrt herauszuholen. Bitte vor den Vorhang. Und bitte aufpassen, dass nicht hinter dem Vorhang jemand mit einem langen Messer steht. Dass soll ja schon vorgekommen sein, wenn die SPÖ ihre einträgliche Hauptmacht-Position in einem Wahlkampf gegen unliebsame Journalisten zu verteidigen versucht.

(Sorry, da sind - weil von unterwegs produziert - in der Erstfassung peinliche Fehler gewesen)

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Fußnote 103: Das Parlament informiert drucken

OTS0310:  Abgeordnete wollen einheitliche Richtlinien für Servicehunde Hundstorfer: Mindestsicherung kommt im Herbst.

Im Wortlaut eine Überschrift der Parlamentskorrespondenz. So ungefähr schauen dann auch die Gesetze des selben Parlaments aus. Nix Sprache, nix Sparsamkeit. Nur Kraut, nur Rüben.

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Endlich bewiesen: Die Erde ist eine Scheibe drucken

Die Erde ist eine Scheibe. Die Mondlandung hat nie stattgefunden. Und Hitler lebt noch: Kein seriöses Medium würde solche Unsinnigkeiten zum besten geben - obwohl jeweils eine erstaunliche Anzahl von Menschen daran glaubt. In der Wirtschaftswissenschaft ist es hingegen anders: Da hat der größte Stiefel den größten medialen Absatz.

Das gilt zumindest für die diversen ORF-Redaktionen und ihre absurde Bereitschaft, den sogenannten Wifo-Experten Stefan Schulmeister ständig einzuladen. Ohne auch nur anzumerken, dass seine Thesen nicht einmal im eigenen Wirtschaftsforschungsinstitut geteilt, sondern als strikte Privatmeinung mit spitzen Fingern behandelt werden.

Wieder einmal blieb einem dieser Tage der Mund offen, als er - mit zugegeben großer Beredsamkeit - behauptete, den Stein der Weisen gefunden zu haben, wie man die Zinsen für die griechischen und alle anderen wackelnden Staatsanleihen begrenzen könne: Man fixiert sie einfach mit vier Prozent und alle europäischen Staaten müssen für die Schulden der anderen Länder haften.

So einfach ist das. Dass da nicht schon die vielen Nobelpreisträger draufgekommen sind, die ja laut Schulmeister allesamt ihre Auszeichnungen zurückschicken sollten.

Man stelle sich aber einmal ernsthaft vor, was passiert, würde Europa wirklich auf die Schulmeistersche Genialität hereinfallen:

Erstens würden alle Regierungen Europas wie verrückt noch mehr Schulden machen. Jedes behauptete soziale, kulturelle, ökologische, humanitäre und sonstige Anliegen könnte damit ausreichend gedeckt werden. Kein Anspruch könnte mehr abgelehnt werden. Und alle Arbeitslosen würden von den Staaten angestellt werden.

Zweitens würde jedes Land darauf schauen, dass es nicht weniger Schulden hat als alle anderen. Denn andernfalls wäre es schön blöd, haften doch fortan alle für alles.

Erst unter Punkt drittens sind dann alle aufgewacht: Binnen weniger Monate fand keine europäische Regierung mehr jemanden, der ihnen weiter Geld borgt. Und schon gar nicht für vier Prozent - obwohl doch Faymann, Ostermayer, der ORF, Schulmeister und noch ein paar ähnlich weise Experten alle neidigen Besitzer von Geld heftig als Spekulanten beschimpfen.

Viertens wird es drastische Steuererhöhungen und Beschlagnahmungen geben. Die aber in der Summe zu noch leereren Staatskassen führen. Denn jeder der noch kann, flüchtet mit einem Koffer in die Schweiz. Und kein einziger ausländischer Investor käme mehr herein.

Unter Punkt fünf gibt es dann zwei Möglichkeiten, wie die Weltgeschichte weitergeht.
Möglichkeit A: Die Staaten erklären sich für zahlungsunfähig, zahlen Beamten, Pensionisten, Straßenbaufirmen und allen anderen nur noch die Hälfte des einst zugesagten Betrages (nachdem auch die Verurteilung aller Menschen, die irgendwo noch Geld versteckt haben, zu Strafhaft die Staatskassen nicht gefüllt hat).

Möglichkeit B: Die Staaten zwingen die Europäische Zentralbank, unbegrenzt Geld zu drucken (noch mehr als sie ohnedies schon durch die grob fahrlässigen Beschlüsse des vergangenen Wochenendes tut). Was binnen ein paar weiterer Monate eine Megainflation auslöst, die alle Werte und viele Arbeitsplätze vernichtet, die von Wirtschaftshistorikern (die freilich ihre Schriften nur noch im Untergrund vervielfältigen dürfen) mit jener der Zwanziger Jahre verglichen wird - mit Folgen, die bis 1945 beziehungsweise 1989 gereicht haben.

Mehr Sicherheit besteht hingegen wieder über Punkt sechs: Der Rechtsstaat und die Demokratie müssen leider suspendiert werden, nachdem einige Experten nachgewiesen haben, dass sie oft zu falschen Ergebnissen führen. So wie ja schon Schulmeister so brillant nachgewiesen hat, dass die sich am Markt bildenden Preise oft "falsch" seien.

Offenbar haben Schulmeister & Co überhaupt nichts aus der Geschichte gelernt. In der staatlich fixierte Brotpreise jedesmal bald zu leeren Regalen in den Bäckereien geführt haben. In der Milliarden Menschen zwischen Pressburg und Shanghai darben und verhungern mussten, weil Staatsplaner und Ökonomen anstelle des Marktes geplant und die Preise fixiert haben.

Im Grund geht es beim Sozialismus - von jenem Schulmeisters bis zu dem Stalins bis zu Robert Mugabes - immer um denselben grandiosen Irrtum: Sie glauben, wenn sie jene berauben, die noch etwas erspart oder investiert haben, dass dann alle etwas haben. Sie glauben, dass eine Regierung besser wirtschaften kann als die Summe der Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Das Erstaunlichste ist, dass noch immer Menschen auf derlei Schimären hereinfallen.

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Der neueste Burgenländerwitz ist todernst drucken

Sie sind einfach nicht lernfähig. Nur Stunden nach Ausbruch der dramatischsten Finanzkrise Europas seit dem Krieg, knallt die SPÖ eine teure Forderung auf den Tisch - die noch dazu auf den ersten Blick als inhaltlich absolut sinnlos erkennbar ist: nämlich das Verlangen nach der Fortsetzung des Assistenzeinsatzes im Burgenland. Deren einziger Zweck ist, dass die SPÖ dort keine Wahlniederlage erleidet.

Ginge es in der Wirtschaft so konsequent zu wie in der Anti-Raucher-Politik, dann müsste künftig auf jedem SPÖ-Plakat in fetten Lettern ein Warnhinweis stehen: "Vorsicht, diese Partei schadet Österreichs Finanzen", oder "Linkspopulismus ist genauso gefährlich wie Rechtspopulismus" oder "Während einer Schwangerschaft wachsen die Schulden ihres Babies noch schneller als dieses".

Ausnahmsweise kann man hier auch einen Satz des Grünen Peter Pilz mit voller Zustimmung zitieren: "Das Beharren von Faymann und Darabos auf einer Verlängerung des teuren, sinnlosen und verfassungswidrigen Assistenzeinsatzes an der burgenländischen Grenze ist unerträglicher Wahlkampf-Populismus."

Noch ärger ist die Provokation, wenn der Verteidigungsminister plötzlich behauptet, er habe 140 Millionen Euro Reserven, aus denen er die 22 Millionen Kosten des Grenzeinsatz decken kann. In Wahrheit steht das Bundesheer nämlich so verzweifelt da, dass es  wahrscheinlich eine ganze Waffengattung wie etwa die Panzertruppe zusperren wird müssen. Freilich wird das erst im Herbst passieren, wenn alle Landtagswahlen vorbei sind.

Die SPÖ betreibt damit in Wahrheit genau dasselbe zynische Faymann-Spiel wie am 24. September 2008, als sie drei Tage vor der Wahl mit Studiengebühren-Abschaffung und Hacklerregelung-Verlängerung Milliarden verschleuderte, nur um bei der Wahl nicht so viel zu verlieren wie prognostiziert. Dass dem damals immer auch - mit unterschiedlichen Zusammensetzungen - andere Parteien zugestimmt hatten (am intensivsten die FPÖ), ändert nichts an der Hauptverantwortung der SPÖ für jenen wirtschaftspolitischen Megagau, an dem Österreich heute noch leidet.

Dass die Steuerzahler das 2008er Paket der SPÖ zwei Milliarden pro Jahr kostet, während es jetzt "nur" noch 22 Millionen sind, ist absolut kein Trost. Denn das Burgenland ist ja auch sehr klein; denn die 22 Millionen kommen ja zu den bisherigen Verschwendungen noch on top dazu; denn die 22 Millionen decken nur die zusätzlichen Kosten des Grenzeinsatzes und erfassen gar nicht die weiterlaufenden Gehälter der Beteiligten; und vor allem: Die finanzielle Lage der Republik ist inzwischen viel katastrophaler als damals.

Nicht zuletzt, weil sich auch Österreich an der wahnwitzigen Schuldenpolitik zugunsten der Verschwenderländer Griechenland, Spanien und Portugal beteiligt. Diese Beteiligung hatte übrigens Österreichs begnadeter Ökonom Werner Faymann als erster verlangt (dass in den genannten Ländern durchwegs Sozialdemokraten regieren, hängt natürlich weder mit der Spendierfreudigkeit des SPÖ-Vorsitzenden noch mit deren im letzten Jahr dramatisch verschlechterten Finanzlage zusammen). Wobei freilich wieder wie am 24. September 2008 keine einzige andere Partei dem entgegenzutreten wagte, etwa um sich dem in CDU/CSU wachsenden Widerstand gegen die Umfaller-Politik Angela Merkels anzuschließen.

Die Fakten, warum der Grenzeinsatz absolut unsinnig ist, sind bekannt: Im ganzen Jahr 2009 wurden von den 1500 Soldaten lediglich 9 (In Worten: neun) illegale Grenzübertreter ertappt; die Zahl der Verbrechen im Burgenland ist nicht nur absolut, sondern auch pro Kopf deutlich niedriger als in anderen Bundesländern; die Zahl der Polizisten im Burgenland ist pro Kopf deutlich höher als im Rest Österreichs; ein Wiener Polizist hat im Schnitt fünf Mal so viele Delikte zu bearbeiten wie ein burgenländischer; der Assistenzeinsatz ist auch durch keinerlei Verfassungsbestimmung gedeckt; die Soldaten haben weder eine polizistenähnliche Ausbildung noch dürfen sie einem Übeltäter gegenüber Hoheitsgewalt ausüben, sondern diesen nur so, wie jeder Normalbürger es darf, anzeigen.

Die SPÖ betreibt nun nach der Causa Eberau schon zum zweiten Mal brutale Klientelpolitik zugunsten des Burgenlandes. Haargenau nach dem gleichen Muster, nach dem Jörg Haider einst die Republik zugunsten Kärntens zu erpressen versucht hat.

Sind die Burgenländer wirklich so XXXX, dass man ihre Stimmen mit einer solchen Farce kaufen kann? Dann sollte sich keiner von ihnen künftig noch über Burgenländerwitze aufregen. Auch wenn dieser real existierende Burgenländerwitz angesichts der Finanzlage eigentlich eine todernste Pointe hat.

Und niemand sollte sich auch über die rasch wachsenden Zweifel an der langfristigen Überlebensfähigkeit der Demokratie aufregen. Die hängen freilich immer weniger mit den Haiders und Straches, sondern immer mehr mit den Faymanns und den anderen geistigen oder wirklichen Burgenländern in dieser Regierung zusammen.

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Hurra, das Rauschgift ist wieder da drucken

Endlich hat die Großmutter nun auch ihr Häuschen verpfändet, war doch auch in der verstecktesten Keksdose kein Bargeld mehr zu finden. Der Jubel ist groß. Jetzt können die Enkel wieder unbesorgt Nachschub an Rauschgift besorgen. Und die unangenehmen Entziehungserscheinungen bleiben auf die nächsten zwei Jahre erspart.

Wer wird sich schon sorgen, was in zwei Jahren sein wird, wo die Großmutter nach der Versteigerung ihres Hauses wohnen wird? Hauptsache, wir haben jetzt wieder genug Bares, um neues Gift kaufen zu können.

Immer stärker kommen einem solche Vergleiche mit Rauschgiftsucht in den Sinn, wenn man die europäische Schuldenkrise zu begreifen versucht. Nur so kann man den Wahnsinn begreifen, der da in den letzten Tagen endgültig explodiert ist.

Die Europäer sind alle mehr oder weniger schuldensüchtig. Jene im Süden sind es am ärgsten. Was kulturell wohl auch mit den angenehmen Lebensbedingungen zu tun hat.  Im südlichen Klima musste man nie lange sparen, um den Winter zu überleben. Dieser  Zusammenhang erklärt am besten, warum es in Sachen Sparsamkeit ein so starkes Nord-Süd-Gefälle gibt.

Dazu kommt der absurde Umstand, dass jene südeuropäischen Länder, die nun am meisten Hilfe brauchen, genau jene sind, die schon in den letzten Jahren am meisten Geld aus den diversen EU-Solidaritätskassen bekommen haben. Alleine dieses Faktum hätte intelligenten Politikern und Notenbankern eine Lehre sein können, dass für verschwenderische Enkel, pardon: Staaten, jede finanzielle Hilfe fehl am Platz ist. Und sie immer mehr der notwendigen Sparsamkeit entfremdet.

Dennoch hätten die schwärzesten Phantasien nicht ausgereicht, sich das auszumalen, was da in den letzten Stunden wirklich passiert ist. Die Europäer haben, um die verschwenderischen Südländer weiter zu alimentieren, nun wirklich alles verpfändet, um Kredite in völlig astronomischen Höhen aufzunehmen: den gesamten Haushalt der EU – um dessen Ausgeglichenheit noch bis vor kurzem um Hundertstel Prozent gestritten worden ist! – und die Glaubwürdigkeit der Notenbank und des Euro. Nichts anderes bedeutet es ja, wenn die Europäische Zentralbank nun bereit ist, alle schwindligen Staatsanleihen zu kaufen. Da scheinen amerikanische Immobilienkredite noch eine geradezu vertrauenswürdige Methode der Geldanlage gewesen zu sein.

Gibt es noch sichere Länder? Nun, allzu zahlreich sind sie nicht. An der Spitze dieser Liste steht zweifellos die kleine Schweiz, dann folgen einige südostasiatische Staaten, wobei dort die rechtsstaatliche Qualität und die politische Stabilität schon große Fragezeichen hinter das Wort Zukunft setzen. Sehr fraglich ist geworden, ob Deutschland, Österreich und die Niederlande noch als stabile Länder zu werten sind, mehr etwa als die weitgehend außerhalb des Euro stehenden Osteuropäer, die ja eindrucksvolle niedrige Schuldenquoten haben und die daher die Krise am Ende gut überstehen werden? Seit Deutschland & Co nun praktisch solidarisch für Griechenland & Co haften, muss man ihre Stabilität noch mehr bezweifeln als schon bisher. Hat man zwischen Berlin und Wien doch schon vor diesem schwarzen Wochenende die Staatsschulden in absurde Höhen gejagt.

Europa glaubt, mit finanziellen Jonglierkünsten eine tiefgreifende Krise übertünchen zu können, die letztlich eine politische ist. Ein gewaltiger Irrtum. Denn die EU hat es nicht geschafft, ihre Freigiebigkeit mit einem Mechanismus zu verbinden, der die nationalen Regierungen in Athen, Madrid, Lissabon total entmachten würde. Was angesichts einer solchen Geldverschleuderung eigentlich absolut unabdingbar hätte sein müssen.

Die EU hat  keine starken Machtmittel in der Hand,  wenn die Schuldner-Länder die versprochenen Sparmaßnahmen dann halt doch nicht mit der notwendigen Konsequenz umsetzen. Weil halt leider, leider die Gewerkschaften dagegen sind (was sonst); weil halt leider, leider gerade wieder irgendwo Regionalwahlen sind (wie immer); weil halt leider, leider irgendwelche Berechnungen irgendwelcher Experten nicht gestimmt haben (wie häufig); weil halt leider, leider im Parlament keine Mehrheit für die notwendigen Beschlüsse zu finden war (was nach Abklingen des ersten Schocks sehr wahrscheinlich ist).

Das Ausbleiben wirklich radikaler Sparmaßnahmen wird Resteuropa endgültig genauso krank machen, wie es Griechen und Spanier schon sind. Dann wird es nur niemanden mehr geben, der den Kontinent „rettet“, wie es angeblich jetzt mit Griechenland geschieht.

Ich wünsche mir nichts mehr, als dass diese Prophezeiung nicht zutrifft. Solche Wünsche gehen aber nur selten in Erfüllung.

Sie gehen insbesondere dann nicht in Erfüllung, wenn man absolut Null Vertrauen in die Regierenden haben kann. Schon alleine die ständig wechselnden – dabei immer größer werdenden – Zahlen, die sie uns in den letzten Wochen über die Hilfssummen genannt haben, lassen keinerlei Vertrauen aufkommen.  Ebenso wenig vertrauenschaffend sind die läppischen Attacken der Regierungen auf ominöse Spekulanten und Geldverleiher, nur um von den eigenen Fehlern abzulenken: Diese sind nämlich an der Finanzkrise höchstens so viel schuld wie die Rauschgift produzierenden Bauern in Afghanistan oder Kolumbien an der Drogensucht westlicher Großstadtbewohner. Sie verdienen daran, sind aber nicht die Ursache des Problems.

Am allermeisten Misstrauen schaffen die handelnden Persönlichkeiten: Glaubt jemand ernsthaft, ein Europa ist handlungsfähig, in dem beispielsweise Österreich durch einen Werner Faymann, einen Ewald Nowotny und einen Josef Pröll in den entscheidenden Gremien vertreten ist? Also Politiker, die nur Geldausgeben und Schuldenmachen können, die keine Ahnung von Ordnungs- und Stabilitätspolitik haben. Dem einen fehlt die Intelligenz, der andere ist ein hartgekochter Schuldenideologe und der dritte hat im Bereich Landwirtschaft und Umwelt nur das Geldverschwenden gelernt.

Als ob es dessen noch bedurft hätte, sind nun auch Deutschland und Großbritannien der Unregierbarkeit einen großen Schritt näher gekommen. Nicht nur, weil man so wie in Österreich die einzigen Politiker mit ausreichendem Sachverstand machtpolitisch entsorgt hat (Blair, Clement, Merz, Schüssel, Riess-Passer, Grasser, Ruttensdorfer) oder weil diese gesundheitlich schwer angeschlagen sind (Schäuble). Sondern auch, weil die Wahlergebnisse der letzten Tage diese Unregierbarkeit noch vergrößert haben. In London muss man in der schwierigsten wirtschaftlichen Situation seit langem plötzlich die völlig unbekannte Situation bewältigen, dass trotz Mehrheitswahlrecht keine Partei eine ausreichende Mehrheit hat. In Deutschland ist die gerade erst angetretene Koalition durch die Niederlage im größten Bundesland schwer angeschlagen; sie dürfte damit auch die Mehrheit in der zweiten Kammer verlieren.

Und da, so schreibt mir eine Blog-Partnerin, soll ich doch öfter einen optimistischen Ton einlegen . . .

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Die Helden sprechen österreichisch drucken

Aus Krisen werden Helden geboren. Oder was wir dafür halten. Vor allem die USA haben einen großen Drang zu Helden. Für die einen ist es Barack Obama. Aber auch die andere Reichshälfte hat ihren Hero. Er heißt Ron Paul. Er ist nicht ganz so fesch, nicht ganz so jung, nicht ganz so eloquent. Seine Ideen wirken ebenso undenkbar und undurchsetzbar wie eine Gesundheitsreform bis vor kurzem noch gewirkt haben mag (auf manche). Bemerkenswert sind sie trotzdem.

Oberflächlich betrachtet erfüllt der Kongressabgeordnete Ron Paul alle Kriterien eines klassischen amerikanischen Konservativen: Er ist gegen Abtreibung, gegen gleichgeschlechtliche Ehe, für das Recht, Waffen zu tragen, und für niedrige Steuern. Soweit so unspektakulär. Er war aber auch einer der schärfsten Kritiker von George W. Bush. Er war gegen die Einschränkungen der persönlichen Freiheit, die nach dem 11. September beschlossen wurden (Patriot Act) und er ist gegen die zahlreichen Auslandsabenteuer der Freiheits- und Demokratieverbreitungsarmee. (Das war Bush auch einmal, aber das ist schon lange her.)

Am spannendsten sind aber Ron Pauls ökonomische Ansätze. Der Arzt aus Texas ist in den über dreißig Jahren seiner politischen Laufbahn nicht müde geworden, immer wieder höflich darauf hinzuweisen, dass wir volle Kraft voraus auf den großen wirtschaftlichen Kollaps zusteuern. Doch der Kassandra der amerikanischen Hauptstadt war es nicht vergönnt, Glauben zu bekommen. Stattdessen verabschiedeten ihre Freunde ein Gesetz nach dem anderen, das hölzerne Pferde zeugte und vermehrte.

Kassandra warnte vor dem aus allen Fugen geratenen Budgetdefizit, ihre Rufe verhallten in den Marmorgängen des Kapitols. Sie kritisierte die Fiskalpolitik der Zentralbank, die mit viel zu niedrigen Zinsen dazu motivierte, Geld auszugeben, das keiner hat. Und sie wurde dafür als Rassist beschimpft, weil das nicht vorhandene Geld vor allem Minderheiten zugute kommen sollte. Propheten haben’s schwer.

Als den Amerikanern langsam dämmerte, in welchen Schlamassel sie sich reingeritten hatten, kamen jedoch einige von ihnen auf die schlaue Idee, den Onkel Doktor mal zu fragen, woher er denn das alles wusste. Nun, er hat nebst Medizin zum Privatvergnügen auch eifrig die Werke der Österreichischen Schule der Nationalökonomie studiert. Dort hat er gelesen, dass Wohlstand durch individuelle Freiheit entsteht. Dass zu große staatliche Eingriffe immer die Einschränkung der individuellen Freiheit bedeuten. Dass solche Eingriffe zu künstlichen wirtschaftlichen Blasen jenseits des freien Marktes führen und dass es einen ziemlich lauten Knall geben wird, wenn diese platzen. Und dass zu große staatliche Eingriffe, die in aller Regel über Budgetdefizite – sagen wir mal – vorfinanziert werden, uns eher heute als morgen auf den Kopf fallen werden, weil sie die Währung destabilisieren.

Kommt mir irgendwie bekannt vor. Vielleicht sollten auch wir Europäer dem Rat des Doktors folgen und mal in der philosophischen Mottenkiste kramen.

2008 bemühte sich Paul um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten durch seine Partei. Er wollte die Vereinigten Staaten komplett auf den Kopf stellen. Eine Revolution, bei der alle großen und kleinen Sünden gegen die Intentionen der Gründerväter korrigiert werden sollten. Eine Revolution für den freien Markt, gegen einen aufgeblasenen Staatsapparat und gegen das amerikanische Selbstverständnis als Weltpolizist.

Diese Revolution fand freilich (noch) nicht statt, aber sie war raffiniert inszeniert. Ron Paul hat das viel strapazierte Nationalpathos  „Freiheit“ mit der Anlehnung an den Actionfilm „V for Vendetta“ entstaubt; bei den kinofanatischen Amerikanern bekanntlich ein beliebtes Genre. Im Film kämpft ein maskierter Rächer „V“ einsam und allein gegen ein faschistisches Regime. Heroisch.

Aber es kommt noch besser. In Schritt 2 wurden die Gründungsmythen der jungen Republik bemüht. Am 16. Dezember 1773 begann die amerikanische Revolution mit der Boston Tea Party. Als Indianer verkleidete „Patrioten“ lehnten sich  damals gegen das Steuerdiktat der britischen Kolonialherrn auf und versenkten symbolisch eine ganze Schiffsladung Tee im Hafen von Boston. In einer reifen Demokratie im 21. Jahrhundert leert man keine Naturalien mehr in den Ozean, sondern schreibt einen Scheck für die Wahlkampagne des Kandidaten „V“.

In einem Land ohne jegliche staatliche Parteienfinanzierung ist das Sammeln von Spenden die wichtigste Disziplin eines Politikers in Wahlkampfzeiten. Spenden bedeuten Geld für Werbeminuten, Werbeminuten bedeuten Bekanntheitsgrad und öffentliches Interesse. Und das wiederum zieht Anhänger und weitere Spenden nach sich. Wenn alles gut läuft, hat man am Schluss genug Anhänger, die einen wählen, genug Geld, den Wahlkampf zu finanzieren und bekommt dafür einen befristeten Mietvertrag im Weißen Haus.

Besonders wohlorchestrierte und effektive Spendenaufrufe werden von den Medien auch noch mit ausführlicher Extraberichterstattung belohnt. Derzeitiger Rekordhalter ist Ron Paul, der am 16. Dezember 2007, am Jahrestag der Boston Tea Party, in 24 Stunden über 6 Millionen Dollar (knapp 4,5 Millionen Euro) sammelte.

Aber auch dieser medial viel beachtete Spendenrekord konnte Ron Paul nicht als ernsthaften Präsidentschaftskandidaten etablieren. Doch spätestens seit der Steuerzahler 2008 die Wallstreet, die Autobauer und andere marode Komapatienten der amerikanischen Wirtschaft künstlich am Leben erhalten muss, ist dieser Steuerzahler aus seiner Lethargie erwacht.

Seither ist das Zelebrieren der Tea Partys zum Lieblingssport der Stammtischpolitiker geworden. Landauf landab wird leidenschaftlich über die Verfassung, die Prinzipien des freien Marktes und amerikanische Tugenden philosophiert, Thomas Jefferson rezitiert und Ronald Reagan glorifiziert. Alles, was von diesem Weltbild auch nur marginal abweicht, ist Teil der großen sozialistischen (in den USA ein Schimpfwort) Weltverschwörung, an deren Spitze der Marxist Barack Obama steht.

Und der Europäer wundert sich wieder. Aus einem kreativen Werbegag ist eine landesweite Bewegung der Unzufriedenen geworden. Diese hat bei den jüngsten Wahlen in Massachusetts schon die Muskeln spielen lassen. Aber nicht nur der verdutzte Europäer weiß nicht recht, wie er das Ganze einordnen soll. Derweil fehlt dem „Angry mob“ noch ein charismatischer Leitwolf. Führende Republikaner zögern noch.

Einerseits wissen sie nicht, ob die radikal-konservative Protestbewegung nicht zu sehr den Mainstream-Wähler verprellt. Und andererseits kann niemand voraussagen, ob das Feuer der Entrüstung nicht bald wieder erlischt, wenn die USA mit Gesundheitsreform entgegen allen Erwartungen doch nicht zu einem stalinistischen Sklavenstaat mutieren. Das „Freeze-Movement“ der Aufrüstungsgegner in den 80-ern hat Ronald Reagan auch nicht aus dem Sattel geworfen und die Welt ist auch damals nicht untergegangen.

Und Ron Paul? Er wird weiter die Werbetrommel für die Österreichische Schule rühren, vielleicht auch pro forma 2012 für die Präsidentschaft kandidieren. Dann geht er zwar schon auf die achtzig zu. Als Revolutionsführer ist er dann wohl schon zu alt. Aber wer weiß, vielleicht finden Amerikas „Österreicher“ ja wieder einen erfolglosen Schauspieler als Galionsfigur.

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Die nächste Geldvernichtung: Gender-Budget drucken

Dass die nächsten Jahre eine bedrückend-erdrückende Zeit für uns Steuerzahler werden, daran besteht kein Zweifel mehr. Im Wochentakt wird die Zahl, die für die „einnahmenseitige Sanierung“ unseres Rekorddefizits steht, nach oben angepasst. Bei Gewinn versprechenden Aktien gab es immer den hübschen Börsianer-Ausdruck: „Sie hat Phantasie nach oben“. Unser Finanzminister hat das auch. Leider heißt es nur etwas Unterschiedliches.

Der Einsparwille des Finanzministers hält sich aber nicht nur in Grenzen (was waren das doch für Pröll-Ansagen, als er Einsparunwillige konklaveartig einsperren wollte, bis der weiße Rauch aufsteigt!). Auch wenn es kaum mehr möglich scheint: Er hat tatsächlich Phantasie nach unten.

Für das Budget 2013 muss nämlich erstmals ge-gendert werden. Das heißt, dass alle Ausgaben daran zu messen sind, wie sehr sie dazu beitragen, die Gleichstellung von Frauen und Männern voranzutreiben. Ausgaben sind auf dieses Ziel hin zu überprüfen, zu begründen, und ihre Gleichstellungs-Wirkung muss dann auch noch kontrolliert werden.

Im Büro unseres Spare-Unfrohs glaubt man, das alles bagatellisieren zu können: Da muss halt dann jeder Minister am Ende seines Kapitels schreiben, was er für die Gleichstellung tun will, ist die Auskunft.

Liest man das dazu veröffentlichte Bundesvoranschlagsgesetz, dann freilich gehen dem gelernten Österreicher die Augen über. Denn der vor- und festgeschriebene geschlechtsspezifisch gelenkte Geldsegen wird vor allem eines bringen: eine ganze Menge mehr Verwaltungsaufwand. Und nimmt man dann das Wiener Budget in die Hand, das bereits seit einigen Jahren gendert, dann hat man den Beweis dafür.

Es beginnt mit unvermeidlichen Kommissionen (wie könnte das in unserem Land auch anders sein) und dann geht es los: Da muss geschaut werden, wem eine öffentliche Leistung überhaupt zugute kommt, wer die Leistung nutzt, und ob sie zur Gleichstellung beiträgt. Bei allen Ausgaben muss die Auswirkung auf das Genderziel vorausberechnet werden. Erhebungen etwa über die Verkehrsnutzung müssen nach Geschlecht ausgewertet werden. Noch mehr: Nachteile und Benachteiligungen müssen überhaupt erst aufgedeckt werden, damit sie beseitigt werden können.

In der Umsetzung könnte man natürlich glauben, dass vieles, was ohnehin passiert, einfach anders argumentiert wird. So heißt es im gegenderten Wiener Budget dann eben, dass die Ausgaben für Kindergärten der Gleichstellung zugute kommen, obwohl es mehr Buben als Mädchen gibt, weil ja die Mütter davon profitieren.

Weniger humoristisch ist dann schon die Tatsache, dass bei den öffentlichen Subventionen ein offensichtlich immenser Nachholbedarf besteht, für Geschlechter-Gerechtigkeit zu sorgen. Denn liest man die einschlägigen Berichtsteile, dann zeigt sich, dass „Frau“ im Titel oder im Ziel des Subventionsansuchens ein echtes Sesam-öffne-Dich für den warmen Geldregen ist. Und das, wie in Wien so üblich, oft mehrmals aus verschiedenen Ressorts fürs gleiche Projekt.

Verwaltungs-Aufblähung und Willkür beim Geldverteilen ist aber noch gar nicht alles. „Gender Mainstreaming“ durch öffentliche Budgets kann gerade auf Bundesebene Steuerungseffekte haben, die das ganze Land um ein weiteres Stück Zukunft bringen.

Nehmen wir als Beispiel das Universitätsbudget. Es wird zu erheben sein, wo denn die meisten Frauen studieren und dorthin ist dann der Geldfluss zu lenken. Da nun die nicht gerade zukunftsträchtigen Fächer – ob in den Geisteswissenschaften oder an der Publizistik – einen bedeutenden Studentinnen-Überhang haben, werden sie Geld bekommen müssen. Um der Gender-Gerechtigkeit willen. Weil wir diese Absolventinnen ja besonders dringend brauchen.

Dieser Unsinn kommt auf uns zu. Und obwohl die Krisenbewältigung ein guter Grund wäre, schreit keiner: Halt! Weil wir so politisch korrekt sind. Und weil es ohnehin die nächsten Generationen zahlen. Ganz gender-gerecht. Und weil wir kein Gesetz gemacht haben, das dem Budgeterstellen eine viel wichtigere Aufgabe vorschreibt: Generationen-Gerechtigkeit.

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Die Jungen gehen den Parteien nicht ins Netz drucken

Was fangen die Jungen mit der Politik an? Was fängt die Politik mit der Jugend an? Die Geschichte einer andauernden Kommunikationsstörung. Für die der letzte Wahlkampf nur ein weiteres Exempel ist.

So sehr haben sich seine Wahlstrategen angestrengt, Heinz Fischer mit einem Hauch Barack Obama zu parfümieren. Es begann mit dem lächerlichen Kandidatur-Video auf Facebook und krönte sich mit der „HeiFi2010“-Homepage, welche die jungen Wähler scharenweise mobilisieren sollte. Freilich umsonst: Gewählt haben ihn Frauen und ältere Mitbürger. Die Jungen konnte Fischers aufgesetzte wilde Frische nicht überzeugen. Und das ist kein Wunder.

Die ganze Sache war auch nicht ganz so innovativ, wie uns ihre Erfinder haben einreden wollen. Denn die Parteien haben nicht zum ersten Mal versucht, die Internet-Generation im virtuellen Raum zu ködern. Vor ein paar Jahren glaubte man, sie auf ihrem damaligen Lieblingsspielplatz „Second Life“ abholen zu können. Dort spielte sich nämlich angeblich das wahre junge Leben ab.

Man verwandelte sich in eine Zeichentrick-Figur, kaufte Häuser, machte Geschäfte auf – und die Parteien machten mit. Sie eröffneten ihre virtuellen Parteizentralen, die ÖVP übertrug dort sogar ihren Parteitag live (nur hingeschaut hat keiner). Der Kurzzeit-Kanzler Gusenbauer ging noch weiter: Für 10.000 Steuer-Euro richtete er auf diesem kostenpflichtigen Tummelplatz verspielter Youngster ein Bundeskanzleramt ein. Der Erfolg war mehr als enden wollend. Und „Second Life“ ist auch schon längst passé.

Es gibt eben Dinge, die nicht zusammen passen. Uraltpolitiker werden auch durch ein Facebook-Profil nicht mitreißender. Und Parteien und Institutionen, die die Zukunft ausblenden, werden durch virtuelle Präsenz nicht attraktiver. Die jungen Menschen erkennen solche Aktivitäten sehr genau als das, was sie sind: als Anbiederungsversuche. Und das trägt nicht gerade zu einer Verbesserung der Glaubwürdigkeit bei, eher schon zur Lächerlichkeit.

Wenn jetzt die Parole ausgegeben wird, dass die Fischer-Kampagne im Internet einmalig und richtungweisend gewesen sei, dass nie mehr wahlwerbende Parteien daran vorbei könnten, dann verheißt das nichts Gutes für die bevorstehenden Wahlkämpfe. Denn Vorbild war das keines. Ob im virtuellen Raum oder in unserer ganz gewöhnlichen Wirklichkeit: Wer gewinnen will – und wer vor allem die Jungen auf seine Seite bringen will –, der muss ein Angebot haben, das stimmt. Personell und inhaltlich.

Und dass man all das natürlich auch im Internet transportieren soll und muss, daran hat schon vor „HeiFi2010“ niemand gezweifelt. Nur: Inhalt und „Verpackung“ – also die internettaugliche Präsentation – müssen stimmig sein. Sonst bringt es genau so viel wie bei HeiFi. Nämlich genau nichts.

So, wie unsere Politiker mit dem Internet umgehen, können sie jeden Cent dafür sparen. Es würde sich aber lohnen, die politische Dynamik zu beobachten, die das Netz jetzt schon besitzt – und zwar abseits der Parteien.

Noch nie konnten Gruppen ihren Anliegen so effektiv eine breite Basis verschaffen wie über das Internet. Die berühmte „Hundstrümmerlkampagne“, die einige genervte Mütter von Kleinkindern gestartet hatten, erhielt binnen weniger Tage 150.000 Wiener Unterstützungsunterschriften – Heinz Fischer bekam mit der ganzen teuren Werbemaschinerie nur dreimal so viele Stimmen in Wien. In Deutschland und Schweden zittern die etablierten Parteien vor der „Piraten-Partei“, die sich im Internet gebildet hat und bei den Europawahlen in Schweden schon auf mehr als 7 Prozent gekommen ist. Bei der deutschen Bundestagswahl erreichte sie in manchen Städten bis zu 5 Prozent.

Aber auch diese Piraten sind „Ein-Themen-Gruppen“ – ihnen geht es nur um die Freiheit im Internet (sie wehren sich etwa gegen das Kriminalisieren des Filesharings, gegen alle zensurartigen Eingriffe des Staates im Netz). Daneben haben sie kein Programm, kein formuliertes Anliegen.

Noch braucht sich also keine Partei zu fürchten: Monothematisch wird niemand die Parlamente und Rathäuser stürmen. Mächtig werden solche Gruppen aber dann, wenn sie sich vernetzen. Wenn sie mangels wählbaren Angebots auf den Stimmzetteln gemeinsame Sache machen. Sich inhaltlich verbreitern durch das Zusammenführen ihrer vielfältigen Anliegen. Sich auf eine Gallionsfigur einigen, die dieser virtuellen Bürgerbewegung ein Gesicht gibt. Und sich dann Wahlen stellen.

Solche neue Bürgerparteien liegen in der Luft. Die etablierten Parteien werden es erleben. Ob sie es alle überleben, ist – in the long run – fraglich.

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Abbitte an Milton Friedman drucken

Es war ein spannender Halbtag in den Neunzigern. In einem eher nüchternen Raum einer kalifornischen Universität diskutierte eine kleine Gruppe mit Milton Friedman über alles und jedes. Er zeigte uns faszinierende Einsichten in weltwirtschaftliche Zusammenhänge. Nur in einem einzigen Punkt ärgerten wir uns über den kleingewachsenen Nobelpreisträger. Da lag er wohl völlig falsch.

Heute muss man ihm demütig Abbitte leisten. Denn täglich wird eines klarer: Gerade in jenem Punkt, wo wir ihm vehement widersprachen, bekommt Friedman von der Geschichte zunehmend recht. Er hatte die Europäer vehement vor einem Zusammenschluss zum Euro gewarnt. Wir hingegen glaubten, er täte dies vor allem, weil die Amerikaner eine Konkurrenz zum Dollar als einzige Weltwährung fürchteten. Wir betonten die vielen Transaktionsvorteile durch den Euro und seine Resistenz gegen Spekulation.

Friedman hingegen zeigte die gewaltigen Unterschiede zwischen den Euro-Ländern auf, die auch in Zukunft keine einheitliche Politik haben würden. Er prophezeite massive politische Interventionen in die Währung. Er analysierte insbesondere, dass die Gewerkschaften in jedem Land ganz unterschiedlich aggressiv sind. Und er verwies darauf, dass das bisherige Instrument, um diese Unterschiede auszugleichen, künftig wegfallen werde: nämlich die Abwertung von Währungen.

Und all das hat sich seither bestätigt. Insbesondere in den Ländern des südlichen Europas. So haben die griechischen Gewerkschaften – insbesondere jene des öffentlichen Dienstes – binnen zehn Jahren durch ihre exorbitanten und dann auch durchgesetzten Forderungen die griechische Wettbewerbsfähigkeit um mehr als 30 Prozent reduziert.

Griechenland kann aber nicht mehr abwerten. Es musste daher seine vielen Konzessionen an die Gier der Gewerkschaften, seine mangelnde Bereitschaft, gegen Korruption, Schattenwirtschaft und Steuerhinterziehung vorzugehen, durch ständig mehr Schulden finanzieren. Bis die Gläubiger erwachten – auch aufgeweckt durch die Information, dass die Griechen sogar bei ihren Statistiken kräftig geschwindelt haben.

Empfehlungen aus dem Jenseits


Was würde der inzwischen verstorbene Friedman den Europäern wohl heute raten? Vermutlich Folgendes:

  1. Vorerst keinen Kredit mehr für Griechenland.

  2. Notfalls die Gläubiger-Banken mit rund 60 Prozent für die dadurch eintretende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands schadlos halten (keinesfalls zu 100 Prozent), damit die Folgewirkungen abgebremst werden.

  3. Griechenland ein Aussteigen aus dem Euro-Raum nahelegen.

  4. Den Griechen nach Rückkehr zu einer eigenen Währung wieder Kredite geben, aber nur über den Internationalen Währungsfonds und unter strengen Auflagen (wie: Halbierung der Beamtenzahl; Streichung der Zulagen für Beamte; Einfrieren der Pensionen; Schaffung einer auch international besetzten Sonderkommission zur Jagd auf Steuerhinterzieher und Korruptionisten, die kräftige Vollmachten bekommt; Privatisierungen; Rückfahren der Militärausgaben, die noch für einen Krieg gegen den Erbfeind Türkei dimensioniert sind; Reduktion der Gesetze um 5000 Seiten pro Jahr; befristete Steuerzuschläge; grundlegende Reformen des Zivilrechts nach ausländischen Vorbildern).

  5. Ähnliche Pakete für Italien, Portugal und Spanien schnüren, bis deren Budgets halbwegs ausgeglichen sind. Unter Androhung, dass auch ihnen sonst der Kredit gesperrt und der Austritt nahegelegt wird.

  6. Ländern wie Österreich ganz konkrete Pakete empfehlen. Im Falle Österreichs etwa für die Schulden-Bundesländer Kärnten, Niederösterreich und Wien, aber auch für die Pensions-, Verwaltungs- und Gesundheits-Systeme. Dies unter der Androhung, dass auch hier Untätigkeit zu ganz konkreten Konsequenzen führen wird. (Immerhin hat sich auch für Österreich seit dem dummen Herumgerede seiner Regierung über Steuern die Kreditwürdigkeit in den letzten Wochen wieder signifikant gegenüber Deutschland verschlechtert.)

  7. Jedem Land, das die Maastricht-Kriterien verletzt, wird das Stimmrecht entzogen.


Natürlich wird Europa nicht auf solche Ratschläge hören, und den Griechen unter höchstwahrscheinlich nur sehr vagen Reformversprechungen wieder Geld geben. Das nicht ausreichen wird. Das aber gleichzeitig auch die Stabilität von Deutschland und den Niederlanden, den letzten halbwegs stabilen Ländern EU-Europas, erschüttern wird.

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Schmerzhaft, aber notwendig drucken

Vor einigen Tagen befasste sich das Tagebuch mit der dramatischen Perspektive sowohl für das Pensions- wie auch das Pflegesystem. Was könnte, was müsste getan werden, wenn eine Katastrophe, also ein Zusammenbruch vermieden werden soll?

Wir sind noch nicht ganz hilflos, aber jede einzelne Maßnahme verlangt mutige, Proteste ignorierende politische Entscheidungen.


  1. Am wichtigsten wäre die sofortige oder zumindest rasche Aussetzung der Hacklerregelung (die ja bekanntlich von fast allen, nur nicht von den wirklichen Hacklern konsumiert wird). Diese hat nämlich die erhoffte Entlastung der Pensionskassen durch die weitgehende Abschaffung der Frühpension voll „kompensiert“. Jedes Jahr, um das der durchschnittliche Pensionsantritt nach hinten verschoben werden kann, erspart dem System (beispielsweise dem Zuschuss aus dem total leeren Budgettopf) 1,2 Milliarden Euro.

  2. Die Pflegekatastrophe kann überhaupt nur mit Hilfe der Familien verhindert werden: Denn dort werden – überwiegend von Frauen – noch immer 80 Prozent der Pflegleistung erbracht. Daher ist jede Maßnahme, die materiell wie immateriell Familien fördert und Frauen sichert, auch eine Investition ins Pflegesystem. Allerdings nur dann, wenn das nicht zu Lasten der Zukunft finanziert wird.

  3. Das heißt auch, alles zu fördern, was das Kinderkriegen fördern könnte. Also etwa: Schaffung ausreichender Betreuungsplätze, Förderung von Arbeitsplätzen für Mütter, die nach der Kinderpause in den Job zurückwollen, stärkere steuerliche Absetzbarkeit von Kindern (was auch Besserverdiener wieder mehr zum Kinderkriegen ermutigen dürfte). Die direkten Geldzuschüsse werden hingegen zunehmend problematisch: Sie erhöhen heute primär die Immigration von wenig leistungsorientierten Gruppen in den österreichischen Wohlfahrtsstaat.

  4. Besonders heikel, aber umso wichtiger ist die frühere Angleichung des niedrigeren Frauenpensionsalters (das sonst bis in die 30er Jahre ungleich bleiben würde). Dafür gibt es keinerlei Rechtfertigung, denn der Nutzen dieses Privilegs kommt ja auch der rasch steigenden Zahl kinderloser Frauen zugute. Übrigens würde diese Angleichung den ununterbrochen bejammerten Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen deutlich verringern: Verdient man doch in den meisten Berufen in den letzten Berufsjahren am meisten.

  5. Der schon mehrfach politisch verhandelte, aber dann am Populismus der SPÖ gescheiterte Nachhaltigkeitsautomatismus gehört dringend umgesetzt. Dieser würde das gesetzliche Pensionsantrittsalter automatisch in Relation zur steigenden Lebenserwartung erhöhen. Immerhin hat in Deutschland sogar die SPD einer Erhöhung des Antrittsalters schon auf 67 Jahre mitbeschlossen, während die SPÖ diesem Thema seit Faymann total aus dem Weg geht.

  6. Ein interessanter Vorschlag ist die Belohnung für längere Erwerbstätigkeit. Wer länger einzahlt, bekommt dann auch deutlich mehr Pension. Da hätten beide Seiten etwas davon.

  7. Längeres Arbeiten wäre auch für die Gesundheit gut: Denn Untersuchungen zeigen, dass Beschäftigte viel gesünder sind als gleichaltrige Frühpensionisten (was auch dann stimmt, wenn man die Invaliditätspensionisten aus dem Vergleich herausrechnet).

  8. Während die Bundespensionen – freilich mit langen Übergangsfristen – schon an das allgemeine ASVG/SVA-Pensionssystem angeglichen sind, sind viele Bundesländer trotz ihrer angeblichen Finanznöte viel großzügiger mit den eigenen Beamten (aus deren Kreis ganz zufällig sehr viele Landtagsabgeordnete kommen …): Allein Wien gibt solcherart 130 Millionen Euro mehr für seine Beamten aus. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

  9. Die bisherige Schwerarbeiterregelung sollte auslaufen: Denn die beschert dem gut verdienenden Bergarbeiter auf Kosten der Billa-Verkäuferin eine bessere Pension. Stattdessen sollten die Sozialversicherungsbeiträge für Schwerarbeiter (zur Finanzierung einer besseren oder früheren Pension) höher sein – falls es in einer Branche ein signifikant niedrigeres Sterbe- oder Invaliditätspensionsalter gibt. Das wäre ein Beitrag zur Kostenwahrheit und würde auch dazu führen, dass gefährliche, ungesunde Arbeit seltener wird.

  10. Die asymmetrischen Pensionserhöhungen müssen gestoppt werden. Im letzten Jahrzehnt sind die höheren Pensionen immer um viel geringere Prozentsätze als die niedrigen Pensionen erhöht worden. Das führt langfristig zu einer Einheitspension. Und das zerstört jeden Anreiz, möglichst viel und lang ins System einzuzahlen. Was man ja nur dann tut, wenn man sich im Gegenzug eine höhere Pension erwarten kann.

  11. Die Lösung der Pflegefinanzierung wird eine zentrale Aufgabe; das erkennt auch langsam die Politik. Dabei sollte unbedingt die Pflege mit dem Gesundheitssystem zusammengelegt werden; was natürlich nicht heißt, dass die zusätzlichen Kosten über Lohnzuschläge finanziert werden müssen (in manchen Ländern stellt man die Finanzierung der Pflege etwa auf Beiträge der nicht pflegebedürftigen Pensionisten um). Nur so lassen sich die schon jetzt tobenden zahllosen Abgrenzungskonflikte vermeiden, wo Pflegefälle ununterbrochen in peinlicher Art und Weise mit der Rettung zwischen Spitälern und Pflegeheimen hin und her geschickt werden. Weil sie niemand mehr will.

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Die Demokratie verbessern? drucken

Ich habe mich bewusst bisher nicht zu den verschiedenen Vorschlägen für eine verfassungsrechtliche Neuordnung der Bundespräsidentwahl geäußert. Denn Österreich hat dutzendweise wichtigere Themen. Mit dieser Debatte lenkt die politisch-journalistische Klasse nur von den viel relevanteren, aber unangenehmeren Fragen ab. Da mich jedoch einige Partner zu einer Stellungnahme aufgefordert haben, will ich mich nicht drücken.

Wann immer man das Thema angreift, sollte jedenfalls als erstes das groteske Verbot für Angehörige der Familie Habsburg aufgehoben werden, als Bundespräsident zu kandidieren. Das würde Österreich ein großes Stück näher zu einer normalen Demokratie machen - auch wenn ich derzeit weit und breit keinen Habsburger sehe, den ich für ein politisches Spitzenamt für geeignet halte.

Würden auch auch die übrigen Habsburger-Gesetze entsorgt, würde Österreich im übrigen auch ein Stück näher zu einem normalen Rechtsstaat werden. Aber da haben die Sozialdemokraten panische Angst davor, dass man etwa der Familie die Schlösser um einen symbolischen Euro abkaufen müsste. Denn deren Erhaltung kann sich ohnedies kein Habsburger leisten - selbst wenn er auch die dazugehörigen Wälder bekäme.

Hochinteressant - wenn auch wenig diskutiert - ist der Vorschlag des steirischen Politikberaters Herwig Hösele, die Fristen der Briefwahl zu ändern. So wichtig deren - lange von der SPÖ verhinderte - Einführung war, so absurd ist es, dass die Briefwahlstimmen erst lange nach dem Wahltag abgeschickt und gezählt werden. Das ermöglicht Manipulationen. Das schafft vor allem eine Woche der lähmenden Ungewissheit, wie denn die Wahl nun wirklich ausgegangen ist. Es ist absolut zumutbar, dass jene Briefe schon am Wahltag eingelangt sein müssen.

Nicht ganz vom Tisch zu wischen ist der Vorschlag Heinz Fischers, die Wiederwahl abzuschaffen, und statt dessen eine achtjährige Amtsperiode einzuführen. Das ist zwar international eine absolut unübliche Länge - jedoch noch immer viel kürzer als die Regentschaft von Monarchen. Und bei denen behauptet ja auch niemand (mehr), dass ein Königtum mit den Regeln der Demokratie unvereinbar wäre.

Die Monarchie wieder einzuführen, wie ebenfalls schon vorgeschlagen, würde uns zwar vielleicht mutigere und weniger parteiische Staatsoberhäupter bescheren. Aber das würde angesichts der wirklichen Herausforderungen nur sinnlose Emotionen für ein totales Randthema aufwühlen, für das es sicher keine Mehrheit im Parlament gibt. Den Monarchisten steht vorerst jederzeit der Weg eines Volksbegehren frei, deren Ergebnis wäre immerhin ein Indiz für die Relevanz dieses Gedankens. Zuerst sollten sich die Proponenten übrigens einigen, was Österreich dann werden sollte: Ein Kaisertum? Das ist bei acht Millionen skurril. Ein Königtum? Das war Österreich nie. Ein Erzherzogtum wie einst? Ob das die nötige Autorität brächte und die offenbar erwünschte Attraktivität für Tourismus und Klatschspalten ausüben würde?

Da und dort wird auch von mehr Kompetenzen für den Präsidenten gesprochen. So lange sie im Rahmen etwa des Vorschlags von Rudolf Gehring bleiben, kann man darüber reden: Der wollte dem Bundespräsidenten das Recht zur Gesetzesinitiative geben, über die dann der Nationalrat zumindest abstimmen müsste. Ein noch viel spannendere Idee wäre es, dem Bundespräsidenten das Recht zu geben, zu heiklen Fragen eine unabhängige Kommission einzusetzen, die Vorschläge macht, über die dann das Parlament zu befinden hat: etwa über das Pensionssystem, die Neutralität, den Föderalismus oder die Finanzkrise. Jede dieser Kommissionen wäre besser als das parteipolitische Gezänk eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.

Wenig halte ich aber von allen Vorschlägen, die dem Bundespräsidenten ein echtes Vetorecht geben. In allen Staaten, in denen es ein solches Zweischlüsselsystem gibt, führt das oft zu langen Blockaden. Aber jedenfalls wäre der Bundespräsident schon ein sinnvollerer, billigerer und besser legitimierter Kandidat für den Besitz eines zweiten Schlüssels, als es etwa der Bundesrat ist. Eine solche Konstruktion würde übrigens auch im Gegensatz zum letzten Mal das Interesse aller Parteien wecken, auch wirklich einen Kandidaten aufzustellen.

Natürlich ist es grotesk, wenn die Parteien der drei angetretenen Kandidaten den nicht in Erscheinung getretenen Parteien die Schuld an der blamablen Wahlbeteiligung geben. Da keine einzige Partei zum Nichtwählen aufgerufen hat, liegt die Nichtbeteiligung wohl primär an der mangelnden Attraktivität der Drei, die nicht genug Wähler begeistern konnten. Und auch an der mangelnden Bedeutung des Amtes. Was aber ja an sich noch kein Grund sein kann, deswegen gleich das Amt aufzuwerten.

Grotesk ist diese Schuld-Debatte noch aus einem anderen Grund: Sie geht davon aus, dass der Großteil der Wähler sich von irgendeinem Parteisekretariat befehlen lassen würde, was sie am Wahltag zu tun haben. Das funktioniert nicht einmal bei linken Kaderparteien, bei bürgerlichen natürlich schon gar nicht.

Noch grotesker ist die Idee, wieder die Wahlpflicht einzuführen. Wir sollten vielmehr froh sein, dass wir nicht schon wieder neue Pflichten auferlegt bekommen, sondern einmal ein kleines Stück Freiheit errungen haben. Kann es da wer nicht ertragen, wenn die Bürger mit dieser Freiheit etwas anderes machen, als irgendeine Obrigkeit will? Wahrscheinlich sollten in dieser Vorstellungswelt die Wähler auch gleich singend im Gleichschritt und mit Fahnen vom Arbeitsplatz zur Wahlurne marschieren . . .

Richtig ist hingegen die Beobachtung, dass noch jeder amtierende Bundespräsident wiedergewählt worden ist. Das aber liegt weniger am Wahlrecht, sondern am österreichischen Byzantinismus, in dem das Nicht-Handeln des Staatsoberhaupts sechs Jahre lang nur devot begleitet wird.

In anderen Ländern wird hingegen immer seltener jemand im Amt wiedergewählt. Denn jeder Amtsträger wird ständig von Medien und Öffentlichkeit kritisch begleitet. Solange sich das nicht ändert, wäre es wohl besser und billiger, die Wiederwahl in die Bundesversammlung zu verlegen - allerdings nur, wenn der amtierende Präsident dort auch zwei Drittel der Stimmen bekommt. Ansonsten sollte jedenfalls das Volk entscheiden.

Wichtiger als all diese Ideen wäre es aber jedenfalls, wenn Österreich der direkten Demokratie ein Stück näherkäme. Wenn etwa die Bürger mitbestimmen könnten, ob Österreich Griechenland mit fast einer Milliarde beistehen soll. Oder ob das Finanzloch durch Sparen oder durch Steuern zu befüllen wäre.

Einen wahrscheinlichen Fortschritt im Funktionieren der demokratischen Institutionen brächte auch das Mehrheitswahlrecht. Es würde eher zu effizienten Regierungen führen, es würde klarere Verantwortungen herstellen.

Dennoch noch einmal: Auch diese interessanten Reformmöglichkeiten sollten derzeit in die zweite Reihe gestellt werden. Jetzt müsste es statt dessen jeden Tag um Verwaltungsreformen, um Einsparungen, um den Abbau föderalistischer Doppelgleisigkeiten gehen.

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Noch einen Tusch auf der Titanic drucken

Die Katastrophe ist nun da. Und noch viel schlimmer als befürchtet. Gegen den Rat der besten Ökonomen Europas - von Hans Werner Sinn bis Vaclav Klaus - werden den Griechen nun sogar 110 Milliarden Euro zugeschoben. Wie seriös die Politik bei diesem Beschluss gearbeitet hat, zeigt sich schon an Hand der Tatsache, dass noch vor wenigen Tagen nur (nur?) von 45 Milliarden die Rede gewesen ist. Wer soll den Politikern da noch glauben, wenn sie uns nun - Hand in Hand mit den staatlich finanzierten Medien - treuherzig versichern, dass es dabei bleiben wird, und dass die Griechen das Ganze sicher zurückzahlen werden?

All das ist nur noch grotesk. Der wahre Grund ist, dass die Politik und die Zentralbanken nicht zugeben wollen, dass man bei der Aufnahme von Ländern des ausgabenlustigen Clubs Mediterranee schwere Fehler begangen hat, dass man sich tölpelhaft betrügen hat lassen, dass man keine harten Aufnahme-Kriterien angewendet hat.

Jetzt wird uns versichert, dass die Griechen für die Hilfe künftig schwere Opfer bringen müssen. Man sagt aber nicht, welche Optionen die Big-Spender-Länder haben, wenn die Griechen - wie zu erwarten ist - doch nur einen Teil der Spar-Versprechungen umsetzen, nämlich gar keine.

Denn ist das Geld erst bezahlt, sind die Möglichkeiten zu konsequenten Reaktionen noch viel mehr dahingeschmolzen. Dann können die anderen Europäer noch viel schlechter sagen: Aus, ihr wart nicht pakttreu, jetzt gibt es kein Geld mehr. Das wird hundertprozentig nicht passieren, denn dann stünden die Regierungschefs, Finanzminister und Notenbanker noch viel blamierter da, weil sich ihre nunmehrige Spendierfreude rückwirkend als sinnlos herausgestellt haben wird.

Österreich wird also fröhlich statt der vor wenigen Tagen noch verkündeten 0,9 gleich 2,3 Milliarden in die Athener Sammelbüchse werfen. Gleichzeitig weiß dieses Land seit Monaten nicht, wie es 1,7 Milliarden Steuererhöhungen realisieren soll. Österreich muss heuer jedenfalls den Beamten, den Pensionisten, den Sparern, den Steuerzahlern, den Subventionsempfängern noch kräftig in die Tasche greifen, um die schon vor Griechenland entstandene Schieflage ein wenig zu korrigieren. Mehr als "ein wenig" stand da eh nie zur Debatte.

Griechenland verschlimmert jedenfalls die österreichische Schieflage noch mehr. Daraus folgt eigentlich mit zwingender Logik, dass nun auch die Steuererhöhung viel größer sein wird. Da uns freilich versichert wird, dass das keinesfalls der Fall sein wird, können wir also sicher sein, dass es sehr wohl eine noch viel ärgere Steuererhöhung geben wird.

Das, was da jetzt rund um Griechenland passiert, ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem. Das bringt auch die westeuropäischen demokratischen Rechtsstaaten in eine lebensgefährliche Schieflage. So wie von der inflationären Geldschöpfung der 20er Jahre ein direkter Weg in Krieg und Verbrechen geführt hat.

Natürlich wäre es alles andere als problemlos, die Griechen und insbesondere deren Beamten und Gewerkschaften jetzt mit den Folgen ihrer Verschwendungssucht alleine zu lassen. Insbesondere viele Banken würden nochmals Staatshilfe brauchen, damit kein Domino-Effekt entsteht.

Aber mittelfristig wäre das zweifellos viel billiger als die Kettenreaktion, die nun ausgelöst worden ist. Denn die Griechen werden auch im kommenden Jahr wieder Geld brauchen. Die spanischen und portguiesischen Verschwender werden sich noch weniger in den Schranken weisen lassen. Das gilt aber genauso auch für die Gier der österreichischen Gewerkschafter, der Interessen- und Regionalpolitiker, der subventionsgierigen Unternehmen, der Bauern und Ökoprofiteure. In Österreich und in allen anderen Ländern.

Mit anderen Worten: Wir sind nicht dem Eisberg ausgewichen, sondern wir haben der Musik nur aufgetragen, noch länger zu spielen, damit auf der Titanic nur ja keine Panik entsteht, während die letzten Chancen versäumt werden, in Rettungsboote umzusteigen.

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Warum die Deutschen zahlen müssen drucken

Der Weltkrieg ist vor 65 Jahren zu Ende gegangen. Nur noch ein sehr kleiner Prozentsatz der Akteure ist noch am Leben. Dennoch gibt es eine Renaissance der Instrumentalisierung des Krieges und der dabei begangenen Verbrechen als Waffe gegen politische Gegner. Von Griechenland bis Italien. Und in Österreich sowieso in jedem Wahlkampf der letzten Jahre.

In Griechenland beschimpfen Zeitungskommentatoren die Deutschen, weil Berlin damit zögert, die Kleinigkeit von acht Milliarden zur Finanzierung der griechischen Steuerhinterzieher, Beamten (mit Gehaltssteigerungen weit über jenen in Deutschland oder Österreich), Subventionen (für alles und jedes, die sogar die österreichischen Verhältnisse weit übertreffen), Pensionisten (Bild-Zeitung: "Warum zahlen wir den Griechen ihre Luxus-Renten?") und Arbeitsmoral (die eher das Gegenteil einer solchen ist) hinzulegen. Wobei es, nebstbei vermerkt, sicher nicht bei den acht Milliarden bleiben wird. Denn die Griechen werden nächstes Jahr wieder mit dem Hut in der Hand dastehen. Und Spanier, Italiener, Portugiesen ebenso, wenn sie einmal gesehen haben, wie leicht die Griechen ihre Schulden dem Ausland anhängen können.

Das wirklich skandalöse Hauptargument der griechischen Kommentatoren ist, dass die Deutschen wegen der Untaten von SS und Wehrmacht im Krieg ihnen jetzt beistehen müssen. Offenbar gilt auch bei ihnen das Motto: Es muss immer ein anderer an der eigenen Not, den eigenen Fehlern schuld sein. Und wenn die Argumentation aus noch so lang vergangenen historischen Epochen hergeholt werden muss. Man bittet nicht, man fordert.

Vielleicht ein kleiner Tipp für die Griechen: Auch die Türken/Osmanen sind vor einiger Zeit über ihr Land hergefallen (und den Türken geht es in letzter Zeit ein wenig besser). Da müsste doch auch etwas zu holen sein. Und was ist mit den Briten? Oder gar den Italienern, die doch die Nachfolger der alten Römer sind und einst viele Griechen als Sklaven genommen haben?

Das wäre übrigens auch eine gute Methode, die österreichischen Staatsfinanzen zu sanieren: Wann haben die Franzosen für die Einfälle der napoleonischen Armeen in Österreich bezahlt? Oder die Ungarn für ihre mittelalterlichen Exkursionen die Donau herauf?

Freilich sollte sich auch die österreichische Regierung bewusst sein: Wenn am Ende die Deutschen wieder einmal unter dem Titel Weltkrieg zahlen müssen, dann sind auch die Österreicher bald dran.

Am flottesten sind die Italiener unterwegs. Aber natürlich nicht mit Entschädigungen an die Griechen; oder an die Kroaten, Slowenen, Äthiopier und andere für die italienischen Überfälle. Nein auch sie sind natürlich nur Opfer: Sie lamentieren nicht lange, sondern nehmen sich einfach das Geld der Deutschen (ehrlich, kein Witz). Seit März 2009 zahlt Italien der Deutschen Bahn nicht mehr das Geld für Fahrkarten nach Deutschland, die in Italien verkauft worden sind. Einige italienische Richter haben zugunsten von italienischen Opfern deutscher Kriegsmassaker einen entsprechenden Exekutions-Titel bewirkt. Und die Deutsche Bahn ist schwachsinnig genug, jetzt lange vor italienischen(!) Gerichten herumzuprozessieren, statt einfach in Italien ausgestellten Tickets nicht mehr anzuerkennen.

Aber auch in Griechenland sind Richter schon einschlägig unterwegs gewesen: Und nur eine Notbremsung der griechischen Regierung verhinderte etwa eine Pfändung des Goethe-Instituts in Athen zugunsten der Nachfahren von Nazi-Opfern.

Das alles – so muss man sich vor Augen halten – findet  inmitten einer Europäischen Union statt, an deren Wiege der deutsch-französische Schwur des „Nie wieder“ gestanden ist. Wenn der Schwachsinn so weitergeht, dann wird auch diese Union so zerfallen wie die anderen zwei großen multinationalen Gebilde in Europas Geschichte, nämlich die beiden Reiche, die das Adjektiv „Römisch“ trugen. Nichts ist ewig – bis auf die chauvinistische Dummheit.

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Küssen für die Partei drucken

Die Bildungspolitik der SPÖ wird immer absurder: In Wien müssen nun die Schüler als Auftakt für den offenbar sehr militant geplanten Anti-Rechts-Wahlkampf nach Willen der Partei in stalinistischer Methode zu Tausenden für Agitationsplakate küssen."Kiss Ausgrenzung Goodbye" haben die SPÖ-Agitatoren in schmerzhaft schlechter Sprache für diese Plakate getextet. Auf Hochschulebene verhindert die SPÖ gleichzeitig ein weiteres Jahr lang die von fast allen Rektoren dringend verlangten Zugangsbeschränkungen für wichtige Studienrichtungen.

Die Schulaktion ist eine Idee der Stadtschulratspräsidentin, die ganz offensichtlich ihr eigenes Überleben trotz ihrer schweren Überforderung durch eine hemmungslose Ausdehnung des Wahlkampfes in die Schulen sichern will. Sie besteht darin, dass die Schüler ein Plakat "mit Lippenstift!" (auch das Rufzeichen ist O-Ton der unsäglichen Frau Brandsteidl) küssen müssen, dass dann propagandistisch eingesetzt werden soll.

Wörtlich schreibt Brandsteidl, ganz auf Linie des SPÖ-Wahlkampfes, den Schuldirektoren in ihrem eigenen Deutsch: "Kiss Ausgrenzung Goodbye! - unter diesem Motto geben unsere Schüler ein sichtbares Statement, dass sie gegen Ausgrenzung sind und sich ein konstruktives Miteinander aller - in der Schule, aber auch darüber hinaus - wünschen."

Und weiter: "Diese Aktionsform wurde gewählt, weil sie positiv besetzt ist. Die Jugendlichen küssen (mit Lippenstift!) ein vom Stadtschulrat vorbereitetes Plakat, auf dem "Kiss Ausgrenzung Goodbye" steht. In Summe ergeben sich so eine Vielzahl von Plakaten, die mit tausenden Küssen geschmückt . . ." Quack, quack.

Und ungeniert wird jetzt schon angekündigt, dass diese Plakate dann im September in einer Ausstellung präsentiert werden. Also ganz, ganz zufällig wenige Wochen vor der Wiener Wahl.

Geht es noch frecher und ungenierter? In den letzten 60 Jahren hat wohl noch nie jemand so ungeniert versucht, Schulen und Schüler zu einer so durchsichtigen parteipolitischen Aktion zu verdonnern. Das ist ein Missbrauch der Schulen, die jeden falschen Zungenschlag im Wahlkampf weit in den Schatten stellt. Dass sich Rot-Grün und die massenweise von diesen gekauften Medien über irgendwelche Zungenschläge politisch korrekt empört erregen werden, kann ja jetzt schon als gegeben angesehen werden. Ob diese Töne nun von FPÖ, BZÖ oder ÖVP kommen (bei der letzteren natürlich nur, wenn sie sich endlich um die Interessen ihrer bürgerlichen Wähler anzunehmen beginnt, und damit zu einer ernstzunehmenden Gefahr für die absolute SPÖ-Herrschaft in Wien werden sollte). Oder von eventuellen sonstigen Gruppierungen.

Man lese sich nur den Ton der Frau Brandsteidl durch: "Die Schüler küssen". Nicht nur jene, die wollen, sondern alle haben zu küssen. So wie halt in der Sowjetunion Stalin-Statuen zu küssen waren. Als Geste der absoluten Demütigung der Untertanen.

In ihrer abgrundtiefen Dummheit begreift Brandsteidl freilich eines nicht: dass eine solche Zwangsaktion bei Schülern – selbst wenn  diese, nur um nicht negativ aufzufallen, halt das Pamphlet wirklich küssen sollten – das Gegenteil auslöst. So viel von Demokratie und Freiheit verstehen die Kinder schon noch. Gespannt darf man übrigens auch sein, ob die islamischen Kinder sich das Küssen anordnen lassen, denen das vielfach kulturell absolut nicht passen dürfte.

Die Frau Brandsteidl lässt ihre Parteigenossen Bezirksschulinspektoren aber auch schon gewaltigen Druck auf jene Schulen ausüben, die bisher gezögert haben, da mitzumachen. Die Direktoren wissen: Wer sich taub stellt, der bekommt halt seine nächsten fünf Wünsche vom Stadtschulrat nicht erfüllt.

Dass das Ganze nicht nur der wohl größte Schulskandal seit Jahrzehnten ist, sondern auch hygienisch nicht ganz unproblematisch sein dürfte, sei nur am Rande vermerkt. Politisch relevanter ist schon die Tatsache, dass es Michael Häupl nur einen Anruf kosten würde, diese Aktion zu stoppen.

Was schon jetzt ein weiterer wichtiger Hinweis ist, wie man sich bei den bevorstehenden Wiener Wahlen als anständiger Mensch verhalten muss: Alle Parteien, die nicht garantieren, dass sie dieses unsägliche Regime in Wien beenden, sind unwählbar.

Daneben geht der zweite bildungspolitische Skandal, den die SPÖ in den letzten Stunden verursacht hat, beinahe unter. Sie weigert sich weiterhin, die von mehreren Rektoren verlangten Zugangsbeschränkungen für unerträglich überlaufene Studienrichtungen wie Wirtschaft und Architektur zu genehmigen.

Also wird es dort auch in diesem Herbst weiter ein unerträgliches Freistilringen um Plätze in den Hörsälen geben. Obwohl es, wie einer der Rektoren formulierte, nur eine Stunde gedauert hätte, um die entsprechende Verordnung auszuformulieren, wird nun bis Herbst herumgebastelt. Und zwar an der unsinnigen Konstruktion von Studieneingangsphasen, die vielen Studienanfängern zwei Semester kosten werden, bis sie dann hören, dass sie nicht genommen werden. Die Möchtegern-Mediziner hören das hingegen nach wenigen Tagen und verlieren keine Studienzeit.

Aber auch bei dieser Studieneingangsphase ist keineswegs sicher, ob sie dann wenigstens ein Jahr später kommt, ist doch die Hochschülerschaft – ganz gegen die Interessen der bereits Studierenden – dagegen. Und wenn wer dagegen ist, traut sich die SPÖ in der Regel nie für etwas zu sein. Und sei es noch so logisch und notwendig.

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Fußnote 101: Wiener Wahl rasch vorverlegen drucken

Alles steht in Österreich, Michael Häupl zuliebe. Muss das sein?

Vor den steirischen und vor allem Wiener Wahlen im Oktober wird es keinerlei Klarheit über Sparmaßnahmen, Reformen und Steuererhöhungen geben. Das macht die Koalition aus Rücksicht auf die Chancen von Michael Häupl (was die ÖVP nicht alles macht, um der SPÖ zu helfen . . .). So weit so schlecht. Die dramatische Entwicklung der Griechenland-Krise und die wieder einsetzende Verschlechterung der österreichischen Kreditwürdigkeit sollten aber klarmachen, dass niemand mehr so viel Zeit hat. Daher der Vorschlag: Wenn die Bundesregierung schon auf die Wahlen wartet, könnten die Länder im Gegenzug die Wahlen auf das Frühjahr vorverlegen. Oder bangen Häupl & Co so sehr um den Verlust ihrer Macht? Immerhin könnten ihnen ja die Anzeichen Mut verschaffen, dass es der FPÖ derzeit nicht gerade rasend gut geht. Immerhin stehen ihre Chancen jetzt noch besser, als wenn man die Krise bis Jahresende unbeantwortet ließe.

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SN-Kontroverse: Begrenzung der Meinungsfreiheit? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der Meinungsfreiheitsartikel im Verbotsgesetz abgeschafft werden?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Wiedergänger sind unterwegs


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Es gibt sie stets aufs Neue: Die Wiedergänger der Vergangenheit. Mit Scheinargumenten, die den Kern der Sache und vor allem ihre Absicht verschleiern sollen, versuchen sie ein Gesetz zu Fall zu bringen, das mit gutem Grund 1947 in der von Faschismus und Nationalsozialismus befreiten Zweiten Republik eingeführt wurde. In regelmäßigen Abständen ist das Ziel ihrer Begehrlichkeiten das Verbotsgesetz.

Ihre Argumente stehen auf wackeligen Beinen, wiewohl sie in ihrer Holzschnitzartigkeit gern von den sich so zeitgeistig gerierenden Führerinnen und Führern althergebrachter Krawallparteien mit Lust apportiert und dem WählerInnenpublikum unter die Nase gerieben werden.

Besonders anrüchig sind in diesem Zusammenhang jene selbst ernannten „bürgerlichen" Kreise, die mit dem Argument der „Meinungsfreiheit" gegen das Verbotsgesetz und somit in die Schlacht um die Oberhoheit über die Stammtische ziehen. Sie sehen im Verbotsgesetz, durch das das Leugnen des Holocaust unter Strafe gestellt wird, eine ihrer Meinung nach unzulässige Einschränkung der Meinungsfreiheit im Sinne der Europäischen Menschenrechtskonvention. Obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in seinen Urteilen stets darauf verweist, dass der Missbrauch der in der Konvention festgelegten Rechte und Freiheiten durch Feinde einer freien und demokratischen Ordnung verboten ist.

Im Klartext: Wer Freiheit und Demokratie durch NS-Wiedergängerei (oder andere Formen der Diktatur) abschaffen will, kann sich nicht auf den Schutz der Europäischen Menschenrechtskonvention berufen. Oder noch deutlicher: Demokratie und ihre durch sie garantierten Grund- und Freiheitsrechte können jene, die sie auf rein formale Kriterien reduzieren oder sie abschaffen wollen nicht in extenso ausnützen.



Die Österreicher sind reif genug


Andreas Unterberger



Bruno Kreisky war strikt dagegen. Viele große Juristen waren strikt dagegen. Sie alle fürchteten, dass man dadurch nur Märtyrer schafft. Dennoch wurde nach Kreisky das an sich richtige Verbotsgesetz verschärft. Damals wurden mehrjährige Haftstrafen für reine Meinungsdelikte in Zusammenhang mit der NS-Zeit eingeführt.

Das ist etwas, was in den großen Mutterländern der rechtsstaatlichen Demokratie wie den USA oder Großbritannien, aber auch anderswo auf blankes Unverständnis stößt. Denn dort weiß man: Wenn der Staat einmal beginnt, Meinungen zu verbieten und zu bestrafen, dann wird das Fundament des Rechtsstaats zerstört. Mit Narren, die etwa den Massenmord in den Konzentrationslagern leugnen, muss ein selbstbewusster Staat anders besser fertig werden. Durch gesellschaftliche Ächtung, durch Faktenwissen, durch Überzeugungsarbeit. Das gelingt ohne Haftandrohung viel glaubwürdiger.

Solche Verbote machen Dinge für Jugendliche oft erst interessant. Solche Verbote wiegen in falsche Sicherheit, dass man per Gesetz Vernunft oder Wahrheit erzwingen kann. Dieses Verbot ist einäugig, weil die Millionen Opfer des Kommunismus oder des Pogroms an den Armeniern weiterhin geleugnet werden dürfen.

Sind die Österreicher wirklich so gefährlich oder dumm, dass noch zwei Generationen nach Ende des Nationalsozialismus ein solcher Verstoß gegen eines der wichtigsten Menschenrechte notwendig wäre? Geht da etwas „Gut Gemeintes“ einfach daneben? Oder brauchen Rot-Grün die ewige Faschismuskeule als Substitut eigener Existenzberechtigung? Und was ist dann mit einem Heinz Fischer, der laut Parlamentsprotokoll einst „Sieg Heil“ gerufen hat, oder einem H.-P. Martin, der unlängst im EU-Parlament einen politischen Gegner mit dem Hitler-Gruß begrüßt haben soll, wie zumindest dieser angibt?

Dieses Land bräuchte souveräne Gelassenheit anstelle verkrampfter Gesinnungsschnüffelei. Nur: Woher nehmen?

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Fußnote 100: Der alte Mann und die Wahl drucken

Hans Dichand will wieder einmal eine Volksabstimmung.

Der alte Herr hat scharfsichtig erkannt, dass wir einen Minderheitenpräsidenten haben (es hat ja nur eine deutliche Minderheit der Wahlberechtigten Heinz Fischer gewählt). Aber der Schluss, den er daraus zieht, ist ein Kurzschluss: „So kämpfen wir dafür, dass bei uns das Recht vom Volk ausgeht. Zwar wird Heinz Fischer weiter unser Bundespräsident bleiben, aber eine Volksabstimmung, um ihn als Mann an erster Stelle im Staat zu bestätigen, wäre jetzt notwendig.“ Zeit für Werner Faymann, wieder einmal einen Brief an den „Sehr geehrten Herausgeber“ zu schreiben. Vielleicht könnte er es einmal wagen, dem Onkel Hans die Spielregeln der Demokratie zu erklären. Zeit aber auch für alle anderen „Krone“-hörigen Politiker, sich endlich von Dichand nicht mehr einschüchtern zu lassen. Wie viel (höflich gesagt) Altersstarrsinn muss er noch nachweisen, bis sie ihn einfach ignorieren?

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Die Schuldigen suchen einen Sündenbock drucken

Es ist absolut faszinierend: Noch selten waren die Ursachen einer Katastrophe so sonnenklar, wie im Anlassfall Griechenland; zugleich wird jedoch europaweit ein ungeheuer Aufwand getrieben, von diesen Ursachen abzulenken und Sündenböcke zu finden. Der einst vielgerühmte „europäische Weg“ führt direkt in den Abgrund. Die an der Wahl dieses Weges Schuldigen attackieren jedoch all jene, die am Rande dieses Weges Warntafeln mit der Aufschrift „Vorsicht Abgrund!“ aufgestellt haben.

Man lese nur die Kommentare bestimmter Politiker und Journalisten. Da wird in einer angeblichen Qualitätszeitung der Bankrott Griechenlands als „Liquiditätskrise“ beschönigt. Da werden die Rating-Agenturen beschimpft, weil sie griechische oder portugiesische Staatsanleihen abwerten. Da werden die Banken beschimpft, weil sie den Griechen Geld geborgt haben. Da werden die Banken beschimpft, weil sie den Griechen kein Geld borgen. Da sind an allem und jedem anonyme Spekulanten schuld. Da werden die Deutschen beschimpft, weil sie im Gegensatz zu den Griechen imstande sind, Produkte zu günstigen Preisen zu exportieren (ehrlich, diesen Unsinn verzapft ein Professor der Wiener Wirtschaftsuniversität!). Da fehlt nur noch, dass am Schluss wieder einmal die Angehörigen einer bestimmten Religion schuld sind.

Es ist wirklich beklemmend, mit welcher Energie da Sündenbock-Theorien gezimmert werden, nur um von der einzigen Hauptursache abzulenken: Die Griechen haben jahrelang ungeniert über ihre Verhältnisse gelebt, den Staat und die europäische Außenwelt schamlos betrogen, sich unglaubliche Lohn- und Pensionserhöhungen genehmigt, Steuern hinterzogen, die Korruption eskalieren lassen. Und sie haben geglaubt, dass das mit dem harten Euro genauso problemlos geht wie mit ihrer weichen Drachme, die sie ständig abwerten konnten, so dass der Unsinn relativ folgenlos blieb.

Und warum sind so viele unterwegs – bis hin zum Chef der österreichischen Nationalbank? Weil ähnliches auch in vielen anderen europäischen Staaten stattfindet. Und weil in einer Kettenreaktion wirklich der ganze Euroraum bedroht ist.

Man rufe sich nur folgenden grotesken Aspekt ins Bewusstsein. Das von den diversen Ewald Nowotnys so hochgelobte Rettungspaket für Griechenland besteht zu einem wesentlichen Teil aus Milliarden von Italien, Portugal, Spanien – also lauter Ländern, die fast ebenso bankrott und überschuldet und sorglos sind wie die Griechen. Ausgerechnet die sollen jetzt den Retter spielen! Jedes Pyramidenspiel ist dagegen eine hochseriöse Angelegenheit.

Natürlich gibt es noch andere Mitschuldige an der dramatischen, weit über Griechenland hinausreichenden Entwicklung. Auch in Österreich.

Man denke nur an die ununterbrochene Kritik etwa der Freiheitlichen an den Maastricht-Kriterien (obwohl deren Einhaltung durch die Regierungen den Euro geschützt hätte), an die Kritik vieler Wirtschaftskreise an „Basel II“ (obwohl dieses Abkommen ja die Banken zu einer strengeren Handhabung der Kreditvergabe zwingen sollte), und an die besonders populistisch-laute Kritik  der SPÖ am „Einsparwahnsinn“ (O-Ton Michael Häupl), am „Nulldefizitfetischismus“ oder an der angeblichen sozialen Kälte der Sparpolitik Karl-Heinz Grassers (obwohl die wirkliche soziale Kälte jetzt von Griechenland bis Portugal herrschen wird).

Ich weiß schon, es gibt fast keinen Bankrotteur, der die Schuld bei sich selber sucht. Dennoch sollte uns klar sein, je länger wir uns über die Ursachen in die Tasche lügen, umso weniger wird eine Sanierung möglich sein.

Das heißt nun nicht, dass die Banken kein Teil des Problems wären. Sie haben in der verzweifelten Suche nach relativ sicheren Geldanlagen den Regierungen (auch der österreichischen) deren Anleihen als scheinbar sicheres Anlageinstrument massenweise abgekauft. Und wenn nun von Griechenland bis Portugal die Staaten krachen, dann sind die Banken in Wahrheit wieder genauso gefährdet wie beim Zusammenbruch von Immobilienhypotheken (die bis vor drei Jahren auch jeder als etwas besonders Sicheres angesehen hat).

Im Hintergrund der so eilfertigen Bereitschaft etwa auch Österreichs, den Griechen beizustehen, steht folglich die selten kommunizierte Tatsache, dass die heimischen Banken verglichen mit dem österreichischen Anteil am Hilfspaket ein Vielfaches an Forderungen gegen Griechenland haben. Da scheint es ja durchaus billiger zu kommen, wenn man Griechenland direkt hilft, als wenn Griechenland in Staatsbankrott ginge. Überdies hat ja der bekannte Ökonom Werner Faymann großmundig erklärt, dass es keine weitere Bankenhilfe geben wird.

Da findet natürlich der nächste große Fehler statt. Denn die Griechen stehen mit absoluter Sicherheit nicht zum letzten Mal mit dem Hut in der Hand da. Und wer – übrigens in Verletzung der EU-Verträge – einmal hilft, der wird auch beim nächsten Mal in die Tasche greifen müssen.

Vor allem aber wird die Hilfe für Griechenland den Portugiesen, Spaniern, Italienern & Co das völlig falsche Signal geben. Nämlich dass auch sie jedenfalls gerettet werden und daher nicht ernsthaft sparen müssen. Diese Hilfe wird auch den österreichischen Gewerkschaftern und Arbeiterkämmerern (welche die Hauptberater des wirtschaftlich ja absolut ahnungslosen SPÖ-Vorsitzenden sind!)  eine falsche Botschaft geben: Sie werden weiter glauben können, dass man mit durch Schulden finanziertem Konsum (=Lohnerhöhungen ohne Produktivitätszuwachs) die Wirtschaft nachhaltig ankurbeln kann.

Es klingt zwar nach einem Sektenprediger: Aber immer mehr deutet darauf hin, dass der Untergang eines ganzen Systems sehr nahe ist.

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Metternichs Wiederauferstehung drucken

Immer mehr deutet darauf hin, dass die liberale westliche Demokratie, die uns den größten Wohlstand, die größten Freiheiten, die längsten Friedensperioden der gesamten Geschichte beschert hat, zu Ende geht. Sie wird erneut so bedroht, wie das schon die zwei großen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts getan haben. Und wieder steht vor allem ihr zentralster Wert im Kreuzfeuer: nämlich die Meinungsfreiheit.

Diesmal kommt der Angriff auf eine besonders infame Weise, nämlich unter der zur Tarnung gewählten Überschrift „Terrorismus-Bekämpfung“. Das österreichische Justizministerium – ganz bewusst muss man die von sehr schlagseitigen Juristen beherrschte Institution nennen und nicht die wohl nur zum freundlich Lächeln begabte Ministerin – dieses Ministerium hat einen Gesetzentwurf durch den Ministerrat gebracht, der eine weitere entscheidende Einschränkung der Meinungsfreiheit bedeutet. Wenn das Gesetz nun auch das Parlament passieren sollte, dann wird mit zwei Jahren bestraft, wer andere wegen ihre Geschlechtes, ihres Alters, ihrer sexuellen Ausrichtung oder Weltanschauung verächtlich macht.

Nun bin ich alles andere als dafür, andere verächtlich zu machen, das ist in der Regel moralisch abzulehnen, es zeugt von schlechter Erziehung. Nur: Den Strafrichter zur Verfolgung solcher schlechten Sitten zu beauftragen, zeugt von totalitären Absichten. Hier werden Meinungen strafbar gemacht.

Daher bekenne ich jetzt schon, Menschen mit kommunistischer oder nationalsozialistischer oder islamistischer Gesinnung zutiefst zu verachten. Und ich werde das weiter so äußern. Ich werde auch kein Parlament achten können, das Gesetze beschließt, die jemanden wegen der Verachtung für solche oder andere Weltanschauungen mit Haft bestraft.

Miese juristische Tricks


Ein besonders übler Trick bei der Entstehung dieses Gesetzes ist die über unkritische Journalisten verbreitete Behauptung, das Justizministerium habe den Entwurf "entschärft". In Wahrheit ist allerhöchste Alarmstufe am Platz. Unter dem Vorwand, die Österreicher gegen terroristische Bedrohungen zu schützen - ein mehr als legitimes Ziel - wird die Einschränkung der Meinungsfreiheit der Österreicher auf eine absolute, bisher ungeahnte Spitze getrieben. Diese erinnert zunehmend an das Metternichsche System, gegen das am Schluss nur noch die Revolution geholfen hat, deren oberstes Ziel ja einst der Ruf nach Meinungsfreiheit, damals auch oft „Pressfreiheit“ genannt, gewesen ist.

Das Tagebuch ist alles andere als ein Ort, wo der Strafjustiz bei der Verfolgung von Verbrechern in den Arm gefallen wird. Das tun im Gegenteil von Amnesty International bis zu den linken Wiener Verfassungs-Juristen viele andere oft und gerne,  bisweilen unter den lächerlichsten Vorwänden. Umso schärfer werde ich aber immer für diese Meinungsfreiheit kämpfen, die der archimedische Punkt unserer gesamten rechtsstaatlichen Demokratie ist. Ohne Meinungsfreiheit ist relativ rasch der Rechtsstaat und die Demokratie, aber auch der Wohlstand bedroht (weil nur die Meinungsfreiheit eine wirksame Waffe gegen die jeden Wohlstand zerstörende Korruption ist).

Daher ist es besonders provozierend, wenn das fast einzige sinnvolle Vorhaben des Antiterrorismusgesetzes nun im Zuge dieser „Entschärfung“ weggefallen ist, nämlich die Strafbarkeit des Besuches eines Terrorcamps. Für eine solche Camp-Teilnahme wird man künftig nur dann bestraft, wenn auch die Absicht nachweisbar ist, terroristisch aktiv zu werden. Was, bevor Bomben explodiert sind, ziemlich schwer nachweisbar ist. Daher dürfen – mehr oder wenig neue – Österreicher und hier wohnende Gäste auch künftig straflos in den pakistanisch-afghanischen Bergen das Schießen und Bomben trainieren. Ich darf sie aber nicht mehr verächtlich machen. Nur zur Illustration: Der österreichischen Staatspolizei sind in den ersten beiden Monaten 2010 schon mehr solcher Terrorcamper bekannt geworden als im ganzen Vorjahr.

Diese Entschärfung darf sich die bekannt Islam-freundliche SPÖ auf die Fahnen schreiben, die sich hingegen nicht an der vom Justizministerium geplanten Einschränkung der Meinungsfreiheit  stört. Die Hauptschuld trägt aber sicher die ÖVP, welche eine ahnungslose Ministerin ins Justizressort entsandt hat, und die keinen einzigen Juristen von Format mehr in ihren Reihen hat, der da noch bremsen könnte, wie es etwa einst ein Michael Graff gewesen ist. Die damit auch selbstmörderisch die letzten liberalen Wähler vertreibt.

Denn die ganze Infamie der Novelle begreift man erst, wenn man das bisherige Strafgesetzbuch neben die (auf der Homepage des Justizministeriums übrigens noch gar nicht kommunizierte!) Regierungsvorlage legt. Denn in der Novelle selber steht nur eine lange Liste von Gruppen, gegen die man nicht zu Gewalt aufrufen darf. Wogegen nichts zu sagen ist. Das gilt nunmehr auch für durch Weltanschauung oder sexuelle Ausrichtung (=Codewort für Schwule) geprägte Gruppen oder auch einzelne Angehörige davon.

Bisher war der vom §283 geschützte Kreis hingegen viel kleiner. Der zweite Absatz dieses Paragraphen bleibt unverändert, sodass er den Abgeordneten im Text der Novelle auch nicht vorliegt. Dort aber wird nicht nur der Gewaltaufruf inkriminiert – der interessanterweise nur  strafbar ist, wenn er sich gegen die durch die Political correctness privilegierte Gruppen richtet, sonst aber offenbar nicht, etwa wenn Unternehmer das Ziel sind! Dort wird ebenso mit zwei Jahren bestraft, wer eine dieser Gruppen „verächtlich zu machen versucht“. Mit anderen Worten, die Gläubigen der kommunistischen, nationalsozialistischen oder islamistischen Weltanschauung dürfen nicht mehr verächtlich gemacht werden.

Das aber entdeckt man nur, wenn man juristische Detektivarbeit betreibt und entdeckt, dass nicht nur der Gewaltaufruf gegen diese Gruppen strafbar ist, sondern über eine alte, bisher aber weitgehend irrelevante Gesetzesstelle, das Verächtlichmachen. Alleine dieses Verstecken ist schon ein massiver Beweis für das schlechte Gewissen der angeblichen Antiterrorkämpfer aus dem Justizministerium.

Niemand soll sich Illusionen machen, dass diese neue Universalwaffe der politischen Korrektheit unbenutzt bleiben wird. So behaupten doch insbesondere die Grünen jetzt schon ständig, dass ihre Gegner „verhetzen“ würden. Zuletzt war das etwa in der Debatte rund um den Kindesmissbrauch der Fall, in der sich die Grünen ja als SaubermännerInnen profilieren wollten. Als aber daran erinnert wurde, dass es die deutschen Grünen waren, die noch Mitte der 80er Jahre – also lange nach den meisten jetzt bekannt gewordenen Fällen! – die völlige Straffreistellung des sexuellen Kindesmissbrauchs gefordert hatten, war das für die Grünen schon eine "Verhetzung".

Trotzdem müsste – sofern wenigstens die Richter noch korrekter wären als die Ministerin – als Erster ein Wiener SPÖ-Abgeordneter wegen des Hass-Videos eines Rappers ins Gefängnis gehen, das er auf seine Homepage gestellt hatte. Immerhin war damals sogar zum Tod eines Politikers einer anderen Weltanschauung aufgehetzt worden.

Zu Innsbruck in geknebelten Banden


Diese nunmehrige Novelle, die Österreich ab 1. August mit einem riesigen Knebel ersticken wird, steht freilich schon in einer langen Liste von Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Ein besonders absurdes Beispiel findet sich etwa in einem Tiroler Landesgesetz, das jeden bestraft, der „die Landeshymne unter entstellender Veränderung ihres Wortlauts oder ihrer Melodie verwendet“ oder der jener Hymne die gebührende Achtung verletzt.

Zu Innsbruck in geknebelten Banden, kann man da nur sagen. Diese Formulierung ist im übrigens nach dem Wortlaut jenes Gesetzes zweifellos schon ein Delikt (übrigens liebe Tiroler, ich bin in Kürze in Eurem Land!). Nur zur Erinnerung: Diese Hymne gedenkt eines Freiheitskämpfers.

Primär ist die Einengung der Meinungsfreiheit freilich Produkt internationaler Gremien wie des Europarates (etwa eines normalerweise nicht beachteten "Antirassismuskomitees", in dem die linken Parteien ihre Existenzberechtigung abzusichern versuchen) und des EU-Parlaments. Auch dieses Gesetz beruft sich in den Erläuterungen auf jene internationalen Institutionen zur Einschränkung der Meinungsfreiheit. In der Überschrift wird aber so getan, als ob es um die Terrorismusbekämpfung ginge.

Antirassismus statt Antiterrorismus


Der Antirassismus ist zum Nachfolgeinstrument des Antifaschismus geworden. Beide Male wird dieses Schlagwort von extrem illiberalen Gruppen der Linken zur Unterdrückung ihrer Gegner verwendet. Und diese begreifen immer erst im Nachhinein, welche miesen Mechanismen sie da selbst einst unterstützt haben. Wer will denn schon ein Rassist oder Faschist sein.

Diese europaweite Annäherung an totalitäres Denken, das diesmal im Zeichen einer linksliberalen Political correctness steht, hat jetzt sogar den französischen Innenminister vor Gericht gebracht. Er hat das Verbrechen begangen, über Nordafrikaner folgendes zu sagen: „Solange es einer ist, geht es. Probleme gibt es, wenn es viele sind.“ Das genügte der Correctness-Partei schon für eine Anklage. In Frankreich gibt es aber wenigstens einen Präsidenten und eine große Partei der rechten Mitte, die noch nicht ganz von der dumpfen Infamie der Political Correctness erfasst ist.

In Österreich begreift die ÖVP nicht einmal, was ihr da unterjubelt wird.

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Das Ende des sorgenden Staates drucken

Eine Generation hat gut gelebt, Schulden gemacht, nicht an Morgen gedacht, fast keine Kinder in die Welt gesetzt – und sie feiert sich. Noch. Denn die Folgen ihres Lebenstils werden katastrophal. Neben dem gerade in den letzten Wochen langsam ins Bewusstsein rückenden Schuldenkollaps werden sich solche Folgen auch am gesamten System der Altersversorgung ablesen lassen. Von der Pension bis zur Pflege, auch wenn wir alle diese zwei Themen, weil nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv unerquicklich, gerne verdrängen.

Es tat daher gut, sich wieder einmal zwei Tage in Gesprächen mit vielen Experten ganz in all diese Zusammenhänge vertieft zu haben. In der „Denkwerkstatt St. Lambrecht“ wurde über die „Zukunft der Altersvorsorge aus Expertensicht“ nachgedacht. Dabei wurde allen Teilnehmern klar: Vor allem im staatlichen Pensionssystem, aber auch rund um den Pflegebedarf kommt ein bedrückendes Szenario auf uns zu. Oder wie es ein bekannter Grazer Soziologe formulierte: „Das Modell des sorgenden Staates zerbröselt.“

Bei der Forschung nach den Ursachen der Krise kamen vielen Experten aus Kreisen der Wissenschaft, Sozialpartner und Versicherungsfunktionäre auf die 70er Jahre zu sprechen. Also genau auf den Beginn der dieser Tage gerade wieder von ORF und Gleichgesinnten gefeierten Kreisky-Jahre, als wir es uns alle so gut gehen ließen und dies für ehrlich verdient hielten. Die Erbschaft jener Jahre und Gesinnung führt heute zu dicken roten Zahlen, und zwar gleich in mehreren Systemen.

Bei der Staatsschuld kosten uns heute alleine die Zinsen schon 10 Milliarden jährlich. Und deren Höhe hängt unweigerlich mit den Kreisky-Jahren zusammen. Hatte sie doch an deren Beginn 1970 nur 12 Prozent des damals überdies noch viel kleineren Bruttoinlandsprodukts ausgemacht. Sie war 1986, also am Ende der roten und rot-blauen Alleinregierungen, auf 54 Prozent geschnellt, hatte also in den Kreisky/Sinowatz-Jahren davor im Zuge großzügiger – und begeistert konsumierter – Wählerbestechungen den weitaus steilsten Anstieg der Nachkriegsgeschichte genommen. Unter Schüssel wurde der Schuldenstand um etliche Punkte gedrückt. Und erst nach 2007 gab es dann krisenbedingt den nächsten großen Schub: von 60 auf mindestens 74 Prozent des BIP.

Pensionen statt Arbeitslosigkeit


Aber die nur scheinbar goldene Ära Kreisky hat nicht nur die Budgetkasse tief verschuldet, sondern auch das Pensionssystem ausgeräumt. „Kreisky hat die Arbeitsmarktprobleme in hohem Ausmaß auf Kosten des Pensionssystems gelöst“, analysierte in St. Lambrecht ein Wiener Arbeitsrechtler.

Dennoch tragen andere Faktoren mindestens ebenso viel Schuld an den Problemen: Die unverantwortliche Ausdehnung des Wohlfahrtsstaates, das Schüren der Anspruchs- und Vollkaskomentalität – sowie der gleichzeitig einsetzende dramatische Geburtenrückgang. Wieweit dieser nun von der Pille und wieweit er wiederum von der Politik (Straffreistellung der Abtreibung, Entwertung des Systems Familie, Verschiebung aller sozialen Verantwortung auf den Staat, rasche Erhöhung der Frauenarbeitsquote) verursacht worden ist, wird sich wohl nie ganz klären lassen. Denn alles passierte in jener – merkwürdigerweise noch immer von vielen heroisierten – Umbruchszeit gleichzeitig. Dazu kommt seit vielen Generationen ein – an sich erfreulicher – steiler und ununterbrochener Anstieg der Lebenserwartung.

20 Punkte einer ernsten Diagnose


In der Folge einige nüchterne Zahlen, Daten und Zusammenhänge rund um Pensionen und Pflege  (über die wenigen Möglichkeiten, jetzt noch gegenzusteuern, folgt in den nächsten Tagen eine weitere Tagebuchnotiz):

  1. 1970 betrug das durchschnittliche Pensionsantrittsalter von Männern 61,3 Jahre, heute ist es trotz der deutlich gestiegenen Lebenserwartung nur 58,9 Jahre.

  2. 1970 haben Männer im Schnitt 14 Jahre Pensionen bezogen,  jetzt sind es 22 Jahre (bei Frauen liegt beides noch höher).

  3. Was aber noch viel weniger bekannt ist: 1970 hat man im Schnitt mit 19 Jahren zu arbeiten (und Pensionsbeiträge zu zahlen) begonnen, heute tut man das erst mit 23 Jahren. Mehr Menschen studieren, die Studiendauer wird – als Folge des Fehlens von Gebühren und Zugangskontrolle, aber auch schlechter Organisation – immer länger.

  4. Dadurch ist in Summe das durchschnittliche Arbeitsleben von 42 auf 35 Jahre zurückgegangen, damit schrumpften auch die Einzahlungen ins Pensionssystem.

  5. Die Geburtenrate beträgt heute statt der notwendigen 2,1 Geburten pro Frau weniger als 1,4: Und in dieser Zahl sind die überdurchschnittlich geburtenfreudigen Immigrantinnen schon enthalten. Mit anderen Worten: Die künftigen Financiers des Systems hätten schon geboren sein müssen.

  6. Der Inbegriff des Übels, des sorg- und kinderlosen Egoismus, der sich immer irgendwie auf andere verlässt, ist der Jahrgang 1963: Er war der stärkste Geburtenjahrgang der Nachkriegszeit, hat aber selbst die geringste prozentuelle Kinderzahl.

  7. Auch Immigration ist keine Lösung: Denn die Immigranten haben mehrheitlich eine geringe Bildung (tragen daher kaum zur Produktivität bei) und sind zu einem viel niedrigeren Anteil als die Alt-Österreicher berufstätig, also beitragszahlend (vor allem die weiblichen Immigranten, aber auch die männlichen).

  8. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung ständig an. Die Kurve geht seit den 50er Jahren steil nach oben. Alle drei bis vier Jahre werden wir ein Jahr älter. Und nur wenige glauben, dass unser ungesunder Lebenswandel (wir bemühen uns ja sehr: Übergewicht, wenig Sport, Drogenkonsum) den ununterbrochenen Fortschritten der Medizin eines Tages einen signifikanten Strich durch die Rechnung machen wird.
    - 1840: Die Lebenserwartung war weltweit unter 40 Jahren.
    - 1930: In Österreich erreichte sie 54,5 Jahre.
    - 1955: war sie 64,6 (nur 20 Prozent erreichten das Pensionsalter!).
    - 2009: war sie 77,6 (wenn man jene abzieht, die nicht als Kinder oder Junge gestorben sind, ist sie natürlich noch viel höher!)

  9. Logischerweise steigt parallel der Anteil der 60-jährigen (und älteren) Menschen:
    - 1930: 12 Prozent
    - 1955: 16,7 Prozent
    - 2009: 24,2 Prozent
    - 2020: 34,7 Prozent (demographische Hochrechnungen sind immer viel seriöser und verlässlicher als die von Konjunktur- oder Klima-Modellen).
    Noch drastischer sieht es mit der Zahl der Über-85-Jährigen aus: Die wird sich in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten verdreifachen. Was besonders für das Pflegesystem problematisch wird.

  10. Trotzdem werden heute viel großzügigere Pensionen bezahlt: 1970 waren noch 302.000 auf die Mindestpension (Ausgleichszulage) angewiesen, heute sind es von einer größeren Pensionistenzahl nur 240.000, die nur die Mindestpension beziehen (obwohl diese überdurchschnittlich steil gestiegen ist).

  11. In Österreich ist die betriebliche und private Altersvorsorge viel niedriger als anderswo: Sie macht nur 1 Prozent der Pensionen aus, in Kanada etwa sind es 50 Prozent.

  12. Die Politik hat in den letzten Jahren der staatlichen Pensionsversicherung eine Vielzahl von Aufgaben auferlegt, die mit dem System einer Versicherung überhaupt nichts zu tun haben. Der Staat zahlt auch nur einen Teil der dafür nötigen Beiträge ins System ein. Diese staatlichen Beiträge entlasten zwar heute noch das Umlagesystem, also die Renten für früher entstandene Ansprüche; sie führen aber langfristig zu schweren zusätzlichen Lasten: Denn der Staat schuf neue Pensionsansprüche für Kindererziehungsjahre, für Familienhospizkarenz, für Präsenz- und Zivildienst, für den Dienstleistungsscheck, für billige Selbstversicherungsmodelle usw. Die ausgeräumten Kassen der Pensionsversicherung werden aber nicht nur ständig mit neuen beitragslosen Ansprüchen auf die Zukunft beladen; sie müssen anstelle der schon länger kranken Krankenkassen sogar die Rehabilitation für Herzinfarkt-Patienten zahlen.

  13. Der Bundesbeitrag zur Pensionsversicherung ist binnen kurzem schon von 3,4 Milliarden (2006) auf 6,7 (2010) gestiegen. Dabei sind die zwischen den 40er und 60er Jahren geborenen Babyboomer noch großteils aktiv. Die Katastrophe kommt aber erst, wenn die in wenigen Jahren alle in Pension gehen.

  14. Die von manchen linken Ökonomen geschürte Erwartung eines (durch Schulden finanzierten) Produktivitätswachstums zur Finanzierung von Pension und Pflege ist eine absolute Illusion. Denn die Produktivität sinkt ständig: Betrug ihr Wachstum in den Nachkriegsjahrzehnten im Schnitt noch fünf Prozent jährlich, so ist sie im letzten Jahrzehnt auf 0,7 Prozent pro Jahr gesunken.

  15. Das Pensionsproblem wird durch jenes mit dem Pflegesystem möglicherweise sogar noch übertroffen: Die Ursachen sind die höhere Frauenarbeitsquote (dadurch fallen viele der früheren Gratis-Pflegerinnen weg), die Mobilität der nächsten Generation (die vielfach gar nicht in der Nähe der Pflegebedürftigen wohnt) und die Steigerung der Arbeitskosten pro Pflegekraft – trotz des rasch steigenden Anteils von Ausländern in den Pflegeberufen (Unter den 900 Angestellten in den zwölf Heimen der Wiener Caritas finden sich 38 Nationalitäten).

  16. Vorsorgen für die Pflegezeit ist in Österreich noch weniger üblich als für die normale Pensionszeit: Die Österreicher verlassen sich zunehmend zum Unterschied von anderen Nationen alleine darauf, dass die öffentliche Hand sie in allen Lebenssituation auffängt (Experten nennen das "Samariter-Syndrom"). Das Risiko der eigenen Pflegebedürftigkeit ist außerdem eine so unerquickliche Perspektive, dass sie sowieso gerne verdrängt wird.

  17. Das österreichische Pflegegeldsystem hat sich als Fehlkonstruktion erwiesen. Es gibt Bargeld auch dort, wo gar keines gebraucht wird, dafür mangelt es jetzt schon an pflegenden Händen. Und während die Mega-Risken – besonders hoher Pflegebedarf – gar nicht abgesichert sind, werden mit den Pflegestufen eins und zwei relativ harmlose Situationen honoriert, für die es etwa in Deutschland noch gar keine staatliche Hilfe gibt (Gerüchteweise wird im Herbst nach den Wiener Wahlen die Stufe eins gekappt werden – aber um das Budget zu retten, und nicht das Pflegesystem).

  18. Die Pflegebedürftigkeit hat eine ganz klare Ursache. Sie heißt Demenz. Diese liegt in 80 Prozent der Pflegefälle vor. Was zweifellos für die Pfleger belastender ist als körperliche Defizite.

  19. Die Wahlkampf-attraktive Abschaffung des Angehörigen-Regresses hat das Pflegesystem noch empfindlich teurer gemacht. Allein in Niederösterreich ist dadurch binnen kurzem der Bedarf um 1000 Pflegeplätze gestiegen: Die alten Angehörigen wurden sofort in Heime entsorgt, weil das nun die bisher selbst pflegenden Angehörigen nichts mehr kostet (während das eigene Geld der Alten ohnedies meist längst versteckt worden ist).

  20. Parallel zur staatlichen Pension hat man in den letzten Jahren eine Vielzahl von zusätzlichen Formen entstehen lassen: Pensionskassen, Vorsorgekassen, geförderte Lebensversicherungen. Was an sich positiv ist. Dabei wurde aber jede Form kasuistisch so unterschiedlich geregelt, dass sich kaum ein Bürger wirklich auskennt, und das System insgesamt viel teurer ist als ein einheitliches, aber flexibles (wo etwa jeder wählen kann, ob er eine teure Kapitalgarantie will oder nicht).

  21. Und last but not least: Die rasch gewachsene (Früh- und Normal-)Pensionistenzahl veranlasst die Politik dazu, mehr denn je aus wahltaktischen Gründen auf die recht aggressiven Pensionistenverbände Rücksicht zu nehmen (die übrigens neben den Politikern als einzige Betroffene wohlweislich solchen Nachdenkveranstaltungen fernbleiben). Ein Sozialversicherungsfunktionär sagt daher auch ganz unumwunden: „Jahre mit Null Pensionserhöhungen, wie es sie in Deutschland oft gibt, sind in Österreich völlig unrealistisch.“ Im Gegenteil: Die Politik hat einen alljährlichen Erhöhungsautomatismus festgeschrieben. Und ist unter Druck bevorstehender Wahlen des Öfteren sogar darüber hinausgegangen.


Einziger Lichtblick: Die Medizin


Neben all den schlechten Nachrichten ergab das Nachdenken der Experten aber zumindest auch eine gute Botschaft: Die durch Erhöhung der Lebenserwartung dazugewonnene Lebenszeit wird dank der Medizin eine recht gesunde Zeit mit akzeptabler Lebensqualität sein. Und die – freilich viel zahlreicher werdenden – Pflegphasen könnten nach einigen Studien zeitlich sogar kürzer werden. Im Schnitt.

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Fußnote 99: Wie wärs mit Sparen? drucken

Vizekanzler Pröll startete eine neue Inseratenkampagne.

Darin verweist er zu Recht darauf, dass schon auf jedes neugeborene Kind 23.901 Euro Schulden für die vielen Sünden der Vergangenheit entfallen. Und dass daher Sparen dringend notwendig wäre. Wie recht er hat, vor allem weil er nichts von Steuererhöhungen schreibt. Nur: Wenn man das Sparen ernst meint, dann sollte man gleich all diese Inserate einsparen - samt den besonders lächerlichen der ÖBB, in denen diese ein in fünf Jahren fertiges Einkaufszentrum bewirbt. Das wär schon was. Immerhin sind deren Kosten zu Lasten jedes Babies im Vorjahr auf gigantische 100 Millionen explodiert. Und sollte Pröll die Hoffnung hegen, die SPÖ so überzeugen zu können, zeugt das von Naivität. Siehe etwa  Heinz Fischer, der ständig von "sozialer Ausgewogenheit" schwadroniert (also dem Schuldenmachen zu Lasten aller Babies), aber das Wort Sparen nicht über die Lippen bringt.

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Was Österreich von Ungarn lernen könnte drucken

In Ungarn ist etwas ganz seltenes passiert: Eine einzige Partei erringt zwei Drittel der Mandate. Das kann diese Partei zu Recht bejubeln. Das ist aber auch eine große Gefahr. Und jedenfalls ein Anlass zu fragen, was da bei den Nachbarn geschehen ist - und ob es etwa mit Österreich auch etwas zu tun haben könnte.

Absolute Macht - und das ist eine Zweidrittelmehrheit jedenfalls - verleitet absolut zu Machtmissbrauch. Ob die absolute Macht nun rechts oder links besteht. Daher sollten auch die Freunde und Nachbarn Ungarns das Land mit einem kritischen Auge begleiten. Freilich ist in der Geschichte auch oft schon etwas anderes passiert: Dass sehr rasch innerhalb einer scheinbar starken Mehrheitspartei Konflikte auftauchten: Siehe Kreisky-Androsch, siehe Bauernbund-Wirtschaftsbund in der Ära Klaus.

Sorge macht jedenfalls, dass Viktor Orban alles andere als ein klares Wirtschaftsprogramm zu haben scheint. Wer in Zeiten wie diesen seinen Landsleuten Milch und Honig in Aussicht stellt, hat den Realitätsbezug verloren.

Und ebenso besorgniserregend ist die nationale Eskalation in der Slowakei wie in Ungarn. Die große ungarische Minderheit in der Slowakei könnte sehr bald Anlass zu recht explosiven Situationen nur wenige Kilometer von Wien entfernt sein.

Auf der anderen Seite muss klar sein: Würde Orban das nationale Thema ignorieren, dann würde davon die radikale Rechte profitieren, die mit ihren uniformierten Aufmärschen beängstigend an die 30er Jahre erinnert.

Die Sozialisten haben die Wahl zweifellos zu Recht verloren. Wegen ihrer Korruptionsskandale, aber vor allem wegen ihrer verantwortungslosen Politik am Beginn, als sie mit nicht vorhandenem Staatsgeld in schlechter alter Sozialistenmanier um sich zu werfen begonnen hatten. Der damalige Parteichef hat dann auch in einer - blöderweise an die Öffentlichkeit gedrungenen - Geheimrede auch offen zugeben, die Bürger frontal angelogen zu haben. Das Bekanntwerden dieser Rede war dann klarerweise das nun mit Zeitverzögerung eingetretene Todesurteil der Partei - obwohl sie in den letzten zwei Jahren über eine Expertenregierung plötzlich noch eine sehr vernünftige Politik der Sparsamkeit begonnen hatte. Aber wer einmal beim Lügen erwischt wird . . . (Das ähnelt übrigens ganz dem Ende von George W. Bush in Hinblick auf die gelogenen Gründe für die Irak-Intervention).

In Österreich sollten wir uns fragen, ob wir nicht spätestens seit dem 24. September 2008 ebenso angelogen werden, als Werner Faymann - mit Unterstützung der FPÖ und angesichts einer groggy in den Seilen hängenden ÖVP - die Milliarden unters Volk geworfen hat, um die bevorstehende Wahlniederlage seiner Partei abzumildern und doch noch Nummer eins zu bleiben. Nur wird Faymann zum Unterschied von den ungarischen Sozialisten sicher keine ähnliche Geheimrede halten. Begreift er doch gar nicht, was er angerichtet hat. Ist doch für ihn der brutale Machterhalt überhaupt der einzige politische Parameter.

In Österreich sollte sich aber auch die ÖVP das ungarische Ergebnis genau anschauen: Dort triumphiert eine Partei, die ihren Chef über zwei Niederlagen hinweg durchgetragen hat. Dort hat es vor allem gleichzeitig zum Aufstieg der Orban-Partei binnen weniger Jahre die große christlich angehauchte Partei der rechten Mitte, das Demokratische Forum, zerrissen. Dieses Forum hat die Wähler an eine neue, junge Gruppierung auf der rechten Seite verloren, gegen die der Einsatz der Faschismuskeule unwirksam geblieben ist. Genau dasselbe ist in den letzten Jahren aber auch den einst großen christdemokratischen Regierungsparteien in Italien und Spanien passiert. In der Schweiz zeichnet sich ähnliches ab.

Der Grund ist immer der selbe: Wenn die Partei der rechten Mitte zu sehr in die Mitte rückt, dann kommt sie in ein geistiges Vakuum, dann wird sie zur frömmelnden Imitation der Sozialdemokraten. In fast allen Ländern der Welt gibt es nämlich eine Mehrheit, die nicht so weit nach links gehen will, eine Mehrheit für einen klar antisozialistischen Kurs, auch wenn auf Grund des in Demokratien notwendigen Machtwechsels keine Partei auf ewig regieren kann. Diese Mehrheit fürchtet die keynesianische Geldvernichtungspolitik der Linken, sie fürchtet die Beschränkung der Meinungsfreiheit durch die Linke, sie lehnt die Überregulierung durch den Staat ab, sie hängt an Werten wie Heimat, Tradition und Familie.

Die ÖVP droht genauso wie ihre einstigen Freunde in den genannten Ländern in ein gefährliches geistiges Vakuum zu geraten, je weniger sie das erkennt. Sie ist überdies durch den Pröll-Kurs an die Sozialdemokraten gebunden, denen sie immer wieder in allen wichtigen Fragen nachgibt. Und die dumpfe Orientierungslosigkeit der gegenwärtigen schwarzen Programmsuche zeigt, dass da niemand wirklich einen echten Ausweg kennt oder auch nur sucht.

Das einzige Glück der ÖVP ist, dass rechts von ihr tiefe Zerstrittenheit herrscht, dass das personelle Angebot des dritten Lagers sehr mager ist, dass insbesondere niemand FPÖ&Co auch nur den Hauch einer Wirtschaftskompetenz zutraut.

Es wird daher spannend, ob irgendjemand bereit ist, von Ungarn zu lernen. Freilich sind hierzulande alle Parteisekretariate von Menschen geprägt, die keine Ahnung von Geschichte haben oder von jenen Dingen, die sich außerhalb unserer Grenzpfähle abspielen.

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Die Wiederentdeckung des Alters drucken

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis des Wahlergebnisses ist bisher völlig untergegangen: Eine massive Mehrheit jener, die sich für einen Präsidentschafts-Kandidaten entscheiden konnten, wählte einen 71-Jährigen. Das könnte man auch als endgültiges Ende des politischen Jugendkultes ansehen. Denn das Alter Heinz Fischers war auch im Wahlkampf kein Thema.

Zum Kontrast: Im Nationalrat sitzt niemand mit diesem Alter, während Fischer bis zu seinem 77. Lebensjahr regieren darf. Auch die beiden mächtigen Präsidenten der Pensionistenvereine, Blecha und Khol, müssen oder wollen von außerhalb des Parlaments ihre Fäden ziehen. Und das, obwohl heute schon jeder vierte Österreicher über 60 ist. Jene Partei, die das als erste erkennt, wird von dieser Erkenntnis deutlich profitieren können.

Es gibt überhaupt keinen sachlichen Grund, die alten Österreicher von der nicht allzu zeitintensiven Arbeit eines Abgeordneten fernzuhalten, wenn die Österreicher dem amtierenden Bundespräsidenten offensichtlich nicht seine schon offensichtlichen Schwächesignale nachtragen. Wie etwa die peinliche Absenz beim polnischen Staatsbegräbnis, bei dem Fischer sechs Stunden Autofahrt zu viel waren. Säßen sie im Nationalrat, müssten übrigens die Pensionisten-Lobbyisten auch selber besser erklären, wie ihre oft exorbitanten Forderungen finanziert werden sollen, oder warum sie für ein absurd niedriges Pensionsantrittsalter kämpfen.

Abgesehen von diesem Aspekt löst die Wiederwahl Heinz Fischers keine wirklich neuen Erkenntnisse aus. Wir werden einen Bundespräsidenten haben, der auch nach der noch fehlenden Auszählung der Wahlkarten deutlich weniger als 40 Prozent der Wahlberechtigten überzeugen konnte. Und wir werden weiterhin einen Präsidenten haben, der in wohlgesetzten Worten wenig, außer der üblichen Sympathie für den rot-grünen Schulden- und Umverteilungsstaat sagen wird.

Und die ÖVP wird sich wohl auch weiterhin von der SPÖ beschimpfen lassen, wie es trotz der schwarzen Wahlhilfe für Fischer per Nichtkandidatur in den letzten Wochen dauernd geschehen ist. Wahrscheinlich hätte die ÖVP auch noch Fußtritte bekommen, wenn sie den Fischer-Wahlkampf finanziert hätte.

Ebenso wird sich auch die SPÖ weiterhin über alle Regeln und Gesetze hinwegsetzen, wie etwa der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Kräuter, der schon um 15.39 Uhr im Internet öffentlich den Fischer-Sieg berichtet hatte - obwohl viele Wahllokale noch eineinhalb Stunden offen hatten. Aber Gesetze gelten ja immer nur für die anderen.

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Nur ein Lager hatte gesiegt, und das ist nicht rot drucken

Das Ergebnis 79:16:5 war vorhersehbar. Und sollte doch allen viel zu denken geben. Weder die SPÖ noch Blau oder Schwarz oder auch die Christen haben besonderen Grund zum Jubeln, wenn man das Ergebnis genauer analysiert. Sieger ist nur ein Lager: jenes der 51 Prozent Nichtwähler, also jener, die mit dem Amt oder den angebotenen Persönlichkeiten nichts anfangen können.

Heinz Fischer ist trotz seines hohen Sieges alles andere als ein Triumphator: Denn er bewegt sich mit der absoluten Zahl der Stimmen fast genau in jenen Dimensionen, wo er bei seiner ersten Kandidatur gestanden ist. Er hat also über das rot-grüne Lager hinaus keine nennenswerte Mobilisierung geschafft. Und das trotz der einhelligen Unterstützung durch fast alle Medien, am stärksten durch den ORF und die von Steuergeldern aus SPÖ-Administrationen abhängigen Blätter wie „Österreich“ und „Heute“. Aber selbst die Kronenzeitung, die ursprünglich Barbara Rosenkranz favorisiert hatte, ist am Schluss relativ neutral geblieben.

Das Stagnieren der Fischer-Wähler zeigt übrigens auch, dass die Leitls und Neissers, die von der bürgerlichen Seite ins Fischers Lager gewechselt sind, nichts wirklich bewegen können. Opportunisten ohne Fußvolk diskreditieren sich selber.

Noch nüchterner müssen die Blauen das Ergebnis anschauen: Sie waren, wie es so oft in ihrer Geschichte passiert ist, zerstritten. Wer so oft den Parteiobmann statt der Kandidatin plakatiert, braucht sich nicht zu wundern, dass da keine starke Wahlbewegung für Barbara Rosenkranz in Gang gekommen ist. Dazu kommen die Schwächen der Kandidatin, die sich nicht als wirklich qualifiziert erwiesen hat.

Die Christen können nur einen Achtungserfolg verbuchen, der sicher der höchste in ihrer Parteigeschichte bleiben wird. Denn sie haben sich als Minitruppe ohne schlagkräftiges Walkampfteam schon rein personell ins Abseits geschossen. Sie konnten daher in keiner Phase des Wahlkampfs das Vakuum nutzen, das die Absenz der ÖVP geschaffen hat. Wer seinen Spitzenkandidaten mutterseelenalleine durch die Lande reisen lässt, muss sich bewusst sein, dass da kein überzeugender Eindruck entstehen kann. Und wenn ein Spitzenkandidat seine Redezeit im Fernsehen gar nicht ausfüllen kann, dann muss jeder glauben, dass der gar nichts zu sagen hat, außer die oft sehr schrägen Fragen der Moderatoren zu beantworten.

Und die ÖVP? Sie geht ebenfalls mit vielen Minuspunkten aus dieser Wahl, obwohl sie gar nicht angetreten ist. Die SPÖ-nahen Medien, vom ORF bis zur "Kleinen Zeitung“, hatten sie trotz ihres Nichtantretens als Hauptangriffsziel auserkoren, weil einige schwarze Spitzenfunktionäre angekündigt haben, weiß zu wählen. Das Weiß-Wählen blieb aber – im Gegensatz zum Nicht-Wählen – mit 7 Prozent ein unbedeutendes Minderheitsprogramm; und steht nun ein wenig als ÖVP-Schlappe da.

Vor allem aber muss dieses Wahlergebnis für die Zukunft alle Alarmglocken im schwarzen Lager läuten lassen. Ihre Abstinenz hat die Wiederwahl Fischers praktisch garantiert. Dennoch wurde sie vor wie auch in den ersten Stunden nach der Wahl von Seite ihres Koalitionspartners dafür heftig attackiert. Ein interessantes Zeichen für den Zustand dieser Koalition.

Noch ernster sollte die ÖVP die Rolle der Medien analysieren. Diese sind nämlich bei allen Wahlen der letzten Jahre zum besten Wahlhelfer der SPÖ geworden. Da wird halt einmal ein plötzlicher Pflegenotstand als Verschulden der ÖVP kreiert; da wird ein andermal Inflationspanik als Verschulden der ÖVP geschürt; und da zeigte sich in den letzten Wochen, mit welcher Konsequenz prinzipiell jeder nicht-linke Kandidat niedergemacht wird. Jeder Freiheitliche wird sofort zur Reinkarnation Adolf Hitlers; und wenn eine Splitterpartei wie die Christen mehr als ein paar Promille zu erzielen droht, wird sie von ORF und Raiffeisenmedien sofort als skurril verächtlich gemacht.

Das selbe Spiel wird mit absoluter Sicherheit noch viel intensiver vor den nächsten Wiener Gemeinderatswahlen gespielt werden, wo es für die SPÖ ja wirklich ums Eingemachte geht, nämlich um den Zugriff auf die milliardenschweren Rathauskassen. Vor dieser Wiener Wahl wird sich überdies auch noch die Krone in die Reihen der SPÖ-Maschinerie einordnen. Sodass es für bürgerliche Kandidaten, selbst wenn die ÖVP geeignetere hätte als die nette Frau Marek, ein extrem schwerer Wahlkampf wird.

Die ÖVP hat ja schon die letzten beiden Nationalratswahlen trotz vorher günstiger Umfragen jedes Mal verloren, weil die Linkslastigkeit vieler Medien besonders in den letzten Tagen vor einer Wahl ausgespielt wird. Zwar kann diese mediale Dampfwalze nicht wirklich die SPÖ oder die Grünen selbst pushen – dazu ist deren Performance doch allzu offensichtlich zu schwach –, sie kann aber jedes Mal mit großer Treffsicherheit alle gefährlichen Konkurrenten nieder-denunzieren. Und da tun auch die unabhängigen Fernsehsender kräftig mit – obwohl sie ohne die Reformen von Schwarz-Blau gar nicht existieren könnten. Und da tun auch die beiden großen Printverlagshäuser mit großer Geschlossenheit mit – obwohl deren oberste Eigentümer immer treuherzig den Eindruck erwecken, eigentlich bürgerlich zu sein.

Diese angeblich bürgerliche Gesinnung der Medien hat aber keine Sekunde lang dazu ausgereicht, die schweren Fehler Heinz Fischers zu thematisieren. Da macht man sich halt lieber darüber lustig, dass etwa der eine Kandidat am Wahlkampfbeginn in die Messe gegangen ist.

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Es lebe der Sport drucken

Norbert Darabos jubelt: Die fixen Fördermittel für den Sport würden verdoppelt. Da mag nun manches Propaganda und Zahlentrickserei sein. Tatsache ist jedenfalls, dass der gleiche Minister gleichzeitig absolut nichts tut, um den jammervollen Zustand des Bundesheers zu bessern. Womit der SPÖ-Mann eindeutig gezeigt hat, wofür sein Herz schlägt: für den Sport und nicht fürs Heer.

Das Heer interessiert Darabos nur, wenn es um sinnlose Wahlkampf-Hilfstruppen im Burgenland geht, die dort einen sogenannten Assistenzeinsatz machen. Dabei wäre die äußere Sicherheit eigentlich eine der wichtigsten Aufgaben eines Staates.

Was aber noch viel schlimmer ist, ist der Umstand, dass heute ein Politiker überhaupt noch wagt, zusätzliche Ausgaben für nicht ganz lebenswichtige Ziele zu verkünden. Gleichgültig ob er da trickst, und wie die Gelder im Dreieck zwischen Sport, Budget und Lotterien letztlich genau herumgeschoben werden: es geht um Gelder, die sonst einen kleinen Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen leisten könnten.

Darabos' Jubelruf zeigt, dass er - und sein diesbezüglicher Mittäter im Finanzministerium, Reinhold Lopatka, - überhaupt nichts begriffen haben: In Zeiten wie diesen darf kein einziger Euro mehr für nicht absolut lebenswichtige Ausgaben verwendet werden. Geschweige dann zusätzliches Geld.

Die Regierungsspitze verkündet laut, dass nur Exekutive, Forschung und Bildung beim Sparen verschont würden - wobei auch da jeder Bereich eigentlich einer eingehenden Diskussion wert wäre -, vom Sport war jedenfalls nie die Rede. Was kümmert es aber die Lobbies da unten, dass da oben schon der Hut brennt?

Eine legitime Gegenfrage lautet: Ist Sport nicht wichtig für die allgemeine Gesundheit? Keine Frage, das ist er und insofern auch förderungswürdig. Nur: Fast alle Gelder, die an Verbände und Vereine gehen, dienen direkt oder indirekt primär dem - absolut ungesunden - Spitzensport. Denn alle Funktionäre denken nur an stolze Erfolge, in denen sie sich sonnen können, und sind völlig desinteressiert an den zeitknappen, bewegungsarmen und kiloreichen Kindern - oder auch Erwachsenen - , aus denen nie und nimmer Spitzensportler werden. Dass sich Funktionäre überdies noch mit teuren Autos aus Steuergeldern bedienen, ist dann nur ein kleiner Tupfen auf dem i.

In diesem Land werden also eher Familien und Kinder beschnitten als der Sport. Denn dieser hat mit den großen Sportredaktionen der Medien eine unglaublich artikulationsstarke Propagandamaschinerie auf seiner Seite. Genauso wie die - in wirtschaftlichen Zusammenhängen genauso ahnungslosen - Kulturredaktionen jede Beschneidung der noch viel größeren und problematischeren Kulturbudgets verhindern werden. Dieses hat ja überdies die Funktion, ein großes Heer an Unterstützern für bestimmte Parteien und Ideologien zu finanzieren und bei Parteilaune zu halten.

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Fußnote 98: Griechen kriegens fast gratis drucken

Seltsame Unterschiede bei der Kreditvergabe.

In Deutschland tobt eine tiefgehende und ehrliche Debatte über die acht Milliarden zur Finanzierung des griechischen Lotterlebens, die dorthin auf höchstwahrscheinliches Nimmerwiedersehen verschwinden werden. Wir zahlen zwar nur ein Zehntel, debattieren aber nicht einmal ein Hundertstel so viel wie die Deutschen. Bei uns versucht die Regierung nicht einmal, dem blöden Steuerzahler zu erklären, warum die Griechen nur 5 Prozent Zinsen zahlen müssen (wenn sie zahlen), während die eigenen Banken 8 bis 9,3 Prozent zahlen müssen (von denen zumindest der größere Teil zahlt). Stehen uns die Griechen so viel näher? Oder werden solche Entscheidungen einfach ganz nach Tageslaune getroffen?

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Die vier kleineren Übel dieser Wahl drucken

Das Tagebuch hat sich am Donnerstag mit all den guten Gründen befasst, Heinz Fischer nicht zu wählen. An diesem Urteil ändert auch der ganz, ganz zufällige Besuch von Wladimir Putin bei Fischer wenige Stunden vor der Wahl nichts. Was aber statt dessen tun? Nicht wählen? Weiß wählen? Gehring wählen? Rosenkranz wählen?

Nun: Nicht wählen wie weiß wählen haben eines gemeinsam: Sie erleichtern es Heinz Fischer, gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit zu erreichen. Denn die braucht er ja nur unter den abgegebenen UND gültigen Stimmen zu erreichen. Da er ja den Block der 30 Prozent roten und 10 Prozent grünen Stimmen sicher hat, genügt ihm eine so geäußerte Neutralität aller schwarzen, orangen und sonstigen Fischer-Gegner, um sein Ziel zu erreichen. Denn am Montag wird jedenfalls die Schlagzeile aller Fischer-freundlichen Medien, also fast aller, lauten: "XX Prozent für Fischer". Und die Tatsache, dass Fischer - mit Sicherheit - weit weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten für sich gewonnen haben wird, wird total untergehen.

Der größte Anteil der Nicht-Fischer-Wähler wird gar nicht wählen. Diese Variante nützt Fischer aber noch mehr als das Weiß-Wählen. Denn die SPÖ wird einen Großteil der Nichtwähler überhaupt gleich für sich in Anspruch nehmen können: Die Menschen hätten ja ohnedies mit Fischers Wiederwahl gerechnet und seien daher daheim geblieben. Außerdem gäbe es sowieso einen ständig wachsenden Anteil von Nichtwählern, das habe daher auch nichts mit einer Ablehnung Fischers zu tun.

Da diese SPÖ-Argumente ja durchaus logisch sind, ist also ein Daheimbleiben die schlechteste Art, Unzufriedenheit mit Fischer zu äußern.

Weiß-Wählen hilft zwar Fischer auch, kann aber wenigstens nicht von diesem in Anspruch genommen werden. Nur wird der Anteil der weißen Stimmen höchstwahrscheinlich nur einen einstelligen Prozentsatz ausmachen und daher in der politischen Debatte völlig untergehen - beziehungsweise nur als Blamage der ÖVP gewertet werden. Das Weiß-Wählen wurde ja von einigen aus der ÖVP-Spitze angekündigt - freilich nur deshalb, damit sich die schwarzen Stammwähler nicht ans Wählen einer anderen Partei gewöhnen sollen - mit Beispielswirkung fürs nächste Mal.

Also bleiben Rosenkranz und Gehring. Auch hier fällt die Entscheidung nicht einfach. Rosenkranz konnte durch die überzogene Hasskampagne der SPÖ samt deren vorgelagerten Medien von "Österreich" bis ORF zwar wieder an Sympathie, genauer gesagt: Mitleid gewinnen. Sie besetzt auch glaubwürdig das Familien- und Heimat-Thema. Trotzdem hat sie rund um den Wirbel zu ihren Verbotsgesetz-Äußerungen alles andere als Krisenfestigkeit gezeigt.

Sie ist in schwieriger Zeit einfach eine Woche auf Tauchstation gegangen, hat sich von Hans Dichand zur Demütigung einer notariellen Erklärung zwingen lassen (was sie auf das Niveau des einstigen Faymann-Briefes an Dichand herabsenkt). Und sie war dann nicht einmal bereit, Fragen zu jener Erklärung zu beantworten. Ihre schwache Vorstellung wird dadurch abgerundet, dass sie tagelang nichts dabei gefunden hat, dass eine Möchtegern-Bundespräsidentin ihr ganzes Wissen über die Nazi-Verbrechen lediglich aus dem Schulunterricht hat. Dass sie also mit anderen Worten zeithistorisch völlig unbeschlagen ist. Und wenn man wie Rosenkranz das Wort "Mut" plakatiert, dann hätte sie in Hinblick auf die beim Verbotsgesetz später hinzugefügten Meinungsdelikte durchaus ihre kritische Linie angesichts immer mehr überbordender Meinungseinschränkungen fortsetzen müssen, statt eine 180-Grad-Wende zu machen.

Bleibt Rudolf Gehring. Er ist in vielen politischen Fragen offensichtlich unbeschlagen und unroutiniert, er hat fast einen Ein-Mann-Wahlkampf geführt, also offensichtlich auch kein starkes Berater-Team um sich. Und er erweckt den Eindruck zu glauben, dass man aus Evangelium und päpstlichen Enzykliken konkrete politische Handlungsanleitungen ablesen könnte. Was doch ziemlich naiv ist. Er hat zwar mehr wirtschaftliche Erfahrung als seine Gegenkandidaten, aber auch auf diesem Gebiet keine klare Linie kommuniziert. Sein größtes Plus ist hingegen, dass er von allen großen Parteilagern völlig unabhängig ist. Zugleich ist er jener Kandidat, bei dem die Werte, auf denen er aufbaut, wirklich glaubwürdig und klar kommuniziert sind. Und die in anderen europäischen Ländern auch durchaus mehrheitsfähig sind, auch wenn sie vom ORF als schrullig denunziert werden.

Was also tun? Falls ich nicht in der Wahlzelle eine Münze aufwerfen will, werde ich mich bis Sonntag früh zwischen Gehring und Rosenkranz entscheiden müssen, wobei der wertorientierte, aber leider nicht liberale Gehring derzeit leicht vor der ebenfalls leider nicht liberalen Rosenkranz liegt. Das einzige, was für mich wirklich klar ist, ist die oberste Linie: Der Triumph für Fischer und die fast totalitäre Stimmungsmache durch staatlich finanzierte Medien für ihn, soll durch meine Stimme wenigstens eine Stimme kleiner ausfallen, und zwar in wirksamer Form.

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SN-Kontroverse: Weiß wählen? drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat die ÖVP durch ihre Weiß-Wählen-Kampagne dem Amt des Bundespräsidenten geschadet?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Weiß(nicht)wählen stört Machtbalance


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Mut kann man nicht kaufen und Klugheit ist kein Erwerbsgut. Diese alten Grundsätze beweisen sich stets aufs Neue. So geschehen dieser Tage beim „Kampf" um das höchste Amt im Staat, der alles andere als „fad" war, wie dies Krawallmedien ihrem Publikum einhämmern wollten. Es wurden die politischen Handlungsmuster von Vertretern sehr unterschiedlicher  Weltanschauungen deutlich, was für das Zusammenleben in einem Staat große Auswirkungen hat.

Ein Versäumnis fällt in diesem Zusammenhang auf und geht auf Rechnung der ÖVP. Diese stellte keinen eigenen Kandidaten aus den unterschiedlichsten persönlichen und finanziellen Gründen auf. Dass in der Folge keine Wahlempfehlung für den Amtsinhaber, der seine Sache gut gemacht hat,  abgegeben wurde - nun ja, es lässt sich aus dem Wissen um die Parteiempfindlichkeit nachvollziehen.

Dass aus der Summe der Verlegenheiten aber die Empfehlung „weiß wählen" heraus kam, ist ein schwerer Schnitzer. Geholfen ist damit niemanden, sondern die Haltung  beschädigt das Präsidentenamt.  Frei nach dem Motto, wenn ich schon nicht gewinnen kann, so will ich doch einen möglich großen Kollateralschaden anrichten.

„Weiß wählen" ist Ausdruck der zutiefst österreichischen Neigung „eh wurscht" und lädt zum Nichtwählen ein. Was in einer Demokratie von Schaden ist. Zudem verkennen WeißnichtwählerInnen die Funktion des Staatsoberhauptes. Dieses vertritt nicht nur die Republik nach außen, ist Oberbefehlshaber des Heeres und ohne ihn/sie geht bei Regierungsbildungen gar nichts. Der Bundespräsident ist der Regulator im verfassungsrechtlichen Machtdreieck: Parlament-Regierung-Staatsoberhaupt. Das ist ein fein ausgeklügeltes System von checks and balances, das schon viele Stürme erlebt und sich bewährt hat.



Weiß hilft Fischer


Andreas Unterberger

Es ist mehr als skurril: Die – wieder einmal besonders koalitionsloyale – ÖVP schickt keinen eigenen Kandidaten ins Rennen, gibt keine Wahlempfehlung ab und stellt damit die Wahl von Heinz Fischer sicher. Und nun wird sie von der SPÖ und deren Vorfeldmedien trotzdem als undemokratisch beschimpft, weil einige ÖVP-Politiker weiß wählen wollen.

Dabei ist weiß zu wählen ohnedies eine massive Hilfe für Fischer. Denn jede ungültige Stimme macht es leichter, mit Hilfe von Rot-Grün die notwendigen 50 Prozent der gültigen(!) Stimmen schon im ersten Wahlgang zu erreichen. Wer Fischer und der SPÖ den – dringend notwendigen – Dämpfer eines zweiten Wahlganges versetzen will, muss also Gehring oder Rosenkranz ankreuzen.

Besondere Pointe: Fischer selbst hat 1998 das Weiß-Wählen als „legitim“ bezeichnet,  als Thomas Klestil zum zweiten Mal antrat!

Viel schädlicher als weiß zu wählen sind für den politischen Stil Dinge, die Fischer selbst zu verantworten hat: sein Schweigen zu den intoleranten SPÖ-Störaktionen gegen fremde Wahlveranstaltungen; seine Weigerung, sich einer Diskussion mit anderen Kandidaten zu stellen; der schwere außenpolitische Schaden, den sein Fernbleiben vom Begräbnis des polnischen Präsidenten angerichtet hat – obwohl andere Präsidenten zum Teil viel längere Anfahrten als die sechs Autostunden Wien-Krakau auf sich genommen haben. Am schädlichsten aber ist sein Schweigen zu den wirklichen Bedrohungen unserer Zukunft: zur schweren Finanzkrise, zum Ausbleiben jeder Verwaltungsreform, zur rapiden Islamisierung, zur demographischen Katastrophe. Stattdessen engagiert er sich für Arigona Zogaj und Kärntner Ortstafeln (die es übrigens längst gäbe, hätten einst Fischer und Gusenbauer nicht den von Schüssel fertig ausverhandelten Kompromiss torpediert) . . .

Die Schäden für das Amt gehen fast immer von den Bundespräsidenten selber aus.

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Fußnote 97: Wann denkt diese Uni? drucken

Die Wirtschaftsuni macht etwas Vernünftiges - und das erzürnt die Wiener Hauptuni.

Die verwinkelten Argumentationen der Universitäts-Juristen wären einer besseren Sache würdig gewesen. Sie richten sich nämlich gegen das Vorhaben der Wirtschaftsuniversität, auf Grund des großen Ansturms Zugangsbeschränkungen einzuführen. Jeder, der nur einen halben Meter aus dem grün-roten Uni-Populismus hinauszudenken imstande ist, weiß, dass das ein richtiger und dringend notwendiger Schritt ist. Nur die Wiener Uni kann nicht so weit denken und intrigiert dagegen - statt selber eine ähnliche Initiative zu starten. Aber was will man von einer Uni, deren Rektor - statt die in diesem Amt angebrachte Neutralität zu wahren - parteipolitische Wahlaufrufe für Heinz Fischer unterzeichnet? Der überdies den Audimax-Besetzern einst eine demonstrative Geldspende gemacht hat - also jenen Chaoten, die der Uni einen Millionenschaden zugefügt haben.

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Fischer braucht dringend einen Dämpfer drucken

20 Gründe, warum es der politischen Kultur in diesem Lande überaus gut täte, wenn Heinz Fischer am Sonntag einen deutlichen Dämpfer bekäme.

Zuerst aber die Suche nach dem Positiven an Heinz Fischer: Er ist zweifellos ein (allerdings mit Schlagseite) gebildeter Mann, der sich würdevoll zu bewegen weiß und ordentliche Umgangsformen hat. Sonst kann man eigentlich nur eines zu seinen Gunsten ins Treffen führen: Dass er durch die Länge seiner politischen Karriere weit mehr Gelegenheiten als seine Gegenkandidaten hatte, Fehler zu machen.

Fischer hat diese Gelegenheiten freilich auch kräftig genutzt. Was sich an Hand vieler Fakten zeigen lässt - im Gegensatz zu dem Eindruck, den die fast total gleichgeschaltete Medienlandschaft derzeit zu erwecken versucht. Fischer hat durch Taten und Worte wie auch durch Unterlassungen gepatzt. All diese hier kurz aufgezählten Gründe machen ihn zum unwählbarsten Kandidaten am kommenden Sonntag.


  1. Der jüngste Fehler war der schwere außenpolitische Fauxpas, nicht zum Begräbnis des polnischen Staatspräsidenten nach Krakau gefahren zu sein. Wer weiß, wie sensibel die Polen sind, der weiß auch, dass Fischer mit seiner Reiseunlust mehr Porzellan zerschlagen hat, als all seine vielen gemütlichen Präsidententreffen in noblen Residenzen gut machen können. (Übrigens sollte auch der Außenminister den schweren Fehler einsehen, dass die Republik plötzlich nur durch den Botschafter vertreten war – wie bei einem drittrangigen Routinetermin.) Besonders peinlich ist das auch deshalb für Fischer, weil er sich ja immer mit seiner langen internationalen Erfahrung brüstet. Die Schande ist durch seine fadenscheinigen Ausreden, der Chauffeur hätte nicht so weit fahren dürfen, nur noch schlimmer worden. (Eine Strecke dauert maximal sechs Stunden, und auch die Mitnahme eines zweiten Chauffeurs wäre angesichts der Vielzahl von servilem Personal rund um den Bundespräsidenten möglich gewesen). In dieser Republik verludern die Sitten, beginnend an der Spitze.

  2. Zur Sittenverluderung zählt auch der nächste Minuspunkt auf dem Konto Fischers: Wer so auf nobel und fein tut wie er, wer so groß „Werte“ (freilich bezeichnenderweise ohne Inhalt) plakatiert, der hätte längst die extrem intoleranten Störaktionen seiner Partei gegen die Wahlveranstaltungen einer Gegenkandidatin stoppen müssen.

  3. Statt dessen hat er die sozialistischen Jugendlichen noch aufgehetzt, indem er infamerweise behauptet hat, Rosenkranz habe die Gaskammern geleugnet. Was einfach nicht stimmt – so bedenklich auch einige ihrer Äußerungen waren.

  4. Alles andere als vorbildlich ist auch seine Weigerung, sich einer Diskussion mit seinen beiden Gegenkandidaten zu stellen.

  5. Eine wirklich unglaubliche Kühnheit Fischers ist es, nun ausgerechnet die Kärntner Ortstafelfrage als Hauptthema seiner zweiten Amtsperiode anzukündigen. Abgesehen davon, dass Österreich derzeit ein paar existenziellere Fragen hat, zu denen er offenbar weiterhin schweigen will, ist gerade die Betonung der Ortstafelfrage durch Fischer ein Musterbeispiel von „Haltet den Dieb!“ Denn es war niemand anderer als die SPÖ selbst, die unter seiner vollen Rückendeckung die Lösung des Problems verhindert hat. Einzig das SPÖ-Veto unter Alfred Gusenbauer hatte die Umsetzung der schon fix ausverhandelten Lösung der Ortstafelfrage torpediert: Wolfgang Schüssel hatte nämlich mit Jörg Haider, dem Kärntner Heimatdienst und fast allen Slowenen-Vertretern bis auf den letzten Beistrich einen detaillierten Konsens über die alte Streitfrage erzielt, in welchen Ortschaften Kärntens noch zweisprachige Tafeln aufzustellen seien. Dieser Kompromiss ist damals einzig daran gescheitert, dass die SPÖ der bösen Regierung Schüssel den Triumph nicht gegönnt hat, wenn ausgerechnet Schwarz-Blau das notwendige, aber seit 55 Jahren fehlende Gesetz zur Erfüllung des Staatsvertrags realisieren hätte können. (Neben der SPÖ war nur noch ein völlig unbedeutender Slowenen-Verein dagegen, der sich bezeichnenderweise in diesen Tagen mangels Masse selbst auflöst). Die SPÖ hätte dann endgültig ihre scheinmoralische Faschismus-Keule gegen Schwarz, Blau und Orange wegwerfen müssen. Eine ziemliche Chuzpe, wenn sich nun ausgerechnet Fischer als Löser der Ortstafelfrage ausgeben will.

  6. Ähnlich gravierend ist leider das Fehlen jeder Stellungnahme Fischers zu dem Skandal, dass jetzt mit Hilfe von Steuermitteln in Wien eine nordkoreanische Propagandaschau stattfinden soll. Fischer dementierte nicht einmal die Berichte, dass sein eigenes Büro selber zugunsten dieser Ausstellung interveniert hatte. Die Eröffnung dieser Ausstellung wird auch einigen hochrangigen Apparatschicks des schlimmsten Folter- und Terrorregimes der Welt eine schöne Reise nach Österreich bescheren. All das bestätigt erneut auch die geistige Nähe Fischers zu jenem Regime, die sich ja schon in jahrelanger Vizepräsidentschaft in der nordkoreanischen Freundschaftsgesellschaft gezeigt hat.

  7. Fischer ist auch mit hohem Lob für Kuba, eine fast genauso schlimme Diktatur, in den Archiven festgehalten.

  8. Nicht so eindeutig bewiesen, aber zumindest durch starke Indizien (insbesondere Fischers New-York-Reisen) unterlegt, ist seine Verwicklung in den Rufmord an Kurt Waldheim – auch wenn er sich am Ende von Waldheims Präsidentschaft von diesen Denunziationen zu distanzieren versucht hat.

  9. Besonders unglaubwürdig – und als rein parteipolitische Inszenierung entlarvt – wird die Liebe Fischers zur Faschismuskeule, die er und seine Freunde gegen alle relevanten politischen Gegner schwingen, durch seine einstigen Attacken auf Simon Wiesenthal. Er hatte dem weltweit wichtigsten Jäger nationalsozialistischer Verbrecher öffentlich einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss angedroht, nur weil dieser darauf hinzuweisen gewagt hatte, dass der damals zum Mehrheitsbeschaffer für die SPÖ avancierte Freiheitliche Friedrich Peter ein hochrangiger SS-Offizier mit fragwürdigen Kriegsaktivitäten gewesen war. Jener Auftritt Fischers hätte unter anständigen Politikern eigentlich unbestreitbarer Anlass zum Rücktritt sein müssen.

  10. Fischer ist auch deshalb absolut unwählbar, weil er der gesellschaftspolitisch deutlich am weitesten links stehende Bundespräsident der zweiten Republik ist. Das hat er etwa mit seinem Engagement für das Adoptionsrecht schwuler Paare gezeigt – obwohl dieses Thema nicht nur moralisch und wertemäßig, sondern angesichts des Desinteresses der angeblich so lange diskriminierten Schwulen an der Ehe auch quantitativ ein absoluter Rohrkrepierer ist.

  11. Fischer hat sich auch mehrfach für ein Bleibrecht Arigona Zogajs ausgesprochen – und damit klar signalisiert, wo er in der Zuwanderungsfrage steht, also bei jenem Thema, das den meisten nicht-linken Österreichern neben der katastrophalen Finanzlage des Landes die größten Sorgen macht. Dass er diese Sorgen vieler Österreicher in keiner Weise teilt, hat er übrigens auch dadurch gezeigt, dass er radikale Islamisten zum offiziellen Essen geladen hat.

  12. Apropos Finanzkatastrophe: Wer hat jemals von Fischer zu diesem Thema – anstelle der Zogaj- und Ortstafel-Schmonzetten – klare Worte gehört? Totales Schweigen im Walde. Vielleicht könnte er wenigstens einmal einen Text des deutschen Bundespräsidenten zu wirtschaftlichen Fragen vorlesen. Vielleicht könnte er nachlesen, welches Pensionsalter seine deutschen Parteifreunde schon mitbeschlossen haben (nämlich 67 Jahre). Vielleicht könnte er anstelle seines üblichen Gejammeres über die angeblich so vielen sozial Benachteiligten die Statistiken nachlesen, dass Österreich in fast allen Bereichen die höchsten Umverteilungs- und Wohlfahrtsstaat-Quoten hat. Vielleicht könnte er sich von unabhängigen und sachkundigen Menschen (also halt nicht gerade Arbeiterkämmerern) einmal vorrechnen lassen, warum der Finanzminister – endlich – Klartext spricht, dass wir nur noch drei Jahre von griechischen Verhältnissen entfernt sind.

  13. Fischer hat sich auch nie der heuchlerischen Kampagne seiner Partei gegen das Weiß-Wählen einiger ÖVP-Funktionäre entgegengestellt, das undemokratisch sei. Obwohl er allen Grund dazu hätte, das Weiß-Wählen zu verteidigen: Hat er es doch selbst 1998 bei der zweiten Klestil-Wahl als legitim empfohlen.

  14. Gehen wir noch ein wenig weiter in Fischers Vergangenheit zurück – wie es ja umgekehrt auch die SPÖ mit riesigem Aufwand bei jedem ihrer Gegner tut –, dann finden wir da etwa in einem Buch Fischers eine massive Attacke auf „das rabiate  Festhalten an der sozialen Marktwirtschaft“.

  15. Unter Federführung Fischers entstand damals auch ein sozialdemokratischer „Problemkatalog“, der klarmachte, was Fischer anstelle der Marktwirtschaft eigentlich wollte. Da liest man etwa: „Die Verwirklichung einer klassenlosen Gesellschaft ist weiterhin das dominierende Ziel einer sozialistischen Gesellschaftsreform.“ Im gleichen Text liest man auch das Verlangen nach einem „Abbau individueller Entscheidungsmöglichkeiten“, nach einem weiteren „Vordringen der verstaatlichten Unternehmungen“, und nach einer „Umkehrung der Entlohnungspyramide“. Karl Marx war ein Weichei gegen jene Fischer-Worte.

  16. Als einmal sozialdemokratische Politiker vor Gericht standen, empörte sich der nunmehrige Hüter von Verfassung und Rechtsstaat über „die Unfairness und Brutalität mancher Justizfunktionäre“. So wie wenn Fischer in Wahrheit Peter Westenthaler hieße.

  17. Der angeblich so noble Fischer konnte auch im Parlament gut austeilen: „Sie Schwein, Sie!“ sagte er etwa einem Abgeordneten, der sich über Hannes Androschs Geschäfte erregt hatte.

  18. Ebenso finden sich in den Archiven öffentliche Solidaritätsbekundungen Heinz Fischers für den Sechsfachmörder Udo Proksch.

  19. Ein weiteres ganz starkes Motiv, Fischer nicht zu wählen, hört und sieht man täglich im ORF, liest man in fast allen Zeitungen: Natürlich gilt die Unschuldsvermutung und es besteht keinerlei Zusammenhang mit den 160 Millionen, die der ORF von der Regierung bekommen soll, und den 100 Millionen, welche die Zeitungen im Vorjahr von Regierung und Gemeinde Wien bekommen haben. Tatsache ist, dass (bis auf die Kronenzeitung) wie auf Kommando gleichlautende Stimmung für Fischer gemacht wird. Gegenkandidaten werden (im zur Objektivität verpflichteten ORF!) ungeniert als „schrullig“ und „umstritten“ niedergemacht. Fischer werden hingegen fast nur belanglose Hofberichterstattungs-Fragen gestellt, wie etwa jene des ORF-Radios: Wie fühle sich Fischer denn so, wenn man eine Ehrenkompanie abschreite.

  20. Und last not least ist es auch extrem provozierend, wenn Fischer im Wahlkampf Schulen besuchen darf, die anderen Kandidaten dort jedoch Zutrittsverbot bekommen. Dafür kann Fischer wohl nichts persönlich; es zeigt aber neuerlich, wie sehr öffentliche Institutionen von den Freunden Fischers parteipolitisch missbraucht werden.


Haben wirklich 80 Prozent der Österreicher ein so schlechtes Gedächtnis, dass sie sich am Sonntag trotz all dieser Gründe für den absolut unwählbarsten aller Kandidaten entscheiden werden? Dies prophezeien jedenfalls die Meinungsumfragen. Oder wird es ihm nicht einmal gelingen, die Hälfte der Wahlberechtigten hinter sich zu vereinen? Ich werde mich jedenfalls in den nächsten Tagen noch mit den vier Alternativen zu befassen versuchen, die jeder Bürger hat, um Fischer nicht zu wählen.

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Über Zilk und Züge, über Liberale und Linke drucken

Was so an einem einzigen Tag passieren kann – und den Bürgern diesen Staat immer mehr entfremdet. Ohne dass seine Exponenten es merken.

Da wird ein prominenter Wiener Platz in Anwesenheit von Kardinal, Bundeskanzler, Bürgermeister und noch ein paar Dutzend anderen ebenso wichtigen Menschen nach Helmut Zilk benannt. Bei allem Respekt gegenüber einem charmanten Toten: Es gibt leider keine vernünftigen Zweifel daran, dass Zilk einst für einen kommunistischen Geheimdienst gegen Österreich spioniert hat. Und zwar zu einer Zeit, wo im Generalstab jenes Landes sehr aggressive militärische Pläne – bis hin zum Einsatz von Atombomben – gegen Wien vorbereitet worden sind.

Da provoziert der Kronenzeitungs-EU-Abgeordnete Hans Peter Martin mit dem Hitlergruß. Und bleibt natürlich unbehelligt. Denn er kann so etwas zu einer „lächerlichen Geschichte“ erklären – so wie Heinz Fischer einen ähnlichen Zwischenfall im Wiener Parlament. Womit sie im Prinzip auch recht haben – nur sind beide Herren Exponenten eines Staates, der mit ihrer vollen Zustimmung gegen ähnlich dumme Provokationen primitiver Jugendlicher mit aller Macht zuschlägt. So als ob ein Wiedererstehen des Dritten Reiches drohen würde.

Da sind die ÖBB tagelang nicht imstande, den Ansturm an Reisewilligen auf dem Wiener Westbahnhof zu bewältigen, ohne dass diese stundenlang Schlange stehen müssen – gleichzeitig waren sie aber auch nicht imstande, die Passagiere auch noch in die eingeschobenen Sonderzüge zu platzieren: Unser Tatzeuge fuhr in einem mit ganzen 15 (in Worten: fünfzehn) Menschen besetzten Railjet Richtung Westen. Aber was erwartet man sich von einem von der Gewerkschaft geführten Betrieb, den eine Zahnarztassistentin als Eigentümerin kontrolliert?

Da wird in Wien ein Polizist angeklagt, weil er einen Schwarzafrikaner skandalös behandelt hat, als der eine Anzeige erstatten wollte. Und was erfährt man da: Der Beamte ist nach diesem Vorfall in Pension gegangen: „wegen psychischer Belastung, weil mich das Ganze persönlich ziemlich reingezogen hat“. Nur zur Information: Der sensible Mann ist ganze 30 Jahre alt. Aber Gott sei Dank leben wir ja in einem Wohlfahrtsstaat ohne soziale Kälte, wo man sich all das leisten kann.

Da wird nun für die Position des Vorsitzenden im ORF-Stiftungsrat der Caritas-Präsident Franz Küberl als „Unabhängiger“ forciert. Denn Rot und Schwarz liegen sich wieder einmal in den Haaren. Wobei die Schwarzen frecherweise meinen, dass die SPÖ als 30-Prozent-Partei nicht wie zu Stalins Zeiten alle ORF-Posten alleine besetzen soll. Freilich findet diese Idee nur bei Rot und Grün Unterstützung – alle anderen Gruppierungen (bis auf die Bischofskonferenz) wissen ja längst, wo Küberl steht. Am lautesten aber musste der Tagebuch-Autor auflachen, als er in einer Zeitung lesen konnte, dass Küberl den anderen Parteien zu „liberal“ sei. Der Liberalismus ist ja schon weit in der Weltgeschichte herumgekommen, dass er aber auch schon beim größten Anhänger des Staatsinterventionismus in ganz Mitteleuropa angekommen sein soll, ist doch gar zu köstlich.

Das reicht als Bilanz eines Tages. Da brauchen wir das ganze Herumgegackere rund um die geheimgehaltenen Steuerpläne gar nicht mehr zu erwähnen.

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Vorsicht Diebe! drucken

Vor wenigen Wochen war es hier prophezeit worden: Nun ist es viel schneller als erwartet passiert - beziehungsweise bekannt geworden. Die Steuererhöhungspläne der Regierung sind schon wieder deutlich umfangreicher als bisher zugegeben. Sie zeigen einen offenbar überhaupt nicht mehr stillbaren Appetit auf unser Geld.

Denn nun wissen wir, dass die Regierung die Steuererhöhungen sogar auf 4,1 Milliarden zusätzliche Euro in die Höhe treiben will. Das zeigt der inoffiziell durchgesickerte "Strategiebericht zum Finanzrahmen" bis zum Jahr 2014.

Man muss es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Noch am Beginn dieses Jahres haben uns beide Regierungsparteien beteuert, dass es absolut keine Steuererhöhungen geben werde. Dann hat man sich plötzlich auf 1,7 Milliarden geeinigt, weil man nicht so viel einsparen kann - besser gesagt: will - wie zur Eindämmung des Defizits unbedingt notwendig ist. Knapp darauf haben zwei schwarze Problemminister, nämlich die Herren Mitterlehner und Berlakovich, die Erhöhungsschraube auf 2 Milliarden getrieben; ihr Vorwand war die Ökologie. Und nun sind die gigantischen 4,1 Milliarden durchgesickert. Da es nicht geplant war, dass das jetzt schon bekannt wird, hat man nur leider vergessen, wieder einmal die übliche Scheinbegründung beizulegen.

Zur beliebigen Auswahl als Service für die Regierung ein Angebot an Gründen für weitere Raubzüge auf unser Geld: Sicherung des Pensionssystems und der jugendlichen ÖBB-Pensionisten, Sicherung der Umwelt und des Grottenolms, Sicherung des Gesundheitssystems und der überflüssigen Dreifach-Untersuchungen.

Die wahren Gründe, warum sie uns noch mehr auspressen, werden sie uns freilich ganz sicher nicht verraten. Das Geld ist nötig zur Sicherung der Imperien der Sozialpartner (Versicherungen), der überflüssigen Bundesländer-Gesetzgebung und Doppelverwaltungen, der Tausenden Vereine zu angeblich guten, in Wahrheit fast immer parteipolitischen Zwecken, der Bauern, der ÖBB, der sinnlosen Tunnels, der Existenzberechtigung der Kammern und zur Administration Tausender unnötiger Gesetze (vom Wiener Baumschutzgesetz bis zum Nichtraucherschutz).

Das besonders Deprimierende ist: Es gibt keine einzige Partei mehr in diesem Lande, welcher man glauben könnte, dass sie sparen kann und will - nämlich auch dann, wenn es weh tut. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die Sozialdemokraten sicher die ärgsten Geldverbrenner sind. Den Beweis hat erst vorigen Mittwoch der mächtigste Mann der Partei, Michael Häupl, gemacht. Er verwendete so wie in den Jahren der Schüsselschen Sparpolitik voller Hass das Wort "Einsparwahnsinn".

Sie begreifen es einfach nicht. Und Menschen wie ein Häupl schon gar nicht.

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Fußnote 96: Der große Außenpolitiker schwänzt drucken

Eindrucksvolles Begräbnis für den polnischen Präsidenten - ohne Heinz  Fischer.

Hätten wir noch unabhängige und nicht von den Regierungsgeldern abhängige Medien, dann hätten wir seit Sonntag eine intensive Debatte über das Fehlen des amtierenden Bundespräsidenten beim Staatsakt in Polen. Denn dieser war angesichts der zelebrierten Versöhnung Polen-Russland ein Ereignis mit welthistorischer Dimension. Heinz Fischer fehlte jedoch, obwohl der von seinen Wahlkampf-Managern zum großen Außenpolitiker stilisierte Mann zuvor wegen des Begräbnisses alle Termine verschoben hat. Als Grund wurde uns das Flugverbot genannt. Komisch, dass der 40 Kilometer von Wien entfernt wohnende slowakische Präsident sehr wohl nach Krakau reisen konnte. Immerhin ist diese Stadt mit Auto wie Zug näher zu Wien als Vorarlberg, also durchaus erreichbar. Wenn man will. Und wenn man wirklich einen inneren Bezug zur Weltpolitik hätte.

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Wahlkampfsiegerin Rosenkranz drucken

Es gibt eine alte Politiker-Regel über unfreundliche Medien: Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben und kommt möglichst oft vor. Ansonsten wäre es völlig gleichgültig, ob gut oder böse berichtet  wird. Hauptsache: dass. Wenn diese Regel stimmt, dann müsste Barbara Rosenkranz die Bundespräsidentwahl sicher gewinnen. Denn sie ist nach den Daten von mediainsight die weitaus meist genannte Kandidatin in diesem Wahlkampf.

Ob ihr das etwas nutzen wird, wird man freilich erst in einer Woche sehen. Vorerst aber sind die Zahlen über die Nennungen der Kandidaten in den einzelnen Medien während der letzten 30 Tage frappant. Das vom Tagebuch exklusiv ausgewertete mediainsight erfasst als einziges Analyse-Instrument alle Medien, also Fernsehen, Radio, Zeitungen, Online und Agenturen; es zeigt einen deutlichen Rosenkranz-Vorsprung, und erst in den allerletzten Tagen holt Fischer auf - was man insofern auch als Strategie bezeichnen könnte.

Diesen Zahlen zufolge liegt Rosenkranz mit 1860 Nennungen an der Spitze vor Heinz Fischer mit 1577 und dem abgeschlagenen Rudolf Gehring mit 558 Nennungen.

Noch auffälliger sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Medien: So machte Rosenkranz in ATV nur 42 Prozent aus, im zweiten ORF-Programm hingegen 57. Diese verblüffende Diskrepanz zieht sich durch alle Medien: Je einseitiger pro-Fischer ein Medium ist, umso häufiger wird Rosenkranz genannt, deren Verteufelung ja den SPÖ-Wahlkampf und die grüne Schützenhilfe total dominiert. Das zeigt sich etwa auch bei den Privatradios: Da hat Fischer beim Krone-Radio die meisten Nennungen, beim grünlastigen Orange hingegen die wenigsten (dort dominiert Rosenkranz sogar mit 70 Prozent).

Es wird spannend, ob der Overkill an Anti-Rosenkranz-Polemik ihr nicht am Ende doch etliche Mitleidsstimmen aus nicht-linken und kirchenfernen Ecken bringen wird.

Dazwischen hat es der dritte Mann deutlich schwerer: Rudolf Gehring hat selbst bei den (von den Parteien selbst zu zahlenden) OTS-Meldungen auf Grund seiner leeren Kassen nur einen Anteil von 14 Prozent. Manche Linksmedien wie Orange haben ihn noch überhaupt nie genannt - was ziemlich klar ist: Wenn die Verteufelung von Rosenkranz dem amtierenden Präsidenten nutzen soll, dann wäre es schädlich, wenn da noch eine andere Alternative ins Bewusstsein gerückt würde. Gehring kann nur bei zwei Medienkategorien mithalten: Bei den Agenturen und bei den Blogs. In den Fersehsendern wird hingegen Fischer drei Mal und Rosenkranz fünf Mal so oft genannt.

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Fußnote 93: Die Medien und die Wahl drucken

Eine IMAS-Umfrage befasste sich mit der Berichterstattung über die Präsidentenwahl.

Da bezeichneten nur 20 Prozent die Berichte der Medien als "fair und sachlich", 21 Prozent als "einseitig und verzerrt" und 28 Prozent als "teils/teils". Der große Rest liest/sieht wohl gar keine Medien mehr. Wann wachen die Medien des Landes endlich auf? Wann begreifen sie, dass sie mit ihrer massiven Schlagseite den eigenen Untergang beschleunigen? Gewiss, sie können Kandidaten wie Rosenkranz oder Gehring beschädigen (sofern ein Overkill nicht schon wieder Mitleidsprozesse auslöst) - aber am meisten schaden sie der eigenen Glaubwürdigkeit. Oder trösten sie sich gar damit, dass bei Grün- und Rot-Wählern eine massive Mehrheit die Medienberichte positiv beurteilt? Das wird ihnen nicht viel helfen angesichts des Schrumpfens der beiden Linksparteien.

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Lieber Doktor, zuerst die Diagnose bitte drucken

Dass die Ärzte mehr Geld wollen, ist so alt wie langweilig. Dass sie zur Unterstützung ihrer Forderungen ein Gutachten bei - wem, wenn nicht ihm? - Heinz Mayer bestellt haben, ist juristisch so uninteressant wie im Ergebnis vorhersehbar.

Dass sich aber ein Politruk der Ärztekammer, des Hochdeutschen noch nicht so richtig mächtig, vor ein Mikrophon zu setzen wagt und dort gegen die Politik der Regierung Schüssel-Grasser wettert, weil sie sich an die (schuldenlimitierenden) Maastricht-Kriterien gehalten und ein Nulledfizit angestrebt hat, das ist nun schon wieder ziemlich originell. Wenn der gute Mann schon nicht zum Zeitung- (oder gar Blog-)Lesen imstande ist, sollte man ihm ein Ticket nach Griechenland kaufen, damit er dort all jene Symptome diagnostizieren kann, die man bekommt, wenn man sich nicht an jene bösen Kriterien gehalten hat.

Der Mann ist zumindest so originell wie ein Ökonom, der öffentlich wettert, dass die Staatsfinanzen deshalb in einem so schlechten Zustand sind, weil die Menschen zu wenig rauchen und saufen.

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Heißt von Ungarn lernen, siegen lernen? drucken

Können Österreichs Bürgerliche vom Triumph der ungarischen Konservativen lernen? Immerhin würde ja auch die ÖVP gerne von einer absoluten Mehrheit oder gar einer - in Ungarn im bevorstehenden zweiten Wahlgang noch möglichen - Zweidrittelmehrheit träumen. Derzeit müsste man aber solche Träumer eher zum Psychiater schicken.

Für die ÖVP gäbe es eine ganze Menge vom alten Nachbarn zu lernen - aber vieles andere nicht. Für jede politische Strategie vorbildlich ist vor allem der Umstand, dass die Partei an ihrem zweimal bei Wahlen gescheiterten Parteichef festgehalten hat, während bei der ÖVP in der Regel jeder sofort in die Wüste geschickt wird, der sein Wahlziel nicht erreicht, im Bund wie in den Ländern.

Diese Säuberungen sind insbesondere absurd, da die Volkspartei jeden Wahlkampf sehr auf die die Person des Spitzenkandidaten hin orientiert. Der wird dann über Nacht zur Unperson; in den letzten Jahren waren das etwa Schüssel, Molterer, Klasnic, Schausberger. Wenn eine Partei dadurch ständig signalisiert, dass sie offenbar schwere Fehler begeht, dass man ihre Wahlkampfaussagen eigentlich nicht ernst nehmen sollte, erhöht das nicht gerade die Glaubwürdigkeit. Die gewinnt man nicht durch ständigen ruckartigen Wechsel des Steuermannes, sondern durch viele kleine Schritte und Gesten.

Mit jedem Wechsel signalisiert die ÖVP, dass alles Bisherige mehr oder weniger falsch war. Was die Wähler dann auch auf die Zukunft hochrechnen. Damit verärgert man überdies alle jene Wähler, die sich - wenn auch in unzureichendem Ausmaß - für die Partei entschieden hatten. Und auch die müssen beim nächsten Mal erst wieder überzeugt werden. Und auch viele Nicht-Wähler einer Partei tun dies oft nur aus Unsicherheit und kurzfristigen Zweifeln. Wenn ihnen ständig neue Personen präsentiert werden sehen sie sich nur in ihren Zweifeln bestätigt, nicht widerlegt.

Die ungarischen Konservativen haben in acht Oppositionsjahren auch inhaltlich jeden faulen Kompromiss mit den regierenden Sozialdemokraten vermieden - der beim ÖVP-Bauern- und Wirtschaftsbund geradezu Teil der Identität ist. Während der ÖAAB überhaupt in Teilen altsozialistische Programmpunkte übernommen hat.

In Ungarn hat die - nun von Wien laut beklatschte - Schwesterpartei der ÖVP auch keine Scheu gehabt, nationale Themen konzentriert anzusprechen, wie etwa die Lage der Auslandsungarn. In Österreich hat sich die ÖVP aus Rücksicht auf die Kommentare einiger linksliberaler Journalisten hingegen immer gescheut, die gewaltigen Probleme durch Zuwanderung und Islamismus konkret abzusprechen; Maria Fekter wird da ja als Einzelkämpferin vom Parteichef oft im Stich gelassen.

Weniger sollte man hingegen in Sachen Wirtschaftspolitik von den ungarischen Konservativen lernen. Denn die haben den Wählern versprochen, dass es keine Einschnitte geben werde, sondern eine Steuerreform. Das ist in Zeiten wie diesen grob fahrlässig. Damit droht den Wahlsiegern ein ähnliches Schicksal wie den nun zertrümmerten Sozialisten: Diese haben anfangs auch populistisch tief in die Kassa gegriffen, Beamtengehälter um 50 Prozent erhöht, bis sie damit voll an die Wand gefahren sind, bis sie am Schluss trotz Mehrheit einer Expertenregierung das Ruder überlassen mussten, die dann mit dem notwendigen, aber mühsamen Sparen begonnen hat.

Mit seinen lockeren Wahlkampfversprechen hat Viktor Orban gleichsam pro futuro seine Glaubwürdigkeit vernichtet. Dieselbe Glaubwürdigkeit, die seine Partei prinzipiell durch Kurshalten erworben hat, geht nun durch illusionistischen Populismus verloren. Denn Steuersenkungen sind immer gut, wer aber glaubt, diese ohne kräftige Einsparungen bei den Staatsausgaben realisieren zu können, rennt in sein Verderben.

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Jedem Bürger seine Partei drucken

Was ist eigentlich bürgerlich? Diese Frage war eine der schwersten Aufgaben, die mir je als Referatsthema gestellt worden ist. Heute hätte ich es leichter: Heute würde ich sagen: Bürgerlich heißt negativ formuliert "zerstrittenes Chaos", positiv formuliert: "unendliche Vielfalt". Es gibt praktisch keine Frage, zu der es unter allen Bürgerlichen Konsens gäbe; es ist nicht einmal klar, wer sich zu Recht und wer zu Unrecht "bürgerlich" nennt; und es kann keine bürgerliche Gruppierung so klein sein, dass bei ihr nicht eine neuerliche Kernspaltung möglich wäre. Wie sich dieser Tage wieder einmal zeigt.

Denn in den letzten Tagen hat es das BZÖ neuerlich zerlegt. Die Partei war ja einst selbst als Spaltprodukt entstanden: Als H.C.Strache den in Wien und Kärnten regierenden Freiheitlichen mit populistischen Positionen das Leben unerträglich machte, trennten sich alle Minister und Abgeordneten und alle Kärntner Machthaber von der FPÖ. Dann spaltete sich am Beginn dieses Jahres das Kärntner BZÖ: Die Mächtigen wechselten zur FPÖ - aber doch nicht ganz, sondern unter Gründung einer neuen eigenen Partei - die weniger Mächtigen blieben beim BZÖ.

Einige Wochen später hat sich nun - von der Öffentlichkeit unbemerkt - Ähnliches in Wien abgespielt: Da wurde über Nacht fast die gesamte Funktionärsmannschaft in Stadt und Bezirken hinausgeworfen. Ihr Hauptdelikt: Sie verlangten die Abhaltung des seit dem Vorjahr statutengemäß eigentlich fälligen Landesparteitages ("Konvent"). Ansonsten wurden in beide Richtungen die üblichen Beschimpfungen ausgetauscht. Hinter der Säuberung sollen die alten Wiener Parteigranden Scheibner und Westenthaler stecken, die sich vermutlich um ihre weitere politische Karriere Sorgen machen. Jetzt werden die hinausgeworfenen Funktionäre unter Führung des gefeuerten geschäftsführenden Parteiobmanns Helmut Stubner halt nun auch in Wien eine eigene Partei gründen.

Wer da noch nicht den Überblick verloren hat, möge das Chaos bei den anderen Parteien rechts der Mitte rund um die Bundespräsidentenwahl beobachten. Da tobt bei den Freiheitlichen eine erbitterte Schlacht Strache-Rosenkranz. Offenbar geht es dort jetzt schon um die Schuldzuschiebung für die drohende Niederlage. Wobei sich auch der Parteiobmann nicht ganz leicht tun wird, alles auf die wenig professionellen Auftritte der Kandidatin zu schieben, hat die FPÖ doch auch bei etlichen regionalen Urnengängen zuletzt eher mäßig abgeschnitten und ist weit weg von den alten Haider-Triumphen.

Und last not least die ÖVP: Da gibt es von der Parteispitze ein paar Andeutungen Richtung ungültig wählen. Da wollen sich ein paar Opportunisten als Schleppenträger Heinz Fischers politische Tauschgeschäfte einhandeln. Und da machen bei den kleinen Funktionären immer mehr Stimmung für den christlichen Kandidaten Rudolf Gehring. Ein ganz ähnliches Chaos bietet die Volkspartei gleichzeitig im Wettbewerb der Steuererhöhungspläne.

Rund herum um diesen bürgerlichen Fleckenteppich brodeln immer mehr Initiativen, Vereine, Gruppen, die teils für liberale, teils für religiöse, teils für islamkritische Ziele kämpfen. Um nur die wichtigsten Richtungen zu nennen. Und daneben ziehen sich viele irgendwie halt schon auch bürgerliche Menschen ganz in frustrierte Einzel-Isolation zurück, haben ganz mit dem politischen Leben gebrochen.

Längst weiß man aber auch bei den größeren bürgerlichen Gruppen nicht mehr, wer da noch miteinander redet und wer nicht. Seit der Schüssel-Wahl 2002 ist es nie mehr gelungen, diese ganze bürgerliche Breite mit einem gemeinsamen Ziel zu emotionalisieren und zu wenigstens ein paar gemeinsamen Schritten zu bewegen.

Und das alles zu einem Zeitpunkt, da die rot-grüne Linke bei allen Wahlen und Umfragen - trotz der massiven ORF-Hilfe und trotz der vielen bestochenen Printmedien - so schlecht dasteht wie noch nie in ihrer Geschichte. In Österreich und europaweit.

Warum fühle ich mich dennoch als Bürgerlicher? Weil ich in Wahrheit diese Vielfalt liebe und schätze. Weil ich einmal da und einmal dort Ähnlichkeiten im Denken finde - wenn man einmal vom Opportunismus großer Parteien absieht. Weil ich nie und nimmer bei einer straff auf die jeweilige Politik eines Führers oder einer streng durchdeklinierten Doktrin eingeschworenen Struktur dabei sein würde . . .

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Hurra, das Rauschgift ist angekommen! drucken

Noch ist das Geld nicht nach Griechenland geflossen. Noch tun manche so, als ob die immer präziser werdenden Ankündigungen europäischer Steuermilliarden für die jahrelang in Saus und Braus lebenden Hellenen die privaten Geldgeber zu neuerlichen Kreditvergaben bewegen könnten, sodass die Staaten doch noch darauf verzichten könnten. Das wird sich wohl bald als blanke Illusion herausstellen. Und als Endergebnis stehen die EU-Staaten als Heuchler, als vertragsbrüchig und Zerstörer der eigenen Währung da.

Massiv an Glaubwürdigkeit verlieren in diesen Tagen auch die vielen Medien, welche die Griechenlandhilfe preisen und loben. Sie verhalten sich wie ein Haufen Rauschgiftsüchtiger, die jubeln, wenn ein LKW voller weißen Pulvers anlangt.

Tatsache ist, dass die Milliarden für Griechenland eine glatte Verletzung der EU-Verträge bedeuten, die eine solche Hilfe zwischen Euro-Ländern verbieten. Tatsache ist, dass alle jene Politiker lügen, die die Kreditvergabe als gutes Geschäft darstellen; denn das wäre es nur, wenn eine seriöse Chance auf volle und pünktliche Rückzahlung bestünde. Ansonsten ist das gute Geschäft eher mit einem Kasino-Besuch vergleichbar, vor dem man behauptet, dass man ständig die richtige Zahl erraten werde.

Tatsache ist aber jedenfalls auch, dass die EU-Partner nun nicht mehr zurückkönnen, wenn Athen eines Tages auf die Kreditlinie der Euro-Partner zugreift. Es ist ähnlich - aber eigentlich noch schlimmer - wie im Fall des türkischen EU-Beitritts. Auch der wurde immer wieder vage für die Zukunft zugesagt, die noch unendlich fern schien, obwohl von Anfang an große Skepsis bestand. Auch da kann die EU nun nur noch sehr schwer zurück.

Tatsache ist schließlich ebenso, dass die anderen Länder in Wahrheit die Kredite nur sehr ungern geben. Wäre die Sache ein so gutes und sicheres Geschäft, wie manche Propaganda nun tut, dann hätte man sich ja nicht so geziert. Und Tatsache ist überdies, dass die ganze Sache - trotz der heftigen politischen und medialen Propaganda - extrem unpopulär ist. Insbesondere in Deutschland, das ja - wie fast immer - am tiefsten in die Tasche greifen muss.

Der österreichische Beitrag hat sich in den letzten Tagen von einer halben Milliarde heimlich still und leise auf 858 Millionen erhöht. Tut nichts, wir haben es ja. Oder?

Warum, so fragen viele verzweifelte Bürger, tun die Staaten das? Nur aus unsinnigem Herdentrieb? Nur weil sich keiner mehr zu sagen traut, dass der Kaiser nackt und Griechenland zahlungsunfähig ist? Nur weil in keinem Land Europas mehr Staatsmänner vorhanden sind - oder gar solche mit wirtschaftlichem Sachverstand und Mut?

Die Begründung, dass es um die Rettung des Euro geht, ist absolut vorgeschoben. Denn der Euro wird durch die "Rettung" Griechenlands langfristig mit Sicherheit noch viel mehr bedroht. Denn dann wird es in Spanien oder Portugal gegen den Widerstand der Gewerkschaften - um nur die zwei nächsten Kandidaten zu nennen - noch viel weniger gelingen, den Gürtel zur Rettung der eigenen Staatsfinanzen noch enger zu schnüren. Was dann die nächsten erzwungenen Solidaritätskredite auslösen wird. Was dann sogar Deutschland erschüttern wird.

Der Hauptgrund für die europäische Griechenland-Rettung sind in Wahrheit die westlichen Banken, die dem blau-weißen Land des Retsina und des Ouzo viele Milliarden geliehen haben. Alleine aus Österreich sind schon im September 4,5 Milliarden Euro nach Griechenland verborgt gewesen (von damals stammt die letzte vorhandene Statistik). Inzwischen ist der Betrag noch viel höher - sind doch die Banken wochenlang von linken Politikern und Medien als "Spekulanten" geprügelt worden, weil sie mit dem Nachschieben weiterer Kredite zu zögern begonnen hatten. Das sind übrigens die gleichen Banken, denen viele österreichische Kreditnehmer in den letzten Monaten nicht mehr als kreditwürdig erschienen sind. Möglicherweise zu Recht - aber umso unverständlicher ist ihre bis vor kurzem freigiebige Hand Richtung Ägäis.

Natürlich muss die Regierung aufpassen, wenn den heimischen Banken mit einem Schlag 4,5 Milliarden ausfallen sollten. Nur heißt eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands ja nicht, dass das alles verloren ist. In der Regel gibt es in solchen Fällen eine Umschuldung, wobei die Geldgeber immer nur einen Prozentsatz verlieren. Daher wäre es immer noch besser, den Banken eine Ausfallshilfe für griechische Kredite zu garantieren - wenn auch sicher nicht zu hundert Prozent. Damit die Banken genauso wie die griechischen Gewerkschafter endlich eine grundlegende Botschaft lernen: Riskantes Leben kostet.

Am lustigsten ist es, wenn nun Finanzminister Josef Pröll ankündigt, Griechenland werde "rigoros überprüft und kontrolliert". Was will er denn da kontrollieren? Nirgendwo sind wirklich die harten Bedingungen festgehalten, die Griechenland wenigstens langfristig sanieren würden.

Denn in Wahrheit müsste Griechenland alle Gehälter um 20 bis 30 Prozent kürzen, die Beamtenzahlen müssten dezimiert, der Pensionsantritt müsste nach hinten verschoben werden; die verbleibenden Beamten müssten wieder einmal arbeiten; und es müsste energisch mit dem Schwarzmarkt in der Wirtschaft aufgeräumt werden. Die griechischen Gewerkschaften - die Hauptschuldigen an der Misere - haben jedoch schon bei den ersten, relativ milden Sparankündigungen das Land in Flammen gesetzt. Sie wollen einfach nicht das zurückgeben, was sie sich im letzten Jahrzehnt zu viel an Gehaltserhöhungen und Faulheit gegönnt haben.

Der zweite Grund für die Griechenlandhilfe lautet: Die EU will die Schande vermeiden, dass ein Mitgliedsland bankrott geht. Gleichzeitig aber scheut sie sich, den Griechen diese notwendigen Bedingungen zu diktieren, weil sie bei diesen sonst total unbeliebt würde. Beides zusammen geht halt nicht. Und beides zusammen macht "rigorose Überprüfungen und Kontrollen" zu einer Farce.

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Fußnote 91: Fischers kleine linke Helfer drucken

Die Überraschung hält sich in Grenzen: ORF, Heide Schmidt und Grüne für Fischer.

Die letzten Tage haben die Klarheit vergrößert. Heinz Fischer ist der Kandidat einer geschlossenen Volksfront, in die sich zwei einsame Schwarze verirrt haben, die auf die eigene Partei bitterböse sind - Othmar Karas und Herbert Krejci - sowie Chefopportunist Christoph Leitl. Die Unterstützung durch die Grünen und die massive Einseitigkeit der Berichterstattung des ORF (wird die von den OSZE-Wahlbeobachtern eigentlich ordentlich analysiert?) stellen eine deutliche, wenn auch erwartbare Klärung der Fronten dar. Emtional weitaus am engagiertesten wirft sich Heide Schmidt in die Schlacht - aber auch hier findet im Grunde nur eine Bestätigung dessen statt, was über sie seit Jahren gemunkelt wird. Ansonsten: Weiterhin kein einziges Signal nach rechts oder in die Mitte. Weniger denn je.

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Bekenntnisse eines Zentralisten drucken

Ein Leser aus der Vorarlberger Stadt Feldkirch hat mir „stark zentralistische Tendenzen (Stichwort: Landesfürsten)“ vorgeworfen. Ich würde Einsparungspotentiale stets schwergewichtig bei den Ländern und nicht bei der aufgeblähten Bundesverwaltung orten. Und er verwies auf das Gegenbeispiel der Schweiz mit ihrer soliden Finanzpolitik.

Ernsthafte Kritik gibt immer zu denken. Aber auch manchen Anlass zur Erwiderung. Erstens: Die Schweiz hat nicht fünf, sondern im Wesentlichen nur drei Verwaltungs-Ebenen: Gemeinde, Kanton, Konföderation. In Österreich heißt der Stufenbau hingegen: Gemeinde, Politischer Bezirk, Bundesland, Republik, Europäische Union.

Da wäre gerade das Schweizer Vorbild ein Anlass, die eine oder andere Ebene grundsätzlich in Frage zu stellen. Wobei gleich hinzuzufügen ist, dass das nicht die EU sein kann, denn bei einem Austritt würden in Österreich Hunderttausende Arbeitsplätze verloren gehen. Und auch ein wiedergeborener Schilling wäre längst kaputt, wenn nur zwei Nobelpreisträger wieder in Aufsätzen Schwachsinnigkeiten über Österreich verbreiten sollten (wie vor einem Jahr geschehen).

Zweitens: Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Solidität der Schweiz vor allem eine Ursache – neben dem alemannischen Volkscharakter der Sparsamkeit –  hat: die direkte Demokratie. In der Schweiz, wo immer alle Stimmbürger mitbestimmen können, setzen sich Lobbies und Partikularinteressen nie so leicht durch wie in Österreich. Hierzulande wird hingegen allzu viel nach dem Motto verschwendet: Hier bekommen meine Bauern Subventionen, dafür darfst du bei der Bundesbahn Milliarden verschwenden. Um nur eines von Dutzenden Beispielen anzuführen.

Und drittens ist gerade die Schweiz ein Musterbeispiel dafür, was notwendig ist, damit Föderalismus im Gegensatz zu Österreich funktioniert. Das Schlüsselwort heißt: Steuerautonomie. Jeder Kanton setzt selbst die Steuersätze fest. Dadurch entsteht ein heftiger, aber gesunder Wettbewerb zwischen den Kantonen und Gemeinden, mit möglichst niedrigen Steuersätzen möglichst gute Dienstleistungen für die Bürger zu erbringen.

Von all dem kann in Österreich keine Rede sein. Hier ist es für den Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann viel wichtiger, die Privilegien der Landesbeamten zu verteidigen (auch wenn die 130 Millionen Euro kosten), weil die ein so wichtiger Teil seiner Partei sind. Für Sparsamkeit bekommt er im derzeitigen System keine halbe Wählerstimme.

Denn die Steuern und Abgaben setzt ja (mit wenigen marginalen Ausnahmen) der Bund fest, der das Geld auch für die Länder eintreibt. Die Länder sind hingegen nur dazu da, um das Geld auszugeben. Eine geradezu perverse Situation.

Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass alle Ausgaben eines Bundeslandes auch durch von diesem Land autonom festgesetzte Steuern hereingebracht werden müssten, dann wäre ich sofort für jede Form von Föderalismus. Denn im Prinzip ist jede Verwaltung besser, wenn sie näher beim Bürger ist und wenn es keine einheitlichen Regeln für einen gemeinsamen Markt braucht. Dann wäre vor allem bald Schluss mit lustig.

Dann wäre Schluss mit sinnlosen Straßen- und Prestigebauten, mit pompiger Repräsentation, mit unnötigen Spitälern (der niederösterreichische ÖVP-Landesrat Sobotka hat soeben die dadurch mögliche Einsparung von Dutzenden Millionen mit der entwaffnenden Begründung abgelehnt, dass die Bevölkerung all diese Krankenhäuser wolle), mit Brot und Spielen (von dem auf Steuerkosten zu einem Dauerrummelplatz verwandelten Wiener Rathausplatz bis zu der nicht mehr überschaubaren Zahl sommerlicher Festspiele in jedem zweiten Bauerndorf), mit unnötigen Milliarden-Tunnels (von der Koralm bis zum Brenner). Um nur die wichtigsten zu nennen.

Niemand ist sparsam, wenn er vom Geld Dritter lebt.

Dennoch verstehe ich die erbittert gegen einen Abbau des Föderalismus kämpfenden Vorarlberger: Denn dort ist wirklich alles anders. Dort ist jeder sparsam, bis hinauf zum Landeshauptmann. Dort würde kein Politiker die Schuldenlawine anderer Länder überleben, die in Kärnten, Wien und Niederösterreich am größten ist. Einem Vorarlberger tritt die Verschwendung immer nur auf Ebene des Bundes gegenüber, nie auf der des Landes. Im Osten Österreichs ist es genau umgekehrt.

Denn es sind halt leider nicht alle Österreicher Vorarlberger. Daher sollten die Vorarlberger hier und da durch die Arlberg-Tunnels nach Osten blicken und erkennen, dass Reform dringend nottut. Und dass letztlich auch sie davon profitieren werden. Ob die Reform nun in einer Zusammenlegung vieler Kompetenzen – etwa jene der Gesetzgebung – auf Bundes- (und EU-)Ebene besteht oder in der vollen Übernahme der Finanzierungsverantwortung durch die Länder. Sind Länder und Gemeinden erst einmal den Bürgern für jede Steuererhöhung verantwortlich, dann werden sie vor allem ganz von selber nachdenken, welche Aufgaben  man besser mit anderen Ländern und Gemeinden zusammenlegt. Und welche vielleicht sogar billiger kommen, wenn man sie ganz nach unten in die Nähe des Bürgers verlegt.

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Der Tod des Präsidenten und keine Unruhe drucken

Der Tod des polnischen Präsidenten und fast der ganzen polnischen Elite sowie die Begleitumstände sind emotional so aufgeladen, sind so dramatisch, dass kein Filmdrehbuch mit diesem Inhalt angenommen würde. Es würde als allzu konstruiert abgelehnt. Aber dennoch kann man den ersten Reaktionen auf diesen Tod auch etwas Positives entnehmen: Die in früheren Jahrzehnten in dieser Situation mit absoluter Sicherheit entstehenden Verschwörungstheorien fehlen bisher.

Das ist ein absoluter Fortschritt. Das zeigt, dass sowohl Polen wie zum Teil auch Russen in den letzten Jahren eine weitgehend offene, aufgeklärte Gesellschaft geworden sind. Das zeigt, dass absolute und zeitunmittelbare Information über alle Details doch imstande ist, Vertrauen zu schaffen. Zumindest bisher.

Sonst würde vor allem Polen von wilden Verdächtigungen gegen den großen Nachbarn und alten Feind überschäumen. Ein Flugzeugabsturz über Russland mit dem streng antikommunistischen Präsidenten an Bord samt allen militärischen Oberbefehlshabern und viel sonstiger polnischer Prominenz: Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, hätten sich noch vor kurzem die meisten Polen gedacht. Insbesondere wenn dieses Flugzeug zu einer Gedenkkundgebung für die jahrzehntelang von den Russen geleugnete und den Deutschen in die Schuhe geschobene Ermordung der gesamten polnischen Armeespitze durch die Rote Armee in Katyn unterwegs war. Insbesondere wenn der tote polnische Pilot als einziger Schuldiger der Tragödie dasteht.

Bei aller verständlichen Trauer zeigen die polnischen Miteuropäer hier wirklich anerkennnenswerte Reife. Man muss nun sehen, wie weit der Tod Lech Kaczynskis auch innerpolnisch verdaut wird. Dann der Präsident stand ja in scharfem Antagonismus zum Ministerpräsidenten, konnte auch erst Tage nach Premier Tusk nach Katyn fliegen, der dort mit seinem russischen Kollegen Putin eine ergreifende Versöhnungsgeste gesetzt hatte. Die Polarisierung in Polen zwischen dem katholisch-konservativen Präsidenten und dem westlich-liberalen Premier hat das Land in den letzten Monaten ja oft schwer belastet.

Den Tagebuch-Autor erinnern die Umstände des Absturzes aber auch ganz persönlich an einen eigenen Sowjetunion-Flug in einer AUA-Sondermaschine Mitte der 80-er Jahre: An Bord Bundeskanzler Sinowatz und eine große österreichische Delegation. Spätabends Landung in Minsk (wo damals die Voest in der Nähe ein großes Stahlwerk gebaut hatte, das am nächsten Tag besucht werden sollte). Die Maschine ist schon tief unten, bevor sie wieder hochgerissen wird. Unruhe an Bord. Es spricht sich herum, dass das der falsche Flugplatz sei, jener für internationale Flüge. In Minsk gab es (gibt es?) aber auch einen zweiten, einen Inlands-Flugplatz, wo das Empfangskomitee wartet.

Nur: Dieser Flugplatz war geheim und auf keiner Karte eingezeichnet. Überdies konnte die Besatzung im dortigen Tower nur russisch. Daher musste der Dolmetscher des Bundeskanzlers - ein alter KPÖ-Veteran, der keine Ahnung vom Fliegen hatte - in die Kabine klettern und die russischen Informationen an den Piloten weiterleiten. Irgendwie war uns allen sehr mulmig zumute. Aber letztlich ging alles gut. Nur einige Herren aus Diplomatie, Protokoll und AUA-Management bekamen einige Unfreundlichkeiten zu hören ...

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Seltsames aus dem Archiv drucken

In alten Zeitungsausschnitten zu blättern, ist amüsant wie lehrreich zugleich. Das sei heute zu drei ganz verschiedenen Themen getan. Der erste Artikel stammt aus der längst verblichenen Arbeiterzeitung aus dem Jahr 1986 und trägt den großen Titel „Ein typischer Fall für eine Volksabstimmung“.

Gemeint war die Forderung eines SPÖ-Abgeordneten, die Legislaturperiode des Nationalrats von vier auf fünf Jahre zu verlängern. Und das Zitat in jener Überschrift stammte vom SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky. Was seither geschehen ist, ist bekannt: die Nationalrats-Periode wurde verlängert, Abstimmung gab es jedoch keine, und jetzt hat auch noch der amtierende Bundespräsident eine Verlängerung der Amtszeit künftiger Präsidenten vorgeschlagen.

Gewiss: Die Verlängerung von vier auf fünf Jahre ist kein Weltuntergang – hatten doch Koalitionen schon mehrfach nicht einmal die Kraft, auch nur vier Jahre durchzuhalten. Und auch eine Aussage eines Bundeskanzlers ist nichts Rechtsverbindliches. Aber irgendwie bekommt man dabei schon ein mulmiges Gefühl – insbesondere in Hinblick auf die versprochene Volksabstimmung über einen EU-Beitritt der Türkei. Denn die Zusagen, eine solche abzuhalten, haben die gleiche Rechtsverbindlichkeit wie jene Vranitzkys. Nämlich keine.

Heiter ist übrigens auch ein gleich daneben stehender Kommentar des AZ-Chefredakteurs: Er verteidigt die Entschädigungen für den gerade gekündigten Voest-Vorstand. „Was durch Verträge gesichert ist – Verträge, die notwendig sind, will man in unserer Gesellschaft fähige Spitzenleute bekommen –, lässt sich nicht … ungültig machen.“ Damals war man bei der SPÖ halt noch für den Rechtsstaat und die Einhaltung von Verträgen. Auch da hat sich vieles geändert, wie SPÖ-Kommentare der jüngsten Vergangenheit  zum gleichen Thema zeigen.

Ein anderer Ausschnitt ist erst drei Wochen alt. Der Inhalt des Agenturberichts war offenbar von vielen Journalisten als so pikant empfunden worden, dass man ihn nur in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ finden konnte. Die österreichischen Medien sind offensichtlich alle viel zu politisch korrekt, um die Meldung wiederzugeben. In der FAZ hingegen konnte man lesen: „Der frühere amerikanische General und Nato-Kommandeur John Sheehan hat behauptet, das Massaker von Srebrenica im Juli 1995 habe nicht verhindert werden können, weil die Kampfmoral der niederländischen UN-Schutztruppe wegen des Einsatzes homosexueller Soldaten zu niedrig gewesen sei.“ Der damalige niederländische Stabschef Henk van den Breemen habe ihm gesagt, Schwule in der Armee seien in Srebrenica „Teil des Problems“ gewesen.

Gewiss: Nur weil zwei Generäle so etwas sagen,  muss da nichts daran stimmen. Aber immerhin sind in Srebrenica 8000 Männer und Jugendliche von den Serben vor den Augen einer völlig passiv bleibenden UN-Truppe ermordet worden. Da wäre es halt schon ganz gut, so meint man, wenn wirklich alle möglichen Faktoren näher untersucht würden. Aber das erlaubt halt die Politische Korrektheit nicht.

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Wo bleibt die Inflation? drucken

Die Themen und Fragen, die mir die Partner des Blogs stellen, werden immer schwieriger – und damit aber auch spannender. So etwa die Frage „Wo bleibt eigentlich die Inflation?“

Vorweg die Überlegungen eines Partner im O-Ton: „Ich bin ja der festen Überzeugung, dass die derzeitige Krise mit den Folgewirkungen auf die Staatshaushalte nur einen Ausweg haben kann: Schuldentilgung durch Geldentwertung. Ich bin selber Betriebswirt und diskutiere dieses Thema seit langem mit einem Kommilitonen. Das Problem der Inflation ist ein sehr, sehr komplexes. Vielleicht können Sie das mal versuchen zu erörtern. Normalerweise entsteht sie ja durch Ausweitung der Geldmenge, dies über niedrige Zinsen. Was passiert aber derzeit? Wir haben niedrigste Zinsen, die Geschäftsbanken quellen über vor Liquidität und die Preise sind extrem stabil. Ich versteh das nicht.“

Der Versuch einer Antwort: Dies scheint im Grund das gleiche Paradoxon zu sein, das schon zum Ausbruch der Krise seit 2008 geführt hat. Die Erhöhung der Verbraucherpreise an sich, welche die Notenbanken – vielleicht – zu einem früheren Bremsen des gefährlichen Booms veranlasst hätte, ist auch damals nicht besorgniserregend gewesen. Erst 2008 sind die Benzin- und Nahrungsmittelpreise dann wirklich signifikant angestiegen.

Wobei es für beides sehr spezifische Erklärungen gibt, die nicht unbedingt eine Überhitzung der Kunjunktur bedeuten. Die Lebensmittel wurden knapp, weil auf Grund der damals am Höhepunkt stehenden Global-Warming-Panik bedeutende Anbauflächen zur Energieproduktion umgeleitet wurden, weshalb plötzlich zu wenig Lebensmittel produziert wurden und etwas drohte, was dank der modernen Landwirtschaftsmethoden schon fast ausgerottet schien: eine Hungerkatastrophe. Die Energiepreise wiederum stiegen, weil China und Indien ihren Verbrauch rapide erhöht haben, was naturgemäß weltweit zu Preiserhöhungen führt.

Aber der Rest der Preise blieb und bleibt in den letzten Jahren recht stabil, obwohl Regierungen und Zentralbanken die Geldmenge vor der Krise und in der Krise in unverantwortlicher Weise vermehrt haben. Warum?

Ein Hauptgrund ist der Eintritt Süd- und Ostasiens in die Wirtschaft: China, Indien, Vietnam steigerten wie wild ihre industrielle Produktion – und zwar zu so billigen Preisen, dass trotz der (infolge der Geldmengenaufblähung) erhöhten Nachfrage im Westen die Preise für die vielen dort erzeugten Produkte niedrig bleiben konnten.

Also alles bestens? Ganz und gar nicht. Denn die Vermehrung der Geldmenge und die Verbraucherpreise sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Das überschüssige Geld suchte und sucht sich halt andere Kanäle – bis dann eben diese zerbersten und mit schlimmen Nebenfolgen übergehen.

Erstens fließt das Geld nach Asien: Die Devisenreserven der dortigen Staaten gehen mittlerweile vor Billionen an Dollars und Euros über. Durch die Erlöse der Exporte, aber auch weil westliche Investoren ihr Geld zunehmend lieber nach Asien tragen, weil dort niemand blöd von Steuererhöhungen für Aktionäre redet. Das führt mittelfristig zu einer totalen Umkehr sowohl der wirtschaftlichen wie auch der politischen Machtverhältnisse. Und niemand weiß etwa, wie Peking diese Macht einsetzen wird.

Zweitens fließt das überschüssige Geld auch in Europa und Amerika in Branchen, die wenig mit dem Verbraucherpreis zu tun haben. Vor der Krise wie auch heute – was manche fälschlicherweise schon für „nach der Krise“ halten – sind das vor allem drei Bereiche: Immobilien (in Wien sind im Krisenjahr Eigentumswohnungen um 20 Prozent teurer geworden; in Amerika waren es vor der Krise die gebündelten Pfandbriefe auf Hypotheken), Edelmetalle (wie Gold) und Aktien. Der jetzige Boom, die jetzige Blase in diesen Bereichen hat einen Grund: Das überschüssige Geld sucht rasch sichere Häfen, die beim nächsten Sturm Schutz gegen allzu rasche Entwertung bieten. Da erscheint eine Eigentumswohnung oder der Anteil an einem Unternehmen eben viel krisensicherer als Bargeld.

Man kann aber auch hier mit Sicherheit vorhersagen, dass diese Blasen wieder platzen werden. Auch wenn die Menschen, die einem eine Wohnung verkaufen wollen, natürlich das Gegenteil behaupten. Auch wenn eine Wohnung immer einen Wert darstellen wird (solange sie nicht hypothekenbelastet ist).

Dennoch könnten die in diese drei neuen Blasen hinein Flüchtenden am Ende doch richtig gehandelt haben. Denn die Inflation durch Geldvermehrung wird in den nächsten Jahren auch bei den Verbraucherpreisen ankommen und sich dort viel schlimmer auswirken als bei Wohnungen, Gold und Aktien. Unweigerlich.

Der Grund: Weder Staaten noch Notenbanken werden die politische Kraft haben, die überschüssigen Geldmengen rasch wieder abzusaugen. Vor allem, weil sie gar kein Motiv dafür haben. Denn nur über eine heftige Inflation können die Staaten ihre Megaschulden entsorgen. Wenn man für eine Milliarde eines Tages nur noch einen Laib Brot bekommt, dann muss sich die Politik nicht mehr um den gigantischen Schuldenberg sorgen.

Nur jene werden blöd dastehen, die eifrig gespart habe, die solcherart etwa für ihr Alter vorsorgen wollten. Aber eine solche Enteignung passiert offenbar unweigerlich alle paar Jahrzehnte.

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Die Österreicher trauen sich was drucken

Diese Imas-Umfrage ist wohl die heftigste Ohrfeige, die es je für die Quersumme der heimischen Medien gegeben hat: Nur 11 Prozent der Österreicher unterstützen die Aussage, dass der Islam mit den westlichen Vorstellungen von Demokratie, Freiheit und Toleranz vereinbar wäre. Dabei hat es kaum einen anderen Glaubenssatz gegeben, den die österreichischen Mainstream-Medien inniger getrommelt hätten. Wobei ja viele Journalisten sogar so tun, als ob nur Neonazis an dieser Vereinbarkeit zweifeln könnten.

Auch bei den Sozialdemokraten glauben nur 15 Prozent an diese Vereinbarkeit, obwohl gerade diese Partei sehr stark von einer moslemischen Lobby beeinflusst wird. Etwas höhere Zustimmung findet die politisch korrekte These - die höchstens einzelne, ganz wenige problematische Ausreißer aus einem islamischen Gutwelt-Kosmos anzuerkennen bereit ist - noch im städtischen Raum. Lediglich bei den Grünen glauben - auch nur: fast - so viel an die Vereinbarkeit wie an die Unvereinbarkeit der Thesen.

Die Österreicher sehen auch eine ganze Reihe qualitativer Unterschiede in der Lebensweise zwischen einem westlichen Land mit christlicher Religion wie Österreich und islamischen Ländern: In diesen konstatieren sie viel stärker als in Österreich "unterschiedliche Rechte von Mann und Frau", "strenge Moral, strenge Sitten", "Unduldsamkeit gegenüber Andersdenkenden" und eine "große Kluft zwischen Arm und Reich". Um nur die häufigst genannten islamischen Positionen zu nennen. Während Österreich bei Bildung, Wohlstand, Demokratie, Fortschrittlichkeit, persönlichen Freiheiten und Gleichheit weit besser als die islamische Welt eingeschätzt wird.

Satte 72 Prozent der Österreicher identifizieren sich sogar mit dem Satz: "Die in Österreich lebenden Moslems passen sich zu wenig an unsere Lebensweise und die Spielregeln des Zusammenlebens an", während lediglich 10 Prozent dem widersprechen. Nur bei den Grünen widerspricht eine Mehrheit.

Aus all dem kommen 54 Prozent der Österreich zu dem besorgten Schluss, dass "der Islam eine Bedrohung für den Westen und unsere gewohnte Lebensweise" darstellt. Und nur 19 Prozent glauben das nicht (eh schon wissen: vor allem die Grünen).

Irgendwie ist den Österreichern Anerkennung zu zollen, dass sie trotz der intensiven Gehirnwäsche vor allem durch den ORF noch in großer Mehrheit wagen, die Dinge beim Namen zu nennen. Gerade SPÖ, ORF und Co, die ohnedies unter einem rapiden Verlust an Wählern/Sehern/Hörern/Lesern leiden, wären wohl gut beraten, sich solche Umfragen ein wenig besser anzuschauen.

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Faymann hat Pröll bekehrt drucken

Gratulation! Diesmal hat eindeutig die ÖVP die Nase deutlich voran, nämlich im Wettbewerb um die sozialistischsten Ideen. Die einst ordnungsliberale Partei will nämlich nicht nur 1,7 Milliarden Steuererhöhungen. Nein, es sollen nun schon zwei Milliarden Euro werden. Wenn das in dem Tempo weitergeht, dann werden es nach den zwölf Monaten, die sich die Regierung verfassungswidrig für die Erstellung eines Budgets Zeit lässt, wohl schon drei bis vier Milliarden geworden sein.

Von den Hunderten Einsparungsmöglichkeiten, die es erlauben würden, überhaupt keine Steuern erhöhen zu müssen, wird am besten gar nicht mehr geredet. Obwohl dieselbe ÖVP noch vor zwei Monaten ganz ohne Steuererhöhungen auskommen wollte. Oder es zumindest vorgab. Aber inzwischen hat offenbar Werner Faymann, von dem man sich eh nie etwas Besseres erhofft hatte, seinen Vizkanzler von den Vorzügen eines real praktizierten Sozialismus überzeugen können.

Josef Prölls Begründung ist der übliche Schmäh: Man erklärt den Menschen halt, was man mit all dem Geld Wunderbares tun könne. Mit Windrädern die Landschaft verschandeln; Solarpaneele auf die Dächer schrauben (die früher verrostet sind, bevor sie jemals rentabel werden); oder Fachhochschulen ausbauen (weil die Unis halt immer mehr an den Bedürfnissen der Gesellschaft vorbei ausbilden). Den Schmäh hat sich die ÖVP wohl bei weiland Bruno Kreisky abgeschaut, der uns Steuererhöhungen als Dienst an unserer Gesundheit verkauft hat.

Es schmerzt, wenn ein Josef Pröll den Griff in die Taschen voller Selbstlob damit zu erklären versucht, dass der Staat nicht nur nehmen, sondern auch geben würde.

Er begreift also offensichtlich nicht, wie viel Geld dabei unterwegs in Bürokratien und Misswirtschaft verloren geht. Er begreift nicht, dass der Staat nichts zu geben bräuchte, wenn er nicht zuvor etwas wegnähme. Er begreift nicht, dass in der Geschichte immer jene Gesellschaften am besten abgeschnitten haben, in denen sich der Staat am wenigsten eingemischt hat. Er begreift nicht, dass die Bürger in Summe viel bessere und pluralistischere Entscheidungsgrundlagen für die Anlage ihres Geldes haben als Beamten, handverlesene "Experten" oder Politiker. Er begreift nicht, dass jeder viel vorsichtiger mit Geld umgeht, wenn es sein eigenes ist, als Beamte, Experten, Politiker, die ständig hemmungslos Geld anderer Leute für jeden Modetrend ausgeben. Er begreift nicht, dass internationale Studien längst gezeigt haben, dass für jeden neugeschaffenen "Green Job" mehr als zwei traditionelle Jobs verloren gehen.

Haben nicht auch die totalitären Systeme immer den Bürgern erklärt, wie gut sie doch für die Untertanen sorgen würden? Wenn jetzt auch schon die ÖVP an den totalen Staat glaubt, ist wohl der letzte Restfunke Hoffnung zerstoben.

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Fischers Sieg und wo bleibt das Heil? drucken

"Ich glaube, man soll sich nicht hierherstellen und nach besseren Arbeitsbedingungen rufen, die natürlich Geld kosten, wenn man vorher das Geld in die Parteikassen geschaufelt hat. (Abg. Dr. Fischer: Sieg heil!) Und dann möchte ich ihnen noch etwas sagen ..." So steht es in einem Protokoll des Nationalrats aus dem Dezember 1989. Nicht aber findet man dort: Aufregung, Empörung, eine Entschuldigung Heinz Fischers, den Ruf nach einem Alkotest für ihn oder die Einschaltung des Staatsanwalts samt eventuellem Schwurgerichtsprozess gegen Fischer. Was heute bei der Verwendung dieser Worte im Prinzip jedem Menschen in Österreich droht.

Dieses Zitat ist - gewiss in Zusammenhang mit den Wahlen - an die Öffentlichkeit gespielt worden, nachdem es lange in den dicken Wälzern mit den goldenen Worten unserer Abgeordneten gedöst hatte. Fischers nunmehrige dürre Begründung für sein Sieg Heil: "Jeder weiß, wo ich stehe und wie das gemeint war", nämlich als "Kritik an der FPÖ" - obwohl der zu jenem Zeitpunkt redende FPÖ-Abgeordnete Dillersberger (ein Politiker übrigens, der jene der heutigen FPÖ qualitativ deutlich übertroffen hatte) ganz eindeutig nichts gesagt hat, was auch nur irgendwie mit dem Nationalsozialismus zusammenhängen würde.

Also wenn Fischer schon nicht für den Staatsanwalt reif ist, beziehungsweise reif war, dann war es ein ganz typisches Beispiel für grund- und ansatzlose Stänkerei, für eine primitive Provokation, für völlig überflüssiges Hineinnehmen des Nationalsozialismus in einen ganz anderen Zusammenhang. Dieses Zitat ist ein hervorragendes Exempel für diese immer gleiche Strategie der Linken.

Ganz ähnlich hatten SPÖ-Abgeordnete in Kärnten damals Jörg Haider durch Zwischenrufe zu seinem meistzitierten Satz provoziert, jenem von der ordentlichen Beschäftigungspolitik, der Jahrzehnte als oberstes politisches Verbrechen in linken Kreisen auf Knopfdruck für Empörung gesorgt hatte. Ähnliches spielte sich bei der SPÖ ja auch rund um Kurt Waldheim ab - übrigens mit Heinz Fischer in einer Hauptrolle.

Während man eben bei Fischer zu wissen hat, dass er automatisch über den Dingen steht und prinzipiell nicht strafbar ist. Während drittklassige Schauspieler, die als Hitler verkleidet zum Opernball gehen, selbstverständlich nicht behelligt werden, da sie am Ende ihre Geschmacklosigkeiten überdies noch als Kunst ausgeben.

Falls hingegen zwei grenzdebile Skinheads Sieg Heil gerufen haben sollten - zum Spaß? Weil sie das Dritte Reich wieder gründen wollen? -, dann kommt die ganze Dampfwalze der Strafgerichtsbarkeit ins Rollen. Für jene, die noch Latein können: Quod licet Iovi, non licet bovi.

Wir sollten endlich ernsthaft über die Verbal- und Meinungsdelikte des Verbotsgesetzes diskutieren: Denn wenn es ein paar solcher Worte sind, die Menschen auf Jahre hinter Gitter bringen können, dann ist es zutiefst absurd, wenn beim besseren Teil der Menschen offenbar a priori klar zu sein hat, dass sie solche kriminellen Worte mit anderer Absicht aussprechen als andere.

Dabei bräuchte der Kern des Verbotsgesetzes - also des Verbots, NSDAP, SS usw. wiederzugründen - in keiner Weise  berührt zu werden. Solche Diskussionen würden nur Österreich wieder einen Schritt mehr zu einem liberalen Rechtsstaat machen. Und weg von der Willkür eines Staates nach nordkoreanischem Muster bringen, in dem manche automatisch gleicher als andere sind.

Sie würden überdies der FPÖ ihren großen Nimbus des - in den Augen vieler - zu Unrecht Verfolgten und Provozierten nehmen. Und dann würde sich auch zeigen, wie nackt die große Oppositionspartei in allen Feldern der Wirtschafts- und Außenpolitik wirklich dasteht - den eigentlichen Säulen jedes Staates.

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Fußnote 90: die sozialen Kosten drucken

Die gute Nachricht zuerst: Zwei Kassenambulatorien arbeiten positiv.

Und nun die schlechte: 26 geben mehr aus, als sie einnehmen. Das Gesundheitsministerium verteidigt diesen Skandal jedoch - anstatt energisch durchzugreifen - mit "sozialen Aspekten". Was eine Chuzpe ist. Denn privat betriebene Ambulatorien bekommen ja auch nicht mehr Geld pro Patient und erledigen zweifellos die gleiche gesundheitliche oder "soziale" Aufgabe. Aber könnte es vielleicht sein, dass die Ärzte in einem privaten Ambulatorium auch wirklich arbeiten müssen? Während in Ambulatorien, die der Krankenkasse, also in Wahrheit niemandem gehören, Ärzte eine private Firma betreiben können, die wieder Aufträge des Ambulatoriums erledigen. So sieht halt der verstaatlichte Wohlfahrtsstaat in der Praxis aus.

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Die Kartenhäuser stürzen ein drucken

Es sind zwei scheinbar überhaupt nicht zusammenhängende Meldungen: Die eine handelt von der griechischen Finanzfront, die andere vom deutschen Kollektivvertragswesen. Doch zeigen beide in Wahrheit genau dasselbe: Dass derzeit allerorten die trügerischen Kartenhäuser sozialdemokratischer (aber auch christlichsozialer und populistischer) Wunschpolitik zusammenbrechen, deren Kern darin bestanden hat, dass man jahrzehntelang via Politik, Gesetz oder Kollektivvertrag die Gesetze der Marktwirtschaft auszuhebeln versucht hat.

Diese Gesetze setzen sich aber am Ende immer durch - wie ein gesellschaftliches Naturgesetz: auch wenn man die Wirkungen von Angebot und Nachfrage beschimpft; auch wenn irgendein Politiker wieder einmal großspurig verkündet, eine dritte Alternative zwischen Kommunismus und Marktwirtschaft entdeckt zu haben; auch wenn im Kreisky-Forum der "europäische Weg" (der wählerstimmenbringenden Wohlfahrt für heute auf Schulden für morgen) bejubelt wird, der angeblich die Marktgesetze außer Kraft setzen könne; auch wenn Bischöfe gegen die Marktwirtschaft wettern (so wie einst gegen Astronomie und Physik, welche halt zu ihrem damaligen Ärger die Erde um die Sonne kreisen lassen und nicht umgekehrt).

Die Fakten lassen aber all das als reines Wunschdenken erkennen: In Deutschland zeigt eine neue Statistik, dass nur noch 52 Prozent der Beschäftigten unter dem angenehmen Schutz eines Kollektivvertrags ("Branchentarifvertrag") arbeiten. Das deckt sich mit den Klagen auch aus österreichischen Gewerkschaftskreisen, dass auch hierzulande immer mehr Menschen nur noch "prekäre Arbeitsplätze" finden, also nur noch auf Basis eines Werkvertrags oder unbezahlten Praktikums, als freie Dienstnehmer oder Scheinselbständige arbeiten. Dabei ist in solche Statistiken noch gar nicht die Zahl der völlig Arbeitslosen einberechnet, die natürlich auch ein Produkt des jahrzehntelangen Erfolgs der Gewerkschaften bei ständigen Verbesserungen der Kollektivverträge darstellt.

Denn alle diese Phänomene haben eines gemeinsam: Je erfolgreicher die Gewerkschaften bei der Verbesserung der Kollektivverträge sind, umso teurer wird die Anstellung eines Mitarbeiters zu Kollektivvertragsbedingungen - und damit umso seltener. Gleichzeitig werden immer mehr Arbeitssuchende in viel schlechtere Beschäftigungsverhältnisse verdrängt, als es bei einer marktwirtschaftlichen Entwicklung der Arbeitskosten der Fall wäre. Marktwirtschaftlich wären nur Lohnerhöhungen in Einklang mit dem wirtschaftlichen Erfolg, aber auch Misserfolg des Arbeitgebers.

Aber die Gewerkschaften vertreten ja nur die glücklichen Besitzer eines Arbeitsplatzes. Was ihr gutes Recht ist - aber was es gleichzeitig immer absurder macht, den Gewerkschaften unter der Überschrift "Sozialpartnerschaft" ein gesamtwirtschaftliches Mitspracherecht zu gewähren.

Dabei sind die deutschen und österreichischen Gewerkschafter im internationalen Vergleich noch durchaus die Vernünftigsten. Kollegen in anderen Ländern agieren noch viel gruppenegoistischer.

Etwa in Griechenland. Dort bietet der Staat mittlerweile schon vier Prozent höhere Zinsen an, wenn er seine Anleihen verkauft - und doch findet Athen nicht mehr genügend Abnehmer dafür.

Noch deutlicher zeigt sich der knapp bevorstehende Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus (an dem alle Parteien Griechenlands mitschuld sind) an folgender Tatsache: Griechische Staatsbürger haben binnen weniger Tage bereits fünf Milliarden Euro zu ausländischen Banken transferiert. Um das Geld so dem Zugriff der Athener Regierung zu entziehen. Damit entgeht dem Staat auch die letzte Möglichkeit, an Geld heranzukommen, ohne sich den demütigenden Bedingungen des Internationalen Währungsfonds oder gar einem Staatsbankrott auszusetzen.

Es ist bereits wie in den alten griechischen Tragödien, in denen das Unheil, die Strafe für Jahre des Frevels, mit unabwendbarer Härte Schritt für Schritt zuschlägt.

Bei uns aber rennen noch Experten wie die berühmte Frau Rudas herum, die uns garantieren (mit ihrem Gehalt?), dass der von der SPÖ geplante Zugriff auf die berühmten Reichen niemanden zur Kapitalflucht veranlassen werde. Und ein ÖVP-Beamtengewerkschaftsboss Neugebauer, der offenbar noch immer ernstlich glaubt, dass man die Wirtschaft mit noch mehr Schulden ankurbeln könne, weil das ja über höhere Gehälter die Wirtschaft ankurble. Und Oppositionsparteien, denen täglich neue Ausgabe-Ideen einfallen, die zu noch mehr Schulden führen . . .

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Nagelprobe für rote Moralsprüche drucken

Rot und Grün haben die Republik verbal untergehen lassen, weil zwei Mitarbeiter des dritten Nationalratspräsidenten via Internet grausliches Nazi-Material geordert haben. Martin Graf müsse deshalb zurücktreten, wurde von allen aufrechten Linken dieses Landes gefordert. Nun kann zumindest die SPÖ zeigen, wie ehrlich sie solche Aufforderungen gemeint hat: Einer der Mitarbeiter ihrer Parteizentrale hat ein Video auf seine Homepage gestellt, das den freiheitlichen Parteiobmann zum Selbstmord auffordert. Nun können die beiden Partei-Geschäftsführer zeigen, dass sie das auch selbst tun, was sie von Graf fordern: nämlich zurückzutreten, weil ihre Mitarbeiter nachweislich mit extremistischen Inhalten sympathisieren.

Damit würde die SPÖ das gleiche Ausmaß an politischer Hygiene demonstrieren, das sie von anderen fordert. Abgesehen davon, dass der Abgang von Frau Rudas und Herrn Kräuter weder für die Demokratie und die Partei ein großer Verlust wäre. Ebensowenig wie jener von Herrn Graf die Demokratie oder die FPÖ beschädigen würde.

Die SPÖ möge nur, bitte, nicht mit einem kommen: dass die Tat ihres Mitarbeiters weniger schlimm wäre als jene der Graf-Adlati. Immerhin zeigt das Rap-Video, das der SPÖ-Mitarbeiter auf seine persönliche Homepage gestellt hat, wie der "Scheiß-Rassist" H.C.Strache entführt, gefesselt, ausführlich beschimpft und schließlich zum Selbstmord aufgefordert wird, was denn auch in die Tat umgesetzt wird. Ein solches Video ist jedenfalls strafbar, während die Bestellungen der Graf-Mitarbeiter zwar eine widerliche politische Orientierung zeigen, aber nicht strafbar sind. Außerdem ist ein Kauf von extremistischem Material weniger schlimm als dessen objektive Verbreitung. Und über den Schmäh, dass ein solcher Gewalt-Text irgendeines grenzdebilen Rappers Kultur und daher ganz anders zu sehen sei, lachen nur die Hühner. Wenn das hineinginge, erklärt halt beim nächsten Mal ein Neonazi "Mein Kampf" zur Literatur und macht sich damit unangreifbar.

Da wie dort zeigen sich erstaunliche Parallelen, wenn man nach den Wurzeln der Affären forscht: Die FPÖ hat nach ihrer als Scheitern empfundenen Regierungsbeteiligung wieder stärker denn je im äußersten rechten Rand Nachwuchskräfte rekrutiert, weil ihr seit Knittelfeld in Wahrheit jeder andere geistige oder ideologische Boden fehlt. Das gleiche trifft mit anderen Vorzeichen im Grund genauso auf die Sozialdemokratie zu: Ihre gesamte Wirtschafts- und Sozialpolitik (also nichts anderes, als ständig immer mehr Schulden machen) hat sich in den letzten Jahren als katastrophaler Fehlschlag von historischem Ausmaß entlarvt. Da bleibt nur die "mutige" Selbststilisierung als Vorkämpfer gegen einen neuen Hitler. Der ja auch schon deshalb hassenswert ist, weil er der SPÖ die Stammwähler aus dem Arbeitermilieu weggenommen hat.

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Parteien im schlammigen Biotop drucken

So rasch wie es aufgekocht ist, ist das Thema Parteienfinanzierung wieder in der Schublade verschwunden. Dabei sind die wirklichen Sauereien gar nicht ans Tageslicht gekommen.

Natürlich ist es bedenklich, wenn man nicht genau weiß, wer wen finanziert - über die ohnedies üppige staatliche Parteienförderung hinaus. Auch wenn eigentlich völlig klar ist, dass Gewerkschafts- und oder Arbeiterkammer-Gelder der einen Großpartei zufließen, Industrie- und Wirtschaftsgelder der anderen. Aber noch viel bedenklicher ist, wenn die Parteien noch ein weiteres Mal - wenn auch indirekt - in Steuerkassen greifen und sich auf eine Weise bedienen, die der Öffentlichkeit gar nicht auffällt. Eine Offenlegung der Parteifinanzen bringt in dieser Hinsicht gar nichts.

Ein Trick läuft etwa so: Leistungen, die einer Partei erbracht werden, werden zu niedrig fakturiert. Dieser Betrag wird aus der offiziellen Kasse bezahlt. Die Differenz auf den tatsächlichen Rechnungsbetrag wird aus einer Parallelbuchhaltung beglichen. Vorteil für beide Seiten: Erhebliche Steuerersparnis und maximale Intransparenz. Das gilt politisch aber auch innerhalb der eigenen Partei.

Ein anderer Trick: Ministerien, Gemeindeverwaltungen, Länder bezahlen Lieferungen und Dienstleistungen ausgesuchter Firmen viel zu hoch. Die gleichen Firmen beliefern dann die Parteien sehr, sehr günstig.

Etwa eine der derzeit so beliebten Werbekampagnen. Da ist zuerst die Kreativagentur, die eine Kampagne entwirft und konzipiert. Da sind dann die ganz im Hintergrund agierenden Schaltagenturen, die zwischen Auftraggebern und Medien stehen, die mit komplizierten Computerprogrammen die günstigsten 1000-er Preise berechnen, die dann auch noch mit den Medien die Termine und Rabatte verhandeln. Und dann sind die kassierenden Medien.

Auf allen Ebenen kann dieses Spiel laufen. Bei den Medien ist es ja hier schon aufgezeigt worden: Sie werden von der Gemeinde Wien und, seit Werner Faymann in der Bundesregierung ist, auch von dieser und Staatsbetrieben wie den ÖBB mit Inseraten- und Kooperations-Aufträgen überschüttet, die ein Vielfaches der gesetzlichen Presseförderung ausmachen. Die Gegenleistung der Medien - an die Parteien, nicht an die Republik - kann man auf dem Boulevard, aber auch in den meisten Qualitätszeitungen täglich nachlesen.

Aber auch bei den Schaltagenturen ist der Missbrauch ziemlich offensichtlich: Warum hat sich bisher nur ein einziges Mal die Ausschreibung für eine Medienschaltung auf die Homepage der Bundesbeschaffungesellschaft verirrt? Die dann auch noch prompt widerrufen wurde. Obwohl der ansonsten gemeinsame Einkauf aller Ministerien über diese BBG (etwa auch der Mengenrabatte wegen) der Republik schon Hunderte Millionen erspart hat. Dieses Modell ist aber offensichtlich im Wege, wenn der Einkauf gar nicht billig sein soll. Aus welchen Gründen wohl?

Und dann gibt es natürlich auch noch die trüben Gewässer um Stiftungen oder Fonds. Geschäfte, die dort laufen, Zuwendungen, die dort einlangen, werden nicht in Parteigremien offengelegt, sind auch oft gar nicht einer Partei direkt zuordenbar. Und dennoch können gleichzeitig führende Parteimitglieder öffentlichkeitswirksam Offenlegung und Transparenz fordern und versprechen. Weil sie in den meisten Fällen keine Ahnung haben, wie sich die Partei tatsächlich finanziert.

Das bedrückende ist, dass offenbar noch kein Land der Welt saubere Wege gefunden hat, das schmutzige Geld komplett zu stoppen, und doch das - für die Demokratie unverzichtbare - freie Funktionieren der Parteien zu ermöglichen.

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Jedem schwulen Paar sein Gesetz drucken

Für jedes schwule Pärchen ein eigenes Gesetz: So könnte man einen skurrilen Streit zwischen Rot und Grün in der Stadt Wien über die Umsetzung der Eingetragenen Partnerschaften zusammenfassen. Die Grünen erregten sich nämlich, dass noch nicht in allen Einzelgesetzen die neue Rechtslage nachvollzogen worden ist. Das sind aber immerhin alleine in der Stadt Wien rund 40 Gesetze, wie sich inzwischen herausgestellt hat.

Das ist zufälligerweise ziemlich genau die gleiche Zahl wie die jener Paare, die im ersten Monat in Wien von der neuen Partnerschaft Gebrauch gemacht haben. In anderen Bundesländern ist das diesbezügliche Missverhältnis noch viel größer, da sich dort meist nur eine Handvoll Paare gefunden hat, die von der neuen Möglichkeit Gebrauch gemacht haben.

Diese nur mikroskopisch feststellbaren Zahlen von Schwulenehen stehen damit  in deutlichem Widerspruch zur Lautstärke der Schwulenvereine, die jahrelang mit einem Trommelfeuer sondergleichen gegen ihre angeblich so furchtbare und massenweise Diskriminierung gekämpft haben.

Trotz dieser Demaskierung der Schwulenehe als Scheinproblem ist damit freilich die Debatte noch lange nicht zu Ende, wie manche naiven oder möchtegernfortschrittlichen Köpfe in der ÖVP geglaubt haben. Denn schon hat eine Assistenzprofessorin der Uni Wien in einer juristischen Analyse bestätigt, was den werten Tagebuchlesern schon lange prophezeit worden ist: dass nämlich die Eingetragene Partnerschaft viel mehr gleichheitswidrig ist als die vorherige Rechtslage. So die Zivilrechtlerin Barbara Beclin laut Juridicum Journal. Wenn sie Recht hat, wird der Verfassungsgerichtshof bald auch noch die restlichen Unterschiede zur Ehe beiseitigen. Ihr zufolge werden  es bald auch homosexuelle Mütter oder Väter durchsetzen können, dass ihr neuer gleichgeschlechtlicher Partner auch das (naturgemäß aus einer anderen, normalen Beziehung stammende) Kind adoptieren kann.

Wer erinnert sich noch, was die ÖVP ihren wert- und familienorientierten Wählern rund um die Schwulenehe alles versprochen hat?

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Fußnote 89: Die Opferanwältin drucken

Der seltsame Herr Jarolim entdeckt die Kirche.

Frau Klasnic sei als Opferanwältin ungeeignet: Sie sei nicht unabhängig und keine Juristin, sprach der sozialdemokratische Abgeordnete Jarolim. Er hätte besser geschwiegen - auch wenn ihn das noch lange zu keinem Philosophen gemacht hätte. Denn seine Partei setzt den Österreichern einen Maturanten ohne jede parteiunabhängige Berufserfahrung als Bundeskanzler vor, Zahnarztassistenten und Maschinenschlosser als Minister. Will der seltsame Herr Jarolim damit gar sagen, dass der Job des Bundeskanzlers viel unwichtiger sei als der eines (weiteren) Opferanwalts? Die Österreicher, die Herrn Faymann in großer Mehrheit ablehnen, können sich freilich keinen anderen Kanzler aussuchen. Jedes Opfer kann sich hingegen an zahllose Institutionen innerhalb der Kirche, an Staatsanwälte, an jede Polizeidienststelle, sogar an einen nicht ganz billigen Rechtsanwalt wie Herrn Jarolim wenden. Wo liegt Jarolims Problem? Einfach nur stänkern wollen? Und nur ja nicht auch für staatliche Heime genauso penibel allen Untaten nachzugehen, die da in den letzten 60 Jahren passiert sind?

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Die weißen SchimmelInnen und die jungen Friseurinnen drucken

Irgendwie haben wir uns ja schon daran gewöhnt. Je erfolgreicher hierzulande eine Frau die Erfolgsleiter der Politik hinaufsteigt, umso verbissener und humorloser ist ihr Umgang mit dem Thema Frauen. Da muss als Zeichen der Annerkennung der – und auch das muss einmal neidlos zugegeben werden – vielen erfolgreichen Frauen in unserem Land dringend viel Geld für die genial-fortschrittliche Hymnenversion der großen Söhne und Töchter dieser Heimat ausgegeben werden. Was freilich noch das Harmloseste ist (wäre es nicht so lächerlich), was uns in Zeiten von ernsthaften Forderungen nach Frauen-Quoten in Aufsichtsräten oder „Gender-Budgeting“ passieren kann.

Wie entspannt sind doch da die Französinnen (die ja auch immer noch „Liberté! Egalité! FRATERnité!“ auf ihre Münzen prägen)! Etwa die Wirtschaftsministerin Christine Lagarde, deren Performance in der Krise allseits bewundernd anerkannt wurde, ohne darauf hinzuweisen, dass sie eine Frau ist. Diese erfolgreiche Christine Lagarde legt Wert auf eine korrekte Anrede.

Grammatikalisch korrekt. Und daher politisch inkorrekt.

Sie weist die Anrede „Madame LA ministre“ zurück und besteht auf „Madame LE ministre“. Mit der simplen Begründung, dass der männliche Artikel die grammatikalisch richtige Wahl ist.

Bei uns geistert hingegen nicht nur das grausame „Binnen-I“ als Zeichen ultimativen Gleichberechtigungswillens herum. Nein, es muss auch noch die „Frau Präsidentin“ Prammer interviewt werden. Das ist der sprichwörtliche weiße Schimmel oder kleine Zwerg. Denn korrekt wäre einzig und allein die „Frau Präsident Prammer“ oder aber die (anredelose) „Präsidentin Prammer“.

Eine Winzigkeit, sicher, aber auch ein Zeichen für die fehlende Entspanntheit einer Gleichberechtigungs-Diskussion, die bei uns allzu oft ins Irrationale weist.

Wie relativ das Geschlecht in vielerlei Hinsicht heutzutage allemal ist, zeigt eine weitere Fußnote aus Frankreich. Die überaus mächtige Freimaurer-Loge „Grand Orient“ hat ihr erstes weibliches Mitglied. Und das, obwohl sich der Männerbund allen Forderungen, Frauen in die Bruderschaft aufzunehmen, standhaft verschließt. Wie die „Unterwanderung“ zustande gekommen ist, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Die Loge hat vor einem Jahr einen neuen Bruder aufgenommen. Und der hat nun das Geschlecht gewechselt. Die Realität hat die Theorie wieder einmal überholt.

Und trotzdem ist zweierlei nicht passiert: Weder hat die französische Freimaurerei die überraschende Schwester ausgeschlossen, noch hat sie sich in ihr Schicksal ergeben und sich Frauen allgemein geöffnet. Auch mit einer Frau in ihren Reihen geht das maurerische Business mit Kelle und Schurz männerbündlerisch weiter.

Es hat aber auch kein Triumphgeheul gegeben, dass diese Männerbastion nun endlich gestürmt ist. Anders als bei uns, wenn die langen und publicityträchtigen Kämpfe für die erste Philharmonikerin, die erste, zweite, dritte Rektorin und die sechste, siebente oder zehnte Sektionschefin ausgefochten sind. Vielleicht weiß man in Frankreich besser als hierzulande, dass solche Siege der Masse der Frauen genau nichts bringen.  Das sind Scheinaktivitäten genauso wie die Schokoladeverteilung an die Männer, die sich die Frauenministerin zum Internationalen Frauentag – den uns die längst untergegangenen kommunistischen Staaten hinterlassen haben – geschenkt hat.

Eine rationale Frauenpolitik hätte ein reiches Betätigungsfeld. Und sie könnte viele Probleme der gesamten Gesellschaft erkennen und lösen helfen – denn Schwächen eines ganzen Systems werden oft an Problemen einzelner Gruppen deutlicher sichtbar. Nur ein Beispiel: Angesichts der Tatsache, dass sich Mädchen offensichtlich für die ökonomisch falschen (weil schlechter bezahlten) Berufe entscheiden (Friseurin, Verkäuferin etc.), reicht es nicht, ein bisschen Werbung für Mädchen in Männerberufen zu machen. Oder – wie es die Gewerkschaft tut - nach dem volkswirtschaftlichen Harakiri eines 1300-€-Mindestlohns zu rufen, damit auch Verkäuferinnen mehr verdienen.

Da wird man wohl grundsätzlicher denken müssen. Man könnte sich die simple Frage stellen, ob denn 15 das Alter ist, wo man wirklich die richtigen Entscheidungen über die Berufswahl zu treffen imstande ist. Ob eine lebensentscheidende Wahl in diesem Alter, das in fast allen Fällen von den Wirren der Pubertät geprägt ist, nicht schlicht zu früh ist. Da geben dann die üblichen Kurzschlüsse den Ausschlag, dass Lernen megaout und das eigene Geld der Selbständigkeits-Himmel auf Erden ist. Auch bei den Burschen. Und in weniger finanzkräftigen Haushalten wird das Ende der Bildungskarriere auch gerne unterstützt, weil so das Familienbudget früher entlastet wird. Auch das ist ein Grund, warum Bildung, zumal höhere Bildung, vererbt wird. Und es ist sicher ein Grund, warum uns viel mehr großartige Köpfe aus den so genannten „bildungsfernen Schichten“ verloren gehen, als uns die vorgebliche Bildungschance Gesamtschule je retten wird.

In unserem Land versucht man immer noch mit den Mitteln der Vergangenheit die Zukunft zu gestalten. Mit überkommenen ideologischen, sprachlichen und gesellschaftspolitischen Schablonen, die nicht einmal zur Verwaltung der Gegenwart reichen. Bei der hohen Lebenserwartung, auf die wir heute hoffen dürfen, wäre es wohl nur richtig, später in die Berufswelt einzutreten (und sie auch erst später zu verlassen). In Deutschland, Belgien oder Holland liegt die Schulpflicht längst bei 18. Wir grundeln am unteren europäischen Ende. Und wollen eine Bildungsgesellschaft sein.

Das 21. Jahrhundert haben unsere Politiker noch nicht erreicht.

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SN-Kontroverse: Fischer empfehlen? drucken

Unter dem Titel "Kontroverse" gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN -Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die "Kontroverse" unter dem Titel:

Soll die ÖVP eine Wahlempfehlung für Heinz Fischer abgeben?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Empfehlung – aber klug


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Manche Dinge ändern sich und bleiben doch irgendwie gleich. So die Tatsache, dass im zeithistorischen Gedächtnis meist die negativen Aussagen von  Politikern im Gedächtnis hängen bleiben. Dies wiederum ist darauf zurück zu führen, dass im journalistischen Alltagsgeschäft bekanntlich die beste Botschaft eine schlechte ist, weil sie "besser zu verkaufen ist". Es gibt keine Zeit für Differenzierung.

Dies führte u.a. dazu, dass von einem erfolgreichen sowie beliebten Unterrichtsminister und späteren Bundeskanzler der "Sager" übrig blieb, die Dinge seien kompliziert. Die Unterscheidung zwischen der Komplexität der modernen Welt, die einen komplizierten gesellschaftlichen Regelungsbedarf auslöst, kam "nicht rüber", wie es in der journalistischen Alltagssprache heißt.  Davor haben die handelenden Politikerinnen und Politiker eine Heidenangst. Denn je differenzierter sie formulieren, desto größer wird die Gefahr, nachhaltig missverstanden zu werden.

Dies ist bei der derzeitigen Debatte innerhalb der ÖVP um eine Wahlempfehlung für Heinz Fischer der Fall. Denn in der Partei weiß man/frau nur zu genau, dass Wahlempfehlungen für einen "gegnerischen" Kandidaten nicht gut ankommen. Zudem hängt ihr meist der Geruch von politischer Entmündigung an, gleichwohl die andern zur Verfügung stehenden Kandidaten überhaupt nicht das Anforderungsprofil  für die Nr. 1 im Staat erfüllen.

Diese hat das Land international zu vertreten, was bei Barbara Rosenkranz und dem christlichen Fundamentalisten Rudolf Gehring nur sehr bedingt vorstellbar ist. Daher geht die ÖVP den Weg der Differenzierung und greift Fischers Ideen auf. Wie zuletzt jene, wonach der Bundespräsident nur einmal – aber auf acht Jahre gewählt werden können soll. Dies ist auch eine Empfehlung – und keinesfalls eine unkluge.



Zwei unwählbare Kandidaten


Andreas Unterberger

Die ÖVP wird wohl keine Empfehlung für Heinz Fischer abgeben. So weit geht ihr Selbstbeschädigungstrieb nun doch nicht. Denn für jeden Menschen, der auf christlicher, wirtschaftsliberaler oder wertkonservativer Grundlagen steht – also auf einem der traditionellen ÖVP-Fundamente – ist Fischer genauso wie Barbara Rosenkranz unwählbar. Daher sprechen sich in der ÖVP auch nur die bekannten Opportunisten für die Wahl Fischers aus. Wie etwa Christoph Leitl.

Das heißt nicht, dass für bürgerliche Menschen Blaue oder Rote prinzipiell unwählbar sein sollten. Nur entsprechen weder Fischer noch Rosenkranz auch nur annähernd einer der drei vorher genannten Grundlagen, da mögen beide nun noch so oft eilfertig das Wort "Werte" plakatieren. Bei Rosenkranz wurden die Gründe der Unwählbarkeit oft durchdekliniert. Bei Fischer werden sie hingegen gerne verschwiegen.

Erstens: Fischer ist so wie Rosenkranz demonstrativ nicht Mitglied einer Kirche. Zweitens: Er war nie – so wie sein deutscher Kollege Köhler – eine Stimme der wirtschaftlichen Vernunft. Er hat sich nie mit dem Gewicht seines Amtes für Sparsamkeit, Verwaltungsreform und Bürokratieabbau oder für die notwendigen Pensions- und Gesundheitsreformen eingesetzt, sondern lediglich für noch mehr Umverteilung. Meistens hat er überhaupt geschwiegen oder sich mit wohlgeschraubten Worten um klare Stellungnahmen gedrückt.

Drittens: Wer sich über viele Jahre für die Freundschaft zu Nordkorea, der schlimmsten und brutalsten heute existierenden Diktatur engagiert hat, sollte nicht von "Werten" reden. Und dann schon gar nicht, wenn er auch die kubanische Diktatur mehrfach öffentlich gerühmt hat; wenn er zum Freundeskreis eines Udo Proksch gehört hat; und wenn er sich in all seinen ideologischen Äußerungen immer nur am ganz linken Rand positioniert hat.

Warum soll so jemand plötzlich für Bürgerliche wählbar sein? Nur weil er immer Krawatte trägt?

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Eine spannende Posse aus Kärnten drucken

Der Rat der Kärntner Slowenen löst sich nun - vielleicht - doch nicht auf. Das ist  normalerweise eine über die Vereinsmitglieder und einige Kärntner Lokalpolitiker hinaus völlig belanglose Information. Doch gleich mehrere Aspekte machen die Sache auch für andere spannend.

Der eine ist der Umstand, dass dieser Rat eigentlich einst die christlich-konservative (und im Vergleich zu den Partisanen-freundlichen Verbänden jedenfalls vernünftigste) slowenische Organisation in Kärnten war, die aber durch eine Handvoll Funktionäre zur radikalsten umgepolt wurde. Die plötzlich mit aggressiven Vokabeln wie "Genozid" um sich warf. Die mit Schnellfahren problematische Verfassungsgerichts-Urteile provozierte. Die sich unter Wolfgang Schüssel als einzige gegen einen mit allen anderen deutsch- wie slowenischnationalen Organisationen gefunden Kompromiss in der Ortstafelfrage wandte. Was dann auch der Bundes-SPÖ einen guten Vorwand zum Nein-Sagen gab (der wirkliche Grund war natürlich, dass man Schüssel keinen Erfolg zukommen lassen wollte und lieber eine Prolongierung des Kärntner Dauerkonflikts in Kauf nahm).

Das zeigt, wie leicht sich ideologische Identitäten wandeln können.

Ein Lehrstück sind die Kärntner Slowenen aber auch deshalb, weil sie vorführen, wie sehr die mangelnde Einheit einer Volksgruppe diese zusätzlich schwächt. Gegenbeispiel sind die Erfolge der in einer dominierenden Volkspartei zusammengefassten Südtiroler.

Drittens ist pikant, dass die Auflösung des Slowenen-Rates deshalb vielen Rats-Funktionären als unumgänglich erscheint, weil die slowenische Regierung in Laibach die Mittel für den Rat kurzerhand halbiert hat. Das zeigt recht interessante Abhängigkeiten. Das ist ungefähr so, wie wenn die Südtiroler Volkspartei aus dem österreichischen Budget finanziert würde.

Viertens aber könnte das Verhalten der slowenischen Regierung der österreichischen ein Vorbild sein: In Laibach fackelt man in Zeiten der Krise nicht lange, sondern streicht unnötig erscheinenden Vereinen radikal die Subventionen weg. Was hierzulande bei Hunderten Vereinen sehr gut am Platze wäre.

Und woran auch der fünfte Punkt nichts ändert, der bei Österreichern aller Regionen und Volksgruppen zutrifft: Bevor sich hierzulande ein Verein wirklich auflöst und dadurch viele wichtige Funktionäre keine Funktionäre mehr sind, fließt eher die Drau wieder nach Osttirol zurück ...

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Fußnote 88: Wie macht das der Raiffeisen-Maier? drucken

Ferry Maier ist ja eigentlich nicht mein Fall.

Wenn jemand gleichzeitig Raiffeisen und die ÖVP im Nationalrat vertritt, muss das einfach unabhängige Geister ziemlich nervös machen. Dennoch muss ich ihm heute gleich doppelt Abbitte leisten: Zum einen hätte er als Chef der ÖVP-Wien ganz sicher eine bessere, mutigere und den politischen Konkurrenten weniger Anlass zum Spötteln gebende Figur gemacht als Christine Marek. Zum zweiten wagt er immer wieder mutige und richtige Vorstöße, die ganz sicher nicht auf der Linie seiner Partei liegen: So hat er jetzt sowohl den Bau des Brenner- wie auch des Koralmtunnels der ÖBB "für nicht finanzierbar, nicht leistbar und damit höchst problematisch" erklärt. Völlig zu Recht. Und zumindest von außen ist kein Zusammenhang mit Raiffeisen oder der großen Bautochter der Giebelkreuzler zu erkennen. Die ja im Gegenteil anderslaufende Interessen haben müssten. Falls ich da keinen Denkfehler begangen habe: Hut ab.

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Fußnote 87: wir haben's ja drucken

Über 700.000 Euro hat Claudia Schmieds Bundeshymne gekostet.

Als ob sie in zwei Welten lebte: Während die Politik an einem Tag mit geradezu ausgesuchtem Sadismus öffentlich über neue Steuern oder die Kürzung der Familienbeihilfen nachdenkt, schmeißt sie am anderen Tag das Geld mit beiden Händen hinaus. Besonders eifrig tut dies die Kampffeministin Claudia Schmied, der die große Koalition grob fahrlässig die Erziehung über unsere Kinder anvertraut hat. Sie musste nun in einer Anfragebeantwortung zugeben, dass ihre skandalöse Kampagne zur Bewerbung der Gesamtschule und zur feministischen Umdichtung der Bundeshymne mehr als 700.000 Euro gekostet hat. Der Großteil für Inserate in Printmedien (die natürlich jetzt ganz sicher breitflächig über diese Geldverschwendung berichten, falls sie nicht leider, leider den ganzen Platz für Berichte über einen Bischof brauchen, der vor 40 Jahren jemanden bei einer Fußballrauferei verletzt hat). Und alleine für die Erstellung der Homepage wurden 14.800 Euro aufgewendet. Ein wirklich guter Preis - fragt sich nur für wen.

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Die Italiener trauen sich was drucken

Man konnte in den letzten Wochen europaweit und insbesondere hierzulande fast keine Zeitung aufschlagen, keine ORF-Meldung hören, in der nicht Italiens Silvio Berlusconi eine schwere Niederlage bei den Regionalwahlen prophezeit worden wäre. Täglich hämmerten Skandalmeldungen über Berlusconi auf die Leser und Fernseher ein. Bis nun die großen journalistischen Italienexperten plötzlich verdattert zugeben müssen: Berlusconi hat einen großen Sieg errungen.

Das Regierungslager hat nicht nur seine bisherige Machtstellung gehalten, sondern diese auch in etlichen Regionen ausbauen können, wobei im Norden insbesondere die autonomistische und zuwanderungsfeindliche Lega Nord triumphiert und Berlusconis Partei sogar übertroffen hat.

Wie das? Nun, sich über das einseitige und realitätsferne Wunschdenken vieler Medien zu erregen, ist zwar immer wieder notwendig, aber fast schon langweilig. Viel spannender ist, warum sich die Italiener trotz der Wirtschaftskrise lieber an die amtierende Regierung halten als an die Linke.

Da gibt es wohl mehrere Motive: Primär ist es jedenfalls ein Verdienst Berlusconis, dass Italien angesichts seiner Schlendrian-Tradition derzeit nicht in erster Linie jener EU-Staaten steht, die bankrott-gefährdet sind. Diese Ehrenplätze werden fast nur von sozialdemokratisch regierten Ländern eingenommen. Gleichzeitig hängt die italienische Linke viel zu sehr am Gängelband der Gewerkschaften, die in jenem Land - wie in vielen anderen - immer mehr als die Hauptschuldigen an dem allgemeinen Über-die-Verhältnisse-Leben erkannt werden. Was ja wieder die Hauptursache der Schuldenkrise ist.

Die Medienkampagne gegen Berlusconi hat sich jedenfalls als schädlich erwiesen: Steht doch das voyeuristische Ausbreiten seiner amourösen Affären im Gegensatz zu der freundlichen Diskretion, mit der linke Politiker behandelt werden. Überdies ist Italien längst nicht mehr so verklemmt konservativ, wie manche glauben mögen, dass solche Geschichten wahlentscheidend wären.

Es ist Berlusconi aber auch gelungen, die vielen Fronten als parteipolitisch motiviert erscheinen zu lassen, die Richter und Staatsanwälte gegen ihn eröffnet haben. Ob das wirklich so ist, ist von außen nur schwer beurteilbar. Freilich: Auch wenn da und dort bei der Justiz eine solche Motivation zutreffen dürfte, so ist es doch schwer erträglich, dass ein europäischer Ministerpräsident korrupte Methoden angewendet haben könnte.

Da bleibt die nüchterne Erkenntnis: In der Politik kann man immer nur das geringere Übel wählen. Und das haben die Italiener getan, die sich für den wirtschafts- und gesellschaftspolitisch richtigen Weg entschieden haben, auch wenn man das nur tun konnte, in dem man einen moralisch bedenklichen Kandidaten wählte.

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Die neuen Freunde der Skinheads drucken

Die Causa ORF-FPÖ wird immer lustiger. Vieles deutet darauf hin, dass da von allen Seiten geheuchelt und die Unwahrheit gesagt wird, bis sich die Balken biegen. Jetzt haben sich - fast muss man sagen: natürlich - auch noch SPÖ und Grüne eingemischt. Mit mehr als seltsamen Positionen.

Denn es fällt schon mehr als merkwürdig auf, dass sich Grün und Rot nun massiv gegen den Vorwurf engagieren, jemand habe Neonazi-Rufe ausgestoßen. Bisher war es bei den beiden geradezu ehernes Gesetz, dass ein solcher Vorwurf alleine genügt und der Rest, die Vorverurteilung, die sich stündlich eskalierende Empörung war quasi Teil des Parteiprogramms. Schließlich hat man ja keine andere Basis mehr, um sich die eigene moralische Überlegenheit über alle anderen einzureden, die meinen, wir hätten größere Probleme als 70 Jahre zurückliegende Ereignisse und waren sie noch so verbrecherisch.

Jetzt ist alles anders. Grün und Rot stellen sich schützend vor zwei Skinheads, die nun sagen, dass ihre Aussagen vor der Polizei - die sie selbst, aber auch den ORF schwer belasten - nur unter Druck zustandegekommen wären. Jetzt wissen wir's: Wir brauchen weder Polizei noch Gericht, sondern nur die Herrn Jarolim und Pilz, um herauszufinden, welche Skinheads und welche rechtsradikalen Sprücheklopfer nun die guten und welche die bösen sind. Natürlich ist etwas anderes wahr: Für Rot und Grün ist die Verteidigung ihres Parteirundfunks zehnmal wichtiger als der heroische - nur leider etwas verspätete - Kampf gegen Adolf Hitler.

Dennoch ist es gut vorstellbar, dass der psychische Druck (ein anderer wird nicht behauptet) und die Verwirrtaktiken der Polizei so labile und intelligenzarme Typen wie die vom ORF vorgeführten nach wenigen Stunden alles unterschreiben lassen. Solches ist ja schon oft genug vorgekommen. Daher spielen in Gerichten auch Sachbeweise immer eine wichtige Rolle. Freilich: Wo die neugeborenen Skinhead-Freunde in polizeilichen Verwirrtaktiken ein Delikt sehen wollen, bleibt absolut rätselhaft.

Es ist auch gut vorstellbar, dass H.C. Strache sich die neonazistischen Rufe nur eingebildet hat. Hat er doch in seinen Berichten zwischen "Heil Hitler" und "Sieg Heil" geschwankt. Was seine Glaubwürdigkeit nicht gerade erhöht.

Also glauben wir (vorerst: nur) das, was zumindest einer der Skinheads nunmehr gegenüber der APA gesagt hat. Das reinigt sie zwar vom Wiederbetätigungsvorwurf. Das belastet aber den ORF - oder zumindest die von all ihren Vorgesetzten massiv verteidigten Sendungsmacher - massivst.

Denn auch dieser APA-Aussage zufolge hat der ORF jedem der Skinheads sehr wohl täglich Geld gegeben. Was in Summe 300 bis 700 Euro pro Kopf ausgemacht hat - viel Geld für solche Typen. Was die vor Kameras gemachten ORF-Behauptungen, es wären nur ein einziges Mal 100 Euro geflossen, Lügen gestraft hat. In diesem APA-Interview wird auch neuerlich bestätigt, dass zusätzlich 50 Euro geflossen sind für zwei Leibchen und eine Fahne aus einem rechtsradikalen Souvenirshop. In diesem APA-Interview wird auch klar, dass die beiden Früchtchen nicht ständiger Gast von FPÖ-Versammlungen gewesen sind, sondern vor der vom ORF inszenierten Wiener Neustädter Veranstaltung nur ein einziges Mal.

Womit wir beim zentralen Thema sind: beim ORF. Es ist absolut unerträglich, dass die Verantwortlichen weiterhin im Amt sind, dass also der von Zwangsgebühren und zusätzlichen Geschenken aus Steuermitteln lebende öffentlich-rechtliche Rundfunk gezielt radikale Typen zu politischen Veranstaltungen karrt, dass er ihnen die Anschaffung ungustiösen Propagandamaterials finanziert, dass er sie mit hohen Summen mindestens so gefügig macht, wie es das dann einem geschickten Polizeibeamten im Verhör gelingt. Und last not least, dass die Propagandamaschinerie ORF solche ungustiösen Typen immer nur in der Nähe von FPÖ-Veranstaltungen bringt, dass er sich aber in seinen sozialpornografischen Beiträgen nie mit den ebenso ungustiösen linken Typen auf der anderen Seite der Eskalations-Szene befasst.

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Der Dritte Mann machts spannend drucken

Wird die österreichische Bundespräsidentenwahl doch noch spannend? Bis vor kurzem schaute alles nach einem blinden wie langweiligen Durchmarsch von Amtsinhaber Heinz Fischer aus. Die Kandidatur eines unerwarteten dritten Kandidaten aus einem betont christlichen Eck könnte aber nun doch zu einer Alternative für bürgerliche Wähler werden, für die die anderen Kandidaten unwählbar sind.

Natürlich ist Heinz Fischer weiterhin Favorit. Noch nie hat ja ein amtierender Bundespräsident, der zur Wiederwahl antritt, diese verloren. Überdies hat die Volkspartei auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichtet. Begründet wird das mit der Aussichtslosigkeit und mit Geldmangel.

Dennoch ist die Nichtkandidatur der ÖVP nur schwer verständlich. Liegt die Partei doch bei allen Umfragen deutlich vor der SPÖ, hat sie doch bei allen Wahlgängen der letzten 18 Monate gewonnen, während die SPÖ alle verloren hat. Ohne dass man es nachweisen kann, darf man annehmen: Die ÖVP hat sich bei koalitionsinternem Gemauschel von der SPÖ über den Tisch ziehen lassen. Wobei nicht klar ist, worin eigentlich die Gegenleistung besteht. Denn die SPÖ hat sich bei allen strittigen Personalfragen immer sehr wirkungsvoll durchgesetzt.

Das ärgert viele bürgerliche Wähler sehr. Sie waren schon von Anfang an gegen diese Koalition und sind besonders gegen die Person Heinz Fischers. Denn dieser kommt vom sehr weit linken Rand der SPÖ. Er hat sich nie gegen die Verschuldungspolitik der Regierung ausgesprochen. Er hat nie auch nur annähernd die Probleme durch Zuwanderung und Islamismus angesprochen. Er hat sogar im Gegenteil Hamas-Unterstützer zum feierlichen Iftar-Mahl geladen.

Fischer hat auch peinlich geschwiegen, als Rot und Schwarz entgegen der in der Verfassung festgehaltenen Pflicht, den Staatshaushalt im Oktober dem Parlament  vorzulegen, schon im Jänner 2010 angekündigt haben, dass sie den Entwurf erst im April 2011 vorlegen werden. Die Regierung hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, dafür eine halbwegs brauchbare Begründung zu liefern (der wahre Grund sind die im Oktober fälligen Wahlen in Wien, der wichtigsten SPÖ-Hochburg, die zahllose SPÖ-Vorfeldorganisationen aus Steuermitteln finanziert). Dennoch verteidigte Fischer diesen Verfassungsbruch.

Der Präsident war überdies über viele Jahre Vizepräsident der nordkoreanischen Gesellschaft, also für die Freundschaft zur weitaus blutrünstigsten Diktatur der Welt zuständig. Staunen ließen auch dicke Lobeshymen auf das kubanische System.

In seinen Schriften setzte er auf „progressive Minderheiten und Randgruppen“; er schrieb in schlechtbekannter marxistischer Diktion über den „kapitalistischen Grundwiderspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung“; er bekannte sich zu dem Satz: „Die Verwirklichung einer klassenlosen Gesellschaft ist weiterhin das dominierende Ziel“. Unzählig sind die linksextremen Zitate aus Fischers Feder: „Abbau individueller Entscheidungsmöglichkeiten und der privaten, individualisierten Bedürfnisbefriedigung“; „Stattdessen  Zur-Verfügung-Stellung möglichst vieler staatlicher und kommunaler  Reproduktionsleistungen“;  „Ein weiteres Vordringen der verstaatlichten Unternehmungen“; „Ablösung des Gewinn- und Effizienzkalküls bei wirtschaftlichen Entscheidungen“; oder: „Erringung gesellschaftlicher Verfügung  über die Produktionsmittel“.

Ein besonders hässliches Kapitel im Leben Fischers waren seine zornigen und wilden Attacken auf Simon Wiesenthal, als dieser die Rolle von Friedrich Peter als einstiger SS-Offizier genau zu dem Zeitpunkt aufzeigte, da der SPÖ-Chef Bruno Kreisky Peter zur Erringung einer parlamentarischen Mehrheit brauchte.

Da die weitgehend der SPÖ nahestehenden Boulevardmedien und der total linksstehende ORF aber alle Schattenseiten Fischers konsequent verschweigen, hat er in der Tat exzellente Chancen, als freundlicher und gelassener Opa mit korrektem Anzug wiedergewählt zu werden. Dies umso mehr, als Barbara Rosenkranz, lange seine einzige Opponentin, sofort von den Medien niedergemacht wurde.

Rosenkranz ist freilich selbst ins offene Messer gerannt. Jeder Österreicher konnte sehen, wie sehr es sie schmerzte, wie sehr sie es vermied, die Gaskammern und Massenmorde der Nationalsozialisten auch nur anzusprechen oder gar zu verurteilen. Inzwischen kann aber auch jeder sehen, wie sehr sie auch nervlich unter den wilden Attacken von Links leidet.

Da lässt nun die überraschende Kandidatur von Rudolf Gehring viele bürgerliche Wähler vorerst einmal aufatmen. Er hat – ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nahm – die notwendigen Unterschriften gesammelt, während andere Kandidaten aus dem grünen Eck trotz viel Publicity daran gescheitert sind. Er bietet bisher keine erkennbaren Angriffsflächen – außer dass er als Chef der Minigruppe „Christliche Partei Österreichs“ und als früheres ÖVP-Mitglied immer als vehementer Gegner der Abtreibung öffentlich aufgetreten ist. Was natürlich das feministische Eck sehr stört.

Gehring profitiert aber davon, dass das gesamte Angriffspotential der Linken derzeit auf Rosenkranz gerichtet ist. Was freilich nur solange gelten dürfte, als er nicht zu einer ernsten Gefahr für Fischer wird. Er kann sich insbesondere als Gegenpol zu den drei großen Parteien Österreichs profilieren.

Und er bemüht sich nun, auch in anderen Politikbereichen Profil zu zeigen. Einige Dinge, die man da finden konnte: So verlangt der gelernte Jurist und Ex-Beamte, dass der Bundespräsident das Recht bekommen soll, Gesetzesanträge im Parlament einzubringen (eine interessante, aber ziemlich utopische Forderung). Er betont seine im Vergleich zu den Konkurrenten größere Wirtschaftskompetenz, auch auf Grund seiner unternehmerischen Aktivitäten. Er will sich als Bundespräsident gegen Korruption und Parteibuchwirtschaft engagieren. Er will gegen Schuldenwirtschaft, den Missbrauch von Steuergeldern für parteipolitische Zwecke und die Machtanmaßung der Sozialpartner auftreten. Er lehnt einen EU-Beitritt der Türkei ab und tritt für eine verfassungsrechtliche Überprüfung des Lissabon-Vertrages ein. Er kritisiert die gesetzliche Aufwertung von Homosexuellen-Partnerschaften. Er warnt vor zu viel Zuwanderung und vor islamistischen Tendenzen. Er prangert die Parteibuchwirtschaft der Regierungsparteien an. Er beklagt den schlechten Zustand vieler Schulen, aber auch des österreichischen Bundesheeres. Er verspricht den Außenseitern und Ärmsten der Gesellschaft Hilfe und Solidarität. Er will sich insbesondere für Frieden, für christliche und soziale Werte engagieren.

Freilich: Ob hinter diesen nett klingenden Überschriften konkretere Ideen stehen, ob er jenseits all dieser Slogans wirklich sattelfest ist, wird erst der Härtetest des nun begonnenen Wahlkampfs zeigen. Dabei wird sich auch zeigen, ob er Chancen hat, über das geschrumpfte christliche Wählerpotential hinaus Stimmen anzusprechen. Die Wirtschaftsliberalen und nicht-christlich geprägten Konservativen werden ihn ebenso wie die Protestwähler genau beobachten.

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Fußnote 86: Die Sozialdemokraten und die Türken drucken

Es läuft oft blöd, wenn jemand Interviews liest, die eigentlich für andere bestimmt sind.

Es ist ein alter Schmäh: Politiker sagen oft ganz andere Dinge, je nachdem an welches Publikum sie sich wenden. Etwa Jörg Haider hat das perfekt beherrscht. Nur wird neuerdings von bösen Menschen immer genauer geschaut, was ein Politiker dort sagt, wo die Botschaft nicht für sie bestimmt war. Wie etwa der beleibte neue SPD-Chef Sigmar Gabriel. Er bezeichnete in einem Gespräch mit türkischen Journalisten den in Deutschland geltenden Sprachnachweis vor dem Familiennachzug als "Fehler". Er verlangte weiters das kommunale Wahlrecht auch für Nicht-EU-Bürger. Außerdem will er Türken die deutsche Staatsbürgerschaft auch dann verleihen, wenn diese nicht auf die türkische verzichten. Man kann sich die Reaktionen lebhaft vorstellen, die entbrennen würden, wenn Gabriel solches auch vor einer deutschen Zuhörerschaft sagen sollte, etwa gar vor den (heute ja nur noch: ehemaligen) sozialdemokratischen Stammwählern. . .

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Fußnote 84: Die SPÖ und die Vertragstreue drucken

Eine besondere Chuzpe ist in der vergangenen Woche fast untergegangen.

Die  SPÖ hat in Sachen Hypo Alpe Adria gleich doppelt Flagge gezeigt. Zum einen hat sie verlangt und durchgesetzt, dass der erst wenige Monate im Amt befindliche Generaldirektor Franz Pinkl der inzwischen verstaatlichten Bank abgesetzt worden ist (ohne dass ihm irgendjemand eine Schuld an deren Crash nachsagen konnte). Zum anderen hat sie massiven Protest dagegen erhoben, dass Pinkl nun erhebliche - in die Millionen gehende - Ansprüche auf Grund seines Fünfjahresvertrags hat. Das ist ziemlich mies. Oder will die Faymann-Partei gar, dass man - oder zumindest sie - künftig Verträge willkürlich brechen kann? Sollte man nicht statt dieser ewigen und lächerlichen Neiddebatten viel mehr diskutieren, ob es wirklich schlau ist, dass die Bank mit aller Gewalt am Leben erhalten wird? Ob nicht Österreich viel zu viele Banken hat? Und wie man die Politik möglichst schnell wieder aus den Entscheidungsgremien hinausbringt?

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Fußnote 83: Gipfel im Nebel drucken

Was der nächtliche Beschluss der EU-Regierungschefs wirklich bedeutet, wird sich erst lange im Nachhinein zeigen.

Etliche Teilnehmer wie ein Werner Faymann wissen es jedenfalls mit Garantie selber nicht. Die wahrscheinlichste Interpretation: Die Gipfelbeschlüsse bedeuten gar nichts. Wofür Angela Merkel trotz der Kritik aus anderen - auf deutsches, österreichisches und niederländisches Geld gierigen - Ländern an ihr nicht hoch genug gelobt werden kann. Die Beschlüsse sollen wohl lediglich die kommerziellen Geldverleiher beruhigen, dass diese im Vertrauen auf eine Garantie von Berlin & Co weiterhin den Griechen Geld borgen. Ob diese Geldverleiher allerdings wirklich so blöd sind zu ignorieren, dass die Details der Garantie leider, leider noch nicht feststehen, und dass diese Garantie daher eigentlich nichts wert ist? Alle anderen Interpretationen der Gipfelbeschlüsse wären freilich viel schlimmer und würden die griechisch-spanisch-portugiesische Bankrottgefahr auf ganz Europa ausdehnen.

Fußnote zur Fußnote: Ein griechischer Mail-Schreiber machte mir zu meinem Kommentar in den Salzburger Nachrichten klar, was hinter meinem Nein zur Griechenland-Hilfe steckt: "Faschistoides Gedankengut". Er hat nur leider nicht geschrieben, ab wie viel Milliarden Griechenland-Hilfe das faschistoide Gedankengut aufhört . . .

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SN-Kontroverse: Griechenland-Hilfe drucken

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die EU Griechenland helfen oder seinem Schicksal überlassen?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Killerkapitalismus ein neuer Killer-Virus?


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Zeiten ändern sich. Ein großes heimisches Logistikunternehmen wirbt mit dem Slogan „Ist die Zukunft Zucker oder süß?  Günstig statt billig" gezielt für seine Sparangebote, damit Jung und Alt günstig in die europäischen Metropolen gelangen können. Der geile Geiz ist längst vorbei. Früher hätte man von Raffgier gesprochen.

Die Raffgier - auch Killerkapitalismus genannt -  ist der HIV-Virus des 21. Jahrhunderts und hat sich, wie mann und frau spüren,  weltweit ausgebreitet. Vorerst gibt es dagegen keine wirksamen Impfungen. Aber möglicherweise könnte eine Verhaltensänderung - Stichwort safer sex - die  Ansteckungsgefahr eindämmen. Geforscht wird heftig an einem Gegenmittel. Die Forschungslabors stehen überall, da Aids sich bekanntlich bei entsprechendem Fehlverhalten überall ausbreiten kann. Denn die Gesellschaft - in unserem Fall also die politische Gemeinschaft der Europäer  -  gärt bereits. Um das Bier nicht zum Überschäumen zu bringen oder eine Pandemie auszulösen, haben sich einige Forscher in Brüssel zusammengeschlossen.

Sie haben nun eine vermeintlich neue Substanz für den Impfstoff gegen den Killerkapitalismus entdeckt. Er ist in Wahrheit uralt. Es ist die Solidarität. Dabei geht es um die faire Verteilung der Lasten in einer Gesellschaft, damit sie wegen der Raffgier nicht zusammenbricht. In unserem Fall heißt die Lastenverteilung eine finanzielle Spritze für die Griechen, auch wenn sie sich  nicht ganz korrekt verhalten haben, damit nicht alle angesteckt werden.

Denn eines lehrt die Geschichte, und das ist die eigentliche Gründungsidee für die EU, die immerhin seit 65 Jahren in Zentral- und Mitteleuropa  den Frieden gesichert hat. Nur wenn die Lasten in einer Gesellschaft fair verteilt sind, wird Friede in „unserer Zeit" möglich sein. Und hoffentlich auch für die künftigen Generationen.

Lieber ein Ende mit Schrecken


Andreas Unterberger

Nur noch die Vernunft der deutschen Regierung verhindert, dass Österreichs Steuerzahler Unsummen in ein griechisches Fass ohne Boden werfen müssen.  Die SPÖ wollte von Anfang an ihren schwer verschuldeten griechischen Parteifreunden mit europäischen Milliarden über die nächsten Monate helfen (bis die ein paar Monate später halt wieder anklopfen). Und auch von der ÖVP gab es nie ein klares Nein zu dieser Idee.

Das aber wäre die einzige vertretbare Antwort. Es ist absolut unakzeptabel, die Österreicher zu schröpfen (wie es nach den Wiener Wahlen im Herbst mit großer Brutalität passieren wird) und gleichzeitig einem Land beizustehen, das seit Jahren über seine Verhältnisse lebt, das alle Maastricht-Kriterien ignoriert, das seine Statistiken hemmungslos manipuliert und in dem Steuerhinterziehung Volkssport ist.

Ein Nein zu europäischen Hilfen für Griechenland (die übrigens auch EU-Recht verletzen würden) ist außerdem die einzige Möglichkeit, um den bereits wackelnden Euro langfristig glaubwürdig zu machen. Nur ein Nein wäre den vielen anderen europäischen Sündern eine klare Lektion. Nur ein Nein würde Europas Regierungen die Kraft geben, die heiligen, aber unfinanzierbaren Kühe des Wohlfahrtsstaats, des Subventionsunwesens, der Bürokratie, der Überregulierung, des Föderalismus zu reduzieren.

Gewiss wäre ein Nein zu Griechenland-Hilfen kurzfristig schmerzhaft. Für die Griechen und auch alle jene, die ihnen Geld geborgt haben (wie etliche österreichische Banken). Aber dieses Ende mit Schrecken - ob es nun zu einem Staatsbankrott mit Umschuldung oder einem Ausscheiden aus dem Euro mit nachfolgender Abwertung wäre - wäre allemal billiger als der drohende Schrecken ohne Ende. Bei dem Spanien wie Portugal, Irland wie Italien sehr bald die Hand aufhalten würden - bis auch Deutschland und Österreich pleite sind.

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Kollywood inszeniert unsere Realität drucken

Wer noch Zweifel hatte, dass der ORF heftig manipuliert, der wurde durch einen extrem manipulativen Club 2 aller Zweifel entledigt. Soviel böse Manipulation, wie alleine an dieser einen Sendung nachweisbar wurde, ist schon an sich ein starker Indizien-Beweis für jenen anderen schweren Manipulationsvorwurf gegen den ORF, den der Staatsanwalt derzeit prüft, und der eigentlich Thema der Sendung gewesen ist.

Da stand es schon von der Besetzung her ganz „objektiv“ wieder einmal Fünf zu Zwei für die vom ORF bevorzugte Meinung – die natürlich heißt: Der ORF ist total unschuldig. Von diesen Fünf sind Vier bekanntermaßen Tausende Meilen links der politischen Mitte beheimatet. Was dazu führte, dass der FPÖ-Parteiobmann, um den es (neben ein paar Abwesenden) eigentlich ging, ständig unterbrochen wurde, besonders häufig von den beiden ORF-Menschen in den Klubsesseln, die sich offenbar als besonders unhöfliche Gastgeber beweisen wollten.

Moderator Nagiller verwehrte sich nur dann gegen das unerträgliche Dazwischenreden, wenn einmal einer aus der linken Übermacht unterbrochen worden ist. Und präsentierte dann – besonders manipulativ – mitten in der Sendung einen geheimnisvollen Anruf von außen, der gleichsam als Deus ex machina natürlich die ORF-Darstellung bestätigte.

Thema war die vom ORF inszenierte Teilnahme zweier grenzintelligenter Skinheads an einer Strache-Versammlung und die Frage, wieweit sie zu dieser Teilnahme und auch zum Rufen von (bisher nicht nachgewiesenen) Nazi-Slogans vom ORF aufgefordert worden sind. Beziehungsweise dafür bezahlt worden sind.

Noch viel skandalöser ist aber, mit welcher Nonchalance Johannes Fischer zwei Aussagen vom Tisch wischte, die mittlerweile in allen Details eine intensive Manipulation durch den ORF bestätigten. Sein ganzes Argument: Diese Aussagen seien bisher ja nur vor der Polizei gemacht worden. Was freilich auch für den einen Beteiligten zutrifft, der den ORF entlastet.

Den Herrn Fischer interessierte expressis verbis nicht einmal der ganz konkrete Vorwurf, dass der ihm unterstellte ORF-Redakteur den beiden Skinheads in einem einschlägigen Laden den Erwerb von Nazi-Material bezahlt habe (was dann natürlich „tolle“ Aufnahmen ergeben hat). Einmal sagte Herr Fischer, dass es überhaupt kein Geld für die beiden Burschen gegeben habe, dann gab er wieder zu, dass es zwei Mal 100 Euro gewesen seien – von den sehr konkreten und in ihrer Detailliertheit recht glaubwürdig wirkenden Aussagen zweier der Beteiligten aus der Skinhead-Szene, dass es sogar ein Vielfaches davon gewesen sei, gar nicht zu reden.

Alleine dieser Auftritt, das was der ORF schon zugegeben hat und die schriftlich vorliegenden und extrem detaillierten Aussagen zweier Beteiligter müssten eigentlich zu einem Mindestmaß an Reaktion führen: Der Generaldirektor müsste die gesamte Hierarchiekette von dem Sendungsmacher hinauf bis zum Direktor einmal suspendieren, bis diese unglaublichen Vorwürfe auch gerichtlich geklärt sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass sie nicht ungehindert weiter manipulieren können. Jedoch: Vom Herrn Generaldirektor ist im größten ORF-Skandal der letzten Jahre nichts zu sehen und nichts zu hören. Er ist wahrscheinlich auch immer gerade am Klo, wenn es heiß wird. So wie es auch ein prominenter Politiker handhaben soll.

Dabei findet hier eine dramatische Demaskierung statt: Selbst dort, wo der Zuseher glaubt, von einer unbestechlichen Kamera Fakten geliefert zu bekommen, wird auf Teufel komm raus inszeniert und manipuliert. Mit der einzigen Begründung: Sonst wäre eine Reportage ja viel zu teuer. Und für diesen Kollywood-Schmarrn – K wie Küniglberg – müssen wir noch Zwangsgebühren zahlen.

Besonders skurril ist auch die Argumentation, dass der Koch des Schmarrn, ein Herr „Ed“, einen Karl-Renner-Preis bekommen hat. Als ob eine solche – bei praktisch allen Renner-Preis-Trägern nachweisbare – ideologische Zuordnung nicht eigentlich das Gegenteil beweisen würde.

Aber nehmen wir für eine Sekunde die Rechtfertigung der linken Übermacht ernst, dass das alles so seine Ordnung gehabt hätte. Das man also nur mit  so extrem manipulativen Methoden Fernsehen machen könne. Dann darf man schon die Frage stellen: Wo sind denn die Reportagen über linke Typen vom Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) oder aus der "Pankahyttn" oder aus dem Audimax, die man zu grünen oder roten Veranstaltungen herankarrt, um die veranstaltenden Parteien dann durch möglichst unsympathische Figuren zu denunzieren.

Hinter diesem Megaskandal blieb der Rest der Diskussion langweilig wie gehabt, etwa die sich ständig im Kreis drehende Debatte über eventuelle Manipulationen am Bild- und Tonmaterial, die letztlich neben dem, was der ORF schon zugegeben hat, oder dem, was mehrere Aussagen bestätigen, für ein Gesamturteil über einen unerträglichen Medienskandal eigentlich gar nicht mehr so wichtig ist.

Freilich: Strafrechtlich schauen die Dinge schon anders aus. Denn wenn alle Vorwürfe stimmen sollten, dann ist die Strafdrohung eine saftige. Dann sind ausgerechnet die ORF-Männer, die so gerne rechtsradikale Umtriebe aufdecken, mit einer Wiederbetätigungsklage konfrontiert. Was ziemlich pikant wäre – auch angesichts der jüngsten Debatte um das Verbotsgesetz.

Neben all dem unbedeutend, aber doch amüsant waren die Auftritte einiger Lieblingsstatisten der linken ORF-Mafia. Etwa der des sogenannten Publizistik-„Wissenschafter“ Hausjell, der noch bei jedem seiner Auftritte das gesagt hat, was der ORF oder die SPÖ will. Der hat etwa im Herbst im Parlament ein flammendes Plädoyer für „ausreichendes und gut bezahltes“ ORF-Personal gehalten. Als ob die Armen dort schon verhungern müssten. Und die Politik solle doch dem ORF viel mehr Geld geben. Aufschlussreich war auch, dass er sich in der nächtlichen Diskussion mit dem Wort „Wir“ mit dem Sendungsmacher identifiziert hat.

Noch pikanter war wieder einmal der Auftritt von Heinz Mayer, dem Lieblingsjuristen von Grün und Rot. Der freilich sehr oft total ahnungslos ist: Behauptete er doch beispielsweise, der §31 des Mediengesetzes diene dem „Schutz des Informanten“. Was völliger Humbug ist: Er schützt in Wahrheit nur Medienmacher gegen die Neugier von Behörden oder Gerichten. Wenn aber ein Journalist seine Informanten preisgeben will, dann steht ihm das völlig frei. Der Informant selber ist eben überhaupt nicht geschützt. Und es sind auch schon oft genug Informanten von Journalisten verraten worden und in gewaltige Probleme gestürzt.

Aber auch H.C.Strache war nicht gerade konsistent in seinen Aussagen. Einmal erinnerte er sich an ein „Heil Hitler“ und einmal an ein „Sieg Heil“, das da gerufen worden sei. Was seine Aussagen alleine recht fragwürdig machen würde, gäbe es nicht viele andere Indizien mehr.

Und der ÖVP-Klubobmann Kopf hat offenbar auch ein ordentliches Problem: Er findet die – "mutmaßlichen" – Aktionen des ORF zwar völlig unakteptabel, wollte es sich aber ganz offensichtlich mit diesem auch nicht wirklich verderben. Schließlich weiß man, wie brutal sich der ORF rächt. Schließlich ist Kopf mit dem Informationsintendant, einem Vorarlberger Landsmann, gut befreundet. Und schließlich hat Kopf auf ÖVP-Seite die Hauptverantwortung, dass diesem ORF vor kurzem 160 Millionen Euro zugeschoben worden sind. Aus der leeren Steuerkasse ...

Eines hat jedoch jeder Zuschauer gelernt, selbst wenn er dem Herrn Fischer jedes Wort geglaubt haben sollte: Traue keine Sekunde dem, was Du im Fernsehen siehst. Alles ist „Inszenierung“; rein beobachtende Reportagen, die sich nicht ins Geschehen einmischen würden, gibt es gar nicht. Was wahrscheinlich sogar stimmt. Was dann vielleicht dem geschriebenen Wort im Vergleich eine viel höhere Glaubwürdigkeit gibt – zumindest wenn man dem Autor des Textes vertraut.

Ergänzend noch ein den ORF sehr belastendes Indiz: Während ein Teil der Bänder rund um die Strache-Versammlung anfangs herausgegeben worden ist, wird nun ein weiteres Band zurückgehalten. Der ORF hat plötzlich das Redaktionsgeheimnis entdeckt . . .

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Sarkozy ist lernfähig, die ÖVP nicht drucken

Vor wenigen Tagen sind hier die zwei Minister Berlakovich und Mitterlehner heftig wegen ihres Herumgeredes über eine Ökosteuer getadelt worden. Nun zeigt ihnen der französische Präsident Sarkozy vor, dass Politiker auch lernfähig sein können. Er zieht seine sehr ähnlich strukturierten Pläne für eine französische Ökosteuer zurück.

Eine Steuer auf Kohlendioxid-Emissionen könne nur auf europäischer Ebene vereinbart werden, um französische Unternehmen im Wettbewerb nicht zu benachteiligen. So verkündete es auf Sarkozys Wunsch Ministerpräsident Fillon bei einem Fraktionstreffen von Sarkozys Parteifreunden. Genau diesen Satz hätte längst auch ein Wirtschaftsminister Mitterlehner in Hinblick auf österreichische Betriebe sprechen müssen, wenn er endlich der Bezeichnung seines Ressorts gerecht werden wollte.

Freilich hat auch Sarkozy seinen Meinungsumschwung erst verkündet, nachdem er bei den Regionalwahlen eine heftige Ohrfeige bekommen hatte. Eine solche ist der ÖVP angesichts des Zustands der anderen Parteien allerdings bisher erspart geblieben.

Sarkozy hat übrigens noch eine zweite Kurskorrektur vorgenommen: Er hat seine seltsame Politik beendet, fast mehr wichtige Funktionen mit bunten Vögeln und Exponenten anderer Parteien zu besetzen als mit eigenen Parteifreunden. Das ist letztlich bei den Wählern als Zeichen der Unsicherheit und Schwäche angekommen und nicht als eines der frontenübergreifenden Toleranz.

Dafür will Sarkozy in einem dritten Punkt umso konsequenter bleiben: nämlich bei seinen Plänen für eine Pensionsreform, obwohl diese mindestens so unpopulär ist wie die Ökosteuerpläne. Dafür ist sie im Gegensatz zu diesen umso notwendiger für die Zukunftsfähigkeit Frankreichs. Denn die Franzosen erreichen derzeit schon mit 60 das Vollpensionsalter und können sich kurz nach dem 57. Geburtstag in die Arbeitslosigkeit zurückziehen, ohne mit lästigen Aufforderungen konfrontiert zu werden, noch einmal auf Jobsuche zu gehen.

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Zwei Wert-volle Kandidaten drucken

Endlich sind sie wieder da. So lange haben wir sie schon vermissen müssen. Die Wahlplakate. Und sie sind ungefähr so intelligent wie gewohnt und wie erwartet.

Sie bieten aber immerhin zwei Überraschungen: Die eine besteht in der bisher geheimgehaltenen Sensation, dass bei der FPÖ offenbar doch nicht Barbara Rosenkranz, sondern H.C.Strache kandidiert. Sein Bild ist jedenfalls in den Straßen Wiens viel öfter zu sehen als jenes von Frau Rosenkranz. Oder hat die FPÖ die Bundespräsidentenwahl schon aufgegeben und nutzt die plötzlichen Plakatflächen primär als Vorausgalopp für die Wiener Wahlen? Eine andere Erklärung gibt es nicht für diese Weltneuheit, dass eine Partei nicht den ganzen vorhandenen Werbedruck auf den einzigen zur Wahl stehenden Kandidaten konzentriert.

Die zweite Überraschung: Auf FPÖ- wie SPÖ-Plakaten findet sich das Wort "Werte". Eine auffällige Parallele zwischen den beiden Parteien. Werte sind wieder in. Was den Wert-Konservativen in diesem Land derzeit freilich eher schmerzhaft auffällt. Oder soll dieses Wort einen unterschwelligen Appell an sie darstellen? Das wäre nun tatsächlich recht intelligent. Denn bei beiden Kandidaten ist es mehr als seltsam, für welche Werte sie offenbar stehen.

Die Wert-Fiktionen der einen Seite: Ein Bundespräsident hat sich nicht über das hinaus, was er vor Jahrzehnten in der Schule gehört hat, für Zeitgeschichte zu interessieren, um heiklen Fragen aus dem Weg zu gehen. Ein Bundespräsident kann glaubwürdig die österreichische Nation vertreten, wenn die ganze Signalsprache seines bisherigen Lebens eigentlich mit dem Vokabel "deutschnational" zusammengefasst werden kann.

Und das, was man auf der anderen Seite unter Werten versteht: Ein Bundespräsident darf sich immer nur als Propagandist der Positionen seiner eigenen Partei äußern, auch wenn er pro forma aus dieser ausgetreten ist. Er hat allen heiklen Fragen aus dem Weg zu gehen (und sich notfalls an abriegelbaren Orten zu verstecken). Er darf insbesondere nie mit deutlichen Worten auf die Schuldenwirtschaft eingehen oder auf das Problem der rapiden Überalterung Österreichs oder auf den Populismus führender Regierungspolitiker oder auf den dringenden Reformbedarf in Sachen Pensionssystem, Gesundheitssystem und Föderalismus. Er hat insbesondere den Wert der innigen Freundschaft zu Nordkorea, dem brutalsten derzeit existierenden Sklavenhalterstaat, hochzuhalten. Und ebenso den Wert der tollen Reformen in Kuba, aus dem die Menschen in Massen geflohen sind (und noch weiter fliehen würden, wenn sie nur könnten). Besonders wichtig ist auch der Wert der einstigen Freundschaft zum inzwischen verstorbenen Massenmörder Udo Proksch.

Und jedenfalls dürfen wir uns in Bälde wieder für den Wert eines atheistischen Bundespräsidenten begeistern.

Gibt es noch Alternativen zu zwei so Wert-vollen Kandidaten? Die Chancen sind schon sehr klein geworden, da nun Schwarz, Grün und Orange nach einigen taktischen Verwirr-Manövern endgültig kneifen. Als einzige Möglichkeit ist noch der Kandidat der christlichen Kleinpartei, Rudolf Gehring, im Rennen. Aber auch dem fehlen zur Stunde noch 1500 Unterschriften, ein ganzes Viertel dessen, was notwendig wäre. Ob er die bis Freitag noch zusammenkriegen kann, ist eher fraglich. Dann bleibt uns endgültig die große Freude, zwischen Heinz Fischer und Barbara Rosenkranz wählen zu dürfen. Viel Wert-haltigen Spaß dabei.

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Auf die Laura gekommen drucken

Wie das Amen im Gebet: Kaum verliert die SPÖ eine Wahl - was seit ihrer Rückkehr in die Regierung die absolute Regel ist - kommt die Forderung nach mehr "Verteilungsgerechtigkeit". Also nach noch mehr Umverteilung in einem Land, das in der weltweiten Spitzengruppe der Umverteiler liegt. Diesmal war es der steirische Landeshauptmann Franz Voves, der solches von sich gab.

Logik braucht man aber offenbar in der Steiermark keine. Denn dieser automatische Reflex mag parteitaktisch vielleicht dann sinnvoll sein, wenn wieder einmal die FPÖ gewaltige Zugewinne erzielt. Diese hat ja die SPÖ in Sachen Soziallizitation von links überholt. Nur: Bei den jüngsten Wahlen hat die FPÖ sehr enttäuschend abgeschnitten. Offenbar setzen die Wähler in kritischen Zeiten ganz auf die Wirtschaftskompetenz. Die die FPÖ nicht hat. Und die halt bei der ÖVP - trotz aller Einschränkungen und trotz ihrer Blößen in vielen anderen Politikbereichen - immer noch am stärksten ist. Vor allem wenn sie in der Regierung gegen einen ökonomischen Analphabeten wie Werner Faymann punkten kann.

Nach den jüngsten Wahlen mit linken Tönen das Debakel wieder ausmerzen zu wollen, entbehrt nun wirklich jeder Logik. Oder sind die Wähler gar deshalb von Rot zu Schwarz gewechselt (was ja die einzig signifikant wahrnehmbare Wanderbewegung ist), weil die ÖVP mehr als die SPÖ für Umverteilung steht? Das kann nicht einmal ein Franz Voves glauben.

Viel mehr Logik zeigt da einer der obersteirischen SPÖ-Bürgermeister: Die Partei bräuchte dringend jemanden mit Wirtschaftskompetenz, wie sie einst ein Gerhard Schröder in Deutschland gezeigt hatte. Das wäre in der Tat in Zeiten wie diesen sicher das einzige zukunftsweisende Signal.

Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? In ihrer Not wagt es die SPÖ nun tatsächlich, uns eine Laura Rudas mit wirtschaftlichen Expertenaussagen an den Hals zu hetzen. Sie erklärt der staunenden Nation, dass eine Erhöhung der Steuern für international agierende Konzerne ("Gruppenbesteuerung") keinen einzigen zur Abwanderung aus Österreich bewegen werde. Obwohl einst unter Grasser bei Einführung der nun von der SPÖ kritisierten Steuerbegünstigung sehr viele Unternehmen ihren steuerlichen Sitz nach Österreich verlegt haben - sehr zum Nutzen des Staatssäckels.

Aber die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin garantiert uns: "Keiner braucht Angst zu haben, dass Kapital aus Österreich abwandert." Wenn die Laura das sagt, dann muss das ja sicher stimmen . . .

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Amerikas Gesundheitsreform: Respekt und Skepsis drucken

Bisweilen wundert sich der Europäer über die USA. Bisweilen ist er auch voller Respekt. Die nun beschlossene Gesundheitsreform wird zweifellos zum historischen Lehrstück über Amerika. Für Skepsis und Verwunderung, für Respekt und Anerkennung.

Aufs erste könnte man ja verblüfft sein, welch gewaltiges Erdbeben eine Krankenversicherungsreform auszulösen vermag, welche die Zahl der Versicherten relativ marginal von 83 auf 95 Prozent erhöht. Entgegen manchen Schreckensgemälden war nämlich der Großteil der Amerikaner längst versichert. Und auch die Nichtversicherten mussten  im Notfall von jedem Spital behandelt werden – gleichgültig, ob die Honorarnote nachher eintreibbar ist oder nicht.

Aufs zweite ist der Europäer noch mehr darüber verblüfft, dass ausgerechnet eine Antiabtreibungs-Garantie dem Gesetzesvorhaben des Präsidenten letztlich die ausreichende Mehrheit verschafft hat. Ansonsten hätte ein entscheidender Teil der linken(!) US-Partei nicht mit Barack Obama gestimmt. Dabei geht es übrigens um viel radikalere Antiabtreibungs-Bestimmungen (nämlich das Verbot, Bundesgelder für Abtreibungen einzusetzen), als sie die meisten hiesigen Abtreibungsgegner verlangen (Erstellung ordentlicher Statistiken und verpflichtende Beratung der abtreibungswilligen Frauen durch jemand anderen als den abtreibenden Arzt).

Respekt löst jedenfalls das lange Ringen um die neue Regelung aus. Da hat sich fast jeder Abgeordnete einzeln eingebracht. Da wurde keine Fraktion wie Herdenvieh zu gleichartigem Abstimmungsverhalten angetrieben – zumindest die Demokraten nicht. Bei den Republikanern war schon ein gehöriges Maß an Vorwahlkampf zu spüren.

Respekt verdient auch in mancherlei Hinsicht das nun gewählte amerikanische Modell. Es sollte auch in Europa ernsthafter geprüft werden, als es der europäische Hochmut gemeiniglich tut. Denn künftig besteht für die Amerikaner im wesentlichen die viel schlauere Versicherungspflicht, während wir eine Pflichtversicherung haben.

In Amerika wird es einen Wettbewerb zwischen den Versicherungen geben, der die Qualität erhöht und/oder die Kosten drückt. In Österreich haben wir hingegen keine Wahl. Wir müssen die uns von Gesetz her aufgezwungenen Versicherungen nehmen. Und deren politisch inthronisierte Obmänner und Generaldirektoren akzeptieren und finanzieren. Daher zahlen wir jenes Geld, das in Amerika für die oft kritisierte Versicherungswerbung ausgegeben wird, für die vielen verdienten, wenn auch häufig unfähigen Funktionäre von Gewerkschaften und Kammern, die plötzlich zu Gesundheitsexperten mutiert sein wollen.

Extrem skeptisch machen freilich die Kosten der US-Reform, die ja auch kräftige Unterstützung für ärmere Familien bringt. In der nächsten Dekade kostet das Projekt die Amerikaner fast eine gigantische Billion Dollar. Diese kommt mitten in der schwersten Strukturkrise der USA seit dem Vietnamkrieg auf die Steuerzahler zu. Und zwar gerade nachdem ihnen diese Krise mit der – ohnedies unpopulären – Rettung von Autofirmen, Banken und Versicherungen die größte Schuldenlast der Geschichte aufgebürdet hat.

Daher sollte man auch Verständnis für den Widerstand so vieler US-Bürger haben. Sie sorgen sich vor dem Staatsbankrott, zeigt doch die Regierung Obama alles, nur keine Sparsamkeit.

Besonders wenig Verständnis für die Reform haben die 50 Millionen älteren Amerikaner. Aus egoistischen Gründen. Waren doch sie ab dem 65. Geburtstag immer schon ganz automatisch nur auf Grund ihres Alters beim Staat versichert („Medicare“). Sie fürchten nun, dass die Qualität ihrer Gesundheitsversorgung deutlich schlechter werden wird. Dass sie ab einem bestimmten Alter bestimmte Eingriffe nicht mehr bekommen. Ist doch schon intensiv von „Cost cutting“ die Rede.

Jedenfalls flößt es Respekt ein, wenn die Amerikaner so, wie es in Europa nur noch die Schweizer tun, bei jeder Wohltat des Staates sofort die Kosten mitbedenken, die ihnen auf den Kopf fallen werden.

Ein starkes Argument der Reformgegner ist auch der Verweis auf jenen Staat, den die US-Amerikaner am besten kennen: auf Kanada. Im dortigen staatlichen Gesundheitssystem muss man, so wurde in die USA mit Schaudern berichtet, bis zu drei Jahre auf bestimmte Operationen warten.

Es ist auch eine Mär, dass gerade die ganz armen Amerikaner Opfer des bisherigen Gesundheitssystems waren. Denn für sie gab es immer schon eine staatliche Versicherung („Medicaid“ schützt 40 Millionen). Ebenso gab es schon bisher staatlichen Gesundheitsschutz für Kinder und Behinderte.

Bei den unter 65-Jährigen waren 59 Prozent durch ihre Firma versichert. Und nur 16 Prozent waren nicht automatisch versichert, etwa wenn sie bei ganz kleinen Unternehmen tätig waren. Diese Nichtversicherten waren zu 15-20 Prozent illegale Immigranten (die ja auch in Österreich nicht versichert sind, freilich sehr oft durch e-Card-Betrug dennoch Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen). Viele Amerikaner sind nur vorübergehend, etwa beim Arbeitsplatzwechsel, ohne Versicherung. Und mehr als die Hälfte der Nichtversicherten ist zwischen 15 und 35 Jahren – also in einem Alter, wo man das Thema Krankheit nicht so ernst nimmt.

Die Tatsache, dass die Versicherung bisher an den Arbeitgeber geknüpft ist, hat übrigens eine oft kaum beachtete Folge. Sie reduziert die Mobilität, die Bereitschaft zum Arbeitsplatzwechsel. Der ja in aller Regel zu besseren Chancen für den einzelnen Arbeitnehmer führt.

Dennoch gab es natürlich immer wieder Fälle, die durch die Löcher des Systems fielen. Insbesondere konnten sich kranke Menschen oft nicht mehr selbst versichern – da bringt die Obama-Reform einen großen Fortschritt, weil jetzt die Krankenversicherungen niemanden mehr ablehnen können.

Beklemmend war für mich das Beispiel eines (erfolglosen) US-Künstlers. Er hatte Diabetes und bekam von keiner Versicherung das notwendige Insulin bezahlt. Die später wegen der Nichtbehandlung seiner Krankheit notwendige gewordene Amputation musste dann aber das Spital jedenfalls machen. Was naturgemäß letztlich die Allgemeinheit zahlt: Jeder Amerikaner zahlt im Schnitt ja nach Bundesstaat zwischen 300 und 1000 Dollar im Jahr für die bisher Nichtversicherten.

Obwohl – je nach Schätzung – 30 bis 45 Millionen US-Amerikaner bisher nicht versichert waren, obwohl es in Österreich weit mehr Ärzte pro Einwohner gibt,  kostete schon jetzt das US-Gesundheitssystem viel mehr als europäische. Gibt Österreich 10 Prozent des Inlandsprodukts für Gesundheit aus, so sind es bei den Amerikanern 16 Prozent. Dieser Anteil ist Weltrekord; er hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt und wird wohl in jedem Fall noch weiter steil ansteigen, weil die Babyboomer nun alt werden.

Woher kommt aber diese gewaltige Differenz? Nun, ein kleiner Teil wird wohl auf in der Statistik fehlende Schwarz-Zahlungen in Privatordinationen zurückzuführen sein, eine in Amerika weitgehend unübliche Praxis. Ein weiterer Teil der Kosten wird dadurch verursacht, dass manche Krankenversicherungen sehr luxuriös sind, etwa die für die Automobilarbeiter, die überhaupt keinen Selbstbehalt kennen.

Ein viel größerer Teil wird durch das amerikanische Rechtssystem verursacht, das bei ärztlichen Kunstfehlern den Opfern hohe Millionensummen zuspricht. Die Ärzte machen deshalb sicherheitshalber viele Tests doppelt. Und sie schließen aus dem gleichen Grund sehr hohe und teure Haftpflichtversicherungen ab, die natürlich am Ende wiederum alle Patienten treffen. Solche Versicherungen kosten je nach Fach des Arztes zwischen 6000 und 64.000 Dollar jährlich. Hier wäre eine Limitierung der Kunstfehler-Schadenssummen im Interesse fast aller (Kalifornien hat damit schon begonnen).

Ein weiterer Grund für die hohen Kosten des US-Systems ist die viel höhere Zahl von Operationen und teuren Untersuchungsmethoden (wie etwa Magnetresonanz-Diagnostik), sowie der insgesamt sehr hohe Technologiestatus in amerikanischen Spitälern. Auch das hängt zum Teil stark mit der patientenfreundlichen und teuren Kunstfehler-Judikatur zusammen. So werden prozentuell in den USA viel mehr Kaiserschnitte gemacht als in Europa. Der Grund: Ein Kaiserschnitt ist zwar teurer, aber mit viel weniger Risiko behaftet.

Dennoch ist die Lebenserwartung um zwei Jahre niedriger. Das hat eine ganz spezifische Ursache: Die USA haben eine hohe Säuglingssterblichkeit, wegen mangelnder Schwangerschaftsbetreuung vor allem bei den ethnischen Minderheiten. Die gehen oft nicht ausreichend zum Arzt.

In vielen anderen Bereichen der Medizin sind die USA aber immer schon absolute Weltklasse gewesen. Und nur recht ahnungslose Menschen haben hierzulande voreilige Urteile über jenes Land abgegeben.

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Intelligenzbestien Berlakovich und Mitterlehner drucken

Sie decken uns mit einem so argen Wirbel an täglich neuen Steuererhöhungsplänen ein, bis uns der Kopf brummt. Wahrscheinlich rechnen die Regierungsparteien damit, dass am Schluss gar niemand mehr mitbekommen wird, was sie eigentlich beschlossen haben werden. Oder dass die Bürger sogar froh sein werden, wenn endlich alles klar ist.

Die ÖVP, die bis vor wenigen Wochen noch den Eindruck erweckt hatte, dass sie im Gegensatz zur SPÖ Steuererhöhungen verhindern und ehrlich sparen wollte, tut sich nun besonders arg hervor: An der Spitze die beiden begnadeten Politiker Berlakovich und Mitterlehner, die uns eine weitere Ökosteuer ins Auge drücken wollen. Als ob wir nicht schon über unsere Stromrechnung saftige Beträge für landschaftsverschandelnde Windmühlen und ineffiziente Solarpaneele zahlen müssten.

Aber wäre nicht eine Ökosteuer tatsächlich sinnvoll? Nun, über die Idee "Mehr Steuern auf Energie und weniger auf Lohn " (oder Sozialversicherungsbeiträge) ließe sich schon reden. Immerhin ist ja der Verbrauch von Gas, Öl oder Kohle nicht gerade umweltfördernd, trotz aller Filter. Immerhin müssen wir das meiste davon importieren. Immerhin kommt das für Energie ausgegebene Geld überwiegend sehr unzuverlässigen, undemokratischen oder islamistisch radikalen Ländern zugute.

Daher spricht im Prinzip manches für eine Ökosteuer, selbst wenn man die Schauergeschichten von der globalen Erwärmung nicht glaubt. Freilich hat sich Österreich unter dem Druck grüner Gehirnwäsche zu sehr verbindlichen CO2-Reduktionszielen verpflichtet, deren Verfehlen ziemlich teuer kommen wird.

Jedoch müssen sich die Schreibtischstrategen im klaren sein, dass eine solche Umstellung noch an anderer Stelle sehr hohe Kosten verursacht: Energieintensive Industriebetriebe werden noch rascher zusperren müssen, als sie es derzeit schon auf Grund der Steuerlast und des allgemeinen Lohngefälles tun. Hingegen werden die durch niedrigere Lohnabgaben begünstigten Dienstleistungsjobs erst sehr langsam wachsen. Also wird zumindest mittelfristig eine Ökosteuer eine gewaltige Erhöhung der Arbeitslosigkeit auslösen. Überdies haben die solcherart entstehenden Jobs eine viel geringere Wertschöpfung als jene in der Industrie.

Was aber noch mehr gegen das Ökosteuer-Gerede spricht: Kein Mensch glaubt daran, dass die Regierung im Gegenzug die Lohnbelastungen reduzieren wird. Sie wird auf den zweiten Teil des Deals einfach vergessen. Was eine  Katastrophe für Standort und Arbeitsmarkt wäre.

Daher ist das Herumreden der Herren Berlakovich und Mitterlehner nur noch ein besonderes Zeichen politischer Dummheit. Denn wenn die Regierung wirklich die Defizitverringerung nicht durch Ausgabenreduktion, sondern zumindest zum Teil durch Steuererhöhungen hereinbringen will, dann prescht ein intelligenter Politiker doch nicht vor, sondern wartet auf das große Paket, das unweigerlich in einer für alle Österreicher sehr bitteren Nacht geschnürt werden wird, und das dann den Konsens über alle Belastungen oder Einsparungen in einem Akt enthält. Und wenn es nicht geschnürt wird, dann ist die Regierung ohnedies rücktrittsreif.

Bis das klar ist, ob es einen solchen Konsens gibt, sollte ein kluger Politiker den Mund halten oder höchstens Vorschläge vertreten, die nicht so unpopulär und gleichzeitig in der Sache gefährlich sind wie die Ökosteuer.  Jetzt haben Berlakovich und Mitterlehner hingegen nur dem ORF die Möglichkeit gegeben, die ÖVP lustvoll als Steuererhöhungspartei darzustellen. Wirklich klug und weise!

Da sind manche Vorschläge von SPÖ-Seite jedenfalls klüger. Deren Sehnsucht nach einer Reichen- und Bankensteuer ist zwar in der Sache mindestens ebenso kontraproduktiv, aber sie ist wenigstens populär. Und jedenfalls sinnvoll ist die Diskussion über eine Verkleinerung der Landtage, die der Steirer Voves begonnen hat. Oder die Attacke auf den Alleinverdienerfreibetrag für kinderlose Paare, welche die Frauenministerin  gewagt hat. Natürlich müsste man auch in diesen Fragen über viel mehr reden: Wozu braucht es überhaupt noch Landtage? Warum nur den Alleinverdienerfreibetrag und nicht auch die Gratispensionen für kinderlose Paare abschaffen? Aber immerhin, die Richtung stimmt.

Die ÖVP in ihrer provinziellen Blödheit vergisst hingegen, auf die wirklich großen Ursachen der staatlichen Geldprobleme einzugehen, an denen ganz eindeutig die Faymann-SPÖ die Hauptschuld trägt: Eine davon ist das niedrige Pensionsantrittsalter, das - wie hier schon mehrfach geschrieben - nicht weniger als vier Jahre unter dem der Schweden liegt, dem von den Sozialdemokraten immer als Vorbild gehandelten Beispielland. Alleine ein Jahr späterer Pensionsantritt brächte dem österreichischen Budget 1,2 Milliarden Einsparung. Würden wir gleich auf das Niveau der Nordländer springen, würden wir uns heuer die gesamte Einsparungsdebatte ersparen. Das ginge mit einem ganz einfachen Gesetz, das die Hacklerregelung im Expresstempo sistiert.

Statt dessen kürzt man die Familien(=Kinder)beihilfe. Statt dessen hält man die Tore weit offen für die Massenimmigration via Familienzusammenführung in den Wohlfahrtsstaat. Statt dessen erlauben wir weiterhin den Megabetrug rund um den Entgeltausgleich im Konkursfall (der vor allem von Schwindelfirmen im Baubereich betrieben wird).

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Die Obama-Dämmerung drucken

So schnell verglühen politische Sterne. Barack Obama ist ein Schulbeispiel für die Vergänglichkeit von politischem Ruhm. Bei den Wahlen vor eineinhalb Jahren hat er noch einen großen Sieg errungen. Heute hingegen sind die meisten demokratischen Politiker bemüht, nur ja nicht als enger Gefolgsmann Obamas zu gelten.



Der Erfolg Obamas bei der Wahl war zwar nicht so überwältigend wie jene seiner Vorgänger Johnson (1964) oder Reagan (1980 und 1984). Aber im Fahrwasser der Obamania hatten die Demokraten die volle Kontrolle über beide Häuser des Kongresses übernommen. Die Europäer haben dem neuen Anti-Bush für seine außenpolitischen Bemühungen auch gleich den Friedensnobelpreis hinterhergeworfen.

Während die Europäer nach wie vor von Obama ziemlich begeistert sind, hat im liberalsten (=linkesten) aller US-Staaten, in Massachusetts, ein völlig unbekannter Republikaner den Senatorensessel gewonnen, den seit 1953 die Kennedys für sich gepachtet haben. Wir sehen Konservative  gegen eine Gesundheitsvorsorge wettern, die wir Europäer für selbstverständlich - ja, fast für ein Menschenrecht halten, und die Amerikaner jubeln ihnen zu. Wir sehen aufgebrachte Demonstranten auf sogenannten Tea Partys mit Schildern bewaffnet, die das Gesicht Obamas mit einem Hitler-Bärtchen zieren. In den Souvenirläden gibt es schon mehr Anti- als Pro-Obama-Shirts. Und der Europäer steht verdattert daneben und fragt sich, was zum Kuckuck ist jetzt schon wieder mit diesen Amerikanern los.

Ein Blick in die jüngere Vergangenheit beweist, dass mit außenpolitischen Erfolgen beziehungsweise historischen Reden in den USA kein Blumentopf zu gewinnen ist. Es verzückt zwar die Ostküsten-Intelligenzia, wenn es das alles auch gibt, sie sind aber im Grunde herzlich irrelevant.

Alles, was Herrn und Frau Amerikaner momentan interessiert, ist die Gesundheitsreform. Und eigentlich geht’s auch gar nicht so sehr um Gesundheit als um „State’s Rights“, die große Frage, welche Aufgaben die Regierung in Washington und welche die einzelnen Bundesstaaten haben sollen. Und plötzlich versteht auch der kleine Europäer die ganze Aufregung. Man denke nur, was hierzulande eine umweltfreundliche gesamteuropäische Glühbirne auslösen kann. Bei den Amerikanern geht’s jetzt aber nicht um ungemütliche Beleuchtung, sondern – dramatisch ausgedrückt – um Leib und Leben.

Das Reformgespenst, das seit geraumer Zeit durch die amerikanische Öffentlichkeit geistert, prophezeit jahrelange Wartezeiten auf lebenswichtige Operationen, tote Omas und das Ende des persönlichen Arzt-Patienten-Verhältnisses. Ganz schön gruselig. Darüber hinaus soll das ganze knapp acht Mal so viel kosten wie der Marshall-Plan, mit dem die USA den Wiederaufbau Europas nach dem Krieg gesponsert haben. Aber wen interessieren schon die zusätzlichen 900 Milliarden Dollar für Gesundheit, wenn man bedenkt, dass der amerikanische Steuerzahler in den letzten 16 Monaten über 4 Billionen  – also 4.000.000.000.000 – für Bail-outs, Stimulus Package, etc. ausgegeben hat? Hingegen interessiert die höchste Arbeitslosigkeit seit der großen Depression Ende der 1930er das amerikanische Volk ganz gewaltig.

Im November stehen die nächsten großen Kongresswahlen an, die Republikaner werden jubeln, vielleicht auch in drei Jahren, wenn Obama sich der Wiederwahl stellt. Wundern sollte man sich dann jedenfalls nicht.

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ORF: Zurücktreten, aber rasch drucken

Eigentlich genügt das, was der ORF in den letzten Stunden selbst zugegeben hat, vollkommen, damit die verantwortlichen Herren des Senders – mit dem zuständigen Informationsdirektor an der Spitze – sofort zurücktreten müssten. Da muss man gar nicht mehr auf die Erkenntnisse des gerade untersuchenden Staatsanwalts warten; denn bei einem Staatsrundfunk kann ja nicht ernsthaft alles erlaubt sein, was sich eventuell als noch nicht hundertprozentig strafbar erweisen sollte. Zumindest bei der BBC oder bei einem öffentlich-rechtlichen deutschen Sender wäre das so.

Für die Notwendigkeit dieser Konsequenz  genügt alleine der Umstand, dass ein ORF-Redakteur mit voller Rückendeckung seiner Vorgesetzten Skinheads in einem ORF-Fahrzeug zu einer Versammlung des FPÖ-Chefs Strache transportiert hat. Das widerspricht allen Grundsätzen eines ethisch sauberen Journalismus, der zu beobachten, aber niemals in die Geschehnisse einzugreifen hat.

Ja noch viel mehr: Der ORF gibt selber zu, dass die Frage „Wollt ihr den Strache sehen?“ von seinen Redakteuren gestellt worden ist. Dass es also primär keineswegs Idee oder Verlangen der Skinheads gewesen ist, zu der Strache-Veranstaltung zu gehen.

Der Gipfelpunkt ist, dass der ORF zugeben muss, dass seine Mitarbeiter jedem der Skinheads 100 Euro in die Hände gedrückt haben.

Und dass alles ganz eindeutig, um einen Beweis für die Nähe Straches zu rechtsradikalen Elementen zu konstruieren, um Skinheads als typische Strache-Anhänger filmen zu können.

Sinowatz und seine Blase mussten zurücktreten, als sie die Waldheim-Affäre inszeniert haben. Klima musste gehen, als er in Stockholm (und vermutlich in etlichen Telefonaten) die EU-Länder zu Sanktionen gegen Österreich motiviert hatte. Die Herren Oberhauser, Fischer und Schüller sollten aus dem gleichen Grund samt dem Anstifter jener Skinheads schleunigst zurücktreten.

Irgendwann reicht es einfach, zuschauen zu müssen, wie eine linke Bande ständig alles – bis an die Grenze der Strafbarkeit oder darüber hinaus - tut, um Österreich ins Nazi-Eck zu rücken. Oder zumindest die größte Oppositionspartei des Landes, was ja in der Auslandsberichterstattung fast keinen Unterschied mehr macht.

Ja zu einer extrem kritischen Beobachtung, wenn etwa eine Frau Rosenkranz eine Woche braucht, um halbwegs selbstverständliche Worte zu den NS-Verbrechen zu finden (Was sie, wie hier schon deutlich geschrieben, unwählbar macht). Aber ein ebenso klares Nein gegen derart miese Agitations- und Manipulationsversuche. Bei der sich die Politkommissare am Küniglberg wohl auch noch gut vorkommen.

Man darf gespannt sein, ob sich die SPÖ-dominierten ORF-Gremien für klare journalistische Anstandsregeln beziehungsweise für die Einhaltung der eigentlich deutlich darüber hinausgehenden öffentlich-rechtlichen Pflichten einsetzen werden. Oder ob sie den ganzen ORF endgültig als plumpes – jedoch unendlich teures – Propagandainstrument verkommen lassen.

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Werner Niemand, Bundeskanzler drucken

Bei Werner Faymann häufen sich die Katastrophentage. Bad-Style-Days. Diese erlauben einen tieferen Einblick, was unter der Fassade tatsächlich verborgen ist, wenn sie sich einmal nicht aufrechterhalten lässt. Wie leichtgewichtig der Mann mit dem Büroschild Bundeskanzler international wirklich ist, und mit welch miesem Stil er die Regierung führt.

Diese Woche gab es zwei Absagen. Einmal musste Maria Fekter das dritte Erstaufnahmelager für Asylanten absagen. Und dann der Kanzler selbst das Europa-Forum Lech.

Faymanns Kommentar zur Fekter-Niederlage gibt einen tiefen Einblick, wie er wirklich zu Zusammenarbeit und Regierungsabkommen steht. Mit unverhohlener Schadenfreude zog er alle Register, derer sich sonst nur die Grabenkämpfer in den Parteizentralen bedienen. „Zuerst muss was unbedingt sein, man fährt über die Leute drüber und dann heißt es Kommando zurück.“ So viel zu einem produktiven Koalitionsklima.

Bei allen Fehlern, die Maria Fekter in Sachen Eberau gemacht hat, darf man sich doch fragen, warum etwas, was im Regierungsübereinkommen steht, dann zur Bestemmfrage eines Einzelministers umstilisiert wird, nur weil die Sache nicht populär ist. Ein guter Stil für einen Team-Kapitän ist das jedenfalls nicht. Besonders in schwierigen Zeiten wie den unseren.

Die Absage des Lecher Treffens scheint dagegen nur eine unwichtige Fußnote zu sein. Die stolz angekündigten Gäste von Putin über Merkel bis Barroso und Berlusconi haben also alle, alle abgesagt. Na und: Sie sind ja schon alle da gewesen bei früheren Kanzlern. Interessant ist aber die Frage: Warum wollen sie heuer nicht? Wirklich nur deswegen, weil es in Krisenzeiten vielleicht nicht so gut ankommt, wenn man in Nobelorten über Pisten carvt, während das Volk zu Hause zum Krisenaderlass gebeten wird?

Alles, was in den letzten Monaten über das geplante Europa-Forum zu hören war, legt einen anderen Grund für die Blamage nahe: Hier wurde einfach schlecht vorbereitet. Hier zeigte sich die völlig fehlende internationale Reputation des Regierungschefs. Der Kanzler gab noch ausführliche Interviews, was er mit Putin am Skilift besprechen würde, obwohl aus der Diplomatie bereits zu hören war: Putin habe keinerlei Absicht zu kommen. Auch von den anderen Wunschgästen war die Absage bereits signalisiert, als hierzulande immer noch  mit ihnen geprotzt wurde. Aber auch ein Skiausflug mit Putin ist kein bequemer PR-Gag, sondern ein politisches Ereignis, das inhaltlich und diplomatisch vorbereitet sein muss, damit es überhaupt stattfindet. Und dazu braucht es intensive professionelle Arbeit im Vorfeld.

Über die Lech-Absage könnte man lächeln. Mitleidig, schadenfroh oder genervt. Dass wir keine Bilder ins Haus geliefert bekommen, wie Werner Faymann mit den Großen der Welt sportelt, tut niemandem weh (außer dem einzigen Gast, der nicht abgesagt hat, weil er für seinen Vortrag 80.000 Honorar aus Steuergeldern bekommen hätte).

Nicht zum Lachen ist freilich das Bild vom Arbeitsstil im Kanzleramt, das uns die Marginalie Lech eröffnet. Ohne viel Vorbereitung lassen sich nämlich nur Inserate als Politikersatz schalten. Gelungenes Regieren kann dagegen nur auf der Basis umfassender, detailreicher und ernsthafter Vorarbeiten passieren. Alles andere ist Geschludere, Pfusch und Verantwortungslosigkeit pur.

Bad style eben.

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Die Länder entdecken (vorsichtig) das Sparen drucken

Das klingt lobenswert: Eine Reihe von Bundesländern arbeitet an einer Verkleinerung der Landtage. Wirklich sinnvoll wäre jedoch nur eines: die Abschaffung der Landtage. Wirklich lobenswert ist nur der Vorschlag der Salzburger Landeshauptfrau, den Bundesrat gleich ganz abzuschaffen.

Die Anregung des steirischen Landeshauptmannes Voves, den dortigen Landtag von 56 auf 36 zu verkleinern, geht zwar in die richtige Richtung. Vor allem ist es erfreulich, dass die Länder nun erstmals eine halbwegs ernsthafte Spardiskussion begonnen haben. Die Anregung ist aber in Wahrheit eine typisch österreichische Idee: Mit halben Mitteln zu halben Zielen. Denn längst sind die Landtage als Ganzes in Frage zu stellen.

Der Bund hat in den letzten Jahren schon so viele der - wenigen - Landesaufgaben übernommen und vereinheitlicht, dass kaum noch etwas übrigbleibt. Vom Tierschutz bis zum - knapp vor einer Vereinheitlichung stehenden - Jugendschutz und zur Bauordnung. Noch mehr an Kompetenzen hat die EU an sich gezogen.

Wozu also noch überhaupt Landtage? Denn selbst eine Halbierung der Landtagsabgeordneten brächte lange keine Halbierung der Kosten: Die Strukturen und Stäbe, die Legisten und Türlschnapper ließen sich keineswegs proportional verkleinern. In Wahrheit sind die Landtag längst nur noch dazu da, dass jede Partei eine Reihe ihrer Funktionäre vom Staat honorieren lassen kann.

Staatspolitisch wichtig ist lediglich die Wahl des Landeshauptmannes und der Landesregierung (über die ja viele Verwaltungsaufgaben laufen). Das aber könnte auch ein unbezahlter und infrastrukturloser Milizlandtag tun, der nur noch zu diesem Zweck zusammentritt. Ebenso könnten die Landeshauptmänner aber auch gleich direkt gewählt werden (etwa wie die Bundespräsidenten).

Die ebenfalls oft als Aufgabe genannte Kontrolle der Landesregierungen ist hingegen längst reine Theorie. Wann hat in Wien oder Niederösterreich jemals der Landtag die absolut regierende Landesregierung gemaßregelt? Da wäre es viel besser, man würde die Landesrechnungshöfe unabhängig stellen und aufwerten (etwa dem Bundesrechnungshof unterstellen).

Viel ernster ist der Vorschlag der Salzbrugerin Gabi Burgstaller zu nehmen, die eine Auflösung des Bundesrats anregt. Dieser ist nun tatsächlich ein völlig überflüssiges, funktionsloses und teures Gremium.

Sehr ernst ist übrigens auch ein anderer Vorstoß eines Sozialdemokraten zu nehmen: der langjährige Spitzenbeamte und Sozialexperte Steinbach hat demonstrativ den Vorsitz im Arbeitsmarkt-Service zurückgelegt. Weil er die neue Grundsicherung für einen aufgelegten Unsinn hält, wei diese das AMS von der eigentlichen Aufgabe der Arbeitsvermittlung abhält, weil das AMS im Gegensatz zu den Sozialämtern nicht zur Überprüfung sozialer Not geeignet ist. Nur werden solche Kritiker eiskalt abserviert, in diesem Fall durch Sozialminister Hundstorfer.

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Putins lange Medien-Hände drucken

Der russische Oligarchensohn Alexander Pugatschjow kauft die französische Zeitung "France Soir". Vor kurzem hat ein anderer russischer Oligarch, nämlich Alexander Lebedew, den britischen "Evening Standard" erworben. Diese Häufung mitten in der größten Zeitungskrise der letzten hundert Jahre sollte misstrauisch machen.

Gewiss kann man argumentieren, dass wir in einer freien Wirtschaft leben. Gewiss sollte es auch Russen erlaubt sein, ihr Geld beim Zeitungsmachen zu verlieren. Dennoch sollte man sich die Frage stellen: Warum tun die das? Weil sie schlechte Kaufleute sind oder weil sie in solchen Zeitungen (die nicht unbedingt zur Qualitätspresse zählen) vielleicht doch ein Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung sehen?

Immerhin wird in Italien dem Premier Berlusconi ein ähnlich einseitiger politischer Missbrauch der Medien vorgeworfen; immerhin hat Premier Putin in Russland mit Gewalt oder Bestechung nun schon fast alle Fernsehsender regierungsfromm gemacht; immerhin steht in Frankreich Präsident Sarkozy in einem engen Nahverhältnis zu den meisten wichtigen Verlegern; immerhin hat sich in Österreich immer dort und dann, wo ein Werner Faymann und ein Michael Häupl etwas zu sagen haben, auf dem Umweg über Inserate von Bund, Gemeinde ein Steuergeldregen über alle jene Medien ergossen, die im Sinne der beiden Herren berichten. Was nun schon fast alle tun; wovon man sich im Herbst etwa die Verteidigung des Wiener Rathauses erhofft; und was zumindest vorerst zwei Boulevardzeitungen das Weitererscheinen ermöglicht hat.

Europa hat schmerzlich miterlebt, wie man mit Öl oder Gas Politik machen kann. Hier sind Abhängigkeiten fast unvermeidlich. Bei den Zeitungen und Fernsehstationen wäre es relativ einfach, die Unabhängigkeit von der Politik durch ein paar Gesetze zu sichern. Freilich: Solche Gesetze werden ja von Politikern gemacht. Und die nehmen es sogar in Kauf, dass sich ausgerechnet Moskaus lange Finger ein westliches Medium nach dem anderen kaufen, bevor die Politiker Gesetze machen, welche die Pluralität, Unabhängigkeit und auch wirtschaftliche Lebensfähigkeit der öffentlich-rechtlichen und der Qualitätsmedien sicherstellen.

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Fremde Währung, eigene Fehler drucken

Das derzeitige Herumeiern der EU in Sachen Griechenland sollte vor allem eine Gruppe sehr nervös machen: Jene Menschen, die ihre Wohnung, ihr Haus mit einem Fremdwährungskredit finanziert haben. Ohne dass ich hier Finanztipps geben möchte, so scheint es doch ziemlich sicher, dass in den nächsten Monaten der Druck auf den Schweizer Franken - die zuletzt häufigste Währung für Kredite - noch gewaltig zunehmen wird. Nämlich Richtung hinauf.

Damit wird die Rückzahlung für jene Kreditnehmer deutlich teurer. Wobei für jene, die einen älteren Kredit haben, das Jahr 2008 ohnedies schon katastrophal war: Hat doch damals der Börsenabsturz alle über Ansparpläne endfinanzierte Kreditverträge ein erstes Mal empfindlich verteuert. Während Euro-Schuldner auf die nun in breiter Front eingeläutete Inflation hoffen dürfen (Sparer sollten diese natürlich panisch fürchten).

Gewiss: Viele der Fremdwährungs-Schuldner sind in gewissem Ausmaß selber schuld. Werden sie doch seit Jahren intensiv vor dem damit verbundenen Risiko gewarnt (wenn auch meist nicht von ihrer eigenen Bank . . .). Sie ließen sich aber von den niedrigen Schweizer Zinsen blenden. Vor allem konnten sie einfach nicht glauben, dass sich die Euro-Länder, also die eigenen Regierungen so tief in Schuldenabenteuer stürzen würden. Welche die Schweiz total vermieden hat.

Warum schaffte das die Schweiz eigentlich? Liegt sie eigentlich nicht auf dem gleichen Kontinent und genauso weit entfernt von den USA wie die EU? Hat die Schweiz keine riesigen, in großdimensionierte internationale Geschäfte verwickelte Banken?

Womit auch schon die beiden Sündenböcke genannt sind, auf welche die EU-Europäer derzeit alle Schuld schieben, um von ihrer eigenen Schuldenpolitik abzulenken.

Die Hauptschuld der Schuldner liegt jedenfalls darin, dass sie den eigenen Regierungen und der EU vertraut haben. Ein unverzeihliches Delikt, für das zumindest Zyniker jede Strafe als angemessen ansehen werden.

Gewiss: Noch liegen zwei Hindernisse auf dem Weg zur endgültigen Euro-Krise: erstens einige standhafte Juristen, die sagen, die nun diskutierten Hilfskredite für Griechenlands Lotterleben seien in jedem Fall EU-widrig (und könnten nachträglich zu argen Strafen durch den Europäischen Gerichtshof führen).

Zweitens ist es - noch - die schwarz-gelbe Regierung in Berlin, die derlei Unsinnigkeiten verhindert. Aber kein Zweifel: Der Druck auf Berlin ist gewaltig. Sozialdemokraten, viele Medien, naive Europa-Begeisterte, aber auch linke Christemokraten wie Luxemburgs Premier Juncker wollen den Griechen unbedingt helfen. Zu Lasten der deutschen und österreichischen Steuerzahler und Franken-Schuldner. Und im Grund scheinen auch Merkel, Schäuble und Westerwelle schon längst weichgeklopft. Nur fürchten sie noch die bevorstehenden Wahltage. In Österreich war Werner Faymann von Anfang an für die Griechenland-Hilfe, und Josef Pröll hat dem keinen erkennbaren Widerstand entgegengesetzt.

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Selber Schuld oder: Der ORF und die Objektivität drucken

Man kommt jedesmal neu ins Staunen: Die Entwicklung des ORF zum Kampf- und Hetzsender findet immer neue Eskalationsstufen. Was man nun schon fast an jeder beliebigen Nachrichtensendung ablesen kann. Offenbar als Belohnung dafür bekommt der Staatsfunk nun 160 Millionen Euro aus dem Steuertopf, den die Regierung gleichzeitig verzweifelt durch einen brutalen Griff in unsere Taschen wieder zu füllen versucht.

Da ist es etwa eine Spitzenmeldung(!) in den Ö1-Nachrichten (bei Ö3 würde man es ja gar nicht mehr erwähnen, so viele Jahre sind die dortigen Informationen schon grün gleichgeschaltet), dass eine private Gruppe eine Demonstration gegen die FPÖ machen wird. Wenn andere - nicht zur grün-roten ORF-Diktatur gehörende - Gruppierungen demonstrieren, wird das beinhart totgeschwiegen, wie etwa christliche Kundgebungen gegen die Christenverfolgungen in der Welt, obwohl diese Tausende Opfer fordern. Jede Wette, dass niemand begründen kann, inwiefern diese Ungleichbehandlung dem Objektivitätsgebot des Gebührensenders entsprechen würde.

Am gleichen Abend macht die ZiB um Mitternacht einen Skandal daraus, dass der Papst zum Thema Missbrauch durch Kirchenangehörige einen Hirtenbrief formuliert. Sofern der Vorwurf überhaupt über bloße Stänkerei hinaus konkretisiert wird, liegt das Vergehen des Papstes darin, dass dieser nicht mündlich, sondern in einem Schreiben reagiert. Außerdem weiß der ORF schon jetzt, bevor auch nur eine Zeile veröffentlicht ist, dass das Schreiben einseitig und ungenügend sein wird.

Aber in hohem Ausmaß sind Österreichs Bischöfe selber schuld: Schicken sie doch einen Mann in die ORF-Gremien, der immer nur der dortigen linken Mehrheit die Mauer macht, der sich aber im ORF neben seinen eigenen Interessen noch nie erkenntlich für die Kirche selbst engagiert hat.

Auch die Freiheitlichen dürfen sich nicht über den ORF beklagen: Haben sie doch mitgestimmt, dass das Wrabetz-Team ins Amt kommt.

Und auch die ÖVP darf sich nicht aufregen: Hat sie doch selbst in den letzten Wochen zugestimmt, dass der finanziell total am Abgrund stehende ORF die erwähnten 160 Millionen Euro bekommt, ohne dass er etwa zu einem objektiven und ausgewogenen Programm verpflichtet würde. Ganz im Gegenteil. Wenige Stunden nach den erwähnten Sendungen hat die SPÖ eiskalt einen bekannt "objektiven" Arbeiterkämmerer an die Spitze des Publikumsrates gehievt und ebenso hemmungslos gegen den Widerstand des Koalitionspartners alle Möglichkeiten zur linken Besetzungen von neuen Stiftungsräten genutzt. (Da erwidern nun manche, dass auch unter Wolfgang Schüssel die ORF-Positionen einseitig besetzt wurden. Was schlicht falsch ist: Damals besetzte der Koalitionspartner überproportional viele Stiftungsrats-Funktionen. Die dann übrigens vom BZÖ ebenfalls zur Wrabetz-Wahl genutzt wurden.)

Aufregen dürften sich lediglich die Hörer und Seher: Aber auf die hat ja noch nie jemand gehört. Die dürfen nur zahlen, sich ärgern und zu deutschen Sendern wechseln, wo man viel mehr Pluralität findet.

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Die Spekulanten-Verschwörung drucken

Eine „Spekulanten-Bande“ gefährdet den Euro. So ruft es seit Tagen aus den Boulevardzeitungen und aus vieler Politiker Mund. Auch in Antworten zu einem vor zwei Tagen hier erschienen Blog (der aufgefordert hat, Griechenland doch in Konkurs gehen zu lassen) hat so mancher auf die „Spekulation“ verwiesen. Das ist aber trotz der Lautstärke dieser Rufe ein Argument, das ins Leere geht.

Denn Ursache des Euro-Abgleitens in diesem Jahr ist nicht die „Spekulation“ – was auch immer man jeweils darunter verstehen will –, sondern einzig die Tatsache, dass eine Reihe von Euro-Ländern Budgetdefizite von weit mehr als 20 Prozent (beziehungsweise von weit mehr als zehn Prozent des BIP) eingestehen muss. Und dass es keinerlei Anzeichen gibt, dass diese Schuldenmacherei ein Ende findet. Was naturgemäß das Vertrauen in den Euro stört.

Es ist nicht Spekulation, sondern Intelligenz, jemandem kein Geld mehr zu geben, der immer mehr Schulden anhäuft. Oder nur zu einem sehr hohen Preis (=Zinsen).

Wäre nicht die größte Konkurrenzwährung, der Dollar, von ähnlichen Schuldenproblemen geplagt, und würden die soliden Schweizer nicht freundlicherweise wie wild ihnen angebotene Euro vom Markt weg kaufen, um einen allzu starken Frankenanstieg zu verhindern, wäre der Euro-Absturz noch viel steiler.

Wenn Politiker in einer solchen Lage plötzlich anfangen, „Spekulanten“ zu attackieren, dann wollen sie den Spiegel zerschlagen, der ihnen die eigenen Sünden zeigt. Dann sind sie wieder einmal auf der Jagd nach einem Sündenbock. Noch dazu, wo sich niemand wehren wird, weil sich niemand als „Spekulant“ fühlt, sondern weil jeder versucht, mit dem eigenen beziehungsweise dem ihm anvertrauten Geld möglichst erfolgversprechend umzugehen.

Seit es Gläubiger und Schuldner gibt, also seit Jahrtausenden, gibt es die Regel: Wenn ein Kreditnehmer als bombensicher eingeschätzt wird oder wenn er wertvolle Pfänder beistellen kann, dann muss er viel weniger Zinsen zahlen als ein wackliger Schuldner. Wenn man in eine Kategorie von Schuldnern gehört, von denen die kreditgebende Bank annehmen muss, dass im Schnitt jeder zwanzigste umfällt, dann muss sie um fünf Prozent höhere Zinsen verrechnen, will sie nicht selber umfallen.

Geldverleiher sind immer unpopulär


Ebenso viele Jahrtausende gibt es die propagandistische Antwort der Schuldner: Sie bereuen nicht ihre mangelnde Sparsamkeit, sondern beschimpfen regelmäßig die knausrigen Geldverleiher als Spekulanten oder Wucherer – oder klagen über eine „Kreditklemme“. Geld zu verleihen mag zwar bisweilen ein Geschäft sein, populär wird man damit nie. Das war übrigens auch eine der historischen Wurzeln des Antisemitismus.

Besonders skurril und widersprüchlich waren in den letzten Wochen die Kommentare von linken Politikern und Journalisten in Sachen Griechenland. An einem Tag beschimpften sie die Banken, weil sie den Griechen keine Kredite mehr geben wollten; und am anderen Tag beschimpften sie die Banken, weil sie Spekulanten seien, die höhere Zinsen verlangen.

Ohne allzu technisch werden zu wollen: All das Gesagte gilt auch für die kompliziert klingenden Finanzprodukte wie Derivate oder Credit Default Swaps (CDS). Letztere sind etwa die jahrhundertealte Urform von Versicherungsverträgen, in deren Rahmen sich einst in London einige wohlhabende Menschen – natürlich gegen saftige Gebühren – zu kollektiven Ausfallshaftungen für den Untergang einer Schiffsladung verpflichtet haben. Diese Ausfallshaftungen samt Gebühren konnten natürlich auch weiterverkauft werden. Und der Preis bei einem solchen Weiterverkauf entwickelte sich je nachdem, ob die einlangenden Nachrichten die Hoffnung auf ein erfolgreiches Ende der Schiffsreise erhöhten oder nicht.

Im Falle Griechenlands ist es heute genauso. Da muss man nur statt „erfolgreiches Ende der Schiffsreise“ einige andere Worte einsetzen: „erfolgreiche Rückzahlung der Griechenland gewährten Anleihen“.

Natürlich kann man auf eine solche Rückzahlung auch unabhängig von einer Versicherungs-Haftung wetten – ebenso wie auf den Ausgang eines Pferderennens. Voraussetzung ist nur, dass man jemanden findet, der dagegen wettet. Am Ende wird einer der beiden Wettenden seinen ganzen Wetteinsatz verlieren, aber Griechenland wird von der Wette prinzipiell nicht tangiert. Es muss nur das tun, was es versprochen hat, seine Schulden pünktlich zurückzahlen.

Und wenn es das tut, werden all jene, die auf die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands gewettet haben, kräftig auf die Nase fallen.

PS: Würde der werte Leser eigentlich derzeit Griechenland seinen Spargroschen anvertrauen?

PPS: Ich wette fast nie, und wenn, dann nur um eine Flasche guten Rotweins (die man leider oft trotz Gewinns der Wette nicht bekommt, weil viele Menschen gerne auf die Bezahlung vergessen. Daher wetten die meisten klugen Menschen nur noch mit seriösen Partnern – wenn sie schon glauben, die Zukunft besser als andere vorhersagen zu können).

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Lob für Rot drucken

Bisweilen findet das Tagebuch auch an SPÖ-Politikern etwas zum Loben. Was es sofort und ob der Seltenheit mit besonderer Freude kundtut.

Ein Lob gilt - ausgerechnet - der Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Und auch wenn es sich nur um eine technische Frage handelt, so zeugt es doch von etlichem Mut, dass sie einen Wunsch des Datenschutzrates (nach dem Föderalismus wohl eines der teuersten Bürokratie erzeugenden Monster) nicht erfüllt. Sie bleibt dabei, die Sozialversicherungsnummern für Zwecke der Bildungsdokumentation zu verwenden. Alles andere würde deutlich mehr kosten.

Man kann sicher sein, außer dem Stolz der Datenschützer wird es niemandem sonderlich schaden, dass jene Nummern weitverwendet werden - die ohnedies schon in einer eigenen bürokratischen Schleife von der Statistik Austria umcodiert werden. Was überflüssig genug ist. Denn die Fünfer im Zeugnis kommen durch den Datenschutz auch nicht aus der Welt.

Daher Lob für Schmied. Genauso - noch ausgerechneter - für die Wiener SPÖ. Wie das? Sie will in einigen Tagen per Gesetz das gewerbsmäßige Betteln in Wien verbieten. Wie es schon andere Städte getan haben. Denn in der Tat ist die Zahl der Bettler in den Winterwochen in Wien geradezu explodiert. Seither stehen vor jedem Supermarkt oft aufdringliche Bettler, die pro forma irgendwelche abgenudelten Zeitschriften verkaufen. Bis sie am Abend von ihren Hintermännern wieder eingesammelt und in irgendwelche slowakischen Roma-Siedlungen abtransportiert werden.

Der Beifall für die Rathaus-Herrscher wäre freilich noch deutlich größer, würden sie jetzt auch noch eine Stadtwache zur Kontrolle des - ein wenig gar zufällig knapp vor Wahlen daherkommenden - Bettelverbots installieren. Etwa durch Kompetenzerweiterung für ihre Großtruppe, die derzeit nur Parkscheine kontrollieren darf. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass das Bettelverbot nur auf dem Papier bleibt. Aber man ist ja auch schon mit Kleinigkeiten zufrieden.

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Lasst die Griechen doch in Konkurs gehen drucken

Die Markwirtschaft hat seit langem eine klare Antwort, wenn sich jemand überschuldet: den Konkurs, also ein Ende mit Schrecken. Diese klare Konsequenz hat man im Vorjahr durch weltweite Staatsinterventionen zur Rettung von Banken und Industrien zu vermeiden versucht – und hat nun den Schrecken ohne Ende. Dieser Schrecken ohne Ende wird nun ins schier Unendliche gesteigert, wenn nun die Steuerzahler aus Deutschland und Österreich auch Griechenland mit vielen Milliarden retten sollen. Dafür sind die von allen guten Geistern verlassenen europäischen Regierungen offenbar bereit, sogar die EU- und Euro-Verträge zu brechen.

Diese Verträge verbieten es, dass einem überschuldeten Staat geholfen wird, gleichgültig ob diese Hilfe durch andere EU-Staaten, durch die EU, die Europäische Investitionsbank oder die Europäische Zentralbank erfolgen soll. Dieses Verbot hat einen guten Grund: Es soll verhindern, dass sich Euro-Staaten trotz der strengen Regeln der sogenannten Maastricht-Kriterien (die übrigens von österreichischen Links- wie Rechtspopulisten häufig kritisiert worden sind) maßlos verschulden – im Vertrauen, dass einem am Ende der reiche Onkel aus Frankfurt, Brüssel oder Berlin eh helfen werde.

Alleine Österreich müsste anteilsmäßig allein für die Rettung Griechenlands mindestens eine halbe bis eine ganze Milliarde Euro zusätzlich hinlegen – während man gleichzeitig gerade verzweifelt nachdenkt, wie man den Österreichern für die Sünden des Vorjahres zusätzlich 1,7 Milliarden durch neue Steuern aus der Tasche zieht. Man also gar nicht weiß, woher man das Geld für die Griechenland-Hilfe nehmen sollte.

Ein Dammbruch droht


Selbst wer auch das noch für finanzierbar hält, wird verstummen müssen, wenn nach den Griechen als nächste die viel zahlreicheren Spanier ebenfalls Geld verlangen. Die Spanier stehen ja genauso schlecht da wie die Griechen. Und kaum besser ist es um Portugal, Italien und Irland bestellt. Pikanterweise lauter Länder, die seit Jahrzehnten fette Milliarden von den Nettozahlern der EU über Struktur-, Regional oder Kohäsionsfonds beziehen, die es also gleichsam gewohnt sind, dass sie ein Dritter rettet.

In Griechenland versucht die Regierung nun wenigstens, durch ein hartes Sparprogramm (Mehrwertsteuererhöhung, Kürzung von Beamtengehältern und Pensionen) eine Umkehr einzuleiten, und stellt sich dem aggressiven Protest der Straße entgegen.

Offen bleibt freilich, wieweit Athen auch das Krebsgeschwür der wuchernden Korruption in den Griff bekommt. Jeder Grieche gibt im Jahr laut Transparency International im Schnitt 1355 Euro aus, um jemanden zu bestechen beziehungsweise um an ihm eigentlich zustehende Leistungen heranzukommen; dieser Betrag ist allein von 2007 auf 2009 um 23 Prozent gestiegen.

Auf die zeitweiligen Versuche griechischer Politiker, wieder einmal das schlechte Gewissen der Deutschen wegen des Weltkriegs zu bemühen, hat Deutschland zum Glück nicht einmal mit dem Ohrwaschel gewackelt. Nur einige Beispiele: Oppositionschef Tzimas: „Wie kann Deutschland die Frechheit besitzen, uns wegen unserer Finanzen zu denunzieren, wenn es noch immer keine Entschädigungen für die griechischen Opfer des Zweiten Weltkrigs gezahlt hat?“ Oder die Kommunisten: „Deutschland hat den Wert seiner Goldreserven aufgebläht, um den Euro zu bekommen.“

In Spanien hat die ebenfalls sozialistische Regierung hingegen sofort knieschlotternd zurückgezogen, als die Gewerkschaften gegen ein – ohnedies nur zartes – Sparpaket mit Beamtengehalts-Kürzungen protestierten. Spanien hat ja derzeit die weitaus linkeste Regierung Europas, während die Griechen und Portugiesen von gemäßigten Sozialdemokraten regiert werden.

Was passiert mit dem Euro?


Was würde aber, so fragen manche besorgt, mit dem Euro passieren, wenn man Griechenland in Konkurs gehen ließe? Oder Spanien? Nun, der Euro würde einige Male wild nach oben und unten ausschlagen – aber sich dann zweifellos kräftig stabilisieren: Europa hätte dann nämlich aller Welt demonstriert, dass es seine Währung ernst nimmt, dass es diese auch gegen die Disziplinlosigkeit der eigenen Mitgliedsländer verteidigt. Das schafft bei Geldanlegern Vertrauen.

Fließt hingegen europäisches Steuergeld nach Griechenland, dann  würde der Euro ebenfalls wild ausschlagen – aber letztlich zweifellos tief nach unten sinken. Der Vertrauensverlust wäre nachhaltig und nicht wiedergutmachbar. Die Menschen würden in andere Währungen flüchten; insbesondere der Schweizer Franken würde sich des gewaltigen Ansturms nicht mehr erwehren können und als Fluchtwährung nach oben schnellen, da ja auch der Dollar mit vielen Sünden beladen ist, also kaum noch Fluchtwährung spielen wird.

Was geschieht aber mit den Forderungen der österreichischen Banken, die griechische Anleihen im Tresor haben? Auch da gibt es eine klare Antwort: Es wäre noch immer billiger, diesen Banken direkt zu helfen, als durch Hilfe für Griechenland zahllose Nachfolgetäter anzustiften. So wie die vorjährige Hilfe für alle in Probleme rutschenden Banken dazu geführt hat, dass die durchaus üppigen Gehälter im Bankbereich kaum betroffen waren, dass etwa hierzulande keine einzige Bank aus dem viel zu dicht besetzten Bankenmarkt verschwunden ist. So wie in Deutschland die Rettung Opels ein Gesundschrumpfen der Autoindustrie verhindert hat.

Umschulden und reformieren


Vor allem bedeutet eine Zahlungsunfähigkeit eines Staates ja noch nicht, dass Forderungen gegen diesen Staat zu hundert Prozent abgeschrieben werden müssen. Da gibt es interessante Beispiele – etwa Russland oder Polen. Als sie gröbere Finanzprobleme hatten, haben sie sich – meist in Paris – mit ihren Gläubigern zusammengesetzt und Umschuldungsabkommen ausgehandelt. In solchen Abkommen verzichten die Gläubiger beispielsweise auf 30 Prozent ihrer Forderungen, verleihen auch frisches Geld und erstrecken etwa das Zahlungsziel um drei Jahre. Und siehe: All diese Länder haben sich – zusammen mit hartem innerstaatlichem Sparen – erholt.

Noch besser ist das Beispiel der Skandinavier in den 90-er Jahren. Sie waren durch die Exzesse des Wohlfahrtsstaates (und Finnland durch den Zusammenbruch des russischen Exportmarktes) in fast ans heutige Griechenland heranreichende Probleme geschlittert. Sie haben mit beinharten („sozial kalten“, „neoliberalen“) Reformen geantwortet. In Schweden etwa geht man heute durchschnittlich um vier Jahre später in Pension als in Österreich. In Dänemark gibt es überhaupt keinen Schutz gegen Kündigungen. Und siehe: Heute stehen diese Länder wieder recht gut da. Und leisten sich immer nur so viel Wohlfahrt, wie sie sich leisten können.

Auch aktuell gibt es ein gutes Beispiel: Das sehr neoliberal regierte Polen hat derzeit das weitaus beste Wachstum in der EU.

Ignorieren hilft nicht


Natürlich gibt es auch negative Beispiele wie Argentinien, das als Antwort auf eine Krise beschlossen hat, seine Auslandsschulden zu ignorieren. Dem daher bis heute kaum jemand einen Kredit einräumt. Das bis heute von linkspopulistischen Politikern (Peronisten) regiert wird und nicht aus seinen Problemen herauskommt, obwohl Argentinien nach dem Krieg einmal eines der reichsten Länder der Welt war.

Ein weiteres negatives Beispiel droht nun Island zu werden, das nun nach einem populistischen Referendum seine Auslandsschulden nicht zahlen will (die entstanden sind, weil der Staat für die Banken des Landes gehaftet hat).

Warum aber sind so viele europäische Regierungen jetzt dafür, Griechenland trotz aller Verbote – oder notfalls um den Preis einer Vertragsänderung – Geld zuzuschieben?

Erstens weil es generell kaum noch Regierungen gibt, die das Wort „Nein“ buchstabieren können, wem gegenüber auch immer. Und zweitens, weil die meisten Regierungen selber viel zu hohe Defizite machen und daher gerne selber die Garantie hätten, dass auch sie und ihr Land letztlich von anderen herausgeboxt würden. Nur wird es nach einer „Rettung“ Griechenlands bald niemanden geben, der sie herausboxen könnte.

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Die Prioritäten des Herrn Darabos drucken

Dem Bundesheer wurde in dieser Woche der größte Rückgang seines Budgets verkündet. Und das wenige Tage, nachdem nun sogar schon die international renommierte Frankfurter Allgemeine Zeitung eine ebenso penible wie katastrophale Auflistung all dessen veröffentlicht hat, was im Bundesheer alles schon bisher nicht funktioniert. Was aber tut der Verteidigungsminister zwei Tage, nachdem er das erfahren hat?

Norbert Darabos macht eine Pressekonferenz - über die Exhumierung von auf einem Kasernengelände vermuteten SS-Opfern. Ein mutiger "Standard"-Journalist schreibt darüber und formuliert, dass sich Darabos "lieber darauf konzentriert, die Geschichte aufzuarbeiten", statt sich mit der Lage des Heeres auseinanderzusetzen. Und was tut darauf der Pressesprecher desselben Ministers? Er schreibt einen langen Brief an den "Standard"-Herausgeber. In dem er jene Pressekonferenz in Zusammenhang mit der Rosenkranz-Kandidatur rückt. In dem er jenen Journalisten de facto als rechtsextrem denunziert. Und in dem er nun sogar ankündigt, dass als nächstes die "Verbrechen der k.u.k.-Armee" an die Reihe kämen.

Der SPÖ fällt in ihrer Verzweiflung und politischen Perspektivenlosigkeit offenbar überhaupt nichts mehr ein - außer, neben der Nazikeule nun auch wieder die Habsburgkeule aus dem Keller zu holen.

Ein guter Tipp, falls auch diese zweite Keule nicht reichen sollte: Auch die römischen Legionen sollen allerhand angestellt haben. Und selbst über die Kelten gibt es Gerüchte …

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SN-Kontroverse: Budgetsanierung drucken

Unter dem Titel "Kontroverse" gibt es nun in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion ausgesuchten Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die "Kontroverse" unter dem Titel:

Budgetsanierung: Sollen jetzt Reiche und Vermögende zahlen?


In der Folge finden Sie die beiden - unverändert wiedergegebenen - Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Frage der Vernunft


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des "Standard" und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist ein reiches Land – aber nur für wenige. Die obersten ein Prozent der Bevölkerung besitzen 34 Prozent des Gesamtvermögens. Viel Geld ist in den mittlerweile 2500 Privatstiftungen des Landes überaus steuerschonend geparkt. Dort sammeln sich 60 Milliarden Euro.

Den wenigen Reichen stehen rund 1.030.000 Menschen gegenüber, die von Armut gefährdet sind. Ihr Monatseinkommen ist niedriger als 848 Euro. Von Armut akut betroffen sind bereits  492.000 Personen. Sie müssen mit 600 Euro pro Monat auskommen. Das bedeutet Einschränkung in allen Lebensbereichen.

Die Steuerpolitik verschärft diese Situation. Bereits 92 Prozent aller Steuern belasten die Erwerbseinkommen, aber nur mehr sechs Prozent der Steuern die Vermögen. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Steuern auf Vermögen abgeschafft – zuletzt sogar die Erbschafts- und Schenkungssteuer. Österreich ist ein international ausgewiesenes Steuerparadies für Reiche. Die OECD reiht Österreich an vorletzter Stelle.

Nun droht die Lage überhaupt zu kippen. Um die Folgen der Finanzmarktkrise zu bewältigen überlegt die Regierung höhere Massensteuern. Mineralölsteuer und vermutlich auch die Mehrwertsteuer sollen angehoben werden. Ein strikter Sparkurs, also Einschnitte im Sozialsystem, ist angesagt.  Zwar hat man sich auch auf eine Bankenabgabe geeinigt,  wie diese im Detail ausschaut, ist allerdings noch offen. Wenig zu hören ist hingegen von einer Vermögenszuwachssteuer (warum sollen eigentlich nur Sparbücher versteuert werden?),  der Finanztransaktionssteuer, einer angemessenen Stiftungsbesteuerung oder der Börsenumsatzsteuer. Die weitere soziale Schieflage und ihre Folgekosten würden so zumindest gemildert. Und das ist nicht eine Frage der Ideologie, sondern eine der Vernunft.



Die Reichen: Wer? Wir?


Andreas Unterberger

Es ist ein unglaublicher Skandal, dass die Regierung – statt ernsthaft zu sparen – nach Jahren der Verschwendung plötzlich weitere 1,7 Milliarden von den Steuerzahlern holen will. Hat doch Österreich jetzt schon die vierthöchste Abgabenquote in der EU, ist doch in fast allen anderen Ländern der Teil der Einkommen deutlich niedriger, den der Staat wegnimmt.

Nun versucht vor allem die SPÖ so zu tun, als ob die neuen Steuern ohnedies nur die „Reichen“ treffen werden. Aber längst spüren sogar Arbeiter und Pensionisten, dass es immer auch sie erwischt, wenn es angeblich gegen die Reichen geht. Das ist bei jeder Bankensteuer so. Das ist bei jeder Vermögenssteuer so – zumindest für jene (vielen), die etliches erspart haben, die ein Wochenendhaus oder ähnliches besitzen. Will man hingegen all diese „Reichtümer“ verschonen, wird die Steuer nur noch eine Bagatelle einbringen, die kaum die Verwaltungskosten deckt.

Natürlich gibt es auch ein paar Promille wirklich Reicher. Die haben ihr Vermögen investiert oder in irgendeiner Form auf der Bank. Liegt es auf der Bank, dann ist es schneller aus Österreich draußen, als das Bundesgesetzblatt gedruckt ist. So wie nach Einführung der Stiftungen viele Vermögen nach Österreich geflossen sind, die hier trotz des niedrigen Steuersatzes die Einnahmen deutlich vermehrt haben, so schnell geht es auch in die umgekehrte Richtung. Dann mögen sich die klassenkämpferischen Ideologen freuen – sofern ihnen die zusätzlich aufgerissenen Löcher im Budget egal sind.

Geldkapital ist wie ein scheues Reh. Es ist schnell vertrieben – und kommt dann lange nicht wieder zurück.

Sind aber die Reichtümer in Unternehmen investiert, dann ist der Schaden durch eine ideologische Reichen-Jagd noch viel schlimmer. Dann trifft sie nicht nur das Budget, sondern auch die Arbeitsplätze.

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Der liebe Udo und der böse Pfarrer drucken

Schon in Dutzenden Sendungen hat sich der ORF in den letzten Tagen kritisch und polemisch mit den Kindesmisshandlungsfällen in der katholischen Kirche befasst. Hat daraus auch oft die Spitzenmeldung des ganzen Weltgeschehens gemacht. An sich legitim, auch wenn der ORF Kindesmisshandlungen außerhalb der Kirche in aller Regel nicht einmal unter ferner liefen behandelt. Das wird aber zum echten Skandal, wenn man sich die gleichzeitigen Udo-Proksch-Festspiele im ORF ansieht und anhört.

So schlimm alle nun bekanntwerdenden Kindesmisshandlungen sind, so sind sich doch alle Gesellschaften und Rechtsordnungen einig: Noch viel schlimmer ist Mord - ob nun ein Mensch oder sechs getötet werden, wie es einst Udo Proksch getan hat.

Was aber macht der ORF? Er fördert einen Film durch öffentlich-rechtliche Gelder und intensive Promotion, in dem der Sechsfachmörder nach Angaben des Regisseurs primär als lustiger Kerl porträtiert wird. Ehemalige ORF-Chefs erklären uns in der Vorauspropaganda vor der Kamera – ohne sich zu schämen oder von irgendjemand deswegen kritisiert zu werden –, Proksch sei ja nicht böse gewesen, sondern habe nur die „Ornamentik des Bösen“ geliebt. Und die brutale Mordtat wird in dem Film nur am Rand gestreift, wie der Regisseur zugibt.

Da wird einem endgültig übel: Der gleiche ORF, der sich mit Begeisterung über die grauslichen Untaten von Kirchenvertretern erregt, windet einem sechsfachen Mörder Lorbeerkränze. Und zeigt keine Sekunde auch nur den Hauch jenes schlechten Kollektivgewissens, mit dem derzeit jeder Priester auftritt, auch wenn dieser ganz normal veranlagt ist.

Genausowenig tut das die große Blase einstiger Proksch-Gespielen, die allesamt noch keinen Hauch von Reue oder Entschuldigung gezeigt haben. Die heute noch als Pensionisten-Chef das Staatsbudget demolieren dürfen, die heute noch als Bundespräsident so tun dürfen, als wären sie eine moralische Autorität. Die nie mit kritischen Fragen über ihren Freund konfrontiert werden, obwohl seine Taten lange von vielen Sozialdemokraten gedeckt worden sind.

Die Kirche muss sich im Staub winden. SPÖ, Prokschs Logenbrüder und der ORF dürfen hingegen in widerlichem Zynismus einen noch viel schlimmeren Verbrecher als kreativen, lustigen und netten Kerl vermarkten; zu diesem Urteil leitimiert schon die flächendeckende Vorauspropaganda. Das ist ungefähr so verlogen, wie wenn die Kirche pädophile Priester nicht (neuerdings) hinauswerfen oder (alterdings) in als ungefährlich angesehene Altersheime versetzen würde, sondern ganz bewusst einen Propagandafilm über sie machen würde, in denen sie als lustige Kerle wegkommen.

Widerlich.

(Zu den Missbrauchs-Skandalen in Kürze mehr: Was wiegt es, was hat es?)

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Ein Bürgermeister und die Wahrheit drucken

Michael Häupl hat mir geschrieben. Wie nett. Thema: "So werden die Ergebnisse der Volksbefragung umgesetzt." Also wie tut er das?

Da schreibt er unter der Überschrift "HausbesorgerInnen": "Der Bundesgesetzgeber muss jetzt aktiv werden und die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen." Toll! Mit diesem Schmäh setze auch ich alles mögliche um: Ich verspreche, und ein Anderer muss was tun.

Warum nennt Häupl übrigens diesen Anderen nicht "Der/Die BundesgesetzgeberIn", wenn er schon die Sprache feministisch verunstaltet, so wie er ja die Wahrheit verunstaltet? Er behauptet jedenfalls "Schwarz/Blau hat im Jahr 2000 die HausbesorgerInnen abgeschafft." Eine glatte Lüge. Damals wurde lediglich das Hausbesorgergesetz abgeschafft, das die Anstellung eines Hausmeisters extrem teuer gemacht und diese de facto auch bei totaler Nichtleistung unkündbar gemacht hat.

Hausbesorger kann man durchaus weiter beschäftigen. Es gibt nicht nur jene mit alten Verträgen, sondern auch neue, lange nach 2000 bestellte. Zumindest in jenen Häusern, wo ein privater Hausbesitzer im Gegensatz zur Gemeinde Wien auch auf das Haus schaut, werden solche weiterhin unter Vertrag und in die Hausbesorger-Wohnung aufgenommen. Wie in meinem Wohnhaus.

Wenn die Gemeinde Wien als weitaus größter Hausherr Österreichs das nicht tut, dann soll sie sich bitte nicht auf den Bund ausreden, sondern Hausbesorger einfach anstellen. Oder die Mieter fragen, ob sie die leicht höheren Kosten gegenüber einer externen Betreuung tragen wollen (die aber noch immer weit niedriger sind als nach dem alten Hausbesorger-Gesetz, das die Hausmeister-Gewerkschaft sehr naturgemäß so heftig verteidigt hatte). Es ist einfach widerlich, sich so auf Dritte auszureden, wenn die Mieter der Gemeindebauten offenbar darob empört sind, dass die Gemeinde ohne Zwang die Hausmeister abgeschafft hat.

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Minister wollt ihr wirklich sparen? Hier die Liste drucken

Ist sie nicht arm, unsere Regierung? Wie ein unerwarteter Tsunami kommt die Nachricht über die wackeren Minister, dass die fetten Jahre vorbei sind und sie nun ganz, ganz plötzlich sparen müssten. Wo sie doch wirklich ihren Hauptlebenszweck immer darin gesehen haben, Hand in Hand mit den Sozialpartnern, Abgeordneten, Bundesländern und auch vielen Medien immer neue Ideen zu realisieren, wie man weiteres Steuer- genauer: Schuldengeld ausgeben kann.

Und der Schock ist so groß, dass die arme, arme Regierung leider, leider keine anderen Auswege hat, als uns allen (wieder) tief in die Tasche zu greifen. Und es können nur böse neoliberale Journalisten sein, die jetzt lange Listen veröffentlichen, was man denn in Wahrheit so sparen könnte. Zahllose Studien, Artikel und Blogs haben zwar seit Jahr und Tag vehement vor der Verschwendungspolitik gewarnt. Vor allem der SPÖ war es aber viel wichtiger, die Jahre der furchtbaren sozialen Kälte wieder durch die wohlige soziale Wärme zu ersetzen. Und die Mehrheit vor allem der heutigen ÖVP hat begeistert mitgezogen.

Die Schuldenexplosion: eine Liste der Schande


Die noch immer (siehe die Dohnal-Nachrufe) so hochgelobte soziale Wärme lässt sich wie bei einem Fieberthermometer am Anstieg der Staatsverschuldung messen. Diese wird ja weltweit immer als Prozentsatz am jeweiligen Bruttoinlandprodukt gemessen (das normalerweise steigt). Am Ende der Klaus-Regierung und nach 25 Jahren schwarzer Finanzminister betrug sie trotz aller Wiederaufbaukosten nur traumhafte 12 Prozent! Unter Sunny Boy Hannes Androsch und weiteren SPÖ-Finanzministern ist die Fieberkurve, ohne dass eine größere externe Krise zu bewältigen gewesen wäre, steil in die Höhe gegangen und betrug 2000: 67 Prozent. Der manische Sparmeister Schüssel konnte sie noch ein wenig senken - auf 60 Prozent. Unter dem Duo  Faymann-Pröll steigt sie nun auf über 80 Prozent. Was keineswegs alles auf die Krise zurückgeführt werden kann, sondern auf die auch noch 2009 in der Regierung tobende Weihnachtsmann-Stimmung und auf viel zu üppige Antikrisen-Maßnahmen.

Aber man kann einer  Regierung unter Leitung eines Kronenzeitungs-Kanzlers natürlich nicht vorwerfen, dass sie das nicht versteht oder all jene Warnungen nicht gelesen hat. In der Kronenzeitung ist ja nichts davon gestanden. Und auch die Opposition – die sich eine Regierung gelegentlich im Parlament anhören muss – hat eigentlich die ganze Zeit ständig nur noch mehr von dieser teuren Wärme gefordert. Lediglich Alexander van der Bellen hat sich bisweilen zart an seine Vergangenheit als Ökonom erinnert und ein bisschen gewarnt. Aber den hat die grüne Feministinnen-Mannschaft ja längst ins Altenteil geschickt. Und das angeblich liberale BZÖ fordert 200 Milliarden für die Alternativenergielobby . . .

Woher sollen die nun so „schockierten“ Minister daher vorgewarnt sein? Nur böse Neoliberale können jetzt dagegen sein, dass die Österreicher künftig im Milliardenumfang mehr Steuern zahlen müssen. Gibt es doch keinen anderen Ausweg. Nur böse Neoliberale können auf die Tatsache verweisen, dass die Steuer- und Abgabenquote hierzulande schon die vierthöchste in der ganze EU ist. Dass überdies die meisten Steuererhöhungen am Ende wahrscheinlich weniger bringen werden als gedacht.

Die Sparmöglichkeiten: eine Liste der Versäumnisse


Wo hätte man denn sparen sollen? Zur Erinnerung eine kleine Liste dessen, wo die Politik sinnlos Geld verschleudert. Und wo bis jetzt kein einziger Minister oder Landeshauptmann sagt, dass damit wenigstens künftig Schluss gemacht werde. Da sind:

  • Der über 20 Millionen teure und sinnlose Grenzeinsatz des Bundesheeres im Burgenland (der jetzt nur noch damit gerechtfertigt wird, dass damit den kleinen Fremdenpensionen im Grenzgebiet geholfen wird . . .).

  • Die mindestens 100 Millionen an Bestechungsgeldern, die Regierung, Gemeinde Wien und ÖBB im größten Korruptionsskandal der Nachkriegsgeschichte an Steuergeldern in willfährige Zeitungen stopfen.

  • Die unüberschaubare Menge an Kultursubventionen - nicht nur für Swingerklubs - bei denen  eine Mini-Elite sich von der Allgemeinheit ihre oft sehr spezifischen Gaumenkitzel bezahlen lässt, die aber in Wahrheit dazu dienen, dass die sehr artikulationsstarke Kulturszene ruhig gehalten wird und parteifromm bleibt (das heißt in Wien rot, in Niederösterreich schwarz).

  • Die Hunderten Gender-Beauftragten, Gleichbehandlungsexpertinnen u.ä., die alle von Steuergeldern und der Fiktion leben, wie fürchterlich heute Frauen in Österreich diskriminiert werden.

  • Die Abschaffung der Studiengebühren, die nicht nur dreistellige Millionenbeträge gekostet hat, sondern auch zu Intransparenz und Fehlallokation von Ressourcen im Uni-Betrieb geführt hat.

  • Die Wirtschafts- und Landwirtschafts-Subventionen (die im Grund alle von der Fiktion leben, Beamte und Politiker wüssten besser, wo Geld zu investieren sei, statt dass – als Konsequenz niedriger Steuern – die Unternehmer wieder selbst entscheiden könnten, wo man am besten investiert).

  • Die ungehindert weitergehende Migration in den Sozialstaat, nimmt doch der Großteil der legalen Zuwanderer – meist unter dem Titel Familienzusammenführung gekommen – sehr gezielt den Sozialstaat in Anspruch, ohne auf den Arbeitsmarkt zu drängen.

  • Die teuren Förderungen für Windmühlen, Bioenergie oder Solarpaneele, deren Produzenten alle von der mühsam aufrechterhaltenen Fiktion leben, dass damit der Untergang der Welt durch eine angebliche globale Erwärmung verhindert würde.

  • Die erst vor der Einführung stehende Grundsicherung, die mit Sicherheit weit höhere Ansprüche als der Istzustand der Sozialhilfe und auch als all die klugen Schätzungen auslösen wird, weil die Menschen ihr Verhalten immer rasch danach orientieren, wo man an Geld herankommt.

  • Die von vielen Rechtsexperten als überflüssig bezeichneten und Prozesse noch mehr verlängernden „Kinderanwälte“ der neuen Justizministerin, die vor kurzem beschlossen worden sind.

  • Die teuren Gesamtschulexperimente, in die nur deshalb so viel Geld fließt, um damit beweisen zu können, dass Gesamtschulen (mit viel mehr Geld pro Kind) möglicherweise in irgendeiner Statistik marginal besser abschneiden könnten als die traditionellen Schulen (ohne Geldregen). Und natürlich auch deshalb, um von den wahren Schulproblemen abzulenken.

  • Die teuren Bezugs- und Pensions-Privilegien der Landesbeamten in mehreren Ländern, die allein in Wien die Steuerzahler 130 Millionen mehr kosten, als es das im Bund übliche Gehaltsniveau täte.

  • Der Bundesrat, dessen absolut einzige Funktion seit Jahrzehnten darin besteht, dass eine stattliche Anzahl von Parteifunktionären stattliche und staatliche Gehälter bekommt.

  • Die Landtage, die praktisch keine Gesetzgebungs-Kompetenzen mehr haben, die jedoch die einzige theoretisch sinnvolle Kompetenz nicht haben wollen: Nämlich für die Höhe des im Land so freigiebig ausgegebenen Geldes gegenüber den Steuerzahlern die Einnahme-Verantwortung zu tragen.

  • Die Hunderten Millionen Spitzensportförderung aus öffentlichen Kassen, als ob es ein allgemeines Interesse daran geben könnte, dass Hunderte junger Menschen ihren Körper mit Doping und anderen Methoden ruinieren.

  • Die Ruhensbestimmungen, die viele junge Pensionisten in die Schwarzarbeit treiben, wo sie nichts mehr an legalen Abgaben zahlen.

  • Die Hacklerregelung, deretwegen die Pensionskassen dringend Nothilfe brauchen (was dort erstmals auch von SPÖ-Funktionären zugegeben wird), die aber von den Pensionistenverbänden mit allen Mitteln verteidigt wird – obwohl sie keinem Pensionisten mehr nutzt.

  • Das gleichzeitige Bestehen von Landesschulräten (des Bundes) in jedem Bundesland und von Landesschulabteilungen (der Länder).

  • Die Anstellung der Landeslehrer durch Landesbehörden, die aber der Bund zahlen muss.

  • Die einander widersprechenden Machtansprüche der Sozialpartner (=Krankenkassen) und der Länder im Gesundheitswesen, die zu Milliardenverschwendungen führen.

  • Die Kirchturmmentalität vieler Bürgermeister, die oft auf einem eigenen Krankenhaus bestehen (obwohl in wenigen Kilometern ein weiteres steht), die oft  ihre Gemeinden mit Thermenbauten und anderen Prestigeprojekten schwer verschulden.

  • Die unterbeschäftigten Bezirksgerichte auf dem Land, die aber von Bürgermeistern und Landeshauptleuten verteidigt werden, als ob jeder noch täglich das Gericht mit der Pferdekutsche erreichen müsste.

  • Das niedrige ÖBB-Pensionsalter und die hohen daran anschließenden Pensionen.

  • Der Neubau eines Wiener Hauptbahnhofs ohne U-Bahn-Anschluss.

  • Die Milliardengräber Brenner- und Koralm-Tunnel, die in den nächsten Jahren in die Berge gebaut werden sollen.


Es wäre Weihnachten, Silvester und Ostern am gleichen Tag, würden Bund und Länder all diese Reformen (und noch ein paar Dutzende andere) umsetzen. In einem Jahr wissen wir es: Hat eine Regierung Faymann(!!) bis dahin all die nun bevorstehenden Proteste, Demonstrationen, Kampagnen, Streiks betroffener und bisher kassierender Lobbies durchgestanden oder wird sie in breiter Front eingebrochen sein?

Wer‘s glaubt, dass es funktioniert, wird selig. Wie gern wären wir selig. Aber um selig gesprochen zu werden, muss es bekanntlich zuerst Wunder gegeben haben.

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Richtig und blamabel drucken

Daran hat kein Weg vorbeigeführt: Die massiven Defizit-Verringerungsmaßnahmen, die nun im Grundsatz beschlossen sind, sind absolut unabdingbar, will Österreich nicht den Weg Griechenlands oder Islands in den Untergang gehen. Es ist aber absolut blamabel, dass das Land mit der vierthöchsten Abgabenquote Europas nun noch einmal massiv die Steuern erhöhen wird.

Nicht einmal seiner Lieblingsintellektuellen Laura Rudas wird Werner Faymann einreden können, dass die Steuererhöhungen nur die Reichen treffen werden. Und Josef Pröll wird sich den Rest seines politischen Lebens die Zitate aus den letzten Monaten anhören müssen, wie sehr er eine Steuererhöhung abgelehnt hat. Aber das ist das Problem seiner persönlichen Glaubwürdigkeit. Im Zuge seiner schwer verständlichen Unterwürfigkeit gegenüber dem SPÖ-Chef hat er ja sogar auf das Argument verzichtet: "Die ÖVP hätte eigentlich alles über Einsparungen finanzieren wollen, aber die SPÖ war dazu nicht bereit."

Dennoch ist man von den beiden Regierungsspitzen überrascht. Denn erstmals haben die zwei Oberpopulisten ein Paket vorgelegt, das, statt wie üblich populär, diesmal prinzipiell notwendig ist. Man kann fast vermuten, dass dieser historisch klingende Meinungsumschwung durch den griechischen Megaschock ausgelöst worden ist.

Steuererhöhungen schaden jedenfalls mit absoluter Sicherheit dem Standort Österreichs viel mehr als jede Einsparung. Nur können sich potentielle Opfer von Einsparungen viel besser artikulieren, sind im Staatsapparat viel mächtiger aufgestellt als die abstrakt klingenden Begriffe wie Standort und Arbeitsmarkt. Doch der durch jede Steuererhöhung ausgelöste Verlust der Arbeitsplätze wird katastrophal und schmerzhaft sein.

Dennoch ist es bittere Wahrheit: Selbst Steuererhöhungen sind besser, als tatenlos dem Megadefizit zuzuschauen. Das primär deshalb entstanden ist, weil die Politik im Vorjahr geglaubt hat – und in ihrem Glauben auch von praktisch allen Wirtschaftsforschern so beraten war –, dass man eine Weltkonjunkturkrise mit Schuldenmacherei übertauchen könnte. Mit der Rettung strauchelnder Banken, mit Kredithaftungen, mit Verschrottungsprämien. Jetzt haben wir um teures Geld viele auch inkompetitive Jobs gerettet, aber durch die Vermehrung der Steuerlast wird der Mut zur Schaffung neuer – in der Regel stärker zukunftsorientierter – Arbeitsplätze noch mehr bestraft. Und damit deutlich kleiner werden.

Wären sie ehrlich, müssten die Regierenden den schwarz-blau-orangen Vorgängern, etwa einem Karl-Heinz Grasser, demütig Abbitte leisten, über deren Spar- und Reformwut, über deren Kampf um Schuldenabbau sich nicht nur Gewerkschaften und Sozialdemokraten, sondern auch viele in der ÖVP und die gesamte Opposition lustig gemacht haben. Auf eine solche Abbitte werden wir freilich mit Gewissheit vergeblich warten. Statt eigene Fehler in den letzten drei Jahren zuzugeben, wird munter auf Sündenböcke eingedroschen wie etwa derzeit auf die gesamte Finanzbranche. Nur um nicht von den viel größeren eigenen Fehlern reden zu müssen.

Gewiss, 50 bis 60 Prozent der Maßnahmen zum Abbau des Defizit sollen durch Einsparungen kommen. Aber da ist noch nichts gegessen. Denn jetzt wird jede Lobby verbissen zum Kampf um die öffentliche Meinung und ihre jeweiligen Subventionen antreten. Und alle werden sie sagen: "Überall soll gespart werden, aber doch nicht bei uns." Und die meisten Medien werden wieder einmal jedem Jammerer breiten Raum einräumen.

Sobald im Detail heraußen ist, wen die Einsparungen konkret treffen, wird das wirkliche Geheul erst losbrechen. Die jüngsten Aktionen der Richter werden sich dagegen nur noch als zartes Gewimmer ausmachen.

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Nicht wählbar drucken

Barbara Rosenkranz ist nicht wählbar. Genauso wie Heinz Fischer. Sollte nicht noch aus den derzeit um Unterstützungserklärungen ringenden Kleingruppen ein brauchbares Angebot kommen, dann gibt es für mich nicht mehr die vertraute demokratische Möglichkeit, nach dem jeweils kleineren Übel zu suchen. Es bleibt erstmals nur noch die traurige Alternative: nicht hingehen oder ungültig wählen.

An der Unwählbarkeit der niederösterreichischen Freiheitlichen ändert ihre jüngste „eidesstättige Erklärung“ rein gar nichts. Vielmehr ist eine solche Reaktion auf befehlenden Pfiff von Hans Dichand eher erst recht peinlich. Österreich braucht keinen Bundespräsidenten, der von einem Zeitungszaren Befehle entgegennimmt. Es braucht schon gar keine Kandidatin, die es hinnehmen muss, dass ihre Aussagen zuerst öffentlich vom eigenen Parteichef korrigiert werden, bis sie endlich mühsam selber eine Linie formuliert oder etwas von anderen Formuliertes vorträgt. Und dann tagelang feige vor allen Fragen flieht.

Wer zum Thema der nationalsozialistischen Verbrechen so herumredet, sich lediglich auf sein Schulwissen beruft, wie Rosenkranz bei ihren ersten Interviews, hat sich spätestens ab diesem Zeitpunkt für den Präsidentenjob disqualifiziert. Gleichgültig, ob die Reaktion der Kandidatin nun aus Dummheit oder aus einem unbewussten Rechtfertigungsdrang für die Hitler-Jahre so erfolgt ist. Wer heute noch eines der beiden großen totalitären Massenmord-Systeme des 20. Jahrhunderts so verwaschen kommentiert, muss für jeden Menschen mit Charakter  unwählbar sein.

Die Geschichte vom Naziland


Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Rot und Grün wie in Waldheim- oder Schüssel-Zeiten schon wieder mit den gleichen Denunziations-Maschinerien auffahren. Denn im Gegensatz zu den beiden Genannten gibt es bei Rosenkranz tatsächlich bedenkliche Haltungen. Die freilich nicht wirklich im Zentrum ihrer politischen Botschaft stehen – die aber nun für alle Welt so massiv thematisiert worden sind, dass die SPÖ-Kampagne mit Sicherheit dazu führen wird, dass die üblichen Auslandsjournalisten dann nach jedem Wahlergebnis die Geschichte vom Naziland an der Donau erzählen werden. Selbst wenn Rosenkranz nur auf 15 Prozent kommen sollte, was ja angesichts des Alternativenmangels sehr blamabel für sie wäre.

Daran ändert auch die Widerlichkeit einer  der von der SPÖ mit Steuergeldern am Leben erhaltenen Boulevardzeitung nichts, die alle Kinder Rosenkranzs in denunziatorischer Absicht abbildet.

Daran ändert auch die gleichzeitige Lächerlichkeit nichts, dass sich die SPÖ vor einem bisher völlig unbekannten Habsburger so fürchtet, dass sie dessen Kandidatur unter Berufung auf ein überholtes Verfassungsgesetz blockiert, das als normales Gesetz ja längst wegen Menschenrechtswidrigkeit entsorgt worden wäre.

Daran ändert auch die beschämende Tatsache nichts, dass eine ganze Reihe selbsternannter Tugendwächter oder staatlich finanzierter Kulturproduzenten sowie Journalisten auf dem linken Auge genauso blind ist, wie es Rosenkranz auf dem rechten ist. Daher wäre es eigentlich auch genauso erforderlich, dass ein Heinz Fischer seine einstigen Sympathie-Erklärungen für kommunistische Länder eidesstattlich zurücknimmt oder bedauert.

Die problematische Symmetrie zwischen den beiden Kandidaten zeigt sich übrigens auch an der Tatsache, dass weder Rosenkranz noch Fischer Mitglied einer Glaubensgemeinschaft sind. Oder daran, dass Rosenkranz kein einziges ihrer zahlreichen Kinder taufen hat lassen. Damit zeigen beide Kandidaten, dass sie nicht aus der geistigen Mitte Österreichs kommen, dass sie nicht dieselben kulturellen Wurzeln wie die Mehrheit der Österreicher haben. Da mag Fischer noch so innig beim jeweiligen Nuntius antichambrieren. Da mag der freiheitliche Parteichef noch so demonstrativ mit einem Kreuz vor Kameras herumwacheln.

Deutschnational oder nationalsozialistisch?


Viel Diskussion haben die demonstrativ germanischen Vornamen der Rosenkranz-Kinder ausgelöst. Das mag man sehen wie man will: deutschnational ist jedenfalls nicht automatisch identisch mit (neo-)nationalsozialistisch. Deutschnational waren ja im SPÖ-Lager fast alle bis zum Beginn des Weltkriegs (der später verfemte Franz Olah war diesbezüglich schon damals eine lobenswerte Ausnahme), etliche sogar noch nach 1945. Ein Indiz für den neuerdings von der FPÖ so lautstark vor sich hergetragenen Österreich-Patriotismus ist diese Namenswahl  jedoch sicher nicht.

Allerdings: Dass eines dieser Kinder dann auch noch „Wolf“ genannt worden ist, ist dann doch zu viel. Das war ja etliche Jahre der Alias-Name Adolf Hitlers, wenn er unerkannt irgendwo ein Hotelzimmer buchen wollte; das war auch der Name, den Hitler seiner Schwester aufgezwungen hatte, damit die in Wien lebende Frau nicht erkannt werde.

Last not least zu dem von Rosenkranz kurz angeschnittenen, dann wieder weggelegten Thema Verbotsgesetz. Ist dieses wie das Habsburger-Gesetz nicht schon historisch überholt? Zeugt es nicht von neurotischer Angst vor der eigenen Bevölkerung, wenn man auch noch 65 Jahre nachher einige geistig minderbemittelte Spinner mit drakonischen Strafen wie sonst fast nur blutige Gewalttäter bedroht? Durchaus legitime Fragen. In anderen Ländern sind neonazistische Anläufe erlaubt, verenden jedoch immer rasch in völliger Bedeutungslosigkeit.

In einer reifen Demokratie muss jedenfalls auch diese Diskussion möglich sein. Und keinesfalls kann es ein Delikt sein, die Änderung eines Gesetzes vorzuschlagen – auch wenn manche Autoren dies derzeit so darstellen. Sonst würde ja jede Gesetzesnovelle (= Änderung eines Gesetzes) auf einem Delikt fußen.

Abschaffung gefährliches Signal


Ich selber tendiere aber derzeit eher zu einer Aufrechterhaltung des Verbots. Natürlich ist es absurd, einige Halbstarke mit jahrelanger Haft zu bedrohen, weil sie halt in Nazi-Symbolen den einzigen Weg gefunden zu haben glaubten, um ihren dumpfen und meist alkoholschwangeren Pubertätsprotest zu artikulieren. Trotzdem wäre eine Abschaffung ein gefährliches Signal. Dazu waren doch zu viele in den letzten Jahren noch zu problematisch mit ihren Äußerungen; dazu ist von der Gegenseite die angebliche neonazistische Gefahr viel zu sehr übertrieben worden (meist zu Zwecken parteipolitischer Instrumentalisierung), als dass nicht doch allzu viele unreife Jugendliche nach dem krassesten Weg suchen würden, um die anderen Generationen zu provozieren. Dazu kommt noch die Tatsache, dass ein Teil der Neoösterreicher gewisse Sympathien für antisemitische Ideologien mit sich bringt.

Fürs Abschaffen bin ich hingegen  beim §3h des Verbotsgesetzes, mit dem – übrigens erst seit den 90er Jahren! – die Verharmlosung der NS-Verbrechen in einem Druckwerk mit ein bis zwanzig Jahren Haft bestraft wird. Denn das ist ein klassisches Meinungsdelikt, das zu bestrafen jedem liberalen Denken widerspricht.

Noch Bruno Kreisky hat davor gewarnt, dass man solcherart überflüssigerweise Märtyrer macht. Wir müssen doch wohl imstande sein, Wirr- und Dummköpfen wie auch böswilligen Lügnern anders entgegenzutreten als mit dem Strafrichter. Ganz im Sinne des großen französischen Aufklärers Voltaire: „Du bist zwar anderer Meinung als ich, aber ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen.“

Wenn wir hingegen immer weiter von den Prinzipien der Aufklärung, von Toleranz und Freiheit (deren Wert sich ja immer nur in der Freiheit des Andersdenkenden zeigen kann!) abgehen, dann haben nachträglich die beiden großen Totalitarismen doch noch einen Sieg errungen. Dann fehlt uns auch die zentrale Werte-Basis, um dem neuen großen Totalitarismus gut verankert entgegenzutreten, nämlich dem Islamismus.

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Für die Katz und Burgenlands SPÖ drucken

Wer hätte nicht gerne in Zeiten wie diesen einen Polizisten oder zumindest einen Soldaten zu seinem Schutz abkommandiert? Doch leider bekommt niemand von uns diesen Schutz - weil wir weder Diplomaten noch Burgenländer sind.

Der Rechnungshof hat nun den Grenzeinsatz des Bundesheeres im Burgenland mit einer Härte in der Luft zerfetzt, die in reiferen Demokratien zu einem Ministerrücktritt führen würde. Doch keine Sorge: Solange zwei Burgenländer in der SPÖ machtmäßig und intellektuell den Ton angeben - die Herren Darabos und Ostermayer -, wird es bei jenem Grenzeinsatz bleiben. Denn die burgenländische SPÖ will diese Geldverschwendung im Mega-Maßstab auch weiterhin fortsetzen - damit sich ihre Burgenländer sicher fühlen und schön brav die Partei wählen.

Allen Fakten zum Trotz



  • Der Beitrag der Assistenztruppen zur Aufklärungsrate von Delikten im Einsatzgebiet lag deutlich unter einem Prozent, war also ungefähr so effzient wie die Fütterung burgenländischer Störche zur Erhöhung der Geburtenzahlen.

  • Binnen 16 Monaten hat der Spaß mehr als 29 Millionen Euro gekostet: Das sind, so hat der Rechnungshof nicht ohne Hintergedanken ausgerechnet, die Personalkosten für rund 270 Exekutivbeamte (die wohl weit mehr als ein Prozent der Delikte aufgeklärt und mehr als ganze 19 Illegale aufgegriffen hätten).

  • Trotz der Öffnung der Grenzen (durch Ungarns Beitritt zum Schengenraum) blieb die Kriminalitätsrate im Grenzgebiet niedrig. Sehr im Gegensatz zum Großraum Wien und anderen Großstädten, wo es aber keinen Assistenzeinsatz gibt.

  • Innenministerium wie Verteidigungsministerium sind alle versprochenen Evaluierungen und Pläne für den weiteren Einsatz schuldig geblieben.

  • Der Rechnungshof stellt eine signifikante Beeinträchtigung der militärischen Führungsfähigkeit, der Ausbildung der Grundwehrdiener sowie der Motivation der Kadersoldaten infolge des zermürbenden Grenzeinsatzes fest: Man wird ja nicht unbedingt deshalb Soldat, um an parteipolitisch motivierten Scheinaktionen teilzunehmen.

  • Was der Rechnungshof nicht erwähnt: Dass die Burgenländer am meisten von allen Österreichern durch Steuersubventionen aus Österreich und der EU profitieren; dass sich die Burgenländer gerade in Sachen Flüchtlingsaufnahmezentrum sehr unsolidarisch zum Rest des Landes verhalten haben.


Tut alles nichts. Der Einsatz geht weiter. Bis Österreich Griechenland geworden ist.

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Fußnote 78: Nochmals Weltfrauentag drucken

Alice Schwarzer wird immer klüger. Die Frauenministerin nicht.

Zwei kleine Ergänzungen zum Blog über die Gehirnwäsche des heutigen Weltfrauentages: Alice Schwarzer - deren Bemerkungen schon seit längerem an Altersweisheit gewinnen - fordert schlicht dessen Abschaffung: Denn er sei eine reine Erfindung der realsozialistischen Länder gewesen, die sich zwar um bolivianische Bauern gekümmert haben, aber selbst in ihren oberen Etagen frauenfrei gewesen seien. Die zweite Ergänzung bezieht sich auf die neue zentrale Forderung der Frauenministerin nach innerbetrieblicher Aufdeckung aller Gehälter. Der guten Frau scheint entgangen zu sein, dass die Betriebsräte schon seit Jahrzehnten alle Gehälter kennen (zumindest wenn sie sich die Mühe machen, die Listen anzuschauen): Haben die Betriebsräte (die politisch oft jener Ministerin nahestehen) nun geschlafen oder verheimlichen sie in einer gigantischen Männerverschwörung - bei der auch weibliche Betriebsräte mitmachen - den Frauen die fürchterlichen Gehaltsunterschiede für gleiche Arbeit? Oder stimmt die behauptete Diskriminierung halt doch nicht?

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Fußnote 77: Kunst sein Dank drucken

Endlich hat Wien seine Arschbar.

Wenn schon die Politik säumig ist, dann ist wenigstens die Kunstszene kreativ: Von dort kommen derzeit in immer dichteren Abständen Hinweise, wie und wo man einsparen kann. Und zwar - wie es sich für Künstler gehört - mit sehr konkreten und anschaulichen Beispielen. Nicht anders ist es ja erklärbar, dass so kurz nach der tollen künstlerischen Idee, die Secession in einen Swingerklub zu verwandeln, nun auf dem Gelände des Museumsquartiers eine "ArschBar" und ein Riesenspermium zu finden sind. Wir sind ob so viel Originalität tief beeindruckt. Und danken für die guten Hinweise, wo viel Steuergeld gespart werden kann. Als Gegenleistung ein Vorschlag fürs nächste Kunstwerk (ganz copyrightfrei, obwohl natürlich auch wir uns über den einen oder anderen Hunderttausender aus den Kassen von Schmied und Mailath freuen würden): Ein öffentlich benutz- wie beobachtbares WC würde zweifellos gut zu den erwähnten Schöpfungen passen, die ja sicher noch in Jahrhunderten bewundert werden.

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Parteien ohne Geschichte haben keine Zukunft drucken

Jede Gemeinschaft braucht emotionale Wurzeln, braucht ein gemeinsames Verständnis ihrer Geschichte, braucht personalisierte Ikonen, will sie langfristig überleben. Eine Partei braucht das erst recht. Was die SPÖ weiß. Was die ÖVP nicht weiß.

Die vergangenen Tage haben das wieder in aller Deutlichkeit gezeigt. Hier eine Partei, die wie eine Religionsgemeinschaft ständig an ihren Heiligenbiographien bastelt - mit dem einzigen Zweck, selbst etwas von der scheinbaren Heiligkeit vergangener Tage abzubekommen. Sieht doch die rote Gegenwart eher schwarz aus. Dort eine Partei, die sich ihrer eigenen Geschichte entledigt. Obwohl auch bei dieser Partei die Gegenwart bestenfalls das Adjektiv "durchwachsen" verdient.

Der Dohnal-Jubel


Wie hat doch die SPÖ in den letzten Tagen Johanna Dohnal hochgejubelt. So als ob Frauen vor ihr in bitterster Unterdrückung und Sklaverei gelebt hätten, bis dann die heilige Johanna mit der Flagge des Feminismus eingeritten ist. Daher muss natürlich heute jeder junge Mensch glauben, dass es Dohnal beziehungsweise deren Partei war, die den Frauen den Weg in die wichtigsten Ämter gebahnt hat.

Nun: In Wahrheit ist die SPÖ immer zu spät gekommen. Ob es nun um die erste Frau als Minister, als Abgeordnete, als Landeshauptmann, als österreichischer EU-Kommissar oder als Präsidentschaftskandidat gegangen ist. Jedesmal waren die angeblich so konservativen bürgerlichen Parteien - meist die ÖVP - die First movers, nie die SPÖ.

Nur weiß man spätestens seit Rudolf Burger: In der Geschichte geht es nicht um absolute Fakten, um einen abstrakt-objektiven Wahrheitsbegriff, sondern immer nur darum, wer die Geschichtsschreibung betreibt und kontrolliert. Jeder politische Experte weiß das, nur die ÖVP weiß es nicht. Jedenfalls gibt es dort keinen Menschen mehr, der auch nur eine Ahnung von der Parteigeschichte hätte oder gar diese Fakten wieder in Erinnerung rufen würde.

Die SPÖ jedoch arbeitet beispielsweise in Wien seit Jahrzehnten daran, den Stadtregierungen der Zwischenkriegszeit eherne Denkmäler zu setzen - obwohl es damals Stadträte gab, die öffentlich verlangten, lebensunwertes Leben zu töten, obwohl diese Stadtregierung mit massiven Steuern Wirtschaft und Arbeitsplätze zerstörte.

Die Angst der ÖVP vor dem Vergleich


Die gegenwärtige ÖVP-Führung ist hingegen so neurotisch, dass sie die gesamte Vergangenheit und jede damit zusammenhängende Persönlichkeit verdrängt. Offenbar hat man Angst, vor diesem Hintergrund schlecht dazustehen.

Verdrängt wird etwa der Name Benita Ferrero-Waldner. Sie hat am Ende des Vorjahres ihre Tätigkeit als EU-Kommissar beendet (beenden müssen). Aber niemand soll glauben, dass jene Partei, die sie einst nach Brüssel entsendet hatte, nun zu Ehren Ferreros ein ordentliches Fest oder einen Empfang machen würde. Selbst wenn man sich für ihre Ablöse entschlossen hat - was in politischen Jobs immer möglich sein muss -, sollte eine solche Geste doch auch für Bauernbündler Teil der guten Manieren, Teil ordentlicher Umgangsformen sein.

Nix da, die Ex-Kommissarin, Ex-Heldin der Rückholung von gefolterten Geiseln aus Libyen, Ex-Ministerin, Ex-Heldin der Sanktionenmonate, Ex-Staatssekretärin wird totgeschwiegen. Davon, dass man eine honorige Verwendung für sie hätte, wollen wir ja gar nicht reden. Inzwischen wurde die Dame mit dem Kampflächeln von einem deutschen Konzern in den Aufsichtsrat geholt. Die können sehr wohl mit ihr etwas anfangen.

Hier Kreisky, da Schüssel


Noch ein Beweis katastrophaler schwarzer Geschichtslosigkeit gefällig? Dann könnte man vielleicht auf die jüngsten Jubiläen verweisen: Vor 40 Jahren kam Bruno Kreisky an die Macht, vor 10 Jahren Wolfgang Schüssel. Die Kreisky-Ära wurde von der SPÖ und all ihren Vorfeldmedien so heftig gefeiert, wie einst die ÖVP ihre Freiheits- und Staatsvertragskanzler Raab und Figl zelebriert hat. Dabei kam als scheinbar einzig bedenklicher Aspekt Kreiskys innige Liaison mit ehemaligen Nationalsozialisten zur Sprache; die katastrohale Wirtschafts- und Sozialpolitik mit dem Beginn der Schuldenpolitik und dem Desaster der Verstaatlichten wurden hingegen bei der Erstellung der Heiligenbildchen für Kreisky ignoriert.

Die ÖVP ignoriert hingegen die Geschichte und damit auch ihre Geschichte. Sie hat zum zehnjährigen Schüssel-Amtsantritt genauso wie zum vierzigjährigen Abtritt von Josef Klaus laut donnernd geschwiegen. Das Feld wurde auch zu diesen Jahrestagen zur Gänze SPÖ&Co überlassen, obwohl die beiden immerhin die letzten ÖVP-Bundeskanzler waren.

Niemand erinnerte daher der Tatsache, das es nach 2000 noch eine Regierung gegeben hat, die imstande war, Schulden abzubauen, die Universitäten in die Selbständigkeit zu transferieren, die verstaatliche Industrie zu sanieren und in eine gute private Zukunft zu entlassen, und die Wettbewerbsfähigkeit so zu verbessern, dass die Deutschen Schlange standen, um hier zu investieren. Oder zu arbeiten, wenn sie kein Geld hatten. Eine Pikanterie am Rande, dass auch Schüssel nun fast gleichzeitig mit Ferrero in einen wichtigen deutschen Aufsichtsrat berufen worden ist.

Und wer war Josef Klaus?


Auch die Ära Klaus wäre es übrigens wert gewesen, dem Dunkel der Geschichte entrissen zu werden. Die Entdeckung der Bedeutung von Wissenschaft und Osteuropa für Österreich sind sicher Verdienst jenes knorrigen Kanzlers gewesen.

Eine Partei, die ihre Geschichte entsorgt, verliert ihre Identität, kappt ihre Wurzeln und läuft Gefahr, auch selbst von ihren Wählern entsorgt zu werden.

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Fußnote 76: Der will auch noch Geld haben! drucken

Die Debatte um den Vertrag von Franz Pinkl ist grotesk.

Der Vorstandsvorsitzende der Hypo Alpe Adria wird trotz eines Fünfjahresvertrags im ersten Jahr schon wieder freigestellt. Nicht weil ihm irgendein Fehler oder gar Delikt anzulasten wäre - die sind, so viel man weiß, alle unter seinen Vorgängern passiert und beschäftigen nun auch heftig die Staatsanwälte und Gerichte. Nein, die Gründe sind andere. Euphemistisch formuliert kann man natürlich sagen, dass die nun komplett ins Eigentum getretene Republik auch optisch einen Anfang machen will. Richtiger ist aber wohl, dass vor allem die SPÖ auf Pinkls teure Ablöse gedrängt hat; denn ihr oberstes Ziel ist, dass nun unbedingt einer der Ihren in den Vorstand kommt. Wie es ja immer im öffentlichen Bereich ist. Man sollte aber wenigstens so ehrlich sein und dann nicht Krokodilstränen wegen Pinkls finanzieller Ansprüche auf Grund seines Vertrags vergießen. Oder die aus Steuermitteln durchgefütterten SPÖ-Vorfeldmedien mit infamen Kampagnen ins Feld schicken.

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Eine Wahl und viel Ärger drucken

Die Wirtschaftskammer ließ ihre Mitglieder wählen - und schlug dabei heftig über die Stränge: Selbst Unternehmer, die eigentlich die Mehrheitsfraktion wählen wollten - oder es dennoch taten - haben sich grün und blau geärgert über den Druck, der bei einer an sich freien Wahl auf sie ausgeübt worden ist. Sie wurden mit Telefonanrufen bombardiert, Wahlkarten wurden von politischen Mitarbeitern persönlichen abgeholt, ein ausgeklügeltes Schleppersystem kontrollierte, ob man eh bei der Wahl war.

Das erinnert heftig an die Methoden in Wiener Gemeindebauten, wo seit Generationen ein dichtes Blockwarte-System die Menschen kontrolliert. Jetzt will man die Gemeinde-Hausmeister sogar zu "Mediatoren" ausbilden, was den Blockwart-Vergleich ja noch näher legt.

Zurück zur Wirtschaftskammer: Gerade für Verfechter einer freien Marktwirtschaft wird das Zwangsmitgliedschafts-System immer unerträglicher. Woran der Umstand nichts ändert, dass sich die Sozialpartner in der Gusenbauer-Molterer Ära heimlich, still und schnell in die Verfassung hineinschrieben und dadurch in ihren Wichtigkeit bestätigen haben lassen. Immerhin darf man noch auf europäische Gerichtshöfe hoffen, dass sie diesen Privilegien einmal ein Ende setzen.

Gewiss kann man der Wirtschaftskammer zugute halten, dass sie in den letzten Jahren die Beiträge massiv gesenkt hat. Was ja für die Arbeiterkammer nicht zutrifft, die jedem Arbeitnehmer ein halbes Prozent seiner Bezüge mit Zwang wegnimmt. Wozu bei einer noch immer ansehnlichen Anzahl ein nochmaliger Beitrag zur Gewerkschaft kommt, der noch höher, aber immerhin freiwillig ist.

Die Wirtschaftskammer hat durch diese Sparaktion freilich den eigenen Wert drastisch reduziert. Denn sie hat sich damit als Think Tank der Wirtschaft praktisch aufgelöst. Die Arbeiterkammer auf der Gegenseite versteht sich ganz offensichtlich als Zuarbeiter, Vorarbeiter und Nachdenker der SPÖ.

Das Infame: Während sich die Parteien über die Kammern bedenkenlos Hilfe und Gelder holen, werden große Grundsatzdebatten über die freiwilligen Spenden an Parteien und Organisationen abgeführt. Als ob freiwillige Spenden - natürlich nur, wenn sie nicht den Charakter einer Bestechung annehmen - nicht deutlich besser wären als all die abgepressten Zwangsbeiträge.

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Mediennennungen: ÖVP knapp voran drucken

Die SPÖ ist erwacht und liefert nun - im Gegensatz zum Jänner - der knapp führenden ÖVP ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das zeigt die Bilanz von Mediainsight für den Monat Februar.

Mediainsight zählt als einzige Plattform alle Nennungen eines Suchwortes in den Zeitungen, in Blogs, im Fernsehen und in Radios. Die Nennungen der Parteien (immer gleichgültig, ob positiv oder negativ):

- ÖVP 5427
- SPÖ 5005
- FPÖ 3159
- Grüne 1705
- BZÖ 1307.

Auch bei den namentlichen Nennungen von Politikern in den Zeitungen liegt die ÖVP mit ihrem Obmann Josef Pröll voran: Dieser wurde in den Printmedien 545 Mal genannt. Dahinter kommen in folgender Reihenfolge: Faymann, Fekter, Strache, Hundstorfer, Häupl, Bucher und Glawischnig.

Faymann hat nur bei den Internet-Blogs die Nase vorne. Und zwar sogar deutlich - vor Strache, der dort auch noch mehr erwähnt wurde als Pröll.

Sehr signifikant ist der Vergleich zwischen dem ORF und den privaten Fernsehanstalten: Bei den Privaten liegt Strache voran, beim ORF hingegen Werner Faymann. Bei diesem sind zum Unterschied von anderen, viel gleichmäßiger auftretenden Politikern die  Nennungen auf zwei Daten konzentriert: Am 12. Februar konnte man über die Absage der Österreich-Gespräche, über Faymanns Nein zur generellen Anhaltepflicht für Asylwerber und die Absage der Österreich-Gespräche lesen, bei denen eigentlich die Verwaltungsreform vorangetrieben werden sollte. Am 23. Februar war es wiederum die Ankündigung einer Bankensteuer, die Faymann starke Präsenz einbrachte.

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Mehr Steuern, weniger Geld drucken

Die Republik sucht verzweifelt Einnahmequellen. Aber wo sie auch immer hinblickt, muss sie zur Erkenntnis kommen: Praktisch jede Form der Steuererhöhung führt am Ende des Tages zu einem noch größeren Loch im Staatssäckel. Das zeigte sich schon bei allen möglichen Formen einer Bankensteuer und das wird in diesen Stunden rund um die Mineralölsteuer wieder einmal besonders evident.

Der Wirtschaftsminister hatte deren Erhöhung als erster vorgeschlagen. In seiner eher begrenzten ordnungspolitischen Denkkapazität hatte Reinhold Mitterlehner offenbar tatsächlich geglaubt, solcherart die Einnahmen erhöhen zu können. In Wahrheit würde eine Erhöhung dieser MÖSt freilich nur zu einem führen: zu geringeren Einnahmen. Denn viele der LKW, die zwischen Deutschland und dem Mittelmeerraum durch Österreich fahren, kommen in der Regel mit leerem Tank in die Alpenrepublik, verlassen sie aber infolge des hierzulande relativ niedrigen Treibstoffpreises meist mit einem randvoll gefüllten Treibstoffvorrat.

Experten schätzen den drohenden Verlust für den Finanzminister auf eine Milliarde Euro. Der einzige Vorteil der MÖSt-Erhöhung wäre ein bessere Erreichung der österreichischen Kyoto-Ziele, die ansonsten utopisch bleiben. Selbst wenn trotz Preiserhöhung kein einziger Kilometer weniger auf unseren Straßen gefahren würde, wäre die CO2-Bilanz der Republik positiv. Denn der gesamte Treibstoffkonsum samt zugehörigen Emissionen wird immer jenem Land angerechnet, wo auch getankt worden ist. Die globale CO2-Bilanz würde durch diese Verschiebung des Tankortes freilich um kein Kilogramm besser (falls man überhaupt an die angeblich drohende CO2-Katastrophe glaubt). Überdies würden viele Menschen an den Tankstellen ihre Jobs verlieren.

Der Vorschlag Reinhold Mitterlehners gleicht also einem Schuss ins eigene Knie. Ähnliches gilt für Mehrwertsteuer- beziehungsweise Einkommen- oder Lohnsteuererhöhungen, auch wenn es hier nicht so leicht beweisbar ist: Aber viele  Erfahrungswerte sprechen dafür, dass eine Verschärfung dieser Steuersätze zur Verlagerung von Zahlungen ins Ausland, zu noch mehr Schwarzarbeit, zu noch mehr Umgehungskonstruktionen, aber auch zur zunehmenden Einstellung von Aktivitäten führen würde. Nach dem Motto: Da zahlt es sich nicht mehr aus, (mehr) zu arbeiten.

Und auch bei der Bankensteuer wird immer klarer: Das Gesamtergebnis einer solchen Steuer wird dem Budget absolut nichts bringen. Die Sorge um den kleinen Sparer, den die Steuer keinesfalls treffen dürfe, ist hingegen nur eine scheinheilig vorgeschobene.

Noch negativer würde sich eine Verschlechterung bei der Vermögens- oder Stiftungssteuer auswirken. Denn Geld ist noch viel schneller ins Ausland transferiert als einkommensteuerpflichtige Tätigkeiten.

Mehr Staatserträge würde wohl nur eine einzige Steuerform bringen: eine kräftige Erhöhung der Grundsteuer auf jeden bebauten Quadratmeter. Denn hier ist keine Flucht möglich. Außerdem wäre der ökologische Effekt positiv, da es eine gewisse Bremse für das Zubetonieren der Landschaft gäbe. Nur: Bei keiner Steuer haben sich alle Parteien so lautstark auf ein "Kommt überhaupt nicht in Frage" festgelegt wie bei der Grundsteuer. Jedes Parteisekretariat hält es nämlich für politischen Selbstmord, sich mit den Häuslbauern einzulassen. Ohne diese ist aber jede Grund- und Vermögenssteuer ein ergebnisfreier Schlag ins Wasser.

Schreckliche Erkenntnis für die Politik: Am Ende wird nichts anderes übrigbleiben als kräftig zu sparen und den üppigen Wohlfahrtsstaat abzuspecken.

Oder aber der Staat entledigt sich seiner Schulden durch eine kräftige Inflationierung. Eine solche hat ja schon im Vorjahr begonnen - und ist leider von den meisten Medien auch noch bejubelt worden! Die Inflationierung hat für die Politiker freilich den teuflisch gefährlichen Vorteil, dass die Menschen eine Zeitlang kaum merken, wie sehr sie ausgeraubt werden.

Das ist für uns alle eine noch viel schrecklichere Erkenntnis.

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Wien, eine Stadt wird hässlich drucken

Einige Wochenendspaziergänge rückten - trotz der schönen Frühlingsvorboten - dem Tagebuchschreiber die ganze Explosion an Hässlichkeit ins Bewusstsein, die in den letzten Jahren in Wien passiert ist. Von der Verwahrlosung des Leopoldsbergs über die Verschandelung des Kahlenbergs, die riesigen Neubauten in den Neustifter Einfamilienhaus-Gebieten, die völlig unkoordiniert quer durch die Stadt aus dem Boden wachsenden Hochhäuser - bis zu den extrem hässlichen Dachbodenausbauten, die Hunderte historische Bauten Wiens mit protzigen zwei- bis dreistöckigen modernistischen Aufbauten beladen haben.

Wo sind die Zeiten eines Jörg Mauthes - und zum Teil auch Helmut Zilks und Erhard Buseks -, als es in Stadtregierung und Opposition Menschen gab, denen die Ästhetik dieser Stadt noch ein Anliegen war? Die ein Sensorium für Stil, Kultur, Proportionen, Geschichte und Ästhetik hatten? Nicht einmal mehr die Medien führen diese Debatte. Diese widmen statt dessen ihre aufgeblasen-hohlen Feuilletons seitenweise der verblödelten Auseinandersetzung eines Provinzschriftstellers mit der Frage, warum (der mit einer jüdischen Frau verheiratete!) Hans Moser nicht zu einem Widerstandskämpfer gegen die Nazis geworden war, obwohl solche Dummheiten bei den meisten maximal einen Gähnreiz auslösen können. Was man übrigens auch an den Auflagen der Zeitungen ablesen kann.

Vielleicht könnten die Medien statt dessen einen Redakteur auf eine kritische Dienstreise durch die Stadt schicken (falls es ihre städtischen Mega-Inserenten erlauben). Diese Reise könnte etwa am Leopoldsberg beginnen, wo sich Kirche und Klostergebäude in einem verwahrlosten Verfallszustand befinden, als ob wir das Jahr 1945 schrieben. Ein Gutteil der Fenster ist mit Plastik zugeklebt; alle Gebäude stehen seit Jahren leer; der Verputz bröckelt; und der Zustand der überquellenden Müllbehälter zeigt, dass hier mindestens seit Silvester niemand mehr den Mist entsorgt hat. Man weiß nur nicht, seit welchem Silvesterabend die vielen Sektflaschen und Raketenreste herumkollern: 2009, 2008, 2007?

Dafür hatte die Stadt Geld, um auf Wegweisern nicht nur die Gehrichtung, sondern auch den Namen einer Stadträtin namens Sima abzubilden, der wir offenbar diese Wanderhinweise verdanken. Wandern wir zum Kahlenberg, ist man immer wieder von neuem erstaunt, welche protzige Monsterkubatur da auf den prominentesten Aussichtsberg Wiens gebaut werden durfte, die fast von der ganzen Stadt aus sichtbar ist. Wenn sich Gemeinde und Kammer verbünden, dann darf offenbar der Wald- und Wiesenschutzgürtel aufs Wildeste verunstaltet werden. Warum hat man eigentlich nicht durch eine Renovierung der Leopoldsberger Gebäude den offenbar dringenden Hotelraumbedarf im Wienerwald gedeckt? Warum gibt es hier wilde Neubauten  und dort ungestoppten Verfall? Ist da gar wieder einmal wilde Spekulation in Gang? Dass der Kahlenberg nun schon seit ein paar Jahren so einbetoniert ist, ändert jedenfalls nichts an der Brutalität des Bauskandals.

Bauskandale sieht man mit fast noch größerem Schrecken einige Täler weiter in Neustift. An beiden Hängen dieses einst idyllischen Weinortes fressen sich riesige Neubauten in die Weingärten beziehungsweise in die bis vor kurzem durchwegs mit Einfamilienhäusern bebauten Gassen. So als ob die Großfeldsiedlung Junge bekommen hätte. Während in Grinzing noch ein querulatorischer Weinhauer vieles verhindern hat können, was dort Menschen mit offensichtlich hervorragenden politischen Beziehungen in ähnlicher Weise geplant hatten, ist in Neustift offenbar niemand mit gleicher Intensität unterwegs.

Einige Hügel weiter, am Schafberg, nehmen sich im Vergleich die Klagen fast idyllisch an: Dort trifft man auf Menschen, die vor eineinhalb Wochen der Stadtverwaltung den Ausfall der Straßenbeleuchtung gemeldet haben, die aber immer noch im Dunkeln ihren Weg stolpern müssen. Sie erinnern sich voll Wehmut, wie früher einschlägige Anrufe binnen 24 Stunden eine Besserung gebracht haben.

Aber offenbar stopft die Stadt ihr restliches Geld, das sie früher für solche banalen Aufgaben ausgegeben hat,  in die Propaganda für skurrile Volksbefragungen und in die Bestechung von Zeitungen.

Geht oder fährt man dann in die Bezirke innerhalb des Gürtels - oder gar auf den Karlsplatz, oder in die Frankenberggassen-Gegend, oder an den Beginn der Mariahilferstraße, oder in die Grünangergasse oder zu hunderten anderen Ecken, dann muss man wohl endgültig ob der Devastierung einer einst wunderschönen Stadt verzweifeln. Gierige Investoren durften an allen zahllosen Plätzen zwei bis drei Stockwerke in ganz modernem Stil auf alte Gründerzeithäuser setzen, die deren Ästhetik, Proportionen und Komposition total ruinieren.

Gewiss: Mit solchen Ausbauten lassen sich sensationelle Gewinne machen, welche die Verluste der Vermieter angesichts der schwachsinnigen Mietenbegrenzungen ausgleichen. Noch immer bewohnen ja zahllose Hofratswitwen ganz alleine sechs- bis achtzimmrige Großwohnungen - und zwar nur deshalb, weil der Umzug in eine Zweizimmerwohnung völlig unerschwinglich ist. Was die anderen Wohnungen in guten Bezirken natürlich umso teurer macht. Denn die Marktgesetze wirken immer, auch wenn man sie nicht mag.

Jedenfalls werden solche verbrecherischen Dachbodenausbauten in keiner anderen europäischen Stadt erlaubt, die etwas auf ihr Aussehen hält.

Für Wien kann der stadtwandernde Tagebuchautor aber auch eine sehr positive Nachricht verkünden: In den letzten zwei Jahren hat eine Richtlinie der vielgeschmähten EU einigen mutigen Gemeindebeamten ermöglicht, weiteren Mega-Aufstockungen einen Riegel vorzuschieben.

Die EU ist zwar nicht für Stadtschönheit zuständig - überraschenderweise aber für Erdbebensicherheit. Und da wollen wir nicht lange fragen, was diese eigentlich mit einem Binnenmarkt und dem Subsidiaritätsprinzip zu tun hat. Denn das Ergebnis ist wunderbar: Korrekte Beamte können neuerdings unter Berufung auf diese Richtlinie alle mehrstöckigen Dachbodenausbauten verhindern - während es gegen dezent gestaltete Ausbauten vorhandener Dachflächen mit Gaupen und Terrassen Richtung Innenhöfe ja nichts zu sagen gäbe.

Der Gesamteindruck eines Stadtrundganges bleibt aber deprimierend. Und hinterlässt die bange Frage, ob das Bundeskanzleramt, wohin der einst für das Bauen und solche Genehmigungen zuständige Stadtrat inzwischen entschwunden ist (es gilt die Unschuldsvermutung), nach einer eventuellen Änderung der Erdbebenrichtline vielleicht auch einen dreistöckigen Aufbau bekommen wird. Denn es wird ja immer Architekten geben, die im Interesse fetter Aufträge davon schwafeln, dass jede Behinderung ihres Wirkens, jede Rücksichtnahme auf die von früheren Generationen ererbte Schönheit reaktionär wäre.

Für Kahlenberg und Neustift hat jedenfalls noch niemand eine passende EU-Richtlinie entdeckt, die diesen Architekten und den dahintersteckenden Geschäftsinteressen von Investoren und Politikern das Handwerk gelegt hätte.

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Handeln versus Zuwarten drucken

Den Banken geht es schlecht. Aber sie versuchen zumindest, etwas zur Stabilisierung zu tun, wie die vergangene Woche gezeigt hat. Was sich auch Bundes- und Landesregierungen zum Vorbild machen sollten. Die Politik hingegen kennt Sanierungsmaßnahmen immer nur in der Zukunft.

Noch immer rätselt alle Welt, warum Raiffeisen über eine Wiedereingliederung ihrer erst vor wenigen Jahren an die Börse geschickten Auslandstochter nachdenkt. Offenbar wollen die Landesbanken nicht mehr wie in der Vergangenheit der RZB Geld zur Verfügung stellen, damit diese eine gegen alle Bedrohungen sichere Eigenkapitalquote hat. Daher wird man wohl dieses Geld nur an der Börse bekommen. Damit aber dort nicht zwei Raiffeisenbanken einander Konkurrenz machen, und vor allem damit der Raiffeisen-Apparat nicht die mehrheitliche Kontrolle verliert, werden die beiden Spitzeninstitute im drei- (oder derzeit eigentlich vier-)stufigen Raiffeisensystem wieder fusioniert.

Unter all den vielen kursierenden Erklärungen für das Raiffeisen-Manöver habe ich jedenfalls bisher keine bessere gefunden. Und es spricht jedenfalls für den agrarischen Riesen, dass er offensichtlich noch rechtzeitig etwas zu tun versucht. Und nicht wie andere Banken in der Vergangenheit das Unheil tatenlos auf sich zukommen lässt. Was natürlich nichts an den sehr problematischen Rollen Raiffeisens ändert - etwa als Financier durchwegs linker und wenig erfolgreicher Medien, als politischer Drahtzieher oder als verfilzter Partner vieler Aktionen des Wiener Rathauses.

Ähnliches Lob verdient Raiffeisens großer Konkurrent, die Erste Bank beziehungsweise die ihr angegliederte Sparkassengruppe. Auch dieser Gruppe geht es trotz scheinbarer Bilanzerfolge nicht sonderlich gut. Sie hat statt zu jammern im Vorjahr ihre Gesamtkosten immerhin um zwei Prozent gesenkt. Was sowohl bei den Personalkosten als auch bei den administrativen Ausgaben deutliche Einschnitte macht. Sie hat damit das Kosten-Einnahmen-Verhältnis deutlich verbessern können.

Nun, das wird wohl noch alles nicht der Stein der Weisen gewesen sein. Aber immerhin können diese beiden Institute die (hohen) vorgeschriebenen Zinsen von acht Prozent für das staatliche Kapital zahlen. Und immerhin können sie derzeit herzeigbare Bilanzen präsentieren.

Diese zwei Banken haben gehandelt und setzen offensichtlich weitere Maßnahmen, um krisensicherer zu werden. Ähnliches gilt für die internationale Gruppe mit der Bank Austria. Wobei übrigens noch niemand den heimischen Banken einen konkreten Vorwurf machen konnte, dass sie durch bestimmte Handlungen die globale Krise ausgelöst hätten. Auch wenn das Kronenzeitung und Gewerkschaften so darstellen.

Umso mehr drängt sich aber die Frage auf: Wo ist im staatlichen Bereich die Bereitschaft zum Handeln zu sehen? Wo hat die Republik im Vorjahr die Kosten gesenkt? Wo taten das die Bundesländer? Derzeit wird ja jeder konkrete Beschluss, der irgendwie aufs Sparen hinauslaufen könnte, um ein weiteres Jahr oder gar auf den April 2011 verschoben. Nur damit Michael Häupl mit Hilfe von Schwarz oder Grün den sozialdemokratischen Selbstbedienungsladen im Wiener Rathaus weiterhin in Parteihänden halten kann, ohne durch Schmerzensschreie ob irgendwelcher Sparbeschlüsse daran gehindert zu werden.

Zumindest in diesem Vergleich darf man die Banken vor den Vorhang holen. Und übrigens auch deshalb, weil sie derzeit weit weniger präpotent auftreten als früher.

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Fußnote 73: Aktionismus im Parlament drucken

Ein kleiner aber feiner Unterschied zwischen Wien und Berlin.

Es gibt noch Parlamente, die sich ernst nehmen, die sich dagegen wehren, als bloße Plattform für platten Aktionismus missbraucht zu werden. Im deutschen Bundestag wurden alle Abgeordneten der Linken ausgeschlossen, weil sie in einer Sitzung Plakate hoch hielten. Der Hinauswurf ist eine absolut richtige Entscheidung: Denn im Parlament sollen die Kraft des gesprochenen Wortes und die vom Wähler bestimmten Mehrheiten entscheiden. Ein Parlament ist hingegen nicht ein Ort für Demonstrationen. Diese Liebe zum Plakat ist jedoch auch im österreichischen Nationalrat eingezogen, Täter waren vor allem die Grünen, aber auch die anderen Parteien haben das nachgemacht. Der Grund: Die bildersüchtigen Zeitungen und Fernsehanstalten berichten nur wenig über das klügste und beste Argument und auch kaum über den Inhalt von Gesetzesbeschlüssen - aber mit Vorliebe über Abgeordnete, die Transparente hochhalten, und sei der Inhalt noch so dumm. Das ist das Produkt einer optisch orientierten Medienwelt. Es wäre höchste Zeit, dass sich auch das Präsidium des österreichischen Parlaments zu einem ähnlich konsequenten Vorgehen gegen Taferlaufsteller und Plakatschreiber entschließen könnte wie die Deutschen. Aber einer Frau Prammer traut halt niemand zu, dass sie sich ihrer Aufgabe einmal gewachsen zeigen würde.

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Lehrstunde über Koalition und Bankenwelt drucken

Vom Vorschlag Werner Faymanns ist inzwischen nicht mehr viel übrig: Der SPÖ-Chef wollte in Österreich eine Bankensteuer quer über die Bilanzsumme aller Banken einführen. Nunmehr soll es auf Wunsch des ÖVP-Chefs aber offenbar nur noch um als risikoreich eingestufte Bankgeschäfte gehen, wofür im Gegenzug die Kreditsteuer abgeschafft werden soll.

Die Sache ist damit zwar etwas vernünftiger geworden. Sie ist aber auch ein kleines Exempel für den Zustand der Koalition:


  1. Wie in deren schlechtesten Zeiten prescht abwechselnd eine Seite öffentlich mit einem Vorschlag vor, um die andere in der Öffentlichkeitswirkung zu überrumpeln. Und erst danach setzt man sich nun - angeblich - zusammen.

  2. Die ÖVP besteht offensichtlich nur noch aus dem Parteiobmann. Und wenn der aus schwer nachvollziehbaren Gründen zusammen mit dem Wirtschaftsminister nach Indien reist (würde nicht einer genügen?), dann ist die Partei tagelang nicht reaktionsfähig. Maria Fekter, die einzige (wenn auch auf einem anderen Feld) noch eigenverantwortlich handelnde Ministerin, ist ja vom Parteiobmann inzwischen weitgehend demontiert worden. Die schwarze Regierungsmannschaft besteht also jetzt im Grund nur noch aus farblosen Mitterlehners (auf der Gegenseite ist außer einem Hundstorfer freilich auch nicht viel zu sehen).

  3. Die Reaktion der ÖVP war weitgehend davon geprägt, dass die Kronenzeitung für die Bankensteuer eintritt (deren offenkundiges Motiv: immerhin haben ja die Banken einst Hans Dichand einen Großkredit zum Auskaufen von Kurt Falk verweigert). Daher konnte die ÖVP zur Bankensteuer nicht direkt Nein sagen, sondern stotterte erst zwei Wochen herum, bis sie dann zu einem "Ja, aber" fand.

  4. Während also in der Sachpolitik eher Chaos herrscht, deutet viel darauf hin, dass in der Personalpolitik die Koalition wie geschmiert läuft. Der nunmehr offizielle Verzicht der Volkspartei auf eine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl ist bei einer Partei, die sich berühmt, bei allen Meinungsumfragen an erster Stelle zu liegen, nun doch erstaunlich. Ähnlich misstrauisch machte der rasche Verzicht der ÖVP auf Wilhelm Molterer als erwünschter EU-Kommissar.


Soweit die Machtspielchen in der klein gewordenen großen Koalition. Während dieser Spiele fiel aber auch ein interessanter, bisher kaum beachteteter Satz des Bundeskanzler zum Thema Banken. Er sagte, künftige Schäden der Geldinstitute müssten diese selber tragen und dürfen nicht dem Steuerzahler umgehängt werden. Das ist eine spannende Aussage, wenn wir einmal davon ausgehen, dass sich Herr Faymann dabei auch irgendetwas gedacht hat: Denn der Satz kann ja nur bedeuten, dass man die Geldinstitute nunmehr krachen lassen wird, wenn sie es eben nicht schaffen, etwaige "Schäden" (Kreditausfälle in großem Maßstab und ähnliches) selbst zu tragen. Wenn das aber für die Zukunft richtig ist, dann muss das wohl auch für die Vergangenheit gelten. Dann waren die diversen Rettungsaktionen des Vorjahres falsch, mit denen die Steuerzahler Banken und Industriekonzernen beispringen durften - oder eher mussten.

Bisher waren aber hierzulande beide Großparteien sehr stolz auf diese Rettungsaktionen und brüsteten sich so wie viele andere Regierungen, solcherart größere Crashs vermieden zu haben. Und nur die konsequentesten Gegenspieler aller planwirtschaftlichen und staatsinterventionistischen Aktionen, nämlich die Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, haben die Milliarden-Interventionen schon damals gerügt. Diese Jünger von Mises, Menger oder Hayek sind freilich trotz des Sammelbegriffs "Österreichisch" im Ausland viel angesehener als hierzulande, wo an den Universitäten noch immer die Schuldenphilosophie eines Herrn Keynes gelehrt wird.

Was wäre wirklich passiert, wenn die Staaten nicht interveniert hätten - oder wenn sie nur die Gläubiger der Banken, nicht jedoch die krachenden Institutionen geschützt hätten? Besonnene Menschen kommen zunehmend zur Überzeugung, dass man 2009 damit den Schock zwar noch vergrößert hätte, dass man nach einigen Wochen des Schreckens heute aber wohl viel besser dastünde. Möglicherweise hätten zwar manche Banken im vergangenen März um einen absoluten Okkasionspreis den Eigentümer gewechselt. Aber eine Reduktion der Bankenmenge wäre nicht gerade ein Schaden für die Wirtschaft gewesen - sofern man dabei den Dominoeffekt eines Bankkraches verhindert hätte. Genauso hätte es der europäischen Auto-Industrie durchaus gut getan, wenn ein paar Marken vom Markt verschwunden wären, statt dass die Überkapazitäten um teures Geld gerettet wurden. Denn die solcherart erfolgte Rettung von Arbeitsplätzen wird in den nächsten Jahren noch viel mehr Jobs kosten.

Aber im Vorjahr ist man ja schon zum halbkriminellen Dissidenten und Vaterlandsverräter gestempelt worden, wenn man über all das nur nachgedacht hat.

Nun wird halt so getan, als ob man für die Zukunft genau regeln wird können, welches Bankgeschäft gefährlich ist und daher besteuert oder gar verboten wird - und welche Bankgeschäfte zu den guten gehören. Viel Spaß dabei!

So sinnlos bürokratisch aufwendige Bagatellsteuern wie die Kreditvertragsgebühren sind, so blöd ist es vorzugeben, dass Kredite gut und beispielsweise Derivate (Optionen) schlecht seien. Denn in Wahrheit ist der Crash 2008 durch das reihenweise Platzen von Immobilienkrediten und nicht durch das Scheitern von Derivat-Geschäften oder ähnlichem ausgelöst worden. Immobilienkredite gelten aber als die allersicherste Form von Bankgeschäften. Noch dazu, wenn wie im Fall der amerikanischen Papiere das Risiko gebündelt, also auf Tausende Hypothekarschuldner aufgeteilt wird.

Alle Finanzexperten haben damals geglaubt, dass das eigentlich die allersicherste Form der Geldanlage sei. Noch dazu in Amerika.

Umgekehrt sind Derivate sehr oft Finanzgeschäfte, welche nicht Unsicherheit schaffen, sondern zur Sicherheit beitragen: Etwa wenn sich jemand gegen einen Anstieg der Ölpreise oder gegen eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder Spaniens absichern will. Was eigentlich ein vorsichtiger Kaufmann durchaus tun sollte. Wird es nun weniger solcher Derivatgeschäfte geben? Sicher nicht. Sie werden künftig halt nur vermehrt im Ausland abgewickelt werden. So wie halt die Bank Austria im Unicredit-Konzern stufenweise auf eine österreichische Filiale zurückgestutzt wird.

Man sollte endlich begreifen: Es gibt keine absoluten Sicherheiten in der Finanzwelt. Am ehesten trägt man zu mehr Sicherheit bei, wenn man den Banken eine viel höhere Reservehaltung vorschreibt als bisher. Aber gerade dieser Weg der Bildung einer höheren Sicherheitsreserve wird ja absurderweise durch die Bankensteuer erschwert. Besonders unsicher hingegen wird es, wenn man Finanzpolitik auf Empfehlungen der Kronenzeitung oder gar von "Österreich" betreibt. Und die allergrößte Unsicherheit ist es, wenn der Steuerzahler eine Bank auffängt, die falsch angelegt hat: Denn damit ermutigt man die Banken, sich auch für die Zukunft auf dieses Auffangnetz zu verlassen. Damit ermutigt man sie verstärkt, noch riskantere Kredite zu vergeben. Die ja bessere Zinsen bringen als die langweiligen, aber relativ sicheren Geldverleihungen.

Und nur noch von Ahnungslosigkeit zeugt es, wenn man glaubt, die heimischen Banken wären schon wieder Goldesel, die jetzt das üppig verschuldete Budget retten können: Die Probleme, die nun auch Raiffeisen durchbeuteln - und deren wahrer Charakter auch durch Veröffentlichung von Geheim-Analysen nicht ganz klar wird -, zeugen davon, dass die Krise munter weitergeht. Ebenso wie es skurril ist zu glauben, dass etwa die Volksbanken, die zum Unterschied von Raiffeisen und Sparkassen nicht einmal die Zinsen für die Partizipationsscheine (die ja de facto nachrangige Kredite des Staates an die Banken sind) zahlen können, würden nun unter dem Titel einer Bankensteuer plötzlich das Geld ausspucken können.

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Die Kultur, der Filz und unser Geld drucken

Bei den Salzburger Osterfestspielen tobt ein Skandal: Der technische Leiter hat bei jedem Auftrag persönlich für die eigene Kassa mitgeschnitten. Die Geschäfte dieser Osterfestspiele aber hat niemand anderer als der jeweilige Landeshauptmann geführt, ob männlich oder weiblich. Wieder ein grausliches Stück Filz.

Was nun nicht heißt, dass auch die Politiker mitgeschnitten hätten. Es zeigt sich aber wieder einmal etwas ganz anderes: Politiker sind die denkbar schlechtesten Geschäftsführer und Kontrollore. Jeder Euro, der unter politischer Kontrolle ausgegeben wird, hat eine viel höhere Chance, Teil eines Unterschleifs zu werden als bei privaten Aktivitäten.

Technische Festspieldirektoren wie viele andere Zuarbeiter politischer Chefs sehen ja tagaus, tagein, wie leichtfertig die Politik mit Steuergeld umgeht. Und denken sich daher, dass da ruhig auch für sie etwas abfallen könnte.

Gewiss sind auch Mitarbeiter privater Firmen keineswegs frei von Versuchungen. Aber in diesen Fällen gibt es halt immer einen Eigentümer (oder mehrere), die jedes Interesse haben, darauf zu schauen, was mit ihrem eigenen Geld passiert, während Politiker kein eigenes Geld im Spiel haben, sondern primär nur wiedergewählt werden wollen. Auch gibt es eine größere Hemmschwelle, einen privaten Eigentümer zu betrügen als eine anonyme Staatskasse.

Gleichzeitig wird ja auch immer fragwürdiger, ob es überhaupt legitim ist, dass Steuergeld für Kunst ausgegeben wird. Die Politik sollte in Wahrheit höchstens die steuerliche Absetzbarkeit von Kunst-Sponsoring erlauben, sich aber aus Entscheidungen, was gefördert wird, heraushalten - was auch gleichzeitig ganze Beamtenstäbe einsparen würde.

Von dieser Konsequenz bin ich absolut überzeugt, seit ich vor Jahren eine Ausstellung aus den Beständen der staatlichen Kunst-Ankäufe während der letzten Jahrzehnte gesehen habe. Außer in winterlichen Eissalons habe ich noch nie so viel künstlerisches Mittelmaß und so viel als Kunst getarnte Langweile an einem Ort gesehen. Aber vielleicht ist sowohl die bildende wie die schreibende wie die komponierende wie die darstellende Kunst derzeit in einer schweren Sinnkrise (und kann sich nur noch durch den Gang ins Bordell retten - ob in der Secession oder im Burgtheater), während es lediglich beim Tanz und in der Architektur spannende und relevante Neuentwicklungen gibt. Wobei natürlich die Reproduktion klassischer oder romantischer Musik weltweite Spitzenleistungen bietet.

Es ist aber jedenfalls durchaus legitim, prinzipiell über die gegenwärtige exzessive Kunstförderung aus Steuermitteln nachzudenken. Speziell in Zeiten, da eine finanzielle Staatskrise droht.

Einzig über die Umwegrentabilität sollte man ein wenig nachdenken, die freilich nur ganz wenige attraktive Kunsttempel herstellen können. Gewiss würden ohne Staatsoper, Musikverein und Kunsthistorisches Museum deutlich weniger Besucher nach Wien kommen. Ähnliches gilt für den Salzburger Festspielbezirk. Aber warum muss man eigentlich den Hoteliers, Restaurants oder Taxis zuerst hohe Steuern aufbrummen, damit dann Landeshauptfrauen Osterfestspiele organisieren und subventionieren können, von denen die genannten Unternehmen dann wieder profitieren. Eigentlich wäre es viel zielführender, würden die Tourismusbetriebe ohne Zwischenschaltung der Politik solche Aktivitäten finanzieren. Dilettantischer als Landeshauptfrauen oder Kulturstadträte sind sie dabei sicher auch nicht. Die beste Kunst ist fast immer politikferne entstanden.

Im übrigen wären ohne staatliche Kulturpolitik die Nehmer-Qualitäten von Künstlern und Kunst-Technikern viel geringer, also die Gagen der Stars niedriger. Was auch kein Schaden wäre.

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Hauptsache Steuern statt Sparen drucken

Jetzt gibt es also eine Arbeitsgruppe zur Bankensteuer. Von dieser neuen Steuer steht freilich nur eines fest: nämlich dass eine solche kommen wird, man weiß nur noch nicht, welche und wie. Wahrscheinlich ist die Hauptaufgabe der Arbeitsgruppe ein PR-Job, nämlich die neue Steuer so zu verpacken, dass es die Bankkunden nicht merken, wer am Ende diese Steuern tragen wird, also Kreditnehmer und Sparer. Was aber noch viel schlimmer, ja absolut unerträglich ist, ist die absolute Untätigkeit dieser Regierung bei ihrer viel wichtigeren Aufgabe, Ausgaben einzusparen statt ständig über noch mehr Steuern nachzudenken.

Geradezu bzeichnend ist, dass in den gleichen Tagen, da man Zeit für Bankengipfel und Arbeitsgruppen hat, die Regierung unter fadenscheinigen Vorwänden die Bemühungen um eine Verwaltungsreform de facto total eingestellt hat. Noch anschaulicher ist, wie etwa unter dem Vorwand der "Kunstförderung" weiterhin das Geld mit beiden Händen beim Fenster hinausgeschmissen wird. Jüngstes Beispiel ist die Einrichtung eines echten "Swingerklubs" in einem renovierten Wiener Ausstellungs-Pavillon, dessen Ausstattung alleine 90.000 Euro gekostet hat. Das Ganze firmiert aber nicht als Sex-, sondern als Kunstprojekt und wird entsprechend gefördert. Von der "Kultur"-Ministerin Claudia Schmied und der Gemeinde Wien.

Und das ist nur die provozierende Spitze eines gewaltigen Eisbergs, wie Minister und Beamte weiterhin das nicht mehr vorhandene Geld ausgeben. Für Kulturprojekte an politisch genehme Künstler, deren einzige Relevanz in Provokation um der Provokation willen liegt, für Sozialprojekte, deren Hauptzweck die Jobbeschaffung für die dort Angestellten ist, für Forschungsprojekte, die parteipolitische Vorfeldarbeit ersetzen.

Dieser Staat ist hemmungslos geworden und hat jeden Anstand verloren. Er sucht nur noch billige Sündenböcke, die er noch ausnehmen kann. Und tut so, als ob es irgendwelche Vermögen gibt, die man sich noch aneigenen kann, ohne dass damit eine riesige Kapitalflucht Richtung Ausland einsetzt. Denn wer jetzt sein Geld nach Liechtenstein oder in die Schweiz trägt, muss jedenfalls nicht mit dauernd neuen Forderungen eines hochmütig exzedierenden Staatsapparats rechnen.

Dabei hat sogar das Wirtschaftsforschungsinstitut klar gemacht, dass derzeit die absolute Priorität auf Sparen, Sparen, Sparen liegen muss. Dieses Wort hat aber seit Wolfgang Schüssel hierzulande kein Politiker mehr buchstabieren können. Das Wifo hat es sogar gewagt, vom aufgeblähten Sozialstaat zu reden und von der Bundesbahn, wo das meiste Geld verschwendet wird, und von Privatisierungen, mit denen man  einen Teil des Schuldenabbaus finanzieren könnte.

Die SPÖ redet lieber von den Banken und den Reichen. Und die ÖVP scheint absolut weggetreten. Seitdem der Parteichef im Oktober die sinnvolle, aber komplizierte Idee des Transferkontos geäußert hatte, gibt es keine einzige relevante schwarze Meinungsäußerung, wie der Staat halbwegs zu sanieren sei. Außer dem ulkigen Vorschlag, heuer einfach kein Budget zu erstellen (offenbar um die Wiederwahl der Herren Fischer und Häupl nicht zu gefährden).

Niemand nennt Einsparungsideen, obwohl sie zu Tausenden auf der Straße liegen. Kein Roter, weil die noch nie sparen wollten. Kein Schwarzer, weil sich unter ihnen niemand mit dem Mut zur Politik die Finger verbrennen will - um dann vom eigenen Parteichef im Regen stehen gelassen zu werden wie Innenministerin Fekter beim Thema Eberau und Asylzentrum. Und bei der Opposition erst recht nicht, weil die erstens gar nicht dazu imstande ist und weil das zweitens nicht die Aufgabe von Oppositionsparteien ist.

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Dohnal: Nur Gutes oder auch die Wahrheit? drucken

Über Tote sollte man nichts sagen, es sei denn etwas Gutes. Daher wollte das Tagebuch eigentlich zum Tod der Ex-Ministerin Johanna Dohnal schweigen. Die riesigen Weihrauchgefäße, die in den vergangenen Tagen für Dohnal geschwungen worden sind, mit denen sie sogar zur Ikone erhoben worden ist, veranlassen aber nun doch zu einigen Anmerkungen. Gingen die Nachrufe ja weit über die Dimensionen hinaus, die normalerweise dem Tod eines schon lange aus allen Funktionen ausgeschiedenen Ministers gewidmet werden.

Vorausgeschickt sei: Johanna Dohnal war bei persönlichen Begegnungen eine durchaus sympathische Person. Sie hatte Überzeugungen und nicht bloß wie die heutige SPÖ das Ziel, Wahlen um jeden Preis gewinnen zu müssen, ob dieser nun in Geld oder in Charakterlosigkeit besteht. Sie war auch nach allem, was man weiß, persönlich integer.

Sie war aber, und das bleibt die entscheidende politische Bilanz, die nicht verschwiegen werden darf, jener Nachkriegs-Politiker, der langfristig der Republik den weitaus größten Schaden zugefügt hat. Denn es war primär Dohnal, die durchgesetzt hat, dass Frauen auf Jahrzehnte hinaus fünf Jahre früher als Männer in Pension gehen dürfen. Obwohl Frauen die weitaus längere Lebenserwartung haben. Obwohl dieses ungleiche Pensionsalter verfassungsrechtlich eine eindeutige Verletzung der Menschenrechte - nämlich des fundamentalen Gleichheitsgrundsatzes - ist. Obwohl das Pensionssystem - beziehungsweise der frühe Wechsel in dieses System - die weitaus schwerste und am wenigsten bewältigbare Last auf der Zukunft dieses Landes darstellt. Obwohl schon zum Zeitpunkt des Dohnalschen Wirkens ein rasch wachsender Anteil der Frauen ohne die menschlich wie volkswirtschaftlich wichtige Leistung, eigene Kinder aufgezogen zu haben, in die Pension gewechselt sind. Womit die letzte halbwegs argumentierbare Begründung für dieses Privileg weggefallen ist. Wobei überdies in Zeiten wachsender Scheidungszahlen auf Grund einer skandalösen Gesetzeslage nach einem verstorbenen Mann immer öfter gleich mehrere Frauen Witwenpensionen beziehen.

Hinter dem dadurch angerichteten historischen Schaden treten alle anderen Taten Dohnals zurück. Dennoch darf man auch nicht verschweigen, dass ihr Beitrag zur Verschlechterung der Sprache ebenfalls einen schweren - in diesem Fall "nur" kulturellen - Schaden angerichtet hat. Die heute geltende Pflicht, Gesetze oder Stellenausschreibungen doppelgeschlechtlich zu formulieren, macht ohnedies schwer verständliche Texte noch unverständlicher, obwohl der Staat in seiner totalitären Arroganz von den Bürgern verlangt, dass sie alle Gesetze kennen.

Denn selbstverständlich leben in diesem Land nach allen Gesetzen der Grammatik und des Dudens aber auch nach dem Selbstverständnis der meisten Menschen rund acht Millionen Österreicher und nicht bloß vier, wie der Dohnalsche Feminismus insinuiert hatte. Dass das sprachliche Geschlecht nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun hat, wissen alle, die sich mit Sprache befassen - was freilich nicht gerade Dohnals Stärke war. Würde das grammatikalische Geschlecht nämlich etwas über das biologische aussagen, dann wären ja das Mädchen oder das Opfer Sachen, dann wäre  der Baum ein Mann, die Lärche aber ein Frau. Dann wären alle lateinischen Dichter Frauen, heißt ihr Beruf doch in deren Sprache "poeta". Die durch die Genderei ausgelösten Sprachblüten wie AbgeordnetInnen oder OpferInnen lassen jeden Menschen, der wenigstens noch eine minimale Beziehung zur deutschen Sprache hat, endgültig vor Schmerz erstarren.

Auch das Quotendenken ist eine der absurden und kostspieligen Erbschaften Dohnals. Denn immer wenn Positionen nicht nach Qualifikation besetzt werden, sondern nach anderen Gesichtspunkten, ist das Ergebnis schlecht und teuer. Was natürlich nicht nur auf Frauenquoten, sondern auch auf die Besetzungen auf Grund von Mitgliedschaften (in Parteien, Studenten-Gemeinden, Geheimbünden) zutrifft. Noch absurder ist das Quotendenken angesichts der Tatsache, dass sich Frauen für Wirtschaft und Politik bis heute viel weniger interessieren (was jede Zeitungsleser-Analyse beweist), dass auch Dohnals Enkelinnen viel öfter Friseurin oder Kosmetikerin werden wollen als Technikerin oder Programmiererin. Wenn aber die Hälfte aller politischen und wirtschaftlichen Führungspositionen von Frauen besetzt werden sollen, wie die Dohnalistinnen fordern, dann ist unweigerlich die Auswahlqualität unter den wenigen vorhandenen Kandidatinnen schlecht.

Schließlich ist auch der derzeit von vielen gerühmte Kampf Dohnals für Frauenhäuser in seiner Bedeutung stark zu relativieren. Denn es gibt starke Indizien, dass etwa die Zahl der hilfesuchenden Anrufe bei Frauenhäusern stark nach oben manipuliert wird, um die Subventionen zu vermehren, und dass diese Institutionen ganz überwiegend von Migrantinnen benutzt werden, also eher einen importierten Bedarf decken. Was alles beharrlich verschwiegen wird - so widerlich auch all jene Männer sind, die körperliche Gewalt gegen Frauen oder Kinder praktizieren.

Dohnal ist im Grunde das Symbol einer führungsunfähig gewordenen Demokratie geworden, deren Schwäche sie konsequent bloßgelegt hat. Einer Demokratie, in der niemand Forderungen entgegenzutreten wagt, solange diese nur mit Beharrlichkeit und Energie vertreten werden. Daher haben damals die Parteien (wie immer hat auch die ÖVP nach einigem Zögern nachgegeben) der Dohnalschen Forderung des Pensionsprivilegs für Frauen nachgegeben, ohne dass Dohnal oder die Parteien auch nur den Funken einer funktionierenden Idee gehabt hätten, wie das zu finanzieren wäre.

Diese Geisteshaltung lässt sich übrigens bis heute in fast allen Politikfeldern nachverfolgen. Denn es ist beispielsweise absolut die gleiche Führungsschwäche, deretwegen alle Parteien (wie immer auch die ÖVP nach einigem Zögern) dem burgenländischen Floriani-Prinzip nachgegeben haben, dass es zumindest dort kein drittes Asylwerber-Zentrum geben darf. Ohne aber dass auch nur irgendwer eine Antwort hätte, wie man bei der nächsten Flüchtlingswelle eine neuerliche Überflutung Traiskirchens verhindern könnte.

Um nur ein Beispiel für die politische Führungsschwäche zu nennen, gegen die sich ein geschickt vorgebrachter Gruppenegoismus nach der Art Johanna Dohnals regelmäßig durchzusetzen vermag.

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Rot lenkt (schnell) und Schwarz denkt (langsam) drucken

Bei der Publikumswahl sind sie durchgefallen. Tut nichts, dann werden Apparatschiks wie ein Herr Mauhart dann halt vom Bundeskanzleramt in den ORF entsandt. Das ist zwar eine Verhöhnung der Demokratie , liegt aber ganz auf der Linie eines Werner Faymann.

Wenn man schon politisch nicht reüssieren kann, dann holt man sich halt die Medien. Durch Druck, durch Bestechung, durch brutale Säuberung. So wie es ein Herr Putin in Russland vorgezeigt hat. Der SPÖ gelingt es, die Mehrheit im ORF durch die völlig einseitige Bestellung der Publikumsräte sicherzustellen, obwohl sie nicht einmal mehr ein Drittel der Bevölkerung hinter sich hat. Nicht einmal mit ihrem grünen Vorfeld-Partner kommt sie auch nur in die Nähe einer solchen Mehrheit.

Wie gelingt es ihr dann, ihre Machtstellung immer weiter auszubauen? Weil sie halt immer nützliche Idioten findet. Bei der Wahl des Wrabetz-Direktoriums waren Blau und Orange die Mehrheitbringer für Rot-Grün. Und jetzt ist es Schwarz.

Denn die Lemminge von der Volkspartei werden mit Sicherheit in den nächsten Tagen dem ORF die 160 Millionen zuschieben, die dieser zum Überleben braucht. Und Josef Pröll wird die völlig einseitige Personalbesetzung des Publikumsrats so wie den Molterer-Skandal im Herbst, wie den Verfassungsdienst-Umfärbungsskandal halt als wieder einmal "kleines Missverständnis" abtun. Das Hauptproblem des schwarzen Parteichefs ist wohl, dass er nicht konfliktfähig ist, und dass er jedesmal auf die billigsten Vorstadtschmähs von Faymann hereinfällt. So glaubt er ja auch, durch die - mehr als peinliche - Verschiebung der Budgeterstellung nach die für die SPÖ so wichtigen Wiener Wahlen endlich die sozialdemokratische Zustimmung zu den notwendigen Sparmaßnahmen und Strukturreformen zu bekommen.

Wie man sich nur so täuschen kann. Denn die SPÖ - und ihre zahllosen Vorfeldmedien - reden längst nur noch von Steuererhöhungen und keine Sekunde vom Sparen. Aber Pröll wird in seiner gemütlichen Art wieder ein Jahr tatenlos verstreichen lassen.

Ein Jahr, in dem der ORF weiter seine Rolle als Parteifunk spielen wird. Wie hemmungslos (wenn auch mit begrenztem Erfolg) er dabei ist, hat man ja wieder bei der Wiener Volksabstimmung gesehen, als er eine Propagandaveranstaltung von marginaler inhaltlicher Bedeutung wochenlang in den nationalen(!) Nachrichtensendungen betrommelt hat.

Der Objektivität halber sei festgehalten, dass einst auch schwarze Bundeskanzler ihre Macht auf Grund des völlig missglückten ORF-Gesetzes intensiv gebraucht haben.  Etwa bei der Bestellung des Publikumsrates. Nur taten diese das damals im Regierungskonsens - also mit einer Mehrheit hinter sich. Nur standen sie schon damals einer zu 80 Prozent linken bzw. sehr linken Redaktionsmannschaft gegenüber - was noch eine Balance herstellte.

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Österreichs Sicherheit: verachtet, missbraucht, vernachlässigt drucken

Über den Zustand des Bundesheeres wird gejammert, seit es existiert. Und Offiziere sind ein Berufsstand, der seit jeher gerne und viel über die Missachtung durch die Republik zu klagen versteht. Damit stellen die jüngsten Katastrophenmeldungen über den Zustand der Kasernen, über die Einsatzbereitschaft von Panzern und Abfangjägern scheinbar nur eine Fortsetzung des Gewohnten dar. Dennoch bedeutet die verachtungsvolle Lieblosigkeit, die dem Heer heute - nicht zuletzt vom verantwortlichen Minister - zuteil wird, einen neuen Qualitätsssprung.

Besonders schlimm ist die Farce des Grenzeinsatzes im Burgenland. Ein großer Teil der Wehrpflichtigen muss dort eine Grenze "bewachen", die auf Grund des Schengen-Vertrags absolut offen ist, die also an den normalen Grenzübergängen ohne Kontrollen überschritten wird. Der einzige Zweck dieses millionenschweren Einsatzes ist die Erhaltung der SPÖ-Mehrheit im Burgenland, da das subjektive Sicherheitsgefühl der Burgenländer durch die patrouillierenden Soldaten erhöht wird. Obwohl diese im ganzen Vorjahr nur neun Illegale aufgegriffen haben.

Ein solcher Einsatz ist absurd - wieviele der 23 Selbstmorde von Soldaten beim Grenzeinsatz auch immer auf dessen lähmende Sinnlosigkeit zurückzuführen sein mögen. Und er ist auch unabhängig davon absurd, ob er er 12,5 Millionen Euro im Jahr (laut Verteidigungsminister Norbert Darabos), 22 Millionen (wie inoffizielle EU-Quellen sagen) oder 38 Millionen kostet (VP-Staatssekretär Reinhold Lopatka).  Das Geld wäre viel besser in die Renovierung der desolaten Kasernen investiert gewesen. Und dem Sicherheitsbedürfnis der Burgenländer (und auch der selbst für einen burgenländischen Minister nicht ganz wegzudenkenden übrigen Österreicher!) wäre viel besser durch die von der SPÖ abgelehnte Anwesenheitspflicht für Asylwerber in Aufnahmezentren gedient.

Noch ärgerlicher ist die Vorliebe des Ministers für seinen zweiten Verantwortungsbereich, den Sport. Es war ja schon unter allen Vorgängern sehr bedenklich (wurde jedoch von keiner Partei thematisiert), dass zahlreiche Spitzensportler  bezahlte Heeresangehörige waren und sind, obwohl sie sich nur selten der Landesverteidigung widmen. Sie sind in Wahrheit Staatssportler im alten kommunistischen Sinn.

Es ist überaus fragwürdig, ob die Förderung des Spitzensports überhaupt eine Staatsaufgabe darstellt, für die man den Bürgern ihr hart erarbeitetes Geld notfalls mit Zwangsmaßnahmen abnehmen darf. Sportliche Erfolge dienen im Grund nur der Eitelkeit der Funktionäre und Athleten, den Zeitungen zum Füllen ihrer Sportseiten, und sonst zur Steigerung nationaler bis chauvinistischer Gefühle. Der - zweifellos viel eher förderungswürdige - Breitensport wird dadurch überhaupt nicht gefördert. Man versuche nur für Halbwüchsige Gelegenheit zum regelmäßigen Fußballspielen zu finden, ohne dass sie drei- bis viermal in der Woche antreten müssen (weil fast alle Vereine nur am Züchten von Spitzensportlern interessiert sind), und ohne dass sie sich in einen Infight mit Migranten-Gruppen einlassen müssten, die heute praktisch alle öffentlichen Parks besetzt halten.

Während für Gerät und Kasernen zu wenig Euro da sind, hat Darabos für etwas anderes Geld: Für das Sponsern von Sportsendungen im ORF. Was offenbar vielen Zeitungen billig ist (und den Steuerzahlern teuer), nämlich die explosionsartig zugenommene Bestechung durch die Politik auf Steuerzahlers Kosten, reißt nun auch beim ORF immer mehr ein. Trotz der Gebührenfinanzierung. Kein Wunder, dass Darabos im ORF sehr gut wegkommt - trotz seiner reduzierten rhetorischen Fähigkeiten.

Der Gipfelpunkt auf seinem Schuldkonto ist aber die Reduktion der angeschafften Abfangjäger. Damit ist nicht nur deren Zahl wahrscheinlich schon unter die Schwelle des Verantwortbaren gesunken. Infolge der Neuverhandlung des Kaufvertrags durch Darabos ist auch die technische Ausrüstung der Eurofighter schlechter geworden. Weil Österreich inzwischen schon wieder leicht veraltete Geräte bekommt, ist auch schon die Ersatzteil-Beschaffung schwieriger geworden. Und das alles zu einem Stückpreis, der deutlich höher ist als beim usprünglichen Vertrag.

Wie das? Für diese Frage gibt es keine Antworten. Denn Darabos weigert sich bis heute, irgendjemandem den Vertrag zu zeigen, nicht einmal dem darob empörten Rechnungshof. In anderen Ländern müssten Minister bei einem solchen Verhalten mit einer flächendeckenden Attacke aller Medien rechnen und in der Regel zurücktreten. Bei uns schüren die Boulevard-Zeitungen hingegen nur den Hass auf das Heer und seine Abfangjäger.

Und warum gibt Darabos den Vertrag nicht her? Darüber  gibt es eben nur Vermutungen, wenn auch sehr intensive. Die in Zeiten besonders heftig werden, da eine europaweite Diskussion darüber eingesetzt hat, dass Schmiergelder an die politischen Entscheidungsträger zu den ehernen Regeln jeder größeren Rüstungsbeschaffung gehören.

Wer denkt hinter all diesen Merkwürdigkeiten noch daran, dass es bei der Verteidigung natürlich nach wie vor um einen wichtigen Staatsauftrag geht, auch wenn es gerade ringsum relativ ruhig ist? Aber weder ist der Balkan wirklich stabilisiert, noch kann Österreich all die Gefahren ignorieren, die vom Nahen Osten ausgehen, vom Kaukasus, vom immer aggressiver werdenden Islamismus, und von der eskalierenden Piraterie, die auch den österreichischen Handel bedroht. Während bei uns das Heer immer weiter verrottet, wird von Ideologen (deren größter in der Hofburg sitzt) weiterhin gegen die Erkenntnis intrigiert, dass man den meisten Bedrohungen nur noch im europäischen Verbund begegnen kann.

Daher ist folgender Vergleich am bedenklichsten: Es gibt (wenn man von Kleinststaaten absieht) in ganz Europa kein Land, das einen so geringen Teil des Nationaleinkommens für die militärische Sicherheit ausgibt wie Österreich. Einschließlich der Abfangjäger. Einschließlich all der hier skizzierten Geldverschwendungen.

(Dieser Beitrag ist auf Anregung eines Partners entstanden)

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Fußnote 69: Hundert Mann abkommandiert zur Einzelfallprüfung drucken

Warum der sich jetzt in Asylsachen abzeichnende Regierungskompromiss besonders dumm ist.

Für jede Ankündigung der Regierungen der letzten Jahrzehnte, dass es jetzt ernst wird mit der Verwaltungsreform, einen Euro – und ich bin ein reicher Mann. Um diesen Status zu erreichen, genügen aber auch schon zehn Cent für jede Maßnahme der Regierung, die die Verwaltung noch komplizierter gemacht hat. Jüngstes Beispiel ist die "Einzelfallprüfung" für Asylwerber, die darüber entscheidet, ob man diese ein paar Tage in einem Lager anhalten kann, wenn sie nicht ihren Flüchtlingsstatus verlieren wollen. Das wird von der SPÖ verlangt und offenbar von der ÖVP akzeptiert. Aber niemand spricht darüber, wie viele Beamte wir durch eine solche Regelung zusätzlich brauchen werden, damit jeder einzelne Fall geprüft werden kann – damit dann ein Bescheid dazu ausgestellt wird, gegen den dann wieder nach allen Regeln der Rechtskunst Einsprüche und Rekurse eingebracht werden können, über die dann entschieden werden muss, bis dann die Verfassungswidrigkeit des Ergebnisses der Einzelfallprüfung geprüft werden muss. Und das alles, obwohl sich unter den Asylwerbern viele befinden, die in Wahrheit nur Arbeit suchen, die nur durch den Asylantrag ihre illegale Tätigkeiten tarnen wollen, die den Behörden wilde Phantasiegeschichten erzählen oder die durch Wegwerfen der Dokumente ihre Spuren verwischen wollen. Der linke SPÖ-Flügel besteht dennoch unter Hilfe der üblichen Professoren auf dieser Einzelfallprüfung - mit dem Vorwand, dass sich unter diesen Gruppen auch politisch oder religiös wirklich verfolgte Menschen befinden. Wahr ist freilich, dass gerade die wirklichen Flüchtlinge am allerwenigsten Probleme damit hätten, ein bis zwei Wochen ein Aufnahmelager nicht verlassen zu dürfen, um ihren Asylanspruch nicht zu gefährden.

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Ein europäischer Dammbruch droht drucken

Vielleicht ist im Kanzleramt noch ein bisschen Kleingeld in der Kaffeekasse und jemand kauft Werner Faymann die Financial Times (und übersetzt sie ihm). Dort machte Otmar Issing, einer der seit langem führenden deutschen Ökonomen, klar, warum es ein absoluter Wahnsinn wäre, an finanzielle Hilfe der EU für Griechenland auch nur zu denken. Wie sie Faymann schon gefordert hat.

Issing zufolge ist das eindeutig eine Verletzung der EU-Verträge. (Hinzuzufügen ist: Jener nun mancherors zitierte Paragraph, der solche Hilfe angeblich erlaubt, bezieht sich in Wahrheit auf unverschuldete Naturkatastrophen. Was die jahrelange griechische Schuldenmacherei und Betrügerei wohl nicht ist.) Vor allem macht Issing klar, dass eine solche Hilfe ein "Dammbruch" wäre. Wenn man einem Regelverletzer hilft, dann kann man sie allen anderen auch nicht verweigern. Damit bräche die Glaubwürdigkeit der gesamten Währungsunion zusammen. Und kein Bürger würde verstehen, wenn das Geld der Steuerzahler aus disziplinierten Ländern zur Hilfe für die Regelbrecher verwendet würde. Damit bräche auch die Identifikation mit dem ganzen europäischen Projekt zusammen.

Wenn man schon im Kanzleramt nicht zum Lesen ausländischer Zeitungen imstande ist: Vielleicht liest sie wenigstens in der Krone jemand, damit es dann auch Faymann versteht.

Zurück zu Europas Währung: Diese wird derzeit feixend von all jenen Ausländern - vor allem Amerikanern - beobachtet, die von Anfang an der Meinung waren, eine Währungsunion zwischen souveränen Partnern mit unterschiedlicher Wirtschaftspolitik könne langfristig nicht funktionieren. Und schon gar nicht, wenn in einer Union ein Teil der Länder mitmacht und ein anderer Teil nicht.

Gewiss, lange war das Gründungsprinzip der EU simpel: Die Deutschen zahlen (schließlich müssen sie ja für die Nazis büßen) und die Franzosen und Italiener profitieren. Aber inzwischen sind auch die deutschen Kassen leer: durch die überhöhte Ausgabenfreudigkeit bei der Wiedervereinigung und durch den ständigen Ausbau des Wohlfahrtsstaates.

Dass dieser nun durch ein Urteil des deutschen Verfassungsgerichts noch weiter ausgebaut werden muss (Hartz-IV-Urteil), macht den Ausblick übrigens nicht erfreulicher. Beweist es doch nur, dass auch Deutschland nicht vor der griechischen Krankheit gefeit ist. Die es sogar sofort bekommen wird, wenn den Griechen geholfen werden sollte. Denn: Wie will man den deutschen Arbeitslosen den Regierungsstandpunkt erklären, dass es für sie trotz des Karlsruher Urteils kein zusätzliches Geld gibt, während der griechische Sozialstaat, der die Pension schon mit 63 vorsieht, auf Kosten Deutschlands gerettet wird? Die Deutschen haben bekanntlich schon bei den ersten Anzeichen eines zu hohen Defizit das Pensionsalter auf 67 erhöht.

Das Urteil beweist aber auch weiter, wie sehr inzwischen in vielen Ländern Richter ohne ökonomische Ahnung zu Mittätern am ständigen Ausbau des Wohlfahrtssystems wurden. Auch der Wiener VfGH hat unter dem Stichwort "Vertrauensschutz" diesbezüglich ja schon manch seltsames (und teures) Urteil gefällt. Und in Argentinien sind in den Monaten vor dem Staatsbankrott die verzweifelten Versuche der Regierung, Ausgaben zurückzunehmen, an Richtern gescheitert.

Daher hat auch der FDP-Chef Westerwelle absolut recht, wenn er das jüngste Urteil der Karlsruher Richter scharf attackiert. Seine Worte ("wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspreche, lade zu 'spätrömischer Dekadenz' ein") provozieren zwar. Aber sie stimmen. Übrigens genauso wie Westerwelle absolut unrecht hat, wenn er derzeit eine Chance für eine Steuersenkung sieht und deshalb fast die Koalition scheitern lässt.

Die Menschen sind nur noch mit drastischen Worten aus der Wohlfahrtsstaats-Falle zu retten.

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Rotes Harakiri drucken

Die SPÖ hat sich nun endgültig gegen eine Anwesenheitspflicht von Asylwerbern festgelegt. Damit aber macht sie sich neuerlich in hohem Maße mitschuld an der breiten Einladung zum Asylmissbrauch, den das österreichische System trotz all der Novellen der letzten Jahre weiterhin darstellt.

Der Verweis auf einige Verfassungsexperten, die eine solche mehrtägige Anwesenheit von Asylwerbern für bedenklich halten, ist nicht sehr relevant. Erstens gibt es auch andere Experten. Und zweitens: Wenn etwa ein Heinz Mayer etwas als verfassungwidrig einstuft, ist die Chance ziemlich groß, dass der Verfassungsgerichtshof die Dinge anders sieht. Im übrigen könnte man sich ja anschauen, ob die beiden Rechtsparteien ihre Zustimmung verweigern würden, ein solches Gesetz in den Verfassungsrang zu heben, womit alle Unsicherheiten beseitigt wären. Das wäre ja ein blau-oranges Harakiri.

Denn wenn das wirklich verfassungswidrig wäre, dann sind auch die Anwesenheitspflichten von Wehrpflichtigen in Kasernen verfassungswidrig, ähnliches gilt für die Regeln in Spitälern und Heilanstalten, wo man auch viele Rechte verliert, wenn man die Anlage verlässt.

Es kann in Wahrheit gar kein Zweifel bestehen, dass Österreich ein Notwehrrecht etwa zur Ergreifung solcher Maßnahmen hat, wenn so viele Asylwerber ihre Dokumente verschwinden lassen, falsche Angaben über ihre Herkunft oder ihre Einreise machen, sich zu Terminen nicht einstellen oder ihre Asylbedürftigkeit erst in dem Zeitpunkt entdecken, da sie von der Polizei auf frischer Tat ertappt werden.

Es werden ja auch andere Gesetze verschärft, wenn man Missbrauch in gröberem Umfang entdeckt: etwa bei Steuerhinterziehungen oder bei Schwarzarbeit.

Die große Mehrheit der Bevölkerung würde das jedenfalls verstehen. Und nur recht schwer zu verstehen ist, warum die SPÖ ihrem linken Parteiflügel neuerlich nachgibt und damit ihre Chancen für die strategisch entscheidende Wiener Wahl weiter verschlechtert. Wird Harakiri wieder modern.

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Welche Sprache spricht Europa? drucken

Europa bekommt eine neue Diplomatie. Es hat aber noch nicht festgelegt, in welcher Sprache diese Diplomaten arbeiten, welche Sprache sie als Aufnahmevoraussetzung beherrschen müssen. Da stünde es Österreich gut an, sich mehr für die deutsche Sprache einzusetzen.

Derzeit sieht es nämlich ganz danach aus, dass die künftigen EU-Diplomaten zwei Sprachen können müssen: Englisch und Französisch. Deutsch aber wird so wichtig sein wie Slowenisch oder Finnisch - obwohl es die größte Sprache in Europa ist, wenn man die EU-Bürger nach ihrer Muttersprache zählt. Zählt man die Sprachkenntnisse insgesamt, dann liegt Englisch an der Spitze, das die häufigste Fremdsprache ist.

Damit liegen eigentlich auch die zwei wichtigsten Sprachen der EU fest. Frankreich tut hingegen so, als ob diese Tatsache ein kultureller Atomangriff auf ihre Große Nation wäre. Frankreich hat seit der Gründung der diversen europäischen Gemeinschaften immer viel größeren Wert als alle anderen Nationen auf seine sprachliche Vormachtstellung gelegt, es hat die supranationale Union immer als ideale Plattform zur Durchsetzung sehr nationaler Interessen gesehen. Die in Frankreich insbesondere sprachkulturelle sind.

Die Franzosen haben eines richtig erkannt: Fast jeder Mensch drückt sich in seiner Muttersprache besser und gewandter aus als in noch so gut gelernten Fremdsprachen. Man kann sich damit in Sitzungen meist viel besser durchsetzen als andere, die bisweilen erst nach den überzeugenden Formulierungen und Nuancen ringen müssen.

Deswegen ist es auch kein Zufall, dass alle wirklich wichtigen Standorte der EU in französischsprachigen Städten liegen: die Kommission in Brüssel, das Gericht in Luxemburg, das Parlament in Brüssel und Strassburg (dieser alleine auf das Insistieren Frankreichs zurückzuführende Doppelstandort verursacht überdies auch noch gewaltige Kosten). Frankreich hat auch bei der Nominierung von Kommissionspräsidenten immer durchgesetzt, dass nur solche Kandidaten zum Zug kamen, die gut französisch sprechen.

Das sind macht- und kulturpolitisch kluge Strategien. Demokratisch legitim sind sie aber angesichts der schrumpfenden  Bedeutung der französischen Sprache aber nicht.

Deshalb hat Deutschland schon lange für die deutsche Sprache zu kämpfen begonnen. Deutsche Diplomaten und Politiker verwenden in allen internationalen Gremien, wo das erlaubt war, die eigene Muttersprache.

Österreich hat da kaum mitgemacht. Die hiesigen Diplomaten sind stolz, in internationalen Auftritten mit ihren Englisch- und Französisch-Kenntnissen zu brillieren und sich über aus Wien kommende Beamten anderer Ministerien oder Politiker zu mokieren, die als einzige Fremdsprache ein eingerostetes  Schulenglisch aufweisen können. Die rot-weiß-rote Diplomatie zeigt damit in Wahrheit immer einen gewissen Minderwertigkeitskomplex und eine Profilierungsneurose gegenüber dem großen (und leider bisweilen sehr präpotenten) Bruder im Norden. Die Austrodiplomaten wollen dadurch zeigen, dass sie eigenständig, dass sie in keiner Weise deutschnational sind.

In Wahrheit ist aber diese Haltung krampfhaft und lächerlich. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind ganz andere als die der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Und es kann in Wahrheit gar kein Zweifel bestehen, dass der Kampf für den Stellenwert der deutschen Sprache auch ein nationales österreichisches Interesse ist. Dieses wollen manche aber in einer Art verschrobener Political Correctness nicht artikulieren.

Lässt man aber kampflos die alleinige Doppelherrschaft des Englischen und Französischen zu, dann fällt man auch weit hinter viele andere Länder der EU zurück. Denn dort sind die Fremdsprachkenntnisse viel besser als in Österreich, weil beispielsweise die meisten Filme im Fernsehen oder in Kinos in der Originalsprache mit Untertiteln laufen; eine eigene Synchronisierung wäre oft zu teuer, wie sie für den großen deutschen Sprachraum selbstverständlich ist. Damit sind aber auch die Fremdsprachkenntnisse anderer Länder besser als hierzulande. In Österreich ist man ja überdies gerade dabei, durch Einführung der Gesamtschule die Sprachkenntnisse noch weiter zu verschlechtern.

Gewiss fällt es strukturkonservativen Menschen, wie es auch die österreichischen Diplomaten sind, schwer umzudenken. Immerhin müssen sie ja seit jeher Französisch beherrschen. Immerhin ist Frankreich historisch die Sprache der Diplomatie gewesen. Nimmt man aber dieses historische Argument wirklich ernst, dann wäre Latein noch viel wichtiger, ist es doch die zentrale Basis der gesamten europäischen Kultur.

Es wäre also dringend Zeit, in dieser Frage umzudenken. Die Festlegung der Regeln für die neue EU-Diplomatie ist vielleicht sogar die letzte Chance, ein wichtiges nationales Interesse zu verfolgen.

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Eine Strategie ist mehr als zwei Strategien drucken

Die Lage in der Volkspartei wird amüsant. Fast täglich kann man eine neue Parteiline zum Thema Eberau lesen - offenbar abhängig davon, wer jeweils als letzter mit dem Parteichef geredet hatte.

Zuerst stand Josef Pröll ganz hinter der Innenministerin, die am (wahrscheinlich) gültigen Baubescheid für das geplante Asylanten-Aufnahmezentrum festhalten will, auch wenn die Volksbefragung in Eberau ungünstig ausfällt. Damit hatte die Volkspartei aber ihrer ohnedies schwächelnden Landesgruppe im Burgenland einen Tort angetan, die in Kürze vor Wahlen steht.

Darauf stellte sich der Landesparteiobmann Franz Steindl gegen die Bundespartei und schloss sich den anderen burgenländischen Parteien im Kampf gegen den Bau des unpopulären Zentrums an. Und jammerte offenbar so lang bei Pröll, bis dieser umschwenkte und erklärte: "Das heißt, dass wir die Meinung der Bevölkerung von Eberau, die am 21. Februar zur Volksbefragung gerufen ist, auch respektieren werden." Damit hat die Volkspartei wiederum ihren beiden größten Landesgruppen einen Tort angetan, nämlich jener in Niederösterreich und jener in Oberösterreich. Denn dort stehen die einzigen Aufnahmezentren Österreichs.

Der Schwenk Prölls war aber offenbar nicht mit der Innenministerin Maria Fekter abgesprochen - bis vor den Eberau-Kalamitäten immerhin der beste Trumpf der ÖVP. Sie ignoriert den Kurswechsel des Parteiobmanns und will auch im Fall eines negativen Referendums in Eberau die Causa rechtlich ausfechten.

Der Schwenk Prölls war aber nicht einmal mit seinem eigenen Generalsekretär Fritz Kaltenegger koordiniert. Denn der diktierte dem inzwischen erschienenen parteieigenen Gratisblatt "austriaplus" noch ein Lob für Fekters "Verlässlichkeit" ins Blatt sowie den Satz: "Politiker sind gewählt, um zu entscheiden, und nicht, um notwendige Entscheidungen durch Volksbefragungen auf die Bevölkerung abzuschieben." Und keinesfalls dürfen beim Asyl-Zentrum wahltaktische Erwägungen eine Rolle spielen.

Hat Kaltenegger da etwa gar an seinen eigenen Parteichef gedacht?

Die Situation ist für den Beobachter witzig, für die Beteiligten weniger: Denn jetzt stehen alle als Verlierer da. Prölls Macher-Image bröckelt weiter.  Fekter wie Steindl müssen sogar bangen: Denn zumindest einer der beiden wird das Jahresende sicher nicht mehr in der gegenwärtigen Funktion  erleben. Und die ÖVP-Strategen müssen zumindest noch die politische Arithmetik lernen: In dieser sind zwei Strategien weniger als eine einzige.

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Häupl hofft nun auf Schwarz und Blau drucken

Die Wiener "Volksbefragung" hat gezeigt, zu welch breitangelegtem Machtmissbrauch die Sozialdemokraten nach Jahrzehnten an der Macht fähig sind. Das Ergebnis der Befragung hat gezeigt, dass gute Chancen auf ein Ende dieses Machtmissbrauchs bestehen.

Die Versuche, die magere Wahlbeteiligung schönzureden, gelingen nicht einmal mehr der Wiener SPÖ. Dabei muss man bedenken, welch gewaltigen sozialen Druck die Partei noch immer ausüben kann. Während bei normalen Wahlen in Österreich die Anonymität der Wahlzelle  in aller Regel gewahrt bleibt, ist ja bei Volksbefragungen genau ersichtlich, wer hingeht und wer nicht. Daher waren Gemeindebedienstete, aber auch Bewohner von Gemeindebauten gut beraten hinzugehen. Dennoch hat nicht einmal mehr diese Schar der Abhängigen in vollem Umfang auf den Pfiff des grantigen Bürgermeisters reagiert.

Und sollte die SPÖ den Fehler begehen, alle Teilnehmer an der Befragung als sichere Wähler einzukalkulieren, dann täuscht sie sich erneut. Lediglich bei der Kampfhundefrage hat es eine deutliche Zustimmung von über 85 Prozent gegeben, aber die Hundeplage ist ja eines der Themen, das Wähler aller Parteien bewegt. Übrigens hätten zum Hundethema viel schärfere Regelungen zur Wahl gestellt werden sollen als der läppische "Hundeführerschein".

Viel dramatischer für die SPÖ ist, dass bei der Nacht-U-Bahn nur knapp die Hälfte die - durch manipulative Formulierungen - vorgegebene Parteilinie angekreuzt hat. Und auch bei der Ganztagsschule votierte fast ein Drittel dagegen, obwohl das Thema von allen "fortschrittlichen" Kräften seit langem als die Rettung des Vaterlandes verkündet wird.

Die SPÖ tut also gut daran, höchstens zwei Drittel der bei der Befragung antwortenden Menschen ins eigene Lager zu rechnen. Sie liegt demzufolge sogar deutlich unter 20 Prozent.

Ihr bleibt also nur noch eine Hoffnung auf weiteren Machterhalt: Die Schwäche der anderen Parteien. Und die Tatsache, dass die Grünen jedenfalls als Mehrheitsbeschaffer zur Verfügung stehen.

Rechts von diesem wankenden Linksblock sieht es nämlich auch nicht so toll aus. Bei der FPÖ wird die ewige Vermarktung des Feschak-Gesichtes von H.C.Strache schon ziemlich fad. Das BZÖ gibts in Wien praktisch nicht. Und fast müsste man dasselbe auch von der Wiener ÖVP sagen. Von der ist nicht viel zu hören, außer dass sie ständig den Wahlkampfleiter auswechselt. Und dass sich die Spitzenkandidatin darüber freut, dass sie eine Frau ist.

Immerhin ist aber die ÖVP noch Nummer 2 in Wien - und sollte daher wenigstens versuchen, eine kraftvolle Alternative zu bilden.Und die kann nur in einem kantigen Kurs bestehen und nicht in kuschelnder Hoffnung, statt der Grünen als Mehrheitsbeschaffer dienen zu dürfen. Etwa mit folgenden Elementen: Dass die ÖVP garantiert, im Interesse der Stadt weder Häupl noch Strache (und schon gar nicht Brauner) zum Bürgermeister zu wählen, und nur dann in eine Regierung zu gehen, wenn ein parteipolitisch zumindest neutraler Finanzstadtrat die Mega-Verschiebungen von Steuergeldern zur Medienbestechung, in SPÖ-Verlage (die ständig maßlos überteuerte Aufträge erhalten), in Partei- und Rathausfeste und in die skandalös überbezahlte Beamtenschaft stoppt. Hat noch jemand Hoffnung, dass die im Bund großkoalitionär deformierte ÖVP wenigstens in Wien zu eigenständigem Denken fähig wäre?

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Fußnote 67: Das Pilz-Fernsehen drucken

Der ORF sollte sich in Österreichisches Pilz-Fernsehen umbenennen.

Nicht nur, dass jede noch so skurrile Pressekonferenz von Peter Pilz einen ZiB-Auftritt bekommt (alle anderen Abgeordneten können sich das ganze Jahr abmühen und kommen nie ins Fernsehen), jetzt hat der Weltmeister in Sachen Verschwörungstheorien auch noch das Recht erhalten, bei Fernsehdiskussionen ungefähr so oft reden zu dürfen wie alle anderen zusammen. Während jene, die dem Grünen zu widersprechen wagen, sofort unterbrochen werden, wird der Altpolitiker von der Moderatorin so angehimmelt, wie es noch nie einem Fernsehgast passiert ist. Was mag der übergeordnete Hintergrund der ewigen Pilz-Festspiele sein? Sind es Logen-Freundschaften der ORF-Mächtigen? Sind es die mächtigen Hände des grau-grünen Übermächtigen Pius Strobl, der als wichtigster Drahtzieher im ORF einen alten Parteifreund pusht? Ist es die Dankbarkeit der SPÖ dafür, dass Pilz prinzipiell nur gegen Blau, Schwarz und Orange Verdächtigungen ausstößt, aber etwa die seltsamen Schweden-Reisen des einstigen SPÖ-Ministers Blecha vor dem Draken-Kauf nie thematisiert?

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Bestechung kann gemessen werden drucken

27 Millionen Euro haben Regierung und Ministerien 2009 für Werbung in Medien ausgegeben. Das sind vier Mal so viel Steuergelder, wie 2007 die vielgeschmähte Regierung Gusenbauer-Molterer ausgegeben hat. Das kann daher mit Fug und Recht als Prinzip Faymann bezeichnet werden.

Die Daten stammen von Focus Media Research und atmedia.at. Sie umfassen aber trotzdem nur einen Bruchteil des schmutzigen Geldes: Denn schon in der Regierung Gusenbauer sind die in dieser Summe noch gar nicht enthaltenen Inseratenausgaben der ÖBB explodiert und haben bei der Asfinag deutlich zugenommen. (Stimmt die Erinnerung, dass damals der für ÖBB und Asfinag zuständige Verkehrsminister ebenfalls Faymann geheißen hat?) Und noch ein paar Jahre länger überschütten schon die Gemeinde Wien und deren diverse Töchter wohlwollende, also unkritische Medien mit einer ständig wachsenden Summe an freihändig vergebenen Steuermillionen (Stimmt es, dass damals besonders das Ressort eines Stadtrats Faymann besonders dicke Beilagen in den Boulevardzeitungen bekommen hat?).

Stimmt es, dass in der Privatwirtschaft jeder Vorstand bei der gleichen Verhaltensweise eine Strafanzeige wegen Untreue riskieren würde?

Stimmt es, dass die von der Regierung vor wenigen Tagen treuherzig verkündeten neuen Regeln für die Inseratenvergaben absolut nichts an diesen Ausgaben ändern würden?

Und stimmt es, dass angesichts solchen Missbrauchs kein Steuervermeider ein schlechtes Gewissen haben muss? Und dass kein Österreicher zu den unumgänglich bevorstehenden Sparmaßnahmen bereit sein wird (die wie eine Lawine über uns hereinstürzen werden, sobald der großkoalitionär programmierte Wahlsieg Michael Häupls unter Dach und Fach ist)?

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Purzel, purzel, umgefallen drucken

Schon wieder ist die ÖVP umgefallen. Wochenlang hatte die Parteispitze kommuniziert, dass das Asylanten-Erstaufnahmezentrum im Burgenland in jedem Fall gebaut wird, sollte nicht noch eine unüberwindliche juristische Hürde auftauchen. Mit gutem Grund hatte sie argumentiert, dass staatliches Handeln nicht ständig durch lokalen Bürgerunwillen nach dem Florianiprinzip gebremst werden kann. Nun ist alles anders: Die ÖVP will die Bürgerentscheidung in jedem Fall respektieren, ließ Josef Pröll verkünden.

Damit ist wieder ein Stück Vernunft aus der Politik gewichen und ein Stück Populismus mehr eingekehrt. Denn mit der gleichen Logik wird künftig jede Autobahn, jede Stromleitung, jedes Amtsgebäude, jedes Gefängnis, jede Kläranlage, jede Betreuungsstelle für Drogensüchtige und Alkoholiker verhindert werden können. Es muss nur irgendwer in irgendeiner gerade passenden Wählergruppe eine Volksabstimmung mit dem erwarteten Nein herbeischüren, pardon: herbeiführen.

Das heißt nun nicht, dass Volksabstimmungen prinzipiell schlecht wären. Von Übel sind nur solche nach dem Floriani-Prinzip, die sich lediglich gegen ein Vorhaben richten, die nicht auch die Konsequenzen und Alternativen aufzeigen. Die in willkürlich zusammengestellten Wahlgebieten ausgeschrieben werden.

Gewiss, es ist das Recht der Politiker abzudanken. Sie sollten dann nur auch auf ihre Ämter und Gehälter verzichten. Sie sollten sich dann auch nicht wundern, wenn sich die Menschen am Ende des Tages nach einem starken Mann zu orientieren beginnen. Denn populistische Opportunisten, wie wir sie nun in allen Parteien haben, gewinnen dauerhaft keinen Respekt.

Österreich wird also kein drittes Erstaufnahmezentrum haben. Das wird die Menschen in Nieder- und Oberösterreich begeistern, denen ein solches zur Entlastung ihrer eigenen Standorte versprochen worden war.

Da gibt es nun das skurrile Argument, dass man kein solches Zentrum brauche, weil zuletzt die Asylwerberzahlen zurückgegangen sind. Das beweist gar nichts - außer, dass die angeblich politisch verfolgten Asylanten in Wahrheit sehr häufig selbst etwas verfolgen, nämlich die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Österreich. Wo sich die Chancen sicher zuletzt verschlechtert haben.

Offenbar weiß die Politik schon mit Sicherheit, dass die Arbeitsmarkt-Lage auch in drei bis fünf Jahren schlecht sein wird. So lange hätte nämlich die Inbetriebnahme eines neuen Zentrums sicher gebraucht. Wenn die Politik aber keine einschlägigen hellseherischen Fähigkeiten hat, dann ist die Entscheidung einfach verantwortungslos: Was ist, wenn es der Wirtschaft wieder besser geht oder wenn etwa am Balkan - wo es in Bosnien schon wieder heftig wetterleuchtet - erneut geschossen wird und binnen weniger Wochen viele Tausende (echte) Flüchtlinge ins Land strömen? Müssen die dann in Traiskirchen auf der Bundesstraße schlafen? Oder müssen sie auf eine neue Volksabstimmung warten?

Der Verzicht auf ein neues Erstaufnahmezentrum wegen eines momentanen Rückgangs der Asylwerberzahlen hat ungefähr die gleiche Logik, wie wenn man alle Feuerwehren abrüstet, weil es eine Woche lang nicht gebrannt hat.

Natürlich: Die ÖVP hat ihren Schwenk unter dem Druck der burgenländischen Landtagswahlen gemacht. Die sie freilich angesichts der dortigen Mannschaft so und so verloren hätte. Die sie jetzt erst recht verlieren wird.

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Die Krise der Sozialdemokratie drucken

Die Sozialdemokraten können einem fast leid tun: Richten sie sich nach den wirtschaftlichen Zwängen, verlieren sie die Wahlen. Richten Sie sich nach links aus, richten sie das Land zugrunde. In der SPÖ setzt sich offensichtlich die zweite Richtung durch. Obwohl interessante Besuche in Wien wie auch der Blick in ausländische Zeitungen die Konsequenzen klarmachen müssten.

Griechenland will, nein muss das Pensionsalter um zwei Jahre hinaufsetzen, alle öffentlichen Gehälter werden eingefroren, Beihilfen gekürzt. Auch die ebenfalls sozialdemokratische Regierung in Portugal hat schon ähnliche Beschlüsse getroffen, die heute schmerzen, die einige Jahre davor nur halb so arg hätten sein müssen. Aber bisher glaubte man, mit den üblichen Schmähs davonzukommen (Wie: Schulden sind besser als Arbeitslose). Krisen aber sind die Stunden der Wahrheit. Auch für jene Banken, die solchen Ländern Kredite gegeben haben.

Dennoch weiß niemand, ob die griechischen und portugiesischen Maßnahmen auch nur annähernd ausreichen werden, damit wieder irgendjemand bereit ist, diesen Ländern Kredit zu erschwinglichen Konditionen einzuräumen. Die spanische Regierung – also jene im weitaus größten der derzeitigen Krankheitsländer des  Euro-Raums – träumt hingegen noch ihre linken Träume. Obwohl dort die Arbeitslosigkeit am höchsten in der ganzen EU ist und das Platzen der hausgemachten (nicht etwa von Amerika ausgelösten!) Immobilienblase am lautesten  war.

Und was tut Österreich, damit es nicht in die gleiche Lage wie die Katastrophenländer am Ufer des Mittelmeers gerät? Hier hat der Sozialminister die unglaubliche Kühnheit, den Vorschlag zu machen, die Hacklerpension – die von Anfang an ein schwerer Fehler war – dauerhaft auf das 62. Lebensjahr (und bei Frauen auf das 57.) einzementieren zu wollen. Rudolf Hundstorfer wagt das auch noch als Reform zu verkaufen, weil dieses Privileg ja derzeit sogar schon ab 60/55 in Anspruch genommen werden darf (wenn man 45/40 Beitragsjahre gearbeitet, sich krank gemeldet oder nachgekauft hat).

Seit ihrer Einführung hat sich aber herausgestellt, dass die Hacklerpension fast zum Normalfall des Pensionsantritts wurde – vor allem für Beamte (42 Prozent von ihnen gehen als „Hackler“ in Pension!), Angestellte und Bauern, während lediglich die Arbeiter die diesbezüglichen Bedingungen nur sehr selten schaffen. Sie durften nur den Namen für die „Hackler“-Regelung hergeben . . .

Hundstorfer deutet zwar an, dass es künftig für die Pseudo-Hackler auch Abschläge geben könnte, aber die sollten definitiv viel niedriger sein als bei den sonstigen Frühpensionisten (=„Korridorpensionisten“). Und auch die Anhebung auf 62/57 will er natürlich nur in Schritten vornehmen.

Kein Wort aber davon, dass eigentlich längst das Regelpensionsalter hinaufgesetzt gehört, dass das noch auf Jahrzehnte niedrigere Frauenpensionsalter zumindest für Nicht-Mütter absolut unbegründet ist, dass es längst eine Automatik braucht, der zufolge bei steigender Lebenserwartung (und damit Volksgesundheit) auch das Pensionsalter mitwächst.

Die SPÖ will also wieder den Bären waschen, ohne ihn nass zu machen.

Mit wirtschaftlicher Vernunft, mit Beherrschung der Versicherungsmathematik und der Grundrechnungsarten hat das alles nichts zu tun, aber sehr wohl mit den Existenzängsten der europäischen Sozialdemokratie. Diese haben ja auch den SPD-Chef Sigmar Gabriel erfasst, der seine auf 23 Prozent gesunkene Partei wieder durch einen Linkskurs beleben will. Etwa indem sie sich nun gegen die – von Gabriel selbst einst mitbeschlossene! – Erhöhung des Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre stellt. Das ist zwar in jeder Hinsicht falsch – wird aber wohl bei den Wählern ein wenig bringen.

Also sind die Wähler schuld? Nein primär sind das jene Politiker, also die Sozialdemokraten in allen Parteien, die ständig den Wählern die Lüge eingeredet haben: Hier die Guten mit der sozialen Wärme. Dort die bösen Neoliberalen mit dem Rechenstift.

Es gibt aber auch andere Sozialdemokraten, wie etwa den schwedischen Expremier Göran Persson, der daran erinnerte, wie der einstige linke Vorzeigestaat Anfang der 90er Jahre in Defiziten der heutigen griechisch-spanischen Größenordnung verstrickt war. Gegen heftigen Widerstand der parteiinternen Linken gelang damals die schmerzhafte Sanierung: Arbeitslosen-, Kranken- und Kindergeld wurden gekürzt, das Pensionsantrittsalter wurde erhöht. In geringerem Umfang gab es freilich auch Steuererhöhungen (das absolut einzige, was hingegen den österreichischen Sozialdemokraten einfällt).

In der Folge gelangen Schweden sogar Budgetüberschüsse, also die Erreichung jenes Ziels, dessentwegen die österreichische Linke einst Karl-Heinz Grasser zum meistgehassten Mann des Landes erklärt hatte. In Schweden, das von der SPÖ (wo ja niemand Auslandszeitungen liest) interessanterweise noch immer als sozialdemokratischer Modellfall angepriesen wird wie in den ausgabelustigen 70er Jahren, geht man heute im Schnitt vier Jahre später in Pension als in Österreich; Schweden hat auch keine Lex Dohnal mit günstigerem Frauenpensionsalter. Aber Schweden ist heute saniert und wieder stark. Davor aber hatte es eben Politiker wie Persson, die um der richtigen Politik willen erklärtermaßen bereit waren, ihr Amt zu verlieren.

Und jetzt, liebe SPÖ, hast du die Wahl. Magst du dich an den Kandidaten aus Spanien, an den aus Portugal, an den aus Griechenland oder an den aus Schweden halten?

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Fußnote 65: Der Fasching ist aus drucken

Gute Nachrichten für den Euro: Die EU blieb hart. Und sei daher gelobt.

Griechenland bekommt wider alle Pressionen der sozialdemokratischen Regierungschefs, wider alle journalistische Spekulationen kein Geld von den anderen europäischen Staaten. Die "politische Unterstützung" durch den EU-Gipfel ist ja nur rhetorisches Politikerblech. Athen muss nun wirklich spürbar sparen, mit den üblen Betrügereien bei der Darstellung der Statsfinanzen aufhören und sich gegen die Gewerkschaften durchsetzen. Dem Land werden die Daumen gehalten, aber es wird ihm kein Geld hingehalten. Und die Parteifreunde des griechischen Premiers von Portgual bis Spanien haben das genau beobachtet. Denn die Botschaft gilt auch ihnen, ebenso wie Berlusconis Italien. Der Fasching ist aus und wird nicht mehr aus "sozialem" Populismus verlängert. Und das ist gut so. Das dicke Lob gilt vor allem den Sparmeistern von der Europäischen Zentralbank (auch wenn Ewald Nowotny zuletzt eher seltsam weich geklungen hat).

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Fußnote 64: Die Groteske namens Verwaltungsreform drucken

Das groß angekündigte Österreich-Gespräch zur Verwaltungsreform wird vier Tage vorher abgesagt.

Neuen Termin gibt es keinen. Ist man bösartig, wenn man das als signifikanten wie traurigen Höhepunkt des Scheiterns dieser Regierung bezeichnet? Sie hat bisher, außer überflüssigen Geldausgaben, Schwulenehen und der stärksten Verschuldungszunahme der Geschichte, absolut nichts zustandegebracht. Der Budgetbeschluss wird schon ein Jahr vorher abgesagt. Die Verwaltungsreform wird abgesagt, weil man zu diesem Thema nicht einmal so viel Elan zusammenbringt wie die Vorgängerregierungen. Nur in der Selbstdarstellung unter dem Mittun gekaufter Medien ist die Regierung gut: Sie schiebt die Schuld am Zustand der Staatsfinanzen auf Banken und Manager-Boni, verschweigt aber die eigene Hauptschuld daran (und die vieler mit unterschiedlicher Intensität ebenfalls versagt habender Vorgängerregierungen). Leider ist in diesem Land absolut keine Kraft zu erkennen, von der Besserung ausgehen könnte.

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Die Griechen und Europa: Faymann begreift es einfach nicht drucken

Mein Gott Werner! Der Bundeskanzler dieser Republik stellt nun allen Ernstes die blauäugige Frage, warum im Falle Griechenlands das Frühwarnsystem nicht funktioniert habe. Auf welchem Planet - oder in welchem Rathaushinterzimmer - muss dieser Mann nur bisher gelebt haben! Oder wird im Bundeskanzleramt nur noch "Heute" und "Österreich" gelesen, weil alles andere geistig zu anspruchsvoll ist?

Denn bei fast keinem Land ist seit Jahr und Tag so intensiv davor gewarnt und kritisiert worden wie bei Griechenland, dass es über seine Verhältnisse lebt, dass es nicht spart, dass seine schwachen Regierungen immer sofort in die Knie gehen, wenn Gewerkschaften oder Studenten auf die Straße gehen. Die letzte Rechtsregierung hat deswegen sogar früher wählen lassen und den ganzen Wahlkampf mit dem Hinweis auf nunmehr unabwendbare schmerzhafte Reformen bestritten (worauf sie prompt zugunsten der sozialistischen Schönwetterpartei abgewählt worden ist).

Noch peinlicher sind Faymanns Aussagen zu der Tatsache, dass die Griechen nun schon zum zweiten Mal beim Fälschen ihrer an die EU gemeldeten Statistiken erwischt worden sind: Da müsse man halt ein bessere Berichtspflicht machen, war seine sensationelle Antwort. Warum nur hat man in Europa diesen weisen Mann mit seinen Erkenntnissen nicht schon früher gefragt?

Der SPÖ-Vorsitzende will allen Ernstes, dass den Griechen rasch und "solidarisch" geholfen wird. Er kommunizierte das nach einem Zusammentreffen der europäischen Sozialdemokraten, das offenbar Druck auf Deutschland, Österreich und die anderen Euro-Länder machen soll, das schöne Leben der Griechen doch bitte weiterhin zu finanzieren. Mit dem unausgesprochenen Zusatz, dass doch dort jetzt die armen und an allem unschuldigen Sozialisten regieren.

Er will es offenbar  nicht begreifen, dass bei einer raschen Hilfe an die Griechen der Euro unvermeidbar kaputt ginge. Denn wer denn Griechen hilft, der kann sich dann nicht den Spaniern, Portugiesen oder Italienern verweigern, die alle nur marginal besser dastehen als Griechenland. Das ist dann aber absolut unfinanzierbar, worauf der Euro ins Bodenlose fallen und die Kreditwürdigkeit aller EU-Länder schwersten Schaden erleiden wird.

Es gibt nur eine richtige Antwort auf die Athener Krise: Griechenland darf von außen erst dann geholfen werden, wenn alle versprochenen Sanierungsmaßnahmen Gesetz und Realität sind und wenn nicht mehr die Gefahr besteht, dass sie vom Gewerkschaftspopulismus hinweggefegt werden. Denn der  Verdacht ist gewaltig, dass bei Einlangen des ersten Kredits der Reformelan der griechischen Regierung sofort wieder erlahmt.

Dass die Sozialdemokraten wirklich gar nichts begriffen haben, zeigte am gleichen Tag übrigens auch der SPÖ-Fraktionsführer im EU-Parlament, Hannes Swoboda: Er begann seine Reaktion in einem Fernsehinterview zwar mit dem richtigen Verlangen nach "Reformen" in Griechenland, fügte aber im zweiten Satzteil sofort hinzu "aber unter sozialen Gesichtspunkten".

Das heißt nichts anderes: Auch in der Stunde, da schon der Hut des Euro brennt, verlangen die europäischen Sozialdemokraten keine echten Reformen von Griechenland. Denn die griechischen Notreformen müssen unsozial sein, sonst bleiben sie eine Augenauswischerei: Wie in vielen anderen Ländern müssen jetzt die Beamtengehälter gekürzt, Tausende Subventionen gestrichen, die chauvinistisch großdimensionierte Armee dezimiert und das Pensionssystem verschlechtert werden. Und vieles andere mehr. "Sozial" kann da gar nichts mehr stattfinden.

Auch das blöde Argument "Wir sind nicht schuld an der Krise", das die griechischen Gewerkschaften aus dem Stehsatz der europäischen Linken entnommen haben, hilft ihnen nicht. Es ist überdies grundfalsch (so wie es das auch bei den österreichischen Gewerkschaften ist). Denn natürlich haben alle, insbesondere die Profiteure des Wohlfahrtsstaats, von der jahrzehntelangen Schuldenmacherei profitiert, die nun an ihr bitteres Ende gestoßen ist.

Das Schlimmste aber ist: Wenn die SPÖ schon in Sachen Griechenland nichts begreift, dann ist sie natürlich auch nicht imstande zu begreifen, dass Österreich nur wenige Jahre von Griechenland entfernt ist. Dass man daher lieber diese als nächste Woche die ersten Sanierungsentwürfe zum Pensionsalter, zum Gesundheitssystem, zum Föderalismus ins Parlament einbringen sollte. Denn heute gibt es noch eine winzig kleine Chance, dass mit raschen Maßnahmen eine griechische Katastrophe mit echten Gehaltskürzungen und ähnlichem von Österreich abgewendet werden kann. In zwei Jahren ist diese Chance vergeben und vertan.

Aber dann werden Werner F. und die von ihm großzügig (auf Schulden)  finanzierten Zeitungen wieder blauäugig fragen: Ja, warum haben denn das Frühwarnsystem und die Berichtspflicht nicht besser funktioniert?

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Was würde Gerd Bacher sagen? drucken

"Was wäre wenn?" ist immer ein lustiges, aber meist nur spekulatives Spielchen. Machmal kann man sich aber des Ergebnisses ziemlich sicher sein. Etwa wenn man sich fragt, welch donnerndes Gebrüll ein Gerd Bacher durch sämtliche Etagen der ORF-Zentrale angesichts der derzeit täglichen ZiB-Performance jagen würde, wäre er heute noch für den Gebührensender verantwortlich.

Statt Bacher kann man sich dieses Spielchen übrigens auch mit den Namen Nagiller, Besenböck oder Kunz vorstellen, also mit einem der einstigen Informations-Bosse, die noch primär von journalistischem Verantwortungsbewusstsein geprägt waren, die noch das Wort "objektiv" buchstabieren konnten. Selbst Helmut Zilk hätte sich mit großer Wahrscheinlichkeit mehr um Ordnung bemüht als die Herren Wrabetz, Oberhauser und Amon zusammen, die für die derzeitige Fernseh-Information verantwortlich sind.

Wobei sich Bacher überdies auch um den Hörfunk gekümmert und die unerträglich ahnungslosen Moderatoren der Hörfunk-Journale allesamt auf eine dreijährige Schulung in Journalismus und Allgemeinbildung geschickt hätte. Von den besonders schlechten und einseitigen Magazinen in Radio und Fernsehen sowie den Diskussionssendungen des Fernsehens wollen wir dabei gar nicht reden, die werden freilich ohnedies kaum mehr gesehen (nach dem Club 2 zu zehn Jahre Schwarz-Blau habe auch ich mir jedenfalls wieder eine halbjährige Abstinenz in Hinblick auf diese Uralt-68er-Propagandasendung verordnet).

Der Objektivität halber muss man freilich auch sagen, dass die Degeneration der Landes-Studios zum Landeshauptleutepartei-Fernsehen zum Teil schon unter Bacher angefangen hat. Und dass ein Teil der Korrespondenten (in Peking, Belgrad, Berlin, Brüssel, Jerusalem, Madrid, Moskau und teilweise Washington und Paris) noch immer Top-Qualität produzieren, wie es auch die Hörfunk-Innenpolitik und Teile der Wirtschaft in beiden Medien tun.

Nun meinen manche Poster, das Tagebuch solle sich nicht mehr mit dem ORF befassen, der ohnedies seit Jahren im Quoten-Sinkflug ist. Was zwar ein richtiger Hinweis ist. Dennoch hat der ORF noch immer eine Leitfiguren-Aufgabe. Dennoch müssen die Österreicher noch immer Pflichtabgaben für den Besitz eines Fernsehgeräts leisten, die vor allem dem ORF zugute kommen. Dennoch ist es wichtig, dass zumindest dieser kleine Blog noch ein kritisches Auge auf die ORF-Information wirft, da sich doch fast alle anderen Medien die Kritik weitgehend verbeißen. Sie tun dies wohl nur deshalb, damit sie gelegentlich in der Pressestunde ein paar Fragen stellen dürfen (wovon sie sich naiverweise eine Umkehr ihrer Leserverluste erwarten).

Daher wird es das Tagebuch weiterhin gelegentlich (ich verspreche aber: wirklich nicht täglich) verzeichnen, wenn es etwa in der ZiB wieder einmal allzu arg wird. Wie in den letzten Tagen.

Da sprach etwa ein ZiB1-Moderator von einem "Justiz-Skandal" in London, weil das Verfahren gegen den Waffenhändler Mensdorff eingestellt worden ist. Niemand im ORF fällt mehr auf, dass das ein massiv wertendes und kommentierendes Vokabel ist, welches zwar in einem Blog erlaubt ist (so hat  ja auch das Tagebuch Kritik an jenen Vorgängen geübt hat), welches aber dem öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF massiv widerspricht.

Da werden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Minister Fekter und Darabos von der gleichen Journalistin zum gleichen Thema befragt. Den Unterschied zwischen der Tonalität der beiden Interviews möchte ich Klavierspielen können, und ich würde statt der Tasten eines Computers die Tasten eines Steinway im Brahmssaal vor einem jubelnden Publikum betätigen. Der eine darf ausreden, die andere wird ständig unterbrochen und mit absichtlichen höhnischen Versprechern lächerlich gemacht. Dass Herr Darabos übrigens dennoch nicht gerade brillieren kann, liegt dann nur an seinen burgenländischen Sprech- und Argumentationsdefiziten (und daran, dass die SPÖ außer den Herren Schieder und Hundstorfer sowie Frau Burgstaller überhaupt niemanden mehr hat, den sie ohne Selbstbeschädigung in die Öffentlichkeit stellen kann).

Da wird über die extrem manipulative und dabei rechtlich völlig unverbindliche Wiener Volksabstimmung in den gesamtösterreichischen(!) Radio- und Fernsehprogrammen (etwa besonders in den Radio-Journalen) breiter berichtet als insgesamt über Landtagswahlen in irgendeinem anderen Bundesland, obwohl Landtagswahlen rechtlich und politisch viel wichtiger und vor allem verbindlicher sind. Ganz zu schweigen von der fast völlig totgeschwiegenen Wirtschaftskammer-Wahl oder der  ORF-Publikumsratswahl. Obwohl es bei beiden um gesetzlich normierte und gesamtösterreichische Urnengänge geht. Und selbstverständlich hängt diese unterschiedliche Behandlung mit der Konzeption der Wiener Volksabstimmung als Vorwahlkampf zur Rettung Häupls zusammen und das Totschweigen der anderen Wahlen damit, dass man geglaubt hat, dadurch könne eher der gut geschmierte SPÖ-Apparat zielgruppengerecht punkten und die Nichtlinken würden schlafen (was sich allerdings als Irrtum erwiesen hat).

Noch krasser war da die aufgeregte Korrespondentin aus London, die allen Ernstes davon sprach, dass die USA Krieg "gegen Afghanistan" führen. Solche Formulierungen war man bisher nur aus Al-Kaida-Werbefilmen gewohnt. Heute sind sie Teil der normalen ORF-Berichterstattung.

Aber dort ist ja heute alles schon völlig wurscht. Zumindest das Programm. Wichtig ist nur, dass man sich jetzt über die SPÖ, die in Kürze die ÖVP zweifellos durch Vergabe von ein oder zwei technokratischen Posten endgültig über den Tisch gezogen haben wird, fettes Steuergeld holt, um weiter sausen und brausen zu können. Und dass ansonsten die ORF-Gewaltigen weiterhin ungestört zu vielen Society-Terminen gehen können (wo sich etwa Wrabetz zum Unterschied von dem zehn Mal klügeren Bacher auch noch für den eigenen Sender abfilmen lässt).

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Was ich nicht weiß . . . drucken

In einem bosnischen Dorf hat eine radikal-islamistische Wahhabiten-Gruppe die Herrschaft übernommen. Sie hat die Zufahrten in das Dorf blockiert, nachdem bei einer Großfahndung sieben Einwohner verhaftet und etliche Waffen sichergestellt wurden. Was, bitte, soll diese Nachricht aus dem fernen Balkan-Hinterwald eigentlich in einem mitteleuropäischen Blog zu suchen haben?

Nun, etwa Folgendes: Bosnische Journalisten haben in dem Dorf eine auffällige Häufung von Autos mit österreichischen Kennzeichen beobachtet. Interessant. Und was sagt das hiesige Innenministerium dazu? Es ermittelt nicht. Sehr beruhigend - immerhin sind die Wahhabiten jene radikalen Sunniten, die das Leben in Saudi-Arabien bestimmen, also in jenem Land, das in der arabischen Welt die grundlegenden Menschenrechte vor allem der Frauen am schärfsten einschränkt.

Offenbar herrscht hierzulande noch immer das Prinzip: Was ich nicht weiß, macht uns nicht heiß. Ähnlich reagiert ja auch das Unterrichtsministerium auf die vielfachen Indizien, welch skandalösen verfassungswidrigen Thesen im islamischen Religionsunterricht in Österreich verzapft werden.

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Die Habsburger kommen drucken

SPÖ und ÖVP signalisieren überraschende Bereitschaft, Habsburgern künftig die Kandidatur bei Bundespräsidentenwahlen zu ermöglichen. Das zeugt von lobenswerter Gelassenheit. Dabei gilt freilich wieder einmal: mit halben Mitteln zu halben Zielen.

Anlass des rot-schwarzen Umdenkens ist die angestrebte Kandidatur eines bisher öffentlich völlig unbekannten Habsburgers auf der grünen Liste bei den bevorstehenden Bundespräsidentenwahlen. Da man ja keine Anlassgesetzgebung wolle, werde es die dafür notwendige Erlaubnis freilich eher erst nach dem Wahltag geben. Der großkoalitionäre Konsens steht also wieder einmal unter dem Motto: Nur nicht Klotzen, sondern nur Kleckern.

Steht dahinter gar das Motiv, dass Heinz Fischer möglichst keine Steine in den Weg zur Wiederwahl gelegt werden sollen? Das hieße freilich, den Herrn Ulrich von H.-L. aus Kärnten zu überschätzen. Andererseits gibt es außer Wahlhilfe für Fischer keinen wirklichen Grund, weshalb die ÖVP ihr erwartetes Nein zu einer eigenen Kandidatur erst am letztmöglichen Tag offiziell kommunizieren will. Womit alle anderen bürgerlichen Alternativen möglichst wenig Zeit zu einer Kandidatur haben.

Trotzdem ist die Frage des Zeitpunks einer Revision der Spielregeln für die Präsidentenwahl eher marginal -  zumindest im Vergleich zur Grundfrage: Warum braucht es überhaupt noch ein Habsburgergesetz? Fühlt sich die Republik noch immer bedroht vom einstigen Haus Österreichs? Ist es nicht eine Schande, dass jene Familie bis heute im Grund wie gefährliche Staatsverräter behandelt wird? Obwohl ihr das heutige Österreich - bei allen Fehlern und Schwächen der einstigen Kaiserfamilie - allen Glanz und alle Gloria verdankt, mit der Österreich und vor allem seine Hauptstadt heute bei den Touristen punkten.

Und auch das innere Selbstverständnis des heutigen Österreichs ist untrennbar mit jener Geschichte verbunden. Selbst wenn alles, was vor 1918 passiert ist, von manchen noch immer peinlich verdrängt wird. Heinz Fischer residiert zwar prächtig in Habsburgischen Prunkräumen - für eine Aufhebung der Habsburger-Diskriminierungsgesetze hat er sich aber noch nie eingesetzt.

Und wenn dann die wieder gleichberechtigten Habsburger wieder die Restaurierung der Monarchie vorschlagen sollten?

Mein Gott, welch schlechte Meinung müssen Menschen, die sich schon vor dem Gedanken an eine Restauration so fürchten, vom Zustand der Republik haben!

Die Wiedererrichtung einer Monarchie ist heute nämlich nur für eine winzige Minderheit eine Denkmöglichkeit. Denken aber sollte in einer aufgeklärten Demokratie eigentlich über alles erlaubt sein. Und auch das Aussprechen von Gedanken und das Werben dafür - zumindest solange nicht ein Umsturz mit Gewalt geplant ist. Was aber nicht einmal die dumpfesten Verschwörungstheoretiker im Republikanischen Club behaupten.

Und sollten eines Tages einmal doch mehr Österreicher für eine Monarchie sein, dann kann das nur eine einzige Ursache haben: das Versagen der republikanischen Machthaber. Und mögen sie noch so gut aus dem einstigen Habsburger Familiengeschirr gegessen haben.

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Europa und der Graf: Hier Recht - da Unrecht? drucken

Die Causa Mensdorff-Pouilly wird zu einer Lehrstunde in europäischem Recht - und bringt einige verblüffende Lektionen. Kann das alles wirklich so gemeint gewesen sein, was einige Juristen und Diplomaten da einst ausgeschnapst haben?

So wenig man sich von manischer Scharfmacherei gegen jeden nichtlinken Politiker a la Peter Pilz treiben lassen soll, so unbefriedigend ist doch, wenn rund um den Rüstungs-Lobbyisten vieles im Dunklen bleiben soll. Nach allem, was man weiß, dürfte der burgenländische Graf für ein schwedisch-britisches Rüstungsimperium unterwegs gewesen sein, um den Abfangjäger "Gripen" unter die Menschheit zu bringen.

Was ja noch nicht verboten ist. Ob Mensdorff dabei über die Grenzen des Erlaubten hinausgegangen ist, ist unbewiesen, immerhin gibt es einige Indizien in diese Richtung. Nun aber wurde in Großbritannien das Verfahren gegen ihn eingestellt, aus "öffentlichem Interesse". Nun, dieses Interesse scheint wohl klar zu sein - auf britischer Seite. Es ist ja nicht gerade im britischen Interesse, wenn die Interessen britischer Konzerne zu strafrechtlichen Konsequenzen führt.

So weit so nachvollziehbar. Das überraschende für viele Europäer ist nun, dass diese Regelung auch die anderen EU-Länder (genauer: die anderen Partner des Schengen-Abkommens) als Präjudiz bindet, dass diese also wegen der britischen Einstellung auch selbst die Angelegenheit nicht verfolgen dürfen.

Das wird wohl weniger in Österreich ein Problem sein, hat doch das Land nachweislich den von Mensdorff unterstützten Gripen nicht gekauft. Es gibt auch keine seriösen Hinweise auf innerösterreichische Geldflüsse. Was übrigbleibt, könnte eine falsche Zeugenaussage vor einem Parlamentarischen Ausschuss sein. Und die wird ja neuerdings bei uns mit Diversion quasi außergerichtlich abgehandelt, sodass der Betroffene nicht vorbestraft ist. Wie der aktuelle Fall des Bänkelsängers Fendrich zeigt. Was bei diesem recht ist, muss bei Mensdorff wohl billig sein. Oder hat da eine Richterin einfach nach persönlicher Sympathie agiert, um ihrem Liebling Fendrich die Vorstrafe zu ersparen? Das wollen wir nun doch nicht annehmen.

Ganz anders wird man die Sache wohl in Tschechien sehen. Dorthin führen ja von Mensdorff mehr Indizien in Sachen Gripen. Und in der Tschechischen Republik ist der Verdacht, dass dortige Offizielle eventuell bestochen worden sind, natürlich sehr brisant, und eine Einstellung des Verfahrens keineswegs im "öffentlichen Interesse". Ganz im Gegenteil.

Da aber beginnt sich der oft beschworene einheitliche europäische Rechtsraum endgültig zu spießen. Zumindest so lange es in einzelnen Länder einem "öffentlichen" (=nationalen) Interesse erlaubt ist, sich ins Strafrecht einzumischen. Eine Rechtsfigur, die Österreich völlig unbekannt ist. Zumindest offiziell - inoffiziell könnte es sich nur über das Weisungsrecht gegenüber der Staatsanwaltschaft niederschlagen.

Europa wird uns da noch sehr viel zu erklären haben.

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Fernsehstar Strache, Mediensieger ÖVP drucken

Der Jänner war für H.C. Strache ein unglaublich guter Fernsehmonat: Er kam doppelt so oft wie Josef Pröll und weit mehr als siebenmal so oft wie Werner Faymann in einer der österreichischen Fernsehstationen vor. Extremstes Beispiel: Bei Puls 4 kam er 70 Mal vor, die grüne Vorfrau Eva Glawischnig gar nur einmal.

Das zeigt die neue Auswertung von mediainsight.biz - ganz exklusiv für das Tagebuch. Der Höhepunkt für Straches Fernseh-Jänner war das Neujahrstreffen der Freiheitlichen, das sich als fernsehwirksamer als alle anderen Inszenierungen der Spin-Doctoren in den Parteizentralen erwiesen hat.

Analysiert man freilich die von mediainsight untersuchten Medien insgesamt (also die Summe von Nennungen in Fernsehen, Radio und Online, wobei Online Blogs und  Tageszeitungen einschließt), dann können die schwarzen Strategen durchaus zufrieden sein. Sowohl bei den Nennungen der Parteien wie auch bei den Parteichefs liegt die Volkspartei klar voran. Hier das Rankings der Parteichefs und deren medialer Auftritte (sowie in Klammer die TV-Präsenzen):

Josef Pröll 1664 (231)
H.C. Strache: 1260 (490)
Werner Faymann: 1039 (65)
Josef Bucher: 567 (110)
Eva Glawischnig: 246 (42)

Bucher gewann naturgemäß durch die Kärntner Vorgänge am meisten an Präsenz (die ihm auch keineswegs bei den Beliebtheitsumfragen geschadet haben, wie die diversen Umfragen zeigen); es scheint aber eher fraglich, ob er diese guten Werte in Zukunft halten wird können. Im Dezember war das BZÖ durch jene Turbulenzen noch überhaupt die meistzitierte Partei gewesen (vor der ÖVP).

Die Grünen liegen hingegen sowohl bei den Nennungen der Partei wie auch der Parteichefin an letzter Stelle. Was man wohl als rapiden Verlust der Tuchfühlung mit dem Zeitgeist werten kann - obwohl in den Redaktionsstuben nachweislich viele Grünsympathisanten sitzen.

Das lauteste Alarmsignal muss aber bei der SPÖ schrillen. Lag die Kanzlerpartei im Dezember an vierter Stelle, so gelang ihr als Partei wie auch im Parteichef-Ranking ebenso im Jänner nur ein müder dritter Platz. Besonders spannend ist der Vergleich der beiden Regierungszwillinge: Pröll liegt nicht nur deutlich voran, sondern hat auch einen höheren Prozentsatz an den Zitierungen seiner Partei als Faymann bei jenen der SPÖ. Faymanns schlimmstes Defizit ist seine weitgehende Absenz im Flimmermedium TV.

Besonders positiv können sich die Pröll-Strategen hingegen zugute schreiben, dass der Verlauf von Prölls persönlichen Präsenzwerten im Jänner viele Spitzen aufzeigt, dass er also zu Vielem Relevantes zu sagen hatte (vom Thema Finanzmärkte bis zur Superpraktikanten-Inszenierung und zur geschickt verkauften Neubestellung einer Ministerin), während Faymann einzig bei der SPÖ-Klausur in Tatzmannsdorf öfter ins Bild kam (wofür ihm die Innenministerin das Thema Eberau serviert hatte), er sonst aber kaum präsent war, in den Fernsehstationen sogar mit Glawischnig um den letzten Platz rittern musste.

Wenn diese Zahlen erst einmal in der SPÖ durchsickern, dann wird der SPÖ-Chef wohl viel gravierendere Probleme bekommen als durch die aktuellen Forderungen aus dem linksextremen Eck seiner Partei. Freilich: Faymann wird sich durch den ziemlich sicheren Wahlerfolg im Burgenland vorerst trösten können - entscheidend für sein weiteres Schicksal werden erst die Schlachten um Wien wie auch die Steiermark werden.

Denen übrigens auch Pröll nach den großen Erfolgen des letzten Jahres entgegenzittern muss. Er wird wohl im Burgenland eine sichere und in Wien eine wahrscheinliche Niederlage auf seine Bilanz nehmen müssen. Und die seltsamen Schachzüge der steirischen Volkspartei in den letzten Tagen (sie redet nun plötzlich von Konzentrationsregierung statt einen Führungsanspruch zu erheben) sind wohl auch kein sonderlich ermutigendes Vorzeichen für die Pröll-Truppe.

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Reisen bildet - und verschafft Jobs drucken

"Wer eine bestimmte Bildung will, muss reisen. Und wer eine bestimmte Arbeit will, findet die nicht immer vor der Haustür." Wenn Sozialdemokraten reisen, dann kommen ihnen die besten Erkenntnisse - über das Reisen und über andere Dinge. Die sie ihren eigenen Wählern daheim freilich nie so zu sagen wagen.

Der zitierte Satz stammt von Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Formuliert wurde er auf seiner jüngsten Reise, am Rande einer UNO-Tagung in New York. Seine Hauptbotschaft: Er rühmte die viel größere Mobilität der Deutschen im Vergleich zu der seiner Landsleute. Die Deutschen seien bei der Arbeitswahl flexibler; sie haben, so der Minister „eine andere Einstellung zur Mobilität“, was sich in Österreich nur langsam herumspreche.

Wie recht er hat: Wenn einer aus Brandenburg in die Steiermark übersiedeln kann, um einen durchschnittlich bezahlten Tourismus-Job zu bekommen, dann muss auch die Reise von Wien in ein Tiroler Hotel möglich sein, so darf man den Minister konkretisieren. Und sei es nur für einen Saison-Job.

Herr Minister, danke für diese Aussagen. Jetzt müssten nur noch die Regeln dessen geändert werden, was das AMS für einem Arbeitslosen zumutbar halten kann und was ein solcher ungeniert ablehnen kann, ohne die Unterstützung zu verlieren.Bisher hat Hundstorfers Partei und vor allem seine Gewerkschaft ja bisher wenig Begeisterung gezeigt, die Arbeitslosen etwas härter anzufassen.

Hundstorfer verband diese wahre wie parteiuntypische Aussage mit einem sehr deprimierenden Ausblick auf die Entwicklung der Arbeitslosenzahl. Sie werde weiter steigen. Offenbar lässt diese Prognose manche alten Stereotype wanken.

Wie war das nur damals, als es unter anderen Regierungen ebenfalls Perioden mit wachsender Arbeitslosigkeit gegeben hat? Wer mag das nur gewesen sein, der da ständig von „sozialer Kälte“ und „Sozialraub“ gesprochen hat?

Wie auch immer: Freuen wir uns über die Lernfähigkeit zumindest des Sozialministers und lassen wir offen, ob in seiner eigenen Partei nicht weiter der Populismus mit unrealistischen Sozialträumen den Ton angeben wird.

Freilich ist auch Hundstorfer nur partiell aus dem schönen Traum erwacht. Verkündete er doch in New York gleichzeitig, dass das Modell des Sozialstaates durch die Krise weltweit einen ordentlichen Schub bekommen hätte und so gefragt sei wie noch nie.

Wo hat der gute Mann denn diese seltsame Erkenntnis her? Aus den vielen Staaten, die angesichts eines drohenden Staatsbankrotts Beamtengehälter und Pensionen kürzen müssen? Aus Griechenland oder Spanien, die besonders katastrophal dastehen, weil sie in den letzten Jahren total auf das bequeme Wohlfahrtsleben und die vielen Gelder der EU gesetzt haben und nicht auf die blöden liberalen Erkenntnisse, dass nur Leistung und Sparsamkeit zusammen die Basis eines funktionierenden Staatswesens sein können?

Nein, dort schaute Hundstorfer nicht hin. Seinen Beweis für den Erfolg des Sozialstaats will er ausgerechnet in Lateinamerika und China gefunden haben. Nun, die Wahrheit sieht anders aus: Lateinamerika träumt neuerdings zwar in der Tat vom Sozialstaat, hat aber noch keinerlei Beweise geliefert, dass das funktionieren könnte. Und China ist natürlich ein Beweis für das Gegenteil: nämlich für den wirtschaftlichen Erfolg, den ein mit Konsequenz, ja Fanatismus umgesetzter Kapitalismus pur bringt.

Und wenn in China etwas kritisch brodelt, dann ist es nicht die Sehnsucht nach dem Sozialstaat österreichischer Prägung, sondern nach dem Rechtsstaat, der dem einzelnen Bürger eine Chance gegen korrupte Funktionäre, gegen Zensur und gegen Umweltverschmutzer gibt.

Aber da Reisen bildet, besteht bei Hundstorfer zumindest Hoffnung, dass er eines Tages auch in die von ihm ziemlich ahnungslos genannten Regionen fährt und sich nicht nur bei ein paar linken Politologen darüber informiert. Hat er sich doch immerhin als nicht total weiterbildungsresistent erwiesen. Was man nicht von all seinen Parteifreunden sagen kann.

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Fußnote 63: Der neueste Faymann-Witz drucken

Was ist der Faymann?

Der Seyffenstein vom Pröll.

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ORF: Die Bürger hatten es satt drucken

Die Sensation: Erstmals hat die SPÖ nicht alle sechs Kandidaten für die ORF-Publikumsratswahl für sich erobert, sondern nur noch einen einzigen. Da die Wahlbeteiligung deutlich höher war, ist das offenbar gar nicht so sehr ein Zeichen für die schlechte Stimmung im SPÖ-Lager, sondern vielmehr eines für die  gewachsene Mobilisierungskraft bürgerlicher Organisationen - sowie neuerdings auch Blogs, darf man unbescheiden hinzufügen, - und der Volkspartei. Obwohl man von dieser Mobilisierung nach außen hin gar nicht viel gemerkt hat. Denn vor allem ist es ein wachsendes Zeichen der Unzufriedenheit mit dem Links-ORF.

Das hat der Tagebuchschreiber etwa auch daran gemerkt, wie oft seine Wahlempfehlung für den Publikumsrat von verärgerten ORF-Konsumenten weiterverschickt und kopiert worden ist. Immerhin haben es vier der sechs im Blog vorgeschlagenen Namen geschafft.

Bürgerliche Menschen sind ja nur schwer zu mobilisieren. Aber wenn ihnen einmal etwas reicht, dann handeln sie entschlossen. Das war beim ORF-Volksbegehren in den 60-er Jahren so. Das war bei der Anti-Knittelfeld-Wahl 2002 so. Und das ist auch jetzt wieder so.

Die Menschen haben einfach genug von der rot-grünen Indoktrinierungmaschine unter den beiden hauptverantwortlichen Herren Oberhauser und Amon (Alexander Wrabetz ist ja da eher nur der hilflose Schnittlauch auf der Suppe dieser beiden Machtmenschen). Alleine der letzte Club 2 hätte wahrscheinlich noch ein paar Zehntausend Menschen zusätzlich an die Fax-Geräte gebracht, wäre die Frist nicht schon abgelaufen. Das hat zuvor aber auch schon jede Arigona-Zogaj-Kampagne oder das ständige "Wie furchtbar ist doch die Armut in Österreich!" (obwohl wir die höchste Umverteilung der Welt haben) zustandegebracht.

Mit der Publikumsratwahl ist aber die rot-grün-orange-blaue Mehrheit im ORF noch nicht gestürzt. Denn das (einst von der ÖVP konzipierte) ORF-Gesetz gibt dem Bundeskanzler noch viele Möglichkeiten, das entscheidende Machtgremium Stiftungsrat rot zu färben.

Daher bei aller Anerkennung für die bürgerliche Mobilisierungskraft: Man darf gespannt sein, ob die ÖVP in der Regierung medienpolitisch noch einmal patzt und sich etwa neuerlich vom obersten sozialdemokratischen Strippenzieher Ostermayer über den Tisch ziehen lässt.

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Fußnote 62: Es trifft eh nur die Reichen drucken

Auf 60 bis 70 Prozent will Oberösterrreichs SPÖ-Chef die Steuern erhöhen.

Aber das trifft eh nur wenige Reiche, so ab 350.000 Jahreseinkommen. So tröstet  uns Herr Ackerl in einem "Kurier"-Interview. Und verschweigt, was er natürlich ganz genau weiß. Nämlich dass über kurz oder lang der gesamte Mittelstand da hineinrutschen wird. Wohl eher: über kurz. Denn wenn die Regierung unter einem Werner Faymann außer leeren Floskeln weiterhin nichts gegen die Staatsverschuldung tut, dann bekommt sie keine Kredite mehr und wir bekommen eine Megainflation. Was die Menschen massenweise zu Höchststeuerzahlern macht. Dann glaubt die SPÖ offenbar, kann sie endlich all ihre ideologischen Projekte von der Gesamtschule über den Gratis-Magister-Titel für jeden bis zur ewigen Hacklerpension und zum Grundeinkommen für alle verwirklichen. Falls noch ein paar Menschen so blöd sein werden, ordentlich zu arbeiten. Schon vorher werden im Fall Ackerl die paar Menschen mit hohem Einkommen bald aus Österreich verschwunden sein: Richtung Monaco oder zu sonstigen Steuersparmodellen.

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Zehn Jahre nachher ein Veteranen-Waterloo drucken

Fünf aufgeregte schreiende, ständig unterbrechende und zusammenhanglose Sätze aus einem offensichtlich durcheinandergeratenen Zettelkasten heraustoßende Veteranen der Anti-Regierungskämpfe aus 2000: Sie haben in dieser ORF-Diskussion nur eines zustandegebracht - nämlich dass Karl-Heinz Grasser nachher jede Wahl mit dicker Mehrheit gewonnen hätte.

Offensichtlich wollte man ja lieber unter sich sein, aber dann saßen der Übermacht an aufgeregten Rittern der Politischen Linkskorrektheit halt doch zweieinhalb Gegner gegenüber. Und nicht einmal die Tatsache, dass diese Verteidiger von Schwarz-Blau fast nie auch nur einen Satz ungestört sagen durften, änderte etwas am Waterloo für die linkskorrekten Veteranen. Ihnen fiel vor lauter Hass praktisch kein einziger  konkreter Vorwurf gegen die Tätigkeit der schwarz-blauen Regierung ein (obwohl man bei nüchterner Sachlichkeit da durchaus etliche Schattenseiten aufzählen könnte).

Am öftesten mussten ausgerechnet die Herren Strache und Graf als "Beweis" gegen die Erfolgsliste der Schüssel-Regierungen herhalten - und niemand beachtete, dass die beiden ja sehr bald selbst Vorkämpfer gegen jene Regierung wurden. Wobei sie zeitweise ähnlich polemisch Untergriffe wie die vom ORF zusammengekratzten Linksveteranen praktizierten.

Lediglich ein einziger der Regierungskritiker ging auf das Handeln der Regierung ein. Und das war ausgerechnet der Gewerkschaftsboss der Eisenbahner. Dieser warf tatsächlich der Regierung Sozialraub an der Bevölkerung vor. Da blieb einem schon der Mund offen: Denn bekanntermaßen hat den folgenschwersten Raubzug auf unser aller Geldtaschen niemand anderer als die Eisenbahner-Gewerkschaft  samt ihrer Armada an jugendlichen Pensionisten zu verantworten, der uns alljährlich so viel kostet wie die gesamte gewaltige Sparnotwendigkeit ausmacht, die das Land im kommenden Winter in eine Megakrise mit den Dimensionen der griechischen Tragödie stürzen dürfte.

Der Räuberruf "Haltet den Dieb" ausgerechnet aus Ihrem Mund ist leider nur noch peinlich, Herr Haberzettl.

Ansonsten blieb man mit einer offenen Frage zurück: Ist das linkskorrekte Personal wirklich schon so ausgedünnt, dass der ORF für das zehnjährige Jubiläum seiner anti-schwarz-blauen Kampagne  schon auf zwei ahnungslose Kabarettisten und eine deutsche Journalistin zurückgreifen musste, die sich für die bösartigste Karikatur einer nordischen BDM-Kommandantin eignen würde? Oder wollte gar der ORF den Zustand der Linken so krass demaskieren - was eigentlich allen sonstigen Beobachtungen im Staatsfunk widerspräche?

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Stürmt die Banken drucken

Banker haben Politiker und Journalisten als die üblichen Verdächtigen für alles Böse in der Welt abgelöst. Was neuerdings der Idee einer Bankensteuer breite Zustimmung verschafft. Was es aber umso wichtiger macht, kühlen Kopf zu bewahren.

Das Hauptargument, das gegen eine solche Steuer vorgebracht wird, ist tatsächlich ein schwaches: Eine Bankensteuer werde die Einlagezinsen weiter schrumpfen und die Kreditzinsen steigen lassen, also die Kunden treffen, was wahltaktisch wohl doch nicht so klug ist. Diesem Einwand ist entgegenzuhalten: Ungerecht oder unlogisch wäre die Steuer aus diesem Grund aber noch lange nicht. Denn es waren ja auch die Bankkunden, welche primär von den Bankrettungsaktionen profitiert haben.

Schädlich wäre eine Bankensteuer jedoch aus ganz anderen Gründen: Sie würde derzeit jedenfalls einmal – schon rein psychologisch wie jede(!) andere Steuererhöhung – das zarte Pflänzchen eines Konjunktur(zwischen)hochs wieder vergiften. Steuererhöhungsdiskussionen sind vor allem deshalb schädlich, weil sie ganz von der dringendsten Pflicht der Politik ablenken: endlich mit den notwendigen, aber schmerzhaften Strukturreformen zu beginnen.

Auch die Bankensteuer-Debatte - die sich Werner Faymann trotz der ganz anderen Rahmenbedingungen von Amerika abgeschaut hat - lenkt von der Schuld der Politik und Notenbanken am Ausbrechen der Krise ab: Diese ist primär durch die ultraniedrigen Zinsen und die Budgetdefizite entstanden, die zur Bildung der Immobilienblase geführt haben.

Man sollte auch die Gefahr einer Absiedelung von Bankzentralen aus Wien ernst nehmen, obwohl dies offiziell dementiert wird. Solche Planspiele gibt es bei den Finanzriesen sehr wohl. Sie prüfen ständig, ob ihnen eine zumindest teilweise Übersiedlung nach Pressburg, Prag, Warschau oder Budapest mehr Vorteile oder mehr Nachteile brächte.

Und überdies ist noch völlig unklar: Wenn nicht nur die sechs systemrelevanten Banken diese Steuer zahlen müssen, dann erringen damit wohl plötzlich auch alle anderen Geldinstitute im Gegenzug für ihre Steuerleistung Anspruch auf Rettung in der Not. Und hätten sie noch so verantwortungslos gefuhrwerkt. Damit wäre aber das Gegenteil dessen erreicht, was man eigentlich sollte: nämlich die Steuerzahler Schritt für Schritt aus der Verantwortung für krachende Banken zu nehmen. Bei den systemrelevanten Banken wiederum muss man sich fragen, wie etwa die angeschlagene Volksbank noch eine zusätzliche Last tragen soll? Braucht sie dann weitere Staatshilfe, für die sie nicht einmal die Zinsen zahlen kann?

Ein ganz schlauer (systemrelevanter) Bankboss hat nun vorgeschlagen und dafür auch sofort  Unterstützung in der SPÖ gefunden: Man solle nur den – angeblich besonders riskanten – Eigenhandel der Banken besteuern. Obwohl am Beginn der Krise der Zusammenbruch bei einem ganz klassischen, konservativen Bankgeschäft gestanden ist, nämlich bei Immobilienkrediten, und nicht beim Eigenhandel.

Der Vorschlag ist freilich ein ziemlich guter Schmäh: Die ahnungslose Politik wird begeistert eine neue Steuerquelle anzapfen – und die wird nichts bringen. Denn die längst perfekt internationalisierten Banken werden ihren gesamten Eigenhandel sofort ins Ausland transferieren. Und in den hiesigen Bilanzen wird nichts aufscheinen. Aber das wird die dumme Politik erst Jahre nachher entdecken.

Dieser Beitrag erscheint in teilweise anderer Form im „Börsen-Kurier“ in “Unterbergers Wochenschau” (unverbindliche Probe-Abos unter abo@boersen-kurier.at mit dem Stichwort “vier Wochen”).

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Europa, wo war das nur? drucken

Barack Obama sagt den fix vereinbarten Gipfel mit der EU ab. Hinter höflichen Floskeln wird unmissverständlich klar: Man hat kein Interesse an Europa; die Union wird als Quatschbude geringgeschätzt.

Es wäre nun ziemlich billig, den absagenden Amerikaner als unhöflich zu tadeln. In Wahrheit sollten sich die Europäer selbst beim Schopf packen. Haben sie doch auch ihre letzte Chance nicht genutzt, die ihnen der Lissabon-Vertrag geboten hat. Dieser würde, so haben uns die vielen EU-Propagandisten eingebläut, Europa endlich zu einer gleichberechtigten Weltmacht machen, ihm auch politisch den der wirtschaftlichen Kraft entsprechenden Stellenwert erobern.

Ist schon der Lissabon-Vertrag entgegen allen Absichtserklärungen jämmerlich schwach ausgefallen, so ist diese Schwäche bei seiner personellen Realisierung noch einmal übertrumpft worden. Sowohl die neue Funktion eines Ratspräsidenten wie auch die eines EU-Außenministers sind mit so schwachen Persönlichkeiten besetzt worden, dass deren Namen den meisten Europäern schon nach wenigen Wochen wieder völlig entfallen ist. Ganz zu Recht, das neue europäische Pärchen wird kaum mehr als Hausmeister einer Wohltätigkeitsanstalt sein.

Die Regierungs- und Staatschefs wollen einfach kein wirklich starkes Europa, sondern lieber selber die mächtigste Instanz der Union bleiben. Daher haben sie spannende und starke Paarungen wie Blair-Junckers sofort ignoriert, um nur zwei Namen zu nennen.

Während man von den Neuen nichts sieht und hört, haben die Spanier die Präsidentschaft übernommen. Und sich sofort als Großmeister verbaler Wichtigmacherei mit einem linkspopulistischen Programm produziert. Als Schwerpunkt haben sie in den letzten Wochen unter anderem präsentiert: ein "Europäisches Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung", die Forderung nach mehr Rechten für Zuwanderer, das Verlangen nach einer gemeinsamen Energiepolitik (wohl so wie in Spanien, wo die teure Forcierung von Alternativenergien zahlreiche Industriearbeitsplätze gekostet und Spanien zum Europarekordler in Sachen Arbeitslosigkeit gemacht hat) oder die Bekämpfung von "Gewalt gegen Frauen" als einen Schwerpunkt der EU-Politik.

Nichts für Gewalt gegen Frauen. Aber der Außenwelt wird durch die Personalentscheidungen und die spanischen Schwerpunkte nur eines bestätigt: Europa verliert sich in den üblichen Sozialthemen und wird in der Welt unbedeutender denn je sein. Wenn es kritisch wird, wie etwa im Irak, wird Europa auch künftig wieder in ungefähr so viele Meinungen zerfallen, wie es Staaten hat.

Die Amerikaner wissen längst, wo der zweite große Machtpol dieses Globus ist: nicht in Brüssel, aber auch nicht in Berlin, Paris oder London und auch nicht mehr in Moskau, sondern auf der Achse Peking-Shanghai.

Europa hingegen wird auf der ewigen Suche nach irgendwelchen Menschen stecken bleiben, die noch immer in irgendeiner Hinsicht sozial ausgegrenzt sind. Obwohl nirgendwo auf der Welt auch nur annähernd so viel für soziale Zwecke ausgegeben wird wie auf diesem Kontinent.

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Fußnote 60: Der grüne Ballskandal drucken

Was für die Grünen schon ein Rücktrittsgrund ist.

Dem Freiheitlichen Martin Graf kann man vieles vorhalten. Etwa seine Dummheiten zu Audimaxismus und Studiengebühren. Die Grünen fordern aber aus anderen Gründen Grafs Rücktritt: nämlich wegen eines Ballbesuchs, dessentwegen er einen Dienst als Dritter Parlamentspräsident getauscht hat. Deswegen soll Graf zurücktreten (so als ob die Grünen immer im Parlament wären). Gehts noch ein bisserl blöder? Eher nicht. Dennoch wird sogar diese Forderung vom ORF als wichtige politische Nachricht berichtet und nicht in der Kategorie "reif für die Psychiatrie". Begreifen die Grünen nicht, wie lächerlich sie sich machen? Dazu kommt die Peinlichkeit, dass viele ihrer Sympathisanten, die gewalttätig gegen den Ball kämpften, von der Polizei angezeigt wurden. Wann lernen die Grünen endlich, dass man auch jene Vereine, die man nicht mag (etwa weil sie den absurden Brauch hochhalten, sich das Gesicht als Mutprobe gegenseitig zu verletzen) genauso das Recht haben, sich zu treffen, wie alle anderen? Freilich ist zu befürchten, dass die Grünen für ihr seltsames Rechtsstaats-Verständnis wieder einmal durch eine Staatsanwaltschaft belohnt werden, die solche polizeilichen Anzeigen gerne niederschlägt.

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Die neue Staatsreligion drucken

Ein gigantisches Betrugssystem fliegt auf, das Steuerzahlern und Konsumenten Milliarden kostet. Doch die Regierungen tun im Gegensatz zum Betrug durch Steuerhinterzieher (wo etwa Deutschland neuerdings sogar mit kriminellen Methoden arbeitet) nichts zu seiner Bekämpfung. Es geht ja nur um einen grünen Betrug und um die neue Staatsreligion vieler westlicher Demokratien.

Soeben hat das Wiener Wirtschaftsministerium erhöhte Ökostrom-Tarife verkündet: Produzenten von Solarstrom, die diesen der Allgemeinheit verkaufen, bekommen einen garantierten Preis von 33 Cent pro Kilowattstunde, bei Kleinanlagen sogar 38 Cent. Die Konsumenten zahlen hingegen laut den Aufstellungen der e-control derzeit nur 8 bis 9 Cent pro Kilowattstunde, und selbst bei der Wienenergie – die ja nebenbei viele Projekte im offensichtlichen Interesse der Häupl-SPÖ fördert – sind es nur 10 Cent.

Die Differenz steht leider nicht im Prospekt, sondern wird von uns allen finanziert. Geschickte Betrüger brauchen wohl nur noch eine billige Solaranlagen-Attrappe zu montieren, billigen Strom aus der Steckdose zu beziehen und diesen dann ein paar Meter weiter als heftig geförderten Solarstrom ins Netz zu liefern.

Die überzogene Förderung solcher esoterischer Strom-Erzeugungsmethoden ist keineswegs die einzige Methode, wo uns grüne Ideologien heute sehr teuer kommen. Dennoch machen im Westen fast alle Staaten mit. Denn so wie man unter den Herrschern der Gegenreformation an die Dreifaltigkeit und in evangelischen Landen zusätzlich an Martin Luther glauben musste, so muss man heute an die neue Ersatzreligion der globalen Erwärmung glauben.

Und was den Christen die Bibel und den Moslems der Koran ist, ist den Gläubigen dieser grünen Weltreligion ein geheimnisvoller Computer, welcher der Erde eine furchtbare Erwärmung prophezeit. Als Beweis werden dem ergriffenen Publikum etwa im ORF fast täglich Schornsteine mit dicken Wasserdampf-Wolken gezeigt. Dass das angeblich so schädliche CO2 eigentlich unsichtbar ist, wird dabei regelmäßig verschwiegen. Nur ein weiterer kleiner Betrug.

Aber da sind doch die vielen Wissenschafter, die angeblich hinter diesen von der UNO organisierten Computer-Modellen stehen? Wie können die denn alle irren? Ein kluger Kopf hat dieser Tag an eine 1931 erschienene Schrift erinnert: „Hundert Autoren gegen Einstein“; dennoch hat die Überzahl nicht recht behalten, die Zahl sagt nichts.

Überdies sind unter diesen vielen UNO-Wissenschaftern nur ganz wenige, die vorgeben können, wirklich den Überblick über die Modelle zu haben; die meisten arbeiten nur an ganz winzigen Teilaspekten der neuen Religions-Doktrin.

Aber noch mehr: Es gibt in Wahrheit eine gewaltige Anzahl von Wissenschaftern, die sehr begründete Zweifel an den UNO-Modellen vorgelegt haben; nur werden diese von einer perfekt organisierten Global-Warming-Mafia in Politik und Medien totgeschwiegen, sie bekommen keine Forschungsgelder, ihre Studien werden von wichtigen Wissenschafts-Zeitschriften nicht angenommen. Die Inquisition der neuen Weltreligion ignoriert auch die Tatsache, dass es im letzten Jahrzehnt trotz eines Rekordausstoßes von CO2 nicht wärmer, sondern leicht kälter geworden ist (auch wenn man sich nicht auf das Niveau mancher Politiker begeben sollte und die Kälte dieses Winters als Beweis für irgendetwas anzuführen, so wie diese es etwa mit sommerlichen Hochwässern getan haben).

Noch schlimmer ist, dass nun eine ganze Reihe betrügerischer Handlungen aufgedeckt worden ist, mit denen der angebliche Gottesbeweis der neuen Religion untermauert worden war. Lange vor der jüngsten Kopenhagener Klima-Staatenkonferenz der UNO, rund um die viele Medien unglaublichen Bekehrungsdruck im Sinne der neuen Weltreligion ausgeübt haben, hat etwa der indische Präsident des UNO-Weltklimarates schon über einen peinlichen Fehler (nennen wir es einmal so) in dessen Bericht gewusst: Eine Prophezeiung, dass angeblich der Himalaja 2035 gletscherfrei ist, bezog sich in der zitierten Quelle auf das Jahr 2350. Der Klimapräsident ließ den Fehler bewusst unkorrigiert. Erstens hätte selbst bei den in Trance befindlichen Gläubigen manche zweifeln können, ob die Klimapropheten nun sogar schon dreihundert Jahre prophezeien können. Zweitens wären dann die dramatischen Bilder von Dürren in ganz Südindien nicht mehr sehr glaubwürdig gewesen (dass von den Klimawarnern sowohl Dauer-Dürren wie ständige Hochwässer prophezeit werden, zählt ja zu den üblichen Tricks der Propheten).

Noch viel schlimmer waren die vielen Mails, die ein bisher Unbekannter aus einem der zentralen Forschungszentren des UNO-Klimarates (in Großbritannien) an die Öffentlichkeit gespielt hat. Darin ist ganz offen davon die Rede, dass man Klimadaten manipuliert, wenn diese im Widerspruch zu den eigenen Thesen stehen; dass man die Publikationen erwärmungsskeptischer Studien verhindern werde. Diese offiziellen Klimaforscher halten sogar die Rohdaten zurück.

Psychologisch am schlimmsten war aber wohl der Film des Amerikaners Al Gore, der massenwirksame Übertreibungen aneinanderreihte, die selbst über das schon – fragwürdige – Thesengebäude des UNO-Klimarates weit hinausgingen. Dennoch erhielt er dafür den Nobelpreis.

Angesichts all dieser Manipulationen sollte niemand glauben, dass nun leicht eine Ernüchterung aus der quasireligiösen Klima-Ekstase eintreten kann. Dazu verdienen sie alle viel zu viel Geld damit: die Solarlobby, die rechtgläubigen Forscher, Filmemacher wie Al Gore und insbesondere die Drittweltländer wie Indien, die im Klimathema ein extrem wirksames Druckmittel entdeckt haben, mit dem man dem Westen wieder Geld abpressen kann.

Und auch Österreich wird weiter seine Religionssteuer zahlen. Es gibt kein einziges Forschungsprojekt, in dem skeptische Forscher (unter anderem auch von der ZAMG auf der Hohen Warte) mit den Gläubigen (wie der Frau Kromp-Kolb) auf gleicher Augenhöhe forschen dürfen. Die Forschungsgelder werden total einseitig vergeben – obwohl in der ganzen Politik niemand aufzufinden ist, der sich mit dem Thema ernsthaft befasst hätte. Man handelt so wie Toyota, wo man - statt ordentliche Autos zu bauen - lieber Schweigegelder an die Klimareligion zahlt.

Da wird es die rationale Diskussion der mehr als legitimen Fragen weiterhin schwer haben: Ist der gemessene Temperaturanstieg auch wirklich einer in der Atmosphäre oder nur einer der großen Städte (wo die meisten Messstationen stehen)? Gibt es nicht seit jeher natürliche Klimaschwankungen, die schon viel wärmere wie kältere Perioden ausgelöst haben? Was bedeuten die Untersuchungen der Klimageschichte, dass der CO2-Anstieg immer eine nachlaufende Folge der Erwärmungen war? Warum waren in der gesamten Menschheitsgeschichte die warmen Phasen immer die guten Perioden ohne Hunger?

Um nur die wichtigsten Fragen zu nennen.

Aber statt Fragen zu beantworten, glauben wir halt lieber. An den Da-Vinci-Code, an UFOs, an das Waldsterben, ans baldige Versiegen der Rohstoffe (obwohl ständig neue Vorräte entdeckt werden), an den Klimatod.

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Die Ära Schüssel: Zehn Jahre danach drucken

In wenigen Tagen jährt sich zehn Jahre Schwarz-Blau/Orange. Noch immer glauben manche, da retrospektiv den Weltuntergang an die Wand malen zu müssen. Dabei war es eine durchaus produktive Regierungszeit. Mit vielen Fehlern und Unzukömmlichkeiten. Aber besser als die meisten Vorgänger und als alle Nachfolger.

Das größte Problem der von Wolfgang Schüssel geführten Regierungen war, dass sie fast komplett gegen die veröffentlichte Meinung gestanden sind. Schon im Jänner/Februar 2000 haben die Herren Fellner, Dichand und Weis (der damalige ORF-General) mit ihren Medien die neue Regierungsformel mit flächendeckendem Bombardement eingedeckt. Und erst als sie entdeckt haben, dass die klare Mehrheit der Bürger die Legitimität der Regierung akzeptiert, haben sie langsam (Hans Dichand tat dies sogar über Nacht) die Kurve gekratzt. Was den ORF nicht hindert, heute wieder voll Hass auf jene Periode zurückzublicken.War Schüssel doch der letzte Kanzler, der sich nicht der Macht der Medien gebeugt oder diese gar bestochen hat.

Aber auch bei ÖVP, FPÖ und BZÖ will sich heute niemand mehr so recht mit dieser Zeit identifizieren, statt die Gelegenheit zu ergreifen, daran zu erinnern, wie effzient eine Regierung ohne SPÖ sein kann. Ganz offensichtlich hat man in diesen Parteien heute Angst vor dem Vergleich. Hie Schüssel, Riess-Passer und Haider, da Pröll, Strache und Bucher - der Vergleich macht sicher.

Dennoch ist klar: Die Regierungen Schüssel haben nur durch den Vergleich eine solch strahlende Aura bekommen. Bei nüchterner Analyse schaut alles viel blasser aus. Ein kleiner Auszug aus der Liste der Versäumnisse: Die Gesundheitsreform ist nicht vorangekommen; die unheilvolle Rolle der Sozialpartner und die Pflichtmitgliedschaften blieb abgesehen von anfänglichen zarten Relativierungsversuchen ungeschmälert; damit beispielsweise auch die hohen und arbeitsplatzfeindlichen Pflichtbeiträge zur Arbeiterkammer (die Wirtschaftskammer hat sie wenigstens etwas reduziert); auch die Föderalismusreform kam nicht zustande; die Universitätsreform blieb eine unvollendete: die richtige, kluge und notwendige Unabhängigkeit der Unis wurde nicht von klaren Zielvorgaben (= Leistungsvereinbarungen) begleitet;  ähnliches gilt für die mutige und richtige Pensionsreform: diese wurde unter orangem Druck durch die Hacklerregelung wieder weitgehend unwirksam gemacht; und weitgehend gescheitert ist das ORF-Gesetz, das den Privaten keine faire Chance lässt, das den ORF zu wenig zum Sparen zwingt, das keine unabhängige und wirksame Kontrolle von Qualität und Ausgewogenheit des Staatssenders geschaffen hat.

Im Gegensatz zu vielen anderen Regierungen, die nur die Verteilung von steigende Verschuldungen auslösenden Wahlzuckerln in ihrer Bilanz haben, stellen die Schüssel-/Riess-Passer-Jahre (die Folgejahre viel weniger!) einen fast historischen Fortschritt dar: Damals wurde noch regiert und nicht, wie es das einzige Faymann-Prinzip ist, ständig wahlgekämpft, jede unangenehme Entscheidung vermieden und viele Zeitungen mit Steuermillionen bestochen. An der Spitze der Errungenschaften Schüssels stehen dabei zweifellos trotz der genannten Kritikpunkte Universitäts- und Pensionsreformen (mit den genannten Einschränkungen), die fast das Adjektiv historisch verdienen.

Auf der Habenseite stehen ferner (um nur einige Punkte anzuführen): Das erfolgreiche Voranschreiten der Privatisierung, welche die ÖIAG erstmals seit den 80-er Jahren wieder schuldenfrei gemacht hat; die Unterstellung der Beamten unter das ASVG-Pensionssystem (wenn auch mit sehr langen Übergangsfristen); die insgesamt drastische Reduzierung der Defizite, die primär auf den eisernen Sparwillen Schüssels (und einige Ausgliederungstricks) zurückzuführen ist; die Anschaffung der Abfangjäger, wodurch die Landesverteidigung nicht ganz der Lächerlichkeit überlassen wurde (auch wenn die Typenentscheidung problematisch blieb). Gekrönt wurde die Leistung im letzten Schüssel-Jahr durch zahllose internationale, insbesondere deutsche Berichte, die Österreich fast peinlich begeistert zum Vorbild in Sachen Wirtschaftspolitik erhoben haben.

Das sind alles zweifellos größere Pluspunkte als die Negativa, vor allem die eher schwache Performance etlicher FPÖ-Minister im Sozial- und Verkehrsressort, wo sie aber nicht wirklichen Schaden anrichten konnten (mit Ausnahme der dumm-populistischen Hacklerregelung).

Für die linke Opposition, aber auch für den eitlen Opportunisten Thomas Klestil bleibt ihr undemokratisches Verhalten nach der Wende ein dauerndes Schandzeichen. Sie haben nicht nur die Straße gegen eine demokratische Mehrheit mobilisiert; sie steckten auch eindeutig hinter den absurden internationalen Protesten. Denn Viktor Klima und Klestil haben dort zusammen mit einigen linken Journalisten und der wie immer aufgeregt gackernden Kulturszene wirklich den Eindruck einer faschistischen Machtergreifung erweckt, was beim ahnungslosen Ausland logischerweise Panik ausgelöst hat. Die sogar eine Verletzung der EU-Regeln ausgelöst hat. Was heute auch in Europa alle zu verdrängen suchen.

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Häupl pflanzt die Wiener drucken

Eigentlich fehlt nur noch, dass bei den Antworten zur Wiener Volksbefragung der eine Kreis ganz groß und der andere ganz klein gezeichnet ist. Die Fragen, die Michael Häupl da den Wienern vorlegen lässt, sind nämlich großteils so manipulativ formuliert, dass sie wirklich eine an die Grenzen der Demokratie gehende Zumutung darstellen. Der ich nur durch Nichthingehen entgehen kann. Was ich zum ersten Mal in meinem Leben tue.

An der Tatsache, dass das Ganze eine manipulative Zumutung und Steuergeld-Verschwendung ist, ändert auch der Umstand nichts, dass die SPÖ von ihrem Freund Heinz Mayer in einem Interview mit der "Wiener Zeitung" einen Persilschein für die Aktion bekommen hat. Mayer - wer sonst? Die Bedenken anderer Verfassungsjuristen (etwa Bernhard Raschauer) werden natürlich vom Tisch gewischt.

Der Hauptvorwurf ist, dass die wirklich wichtigen Themen Wiens nicht abgefragt werden: Die Verschwendung durch die weit über dem Niveau der Bundesbeamten liegenden Bezüge der Landesbeamten; die unglaublichen Kosten der Wiener Bürokratie (die mehr Beamte beschäftigt als die ganze EU); der gleichzeitige(!) Umbau dreier wichtiger Bahnhöfe Wiens; der Bau eines Zentralbahnhofes ohne U-Bahn-Anschluss; in den letzten Tagen auch die fehlende Schneeräumung von Gehsteigen entlang von Gemeinde-Grundstücken; die Errichtung eines Denkmales für den Massenmörder Che Guevara auf Steuerkosten; die Unterstützung des Bürgermeisters für die (ebenfalls teuren) Uni-Besetzungen; die Milliardenkosten des österreichischen Föderalismus vom Schul- bis zum Gesundheitswesen, die nicht zuletzt vom Wiener Bürgermeister lautstark verteidigt werden; die Weigerung, eine Stadtwache zu bilden, welche die kleinen Ordnungswidrigkeiten ahnden und die Polizei für die Verbrechensbekämpfung freispielen könnte; die riesigen Aufträge aus Steuergeldern für den Echo- und den Bohmann-Verlag, die beide der SPÖ sehr, sehr nahe stehen; die Millionen, mit denen in SPÖ-freundlichen Zeitungen inseriert wird; der Bau von Radwegen auf Gehsteigen; das Millionendebakel am Wiener Flughafen, der im koalitionären Proporz von einem Häupl-Mann geführt wird; oder die furchtbare Verschandelung der Stadt durch oft dreistöckige Aufbauten auf den Dächern einst wohlproportionierter Gründerzeithäuser.

Aber auch die den Wienern vorgelegten Fragen sind eine Farce. Schon der erste Satz enthält eine glatte Lüge: "Im Jahr 2000 wurde durch den Bundesgesetzgeber die Möglichkeit abgeschafft, Hausbesorger anzustellen." Alleine in dem Haus, in dem ich wohne, sind seither schon zweimal neue Hausbesorger angestellt worden. Durch die Abschaffung des eigenen Gesetzes ist die Anstellung von Hausmeistern nicht unmöglich, sondern zum Ärger des ÖGB lediglich viel billiger geworden. Was ich auch an meinen Betriebskosten deutlich ablesen kann.

Auch die zweite Frage hält schon im ersten Satz eine keineswegs von allen Schulexperten geteilte und daher manipulative Auffassung fest, nämlich dass die Ganztagsschule "das Bildungsniveau der Bevölkerung deutlich hebt". Trotzdem wird niemand prinzipiell etwas gegen die Frage haben: "Sind Sie für ein flächendeckendes Angebot an Gesamtschulen in Wien?" Viel wichtiger wäre aber: Was kostet das, wer zahlt, und soll es nur beim "Angebot" bleiben oder auch ein Zwang daraus werden?

Eine Frechheit ist es schließlich, auch zu fragen: "Soll in Wien eine Citymaut eingeführt werden?" - ohne gleichzeitig zu sagen: Wo? An der Landesgrenze? An der Grenze des verbauten Gebietes? Am Gürtel? Am Ring? Am Stephansplatz?

Die Frage nach der nächtlichen U-Bahn am Wochenende ist ebenfalls von sehr manipulativen Einleitungen versehen, die zweifellos bei jenen - wenigen, aber braven - Parteisoldaten, die an der Volksabstimmung teilnehmen werden, sofort einen "Nein"-Reflex auslösen werden (warum etwa werden nur bei dieser Frage die Kosten genannt?). Ich gebe zu, in den Abendstunden der U-Bahn angesichts der dortigen Zustände zunehmend auszuweichen. Trotzdem sehe ich den großen Bedarf vor allem für Jugendliche - beziehungsweise deren besorgte Eltern -, dass diese auch bei längerem Feiern halbwegs sicher heimkommen. Nur: Wo sind die intensiven Studien, ob nicht wie in anderen Gemeinden etwa subventionierte Sammeltaxis, welche die Kids bis vor die Haustür bringen, viel billiger wären? Denn nur relativ wenige von ihnen wohnen direkt an einer U-Bahn-Station. Die Frage dient also bloß dazu, ein jugendspezifisches Thema zu killen. Da ja die Jungen ohnedies alles andere als Rot wählen.

Last not least findet sich die Frage nach dem verpflichtenden Hundeführerschein. Das wäre die einzige Frage, die mich angesichts der Wiener Hundeplage fast zu einer Teilnahme an dem Referendum bewogen hätte. Doch wird die ohnedies harmlose Idee sofort auf "Kampfhunde" eingeschränkt, obwohl Statistiken zeigen, dass etwa die beliebten Schäferhunde - und diverse Mischlinge - ebenfalls eine große Beißfreudigkeit haben. Die aber wagt man nicht anzugreifen. Und bei den Kampfhunden sollte wie anderswo längst ein totales Verbot zur Diskussion stehen, nicht ein bloßer "Führerschein". Vor allem aber: Wer kontrolliert diese Vorschrift, solange es keine Stadtwache gibt? Und was ist, wenn der Nachbar mit dem Hund auf die Straße geht? Braucht der auch einen Führerschein?

Für diese Propagandaaktion, die den SPÖ-Wahlkampf einläuten und von den wahren Problemen der Stadt ablenken soll, werden annähernd sieben Millionen Schilling ausgegeben. Etwa mit drei hübschen Kindern auf Plakaten, die für die Ganztagsschule werben. Wobei übrigens keines dabei ist, das nach Migrantenhintergrund ausschaut, obwohl in Wien schon jedes vierte Kind von einer moslemischen Mutter geboren wird - aber bei SPÖ-Aktionen schweigen ja die sonst sehr lautstarken Political-Correctness-Wächter.

Verschwiegen wird von der Gemeinde auch, dass das ganze Votum rechtlich sowieso nicht bindend ist. So hat Wien einst trotz gegenteiliger Meinungsäußerungen die Linie 8 eingestellt.

Dafür sind die Kuverts für eine rein Wiener Volksabstimmung mit "Air Mail" gekennzeichnet. Offenbar geht man vom Tempo der Wiener Bürokratie aus …

(Nachträgliche Korrektur eines von mehreren Postern entdeckten Fehlers: Natürlich (und leider) kostet das sieben Millionen Euro, nicht Schilling. Sorry)

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Hie Strasser, da Faymann drucken

Die Zeit im Bild 2 erregt sich zum 99. Mal über die politischen Postenbesetzungen durch den einstigen Innenminister Ernst Strasser. In der Sache stimmt das sicher, aber die ewigen Wiederholungen der gleichen Geschichte in immer neuen Abwandlungen sind ebenso parteipolitisch gefärbt wie die Taten Ernst Strassers. Oder geht es gar nur darum, dass Peter Pilz schon ein paar Tage keinen Fernsehauftritt hatte?

Wären die Fernsehmenschen halbwegs objektiv (und mutig), müssten sie sich etwa auch die Personalbesetzungen im Bundeskanzleramt anschauen. Dort ist ja nun sogar der Chef des Verfassungsdienstes eliminiert worden, womit im Kanzleramt die totale Uniformität hergestellt ist. Das Kanzleramt ist heute zehnmal röter, als das Innenministerium am Ende der Strasser-Ära schwarz war oder heute ist.

Ein objektiver ORF müsste daher auch in Hinblick auf den Bundeskanzler ständig düster fragen, ob die dortigen Säuberungen nicht Amtsmissbrauch sind. Was übrigens höchstwahrscheinlich in beiden Fällen nicht der Fall ist. Die Schweinerei ist nur, in einem Fall seit Jahr und Tag ununterbrochen die gleichen Verdächtigungen auszustoßen, im anderen aber nicht einmal den Finger für eine Recherche zu rühren.

Die ORF-Menschen hätten sich aber auch in den eigenen Redaktionen umschauen können: Finden sie da noch irgendwo einen Nicht-Rot-Grünen in einer verantwortlichen journalistischen Position? Sind die Redaktionssprecher etwas anderes als parteipolitische Agitateure, die sich maßlos über den Austausch der schwachen kaufmännischen Direktorin durch einen anderen Schwarzen (mit unbekannten Stärken) erregen?

Gäbe es dort noch Reste von journalistischer Qualität, dann würde der ORF auch wissen, dass bei der Baugesellschaft Porr seit Jahrzehnten roter Stallgeruch unverzichtbar ist, um an die Spitze zu gelangen. Statt dessen wurde Porr in der gleichen Sendung in blaue Nähe gerückt - in Zusammenhang mit den mehr als dubiosen Geschäften rund um einen FPÖ-Immobilienmakler und um FPÖ-nahe Agenturen. Freilich könnte man auch zynisch sagen: Blau und Orange sind selber schuld, wenn ihnen der ORF neben den echten Affären noch ein bisschen was zusätzlich in die Schuhe schiebt. Sind sie doch verantwortlich, dass diese ORF-Spitze ins Amt gekommen ist.

Und auch die ÖVP ist schuld an den dortigen Zuständen, auch wenn sie das Unglücksteam Wrabetz-Oberhauser nicht gewählt hat. Hat sie sich doch zuletzt total über den Tisch ziehen lassen und dem ORF 160 Millionen Euro zugesagt. Und gleichzeitig der SPÖ ein Gesetz versprochen, das dem Bundeskanzler noch mehr Einmischung im ORF ermöglicht. (Die ÖVP hat zwar den endgültigen Beschluss noch einmal hinausgezögert, aber die Wette gilt, dass sie in Kürze auch hier nachgeben wird. Ohne größere Veränderungen erreicht zu haben.)

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Wer arbeitet, muss sich blöd vorkommen drucken

Manche Politiker, Lobbyisten und Journalisten erwecken immer wieder den Eindruck, dass Österreich ein riesiges Armutsproblem hat. Dass ein eisiger Wind der sozialen Kälte durchs Land fegt.

Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts und der OECD, die der Ökonom Clemens Wallner von der Industriellenvereinigung zusammengetragen hat, sprechen jedoch eine ganz andere Sprache. Diese Daten zeigen, dass Österreich das weitaus sozialste Land der Welt ist.

Dabei wurden die Transferleistungen gemessen, also die Umverteilung des mittels Steuern, Abgaben und Schulden beschafften Geldes über Geld- und Sachleistungen an meist ärmere Menschen. Dieser Transferanteil an den verfügbaren Einkommen unserer Haushalte ist mit 36,6 Prozent so hoch wie in keinem anderen OECD-Land. Der OECD-Schnitt beträgt 22 Prozent. Da die OECD alle Industrieländer zusammenfasst, ist das Wort vom Sozial-Weltrekord legitim.

Diese Weltrekord-Position ist freilich extrem gefährlich:

Erstens ist sie ein Anreiz für Einwanderer, nach Österreich zu kommen, – aber nicht für die dringend benötigten gut ausgebildeten Menschen, sondern für jene, die primär an den Segnungen des hiesigen Sozialsystems interessiert sind.

Zweitens ist diese hohe Sozialquote aber auch für einen wachsenden Anteil der im Land befindlichen Menschen ein verführerischer Anreiz, sich in die soziale Hängematte zu legen. Denn beim untersten Einkommensdrittel bestehen nicht weniger als 84 Prozent des gesamten Einkommens aus sozialen Transfers. Das signalisiert eindeutig: Sei doch nicht so blöd zu arbeiten.

Die dritte negative Konsequenz ist die gefährlichste: Die Kosten dieses in zahllosen Gesetzen verankerten Systems vertreiben zunehmend die Leistungsträger – oder schrecken leistungsfähige Ausländer ab, nach Österreich zu kommen. Denn hier zahlt im Schnitt jeder 8844 Euro seines Geldes pro Jahr für Sozialtransfers: Das sind um 39 Prozent mehr als beim EU-Durchschnitt.

Wer glaubt da eigentlich ernsthaft, dass die Republik das auf die Dauer aushalten kann? Die Antwort kann man auf Grund dieser Zahlen ganz einfach geben.

Diese Zahlen zeigen auch, weshalb sich die Sozialdemokraten so mit Händen und Füßen gegen die Messung der Transfers über ein eigenes Konto wehren. Das würde zeigen, dass sie zum Schaden des Landes viel zu erfolgreich für ihre Klientel waren. Dass die traditionelle SP-Klientel heute überwiegend in den Mittelstand aufgestiegen ist und die untersten Einkommenschichten von Zuwanderern dominiert werden, macht den sozialdemokratischen Erfolg zu einem Pyrrhussieg.

Dieser Beitrag erscheint in teilweise anderer Form im Börsen-Kurier in “Unterbergers Wochenschau” (unverbindliche Probe-Abos unter abo@boersen-kurier.at mit dem Stichwort “vier Wochen”).

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Nur nix Unpopuläres drucken

Früher sind Regierungen noch zurückgetreten, wenn sie kein Budget schaffen (oder es waren sowieso Neuwahlen fällig). Die jetzige schafft nicht einmal das.

Es ist eigentlich ungeheuerlich, dass man sich schon jetzt einig zeigt, das Budget für 2011 erst im Jahr 2011 selbst zu erstellen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die Gründe ziemlich klar sind:

Erstens tun SPÖ und offenbar auch ÖVP alles, damit Michael Häupl trotz seiner geringen Popularität weiter Bürgermeister bleiben kann – und da wäre ein Blut- und Tränen-Budget halt wirklich nicht hilfreich.

Zweitens hat es Werner Faymann in seinem ganzen politischen Leben noch nie geschafft, zu unpopulären Maßnahmen zu stehen oder gar zu sparen – da schiebt man die unangenehme Stunde der Wahrheit halt noch um ein paar Monate hinaus. Obwohl der seit neun Monaten herrschende Zwischenboom schon längst ganz konkrete Beschlüsse zu Verwaltungs- und Pensionsreform und sonstige Sparversuche notwendig gemacht hätte.

Und drittens dürften manche gar damit spekulieren, dass wie von vielen Experten prophezeit bis 2011 die nächste Tsunami-Welle der Krise Europa erreicht hat – womit man den Verzicht auf Sparmaßnahmen bequem begründen könnte.

Solange einem halt noch jemand Geld borgt.

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Karl macht es kantiger drucken

Nun ist es fix: Beatrix Karl wird neue Wissenschaftsministerin. Eine Personalentscheidung, die neben einigen Sorgen auch etliche Hoffnungen macht.

Das größte Ärgernis an der nunmehr erfolgten Neubestellung: Rund vier Monate trieb das Wissenschaftsministerium weitgehend führungslos dahin. Es hat jedoch keinen einzigen objektiven Grund gegeben, Johannes Hahn nicht schon unmittelbar nach seiner Nominierung für die EU-Kommission auszuwechseln - oder zumindest innerhalb einer Frist, die man für eine überlegte Personalbestellung braucht. Dennoch handelte ÖVP-Chef Pröll nicht.

Hahn war mit seinem Kopf ab jenem Zeitpunkt jedenfalls mehr in Brüssel als am Wiener Minoritenplatz. Was freilich nicht heißt, dass er bis zu diesem Zeitpunkt ein starker  Ressortchef gewesen wäre. Hahn ist intelligent, sympathisch, aber harmoniebedürftig und entscheidungsschwach. Damit war er im strukturellen Dauerkonflikt mit den Studenten, aber auch den oft sehr ichbezogenen Professoren der falsche Mann an jenem Platz.

Er hat jedenfalls nichts Wesentliches vorangebracht. Dass er zum Schluss noch in einer total falschen Nachgiebigkeit gegenüber den Audimax-Besetzern die ganze strategische Geldreserve seiner Nachfolgerin auf zwei Jahre ausgeräumt hat, ist ebenfalls kein Ruhmesblatt. Das gilt übrigens auch für Hahns Zeit als Wiener ÖVP-Obmann: Auch dort hat er durch schwache Persobalentscheidungen, mangelnde inhaltliche und falsche ideologische Profilierung seiner Partei in keiner Weise genutzt.

Seine nun fixierte Nachfolgerin Karl hat sich schon in den letzten Jahren als Abgeordnete deutlich konfliktfreudiger als Hahn gezeigt. Was sicher notwendig und hilfreich sein wird. Sie hat von Anfang an deutlich kritische Worte für die Uni-Besetzer gefunden und hat auch die unglückselige Unterrichtsministerin Claudia Schmied zu kritisieren gewagt.

Die neue Ministerin hat auch vorerst nicht den Fehler der zweiten Hahn-Nachfolgerin Christine Marek gemacht, ihr Geschlecht als Hauptaspekt ihrer Berufung zu rühmen. Wichtiger als ihr Frau-Sein war ja wohl auch ihre steirische Herkunft: Denn in der Steiermark rechnet sich die ÖVP heuer gute Chancen aus, den Landeshauptmann zurückzuerobern. Während sie in Wien (wo Hahn hergekommen ist) am ebenfalls 2010 bevorstehenden Wahlabend wohl nur die Prozentpunkte ihrer Niederlage zählen wird können. In der Steiermark macht sich daher eine neue schwarze Ministerin viel logischer.

Andererseits ist Karl mehrfach als Sozial-Lizitatorin negativ aufgefallen, etwa als sie die 14-malige Auszahlung der Mindestsicherung verlangt hat. Und zumindest gerüchteweise gilt sie als Befürworterin der Gesamtschule. Diese Frage fällt zwar nicht in ihre Kompetenz - aber sie wird wohl so wie Hahn das ÖVP-Gegenstück zur Gesamtschul-Fanatikerin Claudia Schmied werden, da ja auf schwarzer Seite derzeit sonst niemand zur Schulpolitik Position beziehen will/kann/darf.

Die Aufgabenliste der neuen Ministerin enthält über die Zähmung Schmieds hinaus etliche Herausforderungen. Da liegen einmal die bekannten Themen auf dem Tisch: die (als Steuerungsinstrument und auch als Geldbeschaffung) dringend notwendige Einführung von Studiengebühren und Studienzugangsbeschränkungen an den Universitäten. Das alles wird zusätzlich durch das Thema Ausländer verschärft, deren Anteil rapid zugenommen hat, vor allem auf Grund der Flüchtlinge aus Deutschland, welche die dortigen strengen Zulassungsregeln umgehen wollen.

Während in diesen Fragen "nur" der populistische Widerstand der SPÖ zu überwinden ist, steht dahinter eine noch viel größere Aufgabe: Es braucht endlich klare Zielvorgaben für die Universitäten. Wann bekommt eine Uni mehr Geld, wann weniger? Dabei braucht es die Erarbeitung klarer Parameter für die wissenschaftliche Leistung, für die Vorgabe von Schwerpunkten (so hat Österreich zuwenig Techniker, aber zuviele Ausbildungsplätze und damit Studenten bei Architektur und Publizistik) und für die Qualität der Lehre.

Am schlechtesten wäre es, die Entlohnung einfach an der Zahl der Inskribierten zu orientieren. Fast genauso schlecht wäre da die Messung der Absolventenzahl (denn wenn die Unis danach honoriert würden, wächst die Versuchung, Billigdiplome herzuschenken). Komplizierter, aber effektvoller wären externe Evaluierungen. Ein besonder spannendes Projekt ist auch die Messung, wie erfolgreich sind die Absolventen drei Jahre nach dem Diplom: Haben sie einen qualifizierten Job? Mit dem Studium als Basis (also nicht als Sekretärin)? Was verdienen sie? Nur daran kann man letztlich messen, was die Summe von universitärer Ausbildung und Bildung wirklich wert ist. Denn in jenen Bereichen, wo nur auf zweckfreie Bildung gesetzt wird, werden lediglich Absolventen entstehen, die mit Maturanten und Handelsschülern auf dem Arbeitsmarkt wetteifern.

Nur so und nicht über tausend weitere Gesetze kommen wir zu besseren Universitäten.

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ORF-Wahl: Skurril, aber unsere letzte Chance drucken

Den Österreichern flattert dieser Tage ein Stimmzettel ins Haus: Für die Wahl des ORF-Publikumsrats. Diese Abstimmung ist so kompliziert, die Kommunikation des ORF dazu ist so schlecht, der Zorn der Bürger auf den ORF so groß, dass viele Gebührenzahler nicht wählen wollen. Das wäre aber total kontraproduktiv, würde die Probleme noch viel mehr verschlimmern und den Schuldigen am Desaster zum Triumph verhelfen.

Denn dann würde eines passieren, was schon bei den letzten ORF-Wahlen geschehen ist: Alle sechs zu wählenden Publikumsräte werden von der SPÖ gestellt, obwohl diese Partei bei den letzten österreichweiten Wahlen nicht einmal mehr ein Viertel der Stimmen hinter sich vereinigen konnte.

Es kann aber kein Zweifel bestehen: Die SPÖ trägt heute die Hauptverantwortung für den ORF, dominiert total vor allem das katastrophale Informationsprogramm in Fernsehen und Radio. Auch wenn man der Wahrheit willen nicht vergessen sollte, dass sie diese Machtstellung nicht ohne blau-grün-orange Unterstützung (am Anfang) und schwarze Hilfe (in den letzten Wochen) erringen hätte können.

Ein neuerlicher Sieg bei der Publiumswahl würde der SPÖ nun sogar eine absolute Mehrheit in den entscheidenden ORF-Gremien verschaffen, sie also unabhängig von nützlichen Idioten aus anderen Parteien machen. Denn trotz ihrer großen Schwäche bei richtigen Wahlen kann der Bundeskanzler direkt entscheidende Nominierungen vornehmen; überdies hat die ÖVP ihre traditionelle Vormachtstellung bei den Landeshauptleuten verloren.

Die SPÖ kann zwar keine echten Wahlen in der Vertraulichkeit der Wahlzelle mehr gewinnen (selbst bei Umfragen schaut sie gar nicht mehr gut aus). Sie hat aber noch immer einen effizienten Apparat und Aufsichtswarte, welche die ORF-Wahlzettel der Menschen aus den Gemeindeblocks, Altersheimen und Pensionistenblocks geschlossen mit den richtigen Nominierungen abgeben. "Als Service".

Bezeichend ist übrigens, dass jene linken Verfassungsrechtler, welche die Einführung einer elektronischen Stimmabgabe bei der Wahl der Hochschülerschaft heftig als Verletzung des Wahlgeheimnisses kritisieren, keinerlei Bedenken gegen die viel weniger geheime Fax-Wahl beim ORF haben. Obwohl es im ORF um viel größere Budgets und Einflussmöglichkeiten geht als bei der ÖH. Aber bei der ÖH nützt die (mehrfach gegen Missbrauch abgesicherte) elektronische Wahl eher den bürgerlichen Gruppierungen, beim ORF nützt die (praktisch gar nicht gegen Missbrauch abgesicherte) Faxwahl hingegen der SPÖ. Der Zweck heiligt die Verfassungsinterpretation.

Die SPÖ ist zweifelsfrei auch jene Partei, die sich am wenigsten ärgern wird über die informationsmäßige Untätigkeit des ORF in Hinblick auf diese Wahl (von welcher der ORF nun überdies gut durch einen neuen Tsunami an "Nachbar-in-Not"-Werbung in Sachen Haiti ablenken kann).

Noch ärger ist aber, dass der ORF sogar in der Zusendung des Stimmzettels skandalös manipuliert. Schreibt er doch im Begleitheftchen: "Auf dem beiliegenden Wahlformular sind Ihre Daten bereits eingedruckt." Was jedoch - zumindest auf mehreren mir vorliegenden Formularen - keineswegs der Fall ist. In einem Rechtsstaat müsste das übrigens unweigerlich zu einer Annullierung der Wahl führen.

Auch die Wahlwerbung der SPÖ ist rechtlich mehr als bedenklich, stellt sie doch ihre Wahlempfehlung unter der Adresse orf-publikumsrat.at ins Internet. Eine Adresse, die natürlich den Eindruch erweckt, hier handle es sich um eine offizielle Information durch den ORF, während man erst bei mühsamem Weiterklicken die "SPÖ-Bundesorganisation" als verantwortlich entdeckt.

Schwerer verständlich ist, dass die anderen Parteien nicht einmal ansatzweise bemerkbare Versuche unternommen haben, dieser zwar rechtlich bedenklichen, aber für die SPÖ sehr effizienten Strategie etwas entgegenzusetzen. Etwa gar durch eine in Kooperation mehrerer Parteien entstandene Anti-SPÖ-Liste. Die angesichts der totalen SPÖ-Dominanz demokratiepolitisch sogar sehr nötig wäre.

Bekanntlich gibt es bei der ORF-Wahl ja nicht das Verhältniswahlrecht, sondern ein auf sechs Kurien aufgeteiltes absolutes Wahlrecht. Motto: The winner takes it all. Dabei kann aber jeder ORF-Nutzer sechs Stimmen abgeben, für jede Kurie eine, also zugleich unter anderem einen Vertreter für die "Jugend" wie für die "Älteren Menschen" wählen. Ein echter Fall fürs Kuriositätenkabinett, Abteilung: "Wie kann man die Demokratie ad absurdum führen".

Nur wenn unter den sechs Gewählten kein SPÖ-Exponent ist, ist dem SPÖ-Bundeskanzler die Möglichkeit genommen, nur SPÖ-nahe Publikumsvertreter in den viel mächtigeren Stiftungsrat zu delegieren.

Dennoch wäre eine Wahlenthaltung die völlig falsche Antwort. Das würde nur mitschuldig daran machen, dass die Nutznießer der Manipulation freie Bahn haben.

Daher sei hier versucht, eine Liste jener nichtsozialistischen Kandidaten zusammenzustellen, die in ihrem Bereich jeweils die relativ größten Chancen haben, die Nase vor dem Ticket der Löwelstraße haben. Dieses Wahlrecht zwingt zu taktischem Verhalten.

- Bereich Bildung: Eva Scholik (Code B 0525), die als mutige Kämpferin gegen die Gesamtschule wohl im ORF am allerdringendsten nötig wäre.

- Bereich Jugend: Kathrin Zettel (J 0572): Nicht weil ich die Skifahrerin für eine so tolle Vertreterin halte, sondern weil sie die einzige Kandidatin ist, die sich nicht schon auf dem Stimmzettel als Exponentin grüner oder roter Organisationen präsentiert.

- Bereich Ältere Menschen: Gerhard Tötschinger (A 0330): Er ist Kandidat des ÖVP-Pensionistenbundes - die einzigen Gegenkandidaten in dieser Kurie kommen aus Karl Blechas Pensionistenverband.

- Bereich Eltern bzw. Familien: Clemens Steindl (E 0324): Der Chef des Katholischen Familienverbandes ist der einzige Nicht-Sozialdemokrat in seiner Gruppe, überdies der einzige Exponent aus dem christlichen Bereich im gesamten Angebot, und ein sehr durchschlagskräftiger Kämpfer für alle Familienanliegen, der zuletzt auch um die Unterstützung aller bürgerlichen Wähler geworben hat.

- Bereich Sport: Ivica Vastic (S 0742): Hier hat die Sportunion skurrilerweise gleich zwei Kandidaten aufgestellt, die nur einem ASKÖ-Mann gegenüberstehen. Die Empfehlung für Vastic gründet einzig darauf, dass er auf Grund seiner Bekanntheit die wohl besseren Chancen hat. Und dass er ein sehr sympathischer Spieler war.

- Bereich Konsumenten: Elisabeth Sabler (K 0305): In diesem Bereich fiel die Empfehlung wohl am schwersten. Immerhin wäre sie die einzige Unternehmerin - was die Unternehmerfeindlichkeit des ORF am ehesten konterkarieren könnte.

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Der nächste Schmied-Skandal drucken

Claudia Schmied macht sich auf die gleiche Weise lächerlich wie einst ihre Fast-Namensvetterin Heide Schmidt. Beispielsweise durch ein feministisches Umdichten der Bundeshymne. Das könnte man nun amüsiert beiseitelegen - würde Schmied nicht dafür unser Steuergeld ausgeben und gleichzeitig mit einer großen Propagandaaktion ihre linke Weltsicht gleichsam am lebenden Körper, nämlich an unseren Kindern, erproben. Während Schmidt ihr Scheitern nur auf Kosten eines befreundeten Bauunternehmers praktizierte.

Gewiss: Wir leben in Zeiten, wo die Politik im Jahr rund 100 Millionen Euro hinauswirft, um wohlgesonnene Zeitungen mit pseudoinformativen Inseraten zu bestechen, statt etwa die auf objektiven Kriterien beruhende Presseförderung zu erhöhen, was wahrscheinlich wirklich für die Medien-Vielfalt und Qualität notwendig wäre. Das erregt aber kaum jemanden - schließlich will sich's keine Partei mit den Medien verderben.

Daher wird es offenbar auch hingenommen, dass Claudia Schmied eine neue Propagandaaktion mit Millionen Euro Steuergeld in die Welt setzt. Ein Highlight dabei: Die durchaus nicht billige Sängerin Christina Stürmer intoniert eine durch die Worte "und Töchter" veränderte Bundeshymne.

Man stelle sich nur vor, wie schnell die Staatsanwaltschaft aktiv geworden wäre, wenn eine nicht-linke Ministerin in einer offiziellen Initiative den Text der Bundeshymne zu Agitationszwecken verändert hätte.

Man überlege auch, wie schnell es eine Sondersitzung des Parlaments und wilde Debatten gegeben hätte, hätte etwa Vorgängerin Gehrer massenweise Steuergeld für eine offiziös getarnte ideologische Propagandaaktion ausgegeben. Und dazu frech gesagt: "Ich weiß die Kosten, sage sie aber nicht."

Was aber ist der Inhalt der Aktion neben peinlicher feministischer Aktion? (Und vielem nichtssagenden Propagandamüll wie: Die Neue Mittelschule "verwirklicht moderne pädagogische Konzepte und gestaltet eine neue gemeinsame Lernkultur".)

Der Kern der ganzen Anstrengung ist nichts anderes als Holzhammer-Propaganda für die Gesamtschule und für Schmieds Traum einer durchfallfreien Schule. Da liest man etwa auf der Homepage auch die kühne Behauptung: "Individuelles Fördern ist das Motto der Neuen Mittelschule". Es ist zweifelsfrei eine Lüge, wenn man eine Schule als besonders "individuell" verkauft, die alle Kinder acht Jahre lang in ein und dieselbe Klasse zwingt. Von den nur gebrochen deutsch radebrechenden Zuwanderern, die daheim nie ein Buch gesehen haben, über alle von ihren Eltern intellektuell gut geförderten Kinder bis zu den Höchstbegabten.

Genauso alle Grenzen der Redlichkeit überschreitet die Ministerin, wenn sie ihrer Neuen Schule schon im Vorhinein  "Spitzenleistungen" attestiert - gleichzeitig aber offen zugibt: "In der Neuen Mittelschule soll Druck und Stress von den Kindern genommen werden". Dieser Satz ist ja nichts anderes als eine kaum getarnte Umschreibung des alten sozialdemokratischen Traums: Niemand soll mehr durchfallen, jeder soll stressfrei alle erwünschten Abschlusszeugnisse erhalten, damit diese nicht nur den talentierten, fleißigen, sich anstrengenden, von den Eltern geförderten Kindern vorbehalten bleiben (bei deren Eltern es naturgemäß immer einen deutlichen Akademiker-Überhang gibt).

Und noch unredlicher wird die Propaganda, wenn sich Schmied berühmt, dass die Gesamtschule "schon vor dem eigentlichen Schulanfang ein Erfolg" geworden ist. Angesichts solcher Vorwegurteile kann man sich nicht nur vorstellen, wie objektiv die eigentlich vorgesehene Abschluss-"Evaluierung" der Neuen Mittelschule ausfallen wird. Schmied ist auch deshalb unredlich, weil sie den wahren Grund verschweigt, warum sich viele  Schuldirektoren für diesen Schulversuch entschieden haben: Die teilnehmenden Schulen bekommen viel mehr Geld und Lehrer. Kein Wunder, dass da noch viel mehr Schulen teilnehmen wollen.

Der ganze Schulskandal wird wahrscheinlich durch einen Vergleich am deutlichsten: Um endgültig herauszufinden, ob Rapid oder Austria die bessere Mannschaft sind, werden fünf Jahre lang Testspiele durchgeführt. Dabei gelten drei besondere Regeln:

- Auf den Tribünen dürfen nur Austria-Anhänger sitzen (= die lautstarke Propagandamaschinerie);
- Die Austria stellt den Schiedsrichter (= die Unterrichtsministerin und an den Linien ihre pädagogischen Helfer wie Günther Haider);
- Rapid darf immer nur zwei Spieler weniger ins Spiel schicken als die Austria (= die unterschiedliche Zahl der Lehrerposten).

Wenn die Ministerin wirklich zu viel Geld hat, wie ihre Propagandaaktion indiziert, dann sollte sie doch einfach auch anderen Schulen genauso viel Geld wie den von ihr geliebten Gesamtschulversuchen geben. Freilich bestünde dann das große Risiko, dass der angebliche Erfolg so laut zerplatzt wie 2008 die amerikanische Immobilienblase.

Jetzt frage ich mich nur noch: Gibt es nach dem Abgang des unglückseligen Johannes Hahn, der Schmied die gesamte Versuchs-Manipulation ermöglicht hat, in der ÖVP auch nur einen einzigen Bildungspolitiker, der da laut aufschreit? Oder schlafen die alle?

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Fußnote 54: Obama, die Medien und die Wähler drucken

Das seltsame Auseinanderklaffen der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung.

Die amerikanische Demokraten haben einen Senatssitz verloren, den sie jahrzehntelang, selbst in ihren schwierigsten Zeiten innehatten. Ein schwerer Rückschlag für Barack Obama, weil die Republikaner damit eine Sperrminorität errungen haben. Das kann in Europa niemand verstehen. Stehen doch hier seit fast zwei Jahren Obama-Festspiele auf dem Programm aller Medien. Wie können es die Wähler da wagen, anders abzustimmen? Ihr Verhalten könnte als ein neues Beispiel für das Auseinanderklaffen von veröffentlichter und öffentlicher Meinung in politologische Lehrbücher eingehen. Denn in Wahrheit hat Obama seine eigene Wahl wegen seines persönlichen Charismas und vor allem dem Versagen von George W. Bush, den Krieg in Irak zu einem raschen und ehrenvollen Ende zu führen, aber nicht zur Realisierung eines linken Programms gewonnen. Steuererhöhungen, Rekordschulden, eine (soziale, aber teure) allgemeine Krankenversicherungspflicht und eine Ausweitung statt Einschränkung des internationalen Interventionismus sind bei den amerikanischen Wählern einfach nicht populär. Allen Medien zum Trotz. Und auch der Tatsache zum Trotz, dass Obama keine wirklich schweren Fehler begangen hat.

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Wer rettet diese Justiz? drucken

In der Justiz ist der Wurm drinnen. Und der wird immer größer. Das wurde auf dieser Seite schon mehrfach mit Sorge registriert. Die vergangenen Stunden haben gleich mehrere Anlässe geliefert, die zusätzlichen Grund zur Sorge geben.

Da ist einmal die unglaubliche Geschichte eines Strafurteils,  das einem Austrotürken eine "allgemein begreifliche, heftige Gemütsbewegung" zubilligte, als er auf seine scheidungswillige Frau eingestochen hatte. Denn Personen mit Migrationshintergrund, wie sie in der politisch korrekten Sprache genannt werden, befinden sich laut der Urteilsbegründung eben "in einer besonders schwierigen Lebenssituation".

Und - schon wieder - ist es die Wiener Staatsanwaltschaft, die dem Gericht diese seltsame Ansicht empfohlen hatte.

Nichts zeigt exemplarischer als diese Begründung, wie weit sich die Justiz in ihrer Welt- und Menschensicht schon von dem entfernt hat, was "allgemein begreiflich" ist. Denn außerhalb des Elfenbeinturmes der heimischen Gerichte kann niemand ein solches Urteil begreifen.

Woher kommt eine solche Justiz? Nun, viele Wurzeln lassen sich bis zu Christian Broda zurückverfolgen, dem sozialistischen Justizminister der 70er Jahre, der von einer gefängnislosen Gesellschaft geträumt hat. Motto: Alles verstehen, heißt alles verzeihen. Auf diesen Minister folgten durchwegs schwache - teilweise bürgerliche - Ressortchefs, die von der Gesetzgebung bis zur Personalpolitik ständig den Schülern Brodas das Feld überließen.

An den Universitäten - vor allem jener in Wien - kamen etliche Professoren mit ähnlichen Visionen dazu, und in den Medien der linksliberale Mainstream von ORF über "Kurier" und "Profil" bis zu "Falter", "Heute" und "Österreich", die sich nur dann für den Rechtsstaat (oder das, was sie dafür halten) einzusetzen beginnen, wenn es um böse schießwütige Polizisten und die arme Arigona Zogaj geht.

Es ist ein Treppenwitz, dass dieses Urteil genau zum gleichen Zeitpunkt erfolgt, da die Richter in den Streik treten: Jeden Monat gibt es künftig eine Woche lang keine Verhandlungen. Der Grund ist nicht etwa zu geringe Bezahlung - das wäre gerade in diesem Berufsstand auch allzu seltsam -, sondern die angebliche oder wirkliche Unterbesetzung der Gerichte.

Das muss man sich ja auf der Zunge zergehen lassen: Weil es zu viel Arbeit gibt, wird (noch) weniger gearbeitet. Das ist ungefähr die gleiche Intensität an Logik, die es für allgemein begreiflich hält, dass ein Austrotürke auf seine Frau einsticht.

Hinter der hierorts häufig geführten Kritik an der Justiz stehen keine bösen persönlichen Erfahrungen mit dieser, sondern die auch durch Beobachtungen internationaler Entwicklungen gewonnene Erkenntnis, dass die Justiz die weitaus wichtigste Abteilung des uns alle immer enger umschließenden Staates ist. Wenn in einem Staat die Justiz nicht funktioniert, kann die Verwaltung nicht funktionieren, kann die Wirtschaft nicht zu blühen beginnen, können die Bürger kein gutes Gefühl bekommen.

Daher bräuchte es dringend Politiker, etwa einen neuen Justizminister, der dem Justizapparat seine überragende Bedeutung wieder bewusst macht, der sich nicht nur in Micky-Maus-Themen verliert; die Hoffnung, dass Bundeskanzler oder Bundespräsident zu mehr als populistischen Aussagen gut sein könnten, habe ich ja sowieso schon aufgegeben.

Richter haben gewaltige Macht. Sie entscheiden über Schicksale, nicht nur von Tätern, nicht nur von Opfern, sondern durch die generalpräventive Wirkung auch über das Schicksal potentieller künftiger Opfer. Sie entscheiden aber auch über  ganze Firmen, darüber ob Unternehmer nur noch die bösen Ausbeuter sind, ob auch Arbeitnehmer Pflichten haben. Sie entscheiden im Familienrecht fast noch mehr als im Strafrecht über Existenzen.

Daher sollte es auch wieder mehr Bemühungen um die Würde des Gerichts geben. Richter mit Christusschlapfen und T-Shirt unter dem Talar zeigen genauso wie Richterinnen, die wie selbstverständlich ihren Hund in Verhandlungen mitnehmen, dass sie absolut nichts begriffen haben. Jedenfalls nicht das, warum sie eigentlich da sind (wenn sie da sind).

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Schwule bleiben lieber unter der Tuchent drucken

Die grün-schwule Lobby ist wohl das schizophrenste, was es gibt. Jahrelang hat sie darum gekämpft, dass schwule Freunde öffentlich heiraten dürfen. Jetzt hat sie ihr Ziel zu 80 Prozent erreicht. Und schon gibt es neuen Zoff und neue Diskriminerung - gerade wegen der nun hergestellten Öffentlichkeit, die ein Hauptargument für den schwulen Ehekampf war.

Das Argument des nunmehrigen grün-schwulen Protestes: Ab nun sei es auf Urkunden wie dem Meldezettel ersichtlich, dass jemand eine Eingetragene Partnerschaft - also eine offene homosexuelle Beziehung - eingegangen ist. Und diese Transparenz will man im grün-schwulen Eck offenbar auch wieder nicht. Man will zwar alle Vorteile, aber alles soll ganz heimlich unter der Tuchent bleiben.

Nun werden gleich ein paar entgegnen: Hätte man den Schwulen gleich die Ehe erlaubt, dann gäbe es dieselbe Bezeichnung wie für traditionelle Verbindungen und keine Probleme. Was natürlich ein Unsinn ist: Denn dann liest die Außenwelt halt an den Namen ab, dass sich da ein Jürgen mit einem Jochen oder eine Kerstin mit einer Katharina zu einer ganz spezifischen "Ehe" zusammengeschlossen haben.

Es war aber angeblich ohnedies der Wunsch Zehntausender nach einem öffentlich demonstrierten Bekenntnis zur gegenseitigen Beziehung, der viele Gutmenschen und noch mehr Dummenschen (etwa in der ÖVP) weichgeklopft hat, dem schwulen Drängen weitestgehend nachzugeben.

Diese Guten wie Dummen werden sich aber demnächst noch viel mehr wundern: Denn alles deutet darauf hin, dass gerade die Schaffung der Eingetragenen Partnerschaft durch die Judikatur der Höchstgerichte in Wien, Straßburg und Luxemburg bald genau den gegenteiligen Effekt haben wird: Die Schwulen werden mit dem Gleichheitsargument (siehe die grün-schwulen Klagen) die echte Ehe erzwingen können und normale Paare werden ebenfalls mit dem Gleichheitsargument das Eingehen einer Ehe light durchsetzen können. Wer die pseudoprogressiven Mehrheiten in den internationalen Gerichtshöfen kennt, wird an diesem Ausgang wenig Zweifel haben. Im EU-Parlament sind ja auch schon die ersten Initiativen in diese Richtung gesetzt werden.

Dann wird besonders die ÖVP wie ein begossener Pudel dastehen. Denn beides war genau das, was sie eigentlich glaubte, durch die Schaffung der Eingetragenen Partnerschaft verhindern zu können. Da die Partei seit Michael Graff  Null juristische Eigenkompetenz mehr hat, da im Justizministerium seit langem die Linksliberalen den Ton angeben, hat sie aber nicht einmal begriffen, in welche Falle sie da gegangen ist.

Und jetzt schon stehen alle medialen und politischen Vorkämpfer der Schwulenehe ziemlich belämmert da, weil sich der angebliche Massenbedarf an einem solchen Institut als minimales Tröpfeln herausgestellt hat. Die Annahme, dass es zehn Prozent Schwule in der Bevölkerung gäbe, ist eine genausolche Propaganda-Schimäre wie die überwältigende Sehnsucht vieler von ihnen, sich mit allen Konsequenzen aneinander zu binden, also auch öffentlich und für die "schlechten Zeiten".

Damit sind aber auch für Rot und Grün die Hoffnungen dahin, als Avantgarde der Schwulenbewegung massenweise mit Wählerstimmen belohnt zu werden. Sie haben im Gegenteil eher Gratisarbeit für die Blauen gemacht.

Angesichts des minimalen Interesses werden umgekehrt nun manche sagen, dass die Eingetragene Partnerschaft auch keine Belastung fürs Pensionssystem ist, auf die in diesem Blog mehrfach hingewiesen worden ist. Das stimmt zwar rein quantitativ - aber diese Neueinführung bleibt ein gewaltiges negatives Signal an alle normalen Familien, die sich der Kindererziehung widmen. Denn Kinderreichtum ist nach allen seriösen Unterlagen die einzige Quelle von echter und unverschuldeter Inländerarmut. Da wäre jeder Cent für mehr Famlienbeihilfe besser eingesetzt als für schwule Witwerpensionen. Noch dazu, wo Schwule und Grüne jeweils zu den bestverdienenden Bevölkerungssegmenten zählen.

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Der Richter wartet schon auf Scheuch drucken

Manche Menschen glauben bis zuletzt daran, dass es noch irgendeinen Ausweg aus dem eigentlich unabwendbaren Unheil gibt. Einer davon heißt Uwe Scheuch. Der blau-orange Drahtzieher in Kärnten wird das Unvermeidliche wohl erst dann zur Kenntnis nehmen, wenn ein Richter aufsteht und die Worte "Im Namen der Republik" zu sprechen beginnt, weil Scheuch einem mutmaßlichen russischen Oligarchen für eine Parteispende eine Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt hat.

An seinen strafrechtlich extrem schlechten Karten ändert auch der Umstand nichts, dass Scheuch mit manchen seiner Argumente recht hat. Natürlich ist es kein Zufall, dass die Beweise gegen ihn knapp vor dem endgültigen Wechsel seiner Landespartei von Orange zu Blau in die Öffentlichkeit gespielt werden. Und natürlich ist das Mitschneiden von Telefonaten ohne Genehmigung strafbar - was wohl auch für die beteiligten Medien zu gelten hat. Dennoch werden solche Mitschnitte als Beweismittel auch vor Gericht verwendet. Wir sind nicht in den USA, wo ein oft bloß formaler Fehler auch eindeutig Schuldige freigehen lässt.

Ich halte es sogar für möglich, dass mit diesem Telefonat Scheuch eine bewusste Falle gestellt worden ist. Eine ähnliche Falle, in die übrigens auch vor kurzem der ohnedies schon umstrittene Lieblingsgutachter der Wiener Staatsanwaltschaft in Sachen Meinl in peinlicher Art und Weise getappt ist (auch dort wäre übrigens ein Strafverfahren wegen der auf Tonband festgehaltenen Angebote dringend fällig - angesichts des sehr selektiven Vorgehens der in Wien für die Strafverfolgung zuständigen Behörde aber nicht zu erwarten).

Herr Scheuch hatte eine halbe Woche Zeit, um die Vorwürfe zu erwidern. Er fand in dieser Zeit gleich zwei Argumentationslinien - die sich aber widersprechen und die beide auch an sich nicht sehr glaubwürdig sind. Was durch ein brillantes Interview der hierorts schon oft gescholtenen, aber diesmal laut zu lobenden Ingrid Thurnher besonders deutlich gemacht wurde.

Einerseits kann sich Scheuch an gar nichts erinnern, andererseits ist er überzeugt, dass da Aussagen manipuliert worden sind. Beide Versionen lassen im Beobachter die Frage auftauchen: Werden dem guten Mann so oft solche Angebote gemacht? Verlangt er ständig und bei jeder an ihn als Landesrat gerichteten Bitte Gelder für seine (jeweilige) Partei, sodass er sich gar nicht mehr an einzelne solcher Gespräche erinnern kann? Ist das für ihn ein so belangloser und nicht tiefer ins Gedächtnis eindringender Vorgang wie das Zähneputzen?

Alle befragten Juristen sind daher überzeugt, dass das Ganze nur in einer Verurteilung enden kann.

Dennoch ist klar: Scheuch wird am Wochenende noch einmal triumphieren. Ein Parteitag wird den Wechsel von Orange zu  Blau wohl jubelnd akzeptieren. Und das belastende Tonband wird zu wilden Attacken auf Scheuchs Gegner benutzt werden. Scheuch wird sich wahrscheinlich sogar als Kärntner Held profilieren, der alles tut, um einen russischen Oligarchen zur Investition in dem ausgebluteten Bundesland zu bewegen (und über die gleichzeitig verlangte Parteispende nichts sagen).

An der Spitze der Scheuch-Gegner auf diesem Parteitag steht der Obmann des Bundes-BZÖ. Freilich ist auch bei Herrn Bucher manches unklar. Erstens, ob er etwas mit der Veröffentlichung des Tonbandes zu tun hat, was nicht gerade die feinste Art wäre (auch wenn Korruption das viel schlimmere Delikt ist). Und zweitens, warum er eigentlich so um den Verbleib von Scheuch & Co bei seiner Partei kämpft.

Denn wenn Bucher wirklich wie angekündigt eine rechtsliberale Partei schaffen will, müsste er ja heilfroh sein, den Kärntner Ballast loszuwerden. Die Scheuch-Partie ist ja alles, aber nicht liberal. Sie ist primär lokal-chauvinistisch, sie ist schon seit Jörg Haiders Tagen eine verschwenderische und schuldenmacherische Big-Spender-Gruppierung mit einem starken Hang zu Hinterzimmer-Deals.

Was sollte eine solche Gruppierung in einer liberalen Partei verloren haben? Haben doch Scheuch & Co den Kurs Buchers ständig vehement bekämpft. Buchers Werben um die Kärntner kann nur ein Motiv haben: Er braucht sie schon rein quantitativ, um politisch überlebensfähig zu sein. Er kann aber mit den Kärntnern (und ein paar anderen Sozialpopulisten in seinen Reihen) nie zum Liberalen werden.

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Ethik auf Europäisch drucken

Seltsame Maßstäbe herrschen da im EU-Parlament, also der wichtigsten von uns gewählten Volksvertretung. Dort werden Kandidaten für die neue EU-Kommission offensichtlich mit sehr unterschiedlichem Maß gemessen, je nachdem, ob sie aus einem linken oder einen rechten Eck kommen.

So hat die neue "Außenministerin" der EU außer Phrasen absolut keine inhaltlichen Aussagen gewagt, als sie von den Abgeordneten verhört wurde - offensichtlich kein Problem, ist sie doch eine Sozialdemokratin. Nun hat die bulgarische Kandidatin für den viel unwichtigeren Posten der Kommissiarin für internationale Zusammenarbeit ebensowenig gesagt. Und schon tobt große Aufregung und es droht ein Veto gegen die ganze Kommission.

Freilich ganz unabhängig davon ist der zweite Vorwurf zu prüfen, ob die Bulgarin korrekte Angaben über ihre Eigentumsverhältnisse gemacht hat. Das ist aber ganz eindeutig eine Aufgabe für präzise juristische Recherche und kann in einem Tribunal mit lauter agitatorischen Politikern nicht seriös beurteilt werden. Ist das Unternehmen, an dem sie offenbar beteiligt ist, wirklich seit drei Jahren total inaktiv - dann ist ihr das Verschweigen wohl nicht vorwerfbar; stimmt diese Aussage nicht, dann hat sie in der EU-Kommission nichts verloren. Beides müsste sich leicht nachweisen lassen. In solchen Fragen kann man nicht streng genug sein, wie jüngste Kärntner Vorgänge zeigen.

Sehr auffällig ist, dass die Europäer hingegen fast überhaupt keine Fragen bei Neu-Kommissaren stellen, die eine fette kommunistische Vergangenheit haben und die sich heute als Sozialdemokraten präsentieren. Es ist neuerdings also offenbar gleichgültig, ob sich jemand in einem totalitären System die Finger schmutzig gemacht hat - oder zumindest in diesem System, das immerhin den Weltrekord an Todesopfern hält.

Das steht in auffälligen Kontrast zur letzten Kommissarsbestellung, als der italienische Kommissar zum Thema Homosexualität auch seine persönliche Ansicht eingestanden hat, dass deren Ausübung eine Sünde sei. Was ja zweifellos ein rein religiöser Begriff ist. So wie ja ein romtreuer Katholik auch Abtreibung für eine Sünde halten wird - obwohl sie in fast ganz Europa möglich ist.

Irgendwie kommt man da zu dem Urteil: Du darfst in dieser EU zwar ein Kommunist oder Exkommunist sein, aber keinesfalls ein strenggläubiger Katholik.

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Migration, das Big business drucken

Caritas-Präsident Küberl kann sehr charmant sein. Offenbar ganz nach Bedarf. An einem Abend attackiert er wild die Innenministerin bei einem langen Auftritt im ORF-Fernsehen. Tags darauf ist er bei einer Uni-Diskussion zweier Verbindungen, die ich moderieren durfte, so schmeichelweich, dass man gar nicht glauben konnte, dass da die selbe Person sitzt.

Liegt der Unterschied daran, dass ihm diesmal die böse, aber wortgewaltige Ministerin zum erstenmal in einer öffentlichen Diskussion höchstpersönlich gegenübergesessen ist? Liegt es an den guten Aufträgen, welche die Caritas von dieser Ministerin bekommt? Oder daran, dass Küberl halt weiß, mit welchen Tönen er im ORF gut ankommt und mit welchen vor konservativen Studenten?

Wie auch immer, rund um das Thema "Einwanderung" gab es nur einen wirklichen Dissens: Nämlich als Maria Fekter energisch "Nein" zum Küberl-Vorschlag sagte, dass jeder in Österreich Geborene auch hier das Aufenthaltsrecht haben soll. Das würde Österreich zu sehr vielen neuen Bürgern verhelfen, die oft auch nur der guten Spitäler wegen - oder ganz gezielt - hier zur Welt gebracht werden.

Ansonsten Wonne und Waschtrog. Küberl lobte sogar Schwarz-Blau: Das sei die erste Regierung gewesen, die das Wort "Integration" in Hinblick auf die Einwanderer ihr Programm aufgenommen habe. Caritas-Tadel gab es für das Raab-Olah-Abkommen aus 1961, denn dieses habe gezielt nur für "einfache Arbeitskräfte" die Migration nach Österreich ermöglicht, und nicht für die qualifizierten, die wir heute brauchen. Aber auch in den Folgejahren, so kritisierte der Caritas-Chef wohl zu Recht, habe man sich bei der Einwanderung nicht das "Woher" der Migranten angeschaut.

Er zeigte sogar Verständnis dafür, dass sich die demokratische Republik die Inhalte von Predigten in Moscheen und im islamischen Religionsunterricht viel genauer anschauen und - hören soll (obwohl die katholische Kirche noch traumatisiert ist von den in der Nazi-Zeit in den Kirchen mitschreibenden Gestapo-Agenten).

Küberl beteuerte ansonsten unter den kritischen Blicken der Ministerin, dass es Caritas-Mitarbeitern nicht erlaubt sei, potentiellen Asylwerbern beispielsweise den Ratschlag zu geben, ihre Pässe wegzuwerfen (was zumindest von einem mir persönlich bekannten, aber die Öffentlichkeit scheuenden Zeugen vehement behauptet wird). Die Caritas bringe auch ein Drittel der Interessenten davon ab, überhaupt einen Asylantrag zu stellen. Aber auch die Ministerin bestätigt, dass die Caritas relativ erfolgreich sei bei der freiwilligen Rückführung abgewiesener Asylwerber. Was bei anderen Vereinen nicht der Fall sei. Da hätten manche in der Vergangenheit Hunderttausende Euro kassiert, ohne auch nur einen einzigen Rücktransport organisiert zu haben.

Und besonders einig waren sich beide, dass die Integration der Zugewanderten noch ein hartes Stück Arbeit  bedeute - deren Großteil noch vor uns liege.

Ansonsten konnte Fekter mit Energie brillieren. Ihren Vorschlag des Aufenthaltszwanges in Erstasylzentren begründete sie vor allem mit der gewaltigen Menge an Menschen, die durch Schlepper nach Österreich gebracht werden. Dieser Zweig der Kriminalität, so Fekter, macht mehr Umsatz als der gesamte Drogenhandel. Dementsprechend professionell findet die Schlepperei ins österreichische Asylsystem hinein statt.

Daher gibt es auch eine sehr hohe Anzahl unter den Asylwerbern, die keine korrekten Angaben über ihre Herkunft machten, die ihre Papiere vor dem Behördenkontakt entsorgen, die nicht einmal ihr Heimatland nennen wollen, die oft auch nicht einmal irgendetwas zu den Beamten reden, damit niemand an Hand ihres Akzents die Herkunft feststellen könne. Fekter ließ lediglich offen, ob das die Mehr- oder die Minderheit unter den Asylwerbern sei. Klar ist für sie, dass sie diesen Missbrauch energisch bekämpfen will.

Überraschend distanziert äußerte sich aber auch Küberl zu dieser Gruppe. Auf die Frage, ob man solche Menschen nicht automatisch abweisen sollte, verwies er ausdrücklich darauf, dass laut Gesetz jeder Asylwerber die Pflicht habe, zur Aufklärung seines Falles beizutragen.

Jedenfalls aber, so Fekters mit den neuesten Zahlen aus 2009, bekamen in Österreich zuletzt nur 16 Prozent der Antragsteller einen positiven Asylbescheid. Die restlichen 84 Prozent haben ganz andere, dem Asylgedanken fremde Motive: Sie suchen Arbeit (darunter auch ehemalige Gastarbeiter, deren Arbeitsgenehmigung abläuft); sie sind von Schleppern hereingebracht worden; oder sie sagen überhaupt erst "Asyl", wenn sie von der Polizei bei irgendetwas erwischt werden. Die Ministerin will daher die Verfahren beschleunigen, um sich wie die Skandinavier auf die "besten" Flüchtlinge konzentrieren zu können.

Das Wie blieb freilich eher offen. Denn die Ministerin ist zugleich sehr stolz, dass das UNO-Flüchtlingshilfswerk die österreichische Vorgangsweisen im gesamten Flüchtlingswesen international als "best practice", also vorbildlich, herumreicht. Was - etwa im Fall Zogaj - sofort zur kritischen Frage eines Zuhörers führte, warum die junge Frau nicht längst in die Heimat abgeschoben worden ist.

Fekter will auch unter den auf normalem Weg Eingewanderten (also unter den Nicht-Asylanten) künftig auf Recht und Ordnung schauen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Fundamentalen (sic) Druck ausüben, etwa in Richtung Kopftuchzwang oder Frauenpräsenz in der Öffentlichkeit." (Was, so macht ihre Wortwahl klar, offensichtlich geschieht). Ähnliches müsse etwa auch im Bundesheer geschehen, damit sich Präsenzdiener nicht bei der Angelobung von der Fahne abwenden.

Große Sorge macht ihr auch, dass die Kenntnis der deutschen Sprache unter den Einwanderern der zweiten Generation rückläufig ist. Sie räumt ein, dass im ganzen Migrationsbereich noch bis in die 90er Jahre große Fehler begangen worden sind. "Wir haben erst sehr spät registriert, dass die meisten Gastarbeiter nicht wirklich zurückkehren wollten."

Und sie fügte eine erschreckende Zahl hinzu: Für jeden Ausländer, der in Österreich eine Arbeitsgenehmigung bekommt, wandern im Schnitt fünf weitere Menschen ins Land ein. Die Frage, ob sich Österreich nicht viel stärker auf ausländische Arbeitskräfte beschränken sollte, die nur befristet und ohne Familie hereinkommen dürfen (etwa "Saisonniers") ließ Fekter hingegen  unbeantwortet. Unbeantwortet bleiben auch internationale Studien, dass die Zuwanderer der letzten Jahre überwiegend ins üppige europäische Sozialsystem, aber viel weniger in den Arbeitsmarkt einwandern.

Erschreckend ist daher jedenfalls ihr Hinweis, dass die Regierung für die Neuordnung der Kriterien für ausländische Arbeitskräfte auf Vorschläge - ausgerechnet - der Sozialpartner wartet. Denn, so muss man anmerken, die Arbeitnehmer haben nur Angst vor der Konkurrenz durch ausländische Arbeitskräfte. Wer jedoch nicht arbeiten will oder kann, der ist keine Konkurrenz am Arbeitsmarkt und daher der Gewerkschaft egal.

Fekter enthüllte schließlich auch einen bisher wenig diskutierten Grund, weshalb die SPÖ so großes Interesse an einem eigenen Integrations-Staatssekretär habe. Denn ein solcher könnte dann 21 Millionen Euro an (österreichischen und europäischen) Fördergeldern auf die diversen NGO verteilen . . .

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Kindergärten und ein krampfhafter Zentralismus drucken

Föderalismus kommt uns oft teuer. Diese Erkenntnis setzt sich zum Glück immer mehr durch - nur die Profiteure leisten noch Widerstand. Freilich sehr effizienten. Das heißt aber keineswegs, dass Zentralismus immer der bessere und kosteneffizientere Weg  ist. Oft gilt das Gegenteil. Etwa beim Vorschlag der ÖVP-Staatssekretärin Christine Marek, die Kinderbetreuung bundeseinheitlich zu regeln.

Denn solange nicht etwa in den Kindergärten eines Bundeslands katastrophale Zustände herrschen, gibt es überhaupt keine Notwendigkeit der Vereinheitlichung. Diese würde in Wahrheit nur eine Hinaufnivellierung auf die teuerste Variante bedeuten. Sie würde eine eigentlich sehr menschennahe Einrichtung bürokratisch zentralisieren. Sie würde die Möglichkeit nehmen, pragmatisch auf die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Bundesländern Rücksicht zu nehmen.

Sie würde vor allem den Wettbewerb zwischen einzelnen Modellen abschaffen. Denn eine gute neue Idee hat eine neun Mal bessere Verwirklichungs-Chance, wenn sie sich anfangs nur in einem Bundesland etablieren muss. Ist eine Neuenführung schlecht, wird sie wieder verworfen oder zumindest im Großteil der Republik nicht übernommen. Bewährt sie sich, wird sie erfahrungsgemäß bald anderswo übernommen, falls nicht lokale Bedingungen dagegen sprechen. Und da sollten wir einmal ganz genau seriöse Studien abwarten, ob bei Tagesmüttern aufwachsende Kinder sich vielleicht besser entwickeln als die in Kindergärten, ob die akademische Bildung einer Kindergärtnerin wirklich zu besseren (schulischen, charakterlichen usw.) Ergebnissen führt oder ob nicht die Auswahl solcher Betreuerinnen viel wichtiger ist, bei denen sich die Kinder jeden Morgen gern abliefern lassen.

In fast jedem Bereich ist der Wettbewerb der Ideen und die Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten besser als die Einfalt. Es sei denn, die Vielfalt vervielfältigt die Kosten, wie etwa bei technisch-administrativen Vorschriften und Genehmigungsverfahren. Was hier nicht der Fall ist.

Warum dennoch manche Bundesländer den Marek-Vorschlag nicht gleich abgelehnt haben, ist klar. Sie wittern auf Grund ihrer Erfahrungen sofort wieder eine Chance, um beim Bund mehr Geld zu verlangen. Was alle Steuerzahler freuen wird.

Gerade in einer Phase, wo die Bundesländer an vielen Fronten unter Druck gesetzt gehören, durch Änderungen am Föderalismus, durch Abbau ihrer Repräsentations- und Reptilienfonds sparen zu helfen, ist ein Vorschlag kontraproduktiv, bei dem Änderungen am Föderalismus Kosten verursachen.

Mareks Vorstoß erweckt also ganz stark den Eindruck, dass es wieder einmal nur darum gegangen ist, wieder einmal in die Medien zu kommen. Zwingend logisch ist daran aber nichts. Und wenn es wirklich in einem Bundesland einen relevanten Missstand geben sollte, könnte man - oder Mareks Partei - diesen ja bei der nächsten Landtagswahl zur Debatte stellen und auf demokratischem Weg beenden. Ganz ohne sozialtechnokratische Überregulierung.

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Wie es zur Bürokratie kommt drucken

Noch eine kleine Fußnote zur Asyldebatte: Warum nicht den Vorschlag eines kleinen Erstaufnahmezentrums in jedem Bundesland statt dreier großer verwirklichen? So wie doch schon jedes Bundesland seine Quoten für die Aufnahme von Asylwerbern nach der Erstaufnahmeprozedur hat.

Das klingt nach einem Stein der Weisen, gerecht und ausgewogen und klein und harmlos. Aber: Abgesehen davon, dass etliche Länder auch jetzt schon ihre eigentlich durch einen feierlichen Staatsvertrag zugesagten Quoten nicht einhalten, wäre jene Variante ein absoluter bürokratischer Horror: Denn dann müssten die Beamtenstrukturen, die es derzeit in zwei und laut Regierungsübereinkommen bald in drei Stellen gibt, neun Mal geschaffen werden: Neben den allgemeinen Aufsichts- und Kommandostrukturen braucht es da überall Experten für Fingerabdrücke, für medizinische Untersuchungen (geben sich doch gerne 30-Jährige auf Ratschlag von Flüchtlingshelfern als 17-jährig aus, um bessere Chancen zu haben) oder  für die dokumentarische Prüfung von Pässen (sofern diese nicht auf Ratschlag von Caritas & Co vor dem Asylantrag weggeworfen worden sind). Und alles natürlich doppelt und dreifach, für Urlaube und Krankheiten der Beamten.

An diesem Vorschlag kann man geradezu exemplarisch zeigen, warum die Bürokratie immer mehr anschwillt, statt zu schrumpfen. Die Ursache heißt: Entscheidungsunfähigkeit und Feigheit der Politik. Fast müssen einem die Beamten leid tun, die an Stelle der Politik so oft geprügelt werden.

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Fußnote 52: Heinisch-Hoseks Magen drucken

Die SPÖ und das Asylantenzentrum. Ein Slalom ist eine gerade Autobahn gegen den Schleuderkurs der SPÖ in Sachen Asyl. Besonders kühn ist da die Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek unterwegs. Binnen weniger Stunden ist da zuerst die Idee einer Internierung der Erstasylwerber für sie eine solche, die ihr den Magen umdrehe. Tags darauf  ist plötzlich alles offen, man solle sich die Idee rechtlich genau anschauen und eine Lösung finden, nicht einmal die Experten seien ja einig. Offenbar hat die Umdrehung ihres Magens auch eine totale Umdrehung ihrer Ansichten ausgelöst. Oder sie braucht halt einen Tag, bis ihr ein Spin Doctor sagt, welche Überzeugungen sie zu haben hat. Das alles ist sehr ermutigend - ein Land das solche Zuerst-reden-dann-denken-Minister hat, kann ja ganz unbesorgt in die Zukunft gehen . . .

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Muß man die Nationalbank wirklich verstaatlichen? drucken

Die Nationalbank wird zur Gänze verstaatlicht. Endlich gibt es wieder einmal eine Idee in der Regierung, die auf allgemeine Zustimmung stößt. Ist der Vorschlag deswegen auch gut?

Nun, es kann kein Zweifel sein, dass es ein schlechtes Bild gibt, wenn einige der von der Nationalbank geprüften Banken auch gleichzeitig an dieser beteiligt sind. Freilich: Man hätte die Prüfungskompetenz auch ganz der Finanzmarktaufsicht überlassen können. Aber das hätte die SPÖ wohl nie akzeptiert, weil diese FMA ein eher schwarz strukturiertes Produkt aus der schwarz-blauen Periode ist. Und weil die rot dominierte Nationalbank Gehälter zahlt, die um ein Drittel bis zur Hälfte über jenen der FMA liegen (alter Wahrspruch: Wo rot drauf steht, sind Privilegien drinnen).

Gewiss könnte man sagen, dass zwei Prüfungs-Institutionen besser sind als eine. Die Erfahrung deutet aber eigentlich eher in eine andere Richtung: Je mehr Prüfungen es gibt, umso eher besteht die Gefahr, dass sich einer auf den anderen verlässt. Dass also nur die Spesen, nicht die Effizienz vermehrt wird.

Man sollte sich dem Thema Nationalbank freilich aus ganz anderer Richtung nähern: Je näher diese dem Staat ist, umso gefährlicher ist es. Immerhin waren fast alle Chefs der österreichischen Nationalbank davor sehr klar profilierte Politiker. An dieser Problematik ändert auch der Zusammenschluss der diversen Nationalbanken in der Europäischen Zentralbank nichts, weil auch in anderen Ländern der Staat seinen Einfluss zu erhöhen versucht. Amerika hat gezeigt, dass eine zu staatsnahe Notenbank gerne zu freizügig mit dem Geld umgeht, weil das den Regierungen das Handeln erleichtert.

Daher haben die Notenbanken fast nie rechtzeitig gehandelt, als sich die Überversorgung an Geld zwar nicht in einer Inflation äußerte (die wurde dank der Billigimporte aus China weitgehend vermieden), aber in den diversen Blasen: in der Immobilienblase, in der Aktienblase. Überall gingen Preise bzw. Kurse mit dem billigen Geld in die Höhe. Bis die Sache einmal platzen musste.

Auch jetzt kümmert sich ja niemand um die steilen Anstiege von Gold-, Aktien- und Wohnungspreisen. Denn solange ein Gewerkschafter klagt "Aber, die Arbeitslosigkeit!", solange gibt es politischen Druck, mehr Geld in den Markt zu pumpen. (Und ich kann mich nicht an Zeiten erinnern, wo die Gewerkschaft nicht gejammert hätte.) Daher gibt es dauernd Defizite und zu niedrige Zinsen.

Soll man also die Zentralbank privatisieren? Und wenn ja, wer soll dieses Privileg bekommen? Das sind zwei mehr als legitime Fragen. Einige liberale Denker haben da hingegen ganz ein anderes Rezept: Warum soll es nicht mehrere Notenbanken geben, die in Wettbewerb zueinander Geld ausgeben dürfen? Das würde zu einem Wettbewerb verschiedener Währungen führen. Und die besseren Währungen würden die schlechteren verdrängen. Das würde Disziplin erzwingen.

So haben zum Beispiel in Osteuropa die westlichen Währungen (Dollar, D-Mark, in Rumänien war das sogar eine Stange einer bestimmten amerikanischen Zigarettenmarke) in hohem Ausmaß die eigenen östlichen Währungen verdrängt. Diese waren von den politisch gesteuerten Zentralbanken angesichts der flauen Wirtschaftsentwicklung in viel zu üppigem Umfang ausgegeben worden. Ähnliches spielt sich ja auch bei uns heute ab: Die Menschen flüchten in starkem Ausmaß mit ihren Ersparnissen in Eigentumswohnungen oder in Gold.

Denn: Auch wenn es ein Währungsmonopol gibt, suchen sich die Menschen Ersatzwährungen, wenn das Vertrauen in die offizielle Währung schrumpft. Und oft merken das weder Politik noch Zentralbanken.

Warum also nicht diskutieren, ob es mehrere unterschiedliche - und damit natürlich private - Währungsemittenten geben darf? Wie überall braucht es klare Transparenz und Regeln durch den Staat, aber es braucht nicht den Staat als handelnden Akteur.

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Asyl: Stimmungsmache auf Österreichisch drucken

Es ist immer wieder erstaunlich, wie ernst manche Medien noch immer den Verfassungsrechtsprofessor Heinz Mayer nehmen. Obwohl sich seine Instant-Aussagen häufig sehr stark von dem entscheiden, was später der Verfassungsgerichtshof zur gleichen Frage meint. Das erinnert stark an die ständigen Strafanzeigen des aus der gleichen Ecke kommenden Peter Pilz, die dann auch fast ausnahmslos in der großen Rundablage der Staatsanwaltschaft landen.

Denn kaum ist eine Frage entstanden, formuliert Mayer in wohlgesetzten Worten schon die Antwort, seine Antwort. Und es ist immer eine linke (hat daher vielleicht nicht allzuviel mit Recht zu tun). Daher wird sie natürlich auch mit Begeisterung von ORF&Co zitiert. Andere Juristen, die ganz andere Antworten haben, werden hingegen totgeschwiegen.

Herr Mayer war also in der Causa Flüchtlingsaufnahme-Zentrum zuerst der Meinung, dass die Baulandwidmung den Bau des Zentrums verhindert (als ob es irgendwo eine Widmung "Asylzentrum" gäbe). Nun bezeichnet er die Ausgangssperre für die Flüchtlinge während der Tage der Erstaufnahme als verfassungswidrig; wieder im Gleichklang mit Rot und Grün. Ohne auch nur einen Buchstaben eines Wortlauts zu kennen. Was für seriöse Juristen normalerweise eigentlich die unabdingbare Grundlage jeder seriösen Bewertung ist. Für seriöse Juristen.

Als hingegen die SPÖ eine Volksabstimmung im südlichen Burgenland verkündete, hatte Herr Mayer keine verfassungsrechtlichen Bedenken. Auch nicht, als Werner Faymann diese Abstimmung gegen alle Kritik mit der seltsamen Begründung verteidigte: "Aber das heißt doch nicht, dass wir die direkte Demokratie abschaffen." Als ob in unserer Verfassung die direkte Demokratie stünde. Oder als ob es gar eine spezifische direkte Demokratie für das südliche Burgenland gäbe (das ist bekanntlich eine geographische Einheit, die aber rechtlich nirgendwo verankert ist). Aber all das ist für Herrn Mayer offenbar in Ordnung. Oder agiert er etwa nur deswegen so, damit er und sein gleich gestrickter Kollege Funk ein fast exklusives Monopol auf juristische Meinungsäußerungen im ORF behalten? Dass sich beispielsweise deren Verfassungsrechts-Kollege Raschauer in ganz gegenteiliger Richtung geäußert hat, wird dort jedenfalls total totgeschwiegen.

Ähnlich frei jeder Logik ist auch das Argument von SPÖ sowie Caritas-Chef Küberl (und damit natürlich auch des ORF), dass der Bau eines Erstaufnahmezentrums ja überhaupt kein Problem wäre, hätte die Innenministerin das nicht auf die heimliche Tour versucht. Und hätte sie zumindest den Koalitionspartner eingeschaltet (was bekanntlich in Sachen Vertraulichkeit gleichbedeutend mit einem doppelseitigen Inserat in "Krone" und "Standard" ist).

Es kann jedoch überhaupt keinen Zweifel geben: Auf Grund der Erfahrung der letzten Jahre wird es keine Gemeinde geben, in der die Bürger freiwillig einem solchen Bau zustimmen. Genausowenig, wie der Bau eines Truppenübungsplatzes, einer Mülldeponie, eines Kraftwerks, einer Autobahn auf die Zustimmung der jeweiligen Anrainer stoßen kann.

Besonders heiter wird dieses SPÖ-Argument durch die Person des nunmehrigen SPÖ-Unterhändlers Darabos: Er war es nämlich selbst, der vor Jahr und Tag total heimlich und gegen den Widerstand des Koalitionspartners über eine Reduktion des Abfangjäger-Kaufs verhandelt hat. Mit bekanntem Ergebnis: Österreich zahlt nun für jedes einzelne der Flugzeuge deutlich mehr, dafür sind diese aber schlechter ausgerüstet. Übrigens alles nachzulesen in einem vernichtenden Rechnungshofbericht über den Alleingang von Darabos.

Als Fußnote sollte man freilich hinzufügen, dass die ÖVP jedes Mal unfähig geschwiegen hat: Sie hat keinen Misstrauensantrag gegen Darabos gestellt; sie gibt dem ORF 160 Millionen, damit er weiter mit schwerer linker Schlagseite unterwegs sein kann.

Noch einmal zurück zum vorgeschlagenen Ausgehverbot für die Asylwerber: Irgendwie ist das genau dasselbe wie das Ausgehverbot, das wir einst als junge Rekruten in den ersten Wochen des Präsenzdienstes hatten. Ganz automatisch, ohne dass wir etwas ausgefressen hätten. Meines Wissens galten damals dieselbe Verfassung und dieselbe Menschenrechtskonvention. Sollten die Gerichtshöfe am Ende dennoch ein solches striktes Ausgehverbot wirklich für verfassungswidrig erklären, dann haben die Juristen volle Arbeit geleistet: Fiat iustitia pereat mundus.

Hauptsache, man hat irgendwelche immer zugespitzten Rechtsansprüche herausdestilliert, damit irgendeiner stolz in die juristischen Geschichtsbücher eingehen kann. Ob die Republik darob an ihrer Handlungsunfähigkeit zugrunde gehen muss, ist doch egal.

Aber das enthebt die SPÖ nicht ihrer Verantwortung: Statt sich allzusehr hinter der angenommenen Ansicht des Verfassungsgerichts zu verbergen, könnte sie ja zur Lösung beitragen: durch Mitstimmen bei einem Verfassungsgesetz, das ein solches Ausgehverbot vorschreibt. Die SPÖ ist ja eine Partei, die doch neuerdings den Willen der Menschen so hochschätzt. Oder wartet sie, bis Herr Dichand ihr das vorschreibt? Auf ein Zickzack mehr oder weniger kommt es ihr zumindest dann nicht an, wenn das Orakel aus der Muthgasse es so verlangt.

Und jene, die aus falsch verstandener Humanität gegen dieses Ausgehverbot sind, sollten noch zweimal nachdenken: Wenn sie ihren Widerstand gegen alles und jedes zu bunt treiben, dann könnte damit vielleicht eines Tages das ganze verteidigte Rechtsgut kippen. Das heißt, wenn die Asylantenaufnahme unmöglich gemacht wird, dann gibt es halt kein Asylrecht mehr. Was dann auch weniger links denkende Menschen als Mayer, Küberl und Funk bedauern würden.

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Metternichs Wiedergeburt zu Wien drucken

In Wien lebt es sich gefährlich. Denn hier ist die Meinungsfreiheit auf einem Niveau, das intensiv an das System Metternich erinnert, also an die Jahre vor 1848 - und an andere Perioden mit einem ähnlich geringen Niveau der Rechtsstaatlichkeit, in denen jede unerwünschte Meinungsäußerung bestraft worden ist.

Da Unkenntnis nicht vor Strafe schützt, sei hier als Leserservice das "Wiener Antidiskriminierungsgesetz" (samt eigener Landesverfassungsbestimmung) in Erinnerung gerufen, mit dem in dieser Stadt seit 2004 im Grund fast jede kritische Äußerung mit 1090 Euro bestraft werden kann. Das Gesetz ist bisher trotz seiner Ungeheuerlichkeit nicht als Verletzung der Bundesverfassung und der Menschenrechtskonvention aufgehoben worden. Offenbar fürchtet jeder, wenn er gegen das Antidiskriminierungsgesetz ist, dass er dann selbst als Diskriminierer dasteht.

Das Gesetz verbietet jedenfalls - unter vielem anderem - die "Belästigung" auf Grund der Religion, der Weltanschauung, des Alters und der sexuellen Ausrichtung. Eine solche Belästigung liegt vor, wenn ein Verhalten gesetzt - oder noch gummiparagraphenartiger: wenn "ein Umfeld geschaffen wird" - das als "Anfeindung" eingestuft werden kann, das die Würde dieser Person verletzt und "von dieser Person als unerwünscht angesehen wird."

Dadurch wird nun vieles strafbar. Etwa Kritik an der islamischen Glaubensgemeinschaft, weil sie immer wieder enge Kontakte zu terrornahen Gruppierungen unterhält, oder am Wiener Bürgermeister, weil er auf Grund seiner Weltanschauung einem Massenmörder ein Denkmal gesetzt hat. Dass solche Vorwürfe, pardon "Anfeindungen", die Würde des Kritisierten verletzen und unerwünscht, also strafbar sind, kann man nun umso leichter behaupten, als die Beweislast großteils umgekehrt ist und als auch ein bloßer Wahrheitsbeweis nichts hilft.

Was jeden Kritiker, der nicht in ein anderes Bundesland auswandert, in einer schwierige Situation bringt. Wie soll man etwa beweisen, dass Kritik erwünscht gewesen ist?

Natürlich ohne es zu wagen, die Wiener SPÖ-Gemeinderäte anzufeinden - da sei schon dieses Gesetz vor -, erlaube ich mir noch ganz abstrakt und dezent darauf hinzuweisen, dass eine solche Beweislastumkehr vor allem für Unrechtsstaaten typisch ist. Und dass sie so wie die Knebelung der Meinungsfreiheit diametral jenen Bürgerrechten widerspricht, die sich die Österreicher und nicht zuletzt die Wiener 1848 und 1867 erkämpft haben.

Irgendwie fragt man sich da nur noch: Wäre es nicht einfacher, man würde einfach alle bestrafen, die nicht der Weltsicht Michael Häupls, seiner Political-Correctness-Wächter und informellen Mitarbeiter sind?

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Wir studieren wieder - aber was? drucken

An der Wiener Uni gab es also am ersten Tag nach den Ferien (und der zweiwöchigen Not-Schließung sämtlicher Einrichtungen der Hauptuni) in allen Hörsälen normalen Betrieb - freilich unter Aufsicht von Sicherheitspersonal. Dessen Kosten wird man noch zu den übrigen Besetzungskosten hinzurechnen müssen: Renovierung, Anmietung von Ersatzquartieren usw.

Da wird bald nicht mehr viel von den 34 Millionen überbleiben, die Johannes Hahn den Unis zusätzlich versprochen hat. Ob nun endlich Ruhe - aber auch die notwendige Ernsthaftigkeit - für eine Diskussion der wahren Probleme der Universitäten einkehren wird, ist zweifelhaft.

Ein Thema müssten da die dringend notwendigen Beschränkungen des Zugangs zu den heil- und vor allem sinnlos überlaufenen Studienrichtungen sein. Die entscheidende Frage lautet: Soll man jetzt, wie es manche fordern, die überlaufenen Studienrichtungen  mit neuem Geld und Personal fördern - oder soll man vielmehr jene Studienrichtungen besser finanzieren, deren Absolventen dringend benötigt und gesucht werden?

Zur Illustration des Problems einige Zahlen von der Universität Wien. Dort schaffen im Jahresschnitt pro Professor 7,5 Studenten ihren ersten Abschluss. Rund doppelt so viele sind es bei Psychologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Übersetzen und Dolmetschen sowie Sport. Rund dreimal so viele sind es bei den Ernährungswissenschaften. Mehr als sechs Mal so viel sind es bei der Publizistik. Da ist nicht einmal der Hauch eines seriösen Studiums mehr möglich. Das sind Diplome zum Großhandelspreis.

Ohne große Generalisierung kann man aber auch sagen: Das sind praktisch durchwegs Studien, wo die gegenwärtige Überproduktion der Gesellschaft absolut nichts bringt, die nur nach einem der beiden Mottos  studiert werden: "Der leichte Weg zum Magister (oder jetzt Bacc.)"  und "Es klang halt irgendwie interessant". Eine mutige Uni-Leitung und ein mutiger neuer Minister würden wissen: Jeder weitere Posten in diesen Studienrichtungen ist eine Verschwendung von Steuergeld. Wenn sich schon die jungen Menschen selbst durch die Wahl eines nicht nachgefragten (und in Studienrichtungen wie Publizistik und Politologie auch wissenschaftlich sehr schlechten) Studiums schaden, wenn schon die SPÖ eine effiziente Studienzugangs-Regulierung verhindert, dann darf man nicht auch noch zum Mittäter des Wahnsinns werden und dort sinnlos Steuergelder verschwenden.

Freilich: Gerade die Studenten vieler dieser Studienrichtungen sind die fleißigsten Protestierer. Daher deutet alles darauf hin, dass Minister und Rektoren ihnen nachgeben werden. Denn statt mutiger Führung herrscht bei ihnen nun angsterfüllt eine einzige Devise: "Dialog, Dialog" - der freilich nicht mit der Masse oder den interessantesten Studenten, sondern immer nur mit den lautesten geführt wird.

Statt das Geld für Techniker, Naturwissenschafter, Ökonomen, Mediziner, aber auch eine breite (und pluralistische!) geisteswissenschaftliche Basis auszugeben. Wo es wirklich sinnvoll angelegt wäre.

PS: Auch die tollen Kleinuniversitäten sollten ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommen (ohne auf die Straße gehen zu müssen). Etwa die Leobener Montanistik oder die Wiener Musikunviersität: Auf letzterer hat sich übrigens vor kurzem eine frustrierende wie bezeichnende Tragödie abgespielt: Jener Absolvent, der in der 200-jährigen Geschichte der Uni als erster "sub auspiciis" promoviert hat, hat trotz mehrerer Bewerbungen dort keinen Job bekommen.

Wahrscheinlich deshalb, weil er bei seinem Studium weder einen Klima-, noch einen Gender-, noch einen NS-Aufarbeitungs-Schwerpunkt gesetzt hat. Also weil er keinem der drei derzeit am stärksten forcierten Trends gefolgt ist . . .

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Faymann – ein Lebenslauf drucken

Ein Leser des Tagebuchs hat mich auf den Lebenslauf des Bundeskanzlers aufmerksam gemacht. Zu Recht. Denn dieser ist absolut erschreckend.

Es findet sich in der offiziellen Selbstdarstellung keine einzige Station, die etwas mit Leistung, mit Wissenserwerb oder den Herausforderungen des wirklichen Lebens zu tun hätte. Wenn man der offiziellen Homepage des Bundeskanzleramtes folgt, dann gibt es nur eine einzige Dominante im Leben des Werner Faymann: Die Partei und Funktionen, durch die er sich in der Partei hochgedient hat oder die er durch die Partei erworben hat.

Sogar die Matura, die er nach anderen Informationen schon irgendwie geschafft hat, wird dort verschwiegen. Unwichtig. Wichtig ist nur, was er in der Sozialistischen Jugend gemacht hat, auf welche dick gefüllte „Fonds“ er Zugriff gehabt hat und ähnliches.

Man geniert sich nicht einmal,  in einem einzigen Satz folgende zwei Sachverhalte zusammenzufügen: „1985 zog Faymann als jüngstes Mitglied in den Wiener Landtag ein und wurde Konsulent für die Zentralsparkasse …“

Damit gibt man zumindest unbewusst einen engen Zusammenhang zwischen diesen beiden Sachverhalten zu: Die Zentralsparkasse, die später trotz der von ihr eroberten stillen Reserven aus der Creditanstalt nicht mehr lebensfähig war und ans Ausland verkauft werden musste, hatte damals einfach einen 25-jährigen SPÖ-Gemeinderat angestellt. Damit der halt auch einen Job hat. Und zwar als „Konsulent“, also in einer Funktion ohne Präsenzpflicht. Normalerweise werden in der wirklichen Wirtschaft freilich nur Manager mit langjähriger Erfahrung „Konsulenten“, also Menschen, deren Ratschläge auch wirklich gesucht werden. Wie oft wird damals wohl jemand den Rat des jungen Herrn ohne jede Vorbildung gesucht haben?

Faymanns Lebenslauf ist eine entlarvende Visitenkarte für diese Republik.

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Fußnote 48: Kärnten erfindet das Bankwesen neu drucken

Es ist schon spannend, wenn man sich anschaut, warum die Kärntner auf den nach dem Hypo-Crash verwegenen Gedanken gekommen sind, schon wieder für eine neuzugründende Bank Haftungen zu übernehmen. Sie wollen solchen Firmen Kredite geben, die solche wegen ihrer schlechten Bonität bei den Banken nicht bekommen. Da hat Kärnten ja offenbar wieder alle Chancen, dass diese Kredite auch nicht zurückgezahlt werden können. Aber diesen Teil des Bankgeschäftes haben die Kärntner Politiker ja noch nie verstanden. Und bei der ÖVP verweist man darauf, dass solche Kredite ohnedies das Austria Wirtschaftsservice gebe. Das ist freilich auch nicht sehr beruhigend: Bundeskredite für nicht kreditwürdige Firmen? Hat man aus der Krise gar nichts gelernt?

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Das Medien-Thermometer der Parteien: BZÖ voran drucken

Das BZÖ war in den vergangenen 30 Tagen die weitaus meist zitierte Partei Österreichs. Das geht aus den Analysen von mediainsight.biz hervor, deren wichtigste Ergebnisse in einer Zusammenarbeit mit dem Tagebuch nun regelmäßig hier veröffentlicht werden.

„Weltexklusiv“ würde wahrscheinlich ein Medium der Herrn Fellner diese neue Untersuchungsmethode nennen: Denn zum ersten Mal werden mit diesen Analysen alle Berichte aller österreichischen Fernsehsender und aller wichtigen Radiosender und Onlineangebote (unmittelbar im Zeitpunkt der Veröffentlichung) ausgewertet, damit natürlich auch aller österreichischen Zeitungen.

Die wichtigsten Aspekte der Quantifizierung des politischen Geschehens: Das BZÖ liegt mit 3876 Zitierungen an der Spitze, davon erfolgte freilich alleine am 17. Dezember mehr als ein Viertel. Das bedeutet natürlich, dass die Kärntner Querelen, Parteispaltungen und Schismen die weitaus meiste Aufmerksamkeit auf das BZÖ gelenkt haben. Mit anderen Worten: Dem BZÖ wäre wahrscheinlich in diesem Dezember etwas weniger Aufmerksamkeit lieber gewesen.

Am zweiten Platz liegt die Volkspartei: Sie wurde 3213 Mal genannt. Der Höhepunkt war bei ihr der 11. Dezember. Das war der Tag einer umfangreichen Parlamentssitzung mit einer Dringlichen (Klima-)Anfrage an Landwirtschaftsminister Berlakovich, mit dem Ende des U-Ausschusses und dem Scheitern der verfassungsmäßigen Verankerung der Kinderrechts-Konvention.

Die dritte Stelle nimmt die FPÖ ein: 3038 Nennungen. Sie hat ebenfalls rund um die Kärntner Querelen viel Scheinwerferlicht auf sich gezogen und damit schon am 16. Dezember die meisten Berichte erreichen können.

Deutlich abgefallen sind die Sozialdemokraten: Sie wurden nur 2730 Mal erwähnt. Sie haben bei keinem Thema die inhaltliche Führerschaft erreicht, obwohl sie ja nach wie vor die zahlenmäßig größte Fraktion im Nationalrat stellen. Das Fehlen nationaler Leadership bei der SPÖ zeigt auch das dominante Thema an ihrem stärksten Tag, dem 15. Dezember: Da hat die SPÖ im Burgenland vorzeitige Wahlen beschließen lassen.

Katastrophal absent waren die Grünen: Sie wurden 1819 Mal genannt, also nicht einmal halb so oft wie das BZÖ. Die Detailanalyse zeigt bei den Grünen auch kaum einen Tag mit gehäufter Präsenz. Am besten war für sie noch - wie für die ÖVP - der Tag der Klima-Parlamentssitzung am 11. Dezember, an dem die Grünen freilich nur halb so viele Nennungen wie die ÖVP erzielten; ein unangenehmes Grün-Thema an diesem Tag war freilich auch die Auslieferung des grünen Abgeordneten Öllinger an die Strafjustiz.

Bei solchen Analysen lässt sich natürlich immer streiten, ob häufige Nennungen gut oder schlecht sind. Tatsache ist jedenfalls, dass der Anteil der Radio-Nennungen von BZÖ und FPÖ im linkslastigen ORF viel niedriger war als bei den Privatradios. Das heißt, dass der ORF trotz aller Dementis regierungs- und zugleich grünlastig ist.

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Nehme nur Steuern, keine Asylanten drucken

Es ist wohl bisher der interessanteste Vorschlag, wie die totale Blockade in Sachen Asylantenaufnahme gelöst werden kann. Da offensichtlich nun jeder Bürgermeister und jeder Landeshauptmann Nein zu allem sagt, was mit Asylanten zu tun hat, muss die Republik zu anderen Methoden greifen. Etwa zu solchen, wie sie nun der – derzeit hauptbetroffene – Traiskirchner Bürgermeister Fritz Knotzer vorgeschlagen hat.

Der niederösterreichische Sozialdemokrat verlangt unter anderem statt der „zahnlosen“ Bund-Länder-Vereinbarung über die Asylanten-Aufteilung ein echtes Aufteilungsgesetz. Und er empfiehlt, dass die Überweisung der Bundessteuermittel auf die Länder künftig entsprechend der Einhaltung dieses Gesetzes erfolgt.

Das wäre ein absolut richtiges Prinzip: Wenn der Bund schon unfähig zur Erfüllung seiner verfassungs- und völkerrechtlichen Pflichten wird, weil alle föderalistischen Institutionen „Nein“ sagen, dann muss der Bund zumindest umgekehrt den Ländern und Gemeinden Gelder in massivem Umfang streichen können. Sonst sollte man die Republik besser gleich zusperren.

Der Knotzer-Vorschlag ist eigentlich zwingend und logisch. Freilich noch logischer wäre, dass der Bund bei der Erfüllung seiner Aufgaben nicht von Landesmeistern und Bürgerhauptleuten behindert werden dürfte. Ob das nun über Flächenwidmungen, Baugenehmigungen oder Landesnaturschutzgesetze erfolgt.

Denn bisher haben die Länder nur alle fünf Jahre einmal Finanzausgleichsverhandlungen zu führen gehabt. Dabei wurde noch jeder Finanzminister (Molterer, Grasser, Edlinger, Lacina usw.) so unter Druck gesetzt, dass die Länder fast alles bekommen haben, was sie wollten. Denn wenn der Bund Nein gesagt hätte, hätten die Länderhäuptlinge ihren jeweiligen Bundesparteichef gekillt. Und da geht der Überlebenswille jeder Partei vor.

Außerhalb dieser alle fünf Jahre stattfindenden Verhandlungstage wollen die Länder nie über das Geld reden, das ihnen der Finanzminister eintreibt. Dafür stellen sie ständig weitere Forderungen an den Bund und ignorieren die Notwendigkeiten des Bundes.

Irgendwie schade, dass der gelernte Österreicher in mir fürchtet, eine solche Neuordnung der Länder-Bund-Beziehungen werde nie gelingen. Doch Faktum ist: Kaum stellt sich ein Landeshauptmann wie jener des Burgenlands gegen den Bund, so ist schon bundesweit die gesamte Partei des Landeshauptmannes mit diesem solidarisch. Und vergisst sofort die gemeinsame Regierungserklärung. Wie es derzeit die Herren Faymann und Darabos tun.

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Fußnote 47: Liebes Christkind, bitte einen Atlas! drucken

Man sollte Werner Faymann ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk machen: einen Atlas. Damit könnte er noch ein bisschen Schulbildung nachholen. Denn für Faymann liegt das Südburgenland nicht in Österreichs Süden (für den er selbst im Regierungsprogramm die Errichtung eines Asylantenzentrums vorgeschlagen hat). Oder gibt es in der Faymannschen Geographie noch einen heimlichen Zusatz zum Wort "Süden"? Etwa dass dieser immer nur dort liegen dürfe, wo nicht die SPÖ regiert, also derzeit in Kärnten und Osttirol …

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Wie wir sparen: eine neue Uni, neue Untersuchungen drucken

Sie haben es alle miteinander einfach noch immer nicht begriffen. Dass auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich die vielgeschmähten Gesetze der Ökonomie gelten. Deren grundlegendes lautet: Aus Nichts wird nichts.

Dennoch werden ständig neue Projekte ohne Rücksicht auf die Kosten in die Welt gesetzt. Da hat sich etwa soeben die Ärzteschaft beim Gesundheitsminister durchgesetzt und drei neue Pflichtuntersuchungen aufs Programm des Mutter-Kind-Passes setzen lassen. Das sind sicher sehr hilfreiche Untersuchungen. Das wird daher auch im ORF-Fernsehen jubelnd vermeldet.

Dass das sicher auch den Ärzten neues Geschäft bringt, darf angenommen werden. Und wer das zahlt – das darf in Österreich bekanntlich ignoriert werden.

Es sind die Krankenkassen, die gerade unter der Auflage stöhnen, im kommenden Jahr einige hundert Millionen einzusparen. Was sie wahrscheinlich nur mit einigen buchhalterischen Tricks schaffen werden. Dass überdies auch Werner Faymann für eines seiner Luftschlösser gleich eine ganze Milliarde aus dem Gesundheitswesen herauspressen will, hat außer ihm zum Glück ohnedies niemand ernst genommen.

Denn in Wahrheit wird es auch mit echten (bisher unter Druck der Länder, der Sozialpartner und der Ärztekammer aber vermiedenen) Reformen im besten Fall nur zu einem Stagnieren der Gesundheitsausgaben kommen können. Die rapide Überalterung der Menschen parallel zu den ständig wachsenden Möglichkeiten der Medizin und Pharmazie wird das Gesundheits-System sicher nicht billiger machen. Das gelingt höchstens dadurch, dass man auf den Scheck „für Gesundheit“ künftig „für Pflege“ schreibt.

Das hindert aber manche Bundesländer nicht, schon wieder über neue Ausgaben nachzudenken. So wollen Oberösterreich und Linz eine eigene Medizinische Universität haben. Das soll natürlich der schwer verschuldete Bund zahlen (wobei es ökonomisch völlig gleichgültig ist, ob der Bund dabei ins zu knappe Gesundheits- oder ins zu knappe Bildungsbudget greift).

Aber aus Oberösterreich wird geflötet: Österreich brauche mehr Ärzte. Was auch immer schön mit passenden Studien unterlegt wird. Da wird niemand einen Widerspruch wagen – auch wenn der Mangel meist nur in dem an Krankenkassenverträgen besteht.

Aber selbst wenn der Ärztemangel wahr sein sollte, dann gibt es viel sinnvollere Wege, zu mehr Ärzten zu kommen, als den Bau einer neuen teuren Universität: Denn im Lande lebt eine große Zahl fertiger Mediziner, die aber nicht Arzt werden können, weil ihnen ein Turnusplatz (für Allgemeinmediziner) oder ein Ausbildungsplatz zum Facharzt fehlen.

Sie müssen oft drei Jahre warten, bis sie endlich an die Reihe kommen. In dieser Zeit verlernen sie wohl auch so manches, was sie an der Uni gehört haben. Daher wandern inzwischen viele fertig ausgebildete Austro-Mediziner nach Deutschland ab (also nicht nur die von dort gekommenen Numerus-clausus-Flüchtlinge, die wir ja in generöser Entwicklungshilfe gratis ausbilden). Daher sind viele schon rund 40 Jahre alt, bis sie endlich als voll befähigter Facharzt arbeiten können.

Folglich würde eine neue Uni nur die Zahl der Wartenden erhöhen. Stattdessen bräuchte Österreich eine intensive Suche nach mehr Ausbildungsstellen für Jungmediziner und entsprechende organisatorische Reformen. Aber das ist mühsam. Da kann sich kein Politiker ein Denkmal setzen. Da gibt es auch keine neuen prestige- und einkommenfördernden Professorenposten zu vergeben.

Also werden die Oberösterreicher weiter ihre Uni-Pläne trommeln. Und irgendwann eine schwache Bundesregierung herumkriegen. So wie die Niederösterreicher bei der missglückten Kremser Uni, die Kärntner einst bei der weitgehend überflüssigen (roten) Uni in Klagenfurt und beim total überflüssigen (blauen) Koralmtunnel, die Tiroler beim hypertrophen Brenner-Projekt, oder die Wiener bei der verschwenderischen Lobau-Untertunnelung.

Immer ging es ja nach dem Motto: Ist einmal der erste Euro/Schilling ausgegeben, so folgen die weiteren Schuldenmacher ganz von selber.

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Die Schmerzen der grünen Schikanen drucken

Es wird zunehmend unerträglich, wie die Bürger von Bürokraten kleinlich schikaniert und in ihrer Freiheit eingeengt werden. Fast immer verwenden diese dafür Vorwände aus dem großen Bereich der grünen Political Correctness. Diese Themen haben sich auch zur idealen Arbeitsbeschaffung für beamtete Schikanierer ausgewachsen.

Drei konkrete Beispiele: Das erste hat überraschenderweise sogar das ORF-Fernsehen gebracht. Ein Trachtenmoden-Geschäft suchte zur Betreuung seiner Dirndl-begierigen Kundinnen eine Schneiderin.

Worauf der Chef prompt gerügt und mit Strafe bedroht wurde, weil er explizit nach einer „Schneiderin“ gesucht und die Ausschreibung nicht geschlechtsneutral formuliert hatte. Also etwa mit dem sprachverbrecherischen Binnen-I als „SchneiderIn“, was ja von grünen Ideologen und damit auch manchen ORF-Redakteuren sowieso als „Schneiderin“ ausgesprochen wird (was interessanterweise noch von keinem P.C.-Wächter gerügt worden ist).

Schmerzhaft peinlich herumredend versuchte die offenbar dafür zuständige (und natürlich von unseren Steuergeldern bezahlte) Gender-Wächterin vor der ORF-Kamera den Unterschied zwischen Gewand-Anproben und Grapschen zum Thema zu machen. Dass etwa auch Kundinnen und Geschäftsbesitzer dabei ebenfalls etwas zu sagen hätten, ist für die Große Schwester natürlich total ausgeschlossen.

Das zweite Beispiel stammt aus einer Wiener Stadtrand-Siedlung, die im wuchernden Grün geradezu erstickt (zugegebenermaßen nur im Sommerhalbjahr). Dort wartet ein Grundstückseigentümer schon ein Jahr auf die Genehmigung, eine Fichte, die ein paar Jahre davor noch ein lieber netter Christbaum vor der Haustür gewesen war, fällen zu dürfen. Der inzwischen riesige Baum stellt die relativ kleinen Häuser mitten im grünen Meer von Hunderten Bäumen ringsum fast schon den ganzen Tag in den Schatten.

Nicht-Wiener kennen wahrscheinlich nicht die Vorgeschichte dieses absurden Landesgesetzes, das eine solche Selbstverständlichkeit wie das Fällen eines solchen Baumes zum Staatsakt macht: Vor Jahrzehnten hat die Kronenzeitung eine Kampagne zum Schutz einiger vom Fällen bedrohter Bäume gefahren. Das hat die eilfertige Wiener Sozialdemokratie sofort zur Erlassung eines Gesetzes samt einer eigenen Überwachungsbürokratie veranlasst, die nun das Fällen jedes einzelnen Baumes überwacht. Was in engen Innenstadthöfen – bisweilen – sinnvoll sein mag, hat im größten Teil des Wiener Stadtgebietes nur noch den Charakter einer sinnlosen und teuren Bürokratie-Schikane.

Das dritte Beispiel kommt aus der Schweiz. Von dort berichtet eine Frau, dass in den Volksschulen die Kinder zwar instruiert werden, zu grüßen – jedoch sollen sie neuerdings dabei nicht mehr „Grüß Gott“ sagen. Denn das könnte die zugewanderten Moslems kränken. Ich las den erzürnten Internet-Brief der Schweizerin unmittelbar, nachdem ich von einem Baumarkt gekommen bin. Wo mir aufgefallen ist, dass mich an der Kassa eine junge Türkin (deren Abstammung auf Grund des Namensschildes eindeutig war) sehr freundlich mit „Grüß Gott“ begrüßt hat, und das auch ganz kopftuchfrei. Was zeigt: Wenn es um einen guten Job geht, gibt es keinerlei Kränkungsgefühle.

Alle Beispiele deuten in die gleiche Richtung: Der Unfreiheits-Terror, der unsere Gesellschaft immer mehr quält, stammt gar nicht so sehr von jenen, die angeblich besonders schützenswert sind, von den hier lebenden Moslems oder den Frauen (und natürlich schon überhaupt nicht von den in Wien immer zahlreicher werdenden Bäumen), sondern von einer grün geprägten Gesetzgebung. Diese gibt der Bürokratenklasse ständig neue Folter-Instrumente in die Hand. Und beide empfinden geradezu sadistische Lust dabei, unser ganzes Leben zu regulieren und immer mehr einzuengen, uns vorzuschreiben, wie wir zu reden haben, wen wir anzustellen haben oder was in unserem Garten zu wachsen hat. Das gibt diesen Menschen Macht und noch dazu das (freilich völlig unberechtigte) Gefühl, mit ihrer Machtausübung etwas Gutes zu tun.

Irgendwie absurd, dass ausgerechnet die Grünen, die indirekt der Treibsatz hinter all diesen – freilich dann immer von anderen Parteien beschlossenen – Freiheits-Einschränkungen waren, sich in anderen Fragen als Schützer der Freiheit aufspielen, etwa beim Kampf gegen Überwachungskameras. Obwohl diese nur Verbrecher in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken, kaum jedoch die normalen Bürger, die unter den grünen Schikanen leiden.

Dazu fällt mir auch ein Interview des oberösterreichischen Landeshauptmannes Pühringer mit einer Mittelschülerzeitschrift ein, wo er auf die Frage nach dem Verwaltungsabbau zu Recht verlangt hat: Da muss man zuerst die Paragraphen abbauen, bevor man jene abbauen kann, die sie vollstrecken.

Also: Frisch ans Werk! Die ersten Beispiele für ersatzlos zu streichende Gesetze und Wichtigmacher-Posten sind vorgelegt.

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Herta gegen Karl: Das Match des Jahres drucken

Eine Runde gescheiter Menschen, bei der auch ich dabei sein durfte, diskutierte dieser Tage, was denn 2009 das wichtigste Ereignis gewesen sein könnte. Da wurden viele der üblichen Verdächtigen genannt – bis dann jemand zur Überraschung aller sagte: Der Literaturnobelpreis für Herta Müller.

Zuerst löste das angesichts der seit Jahren zu beobachtenden Abwertung des Nobelpreises - infolge vieler mehr als seltsamer Ehrungen - Erstaunen aus. Doch zunehmend fand der Vorschlag Verständnis. Aus zwei Gründen.

Müllers Ehrung ist erstens eine Art globales Monument für eine 700-jährige deutsche Ansiedlung in Siebenbürgen, die dort eindrucksvolle kulturelle Leistungen schuf. Und die im 20. Jahrhundert blitzschnell zu einem Ende kam und praktisch nur noch steinerne Reste zurückließ. Das Ende der deutschsprachigen Kultur in Siebenbürgen erfolgte nicht wie in Polen, der Tschechoslowakei oder Jugoslawien durch brutale Vertreibung (für die es übrigens noch kein solches Monument gibt), sondern durch den gewaltigen Sog des deutschen Wohlstandes auf die Menschen Siebenbürgens (=Transsylvaniens). Dieser Sog leerte das Land binnen weniger Monate auf ganz sanftem Weg.

Dass ausgerechnet der deutschsprachige Bürgermeister von Hermannstadt (aus der winzigen Minderheit der im Land Gebliebenen) heute einer der populärsten Politiker Rumäniens ist, zeigt die zunehmende Anerkennung für die Kulturleistung der dortigen Deutschen. Auch wenn in vielen österreichischen Medien Hermannstadt nur noch als Sibiu vorkommt.

Dass die Menschen Siebenbürgens übrigens alle Altösterreicher beziehungsweise deren Nachfahren waren, nimmt hierzulande niemand mehr zur Kenntnis: Die Identität dieser Republik geht ja davon aus, dass sie 1918 irgendwie durch einen Urknall aus dem Nichts entstanden ist. Daher hat man sich logischerweise auch nicht um das Davor und dessen Danach gekümmert.

Noch mehr aber sind Müllers Bücher ein Monument für die 80 Millionen toten und Hunderten Millionen gequälten Opfer des kommunistischen Terrors. Derer (im Gegensatz zu den legitimerweise in ständiger Erinnerung gehaltenen Opfern des Nationalsozialismus) seit Alexander Solschenizyn kaum noch von einem weltweit bekannten Autor gedacht worden ist.

Müller verdeutlicht die Ängste und Schrecken, die der kommunistische Apparat jahrzehntelang bis ins Alltagsleben der Menschen hinein ausgeübt hat. Die bescheidene Frau ist damit ein wichtiger Gegenpol zur vorherrschenden linken intellektuellen Szene in Literatur, Universitäten und Medien geworden, die ja alle Spuren des zweiten großen Totalitarismus des vergangenen Jahrhunderts verwischen will.

Immerhin wurde in Deutschland gerade von der SPD nicht nur die Linke – also die direkte Nachfolgerin der Sozialistischen Einheitspartei der DDR – regierungsfähig gemacht, sondern in deren Reihen sogar Mitarbeiter der Stasi, also des unmittelbaren Folter-, Unterdrückungs- und Geheimdienstapparats der Ostkommunisten. Was aber offenbar niemanden mehr stört – während es noch immer Menschen die berufliche Existenz kosten kann, wenn sie über den Terror der Nationalsozialisten auch nur eine als relativierend interpretierbare Bemerkung machen (obwohl diese meist wie etwa beim darob gestürzten einstigen deutschen Parlamentspräsidenten Jenninger gar nicht so gemeint war).

Daher wurde auch im Jubiläumsjahr 2009 über die Vorgänge von 1989 sehr merkwürdig berichtet. Wohl wurde groß an den Mauerfall erinnert – aber irgendwie klangen die Berichte wie über ein Happening oder über das Oktoberfest. Die Vorgeschichte, das Warum und Woher wurden fast völlig ausgeblendet.

Kein Wunder, sind die Täter doch mitten unter uns, versuchen doch viele, die Ideologie von damals wiederzubeleben. Etwa mit Hilfe der absurden Behauptung, dass im Vorjahr auch die Marktwirtschaft genauso wie der Kommunismus gescheitert sei.

Daher wird insbesondere auch das wirtschaftliche Versagen des Kommunismus totgeschwiegen. Es ist genau das eingetreten, was schon am Beginn des 20. Jahrhunderts Exponenten der Österreichischen Schule der Nationalökonomie prophezeit haben: Sozialismus und Kommunismus (der politökonomische Unterschied ist ja meist nur ein semantischer) können nicht funktionieren: Wer den Markt verbietet, wer den Menschen die Freiheit des wirtschaftlichen Agierens nimmt, der verliert auch die wichtigste Funktion des Marktes: die Information, was die Menschen wollen, was ihnen die Dinge wert sind.

Ohne die Information aus dem Markt werden die Ressourcen unweigerlich falsch eingesetzt. Wenn die Menschen nicht auf dem Markt und mit ihrem Lohn ihre Bedürfnisse (neuerdings als „Gier“ gebrandmarkt) decken können, stellen sie auch das Engagement am Arbeitsplatz ein. Daher wird nur noch unter polizeilichem Druck gearbeitet (oder so getan, als ob man arbeitet). Daher führt die falsche Ökonomie des Karl Marx zwangsweise in einen Sklavenhalterstaat.

Die einzige sinnvolle Debatte ist in Wahrheit nur noch: Ist der Kommunismus zerbrochen, weil die Menschen wieder die Freiheit wollten, weil er ökonomisch gescheitert ist, oder einfach weil die Führer in Moskau ein schlechtes Gewissen hatten?

Doch all das wollen die Täter und ihre Sympathisanten gar nicht diskutieren, sondern nur noch verdrängen. Was ihnen in Österreich fast schon gelungen ist.

Daher ist Herta Müller ein so wichtiges Signal.

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Fußnote 46: Kärntner Chuzpe drucken

Da soll noch jemand sagen, den Kärntnern ist der Schmäh ausgegangen: Kaum hat man die Hypo Alpe Adria dem Bund angehängt, will das Land schon wieder eine neue Bank gründen und dafür Landeshaftungen eingehen. Manchesmal bleiben einem einfach die Worte weg …

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Eine österreichische Jahresbilanz drucken

Drei Ereignisse haben Österreich im Jahr 2009 politisch besonders geprägt: Der tiefe Absturz der SPÖ bei allen Wahlen, die chaotischen Vorgänge im blau-orangen Lager und die Unfähigkeit der Regierung, außer Geldausgaben irgendetwas Substanzielles zu beschließen.

Werner Faymann hat sich als Dünnbrettbohrer erwiesen, der maximal die Schuhe eines Wiener Stadtrates auszufüllen imstande ist. Dennoch wären die historisch schwersten Wahlverluste der SPÖ wohl auch nicht durch eine Ablöse Faymanns zu verhindern gewesen. In Wahrheit ist die Sozialdemokratie europaweit in der Krise.

Erste Erklärung dafür: Sie hat in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten in den Augen der Bürger keine Mission zu erfüllen, weil sie nur als die Bewegung des lockeren Geldausgebens gesehen wird, nicht aber als eine des Sparens und der Sanierung.

Zweite mögliche Erklärung: Die Sozialdemokratie ist überhaupt am Ende (ähnlich wie übrigens der Glaube, aus der Religion eine konkrete Sozial- und Wirtschaftspolitik ableiten zu können). Die historischen Verdienste der Sozialdemokratie um die Integration der Arbeiterschaft ins (Klein-)Bürgertum sind konsumiert, geblieben ist nur noch das Image der Förderung von Schuldenmacherei, Zuwanderung und Sozialmissbrauch. Das wäre es dann gewesen.

Die neuen Unzufriedenen (ob aus eigenem oder aus fremdem Verschulden) sammeln sich eher bei der FPÖ, zumindest solange die in Opposition ist. Womit wir nahtlos beim zweiten Eckpfeiler des Jahres gelandet sind, dem dritten Lager. Die FPÖ hat bei allen Wahlen gewonnen. Sie hat auch die Vereinigung mit der abtrünnigen Kärntner Partei geschafft. Das hat der FPÖ aber auch eine großes Problem an den Hals gehängt: Sie muss jetzt den wahrscheinlich größten Bankenskandal der zweiten Republik irgendwie mitverteidigen, der politisch von den Kärntner Blau-Orangen zu verantworten ist, da sicher nicht die gesamte Schuld aufs Management abgeschoben werden kann.

Das zweite Problem der FPÖ heißt H.C.Strache. Im Gegensatz zu Jörg Haider – insbesondere in dessen todesnaher Phase – traut niemand Strache wirkliche Regierungsfähigkeit zu.

Besonders ernüchternd ist, dass es mit drei Ausnahmen der gesamte Parlamentsklub des BZÖ abgelehnt hat, zu Strache zurückzukehren, obwohl es jedem klar ist, dass das BZÖ alleine keine Chancen auf ein Überleben hat. Dennoch lehnen die BZÖ-Abgeordneten einen Wechsel zu Strache ab, also gerade jene, die Strache im Parlament das ganze Jahr beobachten können. Nur Kärntner Lokalpolitiker hingegen, die ihn kaum kennen können, wechseln mit fliegenden Fahnen zu Strache. Das sagt wohl ziemlich viel über ihn aus.

Am ernstesten sollten wir aber die dritte Problemebene nehmen, die Wirtschaftspolitik. Da liegt Österreich mit seinem Bankenhilfspaket international ziemlich an der Spitze, es war also im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hilfsbereiter als andere. Das muss aber ebenso zurückgezahlt werden wie die diversen Konjunkturpakete des Jahres 2009 und die jedenfalls von Anfang an überflüssige Verschrottungsprämie.

Hätte die Regierung aber nur vorübergehende Krisenmaßnahmen beschlossen, wäre die Kritik lange nicht so heftig ausgefallen. Sie hat aber darüber hinaus auch zahlreiche Maßnahmen beschlossen, die dauerhaft das ohnedies schon strukturell defizitäre Budget belasten, die also nicht nur in den Krisenzeiten wirken.

Führen wir nur einige Beispiele solcher – großer wie kleiner, aber jedenfalls neu eingeführter – Ausgaben an, die zeigen, dass sich Politiker als permanente Weihnachtsmänner missverstehen:
Steuerreform, Mindestsicherung, Kinderbeistand bei Gericht, Kindergarten in erhöhtem Umfang gratis, Absetzbarkeit von Spenden, teilweise Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten, verdoppelte Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags, freier Museumseintritt für Schüler, Witwerpension für Schwule, kleinere Schulklassen, Verbesserungen beim Kindergeld, Arbeitslosenversicherungen für Selbständige. Fast lauter nette Sachen, aber eben dauerhaft kostspielig. Dazu kommen noch die – nicht notwendigerweise dauerhaften – Bestechungen für Medien: 160 Millionen Budgetgeld für den ORF und ein Sturzbach an Korruptionsinseraten für alle willfährigen Printmedien.

Noch schlimmer aber ist, dass zwar davon geredet wird, 2011 mit dem Sparen zu beginnen, dass aber keine einzige all jener Sparmaßnahmen eingeleitet worden ist, die wirklich etwas bringen, die aber einfach schon aus verfassungsrechtlichen Gründen eine längere Vorlaufzeit brauchen: Verwaltungsreform, Pensionsreform, Strukturreformen im Gesundheitswesen, Föderalismusreform, Zugangsbeschränkungen für Universitäten.

Daher ist klar: Die Unfähigkeit von Regierung und Opposition hat die Grundlage für die Zukunft gelegt: für deutliche Steuererhöhungen, für eine Inflation oder gar für einen Staatsbankrott.

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Pankahyttn ins Burgenland? drucken

Die SPÖ macht also im Südburgenland eine bindende Volksbefragung, um das geplante Erstaufnahmezentrum für Asylwerber zu verhindern. Interessant ist, dass die Sozialdemokraten in der von ihnen mit absoluter Mehrheit regierten Stadt Wien zu absolut parallelen Themen absolut keine derartige Befragung der Bürger wollen.

Da böte sich etwa die Pankahyttn an, in der eine Gruppe von Hausbesetzern nun auf Steuerzahlerkosten untergebracht worden ist und rund um die Uhr betreut wird.

Sind die beiden Dinge vergleichbar? Nun, zur Überprüfung von Asylanträgen hat sich die Republik Österreich immerhin völkerrechtlich verpflichtet; Hausbesetzer haben hingegen nicht den geringsten rechtlichen Anspruch auf solche Geschenke. Ähnliches gilt für die Besetzer von Uni-Hörsälen.

Also wenn schon Volksbefragung, dann müsste es diese logischerweise in Wien und nicht im Burgenland geben. Und zwar zu ernsthaften Fragen und nicht zu den von der Wiener SPÖ ausgebrüteten Micky-Maus-Antworten auf zum Teil durchaus ernste Probleme, wie Verkehr oder Hundeplage.

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Heide gibt auf - eine liberale Chance drucken

Es wäre im Weihnachtstrubel fast untergegangen: Heide Schmidt hat ihr "Institut für eine offene Gesellschaft" geschlossen. Das wäre ja an sich nicht weiter aufgefallen, da Schmidt und ihr Institut nicht zu den fleißigsten auf dieser Welt gezählt haben, da man mit anderen Worten fast nie etwas von jenem Institut gehört hat.

Das ist dennoch eine gute Nachricht: Hat Heide Schmidt mit ihrer politischen Karriere dem Liberalismus doch schweren und nachhaltigen Schaden zugefügt. Jetzt glauben in Österreich nämlich viele, dass liberales Denken etwas mit dem zu tun hat, was Schmidt mit ihrer großen rhetorischen Begabung so von sich gegeben hat. Das gleicht aber höchstens dem amerikanischen Begriff von "liberal", den man dort anstelle von "sozialdemokratisch" verwendet. Daher hat auch die nicht zuletzt von Heinz Fischer unterstützte Intrige der Schmidt-Partei, mit der er und Schmidt geglaubt hatten, den bürgerlichen Parteien Wähler abzujagen, primär Rot und Grün geschadet.

Es wird nun eine Zeit dauern, bis die Begriffe wieder in die richtigen Bahnen finden. Immerhin sind die "Julis", die einst zu Schmidt gehörenden Jungliberalen, in die richtige Richtung unterwegs und schon einige Zeit auf massive Distanz zur Altchefin gegangen. Immerhin erkennen die Überbleibsel des BZÖ, dass nur im liberalen Eck zukunftsweisende Gedanken und von den Parteien vernachlässigte Wähler zu finden sind. Immerhin ist die Zahl jener Menschen, die sich für die Österreichische Schule der Nationalökonomie - von Menger und Mises bis Hayek - begeistern, rasch im Wachsen. Das alles ist freilich noch auf viele kleine Vereinchen aufgeteilt und hat noch keine echte Spitzenpersönlichkeit - wobei  liberale Menschen eigentlich ohnedies nie zum Führerprinzip tendieren.

Die wirkliche Stunde für liberale Denkansätze wird aber wohl erst kommen, wenn der gegenwärtig regierende Staatsinterventionismus mit seinen alle historischen Vergleiche weit übertreffenden hohen Staatsquoten (also konfiskatorischen wie demotivierenden Steuern und Abgaben) und seinen noch ärgeren Verschuldungsraten gegen die Wand gefahren ist. Und zwar bevor das gesamte europäische Gesellschaftsmodell kaputt gegangen ist.

Man darf zumindest die Hoffnung hegen, dass dann Freiheit, Eigenverantwortung, der klassische Gerechtigkeitsbegriff (der nicht alles gleich machen will, sondern Ungleiches auch ungleich behandelt) und Leistung Europa noch einmal retten können, so wie diese Ideen es in den 50-er und 60-er Jahren geschafft hatten. Sie schafften dies insbesondere unter dem Schlagwort Soziale Marktwirtschaft, deren niedrige Sozialquote, deren im Durchschnitt sehr wenige Pensionskonsumationsjahre, deren kurzer Urlaubanspruch aber von unseren heutigen Sozialpolitikern als so arg wie das einstige Feudalsystem verachtet werden.

Wer Heide Schmidt zugehört hat, der wird bei ihr hingegen kaum mehr entdeckt haben als das Prinzip: Was Jörg Haider will, ist schlecht. Und von Wirtschaft, dem Kern jeder Politik, verstand sie so wenig wie Haider. Herzlich wenig für ein ganzes Institut.

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Schwarze Waschlappen drucken

Was dieses Tagebuch als erster angekündigt hat, ist nun auch formell fix. Beide leer gewordenen Posten im Verfassungsgerichtshof sind mit knallroten Juristen besetzt worden, einer davon war sogar der ehemalige Kabinettschef von Alfred Gusenbauer, der solcherart versorgt worden ist.

Außer Streit sollte stehen, dass es unter den nicht-linken Bewerbungen ganz ausgezeichnete Kandidaten gegeben hat. Aber auch, dass es nach dem Bruch der Vereinbarungen rund um den EU-Kommissar und nach der Umfärbung des österreichischen EU-Richters und der Umfärbung an der Spitze des Verfassungsgerichts  und nach dem Scheitern aller Bemühungen, wenigsten einen nicht-linken Redakteuer in eine verantwortliche Informations-Position im ORF bekommen, und nach der Säuberung im Verfassungsdienst (der hochqualifizerte Chef wurde einfach gefeuert) und nach der Versorgung des Ex-Ministers Buchinger als Behindertenanwalt (obwohl gute Kandidaten mit engerem Bezug zur Welt der Behinderten da gewesen wären) genug Gründe gegeben hätte, auch einmal von schwarzer Seite strategische Personalbesetzungen vorzunehmen.

Aber es bleibt bei der Arbeitsteilung: Die ÖVP hat den Dreck aufzuwischen, wie etwa die Hypo Alpe Adria, und die SPÖ besetzt eine Schlüsselposition nach der anderen und besticht mit Steuergeld eine Zeitung nach der anderen.

Ist es das Harmoniebedürfnis von Josef Pröll, dass er sich da ständig über den Tisch ziehen lässt? Oder ist es einfach das Unverständnis der aus dem Bauernbund kommenden ÖVP-Spitze für die Schlüsselrolle der Justiz (und insbesondere der diversen politischen Oberstgerichte) sowie jene der Medien in einer modernen Demokratie?

Ein bürgerliches Trauerspiel ist es in jedem Fall.

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Neun Fürstentümer und keine Republik mehr drucken

So zerfällt eine Republik. Neun unheilige Floriani verwechseln das Zusammenleben in einem gemeinsamen Staat mit dem Herauszupfen der Rosinen aus dem Weihnachts-Striezel. Man nimmt sich nur das Angenehme und lässt das Unangenehme den anderen Bundesländern. Nur sind die auch nicht ganz blöd und nehmen ebenfalls das eine und lassen das andere.

Aktuelles und besonders drastisches Beispiel ist das Burgenland. Das im großkoalitionären Konsens als notwendig beschlossene neue Erstaufnahmezentrum für Asylwerber wird vom Burgenland abgelehnt. "Nicht bei uns." Eine Volksabstimmung im ganzen Südburgenland soll das von der Innenministerin vorangetriebene Projekt stoppen.

Wenn das Stoppsignal eine Mehrheit bekommt – was so gut wie sicher ist –, dann wird es bald darauf auch in Kärnten und der Steiermark, eventuell auch in Osttirol solche Referenden mit ähnlichem Ausgang geben. Motto: „Heiliger Sankt Florian, verschon unser Haus, zünds andre an.“ Und dann?

Dann wird die Regierung sagen: Na, vielleicht halt in Westösterreich. Was auch dort prompt Volksabstimmungen in Struwwelpeter-Manier auslösen wird: „Nein, keine Zentren mag ich nicht.“ Darauf werden noch die Nieder- und Oberösterreicher sagen: „Ja hallo, wenn das mit Volksabstimmungen so geht, dann machen wir auch eine über die Schließung der beiden vorhandenen Erstaufnahmezentren.“ Das Ergebnis darf ebenfalls schon jetzt als bekannt vorausgesetzt werden. Und dann?

Dann muss die Republik eigentlich zusperren. Denn sie ist völkerrechtlich verantwortlich für die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention, kann diese Pflicht zur Aufnahme von politisch oder sonstwie Verfolgten aber nicht einhalten, weil alle neun Bundesländer Nein gesagt haben. Und weil Österreich halt nur aus jenen neun Bundesländern besteht. Das war’s dann. Pech gehabt.

Konsequent wäre es wenigstens, wenn die Provinz-Florianis dann auch sagen würden: Treten wir halt aus der Genfer Flüchtlingskonvention aus, die zur Aufnahme von Asylwerbern verpflichtet. Das wagt aber keiner.

Das Verhalten des Burgenlandes ist besonders infam: Leben doch die Burgenländer seit 15 Jahren als größter Subventionsempfänger Österreichs („Ziel-1-Gebiet“) dick von den Geldern einiger europäischer Nettozahler und der restlichen Bundesländer. Im Burgenland scheint in den letzten Jahren alles neu gebaut worden zu sein, wenn man durch das Land fährt. Die Burgenländer haben es durchgesetzt, dass trotz Wegfall der EU-Außengrenze Präsenzdiener an der burgenländischen Grenze wachen müssen, obwohl die Kriminalität (für deren Bekämpfung das Bundesheer ja gar nicht zuständig ist) etwa im Raum Wien viel schlimmer ist.

Und nun wären die Burgenländer einmal an der Reihe, ihrerseits solidarisch zu sein. Prompt präsentieren sie einen läppischen Einwand nach dem anderen (was freilich nicht heißt, dass der von juristischen Partisanen unterwanderte Verwaltungsgerichtshof am Ende nicht doch einen dieser Einwände unterstützen wird). Einmal heißt es derzeit im Burgenland: Leider, leider der Flächenwidmungsplan erlaube das nicht (als ob es eine spezifische Flächenwidmung für „Erstaufnahmezentren“ gäbe); dann wieder wird das Fehlen eines Umweltgutachters als Grund für’s Nein genannt; und besonders oft wird die Schuld der Innenministerin zugeschoben, weil sie das Projekt – um den Populismus von Niessl & Co wissend – bis zur Erlassung eines Bescheids geheim betrieben hat.

Gleichzeitig machen aber alle burgenländischen Politiker (bis auf einen einsamen Bürgermeister) überraschend ehrlich klar, dass es auch bei voller Information kein solches Zentrum im Burgenland geben wird. Zugleich weiß jeder Rechtsexperte, dass formalistische Pitzeleien wie die nun von den Landespolitikern vorgebrachten gegen jedes Projekt, das je in Österreich gebaut wurde, konstruierbar sind. Und auch die aufs erste sinnvoll klingende Alternative, die Asylwerber in einer der kurz vor der Räumung stehenden Kasernen unterzubringen, wird mit einem brutalen Njet beantwortet – ohne weitere Begründung.

Freilich ist das Burgenland keineswegs einsamer Täter gegen den Geist eines solidarischen Zusammenlebens: So haben nicht weniger als sieben Bundesländer ihre staatsvertraglich festgelegte Quote für die Stationierung von Asylanten (also für jene Zeit, nachdem dieAsylwerber das Erstaufnahmezentrum durchlaufen haben) nicht erfüllt. Konsequenzen? Null.

So hat Niederösterreich bis heute verhindert, dass ein Tunnel durch den Semmering gebaut wird, obwohl der von allen Verkehrsexperten (außer jenen in St. Pölten) als das wichtigste große Bahnprojekt bezeichnet wird. So haben im Gegenzug Tirol (Brenner) und Kärnten (Koralm) zwei unsinnige, dafür sauteure Bahntunnels zumindest so weit durchgesetzt, dass mit ersten Vorarbeiten schon begonnen worden ist. So hat die Steiermark einmal fast die Stationierung von Abfängjägern in Österreich verhindert. So hat Kärnten durch eine abenteuerliche Politik die größte Bankpleite der österreichischen Geschichte verursacht, die nun die Republik auslöffeln muss.

So lähmt jede Landtagswahl in einem Bundesland auf Monate die Bundespolitik. So erpressen die Länder beim sogenannten Finanzausgleich vom Bund immer einen angesichts der zu bewältigenden Aufgaben viel zu großen Anteil – was dazu führt, dass der Bund ständig Sparpakete schnüren muss, während man solches aus den Ländern noch nie gehört hat. Zugleich machen sie dennoch deutlich mehr Defizite als eigentlich versprochen – wofür aber wieder der Bund und nicht die Länder gegenüber Brüssel haftet. Und vor allem verhindert eine geschlossene Phalanx der Länder jede sinnvolle Verwaltungsreform und damit Defizitreduktion. Sie glauben ja, dass sie das Bundes-Defizit nichts anginge.

Wenn ein Staat aus neun sich immer mehr souverän gebenden Ländern besteht, dann wird er zerfallen. So wie einst die Landesherrn das Heilige Römische Reich unterminiert und letztlich in den Untergang getrieben haben. So wie einst die Sowjetunion und Jugoslawien durch die regionalen Zentrifugalkräfte auseinandergerissen worden sind.

Offenbar sind solche Prozesse unvermeidbar, wenn man einmal zu oft nachgegeben hat, – auch wenn sie lange nur versteckt und schleichend vor sich gehen. Ein bisschen mehr Widerstandskraft hätte man sich vom Bund schon erwartet. Aber in jedem der genannten Fälle haben die Bundespolitiker – mit der einzigen rühmlichen Ausnahme nun von Maria Fekter – immer auf ihre Parteifreunde in den Ländern Rücksicht genommen und nachgegeben. Und von dem peinlichen Herumeiern des Bundespräsidenten zur Causa Burgenland sollte man gar nicht reden – wäre er nicht theoretisch der höchste Repräsentant jener Republik, die er eigentlich zusammenhalten sollte.

Glaubt eigentlich wirklich jemand von jenen ständig Kindergärten und Kreisverkehre eröffnenden Fürstenfiguren in den Bundesländern, dass sie ohne die Republik besser dastünden?

Noch einmal zurück zum Erstaufnahmezentrum: Der Vergleich mit dem von den Bürgern bejahten Schubhaftzentrum in Vordernberg hinkt gewaltig: Denn beim Schubhaftzentrum sind die Insassen eingesperrt, bei einem Erstaufnahmezentrum können sie sich frei bewegen. Was naturgemäß viele Ängste schürt.

Daher gibt es im konkreten Fall nur zwei Wege: Entweder der Bund zieht ein solches Projekt auch gegen den Willen eines Landes und eine Volksabstimmung durch. Oder Österreich kündigt die Flüchtlingskonvention. Was angesichts des relativ hohen Kriminalitätsanteils von Asylwerbern zwar innerösterreichisch sehr populär wäre. Was aber spätestens seit dem Lissabon-Vertrag wohl auch vom Europäischen Gerichtshof verhindert würde.

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Die Uni brennt, die Weltrevolution pennt drucken

Das Audimax ist geräumt und die Weltrevolution hat nicht stattgefunden. Denn die Weltrevolutionäre sind längst nach Norden abgereist zu Muttern und dem dort auf sie wartenden Pfannkuchen. Und die im Audimax untergebrachten Sandler müssen sich eine neue Wärmestube suchen. Ende gut, alles gut?

Gewiss: Die Audimaxisten stehen als Teilzeit-Revolutionäre ziemlich lächerlich da. Sie konnten ja im Grunde von Anfang an - allen Jubelartikeln zum Trotz - nicht für „die Studenten“  sprechen, sondern nur für die paar Dutzend und manchmal Hunderten jungen Menschen, die sich im Audimax versammelt hatten. Dieses ominöse „Plenum“, von dem plötzlich alle Macht in der Bildungspolitik ausgehen sollte, erinnerte verdammt an die kleinen Kader der Arbeiter- und Bauern-Räte, die 1917 in Russland die Macht gegen den Willen der Mehrheit an sich gerissen hatten. Dass überdies besonders viele Deutsche und besonders viele Exponenten von Studienrichtungen mit extrem zweifelhafter wissenschaftlicher Qualität im Audimax aktiv waren (Politologie, Publizistik usw.), macht die neuen Sowjets auch nicht gerade glaubwürdiger.

Genauso lächerlich haben sich Zeitungen wie „Österreich“, „Heute“, „Standard“ und „Falter“ sowie der ORF gemacht, die jene Besetzungen zumindest anfangs als einen großen historischen Aufbruch in neue Zeiten bejubelt hatten. Das Audimax stellte für manche Leitartikler sogar die Oktoberrevolution in den Schatten (Und nur „Standard“ und „Falter“ können sich dabei wenigstens zugute halten, dass bei ihren Lesern die Mehrheit tatsächlich mit dem Audimaxismus sympathisiert hat).

Blicken wir auf die andere Seite, so ist aber auch die Obrigkeit alles andere als glaubwürdig. Eine Obrigkeit, die sofort falsch geparkte Autos abschleppen lässt, die jeden kleinen Greißler in den Konkurs schickt, wenn er die Sozialversicherungsbeiträge nicht zahlt.

Denn es liegt auf der Hand, dass man für die Wiederherstellung rechtmäßiger Zustände recht feige den Zeitpunkt abgewartet hat, da die Uni ferienbedingt geleert ist. Die nun hochgespielten Sicherheitsprobleme gab es natürlich schon von Anfang an. Und ausgerechnet in der Urlaubszeit fallen ja keine teuren Kosten mehr für die Anmietung von Lehrsälen außerhalb der Universität an – womit gerade jetzt einer der wichtigsten Gründe für die Räumung des Audimax an Bedeutung verloren hat.

Was aber macht der vorweihnachtlich mutig erwachte Rektor, wenn der Zauber nach der Rückkehr aus den Ferien wieder losgehen sollte? Wartet er dann erneut tatenlos, bis sich im Februar wieder die Unis ferienbedingt leeren?

Wer nur durch die Hintertür Stärke zeigt, der hat im Grunde ja nur Schwäche, keinesfalls Führungsstärke demonstriert. Und der provoziert die Gegenseite dazu, weiterhin die Grenzen des Möglichen über alle gesetzlichen Limits hinaus auszureizen. Der Weg Georg Wincklers war und ist falsch, auch wenn ihn nun manche als einen besonders raffinierten „österreichischen Weg“ bejubeln mögen.

Besonders blamiert steht Johannes Hahn, der Wissenschaftsminister, da. Er hat mit der plötzlichen Ankündigung, 34 Millionen Euro zusätzlich auf den Tisch zu legen, die Besetzungen in hohem Ausmaß, wenn auch nur indirekt und nur aus politischer Kurzsichtigkeit heraus legitimiert. Wer Erpressungen einmal nachgibt, der motiviert ja immer nur weitere Erpressungen. Und dass der im Geiste schon lange nach Brüssel abgerauschte Hahn damit jeden frei verfügbaren Euro seines Nachfolgers auf zwei Jahre wegversprochen hat, ist besonders stillos. Es ist daher auch kein Wunder, dass sich seit Wochen niemand für die Hahn-Nachfolge bereitfindet. Und Es ist ein klarer politischer Fehler des ÖVP-Chefs Josef Pröll, Hahn nicht sofort ausgetauscht zu haben.

Mindestens ebenso genant ist die Rolle vieler Professoren, vieler Mittelbau-Angehöriger, wobei sich lediglich die Wirtschafts- und Technische Universität in Wien und einige kleine Hochschulen wie die in Leoben positiv abheben: Sie haben sich, teils durch Erklärungen in Vorlesungen, teils durch Resolutionen solidarisch mit den Besetzern gezeigt oder zumindest feige geschwiegen. Bei allem Verständnis für das Interesse jedes Uni-Angehörigen, mehr Geld und mehr Dienstposten zu bekommen, so ist die Botschaft, die damit den jungen Menschen (die theoretisch die künftige Elite Österreichs darstellen sollten) vermittelt wurde, doch katastrophal. Sie lautet: Das Ziel heiligt die Mittel, auch wenn sie rechtswidrig sein mögen.

Das Engagement vieler Uni-Lehrer ist aber auch nur dann bemerkbar, wenn es mit linker Rhetorik verbunden werden kann. Denn von den gleichen Professoren und Mittelbauern hörte man fast nie Worte der Kritik an der SPÖ, obwohl diese die Hauptschuldige an den Zuständen an der Uni ist: Die SPÖ trägt die Hauptverantwortung für die Abschaffung der Studiengebühren, die den Unis viel Geld gekostet haben; die SPÖ ist hauptschuld, dass in Österreich der Zugang zu fast allen Studien keiner quantitativen oder qualitativen Beschränkung unterliegt; und der SPÖ-vorsitzende Werner Faymann hat öffentlich "Verständnis" für die Besetzer geäußert. Während die Grünen, die dieselbe Politik betreiben, sich ja im Grund ohnedies nur als eine Klassen-Partei der Studenten verstehen, hat die SPÖ damit überdies auch ihre Stammwähler, die Arbeiter (also Menschen ohne Uni-Besuch), verraten, die das Gratisstudium mitfinanzieren müssen.

Jede Wette, das Bild wäre ein ganz anderes, hätte Österreich noch Politiker mit Führungsqualität wie Bruno Kreisky oder Wolfgang Schüssel.

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Häupl denkt an Denkmäler drucken

Michael Häupl will am Denkmal des erfolgreichsten Bürgermeisters der Geschichte Wiens eine Tafel anbringen lassen, die auf den Antisemitismus Luegers hinweist. Einverstanden, Lueger war (wie viele in jenen Tagen) zweifellos ein Antisemit. Jedoch: Wer A wie Anti-Antisemitismus sagt, der muss auch B wie braune und totalitäre Flecken der SPÖ sagen und auch da entsprechende Tafeln anbringen lassen.

Dafür empfiehlt sich etwa der sozialdemokratische Stadtrat Julius Tandler, der ein vehementer Anhänger der Euthanasie war und ausdrücklich die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ verlangt hat. Oder will Häupl suggerieren, dass das harmloser war als Luegers rein verbaler und nie zu Gewalttaten aufrufender Antisemitismus?

Ebenso braucht es eine Hinweistafel an dem unter Häupl errichteten Denkmal für Che Guevara, dass dieser für die Ermordung (außerhalb des Kampfes!) von mehr als 4000 Menschen verantwortlich ist.

Auch bei der SPÖ-Zentrale (und auf den Denkmälern aller damals involvierten Sozialdemokraten) müsste man als wirklicher Demokrat eine Tafel anbringen, dass sie sich in den 20er Jahren ausdrücklich für die „Diktatur des Proletariats“ ausgesprochen hatten, worunter in jenen Jahren jedermann die knapp davor abgelaufene Oktoberrevolution der Sowjets verstehen musste. Dabei müsste man auch erwähnen, dass die SPÖ-Jugend damals Sprüche geklopft hat wie „Das Finanzkapital ist der Jude, Juda verrecke!“ Auf dieser Tafel müsste man aber auch der Flugblätter und Arbeiterzeitungs-Aufrufe gedenken, mit denen die SPÖ 1948/49 den ehemaligen Nazis mitgeteilt hat, dass deren Platz „alleine in unseren Reihen“ zu finden sei.

Am Dr.-Karl-Renner-Ring (und dem Häuplschen Wahrheitsgebot folgend natürlich auch in allen Straßenbahndurchsagen, die ihn nennen) bräuchte es den Hinweis, dass Renner 1938 ganz freiwillig Interviews gegeben hat, er stimme „freudig“ mit Ja für den Anschluss an Hitler-Deutschland. Ähnliches muss auch in der Otto-Bauer-Gasse über den ehemaligen SPÖ-Parteichef stehen (der auch nach dem Krieg noch für den Anschluss war). Bei Renner ist noch zu ergänzen, dass dieser im August 1945 verlangt hat, die alten Nazis „endlich“ in Ruhe zu lassen.

Bei allen Gedenkplätzen für Bruno Kreisky ist zu vermerken, dass er ausdrücklich gesagt (und dementsprechend gehandelt) hat: „Auch ein NSDAP-Mitglied oder ein SS-Mann muss in Österreich jedes Amt bekleiden dürfen, solange ihm kein Verbrechen nachgewiesen wird.“ Dementsprechend gehörten seiner Regierung gleich fünf prominente Ex-Nazis an – mehr als irgendeiner anderen österreichischen Regierung.

Auf den Wahlplakaten für Heinz Fischer ist ein Vermerk anzubringen, dass er einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gegen Simon Wiesenthal verlangt hatte, weil dieser die SS-Vergangenheit von Friedrich Peter aufgerollt hat.

Und die Aussendungen des SPÖ-Pensionistenverbandes sind künftig mit dem Hinweis zu ergänzen, dass Verbandschef Karl Blecha Israel als „rassistischen Staat“ bezeichnet hat.

Um einmal nur die prominentesten Parteifreunde Häupls und deren Vergangenheit anzusprechen.

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Ein Scheitern macht Hoffnung drucken

Die größte Elefantenherde, die jemals auf der Erde versammelt war, trampelte, kreißte und brachte ein Mäuslein zur Welt. Das ist die Kurzbilanz des mit viel Trommelwirbel begleiteten Weltklimagipfels. Das sollte aber kein Grund zur Trauer sein.

Das Ausbleiben der von manchen erhofften Klima-Weltdiktatur ist aber auch noch kein Grund, die nüchterne Rückkehr zur Vernunft zu erhoffen. Denn die eiskalten Interessen wie auch die heißen Irrationalitäten, die mit dem Klimaalarm verbunden sind, sind trotz ihrer Heterogenität schon viel zu gewichtig geworden, als dass Kopenhagen einen Endpunkt für eine Hysterie bedeuten müsste, als dass das passieren könnte, was eigentlich wünschenswert ist:


  • eine breit angelegte wissenschaftliche und globale Studie, die alles zusammenfasst, was man seriös und über ernsthafte Zweifel erhaben wirklich über die Klimaentwicklung der nächsten Jahrzehnte sagen kann. Diese Studie müsste die Skeptiker wie Analysten an einen Tisch zwingen und dürfte nicht wie bisher mit Kollegen-Mobbing und NGO-Terror gegen jeden von der herrschenden Meinung abweichenden Wissenschaftler arbeiten. Ehrliche Forscher geben jedenfalls zu, dass Klima ein viel zu komplizierter Prozess ist, als dass heute schon haltbare Prognosen möglich wären, auf welche man die zwischen Kyoto und Kopenhagen geforderten dramatischen Konsequenzen aufbauen könnte.

  • Dabei ist auch mit teuren Experimenten zu klären, ob im Klima Verstärkungs- oder Rückkopplungseffekte zu erwarten sind oder solche, welche die Auswirkungen jedes Trends ins Gegenteil verkehren, wobei neben dem logarithmisch abnehmenden Treibhauseffekt auch die nur schwer erforschbaren Zyklen und Wirkungen von Wolken, Verdampfung, Niederschlag intensiver als bisher ins Kalkül zu ziehen sind.

  • In jedem Fall sinnvoll ist es, breite Forschungen über alternative Formen der Energiegewinnung voranzutreiben, die zu dem Zeitpunkt zur Verfügung stehen sollen, da die (schon oft zu Unrecht prophezeite) Verknappung von Öl und Gas einmal wirklich stattfindet. Dann könnte sich einmal auch der großangelegte Bau von billiger gewordenen Solaranlagen rentieren, die derzeit eine reine Ressourcenverschwendung sind. Intensive Forschung sollte geothermische, auf der Nuklearfusion beruhende, dramatisch den Energieverlust reduzierende Entwicklungen umfassen, die den Bedarf der Menscnheit decken, ohne dass ein Zurück auf die Bäume unter dem Diktat einer alleinwissenden Machtklasse stattfindet.

  • Für Europa wäre es freilich auch wichtig, dass die EU nicht erneut als Vorzugsschüler Dinge beschließt, die global nichts nutzen (falls Klimaschutzmaßnahmen trotz aller Skepsis überhaupt einen Nutzen haben sollten), die aber Europa in der Konkurrenz zu den rapide erwachenden Giganten in Ostasien in Sachen Lebensstandard und damit auch politischer Stabilität massiv zurückwerfen.

  • Um nun drohende exzessive Hysterien bis hin zu Gewaltaktionen zu verhindern, sollte man auch breite Forschungen anstellen, welchen großen Nutzen für die Welternährung eine eventuelle (ob nun vom Menschen oder von anderen Ursachen verursachte) Erwärmung der riesigen Landmassen zwischen Kanada und Sibirien bedeuten könnte. Ein Nutzen, der die Kosten eventuell notwendiger Dammbauten in dichter besiedelten Küstengebieten wahrscheinlich weit übertreffen würde.


Ein engagierter Leser dieses Blogs hat allen Parlamentariern die von mir vor etlichen Tagen formulierten kritischen Fragen zum Klimathema vorgelegt: ziemlich erschütternd, dass fast alle antwortenden Abgeordneten sagten, sie verstehen zu wenig davon, um sich auf eine Beantwortung einzulassen. Mit anderen Worten: Die Gesetzgeber verlassen sich einzig auf den Landwirtschaftsminister, der seine „Expertise“ schon mehrfach durch peinliche Aussagen unter Beweis gestellt hat, wie etwa der kühnen Behauptung nach einem Hochwasser, dass dieses ein Beweis für die globale Erwärmung sei. Obwohl ein Einzelereignis niemals eine Klimaveränderung beweisen kann, obwohl die Statistik keine langfristige Häufung von Hochwassern zeigt, obwohl an manchen alten Gebäuden bei Flüssen Hochwassermarken zu sehen sind, die weit über den Wasserständen der letzten Jahrzehnte gelegen sind.

Es ist daher ziemlich gut, dass solche Minister (oder gar hochintellektuelle Regierungschefs wie ein Werner Faymann) dabei gescheitert sind, einen Vertrag zu schließen, der mehr als nur ein Schritt in Richtung Weltdiktatur gewesen wäre.

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Welche Lehrer brauchen wir? drucken

Rot und Schwarz haben einen Entwurf für eine gemeinsame Ausbildung aller Lehrer vorgelegt. Dieser enthält zwar manches Interessante, vergisst aber weiterhin auf die zwei größten Problemkreise im Spannungsfeld Lehrer-Schule.

Sehen wir einmal über die wahre Intention hinter dem Projekt hinweg, nämlich auf diesem Weg eine entscheidende Bresche im Kampf für die Einheitsschule zu schlagen, die acht Jahre alle Kinder in die selben Klassen zwingt – bis auf jene Privilegierten, die sich eine Privatschule leisten können. Da die ÖVP ja seit längerem über keine Bildungspolitik mehr verfügt (sieht man von jenen steirischen Sozialdemokraten mit schwarzem Parteibuch ab, die Claudia Schmied links überholen), wird ihr das ja nicht einmal auffallen. Und den anderen (zwei, drei?) Parteien rechts der Mitte schon gar nicht.

Sehen wir auch darüber hinweg, dass das Ganze natürlich vor allem einmal für den Steuerzahler teuer werden wird – werden doch in jedem Fall (also noch bevor irgendeine erhoffte Qualitätsverbesserung eintritt) die Gehälter der Pflichtschullehrer sofort an jene der AHS-Kollegen nach oben angepasst werden.

Dennoch ist es prinzipiell positiv, wenn die bisher allzu theoretische Ausbildung der AHS- und BHS-Lehrer durch Kenntnisse des pädagogischen Handwerks verbessert wird. Auch umgekehrt wäre der oft blamable Wissensstand der Pflichtschullehrer dringend verbesserungsfähig. So sind etwa ihre Rechtschreibfähigkeiten vorsichtig ausgedrückt suboptimal. Ebenso packt einen ob der Fremdsprachen- oder Geschichtskenntnisse dieser Lehrer oft das Grauen. Freilich: Zunehmend merkt man auch bei Uni-Absolventen skandalöse Defizite selbst in jenen Disziplinen, die sie angeblich studiert haben. Von der Beherrschung der eigenen Muttersprache gar nicht zu reden, wo offenbar schon jetzt das Niveau auf das der Zuwanderer abgesenkt worden ist.

Auch über den nun vorgeschlagenen zweijährigen Turnus für jeden Lehrer sollte man reden – der aber vorerst kaum mehr als eine Ausdehnung des bisherigen Probejahrs zu sein scheint.

Viel Wichtigeres wird hingegen ignoriert: nämlich die Lebens- und Praxisferne der allermeisten Lehrer. Sie haben in der Regel ihr Leben lang nie etwas anderes als Klassenzimmer gesehen. Der einzige gravierende Unterschied zwischen den einzelnen Phasen eines Lehrerlebens vor der Pension ist, dass er einmal diesseits, einmal jenseits des Katheders sitzt. In dieser Ferne zum wirklichen Leben wurzelt ein Gutteil der blauäugigen Wirtschaftsfeindlichkeit der Lehrer und ihrer großen Anfälligkeit für grüne und sozialromantische Welterklärungsmodelle. Egal, welche Parteien sie wählen.

Als einer meiner Söhne einst aus der Volksschule mit der Forderung nach Hause gekommen war, dass alle Fabriken zugesperrt und daraus Museen gemacht werden sollten, begriff ich: Wenn ich meinen Kindern etwas fürs Leben mitgeben will, muss ich ihnen intensiv auch ökonomische Zusammenhänge und ein realistisches Bild der Arbeitswelt zu vermitteln versuchen. Wer sich da auf die Schule verlässt, ist verlassen.

Wenn die Reform also wirklich eine qualitative Verbesserung des Unterrichts bringen soll, dann wäre es wohl die beste Idee, nur noch diejenigen als Lehrer anzustellen, die mindestens zwei Jahre in einem Beruf ganz weit weg von Klassenzimmern ihr Geld verdient haben, gleichgültig ob als Postbote, Krankenschwester, Verkäufer oder Tennistrainer. Und zwar in Vollzeitjobs oder im Idealfall gar in der Rolle eines Selbständigen.

Ich würde jedenfalls – hätte ich noch einmal Kinder in eine Schule zu schicken – in jedem Fall eine Schule vorziehen, die ihren Lehrern alternativlos ein solches Vorleben im wirklichen Leben abverlangt. Am Rande sei vermerkt, dass ein solches Praxiserfordernis auch bei jedem Richter sehr sinnvoll wäre.

Zunehmend sind wir auch noch mit einem zweiten Problem konfrontiert: nämlich mit der heute schon oft rein weiblichen Besetzung der Lehrerzimmer. Das ist unbestreitbar pädagogisch alles andere als optimal. Dieses Missverhältnis würde sich wohl schon ändern, wenn Lehrer wirklich wöchentlich ihre 38 Stunden im Schulgebäude verbringen müssten. Dann wäre der Job nicht mehr ein so idealer Fall für die Kombination mit der Mutterrolle.

Noch wirksamer wäre es, wenn man ein wenig Geld von den teuren Frauenförderungsprogrammen auch zur Motivierung von Männern verwendete, den Lehrerberuf zu ergreifen. Am wirksamsten wären natürlich direkte Gehaltsprämien, bis die Männer wenigstens wieder ein Drittel aller Junglehrerposten besetzen. (anstelle von „Männerbeauftragten“ – denn bei den Frauen sieht man, dass die Frauenförderung nur den Frauenbeauftragten&Co nutzt, den restlichen Frauen aber völlig egal ist).

Freilich: Das würde zwar unseren Kindern nutzen, die oft bis zum Berufseinstieg (oder zur Universität) fast nur von Frauen betreut werden, was jungen Männern zusätzliche Identitätsprobleme macht. Das würde aber erstmals die Mär zur Wahrheit machen, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen.

Daher wird sich kein Politiker trauen, daran auch nur zu denken. Daher stehen wir hilflos – wenn auch voll Empörung – weiterhin einem „gegenderten“ Schulsystem gegenüber, das auch Buben gegen ihren Willen in die Verkleidung einer süßen Prinzessin zwingt, nur um ihnen ihre bubenspezifische Identität abzutrainieren. Oder das den KinderInnen als einzige offenbar relevante Rechtschreibregel das unlesbare, dem Duden und der gesamten Sprachkultur widersprechende Binnen-I einbläut. Dem Genetiv und das Stil sein da wurscht.

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Fußnote 42: Es wird weiter gehackelt drucken

Sozialminister Hundstorfer will die Hacklerregelung bis 2017 einschränken, und zwar um zwei Jahre. Männer sollen also erst mit 62 und Frauen mit 57 Jahren in eine ungekürzte Pension gehen können. Die Richtung stimmt zwar, aber das Ziel wurde weit verfehlt. Das kann nur sein: Jeder bekommt nur jene Pension, die er sich versicherungsmathematisch erarbeitet hat. Oder gemäß der bisherigen Systematik: Wer vor dem 65. Geburtstag in Pension geht, soll das nur unter erheblichen Abschlägen tun können. Wobei schon ein Vollpensionsalter von 65 deutlicher großzügiger (=verschwenderischer) ist als das deutsche von 67. Aber wir haben es ja.

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Gute Politik heißt gut reagieren drucken

Was unserer Politik seit langem abgeht, ist die nötige geistige Beweglichkeit der Akteure. Zwei aktuelle Beispiele:

Der Megacrash der Hypo Alpe Adria müsste umgehend zu einer Realisierung der Föderalismus-Reform genutzt werden, die bisher von den Bundesländern so erfolgreich verhindert worden ist. Wann, wenn nicht jetzt, wäre der Öffentlichkeit besser klarzumachen, dass die Konstruktion des Föderalismus absurd ist, in der die Länder ungehemmt Geld ausgeben und darüber hinaus unkontrollierte Haftungen eingehen können, während ein ganz anderer das Geld für sie eintreiben muss. Während es nicht einmal ein Konkursrecht für überschuldete Länder gibt.

Immerhin hat ja gleichzeitig eine neue Statistik gezeigt, dass neben Kärnten ausgerechnet die Länder Wien und Niederösterreich zu den Schuldenkaisern zählen, also jene Länder, deren Landeshauptleute den Mund ständig so vollnehmen, als würden in Wahrheit sie die Republik regieren.

Auch der Mord im Gericht von Hollabrunn wäre Anlass für eine dringend notwendige Debatte: Denn in solchen kleinen Bezirksgerichten gibt es zum Unterschied von den großen aus Kostengründen eben keine Kontrolle, ob jemand Waffen mit sich führt.

Das wäre für eine intelligente Justizministerin (und eine intelligente Regierung) der ideale Zeitpunkt, die von Landeshauptleuten und Bürgermeistern seit vielen Jahren verhinderte Zusammenlegung der kleinen Bezirksgerichte durchzuziehen. Denn auch die populistischen Lokalpolitiker können wohl nicht mehr einen Mord verantworten.

Aber die Politik ist geistig viel zu träge, um auf ständig neue Situationen zu reagieren.

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Neue Laps: Die Dritten im Dritten drucken

Ist es nur Chaos pur, wenn nun schon drei Fraktionen als Erbe der einstigen Freiheitlichen Partei im Parlament sitzen? Falls nicht morgen wieder alles anders ist.

Tatsache ist jedenfalls, dass sich selbst erfahrene politische Beobachter heute schon sehr schwer tun damit, den dritten Haufen der heimischen Politik zu beobachten (das Wort „Lager“ wäre hier eher unangebracht, weil es eine gewisse Ordnung insinuieren würde). Wer kann etwa noch von allen dort tätigen Politikern genau sagen, wer wann zu welcher Partei gehört hat und wer sich wann über wen öffentlich voller Hass geäußert hat? Wahrscheinlich wissen sie es selbst nicht mehr alle.

Am besten lässt sich die Politik seiner diversen Erben durch Jörg Haider selbst verstehen: „Man wird doch noch einen Spaß machen dürfen“, sagte er einmal, um eine ganz unsinnige Wendung seiner Politik zu erklären, die er nach wenigen Tagen wieder schubladisiert hat. Da ist nichts wirklich unverrückbar, man schlägt sich, man verträgt sich.

Auch die jetzige Fusion verwechselt Spiel mit Politik. Wenn der Herr Scheuch den Herrn Bucher nicht mag, gründet man halt wieder einmal eine neue Partei. Und ist beim nächsten Streit wieder eine Partei weiter. Parteimitgliedschaften sind da nur noch im Sinne einer Lap relevant, als Lebensabschnittspartei.

Es geht bei FPÖ & Co nirgendwo um dauerhafte Werte. Allerdings auch nicht um Neonazitum. Dieses Gerede brauchen nur Rot und vor allem Grün, die ja glauben, im ständigen Schwingen der Antifaschismuskeule wenigstens einen letzten unverrückbaren Wert ihrer Identität gefunden zu haben.

Es gibt keine einzige inhaltliche politische Position, die im Dritten Lager konstant vertreten worden wäre. Auch in der Kärntner Ortstafelfrage, die von manchen als eine solche Konstante gesehen wird, hatte Haider mit Schüssel, dem Kärntner Heimatdienst und der Mehrheit der Slowenenparteien einst schon eine absolut verfassungskonforme Lösung paktiert – die aber dann an Alfred Gusenbauer gescheitert ist, der Schüssel keinesfalls den Erfolg zukommen lassen wollte, dass dieser eine Lösung des ewigen Problems geschafft hätte.

Zusätzlichen Nutzen bringt diese Aktion in Tagen, da das BZÖ, Kärnten und auch der Nachruhm Haiders auf dem Tiefpunkt angelangt sind, als perfektes Ablenkungsmanöver. Nun hat man es zumindest für eine Zeitlang geschafft, die Hypo-Affäre zumindest aus den Schlagzeilen zu bringen.

Natürlich hat das von Scheuch und Strache angesprochene CDU/CSU-Modell seinen Reiz. Man bekämpft sich nicht mehr mit oft abschreckender Wirkung für den Wähler, sondern teilt die Bundesländer im Verhältnis 8:1 auf. Im Widerspruch zu diesem Modell steht jedoch, dass das Kärntner BZÖ – nach dem derzeitigen Stand der internen Meinungsbildung – nicht vorhat, in die FPÖ-Fraktion zu wechseln, sondern eine eigene bilden will. Als dritte im dritten Lager. Das ist absolut nicht das CDU/CSU-Modell, denn diese bilden durchaus eine gemeinsame Fraktion.

Die Existenz von drei Fraktionen ist zwar leicht lächerlich, aber in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft: Erstens bekommt man jetzt in der Summe mehr Geld aus der Staatskassa trotz deren gähnender Leere, weil der Klubstatus extra honoriert wird (eigentlich ein nur schwer nachvollziehbares Privileg, das offenbar einst geschaffen wurde, um wilde Abgeordnete zu bestrafen, obwohl gerade die einen Infrastrukturbedarf hätten). Zweitens aber kann das rechte Lager dann schon mit dreifacher Besetzung in all die Fernseh-Diskussionen vor einer Wahl gehen. Der ORF gibt da nämlich kleinen Fraktionen genausoviel Auftrittsmöglichkeiten wie den großen. Damit wollte man wohl einst den Grünen helfen, jetzt wird man sich schwer tun, das den drei Rechtsparteien zu verweigern. Freilich wird kein Mensch mehr die Diskussions-Sendungen ansehen, wenn 15-Mal unterschiedliche Parteien gegeneinander antreten werden.

Wieder einmal sehr seltsam klingt jedenfalls die Reaktion Ewald Stadlers. Erstens will der Rest-BZÖ-Mann nun doch ins EU-Parlament – obwohl er das aus Protest gegen den Lissabon-Vertrag nicht tun wollte, wie er mehrfach intensiv beschworen hatte. Jetzt aber geht es offenbar darum, ein Nachrücken des nächstplatzierten Kandidaten zu verhindern, nämlich eines BZÖlers aus Kärnten, der offenbar auch zur Scheuch-Gruppe gehört. Der Abgang des aggressivsten Parlamentariers im Nationalrat dürfte freilich auch in seinem Rest-BZÖ viele klammheimlich freuen.

Gleichzeitig präsentierte Stadler auch eine besonders originelle Erklärung für die Wende der Kärntner BZÖ: Dies sei eine Intrige der ÖVP, der die Kärntner wegen der Hypo-Krise nachgeben mussten. Mit anderen Worten: Laut Stadler will die ÖVP jenes BZÖ schwächen, das eigentlich nur wegen der Aufrechterhaltung der ÖVP-geführten Koalition ins Leben gerufen worden war. Und die ÖVP will laut Stadler nun ausgerechnet H. C. Strache stärken, der als unüberwindliches Hindernis für ein schwarz-blaues Bündnis gilt. Krauser geht’s nimmer – dennoch analysiert der ORF voll Panik gleich die Frage, ob sich Schwarz-Bau jetzt ausgehen wird.

In Wahrheit wird es für die ÖVP durch die Neuentwicklung sehr unangenehm werden. Denn nun steht ihr in allen Bundesländern eine starke nationalkonservative Allianz Strache-Scheuch gegenüber (einmal angenommen, sie zerstreiten sich nicht wieder gleich). Diese Allianz kann die Volkspartei in vielen einst schwarzen Kernpositionen, die sie unter Pröll abgeschwächt hat, angreifen (vom Südtiroler Selbstbestimmungsrecht über den schwächer werdenden VP-Widerstand gegen die Gesamtschule bis zur Schwulenehe mit allen Privilegien, die eigentlich nur für Familien mit Kindern legitim sind). Gleichzeitig wird die FPÖ aber auch weiterhin mit populistischen Forderungen auf der anderen Seite der SPÖ Stimmen abnehmen.

Das Rest-BZÖ bedeutet den ersten Versuch einer rechtsliberalen Partei. Dieser könnte nun ohne Kärnten (und ohne Stadler?) eine Spur mehr Glaubwürdigkeit gewinnen. Freilich zweifelt man, ob es im Rest-BZÖ auch nur irgendeinen Parlamentarier geben könnte, der Hayek, Erhard, Mises, Friedman, Böhm-Bawerk oder Schumpeter zumindest durchgeblättert hat. Das ist noch ein sehr weiter Weg, aus diesem Grüpplein eine glaubwürdige liberale Partei zu formen. Höchstwahrscheinlich wird sie vorher aus dem Parlament fliegen.

Aber es gibt dennoch keinen Zweifel, dass die ÖVP in letzter Zeit auch bei klassisch liberalen Wählern an Bindungskraft verloren hat. Das ist Folge der allzu bäuerlichen Dominanz in der Partei und der unkritischen Bindung an eine SPÖ, die unter Faymann sicher den absoluten Absturz in Sachen Wirtschaftskompetenz vollzogen hat.

Interessant ist jedenfalls, dass die FPÖ zum erstenmal in ihrer Geschichte tiefstapelt: Sie spricht von der Erringung des zweiten Platzes als Ziel, hat aber in Wahrheit durchaus Chancen auf den ersten Platz. Was man sich bewusst machen sollte, unabhängig ob man das für gut oder schlecht hält.

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Ab in die Insolvenz: Unis, Dörfler, Wrabetz drucken

An manchen Tagen fällt die Entscheidung schon recht schwer, was der Skandal des Tages ist. So wie heute.

Für diesen Ehrentitel kommen etwa ganz stark die Frechheiten des Kärntner Landeshauptmannes – des Bankrotteurs als Geldverschenker – in Frage: Wagt er es doch tatsächlich, Kärnten als Sieger der letzten Stunden zu bezeichnen. Das Land sei „nicht so neger“, wie es andere glauben, und habe Angriffe auf sein Vermögen abgewiesen. Vielen Dank, Herr Dörfler! Warum haben Sie nicht schon bei den Hypo-Krisensitzungen den Mund so voll genommen?

Wem bisher noch nicht die Galle geplatzt ist, der ist spätestens seit diesen Kärntner Sprüchen reif dafür. Diese Worte beweisen endgültig, dass nur eine Insolvenz der Hypo Alpe Adria am Platz gewesen wäre. Dann hätten Dörfler & Co nicht einmal im Bärental mehr Asyl oder Armensuppe bekommen. Dann wäre die ökonomische Geisterbahn endlich zum Stillstand gekommen.

Kaum weniger provokant als Dörflers Gerde ist der Inhalt eines neuen Rechnungshof-Berichts zum ORF: Dort liegen, so vermerkt der Rechnungshof, die Gehälter weit über dem Durchschnitt der Branche, in einigen Bereichen sogar um das Doppelte. Auch der ORF wäre längst ein zwingender Fall für die Insolvenz, dann hätte all das ein Ende. Und ein neues wirklich öffentlich-rechtliches und pluralistisches Fernsehen könnte entstehen. Statt dessen bekommen Wrabetz & Co nicht weniger als 160 Millionen Euro aus der Staatskasse, um weiter misswirtschaften zu können.

Dennoch gebührt die Palme wohl den Besetzern des Audimax: Sie gaben bei einer Pressekonferenz offiziell und offenbar als Erfolg bekannt, dass der Großteil der (fast durchwegs ausländischen) Obdachlosen inzwischen großteils "integriert" sei. Wer also ordentlich bei Alkoholexzessen, Sachbeschädigungen und Raufhändeln mitmacht, gilt für das schwindsüchtige Trüpplein der Besetzer als in die Universität integriert.

Und weiterhin sehen Rektor und Minister dem Treiben tatenlos zu. Ja, der Rektor der Uni Wien, der in einem ordentlichen Rechtsstaat eigentlich schon längst Probleme mit dem Staatsanwalt - wegen Untreue durch zahllose Unterlassungen trotz Handlungspflichten - hätte, bezeichnet die nächste Frechheit der Besetzer sogar als „halben Schritt in die richtige Richtung“. Diese wollten nun wieder Vorlesungen erlauben – allerdings „im Rahmen der Besetzung“, also inmitten grölender Obdachloser und kontrollierender Politkommissare.

Freilich ist dieser Rektor mit seinem Knieschlottern nicht alleine. Der neue Chef der Rektorenkonferenz, Hans Sünkel von der Grazer Technik, profiliert sich gleich zu Beginn als irrelevantes Weichei. Er weigert sich, von den Besetzern ein bedingungsloses Verlassen der Unis zu fordern. Er wünscht sich auch keine „Beschränkungen" des Unizuganges. Er will nur von "Zugangsregelungen" reden – das ist übrigens wörtlich das Herumgerede des SPÖ-Vorsitzenden, der freilich von Universitäten ungefähr so viel versteht wie Kardinäle vom Eheleben.

Kein Wunder, dass sich der bisherige Rektorenvorsitzende frustriert an die Wirtschaftsuni zurückgezogen hat, die ja noch halbwegs die Bezeichnung Universität verdient. Beim großen Rest der heimischen Rektoren und den zugehörigen Universitäten ist, so hat er erkannt, offensichtlich nur noch die Insolvenz am Platz. Samt nachfolgender Neugründung richtiger Unis.

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Gerettet, gerettet - und dann? drucken

Jubel aus allen Ecken: Die Hypo Alpe Adria ist gerettet. Wenigstens in einer kleinen Nische darf man aber skeptisch bleiben. Die Lösung ist nicht das richtige Signal. Und die größten Hürden liegen noch vor den neuen Eigentümern.

Die Lösung in Kürze: Die Republik Österreich übernimmt die Bank zu Hundert Prozent und haftet überdies für neue Kredite der HAA bei anderen Banken. Die bisherigen Eigentümer scheiden gegen einen Kaufpreis von einem Euro aus und müssen vorher noch etliches einschießen beziehungsweise einige Forderungen an die Bank abschreiben.

Warum ist das schlecht? Weil wieder die Gelegenheit versäumt wurde, europaweit Anlegern zu vermitteln, dass es bei Geldanlagen nicht nur um die besten Zinsen gehen kann, sondern auch um das Risiko. Wenn letztlich immer der Steuerzahler einspringt, wird das Prinzip Vorsicht nie in die Köpfe der Menschen hineingehen. Nur in der Insolvenz hätte man aber neben den nun zu Recht verlierenden Aktionären auch allen anderen, die Risikokapital (von Anleihen über Großkredite bis zu Partizipationsscheinen) in der HAA haben, diese bittere, aber notwendige Lektion eines Kapitalverlusts erteilen können.

Das hat man versäumt. Jetzt aber möge niemand mehr kommen und irgendwem Gier vorwerfen, der sich halt die höchsten Zinsen ohne Rücksicht auf Verluste holt. Weil die, so wurde ohnedies wieder vermittelt, trägt ohnedies jemand anderer.

Was natürlich nicht heißt, dass das nicht in geordneter Form passieren hätte können. Allen Sparern (etwa bis zu 100.000 Euro), aber auch Firmen, die ihr operatives Firmengeld in der HAA liegen haben, hätte man über parallele Hilfsprogramme beispringen können. Das hat man nicht getan. Womit man auch die Chance vertan hat, dubioses Geld mancher südslawischer Geschäftemacher unter Kontrolle zu bekommen - selbst wenn man die dortigen kleinen Sparer zur Erhaltung des guten Namens österreichischer Geschäftspartner gerettet hätte (die keine nationale Einlagensicherung haben).

Nach der "Rettung" aber wird es erst so richtig spannend. Die Republik Österreich besitzt hundert Prozent einer Bank - wer erinnert sich noch an das ruhmlose Ende von Länderbank, Creditinstitut, Creditanstalt & Co, die auch solche Staatstöchter waren? Wer das tut, der weiß, dass wahrscheinlich schon zur jetzigen Stunde ein parteipolitisches Rennen in Gang ist, wer neuer Vorstand der geretteten Bank wird. Der weiß auch, dass schon in den nächsten Wochen viele Firmenchefs am Rande der Pleite eine Rettung nach Vorbild der HAA verlangen werden. Der weiß, dass die Gewerkschaft vehement protestieren würde, wenn das neue HAA-Management ein radikales Gesundschrumpfen umzusetzen beginnt.

Das wird alles noch sehr lustig - zumindest für Menschen mit masochistischem Humor.

PS: Gewiss klingt es eitel, aber ich kann es mir dennoch nicht verkneifen daran zu erinnern, dass Leser dieses Blogs schon am 30. November folgendes lesen konnten:

". . . Daher bleibt eine Verstaatlichung der Bank die einzig wahrscheinliche Entwicklung. Wenn diese klug angegangen wird – aber nur dann! –, könnte das sogar die zweitbeste Lösung sein. Wobei auch das natürlich eine sehr schlechte ist. Eine Verstaatlichung sollte jedenfalls nicht bedeuten, dass jetzt der Staat (also von Parteien eingesetzte Menschen) die Bank weiterführt und dass er damit etwa bei der Vergabe von Krediten mitspricht (wie es jetzt katastrophalerweise bei der deutschen Commerzbank der Fall ist). Eine Verstaatlichung sollte vielmehr im geordneten  Zusperren der Bank enden, wobei die Sparer und Wirtschaftskunden vor Risken zu schützen sind. Das wird sicher das übliche Heulen um die Arbeitsplätze auslösen, das wird auch nicht ganz billig sein. Aber langfristig dürfte dann doch von den ausstehenden Krediten etliches hereinfließen, wodurch sich der Schaden mildert."

PPS: An manchen Tagen ist es besonders schön, zu jeder beliebigen Stunde analysieren zu können und nicht durch die fixen Erscheinungs-Rhythmen einer Tageszeitung oft völlig unaktuell zu wirken.

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Berlusconi: Falsche Haare, echter Systemwechsel drucken

Selbst als er am Sonntag von einem Geistesgestörten (?) mit einem schweren Gegenstand im Gesicht verletzt worden war, war Silvio Berlusconi der Hohn der meisten Medien sicher. Hat er den eigentlich wirklich verdient - zumindest wenn dafür ein etwas geschmackvollerer Zeitpunkt gewählt worden wäre?

Nun: Berlusconi ist mit seinem Gehabe eines "Latin lovers" sicher nicht nach dem strengen Geschmack nordalpiner oder vatikanischer Menschen. In Hinblick auf sein Alter grenzt das wohl sogar in Italien schon ans Lächerliche. Auch ist die Vermutung mehr als stark, dass er vor Jahrzehnten beim Akkumulieren seines Reichtums die Grenzen des rechtlich Erlaubten klar überschritten hat. Überdies hat er sich einen fast an österreichische Verhältnisse erinnernden Einfluss auf einige wichtige Medien gesichert. Daher scheint das "Weg mit ihm!" voll berechtigt.

Freilich hat im wirklichen Leben alles auch (mindestens) eine zweite Seite: Berlusconi hat sein Land nämlich deutlich vorangebracht. Das gilt vor allem vor dem Hintergrund des selbstzerfleischenden Chaos der früheren Linksregierung oder gar der Jahrzehnte der Lähmung unter den Christdemokraten. Und fast scheinen die wilden Attacken der Berlusconi-feindlichen Medien eine Ablenkung von der in den wesentlichen Dingen ganz eindeutig positiven Bilanz des konservativen Populisten zu sein. Dieser Gedanke kommt einem umso mehr, als die rechtlichen Vorwürfe gegen Berlusconi schon reichlich alte Vorgänge betreffen.

Italien steht heute wirtschaftlich relativ - derzeit ist freilich alles relativ - stabiler da als andere mediterrane EU-Länder wie Griechenland oder Spanien. Das Land wird 2010 ein geringeres Defizit haben als Deutschland. Berlusconi hat die Alitalia-Krise durch zügiges Handeln beenden können. Dasselbe gilt für die Müllkrise in Neapel. Auch an der war ja die vorherige Linksregierung grandios gescheitert.

Berlusconi hat als erster Politiker einen weitgehenden Stopp der schwarzafrikanischen Migration übers Mittelmeer erreicht. Was zwar einige Gutjuristen in Empörung versetzt, was aber die allermeisten Italiener für sehr positiv erachten, weshalb auch in Österreich der Migrationsdruck nachgelassen hat. Berlusconi hatte erkannt, dass man sich zur Erreichung dieses Ziels sogar mit dem Teufel - also mit Libyens Gadhafi - ins Bett legen muss.

Und er hat es letztlich auch trotz aller rollenden Attacken geschafft, dass die Regierung bisher relativ - in Italien ist sowieso alles relativ - lange im Amt verbleiben konnte. Während früher alle halben Jahre eine Regierungsumbildung notwendig war.

Irgendwie seltsam, dass man von all dem nichts in den Zeitungen liest, die sich dafür breit mit den Aussagen irgendwelcher Callgirls befassen.

Gewiss: Wird Berlusconi wirklich wegen strafrechtlicher Vergehen verurteilt, wird er gehen müssen. Für das Land und seine Zukunft wird das aber sicher kein Freudentag. Denn im Grunde weiß jeder, was nach dem spaßigen Eitelmenschen mit dem künstlichen Haarwuchs folgen wird. Ein unübersichtliche Folge von Besitzern echter Haare, deren eheliche und strafrechtliche Sauberkeit nicht gleich von vornherein in Zweifel steht. Die aber wieder für das alte italienische Rezept sorgen werden: Chaos statt Stabilität.

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Fußnote 40: Kindereien um die Kinder drucken

Jahrelang hat die Ratifizierung der Konvention auf sich warten lassen. Jetzt ist plötzlich die Nichtratifizierung der Kinderrechtskonvention wegen des Fehlens einer Verfassungsmehrheit eine nationale Kapastrophe oder "Sauerei", wie sich die ÖVP-Staatssekretärin Marek auszudrücken beliebt. Gewiss, das Verhalten der drei Oppositionsparteien ist kindisch und verantwortungslos. Wenn sich alle drei Parteien hinter die absurden Intrigen der Herren Pilz, Stadler und Graf (so ziemlich die am stärksten negativ besetzten Figuren des ganzen Parlaments) im Untersuchungsausschuss stellen, dann diskreditieren sie sich selber. Genauso kindisch ist aber auch das Verhalten der Koalition. Sie tut nun so, als ob die Kinder in Österreich ohne Konvention rechtlose Wesen außerhalb jedes Rechtsschutzes wären. Sie erzählt aber nie konkret, welchen konkreten Vorteil die Kinderkonvention den Kleinen zusätzlich brächte. Und: Wenn es wirklich noch irgendeinen echten Zusatznutzen für die kinder durch irgendeinen Konventions-Paragraphen gäbe, hätten SPÖ und ÖVP diesen durch ganz normale Gesetze schon längst realisieren können. Ganz ohne die böse Konvention. Ansonsten sind ja die meisten dieser Konventionen bloße Beschäftigungstherapie für Diplomaten, Juristen und die Drucker von Gesetzesblättern.

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Feindsender FAZ drucken

Auch wenn in Österreich fast niemand über den großen Korruptionsskandal berichtet, den die Bestechung willfähriger Zeitungen durch öffentliche Mittel vor allem aus dem Bereich sozialdemokratischer Ministerien und insbesondere des Rathauses darstellt, so gibt es doch immer wieder Kanäle, durch die das beklemmende Totschweigen gebrochen wird.

Große Verdienste erwirbt sich daher die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die in der Freitag-Ausgabe einen ausführlichen Beitrag über das Problem schreibt. Dieser gipfelt bei aller Noblesse des Blattes in der beinharten Konklusion: Es "scheint die mediale Korrumpierung Österreichs bei Voranschreiten des "Systems Faymann" zum Demokratie-Problem zu werden".

Das erinnert an historische Parallelen: Auch unter den Nazis und unter den Kommunisten haben die Menschen es geschafft, durch ausländische Medien ("Feindsender") die von den offiziellen Medien unterdrückte Wahrheit zu erfahren. Der einzige Unterschied: Heute ist das Hören (Lesen) von Feindsendern nicht strafbar. Und die Ursache des Schweigens ist nicht die Polizeigewalt, sondern der Umstand, dass hierzulande nun offenbar schon fast alle freiwillig willfährig sein wollen, nur um an die Kohle heranzukommen.

Wer am Urteil der FAZ zweifelt, schaue nur in die heutigen Blätter. Die anfangs "bloß" am Boulevard eingerissenen korruptionären Unsitten greifen immer weiter um sich. Da finden sich beispielsweise in einer einst bürgerlichen Qualitätszeitung vier große Inserate: Eines kommt von einer anderen Zeitung des gleichen Konzerns (ist also sicher de facto unentgeltlich), die anderen drei stammen von: Bundeskanzleramt, Stadt Wien, Wiener Stadtwerke (alle drei gehen damit auf Kosten der nicht gefragten Allgemeinheit). Eine andere, lange von solchen Inseraten freie Qualitätszeitung entlässt überhaupt gleich die Anzeigenmannschaft, weil man neuerdings durch willfährige Berichte ohne Anstrengung einer kostspieligen Anzeigen-Verkäufers an die fetten Inserate der - angeblich so innig der Sparsamkeit verpflichteten - politischen Auftraggeber kommt.

Dabei geht es nicht nur darum, dass der inhaltliche Informationswert der Inserate gegenüber dem Propagandawert völlig irrelevant ist. Nur sehr naiven Menschen kann man einreden, dass solche massiven Geldflüsse keine inhaltlichen Abhängigkeiten entstehen lassen - nicht gegenüber der Allgemeinheit, sondern gegenüber den Machthabern in Kanzleramt und Rathaus. Und klar ist auch, dass solche Abhängigkeiten in Zeiten saftiger Zeitungs-Defizite besonders leicht herzustellen sind.

Begreift denn niemand, dass der gute Ruf, das Vertrauen der Leser das wichtigste nachhaltige Kapital eines Mediums sind? Begreifen denn die Steuerzahler und Leser nicht, dass sie die einzigen Opfer dieses Systems sind?

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Vom Wahltag zum Zahltag: die Landeskaiser drucken

Eigentlich müsste es massiv zu denken geben: Die populärsten Politiker des Landes produzieren die ärgsten Schulden und Defizite. Damit sind aber auch wir Wähler voll mit in der Verantwortung für das, worauf Österreich zusteuert. Denn wir haben sie ja gewählt (oder durch Nichtwählen sparsamerer Politiker an die Macht befördert).

Jörg Haider, Erwin Pröll, Michael Häupl: Diese drei Landeskaiser haben im letzten Jahrzehnt den Mund viel weiter aufgemacht als alle anderen Landeshauptleute. Sie haben sich selbst gerühmt, wie erfolgreich und populär sie sind. Und sie haben auch zumindest die letzten Wahlen in ihren Ländern jeweils triumphal gewonnen.

Daher galten sie auch als jene Politiker, die am besten wüssten, wie man Politik macht. Daher hatten sie in ihren jeweiligen Parteien auch immer das stärkste und lauteste Wort, obwohl  sie alle drei stets die Übernahme wirklicher Verantwortung in der Bundespolitik gescheut haben. Denn jeder von ihnen hätte nur einmal Ja sagen müssen und er wäre Bundes- oder Vizekanzler geworden; lediglich Jörg Haider war eine Zeitlang bereit - und dazwischen war er auch wieder weg -, bundesweiter Chef seiner (jeweiligen) Parteiorganisation zu sein. Allen dreien war letztlich das populistische Stänkern von außen immer lieber.

Seriösere, ruhigere, verantwortungsbewusstere Politiker sind hingegen in ihrem politischen wie medialen Stellenwert meist an den Rand gedrückt worden. Einige mussten sogar die Macht der politischen Konkurrenz überlassen, wie etwa die Landeshäuptlinge Salzburgs und der Steiermark.

Hatten sie deswegen im Vergleich zu Haider & Co das schlechtere Rezept? Hunderte journalistische Kommentare und politologische Analysen sehen das tatsächlich so.

Aber irgendwann kommt anstelle des Wahltags auch der Zahltag. Und der sieht für alle drei Länder bitter aus.  Die drei Politiker sind hauptverantwortlich dafür, dass ihre Länder die weitaus höchsten Schulden pro Kopf der Landesbürger haben. Wie es nun der Staatsschuldenausschuss ausgerechnet hat.

Die größte Landeshypothek lastet auf den Kärntnern, die derzeit ein 20prozentiges Budgetdefizit fahren und die erst jetzt merken, dass die alljährlich 365-tägige Weihnachtsmann-Attitüde Jörg Haiders am Ende auch von irgendwem bezahlt werden muss. In diesem Rekordwert ist das Desaster der Hypo Alpe Adria noch gar nicht enthalten, also jener Kärntner Bank, die Haider auf seinen Großmanns-Touren fast ständig begleitet hat. Und die nun milliardenschwer den Steuerzahlern zum zweitenmal auf den Kopf fällt (der ganze laute Streit geht nur noch darum, ob es primär die Kärntner, die österreichischen, die bayrischen oder die deutschen Steuerzahler sein werden, die am meisten zahlen).

Niederösterreich, wo in den letzten Jahren um jeden Baum ein Kreisverkehr gelegt wurde, wo man sich den Luxus leistete, eine neue Hauptstadt aus dem Boden zu stampfen samt wenig genutzten Kulturzentren, wo man in etlicher Hinsicht noch sozialer war als in manchen roten Bundesländern, liegt bei den Landesschulden pro Kopf an zweiter Stelle. Bezieht man auch die Gemeindeschulden ein, dann ist es sogar der erste Platz. Eine stolze Leistung für einen Möchtedochnichtgern-Bundespräsidenten . . .

Wien liegt "nur" an dritter Stelle dieser  Schuldner-Liste. Was in Wahrheit aber mindestens ebenso blamabel ist. Denn Wien profitiert enorm von Bundesausgaben (etwa im Kultur- und Wissenschaftsbereich), es hat mit den Beamten und den Mitarbeitern fast aller großen Konzernzentralen Österreichs die bestverdienenden Steuerzahler, es profitiert per Zuzug von den Kinderbetreuungs-Ausgaben der anderen Bundesländer, und es hat seit jeher den administrativen Einsparungs-Vorteil, dass hier drei Verwaltungsebenen (Land, Bezirk, Gemeinde) in einer Hand zusammengelegt sind. Gleichzeitig musste sich Wien erst am Donnerstag vom Rechnungshof anhören, dass es Hunderte Millionen Gebühren für Wasser, Müll usw. alljährlich zuviel kassiert, die nur dazu verwendet werden, um das allgemeine Verwaltungs-Defizit gering zu halten. Wien ist auch jenes Bundesland, das seine Beamten weit über dem Niveau aller anderen Länder entlohnt - was in Wien ja durchaus auch als Entlohnung für Parteitreue gewertet werden kann.

Dass alle drei genannten Länder besonders viel Geld ausgeben, um sich die jeweiligen Landesmedien nicht nur gewogen, sondern sogar total kritikfrei zu halten, kommt als Abrundung eines Bildes der Schande noch dazu, das aber genau aus diesem Grund von allen Medien verheimlicht wird.

Umso wichtiger wäre es, das komplett schuldenfreie Oberösterreich vor den Vorhang zu holen, zusammen mit den ebenfalls sehr sparsamen Tirolern und Vorarlbergern. Diese drei Länder werden aber etwa in den bundesweiten Medien so gut wie gar nicht erwähnt. Seriöse Politik ist in einer durch und durch korrumpierten Medienlandschaft nicht sexy.

Das sind jedoch durchaus Themen, die uns alle angehen, nicht nur das jeweilige Land. Denn am Ende werden es immer alle Österreicher sein, die ein bankrottes Bundesland auffangen müssen, da für die Länder keine geordnete Insolvenz rechtlich vorgesehen ist. Was uns gerade durch den Kärntner Hypo-Bankrott bewusst geworden ist.

Freilich, im Bund sorgt man sich nicht viel um die Länder: Dort lebt man lieber selbst weiterhin in den Tag hinein. Da wird trotz einer (teuer erkauften) Wiederbelebung der Konjunktur auch für 2010 ein Ankurbelung-durch-Schulden-Programm gefahren, als gäbe es kein übermorgen. Da werden, seit Faymann an der Macht ist, über hundert Millionen jährlich zur Bestechung der Zeitungen ausgegeben. Da gab man den Pensionisten im Rezessionsjahr 2009 satte Pensionserhöhungen, da gibt man auch den Beamten eine Reallohnerhöhung (wenn auch weniger als den Pensionisten), obwohl europaweit die Signale auf Nullohnrunden stehen. Da hat man Geld für Schwarzarbeiter-Hängematten namens Grundsicherung oder für die neuerdings so wichtige ÖVP-Zielgruppe der Schwulen. Man streitet aber nach außen über Einsparthemen wie das Fuhrparkmanagement. Das ist ungefähr so, wie wenn eine bankrotte Familie, bei der sich gerade auch die soeben obdachlos gewordenen Neffen aus Kärnten hilfesuchend angesagt haben, die eigene Sanierung über eine Reduzierung des Salzgebrauchs bei der Suppe schaffen will.

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Der ungeheuerliche Alltag in Kanzleramt und Parlament drucken

Ungeheuerlichkeiten werden offenbar in Österreich nur noch dann als solche wahrgenommen, wenn sie von Rot oder Grün behauptet werden. Daher werden auch die zwei jüngsten wohl untergehen.

Eine davon hat Nationalratspräsidentin Prammer zu verantworten, nämlich mit ihrer Begründung, warum der freche - aber fast schon wieder lustige - Vorschlag der Audimax-Besetzer, statt dessen ins Parlament zu übersiedeln, doch nicht ganz in ihrem Sinn wäre. Prammers Stellungnahme: Sie habe grundsätzlich Verständnis für die Anliegen der Studenten, die Probleme müssten aber auf politischer Ebene gelöst werden. Das war so ziemlich die dümmstmögliche Reaktion: nicht nur, dass sich die Chefin des obersten Gesetzgebungsorgans de facto mit Rechtsbrechern solidarisiert. Sie macht darüber hinaus klar, dass ihrer Meinung nach das Parlament keine "politische Ebene" sei. Offenbar denkt sie klammheimlich so wie jene Rechtsextremisten, die das Parlament einst zur bloßen "Quatschbude" erklärt haben. Mit furchtbaren Folgen.

Während Prammers Stellungnahme nur dumm ist, ist das, was das Bundeskanzleramt getan hat, schon ein Fall für die Staatsanwaltschaft, würde diese ihre Aufgabe und das Stichwort "Amtsmissbrauch" noch ernst nehmen.  Werner Faymanns Amt hat nämlich nach den EU-Wahlen allen Parteien Wahlkampfkosten in der Höhe von 12,4 Millionen Euro zurückerstattet - dabei aber nicht berücksichtigt, dass nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages ein ganz anderer Aufteilungsschlüssel gelten wird. Nun, nach der letzten Unterschrift unter Lissabon, stehen dem BZÖ ein Abgeordneter und 577.000 Euro zu, die man aber schon den anderen Parteien ausbezahlt hat. Diese Parteien aber können offensichtlich nicht mehr zur Rückzahlung gezwungen werden. So zahlt halt wieder einmal der Steuerzahler.

Wäre die Lissabon-Reform überraschend gekommen, könnte man das ja noch als "blöd gelaufen" abtun. In Wahrheit aber gab es im vergangenen Jahr kein mehr diskutiertes Thema. Und auch alle Medien haben breit berichtet, dass das BZÖ nach Inkrafttreten der neuen Verfassung ein Mandat in Strassburg bekommen wird. Vielleicht könnte man im Medienstaatssekretariat des Kanzleramtes, statt die Zeitungen zu manipulieren, diese auch einmal lesen?

Wenn bei einer "normalen" Firma ein Verantwortlicher trotz einer so klaren Wissenslage zu hohe Beträge an nicht Berechtigte auszahlt, wird er gefeuert, muss selbst für den Schaden aufkommen, und bekommt eine Anklage. Aber bei uns im Bundeskanzleramt . . .

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Von Obama bis Faymann: die Schuldenfalle drucken

Weltweit passiert das, was vielfach prophezeit worden ist: Die Nothilfe für den Finanzsektor wird lange nicht in dem Umfang benötigt, wie anfangs von der Politik geplant. Sie war nur ein großes Sicherheitsnetz für den zum Glück nicht eingetretenen Worst case. Doch was tut die Politik? Sie packt die günstige Gelegenheit nicht beim Schopf, sondern macht weiter Schulden.

In Österreich scheinen zwar die Panikmeldungen um die Hypo Alpe Adria zu überwiegen. Zwischen Eigentümern, Land Kärnten, Bayern und Republik Österreich wird bekanntlich gepokert, wer etwas zur Rettung der bankrotten Bank tut, die einst Hand in Hand mit Jörg Haider viele spannende Luftprojekte finanziert hat. Einzig sinnvoll wäre - wie in Wahrheit alle wissen - eine geordnete Insolvenz unter Schutz der Kleinanleger und der betrieblichen Konten. Aber das wagt vorerst noch keiner auszusprechen. Obwohl es mit Garantie keinen Sturm auf die Banken auslösen würde (wie vielleicht noch im Vorjahr).

In den USA sind in einem Jahr ziemlich genau hundert Banken in Insolvenz gegangen, und zwar recht geordnet (im Gegensatz zum vorjährigen Lehman-Schock). Das hat der Volkswirtschaft überhaupt nicht geschadet und ist auch ein notwendiger Prozess, um marode Unternehmen aus dem Verkehr zu ziehen. Gleichzeitig haben sogar die im Vorjahr unterstützten US-Banken bereits 70 Milliarden Dollar vorzeitig zurückgezahlt. Insgesamt braucht die amerikanische Regierung sogar 200 Milliarden Dollar weniger für den Finanzsektor als die ursprünglich geplanten 700 Milliarden.

Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist die Reaktion der amerikanischen Regierung. Sie tut so, als ob dieses Geld wirklich im Tresor läge und nur darauf wartet, ausgegeben zu werden. Natürlich ist das Gegenteil wahr: Amerika ist so schwer verschuldet, dass alleine die Kosten der Zinsen für das geliehene Geld nun schon teurer kommen als die Kosten des Afghanistankrieges (von Rückzahlung ist da noch gar nicht die Rede).

Dennoch denkt die Regierung Obama darüber nach, wie sie das nun nicht fürs Bankenpaket benötigte (fiktive) Geld ausgeben wird. Dabei gibt es nur eine sinnvolle Verwendung für das Geld: nämlich es nicht zu verwenden, es gar nicht erst auszuborgen. Und damit die Schuldenlast ein wenig zu verringern.

Natürlich wird das neuerliche Schuldenmachen auch in den USA  mit Arbeitsplatz-Argumenten untermauert. Wobei immer klarer wird: Nur ein Bruchteil der Gelder schafft wirklich Jobs. Geld, wer auch immer eines bekommt, wird von den Menschen vielmehr mehrheitlich gespart und angelegt - was nur weiter den steilen, aber ungesunden Anstieg der Börsekurse vergrößert.

Allen Ankündigungen zum Trotz: Die Regierungen werden immer mehr Geld ausgeben - bis ihnen niemand eines borgt. Das ist dann aber der wirkliche Worst case.

So ist ja auch auf die aufsehenerregende Oktober-Rede des österreichischen Finanzministers, der ein Zurückfahren der Defizite ab 2011 verlangt hat, absolut nichts Konkretes gefolgt. Obwohl jede sinnvolle Maßnahme eine lange Vorlaufzeit benötigt. Statt dessen will auch die ÖVP mehr Geld für die Einführung einer allgemeine Grundsicherung ausgeben und für schwule Witwer-Pensionen, ein offenbar ganz besonders dringendes Bedürfnis. Und der SPÖ-Bundeskanzler verkündet überhaupt ein neues Programm großer Geldausgaben mit sehr utopischen Finanzierungsideen.

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren Ankündigungen.

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Fußnote 34: Dann halt die Krone drucken

Manche der vielen Gespräche zur Lage der österreichischen Zeitungen sind allzu köstlich, um sie dem Tagebuch zu verschweigen. Die Frau eines wichtigen Unternehmers ruft (ausgerechnet) im sogenannten Medienstaatssekretariat an, um empört zu fragen, was man denn nach der Gleichschaltung der Medien als bürgerlicher Mensch noch lesen könne. Die Antwort im breiten Dialekt: „Na, dann lesens holt die Krone.“

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Die vielen teuren kleinen Helfer drucken

„Die Bürokraten des Wohlfahrtsstaats haben ein Interesse daran, dass sich die Lage der Abhängigen nicht ändert – sie leben ja davon, dass die anderen nicht für sich selbst sorgen können.“ Das Urteil des renommierten Berliner Medien- und Kommunikationstheoretikers Norbert Bolz in „Cicero“ ist hart. Noch härter ist sein Satz: „Die Linke liebt die Misere.“

Doch in der Tat: Ganze Sozial-Industrien leben von jenen Nöten, die sie zum Gutteil selbst dramatisiert oder gar erst herbeigeredet haben, damit sie dann gut als institutionalisierte Betreuer dieser Nöte leben können. Und das gelingt angesichts einer Politik sehr gut, welche nur noch zu einem imstande ist: nämlich dazu, die auf die Zukunft gemachten Schulden an jene weiterzuleiten, welche jeweils am lautesten und ergreifendsten zu jammern verstehen.

Ein besonders krasses Beispiel ist die Entwicklungshilfe. In Bangla Desh wurde die Zahl der dort tätigen Hilfsorganisationen mit über 300 gezählt. Jeweils mit Büros, mit Repräsentanten, mit einer eigenen Infrastruktur. Man weiß zwar nicht, wie sehr sie Bangla Desh geholfen haben oder wie sehr dieser Overkill an sich schon schadet. Aber es ist unbestreitbar, dass allein in jenem islamischen Land Zehntausende ausländische Helfer ihre berufliche Existenz auf ihre Hilfstätigkeit gründen können. Was zwar in den meisten Fällen nicht mit horrenden Gehältern, dafür – im Sinne Viktor Frankls – mit hoher subjektiver Sinn-Befriedigung belohnt wird.

Das ist zweifellos persönlich eine legitime Lebenseinstellung. Sie führt nur dazu, dass man keinerlei Interesse an der Feststellung hat, dass ein Land keine Hilfe mehr braucht. Noch weniger mögen solche Helfer die Erkenntnis, dass Entwicklungshilfe schon von vornherein mehr Schaden als Nutzen anzurichten imstande ist.

Genau das aber hat die schwarzafrikanische Ökonomin Dambisa Moyo in ihrem neuen und Aufsehen erregenden Buch „Dead Aid“ brillant nachgewiesen, so wie schon eine Reihe anderer Wirtschaftsexperten. Sie beweist schlüssig, dass Schwarzafrika nicht trotz, sondern wegen der milliardenschweren Hilfe dauerhaft in bitterer Armut steckt.

Entwicklungshilfe schafft Abhängigkeiten und lässt die Menschen Eigenverantwortung und eigene Anstrengung verlernen. Wenn billige oder gar unentgeltliche Hilfsgüter, etwa Lebensmittel, ins Land kommen, werden dadurch die lokalen Produzenten aus dem Markt gedrängt. Die Bauern der Dritten Welt brauchen in Wahrheit keine Entwicklungshilfe (nur bisweilen Katastrophenhilfe), sondern den Zugang zu den noch immer protektionistisch abgeschirmten Märkten Europas und Nordamerikas. Wenn im Westen die Bauern mit Abermilliarden gestützt werden, können die der Dritten Welt nicht mehr mithalten, deren Märkte überdies mit westlichen Überschussgütern verstopft werden.

Den besten Beweis dafür, wie überflüssig Entwicklungshilfe ist, liefern Ost- und Südasien. Viele der dortigen Völker haben den Schritt aus bitterer Armut geschafft, niemand verhungert mehr, wie es noch bis in die 80er Jahre an der Tagesordnung war. Sie haben diesen Schritt aber nicht dank westlicher Helfer oder Hilfe geschafft, sondern weil sie nach – häufig von europäischen Helfern empfohlenen – sozialistischen Irrwegen gelernt haben, dass eigene Anstrengung, die Orientierung nach den internationalen Märkten und Kapitalismus in Reinkultur für sie der beste, wenn nicht einzige Weg aus der Armut sind.

Es ist ziemlich logisch, dass sich durch diese Beispiele die Entwicklungshilfe-Organisationen angegriffen fühlen. Daher wird von ihnen vehement jeder Verweis auf die Erfolge des marktwirtschaftlichen Wegs ignoriert oder gar bekämpft. Daher wird ein immer größerer Teil der Entwicklungshilfe für die Öffentlichkeitsarbeit in den Zahlerländern selbst ausgegeben.

Besonders präzise kann man das auch bei der Klima-Debatte verfolgen. Kein Mensch überprüft die von einigen UNO-Computern „bewiesene“ Grundthese, dass nämlich der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß eine katastrophale Erwärmung auslösen wird. Aber mit dieser These werden riesige Forschungs-Summen, Subventionen für Wind- und Solarkraftwerke, für internationale Konferenzen und Propagandabroschüren sowie für alles, was die Vorsilbe Bio- trägt, locker gemacht. Früher im Schatten lebende Risiko- oder Klima-Institute erleben dadurch auf unsere Kosten einen sensationellen Boom.

Warum sollte auch nur einer von diesen Profiteuren Zweifel daran veröffentlichen, ob das alles überhaupt stimmt? Im Gegenteil, Zweifler werden sofort zu Verbrechern gestempelt, wie einst im 16. und 17. Jahrhundert die Ketzer.

Völlig Paralleles spielt sich beim Asylbereich ab. Gerade jene Anwälte und jene Hilfs-Organisationen, die das Innenministerium attackieren, leben sehr gut von den Betreuungs-Millionen aus dem gleichen Ministerium. Und sie protestieren heftig, wenn die Gelder für die Rückkehr-Beratung und -Betreuung an eine Organisation gehen, die wirklich die Heimkehr der abgewiesenen Asylwerber im Auge hat und nicht mehr an jene Organisationen, die den Migrationswilligen oft als erstes geraten haben, den Pass wegzuwerfen, damit man sie nicht so leicht abschieben kann.

Ähnliches ist bei allen Berufen zu beobachten, die Armut und soziale Not bekämpfen. Ich habe von Angehörigen dieser Berufe noch nie gehört, dass sich irgendetwas gebessert hätte. Arme werden offenbar prinzipiell immer nur ärmer. Und die meisten Journalisten schreiben es jedes Mal brav nieder.

Keiner denkt nach, wie viel besser es uns allen geht als vor einigen Jahrzehnten; keiner wagt die Frage, ob die statistisch Armen nicht vielleicht ganz heftig von Schwarzarbeit oder gar von den Zinsen eines in der Schweiz gebunkerten Vermögens leben.

Ein bezeichnendes Beispiel, wie da mit Statistik Schindluder betrieben wird: Vor kurzem schrieb eine der SPÖ-nahen Gratiszeitungen voll Entsetzen, dass 46 Prozent unserer Studenten unter der Armutsgrenze lebten; ein paar Tage später fand sich anderswo die kurze Notiz, dass in Serbien 10 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Also wäre der Schluss logisch: Auf nach Serbien.

Würde man die Einkommen aller Österreicher real verdreifachen, würde dennoch kein einziger über die Armutsgrenze klettern. Denn die ist ein rein relativer Wert, was die meisten aber nicht durchschauen. So hat in Amerika fast jeder „Arme“ ein Haus, ein Auto, mehrere Fernseher, eine Waschmaschine.

Aber all die Armuts-Schreckensberichte werden nicht nur von auflagegeilen Medien, sondern auch von zahllosen Organisationen verbreitet und immer mehr zugespitzt. Von Armutskonferenzen, Armutsforschern, riesigen Sozialapparaten in Ländern und Gemeinden. Sie alle leben von dem Glauben an eine weit verbreitete schwere und unverschuldete Armut.

Man könnte das alles ja aus amüsierter Distanz verfolgen, hätte es nicht böse Folgen: Die Menschen geraten erstens in ein Abhängigkeits-Syndrom und fühlen sich nicht mehr selbst für ihr Leben verantwortlich, was meist jede Energie tötet. Zweitens werden durch diese künstliche selektive Dramatisierung die wirklichen Problemfälle gern übersehen. Und drittens werden in der Folge die – ohnedies nur noch auf Kredit vorhandenen – staatlichen Mittel völlig falsch eingesetzt.

(Dieser hier gekürzte Beitrag erscheint in der aktuellen Nummer der Zeitschrift „Academia“.)

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Jagt die Reichen (hinaus) drucken

Einst hat man gegen bestimmte Religionen gehetzt, dann gegen die Politiker, jetzt gegen die Manager. Das Ergebnis war immer schlecht für Österreich.

Die Vertreibung und Ermordung der Juden hat Österreich den schlimmsten intellektuellen Aderlass seiner Geschichte gebracht. Der bis heute nicht wirklich aufgeholt ist – siehe den jämmerlichen Zustand mancher Fakultäten und ausgegliederten Universitäten. Oder die recht unterentwickelte Fähigkeit der derzeitigen Kabarettisten, wenigstens ein Schmunzeln auszulösen.

Dann ging es ab den 80er Jahren gegen die Politiker. Das war eine ungewollte Allianz zwischen Jörg Haider und Profil & Co. Man befasste sich nicht mehr mit politischen Inhalten, sondern primär mit Bezügen oder Dienstwägen oder Pensionen oder dem Privatleben der Politiker. Das Ergebnis: Der Politiker-Beruf, der eigentlich in einer Demokratie der wichtigste sein sollte, ist heute so diskreditiert, dass kein anständiger und gescheiter junger Mensch mehr in die Politik geht. Und jene, die geblieben sind, sind bestenfalls farblose Verkörperungen der opportunistischen Ideenlosigkeit nach Heinz-Fischer-Art. Oder Schlimmeres.

Und nun also die Manager: Viele Politiker und Medien haben deren Bezüge ins Visier genommen. Wahlarithmetisch ist das kein Problem, die Manager sind viel zu wenige, um relevant zu sein. Hingegen hat fast jeder Politiker perfekt mit Neidgefühlen zu spielen gelernt. Erscheinen doch vielen Menschen Bezüge mit etlichen hunderttausenden oder gar Millionen Euro pro Jahr als maßlos übertrieben.

Interessanterweise werden die oft ähnlich hohen oder sogar höheren Bezüge von Sportlern oder Künstlern nie thematisiert. Daher würde SPÖ-Chef Faymann mit seinem Vorschlag, (nur) die Manager-Bezüge zu limitieren, eine massive Verfassungsverletzung auslösen. Die aber erst Jahre später offenkundig werden würde.

Was wir uns aber viel zu wenig bewusst machen: Wirklich gute Spitzenmanager sind durchaus eine international gesuchte Spezies. Jene Männer oder Frauen, die ihre Firmen mit der richtigen Mischung aus Vorsicht sowie Wachstumsstreben, aus Autorität sowie Expertise (und wohl auch dem Glück des Tüchtigen) durch die jüngste Krise gesteuert haben, sind oft mehr als ihr Geld wert. Und es ist ja kein Zufall, dass es in Deutschland wie Österreich primär die Banken unter politischem Einfluss waren, die in Schwierigkeiten gekommen sind (zuletzt insbesondere die diversen Landesbanken, einst aber auch Länderbank oder Bank Austria).

Natürlich kann ein Manager auch mit einem auf 500.000 Euro limitierten Jahresbezug gut leben. Freilich sind die meisten Spitzenkarrieren recht kurz. Wer mehr als zehn Jahre im Olymp der Spitzenverdiener weilt, ist eine rare Ausnahme.

Umso mehr werden Vorstände und Geschäftsführer jede Möglichkeit zum Verdienen nutzen. Und wenn das dann in Österreich nicht mehr möglich ist, dann gehen sie halt in die Schweiz oder nach Amerika. Und manches Mal gehen dann gleich die ganzen Firmen-Hauptquartiere mit. Es war zweifellos - auch - seine exorbitante Gage, die Andreas Treichl zum Verbleib bei der Erste Bank motiviert hatte, als er für die Leitung der Schweizer UBS im Gespräch war, eines der ganz großen internationalen Finanz-Players.

Das heißt nun nicht, dass die Höhe der Spitzengehälter sinnvoll ist. Jedoch sollte deren Behandlung nicht dem Populismus der Politiker überlassen bleiben, sondern den Eigentümern, also meist den Aktionären. Die Politik sollte lediglich die Möglichkeiten verbessern, dass die Exponenten der Aktionäre diesbezüglich mehr Rechte bekommen.

Vielfach haben kluge Firmen in den letzten Jahren ihre Vorstände auf ein sehr stark von den Aktienkursen geprägtes Bonus-System umgestellt. In absurder Verkennung der Realitäten haben Politiker und Medien dieses System in den letzten Monaten heftig attackiert. Natürlich wieder mit dem üblichen Neidargument, manche haben darüber hinaus in den Boni sogar die Hauptursache der Krise gesehen.

Ein Bonus-System hat aber den großen Vorteil, dass die Aktionäre dadurch den Vorstand genau an ihr eigenes Interesse, also an den Wert ihrer Aktien, binden können. Nur hat man da bei manchen Firmen den Sinn eines Bonus ganz missverstanden. Wenn zum Beispiel der Bonus darin besteht, Aktien zu einem vorfixierten Preis kaufen zu können, dann verleitet das zu riskantem Verhalten – falls die Bonus-Bezieher ihre Aktien gleich wieder verkaufen dürfen. In diesem Fall ist die Versuchung groß, mit Tricks die Kurse zum Stichtag kurzfristig in die Höhe zu reißen. Daher haben besonders kluge Firmen längst ihren Spitzenleuten ein längerfristiges Bonus-System verpasst, bei dem die als Bonus erhaltenen Aktien mehrere Jahre behalten werden müssen. Besonders vorsichtige Firmen erlauben den Vorständen sogar erst zwei Jahre nach dem Ausscheiden aus der Firma den Verkauf von Aktien.

Ein solches System hat im Vorjahr dazu geführt, dass manche Spitzenleute ein deutlich negatives Einkommen hatten: Der eher bescheidene Grundgehalt wurde von den Kursverlusten der mit Verkaufsverbot belegten Aktien weit übertroffen.

Natürlich gibt es auch noch andere tendenziell sinnvolle Messgrößen, wie Umsatz und Gewinn. Diese lassen sich aber viel leichter manipulieren als der Börsekurs Jahre nach dem Ausscheiden aus der Firma.

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Wieder ein Tag Politikverdrossenheit drucken

Die Parteien haben das Gefühl verloren, welche Politik die  Bevölkerung eigentlich will. Wahrscheinlich glauben sie, dass das, was in den Zeitungen steht, oder das, was die ORF-Volksfront so von sich gibt, oder das, was ihnen einige Jungpolitologen in den Parteisekretariaten so erzählen, irgendetwas mit der öffentlichen Meinung zu tun hat.

Jüngstes Beispiel: Die ÖVP hat 40 Tage gebraucht, bis sie nun draufgekommen ist, dass die von einigen Radikalen und nun zunehmend Obdachlosen besetzten Unis notfalls auch mit polizeilichen Mitteln zu räumen sind. Zum Vergleich: Am Mittwochabend hat hingegen in Frankfurt schon zum – mindestens – dritten Mal in einer deutschen Stadt die Räumung besetzter Räume durch die Polizei stattgefunden.

Die ÖVP ist mangels eigenen Gespürs offenbar erst durch Meinungsumfragen draufgebracht worden, dass eine Durchsetzung des Rechtsstaats auch gegenüber dem Audimaxismus große Sympathien in der Bevölkerung findet. Aber immerhin: Die ÖVP ist irgendwann draufgekommen - oder sie hat sich irgendwann getraut, ihren Cunctator Gio Hahn zu ignorieren.

Vielleicht könnte sie nun auch seriöse Meinungsumfragen im Auftrag geben und beispielsweise erforschen, ob die Mehrheit wirklich für Schwulen-Witwerpensionen ist. Obwohl dafür nie ein Cent Beitrag bezahlt wurde. Und obwohl aus schwulen Ehen eher selten Kinder entspringen, für deren Zukunft vorzusorgen wäre, oder Hausmänner, die der Kinder wegen auf einen Beruf verzichtet haben. Eine Partei, die wieder einmal regieren will, könnte sich auch erkundigen, wie sehr die Bürger verstehen, dass künftig die gesamte Familie eines knackigen jungen Mannes aus Fernost (oder von sonst wo) das Recht bekommen wird, auf Grund des Anspruchs auf Familienzusammenführung nach Österreich einwandern zu dürfen, sobald der junge Mann einen hiesigen „Ehemann“ gefunden hat. (Apropos: Selbst in der großzügigen Weltmetropole New York hat der Senat soeben die Homo-Ehe abgelehnt, ohne wie die ÖVP zu denken: geben wir halt nach, dass wir endlich Ruhe haben).

Zurück zu den Uni-Besetzungen. Die FPÖ ist in dieser Frage unter dem Einfluss ihres zuletzt primär seltsam auffallenden Bildungspolitikers Martin Graf noch immer auf einem völlig falschen Dampfer unterwegs. Beim BZÖ sagt zwar ein Teil Mutiges und Vernünftiges, was aber mit Sicherheit dazu führen wird, dass bald jemand anderer aus Kärnten das Gegenteil sagen wird. Die Grünen haben wenigstens die lustige Nischenstrategie, die Besetzer als ihr eigenes Wachstumspotenzial anzusehen, und den Rest der Bevölkerung zu ignorieren.

Und bei der SPÖ reicht es ja schon lange nicht mehr für eine Strategie. Weder in der Frage Besetzungen noch in anderen.

Höchstens für frühe Faschingsscherze. Nichts anderes sind ja die Ideen Werner Faymanns, wie er einen neuen „Generationenfonds“ finanzieren will (was auch immer der genau tun soll). Einen Teil erhofft er sich durch eine europäische Transaktionssteuer – die etwa auf Grund des britischen Widerstandes nie kommen wird, und deren fiktive Erträge zweitens schon mehrfach von anderen für andere Zwecke gewidmet worden sind.

Noch mehr Geld für seinen Generationenfonds erhofft sich Faymann von einer Umschichtung aus dem Gesundheitsbereich. Das sollte man sich nun besonders intensiv auf der Zunge zergehen lassen: Monatelang hat die SPÖ vehement für mehr Gesundheits-Geld gekämpft; seit Jahren geht den Kassen das Geld aus; seit langem weiß alle Welt, dass es auf Grund der Überalterung und der immer teurer werdenden Medizin extrem schwierig sein wird, den Zuwachs der Gesundheitsausgaben auch nur halbwegs einzubremsen. Und ausgerechnet dieser Gesundheit will Faymann nun eine Milliarde wegnehmen.

Wer ob solcher krauser Gedanken noch nicht in verzweifeltes Hohngelächter ausgebrochen ist, sollte sich vielleicht auch noch bewusst machen, dass die in diesem Bereich nach Meinung Faymanns einsparbaren Gelder ja solche der Bundesländer sind. Und die denken bekanntlich Tag und Nacht daran, irgendwelche Projekte zu finanzieren, die sich gerade ein Bundespolitiker einfallen hat lassen . . .

Noch heiterer ist die neueste Entwicklung der SPÖ-Bildungspolitik, die ja unsere Kinder in die Gesamtschule zwingen will: Faymann hat erneut, so wie Claudia Schmied es ständig tut, die derzeit getestete Neue Mittelschule ungeachtet ihrer viel höheren Kosten als den Stein der Weisen verkündet. Und da kommt nun anderntags die Genossin Susanne Brandsteidl daher und sagt plötzlich die Wahrheit über die Tests der Neuen Mittelschule, nämlich dass dabei „ja nur ein neues Türschild auf die Hauptschulen geklebt wird“.

Die stets fröhliche Brandsteidl hat offenbar nicht mitgekriegt – übrigens ebenso wenig wie Hahn, der voll auf den Trick hereingefallen ist –, dass uns diese Tests demnächst als großer Erfolg verkauft werden sollen, mit denen man die Gesamtschule dann endgültig durchsetzen will. Wobei die Neue Mittelschule natürlich insofern ein Erfolg ist, als viele Hauptschulen das neue Türschild wollen, damit sie an das dicke Geld herankommen. Sonst aber aus keinem Grund.

Und am gleichen Tag hat sich natürlich auch die unendliche Groteske im sogenannten Untersuchungsausschuss des Parlaments um eine weitere Drehung weiterentwickelt. Und keiner der Beteiligten merkt, wie egal den Bürgern der ganze Ausschuss längst ist. Niemand versteht, warum kein Minister dort auftreten darf, was natürlich alle möglichen Vermutungen auftauchen lässt. Kein Mensch versteht den ständigen aggressiven Trommelwirbel der Opposition, wo sich abswechselnd Grün und Blau gegenseitig den Schädel einschlagen, um dann wieder in geschlossener Front gegen die Koalition anzutreten. Bei all diesem Chaos ist man froh, dass sich die Gerichte und nicht das Parlament nun um den - offensichtlich sehr kleinen - harten Kern der zahllosen Vorwürfe zu kümmern haben. Und nicht Parlamentarier, die selber im Zwielicht stehen.

All das sind Teile der politischen Debatte eines einzigen Tages: Wen wundert da eigentlich die österreichweite Politikerverdrossenheit?

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Fußnote 32: Das Obdachlosenheim drucken

Das Audimax ist zur Zufluchtsstätte für Obdachlose geworden. Wärme, von den Grünen spendiertes Gratisessen und Gratisauftritte einiger künstlerischer Sympathisanten locken. Von Studenten ist bis auf ein paar kommunistische Kader fast nichts mehr zu sehen. Da bleibt nur noch eine einzige Frage offen: Warum gibt es kein Strafverfahren gegen einen Rektor und gegen einen Minister, die einfach tatenlos dem rechtswidrigen Missbrauch von der Bildung gewidmeten Steuergeldern zuschauen?

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Fußnote 30: Werner Faymann ganz alt drucken

Ein Jahr Werner Faymann Bundeskanzler bringt eine klare Uralt-Botschaft: Noch mehr Geld ausgeben, noch mehr Steuern. Als ob wir nicht inzwischen wüssten, dass jeder Arbeitslose, dem man heute durch Schulden einen Job schafft, morgen zwei Arbeitslose zur Folge hat. Ansonsten agitierte der SPÖ-Chef für die  Einheitsschule, durch die es künftig keine Nachilfe-Notwendigkeiten mehr geben solle. Was natürlich zwangsläufig eine Nivellierung der Schulen nach unten bedeutet. Sowie eine schwere Belastung für den Mittelstand, der dann ebenfalls seine Kinder in die Privatschulen schicken muss, wo sie  die meisten Reichen, viele Politiker und Industrielle längst haben – die daher für den Rest der (Unter-)Menschheit die Einheitsschule empfehlen können. Am Ballhausplatz also nichts Neues.

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Kündigungsgeschützt in den Streik? drucken

Die Beamte drohen mit Streik und haben nun die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Was bedeutet das? Populärer werden sie damit nicht – aber sie werden wohl Wirkung erzielen. Worum wir uns aber alle drücken, ist folgende Frage: Wozu brauchen wir die Beamten überhaupt?

Zweifellos ist nichts leichter, als sich bei vier Fünftel der Bevölkerung damit populär zu machen, indem man auf das fünfte Fünftel der Berufstätigen, nämlich die Beamten, losdrischt. Dafür gibt es auch genug Motive – die vor allem mit der unterschiedlichen Rechtsstellung der Beamten und Vertragsbediensteten zusammenhängt. Aber gleichzeitig schlummert in uns allen das Bewusstsein, dass die Qualität der Republik sehr stark von der Qualität der Beamten abhängt. Und da steht im internationalen Vergleich der öffentliche Dienst in Österreich noch immer relativ erfreulich da. Bei aller berechtigten Kritik.

Dennoch ist jeder Schritt notwendig, der die Gleichbehandlung von Beamten sowie Vertragsbediensteten und normalen Berufstätigkeiten vorantreiben kann. Daher war es richtig und positiv, dass die Beamten unter Schwarz-Blau auf das allgemeine ASVG-Pensionssystem umgestellt worden sind – wenn auch mit sehr langen Übergangsfristen. Daher scheint es umgekehrt eher schwer verständlich, dass Beamten und Vertragsbediensteten derzeit deutlich schlechtere Gehaltserhöhungs-Angebote gemacht werden, wenn alle anderen Gruppen fast einheitlich 1,5 Prozent mehr bekommen.

Dass diese 1,5 Prozent freilich in der gegenwärtigen Wirtschaftslage für alle Gruppen viel zu hoch sind, sollte uns auch bewusst werden. Wenn die Gesamtwirtschaft um 3,5 Prozent schrumpft und die Inflation (noch?) extrem gering ist, dann bedeuten diese 1,5 Prozent unweigerlich eine saftige Reduktion der angebotenen Arbeitsplätze. Denn jeder einzelne Arbeitsplatz-Besitzer nimmt sich mit einer solchen Erhöhung fünf Prozent mehr aus dem allgemeinen Kuchen heraus, als sein Anteil bisher ausgemacht hat.

Das auch vom Beamtenchef Neugebauer bemühte Gewerkschafts-Argument, dass man über höhere Löhne den Konsum und damit auch Arbeitsplätze sichern kann, bleibt ein Nonsens. Denn der österreichische Konsum geht zu 60 Prozent in den Import (in Amerika hingegen nur zu rund 10 Prozent!), und eine Verteuerung der Arbeit verschlechtert daher vor allem die Konkurrenzfähigkeit im Export – und im öffentlichen Bereich die Schulden auf die Zukunft.

Zurück zu den Beamten. Hier ist weniger die Gehaltserhöhung das Ärgernis für die anderen vier Fünftel, sondern - gerade in Zeiten wie diesen - die Unkündbarkeit im öffentlichen Dienst. Wenn eine große Gruppe von Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen muss, dann wird die absolute Job-Sicherheit im öffentlichen Bereich besonders stark als Provokation empfunden.

Daher glaubten viele, dass mit der vor einigen Jahren beschlossenen Einschränkung der Pragmatisierung ein Ende dieses Privilegs eingetreten ist. Es gibt ja kaum Außenstehende, die sich in den Finessen des öffentlichen Dienstrechts auskennen. Erst langsam spricht sich die Wahrheit herum, nämlich dass der Jubelruf "Ende der Pragmatisierung" einer der erfolgreichsten Schmähs des öffentlichen Dienstes gewesen ist. Denn auch Nichtpragmatisierte sind felsenfest in ihren Job einbetoniert.  Doch die  Außenwelt glaubt, dass Vertragsbedienstete (also die Nicht-Pragmatisierten) genauso kündbar seien wie alle anderen Angestellten. Erst langsam wird den Bürgern bewusst: Dass ein Vertragsbediensteter noch viel schwerer von seinem Arbeitsplatz zu entfernen ist als ein Beamter.

Das ist aber genau das Gegenteil von dem, was sich alle von dieser Änderung erwartet haben.

Es gibt freilich ein starkes Gegenargument gegen eine Erleichterung der Kündigungsmöglichkeit. Denn der auf die Einhaltung der Gesetze verpflichtete Teil des öffentlichen Dienstes ist nur durch den Kündigungsschutz vor politischer Willkür, vor parteipolitischen Säuberungen und Druckversuchen geschützt, einen behördlichen Bescheid in bestimmter Weise zu erlassen.

Dem steht aber freilich ein anderes mindestens ebenso starkes Argument gegenüber: Kündigungsschutz führt praktisch immer zu einer deutlichen Reduktion des Fleißes und Engagements, zu geringerer Kundenorientierung, zu bisweilen sogar schikanösem Verhalten gegenüber den Untertanen, zu einer oft extremen Ausnutzung aller sozialen Schutzbestimmungen von der Kur über den Pflegeurlaub bis zur Frühpension. Lauter Ansprüche, die in der Privatwirtschaft viel, viel seltener genutzt werden.

Wie nun soll mit diesem Widerspruch umgegangen werden? Die Kompromiss-Formel kann wohl nur heißen: Völlige Gleichstellung von Beamten und Nicht-Beamten in Hinblick auf die grundsätzlichen Kündigungsmöglichkeit; jedoch verbunden mit der gleichzeitigen Möglichkeit, eine Kündigung beim Nachweis eines parteipolitischen oder korruptionsartigen Motivs abwehren zu können.

Ob wir jemals diese Debatte sauber führen werden können, damit der öffentliche Dienst endlich wieder so respektiert wird, wie er es verdient?  Und damit in der Öffentlichkeit der Eindruck schwindet, es gäbe eine breite und privilegierte Mandarinen-Kaste weit über den Köpfen der Steuerzahler.

Daneben wäre noch bei einem weiteren (kleinen) Bereich eine Erweiterung von sogar politisch motivierten Kündigungs- oder zumindest Versetzungs-Möglichkeiten sinnvoll: Jener Teil der Ministerien, der einen Minister (einen Landesrat) politisch direkt unterstützen soll. Das wären etwa die Öffentlichkeitsarbeit oder die Bereiche, die neue Gesetze ausarbeiten sollen. Also überall dort, wo es mehr um die politische Gestaltung als um die Erlassung von Bescheiden geht.

Dort ist derzeit die Situation extrem frustrierend: Wenn Mitarbeiter aus welchen Gründen immer mit dem jeweiligen Minister nicht zusammenpassen oder sein Vertrauen verlieren, kann der Ressortchef einen Beamten nur links liegen lassen und durch aufgeblähte Kabinette oder Aufträge an externe Experten einen Bypass an den Beamten vorbeibauen. Das ist extrem teuer, während die formal zuständigen Beamten zugleich arbeitslos und frustriert herumsitzen.

Deutschland hat genau deswegen seit langem das System politischer Beamter. In den USA werden bei einem Präsidentenwechsel sogar bis zu 5000 Beamte ausgetauscht. Warum soll man das alles nicht auch in Österreich diskutieren können, ohne als Beamtenfeind dargestellt zu werden?

Statt dessen wird hier nur über eine einzige sinnvolle Reform diskutiert: Eine Gehaltsreform, die den jüngeren Beamten mehr Geld, den älteren aber weniger bringen soll. Was auf viele Jahre vor allem anderen einmal sehr teuer wäre.

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Kärntner Zahltag für Big Spender drucken

Was die Causa Opel für Deutschland gewesen ist, das wird die Kärntner Hypo-Alpe-Adria für Österreich: Die schwierigste wirtschaftspolitische Entscheidung seit langem – bei der es nur lauter schlechte Entscheidungsvarianten zu geben scheint.

Die Bank hat schon im vorigen Winter fast eine Milliarde Euro vom Steuerzahler geholt, die  dort auf  Nimmerwiedersehen verschwunden sind. Sie braucht nun wieder und ganz dringend 1,5 Milliarden Euro, um zum Jahresende überhaupt bilanzieren zu können. Im Finanzministerium kursieren interne und bisher nicht veröffentlichte Berechnungen, dass im schlechtesten Fall Belastungen von insgesamt sechs Milliarden drohen (also rund dreimal so viel, wie die einst so kritisierten Abfangjäger gekostet haben). Und das Land Kärnten selbst haftet sogar mit 18 Milliarden.

Am leichtesten ist noch die Ursachenanalyse. Beim HAA-Kollaps war gewiss auch Pech und die allgemeine Finanzkrise im Spiel. Aber dass die HAA die weitaus größte Bankenpleite der österreichischen Geschichte geworden ist (welchen Vergleichsmaßstab auch immer man anwendet), hat auch noch andere Ursachen. Die heißen in der Schlagzeile: Jörg Haider und die provinzielle Großmannssucht. Haider hat in enger Allianz mit der Bank viele internationale wie auch Landes-Projekte finanziert.

Jedoch absolut immer, wenn sich ein Politiker eng in wirtschaftliche Vorgänge einmischt, wird mehr nach politischen Interessen als nach rein finanzökonomischem Kalkül entschieden. Vor allem die umfangreiche Haftung des Landes hat zu mehr Großzügigkeit geführt, als wenn die Bank ganz auf eigenes Risiko wirtschaften hätte müssen. In Kärnten hat in den letzten Jahren wohl niemand über eine Kreditklemme geklagt.

Es ist kein Zufall, dass es auch in Deutschland vor allem die Landesbanken waren, also Banken mit Haftungsgarantien einzelner Bundesländer, die dem Steuerzahler im letzten Jahr so teuer gekommen sind; diese Garantien werden überall noch lange nachwirken, auch wenn die EU zum Glück das neue Eingehen solcher wettbewerbs- und risikoverzerrenden Landeshaftungen verboten hat.

Trotz des larmoyanten Gejammeres des Kärntner BZÖs (deren Exponenten im ORF-Radio am vergangenen Wochenende journalistisch brillant, im Fernsehen hingegen bei einer Diskussionsrunde total sachkundefrei befragt wurden) ist diese politische Dimension eine ganz zentrale Ursache der HAA-Krise. Und sie muss daher deutlich herausgestellt werden – auch deshalb, um genügend abschreckende Wirkung auf andere Politiker und andere Wähler auszuüben.

Natürlich wird die Seriosität sowie die Widerstandskraft des theoretisch alleinverantwortlichen HAA-Managements gegenüber den politischen Eigentümern auch noch von den Straf- und anderen Gerichten intensiv zu prüfen sein. Und man kann nur hoffen, dass die überforderte Staatsanwaltschaft diesmal effizient und rasch arbeiten wird.

Ein politischer Offenbarungseid war aber auch das, was Jörg Haider mit dem Kaufpreis gemacht hat, als dann das Haupteigentum an der Bank schlussendlich doch ans Ausland verkauft werden musste: Es wurde ein „Zukunftsfonds“ eingerichtet, der wie ein Weihnachtsmann den Kärntnern Schulstartgelder und Teuerungsausgleiche auszahlte oder Golfplätze finanzierte. Überdies wurden Fondsgelder in das überflüssigste Eisenbahnprojekt Österreichs investiert, den Koralmtunnel. Von Zukunft und Rentabilität hinten und vorne keine Rede. Es waren ja noch mehr die Politiker, die über Projekte entschieden.

Und der dritte Offenbarungseid, der das wirtschaftspolitische Versagen der Kärntner Politik zeigt, ist am „normalen“ Budget des Landes ablesbar. Denn Ausgaben, welche die Einnahmen um 20 Prozent übersteigen, sind österreichischer Rekord. Und sie sollten Kärnten eigentlich längst unter die Kuratel eines Sachwalters gebracht haben.

Jedoch gibt es für Bundesländer diese Möglichkeit nicht. Nicht einmal dann, wenn in diesem Budget noch gar keine Vorsorge für den Crash der HAA getroffen ist oder gar für die 18 Milliarden Euro Haftung. In letzter Instanz muss nämlich der Bund für ein zahlungsunfähig gewordenes Bundesland einspringen, ohne aber die zuständigen Landesregierungs-Mitglieder absetzen zu können.

Daher ist die Frage „Was tun?“ so schwer zu beantworten. Der HAA noch einmal Milliarden aus dem Bundesbudget als Partizipationskapital zuzuschieben, wäre absurd. Da würde dem schlechten Geld noch gutes nachgeworfen werden. Denn an eine Rückzahlung ist nicht zu denken.

Die Eigentümer der HAA wiederum (die Mehrheit liegt bei der Bayrischen Landesbank) wollen oder können kein Geld nachschieben, um wenigstens die Bilanz 2009 zu ermöglichen.

Für solche Fälle hat die Rechtsordnung an sich ein bewährtes und klares Institut: ein Insolvenzverfahren. Das wäre genauso wie im deutschen Fall Opel die einzig logische Konsequenz. Nur so werden künftig Firmen davon abgehalten, ähnlich riskant zu operieren (und Politiker, sich in die Wirtschaft einzumischen). Eine solche Insolvenz wäre im übrigen auch bei der Kommunalkredit eindeutig richtig gewesen.

Da aber Politiker die Entscheidung treffen müssen, welche bekanntlich fast immer feige sind, da eine Insolvenz einer nicht systemrelevanten, aber doch sehr großen Bank auch andere gesunde Banken mitreißen könnte, da dadurch auch die Sparer wieder nervös gemacht werden könnten, wird es keine Insolvenz geben. Auch wenn es für Rot-Schwarz verführerisch sein dürfte, durch einen Konkurs das BZÖ in den Augen der Kärntner vollständig zu diskreditieren.

Daher bleibt eine Verstaatlichung der Bank die einzig wahrscheinliche Entwicklung. Wenn diese klug angegangen wird – aber nur dann! –, könnte das sogar die zweitbeste Lösung sein. Wobei auch das natürlich eine sehr schlechte ist.

Eine Verstaatlichung sollte jedenfalls nicht bedeuten, dass jetzt der Staat (also von Parteien eingesetzte Menschen) die Bank weiterführt und dass er damit etwa bei der Vergabe von Krediten mitspricht (wie es jetzt katastrophalerweise bei der deutschen Commerzbank der Fall ist).

Eine Verstaatlichung sollte vielmehr im geordneten  Zusperren der Bank enden, wobei die Sparer und Wirtschaftskunden vor Risken zu schützen sind. Das wird sicher das übliche Heulen um die Arbeitsplätze auslösen, das wird auch nicht ganz billig sein. Aber langfristig dürfte dann doch von den ausstehenden Krediten etliches hereinfließen, wodurch sich der Schaden mildert. Wie man inzwischen etwa in den USA bei Lehman Brothers sieht.

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Glocken, Schweizer, Minarette drucken

Es ist das bisher stärkste Signal, dass Europas Bürger die islamische Bedrohung ernst nehmen. Es ist das bisher deutlichste Zeichen, wie sehr die große Mehrheit der Medien und Politiker, die Meinungsforscher und sogenannten Intellektuellen schon von der Stimmung der Bürger entfremdet sind. Das Signal kommt ausgerechnet aus der kleinen Schweiz.

57 Prozent der Schweizer wollen keinen Bau islamischer Minarette. So machten sie beim Referendum am Sonntag klar, obwohl die Regierung und fast alle Parteien der gegenteiligen Meinung waren. Obwohl die Meinungsforscher ein total anderes Ergebnis prophezeit haben.

Das ist ein Ergebnis, über das auch Europas Regierungen nicht mehr ernsthaft zur Tagesordnung übergehen können, wenngleich man das vielerorts gerne möchte. Sie müssen ihre Bürger ernster nehmen, auch wenn die teilweise nur in der Diskretion der Wahlzelle ihre wahre Meinung sagen.

Die politische korrekten Medien können sich nur noch in hilfloses Stottern zurückziehen: Das ORF-Fernsehen etwa will uns das Ergebnis allen Ernstes mit den vielen Menschen aus der EU(!) erklären, die heute in der Schweiz arbeiten – weswegen die Schweizer halt gegen Minarette seien. Einfältiger geht’s wirklich nimmer (auch wenn das die Erklärungslinie der Schweizer Sozialdemokraten ist). Mit viel größerer Berechtigung hätte man etwa auf das skandalös-provozierende Verhalten Libyens gegenüber der Schweiz verweisen können; werden doch zwei unschuldige Schweizer als Revanche gefangen hält, weil sich die Familie Gadhafi über die Eidgenossen geärgert hat.

Schon breitet sich wie ein Tsunami in vielen anderen Ländern die Forderung aus, ähnliche Referenden abzuhalten. Schon fordern Blau und Orange hierzulande ähnliches. Und den österreichischen Regierungsparteien hat sich wieder einmal die Rede verschlagen. Bis auf den Wiener SPÖ-Gemeinderat und Spitzenfunktionär der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Omar Al-Rawi, der sich voll „Trauer und tiefer Enttäuschung“ schockiert gibt. Und Amnesty international sieht die Menschenrechte verletzt.

Stimmt das? Ist die Trauer von Herrn Al-Rawi und der Schock vieler islamischer Länder wirklich legitim?

Nein, denn die Moslems dürfen auch weiter Moscheen in der Schweiz bauen, lediglich die das Städte- und Landschaftsbild prägenden Minarett-Türme sind nicht erlaubt. Vor allem aber zeigt diese Kritik einen miesen Doppelstandard: Denn die Christen dürfen in fast keinem islamischen Land Kirchen bauen, obwohl sie schon total zufrieden wären, wenn diese Kirchen nur ganz ohne Türme gebaut werden dürften und auch sonst ganz unauffällig wären. Von einem Glockengeläute will man ja nicht einmal träumen. Worauf all die nun so besorgten Kritiker nicht eingehen.

Die Lage in der islamischen Welt ist noch viel schlimmer: In fast keinem von mehr als 50 islamischen Ländern ist es möglich, vom Islam zum Christentum zu wechseln, während der umgekehrte Weg in Europa total problemlos ist. In neun islamischen Ländern steht auf die Abwendung vom islamischen Glauben sogar die Todesstrafe. Wenn man den SPÖ-Gemeinderat Al-Rawi oder andere islamische Exponenten darauf angesprochen hat, dann haben sie immer feige und ausweichend geantwortet, dass sie sich nicht in andere Länder einmischen wollen. Im Falle der Schweiz ist das offenbar ganz anders.

Das Wort „feige“ fällt einem aber auch ein, wenn man die offiziellen Stimmen der Schweiz hört, die nun um ihre Exportmöglichkeiten in den arabischen Raum bangen. Aber man kann die Schweizer beruhigen: Auch Dänemark hat einen ähnlichen Boykott tapfer – nach einigen bangen Tagen – überlebt.

Wichtig ist dabei die Reaktion anderer Länder wie etwa Österreichs. Nur in solchen Situationen, nicht in fadem diplomatischem Gerede, zeigt sich wahre Freundschaft und gute Nachbarschaft. Wer sich jetzt feige verhält, ist selber schuld, wenn das nächste Mal er selber im Visier steht.

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Wer braucht ein ÖVP-Programm? drucken

„Konservativ liegt voll im Trend.“ Nach der einst roten Bank Austria hat das nun auch die ÖVP entdeckt. Mit diesem Satz versuchte Josef Pröll am Freitag den Startschuss für eine zweijährige Programmdebatte der Volkspartei zu geben.

Noch vor wenigen Jahren, etwa unter den Parteichefs Busek und Riegler wurden Journalisten fast mit Ehrenbeleidigungsklagen bedroht, wenn sie das Vokabel „konservativ“ in Zusammenhang mit der ÖVP verwendeten. So ändern sich die Zeiten. Pröll liegt damit aber sicher richtig.

Eine wertebezogene Orientierung zu haben ist immer notwendig. Das machte bei der Startschuss-Veranstaltung auch Ludwig Steiner deutlich. Mehr als durch Worte tut das Steiner durch sein Leben: Als fast letzter Überlebender des Widerstandes gegen die Nazis, als Veteran des Staatsvertrages, und vor allem durch seine stets praktizierte Anständigkeit. Also durch einen in der heutigen Politik bei manchen total vergessenen Wert (siehe etwa die hier schon mehrfach angesprochene Millionen-Bestechung der Medien, den wohl größten Korruptionsskandal der zweiten Republik).

Dennoch muss klar sein: Programme haben mit dem Leben und Realisieren von Werten so gut wie nichts zu tun. In der wirklichen Politik schaut kein Machthaber nach, was zu jeder einzelnen Frage im Parteiprogramm steht. In welchem ÖVP-Programm finden sich etwa die Schwulen-Ehe und die damit verbundenen Kosten für die Steuerzahler? Welcher Parteitag hat sie in irgendeiner Weise beschlossen?

Aber nicht nur die faktische Irrelevanz solcher papierenen Programme macht diesen neuen Akzent der ÖVP mehr fragwürdig als überzeugend.

Denn zweijährige Programmsuchen sind auch eher typisch für Parteien, die nach einer Niederlage einen Selbstfindungsprozess beginnen müssen. Die ÖVP hingegen, so hätte man geglaubt, will und kann sich derzeit selbstsicher als die Alternative zu der schwer angeschlagenen SPÖ präsentieren. Und das sogar mit einigem Erfolg. Hat Pröll doch schon körpersprachlich die Ausstrahlung einer Nummer eins, die weiß, wo es lang geht. Programmsuchen signalisieren hingegen grundsätzlich und immer eher Unsicherheit. Dementsprechend hat ja auch der VP-Chef seinen Zuhörern viel mehr Fragezeichen als Richtungspfeile auf den Weg geben können.

Und das insbesondere, weil Pröll erst vor zwei Jahren einen umfangreichen „Perspektivenprozess“ geleitet hat. Das war ja nicht viel anderes als eine Programmdiskussion – mit dem für Pröll angenehmen Nebeneffekt, seinen Anspruch auf die künftige Parteiführung zu untermauern.

Schon der Perspektivenprozess hätte der Volkspartei aber auch zeigen können, dass bei solchen Diskussionen mehr Spaltungs- als Konsens-Tendenzen drinnen sind.

Wirklich Angst und Bange wurde einem bei der Programm-Start aber vor allem, als der Generalsekretär ankündigte, dass das Programm dadurch zustande kommen werde, dass „aus jeder Gemeinde der hellste Kopf“ mitdiskutieren werde. Da darf man viel Glück wünschen. Erstens, weil sich die hellsten Köpfe häufig als ganz gewöhnliche Stammtisch-Funktionäre entpuppen werden – und Funktionäre halt sehr oft weit weg von der Meinung der Bevölkerung liegen, die man mit sauberen (nicht manipulativen!) demoskopischen Methoden viel besser erfährt.

Und zweitens, weil die ohnedies immer wieder im Verdacht des Provinzlertums stehende ÖVP genau das Gegenteil bräuchte: Nämlich Inputs nicht von unten, sondern von außen. In diesem Land ist die intellektuelle Debatte so flach, hier sind die meisten Medien so verkommen, hier gibt es praktisch keine brauchbaren Think tanks und nur ganz wenige interessante Universitätslehrer, so dass die Debatte von unten natürlich auch keine brauchbaren Orientierungen ergeben kann.

Was der ÖVP statt dessen wirklich gut täte, wäre der Import von zumindest drei Dutzend ausgewählten internationalen Referenten, die dieses Land mit dem ganzen spannenden Debattenbogen konfrontieren würden, der sich international in dem dynamischen Bogen zwischen wertkonservativ und neoliberal abspielt. Gewiss, manche davon würden auch englisch reden, aber das Land und eine zukunftsorientierte Partei sollten ja nicht in der intellektuellen Mikrosphäre zwischen Krone und ORF verkommen.

PS: Manche kleine Fehlleistungen verdienen zu recht das Adjektiv „Freudsche“: So hat Pröll den VP-Chefs aus der Steiermark und dem Burgenland gute Wahlergebnisse fürs kommende Jahr abverlangt. Die ebenfalls vor einem Wahlkampf stehende (und anwesende) Christine Marek hat er hingegen nicht erwähnt. Nicht einmal er traut offenbar – zumindest in seinem Unterbewusstsein – Marek einen Wahlerfolg zu.

PPS: Und noch mehr musste man sich wundern, als Pröll in seinem weitausholenden historischen Rückblick die Namen Figl, Hurdes oder Riegler als wichtige politische Vorfahren rühmte. Den Namen des (ebenfalls tapfer anwesenden) Wolfgang Schüssel brachte jener Mann, der als erster nach Schüssel wieder schwarzer Kanzler sein will, hingegen nicht über die Zunge. Ich darf auch hier bei der starken Vermutung einer Freudschen Verdrängung angesichts des Übervaters Schüssel bleiben – auch wenn Pröll nachher im Privatgespräch beteuerte, dass er das eigentlich sehr vorgehabt, aber dann vergessen habe.

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Fußnote 27: Tsunami über Heinz Fischer drucken

Heinz Fischer wird die Bundespräsidentenwahl ebenso haushoch gewinnen, wie die SPÖ bei den Personalvertretungswahlen der Beamten gedemütigt worden ist. Was sicher damit zusammenhängt, dass die Beamten die ÖVP-Gewerkschafter bei den Gehaltsverhandlungen stärken wollten. Was überdies mit dem ständigen Lehrer-Bashing der SPÖ zusammenhängt (weshalb selbst im rot gleichgeschalteten Wien bei den Pflichtschullehrern plötzlich eine schwarze Mehrheit herausgesprungen ist).  Der Erdrutsch, der schon ein Bergrutsch ist, war also voll erwartbar. Die ärgste und völlig unerwartete Demütigung erlebte die SPÖ aber in der Präsidentschaftskanzlei: Dort sank ihr Anteil von 56 auf 14 Prozent! Und das in der unmittelbaren Umgebung des angeblich so beliebten und menschlichen Heinz Fischer, der keinen Satz ohne das Wort "sozial" aussprechen kann. Irgendetwas stimmt da nicht, auch wenn Fischer noch so viele hymnische Bücher in Auftrag gibt. Aber er wird die Präsidentschaftswahl mangels Alternative trotzdem gewinnen . . .

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Don Quijote oder: Der Hohn der Klimaforscher drucken

Die nächsten Tage und Wochen werden uns die schlimmste Gehirnwäsche seit den Tagen des Kommunismus bringen. Geht es doch um nicht weniger als die „Errettung der Welt“, wie sie das ORF-Fernsehen schon als Schlachtruf trompetet. Bei einem so hehren Ziel fühlen sich viele berechtigt, mit Lügen, mit Meinungsterror,  mit Datenmanipulation vorzugehen. So wie es auch viele Sekten tun, die ja meist ebenfalls gleich die ganze Welt erretten.

Der einzige Unterschied: Diesmal wird der Welt der Untergang nicht auf Grund kruder Bibelinterpretationen prophezeit, sondern auf Grund von Computer-Programmen, die nach dem Waldsterben, dem Versiegen der Treibstoffreserven bis zum Jahr 2000 nun den Weltuntergang durch den Klimatod prophezeien.

Wenn es um die angebliche Errettung der Welt geht, kann man schon Versprechungen abgeben, von denen man weiß, dass man sie nie erfüllen wird können. Hauptsache, der Erfüllungszeitraum trifft erst irgendwelche Nachnachfolger im Amt. So hat in den 90er Jahren auch die große Koalition gedacht, die für das Jahr 2012 großspurige Versprechungen über Emissions-Reduktionen abgegeben hat, denen aber in der nachfolgenden Realität deutliche Emissions-Zuwächse gegenüberstehen.

Und so tut es nun Barack Obama, der noch tollere Reduktions-Ziele bis 2020 und 2050 (um 83 Prozent!) verkündet, also ebenfalls bis zu Zeitpunkten, da er längst nicht mehr im Amt sein wird, selbst wenn ihm sein nettes Auftreten zu einer nochmaligen Wiederwahl verhelfen sollte. Abgesehen davon, dass Obama solche von den Medien bejubelten Versprechungen niemals durch den Kongress bringen wird, wo die Mehrheit genau weiß, dass damit die größte Wirtschafts- und Armutskrise seit den Pariser Hungerunruhen 1789 ausgelöst würde. Was Obama in Wahrheit gar nicht stört, weil er eh weiß, dass der Weltuntergang nicht stattfinden wird.

Wenn man sich aber als Erretter der Welt darstellen kann, darf man offenbar auch mit allen Mitteln eine ganze Reihe von  Tatsachen unterdrücken:

- Dass es in den letzten zehn Jahren überhaupt keine Erderwärmung gegeben hat.
- Dass beim langfristigen Klima viele Ursachen mit im Spiel sind: von den Sonnenflecken über Meeresströmungen und die bisher nicht vorausberechenbare Wolkenbildung bis zu kleinen Veränderungen der Erddrehung.
- Dass es in der Erdgeschichte noch nie ein stabiles Klima gegeben hat, wie es jetzt unter gigantischen sozialen Kosten hergestellt werden soll.
- Dass anders programmierte Computer mit der gleichen Seriosität die nächste Eiszeit ankündigen können.
- Dass es starke Hinweise gibt, dass ein CO2-Anstieg in der Atmosphäre nicht die Ursache, sondern die Folge einer globalen Erwärmung sein dürfte.
- Dass eine – auf Grund welcher komplizierten Kausalitäten immer eintretende – Erwärmung mit großer Wahrscheinlichkeit viel mehr positive als negative Folgen hätte.
- Dass an der Klimahysterie nicht nur die üblichen linken Gesellschafts-Hasser, sondern inzwischen schon viele  „alternative“ Investoren und die Betreiber von (relativ klimaneutralen) Atomkraftwerken gigantisches ökonomisches Interesse haben.
- Dass auch die Klimaforscher selbst großes Eigeninteresse am gegenwärtigen Klima-Alarmismus haben, weil sie dadurch Zugang zu gewaltigen Forschungsgeldern bekommen haben.

Apropos Forscher: Denen ist nun denkbar Peinliches passiert. Hacker haben die gesamte Korrespondenz der „Climate Research Unit“ der University of East Anglia`s geknackt. Was alles andere als anständig ist. Aber da wir in einem Land leben, wo seit Jahr und Tag Peter Pilz mit den ebenfalls illegal beschafften Posteninterventions-Mails des Exministers Strasser öffentliche Auftritte bestreiten kann, hat man schon das moralische Recht, sich anzuschauen, was da die Klimaforscher so schreiben.

Da geht aus einem der Mails eindeutig hervor, dass Datensätze verändert wurden – es wird wörtlich von „Tricks“ geschrieben –, um Trends zur Abkühlung zu „verstecken“. Da schreibt ein anderer Forscher wörtlich, aber eben nur in internen Mails: „Fakt ist, dass wir das derzeitige Ausbleiben der  Erwärmung einfach nicht erklären können, und es ist ein Hohn, dass wir es nicht können.“

Am bedenklichsten ist aber, dass sich die Klima-Panikmacher, pardon -Forscher, verabreden, künftig jene wissenschaftlichen Zeitschriften, in denen auch Kritiker zu Wort kommen, durch einen gemeinsamen Boykott unter Druck zu setzen. Was ja bei etlichen Zeitschriften lange gelungen ist, weshalb man den Skeptikern immer vorhalten hatte können, dass deren Studien in bestimmten Organen nicht veröffentlicht und daher auch nicht überprüft seien. Dieses Verhalten der Forschungs-Redakteure hat sich zuletzt aber langsam geändert.

Natürlich wird man im ORF und den meisten anderen Medien Österreichs noch lange nichts über dieses Climate-Gate hören. So wie man nie etwas zu hören bekommen hat über die lange Liste nachweislicher Fehler, die etwa dem Panikmach-Film von Al Gore nachgewiesen werden konnten. Den sich aber auf Befehl der Manipulationsministerin Claudia Schmied all unsere Kinder anschauen mussten, ohne eine Gegenseite vorgesetzt zu bekommen.

Was aber die Welt der Wissenschaft so sympathisch macht: Irgendwann setzt sich dort trotz aller Manipulationsversuche doch die unbändige Sucht nach der Wahrheit durch; zumindest mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als in jedem anderen Biotop. Gore, Moore & Co werden hingegen eines Tages wohl nur noch im Filmarchiv in der Abteilung „totalitäre Propaganda“ zu finden sein. Das gelingt freilich nur dann, wenn der massive Angriff der Political correctness auf Demokratie, Pluralismus, Forschungs- und Meinungsfreiheit abgewehrt werden kann.

Daher sollte man die Korruption so vieler Wissenschaftler  durchaus ernst nehmen. Und noch viel mehr die der Politik, die in den nächsten Tagen bei einer Konferenz in Dänemark zur nächsten Etappe im Kampf gegen den angeblichen Klima-Tod antritt, mit dem sie praktisch einen grenzenlosen Zugriff auf unsere Steuergelder  argumentieren kann. und wird. Ein Kampf, den wir alle mit einem massiven Verlust an Wohlstand bezahlen werden (wenn er ernsthaft und nicht nur augenzwinkernd betrieben werden sollte), der auch viele Mittel von der Bekämpfung von Krankheit und Unterentwicklung abziehen wird.

Daher werden die Panikmeldungen in den nächsten Tagen noch weiter zunehmen. an der Spitze ORF, Bildzeitung und Krone. sie reiten wie weiland Don Quijote an der Spitze aller guten Menschen gegen die bösen und für die guten Windmühlen an.

www.nonconsensus.wordpress.com

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Nächster Schritt zur Einheitspension drucken

Die Pensionserhöhung ist fixiert: Man kann die Regierung durchaus loben, dass sie im Prinzip gegen die Berufspensionisten hart geblieben ist. Man sollte sie aber eigentlich auch heftig dafür tadeln, dass sie einen weiteren Schritt in Richtung auf die Einheitspension geht.

Denn wenn schon wieder wie so oft die höheren Pensionen nicht mehr um den Inflationssatz, sondern nur um einen Fixbetrag erhöht werden, dann reduziert das nach allen Gesetzen der Mathematik immer stärker die Unterschiede der Höhe der einzelnen Pensionen. Bis dann eines Tages alle einmal gleich viel bekommen.

Warum soll das eigentlich schlecht sein? Die Einheitspension würde ja auch die ganze komplizierte Verrechnerei in den Pensionsversicherungsanstalten überflüssig machen. Die Einheitspension ist überdies – scheinbar – auch der Weg, den das Weltmusterland Schweiz geht. Nur ist ihre schleichende Einführung bei uns halt eine totale Systemänderung: Den heutigen Pensionisten wurde nämlich während ihres ganzen Berufslebens immer eingeredet, dass es zu ihrem Vorteil wäre, wenn sie viele hohe Beiträge über viele Jahre hinweg ins System einzahlten.

Bei einer Einheitspension erweist sich ein solches Verhalten nachträglich als ein reines Verlustgeschäft. Und wieder einmal sind die Leistungsträger die Gelackmeierten.

In der Schweiz wissen es hingegen alle seit jeher, dass die staatliche Pension gerade nur das Verhungern verhindert. Dafür gibt es dort ein breit ausgebautes betriebliches und privates Pensionssystem zusätzlich. Das staatlich gefördert ist, und in dem sich auch die Leistungsträger wiederfinden können. Solche Pensionssäulen sind jedoch der SPÖ ideologisch ein Gräuel.

Das liegt ganz auf der Linie des in Bälde kommenden „Grundeinkommens“. Auch durch dieses werden alle jene, die sich anstrengen, hineingelegt.

Dass die meisten Medien nur über das Schicksal der durch eine Einmalzahlung über die Inflationsrate hinaus gut bezahlten Kleinpensionisten berichten, ist im Land der Sozialpathetik nicht weiter überraschend. Wer wagt es denn noch zu sagen, dass auch besser verdienende Menschen Menschen sind? Was sie in der Regel, wenn auch sicher nicht immer, auf Grund eigener Anstrengung sind.

Über Karl Blecha breiten wir überhaupt den Mantel des Schweigens. Vor den Verhandlungen mit ultimativer Aggressivität eine Erhöhung um 1,9 Prozent zu verlangen, und dann die 1,5 so lauthals zu bejubeln, da gehört schon ein ordentliches Stück Vergesslichkeit dazu. Sowohl Blecha wie auch sein schwarzes Gegenüber Andreas Khol haben sich jedenfalls ordentlich als Papiertiger entlarvt.

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Fischer macht auf überparteilich drucken

Es ist die übliche – und legitime – Ansammlung von SPÖ-Prominenz, die sich da in Heinz Fischers Personenkomitee gesammelt hat. Von „Überparteilich“ keine echte Rede. Im bürgerlichen Lager gelang es Fischer nicht einmal, eine Handvoll Sympathisanten zu sammeln.

Diese nehmen sich vor allem dann mickrig aus, wenn man Herbert Krejci & Co nicht mehr voll nimmt. Der betagte einstige Industriellen-General ist ja sei Jahrzehnten böse auf die ÖVP, weil er einmal irgendetwas nicht geworden ist, was er gerne geworden wäre, und daher immer glücklich, wenn er seiner Expartei eines auswischen kann.

Überraschen kann Fischer  einzig mit Hugo Portisch, der ja sicher noch immer seine Anhänger hat. Peinlich ist nur, dass Portisch an Fischer ausgerechnet rühmt, dass dieser „kein Opportunist“ sei. Da zeigt der große Star meiner Jugendjahre halt schon allzu deutlich, dass er den größten Teil des Jahres im schönen Italien weilt, weit weg von allem Wortgedrechsel Fischers, das noch jedes Mal auf eine Unterstützung der SPÖ hinausgelaufen ist.

In Wahrheit aber hat Fischer die Wahl ohnedies schon gewonnen. Denn nach dem undifferenzierten Fischer-Jubel von Andreas Khol am Dienstagabend hat kein bürgerlicher Kandidat mehr eine Chance. Also wird Fischer wohl ein Rennen gegen die Uhr fahren müssen. Das heißt: Unterstützt ihn wenigstens die Hälfte der Wahlberechtigten  - oder bleibt die Mehrheit frustriert zu Hause?

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Der VfGH, die ÖVP und das Lakaientum drucken

Die ÖVP ist ein Koalitionspartner, wie man ihn sich nur wünschen kann. Sie lässt sich alles gefallen und bleibt zugleich immer freundlich und nett: Wie soeben bei der – in den Printmedien noch gar nicht bekannten – neuesten Groteske um den Verfassungsgerichtshof.

Die Vorgeschichte ist bekannt. Reihenweise hat die SPÖ informelle wie offiziell bekannt gewordene koalitionsinterne Vereinbarungen und Zusagen nicht eingehalten. Ein Höhepunkt war etwa die Nominierung eines österreichischen EU-Kommissars, wo die ÖVP auf Grund ihres vereinbarten Vorschlagsrechts Wilhelm Molterer und dann Othmar Karas nehmen wollte.

Geworden ist es dann ja Johannes Hahn, der weder in Europa sonderliche Begeisterung auszulösen imstande war noch irgendein wichtiges Ressort in Aussicht hat. Seine Nominierung ist einzig auf die vernichtenden Niederlagen der SPÖ in diversen Wahlen zurückzuführen, nach denen Werner Faymann seiner Partei zeigen wollte, dass er ja doch noch zu irgendetwas gut ist. Und wenn man schon vom Regieren nichts versteht, sind doch Demütigungen der ÖVP bei SPÖ-Chefs immer ein bewährtes Instrument, um Beifall aus den Rängen zu erhalten.

Faymanns Gegenspieler Josef Pröll hingegen hat ein viel zu sonniges Gemüt, um darauf mit Schärfe zu reagieren. Oder gar um Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Er steckt alles frohgemut weg, glaubt er doch den nächsten Wahlsieg schon gesichert. Vielleicht kann er als braver katholischer Landbauernbub aber auch die charakterliche Struktur seines Gegenübers aus der Wiener Vorstadt nicht ganz verstehen.

Da vergisst er lieber, dass er für das (natürlich nur informelle) Vorschlagsrecht der ÖVP beim EU-Kommissar schon zahlreiche Vorleistungen erbracht hat: etwa die Bestellung der durch keinerlei richterliche Tätigkeit qualifizierten Sozialdemokratin Maria Berger zur EU-Richterin (eine ideologisch sogar wichtigere Position als die eines Kommissars der zweiten Linie) oder die Ernennung des der SPÖ gegenüber immer fügsamen Nullgrupplers Holzinger an die Spitze des Verfassungsgerichtshofs. Beides waren früher von konservativen Spitzenjuristen besetzte Funktionen.

Nun wollte es der Zufall, dass knapp nach der EU-Demütigung gleich zwei Richterpositionen im Verfassungsgerichtshof neu zu besetzen sind. Und dass beide Male SPÖ-nahe Richter abgehen. Was läge da näher, als Gleiches mit Gleichem zu vergelten, wenn auch bei weit weniger wichtigen Funktionen? Die ÖVP lud sogar einen prominenten Verfassungs- und Vergabe-Spezialisten ausdrücklich ein, sich zu bewerben, der noch dazu parteiunabhängig ist.

Ergebnis: die ÖVP-Spitze beschließt wenige Tage später – und zwar schon vor dem geplanten Hearing! –, dass doch beide Stellen sozialdemokratisch besetzt werden. Wobei es sie auch nicht stört, dass sich einer der künftigen Richter primär dadurch ausgezeichnet hat, dass er oberster Kabinettschef Alfred Gusenbauers gewesen ist. Dass er also nicht einmal den Hauch von Unabhängigkeit mitbringt.

Das Faymann-Prinzip ist klar: Molterer wird für das Scheitern der Koalition Gusenbauer/Molterer bestraft; der hinter den Kulissen bei vielen koalitionswidrigen Handlungen aktive Gusenbauer-Kabinettschef wird hingegen belohnt. Wobei freilich den ärgsten Koalitionsbruch Werner Faymann selbst zu verantworten hat, der hauptschuld daran ist, dass drei Tage vor der letzten Wahl die Steuerzahler um zwei Milliarden beraubt worden sind. Das hat die ÖVP bekanntlich ebenfalls freundlich bis süßsauer weggesteckt.

PS.: Objektiverweise darf man aber als Gegenleistung die Huld Faymanns nicht vergessen, dass Außenminister Spindelegger bei allen Auslandsreisen als sein Oberministrant und Dolmetscher amtieren darf. Freilich ohne je eine eigene Meinung äußern (haben?) zu dürfen.

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Fußnote 26: Die Medienfreiheit drucken

Man sollte den Unterschied zwischen Deutschland und Österreich Klavier spielen können. In Deutschland veröffentlichen 35 Verfassungsrechtler einen Aufruf, weil Hessens Ministerpräsident Koch den Vertrag des Chefredakteurs nicht verlängert. Die „beabsichtigte staatliche Einflussnahme“ sei eine parteipolitische Aktion und eine Bedrohung der Medienfreiheit; das sei ein „Verfassungsrechtsfall“. Wenn in Österreich dasselbe bei einer öffentlich-rechtlichen Zeitung passiert, dann wird feig-peinlich geschwiegen. Schließlich ist in Deutschland ein CDU-Politiker der Übeltäter, in Österreich ist es jedoch ein SPÖ-Mann, der die Gleichschaltung der letzten kritischen Medienstimme Wiens durchgesetzt hat. Steht in der Verfassung vielleicht schon: Was ein Linker darf, darf ein Rechter noch lange nicht?

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Das Fischer-Sensatiönchen drucken

Sensation, Sensation! Heinz Fischer wird wieder kandidieren. Und die anderen Parteien sind offenbar anhaltend verblüfft.

Ansonsten hält sich die Überraschung über Fischers Ankündigung ja in Grenzen. Hat doch der Bundespräsident die letzten fünf Jahre nichts anderes gezeigt als Vorsicht. Er wollte nur ja nirgends anzuecken, um nur ja wiedergewählt zu werden – und gab ansonsten seinen langjährigen Parteifreunden immer Feuerschutz. Wenn auch stets aus sicherer Deckung heraus, mit sehr bedächtig-abwägenden Formulierungen.

Mutige Worte oder gar Worte, die Fischer zu einem Staatsmann machen würden, gab es hingegen nicht zu hören. Damit kam er zwar dem oft sehr oberflächlichen Harmoniebedürfnis der Österreicher entgegen. Damit versäumte er freilich eine der wichtigsten Aufgaben des von allen parteipolitischen Rücksichten unabhängigen Staatsoberhaupts, nämlich über den Tellerrand von Parteigrenzen und Tagesaufregungen hinauszublicken, den Menschen hierzulande Heimat und Führung zu geben.

Nie fand er Worte der Kritik oder zumindest Sorge über die alljährlichen Budgetdefizite zu Lasten der nächsten Generation – nicht einmal in den Jahren der Hochkonjunktur, als es auch nach den Lehren linker Theoretiker eigentlich Überschüsse geben hätte müssen (nur nicht nach den Intentionen von Gewerkschaft und SPÖ). Aus seiner Warte hatte Fischer aber mit dieser Schweigsamkeit absolut Recht, die nächste Generation wird den Liebling aller Pensionisten ja sicher nicht mehr wählen.

Nie fand der Bundespräsident Worte der Sorge über den allzu raschen Zustrom von Ausländern nach Österreich, durch Missbrauch des Asyl- und Bleiberechts, durch Missbrauch der Familienzusammenführung, durch allzu großzügige Arbeitsgenehmigungen. Mit solchen Worten hätte man ja die nach den Pensionisten zweitwichtigste Stammklientel der SPÖ unter den Zuwanderern verärgert.

Nie äußerte sich Fischer zur Kinderfeindlichkeit in diesem Land, welche die wichtigste Zukunftsbasis Österreichs zertrümmert. Längst geben ja die meist egozentrierten Singles den Ton an.

Nie mahnte er die Gewerkschaften zum Maßhalten. Obwohl deren Politik mehr als alles andere die strukturelle Arbeitslosigkeit in Österreich vermehrt hat.

Mit all seinem gesammelten Schweigen steht Fischer in krassem Gegensatz beispielsweise zum deutschen Bundespräsidenten, der immer wieder versucht, dem Land Richtung zu geben.

Dennoch wird er mit großer Wahrscheinlichkeit wiedergewählt werden. Obwohl seine (Ex-?)Partei bei allen Umfragen und Wahlen so schlecht dasteht wie noch nie. Obwohl die nun beschworene angebliche Überparteilichkeit seiner Amtszeit ein schlechter Novemberscherz ist.

Aber die drei nicht-linken Parteien haben inzwischen schon fast alle Chancen zertrümmert, eine glaubwürdige Alternative aufzubauen. Zuerst die Groteske um den Onkel Pröll, der monatelang will, bis er dann doch nicht will. Dann das traurige Faktum eines Wirtschaftsbund-Chefs Leitl, der sich durch Anbiederung an Fischer wieder einmal als fünfte Kolonne der SPÖ betätigte. Und am Montag der Neffe Pröll, der  Vorstöße des BZÖ, ob man nicht an einen gemeinsamen und unabhängigen bürgerlichen Kandidaten denken sollte, sofort mit der brüsken Formulierung „Anbiederungsversuche“ abschmetterte.

Die einzige vernehmbare Botschaft der ÖVP zur Präsidentenfrage lautet daher: „Wir wissen nicht, was wir wollen. Aber das ohne Wenn und Aber.“ Was nicht gerade von überzeugender Führungsstärke der nach Umfragen stärksten Partei des Landes spricht.

Hätte die ÖVP sich wenigstens irgendetwas Wichtiges eingetauscht für eine Unterstützung Fischers, dann ließe sich ja noch über diese Strategie diskutieren. Aber die Volkspartei wird ja – etwa bei Personalfragen – derzeit nur noch am roten Nasenring vorgeführt.

Gäbe es überhaupt Kandidaten? Nun, wenn niemand gefragt wird, wird man es nie wissen. Benita Ferrero-Waldner ließe sich vielleicht bitten – immerhin wurde sie vom SPÖ-Chef zuletzt in den höchsten Tönen gerühmt (als es in Sachen EU-Kommissar um eine Intrige gegen die ÖVP ging). Auch Franz Fiedler, der langjährige Rechnungshof-Chef und nunmehrige Antikorruptionskämpfer, wäre eine interessante Variante, wurde er trotz seiner ÖVP-Nähe doch schon von den beiden Rechtsparteien ins Spiel gebracht.

Aber die ÖVP hat sich entschlossen, vorerst einmal gar nichts zu tun. Was ja – scheinbar – das Einfachste ist.

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Eine Parteibahn bestiehlt uns drucken

Die Freiheitlichen haben sich die Mühe gemacht auszurechnen, was die Kosten für die Zeitungs-Inserate der ÖBB ausgemacht haben: Alleine in dem Fellner-Blatt "Österreich"  waren das alleine heuer 900.000 Euro. Bisher. Ein eindrucksvoller Betrag - auch wenn es ein wenig pikant ist, dass H.C.Strache in einer diesbezüglichen Anfrage die mindestens ebenso teuren Inserate in der "Krone" nicht erwähnt. Wer wird schon die Hand beißen, von der man hofft, eines Tages wieder gefüttert zu werden?

Was am Grundfaktum nichts ändert: Diese ÖBB-Inserate sind ein unglaublicher Skandal - aber keine Zeitung schreibt gern darüber: Weil offenbar alle anderen auch noch aus den Fonds der diversen Minister bedient werden wollen. Die Bundesländer-Zeitungen haben mit einschlägigen Forderungen "Wir wollen auch haben!"  in der Vorwoche sogar ihre Betriebsräte an die Inseratenkeiler-Front geschickt. Und der ORF berichtet nichts über ÖBB-Skandale, weil diese ja rötestes Kerngebiet betreffen (dafür hat er am Sonntagabend schon wieder den Arbeiterkammer-Wirtschaftsforscher Guger hervorgeholt, um eine schlagseitige Diskussionsrunde noch linker zu machen). Und weil sich des Fellner-Blatt erkenntlich zeigt, indem es Faymann zum "Obama von Österreich" ernannt hat - noch bevor der Obama-Lack abzubröckeln begonnen hat.

Um sich die Größe der 900.000 Euro richtig vorzustellen: Das sind rund 80 Prozent dessen, was die von der offiziellen Presseförderung am meisten Geld bekommenden Blätter "Standard" und "Presse" pro Jahr erhalten. Die offizielle Förderung kann ja nicht zu gezielten Bestechungs- und Freundesförderungszwecken eingesetzt werden, weil bei der gibt es einen streng objektivierten gesetzlichen Anspruch. Die freihändige Vergabe ist hingegen völlg frei: von Kontrolle, von Sparsamkeit und von jeglichem Anstand. Die ÖBB verzichten skandalöserweise auf  die bei solchen Aufträgen übliche Ausschreibung und die in der Wirtschaft übliche Vergabe durch eine (den Werbenutzen nach Effizienz- und Sparsamkeits-Kriterien optimierende) Schaltagentur.

Aber Werbenutzen hat das Ganze eh keinen. Oder wird jemand nach Lesen des Inserats in das dort bejubelte Einkaufszentrum am künftigen Hauptbahnhof eilen? Das wäre dumm, denn das wird leider erst in fünf Jahren eröffnet. Wenn überhaupt.

Während hier im Großmaßstab Korruption auf unsere Kosten stattfindet, erregen sich die vorgeblichen Korruptionshüter über marginale Lappalien, etwa darüber, ob man einen Beamten in ein Konzert einladen darf oder nicht. Und (mutmaßlich) der ÖBB-Betriebsrat intrigiert gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden, weil der einen Straßenbahn-Fahrschein verrechnet hat. Ist ja auch unglaublich: ÖBB-Betriebsratsbosse fahren natürlich mit dem Dienstwagen.

Aber immerhin - es trifft ja keinen Armen: Die ÖBB machen heuer einen Gewinn von vier bis sieben Milliarden Euro. Oder ist das vielleicht gar nicht der Gewinn, sondern der Verlust der Staatsbahn? Und sind diese Verluste vielleicht sogar der Hauptgrund, warum sich die "Bundesbahn" längst wie eine reine Parteibahn geriert?

Ob es vier oder sieben Milliarden sind, da streiten sich die Parteien. Die SPÖ will beispielsweise die gigantischen Kosten für die ÖBB-Pensionsprivilegien genauswenig hineinrechnen wie die zusätzliche Abgeltung gemeinnütziger Leistungen (= unter anderem die mit zwei Passagieren fahrenden Geisterzüge) oder die Infrastrukturkosten.

Um sich die Größe des Betrags richtig vorzustellen: Diese Parteibahn-Verluste sind weit mehr, als selbst die optimistischsten Berechnungen ergeben, was eine radikale (und von den Landeshauptleuten verhinderte) Verwaltungsreform einbringen könnte. Dafür gehen die Eisenbahner immer noch im Schnitt mit 52 Jahren in Pension.

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Was man die Wiener wirklich fragen sollte drucken

Die Wiener SPÖ will fragen lassen. Das wäre eine gute Idee – freilich nicht mit den geplanten Faschingsfragen der Rathausbeherrscher, sondern nur mit Fragen nach den echten Problemen Wiens. Was man sich aber nicht trauen wird.

Michael Häupl hat den Mund ziemlich voll genommen, als er eine verbindliche Volksbefragung ankündigte, bei der auch die Opposition mittun dürfe. Das ist letztlich der verzweifelte Trick eines bei den Umfragen weit hinter den einstigen Ergebnissen zurückliegenden Politikers, der halt versucht, beim rasch angewachsenen Zorn der traditionellen SPÖ-Wähler noch rechtzeitig vor dem eigentlichen Wahltag den Dampf abzulassen. Dabei hat er wohl an Bruno Kreisky gedacht, der einst mit der Niederlage bei der Zwentendorf-Befragung die Basis für einen zuvor eher unerwarteten weiteren Wahlsieg nach dem Referendum legte.

Die Opposition war freilich dumm genug, um erst einmal eher ablehnend zu reagieren. Dabei ist das eine Chance, Kanten zu zeigen und klarzumachen, was alles falsch läuft in Wien. Denn wenn Häupl die Oppositionsfragen ablehnt, steht er ja selber als der Blamierte da.

Wie von der SPÖ geplant, nach der Anstellung von Hausmeistern zu fragen, ist jedenfalls lediglich skurril. Das sollen und können die Mieter jedes Hauses selbst besser für sich entscheiden. Die Propaganda-Mär, dass der Bund Hausmeister verboten hätte, ist ja schon längst zusammengebrochen. Das hat nur die Gewerkschaft verbreitet, die böse war über das Auslaufen einiger Hausmeister-Privilegien. In Wahrheit ist das Beschäftigen eines Hausmeisters durch jenes schwarz-blaue Gesetz nur billiger geworden, aber genauso möglich.

Falls der Opposition aber keine gescheiten Fragen einfällt, sei ihr hier ein kleines Angebot an Ideen zur Verfügung gestellt:


  1. Sind Sie auch der Meinung des Bürgermeisters, dass es niemanden etwas angeht, wenn die Bezüge der Wiener Beamten um 130 Millionen über dem im Bund geltenden Gehaltsniveau liegen?

  2. Finden Sie es gerecht, wenn für jeden Schüler einer sogenannten Gesamtschule viel mehr Steuergeld ausgegeben wird als für normale Hauptschüler oder AHS-Schüler?

  3. Finden Sie das Verhalten des Wiener Bürgermeisters richtig, der sich voll hinter die illegalen Besetzer einiger Hörsäle in Wien gestellt hat, obwohl dadurch Schäden und Kosten für den Steuerzahler entstanden sind, obwohl einige deutsche Bürgermeister die Räumung der Hörsäle verlangt und unterstützt haben?

  4. Finden Sie es richtig, dass die Stadtverwaltung Steuergeld ausgibt, um dem lateinamerikanischen Massenmörder Che Guevara in Wien ein Denkmal zu errichten?

  5. Sind Sie für eine einheitliche Stadtwache, die allen, auch den kleinen Ordnungswidrigkeiten in Wiens Straßen und Parks nachgeht?

  6. Halten Sie es für richtig, dass die Stadt Wien  zweistellige Millionenbeträge zur Schaltung von Inseraten in jenen Medien ausgibt, die freundlich über den Bürgermeister schreiben?

  7. Finden Sie es richtig, dass die Stadt Wien und eine Reihe ihrer Unternehmungen zahlreiche Propagandabroschüren um Steuergeld herausgeben?

  8. Sind Sie für die Senkung kommunaler Abgaben, damit in Wien mehr Arbeitsplätze geschaffen werden?

  9. Soll die Stadt Wien in der Verwaltung einen absoluten Aufnahmestopp verhängen, bis die Zahl der Beamten um 20 Prozent gesunken ist?

  10. Sind Sie für die vielen Maßnahmen, die in Wien die Zahl der Parkplätze reduziert haben?

  11. Soll Wien eine Stadtmaut bei der Einfahrt von Autos in Gebiete innerhalb des Gürtels einführen?

  12. Soll es weiterhin Radwege auf dem Gehsteig geben?

  13. Halten Sie es für richtig, dass die beiden größten Bahnhöfe Wiens ohne Notwendigkeit auf Jahre gleichzeitig infolge von Bauarbeiten nicht oder nur notdürftig funktionsfähig sind?

  14. Halten Sie es für richtig, dass der neue Wiener Hauptbahnhof keinen U-Bahn-Anschluss haben soll?

  15. Sind Sie der Meinung, dass die Flughafen-Betriebsgesellschaft weiterhin Abschiebeplatz für abgehalfterte Politiker ist, die Wien durch ihre Misswirtschaft zu einem der teuersten Flughäfen der Welt gemacht haben, was auch der AUA sehr geschadet hat?
    (Diese Frage sollte übrigens dringend auch in Niederösterreich gestellt werden)

  16. Sind Sie der Meinung, dass die Verschandelung hunderter schöner Wiener Gründerzeit-Häuser durch zwei- oder auch dreistöckige Dachbodenausbauten in modernem Stil weitergehen soll?


Aber niemand wird diese Fragen stellen. Die Grünen regieren eh schon halb mit. Die Schwarzen befinden sich gerade in Selbstauflösung. Und die Blauen interessiert in Wien einzig das Ausländerthema, alles andere würde sie offenbar überfordern.

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Schwulenehe: Die miesen Tricks drucken

Was sich rund um die künftig mögliche Ehe homosexueller Paare abspielt, lässt den Beobachter nur noch ergriffen staunen: Da werden im Vordergrund Scheingefechte um irrelevante Lappalien abgeführt, während die wahren Sauereien im Hintergrund bleiben. Und in der ÖVP begreifen viele nicht, welch verlogenes Spiel da stattfindet.

Der Umfaller der Volkspartei geht einzig auf das Konto von Josef Pröll und seiner unmittelbaren Umgebung. Denn auch in den Arbeitskreisen der Perspektivengruppe – auf die sich Pröll nun gerne beruft – war keineswegs die Schwulenehe, mit welchem Tatort immer, vorgeschlagen worden. Vielmehr ist diese Festlegung erst in der nirgendwo ausdiskutierten Zusammenfassung durch Prölls eigenes Team hineingekommen. So viel einmal zur innerparteilichen Demokratie.

Dass Pröll glaubt, damit ein wählerattraktives Signal zu setzen, hängt zweifellos mit der Unsicherheit eines Mannes mit bäuerlichem Hintergrund angesichts des Großstadtmilieus zusammen. Damit konterkariert er seine an sich eindrucksvolle Performance als Finanzminister, wo er sich ohne sonderliche Vorbildung mit guten Beratern im Expresstempo zum Experten hinaufgearbeitet hat.

Zurück zur Schwulenehe: Der Streit um den Schauplatz (Standesamt versus Bezirkshauptmannschaft) ist eine lächerliche Spiegelfechterei. Wie man etwa an der Ankündigung der Stadt Wien ablesen kann, dass sie die Feier möglichst feierlich gestalten wird. Diese Feiern werden in Wien in den Festsälen der Amtshäuser stattfinden, hat soeben die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger verkündet.

Das wird nun groß als Kompromiss verkündet, den die wertkonservativ und katholisch orientierten ÖVP-Abgeordneten dem schwulenehe-freudigen Parteiobmann abgeluchst haben. Sind diese Abgeordneten wirklich so dumm, dass sie sich so hineinlegen lassen? Oder sind sie nur feige und charakterlos?

Der zweite miese Trick: Sollten noch irgendwo ein paar rechtliche Kleinst-Aspekte entdeckt werden, bei denen die „Eingetragene Partnerschaft“ noch immer nicht der Ehe gleichgestellt ist, dann hat die ÖVP mit ihrer Zustimmung zur „Partnerschaft“ den bisher erfolglosen Klagen beim Verfassungsgerichtshof auf totale Gleichstellung Tür und Tor geöffnet. Das Parlament beschließt also in Kürze de facto eine volle Ehe für schwule Paare. Und streitet nur zur Ablenkung über eine absolute Lappalie.

Sollten aber wider Erwarten doch noch dauerhaft kleine Unterschiede zur traditionellen Ehe bleiben, die „Eingetragene Partnerschaft“ also so etwas wie eine „Ehe Light“ werden, dann wird die Gleichheitsjudikatur der Verfassungsrichter diese „Ehe light“ mit Sicherheit auch für Paare unterschiedlichen Geschlechts öffnen. Auch das, so hat die ÖVP laut beschworen, hätte nie und nimmer kommen sollen.

Gespannt darf man insbesondere auch sein, wenn Geschwister oder nichtschwule Freunde erstmals für sich die Privilegien der Homo-Ehe einklagen werden. Mit welcher Begründung will man diesen Gruppen dann plötzlich ein Njet entgegensetzen? Nur weil sie nicht sexuellen Verkehr haben?

All das ist aber immer noch harmlos gegen das, was dann an weiteren Konsequenzen über Nebengesetze kommt. Eine besonders drastische – und bisher völlig verschwiegene – Folge werden künftig die Partnerschaften mit (wirklich oder vorgeblich) Schwulen aus Emigrationsländern sein. Damit wird ein neuer, breiter Weg zu Staatsbürgerschaftsehen eröffnet. Und das wohlgemerkt von jener Partei, die sich stolz berühmt, die Schleichwege zur Einwanderung radikal reduziert zu haben.

Selbstverständlich werden die schwulen Partner aus dem Ausland aber auch noch ein weiteres Recht haben: nämlich jenes auf Familienzusammenführung! Damit aber wird die Bresche in die Migrationsabwehr Maria Fekters noch viel größer. Denn bekanntlich tauchen auch jetzt schon bei der Chance auf Migration nach Österreich oft sehr große „Familien“ aus Drittländern auf. Die entsprechenden Verwandtschaftsdokumente kann man sich in jenen Ländern ja billigst beschaffen.

Wie etwa jüngst der Fall eines eingeheirateten Sri-Lankesen gezeigt hat. Da hat Österreich nicht einmal die Aktenzahl der Dokumente des Zuwanderers geprüft, der nun nach dem Tod seiner viel älteren Frau Anspruch auf das Erbe, die ASVG-Pension und auch auf die Hinterbliebenenrente des einstigen Arbeitgebers der Frau erhebt.

Sehr teuer wird Österreich auch der künftige Anspruch homsexueller Witwer und Witwen auf eine Hinterbliebenenpension kommen. Diese bekommt man ja, ohne dass es Kinder gibt, und ohne dass nur ein Cent zusätzlich ins Pensionssystem einbezahlt worden wäre. Also auf Kosten der anderen Pensionsbezieher. Das war historisch nur dadurch rechtfertigbar, dass man verwitweten Frauen mit Kindern unter die Arme greifen wollte.

Da wird durch die Hintertür ein weiterer überflüssiger Griff in die leeren Pensionskassen ermöglicht, während Josef Pröll an der Vordertür vehement gegen die Hacklerpension wettert. Wie will der ÖVP-Chef da eigentlich glaubwürdig bleiben?

Für viele Österreicher bleibt jenseits aller ökonomischer Erwägungen aber auch der schon laut gefeierte Triumph der homosexuellen Szene ein Problem. Denn zweifellos hat ihr von Rot-Grün-Schwarz unterstütztes Auftreten und erst recht die Homo-Ehe propagandistische Züge, die nicht wirkungslos bleiben werden.

Es gibt nämlich noch immer keinen einzigen Beweis für ein Homosexualitäts-Gen, aber sehr viele statistische Beweise für psychosoziale Zusammenhänge, die zur Homosexualität führen. Daher gilt zweifellos auch: Je positiver sich die Gesellschaft zur Homosexualität stellt, umso häufiger wird es sie geben.

Aber kein Politiker hat mehr den Mut, das zu sagen. Obwohl das beispielsweise gesundheitspolitisch nicht sonderlich erstrebenswert ist – auf Grund des etwas anderen Lebensstils ist bei Schwulen die Lebenserwartung ja deutlich niedriger. Und auch in Hinblick auf die Tatsache, dass die Gesellschaft dringend mehr Kinder braucht, ist die einschlägige Pro-Schwulen-Propaganda durch die Frauenbergerinnen dieses Landes mehr als kontraproduktiv.

Vielleicht wird man aber all diese kritischen Fragen bald nicht mehr stellen dürfen. Denn schon gibt es einen internationalen Trend, das als „Homophobie“ unter Strafe zu stellen, der mit der Homo-Ehe in Österreich noch stärker werden wird. So wurde ein englischer Anglikaner-Bischof bereit verurteilt, weil er einem Homosexuellen eine Stelle in der Jugendarbeit der Kirche verwehrt hat. So hat – natürlich – Claudia Schmied dem katholischen Religionsunterricht schon Bücher zur katholischen Sexualmoral verbieten lassen.

Der ÖVP ist das alles längst egal. Wenn man schon die Christen, die Wertkonservativen, die Zuwanderungs-Skeptiker und die Verfechter größerer Sparsamkeit vor den Kopf stößt, dann kommt es der Pröll-Partei nun auch nicht mehr darauf an, letztlich auch die Wohnungsvermieter zu verprellen. Denn deren Rechte werden natürlich dadurch eingeschränkt, wenn es künftig eine weitere Gruppe gibt, die sich in einen Mietvertrag hineinzwängen darf.

Die einzige Hoffnung, dass die aufgezählten Folgen nicht allzu drastisch eintreten, liegt in der Annahme, dass gar nicht so viele Homosexuelle in die Partnerschafts-Ehe drängen werden. In Schweden etwa wurde im Mai die Homo-Ehe eingeführt, und in dem bekannt liberalen Land haben sich seither ganze 48 Paare das Ja-Wort gegeben. Das heißt freilich: Die Ehelosigkeit ist der Szene gar kein wirkliches Problem – oder es gibt viel weniger Homosexuelle, als sie selbst immer behaupten.

Beides aber macht die Aktion Prölls umso absurder. Wenn man bedenkt, wie viele Gruppen prinzipiell verärgert werden, ist das Nachgeben gegenüber einigen radikalen Aktivisten, die bei Demonstrationen nur wenige hundert auf die Straße bekommen, auch parteipolitisch reine Selbstbeschädigung.

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Fußnote 25: Christines Selbstzerstörung drucken

Christine Marek muss einem schon leid tun. Bevor sie noch irgendetwas Substantielles von sich gegeben hat (wer ist überhaupt noch in der Volkspartei imstande, sie für die Mega-Aufgabe Wien zu briefen?), wird sie von der Wiener ÖVP schon der Lächerlichkeit preisgegeben, und zwar durch ein Rap-Video, das bereits im Netz als Gustostückerl kursiert. Ob Mitleid ein guter Weg ist, Stimmen zu erringen?

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Zwergenland Europa drucken

Jahrelang haben uns die europäischen Regierungschefs eingeredet: Wenn nur endlich der Lissabon-Vertrag durch wäre, dann wäre Europa stark und international handlungsfähig; dann bekäme es eine starke Doppelspitze. Und dann das.

Außer den Regierungschefs und den persönlichen Freunden der beiden nun an diese Spitze avancierten Personen wird es in ganz Europa wohl niemanden geben, der das für eine gute Lösung hält. Wenn Herman van Rompuy, der künftige Präsident des Europäischen Rates, einmal einen Termin bei Barack Obama bekommen sollte, dann darf man jetzt schon das Vokabel "Höflichkeitstermin" dafür verwenden. "Das sind die Leute, die Europa führen", sagte der schwedische Ministerpräsident Reinfeldt - und Kenner des Schweden meinen, in diesem höflichen Satz stecke ein gehöriges Ausmaß an Zynismus.

Denn ein Mann als neuer Chef Europas, der primär "diskret" sein will, der von sich selbst nach Ernennung in diese Funktion sagt "Meine persönliche Meinung ist völlig untergeordnet", der ist sicher nicht das Gesicht, mit dem sich die Europäer identifizieren können. Der Belgier mit dem unbekannten Namen und Gesicht könnte sich mit dieser Einstellung höchstens als Mediator bei Familienzwistigkeiten versuchen. Aber er kann Europa nicht das geben, was es endlich wieder bräuchte und was ihm auch versprochen war: Leadership. Ja er will es offensichtlich nicht einmal versuchen.

Das Schlimme an der Angelegenheit ist, dass sie kein Zufall ist. Die Regierungschefs wollten niemanden, der sie überstrahlt, der sie führt. Sie haben nur immer so getan, als ob sie das wollten. Da sind zwei Spitzenleute, die niemals einen Wahlkampf als Spitzenkandidat geführt haben, gerade richtig. Dabei wären von Tony Blair bis Wolfgang Schüssel mehrere exzellente und starke Persönlichkeiten mit etlicher Regierungserfahrungen und mit Wahlerfolgen zur Verfügung gestanden. Nur das nicht, Menschen mit Ausstrahlung, Menschen mit eigener Meinung! Man stelle sich bloß vor, dann würden die Journalisten nach einer Ratssitzung nicht mehr zu Sarkozy, Merkel oder gar Faymann pilgern, sondern zu einem starken und interessanten Präsidenten.

Die Wahl erinnert an den wichtigsten Vorläufer der EU, an das "Heilige Römische Reich deutscher Nation". Auch in dessen tausendjähriger Geschichte war es für die wählenden Kurfürsten oft das Wichtigste, nur keinen allzu starken Kaiser zu bekommen. Dementsprechend war das Reich meist sehr schwach. Und die diversen Landesfürsten taten, was sie wollten.

Ach ja, dann gibt es auch noch die zweite nunmehr bestellte "Spitzen"-Position, die der neuen Außenkommissarin namens Catherine Ashton. Sie hat nicht einmal Regierungserfahrung, hat keine Erfahrung im Auswärtigen Dienst (obwohl sie nun einen der größten Dienste  der Welt von Null aufbauen soll!), sie spricht schlecht Französisch, dafür ist sie Baronesse und saß einst dem verschmockten Lordklub, dem britischen Oberhaus vor. Die Dame ist erst vor einem Jahr in  die EU-Kommission nachgerückt und kein Mensch hat dort in dieser Zeit je ihre Präsenz bemerkt. Bei Amtsantritt wurde nun ihre Unerfahrenheit öffentlich vermerkt.  Wenn das alles ist, was man für diese in Tausenden Politikerreden als so wichtig gerühmte Position braucht, dann hätte es Hunderte Bessere gegeben. Und zumindest Dutzende mit dem gleichen Geschlecht: Da wären Ursula Plassnik oder Benita Ferrero-Waldner zweifellos um Eckhäuser besser qualifiziert gewesen.

Warum ist es dann Ashton geworden? Genau aus all diesen Gründen. Sie war so unbedeutend, dass niemand einen Grund haben konnte, etwas gegen sie zu haben. Außerdem ist sie Sozialistin und hat das richtige Geschlecht (was für einige Europaratsabgeordnete als der wichtigste Faktor bezeichnet wurde). Und überdies war Werner Faymann mit der Auswahl beauftragt. Da sind bekanntlich Geschlecht und Parteizugehörigkeit so ungefähr alles, was er an selbst Qualifikationen einer Person zu überprüfen geistig imstande ist.

Europa ist tot. Es lebe das Zwergenreich.

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Die Experten und der Sozialmissbrauch drucken

Das Transferkonto ist die beste Idee, die der ÖVP in den letzten Jahren gekommen ist. 

Es wäre endlich ein Maßstab, die Größe der sozialen Hängematte zu messen, in der sich manche Menschen hierzulande bequem gemacht haben. Dementsprechend vehement schießt die SPÖ dagegen, die ja im ständigen Ausbau der Wohlfahrtsausgaben ihre Existenzberechtigung sieht. Und die daher panische Angst hat, dass der damit verbundene Missbrauch endlich offen gelegt wird.

Zwei Absätze, die ich hier auf Grund vieler Postings ausnahmsweise erst nachträglich einfüge: Derzeit ist das Hauptinstrument, mit dem die Transparenz verhindert wird, der Datenschutz! Deshalb wird dieser ja von den Linken (SPÖ-nahen Beamten wie grünen Journalisten) so besonders heftig verteidigt. Ohne dieses Schutzinstrument für Missbräuche aller Art wäre es administrativ recht einfach, alle Daten aller Behörden zusammenzuführen. Das weiß zweifellos auch Guger. Daher geht sein Argument ins Leere.

Im übrigen ist es völlig klar, dass auch alle Industrie- und sonstigen Subventionen veröffentlicht werden. Nur vergessen viele: Solange ein Unternehmen nicht Gewinne ausschüttet oder Gehälter auszahlt (was dann immer eine weitere Steuerpflicht auslöst!), bleiben die Gelder im Betrieb, schaffen meist Arbeitsplätze und dienen jedenfalls nicht einem persönlichen Konsum.

Natürlich macht  der ORF bei der Anti-Transparenz-Kampagne der SPÖ im Gleichschritt mit: Da wird in der Zib 2 behauptet, Experten seien gegen den Vorschlag. Und welche Experten präsentiert der ORF als Beweis für diese Behauptung? Einzig die Arbeiterkammer und Alois Guger, einen Mann, bei dem die Arbeiterkammer seit Jahrzehnten ihre Gutachten bestellt (die meist einen weiteren Ausbau der Sozialausgaben fordern). Eine tolle Experten-Mannschaft.

Was die ORF-Radio-Menschen nicht hindert, gleich am nächsten Morgen erneut Guger vors Mikrophon des Frühjournals zu holen. Und im Mittagsjournal jemand von der linken Agitationsgruppe "Armutskonferenz". Die ORF-Menschen lassen sich aber wohl auch in Kampagnen zur Abschaffung der Schwerkraft einschalten.

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Die ÖVP gewinnt die nächste Wahl - wie 2006 und 2008 drucken

Die Volkspartei hat gute Umfragewerte und wähnt sich daher schon des nächsten Wahlsieges sicher. So wie vor den Wahlen 2006. So wie vor den Wahlen 2008. Die sind dann freilich irgendwie anders ausgegangen.

Dasselbe Szenario scheint sich jetzt anzubahnen. Josef Pröll und seine Partei liegen in jeder Hinsicht deutlich vor dem roten Gegenüber. Pröll gestaltet recht dominierend die Wirtschaftspolitik, also den harten Unterbau.

Aber die SPÖ weiß, dass am Wahltag meist ganz andere Dinge zählen, nämlich der weiche, aber die Öffentlichkeit viel stärker beieinflussende Überbau. Dieser wichtige Überbau besteht primär in der Kontrolle über die Medien, die Justiz, die Kultur und die sogenannten Intellektuellen, die dann am Wahltag als Waffen etwa in einer Verleumdungskampagne nach Art des „Pflegenotstandes“ oder der „Inflationspanik“ eingesetzt werden können.

Die Volkspartei gibt all diese Felder auf (bis auf jenes der inneren Sicherheit durch die starke Performance der Innenministerin). Ja sie begreift nicht einmal deren Wichtigkeit.

In der Kulturpolitik ist sie auf Bundesebene einfach nicht vorhanden. Daher kann auf der Bühne des Burgtheaters unkritisiert Propaganda für den eigentlich längst in Agonie liegende Studentenaktionismus gemacht werden.

In der Rechtspolitik ist die ÖVP gerade dabei, viele wertkonservative Wähler zu verärgern, wenn diese erst einmal begreifen, was sich hinter der Homo-Ehe-Spiegelfechterei „Standesamt versus Bezirkshauptmannschaft“ in Wahrheit alles verbirgt (das Tagebuch wird sich damit noch ausführlich zu befassen). wobei nur offen ist, ob es in Der Volkspartei wenigstens einen gibt, der das durchschaut.

Die ÖVP überlässt auch die Schul- und Bildungspolitik ganz dem hektisch-ideologischen Aktivismus der Unterrichtsministerin. Die Partei hat zwar richtig erkannt, dass ein Lehrergewerkschafter kein glaubwürdiger Bildungs-Sprecher sein kann, sie hat nur vergessen, nach diesem eine starke Personalalternative zu finden, welche glaubwürdig für gute Schulen und gegen nivellierende Gesamtschul-Tendenzen kämpft.

In der Personalpolitik ist die ÖVP selbst in den sensibelsten Überbau-Bereichen völlig desinteressiert: Siehe die diversen durchwegs SPÖ-nahen Nachbesetzungen der Höchstgerichte in Österreich und Europa. Sie hat gar nicht gemerkt, dass sie da über den Tisch gezogen – und dann mit der Groteske „Hahn statt Molterer“ in Hinblick auf die für die ÖVP offenbar einzig interessante EU-Kommission auch noch verhöhnt worden ist.

Wetten, dass die ÖVP trotzdem jetzt im Gegenzug schön brav und folgsam zwei SPÖ-Proteges auf gerade freiwerdende Richterposten im Verfassungsgerichtshof hieven wird. Ein niederösterreichischer Provinzanwalt als Justizsprecher ist halt auch etwas wenig, um den Überblick über die Dritte Gewalt zu wahren.

Auch das Bundesland Wien interessiert die Volkspartei nicht. Sonst hätte sie dort nicht seit langem den politischen Betrieb eingestellt, sonst wäre nicht die in Hinblick auf die bürgerlichen Wählerpotentiale völlig falsch positionierte Christine Marek in einer bei den potenziellen Schwarz-Wählern wenig ankommenden Husch-Pfusch-Aktion an die Spitze der Wiener Partei gedrückt worden.

Über den Tisch gezogen wurde die Partei in den letzten Tagen auch in Sachen Zukunftsvorsorge: Dort darf es entgegen den Vorstellungen der ÖVP keine Sparformen mehr geben, bei denen die künftigen Pensionisten deutlich mehr – aber auch weniger – herausbekommen könnten. Denn auf SPÖ-Insistenz muss es in jedem Fall die immens teure und fast jeden Gewinn verhindernde Kapitalgarantie geben. Wo kämen wir denn auch hin, wenn die Menschen ein freies Wahlrecht über ihre Zusatzpension bekämen und selbst über ihr Risiko entscheiden könnten!

Die ÖVP hat auch die Jahrhundert-Chance versäumt, die skandalöse Megakorruption bei der Medien-Bestechung durch Gemeinde Wien, ÖBB, Asfinag und etlichen SPÖ-Ministerien zu thematisieren (dort werden ja viele Millionen Staatsgelder an jene Medien verschoben, die sich parteipolitisch gefügig zeigen). Denn seit kurzem macht sie da selber mit. Am heftigsten tut dies die numehrige Wiener Spitzenfrau Marek – und das ausgerechnet mit Geldern der Familienlastenausgleichsfonds (Wetten, dass es da noch heftige Proteste im Parlament geben wird?)

Am heftigsten über einen sehr, sehr langen Tisch ziehen ließ sich eine erschreckend naive ÖVP aber beim nun erzielten ORF-Kompromiss. Hier ignoriert die bürgerliche Partei das größte Problem des Staatsfunkes: Die totale ideologische Einseitigkeit in fast allen Sendungen. Man mache sich nur die aktuelle „Audimaxismus“- und „Arigona“-Bejubelung in fast jeder ZiB, fast jeder Diskussion bewusst, die jeweils massiv die Mehrheit der Seher verärgert und vertreibt.

Die ÖVP glaubt stattdessen, dass der ORF nur ein reines Betriebswirtschaftsproblem darstelle. Sie lässt sich erneut die schwierige Kaufmännische Direktion anhängen, wo man naturgemäß Null Einfluss auf das total einseitige Programm hat. Wo der dort hingehievte und als offenbar einzige mediale Hoffnung der Partei gehandelte Richard Grasl als Sparmeister unweigerlich zum allgemeinen Buhmann werden und so wie seine unfähige Vorgängerin scheitern muss.

Und für diesen „Erfolg“ gibt die ÖVP 160 Millionen aus dem Budget, also unseren Steuergeldern frei, um die größten ORF-Löcher zu stopfen.

Das Informationsprogramm thematisieren die begnadeten Medien-Strategen der ÖVP hingegen nicht. Sie haben nicht einmal mit der Mini-Handvoll noch nicht gekillter bürgerlicher Journalisten im ORF-Informationsapparat Kontakt aufgenommen, um sich die Dramatik erläutern zu lassen. Die Informationsendungen sind ihr wurscht, dafür setzt die ÖVP nun Subventionen an die grün beherrschte Filmwirtschaft durch . . .

Überdies lässt sich in Sachen ORF der führende VP-Medienpolitiker Karlheinz Kopf ganz offensichtlich vom Informationsdirektor Elmar Oberhauser ständig Sand in die Augen streuen. Immerhin sind beide Vorarlberger. Immerhin treffen sich beide regelmäßig bei nur westlich des Arlbergs üblichen Kartenspielen. Da genügt es wohl, dass Oberhauser ein bisschen auf die Linken schimpft, und schon glaubt man, er läge nicht dick und fest in deren Bett. Objektivität, Pluralismus, Äquidistanz: Nichts davon ist offenbar ein Problem des ORF.

Noch schlimmer: Die ÖVP betreibt auch kein professionelles ORF-Watching, wie es etwa einst Michael Graff praktiziert hat. Man schaut nur ins Programm, wenn man selber vorkommt. Man weiß also gar nicht, was dort an Kampagnen stattfindet.

Konklusion: So unpopulär und unbeholfen kann Werner Faymann gar nicht werden, dass nicht der Volkspartei all diese Fehler in den wichtigsten ideologischen Kampf-Feldern noch auf den Kopf fallen müssen. Denn viele der ideologischen Kampfmaschinen in Medien und Kulturszene werden zu geeigneter Stunde auf Kommando wieder gegen die Volkspartei und die beiden Rechtsparteien schießen.

Was ja an sich nur deren Problem wäre. Was aber nicht gerade hilfreich ist, Österreich wieder einmal einen anderen als einen SPÖ-Kanzler zu bescheren.

Die SPÖ ist viel cleverer, als man in der Lichtenfelsgasse glaubt.

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Die Unsozialpartner drucken

Nur eineinhalb Prozent für die Metallarbeiter: Das ist nach den satten Gehaltserhöhungen der letzten Jahre wirklich wenig. Mit diesem Unterton wird nicht nur von ORF-Redakteuren der jüngste Gehaltsabschluss kommentiert. Warum haben die Arbeitgeber wegen dieses kleinen Prozentsatzes anfänglich so herumgezickt? Der Abschluss ist in der Tat ein unsoziales Signal. Freilich aus ganz anderen Gründen.

Das Verhandlungsende ist jedenfalls einmal eine heftige Blamage für die Wirtschaftskammer, die zusammen mit der Arbeiterkammer wegen der beiderorts geltenden Zwangsmitgliedschaft einer der am meisten umstrittenen Vereine des Landes  ist. Wieder einmal war für die WKO die Huld ihrer gewerkschaftlichen Sozialpartner wichtiger als eine langfristige Perspektive für Wirtschaft und Arbeitsplätze.

Das ist nun seit der Machtübernahme durch Christoph Leitl in der WKO freilich nichts wirklich Neues. Aber selbst wenn man das bedenkt, hätte sich die WKO nicht so lächerlich machen müssen, indem sie sich zuerst voll aufplustert, um dann einzugehen wie ein angestochener Luftballon. Selbst in dieser Wirtschaftslage fürchtet sich die Papiertiger-Kammer vor einer Streikdrohung der Gewerkschaft. Obwohl sich angesichts der krisenbedingt geringen Streikbereitschaft der Menschen eigentlich nur die Gewerkschaft vor einem Streikbeschluss fürchten hätte müssen.

Aber warum sollen eineinhalb Prozent wirklich so problematisch sein? Ganz einfach: Nach allen früheren Berechnungsmethoden für Lohnabschlüsse – aufbauend auf Inflation und Wirtschaftswachstum – würde derzeit in Wahrheit ein klares Minus herauskommen. Deswegen sind in anderen Ländern ja von den Pensionisten angefangen auch reihenweise Null-Erhöhungen angesagt.

Anders erklärt: Wenn das BIP schrumpft, heißt das, die Summe aller in Österreich erzielten Löhne und Einkommen schrumpft. Wenn aber die Metallarbeiter gleichzeitig mehr bekommen, gibt es logischerweise andere Gruppen, deren Einkommen noch weit überdurchschnittlich sinken muss.

Wer aber sind diese Verlierer? Da rührt sich ja niemand!

Nun, die Verlierer sind alle jene Menschen, die von der stark steigenden Arbeitslosigkeit getroffen werden. Und es sind noch mehr die Jungen, die keine Chancen am Arbeitsmarkt finden, die sich die gewerkschaftlich geschützte Privilegienwelt nur von außen anschauen können. Die Jungen werden als freie Dienstnehmer ausgebeutet, sie arbeiten „prekär“, bangen von Projekt zu Projekt, gründen verzweifelt ein-Mann-Firmen, sitzen (streiken) in universitären Wärmestuben oder sind einfach arbeitslos.

Die glücklichen Besitzer von Arbeitsplätzen verteidigen diese auf Kosten der draußen Stehenden massiv – so wie einst mittelalterliche Schuster-Zünfte jeden Neueindringling in ihr Business verhindern konnten.

Aber wegen unbedeutender eineinhalb Prozent wird doch niemand Arbeitskräfte abbauen? Gewiss, da wird jetzt niemand direkt gekündigt werden. Aber in Österreich haben sich im Lauf der Jahrzehnte viele im einzelnen immer „unbedeutende“ Lohnkosten akkumuliert, sodass praktisch jeder größere Betrieb schon massenweise Jobs ins Ausland verlagert hat. Der ÖGB möge nur Parteifreund Androsch fragen, weshalb er in Österreich zusperrt und in China aufsperrt.

Als letztes Argument für nicht begründbare Gehaltserhöhungen wird dann immer davon geredet, dass dadurch der Konsum wieder angekurbelt wird. Das Argument ist aber kompletter Unsinn: Mehr Konsumausgaben dienen fast nur dem Ausland. Denn rund 60 Prozent dessen, was wir einkaufen, kommt aus dem Ausland – und zugleich kommen auch 60 Prozent unserer Einkommen durch Verkauf von Waren oder Dienstleistungen ans Ausland zustande. Wenn wir also diese Exporte durch Lohnerhöhungen teurer machen, ist der Schaden für die Arbeitsplätze weit größer als das bisschen, was vielleicht im Weihnachtsgeschäft mehr an österreichischen Waren eingekauft wird.

Das Ausland schaut jedenfalls blöderweise beim Einkauf sehr genau auf den Preis (natürlich neben der Qualität).Wenn die österreichischen Waren zu teuer sind, wird halt anderswo bestellt. Aus reiner Liebe zu österreichischen Metallprodukten wird leider weltweit nur sehr selten gekauft. Selbst wenn die Sozialpartner wieder einen diesbezüglichen Zwang in die Verfassung schreiben lassen.

Daher schaden auch bloße eineinhalb Prozent sowohl den Betrieben wie auch den Arbeitsplätzen (natürlich nicht den der Gewerkschafter). Die eineinhalb Prozent sind vielleicht schon der letzte Strohhalm, der dem Kamel den Rücken bricht; und sie sind jedenfalls ein ganz falsches Signal.

Diesmal hätte aber sogar die Möglichkeit bestanden, der Wirtschaft ohne ein Lohnminus zu günstigeren Produktionsbedingungen zu verhelfen: durch den an sich cleveren Vorschlag einer Flexibilisierung der Arbeitszeit. Da könnte dann, wenn einmal ein dicker Auftrag hereinkommt, mehr gearbeitet werden, ohne dass der Arbeitgeber Überstundenzuschläge kalkulieren müsste. Und in ruhigeren Zeiten genießt man dann einen Zeitausgleich.

Aber auch das war – vorerst? – für die Gewerkschaft unakzeptabel. Und der weichen WKO sowieso keinen Kampf wert.

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Strache und Häupl dürfen jubeln drucken

Christine Mareks Kür als neue Chefin der ÖVP-Wien ist ein ganz klares Signal. Nämlich für Michael Häupl und H.C.Strache, dass sie sich freuen dürfen.

Der Freiheitliche wird nun all jene Stimmen gewinnen, die Wien reif für einen Machtwechsel ansehen. Auch wenn so gut wie niemand Strache und seinem nicht vorhandenen Team die alternative Führung der Stadtverwaltung zutraut.

Falls die Staatssekretärin auch die weiteren Parteigremien für sich gewinnen kann, dann gilt jedenfalls die Wiederwahl Michael Häupls jetzt schon als gesichert. Marek kann ja als Mitglied einer großen Koalition gar nicht anders, als sich auch in Wien großkoalitionär zu verhalten. Als Politikerin vom linken Rand der ÖVP ist sie überdies auch ideologisch weit weg vom Gedanken, dass es auch eine Mehrheit jenseits von Rot beziehungsweise Rot-Grün geben könnte. Kein Zufall ist es daher auch, dass sich ausgerechnet Erhard Busek in den letzten Stunden für sie stark gemacht hat.

Die ÖVP ignoriert dabei die massive Anti-SPÖ-Stimmung in Wien und die katastrophalen Imagewerte für das einstige Zugpferd Häupl. Sie gibt die Stadt einfach auf.

Marek wird auch ein neuerlich Test dafür sein, dass geschlechtsbezogene Kandidaturen keine einzige Stimme mehr bekommen. Feministische Argumente werden nur zwischen Politikerinnen, Journalistinnen und einer kleinen Szene,  die vom diesbezüglichen Trend lebt, hochgehalten. An der Wahlurne gibt es nicht den geringsten Beweis für deren Wirksamkeit.

Marek ist überdies in den letzten Wochen auch zu einer Repräsentantin einer der allerübelsten Usancen dieser Regierung geworden: den Missbrauch öffentlicher Gelder für Partei-orientierte Werbung. Was vor allem über Werber Faymann begonnen hatte (siehe den an strafrechtliche Untreue grenzenden Missbrauch von ÖBB- oder Asfinag-Geldern) und dann von fast allen SPÖ-Ministern fortgesetzt wurde, wird nun insbesondere durch Christine Marek auch in der ÖVP-Mannschaft praktiziert. Dass sie dabei Mittel des Familienlastenausgleichsfondes recht zweckwidrig einsetzt, ist doppelt unerfreulich.

Und Marek ist letztlich auch ein Signal, dass der ÖVP Wirtschaftskompetenz gleichgültig ist, dass sie im Zweifel - entgegen einigen einsamen mutigen Akzenten von Finanzminister Josef Pröll, die bei ihm eine neuerworbene Wirtschaftskompetenz demonstrieren - lieber auf das Ticket einer Soziallizitatorin setzt. Damit passt Marek erst recht ins Team rund um Häupl.

Viel  Glück auf diesem Weg . . .

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Intelligenz+Charakter=Faymann. Isn't it? drucken

Ein Interview von Werner Faymann ist immer eine erquickende Studie an Intelligenz und Charakter.

So hat er nun in einer der von SPÖ-Kreisen finanzierten Zeitungen vorgeschlagen, als Antwort auf das jüngste kreuz-feindliche Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichthofs das Kreuz in den Schulklassen in die Verfassung aufzunehmen. Das ist erstens ziemlich schleimig für einen, der einst wilde Demonstrationen gegen einen Papstbesuch in Wien angeführt hat (zum Unterschied von den ebenfalls peinlichen Jugendsünden einiger aus dem rechten Lager aber nie auch nur den Versuch einer nachträglichen Distanzierung oder Entschuldigung unternommen hat). Und das ist zweitens juristischer Unsinn. Denn die Bindung an den Menschenrechtsgerichtshof kann auch nicht durch die Verfassung unterlaufen werden. Überdies hat das Konkordat (wo die Kreuze drinnenstehen) ohnedies Verfassungsrang.

Charakterlich demaskierend ist auch seine Antwort auf die Frage nach Wolfgang Schüssel und Alfred Gusenbauer, also nach den beiden europaweit als interessante  Alternativen für die neu zu besetzenden EU-Spitzenfunktionen gehandelten Österreichern: "Ich würde mich sofort für beide vehement engagieren, wenn sie genannt werden und Chancen haben."

Das heißt also: Faymann "würde" nur, er hat aber nicht. Er hat keinen von den beiden von sich aus vorgeschlagen - obwohl europaweit derzeit Regierungschefs herumlaufen und ihre eigenen Landsleute in Stellung bringen. Ist dieses Verhalten Faymanns eigentlich nur mies - oder ist es rationale Angst vor der Tatsache, dass ihm beide Vorgänger in jeder Hinsicht überlegen sind? Und man sie daher am liebsten totschweigt.

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Ein bürgerliches Trauerspiel zu Wien drucken

Johannes Hahn hinterlässt einen Scherbenhaufen. Ein abtretender Politiker hat nämlich nur dann sein Haus gut bestellt, wenn die Nachfolge glatt über die Bühne geht. Das gelingt ihm aber in keiner seiner Funktionen.

Das zeigt sich in den letzten Stunden besonders in der Wiener Volkspartei. Hahn hat im Wiener Apparat (wobei "Apparat" schon viel zu groß klingt für diesen geschrumpften  Kleinverein) keine einzige Persönlichkeit großgezogen, die zu einer Nachfolge imstande wäre. Statt dessen zerfleischt sich die Wiener Volkspartei. Nun präsentiert sich schon der dritte Kandidat - Tage nachdem man glauben konnte, die üblichen Grabenkämpfe könnten diesmal rascher als sonst überwunden worden sein.

Wer von den beiden nun im Ring stehenden Kandidaten besser ist, ist extrem schwer zu beantworten. Für Harald Himmer spricht zumindest, dass er außerhalb der Politik Erfolg hatte - und dass er daher auch noch keinen politischen Fehler begehen konnte. Bei ihm weiß man wenigstens noch nicht so recht, wie er die Wiener Partei positionieren wird, was eine Resthoffnung schafft, dass er besser spürt als Hahn, wo die die vielen Bürgerlichen Wiens zu finden sind.

Christine Marek ist schon durch die Art ihrer publizistischen Präsentation politisch weitgehend verbrannt: Steht Sie doch als Kandidatin des großkoalitionären und Raiffeisen-geführten Flügels da, was sicher das falscheste Rezept für Wien ist. Überdies hat sie durch ihr zögerliches Verhalten in den letzten Takten nicht gerade Mut und Leadership gezeigt. Und inhaltlich hat sie sich primär als Sozial-Lizitiererin profiliert, während man bei Himmer auf die dringend benötigte Wirtschaftskompetenz hoffen kann. Und ihre wertorientierte Familienkompetenz zeigt sich erst seit wenigen Tagen.

Es wird jedenfalls noch lustig werden. Zum Zuschauen.

Wenig lustig wird es auch für den Nachfolger Hahns im Wissenschaftsministerium. Denn es ist eigentlich ein unglaublicher Skandal, wenn ein abgehender Minister die gesamte strategische Dispositions-Reserve nicht nur fürs nächste, sondern auch schon fürs übernächste Jahr vergibt. Noch dazu völlig sinnlos - nur um einigen linken Studenten das Signal zu schicken, dass sie den Staat locker in die Knie zwingen können. Der Nachfolger hat null finanziellen Spielraum - und steht auch politisch von vornherein ziemlich lächerlich da.

Ganz abgesehen davon, dass es eher unverständlich ist, warum die letzten verfügbaren Mittel nur für die Lehre und nicht für die Forschung ausgegeben werden. Dies ist vor allem deshalb absurd, da die Engpässe im Lehr-Bereich bei den überflüssigsten, aber von Zehntausend Studenten als Alternative zum AMS heimgesuchten Studienrichtungen bestehen: wie etwa bei Publizistik oder Politikwissenschaft.

Und wenn Hahn schon Geld in der Lade hatte: Warum hat er sich dann eigentlich ein paar Monate davor die Blamage mit der Kündigung des Cern-Vertrages eingehandelt, die er dann beschämt unter Druck der SPÖ zurücknehmen musste?

Und wenn nun offenbar die Bundespartei eingreifen will: Warum hat sie eigentlich der Agonie der letzten Jahre tatenlos zugesehen?

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Kyoto: Das wahre Desaster drucken

Österreich steht nun als einziger Sünder in der EU am Pranger. Es wird seine Kyoto-Ziele nicht erreichen: eine Nachricht, die für viele schmerzlich klingt, auf die man im Grund aber schon jahrelang gewartet hat. Dies freilich nicht, weil Österreich so umweltverschmutzend ist, sondern weil es so umweltfreundlich war und ist – aber auch verlogen.

Wie das? Österreich war beim klassischen Umweltschutz schon lange ein Spitzenreiter, bevor 1997 die Kyoto-Ziele vereinbart worden sind, den CO2-Ausstoß deutlich unter das Niveau von 1990 zu senken. Aber genau diese alte Vorzugsschüler-Rolle hat dem Land seither geschadet: Denn es war nur schwer möglich, jenes Niveau noch zu unterbieten. Dennoch hat sich Österreich damals und in der Folge in die verlogene Position begeben, wieder einmal besonders vorbildliche Ziele zu haben.

In Kyoto hatten sich die teilnehmenden Industrieländer verpflichtet, ihre – angeblich – für die globale Erwärmung relevanten Emissionen (vor allem CO2) um 5,2 Prozent zu verringern (wobei die USA wohlweislich nicht mitgemacht haben). Dabei ging man aber von dem viel niedrigeren Niveau 1990 aus, das 1997 von vielen bereits weit übertroffen war. Der EU genügte dieses ambitionierte Ziel noch immer nicht: Sie versprach ein Minus von 8 Prozent. Und Österreich genügte auch das noch immer nicht: Es versprach sogar ein Minus von 13 Prozent.

Wie konnte es zu all dem kommen? Ganz einfach: Bei solchen internationalen Konferenzen sitzen neben den Diplomaten (die meist gar keine eigene Meinung haben) in der Regel nur die zuständigen Fachminister, also in diesem Fall die Umweltminister. Und die freuen sich natürlich, wenn sie unter sich sind und sich gegenseitig an verbalen Ambitionen übertreffen können. Die Anbindung an die Realitäten und die wirtschaftlichen Gegebenheiten ist da offenbar nicht mehr so wichtig. Jedenfalls viel weniger als im innerstaatlichen Willensbildungsprozess.

In der Tat lobten sich Österreich und die zuständigen (schwarzen) Minister nachher lange für diese hehren Vorgaben – wobei natürlich den Grünen und den einschlägigen NGOs sowieso alles immer zuwenig war.

Nur vergaßen die Österreicher wie auch die Umweltminister Bartenstein, Pröll, Berlakovich eine Kleinigkeit: die Kluft zwischen unrealistischen Ankündigungen und widerspenstigen Realitäten zu schließen. Denn dazu hätte man sehr unpopuläre Maßnahmen setzen müssen – und schließlich will jede Partei wiedergewählt werden.

Sie vergaßen aber noch etwas zweites: Während sich etwa die USA bis heute – trotz aller Obamania – zu nichts Verbindlichem verpflichtet haben, muss Österreich auf Grund des EU-Rechts fette Strafen in Milliarden-Dimensionen zahlen, wenn es seine Ziele nicht erreicht.

Während die Deutschen ihr (noch höheres) Ziel leicht erreichen konnten, weil sie viele (meist sehr energieintensive und -verschwenderische) Industrien in den neuen Bundesländern sowieso zusperren mussten, gab es in Österreich nichts zum Zusperren. Der industrielle Energie-Standard war schon 1990 sehr effizient. Daher hätte jede weitere Maßnahme den zusätzlichen Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet, etwa in der Zement- oder Stahlindustrie. Oder das schlichte Verbot des Autofahrens. Oder die Zerstörung des Stadtbildes, indem man die schönen Gründerzeitbauten in dicke Wärme-Isolierplatten gehüllt hätte.

Gewiss wäre die Bilanz eine Spur besser gewesen, wenn der öffentliche Nahverkehr – etwa durch eine Privatisierung der ÖBB – effizienter geworden wäre. Gewiss wäre die Bilanz auch besser gewesen, wenn man mit viel höheren Mauten auf Brenner & Co den Transitverkehr reduziert hätte. Aber das verhindern wieder andere EU-Regeln.

Natürlich schadet Österreich – wenn man diese Kyoto-Ziele schon unterschrieben hat – auch der Verzicht auf Atomkraftwerke, die ja eine viel bessere Kyoto-Bilanz haben als etwa Gaskraftwerke. Auch schadet die Tatsache, dass hierzulande fast alle Wasserkraftwerke schon vor 1990 gebaut worden sind, dass also die mit Wasserkraft erzielbaren Einsparungen gleichsam schon in der Vor-Kyoto-Zeit konsumiert waren. Dazu kommt, dass dieselben Grünen und NGOs auch jedes Wasserkraftwerk vehement bekämpft haben, die sich jetzt über Österreichs schlechte Kyoto-Bilanz so erregen.

Der Ausbau von Alternativenergien in der derzeit üblichen Form ist jedenfalls ein Irrweg. Solar- und Windkraftwerke sind noch lange nicht konkurrenzfähig, sondern brauchen massive Subventionen (auf Kosten aller Stromkonsumenten). Sie liefern den Strom auch nur sehr unregelmäßig, sodass man all ihre Energie fast nicht direkt ins Netz speisen kann, sondern meist nur über den Umweg eines riesigen Wasserkraftwerkes samt Speicher irgendwo in den Alpen.

Und von der Landschaftsverschandelung durch Windkraftwerke wird offenbar gar nicht mehr geredet. Sie sind zweifellos heute schon der flächenmäßig größte Eingriff in Europas Naturlandschaften. Was interessanterweise all jene nicht stört, die sonst Kampagnen für jeden Frosch-Laichplatz inszenieren.

Die einzige wirkliche positive Auswirkungen auf die heimische CO2-Bilanz hatte ein sehr negatives Ereignis: die Wirtschaftskrise. Diese hat zu deutlichen Reduktionen im Energie-Verbrauch geführt. Sollen wir uns nun wünschen, dass die Krise bis 2012 anhält, damit Österreich doch noch unbestraft davonkommt?

Wir sollten uns wohl etwas ganz anderes wünschen: Politiker, die nicht ob kurzfristigen Beifalls ihren gesunden Menschenverstand aufgeben, die vor allem längerfristig denken – auch bis zu jenem Zeitpunkt, da sie populistische Verpflichtungen eingehen. Aber über den nächsten Wahltag geht ihr Denken ja fast nie hinaus: In der Kyoto-Frage genauso wenig wie in der Pensions- und Hacklerfrage. Zugleich versprechen sie – immer nur langfristig – unhaltbare Steigerungen der Budgetausgaben, etwa für Forschung, Wissenschaft, Kindergärten,  Grundsicherung, Entwicklungshilfe.

Das alles hält den jetzigen Umweltminister nicht davon ab, für die Nach-Kyoto-Phase schon wieder weitere gigantische CO2-Reduktionen durch die EU und damit auch Österreich anzukündigen. Dies freilich in der Gewissheit, dass die Versprechungen erst zu einem Zeitpunkt fällig werden, wenn schon längst ganz andere an der Macht sind.

Zu vermessen wäre wohl der Wunsch, dass wir Politiker bekämen, die sich die Grundlagen der ganzen CO2-Hysterie einmal sehr kritisch anschauen – und sich nicht blind von all jenen da hineinhetzen lassen, die selbst davon profitieren.

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Hallo, regiert da wer? drucken

Hallo, regiert da noch wer? Diese Frage muss man sich täglich derzeit schon mehrfach stellen.

Etwa wenn den Beamten von Regierungsseite schon vor Bekanntgabe einer einzigen Forderung eine Gehaltserhöhung in Aussicht gestellt wird, obwohl eigentlich alle objektiven Zahlen für ein Einfrieren, ja eigentlich sogar ein Gehaltsminus sprechen. Dieses Minus hat man ja auch in etlichen europäischen Ländern zu realisieren gewagt.

Etwa wenn sich im gleichen Zeitpunkt, da fast alle vor einer massiven Zunahme von Arbeitslosigkeit warnen, Umweltminister Nikolaus Berlakovich als europäischer Vorkämpfer für noch höhere Lasten auf die Industrien der EU-Länder etabliert. Hoffentlich tut er das im zumindest subjektiv ehrlichen Glauben an all die furchtbaren Gefahren eines angeblich von der Menschheit verursachten Erwärmungstodes der Welt.

Aber Berlakovich ignoriert jedenfalls die Tatsache, dass die EU-Länder und Österreich im besonderen schon in der Vergangenheit massive Vorleistungen erbracht haben, deren weitere Steigerung weder ökonomisch noch demokratiepolitisch umsetzbar ist. Und dass die prophezeite menschengemachte Wärmekatastrophe entweder global eintritt – oder dass sie in der prophezeiten Form überhaupt sehr unwahrscheinlich ist. Was ja Zehntausende Naturwissenschaftler meinen, die freilich von den meisten Medien weniger gerne angehört werden als ein ehemaliger US-Vizepräsident, die UNO oder ein Potsdamer Klimaalarminstitut.

Etwa wenn eine ÖAAB-Generalsekretärin, also eine relativ hochrangige Angehörige einer Regierungspartei, namens Beatrix Karl in Zeiten wie diesen nach dem Ausbau weiterer Arbeitnehmerrechte ruft. Als ob nicht längst klar wäre, dass jeder solche Ausbau weitere Jobs vernichtet. Ihr Argument, dass es da rund um die Dienstfreistellung bei Krankheitsfällen eine Ungleichbehandlung zwischen Arbeitern und Angestellten gibt, könnte ja auch zum gegenteiligen Schluss führen: Gleichstellung kann nicht nur mit Verbesserungen, sondern auch mit Verschlechterungen hergestellt werden. Man könnte freilich auch eine Verbesserung in diesem Punkt beschließen, wenn es dafür einen Gegenzug in anderen Bereichen gäbe, etwa in Richtung mehr Flexibilität (bei Überstunden-Durchrechnung, Kündigungen, Versetzungsschutz und Kurzarbeit) – denn nur so entstehen mehr Jobs. Aber davon spricht Karl nicht.

Etwa wenn niemand, auch kein Wissenschaftsminister als Aufsichtsorgan, etwas dabei findet, dass die Hochschülerschaft die Zwangsbeiträge aller Hochschüler an die rechtswidrigen Besetzer von Hörsälen weitergibt. Ein klassischer Fall von Untreue.

Freilich: Sie befinden sich damit in schlechter Gesellschaft von Rektoren, also jenen Menschen, die selbst die Unis regieren sollten. Insbesondere gilt das für jenen der Uni Wien, der die ohnedies längst schwer dezimierten Besetzer des Audimax weiterhin mit Strom wie Heizung auf allgemeine Kosten versorgt. Nicht zu vergessen ist auch der Gratis-Internet-Anschluss (über ein örtliches W-Lan), damit die Damen und Herren Besetzer ungehindert ihre Agitation fortsetzen können. An Untreue grenzt es aber auch, wenn weder Minister noch Rektoren den geringsten Versuch unternehmen, die Beschädiger öffentlichen Eigentums auch nur namhaft zu machen.

(Dazu auch eine Fußnote zu den Freiheitlichen: Während bei ihnen wenigstens die Jugend gegen die „Spende“ an die Besetzer protestiert, agitiert Wissenschaftssprecher Martin Graf ungebremst im Sinn der Besetzer als der Vorkämpfer einer zugangsfreien Uni. Auch keine Alternative, die mehr Regierungskraft verspräche.)

Josef Pröll als letzter Hüter der Finanzen hätte nun viel Führungs- und Handlungsbedarf. Auch in seiner eigenen Partei. Diese Aufgabe ist angesichts eines wirtschaftspolitisch ahnungslosen Bundeskanzlers nicht gerade leicht. Pröll ist freilich selber mitschuld am mangelnden Bewusstsein auch seiner Parteikollegen um die katastrophale Lage der Staatsfinanzen, hat er doch soeben Jubelmeldungen über die Wirtschaftsentwicklung hinausposaunt (sie soll - als Produkt der massiven Verschuldung - im kommenden Jahr um ein mageres Prozent steigen, was in Wahrheit viel zuwenig ist, um die Arbeitslosigkeitszunahme abzubremsen). Und das am gleichen Tag, da Angela Merkel ihre Wähler darauf einstimmt, dass die Zeiten überall härter werden, dass 2010 schlimmer als 2009 wird.

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Fußnote 18: Lehrstunden in Moskau drucken

Werner Faymann ist in Moskau – ausgerechnet mit seinem Lieblings-Burgenländer fürs ganz Grobe und für die Medien: Josef Ostermayer. Da können die beiden ja noch etliches lernen. So brauchen die russischen Machthaber keine Steuermittel und irgendwelche Tricks, um Medien zu bestechen oder zu säubern. Dort werden aufmüpfige Journalisten einfach umgebracht. Ist doch billiger!

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Die neuen Tricks der Drogendealer drucken

Drogensüchtige finden immer neue raffinierte Wege, sich Stoff zu besorgen. Dasselbe tun Politiker und Gewerkschafter in ihrer Sucht nach immer noch mehr Geld und Schulden und in ihrer Angst vor den Schmerzen einer Entziehungskur namens Sparen. Die neuesten, in den letzten Tagen präsentierten Tricks der Drogendealer heißen: Transaktionssteuer, Arbeitsmarktpaket, neue Konjunkturpakete.

Diese „Pakete“ sind aber lediglich besser klingende Mogelpackungen, um Schulden zu machen, um heutige Probleme zu Lasten der ohnedies schon längst fragwürdigen Zukunft zu lösen. Die Begründung, dass dadurch die Arbeitslosigkeit bekämpft würde, hören wir seit vielen Jahrzehnten. Mit dem Ergebnis, dass wir seither Arbeitslosigkeit UND ständig steigende Schulden (mit Ausnahme der Schüssel-Grasser-Jahre) haben.

Arbeitslosigkeit kann langfristig gar nicht mit ständig neuen Schulden bekämpft werden. Arbeitslosigkeit hat andere Ursachen: ein überhöhtes Lohnniveau (das immer mehr Industrien aus Österreich vertreibt), Kündigungsbeschränkungen (die Arbeitgeber davon abhalten, neue Mitarbeiter aufzunehmen) und zu hohe Lohnnebenkosten (als Folge der Überalterung und der Verschwendungen im Pensionssystem – etwa durch Hacklerregelungen und Witwerpensionen für Kinderlose – sowie im Gesundheitssystem – etwa infolge der von Ländern und Sozialpartnern verursachten Kompetenzvielfalt).

Auch die Konjunktur kann nicht dauerhaft mit Schuldenpaketen bekämpft werden. Vor allem dann nicht, wenn der Staat auch in Zeiten der Hochkonjunktur keine Rücklagen anlegt. Vor allem deshalb nicht, weil diese Schulden die Zinsen für die Unternehmen in die Höhe treibt, obwohl diese in aller Regel das Geld viel effizienter ausgeben würden als der Staat.

Weil alles nicht dauerhaft funktioniert, weil der etwa jetzt in Deutschland propagierte Schmäh „Schulden über Wachstum decken“ nie zum Ziel führen wird, werden die Staaten süchtig nach einer Alternativdroge: Die heißt Steuererhöhungen.

Als erstes reden sie nun von der Finanztransaktionssteuer. Diese solle nur grenzübergreifende spekulative Veranlagungen treffen. Klingt harmlos und trifft ja nur böse Finanzhaie.

Ein völliger Unsinn. Denn es ist absolut unmöglich, vermeintlich „gute“ von vermeintlich „bösen“ Überweisungen zu trennen.

Einfaches Beispiel: Wenn Geld von Österreich nach Ostasien fließt, kann das dem Kauf von Investitionsgütern genauso dienen wie der spekulativen Annahme, dass der überbewertete Euro demnächst abwerten muss, wogegen beispielsweise die Verwalter von Lebensversicherungen (=die Bösen) ihre Kunden schützen wollen.

Nicht einmal ein Joint venture von Stasi, KGB und CIA wäre imstande, die Billionen von Zahlungsvorgängen jeweils genau daraufhin zu überprüfen, ob sie eine gute (steuerfreie) oder eine schlechte (steuerpflichtige) Zahlung sind.

Daher wird man sehr bald die Finanztransaktionssteuer auf alle Überweisungen (einschließlich die der sogenannten Realwirtschaft, die Konsum- und Investitionsgüter erzeugt) ausdehnen müssen. Womit natürlich niemand anderer als der Konsument die Rechnung zahlt, den man angeblich verschonen wollte.

Zweitens wird es wie bei jeder neuen Steuer massive und nur die Politiker überraschende Steuervermeidungsreaktionen legaler wie illegaler Art geben. Die illegale wird darin bestehen, dass sich irgendwo in der Welt – Singapur, Bermudas, Shanghai, Bahrain oder sonst wo – plötzlich gigantische Summen von Fluchtkapital sammeln werden.

Dann wird es halt keine besteuerbaren Geldflüsse von Europa nach China geben, sondern eine Bank in Singapur wird den diskreten Auftrag erhalten, einer anderen Bank in Singapur einen bestimmten Betrag zu zahlen. Diesem Prozess ist ohnedies schon durch die Aktion scharf des letzten deutschen Finanzministers gegen Vermögen der Weg bereitet worden, die sich hinter europäischen Steuergeheimnissen verstecken.

Und wer meint, dass man halt einfach alle jene Steuerinseln unter Druck setzen muss, die sich nicht an die im Westen beschlossenen Regeln halten, dann genügt es, sich an Stelle von Singapur die Städte Shanghai oder Hongkong vorzustellen: Denn keine Macht der Welt mehr kann heute China unter Druck setzen (nachdem wir – siehe oben – durch unsere überhöhten Löhne und Steuern schon Millionen an Arbeitsplätzen dorthin exportiert haben).

Im Fall eines solchen Druckversuchs würde eine einzige Reaktion Chinas genügen: Es kauft keine US-Schatzscheine mehr; oder es wirft gar seine rund zwei Billionen Dollar (auf Englisch: Trillions!) ausländischer Papiere auf den Markt. Die US-Regierung und möglicherweise auch etliche Euro-Länder sind daraufhin umgehend bankrott. Weltweit wird niemand mehr diesen Ländern Geld borgen.

Daneben gibt es aber auch noch eine durchaus legale Reaktion, weshalb die von den diversen Finanzministern erhofften Summen ausbleiben werden: Das Volumen der Finanztransaktionen wird rapid sinken. Ein ganzer neuer Berufsstand wird Wege zur Reduktion solcher Transaktionen entwickeln. Wenn derzeit ein und dieselbe Summe ein Dutzend Mal um den Erdball gejagt wird, werden dann halt nur ein oder zwei Transaktionen stattfinden. Der Rest wird vorerst nur auf dem Papier gutgeschrieben. Oder es wird zwischen zwei Geschäftspartnern nur ein monatlicher Restsaldo überwiesen und nicht mehr jede Rechnung. Das erinnert zwar an die komplizierten Tauschhandels-Wege, wie mit den einstigen kommunistischen Ländern gehandelt werden musste. Das erspart aber künftig ganz schön viele Steuern.

Ergebnis: das ganze Traumgebilde wird scheitern und die Staaten werden ganz andere Steuern erhöhen. Weil sie ja nicht sparen wollen oder können.

Schade nur, dass auch der österreichische Finanzminister diesem Traumgebilde der Transaktionssteuer nachjagt. Hat er es doch immerhin binnen eines Jahres in anerkennenswerter Weise geschafft, vom ökonomischen Analphabeten zum wegweisenden Einäugigen unter all den Blinden dieser Bundesregierung zu werden. Hat er doch immerhin den Mut, den neuen „Paket!“-Rufen der süchtigen Gewerkschafter und Wirtschaftskämmerer entgegenzutreten. Vorerst.

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Fußnote 17: Nicht jeder Wechsel ist ein Wechsel drucken

Der Caritas-Generalsekretär wechselt als Geschäftsführer zu den Grünen. Wieso soll das eigentlich ein Wechsel sein? War das nicht schon bisher ein und dasselbe? Die ideologischen Unterschiede der Caritas unter ihrer heutigen Führung und der Linksaußen-Partei sind bisher jedenfalls unbekannt geblieben.

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Der Pilz als Parasit drucken

Im Fall Kampusch kommen endlich die Dinge ins Rollen. Das ist einer vom Innenministerium eingesetzten Expertenkommission zu verdanken, die massive Hinweise auf die Täterschaft mehrerer, bisher nicht verfolgter Personen zusammengetragen hat. Und was tut Peter Pilz: Er schiebt die Vertuschungsversuche der Innenministerin in die Schuhe – obwohl ohne deren Zähigkeit alle Welt weiterhin an den Einzeltäter Priklopil glauben würde. Motto: Frechheit siegt.

Der Grüne betätigt sich damit wieder einmal als bester Pressesprecher der SPÖ. Seine Motive für diese absolute Treue zu einer ihm theoretisch fremden Partei sind freilich offen. Das mag die Erkenntnis sein, dass er auf diesem Weg am leichtesten ständig in den ORF kommt; das mag dankbare Erinnerung daran sein, dass ihn einst Heinz Fischer als linken „Wissenschafter“ heftig aus Steuermitteln unterstützt hat; das mag die Vorleistung auf eine erhoffte rot-grüne Koalition sein (die freilich vom Wähler bisher standhaft verhindert worden ist).

Jedenfalls war Pilz bei einschlägigen Aktionen noch nie so unverfroren wie diesmal. Denn diesmal argumentiert er nicht einmal mehr mit einem Viertel Wahrheit, sondern zu hundert Prozent gegen die Wahrheit.

Das einzige, was an den Pilzschen Vorwürfen stimmt, ist die Tatsache, dass es im Bereich der Polizei zu sensationell peinlichen Fehlern bei den Erhebungen zur Kampusch-Entführung gekommen ist. Die aber waren unter SPÖ- und ÖVP-Ministern passiert, während erst unter den ÖVP-Ministern jene Untersuchungskommission eingesetzt worden ist, welche die Polizei-Pannen aufgezeigt hat.

Es war auch einzig diese Innenministeriums-Kommission unter den ehemaligen Präsidenten oberster Gerichtshöfe, Adamovich und Rzeszut, welche die massiven Indizien auf weitere Täter zusammengetragen hat.

Es war hingegen eine sozialdemokratisch geführte Oberstaatsanwaltschaft, welche sich geweigert hat, die notwendigen Erhebungen in Auftrag geben zu lassen. Welche die absolute Untätigkeit der Staatsanwaltschaft voll gedeckt hat.

Es war die SPÖ-Ministerin Maria Berger, die sich bis zuletzt geweigert hat, ihrerseits die – faule oder böswillige – Staatsanwaltschaft in Bewegung zu setzen. Und ganz zufällig war es gleichzeitig der Lebensgefährte der Maria Berger, der sehr von der Blindheit der Staatsanwaltschaft angesichts einer sehr substantiellen Anzeige einer Richterin wegen Dokumentenmanipulation abhängig war.

Es war ein Netzwerk von SPÖ- und rathaus-nahen Beratern Kampuschs, das überall interveniert hat, damit es keine weiteren Erhebungen geben soll. Der Grund der Bremsversuche  war offenbar die junge Frau selbst, die aus noch nicht ganz klaren Motiven strikt dagegen war und ist, dass nach den offensichtlich vorhandenen Mittätern gefahndet wird.

Es waren in aller Bescheidenheit der Andreas Unterberger und dann auch ein „Presse“-Kollege, die seit Jahr und Tag unter Aufzählung vieler Beweise – gestützt auf Adamovich/Rzeszut – als einzige verlangt haben, dass die Staatsanwaltschaft endlich den massiven Hinweisen nachgeht, dass es im Fall Kampusch mehr als einen Täter gegeben haben muss. Sie taten dies übrigens unter hämischen Kommentaren der übrigen Medien, die lange den Beteuerungen der Staatsanwaltschaft geglaubt haben, dass ohnedies alles untersucht worden sei, und die lieber das Lied von der armen Kampusch gesungen haben, die man nicht in Ruhe lässt.

Wenn sich diese Medien nun plötzlich als Aufdecker gebärden, die immer schon von weiteren Tätern gewusst haben wollen, dann ist das die im Mediensektor verbreitete Niedertracht. Wenn ein Peter Pilz sich nun als Buchautor kommerziell betätigen und selbst als Verbrechensjäger profilieren will, dann ist das mehr als eine Chuzpe. Dann gleicht das in der Natur einem parasitären Verhalten. Noch dazu, wenn er ausgerechnet Maria Fekter anschütten will, ohne die es niemals zur neuen und offenbar erfolgversprechenden Jagd auf mutmaßliche Mittäter gekommen wäre. Die überdies eine der ganz wenigen Respekt einflößenden Minister dieser Regierung ist. Und die es etwa auch übertünchen muss, dass die ÖVP im Bereich Justizpolitik seit Michael Graff nicht mehr vorhanden ist.

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1989: Jahr der europäischen Freude und der österreichischen Schande drucken

Es sind ergreifende Bilder, die uns derzeit überall an den Fall der Mauer und den Zusammenbruch der Diktaturen im Osten Europas erinnern. Jenseits der Event-Berichterstattung wird aber rundum allen unangenehmen Wahrheiten aus dem Weg gegangen. Vor allem von denjenigen, die in Hinblick auf ein anderes Mega-Verbrechen der Geschichte den Vorwurf der „unbewältigten Vergangenheit“ zu ihrem politischen Hauptberuf gemacht haben. Erfolgreich sind die Geschichtsverdränger auch in Hinblick auf österreichische Fehlleistungen.

Denn nirgendwo wird an das blamable Fehlverhalten von SPÖ und ÖGB rund um den Zusammenbruch des Kommunismus auch nur erinnert. Von Anton Benya bis Franz Vranitzky finden sich in den alten Akten aber demonstrative Solidaritätssignale an die alten Diktatoren. Und zwar auch zu einem Zeitpunkt, da politische Intelligenz schon die schweren Erschütterungen im osteuropäischen Gebälk erkennen konnte.

So hatte der ÖGB am Beginn  der 80er Jahre die Beziehungen zu den offiziellen Staatsgewerkschaften in Polen forciert und betont - obwohl damals die Solidarnosc, die frei gegründete Oppositionsgewerkschaft, schon Millionen Polen mobilisiert hat. Aber ÖGB-Chef Anton Benya waren unabhängige Gewerkschaften offenbar ein Gräuel.

Ebenso peinlich war das Festklammern von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Franz Vranitzky an der stalinistischen Führung der Tschechoslowakei. Er war der allerletzte Politiker der Welt, der noch Ende Oktober 1989 den tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Ladislav Adamek zu einem offiziellen Besuch empfing. Was in den tschechoslowakischen Medien als Signal „noch besserer Beziehungen zu Österreich“ und „gegenseitigen Respektes“ gefeiert wurde. Und bei Vranitzky Lob für die „gutnachbarschaftlichen Beziehungen“ auslöste, so wie er ein Jahr vorher bei einem Prag-Besuch von einer „grundlegend positiven Einstellung Österreichs gegenüber der CSSR“ gesprochen hatte.

Im Oktober 1989 waren hingegen Ungarn und Polen bereits in kleinen Schritten ins demokratische Lager gewechselt (aus Österreich haben sich freilich nur Erhard Busek, Alois Mock und die Paneuropa-Bewegung für die demokratischen Vorkämpfer engagiert). Und einen Monat später war die Friedhofsruhe der Prager Altkommunisten von der samtenen Revolution hinweggefegt gewesen.

Auch der Fall der Mauer löste bei Vranitzky seltsame Reaktionen aus. Denn er formulierte: „Für Österreich sei es wichtig zu erkennen, dass die helfenden und zusammenarbeitenden Hände in Richtung Osteuropas ausgestreckt werden müssen; dies gelte insbesondere für die DDR, einen der wichtigsten Handelspartner Österreichs. Es gelte, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die gute Außen- und Wirtschaftspolitik fortzusetzen“. Das alles NACH dem Fall der Mauer. Dementsprechend dauerte es auch bei der DDR nicht lange, und es gab keinen Partner mehr für diese „gute“ Außenpolitik. Und eine gute Wirtschaftspolitik der DDR hat außer Vranitzky auch schon vorher niemand gesehen.

Diese DDR-Liebe war in der SPÖ aber nicht nur auf Vranitzky beschränkt. So schrieb der damalige österreichische Botschafter Fritz Bauer, ein deklarierter SPÖ-Mann, in seinen Erinnerungen: „Wir haben weder gegen die Wiedervereinigung agitiert, noch haben wir sie in einem gewissen Zeitpunkt besonders begrüßt.“  Deutlicher geht es bei einem Diplomaten kaum.

Der Ex-Banker und Ex-Androsch-Sekretär Vranitzky war aber nicht lernfähig. Er beging 1991 beim Zerfall Jugoslawiens noch einmal denselben Fehler: Er lud noch im März den jugoslawischen Ministerpräsidenten Ante Markovic nach Österreich und lobte ihn als den „offiziellen Ansprechpartner Österreichs“, während in Slowenien und Kroatien schon die Vorbereitungen zur Unabhängigkeit in vollem Gang waren. Worüber alle Welt berichtete.

Vranitzky jedoch empfahl den damaligen Teilrepubliken Jugoslawien, sich zu einigen und unterstrich: „Jugoslawien ist für Österreich ein guter und geschätzter Nachbar.“ Er tadelte sogar seinen Parteifreund Peter Jankowitsch, einen wirklichen und undogmatischen Außenpolitik-Experten, der als Staatssekretär damals eine Internationalisierung der jugoslawischen Krise empfohlen hatte. Vranitzky zufolge waren das hingegen alles interne Angelegenheiten Jugoslawiens. Eine katastrophale Fehleinschätzung, die am Rande Mitschuld daran trug, dass Belgrad  im Sommer des Jahres den Krieg wagte, der Hunderttausenden das Leben gekostet hat.

Es gibt also gute Gründe, weshalb die Vergangenheitsbewältigung der SPÖ in der Regel bei 1945 aufhört. Alles Spätere wird einfach ignoriert. So wie Österreichs Schülern die Tatsache meist vorenthalten wird, dass der Kommunismus weltweit im Lauf der Jahrzehnte mindestens 80 Millionen Todesopfer auf dem Gewissen hat. Ähnlich ignorieren die Sozialdemokraten und die Armin Wolfs unserer Medien, die heuer ständig und freudig ein Ende der Marktwirtschaft verkündet haben, dass der Kommunismus vor allem an seinem völligen wirtschaftlichen Versagen kollabiert ist.

Haben sich in der SPÖ – nachdem man aufrechte Demokraten wie Franz Olah ausgeschlossen und verfolgt hat – offenbar die alte Gemeinsamkeiten mit den Kommunisten ausgewirkt? Immerhin haben die Sozialdemokraten sehr rasch alt-, reform-, exkommunistische Parteien in ihre Internationalen Verbände aufgenommen. Und immerhin nimmt jetzt der SPD-Ministerpräsident in Brandenburg vier ehemalige Stasi-Agenten in die neue Landesregierung auf. Also Menschen, die ihre Umwelt ausspioniert und der brutalen Verfolgung des Regimes überantwortet haben.

Das ist im Grunde nicht viel anders, als hätte man einst Gestapo-Agenten in eine Regierung aufgenommen. Bruno Kreiskys hatte zwar zeitweise vier bekannte Ex-Nazis in seiner Regierung. Aber zur menschlichen und moralischen Widerlichkeit eines Gestapo- oder Stasi-Agenten ist da noch ein weiter Weg.

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Fußnote 15: Ungräflich drucken

Irgendwie schafft es die Opposition im letzten Moment fast immer, die Fehlleistungen der Regierung noch zu übertreffen. Dies bewies etwa der Freiheitliche Martin Graf bei einem Fernseh-Interview in Hinblick auf die Hörsaalbesetzer. Empfahl er den Studenten doch glatt, Bundeskanzleramt und Parlament zu besetzen. Der gute Mann ist wohlgemerkt einer der Parlamentspräsidenten. Er will offenbar die grüne Kampagne bestätigen, dass er eine Gefahr für die Republik ist.

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Wie viel Dummheit ist erlaubt? drucken

Ich habe immer wieder Politiker gegen allzu pauschalierende und verächtliche Angriffe zu verteidigen versucht. In zweierlei Hinsicht muss man heute aber ehrlicherweise katastrophale Entwicklungen feststellen: Erstens bei der wohl nur noch als politische – nicht persönliche – Korruption einzuordnenden immer massiveren Verschiebung öffentlicher Mittel (von Ministerien, ÖBB, Asfinag, ÖIAG und insbesondere Gemeinde Wien) zu bestimmten Medien, um deren Wohlwollen zu kaufen. Und Zweitens bei der progressiv zunehmenden Dummheit und Ahnungslosigkeit.

Die Korruption ist im Tagebuch schon mehrfach aufgespießt worden. Die schlichte Dummheit hingegen ist gerade in letzter Zeit massiv und in erschreckendem Umfang zutage getreten.

Da forderte vor kurzem Gesundheitsminister Alois Stöger eine Verdoppelung der Kapitalertragssteuer von 25 auf 50 Prozent. Was nicht nur verfassungswidrig wäre, sondern Österreich auch eine Finanzkrise bescheren würde, die das letzte Jahr total in den Schatten stellt. Tags darauf erklärt er, er habe nicht die Kapitalertragssteuer gemeint, sondern eine Vermögenszuwachssteuer ...

Woraufhin er von seinem Parteichef Werner Faymann wegen des „Vorpreschens mit unausgesprochenen Ideen“ getadelt wurde. Wenige Tage später ist Stöger aber nun von Faymann selbst mit einem solchen Vorpreschen übertroffen worden: Dieser verlangte angesichts der um 20 Prozent angewachsenen Studentenzahlen Zugangsbeschränkungen: Man müsse jetzt diskutieren, welche Regelungen sinnvoll sind bzw. welche geschaffen werden sollten. Als „gutes Beispiel“ nannte Faymann die Fachhochschulen. (Dort gibt es bekanntlich ein striktes quantitatives Limit, wie viel Studenten aufgenommen werden, die auch streng qualitativ ausgesucht werden.) Faymann weiter: Die hohe Anzahl ausländischer Studenten wäre nicht leistbar.

Einen Tag später wurden diese Aussagen nun von seiner eigenen Sprecherin komplett dementiert: Neue Regeln seien „von uns aus nicht beabsichtigt“.

Peinlicher geht’s nimmer. Natürlich ist Faymann unter dem Druck seiner populistischen Funktionäre umgefallen, die hartnäckig glauben, Österreich können wirklich jedem, der will, gratis und ohne Prüfung seiner Fähigkeiten unendlich lang (fast) jedes Fach studieren lassen. Ist das schon abgrundtief dumm, so ist es von Faymann noch dümmer, offenbar nicht zu wissen, wie die Haltung praktisch seiner gesamten Partei zum Thema Studienzugang ist. Und am dümmsten ist es, in der Öffentlichkeit einen Tag lang so und einen Tag später komplett anders zu plauschen.

Und das ist der Bundeskanzler der Republik.

Die ÖVP steht aber auch nicht viel besser da.

Beim Thema ORF etwa hat sie offenbar bis heute nicht begriffen, dass es da in einer pluralistischen Demokratie primär ums Informations-Programm als wichtigstem Marktplatz der Nation gehen muss. Dort findet ja ein komplett rot-grünes Agenda-Setting statt, das ordnungsliberalen und wertkonservativen Positionen absolut keinen Spielraum gibt.

Die ÖVP glaubt hingegen, das zentrale Problem beim ORF sei ein betriebswirtschaftliches. Sie ist offenbar schon glücklich, wenn die extrem schwache kaufmännische Direktorin – die Feigenblatt-Schwarze im ORF – durch einen anderen Schwarzen ersetzt wird, dessen Berufskarriere aber eine journalistische, keine kaufmännische ist. Und wenn dann auf zwei recht unwichtigen Posten der mittleren Etage unabhängige Bürgerliche durch VP-nähere ausgetauscht werden, ist das Ganze auch bestenfalls ein Pyrrhussieg. Höchstwahrscheinlich aber einfach nur dumm.

Unter dieses Stichwort fällt auch das sich hartnäckig haltende Gerücht über ein ÖVP-Regierungsmitglied, dem bei Amtsantritt erst der Unterschied zwischen Lohn- und Einkommensteuer erklärt werden musste. Da das aber nicht beweisbar ist, bleibe der Name ungenannt.

Und die dreifaltige Opposition? Da hilft nur noch der dickste Mantel des allerinnigsten Schweigens. Denn wenn deren Vorstellungen und Pläne verwirklicht würden, würde der Staatsbankrott wohl noch heuer eintreten.

Schließlich doch noch ein Wort zur relativen Verteidigung der Politiker: Es gibt nämlich auch außerhalb der Politik praktisch keine Infrastruktur, in der relevante Beiträge zur Bekämpfung der kleinstaatlichen Versumperung zu finden wären, aus der eine intelligentere Politik erwachsen könnte: Das reicht von den NGOs, den Medien, dem Fehlen von Think tanks bis zu den Universitätsprofessoren, die sich gerade in diesen Tagen mehrheitlich mit dem lächerlichen Forderungskatalog der Hörsaalbesetzer solidarisch erklären (das könnte auch bloße Feigheit sein, ist aber wohl beides).

Selbstkritisch sollte man sich fragen, ob diese Kritik vielleicht überheblich ist. Zum Glück gibt es aber noch internationale Medien, Wissenschafter, Buchautoren, welche die totale alpine Verdummung noch nicht als globales Phänomen erscheinen lassen, sodass man sich dann selber als intellektueller Geisterfahrer vorkommen müsste.

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Unis: Auf dem Weg ins Stadion die gute Nachricht drucken

Man kann die Vorgänge an den Universitäten auch durchaus positiv sehen: Erstmals artikulieren sich nicht nur die radikalen Studenten, sondern zunehmend auch die gemäßigten. Und erstmals gibt es in der SPÖ ein zartes Signal in Richtung Zugangsregelungen für die Universitäten.

Das kontrastiert erfreulich mit dem knieschlotternden – oder opportunistischen – Auftreten vieler Rektoren, Professoren und Politiker wie etwa des Wiener Bürgermeisters. So dumm kann aber keiner aus dieser Gruppe sein, um nicht zu wissen, dass eine Realisierung der diffusen Forderungen aus dem Audimax völlig unmöglich ist, dass ein Nachgeben nur immer neue Forderungen entzünden wird.

Die Forderungen der Besetzer sind nicht nur deshalb absurd, weil viele Parolen der angeblich unabhängigen Studentenbewegung aus der uralten Mottenkiste kommunistischer und linksradikaler Kleingruppen stammen, die es ja seit Jahrzehnten gelernt haben, sich als „unabhängig“ zu tarnen, so wie etwa auch in den Gewerkschaften oder in der ORF-Personalvertretung. Die Forderungen der Besetzer sind auch dort völlig unrealistisch, wo es „nur“ um Geld geht.

Es ist aber genauso lächerlich, wenn die Koalition nun großspurig beschließt, dass im Jahr Schnee, pardon: im Jahr 2020 die Ausgaben für Bildung (von 1,2!) auf 2,0 Prozent des Nationalprodukts steigen werden. Dieselbe Koalition verkündet ja auch regelmäßig, die Forschungsausgaben auf 3,0 Prozent zu erhöhen. Auch ohne Beschluss werden zugleich die Ausgaben für die Pensionen und das Gesundheitssystem ganz automatisch noch viel rascher steigen. Und sogar schon seit 40 Jahren wird ein Ansteigen der Entwicklungshilfeausgaben auf 0,7 Prozent verkündet, nur leider, leider nie erreicht.

Und zugleich will man die Staatsquote unter 40 Prozent drücken. Wer soll da die Politik noch ernst nehmen?

Oder einen Bundeskanzler, der die anderen Ressorts bittet, für die Universitäten zu spenden? Überraschenderweise mit wenig Echo, außer das vielleicht Bauaufträge aus dem Konjunkturpaket auf  Universitätsbauten umgeleitet werden, und dass Forschungsbudgets nun plötzlich Uni-Budgets sein werden. Was prompt anderswo einen Aufschrei auslösen wird.

In die gleiche Reihe der Sinnlosigkeiten gehört die 34-Millionen-Spende des Wissenschaftsministers, deren Verwendung seinen Worten zufolge zwischen Rektoren und Hochschülerschaft fixiert werden soll. Hat Johannes Hahn vergessen, dass die Unis vor kurzem in die Selbständigkeit entlassen worden sind, und zwar mit klaren und gesetzlich festgelegten Entscheidungsstrukturen, in denen sich ein hauptverantwortlicher Universitäts-Rat, aber keine Hochschülerschaft findet?

Aber kaum wird ein bisschen Radau gemacht, wird offenbar voll Panik alles über den Haufen geworfen.

Dennoch zurück zum Vorsatz, auch das Positive zu sehen. Dazu zählen zweifellos die vielen Studenten, die gegen die Besetzer um ihr Recht auf Studieren kämpfen wollen. Sie tun das zum einen in einem spannenden Wettlauf, wer in Facebook mehr Unterstützer findet („Studieren statt Blockieren“ versus „Die Uni brennt“ versus „Ideologie – Raus aus dem Audimax“ versus „Gebt die Sowi Aula frei“).

Sie überlegen aber auch zunehmend, die ohnedies nur recht spärlichen Besetzer aus den Hörsälen zu entfernen. In einer Art Notwehraktion. Das unterscheidet die heutige Studentengeneration von früheren (aus denen übrigens die heutige Professoren-Generation erwachsen ist): Denn früher standen die Gemäßigten meist feige schweigend am Rande, wenn die Linken wieder einmal randaliert haben.

Nicht dass sich jemand wirklich Kämpfe auf den Unis wünschen sollte. Aber heute sind Signale dringend notwendig geworden, dass die Alt-68er von ORF über „Heute“ bis zum Rathaus nicht mehr so tun können, als ob die Audimaxler alle Studenten vertreten.

Auch das Bekenntnis des SPÖ-Vorsitzenden zu Zugangsregelungen lässt aufhorchen. Das wäre zum ersten Mal ein Vorstoß des Werner Faymann, der so etwas wie Entscheidungsmut und Problemverständnis signalisiert. Nun, warten wir mal ab, ob dieser Mut nicht bald von einem verächtlichen Puster des Wiener Bürgermeisters weggeblasen wird, und ob nicht bei der juristischen Konkretisierung der Zugangsregelung die Linkspopulisten der SPÖ wieder die alte Politik durchzudrücken versuchen  (wie man im Audimax glaubt).

Dennoch sei festgehalten: Zugangsregelungen – qualitative wie quantitative – sind eine viel wichtigere, weil wirksamere Medizin für die Leiden unserer hohen Schulen als die ohnedies nur geringen Studiengebühren.

Nur eine Frage bleibt offen: Was machen wir nach der Einführung von Zugangsregeln mit den zahllosen Maturanten, die derzeit nur aus Alternativlosigkeit studieren? Hält es die Gesellschaft aus, dass dann nicht nur 15-jährige Türken, sondern auch 19-jährige Österreicher arbeitslos herumlungern? Oder bleiben einige qualitativ wie arbeitsmarktmäßig schon jetzt unbedeutende, aber überlaufene Studien wie Politik, Publizistik, Theaterwissenschaften oder Geschichte halt als Wärmestube für alle offen, um die schlecht Qualifizierten von der Straße zu holen?

Da sollte man dann doch die Vorlesungen gleich im Stadion machen . . .

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Schwule Ehen: die verlogene Debatte drucken

Die Schwulen-Lobbies wissen nicht so recht, ob sie glücklich oder unglücklich sein sollen. Dasselbe gilt aber auch für die Verteidiger des christlichen Ehebildes. Ist also der Gesetzesentwurf der Justizministerin zum Thema Homosexuellen-Ehe ein passabler Kompromiss?

Das ist er ganz und gar nicht. Denn die heikelsten Fragen sind weiter ungelöst. Dies auch deshalb, weil alle Seiten sich hüten, ehrlich alle Probleme zu diskutieren.

Das beginnt schon bei der vorgesehenen Regelung für den Ort, wo die „eingetragene Partnerschaft“ eingetragen wird. „Bezirkshauptmannschaft statt Standesamt“: Das klingt nach einem Erfolg konservativer Schwulenehe-Gegner.

Nur: Das ist etwa in Wien ein und dasselbe. Das Rathaus und seine zum Teil in die Bezirke ausgelagerten Magistratsabteilungen sind identisch mit der Bezirkshauptmannschaft. Also wird der Wiener Bürgermeister ganz leicht das durchsetzen können, was die Gegenseite verhindern wollte: Die volle Zeremonie für Schwule in den gleichen Räumen, in denen auch die normalen standesamtlichen Eheschließungen stattfinden. Und Wien ist natürlich der Platz, von wo die demonstrativen Küsse frisch getrauter (respektive „eingetragener“) Schwulenpaare am leichtesten den vierfärbigen Propaganda-Weg in Zeitungen und Fernsehen finden.

Die ÖVP hat nämlich die ganze Zeit aus Feigheit oder Ahnungslosigkeit auch intern die falsche Diskussion geführt: Ob Standesamt oder BH ist ziemlich gleichgültig. Es geht vielmehr um die Frage, ob der Staat überhaupt dazu da ist, pompöse Zeremonien für Eheschließungen zu veranstalten. Er tut das ja auch bei Geburt oder Scheidung nicht.

Katholische Konservative machen da eine besonders unglückliche, zumindest unlogische Figur. Sie stoßen sich in Wahrheit vor allem an Pomp und Öffentlichkeit rund um die durchaus als politische Demonstration intendierten schwulen Eheschließungen. Denn dabei wird – ähnlich wie beim Life Ball im Wiener Rathaus – ja ganz gezielt die unterschwellige Werbebotschaft transportiert: Schwul sein ist super und das Schönste auf der Welt. Was ja deutlich mehr ist als die Forderung nach Freiheit, Privatsphäre und einem Ende von Diskriminierungen.

Aber da die Katholiken ihr Unwohlsein ob dieser – von vielen Medien mit großer Lust transportierten – Propaganda nicht wirklich artikulieren, ist dieser sinnlose Kampf um die zuständige Behörde ausgebrochen.

Die standesamtliche Ehe war historisch als Kampfinstrument des sozialdemokratischen Antiklerikalismus geschaffen worden. Dieser wollte eine Alternative zur kirchlichen Trauung schaffen. Aus der Alternative wurde dann eine vielen Katholiken eher unsympathische Zusatzpflicht für alle Eheschließungen.

Da ist es recht absurd, wenn hundert Jahre später katholische Funktionäre nun zu Vorkämpfern eines Festes auf dem Standesamt für heterosexuelle Paare geworden sind. In Wahrheit müssten sich sowohl Liberale (weil die überall möglichst wenig Staat haben wollen) wie Konservative einig sein: Der Staat sollte eine Eheschließung so wie Geburt oder Tod einfach nur registrieren, durch schlichte Vorsprache, Dokumentenvorlage und Unterschrift während der Dienstzeit in einem kleinen Amtszimmer. Und nachdem man meist lange im Vorzimmer warten hat müssen.

Zeremonien hingegen gehören in den privaten Bereich. Sie können für Gläubige (und erstmals Heiratende) in Kirchen stattfinden; für andere können sie etwa durch private Zeremonienmeister in einem beliebigen Saal veranstaltet werden; und für nüchterne Zeitgenossen – die wissen, welch hoher Prozentsatz von Ehen durch die Katastrophe einer Scheidung enden – können sie einfach ausfallen.

Noch viel heikler ist aber die Frage der rechtlichen Konsequenzen einer Ehe. Diese sind prompt im Gesetzesentwurf der Justizministerin offen gelassen worden; andere Minister sollen nun Vorschläge machen.

Auch hier verhalten sich sowohl Kirche wie Liberale wie Wertkonservative strukturkonservativ – und kommen in Argumentationsnotstände. Denn es gibt in Wahrheit keinen einzigen Grund mehr, dass (hetero- wie homosexuelle) Ehen besondere Rechte, Förderungen, Ansprüche zu Lasten Dritter bekommen – solange sie keine Kinder haben.

Gewiss, historisch haben fast alle Ehen zu Kindern geführt. Daher war es auch kein Problem, gleich die Ehe an sich zu fördern. Heute ist das aber auch bei Heteros massiv anders. Warum gibt es dennoch heute noch auch für kinderlose Ehepartner Witwen/Witwer-Pensionen?

Das sind wohlgemerkt Pensionen, für die kein einziger Cent Beitrag mehr gezahlt worden ist als für Alleinstehende. Wenn sie bei der Scheidung gut beraten sind, können mehrfach verheiratete Männer nach ihrem Tod sogar mehreren (Ex-)Frauen eine saftige Witwenpension hinterlassen! Wieder unabhängig vom Vorhandensein von Kindern. Eine teure Absurdität, die es fast nur in Österreich gibt.

In Zeiten, wo praktisch alle Experten die Unfinanzierbarkeit künftiger Pensionsansprüche konstatieren, wird nun nicht über die dringend notwendige Einschränkung dieses Privilegs auf Eltern mit Kindern (gezeugten oder großgezogenen) debattiert, sondern über eine Ausweitung. Der offenbare Grund: eine unheilige Allianz zwischen Kirche, Feministinnen und Schwulen, denen keine ordnungspolitische Diskussion, keine Gesinnung der Sparsamkeit entgegentritt.

Unsere Gesellschaft ist immer so wahnsinnig großzügig mit der Verteilung von Rechten; und Politik wie viele Medien tun so, als ob die Welt immer besser würde, je mehr Rechte alle haben. Und vergessen dabei, dass sehr viele Rechte auf der anderen Seite Pflichten und Lasten für Dritte bedeuten.

Etwa auch für Vermieter, deren Rechte nun durch die Homo-Partner weiter eingeschränkt werden, ohne dass sie auch nur gefragt worden wären. Wie ist es denn anders zu werten als legalisierter Diebstahl, wenn der reiche 80-Jährige mit der tollen großen Jugendstil-Wohnung zum Billigzins eine 20-Jährige oder eben einen 20-Jährigen „heiratet“, die dann die günstige Wohnung „erben“?

Alle relevanten Rechte von Ehen gehen im Grund zu Lasten Dritter: zu Lasten jener, deren Pensionsbeiträge erhöht werden; jener, die nicht über ihr Haus verfügen können; und oft auch jener, deren Erbteil dadurch geschmälert wird. Werden den schwulen Paaren aber nun bei der gesetzgeberischen Detailarbeit all diese Rechte im Gegensatz zu kinderlosen Heterosexuellen genommen, dann schreien sie mit gewisser Berechtigung „Diskriminierung“.

Bitte um Mitteilung, falls irgendwo in diesem Land irgendwer - oder gar einer der zuständigen Minister - diese Fragen diskutiert.

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Wollt Ihr den totalen Wahlkampf? drucken

Der Wiener Wahlkampf wirft immer dunklere Schatten. Obwohl angeblich erst in einem Jahr gewählt wird. Nun hat er auch schon die Schulen erfasst. Die Pflichtschulen werden derzeit von einer als Fragebogen getarnten SPÖ-Werbung auf Steuerzahler-Kosten überschwemmt. Und die Bezirksschulinspektoren üben heftigen Druck aus, dass diese auch verteilt werden.

Die Prospekte sind, so wird einem gleich mehrfach mitgeteilt, „eine Initiative von Bürgermeister Dr. Michael Häupl und Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch“. Natürlich lachen einem die mäßig attraktiven Herren auch von Bildern entgegen. Oxonitsch in den Prospekten für Lehrer und Eltern gleich zweimal; den Schülern bleibt das erspart, sie  brauchen ihn nur einmal anzuschauen.

Seitenweise brüsten sich die zwei SPÖ-Politiker in allen Prospekt-Variationen mit einer „Bildungsoffensive“ und überschütten die Leser des Prospekts mit Zahlen; so wissen nun alle Kinder Wiens, dass eine Volksschule in der Pülslgasse neue Brandmelder bekommen hat. Und dass für „neue Klassenabfallstränge“ in 24 Schulen 1,5 Millionen Euro ausgegeben wurden. Was ein Klassenabfallstrang ist, erfahren wir leider nicht.

Ach ja, und dann gibt es auch noch den Fragebogen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. An dem fällt vor allem auf, was nicht gefragt wird. Etwa nach der Gesamtschule, oder nach der verpflichtenden Ganztagsschule. Auch fehlt die Frage: „Finden Sie es fair, dass derzeit für jeden Schüler in Gesamtschulen viel mehr Geld ausgegeben wird und dass dort viel mehr Lehrer pro Schüler tätig sind als an allen anderen Schulen?“

Man wird doch nichts fragen, was unerwünschte Antworten bringen würde. Da fragt man dann halt lieber nach dem „Umgang der Schüler miteinander“ oder nach der „Einstellung zum Thema Nachhilfe“.

Und damit auch bei diesen entschärften Fragen nichts passieren kann, wurde nach Angabe von Lehrervertretern die Firma  des langjährigen Kommunikationschefs der Wiener SPÖ mit der Auswertung beauftragt. Eine bekannt wissenschaftlich objektive Institution.

Wovor warnte Michael Häupl unlängst so richtig? Vor den „Grauslichkeiten“ des Wiener Wahlkampfs. In der Tat: Nach der Gleichschaltung der Medien wird nun auch in den Schulen voller Wahlkampf gemacht. Und zwar schon in den Pflichtschulen.

Bald werden die Herren Putin und Berlusconi nach Wien pilgern, um zu lernen, wie man Wahlkampf macht.

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Die Kanten einer Lohnrunde drucken

Die Lohnverhandlungen werden bald in die heiße Runde geraten. Am Montag starten nun auch die Beamten. Man weiß nicht so genau, was sich wirklich hinter den Polstertüren abspielt, hinter denen derzeit etwa um die Metallarbeiter-Löhne gerungen wird. Man weiß einzig, dass die Arbeitgeber diesmal in einer so starken Position sind wie noch nie.

Denn  während in Konjunkturzeiten Streiks eine starke Drohwirkung haben, so erscheinen sie in Krisenjahren eher als ein freiwilliger Beitrag der Arbeitnehmer zur betrieblichen Kostensenkung. Was den Arbeitgebern eine gelassene Stärke gibt, nicht nachgeben zu müssen. Auf der anderen Seite ist es aber das Selbstverständnis der Gewerkschaften, dass sie den Arbeitnehmern alljährlich ein Mehr – an Geld, an Urlaub, an sonstigen Ansprüchen – verschaffen. Da hat es sie auch nicht gestört, dass durch ein überhöhtes Lohnniveau langfristig schon viele Arbeitsplätze nach China, Indien oder Osteuropa vertrieben worden sind. Siehe Hannes Androsch und sein Leiterplattenwerk.

Noch spannender wird es bei den Beamten: Denn sie gelten als jene Gewerkschaft, die am ehesten auch in Krisenzeiten Streiks organisieren kann, und die zugleich am wenigsten den Transfer der Arbeitsplätze ins Ausland fürchten muss.

Die Beamtengewerkschafter haben ihre Lohnverhandlungen immer mit einem Brief an die Regierung begonnen, in dem sie die Abgeltung der Inflation und einen gerechten Anteil am Wachstum verlangen. Diese Formel  würde heuer spannende Ergebnisse bringen: Die Inflation pendelt ja rund um Null. Und das Wachstum wird mindestens drei Prozent ausmachen – nur leider in die falsche Richtung, also kein Wachstum, sondern eine Schrumpfung sein.

Der alljährliche  Schimmelbrief der Beamtengewerkschaft hätte also eindeutig ein Gehaltsminus zur Folge . . .

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Die letzte Chance für Wiener Schwarze drucken

Es waren mindestens ein halbes Dutzend Gespräche in den letzten zwei Tagen. Aber alle Gesprächspartner schlugen unabhängig voneinander dieselbe Lösung vor: nämlich für die Nachfolge des auswandernden Johannes Hahn als Spitzenmann der seit Jahr und Tag in Agonie dahinsiechenden Wiener ÖVP. Freilich werden die etablierten Funktionäre zur Freude der FPÖ wohl alles tun, um das zu verhindern.

Die Lösung trägt den Namen Wolfgang Schüssel. Er würde als Spitzenkandidat zweifellos die Chance eröffnen, dass die Wiener Volkspartei deutlich über 30 Prozent erreichen könnte, während ihr derzeit die meisten Experten kaum mehr als 15 Prozent prophezeien. Er war sich jedenfalls im letzten Wahlkampf nicht zu gut für eine sehr aktive Basiskampagne in Hietzing und Umgebung, die ihm mit mehr als 9800 die österreichweit meisten Regional-Vorzugsstimmen der ÖVP gebracht hat.

Schüssels Kandidatur würde aus dem Zweikampf Häupl-Strache einen Dreikampf machen und zum Unterschied von all den Micky-Maus-Kandidaten, die da derzeit genannt werden, bürgerlichen Wählern zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Appetit auf Wiener Gemeinderatswahlen machen.

Schüssel könnte sowohl glaubhaft die Wirtschaftskompetenz der Volkspartei gegenüber der gegenwärtigen Verschwender-Partie im Rathaus ausspielen wie auch die wertkonservativen Bürger besser ansprechen als der gegenwärtige Kurs, bei dem die Wiener Volkspartei immer auf jene kleine, angeblich urban-intellektuelle Wählergruppe geschaut hat, bei der die Grünen punkten können. Ansonsten warten die wiener Restschwarzen nur darauf , Häupl wieder ins Amt zu helfen, wenn dieser die absolute Mehrheit verliert.

Und vor allem würde Schüssels Kandidatur dafür sorgen, dass die SPÖ mit ihrem gigantischen Werbe-Apparat die halbe Arbeit für die ÖVP macht, indem sie – insbesondere unter Vorschickung ihrer Propaganda-Kompanien bei „Heute“ und „Österreich“ – hasserfüllt gegen Schüssel trommelt. Das würde zugleich H.C.Strache viel von dem Drive nehmen, den ihm SPÖ&Co derzeit durch ihre Attacken spendieren. die ÖVP ist in wien hingegen so schwach, dass sie niemand mehr attackiert.

Abergläubige könnten ein weiteres Argument für Schüssels Kandidatur finden: Er ist gerade in China (eigentlich Tibet) – und dort war er auch 1995, als sich in der Heimat die ÖVP-Granden überraschend für den damaligen Mascherlträger als Parteiobmann entschieden.

Freilich ist es durchaus nicht sicher, ob sich Schüssel zu einem Wahlkampf mit einer nicht vorhandenen Kampfmannschaft bereit erklärt, oder ob ihm Wien nach seiner bisherigen Biographie nicht zu klein ist. Er wäre aber gut beraten, nicht länger auf eine wichtige Funktion in der EU zu hoffen. So wie die europäischen Zwerge gerade den von seinen Fähigkeiten her überragenden Tony Blair verhindern, so werden die österreichischen Zwerge jede europäische Karriere Schüssels verhindern.

An der Spitze Werner Faymann, der seit Tagen den Stehsatz von sich gibt: Den Namen Schüssel „habe ich nur in Österreich gehört“. Dabei gibt es insbesondere in Deutschland jede Menge Stimmen in diese Richtung. Aber wenn man nur die eigenen Boulevardblätter liest, dann mag einem so manches entgehen. Faymann wird jedenfalls aktiv keinen Finger für Schüssel rühren, was schon alle Möglichkeiten für diesen ruiniert.

Freilich gibt es auch in  der ÖVP genug Anti-Schüssel-Zwerge. Vor allem unter Wiener Parteifunktionären, die lieber als Minipartei mitregieren wollen, als den riskanteren Kampf um den Bürgermeisterposten anzutreten. Hahn kann kein Interesse haben, dass sein Nachfolger einen zu positiven Kontrast zu ihm abwirft; er will sich überdies so wie in der Vergangenheit die Wiener ÖVP als Flugzeugträger für eine spätere Rückkehr aus höheren Ämtern bewahren, indem er schwache Platzhalter platziert. Was freilich auch ohne Schüssel eine Absurdität ist.

Und für Josef Pröll ist zumindest die Versuchung groß, Schüssel auf Distanz und fern jeder sinnvollen Aufgabe zu halten. Hat sich Prölls doch anfangs vor allem dadurch zu profilieren versucht, dass böse Denunziationen über Schüssel & Co unter die Medien gestreut wurden. Dadurch sollte Pröll als positiver Strahlemann erscheinen.

Oder ist dieser doch auf dem Weg, ein großer Politiker zu werden, der es erträgt, dass bedeutende Vorgänger wichtige Aufgaben übernehmen? Ein Vorbild wäre etwa Angela Merkel, die den starken Vorgänger Wolfgang Schäuble jetzt schon zum zweitenmal in eine Schlüsselposition hievt. (Freilich auch nur deshalb, um Jungstar zu Guttenberg zu redimensionieren.) Wir werden es in Kürze sehen.

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Unis: die nächste Fehlkalkulation der SPÖ drucken

Die SPÖ setzt in letzter Zeit mit traumwandlerischer Sicherheit immer auf die falschen Pferde. Das tut sie jedenfalls auch bei ihrer Reaktion auf die Hörsaalbesetzungen.

Noch bevor die ersten seriösen Umfragen heraußen sind, wage ich jede Wette: Der Mehrzahl der Österreicher sind die Besetzungen mehr als suspekt. Erstens weil diffuse Radikal-Forderungen ungefähr das letzte sind, was die Menschen in Zeiten der Krise hören wollen. Zweitens, weil rechtswidrige und zerstörerische Aktionen hierzulande noch nie große Sympathien gefunden haben. Und drittens, weil jeder Besuch bei den Besetzern immer deutlicher  zeigt, dass die "spontanen" Aktionen primär bundesdeutsche Rädeslführer haben.

Dennoch schickt der ÖGB seine Vizepräsidentin - eine Sabine Oberhauser - ins Audimax, die sich dort mit dem Satz bejubeln lässt: "Haltet durch, solidarisiert euch untereinander." Das ist ja bekanntlich genau das, was sich der durchschnittliche österreichische Arbeiter denkt, wenn ausgerechnet die von seiner Arbeit lebenden Studenten noch mehr wollen. Aber vielleicht will der ÖGB ohnedies nicht mehr die wenigen noch bei ihm verbliebenen Arbeiter vertreten und setzt nun auf deutschen Chaos-Import.

"Österreich" und "Heute", die Lieblingsblätter der SPÖ, übertreiben die Aktionen maßlos. Und auch Werner Faymann ist wieder einmal auf dem Holzweg, wenn er glaubt, punkten zu können, indem er dem Wissenschaftsminister die Schuld an den Aktionen zuschieben will. Aber Faymann tut in seiner begnadeten Intelligenz derzeit ohnedies alles, um hinter der FPÖ Platz 3 zu erobern.

Von zähneklappernder Feigheit ist schließlich auch die Stellungnahme des Wiener Uni-Rektors und des Uni-Rat-Chefs geprägt, die kein Wort der Kritik an den Aktionisten wagen. Da wird Österreichs größte Universität ja bald wieder bei den Rankings an der Spitze liegen, wenn sie von so zittrigen Händen geführt wird.

Johannes Hahn scheint hingegen durch den Ruf nach Brüssel eine überraschende Stärke-Injektion für sein Rückgrat bekommen zu haben. Jetzt müsste er freilich auch noch seinen Parteichef bewegen, endlich auch etwas über die Besetzer zu sagen.

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Die EU lässt SPÖ und ORF jubeln drucken

Enttäuschend zahnlos: So lässt sich die EU-Stellungnahme zu den ORF-Gebühren mit zwei Worten bewerten.

Aber immerhin hat die EU noch ein paar eigenständig klingende Ideen gewagt, während der Verfassungsgerichtshof sich unter der neuen Leitung gegenüber der Regierung ungefähr so unabhängig verhält wie „Heute“ oder „Österreich“ gegenüber der SPÖ. Der VfGH hat jetzt sogar auf Wunsch der SPÖ die Post zur Aufrechterhaltung von Postämtern selbst dort gezwungen, wo diese im Tag kaum hundert Euro umsetzt.

Aber zurück zur Causa ORF: Die Brüsseler Kommission ist vor dem entscheidenden Schritt in Richtung auf einen wirklichen fairen Fernsehwettbewerb zurückgeschreckt. Das wäre eine völlige Gleichbehandlung aller Fernsehanbieter gewesen. Also: Wer eine nachprüfbare Qualitätssendung im Bereich Information, Wissenschaft, Kultur produziert, bekommt das aus Zwangsgebühren refinanziert.

Nach dem Spruch der EU setzt hingegen der ORF selbst weiterhin die Pflichtbeiträge fest. Es wird lediglich eine neu zu gründende Medienaufsicht ein Nachprüfungsrecht erhalten, dass der ORF das Geld nur für öffentlich-rechtliche Zwecke ausgibt.

Es wird freilich für den ORF absolut kein Problem darstellen, alles Öffentlich-Rechtliche als möglichst teuer abzurechnen. Die nötigen Tricks kann jeder zweitklassige Kostenrechner. Der ORF ist ja sogar der Ansicht, die Landesstudios wären etwas Öffentlich-Rechtliches, was man also unter Marktbedingungen nicht machen würde. Dabei hat der ORF mit den Landes-Sendungen im Fernsehen um 19 Uhr die höchsten Quoten, die das Herz jedes Marktwirtschaftlers höher schlagen lassen. Die sich übrigens noch steigern ließen, wenn die Landesstudios endlich einmal unabhängig-kritische Berichterstattung und nicht bloß SPÖ-Wien-, ÖVP-Niederösterreich-, BZÖ-Kärnten-Propagandashows mit winzigen Fremd-Einsprengseln machen würden.

Überdies ist es laut EU nicht einmal notwendig, dass diese Medienaufsicht wirklich unabhängig ist.  Das bräuchte eine Verfassungsmehrheit – zu welcher die SPÖ in der Vergangenheit bei Ausgliederungen nur selten bereit war. Und wenn man weiß, dass die Medienpolitik der Bundesregierung bis 1999 im wesentlichen darin bestand, die von den ORF-Rechtsexperten selbst ausgearbeiteten Gesetzesentwürfe ohne viel eigenes Nachprüfen zu übernehmen, dann ahnt man Grauenvolles.

Noch grauenvoller ist das, was plötzlich wie eine Selbstverständlichkeit kolportiert wird: Dass der ORF eine „Rekapitalisierung“ bekommen soll. Das wird zum Gipfel des Skandals. Jahrelange Misswirtschaft durch die teure Beschäftigung politisch unliebsamer oder arbeitsscheuer Weißer Elefanten, durch schwere handwerkliche Fehler, durch Sehervertreibung mittels langweiliger Political  Correctness und schwerer linker Schlagseite – all das soll der Steuerzahler nun neben den Gebühren  noch ein zweites Mal finanzieren. Aber man versteckt es halt im Wort „Rekapitalisierung“, das viele nicht durchschauen.

Man darf gespannt sein, ob der ÖVP diesmal mehr einfällt als in der Causa EU-Kommissar, nämlich das Umfallen. Die SPÖ hat es jedenfalls durch ein paar Drohungen, dass man die Direktoren auswechseln würde, schon jetzt geschafft, den ORF so parteifromm zu machen, wie er noch überhaupt nie in seiner Geschichte gewesen ist. Sie hat daher keinerlei Änderungsbedarf über die Minimal-Forderungen der EU hinaus.

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Hahn und die Quoten drucken

Die von Werner Faymann vorgeführte ÖVP steckt offenbar die Ohrfeige in Sachen EU-Kommissar ein und sagt brav „Danke“. Hat man je jemand anderen gewollt als Johannes Hahn? Das schürt – auch in den vielen Kommentaren zum Tagebuch - den Verdacht, dass das Engagement für Wilhelm Molterer letztlich doch nur eine Pflichtübung Josef Prölls gegenüber seinem einstigen Chef war.

Die ÖVP und speziell Johannes Hahn müssen sich aber noch eine weitere peinliche Frage gefallen lassen: Die Partei hat sich zwar zu Recht nicht auf das Argument eingelassen, dass man Benita Ferrero-Waldner nehmen müsse, damit es in der EU-Kommission eine ausreichende Frauenquote gibt. Aber derselbe Johannes Hahn hat zuvor als Wissenschaftsminister den Universitäten völlig überflüssige Frauenquoten ins Auge gedrückt.

Sehr konsequent ist das nicht. Denn daraus lässt sich klar schließen, dass der ÖVP (und den anderen Parteien sowieso) die Unis so unwichtig sind, dass man dort irgendwelche modische Formalprinzipien anstelle einer reinen Qualitätsbeurteilung durchdrückt, nur um von ein paar Journalistinnen gelobt zu werden. Dieses formale Quotenprinzip wird aber plötzlich völlig irrelevant , wenn es ums Eingemachte, um Machtpositionen geht. Überdies ist es offenbar auch völlig egal, wenn nun in den Universitäten jede Frau, die was kann und was wird, im Geruch steht, eine Quotenfrau zu sein.

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Hahn: Die Ohrfeige für Pröll drucken

Eine schwere Niederlage der ÖVP: Nichts anderes ist die Nominierung von Johannes Hahn zum EU-Kommissar. Und das liegt nicht an der Person des Wissenschaftsministers, sondern an der Art seiner Bestellung.

Hahn wird durch seine ruhige, Kontroversen scheuende, intelligente Art Österreich sicher keine Schande einlegen. Ob er so wie Franz Fischler zu einem kantigen Eckpfeiler des obersten europäischen Administrationsgremiums werden kann, ist freilich eher zweifelhaft. Vor allem ist zu befürchten, dass sein Ressort wohl nicht eines der bedeutendsten sein wird. Dazu hat die österreichische Bestellungs-Groteske dem Land schon zu viele Sympathien gekostet.

Die Niederlage der ÖVP besteht aber auf ganz anderer Ebene: Es ist zum ersten Mal, dass eine Koalitionspartei der anderen das Recht zur Nominierung der Person für eine bestimmte Funktion streitig gemacht hat, nachdem schon festgestanden ist, welche Partei die Nominierung vornehmen soll. Selbst als Wolfgang Schüssel im Jahr 2000 einen der von der FPÖ nominierten Minister wenig geschätzt hat, konnte er diesen nur über den Umweg eines Vetos des Bundespräsidenten verhindern, wie er in seinen Memoiren  sagt.

Umgekehrt hatte die ÖVP diskussionslos der SPÖ-Nominierung von Maria Berger für den EU-Gerichtshof zugestimmt, eine Position, die zwar weniger im Scheinwerferlicht steht, aber wohl mächtiger ist als ein Kommissar. Dabei ist Berger nicht nur ideologisch sehr weit links, sie hat auch keinen einzigen Tag als Richterin gearbeitet, bevor sie in das wichtigste Gericht Europas berufen wurde. Das sind wohl gewichtigere Vorbehalte gegen Berger als jene, die von der SPÖ gegen Wilhelm Molterer (in täglich wechselnder Formulierung) vorgebracht worden sind, um ihn schließlich ganz zu verhindern.

Wird Josef Pröll nun als Blamierter zur Tagesordnung übergehen, so als ob nichts gewesen wäre? Oder wird es Revanchfouls geben, etwa wenn nun ein bisher von der SPÖ bestellter Verfassungsrichter nachzubesetzen ist? Oder hat Pröll für seine Demütigung wenigstens gewichtige andere Zugeständnisse erreicht?

Die ÖVP hat nun zusätzlich das Problem, nun rasch einen Spitzenkandidaten für die Wiener  Wahl - spätestens - in einem Jahr zu finden. Hier steht die bürgerliche Partei freilich ohnedies vor einem Scherbenhaufen. Hat doch Hahn - obwohl seine Partei in Wien zuletzt die zweitstärkste war - das Rennen um den Bürgermeister vorzeitig aufgegeben, hat er doch körpersprachlich ständig gezeigt, wie viel spannender er seinen Ministerposten im Vergleich zur Kommunalpolitik sieht, und hat er doch in der Wiener Volkspartei nur sehr schwache Platzhalter platziert.

Und das in einem Rennen, in dem die SPÖ praktisch alle Wiener Medien kontrolliert oder finanziert oder sonstwie zum Schweigen gebracht hat. In dem die SPÖ auf allen Ebenen eine unglaublich große Propagandamaschinerie angeworfen hat. Dennoch wäre das Rathaus sturmreif. Liegt doch Michael Häupl bei Meinungsumfragen auch persönlich schlecht im Rennen, vertrauen ihm doch nur noch 38 Prozent der befragten Wiener, während die Herren Sausgruber, Pühringer und Erwin Pröll, aber auch Gabi Burgstaller in ihrem jeweiligen Bundesland viel besser bewertet werden.

Wenn die Wiener Volkspartei nicht sehr rasch eine sehr interessante und kampfeslustige Alternative bietet, dann wird es am Wahlabend eine bittere Enttäuschung geben: H.C.Strache wird auch von solchen Bürgerlichen gewählt worden sein, die ihm nicht einmal öffentlich die Hand geben würden; und er wird einen Dreier vor dem Prozentsatz seines Wahlergebnisses haben. Denn Strache hat zwar (auch) kein nennenswertes Programm, aber in einer längst für den Machtwechsel reifen Stadt das Allerwichtigste: den absoluten Willen zum Sieg!

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Fußnote 9: Subventionsdschungel drucken

Nicht nur bei Sozialleistungen, sondern auch bei jeder Art von Förderung sollte es Transparenz geben. Ein wunderbares Beispiel dafür ist die einstige steirische Affäre um Andrea Herberstein, die sogar vor dem Strafrichter endete. Die Besitzerin einer großen Tierparks hat von nicht weniger als vier steirischen Landesräten Förderungen kassiert. Und keiner hat vom anderen gewusst.

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Fußnote 8: Die neue Währung drucken

„Österreich hat eine neue Währung – die Milliarde. Das gilt aber nur auf der Ausgabenseite.“ So der Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka vor wenigen Tagen. Er muss es ja wissen.

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Populär und reformarm drucken

Es ist bedrückend, wie wenig Spielraum heute Regierungen für notwendige Entscheidungen haben. Oder genauer: zu haben glauben. Das zeigt nun auch der Start von Schwarz-Gelb in Deutschland.

Jahrelang haben die Rechtsparteien signalisiert, was sie in einer gemeinsamen Ehe alles besser machen würden als unter Teilnahme der SPD; sie haben dabei auch im Prinzip immer wieder auf die richtigen Schwachstellen des Landes hingewiesen. In der Stunde der Wahrheit ist von diesen Reformansätzen aber nicht mehr viel übriggeblieben.

Letztlich zeigen alle drei Regierungsparteien in gleicher Weise Angst, unpopulär zu werden. Sie haben daher nur die angenehmen Seiten einer liberalkonservativen Reform, wie etwa eine Steuersenkung, auf die Agenda gesetzt. Unangenehme Notwendigkeiten, die Einsparungen, blieben in der schmerzfreien Theorie hängen. Lediglich im Gesundheitssektor gibt es einen ernsthaften wie auch interessanten Reformansatz, bei dem man aber noch auf die konkreten Details warten sollte.

Daher steuert Deutschland wie viele andere Länder mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf eine neuerliche Finanzkrise zu. Denn die Hoffnung, dass ein durch die Steuersenkung angekurbelter Wirtschaftsboom die Kosten dieser Senkung gleich wieder finanzieren werde, ist sehr gering. Das könnte in guten Zeiten gelingen, aber nicht, wenn Deutschland ohnedies schon vor einem klaffenden  Finanzloch sitzt. Entstanden durch die Konjunkturkrise, durch die Bankenrettung, durch die Opel-Rettung, durch die Verschrottungsprämie.

Wenn es aber auch ein Stück Hoffnung durch die neue Konstellation gibt, dann durch den neuen Finanzminister, durch den starken Mann im Rollstuhl. Wolfgang Schäuble hat das Zeug dazu, trotz allen Populismus rings um ihn auf die Finanzen der Nation zu achten. Er hat wohl von allen Politikern trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Behinderung das härteste Rückgrat - ähnlich wie sein Vorgänger Peer Steinbrück, aber ohne dessen Hang zur Unhöflichkeit.

Das Gewicht Schäubles – oder die Klugheit der Bundeskanzlerin – zeigt sich auch daran, dass er ja eigentlich ein innerparteilicher Opponent Angela Merkels gewesen ist. Das ist eine Konstellation, die normalerweise die spätere Aufnahme in eine Regierung verhindert und den Abgang ins politische Nirwana garantiert. Siehe in Österreich das Aus für Karl Schlögl, Caspar Einem, Wolfgang Schüssel oder Wilhelm Molterer nach einem innerparteilichen Machtkampf und Machtwechsel.

Insgesamt hat sich  wieder einmal der alte Spruch des Friedrich August von Hayek bewahrheitet, der in allen Parteien Sozialdemokraten geortet hat. Insbesondere Merkel selbst muss sich seit einiger Zeit in diese Gruppe zählen lassen. Die Reformkraft, mit der sie als junge Parteichefin angetreten war, ist verflogen. Ihr scheint nur noch wichtig zu sein, dass sie Kanzlerin bleibt. Was Geheim-Sozialdemokratin umso leichter fällt, da sich die offiziellen Sozialdemokraten in einer totalen Orientierungskrise befinden.

Auch Ehrlichkeit zeichnet den Neustart in Berlin nicht wirklich aus. Haben die Koalitionsverhandler doch ernsthaft eine Zeitlang vorgehabt, über einen „Schattenhaushalt“ die Höhe des Defizits zu verstecken. Und diesen Plan erst nach öffentlichem Protest zurückgezogen.

Freilich: Das Verstecken von Schulden wird auch in anderen Ländern, etwa in Österreich, gerne praktiziert. Kein Menschen weiß, wie hoch die – ja immer nur scheinbar – ausgelagerten Schulden der Alpenrepublik sind. Hunderte unterschiedliche Konstruktionen wie die Bahn, der Autobahnbau oder alle Ansprüche aus schon eingezahlten Pensionsbeiträgen würden schon heute eine schockierende Gesamtbilanz voller ungedeckter Schecks ergeben.

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Wo sind die Antisemiten geblieben? drucken

Die Zahl der Antisemiten in Österreich fällt kontinuierlich, signifikant und konstant. Das zeigt eine bisher unveröffentliche GfK-Studie. Waren es 1979 noch 15  Prozent, welche der Meinung waren, dass der Holocaust nicht erwiesen sei, so sind es heuer nur noch 5 Prozent - mit einer überraschenden Aufteilung auf die einzelnen Parteien.

GfK hat alljährlich den Österreichern immer die gleiche Behauptung vorgelegt: "Die Massenvernichtung der Juden durch den Nationalsozialismus ist historisch nicht erwiesen." Die zustimmenden Antworten zeigen eine konstante Tendenz nach unten und haben heuer mit diesen fünf Prozent den niedrigsten Punkt erreicht (vier Prozent äußern keine Meinung dazu). 

Es gibt nur ganz wenige Gruppen, wo die Zustimmung zu jener Aussage auch nur annähernd signifikant hervorstechen würde. Am ehesten findet man das Ja zur Holocaust-Leugnung noch in Kärnten mit 9 Prozent. Während diese Tendenz manchen Erwartungen entsprechen dürfte, verblüfft das Ergebnis der Parteipräferenzen: Denn bei den SPÖ-Sympathisanten halten immerhin 8 Prozent den Holocaust für nicht erwiesen an, während es bei der FPÖ nur 3 Prozent sind. Unerwartet ist auch die Altersschichtung: Da ragen ausgerechnet die 30- bis 39-Jährigen mit 9 Prozent als am  - relativ - problematischsten heraus.

Die Studie gibt zumindest zu zwei Schlußfolgerungen Anlass: Man kann zwar streiten, ob der Unterschied zwischen SPÖ und FPÖ signifikant genug ist, um daran negative Aussagen über die SPÖ zu knüpfen. Eindeutig ist aber jedenfalls der umgekehrte Satz,  dass die Wähler der FPÖ in keiner Weise als überdurchschnittlich Nazi-affin hingestellt werden dürfen.

Diese Aussage gilt aber auch für die Österreicher in Summe, die ja gerne von manchen Journalisten und Teinehmern an öffentlichen Debatten als unverbesserlich hingestellt werden. Freilich werden all jene, die von der Mär des braunen Österreich leben - durch Forschungsaufträge, durch Subventionen an "antifaschistische" Gruppierungen - das Ergebnis zu ignorieren versuchen. Sonst würde ihnen ja die Basis ihrer Existenz wegbrechen und öffentliche Mittel könnten für wichtigere Aufgaben in der Zukunft aufgewendet werden.

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Fußnote 6: Cap wird ehrlich drucken

Ein Transferkonto ist "angedrohter Sozialabbau". So Josef Cap im Radio. Ehrlicher kann man nicht sein. Denn wenn die SPÖ mit dieser Begründung die ÖVP-Idee ablehnt - und nicht etwa, weil diese zu kompliziert sei -, dann gibt sie offen zu: Es gibt massiven Sozialmissbrauch und/oder Sozialleistungen in einem Umfang, der für die Steuerzahlenden provozierend ist. Wäre das nicht so, könnte sich Cap nicht so sicher sein, dass es zu Sozialabbau führt, wenn man einmal alle sozialen Geldflüsse erhebt. Daher seine Konklusion: lieber gar nicht hinschauen.

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Der Rohrstaberl-Schmäh drucken

Oberösterreichische Lehrervertreter haben einige harmlose Vorschläge gemacht. Und schon fuhr die politisch korrekte Dampfwalze über sie drüber: Pfui, die bösen Lehrer wollen „Zurück zum Rohrstaberl“!

Die Lehrer hatten aber lediglich verlangt, dass sie irgendwelche Reaktionsmöglichkeiten in die Hand bekommen, wenn Schüler aggressiv werden, die Lehrer beschimpfen, Mobiliar zerstören oder sich sonst wie total destruktiv zeigen.

Als Sanktionen vorgeschlagen wurden (natürlich nicht die Prügelstrafe, sondern): die Verpflichtung zu Sozialdiensten, die Wiedergutmachung des angerichteten Schadens in der Freizeit oder durch Geld. Schüler sollten strafweise auch von gemeinsamen Aktivitäten ausgeschlossen werden können.

Mein Gott, wie sind diese Vorschläge harmfrei. Und ohnedies stark von der zahnlosen Kuschelpädagogik der letzten Jahrzehnte (trotz deren katastrophaler Ergebnisse) geprägt. Laien werden sich höchstens wundern, dass die Lehrer nicht einmal diese erwähnten Strafen einem renitenten Schüler antun dürfen. Wo es doch evident ist, dass eine wachsende Anzahl von – durch Dauer-Fernsehen, Computersucht, Migration oder gar Drogen und Alkohol aus der Bahn geworfenen – Jugendlichen kaum mehr zu disziplinieren ist.

Mein Gott, wie muss man ideologisch verbiestert sein, um da so hysterisch zu reagieren, wie es einige SPÖ-Politiker tun. In Wahrheit signalisiert die für die Schulpolitik zuständige Partei den Lehrern ständig nur Verachtung. So wie in der Zwischenkriegszeit die Arbeiter an den Klassenkampf gegen die Unternehmer geglaubt haben, glaubt jetzt die SPÖ an den ununterbrochenen Klassen-Kampf gegen die Lehrer, im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Im Glauben, das sei populär.

Wundert es da jemand, dass die Lehrer im Gegenzug auch bei durchaus diskutablen Punkten, wie etwa der Arbeitszeit und dem Versetzungsschutz ihrerseits auf stur schalten?

Und wieso gibt es außer der Fanatikerin Claudia Schmied eigentlich derzeit in keiner Partei relevante Schulpolitiker? Als ein solcher kann freilich nur glaubwürdig sein, wer kein Lehrer ist. Da kommt sonst immer die strukturkonservative Gewerkschaftssicht heraus. In Wahrheit sind die Eltern die wichtigsten Auftraggeber der Schule. Dann erst alle anderen: Lehrer, künftige  Arbeitgeber, ältere Schüler, Vertreter der Steuerzahler - und notfalls auch die Theoretiker der Pädagogik von den Universitäten.

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Pensions-Träume 2 drucken

Bisweilen drängt es dazu, den eigenen Blog-Eintrag zu ergänzen. Das Pensionsthema hat sehr viel Anklang gefunden - und ist durch extrem spannende Vorschläge bereichert worden, sodass ich jedem das Studium der Kommentare nur empfehlen kann. Aber masochistisch möchte ich es mir hier noch einmal mit den Pensionisten - und gleich auch den Beamten anlegen.

Es war sehr auffällig, wie sehr sich ausgerechnet die Beamtengewerkschaft in den letzten Tagen für die Hacklerpensionen stark gemacht hat. Wie das? Hier geht es jetzt gar nicht um billige Scherzchen über das Verhältnis von Beamten und "Hackeln"; denn längst wissen wir, dass diese (sprachlich so hässliche) Wortschöpfung eine geniale PR-Erfindung ist, die jeden Kritiker der Hacklerpension als bösen Ausbeuter erscheinen lässt, der arme Bauarbeiter auch dann noch in die Künette treiben will, wenn die schon am Stock  gehen.

In Wahrheit kommt diese Regelung jedoch fast nur Schreibtisch-Tätern zugute. Und da überraschenderweise insbesondere den Beamten: Denn bei diesen dürfen die Männer schon nach 40 Beitragsjahren in Pension gehen. So wie alle Frauen, während aber sonst die Männer 45 Jahre brauchen. Ein völlig unbegründetes Privileg, dessen öffentliche Diskussion die Beamtengewerkschaft jedoch bisher immer erfolgreich unterdrücken konnte.

Das ist kein billiges Beamten-Bashing. Viele Beamte sind gut, fleißig und unverzichtbar. Aber solche versteckten Privilegien (wie viele gibt es sonst noch irgendwo?) ärgern einfach. Und man kann sie halt so herrlich leicht verstecken, weil sich nur Beamte in dem extrem komplizierten und kasuistischen Beamten-Dienstrecht auskennen. Und die haben kein sehr starkes Aufdecker-Interesse zum eigenen Nachteil.

Erziehung und Höflichkeit veranlassen dazu, alten Menschen respektvoll zu begegnen. Dennoch möchte ich hier einem der beliebtesten Argumente der Pensionisten respektvoll Fakten entgegenhalten. Viele von ihnen sehen es nämlich als zutiefst undankbar an, dass - scheinbar oder wirklich - ihre Verdienste in der Vergangenheit ignoriert werden. Dazu zählen sie insbesondere den Wiederaufbau und den Wohlstand, den sie den nachfolgenden Generationen hinterlassen haben. Deshalb meinen sie, dass man nicht so genau rechnen solle, dass sie ihre Pensionen versicherungsmathematisch nicht einmal zur Hälfte erwirtschaftet haben.

Nun, jene Leistungen sollen gewiss vor allem in Hinblick auf jene, die unmittelbar nach  dem Krieg gearbeitet wie gedarbt haben, nicht vergessen werden. Nur sollte man schon der Wahrheit die Ehre geben: Die Pensionisten haben dafür etliche unbezahlte Rechnungen hinterlassen: nämlich nicht nur die exorbitanten Pensionslasten und die progressive Kinderzeugungsverweigerung durch die jetzt langsam in die Pension hinübergleitende Babyboomer-Generation, sondern gleichzeitig auch eine in den letzten 40 Jahren steil gestiegene Staatsverschuldung, mit der man sich Wachstum und Wohlstand auf Pump erkauft hat. Ganz nach dem Rezept der 68er: Man muss nur imstande sein, Ansprüche zu definieren, deren Deckung ist dann nicht mehr unser Problem.

Freilich: Diese Anspruchsmentalität als zentrales Problem der Gesellschaft ist sicher nicht einzig bei Pensionisten zu diagnostizieren. Man denke nur an die Arbeitslosen - die ja für alle immer als Exempel einer Gruppe gelten, der immer noch mehr zu helfen ist. Aber mir hat bisher noch niemand erklären können, weshalb Norddeutsche bereit sind, Tiroler Tourismus-Jobs anzunehmen, ostösterreichische Arbeitslose jedoch nicht. Bis mir jemand eine andere Erklärung liefert, bleibe ich bei der Überzeugung, dass deren Not nicht so dramatisch  sein kann, wie gerne getan wird. Und dass in der Tat unser Sozialstaat dringend überholungsbedürftig - genauer: reduktionsbedürftig ist. Das verdichtet sich schon lange zur Tatsache:  Selbst wenn die SPÖ das Modell von Transferkonten blockiert, weil sie offenbar die Demaskierung ihres gesamten Wohlfahrtssystems fürchtet.

Wobei diese Wohlfahrtskonten, die alle sozialen Transfers auflisten, ja durchaus auch um die Veröffentlichung aller Subventionen an die Wirtschaft ergänzt werden sollten. Oder etwa auch um Konten, wie viele Millionen Ministerien und staats- (sowie insbesondere: gemeinde-)nahe Betriebe zur Bestechung von Zeitungen ausgeben. Oder wie viel PR- und ähnliche Agenturen aus Steuermitteln kassieren (die dann oft für dieses Geld in Wahrheit für Parteien arbeiten).

In der Slogansprache einstiger 1.-Mai-Demonstranten: Her mit der Transparenz. Und weg mit der Verschanzung hinter der Datenschutz genannten Geheimniskrämerei privilegierter Klassen.

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Die Dame Benita als Schachfigur drucken

Werner Faymann will nun Benita Ferrero-Waldner und nicht Willi Molterer in der EU-Kommission. Das ist ein ziemlich klarer Beweis, wie kaputt diese Koalition in Wahrheit schon ist.

Die plötzliche Ferrero-Liebe Faymanns ist nämlich nur als ein weiterer Nadelstich unter den Koalitions-„Partnern“ zu interpretieren. Denn würde Faymann – wohl als einziger – wirklich ehrlich an die überlegene Qualität Ferreros glauben, hätte er das ja schon vor einem halben Jahr sagen können. Bevor sich Ferrero noch in den peinlich schiefgelaufenen Kampf um die Unesco-Leitung gestürzt hatte.

Aber Faymann tut das erst jetzt als offensichtlichen Versuch, seinen Koalitionspartner zu demütigen. Was daraus freilich eine Nagelprobe für Josef Pröll macht. Denn die ÖVP hat vor einigen Monaten ohne eine Sekunde erkennbaren Widerstands zugestimmt, dass der österreichische Richter im Europäischen Gerichtshof nicht mehr Peter Jann (=tiefschwarz), sondern Maria Berger (=knallrot und ohne jede richterliche Vorerfahrung) heißt.

Wieder einmal – wie so oft bei Vereinbarungen in Personalfragen – ist die ÖVP nun offensichtlich der SPÖ hineingefallen, die sich nicht an Vereinbarungen hält (die in diesem Fall gelautet haben: Den Vorschlag für die EuGH-Besetzung macht die SPÖ, den für die Kommission die ÖVP). Und die SPÖ versucht dies auch noch mit Hilfe ihres großen mit Steuergeldern erkauften medialen Umfelds als qualitätsorientierte Entscheidung darzustellen.

So wie in allen früheren großen Koalitionen haben sich nun beide Seiten mit ihren Wünschen in der Öffentlichkeit eingegraben. Und können nur unter großem Gesichtsverlust zumindest für eine Partei zurück. Bei der Verliererpartei aber wird künftig zweifellos die Lust zu Racheoperationen steigen.

Gibt Faymann nach, wird er noch weniger bereit sein, sich für die dringend notwendigen Sanierungsreformen, die Verwaltungs- oder ORF-Reform einzusetzen.

Warum sollte umgekehrt die ÖVP als Verliererin in Sachen EU-Kommission beim Freiwerden von Positionen im Verfassungsgerichtshof nicht versuchen, mit Blau und Orange eine bürgerliche Persönlichkeit zu nominieren, auch wenn es sich um einen traditionell „roten“ Posten handelt? In der Verfassung steht jedenfalls nichts von einem solchen Richterproporz.

Das alles aber hatten wir unter Klima oder Gusenbauer doch schon längst.

Zurück zur Kommissarsbesetzung. Gewiss könnte man fragen, warum entscheiden überhaupt Parteien über diese Funktion. Ich kenne freilich keine sinnvolle Alternative. Wer wäre denn besser für solche Entscheidungen legitimiert als die unbestreitbar demokratisch ins Amt gekommenen Politiker? Mir fällt auch keine Persönlichkeit ein, die als Parteiunabhängiger wirklich ein besseres politisches Vortraining für die Arbeit in der europäischen Regierung hätte als ein gestandener Politiker. Die EU-Kommission ist nun einmal eine politische Institution und nichts für politische Amateure.

Wolfgang Schüssel, wohl auch Alfred Gusenbauer wären unter dem vorhandenen Personal am besten geeignet, in Brüssel eine starke Rolle zu spielen. Beide aber dürften wohl auch dann Nein sagen, wenn sie ernsthaft gefragt würden. Was aber sicherheitshalber ohnedies nicht passieren wird.

Gusenbauer hat jedenfalls das Geldverdienen entdeckt (was bei so manchen ehemaligen Politikern erstaunlich viel einbringt); und Schüssel hält sich für höhere internationale Aufgaben in Reserve (die sich freilich nirgendwo abzeichnen).

Hinter diesen beiden aber sind Molterer, Plassnik, Bartenstein zweifellos die besten Kandidaten, jeder mit eigenen Vor- und Nachteilen.

Und was spricht gegen Ferrero? Ist sie doch fleißig, korrekt, pflichtbewusst und ambitioniert.

Sie strahlt aber bei jeder Aktion Unsicherheit aus; sie hat es nie verstanden, eigenständige Akzente zu setzen; sie war nie durchsetzungsstark. Ihre Gloriole als Märtyrerin während der Sanktionenmonate 2000, als die wohlerzogene Dame rüdem Mobbing von Außenministerkollegen ausgesetzt war – diese Gloriole ist verschlissen.

Letztlich war Ferrero nie mehr als ein brave Diplomatin, keine Politikerin. Umso mieser auch ihr gegenüber, wenn sie jetzt zur Schachfigur im heimischen Intrigenspiel wird.

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Der Bösmensch aus Berlin drucken

Thilo Sarrazin: Wie konnte ein übler Mensch wie er nur so weit kommen und im Amt bleiben? Das ist ein großer Skandal.

Kurz die Vorgeschichte, für jene, die diese nicht präsent haben: Der deutsche Sozialdemokrat begann einst als Finanzverantwortlicher der Stadt Berlin mit beinharten – man könnte sagen: neoliberalen – Methoden die Sanierung des zuvor von der CDU zerrütteten Berliner Budgets. Er wurde trotzdem (oder gerade deswegen) sehr populär und Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Nun jedoch sagte er in einem Interview über die türkischen und arabischen Einwanderer Sätze wie: Diese hätten „keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel“; sie produzierten „ständig neue kleine Kopftuchmädchen“; oder: „Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate“. Mehr hat er nicht gebraucht und es bricht ein Sturm der politisch korrekten Empörung aus, in dem sogar sein Rücktritt gefordert und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird. An dessen Ende steht eine Reaktion, die so skurril ist, dass man sogar in Österreich, dem Land barocker Schein- und Parallel-Aktionen, voll Neid auf die deutsche Bundesbank blickt: Sarrazin verliert strafweise die Zuständigkeit für den Bereich Bargeld, behält aber die Kompetenz für Informationstechnologie und Risiko-Controlling.

Ist das nicht wunderbar? Politisch inkorrekte Menschen dürfen nichts mehr mit Bargeld zu tun haben, sehr wohl aber mit der Risiko-Kontrolle - einem zumindest derzeit viel wichtigeren und heikleren Bereich. Das lässt jedenfalls einmal herzlich lachen: Vielleicht steckt da das Prinzip dahinter: „Nur Bares ist Wahres“. Inkorrekte Menschen sind hingegen dazu da, sich (mit schwierigen Aufgaben wie der Risiko-Kontrolle) die Finger zu verbrennen, weil sie sich eh schon den Mund verbrannt haben.

Die Reaktion zeigt aber nicht nur Heiteres, sondern auch Bedenkliches, nämlich, wie sehr sich die Vernunft aus der einstigen Weltzentrale der ökonomischen Vernunft verabschiedet hat. Man kann es freilich auch positiv sehen: In Deutschland ist die Political Correctness inzwischen nicht mehr stark genug, um einen Inkorrekten ganz aus dem Amt zu kippen. Immerhin war ja Deutschland das Land, wo einst ein Parlamentspräsident zurücktreten musste, weil er bei einer Gedenkrede zur NS-Zeit die Anführungszeichen nicht hörbar vorgelesen hatte (und Tugendwächter ihm vorwerfen konnten, er habe die Zitate aus dem nationalsozialistischen Denken als eigene Aussagen gemacht).

Die zweite Pointe ist, dass die ganze heuchlerische Aufregung diesmal einen Sozialdemokraten getroffen hat. Immerhin gelten diese ja (zusammen mit den Grünen) als die Erfinder der P.C.

Gewiss könnte man sagen, ein Zentralbanker hat sich mit öffentlichen Aussagen so zurückzuhalten, bis er am Schluss vom Frühstück bis zum Betthupferl nur noch einen einzigen Satz perpetuum mobilisiert: „Ich bin für mehr wirtschafts- und währungspolitische Stabilität.“ So lange aber solches nicht im Dienstvertrag steht, so lange sollte auch ein Bundesbanker Meinungsfreiheit haben und ähnliches sagen dürfen.

Ein österreichische Randpointe: Auch ein hiesiger Vizekanzler (und späterer Bundeskanzler) hatte einst beinahe zurücktreten müssen, als er in einem – nie wirklich zugegebenen – privaten Geplauder mit Journalisten den damaligen Chef der Deutschen Bundesbank als „richtige Sau“ bezeichnet hatte. Damals war der Sturm noch viel größer, war es doch ein konservativer Politiker, dem diese Äußerung entschlüpft ist, die dann von einem „Standard“-Journalisten in die Öffentlichkeit gespielt worden ist.

In Österreich fällt einem aber auch der Wiener Bürgermeister ein, der einst die Mitglieder einer Konkurrenzpartei als „Koffer“ bezeichnet hatte. Bei ihm gab es freilich – wenn man die medialen Machtverhältnisse in Wien kennt, müsste man eher sagen: natürlich – keine Rücktrittsaufforderungen oder Teilentmachtungen. Obwohl er seine Beschimpfung durchaus öffentlich und nicht nur privat ausgesprochen hatte. Nach dem Vorbild Sarrazin hätte eine Teilentmachtung wohl so ausgesehen: Michael Häupl bleibt Landeshauptmann, muss aber als Bürgermeister gehen . . .

Und die Formulierungen Sarrazins selbst? Hätte man das nicht höflicher und P.C.-mäßig ausdrücken können? Ja, freilich! Etwa so:

„Wir müssen den Integrationsproblemen unserer arabischen und türkischen Mitbürger und insbesondere junger Mitbürgerinnen verstärkte Aufmerksamkeit zuwenden und ihre skandalöse Diskriminierung bei der Suche nach produktiven Arbeitsplätzen durch ein Milliarden-Hilfsprogramm und Bevorzugung bei der Arbeitssuche beenden. Damit die begrüßenswerte Bereicherung durch die Zuwanderer und ihre Nachkommen nicht zu so negativen Folgen wie im Kosovo führt, wo die ehemalige Mehrheitsbevölkerung erst durch einen Krieg in die Schranken gewiesen werden musste, sollte auch ein Integrationsministerium gegründet werden, das von einem Angehörigen der diskriminierten Gruppe geführt wird.“

So lesen wir es ja fast täglich und sollten uns korrekterweise nun fragen: Ist dieser Sarrazin nicht lernfähig? Gehört er nicht in ein Umerziehungslager? Und sind die Deutschen, die in ihrer großen Mehrheit Sarrazin und nicht den Korrektheitswächtern zujubeln, jetzt nicht endgültig als ewige Nazis entlarvt?

Aber vielleicht kann man Sarrazin auch zuhören und nachdenken, ob er irgendwo die Unwahrheit gesagt hat. Ob es nicht gerade so deutliche Worte braucht, um eine Diskussion anzustoßen. Ob die Meinungsfreiheit wirklich schon so eng gezurrt ist, dass da Staatsanwälte ernsthaft eine Anklage prüfen. Ob man die Türken und Araber nicht in Wahrheit viel stärker zur Integration und zu einem Verzicht auf atavistische Traditionen zwingen müsste.

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Blaue Perspektiven drucken

Die FPÖ ist kurzfristig wie langfristig die Siegerin im politischen Wettlauf. Nur in der mittleren Vergangenheit - als sie selbst Regierungsverantwortung getragen hat - war sie plötzlich auf einer Absturzbahn. Dennoch wird der blauen Truppe ständig prophezeit, dass sie nun am Ende ihrer Erfolge angekommen sei. Blickt man freilich nach Italien und Spanien, dann wird man viel vorsichtiger mit dieser Annahme.

Denn dort haben sich die einst dominierenden großen christdemokratischen Parteien total atomisiert und ein viel weiter rechts stehende Partei hat Rolle und Wähler übernommen. In Italien die neugegründete Privatpartei eines mit nicht ganz sauberen Mitteln agierenden Millionärs; in Spanien eine Partei, die in direkter Nachfolge zur Falange der Franco-Diktatur steht.

Daher werden auch die rot-grünen Versuche langfristig nichts helfen, die der FPÖ ständig Neonazismus nachzuweisen versuchen. Das wird von den Wählern primär als unfairer Versuch verstanden, eine gefährliche Konkurrenz mundtot zu machen. Und hilft daher eher der FPÖ. Dabei ist sowohl ein gewisses Gerechtigkeitsempfinden der Wähler wie auch Desinteresse an den "alten Geschichten" im Spiel - die paar wirklichen Neonazis wählen ohnedies schon lange die FPÖ.

Den Blauen wird aber etwas ganz anderes zum Fallstrick: Sie sind im gesamten Bereich der Wirtschaftspolitik völlig ahnungslos. Am ehesten kann man sie in diesem Fragen noch links von der SPÖ einordnen. Masn muss sich nur ihre Forderungen der letzten Tage anschauen. Da wird  einmal noch mehr Kindergeld gefordert sowie ein Fallen der Zuverdienstgrenzen; ein andermal rufen sie nach höherem Arbeitslosengeld; ein anders Mal sehen sie so wie die Grünen die halbe Nation "armutsgefährdet" (eine Definition, die ja bekanntlich einer der übelsten Tricks linker Sozialagitatoren ist); oder dann profilieren sie sich als bessere Gewerkschaft und kämpfen dagegen, dass bei den "Wiener Linien" (deren Mitarbeiter zweifellos insgeheim sehr blauanfällig sind) oder bei der Rettung neuerdings offenbar gegen Minderleister und Krankfeierer vorgegangen wird. Was ohnedies überraschend genug wäre.

Auch um den orangen Ableger ist es nicht besser bestellt, der sich gerne als wirtschaftsliberal profilieren möchte: Hat dieser doch gerade in Kärnten (mit schwarzer Unterstützung) eine neue Sozialleistung im schlechten alten Kreisky-Stil erfunden: Jeder Jugendliche bekommt dort Anspruch auf ein "Startgeld" in der Höhe von 1000 Euro. Als ob Kärnten nicht das meist verschuldete Bundesland wäre.

Daher sei - vorerst - die Prophezeiung gewagt: Das Dritte Lager wird doch eher bald an seine Wachstumsgrenzen stoßen (auch wenn sie etwa in Wien 2010 noch dramatische Zugewinne erringen werden). Weil FPÖ und BZÖ in Kernbereichen der Politik als völlig ahnungslos empfunden werden: Das gilt  besonders für die Wirtschafts-, die Finanz- und Außenpolitik. Und da spürt ein Großteil der Wähler doch, dass das für eine ernstzunehmende Partei nicht ganz verzichtbar ist.

Gleichzeitig haben Schwarz und inzwischen auch Rot ihre offene Flanke beim Thema Zuwanderung zu schließen begonnen. Und die SPÖ gibt lieber die ganze Mittelschicht und alle Aufsteiger auf, bevor sie die Lizitationspolitik für die FPÖ-anfällige Unterschicht aufgeben würde.

Das Spiel um die Plätze an der politischen Sonne bleibt jedenfalls spannend.

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Wärmestube Universität drucken

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn unsere Universitäten heuer ums gleiche Geld 20 Prozent mehr Studenten bedienen müssen als bisher, werden sie und das Ausbildungsniveau ihrer Absolventen automatisch um 20 Prozent schlechter. Noch schlechter, als sie nach allen objektiven Bewertungsmaßstäben ohnedies schon sind.

Jeder Betrieb sucht sich seine Lehrlinge aus, jede Fachhochschule ihre Studenten, jeder Ausbildungsgang für Lehrer oder Medizinisch-Technische Assistenten und Hunderte andere Bildungsinstitutionen tun das. Und sie alle haben überdies ein genaues quantitatives Limit, wie viele Schüler, Lehrlinge sie aus Verantwortung für die Qualität der Ausbildung maximal aufnehmen können. Ein quantitatives Limit haben sogar alle Schulen – auch wenn diese bis auf wenige elitäre Ausnahmen nicht wählerisch bei der Aufnahme von Schülern sein dürfen.

Nur unseren Universitäten ist das alles weitgehend untersagt: Sie dürfen weder Limits setzen, noch dürfen sie sich von ihnen Auszubildenden aussuchen. Damit werden sie zunehmend zum Mega-Parkplatz für die negative Auslese unter den Jugendlichen, damit diese halt nicht als arbeitslos erscheinen müssen. Was ihnen angesichts des Verfalls des Niveaus unserer Schulen ansonsten immer häufiger drohen würde.

Und dabei sind die Unis theoretisch der absolute Gipfel an Weisheit und Wissen in unserer Gesellschaft. Was sie freilich auch schon auf Professorenebene in den meisten Disziplinen längst nicht mehr sind. Sei es, weil die guten Absolventen anderswo mehr verdienen, sei es, weil einige Disziplinen durch eine totale geistige Verengung der Professorenschaft verkümmern (Zeitgeschichte, Politikwissenschaft, Verfassungsrecht).

Die Uni-Krise symbolisiert das Scheitern der rot-grünen Wunschdenkerei, die ja wirklich glaubt, man täte den Jungen etwas Gutes, wenn man möglichst alle möglichst ohne jeden Leistungsdruck möglichst gratis durch Schule, Matura und Uni schleust.

Dem ist auch Schwarz-Blau nur sehr zaghaft entgegengetreten: Durch die (an sich richtige) Entlassung der Unis in die Freiheit, wobei aber katastrophalerweise nie geklärt wurde, wie man die Leistungen und Qualität der nun freien Unis bewertet und dementsprechend mit Steuergeld honoriert; und durch die (an sich richtige) Einführung von Studiengebühren, die aber nicht als ein Lenkungsinstrument zur Begrenzung der – auch internationalen – Studentenströme begründet worden ist, sondern als eine über Nacht beschlossene Einsparungsmaßnahme. Den Unis jedoch das volle Recht zu geben, sich ihre Kunden qualitativ und quantitativ auszusuchen, an diese allerwichtigste Therapie hat man sich nie herangewagt.

Nun sind durch den rot-blau-grünen Schwachsinn der Vorwahltage 2008 auch noch die Studiengebühren als fast letztes Lenkungsinstrument wieder abgeschafft. Zugleich lässt die Wirtschaftskrise die Nachfrage nach jungen Mitarbeitern deutlich absinken. Daher strömen diese alle in die Wärmestube Universität.

Das passiert noch überproportional stärker bei deutschen Studenten; denn die dortigen Universitäten können dank des Numerus clausus den Andrang der arbeitslosen Jugendlichen locker abwehren – und die gehen dann alle nach Österreich.

Was tut die Regierung angesichts des universitären Kollaps? Johannes Hahn bleibt vorsichtig wie immer und redet lediglich von einer Wiedereinführung der Studiengebühren. Ausgerechnet für das Publizistik-Studium (das ohnedies nur das Niveau einer Volkshochschule erreicht) beantragen drei Universitäten nun Zugangsschranken. Und die SPÖ sagt halt - wie immer -, dass mehr Budgetgeld her muss.

Wirklich super das alles.

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Wenn der Konrad mit dem Strache drucken

Die spannendsten Dinge sind die, die heimlich still und leise nicht mehr stattfinden: Das trifft etwa auf die wilden Attacken der FPÖ auf Raiffeisen zu. Plötzlich absolutes Schweigen im Walde.

Wie das? Eingeweihte wissen von einer netten Einladung Christian Konrads an H.C.Strache. Der Rest ist Spekulation. Genügte Strache die joviale Aufwertung aus dem einstigen Status eines Unberührbaren, um schweigsam zu werden? Gibt es die eine oder andere stillschweigende Unterstützung für die FPÖ? Hat sich der als bauernschlau geltende Konrad schon ausgerechnet, dass Strache ein Mann mit Zukunft ist? Und an welche Zukunft hat er da genau gedacht? An die eines Wiener Bürgermeisters Strache, da ja Michael Häupl im Wanken ist und da Johannes Hahn - obwohl er derzeit immerhin die zweitstärkste Rathauspartei leitet - sich selbst aus dem Rennen um das Bürgermeisteramt genommen hat? Oder an eine fernere schwarz-blaue Zukunft, da Raiffeisen nicht wieder so wild von der FPÖ verfolgt werden will wie einst unter einem FPÖ-Minister Dieter Böhmdorfer?

Und im Hintergrund fällt auf, dass Erwin Pröll seinen - nicht ganz freiwilligen - Verzicht auf alle Hofburg-Ambitionen mit dem bisher unüblichen Hinweis auf die Möglichkeit eines unabhängigen bürgerlichen Kandidaten verbunden hat. Was ja nichts anderes heißt: auf einen Kandidaten, der von ÖVP und FPÖ unterstützt wird . . .

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Prölls Steilvorlage in den ganz leeren Raum drucken

Josef Pröll hat seine erste große programmatische Rede gehalten. Er hat viel Richtiges und relativ Mutiges gesagt (jedenfalls Mutigeres und Wahreres, als man in den letzten vier Jahren von einem anderen heimischen Politiker gehört hätte). Er ist aber gleich auf drei Ebenen gescheitert.

Erstens kann er nicht in ein und der selben Rede zehn Minuten lang (in Wahrheit nur: sehr relative) Erfolge der österreichischen Politik preisen und dann recht nahtlos zu einem (in Wahrheit freilich: dringend notwendigen) Blut-und-Tränen-Ansatz übergehen.

Zweitens kann man nicht in ein und der selben Rede Freundlichkeiten über den Koalitionspartner sagen und dann nahtlos zu Ideen übergehen, die mit diesem wirtschafts- und gesellschaftspolitisch in den 70er Jahren steckengebliebenen Koalitionspartner absolut keine Realisierungs-Chancen haben. Ohne auch nur andeutungsweise auf diesen Widerspruch oder gar Möglichkeiten zu dessen Auflösung einzugehen – auch wenn er wohl recht hat mit der Einschätzung, dass diese Koalition derzeit alternativenlos ist.

Drittens kann man nur dann wirklich glaubwürdig von Blut und Tränen reden, wenn man auch viel genauer sagt, worin die bestehen, also: Wer wird sie weinen? Wann, wenn nicht jetzt - weilt weg von allen Wahlen -, ist die Stunde der ganzen Wahrheit?

Unterhalb dieser Generalkritik ist aber viel Wichtiges und Richtiges zu vermerken:

- Eine Ausbildung in Finanz- und Wirtschaftsdingen muss Teil jedes Schulunterrichts werden;

- Im Bereich Forschung und Entwicklung läuft nicht alles effizient;

- Zur Bildung: Nicht jeder braucht das Gleiche; das Ergebnis sollte nur von Leistung und Talent bestimmt werden; die Vielfalt der Schulen ist unsere Stärke; es braucht mehr Schulautonomie und mehr Rechte für die Direktoren;

- Man darf nicht jene, die hart arbeiten und alle Sozialleistungen finanzieren, noch mehr belasten - daher keine Steuererhöhungen;

- Zur Verwaltungsvereinfachung soll eine gemeinsamer öffentlicher Dienst für Bund, Länder und Gemeinden geschaffen werden – in dem flexibel gewechselt werden kann;

- Zur Reform der „zersplitterten und ineffizienten Verwaltung“ und zur Beseitigung aller Doppelgleisigkeiten soll es 2010 ein „Konklave“ geben, das tagt, bis der weiße Rauch aufsteigt, und überall die Verantwortung in einer Hand liegt;

- Zur Abschaffung der Hacklerregelung im Pensionssystem ist unverzügliches Handeln nötig;

- Familien, die Steuern zahlen, haben oft ein niedrigeres Einkommen zur Verfügung als jene, die steuerbefreit sind und dazu zahllose Transferzahlungen vom Staat bekommen: Das soll nun durch die Erstellung von allgemeinen Transferkonten, die alle Belastungen und Begünstigungen einer Familie enthalten, gemessen werden.

Manches klingt altbekannt, ist aber trotzdem auch bei Prölls eigenen Parteifreunden noch nicht in die Köpfe eingedrungen:

- Alles was verteilt wird, muss zuerst erwirtschaftet werden;

- Jährlich drohen 13 Milliarden Neuverschuldung, wenn man alles treiben lässt: Alleine die Zinsen für die Neuverschuldung werden jeden Österreicher in der Höhe seines 14. Monatsgehalts belasten;

- Die österreichische Finanzmarktaufsicht braucht mehr Biss (gerade wenn die internationalen Anläufe eher schwachbrüstig sind);

- Den Preis für die Studiengebühren-Abschaffung zahlen jetzt die Studenten durch schlechtere Unis.

Altbekannt, aber dennoch weiterhin Widerspruch auslösend ist Prölls Bekenntnis zur  Gesundheitsfinanzierung "aus einer Hand": Es ist zwar absolut richtig, dass der absurde Wettlauf zwischen Kassen, Gemeinden, Ländern, Spitälern und Ärzten, sich gegenseitig die Kosten zuzuschieben, ein Ende haben sollte. Aber Finanzierung „aus einer Hand“ heißt Monopol, ist daher nie effizient und günstig. Ohne Wettbewerb (zwischen mehreren Kassen) wird das System immer viel zu teuer sein – und ein Selbstbedienungsladen aller Beteiligten.

Trotz aller Einwände gilt: Pröll hat da eine recht steile Vorlage in den leeren Koalitionsraum gemacht. Gibt es irgendjemand in diesem Land, der glaubt, der hofft, die SPÖ könne da irgendwo auch nur mithalten? Eine SPÖ, die Pröll nicht einmal zuhören wollte. . .

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ÖVP: Geschieden von Justiz, Medien, Bildung und Kultur drucken

Ein kluger Leser hat vor ein paar Tagen angemerkt, dass die ÖVP in Sachen Medien- und Bildungspolitik nicht vorhanden ist, woran sich auch durch das nunmehrige Bekenntnis zu mehr Ganztagsschulen noch nichts Wesentliches geändert hat. In diese Reihe gehört zweifellos auch noch die Kulturpolitik. Überall, wo außerhalb der nüchternen (und sicher drängenden) Wirtschaftsprobleme und Interessenvertretung Grundsatzfragen anstehen, überlässt die Volkspartei seit Jahren das Feld kampflos an Rot-Grün. Das löst langfristig eine "Schweigespirale" (Elisabeth Noelle) aus, die selbst Mehrheitspositionen und die diesen nahestehende Parteien an den Rand zu drängen vermag. In diese Reihe gehört aber auch die Justizpolitik.

Denn dort geht es ebenso um enorm grundsätzliche Fragen. Ungefähr seit Michael Graff ist die ÖVP da nicht mehr präsent (die angeblich von der ÖVP gestellte Ministerin hat sich bisher fast nur mit dem Randthema Kinderpornographie zu positionieren versucht). Daher hat die ÖVP auch überhaupt nicht begriffen, wie wichtig die Höchstrichter sind: sie hat völlig stillschweigend hingenommen, dass heute die drei einflussreichsten Richterposten, die Österreich zu besetzen hat, stramm links besetzt worden sind: Der Richter im EU-Gerichtshof (Luxemburg), der Richter beim Menschenrechtsgerichtshof (Strassburg) und der Präsident des Wiener Verfassungsgerichtshofs.

Die ÖVP war nicht ein einziges Mal imstande, auf diese dreifache Rotfärbung auch nur zu verweisen, als weite Teile der SPÖ vor Monaten begannen, den ÖVP-Anspruch auf den (ideologisch minderwichtigen) österreichischen EU-Kommissar und auch jeden einzelnen dabei genannten Kandidaten zu skandalisieren (mit Ausnahme der fleißigen, aber ideologisch unbedarften Benita Ferrero-Waldner). Eine Skandalisierung, auf die wie immer die meisten Medien aufgesprungen sind.

So ging auch völlig unter, dass sowohl der Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien wie auch die Chefin der Staatsanwaltschaft Wien seit einiger Zeit stramm rot eingefärbt sind. Während Peter Pilz und der "Falter" mit großem Erfolg den Eindruck einer schwarzen Verschwörung in eben dieser Staatsanwaltschaft erzeugen konnten. Daher ist auch selbstverständlich das Vernehmungsprotokoll des Herrn Meischberger postwendend im "Standard" zu lesen gewesen.

Aber eigentlich kann man bei den Schwarzen niemanden tadeln (und bei den Blauen oder Orangen schon gar nicht). Gibt es doch dort keinen einzigen relevanten Politiker, der sich wirklich für Medien-, Kultur-, Bildungs- oder Justizpolitik zuständig fühlen würde.

Dafür debattieren sie alle mit großem Sachverstand eine sinnlose Bundespräsidentschafts-Kandidatur . . .

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Erwin ist klug und will nicht drucken

Die Nation wird also ohne Erwin Pröll in der Hofburg auskommen müssen. Dies schon allein deshalb, weil er dort nie hineingekommen wäre. Ein amtierender Bundespräsident wird hierzulande einfach nicht abgewählt. Wahrscheinlich nicht einmal, wenn er goldene Löffel aus dem alten k. und k. Hofservice entwendet hätte. Dazu wird der Bundespräsident schon seines Amtssitzes wegen viel zu sehr mit dem guten alten Kaiser verwechselt.

Erwin Pröll ist daher viel zu klug, um seine Karriere mit einer solchen Niederlage beenden zu wollen – auch wenn es nett war, ein paar Monate mit Hilfe der Kronenzeitung als Staatsoberhaupt gehandelt zu werden. Die beiden Prölls sind auch viel zu intelligent, als dass sie nicht sehr bald begriffen hätten, dass der Kampf um den Bundeskanzler viel wichtiger ist und dass wir nicht Polen sind, wo man es hinnimmt, dass Staats- und Regierungschef innerhalb einer Familie besetzt werden. Und dass Erwin P. schon gar keine Chance hat, wenn (angebliche) Parteifreunde wie Christoph Leitl offen mit der Gegenseite packeln.

Wer auch immer noch als „unabhängiger Bürgerlicher“ den Kampf aufzunehmen bereit ist: Er wird wohl nur die Tapferkeitsmedaille erringen; und er dürfte primär als Versuchsobjekt zur Beantwortung der Frage in die Geschichte eingehen, ob es noch irgendeine gemeinsame Perspektive für die zweieinhalb Parteien rechts der Mitte gibt (wobei wir einmal die von einigen Kommentatoren mit guten Argumenten angeschnittene Frage beiseite lassen, was eigentlich rechts ist).

Lassen wir nun auch die Frage nach den Chancen beiseite und fragen nur: Was wäre eigentlich besser für Österreich? Heinz Fischer oder Erwin Pröll?

Der Niederösterreicher erregt außerhalb seines Bundeslandes etliches Misstrauen, weil er von den Medien bis zur Beamtenschaft einen strammen und keinen Widerspruch duldenden Durchgriff organisiert hat, der alles andere als liberal ist. Ein Durchgriff, der in seiner Härte nur noch von dem übertroffen wird, was sich an strammer Kaderpolitik und Medienkorrumpierung in Wien abspielt (und was in letzter Zeit auch zunehmend von der roten Hälfte der Bundesregierung imitiert wird). Wer etwa für den Semmering-Tunnel war, war für Pröll schon a priori ein persönlicher Erbfeind.

Er ist auch deshalb nicht gerade die Idealperson für das von den Österreichern erwartete Rollenbild eines Staatsoberhaupts, weil er allzu leicht zu cholerischen Ausbrüchen neigt. Die er auch nicht durch seinen gleichzeitigen Hang zu lautem, schulter- und schenkelklopfendem Lachen vergessen machen kann. Zu den wirklichen grundsätzlichen Problemen der Republik hat Pröll meistens geschwiegen.

Heinz Fischer dagegen ist seit vielen Jahren der Inbegriff der Selbstkontrolle. Sein letzter bekannter Ausbruch liegt ein Vierteljahrhundert zurück. Er tritt bürgerlich wie ein jahrhundertealter Hofrat auf. Er ist immer freundlich. Und fast immer nichtssagend. Das Nichtssagende sagt er aber mit sehr intelligent klingenden und wohlgedrechselten Sätzen. Er scheint auch Menschen mit anderen Ansichten zu ertragen. Und hat sich sogar – obwohl areligiös – ans konservativ-katholische Lager geradezu herangeschmiegt.

Freilich: Er kommt nicht aus dem Herzen der Sozialdemokratie, wie Josef Pröll glaubt, sondern von ganz wo anders: von deren linkem Rand. Und das ist auch das größte Minus an Fischer. Er hat die österreichische Außenpolitik jahrzehntelang mit einer signifikant antiwestlichen Schlagseite zu beeinflussen versucht (mit etlichem Erfolg). Er hat ständig, auch als Präsident, die sozialdemokratische Wohlfahrtslizitation zur Bekämpfung der angeblich so großen Armut unterstützt, er ist aber praktisch nie auf die wahren Probleme des Landes eingegangen: auf die rapid anwachsende Überschuldung, auf die sich im Expresstempo nähernde demographische Katastrophe, auf die wachsenden Sorgen der Bürger angesichts der steigenden Kriminalität, oder auf deren Entfremdungsängste ob einer viele Jahre nicht gebremsten Zuwanderung.

Freilich könnte man sagen: Bundespräsidenten mögen dieses oder jenes predigen, mit oder ohne Christoph Leitl auf teure Staatsbesuche fahren, die Gesetze werden anderswo gemacht. Daher haben wir zweifellos wichtigere Fragen als die Präsidentenwahl, auch wenn diese mit großer Begeisterung debattiert werden, weil es eben kein sonderliches Wissen braucht, um zu einer Meinung zu kommen, solange es um bloße Personaldebatten geht.

Ein Blick auf den deutschen Präsidenten Horst Köhler zeigt freilich, dass man in diesem Amt sehr wohl auch positiven Einfluss nehmen kann. Mit Maßen, aber eben doch.

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Ohne Jörg geht fast gar nichts mehr drucken

Norbert Steger war nicht gerade ein großes politisches Talent. Ein Vierteljahrhundert nach seiner Vizekanzlerzeit ist er aber dennoch das geworden, was man als Weisen Alten Mann des Dritten Lagers bezeichnen kann. Daher hat er auch bei einer sonst wie meist ob des teilnehmenden Personals schmerzhaften Sonntagsabend-Diskussionsrunde im ORF das einzig Richtige gesagt, was zum BZÖ, Jörg Haiders Hinterlassenschaft namens Bündnis Zukunft Österreichs, zu sagen ist:

Es hat außerhalb Kärntens absolut Null Chancen. Daher sollte das BZÖ bald eine Schlüsselfrage beantworten: Wird es als rein Kärntner Partei den südösterreichischen Ableger/Zwilling/Partner für die FPÖ oder für die ÖVP bilden?

Beides hätte eine gewisse Logik. Solange das BZÖ aber im Stadium der Ambivalenz bleibt, ist nur eines klar: Es ist die Garantie, dass es zu keiner Regierungsmehrheit mehr rechts der Mitte kommt. Obwohl die Mehrheit der Wähler dort seit 1983 kontinulierlich ihr Kreuzchen gemacht hat (sofern man die FPÖ als Rechtspartei einordnen darf).

Da kann man dem toten Jörg H. noch so heftig und so lang nachweinen. Ohne ihn ist das Bündnis außerhalb Kärntens sinn- und zukunftslos.

Freilich: Wenn sich das BZÖ - so oder so - entschieden hat, taucht schon noch eine andere große Frage auf: Ist ein H.C.Strache regierungsfähig? Oder wird er beim ersten Brummen der Wähler ob unpopulärer Notwendigkeiten sofort die Selbstsprengung einleiten? Vorerst muss man wohl antworten: Höchstwahrscheinlich ja. Was Werner Faymanns politisches Leben verlängert.

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Die Schweigespirale der Macht drucken

Paul Kirchhof ist der meistzitierte Gesellschaftswissenschaftler im deutschen Sprachraum. Das hat eine elektronische Auswertung durch die Zeitschrift „Cicero“ ergeben. Jetzt war er fünf Tage in Österreich und ist bei zahlreichen Veranstaltungen aufgetreten. Wer aber hat Kirchhof für uninteressant eingeschätzt und ihn zumindest bisher total totgeschwiegen? Natürlich der ORF mit all seinen Programmen.

Obwohl Kirchhof einer der wichtigsten Vordenker der künftigen deutschen Regierung ist. Obwohl er sowohl ökonomisch wie auch juristisch wie auch gesellschaftspolitisch einer der spannendsten Köpfe Deutschlands ist, an den in Österreich niemand auch nur annähernd heranreicht. Obwohl soeben mit „Das Maß der Gerechtigkeit“ ein wichtiges neues Buch von ihm auf den Markt gekommen ist.

Offen bleibt nur eines: Ist dieses Ignorieren Folge des dumpfen Provinzialismus aller für ORF-Informationsprogramme Verantwortlichen? Oder ist das einfach Konsequenz der Tatsache, dass Kirchhof ein wertkonservativer Ordoliberaler ist, dass er nicht ins rot-grüne Einheitsdenken des Staatssenders passt, dass er einst von Gerhard Schröder im Wahlkampf als „der Professor aus Heidelberg“ lächerlich gemacht worden ist, als er von Angela Merkel als Finanzminister vorgesehen war?

Wenn man sieht, welche geistigen Dünnbrettbohrer aus Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaft im ORF regelmäßig einen Auftritt bekommen, dann dürften wohl beide Aspekte wirksam werden. Daher in Kürze in einem weiteren Eintrag mehr über die interessantesten Thesen Kirchhofs, die ich in den letzten Stunden gleich bei vier verschiedenen Gelegenheiten sammeln konnte.

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